Schriften, 9. Band,

Schriften und Predigten 1509-21

(Nachträge und Ergänzungen zu Bd. 1 –8)

 

 

Luther, Martin 1483 –1546

 

D. Martin Luthers Werke Kritische Gesammtausgabe 9. Band

 

Mit Nachbildungen von 27 Holzschnitten

und 7 Handschriftenfacsimile.

 

 

Weimar

Hermann Böhlau 1893.

 

 

Vorwort.

 

1893

 

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Der neunte Band der Werke Martin Luthers, den wir hiermit der Öffentlichkeit übergeben, bringt Nachträge, Ergänzungen und Berichtigungen zu den früher erschienenen Bänden I –VI und VIII. Was sich von solchen für den noch unter der Presse befindlichen Band VII ergeben hat, wird in diesem selbst Aufnahme finden.

 

Der Inhalt des neunten Bandes zerfällt in Texte, welche nach Möglichkeit zeitlich geordnet sind, und Einzelnachträge übersehener Drucke sowie Berichtigungen, die auf die betreffenden Stellen der früheren Bände bezogen, in der dadurch bedingten Reihenfolge gebracht sind.

 

Die Texte sind zum Theil Stücke, die erst nach Veröffentlichung der früheren Bände aufgefunden worden sind und meist hier zum ersten Male gedruckt erscheinen, zum kleineren Theile solche, deren Aufnahme in die Ausgabe seiner Zeit unterlassen, sich hinterher als wünschenswerth oder nothwendig herausgestellt hat. Die Personen der Bearbeiter ergaben sich darnach meist von selbst. Ihre Namen sind bei den einzelnen Stücken genannt; wo ich einen erheblicheren Antheil als gewöhnlich an der Bearbeitung oder der Einleitung mir zuschreiben darf, habe ich meinen Namen hinzugefügt. Bei der Handschrift der Auslegung des 109. (110.) Psalms rührt die ganze Einleitung mit Ausnahme des S. 176/177 stehenden deutlich bezeichneten Abschnittes sowie auch die Verzeichnung der Abweichungen des ersten Druckes von mir her. Ebenso die meisten Anmerkungen zu den S. 122 ff.; 213 ff. stehenden Schriften. Was ich sonst beigesteuert habe, ist wie früher meist durch ein beigesetztes P. P. kenntlich gemacht.

 

Unter den mitgetheilten Texten befinden sich mehrere Handschriften. Soweit diese nicht von Luther herrühren, wie die Predigtensammlung Polianders, waren sie natürlich nach den Grundsätzen unsrer Ausgabe

 

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zu behandeln und ein lesbarer Text anzustreben. Auch bei den lateinischen Lutherhandschriften lag ein Grund, davon abzugehen, im allgemeinen nicht vor, und wenn dennoch bei dem Briefentwurf und den Aufzeichnungen für eine Predigt eine Ausnahme insofern gemacht ist, daß ȩ, u und v, i und j geschont wurden, so geschah dies nur, weil hier die Lesung größere Schwierigkeiten bot und ein etwas strengeres Festhalten des überlieferten Buchstabens zu fordern schien. Wäre schon damals, als diese beiden Stücke gedruckt wurden (im vorigen Jahre), entschieden gewesen, daß diesem Bande ein Facsimile des Briefentwurfs beizugeben, so hätte auch diese Ausnahme nicht gemacht zu werden brauchen.

 

Anders bei den vier deutschen Lutherhandschriften, unter ihnen die frühesten deutschen Aufzeichnungen Luthers von größerem Umfange, die uns erhalten sind. Es konnte nicht zweifelhaft sein, daß wir bei diesen nur durch eine diplomatisch genaue Wiedergabe wirklich den verschiedenen Interessen entsprechen könnten, welche sich an diese Handschriften knüpfen. Denn die Frage, ob nicht auf Grund dieses neu hinzugekommenen handschriftlichen Materials die Schriften einer erneuten kritischen Behandlung zu unterwerfen seien, mußte bei dem Sermon “Von den guten Werken” und dem “Urtheil der Theologen zu Paris” schon nach dem Grundsatze unsrer Ausgabe verneint werden, daß, wo neben einer Wittenberger Originalausgabe die Handschrift Luthers vorhanden, nicht diese, sondern jene dem Texte zu Grunde zu legen sei. Es konnte also bei ihnen nur unsre Aufgabe sein, das in den beiden Handschriften enthaltene Material für die Textgeschichte zugänglich zu machen und die Stellen zu bezeichnen, an denen der in unsern Bänden VI und VIII gebotene Text der beiden Schriften sicher oder möglicher Weise einer Berichtigung bedürfe. Offenbar hätte dies erreicht werden können durch eine bloße Verzeichnung der Abweichungen der Handschriften von jenen Texten. Da aber an allem, was Luther in deutscher Sprache geschrieben, die deutsche Sprachforschung ein auch in unsrer Ausgabe von vornherein anerkanntes Interesse hat, so hätten in diesem Verzeichniß der Abweichungen auch die bloß sprachlichen nicht fehlen dürfen. Diese aber würden, wenn ohne Einschränkung mitgetheilt, das Verzeichniß sehr angeschwellt und unübersichtlich gemacht haben; andrerseits hätte jede Einschränkung, wie sie auch ihre Grenzen ziehen mochte, manches beseitigt, was für die endliche Beantwortung der bisher nur mit den Fingerspitzen angefaßten Frage nach dem Verhältniß der Wittenberger Drucke zu Luthers Handschriften von Wichtigkeit sein kann. Somit blieb als einzig gangbar der Weg, den wir eingeschlagen haben: vollständige Mittheilung der Handschriften mit Angabe der darin befindlichen Korrekturen und mit Beibehaltung der originalen Gestalt. In einem sonst

 

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genauen Abdruck etwa die Abkürzungen aufzugeben, ist darum mißlich, weil für manche volle oder unzweifelhafte Äquivalente mangeln und somit durch die Auflösung immer etwas Fremdes hineingetragen wird, was das Gesammtbild stört und das Urtheil darüber unter Umständen störend beeinflussen kann. Wenn man beispielsweise Luthers nn, das allerdings nn meinen kann, vielfach aber gewiß nichts anderes ist als ein nn mit einer wortabschließenden Schreibzier, durch nnn wiedergibt, so bürdet man ihm in weitester Ausdehnung einen orthographischen Mißbrauch auf, den er, soweit meine Kenntniß reicht, überhaupt kaum kennt, und der auch im ganzen so wenig verbreitet war, daß von den deutschen Grammatikern oder Schreiblehrern der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts allein Fabian Frangk spottend seiner gedenkt, während sie fast alle die überflüssige Dopplung des n erwähnen und tadeln. (Vgl. Johannes Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichts 1882, S. 12. 73. 102/3. 142.) Wenn man also jenes nn nicht einfach durch nn geben will, so muß man nn nehmen. — Sehr häufig ist ferner bei Luther die an ein t angeschlossene Abkürzung tʃ in der Geltung eines Vokals + s: gotʃ gutʃ u. s. w. Nun gebraucht Luther bekanntlich in manchen Endsilben i statt e und grade gottis ist neben gottes bei ihm sehr häufig. Soll gotte aufgelöst werden, so muß man entweder der Mehrheitsform der ausgeschriebenen Endung sich anschließen oder -is und -es in demselben Verhältnisse verwenden, in dem sie wirklich geschrieben sind. Wie man sich auch entscheide, immer schafft man ein willkürliches Gesammtbild, das in einer kritischen Ausgabe hingenommen werden muß, das aber in einem sonst genauen Abdruck nur falsche Vorstellungen zu erwecken geeignet ist. Und wenn es etwa als überflüssige Pedanterie erscheinen sollte, daß auch u mit dem Haken darüber in unsern Abdrücken wiedergegeben ist (ǔ), so möge daran erinnert werden , daß dies nur billig ist, wenn man ü beibehält, in dem die übergesetzten Punkte ja vielfach (bei Luther wohl immer) denselben Zweck haben wie der Haken, nämlich u von n zu unterscheiden. Und zu alledem kommt noch, daß bei Luther wie bei den Mitteldeutschen überhaupt, die dem u übergeschriebenen Zeichen im Hinblick auf die Umlautsfrage eine besondere Achtsamkeit erheischen. Weil eine derartige Rücksicht bei n nicht zu nehmen war, ist dagegen das diesem von Luther zuweilen übergeschriebene Unterscheidungszeichen ^ nicht wiedergegeben, sondern nur in den betr. Einleitugen erwähnt worden (von unsern Handschriften zeigen es nur der Sermon von den guten Werken und das Erbieten), aus demselben Grunde konnten auch die ¨ über y unberücksichtigt bleiben. Besser wäre as vielleicht gwesen, auch hier keine Ausnahme zu machen.

 

Es liegt nun auf der Hand, daß ein solcher die Handschrift fast photographisch getreu wiedergebender Abdruck nicht bloß dem Sprachforscher besser

 

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dient denn ein andrer, sondern ebenso auch dem Textkritiker. Wie oft gibt nicht die Möglichkeit, sich ein Wort, wie es geschrieben steht zu vergegenwärtigen, den Schlüssel zur Entstehung falscher Lesarten. Um ferner das textkritische Material, das diese Handschriften enthalten, leichter benützbar zu machen, haben wir unten die Abweichungen der Urdrucke angemerkt, soweit sie nicht bloß lautlich oder orthographisch sind. Die letzteren festzustellen, muß dem dafür interessirten Leser selbst überlassen bleiben. In den am Schlusse dieses Bandes stehenden Nachträgen zu Bd. VI und VIII ist außerdem gezeigt, wie sich die Handschriften zu den von den Herausgebern vorgenommenen Änderungen des Textes A verhalten.

 

Es war bisher nur von den Handschriften des Sermons “Von den guten Werken” und des “Urtheils der Theologen zu Paris” die Rede, weil nur auf sie der Grundsatz unsrer Ausgabe Anwendung finden kann, daß bei dem Nebeneinander der Handschrift Luthers und eines Wittenberger Originaldrucks dem letzteren der Vorrang gebühre. Von der Auslegung des 109. (110.) Psalms haben wir keinen Wittenberger Originaldruck, sondern der erste Druck stammt aus Augsburg und erst auf diesem beruht ein Wittenberger Nachdruck. Hier ist, scheint es, durch Auffindung von Luthers Handschrift die Grundlage für eine ganz neue kritische Behandlung des Textes gegeben und uns die Aufgabe gewiesen, eine solche vorzunehmen. Doch auch hier wäre die Aufgabe nur sehr subjektiv lösbar, wie ich des näheren S. 177 ff. ausgeführt habe, und es ist daher vorgezogen worden, in derselben Weise wie bei den beiden anderen Schriften nur das Material darzubieten. Ebenso schließlich bei dem “Erbieten”, das in dieser Form ja überhaupt erst im 18. Jahrhundert und zwar nach derselben Handschrift gedruckt worden, nach der wir es nun im vorliegenden Bande getreu wiedergeben.

 

Die vorstehenden Ausführungen haben zur Voraussetzung, daß der kritische Grundsatz unsrer Ausgabe im wesentlichen zu Recht bestehe, wonach bei einer Konkurrenz der Handschrift Luthers mit einem Wittenberger Originaldruck letzterer in den Vordergrund zu stellen ist. Die Berechtigung dieses Grundsatzes ist angefochten worden, ich nehme daher diese Gelegenheit wahr, in eine Erörterung darüber einzutreten. Ihr Ergebniß fasse ich gleich hier so zusammen. Den Originaldrucken Lutherscher Schriften ist allerdings aus allgemeinen Erwägungen heraus, (zum Theil auch auf Grund unmittelbarer Zeugnisse) der Vorrang vor den Handschriften im allgemeinen einzuräumen, aber die Handschriften behalten doch meist einen textkritischen Werth über die Berichtigung von Druckfehlern hinaus. Jedenfalls wird sich bei dem gegenwärtigen Stande der Lutherforschung in verhältnißmäßig wenigen Fällen zwischen dem, was in Drucke auf Rechnung des Verfassers zu setzen

 

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ist und dem, was dem Drucker zugeschrieben werden muß, mit einigermaßen objektiver Beweiskraft scheiden lassen. Darum und weil zugleich die Handschriften unter allen Umständen einen litterar- und sprachgeschichtlichen Werth als Stufen der Entwicklung des Schriftstellers und seines Werkes behaupten, wird eine kritische Ausgabe der Werke Luthers der Wissenschaft am besten dienen, wenn sie neben dem Texte des Druckes, der nur an Stellen zweifelloser Verderbniß zu berichtigen ist, die Handschrift unverkürzt mittheilt. Wo die Abweichungen vom Urdruck irgend erheblich sind, wird dies, wie in den Fällen dieses Bandes, durch vollständigen, ganz getreuen Abdruck zu geschehen haben.

 

Die allgemeinen Gesichtspunkte, aus denen sich der kritische Vorrang der Originaldrucke Lutherscher Schriften ableiten läßt, sind folgende. Daß als Ziel der philologischen Kritik die Ermittlung des echtesten, nicht die Herstellung eines besten und lesbarsten Textes zu gelten hat, wird keinem Widerspruch begegnen. Welcher ist aber der echteste Text, wenn uns eine Schrift in zwei (oder gar mehr) echten Texten, d. h. in mehren Gestalten vorliegt, die mit Sicherheit oder größter Wahrscheinlichkeit auf den Verfasser zurückgeführt werden dürfen? Wenn wir also entweder die Handschrift des Verfassers und einen von ihm veranlaßten Druck oder eine erste und eine zweite Bearbeitung besitzen. Die beiden Fälle haben insofern eine gewisse Verwandtschaft, als ja auch der erste Druck gegenüber der Handschrift eine Art Bearbeitung darstellen kann. Auf die Frage, was ist in solchen Fällen das echteste des echten, gibt es eine allgemein giltige Antwort natürlich nicht: die Beantwortung der Frage wird vielmehr abhängig sein einmal von dem Standpunkt, den der Kritiker dem Schriftsteller gegenüber einnimmt, und dann von der besonderen Lage des einzelnen Falles. An sich ist es möglich, sowohl die Handschrift und die erste Bearbeitung, als auch den Originaldruck und die zweite Bearbeitung als echtesten Text anzusprechen. Handschrift und erste Bearbeitung zeigen uns den ersten Wurf und können an der Individualität des Verfassers gemessen vielleicht echter sein als Originaldruck und zweite Bearbeitung, die Ergebnisse eines erneuten Durchdenkens und Durchfeilens sein mögen, dabei aber an ursprünglicher Frische und individueller Echtheit nicht selten einbüßen. Sofern der Herausgeber in solchen Fällen nicht überhaupt darauf verzichten muß, einen Text dem anderen als “echter” überzuordnen, wird er die Entscheidung erstens aus der Erwägung der Frage schöpfen müssen, ob es aus inneren Gründen mehr darauf ankommt, das Werden des Schriftstellers vorzuführen, oder das zur Anschauung zu bringen, was er geworden ist. Im ersteren Falle wird möglichst von dem früheren Texte — eine Entwicklung überblicken wir ja am sichersten von ihrem Anfangspunkte aus —, im letzteren von dem späteren Texte auszugehen sein, der

 

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das Ergebniß der Entwicklung darstellt. Zweitens aber wird zu erwägen sein, in welcher Gestalt die Schrift am meisten gewirkt hat. Das kann je nachdem die erste oder zweite Bearbeitung gewesen sein; die Frage Handschrift oder Originaldruck kann von dieser Erwägung aus, wie es scheint, nur zu gunsten des Druckes entschieden werden. Doch dürfte wohl hierbei noch weiter zu berücksichtigen sein, ob der, um dessen Werk es sich handelt, mehr ein einsamer Denker oder Dichter von überhaupt geringer Wirksamkeit gewesen ist, oder ob er als ein Mann der Öffentlichkeit durch seine Schriften einen tiefer gehenden Einfluß auf die Zeitgenossen und vielleicht auch auf die Nachwelt geübt hat. Können bei jenem Gründe besonderer Art das Ausgehen von der Handschrift rechtfertigen, so wird es bei diesem ohne Zweifel geboten sein, die Form der Schriften zu Grunde zu legen, in der sie der Verfasser der Öffentlichkeit übergeben hat und in der sie ihre Wirkung gethan haben. Wenden wir diese beiden allgemeinen Erwägungen auf Luther an, so möchte jene erstere im Ganzen mehr für das Ausgehen von der Handschrift sprechen, dagegen spricht diese letztere ganz entschieden zu gunsten der Drucke. Hat es doch vor und nach Luther keinen zweiten gegeben, der durch seine Schriften eine gleich weit und tief gehende Wirkung auf das deutsche Volk geübt hätte. Ist es nun die oberste Aufgabe unsres Unternehmens, den Luther der Geschichte in seiner echten Gestalt vorzuführen, so kann dies nur dadurch geschehen, daß wir seine Schriften in der Gestalt ihrer geschichtlichen Wirksamkeit mittheilen, d. h. diese unter keinen Umständen hinter einer anderen Gestalt zurücktreten lassen. Es gilt dies für alle Seiten der geschichtlichen Wirksamkeit Luthers, auch für seine sprachgeschichtliche.

 

Ich habe mit Bedacht gesagt, unsre Ausgabe dürfe unter keinen Umständen die Gestalt der Originaldrucke hinter einer anderen Gestalt zurücktreten lassen. Ich meine also nur, daß der Originaldruck immer Anspruch hat, unverkürzt mitgetheilt zu werden. Ich meine dagegen nicht, daß er allein Anspruch habe auf vollständige Wiedergabe, daß der etwa daneben vorhandenen Handschrift Luthers ein kritischer Werth abzusprechen und sie in die Lesarten zu verweisen sei. Dazu wäre man nur berechtigt, wenn sich nachweisen ließe, daß Luther immer den Druck seiner Schriften auch nur so weit überwacht habe, wie man dies von ihm, der sich ja in so vielen Dingen über seine Zeitgenossen erhob, an dem Maßstabe der Zeitansichten und der Zeitverhältnisse gemessen, vermuthen könnte. Daß auch dann an ein Korrekturlesen, wie es heutige Schriftsteller zu üben pflegen, nur annähernd zu denken wäre, ist kaum zu bezweifeln. Aber darauf käme es auch gar nicht an, sondern nur darauf, daß in den Originaldrucken Lutherscher Schriften stets das Maß der Originalität erreicht wäre, das etwa Luther als erreichbar und hinreichend

 

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gelten mochte. Wir hätten dann kein Recht, mit unserm Maßstab der Originalität zu kommen und diesen anzulegen. Luther hat zweifellos einen solchen eignen Maßstab besessen, aber nicht von Anfang an, auch ist er nicht stets derselbe gewesen, sondern er ist wohl mit der Zeit strenger geworden — und Luther hat auch wohl öfter darauf verzichten müssen, ihn anzulegen. Über dies alles werden uns erst Untersuchungen, die das gesammte Material an unmittelbaren Zeugnissen und Lutherhandschriften verwerthen, wenigstens in den großen Umrissen belehren können. Denn die Ansichten, die bisher über das Verhältniß der Originaldrucke zu den Handschriften Luthers ausgesprochen worden sind1, beziehen sich vorwiegend allein auf die sprachliche Seite. Dazu widersprechen sie einander zum Theil, keine von ihnen ist ausreichend und allseitig durch Thatsachen begründet, die unmittelbaren Zeugnisse sind unvollständig oder auch mißverständlich verwerthet. Insbesondere aber leiden sie unter einer nicht ganz richtigen Fragestellung. Ich komme darauf zurück. Hier sei nur noch bemerkt, daß das einzige sichere Ergebniß in der Feststellung besteht, daß das Verhältniß der Drucke zu den Handschriften Luthers zu verschiedenen Zeiten verschieden war. Für die Frühzeit Luthers ist man geneigt, eine weniger genaue Korrektur oder gänzliches Fehlen einer solchen anzunehmen, für die spätere Zeit wird eine zuweilen sehr genaue behauptet. Nur Dietz will umgekehrt beobachtet haben, daß die bis 1530 erschienenen Drucke im allgemeinen Luthers Orthographie wiedergeben, während alle späteren sich bedeutende Abweichungen erlauben. Heinrich Rückert macht zeitliche Unterschiede gar nicht. Und doch müßten erst solche feste und leitende Gesichtspunkte für die Beurtheilung des fraglichen Verhältnisses gefunden sein, ehe es möglich wäre, in dem einzelnen vorliegenden Falle mit einiger Sicherheit zwischen dem zu scheiden, was von den Abweichungen des Druckes Luther selbst und was den Korrektoren oder Setzern der Druckereien zuzuschreiben sei. Oder doch wenigstens zwischen den Änderungen (namentlich der Sprache), die Luthers Absichten entsprechen, in der Richtung seiner eignen Bestrebungen liegen, und solchen, die ihnen entgegen sind. Erst wenn wir so weit sind, könnte mit Aussicht auf objektiven Erfolg versucht werden, auf Grund von Originaldruck und Handschrift einen kritischen Text herzustellen und dabei über die Verbesserung der Versehen des Druckes hinauszugehen. Mithin würde vor der Hand das beste, was unsre Ausgabe hier thun kann,

 

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das sein, was sie in diesem Bande gethan hat, daß sie nämlich die Handschriften neben den Originaldrucken genau wiedergibt.

 

Zu demselben Ergebniß muß man auch gelangen, wenn man, absehend von der Bedeutung, die die Handschriften Luthers für die kritische Behandlung seiner Schriften haben, ihr Werthverhältniß zu den Originaldrucken vom litteratur- und sprachgeschichtlichen Standpunkte erwägt. Auch von diesem aus kommt natürlich der Vorrang dem Originaldruck zu, aber die Handschrift behauptet daneben ihren eigenen selbständigen Werth, insofern sie einen Einblick gestattet in die Werkstatt des Schriftstellers, in das Werden des Werkes und des Schriftstellers selbst. Und darum wird ihre unverkürzte Mittheilung auch dem am besten dienen, der von jenen Standpunkten an sie herangeht.

 

Über die sprachgeschichtliche Bedeutung der Handschriften Luthers ist hier noch ein Wort zu sagen. Ich erwähnte vorhin, daß die bisherigen Untersuchungen über das Verhältniß der Lutherdrucke zu den Handschriften, soweit sie die sprachliche Seite betreffen, an einer nicht ganz richtigen Fragestellung leiden. Man will die Frage beantworten: ist eine Darstellung der Sprache Luthers in erster Reihe auf die Handschriften oder auf die Drucke zu gründen? Dabei übersieht man, daß es dieses “entweder — oder” so schlechthin gar nicht gibt, daß vielmehr je nach der Absicht, die man verfolgt, das eine wie das andre berechtigt ist. Betrachtet man Luther nur als eine der deutschschreibenden Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts, rein für sich, so sind natürlich seine Handschriften einschließlich der Briefe allein vollgiltige Zeugen. Faßt man dagegen Luther in seiner sprachgeschichtlichen Stellung ins Auge, als den Mann, dessen Schriften sprachliche Wirkung gethan haben, so kommt natürlich allein die Form derselben in Betracht, in der sie diese Wirkung geübt, d. h. die gedruckte, und zwar nächst den Originaldrucken auch die Nachdrucke. Das liegt scheinbar klar zu Tage, ist aber doch übersehen worden. Auch Heinrich Rückert spricht wohl davon, daß wir, wo Luthers Handschrift mangelt, in keinem gedruckten Worte Luthers ganz unumstößlich sicher die Form vor uns haben, in der er es geschrieben; daß aber diese letztere für die Sprachgeschichte weniger wichtig ist als die, in der es gedruckt worden, hat er nicht hervorgehoben. Weniger wichtig, aber natürlich nicht unwichtig oder gleichgiltig. Denn wenn schon eines jeden Schriftstellers sprachliches Werden für die Sprachgeschichte wichtig ist, so kann das eines Luther nicht unwichtig für sie sein, da es doch den nothwendigen Hintergrund seiner Wirkung auf andere bildet und mit dieser in reger Wechselwirkung steht. Aus diesen Gründen hat die Luthergrammatik, die ja naturgemäß vor allem den sprachgeschichtlichen Luther im Auge hat, ihre Darstellung auf die Originaldrucke zu gründen, sie wird aber der Herbeiziehung der Handschriften einerseits und

 

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der Verwerthung der Nachdrucke andrerseits nicht entrathen können, wenn sie Luthers Stellung in der deutschen Sprachgeschichte in ihren Wurzeln und ihren Früchten verständlich machen will. Und das ist ja doch wohl ihr Ziel.

 

Es liegt zu Tage, daß die selbständige Geltung, die ich für die Originaldrucke Lutherscher Schriften aus Erwägungen allgemeiner Art heraus in Anspruch nehme, völlig fest erst begründet wäre, wenn sich durch Zeugnisse und Thatsachen erweisen ließe, daß Luther im allgemeinen an den Drucken mehr Antheil hat, als so gemeinhin jetzt angenommen wird. Ich habe daher den Versuch gemacht, auf Grund des mir gegenwärtig zu Gebote stehenden, allerdings noch sehr beschränkten Materials, die Erörterung dieser Frage um ein Kleines über ihren gegenwärtigen Stand hinauszuführen. Ich hoffe durch die Mittheilung wenigstens zu weiterer Untersuchung anregen zu können, jene aber soll, da ich das Vorwort damit nicht belasten will, an andrer geeigneter Stelle erfolgen.

 

Zum ersten Male bringt unsere Ausgabe in diesem Bande als Beilagen Nachbildungen von Holzschnitten und von Lutherhandschriften. Wir wollen damit nicht der Illustrationsmode unsrer Zeit ein Opfer bringen, sondern folgen einer inneren Nothwendigkeit. Wenn einmal das Passional Christi und Antichristi den Werken Luthers eingereiht wurde, was ja mit gutem Grunde geschehen durfte (vgl. Kaweraus Einleitung), so konnten die Bilder, ohne die der Text in der Luft schwebt, nicht fehlen. Hergestellt sind die photolithographischen Nachbildungen durch die Hofkunstanstalt von Rommel & Co. in Stuttgart.

 

Wir geben außer den 26 Bildern der Ausgabe A auch deren Titelblatt und die bedruckte Schlußseite, ferner das Ersatzbild der zweiten Wittenberger Ausgabe (B). Die Unterschriften der Bilder sind hier weggeblieben, da sie S. 701 ff. mitgetheilt sind. Die Numerirung der Bilder erleichtert die Auffindung der zugehörigen Unterschriften.

 

Ähnlich wie diese erste Beigabe sind auch die anderen aus dem Inhalt und Charakter des neunten Bandes gewissermaßen organisch entwickelt. Die umfangreichen Randbemerkungen Luthers zu verschiedenen in seiner Frühzeit von ihm benutzten Büchern, die in unserm Bande zum ersten Male mitgetheilt werden, ließen es wünschenswerth erscheinen, sie durch einige Facsimile vor den Lutherforschern zu beglaubigen, um so mehr, als die betreffenden Bücher vielfach auch Eintragungen andrer Hände enthalten (vgl. Nr. II). Diese Absicht erweiterte ich im Einverständniß mit der Kommission und dem Verleger zu dem Plane, unsre Ausgabe überhaupt mit Nachbildungen von Handschriften

 

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Luthers auszustatten und damit hier in dem Ergänzungsbande zu I –VIII den Anfang für die Vorwartburgzeit zu machen. Von den Zwickauer Randbemerkungen geben ir eine Probe aus den ältesten, zu Augustini Opuscula, um 1509 (I), ferner aus den umfangreichsten, zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, 1510/11 (II) und aus den jüngsten, zu Taulers Predigten, um 1516 (IV). Von den drei zu Luthers erster Psalmenvorlesung (1513 –16) in Beziehung stehenden Handschriften wurde die Dresdener ausgewählt, weil sie einen fortlaufenden Text von Luthers Hand bietet (III). Der Entwurf des Briefes an den Papst (V) fand Aufnahme wegen seiner Bedeutsamkeit und auch als Vertreter des Jahres 1518, nachdem ungünstige Umstände sachlicher und persönlicher Natur leider die Absicht vereitelt hatten, das Jahr 1518 durch eine Probe aus der ältesten deutschen Handschrift Luthers von größerem Umfange, der Auslegung des Psalms 109, vertreten zu lassen. Aus dem Jahre 1520 bringen wir eine Seite des Sermons von den guten Werken (VI), aus dem Jahre 1521 eine Seite des Urtheils, der Theologen zu Paris usw. (VII). In ähnlicher Weise soll auch in Zukunft darnach gestrebt werden, wenn schon nicht für jedes Jahr, so doch wenigstens für je zwei Jahre einen handschriftlichen Beleg zu geben. Die sieben diesem Bande beigegebenen Handschriftenfacsimile sind mit bekannter Meisterschaft durch die chalkographische Abtheilung der Reichsdruckerei in Kornhochätzung aus Kupfer hergestellt, den Druck dieser Blätter hat die Hof-Buchdruckerei zu Weimar ausgeführt. Die Facsimile geben die Handschriften in ihrer wirklichen Größe wieder, die Anordnung ist zeitlich, nur mußte aus drucktechnischen Gründen, weil Nr. IV für das Format der Ausgabe etwas zu groß ist, Nr. V vor Nr. IV gestellt werden. — Dem Magistrat der Stadt Danzig und dem Rathe der Stadt Zwickau, sowie den Vorständen der Kgl. öff. Bibliotheken zu Dresden und Stuttgart spreche ich hier den geziemenden Dank aus für das Entgegenkommen, durch das sie die Herstellung der Facsimile in der Reichsdruckerei ermöglicht haben.

 

Wir hoffen in diesen Handschriftnachbildungen den Lutherforschern und Lutherfreunden eine willkommene Gabe darzubieten. Denn abgesehen davon, daß durch sie die Behauptung, eine Handschrift rühre von Luther her, wenigstens für einen Theil der Fälle erhärtet wird, werden diese Facsimile der Lutherforschung allmählich ein Material zugänglich machen, das einerseits zum Erkennen und zur Auffindung bisher unerkannt oder verborgen gebliebener Lutherhandschriften eine vorzügliche Handhabe darbietet, andrerseits aber auch dazu wird verwerthet werden können, sonst undatirbare Handschriften Luthers, wie z. B. die Handschrift der Sprichwörtersammlung, wenigstens annähernd zeitlich einzuordnen. Und schließlich hat es ja auch an sich ein gewisses Interesse,

 

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die Wandlungen der Handschrift Luthers und ihre verschiedenen Erscheinungsformen in unsrer Ausgabe verfolgen zu können. Daß aus der Ausführung dieses Planes unsrer Ausgabe vielleicht eine drückende Last erwachse, ist nicht zu befürchten, weil die Zahl der erhaltenen Lutherhandschriften zwar im Hinblick auf die seit Luthers Zeit vergangenen Jahrhunderte nicht unbedeutend genannt werden kann, aber doch im Verhältniß zu dem, was Luther geschrieben, nicht groß ist, oder genauer gesagt zu sein scheint. Denn leider ist auch vom Standpunkt unsrer Ausgabe noch die Klage Heinrich Rückerts (Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache II, 42) berechtigt, daß man den erhaltenen Luthermanuskripten nicht mit der gebührenden Sorgfalt und Ehrfurcht nachgegangen sei. Ich richte daher an dieser Stelle die Bitte an Alle, die von dem Vorhandensein von Lutherhandschriften (auch geringsten Umfanges) Kenntniß haben, mir eine kurze Mittheilung zukommen zu lassen. Wenn dies in weiterem Umfange geschähe, so könnte der Hoffnung Raum gegeben werden, daß das Unterbleiben einer systematischen Aufspürung der auf unsre Tage gekommenen Lutherhandschriften als einer nothwendigen Vorarbeit für unsre Ausgabe, in seinen Folgen möglichst werde eingeschränkt werden. Dankbarer Werthschätzung ist daher jeder Hinweis oder Nachweis gewiß.

 

Über die Druckeinrichtung ist noch Einiges zu bemerken. Bei Wiedergabe der Randbemerkungen wurden, wie das in Band III und IV geschehen war, die glossirten Worte in kursiver Schrift gegeben. Vielleicht hätten die den Drucken entnommenen Titel und Überschriften gleichfalls kursiv gesetzt werden sollen, um die Möglichkeit von Irrungen völlig zu bannen. Aber auch so ist sie nicht groß, selbst in einem Falle, wie er S. 108 begegnet, ist dem ausmerksamen Leser ohne weiteres klar, daß die oberen vier Überschriften von Luther herrühren, die letzte (Cur deus homo) dem Drucke angehört. — Um die Übersicht über die glossirten Stellen an der Hand von Mignes Patrologie zu erleichtern, wurden die Stellenangaben nach der letzteren nicht neben die Citate nach den Exemplaren Luthers in den Text gesetzt, sondern an den äußeren Rand der Seiten.

 

Über die Lesarten ist bereits im Vorwort zu dem 1892 erschienenen fünften Bande bemerkt, daß deren Verzeichnung etwas vereinfacht sei durch den Gebrauch des in kritischen Ausgaben allgemein gebräuchlichen Zeichens ], um dadurch auszudrücken, daß die vor ] stehenden Worte des Grundtextes in einem oder mehren anderen Texten durch die dahinter stehenden vertreten seien. Um auch die etwas schwerfälligen und, wenn gehäuft, leicht unschön wirkenden “ ” sowohl in den Lesartenverzeichnissen als auch in den Anmerkungen ganz entbehrlich zu machen, sollten ferner bei deutschen Schriften die Worte des

 

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Herausgebers in Antiqua gegeben werden, bei lateinischen aber wie bisher in Fraktur. Demgemäß ist im vorliegenden Bande verfahren worden. Nur bei der Königsberger Handschrift mußte insofern abgewichen werden, als hier auch zu den ganz deutschen Predigten unter dem Texte vorwiegend lateinische Worte (die Randbemerkungen Polianders usw.) anzuführen waren. Wenn nun dem aufgestellten Grundsatz gemäß die Worte des Herausgebers in Antiqua gegeben worden wären, hätten jene sämmtlich in “” gesetzt werden müssen. Ich habe daher vorgezogen, diese Predigten wie lateinische zu behandeln, d. h. für die Worte des Herausgebers Fraktur zu wählen und nur bei den seltner vorkommenden deutschen Textworten die “” anzuwenden. Da ähnliche Zwiespältigkeit sich leicht wiederholen kann, z. B. bei den lateinisch und deutsch mischenden Predigtnachschriften, so soll künftig dadurch abgeholfen werden, daß gleichmäßig bei lateinischen wie deutschen Lutherschriften die Worte der Herausgeber kursiv gegeben werden, von denen sich dann sowohl lateinische Textworte in Antiqua wie deutsche in Fraktur abheben. Dies diem docet.

 

Im vorigen Jahre konnte das Vorwort zum fünften Bande der Hoffnung Ausdruck geben, daß 1893 außer Band IX auch Band VII an die Öffentlichkeit treten werde. Diese Hoffnung ist an persönlichen Hindernissen zerronnen. Da diese nicht völlig beseitigt sind, kann auch für 1894 Band VII leider nicht bestimmt in Aussicht gestellt werden. Dagegen soll der Druck des XI. Bandes binnen kurzem beginnen und wird, wenn nichts hindernd dazwischen tritt, im nächsten Jahre zu Ende geführt werden können. Für 1894 ist auch noch der Druckbeginn eines der späteren Bände beabsichtigt.

 

 

 

Berlin, den 18. Oktober 1893.

Dr. Paul Pietsch,

Professor an der Universität Greifswald.

 

 

 

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[1]

Inhalt.

 

1893

 

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 Seite

 

Vorwort III

 

Randbemerkungen Luthers [Buchwald] 1

 

Zu Augustini Opuscula. 1509 2

 

Zu Augustins Schriften De trinitate und De civitate dei. Um 1509 15

 

Zu den Sentenzen des Petrus Lombardus. 1510/11 28

 

Zu Taulers Predigten. Um 1516 95

 

Zu Opuscula Anselmi und Johannis de Trittenhem Liber lugubris de statu et ruina monastici ordinis. Um 1513 –16 104

 

Zu dem hebräischen Texte der Psalmen. Um 1516 –20 115

 

Blatt XLI des Wolfenbüttler Psalters. Ergänzung zu den Dictata super psalterium. 1513 –1516. (Zu Bd. III) [Kawerau] 116

 

Auslegung und Deutung des heil. Vaterunsers. 1518. (Zu Bd. II, S. 74 ff.) [Knaake-Pietsch] 122

 

Martin Butzers Bericht an Beatus Rhenanus über die Heidelberger Disputation. 1518. (Zu Bd. I, S. 350 ff.) [Knaake] 160

 

Eine Äußerung Luthers über die Heidelberger Disputation. 1518. [Knaake] 170

 

Bruchstück eines ersten Entwurfes zu dem frühesten Schreiben Luthers an den Papst. 1518. (Zu Bd. I, S. 527 ff.) [Steiff] 171

 

Luthers Handschrift der Auslegung des 109. (110.) Psalms. 1518. (Zu Bd. I. S. 687 ff.) [Doleschall-Pietsch] 176

 

Aufzeichnungen Luthers vermuthlich für eine Predigt über Luc. 7, 11 –17. 1518 (?) [Steiff] 203

 

Nachtrag zu den Acta Augustana. 1518. (Zu Bd. II, S. 25) [Buchwald] 205

 

Disputatio D. Iohannis Eccii et P. Martini Luther in studio Lipsensi futura. 1519. (Zu Bd. II, S. 153 ff.) [Koffmane] 206

 

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Der nicht von Luther selbst in den Druck gegebene Text des Sermons vom ehelichen Stand. 1519. (Zu Bd. II, S. 162 ff.) [Knaake] 213

 

Eine christliche Vorbetrachtung, so man will beten das heilig Vaterunser. 1519 [Koffmane-Pietsch] 220

 

Luthers Handschrift des Sermons von den guten Werken. 1520. (Zu Bd. VI, 202 ff. [Nikolaus Müller] 226

 

Luthers handschriftlicher Entwurf des Erbietens. 1520. (Zu Bd. VI, 476 ff.) [Knaake] 302

 

Eintragungen Luthers in das Dekanatsbuch der theologischen Fakultät der Universität Wittenberg 1515. 1517. 1518. 1520 [Thiele] 305

 

Disputationsthesen Luthers 1519. 1520 [Koffmane] 310

 

Predigten Luthers gesammelt von Joh. Poliander. 1519 –1521 [Thiele] 314

 

Übersicht des Inhalts 325

 

Passional Christi und Antichristi. 1521 [Kawerau] 677

 

Luthers Handschrift von “Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers, Ein Gegenurtheil D. Luthers” usw. 1521. (Zu Bd. VIII, 267 ff.) [Nikolaus Müller] 716

 

Einzelnachträge und Berichtigungen zu Bd. I –VI. VIII. IX. 762

 

 

 

Beilagen:

      1) Passional Christi und Antichristi.

      2) Handschriftenfacsimile I –VII, (1509 –1520).

 

 

 

 

 

[Seite 1]

 

 

 

Haupttext

 

 

 

 

Randbemerkungen Luthers.

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 1]

Die Zwickauer Rathsschulbibliothek bewahrt folgende, in den Jahren 1889 und 1890 dort aufgefundene Bücher, die Bemerkungen von Luthers Hand enthalten, auf:

 

 

1. Augustini opuscula (XI, 4, 34).

2. Augustini de trinitate (XX, 3, 3).

3. Augustini de civitate dei (XX, 3, 3).

4. Textus sententiarum cum conclusionibus ac titulis questionum sancti Thome (XIX, 5, 7).

5. Opuscula beati Anselmi (VII, 5, 23).

6. Johannis de Trittenhem liber lugubris de statu et ruina monastici ordinis (mit Nr. 5 zusammengebunden).

7. Sermones Iohannis Thaulerii (XX, 6, 12).

 

 

Diese Bücher waren einst Eigenthum des 1687 gestorbenen Zwickauer Rektors M. Christian Daum, dessen Bibliothek 1694 von der Stadt Zwickau käuflich erworben worden ist. Früher waren sie im Besitze des Zwickauer Stadtphysikus Dr. Petrus Poach († 1622) gewesen, der sie von seinem Vater, M. Andreas Poach, dem Freund und Verehrer Luthers ererbt hatte.

 

Nach einer Bemerkung in einem Briefe an Johannes Sextus in Nürnberg (vom 17. Mai 1650) besaß Daum im Ganzen “9 Stück, die D. Lutheri gewesen, in ipso adhuc monachatu, darein er viel geschrieben”. Indessen haben sich nur die oben aufgeführten Bände gefunden. Die beiden noch fehlenden, schon seit langer Zeit in der Zwickauer Bibliothek nicht mehr vorhandenen Bände mit Lutherschen Randbemerkungen sind nach einer Notiz in Daums Katalog vermuthlich gewesen:

 

 

8. Ambrosii Catharini contra Lutherum super his verbis: Tu es Petrus &c. et Tibi dabo claves &c. Dialogus.

9. Prophetia sanctae Hildegardis abbatissae. Rescriptio Sancti Odalrici Episcopi in qua Nicolao Papae de continentia clericorum non juste, sed impie, non canonice, sed indiscrete, tractanti respondit. Epistola M. Johannis Hauerlant ad M. Ortwinum Gratium Daventrianum.

 

 

Beide Werke befanden sich in dem Quartband XVI, X, 9.

 

 

 

[Seite 2]

 

 

In einem Briefe an Georg Styrzel in Rothenburg (vom 15. Juli 1660) behauptet Daum auch in folgendem, in der Zwickauer Bibliothek noch vorhandenen Buche (XXXI, 1, 22) Luthers Hand gefunden zu haben:

 

 

 

“OMNIA OPERA BAPTISTAE || MANTVANI CARMELITAE || IN HOC VOLVMINE || CONTENTA. ||” Darunter 18 Zeilen Inhaltsangabe. 394 Blätter in Folio; das vierte Blatt und die drei letzten Seiten leer. Am Ende: “Impressum Bononiæ per Benedictum Hecto || ris Calcographum accuratissimum ære || proprio Anno Salutis. M. Dii. || Die vero. xi. Iunii. Ciui || tatis habenas mode || rante Dn̄o Ioa || ne Bēti- || uolo || Patriæ parente Bene Merito. ||” Darunter 6 Zeilen Signaturangabe und Druckerzeichen.

Der Unterzeichnete hat jedoch ebenso wie Andere, welche die Handschriften der Bände verglichen, sich nicht davon überzeugen können, daß die in diesem Bande zahlreich sich findenden, übrigens werthlosen Bemerkungen Luthers Hand entstammen.1

 

Vgl. Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 5. Heft, 1890, S. 67 –90. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1890, S. 369 f. Leipziger Zeitung 1890, S. 3020. Artikel “Andreas Poach” in der Allgemeinen Deutschen Biographie.

 

Lic. Dr. Georg Buchwald.

 

 

 

 

 

 

 

Luthers Randbemerkungen zu Augustini opuscula.

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 2]

Melanchthon berichtet in seiner “de vita Martini Lutheri narratio” von Luther: “omnia Augustini monumenta et saepe legerat et optime meminerat. Hoc acerrimum studium inchoavit Erfordiae, in cujus urbis collegio Augustiniano commoratus est annos quatuor”.

 

Selbständiges Studium hatte Luther, einst einen Verächter Augustins, nach seinem eigenen Bekenntniß zur Werthschätzung des Kirchenvaters geführt. Im Jahre 1517 hielt er eine, 1539 schon nicht mehr vorhandene Rede “in qua historiam Augustini contulit ad Psalmum: Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum etc.” (Duae orationes habitae a Ioanne Saxone Holsatiensi etc. Viteb. 1539 Bl. Ca). Das älteste Zeugniß seiner Beschäftigung mit demselben bildeten bis jetzt die Dictata super Psalterium (1513 –1516). In welcher Zeit aber Luther

 

[Seite 3]

 

begonnen hat, Augustin zu studiren, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Indeß beweist die Entdeckung des von Luther benutzten Exemplars der Opuscula Augustini die Richtigkeit des von Melanchthon Gesagten, wenn auch noch dahingestellt bleiben muß, ob dasselbe wahr ist auch schon bezüglich seines ersten Aufenthaltes in Erfurt.

 

Die Ausgabe der Opuscula Augustini, die Luther im Erfurter Kloster benutzt hat, ist folgende:

 

 

 

“Aurelii Augustini || opuscula plurima ||”. 274 Blätter in Kleinfolio. Letztes Blatt leer. Am Ende: “Aurelij Augustini Hipponēsis ep̄i: || ac doctori ecclesiae sanctissimi p̱iter & p̱“ || spicacissimi: pl'imo opusculo necnon || vitae ei9 a Possidonio 9scriptae: impen || sis & op̱a Martini flach Argētinae accu || ratissime impressoz Finis Anno a nati || uitate saluator n̄ri. M. ccc. Ixxxix. xiij. || kalendas Apriles. ||” Darunter neun lateinische Disticha.

Das Titelblatt trägt mancherlei handschriftliche Vermerke. Ganz oben steht von unbekannter Hand geschrieben: “quod libelli duodecim prophetarum sunt unus liber, probat Augustinus libro 2o de doctrina christiana folio ij sive 3o. quod librorum sapientie et ecclesiastici auctor sit Jhesus sirach, dicit ibidem Augustinus fo. ij”. Darunter findet sich eine alte Bibliothekssignatur “a. 181”. Unmittelbar unter dem Titel lesen wir die von Luther geschriebenen Worte: “Moritur b. Augustinus Anno domini .433. Et nunc scilicet 1509. fuit mortuus ad .1076. annos”. Hiernach hat Luther diesen Band im Jahre 1509 benutzt. Derselbe war Eigenthum des Erfurter Augustinerklosters: so besagt die allerdings zehn Jahre jüngere, unter Luthers Worten stehende Bemerkung von anderer unbekannter Hand: “Conventus ordinis fratrum eremitarum sancti Augustini in Erphordia: 1519:”. In sein Erfurter Kloster aber war Luther 1509, und zwar wohl im Herbst zurückberufen worden, nachdem er im März dieses Jahres zu Wittenberg den Grad eines baccalaureus biblicus erlangt hatte und während er eben im Begriffe war, zum zweiten theologischen Grade, dem eines sententiarius, fortzuschreiten. Als sententiarus war er bis 1511 bei der theologischen Fakultät Erfurts thätig.

 

Im Inhalt der Anmerkungen Luthers ist für die Zeit, in der er sie geschrieben hat, und zugleich für seinen eigenen damaligen Standpunkt die Beziehung auf Wimpfeling und den bittern Streit, in den dieser mit dem Augustinerorden damals gerathen war, bei Sermo I Bl. CXCIIIIa (S. 12 unserer Ausgabe) zu beachten.

 

Später hat Andreas Poach wohl aus der Erfurter Klosterbibliothek jenes Buch erworben: er hat auf dem Titelblatt den Inhalt der opuscula verzeichnet.

 

Nicht zu allen Schriften Augustins, die in dem Bande sich finden, hat Luther Randbemerkungen gemacht. Wir geben daher eine Übersicht der opuscula, um erkennen zu lassen, welche Schriften der werdende Reformator damals in diesem Bande vor sich gehabt hat, und verzeichnen die Stellen, an denen sich dieselben in der Gesammtausgabe der Werke Augustins finden, die der Patrologiae cursus completus accurante I. P. Migne bietet.

 

Vgl. Köstlin, M. L.3 Bd. 1 S. 98 ff. Kolde, M. L. Bd. 1 S. 73. Realencykl. für protestantische Theologie2 Bd. 17 S. 189.

 

 

 

[Seite 4]

 

 

1. Meditationes Migne tom. XL = Op. Aug. VI. Sp. 901 –942.

 

2. Soliloquia Sp. 863 –898.

 

3. Manuale de verbo dei Sp. 951 –968.

 

4. Enchiridion Sp. 231 –290.

 

5. De triplici habitaculo Sp. 991 –998.

 

6. Scala paradisi Sp. 997 –1004.

 

7. De duodecim abusionum gradibus Sp. 1079 –1088.

 

8. De beata vita        Migne tom. XXXII. = Op. Aug. I. Sp. 959 –976.

 

9. De assumptione Mariae virginis M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 1141 –1148.

 

10. De divinatione daemonum Sp. 581 –592.

 

11. De honestate mulierum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 2301 –2305.

 

12. De cura agenda pro mortuis M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 591 –610.

 

13. De vera et falsa poenitentia Sp. 1113 –1130.

 

14. De cordis contritione Sp. 943 –950.

 

15. De contemptu mundi Sp. 1215 –1218.

 

16. De convenientia decem praeceptorum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1783 –1788.

 

17. De cognitione verae vitae        M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 1005 –1032.

 

18. Confessiones        M. t. XXXII. Op. Aug. t. I. Sp. 659 –868.

 

19. De doctrina christiana M. t. XXXIV. Op. Aug. t. III1. Sp. 15 –122.

 

20. De fide ad Petrum M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 753 –780.

 

21. De vita et moribus clericorum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1568 –1581.

 

22. De vera religione M. t. XXXIV. Op. Aug. t. III1 Sp. 121 –172.

 

23. De spiritu et anima        M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 779 –832.

 

24. De vita christiana Sp. 1031 –1046.

 

25. De diffinitionibus orthodoxae fidei        M. t. LVIII. Sp. 979 –1000.1

 

26. De disciplina christiana        M. t. XL. Op. Aug. VI. Sp. 669 –678.

 

27. Sermo de charitate M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1533 –1538.

 

28. De decem chordis Sp. 75 –91.

 

29. De ebrietate Sp. 2307 –2308.

 

30. De vanitate hujus saeculi M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 1213 –1218.

 

31. De oboedientia et humilitate Sp. 1221 –1224.

 

32. De agone christiano Sp. 289 –310.

 

33. De bono disciplinae Sp. 1219 –1222.

 

34. De communi vita clericorum M. t. XXXII. Op. Aug. t. I. Sp. 1377 –1384.

 

35. Possidonii de vita Augustini Sp. 33 –66.

 

 

 

Im folgenden giebt die am Rande stehende römische Zahl den Band, die arabische die Spaltenzahl der Patrologie an. Im Texte steht zuerst die Blattzahl des von Luther glossirten Bandes, sodann kursiv die glossirten Textworte, endlich hinter dem Doppelpunkt die Randbemerkung selbst.

 

 

 

[Seite 5]

 

 

 

 

 

 

 

[Zu Augustini opuscula]

 

1509

 

[Seite 5] [Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 4 resideant]

 

 

 

 

 

[1] Enchiridion.

[2] [VI, 235 [Cap. 9]] Bl. XXXVIIb quia nec ipsi omnia reppererunt: Bonum diffinitorium de

[3] philosophis.

 

[4] Bl. XXXVIIIb rursusque in se ipsa residant: Electa monitio. [VI, 239 [Cap. 16]]

 

[5] Bl. LIIa sicut minor fuit immortalitas: Idem li. 22 civitate

[6] ultimo. [VI, 281 [Cap. 105]]

 

 

 

 

 

[7] De triplici habitaculo.

[8] Bl. LVb quam cujus auris non minus. Zwischen quam und cujus: videt. [VI, 995 [Cap. 4]]

 

[9] Bl. LVIa Si enim quod praesentia dei habet: Solutio. [VI, 995 [Cap. 5]]

 

 

 

 

 

[10] De assumptione virginis Mariae.

[11] Bl. LXXb Non immerito ergo excipitur a quibusdam: Ro. 1. [VI, 1144 [Cap. 4]]

 

 

 

 

 

[12] De cura agenda pro mortuis.

[13] Bl. LXXVb Sed cum haec ita sint, quomodo: Questio. [VI, 593 [Cap. 1]]

[14] Verum haec ita solvitur quaestio: Solutio.

[15] quoniam quodam vitae genere: i. e. modo vivendi.

[16] Sed utrum aliquid prosit animae mortui: quaestio.

 

[17] Bl. LXXVIa At enim in tanta inquam strage: c. xij. [VI, 594 [Cap. 2]]

[18] Proinde ista omnia: Responsio.

[19] verum etiam ex aliorum elementorum: modus resurgendi.

[20] Nec ideo tamen contemnenda: c. xiij. [VI, 595 [Cap. 3]]

[21] Haec enim non ad ornamentum vel adjutorium: Commendatio sepulturae

[22] praestandae.

[23] ubi et illud salubriter discutitur: Corrolarium.

 

[24] Bl. LXXVIb monumentum eo quod moneat: Monumentum unde dicatur, sed [VI, 596 [Cap. 4]]

[25] cave analogiam.

 

[26] Bl. LXXVIIIa Pro certo cum Mediolani essemus: Exemplum. [VI, 601 [Cap. 11]]

[27] Sed eodem ipso ferme tempore: Aliud Exemplum. [VI, 602]

[28] Quo non intellecto vix potuit dormire sollicitus: Simile de se dicit

[29] Franciscus Philelphus in quadam oratione.

 

[30] Bl. LXXVIIIb Homo quidam de turma curina:1 Exemplum. [VI, 602 [Cap. 12]]

 

[31] Bl LXXIXa Ibi ergo sunt spiritus defunctorum, ubi: Conclusio. [VI, 605 [Cap. 13]]

[32] Dixerit aliquis Si nulla est: Objectio. [[Cap. 14]]

[33] Sed numquid quia homo2 ille dives: Responsio.

[34] Ubi rursus occurrit quomodo: Objectio.

 

[35] Bl. LXXIXb Proinde fatendum est nescire: Responsio integra. [[Cap. 15]]

 

[Seite 6]

 

[1] [VI, 606] Mitti quoque ad vivos: De supernaturalibus hic apparitionibus.

[2] Nam Samuel propheta: Opinio Augustini de Saule.

 

[3] [VI, 607 [Cap. 17]] Bl. LXXXa Talem fuisse credendum est: Exemplum.

[4] [VI, 608] Nam Mediolani apud sanctos Protasium et Gervasium: Miraculum

[5] S. Ambrosii.

[6] [VI, 609 [Cap. 18]] Quae cum ita sint, non existimemus: Responsio totalis et Epiloga.

 

 

 

 

 

[7] De convenientia decem praeceptorum.

[8] [V, 1785] Bl. XCIb Cinifes natae sunt: Quid sint cinifes.

 

 

 

 

 

[9] De cognitione verae vitae.

[10] [VI, 1005] Bl. XCIIb zum Titel der Schrift: Hic liber nullo modo est beati Augustini,

[11] ut patet ex stilo et modo quia verbosus est.

 

[12] [VI, 1009 [Cap. 3]] Bl. XCIIIb Igitur ratione1 repugnante nihil de deo proprie: Non bene

[13] exclusisti deum, Bone Magister. Multum alia est impossibilitas

[14] elocutionis de deo quam praedicamentorum et logicae.

 

 

 

 

 

[15] Confessiones.

[16] [I, 684 [Abschn. 3]] Li. III. Bl. CIIa An cum miserum neminem esse libeat: Quare dolores

[17] amentur.

 

[18] Bl. CIIb Nunc vero magis misereor: Differunt misericordia { theatrica / vera

[19] Si enim est malivola benevolentia: ut sit malivola.

[20] potest et ille qui veraciter: q. d. ergo nec potest.

[21] cupere esse miseros, ut misereatur: ut scenici.

[22] [I, 685 [Abschn. 7]] in librum quendam cujusdam2 Ciceronis: de Hortensio.

 

[23] [I, 686 [Abschn. 10]] Bl. CIIIa Incidi itaque in homines superbe delirantes: Quomodo incidit in

[24] errorem Manich.

[25] [I, 687] Cibus enim3 in somnis: Similitudo.

[26] Et rursus certius imaginamur: Quis fuerit error dicit.

 

[27] [I, 688 [Abschn. 11]] Bl. CIIIb qualia per illum: oculum.

[28] vorassem: percepissem.

[29] [[Abschn. 12]] suffragarer: consentirem.

[30] stultis deceptoribus cum a me quaererent: Quae fuerunt motiva ad

[31] errorem manicheorum ex scripturis Augustino.

[32] quia non noveram malum non esse: Confutat motiva.

[33] [[Abschn. 13]] sed eos ab imperitis judicari iniquos: noveram.

[34] non sibi concedi quid venale proponere: Similitudo.

[35] [I, 689 [Abschn. 14]] non ubique atque omnibus: Haec omnia non noveram.

 

 

 

[Seite 7]

 

 

[1] Bl. CIIIa et in uno aliquo versu: similitudo.

[2] non solum sicut deus juberet atque inspiraret: quia hoc eos posse

[3] non putavit vel debere propter injustitiam eorum.

[4] Numquid aliquando aut alicui injustum est: Hoc semper justum est. [[Abschn. 15]]

[5] ubique ac semper detestanda: Illa semper.

[6] Quae autem contra mores hominum: Haec non semper, ut habere

[7] duos uxores.

[8] aut una aut duabus earum: libidinibus. [I, 690 [Abschn. 16]]

[9] Et sunt quaedam similia vel flagitio vel facinori: Ex hoc et supra [[Abschn. 17]]

[11] dictis habes quomodo differunt [10] { flagitium./[11] { facinus./[12] { peccatum.

 

[13] Bl. CIIIb cum conciliantur: et non puniuntur.

[14] Quam tamen ficum si comedisset: Vide librum de moribus Manicheorum. [I, 691 [Abschn. 18]]

[16] aliquis sanctus: scilicet Manicheorum.

[17] anhelaret de illa: anhelaret i. e. per anhelitum eructaret angelos quia

[18] sic purgari fingebant naturam dei.

[19] nisi electi sancti: scilicet Manicheorum.

 

[20] Li. IV. Bl. CVa coronarum fenearum: ex feno vel gramine. [I, 693 [Abschn. 1]]

[21] Illac autem purgari nos: Ista non intelliges nisi librum de moribus

[22] Manicheorum legeris.

[23] pascit ventos: pascit ventos. [I, 694 [Abschn. 3]]

 

[24] Bl. CVb quod quasi eis nullum esset: nisi et ego &c.. [[Abschn. 4]]

[25] In illis annis quo primo tempore: de amico. [I, 696 [Abschn. 7]]

 

[26] Bl. CVIa Quo dolore contenebratum est: Vide ingenuam eloquentiam in exprimendis

[27] affectibus. [I, 697 [Abschn. 9]]

 

[28] Bl. CVIb zu dem Abschnitt von Alia erant quae in eis amplius an: aurea [I, 699 [Abschn. 13]]

[29] verba.

 

[30] Bl. CVIIb libros de pulcro et apto: de libris pulcro et apto. [I, 701 [Abschn. 20]]

 

[31] Bl. CVIIIa Et quid mihi proderat quod annos natus: Laudat ingenium suum. [I, 704 [Abschn. 28]]

 

[32] Bl. CVIIIb quia et si minus magnum: Contra Modernos. [I, 705 [Abschn. 29]]

 

[33] Li. V Bl. CXa Sensi autem aliud genus hominum: Contra nostrates gramatellos. [I, 710 [Abschn. 10]]

 

[35] Bl. CXIb et prope sola causa erat inevitabilis: Causa erroris. [I, 715 [Abschn. 19]]

[36] mali substantiam quandam: Substantia mali. [[Abschn. 20]]

[37] Et quia deum bonum nullam: Substantia boni.

[38] Jam enim Helpidii cujusdam: Helpidius. [I, 716 [Abschn. 21]]

 

[39] Li. VI Bl. CXIIIb quoniam nulla pugnacitas calumniosarum: pugnacitas. [I, 723 [Abschn. 7]]

 

[40] Bl. CXVa gerebam in eodem luto hesitans: In eodem luto. [I, 728 [Abschn. 18]]

 

[41] Li. VII. Bl. CXVIIa Sed rursus dicebam. Quis fecit me: Quare coactus [I, 735 [Abschn. 5]]

[42] ponere principium mali.

 

 

 

[Seite 8]

 

 

[I, 743 [Abschn. 18]] [1] Bl. CXIXa Et manifestatum est mihi, quam bona sunt: Unde invenit quid

[2] sit malum.

 

[3] [I, 744 [Abschn. 20]] Bl. CXIXb Et quia non audebat anima mea: causa erroris.

 

[I, 746 [Abschn. 25]] [4] Bl. CXXa Sed postea hereticorum appollinaristarum: appolinaristae.

[5] quomodo catholica veritas a fotini falsitate: fotini.

 

[6] [I, 748 [Abschn. 27]] Bl. CXXIa Et aliud est de silvestri cacumine: Comparatio veritatis in

[7] libris { ethnicis./[8] { ecclesiasticis.

 

[9] [I, 754 [Abschn. 12]] Li. VIII. Bl. CXXIIb Et sicut nemo est qui dormire: Pulchra similitudo.

 

[10] [I, 759 [Abschn. 21]] Bl. CXXIIIa quia non totus assurgit veritate: Improbatio duarum animarum

[11] in uno homine.

 

[12] [I, 775 [Abschn.27]] Li. IX. Bl. CXXVIIIb Frater antem meus quiddam locutus est: Hic utique

[13] carnalis frater.

 

[14] [I, 776 [Abschn. 30]] nunquam se audisse ex ore meo jaculatum: Pietas Augustini.

 

[15] [I, 777 [Abschn. 32]] Bl. CXXIXa versus Ambrosii tui: Versus ambrosii.

 

[16] [I, 784 [Abschn. 12]] Li. X. Bl. CXXXIa Ubi sunt thesauri innumerabilium imaginum: Digreditur

[17] longe.

 

[18] [I, 785 [Abschn. 15]] Bl. CXXXIb ut ubi sit quid sui: aliquid.

 

[19] [I, 786 [Abschn. 16]] Bl. CXXXIb nec eorum imagines sed res ipsas gero: Quomodo spirituales

[20] imagines non sint aliarum rerum nisi ipsemet.

[21] [I, 787 [Abschn.18]] Quocirca invenimus nihil esse aliud discere: Discere quid.

[22] [[Abschn.19]] Nam illi aliter graece aliter latine sonant: Cogitare.

 

[23] Bl. CXXXIIa nisi eadem imago vi memoriae teneretur:[I, 789 [Abschn.23]]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[30] [I, 790 [Abschn.26]] Bl. CXXXIIb Ecce in memoriae meae campis: Epilogat.

[31] Per haec omnia discurro: Redit ad propositum.

 

[32] [I, 794 [Abschn.33]] Bl. CXXXIIIb Gaudium de veritate omnes: Gaudium de veritate in vita

[33] beata.

[34] [[Abschn.34]] Cur autem veritas parit odium: Quomodo intelligitur: Veritas odium

[35] parit et tamen omnes volunt veritatem?

 

[36] [I, 796 [Abschn.41]] Bl. CXXXIVb Sed adhuc vivunt in memoria: De tactu.

[37] [I, 797 [Abschn.43]] Reficimus enim quotidianas ruinas: De gustu.

 

[38] [I, 799 [Abschn.48]] Bl. CXXXVa De illecebra odorum non satago: De olfactu.

[39] [[Abschn. 49]] Voluptates aurium tenacius: De auditu.

 

[40] [I, 800 [Abschn.50]] Bl. CXXXVb de Alexandrino episcopo Athanasio: De Athanasio.

[41] cantandi consuetudinem approbare: Tolerari cantum in ecclesia.

[42] [[Abschn.51]] Restat voluptas oculorum; De visu.

 

[Seite 9]

 

[1] Quam innumerabilia variis: Contra curiosos pictores.[I, 801 [Abschn.53]]

 

[2] Bl. CXXXVIa Huc accedit alia forma temptationis: De cupiditate scientiae[I, 802 [Abschn. 54]]

[3] seu curiositate.

[4] Neque enim dicimus audi: quid concupiscentia oculorum.

 

[5] Bl. CXXXVIb et portat copiose vanitatis catervas: de distractione. [I, 803 [Abschn. 57]]

[6] [I, 804 [Abschn.58]] numquid hoc quoque tertium: de vana gloria { favoris./ [7] { honoris.

[8] Tunc enim me interrogo: Pulchra, pulchra. [I, 805 [Abschn. 60]]

 

[9] Li. XI. Bl. CXXXVIIIb Quicquid autem factum non est: quod .... non [I, 811 [Abschn. 6]]

[10] notat.

 

[11] Bl. CXXXIXb sed adhuc in praeteritis et futuris: Causa erroris eorum. [I, 814 [Abschn. 13]]

[12] Sed dico te deus noster: pulchre et acute li xi. civitate dei 5 & 6. [I, 815 [Abschn. 14]]

 

[13] Bl. CXLb Quod autem jam est, non futurum: Quomodo futura sunt. [I, 818 [Abschn. 24]]

 

[14] Bl. CXLIa nec tamen ideo tempus: si scilicet cessarint lumina celi moveri. [I, 820 [Abschn. 29]]

 

[15] Bl. CXLIb Inde mihi visum est nihil esse aliud tempus quam: Hanc Augustinianam [I, 822 [Abschn.33]]

[16] disputationem multi non acceptant quasi quae temporis

[17] naturam non apte expresserit. Vera tamen est, si inspicias, et licet

[18] in verbis discordet, in re tamen idem dicit quod moderni. Dicit

[19] enim quod tempus sit distensio sive mensura in animo de motu.

[20] Quod nullus nostrum non affirmat. Nam omnes dicimus quod

[21] tempus duo importat, scilicet motum et mutationem sive mensuram

[22] ejus: quae nusquam est quam in anima. Igitur idem dicimus quod

[23] Augustinus nisi quod significatum suppositale ipse vocat numerationem

[24] quod nos connotativum: Et connotativum ipse vocat

[25] motum quod nos numerum dicimus. Igitur idem dicimus utrique.

[26] Sicut ergo praesens de praeterito i. e. numeratio praesens in animo

[27] de motu praeterito: ita nos oportet dicere: praeteritus motus numeri

[28] praesentis, quoniam nemo potest numerare praeteritum vel futurum

[29] motum nisi numero in animo praesenti. Motus enim sive praeteritus

[30] sive futurus non vocatur tempus nec praeteritus nec futurus

[31] nisi a numeratione in anima. Non autem potest numerari nisi

[32] praesenter in anima sit numerus. Quando enim anima cogitavit

[33] vel cogitabit, non cogitat: igitur nec numerat. Sicut igitur nos

[34] negamus quod numerus se solo sit tempus, ita ipse negat quod

[35] motus se solo sit tempus, sed includit utrumque, utpatet quando

[36] dicit ‘praesens de praeterito scilicet motu’.

 

[37] Li. XII. Bl. CXLIIIa Et nimirum haec terra erat: celum nostrum et terra. [I, 827 [Abschn. 3]]

[38] non erat aliquid non color, non figura: de materia.

[39] non est intelligibilis forma: adjective. [[Abschn. 5]]

[40] transitum de forma in formam: materiam substratam. [I, 828 [Abschn. 6]]

[41] Mutabilitas enim rerum mutabilium: materia indifferens est ad omnem

[42] formam.

 

[Seite 10]

 

[1] [[Abschn. 7]] Neque enim locis. Itaque tu, nach locis: longius.

[2] celum et terram quo1 quedam: fecisti, scilicet mediante.

 

[3] [I, 829 [Abschn. 8]] Bl. CXLIIIb quibus iste mutabilis mundus constat: constituitur.

[4] et non constat: manet.

[5] [[Abschn. 9]] Nimirum enim celum celi: Quid celum.

 

[6] [I, 831 [Abschn.16]] Bl. CXLIIIIa Sic interim sentio propter illud celum: Epilogus pulcher.

[7] [I, 832 [Abschn.18]] Unde non eum modo velle hoc: scilicet dicetis.

 

[8] [I, 833 [Abschn.20]] Bl. CXLIIIIb prior quippe omnium creata est: Sapientia.

[9] quo facta sumpsit exordium: Prior natura.

 

[10] [I, 834 [Abschn.24]] Bl. CXLVa Quid illud est?2 Nomine aiunt: alius intellectus.

[11] Quid si dicat alius: alius intellectus.

[12] Quid si dicat et alius celum: 4us.

[13] Est adhuc quod dicat si quis: 5tus et etiam 6tus.

[14] [I, 836 [Abschn.28]] Verum est enim domine: Concordat hos omnes.

[15] Et verum est quod omne mutabile: Sic philosophi investigant materiam

[16] primam per transmutationem unius in alterum ut ipsi vocant.

 

[17] Bl. CXLVb Verum est nulla tempora perpeti: ut angeli.

[18] quod ita coheret forme incommutabili: ergo ante dies factos esse concordant,

[19] licet non sic nominatos et eo ordine pronunciatos a Moise

[20] concordent.

[21] Verum est informitatem: ut supra probavit ‘Quis nisi talis’ &c.. y2.3

[22] Verum et omnium formatorum: ut supra circa principium ‘Quid

[23] autem in omnibus &c..’

[24] [[Abschn. 29]] ex his ergo omnibus aliud sibi tollit: ut 4ti.

[25] creaturam. Aliud qui dicit: 2i.

[26] naturis. Aliud qui dicit: quinti.

[27] corporalis. Aliud qui dicit: tercii.

[28] [I, 837] sentimus. Aliud qui dicit: ut illi qui dicunt in principio i. e. in

[29] primo, 6ti, de quibus etiam infra latius.

[30] [[Abschn. 30]] Aliud sibi tollit: tercii.

[31] luce. Aliud qui dicit: 2i.

[32] nota. Aliud qui dicit: 4ti.

[33] creatura. Aliud qui dicit: 5ti.

[34] creaturam. Aliud qui dicit: 6ti.

 

[35] [I, 839 [Abschn. 33]] Bl. CXLVIa in ipso faciendi exordio: In principio i. e. nondum inchoatam

[36] sed mox inchoandam.

[37] in principio, potuit et celum: In principio i. e. jam inchoata.

[38] [I, 840 [Abschn. 34]] sed typus eam peperit: Typhos graece i. e. superbia.

 

 

 

[Seite 11]

 

 

[1] Bl. CXLVIb Vellem quippe si tunc ego essem Moyses: ergo credo et Moisen[I, 841 [Abschn. 35]]

[2] hoc voluisse.

 

[3] Bl. CXLVIIa Et alius eorum intendit in id: Epilogus dictorum. [I, 842 [Abschn. 39]]

[4] Atque in eis qui intelligunt: primi.

[5] alius eorum ipsum: 2.

[6] Nec illi1 uno modo qui jam: ut 3.

[7] At ille qui non aliter accipit: 2i. [[Abschn. 40]]

[8] discernere quid praecedat aeternitate: Prioritatis 4or modi.

[9] Sic est prior materies: scilicet origine. [I, 843]

 

 

 

 

 

[10] De doctrina christiana.

[11] Li. III. Bl. CLXVIIIa Inter percunctationem autem: differunt Percunctatio./ [12] Interrogatio. [III1, 67 [Abschn. 6]]

 

[12] [III1, 70 [Abschn. 13]] Bl. CLXIXa Qui vero aut operatur aut veneratur: Pro Imagini bus in

[13] Ecclesia.

 

[14] Bl. CLXXIIa Sciant autem literati modis: Magnum certe verbum. [III1, 80 [Abschn. 40]]

[15] in eorum reperiantur loquelis: et saepe uberius.

 

[16] [III1, 89 [Abschn. 2]] Li. IV. Bl. CLXXIIIIb non ut2 nihil habeant utilitatis: Laus et utilitas

[17] rhetoricae.

 

[18] Bl. CLXXVa Nam et ipsos romanae principes eloquentiae: Nota. [III1, 90 [Abschn. 4]]

[19] praeter canonem in arce autoritatis: arce authoritatis.

 

[20] Bl. CLXXVb Fassi sunt enim sapientiam: Cicero [III1, 92 [Abschn. 7]]

[21] Quibus legendis magis non sufficit tempus: i. e. Magis contingere[[Abschn. 8]]

[22] potest quod in illis legendis alicui tempus non sufficiat, scilicet tot

[23] sunt, quam quod ipsi deesse possunt studentibus et vacantibus sibi:

[24] scilicet ita comparabiles sunt et inveniri facile possunt.

[25] Sicut est enim quaedam eloquentia: Eloquentia Juvenilis./[26] Senilis. [III1, 93 [Abschn. 9]]

[26] Possem quidem si vacaret: An Ecclesiastici libri et authores sint eloquentes. [[Abschn. 10]]

[28] in illa eloquentia: juvenili.

 

[29] Bl. CLXXVIa per alteram quandam eloquentiam: Senilem.

[30] quorum alterum: improbari.

[31] alterum putari posset: ostentari.

[32] ut verba quibus dicuntur: ipsae res.

[33] Hic si quis, ut ita dixerim: Ideo res talis dicta cogit se sequi eloquentem[[Abschn. 11]]

[34] etiam non vocatam utsupra.

[35] est appellata gradatio: Climax.

[36] graeci autem cola: Cola Comata. [III1, 94]

[37] quem periodon: Periodus.

 

[Seite 12]

 

[1] [[Abschn. 12]] dux eloquentiae illam sequens: sapientiam.

[2] istam praecedens: eloquentiam.

 

[3] [III1, 98 [Abschn. 21]] Bl. CLXXVIIb Neque enim haec humana industria: nota.

 

[4] [III1, 100 [Abschn. 25]] Bl. CLXXVIIIa Ubi autem omnes tacent: nota bene.

[5] [III1, 101 [Abschn. 27]] Dixit ergo quidam eloquens: Eloquens.

 

 

 

 

 

[6] De vita et moribus clericorum.

[7] [V2, 1568 –1581] Sermo I. Bl. CXCIIIIa zu dem Ganzen: Hos duos sermones velim legeret

[8] Garrulus Blactero et Augustinianae gloriae Zoilus Vimpfelingus,

[9] sed admonitus prius ut rationem suam quae longo pertinaciae et

[10] invidiae morbo alio peregrinata est revocaret et specillum aliquod

[11] talpinis oculis suis adhiberet. Sperarem quod puderet saltem durissimam

[12] et impudicissimam frontem ejus. Hugo itidem in Expositionibus

[13] regulae allegat verba Augustini ubi dixerat Augustinus

[14] ‘fateor de preciosa veste erubesco’ &c.. quae cum sint in sermonibus

[15] ad heremitas factis: Cur tu senex et frenetica larva Hugonem

[16] incusas? Cur ecclesiam dei corrigis? id est cur tam impurissime

[17] mentiris? Hos scilicet non esse Augustini. Verbis virtutem illude

[18] superbis.1

 

 

 

 

 

[19] Ex libro retractationum beati Augustini in librum de vera

[20] religione ejusdem.

[21] [I, 603 [Abschn. 2]] Bl. CXCVIIIa In hoc libro quodam loco: c. 10.

 

[22] [[Abschn. 4]] Bl. CXCVIIIb intende igitur inquam in haec: c. 11.

[23] Itemque alibi. Deinde inquam: c. 12.

[24] [[Abschn. 5]] Et alibi. Usque adeo inquam: c. 14.

[25] [I, 604 [Abschn. 6]] Alio loco in eo quod dixi: c. 16.

[26] Item loco alio.2 Prius inquam: c. 25.

 

[27] [I, 605 [Abschn. 9]] Bl. CXCIXa religio sicut eligo: et id ponitur li. x. civitate dei c. 4.

 

 

 

 

 

[28] De vera religione.

[29] [III1, 124 [Abschn. 3]] Bl. CXCIXb non corporeis oculis: Haec quae sequuntur scilicet.

[30] ad quam percipiendam nihil magis: de ista materia in li. 6. 7. 8. 9.

[31] 10 civitate dei.

[32] irridet eos qui dicunt esse: scilicet animalitas.

[33] [III1, 127 [Abschn. 10]] ut tanquam peccatum illud aboleretur: scilicet castitas.

 

[34] [III1, 125 [Abschn. 5]] Bl. CCb Haec enim ecclesia catholica: Ecclesia utitur omnibus errantibus.

 

 

 

[Seite 13]

 

 

[1] Bl. CCIa vel si quo alio verbo melius enunciatur: idem li. 6. tri. c. ult. [III1, 129 [Abschn. 13]]

[2] qui duas naturas vel substantias singulis principiis: Manichei. [III1, 130 [Abschn. 16]]

[3] Fantasmata porro nihil sunt: fantasmata quid sint. [[Abschn. 18]]

 

[4] Bl. CCIIb sed cum verum quaeritur: cavere: Modica verbis, sed maxima

[5] sensu oratio.

[6] Mors autem vitae non est nisi nequicia: Nequitia. [III1, 131 [Abschn. 21]]

 

[7] Bl. CCIIa Nunc vero usque adeo peccatum: Peccatum. [III1, 133 [Abschn. 27]]

[8] [III1, 134 [Abschn. 28]] Quod autem affectibus contingit: Aurea eruditio

[9] et sententia.

 

[10] [III1, 137 [Abschn. 35]] Bl. CCIIIa Nam illud quod in comparatione: Ecce hic intelligitur quae sit

[11] sententia b. Augustini de materia prima, quia est nihil aliud nisi

[12] ipsum inchoari sive fieri: quod jam it ad esse et hoc dicit Aristoteles

[13] de potentia i. e. materia ad actum i. e. formam ire.

[14] [[Abschn. 36]] tamen aliquo modo ut formari possit: non dicit utique quod in ipso

[15] aliud possit formari, sicut nostri cavillantur, sed quod ipsum met

[16] formabile sit.

[17] [[Abschn. 37]] sed ideo viciantur quia non summa: i. e. sunt viciabilia: non enim

[18] necessario vitiantur, quia non sunt summa bona, sed necessario

[19] sunt viciabilia.

 

[20] [III1, 139 [Abschn. 40]] Bl. CCIIIb ut hanc esse primam speciem putet: Haec sententia grandissima

[21] est in recessu et totam philosophiam stultitiam esse etiam ratione

[22] convincit. Intellige quae legis.

 

[23] [III1, 140 [Abschn. 42]] Bl. CCIIIa Nec enim secunda enunciatur nisi prima: li. xi. civi. c. 18 & 3

[24] conf. in fine.

[25] subjectis sibi ceteris dominatur: Ecce concentum mundi quam eximie [III1, 141 [Abschn. 44]]

[26] intellegit b. Augustinus adhuc cathecuminos.

[27] et certe summa est ipsius jam: 1. de Authoritate. [[Abschn. 45]]

 

[28] Bl. CCVb Et quoniam de autoritatis beneficentia: 2. De Ratione. [III1, 145 [Abschn. 52]]

[29] [[Abschn. 53]] sed judicare de corporibus non sentientis: Judicare, discernere est

[30] proprium rationis, quod non est fantasma sed invisibile.

 

[31] [III1, 148 [Abschn. 58]] Bl. CCVIa ideo quae pater judicat per ipsam judicat: ergo et sapit et novit

[32] per eandem.

 

[33] [[Abschn. 59]] Bl. CCVIb in Sed multis finis est humana ist multis finis verbessert in

[34] multi formis.

 

[35] [III1, 151 [Abschn. 66]] Bl. CCVIIb Ut enim veritate sunt vera quae vera sunt: Secundum hoc

[36] potest illud exponi: creavit deus hominem ad imaginem et similitudinem

[37] suam i. e. ad filium suum qui est imago et similitudo

[38] patris per quam omnia sunt similia et imaginata. Ut enim veritate

[39] vera sunt quae sunt vera, ita similitudine similia sunt quae similia

[40] sunt, sic imagine imaginata sunt quae imaginata sunt. Et ut

[41] veritas est forma verorum, similitudo similium, ita imago imaginatorum.

[42] In tantum autem sunt, inquantum unius principalis

 

[Seite 14]

 

[1] per imaginem imaginataliter sunt. Si arguis ‘Cur ergo id de solo

[2] homine scriptura dicit, quod sit ad imaginem et similitudinem dei

[3] conditus, cum utique filius dei sit omnium rerum forma?’ Respondeo

[4] ‘mihi dici quoque volo: Cur de solo homine dictum sit “faciamus”

[5] et velut habitum consilium creandi hominis, cum omnia aeque sint

[6] ab eodem creatore eodem consilio condita?’ Dicerem profecto id

[7] factum propter Christum qui est factus ad imaginem dei hypostatice,

[8] sed additus ad eam &c..

[9] [III1, 152] Quapropter quoniam vera1 intantum vera sunt: Ergo et ideae omnium

[10] rerum, et ita omnes res sunt similes deo per filium qui est similitudo.

 

[11] [III1, 158 [Abschn. 80]] Bl. CCIXa Redeamus ad nos et omittamus: Habent enim et animalia trinitatem,

[12] scilicet imaginationem, memoriam et appetitum, sed non

[13] judicium. Id confirmatur ex xv. tri. 23 ubi differentiam similem dat.

 

[14] [III1, 167 [Abschn. 101]] Bl. CCXIb nisi cognitionem quae certa esse: Sic ergo nulla perfecta voluntatis

[15] in hac vita potest haberi perfectio, ita nec intellectus. Unde

[16] omnis philosophia de rebus tali ac tanta pascit intellectum veritate,

[17] quali ac quanta bonitate pascit voluntatem eadem creatura. Sed

[18] quid hoc? punctum et momentum utrimque.

 

[19] [III1, 169 [Abschn. 106]] Bl. CCXIIa Propterea talentum quod male utenti: Ex isto textu videtur

[20] b. Gregorius suam omeliam sumpsisse super eadem verba.

[21] [III1, 170 [Abschn. 109]] Non sit nobis religio cultus illius vitae: i. e. Manicheorum.

 

 

 

 

 

[22] De spiritu et anima.

[23] [VI, 779 –832.] Bl. CCXIIIa zu dem Ganzen: Ego credo eum librum sic esse b. Augustini,

[24] sicut liber sapientiae Salomonis i. e. quod sunt verba et sententiae

[25] ejus hic collectae. Nam eadem verba et sensa ponit b. Augustinus

[26] in variis suis libris.

 

 

 

 

 

[27] De diffinitionibus orthodoxae fidei.

[28] [LVIII, 994 (Ca. LV)] Ca. XXIIII. Bl. CCXXXVIIIb sicut Papia auctore hyreneus et tertullianus

[29] et lactantius: Ex isto arguitur iste liber non esse b. Augustini.

 

[30] [LVIII, 999 (Ca. LXXXIII)] Ca. XLVI. Bl. CCXXXIXb Demones per energiam: Hoc caput allegat

[31] Magister li. 2. dis. 8 sub titulo Gennadii: unde videtur quod non

[32] sit b. Augustini.

 

 

 

 

 

[33] De decem chordis.

[34] [V, 76 (Ca. II) [Abschn. 2]] Bl. CCXLIIIb Ex Adam multi anni: Ergo in nos devenerunt fines seculorum.

[35] in quo exturius es ist exturius verbessert in exiturus.

 

[36] [V, 77 (Ca. III) [Abschn. 3]] Bl. CCXLIIIIa quoniam castitas virtus est: contra Aristotelem.

 

[Seite 15]

 

[1] Numquid in ceteris quae supra: ratio digressus. [V, 78 (Ca. IV) [Abschn. 4]]

[2] mulieres ad forum: i. e. judicium.

 

[3] Bl. CCXLVb Nam etiam imagines in hominibus: Pulchra. [V, 82 (Ca. VIII) [Abschn. 9]]

 

[4] Bl. CCXLVIa Tu libererior quia fortior: Causa qua &c.. [V, 84 (Ca. IX) [Abschn. 12]]

 

[5] Bl. CCXLVIIa Noli illa contemnere quia: De quottidianis peccatis. [V, 88 (Ca. XI) [Abschn. 17]]

 

 

 

 

 

[6] De ebrietate.[V2, 2307 –23081]

[7] Bl. CCXLVIIIb Quotidie martires sunt: martyres quottidie. [V2, 2307 [Abschn. 2]]

 

 

 

 

 

[8] Possidonius de vita sancti Augustini.

[9] Bl. CCLXa quod jam ipse prior fecerat: scilicet isto triennio. [I, 37 (Ca. V)]

 

[10] Bl. CCLXb in eodem secum errore constitutum: scilicet quanti ingenii esset. [I, 38 (Ca. VI)]

 

[11] Bl. CCLXIa Illi vero causa diffidentiae:2 Patientia Augustini. [I, 40 (Ca. IX)]

 

[12] Bl. CCLXVIIa non est ei cura de ovibus:3 finis epistolae.

 

 

 

 

 

Luthers Randbemerkungen zu Augustins Schriften de trinitate und de civitate dei.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 15]

Die von Luther benutzten Ausgaben von Ausgustins “de trinitate” und “de civitate dei” sind:

 

 

 

“Augustinus de Trinitate. ||” 86 Blätter in Folio. Am Ende des Textes vor der “Tabula in libros Augustini praecedentes”: “Aurelij Augustini de trinitate || liber explicitus est. Anno domini || M. cccc. lxxxix. ||” Druck von Johann Amerbach in Basel.

 

“Augustinus de Ciuita || te dei cum commento. ||” Titelrückseite bedruckt. 268 Blätter in Folio. Letzte Seite leer. Am Ende des Textes vor “Incipit tabula fratris &c..”:

 

“Hoc opus exactū diuina arte Joannis

      Amerbacensis: lector ubiq; legas.

Inuenis in textu glosis seu margine mi:

      Quo merito gaudet vrbs Basilea dec9.

 

Darunter: “Anno salutiferi virginalis partus octo- || gesimonono supra millesimū quaterq; cen || tesimū Idibus februarijs. ||” Auf der Titelrückseite ein Holzschnitt: Augustin schreibend, darunter links Zion mit Abel und rechts Babylon mit Kain. Unter dem Holzschnitt zwei Reihen von je sechs Distichen.

Diesen beiden in vorstehender Reihenfolge in Einen Band vereinigten Werken ist vorangebunden ein 36 Blätter in Folio (das erste Blatt und die drei letzten

 

[Seite 16]

 

Seiten leer) umfassendes, handschriftliches “Registrum cum summa diligentia collectum super libros beatissimi patris nostri Augustini per venerabilem virum Magistrum Johannem de munchberg predicatorem ad beatam virginem in Czwickaw anno 1490”. Auf der Innenseite des Borderdeckels findet sich die Bemerkung von Luthers Hand: “Diuinus Plato || . ||”

 

Während in “de trinitate” sich nur Bemerkungen von Luthers Hand finden, enthält “de civitate dei” auch solche von drei anderen Händen. Die eine Reihe von Bemerkungen, bereits sehr verblaßt und geschrieben, ehe die beiden Werke und Munchbergs Register zusammengebunden wurden, hatte schon Luther vor sich (vgl. unten zu de civitate dei XII c. 15 und XVII c. 17). Der dritte, der den Band mit Bemerkungen versah, war Andreas Poach, in dessen Besitz er sicher wenigstens nach 1546 gewesen ist, wie die Notiz zu de civitate dei XXII c. 6 besagt: “Contra doctrinam defensionis quam philip. Melanth. publice docuit in scriptis 1546”. Endlich finden sich noch einige Bemerkungen von der Hand Christian Daums. Der Band ging also aus Luthers Hand in Andreas Poachs Besitz über. Von diesem ererbte ihn der Sohn, Petrus Poach. Dann befand er sich im Besitze Christian Daums, mit dessen Bibliothek er schließlich Eigenthum der Stadt Zwickau wurde.

 

Der Schriftcharakter der Randbemerkungen Luthers, Bezugnahme auf Augustins opuscula, sowie in seinen Bemerkungen zu Augustins opuscula sich findende Verweise auf de trinitate und de civitate dei, machen es wahrscheinlich, daß dieselben mit denen zu Augustins opusculis ungefähr gleichzeitig sind.

 

Wir theilen diese Randbemerkungen Luthers in derselben Weise mit wie die früheren unter Verweisung auf “Patrologie cursus completus accurante J. P. Migne”, wo sich “de trinitate” in tom. XLII (August. opera VIII) Sp. 819 –1098 und “de civitate dei” in tom. XLII (August. opera VII) Sp. 13 –804 findet.

 

 

 

 

 

 

 

[Zu De trinitate und De civitate Dei]

 

1509

 

[Seite 16]

 

 

 

[1] De trinitate.

[2] [VIII. 819] Li. I. c. 1. Bl. a2b Et item aliud hominum genus eorum: Horum hodie

[3] major est numerus.

 

[4] [822] c. 3. Bl. a3b Et hoc placitum: i. e. pactum.

[5] pium atque tutum coram domino: Hucusque in aliis c. 2.

[6] cum omnibus inierim: Ecce quam subjicit se ipsum omnibus.

 

[7] [832] c. 8. Bl. a5b Sive ergo audiamus: ostende nobis filium: Contra Scotum.

 

[8] [834] c. 9. Bl. a6b sed propter insinuationem trinitatis: Regula.

 

[9] [835] c. 10. Bl. a6b plerumque ita nominari in trinitate: Nota hanc regulam,

[10] quia est vere regula.

 

[11] [839] c. 12. Bl. a7b plerumque enim dicit: dedit mihi pater: Idem infra

[12] dicit li. 2. c. 2.

[13] non ut tanquam jam existenti et non habenti dederit aliquid: Ubi

[14] nunc phantasma Scoti de termino formali generationis divinae

[15] ex fecibus philosophiae confictum? li. 1. dis. 5. q. 3.

 

[Seite 17]

 

[1] Sicut habet pater vitam in semet ipso: Cum autem spiritui sancto

[2] approprietur per apostolum vivificatio: quia spiritus vivificat et

[3] spiritus suscitavit Jesum a mortuis, potest intelligi etiam alio

[4] modo: quod sicut pater habet vitam i. e. spiritum sanctum in

[5] semet ipso i. e. producit, Sic dedit et filio habere vitam i. e. producere

[6] spiritum sanctum in semet ipso. Quae intelligentia per

[7] hoc videtur confirmari, quod ait non simpliciter ‘Dedit vitam’,

[8] sed ‘dedit vitam habere’. Hoc enim non frustra additum est.

[9] Quod autem alibi dicit ‘Ego sum resurrectio et vita’ &c.. licet vere

[10] de deitate exponatur, tamen magis proprie de ejus humanitate

[11] intelligitur, saltem in eo sermone quem tunc fecit, quia dixit

[12] ‘Qui credit in me’. Sed hoc credere est in humanitatem ejus

[13] credere quae nobis data est in hac vita pro vita et salute. Ipse

[14] enim per fidem suae incarnationis est vita nostra, justitia nostra

[15] et resurrectio nostra. Qui dicit se nobis daturum vitam aeternam

[16] i. e. spiritum sanctum cum patre et filio. Ergo in eo textu videtur

[17] loqui de vita et resurrectione quae est per fidem ejus. Illa

[18] autem est ipse in humanitate sua: postquam vitam sequetur

[19] eterna vita.

[20] secundum formam servi, non suam: li. 2. c. 2. [VIII, 839]

 

[21] c. 13. Bl. 8b Bonus homo inquit: i. e. Christus. [843]

[22] de bono thesauro: deitate et spiritu sancto.

[23] cordis sui: i. e. patris sui.

[24] malus homo: antichristus.

 

[25] Li. II. Prooem. Bl. ba caput in pro caput infirmitatis korrigiert in captu. [845]

[26] Bl. bb quam sive ab errante: nota bene.

 

[27] c. 1. ut non alium alio minorem, sed: Pulchra et preciosa haec textura. [847]

[28] Vide, ut apprehendant fusum digiti ejus et artificialiter filum

[29] torqueat haec anima.

 

[30] c. 2. Bl. b2a mea doctrina non est mea: li. 1. c. 2.

[31] sed ab ipso1) qui me misit: Sic potest et illud intelligi ‘pater major

[32] me est’, ut allegat Magister Hylarium dis. 16.

 

[33] c. 3. alio loco si deus: in fine xv. [848]

 

[34] c. 5. Bl. b2b Quapropter pater invisibilis: Vide et hanc mirabilem [851]

[35] resolutionem.

 

[36] c. 6. Bl. b3a Item in Item: aliud est verbum korrigiert in id est.

[37] an spiritu visus sit: propter: Dubium de linguis igneis. Et confirmatur [852]

[38] per hoc quod subditur ‘Et appruerunt eis’. Non dicit,

[39] quod in eis vel super eos nec quod aliis apparuerint, sed eis

[40] i. e. apostolis’.

 

 

 

[Seite 18]

 

 

[1] [VIII, 853] c. 7. Bl. b3b Aut ipsum corpus suum: Videtur hic loqui quasi angeli

[2] habeant corpora.

 

[3] [854] c. 8. satis nos disseruisse arbitror: in primo.

 

[4] [863] c. 16. Bl. b6a Locutio quippe illa quae fiebat: Responsio.

 

[5] [874] Li. III. c. 5. Bl. cb operatur solennia fulgura: Solennia.

[6] vestit solenniter: Solenniter. Jerlich quod annuatim dicimus.

 

[7] [875 Anm. 1.] c. 6. prodire arietem: ut Abrahae, dum immolaret Isaac.

[8] et columbam: ut super Christum.

 

[9] [880] c. 10. Bl. c3a Ergo virga in serpentem: Pulchre exponit figuram.

[10] Fugit Mosis a facie colubri i. e. Judaicus populus. Sed in virga

[11] recipiet caudam i. e. in finem Seculi.

 

[12] [885] Li. IV. Prooem. Bl. c5a in quo profecto meliores sunt: Electa sententia.

 

[13] [888] c. 1. virtus in infirmitate: i. e. in humilitate. Cum infirmor, tunc

[14] fortior sum i. e. dum humilior.

 

[15] Bl. c5b Omnia enim haec vident: Videtur ergo, quod ista lux sit

[16] syntheresis nostra.

 

[17] [889] c. 2. Hanc enim coaptationem: proportio.

 

[18] [891] c. 3. Bl. c6a Interioris enim hominis nostri sacramento: Sacramentum.

[19] vetus homo noster simul crucifixus: Crucifixio Christi [Tabelle: ] [Tabelle: ]

[24] Jam vero ad exemplum: Exemplum.

[25] [892] Transfiguravit corpus humilitatis nostrae: Potest illud simplum alio

[26] etiam modo ad duplum comparari. [Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[33] [893] c. 4. Bl. c6b in numero solidi quadrati senarii  Hic est quadratus

[34] senarius planus, tu nunc finge velut tesserae formam quae habet

[35] sex latera, et habebis solidum quadratum senarium. Planus enim

[36] numerus semper est unum latus solidi.

 

[37] [895] c. 6. Bl. c7a vel ex ratione numerorum: li. xi. civi. xxx.

 

[38] [908] c. 20. Bl. d2b Sicut enim natum esse est filio: Hic respondet ad

[39] quaestionem.

[40] Bl. d3a Et quod dicit evangelista: Spiritus: Responsio.

 

[41] [910] c. 21. Si ergo a me quaeritur quomodo: Respondet.

 

 

 

[Seite 19]

 

 

[1] Li. V. c. 1. Bl. d3b Hinc jam exordiens ea dicere: Ex quo sequitur deinceps,[VIII, 911]

[2] quod frequenter aliter intelligimus quam intendunt scribentes.

 

[3] c. 4. Bl. d4b ut nigritudo inde candore: Nigritudo. [913]

 

[4] c. 6. Bl. d5a Relative quippe amicus: i. e. relatione non aequiperantiae, [915]

[5] sed disquiperantiae.

[6] sed quod non sit dicitur: scilicet non genitus.

[7] Cum autem relativum negatur: i. e. scilicet genitus.

 

[8] c. 7. Et cum quaeritur quantus sit: Egregie solvis, Sancte pater [916]

[9] Augustine.

[10] Tantundem ergo valet quod: Vide li. xv. c. 26.

[11] ad non genitorem referatur necesse est:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[16] c. 8. Bl. d3b Quapropter illud praecipue teneamus: Regula notanda

[17] valde. Nam inde consydera an

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[24] c. 9. non ut illud diceretur, sed ne taceretur: latius haec li. 7. c. 4. [918]

 

[25] c. 10. In rebus enim quae participatione: li. 6. c. 6.

 

[26] c. 16. Bl. d7a Quia etsi jam erat animae natura: quia loquitur de [922]

[27] anima in traduce sicut semen in lumbis Abrahae.

[28] Si ergo nummus potest nulla: Contra distinctores relationum.

 

[29] [923] Li. VI. c. 1. Bl. d7b Quae ratiocinatio ad id cogit, ut dicamus: Quod valde

[30] videtur verum propter oppositionem relativam inter sapientiam

[31] et sapientem.

[32] Quod si tenemus: cur non et magnitudinis: Responderetur, quia [924]

[33] hic nulla esset relatio, nisi termini aliter resolverentur ut bonitas

[34] i. e. amabilitas, tunc enim erit relatio.

 

[35] c. 5. Bl. d8b sed suo proprio servantes: i. e. natura propria. [928]

 

[36] c. 6. Potest enim et diminuta magnitudine: non autem ablata.

[37] Ac per hoc multiplex esse convincitur: Haec verba pro se allegant [929]

[38] quantitatis distinctores. Et si secundum eorum somnia intelliguntur,

[39] praecise contra seipsos intelliguntur et contra Augustinum.

[40] Nam non dicit Augustinus, quod color possit sine quantitate esse,

[41] sed quod quantitate minorata potest color idem manere. Ex quo

 

[Seite 20]

 

[1] aufert multiplicitatem corporis, quia est divisibile in infinitum. Et

[2] supra li. 5. c. x.

 

[3] c. 7. Bl. ea sed quia semper invicem, neuter solus: igitur nec debet

[4] solus intelligi deitudo, pater, essentia divina.

[5] sed quia non simul ambo pater sunt: Et hoc necessitate, sed

[6] improprie, cum repugnet esse patrem et solum.

 

[7] [VIII, 930] c. 9. Si quis enim interroget ‘pater solus’: Pater solus potest dupliciter

[8] intelligi. Primo: ut praecise notet proprietatem, ut tantum valeat:

[9] pater solus i. e. ille qui solum est pater nec est filius nec est

[10] spiritus sanctus. Sic idem est pater et pater solus.

[11]       20 ut notet non praecise proprietatem, sed quasi absolutum

[12] convinctum unius personae. Et semper respondetur, quod ipsa

[13] sola cum alia est deus. Hoc alias breviter dicitur signum solus

[14] capi ibidem exclusim non exclusive

[15] Pater solus i. e. Solitarius/ [16] seorsum vel per se.

[17] eb Si enim mentem recte dicimus: per similitudinem probat.

 

[18] [931] c. 10. Hilarius enim hoc in libris suis: li. 2. c. 1.

[19] [932] Ille igitur ineffabilis quidam: Vide ipsum quoque Hylarium in

[20] fine 2i libri, ubi videtur exponere, cur spiritus sanctus sit munus

[21] sive potius in ipso usus.

 

[22] [931] Li. VII. c. 1. Bl. e2a Utrum et singula quaeque in trinitate persona: Maxima

[23] quaestio, quia mirum videtur, quod sapiens, justus, verus et generaliter

[24] omne concretum non sint relativa, cum albus albedine sit

[25] albus, et infra li. 9. c. 4 dicit relativa esse sapientiam et sapientem,

[26] scientiam et scientem et li. 8. c. 1. dicit ea distincte personis

[27] convenire quae relative dicuntur. Non esto subitus et temerarius

[28] judex tu qui legis, quum res ineffabilis est.

[29] [933] Dixeramus enim si ita est: li. 6. c. 1. post medium.

[30] cum aliquid horum nomino sic: ergo si sapientia generat sapientiam,

[31] cur non essentia essentiam?

[32] Verbo enim quod genuit: Cur non? cum istud dicere sit intrinsecum

[33] sibi sicut cogitare et sapere. Sis humilis et pius lector qui legis ista.

[34] quo semper atque incommutabiliter: Cur non ita et sapit seipsum

[35] sapientia sua i. e. filio? Cur non, cum et similis ab alio dicatur

[36] scilicet filio.

[37] Bl. e2b sicut non singulus: se solo.

[38] dicens: scilicet est.

[39] Christum non esse dei virtutem: quia pater est virtus et sapientia. [934]

[40] aut Christum quidem dei virtutem: quia non est se ipso, sed filio.

[41] sapientem quod quis audeat dicere: Nisi haec essent secundum

[42] veritatem a b. Augustino definita, posset valde apprimiter dici

 

[Seite 21]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[1] quod differunt esse patrem et esse sapientem. Esse enim patrem

[2] diceretur i. e. patrem cum filio et spiritu sancto unum, sed esse

[3] sapientem est habere filium qui est sapientia, esse bonum est

[4] habere spiritum sanctum: ita quod virtus et sapientia, bonitas

[5] sint ita nomina personalia, sicut filius et spiritus sanctus. Et si

[6] argueretur: ergo praeter filium pater se ipso non esset sapiens

[7] nec bonus, responderetur tantam ibi esse unitatem naturae, quod

[8] non possit dici sapiens nisi coexprimatur ejus sapientia i. e. filius.

[9] Et si aliter cogitaretur sapiens, false cogitaretur. Sicut anima

[10] sapiens est sua sapientia et quaerere, an sit sapiens est nihil

[11] quaerere, quantomagis ut sunt una res simplex in deo sic esse

[12] diceretur. Sed quia fides et authoritas cum veritate conjuraverunt

[13] et haec ratio quam hic ponit valde urget, scilicet: Si pater solum

[14] relative dicitur, et sola relatio est: quomodo est unius essentiae

[15] cum filio? nihil enim remanebit illis solis idem et unum: licet

[16] forte solvi bene possit.

 

[17] c. 2. Bl. e3a Et propterea non eo verbum quo: quia secundum hoc [VIII, 936]

[18] differt a patre, secundum illud autem est idem patri.

[19]       Contra hoc arguitur: Verbum est aeque nomen absolutum

[20] ut sapientia. Ergo quia, sicut verbum non est nisi dicentis, ita

[21] sapientia non est nisi sapientis vel intelligentis.

 

[22] c. 4. Bl. e 4a Quid vel a graecis vel a latinis1): alii c. xi. [939]

[23] Bl. e4b propterea licuit loquendi et disputandi: Respondet. [941]

[24] Quid igitur restat: nisi: Respondet.

 

[25] c. 6. Bl. e5a aut tres essentias non dicamus: Responsio. [943]

[26] Bl. e5b tanquam diceretur tres equi: Contra Porphyrium qui dicit:

[27] Plures homines sunt unus homo.

[28] Bl. e6b etiam exceptis nominibus relativis: Ecce concedit necessitate [946]

[29] tres substantias dici.

 

[30] Li. VIII. Prooem. Bl. e8b et studium contentionis assumat2): vel desyderii [947]

[31] i. e. nisionis a niti quia qui contendit, nititur et laborat, ut dicimus.

 

[32] c. 2. Bl. fa Non enim parvae notitiae pars est: Et haec sola nobis [948]

[33] est ejus notitia quia negativa.

 

[34] c. 6. Bl. f2b notionem generalem specialemve percepimus: i. e. experientialiter. [953]

 

[35]

[36] c. 8. Bl. f3b Plane notiorem: quia praesentiorem: Exponit, quid sit [957]

[37] notiorem: quia non est evidentiorem, sed certiorem: quia deus

[38] occultus est, sed signis potest cognosci adesse.

 

 

 

[Seite 22]

 

 

[1] [VIII, 959 Li. IX.] c. 1. Bl. f4b Si quis se inquit putat aliquid scire: non negat quin

[2] sciat, sed quod non sciat modum i.e. humiliter non scit, quae

[3] humilitas est modus sciendi.

[4] [961] Ut si quid verbi gratia de patre: Hoc nota bene.

 

[5] [962] c. 2. Bl. f5a Retracto enim eo quod homo est: Hoc difficile est intelligere,

[6] quomodo amor sit meus et spiritus. Videntur haec omnia

[7] a b. Augustino inquisitive dici.

 

[8] c. 3. quia radios qui per eos emicant: Ecce videtur dicere visum

[9] fieri extramittendo.

 

[10] [963] c. 4. Bl. f5b ut color aut figura in corpore: quoad actum 2um, sed

[11] tantum quoad actum primum.

[12] Quamobrem non amor et cognitio: Per hoc concluditur, quod

[13] Augustinus loquitur de notitia et amore concretive.

[14] [964] ut non alteri alicui rerum: sicut accedens adest alteri.

[15] mens vel amata vel nota sit: hoc verbum insinuat aliquo modo intellectum

[16] Augustini.

[17] [965] Quemadmodum si ex uno eodemque auro: Ex ista declaratione satis

[18] vides, quod Augustinus praedicatum substantiae et relationis eidem

[19] convenire decernat. Secundo quod amor et amans, scientia et

[20] sciens sint relativa, igitur et sapientia ad sapientem. Quomodo

[21] igitur pater sapiens ad se? vel sciens ad se? Si autem relative:

[22] igitur sapientia genita sapiens erit pater. Tercio: quod Augustinus

[23] non ponit actus animo esse partes imaginis: quia dicit, quod non

[24] sint partes, sed quodlibet est totum. Quarto quod adhuc latet,

[25] quid velit Augustinus.

 

[26] [970] c. 12. Bl. f7b Si tamen veritas ipsa persuaserit: li. xv. c. xix.

[27] [971] Sed ideo non recte dicitur: Respondet.

 

[28] [973] Li. X. c. 1. Bl. f8b nisi cujus rei signum sit: quia relativa.

[29] Quid ergo amat nisi quia: i. e. in generali cognitione.

 

[30] [982] c. 10. Bl. g3a Novit enim haec in se: nec imaginatur: Nec est alius

[31] quam hic modus intelligendi animam in hac vita, scilicet quod

[32] scio me esse, vivere intelligere, et hoc scire sufficit tibi.

 

[33] c. 11. Bl. g3a sed quid velit prius: deinde: Item li. xi. civitate 25.

[34] sive eorum fine delectata conquiescat: Ex quo manifeste patet,

[35] quod usus pro omni actu voluntatis ponitur, scilicet aliter

[36] capiendo.

[37] Uti enim est: Uti.

[38] Frui est enim: Frui.

 

[39] [1000] Li. XII. c. 4. Bl. h2b nisi per officia geminamus: Cur ergo alii ea geminant

[40] secundum rem et non officia?

 

[41] [1001] c. 6. Bl. h3a ut putent ita dictum: Fecit: Ut Hilarius li. 4. et 5.

[42] apparet dicere.

 

 

 

[Seite 23]

 

 

[1] c. 12. Bl. h4b velut cibum vetitum mulier: Interpretatio seductionis [VIII, 1008]

[2] Evae.

 

[3] Li. XIII. c. 1. Bl. h7a sed eam tenet certissima scientia: i. e. experientialiter. [1014]

[4] in dictumque sit eam esse convinctionem ist convinctionem verbessert [1015]

[5] in convictionem.

 

[6] c. 7. Bl. h8b Qui profecto spe beati sunt: Melius hic Augustinus et [1021]

[7] verius de felicitate disputat quam fabulator Aristoteles cum suis

[8] frivolis defensoribus. Qui quia hunc Augustinum hoc loco non

[9] legant, audacter nobis distinguunt felicitatem in hac vita et renitentem

[10] Aristotelem discordissime et distortissime purae fidei

[11] concordant. Vide eadem li. 19. civitate dei c. 4. 5. &c..

 

[12] c. 8. Bl. ia propterea enim beata vita discedit: Egregia disputatio [1022]

[13] hujus columnae et aurea.

 

[14] Li. XIV. c. 14. Bl. k3b satiabitur in bonis desiderium ejus: Nota hanc [1051]

[15] texturam hujus textricis animae Sancti Augustini. Cum igitur

[16] magis mentem amemus quam thesauros et desyderantem magis

[17] quam desyderatum, quae est ea perversitas, ut minus amato magis

[18] inhaereamus? Et non facimus menti quae facimus ejus desyderabilibus.

 

[20] c. 16. Bl. k4a Est enim spiritus et deus: differunt spiritus et mens. [1053]

 

[21] Li. XV. c. 5. Bl. k7a Proinde si dicamus eternus: Nomina qualitatis de deo [1062]

[22] dicuntur secundum substantiam.

 

[23] c. 17. Bl. l6b deus caritas est: ut incertum sit: Simile autem videtur [1080]

[24] et hoc quod ait Jo. 1. ‘Et deus erat verbum’, ubi non dicit ‘filius

[25] erat verbum’.

[26] in tantummodo diligat. Itemque ist diligat verbessert in intelligat.

 

[27] c.19. Bl. l8a Hoc enim sanius creditur vel intelligitur: li. ix. c. xii. [1086]

 

[28] c.19. Bl. l8b intelligatur quam filii sui dilecti: Quamquam et dici [1087]

[29] potest, quod sit filius charitatis suae i. e. spiritus sancti sui: eo

[30] quod de spiritu sancto conceptus sit et apostolus ibi loquatur

[31] de regno filii dei in quod translati sumus: quod est regnum

[32] humanitatis ejus in quo ipse regnat per fidem carnis suae et in

[33] velamento idipsum olim traditurus deo patri i. e. trinitati ut in

[34] 1. li. tri.

 

[35] c. 23. Bl. ma id est qua res intelligibiles: Notatu dignum quomodo [1090]

[36] differant memoria brutorum et rationalium: verum homo pene

[37] jumentum factus est, quia incorporea difficulter capit nisi quae

[38] corporalia sunt per fidem abjiciat.

 

[39] c. 26. Bl. m2b Ideo enim cum spiritum sanctum genitum: Vide supra [1095]

[40] quid de ingenito dicat li. 5. c. 7. quae concordant in hoc, si non

[41] genitus relative capiatur cum non genitore et non absolute et

[42] mere infinitanter.

 

 

 

[Seite 24]

 

 

 

 

 

[1] De civitate dei.

[2] [VII, 15] Li. I. c. 1. Bl. a4b in truculenti barbari perceperunt ist perceperunt verbessert

[3] in pepercerunt.

 

[4] [16] c. 2. Bl. a5a nec succensent auctoribus: succensent i. e. irascuntur.

 

[5] c. 3. Gens inimica mihi: trojana.

 

[6] [17] c. 4. Bl. a6a Adytis &c.. sciendum est secundum Hugnitionem1): Somniat

[7] Hugnitio, sed dicitur ab κα δω id est ingredior.

 

[8] [20] c. 8. Bl. a7a zu dem Ganzen: Hoc capitulum super aurum et topasion

[9] et solo Augustino dignum authore. Signa memoriam tuam hac

[10] illustrissima nota.

 

[11] [93] Li. III. c. 15 Bl. e6a in oppido tusculo romae vicino: Juvenalis idem sentit

[12] cum Augustino:

 

[13] Ad generum Cereris sine caede et sanguine pauci

[14] Descendunt reges et sicca morte tyranni.

 

[15] Vide Baptistam Mantuanum in li. patien. copiosiorem in hac re.

 

[16] Li. IV. c. 23. Bl. b5b Quis enim ferat quod neque inter deos consentes: et

[17] dicuntur dii consentes apud Varronem in principio librorum de

[18] rebus rusticis.

 

[19] [205] Li. VII. c. 14. Bl. m7a Quorum mercurius si sermonis: Mercurius est sermo.

 

[20] [227] Li. VIII. c. 4. Bl. n8b Sed inter discipulos socratis: Platonis laus.

 

[21] [231] c. 6. Bl. o2a et si omni specie carere: Unde et materia prima non

[22] potest esse sine omni specie ad idem li. 6. tri. ulti.

 

[23] [242] c. 17. Bl. o6a omnesque turbelas: Turbela.

 

[24] [258] Li. IX. c. 4. Bl. p4a stoici delectentur nisi novitate verborum: Stoicae igitur

[25] reliquiae sunt hodie maxima pars philosophorum. Nam in nudis

[26] verborum novitatibus et aequivocationibus certant.

 

[27] [269] c. 16. Bl. p8a Ergo demones contaminari fatentur2): Quid ergo si dii

[28] misceantur demonibus, ut dicunt? anne contrectatione eorum

[29] contaminantur, cum et demones immundi sint sicut homines?

[30] Miscentur autem, quia deferunt desyderata et referunt impetrata,

[31] quod si homines facerent, dicerentur misceri diis ipsis.

 

[32] [276] c. 23. Bl. q2a tamen ita detestabile est nomen: Contra quosdam recentiores.

 

[34] [279] Li. X. c. 1. Bl. q3b religionem non esse nisi dei cultum:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 25]

 

 

[1] c. 29. Bl. r8a quidam platonicus sicut a sancto: De opinione platonici [VII, 309]

[2] cujusdam super Euangelio s. Ioannis.

 

[3] Li. XI. c. 5. Bl. s3a respondetur eis isto modo: Eadem xi. conf. [321]

 

[4] [332] c. 18. Bl. s5b atque ita ordinem saeculorum: li. de vera religione

[5] c. 22. Et c. 3. conf. circa finem.

[6] Antitheta enim: Antitheta.

 

[7] c. 25. Bl. ta Tria enim1) sunt quae in uno quoque: li. x. trinitate. xi. [339]

 

[8] c. 30. Bl. t2b Unde ratio numeri contemnenda: li. 4. tri. 3. 4. 5. 6. [344]

[9] li. 4. super gen. c. 2. — De numeri ratione.

 

[10] Li. XII. c. 15. Bl. t7a Ego quidem sicut dominum: i.e. aliquando tempore [363]

[11] et utique semper fuit dominus.2)

 

[12] Li. XIII. c. 11. Bl. v4b nec tamen possunt appellari morientes: Verbum [385]

[13] Anomalum Mori.

 

[14] c. 12. ubi anima et a deo et a corpore: Contra hoc videtur quia [386]

[15] Adam et Eva personaliter non sunt damnati et tamen personaliter

[16] prohibiti.

 

[17] c. 21. Bl. v8b Nemo itaque prohibet: Tropologia paradisi. [394]

[18] Possunt haec etiam in ecclesia: Allegoria paradisi. [395]

 

[19] Li. XIV. c. 6. Bl. x4b immo omnes nihil aliud: Perturbationes sunt voluntates [409]

 

[21] c. 8. Bl. x5a Sic ergo illi loquuntur ut velle: Stoicorum philosophia

[22] seu potius stultitia Apathie/ [23] pathe.

 

[24] Li. XV. c. 22. Bl. A5b Unde mihi videtur quod: Virtus. [467]

 

[25] c. 23. Qui enim graece dicitur angelos: γγελος. [468]

[26] quos vulgo incubos: Incubi.

[27] quos dusios galli: Dusii.

[28] Bl. A6a Merito enim creduntur septuaginta: Septuaginta interpretes [470]

[29] spiritum propheticum.

[30] continent istas de gigantibus: de gigantibus fabulae.

 

[31] c. 26. Bl. A6b Nam et mensurae ipsae longitudinis: Mysterium Magnitudinis [472]

[32] Arcae Noe.

 

[33] c. 27. Bl. A7b ligno per sustudines:3) Suscus, cudis, suscudes sunt [474]

[34] tabellae quibus tabulae inter se configuntur quia quo innitantur

[35] succiditur. Varro a sub et caedere, cecidit, caesum.

[36] quales locustae, scarabei: Scarabei vermiculi infimo equino et [475]

[37] bovino reptantes.

 

[38] Li. XVI. c. 2. Bl. A8a Unde convenienter et ipse filius: Canaan negociator [478]

[39] et mercator.

 

[Seite 26]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[1] [VII, 479] Bl. A8b commemoratione silitum est: Silitum est.

 

[2] [481] c. 3. Bl. Ba ex illo hebraeos esse cognominatos: Burgensis in additionibus

[3] bibliae super gen. dicit, quod hebrei dicuntur quasi transfluviales,

[4] quia Abraam sic vocatus est cum ad Mesopotamiam

[5] venisset de Caldeis.

 

[6] [498] c. 19. Bl. B7a Erat enim et hoc quia propinqua: scilicet fratris filia,

[7] ipsius Araan et soror Loth.

 

[8] [500] c. 23. Bl. B7b Postremo quicunque universum: i. e.

[9] Aratus/ [10] Endoxus jactant se stellarum numerum nosse.

 

[11] [507] c. 28. Bl. Cb Abraam vero quod ante: ab i. e. pater, Kain: excelsus.

[12] Vox in Rama ploratus. Ab: raam i. e. multa.

[13] Sara autem virtus: Sara i. e. domina.

 

[14] [539] Li. XVII. c. 7. Bl. Da Prorsus quicunque ex israelitis: Ergo: Non convertentur

[15] ad Christum Judei in fine mundi? Sed omnia quae ad

[16] hoc sonant impleta sunt in primitiva Ecclesia? Et quod erit

[17] unum ovile et unus pastor: aut tunc factum est aut in futuro

[18] statu fiet.

 

[19] [548] Li. XVII. c. 15. Bl. D3b et aliorum et nostra volumina: Hic videtur testari

[20] se super psalterium scripsisse et tamen non meminit in li. retract.

 

[21] [551] c. 17. Bl. D6a in nostris jam popularibus sermonibus: [beatus Augustinus

[22] populares sermones se dicit fecisse dum hoc opus conscriberet

[23] unde videtur ...........1) fuisse ordine presbyter]2)

[24] immo fuit Episcopus etiam diu ante quam scriberet haec.

 

[25] [552] c. 18. quae ventura erant jam in praedestinatione: Hanc sententiam

[26] saepe usurpat Lyra super bibliam licet aliqui eam non dignam

[27] satis putent.

 

[28] [561] Li. XVIII. c. 2. Bl. Ea Ita eorum qui fecere virtus: Anne consequens eos

[29] etiam monitos fuisse egregie? Idem dicit Flavius Vopiscus.

 

[30] [579] c. 23. Bl. E8a zu Judicii signum tellus sudore madescet.

[31] E coelo rex adveniet per saecla futurus.

[32] etc. etc.

[33] ist an die Seite jedes Verses der betr. griechische Buchstabe von

[34] ησους χριστος θεου υιος σωτηρ geschrieben.

[35] [580] exprimitur in quinque verbis Christus dei: Et verum quando χ

[36] et θ, cum sint duplices, pro duplicibus3) computentur literis.

[37] Alioquin tantum 25 erunt, nisi ubique diphthongus ου pro ος

[38] ponatur sicut in Jesous fieri oportet

 

[Seite 27]

 

[1] ι ησους

[2] χ ριστος

[3] θ εου

[4] υ ιος

[5] σ ωτηρ

 

[6] c. 32. Bl. F2b Intendens intendes arcum tuum: Hujus Cantici incredibilis [VII, 590]

[7] et multum mirabilis diversitas est a nostra translatione

[8] papae.

 

[9] c. 41. Bl. F7a Neque enim in multitudine philosophorum: Et nostri [600]

[10] saeculi phanatici volunt pene omnes nostrae scripturae concordare

[11] qui inter se nunquam consenserunt.

 

[12] c. 42. Bl. F7b Traditur sane tam mirabilem ac stupendum: Haec [603]

[13] sunt ex Divo Martyre et philosopho Justino graeco desumpta

[14] ex li. qui Admonitorius ad gentes inscribitur quem Joannes Franciscus

[15] Picus Comes latinum fecit. Verum Justino et Augustino

[16] non consentit D. Hieronymus in epistola ad Desiderium episcopum

[17] nec Josephus li. 12. antiquitatum 2. capite.

 

[18] c. 43. Bl. F8a Qui profecto auctoritate divina: [604]

[19] Concordat LXX/[20] Hieronymus interpretationem.

 

[21] c. 47. Bl. Gb de sancto et mirabili viro Job: Quo tempore fuerit S. Job. [609]

 

[22] Li. XIX. c. 4. Bl. G7a sed eorum quoque mirus est error: Sed multo mirior [630]

[23] nostratium qui Aristotelem non dissonare catholicae veritati

[24] impudentissime garriunt.

[25] Bl. G7b Neque enim mendaces sunt verae virtutes: Ad eadem [631]

[26] li. 13. trinitate c. 7. et 8.

 

[27] c. 7. Bl. G8a in dolebit justorum necessitates sibi extitisse ist zwischen [634]

[28] sibi und extitisse eingeschaltet: causas.

 

[29] c. 12. Bl. Ha nam malus graece cacos dicitur: κακός. [638]

 

 

 

[Seite 28]

 

 

 

 

 

Luthers Randbemerkungen zu den Sentenzen des Petrus Lombardus.

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 28]

Am 9. März 1509 hatte Luther an der Wittenberger Universität den Grad eines baccalaureus biblicus erlangt. Er stand im Begriffe, zu dem zweiten theologischen Grad, dem eines sententiarius fortzuschreiten, als er, wohl im Herbste 1509, in das Erfurter Kloster zurückberufen wurde. In der theologischen Fakultät zu Erfurt wirkte er nun bis 1511 als sententiarius. Als solcher hatte er über die vier Bücher der Sentenzen des Petrus Lombardus Vorlesungen zu halten, wodurch er die Berechtigung erwarb, um die Licentia magistrandi sich zu bewerben. Diese wurde Luther am 4. Oktober 1512 in Wittenberg ertheilt. Daß ein verhältnismäßig großer Zeitraum zwischen der Beförderung zum Baccalaureat und zur Lizentiatur liegt, erklärt sich aus dem wohl einen Zeitverlust mit sich bringenden Wechsel der Universität, vor Allem aber daraus, daß Luthers Romreise innerhalb desselben anzusetzen ist.

 

Das Exemplar der Sentenzen, des Petrus Lombardus, welches Luther bei seinen Vorlesungen in Erfurt benutzt hat, findet sich in der Ratsschulbibliothek zu Zwickau. Es ist folgende Ausgabe:

 

 

 

“TExtus Sententiarum cum conclu || siouibus [sic] ac titulis questionū san = || cti Thome Articulis q; Parisien̄. || et in quibus mgr̄ cōiter nō tenet~. ||” Titelrückseite bedruckt. 80 Blätter in Folio, das letzte Blatt leer. Am Ende von Blatt 245: [Holzschnitt]. Darunter: Liber Sententiarum magistri Petri Lombardi: cum conclusionibus || magistri Henrici Gorichem: sacrum litterarum interpretis eximij. Ac || subtilissimis sancti Thome problematibus. ad studentiū exercitationez || facilioremq; in eiusipsius scriptis materiarū inuentionem. cuiuis librozz || seriatim annotatis. Additis insup̱ quibusdam articulis in certis faculta tibus erroneis & infide catholica suspectis. Parisius doctrinaliter & au || toritatiue a catholicis tractatoribus 9demnatis. explicit. Impēsis atq; singulari opera Nicolai Keslers ciuis Basilieen̄. ad honorem sancte et || indiuidue trinitat] ac fidei catholice augmentū et tuitionē q̄; diligentissi || me impressus. Anno incarnationis dn̄i post millesimū quarterq centesi/ || mum octogesimo nono. Tertio vero kaln̄ Decembris.||”

Holzschnitt auf Blatt 245: Keslers Druckerzeichen.

Dieses Exemplar der Sentenzen enthält zahlreiche, zum Teil sehr umfängliche handschriftliche Bemerkungen Luthers, die nicht etwa flüchtig hingeworfen (vgl. z. B. die grammatisch-exegetische Erörterung zu I. dist. 2. c. 6.), sondern sorgfältig überlegt, mit Rücksicht auf Leser (vgl. z. B. I. dist. 16. c. 4; II. dist. 12. c. 2) und häufig aus andern Schriftstellern (z. B. Augustin, Hilarius, Ambrosius, Reuchlin) zusammengetragen sind. Nicht nur zu dem vorliegenden Drucke selbst, sondern auch zu Noten von früherer Hand, die derselbe enthält, macht Luther seine Bemerkungen (vgl. z. B. I. dist. 2. c. 2; dist. 3. c. 4. 9). Dabei hatte er auch mehrere andere Ausgaben der Sentenzen zum Vergleiche vor sich, aus denen er, nicht ohne eigenes Urteil (vgl. z. B. II. dist. 9. c. 4.) Citate herübernahm oder diejenigen seiner Ausgabe

 

[Seite 29]

 

[ 10 irrepicabilis.]

 

verbesserte (vgl. das häufige ‘alii’ bei Citaten z. B. II. dis. 25. c. 8; er unterscheidet zwischen alten und neuen Ausgaben I. dist. 3. c. 14).

 

Die Randbemerkungen zeigen uns den von der Autorität der Väter und der Scholastik (vgl. I. dist. 9. c. 1) zu der der heiligen Schrift (vgl. insbes. I. dist. 20) sich emporringenden Reformator.

 

Vgl. Köstlin, Martin Luther3 Bd. 1. S. 98 ff.

 

Im Folgenden gibt die am Rande stehende arabische Zahl die Spaltenzahl in Mignes Patrologie tom. CXCII. Im übrigen ist die Druckeinrichtung die nämliche wie bei den Randbemerkungen zu Augustin (vgl. S. 4), nur daß hier, wo sehr kurze Glossen in größerer Zahl sich finden als dort, längere Reihen solcher kurzen Glossen innerhalb derselben Spalte der Patrologie oder desselben Kapitels nicht in abgesetzen Zeilen, sondern fortlaufend gegeben werden.

 

[1] Auf der inneren Seite des vorderen Einbanddeckels: Quamquam non [2] penitus refutandam predam philosophiae ad Sacra theologiae accomodam [3] duxerim: Tamen in hoc vehementer placet Magistri sententiarum [4] Prudens continentia et puritas intemerata, quod in omnibus [5] ita innititur ecclesiae luminibus, maxime illustrissimo jubari et nunquam [6] satis laudato Augustino, ut tanquam suspecta habere videatur [7] quaecunque a philosophis sunt anxie explorata, sed nondum nota: [8] Et certe nimis dedite in illis vepribus involucris et quae nugis [9] meris sunt proxima versari, Quid est quaeso quam labyrinthos sibi [10] irreplicabilis erroris moliri et subter harenam fodere et, ut significanter [11] dicam, Sysiphium saxum volvere isioneumque orbem rotare? [12] Quis tandem erit opinionum et pugnacissimarum sectarum finis? [13] Mundus plenus est Chrysippis immo Chymeris et hydris. Nihil [14] poterant poetae expressius et facecius effingere, quo illas philosophorum [15] jurgia, pugnas et sectas riderent, quam monstra talia ridicula [16] sane, propria tamen et urbana mordacitate salsissima. [17] Dilige ergo integros et fideles purosque authores aut saltem (si ita [18] fieri sit necesse) populari fac sint tibi familiaritate conjuncti, philosophos [19] inquam i. e. opiniosos dubitatores.

 

[20] Bl. ab am Ende nach numero cclxxj.: Hilarius li. 7. c. 25. Non relictus est [21] hominum eloquiis de dei rebus alius quam dei sermo. Omnia [22] reliqua et arta et conclusa et impedita sunt et obscura. Si aliquis [23] aliis verbis demonstrare hoc quam quibus a deo dictum est, volet, [24] aut ipse non intelligit aut legentibus non intelligendum relinquit. [25] Haec ille. Quomodo credent haec nostri subtiles magis quam [26] illustres?

 

 

 

[Seite 30]

 

[ 28 i. e. t.]

 

[CXCII. 521]

[1] Prologus. Bl. a2a zum Anfang: Iste prologus pro majori parte est Hylarii [2] li. x. et Aug. li. 3. de trinitate. — de penuria: paupertate. — tenuitate: [3] modicitate. — gazophilatium: i. e. librarium Ecclesiae sive [4] thezaurarium. — consummatio: i. e. ut consummetur. — in curationem [5] semiviri: luce ix. — fidem nostram adversus: 2. Cor. 2. — [6] munire: roborare. — vel potius munitam: cant. 4. — lingua ac [7] stilo nos: scriptura. — servire flagitantium: prolo. 3ii tri. Aug. [8] — quas bigas: linguam et stilum. — dissentientibus: discordantibus. [9] — animorum: intellectuum. — deus saeculi hujus: i. e. [10] diabolus utpatet iufra li. 2. dis. 24. ca. 9 per authoritatem [11] apostoli ad eph. 2. — ad fabulas convertentes: 2 thimo 4. — rationem [12] sapientiae: vel respectum habent vel curationem renuendae. [13] — hypocrisis: simulatio. — omni verborum mendacio: et sic nullo [14] modo est pietas. — molientes: nitentes. — Moliri i. e. niti. — pruriginem: [15] delectationem. — contentioni: litigio. — sine federe bellant: [16] i. e. quia non possunt concordari, sicut in aliis negociis fit. Et [17] rationem dat: quia Jnter veri &c.. — Jnter veri: quare? quia. — [18] pertinax: obstinata.

 

[522]

[19] compegimus: compilavimus. — vipereae doctrinae: arrii qui multos infecit. [20] — impiae professionis: Sabellii. — liberum correctorem: Quis sit [21] liber corrector, pulchre b. Aug. exponit prologo li: 3. tri. dicens Sicut [22] lectorem meum nolo mihi esse deditum, ita correctorem nolo sibi. — [23] Prolo: 3 ii tri: Aug. — habent rationem sapientiae: Habentes rationem [24] sapientiae i. e. ipsam sapientiam in superstitione i. e. stulta et vana [25] observatione vel superflua [darüber: falsa] religione, ut delyrantes [26] vetulae, dum nimium volunt esse religiosae, fiunt superstitiosae, [27] utpatet in sacramento unctionis, Sic isti perversi et heretici Glutientes [28] camelum &c.. Habentes rationem sapientiae i. e. teutonice [29] achtung, estimationem, reputationem: ut habeo rationem vitae meae. [30] Sicut illi non habent rationem sapientiae nisi in superstitione i. e. [31] reputant sapientiam in superstitione esse sive observant vel quaerunt [32] sapientiam in superstitione.

 

 

 

 

 

 

 

[Zu den Sentenzen des Petrus Lombardus]

 

1510

 

[Seite 30]

 

 

 

[33] Liber I.

 

[34] Dist 1.

 

[36] [521] c. 1. Bl. a4b zum Anfang: Magister [35] proponit de quibus sit materia/[36] disponit differentiam rerum/[37] opponit per tria ...........1) [38] diligenti indagine: scrutatione. — etiam atque etiam: etiam atque

 

[Seite 31]

 

[1] etiam i. e. instanter. — tractatum: textum. — in li. de doc. christiana: [2] li. 1. ca. 1. — tenere advertet: scilicet speculatio theologorum. [CXCII, 522]

 

[3] c. 3. assumere aliquid in facultatem: i. e. elicere aliquam volitionem circa [523] [4] ipsam.

 

[5] c. 7. Bl. a5a Ille enim miseretur: utitur ergo nobis propter se. [524]

 

[6] c. 8. qui in lib. xiij. de trini.: Lege id caput. Et aurea est disputatio et [7] egregia de beata vita quae hic non potest breviter narrari.

 

[8] Bl. a5b Verumtamen non est hic consistendum: Hic notandum, quod voluntas [525] [9] potest aliquid velle absolute i. e. quia est libera, nec curandum an [10] sit summum vel non summum et hic actus est usus habitualiter [11] i. e. aptus et potens propter deum haberi: licet actu non referatur. [12] Et sic authoritas Ambrosii habet veritatem.

 

[13] zu dem Epilogus: Notandum, quod uti hoc loco non capitur pro assumptione [14] alicujus in ministerium corporis: ut utor pecunia, equo, cane [15] ad venandam, panno ad tunicam et sic de omnibus extrinsece, sicut [16] communiter solet capi in locutionibus nostris. Sed capitur pro [17] acceptione alicujus in facultatem animae non simpliciter, sed voluntatis [18] tamquam objecti. Quia licet intellectus vere utatur omnibus [19] rebus mundi, tamen hic solum de voluntate loquimur.

 

 

[20] Corollarium.

 

[21] Utibile est hoc loco nihil aliud nisi volibile inquantum tale scilicet volibile [22] propter deum. Utens autem est praecise ipsa voluntas, usus est [23] ipse actus voluntatis.

 

 

[24] Dist. 2.

 

[25] c. 1. Bl. a6a Deus qui non nisi: li. 1. soliloqui. c. 1. — alicubi erratur: [26] li. 1. c. 3.

 

[27] c. 2. in li. de fide ad petrum: alii c. 1.1) — Una est enim: Usia i. e. essentia, [526] [28] Homos i. e. unus, similis.

 

[29] c. 3. primo li. de trini.: c. 2.

 

[30] c. 4. zum Anfang: 2a pars in qua proponit testimonia veteris testamenti.

 

[31] Bl. a6b Deus enim et dominus: Signate hoc quaeso, quod deus est nomen [32] naturae et potestatis, quia ex hoc sequitur, quod distinctio nominis [33] deus personaliter et essentialiter est frivola et inutilis philosophiae [34] confictio. Et b. Aug. li. de fide ad Petrum c. 1. Hoc est utique [35] unum naturae nomen horum trium quod dicitur deus. Et potest [36] probari, quia dicendo deus personaliter captus, utrum sit adorandus? [37] Si sic, ergo non personaliter, sed essentialiter. — Item alibi deus: [38] Exodi 3. — Aug. in li. de fide ad petrum: alii c. 1. 1)

 

 

 

[Seite 32]

 

[CXCII, 527]

[1] c. 5. zum Anfang: xi. columna si in xii. columnas diviseris librum. — quod in [2] trinitate nec diversitas: quia diversitas usu communi signat pluralitatem [3] essentialem. — Absolutius: i.e. expeditius. — recipit: patitur. [4] — faciamus: hoc verbum. — convenit faciam: non faciamus. — [5] meam: non nostram. — Non solitario vero: Ex hoc magister capit, [6] quod non sit numerus in deo, quia dicit Non solitarii. — similitudinem [7] hominem: qua est homo. — reperitur operari: Ecce dei [8] communis imago dicit ipsam divinitatem.

 

[9] c. 6. hebraica veritas habet heloym: In heloym ist h ausgeftrichen, an dem [10] Rande steht dafür: elohim. — plurale hujus singularis: Huc [11] adde quae infra1. Nota pro confirmatione hujus: Quia hoc frequenter [12] sit in scriptura, ut nomen dei ponatur in plurali etiam cum [13] verbo et adjectivo pluralibus. Testis est Nicolaus de Lyra in [14] quaestione quodlibetica sua. Unde Josue ultimo ‘Non poteritis [15] servire domino, quia dominus sanctus ipse’. In hebreo habetur [16] ‘quia elohim sancti ipse’. Hiere. 23 ‘pervertistis verba dei viventis’. [17] In hebreo est ‘verba elohim haiim i. e. deorum viventium’. Esaie 142 [18] ‘Dominabitur tui qui fecit te dominus exercituum’. In hebreo est [19] ‘dominatores tui, factores tui’. 2. R. 7 ‘Quae est autem gens in terra, [20] propter quam ivit deus, ut redimeret eam sibi’? In hebreo ‘propter [21] quam iverunt elohim i. e. dii’. Ecclesiast. 2. ‘Quid est, inquam, [22] homo, ut possit sequi regem factorem suum’? In hebreo ‘regem [23] qui jam fecerunt eum’. Ps. 563 secundum hebream computationem [24] ‘Confitemini domino dominorum’. In hebreo est ‘Confitemini dominis [25] dominorum’. Malachie primo ‘Et si dominus Ego sum, ubi est [26] timor meus’? i. e. ‘Si ego sum domini’. Haec Jo. Reuchlin in vocabulo [27] Adonim. — hel: das h ausgestrichen. — hel: das h ausgestrichen. — [28] heloym: das h ausgestrichen. — Super senes: ps. 118. — Dominus [29] nomen: ps. 67.

 

[30] [528] Bl. a7a Esaias quoque dicit: c. 6. — dicens: dominus dixit: ps. 2. — [31] viarum suarum: operationum.

 

[32] c. 8. Nunc vero post testimonia: Tertia pars, ubi authoritates novae legis [33] adducit. — calculus quo: Esaie 6. — Ite baptizate: matthei ult. [34] — quae supposuit: i. e. posuit. — Ipse etiam ait: Ego: Jo. x. — [35] Ambrosius in eodem: c. 2. — Misit deus spiritum: Gal. 4. — quia [36] singulae paene sillabae: Quale mysterium Magister hic insinuet, [37] non quidem gustum sentio, olfacere tamen videor. Nisi forte [38] imitatus B. Hieronymum qui ait singulas syllabas libri apocalypseos [39] mysterium habere. Sed subtraho meum idolum animae.

 

 

 

[Seite 33]

 

 

 

[1] Dist. 3.

 

[2] [CXCII, 529] c. 4. Bl. a7b Augustinus: ibidem.1

 

[3] c. 5. Bl. a8a Intellexerunt etiam corporis: Augustinus ibidem consequenter.

 

[4] [531] c. 8. Bl. a8b Equalia etiam sunt: illa tria non quantitate molis mensurabilis, [5] sed quantitate virtutis ad objecta.

 

[6] c. 9. Totamque meam memoriam: Ibidem2 Augustinus et ix. ca. 4. — Quod [7] enim: Quam partem.

 

[8] c. 11. ut ait Augustinus non ipsa: li. xv. trin. c. 7. — ut ait Augustinus in [9] xiiij. lib. de tri.: c. xi.

 

[10] c. 13. ut ait Augustinus in ix. li. de trinitate: ubi loquitur mirabilia.

 

[11] [532] c. 14. Unde Augustinus in ix. li. de tri. ait: c. 4. — tanquam in subjecto ut [12] color in colore: Augustinus dicit ibi non tanquam in subjecto, sed [13] substantialiter &c.. et correcti textus etiam ita habent. Sed nisi valde [14] sobrie exponantur haec et alia quae ibidem dicit, contradicet sibi [15] ipsi et valde mirabilia erunt, quia dicit, quod color non est major [16] quam subjectum. Mens autem plura intelligit quam se: igitur non [17] est ut color in subjecto. Ista ratio esset nihil, nisi intelligatur de [18] magnitudine et inexistentia virtuali: quia color potest non complecti [19] nisi suum subjectum in quo est. Intellectus vero potest et se complecti [20] et alia. Deinde quod Augustinus capit ista nomina concretive, [21] scilicet memoria, intellectus &c.. pro anima potente velle, intelligere [22] &c.. Sic enim erunt una anima et tres etiam inseparabiliter.

 

[23] Nisi sic, inquam, intelligeretur, potest argui contra eum. Oculus [24] non est ut pars in corpore, quia videt plura quam partem aliquam. [25] Sed pars non est plus quam pars. Sed responderi oportet de inexistentia [26] vel complectentia virtuali sic, quod pars non potest esse [27] nisi unius totius, sed oculus ultra hoc quod est pars non potest aliquid [28] plus. Sed tunc similitudo non arguet. Color colorat solum subjectum [29] suum, sed intellectus non intelligit solum suam mentem.

 

[30] Vide Occam hac dis. q. 8. dubio 2. ubi satis ingeniose concordat [31] et exponit verba b. Augustini.

 

[32] c. 14. Bl. a9a ut Augustinus ait in xv. li.: c. xx. Alii c. 24. Sed antiqui [33] ut hic. — quam magnum: aliquid. — natura recoli: ex quo magno.

 

[34] c. 16. Homo unus per ista tria: Aug. li. xv. c. 22 de verbo ad verbum.

 

[35] c. 17. Rursus ista imago: ibidem c. 23. — ut ait Augustinus in xiiij. li. [36] de tri.: c. 23. — quia potest etiam meminisse: Et ex hoc patet, [37] quod de actibus ante imaginem ponit.

 

 

 

[Seite 34]

 

 

[1] [CXCII, 533] c. 18. Ut enim ait Augustinus: c. 2. et 4. — pro eo quod in anima excellentius [2] est: i. e. intelligentia. quia in animo substantialiter existunt: quia [3] ad suppositale significatum sunt idem, sed in connotamento realiter [4] differunt, secundum Scotistas autem formaliter differunt.

 

[5] c. 20. Nec minor est proles: in fine ultimi c.1

 

[6] c. 21. Bl. a9b Sunt etiam haec: li. ix. c. 5. — in seipsis: objective.

 

[7] c. 22. quasi res fatua: sicut est.

 

 

[8] Dist. 4.

 

[9] [534] c. 2. Bl. ba zum Anfang: 2a pars distinctionis ubi opponit et solvit. — non [10] ergo unus tantum: Difficultas harum propositionum habet ex hoc [11] fundamentum, quod hoc nomen ‘deus’ sive a parte subjecti sive [12] praedicati ponatur, potest supponere pro trinitate personarum. — Si [13] deus pater genuit deum: Cameracensis q. 5. ar. 1. concedit has esse [14] veras, sed non in usum trahendas: tres sunt dii: Deus genuit alium [15] deum: sicut tres personae: et una genuit alteram. Nam illae sunt [16] negatae ab Ecclesia propter versutias hereticorum utpatet ex Aug. [17] li. v. c. ix.

 

[18] Bl. bb Genuit deum qui non est: Genuit deum qui non est deus pater i. e.

[19] {deum qui non est pater, qui deus est

[20] {deum qui non est deus, qui pater est [21] Potest autem et in accentu notari diversitas ut

[22] {deus genuit deum qui non est deus pater acuendo pater

[23] {deus genuit deum qui non est deus pater deprimendo pater et

[24] {        elevando deus

[25] Filius est { deus pater/ [26] pater deus

 

 

[27] Corollarium.

 

[28] Illa est vera

[29] filius est deus qui est pater, tamen haec falsa

[30] filius est deus pater appositive construendo.

 

[31] c. 3. zum Anfang: Tercia pars. — unum deum sive unam: pater et filius et [32] spiritus sanctus est unus deus. Unus deus est pater et filius et [33] spiritus sanctus.

 

 

[34] Dist. 5.

 

[35] [535] c. 1. Bl. b2a relative diceretur ad patrem: Ista prima ratio posset sic retorqueri [36] in Magistrum: Deus non dicitur relative ad patrem: igitur [37] nec pater genuit deum nec deus genuit deum, contra distinctionem

 

[Seite 35]

 

[1] praecedentem. Quod si deus ibi capitur relative: cur non et [2] essentia? Item lumen de lumine, sapientia de sapientia, consilium [3] de consilio. Rationes non concludunt, sed quia spiritus sanctus [4] hoc dicit verum, ideo est verum, utpatet extra de summa tri: et [5] fide catho. c. Firmiter.1

 

[6] c. 2. Secunda ratio: Et ista ratio contra Magistrum sic fieret: Si pater generaret [7] essentiam, tunc generaret se ipsum, igitur si generat filium, [8] generat essentiam, quia aeque est eadem filio ut patri.

 

[9] c. 3. Tertia ratio et potior: Confirmatio 2ae. Si pater generat essentiam, [10] igitur habet esse per genitum a se et ita actus 2us est potior actu [11] primo quod est impossibile. — sit eo: i. e. per eam rem. — quod [12] generat: quod i. e. quam. — et deus est: quod est absurdum. — [13] Ita ergo: consequenter. — sed pater eo quod generat, et est: licet sit [14] deus, tamen non esset a patre deus, quod requiritur. — hoc enim est [15] sibi esse: Eadem ratio probat essentiam generari. Sic: Cum filius [16] sit essentia divina, si ipse nascitur, ergo et essentia nascitur: quod [17] si non sequitur, tunc non sequitur etiam: pater est essentia, ergo [18] non generat essentiam. — Sed causam patri: rationem vel originem [19] esse. — nullo modo quisquam: Construe: Sed nullo modo quisquam [20] dixerit sapientiam a patre genitam causam patri qua sit. — Ita ergo [21] si pater: Sententia Magistri et Augustini vera est praecise intelligendo [22] essentiam illius personae de qua dicitur actus notionalis. [23] Et nihil aliud probant.

 

[24] [CXCII, 536] c. 4. Bl. b2b Nam quod pater est, et: Verba Sedulii.

 

[25] c. 6. zum Anfang: 2a pars ubi tractat objectiones. [26] Aug. in lib. vij.: vel c. 2. secundum alios.2 Et li. xv. c. xiiij. — Idem [27] in li. de fide ad Petrum: Ibidem: Illa natura quae semper genita [28] manet ex patre naturam sine peccato suscepit. — in li. xv. de tri: [29] c. xx. — id est filius qui est sapientia: Ex quo patet, quod non [30] simpliciter negat essentiam generare, sed ad suum intellectum.

 

[31] [537] c. 7. Hylarius ait in iiij. li. de trini: col. 6. — et geniti: filii. — honoris: [32] qui est honoris. — Item in v. li. ait: circa finem. — profecta est: [33] producta. — deus subsistit: est. — quod: id. — aliunde: ab alio. [34] — subsistit: est. — in forma dei manentem: ante incarnationem. — [35] in natura dei mansisse: i. e. in incarnatione. — refundimus: refusam [36] dicimus. — insinuatione: i. e. incarnatione, inclusione. — Sed ex eo: [37] patre. — generis: substantiae. — genitam naturam: i. e. filium. —

 

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[1] habuisse naturam: patrem. — in forma: substantia. — se gignentis: [2] patris.

 

[3] Bl. b3a et naturam assumpsisse naturam: Dare filio naturam est filium [4] producere. Habere naturam a patre est esse productum a patre. [5] Sic b. Aug. li. 1. super illud: pater quod dedit mihi, majus omnibus [6] est i. e. quod me genuit. — quod a plerisque negatur: ut infra li.2. [7] dist. 5. — contumelia: i. e. derogatio.

 

[8] c. 8. et ipse nascendo patris: Ergo licet ipse sit natus, tamen non essentia [9] quam nascendo filius accepit. — Hylarius in v. li.: circa finem. — [10] naturam suam: eandem. — sequitur: i. e. manet idem cum eo cui [11] dat naturam suam. Ac sic in generatione: Hoc sic i. e. pater [12] gignit filium de se et genito filio est unum esse cum eo, cum ergo [13] pater sit prior filio secundum originem et filius posterior patre, [14] videtur quasi sequi naturam suam: cum eadem sit in filio (quo [15] ipse est prior). Videtur itaque pater sequi naturam et unitatem [16] quam cum eo habet filius patre tamen originaliter posterior. Hoc [17] totum tantum valet ac si diceret: pater gignit filium et tamen sunt [18] ambo unum et uterque in utroque. Vel expressius sic: Pater [19] sequitur naturam suam, quia gignit filium cui dat suam naturam, [20] ergo in quod sua natura vadit, in idem et ipse vadit et sic ipse [21] in filio est cui dedit naturam suam.

 

[22] nec naturam: et non. — naturam suam deserit: quasi filius totam [23] sibi rapiat ex patre, sed remanet ibi tota similiter. — patris veritas: [24] vera natura. — cum in eo: filio. — deus: pater. — intelligit esse [25] qui deus est: quia secutus est naturam suam filius. — Est enim [26] unus: pater. — in uno: filio.

 

[27] [CXCII, 538] c. 9. quod substantia carnis patitur: scilicet partem descindendo distinctam.

 

[28] Bl. b3b hoc esse quod deus est: pater.

 

[29] c. 10. Dicto enim: scilicet huic.

 

[30] [539] c. 11. zum Anfang: 3a pars explanans quasdam authoritates corollarie reliquas.

 

 

[31] Dist. 6.

 

[32] [540] c. 1. Bl. b4a filium verbum dei esse: per quod omnia facta sunt.

 

[33] Si autem diceret volens: Hoc intelligitur de voluntate accedente, quia [34] ibidem dicit Augustinus: Quidam ne filium consilii vel voluntatis [35] dei dicerent unigenitum verbum, ipsum consilium seu voluntatem [36] patris id verbum esse dixerunt. Sed melius, quantum estimo, dicitur [37] consilium de consilio, voluntas de voluntate. Hoc ille ibidem mox [38] ante ista verba: Acute &c..

 

[39] c. 2. Bl. b4b Scientia quippe dei et praescia: Quicquid est in homine vel [40] creaturis, est in deo esse simpliciter concedendum. Alias creaturae [41] non essent vestigium et imago dei. Verum tamen addendum perfectissimum

 

[Seite 37]

 

[1] et bonum. Igitur Doctores ista negantes intelligunt [2] ea pro nostro modo.

 

[3] c. 3. zum Anfang: Tercia pars hujus ubi solvit.

 

 

[4] Dist. 7.

 

[5] [CXCII, 541] c. 1. utrum pater potuerit: Notandum: posse generare, potentia generandi [6] est nihil aliud quam esse patrem. Ergo si arguitur: pater potest [7] generare et filius non, igitur potest quod non potest filius, respondetur: [8] hoc non sequitur, sed sequitur: pater potest generare et [9] filius non, igitur pater potest esse et filius non potest esse [10] pater, et hoc est verum. Alia consequentia est carnalis cogitatio. [11] Haec ex dictis Cameracensis et mox sequentibus verbis Magistri: [12] posse generare et esse patrem sunt idem.

 

[13] c. 2. Bl. b5a zum Anfang: 2a pars distinctionis.

 

[14] [542] c. 5. qua oportet eum non esse patrem: Impossibile est, ut idem pater sit [15] originans et originatum, ubi tam unitissima et simplicissima est [16] unitas naturae.

 

[17] c. 6. zum Anfang: Tercia pars reddens rationem dictorum.

 

[18] Bl. b5b an haec sit aliqua potentia: Haec sunt imaginationes, quasi potentia [19] sit in patre aliquid ex usu loquendi. — ejus enim potentia natura [20] est: quia persona et essentia sunt idem. — Si potens est gignere: [21] Sicut pater est essentia, ita est potentia generandi, cum sint idem. [22] Hic tamen notandum, quod Magister retorquet nomen potentia ad [23] absolutam acceptionem. — Eandem enim potentiam: sicut essentiam. [24] — Aliam enim habet pater proprietatem: Ergo potentia capitur [25] ibi pro proprietate quae est praecise ipsa persona et non pro essentia [26] qua pater gignitur et filius gignitur.

 

[27] c. 7. non habet potentiam generandi: i. e. potentia capitur dupliciter. Uno [28] modo essentialiter. Et sic eadem est potentia generantis et generati. [29] Aliomodo personaliter et ita potentia est una persona tantum. — [30] quia eadem est potentia: sicut essentia.

 

[31] am Ende, zum ganzen Kapitel: Qui sic cavillatur: filius habet potentiam [32] generandi, ergo potest generare, ostendit seipsum fantastica [33] imaginatione illudere, quia imaginatur filium et patrem esse diversos, [34] ut sicut pater generat filium qui est unus deus, ita filius generet [35] alium qui etiam sit unus deus, et sic jam erunt duo dii. Sed nisi [36] filius generet patrem (quod impossibile est), impossibile est, ut alium [37] generet, quia necessario essent duae naturae vel saltem duo patres [38] respectu unius filii, quia sunt ejusdem naturae.

 

 

 

[Seite 38]

 

 

 

[1] Dist. 8.

 

[2] c. 1. Bl. b6a in v. li. de trinitate: alii .2.1)  — Et quis magis: perfectius. — [3] [CXCII, 543] ac proprie dicitur: Solus. — nostrum esse non est: Et sic patet [4] essentiae divinae veritas.

 

[5] c. 2. in tamquam non posse ist posse verbessert in posset. — sed tantum est: [6] objicit. — proprie dicatur est: i. e. esse.

 

[7] c. 3. zum Ganzen: 2a pars quae sequitur ex prima tamquam corollarium. — [8] in v. lib.: alii c. 2.1)  — in libro primo de trinitate: alii .1.2 — [9] Unde Jacobus: c. 1.

 

[10] [544] c. 4. Bl. b6b zum Anfang: tercia pars quae sequitur ex dictis. — Aug. in [11] vi. li.: alli c. 1.[3]

 

[12] [545] c. 6. zum Ganzen:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[16] c. 7. Bl. b7a Aug. in v. li. de tri.: alii. 1.4

 

[17] c. 8. lib. vij. de tri.: alii .5.5

 

[18] c. 9. ex disparibus: disparia sunt omnia materialia, quia omne totum est [19] majus qualibet parte et una pars altera major. — formalis: i. e. [20] habens formam, figuralis. — nullum in eo aliud: scilicet simpliciter [21] et in neutro genere scilicet unum duo tria.

 

[22] [546] videri autem: intelligi. — puro corde: i. e. in partia. — Sed quis [23] gloriabitur se mundum habere cor in hac vita? — Sed ideo [24] simplex dicitur: Quid sit esse simplex, quia Est. Hoc esse quod [25] habet et habere potest i. e. cui nihil accedere potest i. e. qui est [26] immutabilis.

 

 

[27] Dist. 9.

 

[28] c. 1. Bl. b7b zum Anfang: Ego nisi aliter diceret b. Augustinus, Ego dicerem, [29] quod pater non est pater nisi ex filio sive filiatione. Ita nec apud [30] seipsum sapiens, sed per filium qui est ejus sapientia qua est [31] sapiens. Nec apud se ipsum bonus nisi per spiritum sanctum qui [32] est ejus bonitas. Ita quod quandocunque nominatur potens, sapiens, [33] bonus, semper simul nominantur omnes tres personae. Ratio est, [34] quia pater est relativum. Et ut hic dicit Ambrosius: non potest [35] nominari nec dici pater, nisi connominetur et filius. Sic Sapiens [36] et sapientia sunt relativa. Et non potest nominari talis, nisi et [37] filius connominetur.

 

 

 

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[1] c. 4. Responsio Augustini: ibidem.

 

[2] [CXCII, 547] c. 8. Bl. b8a Sed quaeris a me: 2a pars.

 

[3] c. 9. In sacris scripturis: Ut illud Hiere. Nunquid potest ethiops mutare [4] pellem? Item isaie. Nunquid potest mulier oblivisci infantis sui? [5] Item1) Sicut camelus per foramen.

 

[6] c. 10. Hic quaeri potest: 3a pars. Incidentem movet quaestionem.

 

[7] [548] c. 13. Bl. b8b Vivens deus et naturae: Ego sic construerem: Deus scilicet [8] pater est vivens et potestas viventis scilicet dei est aeternae naturae [9] i. e. habet aeternam naturam i. e. ipse est vivens aeternaliter.

 

[10] [549] c. 14. sine auctore: i. e. originatore. — etiam innatum est: ut pater. — [11] quod natum est: ut filius. — non natum est: ut pater. — cum [12] aeternitate: i. e. ab aeterno. — ex aeterno natum: ut filius. — pater [13] auctor aeternus: scilicet qui est. — est ex aeternitate: i. e. qui [14] non sit aeternus. — Medium enim quod: i. e. quod inter patrem [15] aeternum et filium aeternum nihil potest cogitari non aeternum quasi [16] tercium aliquid. — Medium: i. e. tercium. — in generatione: patre [17] generante. — nativitas: filius natus. — generatio: — pater generans. [18] — intervallo: medio.

 

 

[19] Dist. 10.

 

[20] [550] c. 3. Bl. cb Si ergo proprie: 2a pars. [21] Ecce his verbis aperte: Verum tamen hoc mihi videtur ad extra: tota [22] trinitas est charitas sicut et deus. Sed tamen ad intra fit solus [23] spiritus sanctus charitas scilicet patris et filii, non pater neque filius. [24] Haec tamen non assero, sed occasionaliter recito.

 

[25] c. 4. Pluribus enim exemplis: Magister.

 

[26] [551] c. 7. Bl. c2a non participatione: ut in continuo est, sicut....2)  vel continua [27] — sed proprio suo: in se ipsis.

 

[28] c. 8. Hic notandum est: 3a pars.

 

[29] Si ergo non est: Sed quid si dixero, quod sit filius spiritus sancti [30] quoad humanitatem, quia de spiritu sancto conceptus est? Et hoc [31] videtur sonare apostolus, quando dicit regnum filii. Non enim [32] sumus translati nisi in regnum Christi, ubi ipse regnat in fide [33] humanitatis suae et in velamento carnis suae quod regnum ipse [34] tandem tradet deo patri 1. Cor. xv.

 

[35] In der conclusio ist Hic manifestavit se dixisse nach usque ibi ausgestrichen [36] und dafür an den Rand geschrieben Si ergo &c..

 

 

 

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[1] Dist. 11.

 

[2] [CXCII, 552] c. 1. Bl. C2b pater in nomine meo: Nomen illud est deitas Christi phil. 2o [3] dedit illi nomen quod est.

 

[4] c. 2. Graeci tamen dicunt: 2a pars.

 

[5] c. 4. Sciendum est tamen: 3a pars.

 

[6] c. 5. Bl. c3a Unde Athanasius: qui fuit vel sub concilio niceno.

 

 

[7] Dist. 12.

 

[8] [553] c. 3. Bl. c3b Nunc tractandum est: 2a. — ipse continuo: immediate.

 

[9] [554] c. 5. xij. li. de trinit.: circa finem. [10] zum Schluß der distinctio:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[17] Dist. 13.

 

[18] [555] c. 2. Bl. C4b in v. li. de tri.: alii c. 14.1

 

[19] [556] c. 5. nec ingenitum debere dici: vide et Aug. li. 5. c. 7.

 

[20] c. 7. Bl. c5a zum Schluß: Aliter autem capit et cum Hieronymo concorditer [21] fere li. 5. tri. ca. 7.

 

[22] c. 8. nec natum est: pater. — factum non est: filius. — nec factum est: [23] spiritus sanctus. — et natum non est: creatio mundi.

 

 

[24] Dist. 14.

 

[25] [558] c. 5. Bl. c6a De Christo scriptum est: act. 2. ex verbis Petri Dextera dei.

 

 

[26] Dist. 15.

 

[27] [559] c. 1. Bl. c6b Si enim spiritus sanctus: rationem addit. — Item. Si pater: [28] [560] 2am. — c. 2. dicatur mitti a se: per simile. — c. 3. Bl. da Quocirca [29] quaerendum: 2a pars. — c. 6. Non enim missus est: [ostendit [30] filium]2 per sui missionem non mutare locum.

 

[31] [561] c. 8. Bl. db A me ipso non veni: vel etiam a me ipso scilicet solo. — c. 11. [32] loquens in iiij. li.: c. xx.

 

[33] [562] c. 12. Aug. in eodem li.: xx.

 

[34] c. 13. Cur pater non dicitur missus: Deficiente connotato deficit et suppositio [35] est commune dictum. Sed missio supponit pro temporali processione [36] connotando aeternam ut dicit Gabriel. Ideo non potest convenire

 

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[1] patri. Et si suppositione ei conveniret, non tamen connotatum: [2] ideo nullum ei conveniet. — Hic quaeritur cur: 3a pars.

 

[3] c. 14. Bl. d2a in iiij. lib. de trini.: in fine. — propter visibilem creaturam: [4] quia non visibilis............1 — vel commendationem:.....2 [5] novationem. — Non ergo ideo dicitur: Magister.

 

 

[6] Dist. 16.

 

[7] [CXCII, 563] c. 2. Bl. d2b per temporalem motum creaturae: i. e. ignis et columbae.

 

[8] c. 3. Sed prius quaerendum: 2a pars.

 

[9] intantum minorem: i. e. intantum minorem ut creatura sit, quia fieri [10] convenit creaturae, licet hic multi superstitiosi philosophi negent, [11] quod Christus sit creatura, quasi non et factus sit dicendus.

 

[12] [564] c. 4. paulo minus ab angelis: 3 Haec reputo falsa pro majori parte, quia si [13] mente non fuit minor angelis, ergo non fuit homo, quia excessit [14] spiritus limitem. Ergo glosa intelligitur: mente i. e. virtutibus mentis.

 

[15] Nec fuit in eo gratia infinita formaliter nisi effective vel substantialiter: [16] quia dubium est, an sit creabilis infinita gratia, quamquam [17] vere major fuerit angelis gratia et gloria: quia plenus et tam [18] plenus quam capere potuit. Nec est necesse ponere infinitam in eo [19] gratiam formaliter, quia majorem arguit excellentiam in eo esse [20] fontem et originem gratiae et plenitudinis effective.

 

[21] Haec tamen mecum dijudica, pie lector. Credo enim, si angelus [22] vel intelligentia ei aequalis assumeret corpus, non fieret homo. Ergo [23] hic similiter.

 

[24] c. 5. Bl. d3a zum Ganzen: Pater major me est: possunt et secundum eam [25] regulam intelligi quam Augustinus li. 2. c. 1. trinitate ponit, ut talia [26] verba scripture non ostendant alium alio majorem, sed solum quis [27] de quo sit. Nec in illis inaequalitas, sed nativitas ostenditur. Et [28] ita hic loquitur Hylarius. Ideoque non sunt intelligenda sicut [29] sonant, quasi de magnitudine loquantur, sed potius de distinctione [30] et processione personali.

 

[31] Ego dicerem, quod illa majoritas patrias nihil est aliud quam [32] quod pater habet a nullo, quod sit deus, filius autem a parte et sic [33] idem est esse principium, esse authorem, esse originem filii quod [34] est majorem esse filio. Illa autem majoritas nihil ponit dignitatis [35] [darüber saltem essentialis] in patre quae non sit in filio. Unde [36] quando dicitur: Majoritas est in patre et non est nec potest esse [37] in filio, nihil est aliud quam: pater est pater et pater non est nec

 

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[1] potest esse filius. Illa enim majoritas nullo modo a patre est [2] distincta nec ratione nec formaliter nec realiter. Ergo majoritas [3] patris est pater ipse, pater autem nihil est sui ipsius, ideo est [4] major non se, sed filio i. e. est pater filii, non sui.

 

 

[5] Dist. 17.

 

[6] c. 3. Bl. d3b Aug. in viij. li. de tri.: c. 8. et penultimo. — dilectionem: [7] etiam increatam.

 

[8] [CXCII, 565] Deus autem: ratio est. — diligat fratrem: formaliter. — diligat: [9] formaliter. — eandem dilectionem: effectivam. — Impossibile est [10] diligere eandem dilectionem seipsam, quia idem esset objectum et [11] actus dilectionis. — dilectionem qua diligit: non formaliter, sed [12] finaliter vel efficienter. — Plane notiorem: Exponit seipsum. — [13] amplectere dilectionem: efficienter. — et dilectione: formali. — angelos [14] et omnes dei servos: scilicet unus spiritus in eis et una charitas. — [15] vinculo sanctitatis: Ecce quaero, quid per vinculum velis et non [16] est respondere nisi dilectionem formalem. — nisi deus plenus est: [17] quia semper est cum dilectione. — fraterna dilectione: a qua fit, [18] ut diligat, non qua diligit. — quia dilectio ex deo: utraque. — [19] ipsam fraternam: quia semper est cum spiritu sancto. — Ista [20] contextio bis zum Schluß: Haec est fortior authoritas. — est qua [21] diligimus: i. e. a qua. — Cum ergo de dilectione: Ecce exponit [22] seipsum. Dicit enim: de dilectione diligimus et non dicit: per [23] dilectionem vel volitionem. Diligere enim est habere dilectionem. [24] Sed unde? scilicet de dilectione. — diligimus qua: a qua.

 

[25] c. 4. in xv. li. de tri: xix.

 

[26] c. 5. Non dicturi sumus: Non dicturi sumus &c.. Sic intellige. [27] Si quis Augustino objiceret dicens: Charitas non dicitur esse deus [28] ideo, quod sit aliqua substantia quae digna sit nomine dei, sed ideo, [29] quia donum dei est, sicut &c.. Respondet Augustinus: Non sic [30] dicturi sumus. Hunc enim sensum facile refellit &c.. Et dicitur ad [31] hoc, quia Magister per hanc authoritatem nihil probat, quia non [32] loquitur hic Augustinus determinate, an per illam charitatem diligamus [33] deum formaliter, sed solum dicit charitatem esse deum, quod [34] nemo negat, sed non omnis charitas est deus.

 

[35] Bl. d4a Pro manuductione solvendarum authoritatum Augustini.

 

[36] Primo sciendum, quod charitas (quicquid sit de possibili) de [37] facto semper datur cum spiritu sancto et spiritus sanctus cum ea [38] et in ea.

 

[39] Secundo quando Augustinus dicit quod dilectio est deus, non [40] intelligatur cum praecisione seu exclusive i. e. quasi dilectio sit tantum [41] deus, Sed concedendo quod dilectio sit deus, Sed non tantum.

 

[Seite 43]

 

[1] Sed est etiam dilectio creata. Sicut ‘Christus est fides, justitia, [2] gratia nostra et sanctificatio nostra’. Et videtur Magister non [3] penitus absurdissime loqui: in eo quod habitum dicit esse spiritum [4] sanctum. Quia commentum illud de habitibus opinionem habet ex [5] verbis Aristotelis rancidi philosophi. Alias bene posset dici, quod [6] spiritus sanctus est charitas concurrens seipso cum voluntate ad [7] productionem actus amandi, nisi sit forte determinatum essentiae [8] in oppositum.

 

[9] [CXCII, 566] c. 6. Tunc enim mitti: 2a pars. — quo modo detur in eodem libro: ca. 18 [10] vide supra. — a sinistra: haedorum. — ad dexteram: ovium.

 

[11] [567] c. 11. Bl. d4b Supra dictum est: Tercia pars.

 

[12] [568] qua deus tantum diligit nos: Sed cur non et trinitas ipsa est charitas [13] qua nos diligit? Aut cur spiritus sanctus solus? profecto non solus.

 

[14] Quicquid ad extra facit spiritus sanctus et quicquid est ad [15] extra, non solus facit et est, sed simul tota trinitas, ut supra patuit. [16] Sic econtra quicquid facit vel est homo ad deum vel spiritum [17] sanctum, ad totam trinitatem pertingit. Ideo est impossibile diligere, [18] adorare nos unam personam sine alia, immo nec nominare. Quod [19] ex eo probatur, quia si non potest una persona ad extra creare sine [20] alia, multo minus potest creatura ad unam se diffinire sine alia, [21] cum esse et agere ejus a qualibet dependeat. Et ex isto patet [22] error et heresi proxima sententia Scoti qui dicit, quod anima possit [23] una persona frui sine alia: quia quaero: an illud frui una tantum [24] persona etc̃. producere possit cum anima sine alia vel non. Item [25] Manifestare dei est ejus operatio ad extra. Sed quomodo est possibile, [26] ut una faciat manifestationem sui sine alia in gloria et [27] essentia sua?

 

[28] Ex his nunc vide, quid sit dicere, quod pater et filius diligunt [29] se spiritu sancto: quia haec oratio tantum monet difficultatem, quod [30] vel omnia determinata a Magistro et Augustino dissipent vel maximam [31] partem, aut quod ipsa sit inexponibilis: Si pater et filius [32] diligunt se spiritu sancto, ergo pater et filius non est charitas, quia [33] charitate i. e. spiritu sancto diligunt se et, ut supra dixit Augustinus, [34] est communis amborum charitas. Si autem spiritus sanctus capitur [35] ibi pro trinitate, sicut et charitas: quomodo pater et filius diligunt [36] se tribus personis? Vide infra distinctionem 32.

 

[37] Bl. d5a Item ejusmodi Nulla persona agit sine alia: quomodo id ratio sustinebit, [38] ut aliquid patiatur sine alia aut modo patientis se habeat? [39] Pater ergo non videt nec amat te sine filio et spiritu sancto, et tu [40] multo excellentior es, quia a te potest videri et amari? Et quod [41] in te agere non potest, a te tamen pati potest. Ve tibi maledicta [42] blasphemia, ut incocta est haec fex philosophiae!

 

 

 

[Seite 44]

 

 

[1] [CXCII, 569] c. 17. illud verbum apostoli: Ad hanc authoritatem quae expressa nimis est: [2] quia deo conjungi per charitatem est quasi per medium ad objectum, [3] diceret Magister, quod Augustinus hic loquitur de actu charitatis [4] qui nos deo jungit, habitus autem adhuc est spiritus sanctus. Et [5] ita possent omnes authoritates solvi.

 

[6] c. 18. in li. Sap.: c. vij. — quia alios actus: Quia charitas est imperium [7] virtutum et regina meritorum.

 

[8] c. 19. Bl. d5b in xv. li. de trini.: c. 19.

 

[9] Conclusio. Et tria principaliter: In primo praemittit, quid sit charitas, in [10] secundo ponit intentum, scilicet quomodo mittatur spiritus sanctus [11] invisibiliter, in tercio opponit contra primam partem et solvit.

 

 

[12] Dist. 18.

 

[13] [570] c. 4. Bl. d6a in iiij. li. de tri.: c. xx. — in v. li. de tri.: li. 5. c. xi.

 

[14] proprie dicitur spiritus sanctus: Spiritus capit Augustinus, ut est [15] absolute nomen, quamquam proprie loquendo sit vere relativum, [16] quia spiritus i. e. flatus spirantis est, vel quia sub nomine spiritus [17] non refertur ad nomen pater et filius. sed tunc diceretur, quod nec [18] nomen donum hoc modo diceretur relative. Pro forte capit ita [19] absolute, ut ventum significet, et ita non est relativum, vel ut [20] aequivaleat huic quod est spiritualis natura, tunc enim ad patrem [21] non dicitur relative.

 

[22] in v. li. de tri.: c. 15.

 

[23] [571] c. 6. Bl. d6b ut ipsa substantia sit: unius cum patre essentiae. — in xv. [24] libro de trinitate: 26.

 

[25] c. 7. in vij. li de trini.: 1 alii c. 2. alii c. 4. Et si vis et in fine 5. columnae.

 

[26] c. 8. ille essentia sit: i. e. per essentiam. — et iste essentia: per.

 

[27] [572] totam quae in patre est: Habere totam essentiam patris est nihil [28] aliud quam esse unius essentiae cum patre. Et ad hoc exprimendum [29] tam pingui sermone utuntur doctores. Nota ut nostri nugantur.

 

[30] c. 10. Bl. d7a in v. li. de tri.: c. 14.

 

[31] c. 11. in xv. li. de trini.: Et li. 5. c. 14. Et est textus falsus in allegatione.

 

[32] sicut dicimus spiritum nostrum: Immo dicitur noster filius, quia Isaie [33] ix ‘filius datus est nobis’. Si dicis, quod ideo non est filius quia [34] non genitus noster, sed solum datus: Contra eadem ratione nec [35] spiritus sanctus noster erit, quia non est spiratus noster sive flatus, [36] sed solum datus et spiritus patris. Immo filius multo magis dicitur [37] noster, quia genitus est noster, sicut ipse dicit. ‘Qui facit voluntatem [38] patris hic mater mea. soror mea et frater meus est’. Respondetur: [39] Augustinus loquitur literaliter, id autem est spiritualiter.

 

 

 

[Seite 45]

 

 

 

Dist. 19.

 

[1] [CXCII, 573] c. 3. Bl. d7b Nunc igitur superest: 2a pars.

 

[2] [574] c. 5. Bl. d8a divinae veritatis ratio: Ratio divinae veritatis consequatur i. e.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[6] i. e. quod non potest intelligere natura, potest attingere veritas scripturae [7] et fidei i. e. attingi posse dicat.

 

[8] [575] c. 8. Bl. d8b Hic adjiciendum est: 2a pars. — in li. vij. de tri.: c. ultimo. [9] — Non enim ibi species: Contra Porphyrium qui dicit: plures [10] homines sunt unus homo.

 

[11] [576] c. 10. Bl. ea Alio quoque modo idem: Ex ista 2a ratione Augustini sequitur, [12] quod universale in re non est quid unum, sed est collectivum sive [13] collectio omnium specie similium, quia unum animal non est genus [14] nec habet species: igitur solum modo multum animal (per oppositum) [15] habet species quod verum est.

 

[16] non dicitur unus homo: Contra Porphyrium iterum.

 

[17] [577] c. 16. Bl. eb Quibus modis dicantur: Potest hoc etiam per similitudinem [18] dixisse.

 

[19] [578] c. 17. Sciendum est ergo: 3a pars.

 

[20] Conclusio. Bl. e2a ist Sed jam nunc ausgestrichen und dafür an den Rand [21] geschrieben Nunc igitur.

 

 

[22] Dist. 20.

 

[23] [579] Bl. e3a zur ganzen dist.: Nota, quod ista ratio possit calumniari quae dicit [24] Augustinus: Si potuit et noluit, ergo erat invidus. Quia similiter [25] de creaturis possit argui: Aut voluit et non potuit aut potuit et [26] noluit meliores facere, igitur fuit invidus vel impotens. Et ex hoc [27] arguebat Plato, quod animae concrearentur habitus. Notandum [28] igitur, quod quicquid fit per modum naturae fit secundum totum [29] posse naturae. Sed quicquid fit per modum voluntatis non est [30] necesse fieri secundum omne posse. Sed filius in divinis nascitur [31] per modum naturae et ea natura est omnipotens, igitur secundum [32] omnipotentiam generat eum pater et per consequens aequalem. Sed [33] creaturae omnes procedunt ex deo libere et voluntarie et non naturaliter, [34] igitur ex eorum majoritate vel minoritate nec arguitur invidia [35] nec impotentia dei. Sicut cum eo cado, natura mea agit secundum [36] omnem vim gravitatis. Sed cum lego aut scribo, non agit secundum [37] omnem vim. Ex isto autem puncto sequitur primo, quod nec [38] spiritus sanctus procedit per modum voluntatis nisi intelligendo, [39] sic scilicet quod ipse sit ipsa volitio patris et filii, quae similiter [40] naturaliter fit. Id enim dicitur fieri naturaliter, ubi natura praeest

 

[Seite 46]

 

[1] ut agens. Et id voluntarie, ubi voluntas praeest ut agens. Sed [2] in deo spiritus sanctus est voluntas patris et filii. Sed tamen hoc [3] negant multi et fere omnes et ideo in mirabiles difficultates cadunt, [4] scilicet. An pater necessario vel voluntarie gignat filium &c.. cum ex [5] imagine ejus, anima possent doceri nimis crassas esse istas imaginationes. [6] Quia tunc anima esset ter imago dei, scilicet semel [7] patris, semel filii et 3o spiritus sancti.

 

 

[8] Corrol. 1.

 

[9] Unde patet, quod non posset a nobis haberi distinctio filii [10] et spiritus sancti, si spiritus sanctus non procederet ab [11] utroque.

 

 

[12] 2o.

 

[13] Quod multi non sane intelligunt, quid sit voluntarie et [14] naturaliter1 produci, quia hoc est praehabere sui principium [15] ipsam naturam vel voluntatem. Sic non est in trinitate.

 

[16] Ego autem, licet multi inclyti doctores sic sentiant, tamen quia [17] non habent pro se scripturam, sed solum humanas rationes et ego [18] in ista opinione habeo scripturam, quod anima sit imago dei, ideo [19] dico cum Apostolo ‘Si Angelus de celo’ i. e. doctor in ecclesia ‘aliud [20] docuerit, anathema sit’.

 

 

[21] Dist. 21.

 

[22] [CXCII, 580] c. 2. Bl. e3b Aut pater est solus deus:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[29] Igitur quandocunque ponitur a parte subjecti nomen essentiale [30] cum signo solus: tunc quodcunque praedicatum sit, vera est exclusiva [31] ut: solus deus est pater, creat, adoratur, generat &c.. Quandocunque [32] autem a parte subjecti ponitur nomen personale et a parte praedicati [33] nomen essentiale, semper est falsa propositio ut: solus pater [34] est deus, creat &c.. Quando autem signum ponitur a parte praedicati, [35] tunc si solum adhaeret praedicato, nihil novi facit, quam si [36] non esset exclusiva. Usu tamen communi etiam si ponatur a parte [37] praedicati, determinat vel copulam vel subjectum ut: pater est solus [38] deus. Si illa tantum valet: pater est id quod est solus deus, est [39] vera. Si autem valet: pater est solus i. e. pater est seorsum vel

 

[Seite 47]

 

[1] singulariter deus, est falsa et tunc est eadem eum illa: Solus pater [2] est deus.

 

[3] [CXCII, 581] c. 4. ut ait Augustinus: per totum quasi.1 — ergo (inquit Augustinus): [4] libro .1. tri.

 

 

[5] Dist. 22.

 

[6] Bl. e4a zum Anfang: Sicut rancidae logicorum regulae somniant et puncto [7] nulleitatis suae: infinitam deitatis latitudinem metiuntur.

 

[8] c. 1. in ut ait Augustinus in ix. li. ist ix. verbessert in 8.

 

[9] [582] c. 1 –4.:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[15] verum sit nullum nomen proprie de deo dici, quia omnia sunt [16] nomina similitudinaria et a creaturis sumpta pro elocutione illius [17] ineffabilis naturae.

 

[18] c. 5. Bl. e4b illa quae prope: Regula prima. — Ea vero quae: [Regula] [19] secunda.

 

 

[20] Dist. 23.

 

[21] [583] c. 3. Bl. e5a in vij. li. de tri.: alii .4.2 — dictum est tamen tres: efficaciter [22] exprimeretur ita esse tres. — tres personae: Aug. li. 7. c. 4. Quibus [23] nominibus non diversitatem intelligi voluit, sed singularitatem noluit.

 

[24] [584] c. 4. in vij. li. de tri.: alli 4.3 — in aenigmate: i. e. in obscuritate et in [25] volucro. — et verius est quam cogitatur: Hoc verbum olim erat [26] verum: nunc tanta est philosophorum subtilitas, ut etiam si verum [27] esset, falsum esset: quia nihil est nostris incomprehensibile et [28] ineffabile.

 

[29] c. 5. zum Ganzen: Hoc ut tu qui rudis es capias: Cum pater et filius et [30] spiritus sanctus tres sint et habetur quod de illis praedicetur nomen [31] singulare ad modum superioris de inferiori, quaeritur etiam aliquod [32] quod pluraliter de illis tribus dicatur tanquam superius, ut quid [33] sunt illae tres inquantum tres? et non habebatur olim nisi personae, [34] licet nec ipsum proprie sit. Nam persona4

 

[35] [585] c. 6. Bl. e5b in li. vij. de tri.: alii c. 4.5 — Audi Israel: deutro. 6.

 

[36] c. 8. Quanquam et illi si vellent: li. 7. c. 6.

 

 

 

[Seite 48]

 

 

[1] c. 9. in altero diversitatis: essentiae.

 

[2] [CXCII, 586] c. 10. Bl. e6a si non sit singularitatis: i. e. non insinuant singularitatem.

 

 

[3] Dist. 24.

 

[4] c. 1. Bl. e6b zum Ganzen: Notandum vero quod hoc nomen solus et singulus [5] usu doctorum personaliter capiuntur, maxime hoc nomen singulus. [6] De nomine solus vide Aug. li. 6. c. ix. Et inde pendet, quod in [7] deitate negatur singularitas. Sic rursus diversum, multum, multiplex [8] capiuntur essentialiter. Et ideo negantur similiter. Si autem [9] caperentur opposito modo, bene possit etiam dici opposito modo ut

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[14] [587] c. 8. Bl. fa zum Ganzen: Et ex hoc patet, quod res solum latet in [15] aequivocatione.

 

[16] Conclusio. Zum Schluß: Et licet Magister reprobetur, videtur mihi verum [17] dixisse, quia nullum nomen ita significat privative, ut nihil ponat. [18] Significat enim idem quod nomen positivum negative.

 

 

[19] Dist. 25.

 

[20] [588] c. 2. Bl. fb Et item quia pater: Prima ratio quod nomen persona in plurali [21] significet substantiam.

 

[22] c. 3. Aliter etiam: 2a ratio.

 

[23] [590] c. 7. Bl. f2a zum Schluß: Et tota ratio diversitatis est, quia persona est [24] nomen commune, essentia autem est res communis. Ideo sicut [25] homo dicitur commune pluribus et tamen dicit substantiam rei, Sic [26] persona in divinis est nomen commune pluribus et significat substantiam [27] deitatis. Et hoc vult Augustinus, quando dicit, quod persona [28] est essentia. Transit enim de modo loquendi in modum: [29] Sicut quando dico: pater est homo et homo est nihil aliud nisi [30] substantia i.e. significat. Non autem sic est omnino de essentia, [31] quia hoc est actu significans terminus.

 

[32] c. 9. Nunc inspiciamus: 2a pars.

 

[33] [591] c. 12. Bl. f2b Hiero. in expositione fidei: Epis. 31. ad Damasum papam.

 

 

[34] Dist. 26.

 

[35] c. 2. Bl. f3a relationes in scriptura: scilicet doctorum.

 

[36] sed etiam relationes: intelligit per relationes res ipsas relatas ita, quod [37] sit relatio nihil nisi relatum vel referibile.

 

[38] [592] c. 3. Bl. f3b secundum substantiam dicitur: Sicut ergo substantia creata est [39] mutabilis, ita et relatio ejus. Quia si esset substantia ejus immutabilis,

 

[Seite 49]

 

[1] necessario et relatio esset immutabilis, cum sit impossibile [2] esse aliqua multa sine relatione. — ad invicem ista: i.e. relative. [3] — nato deo: i.e. Christo.

 

[4] c. 4. Hic quaeritur quomodo: 2a pars.

 

[5] [CXCII, 593] c. 5. in v. libro de tri.: vel c. xi.1

 

[6] c. 6. Bl. f4a in v. li. de tri.: c. xi.

 

[7] [594] c. 7. Hic quaeri potest utrum: 3a pars.

 

[8] c. 8. Donum ergo donatoris: Magister. — donum etiam ab acterno: Ergo [9] ista relatio insufficiens nec mirum.

 

 

[10] Dist. 27.

 

[11] c. 1. Bl. f4b quas Augustinus superius: de fide ad Petrum.

 

[12] [595] c. 2. zum Ganzen: Hylarius equivocat nomen pater dicendo: proprium est [13] patris, quod semper pater est. Primum pater velut absolute capit, [14] 2m relative sive adjective. Alias quomodo sonat: proprium patris [15] est pater? et idem est proprium sui ipsius.

 

[16] c. 4. Bl. f5a Unde Johannes Damascenus: li. 3. c. 6.

 

[17] zum Ganzen: Ista distinctio Magistri causa fuit multarum phantasiarum: [18] et si non esset posita, facillime per dialecticas nominum [19] resolutiones determinaretur. Verumtamen et hi nobis profuerunt, [20] qui occasiones dederunt inveniendae veritatis, etiam si erassent.

 

[21] [596] c. 5. in v. li. de trini.: c. 7. — in sexto libro de trinitate: c. 2. — Verbum [22] secundum quod: Contra: verbum est eque absolutum nomen ut [23] sapientia vel hoc eque relativum ut illud, quia Sicut verbum [24] dicentis verbum est, ita sapientia sapientis sapientia. Dicens verbo [25] dicens, sapiens sapientia sapiens. Et nulla est ratio diversitatis. — [26] non hoc: hic. — est quod: qui. — Item in eodem: c. 2.

 

[27] Bl. f5b Idem in v.: c. 13.

 

[28] [597] c. 7. in vi. libro de trinitate: c. 2.

 

[29] c. 8. in vi. li. de tri.: c. 2.

 

[30] c. 9. dicitur illud de illo: scilicet denominando idem nomen. — potest illud [31] de illo: per idem vocabulum. — in eodem libro: li. 5. c. 8.

 

 

[32] Dist. 28.

 

[33] [598] c. 1. Bl. f6a in v. li. de trini.: c. 6. — alia qua: notio. — porro particula: [34] scilicet non.

 

[35] [599] c. 3. Bl. f6b in iij. libro de trinitate: circa medium.

 

[36] c. 5. Bl. f7a Praeterea quaeri solet: 2. — in v. li. de tri.: c. 6.

 

[37] [600] c. 6. in vij. li. de trinita.: c. 4.

 

[38] c. 7. Illud etiam sciri.: 3. — in li. de fide ad Petrum: c. 2.

 

 

 

[Seite 50]

 

[ 22 5. mẽ]

 

 

 

[1] Dist. 29.

 

[2] c. 1. Bl. f7b in iiij. libro de trini.: c. 18.

 

[3] c. 2. cepit esse principium: non tamen solus cepit esse principium. — hanc [4] [CXCII, 601] trinitatem esse unum: Ro. xi. — in v. li. de trini.: c. 18.

 

[5] Bl. f8a de illo quod operetur: 1. Cor. 12.

 

[6] c. 3. patrem ab origine: i.e. sine. — ab initio: patre. — non ipsum ab [7] initio: i. e. cepisse. — ab initiali: i. e. principali. — filius habeat [8] initium: i. e. inceperet.

 

[9] [602] filius habeat principium: habere principium/ [10] Esse de principio }differunt.

 

 

[11] Dist. 30.

 

[12] c. 1. Bl. f8a in v. li. de trini.: c. ultimo.

 

[13] c. 2. in eodem li.: et c. eodem.

 

[14] [603] Bl. ga sed nullam notat relationem: i. e. rem relationis.

 

[15] c. 3. quaestio superius proposita: scilicet in fine Dis. 18. — sed appellatio [16] dati vel donati: Quoniam omne datum est relativum ad recipientem. [17] Sed cum dicitur dans et datum est relatio nominalis: quia idem [18] est dans et datum scilicet ipse spiritus sanctus.

 

 

[19] Dist. 31.

 

[20] [604] c. 1. Bl. gb ut ait Hylarius: li. 4. — in v. li. de trini.: c. 3. — secundum [21] hoc quod ad patrem: i. e. secundum relationem. — Idem in sexto [22] libro: c. 4. — In omnibus ergo: 5. metaphysicae. [23] Identitas est plurium una substantia [24] Aequalitas est plurium una quantitas [25] Similitudo est plurium una qualitas [26] Hoc secundum rigorem verborum in solo deo est verum.

 

[27] c. 2. Non ergo secundum quod: non ex notione scilicet relativa, quia licet [28] aequalitas sit notio pluralitatis, tamen non distinctae hujus vel [29] hujus personae.

 

[30] [605] c. 3. Non est igitur hic: 2a pars. — non eo secutum: i. e. aliquorsum.

 

[31] c. 4. Bl. g2a tria si a se invicem verbessert in tria si et ad se invicem.

 

[32] c. 5. videtur designata proprietas: scilicet propter expositionem Augustini. [33] — pater autem non habet: Respondet.

 

[34] c. 6. quam dicitur ingenitus: Et quod haec sit intentio Hylarii, patet ex xii. [35] li. col. x. ubi dicit sic: Ab eo autem esse i. e. ex patre esse [36] nativitas est. Esse autem semper ab eo qui semper est, aeternitas [37] est. Aeternitas vero non ex se, sed ex aeterno. Ex aeterno autem [38] nihil aliud quam aeternum. Haec ibi &c..

 

[39] c. 8. Bl. g2b in dem am Rande befindlichen Citate aus Hilarius ist genitus [40] naturae secundum verbessert in genitus naturam secundum.

 

 

 

[Seite 51]

 

[ 3 om̃e 36.]

 

 

[1] [CXCII, 606] c. 9. in vi. li. de trini.: c. 2. — Unde Paulus et Apollo: 1. Cor. 3. — Unde [2] apostolus: 1. Cor. 6. — in li. de heresi: c. 50. — Aug. in codem [3] libro: c. 42. — Aug. super Joh.: Omelia 36. — Ego et pater [4] unum sumus: Jo. x.

 

[5] [60] c. 11 in in v. li. de tri. ist v. verbessert in xv. Hierzu: c. 27. — in vij. li. [6] de tri.: c. 4. vel. x.

 

 

[7] Dist. 32.

 

[8] c. 1. Bl. g 3a autoritates supra positas: dist. x. — in xv. li. de trini.: c. v. [9] — in bonus, malus, immortalis ist malus verbessert in magnus. — [10] Ideoque si pater et filius: i. e. pater et filius non tantum sunt in [11] seipsis, sed in spiritu sancto. Per diligere enim hic non productio [12] personae, sed inexistentia intelligitur. Alias falsissimum esset, quod [13] ait Augustinus: Esse et diligere sunt idem in deo. — sed etiam dono: [14] ut sequitur, ergo videtur et esse per donum.

 

[15] c. 2. licet supra positum: dis. x. — in vi. li. de trini.: c. 4. vel 5. [16] Manifestum est quod: Si spiritus sanctus est conjunctio et unitas [17] patris et filii, quomodo ergo essentia est unio et concordia patris [18] et filii? Si dicis: tamen spiritus sanctus est essentia, igitur, Tunc [19] cur non filius est nexus patris et spiritus vel pater filii et spiritus? [20] Cur hic dicit Augustinus, quod nexus quo uterque conjungitur, non [21] est aliquis duorum? cum tamen essentia sit uterque duorum, ergo [22] differunt illi duo nexus.

 

[23] Hic potest dici, quod appropriate id convenit spiritui sancto. [24] Melior autem solutio est haec. Credo in deum patrem omnipotentem [25] et in Ecclesiam sanctam catholicam. Quia quis dicet, quomodo [26] persona spiritus sancti sit unio patris et filii, cum esse talem personam [27] sit distingui a patre et filio? Esse enim personam est etiam [28] distingui et distinguere personaliter. De appropriato autem quis [29] dicet, quod solum ex parte nostri intellectus ei attribuatur? Si non [30] est ita in re, cur false ei appropriamus, cum nihil in eo sit prae [31] aliis? Vide tu, an mos sit scripturae sic loqui de appropriatis et [32] aliis: Non vidi nec audivi. Igitur: Credo.

 

[33] non diligere per spiritum sanctum: i. e. non negat patrem per spiritum [34] sanctum diligere, sed negat exclusivam illam solum: per spiritum [35] sanctum diligit pater.

 

[36] c. 3. Practerea diligenter: 2a pars. — investigari oportet utrum: quae per [37] idem solvitur, si prima solvitur.

 

[38] [608] Bl. g3b nec genitricem nec conditricem: in fine i. e. c.1 — sed seipso sapientia

 

[Seite 52]

 

[1] ingenita: Eandem responsionem adhibe primae quaestioni ut sic: [2] Pater et filius diligunt se spiritu sancto, non quod per eum sint [3] pater et filius diligentes, sed quia spiritus sanctus amor est de [4] patre amore et filio amore omnino conformiter, ut patet. Et haec [5] est responsio: capiendo verbum diligere sicut homo nomen deus, [6] quando dicitur deus de deo, lumen de lumine. Aliam responsionem [7] vide infra in fine hujus distinctionis.

 

[8] [CXCII, 609] c. 4. in alia sapientia datur, alia ist datur verbessert in pater.

 

[9] c. 5. filius est sapiens 1 per se: deus. — li. ix. de trini.: circa medium. — [10] Infirmus sit: scilicet concedo. — sed non a se vel de se: Ponatur [11] loco sapiens hoc nomen deus, et omnia sunt plana et patent.

 

[12] c. 6. Bl. g 4a Haec et his similia: et per consequens multa similia et fere [13] omnia commentaria super sententias.

 

[14] c. 7. zum Ganzen: Hic textus valde accedit ad contradictionem.

 

[15] [610] c. 8. Praeterea diligenter notandum: 3.

 

[16] Sicut enim idem est: Sed contra: supra distinctione dis. xvij. diffinitum [17] est, quod pater et filius diligunt se spiritu sancto et, quod [18] ipse est charitas qua diligimus deum: igitur Si spiritus sanctus est [19] communis amborum charitas et si in ipso diligunt, quomodo nunc [20] hoc negabitur?

 

[21] atque autoritate Augustini: dis. x. et ibidem etiam similis Hieronymi [22] authoritas. Spiritus sanctus est dilectio quam habet pater in filium [23] et filius in patrem. Haec est valde expressa authoritas. Item dis. [24] xvij. et xviij. de dono quod est solus spiritus sanctus.

 

[25] Cum idem ergo sit ibi: Ego dicerem quidem, quod diligere est idem [26] quod esse, sed non esse diligentis tantum, sed diligentis, dilecti et [27] dilectionis, ita quod diligens et ens non sit aliud et aliud nec dilectus [28] et ens aliud et aliud: immo idem ens nec dilectio et ens aliud. [29] Sic eodem modo de Sapere dicendum est. Hoc alibi latius dixi.2

 

[30] c. 9. Bl. g4b Hylarius in i. lib. de tri.: ca. vel columna x.

 

[31] sed tantum spiritus sanctus tanquam: hoc verum est, quia non [32] sequitur: pater diligit spiritu sancto, ergo est eodem.

 

[33] Eam tamen quaestionem lectorum: Ad istam difficultatem sine temeritate [34] et praejudicio dico: quod stante fundamento Augustini, scilicet [35] idem esse in deo diligere et esse et sapere &c.. tunc ista oratio: [36] pater et filius diligunt se spiritu sancto tantum valet: i. e. pater [37] et filius sunt in spiritu sancto vel (quod idem) habent se vel habent [38] suam essentiam in spiritu sancto et nihil aliud. Qua non minus [39] vera est haec: pater et spiritus sanctus diligunt se filio et filius et [40] spiritus sanctus diligunt se patre et quaelibet duae diligunt se tercia [41] et singula diligit se singulis et omnes tres diligunt seipsis. Et ista

 

[Seite 53]

 

[1] ultima satis clare totum id confirmat. Quia utique omnes diligunt [2] se charitate et essentia, igitur cum quaelibet sit ipsa essentia, quaelibet [3] diligit se qualibet. Nam diligere hoc modo est nihil aliud [4] nisi unum fieri et esse, concordiam habere et unitatem servare: [5] quod utique facit quaelibet per quamlibet et qualibet et in qualibet. [6] His tamen non obstantibus appropriate dicitur ‘pater et [7] filius diligunt se spiritu sancto’ et non ‘pater et spiritus sanctus in [8] filio’, quia charitas appropriatur spiritui sancto. Simile est judicium [9] de his pater intelligit se filio et spiritu sancto, pater‘ et filius [10] sapiunt se spiritu sancto &c..’ licet ista sit appropriata ‘pater sapit [11] se filio’, quia accedit huic ‘pater dicit se filio’. Illa autem ‘pater [12] et filius diligunt se spiritu sancto’ accedit huic ‘pater et filius spirant [13] se spiritu sancto’ i. e. suam essentiam spirando dant, quae omnes [14] sunt verae ex usu doctorum, quia dicit Augustinus, quod pater [15] genuit alterum se. Aeque enim repugnat dicere se et gignere se, [16] dicere alterum se et alterum se gignere. Si ergo conceditur, quod [17] dicit se alterum et dicit se filio, ita et genuit se alterum et genuit [18] se filio. Quid obstat, ne dicatur ‘pater et filius diligunt se spiritu [19] sancto sive spirant se spiritu sancto’? Qui igitur non potest aliter, [20] dicat sicut nunc, quod diligere capiatur ibi pro spirare, et plana [21] erunt omnia. Sicut si dicere capiatur pro gignere: Ubi si quis [22] illam negare velit ‘pater gignit se filio’ et per consequens istam [23] ‘pater et filius spirant se spiritu sancto’, Istam tamen non potest [24] negare ‘pater dicit se verbo et filio’ (quia est b. Augustini). Ergo [25] nec istam ‘pater et filius diligunt se spiritu sancto’, utrobique autem [26] nihil significatur nisi processio et notio. Quia tunc dicere se filio [27] est filium gignere, ergo et diligere se spiritu sancto est spiritum [28] sanctum producere.

 

[29] Haec rata sunt apud me stando sententiae Augustini, quod [30] idem sit actus primus et 2us in divinis, scilicet esse et intelligere [31] et sapere. Alias secus dicendum.

 

 

[32] Dist. 33.

 

[33] c. 1. Bl. g5a clamat autoritas: in praefatione de s. trinitate. — superius [34] quoque: dis. 26. — sicut supra autoritate Hiero.: dis. 25. c. ult. [35] [CXCII, 611] — quia supra latius posuimus: dis. 25.

 

[36] c. 3. in vij. li, de trini.: ante medium. — Idem in vi.: post medium. — [37] Idem in vij.: circa medium.

