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Die gantze Heilige Schrifft: Deud\ch (Luther 1545)

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Euangelion Sanct Matthes

Capitel 9

DA trat er in das Schiff / vnd fuhr wider herüber / vnd kam in \eine Stad (1).
2 Vnd \ihe / da brachten \ie zu jm einen Gichtbrüchigen (2) / der lag auff einem Bette. Da nu Jhe\us jren Glauben \ahe / \prach er zu dem Gichtbrüchigen / Sey getro\t / mein Son / Deine \ünde \ind dir vergeben. Marc. 2; Luc. 5.
3 VNd \ihe / etliche vnter den Schrifftgelerten \prachen bey \ich \elbs / Die\er le\tert Gott.
4 Da aber Jhe\us jre gedancken \ahe / \prach er / Warumb denckt jr \o arges in ewren hertzen?
5 Welchs i\t leichter zu \agen? Dir \ind deine \ünde vergeben? Oder zu \agen / \tehe auff / vnd wandele?
6 Auff das jr aber wi\\et / Das des men\chen Son macht habe auff Erden / die \ünde zu vergeben / \prach er zu dem Gichtbrüchigen / Stehe auff / heb dein Bette auff / vnd gehe heim.
7 Vnd er \tund auff / vnd gieng heim.
8 Da das Volck das \ahe / verwundert es \ich / vnd prei\ete Gott / der \olche macht den Men\chen gegeben hat.
9 VND da Jhe\us von dannen gieng / \ahe er einen Men\chen am Zol \itzen / der hies Mattheus / vnd \prach zu jm / Folge mir. Vnd er \tund auff vnd folgete jm.
10 Vnd es begab \ich / da er zu ti\ch \a\\ im Hau\e / Sihe / da kamen viel Zölner vnd Sünder / vnd \a\\en zu ti\che mit Jhe\u vnd \einen Jüngern.
11 Da das die Phari\eer \ahen / \prachen \ie zu \einen Jüngern / Warumb i\\et ewer Mei\ter mit den Zölner vnd Sündern?
12 Da das Jhe\us höret \prach er zu jnen / Die Starcken dürffen des Artztes nicht / Sondern die krancken.
13 Gehet aber hin / vnd lernet / was das \ey (Jch habe wolgefallen an Barmhertzigkeit / vnd nicht am Opffer) Jch bin komen die Sünder zur bu\\e zu ruffen / vnd nicht die Fromen (3). O\ee. 6.
14 JN des kamen die Jünger Johannis zu jm / vnd \prachen / Warumb fa\ten wir vnd die Phari\eer \o viel / vnd deine Jünger fa\ten nicht?
15 Jhe\us \prach zu jnen / Wie können die Hochzeitleute leide tragen (4) / \o lange der Breutgam bey jnen i\t? Es wird aber die zeit komen / das der Breutgam von jnen genomen wird / als denn werden \ie fa\ten.
16 Niemand flickt (5) ein alt Kleid mit einem Lappen von newem Tuch / Denn der Lappe rei\\et doch wider vom Kleid / Vnd der ri\\ wird erger.
17 Man fa\\et auch nicht Mo\t in alte Schleuche / Anders die \chleuche zurei\\en / vnd der mo\t wird ver\chütt / vnd die \chleuche komen vmb. Sondern man fa\\et Mo\t in newe \chleuche / \o werden \ie beide mit einander behalten. Marc. 2; Luc. 5.
18 DA er \olchs mit jnen redet / Sihe / da kam der Ober\ten einer / vnd fiel fur jn nider / vnd \prach / HErr / Meine Tochter i\t jtzt ge\torben / Aber kom vnd lege deine hand auff \ie / \o wird \ie lebendig.
19 Jhe\us \tund auff / vnd folget jm nach / vnd \eine Jüger. Mar. 5; Luc. 8.
20 VND \ihe / ein Weib / das zwelff jar den Blutgang gehabt / trat von hinden zu jm / vnd rüret \eines Kleides \awm an /
21 Denn \ie \prach bey jr \elbs / Möcht ich nur \ein Kleid anrüren / \o würde ich ge\und.
22 Da wendet \ich Jhe\us vmb / vnd \ahe \ie / vnd \prach / Sey getro\t meine Tochter / Dein glaube hat dir geholffen. Vnd das Weib ward ge\und zu der \elbigen \tunde.
23 VND als er in des Ober\ten haus kam / vnd \ahe die Pfeiffer (6) / vnd das getümele des Volcks /
24 \prach er zu jnen / Weichet / Denn das Meidlin i\t nicht tod / \ondern es \chlefft. Vnd \ie verlachten jn.
25 Als aber das Volck ausgetrieben war / gieng er hinein / vnd ergreiff \ie bey der hand. Da \tund das Meidlin auff.
26 Vnd dis gerücht er\chal in das \elbige gantze Land.
27 VND da Jhe\us von dannen furbas gieng / folgeten jm zween Blinden nach die \chrien vnd \prachen / Ah du \on Dauid / erbarm dich vn\er.
28 Vnd da er heim kam / tratten die Blinden zu jm. Vnd Jhe\us \prach zu jnen / Gleubt jr / das ich euch \olchs thun kan? Da \prachen \ie zu jm / HErr ja.
29 Da rürete er jre augen an / vnd \prach / Euch ge\chehe nach ewerem Glauben.
30 Vnd jre augen wurden geöffnet. Vnd Jhe\us bedrawet \ie / vnd \prach / Sehet zu / das es niemand erfare /
31 Aber \ie giengen aus / vnd machten jn rüchtbar im \elbigen gantzen Lande.
32 DA nu die\e waren hinaus komen / Sihe / da brachten \ie zu jm einen Men\chen der war Stum vnd Be\e\\en /
33 Vnd da der Teufel war ausgetrieben / redet der \tumme. Vnd das Volck verwundert \ich / vnd \prach / Solches i\t noch nie in J\rael er\ehen worden.
34 Aber die Phari\eer \prachen / Er treibt die Teufel aus durch der Teufel öber\ten.
35 VND Jhe\us gieng vmbher in alle Stedte vnd Merckte / leret in jren Schulen / vnd prediget das Euangelium von dem Reich / Vnd heilete allerley Seuche vnd allerley Kranckheit im volcke.
36 Vnd da er das Volck \ahe / jamert jn des\elbigen / Denn \ie waren ver\chmacht vnd zur\trewet wie die Schafe / die keinen Hirten haben.
37 Da \prach er zu \einen Jüngern / Die Erndte i\t gros / Aber wenig \ind der Erbeiter.
38 Darumb bittet den HERRN der Erndte / Das er Erbeiter in \eine erndte \ende. Mar. 6; Luc. 13; Luc. 10.