 

[38] c. 4. sicut supra Hieronymus: dis. 25.

 

[39] Quomodo enim differt pater: Huc vide, quod dicitur supra dis. 25. c. 5. [40] de personis. Respondetur tamen huic captioni: quia verum est, [41] quod non differunt in essentia, et essentia est persona, hoc ipso

 

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[1] quo nominas plures, contradicis tibi. Dicis enim: pater et filius si [2] conveniunt persona, ergo nullo modo differunt, cum persona sit [3] essentia. Respondeo, quod quia non licet dicere tres essentiae sicut [4] tres personae: alioquin facile esset ad omnia dici: tu autem assumis [5] hoc nomen persona, tanquam proprie sit admissum et sine necessitate. [6] Quia eadem facilitate possis arguere, quod filius esset pater sic [7] arguendo: pater est essentia et filius est eadem essentia, igitur filius [8] est pater; omnino est simile argumentum: quia si differunt ex hoc [9] quod pater et filius, et tamen pater est essentia in qua conveniunt. [10] Igitur in quo conveniunt, in eo differunt. Est igitur stultum argumentum [11] et nullum. Et eadem solutio utrique debetur utpatet.

 

[12] Pater est essentia / [13] filius est eadem essentia — igitur pater est filius: Sic [14] persona est essentia / [15] persona alia est eadem — igitur persona est persona sive quod idem [16] est: persona convenit in persona cum alia.

 

[17] c. 5. Bl. g5b verbo Hilarii respondeo: li. 2. c. 4. — stupor est: obtusitas. — [18] Non ergo aliquid addendum: Dicit Cameracensis li. 1. q. 5. ar. 1. [19] Hoc est verbum notabile. — non intelligitur: Excipiuntur ab hac tua [20] sententia soli Scotistae et theologi nostro tempore: illi enim quaerunt [21] et intelligunt.

 

[22] [CXCII, 612] c. 7. ut ait Johan. Damas.: li. 3. c. 6. supra dis. 27.

 

[23] c. 8. hic cum Hylario: li. 2° c. 6.

 

[24] c. 9. Bl. g6a verba Augustini super illum locum psal.: ps. 68.

 

[25] [613] c. 10. non hoc est quod pater: i. e. ipse pater. ‘Esse quod pater’ capitur [26] aequivoce ab Augustino: nam quando dicit verbum secundum quod [27] sapientia, est hoc quod pater i. e. Essentia secundum quod verbum, [28] non est hoc quod pater i. e. persona patris.

 

 

[29] Dist. 34.

 

[30] c. 1. Bl. g6b in qui in vij. li. de tri. ist vij. in viij. verbessert. Dazu ante [31] medium. — spiritum dei nominans: Ro. 8. — Si quis autem [32] spiritum Christi: 2. thimo. 1.

 

[33] [614] c. 2. Spiritus domini super me: isaie. 61. — In spiritu dei ejicio: Matthei. 12. [34] — Effundam de spiritu meo: Joelis 2.

 

[35] Bl. ha Idcirco qui ab eo: Jo. 16. — In aliquo differt Christi: loquitur [36] rhetorica concessione volens maxime negari. — humano sensu de [37] deo loquendum est: li. 1. c. x.

 

[38] [615] c. 4. aliud deum esse et aliud quod dei est: Nec in creaturis omnino verbaliter [39] verum est. Nam ut ait Augustinus, [darüber: 2. colos: xv: [40] c. xix] Corpus et corpus carnis sive caro et corpus carnis idem [41] sunt: Sic essentia rei est res ipsa: Est autem verum, ubi est constructio

 

[Seite 55]

 

[ 35 omẽ 9.]

 

[1] partis cum toto aut accedens cum subjecto aut alias relativum [2] reale cum alio suo correlativo.

 

[3] quae se omnem: totam. — per sua: qualibet. — edocet: demonstrat. [4] et sua non aliud: Sua quae sunt? Bonitas, sapientia, potestas &c. [5] Ubi ergo unum illorum esse docetur, tota deitas ibi esse monstratur: [6] et hoc est per sua omnem ubique doceri deitatem, quia sunt idem.

 

[7] distinctionem habendam fore secundum intelligentiae rationem: Intelligentiae [8] est distinctio, sed non rei. Cujus ratio est, quia nec [9] nominare potest homo nec cogitare aliquid verbum quod utrumque [10] significet, licet sint unum. Excedit enim rei perfectio, licet sit una [11] tantum, ita, ut non possit eam homo etiam infinitis distinctisque [12] nominibus eloqui. Ergo non sequitur ibi: est distinctio intelligentiae, [13] ergo et rei: quia incomparabile est quod assumitur. Esset autem [14] vera et bona consequentia, si comprehenderetur. Tunc enim si [15] esset distinctio in comprehensionibus, esset etiam in re. Haec tu [16] nota, quia plura gerunt in occulto quam in publico ostentent.

 

[17] c. 5. Bl. hb Hic considerandum est: 2a pars.

 

[18] c. 6. Ex praedictis constat: 3a pars. [CXCII, 616]

 

[19] c. 9. Bl. h2a Augustinus in libro secundo: 1) c. 13.

 

[20] c. 10. quae supra diligenter: Dis. xxij. [617]

 

[21] c. 11. nec potuisse nos ad illam pervenire: 2) juxta illud ps. 138. ‘Mirabilis [22] facta est scientia tua ex me’. Quare non ex te? Quia deo nihil [23] mirabile, quia nihil ei novum, magnum aut latentis causae, quae [24] sunt motiva admirationis.

 

 

[25] Dist. 35.

 

[26] c. 1. Bl. h2b Praedestinavit quos praescivit: Ro. 8. — Elegit nos ante: [27] Ephe. 1. — Esaias ostendit dicens: c. 64. et 1. Cor. 2.

 

[28] c. 4. Bl. h3a ut ait Ambrosius: c. 5. de trini. [618]

 

[29] c. 5. Augustinus super Gen.: 5. c. 6. alii c. 18. — facta cognovit: Sicut nos. [30] Sicut nos nota facimus et non facta cognovimus, quando verba [31] facimus. — Apud quem non est: Jac. 1. [619]

 

[32] c. 6. et ea quae futura sunt: et originaliter Job. — secundum illud Qui: [33] Ro. 4. — ut ait Ambrosius: circa finem.

 

 

[34] Dist. 36.

 

[35] c. 1. Bl. h3b Unde Augustinus de verbis apostoli: omelia 9.

 

[36] sed in praesentia sua nondum erant: i. e. ipsae existentes res non [37] habebant esse proprii generis in deo, licet utique fuerint in natura [38] divina per cognitionem.

 

 

 

[Seite 56]

 

[ 25 om 57.]

 

 

[1] c. 2. Post praedicta quaeritur: 2a pars. — ut ait Augustinus: de praedestinatione [2] sanctorum. — qua dixit apostolus: Ro. xi. — ut ait [3] propheta Et alta: 137. — Et alibi ad deum: ps. 16. — Alibi [4] propheta. Quia: ps. 74. — Unde Cassio. super psal. dicit: xvj. — [5] Cognoscit ergo deus et bona et mala: Sciendum, quod mala, inquantum [6] talia, non includuntur in hac dictione omnia, quia sunt purum nihil [7] et privationes. Scit ergo deus mala i. e. scit ea quae sunt non bona. [8] Et omnes sunt negative exponendae quae sunt similes orationes.

 

[9] c. 3. Bl. h4a mala tamen non cognoscit: Ratio hujus est, quia sicut ‘ex’ notat [10] patrem, ‘per’ autem filium, ‘in’ spiritum sanctum, nunc autem spiritui [11] sancto attribuitur voluntas, non debet dici esse in deo quod voluntas [12] ejus non approbat. — Ambrosius in ij. lib.: c. xi.; alii li. 3.

 

[13] [CXCI, 621] c.4. am Ende: Ratio est: quia peccatum non est aliquid, sed negat aliquid. [14] Bonum enim et malum differunt sicut ens et nihil. Unde deus [15] scit bona et mala: utpatet tantum: Scit entia et non entia: jam [16] patet improprietas locutionis, quia quod nihil est sciri non potest.

 

[17] c. 6. Illud etiam hic annectendum: 3.

 

 

[18] Dist. 37.

 

[19] c. 1. Bl. h4b sine sui diffinitione: determinatione. — in quo plenitudo divinitatis: [20] Col. 2. — in libro de praesentia dei: quem ipse vocat [21] epistolam li. retract. c. 49. — Hylarius quoque in viij. li. de tri.: [22] supra dis. 34.

 

[23] [622] Celum et terram ego: Hiere. 23. — Et quod plus est: sap. 1.

 

[24] c.2. Bl. h5a Unde per Esaiam: ultimo. — in li. Sap.: 7. — Augustinus [25] super Joh.: omelia 57.

 

[26] c. 3. in li. contra Maximinum: c. xx.

 

[27] zu dem Ganzen: Sicut radius vitrum penetrans vel aquam, etiam si [28] aqua non esset vel periret, non ideo radius perit.

 

[29] [623] c. 6. Bl. h5b ita multa loquimur quae: Et eodem modo Scotistae de suis [30] formalitatibus loquuntur.

 

[31] ista sit: penitus ignoramus: igitur loquimur quod non intelligimus. [32] Ergo fatui sumus? Utique, quoniam placuit deo per stultitiam salvos [33] facere credentes, ut stultam faciat sapientiam mundi 1. Cor. 1.

 

[34] [624] c. 8. a fine usque ad finem: Sap. 8.

 

[35] c. 9. Cunque divina natura veraciter: 2a pars distinctionis.

 

[36] [625] c. 13. Bl. h6a Beda super Lucam: Luce. 1. super verbo ‘Ego sum Gabriel qui sto’ &c..

 

[37] Bl. h6b ita in li. de tri.: alii in li. de spiritu ca xj.

 

[38] [626] c. 14.Idem quoque super psal.: ps. 147 super verbo ‘Velociter currit sermo [39] ejus’. — ita inquiens. Deus: q. xx.

 

 

 

[Seite 57]

 

[ 23 debet 37 abta]

 

 

 

[1] Dist. 38.

 

[2] c. 1. Bl. h7a in xv. li. de tri.: c. 13. — Unde in ecclesiastico: c. 23. — [CXCII, 627] [3] Idem quoque in vi. li.: c. ultimo.

 

[4] zum Ganzen: Notandum, quod relativas unt sibi mutua causa essendi [5] aut sunt neutrum utri causa, quia mutuo se ponunt: igitur licet [6] divina potentia sit causa creaturarum, tamen praescientia dei non [7] minus est causa creaturarum nec magis quam creatura est causa [8] praescientiae dei: quia sunt relativa et mutuo a se denominantur. [9] Nec potest fieri, ut deus praescierit, si non sunt futura, nec possunt [10] esse futura, si non praescierit. Ex quo sequitur ultra: licet homo [11] sit causa hominis, non tamen pater est causa filii. Et nisi philosophia [12] multa monstra peperisset nobis: multa facile solveremus [13] quae nunc sunt impossibilia solutu. Ecce omnis philosophia dicit, [14] quod pater sit causa filii, quod proprie non est verum. Quia homo [15] non habet hoc nomen nisi, postquam generaverit filium: post autem [16] causationem jam non est causa.

 

[17] Corollarium sequitur. Deum praescire aliquid et ipsum non [18] evenire posse est destruere primam partem: et quod deus non praesciat [19] et simul praesciat quod implicat, ergo, sicut res, potest non [20] praescire. Quam cito hoc dixeris, etiam dixisti deum potuisse non [21] praescire, quod verum est. Error autem venit inde, quod imaginantur [22] praescientiam esse quandam regulam haerentem in deo immutabilem, [23] cum hoc sit falsum. Sed sic debent imaginari: sicut deus videns [24] et objecta ei praesentia, ut nobis videntibus accidit. Totum illud [25] includitur in praescientia.

 

[26] c. 3. Neque etiam res futurae: Verum est, quod rei illi quae est praescientia [27] non sunt causae, tamen bene causae, quare dicatur praescientia, ex [28] natura relativorum. — super epistolam ad Roma.: c. 9.

 

[29] c. 4.Bl. h7b Unde Aug. super Joh.: super illud Jo. 12. cum autem tanta [628] [30] signa fecisset coram eis &c.. — per prophetam praedixit: Isa. 6. — [31] Ideoque si ea quae ille: Bona ratio: quia si scientia ejus est causa [32] scitorum peccatorum, igitur non erunt peccantium, sed illius quod [33] est causa eorum: ergo sequitur, quod si praescivit peccata esse [34] eorum false praescivit, quia suae praescientiae erunt. — et autoritatis [35] beneplacitum: Sed tamen praescientia non est causa eorum, quia [36] non necessario facit, si praescit: licet necessario agat, si sit causa.

 

[37] c. 5. Potest equidem non fieri aliquid: scilicet abstracta praescientia. — et [38] illud tamen praescitum: et potest non esse praescitum. — quia si [39] illud non fieret, nec a deo: scilicet respectiva praescientia. — praescitum [40] esset fieri: hoc repugnat priori dicto. — ergo necessario cuncta:

 

[Seite 58]

 

[ 21 magis 32 abte]

 

[1] negat in consequentia. — Possunt enim haec conjunctim intelligi: [2] concludendo utrumque scilicet praescientiam et eventum. — ut conditio [3] sit implicita: scilicet si praescit/[4] si evenit [5] non potest utrumque simul esse: Ratio autem omnium est, quia relativa [6] simul se ponunt, ergo si unum ponitur, impossibile est aliud removeri. [7] — quomodo futurum deus praescivit: quia et ipse potest non eam [8] praesciisse. — hoc modo futurum praescivit: licet potest non praesciisse [9] hoc modo.

 

[10] zur ganzen Distinctio: Ista omnia non intelliguntur, nisi quis assuescat [11] intelligere primo, quod omnia nomina de deo dicuntur per discursum [12] creaturarum et ideo improportionabiliter. Secundo illud ps. ‘Quoniam [13] mille dies ante te sicut dies hestierna quae praeteriit’, oportet [14] intellectum exuere omnibus phantasiis praeteriti, futuri, praesentis [15] temporis, quoniam sicut ipse respectu creaturae nullum habet tempus, [16] ita econverso creatura respectu illius non est in tempore, sed omnia [17] simul fiunt, et temporum vicissitudo est solum in comparatione [18] rerum mutua et multitudine. Hoc cum sit profundum, alias dicendum [19] erit: quia mirabilis hic latet eruditio. Sicut igitur, quando res [20] magis accedit ad multitudinem et tempus, tanto minus est et quanto [21] magis accedit ad unum et extra tempus, tanto majus est: Nunc [22] igitur, sicut quod ego non possum nescire, quod in puncto mihi [23] praesens videtur, et tamen non sum causa, quare hoc sit, immo [24] possit non esse, ita coram deo sunt omnia.

 

[25] Hujus manuductionem capiamus ex nobis: sicut spiritus est [26] in loco, ita deus in tempore et loco. Sed spiritus in qualibet parte [27] totus et in toto totus est simul, ergo &c.. Et sicut anima in corpore [28] et qualibet parte corporis, ita deus in toto mundo. Anima enim [29] non habet heri nec cras, sed semper vigilat.

 

[30] Bl. h8a Am Schlusse der Conclusio: Istas propositiones Magistri oportet notari: [31] quia saepe mutat suppositionem, ut dicat illud esse praescientiam [32] quod est deus abstracte, et alias illud quod est respective praescientia.

 

[33] Verbum ‘potest’ semper consimiliter ponatur ad utrumque et [34] nunquam circa unum tantum, ut [35] deus praescit: ergo necessario res eveniet/[36] res potest non evenire: igitur deus potest non praescivisse eam. [37] Nota, quod istae orationes idem significant et sunt prope synonymae: [38] Deus praescit et res eveniet. Item: res potest non evenire et deus [39] potest non praescire. Igitur mutuo se inferunt. Sicut: pater est, [40] ergo filius est. Et filius potest non esse, igitur pater potest non esse.

 

 

 

[Seite 59]

 

[ 16 szsu 9to]

 

 

 

[1] Dist. 39.

 

[2] c. 1. Augustinus in xv. lib.: c. 13. — sed ei nosse de patre: c. 14. [CXCII, 629]

 

[3] c. 2. Bl. h8b Potest ergo scire vel praescire: licet non praesciat. — scire vel [630] [4] praescire ex tempore: Sicut nihil incipit futurum esse ex tempore, [5] sed ab aeterno fuit futurum, ita praescientia dei. — quod nunquam [6] est: sed potest fore. — vel praescitum est ab aeterno: licet possit [7] esse praescitum. — posse scire vel praescire: i. e. in sensu exposito. [8] — ab aeterno non scivit vel: licet possit ab aeterno sciisse. — quasi [9] utrumque simul esse possit: i. e. modo scire et ab aeterno non scire.

 

[10] c. 4. (ut ait apostolus) cura: 1. Cor. 9.

 

 

[11] Dist. 40.

 

[12] c. 1. Bl. ia in li. de praedestinatione: ante medium. — in li. de correctione: [631] [13] c. 8. — In Apocal. inquit: 3. — Si alius non est accepturus: Hoc [14] autem non sequitur ex isto verbo, sed videtur intelligi de quolibet.

 

[15] c. 2. Bl. ib Si vero simpliciter intelligatur: sine conditione. — praedestinatus [16] non potest damnari: i. e. in sensu concreto.

 

[17] c. 3. unum in deo est: suppositaliter. [632]

 

[18] c. 4. ut ait apostolus Reprobatio: Ephe. 1. — ut ait Fulgentius: In ser. de [19] Epipha.

 

[20] Bl. i2a Unde apostolus ait Cujus: Ro. 9.

 

 

[21] Dist. 41.

 

[22] c. 1. Bl. i2b obduratio vero non est: licet obduratio non sit sine merito, [633] [23] tamen reprobatio est sine merito.

 

[24] c. 2. in li. retract.: primo c. 23. — de qua dicit apostolus: Ro. 9. — Idem [25] deus qui operatur: 1. Cor. 12.

 

 

[26] Dist. 42.

 

[27] c. 1. Bl. i3b pluribus autoritatibus comprobatur: Iob ultimo: ‘scio, quia [635] [28] omnia potes’.

 

[29] c. 3. in xv. li. de tri: c. 14. [636] [30] c. 4. zum Ganzen: Ex istis omnibus orationibus colligitur non debere vim [31] verborum attendere, sed sensum, quia istae sunt omnes improprie [32] et per oppositum intelligendae, ut deus non potest peccare i. e. non [33] potest non bene facere i. e.1) [34] c. 6. Bl. i4a Aug. in enchi: c. 95. — in li. de spiritu et litera: c. 2. — [35] Joh. Chrys. in omel. quadam: scilicet 4. — dicente propheta: [36] ps. 113. — voluntati quis resistit: Ro. 9.

 

[37] c. 8. sic et spiritus sanctus. Unde: supra dis. 32. c. 5.

 

[637]

 

[Seite 60]

 

[ 6 9̄ justitia]

 

 

 

[1] Dist. 43.

 

[2] c. 1. Bl. i4b sed quis audeat hoc dicere: Bene non facit omnia justa possibilia, [3] sed tamen omnia justa praevisa facienda.

 

[4] [CXCII, 638] c. 3. verba domini in Gen.: 19.

 

[5] c. 4. zum Anfang: Ista argumenta procedunt ex stulta imaginatione, quasi [6] sit contra justitia deo posita secundum quam agere teneatur, quod [7] blasphemum est. Igitur secluso vocabulo propter occasionem vanae [8] agitationis ponatur loco ‘justitia’: ‘voluntas’ et erunt omnia plena, [9] cum idem sit voluntas et justitia.

 

[10] [639] c. 5. Bl. i5a in Hoc solum potest ist ergänzt non. — per quod videtur non [11] posse facere aliquid nisi quod vult: Sed est aequivocatio in verbo [12] ‘vult’. Primo modo capitur pro voluntate placiti, 2o pro voluntate [13] signi. — Idem in vii. li. confess.: c. 4. — ipsa secundum Mat.: 26. [14] — contra illos qui Christum ceperunt: luce x. matthei xi. — Item [15] in eodem: c. 94.

 

 

[16] Dist. 45.

 

[17] [642] c. 4. Bl. i6b Aug. in libro. lxxxiij. q.: q. 28.

 

[18] c. 5. Bl. ka in tertio libro de trinitate: c. 4. — Ubi enim non operatur: [19] ibidem c. 1. — et non solum facit ea: ibidem c. 2.

 

[20] c. 6. Quibus modis accipitur dei voluntas: Hugo de sacramentis li. 1. p. 4. [21] [643] c. 2. — de qua propheta: ps. 113 et 134. — Et apostolus Voluntati: [22] Ro. 9. — Et alibi: Ro. 12.

 

[23] c. 7. Unde propheta: ps. 110. — Misericordias domini: ps. 88. — Justiciae [24] domini: ps. 18.

 

[25] c. 9. Fiat voluntas: Matthei. 6. — Qui facit voluntatem: Matthei. 12. — [26] in libro de spiritu et litera: ante medium.

 

[27] c. 11. Bl. kb Aug. in ench.: c. 95.

 

 

[28] Dist. 46.

 

[29] [644] c. 1. Qui vult omnes: 1. thi. 2.

 

[30] Bl. k2a Dominus quoque in evangelio: math. 23. — omnia quaecunque [31] voluit: 113.

 

[32] c. 2. Aug. in ench.: c. 96.

 

[33] c. 3. Ideoque cum audimus: Enchy. c. 102.

 

[34] [645] c. 5. Bl. k2b Aug. in ench.: c. 95.

 

[35] [646] c. 6. Illi vero qui dicunt: Velle-Nolle/[36] Non nolle-non velle

 

[36] c. 7. Aug. in eodem: c. 13. — Hieronymus super Marcum: c. 14. — facienti [37] bonum est: sicut deus solus.

 

 

 

[Seite 61]

 

 

[1] c. 8. Unde apostolus Bonus: 2. Cor. 2. — Aug. in ench.: 12.

 

[2] c. 9. Bl. k3a interdum bona proveniunt: Ro. 8. — Aug. in lib. de trini.: [CXCII, 647] [3] 13. c. 16.

 

[4] c. 10. Aug. in lib. lxxxiij.: q. 3.

 

[5] c. 11. asserit in eodem libro: q. 4.

 

[6] c. 12. Hoc autem Aug. in eodem li.: q. 21. [648]

 

[7] c. 14. Bl. k3b tractans illud verbum apostoli: 1. Cor. 12.

 

 

[8] Dist. 47.

 

[9] c. 1. (ut ait Aug.) in libero arbitrio: li. de arbi. c. 7.

 

[10] Bl. k4a ita alios praeparavit ad gloriam: c. 99 ibidem.

 

[11] c. 2. super illum locum ps.: 16. — Unde Gregorius super Gen.: Gen. 39. [649] [12] — Aug. in ench.: c. 101.

 

 

[13] Dist. 48.

 

[14] c. 1. Bl. k4b Aug. in ench.: c. 100. [650]

 

[15] c. 3. Bl. k5a Aug. in ench.: c. 100. [651]

 

[16] c. 5. Aug. in ench.: c. 100. — actum voluerunt quem deus non voluit: Actum [652] [17] quidem, ut est res positiva, deus voluit, sed peccatum in actu deus [18] nec voluit nec noluit, sed non voluit, ut supra.

 

 

 

 

 

[19] Liber II.

 

[20] Dist. 1.

 

[21] c. 1 –3. Bl. l2b Zu dem Ganzen: Aristoteles: Omnia quaecunque voluit fecit. [653] [22] Respondetur, quod in deum non cadit praeteritum vel futurum, sed [23] omnia praesenter ei sunt. Ergo quandocunque de deo differentiae [24] temporum dicuntur singularitur, non excluditur aliqua de eis, quantum [25] est de se, nisi quantum relucet in effectu. Ita praedicta [26] authoritas non solum de praeterio intelligi debet, sed de omni [Tabelle: ] [Tabelle: ] [30] ratione scriptura tam sepe differentias temporum permiscet loquens [31] de praeterito, quando vult intelligi de futuro et econtra.

 

[32] c. 10. Bl. l3a Solet etiam queri: 3a pars et incidentalis. [654]

 

 

[33] Dist. 2.

 

[34] c. 1. Bl. l4a qualis facta sit: informis.

 

[35] c. 2. Primo omnium creata est sapientia: Patet hoc intelligi sanius de incarnatione [655] [36] Christi, quae est prima operatio dei i. e. prae omnibus [37] intenta, ad quam omnia ordinantur.

 

 

 

[Seite 62]

 

 

[1] c. 3. angelica et corporalis: mundus. — illud Salomonis. Qui vivit in eternum [2] creavit omnia simul: Et sequitur ibidem ‘Quis sufficiet enarrare [3] opera ejus?’

 

[4] c. 4. antequam tempus esset: i. e. curreret in tempore: i. e. intra

 

[5] [CXCII, 656] c. 5. Bl. l.4b illud Hieronymum dixisse: Quod Hieronymus loquatur distinguendos [6] annos visibiles ab annis spiritualibus. Sic enim quilibet [7] spiritus est dies et lux, et hi quanti sint, non est ore mortali [8] dicibile vel potest dici. Sicut dicitur ‘dies diei eructat verbum’. [9] Et verba ejus satis ad hoc sonat. Dicit ‘nostri’, necdum sex milia. [10] Ecce ‘nostri’ dicit, ubi excludit angelorum, qui sunt dies invisibiles. [11] Unde ‘qui vivis et regnas in secula seculorum (i. e. tempora spiritualia) [12] scilicet nostrorum. Amen.’

 

[13] c. 6. supra firmamentum: i. e. stellatum. — vel intellectuale: i. e. a sensu [14] remotum.

 

 

[15] Dist. 3.

 

[16] [657] c. 3. Bl. l5b libertate voluntatis differentes erant: Si quaeratur: cum angeli [17] sint simplices substantiae, quomodo tot in eis esse possunt? Respondet [18] Magister et bene, quod has distinctiones solus ille notat [19] qui est ponderator spirituum. Legi mille et omnes doctores, nullus [20] melius solvet hanc quaestionem. Scotus distinguit ea formaliter, [21] moderni ratione, antiqui realiter. Ex quibus omnibus colligitur [22] omnes eos nescire quid loquantur. Cum enim ista nemo viderit, [23] quicquid supra fidem additur, certissimum est figmentum esse [24] humanum. Similiter de anima.

 

 

[25] Dist. 7.

 

[26] [664] c. 2. Bl. mb Unde Hieronymus: Epis. X.

 

[27] c. 3. Ut enim Augustinus tradit in ench.: c. 15. vel alias. c. 104.

 

[28] [665] c. 4. Ad hoc enim repugnat gratia: non natura: Sed contra gratia non [29] necessitat, sed inclinat.

 

[30] c. 5. ut tradit Isidorus: de summo bono c. X. — Augustinus ait: Gen. 2. c. 2.

 

[31] c. 6. Bl. m2a Augustinus in libro iij. de trini.: c. 9. alii 7.

 

[32] [666] c. 10. Bl. m2b Aliud enim est ex intimo ac summo: c. ix.

 

 

[33] Dist. 8.

 

[34] [668] c. 2. Bl. m3a Nec dubitandum: 2a pars.

 

[35] c. 4. Bl. m3b Moysi dicit: Exo. 33. — in evangelio Johannis legitur: io.

 

[36] [669] c. 5. Gennadius indiffinitionibus ecclesiasticorum dogmatum: c. 49. — Demones [37] per energiam: Energia i. e. efficacia. Ergumenos debet dici et non [38] energumenos i. e. demone agitatus. Phantastica est et somnio [39] similis interpretatio ab ‘en’ i. e. in et ‘erge’ labor, ‘mene’ i. e. mens.

 

 

 

[Seite 63]

 

 

 

[1] Dist. 9.

 

[2] c. 1. Bl. m4a angelos: Ma. 18. — archangelos: Epis. Jude 1. — principatus: [CXCII, 669] [3] Ro. 8. — virtutes: Ro. 8. — dominationes: Ephe. 1. Supra omnem [4] principatum et potestatem et virtutem et dominationem et omne [5] nomen &c.. — thronos: Dan. 7. — cherubin: ps. 17. Ezech. 28. — [6] seraphin: Isaie .6. — tria terna: tres trinitates. — Dionysius: de [7] celesti Hierar. c. 6. 7. 8. 9.

 

[8] c. 2. ut beatus Gregorius ait: li. 2. omelia 14.

 

[9] c. 3. Bl. m4b sicut Gregorius ait: omelia 34. — Unde Gregorius: ut supra. [670] [10] — accepit in munere: nisi alius praehabeat.

 

[11] c. 4. ut tradit autoritas: ex Aug. 15. trin. 23. Puto autem quod in Confessionibus [12] hanc dicat sententiam.

 

[13] c. 5. testimonio autoritatis: Ezech. 28. — de ordine namque superiori: sicut [14] in Ezechiele patet. — Apostolus etiam principatus: Ephe. 6. — qui [671] [15] omnia in numero et mensura: Sap. xi. — et pondere: utsupra [16] dis. 3. c. 3.

 

[17] c. 7. Bl. m5a Gregorius namque ait: li. 2. omeliarum c. 4. — statuendos in [18] ordinibus angelorum: Luce. 15. — quod apostolus dicit: Ephe. 1.

 

[19] c. 8. Unde Gregorius: omelia 34 super Euangelium. — Deuteronomii: 32. [20] — angelorum dei: Nostra translatio habet: juxta numerum filiorum [21] israel.

 

[22] c. 9. Augustinus in enchiridio: c. 28. Idem 22. civi: dei c. 1. [672]

 

 

[23] Dist. 10.

 

[24] c. 1. Bl. m5b Daniele: 7. — Dionysius: c. 9. — hierarchia: celesti. — de [25] praelatione spirituum ait: verba scilicet Gregorii Dionysium allegantis.

 

[26] c. 2. Objectio contra illos: 2a opinio. — Esaias: 6. — Apostolus: Heb. 1.

 

[27] c. 3. Unde in psal.: 103.

 

[28] c. 4. Bl. m6a sathan: Satan per sin sinistrum i. e. tenue s et thet i. e. t [29] simplex. grece Diabolus, latine detractor vel adversarius. Beliaal [30] duplici ‘a’ malo. Unde est nomen demonis qui pater est omnis [31] mali, dicitur vel iniquum. Inde filii Belial et iniquitatis. Lifeiathan: [32] draco. Beliiaal.

 

[33] c. 6. Alii vero dicunt: 3a opinio. — quod Esaias ait: c. 13. [673]

 

 

[34] Dist. 11.

 

[35] c. 1. Bl. m6b ad custodiam deputati: Matthei 18. Jo. 14. — Hieronymus: [36] Epis. 32. — Gregorius: 20 moral. Et omelia 35 super lu. 11. — [37] Thobie: a 5 usque 12. — in actibus: 12.

 

[38] c. 2. Sed cum electi tot sint: ut supra dis. 9 secundum Gregorium.

 

[39] c. 5. Bl. na Esaias: 63. — Quis est iste qui venit: Contra istam glosam sunt [674] [40] mihi ista motiva: 1. quia Luce 2. dixit Angelus ‘natus est nobis

 

[Seite 64]

 

[1] hodie salvator mundi’. ‘Nobis’ dicit certe non aliquibus, sed eadem [2] ratione omnibus. 2o quia angeli tenentur Christum adorare sicut [3] et nos tenemur. Igitur prius oportet, ut noverint eum. Sed non [4] videtur dicendum, quod quem semper vident et adorant regem [5] gloriae, non viderint purpura regia indutum in qua adoratur a toto [6] mundo. 3o dicit Gregorius, quod angeli ante incarnationem patiebantur [7] se adorari. Sed post viderunt naturam nostram super se &c.. [8] ideo non ignoraverunt. 4o quia potest Luce verbum exponi in [9] persona Isaiae prophetae et non angelorum, quia in visione talia [10] videt. Sicut item de sanctis dicit ‘Qui sunt hi qui ut nubes volant? [11] 5o Quia omnes sunt administratorii spiritus missi &c.. igitur salutem [12] propter quam mittuntur non ignoraverunt. 6o pro 2a authoritate [13] sunt Apostoli Ephe. 3. Saltem in ascensione domini conceditur [14] omnes nosse Christi incarnationem. Sed Apostolus dicit, quod ipse [15] accepit gratiam illuminare omnes, quae sit dispensatio &c.. Ista [16] autem praedicatio apostoli, per quam innotescere dicit principatibus [17] et potestatibus, fuit utique post domini ascensionem. Igitur non [18] potest de angelis bonis intelligi nisi forte quoad admirationem, [19] sed malis angelis in confusionem. — hujusmodi mysterii cognitione: [20] Eph. 3. — Super quem locum: Hoc potest de malis intelligi, quia [21] Eph. 6 etiam dicuntur in celestibus spiritualia nequitiae. — praedicatio [22] per gentes dilatata: Non dicit, quod tantum sacramentum [23] illud sit absconditum, sed dispensatio et multiformis sapientia dei.

 

[24] c. 6. Augustinus super eundem locum: li. 5 super Gen. c. 19.

 

[25] [CXCII, 675] c. 7. Aliorum opinio qui dicunt: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [30] ‘gaudium est angelis super uno peccatore poenitentiam agente’: igitur [31] majus gaudium super eodem salvato intensive et extensive de pluribus [32] talibus.

 

[33] c. 8. Isidorus de summo bono: li. 1. c. 4. — Gregorius in libro dialogorum: [34] 4. c. 32. — que ad mysterium trinitatis et unitatis pertinent: Contra [35] hoc est illud Apostoli Hebreos. 1. Et iterum eum introducit primogenitum [36] in orbem terrae, dicit ‘Et adorent eum omnes angeli dei’. [37] Item quod in Nativitate ejus ‘facta est eum angelo subito multitudo [38] coelestis exercitus’, quod id videtur dici, quod ‘omnes angeli’. Si [39] igitur angeli id noverunt, cur non et superiores? Ideo cum illis [40] sentio, quod omnes angeli noverunt factum incarnationis, sed non [41] in proprio genere facti nisi, cum factum esset. Sic ascenionem [42] ejus eodem modo. Etiam non est necesse dicere, quod haec omnia

 

[Seite 65]

 

[1] in verbo viderunt, quia est speculum voluntarium. 2o dico cum [2] aliis, quod ista verba Isaiae dicuntur in persona angelorum non [3] ignoratium, sed admirantium. Sicut in Judicio commonebuntur, [4] quod tamen jam de facto sciunt. Admirantur autem velut insinuative [5] aliis q. d. Videte: quis est iste? &c..

 

 

[6] Dist. 12.

 

[7] c. 2. Bl. nb Quod Aug. sensisse videtur: Augustinus li. 1. gen. c. 5 et in [8] multis locis. Numquam tamen asseruit. Unde dicit li. 7. c. ultimo [9] in fine: Si possunt haec melius dici, non solum non resisto, [10] verum etiam faveo: loquitur de origine animae. Sed in retractationum [11] libro clarius de eisdem libris. Tu autem, mi lector, quisquis [12] eris, hoc tibi dictum velut a stulto quodam notato: Quod [13] nunquam est compertum fumos terrae illustrare celum, sed magis [14] impedire lucem super terram. Volui autem dicere, quia theologia [15] est celum, immo regnum celorum, homo autem terra et ejus speculationes [16] fumi: tu intellige reliqua et quae sit ratio tantae diversitatis [17] inter doctores. Item nota, quod nunquam sus docere potuit [18] Minervam, et si praesumat aliquando. Nec araneis telis capi possunt [19] feri leones et ursi, immo nec pisces aut volucres. Haec quia stultus [20] stulte dixi: facile veniam merebitur temeritas mea et irreverentia. [21] Interpretatio enim physica super theologiam etiam a sanctis tradita [22] non arguit crimen laesae majestatis reprobata.

 

[23] c. 5. Bl. n2a De qua re priusquam: 2a pars. [CXCII, 676]

 

[24] nullam omnino formam habuerit: presenter. Huic consonat id 8. civi. [25] dei 6. Si omni spetie carere possent, omnino nulla essent. Et [26] supra li. 1. dis. 3 ex verbis 6. trin. c. ult. Haec igitur omnia quae [27] arte divina facta sunt et unitatem et spetiem et ordinem tenent &c.. [28] quo ad futuras formas. Sicut est de ratione omnis materiae.

 

[29] Facta est ergo illa materia: Unde b. Aug. li. 1. Gen. 15. aperte asserit [30] materiam non esse informem creatam, sed formatam, licet eam prius [31] origine et non tempore velit informem fuisse, sicut ex voce verbum, [32] cum tamen simul sint vox et verbum. Et haec sententia mihi [33] placet, quia tunc informitas materiae non esse potest nisi respectu [34] futurae formae. Quod verum est. Et est nihil aliud nisi inchoatio [35] formae, ut clare dicit li. de vera religi: fol. 4.

 

[36] c. 6. grossior erat: Ergo fuit formata. [677]

 

[37] c. 7. Bl. n2b Nunc superest ut: 3a. — sicut veritas in evangelio ait: Jo. 5. [677]

 

 

[38] Dist. 13.

 

[39] c. 7. Bl. n3b Quomodo accipiendum sit illud: Potest breviter dici, quod [679] [40] dicere est idem quod verbo facere. ps. ‘verbo domini caeli’ &c.. Vel

 

[Seite 66]

 

[1] etiam idem quod verbum facere. Unde frequenter in scriptura [2] verbum ponitur pro re, quia omnis res seu factum est verbum dei [3] aut saltem verbo ejus temporaliter factum et in eodem tempore [4] aeternaliter dispositum fieri. — Praeterea investigandum: 3a pars.

 

 

[5] Dist. 14.

 

[6] [CXCII, 680] c. 1. Bl. n4a De opere secundi diei: Aug. li. xi. civitate. 6. Qui dies cujusmodi [7] sint aut perdifficile nobis aut impossibile est cogitare, quantomagis [8] dicere. — Quales autem et ad quid: Haec est optima Responsio.

 

[9] c. 2. Bl. n4b ibi esse non dubitamus: Major est enim hujus scripturae [10] authoritas quam omnis humani ingenii capacitas. 2. Gen. 5.

 

[11] c. 3. Sed firmamentum dici potest non propter: Atque firmamentum hoc loco [12] non tenet derivationem significatam. Nec in Hebreo tale quid [13] ponitur. Sed dicitur ‘fiat expansio’ seu ‘extensio’: a verbo ‘Raqa’ [14] i. e. expandit &c..

 

[15] c. 5. Sequitur: dixit deus: 2a pars.

 

[16] [681] c. 6. Sequitur: dixit deus: 3a pars.

 

[17] c. 7. Bl. n5a Quae ideo facta sunt ut per ea: li. 2. super Gen. c. penul. et [18] antepenult.

 

 

[19] Dist. 15.

 

[20] c. 2. Bl. n5b Sequitur: dixit deus: 2a pars.

 

[21] [682] c. 3. propter peccatum facta sunt noxia: i. e. homo prius ab eis nihil pati [22] potuit, etiam si eadem fuerint quae nunc. Sed jam patitur, quia [23] ipse graviter mutatus est in passibiliorem infirmitatem. Legimus [24] enim sanctos bibisse venena et alia noxia protulisse, quae tunc non [25] fuissent mirabilia, sed naturalia.

 

[26] c. 5. Augustinus super Gen.: l. 1. c. 5. — Unde Augustinus: ut supra.

 

[27] [683] c. 6. Jam de septimae dici: 3a pars. — in Apoc.: 4.

 

[28] Bl. n6a veritas in evangelio ait: Jo. 5.

 

[29] Die ergo septimo: Unde conservare videtur majus esse quam creare. [30] Quia multi incipiunt, sed pauci perseverant. Est enim conservatio [31] semper nova inceptio. Est autem conservare idem quod continue [32] creare. Et conservatio est continuata creatio, unde adhuc hodie [33] creat deus Heb. 1. ‘portans omnia’ &c.. Et ita videtur haec esse [34] prophetia futurae salutis. ‘Et requievit deus die 7mo’ &c.. sicut etiam [35] apostolus ad Hebraeos exponit.

 

[36] c. 7. cum templum dedicavit: 3 Reg. 8.

 

[37] c. 8. Unde in lege dicitur: Deutero: 5.

 

 

 

[Seite 67]

 

 

 

[1] Dist. 16.

 

[2] c. 1. Bl. n6b qualis et quomodo factus: in sequentibus 4 dis. — qualiter sit [3] lapsus: Dis. 21. — per que sit reparatus: li. 3. — modum institutionis: [4] quia scilicet bonitas creatoris est causa. — superius: dis. 1.

 

[5] c. 2. Beda: Gen. 1. — imago dicitur: exemplar, quia imago est exemplaris. — [CXCII, 684] [6] proprie accipitur imago: Ergo essentia est proprie imago, quia ad [7] eam factus est homo. Respondetur, quod propter relationem est [8] improprie imago. Sed hoc non sufficit: quia inquantum est imago, [9] tunc est relativa. Sed alii textus habent ‘improprie’ et ita debet [10] haberi.

 

[11] c. 3. Filius vero: 2a pars. — in tractatu: dis. 27. et 28. — apostolus dicens: [12] 1. Cor. xi.

 

[13] c. 4. cognitione veritatis: memoria et notitia infra. — Augustinus in li. de [14] quantitate animae: post primordium. — Ita propter imaginem trininitatis [685] [15] Posset etiam optime dici, quod homo sit imago dei, quod [16] imitetur deum in esse et agere: quia ipse regit minorem mundum [17] i. e. corpus, sicut deus majorem. Deinde quia format verba, sicut [18] deus etiam, vide alibi.

 

[19] c. 5. Bl. n7a Quo circa: 3a pars. — lib. vij. de trinitate: 5. ultimo.

 

 

[20] Dist. 17.

 

[21] c. 1. cum dicitur Formavit; Gen. 2. — Vel secundum aliam literam: lxx. — [22] inspiravit in faciem: Spiravit i. e. spiritum vel flatum fecit, Sicut [23] omnis qui spirat facit spiritum. Unde canitur ‘In aspirando das [24] spiritales esse homines’. Alio modo et melius sic: spiravit i. e. [25] spiritu fecit. Sicut enim dicere est verbo facere, ita spirare est [26] spiritu facere. Ps. ‘Verbo domini celi firmati sunt et spiritu oris [27] ejus omnis virtus eorum’. ‘Ipse dixit et facta sunt’. Alias videretur [28] esse nugatio: dicendo spiravit spiraculum vitae i. e. fecit spiritu [29] spiraculum vitae, cum sit idem in re.

 

[30] Dicere est verbo/[31] verbum [30] facere. Sic ‘dabar’ in Hebraeo significat rem [31] et verbum.

 

[32] Spirare est spiritu/[33] spiritum [32] facere. Unde homo est spiritus vadens et [33] non rediens.

 

[34] c. 2. Bl. n7b Putaverunt enim: Manichei. — Sic ergo cum dicitur: Ista convictio [35] nihil valet, quia non sequitur: homo spirat et flatum de se [36] emittit. Igitur flatus ille est de substantia hominis, ut patet. Igitur [37] non ibi valet. — Flare enim est flatum facere: li. 12 civitate dei. 23. [38] Et super gen. 7. c. 3. — per esaiam: 57. Nostra translatio habet [39] ‘Spiritus egredietur a facie mea et flatus ego faciam.’

 

[40] c. 3. Augustinus enim super Gen.: li. 7. c. 7. [686]

 

 

 

[Seite 68]

 

 

[1] c. 4. Solet etiam: 2a pars. — Augustinus super Gen.: li. 6. c. 3. — deo [2] autem natura est quod facit: et si nobis est quandoque miraculum. [3] — voluntas: apud se. — necessitas: nobis.

 

[4] [CXCII, 687] c. 6. Bl. n8a In hoc autem: 3a pars.

 

 

[5] Dist. 18.

 

[6] c. 2. Bl. n8b Hic attendendum est: quaestio 1.

 

[7] c. 3. Cum autem his de causis: quaestio 2.

 

[8] [688] c. 4. Non sine causa dormienti: quaestio 3.

 

[9] c. 6. Sed quaeritur an: 2a pars.

 

[10] [689] c. 8. Bl. oa Quemadmodum mulieris: 3a pars. — Unde in ecclesiasticis dogmatibus:1 [11] alii c. 13. Est autem iste liber, in quo stat authoritas [12] supra dis. 8. allegata Gennadii ‘Demones per energiam’ &c..2 Unde [13] et stilus negat Augustinum et Gennadium nuncupat allegatorum [14] consonantia. Alii dicunt, quod sit Fulgentii. Sic allegat Catholicon [15] vocab. Energia.

 

 

[16] Dist. 19.

 

[17] [690] c. 1. Bl. o2a corpus animale: Animale id dicitur corpus quod nutritur/[18] vegetatur/[19] generat [20] et alias affectiones et operationes agit que non erunt in patria. [21] Ideo ibi erit corpus spirituale i. e. non animale, quod comedat et [22] bibat, sed sola spiritus redundantia satur et beatum. Sententia est [23] b. Augustini li: retractationum, super li: de vera religione. Unde [24] dicit: corpus hoc in resurrectione ad sufficientiam vivificetur solo [25] spiritu: qua causa etiam spirituale erit, cum resurrexerit in spiritum [26] vivificantem. Illud autem factum est in animam viventem.

 

[27] c. 2. Solet hic quaeri: 2a pars.

 

[28] [691] c. 3. Sed adhuc quaeritur: 3a pars.

 

 

[29] Dist. 20.

 

[30] [692] c. 2. Bl. o3a Cur ergo non coiverunt: quaestio 1. — non angebat: urgebat.

 

[31] c. 3. De termino vero: quaestio 2.

 

[32] [693] c. 4. Si vero quaeritur: 2a pars. quaestio 1.

 

[33] [694] c. 8. Bl. o3b Et cum de corpore: quaestio 2.

 

[34] c. 10. Talis erat hominis: pars 3.

 

 

[35] Dist. 21.

 

[36] [695] c. 2. Bl. o4b Zwischen vates und implebat: Demoniorum, est enim de textu.

 

[37] [696] c. 4. supra modum sublimitas: quae tamen idem videtur quod inanis gloria.

 

 

 

[Seite 69]

 

 

[1] c. 5. Bl. o5a Porro sciendum est: 2a pars. — Qui ergo incitatione1 habuit: [2] 1a ratio.

 

[3] c. 6. sed ex parte perstiterat: 2a ratio.

 

[4] c. 7. Quod non soli viro: 3a pars.

 

 

[5] Dist. 22.

 

[6] c. 2. Bl. fa secutum est et pena peccati: Quia initium peccati superbia et [CXCII, 697] [7] contemptus dei amorque sui.

 

[8] c. 5. Ex quo manifeste: 2a pars. [698]

 

[9] c. 11. Bl. pa Solet etiam quaeri: 3a pars. [700]

 

 

[10] Dist. 23.

 

[11] c. 1. Bl. pb Cur creavit deus quos: Hanc rationem in plurimis locis [darüber: [12] li. xi. civi. c. 16. et c. 17. satis longe et pulchre] assignat b. Augustinus, [13] quam tamen oportet tandem ad voluntatem dei reducere. Quia [14] si quaeratur, quare non eadem bona faceret, si illi mala non egissent, [15] unde faceret, hic necessario voluntati ejus cedendum est quae injusta [16] esse non potest, quia nulli debere potest. Creatura autem [17] non potest non debere, quia non potest non esse finita i. e. certo [18] naturae et arbitrii modo terminata, extra quam cum nititur libertate [19] sua (quam decuit sic creari liberam) fit mala et inobediens. Non [20] enim ideo non debuit bonitas creatoris tam nobilem naturam i. e. [21] liberam creare, quia pecare posset et peccatura fuit. Quia haec est [22] nobilissima entitas in qua ostendit deus suam gloriam.

 

[23] c. 2. Et quidem secundum animam: 2a pars.

 

[24] c. 3. Hanc autem scientiam homo: perdidit tamen majorem partem, omnino [701] [25] habet enim.

 

[26] Homo2 adhuc miram industriam animalia domandi, nutriendi, [27] consuefaciendi, explorandi, regendi, fallendi, capiendi, utpatet experientia. [28] Sed cognitio proprietatum eorum periit: Et solum per [29] experientiam tales nunc novit: tunc autem intuitive. Sicut Salomon [30] femellam et masculum, item pictum et verum florem. Item distinctionem [31] verae matris, mortui filii. Haec enim est Magia naturalis [32] quam et Jacob calluit, paucissimi nunc sciunt.

 

[33] c. 6. Bl. p2a Si autem quaeritur: 3a pars. — Non fuit ergo homo praescius: [34] quia fuisset miser, si scivisset, quod repugnat innocentiae.

 

 

[35] Dist. 24.

 

[36] c. 1. sicut de angelis diximus: dis. 3. c. 5. — poterat stare: Contra. Stare est [37] retrogredi, dicit b. Bernardus. Ergo si potuit tantum stare, non

 

[Seite 70]

 

[1] potuit manere innocens. Respondetur, quod stare in statu innocentiae [2] non erat retrogredi. Sicut nec in beatitudine stare est [3] retrogredi. Sed b. Bernardus loquitur de nostro statu, si saltem [4] status et non potius fluxus est. — Item in eodem: c. 119.

 

[5] [CXCII, 702] c. 3. Bl. p2b Ad hoc autem quod dicimus: Haec pars non tenetur et procedit [6] ex sententia quam posuit supra dis. 5. c. ultimo. — Declinare enim [7] a malo: scilicet privative, sed tantum contrarie.

 

[8] c. 4. Hic considerandum: 2a pars.

 

[9] [703] c. 6. Bl. p3a Augustinus docet in duodecimo libro: c. 1. — Ascendentibus ergo [10] introrsum: c. 8. — Rationis autem pars superior: c. 7. — Cum vero [11] disserimus de natura: li. 12. tri. c. 4. — Carnalis autem vel sensualis: [12] c. 12.

 

[13] Idem Homo inquantum agit quae solius spiritus sunt, et interne/[14] quae sensuum sunt, ea cogitat quae [15] operatur/[16] externe sunt Vocatur secundum hoc [17] Spiritus        Spiritualis/[18] Caro        Sensualis

 

[19] c. 7. Illud quoque praetermittendum: 3a pars.

 

[20] [704] c. 9. Bl. p3b Haec Augustinus in xij. li. de trinitate: c. 12.

 

[21] [705] c. 11. Non est autem silentio: Ex b. Augustino hoc dicitur li. 12. tri. ca. 13.

 

 

[22] Dist. 25.

 

[23] [706] c. 5. Bl. p5a Idem in enchiridio: 104.

 

[24] [707] c. 8. Unde Augustinus in enchiridio: c. 29. secundum alios 18.

 

[25] [708] c. 10. Bl. p5b Unde Augustinus in enchiridio: alias 29.1 — mala ait Augustinus: [26] alias 29.1

 

[27] c. 11. Hic quaeri potest: 2a pars.

 

[28] c. 12. Unde Augustinus in enchiridio: vel c. 29.1

 

[29] [709] c. 15. Bl. p6a Repetit de corruptione: Tertia pars.

 

[30] c. 16. Zwischen libertatem und gratiae: naturae, sed non habeo libertatem.2

 

 

[31] Dist. 26.

 

[32] [710] c. 2. Bl. p7a Nam si, ut quibusdam placuit: Enchyri: 31. — Non est volentis [33] neque currentis: Hoc textu tantum vult, quod ista expositio sit [34] reprobo quae ex isto verbo apostoli intelligit aequalem principalitatem [35] gratiae et voluntatis respectu operis. Quoniam si sunt aeque [36] principales, tunc sicut valet dicere ‘non est currentis et volentis’ &c.. [37] ita valebit dicere ‘non est miserentis, sed habentis, volentis’. Nunc [38] autem posterius est contra positum Apostolicum, igitur primum non

 

[Seite 71]

 

[1] valet. Quare non debet ibi subintelligi signum exclusivum, sed [2] absolute intelligendum et totum deo tribuendum ‘Non est currentis [3] nec volentis, sed tantum miserentis dei’. Si enim propter exclusivam [4] illam dictionem haec vera est: Non1

 

[5] c. 3. Itaque bona voluntas: 2a pars. — non gratia voluntatem: tanquam ducem. [6] Eodem modo intellige liberum arbitrium in malo: Quia sicut [7] gratiam [darüber: quae virtus est] comitatur ad bonum velut ducem [8] et tractricem, Ita comitatur infirmitatem sive legem carnis cui [9] copulatum est (sicut tunc gratiae) ad malum velut ducem. Et ita [10] utrinque liberum est et utrinque aliter agere nequit (loquor de gratia [11] consummata et infirmitate non sanata). Sed in fide est mixtura et [12] temperatio utriusque extremi, usque dum ad speciem perducamur.

 

[13] Sicut ergo voluntas inter mala plura libera est eligendo nec [14] tamen bonum potest per se eligere, ita eadem inter bona plura [15] libera est nec tamen malum ammodo potest eligere. Sed vita media [16] i. e. Christiana quasi medio etiam modo se habet ad utrunque [17] flexilis, difficilis ad bonum, sed non impossibilis sicut illa, et facilis [18] ad malum, sed non necessaria servitute sicut illa. Nec est tam [19] facilis ad bonum sicut beati nec tamen impossibilis ad bonum sicut [20] miseri. Sed tamen extremae ambae nituntur in necessitate et impossibilitate. [21] Sic haec media tantum in facilitate et difficultate. [22] Beati enim necessario eligunt bonum et impossibiliter malum. [23] Miseri autem impossibiliter bonum et necessario malum. Sed nos [24] faciliter malum et difficulter bonum. Sive id sic melius exprimitur, [25] quod miseri impossibiliter quidem eligunt bonum, sicut beati impossibiliter [26] malum. Non tamen forte necessario eligunt malum, [27] sicut nec illi necessario eligunt bonum, sed utrinque libere, licet hi [28] necessario sint in servitute peccati et illi necessario in servitate [29] justitiae. Quae servitus non minuit libertatem utrinque, sed manet [30] utrisque libertas.

 

[31] Sive sic sive aliter dicatur, sufficit, quod res ipsa sane intelligatur. [32] Nam utique verum est, si impossibile est ipsum ad bonum [33] per se surgere, necessario per se vertitur ad malum, aut saltem [34] manet sub malo, si non ipsum eligat. Verumtamen quia deus [35] semper praesto est, nec ideo liberum arbitrium damnatur, quia non [36] habet gratiam aut habere non potest, sed quia oblatam et exhibitam [37] non acceptat vel aeceptam non custodit et non comitatur ducem [38] gratiam, sed retrocedit et stat rebelle ipsa progredi volente. Sicut [39] in beatis non ideo est beatitudo, quia habent gratiam praecise, sed [40] quia eam acceptant et consentiunt eam habere.

 

 

 

[Seite 72]

 

 

[1] Verum notandum est, quod sicut ad bonum principalitas est [2] gratiae, ita ad malum principalitas est voluntatis concomitante hic [3] infirmitate illic voluntate.

 

[CXCII, 711]

[4] c. 4. Fides enim qua justificatus es: Talis fides non est sine charitate et [5] spe. — qua et peccatur: principaliter. — recte vivitur: concomitanter [6] scilicet. — Augustinus in enchiridio: c. 105.

 

[7] impetrat quod lex imperat: Ad ista intelligenda valet ista authoritas [8] b. Gregorii posita infra li. 3. dis. 25. c. 5. ubi dicit istas esse aequales [9] scilicet fidem, spem, charitatem, operationem et per consequens, [10] alioqui non possent esse aequales, quantum verba ejus sonant. [11] Unde et hic non simpliciter fides dicitur, sed per dilectionem [12] operatur vel qua justificati sumus.

 

[13] c. 5. gratiae dona pervenit: non autem sola. — in eis est et ipsa: qui et ipsa [14] donum ejus est.

 

[15] [712] c. 6. Bl. p7b Non est tamen ignorandum: Objectio. — voluntatem fides praevenit: [16] licet voluntatem non praeveniat, praevenit tamen bonam [17] voluntatem natura et causa, quia est causa ejus.

 

[18] c. 7. Ceterum hanc quaestionem: Alia objectio. — cogitatio bona: moraliter.

 

[19] c. 8. Hac voluntate concupiscitur: tanquam merito de congruo, non condigno.

 

[20] [713] c. 9. Bl. p8a Utrum una eademque: 3a pars.

 

[21] [714] c. 11. aliud est virtus aliud: hic quaestio solvitur c. 7. sequentis distinctionis.

 

 

[22] Dist. 27.

 

[23] c. 3. Bl. qa earum peccatum tenere non possumus: i. e. non possumus [24] affirmare i. e. probare, quod peccatum habeant.

 

[25] [715] c. 4. Cum ergo ex gratia: 2a pars.

 

[26] c. 7. Bl. qb zum ganzen Abschnitt: [27] Quicquid habes meriti, praeventrix gratia donat: [28] Nil deus in nobis praeter sua dona coronat.1

 

[29] [716] c. 9. usus liberi arbitrii: sicut actus. — et ex deo est: per gratiam. — et [30] ex nobis: per liberum arbitrium. — Ibi. enim: in gratia. — hic [31] deus: i. e. in usu ejus.

 

[32] c. 10. Alii vero dicunt: 3a pars. velle et operari bonum: Ista opinio est [33] subtilior et valde probabilis secundum rationem loquendo, nisi aliter [34] nunc teneretur communiter.

 

 

[35] Dist. 28.

 

[36] [717] c. 1. Bl. q2b ab illo accepit nostra natura: Hoc verbum potest esse [37] maxime de gratia praeventrice, sicut in verbis jacet, sed non ad [38] intentionem Pelagii.

 

 

 

[Seite 73]

 

 

[1] c. 2. nullo modo caveri potest: Nullo modo dixit, quia per gratiam oblatam [2] potest. — Caveri ergo potest: non ex se, sed cum gratia. — non est [3] de qua tunc: i. e. intellexerunt exclusive, quod non sic dictum erat.

 

[4] [CXCII, 718] c. 3. in libro retractationum: c. 18.

 

 

[5] Dist. 30.

 

[6] [720] c. 1. Bl. q4b Quando de peccatis disputatur, hic syllogismus semper notandus [7] est:

 

 

[8] { Omne malum est nihil et

[9] { Omne peccatum est malum, igitur

[10] { Omne peccatum est nihil.

 

 

[11] [721] c. 5. Quod diligenter investigandum: 2a pars. — peccatum esse reatum: i. e. [12] debitum. — nec culpam esse: i. e. peccatum. — non esse ipsi fatentur: [13] quia Adam habuit culpam ejus. Quia reatus sequitur ad culpam. [14] Volunt igitur dicere, quod Adam fecit culpam, sed non posteri. [15] Sed tamen pro illa culpa omnes pariter sunt rei aeternae et temporalis [16] poenae. Ita reatus est medium inter culpam, praecendentem [17] et poenam sequentem et est ipsum debitum poenae pro culpa. [18] — secundum eos esse non potest: quia eam expectat.

 

[19] c. 6. Bl. q5a Primogenitum asini: Asini nascimur, per baptismum oves [20] efficimur.

 

[21] [722] c. 7. Quid ergo originale peccatum dicitur?:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[28] non oboedias concupiscentiae: quae sunt arma ejus. — malae: scilicet [29] actualis. — esse concupiscentiam: Quae concupiscentia est etiam inoboedientia [30] carnis, peccatum, lex membrorum, quae omnia sunt nihil [31] aliud nisi privatio oboedientiae carnalis, quia peccatum originale [32] est Nihil seu privatio sicut omne peccatum quoad formale: quoad [33] essentiale autem est ipse motus carnis immo ipsa caro et sanguis [34] privata virtute et gratia. Ideo enim caro concupiscit, quia est deserta [35] a gratia et virtute.

 

[36] c. 8. occulta etiam tabe: Que tabes et quaecunque assumuntur positive significantia [37] nomina in exprimendo peccato originali debent privative [38] exponi. Non enim est genus, qualitas, calor aut humor vel deformitas [39] tabida vel putrida, cum haec omnia sint creaturae et bonae, [40] licet poenales quandoque, Sed solum ablatio virtutis et fortitudinis [41] ex carne i. e. carnali homine.

 

 

 

[Seite 74]

 

 

[1] [CXCII, 723] c. 9. Bl. q5b Hoc est originale peccatum: Peccatum primum Adae non dicitur [2] originale, sed fuit actuale, sed est nihil aliud nisi propter tale [3] primum peccatum actuale non habere justitiam originalem. Et sic [4] omnes posteri Adam similiter et ipse post primum peccatum in [5] peccato originali nascuntur, vivunt usque ad Christum, sicut bene [6] hic dicit Magister capite sequenti.

 

[7] c. 13. Ad hoc autem quod diximus: 3a pars.

 

[8] [724] c. 14. Zum ganzen Kapitel: Hoc quod Magister hic dicit de multiplicatione [9] naturae negat Gabriel cum aliis. Vide eum li. 3. dis. 4. q. 1. dubio [10] ultimo. Ego consentio Magistrum dimissis larvis philosophorum, [11] quia Euangelio magis accedit Magister de multiplicatione panum.

 

 

[12] Dist. 31.

 

[13] [725] c. 5.Bl. q6b Hic quaeri solet utrum: 2a pars.

 

[14] c. 6. Zum ganzen Kapitel: Hoc secundum sententiam Magistri. — vinum [15] infusum acescit: quia caro traducta fit rea in tali traductione originalis [16] peccati, et tamen non illa a qua traducitur.

 

[17] c. 7. Bl. ra Ex quibus omnibus intelligendum

 

[18] Primum quod in baptisatis auffertur culpa, sed non poena originalis [19] peccati.

 

[20] 2um quod caro sic punita non potest animam venientem in se [21] non polluere simili peccato cujus poenam portat. Haec enim est [22] detestabilis maledicto carnis nostrae, quod ita vilificata est, ut licet [23] in se non sit peccatum, tamen propter suam feditatem qua libidinose [24] seminata est privat animam justitia originali. Nec est digna, ut [25] anima quae ii conjungitur justitiam talem habeat, ne forte ex hac [26] et ipsa imprimis esset et sane. Est igitur haec poena carnis a deo [27] inflicta, ut non possit recipere in se animam, nisi eam culpabilem [28] faciat originali peccato. Et ita utraque etiam dimissa culpa: poenalis [29] manet et in praesentia.

 

[30] [726] c. 8. Jam ostensum est: 3a pars. — sine libidine non est parentum: tanquam [31] effectu peccati Adae quod est principalis causa. — ob hoc filiorum: [32] propter causam illius libidinis quae est effectus.

 

[33] c. 9. Nota, quod transfusio originalis peccati fit non alio modo quam quod [34] deus justa poena sic statuit, ut omnis caro quae ab Adam per [35] legem coitus venit, sic sit damnata, ut quam cito cum anima copulatur, [36] ipsa tota persona, simul et anima et caro propter unitatem [37] personae, Et quia sic est naturalis filius Adae, debeat esse in [38] carentia originalis justitiae. Unde licet, sicut Augustinus dicit, [39] quod peccatum in parvulos non transmittat propagatio, quod verum [40] est: sequitur tamen ipsam propagationem. Nec libido potissima [41] causa est, sed ordinatio divina in punitione carnis Adae quae sic

 

[Seite 75]

 

[1] propagatam vult in vindictam peccati carere justitia. Unde et si [2] Magister dicat, quod feditas carnis facit animam contrahere peccatum, [3] ubi opionionem suam de peccato originali praesupponit, scilicet [4] quod sit genus qualitas. Ego tamen puto, quod si purissima esset [5] caro atque etiam sine libidine seminaretur, adhuc tamen propter [6] vindictam Adae, eo quod de Adam venit per generationem, ipsa [7] cogeret animam secum carere justitia originali i. e. habere peccatum [8] originale ex judicio divino sic eam et quicquid ei in personam [9] eandem copulatur puniente.

 

 

[10] Dist. 32.

 

[11] c. 1. Bl. rb sed licet remaneat: Et ex hoc jam patet, quod peccatum originale [12] non est ipsa concupiscentia seu fomes, quia non tota aboletur, sed [13] tantum debilitatur, peccatum autem originale totum aboletur.

 

[14] c. 2. quia et reatus ipsius solvitur: qui solus est et totum peccatum originale, [15] prout reatus includit culpam, alias secus.

 

[16] Nam illa concupiscentia in carne est nihil aliud nisi inoboedientia [17] carnis ad spiritum quae de se non est culpa, sed poena, [18] quia si esset aliquo modo culpa et non dimitti in baptismo diceretur, [19] injuria fierit baptismo et gratiae dei. Igitur ante baptisma [20] est ei annexa culpa et reatus tanquam poenae temporali quae [21] omnino manet post baptismum, et non est mala nisi occasionaliter [22] inquantum ratio contra eam sibi in pugnam pro poena inoboedientiae [23] primae relictam debet certare, ut quae prius cum facilitate potuit [24] dei praeceptum in omnibus carne oboediente sibi implere, nunc [25] propter inoboedientiam suam in poenam cogitur cum difficultate [26] et in omnibus renitente carne implere. Sententia igitur Magistri [27] non est tenenda, scilicet quod peccatum originale sit fomes, languor [28] naturae, tyrannus &c.. Haec enim omnia sunt nomina carnis inoboedientis, [29] furentis, indomitae contra spiritum quae sic facta est [30] ex ablatione justitiae originalis. Sicut si equus rupto freno sessore [31] etiam invito rebellet et lasciviat, facit omnia, sicut est natura sua, [32] si non assit frenum: Ita et carni naturale est ita furere, sed per [33] justitiam regeretur. — non sit ejus facta remissio: i. e. culpae quam [34] habet.

 

[35] Bl. r2a Dimittitur concupiscentia carnis in baptismo: Ecce ex his omnibus [36] liquet, quod solum reatus solvitur. Unde videtur Augustinus concupiscentiam [37] dupliciter capere, primo prout includit culpam, et sic [38] potest dici malum in carne, et sic forte Magister loquitur de peccato [39] orginali. Alio modo sinitur cum exclusione culpae. Et sic non [40] est per se mala, sed est poena tantum et per accidens mala, prout [41] anima non vincens eam peccat ex ejus inclinatione et pondere.

 

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[1] Unde dicit Apostolus, quod concupiscentia non nocet his |qui| [2] secundum Christum vivunt, quia non est malum deleta culpa, sed [3] tantum pondus et inclinatio ad malum quam sic deus esse voluit [4] in poenam Adae.

 

[5] Dupliciter itaque concupiscentia seu fomes dicitur malum, [6] primo quia habet ipsum malum i. e. absentiam freni, quod est [7] justitia originalis. Secundo quia est occasio mali i. e. peccati [8] actualis. Sed ipsa neutrum illorum est, cum malum sit nihil.

 

[9] [CXCII, 727] c. 3. corrupta anima magis inficitur: Haec causa non est magni ponderis, [10] quia loquitur de feditate carnis qua anima maculatur. Illa autem [11] non est positiva, sed privativa, ideo est eadem in omnibus. Alioquin [12] sequitur, quod ultimus filius Adae haberet infinitas feditates [13] super quam Adam et Seth habuerunt quae sunt imaginationes infirmae. [14] Mundatur igitur caro sic, quod ipsa deinceps non habet [15] causam animam polluendi peccato originali, sicut ante habuit inevitabiliter. [16] Retinet autem causam polluendi animam actuali peccato, [17] sed evitabiliter et ex consensu animae.

 

[18] [728] c. 4. Praeterea quaeri solet: 2a pars distinctionis cum una quaestione.

 

[19] c. 5. Solet etiam quaeri: quaestio. — quod ex corruptione corporis inevitabiliter [20] trahit: ceu copulatur quod quia ex Adam venit, caret justitia [21] originali et cogit sociam animam similiter carere propter unitatem [22] personae. Alioquin si animae daretur innocentia, eadem necessario [23] daretur et carni propter eandem unitatem. Sed hoc ipsa indigna [24] est. Dicis ergo ‘quare igitur animam copulat deus carni?’ Respondetur, [25] ut infra dicit Magister, quod deus non ideo debuit dimittere [26] propositum suum creationis humanae. Quia si nulla anima copularetur [27] carni, nullus esset homo. Si autem munda maneret anima [28] copulata, nullus esset immundus homo, nulla immunda caro, et ita [29] peccatum primum esset impunitum.

 

[30] c. 6. Illud etiam non immerito: 3a pars distinctionis cum tribus quaestionibus. [31] — quia ex voluntate primi hominis: Sed contra: Non plus effective [32] a voluntate primi hominis processit quam aliorum, quia ante venit [33] super eum nuditas illa, ut legitur in Genesi, quam eam nosset et [34] vellet. Ideo non est a voluntate ejus volitum nisi per modum consequentis, [35] quia scilicet antecedens fuit volitum, scilicet primum [36] peccatum, ideoque effectus illius qui est originale peccatum simile [37] est volitus, sed implicite tantum, sed materialiter a nobis.

 

[38] c. 7. Si vero quaeritur: quaestio prima.

 

[39] c. 8. Bl. r2b Hic a quibusdam quaeri: q. 2. — Sicut quis pollutas habens [40] manus: Ista similitudo non satisfacit, quia anima non ita prius [41] extra corpus habetur, sicut pomum extra manus pollutas. Sed [42] simul ut esse incipit est in pollutione, ergo nunquam est qualis a

 

[Seite 77]

 

[1] deo creatur, quod tamen quomodo cogitandum et salvandum sit, [2] tu cogita, quia utique verum est. Et tamen quia illa pollutio ab [3] extrinseco venit animae, ideo ex essentia non habet a creatore suo.

 

 

[4] Dist. 33.

 

[5] [CXCII, 730] c. 5. Mortui sunt enim: b. Hieronymus autem accipit sicut jacet litera, [6] scilicet in plurali. Omelia super eadem verba. Et elicit ex hoc [7] quod non solum Herodes animam pueri quaesierit.

 

[8] c. 6. Bl. r3b Hic quaeri solet: 2a pars.

 

[9] [732] c. 12. Bl. r4a Exodi ausgestrichen, dafür Ezechielis.

 

 

[10] Dist. 34.

 

[11] [733] c. 4. Bl. r5a Ostensa origine mali: 2a pars. — nisi malum esse: scilicet concretive [12] i. e. vitiatum. — nec malum esse: concretive. Omne enim [13] vitiatum est malum, quia vitium est malitia ejus, tamen inquantum [14] ipsum vitiatum est, bonum est.

 

[15] Esset autem implicatio, si abstractive diceretur: vitium est [16] integritas rei seu malitia est bonitas. Vel sic quia bonum dicitur [17] quo ad residuum suum esse, idque malum quo ad vitiosum esse. [18] Sicut domus dicitur mala, inquantum est ruinosa, dicitur tamen [19] bona, inquantum res est.

 

[20] [734] c. 5. Porro si homo aliquod bonum est: Corol: sequitur quod alterum illorum [21] scilicet bonum necessario capitur simpliciter et transcendenter seu [22] sine addito, alterum cum addito, ut si ista res quae est domus [23] dicitur mala, intelligitur, quod sit mala domus. Si autem dicitur [24] bona, tunc capitur simpliciter et quasi abstractive, scilicet bonitas, [25] seu transcendenter, scilicet bonum.

 

[26] [735] c. 6. Ideoque in his contrariis: 3a pars.

 

 

[27] Dist. 35.

 

[28] c. 2. Bl. r6a Quocirca diversitatis hujus: 2a pars.

 

[29] c. 4. Quidam autem diligenter: 3a pars. — inquantum vero inordinate: Contra: [30] quomodo idem potest esse quid et nihil?

 

 

[31] Dist. 36.

 

[32] [739] c. 3. Bl. s2a Et licet ex hoc sensu: i. e. quod per ipsum corrumpitur natura.

 

[33] c. 4. secundum rationem praedictam: i. e. quod per ea corrumpitur bona [34] natura.1

 

[35] c. 5. In nullo tamen: 2a pars. nec inquantum: i. e. non eadem ratione.

 

 

 

[Seite 78]

 

 

[1] [CXCII, 740] dicuntur privationes: Dicuntur enim eaedem privationes peccata, quia [2] sunt voluntariae carentiae boni, justi inesse debiti. Et poenae, quia [3] sunt carentiae etiam invito peccatore boni convenientis, quia non [4] est in peccatoris potestate, postquam justitia voluntarie carere voluit [5] et ad hoc egit, quo careret, ut ipsa maneat in eo aut redeat eo sic [6] agente. Et hoc est a deo qui ordinat, ut talis actio esset carentia [7] justitiae et, quando eam homo ageret, ipso agendo jam careret. Et [8] ipsa actio fit carentia talis rectitudinis.

 

[9] c. 7. Bl. s2b non in quantum poenae sunt: Hae sunt poenae 2ae quo ad [10] materiale et formale peccati, quia ipsi actus talium peccatorum sunt [11] molesti praeter ipsam privationem rectitudinis quae est poena damni, [12] ibi autem poena quoque sensus.

 

 

[13] Corol.

 

[14] Poena semper et tam cito est quam ipsum peccatum. Patet, [15] quia sunt idem. Transeunte enim actu qui est bona res in qua [16] incepit privatio quae, inquantum est volita, est peccatum, sed inquantum [17] est privatio et non conservat sicut nec conservare potest [18] deus rectitudinem, sed deserit, est ab eo, scilicet deserente et non [19] conservante rectitudinem, cujus privationem homo peccando facit.

 

[20] perturbatio passio: i. e. poena. — cupiditas passio: i. e. poena. — [21] cupiditate patimur: i. e. poenam habemus. — patimur, non est: [22] i. e. inquantum non est poena. — ideo non sit peccatum: quia [23] super hoc, quod est poena, est etiam culpa. — inquantum patimur [24] eis: i. e. inquantum sunt poenae.

 

[25] c. 8. Illud autem diligenter: 3a pars.

 

 

[26] Dist. 38.

 

[27] [744] c. 5. Bl. s4b Si enim petimus vitam aeternam: Exponit hic Magister implicite [28] hoc verbum domini ‘Cum facis Elemosinam, nesciat sinistra [29] tua, quid faciat dextera tua’. Unde sciendum, quod dextera in [30] scriptura significat spem seu intentionem aeternae retributionis. [31] Sicut ibi ‘Et deducet te mirabiliter dextera tua’. Et iterum ‘Si [32] oblitus fuero tui, Hierusalem, oblivioni detur dextera mea’. Et [33] ‘Sede a dextris meis’. Debent ergo ista duae intentiones esse distinctae [34] et non super una eademque re niti. Hoc est enim, quod [35] una nesciat, quid faciat altera. Sed sinistra debet subesse, dextera [36] autem supra. Vide latius Aug. super Ps. 120 in illo verbo [37] ‘dominus protectio tua super manum dexteram tuam’. Unde sunt [38] verba quae Magister hic ponit.

 

[39] [745] c. 6. Solet etiam quaeri: pars 2a.

 

[40] c. 7. Sed quaeritur utrum: pars 3a.

 

 

 

[Seite 79]

 

 

 

[1] Dist. 39.

 

[2] [CXCII, 746] c. 1. Bl. s5b Ad quod illi dicunt voluntatis nomine: quia non sunt liberae [3] potentiae, ideo peccatum est voluntarium. Nosse enim malum est [4] naturale et non peccatum. Sed velle malum est voluntarium, ideo [5] peccatum est.

 

[6] [747] c. 3. Bl. s6a inquantum malum vult, malus est: Haec opinio non est bene [7] intelligibilis, quia quod idem actus sit volitivus boni et mali, non [8] videtur quomodo. Esset autem vera, si diceret, quod eadem [9] potentia propter diversos actus dicitur mala et bona voluntas.

 

[10] Unde ad illam quaestionem dicitur continuando et extendendo [11] quod supra dictum est de esse boni et mali, quia sicut malum i. e. [12] non esse non est nisi in bono, ita intellectus falsus non est nisi in [13] intellectu vero, et voluntas mala in voluntate bona, et sicut non [14] potest malum esse nisi ipsum sit bonum, ita repugnat intellectum [15] falsum esse et non esse verum et voluntatem malam non esse [16] bonam. Quia igitur intellectus, inquantum est, est verus, ideo non [17] cessat inclinari naturaliter ad verum, quam diu habet esse intellectuale [18] non obstante, quod viciatus sit falsitate. Sic voluntas [19] quamdin in suo esse manet, non potest secundum hoc esse non [20] inclinari ad bonum, licet secundum vitiatum suum esse inclinetur [21] ad malum. Unde est eadem voluntas. Sicut idem corpus et corpus [22] morbidum, inquantum corpus est bonum, et non morbidum. Et [23] tamen morbus non potest esse nisi in corpore &c..

 

 

[24] Dist. 40.

 

[25] c. 1. Bl. s6a ex fine sicut voluntas: dis. 38. supra.

 

[26] c. 2. Sed quaeritur utrum: 2a pars distinctionis. [27] simpliciter ut peccata et hi semper mali

 

[28] [748] c. 3. Actus quidam sunt [29] indifferentes et hi sunt {[28] mali/[29] boni} et econtra.

 

[30] pro aliqua bona causa: i. e. fine. — nec ex voluntate actio fit mala: [31] quae est potentia ante volitionem illius actionis. — voluntas fit prava: [32] i. e. volitio respectu talis actionis. — et ex fine et voluntate: non [33] tantum. — ex fine mala est: quia ex actione ut supra. — ex fine et [34] ex voluntate mala est: quae ex tali fine bona possunt esse.

 

[35] [749] c. 4. Bl. ta Quae tamen quidam: 3a pars distinctionis. — Ita etiam et [36] hominem per adulterium a morte liberare: Verum est, quando [37] actionis et finis unus est actus seu volitio, secus si distinctis actibus [38] volita sunt. Nam velle reficere pauperem propter deum semper [39] est bonum, licet velle ad hoc furari sit malum. Sicut pharisaei [40] gratiarum actio non fuit in se mala, sed jactantia qua ad ipsam [41] nisus est.

 

 

 

[Seite 80]

 

 

[1] Nota: Magister dicit has duas mirabiles propositiones:

 

[2] A. Nec ex voluntate actio fit mala, sed ex actione voluntas fit [3] prava. Cum tamen non aliter actio possit esse mala nisi a [4] voluntate prius mala, intelligitur igitur sic. Nec ex voluntate [5] (scilicet qua finis est volitus) actio fit mala, quia sicut finis est [6] bonus, ita et ipsius voluntas seu volitio est bona. Sed tamen [7] actio fit mala utique ex voluntate, scilicet quae talem actionem [8] vult, non quae finem illius actionis vult. Et hoc patet, quando [9] dicit ‘Sed ex actione’ (scilicet qua volita est actio, non finis) [10] voluntas fit prava.

 

[11] B. Nec omnis actio mala ex fine et ex voluntate mala est, sicut [12] supra dictum est, intelligitur scilicet ex fine et ex voluntate [13] illius finis, tamen utique ex voluntate illius actionis actio est [14] mala, cum nulla sit actio mala, cujus non praecesserit voluntas [15] mala.

 

 

[16] Dist. 41.

 

[17] c. 1. Bl. tb Qui ergo fidem et charitatem:

[18] Differunt        Non fides contrarie/[19] contradictorie

[20] Differunt        Infidelis contrarie/[21] contradictorie.

[22] Primo modo vera sunt quae hic allegantur, 2o modo non debent [23] intelligi.

 

[24] [CXCII, 750] c. 4. Post haec investigari oportet: 2a pars.

 

[25] [751] c. 6. Bl. t2a Si autem omne peccatum: 3a pars. — in voluntate quam: volitio. [26] — Voluntas itaque: volitio. — in voluntate consistit: i. e. est ipsamet [27] volitio. Voluntas quippe: [i. e. actus volitionis]1 qui est peccatum.

 

[28] Zum Schluß des Kapitels: Licet nullum peccatum fiat, in quo [29] non peccetur ex infirmitate, ignorantia, malitia, quoad memoriam, [30] contra patrem, quoad intelligentiam, contra filium, quoad voluntatem, [31] deum, ut est trinus (quia non est peccatum quod non fiat contra [32] contra sanctum spiritum et unus, et ex anima quae est imago ejus [33] secundum omnes partes imaginis) tamen non frustra minus est, quod [34] ex infirmitate contra patrem, majus quod ex ignorantia contra filium [35] et maximum quod ex malitia contra sanctum spiritum fit. Quia id [36] dicitur infirmitate fieri quod vel sine scientia et voluntate fit vel sine [37] voluntate tantum fit. Id autem ex ignorantia quod sine scientia et [38] voluntate fit aut sine scientia tantum. Id autem ex voluntate seu [39] malitia quod ex potentia et scientia et voluntate fit. Unde dominus [40] dicit ‘Omne peccatum et blasphemia remittetur hominibus’ &c..

 

 

 

[Seite 81]

 

 

 

[1] Dist. 42.

 

[2] [CXCII, 752] c. 1. Bl. t2b diversa esse peccata: et hoc est verum.

 

[3] c. 4. Praeterea solet quaeri: 2a pars.

 

[4] Nota, quod actus interior solus et actus interior cum exteriore [5] aequivalent. Nec plus peccat hic quam ille. Hoc verum est [6] supponendo, quod utrinque actus interior sit aeque intensus, alias [7] secus. Nam rarissime id venit, ut actus interior solus tam intensus [8] sit, quam est convincto exteriore. Quia actus exterior luxuriae [9] multo intendit interiorem, quam si esset interior solus, ut patet. [10] Sic etiam gula, avaritia, superbia, quia quando sensus simul tangitur [11] cum anima, fortius ipsa movetur, quia est sensui unita, quam [12] si sola vacuo sensu concupiscat. Sunt tamen utique duo peccata: [13] actus interior cum actu exteriore, licet hic denominative, ille autem [14] intrinseco peccatum sit et ita diverso modo. Quod autem Magister [15] videtur solvere, quod sint unum peccatum, non aliter debet intelligi, [16] quam quoad imputabilitatem, quia ut supra non auget peccatum [17] actus exterior, dummodo ipse actus interior solus tam intensus sit [18] quam est vincto externo, quod raro vel nunquam fit. Et ita sunt [19] omnino ibi peccata aequivalentia uni tantum intrinsece peccato, quia [20] actus exterior est accidentale peccatum.

 

[21] c. 5. ut ait Augustinus: super Ioannem, omne dicit.

 

[22] c. 6. Bl. t3a Modi autem peccatorum: 3a pars. — in qua dicitur peccatum: [23] 1. — locum psal.: 79. — fieri tribus modis: 2. — super Ezechielem: [24] 43. — in se et in proximum: 3.

 

[25] [753] c. 7. Augustinus in quaestionibus: q. 17. — levitici: c. 6.

 

[26] c. 9. ut ait Gregorius: 21. moralium. — ut Gregorius ait: 31. moralium.

[27] Prima est cum: Arrogantia 1.

 

[28]  Praesumptio 2.

 

[29]  Jactantia 3.

 

[30]  Ostentatio 4.

 

 

 

 

[31] c. 10. Sed utrumque recte dictum esse: Tamen posset dici, quod et superbia [32] sit ipsa cupiditas vel effectus ejus. Nam amor excellentiae quid [33] est nisi cupido excellentiae? Rursus omnis cupiditas est superbia: [34] quia qui cupit, vult propria lege vivere et non subesse. — ut ait [35] Augustinus: xi super genesin.

 

 

[36] Dist. 43.

 

[37] [754] c. 1. Bl. t3b in evangelio veritas: Matthei 12. — Johannes in epistola: [38] 1. Joan. 5. — Sed quaeritur quid sit: 2a pars distinctionis. — [39] mentis in malitia: respectu futuri peccati. — homo fit impoenitens: [40] respectu praeteriti peccati. — Sicut Chayn: Gen. 4.

 

[Seite 82]

 

[1] peccatum in spiritum sanctum:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[5] Bl.t4a Recte ergo in spiritum sanctum: Hic Magister per modum narrationis tangit 4or peccata in spiritum sanctum [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10] dei bonitatem: hic tangitur desperatio. — et ideo poenitentiam: et [11] sic impoenitentia. — tam pertinaci mente: et sic obstinantia est. [12] — et de misericordia dei: hic tangitur praesumptio. — quibus [13] placet malitia: iterum tangitur obstinatio et impoenitentia. — Isti: [14] proxime dicti. — Ausgestrichen justicie, dafür indulgentiae. — [15] damnatio debetur: Augustinus de vera et falsa poenitentia: Ille [16] solus diffidat qui tantum potest peccare, quantum deus bonus est.

 

[17] c. 2. Quidam dicunt omnem: large loquendo. — super illum locum ps.: 67. [18] — et ibi: 147. — ostenditur ubi ait: ps. 67. — qui exasperant: [19] i. e. aspere resistunt. — desperationem appellari peccatum: stricte [20] loquendo et verius. — comitatur impoenitentia: cum malitia. — [21] Sed quia Augustinus: li: de falsa et vera poenitentia. — Unde [22] Augustinus: ibidem. — Et Hieronymus quod: super Marcum. — [23] sicut de diabolo legitur: Iob. 41.

 

[24] [CXCII, 755] c. 3. Augustinus diffiniens in libro de sermone: in fine li. 1. — Peccatum [25] ad mortem: Hic tangitur quantum peccatum in spiritum sanctum [26] scilicet impugnatio veritatis agnitae. Similiter et sextum, scilicet [27] invidentia gratiae. — Augustinus in libro retractationum: c. 19. — [28] in hac scelerata mentis perversitate: i. e. addita impoenitentia vel [29] malitia. — Unde Augustinus de verbis domini: om. xi.

 

[30] Bl. t4b quia impoenitentia proprie obstinati est: i. e. finaliter, quia habet [31] propositum non poenitendi, contrarie, non privative.

 

[32] c. 4. De hoc quoque peccato: 3a pars distinctionis. — Ambrosius in libro de [33] spiritu sancto: c. 3.

 

[34] [756] remissius: i. e. minus. — Si quis vero sancti spiritus: ex malicia [35] certa. — veritatem negat: ex malitia. — superius dictum est: [36] li. 1. dis. 34.

 

 

[37] Dist. 44.

 

[38] c. 2. Bl. t5a Nocendi enim voluntas: i. e. volitio.

 

[39] [757] c. 3. Cum ergo diabolo sit potestas: immo nec diaboli potestati resistendum [40] est, sed malitiae quam per potestatem facit, immo nec potest [41] peccato ulli resisti, nisi effectui ejus resistatur, malo autem effectui [42] resistatur semper, bono autem et ipsi potestati nunquam.

 

 

 

[Seite 83]

 

[ 6 corripere 14 p̃nto        q̄te]

 

 

 

 

 

[1] Liber III.

 

[2] Dist. 2.

 

[CXCII, 759]

[3] c. 1. Bl. A3a Ait enim Johannes damascenus: Notandum, quod verbum [4] damasceni laborat in aequivocatione illius nominis una, quod quandoque [5] capitur relative et tantum valet sicut similis, ut quando [6] dicimus: Una est temeritas docere doctorem et corrigere seu [7] regere regentem. Vult enim, quod sit similis temeritas una alteri. [8] Ita etiam in simili capitur hoc nomen idem, eadem &c.. Et exhinc [9] venit error realistarum: quia non advertentes ornatum loquacium [10] authorum finxerunt unitatem in rebus distinctis. Hoc modo non [11] potest dici nisi de pluribus quae sunt similia. Ita in Christo non [12] est unitas naturae loquendo de anima et carne sicut nec in aliis. [13] Est tamen una cum aliis hominibus i. e. similis loquendo de tota. [14] Alio modo capitur in praedicamento quantitatis et valet tantum [15] sicut: significares sic: omnia sunt una, distincta et collecta. — ad [16] animae et corporis rationem: i. e. comparationem et distinctionem. — [17] et animam ad invicem: Sic etiam omnium aliorum. — communem [18] speciem plurimarum: Nihil aliud vult nisi quod natura aequivoce [19] dicatur de partibus et toto composito. Et ideo verum est unam esse [20] naturam hominum, sed non Et unam esse naturam partium hominum.

 

[21] c. 2. Assumpsit ergo dei filius: 2a pars. — per [760] medium intellectum: i. e. per [22] mediationem intellectus. — uniri non congruerit: non dicit: non [23] potuerit.

 

[24] Bl. A3b Sic ergo visibilia munda: Etiam ubi peccatum non est, non est [25] immunditia et rudissima est eorum cogitatio de immunditia. Quia [26] sicut frigidum contrariatur calido, ita immundum mundo. Utrimque [27] bona res, sed unum negat alterum et ista negatio est nihil. Et sic [28] significat immunditiam interiorem quae nihil est. — et anima magis [29] quam corpus: [30] Anima dividitur in spiritum/[31] animam Et secundum hoc fit duplex homo, [32] interior et exterior. Est tamen una eademque anima.

 

[33] c. 3. mox intra uterum verbum caro: Ratio est, quia tunc Maria non esset [34] mater die, nec filius dei esset filius hominis naturalis, quod est [35] contra Euangelium et hereticum.

 

 

[761] [36] Dist. 3.

 

[762] [37] c. 3. Bl. A4a Cum autem illa caro: 2a pars.

 

[38] c. 5. Bl. A4b Illi autem sententiae qua: 3a pars.

 

 

 

[Seite 84]

 

[ 1 multa ca:]

 

 

 

[1] Dist. 4.

 

[2] [CXCII, 763] c. 1. Bl. A5a An etiam quando: idem li. 1. trinitate per multa capita et [3] exempla probat.

 

[4] c. 2. Sed non est in hoc diutius: 2a pars.

 

[5] [764] Bl. A5b gratiam dei qua homo: i. e. humanitas Christi. [6] zum Schluß: Aliae rationes latent quae etiam potiores sunt: ideo [7] credere oportet et verbis scripturae fidem profiteri et linguam illis [8] aptare et non econtra.

 

[9] c. 4. Sed quaeri potest cum: 3a pars.

 

[10] Bl. A6a in conceptione virginis: activa. [11] Zum Schluß des Kapitels: Etiam ideo factum dicit, ut distinguat [12] inter nativitatem aeternam et temporalem: Quia cum dixisset filium [13] dei, tangit nativitatem aeternam qua non est factus, immo proprie [14] loquendo secundum humanitatem non est natus patri, sed matri [15] tantum. Nec dicitur filius dei, inquantum homo (saltem naturalis) [16] nisi adoptativus, sicut Apostolus dicit: qui praedestinatus est esse [17] filius dei. Ideo respectu dei quicquid est creatum dicitur factum. [18] Sicut ergo dictus est nasci de virgine et non factus ab ea, sic [19] dicitur factus deo et non natus secundum hominem. Unde signanter [20] addit Apostolus: qui factus est: ei scilicet patri. Non [21] cuilibet aut matri, sed tantum patri.

 

 

[22] Dist. 5.

 

[23] c. 1. Certum est enim et sine ambiguitate: Et sic responsum est ad tres [24] quaestiones. Sed an natura naturam assumpsit, adhuc restat.

 

[25] [765] Bl. A6b Nec divinitas inquit Christi: Arguit ad partem affirmativam usque [26] ad caput sequens. — nisi forte natura pro persona: quia hoc repugnat [27] dictis dis. 5. li. 1. — Quia si natura genuisset naturam: [28] Sciendum tamen, quod usu doctorum maxime b. Aug. Natura est [29] terminus transcendens. Sic dicit b. Augustinus, quod natura est [30] cujusque id quod est sive natura est nihil aliud nisi naturaliter esse [31] cujusque. Sicut etiam dicit de substantia supra li. 2. dis. 37. c. 4. [32] Valet ergo natura hic, quando dicit. Illa natura quae semper [33] genita manet i. e. illa res quia sunt tres res et una res. Vel [34] dicatur sicut Magister exponit li. c. dis. 5. capite ultimo: Illa natura [35] (i. e. filius qui est natura) manet semper genita i. e. genitus. — [36] occasionem sumentes premunt sententias: ut jam patuit.

 

[37] [766] c. 3. Bl. A7a Sed quaeritur utrum eadem: 2a pars. — quod persona verbi [38] sive natura: Unde sicut verbum persona seorsum est et cum [39] humanitate eandem personam constituit: ita anima est persona [40] seorsum et tamen eum corpore quod ipsa sustentat eadem est

 

[Seite 85]

 

[ 23 ē 9 q̄]

 

[1] persona: Non obstantibus inutilibus additionibus et conditionibus [2] personae a pluribus confictis ad diffinitiones personae: Quia omnis [3] diffinitio personae convenit animae.

 

 

[4] •:Hoc teneo:•

 

[5] [CXCII, 767] c. 4. Ideo vero non personam: 3a pars.

 

[6] c. 5. zum Ganzen: Solutio Magistri ideo non valet, quia dicit, quod anima [7] non sit persona conjuncta. Et juste non valet ex hoc solutio, quia [8] falsum est. Tamen etiam si verum esset, potest deus assumere [9] animan separatam sicut conjunctam. Et ita adhuc stat contra [10] eum argumentum. Sed quod addit animan separatam esse personam: [11] licet hoc omnes negent: tamen nullo modo probant nec [12] convincunt pro opposito. Quia non minus anima per se est persona [13] quam conjuncta. Corpus enim nihil addit, sicut nec in verbo [14] addit quid. Immo corpus recipit potius personalis dignitatis communionem [15] ab anima quam quod tribuat ei: quia sic esset persona [16] merum accedens, quod est absurdum, cum sit dignissima dignitas [17] animae et ergo debet ei poni essentialis: suo modo: dico.

 

[18] Bl. A7b Etiam alia id similitudine doceri potest. Sicut enim corpus non [19] habet communicabilitatem continuitatis cum loco in quo est. Si [20] autem deus continuaret ipsum: quo casu stante [quaero]1) si corpus [21] discontinuaretur et sic esset individuumcontra continuitatem: Quis [22] non rideat, si jam negetur ideo esse discontinuum vel individuum: [23] quia non habet vestimentum vel forte nudum est? Sic ratio [24] personae est contra qua discontinuatio, quam incommunicabilitatem [25] vocant. Corpus autem vestimentum est animae secundum scripturam. [26] Quis ergo illam rationem negat prudenter animae convenire, [27] quia scilicet est exuta? cum corpus fuerit quasi locus cui [28] continuaretur antea. — Beatus quem elegisti: ps. 64.

 

 

[29] Dist. 6.

 

[30] [768] c. 2. Bl. A8a non quidem natura dei: quia sic esset trinitas. — persona verbi [31] et deus: econtra. — et ea ratione tradunt dictum esse: Haec sunt [32] impropriissime dicta. — ex duabus naturis esse compositum: Si [33] compositum capitur proprie, verum dicit. Sed si large, ut constitutum, [34] falsum est.

 

[35] c. 3. verum hominis filium: i. e. humanitatem unde dicitur filius hominis. — et [36] utrumque simul: i. e. utramque naturam. — zum Ganzen: Isti manifeste [37] aequivocant nomen homo, quia dicunt, quod compositus sit [38] ex anima et carne tantum. 2o quod ipse idem sit filius dei: Et sic [39] unomodo supponit pro filio dei (ut quando: ille homo est filius dei)

 

[Seite 86]

 

[ 1 p̱ 9to ex anima 11/12 p̃coz horret 33 li totus]

 

[1] aliomodo supponit pro composito ex anima et carne (ut quando: [2] verbum assumpsit illum hominem) sive quando ipse non constituitur [3] ex divina et humana anima. Credo enim, quod ‘componi’ [4] hoc loco large pro ‘constitui’ capiant seu ‘uniri.’

 

[5] Aut si non aequivocatur, tunc impossibile est intelligere, quomodo [6] homo ille non constituatur ex deitate et humanitate i. e. [7] quomodo non supponat pro filio dei tantum: quia sic subjectum [8] et praedicatum supponerent pro diversis et pro eodem simul et [9] simul: quae sunt impropriissime dicta. Quod patet: quia homo [10] ille est assumens et assumptus simul. Et sic sunt diversa et [11] eadem simul. Sunt duo et unum simul: quod omnem praedicationem [12] horret.

 

[13] [CXCII, 769] esse, cepit, ex illo est et deus: participat ydiomata. — dicunt deum [14] factum, sed gratia: In his omnibus est locutio impropria et capitur [15] homo pro humanitate qua verbum dicitur homo.

 

 

[16] Dist. 7.

 

[17] [772] c. 2. Bl. B2a et persona subsistens: quando homo est deus. — praedicari [18] persona simplex: ut verbum. — de persona composita: de homine. — [19] idem dicere naturam vel personam: et ideo utrumque potest praedicari [20] de composito.

 

[21] c. 4. sicut nec alium et alium: et bene.

 

[22] [773] c. 6. alterius naturae significatur Christus esse: i. e. persona Christus dicitur [23] deus et est propter aliam naturam, et dicitur homo et est [24] propter aliam naturam. — una facta composita natura: licet personam [25] unam compositam esse supra dixerit.

 

[26] Bl. B2b zum Ganzen: Certe juxta supradictam Damasceni sententiam, quod [27] Christus est persona composita, potest eodem tenore dici, quod, licet [28] deitas vel humanitas non sit pars filii dei secundum b. Aug., est [29] tamen pars Christi: quia filius dei et Christus, licet idem sit, tamen [30] differunt in connotato. Sic petrus et albus, licet albedo non sit [31] pars petri vel albedinis nec econtra, est tamen pars albi, licet idem [32] sit petrus et albus. Nec ista est simpliciter falsa: filius dei crevit [33] et non erat totus: si literae totus subintelligitur scilicet Christus. [34] Filius dei non erat totus substantive i. e. Christus. Est vera/[35] totus scilicet filius adjective. Est falsa [36] Filius dei crevit i. e. conjunctus est naturae alteri. Verum est/[37] crevit in sua natura: falsum est. [38] Filius dei factus est: compositus est: falsa sunt

 

 

 

[Seite 87]

 

 

[1] Filius dei factus est homo/[2] compositus est Christus

 

[3] c. 8. et ita quod unitas personae permansit: [4] Differunt ergo esse unum deum/[5] esse unam personam

 

[6] [CXCII, 774] c. 9. sicut pars istius personae: i. e. humanitas Christi.

 

 

[7] Dist. 10.

 

[8] [777] c. 1. Bl. B4b Propter haec inconvenientia et alia: Harum propositionum [9] veritas sumatur ex ista similitudine: homo secundum quod albus [10] est rationalis vel magis proprie: Coloratum secundum quod album [11] est rationale. Ita Christus secundum quod homo est filius dei: [12] ubi manifeste patet, quod oportet in sensu composito eam esse [13] veram ut sic: praedestinatum est ut haec sit vera: homo est filius [14] dei et econtra. — cum de Christo sermo occurrerit: i. e. quod dictio

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ]

[28] c. 3. personae sit expressivum: si faciat modalem compositam. — eo dei filius [29] est: i. e. si capitur reduplicative causaliter: tunc est falsa.

 

[30] [778] c. 5. Bl. B5a ergo aut humana natura: Dicitur, quod sic et non datur hic [31] improbatio. Ergo argumentum nullum.

 

 

[32] Dist. 12.

 

[33] [780] c. 1. Bl. B6a Secundum illud vero quod: Logici dicunt: Christus fuit ab [34] aeterno, sed non ab aeterno fuit Christus. Sicut sacerdos fuit ab [35] utero matris suae, sed non fuit ab utero matris suae sacerdos. [36] Sicut fit in omnibus nominibus accidentalibus, non autem in substantialibus: [37] quia Christus non dixit: antequam Abraham fieret, ego [38] sum Christus, sed simpliciter: ego sum. — concede eum cepisse: Sicut [39] enim albus est respectu hominis, ita Christus respectu filii dei.

 

 

 

[Seite 88]

 

[ 3 sabbati 9n̄t' 10 dis: Sed]

 

 

[1] c. 3. Bl. B6b Non est enim ambiguum: Christus non potuit peccare propter [2] identitatem personae divinae quae est super omnem legem, sicut [3] dixit: ‘Dominus est filius hominis etiam sabbati’: consequenter et [4] totius legis. Unde si contra totam legem fecisset, non tamen [5] peccasset.

 

 

[6] Corolarium.

 

[7] Quod Christus venit non solvere legem, non debet intelligi, [8] quod legem impleverit per opera secundum legem, quia sic nunquam [9] est impleta nec potest impleri. Sicut apostolus ad Romanos [10] disserens: Sed quia dedit gratiam, per quam opera legis grata [11] fierent deo, quia sine gratia lex non impletur, etiam si omnia ejus [12] opera fierent.

 

[CXCII, 781]

[13] c. 4. cum et angeli liberum arbitrium habeant: Et est simile, si dicam: [14] fortis ignis non potest frigere seu calor vehemens non potest frigere, [15] quia peccare est deficere ab igne charitatis. Illi autem sunt [16] igniti in charitate, ideo ut sic non possint peccare, sicut nec [17] humanitas Christi. Nec est in potestate eorum nunc illum ignem [18] amittere nec coati eum habent. Sicut nec in potestate daemonum [19] est frigus peccati amittere, nec tamen coacte peccant, sed voluntate.

 

 

[20] Dist. 13.

 

[782]

[21] c. 3. Bl. Cb Sed verendum est, inquam: scilicet forte dicit. — si duos principales [22] sensus: arguit contra se. — Numquid cum et divinitatem: [23] Solutio.

 

 

[24] Dist. 14.

 

[783]

[25] c. 1. Bl. C2a Scit ergo creare mundum: istud consequens aequivocat verbum [26] scire ad nosse et posse. — scit etiam creare se ipsam: i. e. [27] potest, sed non sequitur.

 

[784]

[28] c. 2. Dona ergo spiritus sancti sine mensura: Vel Magistrum non intelligo [29] vel non probat quod intendit. Nam istae omnes authoritates quae [30] infinitatem in Christo ponunt, non de humanitate ejus possunt intelligi: [31] cum sit impossibile esse infinitum (saltem cathegorematice) [32] et simul idem esse creaturam. Infinitum enim et divinum idem sunt.

 

 

[33] Dist. 15.

 

[785]

[34] c. 2. Bl. C3a illud quod ait Leo papa: ser: de nativitate domini. — Unde [35] Aug. in li. iij. de libr. arbitrio: c. xi.

 

[36] c. 3. ita in li. retract.: 1. c. 9. — zum Ganzen: Clarius defectus hominum [37] aliqui sunt qui

 

 

 

[Seite 89]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[9] [CXCII, 786] Bl. C3b Christus autem non ex peccato: Ro. 8.

 

[10] c. 4. Propheta Esaias: 53. — Tristis est anima mea: Math. 26. — Cepit [11] Jesus pavere: Mar. 14. — Repleta est malis: Ps. 87. — in Ambr. [12] etiam in li. iij. ist iij. verbessert in ij. — in quam in eo suscepit [13] ist eo verbessert in meo. — Hieronymus quoque: Epis. 31.

 

[14] [787] c. 5. Paulus dissolvi et esse: Phil. 1.

 

[15] Bl. C4a Hiero. etiam ait: super matheum.

 

[788]

[16] c. 6. Unde Augustinus ex his causis: ps. 92. — nihil occurrit contradictionis: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [21] i. e. non timuit were sicut nos i. e. licet eosdem defectus veros [22] nostros assumpserit, non tamen eodem modo: ergo non vere secundum [23] nostrum modum, tamen vere secundum substantiam dolorum.

 

[24] c. 7. aut nodi concurrerent: tubercula.

 

 

[25] Dist. 16.

 

[26] [790] c. 1. Bl. C5a Unde super epistolam ad Hebreos: Glosa.

 

[27] c. 2. Aug. illud Johannis evangelistae exponens: Jo. 3.

 

 

[28] Dist. 19.

 

[29] c. 5. Bl. C8b Unde ipse vere dicitur: 2a.

 

[30] [797] c. 6. Bl. Da Qui solus dicitur mediator: 3a. — quem Job desiderat: Job 13.

 

 

[31] Dist. 20.

 

[32] [799] c. 3. Bl. D2a una res facta est: i. e. passiva traditio est una. — Diversa ergo [33] intentio diversa: Idem traditum, sed tres sunt traditiones etiam [34] exterius distinctae, una tamen passiva, immo etiam tres passivae, [35] sed unum traditum. Unde una vocatur traditio specie, sed non [36] numero.

 

 

[37] Dist. 21.

 

[38] [801] c. 2. Bl. D3a secundum unionem, non carnem: q. d. scilicet tunc sequitur. [39] Infert manifeste falsum ex eorum intellectu: ergo est falsus

 

[Seite 90]

 

[ 36 Contra vl̄im 38 larvas vl̄e]

 

[1] eorum talis intellectus. — Totum ergo hominem in morte: quod ipsi [2] negant, ergo non est pro eis hoc verbum, igitur alius est quaerendus [3] intellectus quam eorum, quia non valet pro illo.

 

[4] [CXCII, 802] c. 4. doloris exors existeret: Consors particeps.

[5] Exors

 

 

[6] Dist. 22.

 

[7] [805] c. 4. Bl. D4b consummantur usque in cinerem: Sicut heretici Moabitici [8] fecerunt.

 

 

[9] Dist. 23.

 

[10] Bl. D5a zu c. 1. –3.: Justitia dei revelabitur de fide in fidem [Tabelle: ] [Tabelle: ] [15] Possetne dici: in fidem: id quod creditur i. e. objectum fidei scilicet [16] in futurum habendum secundum acceptionem magistri? Vel ita de [17] fide veteris testamenti in fidem novi testamenti, vel de fide docentis [18] seu praedicantis in fidem discentis vel audientis, scilicet ut [19] unius fides nascatur et crescat de fide alterius, sicut una candela [20] de alia accenditur vel sicut vinum de vase pleno in vasa alia [21] derivatur.

 

[806]

[22] c. 5. Bl. D5b et alia qualitas succedat: Glosa Ro. 1. — Utrum libet sine [23] periculo: Potius est divinum oraculum implorandum quam. — quae [24] prius erat remaneat: Hoc non credo, quia puto, quod utrumque [25] maneat quidem, sed sunt duae fides, infusa quae venit et recedit [26] cum charitate.

 

[27] c. 6. Ex quo sensu dicatur una fides: Dico certe et teneo quod tres theologice [28] sint inseparabiles. Et fides quae remanet cum peccato [29] mortali non est ea, quae possit martyrium obire et caetera. Sed [30] est acquisita et naturaliter moralis, quae accedente examine deficeret, [31] quia non elevat naturam super se. Et bene secundum Magistrum: [32] quia si charitas facit totam personam gratam, cur non et ipsam [33] qualitatem, quia omnium potentiarum actus et habitus per charitatem [34] gratificantur, quae sola est virtus et omnes alias facit virtutes1). [35] — in Fides quam illi habent ist illi verbessert in qui. — Non enim [36] fides numero: Hoc verbum utile est contra larvas verbalium. Nam [37] sic multi homines sunt unus homo specie i. e. similitudine, ut hic. [38] Contra verbale.

 

 

 

[Seite 91]

 

[ 21 itaque dīō 329̄ns]

 

 

[1] c. 7. ut cunque formamus: elicimus. — sed eam tenet certissima: intellectualiter.

[3] zum Ganzen: vide Ockam q. 1. prolo. paululum ante Z.

[4] am Schlusse: Videt quisque intellectualiter fidem suam certissima [5] scientia, hoc est, non actu 2o, sed actu primo i. e. intellectus habet [6] eam praesentem sibi certissime, sed non per opera &c.

 

[7] c. 8. Bl. D6a Descriptio fidei: quae potius est commendatio fidei quam [8] diffinitio, quia exprimit nec essentiam nec accidentia ejus, sed solum [9] effectus ejus et vim seu virtutem ejus effectivam sicut de illustribus [10] viris solemus facere.

 

[11] [CXCII, 807] c. 9. zum Schluß: fides facit subsistere i. e. sperari ea quae non videntur. [12] Spes enim servat quae fides praedicat et docet.

 

[13] zum Schlusse der Distinctio: Fides est substantia rerum sperandarum [14] [darüber: i. e. antecedens necessarium spei], argumentum non apparentium [15] [darüber: Kuntschafft, signum]. Quod ista locutio sit [16] metaphorica, patet ex suo correlativo, quia substantia est fidei constructio, [17] est merita et opera. Sed merita non aedificantur materialiter [18] super fidem, ut notum est. Sed sicut nemo potest sine fundamento [19] aedificare, ita sine fide nemo sperare et bene agere. Ex hoc [20] autem, quod dicit: sperandarum rerum, sequitur quasi Corol. quod [21] fides sit argumentum non apparentium, quia spes quae videtur non [22] est spes. Non est itaque determinatio phisica vel logica, sed theologica. [23] Sicut quasi diceretur: Quid est Christus? respondet logicus: [24] est persona &c. theologus autem: est petra, lapis angularis &c. Sic [25] fides est argumentum i. e. signum &c. est merum accidens relativum, [26] Sicut quid est homo? Respondetur: est filius dei.

 

[27] Est itaque fides hoc modo substantia, sicut Isaias 7. ‘Nisi [28] credideritis, non permanebitis.’ Item dominus in Evan. Jo. 8. ‘Nisi [29] credideritis, quia ego sum, moriemini in peccato vestro.’ Hoc subsistere [30] ergo et permanere quod est in spe, non est, nisi praeexistat [31] fides. Est ergo fides argumentum non apparentium (i. e. notificatio [32] respectu et de non apparentibus) substantia sperandarum rerum [33] (i. e. sine qua nemo potest sperare et per consequens bene agere). [34] In der Conclusio ist reperiantur in quibus reperiantur completive [35] verbessert in reparentur und der Gedankengang durch folgende [36] Randbemerkungen veranschaulicht. quarum prima est haec: Proposito [37] prima.

 

[39] quod fides tripliciter potest: fides capitur/[38] 1[39] 2[40] 3

 

 

 

[Seite 92]

 

 

[1] Ex his intendit: Corro 1[2] 2[3] 3 [4] in eo illa non sit virtus ist zwischen eo und illa quod eingefügt.

 

[7] Bl. D6b Nam credere deo est: Credere in deum/[6] deo/[7] in deum/[8] deum [9] quarum prima est haec: utrum. — Secunda dubitatio est: utrum. [10] — Secunda propositio est haec: Secunda propositio. — Tertia propositio [11] est haec: Tertia propositio.

 

 

[12] Dist. 24.

 

[13] c. 1. zum Ganzen: Potest etiam dici, quod crediderunt ea quae per spiritum [14] sanctum fuerunt revelanda, talia enim tunc eis praedixit et praemisit, [15] et quod esset pater major eo et ipsi in patre &c. talia enim [16] postea crediderunt firmiter. Sic etiam dicitur Jo. xx. Et vidit et [17] credidit. — ut ex fide verborum: Ro. 1.

 

[CXCII, 808]

[18] c. 2. Bl. Ea psalmi locum. Respondit: Et Apost. Etsi Christum videmus, [19] jam tamen non videmus. Ergo adhuc de praeteritis visis credimus, [20] quia nihil scimus certo, nisi quod intuitu videmus, alia omnia credimus. [21] Tamen sciendum, quod dominus non dixit: Cum videritis, [22] credatis, sed cum factum fuerit, credatis.

 

[23] c. 3. quia cum fides sit ex auditu: Fides ex audi- [Tabelle: ] [Tabelle: ] [28] Unde pulchre ponit ordinem Apostolus. Fides i. e. assensus fit ex [29] auditu i. e. apprehensione [darüber: perceptione] significationis seu [30] sensus verborum. Qui est interior auditus. Et ipse per verbum [31] Christi i. e. praedicationem Christi qui est auditus exterior de [32] Christo. Verbum autem Christi ex praedicante, praedicans ex [33] missione. Et quod primo loco ponendum erat: Invocatio fit de [34] fide. Unde per contrarium est iste ordo: mittitur, praedicatur, [35] auditur exterius, intellegitur praedicationis sensus interius, assentitur, [36] invocatur, salvatur &c.

 

 

[37] Dist. 25.

 

[38] [809] c. 2. Bl. Eb zum Ganzen: Tria oportet credere minores etiam

 

 

 

[Seite 93]

 

[ 38 sup ly ōino]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[8] Dist. 30.

 

[CXCII, 818]

[9] Bl. E6b am Ende: Signa rancoris non tenetur dimittere i. e. beneficia spiritualia [10] quae amicis exhibentur et conversatio non tenetur. Generalia [11] autem tenetur ut sunt orationes generales &c. Ita ut nihil optet [12] mali injuste inferri.

 

 

[13] Dist. 34.

 

[14] [824] c. 2. Bl. Fb spiritus timoris domini: Secundum Lyram, in hebraeo non [15] habetur spiritus timoris domini, sed tantum sex praecedentia. Vide [16] 1 R. 2.

 

[17] [825] c. 5. Bl. F2a zum Ganzen: Deus est retributor non nominum, sed adverbiorum [18] i. e. opus bonum non remunerat, sed opus bene factum.

 

[19] c. 8. zum Ganzen: Oratius. [20] [826] Oderunt peccare mali formidine poenae/[21] boni virtutis amore

 

 

[22] Dist. 39.

 

[23] [835] Bl. Gb zu c. 1. und 2: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [36] In primo et 2o est affectus spontaneus.

 

[37] c. 3. Bl. G2a Ego dico vobis non jurare omnino: Si illa negatio non fertur [38] super lyteram omnino, facilis patet expositio, scilicet non omnino

 

[Seite 94]

 

[ 1 sup̱ ly jurare]

 

[1] i. e. non semper, sed raro. Si autem super lyteram jurare, difficilior [2] erit expositio, sicut Magister exponit. [3] Libera nos a malo:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[6] [CXCII, 837] c. 5. am Anfang:

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[11] Bl. G2b Unde Chriso. Si qua: Invective loquitur Chrysos. et confutatorie.

 

[12] c. 6. zu dicas per deum juras ist gefügt: Et testis est deus, non juras. [13] quia non lapidem qui non audit: Et hoc est verum habitualiter, [14] non actualiter. Majus enim est per deum jurare quam per creaturam, [15] licet utrinque per deum juretur, hic habitualiter, illic actualiter [16] quod praeponderat.

 

 

 

 

 

[17] Liber IV.

[18] Bl. I4 und I5 sind fälschlich zwischen H3 und H4 geheftet. Luther bemerkt [19] deshalb auf Bl. I4a: Hae duo folia omnibus immutatis aliis solum [20] pone post I.3 utpatet infra ex ordine literarum alphabeti.

 

 

[21] Dist. 44.

 

[22] [946] c. 2. Bl. P5b Non enim perit deo: Aug. in Euchy. c. 87.

 

[23] Bl. P6a Ipsa ergo terrena: Ibidem c. 88. — Indecorum quippe aliquid: Ibidem [24] c. 89.

 

[25] c. 3. de quibus consequenter adjungit: c. 89.

 

[26] c. 4. Hoc autem Aug. non asserit: c. 91.

 

[27] [947] c. 8. Bl. P6b Deo quo Augusti. ita: c. 84.

 

 

 

[Seite 95]

 

 

 

 

 

 

 

 

Luthers Randbemerkungen zu Taulers Predigten.

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 95]

Die Ausgabe der Predigten Taulers, die Luther benutzt hat, ist folgende:

 

“Sermones: des hoch || geleerten in gnaden erleüchten do || ctoris Johannis Thaulerii sannt || dominici ordens die da weiszend || auff den naechesten waren weg im || gaist zů wanderen durch überswe || bendenn syn. von latein in teütsch || gewendt manchem menschenn zů || saeliger fruchtbarkaitt. ||” 128 Blätter in Folio. Titelrückseite bedruckt. Bl. vjb ein bemalter Holzschnitt. Letztes Blatt leer. Am Ende: “Gedruckt in der kaiserlichn̄ stat Augspurg, durch Maister Hannsen Ot/ || mar in kostn̄ des fürsichtigen. weißen herrn̄ Johan̄ Ryn̄man von oeringen || Vnd vollendet in der wochn̄ rogatōm. In dem. 1508. Iar. ||” Darunter 20 Zeilen Worterklärung.

 

Holzschnitt: Christus unter der Last des Kreuzes erliegend.

 

Auf der Jnnenseite des Vorderdeckels befindet sich ein zum größten Teile von Andreas Poach geschriebenes Verzeichnis der Predigten des Bandes. Auf dem Titelblatt stehen außer zwei Bemerkungen über Tauler noch die Worte: Hunc nobilem librum bona matrona Vrsula Schreiberin Vuittenburgi Joanni Lango donauit cuius anima requiescat in pace. — P. magister Martinus in probatione xv. conclusionis. Nam et Joannes Thaulerus in suis teutonicis sermonibus quid aliud docet quam earum penarum passiones quarum et exempla nonnulla adducit atque hunc doctorem scio quidem ignoratum esse scholis Theologorum ideoque contemptibilem. Sed ego plus in eo (licet totus germanorum vernacula lingua sit conscriptus) reperi theologiae solidae et syncerae quam in universis omnium universitatum scholasticis doctoribus repertum est aut reperiri possit in suis sententiis (vgl. unfere Ausgabe Bd. I. S. 557).

 

Erst im Jahre 1516 scheint Luther, vermutlich angeregt durch seinen Freund Johann Lange — in dessen Besitz der vorliegende Band nach Luthers Tode zuerst gelangte — (vgl. de Wette, Briefe Luthers Bd. 1. S. 34; Dieckhoff, Luthers Lehre in ihrer ersten Gestalt. 1887. S. 29. N. 2) angefangen zu haben sich mit Tauler zu beschäftigen. Im Dezember 1516 kennt er die ‘sermones Taulerii Johannis, praedicatoriae professionis’ und empfiehlt dieselben Spalatin als eine pura, solida, antiquae simillima theologia. Gleichsam als eine epitome derselben schickt er dem Freunde seine Ausgabe der “Deutschen Theologie” (de Wette, Ebda. S. 46).

 

Wir teilen, ehe wir die Randbemerkungen zum Abdruck bringen, Anfang und Ende derjenigen Predigt mit, zu denen Bemerkungen von Luthers Hand vorliegen:

 

1. Predigt. De nativitate domini. Man begeett heüt dreyerlay geburdt in der hailigen christenhayt — Das wir nu alle diser edlen geburt růw in vnß geben das wir ware gaistliche můter werden des helff vnnß gott Amen.

 

3. Predigt. Accipe puerum et matrem ejus et vade in terram jsrael. Nym das kind vnd sein můter vnd gee in daz land jsrahel Das man — das vns das allen widerfar. das verleich vns der barmhertzig guetig got. Amen.

 

 

 

[Seite 96]

 

 

4. Predigt. Magi obtulerunt domino aurum thus et mirram. Die künig haben geopfferet gold weirach vnd mirr. Nu nimme zů dem ersten — Oder den vonn beichtvaetern gebeet aufgeleget ist.

 

5. Predigt. Ubi est qui natus est rex judeorum. Sermo. v. Wo ist der. der da geborn ist ain künig der juden. wir feinde kommen jn anzůbeeten vnd eern — die dy künig alhie opfferten.

 

9. Predigt. In his que patris mei sunt oportet me esse. Es ist not das ich sey in den dingen die meines vaters sind. Dyse wort dienent — einsprechen des hailgen gaysts Vnd das wir ayns mit jm werden Das verleich vnns gott die hailig driualtigkait got der vater vn̄ gott der sun vnnd got der haylig gayste Amen.

 

14. Predigt. Ego sum lux mundi. Vnser herr jhesus cristus spricht. Ich byn ain liecht der welt. Die juden — das sy eüch mitt jn in gott ziehen. Das verleich vns gott. Amen.

 

17. Predigt. Oues mee vocem meam audiunt &c. Mein schaff hoerend mein stymm. In ainer zeit was kirchweiche — nit auffhoeren nach mir einzugeen. Das helff vns got &c.

 

25. Predigt. Hic Jesus qui assumptus est a vobis in celum &c. dise wort sprechen in deütsch also — mit des ewigen gotes sun auf erhabn̄ werden in die himel. Das verleych vns der vater vnd der sun vnd der haylig gaist Amen.

 

29. Predigt. Repleti sunt omnes. spiritu sancto &c. Si seind alle erfüllt mit dem hayligen gaist vnd begunden — vnd wunnder in dir wircken ob du sein leer behaltest.

 

30. Predigt. Repleti sunt omnes. spiritu sancto &c. Si seind alle erfüllt mit dem hailigen gaist vnd fiengen an — in der aller edelsten weiße. das verleihe vns got der vatter vnd der sun vnd der haylig gayst. Amen. &c.

 

41. Predigt. Que mulier habens sy dragmas decem perdiderit vnam. An dißem tage vergangen — Das wir alle also gefunden werdenn in dem sůchen des herren dz helff vns got der vatter vnd der &c..

 

42. Predigt. Estote misericordes sicut et pater vester misericors est. Sanctus Lucas schreibet in dem ewangelio — daz vns die vollung der überfluessigen maß gegeben werde das günne vnns got.

 

45. Predigt. Ascendens jesus in naviculam transfretavit &c.. In disem euangelio von der wochen vnd von der zeit — Vnd ist nitt zů gelauben das dise menschen ymmer mügen von got geschaiden werden.

 

51. Predigt. Littera occidit spiritus autem vivificat. Die geschrifft oder der buchstab toedtet aber — das wir diß ioch also tragen wirdiglich das verleyhe vns allen got Amen.

 

52. Predigt. Bene omnia fecit &c.. Man lyßt in dem ewangelio von der zeyt. das vnser lieber herre — das wir das ewig wort in vns gehoeren mügen. Das helff vns got. &c..

 

53. Predigt. Beati oculi qui vident que vos videtis &c.. Man lißt das sich vnser herre zů ainem mal frewte — vnsers aigen nichts helff vns gott der vater vnd der sun vnd der hailig gaist Amen.

 

54. Predigt. Beati oculi qui vident que vos videtis &c.. In disem ewangelio von diser wochen ist die aller leüterst warhait — Das wir also volgen vnd sehen das vnser augen saelig werden Des helf vns der barmhertzig got.

 

 

 

[Seite 97]

 

 

65. Predigt. Qui mihi ministrat me sequatur. Vnser lieber herre sprach wer mir dienet der soll mir nach volgen — das nymant mer hab stat in euch dann er bloß allain. Das wir vns also halten ledig vnd bloß &c..

 

76. Predigt. Transite ad me omnes, qui concupiscitis me. &c.. Lieben kinder ich sagt eüch in der naechsten predig von diesen worten — das wir mit jrer geburt erfület werden. das helff vns got.

 

78. Predigt. Ego si exaltatus fuero. Es ist heüt der tag der erhebung des hailigen kreützes — dz wir durch das hailig creütz in den waren grunt geraten. Des helff &c..

 

Im Folgenden stehen die Nummern dieser Predigten am Rande, im übrigen ist die Druckeinrichtung dieselbe wie bei den früheren Randbemerkungen, nur daß hier, wo die glossirten Textworte durchweg deutsch, die Randbemerkungen aber lateinisch sind, es nicht erforderlich schien, die ersteren durch Anwendung besonderer Typen kenntlich zu machen.

 

 

 

 

 

 

 

[Zu Tavlers Predigten]

 

1516

 

[Seite 97]

[1] [1. Predigt.] Bl. Ab Wann als Augustinus spricht: Aug. — Darumb sprach sant augu:

[2] Aug. Quia deus bonus est, sumus.

[3]                                           ratio            superior

[4] Nu mit jrem obersten tail:                  vel ratio

[5]                                           Sensus            inferior

 

[6] Bl. A2a als alle verainte Ding: Virtus unita fortior est. [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10] da sollen wir verlaugnen: Obscure exprimit hic istum excessum et [11] in genere cujus tamen sunt diversae species, immo infinitae. — wann [12] wenn zway sollen ains werden: Nota, quod divina pati magis quam [13] agere oportet, immo et sensus et intellectus est naturaliter etiam [14] virtus passiva. Et Apostolus: ‘Velle mihi adjacet, perficere non [15] invenio’ i.e. Nos materia sumus pura, deus formae factor, omnia [16] enim in nobis operatur deus [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 98]

 

[1] so moechtt daz aug nit gesehen: Cecitas A nagogica./[2] Surditas A [3] den syn sprach sant August: Aug. — got můß das als ervollen: [4] Vacuum naturale non est possibile, multo minus spirituale est [5] possibile. —Vnd darumb soltu schweigen: Silentium Anagogicum. [6] Man mag dem wort nit baß: Egressus de mundo..../[7] te ipso....

 

[8] Bl. A2b Die freünde mainen wir: de terra tua/[9] de cognatione tua. [10] Man spricht gemainlich ain: Est puer in patria bos ut nutritus [11] in aula. — Von disem sprach cristus: Auctoritas Christi moraliter [12] exposita. — Sant Augustin spricht: Aug. — wann ain maget bedeüt: [13] Virgo quid sit. — Die zierde des ewigen künigs: ps. 44. omnis gloria &c..

 

[14] Bl. A 3a wann soll got sprechen, so můstu: Verum est sic nasci deum [15] in nobis secundum statum vitae contemplativae et spirituali anagogia. [16] Sed moraliter nascitur non in quiete, sed in operatione [17] virtutum secundum statum vitae activae. Et hoc ad Martham, [18] illud ad Mariam pertinet: hoc facile, illud difficile, hoc saepius [19] illud rarum est. Hanc omnes facile intelligunt, illam autem non [20] nisi experti. Unde totus iste sermo procedit ex theologia mystica, [21] quae est sapientia experimentalis et non doctrinalis. Quia nemo [22] novit nisi qui accipit hoc negotium absconditum. Loquitur enim [23] de nativitate spirituali verbi increati. Theologia autem propria de [24] spirituali nativitate verbi incarnati habet unum necessarium et optimam [25] partem. Haec non sollicita est et turbatur erga plurima [26] et contra peccata crescit et pugnat ad virtutem sollicita, quaerit, ubi [27] illa victrix viciorum triumphat. — oder wie hailg es scheinet: quia [28] utsupra in contemplatione et operatio virtutum impedit nativitatem [29] dei in anima, quies, pax, silentium ibi requiritur omnino. In activa [30] autem vita sufficit, quod silentium, pax a malis operibus. Ut Isa 1. [31] ‘quiescite agere perverse’ ait illi qui prius ad quietem contemplationis [32] festinat, quam multum passionum, viciorum et malorum [33] operum in activa vita compescuerit. Hic cum Lucifero ascendit in [34] celum casurus cum eodem. Prius Liam quam Rachel ducere oportet.

 

[35] [3. Predigt.] Bl. A 7a vil starcker grimmiger veinde: Tres hostes. — Der erst veindt ist die [36] welte: Primus. — hie durch der welt wol gefallen: Mundus vexilla [37] diaboli gerit. — Der ander veint: Secundus hostis. — vnd an diesen [38] sünden allen: Quid sit luxuria? scilicet omnium quinque sensuum [39] voluptas vel libido et ultra hoc complacentia quinque operum in [40] corde. — vnd als vil der gaist edler: Luxuria spiritus pejor quam [41] carnis. Haec numquam sine illa, illa vero sine hac.

 

[42] Bl. A 7b Der drit veind ist: Tercius hostis.

 

 

 

[Seite 99]

 

 

[1] [4. Predigt.] Bl. Ba vnd bedeüt die biterkaite: Myrrha primo est aversio a bonis male [2] delectantibus. — Nun moecht man sprechen: Quaestio. — die weil er in [3] der Zeit ist: argumentum pro parte negativa. — Aber diß froed, lust: [4] Responsio et Solutio. — noch kain stat in der innikait haben: i. e. [5] non in affectu, sed tantum effectu, non in voluptate, sed necessitate [6] esse debet, non quaeri, sed tolerari debet, immo dolendum est, quod [7] necessitati non potest subveniri sine hujusmodi voluptate. Similiter [8] de actu carnis matrimoniali dicitur, ut scilicet voluptate hujusmodi [9] sicut dominus utatur ad libitum suum non autem subjectivo affectu [10] serviat ei, ut sit imperanti. Hic est, quod mallem et affectu carere [11] talem voluptaten quam frui. Et ab effectu agit propter voluptatem, [12] sed voluptas tolerat propter effectum quem intendit.

 

[13] Bl. Bb Ja die genügde vnd freüd: Nota hic. Non tantum suavitas carnis [14] de affectu est eradicanda, sed etiam spiritus, ut sunt devotiones, [15] affectiones, consolationes et hominum bonorum societates. [16] Sic Sancta Elizabeth fiebat exemplum nobis aliis. — Noch ist ain [17] ander mirr: Myrrha Secunda est passiones in conversione ad bona [18] spiritus. Sic amara est prima a dulcedine mundi et carnis avertendo, [19] sed amarior secunda in passionibus ad bona spiritus convertendo [20] utrinque amaritudo. — acht das das leiden von got sey: [21] Commendatio patientiae pulchra.

 

[22] Bl. B2a sunder etlich menschen genůgte nitt: Nota de superstitiosis occultissima [23] superstitione. — wann sy bauwen auff ire aignen: Sicut olim [24] filii Israel in lucis et excelsis immolabant saepius quam in templo. [25] — das er nicht lone dann seinen:

 

 

[26] ψ

 

 

 

[27] Quicquid habes meriti praeventrix gratia donat,

[28] Nil deus in nobis praeter sua dona coronat.1)

 

 

[29] Zu dem dritten ist gar: Tercia myrrha suspensio gratiae et spiritus.

 

[30] Vnd so man des nitt war nympt: Nota bene.

 

[31] Bl. B 2b dise auswendige gevaelle: i. e. casus vel eventus. — koenden nitt die [32] ding: passiones. — von im nemen: acceptare cum patientia. — die [33] haben groß leiden: Quia non surgunt in deum, sicut Iob dicit: [34] ‘dominus dedit, dominus abstulit’. — auswendig gebeet nitt mer [35] nütz: Oratio vocalis omittenda, ubi cepta fuerit mentalis.

 

[36] [5. Predigt.] Bl. B3a Nu seind drey Ding hie. das ain: [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 100]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ] [4] Der schein der sonnen ist gar ainfeltig: Pulchra et apta similitudo. [5] Das nun die sinnlikait sey: vide supra ser. 2. — Der hymel ist [6] yetz in seiner: Alia similitudo. — vnd doch vil edler: i. e. subtilius.

 

[8] [9. Predigt.] Bl. C2b Die würckendt vernunffte steet: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10] Sihe also ist es mit dysem: i. e. quod aliquando actualiter, aliquando [11] habitualiter fit. — yetzundt nit sehen: hic habitus. — solt ir [12] mich sehen: hic actus. — so verbirgt er sich: manens habitualiter [13] solum. — So das vnser Herr wol waißt: ne scilicet homo penitus [14] hanc vitam amitteret, sed alter ....1) in contemplatione actuali. [15] Nunc in habituali (i. e. in activa vita).

 

[16] [14. Predigt.] Bl. E3a vnd mitt ainem lauteren ledigen: i. e. ut fiat ex illis, quod deo [17] placeat aut velit, sed quod ipsi volunt, scilicet vel gloriam, consolationem [18] aut fiduciam2)

 

[19] Bl. E3b ist in ‘da man in got scheinen mainet’ ‘in’ und ‘scheinen mainet’ ausgestrichen [20] und an den Rand geschrieben: scheinet ynne meynen (i. e. [21] in quo videmur deum quaerere).

 

[22] [17. Predigt.] Bl. F2a vor meinem himlischen vater verjehen: i. e. confitebor.

 

[23] [25. Predigt.] Bl. H2b got begegen oder got loben: bejehen i. e. confiteri et laudare.

 

[24] [29. Predigt.] Bl. I2a so grosse ding in dem inwendigen: Sic prover. 30. ‘quartum penitut [25] ignoro, viam viri in adolescentula’. Et ps. 76. ‘In mari via tua [26] et semitae tuae in aquis multis et vestigia tua non cognoscentur.’

 

[27] Bl. I2b das muß geschehen mit widerbiegenden: scilicet per sentimentum.

 

[28] [30. Predigt.] Bl. I4a dises einkommens vnd einwirckens: Quia periculosum est nobis [29] sentimentum spiritus. Ex quo oriri solet superbia, securitas et [30] accidia. Et recedit timor et fervor et humilitas.

 

[31] [41. Predigt.] Bl. N3b es sey in leidender oder in wirckender: i. e. pati in corpore tantum [32] et naturalibus bonis. Sed pati in spiritualibus excellentissima [33] virtus est, ut in fide, spe, charitate, item ariditate, pusillanimitate &c.. [34] — Ir wißt nicht was liebe ist: Quid sit amor vere. — Aber das ist [35] liebe, das man: Exemplum a carnali discemus amore. Qui tunc [36] maxime est, quando propter amatum dura et difficilia suffert et [37] agit, non autem quando in suavitate et beneficiis fruitur amati. [38] Quia suavitas illa potius est fructus et praemium amoris quam [39] amor. Ita timendum, quod multi devotarii hic recipiant vel totam [40] vel partim mercedem suam. Qui in spiritualibus consolationibus

 

[Seite 101]

 

[1] abundant ad serviendum deo: maxime requirant et alacriores sint [2] illis praesentibus et segniores absentibus. — hat ain brynnen: i. e. [3] fervorem. — in mangel: i. e. carentia. — vnd in ainem verlassen: derelictione [4] a deo per suspensionem gratiae. — das in gleicher gelassenhait: [5] aequabile vel aequamini. [6] wircklich, die ander leidentlich: Activa/[7] Passiva [8] In der andern: scilicet passiva. [9] die ist außwennig: Activa interior/[10] exterior [11] Vnnd aine ob der andern: interior.

 

[12] [42. Predigt.] Bl. N6b Wiltu ain inwennig mensch: fieri hominem interiorem, quomodo [13] oporteat.

 

[14] [45. Predigt.] Bl. O7a zu dem Abschnitt von ‘Kinder was ist das netz das vnser herre’ an: [15] Vide ergo ordinem divinae providentiae.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[33] Bl. O7b Deus enim sic agit et tam secreto consilio, ut a nemine cognoscatur [34] agere vel agere velle, sed tantum egisse (i. e. post opus domini [35] perfectum tunc primum intelligatur, quod deus hoc fecerit). Sic [36] Ps. 76. ‘In mari via tua et vestigia tua non cognoscentur’. Quando [37] enim agit, tunc omnino contrarium apparet operi dei ut Isa. ‘Alienum [38] opus ejus ab eo ut operetur opus suum’. Et ideo nostra [39] insipientia multum impedit ipsum in nobis operantem. Quia quando [40] non ad sensum nostrum operatur, omnia putamus perdita desperataque

 

[Seite 102]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[1] esse. Et ita fugimus et quaerimus alia, sicut olim in figuris [2] fuit populi Israel in deserto.

 

[3] Bl. O7a daz dunckt in alles ain grob ding: Et hoc quandoque effectualiter, [4] sed affectualiter semper fieri debet, ut nescias i. e. non reputes te [5] aliquid habere vel egisse.

 

[6] Bl. O7b so schlahen die weellen auff das schiff: Et qui non in fide stant [7] pereunt. Volunt enim scire et videre, quid et qua re fiant. Et [8] sic impediunt deum, ne operetur in eis. Unde dicit ‘Averte oculos [9] tuos a me: ipsi me avolare fecerunt’ — die geburt ist nahe vnd sol [10] in dir: Et si sciamus, quod deus non agat in nobis, nisi prius nos [11] et nostra destruat (i.e. per crucem et passiones), tamen adeo stulti [12] sumus, ut eas velimus tantum suscipere passiones quas nos elegimus [13] vel quas in aliis factas vidimus vel legimus. Et ita deo statuimus [14] modum et ipsum docere parati sumus, quid et quantum nos erudiat. [15] Et non nudi stamus in mera fide, cum tamen deus velit vel non [16] agere in nobis vel ignorantibus et nobis et id quod agit non intelligentibus [17] agere, ut sic salva sit fides et nuda voluntas. Sicut [18] Artifex non agit in materiam secundum formam, quam ipsa habet, [19] ostendit et exhibet de facto nec secundum eam, quam ipsa posset [20] exquirere extrinsecus sua priore salva: haec enim fieret accidentalis [21] forma: Sed directe illam substantialem formam destruit, ut aliam [22] introducat omnino diversam a priore. Sic deus qui dicit ‘Sicut [23] lutum in manu figuli ita vos in manu mea’ directe agit contra [24] nostrum propositum, spem et intentionem et omne consilium nostrum [25] contrario opere dissipat et omnes cogitationes populorum [26] reprobat, ut suum consilium inducat, quod tamen abundantius nostro [27] consilio satisfacit incomparabiliter, quam si nostro obsecutus fuisset. [28] Tunc quando hoc fit, increduli et filii diffidentiae videntes penitus [29] contrarium suo sensui fieri non sustinent consilium dei, immo a [30] diabolo putant hoc esse. Et ita abeunt in consilium impiorum eo, [31] quod suum consilium et intentionem ex deo esse credant et omnem [32] contrariam ex diabolo: cum tamen contra omnis nostra intentio ex [33] diabolo et contraria ex deo sicut dicit ‘Esto consentiens adversario [34] tuo in via’. Igitur tota salus est resignatio voluntatis in omnibus [35] ut hic docet sive in spiritualibus sive temporalibus. Et nuda fides [36] in deum.

 

[37] Bl. O8a Sic invenias aliquos qui audierunt de aliquo sancto, quod hoc vel [38] hoc passus est: tunc sibi devotionem et promptum animum fingunt [39] ad sustinendum similia. Et hic jam sese bonos et justos arbitrantur [40] et nonnunquam vel quaerunt etiam, ut sibi ista vel aliqua eorum [41] irrogentur vel, si sic praecogitata veniunt, sustinent et magnum [42] meritum se fecisse confidunt. Caeterum si aliud veniat, quod ipsi

 

[Seite 103]

 

[1] ne cogitarunt quidem (quod maxime solet deus, ut dixi) tunc videas [2] eos plane furiosos fieri. Quare? Quia illa fides et patientia ficta [3] erat et ab eorum consilio constituta, non autem ex spiritu dei et [4] ex radice cordis nata: sed tantum extrinsecus cordi appensa. Igitur [5] nullius exempli passionem vel operationem oportet sibi praestituere, [6] sed indifferentem et nudam voluntatem habere ad quancunque [7] ferendam, quando, ubi, quomodo, per quem voluerit deus. Et id [8] summe notandum, quod nihil in nobis i.e. in veteri homine deus [9] ita destruere quaerit quam proprium sensum et voluntatem: iis [10] enim tanquam capitibus et fontibus praecisis caetera etiam membra [11] et vires peccati velut rivi et rami arescunt radice siccata.

 

[12] Bl. O7b das nymmer kain gedrenge in dem menschen: Sicut quando materia [13] incipit pati, ad aliam formam incipit duci, qua si resistat agenti [14] et priorem amittit et sequentem non consequitur: ita hic, quia nos [15] sumus materia dei et lutum. — dann in allen den außwennigen [16] uebungen: Et ratio est: quia illa omnia sunt opera hominum, hoc [17] autem opus dei.

 

[18] Bl. O8a Also lyßet mann von ainem: Exemplum.

 

[19] Bl. O8b Nicht wenet, das ich mich des: Fatetur se docere, quae non sit expertus

 

[20] [51. Predigt.] Bl. Q6b Vnd foerchtet euch in demuetigkayt: Hoc nota: quia hoc dicit omnis [21] scriptura, omnis figura, omnis natura.

 

[22] [52. Predigt.] Bl. Q7b das er sich selber nit bekennet: Ex fundamento loquitur. Quia si [23] verbum dei, quod fecit (i. e. dominus) omnia, intimior est rebus [24] caeteris quam ipse sibi, quanto magis intimior est rerum nobilissimae [25] scilicet animae quam ipsa sibi. Et hinc venit, quod Syntheresin [26] suam quilibet sentit ad optima deprecari. Sed et uullus potest [27] alteri eam verbis tradere, maxime affectivam syntheresin.

 

[28] [53. Predigt.] Bl. R2b Ain ygklichs gedencket wol an das hailig: Nota: passionem Christi [29] habere in memoria literaliter nihil prodest/[30] spiritualiter vita est

 

[31] [54. Predigt.] Bl. R4b Kinder ich sage eüch in dem willen: i. e. Affectus q. d. non est [32] malum habere scientiam et bona praedicta, sed affici illis, confidere [33] et complacere ac omnino affectum in illis habere quemcumque: hoc [34] superbum est et perditio animae. Hinc enim alios necessario iudicat [35] etsi non verbo, tamen vel occultissimo cogitatu. Ideo oportet [36] affectum esse nudum et exutum ab omni sapientia et justitia nostra [37] et in solo deo niti et se nihil reputare. — Der ain ist der außwendig [38] vihlich: Hic exponit seipsum in multis supradictis.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 104]

 

 

[4] [65. Predigt.] Bl. X2b Wann got ist in allen dingen: Hoc quaeso nota.

 

[5] [76. Predigt.] Bl. a4b Als nun dise außwenndigen groben: Nos autem debemus transferri [6] a claritate quidem in claritatem, sed tamen in eandem formam.

 

[7] [78. Predigt.] Bl. a8a inwenndikait leüchten vnd schmecken: illuminationes[8] affectiones/[7] sunt utibiles [9] et non fruibiles vel saltem fruibiles quidem, sed in domino. Sicut [10] et alia omnia.

 

[11] Bl. a8b zu ainer verschmehunge dein selber: Hoc nota tibi. — nit lauf zů [12] hant damit zu dem beichtiger: Utilissimum consilium. Quia confessio [13] saepe nocet, dum fiduciam praebet peccati dimissi, ubi tamen [14] cautio futuri non faciendi vera non fuit ex corde.

 

 

 

 

 

Luthers Randbemerkungen zu Anselmi opuscula

und zu Johannis de Trittenhem liber lugubris de statu et ruina monastici ordinis.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 104]

Die von Luther benutzte Ausgabe Anselms ist folgende:

 

“Opuscula beati Anselmi || archiepiscopi Cātuariēsis || ordinis sancti Benedicti. ||” Titelrückseite bedruckt. 208 Blätter in Quart, letzte Seite leer.

 

Schon als Luther das Buch benutzte, war den opuscula Anselmi wie heute beigebunden:

 

“Johannis de trittenhem ab- || batis spanhemensis ordinis || sancti benedicti de obseruantia burßfeldensi. liber lugu- || bris. de statu et ruina monastici ordinis: omnibus reli- || giosis ac deuotis viris non minus vtilis q̄; iucūdus. ||” 30 Blätter in Quart.

 

In Anselms opuscula finden sich Bemerkungen von jüngerer Hand als der Luthers, in beiden Schriften außer von Luther auch Bemerkungen von Christian Daum (vgl. S. 1). Auch den Schweinsledereinband hat Luther mit Ausnahme der Innenseite des hintern Deckels beschrieben. Von den Bemerkungen auf dem hinteren Einbanddeckel ist nichts mehr zu entziffern.

 

Die dürftigen Randbemerkungen würden sich zeitlich kaum bestimmen lassen, wenn nicht folgende beiden Beobachtungen einen Anhalt gewährten:

 

1. Die Bemerkung: ‘Edisce et rumina hanc epistolam’ zu Auselmi epist. 1. III, 49 (Migne CLIX, 79/80), in der vom Frieden unter den Brüdern und vom Gehorsam gegen die Obern die Rede ist, führt in die Zeit von Luthers Vorlesung über das Buch der Richter (Bd. IV unserer Ausgabe S. 527 –586; vgl. besonders S. 559. 577 f. 581 f.).

 

2. Von nicht geringem Einfluß auf Luther ist die Schrift ‘De mensuratione crucis’ (unter den unechten Schriften Migne CLIX, 289 –302) gewesen. Aus

 

[Seite 105]

 

Cap. III (Migne CLIX, 294C): ‘Sic enim dixisti: Quia vos plorabitis et flebitis nunc, mundus autem gaudebit. Tristitia vestra vertetur in gaudium’ entnahm Luther wohl die Worte, die er auf ein in seinem Anselm noch liegendes Blatt geschrieben hat: Ve vobis qui nunc ridetis, flebitis olim, At vos qui nunc fletis gaudebitis olim. Derselbe Gedanke findet sich in Luthers Psalmenauslegung ziemlich häufig (vgl. unsere Ausgabe Bd. III. S. 48. 63. 70. 178. 181. 525. 644. 650.). Man vergleiche ferner: Migne CLIX, 297B mit unserer Ausgabe Bd. IV. S. 383, 35; I. S. 140, 27 –141, 21; Migne CLIX, 297CD mit unserer Ausgabe Bd. I. S. 86, 11 –15; 111, 8 –13; 384, 11 –20; III. S. 288, 30 –36; 393, 31 –33; Migne CLIX, 298A mit unserer Ausgabe Bd. IV. S. 563, 26 –28; Endlich ist zu beachten, daß die in der Schrift de mensuratione crucis verwerteten bez. mit deren Thema (Luk. 9, 23) verwandten Bibelstellen in Luthers Psalmenauslegung und gleichzeitigen Schriften sehr häufig angezogen werden (Matth. 10, 38: unserer Ausgabe Bd. I. S. 425. 530. 562; III. S. 610. 646; IV. S. 387 – Matth. 5, 4; Luk. 6, 24 f.: III. S. 48. 63. 70. 178. 181. 525. 644. 650 — Matth. 11, 28: I. S. 140. III. S. 59. 169. 215. 231. 305. 309. 386. 535; IV. S. 523.)

 

Hiernach dürfte Luther diesen Anselm zur Zeit der Psaltervorlesungen in Benutzung gehabt haben.

 

In der Tritheimschen Schrift findet sich nur an zwei Stellen eine Bemerkung von Luthers Hand. Gedanken der Tritheimschen Schrift finden sich wieder in Luthers Vorlesung über das Buch der Richter (vgl. z. B. Cap. VI mit unserer Ausgabe Bd. IV. S. 571, 20 –572, 25). Vermutlich hat er jene gelesen, als er vor den Mönchen des Wittenberger Klosters seine Richtervorlesung hielt.

 

 

 

 

I. Opuscula Anselmi. Diese enthalten folgende Schriften:

 

1. Cur deus homo Migne tom. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 359 –432.

 

2. De incarnatione verbi Sp. 259 –284.

 

3. De conceptu virginali et peccato originali Sp. 431 –464.

 

4. Declaratio cujusdam super eodem Sp. 463 –468.

 

5. Epistola ad archiepiscopum Cantuariensem Migne tom. CLIX = Op. Ans. II. Sp. 252.1)

 

6. Monologion M. t. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 141 –224.

 

7. Prosologion Sp. 223 –242.

 

8. De processione spiritus sancti contra Graecos Sp. 285 –326.

 

9. De casu diaboli Sp. 325 –360.

 

10. Pro insipiente Sp. 241 –248.

 

11. Contra insipientem Sp. 247 –260.

 

12. De miseria hominis Sp. 722 –725.

 

13. De diversitate sacramentorum Sp. 551 –554.2)

 

14. De fermentato et azymo Sp. 541 –548.

 

 

[Seite 106]

 

 

15. De vestimentis, membris et actibus deo attributis Migne tom. XLII = Op. Aug. VIII. Sp. 1200 –1206.

 

16. De voluntate dei M. t. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 581 –584.

 

17. De concordia praescientiae et praedestinationis et gratiae et liberi arbitrii Sp. 507 –542.

 

18. De libero arbitrio Sp. 489 –506.

 

19. De veritate Sp. 467 –486.

 

20. De similitudinibus M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 605 –702.1)

 

21. De mensuratione crucis Sp. 289 –302.

 

22. Liber meditationum M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 877 –885.2) Sp. 8583) –865.4) Sp. 888.5

 

23. De meditatione redemptionis generis humani Sp. 7626) –769.

 

24. De passione domini M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 271 –288.7)

 

25. Speculum euangelici sermonis M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 748 –761.8)

 

26. Homelia euangelii secundum Lucam: Intravit Sp. 644 –649.9)

 

27. De excellentia virginis Mariae M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 557 –580.

 

28. Epistola ad Helinandum avunculum M.t. CLVIII Op.Ans.I. Sp. 1160 –1163.

 

29. Epistola ad Hugonem inclusum Sp. 1171 –1173.

 

30. Epistola ad Heinricum Sp. 1181 –1182.

 

31. Epistola ad quandam dominam M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 189 –194.

 

32. Epistola ad Burgundium et Richeram M.t.CLIX Op.Ans.II. Sp. 98 –101.

 

33. Epistola ad Monachos in Cistrensi caenobio Sp. 79 –81.

 

34. Epistola ad Lauronem monachum M. t. CLVIII Op.Ans. I. Sp. 1093 –1101.

 

35. Epistola ad abbatem Guilhelmum Sp. 1125 –1129.

 

36. Epistola ad Falconem M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 32 –34.

 

37. Epistola ad Goffridum Parisensem episcopum Sp. 35 –37.

 

38. Epistola ad Richardum quendam monachum Sp. 64 –65.

 

39. Pascalis papae ad Anselmum epistola Sp. 111.

 

40. Anselmi epistola ad Cunum amicum Sp. 112 –113.

 

41. Imago mundi10) Migne tom. CLXXII Op. Honorii Augustodunensis Sp. 115 –165.

 

42. Invocatio matris virginis M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 948 –950.11)

 

43. Ex gestis Anselmi colliguntur forma et mores beatae Mariae et ejus unici filii Jesu Sp. 951 –952.12)

 

 

 

Die Randbemerkungen sind in derselben Weise mitgetheilt wie die früheren; die am Rande stehenden römischen Zahlen geben den Band, die arabischen die Spaltenzahl der Patrologie an.

 

 

 

[Seite 107]

 

 

 

 

 

 

 

[Zu Opuscula Anselmi und Johannis de Trittenheim]

 

1893

 

[Seite 107]

 

 

 

[Zu Opuscula Anselmi]

 

[1] Auf der Außenseite des vorderen Einbanddeckels ist nur noch

[2] Folgendes zu entziffern:

 

[3] creavit Deus celum et terram: Terra autem erat inanis et vacua

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[9] alii tam visibiles quam invisibiles creaturas significat hys vocabulis

[10] nomine celi

[11] dispositas

[12] quasi praeambu

[13] dicunt

[14] alii solam visibilem hanc creaturam intelligendam volunt quum

[15] hoc toto visibili mundo        ditatem populi        spiritualia [16] augustinus dicens        verbo creavit deus celum [17]       Et terram        informem de qua tota [18]        fecit        est qua        hoc factum

 

 

[19] Auf der Innenseite des vorderen Einbanddeckels.

[20] Bernardus.

 

[21] Multo facilius reperies multos seculares ad bonum converti quam unum [22] de religiosis transire ad melius. Idem: Minime pro certo bonus est qui [23] melior esse non vult. Et ubi incipis nolle fieri melior desinis esse bonus.

 

[24] c Nitimur in vetitum semper cupimusque negata;

 

[25] b Quod sequitur fugio: quod fugit ipse sequor.

 

[26] a Quod licet ingratum est, quod non licet acrius urit;

 

[27] d Sic interdictis imminet agger1) aquis.

 

 

[28] Bernardus super Missus est.

 

[29] Semper solet esse divinae gratiae familiaris virtus humilitatis. Nimirum [30] conservandae humilitatis gratia: divina solet pietas ordinare, ut quanto [31] quis plus proficit, eo minus se reputet profecisse. Nam usque ad extremum [32] exercitii spiritualis gradum si quis profecerit, aliquid ei de primi gradus [33] imperfectione relinquetur, ut vix primum sibi videatur adeptus:

 

 

[34] Unde Gregorius.

 

 

[35] Auf dem Titelblatte.

 

[36] Monachus qui alios vult docere notet consilium hoc Hugonis: Vilitas

 

[Seite 108]

 

[ 26 viez omnium]

 

[1] habitus tui et simplicitas vultus et sanctitas conversationis tuae docere [2] debent homines. Melius fugiendo mundum doces quam sequendo.

 

 

[3] Chrysostomus.

 

[4] Omnes species justitiae quas habent servi dei in veritate possunt habere [5] servi diaboli in simulatione. Solam autem charitatem spiritus sancti non [6] potest immundus spiritus imitari.

 

 

[7] Summa opusculi Cur deus homo.

 

[8] 1 Suppositio: hominem esse creatum ad rectitudinem et ad hoc ordinatum [9] sic a deo c. 4 primi et 4 2i et quasi in fine xviij primi.

 

[10] 2 Suppositio: hominem peccasse et sine peccato non posse vivere

 

[11] 1 Propositio: hominem impossibile esse sine peccatorum satisfactione [12] salvari c. xi, xii, xiij &c̄. cum fine xviij.

 

[13] 2 Propositio: Impossibile esse hominem posse satisfacere vel solvere debitum [14] xix usque ad finem primi.

 

[15] Conclusio: Ergo sine Christo impossibile est salvari et necessario per [16] ipsum redimi.

 

 

[17] Bern: canti.

 

[18] Quid scis, o homo, si unus ille quem forte omnium vilissimum atque [19] miserrimum reputas cujus vitam sceleratissimam ac singulariter fedissimam [20] horres et propterea illum putas spernendum non modo prae te (qui forte [21] jam sobrie, juste et pie vivere te confidis) sed etiam prae caeteris omnibus [22] sceleratis tanquam omnium sceleratissimum? Quid scis, inquam, si melior [23] et te et illo mutatione dexterae excelsi in se quidem futurus sit, in deo [24] vero jam sit? Et propterea non mediocrem vel penultimum, non ipsum [25] saltem inter novissimos eligere nos locum voluit, sed recumbe, inquit in [26] novissimo loco, ut solus videlicet omnium novissimus sedeas teque nemini [27] non dico praeferas, sed nec comparare praesumas.

 

 

[28] Idem super hoc Hic est filius &c.. ipsum audite.

 

[29] O humilitas, virtus Christi, quantum confundis superbiam meae vanitatis. [30] Parum aliquid scio vel magis scire mihi videor et jam silere nescio. [31] Nam impudenter et imprudenter me ingerens et ostentans promptulus ad [32] loquendum, velox ad docendum, tardus ad audiendum. Et Christus tanto [33] tempore tacebat.

 

 

[34] Cur deus homo.

 

[35] [I, 367] Li. I. c. 7. Bl. a3a Nam si ipse diabolus aut homo: Idem clarius in 2o de [36] meditatione redemptionis infra.

 

[37] [368] Bl. a3b unde ipse juste percuti mercatur: Confinis hujus de veritate [38] ca. ix.

 

[39] [370] c. 8. Bl. a4a Et iturus ad passionem dicit: aliud est quod

 

[Seite 109]

 

[ 6 boñ 20 6~ c̄ā]

 

[1] Christus fecit ex oboedientia/[2] sustinuit propter oboedientiam.

 

[3] c. 9. Bl. a4b Subdidit: propter quod: Nota praepositionem Propter. [I, 371]

 

[4] c. 10. Bl. a5b qualiter mors illa rationabilis: Quaestio totius operis [375] [5] et principalis. —Sicut enim in deo quamlibet parvum: Vide [6] Bonaventuram li 4 de 1 ar. q. 4 et infra ca. 4 de incarnatione [7] verbi idem

 

[8] c. 12. Bl. a6a quia sicut deus nulli legi subjacet: quaere in fine ca 4 [377] [9] de incarnatione verbi. —sed cum deus nobis praecipiat omnino: [10] Quare praecipiat nobis deus dimittere impune peccantibus in [11] nos, cum hoc eundem nobis facere non deceat. —justum esse [378] [12] mentiri: sed: scilicet sequitur. —pertinet ad ejus libertatem aut [13] benignitatem: concludit.

 

[14] c. 14. Bl. a6b zum Ganzen: Quomodo aufert deus a malo homine [379] [15] quod ipsius est, licet ipse ad suum usum non transferat et [16] commodum.

 

[17] c. 15. Bl. a7a non adderet: fieret in ipsa universitate: probatio [381] [18] primae causae supra ca xij.

 

[19] c. 18. Bl. a8b Cum itaque videamus quia si: Conclusio determinans. [385]

 

[20] Bl. bb alioquin non erunt restaurati: Sexta causa. —Ponamus [390] [21] divitem aliquem: Exemplum et similitudo.

 

[22] c. 22. Bl. b2b Quod facere non potest: quia nemo sine peccato. [395]

 

[23] c. 24. Bl. b3b Nam si quis injungat aliquod: Exemplum Similitudinis. [396]

 

[24] c. 23. Putasse summam justiciam: et haec etiam ratio, quare dicit [25] Christus se homo. [396]

 

[26] Li. II. c. 17. Bl. c2b Dicimus namque: iste homo potest: Posse est non [422] [27] posse vinci.

 

 

[28] De incarnatione verbi.

 

[29] Praefatio. Bl. c5a Denique quoniam inter fidem: Intellectus est medium [261] [30] inter fidem/[31] speciem

 

[32] c. 1. Bl. c6a Si enim me viderent: Pulcra similitudo. [262]

 

[33] c. 2. Bl. c6b nostri temporis dialectici: alii diabolici. [265]

 

[34] c. 3. Bl. c7a In his igitur duabus personis: In trinitate aliqua sunt [266] [35] communia/ [36] propria

 

[37] c. 4. Bl. c8b dignabitur duo parva opuscula: Testimonium de monologio [272] [38] et prosologio.

 

[39] Bl. db Diversas enim personas unam: Hoc allegat Bonaventura [275] [40] super 3ium in primo.

 

 

 

[Seite 110]

 

[ 9 In Mono 23 methe 4.]

 

 

[1] [I, 276] Bl. d2a Quoniam ergo quamlibet parvum: idem c. ix 2° cur [2] deus homo. Quomodo hoc verum sit vide Bonaventuram [3] 3 di. 1 ar. 1° q. 4.

 

[4] [277] Quicumque igitur propria voluntate: Hoc pro ca xij cur deus.

 

[5] [278] in Quomodo in Christo dicantur due personae esse sicut due naturas [6] assumptae1) ist zwischen Christo und dicantur non einkorrigirt [7] und assumptae ausgestrichen.

 

[8] Bl. d2b personam designamus quae cum natura: Hic est antiquaster.

 

[9] [283] c. 8. Bl. d3b Unde latius alias disputandum est: In Monologio.

 

 

[10] Liber de conceptu virginali et peccato originali.

 

[11] [431] c. 1. Bl. d4a Cum in omnibus religiosae tuae voluntati: Hoc promisit [12] in ca xviij 2i cur deus.

 

[13] [433] Bl. d4b Si ergo originale peccatum: Originale.

 

[14] et uniuscujusque peccatum sit in natura et persona:natura/ [15] persona [16] [434] personale potest nominari: personaliter.

 

 

[17] Monologion.

 

[18] [144] c. 1. Bl. e7b zum Anfang: Testimonium horum duorum librorum [19] vide ca. 4 de incarnatione verbi.

 

[20] [178] c. 24. Bl. f7a zu alia omnino nullam vel accedendo: Accidentia 2na 1/[21] 2

 

 

[22] Liber pro insipiente.

 

[23] [243] Bl. l3b necesse est ut non in solo intellectu: Methaphysicae 4. [24] Quia non ens non intelligitur. — in est in intellectu ist est in [25] esse korrigirt.

 

 

[26] Epistola de fermentato et azguro.

 

[27] [545] Bl. mb Literam enim tunc dicit occidere:2) Quomodo intelligatur [28] illud: litera occidit, spiritus autem vivificat.

 

 

[29] Liber de expositione memborum dei.

 

[30] Bl. m2b caput ipsa essentia: Caput. — Capillos vero ejus: Capillos. [31] — Oculos dicitur habere: Oculos.

 

[32] Bl. m3b Pedes dei: Pedes. — Vestimentum filii: Vestimentum. — [33] Pallium Christi: Pallium. — Calciamentum domini: Calciamentum. [34] — Egressus adventus filii: Egressus. — Ascendere [35] dicitur deus: Ascendere. — Descendere dicitur: Descendere. — 

 

[Seite 111]

 

[1] Bl. m4a Stare dicitur deus: Stare. — Transire dicitur deus: [2] Transire. — Recedere dicitur deus: Recedere. — Ambulare [3] dicitur: Ambulare. — Loqui dei: Loqui. — Aliter videre dei: [4] Videre. — Cognoscere dei: Cognoscere. — Nescire dei: Nescire. [5] — Zelare dicitur: Zelare. — Irasci dicitur: Irasci. — Penitere: [6] Penitere. [7] Bl. m4b Non penitere dei: Non penitere. — Oblivisci dicitur: [8] Oblivisci. — Indurare dicitur: Indurare. — Dormire dei: Dormire.

 

 

[9] Liber de voluntate dei.

 

[10] Bl. m5a Ecce voluntas dei quattuor modis: Voluntas dei capitur [I, 583] [11] 1 pro scientia dei/[12] 2 pro voluntate sanctorum/[13] 3 pro ratione humana/[14] 4 pro praeceptis divinis

 

[15] Bl. m5b Est et alia hujus voluntatis divisio: Voluntas in deo et [584] [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

Dicitur etiam voluntas dei: 5to voluntas.

 

[20] Liber de concordia praescientiae et praedestinationis.

 

[21] Bl. m6a Nom dicimus necesse est: Necesse. — sola voluntate: [509] [22] i. e. libere.

 

[23] Bl. m6b in quia res aliqua nunc est ist nunc in non1) verbessert. [510] [24] zum Ganzen: An deum esse idem sit quod deus in methaphysicas. [511/12]

 

[25] Bl. m8a Nos idem est arbitrium et libertas: contra modernos. [515]

 

[26] Est quidem justicia quaelibet: Iusticia quid. — Libertas autem ista: [516] [27] libertas.

 

[28] Bl. m8b Ponamus nunc exemplum aliquod: Exemplum quidem [29] inferius allegat.

 

[30] Se gratia siquidem dicit dominus:1 ad primam partem. [521]

 

 

[31] De concordia gratiae et liberi arbitrii.

 

[32] Bl. n2a Plures etiam asserunt experimento: Hoc solvit infra A A.

 

[33] Liberum autem arbitrium monstrat: ad 2am partem.

 

[34] Quoniam ergo in sacra scriptura: Responsio. [522]

 

[35] Quicumque autem ex his salvantur: Incipit introitum.

 

[36] Bl. n2b Utique a se illam habere nequit: [523]

 

[Seite 112]

 

[ 22 ĩ]

 

[I, 524] [Tabelle: ] [Tabelle: ] [3] liberum arbitrium gratia adjuvet: Gratia adjuvat liberum arbitrium [4] 1/[5] 2

 

[6] Nemo certe fervat rectitudinem: 1o.

 

[7] [525] Bl. n 3a Adjuvat etiam gratia liberum arbitrium: 2. Si bene [8] considerentur quae dicta sunt: Declarat secundum ea authoritates [9] scripturae.

 

[10] [526] velut cum aliquis undo cui: Exemplum pulchrum. Sicut ergo [11] quamvis naturalis usus: Exemplum aliud &c.. ita gratia et [12] liberum arbitrium non discordant: Quaestio: Quare arguantur [13] qui non suscipiunt verbum salutis, cum tamen nonpossint sine [14] gratia.

 

[15] [528] Bl. n 3b Verum rectitudo volendi aliquid nulli: Haec notanda bene.

 

[16] [529] Bl. n4a Ostendimus ut puto quomodo: Responsio. Dixi etiam [17] post: 2.1) Quare arguantur qui &c..

 

[18] [530] quam tam gravis scilicet mortis: i. e. Motus appetituum peccata [19] sunt, qui sunt non in Christo Jesu. Si quis igitur quae dixi: [20] Respondetur ad quaestionem.

 

[21] [531] Bl. n4b De qua licet nunc tractare non: Quare manet in nobis [22] pena peccati deleto peccato. — mutarentur fideles: prima.

 

[23] [532] Alia quoque ratio est cur: 2a.

 

[24] [534] Bl. n5b Aliud enim est instrumentum volendi: Voluntas capitur [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[28] [535] Instrumentum quidem voluntatem: Instrumentum. Affectio vero [29] instrumenti: affectio. Usus autem hujus instrumenti: Usus.

 

 

[30] Dialogus de libero arbitrio.

 

[31] [496] c. 5. Bl. oa cum saepe rectam habens homo: Idem exemplum supra [32] de concordantia praedestinationis et liberi arbitrii.

 

[33] [503/4] c. 12. Bl. o3b zum Ganzen: [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

 

 

[Seite 113]

 

[ 9/10 huius v̄ī li cur]

 

 

 

[1] Dialogus de veritate.

 

[2] c. 5. Bl. o6b specialiter vide diceretur ist verbessert in specialiter [I, 473] [3] videretur dicere. — ita et haec oratio scilicet dies est: Quomodo [4] in falsa oratione est veritas.

 

[5] c. 6. illud corpus quod transit ist verbessert in illud corpus per quod [474] [6] transit.

 

[7] c. 8. Bl. o7a aut permittat sapienter ist verbessert in aut permittat [476] [8] non sapienter.

 

[9] c. 9. Bl. o7b Cum vero peccans ab eo ad quem: in fine hujus, vide [477] [10] librum cur deus homo c. 7.

 

[11] c. 12. Bl. o8b quia veritas est rectitudo: Veritas est. [480]

 

[12] c. 13. Bl. pa Justicia igitur est rectitudo: Justitia est. [482]

 

 

[13] Liber de similitudinibus.

 

[14] c. 139. Bl. sb siquidem tacendo et audiendo: de primo [II, 684]

 

[15] c. 142. Continendo autem corporis: de 2o.

 

[16] c. 143. Erubescendo autem sicut: de 3o. [685]

 

[17] c. 148. Bl. s2a Solet enim contingere ut ignis: Contra illos qui contemnunt [685] [18] audire quae jam sciunt.

 

 

[19] Liber de mensuratione crucis.

 

[20] Bl. s6b Et apostolo exhortante: Phillip iij. [289]

 

[21] Bl. s7a praestandi1) nimiam: vel pensandi. [290]

 

[22] Bl. s8b Naturalia sunt quae communiter natura: prima. — sensus [296] [23] interiores ist verbessert in sensus exteriores.

 

[24] Bl. s8b zu dem ganzen Abschnitt:2) [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[28] Bl. ta Secunda pars sunt fortuita: 2a. —Tertia pars restitutionis [29] sunt gratuita: 3a.

 

[30] Bl. ta sublimitatem atque profundum: Profunditas. [297]

 

[31] Bl. tb immo superbiae alium3 locum: vel potius nullum. Quod [298] [32] causa ist verbessert in Quot causas.

 

[33] Bl. t2a zu dem ganzen Abschnitt: [299 –300] [Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

 

 

[Seite 114]

 

 

 

[1] Liber de meditatione redemptionis humanae.

 

[2] [I, 764] c. 2. Bl. t7a Nec ut aliquem deciperet: Diabolus seipsum fefellit, non [3] deus illum. —An diabolus habebat aliquid: Idem in li. 1 cur [4] deus homo c. vij.

 

[765] [5] c. 3. Bl. t7b quae non fit nisi praecedente: Idem in li. cur dues. — [6] quod superet omne quod deus: Nota peccare quantum sit.

 

[768] [7] c. 6. Bl. t8b Confide: ego te redemi: Pax vobis. Ego sum. Nolite [8] timere. —In tenebris eram: 1 In tenebris. —In lubrico: 2 In [9] lubrico. —eram in descensu: 3 descensus quid. —Pondus originalis [10] peccati: 4 Pondus quid. —et onus importabile: —5 Onus quid. [11] et inimici mei: 6 Inimici. —Sic destituto omni auxilio: Iob v [12] ‘Ex 6 eripui te et in septimo non tanget’ &c..

 

 

[13] Liber de excellentia gloriosissimae virginis Mariae.

 

[II, 559] [14] c. 2. Bl. x3a in itaque illis ab initio ist zwischen illis und ab quae [15] eingeschoben. — Illud conjicio apud me: Et si nihil aliud praecessisset, [16] innumerae figurae satis sunt quae de nullo alio sic possunt [17] exponi.

 

 

[18] Liber epistolarum.

 

[19] [II,79/80] Ep. 6. Bl. y5b Edisce et rumina hanc epistolam.

 

[I, 1093 –1101] [20] Ep. 7. Bl. y6a Pulcherrima epistola contra insidias tentationum Inimici.1)

 

 

[21] De imagine mundi.

 

[22] [CLXXII, 132] Li. I. c. 10. Bl. zb Paron a civitate: Parus. —In ea et herba. Herba sardoa.

 

[23] [145] Lil. II. c. 1. Bl. r2bEvum est ante. Evum. —Tempora eterna: Eternum. — [24] [146] Tempus autem mundi: Tempus quid.

 

 

 

 

 

[25] II. Iohannis de Trittenheim liber lugubris de statu et ruina [26]

monastici ordinis.

[27] Cap. IV Bl.5a Ad dispensationem ut iusta sit, quattuor requiruntur: Ad [28] disputationem quattuor requiruntur.

 

[29] Bl. Da Sit eis in exemplum thiergandus: Exemplum.

 

 

 

[Seite 115]

 

 

 

 

 

Randbemerkungen zu dem hebräischen Texte der Psalmen.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 115]

In der Stadtbibliothek zu Frankfurt a/M. befinden sich unter der Signatur Ps. 351 folgende beiden Drucke:

 

 

 

1. ‘INSTITVTIVNCVLA || in Hebræam linguam || Autore Volphan || go Fabro Pro || fessore Theo || logiæ. ||’ 16 Blätter in Duodez. Am Ende: ‘Be- || ne Vale Candide lector, & || me [so] ama, Basileæ Mense || uouembri. [so] || Anno || M. D. XVI ||.’

 

2. [Titel fehlt] Hebräischer Psalter in Duodez. Beginnt mit Bl. 2a. Es fehlt weiter Bl. 8 (Bl. 7 endet mit Ps. 7, 13:  Bl. b (9) beginnt mit Ps. 8, 8: ). 204 Bl., wovon das letzte leer (die beiden fehlenden sind mitgezählt).

Die ‘Institutiuncula’ tragen auf dem Titelblatt den handschriftlichen Vermerk: p̄r̄ī D: Martino Io: Langus, sind also ein Geschenk des Erfurter Freundes Johann Lange an den Reformator. Randbemerkungen von Luther enthält nur der kleine hebräische Psalter. Am Ende des Bandes, also auf dem Blatte, welches auf 2a folgt, ist vermerkt:

 

 

 

“Dieß Hebräisch Psalter Ist || Doctoris Martini Lutheri || gewesen, deßen Manus || noch ahn etzlichen Blettern || hierin zu finden. Ermelter || D. Luther hat Ihn verEhrt D. Tilemanno Schnabelio || von welchem Ihn Mein || vater M. Justus Vietor || pfarh zu Alsfeld sein || Successor bekommē. || Jeremias Vietor || Petrus Vietor. jam possessor 16. octobris. āō. 1603. ||”

Da aus dem Inhalt der wenigen Bemerkungen keinerlei Schlüsse auf die Zeit ihrer Entstehung gemacht werden können, sind wir zu deren Bestimmung auf den Charakter der Schriftzüge angewiesen, die ungefähr in die Zeit 1516 bis 1520 weisen.

 

Vgl. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 1891, Nr. 88.

 

 

 

 

 

 

 

[Zu dem hebräischen Texte der Psalmen]

 

1516

 

[Seite 115]

Bl. 5cb: Ps. 19, 2 zu : vide correctorium quod errare mihi videtur he. loco.1

 

Bl. 8ea: Ps. 34, 18 zu : Zarotham.

 

Bl. 3lb: Ps. 68, 12 zu : % faciet ut sint praedicatoris mille exercitus.

 

Bl. 8vb: Ps. 119,2 17 zu : Retribue.

 

Bl. xb: Ps. 119, 33 zu : Legem.

 

Bl. 2xb: Ps. 119, 49 zu : Memor.

 

Bl. 3xb: Ps. 119, 65 zu : Bonitatem.

 

Bl. 4xb: Ps. 119, 81 zu : Defecit.

 

Bl. 5xb: Ps. 119, 97 zu : Quomodo.

 

Bl. 6xb: Ps. 119, 113 zu : Iniquos.

 

Bl. 7xb: Ps. 119, 129 zu : Mirabilia.

 

Bl. 8xb: Ps. 119, 145 zu : Clamavi.

 

Bl. yb: Ps. 119, 161 zu : Principes.

 

Bl. 6 Bb zu . le. : Hoc mihi falsum videtur.

 

 

 

[Seite 116]

 

 

 

 

 

Blatt XLI des Wolfenbüttler Psalters.

Ergänzung zu den Dictata super Psalterium (Bd. III).

 

1893

 

[Seite 116]

Luthers Glossa in Psalmos, welche in Bd. III und IV unserer Ausgabe nach dem in Wolfenbüttel aufbewahrten Handexemplar des Reformators zur Veröffentlichung gelangt ist, mußte dort für ein kurzes Stück (Ps. 58[59] v. 12 med. — 62 [63] v. 6 med.) nach der in Halle befindlichen, aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Abschrift mitgetheilt werden, da Bl. XL und XLI aus dem Wolfenbüttler Psalter nach 1743 entwendet und spurlos verschwunden waren; vgl. die Bemerkungen in unserer Ausgabe Bd. III S. 328 und 358. In einem Artikel des Braunschweiger Tageblattes vom 27. Juli 1891 (Nr. 364) meldete jedoch der Bibliothekar des städtischen Museums in Nordhausen, H. Heineck, daß wenigstens das zweite der verlornen Blätter (XLI) in der Sammlung des genannten Museums befinde, und zwar als ein Erbstück aus der Hinterlassenschaft des weiland Gymnasialdirektors Schirlitz in Nordhausen, der seinerseits einst durch Kauf in den Besitz des Blattes gelangt war, ohne daß er die Zugehörigkeit desselben zum Wolfenbüttler Psalter erkannt hatte. Inzwischen ist es in den Besitz der Wolfenbüttler Bibliothek zurückgelangt. Durch das Entgegenkommen des Conservators des Museums, Herrn Arnold, wurde es ermöglicht, Abschrift für unsre Ausgabe anzufertigen, die wir im Nachfolgenden bieten. Ein Vergleich mit dem im Bd. III abgedruckten Text der Hallischen Abschrift zeigt, daß jene Abschrift hier das Original im Ganzen vollständig wiedergiebt und auch meist richtig gelesen hat; es ist unnöthig, die Varianten unter dem Text mitzutheilen, da jeder Leser den Vergleich selber anstellen kann. Wo wir in Abkürzung Geschriebenes vervollständigt oder Verblaßtes aus dem Zusammenhang ergänzt haben, sind eckige Klammern angewendet.

 

 

 

D. G. Kawerau.

 

 

 

 

 

 

 

[Glossa in Psalmos]

 

1513

 

[Seite 116]

 

 

 

[1] GLOSSA: PSALMUS LX. [LXI.]

 

[2] (Bd. III, 359, 28 ff.)

 

[3] [V. 3.] [Bl. XLIa.] A finibus terræ undique ex omni parte mundi diffusa1  [4] ad te clamavi devotione spiritus et voce cordis, dum anxiaretur tristaretur [5] vel in peccatis meis vel ab hostibus cor meum conscientia mea vel anima [6] mea: in petra in Christo i. e. firma in stabilitate, quae est fides Christi, in

 

[Seite 117]

 

[ 11 gratia oder gentem? 21 vertem 23 semper? 32 Misericordia verwischt.]

 

[1] qua firmatur anima, exaltasti me super omnia, quae me deprimebant. Deduxisti [III, 351.] [2] [V. 4.] proficientem sic exaltatum me quia factus es spes mea1  per quem [3] spero in futura bona: turris fortitudinis,2  per quem non timeo, non potestas, [4] favor, divitie, a facie, a presentia et instantia inimici cuiuscunque mali [5] [V. 5.] futuri. Inhabitabo sicut heres et particeps in tabernaculo tuo Ecclesia tua, [6] quod non contingit impiis, in sæcula sine fine, licet ad tempus in eo sint: [7] protegar in bonis spiritualibus in velamento protectione spirituali alarum [8] tuarum virtutum et gratiarum, non alarum mundi, quia secundum spiritum [9] [V. 6.] non destruor. Sela. Quoniam tu solus deus meus per veram latriam, ideo [10] exaudisti et exaudis et exaudies orationem meam: dedisti gratis ex mera [11] gratia (?) hæreditatem spiritualem in Ecclesia et coelo timentibus nomen tuum, [12] [V. 7.] non qui timent mundum vel hominem. Dies super dies regis Christi in [13] Ecclesia regnantis adiicies3  semper in infinitum: annos eius quibus durabit [14] regnum eius usque in diem generationis et generationis i. e. de una in aliam [15] semper, vel de presenti in futuram, ut sequitur, non autem in hoc tempore, [16] [V. 8.] sed etiam permanet. Permanet inæternum ipse rex Christus in persona sua [17] et Ecclesia eius cum ipso hic et in futuro in conspectu dei patris: misericordiam [18] gratiam olim promissam et veritatem eius4  eandem nunc exhibitam [19] quis requiret? q. d. quam pauci! quia maior pars Iudaeorum et gentium non [20] [V. 9.] requisivit. Sic i. e. permanenter inaeternum sicut Christus manet, et ego [21] cum eo, vel: requirendo veritatem et misericordiam eius, non in mea iustitia [22] sicut illi, psalmum dicam nomini tuo in sæculum sæculi de uno in aliud: [23] ut reddam ... per in gratiarumactione pro acceptis vota mea de die in diem [24] assidue in infinitum perseverando.

 

 

 

[Seite 118]

 

[ 22 appelatiū 34 nullus ne]

 

 

 

 

 

[1] GLOSSA: PSALMUS LXI. [LXII.]

 

[2] (Bd, III, 352, 2 ff.)

[3] EXHORTACIO POPVLI FIDELIS AD

[4] seipsum pro fiducia excitanda in Christum dominum, arguentis irruentes [5] [V. 1.] persecutores, quod tam imbecilles affligant, crudeles esse, Psal. LXI.

 

[6] Tit. Ad victoriam pro Idithum i.e. cantore et Choro eius1 , psalmus David.

 

[7] [V. 2.] NOnne deo subiecta erit scilicet ut non extollat se contra eum, ut [8] superbi iustificatores sui, anima mea: ab ipso enim non a divitiis, [9] sed nec a propriis iustitiis salutare meum,2  i. e. salus mea et per consequens [10] [V. 3.] omne bonum. Et sic in nobis omne malum.3  Nam et ipse non Mammon, [11] non ego ipse, deus meus et salutaris meus salvans vere ex peccatis et malis [12] meis: susceptor meus in gratiam et bona sua, et ideo non movebor a spiritualibus [13] bonis amplius secundo, quia semel motus in Adam, in Christo non [14] [V. 4.] movebor. Quousque irruitis furorem facitis in hominem i. e. homines sanctos, [15] eos secundum hominem exterius occidentes, supple: et interficitis saltem [16] [Ps. 13, 3 (Vulg.).] animo, i. e. interfectiones et cedes facitis, ps. 13. ‘veloces pedes eorum’ universi [17] omnes Iudaei et gentes vos:4  tanquam parieti inclinato i.e. quasi sint [18] tantum id fragile corpus, in quo patiuntur, et maceriæ depulsæ, i.e. secundum [19] [V. 5.] carnem, que est naturaliter ad morten inclinata? Veruntamen,5  q. d. [20] hec est causa quare irruunt, precium meum i. e. Christum et fidem et [21] iustitiam eius, hebr. ‘partem’, cogitaverunt repellere sicut a se, ita ut negem,

 

[Seite 119]

 

[ 9 d' gloriam 25 quasi medēs (?) 27 Vide oder Vidi 35 ȩquis]

 

[1] et a me, sed ego eo magis cucurri in siti1  spe et desyderio coelestis future [2] [V. 6.] vitae: ore suo benedicebant, quia foris iustitiam simulabant et pacem, et corde [III, 353.] [3] suo maledicebant2  et intus pleni iniquitate erant. Sela. Veruntamen deo [4] subiecta esto3  ei confitere et non extolle te in iactantia bonitatis vel iustitiae [5] tuae sicut illi anima [Bl. XLIb] mea: quoniam ab ipso pacientia mea i. e. [6] [V. 7.] expectatio mea, i. e. id quod expecto seu premium patientiae meae. Quia ipse [7] deus meus per veram confessionem et salvator meus salvans in veritate: [8] adiutor meus alias susceptor meus, non emigrabo4  de gratia in peccatum et [9] de gloria in damnationem, i. e. non est necesse emigrare sicut eos, qui non [10] [V. 8.] in deo salutare suum habent. In deo salutare salus meum et gloria mea [11] gloriatio sicut laus mea, quia non in meipso sed in domino glorior: deus [12] [V. 9.] non homo auxilii mei supple dator et spes mea in deo est.5  Ergo et vos [13] Sperate in eo non in vestras iustitias aut divitias omnis congregatio populi, [14] effundite plene confitemini peccata vestra, non tantum legalia, sed et vera et [15] spiritualia, nolite abscondere occulta peccata coram illo corda vestra non [16] [V. 10.] tantum verba: deus solus et nullus homo adiutor noster. Sela. Veruntamen [17] cani, quia vanitatem diligunt, i. e. divitias, non veritatem et spiritum, filii [18] hominum, Et ideo mendaces, quia volunt vanitatem esse veritatem, vel quia [19] vere mendacia loquuntur in negociis, filii hominum in stateris libris et ponderibus [20] et mensuris: ut decipiant alter alterum, ipsi de vanitate in idipsum6 

 

[Seite 120]

 

[ 5 timete oder tenete? 24 f. Handschrift verblaßt, ergänzt nach Hall. Abschr.]

 

[1] i. e. unus de vanitate sua alium similiter de vanitate sua, i. e. in unum vel [2] [V. 11.] simul vel invicem. Nolite sperare in iniquitate mammon iniquitatis, et [3] [III, 354.] rapinas usuras, fraudes etc. nolite concupiscere, diviciæ si affluant, nolite [4] [V. 12.] cor amorem et affectum apponere sed sursum habete. Semel, i. e. non iterat [5] neque revocat, locutus est deus q. d. hoc timete, quia quod deus loquitur, [6] irrevocabiliter loquitur, quare non ipse sed vos mutari potestis. Iob. 33 [7] [Hiob 33, 14.] ‘Semel loquitur deus et idipsum secundo non repetit’: duo1  hæc audivi, quia [8] potestas ad puniendum tanquam domini dei est, et tibi domine misericordia [9] [V. 13.] gratia ad premiandum tanquam patris: quia tu reddes unicuique iuxta opera [10] sua pro bonis bona, pro malis mala.

 

 

 

 

 

[11] GLOSSA: PSALMUS LXII. [LXIII.]

 

[12] (Bd. III, 357, 7 ff.)

 

 

 

[13] LAVS CHRISTI IN DESERTO ET SO-

[14] liloquium confessionis ad patrem Psalmus LXII.

[15] [V. 1.] Tit. Psalmus David cum esset in deserto Iudææ, occasione istius [16] facti, in quo figuram gessit Christi inter steriles Iudeos versantis.2

 

[17] [V. 2.] DEus verus in te ipso per essentiam deus meus scilicet per cultum et [18] confessionem meam: ad te de luce corporaliter et spiritualiter, i. e. de [19] mane vigilo.3  Sitivit desyderium habuit, quia in deserto est, ubi nihil habet [20] quod desyderet, in te anima mea: Et non solum anima, sed et quam multipliciter [21] supple sitivit, hebr. desyderavit ad te, tibi, i. e. ad te caro mea ut [22] [Ps. 84, 3.] ps. 83 ‘Cor meum et caro me[a] exul[tat] etc.’ In terra inter homines terrestres [23] [V. 3] deserta per humilitatem a bonis spiritualibus invia per paupertatem [24] nec viam ad ea habentes et inaquosa per [ca]stitatem, nec [refectionem] unius

 

[Seite 121]

 

[ 5 tn̄ vielleicht richtiger tm̄ (tantum) 21 Das Wort hinter dei ist verblaßt; Hall.        Abschr. utque; ut patet? 33 in ea oder in eo]

 

[1] anime [habentes], sic in sancto spirituali sanctitate seu mystico sanctuario [2] apparui ego et mei tibi1  non mihi sicut superbi: quia tunc cognoscit Deus [3] eos: ut viderem intellectu et affectu virtutem tuam et gloriam tuam non [4] mundi vel hominum, sed veram, sed nec meam mihi complacendo.2  Quoniam [5] [V. 4.] melior est in se quidem semper est melior, immo sola bona, sed tamen iustis [III, 358.] [6] est melior, sed iniustis et contemnentibus est vilior, misericordia tua gratia [7] tua, que est unius et vere vitae operatrix, super vitas multas in mundo: [8] supple: sic quoque labia mea in me et meis laudabunt te confessione [9] [V. 5.] bonorum tuorum/[10] malorum meorum. Supple: et Sic scilicet in terra deserta et in sancto et [11] videns gloriam tuam etc. benedicam te non in labiis, sed tota vita te confiteatur [12] et no[n me] et glorificet in vita mea: et in nomine tuo virtute [13] nominis tui vel ad laudem nominis tui levabo manus meas devote orando vel [14] [V. 6.] ardua opera faciendo. Sicut tanquam adipe et pinguedine multo ac pleno [15] affectu et gratia devotionis, vel adipe i. e. consolatione spirituali, Isaie 55. [16] [Jes. 55, 2.] ‘Delectabitur in crassitudine anima vestra’ repleatur fiat plena ex te anima [17] mea, que in se est vacua: et tunc labiis [Bl. XLIIa; Bd. III S. 358 Z. 12].

 

 

 

[Seite 122]

 

 

 

 

 

Auslegung und Deutung des heiligen Vaterunsers. 1518.

 

 

(Zu Bd. II, S. 74 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 122]

Wir bringen hier die von Johann Schneider (Agricola) zu Anfang des Jahres 1518 unter obigem Titel veröffentlichte Bearbeitung der Vorträge Luthers über das Vaterunser, die Bd. II, S. 74 ff. nur besprochen ist. Mag immerhin Schneider, wie er ja selbst ausspricht, manches von dem Seinen hinzugethan haben, im Ganzen haben wir in seinem Texte doch wohl ein treueres Bild der von Luther gehaltenen Vorträge als in Luthers eigener Ausgabe, in der dieser “sich weiter vercleret” hat. Mit Recht hat auch H. Hering1 hervorgehoben, daß Schneiders Bearbeitung neben der “Auslegung deutsch des Vaterunsers” ihren Werth habe, “weil in ihr das mystische Element hie und da eigenthümlicher hervortritt” und durch sie die Entwicklung der Anschauungen des Reformators sich klarer erkennen läßt. Ob Luther auch darüber unwillig war, daß man seine Worte “fahe” und “im Lande irre führte”, hat er die Arbeit seines Schülers doch nicht gänzlich verworfen, er hat sie zwar in seiner “Auslegung deutsch” bedeutend umgestaltet, aber auch vielfach an den in ihr gebotenen Text sich eng angeschlossen, ja bisweilen ihn wörtlich aufgenommen, und es liegt darin um so mehr Anerkennung für Johann Schneider als dieser seine Arbeit aus lateinischen Nachschriften gefertigt hat, also das deutsche Gepräge von ihm herrührt. Die Mittheilung der “Auslegung und Deutung” wird daher um so willkommener sein, als weder die ältesten Gesammtausgaben noch die Erlanger ihr einen Platz eingeräumt haben. Im Übrigen verweisen wir auf unsere Einleitung a. a. O. und geben nur zu der Bibliographie die nachträgliche Bemerkung, daß die von Panzer, Entwurf e. vollst. Geschichte d. Bibelübersetzung Luthers (1783), S. 10 unter 3 aufgeführte Ausgabe möglicherweise einen dritten Druck der Officin darstellt, aus der Nr. 3 bis 5 unseres Verzeichnisses hervorgegangen sind (vgl. heyligē; zusam̄en). Die Bezeichnung der Drucke durch die Zahlen 1 –5 haben wir im Folgenden beibehalten.

 

Daß 1 den echtesten Text bietet, macht der Umstand zweifellos, daß nur 1 die griechischen Worte in der Vorrede enthält, sowie einige andere Stellen wie 136, 18; 138, 6; 143, 24; 151, 12, an denen 1 sicher oder doch wahrscheinlich allein das Richtige bewahrt hat. — Während 3 dem Texte 1 sehr nahe steht, weicht 2 oft von ihm ab. Daneben haben 2 und 3 gemeinsame Abweichungen von 1 (z. B. 125, 13; 130, 13; 132, 28) und Druckfehler (125, 28; 135, 15; 139, 36). Daß 3 nicht aus 2 geflossen sein kann, ist klar, aber auch gegen die Herleitung von 2 aus 3 könnten

 

[Seite 123]

 

Stellen wie 124, 11. 17; 141, 25; 143, 35 geltend gemacht werden, da man bei der sonstigen Beschaffenheit von 2 seinem Setzer die richtige Verbesserung dieser Fehler kaum zutrauen möchte. Doch reichen sie für die Annahme einer uns nicht vorliegenden gemeinsamen Quelle der Texte 2 und 3 auch nicht recht aus. 4 und 5 stammen aus derselben Presse wie 3, zum Theil ist für sie wohl derselbe Satz benutzt wie für 3, doch sind in diesem kleine Aenderungen vorgenommen. Offenbar beruht 4 auf 3, 5 aber auf 4; vgl. z. B. 135, 23; 140, 35; 141, 25.

 

Wir geben demnach den Text nach 1 mit Verbesserung einiger zweifellosen Fehler und verzeichnen die Abweichungen der Texte 2 und 3 vollständig, die der Texte 4 und 5 nur, soweit sie einigermaßen von Belang schienen. Die Lesarten, hinter denen keine Ziffern stehen, sind den Drucken 2 –5 gemeinsam.

 

Einige wiederkehrende Abweichungen sind im folgenden zusammengefaßt. Für van hat 2 öfter von. — Statt -igk, der in 1 herrschenden Schreibung dieser Adjektivendung, haben 2. 3 und demgemäß meist auch 4. 5 öfter -ig, gegen Ende aber einigemal -ick; heilihk 128, 20 in 2 und barmhertzihk 129, 24 in 1 werden ebensowenig wie tegligs 125, 13 in 2. 3 bloße Druckfehler sein. — Für ß setzt 2, besonders im Anlaut öfter s: so, bosen, unser u. s. w. — Für gottis 1 in den andern stets gottes. — Während 2 die Nominalformen mit ursprünglichem -e nicht selten aufweist, wo sie in 1 gekürzt erscheinen, also hertze, mensche, genade, unangenheme, unnutze f. hertz u. s. w., hat es dagegen für -unge 1 häufig -ung (meynung, bewerung, wirckung, tzuneygung). Daraus könnte man vielleicht schließen, daß in der Mundart des Verfertigers von 2 schon das nhd. Gesetz durchgedrungen war, nach welchem -e neben einer nebenbetonten Silbe abfällt, und man könnte dann weiter die Betonungen ùnangenhéme ùnnútze vermuthen. Die übrigen Fälle, in denen 2 hinsichtlich des -e abweicht, zeigen dies sämmtlich nach der Haupttonsilbe.

 

 

 

D. K. Knaake. Dr. P. Pietsch.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Excellenti viro ac doctissimo Christophoro Plangk,

[2] utriusque censurae Licenciato expertissimo, Patrono suo

[3] atque domino, Ioannes Sneider S.

 

1518

 

[Seite 123] [ 1 Chrestophoro 3 2 utiusq; 3 triusq; 4 9 alii fehlt 2 10 für die griechischen Worte ist eine Lücke gelassen]

 

 

[4] Cum iam ad annos aliquot, eruditissime Licenciate, tuos mores et integros [5] et sanctos contemplatus sim, vitae tuae inductus sanctimonia, tum etiam humana [6] Christianaque quotidianae consuetudinis, quibus omnibus omnia es factus, conversatione, [7] te plurimum amo, colo venerorque. Credis nimirum Stoicos, homines [8] hominum causa esse progenitos, iustissime atque religiosissime adfirmare, ut [9] ipsi inter se alii aliis prodesse possint. Hinc enim est illud musarum grecarum [10] ανθρωπος ανθρωπου Δαιμονιον, homo homini deus. Nihil enim esse deum [11] aliud vetustas credidit quam prodesse mortalibus. Unde et homines teste Lactantio [12] dii coepti sunt nominari. Mortales etiam tunc maxime dicuntur deos [13] imitari, cum in confratres benefici fuerint: hoc sexcentis praedixerunt Prophetae [14] [Matth. 5, 44.] oraculis, roboravit id dux religionis nostrae Christus, ut scilicet alter alterum

 

[Seite 124]

 

[ 25 Am Rande: Mathei. 6 31 Am Rande: Mathei. 10. 7 experertus 1 exp̱ertus 3 –5 expertus alle Drucke 11 discutior 3 –5 17 appellanti 3 –5 19 ligua 1. 3 22 mnosinon alle Drucke 23 Ianuarias 2 Anno bis M.CCCCC.XVIII.] 1518 26 vilenn 2 30 vnsernn 2 33 edelste 34 aucht 2]

 

[1] diligat ac ei benefaciat. Itaque sic agens Christianus, qui secus Christianomastix [2] merito cietur. Tu interim, venerande Christophore, Christianae vitae [3] specimen, animo et corpore castus, id habes quasi nativum atque peculiare, ut [4] suppressis inopiaque laborantibus cum consilio tum reipsa succurras. Quo uno [5] nihil est in hac mortalium vita melius, nobilius atque praestantius deoque magis [6] [1. Cor. 3, 16.] acceptabile. Hoc est dei templum vivum, quod nos sumus (Paulo teste), edificare, [7] Et (ut caeteros taceam, expertus experto loquitur) in me non modo [8] fuisti liberalis, sed et liberalissimus: trecenta enim extant in me collata a te [9] beneficia, hominem me tibi ignotum aliquandiu et benigne et amice fovisti esque [10] amplexatus atque adhuc foves et amplexaris. Quod cum mecum recogito nec [11] aliquid gratiarum referendarum mihi reliquum esse invenio, discrutior animo [12] angorque mente, Consolatur tamen me tua cum benignitas tum facilitas, quem [13] non latet ‘qui dat quod potest, satis dat’;, et in magnis etiam voluisse abunde [14] pulchrum aestimatur. Hinc tibi, qui meum es praesidium, hoc opellum orationis [15] Dominicae explanatorium utcunque a me elucubratum exque praelectionibus [16] publicisque proclamationibus incomparabilis viri Martini Luderi praeceptoris [17] mei non sine honoris praefatione appellandi, Qui tot corda quot Ennius habuisse [18] fingitur, tum conlegi tum rescripsi, paucula etiam quaedam, quae conducere [19] videbantur, adieci addidique et, ut germana lingua legeretur, effeci, tibi et [20] dedico et devoveo tuoque sub nomine divulgo, Idque ut ingenii mei tenuissimi [21] vires, quoniam mihi fortuna noverca est, gratiarum loco offero ac quasi pignus [22] et mnemosinon quoddam mei in te amoris trado. Vale, observandissime Patrone. [23] Vuittenbergae Idibus Ianuariis Anno post Christum natum M.CCCCC.XVIII.

 

[24] DO dye junger Christi Christum bathenn, Er solt sye bethen leren, saget [25] [Matth. 6, 7 ff.] er, als Matheus schreibt ‘Wan ir bethet, solt ir nicht vill gewesche [26] treyben, dan nymant wirt in vilem reden erhoret, Ewer vater weysz [27] dennoch woll was euch van noten ist, er dan ir anhebet tzu bitten’. Darumb [28] solt ir also bitten:

 

 

[29] Vater unser, der du bist in den hymmelen. &c..

 

[30] Dyweyl aber nun disz gebeth von unserm hern Christo eyn ursprungk [31] [Matth. 10, 38.] nympt, der das unns gelernet hat, das wir uns selber vorlaugnen sollen und [32] seyn creutz auff uns nemen, so werden wir seyne junger, wirdt es an tzweyvel [33] das hochste, edleste und beste gebeth seyn, dan heth er eyn bessers gewust, der [34] fromme schulmeister, wurde er es uns auch gelernet haben.

 

 

[35] Teylung des gebethes.

 

[36] In dissem gebetthe findet man Syeben bieth. Es mugen auch woll [37] syeben lere adder underweysung tzu regiren menschlich leben genanth werden.

 

[Seite 125]

 

[ 1 sind 2 5 namen 2 volgoth 2 13 tegligs 2. 3 teglichs 4. 5 20 deu 1 dem 2 (dē 3 –5) 27 erkenth        elenden 2 28 det stedt 2. 3 33 nichts]

 

[1] Auch, als der heilige Bischoff und marterer Ciprianus schreibet, seind es syeben [2] antzeigen menschlicher durfftikeit und armut mit ertzelunge menschlicher gebrechlikeit, [3] Wye gar in eynem ferlichen stande alhier auff disser erden der [4] mensch befunden wirth, dan er nichs anders dan eyn lesterung, honung, vorspotungk [5] gotlichs namens von goth selber genanth wirth, wy dan volgeth.

 

 

[6] Die Erste Bitthe.

 

[7] Geheilget werdt deyn nam.

 

 

[8] Die Ander.

 

[9] Czukumme uns deyn reich.

 

 

[10] Die Dritte.

 

[11] Dein wille der geschee als im hymel und in der erde.

 

 

[12] Die Vierde.

 

[13] Unser tehlichs broeth gib uns heute.

 

 

[14] Die funffte.

 

[15] Vorgib uns unszere schuldt, Also und wir vorgeben unseren schuldigern.

 

 

[16] Die Sechste.

 

[17] Und fure uns adder leith uns nicht in vorsuchung.

 

 

[18] Die Sybende.

 

[19] Besunder losze uns van ubel. Amen.

 

 

[20] Vater unser, der du bist in den hymmeln.

 

[21] Es ist erstlich tzuwissen, das sich nyemant daran stossen sol, szo er horet [22] anders van eynem und anders van dem andern bethen, dan es daran nichts [23] gelegenn, so alleyn der synn bleybeth, ab schoenn dye worth voranderth werdenn. [24] Darnach habe sich eyn itzlicher der disz buchlein list, tzuhalten.

 

[25] So der mensch anhebet tzubethen ‘Vater unser, der du bist in den hymmelen’, [26] und thut das mit dem hertzen und munde, Bekennet er, das er eynen [27] vatter hat und den selbigen in den hymmelen, irkenth sich ym elende vorlassen, [28] und der also betthet, der stedt mit eynem auffgehaben hertzen tzu goth, [29] und ditz ist also eyn hohes gebeth, das es nicht muglich ist aus des menschen [30] natur tzu bitten, es sey dan der geist Christi im hertzen. Dan wan man es [31] innerlich suchen will, So ist keyn mensch alhier so volkommen, das er mit [32] warheit sagen magk, er habe keynen vater hye, Er habe nichts, dan in goth [33] hoffe er, nichts eygens, sunder er sey gantz fremde, und gehore ym nichs zu: [34] Dan unszer natuer ist also vorgifft, das sye altzeit das yre sucht. Wan ich [35] ansehe dye weyse der lieben alten Bischoffe, so vor xi hundert jaren gewesen, [36] wye sye szo mit grosszer arbeit, muhe unnd vleysz dye leuthe tzum andern

 

[Seite 126]

 

[ 18 Am Rande: Joannes. 3. 24 Am Rande: Mathei. 6. 25 Am Rande: Luce. 11. 27 ff. Am Rande: Esaie 1. quid mihi multitudo victimarum vestrarum. 37 Am Rande: Ratio quia ibi vitatur superbia. 4 Cronen, psalter 2 9 wortlenn 2 13 in elend 2 17 erkennet 24 vilen 2 25 Esz (Es 5) stedt 29 ausgelegt 3 –5 33 fure 2]

 

[1] leben und tzu Christo gereytzet haben, Wunder ich und betrube mich, wy es [2] szo gantz ist abkommen. Ach goth sey es geclaget, das man ytzundt nicht [3] anders thut, dan das volck in dye werck furet, und Christum lesth man dahynten. [4] Man betth itzunder also vil Rosenkrentze, Cronen psalter und der [5] betleyn, dye mith rotter tinthe geschriben, alleyn uff meynung, das got uns [6] hier gesuntheit des leibes, langes leben unnd guter vorleyhen, und tzu ablosung [7] der sunde, so durch den ablas, der dartzu gegeben, geschicht. Ich vorwerffe [8] sye nicht, aber es were vill besser, du bettest ein eyniges Vater unnser [9] mit innerlicher hertzlicher begir, mit auffmerkung was die wortleyn in sich [10] haben.

 

[11] Ist nun die meynunge: O vater, ach got, wie bin ich so gar dein ungehorsamer [12] son, du bist im himmel ich auff erden, wie fern bin ich von dir. [13] Ich mercke, das ich hie im elende bin in frembden landen, dyweyl mein vatter [14] und seyne wonung im hymmel ist. Nun, lieber frommer vatter, ich bin nicht [15] bey dir, du bist in freuden, ich in betrubnisz und getzwang, du im fride, ich [16] in ferlickeit. Aus dysem erwechset nun in dem hertzen ein hoffnung tzu got, [17] dan er irkennet, das ym nyemant under allen creaturen tzu dem hymel [18] [Joh. 3, 13.] helffen magk dan dyser seyn vatter. Wy do geschrieben stedt ‘Nymant steygeth [19] auff in den hymmel dan allein der, der heraber gestiegen ist, der son [20] des menschen’, in des hauth und auff seynem rucke musse wir hinauff steigen, [21] dan hebet an der mensch sich tzu hassen und goth lieb tzu haben. Aber [22] itzunder setzen wir unsern trost, unser seligkeit alleyn in vil geschrey, gepleppere, [23] geplerre und gesenge, das doch Christus vorboten hat, als er saget [24] [Matth. 6, 7.] ‘Nymant wird in vilem gebeth erhort.’

 

[25] [Luc. 18, 1.] Mochte einer sagenn: Ey stedt doch auch geschriben durch Lucam ‘Ir [26] solt an underlasz bitten’, Antworth ‘mit dem hertzen’, unnd das das hertz [27] alletzeit offen stehe tzu goth. Dan er wil nicht haben grosz gepreng mit [28] opffer adder gesenge, sunder allein die stille heimlikeit des hertzen, als der l. [29] [Ps. 51, 8.] psalm saget &c.. Den spruch Luce haben etzliche ketzer ausgeleget allein van [30] dem gebet, das mit dem munde geschicht, gesaget seyn, das ist Christus meynung [31] nicht gewest, dan er gibt ein gebeth kurtz, und das ins hertz hyneyn springt [32] das der mensch anhebet ‘O Vatter, wu bin ich, wer bin ich, und wu sol ich [33] hyn, so ich da nicht bin, da ich hyn sal? ach lieber vater, fuere und leythe [34] du mich, dan ich will in dich hoffen, als eyn kindt in seynen trewen vater [35] hoffen sal. Ach, was hastu an mir ersehen, das du mich tzu eynem szon [36] erwelet hast?’ Lernt also sich selber erkennen und sich vorachten, got lieben [37] und sich ym gantz befelen. Also mogen nun disz gebeth betthen alle arbeytende

 

[Seite 127]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 24 Am Rande: Psal. 1 bettenn 2 5 vonn 4. 5 6 mich] nicht 2 7 ober 10 vnseren        treib 19 vmslecht 2. 3. 5 24 One 31 itzylicher 2]

 

[1] leuthe und die auch selber nicht wisszen was sye bitten. Unnd das [2] halt ich vor das beste gebeth, wan das hertze tzu Christo fleuget. Es stedt [3] dyweyl ein ander in der kirchen und wendt die bletter umb, tzelet die Pater [4] noster korner und klappert sere darmit, und dencket mit dem hertzen weyt [5] van dem, das er mit dem munde bekenneth: das heyst nichts gebeth. Dan [6] [Jes. 29, 13.] tzu den spricht got durch Esaiam den Propheten ‘Das volck beth mich an mith [7] den labien adder lippen,1) aber ir hertz ist weyth van mir.’ Item die Pfaffen [8] und Monchen, die yre getzeite betthen sollen und slappern uberhyn an alles [9] auffmerken, gehen eins teils hin und an alle scham sagen ‘Ey nun bin ich [10] frolich, ich habe unsern goth betzalet’, sprechen dartzu ‘Nun trieb ich gothe [11] nicht eyn gans uber den wegk’, und werden hoffertigk und meynen, sye haben [12] gnungk gethan. Ich sage aber dir und geb es tzu, das du der cristenheit [13] [Jes. 29, 13.] genugk thuest, Aber got wirdt sprechen, wy oben gesagt ‘Das volck beth mich [14] an mit den lippen, aber sein hertz ist weit van mir.’

 

[15] Des tzu merer bewerunge beschlissen alle lerer der geschrifft, das das [16] gebeth nichs anderst sey, dan ein auffhebung des gemuthes adder hertzen tzu [17] goth. Hiraus volget, das keyn dingk gebeth heist, es sey gesangk, gemurmell, [18] rede, schrifft adder der gleichen, das hertz dan auff steige tzu gotte. Darumb [19] bethet der, der hertzlich betth, und nicht der vill bletter umbslecht und vil [20] mit den Pater noster steynen klappert.

 

[21] Der heylige wirdige vater Hieronymus in dem buch, das er van dem [22] leben der, die eyn eynsam leben gefurth, gemacht hat, schreibet unter andern [23] van eynem der xxx jar ein stein in seynem munde getragen, auff das er [24] [Ps. 19, 15.] nicht reden wolt. Wu mit aber hat disser gebeth &c..? Ane tzweyvel innerlich [25] im hertzen, do gote die groste macht an leith, und des er alleyn ein erkenner [26] und erforscher ist.

 

[27] Es hilfft aber vill dartzu, so man die worth hort und darnach tracht [28] was sye wollen. Es sal sich auch keyner understehen also mit dem hertzen [29] tzu bethen, allein der sich gewenth durch gotliche gnade, alle sinliche dingk [30] tzuentslahen, und das sein die volkommenen, sunst wirth dich der teuffel spotten [31] und betrigen. Derhalben sal ein itzlicher war nemen, was das vor wortleyn [32] seyn, die er mit dem munde auszredt.

 

[33] Auch hutthe sich eyn yeder, wan er nun eyn funcklein der gnaden entpfangen [34] hat und fueleth die andacht, das er mit der vorborgenen slangen der [35] hoffart nit herfuer fare und spreche ‘Ach ich bethe mit dem munde und hertzen [36] und habe sulche andacht, das ich halt, es werde kaum ein ander seyn, der ym [37] alszo recht thut als ich’; dan das hath dir der teuffel eingeben.

 

 

 

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[ 4 Am Rande: Johannis. 11 Am Rande: Psal. 19 gwandelt 3. 4 20 suelches 3 –5 21 geheilget 2 26 welrt 1 32 voer 3 34 mall 2]

 

 

[1] Nun ist tzu mercken, Wye ordentlich Christus dis gebeth gesetzet, dan [2] er lest nicht tzu, das ein itzlichs vorsich alleyne bitthe, sunder vor die gantze [3] samlunge aller menschen, so er sagt ‘unser vater’, nicht ‘mein vater.’ Sich [4] [1. Joh. 4, 16.] an, wye hoch got antzeugt die lieb, die er selbs ist. So er unser aller vatter, [5] wil er, das wir uns undereynander frundtlich, bruderlich belieben sollen, und [6] eyner vor den andern bitten und gleich als seer als vor sich selber und [7] auch mher.

 

 

[8] Die Erste Bitth und ir auszlegung.

[9] Geheilget werdt dein name.

 

[10] O Eyn grosz uberschwencklich gebeth, szo es mit dem hertzen gebeth [11] wirth, wye woll van kortzen worthen, und ist under den siben bitthen keyn [12] grosser, dan das wyr bitthen ‘dein nam werde geheyliget’. Got hat alles [13] erschaffen, gibt auch alle dingk, alleyn des seyn nam sal geerth werden. Er [14] bedarff unser guter nicht, szonder er will, das wyr im die ere geben und [15] seynem namen tzuschreiben alles des, szo durch die creaturen wunderlich gewirckt. [16] Dan er kan es tzu bodem nicht leyden, das wir uns den namen [17] selber vor dye stirn schreyben, er wils thun, nicht wir. Darumb musz hyer [18] im vater unser das meyn in unser, szo wir vor eyn andern bitten, und das [19] unser in seyn, dan es gehorth gotte, gewandelt werden.

 

[20] Es ist eyn elendes dingk, das wir alhier sulches ferliches standes sein. [21] Dan so wir bitten, das seyn nam in uns sal gehelget werden, szo ist er nicht [22] heyligk. Daraus volget, das, dieweyl wir leben, schenden, honen, beflecken, [23] lestern wir gotlichen namen. Nun weysz ich in der gantzenn geschrifft kein [24] leer adder antzeigung, die subtieler smehet und vornichtet disz leben in der [25] tzeit, dan dis gebet. Wer wolt nicht begir haben tzusterben, szo er anders [26] got libet, auff das er ausz dieser werlt, darinne nichts dan gottes lesterung [27] vollenbracht wirt, kommen mochte. Nun geschicht das selbige in tzweyerley weysz.

 

 

[28] Czweyerley wirth der heylige gotliche name von uns geunereth [29] und gelestert.

 

[30] Alles das, das Christus in seynem leben geliden, geduldet und getragen [31] hat und was sye im felschlich haben tzugelegt, seyn tzurkratzung, peynigung, [32] kronung und alles das der from traw Christus vor uns entpfangenn, seyn [33] wir in unser selen warhafftigk. Darumb wer es auch besser tzu tausent [34] maell, das wir meer uber uns weynthen dan uber Christum, als Christus [35] selber sagt tzu den frawen, die im betrublicher weysze im1) tzu dem creutze [36] [Luc. 23, 28.] nachvolgeten ‘Ir tochter van Jherusalem’, das ist, alle ir meyne tochter, alle [37] selen, ‘weynet nicht uber mich, sunder uber euch und ewre kinder’, das ist

 

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[ 25 Am Rande: Mathei. 11. 26 Am Rande: Psal. Patiens et multum misericors. Psal. Fortis et patiens deus verax via veritas vita obediens patri vsque ad mortem. 30 Am Rande: Mathei. 5. 4 er] ir 2 gotes 2 13 seynn namen 2 17 kinder gottes fehlt 2 22 eygenschafft 29 schreibet 2 30 sunfften 1 fuenfften 2 35 geschmucket]

 

[1] lernet, wy ir in euch geschicketh seyt, bey euch selber, kennet euch recht, und [2] so werdeth ir sehen, warumb ich dissen bittern todt und disse vorspottung [3] leyde, denne wert ir uber euch weynen. Also wart Christo von Annas vorgeworffen, [4] er were ein gots lesterer, unnd tzureysz seyn gewandt, dartzu hat [5] Christus nicht geanthworth, tzum tzeichen, das, nach menschlicher weisze tzureden, [6] keyn mensch ausz im selber nichts anders vormagk dan got lesteren, [7] weren wir es aber nicht, goth heth es wol vorantworthet, und trifft gleich [8] tzu mit dissem, das wyr bitten, dyweyl wir gottes namen schenden, das er [9] uns genade gebe, dardurch er mochte geheyliget und geeret werden in und [10] durch uns.

 

 

[11] Czum Ersten.

 

[12] Czum ersten wirt der gotliche name in unnd durch uns geunereth, szo [13] wir seyn gotliche wort adder seynen namen nicht tzu unsern frommen, nutz [14] und besserung, sunder tzu eyner miszbrauchung annemen, als uns in dem [15] ersten und anderm geboth vorbothen ist, also, wan wir seyn gebrauchen tzu [16] tzauberey adder tzu befestigung unser lugen rede, unnd ist in der Summa, [17] wan wir nicht leben alszo kinder gottes.

 

 

[18] Wye gottes kinder genaturth seyn.

 

[19] Eyn frommes kindt nent man, das van frommen erlichen eltern geboren [20] und denselbigen in allermasz gleichformigk ist in irer nachvolgung, und als [21] dan magk es mit rechte besitzen und erben die guter der eltern. Alszo auch [22] seyn wir kinder gottes, wan wir dye tugende, arth und eygentschafft unsers [23] [Luc. 6, 36.] vatters an uns haben. Unszer vater ist barmhertzigk, als Christus sagt ‘Ir [24] solt seyn barmhertzihk, gleich wye ewer hymmelischer vatter barmhertzigk ist’, [25] [Matth. 11, 29.] Gutigk, als Christus sagt ‘Lernt van mir, wan ich eyns demutigen hertzen [26] bin, und guttigk’, gedultigk, gerecht, keusch, warhafftigk, starck, gehorsam, eynfeltigk [27] und slecht, und dis seyn eytel namen gottis, die alle eyngeslossen [28] werden in dem wortlein ‘dein name’. Dan aller tugende name seyn gottes [29] [Matth. 5, 9.] namen. Volget nun, das dye kinder gottis auch szo sein, als Matheus schreibt [30] am funfften capittel ‘Seligk seyn dye fridsamen und gutigen, dan sye werden [31] kinder gottes genant werden’, unnd ist in der Summa szo vil gesagt: Kinder [32] gottes seyn gutig, freuntlich, gedultigk, fridsam menschen, keusch unnd reyn, [33] mitleidlich, barmhertzigk, eines freuntlichen hertzen tzu irem nehesten, und das [34] sye also sein, haben sye nicht aus ynen, besunder aus irem vater Christo, der [35] yn yr hertze also gereiniget, getzirt unnd gesmucket hat. Dyeweyl wir aber in

 

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[ 4 Am Rande: Mathei. 6. 4 wolt] wol 2        wyderumb 9 wider 13 gutdunckenheit 15 beczeugt 2 16 wir wissen] mir wissen 2 20 hilff, helff 1. 5 alle hilfft 2 21 sonder 2 36 wiecz 2 37 sehe        verloren.]

 

[1] uns nicht fuelen, das wir unserm nehsten gutigk und freuntlich seyn, im [2] helffen auffs hochste wir mogen, seyn wir in eynem ferlichen stande und [3] kinder des teuffels. Dan Christus saget unnd ist dye probe der kinder gottes [4] [Matth. 7, 12.] ‘Alles das ir wolt das euch dye leuthe thun sollen, thut yn widderumb’, adder [5] hebet irs an tzuthun.

 

[6] Czu mercken: gottes name ist in sich selber also heiligk, das er van uns [7] keyner heyligung bedarff, sunder wir bitten, das er in uns geheiliget sal [8] werden.

 

[9] Nun sundigen wir widder goth und unern seynen namen, wan wir nicht [10] lebenn als kinder gottes, sunder als kinder des teuffels. Auch ist dis gebeth [11] also starck, das es den menschen herunder wirfft und macht yn demutigk, so [12] er sich ein honsprecher gottes erkennet, szo leyt alle hoffart, ubermuth und [13] gutdunckelheit dernydder.

 

[14] Es ist tzuwissen, wye uns goth hirinne antzeigt unszer durfftiges leben [15] betzeuget, das wir seyns namens lesterer seyn. Czum andern lest er uns sehen [16] seyn gutigkeit, dan so wir wissen, das wir nichts meer vormogen, so wil er [17] der hulffer seyn, alleyn das wir anheben yn tzu bitten, er wil uns vorgeben, [18] wan wir unser noth clagen ‘O Christe, ich befinde in mir, das es war sey, [19] ich kan und vormagk nichts, Darumb, du meyn gecreutzigter Christe, ruff ich [20] dich an umb hilff, hilff du mir, dan mir sunst alle hilffe gebricht’.

 

[21] Goth unser heyl ist van der sunder wegen kommen, dan er sageth selber [22] [Luc. 5, 31.] ‘Dye gesundenn bedorffen keynes artztes, allein die krancken’. Er nent auch seyne [23] [Joh. 14, 18.] junger orphanos, das ist vorlasszne trostlose menschen, den wil er helffenn. [24] Auch im Psalter nennet der Prophete Christliche selen pupillos, weysen, das [25] ist kinderleyn dye yrer eltern beraubeth seyn, die keynen trost haben, als er [26] [Ps. 10, 14.] saget ‘pupillis ego ero adiutor, der vorlassnen hulffer wil ich seyn.’ Hyrumb [27] ist nichts bessers, dan so der mensch in sich selber gehet und siecht was im [28] gebrist, so wirt er keyn radth nach hulffe finden in adder durch alle creaturen, [29] szo wirth er dan Christum mussen suchen, und das nennet der heilige Augustinus [30] ‘compelle intrare.’ Man findet manch mensch, das ym furnympt an [31] hilff gottes etwas tzuthun. Adder so es schon gottes hulffe braucht, helt es [32] nicht dye rechte maesz und ordenung, als mit dem bescheyden, wue es got nicht [33] gefiele, das ers wolt stehen und lygen lassen, das angefangene werck gehet [34] tzurucke, Er lesset nicht ab tzusuchen mancherley mittel, es gehet aber alles [35] hyndersich, und so er sicht, das im alles guthes rathes tzuwenigk, es hilft in [36] nicht seyn vornunfft, es gebrist ym weisheit, vorstandt, witz, und hebet dan [37] an ‘Ach mein got, ich szehe es ist alles vorloren, hilff du mir doch’, So

 

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[ 10 Am Rande: Applicatio. 29 Am Rande: Mathei. 6. 3 Seht 2 4 Johannes 2 8 Mathei v. alle Dr. 15 seyn] sey 2 25 anfahenn 2 27 Wue 3 –5 30 wor 2]

 

[1] spricht goth ‘das liedlein het ich lang gerne gehort. Dan das hab ich lassen [2] [Jes. 35, 4.] ausschreyen durch alle Propheten, die do mit lauterer stimmen offentlich gesagt [3] “Ecce deus vester, Sehet das ist ewer got, der euch helffen wyl”. Auch in dem [4] newen testament hat das van mir getzeuget Joannes der teuffer, der do mit [5] [Joh. 1, 29.] dem finger mich betzeichnet hat und gesagt “Sehet das lemleyn gottes, das do [6] tregt und wegk nymmet dy sunde der werlt”. Ab er sagen solte: Ist ymant [7] der do noth leydt, dem radt adder anders gebricht, so laufft tzu dissem, dyser [8] [Matth. 11, 28.] ist der der euch tzuhelffen kommen ist. Er sagt auch selber Mathei v. [9] ‘Kummet tzu mir alle ir, die beengstiget seyn und trugknis adder getzwangk [10] adder beswerunge leyden, dan ich wil euch erquicken’. Also lernet uns auch [11] hye Christus unser vater, das, so wir seyn namen uneren, teglich bitten sollen, [12] er wolle uns gebenn, das er nicht geunereth wurde, dan er alleyne kans und [13] wils thun und keyn ander.

 

 

[14] Czum andern.

 

[15] Im ersten stucke seyn beschlossenn dye sich aus angetzeigter gebrechlikeit [16] erkennen und also hilff van goth begeren. Dis teyll wirdt nun treffenn die [17] hoffertigenn, dye sich in yn selbes frum unnd heiligk duncken, unnd der ist [18] itzunder, got sey es geclaget, am meisten under geistlichen und wertlichen, die [19] do steth das wortlein furen in allem dem, das sye thun, sprechend ‘Ach ich [20] habe szo eyne gute meynung. Ich meyn es szo hertzlich gut, der und der wil [21] mir nicht volgen, ich wolt ym das hertz im leib mitteylen’, und wil die ungerechten, [22] boszen nicht leyden adder mit yn gemeinschafft habenn, auff das [23] man ya nicht spreche ‘O geeth der mit sulchen umb, ich het yn vor frommer [24] gehalten’, suchen alleyn irn namen, ere und gerucht, und vorgessen Christi [25] namen. Auch in allem das sye anfaenn, setzen sye tzuvorderst ‘ich wil das [26] thun tzu eren dem almechtigem gotte &c.., tzu nutze gemeyner cristenheit’ unnd [27] der gleichen. Wu aber ir erlesen vornemen nicht vorsich gehet, seyn sye so [28] unleidlich und werden alszo ungedultigk, das nyemandt kan mit yn umb [29] [Matth. 7, 15.] kommen, so sicht man dan, wy sye es gemeynth haben. Van den saget [30] Christus ‘Nempt war und huth euch vor den falschen Propheten, die sich [31] auszwendigk in cleydern der schaff, einfeltigk, from, heyligk anstellen, und im [32] [Matth. 7, 16.] hertzen seyn sye voll reyssens als die wolffe’, Saget ‘wen ir sye wollet kennen, [33] so habeth acht, was sye vor fruchte bringen’. Also, Wan man yn saget ‘wir [34] haben alle dingk van gotte, als von eynem frommen vatter’, so sprechen sie [35] schimpflich ‘O wer weysz das nicht’, und meynen, sie vorstehen gantz woll [36] was das sey. Wan es aber an ein treffen gehet, und das man yn an ire [37] ere redet, voracht sye, helt sie gering, man nymmet yn etwas, adder szo yn

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 widerwertiges 4 geschicht 2 9 reymeth 2 10 nich dein 2 13 vnrech 2        Greiff 2 25 ader 26 klaffern 2 28 abschneidung 34 alle in 2]

 

[1] got etwas widderwertigs leest tzukommen, szo tzyhen sye tzu rucke, und stehen [2] wye die narren, und so yn, also sie sich duncken lassen, ungerecht geschicht, so [3] es doch recht ist, heben sye an ‘Ach got, sich oben herab, du weyst, das mir [4] ungerecht geschidt’, und fallen in sulche torheit, das sye sagen dorffen, yn [5] geschee vor gotte unrecht. O ir hoffertigen heyligen, wu ist nun ewer vorstandt, [6] da ir vor gesagt, alles sey von gotte? ist nun das jenne nicht von [7] gotte, das man dir nymmet, warumb schreibstu es dir tzu unnd sagest ‘Ach [8] goth, las dichs erbarmen, das man mir szo unrecht thut’? Du armer mensch, [9] ist es gottes und man thut dirs, wu reumeth sich das tzuhauffe, das man [10] [Hiob 41, 2.] dir solt unrecht thun in dem das nicht dein ist? Goth sageth durch Job den [11] frommen Propheten ‘Omnia que sub celo sunt, mea sunt, Alles was under [12] dem hymmel ist, das ist meyn. Ich habe es gemacht und erschaffen’, was [13] berumest du dich dan des deynen und des, das dir unrecht geschee? Greifft [14] man an dein ere, geleumb, gut gerucht, gut und was du hast, so greifft man [15] in Christus guth. Dan wan Christus seyn hulff und handt abtzuge, szo [16] wurde dich bald der teuffel vorschlingen. Er steeth aber und warth unszer, [17] der fromme goth, und wan er eynen leest fallen, szo thuet ers aus eyteler [18] gutte, auff das der mensch sehe, wu er sey, unnd wu er gewest sey. Sunst [19] stehet er und wacht, er hat unszer nicht vorgessen, er ist auch nicht ferne van [20] [Apgesch. 7, 55.] unns, als die schrifft mannichfeldigk antzeigt, Als auch Stephanus sagete ‘Ich [21] sihe den hymmel offen und den sun des menschen stehende tzu der rechten’, [22] [Offb. 14, 1.] Joannes spricht auch also ‘Ich habe gesehen das lemlein (das ist Christum) [23] stehen auff dem berge &c..’ das er ja eben auffsehe waß wir thun, er ist unser [24] wechter uff der warte adder spikell1) Syon. O wie trostlich uns das ist!

 

[25] Hirumb ist tzumercken, das nicht krefftiger lere adder underrichtunge [26] kan gegeben werden den kleffern und affterkosern, dan so man in saget, wy [27] sye das alles Christo thun, was sye irem nehesten menschen mit honunge, mit [28] abschneydenn ires geruchtes ertzeigen. Wer ist also vorgessen, das er freveles [29] willens widder goth thun darff?

 

[30] Eyn kindt gottes aber spricht, So ym auch alle widderwertigkeit tzukommen, [31] in allem was er anfehet tzuthun, es sey auch das allerbeste nach [32] seynem gutduncken ‘Ach lieber vatter, ich neme mir das vor zuthun, laß [33] mich duncken, es sey guth, Aber gefelt dirs nicht, szo maches wy du wilt. [34] Maches allein, das dein lob, ere und gloria daraus komme. Wu das nicht [35] volget, lieber vater, szo las es tzu rucke gehen’, und also mussen alle unsere [36] werck alleyn tzu eren und preisung gotliches namens gericht werden. Dan [37] [Offb. 15, 4.] die schrifft saget ‘Sein nam ist alleyn heyligk, und er ist alleyn ein herre,

 

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[ 16 vnsern̄ 2 23 beschlissen 26/27 in vnsern̄ 2 33 Paueles 2 37 abgetzohen 2]

 

[1] [Ps. 148, 13. 83, 19.] heyligk und hoch’, volget, das unser nam geschend, unheiligk, untuchtigk ist, [2] und wir seyn knechte und untherthane. Got kan auch und wil nicht leyden, [3] das man ym seyn ere entzihe, wir konnenn nach vormogen auch nicht meer, [4] er thut auch nichtes anders fordern dan das lob seynes namens. Wolle wir [5] aber und sollen yn loben, so mussen wir uns schenden. Unsere schande, und [6] das wir uns selber untuchtigk erfindenn, ist seyn lob, dan alßbaldt dis irkentniß [7] in uns ist, lauffen wir, wye obengesaget1), tzu Christo &c.. Wy aber [8] goth will alleyn die ere haben, habe ich in dem Sermon von Zacheo2) genugsam [9] gesaget. Wir sehens auch bey uns selber wol. So eyn berumbter maler [10] ein schon bildt gemalet het, und kem eyn ander und wolt sprechen, er heth [11] es gemacht, wolt im das lob tzutziehen, wurde den maler ser vordrissen. [12] Also auch und vil grosser got unser maler &c..

 

 

[13] Epilogus, eyn kurtzer begreif diser bit.

 

[14] Ist nun die meynunge und Sume der gantzen bit: Ach lieber vatter, [15] dein nam werde geheyliget in uns, das ist, Gib uns gnabe, das wir also [16] leben und so from seyn, das dein gotlicher nam in unserm leben van uns [17] nicht geunereth werde, sunst an dein hulff schende wir und uneren deynen [18] namen.

 

[19] Aus dissem vorstandt werden die andern gebet auch vorstanden, und wirt [20] hyr van nothen seyn tzuertzelen, aus dem das gottis nam allein sal geheiliget [21] werden in und durch alle unsere werck, sye sein was umbstandes sie sein [22] mogen, was des rechten gebethes arth und eygenschafft sey, und setze eyn [23] sulchen beschlissz.

 

 

[24] Conclusio.

 

[25] Wu nicht entlich, furnemlich, bescheidenthlich, sunderlich gotlicher nam [26] und seyn lob in und durch alle unszere werck gesucht wirt, tzuvoraus in [27] unserm gebeth, so seyn unsere werck und gebethe unrein und lesteren goth und [28] seyn heyligen namen.

 

[29] [Ps. 111, 3.] Den Beschlis bewert der prophete in psal. ‘Confessio et magnificentia [30] opus eius, Gottes werck ist nichts anders dan lob und großmachung.’ Da [31] nennet der prophete das menschliche leben ein lob gottes. Nun stedt gottes [32] lob in unser schendung, so wir vorlassen seyn, allein in uns gehen, alle sinne [33] tzuschlissen, und ist auch dye meynung sant Pauels tzu den Chorinthiern, [34] [1. Cor. 7, 8?, 1. Tim. 5, 5.] Warumb die wytwen teglich tzu beten werden vorursacht, ist die meynunge, [35] das wir, so wir bitten, alle witwen, das ist in uns selber vorlassen, sein [36] sollen. Also sagt Augustinus: Bitten kommet aus noth und unfall, der ferlickeit [37] und anfechtung, darumb mus der geist van den synnen abgetzogen seyn: [38] Sunst konnen wir bitten, aber nicht wol bitten, dan das haben wir allein [39] durch die heilmachende gnade.

 

 

 

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[ 3 iczundt 6/7 Et sein 3 8 glauben 2 10 vnsern 2 17 Alle die dyse 2 19 kurlich 1 kurtzlich 2 –5 21 thintten 2 22 salten 2 26 durh Christum 2 30 mir vnder mein 2 31 vmgreiffen 2]

 

 

[1] Czumercken, alle die gebet, die do den schein haben, das sye dienen vor [2] dyße adder ander kranckheit, haltens die bettende dan feste darfur, es werdt [3] yn was sie bitten, und die selbe nerrische heiligkeit nymmet itzunder gar ser [4] uberhand, das ich es nicht schweygen kan, ich mus etwas darvon sagen unnd [5] alle die warnen, das Christi kinder seyn. Man helt itzundt meer van eynem [6] gebethe, das mit rother tintten geschryben ist, dan van dem evangelio. Es [7] sein erstlich Sant Brigitten gebethe und werden vill leuth erfunden, dye do [8] gentzlich gleuben, wan sye dissze gebeth teglichen bethen, konnen sye nicht vordampt [9] werden, und wollen also eyn sicherheit machen der seligkeit, wollen [10] auch gotte mit unserm gebeth buchen, das er doch tzu poden nicht leyden magk. [11] Sein darnach viij versz Bernhardi: szo du die betst, vordinstu als vil, gleich [12] als du den gantzen psalter hettest aus gebetet. Ich wil meer sagen, wan du [13] ausz dem hertzen betest allein ‘Dein nam werde geheyliget’, ist meer, dan das [14] du hunderth psalter an hertze bettest. Es sein auch ander gebeth und villeicht [15] hinder dem ofen erdicht, das uns goth nicht lasse kranck werden, unser gutter, [16] habe, ecker, wysen behute, als von Sancto Lamperto, sant Annen und was [17] der gleichen ist. Alle dyse bittent sollen wissen, das sye sich wol vorwaren, [18] auff das sye nicht eyn ander gebeth grosser achten dan das, das uns goth [19] gelerneth hath, und sollen das kurlich1) tzu eyner leer nemen: Wu sye Christum [20] nicht finden in dem gebethe unnd seyns namens lobung, sollen sye kein rothe [21] thintte ansehen, sunder das faren lassen. Das tzeiget auch an die mutter der [22] kinder Zebedei, dye do bath den Hern, das tzwene sone solten sitzen eyner tzu [23] [Matth. 20, 20 ff.] der gerechten, der ander tzu der linckenn, als Matheus schreibt, hath ir der [24] herre sye straffende geanthwort ‘weyb, du weist nicht was du bittest’, dan [25] durch dye rechte hant wirt vorstanden in der schrifft, Also Augustinus saget, [26] die menschliche wirckungk, die durch Christum gewircket wirth, Durch die lincke [27] hanth tzeitliche guter. Also sagt Augustinus uber den psalter, da er eynfuret [28] [Hohel. 2, 6. 8, 3.] den spruch Canticorum ‘Leva eius sub capite meo, et dextera eius amplexabitur [29] me’: Dye lincke handt, das ist alle guter, ehr, reichtumb, wollust und [30] was tzurgenglich ist, wirt er dir under dein heubt legen, und seyn rechte [31] handt wirth mich umfahen adder umbgreiffen, das ist, er wirdt dich furen [32] [Spr. 3, 16.] in sein leben, Proverbiorum am iij. ‘In der gerechten gottis ist das ewige [33] [Matth. 25, 33 ff.] leben.’ Auch sageth Christus, wye alle die, dye auff der rechten stehen, werden [34] seligk, dye auff der linckenn vorthumet, dan do ist alles ubel, sunde und

 

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[ 2 wollen 2. 5 wolen 3. 4 5 vordamnet 12 kum̄en 15 lādē 3 –5        in den reych 2. 3. 4 21 nich 2 22 ader 2 23 reg || girē rey- || ren 3 rey || ten 4. 5 24 adaer 1 30 teufflischen 37 saget 2]

 

[1] boszheit, der teuffel mit aller seyner geselschafft. Auff der rechten seyn alle [2] frommen, außerwelten und engel, alle tugent. Hyrausz woln wir lernen, das [3] alle die gebethe, die do von den tzeitlichen guttern, ehr, reichtumb, gesunth [4] und der gleichen gescheen, wu Christus nicht vorgehet, stehen tzu der lincken [5] und werden van gotte vordammet, Wu aber goth gesucht wirt, stehn tzu der [6] [Ps. 145, 10.] rechten, und werden van got gebenedeyet und gebenedeyen yn widder, als do [7] geschrieben stedt ‘dein heilgen werden dich van werlt tzu werlt ewigk loben.’

 

 

[8] Die Ander bitth und ire auslegung.

[9] Czukumme unns dein reich.

 

[10] In dyser andern bith werden wir vormanet unnszer durfftikeit, kranckheit [11] und elendes, dan dyweil wir bitten ‘Ach vater, las dein reich tzukummen’, [12] was aber nach kommen sal, ist ytzt nicht vorhanden, Bekennen wir, das seyn [13] reich nicht hie ist, ‘wir sein im elende, betrubnis und jamer, auch unther den [14] feinden. Hyrumb, lieber vatter, gib genad, das dein reich tzukomme, auff [15] das wir aus dem unbekanten lande und gewalt der feinde in dein reich kommen [16] mugen’. Also ist dis die ander antzeygung menschlicher gebrechlikeyth, wy [17] oben auch gesagt,1) Dy also Ciprianus der heilig Bischoff und marterer also [18] nennet: Dyweil dan feinde vorhanden, ist van nothen, das wir uns mit den [19] schlahen mussen, uns der erweren, wollen wir anders van yn nicht erschlagen [20] werden. Wyr seyn auch altzeit under der gewalt des teuffels, also lange [21] gotis reich nicht in uns kommet, unsers vleisches und der werlt, dan in uns [22] wil altzeit etwas des unsern adder des teuffels mit herschen und begert mit [23] hohem vleys allein zu regiren und die uberhandt tzuhaben. Das gesetze der [24] glider adder des vleysches tzwinget dich aus gebot des teufffels zu der ßunde [25] [Jes. 9, 4.] und tzu untreglicher beswerung deins gewissens. Hic enim ‘iugum oneris et [26] virga humeri et sceptrum exactoris’ sentitur.

 

[27] Dan keyn Tyran hat nye also geschatzt, undergetruckett, also beschwert [28] und undergebrochen sein undersassen als der teuffel durch dye begir des [29] vleysches und der werlt beschwert und anficht dye conscientz des menschen. [30] Ach got, wye vil sein der, dye under dyssem gewalt des teufflishenn tyrannen [31] ewigk bliben, so sye mochten, dan es duncketh sye lustigk sein. Derhalben [32] sammeln sye untzelich gutter, bawen sulch wonung, gleich sye ewigk alhie [33] [Hebr. 13, 14.] wolten behawsenn, so wir doch hye kein bleibende stadt haben, Als sant Pauel [34] sagt, und alle disse ader der gleichen betten dyse gebet an hertze. Dan so sye [35] es theten mit hertzlicher begir, sprechen sye ‘Ach vater, erlose mich van dissem [36] leben, uff das wir in deynem reich leben’. Also hat santh Pawel gebeth, da [37] [Phil. 1, 23.] er sagt ‘Ich beger van dissem leben zuentbunden werden, auff das ich sey mit

 

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[ 19 Am Rande: Luce. 17. 23 Am Rande: Mathei 24. 7 czors 2. 3 9 begird 4. 5 18 vnd fehlt 20 saget 2        nich 2 28 czu gutē 2        meher 29 goth 2        nehesten 30 frūlich 1 frūtlich 2 –5 33 vollenbracht]

 

[1] Christo’. Disz aber beweysen sye mit den wercken nicht, die doch dem hertzen [2] pflegen gemessz tzusein, und sein gleich als silberen pfeiffen, die plert und [3] schreiet, lautet &c. an sele und hertz. Darumb billich vorspot unns goth. [4] Goth sey es aber geklagt, das unnser heyligkeit, dye wir hoch antzyhen, den [5] orgel pfeiffen vorgleichet ist.

 

 

[6] Van tzweyerley reich, gottes und des teuffels.

 

[7] Des teuffels reich steht in volbringunge aller ßunde, des tzorns, des [8] neydes und andern, als betrigereye, falscherei, in hynderkumung des nehesten, [9] in nachrede. Darinne wonen alle die, dy iren begir, der werlt1 und dem [10] rath des teuffels volgen, und den dis leben wolgefelt, und so es in geburen [11] mochte, wolten sye ewigk hye leben, und also tzukommet in das reich des teuffels.

 

[12] Gotes reich kommet nicht erh, dan wu do ist frid, demuth, tzucht, keuscheit, [13] lieb und andere gutte tugent, Stehet es in schoner rwe, an tzorn, an hassz, [14] an vorgunst, an betrigk, an hinderlist; gantz lieblich, fruntlich, warhafftik, [15] einfeltik, sanfftmutik, gutik, gutwillik, hebet hye an in diser tzeit, aber in [16] jennem leben wirt es volbracht.

 

[17] Mochte einer sagen ‘wurbey sal ich mercken, wan das reich gottis zu [18] und in uns kommet adder anhebet tzuzukommen?’ Antwort: Christus sagt [19] [Luc. 17, 20 f.] selber Luce xvij. do er gefragt wart van den geistlichen juden, wan do kommen [20] solt das reich gottis. ‘Ja’, sagt er, ‘das reich gotis wirt nicht kommen mit [21] einer sinlichen uffmerckunge, mit dem grossem pracht, man wirt auch nicht [22] sprechen “sich da adder da ists.” Nemet war, das reich gottis ist in euch.’ [23] [Matth. 24, 23 ff.] des gleichen vormanet Christus alle seine auserwelte, do er in saget, wie vil [24] zukunfftiger falschen propheten weren: ‘Sehet euch vor, so sye euch sagen [25] werden, er sey (vornempt Christus) in der wostenye, geheth nicht hynaus’, ir [26] dorfft es nicht weyt suchen, ir habt es bey euch.

 

 

[27] Unnd ist dissz erkentnisz.

 

[28] Merck vleissigk auff dich selber, ab du tzum guten adder bosen mehr [29] geneiget: findestu in dir, das du liebe habst guth tzuthun und deinem nhesten [30] van hertzen fruntlich, gutigk tzu sein, dich gantz geringe, unwirdiger dan alle [31] creaturen erkennest, bist willigk den armen zu helffen, so hat in dir angehaben [32] das reich gotis, also wirt der mensch immer mher und mher tugentsam, so lange [33] biß das wir sterben, so wirt in jennem leben das vullenbracht. Nun sein [34] ir vill, so sie dis horen, das wir durch das sterben musszen zu gotis reich [35] kommen, wolten si es lieber entberen, auff das sye leben mochten, und die [36] bethen dis gebet an hertzen. Findestu aber dis nicht in dir, so hastu in dir

 

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[ 19 f. Am Rande: de gratia et libero arbitrio. Velle bonum est perficere, velle malum est deficere. 1 da die 2 boeßheit 3 –5 5 wir mocht 3 –5 6 deynen 2 (deynē 3 –5) 13 gutliches 3 14 willen 2 17 Ist Christo 2 Ist is Christo 3 22 mogen 2 27 vnsern̄ willen 2 33 vndē alle Drucke. 35 vorstehen]

 

[1] des teuffels reich und bist in eynem ferlichen stande, dan die tzirheit und gesmuck [2] teuflisches reichs sein sunde und boszheit.

 

[3] Also ist es nichts anders gesagt ‘tzukomme dein reich’, Dan ‘lieber vater, [4] las uns hye nicht lange leben, adder so es dir also gefelt, gib uns dein gnad, [5] dardurch wyr mochten werden geschickte dyner, in welchen deyn reich mochte [6] ein anheben nhemen tzukommen, und dis alles nach deynem gotlichen wolgefallen’, [7] wy volget.

 

 

[8] Dye dritte bith und yre auslegung.

[9] Dein wille geschee als im hymmel und auff der erden.

 

[10] Dye Erste bitth, wy obgesagt,1) fordert van uns gothlich lob, seynes nhamens [11] glorie und ere, Dye ander unser frumkeit, das die gotliche gnade uns [12] hye frum mache, Die dritte wil haben tzubrechung unsers willens und [13] eynfurung gotliches willens. Dan es wirt van nothen sein, sal gotis [14] wille besthen, so mus unser untergehen. Dan sye sein widder eynander, [15] als das Christus clerlich antzeigt, da er im garthen bath seynen hymmelischen [16] [Luc. 22, 42.] vatter, er solt van im nemen den kelch der marter, dennoch sagt er ‘dein will [17] und nicht meyner geschee’. Ist in Christo nach der menscheit ein sulcher wille [18] gewesen, was wollen wir armen wormlein dan brangen, das unser wille [19] guth sey? Darumb sagt der heylige Bernhart uber das ewangelium van Marien [20] Magdalenen: Wir konnen wollen, aber nicht wol wollen. Dan wol wollen [21] ist volkommen machen, das allein gottes ist, ubel wollen ist gebruch leyden, [22] das ist unser. wir mugen auch aus eigner natur nicht anderß dan fallen [23] und lygen, kranck sein. Hye wirfft darnydder Bernhardus dye lere Arestotelis, [24] da er sagt, ein mensch sey eyn herr aller seiner werck, anfanges, mittels und [25] endes. wye kan und magk aber das bestehen, dyweyl der will, dem Arestoteles [26] die groste macht gibt, nicht gutes tzuwollen vormagk? ßo baldt auch [27] wir unserm willen volgen, werden wir unser und darnach des teuffels. [28] Hyrumb der do guth thuet, der wandert nicht frey nach seinem willen, besunder [29] gibt sich und alles das sein frey hinwek in den willen gotes. Derhalben [30] kan nymant wol thun und wol wollen dan allein durch die heilmachende [31] genad, so bitte wir nun also ‘o vater, ich finde in mir, das mein [32] natur van art zu dem boßen gneigt ist, das sie alzeit das ire, ir gerucht, [33] nutz, frommen sucht an wertlichen adder ausserlichen unden innerlichen adder [34] geistlichen dingen. Ich bitte dich, brich meyn natur, meynen willen, es gehe [35] mir wye es wolle, das es alleyne dir wolgefalle’. wy man aber disz vorstehn [36] sal, wirt clerlich hernach volgen.

 

 

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 5/6 hebet an czukommen 10 Bitten wir 2 16 aber der do (der, do 3 –5) begerth 17 mossen 2 20 tzolosen 3 21 czuerfullen 2 24 anczeigt        daz 2 dz 3 28 seynen 2 29 armoth 2 32 ewren 2 (ewrē 3 –5)]

 

 

 

[1] Volget, wye sich dissze drey bitth in eynander schlisszen.

 

[2] Nun ist es eyn wunderlich dingk, das uns got heysset bitthen das uns [3] wyder ist, dan szo szein will sal gescheen, so mus unser will tzubrochen werdenn, [4] wan aber meyn will tzunicht gemacht wirth, unnd gotlicher wille herschet [5] alleyne, szo ist auch meyn hausz und reich des teuffels tzubrochen und hebet [6] an tzu tzukommen in mir das reich gottes. So das aber geschicht, szo ist in [7] mir nichs anders dan groszmachung, heyligung, lob, gebenedeyung, preysung [8] gotliches namens, und dis alles aus lauterer gnaden gotes. Also dyeweil im [9] hymmel nichs anders ist dan ein eyniger wyl, dan alle heyligen sprechen ‘O [10] got, hye ist nichs dan dein wyl’, Bitte wir auch, das sulche voreynigung [11] menschliches und gotliches willens auff der erden und in uns mochte gescheen, [12] und dysse drey gebeth gen Christum an, ern yn und schendenn uns, dyeweyl [13] wir nichs thun dan was gote miszfelt. Aber aus allen den erwechst nicht [14] anders dan gottes lob, das do stehet, wye obenn gesagt,1) in unser schendung, [15] unnser gutheit musz nichts sein, bis szo lang das Christus sein guth hat. [16] Wer ist aber der, der do begerth mit seynem vatter in unwillenn tzuleben, [17] als wyr mussen und konnen nicht anderst? Dan seyn wyl geschicht nicht, [18] so thun wir auch nicht darnach, darumb bitten wir umb seyn hulff.

 

[19] Und je tieffer die menschliche natuer geschendet wirdt, je meer trostes das [20] [Matth. 5, 17.] sye hat. Dan Christus sagt ‘Ich bin nicht kommen auff tzulosen das gesetze, [21] sunder tzuerfollen’, Und im evangelio drucket er aus dye teuffe des gesetzs [22] also, das es uns unnutzlich2) tzuvolbringen, wir suchen dan eynen, der uns [23] dartzu hilfft. Das ist die trostliche bothschafft (evangelium), die uns Christum [24] antzeiget, das wir tzu dem lauffen und yn ersuchen. Dan er ist es, der unns [25] tzu trost, hulff und beystandt kommen ist. Also lernet uns nun goth, das [26] wir unns selber sollen kennenn, wer wir seyn, unnd das wyr hulffe dorffen, [27] szo erwechst dye demuth unnd bekommet der mensch ein hoffnungk, eyn getrawen [28] und eine lieb tzu seynem frommen gotte, der sich ym tzu hulffe, auff [29] das er ausz seyner armuth geloßet mocht werden, hat lassen alßo kleglich [30] handeln. &c.

 

[31] Threthet nun herfur, O ir hoffertigen, die ir euch ewers guten willens [32] rumeth und sprecht, so es euch nach ewrem gefallen nicht gehet, ‘Ey ich meynt [33] es so hertzlich gut, ich wolt eyner gantzen stadt geholffen haben, so wils der [34] teuffel nicht nachgeben’, und halten es darfur, ir wille sey recht unnd guth. [35] O aus, aus mit euch, hort ir nicht, das unnser wille stethe widder goth

 

[Seite 139]

 

[ 5 zu thon 2. 3. 4 14 elēdē 2 22 gnaden 2 30 gereynget 3 34 nicht 2 36 darnarch 2. 3]

 

[1] strebet? Du salt aber alszo sagen ‘Ach got, ich meynt, es solt guth sein, so [2] du aber nicht wilt, bin ichs wol tzufriden &c..’

 

[3] Es ist nun leyder dahin kommen, das man dem volke van der Cancell [4] unvorschemeth offentlich sagt ‘O mensch, habe nund1) ein gute meynunge, willen [5] und vorsatz zu thun so vill du kanst, thu was in dir ist, so kanstu nicht [6] vorloren werden’. Ach got, wy seyn wir in den irthum kommen, so kein [7] guter wille, gedancken, vornemen, meynunge in uns ist, und szo wir thun was [8] an uns ist, so thun wir nichs dan das wir sundigen.

 

[9] So sagen sye ‘Got der ist so gutigk, das er dem menschen das nicht auff [10] legt, das ym tzu schwer tzutragen’. Antworth: ja er legt dem menschen auff, [11] das im tzu schwer ist aus im selber allein aus der ursache, das er sehe aus [12] sich nichs zu vormogen, und Christum anruffe, wye oben gesagt,2) dan durch [13] des hilff kan er es thun und sunst nit.

 

[14] Item Gotes wille ist der alleredelste wille, und unser wille elende, arm, [15] boße, schlim und untuchtigk. Darumb der beste wille, den wir haben mogen, [16] ist jegen got nichs tzurechen. Auch so du hettest die wolmeynung, du woltest [17] die gantz cristenheit bekeren und in seynen seligen standt furen, idoch szo du [18] auch kondest toden erwecken, mustu dareyn keyn vortrawen setzen, sunder alleyn [19] gotte frey ubergeben und sagen ‘Mein liber goth, ich lasse michs gut duncken, [20] gefelt es dir, so geschees, gefelt es dir nicht, so bleib es da hinden’.

 

[21] So sprichstu ‘Ey warumb hat mir dan goth ein freyen willen geben?’ [22] Antwort Augustinus: Der wille des menschen ausserhalb der gnade ist ein [23] knecht und nicht frey, er ist dynen, allein ist er frey wan er durch die gnade [24] gericht wirt. Dan die gnade macht uns wol wollen, des ist die schrifft gantz [25] voll, welche tzuertzelen tzulangk were.

 

[26] So sprichstu aber ‘Ey hat doch Aristoteles gelernt, dy vornufft weyset [27] altzeit den menschen tzum besten’. Antwort: Die menschliche natur ist in [28] allen iren krefften also vorgiftet, das sye nichs aus ir selber guts vormagk. [29] Hyrumb szo die vornufft, vorstandt des menschen, durch gotliche gnade nicht [30] gereyniget werden, ist sye meer tzum bosen geneigt dan tzum guten. Hyrumb [31] wirt die bewerung Arestotelis aus dem finstern loch wenigk stadt haben, es [32] ist uns aber genugk, wan wir das wissen, das in allen gesetzen van allen [33] Bebstenn, Keysern adder andern, wu nicht gottis wille vorgeeth, die menschliche [34] vornufft nichs vormagk.

 

[35] Nun sein da dye Sententionarii und sagen, wan den menschen sein [36] sunde berawen und gebeichtet hat, so ist er in gnaden, und was er darnach [37] thue, das ist guth, szo er eyn gute meynung unnd vorsatz hath, unnd meynen, [38] das dye meynung, das sy heissen bonam intentionem, allein im bosen sey, so

 

[Seite 140]

 

[ 1 erhalt 8 geschehen 13 eren 14 eyetel 2. 3 14/15 eingebung 2. 3 16/17 sey den vnser 18 helle] heile 2 22 sein fehlt 2 29 werden] worden 35 heylgmachung 3 heylmachung 4. 5]

 

[1] sye doch in gutem und besten, als uns duncket, erhalten wirt, darumb das [2] alles der warheit ser ungleich. Dan sye habens aus Arestotele also getraumet. [3] Aber Augustinus und Ambrosius geben ym vil ein ander gestalt und sagen [4] ‘wan ich in genaden bin, so bleybt die genade nicht, sunder Christus gibt eyne [5] grosser, alszo das dissze weicht, und alszo lange, bis eyn volkommender mensch [6] wirth’. Darumb ist es gar ein feyne lere. Wan der mensch in seynem vornemen [7] eyne widderstrebung fueleth, das er bey leybe nicht stille stehe, umb [8] gots willen, er lasse es faren und sage ‘O goth, las dein willen gescheen unnd [9] nicht den meynen’.

 

[10] Wollen wir aber sehen, was aus dem guten vornemen (als sie es [11] nennen) erwechsset, mercken wir unnd ist am hellen tage, wye itzundt eyn [12] Bischoff mit dem andern, ein kirch widder die ander, monche, nonnen, pfaffen [13] an allen orthen gothe tzu ern und der kirchen tzu guthe fechten, hadern und [14] kriegen, das doch eytell teufflichs anreyssung sein, und gespenst teufflischer ingebung [15] gruntlich in der warheit befunden wirth.

 

[16] Beschliesszlich volget, das wir tzu dem reich gotthes nicht kommen, es sey [17] dan das unser wille gebrochen wirt, das der mensch also gefuerth werde und [18] sage ‘O mein lyber got, da ist helle, da ist hymmel, keuscheit, heyligkeyt, [19] gute werck, darinne habe ich dye meynunge &c.. Aber, lieber goth, Ich setzs frey [20] tzu dir, mach darmit was dir gefelt, dan meyn will ist nicht so gut, als [21] deiner, Darumb geschee und vorgehe dein wille’, unnd also musz der mensch [22] gelassen sein, das er auch, so es gote gefiele, in die helle wolt faren umb [23] seynen willen. Wan aber dis alszo geschicht, so kommet das reich gottes in [24] uns, dan Adam ist nun todt, und regirt Christus, und in dem hausz thut [25] [Ps. 81, 5.] man nichts dan got loben, als der getrewe Prophet David sagt ‘Seligk sein [26] dye, herre, dy do wonen in deynem hawsze, dan von anbegin tzu ewigkeit [27] werden sye dich loben’. Hyrumb ist die erste bith die groste, und magk in [28] uns nicht war werden, es sey dan, das dye andern nachvolgenden tzwu bit [29] erstlich in uns war werden seyn.

 

 

[30] Begreiff dyser bith.

 

[31] Hyrumb ist es nichts anders gesagt Wan ‘o vater, gib uns gnad, dardurch [32] wir unsern willen mugen brechenn, auff das wir uns gantz frey in dich [33] vorlassen, deynen willen gedultigk gescheen lasszen, er duncke uns bosze adder [34] guth. O goth vater, dein wille geschee, und als dan wirth tzukommen dein [35] reich, und so wirt auch in uns werden ere und gloria, auch heyligmachung [36] deines gotlichen namens’.

 

[37] Die nachvolgende bitthe tzeiget an dye ordenung tzu bitten, dan in den [38] ersten dreyen wirth allein got gesucht, und wan goth das seyne hat, mugen

 

[Seite 141]

 

[ 5 welchen 2 7 geb 3. 4 gieb 5 10 moß 2        ire 3 –5 16 idermans es 3 –5 17 meynen 2 (meynē 3 –5) 18 muden 2 25 sammein 3 sammen 4. 5        hymmelischer 2 33 aucht 3]

 

[1] wir woll bitten unszer notturfft, er gibts auch selber. Das meynt Christus, [2] [Matth. 6, 33.] da er sagt ‘Czum ersten sucht das reich gottes und sein gerechtigkeit, so werden [3] euch alle notturfftige dinck zugeworffen’.

 

 

[4] Die vierde Bitth und ir auszlegung.

 

[5] Bis hyeher haben wir gebraucht das wortlein ‘dein, dein’, in welchem [6] wir gotte dye ere geben, Nun aber heben wir an unser notturfft tzu bitten.

 

 

[7] Unser teglich broth gib uns heuthe.

 

[8] Der mensch ist van tzweyen naturn tzuhauff gesetzet, als vam leybe und [9] der sele, der leib mus haben seyn narung, darvon er sich entheldt, und an [10] das mag er nicht leben. Dye szele musz aber irer speyse auch nicht beraubet [11] seyn. Daraus wir lernenn, das tzweyerley speisze ist des menschen, des geistes [12] und des leybes, innerlich und ausserlich, als Sanctus Ciprianus saget.

 

[13] Czum ersten bitthen wir in eynem slechten vorstande umb das leiblich [14] broth, in welchem alle leipliche notturfft beschlossen wirt, Dan wir wissen, [15] das, so schon alle fruchte thewer sein und allein broth wolfeyll, nent man [16] es gute tzeit, so aber broth gebruch ist, sagt iderman, es sey ein bosze tewre [17] tzeit. Es ist auch nicht nach meynem gutduncken an sunderliche gnade, das [18] wir aller speysze tzuessen mude werden alleyn brothes.

 

[19] Nun lath uns mercken dye ordenung der wort. Er spricht erstlich ‘unser’. [20] das wir ja unszers nehesten nicht vorgessen, wy oben im anfangk gerurt ist.1) [21] Darnach sagt er ‘hodie’, id est hoc die, auff dysen tagk, nicht auff morgen, [22] [Matth. 6, 25 ff.] sunder heuthen. Dan Christus sagt Mathei vi. ‘Ir solt nicht sorgfeltigk [23] sein, was ir essen adder trincken wolt, antzihen, wur mit ir euch becleydigen [24] mochtet. Seyet an die vogel des hymmels, die wedder seen adder einernen, sie [25] sammeln auch kein getreid in dye scheuren, unnd ewer hymmelscher vater neret [26] sye. Auch sehet er in die blumlein des ackers, die lilien, rosen &c.. Sye [27] arbeiten nicht, sie spinnen auch nicht, dannoch sage ich euch, das Salomon, [28] der grosmechtige und reiche konigk, in aller seyner glorie nye szo getzirt ist [29] gewest als eins van dyssen’. Schleusset nun der herre ‘Ist aber das war, [30] So ewer vatter das gras, das heuthe wechst, und morgen wirfft man es in [31] das fewer, also bewarth und ernerth, was wolt ir dan sorge haben? seyt ir [32] [Matth. 6, 34.] nicht meer dan gras und vogel?’ Als er an eynem andern orth saget ‘Ir [33] solt auch nicht sorgfeldigk sein, was ihr morgen thun wollet, dan der morgene [34] tagk bringet mith im seine eygen sorge’. Ist die meynunge disser aller, das [35] wyr unser nottorfft also sollen suchen, also darnach trachten, mit dem anhange, [36] so es im wol gefiele und nicht widder were das tzuthun, wu es aber widder

 

[Seite 142]

 

[ 14abczeucht 2 abczeugt 3 –5 21nytth 2. 3 nyth 4. 5 30 hoth 2 31 hunger 2 32 beger 34 gleiche 3 –5 35 adder 2]

 

[1] yn were, sollen wirs farenn lassen, vor allen dingen in yn hoffen und trawen, [2] [Ps. 37, 25.] dan er wirt uns nicht lassen. Also sagt David ‘Ich bin junck gewest und [3] bin alt worden, und habe nie gesehen, das der gerechte were vorlassen worden [4] (der ist aber gerecht, der durch den glauben vestiglich in yn hofft) adder sein [5] kinder das broth suchen’.

 

[6] Nun wirdt uns aber angetzeigt, in was stande wir hye leben, wir sein, [7] da nicht das broth tzuessen ist, unnd wyr hettens nicht, wen er uns das nicht [8] gebe, sehet an unnser durfftigkeit und armuth, elende und jamer, wir sein und [9] wonen in der tewren tzeit, wir sein auch pilgrim, wy dy ander bith sagt, in [10] einem frembden lande, gedenckenn tzu unserm vatter Christo, der im hymmel [11] wonet: den wegk konnen wir aber nicht gehen, es sey dan er gebe uns brot, [12] das wir nicht gebrechen, und dieweyl wir under den feinden wandern, mus [13] er uns furen und beleythen und nicht hyneynfuren, auch mus er uns van [14] ubel bewaren. Sunst wan er die handt abetzeugt, so ist der mensche in gewalt [15] der feinde, im ubel und allem ungluck: Wirt aber geschendet unser durfftiges [16] leben, und uns goth das broth gibt seyner genaden, szo wandern wir in seyner [17] stercke, das ist dieweyl wir lebenn, bis wir kommen auff den bergk Oreb, das [18] ist tzu Christo.

 

 

[19] Der ander und geistlich vorstandt.

 

[20] Dye ander bitth im geist, dye Christus haben wil van unns (Dan szo [21] wyr from seyn, dorffenn wyr nitht sorgen, was unns am leyplichem guth gebrechen [22] werde tzu unser notturfft). Darumb steth im Krichischen nach warer [23] Lateynischer auszlegung ‘Panem transsubstantialem, gib unns eyn uberwesentlich [24] broth’, und alhye, dieweyl ich sehe, das es van nothen sey, dyeweyl sich [25] itzundt nahet das Osterliche fest, wollen wyr eyn weyle stille stehen und etwas [26] darvon sagen.

 

[27] Szo ist tzu merckenn, was speysze der geist adder dye szele habe, was yre [28] speysze sey und wye, in was form und weyse adder durch wehn sye gesettiget werde.

 

 

[29] Was do sey dye Speyse der selen.

 

[30] Gleicherweysz als der leib, so yn hungert, begir hat tzu dem leyplichen [31] brothe, bis so lange er dardurch gesettiget wirt, Also fordert der selen hungern [32] speise, so sie was begert, und dye begir ist der selen hunger: als in eynem [33] exempel befunden wirt, do den geytzigen menschen hungert an underlasz nach [34] golde und silber, den hoffertigen nach eren und der gleichen, Wurinne wir [35] ein belust, wolgefallen ader beliebung suchen. Der selen speysze heysset aber, [36] wen sye das in sich bildeth tzuhaben, das sye begert, und hort nicht auff, [37] sye hab es dan: dye lust dan in erlangtem geliebten dinge heist ire speise.

 

 

 

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[ 11 Am Rande: Mathei. 3 15 Am Rande: Joannis. 6. per totum. 16 erhaltt 3 –5 17 fleysch 1 20 werde 3 –5 21 das daz leben 2 das dz leben 3 das da leben 4. 5 22/23 blut vergissen 2 23 vnser 2 24 disser eins byldeth        angestecket 26 schriff 2        kelblei 1 kelblei 2 –5 30 vorspottūg 1. 4. 5 vorspottug 2 vorspottueg 3 34 christū 1 35 findē 2        in fehlt 3. 4. 5]

 

 

[1] Nun magk unser sele in keynem wertlichen, vorgencklichen guth genugksam [2] speysz und ersettigung finden. Dan der geitzige magk durch kein gelt [3] vorgnuget werden, er begert dennach vill meer, und also ein itzlicher in seynem [4] stande. hyrumb wirt yr begir der selen in itzgenanthem weytter und [5] [Matth. 7, 6.] breytter. Die schrifft heist alle geitzige geldes und ere, unkeuschen, hoffertigen [6] mastschwein, und mit den handelt Christus also, das sye vill bitterer, geitziger, [7] unkeuscher, hoffertiger werden, dan ir begir wechst van tagk tzu tagk und wirth [8] ye grosser und grosser.

 

[9] Sall aber die szele, dye do ein geist ist, ernerth und ersettiget werden, [10] so musz sie auch geistlicher speysze genyessen und brauchen. Dan Christus [11] [Matth. 4, 4.] sagt in Matheo ‘Nicht allein lebet der mensch im slechtem brothe, sunder in [12] allem worth, das do gehet aus dem munde gottes’. Hye tzeigt Christus clerlich [13] an, das dye speysze und settigung, do durch das leben der selen erhalten [14] wirdt, stehe in der anhorung und betrachtung gotliches wortes. Desgleichen [15] [Joh. 6.] in Joanne durch ein gantz Capittel sagt er van dissem leben, das do gehet [16] und erhalten wirth durch das broth, das van dem hymmel heraber gestiegen, [17] [Joh. 6, 48. 55.] das ist Christus, als er sagt ‘Das broth ist mein bluth und fleysch. Ich [18] bin das broth des lebens. Wer tzu mir kommet, den wirt nicht hungern, [19] sunder gesettiget werden, und wer in mich gleubt, der wirt tzu ewigen tzeiten [20] nicht dursten’, und hyrvon mugen wyr alleyne gesettiget werden, dan das ist [21] das broth, das das leben gibt der werlt. Darumb ist kurtz dye meynung: [22] die speyse der sele ist in den worthen, wercken, leben, leyden, tode, blutvorgissen, [23] kronung, geisselung Christi unsers frommen gottes, so je dye sele [24] disser eins eynbildet, wert sye ausgebreyth und frisch gemacht, angesteckt und [25] gereitzet tzu andacht, lieb, keuscheit, buesz, fromkeit und ander der gleichen. [26] [Luc. 15, 23.] Derhalben nennet sich Christus in der schrifft ein gemestet kelblein. Also [27] wirt nun unser sele gespeiset durch alle worth und werck Christi. Auch ist [28] ein itzlichs blutstropflein des roßenfarben blutes Christi, ein itzlich dornlein, [29] das im sein tzarte haubt und hirnschedel durchstachen, ein itzlich backenslack, [30] ein itzliche honung und vorspottung, die sie manichvaltigk unserm frommen [31] Christo haben angelegt, ein itzlich tzehr ader thran,1) darmit er geweynet, ein [32] gericht, darvan das ymbis der selen wirt bereitet. Dis ist auch die meynung [33] der schrift aller propheten und Aposteln, sunderlich Pauli, auch Christi selber, [34] das die menschen nun lernen Christum kennen, wer er sey, und umb wesz [35] willen er so vilfaltige vorvolgung und trubsal geliden. Szo finde wir in [36] uns, das wir die sein, umb der willen er dis alles gethan, und so wir dis

 

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[ 5 dohinten 11 vnd zu leczt 2 16 Galathern 2 24 meinste 2 33 draus 2 darus 3. 4 daraus 5]

 

[1] tzu hertzen nemen und betrachten, werden wir an tzweivel gut tzuthun ser angereitzet. [2] Wan worumb es ist unnutzlich1), das das selichen rwen kan, so [3] das werck adder leyden Christi in ym erwarmeth, und wirt itzundt van nothen [4] sein, das man das volgk lerne, wy sye dye togende vorlernen sollen, und [5] Aristotelis lehr und kunst mus dahinten bleyben. Man lernth aber itzt [6] nichs, got sey es geclagt, dan wy man nund2) vil guter werck thun sal, was [7] und wie vil ablas ader ander guts man sal dar van haben, daraus dan erwechsset [8] eygener wolgefalle und ermessung, wy vil lohnes uns got darfur [9] geben sal, das doch alles der teuffel eingibt, unser hertz erhebet und in die [10] leydige hoffart mit eynem solchem schein, den wir vor heylig und gut leyder [11] achten, mit einer groszen list einfurt und letzt gantzlich einnimpt. Das es [12] [Joh. 6, 29.] aber war sey, hore was Christus sagt Joannis vi. da er den Juden sagte [13] und seinen jungern, wye sie gotliche werck thun solten, fragethen sy, wy sie [14] dem thun solten, Antwort Christus ‘Das ist gotes werck, das ir gleubt in [15] den, den got gesant hat’, das ist in Christum. Sant Pauel sagt das auch [16] in allen seinen epistolen, sunderlich zu den Galatheern. Der gerechte mensch [17] lebet nicht in vilheit der werck, sunder im glauben, und dis gehet also zu. [18] Wan ich in mir finde nichs anders dan durfftikeit und armut, sunde, boszheit, [19] ungerechtikeyt, unkeuscheit, hoffart, ungedult, hassz und alle unreinikeyt, So [20] troste ich mich des, das Christus reich, gewaltigk, ane sunde, from, gerecht, [21] keusch, demutigk, gedultigk, frydsam, rein und warhafftik ist, und gleube, das [22] sein gute werck, marter, blutvorgissen, todt, und was der gleichen ist, meyn [23] worden sey. Darumb wiewol wirs nicht haben, auch wye woll wir das [24] minste im gesetze nicht erfollen, so troste wir uns doch des, das es Christus [25] hat, der auch allein das gesetze erfullet hat, an den wollen wir uns halten, [26] auff des rucken und in des hawth wolle wir in den hymmel steygen, dan [27] er ist der wegk, und wer ein andern wegk suchet, der irret, als do geschryben [28] [Joh. 3, 13.] stehet in Johanne ‘Es steyget nymandt in den hymmel, dan der herabber gestygen [29] ist, der son des menschen’.

 

[30] Also hat auch die cristliche kirche, unser mutter, durch eingebunge des [31] heiligen geistes eingesetzet, das teglich in allen messen das evangelium, auch [32] auff eyner hohen stadt, das es yderman jo hore, sal gelesen werden, auff das [33] alle frommen cristen ein speyße irer selen darus schepffen und entpfahen, auch [34] das dye, die es van irer arbeith wegen sunst nicht tzuthun haben, mogen [35] Christum ein geringe tzeit sehen und sein wort horen, auff das sye den tagk [36] mogen in ir sele erhalten werden vor dem valle der sunde und wydderstehen [37] dem teuffel.

 

 

 

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[ 1 sattigung 2 3 bußheit 3 –5 10 susser 4. 5 19 vm 2 21 fryden 30 vberflissende 2 vbetflissende 3]

 

 

 

[1] Form und weyse, wye dye speysung und settigung der sele [2] gescheen magk.

 

[3] Nun weynen alle frommen Christen uber sich selbst und ir boßheit, das [4] sye ßo unmogend, elende und in irer natuer also vorgifft und vorwundt sein, [5] das sye nicht mochten geheylet und gesunth gemacht werden, goth schicke dan [6] van der hohen hymmelischen wonung seynen geliebten son Christum uns tzum [7] trost und heilmachung, und das aus milder gutte und liebe: das bilden sye vehst [8] in ire hertze. Wan sye nun horen lesen ein evangelium, Als tzum Exempel, [9] [Matth. 14, 23.] Wye Christus auff eynen bergk gestygen ist van seynen jungern und die gantze [10] nacht gebettet, Bedenckt dye ßele ‘Ey und ach, hat das mein aller suster goth, [11] der so unschuldigk, gerecht, keusch, from und an alle sunde ist, gethan, wy [12] bin ich dan also faull, wy schlaff ich tagk und nacht! auff, auff, ruff in an, [13] ich wil ym auch was tzuliebe thun, dan er hat es umb unsern willen gethan’, [14] und wirt die sele gereisset gleichformigk tzuwerden Christo. Adder so sye [15] horet, wye Christus von Pilato an dye sewle hertigklich gebunden, elendiklich, [16] erbermklich tzurissen, tzurhawenn, das nichs gantz an seynem leyb blyben ist, [17] das er auch vor matikeit und ammacht dernydder ist gefallen und van nymande [18] getrost, so spricht dye sele ‘Ach sich, wy lest sich mein frommer Christus [19] umb meynent willen tzureissen, sich, wye stehet er so nacket und blosz! Ach [20] wy hertzlich unnd wy seer nymmet er sich meyner an, und dissz alles ane [21] schult, Wy gehe ich in lust, in fryde, in rwe, gesuntheit, in schonen cleydern, [22] und er bluthet und treufft von blutte! Ich heth es tzehen mal meer vordint, [23] ich solt meer gegeisselt werden &c.. Ich wil meynem got auch was zu willen [24] thun’, und gedenckt also etwas grossers hinnach tzuthun. Es ist auch unnutzlich1), [25] das dye sele stille stehe, ßo sye also geruret wirt, dan wan ein blutes [26] tropflyn das selichen ruret, so gehet es frey da hyn ins werck. Darumb sehe [27] wir, das lieb, gerechtikeit, buessz und ander tugent fliessen aus den wunden [28] Christi, und ist gewyssz, das aus Christus wunden nicht fleusset, ist untuchtik [29] und goth unangenehm. Also sagt dye brauth in Canticis tzu Christo, irem [30] [Hohel. 4, 10.] vormahelten ‘Du hast uberflissende bruste van scham, tzirheit und wolrichenden [31] kreuthern’. Also mussze wir aus den wunden Christi das unser saugen, [32] dye bussz sunderlich: ‘Ey hat mich got also geliebet, und ich hab also sein [33] vorgessen und wydder yn gesundiget. Ach warumb hab ichs gethan?’ dan so [34] mus das bluth Christi in dir wircken und dich erwermen, so wirstu kommen [35] tzu rechter rew des hertzen, wan du dye speyse hast. Das hertz tzufleust als [36] baldt und sagt ‘Ey ich dregksagk, was habe ich gethan?’ und hebt an sich [37] zu hassen und got tzu lieben. Als dan wirth dye sele gespeyseth und feyst,

 

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[ 12 bloth 4. 5 14 meynen 2 (meynē 1. 3 –5) 18 geschehen 4. 5 27 dysßes 2 29 aucht 2        Paul        Chorinther 4. 5 33 warth 2]

 

[1] und wechst altzeit meer dye liebe tzu der gerechtigkeit und hasz tzu den sunden, [2] und das ist ein gewisses argument und tzeichen der genad Christi, wan zunympt, [3] wechst und wirdt gemereth der hassz und unwillen der sunde und die [4] lieb der gerechtikeit, und wer das tzeichen in ym nicht entpfindet, der hat gewissz [5] eyn toden magen, dan er kan dysze speyse nicht vordawen, und darumb [6] bleibet dye sele hungerigk und werdt nicht gemestet, das ist seyn hertz wert [7] nicht gutigk, milde gegen eynem anderen, wirth nicht demutigk, gedultigk, lyblich, [8] freuntlich: und darumb hore er nicht uff tzubitten, das ym got geben [9] wolte dasselbige, und warthe, wan im got wil wol bitten machen, dan das [10] geschicht alleyn aus gnaden, und so dyse speyse in uns gedawet wirt, ist unser [11] hertz in steter ubung und ane rwe, und des tzum gedechtnis hat uns goth hye [12] gelassen seynem1) theuren tzarten leichnam und sein unschuldiges bluth, befelende [13] [Luc. 22, 19 f., 1. Cor. 11, 24 f.] seynen jungern in der abscheydung, So offt sye diß theten, das ist ‘so vilmall [14] ir mesz halt und meyn leyb unnd bluth sacrificirt, solt irs thun in meynem [15] gedechtnissz’. Ach gutiger goth, welch eyn schoen, letzt stucke ist das, das das [16] uberwesentliche broth, darumb wir hier bitten, bey uns ist teglich, dardurch [17] unser sele gespeyset wirt. Hyrinne wirt tzuvorstehen gebenn, wye dye bereytunge [18] dartzu gescheen sall. Christus sagt nicht ‘So offt ir essen werdt van [19] dissem broth und trincken van dissem kelch, solt ir so vil fasten, also vill [20] bethen’ &c.. Sunder ‘gedencket allein meyn dardurch’: nicht, das fasten, bethen [21] boße sey, besunder das nichs vornemlichs darinne stehe. Darumb sehe sich eben [22] fuer ein itzlicher prister adder ein itzlicher, der dis Sacrament entpfahen will, [23] das er nicht glaube, so er gebeicht, gefastet, gebethet hat, das er dan reyn sey, [24] und gehe also sicher dahin, Sunder er gehe an eynen heymlichen orth, unnd [25] nhem vor sich das leyden Christi adder eyn stuck van seynem leben &c.., bilde [26] das in sein hertze, uffs tieffste und hertzlichste er kann, unnd wo es im sunst [27] tzu kurtz wurde, mochte er lyeber das gebethes eyn teyls2) dan dissz underlasszenn. [28] Dan wer sich also bereithet, ist sicherer, dan hette er tausent psalter gebetet. [29] [1. Cor. 11, 26.] Das sagt auch sant Pauel zu den Chorinthern ‘So offt ir dis broth essen [30] werdeth und das bluth trincken, so werdet ir den todt des hern vorkundigen’.

 

[31] Daraus volget, das wir alle tage nicht das gantze leyden, leben adder [32] werck Christi vor uns nemen sollen tzubetrachten, sunder alle tag eyn stuck, [33] itzt wy er auszgefurtht wirth, itz wy er gekront, vorspottet, vorspeyet &c.. darnach [34] der mensch meer andacht findt, dardurch er gereitzt moge werden, und gee [35] also in seyn hertz, kawe das selbst, auff das es bey im erwarmme und krafft [36] und sussikeit dem menschen eyngebe. Aber, lieber got, wye vill ist unszer,

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 16 Am Rande: Methaphisice. 9 vndergetruckt 10 gehorth 2 11 eym 4. 5 13 vntzucht 15 freuntschafft 2 22 v'sonung 1. 3 –5 versonung 2 31 erh] ehe 2 ehr 4.5        sicht in allen Drucken 35 selbest]

 

[1] dye wir uns selber nicht kennen und unser leben langk kaum eins adder [2] nummer in unser hertz gehen und erforschenn wer wyr seyn, meynen allein, [3] wan wir mit dem hawffen bethen, tzu kirchen gehen und nach der gemeynen [4] weysze hyn leben, fasten &c.. szo sey es genungk, betrigen uns also selber, szo [5] wyr unser hertz nicht erforschen und erkennen. Darumb heist es auch ein [6] uberwesentlich broth, das es eyn ander leben gebe, das uber unszer gemeyn [7] wesen trith.

 

[8] Wirse in alle van Adam und Even geborn naturlicher weysze, und alles, [9] was wir van yn haben, musz undergedruckth und hernidder geleget werden, [10] dan es ist unreyn und vorgift und horth tzur helle tzu. Darumb bitte wir [11] ‘O vatter, gib unns ein ander brot, das unns in eyn ander wesen fuere: aus [12] dem naturlichen lebenn, das do sundtlich ist, in das leben der gnaden, das [13] do vordinstlich ist, nicht tzur boszheit, szunder tzu der fromkeit, van der untzugt [14] tzu tzucht, van hoffart tzu demuth, van unkeuscheit tzu keuscheit, van ungedult [15] tzu gedult, van tzorn tzu senfftmutigkeit, gutigkeit, lieb, fruntschafft, und das [16] gibt alles Christus, nicht als Aristoteles sagt, Sunder als wir Christum annemen [17] in seynem leben, wercken, tode und leyden &c.. Und das wir in uns [18] teylen seyn betrubnisz, jamer, elende, vorvolgunge, armut, trubsall, angst, seyn [19] wunden, seyn bluts tropffen und alle sein gelydt betrachtende, warumb er disz [20] gelytten &c.. Das heist ‘Comedere Christum’, Christum essen und van im gespeiset [21] werden, und also fuert er ein uber unser wesen ein anders hohers [22] wesenn. Dan er macht aus den kindern des tzorns kinder der vorsonung, aus [23] kindern der natuer kinder der genaden, aus den sundern fromme, gutige, gerechte [24] menschen, aus kindern des teuffels kinder gottis, und szo vil sey auff [25] diszmal gesagt. Das ander, wy man dis sacrament des leichnams Christi [26] entpfaen sal, wil ich auf einander tzeit sagen.

 

[27] Aus dyssem allen volget beschliszlich, das wir gote kein grossern dinst leisten [28] mogen, dan das wir uns selber, unser kreffte und alles was in uns ist, vorlassen, [29] alle creatur, keyn ruhe in ym tzuhaben, in keynem werck, es sey so gut [30] als es wolle, alleyn unser hoffnung, trost in got settzen: und das geschicht [31] nicht erh, dan wan der mensch ausserhalb ym ist, vorlest sich gantz und gar, [32] trostet sich nichs dan seiner untugendt, trost sich alleyn, das er weys eynen [33] der im hilfft, der umb seynen willen alle dysze vill mael genanthe peyn und [34] marter getragen hath. Das sagt sanctus Ambrosius: Der gotte nahe ist, der [35] ist verne van sich selbst. Wer aber im selbst nahe ist, ist weyth van gotte [36] abgescheiden. Dan unser Adam und Christus konnen beyeynander nicht wonen. [37] Dyeweyl aber wyr das unszer suchen, woneth Adam in und bey unns. [38] Darumb sal Christus eyngehen, szo mus Adam (das ist alle begirlicheit der [39] creaturen, gesuch und einslagk der natuer) auszgehen. Es ist auch nichts

 

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[ 3 seyn] seyt 2 4 czu knirssen 2 6 des krafft 2 7 nychs 2 9 auch] ach 2 14 frewen 2 19 sey hoffnung 4. 5 27 wollen wir 2 29 war 2. 4. 5 34 Vormaledyet 3 –5]

 

[1] guthes in uns, goth der bawes dan, er musz es van newes schaffen, auff das [2] [Ps. 46, 11.] der mensche mussigk und ledigk stehe aller erschaffnen dingk, als im xlvi. psalm [3] ‘Sehet und seyn mussigk adder rwet, dan ich bin goth’. Den bogen wirt er [4] tzurknirssen und wirth tzubrechen die wappen des alten Adams, und sein [5] schildt wirt er mit dem fewer seyner gotlichen liebe vorbrinnen. O mensch, [6] vortzeihe dich der krafft und macht, dan szo du dein wappen wilt tzu Christo [7] wendenn, wirstu nichts auszrichtenn, unnd es mus do hyn kommen, Als [8] [2. Cor. 12, 9.] Augustinus sagt, das du horest dy stymme ‘Las dir alleine daran genugenn, [9] [Jer. 32, 39 ff.] das du meyne gnade habest’. Hieremias sagt auch ‘Ich will ynn geben eyn [10] newes hertz und newe wege, auff das sye sich nicht abkeren von der forcht [11] gottis, wil ich yn gebenn, unnd wil mich frawen in dem, das ich in geben [12] habe’. Ab er sagen solt ‘wu ich yn nicht dis alles gebe, szo konnen sye [13] nichts dan van mir abkeren, ich wil auch nicht in ynen und iren wercken [14] mich frawen, besunder in den die ich yn gebe’. So redt auch Augustinus in [15] der person Christi ‘Ich bin dein goth, der dich erschaffen hath, unnd musz [16] [Ps. 51, 12.] dich van newes schaffen’. David bith das auch im Psalm l. ‘Eyn reyne hertz [17] schaffe in mir, o goth’, dan wu er es nicht van newes macht, szo ist es unreyn. [18] [Jer. 17, 7. 5.] Hieremias ‘Seligk ist der seyn hoffnung in goth setzet. Vormaledeyet [19] aber der, der seyn hoffnung setzet in den menschenn unnd erhebet den arm [20] [Ps. 146, 3.] adder gewalth seyner unvormogenheit’. David ‘Ir solt nicht ewren vortrawen [21] setzenn in dye kinder der menschen, dan es ist keyn heyl yn ym’.1) Der [22] geist mus uns lebendigk machen, sunst seyn wir todt, als Christus sagt Joannis [23] [Joh. 6, 63.] sexto ‘Spiritus est qui vivificat, caro non prodest quicquam’.

 

[24] Was wollen nun dye sagen, dye do setzen dispositiones de congruo, mittel [25] unnd wege, darmith wir mogen dye genade erlangenn? szo doch clerlich Christus [26] [Joh. 15, 5 f.] saget ‘Ich bin der weinstock unnd ir (das seyn alle Christen) dye weyn reben, [27] Welch aber abgeschnitten ist, die bringet keyne frucht’. Wye wolle wir nun [28] [Joh. 15, 5.] Christo vorlauffen und die thoer auff thun? So er sagt durch Joannem ‘Es [29] ist waer, ich hab euch vill gesetz geben, aber ane mich unnd meyn hulff vormoget [30] ir sye nicht tzuerfullen’.

 

[31] So sprichstu ‘Ey szo hore ich wol, Ich musz trostlosz werden und vorlassen [32] mich selber’. Anthwort ich dir: ja ja. Sagstu widder ‘Ey szo vortzweivel [33] ich’. Neyn, Neyn, lieber gesell, der rechte trost wil nun erst kommen.

 

[34] [5. Mos. 27, 26.] Hore was got sagt Deuteronomii xxvij. ‘Vormaledeyet seyn alle die, die [35] do nicht bleiben in allen den, die do geschryben steen in dem buch des gesetzes, [36] auff das er sye thun’2). Nun vormagk das keyn mensch tzuthun ausz im [37] selber. Sal er aber darumb vortzweivelen? Antwort sant Pauel tzu den

 

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[ 1 gnad 2 11 senfftmutigk 5 16 tzoernigen 3 –5 19 kein 3 –5 23 erbarmet 2 ware 2 24 worden 25 seye wir 2 30 dorffen wir 2 31 wollen wir 2]

 

[1] [Gal. 3.] Galatherin ‘Wywol alle menschen ausserhalb der genad in vormaledeyung [2] gottis sein, Idoch hat uns Christus erloset van der maledeyunge des gesetzes, [3] [5. Mos. 21, 23.] geworden vor unß ein vormaledeiung. Dan es ist geschrieben ‘Vermaledeyeth [4] sey ein itzlicher, der do henget am holtz, uff das dye vorheischung, Abrahe gescheen, [5] wurde unser in Ihesu Christo und wir nemen die vorheischung des [6] geistes durch den glauben’. Dyweill nun Christus eyne vormaledeyung vor [7] uns worden ist, warumb wolten wir den in yn allein nicht hoffen?

 

[8] Und ist die meynung in eyner Summa: Christus, das freuntlich lemlein, [9] das vor uns also in vormaledeyter weysz am holtz gehangen ist, ist gerecht, [10] from, keusch, rein, starck, gesund, krefftigk, frolich, fridsam, demutigk, reich, [11] gutwilligk, lieblich, gutigk, barmhertzigk, gedultigk, mithleydlich, senffmutigk, [12] suesz, hertzlich, freuntlich, holdseligk, gnadenreich, milde und voll alles guten. [13] Darumb wil es1) haben eynen ungerechten, boßhafftigen, unkeuschen, unreynen, [14] unfletigen, schwachen, krancken, unkrefftigen, elenden, betrubten, unfridsamen, [15] hoffertigen, armen, stoltzen, vorachten, storrischen und knorrischen, ungutigen, [16] unbarmhertzigen, ungedultigen, unleydlichen, hartmutigen, bittern, tzornigen, [17] [Luc. 5, 31 f.] unfreuntlichen, kargen menschen und voll aller sunde. Dan er sagt ‘Ich bin [18] nicht kommen umb der gerechten willen, besunder umb der sunder willen, dan [19] die gesunden bedorffen keyns artztes’. O ein trostlich worth ist das uns allen [20] sundern. Wye woltest du nun grosser getrost werden, dan so du ein sulchen [21] hulffer findest und weyst? Also sagt sant Pauel tzu den Rhommern und [22] [Röm. 11, 32., Gal. 3, 22.] Galathern ‘Got hat alle menschen beschlosszen in der sunde, auff das er sich [23] yrer aller erbarme, und auff das dye vorheischung waer wurde in allen [24] menschen’: ist nun Christus vormaledeyet wurden umb unsern wilen, so hat [25] er das angenommen das wir sein, vormaledeyt sey wir alle. Szo ist auch [26] [Luc, 1, 42.] der englische gruß ‘Gebenedeyet sey die frucht deynes leybes’. Dan alle andere [27] fruchte ander weyber seyn vormaledeyet.

 

[28] Item So du hettest mogen aus dir selber guth thun, szo hette Christus [29] nicht dorffen sterben, dan er ist alleyn auß der ursach gestorben &c..

 

[30] Nun sprichstu aber ‘Thut es Christus gar, so dorffe wir kein gutes thun, [31] das2) unser gut ist boße und untuchtigk, szo wolle wir gute gesellen sein und [32] wollen in sunden also leben, wollen das boße thun, auff das uns got das [33] gute gebe: dan er wil sunder haben, und will den sein gnade geben, dye yn [34] [Röm. 10, 20.] nicht suchen, als sant Pauel tzu den Rhomern am x. sagt, einfurende den [35] [Jes. 65, 1.] Propheten Esaiam am lxv. ‘Ich bin gefunden worden van den, dye mich nicht [36] gesucht haben, und bin offenbar erschinen und hab mich den tzuerkennen geben, [37] [Jes. 65, 2.] dye mich nicht gefraget haben’, Und tzu den kindern van Israel ‘Den gantzen

 

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[ 5 Am Rande: Psal. 50. 2 wider 5 sich 7 sichst] seyst 4. 5        deynet willen 2 14 auff] ausz 2 21 fussen 2 22 do        swester 2 23 bekummert 2 24 sagete 2 33 angentzundet 3. 4 34 zuryben 2. 4. 5 zureiben 3]

 

[1] tagk hab ich ausgebreyt meyne hende tzu dem unglaubigen volcke, das mir [2] teglich widdersprechend was’. Anthwort: Erkenstu, das got sunder wil haben, [3] so troste dich des, das du dich vor einen sunder erkennest. Dan so du dich [4] richtest in dir selber und bey dir findest ein untuchtik unreines hertze, so ist [5] [Ps. 44, 8.] es reyn vor gotte, dan er sagt dan zu dir ‘Ecce veritatem dilexisti, siich du [6] hast die warheit gelibet’. So du auch erkennest, wie du so arm und durfftik, [7] sichst an, wy obengesagt,1) was Christus umb deynent willen gethan, wirt dich [8] die gotliche liebe nicht rwen lassen, und wirst dan alles thun aus liebe: [9] daraus kommet, das ein mensch seynen willen ubergibt, tzu leben nach dem [10] geboth und willen eines andern, als die geistlichen, die in clostern leben. Dan [11] szo er Christus gute und liebe ansicht, spricht er ‘Ey hat das meyn frommer [12] goth gethan, warumb vorharre ich dan? ich wil im tzu liebe mein willen [13] eynem andern geben’, und das ist der grundt, daraus unser werck entspringen [14] sollen. Dan also fleusset guter wein aus den weinreben, die auff dem lebendigen [15] weinstocke Christo gewachssen sein. Hyrumb musse wyr entlich nyergen rwen [16] [Sir. 24, 11.] dan in dem hern Christo, als auch die ewige weyszheit sagt ‘Ich habe in allen [17] dingen rwe gesucht, aber allein wil ich wonen in der erbschafft des herren [18] (in hereditate domini)’, das ist in dem das puer lauter got ist, darhin musz [19] sich der mensch blosz geben, als Ambrosius auszlegt. Das ist dye meynung [20] [Luc. 10, 38 ff.] Luce x., da Christus in dem hawsze Marthe zu tisch sasz, und Marta dinte [21] dem hern, Maria sasz tzu den fuessen und hort sein worth, sagt Christus zu [22] Marthen, da sye uber ir schwester clagt, er solt ir sagen, das sye ir hulffe: [23] ‘Martha, Martha, du bist bekommert und sorgfeldigk in adder bey vilen [24] dingen. Aber ich sage dir, es ist eins van nothen’. Ab er sagte, alle werck [25] mussen hynweck und Christum musse wir behalten und mussen uns an dem [26] genugen lassen, und das eyne hatte Maria erwelt. Darumb sagt er ‘Maria [27] hat den besten teyl erwelet, und das wirt van ir nicht genommen’. Also [28] singet auch die kirche van der auffart Marie und wirt in Canticis gesprochen [29] [Hohel. 3, 6.] van der brauth Christi ‘Wer ist die’, sagen die engel, ‘die do auff steigeth [30] durch die wusteneye als ein ruthen des rauchs van mirren und Aromathen?’ [31] Das ist, als Gregorius sagt, eyn vorcleynung unser und unser werck. Gleicherweis [32] so man opffern wil, mus man den mirren und die Aromatha tzustossen, [33] und darnach werden sye durch das fewer angetzundet, Also sollen unnser werck [34] gotte angenem sein, so mussen sye van uns tzurieben und vorkleinet werden, [35] und als dan kommet got und tzundet sye an, das sye rauchen und auffsteygen.

 

[36] Ist nun kortzlich der beschlisz: Was got nicht bawet, schafft, macht, antzundet, [37] das gefelt im nicht. Darumb dorffen wir nichs vornemen aus uns

 

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[ 2 do 5 leib] lieb 3. 4 9/10 Deutronomio 2 10 nachrede 4. 5 12 ist in seyn 14 ist dir 4 ist der 5 15 ghoret 2 20 dem stuele 2 dem stuelē 3 –5 22 hēptern 2        tzuwege 2 24 sol 29 buefinne 5 31 ist fehlt 2 36 nich 2]

 

[1] selber tzuthun etwas, und dis ist der austzugk diser bith. Nun wollen wir [2] widder anfahen, da es blyben ist.

 

[3] Wir bitten ‘Vater, gib uns unser teglichs broth leiblich und geistlich, [4] dardurch leib unnd sele erhalten magk werden’. Wer darvon under den gelerthen [5] weyther will lesenn, der lesze Hieronymum super Matheum. Der her [6] Christus gebeut hye, und ich bit euch darumb, Ihr wollet gedencken in disszer [7] bith aller Pristerschafft, Prelaten und Regenten, dan wir bitten das broth, [8] welchs durch dye Priester unns musz gegeben werden. Darumb sal man sye [9] billich eren und yn nicht ubel nachreden. Got hat es hoch vorboten in Deuteronomio [10] [2. Mos. 22, 28.] ‘Du salt nicht nachreden deynen gottern’ das ist deynen Prelaten [11] [2. Mos. 7, 1.] und Priestern. Auch sagt got tzu Mosi ‘Ich hab dich gesetzt zu eynem got [12] [Röm. 13.] Pharaoni’. Sant Pauel tzu den Rommern tzeugt es hoch an und ist sein [13] meynung, Das wir den boßen Prelaten gleich als gros ere thun sollen als [14] den frommen, und ist die ursache: Wir mussen nicht ansehen die Prelaten als [15] menschen allein, besunder wy in yn got sitzt und regirt, und dartzu horet gar [16] ein scharff gesichte und listige vornunfft, ab tzusundern eins van dem andern. [17] [Ps. 122, 3. 5.] Also sagt der c. xxi. Psalm ‘Jherusalem wirt gebawet als ein stadt, und [18] dye stuele sitzen im gerichte’. Wer hath ein wunderlich dingk ye gehort, das [19] dye stadt gebawet wirt, und den bawmeister sehen wir nicht, Item Dye stule [20] (das seyn die Prelaten) sitzen im gerichte, und der, der in den stuelen sitzt, [21] den sehen wyr nicht? Es ist aber ytzundt dohyn kommen, das man nymant [22] also seer nachred als den heuptern, der teuffel bringet es ja tzuwegen, das [23] man van den hohen stenden redet.

 

[24] So sprichstu ‘Ja sal man nicht van den Pfaffen sagen? sye machen es, [25] und es ist ir schult, sye leben, das es sunde und schande ist’. Antwort ich [26] dir: Es ist wol waer, das wir Monche unnd Pfaffen es woll vordint haben, [27] das man uns hynder redet. Idoch szo lebet man in allen stenden ubel, der [28] standt ist darumb nicht boße. Im eelichen standt sein vil eebrecher unnd [29] eebrecherinne, idoch ist die ehe nicht bose. Eyn gemeyne bufinne1) tregt golt [30] und silber, idoch ist das silber und golt nicht boße, also auch in allen stenden [31] und sunderlich in dissem, der der allerhochste ist unnd da man am schwerstenn [32] inne sundigeth. Ich sage dir auch, Das got alßo eyn wunderlicher wergkmeister [33] ist, das er am meisten dye guthen regirt durch bose regenten. Dan [34] [Ps. 45, 6.] der prophete sagt ‘Got wirt in dem mittel der regenten, er sey gut adder [35] [Joh. 10, 12.] boße, nicht bewegt werden’. Auch Luce x. ‘Ich bin ein gutter hirdte’. Ab [36] er sagte ‘Fraget unnd achts nicht was dy mitlinge thun, ich wil nicht weyt

 

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[ 4 dye weynbergk 2 16 vorknupffer alle Drucke 19 hernach 2 23 kniplen 4. 5 28 genugktuūg 2. 5 genungktūg 3. 4 32 tzehentausen || 1        briffe 2 34 aso 5        aso 3        thū 1. 3. 4. 5 thu 2 35 gennes 2 36 nehsten 2 37 dir] dich 4. 5]

 

[1] van euch sein. Dan ich wircke durch sye’. Hyrumb sol wir yn nicht nachreden, [2] [Luc. 10, 2.] sunder gotte bitten ‘O vatter, sende arbeyter in deynen weyngarthen’, [3] als unns Christus lerneth. Der herr des weingarthen ist Christus, dye [4] erbeyter seyn dye Prelathen, dein weinbergk alle menschen.

 

[5] Auch saltu nicht deinen Prelathen nachreden, dan es tzimet dir nicht, [6] sunder allein den predigern auff der Cantzel, und wu sye es sunst theten, [7] sundigen sie auch. das ist die bedeutung, das Christus van Joanne getaufft [8] wardt. Joannes ist der vorkundiger Christi, dardurch alle prediger vorstanden [9] werden. Joannes wusche mit wasser das haubt Christi, also sollen die prelaten [10] und stadhelther Christi leyden und van den predigern gestrafft werden. [11] Hyrumb mercke eben auff, das du nicht in bier bencken ir ubel gedenckest.

 

[12] Darumb, o lieber got, gib uns sulche regenten und priester, die uns [13] Christum predigen, und wan ich bitten solte und wunschen, wolte ich begeren [14] alleyne, das sie das volck durch das gotliche worth regierten. Dan ir wisset, [15] so disser standt recht stunde, szo wolte wir auch wol guth thun, sie sein [16] furleuthe und wir pferde, so sey wir vorknupffet. Ein blinder furet den [17] andern, fallen sye, so gehen wir tzumal ubel. Dan Gregorius sagt: Wan [18] der scheffer und hirth gehet durch dye tzurbrochen stein klippen, so volget gewisz [19] hernacher, das die schaff in dy teuffe fallen. Darumb ist dis das allergroste [20] gebeth unnser noth halben, das mittelste under den siben, und ist das, [21] das die andernn regirt. Darumb solle wir sagenn, so wir unser prelaten [22] sehen fallen: ‘Ach got, gib dem armen menschen, das er auff stehe’. Dan so [23] die heupter guth werenn, szo wolte wir dem teuffel eyn kniplein slahen und [24] sprechen ‘trotz dir’.

 

 

[25] Die funffte bitth und ir auslegung.

[26] Vorgib uns unser schult als wir vorgeben unsernn schuldigern.

 

[27] Czum Ersten wollen wir mercken dye gute unsers frommen vatters, wy [28] kurtz er uns die genungktuung auffsetzet, steckt sie uns ins hertze hinneyn und [29] sagt ‘Du bist ein lesterer meines namens, bist in ferlickeit, du thust und [30] volbringest meynen willen nicht, bist ein boßhafftiger mensch. Aber wiltu [31] darfur als genungk thun, so vorgib alleine deynem nehesten menschen, und [32] ist nutzlicher dan tzehentausent ablas brive’. Hyrumb mogen sich die armen [33] adder keynerley geslecht der menschen entschuldigen, das sie nit konnen alle [34] yre hertz beweldigen. Er sagt nicht ‘also vil faste, also vil bethe, adder thun1) [35] dis adder jennes’, sunder ‘vorlassze im ausem hertzen’. Augustinus sagt: [36] So du aus dem hertzen vorlest deynen nehesten, und gleicherweys als du yn [37] vorlest, szo wil dir got auch vorlassen, begerth nicht anders got van uns,

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 eynander hulflich 2 eins ander hulflich 3 –5 4 freūschafft 2. 3 frūtschafft 4. 5 17 al eynn 2 19 verarmete 2 26 schedelicher 2 31 sweygenn 2]

 

[1] dan das wir bruderlich einander lieben, eins dem ander hulfflich, fruntlich, [2] [Joh. 13, 34.] lieblich sein, ein gutigk hertz zu eyn ander tragen. Als er selbst sagt ‘Das [3] ist mein geboth, das ir euch under einander lieb habet’. Dan so die lieb [4] vorhanden ist, so volgen hernach alle ander werck der freuntschafft und die [5] [1. Cor. 13, 8.] liebe rwet nicht, als sant Pauel lernt.

 

[6] Nun seyn etzliche, die dorffen offentlich unvorschemet sagen ‘Der hat mir [7] das und das gethan, ich wil und kans ym nymmer mehr vorgeben, ich wil [8] ym nymmer holt werden’. O ein teuflische stymme und rede ist das van [9] eynem Christen. Hore, lieber mensch, Sage mir, was hat er dir gethan? [10] Antwortestu ‘Ach er hat mir an mein ere geredt, hat mir felschlich mitgefarn [11] &c..’ Bedencke dich recht, lieber bruder, was du thuest. Ich frage dich, [12] alles das, das er dir gethan hath, wy ist es, vorgengklich adder ewigk? Szo [13] sagstu, sie seyn tzeitlich. Ey warumb bistu dan also unsinnigk und wilt [14] deyn sele, die do ewigk ist und ein bilde gottes, geben umb vorgengklich dinck? [15] dan es ist gleich als vill gesagt ‘Ich wyll und kan es ym nicht vorgeben’: [16] ‘Ich wil mein sele dem teuffel geben, und gotte wil ich sye nemen’. Gedencke [17] tzurucke, lieber bruder mein. Du thuest auch gleich als eyn edler jungbregk1) [18] thet. Nach dem absterben seins vatters, der ym vil guts nachgelassen hatte, [19] schickte ym got tzu widderwertigkeit und vorvolgung, das er vorarmete. Do [20] sagte er aus vortzweyveltem mut ‘Ey nun wolan, hastu mir mein gut genommen, [21] so wil ich dir dye sele nemen’, wardt darnach ein wucherer und [22] also ewigk vordammeth. Und got sey es geclaget, wy man ytzundt beth straff [23] unnd rach uber sich selbes, mit korallen und cristallen, gulden und silber [24] Pater noster, sprechende ‘O got vater, O vater, vorgib mir nicht. Gib mir [25] nymmermehr den hymmel, dan ich will nicht vorgeben’. Sich dich doch umb, [26] O mensch, was du bittest, wye ein schedlicher feint du dir selber bist. Sich, [27] wy du dich selber vorfluchst und vormaledeyest: und das seyn die ersten, dye [28] hyrwidder sundigen.

 

[29] Czum andern sundigen hyrwidder, dye es doch dar fur haben, sye sundigen [30] nicht, und sein die hoffertigen heilgen, die kenth man dar bey, das sye [31] alles, was ein ander thut, bereden und richten und schweigen nicht stille, dye

 

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[ 1 tzuschmucken 5 ey || tels 1. 3. 4. 5] eins teils 2 6 nesten 2 8 frundt 2        frundt 2        frundt 2 20 groil 3 –5 29 so ist ist es 3 so st ist es 4 34 eynen 2 38 kommest 2 39 seinen 2 (seinē 1. 3. 4. 5)]

 

[1] weyl sye was wissen van irem nehsten, und wissen sich also feyn tzusmucken: [2] ‘Ja ich redes ym nicht nach tzu schaden adder im bosen. Ich gan im alles [3] guthes’, und alszo in eynem guten scheyn reden sye mit dem munde, so doch [4] das hertz vil anders geschickt ist. O du gleyszner und Hypocrita, was rumestu [5] dich? innen im hertzen bistu vol eytels hasses und neydes. Dan yderman [6] schwyge und deynes nehesten sunde wurde tzugedeckt, so hebstu an tzuoffenbaren [7] die heymlikeit deines frundes, als du felschlich sagest, darumb kanstu auch sein [8] freundt nicht gesein, dan ein freundt warnet seinen andern freundt, straffet [9] in guthlich unteraugen. Aber du meinst es nicht hertzlich, du redest hinter [10] ym. Vor im bistu gutigk. Du soltest aber altzeit sagen, szo dein bruder [11] viele: ‘Ach goth, vorgib ym, das er ist heinth gefallen, morgen ist es an mir’. [12] So wiltu den teuffel uber die thur malen, und dich weyszbornen und entschuldigen, [13] szo du ein feindt bist: ‘ja ich bin ym ja ein wenigk feindt, er [14] macht es auch, wen er darnach tethe, ich wolt ym das hertz im leib mitteylen, [15] ich wolt vil bey im thun’. Du erkennest, das er gefallen ist. So du aber [16] fielest, was woltest du? freylich das yderman dein schwyge und nymandt gedecht [17] es, und vorgebe dirs. Ey so thun dissem auch also, du must im auch [18] van hertzen alles guts gonnen, Nicht als etlich thun, dye do sagen ‘Ey ich [19] bin ym nicht feindt, ich gan ym als was ym goth gan &c..’, dan do ist noch [20] der groll im hertzen.

 

[21] Wye wurde dirs gefallenn, szo dir goth thete, als du deynem bruder [22] thuest? ‘O goth, ich habe eyn runtzliche naße kegenn meynen nhestenn, thue [23] mirs auch, meyn goth’. Darumb wiltu vor gottes angesichte bestehn, szo [24] muß er dye augen tzuthun. Alszo bedecke du auch dye sunde deynes nehsten. [25] [Ps. 143, 2.] Der Prophet sagt ‘Du wirst nicht eyngehen tzu goth in das gerichte mit [26] deynem knechte, dan in deynem angesicht wirth gerechtfertigeth keyn lebendiger [27] mensch’. So mache, das deyn nehster bey dir sey im hertzen, yn beclagende, [28] straffende bruderlich, got vor yn bittende, nicht tzurichtenn. Dan als dan [29] wirth unszer gebeth angenhem. Wu aber nicht, szo ist es szunde, eyn erschrecklich [30] dingk, das das gebeth ist eyn vormaledeyunge unnd vorfluchung unszer [31] selbes, das doch seyn solt eyn auflosung unszer sunde. Es solt uns tzu der [32] gnade helffen, szo hyndert es uns daran: ist kurtzlich tzuvormercken dye Regell, [33] [Matth. 18, 15.] die Christus gibt im ewangelio, szo er spricht: So dein bruder gefallen ist, [34] ßo nym yn an eynem heymlichen orth alleyne, vormane yn ‘Ach bruder, das [35] ist widder goth, stelles abe. Warumb wyltu deynen frommen got ertzornen?’ [36] halth an dich, unnd szo du was weyst, sages ym unnd las es sunst bey dir [37] in deynem hertzenn begraben seynn unnd sag es nymande, bis szo lange du [38] selber tzu ym kummest: und so du dich des befleissest, so du wyder fellest, [39] Spricht got ‘Ey der hat seinem nehesten seinen fall tzugedecket. Thretet her,

 

[Seite 155]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 3 dem sunden 3. 4 9 geschehen 10 war 13 wen 2 15 fur 2 20 angetzeiget 2 21 in sundigen 2 22 voller 2 25 vorsefft 29 volkomlych 5        iennen]

 

[1] alle creaturen, und bedecket dissen menschen sein sunde’, dan wir woltens gern [2] also haben, darumb solle wirs auch thun aus dem gesetz der natur.

 

[3] Item Der also ein gefallen tregt und wollust hat in den sunden eins [4] andern, ist schuldigk daran unnd wirt meer vorunreyniget dan der, der sie gethan [5] hat. Das wil ich beweren. Ja grosser lust in sunden gehabt wirt, [6] Ja grosser die sunde ist. Wen aber der sie gethan hath, gedenckt alszbaldt [7] ‘ey was hastu gethan? es ist unrecht’, unnd schemet sich, wolt nicht, das sie [8] ymant wuste. Aber der claffer gehet und spilt darmit,1) und wolt nicht, das [9] sie nicht gescheen were, und befleckt also und weltzet sich in dem treck seines [10] nehsten. Nun sprichstu ‘Ist es doch waer. Warumb solth ichs nicht sagen? [11] und ist es doch also, Ich habe es gesehen und weys es vor waer’. Ich sage [12] ‘du leugst’ und antworthe dir darauf, Das ein itzlicher, der die warheit redet, [13] da er nicht sall, und wu er nicht sall, und wem er nicht ensal, und nicht tzu [14] rechter stunde und gelegenheit, der leuget. Also ist dir vorbotten hertigklich [15] van gotte, darumb saltu es lasszen, wen du es schon fuer war weyst, schweygk [16] und clages got, bit vor yn, das er widder auffste. Das sagt Christus, alle [17] Propheten, alle Aposteln und die gantze schrifft &c.. Dan der grundt aller [18] geschrifft ist ‘liebe goth und deynen nehsten, und was du wilt, das dir gescheen [19] sal, thun auch eynem andern’.

 

[20] Czum dritten ist tzumercken, wy hye abermals angetzeigt wirt dye durfftikeit [21] unsers elenden lebens, wir seyn im schultlande, im sundigen stande bis [22] uber dye oren, unser kerbholtz ist vuller kreutze geschniten, unnszer register helt [23] ynnen das wir yderman schuldigk, und wir bitten nicht allein, das er die [24] sunde vorgebe, sunder unszer sunde, dye itzt unser sein, darinne wir halber [25] vorseufft sein. Darumb sagt der heylige Bischoff unnd merterer Ciprianus: [26] Es ist ein nutzlich gebethe, das uns lernt, das wir sunder sein, und das vor [27] Christo keyner under allen reyn unschuldigk gefunden wirt. Es magk auch [28] nymandt seligk werden dan der dis gebet teglich bettet. Und wywol wir hye [29] anheben reyn tzuwerden, Idoch geschichts nicht vollenkomlich als in jennem [30] leben. Darumb mussen auch dis gebet bitthen, als Augustinus sagt, Alle [31] fromme gerechte menschen und dye in gottes genade leben, es ist altzeit etwas [32] [Pred. 7, 21.] tzuthun, das sye nicht thun. Es stedt geschriebenn ecclesiastes am vij. ‘Es [33] ist kein gerechter mensch auff erden, der in dem, das er gutthuet, nicht sundigte.’ [34] Unrecht und nerrisch seyn aber dye, die do sagen mit dem Gleiszner, davon [35] [Luc. 18, 11.] das Evangelium sagt, ‘Ich dancke dir, das ich nicht bin ein morder, unkeuscher [36] &c.. Ey ich weys ja nichts, das ich thue, ich stele nicht, ich neme [37] nymandt das seyne &c..’ rechenn alszo dy ewssern werck und lassen das hertz

 

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[ 31 Am Rande: Psal. 50 Fehlt in 3 –5. 7 genade 2 16 hüteth 5 18 yren 25 an 34 vmgeben 2. 3 37 hir 4. 5]

 

[1] stehen, sehen nicht, wy es so voll neydes und hasses ist, jegen yren nehesten, [2] wy sie das yre alleyne suchenn, eynem anderen nachreden, do doch dye groste [3] [1 Cor. 4, 4.] macht an leyt. Hore bistu heyliger dan sant Pauel? der do sagt ‘Ich weys [4] keyn sunde, dye ich gethan habe, ydoch bin ich in dem nicht gerechtfertiget’. [5] [Hiob 9, 2.] Job sagt auch also. Wir haben alle in unser vorgifften natur ein tzuneygunge [6] des bosen innerlich, das got ansicht im hertzenn, nach dem sein wir [7] sunder vor got, und wen ers uns nicht aus gutiger milde unnd gnade nachlysse [8] und vorgebe, szo hetten wir alle die helle vordint. Hyrumb bitte wir [9] teglich ‘O vatter, gib gnad. O Christe, genade, straffe nicht’. Und derhalben, [10] O mensch, richte dich, rede van dir, sich wer du bist, so wirstu deines nehesten [11] ubels wol vorgessenn, das1) du hast deins selbst beyde hende voll.

 

[12] Aus dissen allen volgeth nach der lere Augustini, das keyn mensch ist, [13] er ist ein schuldiger, dan keyn mensch ist so from, also gerecht, der van disser [14] bith were außgeschlossen, ein itzlicher findt ja ein mißfallen in seynem nehesten, [15] daruber er eyn unwillen tregt, und ist keyner also heyligk, der es nicht thut. [16] Darumb huteth euch alle.

 

[17] [Hiob 1, 22.] So sprichstu ‘Saget doch die schrifft van Hieremia und Job, wye sye in [18] [Luc. 1, 6.] oren tagen mit dem munde adder lippen nye gesundiget. Item Lucas lobet [19] Zachariam und Elisabeth, die eltern Joannis des teuffers, wye sye gerecht [20] gewest seyn vor goth und den menschen, und der ist in der schrifft vil mher’. [21] Antworth Augustinus: Dye schrifft lobe dye heyligen, wy hoch sye wolle, szo [22] thut sye es altzeit in der meynunge, das sye gleichwol sunder sein. David [23] [Ps. 14, 3.] sagt ‘Sye sein alle unnutz worden, es ist auch keyner, der do guth thut’, allein [24] [1. Joh. 1, 10.] einer, das ist Christus. Auch sagt Joannes und sein die wort Christi ‘So [25] wir sagen, das wir ane sunde sein, sein wir lugner, und die warheit ist [26] nicht in uns’.

 

 

[27] Und fuerhe uns nicht in vorsuchung.

[28] Dye Sechste bith und yre auszlegung.

 

[29] Hie wirt aber angetzeiget Czum sechsten mael dye durfftikeit unsers [30] lebens, dan es ist ein lauter anfechtung und vorsuchung, und der ym hye fride [31] und sicherheit wunschet, thut nerrisch, er magk es auch dartzu nicht bringen, [32] Und wywol wir es alle begerten, ist es uns doch unnutzlich.2) Darumb [33] saget er nicht ‘fuer adder nym van mir die anfechtung’, sunder ‘fure uns [34] nicht hyneyn’. Ab er sagte: Wir sein umbgeben hynder und vor uns mit [35] vorsuchung und anfechtung und mogen uns der nicht entschlahenn, Aber ach, [36] du mein got, mach, das wir nicht van yn uberwunden werden und untergedruckt, [37] wyr mussen hye stehen vor dem auffgesperthen rachen Sathane des

 

[Seite 157]

 

[ 33 Am Rande: In vitis patrum. 2 widersacher 3 eynner 2 4 vorschlingen 2 6 geringes 2 alle schalckheit 2. 4. 5 7 sollten 2 8 auff 2 9 von allen 2 10 tzwerley 2 17 alsyo 2 18 geborn 2 26 foer 3 27 ir] dyr 2 30 fruntlich 2 33 jungen] ynnigen 2 36 flihe 5]

 

[1] [1. Petr. 5, 8.] teuffelß und warthen, wan er uns vorschlinge. Als sant Peter sagt ‘O ir [2] lieben bruder, seyt nuchtern und wachet, dan ewer widdersacher der teuffel [3] geheth umb unnd umb als ein grymmiger ruffender lawe, suchende wen er [4] tzureisszenn moge und vorschlinden’. Sehet, unser hauszvatter und Bischoff [5] Petrus spricht, unser feindt sucht uns, unnd nicht am eynem teyl, sunder an [6] allen enden gerings herum, sucht alle list, braucht aller schalckheit, darmit er [7] den menschen tzu ym bringen mochte, und szo wir das fuelen, sollen wir tzu gote [8] lauffen und bitten ‘O vatter, sich, wye wir uff allen seyten umbringet seyn. [9] O las uns ja von den allen nicht uberwunden werden’.

 

 

[10] Van tzweyerley vorsuchung.

 

[11] Dye erste ist, So eynem ferlikeit des leybes tzustehen als kranckheit, [12] armut, das man eynem sein ere abschneidt adder ander der gleichen, durch [13] welche wir tzur gedulth gereisset werden. So dissz nun kumpt (O lernt umb [14] gottis willen), sal sichs keiner wundern, dan das ist dye arth disses lebens. [15] Etlich sagen ‘ich wolt woll nicht tzornigk werden, wan mirs darnach ginge, [16] und muste dissz adder jennes nicht leyden’. Ja, lieber geselle, du kanst nicht [17] voruber, es ist also geordent, es mussz also seyn. Als der fromme Job sagt [18] [Hiob 14, 1.] ‘Eyn mensch, van eynem weyb geboren, lebt ein cleine kurtze tzeit, wirt vorfullet [19] mit vil armut’. Wer es aber entpfindt, der lauffe tzu Christo und [20] bitte ‘O Christe, lassz mich nicht an deine gnade, ich werde anders vortrencket’, [21] [Ps. 123, 1. 121, 1.] und sagen mit den propheten ‘Czu dir habe ich auffgehaben mein augen, der [22] du in hymmeln wonest, und meyn augen habe ich auffgehaben in dye berge, [23] van dannen mir auch hulffe kommen ist’. Wan mirs nun ubel gehet und [24] meynem bruder woll, beginth michs tzuvordrissen, szo lauff tzu Christo ‘O [25] vatter, hilff, beware, das dissze tentatio nicht in mir wircke tzorn, hassz ader [26] neydt jegen meynem bruder, fuer mich ja nicht hinneyn, O Christe, das ich [27] ir volge’. Aber dye der anfechtung volgenn, geben sich frey dem teuffel, unnd [28] erwechsset in yn alle boßheyt. Dyweil nun unnser leben van gotte selber [29] eyne vorsuchung genanth wirt, Was wollen wir unns dan wundern? ßo [30] unns etwas anstosseth, sollenn wirs freuntlich tragenn unnd sprechen ‘Ey es [31] ist des lebens eygenschaffth, Was szal ich daraus machenn? Es kann nyemandt [32] disszes uber habenn seynn, man kan aber wol dartzu rathen’. Also sagt ein [33] altvater, als Jeronymus schreibet, tzu eynem jungen bruder, der in fragte, [34] er solt ym rathgeben, wye er sein gedancken, anfechtung &c.. die yn seer bekommerten, [35] solt loß werden, und das sie nicht widderkemen: ‘Lieber bruder, [36] wy kanstus weren, das ein vogel nicht in der lufft flige? aber das kanstu [37] dannoch weren, das er dir in dein ore ader auff dein heupth keyn nest

 

[Seite 158]

 

[ 1 machte 2 9 kolenn 2        sprichstu 2 10 leschaus 13 Darumb ist ist es 3. 4. 5 15 in den 2 17 klipichenn 2 19 vordamnung 2        boessz 3. 4. 5 20 stehet 2 25 bekūmern 28 Paul 3. 4. 5 36 mal 2. 4. 5 mall 3 37 welchē 4. 5]

 

[1] mache. Alszo kanstu den gedancken auch nicht weren, das sye kommen, aber [2] du kanst dich wol huthen durch gottis anruffung, das sie nicht bey dir nysten’, [3] und dissze vorsuchung ist bitter.

 

[4] Dye ander ist susse, aber ferlicher dan dye erste. Sye macht froliche [5] menschen, und in dem thut sye grossen schaden, machet hoffart, unkeuscheit, [6] tzuneygung aller sunde, sunderlich tzu der untzucht. Dan so der teuffel in [7] unser fleisch blest, sunderlich eynes jungen menschen, so entzundet er ym alle [8] [Hiob 41, 12.] seyn gebein, marke und dye innerlichen gelider. Also sagt Job ‘Halitus eius [9] prunas ardere facit, Seyn athem macht die kelenn gluend’. Szo sprich du [10] ‘O vater, lesche aus, O las es ja nicht brennenn’. Sich, ein toder wirt darvon [11] lebendigk, van der heymlichen bewegung ins hertz, so wer das fuelet unnd [12] schreyet nicht, der mus fallen, dan er volget im und vorwilligeth darein. [13] Darumb ist es van nothen, das wir tzu Christo seufftzenn, dan dis ist die [14] ferlichste versuchung, wan sye macht den menschen nicht ruffen, szunder rwen [15] [Ps. 104, 25.] und sich belustigen. Also sagt David der prophet ‘in dem grossen mere disser [16] werlt sein vill geworm’, das ist vill vorsuchung, anfechtung und widderstandt. [17] Nun sein wir dahyn kommen, wan man eynem eyn klipchen slecht, so wil er [18] hawen und stechen, wils gar nicht leyden. Nun ist unser lebenn nichs dan [19] ein vordammung, elende, ungehorsam, fasten, jamer, szunde, vorsuchung, bossz, [20] wee, unglucke, schmertzenn, weetagk, hertzleyt, darinne stedt unser thun,

 

 

[21] Die Sybende und letzte bitth.

[22] Sunder erlose uns van ubel,

 

[23] das ist von allem, das uns schaden bringet.

 

[24] Hie bitten wir, das er uns erlose van den peinlichen ubel, als die helle [25] ist, und alles was uns am leib wydder ist und uns bekommern magk, Auch [26] van dem ursprunglichenn ubel der sunde, als dye lerer sprechen, Darmit wir [27] nichs anders dan ubel wollen, das er uns darvon losze, uff das dye begirde des [28] [Röm. 7, 23.] vleisches nicht gefangen nheme den geist, als sant Pauel tzu den Rhomern sagt.

 

[29] Nun last uns eben mercken, wy wir biszher gebetenn: wir haben gotte [30] in den ersten dreyen bitten sein ere geben, in den andern umb unser noth [31] gebeten, was uns von nothen an leyb und szell, das er uns unser sunde vorgebenn [32] wolle, und nun tzum letzten bitte wir, das er uns van dem ubel [33] beware, und dys magk man auch wol bittenn auff das letzte.

 

[34] Nun sein wir herr und nemen dis wydder die ordenung Christi: Czum [35] ersten, eren goth und seyn heyligen nyergen anders umb, dan das er uns [36] vor tzeitlichem armut, schanden, uneren behuten sollen, gedencken nicht ein maell [37] der andern bith, die do vorher gehen sollen, an welche dyse letzte bith nicht

 

[Seite 159]

 

[ 18 Am Rande: David 1 vollenbracht 2        guter fryde 1 4 nicht geeret vnnd gepreiset wyrth 2        geschee 5 13 geschehē 4. 5 15 heylgen 2        anruffen 2 18 adder fehlt 2 21 spristu 2 22 vi fehlt 2 28 vmb fǔst 2]

 

[1] kan vullenbracht werden. Dan gesuntheit, guter, fryde &c.. moge wir bitten, [2] aber tzum letzten. Wir nemen itzt vil ablas brive, das wir ja sicher seyn. [3] Aber ich sage dir, es ist ferlich, wu es geschicht, das gotlicher name darvan [4] nicht gepreyset und geeret wirth, dan wu das nicht gesche, mochte wyr lieber [5] tzehenn mael vordammet werden umb Christus willen, und der Christum [6] fuelt und bekent, der ist willigk alles tzuleyden, allein das sein gotlicher nam [7] moge geereth werden.

 

 

[8] Ordenung aller gesagten.

 

[9] Czum ersten sal man bitten, das got in und durch uns moge gelobet [10] werden, Czum andern, das wir mugen ane sunde leben, Czum dritten, das [11] wir van dem boßen entledigeth werden. Also gehen dye ersten drey gotte an, [12] Dye andern drey uns, van den sunden, auff das wir gotformigk mogen werden, [13] und wan disse alle also gescheen seyn, so solle wir bittenn ‘Nun erlosze unns [14] van ubel’. Alszo sein alle gebeth und notturfft hyrinne beschlossen. Darumb [15] ist es nicht recht, so wir die heyligen angeruffen, das sye uns van ubel loßen, [16] szo wir widder dye ere gottis, sunder unnszer nutz, auch nicht abwaschung [17] unser sunde, dan wir lebenn nicht darnach, suchen, darumb gefelt es widder [18] [Ps. 85, 11.] gotte adder den heyligen. Dye schrifft sagt ‘Dye gerechtigkeit und der fride [19] haben einander gekusseth’, unszer gerechtikeyt ist Christus, der muß fuer hyn [20] in unns seyn, darnach kumpt der fridt. Darumb mercke, so du kranck bist, [21] sprichstu torlich ‘Ey wan ich widderumb gesunt werde, wil ich so frum werden, [22] ich wil vil eyn ander weszen anfahen’. O du nar, du weyst nicht was [23] du sagest. Sprich du alszo ‘O goth, gib mir stercke, gib mir krafft, das ich [24] nicht in ungedulth falle &c..’ und halt stille, halt den rucke tzu und trages [25] willigk. Wir wollen aber itzundt in der wyegen und in pflaumfeddern tzu [26] hymmel faren, so doch Christus unszer frommer Bischoff muste am creutze [27] durch vill peyn und marter hynnauff klettern. Ach wir armen menschen, [28] was nemen wyr uns vor, so es doch alles umb sust ist? Czum beschlis gebe [29] uns got allein seine gnad, das wir so mogen leben, das wir yn nicht ertzornen. [30] AMEN.

 

 

 

[Seite 160]

 

 

 

 

 

Martin Butzers Bericht an Beatus Rhenanus über die Heidelberger Disputation. 1518.

 

 

(Zu Bd. I S. 350 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 160]

Unter denen, welche der unter Luthers Vorsitz abgehaltenen Disputation der Augustiner zu Heidelberg im April 1518 als Zuhörer beiwohnten, befand sich auch ein junger Dominikaner, der nachmals in der Reformbewegung so vielseitig thätige Martin Butzer. Welch tiefen Eindruck sie auf ihn gemacht hat, ersehen wir aus dem Briefe, den er am 1. Mai 1518 an Beatus Rhenanus geschrieben. Mit hoher Begeisterung spricht er darin von Luther und berichtet über den Verlauf der Disputation. Zwar behandelt er nur die ersten dreizehn der von jenem aufgestellten Sätze ausführlich, und J. W. Baum (Capito und Butzer, Elberfeld 1860, S. 98) meint, daß “über sie wahrscheinlich allein disputirt wurde”; indeß die Übereinstimmung dessen, was Butzer noch kurz über den 16. und den 25. Satz äußert, mit dem, was Luther selbst in seinen “Beweisen” (Bd. I S. 360 f. und S. 364) darüber giebt, berechtigt zu der Annahme, daß die Verhandlung weiter fortgeführt wurde.

 

Da der Brief eine wichtige Ergänzung zu Bd. I S. 350 ff. bildet, so lassen wir ihn hier folgen. Abgedruckt ist er, nachdem Abr. Scultetus in seinen Annales (Heidelbergae 1618) I S. 22 schon ein Stück daraus mitgetheilt hatte, vollständig in:

 

 

 

A. Introductio in historiam euangelii seculo XVI. passim per Europam renovati auth. Daniele Gerdesio, Groningae 1744, unter den angehängten Monumenta pietatis &c. S. 176 –191.

 

B. Briefwechsel des Beatus Rhenanus. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Adalbert Horawitz und Dr. Karl Hartfelder. Leipzig 1886. S. 106 –115.

Für A hat Butzers eigene Handschrift vorgelegen, über deren frühere Besitzer der Herausgeber in einer Vorbemerkung a. O. S. 175 f. Auskunft giebt; B ist ein nicht korrekter Abdruck von A. Wir bringen den Text von A und vermerken die bedeutenderen Abweichungen in B; die Angaben der Verse bei Anführungen biblischer Stellen im Texte von A und B sind als Zuthaten der Herausgeber unberücksichtigt geblieben.

 

 

 

D. K. Knaake.

 

 

 

[Seite 161]

 

 

 

 

 

 

 

[1] Beato Rhenano Literatorum humanissimo

[2] Martinus Bucerus S. P.

 

1518

 

[Seite 161] [ 4 et] atque B 23 velere A volere (sic) B 24 si] etsi B 27 illis B]

 

 

[3] NEscio ferme, quid proximis meis literis impudenter nimis tibi literarum [4] antistiti obgannierim, eruditissime idem et humanissime Beate: adeo amor, [5] sibi nunquam constans, tumultuaria quaedam tum effutire me coegit. Et quanquam [6] longe alium oportebat esse amorem literarium, ne dicam Christianum, [7] quam ut inconditum aliquid quodque non ad rationis aequilibrium perpensum [8] esset vel lingua vel calamo immitteret, nescio tamen quo pacto se in rationis [9] quoque regiam minime raro insinuet affectus atque per clancularios subingressus [10] cuniculos etiam hic perturbet omnia. Somniamus enim potius, quam habeamus, [11] sive Stoicorum illam παθειαν sive perditionem nostrae animae carnisque mortem [12] multo felicissimam.

 

[13] Non igitur aliam dico causam, nisi quia amo et ut amplius me amare [14] cognoscas, en amplius peccabo, ac si in superioribus literis impudens fui, iam [15] ero impudentior, ut plane sentias non rationi sed amori in me esse imperium. [16] Quanquam et aliud est, quod, pariter ut impudens fiam, hoc est, scribam fusius, [17] me impulit. Scis autem maxime proverbium, quam paululo negotio in praecipitium [18] agatur sphaera. Legi, quam tuo stilo nostros Theologos impetiveris [19] pupugerisque. id mihi profecto doleret, si esset vanum, eoque, ne per nos [20] Heidelbergenses tu deserta causa tibi victor videare (nam alias senior noster ille [21] Wimphelingius perquam egregie nos tutatus est), ego tibi obiiciam Theologum, [22] quamquam non nostrum, apud nos tamen his diebus auditum, qui usque adeo [23] Sophisticis remoris et Aristotelicis nugis longum valere iussit, ita sacris addictus, [24] in tantum suspiciens obsoletos illos in Schola nostra si maxime Theologos (nam [25] forte hoc qua est facundia posset extorquere) certe rhetoricos Theologos (sic enim [26] nos illos vocamus), ut ex diametro, quod aiunt, a nostris iste dissideat: Hieronymus, [27] Augustinus et huius farinae alii perinde illi noti sunt atque nobis vel Scotus [28] potest esse vel Tartaretus. Is est Martinus ille indulgentiarum, quibus nos [29] minime parum nobis hactenus indulsimus, sugillator, Qui in suorum Fratrum [30] apud nos celebrata Synodo, literariae pugnae solenni more praefectus, ea disputavit [31] Παραδοξα, quae non modo opinionem omnium superarent, verum [32] plerisque etiam visa sunt haeretica. Sed quid, bone Iesu, illi probarent vere et [33] germane theologicum, quibus in approbandis refutandisque dogmatibus ceu lydius [34] lapis habetur quicquid tradidit Aristoteles, imo quod huius corruptores disseminarunt [35] pestilentissimum virus. Quare vero non sic appellarem horum nugacissimas [36] nugas, quibus foedant, inquinant, conspurcant divinissima mentis nostrae [37] pabula, SS. oracula, et horum sanctissimos interpretes, coelestium lautitiarum [38] elegantissimos structores, faciunt obliterari? Sed stomachum in se iustissimum [39] reprimam, ne nimis seria ducant ludicra initia.

 

 

 

[Seite 162]

 

[ 2 unguem (quidem) tamen B]

 

 

[1] Ad Martinum illum Lutherium redeo. Ut summa quidem vi nostri primores [2] amolirentur, ne latum unguem tamen ab instituto dimovere suis argutiis. Mira [3] in respondendo suavitas, in audiendo incomparabilis longanimitas: in dissolvendo [4] Pauli agnovisses acumen, non Scoti, adeo brevibus, adeo scitis eque divinarum [5] scripturarum penu depromptis responsis in sui admirationem facile cunctos adduxit. [6] Fuit postridie cum viro familiaris mihi et procul arbitris amica confabulatio, sed [7] et coena non dapibus sed doctrinis longe paratissima optatissimaque. Quaecunque [8] sciscitarer, luculentissime explicabat. Cum Erasmo illi conveniunt omnia, quin [9] uno hoc praestare videtur, quod, quae ille duntaxat insinuat, hic aperte docet [10] et libere. O utinam mihi tempus esset de hoc tibi scribere plura! Is effecit, ut [11] Wittenburgae triviales isti auctores sint ad unum explosi omnes, Graecanicae [12] literae, Hieronymus, Augustinus, Paulus publice doceantur.

 

[13] Sed ecce vides plura scribendi non esse locum. Mitto per eum disputata [14] Paradoxa iuxta et eorum explicationes, quantum inter disputandum excipere [15] potui aut postea ab ipso fui edoctus. Suspicabar enim hoc tibi fore gratum: [16] si secus fuerit, boni consule vel animum. Obrutus enim occupationibus, nactus [17] tamen tabellarium, ut vides summa festinantia haec effudi potius quam scripsi. [18] Tu iam, si libet, hominis lege dogmata.

 

[19] I. Paradoxum primum: [20]       Lex Dei, saluberrima vitae doctrina, non potest hominem ad iustitiam [21]       promovere, sed magis obest.

 

[22] Hoc praefatum, licet ex D. Paulo sit desumptum eoque de Mosis antiquata [23] [Röm. 8.] lege intelligi illud conveniat (nam ad Rom. VIII. ferme habetur), tamen [24] quum D. Augustinus in libro cui titulus ‘de Spiritu et litera’ huiusmodi sententiam [25] ad quamcunque legem deducit, quae modo foris manens quicquam faciendum [26] praescribat, de nulla non lege, sive data esset auctore Deo sive homine, [27] scripta aut tantum animo complexa, se loqui testabatur. Nam mentem lex [28] huiusmodi quaecunque illa sit erudit quidem, at affectui nullam praebet efficaciam [29] implendi eius quod praecipit in gloriam Dei, eoque manet foris nec in cor [30] ipsum instar ignis penetrat perinde ac lex Spiritus: enim vero est quoque lex [31] Spiritus, quae eadem lex gratiae dicitur et digito Dei, divino nimirum spiritu, [32] cordibus hominum non membranis aut codicillis insculpitur, non voce aut cogitatione [33] etiam, quod rectum, quod honestum sit, commonstrans, sed spiritali [34] afflatu illustrans, purificans pariter et ad bonum perficiendum impellens et perficiens [35] legemque adimplens. Haec ceu fons piarum actionum usque adeo boni [36] omnis auctor existit, ut sine hac non modo non salutare sit, quodcunque etiam [37] operetur bonum in speciem, verum noxium quoque et pestilens: at vero, si [38] cordibus hominum, hoc est affectibus, inscribatur, iam non ipsi vivunt aut agunt, [39] sed vivit potius in ipsis Christus, et non tam agunt quam aguntur, utique [40] Spiritu, eoque filii Dei et sunt et vocantur, tum, sive bibant, edant aut etiam [41] animi gratia quaeritent bulbos, ut est in cordibus ipsorum diffusa charitas per [42] Spiritum sanctum, ita omnia haec condita charitate pia sunt, sancta sunt, Deum [43] spirant, divina respiciunt ac Christum inhabitantem planissime referunt, atque, [44] ut summatim iam complectamur haec omnia, est lex Spiritus divina quaedam

 

[Seite 163]

 

[1] Εντελεχεια humanae menti deitus illapsa, irrequieta, perenni impulsu sursum [2] ciens omnia, qua homo et animo prono iusta percipit et summa cum voluptate [3] operatur. Hans vero ita dari a Deo contendit, ut nulla prorsus mortalium [4] opera emereri queat. Eam ipsam appellari quoque subinde gratiam, nonnunquam [5] fidem, legem vitae, legem Spiritus ac etiam novam legem. Hac sola [6] etiam legem δεκαλογον, tum etiam praecepta Christi et quamlibet sive divinitus [7] sive datam humanitus vitae doctrinam impleri: de hac item cecinisse Davidem [8] [Ps. 37, 31.] ‘Lex Dei in corde ipsius, et non supplantabuntur gressus eius’. Per hanc in [9] novam creaturam hominem instaurari, atque ideo, ait, se nihil exigere praeparamenti, [10] quin tanto huic suscipiendae aptiorem esse hominem, quanto magis [11] fuerit peccator, modo talem se agnoscat, id quod tamen et ipsum huic legi [12] Spiritus acceptum ferat oportet. Etenim cum pluribus se obnoxium sceleribus [13] homo animadvertit, quam nihil sit, quam penitus nihil suo marte queat, manifesto [14] admonetur, eoque ceu ansa porrigitur salutis, nempe ut confugiat ad [15] Christum, pastorem et curatorem animarum nostrarum, quoniam ex se, nisi mori, [16] [1. Sam. 2, 6 f.] nisi perdi, nihil possit. Huc denique pertinere et illud ‘Dominus mortificat et vivificat, [17] pauperem facit et ditat’, siquidem vivificaturus semper mortificat prius, antequam [18] ditat efficit pauperem, hoc est, homini liquido ostendit, quod pauper, [19] quod plane sit mortuus, si non ipsi aspiret vitam opesque largiatur. Et hoc [20] pacto sunt tenebrae super faciem abyssi, priusquam feratur super aquas Spiritus [21] Domini. Haec ferme ille inter respondendum disseruit de Lege Spiritus, qua [22] una excepta, quaecunque alia sit, nequaquam hominem possit ad iustitiam promovere [23] sed obesse potius, libera voce pronunciabat.

 

[24] Prius illud D. Paulo vocato ad partes astruebat, potissimum autem ex [25] [Röm. 8, 3.] Cap. VIII. ad Rom. ubi ita habetur ‘Etenim, quod lex praestare non poterat, in [26] quo inbecillis erat ea’, nimirum ut nos liberos redderet a iure peccati et mortis. [27] Si igitur inefficax est lex ad asserendos nos in libertatem a iure peccati et [28] mortis, ad iustitiam neutiquam promovet. Siquidem id demum aiebat ad iustitiam [29] promovere, quod, ut illa impleatur, praebet efficaciam, hoc autem ab uno [30] [Röm. 8, 3 f.] Christo expectetur oportet. Etenim ‘Deus’, inquit Paulus Rom. VIII. ‘proprio filio [31] misso in assimilatione carnis peccati et de peccato condemnavit peccatum in [32] carne, ut iustificatio legis impleretur in nobis’.

 

[33] [Röm. 7.] Quod vero eadem obsit, ex VII. Cap. ad Rom. plurifariam confirmabat, ut [34] id caput unum hoc per totum ferme praedicat. Prodit enim lex peccatum, inquiebat, [35] eoque irritat, nam robur ad vincendum peccatum nullum iniicit, ideoque [36] obest. Atque ex eo capite plura adducebat, ut et minime pauca illic, quae [37] sententiae eius plane videntur suffragari.

 

[38] Quae tametsi in Mosis legem tantum proferantur ab Apostolo, atque in [39] eam solum quatenus carnalis est, Maxime tamen, D. Augustinum insecutus, ad [40] omnem legem quae foris maneat, id est, agenda duntaxat praescribat et non [41] etiam nisum amoremque explendi praescripta animo immittat, deduxit. Porro [42] ex his velut iactis feliciter fundamentis universa, quae sequunter, eduxit. Quippe [43] si imbecillis et inefficax sit lex Dei, vitae saluberrima doctrina, ut ad iustitiam [44] hominem promoveat, quid conducere arbitrabimur nostrae praescriptum rationis, [45] tanto utique divina lege infirmius, quanto est potentior homine Deus? Mitto [46] interim mentis nostrae genuinam obscuritatem, item quas φιλαυτια ingerit nebulas,

 

[Seite 164]

 

[ 23 praestatur AB 29 peccet AB]

 

[1] quibus fit, ut non admodum raro, quod libet, id licere quoque nobis [2] existimemus: mitto denique et peccatorum tenebras, quibus tam non involvimur, [3] quam sumus liberi peccatis, et pleraque alia, quibus haud mediocre negotium [4] exhibetur rationi verum iustumque in rebus disquirendi, subinde nihil hinc accedit [5] homini quam ut cognoscat agendum, idque aegre, quod longe limpidius [6] praestat lex divina. Hoc autem adeo nihil ad veram iustitiam promovet, ut et [7] remoretur et deterreat, ostensa nimirum pariter iusti difficultate.

 

[8] Quamobrem secundum proloquium in hunc subtexuit modum

 

[9] II. Paradoxum secundum: [10]       Multo minus opera hominum, naturalis dictaminis auxilio frequenter [11]       (ut dicitur) iterata, possunt promovere.

 

[12] Nam si propriis se homines viribus aestiment, quidnam aliud de se ipsis [13] [Röm. 3, 10 f.] sentient quam quod de ipsis pronuntiavit Paulus ad Rom. III. hoc est, non esse [14] iustum ne unum quidem, non esse qui intelligat &c.? Quod si inutiles facti [15] sunt mortales omnes, adeo ut non sit qui faciat bonitatem, non sit usque ad [16] unum, mirum sane, si quicquam ad iustitiam homo promoveat, sua quantumlibet [17] opera explicet. Quod enim semel editum placere non potest, nec placebit [18] frequentius iteratum, quin veluti crambe bis posita magis putrebit. Proinde, [19] quanquam in speciem decora appareant hominum opera, peccati tamen labem [20] non effugiunt. Iustitia enim a Deo, non ex hominibus: iniustum igitur quicquid [21] absente Deo geritur ab homine. Idem vero esse mortale, hoc est, noxium, [22] [Gal. 3, 10.] Paulus ostendit ad Galat. III. ita dicens ‘Quotquot ex operibus legis sunt, maledictioni [23] sunt obnoxii’. Itaque si ex legis operibus, quae ut praestant his, quae [24] ductu fiunt naturalis rationis, ita quoque longe videntur speciosiora, maledictioni [25] sunt mortales obnoxii, consequens est, ut ea pariter peccata sint mortalia, quae [26] suis freti viribus homines faciunt sine Christo. Hinc et ex D. Hieronymi in [27] h. l. commentariis robur minime lene poterit arrogari. Denique, quoniam ita [28] praeceptum est mortalibus, ut Deos alienos non habeant, ut plane gravissime [29] peccent istud transgrediendo, transgrediantur autem, quoties quicquam non Deo [30] tribuant eique ferant acceptum, reliquum est, si vacui sint gratia et charitate, [31] ut sane Deo referre nihil prorsus queant, ita lethaliter delinquant. Atque ideo [32] hoc modo succinit

 

[33] III. Paradoxum Tertium: [34]       Opera hominum ut semper speciosa sint bonaque videantur, probabile [35]       tamen est ea peccata esse mortalia.

 

[36] Ut autem opera hominum si interius considerentur mala foedaque vere [37] censentur, quamcunque fronte pulchritudinem prae se ferant, ita opera Dei, id [38] est quae iusti Deo auctore agunt, non nunquam ipsis piis quod suum est in [39] illis spectantibus, licet qua sunt humilitate sanctaque modestia videantur deformia [40] et sint plane, si quod Christi est ab eis secernatur, quia tamen Christo adspirante [41] fiunt, merita sunt immortalia per Christum, siquidem legis sit adimpletio, et ipso [42] merente in nobis nostraque (ignoscendo) purificante praemium paratur vitae. [43] Quare sic adfirmat

 

 

 

[Seite 165]

 

[ 12 apparent B]

 

 

[1] IV. Paradoxum quartum: [2]       Opera Dei, ut sint semper deformia malaque videantur, vere tamen [3]       sunt merita immortalia.

 

[4] Quanquam autem hominum opera (ea sunt quae suapte virtute operantur) [5] certe mortalia sint, quod ea sine execrando raptu in Deum peculatusque crimine [6] esse nequeant (nam Deo digne referri sine charitate nihil potest), tamen quoniam [7] criminari ob quaecunque opera homo iure non possit neque crimina iusta adpellanda [8] sunt, perinde ut est adulterium, veneficium et reliqua huius notae scelera. [9] Et haec auctore D. Augustino quarto contra Iulianum libro dogmatizabat, [10] ideoque in hunc modum consequenter decernit

 

[11] V. Paradoxum quintum: [12]       Non sic sunt opera hominum mortalia (de bonis ut adparent loquimur), [13]       ut eadem sint crimina.

 

[14] Praeterea quoniam in omni pio opere et sic Christus sit architectus eoque [15] id Dei opus non indigne adpellitetur, nihilo secius tamen et suum in hoc dimensum [16] homo accipit et vel instrumenti vice et ipse operatur: quare non potest [17] non adesse quaedam in gesto labecula atque defectus, nam et in Christo [18] manentem palmitem pater purgat, haud purgaturus nisi vitii nonnihil inesset. [19] [Pred. 7, 21.] Denique Ecclesiastes ait ‘non est homo iustus in terra, qui faciat bonum et non [20] peccet’. Hoc etenim neque sic accipi potest, ut non sit iustus, qui faciat bonum, [21] verum iugiter peccet (iustus enim iniuria diceretur), neque ut peccet quidem, non [22] autem, cum facit bonum (otiosa enim esset haec particula ‘bonum faciat’, quum [23] nihil plus diceretur quam ‘non est iustus qui non peccet’: at vero ad hunc [24] [Spr. 24, 16.] modum alibi dicitur ‘septies in die cadit iustus’, nec additur ‘qui faciat bonum’). [25] Hunc igitur esse verborum Ecclesiastis intellectum, qui modo non sit sophistica [26] acrimonia exoculatus, citra negotium perpendet: ‘non est iustus qui faciat bonum [27] et non peccet’, hoc est, qui non faciendo bonum delinquat. Nunquam enim [28] tam feliciter Christi ductum nostra sequitur imbecillitas, ut non perinde ac dentata [29] dolabra, licet a probatissimo ducta fabro, impingat alicubi et porcorum [30] sulcos efficiat: adeo sumus ad Iustitiae munia nostra natura inepti. Proinde [31] [Ps. 143, 2.] iustus orat, servus Domini, non iniquis perfuga, non scelestus, ‘ne intres in [32] iudicium cum servo tuo, Domine, quoniam non Iustificabitur in conspectu tuo [33] [Hiob 9, 28.] omnis vivens’, et Iob ‘verebar omnia opera mea’, non tantum mala, non solum [34] reproba, sed quae pia etiam sanctaque illi videbantur et utique erant. His [35] aliisque minime paucis arcanarum literarum fretus eloquiis ille meo quidem [36] iudicio vere Paullinus theologus nihil contatus ita pronuntiat

 

[37] VI. Paradoxum sextum: [38]       Non sic sunt opera Dei merita (de iis loquimur quae per hominem [39]       fiunt), ut eadem non sint peccata.

 

[40] Sub haec quoniam nullus est rectae mentis Christianus, qui diffiteatur, [41] omnia nostra oportere Deo ferre accepta quae bona sint, mala autem nobis [42] tribuere ipsis, qualia sunt sane quaecunque agimus, nisi Christi favore pia [43] reddantur, et hunc si adsit penitus ignoramus, fit plane consequens, ut, nisi opera [44] nostra ceu mortalia vereamur, hoc ipso mortalia fiant: etenim quemadmodum

 

[Seite 166]

 

[ 6 auffere AB 7 est summa B]

 

[1] nos latet, si quae agimus Christi agamus auspiciis eoque sint Dei magis quam [2] nostra, ita constat, nos in illis operari eoque adesse imperfectum. Si igitur non [3] timemus, confidimus plane et in securitate sumus, nihil autem minus securum [4] quam Christum inhabitare nostras mentes: itaque sequitur, securos nos esse de [5] nobis ac nostra velut iusta essent reputare. at vero hoc est sibi ipsi placere [6] fruique se ipso, gloriam aufferre Deo, a quo uno omnis nostra sufficientia, semet [7] ipsum sibi constituere Deum et summa perversitas. Agnoscat igitur se homo [8] et quam curta sibi sit suppellex adcurate perpendat, et qui nescit, dignusne sit [9] amore vel odio, ignoretque, an in se Christus operetur nec ne, non autem nesciat [10] a se geri quod agitur, in quolibet opere timeat, vereatur, ne non suum [11] agat opus et peccet mortaliter, abiiciat se in Christum, cuius opitulamine tantum [12] confidat, illius opem ardentibus votis postulet: sic enim quod gerit, etsi quatenus [13] suum est inconsummatum sit, peccato obnoxium, et foedum recte aestimetur, [14] Christi numine expurgabitur, coelesti succo perfusum reddetur divino palatui [15] non insipidum atque iam non Christiani sed Christi opus censebitur. Ideoque [16] posthaec non tam rarenter quam vere hoc paradoxum subiunxit:

 

[17] VII. Paradoxum Septimum: [18]       Iustorum opera essent mortalia, nisi pio Dei timore ab ipsismet iustis [19]       ut mortalia timerentur.

 

[20] Porisma hoc usu venit iustis, malis idem contingere non potest, quales [21] profecto sunt quotquot Dei timorem expectorarunt. pari igitur scriptura parique [22] pondere sic consequenter definit

 

[23] VIII. Paradoxum octavum: [24]       Multo magis hominum opera sunt mortalia, cum et sine timore fiant [25]       in mera et mala libertate.

 

[26] Hominum siquidem opera (ut praefatum est) ea vocat, quae ab ipsis fiunt [27] suis auspiciis, Christo neutiquam adspirante: in his enim confidere sibi, quasi [28] ex se quicquam posset boni arrogare, est desciscere a Dea et in pestilentissimam [29] cacodaemonis superbiam proruere. Subinde quam certum est nobis cumprimis [30] nocere et animae praesentaneam adferre mortem, si vel tantillum nobis [31] cum Stygio principe conveniat, ut hanc arbitremur rapinam, quicquam nobis [32] tribuentes, et non potius actus nostros et universa opera adscribamus Patri [33] luminum, a quo omne bonum omneque donum perfectum descendit. hoc autem [34] non minus nobis existit impossibile, cum sumus mortui, cum abest a nobis [35] Christus, vita nostra, quam ut calorem in quicquam transmittamus ipsi rigentes [36] gelu. modo et isti hominum deificatores1) fatentur, sine Christo, sine gratia nec [37] hominem vivere, nec in Deum quicquam posse referre, non magis quam spongia [38] atramento plena tabulae detergere maculas. Non autem maxime animadvertunt,

 

[Seite 167]

 

[ 17 quodcunque B 24 Νεομενιας AB 26 hominum B 27 enim fehlt B 39 etiam hoc B]

 

[1] [1 Cor. 10, 31.] hominem quantus sit Dei esse et omnia sua in eius fore gloriam vel Apostolo [2] praecipiente oportere eoque, id cum non possit manens extra Christum vacuusque [3] gratia, non tantum quodcunque et qualecunque agat opus id mortuum esse, [4] verum etiam mortiferum, quippe quod illud agens in Deum pressus suis peccatis [5] non referat, sed rapiat, sed sibi tribuat, in eo, quae sua sunt, non quae Christi, [6] quaerat. igitur in sana doctrina noster Theologus ita praecipit:

 

[7] IX. Paradoxum nonum: [8]       Dicere, quod opera sine Christo sint quidem mortua, sed non mortalia, [9]       videtur periculosa timoris Dei remissio.

 

[10] Nec maiori negotio et istud, nimirum eidem innixus rationi, statim adiunxit:

 

[11] X. Paradoxum Decimum: [12]       Imo difficillimum est intelligere, quonam modo sit opus mortuum, [13]       nec tamen noxium mortaleve peccatum.

 

[14] Nam si mortuum, Deo referri, qui vita sit vitaeque fons, non potest, cum [15] autem referri omnino oportebat, rapitur Deo suum et alienum sibi Deum se [16] aut quodvis aliud sibi homo peccator statuit, transgreditur igitur legem Dei, qua [17] [2. Mos. 20, 3.] sancitum est ‘non habebis Deos alienos’. peccat igitur, quodcumque agat, quantumlibet [18] in speciem bonum illud videatur, itaque non tantum mortuum, sed [19] mortale etiam sibi noxiumque fuerit. Ad haec, neque literae sacrae neque latinae [20] hunc habent loquendi modum, ut mortale aliquid non sit et tamen sit mortuum, [21] quin latinis plus sonat mortuum quam mortale. Sed, utcunque sit de verbis, [22] res ipsa indignissima est Christianis, nedum Theologis. Si enim et ipsi quod [23] extra gratiam sit mortuum asserant, audiant quaeso Dominum, quam sibi haec [24] [Jes. 1, 13 f.] mortua placeant, testantem Ies. I. ‘incensum’, inquit, ‘abominatio est mihi, Νεομηνιας [25] [Spr. 15, 8.] &c. facta sunt mihi molesta, laboravi sustinens &c. &c.’ ‘Victimae [26] impiorum abominabiles.’ Praeterea circa opus tale aliquod mortuum hominem [27] quoquo modo affici oportet, amabit enim aut odiet (sit vero illud, exempli [28] gratia, elargitio stipis). Non odiet, malus enim est, et illud agit utique quod [29] collubitum: amabit igitur, et peccato immunis quomodo censebitur? quem sane [30] oportebat super omnia amare et glorificare Deum, non diligere, quod ille aversatur, [31] et venditare se eo, quod creatori suo est abominabile. Iam ex praelibatis [32] satis superque habetur, in omni etiam iusti opere esse nonnihil sordis, quod in [33] illo etiam homo et non tantum Christus operetur, ex quo maxime et consulto [34] sensu communi pater etiam hoc potest, aut nullum aut esse perquam rarissimum, [35] nullo non atro Cygno insolentiorem quam iustus adeo se in Christum [36] perimat, ut se ipsum no pariter amet sibique non nihil tribuat, eoque caussam [37] habeat timendi damnationis horrendum iudicium, ut qui adhuc in se offendat [38] quod, nisi Christi Iustitia aboleretur, gehennae plane faceret obnoxium. Quapropter [39] Theologus et hoc adfert praefatum

 

 

 

[Seite 168]

 

[ 34 Diss. A diss. B        Zwischen Z. 35 und Z. 36 ist in B der Text der Thesen 14 bis 16 eingeschoben 43 cum esse AB]

 

 

[1] XI. Paradoxum undecimum. [2]       Non potest vitari praesumtio nec adesse vera spes, nisi in omni [3]       opere timeatur iudicium damnationis.

 

[4] Nisi enim hoc timeatur ab homine, quid aliud consequens est quam quod [5] is confidat, in se non esse quod illud mereatur? atque ita sibi ipsi non probe [6] cognitus praesumet male et non in uno Deo spem suam collocabit, ut qui commeruerit [7] nihil, quare ob gehennae tormenta trepidaret. Quando autem Deus [8] remittere assoleat, dum ipsi nos accusamus, facile potest intelligi et ea, quam [9] mox subiungit propositionem verbis quam sententia rariorem, ea sonat in hunc [10] modum:

 

[11] XII. Paradoxum duodecimum: [12]       Tunc vero sunt peccata apud Deum venialia, quando timentur ab [13]       hominibus mortalia.

 

[14] Et quoniam peccatum faciens servus est peccati et servum Domino suo [15] oporteat esse morigerum, facile sequitur, liberum arbitrium post peccatum rem [16] quidem aliquam animaeque esse potentiam, at in bonum liberum esse minime, [17] denique, ex se nisi peccare non posse. Etenim quidquid ex se agat homo, [18] istud Deus non agnoscit nec illi potest referri: admittitur igitur raptus iam [19] saepe dictus. Quare superiora tenenti haud videbitur obscurum quod sequitur [20] paradoxum.

 

[21] XIII. Paradoxum decimum tertium: [22]       Liberum arbitrium post peccatum res est de solo titulo, et cum facit [23]       quod in se est, peccat mortaliter.

 

[24] Et hoc quidem August. lib. II. contra Iulianum aperte comprobat et ad [25] [Hos. 13, 9.] idem facit quod habetur Oseae XIII. ‘Perditio tua, Israel, ex me tantum modo [26] auxilium tuum’. quoad bonum, ille arbitrii libertatem in hunc modum docebat: [27] ut visum est Deo ad se quempiam avocare, praevenit ipse hominis voluntatem [28] et in se convertit, quo fit, ut homo Dei nutum summa cum voluptate sequatur [29] nec quidquam aliud velit, sicque ab omni coactione, non autem necessitate liberi [30] simus. Non Deus, inquiebat, sic movet, ut bonum tantum ostendat homini, ipsi [31] relinquens acceptare illud aut respuere, sed simul dat velle et posse, atque mox [32] delectabitur bonum quod offert amplecti.

 

[33] Ex his atque D. Augustini sententia libro contra Pelagianos, libro de gratia [34] et correctione, item Petri Longobardi Dist. XXIV. citra negotium quoque intelligi [35] possunt XIV. XV. XVI. propositiones.

 

[36] Nam quod ad XVI. pertinet, si annitatur ex se quispiam parare gratiam, [37] minimum et Deum deserit fontem vivum et suarum sibi virium veteres nimirum [38] [Jer. 2, 13.] cisternas fodit, duo mala pariter committens, quod per Ieremiam Dominus ipse [39] queritur: Mirum autem, si sit agens, non etiam duplo reus fiat, qui geminum [40] item peccatum admittit. Nec hoc pacto unquam desperanti ulla fenestra aperitur, [41] verum semet abiiciendi, auxilium postulandi a Deo et plane humiliandi se, ut [42] exaltetur, non mediocris occasio praestatur. His iam enucleate perpensis nullus, [43] ut mea fert opinio, reliquis paradoxis scrupus iam esse poterit, praesertim si

 

[Seite 169]

 

[1] quis D. Paulum vel a limine salutavit. In XXV. tamen advertendum hoc est, [2] non illum contendere iustum esse absque operibus, sed non opera cum, verum [3] fidem efficere iustum: iustus enim ex fide vivit.

 

[4] Haec sunt, Beate, quae inter disputandum ut licuit excepi, in nonnullis [5] tamen ab ipso disputatore postridie, non potest dici qua facilitate, quo docendi [6] spiritu, adiutus. Statueram vero etiam nostratium Theologorum tibi tela describere, [7] verum ubi ea repeto videntur tam flaccida, tam ficulnea, tam nihilo nisi [8] Aristotelis Scotique σκοτιᾳ tenebricantia tantisper luculentamque veritatem apud [9] Sophistam fortasse aliquem, non autem Theologum qui in apertissima Euangelii [10] divique Pauli luce versetur obfuscatura, ut sim plane veritus sub incudem ea [11] mittere tui exactissimi iudicii. Quod superest, Humanissime Beate, te oro teque [12] per sacra obtestor, haec nemo nisi amicus videat, ne mihi ipsi malum accersam, [13] dum obsecundare amico studeo. Et sive tuum addas subducasve calculum, te [14] per amicitiam nostram obsecro, hanc meam ineptiam in amicam partem accipias [15] et, dum olim liberrimum tibi fuerit ac vacuum maxime, tuam amicorumque [16] sententiam rescribas. Vale tuoque Martino si non ad rem aliam vel ad risum [17] interim utare, quem tam egregie depuduerit. Ex Heidelberga Kalend. Maias anno [18] Christi ⅭⅠƆ Ɔ XVIII. rogarem ut illatinam meam dictionem, praecipitem scribendi [19] festinantiam liturasque conniveres, nisi viderem illico petendum mihi, ne mea [20] legeres.

 

 

 

[Seite 170]

 

 

 

 

 

Eine Äußerung Luthers über die Heidelberger Disputation.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 170] [Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

In der Zittauer Rathsbibliothek befindet sich, wie J. K. Seidemann, Dr. Martin Luthers erste und älteste Vorlesungen über die Psalmen (Dresden 1876) Bd. I S. XVIII, berichtet, ein Exemplar von Bugenhagens Psalmorum interpretatio vom Jahre 1524, welchem eine Abschrift von Luthers Heidelberger Disputationssätzen eingeklebt gewesen, von der aber jetzt nur noch das letzte Blatt vorhanden ist. Auf diesem Blatte steht nach sieben unleserlich gemachten Zeilen, die handschriftlichen Abkürzungen aufgelöst: “D. Martinus Lutherus Sacrae Theologiae Magister presidebit. F. Leonhardus Baier artium et philosophiae magister respondebit. Heydelberge 1518 Actum.” (vgl. in unserer Ausgabe Bd. 1 S. 353 zu Z. 3 –6) und danach folgt von Luthers eigener Hand eine Erklärung über den Zweck jener seiner Sätze, welche wir hier nach Seidemann a. a. O. geben; sie ist wahrscheinlich bald nach beendeter Disputation niedergeschrieben.

 

 

 

D. K. Knaake.

 

 

 

 

 

 

 

[Eine Äußerung Luthers über die Heidelberger Disputation.]

 

1518

 

[Seite 169]

[1] He Conclusiones sunt a me ideo tractatȩ ac disputate, ut ostenderem, [2] primo quod longe lateque ab Aristotelis sententia aberrarint1) omnium Scholarum [3] Sophistȩ ac plane sua somnia in Aristotelis non intellecti libros invexerint. [4] Deinde ut, si quam maxime sensum eius teneamus (quemadmodum [5] hic tradidi), tamen prorsus nihil adiumenti ex ipso haberi possit non solum [6] ad Theologiam seu sacras literas, verum etiam ad ipsam naturalem philosophiam. [7] Quid enim iuvet ad rerum cognitionem, si de materia, forma, [8] motu, finito, tempore nugari et cavillari queas verbis ab Aristotele conceptis [9] et prescriptis?

 

 

 

[Seite 171]

 

 

 

 

 

Bruchstück eines ersten Entwurfes zu dem frühesten Schreiben Luthers an den Papst. 1518.

 

 

(Zu Bd. 1 S. 527 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 171]

1. Die Handschrift. Die Aufzeichnung, welche im Folgenden zum ersten Male abgedruckt ist, gehört einer Sammlung von Stammbuchblättern, Briefen und sonstigen Autographen, sowie von gemalten Wappen an, welche im vorigen Jahrhundert durch den württembergischen Konsistorialdirektor Geheimen Rath Fr. W. Frommann (gestorben 1787) angelegt wurde und jetzt, noch unter ihrem ursprünglichen Namen “Stamm-, Wappen- und Handschriften-Buch”, einen Bestandtheil der Königlichen öffentlichen Bibliothek in Stuttgart bildet. Wie schon ihr Name verräth, ist die Sammlung in Buchform angelegt — sie besteht aus mehr als fünfzig Foliobänden —; die einzelnen Stücke sind dabei nach der alphabetischen Reihenfolge der Schreiber (bezw. bei den Wappen, der Besitzer) den Blättern des Buches auf- oder zwischen ihnen eingeklebt. So findet man in Bd. 24 das in Rede stehende Stück und zwar inmitten dreier anderer Autographen Luthers: vorangeht ihm der Brief an die Reutlinger von Donnerstag nach dem Neujahrstag 1526 (De W. I S. 79 ff),1) sowie — unter einem kleinen bemalten Brustbild des Reformators — ein kleines Blatt mit kurzen Bemerkungen von seiner Hand, während ein größeres Blatt ebenfalls mit Notizen Luthers folgt.2) Was nun unsere Handschrift selbst betrifft, so besteht sie aus einem Quartblatt von Papier (20,6 × 14,9 cm), dessen eine Seite, von einem Rande zur Linken abgesehen, durch den unten folgenden Text gerade ausgefüllt wird, während im oberen Drittheil der sonst leeren Rückseite eine Aufzeichnung anderer Art, aber gleichfalls von Luthers Hand, sich befindet (s. unten S. 203 f.). Da das Blatt auf beiden Seiten beschrieben ist, wurde es gefenstert. Diese Fensterung hat aber sichtlich stattgefunden, ehe das Blatt in Frommanns Hände kam; dasselbe wird also vorher schon in einen Band eingefügt gewesen sein, vielleicht zusammen mit dem hier fehlenden Anfang des Briefentwurfes, der möglicher Weise heute noch an jener Stelle ist. Aber wo der betreffende Band zu suchen sei, dafür fehlt es zur Zeit an jedem Anhaltspunkt. (Auf dem erhaltenen Blatt findet sich außer Luthers Aufzeichnung gar keine Bemerkung, auf dem zu seiner Fensterung verwandten Papiere nur die Ziffer 10, rechts oben in der Ecke.)

 

 

 

[Seite 172]

 

 

Daß die Aufzeichnung von des Reformators eigener Hand herrührt, ist über jeden Zweifel erhaben.

 

2. Der Text. Was vorliegt, ist nur der Schluß eines Briefentwurfes. Wie viel verloren ist, läßt sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Wenn Luther aber den wichtigen Entwurf nicht auf die nächsten besten Papierstücke geschrieben, so haben wir uns den Anfang wohl auf einem Blatt zu denken, das mit dem erhaltenen zusammen einen halben Bogen bildete, und da er das erste Blatt wohl ganz beschrieben hat, ehe er zum zweiten überging, so wären etwa zwei Drittheile des Schreibens verloren, nur ein Drittheil erhalten.

 

Trotz diesem bruchstückartigen Charakter unserer Aufzeichnung lassen sich Zeit und Anlaß derselben mit ziemlicher Sicherheit feststellen. Zwar hat sie mit den drei bekannten Lutherbriefen an den Papst so wenig gemein, daß sie zu keinem derselben die unmittelbare Grundlage bilden kann. Doch auch ohne solche Beziehung erscheint ihr Platz gesichert. Festgestellt sei zunächst, daß die ausführliche Bezugnahme auf die Inquisitores nicht nothwendig fordert, den Entwurf in die Zeit zu verlegen, in welcher auch schon Hoogstraten angefangen hatte, sich in den Streit zu mischen (April 1519); denn auch Tetzel z. B. hatte sich, und zwar von Anfang an, als Ketzermeister Luther gegenüber geriert. Sonst findet sich nichts in dem Entwurf, das auf die Zeit nach 1518 hinwiese, wohl aber manches, das ihn früher anzusetzen räth. Schwerlich hätte der Reformator nach seinem Zusammentreffen mit Cajetan in Augsburg, ja auch nur nach Eingang des Dialogus de potestate Papae von Prierias noch gesagt, wie die Inquisitoren in Italien verfahren, wisse er nicht. So werden wir schon über den Oktober, ja über den Anfang des August 1518 zurückgeführt. Beachten wir dann weiter, daß Luther nach seinem ersten Brief an Leo X., in welchem er so entschieden erklärt: revocare non possum, kaum einen zweiten hätte schreiben können, in dem er die Entscheidung dem Papst anheimgab, ohne daß er auch hier dieselbe Versicherung wiederholt hätte (und sie hätte in dem erhaltenen Schlußtheil des Entwurfes ihren Platz finden müssen), so kommen wir noch weiter in der Zeit zurück, zurück nämlich auch über jenen ersten Brief vom Mai 1518. Und dahin weist unsern Entwurf auch die Stelle, in welcher der Verfasser als Zweck seines Schreibens angiebt, daß die Gegner daraus — und zwar nicht “wiederholt” — ersehen sollten, wie wenig er sich vor dem Drohen mit dem Papst fürchte, indem er sich an ihn selbst mit allem Vertrauen wende. Das konnte Luther doch eigentlich nur in einem Brief an den Papst sagen, dem noch kein anderer seit dem Anschlag der Thesen vorangegangen war.

 

So hätten wir also den Entwurf eines Lutherbriefes an den Papst vor uns, der verloren gegangen oder aber gar nicht abgesandt worden wäre? Keines von beiden. Das erste ist nicht möglich, denn der Brief vom Mai 1518 ist seinem ganzen Inhalt nach der früheste, welchen Luther an Leo X. gerichtet hat. Gegen das andere aber sprechen die Anklänge an diesen Entwurf, welche wir bei aller Verschiedenheit im Brief vom Mai 1518 und namentlich in dem Begleitschreiben an Staupitz vom 30. Mai gen. J. finden.1) Dazu kommt, daß auch im

 

[Seite 173]

 

vorliegenden Entwurf in Ausdrücken wie cremanda jubebis? seruanda jubebis? auf ein oder mehrere Schriftstücke angespielt zu sein scheint, welche Luther mit dem Brief offenbar an den Papst schicken wollte, und mit seinem ersten Brief vom Mai hat er ja auch eine Schrift, die Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute übersandt. Dies alles weist denn mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß wir hier einen ersten Entwurf eben zu diesem frühesten Schreiben des Reformators vor uns haben. Dieser erste Entwurf, der so sehr sich von der endgültigen Fassung unterscheidet, ist dann freilich nachträglich von Luther wieder verworfen worden. Aber eben diese Verschiedenheit ist psychologisch interessant (vielleicht bis hinaus auf die im abgegangenen Brief und auch in den späteren nicht mehr vorkommende Anrede Sanctitas tua). Sie läßt uns einen Blick in die Seele des Reformators werfen und zeigt namentlich, wie er erst nach einigem Schwanken zu der lediglich an die Sache sich haltenden und ungleich entschiedeneren Fassung, wie sie im wirklich abgegangenen Schreiben vorliegt, sich entschlossen hat.

 

Es schien das gerathenste, den öfter zweifelhaften Text genau in Luthers Schreibung zu geben; nur für das rein graphische ü wurde u gesetzt und die Abkürzungen, weil in ihrer Bedeutung zweifellos, aufgelöst. Die Interpunktion des Originals beizubehalten, erschien weder nöthig, noch mit Rücksicht auf das Verständniß des Textes rathsam.

 

Vgl. unsere Ausgabe II S. 384. I S. 644. 529.

 

 

 

Dr. K. Steiff.

 

 

 

 

 

 

 

[Bruchstück eines ersten Entwurfes zu dem frühesten Schreiben Luthers an den Papst. 1518.]

 

1518

 

[Seite 173] [ 1 Sanctitas tua] in der Handschrift nur S. t. Ebenso im Folgenden.        mej causa steht über der Linie, ist erst nachträglich hinzugefügt. 2 tantj ist korrigirt aus tanto, schwerlich umgekehrt tanto aus tantj        Zwischen tantj und authoritatis stehen zwei Wörter, von denen das eine, weil mit unreiner Feder geschrieben, nicht wohl zu lesen ist (vielleicht ordinis?), während das andere deutlich fagia oder fugia heißt, was aber keinen Sinn giebt. 3 an] ursprünglich: siue, das jedoch durchstrichen und durch das darüber geschriebene an ersetzt ist. 6 Vor consulere steht durchstrichen: appellare]

 

 

[1] Nolo quod Sanctitas tua ea quoquo modo mej causa defendat; tantum [2] abest, vt ea petam tantj ...... authoritatis approbarj. Sed nec id curo, [3] seruanda Iubeas an abolenda. Vnum hoc solum volui, vt hereticȩ prauitatis [4] Inquisitores viderent adeo me nihil timere eorum inanes Minarum ampullas, [5] vt et ipsum nomen Sanctitatis tuȩ, quo solo iam credo cȩlum terrere incipient,1) [6] cum fiducia ausus sim accedere et consulere. Nam Quid Inquisitores hereticȩ [7] prauitatis in Italia faciant, nescio. In Germania Scio totum eorum nosse et [8] posse in eo consistere, quod Nomen Summi pontificis minantur; neque eo

 

[Seite 174]

 

[ 4 Mit quottidie bricht der Satz ab, der übrige, vierte, Theil der Zeile ist leer. 8 Sch] Luther bricht hier mitten im Worte ab, er läßt aber einen leeren Raum von der Länge einer Drittelszeile, auf dem also eben die betreffenden Namen Platz finden sollten. D. Knaake ergänzt, vielleicht mit Recht, Sch zu Schismaticum. Auf den leeren Raum folgt unmittelbar ein durchstrichenes Wort, das ohne Zweifel Martini zu lesen ist.        Nach mihi schwer zu lesende Stelle, die D. Knaake als o quȩ deutet, was viel für sich hat. Man hat sich dann diese beiden Worte als Zwischenbemerkung zu denken: — o quȩ! —. 8/10 Die Klammern vor Hȩc und nach ludere stehen nicht in der Handschrift. Nach ludere folgt in dieser ein Punkt und nach prosequi ein kleiner Zwischenraum. Letzteres Verbum ist mit officium suum Z. 7/8 zu verbinden. 10 Inuitati] nämlich von Luther nach Wittenberg.        Vor tutissimum steht ausgestrichen: securum        Das Wort hospicij war von Luther anders begonnen, so daß hier nun verschiedene Buchstaben in einander laufen und die Lesung infolgedessen unsicher ist; wir glauben mit D. Knaake hospicij lesen und einen Schreibfehler für hospicium annehmen zu sollen. 11 In der Handschrift hinter haberent ein Punkt.        Hinter hȩreticȩ erg. prauitatis 13 Ursprünglich stand, und es ist auch nicht ausgestrichen: iratas, über die letzte Silbe ist aber geschrieben: cundas        Vor ad steht durchstrichen: hoc 18 Ursprünglich hieß es: quam vitȩ propriȩ; die beiden ȩ sind in a geändert und mihi est nach quam über der Zeile eingefügt. 19 vt psalmus] oder vt scriptum; die betreffenden Worte sind mehrfach korrigirt. 20 Hinter omnes erg. vias meas praevidisti. Ps. 139, 3. 22 Hinter esse erg. dicitur oder legitur        Beatissime pater] in der Handschrift nur B. p.]

 

[1] territaculo vtuntur, nisi dum pro suis praerancidis et perrancidis opinionibus [2] aduersus puram et sanctam Sacrȩ Scripturȩ veritatem debacchantur. Alioquin, [3] Si hȩreses eos delectaret Inquirere, Haberent vicinas Boemiam, Morauiam hȩreticis [4] refertas et quottidie        Licet nullus eorum, quantumlibet [5] sint Zelosi catholicȩ fidej defensores errorumque suppressores, veritatis [6] reuelatores, Sancte sedis Apostolicȩ honoratores (hȩc enim Monstra non [7] nomina vanissime gloriȩ in omnibus angulis sibi arrogant), voluerit officium [8] suum in hunc hȩreticum Sch        (Hȩc enim mihi ... non [9] nomina Sed monstra passim Imponunt, tanquam si pueros in Comedia videres [10] ludere) prosequi, licet Inuitati fuerint et tutissimum amoris et fidej hospicij (?) [11] haberent, Maluerunt esse detractores et calumniatores quam hȩreticȩ Inquisitores [12] in me, quia illud sine scientia Scripturarum facile se posse videbant, [13] quod iracundas meretriculas videt ȩque posse, ad hoc vero sentiebant sibi [14] non sufficere Magistros nostros Eximios peripatethicos Theologos cum vniuersis [15] questionum suarum lustris et volutabris.

 

[16] Ego domino meo Ihesu Christo hanc laudis Jucundȩ confessionem me [17] debere agnosco, Quod benedictione gratiȩ suȩ eousque me erudiuit, vt non [18] modo credam, Sed certiore experientia quam mihi est vita propria Sciam, Non [19] [Joh. 3, 27;, 2. Cor. 3, 5.] posse hominem aliquid cogitare, nisi datum ej fuerit desuper, vt psalmus (?): [20] [Ps. 139, 2 –4.] ‘Intellexisti cogitationes meas de longe. Et omnes. quia nec sermo est in [21] lingua’. Quid quȩso in hominis potestate est, quando nec sermo in potestate [22] lingue eius esse?1) Quare cum omni fiducia, Beatissime pater, pedibus Sanctitatis [23] tuȩ hȩc subijcio Nihil prorsus rogans, quid super ijs statuas. Dominus

 

[Seite 175]

 

[ 2 Vor quicquid stehen die durchstrichenen Worte: Et quicq Et 5 Die Worte papyro et literis stehen auf dem Rande und sind durch ein Verweisungszeichen hierher gewiesen. Doch ist letzteres, übrigens wohl nur infolge einer Ungenauigkeit, hinter anstatt vor den Punkt gesetzt. 7 Vor subuertere findet sich durchstrichen: transferre 9 Der Abkürzung von sed ist ein n angehängt; Luther war offenbar eben im Begriff gewesen, ein m anzufügen, indem ihm bereits das auf sed folgende secundum in die Feder kam, er hat aber das Versehen noch während des Schreibens bemerkt und innegehalten.]

 

[1] Ihesus, sine quo nihil cogitabis aut proferes, docebit te, quid statuendum sit; [2] quicquid autem statueris, E celo statutum esse non dubitabo. Cremanda [3] Jubebis? dicam: ‘sicut domino placuit ita factum. Sit nomen domini benedictum!’ [4] [Jer. 11, 15.] Seruanda Jubebis? dicam: ‘Gloria tibi Domine! sicut est dies hȩc. [5] Ego nihil perdiderim crematis, Nihil lucrifecerim saluatis papyro et literis. [6] Christus non eget mej, quod potens est de lapidibus suscitare filios Israel [7] [Job. 9, 5.] et subuertere montes, antequam cognoscant. Sufficit mihi hȩc fides mea in [8] dominum meum Ihesum Christum, qui conseruet te et dirigat non secundum [9] tuam aut vllius hominum, sed secundum suam voluntatem quȩ est sola bona [10] et Benedicta in secula. Amen.

 

 

 

[Seite 176]

 

 

 

 

 

Luthers Handschrift der Auslegung des 109. (110.) Psalms. 1518.

 

 

(Zu Bd. I S. 687 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 176]

Die Auslegung des 109. Psalms konnte in unserer Ausgabe I, 689 fg. nur nach dem damals (1883) allein bekannten gedruckten Texte gegeben werden. In der Zwischenzeit ist die eigenhändige Niederschrift Luthers an den Tag gekommen und es konnte keinem Zweifel unterliegen, daß es die Pflicht unserer Ausgabe sei, diese hier nachträglich zu berücksichtigen. Der Entdecker der Handschrift, der evangelische Pfarrer E. A. Doleschall in Budapest hat die Güte gehabt, seinen unten erwähnten 1887 veröffentlichten Abdruck nochmals mit dem Original zu vergleichen und uns folgende Mittheilungen über die Handschrift und ihre Schicksale zur Verfügung zu stellen, die sich ähnlich auch in der Einleitung zu seinem, wie es scheint, wenig bekannt gewordenen Abdruck finden:

 

Im Besitze der evangelischen Kirche in Ungarn befindet sich unter anderen Originalhandschriften Luthers1 auch das Manuscript der Auslegung des 109. Psalms. Über zwei Menschenalter nennt das Generalarchiv der besagten Kirche dies Kleinod sein eigen, und doch hatte die Welt keine Ahnung vom Dasein desselben. Erst in den achtziger Jahren hatte der Gefertigte das Glück, beim Sichten der nur oberflächlich registrirten Archivacten auf diese Urkunde zu stoßen, und war es Luthardts Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft vom Jahre 1884 (Heft VIII), in welcher ich zum erstenmal auf den interessanten Fund aufmerksam machte. Drei Jahre darauf veröffentlichte ich das Schriftchen vollinhaltlich unter dem Titel: “Eine aufgefundene Luther-Reliquie” (Budapest 1887), in dessen einleitenden Worten ich die Ansicht begründete, daß hier die prima manus der Auslegung des 109. Psalms vorliegt.

 

Die Handschrift ist ein aus 15 kleinen (22 cm hoch, 16 cm breit) Quartblättern bestehendes Heftchen, das jeden Umschlags entbehrt, mit einem schmalen Pergamentrücken versehen und im Ganzen gut erhalten ist. Die Schriftzüge sind kräftig, wenn auch — wie dies in der Natur eines Concepts liegt — hie und da flüchtig hingeworfen. Die erste Seite des Manuscripts

 

[Seite 177]

 

trägt folgenden von Luthers Hand stammenden Titel: Das dixit dn̄s dn̄o meo || Der cviiii. Psalm. Zeu deuthsch vnnd außge || legt Nach der hebreischen Lectur: || wilcher vaßt gemeynn ist || aber eyn Schoner || gesang von || Christo. Darunter befinden sich die Worte: Manus Lutheri und als Schlußzeile der Name des einstigen Besitzers des Schriftchens: Hanns Ölhaf Senior; zwischen diesen zwei Notizen aber steht die Anmerkung: Ex cimeliis Samuelis Szèkely de Doba. — Auf der Rückseite des ersten Blattes ist die lateinische Übersetzung des Psalms zu lesen und unter derselben nachstehende Zueignung: Generosissimo Domino Dn̄o Samueli Szèkely de Doba hocce exiguum vileq̄ munusculum in sui memoriam obsequiose offert, seq̄. de meliore com̄endat Vohenstrusii d. 14. Apr. 1743. Iohan̄es Stephanus Matthias Reinhartus Pastor loci.

 

Aus dem Nachlasse dieses ungarischen Edelmannes, der zur Zeit des ersten schlesischen Feldzugs als Offizier im österreichischen Heere diente, erstand das werthvolle Document der ungarische Raritätensammler Niclas v. Jankovitsch, der es schließlich, ebenso wie Luthers Testament, dem evangel. Generalarchiv schenkte.

 

 

 

E. A. Doleschall.

 

 

Wir geben die Handschrift Luthers in völlig treuem Abdruck mit Beibehaltung der Abkürzungen und der Interpunktion. Die im Manuscript getilgten Worte geben wir unter dem Text, das von Luther unterstrichene in gesperrter Schrift. Es könnte scheinen, daß hier der Versuch geboten gewesen wäre, einen kritischen Text herzustellen, sei es auf Grund der Handschrift oder des Druckes mit Zuziehung des anderen Zeugen. Denn Luther hat diese Schrift nicht selbst in Druck gegeben und ihn überwacht, sondern Spalatin hat den Druck besorgt und noch dazu in Augsburg, nicht in Wittenberg. Einer solchen Ausgabe gegenüber gewinnt die Handschrift Luthers natürlich sehr an Wichtigkeit, besitzt sie jedenfalls eine viel größere, als wenn Luther selbst die Schrift in Wittenberg hätte drucken lassen. Wenn wir dennoch von der Herstellung eines kritischen Textes absehen und hier nur die Handschrift selbst geben, so hat dazu die Einsicht geführt, daß ein solcher, wenn er sich nicht völlig in Subjektivitäten verlieren wollte, doch auch weiter nichts sein könnte als entweder eine fast unveränderte Wiedergabe der Handschrift oder der an einigen Stellen nach der Handschrift gebesserte Text des Druckes.

 

Die folgenden Ausführungen werden dies des Näheren klar legen. Zunächst haben wir in unserer Handschrift offenbar nicht das Druckmanuscript. Seine äußere Beschaffenheit bietet keinerlei Anhalt zu dieser Annahme und die Unterschiede des Textes der Handschrift und der Ausgabe gehen in Zahl und Bedeutsamkeit weit über das Maß hinaus, welches wir sonst zwischen Druckmanuscript und Druck z. B. des Sermons von den guten Werken. (s. weiter unten in diesem Bande) wahrnehmen.

 

Es begegnen fast alle möglichen Arten der Abweichungen: Einfügung und Weglassung von Wörtern und Sätzen, Umstellung von Wörtern und Sätzen, Ersetzung von einzelnen Wörtern und ganzen Sätzen durch andere. Zugesetzt ist

 

[Seite 178]

 

im Drucke namentlich oft der Artikel, ferner das Subjekt und Objekt der Sätze, das Satzverbum. Dadurch wird eine in der Handschrift hie und da hervortretende Unvollkommenheit oder wenigstens äußerste Knappheit der sprachlichen Ausdrucksmittel, wie sie sich beim Niederschreiben einer drängenden Gedankenfülle leicht einstellt, zuweilen gewiß zum Vortheil des Verständnisses beseitigt. Demselben Zwecke dient ferner die gelegentliche Einfügung von Worten, deren Begriff allerdings der aufmerksame Leser aus dem Zusammenhang leicht ergänzen kann, z. B. zierhait, zierd 191, 31; 192, 2; mensch 197, 17. — Ganz fehlen in der Handschrift die Inhaltsangaben der einzelnen Verse, sonst findet sich Zufügung ganzer Sätze selten: vnd die juden 198, 5 sowie das Wort des Augustinus am Schlusse. Meist wird durch solche Sätze nichts sachlich neues hinzugebracht (vgl. z. B. 195, 36). — Die Auslassungen von Wörtern und Sätzen sind nicht ganz selten, lassen sich aber kaum unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt bringen, es sei denn der, daß sie zum Theil gewiß in Versehen des Druckes ihren Grund haben (z. B. 201, 22/23). — Während Umstellung von Sätzen nur 2 mal (187, 18/20; 188, 24/25) begegnet, findet sich Umstellung einzelner Worte namentlich in dem Falle, daß die Handschrift die Umkehr des Verbums im Hauptsatze bietet (185, 1; 193, 10; 199, 28/29 usw.) oder überhaupt das Subjekt nicht den Satz beginnt (182, 32; 184, 2. 15; 186, 27; 196, 8 usw.). Hier stellt der Druck die gemeine Wortfolge her. Ungewöhnliche Stellung des Verbums beseitigt er z. B. 182, 23. — Ersetzung einzelner Wörter oder Wortbildungen durch andere liegt oft vor. Es ist dies das Gebiet, auf dem sich das Streben der Nachdrucke einen ihrer nächsten Umgebung augengerechten Text herzustellen, nächst dem der Orthographie und Formenbildung gewöhnlich am meisten bethätigt, und wir werden daher von vornherein annehmen dürfen, daß auch A solche Änderungen enthalte. Es dürften etwa folgende hierher zu ziehen sein: das fast durchgängige dann] wann; steckel] steck; widerspenstig] — spenig; rings] gerings; knechtisch] knechtlich; unordig] unordenlich; sundigen] sünden; Lager] geliger; herab steygen] herab reysen; desto] dester; zerknurschen] zerknüschen. In allen diesen Fällen sind die bei Luther auch sonst belegten Worte und Wortformen durch solche ersetzt, die ihm fremd sind oder wenigstens in seinem Sprachschatze sehr zurücktreten. Betrachten wir die übrigen Fälle, so könnte man auf den ersten Blick geneigt sein, noch einige den vorerwähnten anzuschließen. So z. B. Benckel, Fußbank] Schemel, Fusschemel; nyrgen] nyndert; schrifft] geschrifft, aber wenn wir sehen, daß Luther in der Handschrift (183, 22. 32) sich selbst Schamel, nyndert am Rande angemerkt hat, und geschrifft im Texte mehrfach neben Schrifft braucht, so zeigt sich hier ein anderes Sachverhältniß als das wahrscheinliche. Luther war sich offenbar auch in dieser seiner Frühzeit schon bewußt, daß nicht alle der ihm geläufigen deutschen Worte überall anderwärts verstanden würden, und er konnte angesichts der Bestimmung unserer Schrift für einen Nürnberger um so eher darauf kommen, die Ersetzung solcher mitteldeutschen Worte, die ihm beim Niederschreiben in die Feder geflossen waren, in Aussicht zu nehmen. Darauf scheinen die beiden Randbemerkungen hinzudeuten,1) es liegt also die Wahrscheinlichkeit vor, daß er in der Abschrift, die

 

[Seite 179]

 

an Ebner gesendet wurde, demgemäß verfuhr und selbst schemel und nyndert an den übrigen Stellen einsetzte. Damit aber wird weiter wahrscheinlich, daß Luther auch sonst noch in dieser Richtung geändert habe und z. B. die Beseitigung des nd. (md.?) Zeitworts echten 191, 14 das sehr leicht mißverstanden werden konnte1) und das auch Luther sonst nicht weiter gebraucht zu haben scheint, von ihm selbst herrührt. Es verwischt sich also die Grenze zwischen den Abweichungen des Druckes, die man der zwischen ihm und der ersten Niederschrift (= Pester Handschrift) liegenden Textgestaltung und denen, die man dem Drucker zuweisen darf, so sehr, daß sie kaum noch erkennbar ist. Ich möchte keinesfalls es wagen, mehr als die oben aufgezählten Wortvertauschungen dem Drucker zuzuschreiben. Weiter aber müßte Luther nicht Luther gewesen sein, wenn er bei der Abschrift für Ebner (mag er sie nun selbst angefertigt haben oder unter seinen Augen haben anfertigen lassen) den Wortlaut seines ersten Entwurfes genau festgehalten haben sollte. Aber es ist in den einzelnen Fällen so gut wie unmöglich zu sagen, diese Änderung dürfe man Luther zuschreiben, jene nicht. Freilich zu der Änderung eines an sich einwandfreien ganzen Satzes 193, 29 scheint für einen anderen als den Verfasser kaum ein Grund ersichtlich. Und daß Luther gelegentlich auch einmal in den Sermon von den guten Werken das anfangs geschriebene ‘Weyßn sein sie aber dann’ umgeändert hat in ‘Dann seyn sie aber weiß’ (Vgl. weiter unten in diesem Bde, S. 230 = Uns. Ausg. VI, 205, 28) kann natürlich kein Grund sein, ihm die zahlreichen auch nur ähnlichen, nicht gleichen Änderungen unseres Druckes (s. oben) beizulegen. Eher lassen sich gelegentlich Anhaltspunkte gewinnen zur Bestimmung dessen was Luther nicht wohl angehören kann. So die Änderung von priesterthum in priesterschaft 180, 19, die Luthers eigener Bestimmung der Bedeutung der Worte manschaft, Priesterschaft (vorsammlung der menner, der priester) 193, 19/20 widerspricht, da in dem Psalm 109 nicht von Christi Priestergefolge, sondern von seinem Priestersein die Rede ist.

 

Und dieses selbe Wort bietet auch eine Handhabe zu Zweifeln an der Echtheit der im Druck stehenden (in der Handschrift fehlenden) Inhaltsangabe der einzelnen Verse. In der des Vers 5 heißt es nämlich: Diszer fünfft versz sagt von der priesterschafft Christi, während im Texte selbst übereinstimmend mit der Handschrift und der ursprünglichen Fassung jener vorerwähnten Stelle immer das ‘priestertumb Christi (Aaron)’ steht. Rühren diese Inhaltsangaben somit vielleicht nicht von Luther her, so liegt es am nächsten an Spalatin als Verfasser zu denken und es eröffnet sich so die Möglichkeit, daß dieser auch sonst nicht ohne Einfluß auf den Text gewesen sei.

 

Ist somit wahrscheinlich oder denkbar, daß der gedruckte Text zu Stande gekommen ist auf Grund einer von der ersten Aufzeichnung abweichenden Handschrift Luthers durch Einwirkung Spalatins und des Augsburger Druckers,2) und fehlen uns in den meisten Fällen die Kriterien, um diese drei Einwirkungen reinlich zu scheiden, so bleibt für eine besonnene Kritik nur entweder die Möglichkeit, den Text der Handschrift an einigen wenigen Stellen nach dem Drucke oder den gedruckten

 

[Seite 180]

 

Text an etwas zahlreicheren Stellen zweifelloser oder vermuthlicher Verderbniß1) nach der Handschrift zu berichtigen. Für unsere Ausgabe ergab sich als das einzig richtige Verfahren, hier den reinen Text der Handschrift zu bringen, nachdem sie den der Drucke bereits gebracht hatte. Um die Vergleichung im einzelnen zu erleichtern, wurden die Abweichungen des Druckes A beigegeben. Damit dürfte allen Ansprüchen genügt sein.

 

 

 

Dr. P. Pietsch.

 

 

 

 

 

 

 

[1] [Bl. 1a] Das dixit dn̄s dn̄o meo.

[2] Der CViiii. Psalm. Zcu deŭthsch vnnd aŭßgelegt

[3] Nach der hebreischen Lectŭr: wilcher vaßt gemeynn ist

[4] aber eyn Schoner gesang von Christo.

 

1518

 

[Seite 180] [In den Drucken geht Spalatins Zuschrift an Hieronymus Ebner voran. Ausserdem findet sich in den Drucken Angabe der citirten Bibelstellen am Rande nicht nur da, wo die Handschrift sie im Texte hat, sondern auch an vielen anderen Stellen. 1 –4 fehlt 19 priesterschaft 22 schaemel]

 

 

 

[5] [Bl. 1b] Ps. 109. de regno et sacerdotio Christi.

 

[6] 1. Dixit domī9 domīo meo: sede a dextris meis

 

[7] 2. Donec ponam Inimicos tŭos: Scabellŭm pedum tŭor

 

[8] 3. Virgam virtutis tuȩ emittet dn̄9 ex Zion: domīare in medio inimicorum [9] tuorŭm.

 

[10] 4. Popúli tǔi Spontanei, in die virtǔtis tuȩ1) in decore Sancto: ex [11] matrice Aurorȩ tibi ros pǔericiȩ tuȩ.

 

[12] 5. Juravit domī9 et non pȩnitebit eum: tu es sacerdos in ȩternū, secundum [13] ordinem Melkizedek.

 

[14] 6. Domī9 a dextris tuis: confregit in die irȩ suȩ reges.

 

[15] 7. Iudicabit in nationibǔs: implebit rǔinas, conquassabit capita in terra [16] multorǔm.

 

[17] 8. De torrente in via bibet: propterea exaltabit capǔt.

 

[18] [Bl. 22] Der Hǔnderßt vnnd Neǔnde psalm von dem Kǔnigreich vnnd [19] priesterthǔm vnßers herrnn Jhesu Christi: durch denn Kǔnig Daǔid p̱phetiret [20] vnnd beschriben̄n̄.