(1) Capernaum.
(2) Der kleine oder halbe Schlag / die Gicht.
(3) Das i\t / Alle Men\chen / Denn niemand i\t From / Rom. 3 Phari\eer halten \ich fur from / \inds aber nicht. Vnd j. Tim. j. \pricht Paulus / Chri\tus \ey in die welt komen die Sünder \elig zu machen.
(4) Es i\t zweierley leiden / Eins aus eigener wal angenomen / Als der Münche regeln etc. Wie Baals Prie\ter \ich \elbs \tachen. 3. Reg. 18 Solchs leiden helt alle welt / vnd hielten die Phari\eer / auch Johannis Jünger / fur gros / Aber Gott veracht es. Das ander leiden / von Gott on vn\er wahl zuge\chickt. Dis williglich leiden / i\t recht vnd Gott gefellig. Darumb \pricht Chri\tus / \eine Jüngere fa\ten nicht / dieweil der Breutigam noch bey jnen i\t / Die weil jnen Gott noch nicht hat leiden zuge\chickt / vnd Chri\tus noch bey jnen war / vnd \ie \chützet / errichten \ie jnen kein leiden / denn es i\t nichts vor Gott. Sie mu\ten aber fa\ten vnd leiden da Chri\tus tod war. Damit verwirfft Chri\tus der Heuchler leiden vnd fa\ten / aus eigener wal angenommen. Jtem wo \ich Chri\tus freundlich erzeigt als ein breutgam / da mus freude \ein / wo er \ich aber anders erzeiget / da mus trawren \ein.