 

[21] 1. Gott hat gesagt zcu meym herrn̄: Setze dich zcǔ meiner rechten̄n̄

 

[22] 2. Bisß das ich lege deyne feynde: zcǔm Benckel deyner fǔsße

 

 

 

[Seite 181]

 

[ 3 voelcker 8 Der herr zu 11 zů erfallen 15 Außlegung] Der Eingang 16 Erschroecklich        geweltigen fehlt 16/17 eergeytigen, oberherren und prelaten        ǔnberuefft 19 von anfang 23 erhebt 26 1.] Der Erst verß. Darauf folgt die Inhaltsangabe des Vers 1 = Bd. I, 691, 16 –21.        herrn̄] h. Jesu Christo. 28 yene] die 28/29 ruffen gott des] erforderung gotes 30 Also das Ysaias 32 nidergebogen        nydergelegt] nidergetrucket oder gelegt]

 

 

[1] 3. Das Scepter deyner crafft: wirt Got aǔssenden̄ aǔsß Zion deyn herrschafft [2] soll seyn mitten vnder deynen feyndenn

 

[3] 4. Deyne volcke werden seyn. die freywilligenn: ynn dem tage deyner [4] crafft: ynn heyliger zcierde:1) aǔsß der mutter der morgenroet soll dyr geborn̄ [5] werden̄ der thaw deyner Kindschafft.

 

[6] 5. Gott hat geschworn̄ vnnd wirt yhn nȳmer gerewen̄n̄: dǔ sollt seyn [7] eyn priester ewig: nach der weiße MelkiZedek.

 

[8] 6. Der herr2) der zcu deyner rechten̄:3) hadt zcerbrochen̄ ynn dem tage [9] seyns zcorns: die Konige

 

[10] 7. Er wirt eynn richter seyn ynn der heydenschafft: Er wirt erfǔllen [11] was zcǔrfallen ißt: er wirt zcǔrschlaen die heǔbter4) die vber viler leüd land [12] regiren.

 

[13] 8. Er wirt trincken̄ ynn seyner wegfart von dem wasserstrom darumb [14] wirt er das heǔbt erheben̄n̄.

 

 

[15] Außlegǔng.

 

[16] Schrecklich ißt dießer psalm den geweldigen: Tyrannen den̄n̄ ehergeitzigen̄ [17] prelaten̄5) die vnberuffen von got: hoch steigen̄n̄ Troßtlich aber den̄n̄ die [18] vnderdrǔckt seynn vnnd gewalt leyd dann die Tyrannen volgen nach dem [19] teǔffel: der allzceit. ynn [Bl. 2b] die hohe will vom anfang der werld. darumb [20] nennet dießer psalm. die Konig vnd die heubter: die feynd Christi. vnnd [21] drewet yhn: das sie solln̄ zcerbrochen̄n̄ werden̄. Vnnd endlich ißt die meynūg: [22] das alle hoffertigen vnnd geweldigen̄ solln genydert werd vnnd die demútigen [23] vnnd zcerfallen solln̄ erhoben̄ werd. alßo das aller gewalt soll alleyne Christo [24] nach der mēscheit6) geben werd. vnnd er alleyne regiren̄n̄: darumb hebt er [25] an alß bald: widder die ehergeitzigen regenten

 

[26] 1. Got hat gesagt zcu meym herrn̄: alß solt eyner sprechenn: Meyn [27] herr Jhesus Christus hat sich nit selber erhohet: das er meyn herr sey: alß [28] yene vbermǔtige ehergeitzige thǔn sundern̄ aǔß gebot vnnd ruffen gott des [29] vaters: darumb hütt eǔch all die yhr eǔch selber erhohet haben̄n̄. es gilt eǔch [30] das heubt vnnd gewalt. die yhr an got zcu eǔch genomē habt Alß dan̄n̄ Isaias [31] schreibt 2, 11. Et incǔruabitǔr omīs sublimitas hoīm et hǔiliabitur altitudo [32] viroz Es wirt nydergebeǔget werd alle hohe der vbersten vnnd nydergelegt

 

[Seite 182]

 

[ 2 eyn] der 6 auff den] auf dem 7/8 vnd auf erden 8 der do spricht fehlt 14 dan̄] das 15 1 Cor. 15 am Rande 16 allain, dan̄ den 18 Christi] des herrn Christi 23 2.] Der ander Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 692, 14 –16 23/24 Das ist abermals wider die tyrannen geredet, die 24 widderpart] widerpart unnd gegentail 25 aygnem gewalt 28 wid'strebende fehlt 29/30 sollen bis boße] sollen wir uns an unsern feinden nitt rechen 32/33 Es ist ain grosser trost das du hast 35 vnnd ellend fehlt]

 

[1] werden alle vberhand der prelaten̄: vnnd wirt alleyne der herr erhaben seyn. [2] darumb spricht gott: Setze dich. Das ißt sey dǔ alleyn eyn herre: der Kunig [3] stǔel vnnd gesesße soll deyn vnnd nit eyns andern̄ seyn. Dan̄n̄ das wortlein: [4] Setze dich. druckt aǔß ein Kǔnigreich: dan̄ Thronus adder sedes heißet eyn [5] stǔl. da her komet. Sede. das ißt. Konigstüle dich: sey ein Konig. sitze [6] auff den Kǔnig stǔel. Zcǔ meyner rechtenn. daß ißt neben myr. alßo [7] weyd vnnd fern zcu regiren: alß ich selber: vber alle creatǔren̄ ynn hymel vnnd [8] erden̄n̄. Nach Laǔt des achten psalmen. der do spricht. du haßt yhn gesetzt [9] vber alle deyner hende werck. vnnd creaturen: vnnd haßt ym alle dinge vnderworffen [10] zu seynen fusßen̄.

 

[11] Vnnd weyter das er nit spricht zcu meynem heǔbt adder zcu meyner [12] Lincken: drucket er auß zcm̄ ersten. Das Chr̄9 nach der menscheit got nit [13] gleich: sundern vnnder gott ist. [Bl. 3a] wie woll er aller dinge eyn herre [14] vnnd heǔbt ist. vnnd nymant dan̄n̄ alleyn got vnderthan. alßo dan̄ der [15] heilig apostel 1. Cor. 15. aǔßleget vnnd spricht: der ym alle ding hat vnder [16] worffen. hat nichts aǔsgezcogen anzcweiffel alleyn den: der ym alle dinge [17] vnderworffen hat. Zcum andern̄ durch die rechten̄ gottis wirt vorstand das [18] Christi Konigreich eynn geistlich vorborgen reich sey. dan̄n̄ die sichtliche vnnd [19] leibliche reiche adder gǔter seynd genennet. die Lincken hand gottis. wie wol [20] sie Chr̄o alle vnderthan seyn. aber seyn reich steet nit ynn den selben: sundern̄n̄ [21] der menschen̄ zceytlich reich steet ynn den selben̄n̄. doch Christo vnderworffen̄n̄

 

[23] 2. Bisß das ich lege deyne feynde: das aber wyder die tyran̄en geredt [24] ißt: die sich nit alleyn erheben selber. sundern̄ auch yhre widderpart aǔß [25] eygener gewalt vndersteen zcu vordrǔckenn. Aber Christus: gleich wie er sich [26] nit selber yn die hohe setzet. alßo aǔch nit selber vnderdruckt. die ym widerstreben̄ [27] ynn dißem seynem erheben̄n̄. sundern̄ got der Vatter. der yhn erhebt. [28] der vnderdrucket aǔch seyne widstrebende feynde. darynne wyr mercklich vnderweyßet [29] werd. szo Christǔs nit selber sich richet. Wie viel mehr sollen̄ wyr: [30] vnßern̄ widderparten: nit widder zcalen boße sundern̄n̄ das gott heym geben. [31] der do spricht die rache ißt meyn. ich will widderzcalen: vnnd itzt hiȩ. Bisß [32] das ich lege deyne feynde. Nit dǔ: sundern̄ ich: will legen deyn feynd. Großer [33] trost ißt das. Dǔ hast feynd. aber schweyg dǔ ich will vor dich handlen. [34] Leide dǔ. laß mich recchen. alßo er durch Mosen spricht: Ich werde und will [35] seyn eyn feynd deyner feynde. O blind vnnd ellend menschen. die vngedultig [36] selbs rache sǔchen. vnnd nit horen das got spricht Ich will deyn feynde.

 

[Seite 183]

 

[ 1 das] das sy 3/4 Bisß das (2)] biß (2) 8 unberuefft 13 got dem vatter] dem vater 14 1 Cor. 15 am Rande 15 Augustins 18 undergetruckt 19 ißt fehlt 23 schemel 24 vorworffen fehlt 28 zun 28/29 prechtlich] gewaltlich 30 fůsschemel 31 zcugleich] zů gleicher weiß 33/34 dinng, allso das man vor im niendert hyn fliehen kan, unnd alle ding seind sein, das ist]

 

[1] alß sprech er. Meer bewegen mich deyn feynd. dan̄ das meyn feynd weren [2] ßo faßt nehm ich mich deyn an. Wer dich rǔret, der ruret meyn augenapffel. [3] [Bl. 3b] Darumb spricht er nit: Bisß das du deyn feynde legest. Auch nit. [4] Bisß das ich meyne feynde lege. sundern. Bisß das ich: deyne feynde lege. &c.. [5] vnß fleislich warnen̄. das wir gedultig seynn vnnd yhm die rache heymgeben. [6] vnnd seyn veterlich gute kegen vnnß vnnd fleissige sorge erkennen

 

[7] Nǔ seynd die feynde Christi: alle tyrānnen. alle die sich selber dargeben [8] zcur vberkeit, vngerǔffen von got: vnd alle die nit wollen yhm vnderthan seynn: [9] dan gott setzet yhn vber alle ding. darumb welch yhm nit gehorsam seynd. [10] die seyn gott vngehorsam. des willen sie widderstreben. vnnd alßo sitzet vnnd [11] regiret Christus nach der menscheit. bisß an den jǔngsten tag. bisß an den [12] selben legt gott seyn feynd an undlasß nyder. Aber dan̄n̄ wirt Chr̄91) seyn [13] regiment vbergeben̄ got dem vatter vnnd Gott wirt selber regiren ewigk vnnd [14] wirt seyn2) yhn eynem yglichen allerley. 1. Cor. 15. Das ißt nit anders [15] nach auslegung S. Aǔgustini. dan̄n̄ das Christus itzt nach der mēscheyt regirt [16] ym glaǔben̄n̄. aber dan̄n̄ wirt der glaǔb aǔfhorenn vnnd offenbar werd gott [17] selber. yn welches beschawūg die selickeit ewig weren wirdt. Zcwischen der [18] zceit. mussen die feynd Christi vnderdrucket werden: vnnd er mit yhn streiten [19] allzceit. vnnd vberwind: das ißt die Juden. Ketzer. heydenn vnnd boße [20] Christenn. ja aǔch boeße begirde ynn dem menschen̄n̄. die musßen all vnderligen: [21] ettlich ym guten die sich demǔtig mit pǔsß besßern̄. ettlich mit vbel. [22] die sich hoffertig vorstocken vnnd vorharrten̄n̄.

 

[23] Zcum Benckel3) deyner fǔsße. Daß ißt nach dem sprichwort gesagt. [24] do man eynn vorachten vorworffend menschen eyn fußschemell nennet. alßo [25] werdenn all hoffertigen vnnd geweldigenn vorworffen seyn von allen creaturen. [26] die Chr̄o vnderthan seynd. wie wol die weyll sie leben vnnd geweldig seynn. [27] widder Christum vnnd die seynen handlen. vnnd erscheynen vor den menschen̄. [28] alßo groß geachtet vnnd gleich zcum heǔbten sitzenn: fǔrchtlich vnnd prechtlich [29] alle ding durchdringen. frey vnnd sicher wandelen̄n̄.

 

[30] [Bl. 4a] Ißt aber gar erschrecklich ein fußbanck Christi zcu seynn. Dan [31] zcugleich wie eyn mensch vor eym herrn̄. ynn vngnaden keyns dings gnaden [32] hatt. das desselben herrn̄ ißt. doch bey eym andern̄n̄ herrn̄ zcuflucht hatt. [33] Aber Christus ißt eyn herr vber alle ding. vnnd vor yhm nyrgen4) zcu flihen [34] vnnd all ding die seyn seynd (das ißt alle creaturen) werden̄n̄ peynigen vorfluchen [35] vnnd vngnedig seyn. seynen feyndenn vnnd widdersachernn: vnnd das

 

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[ 1 woll fehlt        fůßschemel 2 Er spricht nit sie 3 schemel 4 zun 5 fůsschemel 6 3.] Der drit Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 693, 32 –35 6 –7 und ain herr 9 fůsschemel 10 yendert 15 wann sein künigreich ist gaistlich 16 harnisch. Sundern̄n̄] harnisch seind darinn, wann        adder] vnnd 17/18 vnnd allervberwindende fehlt 19 Rom. c. 1 am Rande. 20 darein 22 steck 23 Gene. 47. c. Hebre. 11. c. am Rande. 26 reich zů Egipten        zcugleich] geleicherweiß 27 der herr] der 29 Hester 5. c. am Rande 32 er] Dauid        gerechtikait]

 

[1] soll ewig weren. Das bedeuttet woll das er spricht: sye sollen eyn fusßbenckel [2] seyn des sitzend Konigs Christi. Nit spricht er. sie solln̄ eyn weggestossenn bloch [3] seyn̄n̄ von seynen fusßen. zcuvorsteen. das alßo lange er sitzet. solln sie benckel [4] seynd vnnd zcǔm fusßen ligenn: das ißt ewiglich. dann seyn reich hatt keyn [5] ende. Alßo auch fusßbenckel seyn hatt keynn ende.

 

[6] 3. Das scepter deyner Crafft. Die weil Christus eynn Konig vnnd [7] herr ißt. zcwischen dem jungstenn tag: ym glauben regirend. vnnd mit seynen [8] feynden fechtend. Mocht eyner fragenn. Mit was Crefften: vormǔgenn: gerǔßt [9] adder wapen er das thǔe: dann feynd nyder zcuschlaen vnnd fǔßbenckel draǔß [10] machen: mǔß mit yrgend eyner crafft vnnd vormǔgen gescheen. szo seynnd [11] doch seynd feynd: yn großem scheyn der gewalt: vnnd her mit den seynen: yn [12] gantzen vncrefften vnnd vill leydens erscheynenn. Do antwortet er nǔn. das [13] Christi crafft vnnd vormugen̄: steet nit ynn wertlichen wapen: nit ynn harnisch [14] vnnd eyßen. nit in mannen vnnd pferden̄n̄. nit ynn yrgend eyner leiblicher [15] stercke vnnd vormugen. dan̄n̄ geißtlich ißt seynn Konigreich. geistlich [16] feynde. alßo auch geißtliche wapen vnnd harnisch. Sundern̄n̄. seyn crafft adder [17] vormugen steet. yn dem scepter. das ißt ynn dem vnvberwindlichen vnnd allervberwindende [18] wort gottis. ynn dem heiligen Euangelio. dan̄n̄ der heilig [19] Apostell Ro. 1. nennet das Euāgeliū eyne gottis crafft adder stercke: allen den. [20] die daran gleuben̄n̄.

 

[21] [Bl. 4b] Das wortleyn aber. Virga: das hie stet. heißet nach Latein [22] eyn ruthe adder steckel. als die richter ynn der hand tragen. aber nach hebreischer [23] weiße: nennet1) man das scepter eyn solche Rute alß Gen̄. am 47. vnd Heb. 11. [24] von Jacob dem patriarchen gesriben steet. das er anbetet die spitzen adder [25] das heǔbt der rǔten die Joseph in der hand trug. das was das scepter vber [26] das reich ȩgypten. dann zcugleich wie eynn solche Rute eyn zceichen ist außweisend [27] das reich. das der herr tregt. alßo das Euāgeliū außweißet vnnd [28] eyn zceichen ißt. das do offenbart den menschen: das reich Christi. Alßo auch [29] Hester 5. steet geschriben. das der Kunig Assuernn gegen der Kǔnigynn Hester [30] recket die guldene rüthe (das ißt seyn kuniglich scepter) vnnd sie hat geküsßet [31] eerlich die spitze add das heubt der selben Rǔthen. Item ym 44. ps von dem [32] selben scepter spricht er. Eynn Ruthe der richtickeyt ißt die Rǔthe deyns [33] Kunigreichs. Vnnd das ißt die Rǔthe die Man malet aǔß dem mǔnd Chr̄i

 

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[ 1 sitzend] fliessend 1/2 und baid schwert nnd růt ist d. wort gottes. 2 das künigklich scepter und das künigklich schwert 5 unrecht 7 das ist bis mūdes fehlt. 8 Sant fehlt        Eph. 6 am Rande 10 add' fehlt 11 ist im besteen        vberleiden] obligen 12 add' eyn fehlt 15 under sich zu pringen, und zu 16 Gen. 10. c. am Rande. 18 unser lieber herr 20 offt ... genomen] wirt offt ... g. 20/21 regirische] regierende 22 Nun wil der 22/23 kainen andern gewalt 26 an] an den 31 zcu] in        und ist von dannen]

 

[1] gehen: auff dem regen bogen sitzend. Vnnd ißt eynn ding beyd schwert vnnd [2] Ruthe. das wort gottis. Koniglich scepter. Koniglich schwerdt. Vnnd das man [3] es ym ausß dem mǔnd malet. vnnd nit ynn der hand. bedeǔtt. das es sey: [4] nit anders denn das richtige vnnd scharffe wort gottes. das do abschneydet [5] alls was boße vnnd vngerecht ist vnnd richtet alls was krǔm ist. Vnnd ißt [6] auß der geschrifft genōmen Esaia XI. Er wirt schlaen die erden mit der Rǔten [7] seyns mǖdes: das ist die irdischen menschen straffen mit dem wort seyns mǖdes. [8] Vnnd der heilig Apostell Sant Paulnn Ephe am sechten spricht. Nemet das [9] schwert des geistes. welch ißt das wort gottis vor allen dingenn.*)

 

[10] Das Ander worttleyn deyner creffte add stercke add̓ vormǔgens. drucket [11] aǔß nit die stercke. da mit eyner starcke ißt zcu besteen add vberleid: welche [12] stercke heißt billicher festǔng add̓ festigkeit: alls eyn felß add̓ eyn [Bl. 5a] [13] festeß schlosß add stat: starck ißt: vnnd nit leicht zcu vberwind. sundern̄n̄ es [14] heißt hie die stercke add̓ krafft. da mit eyner starck vnnd crefftig ißt ander zcu [15] vberwind vnnd vnder sich bringen. zcu regiren vber sie. alls denn von Nemroth [16] Gen̄. X. geschriben steet: das er der erst waß. der starcke war. das ißt [17] der die andern̄n̄ vnnd̓ druckt vnnd eyn herschafft vber sie an nahm. Darumb [18] wirt vnßer herr Christus von dißem wortleynn ynn der schrifft genennt. Dn̄9 [19] potens dn̄9 virtutum: Eynn herr der stercke add̓ gewaldig. Vnnd das wortleyn [20] Crafft alß hie steet: offt vor seyn reich genomen add̓ vor seynn crefftige regirische [21] gewalt. darumb ißt es gesagt. die Ruthe deyner crafft. alßo vill. [22] das scepter deyns reichs add̓ gewalt. Will nǔ der p̱phet das Christus keynn [23] ander gewalt vbe. widd̓ die werlt dann alleyn das wort gottes: als wyr [24] dann teglich sehen, das er widder die súnde. sunder vnnd teǔffel: nit anders [25] dan mit worten handelet. vnnd doch mit dem selbenn wort bekert: vnnd vnnd̓ [26] sich bracht hatt die gantze werlt. Vnd biß an jungsten tag erweren sich [27] die seynen mit dem wort aller anfechtǔng: vnnd nyderschlaen da mit alle [28] vornehmen des teuffels. fleysches vnnd der werlt. darumb ißt es eynn Ruthe [29] seyner crafft. seyns reiches.

 

[30] Wirt gott aǔßsendenn aǔß Zion. Das ißt das Euangeliū hat [31] zcum erßten zcu Jerusalem angefangenn̄ vnnd von dannenn durch die Apostelln [32] aǔß gangenn ynn die gantze werlt. Das ißt eyn grosß wort widder die [33] weißen schwetzer vnnd trawmprediger die behennd seyn zcu lerenn: wasz sie [34] recht. war. vnnd gǔt dǔnckt. vnnd solche narrn̄ seynn. das sie meynen es [35] sey darǔmb gnǔg vnnd fruchtbar. das es war vnnd recht sey. Aber kǔrtzlich.

 

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[ 4 Auch wil got nit 5 lere fehlt        ym] got 9 spricht er 10 an ainem anndern 11 das ißt] als wolt er sagen 12 vom] vom vat er 12/13 als bis Chrm fehlt 23 verletzt 26 des selben zcuhorenn] begeren d. z. hoern 27 Prouer. 8 am Rande        den hungert 28 Und also, wann die seind saelig die 31 darvonn] d. kumpt        es] das 32 wartenn] worten 35 szo] Also]

 

[1] Wann dǔ all weißheyt der gantzenn geschrifft vnnd aller vornǔnfft hettest. [2] szo es nit von got kūmet vnnd gesendet wirt. ißts alls nichts dann es will [3] gott nit leiden̄n̄. das eyn mensche den andernn [Bl. 5b] leren adder meystern̄ soll. [4] Denn er will selber meyster seynn. Auch will nit. das eyn mensch von dem [5] andern̄ alls von eym menschen lere sǔche. sundern̄n̄ alleyn bey ym. Vnnd [6] waß nympstǔ fǔr. du vormesßener elender mensch. sich. Christus denn got [7] eynn herrn̄ vber alle dinck gesetzt hatt. dennoch nit gewalt hat gotts1) wort [8] ausßzcusend: dann er spricht nit. die rute deyner crafft wirstǔ ausßend. [9] sundern̄n̄. got wirt sie außsenden̄n̄ darumb sprach er auch.2) der geißt den der [10] Vater wirt send yn meym namen. Wie wol er3) am andern ort spricht. den [11] geist den ich euch send werd (thut aber darzcu vom vatter) das ißt. die gewalt [12] ist nit von myr sundern̄ vom als Petrus spricht Accepta p̱missione sp̄rts [13] scti. effudit in nos per Ism Chrm. Darümb seyn vnßre laffenprediger: die [14] sich duncken lasßen sie seyns. die das wort redenn vnnd die leǔdt leren gantz [15] gott entgegen̄n̄. vnnd ym nach seyner eer greiffenn. darümb scheldenn sie vnnd [16] mit grewlichenn geberdenn vnnd wortenn. die kirchenn fǔllenn: vnnd keynn [17] frucht bringenn. sundern̄n̄ dem teuffel nǔr eyn spottvogel seynn.

 

[18] Fragstǔ aber: wen̄ vnnd wie sendet dan̄n̄ gott seyn wort aǔsß. sprich [19] ich. aǔß Zion: daß ist. wann got eym menschenn durch ordenlich weiß der [20] Cristenheit setzet zcum ampt des wortes vnnd er erleuchtet ißt mit dem geist [21] der geschrifft. Wenn erkenn ich daß. Sage ich: do frage deyn erfarung vmb. [22] Wann das wort schneyd vnnd trifft: vnnd das hertz erweckt ßo ißt es von got [23] außgesand. Es trifft aber nit alle. es vorleßt auch nit alle. wens trifft den [24] triffts. des treffens aber vnnd das es warlich von gott kum̄en sey, ißt das eyn [25] gewysße zceichen. ßo die menschen anheben mit ernßt darnach zcu leben. vnnd [26] vmmer mehr vnnd mehr des selben zcuhorenn. Wie dan̄n̄ geschriben steet [27] p̱uer. 8 Wer mich esset der hǔngert mehr nach myr. vnnd wer mich trinckt. [28] den durßtet mehr nach myr. Vnnd alßo dann selig seynn die do durßtet [29] nach der gerechtikeit

 

[30] Vnd da her kumpt es. das zcu vnßeren̄ zceyten. die aller schonesten̄ [31] p̄digenn gescheen. vnnd wenig frucht darvonn. darumb das die es sagenn: nit [32] gott volgenn. vnnd die es horenn nit gottes wartenn. sundernn auß menschlicher [33] vornǔnfft vormessenlich ynn menschlich vornǔnfft leǔchtenn. [Bl. 6a] [34] szo es doch mǔß gnade seyn vnnd nit vornunfft. Got vnnd nit mensch. Got [35] wirt ausßend die ruthe deyner crafft szo heißets. vnnd nit anders. Das ißt

 

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[ 1 ketzerthum] kaetzerey 1/2 widerspenige 2 unberuefft 3 benuegende        die schrifft] allain die schr. 4 es fehlt 5 solt 6 ding ist dann        hochreiche sinnige 7 dann do ißt] Wann es ist 8 blenden 9 fuern        můß sein 12 ißt nymmer sehend] der sicht nit 15 Kurtz 18/20 Der Satz Das ist warlich war bis ye hochgelerter steht vor alßo auch bis torhait (17/18) 20 szo] Also 21 ye arms. vornunfft yhe reichs. vorstandt fehlt 23/24 gn. got v. vater] vater u. genaediger herr 27 reich] růten 28 hoffgesynd] gesind 30 getrang 31 ßo] also 32 Gerings]

 

[1] auch das wortleyn daruber alle ketzerthǔm herkǔmen̄ seynnd. vnnd all widerspenstige [2] hoffertige schwetzer. das sie kecklich durffenn lerenn. vnberǔffen von [3] gott: darann alleyn begnugend das sie die schrifft vnnd ewangelii p̄digenn: [4] gerade alß es gar muglich were. das eynn mensch des andern meyster seyn [5] solle zcu gott. Darumb ißt auff erden̄n̄ vnd̓ allen ferlickeytenn keynn ferlicher [6] dingk. dan̄n̄ eyn hochreichsynnige vornǔfft. sunderlich ßo sie fellet: ynn die [7] geißtlich dinck. die die seel vnnd got antreffennd. dann do ißt mǔglicher das [8] mann eyn eßel leßen lere. dann yhn yre vornunfft blende vnnd zcu rechte [9] füre. ßo sie doch vorblendet seyn mǔß vnnd zcu nichte werden der art seyn [10] vnßer vorblendete nachbarn̄n̄. die behemen das elende erbermlich volg. das mit [11] seyner hellen vornunfft yhn die geschrifft getreten: all ding vnnd vorstant1) [12] sehet. außgenom̄en den vorstant.2) das wer nit blind ißt. ißt nym̄er sehend. [13] das doch3) der gantzen geschrifft Vorstand ißt. wie Chr̄9 sagt. ich byn kūmen [14] zm̄ gericht inn dieße werlt: das die do sehen blind werd vnnd die blind seyn. [15] sehend werd. Kurtzlich wo eyn armsynniger mensch bedarff eyns meyster. da [16] bedarff eyn reichsynniger zcehen meyster. Vnnd ebenn wie man spricht: die [17] gelarten die vorkarten. alßo auch4) die vornūfftigen die vnvornunfftigen. die [18] weißen die vnweißen vnnd die weißen5) thun nit cleyn torheit. Das ißt [19] werlich werlich war. Je hochgelerter ye tieffer schuler. ye tieffer schuler. ye [20] hochgelerter. szo wills got habenn vnnd nit anders. ye reichsynner vornunfft [21] yhe armsynniger vorstandt. ye armsynniger vornunfft yhe reichsynniger vorstandt. [22] Got Got selber will außsenden seyn wort. weisheit. kunßt. helff. [23] selickeit vnnd keym mensch die selben ere lasßen Amen Amen lieber gnediger [24] got vnnd vater du bißt gerecht.

 

[25] Deyn herschafft soll seyn̄n̄ yn mittell deyn' feynde.

 

[26] Daß ißt. Nit vnnder denn frǔndenn: Nit yn die roßenn [Bl. 6b] [27] adder lilien. sundern̄ vnnder die dornen vnnd feynd hab ich gelegt deyn reich. [28] Vnnd da her fleǔßt es: das alle die gott dienen6) vnnd Christi hoffgesynd [29] seyn wollen. musßen vill stechens vnnd widerwertigkeit leyd. alls Chr̄9 selber [30] spricht. In der werlt werd yhr gedrenge haben̄n̄: aber ynn myr alleyn den [31] fride. dann ßo ißts beschlosßen von gott vnnd wirt nit anders seyn. deyn [32] herschafft soll seyn ym mittell deyner feynde. Ringsǔm dich sollen feynd seyn [33] dǔ alleyn mit den deynem ynn yrem mittell. Alßo strechen vnß die dornen

 

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[ 1 eyngeben] eingebung 2 vnnd eygens fleischs] das aigen flaisch        gewisßen] das gew.        Wer] Und wer 5 fleucht] er fleücht 11 redlich bis das heißt fehlt 12 geistlich fehlt 14 Juden] gůten 15 zů in selbs 16 ßo than] gethon 18 frümkait und weißhait 21 Das Fragezeichen fehlt.        Wir wollen] W w. es 22 mit romischer] mit der roemischen 25/26 Der Satz vnnd Chr. beladet sich m. fr. sunden fehlt hier, dafür ist 27 hinter weißhait eingefügt: und belůd sich m. froembder sünd und boßhait 26 beladet euch aigner 28 Miseremini 29 q; fehlt 34 mit sich] m. in]

 

[1] das seyn boße wort vnnd werck der menschen̄n̄. boß eyngeben des teuffels vnnd [2] eygens fleischs. vnnd gewisßen gethaner sunde. Wer das nit leydenn will. [3] der will nit seyn von der herschafft Christi. sunder er will ym mittel der [4] frunde seyn. yn denn roßen vnnd lilien sitzenn nit bey boßen sundernn bey [5] frǔmen leuten seyn. darumb haßt er vnnd fleucht die boßen ja fleucht vorspricht [6] vnnd1) nachredet yhn. suchet vnnd lobet alleyn̄n̄ die frǔmen. der singet [7] nit anders dann Bn̄dicite aliqua op̱a dmīi dn̄o. Vnnd Bn̄dicam dn̄m in [8] aliquo temp̱e aliqn̄ laus eius in ore meo. Non on̄a: nō om̄i tp̱e. non semp̱. [9] Aber Christi ware Bruder thun ym gleichformig. Liben die boßen. benedeyen. [10] entschuldigen sie vnnd bitten vor sie: loben vnnd dancken got yn dem allem. [11] Vnnd das heißt redlich herschen̄n̄ vnnd̓ den feynd. das heißt geistlich feynd [12] vnderdruckenn vnnd geistlich herschen̄n̄. Die singen Bn̄edicite omīa op̱a dn̄i [13] dn̄o Et bn̄edicnn dn̄um in omni temp̱e. semp̱ laus eius in ore meo. Dieße [14] thun nit wie die Pickarten ausß behemen. die geistlichen Jǔdenn vnnd elend [15] ketzer. Die do von den boßen Christenn flihenn vnnd zcum selbs ynn winckel [16] krichenn. O yr gotes leßterer vnnd Christi vorrehter. Wann Chr̄us ßo than [17] hett alls yhr thut. wehr weer ymmer selig word. Er entleret sich seyner [18] gotheit. seyner frǔmkeit. weißheyt vnnd wolt seyn mit sǔndernn. menschenn [19] vnnd narren. auff das er sie erfullet.2) ia er nam sie an sich. Wolt noch nie [20] mit denn geistlichen frūmen: gerechten zuschaffen habenn [Bl. 7a] Was thut [21] yhr? Widersynnisch. Wyr seynd nit wie die deutschen. Wir wollen auß [22] gottes fǔrcht nit mit Romischer kirchenn haltenn. Daß ißt ßo vill: wir [23] wollen̄ yn gottes namen zcǔm teǔffel farenn. vnnd die deutscheyn yns teuffells [24] namen zcu gotte farenn̄ lasßen. Ach got, wo will doch der mensch mit seyner [25] Clǔgheit hyn̄n̄. Ir entlediget euch fremder sunde vnnd Christus beladet sich [26] mit fremden sundenn̄. Ir beladet euch mit eygener gerechtickeit vnnd weißheyt. [27] vnnd Chr̄us entlediget sich eygener gerechtickeit vnnd weißheyt. eya. wie gar [28] feyn volget yhr Christo nach. ir sprecht. Miserere mei. sana an̄9 mea9 q; [29] peccaui tibi. Ir sprecht. P̱de illos, q; peccauerunt tibi. Nos sǔmus populus [30] dei. Illi p̄p̄lus diaboli. Nu liber got Vatter erbarme dich doch deß elends [31] yrrendes volcks vnnd nit setze yhn yr leßterung zcur ewigen sunde

 

[32] Die kinder gottʃ die flihen nit die geselschafft der boßen ja sie suchenn [33] sie. das sie yhn helffen mugenn. sie wollen nit alleyn ynn hymell. sundern̄n̄ [34] mit sich bringen die aller sundigesten̄n̄, ob sie mochten̄n̄. Die aber nichts leid [35] wollen. die seyn knechte vnnd nit herrn̄ ym mittel yrer feynde. dann sie

 

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[ 3/4 Nit mit bis besteen] und besteen nit m. Christo inwendig, im gem. u. frid in got 13 4.] Der vierd Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 698, 4 –7. 15 an yendert aim ding 17 daran genúgend] daran gesettiget und benůgig seind 20/21 knechtlicher 21 vmb] und 24 sůchen sich selber 25 ausserhalb gots des hoechsten gůts 26 ßo fehlt        vor d. hell. sterben] vor d. hellischen pein 29 alles zů thůn 29/30 weder flihen noch] fliehen nit noch 30 Auch nit suchen] Auch sůchen sy nicht]

 

[1] weichen vnnd vnderligen der anfechtung. das ißt das sie die sterck des scepters [2] nit wisßen vnnd yr hertz nit richtig ißt zcu gott. sundernn krǔm vnnd geneigt [3] yn zceytlich gemach vnnd fride auswendig. Nit mit Chr̄o ym inwendigen [4] gemach vnnd fride ynn gott besteenn. Aber die rechtenn besteen yn richtigem [5] glauben vnnd vberwind ob sie auch daruber sterben. arm add̓ gelestert [6] werden̄n̄. denn selben ist das Euāgeliū eynn ruthe der stercke vnnd gettlicher [7] crafft.

 

[8] Darumb reymet sich das wortleyn: deyn herschafft: wol zcu dem wort: [9] deyner crafft. dan̄n̄ die selb crafft wie oben berurt macht die herschafft Chr̄i. [10] dann die weil die crafft ißt1) nyderzcǔlegen vnnd vnnderzcuwerffen die andern̄n̄. [11] muß von noten: seyne herschafft nit anders seyn dann̄ vnd̓ den feynd. die [12] nyderzculegen seynd.

 

[13] [Bl. 7b] 4. Deyne Volke sollen seyn die freywilligenn. Das [14] seynd die ledigen̄ gelasßene menschen. die eyns ledigen willens seyn vnnd nit [15] hafften an yrgen eynes Ding. dann bloß lauter an dem willen gottʃ. das ißt [16] das sie widder gut begeren: Noch boße furchtenn. gleich achtenn̄ sterben vnnd [17] lebenn haben vnnd dúrffen: eehr vnnd schmacheyt alleyn daran genúgend: das [18] gottes wille alsßo sey.2) Hie werdenn außgeschlosßenn. die aǔß kindischer [19] vnnd zceytlicher Lieb gott dienen vnnd sǔchen vmb das yhre: vmb gabe vnnd [20] lohn willen, es sey zceitlich adder ewig. Ader auß peynlicher3) vnnd knechtischer [21] furcht: vmb zcu empflihen̄n̄ peynn add̓ vngemach. zceytlich adder ewig. [22] Wan ßo der hymel nit were add̓ die helle. Adder ßo got nit zceitlich guter [23] eehr. gesundheyt geb: dieneten sie ym gar nit. vnnd fielen schnell von seyner [24] Lieb. dann sie meynen nit got sundern̄ sich selber suchenn: auch bey got vnnd [25] hafften an den gutern ausßer got dem hochsten gǔt. darumb ßo got nit yhr [26] gut vnnd troßt ißt. ßo mußen sie sich vor der hell. sterben vnnd leydenn [27] furchtenn. vnnd kan nit anders seynn. Aber, die kinder gottʃ. die freywilligen: [28] die bereytes willen. gottʃ alleyn warnehmen yn seyne9 willen: vnnd daran [29] benugen. vnnd umb des willen alls thun vnnd leid bereyt sein. dieselb weder [30] flihen noch furchten̄ hell. tod. leid. Auch nit suchen das gemach. leben add̓ [31] hymel. auff beyden seyten. frey abgesundert vnnd ledig zcwischen̄n̄ beyden̄ [32] hynauff. die richtige strasße zcu gottʃ willenn dringenn. Aber das ißt nit [33] muglich der Natǔr vnnd Adams Kinder. sundern̄ der heilige geißt muß das [34] mit gnad ym menschen wircken vnnd eyn kind Christi machen. Welchs geschicht

 

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[ 2 vnnd (vor heyden) fehlt 6 sonderlich under solchen 9 andern weytern 10 des] diß 13 der kranckheit] d. krancken 14 leben 15 freywillig] fr. und auß liebe        knechtlicher 21 dasselbig 22 bestaetiget 23 ausserhalb 24 schmacheyt] schmachait &c.. 25 unordenlich 26 sundigenn] sunden 27 unkrefft        außer] one 31 liben] lieb 32 noch ... noch] weder ... noch 33 nit der natur, sonder der gnaden 34 Ist nu der sinn] Das ist nun die mainung]

 

[1] durch das wort gottʃ vnnd festem waren glauben̄n̄. darumb seynd die [2] Juden̄n̄ vnnd heyd vnnd ketzer nit das volck Christi. dann sie suchen̄ yren [3] willen an got vnnd yn yren wercken darumb folget es auch recht wol seynd [4] das das reich Christi mitten vnd̓ den feynd ligt. da dan̄ sterben. leid. forcht [5] [Bl. 8a] vnnd allerley vngemach ißt. dann weer hat etwas gutes vnnd̓ den [6] feynd. vnnd sunderlich sulchen feynd das ißt die teuffel vnnd gantze werlt. [7] auch eygen gewisßen vnnd eygens fleisch? darumb kanß nit anders seyn. dan̄ [8] das volck Christi. muß dieß alls vorachten. vnnd nit furchten auch nit die [9] anderweyten ding lieben. sundern̄ freywillig seyn̄. vnnd diß alls mit freydd [10] an nehemen. vnnd sich des gemachs mit freyd vorzceihen̄n̄.

 

[11] In dem tage deyner Crafft, das ißt ynn der zceyt der gnaden̄n̄. [12] in welcher deyne crafft aǔsßgegeben wirt. vnnd der menschlichen schwacheyt [13] geholffen̄. Dann zcwo zceyt stȳmet die geschrifft. Eyne der kranckheyt die [14] war vnnd ißt: ynn allen denenn. die vnder dem gesetze lebten. dann die weyl [15] die menschen die gebot gottes nit freywillig. sundern̄ auß knechtischer furcht. [16] adder kindischer liebe hilden. ßo war yn das gebot nǔr eyn vntreglich laßt [17] vnnd burde. Vnnd yhn vnmǔglich zcuerfullen. dan gottes gebot mǔß freywillig [18] erfullet werd. Vnnd das ist. der natur nit muglich. darumb ißt sie [19] vnder dem gesetz erkranckt vnnd erligen. Vnnd vnmechtig worden̄ das zcǔ [20] erfullen. alß die Juden gote dieneten vmb Vorheysßung des judischen lands. [21] vnnd vmb drawen vnnd forcht dasselb zcuvorließen. Dan̄ alle die selben die [22] noch nit mit gottʃ crafft befestiget seyn, vnnd ynn dem tag dißer vncrafft [23] seynn vnnd aǔßer der gnad vnnd mitwirckung gottʃ, denn ist nit muglich. das [24] sie nit solten furchten. vngemach leyden, sterben, schmacheyt &c. vnnd widderumb [25] lieben, gemach selickeyt, leben, eher &c.. vnnd durch dasselb vnordige flihen vnnd [26] suchen nit widder gottʃ willen thun vnnd sundigenn. dann sie seynd in Adams [27] tag: vnder dem gesetze. yn der zceyt yhrer vncrafft: yhn selber gelaßen: außer [28] der gnade hülffe.

 

[29] Die Ander zceyt. ißt der gnaden vnnd hülffe zceyt. durch welch der [30] mensch gestercket wirt. frey. gottes willen vnd gebot [Bl. 8b] zcu halten. [31] aǔß lauter gottes liben, Nit dieselben zcu thun vmb yhres nǔtzs adder lones [32] willen, aǔch nit zcu lasßen noch durch leyd noch dǔrch sterben. Das ißt [33] nü nit natur. sunder gnaden werck. darumb spricht er nit. in dem tag der [34] stercke. sund̓ yn dem tag deyner sterck. die du yhm gibst. Ist nǔ der synn. [35] deyn volck. mit welchem dǔ herschest vnder deynen feynden vnnd mannichfeltigem [36] leyd: wirt doch ynn dem allen frey vnnd willig darzcu seyn. das

 

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[ 3 Das ist sie 4 alß das den] als dann 5 ym xliiij. psalm 8 in gaistlicher f. 9 darumb] Wenn 9/10 edelgestain 11 zierlich        Lager] geliger 12 wirden 14 echten v. gefellig machen] grosschaetzig u. g. machen 17 geschmuck 18 nit allain den andern 19/20 wie zierlich bis wisßeten fehlt 23 Außer] one 24 ßo] also 26 darumb] Auch darumb 27 darein 28 inwendige 30 diser zierde        alle] allerlay 31 dise zier        all andere] a. a. zierhait 33 herrn̄] h. und saeligmachers 34 Das zweite in fehlt 35 sancti        sanctarum das ist In]

 

[1] macht nit yre crafft. sunder das sie seyn. in dem tage deyner crafft: mit [2] deyner gnad hulffe gestercket.

 

[3] In heyliger zcierde. das sie werden mit ynnerlichem geschmuck gezciert [4] seyn. alß das den niemant sicht dan̄n̄ gott. vnd wer gott sihet vnnd [5] erkennet. Alß ym Ps. 44. on̄s glīa filiȩ regis abintus. Aller geschmǔck des [6] kúnigs Christi tochter: ist ynnewendig vnnd vorborgen̄. dan ynn hebreischer [7] zcǔngen heißt auch das heylig. das do vorborgen. vnnd von allen synnen [8] gesundert ist. ym geystlichen finsterniß, darumb heyst auch sacrǔm qī secretǔm [9] im latin. darumb eǔßerlich zcierde des Leybs. ynn seyden: golt: vnnd edelsteyn. [10] weyß rot schon angesicht, gelb har. geschickter leyb. gut essen vnnd [11] trincken̄, prechtig vnnd kostlich heǔßer zciertlich Lager vnnd bette, groß gesynde. [12] schone weyb vnnd kinder. darzcu groß ehr gewalt vnnd wirde. Vnnd alles [13] das eynen menschen mag zceytlichen zcieren. rǔmen: vnnd vor den Leǔten adder [14] vor ym selbs echten vnnd gefellig machen̄. auch kǔnst. weyßheyt vnnd frǔmickeyt. [15] das ist alles nit der geschmuck noch zcierde des rechten volcks Chr̄i. [16] dan̄n̄ der ißt keyns nit vorborgen: geystlich adder heylig: sündern̄ von menschen [17] wol erkundlich. Aber die geystliche zcierde vnnd heylger schmuck ist ßo tieff [18] vorborgen̄. nit alleyn andern menschen. sundern̄ auch yhn selber das sie seyn [19] nit wisßen. wie zcierlich sie vor gott seyn. vnnd weer aüch nit gut. das sie [20] es wisßeten. Ja sie kǔnen es nit wisßen: anders weer es nit eyn vorborgen [21] zcierde. Vnnd ob sie nu alle die obgenanten wertliche zcierde hetten szo ißt [22] yhn doch alß hetten sie nichts. dan̄n̄ vnflat vnnd ungestalt vor tieffer eynsencküng [23] yhrs willens vnnd begirde, ynn gottʃ willen. Außer [Bl. 9a] welchs [24] willen sie nichts achten noch wisßen: ynn welchem sie ßo seynd vorschwǔnd, [25] vnnd laǔter außgegangen mit Abraham von allen dingen, das sie nit mehr [26] dan̄n̄ gott achten. darumb alßo lauter. als gottes willen ißt vnnd schon. alßo [27] schoen seyn sy aǔch: darumb das sie drynne sich geschlagen haben. sich. diße [28] laǔterckeyt vnnd ynnwendigeste reynickeyt des willen von allen dingen: ißt die [29] rechte zcierde der Leute Christi. die do vbertrifft vbermesslich allen geschmuck. [30] den eynn mensch erdencken̄ mag. dan̄n̄ ynn der zcierde ißt ewige vnnd alle [31] zcierde. Vnnd an die zcierde ißt all andere eyn stinkender vnflat vnnd fǔstǔch. [32] dan̄ diße ißt bedeǔtet ynn der claren weyßen vnnd lauter erscheynug der engel [33] bey dem grab. vnnd ynn der vorclerung vnßers herrn̄ auf dem berge Tabor. [34] darumb spricht nit vbel der alte text: in splendoribǔs sanctorū siǔe in splendoribus [35] sanct9 vel claritate rerū sanctorū. ynn heyliger clarheyt vnnd geystlicher

 

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[ 2 weyt andern        der werlt] d. w. zierd 4 laeger        kurtzlich] kurtz        Hebr. 11. c. am Rande 6 seien 12 wirt] ist 15 selbigen 20 vter vnnd fehlt 24/25 außgenommen dißer alleyn Christus] a. allain Christum unsern herren 27 ps. 21.] an dem xxj. psalm 28 Bauch] leib 36 menschliche gedancken, wort und werck]

 

[1] ynwendiger Laǔterckeyt. Alßo ynnewendig vnnd vorborgen̄. das sie aǔch [2] ynn anderweyten dingen steet. dann der werlt. alß yhn armen cleydernn̄. [3] vngesundem vngeschicktem leyb. bleychem betrǔbten angesicht. boß esßen vnnd [4] trincken, vngemach lager. vnnd kurtzlich. wie das der Apostell Heb. XI. beschreybt. [5] ynn hunger vnnd durst. ynn hitze vnnd frost. ynn angst vnnd kum̄er. [6] ynn trǔbsal vnnd jamer &c.. Nit das allzeyt sie da sey. sundern̄ das diße [7] ding nit hynderlich, ja furderlich darzcu seyn.

 

[8] Auß dem leybe der mǔtter der Morgenroet, wirt dir geborn [9] werden der thaw. deyner Kindschafft. Das wortleyn Mütter. zcu latin. [10] Matrix. adder vterǔs heyßt hie nit eyn gantz p̱sonlich mutter. als eyn weyb [11] mutter heyßt. sundernn̄ das. do die frucht ym mutterleyb empfangen, vnnd [12] biß zcu der geburt: erneret wirt. Vnnd das wirt darumb ßo aǔßgedruckt [13] gesagt. auff das die zcukunfftigen ketzer nit bestǔnden, die do sagen, das Chr̄9 [14] weer nit warer mensch. adder Marien leyblicher son. dann waß aǔß der [15] selben mutter eyns weybs empfangen vnnd geborn̄n̄ wirt: das ißt an zcweyffel [16] nit eyn fündling. sundern̄: eynn naturlich kind. von desselben weybs fleysch [17] vnnd blut warhafftig [Bl. 9b] genōmen, erwachsen vnnd erneret: acht adder [18] neün monat lang Zcum andern̄ auch darumb. das vorstanden werde, das [19] Christus alleyn eyns weybs son ist: nit von eynem man genōmen. sundern̄ [20] alleyn von dem vter vnnd leyb seyner mutter. Vnnd das alls widder das [21] eynsagen der Jǔden. die nit wollen, das Maria eyne Jungfraw mutter sey. [22] dann̄ all ander kinder, werden ynn der schrifft beschriben. das sie von dem [23] samen vnnd aǔß den lenden adder leyb der manne kom̄en vnnd werden auch [24] all dem vater vnnd nit der mutter zugeschriben. außgenommen dißer alleyn [25] Christus. der wirt alleyn seyner mutter vnnd1) keynem vater zcugeschriben. vnnd [26] das er nit von samen. sundern̄ vonn der mutter adder leyb seyner mutter [27] genōmen sey. alß er sprich ps. 21. Extraxisti me de ventre. du haßt mich [28] aǔßgezcogen vonn dem Baǔch: nit dareyn gemolcken: wie Job spricht das er [29] gemolcken sey: alls milch. von seym vater.

 

[30] Nu wirt die zcarte Jüncfraw Maria: an vilen orten genent eyn Morgenroet: [31] darumb das sie den waren tag vnnd das ewige licht vnnd die sonne der [32] gerechtickeit Christum erfǔr bracht hat. Aüß der selben Morgenroet. mütter. [33] wirt kōmen der thaw deyner kindheyt: das ist durch hymlisch wircküng des [34] heylgen geystes: wirt deyn kindheyt kōmen von eyner Jüngfrawen: dann [35] darümb nennet er seyn kindheyd eyn thaw. das gleych wie der thaw. an [36] mēschen dancken. worten. wercken. vom hymel fellet. alßo ist die zcarte menschheyt [37] Chr̄i. aǔff diß ertrich von Marien kōmen: an mannes vnnd menschen

 

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[ 1 ym 71. ps.] im psalm. Am Rande: ps. 71. 2 steygen] reysen 10 Ist nu] Das ist nun 11 ain künigin oder ain praut 18 vter] leib 19 geteutscht 22 figurieret und bedeüt und empfahet 23 des worts        nimpt ir ir junckfrawschafft 26 menschlichem werck 26/27 von hymel 27 Michee 5. steht] Micheas schreibt        Am Rande: Mich. 5. c. 28/29 menschen hende gewartet] auf m. h. wartet. 29 des bis geschicht] der Mensch wird ainmal Adams kind geschaffen 30 Christi kind] ain k. Chr. 31 vom flaisch        Alsßo Joh. 1.        hat yn] also. Hat er in 32 seyn] werden 34/35 als Paulus zů den Galathern sagt Liebe brueder 35 das] biß das]

 

[1] werck. alleyn vom heylgen geyst. oben herab gewirckt alß ym 71. ps. steet. [2] Er wirt herab steygen: Gleych wie der regen aüff das vell Gedeons &c..

 

[3] Nǔ wie wol die wort dißen vorstand geben vnnd leyden ßo ißt er doch [4] eraǔß gezcwǔngen vnnd getriben. Aber nach selb fliessenden vorstand: ists [5] hie beschriben die geburt des volcks Chr̄i. das merck man da bey: das diße [6] wort werden zcu Christo gesprochen̄ alßo her bereyt ißt vnnd eyn herr ist. Aǔch [7] das wortleyn: dyr: gibt zcüvorsteen. das er von andern kindern sagt. dan [8] von Christo anders weer es gnug gewest gesagt: auß der Morgenroet mutter [9] wirt deyn kindheyt geborn werd. nu spricht er: Wyrt. dyr. deyn [Bl. 10a] [10] kindheyt geborn̄ werd. Ist nǔ die meynung: das Chr̄9 eyn herr vnnd kunig [11] ist. vnnd hat schoenes Volck. szo mǔß er auch eyne Brawt eyn kǔnigynne [12] haben. vnnd nit vnfruchtbar seyn. dan̄n̄ eyn sulcher kunig muß yhe aúch [13] erben vnnd kynder haben. Die beschreybt er alßo: das gleych wie seyn reych [14] geystlich ist geystlich volck. geystlich gewalt. geystlich schmǔck. Alßo soll [15] man nit wenen. das Christus leyblich weyb vnnd kinder haben werde: wie [16] dan̄n̄ die Jǔden warten auff yren Messiam. sundern̄ seyn weyb. brawt vnnd [17] kúnigyn heisßet. Aurora. die Morgenroet. das ist die Christenliche kirche: [18] auß der selben mutter adder vter kūmen ym seyn kinder. darumb hab ich [19] vordeǔtscht. kyndschafft. vnnd nit kyndheyt alß manschafft heyßet vorsamlung [20] der menner. priesterschafft der priester: alßo seyn kindschafft. die gantze gemeyne. [21] seyner sone vnnd tochter. dieße morgenroeth ißt eyn geystlich jungfraw. [22] durch Mariā figǔrirt. vnnd empfehet von geystlichem samen. das ißt [23] das wort gottis. das nympt yre jungfrawschafft nit. sundern̄ meer bewart. [24] dieselben kinder nennt er den thaw. darumb. das keyn seel wirt bekeert, vnnd [25] von Adams sundlicher kyndschafft ynn die gnadenreyche kindschafft Christi gewandelt. [26] mit menschlichen wercken. sundern̄ alleyn durch wirckung gottʃ vom [27] hymel herab. wie der thaw. als Michee 5. steht Es werd seyn die kinder von [28] Israel. gleych wie der thaw. von got geben. der do nit menschen hende gewartet. [29] dan̄n̄ des eynes Adams kynd wird: geschicht durch des fleysches werck. [30] soll nu derselbe Christi kynd werd das muß durch werck des geystes gescheen. [31] das von fleysch kūmet. das ißt fleysch. Alsßo Joh. 1. hat yn gewalt geben, [32] gottes kinder zcu seyn. Nit die auß geblute. adder des fleysches wollußt. [33] sundern̄ die auß got geborn̄ seyn. Nǔ die Mutter dißer Morgenroet. ist die [34] libe ym hertzen yn der emphet sie alle mēschen. tregt sie neeret sie &c.. als [35] Ap̄lus Paulus zum Galaten. Liben kinder ich gebere eǔch aber eynns. das

 

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[ 1 werde] werde geformieret        zů den Corinthiern 2 dißen] den 4 mercklich fehlt 5 fleyßlich vormessen] flaischlich vermessenhait        die vormeynend] die da mainen 7 Dieselbig 9 Joh. 3. am Rande 9/10 ander weit] zum andern mal 13 die oder die hailige regel 14 5.] Der fünfft Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 702, 21 –24 16 sein feynd unnd s. volck 16/17 seyn zeyt bis kynder fehlt 22 ists] ist        schwoert 29 dester 30 istz] ist 32 schwaerer]

 

[1] Christus ynn eǔch werde. Vnnd zcum Corinthen. Ich hab eǔch geboren durch [2] das Euangeliū. In dißen Worten nennet sich Paulus eynn mutter. vnnd [3] seyne: vter: erzceygt er. das seyn lieb sey. Vnnd der samen. das Euangeliǔm.

 

[4] [Bl. 10b]1) Deße wort, seynd nǔ: mercklich gesagt. widder die spenstige [5] hoffart. vnnd fleyßlich vormesßen der Juden. die vormeynend. sie sollen alleyn̄ [6] gottes kinder seyn̄n̄. darumb das, sie Abraham vnnd der heylgen patriarchen [7] kinder seynn. von fleysch vnnd fleyschlichen wercken̄ geborn̄: Die selb gebǔrt [8] ißt hiȩ vorworffen: das nit sie gnug sey. Wie dann̄ der herr zcu Nicodemo [9] auch widder den selben dǔnckel sprach. Joh. 3. Es sey dann. das eyner ander [10] weit geboren̄ werde. mag er nit eyngeen in das hymelreych. Alßo findet man [11] noch Vill. die dißen Judischen synn haben. Vnnd wollen got da ǔor haben. [12] das er die p̱son ansehe. das er deß adder diß ordens adder lebens sey: Vnnd [13] der vnnd der heylgen regel halte &c..

 

[14] 5. Gott hat geschworen. vnnd wirt yhn nym̄er gerewenn̄.

 

[15] Sich. byß hieher, hatt er beschriben den kunig. seyn kúnigreych seyn [16] scepter. seynd feynd. seyn volck. seyn zceyt. seyn schmúck seyn kǔnigynne. [17] seynn kynder. Nǔn beschreybt. er seyn priesterthǔm. Vnnd ißt hie zcu mercken̄. [18] das zcu dem kúnig reych Chr̄i eynzcusetzen̄: gott nit schweret, sundern̄ schlecht [19] sagt alls oben berǔrt Gott hat gesagt zcu meynē herrn̄. Aber eynzcusetzen [20] das priesterthum Chr̄i, thut gott eynn schwǔr. vnnd mit eynē eyde. bestetiget [21] er Chr̄m. zcǔm priester, Vnnd dennoch darzcu. vnnd wirt yhn nit gerewen̄. [22] Was ißt das? adder waß ists nodt. das gott schwere, der nit ligen kan̄n̄?

 

[23] Zcum ersten̄n̄: darumb. zcu vnderscheyden̄, all ander priesterthǔm: die do [24] endlich auffhoren sollen, dan̄n̄ yhr auffhoren̄n̄ ißt, das gott yn yhn nit mehr [25] gelußtet. adder williget. vnnd das heyßt, gotte rewen, alß das priesterthǔm [26] Aaron vnnd Leüi. Aber Chr̄i priesterthǔm hatt nȳmer ende, ynn ewickeyt. [27] sundern̄ er opffert sych. vnnd die seynen. dem Vater ewiclich.

 

[28] Zcǔm andern̄n̄: Zcu vnsprechlichem sußen troßt vnß armen sundigen [29] menschen̄. das wir deßto kecklicher gleǔben vnnd hoffen das Christus eyn [30] priester sey, dan̄n̄ Leichter istz zcu gleuben das Chr̄9 eyn herr sey vber alle [31] dinge. das auch der mensche [Bl. 11a] sich furchtete vor ym. vmb seyner [32] grosßen gewalt willen. Aber2) das er priester sey. ißt schwere zcu gleuben. [33] vmb vnnßer blodes vnnd sundlich gewisßens halben, das do vorzcagt vnnd [34] leychtlich erschrickt vor gottis gewalt. vnnd schwerlich vortrawet das ym seyn

 

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[ 1/2 und macht sy trostl. zů s. barmh., in dem 3 bezaler 6 ps.] verß        eytell fehlt 8 Ainem pr. gehoeret zů, spricht 9 sundigen] sünden 11 anderer 14/15 kainer saelig soll werden 15 Rom. 3. c. am Rande 17 yetlicher        erlang 21 weyße] w. oder ordnung M. 23 das bis hatte fehlt 24 bedeüt wirt 25 doch fehlt        vor allzumal] für all menschen 27 künig und das 28 glidmaß, wann all 29 prun 32 geschrifft 35 haißt 35/36 i. rex pacificus, rex pacis, das ist, ain künig]

 

[1] sunde vorgeben seyn. Diße blode vorzcagunge richtet gott auff, vnnd trostlich [2] zcu seyner barmhertzikeyt erweckt ynn dem, das er Chr̄m eynn priester aǔßschreyet: [3] das ist, eynen patron: fübitter: mitteler. zcaler aller sǔnde. vnnd [4] das mit schweren. mit grosßerem fleyß. seyn barmhertzikeyt vorkundigend. [5] dan̄n̄ seyn gewalt, auff das er mehr zcuvorsicht, dan̄n̄ forcht. ynn dem [6] menschen erhebe. darumb solt man dißen ψs. mit golt vnnd eytell edell gesteyn [7] belegen̄. das er ßo trostlich vnnd gnedig clingt.

 

[8] Dǔ solt seyn eyn priester in ewickeyt. Ein priester horet zcǔ sprich [9] Sanct Paulus. das er fǔr die bitte vnnd opffer. die do yrren vnnd sundigen. [10] vnnd eyn guter mitteler seyn gegen got. Nǔ spricht gott. dasselb solt du [11] seyn̄n̄, keyn ander, dan̄n̄ du alleyn alßo. vor wen du mittelst, der soll selig [12] seyn̄n̄: sǔnßt niemant soll mit seynen wercken selig werd. adder gnǔg thu [13] kǔnnen. Alßo weißt vnß gott. von vnß zcu Chr̄o. Gleych wie Pharao die [14] egyptern zcu Joseph: Vnnd durch yhn alleyn: vnnd an yhn keyner nit selig [15] werd soll. Darumb spricht woll der Apostell Ro. 3. das yhn gott gesetzt hat. [16] zcu eym p̱piciatoriū. das ißt zcu eynem gnaden thron. vor welchem eyn [17] iglicher gnade vnnd selickeyt erlangt. Noch seynd vill hoffertiger heylgen. die [18] mit yrer gerechtickeyt faren. vnnd wollen yhe vor sich selber priester seyn. [19] vnnd horen nit das got. nit zcu yhn sundern̄n̄ zcu Chr̄o spricht. du solt [20] eyn priester seynn̄ &c..

 

[21] Nach der weyße Melchisedech. Melchisedech war eynn kunig vnnd [22] priester vnnd opfferte weyn vnnd brot: auch vor den̄n̄ heylgen patriarchen [23] Abraham. vnnd vor seyn gesinde. das doch wol than hatte. Inn welcher figur [24] bedeǔtet ist. das keyn heylge ßo from ißt. wann sich Chr̄9 nit fur yhn opffert. [25] ßo wurd er doch vordammt. dan̄n̄ er ist alleyn priester vor allzcumal [Bl. 11b] [26] darumb heyßt er auch recht Melchi Zedech. Melchi ein kunig. Zedech gerechtickeyt. [27] Er ist der kunig, das heubt der gerechtickeyt. von dem sie muß [28] fließen. ynn alle seyn glidmaß. alle ander gerechtickeyt add̓ frummkeyt ißt [29] boßheyt: gegen dißer. alßo heyßt er auch sol iusticiȩ das er der born. vrsprüng. [30] heubt. sonne vnnd anfang ißt der gerechtickeyt: Vnnd heyßet hie [31] nit die gerechtickeyt. da mit gott die vordāpten vrteylt. alß nǔ gemeyn ist [32] ym brauch. widder die schrifft die do nennet diße gerechtickeyt: die aǔß gnaden [33] vnnd barmherzcickeyt geben wirt. den gleubigen Chr̄i. alls man spricht. Qui [34] justificat impiū i. e. dat peccatori iusticia9 der den sunder frǔm macht.

 

[35] Vber den Namen Melchi Zedech. heiß er aǔch Melchisalem i. e. rex [36] pacʃ kunig des frides, dann warhafftiger frid des gewisßen kan nit seyn. wo

 

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[ 2 stat 4 haißt 5 die] wie 6 seind 8 bedeütet        Der frid ist aber nicht eüsserlich 13 Das truckt auß        an den jungsten 14 altars 19 6.] Der sechßt Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 704, 20 –23. 19 20 ym ersten Ps.] am ersten 21 in] im        sagt] steet 29 sundern̄ &c..] sonder er 35 rechenet] richt]

 

[1] die sund ist. darumb ist die gerechtickeyt vor dem frid.1) vnnd beyd von Chr̄o [2] dem warhafftigen MelchiZedech vnnd Melchisalem. dann seyn stete vnnd reych [3] ist ym fride. alß der psalm spricht Et factus ē in Salem locus ei9 et habitatio [4] ei9 in Zion. Seyn wonūg ißt ym fride. dan̄n̄ Salem heiß die stat. [5] da der kunig was die nǔ Jerǔsalem heyßt Visio pacǔ das ist beschawǔng ym [6] fride: dann auch Zion schawung heyst. darumb seyns zu sāmen gesetzt Zion [7] vnnd Zalem aǔß dem verß. vnnd heyßt nu Jerusalem fǔr Zionsalem. dan [8] es gleych eyns deǔtet. Nit ißt aber der fryd eußerlich. anderß wer der ander [9] v̄s oben außgelegt falsch. Mitten vnder seynen feynd vnnd ym vnfrid ligt [10] dißer frid. yhe mehr vnfrid. yhe mehr frid: yhe mehr der menschen feyndschaft [11] yhe mehr gottʃ frundschafft. vnnd widerǔmb

 

[12] Nu was ißt aber. das er brot vnnd weyn vor abraham opffert? [13] Das auß drǔckt das priesterthum Chr̄i ynn dißer zceyt bys an jǔngsten tag. [14] das er das vorborgen sacrament des altaris. seyns heylgen leychnā vnnd [15] theüres blǔt. opffert ynn der Christenheyt. Welches vorborgen seyn leychnam [16] bedeut, das aǔch all seyn volck ynnewendig vnnd vorborgen ißt: aüch vor yhn [17] selber alß oben gesagt ißt. vnnd sunderlich er selber vorborgenlich regirt vnnd [18] ynn yhn wonet.

 

[19] 6. Der herr der dyr aǔff der rechten seyten ist. das ißt alß ym [20] ersten ψs. gesagt ist. Got ist mit dyr, in den vorborgenen [Bl. 12a] güter. [21] alß aüch in 15. ps. sagt. Got ist myr zcur rechten seyten. darǔmb werd ich [22] nit bewegt werd, vnnd im 19. die selickeyt seyner rechten hand. die ißt in [23] crefften vnnd sterck. Alßo ißt Chr̄9 vnnd seyn volck. nach der Lincken seyten. [24] nach dem eǔßeren mēschen vnder den feynden. yn leyden vnnd unfride. vnnd [25] gott ist da nit bey ym. sundern̄ vorleßt yhn da. Aber nach der rechten seyten [26] nach dem ynnern̄ menschen: ißt er vnnder denn frunden: yn trost vnnd fride. [27] vnnd got ist da bey ym. vnnd stet ym da bey. Das spricht er hie: Got der [28] dyr zcur rechten seyten beysteet vnnd mit dyr ißt. der vorleßt dich nit. noch [29] die deinen sundern̄ &c..

 

[30] Hatt zcübrochen ynn dem tage seynes zcornes. die kǔnige das [31] ißt all. die widder dich seynd. dan̄n̄ die seyn auch widder yhn. nimāt ficht [32] aber ßo faßt widder Chr̄m. alßo die kunige vnnd geweldigen. die nit wollen. [33] das aller gewalt Christi seyn solle. ßo er aber die konige zcerbricht, vill meer [34] die andern̄. die nit ßo mechtig seyn. Hie merck aber. das Chr̄9 nit sich [35] rechenet sunder gott thǔts fur yhn als oben ym andern̄ verß gesagt ist. der [36] Tag des zcornes gottis. das ißt diße zceyt gnaden. dan̄n̄ gleych wie anhebt [37] nǔ die gnade ynn den frūmen. vnnd weret ewig. alßo feht an der zcorn

 

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[ 2 zcerbrochenn] vertilget 3 kainen künig        nit fehlt        da fehlt 7 widder dich fehlt        fechten u. streytten 10 7.] Der sibend Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 705, 13 –15 11/12 gantz zcerbrochen. vorstoret] gar vertilgt, zerstoeret 12 verwußtet] v. worden 13 er hat sy 13/14 angenommen und die Juden verlassen. Er ist ain 14 vill mal] oft 16 koestigt 17 der Inwendig] d. inw. mensch 17/18 Vnnd das bis wolten fehlt 20 zu erfallen 25 blind und kranck        sunder seyn] sein, sonder 25/26 sehen und from seyn 26 die seyn voll die] die follen 27 ledigen] ellenden 28 zerknüschen 29 der fehlt        vbermehret] erhebt ps.] verß        fynster] unverstaendlich 30 aine in die andern]

 

[1] vnnd gerichte. ynn den boßen vnnd vngleubigen̄. Vnnd die konige: synd die [2] do ynn dem Lande Judȩa warenn. die durch die Romer gantz zcerbrochen̄ [3] seynd. alßo das. das judische volg nǔ furder keyne kunige nit mehr da haben [4] kan. sie seyn zcer brochen: dan̄n̄ das volck ißt zcerstrewet. darǔmb auch die [5] fursten. herrn̄ vnnd kunig. mit yrem kunigreych vnnd fursten thǔmen. Das [6] thut der herr. zcu deyner rechten seyten bey dyr. vnnd fǔr dich fechtend. [7] darumb das sie zcu deyner Lincken seyten widder dich fochten vnnd stritten [8] vnnd wolten deyn reych nyder legen: darǔber ist yhr reich nyder gelegt. vnnd [9] alßo hyrschet her nǔ mitten vnnder seynen feynden̄n̄.

 

[10] 7. Er wirt eyn richter seyn, ynn der heydenschafft. Die Juden [11] mit yren kunigen wolten seyn nit. vnnd seynd daruber gantz zcerbrochen. [12] vorstoret vnnd vorwußtet. darumb haben [Bl. 12b yhn die heyden auffgenōmen: [13] vnnd er sie zcum volck angenomen. vorlasßen die zcürstorten Jǔden̄. [14] Ist eyn richter. Wie dann die ps. vill mal sagen. Vnnd richtet, regirt die [15] heyden̄n̄. Diß gericht ißt das er: ynn der heydenschafft: das creǔtz mit yhn [16] handelt. casteyget vnnd zcwinget den alten menschen mit seynen lastern̄. auff [17] das der Inwendig behalten werde. Vnnd das thut er ynn den heyden darumb [18] das die Juden das nit leyden wolten. Er solt eyn richter der Juden seyn. [19] ßo wolln sie ym alten mēschen bleyben

 

[20] Er wirt erfüllen was zcürfallen ißt, das ißt die demutigen̄n̄ [21] wirt er mit gnaden fullen. die todt seyn wirt er lebendig machen̄n̄. Dan̄n̄ wer [22] zcerfellet geystlich: der ist demutig. vnnd fyndet nichts an ym. das da stee [23] adder gantz sey: sundern̄ alls gebrechlich bawfellich darumb ißt er wirdig [24] das er erbawt werd. darumb die Juden vorlasßen seyn. das sie nit zcerfallen [25] seyn wollen. wollen nit blind. kranck. sunder seyn gantz steen. sehen. from [26] seyn. die seyn voll die kan er nit fullen. sie werden dan̄n̄ vor ledig. als der [27] ps. sagt. die ledigen vnnd hǔngerigen seellen hat er erfullet.

 

[28] Er wirt zcerknǔrsßen adder zcǔrschlahen die heǔbter. die sich [29] auff der erden vbermehret haben. Dißer ψs. ißt fynster vmb die myßlich [30] sprache. eyn yn die andere: dreyerley mǔß man es aǔßlegen. desselben [31] halben. Zcǔm ersten die heubter. seyn die geweldigen̄. ynn der gantzen heydenschafft. [32] sǔnderlich die Romer die zcu der zceyt. die heubter waren der werld. [33] Wan̄ nǔ der text alßo steet alß S. Hiero. hellt. Percǔtiet caput in terra [34] mǔulto ßo ißts gewyß die stat Roma die das heubt ißt geweßt vber vill

 

[Seite 198]

 

[ 1 doch nit bis gelegt fehlt 4 eysen 5 alle doctor außlegen] a. d. a. und die Juden 9 zerknischt        ist das geschlagen 11 Job. am xlj 13 das haupt ist Roma        under ir 14 geschloffen 15 zerknüscht 19 allain Christus        gefelt mir wol 21 alle        zerknüschet 22 under in        allem ertrich] allen landen 23 vil        alle 25 selbs 28 8.] Der acht Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 706, 32 –34 30 im lxviij psalmen        Wasser] Die w. 33 daruon 35 diß]

 

[1] lande. doch nit all. Dan̄n̄ widder die stat hatt sich Chr̄9 am meysten gelegt. [2] das da der teuffel gleych wie ynn der werlt heubt. am geweldigisten was. alls [3] auch Daniel bedeut. ynn seyner außlegung des grosßen Billdes das der konig [4] gesehen hat. von eym̄ steyn vnden an den fusßen geschlagen. die do eyßern̄ [5] waren. das alle doctor außlegen vom romischen reych. Nu, er wirt schlaen, [6] das heubt vber vill lande. das ist das reich. das eyn heubt ißt vber vill [7] lande vnd erden. Diße schlacht wirt Christo zcǔgeben. darumb ißts eyn [8] gnedige schlacht. Nach dem eußern̄ weßen [Bl. 13a]. dan̄n̄ roma ißt eußerlich [9] zcǔrknirsset. aber geyßtlich baß erbawet darumb ißts das schlaen: nit ynn [10] dem tage des zcorns. wie die kǔnige. sǔndern̄ ißt worden eyn ander heubt [11] der Christenheyt. darumb steet Job. 40. das des drachen heubt, solde komen [12] yn eyn cleyns fischreǔßelyn: der trach ist der teuffel: seyn corper ißt die werlt. [13] das heubt: Rom die die werlt regirt vnnd vnder sich hatt ist cleyn worden. [14] vnnd ynn sanct peters fischreǔßelyn geschlüffen das mag auch vnßer text geben. [15] Conq̄ssabit: capita in terra multo. Er hat zcerknǔrschet die do heubter seyn [16] vber viler leǔt lande vnnd erdtrich. vnd das land. das vill haben gehabt. [17] ißt alls vnder die Romer komen.1) vnnd dieselben seynd auch zcerschlagen. [18] Alßo ißt zcerbrochen die gewalt beyde der Juden vnnd der heyd. vnnd regirt [19] Chr̄9 alleyn. Dißer vorstand gefellt myr.

 

[20] Zcum Andern̄. Er hat zcǔrschlagen die heubter auff der erd viler. das [21] ißt Nit allen. die aǔff der erd geweldig seyn hatt er zcǔrknirßet. sundern̄ [22] der vilen: dan̄n̄ er hat sie nit alle gedemutiget vnd̓ sich. in allem ertrich [23] etlich vnnd vilen. aber nit allen

 

[24] Zcǔm dritten Er hat zcerschlagen die heubter aǔff der erd viler. das [25] ist die heübter die sich auff erden vill gemacht haben vnnd sich selb erhebt. [26] Vnnd dißer vorstand were der. das alle heǔbter zcerschlagen weren. das mußt [27] ym zcorne gescheen vorstand werd.

 

[28] 8. Er wirt trincken yn seyner wegfart von dem wasßerstrom.

 

[29] Diße ding alle werden ym geschehen: vmb vordinßt seyns leydenß. [30] Wasßer yn der schrift heyßet Leyden. als ps. 68. Wasser seyn yn mich gegangen [31] biß an meyn leben &c.. Wasßerstrom ißt geschwinde vnnd starks grosßes [32] leyden. Nit sagt er. Er wirt es alls aǔß saǔffen. sundern̄ trincken darüon [33] vnnd andern̄ auch daran zcu trinckenn lasßen.

 

[34] Vnnd ynn seyner wegfart. das ißt ynn seynem Leben: das do eyn [35] laufft adder weg ist zcu dem tode. Aber nach dem ende deß wegs wirt er

 

[Seite 199]

 

[ 3 das ewig leyden 5 Phil. 2 am Rande. 6 geh. worden] vnd ist g. w. 7 und im ainen namen geben 10 das] also das        gebogen 13 in woelche 14 45. fehlt, am Rande: Psal. 45. 15 erhebt        im lande 16 beyden] leiden        erhaben] e. sein 19 geschrifft 21 gentes &c.. dz ist die 22 Richtiger] richter 27 nider zu trucken 27/28 doch ain vergeblich u. unnütz fürnemen ist 28/29 Die künig seind zus. getretten, u. d. fürsten seind über ain k. 30/31 fůsschemel 32 vnnd furnahmen] mit irem fürnemen 33 hinweg]

 

[1] nichts leydenn. sundern̄ sich ewig frewen̄. Vnnd seyn feynd: die sich ynn [2] yhrer wegfart frewen. die werd trincken müssen nach dißem leben ewig von [3] dem wasßerstrom: das ißt ewiges leyden̄n̄.

 

[4] Darumb wirt er erheben das heubt. das ißt darumb wirt er [5] eyn herr werd vnnd heǔbt aller creaturen. alß der Apostell Phil. 2. spricht [6] [Bl. 13b] das er sich entlediget hat seyn selbs. gehorsam word biß an den [7] todt des Creutzs. darumb hat yhn gott erhoet. vnnd eynen namen gegeben [8] der do ißt vber alle namen. das ißt das er eyn herre heyßt vnnd ißt vber [9] alle creatǔren, Vnnd alls was eyn namen hatt vnnd etwas ißt. das ißt [10] ym vnnderworffen: das ynn seynem namen all knye gebeǔget werd ynn hymel. [11] erden vnnd hell. aǔßgenommen der do vnnennelich vnnd an namen. vnnd [12] auch aǔßer allerley weßen ist, gott selber. Vnnd alßo ist Christus eyn herr. [13] vber die Juden vnnd heydenn. in welchen̄ er beyden all gewalt vnder sich [14] brochenn. als der 45. ps. sagt Exaltabor in gentibus. exaltabor in terra. Ich [15] werd erhaben werden ynn der heydenschafft. vnnd werd erhaben werden ynn [16] dem lande der Jǔden. Solt er aber ynn beyden erhaben ßo mußten yhe die [17] genydert werd: die darynne erhaben waren vnnd das waren die kunige vnnd [18] die heǔbter: die seyn ernydert. etlich mit gewalt vnnd ynn zcorne. etlich mit [19] willen vnnd gute. darumb nennet ynn die schrifft eynn kunig der Juden vnnd [20] auch eynn kunig der heydenn. das hellt auch der 66. ps. Letentur et exultent [21] gentes &c.. die heyden werden frolich seyn vnnd springen. darumb das dǔ eynn [22] richter bißt des Judischen volks. ynn der richtickeyt. vnnd eynn Richtiger [23] adder hertzog der heyden auff der erd.

 

[24] Auch der ander ps. stȳmet mit dißem. sprechend. Warumb seyn ßo [25] grymmig die heyden: vnnd die leǔte der Juden ßo vnnutze radschlagen [26] das ißt. Warumb streben sie widder. vnnd gedencken nit vnder [27] Chr̄o zcu seyn: sundern̄ ynn yrer gewalt yhn nyder drucken. das doch vorgebens [28] vnnd vnnǔtze furnehmen ißt. Sie haben scusāmen getreten.1) [29] die kunig: vnnd seyn vbereynkomen die fursten: widder Gott [30] vnnd widder seynen Christum. das ißt. die feynd. die Chr̄o zcum fǔßbenckell [31] gelegt werd.2) die haben den kunig gottes Chr̄m nit wollen haben. [32] darumb seyn sie auch widder gott. Was gedachten sie vnnd furnahmen? Wyr [33] wollen̄ zcer reyßen yhre band: vnnd laßt vnß weg von vnß werffen [34] yhre burden. Das ißt yhr bryder. gottʃ vnnd seynes Chr̄i band. gewalt [35] vnnd das scepter seyner stercke, wolln wyr nit leyd. er soll nit herschen mitten

 

[Seite 200]

 

[ 2 wonet] ist        sie spotten] ir sp. 3 widder sie] mit in 6 folgt] Weyter f. 20 Der unnser 22 fynster] unverstaentlich 23 der hebreisch Text laut 36 geschrifft]

 

[1] vnder vnß. seynen feynden̄n̄. Aber was [Bl. 14a] folgt? Der do ym [2] hymel wonet wyrt sie belachen̄n̄ vnnd gott wirt sie spottenn. das [3] sie ßo vnnǔtze dinge vornehmen. dann ßo wirt er1) widder sie reden yn [4] seym grym̄ vnnd ynn seym̄ zcorn wirt er sie zcersteren. das ist. [5] das der sechst v̄s hie sagt. der herr der myt dyr ißt2) an deyner rechten seyten. [6] hatt zcersteret ynn dem tage seyns scorns die konige. folgt: Ich bynn aber [7] gesetzt von ym eynn konig auff seynen heylgen berck Zion. das ist [8] hie gesagt alßo Gott hat gesagt zcu meym herrn̄. Setz dich zcu meyner [9] rechten seyten̄.

 

[10] Vnnd das er eyn richter ynn der heydenschaft aǔch sey. vnnd nit alleyn [11] vber Zion gesetzt. an die stat der zcerstoreten kunige vnnd fursten. spricht er [12] vnnd cōcordirt. Gott hat gesagt zcu myr. du bist meynn son. heǔt [13] hab ich dich geboren̄. fordere von myr. szo will ich dyr geben dy [14] heyden zcu eym erbreych: vnnd zcu eym erbgut alle ende der [15] erden̄n̄. das ißt. das er zcerschlaen wirt. die heǔbter in vilen landen der [16] heyden. vor das eynig land der Juden. das yhn vorworffen vnnd vorschlagen [17] hatt.

 

[18] Nu ißt noch eyns das eynen bewegen mag. wie doch concordire vnnd [19] vbereynkome der virde verß deß psalm. nach vnßerm text. mit dem hebreischen [20] text. Vnßer spricht alßo. Mit dyr. der anfang yn dem tag deyner [21] sterck. yn claren glentzen der heylgen. Auß der mǔtter vor dem [22] morgenstern. hab ich dich geborn. dißer verß adder text ißt seer fynster. [23] Aber hebreischer text leǔt wie oben deyn volck seyn die freywilligen: [24] ynn dem tag deyner stercke. ynn geyßtlicher zcyrde: auß der [25] Morgenroet mutter, wirt dyr komen der thaw deyner Kindschaff. [26] die zcwey stuck. mitten yn dem ψs cōcordiren. sunderlich das. ynn dem tag [27] deyner sterck. vnnd das ander. yn heyliger3) zcierde: mit dißem: ynn4) [28] clarheyten adder glentzen der heylgen. als oben gesagt ißt: dan die [29] heylge clarheyt adder lauterkeyt. das ist. die heylge zcierde: die der heylgen [30] eygene ißt vnnd heylger dingen. Wie reymet sich aber das erßt. Mit dyr [31] ist. der anfang, gegen dem. deyn volck seyn die freywilligen. Vrsach [32] dißer zcweyspeltigen text. sicht man feyn in hebreischer zcǔngen̄. Nu diß zcu [33] concordiren: muß man es fern her tragen: Ja man muß [Bl. 14b] faren [34] laßen die gloßen. die vber vnßern text. mit großem gewalt ersucht seyn. dan̄ [35] die liben Veter geneygt seyn gewest vorzceyten: vmbe der ketzer willen: die [36] schrifft von der gottheyt Chr̄i aǔß zcu legen. wo sichs hat leyden wollen. obs [37] wol der text grundlich nit hatt. Alßo haben sie hie gethan vnnd glosirt.

 

[Seite 201]

 

[ 8 Also diß sind 8/9 gewaltige 11 wie dan̄n̄ ym ps. 88] deßgleichen 12/13 Item das auch Phil. 2] Item. Am Rande: Philip. 2. 13 ßo doch] Wiewol 16/17 wiewol es sich on gewalt nicht concordiern laßt 19 m. welchem 22/23 Mit dyr bis seynen. alßo fehlt 25 auß also 26 der recht verstand 27 Act. 4 am Rande. 28 Vnd] Vnde 29 woher doch kumm 30 ursprung, das der anfang 34 Mit dyr fehlt 35 kains menschen w.        noch fehlt]

 

[1] Mit dyr Anfang: das ist. O du anfang Chr̄i. der du nach der gottheyt: [2] das anheben vnnd ende bist. mit dyr bynn ich ynn dem tag &c.. alßo das letzte [3] auch aǔß der mutter, vor dem morgenstern hab ich dich geborn̄. [4] das ist auß dem heymlichen weßen meyner gottheyt. ehr den der morgenstern̄ [5] geschaffen ist. hab ich dich geboren. Wie wol auch etlich seyn. die diß letzte [6] alßo außlegen. nach der menscheyt. Auß der mutter &c.. das ißt auß dem [7] leybe vnnd vtter Marien: ehr dan̄ der morgenstern auffgeet. ynn der nacht. [8] hab ich dich geberen laßen.1) diß seynd nǔ gantz auß erzcwungen vnnd geweltigete [9] außlegung. Alßo haben sie auch das ym andern̄ ps. von seyner gottheyt [10] außgelegt. Gott hat zcu myr gesagt du bist meynn sohn. heǔt hab ich [11] dich geboren: ßo doch das nach der menschheyt gesagt ißt. wie dan̄n̄ ym ps. 88 [12] Er wirt mich nennen meyn vater. vnnd er soll meyn sohn seynn. It9 das [13] auch Phil. 2. Er hat ym eyn namen geben vberall namen: ßo doch er do [14] redet von dem menschen Chr̄o. der erhaben ist. dann nach der gottheyt ist er [15] nit erhaben: hatt auch keynen namen empfangen von gott.

 

[16] Nǔ diße gloßen laßen wir faren. wie wol doch nit an gewalt sichs [17] concordiren leßt alßo. Mit dyr ist der anfang. das ist. Gott ist mit dyr [18] Chr̄o. vnnd mit allen deynen. ynn gnaden: darumb ßo bist dǔ vnnd die [19] deynen starck vnnd freywillig. dan̄n̄ mit welchen gott der aller anfang ist. [20] nit ist. der ist nit freywillig. erfullet auch das gebot gottes nit. dann er ist [21] ym selb gelaßen vnnd ißt nit frey ledigs willens. sundern̄ gefangen vnnd [22] seyns eygens willen. darumb ynn dißer cōcordantien Muß das wort: Mit [23] dyr: zcu Chr̄o geredet seyn. nit vor sich: sundern̄ vor die seynen. alßo: mit [24] dyr. das ist mit deynem volck. als ym 67. ps. Accepisti dona in hom̄9. du [25] hast empfangen die gaben yn den menschen: das legen etlich alßo auß. deyne [26] leute haben die gaben empfangen: Aber rechter vorstand ist. den Sanct Peter [27] gibt Act. 2. Accepta p̱missione spirsc̄ti effudit i. e. Accepisti dona in hōnes [28] i. e. pts̄tm dandi dona homībus. Vnd Paulus. dedit dona homībus [Bl. 15a]. [29] Darauß folgt. daß unßer text aǔssdrǔckt: den vrsprung. wo her kōme das. [30] das volck Chr̄i freywillig sey. Nemlich. das der vrsprung. anfang gott selber [31] bey yhn ist: vnnd alßo sie freywillig mache. Darumb fyndt man offt. daß [32] vnßer text hoher fert. dann der hebreisch. doch ynn gleycher meynunge. Alßo [33] nǔ diß. Auß dem vter: vor dem Morgenstern̄ hab ich dich geborn̄. dich: [34] das ist. die deynen, deyn kindschafft. deyn kynder. Wie oben: Mit dyr: außgelegt [35] ist. hab ich geboren. das ißt das keyn menschen werck. noch fleysch

 

[Seite 202]

 

[ 3 Joh. 1.] Johannes Am Rande: Joh. 1. 8 leeret 10 des wort gottʃ] des warn gots 18 weiße oder wircke 22 zuvor 23 yhn selber] iren leiben        in ainem yetlichen        zůvoran 25 prevenientem, das ist die        Hinter 25 haben die Drucke noch: B. Augustinus. Gratia dei prevenit ut velimus: ne frustra velimus.]

 

adder blut Christi kynder macht. sundern̄ got gebiret sye. vnnd macht sie: gleych wie der thaw von got vnnd an menschen werk fellet. Darumb spricht auch Joh. 1. die aǔß gott geboren seyn: Nǔ ßo stym̄en die beyd hab i ch dich geborn: vnnd das: dyr soll komen der thaw deyner kyndschafft.

 

Weyter. Aǔsß dem vter vor dem morgenstern̄. das ist auß der Libe der Christenheyt: alß oben gesagt. das der vtter ist die Libe gottʃ ynn der Christen seelen. aǔß welcher got gebyrt die kynder Chr̄i. Vnnd dǔrch1) das vtter lernet. wie das die kinder Chr̄i von got geborn werd. doch dǔrch mit wircken vnnd zcuthun der Christenheyt. doch an fleyschliche werck. sūdern̄ mit liebe vn̄ leere des wort gottʃ das ist Aǔß der Morgenroet Mutter. auff hebreisch. Vnnd ynn dißem fert aber vnßer text hoher dan̄ der hebreisch. dan̄ durch das wortleyn. deyner kindschafft druckt er2) auß, den vrsprung vnnd geberer vnnd meyster derselben kindschafft. gleych wie er oben. durch das wortleyn die freywilligen auch den anfang vnnd vrsprung der selben außdruckt.

 

Nu ist noch da: Vor dem morgenstern, Ist nit zcweyffell. das der Morgenstern̄ vor der Morgenroet heer bricht. vnnd sie mit bringt. die Morgenroet ist die Christenheyt. dieselb auch der Morgenstern̄. Auß der Christenheyt Libe. vnnd doch ehr dann sie weyß. adder wirckt. ßo hatt got auß yhr geborn̄. Alß yn Esa. Ich byn vorlaßen vnnd vnfruchtbar. Wo kōmen myr diße kynder all her. Alßo nit an sie. vnnd doch an sie wirckt got frome menschen. Gleych wie auch ynn der natur. nit an die mutter. vnnd doch an die mutter, schafft er kynder auß yhren leyben. kūmet yn zcuvorn̄ ynn yhn selber. Alßo auch ym Iglichen kūmet er zcuvorn̄ mit gnad; vnnd wirckt. ihr dann wir nach der gnad; ruffen adder mit wircken. Das heyßen die Doctores. Grā9 primā et p̱ǔeniente9. die erste vnnd vorkōmēde gnade.

 

 

 

[Seite 203]

 

 

 

 

 

Aufzeichnungen Luthers vermuthlich für eine Predigt über Luc. 7, 11 –17. 1518(?).

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 203]

Diese Aufzeichnungen finden sich in der S. 171 besprochenen Sammlung von Stammbuchblättern, Briefen u. s. w., welche jetzt im Besitz der Königl. öffentlichen Bibliothek in Stuttgart ist. Sie stehen, ganz augenscheinlich von Luthers Hand geschrieben, auf der Kehrseite des Blattes, welchem das S. 173 ff. abgedruckte Bruchstück des Entwurfs eines Briefes an den Papst entnommen ist.

 

Die (mit rother Tinte geschriebene) Überschrift giebt den Anfang des Evangeliums vom 16. Sonntag n. Trinitatis, Luc. 7, 11 –17. Da zu diesem die auf die Überschrift folgenden Aufzeichnungen weniger zu passen scheinen, so könnte man zweifeln, ob man beides zusammennehmen darf. Dies wäre sogar höchst unwahrscheinlich, wenn der Strich, welcher unmittelbar auf die Überschrift folgt, mit schwarzer Tinte wie die Aufzeichnungen selbst ausgeführt wäre; da er aber mit derselben rothen Tinte, wie die Überschrift, also gleichzeitig mit dieser, gemacht ist, so kann er offenbar keine trennende Bedeutung haben. Beachtet man nun, daß die Aufzeichnungen ganz unmittelbar nach dem Strich beginnen, und daß Luther das Darüberstehende nicht durchstrichen hat — wie er doch vielleicht gethan hätte, wenn es keine Bedeutung mehr gehabt hätte, — so ist es zwar durchaus nicht geboten, wohl aber immerhin nahe liegend, die Überschrift auf die Aufzeichnungen zu beziehen und in diesen somit Notizen für eine Predigt über das Evangelium Ibat Ihesus u.s.w. zu erblicken. Bei allegorischer Deutung des letzteren konnte der Reformator wohl auf Gedankenreihen geführt werden, wie sie hier vorliegen (vgl. z. B. die Predigt über dasselbe Evangelium in der Erlanger Ausgabe 2 Bd. 14, S. 119 ff.), um so mehr, wenn sie ihn um die betreffende Zeit auch sonst beschäftigten. Und dies trifft in unserem Falle zu. Denn die Aufzeichnungen sind, wenn anders die Deutung des oben erwähnten Bruchstückes als erster Entwurf zum frühesten Brief an den Papst richtig ist, mit überwiegender Wahrscheinlichkeit in das Jahr 1518 zu setzen, und zwar, wenn sie zum Evangelium von der Todtenerweckung zu Nain gehören, in den Herbst dieses Jahres (16. S. n. Trin. 1518 = 19. Sept. 1518). Eben um diese Zeit aber oder am Anfang des nächsten Jahres hat Luther auch die Sermone de triplici iustitia und de duplici iustitia (vgl. unsere Ausgabe II, S. 41 ff. 143 ff.) gehalten. In keinem der letzteren findet sich eine Stelle, in welcher man etwa die hier vorliegenden Ausführungen wieder erkennen könnte; wohl aber nimmt Luther im ersten dieser beiden Sermone auf einen früheren Vortrag über denselben Gegenstand Bezug und es ist vielleicht eben dieser uns sonst nicht überlieferte Vortrag, für den die folgenden Aufzeichnungen niedergeschrieben sind. Die Art der Wiedergabe ist dieselbe wie bei dem Briefentwurf (s. oben S. 173).

 

 

 

Dr. K. Steiff.

 

 

 

[Seite 204]

 

 

 

 

 

 

 

[1]

Ibat Ihesus in Ciuitatem Quȩ vocatur Naim. lvcȩ. 1518

 

[Seite 204] [ 3 veniens. Pro] in der Handschrift: veniens, pro 10 mandati] Davor steht durchstrichen: prȩcep 16 anima] ergänze diligerent.]

 

 

[2] Duo sunt hic notanda, primum: Est Iustitia dej data nobis per Christum, [3] Alterum: Iustitia nostra ex illa veniens. Pro prima

 

[4] Notandum, Quod omnino vult deus suum prȩceptum seruari a nobis, [5] quod dedit dicens: ‘Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et ex [6] tota anima tua et ex omnibus viribus tuis et proximum tuum sicut te ipsum’. [7] Ideo enim et promisit prȩmia obseruantibus et minatus est pȩnas transgressoribus. [8] Et hoc prȩceptum susceperunt multi et prȩsumpserunt illud [9] implere. Verum id faciebant, qui non intelligebant latitudinem, longitudinem, [10] profunditatem mandati huius. Vnde dominus per prophetas multipliciter [11] exponens prȩceptum suum eo tandem perduxit homines, vt agnoscerent fore [12] impossibile, vt implerent ipsi, videntes, Quod omnis dilectio cordis esset [13] prohibita, nisi quȩ deum solum diligeret. Inde dictum est: Qui addit scientiam, [14] addit et dolorem. Inueniebant enim sese plenos aliarum rerum dilectionis, [15] qua impediti, etsi diligerent deum, non tamen ex toto corde nec ex [16] tota anima

 

 

 

[Seite 205]

 

 

 

 

 

Nachtrag zu den Acta Augustana. 1518.

 

 

(Zu Bd. II S. 25.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 205]

Von dem Urdruck der Acta Augustana waren bis in die neueste Zeit nur Exemplare bekannt, in denen Blatt Ciija eine geschwärzte Stelle aufzeigt, und nur solche haben auch den Nachdrucken vorgelegen. Dem Unterzeichneten glückte es, im Jahre 1888 in der Zwickauer Rathsschulbibliothek ein Exemplar zu finden, in dem jene Stelle nicht geschwärzt ist (vgl. Theol. Studien und Kritiken. 1888. S. 166 bis 169). Darnach theilen wir hier den Wortlaut mit.

 

 

 

Lic. Dr. G. Buchwald.

 

 

 

 

 

 

 

[Nachtrag zu den Acta Augustana. 1518]

 

1518

 

[Seite 205]

[1] Primum. Summus Pontifex omnibus Cardinalibus et Episcopis scribit [2] ut fratribus suis venerabilibus. Huic uni Cardinali S. Sixti presbytero [3] scribit ‘dilecto filio’ et ‘dilecte fili’, quod adeo observatum est, ut in hoc [4] ipso Brevi oblitus technarum suarum scribat memorabilis autor, Hieronymum [5] Episcopum Asculanum venerabilem fratrem a Papa nominari. Oportuit enim [6] proverbium illud etiam ab hoc sycophanta firmari, quo dicitur: oportet mendacem [7] memorem esse.

 

 

 

[Seite 206]

 

 

 

 

 

Disputatio D. Iohannis Eccii et P. Martini Luther in studio Lipsensi futura. 1519.

 

 

(Zu Bd. II S. 153 fg.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 206]

In der Vorgeschichte zur Disputatio et Excusatio F. Martini Luther adversus criminationes D. Iohannis Eccii ist oben Bd. II S. 155 schon “die erste öffentliche Streitschrift Luthers gegen Eck” erwähnt worden. Es ist kein Zweifel, daß zwischen dem 3. und 7. Februar 1519 Luther selbst den Brief Ecks an Matthäus Lang und die Thesen Ecks1 zusammen mit einem eigenen Briefe an Carlstadt und eigenen Gegenthesen herausgab: seine Disputatio D. Iohannis Eccii et P. Martini Luther sollte der Welt zeigen, daß Eck im Briefe an Lang selbst bekenne, Luther habe bisher nur von einer Disputation zwischen Eck und Carlstadt etwas angenommen; weil Ecks Thesen sich viel mehr gegen Luther als gegen Carlstadt richteten, werde Luther selbst auf den Plan treten; Carlstadt sei nunmehr, so wird es diesem deutlich nahegelegt, an der Disputation viel weniger betheiligt.

 

Weil Luther der Herausgeber der Disputatio futura ist und die beiden Stücke von Eck zum Actenbestand jenes Streites gehören, weil ferner das Schreiben Luthers an Carlstadt (bei dem Aufenthalt Beider in denselben Mauern) doch wohl nur die literarische Form eines Briefes trägt, so bringen wir die Disputatio in ihrem ganzen Umfange mit Ausnahme der zwölf Thesen Luthers, von denen I –VI den Thesen 1 –6 oben in Band II S. 161 und VII –XII den Thesen 8 –13 ebendort entsprechen. Eine Textänderung ist sonst bei der zweiten Ausgabe dieser Thesen in der Disputatio et Excusatio nicht erfolgt.

 

Die Bibliographie ist schon Bd. II S. 156 gegeben. Nachzutragen ist zu b, daß die Exemplare dieses Druckes (dessen Titeleinfassung die bei Dommer, Lutherdrucke S. 247 nr. 96 beschriebene ist) im Innern nicht alle dieselbe Einrichtung zeigen. Wir bezeichnen mit b1 die Exemplare, welche z. B. Bl. Ajb, Z. 5 Cō- ||; Aija, Z. 5: Cathedraz, ebendort Z. 14: Ex; Aiiija, Z. 9 docēter haben, während in b2 der Reihe nach: Co ||; Cathedrā; ex; docēte stehen; Ecks zweite These ist in b1 mit II, in b2 mit 2 bezeichnet. — Zu c ist zu vermerken, daß die erste

 

[Seite 207]

 

Zeile des Titels mit einem beginnt und in Z. 8 hinter RA ein Punkt steht. Exemplare finden sich in München (Staatsbibliothek), Nürnberg (German. Museum) und Wolfenbüttel. — Als vierter Druck kommt hinzu:

 

 

 

d. “Disputatio do - || mini Johannis Eccij et || Pa. Martini Luther in stu- | dio Lipsensi futura. || [Titelbild.] ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 4 Blätter in Quart. Schluß: Anno Domini. M. D. xix.

Titelholzschnitt: Krönung der Maria. Zweifellos ein Druck von Adam Dyon in Breslau. Titeleinfassung und Typen sind dieselben wie bei einem mit Dyons Impressum versehenen Druck der Disputatio et Excusatio (s. d. Nachträge am Schlusse dieses Bandes). Ex. in Breslau, Stadtbibliothek.

Wieder abgedruckt ist der Brief Ecks bei K. W. Hering: de disputatione celeb. s. ausp. Georgii Ducis Saxon. Lipsiae a. 1519 habita. Lipsiae 1839.Luthers Brief in M. Lutherii Lucubrationum, Pars una. Basileae 1520; bei Aurifaber I, 158; Löscher III, 206; de Wette I, 249; Erl. Ausg. Op. var. arg. IV, 73; Enders I, 401. Ins deutsche übersetzt Walch 15, 965. Hinsichtlich der Thesen s. unsere Ausgabe II, S. 157.

 

Daß a der Urdruck ist, kann nicht bezweifelt werden. Aus ihm floß c und b1. Von letzterem unterscheidet sich b2 nicht bloß typographisch, sondern weicht auch sonst einige mal ab; da diese Abweichungen in d sich wiederfinden, muß d als Vorlage b2 gehabt haben. Wir geben den Text nach a und fügen die wichtigeren Abweichungen von b1 b2 c d hinzu.

 

 

 

Lic. G. Koffmane.

 

 

 

 

 

 

 

[Disputatio]

 

1519

 

[Seite 207] [ 2/3 archidiacono abd archidiaconum c 3 Vuittenbergen̄ bd 5 tt. abd Tit. c 10 calchographorum c calgographorū bd 19 Pharisini b2d]

 

 

 

 

 

[1] In Studio Lipsensi disputabit Eckius propositiones

[2] infra notatas contra D. Bodenstein Carlestadium archidiaconon

[3] et Doctorem Wittenburgensem.

[4] Reverendissimo in Christo patri ac illustri principi D. Matheo, S. S. Romanae [5] Ecclesiae tit. S. Angeli Cardinali, Coadiutori Salisburgi, domino [6] suo pientissimo Ioannes Eckius parvus Theologus S. D. cum paratissima obsequiorum [7] oblatione.

 

[8] Non praeterit te, reverendissime pater ac optime princeps, quomodo [9] D. Bodenstein, Archidiaconus Wittenbergensis, superiori Maio conclusiones felle [10] plenas et mordacissimas calcographorum opera contra me sparserit ob id, quod [11] ad reverendum dominum meum D. Gabrielem, episcopum Eistettensem dignissimum, [12] adnotationes quasdam privatim scripseram in aliquot propositiones [13] D. Martini Luther Augustiniani Wittenbergensis in materia sacramenti poenitentiae. [14] Cui ego permodeste respondi, ac ne mordentes invicem consummaremur [15] abinvicem, ut divus Hieronymus ad Ruffinum ait, propter etiam scandala [16] vitanda, quae ex amarulentis libellis disseminatis oriuntur, obtuli me velle stare [17] iudicio Sedis Apostolicae, ad quam omnis causa fidei merito referri debet, ut [18] Gelasius, Symachus etc. docuere. Iudicio item obtuli studii Romani in Italia, [19] Parrhisini in Gallia, Coloniensis in Germania. At ille disputationem refugiens

 

[Seite 208]

 

[ 1 que fac. d 15 Dominatio] D. 17 prȩcibus a praecibus b 22 hȩreditas a haereditas c hereditas bd 25 ac] cc a .cc. bd & c        cummendo d 26 valeas b2d 37 sunt b2d]

 

[1] (quod qui faciant, A. Augustinus contra Faustum explicat), mea quoque abusus [2] modestia alterum libellum edidit, in quo me denuo conviciis onerat, ac si hoc [3] Maiestatis theologicae esset conviciis ac iniuriis sevire. Quem etsi remordere [4] possem, si vellem, et ut beatus Hieronymus ad Domnionem contra vafrum [5] monachum ait, possem genuinum dentem laesus infigere: at divi Augustini [6] et eiusdem beati Hieronymi secutus consilium: peperci sibi, peperci mihi, [7] peperci nomini Christiano. Et dominum Martinum Lutter Augustae adiens [8] sciscitabar ex eo: cur suus propugnator mecum non expectasset Sedis Apostolicae [9] et laudatissimorum studiorum iudicium? Qui itineris difficultates et [10] expenssas causatus Lipsense studium mihi obtulit Carlestadio vicinum, in quo [11] convenire deberemus ad disputandum. Idem mihi ex Wittenberga Carlestadio [12] placere rescripsit. Cui ego perlibenter assensum praebui. Ita omnino nihil [13] coram doctissimis foelicis studii Lipsensis patribus mihi et veritati timeo. Quare [14] illustriss. principi et domino d. Georgio Saxoniae duci etc. principi clementissimo [15] eiusdem studii patrono humiliter scripsi, ut sua illustris Dominatio [16] favorabilem huic negotio praebeat assensum. Scripsi et almae universitatis et [17] facultatis theologicae consilio quibusvis precibus rogando et supplicando, ut onus [18] audiendi et inter nos iudicandi, uter rectius de fide sentiat, suscipere dignentur. [19] Nam pulcherrimum arbitror pro veritate fidei et quam sedes beati Petri sequitur [20] et docet (ut Iulius papa praecepit) in arenam descendere. Cathedram enim [21] beati Petri cum S. Cypriano non desero, quod ibi solum incorrupta (ut Hieronymus [22] ait) patrum servatur haereditas, quae auctoritatem dat loquendi tacendi. [23] Nam et sacrae scripturae intellectum accipio secundum praxim ecclesiae, extra [24] quam vivere mori est. Cum autem reverendissima tua paternitas non sit [25] mediocris ecclesiae columna, me tuo totum dedo ac commendo patrocinio etiam [26] atque etiam rogans, ut sicut vales ita velis me tueri, solum ut veritas fidei et [27] quam Romana tenet ecclesia tueatur ac defendatur. Valeat Reverendissima ac [28] illustrissima dominatio tua. Ex Augusta Rhetiae IIII. Kalendas Ianuarias, Anno [29] restitutae Salutis M. D. XVIII.

 

 

 

 

 

[30] Positiones quas Eckius defendet in studio Lipsensi

[31] contra novam doctrinam.

[32] I. Neque dictis sacrae scripturae aut sanctis patribus Augustino et aliis [33] concordat: Dominum et magistrum nostrum Iesum Christum dicendo [34] ‘poenitentiam agite’ voluisse omnem fidelium vitam esse poenitentiam. [35] Unde et de sacramentali poenitentia illud verbum idonee potest intelligi.

 

[37] II. Etsi peccata venialia sint quottidiana, tamen iustum semper peccare [38] in omni opere bono, etiam bene moriendo, negamus. Sicut erroneum

 

[Seite 209]

 

[ 4 saciat] faciat c 13 culpe abd culpa c]

 

[1] dicimus iustum manente iusticia peccare posse mortaliter aut in puero [2] post baptismum alienae voluntatis peccatum remanere.

 

[3] III. Astruentem: poenitentiam non recte inchoari a detestatione peccatorum [4] recogitando gravitatem peccati et poenae et quod saciat magis peccatorem, [5] tanquam Euangelio et sanctis patribus contrarium non dicimus [6] audiendum.

 

[7] IIII. Dicere deum remittendo culpam remittere poenam et non commutare [8] in poenam aliquam temporalem satisfactoriam per canones et sacerdotis [9] iniunctionem in parte vel toto declaratam, ut sacrae scripturae [10] et usui ecclesiae repugnans existimamus.

 

[11] V. Quemlibet sacerdotem (nullo praelato dempto) suo subdito petenti posse [12] remittere aut debere poenas et culpas, ita quod praelatus non plenarie [13] absolvens a poena et culpa peccet, velut usui sanctae matris ecclesiae [14] adversum non acceptamus.

 

[15] VI. Animas in purgatorio non satisfacere pro peccatorum poenis, a quorum [16] culpis absolutae hic non satisfecerunt, reputamus erroneum, sicut non [17] est sine errore, qui non credit deum a morituro requirere aliam quam [18] mortis poenam.

 

[19] VII. Ex imperfectione charitatis vel fidei in anima mortui fieri horrorem et [20] quasi desperationem, quibus in purgatorio afficiantur, et quod illum [21] horrorem ex timore mortis incurrant, quo quasi inviti moriantur: non [22] recipimus, quia veritati et rationi contrarium.

 

[23] VIII. Animas in purgatorio mereri maiorem gratiam aut eorum proemia [24] minui, si alienis meritis liberentur, aut non esse certas de salute, [25] aut suffragia nostra nolle, ut fidei nostrae et omni rationi adversa [26] negamus.

 

[27] IX. Meritum passionis Christi non esse thesaurum ecclesiae, ex quo dentur [28] indulgentiae, quia veritati et apostolicis decretis obvians negamus, sicut [29] claves esse thesaurum ecclesiae imperitissimum opinamur. Meritis quoque [30] sanctorum nos adiuvari pie credimus.

 

[31] X. Dicere indulgentias non expedire est error. Dicere item indulgentias [32] esse vicium aliquod operis, quo ipsum minus valeat, error est pessimus. [33] Quare et hunc errare sentimus, qui dicit se teneri improbare [34] indulgentias, quia dominus dicat ‘propter me deleo iniquitates’, non [35] propter pecunias.

 

[36] XI. Papam non posse remittere poenam pro peccato debitam per indulgentias, [37] error. Immo erroneum est eum non posse absolvere a poenis [38] animas in purgatorio existentes. Omnium autem maxime non recipimus, [39] quod morituri infirmi legitime impediti non crimina publica habentes [40] indulgentiis non egeant.

 

[41] XII. Romanam ecclesiam non fuisse superiorem aliis ecclesiis ante tempora [42] Sylvestri negamus, sed eum, qui sedem beatissimi Petri habuit et

 

[Seite 210]

 

[ 5 Soli deo et gloria b1b2, fehlt in cd 6 Ihesus fehlt bed 7 Carelostadio c 8 syncȩrioris a 8/9 Vuittenburgeñ c 9 Martinus Luther August. a Mar. Lu. Au. b1 Mar. Lutter. Aug. [Augu. d] b2d Martinus Lutherius Augustineñ. c 10 scedulam c 19 debachatur b2d 26 Für die griechischen Worte ist eine Lücke gelassen bd καλλιπάρηος κα λευκώλενος c 33 matheologas bd]

 

[1] fidem, successorem Petri et vicarium Christi generalem semper agnovimus.

 

[2]

 

[3] ¶ Contraximus quo ad fieri potest propositiones. Has paucas accepimus, quod

[4] et alia ab his pendeant.

[5] Soli Deo gloria.

 

 

 

 

 

[6] Ihesus.

[7] Eruditissimo viro et prestantissimo D. Andreae Bodenstein Carlstadio, [8] syncerioris Theologiae assertori facile primario, Archidiacono Wittenbergensi, [9] praeceptori ac maiori suo in Christo Martinus Luther Augustinianus.

 

[10] Salutem. Edidit Eccius noster, inclyte vir, schedulam, in qua magnificis [11] ampullis verborum crepat (id autem homini moris est) sese adversus te [12] disputaturum Lipsiae. Et ego id nomine tuo cum ipso tractaram Augustae, [13] siqua ratione contentio vestra coram et amica familiarique congressione componeretur. [14] Quod nec tu pro tua dignitate detrectasti. Sed ecce homo pulchre [15] memor et sibi constans, postquam te foede infamarat, tandem promittit in te [16] sed vertit in me impetum ranarum ne an muscarum suarum nescio. Speraveram [17] ego tractatum futurum de honestissimis seriis tuis et de gratia dei, [18] humana miseria omninoque de ea re, quae inter vos vertitur. At meus [19] Eccius in meas interim nugas debacchatur aut pro more istorum dierum [20] larvis iocatur potius, stultas quaestiones de indulgentiis paene ex orco tandem [21] revocat tua velut parerga et summo (quod aiunt) digito vix attingens. Forte [22] Spiritus sanctus praevidens hoc hominis ludibrium et nugacitatem dedit in [23] cor Egregiorum dominorum doctorum Lipsensis studii, ut recusarent vobis [24] hoc negocium apud se gerendum. Sed et ego nolo te, optime Andrea, in [25] frivolam et larvatam hanc disputationem descendere, tum quod mea et me [26] petit lauta haec et καλλιπαρηος και λευκωλενος persona tum quod ingenium [27] tuum et tua disputatio digniora sint quam ut in has sophistae et meas nugas, [28] indulgentias inquam seu rectius et vere negligentias, humilientur. Quas cum [29] omnes doctores, etiam scholastici infoelices Ecci praeceptores, fateantur tamen [30] et ipsi: primum non esse necessarias Christiano, tum si nullae essent, melius [31] esse, ac per hoc ad scripturas et rem theologicam sicut asinum ad lyram, [32] nec ego illas unquam mea disputatione dignatus fuissem, nisi pro populo [33] [Tit. 1, 7. 10.] Christi Phrenapatas, Mataeologos, authades et aeschrocerdes oportuisset redarguere. [34] Nihilominus tamen has res leviculas et nihili magni isti et generosi

 

[Seite 211]

 

[ 8 Romonantium b2d 11 esse b2d 14 Carelostadio c 22 insideris abd insidieris c 27 Baioricas bd 29 ac si gloriam bd        Für die griechischen Worte ist eine Lücke gelassen bd αεν ναιδεην πιειμένε c 31 mōstrū b1 mōstrā b2 monstrā d 33 Besilicis d 36 principem et ducem c]

 

[1] Theologi adeo curant misere, adeo pompis vel anxiis inflare conantur, ut in [2] iis summum et nominis et officii sui decus constituisse videantur, interim [3] Theologiae legitimo et quod ad rem pertinet officio penitus posthabito et in [4] sabbata translato: non quidem lucri aut gloriae emulatione nisi minus principaliter [5] per accidens et in potentia, modo non sit nimis remota!

 

[6] Quando autem ego deo volente digniore condicione vivere non permittor [7] quam ut cum nugacibus et vanis sophistis, cum pestilentibus Romani [8] pontificis et Romanantium tyrannorum adulatoribus aetatem consumam, gaudens [9] et fidens posthabeo istorum mea seria ludo.

 

[10] Quare, mi Ecci, non damno te vanissimae gloriae, quod hanc schedulam [11] edideris, antequam certus esses, quid Lipsenses in hac re facerent, immo [12] postquam ex me acceperas eos omnino recusare, quia ex fumo scil. et ex [13] disputatione nunquam futura sperasti captare gloriam. Non criminor, quod [14] subdole et parum humane nedum theologice doctori Carlstadio alienas propositiones [15] obieceris, quas cum omnino illum non suscepturum sperares, iterum [16] de fumo in tantum virum triumphares. Non queror, quod ad adulationem [17] foedissimam Papae versus me rursus in fabulas traduxeris novosque a te [18] fictos errores mihi imposueris et tamen nihil minus te agere simularis. Toleramus [19] ista a Theologo facta, id solum volumus ostendere nos scilicet intelligere [20] strophas tuas infoeliciter versutas et figuras nihilo figuratas et benigniter [21] te monere, ut deinceps pro gloria tua paulo civiliore astutia, naso immo [22] calcaneo nostro insidieris, agrestem hanc et veternosam tuam prudentiam in [23] crassos tuos consophistas ludas.

 

[24] Interim esto vir fortis et accingere gladio tuo super femur tuum potentissime. [25] Postquam enim pro pace tua mediator ingratus fui, placebo fortasse [26] concertator. Non quod vincere proposuerim sed quod post victorias tuas [27] Pannonicas, Longobardicas, Baioaricas (modo tibi credamus) occasio tibi fiam [28] obtinendi nominis, quo et Saxonicus et Misnicus triumphator ac, si voles, [29] ‘semper Augustus’ saluteris inaeternum ac sic gloriam αιεν αναιδειην επιειμενε [30] adeptus quiescas iuxta magistri tui sententiam: habitibus existentibus in [31] materia cessat motus. Quanquam mallem, ut monstrum, quod iam diu in [32] me alis et quod te male habet, aliquando pareres et nauseas, quibus stomachus [33] tuus periclitatur, tandem evomeres in publicum minisque illis tuis Basicilis [34] et gloriosis per omnia finem imponeres.

 

[35] Sed ad te revertor, optime Andrea, et oro, ut una mecum ad Illustrissimum [36] Principem ducem Georgium, prudentissimum quoque Senatum [37] Lipsiae scribas, siqua dignentur nobis domum vel prophanam in hoc negocium

 

[Seite 212]

 

[1] collocare. Nam Egregios dominos doctores de Universitate penitus nolo huius [2] periculo iudicii onerari, quod et prudentissime recusarunt. Quin id faciemus: [3] adductis notariis duobus uterque Eccius et Lutherus et siqui alii idem velint [4] ad manum notariorum dictet sua argumenta et responsiones. Quod eo facio [5] consilio, ne et nobis foeda illa iactantia et frustraneus labor contingat, quae [6] in Viennensi disputatione Eccii videntur, tum ut clamor et gestus importuni, [7] quibus solent aestuare et perdere veritatem nostri saeculi disputatores, cohibeantur, [8] omnia autem vel possibili modestia in literas pronuntientur atque [9] ea sic in literas relata offerri possint Sedi Apostolicae, Episcopis et totius [10] Christiani orbis iudicio.

 

[11] Contra novos u. s. w. Darauf die zwölf Thesen, an deren Ende in abd: [12] Ann odñi M. D. XIX, in c: FINIS.

 

 

 

[Seite 213]

 

 

 

 

 

Der nicht von Luther selbst in den Druck gegebene Text des Sermons vom ehelichen Stand. 1519.

 

 

(Zu Bd. II S. 162 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 213]

Nachfolgend liefern wir den nicht von Luther besorgten, vielmehr von ihm verworfenen Text des am zweiten Sonntag nach Epiphanien (16. Januar) 1519 gehaltenen “Sermons von dem ehelichen Stand”. Im Übrigen verweisen wir auf die Einleitung zu der von ihm selbst veranstalteten Ausgabe desselben Bd. II S. 162 ff.

 

Die dort verzeichneten drei Drucke unterscheiden sich nur unerheblich. Der Urdruck ist 1, aus dem einerseits 2, andrerseits 3 geflossen ist. Wir geben den Text nach 1 und verzeichnen die Abweichungen der beiden anderen Ausgaben.

 

 

 

D. K. Knaake.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Nuptie facte sunt in Chana Galilee &c.

 

1519

 

[Seite 213] [ 15 dy 2]

 

 

[2] Man pflegt heut in dem ewangelio zu sagen von der ehe, darumb das [3] Christus auff die wirtschaft geladen wart, wolle wir auch dar von reden.

 

[4] Der eliche standt steet in zweyen dingen, wie dan man und weyb zwen [5] leyb ein natur sein. Wen nun das eliche leben gleich unreyn ist, ist nichts [6] bessers dan eyn ander leben, unreyn unnd scheutzlich an dem leyb, wen man [7] [1. Mos. 2, 18ff.] aber in die sel sicht, ßo ist es vil anderß. Do got Adam schuff,1) do schlieff [8] er, do nam got eyn rip auß seynem leyb und schuff Evam darauß. Do nun [9] Adam auff wacht und sach Evam vor ym stann, sprach er ‘das ist ein fleisch [10] von meinem fleisch und eyn bein von meinem bein. Darumb wirt eyn man [11] [Matth. 19, 5.] vater und mutter vorlassen und wirt seinem weyb anhangen’. Das legt [12] Christus selber auß im ewangelio, Darumb das Adam sprach (das sein gottis [13] wort gewesen), das eyn mensch sal faren lassen vater und mutter und seym [14] weyb anhangen. Es ist nicht vil reynß darinne. Darumb kan ich auch nicht [15] vil reynß dar von reden, Es sey dan das die seel vor gereiniget werdt. Darumb

 

[Seite 214]

 

[ 1 die 2 5 mutter 3 7 huebsch 2 8 gefielen 2 9 dannoch 2 15 schō 3 16 stuck 2 17 lieb 2 wer 3 29 di 2 33 stūde 3 38 solchē 3]

 

[1] wolle wir von der seel reden, das dy moecht eyn rechte braut werden. [2] Es ist umb sunst, das man wil vil regel machen, das die recht sollen zusamen [3] stymmen, man und weyb, die seel sey dan vor gereyniget. Es ist zweierley [4] lyebe, eyn fleischliche unlustige liebe und eyn brauth lieb. Es ist kein groesser [5] lieb, die dy muetter und die toechter haben ader der vater und der son, wan [6] [Matth. 19, 5.] die brautliebe. Das hat Christus gesaget, das ein mensch vater und mutter [7] lassen werde und seynem weyb anhangen. Die brautlieb ist hubsch gewesen, [8] do Adam und Eva noch nicht gefallen waren, Aber do sie fielen, darnach ist [9] sye nie reyn worden. Noch dennoch muß man arbeyten unnd thun, das sye [10] rein wirt. Dan dieweil der mensch vorterbet ist durch die fleischliche lust, so [11] ist die brautlieb vorlorn. Eyn braut lieb wen sie recht ist und reyn, ßo sucht [12] sie nichts anderß in der person dan die person allein, und lest sunst alle andere [13] dingk faren. Es ist eyn falsche lieb, das ist eynen umb gelts willen lieben, [14] dann het er keyn gelt, ich ließ yn wol gehen. Aber das ich eynen umb fruntschafft [15] lieb hab ader das ich ein weyb liebe, darumb das sy schoen ist, dann [16] were sy grewlich, ich sech sy nicht an. Darumb fallen ymmer stueck herab, [17] also ist die lieb vorgifft: wen es aber rechte liebe were, ßo sprech sie ‘ich frag [18] nicht was du hast, wie du bist, dan ich wil dich: dan so kem eß auch wol, [19] das keinß dem andern nach lieff, das nicht recht were, der man dem weyb [20] und wider das weib dem man. Eyn solche lieb hat Joseph und Maria gehabt, [21] die hetten ein solche lieb, das keinß von dem andern was boeses het [22] geliden, Dennoch so blieben sye keusch und im junckfraw standt. Man vindt [23] yr mehr die also gelebt haben. So list man von keyser Heynrich und Kuengunda, [24] darumb schlug er sie yns maul, do sie bey einem reuter saß, er konß [25] nicht leyden von yr. Aber solche lieb haben nicht alle entpfangen, Es ist eyn [26] solche lieb, die sich nicht teylen lest. Do hin solt man predigen, das eyn [27] mensch ein rechte brautlieb erlanget, das man do hyn bringen moecht: ya wo [28] woll wir dartzu kommen? die natur hats vorlorn, es ist die natur gantz vorterbet, [29] also das man nichts dan leckerey darin hat, wie1 ein freyer wil, die [30] gnade gottis muß darzu kommen, sol es gut werden. Es ist nun do hyn [31] kommen, das man ein schimpff darauß hat und schempt sichs. Die meyde [32] wern sich feintlich, wen man spricht, sie hetten gern menner, und ligen doch: [33] es stuende auch nicht wol, wen sie sagten, sy hetten gern menner. Es were [34] wol eyn gut dingk, das sich eyn mensch enthilt in der junckfrawschafft: Du [35] darfst dich aber nicht schemen, lieber mensch, man weyß wol, und wen duß [36] gleych vil vorbergen wilt, so weyß man doch, das das also ist. Darumb bit [37] got, das er dich zu eynem stande schick, welcher ym gefelt und dir selig ist. [38] Magst got vil meher dancken, das er der aller reinigste dich in solchem unflat

 

[Seite 215]

 

[ 6 bedenckt 3 9 bitten 2 14 bucher 2 15 solch 2 16 remidio 2 17 entzund 3 19 wassers 3 24 Paulus 2 25 hyeß 2 30 di 3 32 pruefft 2 35 prueff 2 mißgehen 2 36/37 fruchtē zugin 3 37 ein man 2 39 sal 3]

 

[1] nicht vorstoß, sunder gnediglich darynn nemen wil. Darumb wen sich eyner [2] fuelet, das er die junckfrawschafft nicht kan halten, nicht in der keuscheit stehen, [3] es ist schwer, wen eyner eyn neygung zu der keuscheit hat, gedenck er eben und [4] baw nicht zu vil auf sich: es ist ein schentliche anfechtung, ich hab sie wol [5] erkant, ich meyn zwar, yr solts auch wissen, o ich kenn sie wol, wen der [6] teuffel kompt und reytzt das fleysch an und entzunt es. Darumb bedenck sich [7] eyner wol vorhyn und brueff, ob er yn der keuscheit leben kan, dan wen das [8] boernen wirt, ich weyß wol wy es ist, und die anfechtung kompt, so ist das [9] aug schon blint. Darum sal eyner seynen herrenn Christum bieten und [10] sprechen ‘Sich, herr, do byn ich, du weyst, das ich vorgifft byn in meinem [11] fleysch und bedarff deyner huelff, ich bit dich, du wolst mir ein weyb geben, [12] die dir gefelt und mir seliglich ist’. Man weyß wol, das das jung fleysch [13] nit fride hat. Ich hab von mir nicht so vil, das ich mich enthalten kan. [14] Es haben ein teyl gantze buecher dar von geschriben, uff das sich einer enthalt, [15] wie es ein solche unsauber ding sey umb eyn weyb und schlammig &c.. Ovidius [16] de remedio amoris dinet auch wol darzu, aber dyß reytzt eynen mer an, [17] dan wen die anfechtung kompt und das fleysch wirt entzuendt, so bistu bereyt [18] blint, ob gleich das weyb nicht schoen ist: Eyner neme wol mist unnd leschet [19] mit, het er kein wasser. Du wilst aber kegen got nicht bekennen, und er [20] weyß doch wol. Darumb erclag dich alleyn frey, es wirt dyr dester besser [21] und glueckseliger gehen. Es ist wol eyn sach so hin, das eyn mensch vor dem [22] reynen got seyne unreynigkeyt bekennet. Dennoch so sol man got bitten, das [23] er uns helff.

 

[24] [1. Cor. 7.] Item man hat sant Paul also gefraget, ob einer ein weyb solt nemen, [25] antwort er ‘Ich hab keyn gebot, das ich eynen ein junckfraw heyß bleyben, [26] es ist wol gut, wens eyner thun kan, das er sich enthalt, kan ym aber kein [27] gebot geben: es brueff sich ein ytzlicher selber, kan er sich nicht enthalten, so [28] neme er ym eyn weyb und bleyb daran’. Der eheliche standt wardt vortzeyten [29] alleyn eingesatzt umb der kinder wegen, und wenß darumb geschicht, so sicht [30] got mit durch die finger, das auch etwas guts darauß kompt. Darumb hab [31] ich gesagt, das ym eyner eyn weyb nem, das yn der teuffel nicht ferrer vorfuer. [32] Darumb so spricht auch Augustinus, wen sich eyner also bruefft, das [33] er nicht kan reyn bleyben, so frey er alleyn, dan dye aposteln haben den standt [34] gebothen, und nicht die keuscheit. Aber ich hab gesagt, das wir nicht zu weyt [35] in das fleysch kommen, brueff sich eyner, also das er es nicht kan mißghen, [36] so frey er nicht alleyn umb der frucht wegen (wenß allein mit fruechten zuging, [37] So wern wol eynem man hundert weyber nutz), Sunder das er groesser [38] sundt vormeyden. Darumb geben die doctores dem sacrament drey nutz, man [39] sol sich aber da von enthalten, als vil man kan, und nach vormoegen reyn sein.

 

 

 

[Seite 216]

 

[ 10 hocher 3 14 vereiniget 2 15 die 2 18 wer 2 19 must 3        tzunden 3 31 die sy 2 dy sy 3 36 narn̄ 1. 2 naren 3]

 

 

[1] Czum ersten, das es ein sacrament ist, das ist eyn tzeychen eines heyligen [2] dinges, gleich als wen der prister das wasser in der tauff auff das kindt [3] geust, bedeut das, das Christus sein gnad in die sell gyeß und wescht sie, die [4] do gar vil groesser ist dan das tzeichen des wassers. Also ist auch das eliche [5] leben eusserlich eyn tzeychen, das Christus got die menscheyt hat an sich genommen. [6] [Eph. 5, 31 f.] Paulus saget ‘es werden sein zwu natur in eynem fleysch’. Es ist [7] ein groß heylig zeichen, das do bedeut, das Christus voreiniget ist mit dem [8] fleisch, wie groß ist die voreynigung und gar vil groesser den das zeychen, gleich [9] als das wasser, das do bedeuth die gnad gottis, ist gar vil geringer den gottis [10] gnad, also ist vil hoecher di einigkeit gottis mit dem menschen. Es sey ein [11] man vorfugt mit eym weyb wie er wil, so bleyt doch der man ein person [12] und weyb eyne. Do ist aber ein solche vorfugung, das got eins menschen son [13] und gottis son nicht mag geteylt werden, das zeichen reycht nyrgen an, das [14] ist die groß bedeutniß, wie got und mensch voreiniget sindt. Dyß ist ein [15] schand deck worden des elichen standes, des muß er auch genießen, das got di [16] sundt darin nicht straffen wil: das sunst toedtlich were, sey dar ynne teglich. [17] Das ist eyn grosse freyheit, das sie dar durch bedeutet wirt durch ein solch [18] edel dingk. Dan wen der eliche standt nicht also gedeckt were, so stuenck der [19] dreck all zu ser, man muest weyrach an tzuenden, das er nicht so sere stuenck. [20] Das solten die menschen bedencken, das yr leben eyn solchen edlen schatz bedeutet, [21] uff das nicht eytel fleisch darauß wurde.

 

[22] Der ander nutz in der ehe ist eyn vorbuntnuß der trew, Ist der ander [23] mantel, der do machet, das man die schalkheit nicht mercket, und ist, das sich [24] eyner an bynden lest, das er nicht die stat creutzweyß außlauff, das die fleyschliche [25] lust wirt also getempfft, das sie an ein bandt gebunden wirt, das er dar [26] an allein heng, unnd sunst an keiner mer. So sicht got das gefencknuß an und [27] vorguents mit, das eyner genuegt ist an eynem bethgenoß und begert sunst keins [28] mehr, sicht die trew an, die man und weib zu samen vorbunden haben, die [29] do sol yr lebtag weren biß in den todt hineyn: das ist schwer. Die trew [30] macht wesenlich das elich leben und ist vornemlich das gantze elich leben, die [31] trew, dy si eynander vorheyschen haben. Also reden sie da von. Darumb stet [32] das elich leben (nicht, das sie eynander lieb haben, sunst weren huren und buben [33] auch elich) Sunder in der trew,1 das eins zum andern spricht ‘ich bin dein [34] und du bist meyn’, das ist die ehe.

 

[35] Do solt ich sagen, wen ich klug genug were, welche worth unnd was [36] eyn rechte ehe machte. Darumb solten sich die jungen naren nicht so baldt

 

[Seite 217]

 

[ 2 brechs 2 7 sorge 2 16 vorstūde 3 19 vnd gib 2 vn̄ gib 3 21 gefel 3 35 frucht 3        geschuldiget 3]

 

[1] vorschnappen, hinden nach gereut sie es, dan sein aller buecher zu wenig, das [2] man sie wider von eynander brecht. Es woellen ein teyl, wen eyne spricht [3] ‘ich wil dich nemen’, so sey es kein ehe, dann es gehe nicht auf das gegenwertige, [4] man muß sprechen ‘ich neme dich’, das sey ein rechte vorsprechung, [5] und teylen dan von einander, dy yr lebtag zusamen gehoeren. Ich wolt nicht [6] gern daruber richten: wo sein si so clugk worden, das sie es auß dem quarto [7] Sententiarum hetten gelernet, wie sye sprechen solten? Ich hab sorg, wen [8] sie zu samen kommen und erhitzen auff eynander, sie fragen nicht, was sie [9] vor wort gebrauchen, das allein eins dem andern seinen willen zuerkennen [10] gibt. Darnach mueßt man richten, wie die trew kegen eynander were, wer [11] weyß das aber? Es geschicht wol, das eyns das ander betreuget, ist aber [12] nicht gut, das die jungen lappen do mit schertzen wollen, und wollen ein schertz [13] darauß haben und genarret. So felt dan die kirch zu unnd hengt im die an [14] den halß. Ja ob du es gleich lachest, die kirch wil aber yr gebot umb deynet [15] willen nicht lassen zunicht werden, ob du es gleich nicht wilt gemeinet haben: [16] wer wol ein feyne meinung, das eyner der wort gebraucht, die man vorstuende. [17] Aber das dunckt mich fur das beste: hastu lust zu eyner, gehe hin und sags [18] deinem vatter und mutter, und sprich ‘Vater, die junckfraw hab ich lieb, gehe [19] hin unde gib mir sie’, und vorlob dich nicht heimlich. Also thet Samson, als [20] [Richt. 14, 2.] man list in libris iudicum. Er ging in die stat und sach ein junckfraw, die [21] gefiel ym, do ehr wider heim quam, sprach er tzu seynem vater ‘ich hab eyn [22] junckfraw gesehen, die hab ich lieb, gehe hin und frey sie mir’. Eyn teyl [23] zyhen die kinder also, das sich die kinder schemen, wen man da von redt, aber [24] sollen sie es thun, und das mein ich, eß sey auch dye ursach, das selten ytzundt [25] eyne zu dem andern ynß beth kombt ein junckfraw, das ist, es wern hurn [26] und buben da von. Man wil sich des drecks schemen und lest sich doch nit [27] schemen, wen sie allein tzu samen kommen, so schemen sie sich nicht und vorbergen [28] lautter nichts. Ist wol eyn plag, das wesen ist kein schimpff, das [29] lachen wirth dich wol selber vorgehn, ehr eyn jar ader drey hin kommen, es [30] wirt dirß wol vortreiben. Das geschicht alles, das man sich schemen wil. [31] Das ist die trew, das sich ein mensch zum andern vorbundt und nicht laufft [32] biß an das endt der stadt. Darumb die ehebrecher und ehebrecherin sein nicht [33] wirdig, das sie das entpfangen solten, thundt groesser sundt dan vor, ehr sie [34] elich werden seyn.

 

[34] Der dritte nutz, das seyn die fruecht: do mit wirt geschueldiget der eselß [35] tzaum, das auch was guts da von kompt, aber gleich nicht von allen eldern. [36] Es solt keyner keyn vater werden, er het dan gelernt, das er seynen kindern [37] kan predigen die gebot gottis und das ewangelium, das ehr fromme christen [38] tzoege. Es greyffen yr aber vil tzum sacrament der heyligen ehe, kuenden kaum

 

 

 

[Seite 218]

 

[ 4 moecht wol 3 7 genug 2        doerfft 2 8 ghen] gehn 2        grost 3 10 tzogest 3 14 horest 3 17 betrachtē 3 26 sy haben 2 32 eltern 2 33 soerglich 2 35 vnd 2 vnnd 3]

 

 

[1] eyn vater unser bethen, sy wissen nichts, so kuenden sie auch yren kindern nichts [2] predigen noch lernen. Man solt die kinder recht underweysen in der forcht [3] gottis. Dan sol die christenheit in yr krafft kommen, so muß man warlich [4] an kindern an heben, so wirts ein fein dingk. Ich moechts wol leyden, das [5] man in der wigen an hueb. Diße dritte gab duenckt mich schyr die groeste, [6] wen eyn elich man sein lebtag nichts anderst guets thet, dan zoege allein das [7] kindt recht zu der forcht gottis, so mein ich, er het ym gnug gethan, dorfft [8] nicht zu sant Jacob ader gen Rom ghen: das groest werck, das du gethun [9] kanst, ist eben das, das du dein kindt recht zeuchst, wen du gleich am sontag [10] nicht in die kyrchen kemest, hoerest kein meß noch predig, tzoegest du allein dein [11] kint recht (Ich meine nicht, das du bey der wigen singest, das es schweyget, [12] Sunder das es nicht lernt fluchen ader schelden &c.). Du thest wol so wol, [13] als bettest du alle sontag S. Barbara ein gebeth ader fastest alle wochen zu [14] wasser und zu broth. Ist vil besser, dann das du meß hoerest, das du deinen [15] kindern werest was sie boeß thun: lasts euch gesagt sein, die kinder lernen [16] ytzundt fluchen und untzucht, ehr sy wissen was es ist. Wen man die drey [17] dingk betrachtet, so queme es, das ein eelich leben were recht gestimpt, und [18] brecht hin wider tzum letzten was er vorschutt het. So gedencken die eldern [19] allein darauff, das sie die kinder schmuecken und machen, das sie gesehen werden [20] von der welt, bereythen in reychtumb, hengen dem drecksack golt an den halß, [21] er kan kaum gehen. So wollen die elttern nicht das manß straffet. Dan so [22] wil die natuerlich lieb ymmer die hende im dreck haben und des sacks funfftzypffeln, [23] 1 dye wylß nicht habenn, sichts auch nicht gern, das man dye kynder [24] steupt: in den sachen, die got angehoeren, sol ein vater vorgessen, das ehr ein [25] kint hat. Also thet Christus in dem heutigen ewangelio mit seyner mutter, [26] do sie sprach ‘sie haben keyn wein’, antwort er (und vorgaß, das sie sein [27] mutter war) ‘weyb, was geths mich und dich an, mein stundt ist noch nicht [28] kommen’. Diße wort handelt Johannes Crisostomus hefftig, warumb Christus [29] sein mutter also angeschnautzt hab, unnd meynet eben, das Christus ym auch [30] vorhalden hab, das sie nicht wissen solt, dan sie hat nicht alles gewyst was [31] got. Darumb aber, das si begert zuwissen was got allein gehoert, vorgas [32] er, das sy sein mutter war. Also thund die eldern nicht: alles was den leyb [33] angeht, das richten sie sorglich auß, aber der armen selen vorgessen sie gar, [34] man wilß nicht ansehen: es ist wol natuerlich, eyn ytzlicher vater und mutter [35] hat das lieb unde gefelt yn alles wol was yr kint thut, ist alles schoen an

 

[Seite 219]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 4 Romischen 3 8 studts 2 9 betruebnus 3 10 gottes 3]

 

[1] ym, was ist es, du darffts nicht clagen, man weyß bereyt wol: man muß sich [2] aber des entbrechen und nicht gedencken, das dein kindt sey, wiltuß in der [3] forcht gottis auffzihen. Es ist leyder ytzundt eyngewurtzelt, das man uberal [4] bitt fur eyn seligen standt der Roemischen kirchen, dan1 sie meinen zu sein, [5] wen sie von nyemant angefochten werden, und der Tuerck queme und brechte [6] yn all sein gueter und gelt mit andern hernn, das sie koenten schlemmen [7] mehr dan Sodoma ader Sybaris, die auch mit den pferden getantzt haben [8] und hetten der hurnn keyn zall, so stundts wol. Man solt aber bitten umb [9] betruebniß, ye mehr man der hat ye besser es ist. Es ist yo keyn kachelberg2 [10] tzu machen auß dem christen glauben, dan es kost yo gottis son seyn rosenfarbes [11] blut.

 

 

 

[Seite 220]

 

 

 

 

 

Eine christliche Vorbetrachtung, so man will beten das heilige Vaterunser. 1519.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 220] [Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

Als Johann Schneider (Agricola) die Predigten Luthers über das Vaterunser herausgab, war der Reformator damit nicht zufrieden und sah sich veranlaßt, im folgenden Jahre selbst seine Auslegung des Vaterunsers für die einfältigen Laien in Druck zu geben. Jn der Zwischenzeit hat, entweder auf Luthers Rath oder auf Bitten Christof Scheurls, Nicolaus von Amsdorff einige Grundgedanken der Lutherschen Auslegung des Vaterunsers mit besonderer Berücksichtigung des schlichten Volkes zusammengestellt. Er galt ja als besonders begabt für eine volksthümliche Darstellung. Die so entstandene “Vorbetrachtung” war März 1519 im Druck fertig: am 10. April dankt Scheurl für die Übersendung.

 

Die Worte der Überschrift: ‘gezogen aus den Predigten Luthers’ gestatten, im Allgemeinen an Predigten Luthers zu denken; indeß liegt die Benutzung derjenigen über das Vaterunser besonders nahe. Nun zeigt aber ein Vergleich, daß die Vorbetrachtung viel stärkere Berührungen mit der Schneiderschen Bearbeitung (“Auslegung und Deutung” usw. s. in diesem Bande S. 122 fg.) als mit der von Luther selbst veranstalteten Ausgabe (“Auslegung deutsch” s. Bd. II, s. 74) aufweist. Hieraus können wir schließen, Amsdorff sei an die Arbeit gegangen, ehe Luthers Auslegung die Presse verließ, habe also den Schneiderschen Text oder anderweitige Predigtniederschriften benützt, die der Schneiderschen Bearbeitung natürlich näher standen als der Bearbeitung Luthers.

 

Spalatin hat die Vorbetrachtung ins Lateinische übertragen; vielleicht schwebte ihm eine lateinische Sammlung von Gebeten vor, wie er eine solche deutsche herausgegeben hat. Diese Arbeit Spalatins ist nur handschriftlich in einem Gedrucktes und Handschriftliches enthaltenden Sammelbande der Rathsschulbibliothek Zwickau erhalten u. d. T.: Oracio pia ad deum omnipotentem cum confessione humanae infirmitatis et malicie. Ex doctoris Martini sermonibus a licenciato Nicolao de Amszdorff in teutonicam oracionem: Et a Georgio Spalatino in latinam traducta. M.D xviij. Steift man sich auf den Ausdruck “cum confessione”, der das “und bekantnuß” der späteren Ausgaben übersetze, welches in den ersten Drucken fehle, so muß man annehmen, die Arbeit Spalatins falle später als der Stöckelsche Druck; 1518 wäre dann nur eine Angabe Spalatins nach seiner Erinnerung, die ihn täuschte, wenn er das Jahr der Entstehung der Vorbetrachtung meint, die aber richtig ist, wenn er Luthers Predigten im Auge hatte.

 

Luther war, wie seine Äußerungen von der Herausgabe der Vaterunserauslegung an (s. II, 82 Z. 38) bis zur Vorrede im Betbüchlein 1522 zeigen, darauf

 

[Seite 221]

 

aus, durch kurze, den Laien verständliche Gebete die Brigittengebete, Hortuli animae oder Paradisi usw. zu verdrängen. Ob Amsdorffs Vorbetrachtung Luthers Beifall nicht fand? Denn schon 1519 gab dieser ‘eine kurze Form, das Paternoster zu verstehen’ heraus (Unsere Ausgabe VI, 11), 1520 erschien ‘eine kurze Form der zehn Gebot, ein kurze Form des Glaubens, eine kurze Form des Vaterunsers’ und 1522 faßte er dies und anderes im Betbüchlein zusammen. So entsteht eine Stufenfolge von der Vorbetrachtung bis zum Betbüchlein. Kein Wunder, wenn die Vorbetrachtung durch das Betbüchlein (oder dessen Vorstufe: die kurze Form von 1520) verdrängt wurde oder hie und da in dasselbe (oder die ‘kurze Form’) aufging.

 

Unsere Ausgabe Bd. II, 74 fg. — Pressel, Nic. v. Amsdorf. Elberfeld, 1862 S. 7 und Note 6. Scheurl's Briefbuch II. S. 86 nr. 196. — Theolog. Studien und Kritiken 1890 S. 758.

 

 

 

Ausgaben:

 

 

A “Eyne christliche fur || betrachtūg So mā || wil bethen das heylige vater vn- || ser Getzogen auß den predigetenn || Doctoris Martini Luther zu wit || temburg Von dem wirdigen Ni- || colao von Amßdorff Licenciaten || in deutsch gebracht. ||” Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Duodez. Am Ende: “Getruckt zu Leybßgk durch || Wolffgang Stöckel 1519”.

 

B “Eyne christliche fur betra- || chtung So man wil bethen das hey- || lige vater vnser Gezcogē auß den || predigetē Doctoris Martini || Luther zcu Wittemburg || Vō dem wirdigē Ni- || colao vō Amßdorff || Licenciatē in deut || sch gebra- || cht. ||” Kopftitel, darunter beginnt gleich der Text. 2 Bl. in Oktav; das zweite mit Aij bezeichnet. Am Ende: “Gedruckt zcu Erffurdt zcum || Schwarczen Horn.”

Druck von Matthes Maler in Erfurt.

 

C “Ain christlich || forbetrachtūg || so man das hai || lig vater vnser || will beten Gezogen auß || dē predigē Doct. Mart || ini Lntther [so] zu wittem || burg Von dem wirdigē || Nicolao vō Amßdorff || Licenciaten in Teüsch || gebracht. ||” Mit Titeleinfassung. 4 Bl. in Oktav. Titelrückseite bedruckt. Rückseite des letzten Blattes leer.

Weller 2593. Bl. 4a enthält unter dem Ende des Textes einen kleinen Holzschnitt: Christus findet die Jünger schlafend. Druck von Johann Setzer in Hagenau.

 

D “Ain Christliche || vorbetrachtung vñ bekantnusz || in got. So man will beten das hai- || lige vatter vnser. Gezogen auß || den predigē Doctoris Mar || tini Luther zů Wittem || berg Von dem wirdi- || gen Nicolao vonn || Amßdorff Licen- || ciaten in deüt- || sch gebracht. ||” Ohne Titeleinfassung. 8 Bl. in Oktav ohne Signaturen. Titelrückseite leer.

Weller 2592; Dommer 317. Letzterer nimmt auf Grund der Typen (kleinere Theuerdanck) Hans Schönsperger in Augsburg als Drucker und 1522 als Jahr des Erscheinens an. An die Vorbetrachtung schließen sich hier noch an: “Ein betrachtung un̄ bittung gegen got. gemacht durch brůder Jeronimus.” und “Ain gebet von der hayligen dreyhait”.

 

E “Ain Christliche || vorbetrachtung un̄ bekantnuß || in got. So man will beten das || heylige vater vnser. Gezogē || auß den predigēDo. Mar || tini Luther zů Wittē- || berg Von dem wirdi- || gen Nicolao vonn,

 

[Seite 222]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

Amßdoff [so] Licen- || ciaten in deüt- || sch gebracht.” Ohne Titeleinfassung. 7 Bl. in Oktav, ohne Signaturen. Titelrückseite bedruckt.

Dieselben Typen und dieselben Beistücke wie in D. Dieser Druck findet sich zuweilen zusammen mit dem Lutherschen Betbüchlein, das Hans Schönsperger 1522 mit den kleineren Theuerdanktypen auf Pergament gedruckt hat (Dommer 302) z. B. in dem Exemplar der Kgl. Bibliothek zu Dresden. Da er dann gleichfalls Pergamentdruck ist, so könnte man an bibliographische Zusammengehörigkeit denken. Aber bei dem Fehlen von Signaturen und Blattzahlen in der “Vorbetrachtung” läßt sich eine solche nicht erweisen und der Umstand, daß das Impressum (nur die Jahrzahl enthaltend) am Ende des Betbüchleins und nicht der Vorbetrachtung steht, entscheidet wohl dagegen. — Ist = Weller 2591, obgleich hier “Amßdorff” im Titel steht.

 

F “Ain Christlich Vorbetrachtung vnd Bekantnüß inn Gott, so man will betten Das Hailig Vatter vnser: Gezogen auß den Predigen Doctor Martini Luthers zu Wittenberg: von dem Wirdigen Nicolao von Amßdorff Licentiaten inn Teütsch gebracht.” Am Ende: Gedruckt zu Augspurg, durch Hans Schoensperger. 10 Bl. in Quart.

So Weller 2590, der noch hinzufügt, daß am Schlusse “Casper Güttels Offen Beycht” stehe. Letztere schließt den unter E erwähnten Druck des Betbüchleins. Vorbetrachtung und Güttels Beichte umfassen dort zusammen 9 (oder 10) Bl. in Oktav, somit ist wol Wellers Formatangabe irrig.

 

G “Ein christlich Vorbetrachtung, so man will betten das heylig vatter vnser. Eyn christliche vnderweysung der kleinen Kinder im Glauben durch ein weyß einer frage. Das Taufbüchlein nach rechter form uff Teutsch zu Tauffen. 1523.” Oktav. Ohne Ort.

So nach Weller 2594; vgl. unsere Ausgabe XII S. 42. Anm. 1.

 

H “Was dem ge- || meynem [so] volcke || nach der predig || fur zu lesen. || Wittemberg 1526.” Mit Titeleinfassung. 8 Bl. in Oktav. Titelrückseite bedruckt. — Die Vorbetrachtung steht Bl. A 7a bis A 8a. Überschrift: Ein Christliche vorbe || trachtung vnd bekentnis ynn Gott, || so man wil beten das heylige || Vater vnser.

Druck von Nickel Schirlentz oder Georg Rhau in Wittenberg.

 

I “Das Vatter || vnnser. || Sein auszleg, || vn̄ gaystlicher verstand, || nach art der Schrifft || hoch nüczlich ainem || yeden Christen || menschen zů wissen. || * || M. D. XXIX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 16 Bl. in Oktav. Hier von Bl. B 6b bis B 8a: Ain Christenliche vorbetrachtung vnd bekandtnuß || in Gott, So man will betten || das hailig Vatter vnser.

Zu diesen Drucken tritt noch eine Handschrift, die wir hier anreihen, weil sie sicher aus einem Drucke geflossen ist. Die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode besitzt unter der Sign. Hc 389 eine Ausgabe des Lutherschen Betbüchleins (8°. Nürnberg, Jeron. Formschneyder 1527), welcher verschiedene handschriftliche Stücke asketischen Inhalts, darunter die Vorbetrachtung beigebunden sind. Der Einband trägt die Jahrzahl 1531. Die Vorbetrachtung hat auf besonderem Blatte (aber fortlaufend geschrieben) den Titel im Wortlaut übereinstimmend mit DEF und es folgen ihr dieselben beiden anderen Stücke wie in DE. Dennoch kann weder D noch E die alleinige Vorlage gewesen sein, wie die Lesarten ausweisen, es liegt am nächsten an das uns nicht zugänglich gewordene F als Quelle zu denken, das aus derselben Offizin wie DE hervorgegangen ist.

 

 

 

[Seite 223]

 

[Lesarten]

 

Wie es ihr geringer Umfang erklärlich macht, findet sich die Vorbetrachtung nur selten als Einzeldruck: AC, denen sich wohl auch B anreiht. In allen anderen Drucken erscheint die Vorbetrachtung neben anderem entweder als erstes und Hauptstück wie in DEF oder neben anderen gleichberechtigten wie in GHI. Bei E ist die bibliographische Selbstständigkeit nicht völlig sicher, spräche mehr dagegen als dafür, so hätte E als Anhang zum Betbüchlein angesehen werden und gleich den anderen Fällen, in denen die Vorbetrachtung als ein Theil des Lutherschen Betbüchleins erscheint, hier von der Beachtung ausgeschlossen und bei dem letzteren berücksichtigt werden müssen. Von den verzeichneten Drucken konnten F und G trotz ausgedehnter Umfragen noch nicht aufgefunden werden; vielleicht aber darf man (s. oben) die Wernigeröder Handschrift (Hs) als Vertreter von F ansehen.

 

Auch sonst wird mit den vorliegenden Drucken die Zahl der überhaupt vorhandenen noch nicht ganz erschöpft sein. Daß A der ursprüngliche Druck, dürfte keinem Zweifel unterliegen, ebensowenig daß B unmittelbar auf ihm beruhe. Sie weichen auch in der Sprache wenig von einander ab und haben im Titel nur ‘Ein christl. Vorbetrachtung, so man wil beten das h. Vaterunser’. Den Titel in dieser Form zeigt außerdem C (doch: so man d. h. Vaterunser beten wil) und G. Alle anderen setzen hinter ‘Vorbetrachtung’ hinzu: ‘und Bekentnis in Got’; HI (und vielleicht auch G) nennen weder Luther noch Amsdorf. Mit der dadurch gegebenen Gruppirung stimmen nun aber die Schlüsse, die man aus den Textlesarten ziehen kann, nicht völlig überein. Aus B könnte man einerseits C und aus diesem I, andrerseits DE und Hs H aus E herleiten. Doch widerstrebt diesem Stammbaum das CD gemeinsame faule 223, 5; 225, 5, das I nicht theilt, und ferner, daß 225, 11 dem frōlich A in DE fronlich, in BCHI Hs. aber froelich gegenübersteht. Es ist somit das vorliegende Material als nicht ausreichend für eine sichere Ermittlung des Abhängigkeitsverhältnisses zu erachten.

 

Wir geben den Text nach A, die Abweichungen der übrigen Drucke und der Handschrift unter dem Texte, die sprachlichen in einer Auswahl, die besonders das für das Abhängigkeitsverhältniß Wichtige berücksichtigt.

 

 

 

Lic. G. Koffmane. Dr. P. Pietsch.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Eine christliche furbetrachtung, So man wil bethen das heylige

[2] vater unser, Getzogen auß den predigetenn Doctoris Martin Luther,

[3] Von Nicolao von Amßdorff in deutsch gebracht.

 

1519

 

[Seite 223] [ 1 bis 3 Die Überschrift ist nach dem Titel von A gebildet. 4 sund'r Ebenso später ad'r, nid'r, d'r, daneben auch sund' 5 faule CD] merck EH 6 ere, wolust CI 8 in meiner CI]

 

 

[4] Oewiger got ich weiß und bekenn, das ich eynn armer grosser sunder [5] bin. Ich fule und empfinde in mir nichts dan begirde, lust und liebe [6] zu tzeytlichem gute, ere und wollust disser welt, zuneigung zu boßheit [7] und zu allem argen, kein lust, begirdt noch liebe tzu tugent ader gerechtikeit. [8] So ist mein hertz wildt unnd die gantz natur durch die erste sundt yn meynem

 

[Seite 224]

 

[Lesarten]

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 oeltern CE Hs oelteren D        ererbt I 2 verbringen CDEHI Hs 3 kann̄ A 4 dürfftig CDEHI durfftig Hs 5 das auch das] auch dz C Auch das I 6 verdamptlich E 7 on CI one H        verdienst BCDEHI vordienst Hs 10 heylich E        on CDEHIHs        vnd || tugent Hs 15 rueff CI rueffe DE        dyemuetigklichē C        bitte] bitū C bittē I        hülff C huelff H 16 die BCDEH Hs] dise I 17 mustu H Hs] must CI 19 schaecher DE schacher I Hs schauher C 20 worden] geacht worden DEH Hs        wurden Hs 21 ewigklich DEH Hs 23 vertrauwen DE 23/24 dein gerechtigkait, dein tugent, dein hailigkait, dein sterck I 25 vertrauwen C 26 darin̄; darinne CI        darinn (2) DEHs 27/28 ich auß lyeb gewinne CI]

 

[1] empfencknis in muter leibe vorgift1 und von meinen eltern auff mich geerbeth, [2] das ich von mir selbest kein guten gedancken anheben, vil weniger vorbringen [3] noch kein gut werck thun kann.

 

[4] So kranck, so dorfftigk,2 so elendt, so verwunt bin ich Ja halb tot, [5] das auch das gute werck, das ich thu, mir nicht gut ist, Sunder schedelich und [6] verdamlich, Du wollest es dan allein auß deyner milden lautern barmhertigkeyt [7] gar umb sunst an alle mein verdinst zu gnaden an nemen.

 

[8] Dan es ist kein werck gut, das du nicht gut machest. Es ist kein mensch [9] frum noch gerecht dan der, den du frum und gerecht machest. Du bist allein [10] frum, gerecht und heilig, an alle sund, voller gnaden und aller tugent empfangen [11] und geboren. wir sein aller sunde und boßheit vol. auch hat nyemant keyn [12] tugent noch gerechtigkeit dan der, dem du dein heiligkeit, dein gerechtikeit gibest [13] und mitteilest.

 

[14] Darumb kum ich zu dir, mein erloeser, und fal nider auff meine knye, [15] ruffe, schrey und demuetiglichen bitte dein goetlich gnade, hilffe und beystant. [16] Dan ich weiß wol, das du darumb bist ein mensche in dy welt geboren, das [17] ich widerumb auß got geboren und ein sun gottes wurde. Darumb must du [18] mir mein sunde nemen und dein gerechtikeit mir geben. Du bist allein darumb [19] kranck und schwach, ein schecher und ein sunder, eyn nar und thor [20] worden, das ich gesunth, gewaldig, heylig, klueg und gerecht wurde, und tzuletzt [21] fur mich gestorbenn, auff das ich ewigk lebthe.

 

[22] Das troeste ich mich, darauf verlaß ich mich, darein setze ich alle mein [23] hoffnung und hoechsten vertrawen, dann dein gerechtigkeit ist mein, dein tugent [24] ist mein, dein heylickeit ist mein, dein stercke und gewalt ist mein, und alle [25] meine sunde sein dein. in der hoffnung, in dem trost und vertrawen trethe ich [26] tzu dir, darinne wil ich leben, darinne wil ich sterben, es gehe mir, wie es wolle.

 

[27] Darumb bit ich dich, mein edler got: Gib mir dein gnade, das ich [28] dich lieb gewinne und nichts dann dich, dein tugent und gerechtikeit begere

 

[Seite 225]

 

[Lesarten]

[ 2 gehessig H 3 fürhin CI        alle B 4 behueten DEH Hs        den bittern CI 5 faule CD] mercke EH 5/6 lust vnnd begirden I 9 -lichen (-lichē A) und -liche ABE; -lichen u. -lich H Hs; -lichen (-ē I) u. -lichen (ē D) CDI 10 gedueltigklich BH gedultigklich DEHs gedultigklichen CI        freden C 10/11 vnder augen widerfert I 11 frōlich A fron || lich DE froelich BCHI frolich Hs 12 geren CDEI        freden C 14 geferlich CI        ine A ynne B Inen Hs jn (yhn) die übrigen        fürchten CI 15 noch erschrecken I 16 ehre vnd preys H 17 – 24 fehlt HI]

 

[1] und darnach ein hertzlich verlangen habe. Als dann werde ich auß art und [2] von natur der liebe meinem alten leben und der sunden feind und hessigk1 [3] werden, Rewe und leydt daruber gewinnen und mich furder vor allen sunden [4] hueten. Gib mir auch die gnade, das ich dein heiliges leyden und dein bittern [5] todt also bedencke, das ich in mir empfinde und fule, das ich alle boeße lust, [6] begirde uberwinde und in also widerstehe, das sie mich nicht gefangen nemen [7] noch in mir gewaltiglich regiren. Hilff mir ewiger got, das ich alle widerwertikeit, [8] pein und schmertzen, armut und kranckheit, schande ader unere, auch [9] den tod williglichen und gedultigliche umb deinetwillen leiden muege und nicht [10] allein gedueltilich sunder mit freuden und alles, wie es mir unter augen und [11] widerfert, fromlich magk annemen.2

 

[12] Auff das ich mit warheit sprechen muege, her ich wil gern mit freuden [13] sterben, wan und wie du wilt, und ich wil den todt, er sey wie schnelle, wie [14] boeß er sey, wie ferlich er wolle, so wil ich ine nicht fliehen, nicht foerchten, [15] auch kein grauen noch keyn erschrecken dar vor haben. Allein dein goetlicher [16] wille geschehe, was dein ere und glori ist.

 

[17] Vater unser der du bist in den hymelen Geheiliget werdt dein name. [18] Czu kum dein reich, dein wille geschee als in himele und auff erden. Unser [19] teglich brot gib uns heute. und vorgib uns unsere schult also und wir vorgeben [20] unsern schuldigern. und uns nicht eynleithe in vorsuchung. Sunder [21] erloeße uns von ubel. Amen.3

 

[22] Gegruest seystu maria vol gnaden, der herr mit dir, du bist gebenedeyet [23] under den weiben, und gebenedeyet ist die frucht deynes leybes Jesus christus. [24] Amen.4

 

 

 

[Seite 226]

 

 

 

 

 

Luthers Handschrift des Sermons von den guten Werken. 1520.

 

 

(Zu Bd. 6, 202 fg.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 226]

Die Stadtbibliothek zu Danzig bewahrt unter der Signatur XX C, q, 140 die Originalmanuscripte Luthers “Von den guten Werken” und “Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre. D. Luthers. Ein Gegen-Urtheil D. Luthers. Schutzrede Philippi Melanchthon wider dasselbe Parisische Urtheil für D. Luther”, die erst nach der Drucklegung der betreffenden Schriften in unserer Ausgabe Bd. 6 S. 202 –276 und Bd. 8 S. 267 –312 bekannt worden sind.* Die beiden Handschriften sind in einem Quartband zusammengebunden, dessen Herstellung, wie die gepreßten schwarzen Einbanddeckel vermuthen lassen, noch aus dem 16. Jahrhundert datirt. Gelegentlich ihrer Vereinigung zu einem Bande wurden die beiden Stücke vom Buchbinder so stark beschnitten, daß die von Luther auf den Rändern untergebrachten Theile des Textes erhebliche Einbuße erlitten haben. Gegenwärtig beträgt die Höhe der Handschriften 21 cm und ihre Breite 16 cm.

 

Der Inhalt des Danziger Bandes setzt sich aus den folgenden einzelnen Bestandtheilen zusammen:

 

1. Ein Vorsetzblatt, das außer der Signatur XX C 140 nur noch in der rechten obern Ecke seiner Vorderseite die in neuerer Zeit mit Bleistift hergestellte Nummer 1 trägt.

 

2. 2 Blätter mit dem Widmungsbrief des Sermons von den guten Werken. (Vgl. unsere Ausgabe Bd. 6 S. 202 –204.) Der Text stammt nicht von Luthers Hand, sondern von einem spätern Schreiber, der bei seiner Arbeit die gedruckten Ausgaben zum Ausgangspunkt nahm. Die gleiche Hand, welche das erste Blatt numerirte, versah diese beiden Blätter mit den Nummern 61 und 62.

 

3. Ein Blatt, in derselben Weise wie die vorherigen als 2 bezeichnet, war ursprünglich leer, erhielt aber späterhin auf seiner Rückseite die Bemerkung: “Eißlebische Supplementa Script: Lutheri Ienae excus: I. Erst: Theil: p. 76 Marg: Vid. Seckendorff: Hist: Luth: p. 159 seqq.”, worauf die betr. Stelle aus dem Eisleb. Suppl. folgt.

 

4. 43 Blätter, die außer der Bleistiftzählung der einzelnen Blätter 3 –45 noch eine ältere mit Tinte hergestellte Numerirung der einzelnen Seiten 1 –86 aufweisen, mit dem Urtheil der Theologen zu Paris u. s. w. Von Luther selbst stammt die Bezeichnung der verschiedenen Bogenlagen am untern Rand der einzelnen Blätter,

 

[Seite 227]

 

nämlich eines Binio, eines Quaternio, signirt b; eines Quaternio, signirt c, c2, c3, c4; eines Binio, signirt d1, d2, d3; eines Quinternio, dessen letztes Blatt schon von dem Autor abgeschnitten wurde, signirt E1, E2, E3, E4, E5, E6; eines Quaternio, signirt f1, f2, f3, f4, f5; eines Doppelblattes, signirt g und g 2. Auf der Vorderseite des Titelblattes, also 3a der Bleistiftzählung, begegnet von Luthers Hand: “Eyn Vrteyl der Theologen || zcǔ Pariß Vber die || lere D Lütherß || Eyn. Gegen Vrteyl. D. Lutherß Schütz rede Philippi Melanchthon || widder das selb parrisisch | Vrteyl. fur D Luther”, außerdem von einer zweiten jüngern Hand: “3. 40. || 41. 48 || Fol. 3 u. 40.||” und von einer dritten noch jüngern Hand: “Hoc MSC. Ipse Lutherus || manu sua exaravit Wartburgi || A.o 1521. —”, wozu eine vierte Hand hinzufügte: “Es erschien gedruckt || zu Wittenberg 1521. In der || Stadtbibliothek zu finden unter || C. q. 51.” — (Die Rückseite des letzten Blattes ist unbeschrieben.*

 

5. 4 leere Blätter, mit Bleistift als Blatt 46 –49, mit Tinte als Seite 87 –94 bezeichnet.

 

6. 70 Blätter, die in dreifacher Weise numerirt sind. Neben der erwähnten Zählung der Blätter mit Bleistift 50 –119 und der Seiten mit Tinte 95 –232 sind am Fuße der einzelnen Blätter die Bogenlagen von Luther selbst mit lateinischen Buchstaben und arabischen Ziffern markirt. Die Bogenlagen A –I und L sind Tertionen, K und M Binionen, wozu noch ein einzelnes Blatt N 1 kommt. Im Einzelnen sind angegeben: A, B 1 –6, C 1 –6, D 1 –6, E 1 –6, F 1 –6, G 1 –6, H 1 –6, I 1 –6, K 1 –4, L 1 –6, M 1 –4, N 1. Die 70 Blätter enthalten den Sermon von den guten Werken beginnend: “Jh̄ǖs̄ || Ich wird von vielen beschüldiget” u. s. w. (vgl. unsern Abdruck S. 229). In der rechten obern Ecke der Vorderseite des ersten Blattes ist die Eintragung einer spätern Hand zu notiren: “1. P. Ien f 226.”, welcher am Schluß des Manuscripts entspricht: “1 P. Ien p 256.”, womit auf den Abdruck in der Jenaer Luther-Ausgabe, I. Theil, Bezug genommen wird.

 

7. 6 leere Blätter, numerirt mit Bleistift als 120 –125.

 

Außer den genannten Eintragungen begegnen im Text des Urtheils der Theologen zu Paris u. s. w. nur noch einige wenige Hinweise eines spätern Lesers auf den entsprechenden Abdruck in der Jenaer Ausgabe, sowie Quer- und Längsstriche innerhalb der Zeilen, hie und da von Zahlen begleitet, die mit einem spitzen Gegenstand hergestellt sind und die mit dem Anfang der neuen Seiten im Urdruck (vgl. unsere Ausgabe Bd. 8 S. 262 unter Nr. A und B) in Zusammenhang stehen. Und was von dieser Schrift gilt, ist auch von dem Sermon von den guten Werken zu bemerken: nicht auf Luther, sondern auf den Setzer oder den Corrector in Lotthers Officin gehen die mit Rothstift (Röthel) hergestellten großen lateinischen Buchstaben und arabischen Ziffern an den Rändern der Handschrift zurück, denen rothe und ab und zu auch bloß eingeritzte senkrechte Striche im Texte entsprechen. Decken sich diese Zeichen auch nicht völlig mit den Signaturen des Urdrucks bezw. der Urdrucke (vgl. unsere Ausgabe Bd. 6 S. 197, A und B), so stehen sie doch ohne Frage mit dem Anfang der einzelnen Seiten dieser Drucke in Verbindung. An zwei Stellen

 

[Seite 228]

 

sind mittelst Rothstifts größere Partien des Lutherschen Manuscripts durchgestrichen und haben dementsprechend im Druck, wohl mit Wissen und Willen des Reformators, keine Aufnahme gefunden. Von diesen Tilgungen verdient namentlich diejenige Beachtung, welche die ursprüngliche Vorrede des Sermons von den guten Werken betrifft (vgl. S. 229 Anm. 1).1

 

Mit Rücksicht auf den hohen Werth des Danziger Fundes, der an zwei größeren Schriften des Reformators erkennen läßt, wie wenig sorgfältig die Setzer und Correctoren der Lottherschen und Grunenbergschen Buchdruckereien mit den Originalmanuscripten Luthers verfuhren, so daß sie sich nicht nur nicht nach der Orthographie und Interpunktion des Verfassers richteten, sondern daß sie sich selbst auch sprachliche und sachliche Änderungen beigehen ließen, und der darum geeignet ist, vor einer nahe liegenden Überschätzung der Urdrucke der Lutherschen Schriften als völlig authentischer Urkunden zu bewahren, liefern wir in unserm Abdruck der Handschriften eine möglichst genaue Wiedergabe der Vorlagen. Ohne jegliche Änderung bieten wir die Schreibweise und Interpunktionsweise der Originale dar, wobei freilich bemerkt werden muß, daß Luthers Hand eine genaue Unterscheidung zwischen großen und kleinen Buchstaben am Anfang der einzelnen Wörter, Sätze und Satztheile nicht immer zuläßt, was namentlich von D und d, J und j, P und p, S und s, Z und z gilt. Auch die Reproduction der in den Originalen vorhandenen Wortverbindungen und Worttrennungen stößt an manchen Stellen auf Schwierigkeiten, weil der Reformator mit der Feder innerhalb der einzelnen Wörter häufig absetzt, ohne aber damit Worttrennungen markiren zu wollen. Unberücksichtigt bleiben in unserm Abdruck nur die Eigenthümlichkeiten der Handschriften, welche sich von vornherein als rein graphische darstellen, nämlich der Haken über n (n̂), womit der Schreiber diesen Buchstaben von u vielfach unterscheidet — damit sucht er offenbar hauptsächlich die Setzerarbeit zu erleichtern — und die oft, aber nicht immer gesetzten Punkte über y (ÿ).

 

Um allen Anforderungen diplomatischer Genauigkeit gerecht zu werden und um zugleich auch ein möglichst treues Bild von der Entstehungsgeschichte der beiden Schriften zu geben, heben wir die Wörter, Sätze und Satztheile, welche Luther am Rande und über den Zeilen seiner Manuscripte nachgetragen, ebenso wie die auf den einzelnen Blättern stehenden oder von uns ergänzten Bogensignaturen (vgl. S. 227) durch eckige Klammern hervor. Was von Wörtern oder Worttheilen beim Beschneiden der Handschriften in Wegfall gekommen (vgl. S. 226), ergänzen wir in kleinen Buchstaben nach dem Urdruck. Neben dem von dem Reformator endgültig hergestellten Text theilen wir auch seine Vorarbeiten zu demselben mit, indem wir in Anmerkungen die von ihm geschriebenen, sodann aber wieder getilgten Wörter und Buchstaben, mit * kenntlich gemacht, besonders notiren. Dabei bezeichnen die Anmerkungszahlen in unserm Text die Stelle der entsprechenden Tilgungen Luthers, die somit entweder hinter den ihnen vorangehenden oder unter den ihnen folgenden Wörtern zu denken sind. Sind in einem Worte nur einzelne Buchstaben

 

[Seite 229]

 

geändert, so ist die ursprüngliche Form des Wortes als der zweiten vorausgehend angesehen und in der gleichen Weise in den Anmerkungen verzeichnet. Worte, deren Reihenfolge der Verfasser durch übergeschriebene Buchstaben oder durch Bogenlinien geändert, werden in den Anmerkungen in ihrer ursprünglichen Anordnung vermerkt, kenntlich gemacht durch †.

 

Von einer Aufzählung der orthographischen und sprachlichen Abweichungen der Urdrucke von ihren handschriftlichen Vorlagen wird abgesehen; wir verzeichnen in besonderer Anordnung nur die rein sachlichen Varianten.

 

Vgl. D. Martin Luther, Von den guten Werken. (1520) Aus der Originalhandschrift herausgegeben von Lic. Dr. Nicolaus Müller. (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts No. 93. 94) Halle a. S. 1891.

 

 

 

Lic. Dr. Nicolaus Müller.

 

 

 

 

 

 

 

[Luthers Handschrift...]

 

1520

 

[Seite 229] [ 13 eldist]

 

 

 

 

 

[A 1a] Jh̄ǖs̄1

[2] Zcüm erstenn, ist zcü wissen. das keyn2 gute werck seyn: dann alleyn [3] die Gott gepotenn hatt. gleych wie kayn sünd ist. dann alleȳ die gott vorpotenn̄ [4] hott. Darumb wer gute werck wisßen vnnd thun will.. der darff [5] nichts anderß dann gottis gepott3 wissenn. Alßo spricht Chr̄9 Matt. 16. [6] Wiltü [A 1b] selig werden̄n̄ ßo hallt die. gepott. Vnnd da der jungling fragt. [7] [Matt. 19.] was er thun sollt das er selig würd, hilt yhm Chr̄9. nit anderß [8] fur. dann die zcehn gepott,4 dem nach müsßen wyr vnterscheydt der gutten [9] werck lernen̄n̄. auß den gepotten gottis, vnnd nit aüß dem scheyne.. große [10] [odder] mennige der werck5 an yhn selbs auch nit auß guttdunckel der menschen̄ [11] odder menschlicher gesetz6  odder weyße. wie wyr sehn. das geschehn vnnd noch [12] ymmer geschicht. dürch vnßer blindheyt mit [grosser] vorachtüng gottlicher gepott

 

[13] Zcum andernn̄, Das erste vnnd hochste. aller edlist gut werck. ist der [14] glawbe in Chm̄. wie er sagt Joh̄. 6. da die Jüden yhn fragten. was sollen̄ [15] wyr thün. das wyr gut gottlich werck thün.. Anttwortett er. das ist. das [16] gottlich gutt. werck. das yhr ynn den glawbt. den er gesand hatt. Nü wen

 

[Seite 230]

 

[ 1 das 24 vnd yn den fasten. almoßen] fasten vnnd almoßen]

 

[1] wyr diß horen odder p̄digen. ßo laüffen wyr vberhyn. vnnd achtenß gar [2] gering. vnnd leycht, zcu thun, ßo doch wyr hie solten lange stan vnnd [yhm] [3] wol nachtrachten. Dan̄n̄ ynn disßem werck. müsßen alle werck gahn. vnnd [4] yhrer gutheyt eynflüß gleych wie eyn lehen [von yhm] empfangen̄n̄ das müssen [5] wyr grob aǔßstreychen das sie es greyffen mügen, Wyr finden yhr viel, [6] die do beten. fasten. stifftenn. diß vnnd das thün [ein gut leben furen vor [7] den menschen] wilch ßo du fragist. ob sie aüch gewiß seyn. das es gotte wol [8] gefalle. was sie [alßo] thün. Sprechenn sie, Nayn. sie wissens nit1 odder [9] zcweyfelln̄ [A 2a] dran̄n̄. darüber seyn auch der großgelereten ettlich. die [sie [10] vorfuren vnnd] sagen. es sey nit nott [des] gewiß [zcü] seyn: die doch ßonst [11] nit anderß thun dann gute werck leren. Sih da: alle die selben werck. gahn [12] aüßerhalb dem glawbenn drumb seyn sie nichts vnnd gantz todt.2 dan̄n̄ wie [13] yhr gewisßen gegen Gott steht vnnd glawbt ßo seyn die werck auch. die darauß [14] geschehn: Nu ist da keyn glawb keyn gutt gewißen zcu Gott. Drumb ßo ist [15] den wercken der kopff ab. vnnd. all yhr leben [vnnd güte nichts] Da her [16] kompts. Wan̄ ich3 den glawben ßo hoch anzcihe vnnd.4 solch vnglewige [17] werck furwirff. Schuldigen sie mich. ich vorpiete güte werck. ßo doch ich gerne [18] wolte. recht gütte werck des glawbens lerenn

 

[19] Zcū drittenn: fragistü sie weytter: ob [sie] das auch gutt werck achten. [20] Wan sie erbeyten yhr handwerg. ghan sthan, essenn. trinckenn, schlaffen, vnnd [21] allerley werck thun zcu des leybs narüng: odder gemeynen̄ nütz: vnnd ob sie [22] glawben̄. das gott eyn wol gefallen̄ drynnen̄ [vber sie] habe. ßo wirstü finden, [23] das sie. Nayn sagen. vnnd die gute werck ßo enge spannen. das [sie] nür ynn [24] der kirchenn beten.5 [vnd yn den] fasten. almoßen6  bleyben̄n̄. die andere, achten [25] sie alß. vorgebenn. da [ran] gott nichts gelegen sey. vnnd alßo durch den vordampten [26] vnglawben̄. Gotte seyne dienst. dem alles dienet. Was ym glawben [27] geschechen, geredt.. gedacht werden mag, vorkurtzen vnnd geringern̄n̄. Alßo [28] leret Ec̄c̄s. 9. Gang hynn7  frolich. yß vnnd trinck. vnnd wisße das deyne [29] werck gefallen gott wol. alzceyt. laß deyn kleyt [A 2b]8  weyss seyn. vnnd [30] das ole. laß deynem heübt9  nȳmer geprechen̄ geprauch deynes lebens.10  [31] mit deynem weyb.11  das. dü lieb hast: alle tage. dißer vnstetigen zceyt die [32] dyr geben seyn: Das kleyd alzceyt weyß seyn das ist. alle vnßer wergk gutt [33] seyn. wie sie12 mügen genend werden̄. on alle. vnterscheyt.13 Dann seyn [34] sie aber weyß. wan ich gewiß byn vnnd glewb, sie gefallen gott. vnnd ßo [35] gepricht myr das ole. des frolichenn gewissenß nȳmer mehr. von dem heübt [36] meyner seelen Alßo Chr̄9 Joh̄. 8. Ich thu alzceyt. was yhm wol gefellet.. [37] Wie thett14 er das alzceyt. ßo er doch aß vnnd tranck vnnd schlieff zcu seyner [38] zceyt?. Vnnd Sanct Joh̄. 1. Joh. 3. Dabey mugen myr erkennen̄. das wyr

 

 

 

[Seite 231]

 

[ 8/9 was sie thun (Die in der Handschrift vergessene Änderung von thüt in thun ist im Druck vorgenommen) 19 wyr den fehlt]

 

 

[1] stehn ynn der warheyt: wann wyr vnßer hertz mügen fǔr seynen aügenn1 [2] troesten vnnd [eyn] gutt vortrawen machen̄n̄. Vnnd ßo vnß vnßer hertz strafft2 [3] odder beysset: ßo ist Gott großer dann vnßer hertz. vnnd haben die zcuuorsicht [4] was wyr bitten3 das werden wyr emphahen̄. Dan̄n̄ wyr halten seyn gepott [5] vnnd [thün] was yhm wol gefellt.4  Item. Wer aüß gott geporn̄n̄ ist. (das [6] ist wer glewbt vnnd gott trawet.) der sundiget nit vnnd kan nit ßundigenn. [7] [Item psal. xxxiij. Es wirt ir keiner sundigen. die ym vortrawen. Ja am andern̄n̄ ps. selig [8] seyn. die ynn yhn trawen] Ist das war. ßo mǔß alls gutt seyn was5  sie [9] thüt [odder yhe bald vorgeben seyn. was sie vbels thün] Sih da aber, [10] warumb ich den glawben ßo hoch heb. alle werck hyneyn zcihe. vnnd alle [11] werck furwirff die nit eraǔß fließenn̄

 

[12] Zcüm vierdenn̄ hie kan nü eyn jglicher selb mercken vnnd fulen. wen [13] er gutts6 vnnd nit guttis thüt. dann findett er seyn hertz ynn: der zcuuorsicht [14] das es gotte gefalle. ßo ist das werck gütt [A 3a] wann es auch ßo gering [15] were alß eyn strohalmen auffheben̄ Ist die zcüüorsicht nit7 da. odder [16] zcweyffellt dran ßo ist das werck nit gütt. ob es schon alle todten auffweckt. [17] vnnd sich der mensch vorprennen ließ. Das leret Sanct paüel Ro. 14. alles [18] was nit aǔß odder ym glawben geschicht. das ist sǔnde.8 Von dem glawen [19] [vnnd keynē andern̄9  werck] haben̄ wyr den namen. das wyr Christglewigen [20] heysßenn. [alß von dem heübtwergk] Dann alle andere werck mag eyn heyd. [21] jüde turck, ßünder, aüch thün. aber trawen festiglich das10 er gott wol gefalle. [22] ist nit muglich dan̄n̄ eynem Christen mit gnaden erleucht [vnnd befestigt]: das [23] aber. diße rede seltzam seyn vnnd mich ettlich11 eyn12  ketzer drob scheltenn: [24] geschicht darumb das sie der blinden vornünfft [vnnd heydenischer künst] gefolget. [25] den glawbenn. gesetzt haben̄n̄. nit vber, ßonder neben andere tugent. [26] vnnd yhm eyn eygen werck13 geben. abgesondert von allen wercken der ander [27] tügent, ßo er doch alleyn. alle andere werck. vorgüttet. angenehm [vnd wirdig] [28] macht. da mit. das. er gott trawett. vnnd nit zcweyffelt es sey für yhm alles [29] wolgethan was der mēsch thüt. [Ja sie haben den glauben nit ein werck bleiben lassen [30] sundern wie sie sagen. eyn habitǖ darausz gemacht ßo doch die gantz schrifft keynem [31] nit gibt den namen. gottlichs gutis wercks14 dann dem eynigen glawben. [32] Drümb ists nit wūder. das sie blind vnnd blinden leyter worden seyn] vnnd [33] dißer glawb bringt alßo bald mit sich die15 liebe. frid. freüd. vnnd hoffnǖg [34] dann wer gott trawet. dem gibt er ßo bald. seynen heyligen geyst. Wie Sanct [35] paul zcǔ den Galatern̄n̄ sagt. Ir habt den geyst empfangen nit aüß ewrn̄ [36] [guten] wercken. ßondern̄n̄16 da yhr dem wort gottʃ glawbt habt.

 

 

 

[Seite 232]

 

[ 5 iglich]

 

 

[1] Zcüm funfften: In dießem glawben. werden̄n̄ alle werck gleych1) vnnd [2] ist eynß wie das ander. fellet ab aller vnterscheyd der werck. sie seyen groß [3] kleyn kurtz. langk. viel odder wenigk. dann nit die werck [A 3b] von yhrer [4] wegen: ßondernn von des glawben̄ wegen. angenehm seynd: wilcher, eynig [5] vnnd on vnterscheyd. ynn allen vnnd iglichen wercken. ist. wirckt, vnnd lebt [6] wie vill vnnd vnterschidlich sie ymmer seyn. gleych wie2) alle glidmaß von [7] dem heübt. leben. wircken vnnd den namen haben̄n̄: Vnnd on das heübt. keyn [8] glidmaß leben: wircken odder namen haben mag. Daraüß dan̄n̄ weyter folget. [9] das eyn Christen mensch [inn dißem glawben lebend] nit darff eynes lerers [10] gutter werck.3 ßondern̄n̄ Was fürkümpt. das thüt er. vnnd ist alls [11] wol gethan. wie S. Samuel sprach zcu Saül: du wirst eyn ander mensch [12] werdenn. wen der geyst ynn dich kumpt dann ßo thu was dyr furkümpt. gott [13] ist bey dyr.. Alßo leßenn wyr auch von S Annen Samüels mütter. da sie [14] dem priester heli glewbt der yhr gotte gnaden zcusagt ist sie frolich vnnd [15] fridlich heym gangen. vnnd. hott sich hynfürtt nit mehr. hyr vnnd dar gekeret. [16] das ist. es ist alles eyn ding. vnnd alles gleych worden. Was yhr [17] furkūmen ist. Auch Sanct paul Sagt. Wo der geyst Chrī ist. da ists alles [18] frey: Dann der glawb lesset sich an keyn werck byndenn. ßo lesset er yhm [19] auch keynß nit4 nehmen. ßondernn wie der erst psalm sagt. Er gibt seyn [20] frucht. wenß zceyt ist.: Das ist wie es kumpt vnnd ghet.

 

[21] [Zcū Sechsten] Das mügen wyr bey eynem groben [fleyschlichen] exempell [22] sehen. Wenn eyn man odder weyb sich zcum andernn vorsicht [lieb vnnd] wolgefallens. [23] vnnd das selb fest glewbt, wer lernet den selben. wie er sich stellen [24] soll. was er thun: lassen. sagen. schweygen. gedencken soll? Die eynige zcuuorsicht [25] leret yhn das alles. vnnd [A 4a] mehr dann nott ist5 Da. ist yhm [26] keyn vnterscheyd ynn werckenn. Thut das groß. lang vile. ßo gerne. alß [27] das kleyn kurtz wenige. vnnd widderumb, Darzcu mit frolichem. fridlichem. [28] sicherem hertzen̄: vnnd ist gantz [eyn] frey gesell Wo aber eyn zcweyfell da ist. [29] da sucht sichs: wilchs am besten sey. da hebet sich vnterscheyd der werck auß [30] zcu malenn [wa mit er müg hüld erwerben]. vnnd gaht dennoch zcu. mit [31] schwerem hertzen vnnd [großem] vnlüst. vnnd ist gleych gefangen [6 mehr dann [32] halb vorzcweyffelt]. vnnd7 wirt offt zcüm narrenn drob. Alßo eyn Christen [33] mensch der ynn dißer zcuuorsicht gegen gott lebt.8 weyß alle ding, vormag [34] alle ding. [vormysset sich aller dīg] was zcu thun ist vnnd thuts alles frolich [35] vnnd frey: nit vmb vill guter, vordinst vnnd werck [zcü] saml̄en. ßondern̄n̄ [36] das ym eyne lust ist. Gott alßo wolgefallen̄n̄. vnnd leuterlich vmb sunst [37] gott dienet. daran benüget. das es gott gefellet Widder [vmb] der mit gott [38] nit eynß ist odder zcweyfellt dran der hebt an9 sucht vnnd forget. wie er [39] doch wolle gnug thun vnnd mit vill wercken gott bewegen. Er leüfft zcu

 

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[ 5 Anen        muhe 15 ist 16 allen 29 30 warnehmend]

 

[1] sanct Jacob Rom Hierüsalem. hier vnnd dar bettet S Brigitten gepett. ditz [2] vnnd daß: fastet den vnnd dißen tag: beycht hie. beychte da. fragt dißen [3] vnnd jhenen vnnd findet doch nit rüge vnnd thut das alles mit großer beschwerung [4] [Vorzcweyflūg] vnnd vnlust seynes hertzen das auch die schrifft solch [5] [gute] werck nennet auff hebreisch Auen amal. auff deutsch. mühde vnnd [6] erbeyt. Darzcu seynß nit gute werck vnnd alle vorloren̄n̄. Er seyn vill drober [7] doll worden. vnnd vor angst ynn all iamer kǖmen Von den stetht Sap. 5. [8] wyr1 seyn mühd wordenn [A 4b] ynn dem vnrechten2 wege. vnnd haben [9] schwere sawr wege gewandellt.3 aber gottis weg. haben wyr nit erkennett, [10] vnnd die sonn der gerechtickeyt ist vnß nit aüffgangen

 

[11] Zcüm Siebenden, In4 den̄ wercken ist der glawb noch gering vnnd [12] schwach: laß [vnß] weyter fragen: Wan es yhn vbell gaht.. an leyp. güt. [13] ehr freünd [odder was sie haben̄]. ob sie dann aüch glawben̄n̄: das sie gott [14] [noch] wol gefallen̄n̄. vnnd er. yhr leydenn vnnd widderwertickeyt sie seyen kleyn [15] odder groß, gnediglich vber sie5 ordene, hie ists kunst: zcu gott, der sich [16] zcornig stellet6 noch7 allem vnßernn synn vnnd vorstand: [gut] zcuuorsicht [17] habenn, vnnd besßers sich bey yhm vorsehen: dann sichs empfindet. hie ist er [18] vorporgenn: gleych wie die braütt sagt in Canticʃ8 Sih. er stett. hynder der [19] wandt. vnnd sicht durch die fenster.. das ist ßo vill: vnter dem leydenn: Die [20] vnß gleych von yhm scheyden wollen. wie eyne wand. ia eyne maüren. stett [21] er vorporgen. vnnd sicht doch auff mich. vnnd lesset mich nit: dann er stett. [22] vnnd ist bereyt. zcu helffenn yn gnadenn̄. vnnd durch die fenster des tunckelnn̄ [23] glawbens. lesset er sich sehen. Vnnd Hiere. in Tren̄ Er vorwirffet die menschenn. [24] aber er thuts nit auß hertzlicher meynǖg. Disßen glawben̄ kennenn [25] sie gar nichts.. vnnd gebenn sich vber: dencken, gott hab sie vorlassenn vnnd [26] sey yhn feynd. Ja sie geben solchs vbell. denn mēschen vnnd teuffell. vnnd [27] ist da lauter kayn zcuuorsicht zcu gott. Darumb ist yhr leydenn auch yhn [28] alzceyt ergerlich vnnd schedlich.. vnnd [A 5a] gahn doch hynn. vnnd thun [29] ettlich gute werck. alß sie meynen̄. gar nichts [solchs] yhrs vnglawbens warnehmen [30] Aber wilche gott. ynn solchem leyden, trawen vnnd eyne feste gut [31] zcuuorsicht gegen yhm behalten̄n̄: Das9 er vber sie eyn wolgefallen habe: [32] denn selben. seynd die leyden vnnd widderwertickeyt. eytell kostlich. vordinst. [33] vnnd die edlistenn gutter. die niemant schetzen mag. dann der glawb10 vnnd [34] [die] zcuuorsicht11 machenß alles kostlich fur gott. das denn andern̄n̄ auffs [35] aller schedlichs ist.12 Das auch vom tod geschrieben stett am 115. p̄s̄. Der [36] tod der heyligen. ist kostlich geacht fur gottis aügenn. Vnnd13 ßo üill. die [37] zcuuorsicht vnnd glawb ynn dißem grad. besßer. hoher vnnd stercker ist. [gegen [38] dem ersten grad] ßo vill. vbertreffen. die leyden ynn dem selben glawben:14

 

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[ 4 tzeitlichem 9 wirck heiligenn 18 dero] der]

 

[1] alle werck yhm glawben̄n̄. Vnnd ist alßo zcwischen solchen werckenn vnnd [2] leydenn̄ vnmeßliche vnterscheyd1 der besserung

 

[3] Zcüm achten̄n̄. Vber das alles, ist des glawbens der hochste grad: wan [4] gott. nit mit zceytlichenn leyden ßondern̄n̄. mit dem tod. hell. vnnd sünd. [5] das gewisßenn strafft vnnd gleych gnad vnnd barmhertzickayt absagt alß wollt [6] er ewiglich vordamnen̄ vnnd zcurnen̄n̄. wilchs wenig mēschen erfaren̄n̄: wie [7] Dauid am2 vi p̄s̄. clagt. herr straff mich nit ynn deynem grym̄m̄ hie. zcu [8] glawben. das gott gnedigen wollgefallen vbir vnß hab. ist das hochst werck. [9] das geschehn mag von [vnnd ynn] der Creatǔr. Daüon. die werckheyligen [10] vnnd3 gutttheter gar nichts wissenn. dann wie wolten̄ sie hie [A 5b] sich [11] guttis [vnnd gnaden] zcu gott vorsehen̄n̄: die weyl sie.4 ynn yhren werckenn. [12] nit gewiß seyn. vnnd am geringsten grad des glawben̄n̄s zcweyffellen̄n̄.       Sih [13] alßo hab ich gesagt.5 den glawben alzceyt gepreyßet. vnnd alle werck: die on [14] solchen glawben̄ geschehn, vorworffen̄n̄6 da durch. die menschen: von den [15] falschen. gleyssend.7 phariseischen̄8 vnglawigen [guten] werckenn. der itzt. alle [16] Closter. kirchen. heüßer. nyder vnnd9 hoher stend. voll voll seyn. zcu den [17] rechten: warhafftigen grundguten. glewigen wercken: zcü fürenn: Darynn [18] myr niemant widderstrebt. dann die vnreynen thierer10 dero füß nit seyn [ge [19] spalten].. (wie ym gesetz Mosi angezceygt) gar keynen vnterscheyd leydenn [20] wollen der gutten werck ßondern̄n̄11 eynhynn plümpenn: wen es nür, gepett [21] gefasstet. gestifftet. gepeycht. gnugthan: ist. soll es alles gutt seyn.12 ob sie [22] schon. kayn glawben drynn gehabt gottlicher gnaden̄n̄ vnnd wolgefallen̄n̄s. [23] Ja dann am meysten sie gutt achten. wenn. sie yhr nür viel: groß. lange [24] gethann habenn. on alle solche zcuuorsicht. Vnnd hernach aller erst sich guttis [25] vorsehen wollen̄. Wenn die werck gethan seyn: vnnd alßo. nit auff gottlichenn [26] wolgefallen̄ ßondern̄n̄ auff yhre gethane werck yhre zcuuorsicht: das [27] ist. aüff den sand vnnd wasser. bawen̄n̄: dauon sie [zcületzt] eynen grawsam [28] fall thun mussen. wie Chr̄9 Matt. 7.13 sagt. dißen guten willenn vnnd wolgefallen: [29] daraüff vnßer zcüüorsicht steht. haben die engell vom hymel14 vorkundet [30] da sie sungen ynn der Christ nacht. Gloria in excelsis deo: Ehr [sey] [31] Gott ym hochsten. frid der erden. gnediges wolgefallen den menschenn̄

 

[32] [A 6a] Zcüm neündenn. Sih. das ist das werck des ersten gepotts. da [33] gepoten ist. Dü sollt nit andere gotter haben̄n̄, das ist ßo üill gesagt. die [34] weyl ich alleyn Gott bynn soltü zcu myr alleyn̄. deyn gantze zcüüorsicht. traw [35] vnnd glawben setzenn̄. vnnd auff niemand anderß. Dan̄n̄ das heysset nit: [36] eynen gott habenn. ßo dü eußerlich mit dem mūd.15 Gott nennest. odder mit [37] den knyen vnnd geperden anbettest. ßondernn̄ ßo du hertzlich yhm trawist. [38] vnd dich allis gutis. gnaden vnnd wolgefallens. zcu yhm vorsichst es sey.

 

[Seite 235]

 

[1] ynn wercken odder leyden. ynn leben odder sterben̄n̄ ynn lieb odder leyd.[1 [2] als. der herr Chr̄9 Joh. 4. zcü dem heydnischen weyblin. Ich sag dyr. wer [3] gott will anbetten: der muß yhn ym geyst vnnd der warheyt anbetten, | Vnnd [4] dißer glawb. trew. zcuuorsicht des hertzenn̄ gründlich. ist warhafftige. erfullunge [5] dißes ersten gepottis: on wilchen̄: ßonst kayn werck ist. das dißem [6] gepott müge gnüg thün, Vnnd wie, diß gepott. das aller erst. hochst. best [7] ist. aüß wilcheē. die andern̄n̄ alle fließen [ynn yhm gahn] vnnd nach yhm [8] gericht vnnd gemessigt werden̄n̄. Alßo ist aüch seyn werck (das ist der glawb [9] odder zcuuorsicht zcu gottis hulden̄n̄ zcü aller zceyt.) das [aller] erst. hochst. [10] beste aüß welchem. all andere flissen.. gahn. bleyben. gericht vnnd gemessiget [11] werden2 müsßen. Vnnd andere werck gegenn dißem. seyn eben. alß ob die [12] andern̄n̄ gepott weren on das erste. vnnd kayn gott were,       Derhalben [13] spricht wol. Sanct Aügüstin. das des ersten gepottis werck seyn: glawben. [14] hoffen vnnd lieben. Nu ist droben gesagt. das solch zcuuorsicht vnnd glawb. [15] bringt mit sich lieb vnnd [A 6b]3 hoffnǖg. Ja wan wyrs recht an seyn. [16] ßo ist die lieb das erst. odder yhe zcu gleych: mit dem glawbenn: Dann ich [17] mocht gotte nit trawen̄: wenn ich nit gedecht er wolle myr gunstig vnnd hollt [18] seyn: Da durch ich yhm widder hollt. vnnd bewegt werd. yhm hertzlich zcu [19] trawen̄ vnnd allis gütis zcu ym vorsehenn̄

 

[20] Zcum Zcehenden̄n̄: Nü sihestü selbs. das alle die. ßo ynn gott nit vortrawen. [21] alzceyt.. vnnd [: nit sich4 seyner gunst hüld vnnd wolgefallens vorsehen̄] [22] ynn allen yhren. wercken. odder leydenn. leben odder sterbenn ßondern̄n̄.5) [23] bey andern̄n̄ dingen. odder bey yhn selbst. solchs suchenn. diß gepott nit [24] hallten. vnnd warhafftig6 abgotterey treyben̄n̄. ob sie gleych auch aller anderer [25] gepott. werck theten [dazcü] aller heyligen. gepett. fasten: gehorsam. gedult. [26] keüscheyt. vnschullt auff eynem haüffen hetten̄n̄. dann das heübt werck ist nit [27] da.. on wilchs. die andern̄n̄ alle nichts seyn̄n̄. dann eyn laüter gleyssen. [28] scheynenn. ferbenn. vnnd nichts da hynden̄n̄ vor wilchē vnß Chr̄9 warnett [29] Matt. 7. huttet euch fur den falschen p̱phetenn. die zcü euch kūmen in [30] schaffs klaydern̄n̄ das seyn alle die. durch vill gutter werck (alß sie sagen̄n̄.) [31] gott sich wolgefellig machenn wollen. vnnd gotte seyn huld gleych abkaüffenn: [32] alß were er eyn trewdler odder tagloener der seyn gnad. vnnd hüld, nit vmbsonst [33] geben wollt: das seyn die vorkeretisten menschen auff erden̄n̄: die schwerlich [34] odder nȳmer mehr. bekeret werden̄n̄ auff den rechten weg. Desselben [35] gleychen alle die. ynn widderwertickayt. hir vnnd dar lauffen vnnd allenthalben [36] rad. hülff vnnd trost suchen. on alleyn bey gott. da es yhn auffs [37] hochst gepotten ist zcǔ süchen̄n̄ wilch der7 p̱phet Isaias [.ix.] strafft alßo: das [38] unsynnig volck [B 1a]8 bekeret sich nit. zcü dem der es schleht.: das ist. Gott [39] schlug sie. vnnd schafft yhn leyden vnnd allerley widder wertigkayt. zcü. das [40] sie zcu yhm sollten laüffen vnnd yhm vortrawen. ßo lauffen sie von yhm.

 

 

 

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[ 15 vollen 24 geschmeid 35 vnnd fehlt]

 

 

[1] zcu den menschen itzt ynn egypten. itzt ynn assyrien.1 ettwan auch zcüm [2] teüffell.. von wilcher abtgotterey. vill2 ynn dem selben p̱pheten vnnd3 libris [3] regüm geschrieben ist, Alßo thun4 auch [noch] alle heylige gleyssener. wann [4] sie ettwas anstosset,: das sie. nit zcü gotte. laüffen. ßondern̄n̄ von vnnd fur [5] yhm flihen̄n̄, nür gedenckenn wie sie durch sich selb odder menschlich hülff.5 [6] yhres anlegens ledig werden̄n̄. vnnd sich doch früm6 leütt. achten vnnd [7] achten lassen̄n̄

 

[8] Zcüm Eylfften Das ist die meynug Sanct pauels an vilen ortenn. [9] da er dem glawben ßo üill gibt das er sagt. Iustus ex fide sua viüit: der [10] gerecht mensch hott seyn leben auß seynem glawben̄: vnnd der glawb: ist7 [11] das. darumb er gerecht fur gott geacht wirtt: Stett dann die gerechtickeyt.8 [12] ym glawbenn. ßo ists klar. das9 er alleyn. alle gepott. erffullet vnnd alle [13] yhre werck rechtfertig macht[10 seynt dem mall. niemant rechtfertig ist. er [14] thu dann̄ alle gottis gepott]11 widderümb. mügen die werck niemant rechtfertigen [15] fur gott. on den glawben̄n̄. Vnnd ßo gar mit offen vollem münd. [16] der heylig Apostell. die werck vorwirfft vnnd den glawen preysset. das ettlich [17] sich aǔsß seynen wortenn geergert sprachen̄n̄. Ey. ßo wollen wyr keyn gütt [18] werck mehr thün. die er doch vordampt.12 alß die yrrigen vnnd vnüorstendigen̄n̄. [19] Alßo geschichts noch.. Wan wyr. vorwerffen die13 grossen [20] scheynend werck zcu vnßern̄n̄ zceytenn. on allen glawbenn gethan.. das sie [21] sagenn. ßie sollen nür glawben vnnd nichts guttis thun [B 1b] Alß. nemlich. [22] die werck des ersten gepottis.. heysset man zcu dißer zceyt. Singen. leßen. [23] orgeln̄. meß hallten̄. metten vesper vnnd ander gezceyten [betten] kirchen. altar [24] [Closter] stifften14 vnnd schmückenn: glocken. kleynod. kleyd. geschmid auch [25] schetz samlen̄. [zu Rom. zcu den heyligen lauffen] Darnach wenn wyr beklaydet. [26] vnnß buckenn. knypogenn.. roßen krentz15 vnnd psallter betten [27] vnnd das alles nit fur eynem abtgott16 ßondern̄n̄ fur dem heyligen creutz [28] Gottis odder seyner heyligenn bild thun. Das heyssen wyr Gott17 ehren.18 [29] anbettē vnnd laüts des ersten gepottis, keyn andere gotter haben̄n̄. wilchs [30] doch auch. wucherer. eebrecher vnnd19 allerley ßünder thun mugen. vnnd [31] teglich thün.       Nü wolan, geschehn diße ding. mit solchem glawbenn. das [32] wyrs dafur hallten es gefalle gott [alles] woll. ßo seyn sie loblich. nit yhrer [33] tugent20 ßondern̄n̄ desselben glawbens halben̄n̄ [dem alle werck gleych gellten [34] wie gesagt ist] zcweyffelln̄ wyr aber dran̄n̄. odder halltens nit da fur. [35] das gott. vnß hold sey.21 vnnd22 ynn vnß gefallen [hab]: odder vormessen [36] vnß. allererst. durch vnnd nach den werckenn. ym gefallen̄n̄. ßo ists lauter [37] triegerey. außwendig gott geehret ynnewendig. sich selb fur eynen abgott

 

[Seite 237]

 

[ 13 vntzechlich 15 eusszerlichen 16 Math. xiiij. 32 dreytzehenden]

 

[1] gesetzt.1 ) das ist die vrsach warumb ich ßo offt: widder solcher werck. pompen. [2] pracht. menige. geredt. vnnd sie furworffen̄ [habe.] das am hellen tag ist. [3] wie sie nit alleyn [in zcweyfell odder] on solchenn̄ glawben geschehn. ßondern̄n̄ [4] vnter taußent. nit eyner ist. der nit seyn trawen dreyn setzt. vormeynt [5] da durch. Gotte hüld zcü erlangenn vnnd2) seyner gnad furzcukūmen. eynenn [6] Jar marckt draüß [zcü] machen̄n̄.3 ) wilchs gott nit leyden kan. der seyn [7] huld umbsunst vorsprochenn, will, das man an der selben an heb. durch eyne [8] zcuvorsicht. vnnd ynn der selben alle werck vollnbringe. wie sie genennt seynn

 

[9] [B2a] Zcum Zcwolfften. Daraüß merck selber. wie weytt von eynander [10] seyn. das erst gepott nür mit eüsßerlichenn werckenn. vnnd mit ynnerlichem [11] vortrawen. erfullenn.4 dann. diß macht recht. lebendige gottis kinder: [12] jhenes macht nür erger abgotterey. vnnd die schedlichsten gleyssener. die auff [13] erden seyn: die, vnzcehlich vill leütt: mit yhrem grossem scheyn. furen. ynn [14] yhre weyße. vnnd lassen sie doch on glawbenn bleyben̄n̄.. vnnd alßo jemerlich5 [15] vorfürett: stecken ynn dem eußerlichem geplerre vnnd gespenste.. Von [16] denen sagt Chr̄9 Matt 24.: hüttet eüch. wen sie euch werd sagen. sih. hie [17] odder da ist Chrūs. Item Joh̄. 4. Ich sag dyr. das die zceyt wirtt kūmen. [18] das [yhr] widder auff dißem berge. noch zcǔ Hierusalem. werdet Gott anbetten. [19] dann geystlich anbetter. suchet der Vatter... Diße vnnd der gleychen spruch. [20] haben mich. vnnd sollen yderman bewegen. Zcu vorwerffenn: das groß geprenge. [21] mit bullen, sigell, phanen̄ ablaß. da mit das arm volck gefuret wirtt [22] zcu kirchenn bawen̄n̄. geben. stifften. betten. vnnd doch. der glawb gantz geschwigen, [23] ja gar nyder gedrückt wirtt. Dan̄n̄ die weyll er. vnter [den] werckenn [24] nit unterscheydt hatt: ßo mag nit neben yhm besteen: eynerley wercks fur dem [25] andern̄n̄. ßo groß. auffblaßen vnnd treyben̄n̄, dann̄ er will alleyn gottis dinst [26] seyn̄n̄: vnnd den namen vnnd ehre. kaynem andern werck lasßen.6 on ßo vill [27] er yhm mitteylett: wilchs er thüt. ßo das werck ynn vnnd aüß yhm geschicht [28] dißer vnfüg ist. ym alten testament bedeütet da die Judenn. den tempell [29] ließen. vnnd opfereten. an andernn̄ ortern̄n̄. ynn denn grünen luft garten [30] vnnd auff den bergen̄n̄ [B2b] alßo thun diße aüch, alle werck7 seyn sie emßig [31] zcu thun. aber. diß heübtwerck [des glawbens] achten sie nȳmer.

 

[32] Zcǔm8. 13. Wo seyn nü die. die do. fragenn. wilche werck gutt [33] seyn: was sie thun sollen. wie sie frum seyn solln̄? Ja wo seyn auch die. [34] ßo [do] sagenn wan wyr von dem glawben p̄digenn: das wyr kayne werck leren [35] odder thun sollen̄n̄? Gibt nit diß erste eynige gepott. mehr zcu schaffenn. [36] dann̄ yhemand thun mag? Wann eyn mensch thaüßent odder alle menschen [37] odder alle creature were. ßo were ym dennocht hie gnüg auffgelegt vnnd mehr [38] dann gnüg. ßo ym gepotten [ist]: er solle.9 allzceyt. ynn glawben vnnd

 

[Seite 238]

 

[ 6 werden vnd vbe]

 

[1] zcuuorsicht zcu Gott leben vnnd wādelln̄.1 yhe auff keynen̄ andern̄n̄ solchen [2] glawben stellen̄. vnnd alßo. nür eynenn den rechten. keyn andern̄n̄. gott [3] haben, die weyll dann menschlich weßen vnnd natur.2 keyn augen blick mag [4] seyn.. on thun odder lassen. leydenn odder flihenn (: dann das leben rüget [5] nȳmer. wie wyr sehenn): Wolan ßo heb an wer do will frum seyn. [vnnd] [6] voll gutter werck werden.3 vbe sich selb: ynn allem leben. vnnd wercken. zcu [7] allen zceytenn an dißem glawben. lerne stetiglich alles thun vnnd lassenn [8] ynn solcher zcuuorsicht. ßo wirt er findenn. wie viel er zcü schaffen hatt. [9] vnnd wie gar alle ding ym glawben ligenn vnnd nȳmer mussig mag werden̄. [10] die weyll. der müssig gang auch müß. ynn des glawbens vbung vnnd werck [11] geschehen. vnnd kurtz vmb: nichts ynn vnnd an vnß seyn odder zcufallen [12] mag. ßo wyr glewben. es gefall alles gott. (wie wyr sollen.) [es] müß gut [13] seyn vnnd vordinstlich. Alßo sagt Sanct Paul9. Liben bruder. alles was [14] yhr thut. yhr. esset odder trincket. thuts alles ynn dem namen Jhū Chrī [15] [B3a] unßers herrn̄n̄: Nu mag es, ynn dem selben̄ namen nit geschehn es [16] gescheh. dann. ynn solchem glawbenn. [Item Ro. 8. wyr wissen das4 alle [17] ding mit wirckenn zcū besten. den heyligen gottis] Darümb ist die rede. ßo [18] ettlich sagen: es seyen5 gute werck vorpoten Wan wyr den glawben alleyn [19] p̄digenn. gleych6 der rede. alß wann ich sprech: zcu eynem kranckenn: hettestü [20] die gesüntheyt: ßo hettestu die werck [der glidmasz] alle: on welche aller [21] glidmaß wirckenn nichts ist. Vnnd7 er wolte draüß nemen ich hett. der glidmas [22] werck vorboten̄n̄: ßo [ich] doch [gemeynt] die gesuntheyt züüor müß seyn [23] vnnd wirckenn alle werck aller glidmaßen̄ alßo auch der glawb. muß werckmeyster [24] vnnd heübtman seyn ynn allen werckenn odder seyn gar nichts

 

[25] Zcüm8 vierzcehend. Szo mochstü sprechen̄n̄ Warümb hott man dann [26] ßo vill geystlicher vnnd weltlicher gesetz. vnnd vill Cerimonien [der] kirchen [27] Closter. stette.9 die menschen̄ da durch zcün güten werckenn zcu dringenn vnnd [28] zcu reytzen̄n̄. ßo der glawb. dürch das erst gepott. alle ding. thüt. Anttwortt. [29] Eben darǔmb das wyr den glawben nit allesampt haben odder achten̄n̄, [30] wo den yderman hette: durfften wyr keyns gefetzs. ȳmer mehr ßondern̄n̄ thett [31] eynn jglicher. von yhm selbs gute werck zcu aller zceytt: wie yhn die selb [32] zcuuorsicht wol lerett.. Nü aber seynd10 vierley menschen̄n̄. Die ersten. [33] itzt gesagt. die keyns gesetzs dürffenn. dauon paul9 1 Timo 1. sagt. Dem [34] gerechten (das ist dem glewbigen̄n̄.) ist keyn gesetz gelegt. ßondernn11 solche [35] thun frey willig. was sie wissen vnnd mügen. alleyn angesehn [yn fester zuuorsicht]. [36] das12 gottis gefallen vnnd huld. vbir sie schwebt. ynn allen [37] dingenn Die andernn.13 wollen solcher freyheyt mißprauchen.14 sich falschlich

 

[Seite 239]

 

[ 8 zu fleischlichem        gesetz 17 cerimonienn fehlt 26 funfftzehenden]

 

[1] draüff vorlassenn vnnd faüll werdenn: von denen sagt Sanct Petr9 [2] 1 Pet. 2. Ir sollt leben alß die frey seyn vnnd doch nit die selben freyheyt [3] machen zcu eyne9 deckel der sund [B3b] alß sprech er die freyheyt des glawbens [4] gibt nit vrlaub zcu sunden wirt sie auch nit decken. ßondernn. gibt vrlaub [5] allerley werck zcu thun. [vnnd alles zcu leyd] wie sie fur die hand kūmen: [6] das nit an eyn odder ettlich werck alleyn yhemand gepünd sey [Alßo auch [7] S Paul Gal 5. seht zcü das yhr. diße freyhett. nit lasset seyn eyn vrsach. [8] zcüm fleyschlichem leben diße müß man treyben mit gesetzen vnnd bewaren [9] mit leren vnnd vormanūg]

 

[10] Die dritten seyn boße mēschen. zcu sundenn alzceyt erwegen̄n̄ die müß [11] man mit gesetzen geystlich vnnd weltlich zcwingen wie die wilden pferd. vnnd [12] hund. Vnnd wo das nit helffen will. ßie vom leben1 thun durchs weltlich [13] swertt. Wie Sanct paul9 Ro. 13. sagt. Die weltlich gewallt tregt das swertt [14] vnnd dienet Gott darynn. nit zcur forcht den frūmenn ßondern̄n̄ den boßenn

 

[15] Die vierdenn. die noch mütig vnnd kindisch seyn ym vorstand2 solchs [16] glawbens vnnd geystlichs lebens: die müß man wie die jungen kinder lockenn [17] vnnd reytzen: mit den eüßerlichenn [bestimpten vnnd vorpund] cerimonienn geschmuck. [18] [leßen. beten fasten] singen. kirchen, zcierden. orgelen vnnd was des ynn [19] Closternn vnnd kirchen3 gesetzt odder gehallten̄ wirt ßo lange biß sie aüch [20] den glawben leren erkennen. Wie wol hie groß ferlickeyt ist. wo die regenten. [21] [wie es itzt leyder gaht] mit den selben Cerimonien vnnd synlichen werckenn [22] sich treyben vnnd blewen̄: alß weren das die rechten werck: mit nachlassenn [23] des glawens. den sie ymmer neben bey leren sollten gleych wie eyn mutter [24] dem kind neben der milch [auch] ander speyß gibt ßo lang das kind selb essen [25] mag die starcke speyß.

 

[26] Zcum 15. Die weyl dann [wyr] nit alle gleych seynn müssenn wyr die [27] selben menschen duldenn. vnnd mit yhn hallten vnnd tragenn: was sie hallten [28] vnnd tragenn. vnnd sie nit vorachtenn ßondernn vnterweyßenn den rechten [29] weg des glawens. alßo leret S paüel Ro 14. den. schwachen ym glawben [30] nempt an. yhn zcu vnterweyßen Alßo4 thet er auch selb: 1. Cor. 12. Ich hab [31] mich gehalten mit denen. die vnter dem gesetz warenn: alß were ich auch [32] drunder. ßo ich doch nit drunder waß. Vn̄ Chr̄9 Matt 17. [B4a] da er den [33] zcinß pfennig sollt geben. des er doch nit pflichtig war. disputiret er mit [34] sanct Peter. ob die kinder der kunig zcinß musten geben odder alleyn ander [35] leütt: Antwortt. C. Peter Alleyn ander leütt. Sprach Chr̄9.: ßo seyn der [36] konige kind frey, doch das wyr sie nit ergernn̄. ßo gang hyn anß mere. vnnd [37] wirff eyn den angel. der erste fisch der do kumpt den nym. vnnd ynn seynem [38] mūd. wirstu eynen pfennig finden.. den gib fur mich vnnd dich: Hie [39] sehen wyr das alle [werck vnnd] ding frey seyn eynem Christenn durch seynen

 

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[ 11 selbigen 26 secktzehenden]

 

[1] glawben̄ Vnnd [er] doch weyl die andern̄n̄ noch nit glewben̄: mit yhn tregt [2] vnnd hellt. des er nit schuldig ist: Vnnd das thut er aber aüß freyheyt.1 [3] dā er gewiß ist. es gefalle gott alßo wol. vnnd thutt es gerne:2 nympts an [4] wie eyn ander frey werck das yhm on seyn erwelenn auff die hand stosset.3 [5] Die weyl er begeret vnnd sucht nit mehr. dann wie er nǔr wirck gott zcu [6] gefallenn. ynn seynē glawbenn Die weyl aber wyr ynn dißem sermon furgenomen̄n̄ [7] zcu lerenn.. wilch recht schaffenn gutte werck seynn. [vnnd itzt Von [8] dem hochsten werck red] ists offenbar: das wyr nit [von] den andern̄n̄. drittenn [9] odder vierden menschen̄ redenn. ßondern̄n̄ von den erstenn:4 denen die andernn [10] alle sollen gleych werden. vnnd sie von den erstenn ßo lange gedüldet vnnd [11] vnterweysset werdenn. Drumb soll man5 die6 selbenn7 schwach glewbigenn [12] [die gerne wollten wol thün vnnd besßers leren vnnd doch nit begreyffen [13] mugen.] ynn yhrenn Cerimonien̄ [nit] vorachtenn [ßo ßie dran kleben]. alß sey [14] es mit yhnen [gar] vorloren̄n̄: ßondern̄n̄ yhren vngelertenn blindenn meystern̄. [15] die schullt geben: die sie den glawben nie geleret8 ßo tieff ynn die werck [16] gefuret habenn̄ Vnnd soll sie senfftiglich vnnd mit seüberlicher müß widder [17] eraüß. ynn den glawbenn furenn. wie man mit eynem kranckenn vmbgaht. [18] vnnd zcü lassenn. das sie ettlichen werckenn [B4b] eyn weyllang [umb yrs [19] gewissens willen̄] noch an hangen vnnd treyben alß [die] nottigē zcur selickeyt. [20] ßo lang sie den glawben recht fassen: auff das nit, ßo wyr sie ßo schwind [21] eraüß reyssenn wollen. yhr schwach gewisßen9 gantz zcürschellet vnnd voryrret [22] werde vnnd widder glawben noch werck behallten̄n̄: Aber die hartt kopffigen. [23] die ynn wercken vorstockt: nit achten was man vom glawben sagt [auch da [24] widder fechten10]: soll man faren lassenn. das eyn blind denn andern̄n̄ füre. [25] wie Christus thett vnnd leret

 

[26] Zcū.16. Sprichstu aber. wie mag ich mich [gewiß] vor sehen̄. das alle [27] meyn werck gott gefellig seyn. ßo ich doch zcu weyllen̄ fall. zcu vill rede. esse. [28] tringk schlaff odder yhe sunst vbir die schnür fare. das myr nit muglich ist [29] zcu meydenn. Antwort. diße frag11 zceygt an. das du noch. den glawben [30] achtest. wie eyn ander werck. vnnd nit vbir alle werck setzist. Dann eben [31] darumb ist er das hochst werck. das er auch bleybt vnnd tilget die selben teglichen̄ [32] sünden̄n̄:12 damit das er nit zcweyffellt. gott sey [dir] ßo gunstig. das [33] er solchem teglichen fall vnnd [der] geprechlickeyt durch die finger sicht13 Ja [34] ob auch schon eyn todlich fall geschehe. (das doch denen. ßo ym glawben vnnd [35] gottis trawen [leben] nȳmer odder selten widder feret:) stett doch der glawb [36] widder auff. vnnd zcweyffellt nit seyn sund14 sey schon dohyn. Wie 1 Joh̄. 2. [37] stett.15 Das schreyb ich euch lieben kinder. auff das yhr nit sündiget. ßo

 

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[ 3 schone 4 Prouer .xiiij. 25 sibentzehenden]

 

[1] aber yemand yhe fellet. ßo haben wyr eynen vorsprechen fur gott. Jhm̄ Chrm̄ [2] der do ist eynn Vorgebung fur all vnßer sünd. Vn̄ Sap. 15. Vnnd ob wyr [3] schon sundigetenn ßo seyn wyr doch die deynen vnnd erkennen: das du groß [4] bist.. vnnd puer 24.. Siben [B5a] mal. mag fallen. eyn gerechter mensch. [5] stett aber soüill mal widder aüff        Ja disße zcüüorsicht vnnd glawben müß [6] alßo hoch vnnd starck seynn.: das der mensch wisße. das alle seyn leben vnnd [7] wirckenn eytell vordamplich sund seyn fur gottʃ gericht. Wie geschrieben stett.. [8] p̄s̄ 142. Es wirt fur dy rkeyn lebendig mensch rechtfertig erffund Vnnd [müß] [9] an seynen wercken ßo vorzcweyffelen̄. das sie nit gutt seyn mügen. dan̄n̄ [10] durch dißen glawben. der sich keyniß gerichts. ßondern̄n̄ laüterer gnad günst. [11] hüld vnnd barmhertzickeyt vorsiht. Wie Daüid p̄s̄. 25. Deyne barmhertzickeyt ist [12] myr stettis fur meynen aügen: vnnd byn guts müts geweßen an deyner warheyt. [13] Vn̄ p̄s̄. 4. Die erleuchtung deyns angesichts1 schwebt vbir vnß (das [14] ist deyner gnad erkantniß durch den glawen.) vnnd damit hastu frolich gemacht [15] meyn hertz. [dann wie er2 sich vorsicht ßo ym geschicht]. Sih. alßo auß [16] barmhertzickeyt vnnd gnaden. gottʃ. nit aüß yhrer natur. seyn die werck: on [17] schüld. vorgeben vnnd gut vmb des glawbens willen. der sich auff dieselben [18] barmhertzikeyt vorlessit: Alßo müßen wyr. der werck halben vnß furchten. [19] aber der gnaden gottʃ halben trosten. Wie geschrieben stett. p̄s̄. 146. Gott [20] hatt eynen gnedigen wolgefallen vber die. ßo sich fur yhm furchten. vnnd [21] doch trawen auff seyne barmhertzickeyt [Alßo betten wyr mit gantzer zcuuorsicht. [22] Vatter vnßer. vnnd pitten doch vorgib vnß vnßer schuld: Seyn kynder. [23] vnnd doch sünder. Seyn angenehm vnnd thun doch nit gnug. Das macht [24] alles der glawbe ynn gottʃ hulde befestiget]

 

[25] Zcum. 17. fragistü aber. wo der glawb vnnd zcuuorsicht müge funden [26] werden odder herkūmen: das ist freylich das notigist zcu wissen. Zcüm [27] erstenn: an zcweyfell kompt er nit auß deynen werckenn noch vordinst: Szondern̄n̄ [28] alleyn auß JhūChristo. vmbsonst vorsprochen vnnd geben. Wie Sanct [29] Pauel Ro. 5. Gott macht. vnß seyne lieb fast susß [B57] vnnd freuntlich. [30] ynn dem. das Chr̄9 fur vnß3 gestorben ist. da wyr noch sunder warenn: [31] alß sollt er sagenn. sollt vnß das nit eyne starck vnvberwindlich zcuuorsicht [32] machenn. das, ehr wyr drüm gepeten odder gesorget habenn. ia noch ynn [33] sundenn fur und fur wādeleten: Chrūs fur vnßer sund stirbtt?. Vnnd folget. [34] Szo dann.. Chrūs4 eyn zceytlang gestorben ist. fur vnß do wyr noch sunder [35] waren. wie vill mehr. ßo wyr nü durch seyn blut gerechtfertigett seyn. werden [36] wyr selig werdenn durch yhn. Vnnd ßo wyr gott vorsünet seyn: durch seynß [37] sünß todt. do wyr noch seyn feynd waren: vill mehr. ßo wyr nü vorsunet [38] seyn: werden wyr behalten werd durch seyn leben Sih alßo müstü Chrm̄ [39] ynn dich bildenn vnnd sehen. wie ynn yhm Gott seyne barmhertzickeyt dyr

 

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[ 15) Czum achtzehenden 26 vntereinander]

 

[1] furhellt Vnnd anbeüttet. on alle deyne furkūmēde Vordinst: Vnnd aüß solchem [2] bild seyner gnaden. schepffen den glawben vnnd zcuuorsicht der vorgebung aller [3] deyner sünd Drumb hebt der glawb nit an den wercken an: sie machen̄ yhn [4] auch nit. ßondern̄n̄ er müß aüß dem blüt wündenn vnnd sterben Chrī quellen [5] vnnd flissenn: In wilchem ßo du sichst. das dyr1 Gott ßo hold ist: das er [6] auch seynen sün fur dich gibt: müß deyn hertz süß vnnd gott widderūb hold [7] werdenn: vnnd alßo die zcuuorsicht aüß laüter günst vnnd lieb herwachßen. [8] gottis gegen dyr. vnnd deyner gegen gott Alßo leßen wyr noch nie das [9] yemand der heylig geyst geben sey. wann er gewirckt hatt. aber altzeyt. Wann [10] sie habenn das2 Euāgeliū von Chrō. vnnd die barmhertzickeit gottis3 gehoret4: [11] Aüß dem [selben] wort: müß auch noch heütt Vnnd altzeyt: der [12] glawb5 vnnd ßonst nyndert herkūmen: Dann6 Chr̄9 ist der felß. da man [13] butter vnnd honig aüß seügt wie Moses sagt deutro 32.

 

 

 

 

 

[14] [B6a] Von dem Andern̄n̄ Gǔten Werck.

[15] .18. Sih bisher haben wyr das7 erste werck vnnd erste gepott gehandellt. [16] dennoch fast kurtz grob vnnd vbir hynn. dann gar vill daüon zcu sagen were. [17] Nü wollen wyr die werck weyter süchenn. durch die nachfolgenden̄n̄ gepott

 

[18] Das andere vnnd nehste werck nach dem glawbenn: ist das werck des andern̄n̄ [19] gepottis: das wyr gottis namen ehren vnnd nit vnnütz brauchen sollen̄ [20] wilchs, gleych wie all andere werck: on den glawben nicht geschehn mag. geschicht [21] es aber [on yhn] ßo ists eyn laüter gleyssen vnnd scheyn̄n̄.8 Nach dem glawben [22] mugen wyr nichts großers thun. dann gottis lob. ehre. namen preyßen. [23] p̄digen. singenn vnnd allerley weyß erhebenn vnnd groß machenn. Vnnd wie [24] wol ich droben gesagt vnnd war ist. das9 keyn vnterscheid ist vnter den [25] werckenn wo der glawb ist vnnd wirckt. ßo ists doch zcüuorstehn wan sie gegen [26] dem glawben vnnd seynem werck geachtet werdenn. aber sie vntereyander zcu [27] mesßen. ist eyn vnterscheyd. vnnd eynß hoher dann das ander. Gleych wie [28] ym leychnam. die glidmaß gegen die gesuntheyt keyn vnterscheyd habenn:10 [29] vnnd die gesüntheyt [ynn] eynem11 gleych wirckt. wie ynn dem andern̄n̄. ßo [30] seyn doch der glidmaß werck vnterschiden. vnnd eynß hoher12 edler nützlicher [31] dann das ander. Alßo auch hie Gottis ehre vnnd namen preyßen. ist besßer [32] dann die folgend werck der andere gepott. vnnd müß doch ynn dem selben [33] glawben gahen. da alle ander ynne gahn: Ich weyß aber wol das ditz [34] werck gering geacht.13 datzu unbekant ist wordenn: drumb wollen wyrß weyter [35] ansehen vnnd14 lassens gnug gesagt [seyn] das solchs werck soll geschehn. ym

 

[Seite 243]

 

[ 3 hilfft 5 sagt fehlt 7 Czum neuntzehenden]

 

[1] [B6b] glawben vnnd zcuuorsicht es gefalle gott woll. Ja es ist keyn werck. [2] darynne man ßo eben empfindt vnnd fulet die zcüüorsicht vnnd glawben. alß [3] [ynn] gottis namen ehren.1 vnnd hilff seher2 den glawben3 sterckenn̄ vnnd4 [4] mehrenn: wie wol alle werck helffen auch darzcǔ Wie Sanct Petrus sagt. [5] 2. Pet. 1. sagt. lieben bruder. habt5 vleyß. das yhr. dürch gute werck: ewre [6] beruffung vnnd er welung gewiß machett

 

[7] .19. Gleych wie das erst gepott vorbeütt. wir sollen̄n̄6 keyn andere [8] Gotter haben̄n̄. vnnd7 daründer gepeǔtt wir sollen. eynen. den rechten gott [9] haben̄n̄8 durch eynen festen glawben. trawen. zcuuorsicht. hoffen vnnd lieb [10] wilchs [alleyn] die werck seyn. da mit man eynen Gott. haben ehren vnnd [11] behalten mag. dann mit9 keynem anderenn̄ werck. mag man gott erlangenn. [12] odder vorliren. dan̄n̄ alleyn mit glawben odder vnglawben. mit trawen odder [13] zcweyfelln̄ der andernn werck reychet10 keyns nit. biß. zcu gott..

 

[14] Alßo auch. ym andern̄n̄ gepott. wirt vorbotten. wyr sollen̄ seynen namen [15] nit vnnütz braüchen̄n̄: Doch will das nit gnug seyn. ßondern̄n̄ wirt daründer [16] aüch gepotenn. wir. sollen̄ seynen̄. namen ehren. anruffen. preyßen. p̄digenn [17] vnnd loben̄n̄. Vnnd zcwar ists nit muglich: das Gottʃ namen sollt11 nit [18] vorünehret werden̄n̄ wo er nit recht geehret wird. Dann ob er schon mit [19] dem münd knye pogen kusßen odder ander geperdenn wirt geehret. ßo das nit [20] ym hertzen dürch den glawben. ynn gottʃ hulde zcuuorsicht geschicht. ist es [21] doch nichts dann eyn Scheyn vnnd farbe der gleyssenerey. Nu sich wie [22] mancherley gutter werck der mensch mag ynn dißem gepott. alle stund thün. [23] vnnd nȳmer on gutt werck dißes [C1a] gepotts seyn ßo er will. das er für [24] war. nit weyt darff wallenn. odder heylig stett suchen̄n̄. Dann sag an [25] wilch aügen blick mag vorgehn: darynnen wyr nit on vnterlaß gottis gütter [26] emphahenn̄. odder aber. boße widderwertickayt [leyden]? Was seyn aber [27] gottis gutter [12 vnnd widderwertickayt] anderß. dan̄n̄ stettige. vormanūg vnnd [28] reytzung. Gott zcu loben ehren vnnd gebenedeyen. yhn vnnd seynen namen [29] an zcǔruffen̄n̄? Wan du nü aller dinge müssig werest. hettestu nit gnüg [30] zcüschaffenn alleyn an dißem gepott. das du gottʃ namen on vnterlaß. gebenedeyest. [31] süngest. lobist vnnd ehrest? Vnnd wo zcu ist die zcung. stym. [32] sprach vnnd der mūd. anders geschaffenn? wie p̄s̄. 50. Herr thu auff13 meyne [33] lippen. das meyn münd müg vorkunden̄ deyn lob. Item. Meyn zcung soll [34] erhebenn. deyn barmhertzikayt Was ist ym hymel fur eyn werck. dann dißes [35] andern̄n̄ gepottis. Wie am14 .83. p̄s̄ stett. Selig seyn. die do wonen ynn [36] deynem haüß: sie werden dich loben ewiglich Alßo sagt aüch David am [37] 33 p̄s̄. Gottis lob soll seyn alzceyt ynn meynem muende. Vnd S Paul9

 

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[ 8 Czum .xx. 12 gott fehlt]

 

[1] .1. Cor. x.1 yr esset odder trincket. odder thut ettwas anderß ßo thut es allis [2] Gott zcu ehren̄n̄ Item Colo. 3. alles was yhr thut es sey2 mit worten [3] odder werckenn. thut es. ynn dem namen vnßers herrn̄ Jhū Chrī.. Gott [4] dem Vatter zcu lob vnnd danck

 

[5] Wenn wyr dißes wercks war nehmen. ßo hetten wyr hie auff erdenn. [6] eyn hymelreych. vnnd alle zceyt gnǔg zcu thün. gleych wie die seligen ym [7] hymell3

 

[8] 20 Da her kompt das wunderliche [vnnd recht] vrteyll Gottis. Das zcu [9] weyllen. eyn armer4 [C1b] mensch. Dem niemand ansehen kann. vill vnnd [10] große werck. bey yhm selb. ynn seynem haüß Gott [frolich] lobet5 wenn [11] es yhm wol geht odder mit gantzer zcuuorsicht anrüfft. ßo6 yhn ettwas anstosset [12] vnnd da mit. eyn großer vnnd gott angenehmer werck thut. dann eyn [13] ander. der vill fastett. bettet. kirchen̄n̄ stifft. wallferet vnnd hie vnd da sich [14] mit grosßen thaten bemühet:7 hie geschicht dem selben narrenn. das er das [15] maull vff sperret. vnnd nach grosßen werckenn siht.8 ßo gar vorblendet. das [16] er dißes großten wercks auch nȳmer gewar wirt, vnnd Gott loben. ynn seynen [17] augen gar eyn kleyn ding ist. fur den grossenn bildenn seyner eygen erdachten [18] werck: ynn wilchen er villeicht sich mehr dann gott lobet. odder yhe yhm selb [19] eynen woll gefallenn drynnen habt mehr dann ynn gott. vnnd alßo mit gutten [20] wercken stürmet. widder das ander. gepott. vnnd seyne werck. gleych wie der [21] pharisȩus ym Euangelio: vnnd der offenbar ßünder. dißes alles. eyn ebenbild [22] gebenn̄ dan̄n̄ der sunder ruffet gott an. yn seynen sundenn9 lobet yhn. vnnd [23] traff die zcwey hochsten gepot. den glawben vnnd gottis ehre. der gleyssener [24] feylet yhrer beyde. Vnnd pranget daher. mit andern̄n̄ guten wercken durch [25] wilch er sich selb vnnd nit got rümet. mehr auff sich. dann auff gott seynn [26] trawen setzet. Drumb ist er billich fürworffen. vnnd jhener aüßerwelet. Das [27] macht alles: das yhe hoher vnnd besser die werck seyn. yhe weniger sie gleyssenn: [28] Dartzü das eyn yderman die selben10 vor meynt leychtlich zcuthun die weyll [29] man siht fur augen. das niemant ßo fast sich stellet [C2a] gottis namen [30] vnnd ehre preyssen, alß eben die. die es nȳmer thün. vnnd mit solchem [31] gleyssenn: die weyl das hertz on glawben ist. dem11 kostlichen̄ werck eyn vorachtung [32] machenn̄: das auch der Apostell Sanct Pauel Ro. 2. thar frey sagenn. [33] das die gottis namen am meysten lesteren̄n̄. die von dem gesetz gottʃ sich [34] rümen: Dan̄n̄ gottis namen zcu nennen. vnnd seyn ehre auffs papyr vnnd [35] an die wend zcu schreyben: ist leycht geschehenn aber. yhn grüntlich loben [36] vnnd gebenedeyen̄ ynn seynen wolthaten: vnnd anrüffen trostlich. ynn [allen] [37] anstossen. das seyn12 furwar. die aller seltzamsten. hochsten werck nechst dem

 

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[ 11 fugen 12 Czum .xxi. 19 allergleisenisten 26 seyn fehlt]

 

[1] glawben̄n̄. das wenn wyrs sehen soltenn wie wenig der seyn ynn der Christenheyt. [2] mochtenn wyr vor iamer vor zcagenn.. Vnnd doch ȳmer die weyl1 sich [3] mehrenn die hoch hübsch vbirgleyssende werck. die menschen er dacht habenn. [4] odder [die] disßen [rechten] wercken. an der farb gleych seynn2 ym gründ alls [5] glawbloß. trewloß vnnd kurtz vmb nichts guts dahyndenn̄, Alßo strafft auch [6] Isaias3 48. das volck von Israel. Horet yhr die yhr den namen habt. alß [7] weret yhr Israel die yhr schweret bey dem namen gottis: Vnnd gedenckt seyn.4 [8] noch ynn der warheyt noch gerechtickayt das ist das sie es nit ym rechten [9] glawben vnnd zcuuorsicht theten: Wilch die rechte warheyt vnnd gerechtickeyt [10] ist. ßondern̄n̄ traweten auff sich selb5 yhre werck vnnd vor mügen. Vnnd [11] doch gottʃ namen an rufften vnnd lobten. wilch sich nit zcu sammen fugett.

 

[12] [C2b] :21. Szo ist nü das erste werck dißes gepottis Gott lobenn. ynn [13] allen seynen wolthaten. der vnmeßlich vill seynn. das auch solchs lobs vnnd [14] dancks billich keyn vnterlasß. noch ende seyn soll. Dann̄ wer mag yhn volkōmen. [15] loben. für das natürlich lebenn schweyg dann für alle zceytlich vnnd ewige [16] gutter? vnnd alßo ist der mensch. mit dißem. eynigen stuck dißes gepottis. [17] vbirschuttet mit güten [kostlichen] wercken. wilche ßo er ynn rechtem glawben [18] vbet: ist er fur war nit vnnütz hie geweßenn. Vnnd ynn dißem stuck sundiget [19] niemand ßo fast. alß. die aller gleyssenischen heylligen̄n̄6 die yhn selbs wolgefallen̄n̄: [20] sich gerne rhümen. odder yhe gerne horen. yhr lob ehre vnnd preyß [21] fur der wellt

 

[22] Darumb ist das ander werck. dißes gepottis. sich hüten flihen vnnd [23] meydenn. alle zceytliche ehre vnnd lob. vnnd yhe nit suchen. seynen namen. [24] gerücht vnnd groß geschrey. das yder man von yhm [sing vnnd] sag.. Wilchs [25] gar eyn ferliche vnnd doch die aller gemeynste sund ist vnnd leyder wenig [26] geacht Es will yhe yder man ettwas seyn7 gesehen werdenn. vnnd nit der [27] geringste seyn. wie gering er ymmer ist. ßo tieff ist die natur vorboßet. ynn. [28] yhr eygen gut dunckell vnnd [ynn8 yhr] selbs [eygen] vortrawen. widder [29] diße zcwey ersten gepott.9

 

[30] Nü achtet man diß grawßam laßter [in der wellt]. fur die hochsten [31] tügent: vmb wilchs willen vbir aüß ferlich ist.10 heydenische bucher [und [32] historien] zcu leßen odder horenn. denen. die nit vor woll seyn. ynn den gotte [33] [C3a] gepotten [vnnd11 der heyligen schrifft historien] vorstendigett vnnd erfarenn. [34] Dann alle heydenische bucher. seynd. mit dißer gifft. des lob vnnd [35] ehre suchens gantz dürch machett: darynnen man. der blinden vornünfft nach. [36] lernet. alß seyen das nit thetige odder theüre menschenn. noch werden mügen. [37] die sich nit lassenn lob vnnd ehre bewegenn. Vnnd die fur die besten geachtet

 

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[ 18 Czum .xxij.]

 

[1] werden. die leyb vnnd leben. freünd vnnd gutt vnnd alles hyn dan setzen. [2] das sie lob vnnd ehr eriagen̄n̄ Es haben alle heylige vetter vbir diß laßter [3] geclagt vnnd eyntrechtlich beschlosßenn. das es das aller letzte laster sey zcu [4] vbir wind: S. Augustin9 spricht. alle ander laster geschehn ynn boßen wercken. [5] on alleyn die ehre vnnd1 eygen wolgefallen. geschicht. ynn2 vnnd von den [6] guten werckenn. Darumb Wenn der mensch aber nit mehr zcu thun hett. [7] dann diß andere werck dißes gepottis hett er dennoch seyn leben lang vbir [8] heübt zcu schaffenn mit dißem laßter zcu fechten. das ßo gemeyn. ßo listig [9] ßo behend vnnd thenisch ist aüß zcütreybenn. Nü lassen wyr ditz gütte [10] werck alle3 steen: vnnd vben vnß ynn vilen andern̄n̄ geringeren̄n̄ guten [11] werckenn Ja eben durch andere gute werck dißes vmbstossenn vnnd gantz vor [12] gessenn. alßo wirt denn der heylige name gottʃ durch vnßernn vorfluchten [13] namen [eygen] wolgefallenn̄ vnnd ehr suchenn: vnnütz angenōmen vnnd vorünehret. [14] der alleyn solt. geehret werdenn: Wilch sund schwerer ist fur gott [15] dann todschlag vnnd ehbruch. aber seyne boßheyt sicht man nit ßo wol. alß [16] des todschlags. vmb seyner subtilickeyt willenn.4 dann sie nit ym groben [17] fleysch: ßondernn ym geyst volnbracht wirt

 

[18] [C3b] 22. Es meynen ettliche. das es gütt sey fur jünge leütt. ßo ßie [19] mit rüm ehre widderumb mit schanden vnnd schmach. gereytzt vnnd5 Wol [20] zcuthun bewegt werden̄n̄. dan̄n̄ vill seyn. die6 gutt thun vnnd [vbell] lassen [21] vmb furcht der schande vnnd liebe der ehre. das ßie sonst ynn keynen weg [22] theten odder lißen: Die laß ich ßo hallten̄n̄. Aber wyr suchen itzt. wie [23] man [recht] gutte werck thun solle. vnnd die da zcü geneygt seyn. durffen furwar [24] nit. das sie mit furcht der schande vnnd lieb der ehre getrieben werdenn̄. [25] ßondern̄n̄ sie habenn vnnd sollen [haben] eyn hoher7 vnnd vill edler treyben. [26] das ist.. Gottis gepott8 Gottis fürcht: Gottis wol gefallenn̄: vnnd yhrr [27] glawbe vnnd lieb. zcu Gott. Wilch diße treybung nit haben odder nit achten̄: [28] Vnnd lassen sich schand odder ehre treyben: die nemen auch da mit yhren [29] lon. wie der herr sagt. Matt. 6. vnnd. wie das treyben ist. ßo ist auch das [30] werck vnnd der lohn. keyniß nit gutt dann alleyn. fur den aügen der wellt.

 

[31] Nu acht ich man kund eyn Jüngk [mensch]. ßo leycht gewenen vnnd [32] treyben mit gottis furcht vnnd gepotten: alß mit keynem andern̄n̄ Doch wo dasselb [33] nit will helffenn: müßen wyr sie düldenn das sie9 durch schand vnnd ehr [34] willen̄. gutis thün vnnd boßes lassenn. gleych wie wyr dülden müssen10 [35] auch boße menschenn̄ odder die vnüolkōmend. von denen droben gesagt ist [36] kundenn auch nit mehr [Datzü] thün dann yhn sagen: wie yhr thun nit [37] gnugsam vnnd recht fur gott sey: vnnd ßie ßo lassenn. diß sie lernen aüch [38] vmb gottʃ gepotts willen recht thün gleych wie die jungen kinder mit gaben

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 5 Czum .xxiij. 31 loben fehlt 35 Czum .xxiiij.]

 

[1] vnnd vorheyssen. der eldernn̄ [C4a] gereytzt werden. zcu beten. fasten. lernen &c. [2] das doch nit gutt were.1 yhr lebelang zcu 2 treybenn̄ vnnd nȳmer lernen̄. [3] ynn gottis furchten gutt thun, Vill erger ßo sie vmb lobs vnnd ehre willenn [4] gutt zcu thun gewoneten

 

[5] 23. Das ist aber war. das wyr müssen dennoch eynen guten namen [6] vnnd ehre haben̄n̄. Vnnd soll sich yderman ßo hallten̄, das man nichts vbels [7] von yhm sagen3 müge. noch yemand sich an ym ergere. Wie S. Paul9 [8] Sagt Ro. 12.4 Wyr sollen vleyß haben das wyr guttis thun. nit alleyn fur [9] gott. ßondern̄n̄ auch fur allen menschen. Vnnd 2 Cor. 4.5 Wyr hallten vnß [10] [ßo] ehrlich: das keyn mensch nit anderß von vnß wisße, Aber hie müß [11] großer vleyß vnnd fursichtickeyt seyn: das die selbe ehre vnnd guter name. das [12] hertz nit auff blaße. vnnd [yhm] eyn wolgefallen [drynne] mache. Vnnd hie [13] geht der spruch Salomonis. Wie6 das fewr ym offen beweret das gollt. ßo wirt [14] der mensch beweret. durch den mūd. des der yhn lobet.. Wenig vnnd gantz [15] hochgeystliche menschen mussen das seyn: die ynn ehre vnnd lob. bloß. gelasßenn [16] vnnd gleych bleybenn. das sie sich der selben nit an nehmen: guttdunckell [17] vnnd gefallen drynnen haben̄n̄ ßondern̄n̄ gantz frey vnnd ledig bleyben.7 [18] alle yhr ehre vnnd nahmen. alleyn gott zcu rechnen̄. yhm alleyn aüfftragenn: [19] vnnd der selben nit anderß geprauchen dan̄n̄ gott zcu ehre vnnd dem nehsten [20] zcur pesserüng vnnd yhn selbs gar nichtz zcu [eygenem] nütz8 odder vorteyll [21] [C4b] alßo das er sich seyner ehre nit9 vormesße odder erhebe. vber den aller [22] vntuchtigisten [vorachtisten] menschen der auff erdenn seyn mag. ßondernn erkenne [23] sich: alß eynenn knecht. gottis der yhm die ehre geben hatt. yhm vnnd [24] seynem nehsten da mit zcudienenn. nit anders. dan̄n̄ alß hett er yhm befolenn. [25] ettlich guldenn. vmb seynen willen auß zcu teylen den armen. Alßo sagt er [26] Matt. 5. Ewr10 licht soll leüchtenn fur den menschen auff das sie11 sehen [27] ewr gute werck: vnnd ehr wirdigenn12 ewrn̄ Vatter der ym hymell ist Er [28] spricht nit. ßie sollen euch ehrwirdigen. ßondern̄n̄ ewr. werck. sollen nür yhnen [29] zcur besßerung dienen das sie da durch gott. ynn euch vnnd ynn yhn selbs [30] lobenn.13 Das ist der rechte praüch. gütis namen vnnd ehre: Wen gott da [31] durch [gelobt wirt] durch anderer pesßerunge. Vnnd wo die leütt vnß wollen [32] loben vnnd nit gott ynn vnß loben. sollen wyrs nit leyden. vnnd mit allen [33] krefften weren̄n̄ vnnd flihenn. alß vor der allerschweresten sund vnnd dieberey [34] gottlicher ehre

 

[35] .24. Da her kompt es das gott. vill mall lesßt eynen menschen: ynn14 [36] schwere sunde fallen odder ligen. auff das er. fur yhm selbs vnnd yderman [37] zcü schandenn werd.. der ßonst nit hett sich mocht enthaltenn fur dißem

 

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[ 10 gegnugsam 23 duncken 37 Czum .xxv.]

 

[1] großen laster der eytell ehre vnnd namen1 ßo er ynn großen gaben vnnd [2] tugenden were bestand bliebenn. Vnnd gleych gott. mit [andernn schweren] [3] sunden.. dißer sund weren müß: das seyn heyliger name ynn ehren alleyn [4] bleybe vnnd wirt alßo eyn sund der ander ertzeney. vmb [C5a] vnßer vorkereten [5] boßheyt willen̄n̄. die nit alleyn [das] vbel thut. ßondernn̄ auch allis [6] guten miß praucht. Nu sihe wie vill der mensch zcu schaffen hab. ßo er [7] will gute werck thun:2 die yhm alle zceyt.3 mit grossen haüffenn vorhanden [8] ligen. vnnd allenthalben da mit vmbringt ist. Vnnd leyder fur blindheyt sie [9] lessit ligenn vnnd andere. seynß dünckens vnnd wolgefallens ersucht vnnd [10] folgett. das niemand gnugsam da widder redenn niemand gnügsam sich dafür [11] hüten kan. damit haben alle p̱pheten zcu schaffen gehabt. vnnd seyn alle drob. [12] er wurgett. alleyn darumb. das sie. die selben eygen erdachten werck.4 vorworffen. [13] vnnd nǔr gottʃ gepott p̄digetenn der eyner5 Hieremias .7. spricht. [14] Alßo leßt euch gott von Israel sagenn. Nemet hynn ewr offer vnnd thut [15] sie zcu sāmen mit allen ewren̄ gabenn. vnnd fresset ewr opffer vnnd fleysch [16] selbs. dann ich hab eüch von den selben nichts gepotenn. Szondern̄n̄ das hab [17] ich euch gepotten. yhr sollet meyne stym horen (das ist. nit was euch6 recht [18] [vnnd gut] dunckt. ßondern̄n̄ was ich [euch] heysße.) vnnd wandelln ynn dem [19] wege: den ich euch gepotten hab. Vn̄ deutro. 12. Du sollt nit thün was [20] dich recht vnnd gut dunckt ßondern̄n̄ was deyn gott dyr gepoten hatt. Diße [21] vnnd der gleychen vnzcelich spruch der schrifft seyn gesagt. den menschenn abzcureyssen. [22] nit alleyn von den ßunden̄n̄: ßondern̄n̄ auch von den wercken die [23] sie gut vnnd recht duncketen vnnd nür auff gottʃ gepott. eynfeltiger meynǖg [24] zcu richten das sie der selben: alleyn. vnnd alle zceyt. vleyssig warnehmen [25] wie. Exo.7 13. stett geschriebenn: Du sollt dyr diße8 meyn [C5b] gepott. [26] lassen seyn. wie eyn malzceychen. ynn deyner handt vnnd alßo eyn stettiger [27] furbild fur deynen aügen. Vn̄ p̄s̄. 1.. Eyn frum mensch. der redt [auch] mit [28] yhm selb von dem gepott gottʃ tag vnnd nacht. Dan̄n̄ wyr haben mehr dann [29] gnug vnnd zcuüill zcu schaffen. wen wir gottʃ gepoten alleyn sollen gnug [30] thun: Er hott vnß solch gepott geben. wilch ßo wyr vorstehen: furwar keyn [31] augenblick durffen mussig gehen. vnnd aller anderer werck wol vorgessen kund.

 

[32] Aber der poß geyst. der nit ruget. wo et nit kan vnß. auff die lincken [33] seyten. ynn die boßenn werck fürenn: ficht er auff der rechten seyten. durch [34] eygen erdachte [scheynend] gute werck. widder wilchs gott gepoten hatt. Deutro 28. [35] Josue .23. Ir sollt nit wancken von meynen gepotenn widder zcur rechten [36] noch zcur lincken hand

 

[37] 25. Das dritt werck. dißes gepottis. ist gottis namen anrüffen. ynn [38] allerley nodt. dann das achtet Gott seynen namen geheyliget vnnd groß geehret.

 

[Seite 249]

 

[ 4 vrsach gebe zu 5 vnnd vor seynen fehlt 13 deynen 18 anfechtung ein 31 Deutro .xxxiij. 36 ist er vbir]

 

[1] ßo wyr yhn nennen vnnd anrüffenn. ynn der anfechtung vnnd nodt.: Auch [2] endlich das die vrsach ist. warumb er vnß vill nodt leyden. anfechtüng auch [3] den tod zcufügt: Darzcu noch yn vielen boßen ßündigenn neygungen leben [4] lessit. auff das er da durch den menschen dring. vnnd große vrsach zcu yhm [5] lauffen. schreyen vnnd seynen heyligen namenn anruffenn vnnd alßo diß werck [6] des andern̄n̄ gepottis zcu erffullen̄n̄ wie er sagt p̄s̄. 49. Rüff mych an. ynn [7] deyner nodt ßo will ich dyr helffenn: ßo solltü mich eyren. dann̄1 eyn opfer [8] [des] lobs will ich haben. vnnd dasselb ist der weg da durch du magist kūmen [9] zcur selickeyt. dan̄n̄ durch solchs werck. wirt der mensch gewar vnnd erferet. [10] was gottʃ [C 6a] name sey: wie mechtig er ist zcu helffen. allen die yhn anruffenn. [11] vnnd wechst da durch faßt seher. die zcuuorsicht vnnd glawb. da mit [12] das erst vnnd hochst gepott erfullet [Das hett erfaren̄ Daüid p̄s̄. 53. Du hast [13] mich erloßet von aller nodt. drumb will ich deynem namen nach sagen vnnd [14] bekennenn. das er lieplich vnnd ßüß ist.. vn̄d p̄s̄ 90 Spricht gott. Ich will [15] yhn erloßen̄n̄. darumb das er ynn mich hoffet. ich will yhm helffen. darumb [16] das er meinen namenn erkennet hat.]

 

[17] Nü sich wilcher mensch ist auff erdenn. der nit gnüg hett seyn leben [18] lang. auch an dißem werck zcu thün? Dann wer ist on anfechtüngenn eyne [19] stund lang? Ich will schweygen der anfechtüngen der widder wertickeyt. der [20] vnzcehlich vill seyn. Ist doch auch das die ferlichst anfechtüng. wen keyn anfechtunge [21] da ist. vnnd alles woll [stett vnnd] zcu gaht. das der mensch. ynn [22] dem selben gottʃ nit vorgesße. zcü frey werde vnnd mißprauch. der gluckseligen [23] zceyt. Ja hie bedarff er2 zcehen mal mehr. gottʃ namen anrüffen. den̄n̄ [24] ynn der widder wertickeyt. die weyl geschrieben stett. p̄s̄. 903 tausent fallen [25] auff der linckenn seytenn vnnd zcehen taussent auff der rechten seytenn Auch [26] ßo sehen wyr das. am hellen tage. ynn allen mēschenn teglicher erfarung. das [27] grawsamer sund vnnd4 vntugen geschehen. wenn frid ist. alle ding wol feyll. [28] vnnd gute zceyt ist. den̄n̄. ßo. krieg pestilentz kranckeyten vnnd allerley vngluck [29] vnß beladen hatt. das auch Moses. seyn volck. besorgett. er wurd von keyner [30] vrsach. gottʃ gepott vorlassen. den̄n̄ das es zcuüoll5 zcu satt were vnnd zcu [31] üill ruge hette. wie er sagt. Deutro 32. Meyn liebs volck ist reych [voll] vnnd [32] fett wordenn. drumb hatt es widder seyner gott gestrebet. Der halben auch [33] [Gott] dem selben vberbleyben ließ viel seyner feynd. vnnd wollt sie nit vortreybenn. [34] aüff das sie nit ruge hetten. vnnd sich vben müßten. ynn gottʃ [35] gepotten zcuhallten wie Judic. 3. geschrieben stett Alßo thutt er auch vnß: [36] wen er vnß allerley vngluck zcü fügt.. ßo gar sorgfeltig ist vbir vnß [C6b] [37] das er vnß lere vnnd treybe. seynen namen6 ehren vnnd anruffen. zcuuorsicht [38] vnnd glawben̄n̄ gegen yhm gewinnen vnnd alßo die ersten zcwey gepott erfullenn

 

 

 

[Seite 250]

 

[ 1 Czum xxvi. 26 allen den die 27 warhafftigiste 35 Czum .xxvij.]

 

 

[1] 26 Hie handelln̄ nü die thorichten menschen ferlich.. vnnd ßonderlich. [2] die eygen wirckischen heyligen̄n̄ vnnd was ettwas beßonderß seyn will.. da1 [3] leren sie sich segnen. der bewaret sich mit briefen der leüfft zcu [den] weyßsagern̄n̄. [4] eyner sucht diß der ander das damit sie nür dem vnfall entlaüffenn [5] vnnd sicher seyn Es ist nicht zcur zcehlen. was teuffelsch gespenst. ynn dißem [6] spiel regirtt. mit zcaübernn. beschweren. mißglawbenn das alles darumb geschicht. [7] das sie nür gottis namen nit durffen. vnnd yhm nichts vortrawen̄n̄. [8] Hie geschicht dem namen gottʃ vnnd beyden ersten gepotten. grosße vnehre das [9] man das bey dem teuffell. menschen odder creaturen sucht. das alleyn bey [10] gott. durch eynen reynen bloßen glawben zcüüorsicht vnnd frolichs erwegen2 [11] vnnd anruffen seyns [heyligen] namen. sollt gesucht vnnd gefundenn werden̄n̄.

 

[12] Nu3 greyff du es selb mit4 der hand ob das nit eyn große tolle vorkerung [13] ist: dem teuffell5 Menschen vnnd creatüren: müsßen sie glawben vnnd [14] sich zcu yhn das beste vorsehen: vnnd on solchen glawben vnnd zcuuorsehen. [15] hellt vnnd hilfft nichts. Was soll doch der frum trew gott entgellten. das man [16] yhm nit auch ßo vill odder mehr glawbt vnnd trawet. denn dem menschen [17] vnnd teüffell: ßo er doch nit alleynn zcüsagt hülffe vnnd gewisßen beystand. [18] ßondernn auch gepeüt desselben zcu uorsehen vnnd allerley vrsach gibt vnnd [19] treybt zcu solchem glawben vnnd trawenn ynn yhn zcu setzen̄n̄? [D 1a] Ist [20] das nit cleglich [vnnd] zcür parmen. das. der teuffell [odder mensch6] der [21] nichts gepeütt. auch nicht dringt. ßondern̄n̄ alleyn zcusagt vnnd vorspricht. 7 [22] vbir gott gesetzt. der do zcusagt. dringt vnnd gepeütt. vnnd mehr von yhm. [23] denn von Gott selber gehallten. wirtt? Wyr solten vnß billich schemen. vnnd [24] von denen exempell8 nhemen. die dem teuffel odder menschen trawen: dann [25] ßo der teüffell: der doch eyn boßer lügenhafftiger geyst ist: hellt glawben [26] allen die mit yhm sich vorpindenn̄.. Wie vill mehr. ia alleyn der [aller] [27] gutigiste warhafftiger gott: wirt glawben halten ßo yemand yhm trawett.. [28] Eyn reycher man trawet vnnd vorlessit sich aüff seyn gellt vnnd gutt. [vnnd [29] es hilfft yhm.] vnnd wyr wollen nit trawen̄ vnnd vnß vorlassen aüff den [30] lebendigen gott: das er vnß helffen wolle odder müge. Man spricht gutt [31] macht müt.* das ist war:9 wie Baruch..3.10 schreybt. das gollt sey eyn [32] ding da die mēschen sich auff vorlassen. Aber. gar vill großer ist der müt. [33] den da macht das hochst ewig gütt. aüff wilch sich nit mēschen. ßondern̄n̄ [34] alleyn gottis kinder:11 vorlassenn̄

 

[35] 27. Wenn nü schon dißer widderwertickeyt keyne vnß zcwünge gottʃ [36] namen anzcüruffenn vnnd yhm zcü trawenn. ßo were doch wol die sünd [37] alleynn [vbrig] gnügsam vnß ynn dißem werck zcu vben vnnd treyben̄n̄: dan̄n̄

 

[Seite 251]

 

[ 6/7 rhum vnd eygen 20 Czum .xxviij. 24 wilchen auch begriffen]

 

[1] die sünd hatt vnnß. vmbleget1 mit dreyerley starckem großem here. Das erst [2] ist vnßer eygen fleysch:. das ander die wellt. das dritt der boße geyst. dürch [3] wilche wyr on vnterlaß getrieben vnnd angefochten werden, da mit vnß Gott [4] vrsach gibt on vnterlaß gutte werck zcu thun das ist. mit den selben feyndenn [5] vnnd ßundenn streyten̄n̄ [D 1b] das fleysch. sücht lüst vnnd ruge.. die wellt [6] sücht gütt. günst gewallt vnnd ehre. der boße geyst sücht hoffart rhüm2 [7] eygen wolgefallenn̄ vnnd anderer leütt vorachtung. Vnnd seyn diße stück allesampt [8] ßo mechtig das eyn iglichs für sich selb gnügsam ist. eynenn menschen [9] zcu bestreytenn̄. Vnnd wyr sie doch ynn keynen weg nit vberwinden mügenn. [10] dann̄ alleyn. mit anruffen des heyligen gottis namen. ynn eynem vhesten [11] glawbenn Wie Salomon p̱üer. 18. sagt. Der name Gottis ist eynn fester [12] thürnn: der glewbige fleücht dahynn: vnnd wirtt vbir alles erhabenn̄.3 Alßo [13] David p̄s̄4. 115. Ich will den heylsamen kilch trincken vnnd Gottis namen [14] anruffenn. Item p̄s̄. 17. Ich will mit lob5 Gott anruffen. ßo wird ich von [15] allen meynen feynden behallten werdenn̄: diße werck vnnd die krafft des gottlichen [16] namenß ist vnß vnbekantt wordenn. darumb das wyr seyn nit gewonet. [17] noch nie mit sündenn ernstlich gestrittenn. vnnd seyns namenß nit bedürfft [18] habenn̄ das macht. wyr seyn.6 ynn vnßernn eygen erdachten wercken alleyn [19] geübt. die wyr durch vnßer krefft haben thun mügenn

 

[20] .28. 7 Auch seyn dißes gepottis werck. das wyr nit schweren. fluchen. [21] liegen. [triegen]. zcawbernn. sollen8 mit dem heyllgen namen gottis. vnnd [22] andere mißpreuch treyben. das dann fast grob stuck seyn vnnd yder man wol [23] bekantt. wilche ßund man fast alleyn. ynn dißem gepott gep̄diget vnnd vorkundigt [24] hatt [D 2a]9 Inn wilchen10 begriffenn ist. das wyr auch werenn [25] sollenn andern̄n̄.11 liegen schweren. triegen fluchenn. zcawbern̄n̄12 vnnd andere [26] weyß mit gottʃ namen ßundigenn. darynnen aber vill vrsach gebenn werden. [27] guttis zcuthün vnnd boßis zcuwerenn: Aber das grossest vnnd aller schwerist [28] werck [dißes gepottis] ist. Schutzen den heyligen namen gottʃ widder alle die [29] seyn miß praüchen geystlicher weyße: vnnd yhn aüß preyten vnter die alle. [30] dann das ist nit gnüg: das ich fur mich selbs. [vnnd ynn myr selbs] gottlichen. [31] namen lobe. [vnnd anruffe] ynn gluck vnnd vngluck. Ich muß erfur tretten. [32] vnnd vmb gottis ehre vnnd namen willen auff mich laden feyntschafft aller [33] mēschen wie Christüs sprach zcu seynen jungernn. Es werdenn euch feynd [34] seyn vmb meynß namens willen. alle menschenn. Hie müßen wyr vatter13 [35] mutter vnnd die besten freund ertzürnenn. Hie mußen wyr widder die vbirkeyten [36] geystlich vnnd weltlich strebenn vnnd vngehorßam geschollten werden̄n̄. [37] Hie mußen14 wyr. die reychen. gelereten. heyligen. vnnd alles was ettwas

 

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[ 10 Czum .xxviij. in manchen Ex., in anderen: Czum .xxix.]

 

[1] ist1 ynn der wellt widder vnß erwecken̄n̄: Vnnd wie wol das ßonderlich [2] schuldig seyn zcu thun. den gottʃ wortt zcu predigenn befolen ist. ßo ist doch [3] auch eyn jglicher Christen darzcu vorpundenn. wo es die zceyt vnnd statt [4] foddertt. dann wyr müsßen. fur. den heyligen namen Gottʃ setzen vnnd dargeben [5] alles was wyr haben vnnd mügenn. vnnd mit der thatt beweyßen das [6] wyr Gott vnnd seynen nahemen ehre vnnd lob. vber alle dingk lieben. vnnd [7] ynn yhn vber alle dingk trawen vnnd gütis vorsehen [D 2 b] damit zcu bekennen [8] das wyr yhn fur das hochst gutt achten vmb wilchs willen̄ wyr alle [9] ander gutter faren lassenn vnnd zcu setzen̄n̄

 

[10] .29. Hie mußen wyr widder streben zcū ersten2 allem vnrecht.3 wo [11] die warheyt odder gerechtickeyt gewallt vnnd nod. leydett: Vnnd mußen ynn [12] dem selben keyn vnterscheyd der p̱sonen haben̄n̄: wie ettlich thün die gar [13] vleyssig vnnd emßig fechten für das vnrecht das den reychen. gewalltigen: [14] freünden geschicht. aber wo es dem armen odder vorachten odder feynden geschicht [15] seyn sie woll still vnnd gedultig. diße sehen den namen vnnd die ehre [16] gottis: nit ynn yhm selbs an. ßondernn durch eyn gemalet glaß. vnnd mesßen [17] die warheyt odder gerechtickeyt. nach den p̱sonenn. Vnnd werden nit gewar [18] yhres4 falschen aüges: das do mehr sicht auff die p̱son dann auff die sach. [19] das seyn heüchler ynn der haütt. vnnd füren nür eynen scheyn. die warheyt [20] zcu schutzenn: dann sie wol wissenn. das es on ferlickeyt ist. wo man den [21] reychen. gewalltigen. gelereten. freunden beystett. vnnd kan der selben widder [22] genießen. [von yhn] beschutzt vnnd geehret werdenn: Der massen ists gar leycht [23] zcu fechten widder das vnrecht. das bapsten kunigen. fursten bischoffenn vnnd [24] andern̄n̄ grossen hanßen widder feret. Hie will eyn yderman der frümst seyn:5 [25] da es nit ßo nott ist. O wie heymlich ist hie. der falsche Adam mit seynem [26] gesüche: wie feyn deckt6 er7 seynes8 genieß geytz mit dem namen der warheyt [27] vnnd gerechtickeyt. vnnd gottʃ ehrenn: Wo aber eynem armen vnnd geringen [28] menschen ettwas widder ferett: da findt das falsch auge [D 3a] nit viel genieß: [29] sicht aber woll die vngünst der gewaltigen drumb lesset9 er10 den armen [30] wol vngeholffen bleybenn Vnnd wer mocht die menig dißes lasters ertzelen [31] ynn der Christenheytt? Alßo spricht11 Gott am .81. psalmen. Wie lange [32] richtet yhr ßo vn recht. vnnd seht auff die p̱son des vngerechten? Richtett dem [33] armen vnnd weyßen seyne sach: vnnd dem elendenn vnnd durfftigen foeddert [34] seyn recht. Erloßet den armen: vnnd [dem] vorlassen12 helfft von der gewallt [35] des vngerechten: Aber man thuts nit. drumb folget auch daselben: Szie wissen [36] nichts vnnd vorsteen auch nichts. wandelln ym finsterniß: das ist. die warheyt [37] sehen sie nit. ßondern̄n̄ alleyn hafften sie. ynn dem ansehen der großen. wie [38] vnrecht sie seynn [erkennen auch die armen nit wie gerecht sie seynn]13

 

 

 

[Seite 253]

 

[ 1 Czum .xxx. 3 yhre] yhe 34 Czum .xxxi.]

 

 

[1] 30. Sihe da weren woll vill gutter werck vor handen̄n̄. dann das [2] mehrer teyll: der gewalltigen. reychen [vnnd] freunden. thun vnrecht: vnnd [3] treyben gewallt widder die armen. geringen vnnd widderpartthen: Vnnd yhre [4] grosßer yhe erger. Vnnd wo man nit mit gewallt werenn kann vnnd der [5] warheyt helffen. das man doch dasselb bekenne. vnnd mit wortten darzcuthu: [6] den vngerechten nit zcufalle.1 yhn nit recht2 gebe ßondernn die warheyt frey [7] eraüß sage, Was hülffs doch.3 ßo der mensch aller ley guttis thett zcu Rom. [8] vnnd zcu allen heyligen stetten lieffe: alles ablaß erwürbe: alle kirchen vnnd [9] stiffte bawet wo er hie schuldig erfunden würd. ynn dem namen vnnd ehre [10] gottʃ: das er disßelb geschwigen vnnd vorlassen hett. seyn gutt. ehre. gunst [11] vnnd freund. großer geacht. dann die warheytt: die gottis namen vnnd er [12] selber ist. [D 3b] odder wer ist der. dem solchs gutte werck nit teglich fur [13] seyne thur. vnnd ynn seyn hawß kumpt? das ym nit nott were. weyt zcü [14] lauffen odder fragenn. noch gutenn werckenn. Vnnd wen wyr der menschen [15] leben ansehen wie es ynn dißem stucke. an allen orten. ßo gar schwind vnnd [16] leycht ferett. mussen wyr mit dem p̱pheten ruffen omīs homo mēdax. . Alle [17] menschen seyn falsch4 liegen vnnd triegen. Dan̄n̄ die rechten heübt gute werck [18] lassen sie an steen.5 schmücken vnnd ferben sich mit den geringistenn vnnd [19] wollen früm seynn: mit stiller rüge gen hymell faren̄n̄ Sprichstu aber. [20] warumb thuts Gott nit alleyn vnnd selber. ßo er doch wol kan vnnd weyß [21] eynem yden zcu helffenn. Ja er kanß wol. er6 wills aber nit alleyn thun. [22] Er will das wyr mit yhm wircken vnnd thut vnß die ehre. das er mit vnß [23] vnnd durch vnß seyn werck will wircken: Vnnd ob7 wyr vnß der ehre nit [24] wollen geprauchen. ßo wirt erß doch alleyn aüß richtenn. den armen helffen. [25] vnnd die yhm nit haben wollen helffen vnnd die große ehre seyniß wercks vor [26] schmecht, wirt er sampt den vngerechten vordampnen alß die. die es mit den [27] vngerechten. gehallten haben̄n̄ Gleych wie er alleyn selig ist. Er will aber [28] vnß die ehre thun. vnnd nit alleyn selig seyn. ßondern̄n̄ vnß mit yhm selig [29] haben̄n̄.. Aüch wo erß alleyn thett. ßo weren seyne gepott. vnß vorgebenß [30] gesetzt. die weyll niemand vrsache hette sich zcu vbenn.8 ynn denn [31] großen wercken̄n̄ derselben gepott. wurd auch niemand vorsuchen ob er Gott [32] vnnd seynen namen für das hochst gutt achtett. vnnd vmb seynen willen alles [33] zcu setzet

 

[34] [D 4a] 31. Desselben wercks ist auch. widderzcustreben. allen falschen [35] vorfurischen. yrrigen. ketzerischen leren. allenn mißprauch. geystlicher gewallt: [36] Das ist nü vill hoher. dann die selben fechten. eben mit dem heyligen gottis [37] namen. widder gottis namen: der halben es eynen grossen scheyn hatt. vnnd [38] ferlich dunckt yhn widder zcu steenn die weyll sie furgebenn. das wer yhn

 

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[ 32 der fehlt]

 

[1] widderstrebt. der widderstreb gott vnnd allen seynen heyligenn. an derer statt [2] sie sitzen. vnnd yhrer gewallt brauchen: sprechen das Chr̄9 von yhn gesagt [3] habe.. Wer euch horet der horet mich. vnnd wer euch voracht. der vorachtet [4] mich: auff welche wortt sie sich gar starck lehnen.1 frech vnnd kün werdenn: [5] zcu sagen. thun. lassen. was sie wollen̄ bannen. vormaledeyen. raüben. todtenn [6] vnnd alle yhre schalckeyt. wie sies nür lüst vnnd erdencken mugen. on alle [7] hyndernisße zcu treyben̄n̄. Nu hatt Chr̄9 nit gemeynt wyr sollen sie horen. [8] ynn allem was sie sagen vnnd thun ßondernn. wen sie seyn wortt das Euāgeliū. [9] nit yhr wortt seyn werck. vnnd nit yhr werck vnß furhallten: Wie [10] mochten wyr ßonst wisßen. ob yhr lügen vnnd sund zcu meyden weren. Es [11] muß yhe eyn regell habenn. wie fernn sie zcu horen vnnd yhn zcu folgen [12] sey: wilch regel nit von yhn ßondernn von Gott vber sie gesetzt seyn müß. [13] dar nach wyr vnß zcu richten wissen wie wyr horen werd ym vierden gepott

 

[14] Nu muß es alßo seyn. das auch ym geystlichen stand das mehrer teyll: [15] falsche lere p̄dige.. vnnd geystlicher gewallt miß prauch. damit vnß vrsach geben [16] werde [D 4b] dißes gepottis werck zcu thun.. vnnd wyr vorsücht werdenn [17] was wyr gegen solche gottis lesterer: vmb gottis ehre willen thun vnnd lassen [18] wollenn. O wen wyr hie2 frum weren wie offt müßten. die official [19] büffen: yhren bapstlichenn vnnd bischofflichen bann vorgebens fellen? wie [20] sollten die Romischen donner schleg ßo matt werden̄n̄? Wie offt müßt mancher [21] das maül hallten̄: Dem itzt die wellt müß zcu horenn? Wie wenig wurd [22] man p̄diger finden. ynn der Christenheytt? Aber es hatt vbirhand genōmen.3 [23] was vnnd wie sies nur furgebenn: muß alles recht seyn Hie ist niemant. der [24] fur gottis namen vnnd ehre streytte Vnnd ich acht. das nit großer noch gemeyner [25] sünd ynn den eußerlichen werckenn geschehe. dann ynn dißem stuck Es [26] ist hoch: [das] wenig4 vorsteen. Dartzu mit gottʃ namen. vnnd gewallt [27] geschmückt. ferlich anzcügreyffen5 Aber die p̱pheten vor zceyten. seyn meyster [28] darynn geweßen. Auch die Apostellenn ßonderlich sanct Pauel. die sichs gar [29] nichts ließen anfechten. obs der vbirst odder vnterst priester. gesagt6 ynn gottʃ [30] odder seynem [eygen] gethan hetten. Szie namen der werck vnnd wortt war [31] vnnd hielten sie gegen gottʃ gepott. vnangesehen. ob es der große hans odder [32] der kleyne nickell gesagt.. ynn gottʃ odder menschen namen gethan hette. [33] Darümb müsten sie auch sterbenn: Dauon zcu vnßernn zceyten vill mehr zcusagen [34] were. Dann es itzt vill erger ist. aber Christus vnnd Sanct Peter vnnd [35] Pauel mussen das alles mit yhrenn heyligen namen deckenn das keyn schendlicher [36] schand deckell auff erden kūmen ist. dann eben. der aller heyligist. hochgebenedeyet [37] namen Jhū Christi Es mocht eynem fur dem leben grawen. [38] alleyn des miß-[D 5a] prauchs vnnd7 lesterung halben. des heyligen namen [39] gottis vnter wilchen wyr (. ßo er lenger weren soll .) ich besorg den teuffell

 

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[ 4 die fehlt 35 derer]

 

[1] werden offentlich fur eynen Gott anbetenn ßo gar vbirschwencklich grob gehet [2] die geystliche gewallt vnnd die gelereten mit den sachen vmb. Es ist hoch zceyt [3] das wyr Gott mit ernst bitten das er seynen Namen wollt heyligen. es wirt [4] aber blutt kostenn̄: vnnd die die ynn der [heyligen] martern1 gutt sitzen. vnnd [5] mit yhrem blüt gewonnen seyn. mußen widderumb selbs marterer machenn: [6] dauon eyn ander mall mehr2

 

 

 

 

 

[7] Von dem dritten Gepott3

[8] Zcüm ersten. Nü haben wyr4 gesehen. wie vill gutter werck. ynn dem [9] andern̄n̄ gepott seyn: Wilche doch. an yhn selbs nit gütt seyn. ßie gehn dann [10] ym glawben vnnd gottlicher hüld zcüüorsicht, Vnnd wie vill wyr zcu thun [11] habenn. ßo wyr dißes gepottis alleyn warnehmenn5 Vnnd leyder vill mit [12] andernn wercken vmbgehen die dißes gar keynen vorstand haben̄n̄ Nü folget [13] das dritte gepott. Du sollt den feyrtag heyligen̄n̄ In dem Ersten ist gepotten [14] wie sich vnßer hertz gegen gott haben soll mit gedancken. ym andern̄n̄ wie sich [15] der mund mit worten. ynn dißem dritten wirtt gepotten wie wyr vnß gegen [16] Gott sollen hallten. ynn werckenn [D 5b] vnnd6 das ist die erste vnnd rechte [17] taffell Mosi. ynn wilcher dieß drey gepott7 beschriebenn seyn vnnd den [18] menschen regieren auff der rechten seyten. das ist: ynn den dingen die gott [19] an langen. vnnd ynn wilchen gott mit yhm vnnd er mit gott zcu thün hatt. [20] on mittell yrgent eyner Creatüre: Die ersten werck dißes gepottis: seyn grob [21] vnnd synlich die wyr gemeyniglich heyssenn gottis dienst: alß da seyn: meß [22] horen, betten, p̄diget horen an den heyligen tagenn. Nach der meynǖg seyn [23] gar wenig werck ynn dißem gepott.. Dartzü wo sie nit ynn gottis hülden [24] zcüüorsicht [vnnd glawben] gahn. seyn sie nichts wie droben gesagt ist, derhalben [25] es aüch wol gutt were. das wenig heyliger tage weren, seyntemal yhre [26] werck zcu vnßern̄n̄ zceyten̄n̄8 das mehrer teyl erger seyn. dan̄n̄ der werckell [27] tag: mit müssig gahn. fressen vnnd saüffen. spielen vnnd andere boßer thatt: [28] Vbir das. die meß vnnd p̄diget: on alle besßerüng gehoret werden̄: das gepett [29] on glawben gesprochenn. Es geht fast alßo zcü das man meynet es gnüg [30] geschehen. wen wyr die meß9 [mit den augen.] gesehen. die p̄diget [mit den [31] oren] gehoret, das gepett. mit dem münd gesprochenn haben.. vnnd gehen [32] ßo eußerlich oben hynn: dencken nit das10 wyr ettwas auß der mesße ynß [33] hertz empfahen. ettwas auß der p̄digett leren vnnd behalltenn. ettwas mit dem [34] gepeett. suchen begeren vnnd gewartten̄n̄. wie wol hie die großiste Schuld ist [35] der Bisschoffe vnnd priester odder11 denen die p̄diget befolen ist. das sie das [36] Euāgeliū nit p̄digenn. vnnd die leütt nit lerenn wie sie. meß sehen. p̄digett

 

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[ 4 wyr vor aber fehlt 8 newes 20 nie] nur 23 nit vor glewbist fehlt 38 danck]

 

[1] horen vnnd beten sollen̄n̄ [D 6a] Drümb wollen wyr die selben drey werck [2] kürtzlich außlegen

 

[3] Zcüm andern̄n̄. In der meß ist nodt. das wyr auch mit dem hertzen [4] dabey seyn.1 dann seyn wyr aber da bey. Wann̄ wyr den glawbenn ym [5] hertzen vbenn. Hie müßen wyr die wortt Chrī ertzelen. da er die mesß eynsetzt [6] vnnd spricht. Nemet hyn vnnd esset. das ist meyn leychnam. der für eüch [7] geben wirtt desselben gleychenn.2 vbir denn kilch. Nemet hyn. vnnd trincket [8] alle draüß. das ist eyn newe [ewiges] testament. ynn meynem blut dar fur [9] euch vnnd fur viel vorgossen wirt. zcu vorgebüng der sünd. das sollt yhr thün [10] alß offt yhrs thut. zcu meynem gedechtniß In dießen wortten hatt3 [11] Chrūs yhm eyn begencknis odder Jartag gemacht teglich [yhm nach] zcu [12] hallten̄n̄ [ynn aller Christenheyt]. vnnd hatt eynn herlich reych groß testament [13] dazcǔ gemacht.4 darynnen bescheydenn vnnd vorordnet. nit zcinß gellt odder [14] zceytlich gütt: Szondern̄n̄ vorgebung aller sünd. gnad vnnd barmhertzickeyt. [15] zcüm ewigen lebenn̄ das alle die: zcü dißem begenckniß kūmen: sollen haben [16] dasselb testamentt: vnnd ist drauff gestorbenn5 da mit solch testament bestendig [17] vnnd unwidderufflich worden̄n̄ ist. Des zcum zceichen vnnd vrkund: [18] an statt brieffs vnnd Sigell: hatt er seynen eygen leychna9 vnnd blütt hie [19] gelassen. vnter dem brott vnnd weynn Hie ist nü nodt. das der mensch das [20] erste werck dißes gepottis recht wol vbe. das er nie nit dran zcweyffell [21] [D 6b] es sey alßo. vnnd laß yhm das testamentt gewiß seyn: auff das er [22] nit Chrm̄ zcu eynem lügner mache. Dan̄n̄ Was ists anderß ßo du bey der [23] messe stehist: vnnd nit gedenckist. odder nit glewbist: das dyr all da6 Christus. [24] dürch seyn testament beschiden vnnd geben hab vorgebung aller sünd. dann [25] alß sprechstu. ich weyß nit odder glewbs nit. das war sey. das myr meyner [26] sund vorgebung. hie bescheydenn vnnd geben ist? O wie vill seyn [itzt] messen [27] ynn der wellt? wie wenig aber die sie mit solchem glawben vnnd prauch [28] horen̄n̄? da durch Gott gar schwerlich ertzurnet wirtt: der halben soll vnnd [29] kan auch niemant fruchtparlich bey der messe seyn er sey dann. ynn betrübniß [30] vnnd begirden gottlicher gnadenn7 vnnd seyner sund gerne loß were. odder [31] ßo er yhe in boßem fursatz ist. das er doch vnter der meß: sich wandele vnnd [32] vorlangen gewynne dißes testaments. Drumb ließ man vorzceyten keynen [33] [offentlichen] ßunder bey der mesße seynn Wann nu dißer glawb recht [34] gehet. ßo müß das hertz von dem testament frolich werden vnnd ynn gottis [35] liebe erwarmen vnnd zcur schmeltzen. Da folgett dann lob vnnd danck mit [36] ßüssem hertzen. daüon heysset die mesß.. auff krichsch Eücharistia. das ist: [37] dancksagüng: das wyr Gott loben vnnd dancken. fur solch trostlich reych selig [38] testamentt gleych wie der danckt. lobt vnnd frolich ist dem eyn gutt freund.

 

[Seite 257]

 

[ 4 dienen 9 selbs 16 sey wir szo gar vorblendet 20 darinne 23 vbirschwengtlichen]

 

[1] tausent odder mehr guldenn bescheyden̄n̄ Wie wol es Chrō vill mal geht. gleych [2] wie denen.. die mit yhrem testament ettlich reych machenn. die1 yhr nȳmer [3] gedenckenn. noch lob noch danck sagen. alßo [E 1a] gehn itzt vnßere meßsenn:. [4] das sie nür gehallten̄ werd wissen nit wozcü odder worümb sie diene drumb [5] wyr auch widder dancken noch lieben noch lobenn bleyben dürr vnnd hartt [6] dabey. lassens bey vnßernn gepettlin bleybenn daüon eyn andermal mehr

 

[7] Zcum drittenn. Sollt nü die predigt nit anderß seyn dann die vorkundigung [8] dißes testaments Aber wer kanß horen wenß niemant p̄digett?. [9] Nü wissenß die selb nit die es p̄digen sollen̄. drumb ßo gehen die p̄diget [10] spacieren. ynn. andere vntuchtige fabelln̄. vnnd wirtt alßo Christüs vorgessenn. [11] Geschicht vnß. gleych wie dem. in 4 R. 7. das wyr vnßer gutt sehen vnnd [12] nit genießen. daüon auch Eccs̄ sagt das ist eyn groß vbell. wo Gott eynem [13] reychtumb gibt. vnnd leßt ynn der selben nȳmer genießen: Alßo sehen wyr. [14] der messen vnzcehlich vill. vnnd wissen nit ob es eyn testament ditz odder das [15] sey. gerad alß were es ßonst eyn gemeyn gutt werck fur sich selb. O Gott [16] wie seyn wyr vorblendet. Wo aber solchs recht wirtt gep̄digett. da ist nott [17] das man dasselb mit vleyß hore2 fasße behallte. offt dran gedenck. vnnd [18] alßo3 den glawbenn sterck widder alle anfechtung der sünde sie seyen vorgangen. [19] kegenwerttig odder zcükünfftig. Sihe das ist die eynige Cerimonien [20] [odder vbunge] die Chrūs eyngesetzt hatt: darynnen sich seyne Christen [21] samlen. vben vnnd eyntrechtlich hallten sollenn̄. wilche er doch, nit wie andere [22] Cerimonien4 hatt lassen. eyn bloß werck seyn. ßondernn̄ eynn [E 1b] reychen [23] vbir schwencklichen schatz dareyn gelegt. allen denen zcu reychenn vnnd zcu [24] eygenn. die daran glawben̄n̄ diße p̄digett sollt5 dazcu reytzen: den ßundernn [25] yhr sünd leyd machenn vnnd des schatzs begird anzcundenn darumb müß es [26] eyn schwere sund seyn. die das Euāgeliū nit horenn: [vnnd] solchen schatz [27] vnnd reychs mall da zcu sie geladenn werden. vorachtenn: Vill grosßer aber [28] ßund. nit p̄digen das Euangeliüm: vnnd ßo üill volcks die das gerne horeten. [29] vorterbenn lassen6.. ßo doch Chr̄9 alßo streng gepotten hatt das Euāgeliū [30] vnnd ditz testament zcu p̄digen̄n̄: das er aüch die meß nit will gehallten [31] habenn̄. es sey dann das das Euāgeliū gep̄digt werde. wie er sagt: alß offt [32] yhr das thut ßo gedenckett meyn da bey. das ist. wie S Paul9 sagt yhr sollt [33] p̄digenn von seynem todt. Derhalben es erschrecklich [vnnd] grewlich ist zcü [34] vnßer zceyten. Bisschoff pfarrer vnnd p̄diger seynn: dann niemand kennet mehr [35] ditz testament. schweyg das sie es p̄digen sollten.7 wilchs doch [ist] yhr hochste [36] vnnd eynige pflicht vnnd schullt. Wie schwerlich werden sie rechenschafft geben [37] fur ßo vill seelenn. die solchs p̄digens geprechen halben vorterbenn müsßenn

 

 

 

[Seite 258]

 

[ 10 zuerfullen 25 dann] aber 27 geben vor allen fehlt]

 

 

[1] Zcüm Vierden̄n̄. Soll man betenn. Nit wie gewonheyt ist. vill bletter [2] odder kornle zcehlen ßondern̄n̄ ettliche anligende nodt fur nehmen. die selben [3] mit gantzem ernst begeren. vnnd darynnen̄1 den glawben̄ vnnd zcuuorsicht [4] [zu gott] alßo vbenn. das wyr nit dran zeweyfelln̄.. wyr werdenn erhorett. [5] Alßo leret [E 2a] Sanct Bernhardt seyne bruder vnnd sagt Liebenn bruder. [6] yhr sollet ewr gepeett yhe nit vorachtenn̄ alß sey es vmbsonst: dann ich sag [7] euch furwar das ehr yhr die wortt vollnbrengt. ßo ist das gepeett schon angeschriebenn [8] yhm hymell. Vnnd2 sollett der eyniß euch gewiß vorsehen zcu [9] Gott. das ewr gepeett wirtt erfullet werdenn̄. odder ßo es nit erfullet wirt. [10] das euch nit gütt vnnd nütz geweßen were zcürfüllenn Alßo ist das gepett. [11] eyne ßonderliche vbüng des glawbens: der do gewißlich das gepeet ßo angenehm [12] macht. das es entwedder gewißlich erffullett wirtt. odder eyn besßers. [13] dan̄n̄ wyr bitten3 da fur geben wirtt. Alßo spricht auch. S. Jacob.. [14] Wer do Gott bittet: der soll nit zcweyfelln̄ ym glawbenn. dann ßo er zweyfellt4 [15] ßo nehm yhm derselb mensch nit für. das er ettwas erlange von Gott. [16] Das ist yhe. eyn clarer spruch. der stracks zcu vnnd absagt. wer nit trawet [17] der erlangt nichts. noch das5 das er pittet. noch eyn bessers. Solchen [18] glawbenn auch zcu erweckenn hott Chr̄9 Marci .xi. selbs gesagt: Ich sag [19] euch alles das yhr bittett. glawbt nür. das yhrs empfahen werdet. ßo geschicht [20] es gewiß. Vnnd Lücȩ .xi. pittet ßo wirtt euch gegeben:: suchet ßo findt yhr. [21] klopffet an ßo wirt euch auffgethan: dann wer do bittet der empfehet. wer [22] do sucht der findt. wer do anklopfft dem wirtt aüff gethan.6 Wilcher Vatter [23] vnter euch: gibt seynem sün eyn steyn ßo er yhn bittet umbs brott? odder7 [24] eyn schlangen. ßo er bittet. umb eynen̄n̄ fisch? odder eynen scorpion. ßo er [25] bittet vmb eyn ey? Szo yhr dann wisset wie yhr ewrn̄n̄ kindernn sollt [26] gute gaben gebenn̄.8 vnnd yhr selbs nit gütt seytt von natur. wie vill mehr [27] wirtt ewr hymlischer Vatter geben eynen gütten geyst geben allen die yhn [28] bitten

 

[29] Zcum funften̄n̄: Wer ist ßo hartt vnnd steynern̄n̄. den solch mechtige [30] wortt nit sollen bewegen mit aller zcuuorsicht. frolich vnnd gerne zcü betenn? [31] Aber wie vill gepett müßt man auch reformierenn wo man dießen wortten [32] nach: recht betten sollen̄n̄ Es seyn itzt wol alle kirchen vnnd Closter voll [33] betenß9 vnnd singens: wie gaht es aber zcu. das wenig besßerung vnnd nütz [34] daüon kompt. vnnd teglich erger wirtt? Es ist keyn andere vrsach: dann die [35] S. Jacob9 anzceygt vnnd sagt: yhr bittet vill. vnnd eüch wirt nichts. drumb [36] das yhr nit recht bittet. dann wo dißer glawb vnnd zcuuorsicht ym gepett nit

 

[Seite 259]

 

[ 36 funckeln]

 

[1] ist da ist das gepett1 todt2 vnnd nichts mehr dan̄n̄ eyn schwere mühe vnnd [2] erbeytt. fur wilche ßo ettwas geben wirtt: ists doch nit anderß. dann zceytlicher [3] nütz on alle gutter vnnd hulff der selen [E 3a] ia zcu grossem schadenn [4] vnnd vorblendung der selen darynnen sie hyn gahn: vnnd preppelln vill mit [5] dem münd. vngeacht. ob3 sie er er langen odder begerenn [odder trawen] vnnd [6] bleyben. ynn solchem vnglawben vorstockt alß ynn der ergisten gewonheyt [7] widder die vbung des glawbens vnnd natur des gepettis

 

[8] Darausß folgt: das eyn rechter better. nȳmer dran zcweyffelett. seyn [9] gepett sey gewißlich angenehm vnnd. erhorett: ob gleych auch nit eben dasselb [10] yhm geben werd. das er bittett: dann man soll Gott. die nott furlegen ym [11] gepeett. doch nit yhm eyn maß. weisße. zcill odder statt setzen̄. [ßondern] ob [12] er. es besßer odder anderß wolle geben dann wyr gedenckenn yhm heym gebenn. [13] dann wyr offt nit. wissen. was wyr bitten: Wie S. Paul9 sagt Ro 8. vnnd [14] Gott hoher wirckt vnnd gibt. dann wyr begreyffen. alß er. Eph. 3. sagt. das [15] alßo keyn zcweyffell sey des gepettis halbenn. es sey angenhem vnnd erhoret. [16] vnnd doch Gott. die zceyt. stat. maß. vnnd zcill frey lasße er werde es wol [17] machen. wie es seyn soll. das seyn die rechten anbetter die yhn ynn dem geyst [18] vnnd der warheyt an betten: dann wilch nit glawben das sie erhorett werden. [19] die ßundigenn. auff die4 lincke seyten widder diß gepott. vnnd tretten zcu [20] sehr daüon mit dem vnglawben. wilch aber yhm eyn zcill setzen. die ßundigen [21] auff die rechten seytten vnnd tretten zcu nah hynzcü: mit gottʃ vorsüchen: ßo [22] hatt er es beyde vorbotten. das man5 nit weyche von [E 3b]6 seynem gepott. [23] noch zcǔr lincken noch zcur rechten hand. das ist. noch mit vnglawben noch [24] mit vor suchen. ßondernn. mit eynfeltigem glawbenn. auff der richtigen strasß [25] bleybenn: yhm vortrawen vnnd doch nit zcill setzenn

 

[26] Zcum sechstenn. Alßo sehen wyr7 das diß gepott. gleych wie das ander: [27] nit anderß seyn soll. dann eyn vbung vnnd treyben des erstenn gepottis. das [28] ist8 des9 glawben. trawen. zcuuorsicht hoffnǖg vnnd lieb zcu Gott. das yhe [29] das erste gepott ynn allen gepotten. der heübtman10 vnnd der glawb das [30] heǔbt werck vnnd leben aller anderer werck sey on wilchen. (wie gesagt:) sie [31] nit gütt mugen seynn Szo du aber sagist. Wie11 wenn ich nit kan glawbenn. [32] das meyn gepett erhorett vnnd angenehm sey? Anttwortt. eben darumb ist der [33] glawb. betten vnnd alle andere gute werck gepotten. das du erkennen sollt. [34] was du kanst vnnd nit kanst. Vnnd wo du findst das du nit kanst alßo [35] glawben vnnd thun. das du demutigk dich desselben fur gott beclagist vnnd [36] alßo mit eynem schwachen süncklen des glawbens anhebst: den selben teglich [37] mehr vnnd mehr. durch seyne vbung. ynn allem leben vnnd wirckenn [zcü] [38] sterckenn.. dann. geprechen des glawbens. (das ist des ersten vnnd hochsten gepottis.)

 

[Seite 260]

 

[ 38 ihenen        itz]

 

[1] ist niemant auff erden der seyn nit eyn groß stuck habe. Dann auch [2] die heyligenn Apostell ym Euangelio vnnd fur nehmlich sanct Peter. waren [3] schwach yhm glawbenn das [sie] auch Chrm̄ batten vnnd sagten. herr. vormehre [4] [E 4a] vnß den glawbenn. vnnd er sie gar offt straffet. das sie eynen [5] geringen glawben hetten. Drumb soltü nit Vorzcagen [nit] hend vnnd füß [6] gehn lasßen. ob dü befindist. das du nit ßo starck glawbist. ynn deynem gepett [7] odder andern̄n̄ wercken. alß du wol soltist vnnd woltist. Ja du solt Gott [8] danckenn auß hertzen grund. das er dyr deyn schwacheyt. alßo offenbarett. [9] durch wilch er dich leret vnnd vormanett. wye dyr nodt sey: dich zcü vben [10] vnnd teglich sterckenn ym glawbenn. dann wie vill sihestü die da hyn gahn: [11] beten. singen. leßen wircken. vnnd scheynen wie sie groß heyligen1 weren: die [12] doch. nȳmer mehr. da hyn komen: das sie erkennen. wie2 es umb das heübt [13] werck den glawben. bey yhn gethan sey: damit sie vorblendt sich vnnd ander [14] leütt vorfurenn. meynen sie seyen gar wol drann bawen alßo heymlich auff [15] den sand yhrer werck [on allen glawben]3 nit auff Gottis gnade vnnd zcusagunge [16] durch eynen festen reynen glawben. Drumb haben wyr. die weyl wyr [17] leben. es sey wie lang es woll alle hend voll zcu thün. das wyr dem ersten [18] gepott vnnd dem glawbenn: mit allen werckenn vnnd leydenn schuler bleybenn [19] vnnd nit aüffhoren zculernen̄n̄. Niemant weyß. wie groß es ist. Gott alleyn [20] trawen dann wer es anfehet vnnd4 mit werckenn vorsucht

 

[21] Zcum Siebendenn. Nu sich aber mal. wan keyn5 ander gutt werck [22] gepotten were: were nit das [E 4b] beten alleyn gnügsam. das gantz leben [23] des menschen ym glawben zcu vben? Zcu wilchem werck dann ßonderlich [24] vorordenet seyn.. geystliche stend.6 wie dann vorzceyten ettliche Vetter tag vnnd [25] nacht bettenn.7 Ja es ist freylich keyn Christen mensch der nit on vnterlaß [26] zcu betten zceyt habe Ich meyn aber das geystlich betten. das ist. Niemant [27] wyrt mit seyner erbeyt. ßo er will, ßo hartt beschweret er kann. ynn seynem [28] hertzen da neben. mit Gotte redenn: yhm furlegenn seyne odder anderer mēschen [29] nott. hulff begeren. bitten vnnd ynn dem allen seynen glawben vben vnnd [30] sterckenn.8 das meynet der herr Lǔcȩ 18. da er sagt. man müß on vnterlaß [31] betten vnnd nȳmer auffhoren. ßo er doch Matt. 6 vorpeütt vill wortt vnnd [32] langeß gepett. ynn wilchen er die9 gleyßner straffett. nit das das mūdlich [33] lang gepett boß sey. ßondernn̄. das nit das rechte gepett sey. das allezceyt geschehn [34] muge. vnnd on des glawbens ynnerlich bitten nichts sey: dann das [35] eußerlich gepett müßen wyr auch. zcu seyner zceytt vben: ßonderlich ynn der [36] mesße. wie diß gepott foddertt: vnnd wo es furderlich ist: zcü dem ynnerlichen [37] gepett vnnd glawben es sey ym haüß auff dem fellt: ynn dießem odder [38] jhenem werck. daüon itzt nit zceyt ist10 mehr zcu sagen. dann das gehorett.

 

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[ 20 weg sich auff 29 wurmlin zu bitten]

 

[1] yn das Vatter vnßer: darynnen alle bitte.. vnnd mündlich gepett. mit kurtzen [2] worten begriffen seyn

 

[3] Zcüm Achtenn. Wo seyn sie nü. die gute werck zcu wissen vnnd zcüthün [4] begerenn̄? laß sie das [E5a] betten alleyn fur sich nehmen. vnnd ym glawben [5] recht vben. ßo werden sie findenn das war sey. wie die heyligen Vetter gesagt [6] habenn. das nit sey eyn erbeyt1 alß das betten̄ ist. Mūmelenn mit dem [7] münd ist leycht: odder yhe leycht angesehen: aber mit. ernst des hertzen. den [8] wortten folge thun. ynn2 grundlicher andacht. das ist. begirdenn. vnnd glawbenn. [9] das es ernstlich begere. was die wortt hallten vnnd nit zcweyfell. es [10] werd erhorett. das ist eyn große thatt. fur gottis aügenn: hie werett der boß [11] geyst mit allen krefften. O wie offt wyrt [er] hie die lüßt zcu beten vorhyndernn̄ [12] zceyt vnnd statt nit lasßen. Ja aüch vill mall zcweyffel machen. [13] ob3 der mēsch wirdig sey. eyn solche maiest. die Gott ist: zcu bittenn. vnnd [14] alßo vorwirrenn. das der mēsch selb nit weyß ob es ernst sey das er bettet [15] odder nit: ob es muglich sey. das seyn gepett angenehm sey. vnnd der selben [16] wunderlichen gedancken vill dann er weyß woll wie mechtig4 wie wehe [yhm] [17] thüt [vnnd] allen menschen nützlich sey. eyniß mēschen recht glewbigs gepett. [18] drumb lesset erß nit gerne auffkǖmen: hie müß furwar der mensch5 weyß [19] seyn. vnnd nit daran zcweyffelln das er vnnd seyn gepett vnwirdig sey fur [20] solcher vnmeßlicher Maiestet; ynn keynen weg: auff seyn wirdickeyt vorlassenn [21] odder vnwirdickeyt halben nach lassen. Szondernn müß gottʃ gepotts war [22] nehmen. vnnd yhm dasselb aüffruckenn. dem teuffell entgegen bietenn vnnd [23] alßo sagen. vmb meyner wirdickeytt [willen] nichts angefangen. vmb meyner [24] vnwirdickeyt [willen] nichts nachgelassen [E 5b] Ich bitte vnnd wircke alleyn [25] darumb. das Gott auß seyner blossen gutte. allen vnwirdigen hatt zcugesagt [26] erhorüng vnnd gnad. Ja nit alleyn zcugesagt.. ßondernn aüch auffs strengist. [27] bey seyner ewigen vngnad vnnd zcornn. zcu beten. trawen vnnd nehmen. gepottenn [28] Ists der hohen maiestat nit zcuvill gewest. solche seyne vnwirdige6 [29] würmlin7 bitten. trawen vnnd von yhm nehmen.8 ßo thewr vnnd hoch [30] zcuuorpflichten. wie soll myrs zcuüill seyn solchs gepott9 auffzcunehmen mit [31] aller freüd wie wirdig odder vnwirdig ich sey: alßo muß man des teuffels [32] eyngeben. mit Gottʃ gepott aüß stossenn. ßo horet er aüff. vnnd sonst [33] nȳmer mehr

 

[34] Zcum10 Neünden̄n̄: Was seyn aber die sachen vnnd noddürfft die man [35] dem allmechtigenn Gott. ynn dem gepett. müß fürlegenn: vnnd clagenn11 [36] darynnen den glawben zcu vben̄n̄? Anttwortt Es seyn zcū ersten: eyniß [37] iglichen eygenn anligende nodt vnnd gedrenge.. dauon David. p̄s̄. 31. Du bist [38] meyn zcuflucht. ynn aller angist die mich vmgibtt. vnnd bist meyn trost [zu

 

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[ 34 dich fehlt]

 

[1] erloßen]1 auß allem vbell das mich vmb ringt Item p̄s̄. 141. Ich hab gerüffen [2] mit meyner stymme zcu Gott dem herren̄n̄. Ich hab mit meyner stymme [3] Gott gepetten. Ich wil aüß preyten fur seynen aügen meyn gepett. vnnd [4] wills fur yhm. eraüß schutten: alls was myr anligt. Alßo soll eyn Christen [5] mēsch ynn der mesß. yhm fur nehmen: Was er2 fület ym geprechen̄n̄. odder [6] zcu vill habenn. vnnd das selb [E 6a] alles frey [fur Gott] eraüß3 schutten. [7] mit weynen vnnd winßlenn. wie er aüffs kleglist mag. gleych alß fur seynem [8] trewen Vatter. der bereyt ist yhm zcu helffenn4 Vnnd weystu odder erkennistü [9] deyne nodt nit. odder hast nit anfechtüng. ßo soltü wissen. das du am aller [10] vblesten dran bist. Dann das ist die großte anfechtung das du dich. ßo vorstockt. [11] hartmütig. vnempfindlich erfindest. das dich keyn anfechtung bewegt.5 [12] Es ist aber keyn besßer Spiegel. darynnen̄ du deyn nott. ersehen kanst dann [13] eben die zcehn gepott: ynn wilchen du findest. was dyr gepricht vnnd suchen [14] sollt. Darumb. wo du findest. . an dyr eynen schwachen glawben wenig hoffnūg.6 [15] vnnd geringe lieb zcu Gott. Item das du Gott nit lobist vnnd ehrist [16] ßondernn eygen ehr vnnd rüm lieb hast. der menschen gunst groß achtist. nit [17] gerne meß vnnd p̄diget horist. faül bist zcu bethen:7 ynn wilchen stucken [18] niemant nit geprechen̄ hatt ßo soltu diße geprechen. hoher achten. dann alle [19] leypliche schaden. an gut ehre vnnd leyb. das sie aüch erger seyn dann der [20] todt vnnd alle todliche kranckheytt vnnd die selben mit ernste. Gott fur legen. [21] klagen vnnd hulff bitten. mit aller zcuuorsicht derselben wartten [E 6b] das [22] du erhoret seyest. vnnd die8 hulff vnnd gnade: erlangen werdest.      Alßo [23] gehe fort an. ynn die ander taffell der gepott. Vnnd sihe. wie vngehorsam [24] dü [geweßen vnnd noch] seyest. Vatter vnnd mutter vnnd aller vbirkeytt wie [25] du mit zcorn vnnd haß. scheltwort dich gegen deynen nehsten vorwirckest. wie [26] dich vnkeuscheyt geytz vnnd vnrecht thatt vnnd wortt gegen deynen nehsten anficht. [27] ßo wirstu an zcweyffell findenn̄ das du9 aller nodt vnnd elend voll bist. [28] vnnd vrsach gnüg habist. auch10 blutt tropffen zcu weynen. ßo du mochtist

 

[29] Zcüm zcehendenn. Ich weyß aber wol das [yhr] vill ßo toricht seyn. [30] das ßie solch ding nit wollen bitten. sie finden sich dann for[hyn] reyn. Vnnd [31] achtens dafur Gott hore nit yemand. der ynn ßunden ligt Das machen alles. [32] falsche p̄diger. die nit am glawben vnnd trawen zcu gottʃ hülden. ßondernn [33] an eygenen̄ wercken leren. an heben̄n̄: Sich du elender mēsch. Wenn dyr [34] eyn beyn zcu prochen ist. odder eyn11 ferlickeyt leyplichs todts dich vberfellet: [35] ßo ruffestü Gott. dißen vnnd den heyligen an: vnnd harrest nit ßo lang [36] biß. dyr das beyn gesund werd. odder die ferlickeyt aüsß sey: Vnnd bist nit [37] [ßo] nerrisch. das du denckist. Gott erhore niemantt: dem das beyn zcuprochen [38] ist. odder ynn todlicher ferlickeyt ist Ja du achtest. Gott soll dann am

 

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[ 3 demutickeit 4 senfftmutickeit 7 beten odder schreyen 8 frey fehlt 23 gehoret 37 eintrechtlich]

 

[1] meysten erhoren̄n̄ [F 1a] wenn du ynn der grosten nodt vnnd angst bist Ey [2] worümb bistu denn hie ßo nerrisch. da vnmeßlich großer nott ist vnnd ewiger [3] schadenn:1 vnnd willt nit ehr vmb glawben. hoffnug. lieb. demüt gehorßam. [4] keuscheyt. senfftmütt. frid gerechtickeyt bitten du seyest dan vorhynn on allen [5] vnglawben: zcweyffell hoffart. vngehorsam. vnkeuscheytt. . zcornn. geytz vnnd [6] vngerechtickeytt. ßo du doch. yhe mehr. du dich ynn dissen stücken geprechlich [7] erfundest. yhe mehr vnnd vleysßiger du betten vnnd schreyenn soltist. Alßo [8] blind seyn wyr. mit leyplicher kranckeyt vnnd nodt laüffen wyr frey zcu Gott. [9] mit der selen kranckeyt. lauffen wyr von yhm. vnnd wollen nit widder kūmen [10] wyr seyn dann vor gesund: gerad. alß mocht yrgent eyn ander Gott seyn [11] [der dem leyb. vnnd eyn ander der dem geyst helffen mocht] odder wyr selber [12] [ynn geistlicher nodt die doch grosßer dan die leypliche ist] unß helffenn wollten. [13] das ist eyn teüfflischer rad vnnd furnehmen Nit alßo lieber mensch: wiltü [14] von ßünden gesund werden. mustu nit von Gott dich entzihen. ßondern̄n̄ vill [15] trostlicher zcu yhm laüffen vnnd yhn bitten. dan ßo dych eyn leypliche nodtt [16] vberfallen hette.      Gott ist [den] ßondernn nit feynd. dann alleyn [den] vnglewbigenn [17] das ist. die yhr sund nit erkennen. klagen2 noch hulff dafur, bey [18] Gott süchen3. ßondernn durch yhr eygen vormessenheyt: sich selb vorhyn reynigen4 [19] seyner gnaden nit durffen wollen. vnnd yhn nit lassen eynen Gott [20] seyn, der yderman gibt vnnd nichts [dafür] nympt [F 1 b]

 

[21] Zcüm Eylfftenn̄: das ist alles gesagt von dem gepett. eygener nodtürfft. [22] vnnd ynn gemeyn. Aber das gepett. das do zcu dißem gepott [eygentlich] [23] horett. vnnd eyn werck des5 feyrtags heyßt: ist vill beßer vnnd grosßer. [24] Wilchs soll geschehen: für die samlünge der gantzen Christenheytt: fur alle [25] nodt. aller menschen feynd vnnd freünd. ßonderlich die ynn eyniß iglichen [26] pfarr. odder bistümb seynn.      Alßo befalh Sanct Paul9 seynem jünger [27] Timotheo. Ich vormane dich das du vorschaffts das man bitte vnnd flehe [28] fur alle menschenn.6 für die künige vnnd alle die do seyn ynn der vbirkeytt: [29] auff das wyr eyn still rügig leben füren mugen. ynn7 gottis dinst vnnd [30] reynickeyt. dann dasselb ist [gut vnnd] angenehm fur Gott vnnßerm seligmacher: [31] 8 des gleychen Hiere. 29. dem volck Israel gepott. sie solten Gott [32] bitten für die statt vnnd land babylonien: 9 darümb. das der stadt frid. auch [33] yhr frid were Vnnd Baruch. 1. Bittett fur das leben des künigs zcu babylonien [34] vnnd für das leben seyniß ßünß auff das wyr mit fridenn vnter [35] yhrem regiment leben̄n̄ Diß gemeyn gepett. ist kostlich vnnd das aller krefftigst 10 [36] vmb wilchs willen. wyr auch zcu sāmenn kümen̄n̄. Daüon auch die kirch eyn [37] bett haüß heysßit das wyr alda. eynterchtlich. ym haüffen sollenn vnßer vnnd

 

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[1] aller menschen nodt fur vnß nehmenn [F 2a] die selben Gott fürtragenn vnnd [2] vmb gnad anrüffenn das müß aber geschehen: mit hertzlicher bewegung1 vnnd [3] ernst. das vnß. solch aller menschen nodturfft zcu hertzen gehe. Vnnd alßo [4] mit warhafftigem mittleyden. vbir sie. ynn rechtem glawbenn vnnd trawen. [5] bittenn. vnnd wo solchs gepett ynn der mesß nit gescheche: ßo were es besßer [6] die mesß nach gelassenn. dann wie steht vnnd reymett sichs. das wyr leyplich [7] zcu sammen ynn eyn bett hausß kūmen. da mit angezceygt wirtt. wyr sollen [8] fur die gantzen gemeyn: ynn gemeyn ruffen vnnd bittenn: ßo wyr die gepett. . [9] vorstrawen vnnd alßo teylenn: das eyn iglicher fur sich selb nur bittett vnnd [10] niemant sich des andern̄n̄ an nympt. noch sich mit yemands nodturfft bekǖmertt. [11] Wie mag das gepett. nütz. gutt. angenhem vnnd gemeyn2 odder eyn [12] werck heysßenn des feyrtags vnnd der vorsamlüng? Wie die thün: die yhr [13] eygen gepettlin halltenn: der fur diß. dißer fur daß. vnnd habenn nichts. dann [14] eygen nützige. eygen nießige gepett denn Gott feynd ist

 

[15] Zcum Zcwelfften dißes gemeynen gepettis. ist noch von allter gewonheytt [16] blieben eyn anzceygung3 wen man am end der prȩdigett: die beycht er zcehlett [17] vnnd fur alle Christenheytt. auff der kantzell bittet. . Aber es sollt nit damit [18] aüßgericht seyn [F 2b] wie nü der praüch vnnd weyße ist. . ßondern̄n̄ sollt es [19] lassen eyn vormanüg seyn: dürch die gantzen mesße fur4 solche nodturfft zcu [20] bittenn: zcu wilchem. der p̄diger vnß reytzett. Vnnd auff das wyr wirdiglich [21] bittenn vnß vnßer sünd zcüüor ermanet. vnnd [da durch] demütigett wilchs5 [22] aüffs kürtzist soll geschehen. das darnach das Volck6 ym haüffenn semptlich [23] Gotte,7 seyn sund selb8 klage vnnd fur yderman bitte. mit ernst vnnd [24] glawbenn O Wen Gott wollt. das [yrgent]9 eyn haüffe: dißer weyße noch [25] mesß horett vnnd bettett. das ynn gemeyn. eyn [ernst] hertzen geschrey des [26] gantzen volcks. zcu Gott auff gienge: wie vnmeßlich tügent vnnd hulff sollt [27] auß dem gepett folgenn? Was mocht schrecklicher allen boßen geysten begegen? [28] Was mocht grosser werck auff erdenn geschehen?. Da durch. ßo vill [29] früme erhallten. ßo üill ßünder bekeret würdenn. dann fur war die10 Christlich [30] kirch auff erdenn nit großer macht noch werck hatt. dann solch [gemeyn] [31] gepett11 widder alles was sie anstossen mag. Das weyß der poße geyst woll. [32] drumb thüt12 er auch alles was er mag. dißes gepett zcuuorhyndern̄n̄: da lesset [33] er vnß. hubsch kirchen bawen: vill stifften. pfeyffen. . leßen vnnd singen. vill [34] mesß hallten vnnd des geprengs on alle maß treybenn. da fur ist yhm nit leyde [35] Ja er hilfft darzcü. das wyr solche weßen das beste achten vnnd vnß dünckenn. [36] wyr habenß [damit] wol aüß gerichtt aber13 das diß gemeyn starck fruchtpar [37] gepeet da neben vntergehtt. vnnd durch solchs gleyssen. vnüormercklich nach [38] bleybt.14 da hatt er was er sucht [F 3a] dann wo das gepett [ernyder] ligt.

 

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[ 3 ym fehlt 14 anruffen]

 

[1] wirt yhm niemant ettwas nehmen. auch niemant widderstehen̄: Wo er aber [2] gewar wurd. das wyr diß gepett wollten vben.1 wen es gleych were. vnter [3] eynem stro dach odder [ym] sew stall. wurd er es furwar nit lassen gehen [4] ßondern̄n̄ sich weyt mehr fur dem selben sew stall furchtenn. denn fur allen [5] hohen: großen schonenn kirchenn türnen. glockenn. die yrgent seyn mugen wo [6] solchs gepett nit drynnen were.      Es ligt fur war. nit an steten noch gepewen [7] wo wyr zcu sāmen kūmen. ßondernn alleyn an dißem vnvberwindlichen [8] gepett. das wyr dasselb recht zcu sāmen thun vnnd fur Gott kūmen lassenn

 

[9] Zcum Dreytzehenden. dißes gepettis vormugen mercken wyr aüß dem. [10] das vorzceyten. Abraham für die fünff stett batt. Zodoma vnnd Gomorre &c. [11] vnnd ßo weytt bracht. das wo zcehen früm mēschen drynnen weren geweßt: [12] zcwen ynn eyner jglichen2 hett3 sie Gott nit vortilget.      Was wolten [13] [dann] thün wo vill vnter eynem haüffen. hertzlich vnnd mit ernstem vortrawen [14] Gott anrüfften?      Auch sagt Jacob9. lieben bruder. bittet fureynander [15] das yhr selig werdet. dann es vor mag gar vill eyniß frümen menschen [16] gepett das do anhellt odder nit ablessit. (das ist. das nit auffhoret. [4 fort [17] mehr zcü bitten] ob yhm nit bald geschech was er bittet. wie ettlich weychmütige [18] thun. Vnnd setzt des eyn exempel [F 3b] Heliam den p̱pheten. der [19] war eyn mensch. (spricht er.) Wie wyr seyn. vnnd batt. das nit regen sollt. [20] vnnd regent [nit] ynn dreyen jaren vnnd sechs monad. Widderümb batt er [21] vnnd hott geregent. vnnd ist alles fruchtpar worden̄n̄ Der spruch vnnd [22] Exempel [die vnß treyben] zcu bitten. seyn gar vill ynn der schrifft. . ßo doch. [23] das es gescheche. mit ernst vnnd glawben. Wie Daüid Sagt.5 Gottis6 [24] augen sehen auff die frümen. vnnd seyn oren horen auff yhre gepett. Item [25] Gott ist7 nah bey denen die yhn anruffen: ßo das sie yhn ynn der warheyt [26] anrüffenn. Warumb setzt er darzcu: ynn der warheytt anruffenn? Nemlich. [27] das nit gepettet noch angeruffet heyst. wo der münd alleyn8 mürmellt Was [28] sollt Gott thun. Wenn du alßo daher kümist mit deynem maül. buch. odder [29] pater noster. das du nit mehr gedenckist. dann wie dü die wortt vol endist. [30] vnnd die zcal erffullest. das wen dich yemant fragt. Was die sach were. odder [31] was du furgenōmen hettist. drumb du bittest. wurstu es selb nit wisßenn dann [32] du hast dich nit drauff bedacht. diß odder das Gott fürzcülegenn odder begeren. [33] deyn eynig vrsach [zu betten] ist die. das dyr das vnnd ßoüill zcu [34] beten auffgelegt ist das selb wiltü hallten vnnd volnbringen. Was ists wunder [35] das blick vnnd donner offt kirchen anzcundet die weyll wyr. aüß dem betthaüß [36] alßo eyn spotthauß machen: heyssen das gepettet. . da wyr nichts ynnen [37] [F 4a] furbringen noch begeren̄n̄. Wyr solten̄n̄ aber alßo thun wie die fur [38] grossen fursten etwas bitten wollen die nehmen yhn nit fur. alleyn ettliche

 

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[ 10 sanct Barbara        hie 12 in den kirchen 14 maul plappert 24 bisz auffs end 31 Esaias 37 vorschlungen]

 

[1] zcall der wortt zcuplaudern̄n̄. der furst. wurd anderß duncken lassen1 sie [2] spotteten seyn. odder weren vnsynnig. ßondern̄n̄ ßie fassenß gar. eben. vnnd [3] legenn yhre nodt mit vleyß dar. stellenß doch heym. ynn seyn gnadenn mit [4] guter zcuuorsicht. es werde erhorett2 Alßo mußen wyr mit Gott. gewisßer [5] sachen handlen. ettlich anligende nodt 3 nhemlich anzcihenn.4 seyner gnaden [6] vnnd gutem willen heymgeben. vnnd nit zcweyfelln. es sey erhoret. denn er hatt [7] solchen bitten zcu gsagt erhorüng. wilchs nit hatt than. eyn yrdenischer herr

 

[8] Zcum Vierzcehend: diße weyße zcu bitten kunden wyr meysterlich. . Wen [9] wyr leyplich nodleyden. wen wyr kranck seyn: da rufft man sanct Christoffell [10] da sand Barber. da gelobt man sich zcu sanct Jacob. hir vnnd dar: da ist. [11] ernst gepett. gute zcuuorsicht vnnd alle gute artt des gepettis. Aber wen wyr [12] ynn der kirchen seyn vnter der mesß da stehn wyr wie die ol gotzen: wissen [13] nichts auff zcu bringenn5 noch [zcu] klagenn: da 6 klappernn die steyn [14] [raüschen die] bletter vnnd das [plappert] maul. da wirt nit mehr aüß [15] fragistü aber was dü sollt furbringenn. 7 vnnd klagenn ynn dem gepett: bistu [16] leycht geleret aüß den zcehn gepotten vnnd Vatter vnßer. Thu die augen8 [17] aüff vnnd sich ynn deynn vnnd aller [F 4b] Christenheyt lebenn. beßondern̄n̄ [18] den geystlichen stand. ßo wirstu findenn. wie glawben. hoffnūg. lieb. gehorßam. [19] keuscheyt vnnd alle9 tügent ernyder ligenn allerley grawßam laster [20] regiren: wie es geprichtt on guten p̄digernn vnnd p̄latenn. Wie eytell bufen. [21] kinder. narren vnnd weyber regiern̄. da wirstu finden. das nodt were solchen [22] grawßam zcorn̄ Gottis mit eytell blüts threnen. alle stünd on vnterlaß zcu [23] bitten. ynn aller wellt. Vnnd ist yhe war. das10 noch nie großer nodt geweßen [24] ist zcu pitten. dann zcu dißer zceyt. vnnd fortt mehr. biß anß end [25] der wellt

 

[26] Bewegen dich solche grawßam geprechenn nit zcü jamer vnnd klag. ßo [27] laß dich deyn [stand. orden] gute werck odder11 gepett nit vorfüren. es wyrt [28] keyn Christisch adder nach artt an dyr seyn̄n̄. du seyest wie frum du magist [29] Es ist aber alles vorkundet. das zcu der zceytt. wen Gott am hochsten zcürnen12 [30] vnnd die Christenheyt. am meysten nodt leydenn würd. das denn nit erfünden [31] sollen werden fürbitter vnnd fursetzer gegen Gott. Wie Isaias [weynend] [32] sagt13. 64. du bist erzcurnett vbir vnß. vnnd ist leyder niemant der auff [33] stehe vnnd hallte dich. Item Ezechiel [.23.] sagt. Ich hab gesucht vnter yhn. [34] ob nit yemand were. der doch eyn zcaün zcwischen vnß machett. vnnd stund [35] gegen myr vnnd weret myr. ich hab yhn aber nit fundenn. drumb hab ich [36] meynen zcornn vbir [sie] lasßen gehen. vnnd hab sie ynn der hitze meynß [37] grymeß vorschlündenn: Mit den wortten [F 5a] zceygt Gott an. wie er will

 

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[ 6 wolgefalle 20 klagen wir bewegen kunig 30 wahnwitzig        mit fehlt 37 nü fehlt]

 

[1] das wyr yhm widder stehen sollen. vnnd fureynander. seynem zcorn̄n̄ weren. [2] Wie vom p̱pheten Mosi offt geschrieben stett. . das er Gott1 erhielt. das seyn [3] zcorn̄n̄ nit2 vberschuttet. das volck von Israel

 

[4] Zcum funffzcehenden̄n̄. Wo wollen aber die bleybenn: die nit alleyn [5] solch vnfall der Christenheytt nit3 achten. nit furbitten̄. ßondern̄n̄. da zcu [6] lachenn eynen wolgefallen̄ drynn haben̄n̄: richten. affterrhedenn singen vnnd [7] sagen von yhrs nehsten sünden. vnnd durffen dennocht. vnerschrockenn vnnd [8] vnuorschampt. ynn die kirchen gehn. meß horen. gepett sprechen. vnnd sich fur [9] frum Christen achten vnnd achten lassenn. . die bedurfften woll. das man zcwifach [10] fur sie bittet. wo man eynfach bittet. fur die.4 von yhn gerichtet beredt. [11] vnnd belachett werdenn̄. Diße seyn auch vor kündigt zcukünfftig seyn. dürch [12] den lincken schecher der Christum. ynn seynem leyden. geprechen vnnd nodt [13] lestertt. vnnd durch alle die ßo Christum schmechten am Creutz. da sie yhm [14] am meysten sollten geholffen. [haben]      O Gott wie blind ia vnsynnig [15] seyn wyr Christen worden̄n̄? Wen will des zcornß eyn end seynn hymlischer [16] Vatter? Das wyr der Christenheyt vnfall da fur wyr [zcu] bitten vorsamlett [17] werden ynn der kirchen vnnd meß. . spotten lestern̄n̄ vnnd richtenn. [18] das macht vnßere tolle synlickeytt. Wenn der Turck.5 stett. land [F 5b] [19] vnnd leütt vorterbett. kirchen vorwustett: ßo achten wyr der Christenheyt [20] grossen schadenn geschehen. da [klagen vnnd] bewegen wyr kunig vnnd fursten [21] zcum streytt Aber das der glawb vntergeht. die lieb erkalltet. gottʃ wortt [22] nach bleybtt. allerley sund vberhand nympt da gedenckt niemantt streytenß. [23] Ja bepst. bischoff priester. geystlichenn. die dißes geystlichenn streyttis. widder [24] diße geystliche. viel mall erger Turcken sollten hertzogen6 heübtleütt vnnd [25] fenrichen seynn die seyn eben selbst. solcher Türckenn vnnd teuffelisches hereß [26] [fursten vnnd]. für genger. Wie Judas der Jüdenn da sie Chrm̄ fiengenn. [27] Es müßt eyn Apostel. eyn Bischoff. eyn priester. der besten eyner seyn. der [28] Christum7 anhüb8 vmbzcubringenn. Alßo muß die Christenheyt. auch. nit [29] [denn] vonn denen. die sie beschirmen solten vorstorett werdenn. [vnnd sie] [30] doch ßo wahn witzgig bleybenn das sie dennoch mit denn turcken9 fressen [31] wollen. [vnnd alßo] das haüß [vnd schaffstall] da heymen [selbs] anzcünden [32] vnnd brennen lassen10 mit schaffen vnnd alles was drynnen ist. Vnnd nichts [33] deste weniger. dem wolff. ynn den puschenn nach gedenckenn. Das ist die [34] zceyt. das ist der lohn den wyr vordient habenn. durch vndanckbarckeyt der vnendlichen [35] gnadenn. die vnß Chr̄9 vmbsonst erworben hatt mit seynem theüren [36] blut. schwerer erbeyt vnnd bittern todt

 

[37] Zcum Sechzcehendenn. Sihe da wo seyn nü die müssigen. die nit wissen [38] wie sie gute werck thun sollen? Wo seyn sie. die zcu Rom. S. Jacob. hyr

 

[Seite 268]

 

[ 6 hertzog eyner. nit 19 vnserm 30 hohers]

 

[1] vnnd [F 6a] dar laüffenn. Nym ditz eynige werck der Mesßē fur dich. Sih [2] an deynes nehsten sund vnnd fall: erbarm dich seyn. laß dichs jamern̄. klags [3] gott vnnd bitt da fur. Desselben. thu fur alle ander nodt der Christenheytt. [4] beßondern̄n̄ der vbirkeytt. die Gott vnß allen zcur vntreglichenn straff vnnd [5] plage lesset ßo grawlich fallenn vnnd vorfuret werdenn Thüstü das mit1 [6] vleyß: ßo biß gewiß. du bist der besten streyter vnnd hertzog. nit alleyn widder [7] die türckenn ßondern̄n̄ auch widder die teuffell vnnd hellischen gewallt. Thüstü [8] es aber nit. was hulff dichs das du alle wunder zceychen aller heyligen thetist. [9] vnnd alle Turcken erwurgktist. vnnd doch schuldig erfundenn würdist. alß der [10] seynes nehsten nodturfft nit geacht hette. vnnd da durch widder die liebe gesündiget. [11] Dann Christus wirt am jungisten tag nit fragenn. wie vill du [12] fur dich gepeten. gefastet gewallet. diß odder das than hast. ßondern̄n̄ wie [13] viel du [den andern̄n̄] den aller geringsten. wol than hast: Nu seyn vnter [14] den geringsten on zcweyffell auch die. die ynn ßündenn vnnd geystlicher [15] armüt2 gefengniß vnnd noddürfft seynn. der itzt gar weytt mehr seyn. dann [16] die leyplich nodt leyden̄n̄ Darumb sich fur dich. Vnßer eygene angenomene [17] [F 6b] [gute.] werck. furen vnß. auff vnnd ynn vnß selbs. das wyr vnßer [18] nutz vnnd selickeyt alleyn suchen. Aber Gottis gepott. dringen vnß. zcü [19] vnßernn nehstenn das wyr da durch. nür nützlich seynn. anderen̄n̄ zcu yhr [20] selickeyt. gleych wie Chr̄9 am Creütz nit fur sich selb alleyn. ßondernn [21] mehr fur vnß batt da er sprach. Vatter vorgib yhnen. dann sie wissen nit [22] was sie thün. Alßo müßen wyr auch fur eyn ander bitten. Daraüß mag [23] eyn yderman erkennen̄ wie die affterreder. freuell richter. vnnd vorechter anderer [24] leütt. eyn vorkeret boß volck seyn. die.3 nit mehr thun. dann alleyn [25] schmehen. die. fur die sie bitten sollten. ynn wilchem laster niemant ßo tieff [26] steckt. alß ebenn. die viel eygener gutter werck thun. vnnd ettwas beßonderß [27] fur den menschen gleyssen vnnd geacht werdenn. vmb yhr schoneß scheynendiß [28] weßens willenn. ynn mancherley guten wercken̄n̄4

 

[29] Zǔm Sibenczehenden hat diß gebot noch geistlichen vorstant noch vil [30] ein hoher werck welchs5 [G 1a]6 begreyfft die gantz natur des menschen̄n̄

 

[31] Hie müß man wisßen. das Sabbat. auff hebreisch heysset. feyr. odder [32] rǔge, Darumb das Gott am siebenden tag rüget vnnd auff horet von allen [33] seynenn werckenn. die er geschaffen hatte. Gen̄. 2. darumb gepott er aüch. das [34] man den siebenden tag sollt feyren vnnd auff horenn von vnßern̄n̄ werckenn [35] die wyr ynn den sechs tagen wircken: Vnnd der selb sabbat ist nü vnß ynn [36] den sontag vorwandellt, Vnnd die andernn tage. heysßenn werckel tage. der [37] Sontag [heist] ruge tag. odder feyrtag odder heylig tag. Vnnd Wollt Gott.

 

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[ 25 itz 34 das]

 

[1] das ynn der Christenheyt keyn feyrtage were. dann der Sontag. das man [2] vnßer frawen vnnd der heyligenn fesst. alle vff den Sontag legt, ßo blieben [3] viel boßer vntugent nach. durch die erbeytt der werckeltag: wurden auch die [4] land nit ßo arm vnnd vorzcerett. Aber nü seyn wyr. mit vielen feyrtagen [5] geplagt, zcu vorterbung der seelen. leybe vnnd gutter. dauon viel zcu sagen [6] were Diße ruge odder auff horen von den wercken. ist zcweyerley, leyplich [7] vnnd geystlich. drümb wirtt. diß gepott auch zcweyerley vorstandenn. Die [8] leypliche feyr odder ruge. ist. dauon droben gesagt ist. das wyr vnßer handwerck [9] vnnd erbeyt. lasßen anstehen. . auff das wyr zcur kirchen vnß Samlen [10] mesß sehen. gottis wortt horenn: vnnd ynn gemeyn eyntrechtlich bitten, Wilche [11] feyr. wie wol sie leyplich ist.1 vnnd hynfürtter ynn der Christenheyt nit gepoten [12] von Gott [G 1b] Wie [der] Apostol. Coll. 2. sagt:2 laßt euch von [13] niemant vorpflichte. zcu yrgend eynem feyrtag. dann die selben seyn vorzceyten [14] figur gweßen̄n̄. Nu aber ist die warheyt erfullet das auch alle tage feyrtag [15] seyn: Wie Isaias 66 sagt. Es wirtt eyn feyrtag am andernn seyn. widderumb [16] alle tag werckel tag. Doch ist sie nodt vnnd von der christenheyt vorordenett, [17] vmb der vnuolkomenden3 [leyen] vnnd erbeytt leuten willen̄: das [18] die mugen auch zcum wortt Gottis kūmen: dann wie wyr sehen. die priester [19] vnnd geystlichen: hallten alle tage mesß. betten alle stund. vnnd vben sich. [20] ynn dem wortt Gottis. mit studiren. leßen vnnd horen: darumb sie auch fur [21] andere befreyet seyn. von der erbeytt: mit zcinßen vorsorgt vnnd haben. alle [22] tag feyrtag. thun auch alle tag die werck des feyrtags: vnnd ist yhn keyn [23] werckell tag ßondern̄n̄ eyner wie der ander. Vnnd wen wyr alle vol kōmen [24] weren:4 vnnd das Euāgeliū kundten. mochten wyr alle tage. wircken. ßo wyr [25] wollten: odder feyren ßo wyr kündenn. dann feyr. ist itzt nit nott. noch gepoten [26] dann alleyn vmb des wortt gottis willen zcu leren̄n̄ vnnd betten̄n̄

 

[27] Zcum Sibenzcehend. . Die Geystliche feyr. die Gott. ynn dißem gepott [28] furnehmlich meynt. ist. das wyr nit alleyn. die erbeyt vnnd handwerck lassen [29] anstehen. ßondern̄n̄ viel mehr. das. wyr alleyn Gott ynn vnß wircken lassen. [30] vnnd wyr nichts eygens wirckenn [G 2a] ynn allen vnßern̄n̄ Crefften. Wie [31] gaht aber das zcü? Das gaht alßo zcü: der mensch durch die sund vorterbet [32] hott viel boßer lieb vnnd neygung. zcu allen ßundenn vnnd wie die schrifft [33] sagt Gen̄ 8. des menschen hertz vnnd5 synn stehn allzceyt zcu dem boßen. [34] da ist hoffart. vngehorsam. zcorn. haß. geytz. vnkeuscheyt &c.. vnnd sūma sūmarum. [35] In allem was er thut vnnd lessit. suchett er mehr. seynen nütz. willen [36] vnnd ehr dann gottis vnnd seyneß nehstenn. drumb seyn alle seyne werck. all [37] seyn wortt. all seyn gedancken. alle seyn leben boß. vnnd nit Gottlich. Soll [38] nü Gott. ynn yhm wirckenn vnnd lebenn. ßo müssen alle diße laßter vnnd boßheyt. [39] erwürgt vnnd außgerattet werden̄n̄ das hie eyn ruge vnnd auffhoren gescheh

 

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[ 22 Zukomme vns]

 

[1] aller vnßer werck.1 wortt. gedancken vnnd lebenn: das hynfurtt. Wie [2] Paul9 Gal. 1. sagt nit wyr. ßonder Christus ynn vnß lebe. wirck vnnd rede. [3] das geschicht nü nit2 mit sussen guten tagen. Szondernn hie müß. man der [4] natur weh thun vnnd weh thun lassenn Hie hebt sich der streyt. zcwisschen [5] dem geyst vnnd dem fleysch. . hie weret der geyst. dem zcorn der wollust. [der] [6] hoffartt: ßo will das fleysch [ynn] lust:3 ehren vnnd gemach seynn. Dauon [7] sagt. Sanct. Paul9 Gal. 5. Wilche vnßers herrn̄n̄ Christi seyn. die haben [8] yhre fleysch gecreützigt mit seynen lasternn vnnd lusten Hie volgen nü die [9] gutten werck. . fasten. wachen. erbeyten [G 2b] dauon ettlich ßo viell sagen [10] vnnd schreyben. ßo sie doch widder anfang noch ende der selben wissen. Darumb [11] wollen wyr nü auch dauon sagenn

 

[12] Zcum achtzcehenden̄n̄. die feyr. das vnßer werck auff horen. vnnd Gott [13] alleyn. ynn vnß wirck: wirtt zcweyer weyß vollnbracht. Zcū ersten durch [14] vnßer eygen vbüng: zcum andern̄n̄ durch anderer vnnd frembd vbungen odder [15] treyben̄n̄.      Vnßer eygen vbung soll alßo gethan vnnd vorordenet seyn. das [16] [tzū ersten] wo wyr sehen.4 vnßer fleysch.5 synn. wille gedancken hynn [17] reytzen das wyr dem selben widderstehen. vnnd nit folgen: Wie der weyß man [18] sagt Eccc9: folge nit deynenn begirdenn. Vnnd deütro. 12. du sollt nit thun. [19] Was dich recht dünckt, Hie müß der mensch die gepett. ynn teglicher vbung [20] habenn: die Dauid bett. Herr fur mich ynn deynem wege. vnnd laß mich nit [21] meyne wege gahn. vnnd der gleychen vill: Wilche alle seyn begriffen. ynn dem [22] gepett. Zcu kome deyn reych dann der begirdenn seyn ßo viell. ßo mancherley. [23] dar zcu. bey weylenn durch eyngeben des boßen. ßo behend subtill. vnnd guter [24] gestallt. das nit muglich ist eynem mēschen sich selb zcu regirenn: ynn seynem. [25] weg Er müß hend vnnd fusß gahn lassen: sich Gottis regiment befelhn. [26] seyner vor nǖfft nichts trawen. Wie Hieremias sagt: Herr ich weyß. das des [27] menschen wege. seyn nit. ynn seyner gewallt. das ist bezceygt da die kinder [28] von Israel aüß Aegypten. durch die wüsteney [G 3a] giengen. da keyn weg. [29] keyn speyße. keyn trang. keyn behelff nit war. . drumb gieng yhn Gott fur. [30] am tag mit eyner lichten wolcken. ynn der nacht mit eyner feürigen seülen: [31] speyset sie vom hymel mit hymel brott. enthielt yhre kleyder vnnd schüh das [32] sie nit zcurissen. wie wyr leßen ynn den buchernn Mosi Drumb bitten wyr.6 [33] zcu kōm deyn reych. das du vnß regirist. vnnd nit wyr selb. . dann nicht ferlichers [34] ynn vnß ist.7 dann vnßer vornunfft vnnd wille vnnd diß8 ist das [35] hochst vnnd erst werck gottis ynn vnß. vnnd die beste vbung. vnßer werck [36] nach [zcu] lassen: der vornǖfft vnnd willen mussig gahen feyren. vnnd sich [37] Gotte befelhen̄. ynn allen dingenn ßonderlich. Wen9 sie geystlich vnnd wol [38] gleyssen̄

 

 

 

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[ 29 selbe 36 seines]

 

 

[1] Zcum1 Neunzcehend. dem nach folgenn. die vbüng. . des fleyschs. seyne [2] grobe boße lüst zcu todten ruge vnnd feyr machenn. die selben müßen wyr. [3] mit fasten. wachen. erbeyten.2 todten vnnd stillenn. Vnnd auß dißem grund [4] leren wyr wie viel vnnd warumb wyr fasten. wachen odder erbeyten sollen. [5] Es seyn leyder viel blinder menschen. . die yhr casteyen es sey fasten wachen [6] odder erbeytten: alleyn3 darumb uben. das sie meynen es seyen gute werck. [7] das sie damit viel vordienen̄n̄, drumb faren sie daher. Vnnd thun yhr. zcuweylen [8] ßo viel. das sie yhren leyb drob4 vorterben vnnd kopff doll machen̄n̄ [9] [G 3b] Noch viel blinder seyn die: die das fasten nit alleyn nach der menge [10] odder lenge mesßen [wie diße] ßondernn auch nach der speyße. achtenß dafür. [11] es sey vill kostlicher wen sie nit fleysch. eyer odder putternn essen.5 Vber [12] diße seyn die das fasten nach den heyligen richtenn vnnd nach den tagen erwelen̄n̄ [13] der am Mittwochen der am sonnabent. der Sanct Barbaren̄n̄. der [14] sanct Bastian vnnd ßo fort an. diße alle sampt suchen nit mehr ynn dem [15] fasten. dann das werck an yhm selbs: Wenn sie das gethan haben meynen sie [16] es sey woll than:      Ich will hie schweygen das ettlich alßo fasten. das sie [17] sich dennoch voll sauffen ettlich ßo reychlich mit fisschen vnnd anderen speyßen [18] fasten. das sie viel nehrer mit fleysch6 eyern̄n̄ vnnd putternn zcukemen. Dartzü [19] viel besßer frucht der fasten vbirkemen. dann solche fasten. ist nit fasten, ßondernn [20] der fasten vnnd Gott spotten. Darumb laß ichs geschehen. das yhm eyn [21] jglicher erwele. tag speyß. menge zcu fasten. wie er will: ßo fern. das ers nit [22] da lasse bleyben. ßondernn hab achtung vff seyn fleysch.: Wie viel dasselb geyl [23] vnnd mutwillig ist. ßo vill lege er. fasten. wachen vnnd erbeytt7 draüff. [24] vnnd nit mehr: es habe gepotten. bapst kirchen. Bischoff. beychtiger odder wer [25] do will. dan̄n̄ der fasten. [des] wachenß. [der] erbeytt: maß vnnd regell. soll [26] yhe niemand neymen.8 an der speyß. menge. odder tagen. ßondern̄n̄. nach abgang [27] odder zcugang der [G 4a] fleyschlichen lust vnnd mutwillens: vmb wilcher [28] willen alleyn. sie zcu todten vnnd dempfen: das fasten. wachen erbeyt. eyngesetzt [29] ist.9 Wo die selb lust nit were ßo10 gülte. essen ßo vill alß fasten: [30] schlaffen ßo viel alß wachen. mussig seyn ßo viell alß erbeyten. vnnd were [31] eynß ßo gutt alß das ander. on alle vnterscheydt.

 

[32] Zcum xx. Wo nü yemand fünd. das11 von fisschen mehr mutwillens [33] ynn seynem fleysch dann von eyernn vnnd fleysch: sich erhüb: sall er fleysch [34] vnnd nit fisch essen: Widderumb ßo er befund das yhm der kopff wüßt vnnd [35] doll. odder der leyp vnnd magen vorterbett wurd vom fasten odder nit nott [36] ist.12 noch darff. zcu todten13 seynē muttwillen ym fleysch soll er. das fasten [37] gantz lassen an14 stehen. vnnd15 essen schlaffen. mussig gehen. ßo viel yhm

 

[Seite 272]

 

[ 23 da vor gewissen fehlt]

 

[1] nodt ist zcur gesuntheyt. vnangesehen. ob es sey widder der kirchen gepott. [2] odder ordens vnnd stend gesetze. dann keyn gepott. der kirchenn. keyn gesetz. [3] eyniges ordens. mag das fasten wachen. erbeytten hoher setzen odder treybenn. [4] dann ßo viel [vnnd weyt] es dienett. das fleysch vnnd seyne lüst zcu dempffenn [5] odder todtenn: Wo ditz zcill wirt vber gangen̄n̄. vnnd das fasten. speyß. [6] schlaffen. wachenn hoher1 trieben. dann das fleysch leyden mag. odder zcur [7] todtung der lust nodt ist.2 vnnd do mit die natur vorterbt. kopff zcubrochen [8] wirtt: do nehm [G 4b ] yhm niemant fur. das er gutt werck than habe. odder [9] sich mit der kirchen gepott odder ordenß gesetz3 entschuldige. Er wirt [10] geachtet werden: alß der sich selb vorwarloßt. Vnnd ßo viel an yhm ist. seyn [11] [selbs] eygen morder wordenn. dann der leyb ist nit darumb geben yhm seyn [12] naturlich leben odder werck zcu todten. ßondernn alleyn seynen muttwillen zcu [13] todten Es were dann. das der mutwill ßo starck vnnd groß were: das yhm [14] an vorderben vnnd schaden naturlichs lebens. nit mocht gnug widderstanden [15] werdenn: dan̄n̄ wie gesagt. ynn vbungen [des] fastens. wachens. erbeyt soll [16] man das aug nit haben. auff die werck an yhn selbs. nit auff die tage. nit [17] auff die menge. nit auff die speyße. ßondern̄n̄alleyn auff denn mütigen vnnd [18] geylen adam. das dem der kutzell dadurch erweret werde

 

[19] Zcum .xxi. Aüß dem4) mügen wyr ermessen wie weyßlich odder nerrisch [20] thun ettliche weyber wen sie schwanger gahn.5 vnnd6)  wie man mit den [21] krancken sich hallten soll. Dan̄n̄ die nerrynnen am fasten ßo hartt hangen. [22] das sie ehr der frucht vnnd yhr selbs große ferlickeytt wagen. ehr sie nit mit [23] andernn gleych7)  fastē sollten. machen yhn da gewissen da keyne ist. Vnnd da [24] sie ist. machen sie keyne. das ist alß der p̄diger schullt. das man das fasten [25] ßo8)  eynhynn plaudertt. vnnd seynen rechten praüch. maß. frucht. vrsach vnnd [26] end nȳmer anzceygt Alßo sollt man die krancken lassen essen vnnd trincken [27] [G5a] alle tag. was sie nür wolltenn. vnnd kurtz vmb. wo auffhoret mutwill [28] des fleysches: da hatt schon auffgehorett alle vrsach zcu fastenn [wachen [29] erbeyten]. diß odder das zcu essen vnnd ist gantz keyn gepott mehr da. das [30] da bindet Widderumb soll man sich fursehen: das nit auß dißer freyheytt: [31] wachs. eyn nachlesßige faulheytt. den mutwillen des fleysches zcu todten. dann [32] der schalckhafftige Adam gar listig ist yhm selb vrlaüb zcu suchenn vnnd des [33] leybs odder heübtis vorterben.9)  fur gebenn, wie ettlich hyneyn plumpen vnnd [34] sagen es sey nit nott noch gepoten. zcu fasten odder kasteyen wollen diß vnnd [35] das essen10 on schewell. geradt. alß hetten sie sich lange zceyt mit fasten sehr [36] geübt. ßo sies doch nie vorsucht habenn. Nit weniger solln wyr vnß für [37] ergerniß hütten: bey denen die nit gnüg vorstendig:11 für groß sund achten. [38] ßo man nit auff yhre weyße12 mit yhn fastet odder ysset. hie soll man sie

 

[Seite 273]

 

[ 9 haß fehlt]

 

[1] güttlich vnterrichten. vnnd sie nit frech vorachten odder yhn zcü trotz essen [2] diß odder das ßondern̄n̄ anzceygen vrsach warümb es ßo billich geschehe. vnnd [3] sie aüch alßo mit müßen. ynn den selben vorstand fürenn, Wo sie aber [4] halstarck seynn vnnd yhn nit lassen sagenn: soll man sie lassen faren vnnd thun [5] wie wyr wissen das recht ist.

 

[6] [G 5b] Zcüm xxij Die andere vbung. die vnß vbirfellet von andern̄n̄.1) ist. [7] wenn wyr von mēschen odder teuffelln werden beleydigt. ßo vnß. gutt genōmen [8] der leyb2) kranck vnnd ehr genōmen wirtt. Vnnd alles das. vnß. zcu zcornn3) [9] haß [vngedult] vnnd vnruge mag bewegenn dann Gottis werck4  wie es ynn [10] vnß regirt. noch5)  seyner weysheyt. vnnd nit vnßer vor nǖfft. Vnnd noch6)  [11] seyner reynickeyt vnnd keüscheyt. nit 7)  unßers fleysches muttwillen̄ dann Gottis [12] werck ist. Weyßheytt vnnd reynickeytt. [vnser werck ist torheyt vnd vnreynickeyt [13] die sollen feyrenn] Alßo soll es auch ynn vnß regiren. noch seynem frid: vnnd [14] nit vnßer zcorn. vngedült vnnd vnfrid. dann frid ist auch gottis werck vngedult [15] ist vnßers fleyschis werck. das soll8)  feyrenn vnnd tod seyn̄. das alßo [16] allenthalben. wyr feyren. eyn geystlichen feyrtag. vnßer werck mussig gehn [17] vnnd Gott ynn vnß wircken lassenn.9)  Drumb. solche vnßere werck. vnnd [18] den Adam zcu todten̄n̄ Schickt vnß gott vber den halß. vill anstoß die vnß [19] zcu zcorn bewegen. vill leyden. die zcu vngedult reytzenn zcu letzt aüch den [20] todt vnnd schmach der10)  wellt. damit er nichts anderß sucht. dann das er [21] zcorn. vngedullt vnnd vnfrid aüßtreyb: uvnnd zcu seynem werck das ist zcum [22] frid. ynn vnß, kūme. Alßo spricht Isaias 28. Er nympt sich eynß frembden [23] wercks an. auff das er zcu seynem eygen werck kūme. Was ist das? Er [24] schickt leyden vnnd vnfrid zcü auff das er lere vnß gedult vnnd [G 6a] frid [25] haben. Er heysset sterben. auff das er lebendig mache Szo lange biß der [26] mensch durch vbet. ßo fridsam vnnd still11)  werde. das er nit bewegt werd. [27] es gehe yhm woll odder vbel. er sterb odder lebe.. er werd geehret odder [28] geschendet: Da wonet dann gott selb alleynn da seyn nȳmer mēschen werck. das [29] heysßet dann denn feyrtag recht gehallten vnnd geheyliget: da furet der mensch [30] sich selb nit: da lustet yhm selb nit. da betrubt yhn12)  nichts. Szondernn [31] Gott furet yhn selber.13)  eytell gottliche lust. freud vnnd frid ist da mit allen [32] andernn wercken vnnd tügendenn

 

[33] Zcum .xxiij Diße werck achtet er ßo groß. das er den feyrtag nit [34] alleyn gepeütt zcuhallten. ßondernn auch heyligen odder heylig achten, damit [35] er anzceygt das nit kostlicher dingk sey: dann leyden sterben vnnd allerley [36] vngluck. dann sie seyn. heyligthüm. vnnd heyligen den menschen von seynen [37] wercken zcu Gottis wercken gleych wie eyn kirch wirtt. von naturlichen̄ wercken.

 

[Seite 274]

 

[ 20 erhaben 21 darinne 36 trachten 37 fleisch zu zwingen]

 

[1] zcu Gottis diensten̄n̄ geweyet. Drumb soll er sie auch erkennen fur heyligthum. [2] fro werden vnnd Gott dancken ßo ßie yhm kūmen̄n̄. dann wen sie kūmen ßo [3] machen sie yhn heylig. das er diß gepott erfullet. vnnd selick wirtt. erloßen [4] von seynen sündlichen werckenn Alßo spricht Daüid. der tod seyner heyligen [5] ist [eyn] kostlich dingk fur seynen aügenn. Vnnd aüff das er vnß [G 6b] [6] da zcu sterckt. hatt er vnß nit alleyn solch feyr gepottenn den̄n̄ die natur [7] stirbt vnnd leydet gar vngernn. vnnd ist eyn bitter feyrtag. yhrer werck mussig [8] vnnd tod seynn Szondern̄n̄ hott vnß ynn der schrifft mit manichfeltigen [9] wortten getrostett. vnnd lassen sagen p̄s̄. 90. Ich bynn bey yhm. ynn [allem] [10] seynem leyden. vnnd will yhm eraüsß hellffen Item p̄s̄. 33. der herr ist nahe [11] allen den leydenden vnnd wirtt yhn helffen. Daran nit gnug. hatt er [12] eyn krefftig: starck exempell darzcu geben. seynenn eynigen lieben sün Jhm̄ [13] Chrm̄ vnßernn herrn̄n̄. der hatt am sabbath den gantzen feyrtag gelegen. ledig [14] aller seyner werck. vnnd der erst. dißes gepott erfullet. wie wol an nodt. für [15] yhn selbs. alleyn vnß zcutrost. das wyr auch. ynn. allem leyden [vnnd] [16] sterbenn still1)  sollen seyn vnnd frid habenn. angesehen. das wie Chr̄9 noch2)  [17] seyner ruge vnnd feyer. aufferweckt. nün fortmehr. alleyn ynn Gott.. Vnnd [18] Gott. ynn yhm lebt Alßo wyr auch. durch todtüng vnßers Adam. wilchs volkomlich [19] nit geschicht. dann dürch der natür todt. vnnd begrabenn: werdenn [20] wir3)  erhabt. ynn gott das Gott ynn vnß leb vnnd wirck ewiglich. Sih das [21] seyn die drey stuck des menschen. die vornǖfft. die lüst. die vnlust. darynnen [22] alle seyne werck gahn. die müsßen alßo durch diße drey vbüng. Gottis [23] regirung vnßer eygen casteyüng: andere beleydigung. erwurgt werdenn. Vnnd [24] alßo geystlich. Gotte feyernn. yhm zcü seynen wercken eynreümen

 

[25] [H 1a] Zcū .xxiiij. Solche werck aber vnnd leyden sollen ym glawben [26] vnnd gutter zcuuorsicht gottlicher huld geschehen. Auff das, wie gesagt ist, alle [27] werck ym ersten gepott vnnd glawben bleyben vnnd der glawb. sich ynn den [28] selben vbe vnnd sterck, vmb wilchs willen4)  alle ander5)  gepotte vnnd6)  werck. [29] gesetzt seyn drumb sih. wie7)  eyn hübscher [guldener] rinck8)  auß dißen dreyen [30] gepotten vnnd yhren wercken sich selber macht. vnnd wie auß dem ersten gepott [31] vnnd glawben fleüsst das ander biß ynß dritt. vnnd das dritt widderumb [32] treybt durch das ander biß ynn das erst. . dann das erst werck. ist glawben [33] eyn gut hertz vnnd zcüuorsicht.9)  zcu Gott haben̄n̄: Aüß dem fleüsst das ander [34] gute werck gottis namen10)  preyßen seyne gnad bekennen. yhm11)  alle ehre [35] geben alleyn. darnach folgett.12)  das dritt, gottis dienst vben. mit beten. [36] p̄diget horen. tichten vnnd betrachten gottʃ wolthat: darzcü sich casteyen vnnd [37] seyn fleysch13)  zcwingen. Wann Nu der boße geyst. solchen glawben. gottis

 

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[ 11 solchen 14 andern]

 

[1] ehre. vnnd gottis dienst. gewar wirtt: ßo tobet er vnnd hebt an die vorfolgüng: [2] greyfft an leyb. gut. ehre. vnnd leben treybet auff vnß. kranckheyt: [3] armüt. schande vnnd sterben̄ das Gott alßo vorhengt vnnd vorordenet. Sich [4] da hebt sich das ander werck odder die ander feyr des dritten gepottis: da [5] durch wirt der glawb fast1)  [H 1b] hoch vorsucht. Wie das gollt ym fewr: [6] dann es ist eyn groß dinck: eyne gute zcuuorsicht zcu gott erhallten. ob er [7] schon den tod: schmach. vngesundheyt. armüt. zcüfugt. Vnnd ynn solchem [8] grawsam bild des zcorns. yhn fur den aller gutigisten Vatter hallten: Wilchs [9] müß geschehn ynn dißem werck des dritten gepottis. da2)  dringet dann das [10] leyden den glawben. das er gottis Namen muß anrüffen. vnnd loben ynn [11] solchem leydenn vnnd kumpt alßo durch das dritte gepott widderumb ynn das [12] ander Vnnd durch dasselb anruffen gottlichs namen vnnd lob. wechset. der glawb [13] vnnd kümpt ynn sich selb vnnd sterckt alßo sich selb. dürch die zcwey3)  werck des [14] dritten vnnd ander gepottis. Vnnd alßo geht er aüß ynn die werck vnnd kumpt [15] widder durch die werck zcu sich selb. gleych wie die son auff geht biß an den [16] nyder gang. vnnd kompt widder biß zcü dem auff gang. . Drumb Wirt ynn der. [17] schrifft. der tag. zcu geeyget. dem fridlichen leben ynn den wercken: die nacht [18] dem leydenden leben. ynn der widder wertickeyt. vnnd der glawb alßo ynn [19] beyden lebt vnnd wirckt auß geht vnnd eyngeht. Wie Chr̄9 Joh̄. 6. sagt [20] Zcum .xxv. Diße ordenǖg der gutten werck bitten wyr. ym Vatter [21] vnßer. das erst ist. das wyr sagen Vatter vnßer der du bist ym hymel. Wilchs [22] seyn wortt des ersten wercks des glawbens, der4)  laüts des ersten gepotts. nit [23] zcweyffellt. er hab eynen gnedigen gott [H 2a] vnnd Vatter. ym hymel. das [24] ander. deyn Name sey heylig. darynnen der glawbe. begeret. gottis namen. [25] lob vnnd ehre gepreysset werden. vnnd den selben anruffet ynn aller noddurfft. [26] wie das ander gepott laütet das dritte: Zcu kome deyn reych. darynnen wyr [27] den rechten sabbat. vnnd feyer. stille. ruge. vnßerer werck bitten. das alleyn [28] gottis werck. ynn vnß sey. vnnd alßo Gott ynn vnß. alß ynn seynem eygen [29] reych regire. Wie er sagt. Nemet War. Gottis reych ist nyrgen denn ynn [30] eüch selb. Das vierd gepett. deyn wille geschehe.5 darynnen wyr bitten. [31] das wyr die6)  siben gepott7)  der andernn̄ taffelln halten vnnd haben mugen. [32] ynn wilchen auch der glawb geübt wirt gegen dem nehsten. gleych wie er. [33] ynn disßen dreyen geübt ist. ynn wercken alleyn gegen Gott. Vnnd das seyn [34] die8)  gepett.9)  da das Worttleyn. du. deyn. deyn. deyn. ynnen stett das die [35] selben nür süchen was gott angehorett. die andernn sagen alle: Vnßer. vnß. [36] vnßernn &c.. dann wyr da pitten. vnßer gutter vnnd selickeytt.10)  Vnnd das [37] sey von der ersten taffell Mosi geschwetzt. vnnd grob vberhynn. den eynfeltigen: [38] die11)  hochsten gute werck. angezceygt. folget die Andere taffell12)

 

 

 

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[ 2 dein vor Mutter fehlt 11 gleychen fehlt 15 ertzeigt]

 

 

 

 

 

[1] [H 2b] Das erst gepott der Ander taffell Mosi.

Dǔ sollt deyn Vatter vnnd deyn Mutter ehren̄n̄

[3] Auß dißem gepott leren wyr. das nach den hohen wercken der ersten [4] drey gepott: keyn besßer werck seyn. dann gehorsam vnnd dienst aller der. die [5] vnß zcur vbirkeyt gesetzt seyn. Darumb auch vngehorsam großer [sund] ist. [6] dann todschlag. vnkeuscheyt. stelen. betriegen vnnd was daynnen mag begriffen [7] werdenn. dann der sund vnterscheydt. wilch großer sey. dan̄n̄ die Ander kunden [8] wyr nit baß erkennen. dan̄n̄ auß der ordnǖg der gepott gottʃ. Wie wol. eyn [9] iglich gepott fur sich selb aüch vnterscheyd ynn seynen werckenn hatt. dann Wer [10] weyß nit das fluchen großer ist dann zcurnen schlahen mehr dann fluchen: [11] Vatter vnnd mutter schlahen mehr dann eynen gemeynen gleychen menschen̄n̄. [12] Nü ßo leren vnß dieße. sieben gepott. wie wyr vnß gegen den menschen. ynn [13] guten wercken vbenn sollenn̄. Vnnd zcum ersten gegen vnßer vbirstenn1)

 

[14] Das erste werck. ist Wyr sollen. leyplichenn Vatter vnnd mutter ehren, [15] wilche ehre. nit darynnen stett alleyn. das man sich mit geperden ertzeyge. [16] ßondernn. das man yhn gehorsam sey.2)  yhre wortt vnnd werck. für aügen [17] habe: grosß achte vnnd draüff gebe: laß sie recht haben [was sie fur gebenn [18] stille schweygen vnnd leyden]: wie sie mit vnß handelln wo es nit widder die [19] ersten drey gepott ist. darzcü [H 3a] wo sie es bedürffenn,3)  mit speyß. kleyd [20] vnnd hauß vorsorgen̄n̄. dann er hatt nit vmbsonst gsagt. du sollt sie ehren. [21] nit sagt er. du sollt sie lieb haben. wie wol das [auch] seyn soll.:4)  Aber die [22] ehre ist hoher. dann schlechte liebe, vnnd hatt5)  mit sich. eyne fürcht. die sich beleydigenn: [23] mit lieb voreynigt: vnnd macht den mēschen. das er mehr furcht sie zcu [24] dann die straff. gleych alß wyr heyligthüm ehren6)  mit furcht. [25] vnnd doch nit flihen daüor alß fur eyner straff. ßondernn mehr hynzcu [26] dringenn: eyn solche furcht mit lieb vormisscht ist die rechte ehre. die andere [27] furcht on lieb. ist gegen die ding. die wyr vorachten odder flihen. alß man [28] den7)  hencker odder die straff furcht. da ist keyn ehre. dann es ist furcht on [29] alle lieb. ia furcht mit hasß vnnd feyndschafft. dauon ist eyn sprich wort. [30] S. Hierony. Was wyr furchten das hassen wyr auch. Mit der furcht will [31] Gott nit gefurcht. noch geehret seyn. noch die8)  eldernn̄ geehret habenn: ßondern̄n̄ [32] mit der ersten die mit liebe [vnnd] zcuuorsicht gemischt ist

 

[33] Zcum andern̄n̄, Diß werck scheynet leycht aber wenig achten seyn recht. [34] Dann wo die eltern̄n̄ recht früm seyn.9)  vnnd yhre kind nit nach fleyslicher [35] weyß lieb haben. ßondernn (wie sie sollen:) zcu gottis dienst.10)  sie mit [36] wortten vnnd wercken. ynn den ersten dreyen gepotten. weyßen vnnd regiren. [37] da wirt dem kind. on vnterlaß seyn eygen will geprochen̄n̄ [H3b] vnnd müß

 

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[ 15 gegenwertickeit 21 tugent 29 wurden]

 

[1] thun lassen leyden: das seyn natur gar gerne anderß thett. Da durch dann [2] es vrsach gewinnet. seyn eldern̄n̄ zcuuorachten: widder sie zcu mürmeln̄. odder [3] erger dingk zcu thün: da geht die lieb vnnd fürcht aüß: ßo nit gottis gnade [4] da ist. Desselben gleychen: Wo sie straffen vnnd zcüchtigenn: wie sichs gepürtt. [5] zcu weylen auch mit vnrecht: das doch nit schadett. zcur sele selickeyt.1 [6] ßo nympts die boße natür mit vnwillen an: Vber das alles seyn ettlich ßo [7] boßer artt. das sie sich schemen yhrer elternn. des armüts. vnadels: vngestallt [8] odder vnehre halben̄n̄. lassen sich diße stuck mehr bewegenn dann das hohe [9] gepott. gottis. der vbir alle dingk ist. vnnd2 yhn solche elternn. mit bedachtem [10] wolgefallen geben̄n̄ hatt sie zcu vben vnnd vorsuchen ynn3 seynem [11] gepott.

 

[12] Aber das ist noch stercker. Wan das kind widder kind hatt. da steygt [13] die lieb vnter sich: vnnd gehit sehr ab der lieb vnnd ehre gegen die eldern̄n̄. [14] Was aber von den eltern̄n̄ gepotten vnnd gesagt wirtt. soll auch vorstanden [15] seyn. von denen: ßo die elternn gestorbenn odder nit gegenwertick seyn, die [16] an yhrer statt seyn alß da seyn. gefreundt.4 gefattern. padten. [weltliche] [17] herrn̄ vnnd geystliche Vetter. dann es müß. eyn jglicher regiret vnnd vnterthan [18] werden. andern̄n̄ menschen̄n̄ derhalben Wyr sehen aber alhie. Wie viel [19] gutter Werck ynn dißem gepott geleret werden: ßo all vnßer lebenn darynnen. [20] andernn mēschen vnterworffen ist. Vnnd daher kompt es. das der gehorßam [21] ßo hoch gepreysset wirtt vnnd alle tugen vnnd gutte werck. ynn yhm beschlossen [22] werd

 

[23] [H 4a] Zcum Dritten̄n̄: Es ist noch eyn andere vnehre der elternn viel [24] ferlicher vnnd subtiler. dann diße. erste Wilch sich schmückt vnnd ansehen lessit. [25] fur eyn rechte ehre: die ist. Wenn das kind seynen willen hatt. vnnd die [26] elternn. dürch fleyschliche liebe desselben gestattenn hie. ehret sichs. hie liebt [27] sichs. vnnd ist auff alle seyten kostlich ding: gefellet Vatter vnnd mutter wol. [28] widderumb gefellt das kind wol. Diße plage. ist ßo gemeyn: das gar [29] selten. . der ehrsten5 vnehre exempel gesehen word. das macht alles. das die [30] eltern̄n̄ vorblendt. Gott ynn den ersten dreyen gepotten nit erkennen noch [31] ehren.6 der halben mugen sie auch nit sehen: Was den kindern̄n̄ gepricht: [32] vnnd wie sie die leren vnnd zcihen sollenn darumb zcihen sie die zcur weltlichen [33] ehre. lüst vnnd gutter: das sie nür den menschen wol gefallenn̄ vnnd [34] yhe hoch kǖmen, das ist den kindernn lieb.7 vnnd seyn gar gern gehorßam. [35] on alles widdersprechen̄n̄ Alßo gaht dann Gottis gepott. heymlich vnter gutem [36] scheyn. gar zcü podenn: Vnnd wirtt erfüllet das ym p̱pheten8 Isaia vnnd [37] Hieremia geschrieben stett. das die kinder. von yhren eygenen elternn9 vorzcehret [38] werdenn.10 Vnnd thun. Wie der kǔnig Manasse der seyn kindt dem

 

[Seite 278]

 

[ 4 weltlicher 17 da 26 zu erweren]

 

[1] abgott Moloch: liß opffern̄ vnnd vorbrennen̄n̄. Was ists anderß. dann seyn [2] eygen kind dem abgott opffernn vnnd vorprennen̄: Wo die eltern̄n̄ yhre kind: [3] mehr zcihen der wellt zcu lieb dan̄n̄ Gott [H 4b] lassen sie ßo hyn gahn. [4] vnnd ynn wettlicher lust. lieb freud. gutt vnnd ehre vorprant1: Gottis lieb [5] ehre vnnd ewiger gutter lust. ynn yhn. aüß gelesscht werdenn. O Wie ferlich [6] ists Vatter vnnd Mutter zcu seyn: wo nür fleysch vnnd blutt regiret: dann [7] furwar an dißem gepott ligt es gar. das die ersten drey vnnd die letzten sechs. [8] werden erkennt vnnd gehallten: dieweyl den eltern̄n̄ befolen ist. den kindernn [9] solchs zcu leren. Wie ps̄. 77. stett. Wie fast. hatt er gepotten. vnßern̄2 [10] eltern̄n̄ das sie gottis gepott. yhren kindernn bekandt machtenn. auff das yhre [11] nachkomling die selben wisßen. vnnd kind kinds kindern̄n̄ vorkündigen soltenn [12] [Das ist aüch die Vrsach. Warümb Gott. die elternn: ehren (das ist). mit [13] furcht lieben heysst. dann diße lieb ist on furcht. drumb ists mehr3 vnehre. [14] dann ehre]. Nu sich ob nit yderman güte werck gnug zcu thǔn habe: er sey [15] Vatter odder kind. Aber wyr blinden. lassen solchs anstehen. Vnnd suchen [16] daneben andere mancherley werck. die nit gepotten seyn

 

[17] Zcüm vierden̄n̄: Wo nü die elternn ßo nerrisch seyn. das sie kinder [18] welltlich zcihen: sollen die kinder yhnen ynn keynen weg gehorsam seyn: dann [19] Gott ist ynn den ersten dreyen gepotten hoher zcu achten denn die eltern̄n̄: [20] Weltlich aber zcihen heyß ich daß ßo sie leren nit mehr suchen. dann lust. [21] ehre vnnd gutt odder gewallt dißer wellt.      Zcimlichen schmück4 tragen [22] vnnd redliche narung suchen ist die nodt. vnnd nit ßünd: ßo doch. das ym [23] hertzen eyn kind alßo sich geschickt finde odder yhe sich [alßo] schicke das yhm [24] leyd sey. das diß elend leben auff erdenn nit mag wol angefangen odder gefurett [25] werden: es lauffe [H 5a] dann mit vnter:5 mehr schmück vnnd gutt. [26] dann nodt ist zcur decke des leybs6 frost zcur werdenn. vnnd narung zcu [27] haben: Vnnd müsse alßo. on seynen willen der wellt zcu willen: mit narren, [28] vnnd sulchs vbel dǔldenn. vmb eyns besßers willen.7 ergerß zcuuormeyd [29] Alßo trüg die künigen Ester. yhre konigliche krone vnnd sprach doch zcu gott. [30] du weyst das das zceychen meyns prangiß auff meynem heübt: hatt myr noch [31] nie gefallen. vnnd achte seyn. wie eyn8 boße lünten: Vnnd trag seyn nȳmer. [32] wo ich alleyn bynn. ßondernn Wen ichs thun müß. vnnd fur die leüt gehen̄. [33] Wilch hertz alßo gesynnet ist: tregt on ferlickeyt schmück: Dann es tregt vnnd [34] tregt nicht. tantzt vnnd tantzt nit: lebet wol vnnd lebt nit wol. Vnnd das [35] seyn die heymlichen seelen. vorborgene breüte Christi aber sie seyn seltzam. denn [36] es schwere ist. nit lust zcu habenn̄. ynn großem schmuck vnnd prangen: Alßo [37] trug Sanct9 Cecilia. aüß gepott yhrer eltern.10 guldene kleyder. aber ynnwendig [38] am leyb trüg sie heryn hembd.      Hie sagen ettlich. Ja wie wollt

 

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[ 24 eygen fehlt 37 glaubt sich zu vnser]

 

[1] ich meyn kind vnter die leütt bringenn. vnnd mit ehren aüß setzen? Ich müß [2] alßo prangenn. Sage myr: ob das nit wortt seyn. eynß hertzen. das an gott [3] vorzweyffellt. vnnd mehr auff seyne sorge dann auff gottis sorge trawett. ßo [4] doch Sanct Peter leret. vnnd spricht. Werffet all ewr sorge auff yhn [H 5b] [5] vnnd seyt gewisß. das er für eüch sorgett, Es ist eyn zceichen̄ das sie fur yhre [6] kind noch nie gott gedanckt. noch nie für sie recht gepeten. noch nie yhm befolen [7] habenn, sonst wurdenn sie wisßen vnnd erfaren haben. Wie sie soltenn [8] auch der kinder außsetzen. von Gott bitten. vnnd gewarten̄n̄ Drumb lesset er [9] sie auch gehen ynn yhrem eygen synn̄ mit sorgen vnnd engsten. vnnd doch nit [10] wol aüßrichten

 

[11] Zcum fünfften Alßo ists war, wie man sagt das die eltern̄n̄. ob sie [12] ßonst nichts zcü thün hetten. mogen sie an yhren eygen kindern̄n̄1 seligkeyt [13] erlangen̄n̄ an wilchen: ßo sie die zcu gottis dienst recht zcihen haben sie fürwar. [14] beyde hend voll gutter werck fur sich dann Was seyn hie die hüngrigen. [15] durstigen. nacketen gefangenen. kranckenn. frembdling: dan̄n̄ deyner eygen kinder [16] seelen: mit wilchen dyr Gott aüß deynem hauß eyn spetall macht. vnnd dich [17] yhnen zcū spetell meyster setzt. das du yhr warten sollest. sie speysen vnnd [18] trencken mit guten wortten vnnd wercken. das sie leren Gott trawen2 glawben [19] vnnd furchten. vnnd yhr hoffnūg ynn yhn setzen, seynen namen ehren nit [20] schweren noch fluchen. sich casteyen mit beten fasten wachen erbeytten. gottis [21] dienst vnnd wortts wartten. vnnd yhm feyren den sabbat. das sie zceyttlich [22] ding leren vorachten.3 vnglück sanffte tragen. vnnd den todt nit furchten. [23] diß leben nit lieb haben. Sihe wilch große lection das seyn. wie viel du [24] habst guter werck [H 6a] fur dyr. ynn deynem haüß: an deynem [eygen] kind. [25] das solcher dinge aller4 darff wie eyn hüngrig durstige bloße arme gefangne [26] krancke sehle. O wie eyn selige ehe vnnd haüß were das: wo solch elternn5 [27] ynnen weren. fürwar es were eyn rechte kirche. eynn aüßer welet Closter. ia [28] eyn paradiß, dauon sagt p̄s̄ 127 Selig6 seyn die die gott furchten. vnnd [29] wandelnn ynn seynen gepotten, Du wirst dich erneren mit der erbeytt deyner [30] hend, darumb wirstu selig seyn vnnd wirtt dyr wol gehen. deyn weyb wirtt [31] seyn. wie eyn vollfruchtparer weynstock. ynn deynem haüß. Vnnd deyn kinder [32] werden seyn wie die jüngen sprossen7 der vollen olbawm: vmb deynen tisch [33] Sehet alßo wirtt gebenedeyet seyn. wer gott furchtet. &c.8 Wo seyn solche [34] eltern̄n̄? Wo seyn die nach gutenn wercken fragen? Hie will niemand her? [35] Warumb? Es hatt gott gepotten. da zceugt Von. der teüffell. fleysch vnnd [36] blütt, Es gleysset nit. drumb gillt es nit. Da leufft der zcu S Jacob. dieße [37] gelobt sich zcu vnßer frawenn. Niemant gelobt: das9 er Gott zcu ehren [38] sich vnnd seyn kind wol regire vnnd lere. lessit die sitzen. die yhm Gott befolen

 

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[ 9 zcu fehlt 26 yhn 34 Christlichen]

 

[1] hatt. an leyb vnnd sehle zcu bewaren. vnnd will Gott an eynem [2] andern̄ ortt dienenn das yhm nicht befolhen ist. Solch vorkeret weßen werett [3] keyn bisschoff. strafft keyn p̄diger ja vmbs geytzs willen bestetigen sie es. [4] vnnd erdencken [H 6b] nür teglich mehr Walffartt heyligen erhebung. Ablaß [5] jarmarckt.1 Gott erbarm [sich vber]2 solche blindheytt

 

[6] Zcüm sechsten̄n̄ alßo widderümb. mogen die eltern̄n̄ nit leychter die hell [7] vordienen. dann an yhren eygen kindernn. ynn yhrem eygen haüß. Wo sie [8] die selben vorseümen vnnd nit leren die ding droben gesagt seyn. Was [9] hulffs: das sie sich zcu todt fasten. beten wallen vnnd alle werck theten: Gott [10] wirtt sie doch dauon nit fragenn am tod vnnd jüngsten tag. ßondern̄n̄ wirtt [11] foddern̄n̄ die kind: die er yhn befolhen hatt, das zceygt an das Wortt Christi [12] luce 23. yr tochter von Jerusalem weynet nit vber mich ßondern̄n̄ vbir euch [13] vnnd ewre kinder.3 Es werden kūmen die tag. das sie werdenn sagen. [14] Selig seynn die leybe die nit. geporn̄n̄ habenn. vnnd brüste die nit geseugt [15] habenn: Warumb werden ßie ßo klagenn dann das alle yhr vordampniß. von [16] yhren eygenen kindern̄n̄ kompt. wilch ßo ßie nit hetten gehabt. weren ßie villeicht [17] selig wordenn. furwar diße wortt solten billich den eltern̄n̄ die augen [18] auffthün. das ßie yhre kinder nach der selhen geystlich ansehen: auff das die [19] arme kinder durch yhre falsch fleysschlich liebe nit betrogen wurdenn: alß [20] hetten sie yhre eltern̄n̄ wol geehret. die weyll sie nit mit yhn zcurnen̄ odder [21] gehorßam seyn. ynn weltlichen prangen. darynnen yhr eygen will gesterckt [22] wirtt. ßo doch das gepott die eltern darumb in ehre setzt. das der kinder eygenwill [23] sol geprochenn. vnnd sie demutig vnnd sanfftmütig werdenn

 

[24] [I 1a] Wie nü gesagt ist. ynn den andern̄n̄ gepotten. das sie sollenn4 ym [25] heübt werck gehen. Alßo auch hie. soll niemant achten das seyne zcucht vnnd [26] lare ynn den kindernn. an yhm selbs gnugsam sey: Es sey dann das es geschehe. [27] ynn zcuuorsicht5 Gottlicher huld. das der mensch nit dran zcweyffell er6 [28] gefalle Gott woll ynn den werckenn. Vnnd laß yhm solche werck nit anderß [29] seyn. den̄n̄ eyn vormanūg vnnd vbung seynes glawbens. ynn gott zcu trawen [30] vnnd gutis zcu yhm vnnd gnedigen willen. vorsehen. on wilchen glawben keyn [31] werck. lebt. gutt7  angenehm ist. dann vill heydenn haben yhre kinder hübsch [32] ertzogen. aber ist alles vorlorenn. vmb des vnglawbens willen̄n̄

 

[33] Zcüm Sibendenn. Das ander werck. dißes gepottis Ist. Ehren vnnd [34] gehorßam seynn der geystlichenn Mutter der heyligen Christenlichen kirchenn [35] der geystlichen gewallt Was sie gepeütt. vorpeütt. setzt. ordentt. bannet. loßett. [36] das wyr vnß darnach richten. vnnd wie wyr leybliche eltern̄ ehren. furchten [37] vnnd lieben: ßo auch geystliche vbirkeytt8 lasßen sie recht habenn. ynn allen. [38] dingen die nit widder die ersten drey gepott seyn̄. Nü gaht es ynn dißem9

 

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[ 2 die fehlt 10 ist vor nit fehlt]

 

[1] werck fast erger zcu. dann ynn dem ersten̄n̄ die geystlich vbirkeytt. sollt die [2] sünd mit bannen vnnd gesetzen straffenn. vnnd die yhre geystliche kinder treyben [3] frum zcu seyn: auff das sie vrsach hetten diß werck zcu [I 1b] thun vnnd [4] sich vben. ynn gehorßam vnnd ehre gegen1 sie Szo siht man itzt keynen [5] vleyss. stellen sich gegen yhr vnterthan. wie die mütter. die von yhren kindern̄n̄ [6] lauffen nach yhren Bulen. Wie Oseas .2. sagt. p̄digen nit leren nit. Weren [7] nit. straffen nit. Vnnd ist doch gar keyn geystlich regiment mehr. ynn der [8] Christenheyt. Was kann ich dann von dissem werck sagen̄. Es seyn noch eyn [9] wenig fast tag vnnd feyrtag vberblieben. die wol besßer wer abgethan. das [10] achtet [aber] niemand: Vnnd ist nit mehr das do ganghafftig ist. dann der [11] bann vmb schuld willen getrieben der aüch nit seyn sollt. Es sollt aber geystlich [12] gewallt darob seyn. das der ehebrüch. vnkeüscheyt wücher: fressen [weltlich [13] prāgen vbrigem schmück], vnnd dergleychen offentlichen sunde vnnd schand. [14] auff strengist gestrafft wurden vnnd gepessertt2 darzcü. die stifft kloster.3 [15] pfarren. schülen.4 ordenlich bestellenn vnnd darynnen Gottis dienst. mit ernst [16] erhallten̄. junge leütt knaben vnnd meydlin. ynn schulen vnnd klosternn. mit [17] gelereten [frümmen] Menner vorßorgen̄n̄. das sie alle wol auffgezcogen wurdenn. [18] vnnd alßo die allten gutt exempel geben̄n̄ vnnd die Christenheytt. mit [19] feynem jungen volck erffullet vnnd gezcieret wurd. Alßo lerett Sanct Pauel [20] Seynen junger Titüm. das er alle stennd jung vnnd allt. man vnnd weyb [21] recht vnterweyßen vnnd regieren sollt. Aber nu gaht wer do will: Wer [22] sich selb regirtt vnnd leret. der hatt.5 ja leyder da hynn kūmen. das die stett. [23] darynnen man guttis [I 2a] leren sollt, bubenschulen̄ worden̄n̄ seyn. Vnnd [24] der [wilden] jugent ßo gar niemant achtet

 

[25] Zcüm achten. Wenn diße ordenūg giengen ßo künd man sagen. wie die6 [26] ehr vnnd gehorßam sollt geschehen. Nü gaht es aber. . Wie mit den leyplichenn7 [27] eltern̄n̄ die yhrenn kindern̄n̄ den willen lassenn die geystliche vbirkeytt [28] vorhengt itzt: dispensirt. nympt gellt. vnnd lessit nach mehr dann sie vormag [29] nach zculassen. Ich will hie schweygen: mehr zcu sagen.8 wyr sehen seyn [30] mehr. dan̄n̄ es gütt ist:9 der geytz am regiment sitzt. Vnnd eben das sie [31] weren sollt das leret sie.10 vnnd fur aügen ist. Wie geystlicher stand ynn [32] allen dingen. welltlicher ist. dann der welltlich [selbs.]11 Darüber muß die [33] Christenheyt vorterbenn vnnd ditz gepott vntergehen. Wo eyn solcher [34] bisschoff were. der alle solche stend. . mit vleyß vorsorgen sollt. drauff sehen [35] visitirnn vnnd drob hallten. wie er schüldig ist. furwar es wurd yhm eyne [36] statt zcüüill werden̄n̄: dann auch zcur zceyt der Apostolen̄n̄. da die Christenheyt [37] am besten stünd. eyn igliche statt. eynen bisschoff hett. da doch die statt. [38] das weniger teyll Christen war. . Wie mag es wol gahn. Wenn eyn bischoff.

 

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[ 3 gar fehlt 27 was nur]

 

[1] ßo vill. der ßo vill. der die gantz wellt. der die helfft haben will? Es ist [2] zceytt das wyr Gott bitten vmb gnad. Geystlicher vbirkeytt haben wir vill. [3] aber geystlicher regirüng nichts odder gar wenig. In deß mag wer do kann [4] helffen. das stifft. kloster. pfarrenn. vnnd schulenn wol bestellet [I 2b] vnnd [5] regirtt werden̄n̄.1 Vnnd were auch der2 geystlichen vbirkeyt werck eynß. das [6] sie stifft. kloster. schulenn weniger machten. wo man sie nit. vorsorgen mocht: [7] Vill besser ist es. keyn kloster odder stifft. dann boße regiment darynnen. [da] [8] gott nǔr mehr mit ertzurnett wirtt

 

[9] Zcüm Neündenn. dieweyll dann die vbirkeytt yhr werck ßo gar lessit3 [10] fallen vnnd vorkeret ist. ßo müß gewißlich folgenn: das sie yhrer gewallt miß [11] prauche. Vnnd fremb boße werck furnehme: gleych wie die eltern̄n̄. ßo sie [12] ettwas gepieten das widder Gott ist da müssen wyr weysße seyn: dann der [13] Apostell hatt gesagt. das die selben zceytt ferlich seyn werdenn. ynn wilchen [14] solche vbirkeytt regiren wirtt. dann es hatt eynen scheyn. man widderstreb. [15] yhrer. gewallt. Wenn man nit thutt odder werett alles Was sie furgeben̄n̄, [16] Szo müssen wyr nü4 die drey ersten gepott Vnnd die rechte taffell fur die [17] hand nehmen. des sicher seyn das keyn mensch. widder bisschoff. bapst. noch [18] engell mag ettwas gepieten odder setzenn̄: das dißen dreyenn gepotten mit [19] yhren wercken entgegen.5 hynderlich odder nit fürderlich sey, vnnd ob sie solchs [20] fur nehmen ßo hellt es vnnd gillt nichts: ßo ßundigen wyr auch dran wo [21] wyr folgen vnnd gehorßam seyn odder dasselb leyden̄n̄ darauß ist leycht zcuuorstehen: [22] Wie die gepotten fasten: nit begreyffen die krancken [die] schwanger [23] weyber odder die ßoft nit fasten mugen on schaden̄n̄: Vnnd das wyr hoher [24] [I 3a] faren̄n̄. die weyll. aüß Rom. zcu vnßern̄n̄ zceyten nichts anderß kompt. [25] dan̄n̄ eyn Jarmarckt geystlicher gutter. die man offentlich vnnd vnuorschampt [26] kaufft vnnd vorkaüfft. ablaß. pfarren.. kloster. bistüm. probstey [pfrund] [27] vnnd alles war nü yhe gestifft ist. [zcu gottis dienst] weyt vnnd breytt, da [28] dürch nit alleyn alles [gellt vnnd] gütt der wellt gen Rom zcogen vnnd [29] trieben wirtt. wilchs der geringst schaden were. ßondern̄n̄. die. pfarrn̄. bistum. [30] p̄latürnn. zcurissen. vorlasßen vorwüst. vnnd alßo das volck vorseumet wirtt6 [31] gottis wortt. gottis namen vnnd ehre vnter gaht der glawb vorstorett wirtt. . [32] das zcu letzt. solche stiffte vnnd ampt. nit alleyn vngelereten vnnd vntuchtigen̄n̄ [33] ßondern̄n̄ das mehrer teyll. den [Romischen großten] heübt büffen ßo ynn der [34] wellt seyn. zcu teyll werdenn.7 alßo was zcu gottʃ dienst.8 dem volck zcü [35] p̄digenn regiren. vnnd besßern̄n̄. gestifft ist. .9 müß itzt. den stall buffen.10 [36] maülltreybern̄n̄: Ja. das ichs nit grober sag. Romischen hürnn vnnd büffen [37] dienen. dennoch nit mehr danck daüon haben: dann das sie vnßer alß der [38] narrenn. darzcu spotten

 

 

 

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[ 31 eyn fehlt]

 

 

[1] Zcüm Zcehendenn. ßo dann solch vntregliche vnfüge alle geschehen. vnter [2] dem namen gottʃ vnnd Sanct Peters. gerad alß were gottʃ Namen vnnd die [3] geystliche gewallt eyngesetzt. gottʃ ehre zcu lesteren̄n̄1 die Christenheytt. an leyb [4] vnnd seelen zcuuorterben̄n̄ seyn wyr furwar schüldig. ßo vill wyr mügen̄n̄ [5] [I 3b] füglich widderzcüstehen. Vnnd müsßen hie thun. gleych wie die frümen [6] kinder: denen yhr eltern̄n̄ doll odder wan synnig seyn wordenn,2 Vnnd zcum [7] ersten sehen Wo das recht her kompt. das was zcu gottʃ dienst ist ynn [8] vnßernn landenn gestifft. odder fur vnßer kinder zcuuorsorgenn geordentt.. [9] das man das zcu Rom soll dienen lassen. vnnd hie. da es seyn soll nochlasßen [10] Wie seyn wyr ßo vnsynnigk? . Die weyll dann bischoff vnnd geystlich [11] p̄laten. hie still stehen. nit weren. odder sich furchten. vnnd lassen alßo die [12] Christenheytt vorterben. sollen wyr. zcüm ersten Gott demütiglich vmb hulff [13] anruffen. dem ding zcu weren̄ darnach. . mit der hand darzcu thün: den kortisanen [14] vnnd Romischen brieff treger. die straß nyder legen̄n̄ yhn mit vornūfftiger [15] senffter weyße enpieten. Wollen sie die pfrund redlich vorsorgenn: [16] das sie sich drauff setzen. mit p̄digen odder gütten exempell das volck besßern̄n̄. [17] Wo das nit. vnnd sie.3 zcu Rom4 odder anderßwo sitzen. die kirchen vorwüßten [18] vnnd schwechenn. das man sie5 lasß. den bapst zcu Rom speyßen. [19] dem sie dienen̄n̄: Es fugt sich nit. das wyr dem bapst seyne knecht. seyn volck [20] ja seyne buffen vnnd hurn̄n̄ nerenn. mit vorterbenn vnnd schaden̄n̄ vnßer [21] seelenn: Sihe das weren die rechten Turckenn. die die [kunig] fursten vnnd [22] der adell sollt am ersten angreyffenn. nit darynnen gesucht. eygen nutz ßondern̄n̄ [23] alleyn besßerung6 der Christenheytt [I 4a] vnnd hynderüng. der [24] lesterung vnnd schmach gottlichs namenß: Vnnd alßo mit der [selben] geystlicheyt [25] vmbgahn alß mit7 dem Vatter. der seyne synn vnnd witz vorloren [26] hett. wilchen ßo man nit (doch mit demüt vnnd allen ehren.) gefangen nehme [27] vnnd werett.. mocht er kind. erb. vnnd yderman vorterben Alßo sollen wyr [28] Romischen gewallt. ynn ehren habenn alß vnßern̄n̄ vbirsten Vatter. Vnnd [29] doch die weyll sie doll vnnd vnsynnig worden seynn: yhn yhrs furnehmenß [30] nicht gestatenn. das nit dadürch die Christenheytt vorterbett werde

 

[31] Zcüm Eylfften Es meynen ettlich man soll das auff eyn gemeyn Conciliū8 [32] stellen: da sag ich neyn zcu: dann wyr haben vill Concilia gehabt da [33] solchs ist furgewand. nehmlich9 zcu Costnitze. Baßele vnnd das letzt Romisch. [34] Es ist aber nichts auß gericht vnnd ymmer erger worden̄n̄. Aüch seyn solche [35] Concilia nichts nütz. Die weyll. die Romische10 weyßheytt. den fündt erdacht [36] hatt. das zcuuor die kunig vnnd fursten sich müssen voreyden. ßie zcu lassen [37] bleyben vnnd habenn. wie sie seyn vnnd waß sie haben̄n̄. Vnnd alßo eynen [38] rigell furgesteckt aller reformation sich zcuerweren̄n̄. aller buberey schütz vnnd

 

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[ 2 foddert 34 zutrug]

 

[1] freyheytt zcüerhallten̄.1 Wie woll dasselb eydt widder gott. vnnd rechtt [I 4b] [2] gefoddertt. erzcwüngen vnnd gethan wirtt. Vnnd dem heyligen geyst. der die [3] Concilia regiren soll. eben da mit die thür zcugesperret wirtt: Szondern̄n̄ [4] das were das best. vnnd auch das eynige vbirbliebend mittell. ßo kunig fursten. [5] Adell. stett: vnnd gemeyn selb anfiengenn. der sach eyn eynbrüch mechten: [6] auff das die bischoff vnnd geystlichenn (die sich itzt furchten) vrsach hetten zcu [7] folgen̄n̄. Dann hie soll vnnd muß man nit ansehen anderß. dann gottis [8] erste drey gepott. widder wilche. noch Rom. noch hymell noch erdenn ettwas [9] gepieten odder weren kündenn. Vnnd ligt nichts an dem bann odder drewen. [10] damit sie meynen solchs zcur werenn, ebenn alß nichts dran ligt. ob eyn [11] doller Vatter seynem ßün fasst drewet ßo er yhm werett odder fehett

 

[12] Zcum Zcwelfften̄n̄. Das dritte werck. dißes gepottis. ist der weltlichen [13] vbirkeytt gehorßam seynn:2 Wie Paülüs Ro. 13. Vnnd Tit. 1. lerett. Vnnd [14] Sanct Petr9. . 1. Pe. 3. Seyd vnterthenig dem künig alls dem vbirsten. vnnd [15] den fürsten alß seynen gesandten. vnnd allenn ordenūgen. weltlicher gewallt3 [16] der weltlichenn gewallt aber werck ist: schützen die vnterthanen: dieberey. [17] reüberey. ehebrecherey. straffen Wie Sanct Paul9. 13. Sie tregt nit vmb [18] sonst das schwert Sie4 dienet Gott darynnen. den boßenn zcur furcht denn [19] frūmen zcu gütt. Hie ßundigt mann [I 5a]5 zcweyer weyß: zcüm erstenn [20] wenn man yhn leügt betreügt vnnd vntrew ist: nit folgett vnnd thutt wie [21] ßie befolhen vnnd gepotten hatt. Es sey mit leyb6 odder gütt. Dan̄n̄ ob [22] sie gleych vnrecht thün wie der kunig von Babylonien̄.7 dem volck Israel. [23] dennocht will Gott. yhn gehorsam gehallten habenn. on alle list vnnd gefahr..

 

[24] Zcum andernn ßo man vbell von yhn redett. sie vormaledeyett. vnnd [25] wo8 man sich nit rechen kann. mit mürmelln vnnd boßen worttenn offentlich [26] odder heymlich sie schildt Inn dißem allen sollenn wyr das ansehen das [27] vnß sanct Peter heyßt ansehen. Nemlich. das yhre gewallt sie thu recht odder [28] vnrecht: mag sie der9 selen nit schadenn. ßondern̄n̄ alleyn dem leyb vnnd [29] gutt.10 Es were dann das sie offentlich dringen wollt widder Gott odder [30] menschen vnrecht zcu thün: wie vorzceytenn11 do sie noch nit Christen ware. [31] vnnd der Turck noch thutt. alß man sagt. dan̄n̄ vnrecht leydenn vorterbt [32] niemand an der12 selen. Ja es bessertt die selen13 ob es woll ab nympt [33] dem leyb vnnd gutt Aber vnrecht thün. das vorterbett die sele. ob es gleych [34] aller wellt gütt zcutrüge

 

[35] Zcum Dreytzehendenn. Das ist14 auch die vrsach Warumb nit ßo groß [36] ferlickeytt ist: ynn der welltlichen gewallt alß ynn der geystlichenn. wen sie [37] vnrecht thün [I 5b] dann weltliche gewallt mag nit schadenn. die weyll sie

 

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[ 32 grosten 35 Die erst geringste]

 

[1] nichts mit dem p̄digen vnnd glawben vnnd den ersten dreyen gepotten zcu [2] schaffen hatt.1 Aber die geystliche gewallt. schadet nit alleyn wenn sie vnrecht [3] thütt. ßondern̄n̄ auch wenn sie lessit ansteen yhr ampt vnnd ettwas [4] anderß thutt. ob dasselb [auch] gleych besser were. dann die aller besten werck [5] der welltlichen gewallt:2 Darumb müß man sich widder die selben strawenn. [6] wen sie nit recht thütt vnnd nit widder die welltliche ob sie gleych unrecht [7] thutt dann das [arm] Volck. wie es sihet vnnd horett. von der geystlichen [8] gewallt. ßo glewbt vnnd thutt es. Siht vnnd horett es nichts. ßo glawbt [9] vnnd thutt es auch nichts. die weyll die selb gewallt. vmb keynß anderß willen [10] ist eyngesetzt. denn das Volck3 ym glawben zcu gotte furenn Wilchs [11] alles nicht ist ynn der welltlichenn gewallt dann ßie thü [vnnd laß.] wie sie [12] will. ßo gaht meyn glawb zcu Gott. seyne straß vnnd wirckt für sich. die [13] weyll ich nit müß glawben. wie ßie glawbt Drumb ist auch welltlich gewallt [14] gar eyn gering dingk fur gott. Vnnd vill zcu gering von yhm geacht. das [15] man vmb yhrer willen [sie thu recht oder vnrecht]. sollt sich sperren. vngehorßam [16] vnnd vneynig werdenn: Widderumb die geystliche gewallt gar eyn groß. [17] vbirschwenglich gutt ist. vnnd vill zcü kostlich4 von yhm geacht. das der aller [18] geringste Christen mensch sollt leydenn vnnd schweygenn. wo sie [eyn] harbreytt [19] [I 6a] von yhrem eygen ampt tritt. Schweyg dann wenn sie gantz [20] widder5 yhr amptt gaht. wie itzt wyr alle tage sehen̄n̄

 

[21] Zcüm vierzcehendenn̄ In dießer gewallt ist aüch mangerley mißpraüch. [22] Zcum erstenn̄. wo sie den schmeychlern̄n̄ folgt: wilchs eyn gemeyne6 vnnd [23] ßonderliche. schedliche plage ist. dißer gewallt wilcher. sich niemand kan gnugsam [24] weren vnnd fürsehen̄n̄, da wirt sie mit der naßen gefürett. vnnd gaht [25] vbirß arm volck.: wirtt eyn regiment. wie eyn heyd sagt: das die spynweb [26] fahen wol die kleynen fliegen. aber die molsteyn faren durch hynn** alßo die [27] gsetz. ordenǖg vnnd regiment. der selben hirschafft. hallten die geringen.7 die [28] grosßen seyn frey: Vnnd wo der herr nit selb ßo vornünfftig ist. das er [29] seyner leutt rad nit darff. odder yhe ßo üill gillt, das sie sich fur yhm [30] furchten. da wirtt vnnd müß: es wolt dann Gott eyn ßonder zceychen thün) [31] eyn kindisch regiment seyn: Darumb hatt Gott vnter andern̄n̄ plagen. boß [32] vntuchtig regentenn die großte geacht. damit er drewett Isa. 3. Ich. will. von [33] yhn nemen allen tapffernn man vnnd will yhn gebenn kinder vnnd kindische8 [34] herren̄n̄ Vier plagen hatt Gott ynn der schrifft genennett [Eczech. 14] [I 6b] [35] die9 geringste: die auch Dauid erwelet ist die pestilentz die ander. ist die10 [36] theüre. zceytt. die dritte ist der krieg die Vierde. ist allerley boße bestien.11 [37] alß lewen. wolff schlangen. trachen das seyn boß regentenn. dann wo die

 

[Seite 286]

 

[ 12 behalten 15 tregliche 36 sonderliche]

 

[1] seynd. hatt das land vorterbüng. nit alleyn an leyb vnnd gütt. wie ynn den [2] andernn̄. ßondern̄n̄ auch an der ehre zcucht. tugent vnnd der selen selickeytt. [3] dann pestilentz. vnnd theüre zceytt macht früm vnnd reyche leütt. aber krieg1 [4] vnnd boße hirschafft macht zcu nicht alls was zceyttlich vnnd ewig gutt [5] betrifft

 

[6] Zcum funffzcehenden̄n̄. Es müß eyn herr auch fast klug seyn. das er [7] nit allzceyt mit dem kopff hyn durch zcubrechen. fur nehm. ob er gleych kostlich [8] gute recht vnnd die aller beste sache habe. dann es ist vill edler tugent: [9] schadenn duldenn2 am recht. dann am gütt odder leyb. wo das den vnterthanen [10] nutzlich ist seyntemall weltlich recht.. nǔr3 an zceytlichen guttern̄n̄ [11] hangenn. Drümb ists gar eyn4 nerrische rede, Ich hab recht daran. drumb [12] will ichs mit dem stürm holen vnnd behallt. ob gleych alle vngluck der andern̄n̄ [13] sollt draüß entspringenn. Szo leßen wyr von dem keyßer Octaüian das er [14] nit wollt kriegen. wie gerecht er were. es were dann da gewisße anzceygung [15] besßers nützs dann schadens [odder vntregliche schadenn] vnnd sprach. kriegen [16] ist eyn dingk. gleych alß ymand mit eynem gulden netze fisschett. da er nymer [17] ßo vill fehet. alls er [zcuuorlirenn] wagett* [K 1a] Dann wer eynen Wagen [18] fürett.5 der müß viel anderß wandelln. denn ßo er fur sich selb [alleyn] [19] gieng. hie mag er gehn. springen vnnd machen wie er will. aber wen er [20] furett: müß er sich lencken vnnd schickenn darnach ym der wag vnnd pferd [21] folgen kann: mehr darauff dann auff seynen willen acht habenn. alßo auch. [22] eyn herr der furett eynen haüffenn mit sich der müß nit wie er will. ßondern̄n̄. [23] wie der hauffe [vor]mag. wandelln vnnd handelln̄ mehr. yhre nottdurfft [24] vnnd nütz dan̄n̄ seynen willen vnnd lust an sehenn dann wo eyn herr. nach [25] seynem tollen kopff regiret vnnd seynem guttduncken folget, der ist gleych. wie [26] eyn toller fur man: der mit pferd vnnd wagen stracks zcu rennet. durch pusch. [27] hecken. graben. wasßer. berg vnnd tall. vnangesehen wege. [vnnd] brückenn. [28] der wirtt nit lange farenn. es wirtt6 zcu trūmern̄n̄ gahenn̄. Darumb [29] were das aller nützlichst den hirschafften das sie [von jügent aüff] leßen odder [30] yhn leßen ließen die historien7 [bey]der heyligen vnnd heydnischenn bucher. [31] darynnen sie mehr exempell vnnd kunst fundenn zcu regierenn dann ynn allen [32] rechts puchern̄n̄. Wie man lißt das die kunige von Persen land gethan haben. [33] Ester. 6. dann exempell vnnd historien geben vnnd leren alzceyt mehr dann [34] die gesetz vnnd recht. dortt leret die [gewisß] erfarung hie leren. die vnerfarene [35] vngewisße wortt

 

[36] Zcum sechtzcehenden̄n̄ Drey ßonderlicher nottige werck hett zcu vnßern̄n̄ [37] zceyttenn zcu thun alle hirschafft [K 1b] fur nehmlich ynn dißen landen̄n̄.

 

[Seite 287]

 

[ 7 selbst 14 wurd, were es leidlicher, aber 26 werden, die das 29 mal auch ein]

 

[1] Zcüm ersten. [abethün] das grawsam weßen fressens vnnd saüffens. nit alleyn [2] des vberflüßs. ßondern̄n̄ auch der kostparlickeyt halben̄n̄ dann durch würtz. [3] specerey vnnd des gleychen. on wilche wol gelebt würde: nit eyn kleyner abgang [4] zceytlicher gütter ynn die land kūmen ist vnnd teglich kümpt.       Solche [5] beyde große schadenn furzcukūmen hette furwar die welltlich gewallt gnüg zcuschaffenn [6] die gar fast tieff vnnd weytt eyngerissenn seynn Vnnd wie kunden̄n̄ [7] die gewelltigen Gott eynen besßern̄n̄ dienst thün vnnd yhn sebst yhr land [8] besßern̄n̄ Zcüm andern̄n̄ [weren]. die vbirschwengliche kost. der kleydüng. damit [9] soüill gutt vmbracht. vnnd doch nǔr der wellt vnnd dem fleysch. gedienet [10] wirtt. das1 erschrecklich ist zcu denckenn: solch mißprauch bey dem Volck erfunden [11] werden̄n̄: das2 dem geCreutzigten3 Christo geschworn̄n̄ getaufft vnnd4 [12] zcugeeygenet ist. das seyn Creutz mit yhm tragen5 vnnd zcüm andern̄n̄ leben [13] teglich durch sterben sich bereyten soll. Wenn es dürch eyn vnweysßheytt bey [14] ettlichen6 vorsehen würd. aber das ßo frey vngestrafft vnuorschampt vnnd [15] vnüorhindertt getrieben wirtt. ia lob vnnd rüm drynnen gesucht wirtt. das [16] ist yhe eyn vnchristliches weßenn       Zcüm drittenn. vortreybenn. den wüchersuchtigenn [17] zcinßkauff [K 2a] der ynn aller wellt: alle land: leüd vnnd stett. [18] vorterbett. Vorzceret vnnd vorstorett. durch seyn schalckhafftigen scheyn. damit [19] er macht. das er nit wucher sey ßo er doch warhafftig damit erger dann [20] wucher ist7 drumb das man sich nit. wie fur dem offentlichen wucher fur [21] sicht       Sih das seyn drey Jüden. (Wie man sagt.) die. die gantzen wellt [22] aüßsaügen. hie sollten herrn̄ nit schlaffen noch fawl seyn: wollten sie Gott [23] eyn güte rechenschafft geben. von yhrem ampt.

 

[24] Zcum siebenzcehendenn. weren hie8 auch9 zcu zceygen. die buberey. [25] wilche durch10 officiel vnnd andere11 bisschoffliche vnnd geystliche amptleüt [26] getrieben werdenn: das arm volck. mit großer beschwerüng. bannen: laden. [27] iagen. vnnd treybenn die weyl eyn pfennig da ist. Solchs sollt man mit dem [28] welltlichen schwertt weren. die weyl da keyn ander hulff noch mittell ist12

 

[29] O wollt Gott von hymell. das eyn mall. eyn solch regiment wurd angefangen. [30] die gemeynen frawen heüßer ab zcüthün: gleych wie ynn dem volck [31] Israel war. Es ist yhe eyn vnchristliches bild. eyn offentlich ßünd haüß [32] zcuhallten [bey den Christen] das vorzceyten gar vngehorett was Es sollt13 [33] eyn ordnǖg seyn. das man knabenn vnnd meydlin zceytlich zcu sāmen gebe vnnd [34] solcher vntugen furkeme. Nach solcher ordnǖg vnnd weyße. soltenn beyde geystlich [35] vnnd welltlich [K 2b] gewalt trachtenn. Ists bey den Jüden müglich [36] geweßen warumb sollt es nit bey den Christen [auch] muglich seyn? Ja ßo [37] es ynn dorffen14 merckten vnnd ettlich steten müglich ist.15 wie für augen

 

[Seite 288]

 

[ 16 solt 18/19 widderstrebenn. Auch darumb, dan damit 20 namenn, das die heydenn nit mugenn vber vns klagenn, vnnd sich ergernn. Auch 26 diß] das]

 

[1] ist. Warumb sollt es nit vbirall muglich seynn. Es macht aber das keyn [2] regiment ynn der wellt ist.1 Niemant will erbeytten: darümb müssen die [3] hand wercks leütt. yhre knecht feyren. die seyn dan frey vnnd mag niemant [4] zcemen: Wo aber eyn ordnūg were. das sie müsten ym gehorßam gehn. vnnd [5] sie2 niemant aüffnehm ann andern̄n̄ ortten: hett man dißem vbell. eyn [6] groß loch gestopfft.       helff Gott: ich sorg das hie der wünsch am großten [7] sey. hoffnūg ist geringe. doch seyn wyr damit nit enschuldigt Nü sihe das [8] seyn wenig werck der vbirkeyt angezceygt. aber doch ßo gutt vnnd ßo üill. [9] das sie vber flussig3 gutte werck vnnd Gott zcu dienen hatt alle stünd.

 

[10] Diße werck aber wie die andern̄n̄ sollen̄ auch4 ym glawben gahn. ia [11] den glawben vbenn. das nit yemant durch die werck5 furnehm Gott gefallen. [12] Szondernn durch zcuuorsicht seyner huld. solch werck seynem gnedigen lieben Gott [13] nǔr zcu ehre vnnd lob6 thǔ darynn seynem nehsten zcu dienen vnnd nutz seynn

 

[14] [K 3a] Zcüm achtzcehenden̄n̄. Das vierd Werck diß gepottis ist. gehorsam [15] des gesinds vnnd der werckleütt. gegen yhre herrn̄n̄ frawen. meyster vnnd [16] meysteryn̄n̄. dauon Sanct Paul9 Sagt Tit. .1. du soll p̄digenn den knechten [17] odder dienern̄n̄ das sie yhre herrenn ynn allen ehren hallten. . gehorsam seyn. [18] thün was7 yhn gefellet8 Sie nit betriegen. noch [yhn] widder strebenn.9 [19] dann damit machen sie der lere Christi vnnd vnßerm glawben. eyn gutten [20] namen. Auch Sanct Peter. spricht. Ir knecht sollet gehorßam seyn ewren [21] herrn̄n̄[10 vmb gottʃ furcht willen]. nit alleyn den gutigen vnnd senfften [22] ßondernn auch den wünder willigen vnnd vnschlachtigenn dann das ist eyn [23] angenehm ding fur gott. ßo yemand leydet vnlüst.11 mit vnschuld.       Nu [24] ist die großte klag. ynn der wellt vbir das gesind. vnnd erbeytleütt wie vngehorsam. [25] vntrew. vngezcogen.12 forteylisch13 sie seyen. das ist eyne plage [26] von Gott.       Vnnd fur war. diß ist des gesinds eynigs werck da mit sie [27] selig mügen werdenn. durffen furwar nit viel wallen diß odder das thun. [28] haben gnüg zcu thün. wen yhr hertz nür da hyn gericht stett. das sie gerne [29] thun vnnd lassenn. was sie wisßen yhrenn herrenn vnnd frawen gefellig ist. [30] Vnnd das selb alles ynn eynem eynfeltigen glawben. nit das sie14 durch [die [31] werck] wolten groß vordienen. ßondern̄n̄ das sie das alles [K 3b] ynn gottlicher [32] hüld zcuuorsicht (darynnen alle vordienst stehn.) thün. lauterlich vmbsonst [33] auß lieb vnnd gunst zcu gott. auß solcher zcuuorsicht erwachsenn. Vnnd [34] sollen solch Werck. alle. lassen seynn: eyn vbung vnnd vormanūg. solchs glawbens [35] vnnd zcuuorsicht ymer mehr vnnd mehr zcusterckenn. dann wie gesagt ist [36] nu vill mall. dißer glawb macht alle werck gütt.15 Ja er müß sie thün [37] vnnd der werckmeyster seyn

 

 

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 5 zugan in keinem standt, die weyl wir auff erdenn in der vnuolkommenheit lebenn. Dauon Colossen. iij. 24 der | den 32 aber]

 

 

[1] Zcüm Neuntzehendenn. Widderümb die herren̄. vnnd frawen sollen yhr [2] knecht megd vnnd erbtleütt nit wütender weyß regieren. nit alle ding auffs [3] gnawst suchenn. Zcu weyllen ettwas nach lassen vnnd vmb frids willenn [4] durch die finger sehen dann es mag nit alle ding alle zceyt. schnür gleych [5] zcugahn dauon sagt S. Paül Colos. 4. Ir herrnn̄ sollt mit ewrem gesind [6] gleych1 vnnd billich handelln̄. gedenckenn das yhr auch. eynen herren̄ habt [7] ym hymell. darumb wie die herrn̄ wollen von Gott. nit mit yhn auffs [8] scherfsist gehandlet2. ßondernn vill dings3 durch gnadenn nachgelassen habenn. [9] ßo sollen sie auch gegen yhre gesindt. deste senffter seyn. vnnd. ettwas nach [10] lassen̄n̄. Vnnd doch vleyß an wendenn. das sie recht thun vnnd Gott furchten [11] leren.       Sihe da aber. Was eyn hawß wirt vnnd fraw. mag fur gutte [12] werck thun Wie feyn vnß Gott alle gutte werck ßo nahe4 ßo mancherley ßo [13] stetiglich fur legt. das wyr nit durffen fragenn nach gutten werckenn. vnnd [14] woll [K 4a] vorgessenn kündenn. der anderenn gleyssendenn. weytt leüfftigen.5 [15] erfundenn. menschen wercken.6 alß da seyn. Wallen: kirchen bawen: ablaß [16] suchenn̄ vnnd der gleychenn.       Hie sollt ich auch wol sagen Wie eyn weyb [17] seynem man alß seynem vbirstenn gehorsam: vnterthenig. weychen. schweygen [18] vnnd recht lassen soll. Wo es nit widder Gott ist: Widder umb der man [19] seyn weyb lieb haben: ettwas nach lassen. vnnd nit genaw mit yhr handelenn̄: [20] Dauon S Peter vnnd Paüell viel gesagt habenn: Aber es gehoret ynn weyter [21] aüßlegünge der zcehen gepott. Vnnd ist auß dißenn stückenn leycht zcu erkennen̄n̄ [22]       [Zcüm zcwentzigsten] Alles aber was gesagt ist Von dißen werckenn7 [23] ist begriffen ynn den zcweyen. Gehorßam vnnd sorgfeltickeyt. gehorßam [24] gepürtt den vnterthanenn Sorgfeltickeyt der vberhern̄n̄. das sie vleyß habenn [25] yhr vnterthan wol zcu regiren: lieblich mit yhn handelln̄ vnnd alles thun. [26] das sie yhn nutzlich vnnd hulfflich seyn.       Das ist yhr weg zcū hymell. [27] vnnd yhr besten werck die sie mugen thun auff erdenn. da mit sie angenehmer [28] seyn fur gott. dann ob sie ßonst eytell wunderzceychenn thetenn:8 Alßo sagt. [29] sanct. Pauel Ro 12. Wer eyn vbirkeyt hatt. der laß seyn werck seyn die sorgfeltickeyt. [30] alß sollt er sagen. Er laß sich nit yrren was ander leütt odder [31] stende thün. Er sehe nit nach dißem odder dem werck. es gleysse9 ader [32] [K 4b] sey finster. ßondernn habe achten auff seynen stand. vnnd denck nǔr. [33] wie er denen nützlich sey: die vnter yhm seynn da bleyb er aüff. vnnd laß [34] sich nit daüon reyssenn. wen gleych der hymell fur yhm auff stund. nach [35] dauon jagen wen auch die hell yhm nach lieffe. das ist die richtige strasse die [36] yhn zcüm hymel tregt.       O Wer alßo achten10 auff sich vnnd seynen stand [37] hett. des selben alleynn gewarttett. Wie eyn reych mensch von gutten wercken

 

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[ 8 gute werck fehlt 11 wusteney 14 Czum xxi. 16 vber hern 30 des 33 folgt fehlt]

 

[1] sollt das [in kürtzer zeytt] werdenn. ßo still vnnd heymlich. das niemant dann [2] gott alleyn gewar wurde. Aber nu lassen wyr das alles faren. Vnnd leüfft [3] eyner ynß Carthuß. eyner hie der ander daher. gerad alß weren die gutte [4] werck vnnd Gottis gepott. ynn die winckel geworffen vnnd vorsteckt. ßo doch. [5] geschrieben stett. p̱uerb. 1. das die Gottliche weyßheyt yhr gepott aüß schreyett [6] offentlich ynn den strassenn. mitten vnter dem volck. vnnd ynn denn pforten [7] der stete. da mit angezceygt wirtt das1 an allen orten. stenden. zceytten vbirflussig [8] gute werck fürhandenn seyn. vnnd wyr sie nit sehen. vorblend anderßwo [9] suchen. das hatt Chr̄9 vorkundigt Matt 24. Wenn sie euch werden sagen. sich [10] hie ist Christus odder da. ßo solt yhrs nit glawben: Wen sie sagen. werden [11] Sih da ynn der wußten ist er. ßo geht nit hynaüß Sihe da ynn den heymlichen [12] heüßernn̄ ist er: ßo glewbt es nür nit. Es seyn falsche propheten vnnd [13] falsch Christen̄n̄

 

[14] Zcum eyn vnnd zcwentzigsten Widderumb2 gepurtt der gehorßam den [15] vnterthenigen. das sie alle yhren [L 1a] vleyß vnnd auffsehen dahyn keren. [16] zcu thun vnnd lasßenn was yhr vberern̄n̄ von yhn begerenn. sich dauon nit [17] lassen reyssen noch treybenn. es thu eyn ander was3 er thü. laß sich yhe nit [18] dünckenn das er wol lebe odder gute werck thu es sey beten odder fasten. odder [19] wie es eynen namen haben mag. ßo er ynn dißem nit ernstlich vnnd vleyssiglich [20] sich vbett       Wo es aber keme. wie offt geschicht das welltlich gewallt [21] vnnd vbirkeytt wie sie heyssen: wurdenn eynen vnterthanen dringen widder [22] die4 gepott [Gottis]. odder dran hyndern̄n̄. da gaht der gehorßam aüß vnnd [23] ist die pflicht schon aüffgehaben̄n̄. Hie müß man sagen Wie S Peter zcü [24] denn fursten der Juden sagt. Man müß Gott mehr gehorsam seyn. dann [25] den menschen̄n̄ Er sprach nit. man müß den mēschen. nit gehorßam seyn. [26] dann das were falsch. ßondernn. Gotte mehr dann denn menschen̄n̄. alß wen [27] eyn fürst wollt kriegenn der eyn offentliche vnrechte sach hett. dem soll man [28] gar nit folgen noch helffenn. die weyl gott gepoten hatt wyr sollen vnßernn [29] nehsten nit todten.5 noch vnrecht thün Item ßo er6 hieße eyn falsch gezceugniß [30] gebenn: raüben [liegen] odder betriegen. vnnd7 der gleychenn. hie [31] soll man ehe gutt ehr leyb vnnd leben faren lassenn [aüff] das gottis gepott [32] bleybe.

 

 

 

 

 

[33] folgt Von dem fünfften gepott

[34] [L 1b] Diße vier vorgangenn gepott: habenn yhr werck ynn der vornǖfft. [35] das ist. das sie den menschen. gefangenn nehmen. regieren vnnd vnterthan [36] machenn. . auff das er sich selb nit regiere. nit sich gutt dunck. [nit]

 

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[ 5 werck das das doch 20 widersacher 22 nichtes vbels 33 geistlichen 34 weren wir die]

 

[1] ettwas von yhm selb hallt. Szondern̄n̄ sich demutig, erkenne. vnnd furen lasse [2] damitt die hoffartt erweret wirtt. Diße nach folgende gepott handeln̄. mit [3] den begirdenn vnnd1 wollüsten des menschenn, sie auch zcu todten̄n̄. . Zcum [4] ersten die zcornige vnnd rachsuchtige begird: daüon das funfft gepott sagt Du [5] sollt nit todten̄n̄. Wilchs gepott. hatt eyn werck das doch viel begreyfft vnnd [6] vill laster vortreybt. vnnd heyst sanfftmütigkeytt. . die selb ist nü zcweyerley. [7] die eyn gleysset fast hübsch vnnd ist nichts dahynden̄n̄. wilche wyr haben gegen [8] die freund vnnd die vnß nützlich genießlich seyn an gutt ehre vnnd gunst [9] odder die vnß nit beleydigen noch mit wortten noch mit wercken̄n̄. Solch [10] sanfftmutickeyt haben auch vnüornūfftige thiere lewen vnnd schlangenn heyden. [11] Juden. turcken. buffen. morder. boße weyber: Diße allsampt seyn zcufrieden [12] vnnd senfft. wo man thut was sie wollen2 odder sie mit friden lesset. Vnnd [13] doch3 nit wenig durch solch vntuchtige senfftmutigkeyt betrogen: yhren zcorn̄ [14] bedecken vnnd entschuldigen alßo Ich wollt wol nit zcornenn. Wo man mich [15] mit friden ließe Ja lieber mensch. alßo were der boße geyst auch senfftmutig [16] wo es yhm noch seynem willen gienge: der vnfrid vnnd die beleydung vbirkümpt [17] dyr darumb. das sie dich [L 2a] dyr selbs ertzeygen will. wie voll du [18] zcornß vnnd boßheytt stickist. da durch du vormanet werdest: nach senfftmütickeyt [19] zcu erbeyten vnnd den zcornn außzcutreybenn       Die ander senfftmütigkeyt [20] ist gründlich gütt: wilch sich ertzeygt gegen die widdesacher vnnd [21] feynd, denselben nichts schadett nit sich richett. nit flucht. nit lestertt. nichts [22] vbels nach redet. nichts vbels widder sie gedenckt. ob sie gleych. gütt ehre. [23] leyb. freund vnnd alles genōmen hetten. Ja wo sie mag. thut sie yhn gutt [24] fur das boße. redet yhn das beste nach: gedenckt yhr am besten. bittet fur sie. [25] dauon sagt Chr̄9 Matt. 6. Thut wol denen: die euch leyde thun: bittet fur [26] ewr vorfolger vnnd lesterer. Vnnd Paul9 Ro. 12. Benedeyet die. die eüch [27] vor maledeyenn vnnd maledeyet sie ia nicht ßondern̄n̄ thut yhn wol

 

[28] Zcum andern̄n̄. Nü sich. diß kostlich hohe werck wie es vnter den [29] Christen vorgangen ist. das nit mehr. dann hadder. krieg. zcanck. zcorn. hasß. [30] neyd. affterreden flüchen. lesternn̄. schadenn. rach. vnnd allerley zcornß werck [31] vnnd wortt. mit voller gewallt vbir alle regieren Vnnd doch daneben [wyr] [32] hyn gehen: mit vielen feyrtagen. meß horen gepettlin sprechen: kirchen stifften: [33] geystlichem schmuck [die got nit gepoten hat]. ßo prechtig vnnd vbirschwenglich [34] gleyssenn.4 alß weren die heyligsten Christen. die noch yhe geweßen seyn. [35] Vnnd lassen alßo. durch diße spiegel vnnd larüen. Gottis gepott zcü podenn [36] vntergehen. das auch niemant sich bedenckt odder betracht. wie nahe odder ferr [37] er Von der senfftmutigkeyt sey. vnnd [disßes] gottis gepottis erfullüng. Szo [38] er doch gesagt [L 2b] das nit. wer solche werck thüe. ßondern̄n̄ wer seyne [39] gepott hallte. der wirt ynß ewige leben gehen. Die weyl dann niemant lebt

 

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[ 17 gretssigs 22 dar 35 sichs nicht]

 

[1] auff erdenn. dem Gott nit zcufuge eynen zceyger seynes eygen zcornß vnnd [2] boßheytt. das ist. seynen feynd vnnd widderpartt. der yhm leyde thu: an gutt, [3] ehre. leyb [odder.] freünd. Vnnd damit probirtt. ab auch noch zcorn̄ da sey [4] ob er dem feynd künde hollt seyn: wol von yhm redenn wolthün. vnnd nichts [5] vbels widder yhn furhabe.1 ßo küm nü her. wer do fragt. was er thun soll [6] das er gutte werck thu [got gefellig2] vnnd selig werd. Er3 neme seynen [7] feynd fur sich. bilde4 den selben stetiglich fur seyns hertzen aügen: zcu solcher [8] vbünge. das5 er sich daran breche vnnd seyn hertz gewene: früntlich von dem [9] selben zcugedencken. yhm das beste gonnen: fur yhn ßorgen vnnd bitten [10] [darnach wo die zeit ist. wol von yhm reden vnd wol thün] Vorsuch diß stuck [11] wer do will: wirt er nit [seyne lebtag] zcu schaffen gnug gewynnen ßo straff [12] er mich lügen vnnd sag dieße rede sey falsch geweßen. . Szo aber Gott diß [13] will habenn vnnd ßonst sich nit will bezcalen lassen: Was hilfft es doch. das [14] wyr mit andernn grossen wercken vmbgahen [die nit gepoten sein]: vnnd diß [15] nach lassen drumb Spricht Gott Matt. 5. Ich sag euch. wer do zcurnet mit [16] seynem nehsten der ist schuldig des gerichts. Wer do sagt zcu seynem Bruder, [17] racha (das ist. eyn grewlich zcornigs grenßigs zceychen gibt) der ist schuldig [18] des Radts. Wer aber6 spricht zcu seynem bruder. du narr (das ist. allerley [19] scheltwortt. fluchen. lesterung. nachreden.) der ist schuldig des ewigen fewrß. [20] Wo bleybt dann die thatt mit der hand alß. schlagen. wunden. todten. [21] schadenn &c. ßo die gedancken vnnd wortt des zcornß ßo hoch vordampt seynn̄

 

[22] [L 3a] Zcüm dritten̄n̄. Wo aber grundlich senfftmüt ist. da jamert [23] das hertz.7 alles [vbel] was seynem feynd widderferet vnnd das seyn die [24] rechten kind vnnd erb gottis. vnnd bruder Christi. der für vnß alle hatt alßo [25] than an dem heyligen Creütz. Alßo sehen wyr das eyn frümer richter mit [26] schmertzen eyn vrteyll fellet. vber den schuldigenn vnnd yhm leyd ist der tod:8 [27] den das recht vber den selben dringt, hie ist. eyn scheyn: ynn dem werck. alß [28] sey es zcornn vnnd vngnad. ßo gar grundlich gutt ist die sanfftmüt. das sie [29] aüch bleybt. vnter solchen. zcornigen werckenn ja am aller hefftigisten ym hertzen [30] quellet. wen sie alßo zcurnen9 vnnd ernst seyn müß.10 Doch müßen wyr [31] hie zcü sehen: das wyr nit sanfftmütig seyn: widder gottis ehre vnnd gepott. [32] dann es stett geschrieben Von Mosi das er der aller senfftmutigist mensch auff [33] erden war. vnnd doch. do die Juden das [gulden] kalb hatten angepett. vnnd [34] Gott erzcürnett: schlug er yhr vill zcu todt. vnnd damit Gott widder vorsünet. [35] alßo zcympt sich nichts. das vbirkeytt wollt feyren. vnnd sund regieren

 

[Seite 293]

 

[ 28 mit dem horen 32 volnbrengen 34/35 vnd sie selten]

 

[1] lassenn. vnnd wyr dasselben still zcu schweygenn meyn gutt. meyn ehre. meynen [2] schadenn soll ich nit achten vnnd nit drumb zcürnen: aber gottis ehre vnnd [3] gepott [L 3b] vnnd vnßer nehsten schaden odder vnrecht. müssen wyr werenn [4] die vberern̄n̄. mit dem schwertt. die andern̄n̄ mit wortten vnnd straffen. [5] Vnnd doch alles mit jamer der. ßo die straff vordienet habenn       diß hohe [6] feyn süsse werck wirtt sich leychte lernen lassen. wo wyr dasselb ym glawben [7] thun. vnnd denselben dran vbenn. denn ßo der glawb nit zcweyffellt an der [8] huld gottʃ. das er eynen gnedigen Gott hatt. wirtt yhm gar leycht werdenn. [9] auch seynem nehsten gnedig vnnd gunstig zcu seyn wie hohe derselb sich1 [10] vorwirckt habe. dann wyr vnß gar vill hoher gegen Gott vorwirckt habenn. [11] Sie da eyn kurtz gepott ist das. aber eyn lange groß vbünge gütter werck [12] vnnd des glawbens darynnen angeben wirtt

 

 

 

 

 

[13] Von dem sechsten gepott

[14] Dü sollt nit eheprechen̄n̄. Inn dißem gepott. wirt auch eyn gutt werck2 [15] gepotten: das viel begreyfft vnnd vill laster vortreybtt. Vnnd heysset: Reynickeyt [16] odder keüscheytt. dauon viel geschrieben: gepredigt. vnnd fast yderman [17] wol bekantt On das man seyn nit [ßo] vleyssig warnympt vnnd vbet alß man [18] thutt. ynn den andernn vngepotenen werckenn Szo gar seyn wyr bereytt zcü [19] thun was nit gepoten ist vnnd zcü lassen was gepotten ist. Wyr sehen das [20] die wellt voll ist schendlicher werck der vnkeuscheyt. schandparer wortt fabeln [21] vnnd liedlin: dartzu teglich reytzung. sich mehrett mit fressen vnnd sauffen: [22] mussig gahen. vnnd vbrigem schmück doch gehn wyr hynn alß weren wyr [23] Christen: wen wyr zcur kirchenn gewest vnßer gepettlin3 fasten vnnd feyer [24] [L 4a] gehallten̄ haben̄n̄. damit soll es aüß gericht seyn. . Nü wenn nit mehr [25] werck gepotten weren. dann die keuscheyt alleyn wyr hetten alle zcu schaffen [26] gnüg drann: ßo eyn ferlich wütend laßter das ist. dann es ynn allen glidmaßen [27] tobet. ym hertzen mit gedancken. ynn den aügen mit dem gesicht. ynn [28] den orenn. mit horen. ynn dem mūd mit wortten ynn den henden füssen [29] vnnd gantzen leyb mit den werckenn. Solchs alles zcü zcwingen. will erbeyt [30] vnnd mühe habenn. Vnnd leren vnß alßo die gepott gottis wie groß ding [31] es sey: vmb rechtschaffne gutte werck. ia das vn muglich sey aǔß vnßernn [32] krefften eyn gutt werck zcu gedencken. schweyg dan anfahen odder vollbrengen̄n̄ [33] Sanct Aügüstin spricht. das vnter allen streytten der Christen sey der keüscheyt [34] streytt der herttist alleyn darümb. das er teglich weret on aüffhoren. vnnd [35] sellten obligt. Es haben alle heyligen drob geclagt vnnd geweynett. Wie [36] S. Paül. Ro. 7. Ich find ynn myr, das ist, ynn meynem fleysch nichts güttis

 

[37] Zcüm andern̄n̄ diß werck der keuscheytt soll es bestahn. ßo treybt es zcu [38] vielen andern̄n̄ gutten werckenn zcun fastenn vnnd messickeytt. widder den

 

[Seite 294]

 

[ 5 Widderumb 8 daß] disz 25 selb fehlt 31 hilfft sehr, ein]

 

[1] frasß vnnd trunckheytt. zcu wachen vnnd frü auff zcu stehen. widder die faülheyt [2] vnnd [den vbrigen] schlaff. zcur erbeytt vnnd mühde widder den mussig [3] gang. dann fressen sauffen [vill] schlaffen. faülentzen vnnd müsßig gahn1 [4] Seyn wapen der vnkeüscheytt. da mit die keuscheytt [L 4b] behend vbirwundenn̄ [5] wirtt. Widder nennet der heylig Apostell S Paul. das fasten. Wachen. erbeytten. [6] Gottliche wapen. da mit die vnkeuscheytt gezwungen wirtt doch alßo. [7] wie droben gesagt. das die selben vbung nit weytter gahn. dann biß. zcur [8] dempffǖg2 der vnkeuscheytt [nit zcür Vorderbüng der natur] Vbir daß alles [9] ist3 die sterckist were, das gepett vnnd wortt gottis. das wo die boße lust [10] sich regett. der. mensch zcü dem gepett flihe. gottʃ gnaden vnnd hulff anrüffe. [11] das Euāgelium leße vnnd betrachte. darynnen Christus leydenn ansehe: Alßo [12] sagt der [. 37.] psalm. Selig ist der. die Jüngenn von Babylonien ergreyfft [13] vnnd zcǔr knürsset sie an dem felsß. das ist. Szo das hertz mit den boßen [14] gedancken. die weyll sie noch jüng vnnd ym anfang seyn. leüfft zcüm herrrn̄ [15] Chrō der eyn fellß ist. an wilchen sie zcü rieben werdenn vnnd vorgahen [16] Sihe da wirt eyn jglicher mit yhm selb vbirladenn gnüg zcu thün findenn. [17] vnnd ynn4 yhm selb vieler gutter werck vbirkǖmen: Aber itzt gaht es alßo [18] zcǔ das des gepettis. fastens. Wachens. erbeytens. niemant hie zcu gepraucht: [19] ßondernn lassens werck fur sich selb bleyben̄n̄. die doch sollten geordenet seyn. [20] diß gepottis werck zcur fullen vnnd teglich mehr vnnd mehr reynigenn Es [21] haben auch ettlich mehr anzceygt zcuuormeydenn alß weych lager vnnd kleyder, [22] meyden vbrigs schmücks weybs odder manneß p̱son gesellschaff. rede vnnd gesichtt. [23] vnnd [war] der gleychen mehr furderlich ist zcǔr keuscheytt.       In [24] dißenn allen kan niemant eyn gewisße [L 5a] regell vnnd maß setzen̄n̄. Eyn [25] iglicher müß seyn selb war nehmen: Wilche stucke vnnd wie viel. wie lang [26] ßie yhm fodderlich seyn zcur keuscheytt. das er ßie yhm selb alßo erwele vnnd [27] hallte. Wo er dasselb nit kan. das er sich eyn weyllang. vntergebe. ynn [28] eyniß andern̄n̄ regimentt. der yhn dar zcu hallte. biß das er seyn selb müge [29] mechtig werdenn zcu regieren. dann darumb seyn vorzceyten die kloster gestifft. [30] junge leütt zcücht vnnd reynickeyt zcu leren̄n̄

 

[31] Zcum drittenn. In dißem werck hilfft5 eyn gutter starcker glawb [32] empfindlicher dann fast. ynn keynem andern̄n̄, das auch derhalben̄ Isaias. 5. [33] sagt. der glawb sey eyn gürtt der nieren. das ist. eyn bewarung der keuscheytt. [34] dann wer alßo lebet. das er sich aller gnaden gegen Gott vorsicht. dem gefellet [35] die geystliche reynickeyt woll. drumb mag er ßo üill leychter der fleyschlichen [36] vnreynickeyt widderstehen, vnnd saget yhm gewißlich der geyst. ynn [37] solchem glawben: wie er meyden soll boß gedanckenn vnnd alles waß der [38] keuscheyt widdertt dann der glawb gottlicher huld. wie er on vnterlaß lebt [39] vnnd alle werck wircket. ßo leßt er auch nit nach seyne vormanǖg. ynn allen

 

[Seite 295]

 

[ 4 nit fehlt 25 wilchs 27 gegen]

 

[1] dingen. die gott angenehm odder vordrießlich Wie Sanct Johannes ynn seyner [2] Epistolen̄ sagt. Yhr durfft nit das euch yemant lere. den̄n̄ die Gottliche salbe. [3] das ist der geyst gottis leret euch alle dingk.       Doch müßen wyr [L 5b] [4] nit vortzagen ob wyr der anfechtung nit [schnell] loß werden̄n̄ ja nit furnehmen: [5] ruge fur yhr habenn. die weyll wyr lebenn: Vnnd sie nit anderß [6] auffnehmenn dan̄n̄ alls eyn reytzüng vnnd vormanǖg zcu peten. fasten [wachen] [7] erbeyten vnnd andere vbunge das fleysch zcu dempfenn ßonderlich den glawben [8] ynn Gott zcu treybenn vnnd vben̄n̄       Dann das ist nit eyn kostliche keuscheyt [9] die still ruge hatt: ßondern̄n̄ die mit der vnkeuscheyt zcu fellt ligt vnnd streytett: [10] on vnterlaß. aüßtreybt allen vorgifft. den das fleysch vnnd boßer geyst eynn [11] wirfft: Szo sagt S. Peter. Ich vorman euch das yhr1 euch enthalltet der fleyschlichen [12] begirden vnnd lusten die do streyten allzceyt widder die seele. Vn̄ Sanct [13] Paǔl. Ro. 6. Ir sollt dem leyb nit folgen nach seynen lusten. &c. In dißen [14] vnnd dergleychen spruch wirtt anzceygt das niemant on boße lust ist. aber [15] soll vnnd müß teglich damit streyten: Wie wol aber dasselb vnruge bringt [16] vnnd vnlust. ists doch fur gott eyn angenehm werck. daran vnßer trost vnnd [17] gnüge seyn soll Dann die do meynen solcher anfechtung mit [der] folge zcu [18] steürenn: zcündenn sich nǔr mehr an. vnnd ob2 sie eyn weyl still staht. [19] kümpt sie doch auff eyn ander zceyt stercker widder3 vnnd findet die natur [20] mehr geschwechet dann vorhynn

 

 

 

 

 

[21] Das Siebend gepott

[22] [L 6a] Dǔ sollt nit stelen̄n̄

[23] Diß gepott hatt aüch eyn werck, Wilchs gar viel gute werck ynn sich [24] begreyfft vnnd vielen lastern̄ widderist. Vnnd heyst auff deutsch. Mildickeyt: [25] wilch ist eyn werck das4 von seynem gǔtt yderman willig ist zcü helffen vnnd [26] dienenn, vnnd streyttet5 nit alleyn widder den diebstall [vnnd] raüberey. [27] ßondernn widder6 alle vorkurtzung ßo ym zceytlichenn gutt eyneß gegem dem [28] andern̄n̄ mag vbenn alß da seyn [geytz] Wücher: vbertheüren. vbirschlahen [29] falsche ware: falsch maß. falsch gewicht, brauchen. vnnd Wer mochts alles [30] ertzelenn. die behendenn newen spitzigen fündlin: die sich teglich mehren: ynn [31] aller hanthierǔng In wilchen yderman seyn vorteyll sucht mit des andern̄n̄ [32] nachteyll. vnnd vorgisset des gesetzes das do saget. Was du willt das dyr [33] andere thun. das thü du yhn auch Wer diße regell fur aügen hielte. eyn [34] jglicher ynn seynem handwerck. gescheffte vnnd7 handell gegen seynem nehstenn. [35] wurd woll findenn. wie er sollt kauffen [vnnd] vorkeuffenn. nehemen vnnd [36] gebenn. leyhen vnnd vmbßonst gebenn: zcü sagen vnnd halltenn vnnd des

 

[Seite 296]

 

[ 12 hat alhie]

 

[1] gleychen̄n̄ Vnnd ßo wyr ansehen die wellt ynn yhrem weßen: wie der geytz [2] ynn allem handell das regiment [hatt]. wurden wyr nit alleyn zcü schaffen [3] gnüg gewynnen: sollten wyr vnß mit goth vnnd ehren er neren. Szondern̄n̄ [4] aǔch eynenn [L 6b] grawenn vnnd schreckenn empfahen̄n̄ fur dißem ferlichenn [5] elendenn leben̄n̄. das mit sorgen zceytlicher narunge vnnd vnredlichem gesüch [6] der selbenn ßo gar vbirladenn bestrickt vnnd gefangen̄n̄ ist. [Czǖ andern̄ [7] Drumb].1 nit vmbsonst der weyße man sagt. Selig ist der reyche man. der [8] erfunden̄n̄ ist an makell. . der nit ist dem gollt nach lauffenn vnnd hatt seyn [9] zcuuorsicht nit gestellt. ynn die schetz2 des gellts: Wer ist der? wyr wollen [10] yhn lobenn das er hab wunderthatt gethan ynn seynem leben̄n̄. alß sollt3 [11] er sagen man findet keynen odder gar wenigk, ja yhr ist gar wenig. die solch [12] golltsücht ynn yhn selbs mercken vnnd erkennen dann der geytz hott hie gar [13] eynen hubschen feynen Schand deckell. der do heyst. leybs narüng vnnd naturlich [14] nodt dǔrfft: dar under er handellt an maß [vnnd] vnsettiglich.4 das [15] wer sich hyrynne soll reyn hallten̄n̄. muß fur war wie er sagt: wundertzceychen [16] odder wunderthatt ynn seynem leben thün.       Nü sih. wer nit alleyn will [17] gute werck. ßondernn auch wundertzeychen [thun] die gott lobe vnnd yhm gefallen [18] lasse: Was darff er viel anderßwo hynn gedenckenn̄: Er hab acht auff [19] sich selb: vnnd sehe zcü das er dem gollt nit nah laüff vnnd setze seyn zcuuorsicht [20] nit auffs gellt. Szondern̄n̄ laß das gollt yhm nach laüffenn vnnd [21] das gellt seyner gnade wartten. vnnd laß yhm5 der keyneß lieben. noch seyn [22] hertz dran kleben. ßo ist er6 der recht milde: wunderthetiger seliger man. [23] Wie Job. 31. sagt. Ich hab noch nie auffs [M 1a] gollt7 mich vorlassen. [24] vnnd das gellt noch nie lassenn meyn [trost vnnd] zcüüorsicht seyn.       Vnnd [25] psalmo. 62. Szo euch reychtümb zcu fliesßen: sollt yhr yhe ewr hertz nit [26] dran8 hafften,9 Szo10 leret aüch Christǔs Matt. 6. wyr sollen nit sorgfeltig [27] seyn. was wyr essen trinckenn vnnd wie wyr vnß kleydenn. Seyntemall [28] Gott dafur sorgt. vnnd weyß das wyr desselben dürffenn. Aber ettlich sagenn [29] Ja vorlaß dich draüff. sorge nit. vnnd sihe ab dyr eyn bratenß hün ynß [30] maüll fliege. Ich sage nit. das niemant erbeyten vnnd narung süchen soll. [31] Szondern̄n̄ nit sorgen. nit geytzig seyn. nit Vortzagen er werd gnüg habenn. [32] dan̄n̄ wyr seyn ynn Adam alle zcur erbeytt vorürteyllt. da Gott sagt Gen̄. 3. [33] In dem schweyß deyniß angesichtis. soltü essen deyn brott. Vnnd Job. 5. [34] Wie der Vogel zcüm fliegen. ßo ist der mensch geporn zcǔr erbeytt. Nu fliegen [35] die Vogell on sorge vnnd geytz. ßo sollen wyr auch erbeyten on sorge vnnd [36] geytz.       Szo du aber sorgest vnnd geytzig bist auff das dyr das braten hün [37] ynß maüll fliege. ßo11 sorge vnnd sey geytzig. vnnd sich ob du gottis gepott [38] erfullen vnnd selig werdest.

 

 

 

[Seite 297]

 

[ 15 am fehlt 17 vrsach ist der 27 Thut 31 lassen 39 hettest]

 

 

[1] Zcüm Dritten̄n̄ Dißes werck. leret von yhm selb der glawb: dann ßo [2] das hertz sich Gottlicher huld vorsiht. vnnd sich draüff vorlessit. wie ists [3] müglich das derselb sollt geytzig vnnd sorgfelltig seyn? Er müß [M 1b] on [4] zcweyffell gwiß seyn. das sich Gott seyn an nehme drumb klebet er an keynem [5] gellt: er praucht seyn auch mit frolicher mildickeyt. dem nehsten zcu nütz: [6] weyß woll das er werd gnüg habenn.1       wie viel er vorgibt. dann seyn [7] Gott dem er trawet. wirtt yhm nit liegen noch yhn vorlassen Wie p̄s̄. 36. [8] stet. Ich byn jüng geweßen. vnnd2 allt worden. hab noch nie gesehen das [9] eyn glewbiger mēsch. der gott trawet (das ist eyn gerechter.) vorlassen3 odder [10] seyn kind nach brott gangen̄n̄ sey.       Darümb heyst der Apostell keyn andere [11] sund abgotterey. dan̄n̄ den geytz. Wilcher auffs aller grobst sich mercken lesset. [12] das er Gott nichts trawet mehr guttis zcu seynem gellt dann zcu Gott sich [13] vorsicht. dürch wilch zcüüorsicht Gott warhafftig wirtt geehret. [odder4 vorvnehret]: [14] Wie gesagt ist.       Vnnd fur war. ynn dißem gepott. mag man [15] am klerlichsten mercken wie alle gutte werck mussen ym glawben gehen vnnd [16] geschehen dann hie empfindet eyn jglicher fast gewiß. .5 das des geytzs vrsach [17] ist. mißtraw. der mildickeytt aber vrsach der glawb: dann darumb das er [18] Gott trawet ist er mild vnnd zcweyffellt nit er habe ymer gnug. Widderumb [19] darumb ist er geytzig vnnd sorgfeltig das er Gott nit trawet: Wie nu ynn [20] dißem gepott. der glawb der merckmeyster vnnd treyber ist. des guten wercks [21] der mildickeytt: alßo ist erß auch ynn allen andern̄n̄ gepoten Vnnd on sulchē [22] glawben: ist die Mildickeytt nichts nǔtz ßondern̄n̄ mehr. eyn vnachtsam vorschuttüng [23] des gellts

 

[24] [M 2a] [Zcū vierd] Hie bey ist auch zcu wissenn das diße mildickeyt soll [25] sich erstreckenn biß zcǔ den feynden̄n̄ vnnd widderpartten dann was ist das für [26] eyn gutthatt. ßo wyr alleyn den freündenn milde seyn. Wie Chrūs luce. 6. [27] lerett? Thün doch das auch. eyn boßer mensch dem andernn seynem freünd. [28] dartzu auch die vnuornǖfftige Thier yhres gleychenn. gutthetig vnnd mild seyn. [29] drumb müß eyn Christen mensch hoher faren. seyne mildickeyt auch den vnüordienten. . [30] vbeltethernn: feyndenn: vndanckbarn̄n̄ lassen dienen. Vnnd wie seyn [31] hymelischer Vatter. seyne Sonne auch lasse auffgahn vber frum vnnd boße. [32] vnnd regen vber die danckbarē vnnd vndanckbaren: Hie wirtt sich aber finden. [33] wie schwere gutte werck seyn zcu thün nach gottis gepott. Wie sich die natur [34] da gegen rumpfet6 krūmet vnnd windet: die doch yhre eygen gutte erlesene [35] werck. leychtlich vnnd gerne thutt.       Alßo nym fur dich deyne feynd. die [36] vndanckbarnn: thu yhn woll ßo wirstu findenn. wie nah odder ferne du von [37] dißem gepott seyest. vnnd wie du deyn lebenlang wirst. ymmer zcu schaffen [38] habenn. . mit vbunge dißes wercks, dann ßo deyn feynd deyn bedarff. vnnd [39] du yhm nit hilffest. ßo du magist: ßo ists gleych ßo viel. du hettests yhm

 

[Seite 298]

 

[ 14 zcu fehlt]

 

[1] das seyne gestolenn. dann du bist yhm schuldig geweßen zcu helffen Szo sagt [2] S. Amb. Speyße den hüngerigen: Speysestu yhn nit. ßo hastu yhn er wurgt. [3] ßo vill an dyr ist. . Vnnd [M 2b] ynn dißem gepott gehen die werck der [4] barmhertzickeytt die Chrūs am jungisten tag foddern̄n̄ wirtt.       Doch sollten [5] die1 hirschafften vnnd stette drob seyn. das die landleüffer. Jacobsbruder [6] vnnd was frembd betteler weren vorpoten wurden. odder yhe mit eyner masse [7] vnnd ordenǖg zcugelassen. das nit den buffen vnter bettelns. namen: yrre [8] zcu lauffen vnnd yhre buberey der itzt vill ist. gestattet würd: Weytter von [9] dißes gepottis wercken hab ich ym Sermon von dem wucher gesagt

 

 

 

 

 

[10] Das Acht gepott

[11] Du Sollt nit falsch gezceügniß gebenn widder deynenn nehestenn

[12] Diß gepott Scheynet kleyn. vnnd ist doch ßo groß das wer es recht [13] hallten soll. der müß leyb vnnd leben. gutt vnnd ehre: freund vnnd alliß [14] was er hatt wagen vnnd zcu setzenn. Vnnd begreyfft doch nit mehr dann [15] das werck [des kleynen glidmaßen] der zcüngenn: Vnnd heysset auff deütsch. [16] Warheytt sagenn2 vnnd der lügen widder sprechen. wo es nodt ist. darumb [17] werd viel boßer werck [der zcungen] hyrynn vorpottenn. Zcū ersten die mit [18] reden. die andern̄n̄ die mit Schweygen geschehen Mit redenn, Wo fur gericht [19] eyner eyn boße sach hatt vnnd die selben mit falschem grund: beweren vnnd [20] treyben will. mit behendickeyt. seynen nehsten fangenn Alles furwendenn was [21] seyn sach schmückt vnnd [M 3a] foddertt. Schweygen.3 vnnd geringern̄n̄. alles [22] was seynß nehsten gute sach. foddertt. ynn wilchem er nit thut seynem nehsten. [23] wie er wollt yhm gethan haben̄n̄. Das thun ettlich vmb genieß willen̄. ettlich [24] vmb schaden odder schand zcuuor meyden. damit sie4 das yhre suchen mehr [25] dann gottʃ gepott. Entschuldigen sich alßo. Vigilanti iüra subueniūt. Wer [26] do wachett. dem hilfft das recht: gerad alß weren sie nit ßo üill schuldig zcü [27] wachen. fur des nehsten sach. alß fur yhr eygen̄n̄. lassen alßo mutwillig des [28] nehsten sach vntergehen. die sie wissenn das sie recht sey. Wilchs vbel itzt ßo [29] gemeyn ist. das ich besorg. es geschehe. keyn gericht odder handell es sundige [30] eyn partt. widder diß gepott: Vnnd ob sie es schon nit vormügen zcuuollnbringen. [31] haben sie doch den [vnrechten] mütt vnnd willen. das sie es gerne [32] wollten. des nehsten gutte sach vntergehen. vnnd yhre boße furgehen5 Szonderlich [33] geschicht diße sund: wo der widder partt. eyn6 großer hanß odder feynd [34] ist: dann. an dem feynd will man sich damit rechenn̄ den grossen hanßen [35] will niemant auff sich ladenn. Vnnd da hebt sich dann das schmeychlen vnnd [36] liebreden̄n̄ odder yhe schweygen der warheytt. da will niemant vngnad vnnd

 

[Seite 299]

 

[ 6 hoches 18 nyderlegt 22 Euangelium 34 wyrt] werden]

 

[1] vngunst. schaden vnnd far vmb der warheytt willen gewartten. Vnnd alßo [2] muß das gepott gottʃ vntergahn. Vnnd das ist fast der wellt regiment. Wer [3] hie wollt hallten. Wurd wol1 gute [M 3b] werck alle hend Voll haben [4] alleyn mit der zcüngen zcǔ volnbringen. Wieviel seyn yhr darzcü. die sich [5] mit geschenck vnnd gabenn lassen schweygen vnnd von der warheytt treybenn̄.

 

[6] Das es für war. auff alle ort. eyn2 hohes. grossis. seltzams werck ist: [7] nit eyn falsch gezceüg seyn widder seynen nehsten

 

[8] Zcüm andern̄n̄ vber das. ist eyn andere zceügniß der warheytt die ist [9] noch grosser. durch wilch wyr widder [die] boßen geyste müssen fechtenn, vnnd [10] erhebt sich nit vmb zceytliche ding. ßondern̄n̄ vmb des Euāgelii vnnd warheyt [11] des glawbens willen. Wilch der boße geyst noch nie hatt mogen leydenn. [12] Vnnd fugetts allzceytt alßo das die großten ym volck da widder seyn vnnd [13] vorfolgen müssenn. wilchen schwerlich3 mag widderstandenn werden̄n̄. Dauon [14] am. 81. psalm stett. Erloset den armen von der gewallt des vnrechten. Vnnd [15] dem vorlassenen̄ helfft seyn rechte sache behallten̄n̄.4 ob nü wol diße vorfolgung [16] ist seltzam wordenn. ist die schult. der geystlichen p̄latenn. die das [17] Euāgeliüm nit erweckenn ßondern̄n̄ lassen vntergehenn. vnnd haben alßo die [18] sach nydergelegt. vmb wilcher willen solch gezceugniß vnnd vorfolgung sich [19] erheben sollt: leren vnß dafur. yhr eygen gesetz. vnnd was yhn wol gefellet. [20] darumb bleybt der teuffell auch stille sitzenn die weyl er: durch des Euangelii [21] nyderlag. hatt auch den glawben Chrī nydergelegt. vnnd gaht alles wie er [22] will [M 4a] Sollt aber das Euāgelii5 aüfferweckt werdenn vnnd sich widder [23] horen lassenn. wurd an zcweyffell sich widderumb die gantz wellt regen vnnd [24] bewegen. das mehrer teyll der kunig. fursten. bischoffe. doctorn̄. geystlich vnnd [25] alles was groß ist. dar widder sich legenn vnnd wütend werdenn. wie es dann [26] allzceytt geschehen ist: Wo das wortt gottʃ. an tag kümen ist: dann es mag [27] die wellt nit leydenn. was von gott kumpt: das ist beweysset in Chrō der [28] das aller grossist. liebst. beste was vnnd ist. das Gott hatt: noch hatt yhn [29] die wellt nit alleyn nit auffgenōmen ßondern̄n̄ grewlicher vorfolgett. dann [30] alles was yhe von Gott kǖmenn ist. Drümb wie zcu seyner zceyt. alßo zcu [31] allertzeytt. seyn wenig. die der gottlichen warheytt beystehn vnnd6 dransetzen. [32] vnnd wagen. leyb vnnd leben gutt vnnd ehre vnnd alles Was sie habenn. [33] Wie Christus vorsprochen hatt       Yhr werdett vmb meynes namenß willenn [34] von allen menschen gehasset werden̄n̄. Item gar viel wyrt yhr. an myr geergertt [35] werdenn. Ja Wann dieße warheytt wurd angefochten von dem pawren [36] hirtten. stall knechten. vnnd geringen menschen wer Wolt vnnd mocht sie nit [37] bekennen vnnd bezceugen aber wo sie der bapst die bischoff. sampt den fürsten [38] vnnd künigen anficht. da fleugt. da schweygt. da heüchlet yderman. auff das [39] sie nit vorlyren yhre gutter. yhr ehr yhr gunst vnnd lebenn.

 

 

 

[Seite 300]

 

[ 2 glauben in got, vorsehen 9 psalm geschrieben stet 14 es vordriesz 16 klarlich] kurtzlich 25 woll lebe fehlt 31 in yhn gleuben]

 

 

[1] Zcum dritten Warumb thun sie das? Darumb sie haben keynen [2] glawben. vorsehen sich nichts guttis [M 4b] zcu yhm. dann wo diße zcuuorsicht [3] vnnd glawben ist. da ist eyn mütiges trotziges vnerschrockneß hertz. das [4] hynan setzt. vnnd der warheytt beystett. es gellt halls odder mantell es sey [5] widder bapst odder kunige. wie wyr sehen das die lieben Merterer than habenn. [6] dann eyn solch hertz lessit yhm gnügen vnnd sanfft thun. das er eynen [7] gnedigenn. gunstigen Gott hatt. darumb Voracht er günst gnad gutt. ehr. [8] aller menschen̄n̄: lesset faren vnnd kūmen was1 nit bleyben will. Wie ym. [9] 14. psalm stett. Er vorachtet die [gottis] vorachter. vnnd ehret die gottfurchtigen. [10] das ist. die2 tyrannen die gewalltigen die die Warheytt vorfolgen. [11] vnnd gott vorachten. furchtet er nit. er sihet sie nit an. er vorachtet sie. [12] Widderumb die vorfolgett werden vmb der warheytt willen vnnd gott furchten [13] mehr dann menschen. den henget er an. stett yhn bey hellt vber sie. ehret sie. [14] er vordrieß wen es wolle. . Wie von Mose heb .xi. stett. das er seynen brudern [15] beystund vnangesehen. den mechtigen künig von egypten̄n̄.

 

[16] Sihe da ynn dißem gepott. sihstu [aber] klarlich. das der glawb müß [17] seyn der werck meyster dißes wercks: das on yhn solchs werck niemand kün [18] ist zcuthün: alßo gar ligen alle werck ym glawbenn. wie dann nü offt gesagt [19] ist drumb seyn außer dem glawben alle werck todt sie gleyssen vnnd heyssen [20] wie gutt sie mogenn. dann gleych wie dißes gepottis werck niemant thutt. er [21] sey dann fest vnnd vnerschrockenn ynn gottlicher huld zcüüorsicht: alßo thutt [22] er auch. keyn werck3 aller andernn gepott. on den selben glawben. . das [23] auß dißem gepott leychtlich eyn jglicher [N 1a] mag eyn probe. vnnd gewicht [24] nehmen. ob er eyn Christen sey. vnnd ynn Christum recht4 glewbe. vnnd [25] alßo ob er woll lebe gutte werck thu. aber nit       Nu sehen wyr Wie der [26] Almechtige Gott vnß. vnßernn herrn̄ Jhm̄ Christüm nit alleyn dar gesetzt [27] hatt. ynn yhn mit solcher zcuuorsicht zcu glewbenn. ßondern̄n̄ auch eyn exempell. [28] der selbenn zcuuorsicht vnnd solcher gutter werck. ynn yhm vnß furhellt das [29] wyr ynn yhnn glewben. ym volgen. vnnd ynn yhm ewiglich bleybenn. Wie [30] er sagt Joh̄. 17. Ich byn der weg die warheytt. vnnd das lebenn. der weg. [31] darynn wyr yhm folgen. die Warheytt das Wyr ynn glewben: das leben das [32] wyr ynn yhm ewiglich leben̄

 

[33] Aüß dißem allen ists nü offenbar. das alle ander werck die nit gepotten [34] seyn: ferlich seyn vnnd5 leicht zcurkennen. alßo do seyn kirchen bawen. zcieren. [35] [wallfarten] vnnd alles was ynn den geystlichen rechtenn. ßo manichfeltiglich [36] geschrieben. die wellt vorfurett vnnd beschweeret6 vorderbet vnrügig gewissen [37] gemacht. den glawben geschwigen vnnd geschwecht hatt. Vnnd wie der mensch [38] an den gepotten gottʃ. ob er schon alls ander nach lest. ynn allen seynen

 

[Seite 301]

 

[ 4 letzten]

 

[1] krefften zcüschaffen gnug hatt vnnd nȳmer mehr die gutte Werck alle thun [2] mag. die yhm gepotten seyn. Warümb sucht er dann andere. die yhm nit [3] nodt noch gepotten seyn. vnnd lessit [nach:] die nottigen vnnd gepotten

 

[4] Die letzen zcwey gepott. wilch vorpieten die boßen begirdenn des leybs [5] lüst vnnd zceytlicher gutter. seyn an yhn selbs klar. vnnd bleyben dem nehsten [6] on schadenn. auch ßo weren sie biß ynn das grab. vnnd bleybt der streytt [7] ynn vnß. widder dieselben. biß ynn den todt. Drumb seyn [N 1b]1 diße zcwey [8] gepott. von Sanct paül. ynn eynß gezcogen Ro. 7. vnnd zcu eynem zcill gesetzt [9] das wyr nit erreychen vnnd nǔr hyntzü gedenckenn: biß ynn den todt. denn [10] Niemant yhe ßo heylig geweßen ist. der nit boße neygung ynn yhm2 befület [11] hett. ßonderlich wo die vrsach vnnd reytzung3 kegenwertick geweßen ist. dann [12] es ist die erbsünd vnß von natur angepornn. die sich dempfen lessit aber nit4 [13] gantz aüß rotten. an durch den leyplichen tod. der auch vmb der selben nützlich [14] vnnd zcu wunschen ist. des helff vnß Gott Amen

 

 

 

[Seite 302]

 

 

 

 

 

Luthers handschriftlicher Entwurf des Erbietens. 1520.

 

 

(Zu Bd. VI, 476 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 302]

Luthers handschriftlicher Entwurf von seinem “Erbieten” war uns bei Bearbeitung des sechsten Bandes im Original nicht zugänglich: wir haben ihn jetzt in der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha benutzen können; er befindet sich daselbst in Cod. Chart. A. 379. Blatt 9 dieses Codex enthält auf beiden Seiten Luthers Niederschrift, das dazu gehörige Blatt 10 ist auf der Vorderseite leer und trägt auf der Rückseite den schon Bd. VI S. 476 erwähnten Vermerk von Spalatin, nur daß im Original “offentlich” steht, nicht “öffentlich”. Die Handschrift erweist sich durch ihre Korrekturen als das Koncept: gegenwärtig sind die Zeilenenden mehrfach abgeschabt und manche Buchstaben unkenntlich geworden, die E. S. Cyprian, wie es scheint, noch lesen konnte.

 

Wir geben im folgenden die Handschrift mit genauer Wahrung ihrer Schreibung, ihrer Abkürzungen und Interpunktion wieder, nur der ^ über n (n̂), der sich auch hier häufig findet (vgl. oben S. 228) und die Punkte über y (ÿ) sind unberücksichtigt gelassen. Die unkenntlich gewordenen Buchstaben sind nach Cyprians Text in kleineren Typen ergänzt.

 

Cyprian hat die Handschrift mit drei sicheren Ausnahmen (gottlicher f. gotte = gottis Bd. VI, 477, 13; synn f. seynn 24, dann f. denn 27) richtig gelesen und auch in der Schreibung für seine Zeit recht treu wiedergegeben. Wir sehen von der Verzeichnung der einzelnen Abweichungen ab und bemerken nur, daß Cyprian für vor- fast stets ver- setzt und das i der Endsilben (allis, vbir) in e verwandelt. Vgl. noch gemeynß 476, 8. In der Schreibung der s-Laute weicht er hie und da ab, für zc hat er immer z. Die ü der Handschrift hat Cyprian nur in buechlein, (vn)ruege, schuetzen, kuende, fruechtbarlicher, demuett, muessen durch ue gegeben und dieses auch in muede, szuender, ueber, fuer (2), wuerd für u der Handschrift gesetzt. Da ue in (vn)ruege einen Umlaut nicht bezeichnen kann, so bleiben auch fruechtbarlicher (Komparativ) und demuett (vgl. diemüete) zweifelhaft. Die Ersetzung von billich durch billig 477, 24 zeigt, wie sehr diese jüngere Schreibung im Anfang des 18. Jahrhunderts schon eingewurzelt war.

 

 

 

D. K. Knaake. Dr. P. Pietsch.

 

 

 

[Seite 303]

 

 

 

 

 

 

 

[Luthers handschriftlicher Entwurf des Erbietens. 1520]

 

1520

 

[Seite 303]

 

[1] [Bl. 9a] Jhesǔs

 

[2] Eynenn iglichen̄n̄ der diß büchlin lisßet odder horett. thu ich Martin9 [3] Lüther Aügüstiner. genant doctor der heyligen schrifft: erynneren̄ wie ich nü [4] beyleufftig drey Jar on allis auffhorenn. mich erbotten hab. zcu frid vnnd [5] vorhor. datzu meyn sach ynn1 disputation vnnd ettlicher vniuersitetten vrteyll [6] begebenn. vnnd yhe ßoüiel myr müglich geweßen. altzeytt gerne erfündenn were. [7] der lust vnnd liebe zcur rüge vnnd stille habe            das alles. durch gemeyniß [8] menschen̄n̄ feynds list vnnd boßheytt vorgebenst2 geschehen. vnnd noch keyn aüff [9] horenn furaügen ist. mich weytter vnnd weytter. ynn vnrüge. zcü reysßenn. [10] dann das mag ich auff meyn gewisßenn sagen. das3 ich4 noch nie. ynn [11] meynen synn gefassett: ettwas von dem bapstüm noch aller seyner gewallt zcu [12] dencken5 Es were furwar woll alliß nach bliebenn. hett nit der neydhard [13] vnnd ehrgeytz sich vor messen an myr eynen preyß erlangenn. Ich bynn alleyn [14] vnnd ßoüiell widdersacher mich ßo grewlich antasten. Nü sie nit mehr kundenn. [15] lassen sie die sach fallenn. vnnd heben an meyn leben zcu schmahen. sprechenn [16] ich sey peyssig. rachselig vnnd viel der namen mehr

 

[17] Nü ists yhe nit6 meyn furnehmen geweßen meyn leben vnnd heylickeytt. [18] (der ich myr selbs leyder altzu vnbewüßt bynn) ausszcürüffenn odder7 schützen. [19] Ja hett ich mich vorsehen. das ich vnter die8 gelereten9 vorstendigen sollt10 [20] getzelett werdenn vnnd eynen solchen namen vbirkǖmen alß11 von dem sich [21] eyn mensch bessernn künde. fürwar ich wollt mit gotte hulff12 meyn13 lare [22] früchtparlicher gehandellt haben. Nü sehe ich. das meyn selbs groß vorachtüng. [23] die ich alleyn dohyn gericht. mich schnell auß meynen feynd zcu loßen14: nit [24] gar richtig geweßen ist. Vnnd der boße feynd. der nit auffhorett antzufechten. [25] durch solch nerrische15 demütt vnnd meyns vorachtung zcu16 nachteyll meyner [26] gutter lere. (der ich mich nit vorsehen. ynn myr seyn.) gepraücht hatt

 

[27] derhalben bitt ich alle meyn freünd vnnd feynnd. wollten myr noch frid [28] vnnd rüge gonnenn: vnnd wo ich zcu vill thu.17 meynß18 auffs beste außlegen [29] Angesehen. das ich alleynn. der auch fleysch vnnd blutt. auß keynem [30] felß gesprüngen widder ßo viel: grosße gelerte.19 boßwillige. menschen hab.

 

[Seite 304]

 

[1] müssen. on meynen willen streytten Es sollt yhe billich nit wunder seynn.1 [2] [Bl. 9b] das ßoüiell reyssende wolff. eynen hünd bellen auch beysßen zcwungen̄ [3] Ich hab noch keynen mit gleychem maß da myr mit gemessen betzalhett Ich [4] erbiette mich aüch noch gegen yderman. das beste zcu horen vnnd aüffnehmen. [5] denn ich. das gott weyß: yhe nit gerne wollt vnchristlich handelln̄. odder das [6] leren. reden vnnd schreyben. das widder gott. vnnd der seelen selickeytt weere

 

[7] Wo myr aber frid vnnd ruge nit will gelasßen werdenn ßo bitt ich. [8] das yhm niemand furnehm. mich mǔde odder matt zcü machenn̄. dann meyn [9] geyst. myr von gott geben. alßo steht. das ich ehe die gantze wellt vortraw [10] mǔde zcu machenn̄: Meyn felß daraüff ich baw. stett fest. wirt myr aüch nit [11] wancken noch sinckenn. ob gleych alle hellischen pfortten da widder streyttenn̄. [12] des alliß bynn ich gewisß.

 

[13] Es ficht mich nichts an. das ettlich myr schult geben̄n̄ ich2 woll mich [14] an massen groeßer3 kunst denn alle wellt hatt. vnnd alleyn seyn. lux mündi. [15] Hett man mich. ynn meynem winckell lassenn. sie weren wol fur myr bliebenn. [16] meyster zcu Israel. vnnd ich was ich4 were Es stünd die Christenliche [17] warheytt5 eyn mall alleyn6 auff Sanct paüel. Aber eyn mal auff [18] S Athanasii. item auff S Augustini. Ja es hatt eyn mall eyne Eselynne [19] widder den p̱pheten geredt. Wer weyß. was Gott durch vnß wircken will. [20] Er ist eben derselb Gott. ob wyr gleych ßunder seyn doch seyne creatur [21] bleyben müssenn̄ vnnd er7) schrecklich ist7) ynn seynenn gerichtenn ubir der [22] menschen kinder.

 

[23] das will ich gutter meynǖg yderman furgelegt habenn. sich selb zcubewaren: [24] fur freüelem vrteyll vnnd ferlickeytt hasß vnnd neyds. Bitt gar demutig [25] vnnd freuntlich. Niemant woll sich zcu myr haß odder vngunst vorsehen [26] dann meyn mütt ist zcu frolich vnnd zcu groß datzü das ich yemand mocht [27] hertzlich8 feynd seyn̄n̄. Ich hab auch nichts fur aügenn denn die sach der [28] warheytt an yhr selb. der ich aüß hertzen hold byn̄n̄ vnnd ob ich vmb yhrer [29] willen: zcuweylenn byn. odder seyn wurd9 zcu frey vnnd frisch: wollt myr [30] dasselb eyn iglicher freuntlich vortzeyhen Ich weyß yhm nit mehr zuthün. [31] Gottis willen geschehe auff der erdenn wie ym hymell Amen̄n̄.

 

 

 

[Seite 305]

 

 

 

 

 

Eintragungen Luthers in das Dekanatsbuch der theologischen Fakultät der Universität Wittenberg. 1515. 1517. 1518. 1520.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 305]

Als Urkunde von erheblichem Werth für die Geschichte der Universität Wittenberg muß das alte Dekanatsbuch derselben gelten. Es enthält die meist eigenhändigen Eintragungen der Dekane der theologischen Fakultät über die während ihrer Amtszeit vollzogenen Promotionen aus den Jahren 1502 –1786 nebst Statuten, Edicten der Kurfürsten und gelegentlichen Anmerkungen.

 

Das Buch befindet sich zur Zeit im Besitze der theologischen Fakultät der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg und wird auf der königlichen Universitäts-Bibliothek zu Halle a S. aufbewahrt. Nach Aufhebung der Universität in Wittenberg befand es sich nebst anderen wichtigen Urkunden derselben in der Bibliothek des dortigen Predigerseminars. Nachdem es C. E. Förstemann dort aufgefunden hatte, wurde es mit diesen der vereinigten Universität Halle-Wittenberg übergeben. Äußerlich stellt es sich dar als ein etwa 200 Blätter enthaltender Folioband in Schweinsleder mit Schließen, der durch den langen Gebrauch schadhaft geworden ist. Durch Förstemann ist ihm eine umfassende und sorgfältige Veröffentlichung zu Theil geworden unter dem Titel:

 

 

 

“Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis. Ex autographo edidit Car. Ed. Foerstemann, phil. Dr. Lipsiae, sumtibus et typis Caroli Tauchnitii 1838.”

Für unsere Lutherausgabe kommt das Buch nur insofern in Betracht, als auch Luther während seines Dekanats mit eigenhändigen Eintragungen betheiligt ist. Diese beginnen im Jahre 1515. Zuvor haben wir indessen eine Eintragung mitzutheilen, die auf ihn sich bezieht, nämlich Bl. 15a die Nachricht über seine eigene Promotion unter Johann Staupitz Dekanat 1508:

 

 

 

“Octava Marcij Magister wlfgangus peciit pro licentia et magister Martinus luder Augustinianus pro biblia. Suntque admissi hoc pacto, quod pro residuo temporis cum magistro uulfgango est dispensatum. Die nona de Marcio magister martinus ad bibliam est admissus, sed vocatus Erphordiam adhuc non satisfecit facultatj.”

Hierzu hat Luther selbst die Bermerkung, die wir unten abdrucken, beigeschrieben, und zwar wohl gleich, als er das Buch zum ersten Mal als Dekan

 

[Seite 306]

 

in die Hände bekam, wie denn auch die Züge seiner Handschrift dort mit denen seiner ersten Zeit zusammenstimmen.

 

Wir theilen zuerst diese Bermerkung Luthers mit und lassen dann seine ordentlichen amtlichen Eintragungen aus den Jahren 1515, 1517, 1518, 1520 folgen. Weitere Eintragungen von ihm als Dekan bringt erst wieder das Jahr 1535.

 

Die Art der Wiedergabe ist die in unsrer Ausgabe übliche. Die wenigen Stellen, wo Förstemanns Lesung von der unseren abweicht, werden wir unter dem Texte (bez. mit F) anmerken.

 

 

 

E. Thiele.

 

 

 

 

 

 

 

[Eintragungen]

 

1515

 

[Seite 306] [ 6 Hinter testimonialis ist durchstrichen: facultatis theologice, dafür am Rande: Vniuersitatis et        Tholosini F 9 Andrȩa 10 Hinter formature steht durchstrichen: hoc est 1. flor. 16 p̄n̄tibus]

 

 

[1] Nec faciet. Quia tunc pauper & sub obedientia nihil habuit. Solvet .•. [2] ergo Erffordia.1

 

[3] [Bl. 25a] Sub Decanatu eiusdem2 feria Sexta post Sancti Georgii [4] venerabilis pater Iohannes frosch Babenbergensis, ordinis fratrum b. Virginis [5] de monte Carmeli, Sacrae theologiae Baccalaureus formatus Tholoßensis, [6] petiit recipi ad facultatem, offerens literas testimoniales Universitatis et Studii [7] Tholosani et patrum suorum, similiter nusquam vitiosas aut suspectas. Et [8] previa Solenni et Cathedrali responsione sub praeside Magistro nostro Eximio, [9] Domino Andrea Carlstadt unanimi Dominorum de facultate consensu admissus [10] est. Solvitque dimidium gradus sui scilicet formature 7. gross. et [11] 14. gross. praesidenti, ut statutum est.

 

[12] [Bl. 25b] Anno domini 1515. Sub decanatu aestivo Eximii p. Magistri [13] Martini Luder Mansfeldensis facta sunt ea, quae sequuntur. [14] P. Magister noster Eximius, Iohannes hergott Augustinianus, ad [15] senatum theologicum receptus est die 17. Augusti, quae fuit sexta feria, finita [16] disputatione in collegio praesentibus dominis Magistris de facultate.

 

[17] P. Melchior Mirisch, prior dresdensis ordinis Augustinensis, Baccalaureus [18] formatus, eodem die quo supra publice pro Licentia respondit et post disputationem

 

[Seite 307]

 

[ 5 Reissenbusch F 28 praesidente bis facultatis ist von Luther am Rande nachgetragen 29 vor in ist adm gestrichen 31 Vor Iohannes steht durchstrichen: Mr̄ 32/33 presidente bis doct. &c. ist von Luther am Rande nachgetragen]

 

[1] praesentibus dominis de facultate dignus iudicatus et admissus [2] est. Et dedit danda, post die sequente Nativitatis festum gloriose virginis, [3] idest ipso die S. Gorgonii, mane in Aula D. Doctoris Erardi Milde pariter [4] in Licentiatum promotus est, concedente ei dignissimo patre et D. Doctore [5] N. Reißenpusch, praeceptore Lichtenbergensi, Cancellario nostro.

 

[6] Nona die Septembris Vesperiati sunt Religiosi patres, Magistri Tilomannus [7] schnabell ex alsfeldia hassiae, Iohannes pictor ex Lippia Vestphaliae, [8] Andreas hoffrichter ex Minderstadt franconiae et Melchior Mirisch [9] ex Dresden Misne, omnes Augustiniani Eremitae, per Eximium p. Magistrum [10] Martinum Luder. Et in Crastino die Sanctorum Martyrum Prothi et Hiacinthi [11] per eundem solenniter Doctoralibus sunt insigniti. Caeteraque omnia [12] secundum statuta Diligenter observata fuerunt. Emancipator fuit Magister [13] Eximius Petrus Lupinus, Galli Reverendus P. Magister Iohannes hergot [14] Augustinianus et Eximius Magister Nicolaus Gronenbergk, pastor Vittenbergensis [15] populi. Dederuntque Novelli p. Magistri toti Universitati et Senatui [16] preciosum et splendidum prandium de benevolentia speciali, praesentibus [17] illustrissimo principe et duce Volfgango Comite palatino &c., Rectore nostrae [18] Universitatis, et Nobilibus & Generosis Comitibus de Erbernstein et Regenstein [19] aliisque pluribus honestis hospitibus.

 

[20] Relati quoque sunt et suscepti ad senatum sive Concilium theologiae [21] nostre Universitatis omnes quattuor et Singulus ipsorum Vigilia Exaltationis [22] S. Crucis.

 

[23] [Bl. 27b] Anno domini 1517. Sub decanatu aestivo Eximii p. Magistri [24] Martini Luther Mansfeldensis facta sunt ea, quae sequuntur.

 

[25] Die Vicesima prima Augusti Venerabilis d. Magister franciscus Guntherus [26] Nordhusensis praesentibus dominis de facultate in Collegio petiit admitti [27] ad responsionem pro Biblia Et admissus est. Responditque die quarta [28] septembris praesidente Eximio patre M. Martino Luther, Decano facultatis, [29] et uno consensu Dominorum ad Baccalaureatum in Biblia admissus est.

 

[30] Eadem die Quarta et eiusdem mensis Septembris Venerabilis dominus [31] Iohannes Montanus hessus, artium Magister, petiit admitti ad Bibliam pro [32] responsione. Et admissus respondit presidente Eximio D. Petro Lupino, [33] S. T. doct. &c., die undecima eiusdem mensis et ad Baccalaureatum admissus [34] est.

 

[35] Undecima die eiusdem mensis petiit pro responsione ad Bibliam Venerabilis [36] et religiosus pater Martinus Glaßer, Eremitarum S. Augustini Episcopi.

 

[Seite 308]

 

[ 1/2 praesidente bis Carlstadii &c. ist von Luther am Rande nachgetragen, jedoch ohne das übliche Einschaltungszeichen im Text 4 est] erat F 12 quae fehlt in der Handschrift und F 15 Andrȩam 19 szm 21 Martinus] Mgr. Martinus F, Mr̄ ist aber in der Handschrift durchgestrichen Amssdorffʃ 26 Vor feria steht durchgestrichen Sabbato]

 

[1] Et admissus Respondit praesidente Eximio p. Martino Luther &c. vice Eximii [2] D. Andree Carlstadii &c. decima octava eiusdem mensis. Et admissus [3] est ad Baccalaureatum.

 

[4] Vicesima prima die Septembris, que est altera post festum Matthaei, [5] hii tres praedicti Venerabiles viri, Scilicet franciscus Guntherus, Iohannes [6] Montanus, artium Magistri, et religiosus p. Martin Glaßer, facto principio [7] et commendatione S. Theologie ad Bibliam conveniente, simul sunt ad Baccalaureatum [8] Biblie promoti proclamatique coram dominis de Universitate. Exhibueruntque [9] Dominis de facultate et Doctoribus prandium splendidum de [10] Benevolentia speciali.

 

[11] [Bl. 29a] Anno domini 1518 sub decanatu Brumali R. p. Martini [12] Luther, S. T. Magistri, acta sunt haec, quae sequuntur.

 

[13] Anno quo supra Vicesima prima die mensis Nouembris vesperiatus est [14] Venerandus pater Iohannes frosch, Sacre T. licentiatus, Carmelitarum Augustae [15] prior, per Eximium dominum Andream Carlstadium, Sacre The. et utriusque [16] Iuris Doctorem, omnium Sanctorum wittenbergensis Ecclesiae Archidiaconum.

 

[17] Et in crastino sequente die, Scilicet Sanctae Ceciliae, per eundem doctoralibus [18] Theologiae solenniter est insignitus et in doctorem S. The. publice [19] promotus ac pronunciatus. Caeteraque omnia Diligenter sunt secundum [20] statuta servata. Emancipator fuit Eximius vir, Dominus petrus Lupinus [21] Galli R. p. Martinus luther et Spectabilis D. licentiatus Nicolaus Amssdorffus. [22] Deditque facultati splendidum et honorificum prandium de benivolentia speciali.

 

[23] [Bl. 31a] Eodem anno1 Respondit pro Biblia D. Iohannes Cuelsamer, [24] Magister Art., e babenberga feria Sexta post martini, sequente feria secunda [25] promotus, datis quae statuta sunt.

 

[26] Respondit pro Bibliis pater Henricus Zutphaniensis Augustinensis feria [27] sexta post Epiphaniae anno 1521, feria secunda proxima promotus.2

 

 

 

[Seite 309]

 

[ 1 Antonius ist durchstrichen 7 Rʃ]

 

 

[1] [Bl. 31b] 1 A Respondit pro Biblia Venerabilis vir Antonius Zcymmerman [2] feria sexta post laetare, quae fuit Decima octava Marcii. Die lunae [3] sequenti promotus, praesedit ei Eximius d. Doctor Andreas Carlstadius [4] Archidiaconus.

 

[5] B Respondit pro bibliis Venerabilis vir Iohannes Schlachynnhauffenn [6] e Moravia feria quarta post iudica, quae fuit Vicesima Marcii. Sequenti die [7] promotus sub Reverendo p. Martino Luthero praesidente. Et abiit nondum [8] datis legitimis, quod D. Mag. rector Christopherus Schlick &c. fidem pro eo [9] dederit et intercesserit.

 

 

 

[Seite 310]

 

 

 

 

 

Disputationsthesen Luthers. 1519. 1520.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 310]

Wir bringen hier die in den früheren Bänden nicht enthaltenen, weil erst nach deren Ausgabe bekannt gewordenen Thesenreihen. Einzelnachträge zu den in den früheren Bänden mitgetheilten Disputationsthesen siehe am Schlusse dieses neunten Bandes.

 

 

 

Lic. Koffmane.

 

 

 

 

 

1. Theses de excommunicatione.

1519

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 310]

Auf der Stadtbibliothek zu Lübeck fand Professor Kawerau handschriftlich Thesen Luthers über die excommunicatio. Das Jahr der Niederschrift ist nicht angegeben. Kawerau sah in dem Schlußvermerk “Hec questio ante annum disputata est vel supra” nur die Handhabe, die Zeit der Abschrift zu bestimmen auf c. 1519. Denn er meint, das “M. Lutherus disputabit” am Schlusse passe ganz in die Situation im Sommer 1518, wo Luther eine derartige Disputation halten wollte, dies auf Wunch des Bischofs von Brandenburg aber unterließ. Doch denkt Kawerau nicht daran, in den gefundenen Thesen diejenigen zu erkennen, welche Luther der (vereitelten) Disputation zu Grunde legen wollte. Im Briefe an Link vom 10. Juli 1518 sagt Luther von der Disputation: ecce rumor praevenit; so waren Thesen wohl kaum schon gedruckt. Sollen wir nun in den Thesen die articulos odiosissime compositos erkennen, welche die Gegner aus der Predigt Luthers über den Bann nach der Rückkehr von Heidelberg formten und verbreiteten? Auch die positiones de excommunicatione, von denen der Brief Spalatins vom 5. September redet, sind trotz der Wendung “istinc [von Wittenberg] huc missas” nicht Thesen Luthers. Aber der Ton in unsern Thesen ist nicht heftig, wir gewahren keine Übertreibungen Luther'scher Gedanken, die Sätze hängen gut zusammen, so daß wir keine Spur davon finden, ein gehässiger Gegner habe raptum ex ore meo sermonem, wie Luther sich ausdrückt, zu Thesen geformt. Ferner fehlt unsern Sätzen das epigramma amarulentissimum in Romanam avaritiam, das nach Spalatins Zeugniß den feindseligen Artikeln angehängt war. Was aber ausschlaggebend ist, die Lübecker Abschrift hat hinter den 14 Thesen: M. Lutherus disputabit. Dies kann der Abschreiber nicht erdacht und auf eigene Faust hinzugefügt haben. Er war dazu umsoweniger veranlaßt, als er ja über die stattgefundene Disputation eine Zeitangabe macht. Der Anfang seiner eigenen Zufügung hebt sich mit “Haec quaestio etc.” deutlich von der Vorlage ab. Stand nun dies Lutherus

 

[Seite 311]

 

disputabit im Original, so konnte dasselbe nicht die feindseligen Artikel vorstellen. Denn abgesehen davon, daß dieselben uns nicht als mit diesem Vermerk behaftet beschrieben werden, wäre es Luther und den Seinen leicht gewesen, nachzuweisen, daß eine Disputation hierüber nicht stattgefunden habe und auch nicht stattfinden werde.

 

So wird es sich empfehlen, diese 14 Thesen ein wenig später, etwa 1519, zu setzen. Luther bemerkt zu dem Verlangen des Bischofs von Brandenburg ut differrem eam disputationem: quod et feci et facio. Später hat er, zumal durch die Veröffentlichung des Sermo de excommunicatione Klarheit geschaffen war, die Zeit zur Disputation vielleicht für gekommen erachtet. Die in den 14 Thesen behandelten Fragen beschäftigten ihn immer wieder: wir haben neben dem neuen Sermon vom Bann noch die zwei Disputationen de excommunicatione und de non vindicando. These 11 –14 scheinen ein Vorspiel zu de non vindicando. Die Ausführungen entsprechen der Auslegung zum 8. Gebot (Uns. Ausgabe Bd. I, 508 ff.), sind also jedenfalls nicht von einem Gegner aus dem Sermon vom Bann zusammengestellt. Könnten wir dem Schreiber der Lübecker Kopie eine Vertrautheit mit den Wittenberger Personen zutrauen, so würde die Schlußbemerkung ein ganz bestimmtes Zeugniß enthalten: diese Thesen de excommunicatione sind nicht etwa nur für eine Disputation bestimmt — man hörte, daß eine solche über dies Thema vor geraumer Zeit auf bischöflichen Wunsch unterblieben sei — sondern es ist über sie disputirt worden.

 

Vgl. Uns. Ausg. Bd. I, S. 634 ff. Enders, L. Briefwechsel, Bd. I nr. 90 u. 93. Kawerau in: Zeitschrift für Kirchengesch. Bd. XI, S. 477 ff.

 

Die Lübecker Abschrift der 14 Thesen hat durch Beschneiden am Schlusse einige Worte eingebüßt; ferner sind viele Stellen der Randbemerkungen eben dadurch verstümmelt. Eine zweite Hand hat nämlich zum Texte kurze Noten gemacht, welche keinen heftigen Gegner Luthers verrathen, aber doch meist eine Abweisung oder Umdeutung der Thesen bezwecken.

 

Wir geben den Text nach der Lübecker Abschrift und bringen deren Randglossen in den Noten. Die vermutheten Ergänzungen der verstümmelten Stellen schließen wir in eckige Klammern. Die Abkürzungen lösen wir auf.

 

 

 

 

 

 

 

[1] De excommunicatione.

 

1519

 

[Seite 311] [ 1 Titel fehlt in Hdschr. 3 Am Rande: Hec declaratur in 4ta [conclu]sione 4 Am Rande: Falsum est nisi intelligatur de excommunicatione iniusta. 6 scandulosa Hdschr.        Am Rande: Recte si est contra abusum [commissario]rum ecclesiasticorum. Kawerau: recte sentit[?]]

 

 

[2] 1. Excommunicationes pontificis non ponunt hominem extra graciam,

 

[3] 2. Nec extra participationem bonorum Christi ecclesie,

 

[4] 3. Nec tollunt orationem ecclesie sed magis augent.

 

[5] 4. Ymmo presupponunt1 hominem extra graciam et in peccato mortali.

 

[6] 5. Nec in quolibet sed publico et scandaloso2  peccato.

 

 

 

[Seite 312]

 

[ 7/8 christianā Hdschr. 12 Am Rande: Dubito de eius veritate. 15 sicut[?] pc̄t[?] ..... ptionem Hdschr. nach Kawerau. Wir denken an Uns. Ausg. 513, 17. Vgl. auch dort 508, 31 ff.]

 

 

[1] 6. Excommunicationes pontificis sunt solummodo pene externe.

 

[2] 7. Similiter reconciliationes sunt solummodo externe licentie.

 

[3] 8. Ve his, qui excommunicationem pape plusquam peccatum mortale [4] aut etiam veniale timent.1

 

[5] 9. Errant sacerdotes predicantes excommunicatos non gaudere bonis [6] ecclesie.

 

[7] 10. Impii sunt Episcopi et eorum Officiales, qui propter pecuniam christianos [8] excommunicant.

 

[9] [Matth. 5, 40.] 11. Docendi sunt christiani illud Mathei: Tollenti tunicam etc.2

 

[10] 12. Etsi Officialis teneatur Ius ministrare actori pertinaciter, tamen magis [11] tenetur eum inducere prius ad obediendum dei mandato.

 

[12] 13. Quod dicatur consilium esse, non mandatum, dimittendi pallium sicut [13] virginitas et venditio est error.

 

[14] 14. Si etiam constet consilium esse, tamen casus semper occurrit in Iudiciis [15] sic ut [extendat in opus animi prae]parationem.3

 

 

 

[16] M. Lutherus disputabit.

 

 

 

[17] Hec questio ante annum disputata est vel supra.

 

 

 

 

 

2. De sacramentis disputatio in distinctionem 2. Libri 4.

Sententiarum.

1520

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 312]

Die zwei Thesenreihen Uns. Ausg. Bd. VI, 470 und 473 sind mit Recht als Bestandtheile einer Reihe von Circular-Disputationen angesehen worden, wie sie Luther abhalten ließ, ehe er in den großen Streitschriften auch die Sakramentslehre in die Streitpunkte hineinzog. Sie gehören in das Jahr 1520. Nun ist zu den genannten zwei Reihen noch eine dritte erhalten, die eng mit ihnen zusammenhängt.

 

Im Cod. Msc. theol. lat. Oct. 91 der königlichen Bibliothek zu Berlin finden sich hinter dem oben Bd. I S. 629 unter C beschriebenen Drucke eine Reihe von Wittenberger Disputationsthesen in Abschrift. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das ganze Material aus einem Drucke, einer von den drei bekannten Thesensammlungen bis 1522, herstammt; vielmehr sind wohl einzelne Plakatdrucke oder deren Abschriften zusammengenbracht. In diesen Reihen von Thesen steht nun auf Blatt 71b: “DIS: 2. Libri. 4: MAR: Lv̈the:” Professor Kolde, dem wir die Auffindung verdanken, will das erste Wort in disputatio auflösen und eine zweite Disputation über das vierte Buch des Lombarden angezeigt finden. Offenbar aber ist zu lesen:

 

[Seite 313]

 

distinctio 2. Libri 4. des Lombarden, denn gerade die zweite distinctio des vierten Buches beschäftigt sich mit diesem Gegenstande. Es läge sogar nahe, die zwei letzten Worte in Mag: Lomb: zu ändern, doch sind die Schriftzüge zu deutlich. Luther hat in seinem Exemplar des Lombardus zur dist. 2. libr. 4. keine Randglossen gemacht (s. Bd. IX, S. 94). Erst kurz vor der Abfassung der Schrift von der babylonischen Gefangenschaft hat er die Sakramentslehre zum Gegenstand einiger Disputationen gewählt.

 

Unsere 8 Thesen waren wie die oben genannten VI, 471; VI, 473 für eine Circular-Disputation bestimmt. Liegen somit drei Verhandlungen über die Sakramente vor, so werden sie zeitlich einander nahe stehen; gehört eine sicher in's Jahr 1520, dann auch die andern. Ferner wird ein Gedankengang und Fortschritt zu erkennen sein: VI, 471 soll zeigen, daß auch im alten Testament von Sakramenten im gewissen Sinne zu reden sei; VI, 473 legt die Verschiedenheit an einem Beispiel, dem baptisma carnis, poenitentiae, gratiae dar; unsere 8 Sätze behandeln die Sakramente im neuen Testament.

 

Vgl. Uns. Ausg. Bd. VI, 470 –473. Kolde in Zeitschr. f. Kirchengeschichte, Bd. XI, 464 –65.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Disputatio in Distinctionem 2. Libri 4. Sententiarum

[2] Martini Lutheri.

[3] 1520.

 

1520

 

[Seite 313] [ 1/2 Hdschr. nur: DIS: 2. Libri. 4: MAR: Lv̈the (sicher so, nicht Lothe: wie Kolde gibt). Die falsche und die richtige Auflösung s. in der Einleitung 13 et usu] nicht ex usu, wie Kolde gibt 18 Eine Unterschrift fehlt]

 

 

[4] 1. Non placet sacramenta nove legis sic distingui, ut alia remedia [5] tantum sint contra peccatum alia etiam gratiam conferant adiutricem.

 

[6] 2. Omnia prorsus sacramenta tum remedia sunt peccati tum adiuvant [7] per gratiam, si fide suscipiantur.

 

[8] 3. Nos arbitramur sacramenta nove legis constare ex promissione dei et [9] signo visibili.1

 

[10] 4. Tot sacramenta nove legis sunt quot promissa et adiuncta signa.

 

[11] 5. Baptismus, Eucharistia et poenitentia tria proprie sunt sacramenta [12] nove legis,

 

[13] 6. Cetera videntur ab ecclesia et usu primum instituta et appellata [14] sacramenta nove legis.2

 

[15] 7. Nihil obstat, quominus tot sacramenta, quot articuli sunt fidei, dicpossint, [16] si signum visibile tollas.

 

[17] 8. Immo quot sunt verba dei tot fere sunt sacramenta, que fidem [18] excitant, etiam si signum desit.

 

 

 

[Seite 314]

 

 

 

 

 

Predigten Luthers gesammelt von Joh. Poliander. 1519 –1521.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 314] [Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

 

 

 

[Einleitung]

 

 

 

 

[Erster Abschnitt]

Die Leipziger Disputation, welche für Luthers Stellung zum Papstthum und zur alten Kirche von tief eingreifender Bedeutung war, hat entscheidend und klärend auch auf die Zuschauer seines Beginnens gewirkt. Wie nunmehr seine Gegner offener und giftiger gegen ihn auftraten, so erklärte sich jetzt auch Mancher offen für Luther, der bisher noch zuwartend auf Seiten der Anhänger des Alten sich gehalten hatte. Jedenfalls hatte der damalige Ludimagister der Leipziger Thomasschule, Johannes Graumann (Poliander) zur Zeit der Disputation mehr Beziehungen zu Luthers Gegnern als zu ihm selbst. Nach Seckendorff war er “Eccii in disputatione amanuensis aut famulus”. Aber nach Beendigung der Disputation verließ er Eck und folgte Luther und hat von da an bis an sein Ende im Jahre 1541 in Preußen als Lehrer des Evangeliums gewirkt. Auch ein großer Theil der studirenden Jugend verließ damals Leipzig und ging, angezogen von Luthers gewaltiger Persönlichkeit, nach Wittenberg (Hist. Luth. I, § 62, add. II (r) und § 152 (2). Im Herbst 1519 finden wir Poliander mit seinem Kollegen und späteren Nachfolger im Rektorat der Thomasschule (von 1522 ab), Kaspar Börner, der schon am 8. November eingeschrieben wurde, bei der Universität Wittenberg immatrikulirt, und zwar zwischen dem 20. und 27. November als “Joannes grauman Naustadt Herbipo. dioc. Magister Lipsen.” (Förstemann, Album acad. Viteb. p. 86 und 87). Daß beide Leipziger Lehrer ihre Schule verlassen konnten, wird erklärlich durch eine damals wüthende Pest, die sich auch auf Leipzig ausgedehnt hatte (Meurer, Leben d. Altv. II. Bd. 2. Abth. S. 236). Mit dem Erlöschen derselben sind die Beiden vermuthlich in ihren alten Wirkungskreis zurückgekehrt, denn am 20. August 1520 wird Poliander in Leipzig zum Baccalaureus der Theologie promovirt.

 

Dieser kurze Aufenthalt in Wittenberg hat Poliander in Beziehungen zu den Kreisen der Reformatoren gebracht, die für sein ganzes Leben sich folgenreich erwiesen haben; für die Lutherforschung aber hat er eine Frucht gezeitigt, die für die Kenntniß der Predigtthätigkeit Luthers in den wichtigen Entwickelungsjahren zwischen der Leipziger Disputation und dem Reichstage zu Worms von hohem Werthe ist. Sie liegt uns vor in einem 417 Blätter in Quart umfassenden handschriftlichen Sammelbande der Königsberger Stadtbibliothek mit der Signatur:

 

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S. 22. Quart. Der schlichte moderne Halbfranzband mit dem auf den Rücken gedruckten Titel: “Ioan. Poliandri annotationes in Genesin nec non conciones” hat lange genug dem Auge des Forschers seinen wirklichen Inhalt verborgen. Es ist das Verdienst Paul Tschackerts, den Band auf seinen Inhalt eingehend geprüft und darin eine Reihe fast durchweg unbekannter Predigten und Schriftauslegungen Luthers aus den Jahren 1519 –1521 entdeckt zu haben. Tschackert hat die Ergebnisse seiner Untersuchungen in den folgenden drei Schriften veröffentlicht:

 

1. Unbekannte handschriftliche Predigten und Scholien Martin Luthers. Berlin, Reuther 1888.

 

2. “Wer hat die Königsberger Lutherpredigten Polianders ursprünglich nachgeschrieben?” in Luthardts Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft usw. 1889, Heft 6.

 

3. Urkundenbuch für Reformationsgeschichte des Herzogthums Preußen. Drei Bände (= Bd. 43 –45 der Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven) Leipzig, S. Hirzel 1890.

 

Da indessen Tschackert (ebenso wie den früheren Biographen Polianders) die oben angeführte Eintragung des Wittenberger Universitäts-Albums entgangen ist, so fehlt ihm nicht nur ein wesentlicher Umstand zur Erklärung der entscheidenden Wendung im Leben dieses Mannes, sondern er würde auch bei Kenntniß jener Eintragung einzelne Theile des Kodex anders beurtheilt haben, als er gethan. Um die Entstehung der Predigtsammlung zu erklären, nimmt er einen Aufenthalt Polianders in Wittenberg in den Jahren 1522 und 1523 an, für den irgend ein bestimmtes Zeugniß nicht vorliegt. Dagegen erbringt er den hinlänglichen Nachweis, daß die Predigten von Luther und nicht, wie bisher angenommen wurde, von Poliander stammen, und es genügt, dafür auf seine oben unter 1 angeführte Schrift und die Predigten selbst zu verweisen. Ebenso können wir uns den von Tschackert gegebenen Zeitbestimmungen im Großen und Ganzen anschließen; jedoch für einzelne Theile des Kodex kommen wir zu anderen chronologischen Ergebnissen.

 

Der Kodex enthält Aufzeichnungen in deutscher und lateinischer Sprache, hin und wieder mit griechischen und hebräischen Worten untermischt. Zum Theil ist derselbe von Polianders eigener Hand, die sich beinahe überall auch in reichlichen Randglossen und Zusätzen findet, geschrieben, das Übrige von unbekannten Händen. Die meisten Aufzeichnungen sind nach Form und Inhalt sofort als Predigten erkennbar, die manchmal in kurzen abgerissenen Notizen, öfter in fließenden Bearbeitungen vorliegen. Ein beträchtlicher Theil der Handschrift trägt die Überschrift: “Scholia in librum Genesis” und enthält in lateinischer Sprache Auslegungen zu 1. Mos. 1 –34. Die Auslegung von Kap. 25 –28 ist ausführlicher und wird von Poliander gelegentlich bezeichnet als: “Collectanea in Genesim de Isaac et filiis”. Den Schluß des Kodex bilden drei Blätter mit der Abschrift einer Trostschrift Luthers, betitelt: “Eyn trostliche ertzney, fur leut die Jnn grossenn anfechtungen ligen, von anfechtungen des bosen feindts. Jhesus.” Am Ende: “Martinus Luther M. D. XXI.” (Erl. Ausg. 54, 116 und 64, 294). Auf Grund der hier gegebenen Datirung wird dieses Schriftchen, für das man bisher keinen Titel kannte und das man mit den Gesammtausgaben ins Jahr 1529 setzte (Köstlin 2II, S. 160), dem Jahre 1521 zuzuweisen und in unsrer Ausgabe demgemäß einzureihen sein.

 

 

 

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Es sind nun die einzelnen Theile genauer zu untersuchen und zwar zunächst diejenigen Aufzeichnungen, welche sich ohne weiteres als Predigtnachschriften geben. Dieselben zerfallen deutlich in vier Gruppen, deren jede ihr bestimmtes Gepräge zeigt.

 

 

 

 

 

1. Gruppe. Predigt Nr. 1 –24.

Sämmtliche Predigten dieser Gruppe sind lateinisch, von Polianders Hand auf 26 von ihm foliirten Blättern geschrieben. Sie sind nur auszugsweise in kurzen prägnanten Sätzen wiedergegeben. Der Schreiber bedient sich zahlreicher Abkürzungen, wie sie für das Latein hergebracht waren, deren Auflösung aber bei ihrer augenscheinlichen Flüchtigkeit außerordentlich schwierig war. In den Überschriften werden zumeist die Sonn- oder Heiligentage, an denen die Predigten gehalten wurden, angegeben, bei andern weist der übergeschriebene Text genügend auf den betreffenden Festtag hin. Mit diesen Predigten, die fast durchweg die evangelischen Perikopen behandeln, wechseln beinahe regelmäßig solche über Texte aus 1. Mos. 8 –12, ohne besondere Bezeichnung des Tages. Es ergibt sich jedoch schon aus ihren Anfängen, daß sie an denselben Tagen wie die jedesmal vorhergehenden Evangelien-Predigten gehalten sind und zwar in unmittelbarem Anschluß an dieselben. Wir geben sie aber unter besonderen Nummern einmal der besseren Übersicht wegen und da sie im Kodex durch einen Zwischenraum allemal deutlich von den vorhergehenden Predigten getrennt sind. Wie die erste Reihe die Perikopenordnung bewahrt, so folgt die andere der der Kapitel. Nr. 22 trägt die Jahreszahl 1519 und enthält eine allgemein gehaltene Abhandlung über altes und neues Testament ohne Zugrundelegung eines bestimmten Textes. Wir haben hier die Einleitung zu einer fortlaufenden Betrachtung der evangelischen Geschichte, mit welcher die folgende Weihnachtspredigt einen Anfang macht. Wir werden unten darauf zurückkommen. In Nr. 1 finden wir die Ortsbezeichnung “Vuittenberge”, in 24: “in Kembergk”; Nr. 8 deuten die Buchstaben “D. M.” = Doctor Martinus den Namen des Predigers an.

 

Hiernach dürfen wir annehmen, daß die Predigten dieser Gruppe in der Zeit vom 30. Oktober bis zum 27. December 1519 und zwar in Wittenberg von Luther gehalten sind mit Ausnahme der letzten, die er in dem Nachbarstädtchen Kemberg hielt. Poliander, der in der angegebenen Zeit sich in Wittenberg aufhielt, kann recht wohl Ohrenzeuge bei gewesen allen sein. Und der Eindruck, den die Aufzeichnungen machen, ist der Annahme sehr günstig, daß der lateinkundige Mann, der geschickte und schreibgewandte Amanuensis Ecks selbst durch kurze lateinische Sätze während des Vortrags oder bald nach demselben sich das Gehörte zur Erinnerung oder zum späteren Gebrauche aufbewahrte.

 

 

 

 

 

2. Gruppe. Predigt Nr. 25 –33.

Diese Gruppe ist in der jetzigen Gestalt des Polianderkodex von der ersten durch die Scholia in librum Genesis und durch eine umfangreiche Gruppe anderer Predigten getrennt. Sie schloß sich aber ursprünglich an die erste an, wie die auf ihrer ersten Seite von Poliander geschriebene Blattziffer 27 beweist. Wir müssen sie aber auch aus dem Grunde hier folgen lassen, weil sie zeitlich jener am

 

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nächsten steht. Auch hier finden wir mit Ausnahme der Nr. 25. und 28. die Handschrift des Besitzers der Sammlung, jedoch weniger flüchtig als in der ersten Gruppe. Alle Predigten sind ausführlich in lateinischer Sprache niedergeschrieben mit eingestreuten griechischen Worten im Texte selbst und am Rande. Eine von ihnen, die Predigt vom Sonntag Kantate, Nr. 27, ist bereits in Bd. IV S. 694 ff. unserer Ausgabe mitgetheilt. Auf eine besondere Lage Papier geschrieben, scheint sie erst später zwischen die übrigen eingeschoben zu sein. Indeß hindert nichts, sie in dasselbe Jahr zu setzen wie die anderen. Diese sind mit Ausnahme von Nr. 31., die am Sonntage Exaudi über 1. Mos. 15 gehalten ist, Festpredigten an Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Zu der Osterpredigt Nr. 26 hat Tschackert auf dem Königlichen Staatsarchiv zu Königsberg in der unregistrirten Hochmeisterkorrespondenz des Jahres 1524 eine zweite Abschrift gefunden (8 Blätter in Quart, letztes Blatt leer), die den Schriftzügen nach in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Die Schrift ist klar und sauber wie von geübter Schreiberhand. Nach Tschackert ähnelt sie der des Dr. Andreas Aurifaber, des Leibarztes des Herzogs Albrecht von Preußen. Die Predigt hat in der Handschrift des Archivs folgende Überschrift: “Philippus Melanthon ad D. Iohannem Hessum propria manu scripsit Anno 1524.” Es folgt dann wie in unserem Kodex “Doctor Martinus Lutherus hoc pascha fere universum peregit in tractanda eucharistia.” Auf diese Predigt muß sich beziehen, was Melanchthon den 17. April 1520 an Johann Heß in Breslau schreibt: “Martini conciones conabor singulis festis dictas adornare sic, ut excudi possint. Insignem interim, dum abes, locum tractavit de sacramento Eucharistiae, quem mitto coactum in capita. Faciet enim ad institutum tuum. Ipse eundem tractabit copiose Germanica oratione. Interim nolui te carere.” (Corp. Ref. I Sp. 159).1 Die Jahreszahl 1524 können wir auf Rechnung eines Fehlers beim Abschreiben setzen, zumal auch die zu derselben Gruppe gehörige Predigt vom Sonntag Exaudi über 1. Mos. 15 uns in das Jahr 1520 verweist, in welchem Luther bei seiner forlaufenden Auslegung der Genesis um die angegebene Zeit beim 15. Kapitel angelangt sein mußte. Die angeführte Briefstelle Melanchthons giebt uns aber zugleich Auffschluß über Entstehung der übrigen Predigten dieser Gruppe. Auf sie paßt, was Melanchthon über seine Absicht äußert, Predigten, die Martinus an Festtagen gehalten hat, so zu bearbeiten, daß sie gedruckt werden können. Der Plan ist nicht ausgeführt worden: die druckfertigen Predigten sind bisher ungedruckt geblieben. Der Grund ist darin zu suchen, daß Luther endlich nach langem Drängen selbst daran ging, Predigten nach Art der Postillen zu bearbeiten (C. R. I Sp. 285). Dafür, daß Melanchthon eifriger Hörer und Nachschreiber von Luthers Predigten war, erbringt uns unser Kodex weiterhin einen unzweideutigen Beweis. Ja, schon am 21. Mai 1519 finden wir ihn mit

 

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Johann Agricola fleißig bei solcher oder ähnlicher Thätigkeit (nach einem Briefe an Spalatin C. R. I Sp. 82). Luther konnte es gewiß zunächst nur willkommen sein, wenn so berufene und so nahe befreundete Männer ihm, dem Vielbeschäftigten, die Mühe abnahmen, dem Drängen auswärtiger Anhänger nach gedruckten Predigten Befriedigung zu verschaffen. Wenn er am 21. Januar 1521 von seinen Matthäuspredigten, die von Spalatin und Gerbel gewünscht wurden, schreibt, er habe trotz eigenen lebhaften Wunsches kein Wort davon aufgezeichnet, denn es habe ihm die Zeit gefehlt (De Wette I, S. 404. Enders II, S. 319), so können wir sicherlich ein Gleiches von seinen übrigen Predigten annehmen. Andernfalls würde Melanchthon seine Mühe gespart haben. An den Bearbeitungen dieser Gruppe, die wir ihm zuschreiben, bemerken wir als Eigenthümlichkeit die eingestreuten griechischen Worte und Sätzchen, wie sie auch den sicher von ihm herrührenden Kollektaneen der folgenden Gruppe charakteristisch sind.

 

Zweifelhaft ist die Datirung der Predigt Nr. 25 Conversionis Pauli (25. Januar), die, von fremder Hand auf ein leergebliebenes Blatt geschrieben, offenbar nur ein zufälliges Anhängsel dieser Gruppe ist. Ihre Identität mit der Predigt desselben Tages im Jahre 1521 läßt sich nach den später im Kodex gegebenen Aufzeichnungen (Nr. 68) trotz mancher Berührungen nicht sicher beweisen. Es scheint daher das Beste, sie mit den übrigen dieser Gruppe in das Jahr 1520 zu bringen und denselben im Druck voranzustellen.

 

 

 

 

 

3. Gruppe. Predigt Nr. 34 –78.

Im Kodex bildet diese Gruppe den Schluß; wir müssen sie aber der chronologischen Ordnung wegen hier einreihen. Hier sind wir der Mühe enthoben nach dem Kollektor zu forschen, nachdem es dem Unterzeichneten gemeinsam mit D. Knaake gelungen ist, die Chiffreschrift am Kopfe derselben zu lesen. Diese lautet: “Collectanea Philippi Melan: ex sermonibus Luth:”. Hierdurch wurde die von Tschackert ausgesprochene Vermuthung, daß diese Aufzeichnungen auch von Melanchthon stammen, bestätigt. Die vorliegende Abschrift ist von einer unbekannten Hand. Als Texte sind nur an den Festtagen und Heiligentagen die Perikopen zu Grunde gelegt, sonst sind sie der Genesis oder Matth. 2 und Luk. 2 entnommen. Die Jahreszahl 1521 bei einer Neujahrspredigt und die Genesistexte machen auch für die übrigen Predigten die Datirung im Ganzen sicher. Von Nr. 34 –60 sind wir aber bei öfterem Fehlen der Überschriften einige Male auf Vermuthungen sowohl bezüglich des Datums als auch des Umfanges von Predigten angewiesen. An den betreffenden Stellen werden wir darauf aufmerksam machen. Wir haben sie in die Zeit von Mitte August 1520 bis 1. April 1521 zu setzen. Für ihre Form ist charakteristisch: kurze lateinische Sätze, hin und wieder griechische Sätzchen und Worte, vereinzelt auch hebräische Ausdrücke, endlich eine Neigung zu schematischer Darstellung der Gedanken.

 

Zu den von Weihnachten ab gehaltenen Predigten finden sich mit zwei Ausnahmen Parallelen in den Bearbeitungen der folgenden Gruppe. Wir ziehen es aber vor, um das ursprüngliche Gefüge der einzelnen Theile der Sammlung nicht zu zerstören, jede der beiden Gruppen vollständig für sich zu geben und nur durch Anmerkungen auf die entsprechende Predigt der andern zu verweisen.

 

 

 

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4. Gruppe. Predigt Nr. 79 –116.

Fast die Hälfte des Polianderkodex wird durch die Predigten dieser Gruppe eingenommen. Sie folgen unmittelbar auf Kap. 28 der Scholia in librum Genesis. Geschrieben sind sie von verschiedenen Händen, auch die Hand Polianders ist darunter. Die Hinweise finden sich jedesmal unter der betreffenden Stelle des Textes. Nr. 89 –112 haben Ähnlichkeiten mit der Handschrift Joh. Agricolas. Leider stand uns zu einer Identificirung nicht genügendes Material zu Gebote.

 

Die Sprache ist hier durchweg die deutsche, von einigen lateinischen Sätzen und Ausdrücken, die sich häufiger nur in der ersten Predigt finden, abgesehen. Daß wir es mit Lutherpredigten zu thun haben, wird bei der vom grünen Donnerstag (Nr. 111) ausdrücklich bezeugt durch den Zusatz zur Aufschrift: M. L. Eine Predigt vom Sonntag nach Weihnachten ist in der im Kodex vorliegenden Bearbeitung im Jahre 1523 gedruckt und Luther zugeschrieben (vgl. die Bem. zu Nr. 83). Bei einigen anderen, die mit gedruckten Lutherpredigten Berührungen zeigen, ist in einer bezüglichen Anmerkung darauf hingewiesen worden. Auf Luther weisen auch die behandelten Texte: es sind die evangelischen Perikopen von Weihnachten bis Ostern, abwechselnd mit Genesistexten aus Kap. 29 –31. Die Zeitbestimmung (vom 25. December 1520 bis 2. April 1521) wird hierdurch und außerdem durch die an vier Stellen zugefügten Jahreszahlen 1520 und 1521, gesichert. Neu ist in dieser Gruppe die oftmalige genauere Ortsbezeichnung, wonach die Evangelienpredigten nach dem Frühstück im Augustinerkloster gehalten wurden, die Genesispredigten in der Pfarrkirche zu Wittenberg und zwar, wie aus den Überschriften und der Anordnung hervorgeht, die letzteren vor jenen.

 

Über die Entstehung dieser Gruppe ausführlicher deutscher Bearbeitungen von Luthers Predigten haben wir zunächst nur noch Vermuthungen. Tschackert hält sie für wörtliche Nachschriften, die jeder geschickte Student habe machen können, und spricht sie dem Melanchthon ab. Dem Letzteren stimmen wir zu; für das Erstere haben wir kein Beispiel und halten es für unmöglich. Wollte man schnell nachschreiben, so bediente man sich, wie uns außer unserem Kodex besonders die Zwickauer Funde und die Tagebücher über Luthers Tischreden lehren, der hergebrachten Kurzschrift in der lateinischen Sprache, und fast nur, um gewisse charakteristische oder lateinisch schwer wiederzugebende Ausdrücke und Redewendungen festzuhalten, wandte man hie und da das Deutsche an. Die so gewonnenen Notizen bildeten dann die Grundlage für Bearbeitungen, die sich zur Veröffentlichung im Druck eigneten. Solche Bearbeitungen liegen uns hier vor: eine davon hat auch ihre Bestimmung erreicht; die Drucklegung der anderen verhinderte entweder Luther, als er davon erfuhr, ausdrücklich, oder mittelbar durch Herausgabe seiner Postillen. Daß zu solcher Arbeit nicht jeder Beliebige Geschick besaß, liegt auf der Hand. Jedoch befand sich damals in Wittenberg ein Mann, dem wir es zutrauen dürfen und von dessen Art auch dieser 9. Band S. 122ff. eine Probe bringt, Johann Schneider (Agricola). Er war Luthers Schreiber und Famulus bei der Leipziger Disputation, wird schon im Mai 1519 von Melanchthon als sein Genosse beim Nachschreiben von Luthers Vorträgen angeführt (C. R. I Sp. 82); er ist auch an Luthers Seite, um interessante Neuigkeiten aus dem Munde eines fremden Gastes aufzuzeichnen (De Wette I, S. 468. Enders II, S. 443). Wenn man Agricola als Urheber dieser Gruppe von Predigtniederschriften

 

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annimmt, so wird man auch nach seinen Beziehungen zu Poliander zu fragen haben. Wenn nicht von früher, waren beide doch sicher von der Disputation her mit einander bekannt, wo sie in gleicher Stellung den streitenden Parteien dienten. Es lag nahe, daß Poliander, als er im Herbst ins feindliche Lager kam, diese Beziehungen fortsetzte. Daß er sie auch nach der Trennung weiter pflegte, dafür dient zum Beweis, daß er, von Würzburg dem Rufe des Herzogs Albrecht nach Preußen folgend, unterwegs in Eisleben verweilte und am 18. August 1525 eine Predigt hielt, deren Konzept noch in seiner Königsberger Sammlung erhalten und mit entsprechender Notiz versehen ist. Dort war inzwischen Agricola als Leiter der neugegründeten Schule angestellt und Poliander wurde bei seiner Abreise von ihm mit Überbringung eines Briefes an Melanchthon in Wittenberg betraut (C. R. I Sp. 757). Bei dieser Gelegenheit könnte Poliander sich mit diesen ihm für seine künftige Thätigkeit gewiß sehr erwünschten Predigtnachschriften versehen haben.

 

 

 

 

 

5. Scholia in librum Genesis.

Unter dieser Überschrift bringt der Kodex Blatt 27 –118bAuslegungen zu 1. Mos. 1 –34 in vorwiegend lateinischer Sprache, die nicht von Polianders Hand herrühren, aber stellenweise von ihm mit reichlichen Randbemerkungen versehen sind. Auf Blatt 53a, wo Kapitel 24 schließt, verweist Poliander auf die neun Blätter später folgende ausführliche Auslegung der vier nächsten Kapitel. Diese steht auf Blatt 63 –118 und beginnt mit der neuen Überschrift: “De historia Isaac”. Anmerkungsweise auf Blatt 141 bezeichnet sie Poliander als: “Collectanea in Genesim de Isaac et filiis”, woraus auch zu ersehen ist, daß er “Scholia” mit “Collectanea” gleichbedeutend gebraucht. Eine Randbemerkung auf Blatt 28: “Arborem vitae transivit Mar:” weist uns auf Luther als den Urheber des Textes, und eine genauere Prüfung des Inhalts bestätigt ihn als solchen hinlänglich. Tschackert hat zum Nachweise des lutherischen Ursprunges der Scholia die deutschen “Predigten über das erste Buch Mose”, die 1523 –24 gehalten und 1527 nach fremden Aufzeichnungen mit Luthers Zustimmung gedruckt wurden (Erl. Ausg. 33 und 34) und die 1544 ff. gedruckten lateinischen “Enarrationes in I. librum Mose” (Erl. Ausg. Opp. exeg. Vol. 1 –11) herangezogen. Und das mit Recht. Aber während er aus einzelnen Übereinstimmungen, die von ihm doch auch aus den so viel späteren Enarrationes nachgewiesen werden, folgert, unsere Scholia seien “freie lateinische Nachschriften von deutschen Vorträgen Martin Luthers, welche in seinen Predigten über das 1. Buch Moses seit 1527 gedruckt vorliegen”, liefert unsere Prüfung ein anderes Ergebniß. Da die Predigten unseres Kodex durchweg den Jahren 1519 –21 angehören und auch die diesen angehängte kleine Schrift (s. S. 317) die Jahreszahl 1521 trägt, so sind wir von vornherein darauf hingewiesen, auch für die Scholia in denselben Jahren einen Platz zu suchen. Aus Briefen (s. unten) und den mit Sicherheit zu datirenden Predigten der Sammlung Polianders wissen wir nun, daß Luther von 1519 bis zur Reise nach Worms 1521 fortlaufend über Genesistexte gepredigt hat, und somit liegt eine Vergleichung mit diesen viel näher. Sie ergibt denn auch eine so überraschende Übereinstimmung, daß wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen können: die Scholia und Kollektanea sind Bearbeitungen der in den genannten Jahren von Luther in der Pfarrkirche zu Wittenberg gehaltenen, uns

 

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auch in anderer Form im Polianderkodex vorliegenden Genesispredigten. Die Berührungen mit den 1523 –24, also nur kurze Zeit darauf gehaltenen sind erklärlich genug, die Abweichungen von diesen aber unter dieser Voraussetzung auch am leichtesten zu verstehen. Den besten Beweis für unsere Ansicht gibt die Bemerkung Luthers zu 1. Mos. 8, 21, daß er diese Stelle beim Markusevangelium behandeln werde (S. 347, 22), denn 1523 –24 ist sie thatsächlich mit dem anderen Genesistext behandelt worden.

 

Die Frage nach dem Bearbeiter der Scholia kann nur vermuthungsweise beantwortet werden. Melanchthon war es nicht, denn auf der ersten Seite derselben gibt Poliander die Notiz: “Vide alia insuper scholia a Melanchthone inchoata.” Daraus geht hervor, daß dem Poliander neben den Scholien der Handschrift solche Melanchthons vorlagen. Die reichlichen Randbemerkungen zu Kap. 1 –3, welche an einzelnen Stellen den Text selbst an Umfang übertreffen, machen nun den Eindruck, daß sie nicht eigne Gedanken Polianders wiedergeben, sondern ebenfalls einer Aufzeichnung von Luthers ersten Genesispredigten entstammen, und die Annahme liegt nahe, daß in ihnen eben die angefangenen Scholien Melanchthons wenigstens theilweise erhalten sind. Wir geben sie daher unter dem Text, als Parallele zu ihm. Sind wir hierdurch auf Melanchthon als einen Aufzeichner und Bearbeiter der ersten Genesisauslegung Luthers gewiesen , so dürfen wir auch wagen, hierauf eine briefliche Äußerung Melanchthons vom 21. Mai 1519 an Spalatin zu beziehen: “Diligenter cepimus D. Martini dictata tibi notare Isleben et ego, et spero, bonum habebimus una nos omnes in illo librum. Primum iam exsplendescet argumentum” (C. R. I, Sp. 82). Hierdurch wären wir denn wiederum auf Agricola als den wahrscheinlichen Bearbeiter des eigentlichen Textes der Scholia in librum Genesis hingewiesen.

 

Eine andere Frage aber bleibt ebenfalls offen: Woher stammen Kap. 32 –34, da Luther am 1. November 1521 an Gerbel schreibt, er sei nur bis Kap. 32 gekommen? (De Wette II, S. 90. Enders III, S. 241.) Aus den Kollektaneen des Melanchthon (Nr. 76, vgl. Nr. 105) wissen wir ebenfalls, daß Luther am Sonntag Judica 1521 seine Genesispredigten mit Kap. 31 schloß.

 

Wir können nur mit der Vermuthung antworten, daß der Bearbeiter, dem doch gewiß an einer Abrundung seiner Arbeit für den Druck lag, versuchte, in Anlehnung an Luthers Art die Genesis zu vollenden. Eine solche Eigenmächtigkeit, die Luther oft getadelt hat, ist Agricola schon zuzutrauen. Die Auslegung der letzten drei Kapitel ist im Vergleich zu der der früheren kurz und dürftig und stützt dadurch unsere Vermuthung.

 

 

 

 

 

Luthers Predigtthätigkeit in den Jahren 1519 –1521.

Es wird dem Leser erwünscht sein, wenn wir die einzelnen Züge der Predigtthätigkeit Luthers, wie der Polianderkodex sie bietet, zu einem Gesammtbilde zu verarbeiten suchen. Luther giebt in dem eben erwähnten Briefe an Gerbel dazu eine kurze Skizze: “In Matthaeum nihil statui commentari, sed Vittembergae pro suggestu coeperam utrunque testamentum ab exordio populariter declamare, et profeceram in Genesi usque ad cap. XXXII, in Evangeliis usque ad vocem

 

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Iohannis Baptistae; hic obmutuit vox mea.” Hiermit beantwortet Luther Gerbels auf einem Mißverständniß beruhende Bitte, er möge den begonnenen Kommentar zum Matthäus baldigst vollenden (De Wette II, S. 90. Enders III, S. 160 und S. 241). Luthers Plan war, neben dem alten über das neue Testament zu predigen, und er hatte hier mit dem Matthäus begonnen. Dahin ist zu verstehen, was er am 8. Februar 1520 an Spalatin Schrieb: “Ne verbum quidem ego collegi de concionibus meis in Mattheum” (De Wette I, S. 405. Enders II, S. 319). Daß er gleichzeitig über die Genesis predigt, geht aus dem Brief an denselben vom 18. December 1519 hervor: “Psalterium exigit integrum virum, totum eundem concio in populum per Evangelium et Genesim laborans.” Daß aber hiermit seine Predigtthätigkeit noch nicht erschöpft ist, deutet das Folgende an: “tertio totum ipsae preculae et instituti mei cultus; quarto totum hoc enarrandi munus.” (De Wette I, S. 378. Enders II, S. 278.) Als eine zweifache bezeichnet er sie Ende Februar 1521: “Sum enim occupatissimus, duas conciones per diem habeo”, am 3. März 1521: “ut taceam geminae concionis munus” und am 6. März: “Gemina concio virum exigit”. (De Wette I, S. 554, 565 u. 568. Enders III, S. 93, 96 u. 100). Unter allen seinen Beschäftigungen, die in diesen schweren Jahren ihm obliegen, sieht Luther als die Hauptsache das ministerium verbi an. Wie er diesem gerecht zu werden suchte, zeigt uns Polianders Sammlung in einer bisher nicht gekannten Vollständigkeit nach drei Seiten.

 

“1519 In die Thomae” (Nr. 22.) gibt uns Poliander den Bericht über den Anfang der Predigten über das Neue Testament: “pro Exordio universe historie Euangelice, quam ad natales Christi appetentes inchoaturus erat et ordine explanaturus, primum Nove et veteris legis, seu Euangelii et veteris testamenti differentiam tractavit.” Eine Beziehung auf den Schluß dieser Predigt finden wir Ende October 1520 zu Luc. 2, 40 (Nr. 47). Am folgenden Weihnachtstag beginnt er mit Matth. 1 (Nr. 23). Darauf bezieht er sich, als er am Geburtstage Mariä 1520 denselben Text zu behandeln hat: “hoc εαγγέλιον audistis in principio εαγγελου” (Nr. 38). Die Fortsetzung können wir aber leider erst vom Matthäustage (21. Sept.) 1520 an verfolgen, wo er im Anfange des 2. Kapitels steht. Die nächsten Texte über die evangelische Geschichte sind aus Luc. 2 genommen und werden an den folgenden Sonntagen p. trin. a. 1520 behandelt (Nr. 43 –47). Weiterhin finden sich nur in Nr. 66 vom 6. Januar und Nr. 70 vom 2. Februar 1521, welche solche Texte zu Perikopen haben, Rückverweisungen, Fortsetzungen aber nicht. Daß er auch den Marcus in seinen Plan gezogen hat, beweist die oben angeführte Stelle in den Scholia in librum Genesis, S. 347, 22, wo bemerkt wird: “Hunc locum Tractaturus in Marcum Euangelistam”. Da Luther nach seiner eigenen Angabe vor der Reise nach Worms nicht weiter als bis zur “vox Iohannis Baptistae”, also bis Matth. 3, gekommen ist, dürfen wir annehmen, daß er seit Ende Oktober 1520 nur noch sehr selten, vielleicht gar nicht mehr über die evangelische Geschichte gepredigt hat. Von dieser Predigtreihe bietet uns der Polianderkodex die ersten bis jetzt bekannten Beispiele. Vielleicht gehören aber die Stücke Uns. Ausg. Bd. IV, S. 608 Emmanuel (Matth. 1, 23) und S. 629 De Iohanne Baptista (Luc. 1, 13) mit hinein.

 

Parallel hiermit gehen die Predigten über das alte Testament, über die Genesis, aber ihr Beginn liegt weiter zurück. Ende Oktober 1519 steht Luther

 

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bereits beim 8. Kapitel. Nach Abzug der Zeit für die Leipziger Disputation und unter Berücksichtigung des Umstands, daß die ersten Kapitel besonders eingehend zu behandeln waren, können wir den Anfang um Ostern 1519 setzen. In allen Gruppen der Sammlung begegnen uns Genesispredigten, und wir sind meist im Stande, sie sicher zu datiren. Sie werden an Sonn- und Heiligentagen in der Pfarrkirche ähnlich wie die Predigten über die 10 Gebote (Bd. I, 18 ff.) im Anschluß an die Perikopenauslegung gehalten, an den hohen Festen aber ausgesetzt. Dahin zielt die Bemerkung der Predigt vom Sonntag nach Weihnachten 1520 (Nr. 84): “Wir wollen izund widerumb kommen auff das Buch Mosi. Es ist bliben bey dem XXIX. Cap.” — Die letzte Predigt über 1. Mos. 28 war am 4. Advent (Nr. 60) gehalten. — In der Predigt vom Sonntag Judica 1521 (Nr. 105) heißt es: “Es ist die zceyt hie, daß wir wider das Euangelium fur uns nemen von disser zceytt, darumb wollen wir das Capitel in Moise hinaußfueren”. Hiermit schließen denn die Genesispredigten des Kodex, was auch mit der Angabe Luthers in dem Briefe an Gerbel stimmt. Auch sie waren bisher unbekannt; nur einzelne Stücke aus Bd. IV, S. 608 –612 scheinen ihnen anzugehören. Zu einem fortlaufenden Text verarbeitet bringt der Kodex sie in den Scholia in librum Genesis.

 

Neben dieser “gemina concio in populum per Evangelium et Genesim laborans” läuft noch eine dritte Reihe Predigten her, seinen Ordensbrüdern gewidmet. Wir finden einen Theil davon in der vierten Gruppe mit der Bezeichnung “a prandio in cenobio Augustinensium”. Sie behandeln regelmäßig die Evangelien-Perikopen der Sonn- und Heiligentage und waren bisher auch unbekannt. —

 

Über eine Frage gibt uns der Kodex volle Klarheit nicht, nämlich wie Luther sich die Predigten über Genesis und evangelische Geschichte vertheilt habe. Nur soviel sehen wir: 1. daß alle vorliegenden Predigten an Sonn- oder Festtagen, niemals an gewöhnlichen Wochentagen gehalten sind und 2. daß sich niemals Predigten beider Reihen an demselben Tage finden. Daß Luther an den Wochentagen nicht über die bezeichneten beiden Textreihen gepredigt haben kann, ergibt sich daraus, daß wo wir zwei an zwei aufeinanderfolgenden Feiertagen gehaltene Predigten derselben Reihe besitzen, die spätere ohne eine Lücke erkennen zu lassen die unmittelbare Fortsetzung der vorhergehenden ist. Wollen wir nicht den unter 2. angeführten Umstand für bloßen Zufall halten, so sind wir zu dem Schluß genöthigt, daß Luther vom Thomastage 1519 bis Ostern 1521 in der Pfarrkirche nach Belieben einen Text aus einer der beiden von ihm gewählten Reihen auf die Perikopenpredigt folgen ließ.

 

Man wird nunmehr auch die Ausdrücke: “duas conciones per diem habeo” und “geminae concionis munus” nicht wie bisher, dahin deuten dürfen, daß Luther damals zweimal täglich, nämlich über das 1. Buch Moses und über die Evangelien gepredigt habe, (Köstlin2 I, S. 433. Enders, Anm. 11 zu Nr. 402), sondern sie von der doppelten Pflicht, an demselben Tage sowohl in der Stadtkirche als im Kloster zu predigen, verstehen; bei der Menge der Heiligentage, über welche sich auch Luther gelegentlich in einer Predigt (Nr. 53) beklagt, immerhin noch eine reichlich schwere Aufgabe. An einer andern Stelle, wo er die “gemina concio” selbst näher bezeichnet als “in populum per Evangelium et Genesim laborans”, deutet nichts darauf hin, daß sie auf einen Tag falle.

 

 

 

[Seite 324]

 

 

Von dem allgemeinen Inhalt der Predigten sei nur Weniges herausgehoben. Sicherlich hat die Hand der Nachschreiber und Bearbeiter ihnen viel von ihrer Frische und Unmittelbarkeit genommen, aber wir lernen aus ihnen doch den echten Luther dieser Sturm- und Drangzeit kennen. An verschiedenen Stellen warnt er vor der Allegorie und läßt sie doch in Anlehnung an die alten Kirchenlehrer ihre üppigsten Blüthen treiben. Kindlich läßt er sich zu dem Verständniß des gemeinen Mannes herab, wie in der Kemberger Predigt (Nr. 24), dann redet er aber wieder in hohem Ernst von den heiligen Pflichten der angehenden Prediger, besonders in den Genesistexten. Unermüdlich treibt er wie in den “Operationes in Psalmos” (Bd. V unserer Ausgabe) den “locus de iustificatione” und predigt den Unterschied von altem und neuem Gesetz, von der Gerechtigkeit aus dem Glauben und aus den Werken und lehrt die Freiheit eines Christenmenschen. Mit demselben Eifer aber zieht er auch gegen den Papst zu Felde: “Papa non habuit potestatem tollendae alterius speciei”, um dann einzulenken: “Sic sentiamus, quasi in carcere captivi teneamur. Proinde non est tumultu repugnandum aut novandum” (Nr. 59). Oder: “Papa iniuste vetat tot gradus [sc. matrimonii]” und fährt dann fort: “Non iubeo, ut ducas in 4. aut 3. gradu, sed si duxisti, ne patere separari” (Nr. 65 vgl. 86). In der Predigt vom Sonntag Judica 1521 (Nr. 105) redet er von den Fastengeboten und sagt mit erschreckender Kühnheit und beißender Ironie: “Wer das thuen will, der thues. Ich thues es nicht, und sagt mir nach, das ich woll frey essen, was ich will. Ich frag nichts darnach was er [der Papst] darzcw sagen wirdt. Er hatt mich schon im ban than, ßo hab ich ein fortell, das ich sein gepoeth nicht halten darff. Irr sein aber leider sovill, das ich sie nicht all ubertretten kann.”

 

 

 

 

 

Polianders Randbemerkungen.

Die Randbemerkungen Polianders verdienen besondere Beachtung. Sie geben oft die Handhabe zur sicheren Datirung des Textes. An anderen Stellen bieten sie eine erwünschte Erläuterung und Korrektur. Auch sein Widerspruch und seine Kritik der vorgetragenen Gedanken Luthers ist nicht ohne Interesse. Zahlreich sind die von ihm angeführten Belegstellen, die übrigens, soweit Drucke lutherscher Schriften in Betracht kommen, nur solchen entlehnt zu sein scheinen, die bis 1522 erschienen waren. Zweimal citirt er auch Luthers Kommentar zum Hebräerbrief (zu S. 351, 34 u. 439, 21), der bis jetzt weder gedruckt noch handschriftlich wieder aufgefunden ist. Auch in den Collectanea Melanchthonis (S. 484, 7) ist wahrscheinlich darauf verwiesen, wenn zu der Stelle 1. Mos. 25, 29 bemerkt wird: “Locum hunc tractavit ν πιστολῇ παρ βραοις”. Vielleicht gelingt es noch ihn aufzufinden!

 

Unser Abdruck will den Kodex Polianders in seinem ganzen Umfange wiedergeben. Es ist daher keine von den zahlreichen Randbemerkungen, Überschriften und Fußnoten ausgelassen, mochte sie von dem Schreiber des betreffenden Textstückes oder von anderer Hand herrühren. Wo letzteres der Fall war, ist es immer ausdrücklich vermerkt worden. Wir geben diese Zusätze, wofern sie nicht als Korrektur des Textes in denselben mit aufgenommen werden mußten, unten in den Fußnoten

 

[Seite 325]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

zusammen mit den Lesarten. Nur im Anfang der Scholia in Genesim ist ein Theil von ihnen als Parallele zum Texte, aber mit kleineren Typen gegeben. Die Gründe dafür sind oben S. 321 angeführt. Nach Poliander, dessen letzte Zusätze wahrscheinlich auch spätestens im Jahre 1523 gemacht sind, hat außer dem Bibliothekar, der vor dem Einbinden des Kodex die Blattzahlen mit Bleistift eintrug, Niemand eine weitere Einzeichnung gemacht.

 

Neben der Hand Polianders unterschieden wir in den Predigten des Kodex sechs Schreiberhände. Ihr Auftreten ist stets mit einem Verweis auf ihr etwaiges sonstiges Vorkommen in einer Anmerkung angezeigt. Eine Übersicht ist S. 328 gegeben. Von der überlieferten Textgestalt ist nur in den seltenen Fällen, daß ein offenbares Schreibversehen vorlag, abgewichen und dieselbe in den Lesarten mitgetheilt. Sonst haben wir uns bemüht, soweit es die allgemeinen Grundsätze dieser Ausgabe gestatteten, und der Druck es zuläßt, den Schreibern in alle ihre Eigenheiten hinein zu folgen. Dabei ist selbstverständlich die Interpunktion dem heutigen Brauche entsprechend umgestaltet. Die großen Anfangsbuchstaben sind nach der Handschrift beibehalten, in Zweifelsfällen wurde zu gunsten des heutigen Gebrauches entschieden. In den griechischen Wörtern sind fehlende Spiritus und Accente nicht ergänzt, wohl aber nach heutigem Gebrauch falsch gesetzte berichtigt mit Anführung der handschriftlichen Schreibung. Die Schwierigkeiten in der Lesung der Handschrift, die auch Tschackert hervorhebt, glauben wir bis auf ganz vereinzelte Fälle überwunden zu haben. Besonderen Dank schulden wir hierbei Knaake und Kawerau sowie den Beamten des Königl. Staatsarchivs in Magdeburg für freundliche Beihülfe. Außerordentlicher Dank aber gebührt dem Magistrat zu Königsberg, der das werthvolle Besitzthum der Stadtbibliothek zweimal zur unbeschränkten Benutzung nach Magdeburg gesendet hat.

 

 

 

E. Thiele.

 

 

 

 

 

[Inhalt]

 

 

 

 

[Erster Abschnitt]

Um eine leichte Übersicht über die einzelnen Stücke der Sammlung des Poliander zu ermöglichen, geben wir das folgende Inhaltsverzeichniß. Die Predigten sind nach den vier vorher beschriebenen Gruppen geordnet. Innerhalb jeder Gruppe ist soweit als möglich die zeitliche Folge innegehalten. Für die Predigten gibt:

 

Spalte 1 die laufende Nr. der Predigt, nach der wir auch in der Einleitung und sonst die Predigten citirt haben,

 

Spalte 2 die Blattziffer des Kodex für den Anfang jeder Predigt nach einer dort mit Bleistift vorgenommenen Zählung, wobei zu bemerken ist, daß Bl. 57 –62, 84, 138 –140, 160, 219 –222, 330, 337 u. 338 ausfallen,

 

Spalte 3 Orts- und Zeitangabe, soweit als möglich nach dem Kodex. Wo die Handschrift die Zeitangabe vermissen läßt und sich dieselbe auch nicht aus dem Text der Predigt oder ihrer Stelle in der Handschrift ohne weiteres ergibt, also nur vermuthungsweise gegeben werden kann, ist sie in eckige Klammern gesetzt. Für unsere Gründe verweisen wir auf die einleitenden Bemerkungen und auf die Fußnoten zu den betreffenden Texten.

 

Spalte 4 gibt den Predigttext (Thema), wobei wir uns für Genesistexte auf die Kapitelangabe, sonst auf den Anfangsvers beschränken,

 

Spalte 5 das nach den Angaben in Spalte 3 berechnete Datum,

 

Spalte 6 die Seitenzahl dieses Bandes.

 

 

 

[Seite 326]

 

 

 

 

 

Inhalt.

 

I. Scholia in librum Genesis (Blatt 27 –118a) S. 329 –415

 

II. Predigten von 1519 –1521 S. 415 –676

 

 

 

 

1. Gruppe (Bl. 1 –26).        S. 415 –443

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

2. Gruppe (Bl. 331 –370).        S. 444 –470

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 327]

 

 

 

3. Gruppe (Bl. 371 –415a).        S. 470 –516

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[Seite 328]

 

 

 

4. Gruppe (Bl. 118b –329).        S. 516 –676

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

Dieser Inhalt der Königsberger Handschrift vertheilt sich auf die einzelnen Schreiber folgendermaßen: Poliander: Pred. Nr. 1 –24; 26; 27; 29, 2. Hälfte bis 33; 80 –82; 88. — 1. Hand: Scholia Cap. 1 –15. — 2. Hand: Scholia Cap. 16 –24; 29 –34; Pred. Nr. 83 –87; 113 –116. – 3. Hand: Scholia Cap. 25 –28; Pred. Nr. 34 –79. – 4. Hand: Pred. Nr. 25. – 5. Hand: Pred. Nr. 28 und 29, 1. Hälfte. – 6. Hand: Pred. Nr. 89 –112.

 

 

 

[Seite 329]

 

 

 

 

 

 

 

[1] I.1) Scholia in librum Genesios.1

 

1519

 

[Seite 329] [ 1 In Genesios ist das o später durchgestrichen 7 Spiritu ]

 

 

 

 

 

[Initium]

[2] Inter libros sacrae scripturae libri Moysis sunt ceu fundamentum et fons [3] tocius sacrae scripturae, ex quibus hauserunt sancti prophetae suggerente [4] spiritu omnem suam erudicionem. Id quod passim est eruere in prophetarum [5] scriptis. Praeterea primum et secundum caput Genesios tantae est [6] obscuritatis et profunditatis, ut sancti patres non potuerint se explicare ex [7] mirabili modo loquendi Spiritus sancti, plane dissencientes in ratione [8] creationis. Postremo primi capitis verba ita coherent, ut si una ab alia [9] dividatur litera, totus pereat sensu: si priorum vel verbulum dempseris, [10] ne iotam quidem sequencium intelliges. Porro primum hoc caput libri Geneseos [11] tocius scripturae Summam quandam complectitur, plenum sententiis [12] vehementissimisque mysteriis. Continet enim tum filii incarnationem aethernam, [13] tum hominis veteris mortificationem, tum resurgentis, idest novi hominis, [14] vitam.

 

 

 

 

 

[15] CAPVT I.

[16]

 

[1. Mos. 1, 1.] In principio creavit.

 

[ 15 CAPVT I fehlt 21 Ecclesiastici ist von Pol. in eine Lücke der Handschrift eingeschoben 23 Per verbum bis lux ist von Pol. eingeschoben]

 

 

[17] Quaestio: Utrum Deus creavit omnia simul aut non. Non convenit [18] inter sanctos patres omnium rerum creatio. Beatus enim Augustinus et [19] Hilarius putant, omnia simul fuisse facta. Hieronymus et Ambrosius: non [20] simul, sed per ordinem omnia creata esse cum tempore &c.

 

[21] [Sir. 18, 1.] Omnia creata esse simul probat illud [Ecclesiastici] XVIII: ‘Qui [22] vivit in aethernum, creavit simul omnia’. Item, quod die primo facta lux [23] describitur. [Per verbum dei ergo lux] est prima omnium creaturarum, [24] quo admisso frustra dictum est ‘In principio creavit deus celum et terram’. [25] Item in tercio, non potest concordari2  textus3 , nisi dicatur, omnia creata simul

 

[Seite 330]

 

[ 1 Am Rande Pol.: firmamentum 8 Thȩma 14 Am Rande Pol.: Vide Capnionem in dictionario de his vocabulis.        lucȩ]

 

[1] esse, quia celum ante lucem scribitur creatum, idque ante primum diem [2] et tum secundo die scribitur, celum creatum esse. Item quarto Sol, Luna et [3] stellae, lucis et diei authores, quarto demum scribuntur creata. Quinto, [4] terra die tercio non scribitur fieri, sed quasi facta tantum adparere. Postremo [5] 6. die Masculum et feminam simul creatos esse adserit Moses.1

 

[6] Nos simpliciter dicamus, haec ideo sic scripta esse a Moyse, ut haberetur [7] ratio sabati, cuius nullo non loco fit mentio in scripturis. Ideoque [8] illa verba ‘in principio creavit Deus celum et terram’ sunt veluti Thema et [9] titulus Tocius libri, ut sit sententia: in principio, idest in exordio temporis, [10] antequam aliquid esset, Creavit Deus Celum et Terram et totum hunc mundum. [11] Hoc enim verbo exprimit summatim, Totam Creaturam ex nichilo factam [12] [V. 2.] esse. Porro quod sequitur ‘Terra erat inanis et vacua’, ad modum creationis [13] pertinet et libri Inicium atque narrationem. Septuaginta ita verterunt: [14] ‘Terra erat invisibilis et incomposita’. Invisibilis, quia inanis luce, Incomposita, [15] quia nondum composita et ornata herbis. ‘Et spiritus domini [16] ferebatur’, idest incubabat, ‘super aquas’, idest producturus eas in alias [17] [V. 5.] res. Quod dixit Moyses ‘Et factum est Mane et Vespere dies unus’, [18] tum ad diei opera, tum ad creaturarum perfectionem pertinet. Deus enim, [19] quando dicit, facit, homo, quando facit, dicit.

 

 

[20] Allegoria.

 

[21] Hic dies primus ad Iustificationem hominis pertinet. Universa nimirum [22] scriptura nullo non loco hoc agit, ut spiritu simus paupere. Atque ut commendet [23] nobis crucem deus Optimus Maximus Iustificaturus hominem, facit [24] eum terram inanem et vacuam, idest spoliat eum fortiter omnibus bonis, [25] quibus2 3  nititur, eum ad summam paupertatem spiritus redigere, atque adeo,

 

[Seite 331]

 

[ 17 Am Rande: Sabbatum 20 doctorȩ moysȩ        Am Rande: Quid anima 22 Am Rande Pol.: Ab origine mundi. 24 Ex Hilath.]

 

[1] ut prorsus desperet, porro circumdat eum Tenebris, ut non solum homo [2] paupere spiritu fiat, sed eciam Caecus, non sciens neque inveniens, quo consilio [3] ex his malis emergat. Nihil itaque restat, nisi quod spiritus domini [4] incubat super faciem aquarum, idest restat unicum velle et posse liberari. [5] Periret enim homo, nisi foveret, conservaret eum. Et hic est spiritus, qui [6] innovaturus est eum, atque hic est, qui interpellat pro nobis inenarrabilibus [7] [Röm. 8, 26.] gemitibus. Ad Ro. 8°. Exemplum de Zacheo et Monica. Tandem dicit [8] [1. Mos. 1, 3.] deus ‘fiat lux’, pro qua orabat spiritus, idest novus homo.1

 

 

 

 

 

[9] [1. Mos. 2, 1 ff.] CAPVT II.

[10] Principium 2i capitis brevis est recapitulatio primi capitis. Et si enim [11] omnia creata sunt simul, fieri tamen non potuit, ut omnia simul describerentur. [12] Igitur Moses numero sex dierum absolvit opera creationis. Et [13] 7° dicit, deum requievisse ab omni opere, quod patrarat. Quae omnia facta [14] sunt, ut commendaretnr nobis sabbathum, idest animorum quies, ut susque [15] deque feramus quicquid acciderit nobis, ex solo deo pendentes, nihil nostris [16] aut viribus aut consiliis confisi. Porro universa hominum vita et universus [17] Christianismus est aliud nihil quam sabbatum.1

 

 

[18] [V. 7.] Anima spiraculum vite est.

 

[19] Deinde est locus insignis de disputacione anime hominis, ubi discemus [20] doctore Moyse vere, quid sit anima. Est enim anima spiraculum vite.

 

[21] [V. 8.] Tercius locus est de paradyso, quem plantaverat dominus, ubi leges [22] pro ‘A principio’ secundum vel ad orientem.

 

[23] [V. 10 ff.] Quartus locus est de 4or fluminibus irrigantibus universam2  terram, [24] Phison, Ganges est in oriente, in India. Ex Hevilath, regio orientis in [25] generatione Sem.

 

 

 

[Seite 332]

 

[ 4 scilicet leve et unicum ist von Pol. übergeschrieben 10 Ischa ist von Pol. übergeschrieben 30 dederit kaum leserlich, da die letzte Zeile stark beschnitten ist 35 defebat]

 

 

[1] Gion irrigat Aegyptum, Aethiopiam sub Aegypto atque universum meridiem, [2] qui alias Nilus dicitur. Tigris ad septentrionem tendit, Euphrates [3] Terram Χαναάν atque circumiacentes regiones praeterfluit.

 

[4] [V. 17.] Quintus locus continet mandatum [scilicet leve at unicum] ‘Ne vescaris [5] de arbore cognitionis Boni et Mali’. Cui Mandato poena addita pro [6] legislatorum more ‘Si enim comederis ex eo ligno, morte morieris’.1

 

[7] Sexto videmus, quanta deliberatione agat hic deus perinde atque in [8] primo capite de hominis creatione.

 

 

[9] [V. 23.] Haec est caro de carne mea.

 

[10] Hic quod dicitur ab Adam: haec vocabitur  [Ischa], id est Vira, [11] ita intellige, ut significare voluerit Mulierem ex se factam plane nihil ab eo [12] differre. Est enim  tale quiddam, quod nihil differt a Viro et tamen [13] non sit vir.2

 

 

 

 

 

[14] [1. Mos. 3.] CAPVT III.1

[15] 3  Calamitatem humanam, Astum Sathanae, hominis imbecillitatem, [16] Noxam peccati genialis, legis officium, Naturae calliditatem, Mulierem supersticiosam

 

[Seite 333]

 

[ 1 Euaȩ 5/6 Signum bis erat ist von Pol. eingeschoben 26 Paulus steht am Rande]

 

[1] et garrulam, Terrae Maledictionem, Adam et Evae laborem, promissionem [2] bonitatis divinae in tunicis pelliceis, item ad quid natus sit homo: [3] Nempe ad laborem, locum dei cum Adam continet caput Tercium.

 

 

[4] [V. 1.] Serpens autem erat callidior.

 

[5] Auctore Crisostomo serpens hic verus serpens erat. [Signum erat, quia [6] tum homo omnium animantium constitutus erat] Dominus, igitur loquitur [7] mulier cum serpente, quasi cum alio quodam animali. Atque hic observa, [8] Serpentem adoriri Evam quasi imbecilliorem Viro1  vocans in dubium [9] Christi firmissimum mandatum. Quod cum coepisset Eua exigere ad iudicium

 

 

[25] Circa caput 3m.

 

[26] [Paulus.] Mulier decepta est non vir. Adam sciebat, verum esse, ergo [27] maius est peccatum eius. Comedunt ergo, tunc aperiuntur oculi eorum: Da [28] ging der Jahmer, ablata fide prodibat concupiscentia, fomes omnis peccati, comitabatur [29] pudor, amisso cinctorio renum, fide et iusticia, perizomata sibi circumdant. [30] Sed oportet autore Esaia rursus fieri fidem cingulum lumborum eius et [31] iusticiam cinctorium renum eius, verbo domini servari oportet qui perierat [32] neglecto et amisso verbo.

 

[33] Summus inimicus hominis ipse homo est, pestis viri mulier, pestis mulieris [34] vir. Primum mulieris malum est loquacem esse, quia ex ossibus compacta, ergo [35] sonora, stridula, ergo inhibite sunt a docendi munere 1a corin: 14. Sye stehet [36] und weschet mit dem teufel, male interpretatur legem dei. Item Supersticiosa est, [37] ubergleubigk, quia mandato dei superaddidit ‘Ne tangeret’ &c. Temerarie sunt et [38] curiose: Recte virum consuluisset, sed ipsa rem gerere volebat. Sye wollen noch [39] regiren, das ist Evae samen. Adam quoque suum vicium habet, quia nimium

 

[Seite 334]

 

[ 34 satisfectionem]

 

[1] animi sui et cogitationem, falsa est per serpentem, quia tum mandato expenso [2] credebat Eva, deum invidere illis scientiam boni et Mali. Porro peccat Eva1 , [3] quia non reiicit hanc serpentis disputationem in virum Adam, penes quem [4] talium rerum iudicium erat. Item peccat et Adam, quia facile consensit [5] mulieri. Attende igitur, quantis insidiis, quanta arte Serpens oppugnet [6] Evam, ut tandem inducat eam in incredulitatem. Praeterea, cum vidisset [7] mulier, quod dulce esset ad comedendum &c. Vide, ut ultima Viciorum [8] stirps sequatur incredulitatem.2

 

[9] amabat Evam: Frawen lib richt vil unglucks zcu. Et hoc semen quoque in virorum [10] posteritatem propagatum est.

 

[11] Utrique deum invocent.

 

[12] Viri est, ut sit imago die, nec habet superiorem se nisi deum, mulierem [13] autem sub se, que iccirco caput velat. Quare non posthabere debuit mandatum [14] dei amori mulieris: Sed miseri homines sumus, tentationibus succumbimus. Qui [15] servatur, deo gratias agat. Dominus quemlibet tentat secundum vires suas. [16] Serpentem vicisset Adam. Eua autem quia infirmior a serpente tentatur, Adam [17] a muliere, per hoc scilicet, ad quod magis promptus erat, sed vide, quam vili re [18] nempe pomo tentatur. Nam deus fidelis est, non sinit nos supra vires tentari, [19] sed viribus opus est ad resistendum.

 

[20] In quolibet homine sunt Adam, Eva et serpens, conscientia, sensus, tentatio. [21] Eva serpentem audit.

 

 

[22] Adam ubi es?

 

[23] Hoc verbo adhuc omnes peccatores alloquitur deus, erroris et peccati admonet, [24] ut resipiscant et auxilium querant. Ita primum interne visitat conscienciam deus. [25] ‘Cur fugis?’ inquit ‘Timui’. ‘Quis ostendit tibi, quod nudus sis?’ quia hoc comedisti.

 

[26] Hoc est verbum domini, in corde hominis tantum auditum. Confitentur [27] Adam et Eva admissum. Sententia fertur in serpentem, ut serviat ei, quem [28] decepit, sed homini indicitur iugis pugna cum serpente, ut invocet auxilium gratie [29] divine. Mulieri quoque poena iniungitur, ut subsit viro, a qua poena absolvi [30] non potest. Agant in parturitione gratias, quia meruerunt.

 

[31] Ad virum: In sudore vultus &c. Labor poena remedium est peccati et [32] concupiscentie. Hanc penam qui non ferunt, videant, quomodo satisfaciant deo [33] hoc imponenti. Videmus itaque adumbratas pulchre contritionem, confessionem, [34] satisfactionem.

 

[35] Am Kopfe der mit vocans (333, 8) beginnenden Seite: Deus hoc unico mandato [36] declarat, se fide honorari velle. Diabolus autem ne deo credant inducit [37] primos parentes.

 

 

 

[Seite 335]

 

[ 15 ad Adam ist von Pol. übergeschrieben        ad Cain ist von Pol. übergeschrieben 19 scilicet ipsum ist von Pol. übergeschrieben 20 et a deo negligi ist von Pol. hinzugefügt]

 

 

 

[1] [V. 7.] Et consuerunt folia ficus.

 

[2] Hic locus ad versuciam naturae humanae pertinet et ad Iudicium conscienciae, [3] imo ad legem naturae, admisso nimirum peccato, quaerimus utcunque [4] excusationem in peccatis. Consciencia iudicat de peccato admisso. Videt, [5] se palam omnibus viribus destitutam, nuditatem suam, volens aliquid praetexere [6] suae cupiditati. Atque hoc est, quod scribit Moses ‘cum cognovissent [7] se esse nudos, consuerunt folia ficus et fecerunt sibi perizomata’.

 

 

[8] [V. 8.] Quum dominus inambularet.

 

[9] Deinde quod dicit Moses, Dominum inambulasse in paradiso ad auram [10] pomeridianam, abscondisseque se Adam et uxorem eius a facie Domini: [11] Ad horrorem conscienciae pertinet, quae nescit post peccatum, quo sese vertat. [12] Quo loco non praetereundum est, quod vocat dominus Adam dicens ei: [13] [1. Mos. 4, 9.] ‘ubi es?’ Et sequenti capite, quum factum Abel et Chain scribitur, Dominus [14] non vocat Cain neque dicit: ‘ubi es?’ sed: ‘ubi est frater tuus?’ Illud [15] [ad Adam] enim misericordiae est, hoc [ad Cain] Iudicii. Quare Adam [16] quaesivit in misericordia, Cain non item, Ut sit hec sententia1 : 2  Vide, ubi es, [17] vide ubi sis, vide, quid non retulerit, quod non servasti mandata mea, vide [18] quo perveneris, ego te amisi, ubi es, non es a modo in conspectu meo, sed [19] nec tu es, ubi fuisti. Cain [scilicet ipsum] autem de fratre quaerit, id quod [20] horrendum est manu dei excidere [et a deo negligi].

 

 

 

[Seite 336]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Pol. am Rande: legis officium 15 Am Rande: Consolatio promissionis 17 Am Rande: Adam vetus et novus 23 ca. Ro. 35 a nt̄ī]

 

 

 

[1] [V. 11.] Quis indicavit tibi.

 

[2] Quod dicit dominus ‘quis indicavit tibi, quod nudus esses?’ ad officium [3] legis pertinet, quam, quum impossibile sit, nos implere, palam agnoscimus [4] nostram nuditatem, planeque eo nos deducit, non cessante nos turbare consciencia, [5] ut desperemus, nisi adsit divinae consolationis vox, id quod videmus et [6] Adam contigisse. Porro quod dicit Adam ‘mulier, quam dedisti mihi sociam’ &c. [7] Item quod ait mulier ‘serpens decepit me’ &c., ad versuciam naturae humanae [8] refer, quae, et si cognoscit, se peccasse, tamen culpam deprecatur et excusat.

 

 

[9] [V. 14 f.] Maledictio serpentis.

 

[10] Maledicitur primum serpens eo, quod ausus sit, primum in dubium [11] vocare mandatum domini, cui maledictioni promissio addita est. Dicit [12] enim dominus ‘inimicicias ponam inter te et mulierem et semen tuum [13] et semen illius. Ipse (sic enim hebraice legitur), idest ipsum semen, conteret [14] caput tuum et tu insidiaberis calcaneo eius’. Quo loco potissimum consolati [15] sunt Adam et Eva audientes, ex sese olim proditurum semen aliquod, [16] quod tolleret malum, in quod sua culpa inciderant. Ex hoc loco Deinde [17] Paulus apostolus didicit collationem Adam veteris et Adam novi, idest [18] [Röm. 5, 17 ff., Röm. 7, 5 ff.] Christi, ca. 5. ad Rho. Item has inimicicias copiose descripsit Paulus ca. 7. [19] ad Rho. Sunt enim aliud nihil quam pugna carnis et spiritus. Item quod [20] dictum est, serpentem insidias moliri1  2  calcaneo nostro, idest neminem non [21] sollicitari per adfectus pravos et concupiscentiam. Caput eius, idest imperium [22] adfectuum et peccati conterendum ab ipso semine expressit Paulus ad [23] [Röm. 8, 1 ff.] Ro. ca. 8. ubi commemorat, hoc ipsius beneficium seminis, idest Christi, [24] beneficium collatum, ne scilicet dominetur nobis omnino iniusticia. Postremo [25] [Ps. 34, 19.] observa, quam prope sit dominus iis, qui tribulato sunt Corde. Ne enim [26] desperarent Adam et Eva, dat illis deus efficacissimum divinae bonitatis [27] signum, quando dicit, peccatum illis non nocere, quia futurum sit, ut liberentur [28] a peccato.

 

[29] Quod dicit Moses ‘sub viri potestate eris’, ad poenam mulieris pertinent, [30] [1. Cor. 11, 3 ff., Col. 3, 18.] primae Cho. 11., ideo debet mulier velamen habere super caput suum. Ad [31] [1. Petr. 3, 1., Eph. 5, 22.] Colo: 3. ‘Mulieres subditae estote viris vestris’. 1. Petri 3., ad Eph. 5. [32] [1. Tim. 2, 12.] Item ad Thimotheum 2.

 

 

 

[Seite 337]

 

[ 4 Pol. am Rande: Quo in loco autem erunt nobiles 12 ειρονεια 20 am Rande: secundum fidem. 35 Moyses; y durchstrichen.]

 

 

[1] [V. 17.] In laboribus &c. Attende, hanc Maledictionem generalem esse pertinereque [2] ad universum mortalium genus. Omnibus enim nobis Christi Mandato [3] ex laboribus manuum nostrarum vivendum est, quo loco facile diiudicabimus [4] inter laborantes et non laborantes: Laicos et nostri temporis religiosos.

 

[5] [V. 19.] Donec revertaris in terram. Ecce quomodo mors sit pena peccati, [6] [Röm. 6, 23.] que postea Christi beneficio versa est in remedium peccati Ro. 6. ‘Stipendium [7] [1. Cor. 15, 55.] peccati mors’, rursus ‘ubi nunc est victoria tua mors?’

 

[8] [V. 21.] Fecit dominus eis tunicas pelliceas. Hoc verbum ‘fecit dominus [9] Adae et Evae tunicas pelliceas’ in spiritu exponitur a Paulo Apostolo [10] [Röm. 4, 7 f., Ps. 32, 1 f.] de hominis beatitudine, quae fit gratuito dei Beneficio Ro. 4. Et psal. 3. [11] ‘Beati quorum remisse sunt iniquitates, Et quorum tecta sunt peccata’ &c.

 

[12] [V. 22.] Quasi unus ex nobis factus est Adam ειρωνεια est, qua obscure [13] innuit deus nasciturum olim aliquem de Adam, Qui tolleret rursus hoc malum, [14] in quod inciderant. Atque hic unus esset futurus ex illis, idest ex deo.

 

[15] [V. 24.] Collocavit Cherubin ante paradisum. Cherub cum flammeo [16] gladio et versatili servans paradisum Lex est, quae adeo non promovet ad [17] Iusticiam, ut eciam peccatum augeat et propter iram posita sit.

 

 

 

 

 

[18] CAPVT IV.

[19] [V. 1.] Possedi hominem per deum.

[20] Quod dictum est ‘possedi hominem per deum’, idest secundum deum [21] [1. Mos. 3, 15.] iuxta hebraicam veritatem: secundum deum Ad fidem Eve pertinet. Audierat [22] enim a domini, quod posuisset inimicicias dominus inter mulierem et serpentem, [23] Mulieris semen et serpentis semen. Preterea audierat futurum esse, [24] ut ipsum semen contereret caput serpentis, Serpenti vero nihil relictum [25] esse spei, nisi ut insydias strueret calcaneo eius, unde credebat Eva olim [26] ex illis nasciturum quempiam, qui liberaturus esset eos.

 

 

[27] [V. 4.] Et respexit deus ad Abel.

 

[28] Hic locus semel invertit universam libertatem voluntatis nostre. [29] [Ps. 7, 10.] Respicit enim dominus Primum personam, cor et fidem deinde opera, Quia [30] cordium et renum scrutator est. Non placatur deus operum multitudine aut [31] [Apgsch. 10, 34.] bonitate, sed innocencia et cordis simplicitate, idest fide. Unde non est [32] respectus personarum apud deum.

 

[33] [V. 5] Et iratus est Cain vehementer &c.

 

[34] Cain conscius sibi maliciae suae statim tristatur, quia agnoscit, se contemni [35] a deo. Sie enim dicit Moses ‘Iratus est Cain vehementer, et concidit

 

[Seite 338]

 

[ 8 Vor foras durchstrichen: ad 11 Pol. am Rande: Consulenda Hebrȩa 25 Vor consciencias steht durchstrichen: miseras 31 Iob] soll heißen: David 32 deliquerunt]

 

[1] [V. 6.] vultus eius’. Porro hoc quod sequitur ‘dixit dominus ad eum: Quare iratus [2] es?’ voluit enim reprimere iram eius consolans eum, ad Iudicium consciencie [3] pertinet. Statim enim post perpetratum peccatum ita iudicat consciencia ‘Si [4] bene egeris, recipies, sin autem male, statim in foribus peccatum aderit’, [5] idest peccatum ipsum ducit secum comitem penam peccati, propter quam [6] penam animus hominum non potest non tristari nihilque magis cogitat quam [7] [V. 8.] ulcionem, id quod vides factum esse in Cain, qui dixit ad fratrem ‘Egrediamur [8] foras’ &c.

 

[9] Attende quoque, ut deus numquam passus sit, homines in desperationem [10] [V. 7.] prolabi, Immo omnibus seculis peccantes admonuit dicens ‘Sub te erit [11] [1. Mos. 3, 16.] appetitus tuus’. ‘Sub te’, idest ad te, sicut 3o ca. ‘Sub potestate viri’, Sub [12] viro, idest ad virum. ‘Et tu dominaberis illi’. Id quod dixit dominus [13] ad Chain in hanc sententiam, ut sibi ipsi imputet, si non acceptus sit, non [14] domino placeat, velut dicat: Per te stat, quo minus acceptus sis, non per [15] me, Quoniam non credis sicut Abel frater tuus. Observa item in Summa: [16] irasci Cain, quis deus non faveat sibi, sed fratri, que cognitio ex lege orta [17] est, Cuius verba sunt ‘Quare iratus es?’

 

 

[18] [V. 4.] Et respexit dominus ad Abel.

 

[19] Non assenciendum iis, qui dicunt, Cain pessima munera obtulisse, [20] Quum Chain fuerit dives et filius primogenitus.

 

[21] Symmachus transtulit: et inflammavit dominus super Abel. Dixit [22] dominus, voluit enim reprimere iram eius consolans cum:

 

 

[23] [V. 9.] Ubi est Abel?

 

[24] Hic locus, ut iucundus est, Ita et aptissimus ad consolandas miseras [25] et pressas consciencias. Habet enim hic locus Summam dei beneficenciam, [26] [Ps. 34, 19.] qua prope est dominus illis, qui tribulato sunt corde. Preterea Quod [27] iustorum animae in manu dei sunt: vide enim, ut curet dominus Abel, [28] eum summa fide defendens. Cum enim nemo esset qui caussam Abelis [29] ageret, nimirum a fratre interempti, Ecce adest dominus acerrimus suorum [30] defensor. Porro nihil minus sperabat futurum Cain quam dominum patrocinari [31] [Ps. 27, 10.] Abeli. Ideo verum est quod Iob dicit ‘pater meus et mater mea [32] dereliquerunt me, dominus autem assumpsit me’ &c. Dicit itaque dominus [33] ad Chain ‘ubi est Abel frater tuus?’ Qui respondit ‘nescio. Nunquid custos [34] fratris mei sum ego?’ Ecce simul negat et confitetur. Negat, cum dicit [35] ‘nunquid ego custos’ &c., Aliter iudicante eius consciencia, qua sciebat, [36] maxime ad se pertinere fratris sui et salutem et custodiam, Ut inquit Beatus [37] [V. 10.] Ambrosius &c. Deinde convincitur per dominum, Qui dicit ‘Quid fecisti?’

 

[Seite 339]

 

[ 13 ipsum ist von Pol. übergeschrieben 15 Pol. am Rande: Praeposterus dolor in Cayn 16 Pol. hier am Fuße der Seite: De Culpa Chayn fo. 93 in farragine Epistolarum Erasmi quedam remotiora traduntur. 28 rursus von Pol. über durchstrichenes prorsus gesetzt.]

 

[1] veluti dicat: ne nega. Scio enim, quid factum sit, fac confitearis crimen et [2] mereberis veniam, ne quere excusationes in peccatis. “Vox enim sanguinis [3] fratris tui clamat ad me de terra”. Confessio quidem criminis Satisfactionis [4] est compendium.

 

 

[5] [V. 12.] Vagus et profugus &c.

 

[6] Que pena communis est Omnium Latronum et predonum, ut nullo loco [7] securi sint, Sed semper vagi et profugi. Deinde cum dicit ‘Maior est iniquitas [8] mea’ &c. consciencie Iudicium.

 

 

[9] [V. 14.] Omnis igitur qui invenerit me.

 

[10] Attende, quantus in impiis sit horror conscienciae, Adeo quod nunquam [11] pacem habeant, Sed semper pavent, trepidant et timent. Vide enim hoc [12] loco, quur dicat Cain, male conscius sibi “Maior est iniquitas mea” &c. [13] Consciencia enim ipsa dictat penam pro delicto. Preterea Cain [ipsum] non [14] tam male habet, ut a domino reiciatur, quam quod moriendum sit sibi, unde [15] dicit: Omnis igitur, Qui invenerit me, occidet me. Respondet autem dominus [16] “Nequaquam ita fiet, Sed omnis qui occiderit Cayn, septuplum punietur”.

 

 

[17] [V. 15.] Posuitque dominus in Cain signum.

 

[18] Que verba maxime pertinent ad prohibendum homicidium, quod ne [19] lacius serpat, tando studio inhibetur, ut eciam qui Cain interfecerit, septuplum [20] punietur. Porro Quale fuerit hoc signum positum in Cain, quo scirent [21] homines, ut cauti essent Chain non interficiendum esse, non certo scitur. [22] Sunt qui dicunt, fuisse omnium tremorem membrorum. Rursus sunt Qui [23] dicunt, Preceptum hoc fuisse In omnes homines tunc viventes divulgatum [24] atque hoc fuisse loco signi.

 

 

[25] [V. 17.] Et edificavit Civitatem et vocavit &c.

 

[26] Vide item, ut sua curant impii. Ut enim tutus esse possit in terra [27] aliena Chain, extruit sibi munitissimam urbem. Deinde impios in terra, [28] hoc est dum hic vivunt, prosperari, rursus Pios contemni, Exempla Cain [29] et Abel. Observa quoque, quam modeste scriptura commemorat facta [30] filiorum Cain, ut si quis simpliciter hec legat, credat, filios Cain laudari. [31] Quid enim potuisset dici simplicius? quam Lamech accepisse duas uxores, [32] [V. 19.] Qui tamen inconcesse libidinis arguitur. Item quid potest dici humilius, [33] [V. 20 ff.] quam filios Cain factos esse Venatores, Inventores omnium disciplinarum [34] humanarum, quos tamen omnes carni obnoxios arguit spiritus sanctus. Vult [35] enim significare spiritus, filiorum hominum opera pessima esse. In summa:

 

[Seite 340]

 

[ 30 septimus] sepius 31 milibus] nubibus 32 Pol. hier am Fuße der Seite: Cognitio dei semper fuit]

 

[1] omnes filii Cain intenti erant vel Idola colere vel belligerari vel vacare [2] libidini vel rebus vanis. Id quod de solis filiis Cain legitur.

 

 

[3] [V. 24.] Septuplum ultio datur.

 

[4] Et hic locus pertinet ad inhibicionem homicidii: ad finem accense hunc [5] [Matth. 23, 35.] Locum Mathei ca. 23. scriptum, ubi Christus Abel iustum appellat indicans, [6] Quod Abel sit figura piorum, Cain vero impiorum omnium. Item Abel [7] esse omnium eorum, qui paciuntur persecutionem et Cain omnium esse [8] patrem, Qui persequuntur alios.

 

 

[9] [V. 25.] Cognovit quoque adhuc Adam uxorem suam.

 

 

[10] [V. 26.] Iste cepit invocare nomen domini.

 

[11] Obscurus locus est ad finem Quarti Capitis. Sive enim legas ‘Iste [12] cepit Invocare nomen domini’, scilicet Enos, Sive ‘ibi ceptum est invocari [13] nomen domini’, Ad tempus referens, utrobique est ambiguitas, Cum ante [14] dictum sit, et Adam et Abel, Item Cain adolevisse incensum, invocasse [15] nomen domini, ergo neque de persona neque de tempore clarum est. Videtur [16] itaque aliud quiddam significare velle Moses: Nimirum quod Adam post [17] cedem filiorum suorum animum ceperit abominari connubium. Neque unquam [18] postea congressus fuisset cum uxore, nisi a domino familiariter fuisset [19] admonitus, ut rursus coniungeretur uxori sue, futurum enim esset, ut repositurus [20] sit ei Dominus aliud semen pro Abel, quem occidit Chayn.

 

 

 

 

 

[21] CAPVT V.

[22] [V. 29.] Iste consolabitur nos.

[23] Ecce rursus concipiunt spem in Nativitate Noe, idest Requies sive [24] requiescens, Dicentes ‘iste consolabitur nos ab operibus et laboribus manuum [25] nostrarum. In terra, cui maledixit dominus’, unde appellarent nomen eius [26] Noe, idest requiescens, velut dicant: Iam erit finis malorum nostrorum. Porro [27] diligenter observa, deum nunquam reliquisse mundum vacuum a sui cognitione.

 

 

[28] [V. 24.] Enoch Ambulavit cum deo.

 

[29] De Enoch propheta et praedicatore, quem ambulasse cum deo dicit [30] [Jud. 14 f.] Moses. Sic Iudas apostolus scripsit: ‘prophetavit autem de his septimus [31] ab Adam Enoch dicens: Ecce veniet dominus in sanctis milibus suis, facere [32] Iudicium contra omnes et arguere omnes Impios De omnibus operibus Impietatis [33] eorum, quibus impie egerunt et de omnibus duris, que loquuti sunt [34] contra deum peccatores Impii’.

 

 

 

[Seite 341]

 

[ 4 mali] darüber von Pol.: adversitatis        scilicet boni von Pol. übergeschrieben. 13 Pol. am Rande: textus        Filii { dei / hominis 33/34 Ita bis aguntur ist von Pol. am Rande nachgetragen.]

 

 

 

 

 

[1] CAPVT VI.1

[2] In prioribus Capitibus recensuit Moses et bonorum et malorum Genealogiam. [3] Bonos commendat nobis spiritus, et eorum sequamur fidem. Deinde [4] quod et si non nihil mali passi sint [scilicet boni], habuerunt tamen deum [5] summa vi eos defendentem. Malos summa modestia castigat Spiritus, ut [6] inhibeat detractiones. Non vult nos malicia aliorum contaminari et pollui. [7] In hoc vero capite evidenter scribit fructus concupiscencie, ut antea nunquam, [8] quod propter concupiscenciam et genuinum animi morbum deus iure [9] irascitur nobis. Ex concupiscencia enim fit, ut sequamur vias nostras, [10] facientes quod nobis rectum videtur. Postremo vide, Que sit summa ira [11] dei super nos. Nimirum, ut nobis ipsis relicti, nostris affectibus impulsi [12] rapiamur in omne genus viciorum.

 

 

[V. 1.] Cum sibi ipsis filios educarent.

 

[14] Per filios dei bonos intelligit, Qui citra fastum et Ambicionem Ade [15] fidem et doctrinam secuti sunt. Per filios hominum eos intelligit, Qui magno [16] splendore operum et hipocrisi Cain fortiter secuti sunt. Seducuntur itaque filii [17] dei visis filiabus hominum, quod pulchre essent, quo loco notatur mundus [18] muliebris immodicus. Neque peccarunt in legendis uxoribus, sed quia magis [19] libidinem spectabant quam prolem, hoc est quisque sue carnis cupiditatem [20] consectabatur, pro hoc quidem dicit Moses ‘Et procreassent filios’, hebraice [21] legitur ‘ cum sibi filios educarent’, ubi parentum negligencia carpitur.

 

[22] [V. 3.] Spiritus meus non permanebit in homine inaeternum.

 

[23] Hec sentencia summam dei iram in humanum genus continent. Nichil [24] enim potuisset asperius dici in omnes homines, quam ut sibi ipsis relicti Quisque [25] sequatur ad invencionem manuum suarum faciatque, quod sibi rectum videtur. [26] Contra quam iram Tocies clamant sancti passim Prophete, ne eos deserat [27] [Ps. 27, 11.] dominus, Imo regat et gubernet eos, ita David ‘Legem pone mihi, domine’ &c. [28] Proinde parva res est ab homine derelinqui, Summum nostrum malum est [29] a deo derelinqui. Beneficium est, cum gladio vivimus, idest cum pugnet [30] spiritus cum carne, Ira est, in pace nos vivere. Atque hoc ipsum est, quod [31] non permanebit spiritus meus in homine inethernum, Quia Caro est, idest [32] pacem habebunt, nulla lucta erit eis In carne et spiritu. Postremo Sicut [33] hii sunt filii dei, qui spiritu dei aguntur, [Ita non sunt filii dei, qui spiritu [34] dei non aguntur.] Quales sunt, Quibus dicit ‘Non permanebit’ &c. Inde [35] facile Iudicabis, quid fiat nostris temporibus.

 

 

 

[Seite 342]

 

[ 15 Moyses; y durchstrichen. 24 Pol. am Rande: Noe docuit, Unde preco Iusticie dicitur 32 si] vielleicht sic 33 Pol. am Rande: fides Noe]

 

 

 

[1] [V. 4.] Gigantes erant super terram.

 

[2] ‘Nephelim’ hebraice Cadentes significat et nonnunquam surgentes, idest [3] bellatores, alios vi supprimentes, auf teutsch: vber faller, Qui vi usurpant [4] Imperium.

 

 

[5] [V. 5.] Videns deus.

 

[6] Hic locus declarat superiora, quoniam eo tum tempore omnia fuerunt depravatissima: [7] Omnes enim vel scortabantur vel supprimebant ceteros. Latrocinium [8] enim et stuprum tum erant maxima peccata.

 

 

[9] [V. 5.] Cuncta cogitatio cordis.

 

[10] Attende, Quales simus, cum deus subtrahit Manum, ut volutemur in [11] viciis, ut Cuncta cogitatio cordis nostri intenta sit ad malum, unde orandum [12] est nobis quottidie, ne paciatur deus, nos manu sua excidere: Imo foveat [13] nos, non deserat nos.

 

 

[14] [V. 6.] Tactus dolore intrinsecus.

 

[15] Verbis plane heroicis descripsit Moses consilium dei de perdendo [16] mundo, ut videremus, quam non parcat deus delinquenti, Quamquam severiter [17] animadvertit in eos, qui suas sequuntur cupiditates.

 

 

[18] [V. 9.] He sunt generationes Noe &c.

 

[19] Ad finem huius capitis habemus locos tres insignes, Secundum quod [20] Primus celebrat Noe et fidem eius, Secundus habet mandatum de [21] paranda area, Tercius foedus percussum inter deum et Noe comprehendit. [22] Quibus locis miscebitur allegoria de Arca et modus exponendae scripture. [23] Novum enim Testamentum eruit nucleum ex testa veteris testamenti. Proinde [24] observa, quantopere in scripturis commendetur fides Noe, Qui cum vidisset, [25] universam terram corruptam esse, non destitit mortalium genus a viciis [26] dehortari. Ipseque solus hanc Vocem inculcavit hominibus: Corrupta est [27] terra coram domino, et repleta est iniquitate. Cessate, respicite, futurum [28] [2. Petr. 2, 5.] est enim, ut deus disperdat vos cum terra. 2. Petri 2. ‘Originali mundo [29] non pepercit deus. Sed octavum Noe iusticie preconem custodivit, diluvium [30] [Sir. 44, 18f., Jes. 54, 9.] in mundo impiorum induxit’. Ecclesiastici 44. Esa. 54. Ezech. 14. [31] [Hes. 14, 14. 20., 1. Petr. 3, 20.] 1. Petri 3. ‘Quando expectabant dei sapientiam in diebus Noe’ &c. Hunc [32] si recta monentem irrisit mundus delirum senem, stultum ac fatuum [33] eum appellantes. Stultum enim Coram illis dicere, terram aquis perituram. [34] Porro paucissimi inventi sunt, qui starent a Noe, solus ipse perstat tribuens [35] deo honorem, quia verax est deus. Id quod valde est mirabile, Tanto [36] Tempore, nimirum certum annos verbum dei expectare, maxime dum minus

 

[Seite 343]

 

[ 7 Über der mit sordium beginnenden Seite von Pol.: Diluvium Baptisma, Arca Christus 11 Sanentem 21 Chor.; h durchstrichen. 22 quidam]

 

[1] viderat quicquam quam diluvium Imminere: hoc fidei meritum est. Ad [2] [Hebr. 11, 7.] Hebre. 10. ‘Fide Noe responso accepto de his, que adhuc non videbantur, [3] metuens aptavit Arcam, in salutem domus sue, per quam damnavit mundum [4] et Iusticie, quae per fidem est, heres institutus’.

 

 

[5] [V. 14.] Fac tibi Archam de lignis levigatis.

 

[6] [1. Petr. 3, 21.] Diluvium Baptisma est. 1. Petri 3. ‘At vos nunc similis forme salvos [7] facit Baptisma, non carnis deposicio sordium, sed consciencie bone interrogatio [8] in deum per resurrectionem Iesu Christi a mortuis’. Area est Christi [9] humanitas. Iam spiritu ingredimur arcam, carne manente foris. Ingredimur [10] itaque per latus Christi, Si credimus Christi sanguine redemptos esse, quo [11] emeruit nobis hunc spiritum purgantem, Sanantem et Iustificantem nos. [12] Introitus itaque in arcam fides est. Porro paratur Arca de lignis levigatis: [13] in Christo enim non est inventus dolus. Es ist ein holtz an alle este. [14] [V. 15.] Longitudo, latitudo, Profunditas, Quibus constat Arca, Est fides, spes, [15] Charitas. Arca praeterea altitudine sua vincit impetum aquarum. Ita fides [16] in Christum omnium vincit hostium insultus. Lux illuminans arcam, idest [17] [Joh. 1, 9.] ecclesiam, Christus est. Ioann. 1. ‘Que illuminat omnem hominem venientem [18] in hunc mundum’. Bitumen Paciencia, Immo expectacio divine promissionis. [19] Quod vero dicit ‘Cenacula et Tristega facies in ea’, Genera [20] et ordines Ecclesie significat. De qua re copiosissime Paulus scripsit [21] [1. Cor. 12, 27 f.] 1. ad Cor. 12. ca. ‘vos autem’ inquiens ‘estis corpus Christi et membrum de [22] membro, et quosdam quidem posuit deus in Ecclesia primo apostolos, 2. prophetas, [23] Tercio Doctores’. Quo loco admonet Paulus, infirmos corrigendos esse [24] non reiiciendos. Id quod et hic Moses secundum historiam significat, Dum [25] [V. 19.] scripsit iussisse dominum, ut Noe induceret in Arcam ex cunctis animalibus [26] universe carnis bina, Postremo ut novum testamentum lux sit et interpretacio [27] veteris Testamenti. Quid enim horribilius auditur, quam universam carnem, [28] cuncta eciam animancia aquis perire. Rursus quid iucundius? Quid dulcius [29] auditur? quam per Baptismum, Qui diluvio figuratus est, omnia perire, que [30] fiunt in homine mala. Atque sicut diluvium peremit omnia ad perniciem [31] cunctorum animancium in terra, Ita Baptismus omnium creaturarum orditur [32] vitam. Diluvium interfecit singula, fuitque signum irae divinae: Baptismus [33] vivificavit singula. Et est signum divini favoris, quo complectitur nos [34] dominus: Diluvio mergebamur ad mortem, Baptismate mergimur ad vitam. [35] Ita Christus nova facit omnia, idest innovat omnia: Mortificat ut vivificet, [36] deducit ad inferos, ut reducat. Damnat, ut salvare possit, humiliat, ut [37] [1. Sam. 2, 6 f.] sublevet, Spoliat, ut ditet. 1. reg: 2. In hunc modum si tractentur, id quod [38] debent, singule veteris testamenti historie, fiet, ut dulcescant. Littera quidem

 

[Seite 344]

 

[ 1 occulat 20 Pol. über der mit carnem beginnenden Seite: Arca fauoris divini signum 23 herrere 29 Pol. am Rande: Iuxta illud: in salutem domus sue, per quam damnavit mundum.]

 

[1] dura est. Rursus nihil dulcius spiritu. Spiritus dulcedinem occultat littera. [2] [V. 21.] Ad finem quod dicitur: Tolles Tecum ex omnibus es cis, que mandi [3] possunt, Et comportabis apud te, erunt tam tibi quam illis in [4] cibum, Ad officium praedicatoris pertinet, Cuius est neminem reiicere Exemplo [5] Noe, Sed omnes cibare verbo: Bonos, ut pergant, quibus inculcandum est [6] fedus, idest promissio, Malos, ut resipiscant, quibus inculcanda est horrenda [7] facies diluvii. Ita lex et promissio semper commista fuerunt a condito seculo. [8] [5. Mos. 32.] Lege coërceantur mali, promissione promoveant Boni. Deute: 32.

 

 

 

 

 

[9] CAPVT VII.

[10] Perditurus deus terram pactum fecit cum Noe. Qui Locus praedestinacionis [11] est locus: penes eum enim est, ut quem velit induret, et cuius velit [12] misereatur. Laudantur autem in scripturis iusti, ut excitemur vel ob solam [13] beneficenciam ad amandum deum. Deinde observa dei omnipotenciam, qui [14] citra ullum negocium possit mundum delere. Id quod Petrus Apostolus mire [15] [2. Petr. 2, 5.] descripsit 2. Petri 2. Adducens hunc locum in hanc sentenciam: Si Originali [16] mundo non pepercerit, Sed Octavum Noe Iusticie Preconem custodivit, Diluvium [17] mundo impiorum inducens: Quid faciet mundo iam in malis inveterato, [18] maxime si a Christi agnicione Rursus in carnis concupiscenciam prolabamur. [19] Porro vide, quantus furor, quam horrendus aspectus universam [20] carnem aquis mergit, quis hic non desperaret, cum morbum nec ad mensem [21] pacienter ferre possumus. Sed hesit in promissione Noe: Alioqui statim [22] desperasset, vixque potest concipere animus humanus, quid sit omnia dura [23] experiri et in verbo Christi herere. Id quod verbis plane heroicis dixit [24] [Hebr. 11, 7.] Paulus Heb. 11. ‘fide Noe responso accepto de his, que adhuc non videbantur, [25] metuens aptavit Arcam in salutem domus sue, per quam damnavit mundum [26] et Iusticie, que per fidem est, heres est institutus’.

 

 

[27] Ad allegoriam transeundum est.

 

[28] Arca signum est favoris divini, quo signo servatur Noe, ne excidat [29] promissioni. Rursus, quo offenduntur mali: ita Christus et ommnia Christi [30] opera sunt posita in ruinam et resurrectionem multorum. Porro qui ingrediuntur [31] arcam viri et femine, Episcopi et praedicatores sunt. Quorum ut [32] est officium omnem creaturam in arcam inducere, Ita inducta verbis Christi [33] cibare convenit. Sicut enim inducte creature in arcam servantur cura Noe, [34] ita Episcoporum praedicatione servandi sunt hii, qui ingressi sunt ecclesiam, [35] idest adoptati in numerum fidelium, verbum siquidem Cibus est Christianorum, [36] [5. Mos. 8, 3.] ‘Cum non ex solo pane victurus sit homo’. Aque inferiores et superiores [37] est praedicatio Apostolorum Et omnium, qui tractant verbum domini.

 

[Seite 345]

 

[ 7 Pol. am Fuße der Seite: Abyssi magne vetus / Cataractae celi novum testamentum 10 vident] darüber von Pol.: effundunt. 25 Recordatus bis &c. von Pol. am Rande nachgetragen. 37 Pol. über der mit nobis, ne beginnenden Seite: Praesens / Ablatus spiritus dei quid faciat]

 

[1] Arcam nunquam fuissent ingressi, nisi aquarum inundacione compulsi, hoc [2] [Röm. 10, 17.] est, per verbum credimus. Credentes arce, idest Ecclesie, includimur. Ro. 10. [3] Deinde sicut diluvio perierunt omnia creata, ita per Baptismum morimur [4] peccato. Baptismus siquidem mortis symbolum est, idest Id quod Baptismus [5] [Röm. 6, 4.] signat, mors complet et perficit, ad Ro. 6. ‘Quicunque Baptisati sumus, [6] Consepulti suus per illum per Baptismum in mortem’.

 

[7] [V. 11.] Abyssi magne: Est scriptura veteris testamenti, Cataracte celi [8] sunt novum Testamentum. Iam qui profert thesauros novi et veteris testamenti, [9] Imo qui aperit fontes utriusque testamenti, immensam producit aquam. [10] Iam vident omnes scripture aquam, idest crucem praedicant, mortificationem [11] Ade veteris, victoriam affectuum. Cuius victorie signum est Baptismus [12] future: in morte erumpunt Cataractae, solvuntur fontes Abyssi, ut omnes [13] interimant concupiscencias.

 

[14] [V. 17 ff.] Hoc quod dicitur: factum est diluvium, Et elevaverunt arcam [15] in sublime a terra opertique sunt omnes montes sub universo [16] celo, Ad fortitudinem, Constanciam, Imo robur Ecclesie pertinet, [17] fundate super firmam petram, contra quam neque portas inferorum quidem [18] [Matth. 16, 18.] praevalere dixit Christus. Jhe mer vngluckh, Jhe mer die Archa vber sich [19] gat. Exemplo sunt martirum mortes, Ecclesia enim nunquam aucta est [20] [Hebr. 11, 33.] magis quam tempore martirum. Ad Heb. 11. ‘Qui per fidem vicerunt regna, [21] operati sunt Iusticiam, adepti sunt promissionem’. Preterea vereor, ne cum [22] nos nullas habeamus aquas, Archa residat: quieta sit et ociosa, nihil habens [23] de Christianismo.

 

 

 

 

 

[24] CAPVT VIII.

[25] [Recordatus autem dominus Noe &c.]

[26] [V. 1.] Observabis undique in scripturis, hunc esse spiritus usum, ut soleat [27] dominus suarum promissionum meminisse. Eam, qua Dixerat Dominus ad [28] [1. Mos. 6, 18.] Noe ca. 6. ‘Ponam fedus meum tecum et habebis archam pro signo federis’ &c. [29] ‘Perditurus enim sum terram’. Cessante diluvio dominus memor est huius [30] promissionis, recordaturque Noe. Porro sicut ex merissima misericordia, [31] Nullo merito Noe servavit a diluvio, Ita hic gratuito suo beneficio respicit [32] [V. 1.] Noe. Quod dicitur, adduxit spiritum super terram, Gracie signum [33] est. Sicut enim nulla maior potest esse miseria hominum, quam si illis [34] [1. Mos. 6, 3.] aufferatur Spiritus domini, ut 6to ca. videmus ‘Non permanebit spiritus meus [35] in homine, quia caro est’, ita Rursus nihil potest homini iucundius contingere, [36] [Röm. 8, 14.] quam Christi spiritu regi et agi. ‘Hii sunt enim filii dei, qui spiritu [37] dei aguntur’, unde orandum est nobis, ne aufferat a nobis dominus spiritum

 

[Seite 346]

 

[ 10 Pol. am Rande: Praedicatores Corvi/Columbae 15 Pol. am Rande: Inimici crucis Christi 26 Poliander unter diesem Abschnitt: Hoc genus praedicatorum cum altero misceri seu coincidere non potest. Qui enim questui inhiant fedissimi corvi, non praedicant Christum et verbum eius, sed tantum lege terrent, Verum eo terrore non ad Christum dirigunt plebem, sed in aream sui questus atque adeo universam illam suae avariciae officinam, ponuntque salutem populi non in Christum, sed suam manum, ex qua profundunt tot sanctorum patrocinia tot meritoria opera et satisfactionum genera, missas, orationes, testamenta ad pias causas, ut vocant, indulgentias ... &c. sed hec omnia venalia, ut nemo non deprehendat ....]

 

[1] [Ps. 51, 14.] suum, sed ut spiritu liberali gratuito et spontaneo confirmet nos, psal. 50. [2] Attende item, ut omnia sublato spiritu turbulenta sint, nichil mundum, [3] nihil tranquillum, sed omnia corruptissima. Quisque enim sequitur hoc, [4] quod sibi rectum videtur, quo malo nullum maius esse potest, cum non sit [5] [Jes. 57, 21.] pax impiis, Esaie 57., Rursus ut omnia sint placidissima praesente spiritu, [6] adeo ut si quid acciderit mali, Omnia tolerabilia sunt, operante scilicet spiritu.

 

 

[7] Ad allegoriam.

 

[8] [V. 6.] Illud quod dicitur: Cum transiissent quadraginta dies, Aperiens [9] Noe fenestram &c., Ad officium praedicatorum pertinet. Omnis [10] enim praedicator aut corvus est aut Columba. Corvi sunt, qui suo ventri [11] inserviunt tantumque inhiant cadaveribus, metentes carnalia neque seminantes [12] spiritualia. Vocati quidem sumus omnes in archam, unum Baptisima, unam [13] fidem, unam communionem. Sed cum animum ad mala adiicimus, vocatione [14] [Phil. 3, 18 f.] excidimus. Phi. 3. ‘Multi enim ambulant, quos sepe dicebam, vobis autem [15] Et flens dico, Inimicos Crucis Cristi, quorum finis interitus, Quorum deus [16] venter est, et gloria in confusionem eorum, Qui terrena sapiunt’. Columba [17] In Scripturis Symbolum est Charitatis Sicut Corvus avaricie. Preterea [18] voluit Christus apostolos suos, idest predicatores simplices esse ut Columbas [19] [Matth. 10, 16.] Math. 11., idest candidos et simplices, Hec enim Columbe natura est, ut sine [20] [1. Cor. 13, 5.] felle et ira. Ita et Charitas ‘non querit que sua sunt’, 1. ad Corinth. 13. [21] Porro vult Christus, ut alter alterum iuvet, ut alter alteri manum prebeat: [22] [Röm. 16, 19.] ut simus simplices sicut Columbae. Ro. 16. ‘Volo vos sapientes esse in bono [23] et simplices in malo’. Hi itaque praedicatores sunt Columbe, qui redeunt [24] ad vesperam, portantes ramum olive virentibus foliis in ore suo, idest Qui [25] verbo Euangelii miseras consolantur consciencias. Oleum enim in scripturis [26] consolationem consciencie significat.

 

 

[27] [V. 16.] Egredere de archa tu &c.

 

[28] Pars hec ultima Octavi capitis multa signa habet divini favoris. Sicut [29] enim antea, postquam Noe ingressus erat Archam, Dominus ipse incluserat [30] Noe de foris, Ita rursus hic Noe a domino revocatur auditque dominum [31] dicentem ‘Egredere de Archa’. Quo loco vide, quod nihil exigat a nobis [32] dominus, nisi ut simus audientes voci eius. Futurum est enim, Si audierimus [33] [V. 17.] vocem eius, ut concupiscat decorem nostrum dicatque ‘Crescite et

 

[Seite 347]

 

[1] multiplicamini super terram’. Ita fit in omnibus per Baptismum iustificatis [2] et per spiritum innovatis, ut nullum illis praescribatur opusculum, sed [3] solum dicitur: crescite et multiplicamini, facite quodcunque invenerint manus [4] vestrae, quisque iuxta genus suum.

 

 

[5] [V. 20.] Edificavit domino Noe altare &c.

 

[6] Si obiicitur: Quod liceat Altaria, templa, Monasteria atque alia sacra [7] instituere, quibus colatur dominus Exemplo Noe, Responde: Quod in his [8] omnibus diligenter sit observandum discrimen operum, quando in fide fiant, et [9] quando non. Preterea observa tu: Omnia talia et iis Similia media esse et [10] quantum ad se neque bona neque mala. Omnia item dona, non modo Cerimonias, [11] media esse, Ideoque caute in iis esse ambulandum. Placent quidem [12] deo Cerimonie et exiguntur ab iis, qui carnem suam cum concupiscenciis [13] suis nondum crucifixerunt. Ab aliis vero iam ad spiritum consuetis aliud [14] quiddam maius requiritur. Nimirum dispensatio Donorum, idest charitatis [15] vide 1. ca. 1e ad Cor. et sequentia per totum.

 

 

[16] [V. 21.] Dominus est adoratus.

 

[17] Admoneo te rursus huius, quod supra diximus, Dominum omnibus [18] seculis Signis quibusdam visibilibus favorem suum testatum esse, ut scirent [19] homines Signo visibili facti cerciores, habere deum faventem sibi, ideoque [20] dicit dominus ‘Nequaquam maledicam terre propter hominem’.

 

 

[21] [V. 21.] Sensus enim et cogitatio hominis seu humani cordis &c.

 

[22] Hunc Locum Tractaturus in Marcum Euangelistam.1

 

 

[23] [V. 22.] Cunctis diebus terre sementis et messis.

 

[24] Idest in hoc tempore erunt Annorum, dierum et mensium intersticia [25] et recursus, Item vicissitudo frigoris et estus, noctis et diei usque ad consummationem [26] seculi. Diem novissimum videtur hic locus indicare.

 

 

 

 

 

[27] CAPVT IX.

[28] Priori capite Cepimus dicere, homini innovato per spiritum non esse [29] Opus ulla lege, cum sua sponte faciat et libere, id quod iubet lex, facit [30] autem quicquid invenit manus eius promiscue. In quam sentenciam iam [31] exponemus principium noni capitis: Cum benedixit dominus Noe et filiis [32] [V. 1.] eius dicens: Crescite et multiplicamini et replete terram. Quo loco [33] a deo benedictus, idest fide iustificatus, constituitur dominus omnium creaturarum, [34] non modo animancium. Atque idem habet hic locus Mosi, Quod [35] [Röm. 8, 28.] sentencia Pauli in Roma. ‘Diligentibus deum omnia cooperantur in bonum’.

 

 

 

[Seite 348]

 

[ 2 Pol. am Rande: Homicidium 14 Pol. am Kopfe der mit peccato beginnenden Seite: Signa propicii dei primo erga Adam, deinde erga Noe, Abrahae, Isaac, Iacob, filios Iacob, Moysen, filios Israel, Gedeonem &c. longo ordine 22 Iusticie fidei &c. von Pol. eingeschoben. 25 Pol. am Rande: Signa Iacob 34 Pol. am Rande: Propiciatorium 37 Pol. am Rande: Ephoth]

 

 

 

[1] [V. 4.] Excepto Quod carnem cum sanguine &c.

 

[2] Carnem cum sanguine excipit, ne illis vescantur ad prohibendum homicidium. [3] [V. 5.] Id quod Textus Consequencia arguit palam. Sequitur enim: sanguinem [4] animarum vestrarum requiram de manu cunctarum bestiarum, [5] Et de manu hominis Et de manu viri Et fratris eius [6] [V. 7.] requiram animam. Crescite et multiplicamini: Attende quocies indicet [7] dominus promissionem.

 

 

[8] [V. 9.] Ecce ego statuam pactum.

 

[9] Observa in scripturis vocabula: fedus, pactum, promissio, Testamentum, [10] Arcus federis, signum federis, Testimonium, calix novi et eterni Testamenti. [11] His enim omnibus significantur divinarum rerum certa quedam Testimonia. [12] [1. Mos. 3, 22] Adam audivit verbum ‘Ecce factus est Adam sicut unus ex nobis’. Ex [13] quo verbo futurum intelligebat Adam, Et si obscure, ut aliquis sibi in carne [14] similis, tamen deus tolleret iugum, quod ipse sibi suo peccato intulit. Desperasset [15] Adam statim primo intuitu peccati, nisi verbo isto revocatus. [16] [1. Mos. 3, 21.] Tegendum erat peccatum, Ideo deus ipse, id quod amoris erat, pellibus texit [17] [1. Mos. 3, 15.] eos. Addens cum serpenti loquitur ‘ipse conteret caput tuum’. Incendens [18] postea holocaustum Noe signum habuit dei faventis et propicii: Arcam, qua [19] salvatus est, Deinde arcum in nubibus, Item quod odoratus est dominus [20] [1. Mos. 8, 21., 1. Mos. 12, 3.] odorem suavitatis, Ca. 8. In fine Abraham fuit promissio ‘Et in semine [21] tuo benedicentur omnes gentes’. Signum habuit additum et Sacramentum [22] [Röm. 4, 11.] Circumcissionem Ro. 4. ‘Signaculum [Iusticie fidei’ &c.] Isaac idem signum [23] habuit, quod precet eandem promissionem, Iacob quoque promissionem [24] patrum suorum habuit, Quod in semine Abraham et Isaac dominus esset [25] Benedicturus universe terre, Sed signa diversa. Primum signum erat scala [26] [1. Mos. 28, 12 ff.] quam viderat in somnis Gene. 28. Et locum Bethel, idest Domus dei. [27] Secundum signum erat Visio dei, quando luctabatur cum angelo, A quo [28] [1. Mos. 32, 29.] Accepit benedictionem, Gene. 32. Filiis Iacob Dixit Iacob pater ‘non [29] [1. Mos. 49, 10.] aufferetur sceptrum de Iuda’, Gene. 49. Simul involvens rem et signum, [30] [2. Mos. 4, 2 ff.] Moses redempturus Israhelem habet versionem colubris ex virga, Sanguinem [31] [2. Mos. 13, 21 f.] ex aqua, Lepram in manu munda. Filii Israhel faventis dei signum [32] [Richt. 6, 36 ff.] habent Columnam nubis et columnam ignis. Gedeon vellus habet iam [33] exiccatum, mox rore imbutum. Postea filii Israel Signum habuerunt faventis [34] dei Arcam federis auream, propiciatorium, idest asserem aureum, quem [35] tenebant duo Cherub mutuo sese respicientes, quo loci creditus est praesidere [36] [2. Mos. 37, 1 ff., 2. Sam. 6, 14.] dominus, Exodi 37. Item librum legis. David atque eius Seculi [37] [2. Mos. 28, 17 ff.] homines habuit Ephoth lineum, quod applicabatur, Deinde habuit Israel

 

[Seite 349]

 

[ 1 Pol. am Rande: Templum et nebula in eo 3 ευχαρηςιομ 4 Pol. am Ende der Seite: Christianorum figura        Am Kopf der mit Matri || monium beg. Seite: Hic obseruanda est appellatio servi servorum dei, que ad Chanaan pertinet et tandem ad Romanos pontifices pervenit. 6 Pol. am Rande: Vtpote quem viderat a deo electum tanquam dignum qui in area servaretur. 16 Pol. am Rande: Nihil in his bonis dei creaturis est immundi aut turpitudinis, quod patet in Adam et Eva ante lapsum et hodie in parvulis adhuc innocentibus, verum nostrorum corruptorum affectuum vicio evenit ut turpitudinis opinionem habeant, que scriptura ut honesta tractat. 21 Am Rande: De Matrimonio et amore sponsi et sponse &c. 28 Pol. am Rande: Ex Sem Iudei/Ex Iaphet gentes } credentes propagati sunt 31 viueuere]

 

[1] Duodecim lapides in pectore Sacerdotis resplendentes, Salomon templum [2] [1. Kön. 8, 10.] domini et Nebulam in illo 3. reg. 8. Christiani verbum Euangelii, Baptismum, [3] ευχαριστιαν. Quibus si vis adde promissionem et divine doctrine meditationem. [4] Matrimonium, unctio, Confirmatio non sunt sacramentalia signa, [5] quae non habent annexam promissionem. Ordo figmentum est.

 

[6] [V. 18.] Non praeter rem est, Quod Cam dicitur esse prae Chanaan, ut declaret [7] spiritus, hanc terram, quam postea Daturus erat dominus filiis Israel, occupatam [8] esse a Chananeis. Preterea Noe maledicturus irrisoribus suis, parcit [9] Cam, puero Canaan maledicens.

 

 

[10] [V. 21.] Bibensque vinum et inebriatus est.

 

[11] Attende, quanto studio laudentur sancti patres, quia terram coluerunt, [12] mercatura enim semper male audit in prophanis et in sacris litteris.

 

[13] Noe nudatus esse scribitur, nudataque sunt eius virilia: non propter [14] maliciam, Sed ut discamus, Quid sit vir et mulier, quidque sit creatura [15] universa. Quamquam his omnibus creaturis utatur dominus Quia creator [16] est. Observabis itaque, Quocies in scripturis legeris, de carne, vulva, matrice, [17] viro, muliere, sponso, sponsa, pheretro, testibus, procreacione prolis: [18] omnes illos locos eo tendere, ut agnoscamus, deum esse mirabilem artificem, [19] ut per carnem ducat nos ad spiritum. In hoc enim demisit filium suum [20] deus in carnem, ut naturae nostrae Curiositatem retunderet carnali quadam [21] [Eph. 5, 32.] imagine. Cuius artificii mirabilis meminit Paulus 5. ad Ephe. ca.

 

 

[22] Allegoria.

 

[23] Noe Christi Typum gerit. Iam sicut Noe vino inebriatus est, ita [24] Calix Christi inebriatus est. Noe ebrius nudatur irrideturque a filiis suis, [25] Christus filius dei est. Quam formam exinanivit formam servi accipiens [26] [Phil. 2, 7.] Phi. 2. Cuius caro impie tractatur a latronibus, perit eius forma [27] [Matth. 27, 40.] destituiturque omnibus bonis suis, cui exprobrant Iudei ‘Si filius dei Es, [28] [Jes. 53, 12., Luc. 22, 37.] Descende nunc de cruce’ &c. Moritur ut peccator, inter sceleratissimos [29] deputatus, plenus contumeliis, Amore humani generis inebriatus est Christus. [30] Fit stultus et apud homines abiectus, cum esset rex, moritur, cum posset [31] vivere, formam dei occultat facitque, quasi non esset deus, ut eius contumelia [32] toti mundo innotesceret. Porro Noe nuditate offenditur Cam: ita

 

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[ 21 Iaphet et Sem] darüber von Pol.: bonos 32 Pol. am Rande: Contra temeraria Iudicia]

 

[1] [1. Cor. 1, 18.] Crux Christi scandalum est Iudeis, 1. Cor. 1. Christus suspensus universo [2] orbi manifestatur. Cam enim abiit ad fratres nuncians, patrem ebrium esse, [3] et nudata eius esse virilia. Sem et Iaphet tegunt oculos, ne videant pudenda [4] patris. Sem figura est Iudeorum, Qui ad Fidem vocati sunt. Iaphet et typum [5] gerit gencium, Qui duo magni faciunt patris turpitudinem. Ita placet vocatis [6] Iudeis et gentibus Christi contumelia: summo loco Ducunt Christum esse tam [7] [1. Cor. 2, 2.] infelicem, cuius livore sanati sumus. In hunc modum gloriatur Paulus De [8] Christo adeo, quod nesciat Christum nisi hunc Crucifixum. Pallio tegunt patris [9] virilia, idest credentes non scandalizantur horrenda Christi imagine, quod sputis [10] contaminata sit, fedata sanguine et nihil non in eo squallidum sit et sordidum. [11] Sed omnia sua in Christum reiiciunt, fide sua Christum honorificantes.

 

[12] Excitatus Noe a somno maledixit filium Chanaan, benedicens Sem et [13] Iaphet. Ita Christus resurgens et regnans fecit Iudeos esse servos Iaphet, id [14] est gentium. Observa item, Noe non maledicere Cham, sed puero eius Canaan. [15] Pepercit enim Cam, quod in Arca fuerit servatus et dilectus a domino.

 

 

 

 

 

[16] CAPVT X.

[17] Iaphet cum filiis occupavit universam Europam, Gallias, Hispanias, [18] Mauritaniam, Angliam, Greciam, Illiricum, Pannoniam. Cam occupat [19] Aegiptum, Asiam maiorem et minorem et totum orientem. Sunt autem [20] inter filios Cam tres praecipui: Canaan, Chus, Nymrod. Observa, Item [21] Chamistas expulisse e terra sua Iaphet Et Sem. Prosperantur enim vie [22] Impiorum In hac vita, quibus boni subsunt.

 

 

 

 

 

[23] CAPVT XI.

[24] Vide, ut undique scriptura hominum affectus deliniat, quo nos admoneat [25] viciorum nostrorum. Habent enim singule etates sua peculiaria quaedam [26] vicia: iuventus cogitat de ratione vite, qua postea tuto et tranquillo [27] senectutem transigat. Deinde hoc affectu rapitur fere virorum aetas, ut [28] conetur aliquod insigne opus aggredi, quo vixisse se testetur. Ita Nymrod [29] et ceteri, cum vi imperia multa occupassent, Statuerunt imperii sui monimentum [30] post se relinquere: In hoc enim turrim edificabant.

 

 

[31] [V. 5.] Descendit autem deus ut videret.

 

[32] Hic locus prohibet temeraria Iudicia. Porro accomodat se spiritus sanctus [33] ad captum nostrum, ut sicut dominus non incerta et vaga relatione motus [34] damnaverit Cain cum suis, Sed descendit visurus, quid esset quod edificassent, [35] Ita nos re nondum cognita ne iudicemus.

 

[36] [V. 7.] Adverte, Mosen dicere de domino: descendamus et confundamus [37] illis linguam illorum, ut non audiat unusquisque vocem proximi [38] sui, horrenda certe sentencia. Loquitur enim semper dominus per os proximi.

 

 

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Abra: 12 deo] de 20 Pol. am Rande: Confidere deo 23 Pol. am Rande: Benedicam tibi 34 Pol. am Rande: De qua venerata [? Hdschr.: uet̃a] virginitate vide pulchra in commenta: Epistolae Hebreorum g: com.[?] 2o et collectaneis, sed maximum [? Hdichr.: mom] Lutheri circa hunc locum quaedam. Pol. am Rande: Sed ut filius quidem naturalis Abrahe esset et tamen absque concupiscencia conceptus et productus, ne non benedictus, sed communi aliorum sorte benedicendus esset.]

 

 

 

[1] [V. 29.] Duxerunt autem Abraam.

 

[2] Ducit Abraam filiam fratris, quia non fuit contra mandatum dei. Secundo, [3] Mali erant homines, inter quos vivebant, unde coactus est hominum illorum [4] commercia fugere et cognatam suam ducere. Preterea, quia factum hoc [5] commendatur a spiritu atque a deo, quod domino placuerit.

 

 

[6] [V. 31.] De Hur Chaldeorum.

 

[7] Chaldei Idolatrae erant Igni litantes. Abraam vero cum nollet Igni [8] sacrificare, in Ignem iniectus est, sed per dominum liberatus.

 

 

 

 

 

[9] CAPVT XII.

[10] Hic est Abraam, Cui primum facta est iusti seminis promissio, Cuius [11] laus celebris est per omnes scripturas. Laus dico, non operum, sed fidei, [12] [Röm. 4, 9.] ad Roma. ‘Credidit Abraam deo et reputatum est illi ad Iusticiam’. Porro [13] [Röm. 4, 11.] Abraamum Paulus apostolus patrem credencium appellat, ponens eum perinde [14] atque omnium credencium exemplum quoddam, ut patet legenti eius Epistolas. [15] Evocat Abraamum dominus ut patriam linquat, parentes deserat, negligat [16] omnes egrediaturque in terram, quam monstravit sibi dominus. Ecce ut [17] soleat deus eos, quibus benedicturus est, affectibus omnibus exuere, ut expediti [18] viam domini decurrant. Iubet exire Abraamum neque indicat, quo eundum [19] sit sibi, ut doceat Abraamum Atque adeo nos omnes, qui hic degimus, Quid [20] sit deo confidere, praeterea dei eiusmodi esse opera et consilia, ut hoc agant, [21] quod nobis minime videtur, videamus autem ea, postquam facta fuerint.

 

[22] [V. 3.] Non frustra dictum est ‘Et benedicam tibi’, futurum iudicans, ut ab [23] hominibus maledicendus sit. Cui enim maledicit homo, deus benedicit. Premunit [24] itaque dominus animum Abraae, ne in futuris malis succumbat. ‘Benedicam’ [25] inquit ‘tibi, Adeo quod in te benedicentur omnes tribus terre’ idest [26] omnes generationes terre.

 

[27] [V. 7.] Observa item, Scripturam suo more loqui de semine, ‘Semini tuo dabo [28] [1. Mos. 26, 4.] terram hanc’, idest filio tuo. ‘Et in semine tuo benedicentur omnes tribus [29] terre’, idest in filio tuo. Quo loco Attende differenciam filiorum benedicti [30] seminis, atque aliorum. Habet enim hec promissio hanc sentenciam: Omne [31] semen omnium hominum maledictum est, Atque adeo seminis fructus, Semen [32] vero Abraae benedictum est. Quibus verbis aperte Christus promissus est, [33] Qui cum ex carne nasciturus erat, nihil haberet maledictionis. Tamen vide [34] ut Scriptura significaverit Christum ex virgine nasciturum.

 

 

 

[Seite 352]

 

[ 2 Pol. am Kopf der mit Vult beginnenden Seite: Abraham terram promissam iam habitatam deserit. 7 Uxori bis sis &c. ist von Pol. hinzugesetzt. 11 Pol. am Rande: Verbum crucis 25 Pol. am Rande: aliqua ex parte 28 Pol. am Rande: Abrahami res curae scilicet deo 30 Pol. hier am Fuße der Seite: Pericula Abrahami 31 Pol. am Kopfe der Seite: Abraham inter malos habitans multa ab eis patitur]

 

 

 

[1] [V. 10.] Facta autem est fames in terra.

 

[2] Abraam tenens iam terram promissam, cogitur urgente fame Egiptum [3] petere secreto dei consilio: ne scilicet in ulla re temporali hereret. Vult [4] enim dominus suos tam abdicato esse spiritu, ut eciam optima quaeque [5] vel a domino ipso donata propter dominum et voluntatem citra negocium [6] [2. Cor. 12, 15.] deserant. Lege XII. ca. ad Corinth.

 

 

[7] [V. 11.] Dixit Sarai [uxori sue: Novi quod pulchra sis. &c.]

 

[8] Vel hic locus aperte arguit quales fuerant illi, cum quibus aliquandiu versatus [9] est Abraam: Nimirum impii et Idolatre. Postremo omnium diligenter [10] observa, quid sit verbi divini officium. Crucem enim undique docet scriptura. [11] Verbum enim pro officio suo separat nos ab omnibus quae sunt mundi. Docetque [12] [Luc. 9, 23.] in nulla re prorsus herendum esse nobis. Luce 9. ‘Siquis vult post me [13] [Matth. 16, 24., Matth. 10, 37.] venire’ &c., et Math. 16 ‘Et qui plus dilexerit patrem et matrem quam me, non [14] [Matth. 10, 34.] potest meus esse discipulus’ et alibi ‘Non veni pacem mittere, Sed gladium’.

 

[15] Vide rursus, ut timeat malos Abraam Sciens, qui essent Egiptii: [16] Nimirum Idolatre, praetexentes sue cupiditati et malicie speciem pietatis. [17] Verum cum Abraam videret eorum maliciam cum uxore facit pactum. Timet [18] autem mortem propter uxorem naturali timore. Sancti enim ita praedicandi [19] sunt, ut non eximatur ab illis caro et sanguis. Signum itaque est, Abraamum [20] tentatum fuisse, alioqui nihil mali suspicatus fuisset de Egiptiis, Cum bonis [21] nihil suspicatur.

 

[22] Periclitatur Abraam in Salute uxoris sue, Committens omnia deo, Qui [23] potens est servare uxorem suam. Attende item, ut Sara audito viro Abiit Ad [24] regem, nihil responsans viro, honorans virum suum. Hac fide meruit Abraam, ut [25] nomen suum invulgaretur per totam Aegyptum et verificatum est verbum, Quod [26] [V. 2 f.] dixit illi dominus ‘Magnificabo nomen tuum, benedicam Benedicentibus tibi’.

 

[27] Castigatur Pharao a domino plagis maximis, Abraam vero recipit [28] uxorem suam, vel a solo domino defensus. Cedit Abraam iuri suo, Quo [29] debebat salutem uxoris tueri. Ideo pro eo stat dominus. Vere dictum est [30] [Ps. 55, 23.] A David ‘Iacta curam tuam in dominum, et ipse te enutriet’.

 

 

 

 

 

[31] CAPVT XIII.

[32] Caput 13 tres habet locos praecipuos. Primus est, Quod Abraam sepe [33] dicitur invocasse nomen domini. Secundus habet fraternam atque suavem [34] conversacionem Abrahe et Loth fratris sui, ad ultimum inculcat dominus [35] et repetit rursus promissionem, ne propter tentaciones succumbat Abraam.

 

[Seite 353]

 

[ 9 scilicet ist von Pol. eingeschoben 18 qui evaserat &c. ist von Pol. hinzugefügt        Pol. hier am Fuße der Seite: Totius scripturae scopus et summa 21 Pol. am Rande: Bellum Abrahae 24 Pol. am Rande: Melchisedech Sem        Vide fo. 43 in Petro Galatino 27 Pol. am Rande: Non video quid prohibeat figuram hanc esse illius]

 

[1] [V. 7.] In hoc enim Quod dicit Moses ‘Eo tempore Cananeus et Phareseus [2] habitabant in terra illa’, non obscure significat, eam nationem fuisse [3] omnium longe pessimam mireque Abrahae infensam, multa contra eum [4] molientem. Ideoque opus habebat promissione, Quo confirmaretur animus [5] eius contra hostium suorum insultus. Porro promittit dominus, se daturum [6] Abrahe terram, Si eam obambulet longa peregrinatione.

 

 

 

 

 

[7] CAPVT XIV.

[8] Omnes libri universae scripturae vel sunt historiae atque historice narrationes, [9] [scilicet] Exempla tum legum, tum operum divinorum, vel docent [10] fidem. Ortum hominis et peccatum ostendit πεντατευχος, Quo lex comprehenditur. [11] Prophetae agnoscunt peccatum et implorant Christum, qui tollit [12] peccatum. Ioannes ostendit, Christum esse agnum dei, Christus tollit peccatum [13] et salvat. Proinde Moses descripturus pugnam Abrae cum gentibus, [14] recenset reges earum gencium atque bellorum occasionem Atque adeo, quam [15] diversa pugna sit filiorum dei et filiorum hominis, Abrae et gentium. Abraam [16] enim ob factum hoc commendatur a domino, gentes non item. Secundo [17] [V. 13.] observa, Abraamum conciliasse sibi quosdam eius gentis, cum sic loquitur [18] Moses ‘Et ecce unus [qui evaserat &c.] &c. Qui habitabat in Convalle [19] Mambre Amorrei fratris Essol et fratris Aner, hii enim [20] pepigerant fedus cum Abrahamo’.

 

[21] Excusatur Abraam, Quia bellum gerit et fratrem suum liberat mandato [22] scilicet domini: Prima enim tabula est regula secunde tabule.1

 

[23] [V. 18.] Verisimile est, hunc Melchisedech2 fuisse Sem, filium Noe primogenitum. [24] Ad quem pro iure primogeniti pertinebat Sacerdotium. Si enim [25] tempora supputaverimus, probe sibi constabit annorum numerus, Hunc Sem [26] multis annis vixisse cum Abraam. Porro errant toto celo, Qui hunc locum [27] de pane et vino oblatis ad Sacramentum Eucharistiae trahunt. Est enim [28] sentencia: Hic Melchisedech, Rex Salem &c., idest sacerdos dei altissimi, [29] occurrit Abrae revertenti a cede regum, Reficiens Abraam cum suis, qui [30] defatigati erant &c. Hic Melchisedech Typum gerit Sacerdocii Christi. [31] [Ps. 110, 4.] Ita enim David de Christo homine Psal. 109. ‘Tu es sacerdos in eternum,

 

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[ 1 ordinenem 10 Pol. hier am Kopf der Seite: De decimis sacerdotum 15 Pol. am Rande: Quatenus iurare liceat 23 Pol. am Rande: Nempe fidei 24 deus ist Zusatz Polianders. 32 Pol. am Fuße der Seite: Abraham in mediis periculis et molestiis timet]

 

[1] Secundum ordinem Melchisedech’. Christus quidem non ex Levi natus est, [2] Sed ex Iuda, Cuius tribus, quantum ad sacerdocium attinet, nulla mencio [3] est in scripturis: habebant Iudei suum Sacerdotem Aaron. Christus relictus [4] est sacerdos futurus, Ita secundum ordinem Melchisedech, Qui longe maior [5] [Hebr. 7.] fuit Abrahe. Lege Epistolam Hebreorum toto capite 7 mo.

 

 

[6] [V. 20.] Et dedit ei decimam.

 

[7] Hunc locum de decimis mordicus tenent Sacerdotes et Pontifices. [8] Debebantur enim decimae Sacerdotibus tribus Levi, Cui in terrae divisione [9] nulla sors contigit. Sed illis loco sortis decimae Dabantur iure perpetuo [10] [4. Mos. 18.] Nume. 18. Per totum vero novum Testamentum nullus est locus de decimis [11] [1. Cor. 9, 13.] nisi in Corinth. ‘qui serviunt altari de altari vivant’. Qui locus apostoli ad [12] praedicationem verbi pertinet, Non ad Ceremonias nostrorum temporum.

 

 

[13] [V. 22.] Levo Manum meam.

 

[14] Tercius locus est de Iurando. Iurare est Testem adhibere deum. Licebit [15] autem adhibere deum testem in caussa fidei, in caussa gloriae dei et [16] in caussa charitatis, idest in caussa proximi. Ita iurabat apostolus, Ita [17] Christus, Ita propheta, Ita hic Abraam. Vide quanta modestia iurat Abraam, [18] Qui rex glorificandi nominis divini erat a rege accipere, veritus, Abraam [19] regem Sodomorum affectate glorie se insimulaturum.

 

 

 

 

 

[20] CAPVT. XV.

[21] Caput decimum quintum principio sui duas habet promissiones: Alteram [22] de terra, quam daturus esset Abrae dominus et semini eius, De filio Alteram. [23] Deinde narrat Moses, quo opere placuerit deo Abraam. Tercio loco accipit [24] [deus] Abraam, praedicit signum, quo stabilitur promissio. Postremo praedicit [25] futuram seminis sui peregrinationem ad Quadringentos Annos. Primum [26] locum de promissionibus atque de fide in promissione satis copiose tractavit [27] [Röm. 4.] Apostolus Roma. Videnda est nobis itaque ratio, Quare cum Abraam loquatur [28] dominus. Abraam orans in vesperam vidit visionem, idest imaginem dei, [29] audiens vocem domini. Oravit autem Abraam, ut tandem liberaretur a malis. [30] Molesta erat illi tam diuturna peregrinatio, ut omni hora sit mortis expositus [31] periculo. Struebant sibi insidias Reges, quos vicerat: Conversabatur hominibus [32] longe pessimis. Nihil habet, quo fugiat.

 

[33] Solus est inter peregrinos, nemo est, qui eum respiciat. In hac sua [34] solitudine coniecit se totum in deum, committens omnia sua deo. Unde [35] [V. 1.] meruit audire deo ‘noli timere Abraam’ (timuit enim vere Abraam), ‘Ego

 

[Seite 355]

 

[ 7 de] die 17 Pol. am Rande: Memento bonorum in die malorum 27 quartam] von Pol. über durchgestrichenem: patrem et 28/29 Q. d. 31 Q. d. 38 Pol. hier am Fuße der Seite: Abraham Christi typus: filii Abrahae credentes sunt]

 

[1] protector tuus sum Et merces tua magna nimis’. Halt nuer an mich. Ich [2] wil Dich wol erhaldtn. Ita solo verbo defendit deus Abraam.

 

[3] Respondit Abraam: nihil est, domine, quod dubitem, quin servaturus [4] sis me, Sed hoc tantum ago in oculis misericordie tue, ne male audiat inter [5] inimicos meos Nomen tuum. Futurum est enim, ut dicant, ecce dominus [6] non amat Abraam, alioqui dedisset sibi semen. Ideo dicit, Abraam audivit [7] [V. 4.] vocem domini: Non erit hic haeres tuus. Sed qui egredietur de [8] [V. 5.] utero, Ipsum habebis heredem. Additque signum: Suspice celum &c.

 

 

[9] [V. 6.] Credit Abraam.

 

[10] Hic locus tantus est, ut Paulus apostolus habeat eum in omnibus [11] Epistolis suis quasi basim et fundamentum omnium disputacionum suarum. [12] Credidit enim Abraam, idest Abraam war ein solcher Mann, der got trauet. [13] Tanta fides est, ut vel sola satis sit conferre iusticiam. Porro observa, [14] nullum opus, nullam legem, Sed solam fidem iustificare. Lex et opera non [15] mutant affectus. Sola fides universam cohortem innovat et purgat. Dicit [16] [V. 7.] autem dominus Repetens beneficia, que contulit Abrae: Ego dominus, [17] qui eduxi te de Hur Caldeorum &c. Porro non est maior consolatio, [18] nullum praesencius tentationum remedium, quam recogitare divinum beneficium, [19] quo antea simul quis liberatus sit.

 

[20] Duplicem extasim invenimus in Scripturis: Gustum eternae damnationis [21] et Alteram eternae beatitudinis. Que duae extases non nisi sublimibus spiritibus [22] contingunt. Qui vero alternas gustaverit, hic potest omnia diiudicare, [23] [1. Cor. 2, 15.] Quia spiritualis omnia diiudicat.

 

[24] Allegoriam exponit ipse Moses. Aves enim Aegiptios figurant, animalia [25] divisa per Abraam sunt filii Abrae discerpendi, idest vexandi ab [26] Egiptiis quadringentis annis. Verum addit dominus: Gentem, cui servituri [27] sunt, iudicabo. Egredientur enim post quartam generationem. Nondum enim [28] complete sunt iniquitates Amorreorum usque ad presens tempus. Quasi [29] dicat: feram adhuc malos, usque dum multorum adhuc exerceatur fides. Ad [30] Abraam dicit: Tu ibis ad patres tuos in pace, sepultus in senectute bona [31] Quasi dicat: Nihil te moveant ista. Neque ad te pertinebunt, Si quid passus [32] fueris: sustine, satis sit, me hoc tibi praedixisse. Ego enim iudicabo gentem [33] [Gal. 3, 7.] istam. Porro Abraam Cum Christi sit Typus, filii vero Abrae iuxta apostolum [34] intelligantur Credentes, Consequens est, Credentes multa pati. Deinde [35] sicut post Quadringentos Annos liberandi sunt filii Abrahe, Ita credentes in [36] Christum: per Christum vincent omnia. Aves deinde in scripturis diaboli sunt, [37] [Eph. 2, 2.] Ephe. 2., Quibus adherent docti et magi in mundo. Iusti itaque cum premuntur [38] [Röm. 12, 19.] ab Impiis, hoc verbo consolantur ‘mihi vindicta et ego tribuam eis’ &c.

 

 

 

[Seite 356]

 

[ 32 eum ist Zusatz Polianders]

 

 

 

 

 

[1] 1 CAPVT XVI.

[2] Undique describitur Abraham Exemplum Castitatis et Fidei. Facta [3] [1. Mos. 15, 4.] erat illi promissio de filio egressuro de utero eius Ca. 15. Sed quia nescit, [4] ex qua muliere suscepturus filium, pendet ex promissione, deum veracem [5] iudicans, praecibus Sara uxoris permovetur, ut ducat ancillam Agar Aegyptiam [6] nulla libidine ductus. Duxisset enim Abraham promiscue, qualemcunque [7] obtulisset ei dominus. Preterea, Ne quis posset hoc factum cavillari, [8] premunit lectoris animum Spiritus Sanctus, Quasi harum rerum prescius [9] [1. Mos. 15, 6.] dominus, Ca. XV. ‘Credidit Abraham’ &c. Iustificatus Abraham per fidem [10] non potest non bene agere directus a domino.

 

[11] [V. 4.] At illa se concepisse videns &c. Ad affectum nature pertinet hic [12] locus, fieri enim non potest, quin natura superbiat in optimis quibusque donis.

 

[13] [V. 11.] Hismahel, vir auditus domini: Ein man gotlichs gehors.

 

[14] [V. 12.] Hic erit ferus homo, idest homo bellator erit.

 

[15] [V. 13.] Tu deus qui vidisti me, idest affectus reiicientis se in deum. [16] Hic vidi posteriora Dei: posteriora sunt humanitas Christi.

 

[17] Quis sit aut fuerit Hismael, Et quo consilio editus, Satis indicat Apostolus [18] [Gal. 4, 21 ff.] Gala. 4., Ubi tractat copiose hunc locum de Hismahele in hanc sententiam: [19] Nihil prodest ad salutem legis observatio, Nihil prodest ex circumcisione [20] natum esse. Nihil prodest ad salutem secundum carnem ex Abraham [21] natum esse. Sic enim inquit ‘Scriptum est: Quoniam Abraham duos filios [22] habuit, Unum de Ancilla et Unum de Libera, Sed qui de ancilla secundum [23] [Röm. 9, 6 ff.] carnem natus est’ &c. Idem argumentum est Roma. 9. ‘Non enim omnes, [24] qui ex circumcisione sunt Israhelitae, Neque qui semen sunt Abrahae, omnes [25] filii, sed in Isaac vocabitur tibi semen, idest non qui filii carnis, hii filii [26] dei, Sed qui filii promissionis estimantur in semine’.

 

 

 

 

 

[27] CAPVT XVII.

[28] Magna res est hominem per hominis alterius verbum consolari, Maior: [29] [V. 1.] verbis scripturae confirmari, Maxima: domini vocem audire dicentis (Ego [30] deus omnipotens), cuius sententiae singulae syllabae Emphasim habent. [31] Abraham nimirum Opus habebat tali confirmatione, quod indignissime habebant [32] [eum], cum quibus erat, Subinde exprobrantes Abrahae ‘Ecce ut tuetur [33] te dominus, quem te solum iactas noscere’, adeo quod ceperit fere nonnihil [34] in fide hesitare. Unde fides eius per hanc vocem roboratur ‘Ego deus omnipotens’. [35] Velut dicat: Nihil est quod timeas Abraham hominum insidias. [36] Ego enim te et illos creavi. Ego omnium dominus, penes me est Universe [37] creaturae administratio. Coniicito te in sinum meum. Crede mihi, hoc enim est,

 

[Seite 357]

 

[ 15 ad ad 33 Hispitales 38 nuntius]

 

[1] Ambula coram me et esto perfectus. Ponamque foedus meum inter me et te [2] et multiplicabo te vehementer nimis. Iam consternato Abraham, rursus confirmatur [3] [V. 4.] a domino dicente: Ne timeas, Ego sum et ponam pactum meum &c.

 

[4] Observanda sunt in scripturis nomina Testamenti, foederis, pacti &c., [5] [Hebr. 9, 17.] Quoniam his dei promissio firmatur. Pactum omne, ut dicit apostolus, in [6] hebreis preficitur morte testatoris. Probat itaque hic locus, primum post [7] Christum datum cessare Cerimonias Iudeorum.

 

[8] Benedicturus enim erat deus omnes gentes in semine Abrahae. Lege [9] [Hebr. 9.] ca. 9. ad Hebr. Porro circumcisio instituitur, quo certus esset Abraham, [10] [Röm. 4, 11.] deum prestare promissum. Ro. 4. ‘Et signum accepit circumcisionis Signaculum [11] Iusticiae fidei, que est in prepucium’ &c.

 

[12] In universum hoc agit deus, ut Sapientiam mundi stulticiam esse [13] declaret. Quid enim Stultius, quid Absurdius videri possit humanae rationi [14] quam pro confirmanda dei promissione partem virilium prescindere. Lege [15] [V. 16 f.] Epistolam ad Corinth. primam. Hoc quod dicitur: Ex Sara dabo tibi [16] filium &c. Et putas ne centenario nascetur filius, et utinam [17] Ishmahel vivat coram te &c., Satis arguit, Abraham in hac fuisse opinione, [18] ut crederet, in Ismahele benedicendum esse Semen. Ideo rursus confirmatur [19] [V. 19.] a domino: Sara uxor tua pariet tibi filium, Vocabis nomen [20] [Röm. 9, 7.] eius Isaac. Roma. 9. ‘In Isaac vocabitur tibi semen’. Et alibi promissionis [21] [1. Mos. 18, 10.] verbum est: Redibo hoc tempore, Et erit Sarae filius.

 

 

 

 

 

[22] CAPVT XVIII.

[23] Caput 18. unum habet locum promissionis, instituendae vero vitae [24] multos. Principio enim capitis describit Moses, ut hospitalitatem secutus [25] sit Abraham promiscue omnes suscipiens. Neque cognoverat, ut illi fingunt, [26] trinitatem in tribus viris, tres suscipiens et unum adorans. Nescierat enim [27] [Röm. 12, 10.] Abraham, eos angelos esse, ad quem affectum hortatur Apostolus Roma. 12. [28] ‘Charitatem fraternitatis invicem diligentes, honore invicem prevenientes’. [29] Hec enim summa debet esse Christianorum virtus, ut revera infra omnes [30] etiam vilissimos homines nos coniiciamus, ex aequo omnes amantes. Qui [31] [Hebr. 13, 1 f.] enim hodie malus est, Cras est Iudex meus in Iudicio. Hebre. 13. ‘Charitas [32] fraternitatis maneat in vobis, et hospitalitatis nolite oblivisci, per hanc enim [33] [1. Petr. 4, 9.] placuerunt quidam angelis hospicio receptis’. 1. Petri 4. ‘Hospitales invicem [34] [V. 1 f.] sine murmuratione’. Est itaque Simplex Sententia hec: Abraham cum [35] vidisset tres viros prope eum stantes, sedens in ostio tabernaculi sui in ipso [36] fervore diei, Occurrit illis adorans et invitans, ‘Domine’ inquiens ‘ne transi [37] servum tuum, Imo divertas apud me, ut reficiamini’. Suscepit itaque illos [38] quasi nuntios dei, credens, illos templum dei esse, Id quod erant, Unde [39] dominos eos vocat.

 

 

 

[Seite 358]

 

[ 16 Pol. hier am Kopfe der Seite: Scio enim, quod praecepturus sit filiis suis &c.        Pol. am Rande: Orationis vis]

 

 

 

[1] [V. 12.] Que risit occulte.

 

[2] Vide, ut familiari etiam conversatione roboretur fides Abrahae de filio, [3] quem producturus esset dominus ex ventre Sarae iam vetulae. Est enim [4] hec ultima promissio facta Abrahae. Ideoque additur Annus, Nomen et [5] filius. Locus de Sara duo habet: Primum Saram fuisse subditam marito, [6] procurando rem familiarem, Sola domi sedens non discurrit, non vagatur. [7] [1. Petr. 3, 5 f.] 1. Petri 3. ‘Sic enim et aliquando Sanctae mulieres sperantes in deo ornabant [8] se, subiectae propriis viris, Sicut Sara obediebat Abrahae, dominum eum [9] vocans, Cuius estis filiae’. Secundo quod risit Sara, non credens verbo [10] [V. 13.] domini. Ideoque dixit dominus ‘Quare risit Sara dicens: Num vere [11] [V. 14.] paritura sum anus?’ Et addit, quo confirmet fidem Sarae ‘nunquid [12] quicquam deo est difficile? Iuxta condictum revertar ad te’ &c.

 

 

[13] [V. 21.] Descendam et videbo.

 

[14] Puniturus dominus Sodomas descendit, primo ut videat, an ita sit, ut [15] fama nunciaverit. Qui locus detractionem prohibet, Ne facile proximum [16] iudicemus. Deinde vide, quid exigat a nobis dominus data nobis lege, data [17] nobis promissione, nimirum ut annuntiemus posteris nostris. Id quod per [18] universum pentateucum observabis.

 

 

[19] [V. 20.] Clamor Sodomorum.

 

[20] Hic locus habet Secundum opus peccati, inducit enim peccatum dei [21] iram super nos et excecat nos, ut dicamus: non est deus.

 

 

[22] [V. 23.] Nunquid perdes Iustum cum Impio?

 

[23] Observa ad finem capitis, Quanto zelo pro fratribus ducatur Abraham, [24] dolens illos experiri dei iram, fere omnia sua devovens pro illis, ausus se [25] interponere inter deum et Sodomas, dicitque ducto argumento a loco rationi, [26] [V. 23.] Quo admonet iusticiae suae dicens: Nunquid perdis iustum cum [27] impio? absit a te, ut hanc rem facias &c. Non est hoc tuum, qui iudicas [28] omnem terram, nequaquam facies Iudicium hoc. Qui affectus, tantopere scilicet [29] [Röm. 9, 3.] desiderare salutem fratrum, Summorum spirituum est. Roma. 9. ‘Optaban [30] enim ego ipse anathema esse a Christo pro vobis’ &c.

 

[31] Postremo vide, quanta sit vis orationis, atque quid promoveat Abraham, [32] [V. 24 ff.] cum ex fide orat. Obtinet quidem a domino, ut primum propter Quinquaginta [33] iustos, Deinde propter Quadraginta quinque, Tertio propter quadraginta, [34] Quarto &c., Quinto propter Decem dimissurus sit omnem terram. [35] [Jac. 5, 16.] Ita nihil non impetrat oratio, si ardenti voto orare ceperimus. Iacobi 5. [36] ‘Orate pro invicem’ &c., Probans hoc exemplo Heliae. Quantum vero ad [37] [1. Mos. 13, 10.] peccatum Sodomorum attinet, scripsit supra Moses ca. 13. De Sodoma et [38] Gomorra &c. ‘Elevatis itaque Loth oculis vidit omnem regionem, que est

 

[Seite 359]

 

[ 8 Pol. hier am Fuße der Seite: Abrahae fratrum salus curae est 23 Am Rande: Attende, sapientiam Carnis Sapientiam sermonis pro ludibrio habere 35 Pol. hier am Fuße der Seite: In Monte salvamur        Uxor Loth infoeliciter retrospicit]

 

[1] circa Iordanem, que universa irrigatur, antequam subverteret dominus Sodomam [2] &c., Sicut paradisus domini Et sicut Aegyptus venientibus in Segor’ &c. [3] Porro sacietas facit ferociam, ferocia nimiam libertatem, Nimia libertas ocium, [4] [Jes. 3, 16.] Ocium concomitatur Omne genus vitiorum, Esai. 3. ‘Pro eo, quod elevate [5] sunt filiae Syon et ambulaverunt extento collo’ &c.

 

 

 

 

 

[6] CAPVT XIX.

[7] Primus locus huius capitis habet locum hospitalitatis, ut iam vidimus [8] in Abraham.

 

 

[9] [V. 13.] Delebimus enim

 

[10] Attende Modestiam Spiritus In describendo scelere Sodomitarum. Fuit [11] [Röm. 1, 26.] enim scelus hoc, quod descripsit apostolus Ro. 1. ‘Propterea tradidit illos [12] deus’ &c. Peccarunt autem hoc ordine. Post Sacietatem ceperunt ferocire [13] atque adeo superbire, deo ingrati, Deinde increduli, Que incredulitas fuit [14] Caussa omnium reliquorum peccatorum. Probat siquidem apostolus dicto [15] [Röm. 1, 27.] Ca.: Peccatum esse caussam peccati, Sicut gratiam esse caussam gratiae. [16] Porro peccatum Sodomitarum mire moderatur et temperat Christus in Euangelio [17] [Luc. 10, 12.] Lucae ‘Mitius erit’ inquit ‘Zodomis in die Iudicii quam generationi [18] huic’ &c., Quoniam Sodomitae ignoranter peccarunt, nos dedita opera peccamus.

 

[19] [V. 6 ff.] Loth dum incipit reprehendere vicia Sodomitarum, fere reiicitur ab illis. [20] Dicunt enim: quis commisit tibi Iudicium super nos? Nunquid advena es? [21] Id quod audierunt omnes prophetae, Item Christus, item apostoli Et omnes [22] hii, qui habent verbi ministerium. Trahitur deinde hic locus ad prophetiam [23] [Luc. 17, 28 f.] Luce. 17. ‘Similiter sicut factum est in diebus Loth: Edebant, bibebant’ &c. [24] Et deinde ‘qua die autem exiit Loth’ &c. Secundum hoc erit, qua die filius [25] hominis revelabitur' &c. Ecce peccati proprium officium, Cecitas, ut dicamus: [26] non est deus. Peccatum est enim aliud nihil quam dei oblivio et cecitas.

 

[27] Hic locus fidem docet. Est enim fides, qua recta in solum deum tendimus, [28] Qui mons est, quo salvamur. Porro extra hunc Christum nulla salus [29] [V. 26.] est. Vide enim, quid secutum sit, postquam uxor Loth ceperat deflectere [30] a fide, ut scilicet sit conversa in Statuam salis, Quem locum Christus exponit [31] [Luc. 17, 31 ff.] Lucae. 17. De perseverantia: ‘In illa hora (inquit) Qui fuerit in tecto &c. [32] Et qui in agro &c. Memores estote uxoris Loth. Quicunque quesiverit [33] animam suam salvam facere, perdet illam, Et quicunque perdiderit illam [34] vivificabit illam’. Preterea magno Sacramento monuit nos uxor Loth, Ut [35] qui semel viam domini ingressi sumus, ne ad elementa rursus relabamur. [36] [Luc. 9, 62.] Id quod tocies admonet apostolus. Vide ca. 9. Lucae, Ubi in hanc sententiam [37] ita scribitur ‘Nemo mittens manum’ &c.

 

 

 

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[ 9 Die Hdschr. hat hinter huius das Zeichen | wohl um anzudeuten, daß etwas ausgefallen sei. 12 Pol. am Rande: Peccata sanctorum 27 Pol. hier am Kopfe der Seite: Abusus legis figuratur geminus]

 

 

[1] Hic locus docet, quam efficax sit Iusti oratio. Respicit enim dominus [2] [Ps. 145, 18.] ad orationem Iusti, Et ‘prope est dominus omnibus invocantibus eum’.

 

[3] [V. 30 ff.] Questio est: An peccaverunt filiae Loth, atque an peccaverit pater ipse [4] Loth, Cum textus dicat, Utramque filiam concepisse ex patre, Nimirum eo [5] consilio, ne periret semen de terra. Item quod Loth non sensit neque [6] accedentes neque accubantes neque discedentes filias. Respondeo: Verum [7] quidem est, filias hoc non fecisse malicioso animo, Quoniam verisimile est, [8] eas ex Subversis Sodomis Et transformata matre in salis statuam confusas [9] atque consternatas fuisse. Ideoque quicquid huius fecerunt, iam servandae [10] prolis fecerunt. Caeterum cave, ne omne peccatum sanctis adimas, ut [11] habeamus peccatores consolationem. Nulla enim presentior est consolatio [12] anxie conscientie, quam quod Sanctissimi filii dei nonnunquam peccare inveniuntur. [13] Ita Petrus Apostolorum summus, Ita David secundum Cor dei [14] vir, Ita caeteri peccarunt. Sit itaque tibi hic locus Locus consolationis, quo [15] animum fractum consoleris et erigas. Ita semper in scripturis bonorum [16] exempla miscentur Exemplis malorum, ut horum exemplo terreantur mali, [17] illorum consolentur boni et peccatores. Itaque nulla causa est nobis, nulla [18] est occasio neque ad praesumendum neque ad desperandum.

 

 

[19] Ad Allegoriam.

 

[20] Etsi caro tam infecta est tamque immunda, ut nullus sit vere purus [21] amor neque ad nos neque ad alios, tamen in hiis Spiritus prodit sua Mysteria. [22] Proinde tractaturus sacra, ea, quae carnis sunt, in Spiritum ducat, Tum [23] enim omnia munda essent. Dulcescit enim Spiritus cogitatio, Si sensum [24] carnis detriveris. Corpus itaque mulieris in scripturis, Quo portamur, [25] Charitas est, idest omnium hominum Communio, Id quod impregnatur fide, [26] [Gal. 4, 19.] que est in verbum. Uterus est, Quicunque credit. Ita Paulus in Galatis [27] ‘Filioli mei, quos iterum pario in domino, donec formetur in vobis Christus’. [28] Preterea Loth gerit typum legis et predicatoris, Cuius est erudire populum. [29] Due filie Loth pre se ferunt figuram duorum populorum non recte utentium [30] legem. Frustra enim est, quod humano consilio velis legem implere, Id [31] quod gentes fecerunt. Est enim fere aliud nihil humana ratione implere [32] legem, quam cum ratione insanire. Item frustra est, quod cogites, Ideo [33] legem positam, ut tu impleas. Verum nobis fidelibus satis sit, legem in hoc [34] prorogatam esse, Non ut impleamus, Sed ut universus orbis obnoxius fiat [35] peccato et nos revera peccatores. Lex enim iuxta apostolum propter transgressionem [36] [Gal. 3, 19.] posita est. Iam qui vel humanis consiliis vel suis operibus legem [37] implere student, contenti, si in speciem abstinent ab iniuria, Intus fortiter [38] reclamante affectu, lege abutuntur, Cum patre concumbunt, et inconcessum

 

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[ 22 Pol. hier am Fuße der Seite: Moabitae legis Impletione gloriantes        Pol. hier am Kopfe der Seite: Ammonitae ob legem non Impletam desperantes]

 

[1] admittentes coitum, ex incestu maledictam producunt sobolem. Eo enim [2] cum deventum est, ut tuis consiliis, tua ratione vis legem implere, peregrinum [3] addes legi intellectum, cum tamen Lex hoc agebat, ut ductus in tui [4] ipsius cognitionem aliunde salutem speres invocans nomen domini. Quos [5] [V. 37.] legis abusus videbimus in nominibus filiorum: filia maior vocavit filium ex [6] patre susceptum Moab, quasi a patre conceptum. Superbiebat enim maior [7] filia, se concepisse ex semine patris, aptissime pre se ferens nomen et conditionem [8] omnium Iusticiariorum. Fieri enim non potest, quin superbiant [9] et inflentur ii, Qui in speciem per opera legem implere student. Et hii [10] sunt maxime, qui gloriantur, legem se implere, Cum nihil minus faciant. [11] Querunt enim aliud nihil quam gloriam suam, quorum internus affectus [12] semper clamat: Non tibi domine, non tibi, Sed nomini nostro da gloriam, [13] Nihil relinquentes divinae misericordiae. Donatus est nobis Christus a patre, [14] non ut Iustos, Sed ut peccatores salvos faciat.

 

[15] Porro per Moab figurantur omnes Iudei. Qui cum se vendicant, [16] peculiarem dei populum esse, promissione et fide sua excidunt propter incredulitatem. [17] Iam sicut Iudeorum Iusticia periit, ita omnium illorum, qui suis [18] operibus iusticiam statuunt, peribit Consilium. Frustra enim est hominum [19] gloriatio, que extra Christum fit. Hanc Moab Superbiam nullo non loco in [20] [4. Mos. 21, 29., Richt. 3, 12 ff.] scripturis invenies taxatam. Numeri 21. ‘Ve tibi Moab, periisti popule Cham’. [21] [Jes. 15 u. 16., Jerem. 48.] Iudicum 3. Esaiae 16. et 15. Hieremie 48. Saphonie 2. Quibus locis scripturarum [22] [Zeph. 2, 8 f.] aperte convincitur Moab impietatis atque quod excludatur ex Ecclesia. [23] Sunt autem tales Moabite, qui credunt, se deo proximos, Et quorum arrogantia, [24] ut Esaias inquit, maior est quam fortitudo illorum, Super quibus ne requiescat [25] [Jes. 66, 2.] Spiritus domini, quoniam non tremunt ad sermones domini, Esaie ultimo. Altera [26] filia indidit proli recenter natae nomen Ammon, idest filius Moeroris mei, qui [27] pre se fert Typum anxiarum conscientiarum. Postquam enim homo ceperit [28] agnoscere peccatum suum, Et postquam ceperit homini displicere ante acta [29] vita, impossibile est, ut animus eius serenetur legis cogitatione. Quo enim [30] magis magisque cogitat peccati magnitudinem, Legis exactionem, Dei iram [31] irrogandam per legem, eo plus terretur refugitque legem deumque, utrunque [32] timens. Quem timorem statim sequitur Desperatio, dicuntque qui ita vexantur: [33] Ecce filius meroris mei, que vox signum est eterni horroris, qui [34] exagitat conscientiam. Credere quidem non possunt, peccatum sibi condonari [35] unquam, neque auxilium invenient. Frustra est hic multa loca querere, [36] multorum hominum consilia. Frustra fit operum exercitatio, tandemque eo devenient, [37] ut dicant ‘Lassati sumus in via iniquitatis et perditionis et ambulavimus [38] [Weish. 5, 7.] vias difficiles, viam autem domini ignoravimus’, Sapiente 5. Preterea [39] Ammon et populus eius, qui non recte domino credit, Imo dominum [40] [Zeph. 2, 8 ff.] blasphemat, abiicitur a domino. Sophonie 2. Audivi opprobrium Moab et

 

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[ 11 Pol. hier am Kopfe der Seite: Abimelech civiliter bonus 32 Pol. am Rande: Sara quomodo soror Abrahae 38 Pol. hier am Ende der Seite: Deus vigilat pro Abrahamo sibi credente, Abraham tamen utcumque sibi quoque prospicit]

 

[1] Blasphemias filiorum Ammon, qui exprobraverunt &c. Preterea vivo ego, [2] dicit dominus exercituum, deus Israhel, Quia Moab ut Sodoma erit et filii [3] Ammon quasi Gomorra: Siccitas spinarum et acervi salis Et desertum [4] usque ineternum'. Postremo tutissimi media via ambulant qui sciunt, se [5] fide iustificari. Iustificati siquidem per opera mercedem habent, Sed non [6] [Röm. 4, 2.] apud deum, Ro. 4. Deinde qui sciunt, nullum opus, quantumvis splendidum [7] in speciem, placere deo. Hii enim tranquille vivunt, Omnia in dominum [8] reiicientes, dicentes: Ecce, Christum habeo Thronum maiestatis, qui se donavit [9] nobis Omniaque sua pro nobis Vixit et fecit. Ex quo consequitur, quod [10] neminem contemnamus, quantumvis vilem, quantumvis malum. Et ita cadit [11] Moab, Rursus Ammon cadit: Si curam nostram reiecerimus in dominum, Quia [12] fide fit, ut opera vilissima in speciem summe deo placeant, Cum interim [13] vel presumptio vel desperatio faciat optima opera coram deo abiectissima.

 

 

 

 

 

[14] CAPVT XX.

[15] Observa, Abimelech virum fuisse civiliter bonum. Noluit enim publicam [16] culpam committere, ut alterius per vim uteretur uxore. Cognita enim caussa [17] [V. 4.] statim dicit Abimelech: Domine ne gentem ignorantem et iustam [18] interficias? Nonne ipse dixit mihi &c. Quasi dicat: Ego sum extra [19] noxam. Credebam enim, hominem vera dicere et non mentiri. Neque itaque [20] domine imputes mihi, quod ignorans feci. Simplici quidem corde, nullo [21] dolo immunditiam manuum mearum, idest absque iniquitate, feci hoc. Porro [22] arguitur Intemperantiae Abimelech, eo quod tam temere ausus est peregrinam [23] mulierem ducere uxorem. Observa item: quanta cura tuetur dominus Abrahamum. [24] Is siquidem benigne fert abduci uxorem suam, quoniam potens sit [25] dominus tueri eam. Ideo enim monitus est per somnum Abimelech.

 

[26] Tercio loco vide, ut dominus ferat populi errorem. Ita enim dicit ad Abimelech: [27] [V. 6.] Quoniam scio, quod simplici corde feceris, Ideo Custodivi [28] te, ne peccares in me. Que verba proprie sunt Legis: Mandat enim [29] bona lex, vetat mala.

 

 

[30] [V. 8.] Timuerunt.

 

[31] Attende Legis et verbi officium. Verbum enim natura sua terret. [32] [1. Mos. 11, 27.] Capi. 11. ad finem ita legis: ‘Thara genuit Abraham, Nachor et Aram. [33] Porro Aram genuit Loth’ &c. Abraham nihil hesitans, quin servaturus [34] eum esset dominus, media liberationis utcunque querit. Ita enim faciendum [35] est in omnibus rebus. De qua re copiosius ca. 32. disseremus.

 

 

[36] [V. 18.] Concludit.

 

[37] Ecce pena, qua ultus dominus est scelus Abimelech, eo quod abduxerit [38] uxorem Abrahae.

 

 

 

[Seite 363]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der Seite: filius carnis/promissionis 6 q. d. 21/22 Die Klammern fehlen 30 Pol. hier am Fuße der mit Contenti schließenden Seite: Abraham nescivit uter filius a deo electus esset. Reiicitur Synagoga und am Kopfe der folgenden: Aqua Agar ancillae deficit, abiicitur puer. Synagoga suos pueros servare nequit 33 Am Rande: Humanus animus Scripturae epulis alendus est]

 

 

 

 

 

[1] CAPVT XXI.

[2] [V. 9.] Ludus filiorum, quantum colligitur ex Sare verbis eiusmodi fuit, quod [3] voluerat Ismahel se heredem censeri, eo quod primo loco natus esset. Solent [4] enim qui Ismahel sequuntur, sese omnium primos statuere, nec tamen [5] sunt. Cum itaque vidisset Sara illudi Isaaco ab Ismahele, dicit ad Abraham: [6] eiice ancillam hanc &c. quasi dicat: hereditas, quam contendit se habere [7] Ismahel, ad Isaacum pertinebit. Porro observa paternum affectum in Abraham [8] [V. 11.] super filio suo Ismahele, quoniam dure accepit hoc Abraham pro filio suo, [9] inquit Moses. Videbatur enim fuisse Abraham in hac opinione, ut crediderit, [10] in Ismahele benedicendum esse Semen, alioqui non opus habuisset domini [11] confirmatione, qua confirmatus certus erat, non in Ismahele, sed in Isaaco [12] benedicendum esse Semen. Dividuntur quidem hii duo filii domini oraculo: [13] Ut alter sit promissionis filius, Carnis alter, id quod copiose Apostolico [14] [Röm. 9, 6 ff., Gal. 4, 21 ff.] plane Spiritu Roma. 9. et Gala. 4. tractavit Paulus. Proinde palam est, [15] Abrahamum ignorasse domini consilium, utrum filiorum elegisset. Duo filii [16] sunt duo populi. Duae matres duos filios producunt. Qui Isaacum sequuntur, [17] promissionis sunt filii, idest fidei, Qui solum ex deo pendent, nescientes [18] auxilium, nisi quod a domino expectant. Et hii semper ab Ismahelitis, qui [19] Iustitiam querunt ex lege et operibus, persecutionem paciuntur ab hinc usque [20] ad mundi finem. Preterea populus Isaaci nullam habet vocem reliquam, [21] nisi ut dicat cum Sara, idest communi voto ecclesiae (Sara enim ecclesiam [22] figurat, Synagogam Agar): eiice ancillam &c. Ismahel enim non vincitur nisi [23] sola oratione. Quoniam hypocrisis et externa species operum fallit universum [24] orbem. Adeo etiam quod operum fallit optimos quosque species, [25] Id quod vides in Abraham factum esse, Qui non potuit discernere inter [26] [V. 14.] opera Isaaci et Ismahelis, siquidem utrunque iudicat. Hoc quod dicitur: [27] Surrexit Abraham mane &c., Ad Abiectionem Synagogae pertinet, que [28] accipit aquam et panem, fontem veritatis atque hereditatem negligit. Ita [29] Ismahelitae operatores non sunt heredes, Non apprehendunt promissionem, [30] que aeterna est, Contenti aliqua portione vitae huius. Accipiunt ab Abraham [31] Scripturam, Sed sensu carnis suae polluunt eam. Igitur vide, quid futurum [32] sit: Agar abiens errabat in solitudine. Fieri enim non potest, quin erret [33] humanus animus, Si scriptura non confirmatus sit. ‘Lucerna enim verbum [34] [Ps. 119, 105.] tuum et semita pedibus meis’, inquit David. Postremo horrendum est, quod [35] [V. 15.] dicitur: postquam consumpta esset aqua, abiecit puerum &c. Si

 

[Seite 364]

 

[ 24 Pol. hier am Fuße der Seite: Ismahel venator Impios figurat huius vitae foelicitate contentos 29 Pol. am Rande: tales sunt qui indulgentiis et suis operibus se credunt]

 

[1] enim scripturam acceperimus, tantum ut preceptum aliquid sive ut Legem, [2] accipimus super nos pondus importabile. Deficiet enim aqua, idest cadent [3] omnia opera, quia non didicimus credere et soli deo confidere. Neque salus [4] erit tempore Iudicii. Observabis igitur, in scripturis esse precepta et promissiones. [5] Deinde precepta esse arripienda digito, Promissiones toto pectore. [6] Promissionem sequeris, Si tibi placuerit vocatio, certusque sis, quod quicquid [7] facias, domino placeas. Tamenque eris sanctus fide, non operibus. Ein [8] glaub heyligt, nicht wergk heyligkt. Proiicit a se puerum Agar et flet, idest [9] non potest salvare Synagoga suos pueros adveniente Conscientia. Posteaquam [10] enim manifestatur illis veritas, non possunt ferre veritatem. Accipit uxorem [11] Ismahel de terra Aegypti, idest impii illi convertunt se ad aliquod humanum [12] consilium, contenti qualicunque portione vitae huius, negligentes in [13] [V. 20.] terim futura. Ideoque Sagittarius factus est et venator. Venatoris quidem [14] nomine, Sagittarii et Gigantis hominum Tyrannis et impietas in scripturis [15] describitur. Id quod antea de Cham, Nimbroth et ceteris viris capite 10. [16] diximus. Idem dicturi de Esau, filio Isaac.

 

 

[17] [V. 22] Eodem tempore dixit Abimelech.

 

[18] Abimelechi facta ad Conscienciae iudicium pertinent. Atque adeo Exemplum [19] est Abimelech humane prudentie. Fieri enim non potest, Quin sapientiae [20] carnis formidini sit deus, atque quo fuerit maior in nobis, eo magis deum [21] timebit, fugiemusque a facie domini, querimus auxilia, Omnem movemus [22] lapidem, quo tuti simus ab ira domini. Id enim facit hoc loco Abimelech, [23] quia videt, deum esse cum Abrahamo, certificatus tot evidentibus signis, pro [24] quo antea pugnaverat dominus, ca. vicesimo.

 

[25] [V. 22.] Paciscitur cum Abraham: dominus Deus tecum est &c., Nulla alia [26] ratione ad paciscendum impulsus, nisi quod timeat, ne noceat illi. Impii [27] enim cum horrent deum neque possunt effugere, querunt consilia, Quibus [28] [Jes. 28, 15.] possunt tuti esse. Quorum vocem descripsit Esaias ca. 28. ‘Percussimus [29] foedus cum morte’ &c. Porro vide, ut speciem pietatis praetexunt suae [30] [V. 25 f.] impietati. Postquam enim Abraham duriter increpat Abimelechum, quoniam [31] iniuria facta sit illi per servos Abimelech, dicit Aimelech: nescivi, quis fecerit [32] hanc rem, et tu male fecisti quia non indicasti mihi, neque ego unquam [33] audivi praeter hodie &c. Que verba sunt animi mentientis.

 

 

[34] [V. 26.] Nescivi, quis fecerit hanc rem.

 

[35] Ferendae sunt quidem iniuriae, Sed non approbandae. Prompto animo [36] ferebat iniuriam Abraham, Sed tamen non tacuit Abimelechum iniuste agere, [37] Ne deesset testimonium veritati.

 

 

 

[Seite 365]

 

[ 32 quanta        Am Rande: Holocaustum dicitur oblacio tota adusta]

 

 

 

 

 

[1] CAPVT XXII.

[2] Summa Historiae de Abraham est hec: Deum non respicere ad opera, [3] Sed ad cor et fidem. Locus insignis est apud Micheam in hanc sententiam [4] [Mich. 6, 6 ff.] ca. 6. Deinde vide, quot arietibus, quot machinis tentetur Abrahe animus, [5] [V. 2.] et quam varie fides eius exerceatur. Accipe, inquit, non servum, non vitulum, [6] Sed filium tuum unigenitum, quem diligis, Eum scilicet, qui [7] ex vetula natus charior erat Abrahe quam vita sua. Addit insuper Isaacum, [8] ubi vel ipso nomine pulsetur cor Abrahae: Der nam bricht ims hercz. Quo [9] loco observa, pugnare inter se leges divinas. Prius enim dixerat dominus [10] [1. Mos. 17, 4., 1. Mos. 21, 12.] ‘Patrem multarum gentium constituam te’. Et postea ‘in Isaac vocabitur [11] tibi semen’. Iam dicit: Imola Isaac. Ecce opus fidei, ut situm sit in contradictione: [12] hie leyth der knod1, das sich goth selbst wil lugen straffen. Et [13] [Röm. 4, 20 f.] honor hic habendus est deo. Meminit huius loci Paulus Roma. 4. ‘In repromissione [14] dei &c. non hesitavit diffidentia, Sed confortatus est fide, dans [15] gloriam deo plenissime, Sciens quecunque promisit deus, potest facere’. Hic [16] non dubium est, quin omnia ossa eius concussa sint, et gelidus per ima [17] cucurrit ossa sanguis, Neque erat quisquam, in quem effunderet affectus suos, [18] atque hunc paternum dolorem, quem conceperat ex filii sui charissimi imolatione. [19] Tacet Abraham, mussitat dolorem, nihil respondens, nihil expostulans, [20] quia promiserat deus, benedicturum se universo orbi terrarum in filio [21] Isaac, Ne uxorem quidem suam Saram, que spiritalis erat, adhibens in consilium. [22] Solus fert quicquid est dolorum. Sequitur:

 

 

[23] [V. 2.] Vade in terram visionis atque ibi offeres eum in holocaustum

[24] super unum montium, quem monstravero tibi.

 

[25] Verbum ‘offeres’ personam patris tangit, velut dicat: Tu ipse facies, [26] non alius, atque in tuis oculis et in tuis manibus interficietur. Surgit mane [27] Abraham accingitque se itineri ambulans tribus diebus, nescius quo eat, [28] non impaciens more. Tu sequere animi cogitatione, Quid cogitaverit venerandus [29] Senex per hos dies integros. Sepe enim intuitus est puerum cum [30] lachrimis et intimo cordis gemitu, miratus secum profunditatem iudiciorum [31] [V. 4 f.] dei. Porro die tertio, Cum vidisset locum, dicit pueris suis: expectate hic &c. [32] Cogita, quanto animi sui dolore protulerit verba hec, rem, quam instituerat, [33] dissimulans, ne ab instituto per pueros avocaretur. Pone ob oculos tristem [34] incessum patris et filii. Imponit enim Abraham, id quod citra animi dolorem [35] fieri non potuit, ligna quibus adolendum erat incensum in dorsum. [36] Isaac ipse portans manibus ignem et gladium. Iam vide, quid sequatur?

 

[Seite 366]

 

[ 11 Pol. am Kopfe der Seite: Exemplum curae divinae contra nos 26 Pol. am Rande: Consilium dei tandem patescit]

 

[1] [V. 7.] Euntibus illis dicit filius: pater mi. Que sola filii vox potuisset patris animum [2] ab instituto revocasse. Cui respondit: Quid vis, fili? Et subdit filius: [3] Ignis adest, adsunt ligna, ubi est victima quam offeremus? nihil suspicans [4] etiam simplicissimus puer, se futuram hanc victimam. Quem queso vel [5] alienum, non modo patrem, hec simplex simplicissimi pueri Questio non [6] [V. 8.] moveret? Respondet benigne Abraham: Deus providebit sibi de victima [7] holocausti, fili mi, cepitque Abraham multa cum filio conferre, quibus persuaderet [8] filio, ut sese offerendum permitteret, quia domino sic placitum esset. [9] Tandemque consensisse Isaacum palam est. Qui patri obediens, a patre [10] occidi non recusavit. Tu cogita, ut huic persuasioni Abraham peticiones [11] lachrimis, lachrimas petiticionibus miscuerit. Item cogita et estima, quomodo [12] intitutus fuerit ab Abraham patre filius Isaac, quia nihil responsat patri, Sed [13] [V. 10 f.] sequitur, quocunque impulerit eum patris mandatum. Porro quod in hoc [14] extendente manum Abraham ad imolandum filium, clamante angelo de coelo [15] atque dehortante, ne feriret Abraham filium suum, Habes exemplum curae [16] [Ps. 121, 4.] divinae atque palam vides, verum esse quod dixit propheta ‘non dormitabit [17] neque dormiet, qui custodit Israhel’. Domino enim est cura pro nobis, [18] [Röm. 4, 23 f.] saltem fidamus illi, in hunc enim modum dixit apostolus Roma. 4. Scriptam [19] esse et ob oculis nobis positam Abrahae fidem, non tantum propter ipsum, [20] quia reputatum sit illi ad iustitiam, quod crediderit, Sed et propter nos, [21] quibus reputabitur credentibus in deum &c. Sunt autem hominum conscientiae, [22] hominum animi utcunque his exemplis sanctorum patrum firmandi.

 

 

[23] [V. 12.] Non extendas manum tuam.

 

[24] Hic locus dignus est, quem sepe meditemur. Habet enim, quomodo dei [25] opera non cognoscuntur a nobis, nisi postquam facta fuerint. Iam enim primum [26] cognoscit Abraham consilium domini, quid voluerit, per hoc quod [27] miserit filium suum occidi, dicit enim: nunc cognovi, quod timeas dominum [28] et non pepercisti unigenito filio tuo propter me.

 

[29] [V. 16.] Per memetipsum iuravi &c. Ecce fidei fructus et merces.

 

[30] [V. 18.] Quia obedisti voci meae. Vide, quantum possit auditus. Nihil [31] enim exigit magis a nobis dominus, quam ut simus audientes voci eius. Ita [32] [Ps. 81, 9 f.] dictum est Iudeis ‘si audieris me, ne erit in te deus recens’. Est porro [33] hec particula ratio omnium superiorum. Ideo enim inquit dominus: benedicturus [34] sum universo terrarum orbi per semen tuum, quia obedisti voci meae.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ] 

[38] Stirpem horum graduum ex capite 11. et 24. colliges.

 

 

 

[Seite 367]

 

[ 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: Isaac Christum figurat]

 

 

[1] Figura Isaaci apte torquetur ad Christum. Isaac enim praeter carnem [2] [Röm. 9, 7., Gal. 4, 26.] natus est, et tamen in carne filius promissionis censetur. Roma. et Gala. quo [3] Mysterio significatum est, Christum nasciturum in carnem solo spiritu. In [4] utroque itaque miraculum est: In Isaac, quia natus est utroque parente iam [5] sene, in Christo, quia citra virilem operam natus est, deinde Paulo teste offertur [6] [Röm. 8, 32.] et Christus cum inquit ‘proprio et unigenito filio’ &c., pulchre aptans [7] figuram Isaaci ad Christum. Tertio de Isaaco dictum est, quod in hoc esset [8] vocandum semen Abrahae, postea morti subiectus, elevatus est supra vitam et [9] mortem, ita quoque Christus dominus est vitae et mortis. Item credentes in [10] [Gal. 2, 20.] Christum domini sunt vitae et mortis. Unde Paulus in hanc sententiam dixit [11] [Phil. 1, 21.] ‘Vivo ego, non ego, vivit vero in me Christus’, et alibi ‘mori mihi lucrum’. [12] [Phil. 1, 23.] Item ‘cupio dissolvi et esse in Christo’, velut dicat: quicquid vivo, non mihi [13] vivo, sed Christo, qui sicut semetipsum impendit pro aliis, non sibi vivens, [14] ita ego non mihi vivo, sed ut multos Christo lucrifaciam. Odio habeo vitam [15] et tamen diligo vitam, non quia vivat ipse, sed quod aliis vivat. Christus [16] cum una sit persona duplicis naturae, quia deus et homo unus est, Christus [17] is nunquam mortuus est, et tamen semel mortuus est in cruce, meruit Deinde [18] nobis suo sanguine, ut vita maneat, mors consumatur, et tum impletum est, [19] quod dixit propheta ‘Morsus tuus ero mors’, et ‘ubi est mors Victoria tua, ubi [20] [Hosea 13, 14., 1. Cor. 15, 55.] est mors stimulus tuus? absorpta est mors in Victoria’. Oseae 13. 1. Corin. 15. [21] ad finem. Iniecit dentes suos Sathan in Christum et mordendo absorbta [22] est et in victoria consumpta, idest cum iam vincere deberet, victa est. Ita [23] Christus moriendo mortem vicit, ut et nos suo exemplo vincamus mortem. [24] Donata est enim nobis victoria peccati, legis et mortis per fidem in dominum [25] [1. Cor. 15, 57., 1. Joh. 5, 4.] nostrum Iesum Christum. 1. Cor. 15. 1. Ioannis 5. ‘hec est victoria, que [26] [Hiob 40, 19.] vincit mundum, fides nostra’. Lege 41. caput Iob de Behemoth quomodo [27] inescandus sit et quasi piscis hamo extrahendus. Quarto iter suum absolverunt [28] Abraham et Isaac spacio trium dierum. Ita Christus confecit hoc [29] sacrificium tribus diebus a die coene usque ad diem pascatis. Quinto servi [30] et Asinus sunt lex et prophetae, quoniam in Christo equantur omnes in [31] negotio fidei, sive gentes sint sive Iudei et carnem suam cum Christo crucifigunt. [32] Quia vero manent in montis radice, significatur, legem pedagogum [33] esse ad Christum, prophetas invocasse Christum, longe tamen adhuc abfuisse [34] a Christo. Lex enim signaculum fidei est. Sexto imponit Isaaco [35] ligna, idest peccata nostra Christus abstulit. Septimo ligatur Isaac: ligatur [36] [Luc. 22, 53.] Christus a Iudeis cum dixit ‘Hec est hora vestra tenebrarum’. Tandem [37] incipit res, cessat figura. Imolatur Isaac, et tamen non moritur. Exponitur [38] mactandus, et tamen non mactatur. Coniicimus peccatum nostrum in Christum, [39] et tamen his non premitur. Octavo Aries herens cornibus in Vepribus [40] datur Abrahae in Symbolum futuri Christi, quod scilicet Christus [41] olim offerendus sit pro omnium hominum peccatis. Quod vero cornibus

 

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[ 4 mons ist Zusatz Polianders. 34 donum ist von Pol. am Rande hinzugefügt. 36 Am Rande: Sepultura non est sacra.]

 

[1] heret in vepribus Aries, significat, Christum contentiones habiturum Cum [2] impiis sapientibus atque universo mundo. Postremo cornu Arietis verbum [3] vocale figurat. Preterea necessarium erit, ut quisque nostrum imolet Isaacum [4] in hoc monte Moria, in quem respexit olim dominus, hic [mons] spiritualis [5] factus, eo loco est, ubicunque Euangelium, baptismus, fides est. Immo nos [6] fideles simus mons ille, super quo oblatus est Isaac. Huius signum est, [7] quia mons appellatus sit visio domini post factum, idest Christus oblatus [8] [Joh. 14, 6.] pro nobis communicat nobiscum hunc titulum montis. ‘Nemo enim ad patrem [9] venit, nisi per filium’. Patri placemus, quia Christus pro nobis mortuus est, [10] per quem reconciliati sumus patri, per quem patri placent, quaecunque placent. [11] Porro per Christum dei patris voluntatem cognoscimus, cuius beneficio suppeditatur [12] nobis spiritus, qui revelet secreta dei. Credentes nimirum in [13] Christum, Christi mentem tenemus, quo deinde patris voluntatem cognoscimus, [14] [1. Cor. 2, 16.] 1. Corin. 2. ‘Voluntatem patris nemo novit, nisi filius et cui voluerit [15] [Matth. 11, 27.] revelare filius’, in Euangelio Ioannis. Cui filio per fidem inserimur itaque [16] respicit ad nos dominus.

 

[17] ‘Semen’ hebraico Tropo idem fere est, quod nos carnem et sanguinem [18] dicimus.

 

 

 

 

 

[19] CAPVT XXIII.

[20] Spiritus transfusus in hominem immutat naturam, non corrumpit naturam [21] [V. 2.] facitque, ut omnia opera sint super naturam. Fidens deo deflet mortem [22] uxoris, dolet super mortua, tangitur affectu quodam amoris neque in hoc [23] peccat. Quod si quispiam infidelis hoc fecisset, peccasset per omnia. In [24] [V. 6.] hunc modum iudicabis de omnibus naturae humanae affectibus. Princeps [25] es dei, idest dominus tecum est, Tropo hebraico.

 

[26] Questio est, an liceat locum sepulturae emere. Sunt enim, qui Ephrema [27] volunt fuisse reum peccati, eo quod Abrahae postulanti locum sepulture [28] pro sepeliendo mortuo suo non ultro dederit locum et gratuito, Quoniam [29] [Matth. 10, 8.] spiritualia gratis data, gratis impendi debent aliis Iuxta illud, ‘gratis accepistis, [30] [Apgsch. 8, 18ff.] gratis date’, Confirmantes hoc exemplo Simonis, Actorum 8. Qui cum vidisset, [31] quia per imposicionem manus apostolorum daretur spiritus sanctus, obtulit [32] eis pecuniam dicens: date et mihi hanc potestatem, ut cuicunque imposuero [33] manus, accipiat spiritum sanctum. Quem duriter increpans Petrus dixit: [34] pecunia tua tecum sit in perditionem, Quoniam [donum] dei existimasti [35] possidere pecunia. Iam sicut non licuit Simoni pecunia spiritum sanctum [36] coëmere, ita quoque non licet sepulturam coëmere. Porro eo res deducta [37] est nostro seculo per impios pontifices, ut omnia ceremoniarum opera spiritualia [38] sint, non tantum sepultura, pro qua ita digladiantur episcopi. Spectandum [39] est itaque, ut non monachi et sacerdotes vendant missas et ceremonias

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Am Rande: Vertetur oratio eius in Maledictionem 9 Pol. hier am Kopfe der Seite: Qui servit altari vivit de altari        comparatio est a veteri sacerdotio, minime autem dictum de hoc nostrorum temporum sacerdotio et altaribus, sed ministris verbi 12 Am Rande: Frag dich selbst, ob dw es an sunde nembst 29 Pol. am Rande: Foemora Abrahae 36 q. d.]

 

[1] suas, immo et orationes, Et an papa spiritum sanctum et crucem [2] vendat, id quod non facit. Er nimbt aber gelt dar fuer. Obiicitur: Unde [3] itaque vivendum est sacerdotibus? respondes cum apostolo ‘Quod qui verbo [4] [1. Cor. 9, 14.] Euangelii servierit de verbo vivat’ 1. Cor. 9. Ita dominus ordinavit his, qui [5] Euangelia annunciant, de Euangelio quoque vivant, quia scriptum est [6] [5. Mos. 25, 4., Luc. 10, 5.] Deute: 25. ‘non obturabis os bovi trituranti’, Lucae X. ‘in quamcunque domum [7] [Luc. 10, 7.] intraveritis’ &c. Et paulo post ‘in eadem domo manete edentes et bibentes, [8] que apud illos sunt. Dignus est enim omnis operarius mercede sua’. Preterea [9] [1. Cor. 9, 13.] cave hunc Pauli locum ‘qui inservit altari, de altari vivat’, intelligas [10] de altari nostrorum saeculorum, quia de functione verbi loquitur apostolus. [11] Cavendum est quoque Christianis, ne paciscantur pro ulla re spirituali, Impie [12] faciunt et deum blasphemant, qui paciscuntur cum sacerdotibus pro missis [13] atque aliis eiusmodi rebus. Libere enim debent esse omnia. Impia conventio [14] est: dabo vobis tantum, Itaque oretis pro me.

 

 

 

 

 

[15] CAPVT XXIV.

[16] [V. 1] Erat autem Abraham senex.

[17] Huius capitis plerique loci sunt morales pertinentque ad formandam [18] vitam hominis, alii sunt erudientes spiritum. Principio capitis huius observabis [19] [Gal. 3, 27 f.] Pauli locum 3. Gala. ad finem huc petitum ‘quicunque in Christo Iesu [20] baptizati estis, non est Iudeus neque Graecus &c. Omnes enim unum estis [21] in Christo Iesu’. Indicat enim scriptura passim, omnes hominum conditiones, [22] omnes hominum status placere deo. Itaque servus ille Abraham, cuius [23] nomen ca. 15. scribitur, non reiicitur a domino. Deinde mittit servum [24] Abraham in Mesopotamiam, ut duceret filio Isaac uxorem, adiurans eum, [25] quoniam scilicet sciebat, ex Isaac semine nasciturum filium, in quo benedicentur [26] tribus terrae. Igitur noluit infidelem quampiam ex filiabus Cananeorum [27] Matrimonio iungi Isaaco. Potuisset etenim Abraham conciliasse sibi [28] incolas coniugio filii sui. Tertio iurat servus imposita manu super foemur [29] Abrahae. Nempe futurum erat, id quod subobscure indicat Abraham, nasci ex [30] his foemoribus Christum. Nam foemora partes sunt genitales Tropo scripturae. [31] Unde hic locus habet mysterium incarnationis. Quarto spectabis [32] undique, Abraham nihil sonare nisi promissionem. Interim enim, quod cogitat [33] Abraham de coniugio filii, incertus est, quam oblaturus sit filio uxorem dominus, [34] committens hanc curam domino. Postquam enim servus in dubium [35] vocat, an secutura sit eum mulier, respondet: dominus deus coeli et terrae &c., [36] quasi dicat: Goth wirdt Dir nicht liegen, er wirth im eine geben werden. Sie

 

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[ 3 Pol. am Rande: Servus spiritalis 8 Pol. am Rande: Fratres enim tantum habet et matrem 16 Pol. am Rande: Spiritales verbum dei agnoscunt 27 in Zusatz Polianders 29 Pol. hier am Kopfe der Seite: Rebecca sponsam Christi figurat 30 Im Text: vicium,        Pol. am Rande: officium.]

 

[1] khum, auß welchem winckel sie woel, er hat mirs czugesagt ‘in semine tuo’ &c. [2] Er wirt in wol versorgen mit weyb und kinderen. Quintus locus est de [3] fidelitate servorum atque de universa familia Abrahae. In eam enim venerat [4] servus spiritus cognicionem, ut potuerit sollicitus de herili filio dominum [5] consulere, Atque adeo signum praescribere domino ‘Herr laß es die sein’. [6] Sexto erudienda est Iuventus, ut oret dominum pro coniuge, inde enim [7] [Spr. 19, 14.] proverbiorum 19. dixit Salomon ‘domus et diviciae dantur a parentibus, a [8] domino autem uxor prudens’. Septimo Rebecca deserta est et orba, ideo [9] curat eam dominus, atque confer hoc loco coniugii rationem cum Sacerdotio [10] et monachatu hodierno: Hii qui in domino nubunt, dei mandatum implent [11] [1. Mos. 3, 16 ff.] ‘in sudore vultus tui &c. et multiplicabo erumnas tuas’ &c. Sacerdotes vero [12] et Monachi primum prae caeteris honorantur, sunt ceteris diciores habentque [13] omnium voluptatum genera, itaque ex directo pugnant cum lege dei. Tu [14] iudica, quales utrique sint. Octavo hospitalitatem exercent in hunc servum, [15] quem non noverant, neque quis esset et unde missus, fratres Rebecce. Unde [16] verisimile est, eos probe fuisse eruditos per Nachor patrem illorum. Nono [17] agnoscunt Laban et Bathuel domini sermonem in servo dicentes: a domino [18] egressus est sermo, non possumus extra placitum quicquam aliud loqui [19] tecum &c. Ita qui sunt spiritales ea, quae sunt spiritus, intelligunt, solusque [20] [1. Cor. 2, 15.] spiritalis omnia diiudicat, 1. Corin. 2. ‘Discernitque et probat spiritus, an ex [21] [1. Joh. 4, 1.] deo sint’. Prima Ioannis 4. Decimo concedit scriptura, ut sponsa Rebecca [22] ornetur, conviventurque inter se, antequam a se Rebeccam dimittant. In [23] hoc enim sunt scripta hec exempla, ne quis nimium sanctus his factis sanctorum [24] offendatur. Undecimo ad connubium statuendum requiritur consensus [25] puelle. Duodecimo vide pudorem et verecundiam Rebecce viso Isaac [26] Optimus enim thesaurus mulieris est pudor et pudicitia, fornicatio siquidem [27] mulieris [in] disiectione oculorum eius. Porro puellae oculis circumgyrantes [28] [Jes. 3, 16.] male audiunt apud Esaiam ca. 3. Tertiodecimo dolet Isaac mortem matris [29] suae, quem dolorem temperasse scribitur Isaac amore uxoris suae. Quo [30] loco vide, quod sit proprium uxorum officium, et quod virorum. Commendat [31] enim nobis hunc amorem Isaac erga Rebeccam. Paulus similiter et Petrus [32] ab uxoribus exigunt, ut Subditae sint viris suis. Rursus a viris exigunt, ut [33] [Eph. 5, 22.] honorem impertiant uxoribus atque diligant uxores suas. Ephe. 5. Mulieres [34] [1. Tim. 3, 2 ff., 1. Petr. 3, 7.] viris subditae sint' &c. et Rursum ‘viri diligite’ &c. 1. Timo. 3. Item 1. Petri 3.

 

[35] Perinde atque Isaac figurabat Christum, ita Rebecca Isaaci uxor [36] Christi sponsam figurat, atque omnis baptizatus et Christo per fidem insertus [37] atque Christo desponsatus Rebecca est. Porro quod dicitur, Isaacum ex [38] [Joh. 4, 22.] Sara natum, significat, Christum ex Synagoga natum esse et Iudeis. ‘Salus

 

[Seite 371]

 

[ 16 Pol. am Rande: Minister sponsae 19 Pol. hier am Fuße der Seite: Paulus servus Abrahae        Rebecca inauribus et armillis ornatur 20 Pol. am Rande: fideles 27 Hierunter Pol.: Hic vide peculiares quosdam nidulos in quibus copiosius tractata habentur quattuor ordine capita hoc loco interponenda. Verte novem1 folia. 28/31 Die Überschrift bis erat ist von Pol. 31 Pol. am Rande: Abrahamum scriptura quemadmodum Homerus Ulyssem, Virgilius Eneam, universi Christianismi proponit exemplum. Hinc disces, quid sit obedientia, quid fides er verbum dei, quod sacerdotis officium, quod patris familias, quod matris familias: nempe sedere in tabernaculo, non discurrere, cura parentum in filios: nempe ut doceant eos amare et timere deum, Item quomodo tractandi inimici, adorabat enim Abraham omnes, qui summa rerum tum potiebantur, Item ratio pactorum, Emptionum et venditionum in eo exprimitur.]

 

[1] enim a Iudeis est’, quos solos venit vocare Christus. Hii cum renuissent, [2] abiecti sunt a domino, adiunctaque est Christo pinguis Rebecca, idest gentium [3] numerus. Vocavit Abraham servum suum adiurans eum: Vocavit deus [4] pater ministros quosdam, qui verbi officio in gentes defungerentur, inter quos [5] [Gal. 2, 8.] praecipue Paulus fuit, id quod ipse testatur Gala. 2. ‘qui enim operatus est [6] Petro in apostolatum circumcisionis, operatus est et mihi inter gentes’. Iurat [7] servus super foemora Abrahae, oportebat enim servum credere. Ita voluit [8] deus, talem esse gentium apostolum, qui in fide viveret. Iam hoc beneficium [9] confertur gentibus, natura pronis ad Idola, ut per spiritalem ministrum recta [10] in Christum ducantur. Deinde servus effundit thesauros suos et inaures, idest [11] magna virtute dei praedicavit Paulus. Cameli sunt verba vocalia et Corpora [12] praedicatorum, qui cum pure praedicant, fieri non potest, quin alantur neque [13] negligantur unquam. Donat Rebeccae Inaures servus, idest auditum verbi [14] recepit gentilitas atque adeo aurium nuntium Euangelii. Deinde brachium [15] Rebeccae ornatum armilla, idest opera libere sequuntur fidem. Observabis [16] itaque, servum hunc ministrum sponsae esse, non dominum. neque possunt [17] [1. Cor. 4, 1.] aliud praedicatores quam sponsam Christo adducere, 1. Cor. 4. ‘Sic nos’ &c. [18] [V. 65.] Occurrit Rebeccae Isaac, et cum quaereret illa, quis esset hic homo, respondet [19] servus: dominus meus Isaac. Ita verbo Euangelii et opera ministrorum [20] Euangelii praeparantur in adventum Christi. Rebecca descendit Chamelum, [21] pallio obtegens se, idest in Christi adventu quisque suum onus feret citra creaturarum [22] auxilium, recipiet enim tum quisque iuxta opera sua. Pallium autem [23] [Ps. 143, 2.] quo velantur, hoc erit, ut dicamus ‘non intres in iudicium cum servo tuo’ &c. [24] Velatur denique oculos Rebecca: eo enim humilitatis deveniendum est nobis, [25] ut nihil nostrorum videntes, in dei misericordiam nos reiiciamus. Inde etenim [26] fit, ut amet sponsam Christus ex gentibus acceptam atque obliviscatur Synagogae.

 

 

 

 

 

[28] GENESIS XXV.

[29] Abraham vidimus, restat Isaac. Cum dedisset munera Abraham filiis concubinarum [30] atque Ismaeli, heredem instituit Isaacum, quoniam is solus filius [31] promissionis erat.

 

 

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 2 Pol. am Rande: felicitas benedictio dicitur 7 id est von Pol. zugesetzt 9 Pol. am Rande: fides patrum 12 Pol. hier am Fuße der Seite: Quod Abraham dedit Isaaco omnia, quae possederat, filiis autem concubinarum largitus est munera, significat, viventes in fide hereditare possessionem, viventes extra fidem habebunt munera, rebus terrenis et variis dotibus affluent, sed huiusmodi munera non iustificant.

Observandum est, spiritum sanctum adeo Immiscere se carni, ut patriarcharum carnales nuptias non dedignetur describere. Nobis enim res absurda videtur, tantum virum iam confectum senio, postquam iam Isaac uxorem duxerat, cui summa rerum committi potuit, adhuc uxorem sibi iungere. Nec forte refert, libidinem eius prorsus excusari, quamvis quidam putant, hanc eandem esse cum Agar, sed his repugnat, quod sequitur, filiis concubinarum munera largitum Abrahamum, id est aliarum uxorum filiis aliis ab Isaac, Sarae filio. Quid autem si consilio spiritus eiusmodi exempla prodita sunt contra eos, qui aliquando secundas, tertias et quartas Nuptias damnaturi erant. 13 Pol. hier am Kopfe der Seite: Potissimum in sacerdotibus 14 vite

 

]

 

 

 

[1] 1 De historia Isaac.

 

[2] [V. 11.] Principio observa, felicitatem esse et dici tropo Hebraico Benedictionem [3] dei, honesto quippe vocabulo, quoniam ab eo est, quidquid habemus [4] sive eternum sive temporale. Res terrena quantumvis sit modica et vilis, [5] ob eam ipsam tamen rem sibi debetur laus et graciarum actio. Deinde [6] [V. 12.] modo loquendi Hebraico dixit ‘hee sunt generaciones Hismael, filii Abrahe’ &c. [7] [V. 13.] ‘Et hec nomina filiorum eius in vocabulis et generacionibus’, [id est] ut exponit [8] Augustinus: Ab illis dicte sunt generaciones.

 

[9] Tercio loco diligenter considera fidem sanctorum patrum, qui ex solo [10] deo pendebant, peregrini in terra, nullum habentes locum proprium, Id quod [11] [Apgsch. 7, 5.] in actibus Steffanus testatur c. VII.: ‘Et non dedit illi hereditatem in ea [12] nec passum pedis’ &c.

 

[13] Habuit igitur Isaac magnum familicium, elephantes2 multos, iumenta [14] multa. Iis coactus est, aim huc iam illuc migrare: bona vita quidem Isaac, [15] sed laboriosissima, Potissimum cum versatur inter homines impios, a quibus [16] eum non provocatum esse ad malum vel mille modis est impossibile. Enim [17] impossibile est bonum virum inter malos citra calumnias vivere. Heret in [18] [1. Mos. 12, 3.] solo verbo promissionis, quod dictum erat patri suo Abraham, ‘benedicam [19] benedicentibus te et maledicam maledicentibus te’, hec enim sunt mirabilia [20] dei iudicia, ut benedicat mundo maledicente.

 

 

 

[Seite 373]

 

[ 3 progenitus, darüber primo 8 Pol. hier am Fuße der Seite: Non est filius Abrahe secundum carnem 9 Pol. am Kopfe der Seite: Ismahel mundana foelicitate Isaacum longe superat 13 habet Zusatz Polianders 15 indigemus aus indiemus von Pol. korrigirt 19 Pol. am Rande: sed propter pietatem et impietatem 23 Pol. am Rande: Agareni dicti 25 magno von Pol. über durchstrichenem argo(?) 30 difficillius 32 Hinter toto celo scheint ausgefallen etwa: qui dicunt]

 

 

 

[1] Quartus locus commemorat sepulturam Hismaelis.

 

[2] Sunt quoque eo loci multi loci communes. Primus: nichil prodest [3] Hismaeli, quod ex Abraham genitus sit, atque adeo quod primogenitus sit. [4] [Matth. 3, 9.] Carnis nativitas non facit filium Abrahe, id quod et Ioannes baptista Math. 4. [5] Iudeis dixit, sic inquiens ‘Et ne sitis hac mente, ut dicatis inter vosmet [6] ipsos: patrem habemus Abraham. Dico enim vobis, quod possit deus facere, [7] ut ex lapidibus iis filii surgant ipsius Abrahe’, quem locum copiose explicat [8] [Röm. 2, 28 f.] in Roma. Circumcisio enim cordis prodest, non carnis.

 

[9] Secundus indicat generaciones utriusque, et Hismaelis et Isaac. [10] [V. 16.] Feliciores enim sunt, ut mundus loquitur, impii quam pii. Hismael 12 filios [11] habet et in tantum crescit, ut constituat duodecim populorum principes, [12] antequam Isaaco nascantur duo filii. Vigesimo quidem anno, postquam [13] duxisset Rebeccam, nati sunt sibi duo filii, ut textus [habet].

 

[14] [V. 21.] Tercius locus, quo deprecatus est Isaac dominum pro uxore sua, eo [15] quod esset sterilis, aperte commonstrat, omnia, que indigemus, a deo [16] petenda esse.

 

[17] Quartus locus ostendit, scripturam damnare carnem et non damnare, [18] creator carnis deus cum sit, utitur carne, prout vult. Servat bonos, damnat [19] [Röm. 9, 6 ff.] impios et utrosque citra utriusque demeritum vel meritum, ut copiose hoc [20] agit Paulus in IX. Rho.

 

[21] Ab Hismaele sunt Hismaelite, atque ii occuparunt Arabiam atque Asiam [22] minorem, quod regnum nunc Turca tenet, ubi quoque sepultus est Machomed. [23] Omnes illi ex Agar sunt, ancilla Egipcia, non ex Sara. Hoc loco [24] rursus observa, quam prosperantur illi, id quod experti sumus magno malo [25] nostro. Exercicium iuventutis hoc loco, quoniam celebratur [magno] iudicio, [26] est Isaac, qui cum 40 esset annorum, duxit uxorem. Interim ieiunio, abstinencia, [27] Oracione atque fide in promissionem macerabat carnem suam, id quod [28] facile est coniectura consequi. Res magna profecto et memorabilis, educari [29] cepti a parentibus domi sue, qui eos non passi sunt more nostre iuventutis [30] vagari, id quod est difficilius factu iis, qui inter malos versantur, a quibus [31] subinde variis modis, ut fieri solet, provocati sunt ad omnia mala. Ecce [32] quantum facit institucio. Unde falluntur et errant toto celo, hunc librum [33] Genesis nichil complecti quam stupra, adulteria et prolis procreacionem, atque [34] adeo libidinis plena esse omnia, ut impii loquuntur, Cum tanta sunt fidei [35] exempla, quemadmodum docet tota Heb. epistola. Iam deplorare licet

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 2 dominatur ist unterstrichen und korrigirt aus damnatur: auch am Rande von anderer Hand: dominatur        Pol. am Rande: Uxores patribus cur ductae 5 Pol. hier am Fuße der Seite: Coniugia sanctorum patrum quo tendebant 9 sterile 11 ferre aus fere von Pol. verbessert 15 p̄ces von Pol. über durchstrichenem pr̄es 21 Pol. hier am Fuße der Seite: Isaaci fides uxoris sterilitate tentatur 27 tamen Zusatz Polianders 37 Pol. hier am Fuße der Seite: Gigantes]

 

[1] nostrorum temporum calamitatem, quibus ipsa caro regnat, Et sathan fortissime [2] dominatur, preterea certo constat, nullum sanctorum patrum duxisse [3] uxorem, nisi credidissent promissioni facte Abrahe ‘in semine tuo benedicentur [4] [1. Mos. 12, 3.] omnes gentes’. Solum enim propter Christum, quem futurum credebant, [5] libidini indulserunt. Porro verisimile est, imo ista testatur Historia, [6] seniores, ut iis temporibus Sem fuit atque Abraham et ceteri, instituisse iuventutem, [7] apud quos longo eciam tempore nutriti sunt. Vixit quidem Sem, [8] filius Noe, Arphaxat, Sale et Heber cum Isaac, Esau et Iacob multis annis, [9] ad quos quemadmodum ad capita respiciebat iuventus. Isaac, uxore sterili [10] permanente, non parva fidei tulit pericula. Primo expectat annos 20, antequam [11] filium consequatur, id quod est longanimitatis exemplum, Tanto tempore ferre [12] promittentem dominum. Relucet quoque in hoc divine bonitatis argumentum, [13] quoniam formande fidei gratia hec fiunt a domino. Deinde etsi promiserit [14] semini Abrahe benedictionem, tamen differt eo usque benedictionem, ut eam [15] fere videatur in dubium vocare prorumpatque in preces Isaac, ut intelligamus, [16] quanta res sit carnis benedicto, ex qua bonus nascatur puer. Dan wie wol [17] er uns etbas tzwgeben tzugesagt, will er doch darumb gepetten sein, ut cognoscamus, [18] quantis diviciis absolvat petita, id quod est beneficencie divine [19] [V. 22.] exemplum. Concepit Rebecca, colliduntur in utero eius parvuli. Unde consulit [20] dominum, credebat enim, inde sibi morten imminere. Igitur queri potest, [21] quem consuluerit. Responde: Rebeccam consuluisse Sem, sacerdotem, qui [22] [V. 23.] tum vivebat, a quo audiebat ‘due gentes sunt in utero tuo, Et maior serviet [23] minori’. Quo loco cadit liberum Arbitrium seu voluntatis nostre. Porro [24] in iis filiis vide mirabile dei iudicium. In mundo sic est: Wer etbas mag, [25] der steckt den anderen yn sagk. Deus hunc invertit ordinem dicens, qui se [26] humiliat, exaltetur. Hoc modo quoque dei ecclesia firmata super petram, [27] contra quam nec praevalere possunt inferioris portae. Imo, quidquid est tamen [28] quamvis malum, sive mors, sive infernus, sive peccatum, sive diabolus, sive [29] Caro coguntur, et si maiora sint, servire minori. In hunc modum Nemo [30] non exhorret mortem. Unde mors cum invadit me, cogor anxiis suspiriis [31] clamare ad Christum. Wan dir der todt streckt alle viere, So schreystu, [32] her goth von hymel, hulff mir. So spricht goth, Eia, muß man Dir das [33] leren. Hoc idem ad omnia cetera applica. Ad finem spectat, qui sint gigantes [34] et venatores. Hebraice enim dicuntur ‘Nyphlym’, Cadentes et corruentes, hoc [35] est, Coram quibus corruitur et caditur ab hominibus, vel qui super alios [36] corruunt et cadunt, Id quod faciunt Tiranni, qui gigantum appellacione eciam [37] in prophanis literis censentur.

 

 

 

[Seite 375]

 

[ 1 Pol. hier am Kopfe der Seite: Donis die nemo efferatur 5 progenitus ist unterstrichen: am Rande von anderer Hand als Korrektur: primogenitus 18 Pol. am Rande: Tabernacula 19 observabat Zusatz Polianders 28 Pol. am Rande: Rebecca promissione nititur 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: Dei opera abscondita 33 improposito]

 

 

 

[1] De nativitate puerorum Isaac.

 

[2] [V. 24.] Sic Moses ‘iam cum tempus pariendi advenerat, Et ecce gemini in [3] utero eius reperti sunt’ &c. Incipit iam scriptura discutere inter bonos et [4] malos filios. Quo loco est cernere mirabile dei iudicium, quo humilia et infirma [5] suscipit, ut confundat sublimia et fortia. Esau progenitus erat und [6] war das vertzogene khindt, Cui iure hereditario debebatur regnum et sacerdocium, [7] Preterea equa pars hereditatis cum ceteris pueris, atque hic reiicitur, [8] assumitur autem Iacob, cui nichil debebatur. Simile huius observes per [9] tocius scripture Historiam, potissimum in Cayn et Abel, Ismael et Isaac. [10] Adeo non potest ferre dominus, siquis suis donis velit abuti. Omnes enim illi [11] efferebant sese super ceteros. Pertinet hic locus ad locum communem de donis.

 

[12] Esau dicitur der Teter, ab man sagenn solth, das wirth der rechte man [13] seyn, ders thun wirth, dan es ist groß angesehen worden vor den leutten: [14] Eyn geistlicher aufgerichter man furen leutten. Atque adeo, quod dilectus [15] sit a patre Isaaco plusquam Iacob falso, scilicet specie, nesciebat quidem, [16] quem elegisset dominus, fuit Esau optimus regendo vel regimine. Iacob [17] fuit mansuetus, habitans in tabernaculis, idest in domibus. Eo enim nomine [18] scriptura solet appellare domus nostras, ut indicet vitam hominum transitum [19] esse. Mater Rebecca, prudencior Isaac, diligenter [observabat] filiorum vocacionem, [20] que non dubitavit, dominum elegisse Iacob.

 

[21] Tercio loco collige, sepe convenisse eius seculi homines, atque pro [22] concione orasse patres, potissimum Sem, qui multis annis forte nonaginta, [23] ut ex syncronismis colligitur, Et cum Isaac et cum filiis Isaaci vixisse. [24] Certum enim est, qui credit non cessat predicare verbum, id quod indicat [25] [Ps. 116, 10.] psal. ‘Credidi propter quod locutus sum’. Deinde ubicunque est verbum, [26] sunt qui audiant verbum. Porro mirabile est, quod deus contra votum et [27] amorem Isaac in filium ei filium reiicit.

 

[28] Rebecca magno fidei exemplo non curat, quidquid censeat Isaac, herens [29] in solo verbo, quod audivit ‘Maior serviet minori’, atque inde est, quod [30] tantopere repugnat marito, qui preferebat Esau, a quo stabant omnes eius [31] seculi principes ac maiores atque sanctiores. Preterea contemptus est Iacob [32] a fratre, atque non dubium est, quin multis iniuriis exprobraverint Rebecce. [33] Quod tam pertinaciter perstiterit in proposito electionis Iacob, iam vides, [34] quod non cernuntur dei opera, nisi priusquam opera completa fuerint.

 

 

[35] [V. 29 ff.] De vendicione primogeniturae.

 

[36] Constat ex circumstancia textus, multis modis atque variis consiliis [37] agitasse Rebeccam hoc factum promissionis, ut assequeretur reipsa id, quod

 

[Seite 376]

 

[ 2 assequeris 3 Pol. am Rande: Rebecca excusatur 14 adijecit 22 Pol. hier am Fuße der Seite: De emptione et venditione prebandarum citra Simoniam]

 

[1] promissum erat. Stante itaque promissione, dei voce facta, nichil refert, [2] Quocunque modo assequaris rem promissionis. Et in hoc consistet excusacio [3] Rebecce, ut credat, veram esse promissionem. Darumb gedachten sy, mutter [4] und son, wy sy vor tzu komen mechten, Es wer wy es wolle, der halben [5] do Jacob ein occasion hatte, wy er mechte primogenituram zu sich brengen. [6] Igitur cum vidisset Iacob, cupidum coctionis sue ruffe fratrem, gedacht er: [7] dw wilt ein wurff nach der primogenitura thun, Ob es geratten mechte, und [8] schlecht ym fur ein solche maynung: Ich wil dir das suphlyn geben fur dy [9] primogenitura, atque adeo dicit: vende mihi primogenita tua, non dicit: [10] Schenck mir sy ader gib mir sy, besunder1 verkauff mirs2 sy recht und redlich, [11] das sy mechte mit rechte mein seyn. Dan Jacob wil nicht felschlich handelen. [12] Cui respondent Esau: Ho, heuth oder morgen sterbe ich, Primogenita gelten [13] alleyn hy auff erden, dorth werden sy mir nit helffen. Iacob letus hac responsione [14] adiecit: at ut cercior esse possim, iura mihi, quod vendideris mihi [15] Primogenita. Quod fecit Esau. Questio est, an sint emenda vel vendenda [16] spiritalia. Hac questione mirum in modum sudarunt scriptores. Ego similiter [17] credo, Iacob non peccasse in Emptione Primogeniture, et si iniuste fecerit [18] Esau, qui vendiderit: mandatum enim superius regula est inferioris mandati, [19] id quod supra meminimus, neque mox est Simonia, quod nos Simoniam [20] [Ps. 14, 5.] facimus. Sunt autem hec tempora nostra illa, de quibus propheta dixit: [21] timuerunt ubi non erat timor: wyr machen sunden, do kene nicht ist. Itaque [22] emens prebendam vel altare, quoniam sunt hec temporalia, vel vendens non [23] committit Simoniam. Huius signum est, quod arguitur in scriptura Esau, eo [24] quod contempserat primogenituram atque ius eius, non quia vendiderit. Sic [25] [V. 34.] enim textus habet ad finem capitis XXV.

 

[26] Et sic accepto lentis edulio commedit et bibit et abiit, parvipendens [27] quod primogenita vendidisset. Huius rei hanc accipe similitudinem: duo [28] fratres, principis filii, conveniunt pacto, ut senior iuniori cedat in regimine [29] atque ut adeo vendat sibi totam familiam et ius hereditatis sue alio se conferens: [30] iam is qui vendit, non incurrit crimen simonie.

 

 

[31] Historiae huius allegoria.

 

[32] Rebecca est figura scripture: verbo enim creati sumus, ita verbo et [33] [Jes. 66, 9.] alimur, nascimur, educamur, Estque uterus, quo gestamur, Esaie ultimo ‘Nuncquid [34] parturiit terra et nuncquid ego, qui alios parere facio, ipse non pariam, [35] dicit dominus. Si ego qui generacionem ceteris tribuo sterilis ero, ait dominus [36] [Jes. 46, 3.] deus tuus’. Et 46, ‘audite me, domus Iacob et omne residuum domus Israhel, [37] [Gal. 4, 19., 1. Cor. 4, 15.] qui portamini a meo utero, qui gestamini a vulva mea’. Et Paul. in Corin.

 

[Seite 377]

 

[ 4 quodquot 6 populusque von Pol. über durchstrichenem pressusque 12 coliduntur 15 Pol. hier am Fuße der Seite: Duo populi Esauitae/Iacobitae 22 duo verus aus ferus von Pol. verbessert 32 Pol. hier am Fuße der Seite: Pugnabit semper Esau contra Iacob]

 

[1] ‘filii, quos iterum parturio in deum’. Ita verbum promissionis est nativitas [2] et venter, in quo portamur. Iis locis patet, ventrem scripturam et verbum [3] dici. Sit ergo venter Rebecce verbum promissionis, in quo heremus per [4] fidem quotquot salvamur.

 

 

[5] [V. 23.] Quid sit dictum: due gentes sunt in utero tuo.

 

[6] Duo populi ex ventre tuo dividentur, populusque populum superabit, [7] et maior serviet minori: certamen inter pios et impios. Hii enim sunt duo [8] populi, contendentes de utero Rebecce, hoc est scriptura. Primum sunt [9] Iudei, factores, operatores, Heilig werck wirkend, Magni mundo specie et [10] hypocrisi valentes. Illi ipsi volunt soli esse filii contemptis ceteris, deinde [11] sunt gentes, idest contempti mundo, habitantes in tabernaculis, ii sunt parvuli, [12] qui colliduntur in utero Rebecce. Quisque enim illorum contendit, se [13] habere rectam scripture sententiam. Tandem reperti sunt in utero Rebecce [14] gemini. Ita nuncquam predicatur scriptura, Quin palam manifestetur, qui [15] recte intelligant eam, qui non. Hec cum fiunt, tum in utero colliduntur [16] parvuli, terretur mater et credit, sibi mortem imminere, nec est quo confugiat [17] nisi ad dominum, unde dicitur ‘perrexitque Rebecca, ut consuleret [18] dominum’. Ita piis istis Iacobitis etsi tollantur omnia, herent tamen in solo [19] verbo audientes interim: Tu es hereticus, invertis scripturas. Neque est qui [20] dirimat litem, neque Romanus pontifex nec concilium nec homo quisquam, [21] sed dominus, qui in hoc consolatus est Rebeccam dicens ‘non morieris, sed [22] due gentes’ et cetera. Ita verbum perpetuo manebit constans: esto, ferus [23] fuerit coram hominibus Esau, tamen Iacob et si fugiens excussit iugum Esau. [24] Igitur credens Iacob est habens Esau fratrem persequentem sese. Hoc certamen [25] [Röm. 9, 10.] apostolico spiritu optime ut omnia expressit Paulus in Romanis. Atque [26] hec pugna, que ceperit tempore Abelis et Caym, durabit usque in finem [27] mundi. Exemplum huius est quoque in historia Christi et apostolorum. [28] Predicante enim Christo et apostolis, stabant contra eos omnes, qui magni [29] erant: dy großen hansen. Darumb muß eß noch also seyn, das nymanth dy [30] warhayt mer underdruckt den bischoph, pfaffen und monch, dy eben das frumste [31] volck sein wollen. Regula: solus deus iudicat de pueris, et illi, qui spiritu [32] dei aguntur, atque hoc mirabili dei iudicio confirmantur anxiae conscienciae, [33] que cum foris undique premuntur ab hoc, gaudent, quia sciunt, solis miseris [34] [V. 25.] a deo succurri. Deinde Esau ruffus est et pilosus contra hominis condicionem [35] et Edom dicitur: Rotlinck. Alias fere omnes pueri ruffi sunt, cum [36] nascuntur, hoc est in Esauphitis. Et si mundo magni videantur, Cor impium [37] est: Es ist rauch, non leve, nicht fruntlich, Auch nicht senftmutig. Homo

 

[Seite 378]

 

[ 11 pungna 12 Pol. hier am Kopfe der Seite: Plantam tenere adversarii. 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Vendimus primogenita precio unius offae 26 sacerdos 27 gutter 29 Pol. am Rande: ab Edom. 30 In Esauphitas ist ph später gestrichen, ebenso an anderen Stellen der Scholia in Genesin 35 “Assenprudel” von Pol. in “Asschenprudel” geändert]

 

[1] nascitur Cute levi, sine pilis, sine cornibus, sine unguibus, solumque eo loco [2] pilos habet, ubi debet esse vir. Pili preterea, ut philosophi iudicant, certa [3] sunt tyrannidis signa. Ita illi temere de omnibus iudicant, sanguifuri sunt, [4] atque quo sunt sanctiores, eo sunt impacienciores, bittere, ungitige1 leuthe. In [5] summa, disce per hoc exemplum, solam fidem salvare et iustificare, opus [6] nullum: Es muß lautter im glauben gelebt seyn. Extra fidem vero quecunque [7] fiant opera, optima eciam specie, oblaciones, oraciones, doctrine [8] ficticia sunt. Und seyn erger dy dy werck thun, dan dy frauen ym hauß. [9] Tu ipse hominum mores, si observaveris, facile esse sic intelliges. Porro [10] [V. 25.] Iacob apprehendit plantam Esau neque patitur, hunc esse primum, cum ille [11] velit se primum esse, pugna est veri et simulati spiritus. Iacob potens est [12] plantam fratris servare. Es schadt uns nit, sy tretend wy vill sy wollen. [13] Pii et boni nichil possunt amplius nisi tenere plantam impiorum. Hoc est, [14] si premimur tyrannide Romani Pontificis aut cuiuscunque alterius tyranni, [15] summopere cavendum est nobis, ne illorum tyrannidem ut iustam approbemus. [16] Cave dicas: Ich wil mit dem babst zu fryden seyn. Immo ad mortem pro [17] veritate pugnandum est. Das bedeuth Jacob, in dem das er helt dy verßen [18] seynes bruders. Hec exempla nobis erunt, quo confirmemur, ut maneamus [19] cum iis, qui eo sunt loci, ubi fides recta est atque firma. Secundo loco: [20] nemo superbiat in donis suis, ne accidat sibi id, quod Esau contigit, eciam [21] si optimum ius habuerit.

 

 

[22] Applicacio vendicionis prime geniture ad Allegoriam.

 

[23] Esau figuram habet hominum carnalium, quoniam Esau propter gulam [24] [Hes. 13, 19.] vendit donum hoc spiritale, ius prime geniture. Et ut propheta inquit, [25] ‘propter buccellam olei, fragmen panis’. Hanc figuram fortissime explent [26] Episcopi et sacerdotes et Monachi. In quibus verum est, quod dixit David [27] [Ps. 5, 10.] ‘sepulcrum patens guttur eorum’, psal. 5. Esau triplici nomine appellatus est: [28] Esau, der teter, Esau Sey rauch, Edom, Rotlinck. Tu quocies in scripturis [29] &c. fit enim horum crebra mentio, Legimus Idumeos, intellige: Monch und [30] phaffen. Confer hoc loco condiciones nostrorum temporum ad Esauphitas: [31] Quid credis fieret, si relinquenda essent bona temporis huius, quod abirent. [32] Und Ehr eyner seyn lehen faren lisse. Ehr vorleuckent eher Christum. Ecce [33] quam diversum seculum a seculo martyrum, Do sy mith froden da hin furen. [34] Ideoque benedictio felth von Esau ab, unde wirth Edom, idest prophanus, [35] [Luc. 1, 52.] eyn weltlich mensch, Und bleybth bei dem Assenprudel Jacob. Ita ‘pauperes

 

[Seite 379]

 

[ 8 accipiunt Zusatz Polianders 20 Pol. hier am Fuße der Seite: Cur peregrinos deus patres esse voluerit 23 simus bis ante von Pol. am Rande nachgetragen 32 munivit ist Zusatz Polianders 36 Pol. hier am Fuße der Seite: Dauid potentissimus rex se peregrinum in terra appellat Pol. am Kopfe der Seite: Fides patrum, qui tanquam boves et altilia occisa sunt ad nuptias filii regii]

 

[1] respicit deus atque exaltat humiles’. Ioanni posito in carceribus per discipulos [2] [Luc. 7, 22.] a Christo nunciabatur, id quod fere simile erat ‘Pauperes Euangelizantur’. [3] Sy seyn ane sorge und volles trostes. Dy muther iß myth dem [4] [Matth. 5, 4.] Jakob und mith dem vorachten. Recteque dictum est Math. 5. ‘Beati, qui [5] lugent, quoniam ipsi consolacionem accipient’. Venit de agro Esau opido [6] [1. Cor. 6, 13.] lassus. Esauiten seyn zertlich, Omnia moleste ferentes, quidquid adversi [7] [V. 32.] acciderit. Reficitur lentis edulio et pane, hoc est in tempore hoc consolacionem [8] [accipiunt] Esauphite. Paulus apostolus, Euangelice veritatis acerrimus [9] vindex, satyrica quadam indignatione invehitur in eos, qui tanto studio [10] ventri serviunt. ‘Venter escis’ inquit ‘Esca ventri, deus autem hunc et hanc [11] destruit’. Dicit deinde Esau ‘En morior, quid proderunt primogenita’. Ecce [12] fidem non habent Edomite. Non curant neque cogitant aliam vitam, Si hac [13] solum frui possent, atque si dicant se curare, corde tamen non credunt.

 

 

 

 

 

[14] AD CA. XXVI. GENESIS.

[15] Principio huius capitis vide christiane vite formulam. Observa item, [16] quam consilio mirabili suos regat dominus, atque ne in ulla creatura [17] hereant, immo ex se solo pendeant, non vult eos habitare in terra et certa [18] tenere loca et certas sedes. Vult eos peregrinos esse. Ideoque dixit: ne [19] discedas in Egiptum, sed quiesce in terra, quam dixero tibi et peregrinare [20] in ea. Porro hoc exemplo nos docemur, quod quamvis necesse sit multa [21] nos possidere, in mundo versari, atque quod indigeamus creaturis, tamen [22] necesse est animam peregrinari et liberam esse neque obnoxiam ulli creature, [23] atque adeo si venerint bona, grati [simus, si auferantur, eodem quo ante] [24] simus animo. Iam Isaac nichil curat neque uxorem neque liberos neque [25] familiam neque totam possessionem, eciam si perdat ea, equo animo laturus, [26] Hoc solo contentus, quod dominum habeat propicium: das goth syn genedier [27] [Ps. 39, 13.] herre sei. De David propheta mirum est, quod dicat ‘Peregrinus sum in [28] terra’, Cum tamen in tantum dilataverit fines regni sui, Tot milia hominum [29] occiderit, plurimas gentes sibi subiecerit, tot opima spolia hosti detraxerit, [30] Tam egregius triumphator extiterit, ut solemni acclamacione acclamatum sit [31] [1. Sam. 13, 7.] illi ‘Percussit Saul mille Et David decem milia’, 1. Re. 18. Atque adeo [32] ita regnum suum [munivit], ut ‘turris David’ celebris sit in scripturis. Canticorum [33] [Hohel. 4, 4.] 4. ‘sicut turris David collum tuum, que edificata est cum propugnaculis, [34] mille clipei pendent ex ea, omnis armatura forcium’. Et addit [35] [Ps. 39, 13.] ‘sicut patres mei fuerunt’, Abraham scilicet Isaac et Iacob &c. Repetiit [36] [Hebr. 13, 14.] hoc Paulus, cum dixit ‘Non habemus hic manentem civitatem’ &c. Porro

 

[Seite 380]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Über Economus von Pol.: dispensator 4 Pol. am Rande: scilicet in rerum affluentia. 6 “kener” korrigirt in: keiner. 8 “resen” korrigirt in: reysen. 18 willicht 24 “kumpt” bis “trost” ist Zusatz Polianders 25 “stegen” korrigirt in: steygen 31 Pol. hier am Fuße der Seite: Derelictum Issacum consolatur deus        “olgetzen” korrigirt in: olgotzen]

 

[1] David Economus fuit harum rerum tractans illa citra affectum, hoc est non [2] herens in illis. Proinde nota, triplices esse pauperes, corpore, qui velint [3] se non esse pauperes, Corpore et spiritu, id quod deberet esse monachorum [4] propium, Animo tantum et spiritu, que omnium est durissima paupertas, [5] Szo man mus mitten under den creaturen seyn und doch irer aller gelaßen,1 [6] Goth ehre, leib und sele alleine befelen und sich susth kener creatur trosten. [7] Talem quidem vides in Isaac, qui multa possidet und muß auffbrechen mit [8] allen den seinen und resen in eyn fremdes landt, dar yn er nicht rugen sal. [9] Ubique sint mali non timentes deum, adhuc obedit voci domini, das heist [10] fides. Deinde hic est cernere, quanta sint fidei Exempla in iis veteris testamenti [11] historiis. Atque illi patres sunt boves occisi et occisa altilia pro [12] [Matth. 22, 4.] nuptiis filii, de quo est in historia Euangelii: ut illorum exemplis saginemur [13] et cibemur.

 

 

[14] Ad Historiam.

 

[15] [V. 1.] Fit fames super terram. Iam facile est coniicere, Incolas terrae [16] coëgisse Isaac, ut fugeret. Er hath weichen mussen, Sin land laßen. Concepit [17] igitur animo suo Isaac, se iturum in Egiptum Exemplo patris sui [18] dicens: Ich wil do hin czihen, do mein vater gewesen ist, villicht wert in [19] [V. 2.] Nymant kennen, auff das du es och genissen mochtest. Hec cum animo [20] cogitaret, apparet illi dominus dicens: ne descendas in Egiptum. [21] Sclecht das exempel seines vaters abe, Atque auget illi dolorem, Cum vult [22] [V. 3.] illum peregrinari. Sed mox sequitur Consolacio. Ero, inquit, tecum, [23] [Ps. 34, 19.] Et benedicam tibi &c. Disce itaque, quam prope sit dominus iis, qui tribulato [24] sunt corde. Seyn trost [kumpt nicht eher, dann wenn aller ander trost] [25] aus isth, Es musen ehr herraber stegen xxtausend engel, Ehe ehr nicht glauben [26] hilde. Ita iusti relicti sunt ab hominibus, consolantur a deo. Sye nhu, [27] war es uns an felth: am glauben. Discant predicatores, cum ad populum [28] declamant sanctorum vitas, ut admoneant quemque curare sue vocacionis [29] racionem, Non sanctorum esse opera, alioqui hypocrite futuri sunt, Atque [30] ut pocius fidem spectent sancti, cuius vita predicatur. Fides et confidencia [31] in deum eadem esse debet, opera utcunque inciderint, Sust werden olgetzen [32] darauß. Hoc habet hic locus, quo caussatur argumentum a maiori ad [33] minus: Hat es Abraham than, Szo mach ichs och thun. Item non indicat

 

[Seite 381]

 

[ 3 Pol. am Rande: Isaac heret verbo 10 Allegoriam von Pol. über durchstrichenem proph: 13 Pol. hier an Fuße der Seite: Esau/Iacob typice        Pol. hier am Kopfe der Seite: Esan ab Isaaco amatur 28 faciem von Pol. am Rande nachgetragen. 29 Pol. hier am Kopfe der Seite: Aven Amal]

 

[1] illi locum manendi: wo bei weiß es danne Isaac, wo er bleiben sal? Responde: [2] wo er szo vill rums finden kan, da sal er bleiben. In verbis ‘Ero tecum et [3] benedicam tibi’ steet der trost, daran sich Isaac mher dan an dy gantze werlt [4] halden soll. Dan wo got ist, dar ist es gut, aber man muß es warten. [5] Preterea in verbis illis includitur Quidquid est adversitatis, velut dicat: [6] Ego ero tecum et contra te erit Sathan. Ego benedicam tibi, Mundus maledicet [7] tibi. Aber halth an myr, ich wil an Dir halden, Ich will Dyr nicht ligen. [8] In Summa: Wen got gebenedeyet, der hat den teuffel am hals. Itaque necesse [9] est auribus apprehendere verbum clausisque oculis credere ea sic futura.

 

 

[10] Applicacio tocius historie ad Allegoriam.

 

[11] Isaac Christum figurat. Esau exemplum est eorum, qui falso scripturas [12] interpretantur, ad captum nature eas accommodantes. Iacob eos signat, [13] qui firmiter in verbo herent promissionis. In Summa Esauphite Iudei sunt, [14] Iacobite gentes. Isaac amat Esau, quoniam Deus optimus maximus mirum [15] [Röm. 3, 2.] in modum honoribus auxit populum Iudaicum. Adeo quod apostolus Ro. III. [16] in comparacione Iudeorum et gencium dicat: multum per omnem modum [17] excellere Iudeos, quia credita sunt illis eloquia dei. Hic populus electus erat, [18] Atque populus dei peculiaris, id quod abunde testantur veteris testamenti [19] historie, Leviticus maxime et Deuteronomium. Ex illis sunt patriarche et [20] prophete, Reges, omnium gencium victores, atque adeo ipse Christus et apostoli [21] omnes orti gloriantur. Itaque hoc titulo tantaque pertinacia descendunt, ut [22] ob hunc et Christum crucifixerunt et omnes prophetas, auxit autem pertinaciam [23] hanc consensus Isaac, patris, votum, ut cepit fratrem contemnere [24] Esau. In hoc autem errant, quia dei beneficenciam solum ad externa dirigunt [25] spiritu neglecto. Ideoque et si diligentur a patre deo, Tamen non [26] gestantur dei utero quem admodum Iacob, quia ventre dei portatur. Postremo [27] perit multitudo illa operatorum, salvantur qui herent in promissione. Iam [28] confer cum iis hodierne ecclesie [faciem] et habebis procul dubio quod doleas. [29] Esau fessus est, invenit Iacob coquentem pulmentum. Quid hoc? [30] Nimirum Esau tener est. Adam vetus moleste fert pondus domini, [31] non fortiter agit neque viriliter expectat dominum, sed fatigatur in [32] [Ps. 90, 10.] via domini. Inde est in scripturis ‘Aven amal’, muge und erbeth, labor [33] [Weish. 5, 7.] et dolor. In iis completur quod dictum est ‘Delassati sunt in via iniquitatis [34] Et viam domini non cognoverunt’. Querit enim Esau refectionem [35] qualemcumque, quoniam pulmento reficitur. Porro cibus et potus in [36] scripturis sunt verbum et predicacio eius, pulmentum est ruffum, id

 

[Seite 382]

 

[ 8 Pol. hier am Fuße der Seite: Quo consilio deus Iudaeis temporalia promiserit 9 Pol. hier am Kopfe der Seite: Aqua in sanguinem mutata 24 Pol. hier am Fuße der Seite: Scriptura candida/rubea cum ad fidem/opera dirigitur        Contra preposteros operum predicatores. Pol. hier am Kopfe der Seite: In Scripturis quo ordine versandum 33 Hinter legitur eine Lücke; Pol. am Rande: N (d. i. Nota). Vielleicht ist Offbg. 2, 14 ff. gemeint.]

 

[1] quod significat gloriam et prerogativam Iudeorum. Predixit quidem deus [2] illis, se daturum terram, eo tamen consilio, ut patriam sempiternam huius [3] terre figuram premonstraret. Ita in temporalibus includit deus spiritalia. [4] ut alliceret eos ad querenda maiora, hoc est eterna. Illi vero temporalibus [5] contenti contemnunt spiritalia. Pii vero elevato animo scrutantur, quid in [6] temporalibus lateat. Esau accipit temporalia, Iacob vendit temporale, servat [7] spiritale, atque in hoc differunt ii duo filii. Esau interpretatur promissionem [8] iuxta carnem. Iacob relicta litera heret in spiritu. Iudei omnes scripturam [9] eo torquent, ut dicant: nostra est gloria, noster est Messias, qui restituet [10] nobis terram hanc promissionis temporalem. Nos gentes dicimus: nostra hec [11] est gloria, quia credimus, quod hic sit Messias, qui salvat spiritu, non temporali [12] imperio. Color rubeus indicat, quod scripturam faciant super carnem [13] [2. Mos. 7, 19.] et sanguinem. Ideoque non frustra voluit deus, primam Egipciorum plagam [14] esse mutacionem aque in sanguinem, quod hic error omnium maximus sit, [15] atque ira dei summa pro nostris affectibus scripturam dei interpretari. Ab [16] hoc exemplo non longe absunt nostri temporis pontifices, Dy der schrifft [17] dorch ire constituciones den weyßen rock auß czhin und zin ir den rothen an.

 

 

[18] Racio predicandi scripturam signum.

 

[19] Quando scriptura predicatur, ut fidem doceat, recta est, est et candida, [20] quando vero docet opera neglecta fide, rubea est, opera vero neque salvant [21] neque quietam reddunt conscienciam. Fide vero purificantur corda nostra, [22] hominem docent, qui operum raciones prescribunt: szo must ir thun, das [23] must hir bethen &c. Seducuntur autem, quoniam non recto ordine tractant, [24] hoc quod posterius est, prius docentes. Locos quosdam scripture colligunt, [25] [Matth 25, 34 ff.] ubi operum fit mencio, ut in Mattheo dicitur, Quod deus exiget in iudicii [26] die a nobis caritatis opera, non intelligentes, quod hii loci atque similes sunt [27] referendi ad locos de fide. Unde obervandum est discenti sacras literas, ut [28] ordiatur studii racionem ab iis scripturis, que disputacionem de fide et [29] operibus continent, quales sunt Pauli ad Ro. et Gal. epistole. Opera enim [30] quantumvis speciosa, ficticia sunt et ementita, si extra fidem fiunt, atque in [31] hunc modum de scripturis iudicet. Deinde vereor, ne nostrorum predicatorum [32] conciones sint caro et sanguis, atque ne impleant Ioan: in Apoca: descriptam [33] visionem, ubi sic legitur:

 

[34] Eadem sunt opera Iacob et Esau, Piorum et impiorum, sed fides discernit [35] inter ea opera. Ecce undique in scripturis admonemur discriminis fidei

 

[Seite 383]

 

[ 5 Pol. hier am Fuße der Seite: Eadem opera Esau et Iacob. 19 Pol. am Rande: Benedictio dei ad Isaacum 21 spospondi 35 Pol. hier am Kopfe der Seite: Abdicato spiritu fuit Isaac]

 

[1] et operum, unde et ego vos admoneo, qui sacra tractatis, ut cum iudicio [2] legatis Omnes quotquot sunt scripture interpretes. Caute legendus est Hieronimus, [3] Prudencius, Origenes, quamquam multum illis tribuatur in scripture [4] enodacione. Raro enim aut fere numquam verum hoc discrimen docent, [5] immo ut michi videtur, sola scriptura vendicat sibi hanc laudem et hunc [6] titulum, ut sola fidem doceat nullis admixtis affectibus. Und darumb muste [7] Rebecca nur einen man haben und Isaac ein weib. Sye heisth dy heilige [8] geschrifft. Sy will reyne seyn. In hunc verum modum utere scriptoribus, [9] ut ducant te, quantum fieri potest, in scripture cognicionem. Quo facto inhere [10] scripture neglectis interpretibus. Immo longe melius est cum Rebecca [11] habitare in tabernaculis, idest exercere scripture historias, in lege domini [12] meditari: illi enim se manifestabit Rebecca, id quod et Iacob contigit. Dan [13] wo mher bucher, yh1 weiter von der scrifft. Isaac diligit venatorem, idest [14] placebat deo, populum Iudaicum diligenter exercere legem. Iacob manet [15] cum matre, multa patitur, multa fert, contentus solo verbo promissionis, [16] Quod per matrem edoctus erat. Summa summarum: Eo tendit tota [17] scriptura, ut doceat: quicunque crediderit salvabitur.

 

 

[18] Axiomata prioris partis Ca. 26.

 

[19] [V. 4.] Primo loco in Isaac est dives exemplum fidei. Isaaco fit promissio, [20] [1. Mos. 22, 18.] eademque facta est c. 22. Abrahe. Dicit complens iuramentum, quod [21] spopondi Abrahe patri tuo, et subdit ‘in semine tuo benedicentur omnes [22] terre, eo quod obedierit Abraham voci mee’ &c. Ecce propter obedienciam [23] Abrahe benedicit Isaaco dominus. Errant Iudei, cum credunt, satis esse ad [24] salutem, se natos esse ex lumbis Abraham, id quod copiose Apostolus Paulus [25] [Matth. 3, 9.] tum in Romanis tum in Galatis refellit et Ioannes baptista Mathei iij. ‘Et [26] ne sitis hac mente’ inquit ‘ut dicatis intra vosmetipsos: patrem habemus [27] Abraham, dico enim vobis: potens est deus, ut ex lapidibus iis surgant filii [28] ipsi Abrahe’. Qui enim credunt, benedicentur cum fideli Abraham. [29] 4to Repetit dominus priorem promissionem Abrahe factam. Quo loco [30] disce, Deum magis exigere fidem in promissione quam opera, tocies inculcat [31] promissionem addito eciam nomine patris sui, prescripto patris sui exemplo, [32] ut fides firmetur.

 

[33] 5. Quinto loco vide, ut abdicato spiritu fuerit Isaac. Exponit enim [34] periculo omnia libere, eciam uxorem. Preterea hic timor Isaac fuit vere [35] naturalis, Timebat enim, ne forte interficerent eum viri loci illius. Quibus [36] respondit, cum quereretur de uxore sua ‘Soror mea est’. Er ist also gelassen

 

[Seite 384]

 

[ 1 genōnen 8 sich] si 16 nur 18 vbeswencklichen 20 Pol. am Rande: Sui dissimiles videntur pii 25 itque 31 “lesth” ist korrigirt in: letsth 32 “den” von Pol. zugesetzt 33 Pol. hier am Kopfe der Seite: Contra discrimen operum]

 

[1] gestanden aller dinge, das wann man ym alles genommen hette, er hette [2] nichts dar nach gefragt.

 

[3] 6. Locus est evidens, quod prope adest dominus omnibus sperantibus [4] in eum. Item quomodo contra omnem humanam racionem, ubi nichil prorsus [5] est humani consilii reliquum, suos defendat et tueatur dominus. Isaac weis [6] keyn radt mher, er hath sich gotte gantz und gar ergebenn. Darumb forschafft [7] gott, das Rebecca und ihr erhe must erhalten werden, und eben von [8] den, dar vor er sich geforgt hette, alßo vor dem konnige und vor den grossen [9] hansen. Ita credentibus opera cooperantur in bonum. Mors vitam fenerat, [10] peccatum graciam, Infernus salutem. Hec sunt mirabilia opera dextre dei, [11] [Ps. 138, 14 (?)] inquit David.

 

[12] 7. Locus Isaaci cum uxore civiliter intelligendus est. Hebreorum [13] commentaria pertinaciter affirmant, Isaacum coiisse cum uxore. Forte osculatus [14] est eam, dan es mus jho ein frunthschafft seyn zwissen Ehe leuthen. Hoc [15] certum est, regem vidisse tale quoddam signum, quo cognosceret aperte [16] Rebeccam uxorem Isaaci. Es sey nu tzu gangen, wy es wolle. Quo exemplo [17] disce, ut deus utatur natura humana, lesth fleisch und bluth, natur und arth [18] bleyben im menschen und fürth ßo wunderlich in uberswencklichen glauben. [19] Atque adeo quod ii, qui sunt animo abdicato, non cognoscuntur tales esse: [20] hoc est tanta fidei excellencia. Abraham in fide obtulit filium et non longe [21] post timet ut alius homo, qui fidem non habuerit. Item dolenter tulit mortem [22] Sare sue. Also vorborgen isth der glaube Isaac: amat carnis quodam affectu [23] Esau, Gott lest es zu, aber nichs deste wenier hat Isaac eyn solchen richtigen [24] glauben. Szo Esau schon vorworffen worde, lege im auch nichs dar an, Er [25] achts nicht. Der glaube isth vorborgen. Vide itaque, quam perverso iudicio [26] nos agamus, cum omnia iuxta externam speciem censemus.

 

[27] 8. Nos iudicamus hoc opus malum, Osculari in publico uxorem. Aber [28] goth rechents vor guth, und wegst auß dem wercke summus honor dei. Edicto [29] nimirum illo regio cognoscitur deus, cum omnis populus Isaacum ut virum [30] sanctum respexerit et coluerit. Ita credentis opera bona sunt. Und gleich [31] wy an eynem schaff nichts boses ist, das och zu lesth der mist guth ist, also [32] ach in einem glauben, [den] er thu was er wolle. Sy nur richtig in glauben, [33] dan got will und kan keyn underschit der werck leiden. Deinde, quam male [34] [V. 9.] audiat a rege Isaac, a quo duriter increpatur. Dicit enim ‘cur mentitus es, [35] [V. 10.] eam Sororem tuam esse’, atque addit ‘quare imposuisti nobis, potuit coire [36] quispiam de populo cum uxore et induxeras super nos grande peccatum’. Ita [37] Abimalech credit se bonum, cum neminem occidat, non commitit adulterium, [38] et si qua iis sunt similia, cum tamen interim ex animo male velit Isaaco, id

 

[Seite 385]

 

[ 23 Im Text: mirabitur; Pol. am Rande: mirabimur 28 Pol. hier am Fuße der Seite: Longanimitas Isaaci        Pol. hier am Kopfe der Seite: In Isaaco totius Euangelii observatio cernitur]

 

[1] quod postea patebit. Docet itaque hic locus, non satis esse ad iusticiam foris [2] [Matth. 5, 20.] non peccare, non manu occidere &c., sed et cor purum esse deberet Math. 5. [3] ‘Si iusticia vestra’ &c. Porro indicatque hic locus optimum imperium Abimelech, [4] quoniam non passus est adulterium committi. Isaac autem fert hanc [5] abiurgationem regis equo animo, nichil plane respondens, et si illi iniuria fiat.

 

[6] [V. 12.] Seminavit autem Isaac in terra illa &c. Hic observa, ut non [7] possit occultari hominum improbitas. Dan hy werth offenbar, das Abimalech [8] und seyn volck nicht gruntlich from geuesen seyn, Invidentes sibi scilicet hanc [9] suam felicitatem dicentesque: Indignum est peregrinum illum tantopere locupletari [10] in terris nostris. Tantaque denique invidia contra eum commoti sunt, [11] ut obstruerent sibi implentesque humo omnes puteos, quos foderant servi [12] sui patris Abraham. Postremo rex Abimelech dicit illi, sive suo affectu [13] [V. 16.] sive populi querelis impulsus ‘Recede a nobis, quoniam potencior nobis factus [14] [V. 18 f.] es valde’. Discessit itaque Isaac non nitens contra mandatum Regium, fodit [15] igitur puteos quosdam, quos repleverant patri suo Abraham Philistym. [16] Ibique certamen fit, cogiturque secundo discedere relicto puteo, quem appellavit [17] [V. 20 f.] Calumnia. Tercio idem fecit, et rursus certatum est. Also muß Isaac [18] stetz unrecht haben und leith allen tyrannidem. Atque hec est prior pars [19] huius capitis.

 

 

[20] Posterior pars capitis

 

[21] videtur facile esse.

 

[22] Sed si rem penitus introspiciamus, quomodo Isaac et se et sua omnia [23] deo crediderit, e certo erit, quod mirabimur, secundo si opera spectes Isaaci, [24] nichil videbis mirabile, sed si fidem consideres, nichil est hac fide Isaaci maius.

 

[25] Evidens hic exemplum est longanimitatis, quia tanto tempore fert promissionem [26] dei, quo tempore nichil minus apparet, quam quod deus promiserat. [27] In summa, totum hoc caput habet locum Huius psalmi ‘peregrinus [28] [Ps. 39, 13., 1. Cor. 7, 29.] sum ante te sicut omnes patres mei’. Et hanc Pauli scienciam in Cor. ‘Qui [29] habet uxorem, sit quasi non habens eam’. Hoc est, christianus pauper est [30] spiritu, nichil sciet consilii vel in nulla creatura, sed ex solo deo pendet. [31] Dy weil aber Isaac also der dinge gelaßen sthet, darumb nympt yn got in [32] seinen schos und hath seine ogen uff oen gericht, Quia oculi domini in [33] pauperem respiciunt. Denique hec exempla magna esse probat autor, qui [34] scripsit, nempe spiritus sanctus, Quoniam in Isaaco licet cernere observacionem [35] tocius Euangelii, Potissimum illorum, que a Christo ut omnium [36] sentencia et perfectissima apud Mattheum c. 5. 6. 7 atque locis ceteris prescripta [37] sunt De paupertate spiritus, de relinquendo pallio, de non vindicando, [38] de ferenda iniuria, a quocunque fuerit illata, de percussura maxille atque

 

[Seite 386]

 

[ 22 Pol. hier am Fuße der Seite: Altare domino edificatum 34 Dem “h” in “froher” ist “ch” übergeschrieben 35 Nabuchodonosor] Naboth]

 

[1] iis locis similibus, quibus summa docetur perfectio. Itaque disce, alios [2] scripture libros docere perfectionis Exempla, alios tradere perfectionis regulas [3] et Canones.

 

 

[4] [V. 24.] Apparuit ei dominus.

 

[5] [Ps. 33, 19.] Rursus observa, deum prope adesse iis, qui tribulato sunt corde, atque [6] adeo ut cogantur ii, qui inimici sunt, confugere ad eos, sperantes ab eis [7] consilium et auxilium. Dan Isaac hettes myth kenem swerth ßo weith brengen [8] mogen, als ers brachte myth deme, das er still hilth.

 

[9] [Spr. 16, 7.] Inde proverbiorum libro dicitur ‘si domino placuerint viae hominis, [10] eciam inimici eius ad eum convertentur’. Hostes itaque spiritualiter sola [11] vincuntur paciencia et longanimitate. Ex quo loco disce Magistratuum officia, [12] ut potius in alteram partem peccent, hoc est magis peccent per equitatem [13] quam rigorem Iuris, deinde magis curent sibi populi conciliare animos quam [14] solo timore eos regere. Timor enim non est diuturnus magister officii. Item [15] lex neminem meliorem facit. Dan gott kunde noch ny durch ernste straffe, [16] durch gesetz dy iuden from machen.

 

[17] [V. 25.] Ad finem capitis est: Isaacum edificasse altare domino. Quem sic intellige: [18] constituisse Isaac locum, quo convenirent oraturi atque audituri verbum. [19] Dan er was eyn pharrer und lerett seyn volklin, und dy umb in gewant [20] habenn. Inde facile colliges ex coniecturis, habuisse Isaac multos ex [21] servis, multos ex vicinis, male volentes sibi. Dan wo verbum isth, do ist [22] [Matth. 10, 34.] och der teuffel, der sich da wider legt. ‘Veni enim’ inquit Christus ‘non pacem [23] mittere sed gladium’ &c.

 

[24] Rebecca sapiencia dei est, que non admittit concubinas, deus enim [25] zelotes est. Ideoque non facile fert amari a nobis preter sese. Vult enim [26] et solus coli Et solus iuvare. Tenera est eius sapiencia, que non patitur [27] vel adulterium vel rivalem, sola sui forma et pulchritudine allicit. Salomon [28] dicit, se vidisse pulchritudinem sapiencie, atque in hoc complacitum sibi. [29] [Spr. 23, 26.] Vult enim sapiencia cor, iuxta quod dicit ‘fili, prebe mihi cor tuum’, non [30] oculum, sed cor, id quod fit, si confidimus in eam, Susque deque feramus [31] quecunque acciderint. Occulta sunt hec neque aperiuntur, nisi certamine [32] facto clare cognoscatur, qui a deo missus sit. Huius rei quoque exemplum [33] [Dan. 3, 21 ff.] est in Daniele, ubi pueri missi in caminum ignis libero spiritu fidentes [34] domino salvati sunt. Das thuth ein froher geist und ein frolich geberde. Vide [35] enim, quid hanc fidem puerorum secutum sit. Rex enim Nabuchodonosor [36] [Dan. 3, 28 f.] Danielis iij., Videns, salvari pueros in medio ignis, scripsit omnibus populis et [37] gentibus in hunc modum: signa et mirabilia fecit apud me deus excelsus, [38] placuitque ergo mihi predicare eius signa &c. Et alibi: Benedictus deus

 

[Seite 387]

 

[ 1 eorum Sydrach] deorum syderōn̄; unsre Änderung nach der Vulgata 3 Pol. hier am Kopfe der Seite: Moses, Helias, Christus in monte 18 comprehehenditur 19 Pol. hier am Fuße der Seite: Summa scripturae sanctae 24 Pol. am Rande: peccatum originale 34 Pol. hier am Kopfe der Seite: Iudei nesciunt legem spiritalem esse]

 

[1] eorum, Sydrach &c. Ecce ut tota scriptura tocies inculcat nobis fidem, das [2] wir lernen haben eyn rychtige zu vorsicht zu got.

 

 

[3] [V. 18.] De puteis.

 

[4] Fodit puteos tres Isaac. Primum repleverunt terra, iuxta quem et [5] [V. 20., V. 21.] litigatum est, unde vocavit eam calumniam. Secundus dictus et inimicitia, [6] [V. 22.] Tercius latitudo, quoniam de eo non rixati sunt. Hoc est, ut summatim [7] dicamus: sapiencia divina non patitur, ulla consilia humana a quocunque [8] homine profecta fuerint sive a Mose sive ab alio quopiam.

 

[9] Tres fontes sunt triplices predicaciones: Mosi, Helie et Christi. Neque [10] [Matth. 17, 1 ff.] sunt aliud quam quod Math. 17o. ca. scriptum est, ubi Christus transfiguratus [11] est ante discipulos suos, quibus apparuerat Moses et Helias, loquentes cum [12] [Matth. 17, 4.] Christo.

 

[13] Quo miraculo obstupefactus Petrus dixit ad Ihesum: domine, bonum est [14] nos hic esse, faciamus tria tabernacula, tibi unum, Mosi et Helie. Moses [15] predicatur, quando lex prescibitur. Helias predicatur, quando spiritus [16] admiscetur. Christus predicatur, quando peccatorum denunctiatur remissio. [17] Quo loco observa omnium scripturarum summam. Pentateuchus quidem [18] ortum hominis et peccatum ostendit, quo lex comprehenditur, Historie sunt [19] exempla tum legum, tum omnium operum divinorum testimonia. Prophete [20] [Joh. 1, 29.] agnoscunt peccatum et implorant Christum, qui tollit peccatum. Ioannes [21] ostendit Christum: ‘Ecce agnus dei’ &c. Christus tollit peccatum et salvat. [22] Ade cum simus filii, per quem in omnes homines sicut peccatum ita mors [23] pertransivit, Est in nobis genuina quedam propensio ad peccandum, quam [24] peccatum originale dicimus. Hanc propensionem vult arcere lex, sed cum id non [25] possit, immo magis atque magis irritat propensionem hanc, adeo quod incipiat [26] homo odisse legem nititurque semper contra legem, volens excutere hoc iugum [27] legis, quo premitur, malens cupiditati sue sua laxare frena, quam legi obnoxius [28] [2. Mos. 34, 29 ff.] esse. Ita Moses ministrator est mortis et peccati, hoc est traditae et docte legis. [29] Moses descendens de Sina coactus est velare faciem suam. Non enim poterant [30] intendere in faciem illius propter claritatem nimiam. Moses quando cum deo [31] erat, clara erat eius facies, que Iudeis apparebat terribilis. Hoc est lex, [32] quando predicatur, neminem bonum facit Evidentissimo Iudeorum exemplo. [33] Errant igitur neque intelligunt, quid lex sit, quicunque volunt implere legem, [34] suis viribus confidentes. Nemo igitur intelliget legem, nisi conscius sibi est [35] infirmitatis sue. Hoc enim agit lex, ut confundat et prosternat, sed non adiuvat. [36] Iudei siquidem non credebant, se crucifigere Christum, et si eum [37] Pilato tradidissent, credentes, legem dicere, non occidendum esse manu, non

 

[Seite 388]

 

[ 7 Pol. am Rande: prophetarum officium 11 Pol. hier am Fuße der Seite: Velatam Mosi faciem cernere 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Effundite coram illo corda vestra 37 Pol. hier am Kopfe der Seite: Digna de deo opiniio]

 

[1] cognoscentes, legem spiritalem esse, idest spiritum exigere, atque illi sunt, [2] qui velatam Mosi cernunt faciem. Hoc iudicium legis primo fonte figuratum [3] est, qui repletur terra, idest humanis consiliis, adeo quod non appareat aqua, [4] idest quod pereat intellectus legis. Wan man nhu das sagt, tunc fit calumnia [5] et certacio inter pastores. Helias vult amovere a facie Mosi velamen. [6] Priores enim, et si videantur hominibus boni, Intus tamen sunt omnium [7] longe pessimi. Preterea illud est officium omnium prophetarum, ut doceant, [8] legem spiritalem esse, Omnia opera similia esse, nisi que ornaverit fides, vera [9] sint, alia ficta. Atque hoc loco nunquam deest certamen impiis cum piis. [10] In summa: quantum ad naturam attinet, So ist ein mensche wy der ander, [11] Jderman voller funde. Id quod docet Lex, Caro in omnibus est infecta, sed non [12] eque prorumpit in opus, ideo cavenda sunt temeraria iudicia. Ne dicamus: Ey [13] solth ich das thun. Incipio ridere proximum et delectari in peccatis suis, dan [14] villeicht hette ich also vil ursach als genner, sed thet ich gleich dasselbige, das [15] er than hat, und das sint dy horner Mosi, domit er also hart stutzt, und [16] das ist der hader der frummen, dy sich sunder erkennen, und der unfrommen, [17] dy nicht sunder wollen seyn. Petrus patitur Christum clarificatum, Israhel [18] non, Quare hoc natura non patitur neque suffert. Du bist ein buffe. Vana [19] sunt omnia humana consilia, si vero admiscetur intellectus legis atque adeo, [20] ut Christus in hoc venerit, ut condonet peccatum et quod publice denunctiaverit [21] [Matth. 11, 28.] hanc promissionem: ‘Venite ad me omnes qui onerati estis’ &c., So [22] wirt dys alles sus und liplich. Et pro hoc puteo non contenderunt, Ideoque [23] appellavit eum latitudinem velut dicat: hye wont Got, dan ein itlicher [24] hort gerne, wo man sich nicht hadert, Aber dyß gibt allene Got.

 

[25] Estque hec summa harum rerum: Herre ich sehe es und fule, wo es [26] mirs1 felth. Ich bin nicht frum und weiß keinen radt dartzu, wy ich [27] mechte frum werden. Nim das werck von mir, du hast gesagt und geboten, [28] wer sich beswert findt, der sal sich tzu dir finden. Wer dir trauuet, den [29] wolst du erhalden. Darumb kom ich, vorsehe mich gentzlich, du werest dein [30] wort halden, dan du wirst mir jho nicht lygen. Hoc dixit propheta quando [31] [Ps. 62, 9.] dixit: Effundite coram illo corda vestra, velut dicat: Ey verbergt im nichts [32] sonder vallet vor im nider und begerth etwas von im, sprechende: herre das [33] thut mir whe, dar an gebricht mirs und tzweiffel nicht, du wirst mirs halten. [34] Do gehet dy gesundheyt an, krigt und gewint eyn Zuversicht zu goth. Das [35] ist Latitudo, hye haderth nimanth, sonder das hertze gewindt eyn wollgefallen [36] zu got, das er nicht ein richter seyn will, sonder eyn hellffer, und wil uber [37] unß aus gissen seyn gnade. Wer nhw das horet, der muß eynn frolich hertze

 

[Seite 389]

 

[ 1 consolanntur 14 Pol. hier am Fuße der Seite: Et legem et unde lex impleatur scire oportet Christianum 22 “nicht” ist Zusatz Polianders 34 divine ist von Pol. über durchstrichenem desine geschrieben]

 

[1] gewinnen, hoc est quo consolantur anxiae conscienciae. Itaque commodum est [2] nobis, ut discamus, das wir got halten vor unseren besten frundt, dem wir [3] unser hemliket eroffnen und unser nodt klagen. Qui secus docent fallunt [4] nos. Habita denique hac fiducia in deum, sua sponte sequuntur opera, dan [5] itzlicher wirt ursach genungk finden zw wircken, dan es wirth, jho nicht felen. [6] Es werden Leuth umb oen wonen, dy seyner dorffen. Szo wirth er auch bey [7] der weyle kranck werden. Item es werden krancke leuthe umb yn seyn, dy [8] er muß besuchen. Sic et ceteris dicit: Rursus vive, ut omnia tribuantur fide. [9] [Apgsch. 15, 9.] Id quod aperte dixit Petrus in actis ‘fide purificans corda illorum’. Der [10] halbenn ist nicht mher ein Christen namen, dan das er wiß, was lex sey [11] und was got gebotten hat, wiwol es nicht genugk, Sunder auch wo ers nemen [12] sal. Bonum enim est et necessarium scire legem, longe tamen melius et ad [13] salutem conducibilius scire, unde sit tibi, quod legem impleas. Hoc est [14] scire verbum promittentis dei, qui propter fidem peccatum condonat.

 

 

[15] [V. 34.] Ad finem capitis 26. quod dicitur,

 

[16] ad superbiam Esau pertinet: duxit hic uxores duas, Iudit et Basemath, [17] filias gentium loci illius, que ambe offenderant animum Isaac et Rebecce. [18] Neque in hoc lesit parentes Esau neque in hoc peccavit, quod duas duceret, [19] quoniam hic mos genti Iudeorum peculiaris fuit et lege Mosi permissus, sed [20] quia eas sumpserat ex gentibus, quibus misceri impium erat. Denique magnum [21] quidem fuerit necesse est, propter quod indignentur parentes, non modo [22] quod eos contempserit, sed quia tales duxerit uxores, dy goth [nicht] forchten, [23] dy gantz uppisch und weltlich warn, sunst hetten sy wol mith oe konnen vorguth [24] haben, wan sy alleyne widder gott nicht gewest waren. Adeo enim [25] [1. Mos. 27, 4.] abhorret Rebecca a filiis Het, ut dicat Isaaco ad finem c. 27. ‘Tedet me vite [26] mee, propter filias Heth’, et addit ‘si acceperit Iacob uxorem de stirpe huius [27] terre, nolo vivere’. Preterea indicat hic locus, magno fuisse animo et contemptore [28] Esau, dan er hath gementh, Er sey das libe khindt, mann muß om [29] etwas zu geben und dy weil er groß gehalden ist worden, wolte er och redlich [30] freyhen, Dan dyse zwu Seyn ane tzweiffel hoes standes gewest.

 

 

 

 

 

[31] 1 AXIOMATA XXVII. CAPITIS.

[32] Caput hoc plenissimum est misteriorum, eciam quantum ad stilum [33] historiae attinet. Principio indicat, quam mirabili consilio iudicet dominus. [34] Deinde est exemplum longanimitatis divine. Aliquamdiu enim fert nos [35] dominus peccantes, postea vero supplicii tarditatem, ut ille dixit, gravitate

 

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[ 2 Sexto ist wol ein Uersehen und zu streichen 13 Secundus locus. steht am Rande 17 Am Rande: Prophanus non sacer, der nicht innerlich from ist 20 Am Rande: Esau non repperit penitencie locum. 21 Hier am Fuße der Seite: Es mussen starcke beyne seyn dye do konnen gute tage ertragen. Wan dem esel czw woll ist, ßo geth er auffs eyß tanczen.        Pol. hier am Kopfe der Seite: Deus semper timendus 32 Pol. hier am Kopfe der Seite: Esau obediens 35 czorn̄ 36 “ehe” ist Zusatz Polianders]

 

[1] penae recompensat. Tercius locus est, deum non curare opera, nisi que [2] fide promissionis fiant. Quarto predicabitur obedientiae meritum. Sexto [3] quomodo exercenda est obedientia adiuncta questione, ut potuerit falli Isaac. [4] Quinto loco celebratur constans fides Rebecce, tam pertinaciter herentis in [5] promissione. Sextus locus explicabit rationem benedictionis, atque que [6] sint commoda primogeniturae.

 

[7] Primus locus. Esau multis modis contemnebat Iacob, eo enim animo [8] erat, ut cogitaret intra se: Trocz Jacob, das er mir etwas thw, meum enim [9] est Ius primogeniture. Esto, habeat a se stantem matrem, cui ego oppono [10] auctoritatem patris atque adeo omnium servorum stantium a me: Geth feyn [11] sicher dohin, gedenckt nicht ein mall, Got mocht in czwrzceidt darvon von [12] stoßen, forcht got gancz und gar nichts.

 

[13] Secundus locus. Parvi enim faciebat, ut superius dictum est, quod [14] vendidisset primogenita. Item non considerabat, offendisse se utrumque parentem [15] eo, quod duxisset gencium filias. Aber got sicht im czw biß czw seiner [16] czeith, darnach slecht er mit feusten dreyn. Admonemur itaque hoc loco vel [17] [Hebr. 12, 16.] Pauli apostoli exemplo, Heb. 12. ‘Ne quis in vobis fornicator sit aut prophanus’, [18] ungotforchtigk, ut Esau fuit, qui propter unam escam vendit primitura sua. [19] Scitis enim, quia et postea, cum vellet hereditario iure benedictionem assequi, [20] reprobatus est. Non enim repperit penitentiae locum tametsi cum lachrimis [21] quesivisset eam. Ehr hette gerne umkert, aber es halff in nicht. Ecce wy [22] schrecklich es sey, quando homo sibi relictus est, wan got dy hant abczeidt [23] und lest ine selbis machen. Recte itaque dictum est ‘melius est ire ad [24] [Pred. 7, 3.] domum luctus quam convivii’. In summa: optima regula Christianae vitae [25] [Ps. 111, 10., Spr. 10, 9(?).] est dei timor. ‘Timor domini inicium est sapientiae’. Et alibi apud Salomonem: [26] [Hiob 9, 28.] Beatus qui in timore ambulat, ut cum Iob dicamus ‘Verebar omnia [27] opera mea’ &c. Ut dicamus: Herr ich habe daß than, aber wie ßall ich im [28] [Ps. 51, 7.] thun, Cum in peccatis genuerit me mater mea. Her halt mirs czw gute, [29] gnade her. Das thwn nicht dy freyen geiste, dy wagehelß dy do menen, waß [30] sie thwn, sey woll than. Wollen wir truczen und pochen, Szo mussen wirs [31] in seiner Barmherczigkaidt thwn. Sunst ist nichts sichers in uns: Ut timore [32] compellamur ad misericordiam, ut eo suavior sit gratia. Das geschicht aber, [33] wan das hercze fulet, wo es Im felet unnd erschricket vor gottes gerichte, id [34] quod induxit super se peccatis suis, das er befindt: Er sey wirdig gottes [35] czoren. Lauffe hin unnd suche gottes barmeherczigkeidt als ein armes wormelein, [36] Szo wirt [ehr] erhalten. Iacob timet semper expectans dominum,

 

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[ 9 Pol. hier am Kopfe der Seite: Concupiscentia viciat omnia 20 Pol. hier am Fuße der Seite: Herendum in promissione dei        Pol. am Kopfe der Seite: Similium operum dissimilis gratia 24 Am Rande: Timet Iacob 30/31 In“geschee” scheint das zweite “e”, in “wasserm” das “r” von Pol. zugefügt 32 pater ist von Pol. zugesetzt 34 über usa von Pol. ratio]

 

[1] nesciens, quid de se faciet dominus. Darumb wirt Esau vorworffen und [2] Jacob auffgenomen.

 

[3] Tercio non curat deus opera, quantumvis in spetiem bona, Atque [4] que in fiducia promissionis fiunt. Vide enim, ut obediat Esau patri suo, [5] thut als, was er in hayst, diceret itaque sapientia carnis: Ey sal nhu [6] obedientia nichts seyn, hilfft sy doch Esau nicht eyn harrbreith. Responsio: [7] non curat deus obedientiam externam, Immo cor scrutatur. Proinde non [8] satis est, cavere homicidium, Non furari, non adulterium committere. Hii [9] solum in speciem boni sunt, nisi accedat cordis et affectus puritas. Nemo [10] autem est, qui non concupiscat, atque hic affectus viciat omnia. Esau probissimus [11] habitus est mundo, obsequens per omnia patri, attamen reiicitur. [12] Unde satis est causae, cur reiiciantur opera, quia cor non est unitum deo neque [13] vivit in promissione. Rursus observa, totam scripturam eo tendere, ut doceat, [14] herendum esse in sola promissione. Corde sic forte cogitavit Esau: Got [15] muß mirs woll geben: Meum enim est imperium, mea est hereditas, ad me [16] pertinent iudicium, mihi debetur iure quodam hereditario sacerdocium. Itaque [17] non timet deum Esau, nimis anxie herens in donis. Welchs got nicht leiden [18] kan: infecto affectu fiunt omnia. Porro eiusmodi sunt quoque omnia hominum [19] opera, nobis quibuscunque consiliis electa, que remunerabit deus isto [20] tempore dum vivimus, Sed puniet olim. Rursus Iacob obedit matri, dem getz [21] alles richtig fur sich. Eadem sunt utriusque opera, tamen illius acceptantur, [22] huius reiiciuntur: ille promovet, hic impeditur. Timet enim Iacob, non facile [23] consentiens matri. Sic enim respondet matri ‘nosti enim, quod frater meus [24] homo pilosus sit, Ego autem levis’. Si attrectaverit me pater meus et senserit, [25] timeo, ne putet, me sibi voluisse illudere et inducat super me maledictionem [26] pro benedictione. Iam si humana ratio iudicaret: nonne prelatura [27] esset obedientiam patris quam matris. Sed confundit deus fortia per infirma. [28] Jacobs werck get allene darumb fur sich, dan es geschicht im glauben. Alßo [29] gelden gott alle werck gleich, wen das hercze richtig czw im steheth. Es leydt [30] im auch an der groeß gehorsams nicht, besondern wie der gehorsam geschee [31] und in wasserm glauben.

 

 

[32] Questio ut potuerit falli [pater] Isaacus.

 

[33] Disputat hic humana ratio, ut fueri potuit, Isaac tam evidentissime [34] falli, Cum audiat vocem Iacob ad sese referens, suo iudicio usa [ratio]. [35] Proinde si factum hoc humaniter iudicandum esset, Certe esset, quod dubitare [36] posset humana mens. Sed textui standum est hoc loco observandumque,

 

[Seite 392]

 

[ 4 Pol. am Rande: Difficultas duorum in genesi capitum 7 Pol. hier am Kopfe der Seite: Morientis instructio 8 werckt 10 Grwauē Pol. hat “r” in “ra” geändert und darüber horrorem gesetzt 18 Pol. hier am Kopfe der Seite: Deus non iuvat nisi omni ope vacuos 19 “dan alleyn” von Pol. zugesetzt 24 fugendi 35 Audio bis Iacob ist am Rande nachgetragen]

 

[1] plura esse in scripturis loca adoranda quam scrutanda. Porro Christianae [2] modestiae est multa velle ignorare. Cedat enim necesse est hominum ratio [3] spiritui. Humanus enim animus non assequitur, quae scripturis prodita sunt. [4] Atque huic esse credo, quod nullus scriptorum explicaverit primum ca. Genesis [5] atque hoc 27m. Postremo dei operationes tam sublimes sunt, ut eciam [6] ab angelis non capiantur. Item dei opus non cognoscitur, nisi postea quam [7] [1. Cor. 1, 21.] factum fuerit. ‘Sic enim placuit deo’ iuxta apostolum ‘ut per stultitiam predicationis [8] salvos faceret credentes’. Alßo scheinen alle gottes wercke nerrisch [9] in unsren ogen. Huius rei evidens exemplum est futurum in morte. Do [10] werden wyr sehen unser sunde, Schrecken des todes, Grauwen der helle und [11] das gestrenge gericht gottes, dy uns alle ubermandt seyn, und ist vor gar [12] gancz keyn radt nicht adder hulffe, wo do wirt handeln humana ratio, Szo [13] gehen wir czw poden. Dan dy natur mack desse greuliche bilde nicht leyden, [14] wo nicht etwas hoers kompt, dan die natur ist. Hic necessaria est fides, [15] ut clausis oculis contemnat has horrendas imagines dicatque, se nescire [16] [Luc. 23, 46.] velle, quo eat, Christi exemplo ‘Her Vater, in manus tuas commendo [17] spiritum’. Ich byn dein armes creaturlein, mach mit mir, was dir wol [18] gefellig ist. Eyn solcher wirt an czweiffel hindurch dringen, dan gottes Natur [19] und wollgefall ist, Er will nicht helffen [dan alleyn], wo es uns an kunst, [20] [2. Mos. 13, 17 ff.] wicz, vorstandt, hulff czwrindt. Simile huic est quod exodi 13. legitur ad [21] [2. Mos. 14, 1 ff.] finem. Et principio c. 14. filii Israhel iuxta mandatum domini castrametati [22] sunt inter Magdalum et mare contra Beelsephen. Utrimque et a dextris et [23] a sinistris habent duo promontoria, ante se mare, post se Pharaonem, hostili [24] animo eos insequentem. Iam nulla fugiendi spes est, nulla salutis ratio, [25] [2. Mos. 14, 3.] nullum consilium. Id quod et Pharao dixit ‘Coartati sunt in terra, conclusit [26] eos desertum’. Porro Israhelem sic stantem timentemque valde atque [27] [2. Mos. 14, 13.] murmurantem contra Mosen, Ita consolatur Moses ‘Nolite timere, state et [28] videte magnalia dei, que facturus est hodie. Egiptios enim, quos nunc [29] videtis, nequaquam ultra videbitis usque in sempiternum. Dominus pugnabit [30] pro vobis et vos tacebitis’. Tandemque liberatus est Israhel. Dan es [31] hetten sich ehe dy berge mussen czw hauffen thun, Ehe sy got vorlassen hette. [32] Igitur si inciderimus in locos quosdam scripturae, qui humanae prudentiae [33] videntur vix verisimiles, hoc cogitemus: Her dw bist weiser dan ich. Ich [34] will mich in deyn gericht nicht legen. Ad rem ipsam: dicit Iacob ‘pater mi?’ [35] [V. 18 ff.] At ille respondit ‘Audio quis es tu fili mi?’ Respondit Iacob ‘Voluntas dei [36] fuit, ut cito occurreret, quod volebam’. Tandemque dicit Isaac ‘Accede huc, [37] ut tangam te’, quo palpato dixit ‘Vox quidem vox Iacob, Sed manus sunt

 

[Seite 393]

 

[ 7 deus ist Zusatz Polianders        Esau ist Zusatz Polianders 10 Pol. am Rande: Isaac non suspicatur mendacium 15 Pol. am Rande: Rebeccae fides 35 Pol. hier am Fuße der Seite: Spiritualis omnia diiudicat 37 Pol. am Rande: Iacob contemptus primo]

 

[1] Esau’. Multis verbis descripsit factum hoc Spiritus, quo significet, wie eines [2] richtigens glaubens und geystes Isaac gewesen sey, und wie starcker glaube [3] der mutter Rebeccae. Dan er hat alßo gedacht, postquam audivit vocem [4] Iacob. Ey got hat wunderbarlicher weyß durch mich gewircket und auff das [5] selczamst außgericht, wer weiß, waß er im sin hat. Das rechte erbe gehorth [6] Esau, villeicht wils got anders haben. Gybt got dye Ehre, villeicht wyl er [7] [deus] das ehr [Esau] alßo reden sal. Ecce nichil iudicat temere Isaac. Was [8] furhin gewicziget, atque exemplo didicit mirabilia dei opera, das got vill [9] anders richt, dan die vornunfft lernt, let es gehen, wy es gehet. Preterea [10] talibus moribus, tali institutione suos erudiit Isaac, ut nihil minus ex illis [11] speraret quam mendacium. Ideoque cum Iacob dicit, se esse Esau, credit [12] illi Isaac und gedenckt, er werde im nicht liegen. Ita in simplicissimo spiritu [13] ducitur Isaac, disse dinck seyn fromde dene, dy es nye vorsucht haben, aber [14] faste leicht den, dy do wissen, wie got handelt.

 

[15] Item in Rebecca licet cernere constantissime fidei exempla. Hec enim [16] nunquam se deflexit a promissione, qua dictum erat illi ‘maior serviet [17] minori’. In dem hanckt sy alßo festhe, daß sie och alle werck do hin richt. [18] Derhalben geschit es auch, wy sy glaubt hat. Vide, quanta res sit fides, dan [19] ehe der glaube hette mussen felen, Eher hette mussen nicht hoeren Isaak. [20] Atque hec causa, cur Paulus tantopere celebret hanc historiam. Ita eciam [21] ego solverem questionem. Alia questio est, ut potuerit nescire Isaac quisnam [22] fuerit ille, qui abstulerit benedictionem. Sic enim dicit Isaac ad Esau [23] [V. 33.] inferentem cibos certos de venatione ‘Quis igitur ille, qui dudum captam [24] venationem attulit mihi? Et comedi ex omnibus, priusquam tu venires, benedixique [25] ei et erit benedictus’. Quare hic non dicit: deceptus sum, Revocabo [26] sentenciam? Sed errorem confirmat. Sic enim iudicaret prudentia carnis et [27] humanum consilium: Das wir ein dingk wider ruffen, wen wir eins besseren [28] bericht werden. Responsio: age hoc loco ut priore, vidit enim, in spiritu [29] egressam a se benedictionem virtute aliqua. Darumb leth ers geschen. Der [30] sye hat, der hat sye, experti sciunt, quid revocandum, quid non. Post factum [31] intelligunt rem, quod peius ignorabant. Szo fulet man, wye es ghet. Ita [32] Augustinus de matre sua Monica scripsit: alßo wissen alle geistliche leuthe [33] underscheidt aller wercke, wor an sye halden sollen und wor an sie nicht? [34] [1. Cor. 2, 15.] ‘Spiritualis enim omnia iudicat et a nemine iudicatur’. Iam enim videt [35] Isaac, benedictionem pertinere ad Iacob non ad Esau. Iczunder macht in [36] [V. 14.] sein weip kluck. Parat deinde cibos Rebecca et vestibus Esau valde bonis, [37] quas apud se habebat, induit eum. Contemtum indicat hic locus Iacob, ut [38] illi prelatus sit Esau frater, ad quem pertinebat ius primogeniturae. Dan

 

[Seite 394]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 11 “ist weit gotlicher” von Pol. zugesetzt 19 Pol. hier am Kopfe der Seite: Novum/Vetus testamentum 30 Pol. hier am Kopfe der Seite: Duo populi]

 

[1] Esau hat man heraußgestrichen. Jacob hat man bleiben lassen. Primogenitos [2] hat man groß gehalden, quia illorum erat possessio, hat in den guttern den [3] forczuck, und nam doch gleichen teyl illorum, quorum erat imperium et [4] sacerdocium: Darumb worden sy auch drauff geczogen. Habebant vestes [5] pro more scilicet gentium balsamo vel alio liquore inunctas. Ordo benedictionis. [6] [V. 29.] ‘Det tibi deus de rore coeli et de pinguedine terrae’ &c.: Ecce [7] [V. 28.] opes. ‘Servient tibi populi’ &c. ‘Esto dominus fratrum tuorum’: Ecce [8] imperium. ‘Et qui male dixerit tibi, sit ille maledictus’ &c.: Ecce ius predicandi, [9] absolvendi, castigandi, orandi, id quod sacerdotum est. Vide, ut [10] laudetur hoc loco agricultura, das eynem das landt genunck brengt. Disse [11] narung [ist weit gotlicher], dan silber und kauffmanschacz, atque ibi videtur [12] victus omnium patrum. Ita benedictio est in iis bonis, que dantur citra [13] periculum animae. Postremo: sacerdotes, facti iuxta ritum Isaaci, veri sunt [14] sacerdotes, atque tales nos sumus omnes. Reliquit enim deus semper, quibus [15] credidit verbum suum predicandum. Posteaquam cepit sacerdos predicare, [16] non deerunt maledicentes. Dan wo dy welth maledeiet, da gebenedeiet got.

 

 

[17] Sequitur huius historiae allegoria.

 

[18] Duo populi atque duo testamenta undique signata sunt in scripturis. [19] Primum est lex, Secundum gratia et condonatio peccatorum. Proinde duo [20] filii hoc loco sunt duo populi. Prius populus exercet legem et exercetur [21] a lege, attamen non assequitur vim legis, que affectum imperat. Porro ne [22] erres, observa, vetus testamentum non esse tempus, quo vixerunt Iudei, [23] neque novum testamentum, quo vivimus nos. Testamenta enim non variantur [24] iuxta tempus, sed iuxta cordium rationem. Sunt nimirum, fuerunt et erunt, [25] qui vel pii sunt vel impii. Qui legem docent eciam divinam, persistentes [26] in sola lege, sunt testamentum vetus. Itaque omnium longe optimi censentur [27] in mundo veteris testamenti homines, werckheiligen, tales fere sunt bischoph, [28] pfaffen und Monch. Quales sunt eciam qui pro suis confirmandis nituntur [29] optimis scripturae locis dicentes: do seyn x gepoth, da seyn alßo ville schrifft, [30] dy von wercken sagen, dy mussen jo gehalten werden, haben vor sich dy vornunfft [31] &c. et assensum totius mundi, und das ist das erste volck. Alius [32] populus habet novum testamentum tali scilicet spiritu, ut hereat in solius [33] dei promissione, non confidit in opera et carnem, non obmittunt opera. [34] Scit enim, fidem fontem esse et regulam operum, a qua fide incipit operari [35] [1. Cor. 9, 21.] authore apostolo in Chorinthiis ‘factus sub lege cum essem sine lege’. Et [36] [1. Tim. 1, 9.] ad Thimotheum ‘Iusto non est lex posita’, nec divina quidem, quod secundum [37] spiritum verum est. Dan kein hercze wirt mutig und troczigk von [38] den wercken. Aber uberley trost wechst auß der hoffnung gottlicher czwsage

 

[Seite 395]

 

[ 4 Pol. hier am Fuße der Seite: Contra fiduciam operum 11 “dar mit” von Pol. zugesetzt 15 Pol. hier am Ende der Seite: Gratis serviendum deo et proximo        Qui von Pol. zugesetzt 20 nōīē 24 tollerans eorum von Pol. zugesetzt 25 non von Pol. zugesetzt 27 Pol. hier am Fuße der Seite: Operari nos oportet Exemplo Christi        Pol. hier am Kopfe der Seite: Opera primorum parentum ante lapsum]

 

[1] hangen allein auff gottlichen gnaden. Der ist wenich, quia non facile [2] creditur, opera nihil efficere. Aber eß muß eyn uberwerck, eyn ubergesecz [3] kommen, Sall das hercze frolich werden. Wen nhu das geschehen ist, daß der [4] mensche weyß, woher er seyn seligkait hat, Szo ist er vor seyne person genugt, [5] habet tantum corpus, eynen eygenwilligen faulen Esel, dem muß er czw [6] schaffen geben, iczt mit dissem, iczt mit jenem werck, und muß in im czom [7] halten, auff das er nicht czw geil werde, gey auffs eys und breche ein pein. [8] Item vivit inter homines, dy werden sein an czweiffel bedorffen, den dint ehr. [9] Facit autem hec opera, vero non ut necessaria sint ad salutem, sed libere, [10] scilicet quia sic placeant domino, und spricht: nhu wollan, Ich ßall den sack [11] warten und dem Esel futter geben, auch den leutten [dar mit] dinen, das will [12] ich gerne thun und umb sunst, dan ich hab uberflussigk genug gnade enpfangen [13] in der tauff, darumb will ich och frey umbsunst dinen. Christus ist [14] [Röm 8, 32.] mein, und alleß waß gutz an im ist. Rho. viij. ‘Qui proprio filio non [15] pepercit, Sed pro nobis omnibus tradidit illum. [Qui] fieri potest, ut non [16] et cum eodem omnia nobis donet?’ Baptizatus itaque, Absolutus, Item [17] comesto suo corpore accepi arram beneficentiae suae. Warumb wolt ich Ime [18] den nicht trawen? Wer szo weit kompt, der ist alles gesecz an. Subiicit [19] autem se legi non propter se, sed alios, ut illis inserviat. Preterea impium [20] esset et nomini divino blasphemia, operibus posse salvari quenquam. Id [21] [Gal. 2, 21.] quod Apostolus apertissime testatur in Galatis ‘Si ex lege est iusticia, Christus [22] gratis mortuus est’. Idem exemplum videbis quoque in Christo, qui iam [23] recens natus plenissimus gratia dei erat. Tamen triginta tribus annis hominibus [24] conversatus est, nihil non tolerans [eorum], quibus humana fragilitas [25] obnoxia est, [non] certe, ut iis operibus salvetur. Sciebat enim, antea se [26] placere deo, libere facit, quicquid facit, quoniam sic placitum est patri suo. [27] In summa: solum aliis prodest, hec porro sit vita Christiani hominis. Gibt [28] sich in geczwanck, do er sunst frey wer. Idem in paradiso fiebat ante lapsum. [29] Nolebat Adamum et Evam otiosos esse deus. Ita commisit illis colendam [30] paradisum, nominare animantia, imponere rebus nomina, warten dy weile des [31] fiehes, warten die bawm, pflanczen den garten. Atque hec ita fiebant, nicht [32] das sye dar durch solten frum werden, das sy vorhyn waren, Besonderen, daß [33] sie nicht ledig gingen. Ita fides et Baptismus gratuito dantur, ergo et gratuito [34] servias tu. Hoc opus, hic labor est, ut recte hanc libertatem Christianam [35] intellegamus. Copiosius hec videbis in historia. Lex cogit operari [36] bona. Unde est, quod Esau tantopere exerceatur in lege. Venatur, discurrit, [37] nunquam quietus est, quibus exerciciis optime describitur, quid lex efficiat.

 

[Seite 396]

 

[ 12 Pol. am Rande: N (d. i. Nota) 15 Pol. am Rande: Huc applica historiam de decem virginibus 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Apparitio dei 28 et et]

 

[1] Iacob vero non tam in lege quam verbis promissionis heret, factae matri. [2] Ideoque scribitur habitasse in tabernaculis. Esau Ruffus est et inquietus, [3] idest operarii, dy werck heiligen, nunquam sunt quieti in conscientia, immo [4] longe omnium impacientissimi, pleni iracundia, pleni malis affectibus. Ita [5] inflat lex, Ita inflant opera, alii leves, sye synt glat und slecht, Id quod [6] [Luc. 3, 5.] Ioannes Baptista dixit Luce iij. ‘Et erunt prava in directa et aspera in vias [7] planas’: waß da krumb ist, das muß slecht werden. Item archa Noe facta [8] est mandato domini de lignis levigatis, sola enim promissio servat ab interitu. [9] Legis figura Esau est: Egreditur in campum, idest sacerdotes ingrediuntur [10] in populum, fert secum arma, pharetram et arcum, idest verba [11] scripturae. Pharetra scriptura est, telum verbum. Exeunt verba de ore [12] sacerdotis. Er sagt: will from leuthe machen per legem. Ist eyn Dittreich [13] potens facto, der toeten reich.1 Atque hii sunt, de quibus apostolus dixit [14] [1. Tim. 1, 7.] ‘Volentes esse legis doctores, nescientes que loquuntur, neque de quibus [15] affirmant’. Non enim satis est predicatio legis, dan dy operatores werden [16] czw lang aussen sein. Convertuntur autem solum ad speciem civilem, werden [17] alleyne gleissende fromme leuthe, und dy weille sie sich uben in iren wercken, [18] Nimpt Jacob die benediung hyn weck.

 

[19] [1. Mos. 27, 1.] Senuit Isaac et caligaverunt oculi eius. Videtur deus nobis [20] interdum cecus esse, non secundum sese, Sed iuxta opera et effectus. Proinde [21] observa, scripturam apparere hominibus prout affecta sunt illorum corda. Id [22] [Marc. 16, 12 ff., Luc. 24, 13 ff.] quod testantur litterae Euangelicae Marci ulti. et Lucae ulti., ubi apparuit [23] Christus duobus discipulis euntibus ad Emaus in persona peregrini. Nimirum [24] quia in diversum rapiebantur animi illorum, dubitabant etenim, an esset ipse [25] redempturus Israhel. Prout enim intellectus est cordium nostrorum apparet [26] [Joh. 20, 15.] nobis dominus. Idem est cernere in Maria Magdalena, cui apparuit ut [27] hortulanus eodem scilicet consilio. Item cum daretur lex Israheli, apparebat [28] mons illis fumans et plenus igne, auditaque sunt tonitrua, ea scilicet de [29] [2. Mos. 19.] causa, quia incircumcisorum cordium erant Iudei. Exodi 19. Postremo ita [30] foris sunt imagines, ut sunt intus corda credencium, Videntur porro [31] nobis dividi duo populi deo hoc permittente, Tuth gleich alß schliff er [32] die weyl. Darumb deucht uns, got sehe es nicht, Fit contentio: Esauitae [33] lege certant, Iacobite fide, illi multa afferunt pro se, adeo quod eciam pervincant [34] egregieque dominentur. Eosque sequitur maior mundi pars, prosperantur [35] in omnibus viis suis, got sweigt still, sicht eyn weyll czw, biß czw

 

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[ 2 Pol. hier am Ende der Seite: Esauitae/Iacobitae contendentes 6 ein eyn 24 Pol. hier am Kopfe der Seite: Spiritus principalis]

 

[1] seiner czeith, und dyß sein leuthe, die gottes gesecz lernen. Nostro tempore [2] non sunt Esauite, non enim leges divinas docent, Sed Esau longe inferiores, [3] quia docemur leges humanas, libros gentilium et summam viciorum. Ubi [4] igitur parebimus nos, si illi reiiciuntur, qui divinas leges predicant, quas [5] mandavit dominus. Ita deinde Esau eo procedit, ut decreverit apud se interficere [6] fratrem Iacob. Hoc audiens Rebecca vocat Iacob und macht em eyn [7] ander predigt. Eius enim verba sunt promissionis verba, Seyn suß, liplich, [8] frolich, dy neren uns und erhalten uns, do werden fromme leuthe und als [9] werd Esau und Jacob. Hoc est, si audimus, legem non impleri a nobis, [10] [Marc. 16, 16.] Salutemque neque esse ex nostris operibus neque ex lege. Et rursus ‘qui [11] [Matth. 16, 19.] crediderit’ &c. ‘Quicquid ligaveris’ &c. tranquillantur animi nostri. Dan [12] unmuglich ist es, das einer ßolte frolich werden, Er ergreiffe dane diß wort, [13] dar aus er lerne, daß got sein genediger vater seyn will und nicht ein gestrenger [14] richter, auß dißem wegst dy süssickeidt und der glaube. Verba matris [15] [V. 6.] ad Iacob sunt hec ‘Audivi patrem tuum loquentem &c. Cum Esau fratre [16] tuo’ &c. Dy mutter richt sich recht in dy sache, folgt alleyne nach der promission, [17] [V. 11.] darumb consolirt sy auch den mistrawenden Son. Sic enim respondit [18] Iacob: Nosti, quod frater meus homo pilosus sit et ego levis &c. Cui persuadet [19] tandem mater, ut acquiescat consiliis eius. Cucurrit itaque ad stabulum, [20] aufferens inde duos hedos. Hoc est predicator Euangelii non invenit feras, [21] wylde ungeheuer herczen, Besunder daß Euangelium berurdt czame freye willige [22] herczen, quae sua sponte sequantur promissionem citra vim aliquam, lassen [23] [Joh. 6, 45.] sich feyn lencken und regyren. Et ut Ioannes ait ‘Et sunt docibiles deo’, [24] Sein gelernigk, Quos solos regit dominus. Eyn solchen geyst heyst der prophet [25] [Ps. 51, 14.] psal. 50. ‘Spiritum principalem voluntariam’. Esau facit timentes, ungeduldige, [26] sturmige geyste, atque qui repugnante affectu faciunt legem. Qui etsi faciunt [27] hoc, quod mandat lex, Corde tamen ita dicunt: Ey, were es nicht gepotten, [28] gerne wolth ichs lassen. Dysse seyn unwillig ubers geseczt, Indigneque ferunt [29] iugum legis mallentque cupiditati suae laxare frena. Hy lacht das hercze [30] auditoque verbo promissionis, Ist fridsam und wird eyn geyst mit got, daß [31] ist czahm fleisch, daß bringt seinem vatter Jacob czw essen, Esau bringt [32] wild fleisch. Isaac deinde non docet, qualem se debeat gerere Iacob, Sed [33] Rebecca, idest Euangelium, vere docet et scriptura in locis promissionis, [34] ubi non mandat. Venit ad Isaac: novus populus consequitur benedictionem [35] Relicto Esau, idest spiritus recta ducit nos ad Christum, lex per obliqua, [36] [2. Tim. 3, 7.] de quibus dixit Apostolus ‘semper discentes et nunquam ad veritatis [37] [V. 15 f.] cognitionem pervenientes’. Porro vestibus Esau valde bonis, quas apud [38] se habebat domi, induit Iacob Rebecca pelliculasque hedorum circumdedit [39] manibus et colli nuda protexit. Vide, Iacob Esau fiat et Esau Iacob,

 

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[ 21 Pol. am Rande: Isaac deum signat. 24 - ctificatur scheint von Pol. in die hinter re- gelassene Lücke später eingetragen. Am Rande das Zeichen —, um die Lücke zu bezeichnen 28 Pol. hier am Kopfe der Seite: Vox quidem vox Iacob, manus Esau 37 über “man es” ist von Pol. scilicet ut lex fiat übergeschrieben 38 Über “Disse” ist von Pol. hec pars geschrieben]

 

[1] idest scriptura docens fidem, coctas arietes adducit, idest populum volentem. [2] Vestibus itaque induitur quasi alienis et tegitur pellibus, idest Christianus [3] sciens, se salvare sola fide, permittit alii, quicunque velint, sua [4] utantur opera, neque quidquam differt ab illis. Er ist wye eyn ander [5] mensch, slefft, geth und stehet, czeugt weich und raw klaider an, gilth im [6] alles gleich, Seynthalben ist ehr frey, Sthet mit got czw friden, bedarff [7] auch solcher werck nicht, tamen ultro assumit officium ministerii et operatur [8] [1. Cor. 9, 21.] perinde atque Esau. Huc pertinet, quod Paulus dixit ‘factus sub lege, [9] quasi sub lege non essem. Preterea est, qui eo animo est’. Omnia que [10] facit, placent deo. Rursus observa, solam fidem discernere inter opera. [11] Cuius rei sit hoc exemplum. Duo sacerdotes simul celebrantes idem opus [12] faciunt. Is qui credit, sibi hoc opus non prodesse, sed aliis, placet [13] domino atque prodest sibi. Is qui vult prodesse, hoc opere obest sibiipsi. [14] Bonus dicit, se non operibus salvari. Den ist die Haudt nicht angewagsen, [15] Besonderen er czeugt sich selbes an auß gottes willen. Impius, der meynt, er [16] werde selig und felet. Dissem ist die Haudt angewagsen. Vestes deinde fragrantes [17] Sunt loci scripturae, qui legem docent atque verba illorum, qui dicunt, [18] [Röm. 7, 12.] mandatum sanctum et iustum est, quod negligere impium est, nescientes, [19] [1. Tim. 1, 8.] quod Apostolus: ‘Scimus, quoniam lex bona est, Si quis legitime utatur ea’, [20] [V. 22.] hoc est si quis sciat, sibi legem non esse legem. Accedit patrem Iacob. [21] Isaac ex auditu iudicans fallitur tactu et visu. Alßo sicht got czw contendentibus [22] iis duobus populis, lest sye machen, horet und fulet, gibt dem dy [23] gebenediung, der im glauben hanck, der sich trost, das er Christen sey. Qui [24] etsi mentiatur coram hominibus, tamen rectificatur per fidem hoc mendacium [25] in quo fallitur is, qui ex facto iudicat, non ex fide. Christus betrugt idermann, [26] [Luc. 2, 34.] Es ist aber ir aigen schult. ‘Positus quidem in ruinam multorum et [27] in signum, cui contradicitur’, dan sie haben kayn glauben im herczen. [28] Jacob glaubt, got sey im genedigk. Es ist es auch. Item er sagt, er sey der [29] erste son. Er ist es auch. Timebat Iacob, ne malediceretur. Ita boni verentur [30] omnia opera eorum, Sed confirmantur verbis scripturae: Seyn blode [31] [V. 22.] und vorczagt, Szo lang, biß do sagt czw im promission: Ey volg mir, es [32] wirdt dyr nicht gerawen, ghe fur dich. Palpato deinde Iacob, dixit [33] Isaac: vox quidem vox Iacob est, Manus sunt Esau, idest novus [34] populus nihil variat. Es ist eyn gebeer, eyn wesen, eyn leben. Item es sein [35] alle werck gleych, alleine dy sprache wandelt sich. Diser predigt anders, [36] Beicht anders, thut anders, hath och eyn ander gesanck. Mosen et legem [37] predicat Esau, Iacob promissionem, wo man es nemen sol, daß werck ist [38] gleich, der spruch ist anders. Disse predigt ire krangkhet und gottes ehr,

 

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[ 5 oder ader Vielleicht ist eins von den beiden Worten überhaupt zu streichen 6 Gedenck 18 Pol. am Rande: Bonus odor Christi sumus 32 exigere von Pol. zugesetzt]

 

[1] Ihenne ire werck und und vordinst, daß ist der hader czwischen dissen zween [2] folckeren. Jacob predigt Barmherczikaidt und sein leben ist anders, und [3] alßo im glauben Seyn alle gering werck groß, wen sie in gottes trawen [4] geschehen. Rursus alle grosse werck seyn klein extra fidem. Huius sit tale [5] exemplum. Eyn armer schuster oder ander handtwerckman spricht: ‘ach herre [6] got, ich bin dein armes creaturlein, gnade myr mein herre’, Gedenckt nicht [7] eyns, wy das werck ist, und gefelt doch got ville baß dan alle werck aller [8] Cartheuser und pfaffen. Ecce ii duo fratres sunt exempla eorum operum, que in [9] fide vel extra fidem fiunt. Eyn frummer fastet, wans czeith ist, fastet, betet, [10] yst, drinckt, slefft in aller forme wy eyn ander. In den wercken gar khain [11] unterschaidt, Jdoch gefallen seyne wercke gotte woll und der andern nicht. [12] Czwene priester halden czwgleich messe, Eyner gefelt got, der ander nicht. [13] Czwene eliche weiber warten czw gleiche daß hauß, czwene schuster machen [14] czwgleich eynem schuch: eyn werck gefelt got, das ander nicht, das machen dy czw [15] [V. 27.] sprachen atque ipsa fides. Postea, ut sensit Isaac vestimentorum [16] Iacob fragranciam, benedixit illi dicens &c. Ecce fiedei opera [17] richen woll in conspectu dei, perinde atque plenus ager. Ex hoc loco [18] [2. Cor. 2, 15.] Paulus colligit, omnes Christianos esse bonum odorem Christi, dicens ‘Nos [19] sumus bonus odor Christi, aliis in vitam, aliis in mortem’ &c. Preterea [20] ‘odor’ heyst eyn roch vel bona fama. Iam de Christiano nihil habemus nisi [21] famam operum, fide latente in cordis penetralibus. Naturlich seyn frommer [22] leuthe werck gut und idermanne besserlich. Malorum opera nemini prosunt [23] [Matth. 7, 15.] atque hoc est, quod Christus ait ‘attendite a falsis prophetis’. Et subdit [24] ‘ex fructibus eorum cognoscetis eos’. Eyn boßer baum blettert sich, tregt [25] obes gleich wy eyn ander bawm. Wilthw underscheidt wissen, ßo beyß drein, [26] Szo wirstu es fulen. Si queram ex operatore quodam, an ferre posset, sua [27] contemni, Responderet: quod posset. Tu si hoc ageres, aperte cognosceres, [28] hunc potius deum abnegaturum quam passurum, sua contemni. Illi econtra [29] ferunt omnia dicentes: Non mihi fit quicquid fit, Sed deo, cui vivo. Vis [30] [V. 28.] benedictionis est: vives de rore coeli et oleo, quod in Hebreo non [31] habetur. Saepe admonui vos, scripturam valde diligentem lectorem atque [32] prudentem [exigere], alicubi enim de initio gratiae loquitur, alio loco executionem [33] gratiae celebrat. Ita hic locus non ad initium gratiae pertinet, sed [34] ad retributionem, que gratiam sequitur. Hec enim benedictio est retribucio [35] [2. Sam. 22, 26 f., Ps. 18, 26 f.] gratiae. Ideo dixit propheta ‘Cum sancto sanctus eris, et cum perverso perverteris’. [36] Deinde hic est ordo divinae benedictionis, hic non largitur retributionem, [37] sed suspendit usque in futurum, mutuo ut hec duo sese consequantur: [38] Benedictus deo, maledictus hominibus. Quem deus benedixit, der [39] hat den teuffel am halße. Ideoque patitur maledictionem toto tempore vitae

 

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[ 4 Scilicet qui sunt ist Zusatz Polianders 15 ergibt 16 sey 18 scilicet benedictionis ist Zusatz Polianders 24 Am Rande: Ioan. 1. 27 apostolum et Ioan. baptis. Pau. iijo, doch ist Ioan. baptis. durchstrichen]

 

[1] suae. Hanc passionem et patientiam sequitur retributio velut dicat: Dw [2] armes volcklein, du leidest unlust, wirst von idermann vorfolget. Ich wil dich [3] gebenedeien czw seyner czeith, halt nur stille. Iacob iam antea iustus est, [4] servit deinde aliis [scilicet qui sunt] manibus pilosis. Iusticia sua est ut [5] patiatur multa. Jacob muß alle czeyth eyn Esau haben, atque hec contentio [6] durabit usque in finem mundi. Dan sy konnen nicht leyden die Esauphiten, [7] daß ir dinck nichts sey. Vide enim, ut fuerit Romanus pontifex, cum iniquitatis [8] arguitur, non facile fert constitutiones suas contemni. Nhun muß [9] es alßo seyn, wans Jacob Sagt, Tunc recidunt in eum maledictiones, der [10] Esau reckt sich, atque in hoc, quod perdunt veritatem, dicunt, se querere [11] veritatem, cum nihil minus agant, ornantes se simulato titulo. Qui vero [12] Iacobum sequantur, si arguuntur, non obsistunt, Susque deque ferentes, sive [13] arguantur sive laudentur, salva tamen semper dei gloria. Sunst seyn sy wol [14] czwfriden, das man von ine und von irem leben nichts helt, firmati hac [15] domini promissione. Halt dw veheste, ergib dich dreyn, dw must vormaledeyet [16] seyn, dan ich will dich gebenedeyen. Impleta sunt hec in regibus [17] et populo forti propter promissionem factam Abrahae, Isaac et Iacob atque [18] fidem illorum. Sub quibus bonis [scilicet benedictionis], etsi temporalia sint, [19] [Mich. 5, 7.] comprehenduntur spiritalia. Ros in scripturis crebro celebratus est. Mich. 5. [20] ‘Et erunt reliquiae in medio populorum multorum quasi ros a domino’. [21] [Ps. 110, 3.] Psal. 109. ‘Tecum principium in die virtutis tuae in splendoribus sanctorum, [22] ros infantium orietur de ventre aurore’, de regno Christi loquens. Iunguntur [23] [Joh. 1, 13.] autem hec duo ‘Ros celi’ et ‘de rore coeli vives’, hoc est filii Christi [24] non hominum operibus nascuntur, sed citra virilem operam: An czwthun [25] der natur, an unßer und aller menschen wircken. Caro cesset neque censebitur [26] omne carneum inter filios Christi. Non sunt filii Abrahe, qui ex [27] [Röm. 4, 12. 16.] carne Abrahae nati, sed quia ex fide, iuxta apostolum Pau. iijo. Ro. Iam [28] [Matth. 3, 9.] apud Matheum. Sponsa Christi aurora est, idest ecclesia, quam figurate [29] diximus Rebeccam. Eo enim tempore cum multi nascerentur Martyres, orta [30] est aurora, dy lustige zeyt, do Junckfrawen, Cecilia, Agnes, Agata, Junge [31] knaben frolich czw tode gingen. Euangelium est uterus, quo concipit, fovet, [32] parturit et parit filios suos ecclesia, idest ecclesia vult omnia fieri in dei [33] promissione, dan unmoglich ist es, daß wir eynen menschen from machen myt [34] [V. 28.] geseczen adder wercken. Secundo datur Iacob pinguedo terrae. Praemium [35] fidei est plenitudo et cumulus virtutum et gratiae. Qui enim credit, iam [36] spiritum habet atque intelligentiam scripturarum, fit mitis, pauper est spiritu, [37] gelenck, willich, suß, sanffmutig, keusch &c., brengt fruchte. Jdermann bessert [38] sich an im, Jdermann gneust seyn. Iam rore coeli, idest fide, cor illuminatur, [39] purgatur, rectificatur, consequiturque quicquid voluerit. Alii operantur et

 

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[ 2 Von Pol. in “feist”, “getungt” geändert 3 Pol. hier am Kopfe der Seite: Filii dei non peccant 7 kimdt (? kundt) 28 Pol. hier am Fuße der Seite: Christus frater est et dominus        Pol. hier am Kopfe der Seite: Praelati iuxta benedictionem Iacob sunt fratres et domini 34 sunt von Pol. zugesetzt]

 

[1] nihil consequuntur. Qui itaque rore impinguatus est, idest qui fidem habet, [2] non potest non bona operari. Dan daß landt fest und woll getonct ist, [3] [Ps. 25, 10.] kan kene boße frucht wachßen. Hinc est illud psalmi ‘Universe viae domini est [4] misericordia et veritas’, idest si in homine vivit spiritus fidei. Waß er thut, [5] ist grunthlich gut und warhafftig. Misericordia ire opponitur, Veritas hipocrisi [6] et simulationi. Velut dicat: dy anderen seyn Ira, got ist eyn feindt [7] und hipocrisis ist eytel heucklerey. Disser ist daß lieb kindt. Waß er thut, [8] ist angenem. Sundigeth ehr, ßo schat es im nicht, felt er, ßo sthet er widerumb [9] auff, und mussenn im alle dingk besserlich seyn. Hec immensa gratia magno [10] malo a nobis contemnitur. Hanc surda aure preterimus, seducti per predicatores [11] nostros. Solt daß nicht eyn hercze frolich machen, Szo uns got [12] wyll fur liebe kinder haben dato ad hoc signo baptismatis. Aber der teuffel [13] [V. 28.] hindert das, wo er kan. Tercio quoque benedictio habet abundantiam [14] frumenti et vini: Ecce quot antea seculis predictum est sacramentum Eucharistiae [15] atque divitiae Euangelii. Est enim sententia: Abundabis frumento et [16] vino, idest verbo Euangelii wirstu reich seyn. Frumentum et vinum in scriptura [17] est verbum Euangelii. Ita non satis est accipere rorem et frui pinguedine [18] terrae, nisi et alios quoque iuvemus mit den trostlichen worten des Euangelii. [19] Id quod predicatione apostolorum factum est. Ros et pinguedo terrae significat [20] vivere et facere, vinum et frumentum docere. Wer predigen will, ßoll [21] fur hyn woll vorsucht seyn, daß er andern leuthen moge rathen. Quarto: [22] [V. 29.] ‘Servient tibi populi et adorent te tribus. Esto dominus fratrum tuorum’. [23] Christo hoc datum est et omni habenti benedictionem. Adoramus Christum [24] ut fratrem, et cum hoc dominus est. Item quoque coram Petro, Paulo atque [25] omnibus, quos Christo iunctos credimus, curvamus genua. Id quod faceremus [26] viventibus, si eciam sic constaret nobis, quod Christi spiritum haberent. [27] Christus frater est et dominus, hoc solatio nihil maius est in hoc, quod [28] frater, non contemnit me. In hoc, quod dominus, timeo eum. Dominum [29] timeo, fratrem adamo. Apostolis idem contigit, omnes venerabantur eos, [30] cum quibus erant. Ipsi rursus neminem contempserunt, ultro suam operam [31] omnibus accommodantes. Ita prelati sunt fratres et domini, Nos servi et [32] cum hoc fratres. Huc refer mores omnium Episcoporum, qui olim fuerunt, [33] videbis enim, quanto spatio dissideant ab Episcopis nostrorum temporum. [34] Iam enim Esauitae sunt potenter regnantes, condemnantes, maledicentes, fulminantes. [35] [V. 29.] Quinto: ‘qui te benedixerit, benedicatur, qui maledicat, sit maledictus’. [36] Descripta est hoc loco spiritualis administratio signo addito, Quia [37] necesse est Christianos pati debere. Non deerunt enim maledictiones.

 

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[ 4 roddisch] Pol. darüber: ruhd        nostrorum ist Zusatz Polianders 5 perditionis ist von Pol. über durchstrichenem predicationis geschrieben 6 sey 13 vehenti 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: Esau excutit Imperium Iacob fratris 35 terrori sunt von Pol. zugesetzt        Pol. am Rande: N (d. i. Nota) 36 Achab]

 

[1] Martyres olim servi fuerunt corpore, liberrimi spiritu. Adeo proprium est [2] Christianorum ultro ferre iniuriam, que administratio prorsus periit nostro [3] seculo. Episcopi quidem nostri neque sunt spirituales neque prophani, widder [4] hundt noch roddisch.1 Immo regnum [nostrorum] Episcoporum est regnum [5] peccati et perditionis. Undique hoc testatum est in omnibus scripturis. Es [6] solth keyn krigk seyn: Iczundt, ßo fechten unßer Bischoff mit dem schwert. [7] Olim nihil habebant nisi verbum. Administrationem hanc neglexit Esau, [8] malens Iniuriam inferre quam pati, qui iuxta prophetas servi ventris appellantur [9] [Luc. 16, 8.] et a Christo filii huius seculi, Qui maiori prudentia prediti sunt [10] quam filii lucis. Hoc est, impii magis inhiant post sua bona quam illi pro [11] [V. 30 f.] spiritu. Vix Isaac sermonem impleverat &c., venit Esau afferens [12] cibos. Cui dixit Isaac: Quis es tu? Cui respondit: ego sum [13] Esau. Expavitque Isaac stupore vehementi. Indignatur Esau [14] [V. 38 f.] multis calumniis incessans fratrem Iacob, tandem post multum eiulatum [15] atque rugitum dixit patri: Num unam habes tantum benedictionem [16] pater? Mihi, obsecro, ut benedicas. Cumque eiulatu [17] magno fleret, motus Isaac dixit ad eum: In pinguedine terrae [18] et in rore coeli desuper erit benedictio tua. Vives in gladio, [19] fratri tuo servies, Tempusque veniet, cum excutias et solvas [20] iugum eius &c. Ecce quam diversa sit hec benedictio a priore. Rorem, [21] coeli tacet pinguedinem proferens. Signum est, priorem fuisse spiritalem. [22] quoniam de coelo in terram descendit, Hanc non esse spiritalem, quoniam [23] solius terrae est in rore, Id quod postea rei comprobavit eventus. [24] Magnus enim fit in terra Esau et potens atque adeo multarum disciplinarum [25] peritus. Historiis quidem testatum est, ex suis prodiisse sapientiam [26] [1. Mos. 36, 11., Hiob 2, 11., Hiob 29, 25.] Themanitarum. Item inde manarunt gentium imperia, Ut Iob rex Edom [27] ex Esau erat. Deinde certum est, Esau in divinis literis fuisse eruditissimum. [28] [Matth. 5, 45.] Ita nullo discrimine confert et in malos quoque dona sua dominus. [29] Discamus itaque, nulla dona aliquid conferre ad salutem authore Apostolo [30] [1. Cor. 12 –14.] in Chorynthiis. Idem contigit Esau, quod Ismaeli atque aliis quibusdam. [31] ‘Gladio vives’: dw salt under brechen landt und leuthe. Vives in lege, [32] quam et predicabis. In gladio enim vivere est legem predicare. Euangelium [33] autem pacifice regit, cuius discipuli sub regibus vivunt et serviunt [34] liberrima tamen servitute. Rursus Esauphitae iis, qui in euangelio vivunt [35] [V. 40.] [terrori sunt.] ‘Excucies iugum Iacob’. Horrenda certe sententia, quam [36] [2. Kön. 16, 6.] quidem interpretantur impletam esse sub rege Achas, 4. Reg. Predictum est 

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 16 qui q 18 Paulus] Petrus 27/28 quis in scheint von Pol. zugefügt 33 Pol. am Rande: Tercius cognationis gradus non prohibitus 35 Pol. hier am Kopfe der Seite: Contra dispensationes pontificum]

 

[1] [1. Tim. 4, 1.] hoc diu ante a prophetis et ab apostolis. ‘Erunt doctores discedentes a fide’ &c. [2] Iacob perditurus est imperium, Novum constituet Esau. Iacebit Euangelium, [3] predicabuntur humana figmenta, quod vereor ne in nostra hec tempora torqueri [4] possit, ubi pro Euangelicis literis pontificum decretales docent, et fortissime [5] regnat Esau pro Iacob. Contentio hec celebrata est Apostolorum [6] temporibus, Contendentque semper usque in finem mundi pii et impii super [7] benedictione. Iudei eo tempore volebant se habere omnia, se esse populum [8] electum gloriantes. Rursus gentes nolebant se contemni. Quo consilio [9] scripta est epistola Romanorum, ut quibusdam videtur. Preterea peculiare [10] officium est Iudeis, ut pertinacia quadam sua defendant, fremebant enim dentibus [11] [Apgsch. 7, 54.] supra Stephanum, Actuum 7. Id quod observant sedulo Esauphitae, [12] [V. 41.] dixit enim corde suo Esau: Occidam fratrem meum Iacob venientque [13] dies luctus patris mei. Er traudt im den todt, gern het ers [14] gethan, het er gemocht. Hec cum annunciata essent Rebeccae, timuit, vocatoque [15] [V. 42 f.] filio dixit: Ecce Esau &c. Audi igitur, fili, vocem meam. [16] [Matth. 10, 23.] In hunc modum semper consolantur hii, qui sunt afflicto spiritu. ‘Si [17] fugaverint vos’ inquit Christus ‘ex una civitate fugite in aliam’, et in Actis [18] [Apgsch. 13, 46., V. 43.] Paulus ‘Quoniam repulistis veritatem dei, Ecce convertimur ad gentes’. ‘Ad [19] fratrem Rebecce, Laban’. Hucusque facta est mentio Rebecce. Cuius [20] mors non scribitur, forte quod Euangelium erit ultima predicatio atque adeo [21] [V. 46.] perpetua. Saran todt wirdt geschriben, Rebecce geswigen. Hec postremo: hoc [22] effecit apud Isaac, Ne duceret Iacob unam ex filiabus Het. Aus der Hedenschafft [23] muste dy brauth kommen.

 

 

 

 

 

[24] CAPVT XXVIII. GENE.

[25] Annorum fere septuaginta est Iacob, cum mittitur in Mesopotamiam, [26] necdum habet uxorem. Vide itaque, quanto studio curaverint castitatem [27] sancti patres. Solvetque hic locus calumniam, qua calumniari posset quis [28] in Iacob, Rachel et Lyam, quoniam non factum est ardore aliquo libidinis, [29] alioqui non tanto tempore abstinuisset ab uxore. Item commodum feceris, [30] si observes, Abraham iuvenem duxisse uxorem, Isaacum 40o anno Iacobum [31] post annum 70m, Deinde videbis argumentum obedientiae. In Syriam enim [32] proficiscitur iubente patre, ducturus inde uxorem familiae suae. Dan sye waß [33] seyne waße. Ubi diligenter nota, tercium cognationis gradum non prohibitum [34] fuisse lege divina neque nunc esse, Et si id negent pontificum decretales. [35] Itaque si quis adiungeret sibi tercii gradus cognatam, non peccaret, [36] Nisi quod non emerit a pontifice. Eyn selczamer krammer ist der pabst, das

 

[Seite 404]

 

[ 16 in jm 23 Pol. hier am Ende der Seite: Diversarum vocationum diversa opera        Pol. am Kopfe der Seite: Scala Iacob 36 Pol. hier am Ende der Seite: Una via in coelum Christus]

 

[1] er daß dinck umb gelth vorkaufft. Wy dy war ist, Szo ist auch der kremmer. [2] Kanstu es umb gelt kauffen, Szo nimß auch an gelt. Esau deinde cum [3] [V. 9.] videret, quod rem malam operatus esset, ivit ad Ismahelem et duxit uxorem [4] aliam, Malach filiam Ismahelis, ut reconciliaret sibi patris animum. Quarto: [5] [V. 12.] cum dormiret Iacob, vidit in somnis schalam, et convenit inter scriptores, [6] hunc locum fuisse montem Moriam, idest ‘dominus videbit’, ubi immolatus [7] fuit Isaac, postea Salomonem eodem loco templum edificasse fuisseque ibi [8] Hierosolymam, Lussam olim dictam, hinc Bethel Sebuth, tandem Hierusalem. [9] Hec ratio historica est.

 

 

[10] Allegoria.

 

[11] Hactenus vidimus, wy vil sunde untherghen, wen daß hercze richtig ist [12] czw got. Widderumb, wy vil sunde auffgehen, wo daß hercze nicht richtig [13] ist im glauben. Ideoque in sanctorum exemplis magis est spectanda fides [14] sanctorum quam opera. Recte itaque dixit Taulerus: Gut ist, das man [15] fragt, erfert und erkennet wirth, waß gut und heylige menschen gethan und [16] geliden haben, adder wye sye gelebt haben, und auch waß got in in und [17] durch sy gewirckt habe und gewelt. Abber hunderthfelltiglich were eß besser, [18] daß Jeder erfure und erkennet wurde, was und wye seyn eygen leben were, [19] und auch waß gott in im were und wolte und wirckte und wo czw in got [20] nuczen wolt adder nicht. Caveamus preterea, ne seducamur ulla operum [21] specie. Sicut enim in republica varii sunt artifices, quisque reipublice suo [22] loco serviens, Cocus non scribae gerit offitium, Et si nihilominus serviat [23] reipublice, Ita quisque in ecclesia suam curat vocationem. Eyn Handtwerckßman [24] bleybe inne unnd warte des seynen, las sich nicht irren, daß ander leuthe [25] kirchen pawen, und czw S. Jacob gehen und andere werck thun, Nullum discrimen [26] ponens inter opera, dan sy seyn alle gut, nedum maiora se ambiat, [27] sibi contingat, quod azino contigit volenti blandiri hero suo exemplo canis. [28] [Ps. 34, 19.] Historie huius Summa est, dominum prope adesse iis, qui tribulato sunt [29] [Ps. 10, 8.] corde. ‘Oculi enim eius in pauperem respiciunt’ iuxta prophetam.

 

[30] [V. 12.] Schala, visa Iacob in somnis, Christus homo est. Multi certe [31] conati sunt erudire homines ad salutem, legibus, operibus atque humanis [32] consiliis nitentes, Sed nihil effecerunt. Id quod probat totum vetus testamentum. [33] [Joh. 3, 13.] Una via est in coelum, Christus, Ioan. 3. ‘Nemo ascendit in coelum, [34] nisi qui descendit de coelo, filius hominis, qui est in coelo’. In der haut [35] und rucken1 mußen wyr kegen hymel steygen. Thomas Apostolus pro simplicitate [36] [Joh. 14. 3 ff.] sua, cum dixisset Christus ‘Abibo et preparabo vobis locum rediensque

 

[Seite 405]

 

[ 7 ammodo 11 Pol. hier am Fuße der Seite: Deus in Christo incarnato videtur 19 tua und tecum von Pol. über eius und secum gesetzt 29 “nhar” von Pol. in “nharr” geändert        Am Rande: En iunger nar 35 Pol. hier am Fuße der Seite: Humilis Christi forma 38 dicuntque]

 

[1] recipiam vos ad meipsum, ut ubi ego sum, et vos sitis, et viam scitis’, [2] Ioan 14. quereret ‘Domine, nescimus, quo vadis, et quomodo possumus viam [3] scire’, hoc meruit audire responsum. ‘Ego sum via veritas et vita’. Bonus [4] apostolus vagabatur in cogitationibus suis, cui dicit Christus: Thoma, sich [5] hyeher, flader nicht alßo mit den gedancken, sich nicht weyt umbe, ich byns. [6] Et subdit ‘Nemo venit ad patrem, nisi per me. Si cognovissetis me et [7] patrem meum, utique cognovissetis et a modo cognoscetis eum et vidistis [8] eum. Hoc audiens Philippus dicit ei: Domine ostende nobis patrem, et sufficit [9] [Joh. 14, 9.] nobis. Cui rursus inculcat Christus ‘Philippe, qui videt me, videt et patrem [10] meum’. In summa: Nemo videt deum nisi per signum visibile, Christum. [11] Darauff mussen gegrundet werden alle herczen. Ecce, ut nihil sit maius [12] certa fide. Si credamus, quoniam Christus est, per quem condonantur peccata, [13] vincitur mors, tollitur inferni dolor, auffertur conscientiae impetus. Hoc qui [14] tenet schalam, videt qua ascendit ad dominum recta. Huic deinde cavendum [15] est, ne seducatur votis, peregrinationibus atque aliis eius generis [16] operibus. Heae enim sunt imagines, abducentes nos a Christo. Qui vero [17] eo usque pervenerit, ut Christum ita cognorit, non indiget monitore, mutatus [18] [1. Sam. 10, 7.] est enim in alium virum. Id quod Sauli dicitur: 1. Reg. x. ‘Faciens quecumque [19] invenerit manus tua, quia dominus tecum est’. Hoc est sua sponte [20] sequentur opera. Admoneo vos hic rursus sententiae huius, que superius [21] dicta est: Tales esse imagines foris apparentes, ut est cor hominis. Porro [22] observa ordinem visionis huius. Primum enim intuetur terram, deinde videt [23] cacumen schalae pertingere coelum, Tercio: angelos dei ascendentes et descendentes [24] per eam, Quarto: dominum innixum schalae atque loquentem sibi. In [25] hunc modum progrediendum est cuique Christiano, perinde enim atque Iacob [26] proficit, ita nos quoque proficiemus. Schala stat super terram, idest dei filius [27] carnem assumpsit, versans inter vilissimos homines. Do stheth ehr, gestans [28] in corpore suo omnes formas contemptissimorum hominum. Pauper est, puer, [29] infans, eyn iunger nhar, Natus ex virgine: Lest sich von eyner seugen und [30] tragen gleych wy eyn ander kindt. Man hat auch an im nichts konnen spoeren, [31] das ehr etwas sonderliches were, Nisi quod bonam de se dabat spem, war [32] frum, vornunfftig, ut ex indole censeretur olim futurus magnus. Preterea [33] non contentus vilitate rei familiaris, propter quam spernebatur, Immo conversatur [34] cum peccatoribus publicanis, meretricibus, Matheo, Maria Magdalena: [35] [Luc. 7, 39.] Henckt sich an dye loße rotthe, Unde et dixerunt ‘Si esset hic propheta [36] [Luc. 5, 31.] sciret certe, quales isti essent’. Quibus respondit ‘Non egent medico sani, [37] [Luc. 14, 1 ff.] sed male habentes’. Deinde transgreditur Christus constitutiones patrum [38] sanans in sabbatho, Tum dicunt: Ey er muß eyn schalck seyn, er feyert

 

[Seite 406]

 

[ 8 est quam habentem ist Zusatz Pol.'s 18 “funden“ von Pol. in ”fynden” geändert 22 Pol. hier am Fuße der Seite: Contra impias theologistarum speculationes        Pol. am Kopfe der Seite: Christus in humili specie querendus 34 Pol. hier am Ende der Seite: Deum per Christum cognoscimus        Pol. am Kopfe der Seite: formam Christi gerere]

 

[1] [Matth. 12, 1 ff.] keinen tagk nicht, helt eynenn tagk wy den andern. Item discipuli cum vellicassent [2] [Matth. 15, 2.] spicas, accusati sunt. Item male audiebant non lavantes manus [3] sumentes cibum. Atque hoc quidem fecit vivens inter homines. In martyrio [4] vero fit obnoxius non solum hominibus, sed Sathanae, atque quod [5] omnium maximum est, fit peccator coram deo patre, fert nostra peccata, [6] perinde atque si sua essent. Fert spetiem pauperum contemptorum, licetque [7] cernere in Christo nobis exemplar omnium miseriarum et calamitatum. [8] Quid enim calamitosius [est quam habentem] anxiam conscienciam, formidans [9] mortem, exhorrens infernum, maxime si derelictus est a deo et hominibus. [10] Alßo stheth dy leyther auff der erden, das ist, Christus hat an sich das geringeste [11] gberde und wesen. Proinde, qui vult deum cognoscere, schalam terre [12] infixam contueatur: cadit hic tota ratio hominum. Natura quidem docet, ut [13] simus propensiores ad contemplanda magna quam abiecta. Hinc collige, [14] quam inique, ne dicam impie, agant et speculantur, sua confisi industria, [15] summa Trinitatis misteria: quo loco sedeant angeli, quid loquantur sancti, [16] Cum tamen in carnem natus est Christus atque in carne mansurus sit. [17] Vide autem, quid continget illis. Primo: Wen sy myt dem kopf durch den [18] hymmel born und sehen sich in dem himel umb, do funden sieh niemantzs, dan [19] Christus leyt in der kryppen und ins weibes schoße, ßo storczen sy widder [20] herunder und brechen den halß. Et ii sunt scriptores super primum librum [21] sententiarum. Deinde adeo nihil consequuntur istis suis speculationibus, ut [22] neque sibi neque aliis prodesse aut consulere possunt. Hye sich hehr, Thoma [23] und Philippe, hebe unden an und nicht oben. Darumb wer Christum wyl [24] lernen kennen, der muß der verachten gestalt acht haben. Hunc Christum [25] si contemplati fuerimus hominem, nobis similem iuxta carnem, Et deinde [26] deum cognosco pie respicere in pauperes: Cor et voluntatem domini esse [27] super iustos, idest credentes, qua cognitione nihil augustius, nihil quo magis [28] consolari possint anxiae conscientiae. Eynem menschen kan ich nicht recht [29] trawen, ich kenne in danne von herczen. Ita deo non possumus confidere, [30] nisi cor et voluntatem eius cognoscamus. Id quod fit in Christo. Dan in [31] im sehe ich, was got in seynem heymlichen willen hat. Atque illud est quod [32] [1. Cor. 2, 10.] dicit Apostolus ‘scrutatur eciam archana dei’. Wan ich daß hercze kenne, [33] Szo trawe ich leychtlich und wag mich frolich, sunst nicht. Iam si video, [34] Christum ferre omnia mala mea, tollere a me quicquid est mali, Et is est [35] [Matth. 3, 17., Matth. 17, 5.] filius primogenitus, filius patris, in quo patri bene complacitum est. Intellige, [36] deum pauperes curare, constitutus itaque in periculis, persecutionibus, calamitatibus [37] et quicquid est periculorum, daß im ieczunder erst got am allergenedigsten [38] sey, quia formam Christi reffert. Rursum, si quis vivit inter

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 in von Pol. zugesetzt 2 Christi von Pol. zugesetzt 6 “her” von Pol. in “herr” geändert 8 Pol. hier am Kopfe der Seite: Proprii Christo tituli q̓nt(?) 14 Pol. am Rande: Dominus exitus mortis 21 “Er” von Pol. in “Ehe” geändert        Pol. hier am Fuße der Seite: Contra nostras satisfactiones        Pol. am Kopfe der Seite: Christum exactorem facere impium est 23 nunquam 24 Pol. am Rande: Servus Euangelicus malus 35 Pol. am Rande: Somnus et quies Christianorum opera sunt]

 

[1] amicos, affines, [in] omnibus deliciis, nihil sentiens perturbationum, hic certe, [2] quo est a forma [Christi] magis alienus, eo magis timeat, dan eß ist eyn [3] schreckhlich czeichen, das er got nicht gefellig sey. Dy weyl wir nhu daß [4] wissen, wer wolth nicht frolich seyn, in got glauben, wan in unglucke under [5] augen sthost. Felt er in sunde, daß es burczelt, Szo spricht er balt: wolan, [6] dw bist Christus, dw hast gesagt her, dw wellest uns in solchen fellen genediglich [7] dye handt reychen, auff dye czwsage komme ich ieczundt und bitte gnade. [8] Summa summarum: Wer gottes willen lernen will, der lerne Christum [9] kennen, Quoniam hic est caput ommnium sanctorum. Cuius exemplo disco, [10] complacitum esse domino in iis, qui tribulato sunt corde. Mich. c. ulti. sic [11] [Mich. 7, 18.] scripsit ‘Quis deus similis tui, qui auffers iniquitatem et transfers peccatum [12] [Ps. 68, 21.] reliquiarum hereditatis tue’. Et psal. 76. ‘Dominus est salvos faciendi’. Si [13] igitur deus salvos faciendi est, ergo eos, qui sunt in morte, salvabit. Ideo [14] deus exitus mortis dicitur, qui tituli Christo sunt peculiares. Non secus ac [15] si dicerent: Herczog von Sagsen. Ita Christus: Herczog von toten, Hat den [16] nam von seynem lande. Qui alia via Christum querit, toto coelo errabit. [17] Proinde vult nos admonere Christus, ne iudicemus secundum spetiem. Pauperes, [18] captivi, peccatores contemplandi sunt a nobis. Hoc est enim deum [19] cognoscere: Cor et voluntatem eius scrutari, Gar eyn lypliche und froliche [20] lere. Alii sic docent: Dw must ßo vil vor dy sunde thun, Szo und ßo [21] mustu leben, Dan got will auffs eusserste beczalt seyn, Er dw czw got [22] kommest. Hii faciunt Christum exactorem quendam et severum iudicem, [23] eyn Hencker und stockmeyster. Hac doctrina nulla unquam fiet quies conscientiae, [24] dan es ist unmoglich, das das hercze frolich werde. Talis est servus [25] [Matth. 25, 24.] ille nequam, de quo Math. 25 scribitur. Qui dixit ‘scio, quia homo durus [26] es, metis ubi non seminasti, Congregas ubi non sparsisti’. Machen eynen [27] nemmer auß Christo, so er doch eyn gnediger geber seyn wyll. Atque sic [28] cognoscere Christum non modo non est Christianum, sed impium. Tu vero [29] ita Christum in animo concipe. Christus leyth in aller smach, ungluck, sunde [30] und sterben, atque super hunc sunt oculi domini, ergo super omnes Christianos. [31] Das ist der eynige trost, der uns in sterben erhalten magk.

 

[32] [V. 12.] Angeli ascendunt et descendunt. Iacob figura est populi [33] Christiani, Eyn treter, quando hii calcant carnem. Iacob nihil operatur hic. [34] Darauß wyr lernen, daß daß allerbeste werck sey gotte glauben und stil [35] halten. Preterea schlaffen und nigst wircken Seyn der Christen werck. Que [36] quies operum recte per somnium significata est. Qui enim dormit, inter

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 12 Pol. hier am Fuße der Seite: Dormit Christianus        Pol. am Kopfe der Seite: Angeli ascendentes et descendentes 26 Pol. hier am Fuße der Seite: Episcoporum mitrae]

 

[1] homines est, quos tamen non videt, Item inter amicos, inter domesticos [2] secure stertit. Ita cor Christiani in mediis bonis quiescit: Stheth gelassen [3] [Hohel. 5, 2.] aller creatur. Ita in Canticis ‘Ego dormivi et cor meum vigilat’. Dormit [4] itaque in hoc mundo, qui nullo affectu heret in creaturis. Nympt sy wy sye [5] kommen. Porro primo loco necesse est, ut fiat mortificatio carnis, quam [6] sua sponte sequitur elevatio spiritus. Id quod iam nos invertimus. Fit [7] hic somnus biphariam: Dormimus deo, Dormimus mundo. Deo dormiunt, [8] [Ps. 85, 9.] qui viriliter deum expectant, audientes, quid illis loquatur dominus, psal. 84. [9] Mundo dormimus, Si sumus pauperes spiritu. Proinde non preter rem [10] est, quod angeli scribuntur primo ascendentes et deinde descendentes. Quo [11] loco angeli fuerunt spiritus iuxta historiam, Secundum allegoriam vero angeli [12] sunt nuncii. Nuncii in scripturis sunt predicatores. Ecce schala hec indicat, [13] quod Episcoporum sit officium. Nimirum ut doceant, sint iis literis eruditi, [14] in quibus Christus docetur, non sua statuant, sed Christum predicent. Angeli [15] primum ascendunt, idest Sacerdotes primum ipsi sint boni, experti multarum [16] tentationum, illuminati in spiritu. Sollen ersthlich vorgottet seyn, darnach [17] widerumb menschen werden. Idest, postquam ipsi sciant legem et scripturarum [18] [Sach. 7, 5(?).] turarum intelligentiam, aliis sese accommodent. Id quod Zacharias admonuit, [19] [Mal. 2, 7.] ex ore sacerdotis legem perquires, atque per Malachiam dominus interrogavit [20] sacerdotis legem. Ita olim sancti Episcopi fuerunt in fide exercitatissimi, [21] unde et factum est, quod alios potuerunt et docere et illis consulere. Neque [22] alium doceant Christum quam crucifixum. Descendunt enim ad terram [23] angeli. Dy czwu stangen der leytter seyn novum et vetus testamentum. [24] Rectissime sunt hec figurata Episcoporum pileis. Qui cum sint bifidi, Superne [25] fibula quadam connectuntur, quo signatum est, novum et vetus testamentum [26] in Christo convenire. Ex quibus pileis et duae vittae in tergo dependent, ut [27] scilicet alios doceant. Schala hec stat in Betel, idest Christus invenitur [28] in ecclesia, que dicta est prius amigdalum. Ante revelationem enim Christiani [29] [V. 17.] populi fuit hec ratio occulta. Quinto: excitato Iacob visus est locus terribilis. [30] Daß ist, man sal dye stath, das Christlich volck in eheren haltenn. Woelches [31] auch von got geschiecht. Verum enim est hoc, venerari hunc populum a deo, [32] contemni a mundo. Coram iis, qui vigilant, honorabilis est hic populus.

 

[33] [V. 18.] Sexto Surgens Iacob mane tulit lapidem, quem supposuerat capiti suo [34] et erexit in titulum, fundens oleum desuper appellavitque nomen urbis Bethel. [35] Lapis hic Christus, in quo quiescunt capite omnes Christiani. Daß heupt [36] muß uff Christo ligen, das ist hercze und glaubenn. Membra ligen auff der [37] erden, hoc est Cum fides est in Christo et cor, nihil reffert, ubi sint membra, [38] [Matth. 16, 18.] atque illud est, quod dicitur Math. 16. ‘Super hanc petram edificabo [39] ecclesiam meam’ &c. Lapis inungitur effusione olei, idest solus Christus

 

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[ 16 Pol. hier am Kopfe der Seite: Deus non nisi omnino derelictos iuvat 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: De Votis 34 Pol. am Rande: Castitatis votum 36 Pol. am Rande: 1a Timo: 5to]

 

[1] [Ps. 2, 2.] unctus est oleo, de quo in psal. dicitur. ‘Christo meo’, velut dicat, habent [2] omnes gentes mundi suos reges, quos inungunt, sed hic a deo ungitur. Dan [3] ehr ist der rechte heylandt, qui unctus est oleo spiritus, a cuius plenitudine [4] [Joh. 1, 16., V. 22.] accepimus omnes, Ioan. 1. Deinde observa, hunc locum dici domum domini. [5] Ubicunque est Christianus et ubicunque est ecclesia, ibi est populus et [6] [V. 13.] domus dei: Do wont got. In hoc autem, quod dominus innixus schalae [7] loquitur Iacob, apparet rursus promissio, quam vidimus factam esse Abrahae [8] et Isaaco. Qui locus indicat postea, id quod ex circumstantiis colligi [9] potest, ut derelictus fuit ab omnibus creaturis Iacob. Primo enim satis [10] constat, quam egre tulerit hanc et ipse non expertus tam longinquam [11] profectionem. Deinde Isaaco ducebatur uxor per servum patris sui, qui [12] [1. Mos. 24, 10.] comitatus erat servis multis et camelis perplurimis c. 24. Es ist myt eynem [13] pracht czwgangen. Hinc vero incerto ducitur, facit ad hoc, quod timore [14] mortis fugerit, ut saluti suae fuga consuleret. Auxit hunc timorem adhortatio [15] matris et mandatum Isaaci. Ecce exemplum magnae fidei: Er gibt sich [16] got, darumb breyttet im auch got dye hende under und erhelt in. Dat illi [17] visionem nunquam antea visam. Item confortat eum promissione evidentissima, [18] [V. 13.] inculcans illi memoriam patrum suorum dicens ‘Ego sum dominus [19] [V. 15.] deus Abraham patris tui et Isaac’, et paulo post ‘Et ero custos tuus quocumque [20] perrexeris’. Alßo hat got gerne, wan man sich an ine ergibet, und [21] wo sunst keyne hylff ist, do will ehr helffen. Interim quod habemus, quo [22] possimus niti, non adest nobis dominus. Vult cor vacuum affectibus, vult [23] [Ps. 27, 10.] nos non herere in ulla creatura. Ita implentur scripturae loci ‘pater et mater [24] [Matth. 16, 24.] mea dereliquerunt me, deus autem assumpsit me’. Math. 16. ‘Si quis vult [25] [Matth. 10, 37.] venire post me, abneget semetipsum’ &c. Math. x. ‘Qui amat patrem aut [26] matrem plus quam me, non est me dignus’. In summa: tota scriptura eo [27] tendit, ut deum preferamus omnibus creaturis. Jacob hat hye kayn hulffe, [28] muß vatter und mutter lassen, stehet allein in gottes gewalt und schucz, der [29] erhelt in auch.

 

[30] [V. 20.] Significavit eciam votum dicens ‘si fuerit dominus mecum’ &c. Quoniam [31] admonet nos hic locus votorum, paucis votorum rationem explicabimus. [32] Saepe admonui vos antea, votum esse multiplex. Cautioneque opus est nobis, [33] ne aliquid ultra vires nostras voveamus. In quibus votis omnium maximum [34] est, quod castitatis appellamus, quod ne voveamus summopere cavendum, quoniam [35] castitas atque servare castitatem in nullius prorsus hominis est potestate. [36] Consilium autem meum est, ut sequamur in omnibus Pauli Apostoli doctrinam, [37] [1. Tim. 5, 9.] quae ante annum sexagesimum non admittit viduas. Preterea liberum [38] sit cuique, an velit castus esse nec ne. Id quod Paulus aperte dicit 1. Cor. 7.

 

[Seite 410]

 

[ 1 Über huius rei von Pol. geschrieben: vovende castitatis 10  12 Pol. am Rande: Votum Iacob 22 Pol. hier am Kopfe der Seite: Iacob exemplum templum seu altare edificantis 27 “stifften” von Pol. zugesetzt 31 angemen 36 Pol. hier am Kopfe der Seite: Templorum abusus]

 

[1] [1. Cor. 7, 1 ff.] Ratio, que me ad hoc movet est hec, quia huius rei nullum extat exemplum [2] [1. Sam. 1, 11.] in scripturis. Samuel enim 1. Re. 1. dicatus erat domino. Item Sampson [3] [Richt. 13, 5.] in Iudi. Nazareus erat domino sanctificatus. Attamen hii duxerunt ambo [4] uxores. Proinde omnia, quae vovebant illi, in illorum erant constituta potestate. [5] Si autem obiicitur: Ecce hic locus aperte probat, Iacob vovisse votum [6] atque adeo, quod illi futurus esset dominus, si custodierit eum in via, [7] dederitque illi panem ad vescendum &c., Quae hic commemorantur, Responde: [8] non vovisse Iacob, quod illi futurus sit dominus, Id quod alias [9] erat. Sed eo facit consilio, ut velit sibi adesse dominus atque prosperare [10] iter suum. Hoc quod indicat vocabulum , Eloym, quod vocabulum [11] est dei, quatenus agit nobiscum et regit nos, ut libere reiiciamus nos in [12] illum, Solum ex eo pendentes. In summa vovet Iacob extrema quadam [13] [V. 22.] spetie, se culturum deum, Iuxta quod dicit ‘lapis iste, quem erexi in titulum, [14] vocabitur domus dei. Cunctorumque, que dederis mihi, decimas offeram tibi’, [15] idest edificabo tibi altare, quo colaris tu. Item: wyll dich hye ewßerlich eren [16] myth eußerligen geperden. Hoc est: hic locus erit predicationis et orationis. [17] Porro clare dictum est: Lapis iste vocabitur domus dei, idest hoc loco [18] edificabo tabernaculum. Quod autem decimas vovet: quia decimae sunt in [19] illius potestate. Decime deinde debentur ministris sacrorum iure veteris [20] testamenti Omnium frumentorum, animancium et hominum: Hominum argento [21] redimebantur. Cavendum est Item, ne aliquod factum sanctorum trahamus [22] in consequentiam et imitationem. Neque valet hic locus ad exemplum. [23] Scilicet, Si Iacob extruit templum, quare non et ego? Sanctorum enim [24] fides plus est nobis spectanda quam opera, Itaque imitatio Iacob est in fide [25] non operibus. Alioquin multi mali salvarentur, dy ir gutt erwuchert und [26] ubel gewonnen haben, wen syeh am todt und sterben testament machen, Altar [27] und kirchen myt boßem gut [stifften], Solche werck seyn affen werck, dy person [28] muß vorhin reyn seyn, darnach werden dye werck auch gut seyn. Huius rei [29] evidentissimum exemplum est in Abele et Caym. Respexit enim deus [30] primum ad Abelem, dan daß hercze war gut, postea ad munera eius. Darnach [31] seyn auch dye werck angenem. Idem vides factum in Ismaele et Isaaco. [32] Preterea edificavit domum deo, eo tamen tempore, Cum nullus erat locus deo [33] dicatus, quo loco convenirent homines, qui conventus in ecclesia est perquam [34] necessarius. Item nullo loco invocabatur deus, nisi ubi viverent sancti patres, [35] dy ire kynder lernten und ire knechte. Alßo hat got von anbegin der werlt [36] erhalten eyn kleynes heuffleyn, daß im dinet, daß doch nicht darfur angesehen [37] wart. Jeczundt haben wir es umgekert, vill kirchen und keyn gottliche predigt. [38] Dan sag myr, wo ist eyn kirchen, do daß Euangelium gepredigt wirdt, dynen

 

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[ 1 “lere” von Pol. in “lure” geändert 15 Am Rande: Numeri 30 20 Pol. hier am Kopfe der Seite: Iacob duas uxores ducit et sorores 30 offenderēt̃ ( — mit andrer Tinte)]

 

[1] alleyn darczw, das man dinnen lere1 und plerre, und das myt newen dy [2] alten undertruckt. Exempla sunt odiosa. Itaque bonum esset iam, daß man [3] alle kirchen in grundt breche und macht auß allen altaren eynen altar, daß [4] in eyner iczlichen stadt wer eyn pfarrer, der weyp und kynde hette, wye es [5] czw der czeydt der Apostelen war, myt siben adder achten priesteren, dy seyner [6] warten, welchen daß volck schuldigk ist dy narung czw geben auß gottlichem [7] [Jes. 66, 1.] gebot. Vide enim, ut Esa. c. ultimo arguat hos edificatores templorum et [8] ecclesiarum. ‘Celum sedes mea, dicit dominus, terra autem scabellum pedum [9] meorum. Quae est ista domus, quam edificabitis mihi, et quis iste locus’ &c. [10] ‘Omnia manus mea fecit’. Darumb hilt gott David czwruckh, daß er im [11] kain hauß pawen dorffte. Item Salomonem lyeß ehr auch in der demuth [12] [1. Kön. 8, 13 ff.] bleyben 3. Reg. 8., Daß er sich nye dorfft Rhwmen, ehr hette ym ein hauß [13] pawet. Ita occasio et circumstantia undique est spectanda scripturarum. [14] Summa summarum huius sermonis: wilt dw waß globen, ßo globe, waß dw [15] halten kanst. Gelt hast dw im peutel, aber keuscheit nicht. Vide de votis Ca. [16] [4. Mos. 30, 1 ff., 3. Mos. 27, 30 ff., Sach. 7, 5 ff.(?)] numerorum 30., de decimis ca. ulti. leviti., de offitio sacerdotum Zachariam. [17] Priester soll man neren von gemenen gut, auff das sy ires studirenß und [18] gepeth warten konnen. Sequitur, wer nicht in der bibel studiret und nicht das [19] Euangelium predigt, ist kain priester, dye platten sey szo groß alß sie will &c.

 

 

 

 

 

[20] 2 CAPVT XXIX.

[21] Mirabilis est historia huius capitis, que solet sapientissimis et sanctissimis [22] quibusque imponere. Mira certe res est, aliquem duas sorores simul [23] ducere. Sed rem accurate consideranti apparet undique, Spiritum sanctum [24] sapientiam humanam ludere, quia que stulta sunt mundi, elegit deus, ut [25] sapientiam mundi confunderet. Ingressus itaque hoc caput, principio [26] [1. Mos. 28, 13 ff.] observa, non frustra dictum esse ca. priore ‘Terram, in qua dormis, tibi dabo [27] et semini tuo &c., Et ero custos tuus, quocunque perrexeris, et reducam te [28] in terram hanc, nec dimittam, nisi complevero universa que dixi’. Quibus [29] verbis lectorum animos premuniit Spiritus sanctus, ne sequenti facto Iacob [30] offenderetur. Deinde ne obiter transeas, Iacob Septuagenarium duxisse [31] uxorem. Quo loco disces, Iacob non duxisse uxorem libidinis causa, Sed [32] ex mandato domini et patris sui. Tertio Iacob tali occasione duxit duas

 

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[ 7 Am Rande: In scripturis Secundus gradus consanguinitatis prohibitus est 13 Am Rande: Compatrem in uxorem possum ducere 14 Pol. hier am Kopfe der Seite: Compaternitatis impedimentum quale sit 17 nullo]

 

[1] uxores Sorores, ut maxime liceret sibi. Primum, quod nondum erat mandatum [2] aliquod proditum, contra quod peccasset.1 Secundo eo animo erat [3] Iacob, ut faceret quicquid incidisset in manus eius. Postremo invenitur [4] ad puteum Rachel, Item Rebecca, Item Secundo Sephora, uxor Mosi, [5] [2. Mos. 2, 21.] Exodi 2. Ita ecclesiam suam invenit Christus in Baptismate.

 

 

 

 

 

[6] CAPVT XXX.

[7] Ad finem huius capitis diligenter observabis Rationem coniugiorum. [8] Tantum modo enim divinis scripturis secundus gradus prohibitus est. Proinde [9] [1. Cor. 5, 1.] 1. Cor. 5. Arguit apostolus eum, qui Novercam suam duxerat, idest de [10] secundo gradu. Porro licebit tibi, quamcunque duxeris, iure divino, modo [11] non sit tibi coniuncta Secundo gradu. Vide Deute., idest secunda lex. Et [12] hec sola particula coniugiorum probat, Romanum pontificem esse Antichristum, [13] quoniam prohibet ea, que dominus permittit in lege. Secundo legibus pontificum [14] statutum est, ne quis compatrem suam ducat uxorem, non tam impia [15] quam absurda lex. Vide enim, quam frigide hoc statutum sit. Ideo enim [16] cavent, Quia inquiunt: intercedit sacramentum et fit spiritualis quedam cognatio. [17] Quo admisso, sequitur quod nulli christiano liceat Christianam ducere, [18] Quia omnes eodem baptismate Baptisati sumus, accipientes eandem gratiam [19] baptismi in eandem fidem, in idem consortium Ecclesie, In eandem communiomen [20] et consensum spirituum. Que spirituum Consensio facit nos unum [21] corpus in Christo capite: Spiritualissima cognatio. Iam si obiiciunt: certe [22] fit, Quod hii, qui in tertio gradu matrimonium contraxerunt, non permittuntur [23] sibi coherere, Responde: Tu de facto disputas, Ego de iure quero. Perstat [24] [Matth. 19, 6., Matth. 5, 32.] enim hec sententia ‘Quos deus coniunxit non separat homo’. Et Matth. 5. [25] ‘Nemo repudiat uxorem, nisi propter fornicationem’. Quarto lege pontificia [26] cautum est, Ne filius adoptivus ducat filiam familias, nulla neque ratione [27] neque pietate hoc statuendum.

 

[28] Tres virge sunt Novi Testamenti Doctrine, sumpte ex veteri testamento, [29] Que deinde decorticantur, idest historia secundum litteram primum [30] tractanda est, Deinde aperienda figura. Observabis itaque, nullum opus [31] quantumvis vile contemnendum esse, si ex fide fiat. Rursum nullum opus, [32] quantumvis magnum, vilissimo in speciem preferendum est. Secundo loco [33] spectabis: Sicut in omnibus sanctis patribus, ita et in hoc loco Iacob [34] Christum figurat. Christus itaque pastor est, oves Christiani fideles, aqua [35] scriptura, Color albus promissio et Euangelium, Color niger Lex. Fiunt

 

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[ 5 Pol. am Rande: N (d. i. Nota)        deest aliquid, forte tale quid 8 Pol. unter adversari: sc. nos aversari 9 Pol. hier am Fuße der Seite: Quattuor uxores Iacob 34 Pol. hier am Fuße der Seite: Fides Iacob in promissionem sed absque desidia]

 

[1] autem virgis aqua impositis Oves maculose, idest fideles, tenentes vim legis [2] et promissionis.

 

 

 

 

 

[3] CAPVT XXXI.

[4] Quattuor Ecclesia habet officia iuxta quattuor uxores Iacob. Rachel [5] est, Quia pulchra, in spiritu et exercitata et asueta sponsi amplexibus, Lia [6] teneram adhuc significat Ecclesiam, Cum adhuc lyppis est oculis. Quando [7] itaque patitur Ecclesia, est Lia. Porro sic solet fieri, ut cum letificaverit [8] nos spiritus, gaudeamus. Rursum: Cum videtur nobis deus adversari, tristamur [9] und sehen sawer. Postea sunt duae ancillae Selpha et Bale, signantes [10] duo opera, que sunt foris in carne, Crucem scilicet et pacem. Rachel pacem [11] habet, Lia Crucem, Bale est opus Ecclesie, in pace cum est. Impossibileque [12] est, Ecclesiam esse sine opere. Ita videmus, Christo placere Rachel et Liam, [13] Idest Ecclesiam iam mundam et iustificatam, Et que iam cepit iustificari. [14] [Matth. 10, 30.] Iam sicut utrasque amat, ita et illorum opera non reiicit, Quia pili capitis [15] nostri numerati sunt. Et inde est hec confidentia Ecclesiae: ut confidenter [16] credat, omnia sua placere deo, que vel in cruce vel in pace facit. Omnia [17] enim credentis opera sunt libera. Similis figura est in Exodo, Cum inquit [18] [2. Mos. 10, 26.] Moses ‘Non dimittemus post nos neque pilum de animantibus nostris’. Ita [19] nullum opus, quantumvis vile, fidelium reiicitur a domino. Hec pax Conscientiae, [20] hec confidentia animi Rachel est, que preter ceteras diligitur a Iacob [21] [Phil. 4, 7.] In hunc modum. ‘Pax dei superat omnem intellectum’. Signatum est hoc [22] quoque Etymologia Rachelis. Rachel agnus est. Sicut igitur nihil est in [23] agno, quod non prosit multis, Ita Christianus serviat deo in omnibus operibus [24] suis, omnibus momentis, Temporibus et horis. Observabis quoque non [25] frustra esse, Quod contenderunt mulieres: Primum, quia homines fuerunt et [26] peccatores. Id quod solacio est nobis, quia statim revocantur a sensu [27] Carnis in spiritum. Docet deinde hec figura, Quid sit Ecclesia, Quid [28] Christus, quid fides.

 

 

 

 

 

[29] CAPVT XXXII.

[30] Principio huius capitis Locus est Memorabilis valde de fide Iacob in promissione, [31] quia sciebat, se liberari per dominum, Interim non negligens ulla [32] media. In hoc enim est sita vita Christiana. Deu. 32. ca. Sic Augustinus [33] [V. 10.] legit: Idoneus es mihi ab omni Iusticia et ab omni veritate, que fecisti puero tuo.

 

[34] [V. 12.] Benefaceres mihi, quia benefaciam tibi, et ponam semen tuum sicut harenam [35] [V. 30.] maris. ‘Vidi dominum facie’ &c. Durante hac tentatione, nemo sentit, [36] se posse liberari, Nihilque est reliquum in toto homine, nisi desiderium quoddam [37] spiritus, quo cupit, se liberari homo, et non senciet, posteaquam vero liberatus [38] fuerit, clamat: Vidi dominum facie ad faciem.

 

 

 

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[ 16 Pol. am Rande: Oratio Iacob spiritu autore sapienter ordinata]

 

 

[1] Caput Trigesimum secundum duos habet locos memorabiles. Primus est [2] promissionis, in qua heret Iacob. Interim fiducialiter agens in omnibus operibus [3] suis, neque negligens ulla media, quibus posset utcunque placare fratrem Esau, [4] properare in occursu Stipatus viris Quadringentis timuit timore magno, divisit [5] populum, divisit gregem, divisit Chamelos in turmas quasdam, nihil hesitans, [6] quin liberaturus sit eum dominus. Sed quo consilio aut quo medio sit eum [7] liberaturus, ignorat, potissimum tamen convertitur ad dominum promittentem et [8] [V. 9.] salvantem, commonefaciens dominum promissionis suae dicens ‘Tu qui es deus [9] patris mei’ &c. Quo loco observa Emphasim in verbo ‘patris mei’, ‘qui dixisti’ &c. [10] Velut dicat: tu qui es deus liberans patrem Abraham, liberans patrem Isaac in [11] [V. 9.] cunctis afflictionibus illorum, qui et mihi dixisti ‘Revertere in terram’ &c. ‘benefaciam [12] tibi’. Iam quia dixisti hoc mihi, presta quod promisisti. Esto enim, [13] quod minor sum et indignior, cui contingat misericordia tua, tamen satis est [14] mihi veritas, Quia verax es et non fallis. Proinde vide mirabilem ordinem. [15] Iacob enim timore mortis perterritus, non querit ex sese consilium, sed statim [16] ad dominum convertitur in hunc modum: Primo invocat deum patrum suorum. [17] Secundo recordatur promissionis sibi factae. Tertio sese mendacem et indignum [18] fatetur, deum autem veracem atque servantem foedus. Quarto confirmat animum [19] suum in promissione facto quodam mirabili, quando recogitat prius quoddam dei [20] auxilium dicens ‘In baculo meo’ &c. Quinto proponit petitionem suam, quid [21] velit sibi fieri a domino dicens ‘Erue me domine de manu fratris mei Esau’. [22] Sexto plus timet filiis et matribus quam sibi ipsi. Septimo et postremo inculcat [23] promissionem factam in omni terra, scilicet de semine, quo benedicendum erat [24] universum genus humanum. Ecce didicerat Iacob, quam profunda essent dei [25] Iudicia, que non patent hominibus, maxime hoc nomine, quod sciebat, Abrahamum [26] falsum esse in Ismahele, Isaac falsum esse in Esau. Sciebat item, se [27] electum ex sola misericordia. Horum factorum memor, committit curam seminis [28] [V. 12.] sui deo. Estque sententia hec: tu qui locutus es ‘quia benefaciam tibi, et ponam [29] semen tuum sicut harenam maris’, Fac domine, huius promissionis memineris, [30] serva semen, quo benedicturus es terram.

 

 

 

 

 

[31] CAPVT XXXIII.

[32] Vide, ut Iacob expresserit vita et moribus testatur sit, ut dixit Christus [33] [Matth. 5, 44.] Math. 5. ‘diligite inimicos vestros, benefacite his, qui oderunt vos’ &c. Et quod [34] [Röm. 12, 20.] postea repetivit apostolus Roma. 12. ‘hoc enim faciens carbones ignis congeres [35] super caput eius’. Sicuti enim fere bestiae humanitate et mansuetudine devincuntur, [36] Ita inimici animus humanitate et beneficentia mitigatur. Id quod evidentissimo [37] exemplo Esau et Iacob. Praeterea, quia electus sit Iacob ad ius [38] primogenitorum non iure, sed misericordia, ideo defert suum honorem fratri [39] Esau, dominum suum appellitans, nihil dicens antiquius, nihil speciosius, quam [40] quod inveniat gratiam in conspectu domini sui Esau.

 

 

 

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[ 5 Pol. hier am Fuße der Seite: Curiosus progressus puellarum noxius        Stuprum graviter punitum 12 Am Rande: In matrimonio potest aeque esse scortatio ac extra matrimonium 13 fastantes]

 

 

 

 

 

[1] CAPVT XXXIIII.

[2] Vide principio huius capitis mulierum superstitionem et curiositatem. Ex [3] eo enim, quod egressa est Dina, ut videret mulieres illius regionis, compressa [4] est et constuprata. Recte itaque dixit poëta: ‘Spectatum veniunt, veniunt spectentur [5] ut ipsae’. Secundo observa, quam crudeliter animadversum sit in omnes, [6] qui perpetrarunt Scortationem. Erat enim res nova et turpis, Virginem constuprare. [7] Nec fit alicubi mentio scortationis a capite Sexto Genesis in hunc [8] usque locum. Sicut ergo punivit dominus universum mundum diluvio, Eo quod [9] filii dei, cum vidissent filias hominum pulchras, iunxissent sibi eas uxores, Ita [10] voluit dominus hoc loco peccatum Emor non impunitum esse, Adeo quod duo filii [11] Iacob Simeon et Levi, fratres Dine, ingressi urbem interfecerunt omnes Masculos, [12] etiam Emor et Sichem, tollentes Dinam sororem suam, Non parcentes vel ovibus [13] vel agris, cuncta vastantes, que in domibus et agris erant, Parvulos quoque [14] illorum et uxores captivas ducentes, Atque hec omnia in ulcionem stupri.

 

 

 

 

 

[15] II. Predigten von 1519 bis 1521.

 

 

 

 

[16] 1. Gruppe.1

 

 

 

 

 

 

[17] 1.

[18] VVITENBERGE.

 

1519

 

[Seite 415]

 

19. n. Trin. 30. Okt. 1519.

 

[ 22 Hier eine unleserliche Randbemerkung]

 

 

 

[19] [Matth. 9, 1 ff.] Ascendens Iesus in Naviculam &c. de paralitico.

 

[20] Circa disputationem Scribarum de facultate remissionis peccatorum.

 

[21] Multi dubitaverunt, cum sit solius dei remittere peccata, quomodo [22] sacerdos id possit. Sacerdos igitur ut minister dei hoc agit. Tractat enim [23] hoc Euangelium de filio hominis et credente peccatore. Nec est differentia [24] inter verbum sacerdotis remittentis et dei, quamquam fides in verbum non [25] sacerdotis donum sit, sed dei. Unde Gratia, que tollit peccatum, non est [26] alia ab hac fide in verbum dei per sacerdotem annunciatum.

 

[27] Hinc Erronea est illorum doctrina, qui iubent nos dubitare et incertos [28] esse, an digne contriti sumus et an gratiam et remissionem consecuti simus.

 

[29] Imo ea doctrina utpote sana et christiana, que morituris traditur ostenso [30] crucifixo et predicata spe et fiducia in misericordiam per remissionem omnium [31] peccatorum: Ea, inquam, doctrina euangelica plane tota etiam vita sonare [32] debet in auribus Christianorum.

 

 

 

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[ 4 Hier am Fuße der Seite: Beatus qui nulla re eget]

 

 

[1] Est autem eadem et eque certa auctoritas ecclesie in predicando verbo [2] dei et remittendis peccatis: ecclesie in utrisque minister et os quoddam est [3] sacerdos. Et in hoc longe prestant sacerdotes novi testamenti illis in veteri, [4] [Matth. 9, 3.] qui hoc cum scribis blasphemiam vocant. In veteri enim testamento sacerdos [5] de externa tantum immundicie hominum, vasorum, vestium, domorum [6] iudicabat, eiusque sententie stabant omnes, nihil autem mundiciei conferre [7] potuit vel ipsis corporalibus nedum animis.

 

[8] Verbum dei est verbum gratie, veritatis, salutis, nec unquam sine fructu [9] [Apgsch. 10, 44.] predicatur. Sic olim predicantibus apostolis spiritus sanctus visibiliter illapsus [10] est cum verbo dei in credentes, quamvis proculdubio non omnes contritos [11] nec plene credentes. Sic etiam Christus in hoc Euangelio primo videt fidem [12] illorum, qui paraliticum offerebant, deinde paraliticum nondum sufficienter [13] credentem confidere iubet et simul cum verbo fidem eius perficit. Absoluturus [14] ergo peccatorem exemplo Christi, predicet primo fidem peccatorum [15] dicendo ‘Confide, fili’.

 

 

 

 

 

 

 

[16] 2.

[16] Ad Genesim.

 

1519

 

[Seite 416]

 

30. Okt. 1519.

 

 

[18] [1. Mos. 8, 7. ff.] Corvus querens que sua sunt, figurat vocatos, qui non eliguntur, [19] nempe recidentes in malum.

 

[20] Columbas vere Christianos significat suaves sine felle: Hi servant [21] mandata, non querunt que sua sunt, non alio traducuntur per quascumque [22] illecebras. Olivae ramum affert: consolatur, opem fert. Christianus omnibus, [23] non sibi tantum servit.

 

[24] Placuit deo fides Noe, quam signo confirmavit. Id quod et nobis tot [25] promissis, tot signis sacramentalibus fecit.

 

[26] Signum enim dei propicii nulli saeculo unquam defuit.

 

 

 

 

 

 

 

[27] 3.

[28] OMNIVM SANCTORVM.

[29] [Matth. 5, 1 ff.] Beati pauperes &c. Mat. 5.

 

1519

 

[Seite 416]

 

1. Nov. 1519.

 

[ 29 Hschr. conffessos(?). Will man dem — Bedeutung beimessen, so wäre in confessiones aufzulösen, was aber kaum einen Sinn giebt. Vielleicht confessuros? 31 Am Rande: Esaias: Requiescet super eum spiritus sapientiae et intellectus &c.]

 

 

[30] Hoc est Euangelium, unde sumunt quidam 8 beatitudines, confessos [31] eisdem turbantes et onerantes, quemadmodum ex loco simili 7 dona spiritus [32] [Jes. 11, 2.] sancti eliciunt.1

 

[33] Et est interpretatio omnium legum positarum et ponendarum unquam, [34] quia Christus suo tempore invenit doctos corporaliter omnem scripturam

 

[Seite 417]

 

[ 3 Am Rande: Omnia ergo refert Christus ad cor mundandum 16 Am Kopfe der mit animo beginnenden Seite: Abdicato animo sit Christianus ac seipsum abneget, quod est esse pauperem spiritu]

 

[1] intelligentes, Christus autem omnia spiritualiter accipienda docet. Sic Paulus [2] ubique spiritum predicat.

 

[3] Sic prophete beatum appellant, in cuius spiritu non sit inventum peccatum. [4] [Matth. 5, 22.] Sic Christus tractans illud ‘Ne occidas’ prohibet iram, item illud [5] [Matth. 5, 28.] ‘Non mechaberis’ intelligendum docet, neque concupiscendam mulierem. [6] [Matth. 5, 34.] Similiter de periurio, ubi ne iurandum quidem esse ostendit.

 

[7] [V. 3.] Incipit ergo ‘beati pauperes’, Mattheus addit ‘spiritu’.

 

[8] Triplices1 autem sunt pauperes: primo extra, corpore, rebus, etiam [9] Inviti &c. apud homines, non apud deum.

 

[10] Secundo: Divites quidem rebus, animo ad utramque sortem propter [11] [1. Cor. 7, 29.] deum promptissimo et rebus non inhianti &c. ‘habentes tamquam non habentes’, [12] libere ponentes in manum dei, citra dolorem amittere parati, talis fuit [13] [Hiob 1, 21.] Iob, cum deo caneret diß lidlein ‘dominus dedit’ &c., non dixit: diabolus [14] abstulit. Sic pauperes sumus spiritu.

 

[15] Verum illa relictio bonorum multo difficilior est in animi bonis et [16] spiritualibus, quibus preditus eodem animo sit oportet, ut pauper sit spiritu, [17] illis dotibus non pertinaciter hereat, ea sibi patiatur eripi, immo ut nemo [18] eripiat, ipse sibi ea aufferat et in deum transferat, non in suum nomen.

 

[19] Tertio: extra et intra pauperes, qui nec habent nec cupiunt.

 

[20] 1. Iudeorum ergo regula erat, bonos possessuros terram fluentem lac [21] et mel et sic ex rerum affluentia futuros beatos, quod Christus hic pervertit [22] omnino suo more, ad paupertatem redigens eos, qui vere locupletes sint futuri [23] apud deum, quemadmodum humiliat extollendos, occidit salvandos &c.

 

[24] [V. 4.] 2. Beati mites, quoniam ipsi possidebunt terram.

 

[25] Ambitio dominandi omnibus natura insita est, unde multa mala manant: [26] insidie, inimicicie, bella, cedes, quemadmodum olim Iudei terris et populis [27] potiti sunt, quamquam numquam feliciter, nisi in manu domini pugnaverint. [28] Hoc evertit Christus prorsus hoc loco docens, non pugnando, sed mansuetudine [29] rerum dominia acquirenda, dicente David ‘Mansuetudo mea locupletavit [30] [2. Sam. 22, 36.] me’, que virtus magneti similis concilians multorum animos facit, ut subditi [31] ament principes suos, non metuant.

 

[32] [V. 5.] 3°. Beati, qui lugent, quoniam consolabuntur.

 

[33] Esto enim, divitias, potestatem iam nacti simus, reliqua tamen est [34] voluptas et gaudium, que beatum faciant, eadem quippe ratione querendum, [35] quo superiora plane contraria. Videmus enim, quid inveniant, qui querunt

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 3 scilicet ferendo adversa am Rande 6/8 quemadmodum bis faciat mit anderer Tinte am Rande 11 vel pauperibus bis frendando am Rande 13 frenando steht unter durchstrichenem fraudando 19 —25 Quod pauperes respicit, ferner Quod ad bis minus te und Quod ad violentos bis apud Lucam stehen am Rande]

 

[1] mundano more gaudium et voluptatem ut in commessationibus, commerciis [2] mulierum: nempe tedium, poenitentiam. Sustinendo ergo et abstinendo, hoc [3] est in totum avertendo se a gaudio et voluptate, [scilicet ferendo adversa], [4] id quod durum est: consolatio et verum gaudium venit in nos.

 

[5] [V. 6.] 4. Beati, qui esuriunt, sitiunt iusticiam. Quod novissimum [6] verbum Mattheus intelligentie spiritualis gratia adiicit supra Lucam [quemadmodum [7] et ‘pauper spiritu’ dicit Mattheus, Lucas tantum pauperum mentionem [8] faciat]. Hoc verbo similiter intelligendo Christus notat Phariseos ieiunantes [9] facietenus et corporaliter tantum. Aliter ergo Christus ieiunandum docet [10] plane perpetuo, sed abscondite, hos est vel etiam inter lautas epulas occulte [11] abstinendo [vel pauperibus in paupertate mensis genium frenando], vulgaribus [12] magis quam lautis refertiendo stomachum, appetitum aliqua ex parte [13] frenando. Quis enim probet istorum ieiunia, qui aliquot diebus observatis [14] alias omnium sunt edacissimi et gulosissimi.

 

[15] [V. 7.] 5. Beati misericordes &c.

 

[16] Reliquum est enim, ut ex nobis iam divitibus, potentibus, voluptate [17] affluentibus, saturis ea bona in proximos dimanent. Ab hoc alieni sunt [18] foeneratores.

 

[19] [Matth. 5, 42.] Primus usus bonorum est, ut omni petenti detur (Quod pauperes [20] respicit].

 

[21] [Matth. 5, 42.] Secundus, ut mutuum petenti non avertas vultum [Quod ad habentes [22] tendit, scilicet minus te].

 

[23] [Matth. 5, 40.] Tertius, ut auferenti pallium tunicam quoque relinquas [Quod ad violentos [24] et te potentiores ordinatur. Triplex est usus bonorum apud Christianos [25] autore Christo apud Lucam].

 

 

[26] Contra primum.

 

[27] Vendere et emere sunt ethnicorum, christianorum omnia communia. [28] Quamvis apud Iudeos illos frigidos ex precepto non sinebatur ullus esse [29] mendicus, sed ut singuli suos inopes sustentarent, quod hodie quoque facile [30] factu esset, is singule civitates suos tantum inopes curarent.

 

 

[31] Contra secundum.

 

[32] Qui aut nolunt aut non sine foenore mutuum dant, pessimi et flagiciosissimi [33] sane.

 

 

[34] Contra tertium.

 

[35] Qui omnem vim vi repellere volunt, litigantes, iniuriam propulsantes [36] causarum et litium proinde Iuriste.

 

 

 

[Seite 419]

 

[ 2 Die deutschen Worte am Rande]

 

 

[1] Verum hoc preceptum ad spiritum quoque ducendum est et est contra [2] impatientes [die gestrengen heiligen], qui nihil iniusticie in aliis ferre possunt, [3] cum sibi iustissimi videantur et zelatores legis, cum potius ignoscendum, [4] remittendum sit omnibus his, qui nobis displicent, ut itidem a deo misericordiam [5] consequamur.

 

[6] [V. 8.] 6. Beati mundo corde, quoniam ipsi deum videbunt. Mundum [7] cor quid est? Sunt qui ascendendo deum videre et querere conantur, [8] ut alta speculantes, docti, cum potius ad ima tendendum sit, sicut ipse deus, [9] [Ges. d. drei M. i. F. V. 55 (31).] qui sedens super cherubim intuetur abyssos. Queratur ergo deus in miseris [10] errantibus, laborantibus, ad quos ipse respicit: hic videtur deus, hac ratione [11] mundatur cor, cum omnis inflatio decidat.

 

[12] [V. 9.] 7. Beati pacifici, quoniam filii dei vocabuntur.

 

[13] Pacifici, idest pacem facientes, non contenti, quod ipsi deum videant [14] et in pace sint, nisi etiam alios eo perducant. Non sufficit tamen lingua [15] discordes componere, sed preclarius est mesto cordi sua consolatione vel [16] doctrina pacem dare, deo conciliare. Contra quod agunt potentes illi doctores, [17] qui terrent tantum miseros, onerant gravibus oneribus.

 

[18] [V. 10.] 8. Beati, qui persequutionem patiuntur propter iusticiam, [19] quoniam ipsorum est regnum celorum vel merces magna in celis.

 

[20] Hec est omnium summa, ut beati tandem omnibus miseriis absoluti [21] nihilominus in hac vita hanc mercedem recipiant, nempe ut apud mundum [22] male audiant, iniuriis impetantur &c.

 

 

 

 

 

 

 

[23] 4.

[24] [Matth. 22, 2ff.] Homo quidam Nuptias fecit filio suo. Mat. 22.

 

1519

 

[Seite 419]

 

20. n. Trin.; 6. Nov. 1519.

 

[ 24 Darüber links am Rande: Simile factum est regnum coelorum homini regi 36 Am Rande: Credere]

 

 

[25] Deus pater filio suo unigenito sponsam dedit ecclesiam.

 

[26] Nuncii missi sunt omnes precones verbi dei.

 

[27] He Nuptie nihil aliud significant quam unionem Christi cum ecclesia [28] et sanctis suis.

 

[29] Tauri et altilia1 sunt libri veteris testamenti occisi, idest sublata carnali [30] intelligentia et ostensa spirituali. In eum enim usum omnia in veteri [31] testamento scripta sunt, ut aliquando spiritualiter in novo testamento apud [32] fideles docerentur. Reliquum est ergo, ut fideles confluant, ut satiarentur. [33] Venimus autem ad has nuptias per fidem, ut cum in Christum credamus. [34] [Hos. 2, 20.] Sic Osee 2o ‘te mihi desponsabo annulo fidei’. Christo ergo per fidem [35] herentes et desponsati, omnia habent cum Christo communia, fitque gratia [36] eius nostra et peccata nostra ipsius. Credere autem in Christum est credere, [37] quod Christus mea peccata in se suscipiat et suam iustitiam mihi conferat.

 

[Seite 420]

 

[ 5 quod fehlt 7/10 Intuere bis impertiat ist am Fuße der mit accipiat schließenden Seite später hinzugefügt]

 

[1] Hic sponsus tam formosus est, ut sua pulchretudine omnem sponse sue [2] turpitudinem velare et honestare possit. Vocati igitur per prohetas et [3] apostolos ad hanc fidem non accesserunt suis affectibus submersi. Occiderunt [4] autem ministros, quia predicaverunt turpitudinem sponse seu vocatorum et [5] pulchritudinem sponsi ac quod misericordiam contra sponsam suam inundaret, [6] locupletaret, ornaret. Vult enim Christus sponsam, que hec omnia sibi tantum [7] debeat et a se accipiat. [Intuere Christum sponsum in cruce et vide, [8] quam deformis sponsa sis, nempe quod a planta pedis ad verticem non sit [9] in te sanitas, in quod in ipso Christo tamquam speculo cernis, qui tuam [10] speciem miserrimam in se portat, ut suam pulcherrimam tibi impertiat]. Hoc [11] Iudei dedignantes, suis operibus fulgentes, huius sponsi pulchritudinem noluerunt [12] eiusque nuncios indignabundi occiderunt.

 

[13] Sequuntur nunc gentiles, passim vocati ex vicis et plateis, inter quos [14] sunt male vestiti, nunc solo nomine Christiani, idest qui non per fidem in [15] Christum induerunt Christum et iustitiam eius. Hunc manet eternus cruciatus [16] et tenebre exteriores, que sunt Inferi, sicut tenebre interiores sunt, [17] cum scilicet nitimur fiducia eius, quem apprehendere non possumus, sed sola [18] fide nobis pollicemur.

 

 

 

 

 

 

 

[19] 5.

[20] [1. Mos. 8, 20 ff.] Deinde prosequutus Historiam Noe

 

1519

 

[Seite 420]

 

6. Nov. 1519.

 

 

[21] circa Sacrificia eius post diluvium facta ostendit duplex sacrificium: alterum [22] carnale, illud holocaustorum, quod tantum sit signum Interioris sacrificii, [23] spirituale scilicet, quod sacrificans hoc vel quocunque exterioris sacrificii vel [24] oblationis, quare testari et ostendere debeat, sed intus quoque deo offerre et [25] divine voluntati prorsus permittere et relinquere omne cor suum, omnes [26] affectus, quale est, si propter deum relinquo concupiscenciam oculorum [27] meorum, aurium vanam delectationem &c. carnem mortificando. Hoc enim [28] spirituale sacrificium primo exigit et respicit deus, et deinde placet quoque [29] [1. Mos 4, 4 f.] obedientia in signo sacrificii exterioris. Sic placuit sacrificium Abel et non [30] Cayn &c.

 

 

 

 

 

 

 

[31] 6.

 

1519

 

[Seite 420]

 

11. Nov. 1519.

 

[ 33/34 Per lumbos bis auditi sunt am Rande]

 

 

[32] [Luc. 12, 35 ff.] Circa Euangelium IN DIE MARTINI: Sint lumbi vestri precincti [33] &c. [Per lumbos precinctos castitatem et per lucernam opera bona, [34] quorum gradus sepe auditi sunt.] Pro facilitate Euangelii paucis dixit de preparatione [35] ad mortem, ut scilicet ita vivamus, expediti curis et amore omnium [36] mundanorum et corporalium, ut exemplo Abrahe et David ac aliorum piorum [37] [Ps. 55, 24.] saturi dierum expectemus vigilantes horam exitus nostri, non cum viris [38] sanguinum, non dimidiantes dies nostros, idest tum demum vivere incipientes, [39] idest vita bene uti incipientes, cum e vita migrandum est. Illis enim impiorum

 

[Seite 421]

 

[1] stultis cogitationibus servit hic psalmorum locus, qui sibi longam vite [2] portionem reliquam semper promittunt, qua bene vivere possint.

 

 

 

 

 

 

 

[3] 7.

 

1519

 

[Seite 421]

 

11. Nov. 1519.

 

[ 31 Hier am Fuße der Seite: Ubi obiter illud consyderandum est terribile, quomodo Cham paulo ante bonus et fidelis et ut in archa servaretur dignus atque a deo probatus, quem iccirco etiam neque Noe maledicere audet, sed prolem eius Chanaan, tam subito tamen reprobus factus est et a gratia dei excidit totus. Quod nobis exemplo sit, ut iugiter in timore dei ambulemus]

 

 

[4] [1. Mos. 9, 20 ff.] Deinde historiam Noe prosequutus, quemadmodum scilicet ebrius [5] revelatis pudendis turpiter iacuerit a Cham irrisus, a Sem et Iaphet, retrograde [6] accedentibus et a turpitudine patris aversis, pallio quod in humeris [7] gestabant contectus, ubi prefatus est, se eadem ratione hec turpia in speciem [8] in sacris litteris non reiicere, sed tractare, qua a spiritu sancto ita tradita [9] sunt. Deus enim cum videret, utrumque hominum sexum ita corruptum et [10] tam furenti quodam amore sese complecti mutuo, ut omnia membra fierent [11] occasio et incitamentum mali ac turpitudinis, potissimum unius sexus ad [12] alterum, ut igitur, que bene condiderat, bono et salutari quoque usui accommodaret, [13] id agit in plurimis bibliorum locis aucupis more, ut ea turpi et [14] blanda specie tamquam esca quadam illaqueatum hominem et captum subito [15] immutet et ad spiritualia rapiat, ut illius carnis ac voluptatis prorsus illico [16] obliviscatur et aliud quiddam in his consyderare discat. Sic in canticis illa [17] sponsi ad sponsam et contra accipienda sunt verba amatoria, ubi alterius [18] corpus membratim ab altero illecebrose laudatur, sic hoc loco per Noe ebrium [19] ac nudum turpiter Christus, dei filius, intelligitur, immenso nostri amore plus [20] quam ebrius, non vestibus modo et pulchritudine, sed et omni gloria sua [21] nudus inter sceleratos turpiter in cruce pro nobis expositus. Id quod offensae [22] et scandalo fuit perfidis Iudeis per Cham significatis. Credentes vero omnes [23] ex Iudeis et gentibus hanc turpitudinem non viderunt, hoc est non pro turpitudine, [24] sed summa gloria duxerunt ac omne bonum suum libere in Christum [25] pro se crucifixum reiiciunt, ipsum tamquam pallio suo honorifice tegentes, [26] se vero spoliantes, hos est nihil tale sibi tribuentes, sed omnia divino huic [27] beneficio accepta referentes ac dei glorie asscribentes.

 

[28] Proinde Chami posteritas, puta Chanaan filius eius nondum natus, [29] maledictus est servusque servorum fratribus suis esse iussus, quod signat [30] Iudeos infideles adhuc hodie omnium fidelium servos. Sem vero benedictus [31] est, qui Iudeos credentes in Christum significat, puta apostolos et discipulos [32] Christi, quibus prime partes debebantur divino nutu in nascente Christiana [33] ecclesia: omnia enim, que inter sacra scripta numerantur, a solis Iudeis sunt [34] prodita. Iaphet vero dilatandus iubere et in tabernaculis Sem habitare, idest [35] gentium populus in fide Christi augendus et in vestigia ac fidem Apostolorum [36] successurus designatur.

 

 

 

[Seite 422]

 

 

[1] Historiam divi Martini se ob prolixitatem obmittere dicebat1, [2] Commendans alioqui sanctorum cultum, quod memoria sanctitatis et vite [3] eorum non tantum in exemplum nostrum, sed etiam consolationem instituta [4] sit et celebretur, nempe quod eos apud deum intercessores habeamus, et qui [5] omnia mala nostra nobiscum ferant ac vincere ea iuvent, in hoc nobis servientes [6] et sua insuper bona nobis communicantes iuxta vim et sententiam [7] articuli fidei ‘sanctam ecclesiam catholicam, sanctorum communionem’.

 

 

 

 

 

 

 

[8] 8.

[9] [Matth. 18, 23 ff.] Circa Euangelium de servo, cui remissa fuere

[10] x milia talentorum &c.2

 

1519

 

[Seite 422]

 

22. n. Trin.; 20. Nov. 1519.

 

[ 11 Am Rande mit blasserer Tinte: D. M.]

 

 

[11] Admonuit, in hoc Euangelio traditam veram rationem, qua peccatorum [12] nostrorum certissimam remissionem consequamur, id quod oratio quoque [13] dominica docet. Hic aperitur, que sint bona opera aut ex bonis precipua [14] et summa, queve deus a nobis exigat et grata habeat ac magni estimet [15] maximoque premio compenset. Videmus autem, quam sit iugum Christi [16] leve et facile, nempe totum penes nos et in corde nostro citra omne negotium [17] nobis datum. Remittere iubemur unusquisque proximo suo in corde, [18] idest nec vindicare nec recordari saltem, sed omnino condonare propter deum [19] et ex fraterna charitate fratri nostro, quicquid nobis in eo displicet, offendiculo [20] est aut nocumento aut probro seu iniuriosum. Hoc autem synceriter [21] et ex corde facimus, cum eum non iudicamus, de eo non conquerimur nec [22] ei detrahimus, sed fraterne eum admonemus et corrigimus, verum ubi sic [23] nihil proficimus, deum pro eo et nobis rogamus atque de eo eius peccato vel [24] vicio tamquam de proprio dolemus. Hic agite in hac maxima bonorum operum [25] messe et sylva fructum faciamus et metamus, in his exerceamur, non deest [26] occasio vel quovis momento, hec opera deo gratissima, nobis autem omnium [27] utilissima faciendi. Non est opus labore aut arte, nulla longinquitas prohibet, [28] in corde nostro hec facultas est plane aurea et verissimarum indulgentiarum, [29] quam qui negligit, Romam quoque frustra cursitaverit, sed certo [30] certius tortoribus tradetur, non evasurus penas, donec persolverit, id est [31] numquam, etsi mille indulgentiarum literis emptis.

 

 

 

 

 

 

 

[32] 9.

 

1519

 

[Seite 422]

 

20. Nov. 1519.

 

 

[33] [1. Mos. 11, 1 ff.] Prosequutus Historiam geneseos xi, dixit turrim et civitatem Babiloniam, [34] idest confusionem (que cepta est coctilibus lapidibus excitari a

 

[Seite 423]

 

[ 6 Über eaque ratione steht: tali modo 10 Über Quod steht: scilicet opprimere 12 ergo] ga 18 ff. Der ganze Absatz von Patriarche bis opere am Rande]

 

[1] filiis hominum iam circa centesimum annum a diluvio rursus in omne vicium [2] et impietatem prolabentibus), significare impiam vitam et doctrinam, contra [3] quam sancti illius temporis patriarche Noe, Sem, Iaphet et alii tametsi [4] indubie verbo dei et sana doctrina pugnarint, vi tamen non sunt adorti [5] nec oppresserunt sicut nec deus ipse, qui virtute sua confusis seu divisis [6] linguis errorem et dissensionem in eos immisit temeritatis filios eaque ratione [7] eos dissipavit, ut deciderent a cogitationibus suis. Sic et olim sancti patres, [8] Augustinus et alii, hereticos verbo dei adegerunt, ut inter se dissentirent, [9] eorumque falsa doctrina evanesceret ac irrita et instabilis proderetur, non vi [10] oppresserunt. Quod hodie nostris pontificibus contra vetus illud institutum [11] est receptum, ne litteras sacras ad hoc versare cogant, sed ociosi stertant.

 

[12] Apparet ergo ex hac figura, verbum dei, quo omnis impia doctrina et [13] vita corrigenda est, facere errorem et confusionem nec posse tractari nisi [14] multis offensis. Iccirco tamen non est connivendum et tacendum, et ut dicunt, [15] sine scandalo aut pacis periculo docendum, Sed potius veritas et gloria dei [16] predicanda. Deus sibi suos bene asseret, ut offendantur sane reprobi. Est [17] [Luc. 2, 34.] enim hec petra scandali, de qua in Euangelio.

 

[18] [Patriarche cum filiis suis omnesque mortales in tabernaculis semper [19] tamquam peregrini habitaverant prefuerantque et rexerant populum tum [20] verbo dei et docendo more pontificio et sacerdotali. At filii hominum gladio [21] et vi dominari aliis volentes, munitas sedes sibi struxerunt atque in eis [22] turrim moliti sunt altissimam, partim ut quasi deo repugnantes a diluvio [23] deinceps servari possent, partim ut nominis sui consulerent memorie, tam [24] egregio relicto posteris opere.]

 

 

 

 

 

 

 

[25] 10

[26] IN DIE DIVAE CATHARINAE

[27] dixit Euangelium Mat. 13.1

 

1519

 

[Seite 423]

 

25. Nov. 1519.

 

 

 

[28] [Matth. 13, 44.] Simile est regnum celorum tezauro abscondito &c.

 

[29] Prima inter tres parabola Christus oculos et cogitationes nostras a [30] summis ad ima deiicit, ne regnum celorum in excelsis et preclaris queramus,

 

[Seite 424]

 

[ 12/13 Margarita bis procellis am Rande 29/30 nullis bis quidam am Rande 31/33 Regis amorem bis non dixit am Rande]

 

[1] sed in humilibus et quasi subtus terram, quam omnes pedibus conculcamus, [2] depressis, hoc est miseris, calamitosis, miserrimis etiam peccatoribus. Quicquid [3] [Matth. 25, 40.] horum vel minimo fit aut beneficii aut iniurie, hoc ipse deus sibi factum [4] putabit, unde sicut optimum hos amare, tueri, iuvare, ita periculosissimum [5] opprimere, negligere, quippe qui deum habeant propugnatorem et ultorem tam [6] [Sach. 2, 8.] in se propensum, ut testetur, ipsis tactis pupillam oculi sui offensam esse. [7] Potentiores enim omnes seipsos tutantur et vindicant lesi, deus vero imbecilles.

 

[8] [Matth. 13, 45 f.] Secunda parabola de institore et margarita optimo ordine priorem, [9] que sublimes deiiciendo instituit, sequitur, nempe depressos et laborantes [10] consolatione erigens. Vere enim negociando per mare, per saxa, per ignes [11] et multa pericula queritur et invenitur margarita, idest per laboriosam, [12] miseram, calamitosam vitam dei gratia et vita eterna. [Margarita enim non [13] nisi in mari invenitur, idest malorum et adversitatum procellis.]

 

[14] [Matth. 13, 47 ff.] Tertia de sagena missa in mare nos confirmat, ut vel cum paucis [15] regnum celorum queramus, non expectantes aliorum exempla nec quorumcumque [16] malicia et perversitate offendamur aut seducamur. Dei enim fuerit [17] in littore, idest iudicii die, illos a bonis segregatos iudicare et damnare, [18] nostra interim nihil interest.

 

[19] Deinde historiam divae Catharinae paucis percurrens dixit, se credere [20] non Maxentium, utpote qui Rome saevierit, sed Maximinum, imperii [21] collegam, Alexandrie Egypti Christianos persecutum. Dein, Catharinam non [22] regis filiam, redacta pridem Egypto in provinciam Romanorum, sed ex regia [23] familia fuisse. Imperatore autem Christianos ad sacrificandum cogente, eam [24] increpasse tyrannum, qui cum dominus esset terre, verum omnium dominum [25] non agnosceret, quod imprimis decuerit.

 

[26] Tandem post epulas cupiens eam a Christianismo avertere, ut ea potiretur [27] inter regias coniuges, cum ipse sapientie eius et spiritui, qui loquebatur, [28] resistere non posset, Doctos et eloquentes viros ad hoc conduxit, quos omnes [29] cum verbo dei et virtute eius potenti, cui nemo repugnare possit [nullis [30] zophisticis artibus aut logice rationibus, ut somniant quidam], in suam sententiam [31] pertraxisset diva virgo, Christo lucrifecit martyres. [Regis amorem [32] et coniugium pretextu Christi sponsi detrectabat, quem in carcere sibi mater [33] virgo desponsaverit dato annulo. Plura de annulo non dixit.] Post multa, [34] ut habet historia per ordinem, rotas quattuor a deo dissipatas et multos [35] gentilium pariter fulmine peremptos dicebat dive Catharine precibus et dei [36] consilio, ne imbecilles Christiani metu extinguerentur et Christo exciderent, [37] sed confirmarentur potius. Tandem in fine resecuit et obmisit ineptam illam [38] dive Catharine orationem, quam se nequaquam credere affirmavit, quis enim [39] has nugas credat, sed gladio peremptam dixit, qui solus fere Christianos

 

[Seite 425]

 

[1] occidere potuit, ut in proverbio tum erat. Lac pro sanguine manavit. Corpus [2] ab angelis in Synai conditum, unde oleum manavit. Quod sibi forte argumentum [3] esse dicebat magne sanctitatis et veritatis huius historiae, quamvis [4] nonnihil adulterate.

 

 

 

 

 

 

 

[5] 11.

 

1519

 

[Seite 425]

 

25. Nov. 1519.

 

[ 9 sororem Loth am Rande]

 

 

[6] [1. Mos. 11, 10 ff.] Deinde Enumeravit in bibliaca historia prosequenda

[7] x patriarchas ordine a Noe ad Abraham illum magnum.

 

[8] Ubi obiter circa Abraham ex Thare patre non primo loco inter tres [9] fratres genitum, sed forte postremo, utpote qui duxerat Sarai [sororem Loth], [10] filiam Aram, fratris sui, qui x tantum annis se iunior fuit, admonuit, multa [11] hoc consilio a deo in veteri testamento disposita, ut primatus et maioritas [12] [Matth. 19, 30.] tolleretur, fierentque postremi primi et dignissimi. Sic etiam Sem exacte [13] supputando dixit non maximum natu inter fratres suos inveniri.

 

 

 

 

 

 

 

[14] 12.

[15] IN ADVENTV DOMINICA PRIMA.

 

1519

 

[Seite 425]

 

27. Nov. 1519.

 

[ 19 Am Rande: hec Erasmus.]

 

 

 

[16] [Matth. 21, 1 ff.] Cum appropinquasset Ierosolymis &c.1

 

[17] Illud Euangelii ‘Osanna filio David’ interpretabatur: O

[18] got gib gluck und seligkeit dem Sun David. Est autem

[19] festa Iudeorum acclamatio sicut Romanis: Io triumphe.

 

[20] Hodie Ecclesia proponit nobis gratiam, quam deus nobis contulit per [21] adventum filii sui. In hoc Euangelio ecclesie fidelis status depingitur a principio [22] in finem mundi. Per precedentes nempe et sequentes Christum credentium [23] numerus tam veteris quam novi Testamenti signatur, qui unanimiter [24] cantant Osanna, idest deum glorificant et nomen eius sanctificant.

 

[25] Duorum discipulorum emissio significat verbi divini seu Euangelii predicationem [26] apostolis commissam. Quod autem tacito nomine loci periphrasi [27] utitur dominus, ‘quod contra vos est’, innuit multos euangelio reclamaturos, [28] omnibus tamen ante nunciandum dei partes futuras, ut suos vocet et illuminet, [29] nihil hec ad predicatores. Sumus autem nos omnes Azina et pullus eius2, [30] alligati olim, idest sub lege tamquam exactore et agazone captivi et alligati, [31] verum ita, ut azina tantum subiugalis esset, pullus sessorem aut iugum nondum [32] tulerit, hoc est Externa tantum operum specie legem fecimus seu implevimus, [33] interiore autem animo et affectu semper legi repugnavimus eamque [34] odio habuimus. Cum autem per verbum dei, ab Apostolis et predicatoribus

 

[Seite 426]

 

[ 9/10 Asello bis mulis am Fuße der Seite 11 Über Prophete steht: Zacharie 9.]

 

[1] annunciatum, ad Christum adducti sumus, iam pullus ille noster sessorem [2] Christum admittit, idest spiritu servimus deo et libero Charitatis affectu deo [3] obedimus. Hoc sessore tantum domatur et regitur pullus ille, idest mutantur [4] affectus nostri per gratiam eius, quos alioqui nulle leges, nulle tyrannides [5] cogant unquam. Subiugato autem hoc pullo, quem solum equitare dignatur [6] Christus (quia solum cor et affectum in omni opere et servicio querit), iam [7] azina subiugalis sua sponte comitatur, idest externa quoque et corporalia omnia [8] deo serviunt et placent. Et sic in utrisque per prophetam sedere Christus dicitur. [9] [Asello autem vehi nemo insolitum existimet, in hoc enim asinis utebantur [10] omnes, sed propriis, qui mos hodie in Italia est usitatissimus in mulis.]

 

[11] [Sach. 9, 9.] Prophete verba sunt hec ‘Exulta satis filia Sion, Iubila filia Iherusalem. [12] Ecce rex tuus veniet tibi Iustus et salvator, Ipse pauper et ascendens super [13] asinam et super pullum, filium asinae’. Euangelista hec tria, scilicet iustus, [14] salvator et pauper, comprehendit in uno verbo ‘Mansuetus’. Est autem hoc [15] prophete dictum plane verbum gaudii et consolationis, omnino Euangelicum, [16] imo totius Euangelii summa quedam, quo declaratur iam Christus in nobis [17] regnare, non peccatum, nobis denique venisse, idest propter nos tantum. [18] Verum ad quid? nempe iusticiam suam et salutem nobis afferens, qui alioqui [19] impii, iniusti et perditi eramus. At qua causa motus? quod doleret vicem [20] nostram miserrimam, hoc enim ‘pauper’ illud in Hebreo signat, vel quia [21] sicut iusticiam et salutem suam in nos transfudit, ita paupertatem et [22] miseriam nostram in se transtulit et assumpsit. Hec sunt, que nobis amabilem [23] nimirum Christum faciunt, hec fiduciam et spem in ipsum accendunt. [24] Ita enim regit nos rex ille mansuetissimus sue gratie adventu, ut nihil [25] iubeat, nullas leges imponat ut Moses ille, sed spiritum, quo legem impleamus [26] et omnia libere faciamus, infundat.

 

[27] Sed observandum est hoc, quod discipuli asinam et pullum Christo [28] adduxerunt eumque impositis etiam vestimentis suis desuper locaverunt, [29] utpote ex Euangelii predicandi officio nihil dominii, iuris, commodi vel [30] glorie sibi querentes, sed nihil non facientes, omnem operam impendentes, [31] ut Christo fideles adducant, dei gloriam querant et amplificent, non suam. [32] At nunc, proh dolor, pretextu huius officii tyrranidem suam statuunt pontifices, [33] asinam Christo non adducunt, sed sibi ipsis subigunt, eam equitant, [34] Christum negligunt, quem peditem per eos incedere oporteat semper.

 

[35] Ceterum vestimenta, in via strata, sunt sanctorum Patriarcharum exempla, [36] per quorum vestigia nobis incedendum est. Rami vero olivarum sunt scripture [37] dicta, misericordiam dei nobis annunciantia. Palmae vero, quarum natura [38] est prementibus non cedere1, verbum dei significant, quibus confirmamur, ut [39] robusta perstemus in fide et spe.

 

 

 

[Seite 427]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 13.

[2] GENESEOS HISTORIAM PROSEQVVTVS

 

1519

 

[Seite 427]

 

27. Nov. 1519.

 

 

[3] [1. Mos. 12, 1 ff.] inchoavit Caput xij, ubi recitato textu commendavit felicitatem illius [4] temporis, quo licuit Abrahe decem patriarchas maiores et patres suos videre, [5] cum eis versari. Vixit nempe 50 annis cum Noe, non parum proculdubio [6] tam sanctorum patrum congressibus et exemplis adiutus.

 

[7] Verum quod textus dicit de semine, neminem offendi oportet tamquam [8] voce obscena, cum spiritus sanctus more suo de creatura sua bona loquatur, [9] a qua, si adulterinam et adventiciam nostre malicie voluptatem demas nihil [10] in re ipsa turpitudinis est prorsus, sicut nec in vino, frumento aut eorum [11] seminibus, quamvis et ea sint malis occasio mali. Utitur autem hoc intimo [12] nature vocabulo, ut non adoptivum filium significet aut quovis modo ex [13] Abraham derivandum, sed vere naturalem, contra tamen naturam, que maledicta [14] erat, mirabiliter benedictum, ubi occulte videtur innuere virgineum [15] partum, qui solus benedictus esse potuit. Quod et tandem angelico ad [16] [Luc. 1, 42.] Mariam testimonio confirmatum et declaratum videtur, ubi inquit ‘Benedicta [17] tu inter mulieres’, ad quod ecclesia adiecit ‘et benedictus fructus ventris tui’.

 

 

 

 

 

 

 

[18] 14.

[19] IN DIE DIVI ANDREE, QVI PRIMVM DISCIPVLVS

[20] IOANNIS FVIT.

 

1519

 

[Seite 427]

 

30. Nov. 1519.

 

[ 22 Am Rande: Tertius gradus Andree ad apostolatum]

 

 

[21] Partem historiae de divo Andrea habet ipsum Euangelium, secundam [22] scilicet divi Andree vocationem ad discipulatum, nam Christum primo [23] cognitum Andree et Petro, cum Andreas Iesum sequutus uno die cum Iesu [24] consuetudinem haberet et deinde Petrum quoque ad Iesum adduceret, describitur [25] [Joh. 1, 40 ff.] Ioannis primo.

 

[26] [Matth. 10, 1 ff.] Apostolus autem tertio cum aliis constitutus est, ut traditur Mat. 12. [27] Post narratam reliquam historiam illud tractavit Andree elogium ‘Salve crux [28] preciosa, Christi membris ornata’ &c. Mirum scilicet esse, quod in mentem [29] venerit Andree, ut ignominiosum illud patibulum, ut eo tempore habebatur, [30] tam pulchrum et ornatum duceret. Verum divus Andreas non tam de hoc [31] ligno, quam omni adversitate, pena, persecutione, iniuria dixit ac sensit, [32] que sunt vera crux nostra, nobis omnibus exemplo eius exosculanda, cum [33] gaudio suscipienda. Tantum abest, ut molliter eam fugiamus, sed sponte et [34] hilariter ob Christi amorem feramus. Omnia enim adversa, dura et aspera, [35] que ferenda nobis contingunt, in Christi corpore et humana natura primum [36] consecrata sunt et sanctificata, qui ut dux et exemplar nostrum ea pro nobis [37] tulit et vicit prius, ut nos quoque eadem ferentes ei compatiamur et commoriamur,

 

[Seite 428]

 

[ 8/9 O crux bis te am Fuße der Z. 3 mit improbandus schließenden Seite 27 strennue]

 

[1] alioqui non regnaturi cum eo. Nos autem sufficere putamus [2] illam venerationem, quam reliquiis crucis Christi in auro et argento conditis [3] impendimus, qui simplex pietatis affectus non improbandus quidem est, [4] tametsi tot iam passim eius crucis extent et ostententur partes, ut vel navem [5] onerariam repleant in unum congeste, habeantque admixtas forte latronum [6] quoque cruces. Verum hec vera crucis veneratio est, ut ad omnem incidentem [7] adversitatem dicas: Salve crux preciosa &c.

 

[8] [O crux, suscipe discipulum eius, qui pependit in te, et redde me ei, qui [9] me redemit in te.]

 

 

[10] Hec de Historia.

 

[11] Euangelium hoc potissimum tangit magnates ecclesie. Illud tamen ad [12] omnes nos pertinet, quod hi duo discipuli ad unum Christi verbum omnia [13] sua reliquerunt, rete et navem &c., et Christum sequuti sunt. Fide enim [14] instructi, quod pre oculis tenebant neglexerunt, ea, que non videbant, et [15] Christum pauperem sequuti, iam inter amissa et promissa medii fluctuantes, [16] illa non habentes et hec non consecuti nec videntes. At nos neque egenis [17] dando nec mutuando nec in rebus nostris iniuriam et iacturam ferendo [18] vel duos aut 3 fl. vel gr. etiam relinquere possumus, dei promissis nitentes, [19] qui multo maiora pollicitus est, sed tumultuamur, In ius vocamus debitorem. [20] Nec in vita salubriter discere volumus, quod in morte discendum [21] est, nempe ut libere relictis omnibus rebus et amicis, solius dei verbo hereamus, [22] a quo uno salus nostra pendet. Utile ergo fuerit hanc relictionem [23] suarum rerum in vita meditari et tempestiviter condiscere, ut promissis dei [24] firmiter nitamur. Sed quod superest: admonentur hoc Euangelio pontifices [25] et sacerdotes sui officii, ut scilicet rete, idest verbum dei et sanctam scripturam1 [26] teneant et intelligant, nec id solum, sed in mare quoque tendant, idest [27] mundo idipsum predicent, et strenue occlament animas Christo venantes. At [28] nulla nunc vel habent vel versant retia, nisi forte ea venatoria et piscatoria, [29] a quibus hi apostoli avocati sunt.

 

 

 

 

 

 

 

[30] 15.

[31] [1. Mos. 12, 1 ff.] GENESIS XII DE FIDE ABRAHE VSQVE AD

[32] ‘Egressus est’.

 

1519

 

[Seite 428]

 

30. Nov. 1519.

 

[ 35 ut bis romanos am Rande]

 

 

[33] Optime concinit hic locus de fide Abrahe cum fide Euangelica. Diligenterque [34] iccirco a divo Paulo ad Hebreos et alias passim tractatus est [35] [ut 4to ad romanos]. Iussus enim Abraham relinquere terram, cognationem

 

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[ 4 quemadmodum bis contingit am Rande 13/15 Potissimum bis a deo am Rande 18 Am Rande von Pol. mit anderer Tinte: De his contrariis, quibus deus omnia suis abscondit, Vide Decalogum Martini fo. 425 et sequenti.1 28/32 Exemplo bis appellare am Fuße der mit credentes schließenden Seite]

 

[1] et paternam domum suam, idest omnia sibi dulcia et amica, esseque peregrinus, [2] incerte tantum terre promissionem accipit, sibi scilicet monstrande, [3] nondum autem indicate aut nominate, deo credit, peregrinationem aggreditur [4] [quemadmodum et hodie in deum credentibus contingit], indubie a multis [5] hoc nomine irrisus et contemptus, atque tota vita peregrinatur non inter [6] ignotos tantum, sed malos quoque et inimicos, semper tamen firmus adherens [7] verbo et promisso dei, qua spem in spe credidit, nihil hesitans unquam, [8] quamquam omnia promissis contraria evenire videret. Primum nempe omne [9] nomen suum et laudem semel extingui et aufferri sibi videt, dum a notis ad [10] exteros exire iubetur, utpote ubi sit obscurus et neglectus totus. Dein spes [11] seminis et magne gentis ex se propagande tota perire videtur, dum a suis [12] iam grandevus et effetus cum uxore sterili in vitam quasi quandam solitariam [13] relegatur. [Potissimum autem tentatur et pulsatur fides eius fortissimo [14] ariete, cum suscepto iam filio Isaac tota posteritatis spes imolari [15] iubetur a deo.] Ubi quamquam maledicentes sepe, benedicentes nunquam [16] audiret, dei tamen promissis usque credidit, certo sciens, deum promissa [17] liberaliter prestaturum. Suo enim more deus exaltandos deiicit et omnino [18] contraria eis exhibet, ut nihil minus quam exaltaturus videatur. Verum quemadmodum [19] Abraham nihil motus tot difficultatibus, tot tentationibus in fide [20] constantissima duravit, semper obsequens deo, Ita nos quoque semper facere [21] oportet, potissimum autem in mortis hora, quando misera anima de terra, [22] cognatione et paterna domo sua, idest ex corpore sibi amicissimo, omnibusque [23] his, quibus in hac vita oblectata est, a deo exire iubetur. Tametsi enim [24] terra adeunda prorsus incerta sit, videanturque pedibus nostris obiecti inferioris [25] hiatus ac cacodemonii voragines, solo tamen dei verbo et clementissimo [26] promisso tam fortiter nos niti oportet, ut sponte et obedienter [27] egrediamur, nos totos dei misericordie, clementie et certissime veritati [28] credentes. [Exemplo Abrahae liquet, quis vere pauper spiritu sit: qui [29] abdicato scilicet affectu totus ex deo pendet, ad utramque sortem, ad vitam [30] et mortem pro dei voluntate paratus. Opes et omnia habet exposita periculis, [31] id quod mundus nec non facit, siquidem emptis redditibus ita nostri [32] stabiliunt opes suas, ut aeternas ausint appellare.]

 

 

 

[Seite 430]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 16.

[2] DOMINICA SECVNDA ADVENTVS.1

 

1519

 

[Seite 430]

 

4. Dez. 1519.

 

[ 4 scilicet bis susceperunt ist über Terribilem zugesetzt]

 

 

 

[3] [Luc. 21, 25 ff.] Erunt signa in sole &c.

 

[4] Terribilem [scilicet illis, qui primum adventum eius non susceperunt] [5] illum Christi adventum secundum ad iudicium significari ostendit, quemadmodum [6] in superiori Euangelio primum adventum mitem et mansuetum. [7] Et postquam terriculamenta omnia explicuisset, subiectum ostendit a Christo [8] consolatorium illud verbum ‘levate capita vestra, quia appropinquabit redemptio [9] vestra’, Ne putemus, ista in perditionem et desperationem credentium [10] fieri, sed tantum, ut firma spe ad dei misericordiam in terrore tanto confugiant. [11] Quemadmodum enim primus Christi adventus multis profuit, multis [12] obfuit, ita secundus illis letus, his terribilis est futurus.

 

[13] Erit in terra angustia gentium pre confusione, scilicet conscienciarum [14] accusantium, sonante mari et fluctu.

 

[15] Huc commode adduci possunt omnia fere de sermone preparationis ad [16] mortem.2 Ne scilicet extrema illa timeamus, sed potius ita agamus, ut in [17] Christo ea patienter suscipiamus et vincamus, In memoriam revocantes hoc [18] verbum Christi ‘Levate capita vestra, quia appropinquabit redemptio vestra’, [19] [Luc. 21, 33 u., 4. Mos. 31, 23.] atque ei consolationi divine suppliciter et confidenter herentes. Celum et [20] terra transibunt, per ignem clarificabuntur et purgabuntur.

 

 

 

 

 

 

 

[21] 17.

[22] [1. Mos. 12, 4 ff.] DE GENESI

 

1519

 

[Seite 430]

 

4. Dez. 1519.

 

[ 30/31 Non bis ca. 7. am Rande]

 

 

[23] Hoc tantum dixit, quod fidelis Abraham merito credentium pater dictus [24] sit, quod iam natus 75 annos tempore promissionis divine reliquos annos [25] vite, puta centum, egerit peregrinus, nunquam assecutus promissa, semper [26] tamen certo confidens promisso dei, quamquam iam de terra Chanaan audisset [27] eam esse, quam deus daturus esset semini eius, paulo post tamen ex ea [28] propter famem ipse solus, utpote peregrinus et nihil illic iuris habens abscedere [29] coactus est cum suis, etiam in uxore tentandus in Egypto.

 

[30] [Non dedit enim illi deus hereditatem in ea terra, ne vestigium quidem [31] [Apgsch. 7.] pedis, ait Stephanus in actis ca. 7.]

 

 

 

[Seite 431]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 18.

[2] NICOLAI.

 

1519

 

[Seite 430]

 

6. Dez. 1519.

 

[ 8 Esa: xj auch am Rande 15 scilicet Christiano ist über ei geschrieben 24 quedam] q̄ 25 saltem über durchstrichenem potissimum]

 

 

[3] [Luc. 12, 35.] In die divi Nicolai Euangelium ‘Sint lumbi vestri precincti’ repetivit. [4] Hoc primum preceptum eiusdem tractans ‘Sint lumbi vestri precincti’, quod [5] castitatis est, cum lumbi et renes secundum phisicos sint libidinis sedes [6] et regnum, eandemque scripture tropo semper significent. At si queras, [7] quodnam cingulum illud sit tam optatum, quod huic malo, quod in carne [8] [Jes. 11, 5.] nostra furit, frenum imponat: Esaias xj. ca. in intima sui parte et plane in [9] ipsa radice ac capite hanc pestem aggrediens dicit ‘Et erit Iusticia cingulum [10] lumborum eius et fides cinctorium renum eius’, iusticiam scilicet dei intelligens, [11] hoc est gratiam et misericordiam nos iustificantem nostrosque affectus [12] mutantem per fidem in Christum et verbum eius, cuius desiderio et amore [13] ferventi ubi accensi fuerimus, hic turpis fervor prorsus extinguetur. Est [14] [Eph. 6, 16.] enim verbum dei Paulo teste gladius spiritus potens contra ignita hec tela [15] [Sach. 9, 17.] diaboli, et Zacharie 9. ‘Quid ei [scilicet Christiano] bonum eius est et quid [16] pulchrum, nisi frumentum electorum et vinum germinans virgines’. Cum [17] enim alioqui harum rerum affluentia impudiciciam et libidinem incitet, quod [18] in Zodoma et Gomorra usque ad extremum dedecus patuit, hoc nostrum [19] frumentum et vinum, idest verbum dei, germinat virgines: ut enim ipsum [20] est purum et sanctum, ita in se herentes efficit puros et sanctos. Quoties [21] ergo hec tentatio ingruit crassa quidem, sed nobis intima et crebra ac subinde [22] rediens, dei imploremus auxilium atque ab ipso victoriam petamus ac firmiter [23] speremus, certi, quod ad se anhelantes ac in se confidentes non deserat. [24] Sunt et externa quedam cingula ab aliis passim tractata, que ex interioribus [25] illis fluunt. Quis enim iuventutem potissimum ab hoc malo saltem in [26] affectibus immunem credat, nisi longiore somno, gula, vestium et stratorum [27] mollicie ac ocio abdicatis aut se ipsos coërceant aut sub seniorum cura et [28] [1. Tim. 5, 11.] virga agant. Hoc de adolescentioribus viduis admonet Paulus 1. Ti. 5to.

 

[29] De hinc perstrinxit divi Nicolai vitam totam, miraculis plenam, quibus [30] cum divo Martino ac diva Elizabetha pre omnibus fere divis, quantum ex [31] solidis testimoniis constare potest, S. Nicolaus est memorabilis. Ubi sane [32] nostris pontificibus illud observandum est, quomodo citra omnem ambitionem [33] a deo vocatus sit Episcopus, quomodo pauperum et periclitantium curam [34] plus quam paternam habuerit, eisque presentem opem tulerit, Rem sane pontificibus [35] dignam et propriam, sed nunc penitus neglectam.

 

 

 

 

 

 

 

[36] 19.

 

1519

 

[Seite 431]

 

6. Dez. 1519.

 

 

[37] [1. Mos. 12, 10 ff.] Deinde ad Abrahamum progrediens eius sanctissimam in deum fidem, [38] [1. Petr. 3, 6.] uxorisque Sare, vel divi Petri testimonio, sanctam obendientiam celebravit ex

 

[Seite 432]

 

[1] vehementi illa amittende coniugis tentatione. Quis enim hic maritus uxorem [2] suam ad aulicos rapi sinat mundamque sibi a deo restituendam confidat et [3] non potius gladio in adulteros seviat vel propria vita neglecta, ut nunc [4] [Hebr. 10, 39.] etiam humano iure putatur. At secus deus vult sibi vindictam non nobis, [5] quamquam in hoc sint magistratus, qui vel nobis non conquerentibus hec [6] mala puniant reipublice conservande gratia. Abraham igitur consilium quidem [7] capit, sed non violentum, non ut uxorem contra raptores tueatur, sed [8] ne ipse pariter occidatur. Tantum igitur malum pre oculis videns, non [9] quod ex sua simplicitate hoc suspicatus sit, sed quia sepe nimirum talia in [10] suis inter peregrinandum a barbaris expertus fuerat, nihil tamen cunctatus deo [11] se et sua vel in hoc periculo cum plena fiducia credit. Quod, quantum deo [12] placuerit, patet ex delicata illa cura et custodia erga Saram, quam dei [13] oculus observavit et manus altissimi tutata est, dum Pharaonem et omnem [14] familiam eius consternat atque cogit, ut Abrahamum cum uxore libentes [15] dimittant. Verissima enim sunt illa Scripture testimonia de hoc plurima: [16] [Ps. 34, 17.] Oculi domini super Iustos &c.

 

 

 

 

 

 

 

[17] 20.

[18] IN DIE CONCEPTIONIS MARIE1 )

 

1519

 

[Seite 432]

 

8. Dez. 1519.

 

[ 19/20 Quin bis “höhrn” am Rande 32 Am Rande: Hec duo exempla ex sententia Erasmi et Chrysostomi adieci, quod belle quadrant ad Martini sententiam]

 

 

[19] [Luc. 11, 27.] Dixit Euangelium Luce xj. ‘Beatus venter, qui te portavit’ &c. [Quinimo [20] beati qui audiunt &c. Warumb nicht mehr selig, die das wort gots höhrn.] Hoc [21] Euangelium breve est, sed plenam et consumatam nostre salutis habet eruditionem. [22] Quid enim aliud Christus voluit, dum pulcherrimam dignissimi illius [23] externi operis speciem (nempe gestati et educati salvatoris mundi) postponit [24] audiendo et custodiendo verbo dei, dum tam speciosam sui matrisque sue [25] laudem reiicit, quam ut salutem et beatitudinem nostram non aliunde sperandam et [26] querendam doceat, quam ex verbo dei eiusque custodia et adhesione. Primum [27] omnibus Christianis iugiter a deo petendum est, ut sortiantur doctores verbi [28] dei veros, non humanarum traditionum precones, quando omnis beatitudo [29] nostra ex audito verbo dei et per fidem suscepto dependet. Nusquam autem [30] fert Christus carnales illos affectus, ex corporalibus ullam laudem vel etiam [31] spiritualibus et vere laudabilibus sibiipsis gloriam petentes, ut etiam [32] [Joh. 2, 4.] matrem suam se filio gloriari noluerit, Dum in Nuptiis inquit ‘Quid mihi [33] [Matth. 12, 48.] tecum mulier’. Et alibi (Mat. xij.) ‘Que est mater mea, aut qui sunt fratres [34] mei’. &c., Utrobique nimirum muliebrem huiusmodi et humanum quendam [35] affectum Chrysostomo teste in matre sua notans asperiori responso. Videtur [36] autem et hec mulier indubie tale quiddam carnale et maternum sensisse,

 

[Seite 433]

 

[ 1 q. d. 30 Am Rande: Augustini sententia et comparatio 1]

 

[1] quasi dicat: O egregium et celestem doctorem, o dignissimam matrem, cui [2] tantus sit filius, o me felicem, si et ego talem nacta sim filium! &c.

 

[3] Ceterum cum in hodierno festo de peccato originali sermo haberi solitus [4] sit semper, opere precium est audire, quidnam sit illud, nempe nihil aliud, [5] quam propensio ad malum et raptus ille concupiscencie ob carnem et naturam [6] nostram ex lapsu primorum parentum corruptam prorsusque viciatam, que [7] corruptio semper a parentibus serpit in filios hereditario, perinde ac parentum [8] nostrorum alioqui et bona relicta possidemus et debita exolvere cogimur. [9] Verum fuere complures, qui tenuiter hac de re speculati et argutati [10] sint, alii qualitatem quandam in anima malam dicentes, ut scilicet sibi carnem [11] et naturam bonam esse tueantur, alii subtilius etiam nil nisi originalis [12] iusticie privationem fingentes, quibus nugis effectum est, ut hoc malum [13] prorsus obscuraverint et fere in nihilum redegerint, quod tamen ceu realem [14] et crassum quendam carnis nostre morbum nemo non liquido in se deprehendit [15] et plus satis persentit. Est enim vetus ille Adam noster, idest caro [16] seu concupiscentia corrupta, que in nostram libidinem, avariciam, gloriam, [17] vindictam et cetera mala preceps ruit, quod malum nos omnes equat, dum [18] hic hodie, alius cras, imo paulopost labitur vaditque post concupiscentiam [19] suam, quare nemo cadentes fastidiat et damnet, sed sortis sue memor pro [20] eis oret. Circa hoc autem malum non tam sollicite vestigandum est, quidnam [21] sit ad unguem, sed quo pacto ab eo liberemur. Sed queri solet, num [22] baptismus hoc peccatum aboleverit. Respondeo: baptismus efficit, ne iam [23] ut ante sit damnabile et connivente deo non imputetur incipiatque iam [24] sanari, quasi imposito malagmate quodam, et ut gratia dei duce per totam [25] vitam cum affectibus nostris pugnemus, veterem illum Adam subinde paulatim [26] expurgantes, quoad ea purgatio tandem in morte absolvatur. Hinc etiam [27] fit, quia natura in parentibus, quamquam etiam baptizatis, nondum est expurgata, [28] sed adhuc turpem concupiscentiam et carnalem voluptatem in generationis [29] opere habet coniunctam, ut proles nihilo minus vere labem contrahat [30] sitque a novo mundanda in arca ecclesie, perinde ac quantumvis immundum [31] semen frumenti non sine paleis tamen et folliculis aliisque excrementis [32] repullutat, a quibus rursus per trituram et ventilationem est repurgandum. [33] Primi autem parentes ante lapsum nondum amissa originali iusticia hoc [34] generationis opus solo rationis ductu et decreto citra ullam concupiscenciam [35] fecissent, quod nobis nunc negatum est.

 

[36] Quia ergo nobis in tota vita cum hoc malo luctandum est, planeque [37] videamus, non esse ullam nostri arbitrii libertatem, que ab his affectibus

 

[Seite 434]

 

[ 4/6 Cum bis fugiamus am Rande 9/10 utpote bis similium am Rande 11 hinter cohibeas hat die Handschrift ein Zeichen ++ für den Ort der Einfügung 11/13 In qua bis adolescant am Rande 16/18 Illud bis iubet am Rande]

 

[1] male se vindicare querat, sollicite querendum est aliunde remedium, utpote [2] verbum dei et Crux Christi, idest omnium adversitatum ultronea tolerantia. [3] Hec enim duo plane medentur affectibus nostris, quia ipsis sunt contraria, [4] nostramque voluntatem [Cum qua nobis diu noctuque tanquam hoste infestissimo [5] est pugnandum, ut ea que voluntas nostra dissuadet amplectamur, [6] que sequitur et cupit, fugiamus] frangunt et invertunt et sic carnis imperium [7] paulatim demoliuntur, concupiscentiam purgant ac vincere docent ac iuvant, [8] spiritum obedientem, humilem ac deo adherentem faciunt.

 

[9] Proinde quotiescunque affectuum huiusmodi procelle [utpote libidinis [10] vel similium] ingruunt, non est quod delecteris et titilleris, quemadmodum [11] ulcera pruritu titillantia fricanda vetant chirurgi, sed te cohibeas [In qua re [12] Iuventutem cohiberi oportet cura et disciplina seniorum, ne diffluat in libidinem [13] ac in suis concupiscenciis libere adolescant], illico miseriam et morbum [14] tuum periculosum agnoscens, ad divinam opem deprecabundus confugiens, [15] carnem lascivientem Ieiuniis multis, idest tenui victu, aque potu, vigiliis, [16] laboribus, retractis etiam ab obiecto delectabili oculis, refrenans. [Illud [17] nimirum deus significavit, cum Evam post lapsum, idest carnem nostram [18] [Röm. 13, 13 f., Gal. 5, 24.] iam corruptam sub viri, idest rationis postestate, esse iubet.] Ita enim Paulus [19] nobis commendat ieiunia multa et alia crucis opera pro expurganda scilicet [20] carne et domanda, non ut nunc unus et alter dies ieiunio passim consecrantur [21] pro nescio quibus meritis seu fructibus, atque id omnibus ex aequo, cum [22] non omnes eque vel possint vel indigeant inutili sane et pestilenti instituto. [23] Quod enim apostoli prescribere et certis legibus prefinire ausi sunt, nec [24] ecclesia aliter tentavit quam ad mortificandam carnem, et quantenus infirmi [25] et imbecilles ut pregnantes etiam his oneribus non premantur, laborent ac [26] periclitentur. Ut enim cuique petulans est caro, eo magis est oneranda. Et [27] in universum hoc agendum, ut abdicatis voluptatibus nostris omnibus, repudiatisque [28] illis, ad que rapitur caro seu concupiscentia nostra, ea obviis [29] manibus suscipiamus, que nostris affectibus nostreque libidini sunt contraria. [30] Tale omnino est audire et custodire verbum dei, idest seipsum et gloriam [31] suam contemnere, solique deo herere et in eius voluntatem cuncta referre, [32] crucem Christi tolerare. Hac enim ratione expugnatur et expurgatur originale [33] [Luc. 11, 28.] peccatum ac beatitudo illa (ut est in hanc sententiam huius euangelii celebre [34] oraculum ‘beati, qui audiunt’ &c.) induitur.

 

 

 

[Seite 435]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 21.

[2] DOMINICA QVARTA ADVENTVS.1

 

1519

 

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18. Dez. 1519.

 

[ 11 Am Rande: Die Phariseer 17 Am Rande: Bistu der propheth, cum articulo dicendum, ut in graeco habetur 19 40o am Rande 25 Mat. 21 am Rande        Über eius ist Christi geschrieben]

 

 

[3] [Joh. 1, 19 ff.] Miserunt Iudei ab Hierosolymis sacerdotes et Levitas ad [4] Ioannem &c.

 

[5] Apud Iudeos grandis expectatio erat Messihe passim in prophetis promissi, [6] [Mal. 4, 5.] item Helie, quem Malachie ultimo deus testatus mittendum, antequam [7] veniat dies domini magnus. Insuper prophete illius, de quo Deutero. xviij. [8] deus ad Mosen ‘Prophetam’ inquit ‘suscitabo eis de medio fratrum suorum [9] [5. Mos. 18, 15.] similem tui et ponam verba mea in ore eius’, de quo Moses ad populum [10] ‘Prophetam de gente tua et de fratribus tuis sicut me suscitabit tibi dominus [11] deus tuus. Ipsum audies’ &c. Volentes ergo Pharisei Ioannis gratiam sibi [12] conciliare suoque eum ordini asciscere atque eius se illustrare sanctimonia [13] [Joh. 5, 33 ff.] (ut aperte iudicat illud Io. 5. ‘Vos misistis ad Ioannem et testimonium perhibuit [14] veritati. Ille erat lucerna ardens et lucens. Vos autem voluistis ad [15] horam exultare in luce eius’), miserunt ad eum sacerdotes et Levitas sui [16] ordinis, honorificos sane legatos, non tam sciscitantes quam offerentes Ioanni [17] preclara illa nomina Christi, Helie et prophete illius. Ioannes autem his [18] honoribus repudiatis, quamquam Christus ipse eum aliquoties Heliam vocasset, [19] [Luc. 1, 17., Jes. 40, 3.] ut qui in spiritu et virtute Helie venisset angelo teste Lu. io, Esaie [40°] [20] vaticinium sibi usurpat ‘Ego vox clamantis’, idest docentis, ‘in deserto Dirigite [21] viam domini’ &c. Que vox ipsis phariseis invisa erat, utpote qui sibi [22] iam inde ab initio recta ad deum incessisse viderentur, nihilque in vita seu [23] via sua corrigendum censerent, Sed neque testimonium eius de Christo accipiebant, [24] iccirco etiam nimirum publicanis et meretricibus in regno celorum [25] [Matth. 21, 32.] longe posthabendi [Mat. 21], Nempe aversati eius paupertatem, ignobilitatem [26] [Joh. 1, 26.] et quod in medio eorum vulgariter versaretur, Ipso Ioanne teste [27] (Medius vestrum stetit, quem vos nescitis), quem ipsi sublimem et potentem [28] futurum ac cum magno et insigni aliquo apparatu venturum credebant. Sed [29] oportuit Christum in tam abiecta et humili forma ac contemtibili specie in [30] terras descendere, qui venerat ad mortificandum veterem hominem nostrum [31] frangendumque carnalem in nobis affectum illum, qui alta tantum et preclara [32] in speciem suspicit, eruendumque sinistrum nostre concupiscentie oculum, [33] qui delectabilia tantum contuetur et querit, ut sua ipsius imagine corruptos [34] huiusmodi affectus nostros in diversum mutaret. Quid enim aliud futurum

 

[Seite 436]

 

[ 11 Am Kopfe der mit satis beginnenden Seite: vehementer commendavit curam pauperum 12 Insuper vero am Rande neben durchstrichenem Atque]

 

[1] erat, si Christus cum visibili quadam gloria et maiestate in terris versatus [2] esset, quam ut visibilium bonorum amorem et admirationem in nobis firmasset, [3] ut pre illis (id quod iam suopte quisque facit ingenio) invisibilia et eterna [4] omnia contemneremus prorsus.

 

[5] Verum tamen, quandoquidem Christum ita vili specie venire necesse [6] [Mal. 3, 1.] fuit, nihil antiquius habuit quam mittere angelum suum, de quo Malach. 3., [7] qui prepararet viam ante se, hoc est, qui hec offendicula et lapides scandali [8] amoliretur. Proinde ne quisquam in Christi servilem huiusmodi formam [9] impingat inveniatque pro salute ruinam, Ioannes magna comparata auctoritate [10] hunc esse Christum crebro omnibus annunciat, digito indicat, atque ut [11] evidentius res innotescat, discipulos suos non satis credulos ad ipsum [12] Christum mittit sciscitatum. Insuper vero, ut sciant omnes, quanto piaculo [13] Christum negligant, testatur ante se factum, cuiusque calciamentum solvere [14] non sit dignus ipse, quam libet magnus.

 

[15] Durat autem perpetuo hoc Ioannis precursoris officium usque in finem [16] mundi et secundum Christi adventum, quia semper futuri sunt et vivunt [17] hodie plurimi, ac nescio an non fere omnes, quibus exigua et humilis illa [18] Christi forma sit offense et scandalo, Sublimia tantum, fulgentia et carnali [19] affectu probata spectantibus. Hoc enim facimus, dum pauperum et miserorum [20] curam ac gratiam reiicimus, pecuniam nostram cumulantes, amplo testamento [21] condendo, multis sacrificiis instituendis, aris et templis extruendis, que et [22] deus iccirco perperam nunc passim administrari permittit in penam nostram, [23] quod ceci ea infima bonorum operum, sed nostro iudicio fulgentissima, his [24] preferimus, que nobis deus ipse tam sollicite et sola fere commendavit. In [25] hanc dei formam offendimus atque illidimur, quoties crucem Christi, idest [26] quicquid voluntati nostre adversum est, fugimus, ea tantum sectantes, que [27] nostris sensibus sunt amica et iucunda. In omnibus enim his Christum [28] pauperem, infirmum, dolentem, laborantem, patientem contemnimus et cum [29] [Matth. 11, 6.] Iudeis aversamur atque repellimus, ut plane beatus sit, qui in eo non [30] scandalizetur.

 

 

 

 

 

 

 

[31] 22.

[32] 1519.

[33] IN DIE THOME

 

1519

 

[Seite 436]

 

21 Dez. 1519.

 

 

[34] pro Exordio universe historie Euangelicae, quam ad natales Christi [35] appetentes inchoaturus erat et ordine explanaturus, primum Novae [36] et veteris legis seu Euangelii et veteris testamenti differentiam [37] tractavit.

 

 

 

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[ 7 Am Rande: Allegorias tractare periculosum est 19 congestio] 9g̓tio]

 

 

[1] Quia, proh pudor, hodie in ecclesia Euangelium a plerisque omnibus [2] nihil aliud esse putatur, quam vel historia rerum a Christo gestarum, ut [3] cum audito ceco sanato vel simili quopiam facinore Euangelium te audisse [4] putas, vel leges quedam, quas secundum spiritum Christus intelligendas [5] docuit, in qua sententia etiam divus fuit Hieronymus, Originem certe suum [6] secutus, qui totus allegoriis est addictus, tanquam spiritus litere in his consistat. [7] Ut ergo huic errori publico medeamur, opere precium est, legis et [8] Euangelii discrimen aperire ex Paulo. Proponatur igitur homo peccator [9] medela indigens, quem deus sanare volens primum humiliat, ut mox exaltet, [10] primum ad inferos deducit, ut mox reducat, primum damnat, ut mox iustificet. [11] Illud per legem facit, hoc per Euangelii gratiam. Lex enim hominem in sui [12] ipsius cognitionem ducens, ei infelicitatem suam reamque ac laborantem conscientiam [13] ob oculos ponit, docet enim quid debeat: at unde reddat, non largitur [14] nec habet. Nam affectus nostros corruptos irritat magis vetando et in odium sui [15] internum provocat et peccatum auget et confortat. Iramque, idest damnationem [16] [Röm. 5, 20.] et mortem, peccati perpetuum comitem, invehit, ut Paulus ait ‘Lex intravit, ut [17] [1. Cor. 15, 56., Röm. 4, 15.] abundaret delictum’. Item ‘lex est virtus peccati’. ‘Lex Iram operatur’ &c. [18] Tantum abest, ut peccato medeatur et iusticiam conferat. In nihil enim [19] [Gal. 3, 22.] aliud lex data est, quam ut per eam sit peccati congestio omnesque sub [20] peccato reos comprehendat. Quod ex solo ultimo decalogi precepto liquere [21] [2. Mos. 20, 17.] potest ‘Non concupisces uxorem proximi nec rem eius quamcumque’. Quis [22] enim citra legem putasset, hunc affectum nature nostre intimum, et a [23] quo nemo sibi extra gratiam temperare posset, esse damnabilem, nisi lex [24] [Röm. 7, 7.] diceret, inquit Paulus. Lex ergo, que spiritualis est, idest que externa [25] operum specie (que humana iusticia est) apud deum non impletur, sed cor [26] ac spiritum exigit, quem tamen immutare non potest, sed accusat tantum et [27] [Spr. 28, 1.] damnat, anxium et inquietum hominem facit. Iuxta illud ‘fugit Impius [28] nemine persequente’ et vel sonitu folii volantis terretur, quod et probe intellexit, [29] qui scripsit ‘Conscius ipse sibi de se putat omnia dici’. Quod si [30] in vita hoc non contingit cuipiam forte, certo certius in morte tamen hic [31] terror incidet tanto periculosior nimirum. Verum non alia causa lex ita [32] terret ac damnat, quam ut ad Christum confugiamus, legis impletorem et [33] spiritus largitorem, idest qui condonatis omnibus delictis et commissis contra [34] legem, affectus paulatim immutat, ut ex charitate mera iam ultro faciamus [35] omnia, quod est spiritu legem implere. Hanc autem in Christo consolationem [36] et opem presentissimam nuntiat Euangelium dicens: Si laboras, si [37] anxius salutem queris, Crede tantum, Christum tibi Incarnatum et mortuum [38] pro te satisfecisse, omne malum tuum in se transtulisse, omne bonum suum [39] tibi impendisse. Invoca nomen eius et salvus es. Hoc Euangelium non [40] intellegentes Macrologi nostri docent, nos non nisi operibus et satisfactionibus

 

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[ 27 Am Rande: Ius suum unicuique tribuere 33 Am Rande: Dispensationes notantur]

 

[1] [Luc. 1, 53.] nostris ante preparatos et purgatos ad Christum venire, cum deus saturos [2] illos et suis virtutibus divites dimittat inanes, Esurientes autem tantum et [3] [Ps. 42, 2.] sitibundos (quorum anima egens ad se anhelet tamquam Cervus ad fontes [4] aquarum) bonis repleat. Ceterum hanc legis et Euangelii diversitatem plane [5] indicant diversa utrorumque initia, progressus et indicia seu figure. Euangelium [6] enim, ut nil nisi consolationes et mera habet beneficia, ita ingressum [7] quoque prorsus plausibilem, utpote datum nobis puerulum in matris puelle [8] quattuordecennis gremio lactentem, qua specie quid blandius ac invitabilius, [9] ut ita dicam, invenire possis, non video. Lex vero alioqui plena terroris, [10] miseriarum, penarum, caedium, horribilem quoque habet initium. In monte [11] [2. Mos. 20, 18 f.] scilicet Sinai, ut Exo. 20. describitur, Ubi populus ob ignem, fumum, tonitrua, [12] et buccinarum sonitus fere metu exanimati Mosen petunt mediatorem, [13] per quem legem accipiant, vocem domini terribilem deprecati, per quod et [14] pulchre Christus mediator Euangelii verbum afferens adumbratur, quemadmodum [15] et Ioannes precursor veste hirsuta horridus, vinum et siceram non [16] bibens, in solitudine durius agens, obiurgans, frigida aqua perfundens, Legis [17] horrorem significat, dum a se territos et frigida perfusos ad Christum mittit [18] consolandos, iuvandos, igne et spiritu baptizandos, digito Christum indicans [19] [Joh. 1, 29.] ac clamans ‘Ecce agnus dei, ecce qui tollit peccatum mundi’ (sic enim recte [20] legitur, idest universam mali nostri colluviem). Vides quam diversum, [21] quanto excellentius Euangelium legi succedat. Primum tanta ubique eius [22] est in sacris literis commendatio, ut nulla pene veteris legis figura non sit [23] indicatum. Quid enim facilius, felicius, optabilius misere et anxie conscientie [24] quam ad Christum infantulum, non iudicem, sed servatorem confugere, corde [25] [Röm. 10, 10.] in eum credere, ut Paulus inquit, ad iustitiam? Est enim Iusticia nostra [26] fides in Christum, que iustitie ditio longe lateque a Iurisperitorum illa [27] ditione dissentit, quibus persuasum est, legibus et decretis suis Iusticiam [28] statui, cum tamen ad id prestandum sint inefficacissime, ut clare ostensum [29] est. Quod certe Pontificibus considerandum fuit, ne tam innumeris legibus [30] nos onerarent, dum tot canonibus et statutis (que a spiritu sancto esse mentiuntur, [31] cum nihil nisi pharisaicam iustitiam possint consequi) meras dant [32] peccandi occasiones, Imo casses iniiciunt, quibus capimur, ere nostro rursus [33] redimendi. Animadvertant ergo Pontifices, quam infoeliciter hoc negocium in [34] Christi populo procedat, et salubriter abrogatis legibus illis supervacaneis [35] officii sui memores proferant de thesauro suo nova et vetera, idest lege [36] divina terreant ac gratie et auxilii divini cupidas ac sitibundas faciant animas. [37] Dehinc euangelii verbo consolentur ac per utrumque in unum Christum [38] ducant, quod et bifida eorum tiara geminis suis apicibus, sed uno vinculo [39] superne connexis significat.

 

 

 

[Seite 439]

 

[ 1/12 Mattheus bis patrem &c. ist mit anderer Tinte, aber von Pol. selbst am Fuße der Seite, die mit significat schließt, angefügt ]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

 

 

 

 

[13] 23.[14]

IN DIEM NATALEM DOMINI.

 

1519

 

[Seite 439]

 

25. Dez. 1519.

 

[ 21 Links am Rande: Vide Augustinum 4to de trinitate. Vide Commen: Epistolae heb: Mar: Lut: circa illud 2i capitis: Si tantam neglexerimus salutem.1 32 Am Fuße der Seite, die mit non schließt: Circa Euangelium Luce: Et reclinavit eum in presepe, scilicet diversorii, quia non erat ei locus in diversorio, scilicet ipso. —‘Et in terra pax hominibus bone voluntatis’ interpretabatur: den menschen, die do got wol gefallen. vide Com. Epistole ad Gala: fo. 4 in dorso.2 [Hebr. 2, 3.] ]

 

 

[15] Primum historiam nativitatis Christi secundum Lucam recitat, cuius [16] expositionem dixit se dilaturum in aliud tempus, iam enim inchoandum esse [17] Euangelium.

 

 

[18] [Matth. 1, 1 ff.] Liber generationis Iesu Christi.

 

[19] De hac generatione dicendum est. Atque hic a principio admoneo, [20] omnem Christi vitam, omnes Christi res gestas bifariam nos tractaturos: [21] Sacramenti vice, et exempli vice. Nam vulgo magno reipublice Christiane [22] malo Christus predicatur tantum exempli gratia et ut exemplum tantum [23] oculis hominum imitandus proponitur, non aliter atque alii sancti, puta [24] Petrus aut Paulus, Ioannes, qui pariter exempla nobis proposuerunt. Nihil [25] igitur prestat his Christus? Plurimum sane. A Ioanne petes exemplum [26] humilitatis, hoc idem et a Christo petes. Sed audi, quo discrimine. Atque [27] utinam huc tocius Euangelii scopum recte assequeremini! Nihil neque sanctius [28] neque commodius tum audiri, tum doceri potest. Petes vero a Ioanne [29] exemplum humilitatis, non quod ipse prestat humilitatem, sed quod eius [30] virtutis amore captus huius viri facta imitari studes, undecumque id possis. [31] A Christo vero non modo exemplum petes, sed simul virtutem ipsam, hoc [32] est Christus non solum speciem imitande virtutis exhibet, sed ipsam quoque

 

[Seite 440]

 

[ 16 Am Kopfe der hier beginnenden Seite: Christianus est, qui Christum vere novit, scilicet ut promptissimum et certissimum omni laboranti presidium, qui credit, sibi eum adesse. Absque hac fide vanum est verbum, frustra audimus. Diabolus proposuit nobis Christum iudicem et vindicem tantum 32 Hier am Fuße der Seite: Quisquis laborat obiectis sibi per diabolum mortis inferni peccati imaginibus, hic plena fiducia, hic emergat in Christum, hic iam spei et fidei locus est, hae sunt Christi partes, ut sic laborantes gratuito iuvet invocatus tantum in fide. Hic damnosa et damnabilis est doctrina operum        Am Kopfe der mit signa beginnenden Seite: Peccatum neminem damnat, Bonum opus neminem salvat]

 

[1] virtutem transfundit in homines. Et christi humilitas fit nostra iam in [2] pectoribus nostris humilitas. Atque hoc est, quod dico sacramentaliter, hoc [3] est, omnia verba, omnes historie Euangelice sunt sacramenta quedam, hoc [4] est sacra signa, per que in credentibus deus efficit, quicquid ille historie [5] designant.

 

[6] Generatio Iesu Christi. Hec verba sacramentum quoddam sunt, [7] per quod, si quis credat, et nos regeneramur. Sicut baptismus est sacramentum [8] quoddam, per quod deus instaurat hominem &c., sicut absolutio [9] est sacramentum, per quod deus dimittit peccata, Ita verba Christi sunt [10] sacramenta, per que operatur salutem nostram. Itaque sacramentaliter notandum [11] est Euangelium, idest verba Christi sunt meditanda tamquam symbola, [12] per que detur illa ipsa iusticia, virtus, salus, quam ipsa verba pre se ferunt. [13] Iam intelliges discrimen Euangelii et humanarum historiarum. Liviane [14] historie exhibent virtutum spectra quedam sive simulachra, que ipse in [15] aliis efficere non possunt. Euangelium vero exhibet virtutum spectra, ut [16] simul sit instrumentum, quo deus immutet nos, innovet nos &c. Ecclesie [17] [Röm. 1, 16.] Euangelium est in salutem omnia credenti, sicut proculdubio per baptismum [18] gratia, item per absolutionem condonatio peccati est, ita proculdubio [19] per meditationem verbi Christi gratia est et salus. Sed ad hoc tria requiruntur: [20] Predicari sive quecumque meditatio seu lectio, non enim refert. [21] Deinde, nobis ut gestum existimemus, ac ad nos pertinere, quod predicatur. [22] Idest, Etiam si audiam historiam de Christo et non putem, omnia ad me [23] pertinere, utpote mihi Christum natum esse, passum, mortuum esse, nihil [24] prodest predicatio sive cognitio historie.

 

[25] Demum negata ad hec fides est, idque omnium longe maximum [26] est. Quantumvis dulcis Christus sit, quantumvis bonus, non agnoscetur, [27] non exhilarabit nos, nisi credidero, mihi dulcem, bonum esse, nisi dixerim: [28] Mutter, das kindleyn ist meyn. Ordiamur ergo nun ab infimo gradu et [29] meditemur Christi infantiam.

 

[30] Meditemur autem, omnia ita vere gesta esse, quemadmodum in nostris [31] videmus fieri infantibus. Neque quisquam putet, Christum iam tum ostendisse [32] aliqua maiestatis sue signa: per omnia egit infantem, sicut nostri solent. [33] Nolo te in Christo deitatem contemplari, nolo maiestatem suspiceris, sed advoca [34] cogitationem animi tui ad hanc carnem, ad hunc puerum Christum,

 

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[ 13 Hier, am Fuße der Seite: Hec Gratia per Christum gratis confertur, nullum est meritum vel congrui vel condigni, ut eo suavior et dulcior nobis sit Christus. Si enim dignum te credis, iam non sapit tibi Christus. Nec tamen ut indignus fugere debes, sed accede ad hunc puerum, dem teufel zcu trotz, dignissimus es. Cum te sentis indignum, tum dulcia erunt omnia, tum dices: O pater, quam dulcis es, filium tuum das mihi, ut sit meus, hoc est Euangelii nuncium. Nemo salvabitur, nisi dicat: O pater, scio, te meum esse, in te confido, non confundar inaeternum, tu Iusticia mea. Id quidem didici ... (Das folgende ist weggeschnitten)]

 

[1] non potest homini non terrori divinitas esse, non potest hominem non terrere [2] maiestas illa inaudita. Propterea et Christus hominem et quicquid est [3] humanorum affectuum preter peccata induit, ut non terrearis, sed complecti [4] favore et amore et consolari et confirmari incipias. Ita omnibus Christus [5] proponendus est ut is, qui venerit salutem et gratiam donaturus. Precipue [6] hoc dico anxiis ac sollicitis et tristibus conscientiis, ut hunc puerum [7] sedulo aspiciant et meditentur per fidem, quod ipse sit, qui satisfecerit pro [8] nobis. Plane non dubium est, quia solatii multum animo accedet, fac periculum [9] et senties: Ecce Christum positum in cunis, in sinu muliercule eiusque [10] iuvencule, deinde et virginis: primum puero quid amabilius, Muliercula [11] quid imbellius? Iuvencula quid suavius? Virgine quid gratiosius? Ecce [12] autem et ignorantem puerum. Hec omnia eo pertinent, ne qui territa es [13] conscientia, timeas hunc adire puerum, ex hoc solacium capere. Nihil [14] dubita, hunc ludentem, salientem infantem in sinu puelle, si complexus fueris, [15] si collaudes, si arrideas, hoc est si mediteris longe pacatissimum, et tranquillissimus [16] tibi erit animus. Vide, quibus te deus illicit modis. Puerum proponit, [17] ad quem confugias, quem adeo timere homo non potest, ut nihil amabilius [18] sit homini. Territus es, huc age, agedum confuge ad hunc puerum, [19] in hoc sinu positum pulcherrime et gratiosissime puelle, porro autem quanta [20] est bonitas divina, que omnia mavult, quam ut desperes. Confide, confide. [21] Ecce hic puer est, a quo salus et expectanda et postulanda est. Mihi nulla [22] efficacior consolatio toti hominum generi data videtur hac ipsa, quod Christus [23] sit per omnia homo, puer, infans, in hoc puelle sinu cum his gratiosissime [24] matris ludens uberibus. Quis est, quem non hec species capiat, consoletur. [25] Iam superata est vis peccati, inferni, conscientie et flagri, si ad hunc gesticulantem [26] [Joh. 12, 47.] confugias puerum, tantum crede atque hoc, quod ait venisse se, [27] non ut iudicet, sed ut salvos faciat, ratum cense. Sicut baptismus certissime [28] operatur gratiam, sicut absolutio certissime effecit condonationem peccati, [29] Ita proculdubio hec pueri meditatio, hic lusus, gaudium laborantis erit conscientie [30] et robur trepidantis anime. Et ut obiter dicam: Ne contemplare [31] maiestatis divinae signa aliqua, ne terrearis, sed advoca animum ad carnem, [32] ad risus, ad Illecebras tantum pueriles. Scias, Christum fuisse vere et ignorantem [33] puerum et stultum perinde, ut nos sumus infantes, id quod ex Paulo [34] [Phil. 2, 6.] ad Philip. patet ‘Qui cum in forma dei esset’ &c. Ubi de Christo homine

 

[Seite 442]

 

[ 1 Am Rande: formam declarat 3 Am Rande: Servus Christus non ad deum, sed ad homines dicitur relatus hoc loco 4 Am Rande: prius ad conversationem Christi erga homines, 2m ad conversationem hominum erga Christum pertinet 7 Hier, am Fuße der Seite: Μορφη habet Paulus hoc loco pro forma, id est apparentia, qualis somniantibus videtur, unde et poetis Morpheus somniorum deus habetur. Hunc Pauli locum tractat Martinus in sermone de duplici iustitia.1 8 Am Rande: Scholastici Theologi 17 immanente]

 

[1] loquitur, quod cum talia fecisset Christus, per que quidam deitatis radius [2] emicabat, tamen noluisse ipsum nisi formam, idest apparentiam servi, [3] idest servientis hominibus induere. Et demum in similitudine hominum [4] constitutus, id quod ad propositum pertinet, idest conversatus est familiariter [5] cum hominibus. In figura, grece σχηματι, idest gestu, repertus [6] ut homo, idest ut sunt omnium etatum nostrarum gestus, ita et in [7] Christo fuisse, porro ut pueriles nostri gestus sunt, ita et in Christo [8] puero fuisse. Non probo, quod docent quidam, tum habuisse Christum [9] omnium rerum certam et absolutam scientiam. Imo vere ignarus [10] [Luc. 2, 52.] puer fuit, et postea crevit etate, annis et sapientia, sicut dicit Lucas. [11] [Matth. 8, 10.] Iam vero et apud Marcum miratur dicens, se tantam fidem in Israel non [12] [Marc. 6, 5 f.] reperisse. Item, quod in Nazareth patria non posset facere propter eorum [13] incredulitatem miracula. Certe si miratus est, ergo ignorabat. Et verba [14] scripture non sunt ποκριτα, sed vero sensu tractanda. Iam et Paulus ad [15] [Hebr. 5, 8.] Hebreos ‘didicit’ inquit ‘Christus ex his, que passus est’. Et sicut oculus [16] Christi clausus non vidit, sed vere dormivit, ita anima non vidit omnia. [17] Deitas enim eque immanenter coniuncta corpori et anime rationali humane [18] Christi, sicut corporis imbecillitates non abstulit, ita nec animi ignorantiam. [19] Quo modo etiam intelligenda est Christi in deserto tentatio vera fuisse et non [20] ficta, scilicet non presciente Christo. Sed hec parerga. In summa: homo erat [21] Christus, humana assumpsit et habuit omnia volens preter peccatum. Hec [22] propterea dico, ne terreamur hunc puerum complecti, ab ipso petere salutem. [23] Hactenus de Sacramentali meditatione Euangelii. Euangelium sane meditamur [24] sacramentaliter, hoc est verba per fidem hoc ipsum in nobis operantur, quod [25] pre se ferunt. Christus natus est: crede tibi natum esse, et tu renasceris. [26] Christus vicit mortem, peccatum: Crede tibi vicisse, et tu viceris. Et hoc [27] [Röm. 1, 17.] proprium habet Euangelium, quod humanis historiis non datur. In Euangelio [28] revelatur iusticia &c. Christi nativitas est causa nostre. Exemplariter [29] vides in contempta carne depositam maiestatem: et tu depone supercilium &c. [30] Vides pacis exemplum: et tu servans sis concordiarum et pacis. Vides, [31] omnia propter alios Christum fieri: et tu aliis servi. Sed ut hoc possis, [32] meditare Christum sacramentaliter, idest confide, quod ipse sit tibi hec [33] donaturus.

 

 

 

[Seite 443]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 24.

[2] IN DIE IOHANNIS

 

1519

 

[Seite 443]

 

27. Dez. 1519.

 

[ 6 Am Rande: Vide Paulum 1a Corin. 7o de vocatione. 7 Am Rande: De servo vide Paulum Colos: 3o, de coniugio Ephe: 5to 8 Die Worte Agricola bis proximo sind am Rande nachgetragen 17 Hier am Fuße der Seite: In eandem sententiam Vide pauca in decalogo fo. 377.2]

 

 

 

[3] sermonem accommodavit auditoribus popularibus

[4] in Kembergk.

 

[5] Arripiens et tractans illud Euangelium ‘Quid ad te, tu me sequere’,1 [6] ubi docuit cuiquam in sua vocatione deo militandum et sedulo serviendum, [7] ut quemadmodum sacerdos templo et aris, sic maritus uxori et liberis, servus [8] domino, Magistratus civibus [Agricola et artifex quisque sua opera proximo] [9] et contra in charitate et dei timore servire debent, ne putet quisquam, in [10] prestando suae vocationis officio se deo non servire, cui omnia elementa, [11] [Ps. 148(?)] plante et bruta serviunt et benedicunt, autore Davide. Quare non est, quod [12] reiicias pietatem seu cultum dei in solius templi visitationem et orationem, [13] que tamen suo tempore ex animo facienda sunt ad diluendum, quicquid alioquin [14] in legitimis operibus nostris peccatum et commissum est seu obmissum [15] [Matth. 5, 48.] aut cessatum. Perfectio enim a Christiano exigitur, in qua quia deficimus [16] [Matth. 6, 12.] omnes, orare semper oportet ‘remitte nobis debita nostra’ et invocare Christi [17] spiritum ac petere cor rectum pro concessis, Item gratias agere beneficiis &c.

 

[18] Modo si quis legitimum sue vocationis opus diligenter et sedulo atque [19] ex animo curaverit, deo in hoc obediens et proximo serviens, is quasi iactis [20] fundamentis ei per hoc comparata substantia bonae vitae, quicquid preterea [21] facit operum humane electionis seu inventionis, omnia bona sunt et in bonum [22] cooperantur, ut ieiunare, peregrinari, rosaria et psalteria legere, missas redimere, [23] cereolos accendere, templa ornare et similia. Verum si ad hec humana [24] confugias, tua vocatione neglecta et legitimo officio ac dei preceptis posthabitis, [25] nihil effeceris, quod tamen a plerisque omnibus utinam non tam crebro fiat, [26] ut cum non sine labore et sumptu Romam vadis neglecta domi uxore et [27] liberis, pauperibus item &c., Semper cum uxore dissides et contra, alioqui [28] varia bonorum operum specie tibi placens, quod fit prestringente et excaecante [29] diabolo, qui dum ad hoc unum, quod negatum erat, oculos tibi clausit, reliqua [30] omnia libere tibi permittit securus. Inter que dicenda sollicite admonuit [31] populum, ut ubi eiusmodi humanae electionis opera deiici et parvipendi [32] audirent, hoc semper iuxta dictam sententiam accipiendum, puta in collatione [33] Euangelicorum operum et que deus precepit obmissorum aut illis perverse [34] postpositorum &c. Si enim a bonis fiant, bona esse, si a malis, bonos non [35] facere, sed malos relinquere, tametsi interim temporaliter a deo remunerentur.

 

 

 

[Seite 444]

 

 

 

 

 

[1] 2. Gruppe.

 

 

 

 

 

 

[2] 25.

[3] CONVERSIONIS PAVLI.1

 

1520

 

[Seite 444]

 

25. Jan. 1520(?).

 

[ 3 Die Überschrift ist von Poliander hinzugefügt 14 speremus scheint von Pol. aus spectemus korrigirt.]

 

 

[4] [Apgsch. 9, 1 ff.] Paulus adhuc spirans minarum &c. Act. 9.

 

[5] Hanc hystoriam, si diligencius inspexeritis, nimirum invenietis, Paulum [6] non fuisse e crassioribus illis et publicis peccatoribus, ut quos pro [7] peccatoribus eciam vulgus habeat ac numeret, verum ex eorum numero, [8] qui non solum sibi ipsis, sed et quibusque aliis iusti videntur, quo [9] vix aliud genus est perniciosius aut periculosius. Ita enim fit, ut dum [10] vicia alicuius maxima cuivis pateant, consuetudinem eius fugiamus parumque [11] per omnia fidei adhibeamus, id quod in homicidis, scortatoribus, [12] aleatoribus et reliquis id genus usu venire videmus. Eos vero, qui sub [13] pietatis specie moliuntur quidpiam, adeo non fugimus, ut premium etiam a [14] deo speremus, si opem feramus, ut quod moliuntur, perficiant. Vix enim [15] unquam iustior sibi visus est Paulus, quam cum eos obprimere conaretur, [16] qui nec in speciem boni erant, neque omnino legem custodiebant, Quam [17] tamen constabat, ab ipso deo esse latam. Neque solum legem non custodiebant, [18] sed plane contraria docere videbantur, cum nec opera nec ceremonias [19] ullas necessarias esse asseverarent, denique Christum, subversorem ut [20] videbatur legis, tantopere assererent, ut nihil non pro eo subirent. Que [21] omnia Paulum extimulabant ad persequendum eos, tametsi nec hoc quidem [22] sine summi sacerdotis auctoritate aggressus sit. Quem putas hec pietatis [23] umbra non falleret? quem non moveret summi sacerdotis auctoritas? Hec [24] quam apte ad hec nostra tempora quadrent, quis non videt? cum Pontifex [25] ille Rhomanus impiissimis suis bullis Christi et Apostolorum nomen nusquam [26] non prefigat. At in quem finem? nempe ad opprimendum Euangelium. [27] Atque hoc pietatis fuco miseram plebeculam atque ipsos eciam prudentes [28] mundi adeo dementat, ut officium arbitrentur se prestare deo, si extinguant [29] Euangelii lucem.

 

[30] Exigit hic locus, ut et liberi arbitrii mentionem faciamus, quod vel hoc [31] uno loco satis evacuatum esset. Quibus putas operibus aut quo rationis [32] dictamine Paulum assecutum esse hanc vocationem? Nempe cum omnium [33] maxime Christum persequeretur atque a deo extincturus omnino videretur, [34] vocatur continuoque consentit, dicens ‘Domine quidvis me facere?’

 

 

 

[Seite 445]

 

 

 

 

 

[1] 26.

 

 

8. Apr. 1520.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 445]

Die folgende Predigt ist auch in einer Handschrift des Kgl. Staatsarchivs zu Königsberg überliefert, die auf Aufzeichnungen Melanchthons beruht (vgl. Einleitung). Wir geben ihre Abweichungen von dem Texte Polianders unter diesem bez. mit M. Die rein orthographischen Abweichungen bleiben unberücksichtigt.

 

 

 

 

 

 

 

[2] 1 SERMO DE TESTAMENTO CHRISTI.

 

1520

 

[Seite 445] [ 2 Die Überschrift fehlt M. Dagegen steht in M: Philippus Melanthon ad D. Iohannem Hessum propria manu scripsit Anno. 15. 24. 4 duo. Testamentum. Signum. Atque M 7 assiduo M 9 ac] & M 11 mutuo M 13 nobis Dominus M 16 etiam] ut M 17 et] ac M 18 non queat] nequeat M        scilicet] •/. M 20 fiant M 21 intelligemus M ex ullo] & ullo M 22 huc M 23 ipsis M 24 esse fehlt M        Omitte M]

 

 

[3] D. Martinus Lut. hoc pascha fere universum peregit in tractanda [4] Eucharistia. Capita sermonis duo. Atque hi duo loci plurimum momenti [5] ac lucis afferent ad tractandas scripturas plerasque. Christus novum populum [6] in terris gignens, signavit duabus tantum notis seu ceremoniis, Baptismo [7] ac Eucharistia. Altero tantum semel utimur, altero assidue et quoad vivitur. [8] Primum enim necesse est aliquas esse ceremonias seu aliqua signa, per que [9] inter sese Christiani coalescant et innectantur ac sibi mutuo innascantur. [10] Perinde atque tessarae sunt in bellis, ita et ceremoniae in republica Christiana. [11] Nam sicut per tessaras mutua fides inter se sociorum declaratur, Ita ceremonias [12] mutua fidei et charitatis symbola esse oportet, atque in hoc corpus, [13] sanguinem, item signum panis ac vini dominus nobis reliquit, quae sunt quam [14] certissima ac proxima signa mutuae concordiae tum fidei tum caritatis. Deinde [15] neque conveniebat, numerosas esse ceremonias primum liberi populi Christiani, [16] deinde etiam quod optima administrandarum rerumpublicarum ratio sit, ut [17] quam paucissimis vivatur legibus et ceremoniis. Et hominum natura ita [18] supersticiosa est, ut fieri non queat, quin a signatis ad signa, scilicet ceremonias [19] deflectat animos. Attollendus animus est ad ea, que ceremoniis significantur, [20] non que fiunt, que sensui exposita sunt.

 

[21] Mysterium Eucharistiae non intelligimus facilius ac rectius ex ullo quam [22] ex ipso Christi sermone. Atque agite, hic defigite oculos in Christi verba, [23] non sunt enim celanda, sed evulganda, atque ita ut scias, in ipsa positam [24] esse tibi summam salutis. Obmitto devotiones humans, ad verbum Christi [25] meditandum animum compara.

 

[26] [Matth. 26, 26., Luc. 22, 19., Marc. 14, 22., 1. Cor. 11, 24 f.] Accipite, hoc est corpus meum.

 

 

 

[Seite 446]

 

[ 1 sanguinis mei ist von Poliander später eingeschoben, fehlt M 1/2 qui pro bis peccatorum fehlt M 7 permittente M 9 promum nobis M 12 deus fehlt M 17 hebraeo] Hæbræis M 18 atque hic vides M 19 &c. fehlt M 21 Nohae facta M 27 Manue] Mariæ M 27/28 Vide libros Iudicum. Item Regum, ubi Dauidi promissio facta est M 28 suo semine M 30 collige M]

 

 

[1] Hic est calix [sanguinis mei] novi testamenti, qui pro [2] multis effundetur in remissionem peccatorum.

 

[3] Ex his verbis vim Eucharistie intelliget, qui ea bene meditata habuerit, [4] et in his est verus preparandi modus positus. Quid ais, Christe? Novi [5] testamenti? Quid est, quod dicis testamentum?

 

 

[6] Quid testamentum.

 

[7] Quando deus cum homine contrahit, fit hoc deo promittente et homine [8] promissioni divine credente: per nostram rationem, per nostrum arbitrium [9] aut nostra bona opera non contrahemus cum deo. Sed oportet nobis primum [10] explicitam aliquam et manifestam promissionem ostendi, qua arrepta et credita [11] a nobis sequitur actio dei in nobis.

 

[12] In hunc modum semper promissionibus quibusdam egit deus cum [13] genere humano. Primum cum Adam et Eva. Nam nisi per aliquam promissionem [14] consolatus fuisset eos deus, certe vim doloris post peccatum [15] perpetratum non tulissent. Pollicitus est ergo fore, ut serpentis caput conculcetur. [16] Item quia serpenti maledixit, homini non maledixit.

 

[17] [1. Mos. 3, 15.] Promissio in hebraeo est, ubi nos legimus ‘Ipsa conteret caput tuum’ [18] deberet legi: ipsum semen conteret caput tuum, atque vides manifestam promissionem [19] [1. Mos. 6, 18 ff.] &c. Promissio quaedam et Nohae facta est per mandatum arcae [20] condendae, per quam non dubium erat, quin aliquos ex diluvio vellet divina [21] [1. Mos. 9, 13.] voluntas servare. Est et promissio facta Nohae in Iride. [22] [1. Mos. 12, 3.] Dehinc sunt promissiones factae Abrahamo ‘In semine tuo benedicentur [23] [1. Mos. 17, 10.] omnes gentes’ et additum Signum circumcisionis.

 

[24] Factae sunt promissiones et aliis patribus usque ad Mosen, et reliqui [25] omnes confisi promissioni, quam significabat circumcisio, quam item deinceps [26] multa signa in mosaicis ceremoniis, salvi facti sunt. Sunt et promissiones [27] [Richt. 13., Richt. 6, 11 ff.] factae privatim, ut Manue, Gedeoni &c. Vide libros regum, item [28] Iudicum. Davidi iamque promissio facta est, quod ex semine suo nasceretur [29] Χριςός.

 

[31] Ex his colligo, generalem significationem vocabuli ‘testamentum’ esse, [32] cum deus per promissionem cum homine contrahit. Immo hae voces ferme [33] rem eandem significant: pactum, foedus, testamentum, promissio. Atque [34] harum vocum, quam creber usus sit in prophetis et psalmis, quis est qui [35] nesciat?

 

 

 

[Seite 447]

 

[ 3 victoria M 6 morte] more M        et mactatione fehlt M 7 bona promittuntur M        atq; M 8 sunt M        videamus fehlt M 9 tradetur M 17 morituri iam M        Auf verba folgt: Haec promissio est, cui salvandos oportet fidere, et cuius fide saluamur. M 21 &c. fehlt M        cum] quin M 23 &c. fehlt M 24 et] aut M 28 &c. fehlt M 30 &c. fehlt M 31/32 seu hereditatem hominis fehlt M 32 quod] quia M]

 

 

 

[1] Quid novum testamentum.1

 

[2] Veteri testamento, quod fuit umbra novi, tantum promissa sunt temporalia, [3] pax, victoriae, opes &c. Fuit ergo vetus testamentum promissio temporalium, [4] sed cur testamentum? Quia deus testatus est. Testatur, qui [5] moriturus est, ergo significavit sese aliquando moriturum. Interim ea mors [6] pecudum morte et mactatione significabatur. Novum testamentum, quo [7] nova quaedam promittuntur bona adeoque spiritalia.

 

[8] Age, que sint spiritalia, videamus: remissio peccatorum, adeoque [9] iusticia, vita et pax, quia dicit ‘hoc est corpus, quod traditur pro vobis’. [10] Observa significanter et non temere dictum ‘pro vobis’. Et deinde ‘Hic est [11] sanguis meus novi testamenti, qui pro multis effundetur in remissionem [12] peccatorum’.

 

[13] Est ergo hec sentencia verborum Christi: Ego testor aut lego vobis [14] iam moriturus remissionem peccatorum. Et ut certi sitis testamentum meum [15] irrevocabile esse, ecce iam moriar.

 

[16] Pauca verba sunt, que necesse est dicta esse cum magna Emphasi, [17] quandoquidem sunt testantis et iam morituri verba. Est ergo ad Eucharistiam [18] hec dispositio, ut hanc promissionem arripias et constanter credas, [19] hoc testamento Iesu Christi abolita esse peccata tua, et te filium salutis esse, [20] Sicut non oportuit Noham dubitare venturum diluvium, cum iuberetur arcam [21] condere &c., Nec Abrahamum, cum esset deus multiplicaturus posteritatem [22] suam, quamvis iuberet filium mactari et imolari.

 

[23] O magna fidei mysteria! &c.

 

[24] Atque ita accede, non velut ante tuis precibus et confessionibus prepurgatus, [25] sed purgandus ipsius Eucharistiae huiusque testamenti fide. Nonne [26] Christus dicit ‘in commemorationem mei facite’. Christi meminimus, cum [27] confitemur, eum esse, qui peccatum aboleverit, per quem sint legata nobis [28] spiritalia bona &c.

 

[29] Non purgabunt te preces tuae, tua confessio, sed fides, qua confidis, [30] per hoc testamentum salutem te consequuturum &c.

 

[31] Et confide, etiam si sentias te indignum. Nonne qui testamentum seu [32] hereditatem hominis adit, non adit ideo, quod meritus sit, sed quia Testator [33] legavit. Nonne si testamentarius diceret heredi: age cur postulas hereditatem, [34] quam non meruisti? diceret heres: Quid tum? Esto non meruerim,

 

[Seite 448]

 

[ 1 ob hoc tantum] non quod meruerim, sed M 3 eam fehlt M 4 Huius] Hanc M 7 Missa fehlt M        Pol. am Rande: Missa 9 sacerdos fehlt M 12 et] ac M 26 quidem fehlt M        facte fehlt M        erat arca, erat Iris M 27 &c. fehlt M        datum erat M 34 natura] ratio M]

 

[1] tamen debetur mihi ob hoc tantum, quia bonus ille vir pro sua liberalitate [2] mihi legavit? Nonne huic adiudicaretur hereditas? Sic et nobis est adeunda [3] nostra hereditas, non quod eam meruerimus, sed quia Christus liberaliter [4] et male meritis legavit. Huius beneficenciam et liberalitatem aspernari [5] non licet. Iniurius est Christo, qui liberaliter collatum beneficium non accipit.

 

[6] Hic est item cernere, quid missa sit, et quomodo apparare te ad [7] missam possis. Non est enim bonum aliquod opus Missa, quod valeat, sive [8] bonus sit sacerdos sive non, Sed est signum, quo sacerdos protestatur sibi [9] dimissum esse peccatum. Et nisi sacerdos hac fide preparatus fuerit, certe [10] satius fuerit eum non celebrare.

 

[11] Iam quo minus est in homine fidei, et cum sentimus, male fortem [12] esse fidem, saepe communicandum est, ut augescat et roboretur fides.

 

[13] In Missa ostenditur sacramentum, quod nihil aliud significat quam: [14] Ecce hic est verus Christus, signum novi testamenti et condonatorum delictorum. [15] Hic, hic est, per quem certo scias, abolitum esse peccatum.

 

[16] Iam vide, quae solatia sint in hoc sacramento nobis posita, ut non [17] aliud sit nobis maiore gaudio agendum, non aliud maiore spiritu expetendum, [18] quam huius sacramenti usus.

 

[19] Iam quod dicit ‘novi testamenti’, abolet vetus. Atque hic vide, uno [20] tantum verbo vetus testamentum antiquatum et abrogatum. Nec habes in [21] scripturis alium locum commodiorem, quo possis probare vetus testamentum [22] abrogatum esse.

 

 

[23] De Signo.

 

[24] Quid opus fuit addere signum? Nonne satis erat promissam esse [25] condonationem delicti? Passim deus solet promissionibus signa quaedam [26] addere. Signum quidem promissioni ad Noham factae additum erat Iris et [27] arca &c. Signum Abrahamo datum circumcisio. Signum, quo comprehenderet [28] [2. Mos. 20, 2.] populus Iudaicus deum, Eductio ex Egipto. Ideo saepe dicit scriptura ‘Ego [29] sum dominus deus tuus, qui eduxi te ex Egypto’.

 

[30] Erat item Arca, erat et propiciatorium, ubi dei sedes credebatur et [31] inde respondebatur divinis vocibus.

 

[32] Adeo numquam voluit deus sine certo signo coli. Primum quo promissiones [33] certiores essent designatae et, ut Paulus dicit, sigillatae per aliquod [34] signum. Deinde, ut humana natura certius comprehenderet deum et ad unum [35] aliquod signum defigeretur, quo comprehenderet deum, nec vagaretur aut [36] fluctuaret in suis speculationibus. Nam per eas deum assequi non potest, [37] et subinde aliud quiddam atque aliud sibi deum facit. Immo, quo per

 

[Seite 449]

 

[ 2 comprehendamus M        teneamus M        dubitemus M 5 Per] In M 6 sint M 9 haberemus iterum certum M 12 idest fehlt M        Christi M 13 oculos mentis] animos M 16 desideras. M 16/17 dicis cum Philippo fehlt M 17 cum Philippo ist von Pol. später eingeschoben 17/18 Vide bis advocat] Philippum apud Iohannem Christus rogantem ostendi patrem auocat ad se. M 18 q. d. 20 &c. fehlt M 25 55 M 26 ultra] ultra supra terram M        sic] sicut M]

 

[1] rationem altius coneris niti, eo longius a deo discedes. Ideo semper data [2] sunt signa, per que comprehendimus et tenemus et nihil dubitamus, deum [3] esse, et hunc esse deum, hunc esse servatorem, qui nobis hoc signum tradiderit. [4] Nec est periculosius in homine aliquid ratione, quae pro sua curiositate [5] non potest non evagari perinde atque in Genesi filia Iacob. Per hunc [6] [1. Mos. 34, 1 ff.] modum evagati per speculationes philosophi omnes sunt facti θεοι, ita ut [7] negarent, aliquid esse divinitatem, quia ratione non assequebantur. Faxis, [8] ne indulgeas libidinosae rationi.

 

[9] Ideo divinitas carnem induit, ut nunc haberemus certum aliquod [10] signum, quo defigeremus animos nostros, sicut Iudaicus populus ad propiciatorium. [11] Nec enim adorare alio loco quam ad propiciatorium licuit. Ita nos [12] comprehensuri deum, non poterimus nisi signo, idest humanitate Χριστο, [13] eum comprehendamus, nisi in humanitatem defixerimus oculos mentis. Est [14] [Röm. 3, 25.] enim plane Christus propiciatorium illud, iuxta Paulum Roma. 3.

 

[15] Huc, huc in Christum defige animum tuum, quisquis tentaris, quisquis [16] novisse deitatem gestis, quisquis comprehendere divinitatem desiderans dicis [17] [Joh. 14, 8 f.] [cum Philippo] ‘Domine, ostende nobis patrem’. Vide, quomodo Christus [18] eum discipulum rogantem ad se advocat, quasi dicat: de patre quid interrogas? [19] non invenies patrem. In me defige oculos: Ego sum positus [20] signum, in quo contempleris patrem. Ego sum via, veritas &c. Ecce [21] Christus errabundam, palabundam et vagantem rationem ad signum sensibile, [22] sese, accersit, ut in illo signo sensibili per fidem comprehendat deum.

 

[23] Atque hec est signorum ratio in scripturis.

 

[24] Observa, in hunc modum versati sunt in scripturis prophetae observantes [25] [Jes. 54, 9.] promissiones, testamenta et signa ut Esaie 54. ‘Sicut in diebus Nohae [26] istud mihi est, cui iuravi, ne inducerem aquas diluvii ultra, sic Iuravi, ut [27] non Irascar tibi’ &c.

 

 

 

 

 

27.

 

 

6. Mai 1520.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 449]

Diese Predigt, deren unten gegebene Überschrift offenbar von Poliander erst später hinzugefügt wurde, ist von ihm selbst auf einer besonderen Lage Papier geschrieben. Über die Datirung vgl. Einleitung (zur 2. Gruppe). Diese Predigt ist nach einer Zwickauer Handschrift bereits Bd. IV, S. 694 ff. mitgetheilt. Mit jenem Texte kommt der unsrige im wesentlichen überein; beide beruhen auf einer und derselben Bearbeitung. Im einzelnen zeigen sie manche Abweichungen. Durchgreifende, entschiedene Vorzüge weist die eine vor der anderen nicht auf. Wir sehen daher von vollständiger Mittheilung des Polianderschen Textes ab und begnügen

 

[Seite 450]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

uns, seine Abweichungen von dem Bd. IV, S. 694 ff. stehenden mitzutheilen und die Randbemerkungen Polianders (in kleineren Typen) beizufügen.

 

 

 

 

 

 

 

DOMINICA 3a POST PASCHA QVE CANTATE DICITVR.

 

1520

 

[Seite 450]

Über dem Anfange des Predigttextes steht von Polianders Hand folgendes mit rother Tinte (das in Klammer [ ] Gesetzte ist erst später mit schwarzer Tinte dazu geschrieben):

 

Ille arguet mundum de peccato [quo pollutus est] et de Iusticia [cuius expers est] et de Iudicio [quo damnabitur et tamen interim minime terretur].

 

Ferner neben der Überschrift links am Rande: Vide Lu: contra Latomum L.1

 

Rechts am Rande: Peccato scilicet incredulitatis. De iusticia, scilicet falsa sua in operibus, cum iusticia sit adherere Christo per fidem, qui ascendit, ut impleret omnia suo spirituali regno.

 

Iudicio, quo cum principe suo damnatus est, unde roma. 1o docet Apostolus, per Euangelium revelari iusticiam dei seu fidei in credentes, Et etiam Iram dei de celo super omnem impietatem.

 

[1] S. 694, 24 Euangelium bis 16.] Ioannis 16to      25 Sermones bis [2] auditi] Novi plane sunt hi sermones et ante in mundo non auditi      27 iudicatum [3] esse      28 ordine videamus] per ordinem excutiamus

 

[4] S. 695, 1 cupitum      2 quidem fehlt      impossibilis intellectu      rem] [5] eam      3 ex eo, quod] ex eo, quia nullus homo capit, quod      4 peccatum [6] fehlt      diffinit      ut] ut alii      5 diffiniunt      Quamdiu ergo      7 tentemus [7] ostendere] experiamur quomodo possimus ostendere      duo illa iam [8] dicta      hoc modo] sic      8 ostendo fehlt bonum homo      9 illud] illud [9] ad Titum 1o      10 sed] et      conscientia &c      11 fructus bonos [10] 12 evidenter] signanter      hominibus      13 bene loqui      bene velle [11] 13/14 et bono zelo facere fehlt      14 hic nihil habent] hec nihil sunt [12]       Ipse enim] Quia ipse, ut Roma. 7o dicitur      15 facta aut verba externa [13]       Et alibi] Et iterum primo Regum 16.      16 ea fehlt Et alibi] Et [14] Prover. 16      17 Dominus      17/18 Ac si diceret] Q. d.      19 parent [15]       iudicat vel fehlt      21 hinter eius: si mundum mundans iudicat omnes [16] vias eius      22 ergo fehlt et unde      23 Respondeo steht als Überschrift [17] eines neuen Absatzes      ad eam nituntur      26 peccatum in eis [18] 27 ut supra] sed falso ut      28 Hic] Illis      29/30 homini impossibile est [19] 31 etc.] quis scrutabitur illud      31/32 Si enim non potest homo seipsum [20] scrutari, seipsum mundare quomodo poterit?      32 fit mundus Christi] dei [21] 33 scribitur fehlt      etc.] propter sermonem quem loquutus sum vobis, [22] 34 adhaerescit      35 autem ei      36 ait fehlt Fide mundans] Et fide

 

[Seite 451]

 

[1] purificans      37 Ex illo fehlt      Mit Sequitur beginnt ein neuer Abschnitt, [2] darüber: Corollarium      Mit rother Tinte am Rande: fides in Christum est munditia [3] cordis      39 semper est in      ut Apostolus ait fehlt      ad Hebre.] Hebreorum [4]       etc.] impossibile est placere deo Et

 

[5] S. 696, 1 et fehlt.      Mit Corde beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: [6] Secundum Corol.      3 hominem fehlt      4 Econtra      6 dicit hoc loco [7] Christus      7/8 faciunt, volunt      8 dicitur fehlt      etc.] habet vitam [8] aeternam. Qui vero incredulus est filio, non videbit vitam, sed ira dei manet [9] super ipsum.      Mit Ergo sequitur beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: [10] 3m Corol.      9 vocantur] fiunt      apparent coram hominibus      10 gentilium [11]       peccata vere      12 quaeris      13 λεεμοσνην      elargiri] praestare [12]       et alia facere      17/18 quod in corde est immunda, quod his male [13] utitur      18 illa dona      19 scientia      gratuito data a deo      20 corde [14] sunt immundo, idest non possunt eis recte uti. sicuti      fehlt      isti [15] 22 vestes      23 quod eorum usus est corde non mundo      24 Mit Sequitur [16] beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: Quartum corol.      Am Rande: [17] Ceremoniae et opera συμβολα sunt fidei, sed sepe inania      25 sit] est      viventem] [18] qui in illam fidit      26 in fehlt      29 abutitur] non recte utitur [19] tantum fehlt      29/30 Ita et in omnibus bonis operibus fit, quantumvis [20] lucentibus, si fiant extra fidem      30 quidem fehlt      31 quia malus [21] ipse] si malus est      32 quia] qui in Christum fehlt      Alia similitudo [22] fehlt      Mit Membra beginnt ein neuer Abschnitt      33 carnem et sanguinem [23] nemo nescit bona esse dei dona      34 Attamen] at      vel] sive [24]       utitur &c.      Ista omnia      35 Hoc] Tantum      38 solet describi [25] 38/39 cuique      39 diffinitio      similiter      40 Quia nullus

 

[26] S. 697, 1 enim fehlt      homo      2 hic fehlt definit Sicut bis definit [27] steht in Klammern      3 definiunt      3/4 Et necesse est, ut sint idem [28] 4 est contraria      5 dictum est satis      videlicet] scilicet      6 vadit] abit [29] 8 ad fehlt      9 separari      10 χρν      scilicet sicut dicitur] sed sicut dicit [30]       ibi] illic      12 ideoque] iamque      12/13 reliquit      14 reliquerit eum [31] 15/16 vitae huius      16/17 contemnit et relinquit      17 relinquit iam [32] fehlt      19 que sunt      qui nihil] quum nihil      ipsius      20 si; von [33] ursprünglichem sic ist c mit rother Tinte gestrichen      21 vadenti ad [34] patrem] unitus patri      ipse] ultra      22 nec videtur sive agnoscitur a mundo [35] 23 quia contemnit et      25 nihil prorsus potest debere      26 etiam iam [36] 27 reddidit] reddit      separatum prorsus a      28 (b) regnum (c) voluntas (a) nomen [37] (b c a von Poliander mit rother Tinte übergeschrieben)      hoc      debebat [38] Deo      29 hoc et lex      31 χρν      33/34 Ergo factu impossibile est [39] quoque, ut is qui hoc est affectu, homini reddat omnia      36 nec] aut [40]       probatur sic      Quia qui non      in fide Christo      37 est immundus [41] 38 ut] quod      diligit      39 quaerit      Et sic] At tunc      40 Quod bis [42] foeceris fehlt

 

 

 

[Seite 452]

 

 

[1] S. 698, 1 Et fehlt      2 corde sine fide, immundo      4 scilicet] videlicet [2] 5 Über dem Abschnitt steht: Corollarium quod ist durchstrichen omnia [3] opera iusticiae humanae      cuique      6 ποκρισεις esse      foris] terris      reddere [4] cogantur terris rem      6/7 tamen affectui      7 Non reddunt fehlt       8 seipsum. [5] Mit Licet beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: 2m corol.      9 possit hunc [6] affectum fehlt      10 ab]      ad 11 ille fehlt      relinquit      affectu, affectum [7] 13 Über dem Abschnitt steht: 3m Corol.      Arguentur      15 iustitiam suam [8] 16 Quod bis homines] Quod vis tibi fieri      17/18 quare et ipse debet relinquere [9] eam &c.      18 suam deduxerint      22 iustitiam et causam suam [10] 23/24 huius vitae vel propter alios vel propter emendationem alterius invitus [11] eam prosequatur      24 apostolico verbo      25 etc.] tamquam non habeant [12] 26 relinqui debet      28 maiore      non prosequatur      30 Dices et hic [13] 31 cuique] qua cuique penditur      32 etiam] ut supra [nisi] Dum non [14] peragitur      33 supra fehlt      36 humana ratione      37/38 iudicatum [15] esse      38 sunt idem      39 necesse] opus      ostendemus      40 quia sicut

 

[16] S. 699, 1 ps. 67. et Ephe. 4.      Deus fehlt      2 etc.] captivam duxit [17] captivitatem      est dictum      3/4 proiicitur      4 adherentes] qui adherent [18] 5 Wohl mit Bezug hierauf steht am Ende der Seite: Augustinus hunc locum de principe [19] mundi iudicato sic intelligit, ut locum a maiori putet iuxta illud 2a pe. 2o [20] Si angelis non pepercit &c.      ulterius      6 nimium      a Deo iam      9 concupiscentiam [21]       et cum non      10 Eccles. 7 fehlt      et Paulus fehlt      Roma: 7. [22] dicit      11 etc.] In membris meis.      Et ad Gala.      12 homo ex parte [23] adhuc      13 ponderatur      14 iudicii divini      Über      vite von Poliander: [24] vie      carne] vita      15 subvertit fehlt      16 aeternum      16/17 luctum [25] et gemitum Hierzu gehört wohl die Bemerkung am Ende der Seite: Causa gemendi [26] et lugendi unde nobis suppetat      17 summo] cum      18 summo] cum [27] toto      19 reliquam      excutere      21 in spiritu      illud ps. 6. fehlt [28] 22 tuo arguas me etc.      ps. 143 fehlt iuditium cum servo tuo quia etc.

 

[29] Hinc fehlt Mit Sequitur beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: Corollarium [30] 24 et securos fehlt      25 et aliorum      ac si] et sic      26 et] ac      arguet [31] 27 qui] quia      Am Rande: scilicet quicunque pars mundi sunt adhuc in carne [32] viventes      30 in fehlt      satisfacere      stant ac fehlt      31 Sicut [33] 35 Quod homo      Mit Quod homo beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: 2m [34] Corol:      non fatiens      iuditii opera      37 orationes fehlt      38 mundaniter [35] 39 huius fehlt      etc.] non utique iudicaremur a domino      40 prover. [36] 18.] Ecclesiastici      primo      accusator est      etc. fehlt      Mit Non ergo beginnt [37] ein neuer Abschnitt, darüber: 3m corol. Dicas      Am Rande: Bona opera [38] quomodo bene fiant      41 orare, sanctorum aedes visitare] &c.

 

[39] S. 700, 1 gemitus fehlt      2 ps. 125 fehlt      etc.] mittentes semina [40] sua      illud vor Roma: fehlt      3 etc.] pro nobis gemitibus inenarrabilibus [41]       summarum est      χρν      4 et bis relinquere fehlt      5 carnem cum [42] Christo      6 Finis fehlt.

 

 

 

[Seite 453]

 

 

 

 

 

 

 

28.

[2] 1 IN FESTO ASCENSIONIS CHRISTI.

 

1520

 

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17. Mai 1520.

 

[ 34 Pol. am Rande: Comparatio]

 

 

 

[3] Sermo Martini L.

 

[4] [Apgsch. 1, 1 ff.] Historiam Dominicae Ascensionis D. Lucas retexuit Acti. primo. Christus [5] obiurgat eos, qui ipsum rogabant, quando Regnum Hierosolymorum esset [6] restituturus, Deinde paulo post docens ascensione sua, regnum suum non [7] terrenum esse, sed coeleste.

 

[8] Ut ex omnibus iis, quecunque Christus, dum super terram ingrederetur, [9] factitavit, haud vulgaria beneficia in genus humanum collata sunt, Ita eiusdem [10] etiam ad patrem remigracio non sine fructu fuit. Nam primum quidem, quoniam, [11] quicquid in terris versans operum peregit, quicquid miraculorum [12] edidit, quicquid cruciatuum pertulit, id omne eam ob causam fecit, ut [13] homines, quos servaturus coelo descenderat, in sui amorem pertraheret et [14] amorem creaturarum omnium eximeret. Tum postquam aliquandiu hominibus [15] conversatus aliquam amoris scintillam exuscitarat, in coelos rediit, [16] sed una secum sursum rapiens sese amancium corda, ut perpetuo sibi alligata [17] in eo amore, ut coeperant, perseverarent et magis ac magis Christum [18] solum amarent, iam ab omnibus visibilibus rebus prorsus avocata. Nam ut [19] hominis hoc est ingenium, ut nunquam non possit alicuius teneri amore, Ita [20] periculum erat, ut oculis amoto Christo protinus ab ipso in creaturas recideret. [21] Hoc est igitur beneficium, haec felicitas, quam Christus a terris ad [22] patrem assumptus contulit piis mentibus, ut Securi coelesti illo et vero nec [23] unquam interituro gaudio in ipso fruantur. Nam etsi corpore super terram [24] inambulent, corde tamen vere Christiani homines ab hoc visibili mundo remotissimi [25] in invisibilem illum avolarunt, in Christum solum abditi.

 

[26] Huic et accedit alter fructus ascensionis Dominicae, atque is eiusmodi, [27] ut Christianis mentibus in extremo illo et summo discrimine, cum videlicet [28] moriendum est, summae consolacioni futurus sit. Neque enim hinc per mortem [29] abituri haberemus, ad cuius opem et auxilium animum possemus adiicere, [30] Nisi ipse abiisset Christus iam ante eo, quo nobis per eum evadendum [31] est. Nullus igitur alius portus est, in quem ex hoc intempestuosissimo mari, [32] in quo tota vita fluctuamus et iactamur, tuto recipiamur. Quo quanto pervenerimus [33] cicius, tanto nobiscum agetur felicius.

 

[34] Quemadmodum ingens est gaudium ei, cui cum periculo tranandum [35] est fluvium, cum videt ab altera ripae parte stare aliquem, qui, si sit opus, [36] ipsum extrahat in siccum, Ita ingens solacium est et ineffabile gaudium

 

[Seite 454]

 

[ 2 Pol. am Rande: Χριςος αντιληπτωρ eyn uberhelffer 13 Pol. am Rande: Ve mihi, si non Euangelizavero 1a corin: 9. Item 1a corin: 1o non misit me deus baptizare sed Euangelizare. 30 Pol. am Rande: Aaron typus Christi est non vicarius 33 Pol. hier am Fuße der Seite: Aaron Christi vicem non gerit, ergo Vicarius non fuit, sed Christi inimicus fuit, quomodo ergo vices eius gessit]

 

[1] Christianis mentibus, cum sciunt, illic, quorsum perveniendum est, Christum [2] consistere expectantem, quoad ad extremum vite perveniant, ut morientibus [3] animis auxiliares manus porrigens in tutum educat.

 

 

[4] [Marc. 16, 14 ff.] Euang: Marci XVI.

 

[5] Discipuli etiam iam quadragesimo die post resurectionem Christi [6] obiurgati sunt propter incredulitatem. Tam difficile fuit recuperare Christo [7] opinionem discipulorum de se, Quo satis indicatur nobis, quid sit in hominum [8] viribus situm: Scilicet que sit duricia et diffidencia cordis humani. [9] Cavendum igitur, ne facile cuiusvis hominis fame detrahamus, quam reddere ei [10] nequeamus. Quod si tanto labore fama semel amissa recuperari non potest, [11] Quanto magis difficile est, Conscienciam semel peccato labefactatam restaurare, [12] [Pred. 9, 18.] ut non frustra sapiens dixerit ‘Qui peccat, multa bona perdit’.

 

 

[13] [Marc. 16, 15.] Predicate Euangelium.

 

[14] Hoc loco rursus explicandum est, quid sit εαγγέλιον. Diximus et [15] ante non semel, Euangelium nihil aliud esse, quam laetum nunctium. Non [16] tam laetum est nunctium avaro, si nunctietur ipsi ab aliquo, unde nihil [17] expectaverit, testamento legata esse multa aureorum milia, quam laetum nuncium [18] est animae vox Euangelii.

 

[19] Euangelii vox est: Metuis peccatum, premeris vitae male actae consciencia, [20] idque per legem, formidas mortem, terreris divino iudicio, metuis [21] Diabolum. Crede Christo, et quicquid te malorum oppugnat, perviceris.

 

[22] Lex diversum sonat: Nisi bonus fueris, morieris, damnaberis, plura [23] iniungit, Nempe cum sit Tyrannus, quem ferre et persolvere possimus. Si [24] Lex hominem sic premit, Tum Euangelium vocem dat consolacionis.

 

[25] Hoc legis et Euangelii discrimen notatur in veteri et novo testamento [26] atque in utriusque Sacerdotibus. Sacerdotes Veteris Testamenti legem predicabant, [27] In Novo predicant graciam.

 

[28] Vetus Testamentum Nullum habuit vicarium Christi, In Christo Sacerdocium [29] [Hebr. 8(?).] novum inchoatur, quemadmodum declarat Paulus, ergo Aaron non [30] fuit vicarius Christi.

 

[31] Ut in veteri Testamento nullus extitit Vicarius Christi: non enim est [32] officium Christi legem predicare, ita in novo Testamento omnes Sacerdotes [33] sunt1 vicarii Christi, quod ad verbi predicacionem attinet, Neque plus est

 

[Seite 455]

 

[ 8 Pol. rechts daneben: idest adeo omnibus, ut etiam si lapides audire possint, eis annunciandum sit Euangelium        Pol. links am Rande: Nihil aliud omnino commisit quam predicare Euangelium Apostolis 30 Pol. am Rande: Potior est res signata quam signum 33 Pol. am Rande: Das heuptguth]

 

[1] officii commissum a Christo Pape, quam ulli Sacerdoti. Immo Summa [2] et vera Sacerdotalia officia hodie non apud Papam sunt et Episcopos, Sed [3] Infimos Parrochos. Nec sunt ullius momenti, que solus habet Pontifex [4] Summus.

 

[5] Sic prestringit Diabolus hominum oculos, ut ea, que maxima sunt et [6] apud plurimos, scilicet non videntes, nihili faciamus: contra, que ne pili [7] quidem erant facienda, ea maximi pendamus.

 

 

[8] [Marc. 16, 15.] Omni Creature.

 

[9] Previdit Christus futuros aliquos, qui negaturi essent, sibi opus esse [10] Euangelio, Quippe qui e suis viribus sese iustificare contenderent. Ii, ne [11] in extremo iudicio negarent, sibi predicatum fuisse Euangelium, commisit [12] Christus palam, coram creaturis universis, Euangelium predicari, ut ee testimonium [13] dent in extremo iudicio contra illos. ‘Quia lapis de pariete [14] clamabit et lignum, quod inter iuncturas edificiorum est, respondebit’, Abacuk [15] [Hab. 2, 11.] 2o. Idest omnes creature dabunt testimonium conscienciis. Admonebit [16] locus, ubi quid commissum est, conscienciam. In Conscienciis hominum [17] vivunt omnes creaturae.

 

 

[18] [Marc. 16, 16.] Qui Crediderit et Baptisatus fuerit.

 

[19] Summa Iusticiae et Beatitudinis est, ut quia Dominus promisit misericordiam, [20] confidas. Nihil proficies, si sic cogitas: utinam diucius viverem, [21] ut hec et illa peragere possem &c. Hoc unum satis est: Si confidas, quia [22] promissum est. Iam ubi eiusmodi cor est, de Deo sic bene senciens ac [23] sperans, id nunquam quiescit, semper meditans, ultro quid agat, quod placeat [24] domino, de quo bene sentit.

 

[25] Adverte, cur Christus proposuit τ ‘crediderit’ idest fidem, τῷ ‘baptisatus [26] fuerit’, idest baptisma. Nimirum ut indicet, neminem Sacramentum accipere, [27] nisi fidem habeat, etsi hodie a Scholasticis aliter doceatur, qui aiunt, [28] quod Sacramentum det virtutem. Nullam habet utilitatem Sacramentum, ubi [29] fides non est. Igitur si altero carendum sit, Baptismo potius carendum est [30] quam fide. Ob id Christus sequenti clausula Baptismi non meminit.

 

[31] Vera fides etiam per se valet, Sacramenta citra fidem nihil valent. [32] Christus omnes cerimonias, omnia opera respuit, que fiunt extra fidem. [33] Nullum opus respuit, omnia admittit, si credas. Summa igitur et caput [34] Christianismi est fides.

 

 

 

[Seite 456]

 

[ 9 epistolas ]

 

 

 

[1] [Marc. 16, 17.] Signa vero Sequentur.

 

[2] Signa hec hodie non sunt necessaria, etiam si primum, cum fides nondum [3] confirmata erat, necessaria fuerunt. Sed tamen si quis credat, facile [4] possit etiam hodie eadem signa edere, si quando casus aut necessitas ita [5] postulet.

 

[6] Sunt qui in his signis, que Christus enumerat, misteria querant, Ex [7] iis nescio que spiritualia signa comminiscentes. Ego vero nequaquam suaserim [8] facile Allegorias fingere, alias quam in ipsis sacris litteris, videlicet [9] epistolis Pauli explicatas licet reperire, nam facile contingit, ut dum pro tuo [10] sensu Allegoriam torques, germanum scripture sensum plus corrumpas et [11] depraves quam statuas. Deinde in Contencionem et ad fidem edificandam [12] non valent, quare certe dixit Augustinus: figura nihil probat.

 

 

 

 

 

 

 

[13] 29.

[14] EODEM DIE.

 

1520

 

[Seite 456]

 

17. Mai 1520.

 

[ 20 alaturum]

 

 

[15] Hodie duas causas audivistis, cur Christus in coelum sit assumptus [16] Prior erat, quia omnia ideo foecit, ut ad se nos polliceret, non contentus [17] amorem nostrum in se vocasse, sed et eximere voluit affectum atque adeo [18] omnem spem, curam, existimacionem rerum humanarum. Ob id rapuit secum [19] corda nostra in coelum. Sic solet Deus, quicquid boni dedit, nisi adimat [20] rursum: Id Bonum nihil est utilitatis allaturum. Ideo ait Christus ‘Oportet [21] [Joh. 16, 7.] me abire ad patrem’ &c. Et ‘nisi iero, non veniet Paracletus’. Itaque [22] omnium obliviscendum est et in ipso solo herendum.

 

[23] Posterior erat haec causa. Indigemus eo, qui nos ab altera ripae parte [24] manibus extrahat. Id officii Christus coepit, cum assumptus est. Qua in [25] re magnum divine benignitatis exemplum spectari debet.

 

[26] Quod Christus iam nobis morientibus, Idem prestiterunt in Veteri. [27] Testamento priores sequentibus. Adae et Evae dedit Deus αντιλήπτορα τν [28] Abel. Idque significavit Deus, quando significavit τῷ Chain, τν Abel adhuc [29] in se vivere, Sic Sinus Abraham, Abrahamo, Sinus Abrahe, fides Abrahe [30] [Eph. 4, 8.] in eam promissionem, que facta est Abrahe. Paulus ad Ephe. 4to ‘Ascendens [31] 1 in altum captivam duxit captivitatem’. Capti eramus a peccato, peccati [32] eramus captivi. Eaque captivitas est capta, quamvis maneat captivitas: [33] Peccatum, mors capiunt nos. Eaque hic a Christo captiva tenetur, ne quid [34] noceant.

 

 

 

[Seite 457]

 

 

 

[1] Duplex hominis natura:

 

 

[2] Corpus, Anima,

 

[3] secundum quod habet secundum quam unicus eius

 

[4] magistratus civiles. magistratus est Christus.

 

 

 

[5] Iam nihil aliud est ecclesia quam congregatio spirituum et eorundem [6] consensio.

 

[7] Verum caput influit vitam et energiam corpori. Solus Christus influit [8] iusticiam in animum hominis. Id nullus homo potest, ergo homo non est [9] caput ecclesiae. Sed sacerdotes sunt nuncii Χριςο. Sicut legati principis [10] nihil habent potestatis, ita nec sacerdotes Christi.

 

[11] Hec ideo dico, ut sciamus, Christum adhuc regnare, adhuc apud nos [12] potentem esse, nobiscum esse, non modo venturum, ut iudicet, sed adhuc [13] nobiscum agere verum pontificem, verum patrem, verum dominum, verum [14] caput. Ergo qui vult vere Christianus esse, comprehendat Χριςν ut caput, [15] ut sciat, neque patrem neque matrem filio propiorem esse quam Christum [16] caput suum sibi.

 

 

 

 

 

 

 

[17] 30.

[18] POSTRIDIE ASCENSIONIS.

 

1520

 

[Seite 457]

 

18. Mai 1520.

 

[Am Rande: Papa αρχιμωρος]

 

 

[19] Heri comprobavimus, Christum solum ecclesiae caput esse. Voluit enim [20] Christus communionem quandam ac rempublicam suorum instituere. Atque [21] ideo in coelum ascendit. Neque vero existimare debet quisquam, Christianam [22] rempublican prophane illi similem. Nam inter has tantum distat quantum [23] inter animam et corpus. Placet autem, omnes hominum triplicem constituere [24] rempublicam. Primam prophanam et secularem illam, quae quoniam multiplex [25] est, multa quoque habet capita et principes. Secundam proprie Christianorum, [26] qui per unam fidem Christo capiti subiecti sunt. Tertiam adiaphoram, [27] nec hanc nec illam, proprie, in qua hodie sacerdotes, monachi et id [28] genus religiosi referendi sunt, utpote quae ceremoniis est addicta. Atque [29] haec, quatenus ad ceremonias externas pertinent, extra Christianam communionem [30] sunt. Ut in civili politia princeps primum cives habet, e quibus [31] respublica sua constituitur, quorumque ipse caput est, Deinde lictores ac [32] eos, quibus ad sontes puniendos utitur, postremo et moriones. Ita et celestis [33] reipublice, id est ecclesiae, princeps seu Christus, primum cives habet omnes [34] credentes, Deinde, quia ita sunt res humanae, ut semper inter bonos reproborum [35] Zizania oriantur, principibus terrenis gladium dedit, issque ad coërcendum [36] malos velut tortoribus et lictoribus utitur. Tercios habet morionum [37] vice religiosos ceremoniarios.

 

 

 

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[33 Am Rande: Botenlauffer]

 

 

[1] Ut comprobemus, papam ecclesie non esse caput, prospicienda primum [2] est capitis natura. Nam ab humano capite sumitur metaphora dicendo: [3] principem esse caput civium.

 

[4] Capitis proprium est membris omnibus influere ac infundere vitam ac [5] νεργεαν vitalem. Iam cum quivis cuiusvis reipublice princeps, quicquid [6] ipse animo concipit, quicquid a suis prestari cupit, id in subditos derivare [7] potest et prestabitur id, quod mandat. Ita et Papa, Episcopus, Parrochus, [8] quod ad ceremonias attinet, caput. Nam sicut Papa, Episcopus, Parrochus [9] concipit de ceremoniis observandis, ita subiecti sacerdotes faciunt. Sed hi [10] nondum veri sunt influxus in animam Capitis Christi. Nam hoc caput [11] spiritalia influit bona corpori suo, que nullus hominum potest influere. Nam [12] etsi centies inculcet tibi ac imperet aliquis hominum, ut castus sis, ut nihil [13] pecces, non tamen quicquam efficit. Neque enim potest in nos derivare, ut [14] quod imperet, spiritu, id est affectu et libenter praestemus. Porro fieri potest, [15] ut nec ipse quidem id faciat, quod tibi iniungit. Neque enim ipse sibi [16] spiritum impertiri potest. Christus vero cum habeat cor plenum spiritus, [17] idest graciae et omnium virtutum, ac emeritus sit nobis iusticiam: hic influit [18] in eos, quos iustificare cogitat spontaneum virtutum omnium spiritum. Igitur [19] Ecclesiae sanctae catholicae nullum aliud caput est quam Christus. Mentiuntur [20] itaque, qui nobis aliud caput obtrudere conantur quam Christum, quasi iam [21] non ipse, sed per alium curaturus rem Christianam, Cum ob idipsum in [22] coelos ascenderit, ut ibi gubernet ecclesiam, et ut caput in alto collocatus [23] graciam suam in animas nostras instillaret. Tum quemadmodum ipse ab [24] omnium hominum conspectu semotus sedet ad dextram patris, ita omnes [25] Christiani corde plane sese in Christum invisibilem abdiderunt, ut neque [26] ipsi ab ullo conspiciantur.

 

[27] Papam non esse caput ecclesie demonstravimus. Iam neque Vicarium [28] Christi esse probabimus. Vicarius idem habet officium, idem opus agit quod [29] is, cuius vicem gerit. Papa non agit idem opus quod Christus. Non enim [30] potest. Cur igitur Vicarium Christi appellabimus?

 

[31] Est tamen aliquod Pape officium, atque id quale sit, magis idiotae intelligunt [32] hodie quam religiosi. Divum Petrum omnes Apostolum vocamus, [33] idest legatum. Legati officium est, ut principis sui verbis perferat principis [34] iussa ad eos, ad quos mittitur. Sic pontificibus nullum aliud officium iniunctum [35] est a Christo, quam ut Christi verbum Christianis nuncient. Iam [36] nonne ridiculum sit, si legatus principis sedem occupare velit? Idque principe [37] regnante. Patienda tamen est pontificis tyrannis, modo scias, eum non [38] esse quod iacta, Et ne id quidem, quod a Christo sibi iniunctum est officii [39] prestare: predicandi verbi.

 

 

 

[Seite 459]

 

[ 9 Am Rande: Ut impleret omnem iusticiam, ut ipse esset iusticia nostra et argueretur per spiritum sanctum humana iusticia. Ioannis 16to. 11 Am Rande: non in ocium, sed in opus 15 q. d. ]

 

 

[1] Wir mussen unßerm herngoth diße mastschweyn mesten, biß ßo lang [2] ehr kumbt und schlacht sie.

 

[3] [Joh. 21, 16 f.] Christus nihil aliud tam diligenter imposuit quam illud ‘Pasce oves [4] meas’. Der bapst ßol des vihes goths stallknecht seyn, sal uns das futter [5] furlegen.

 

[6] Causam ascensionis Christi et officia distributa in ecclesia rectissime [7] [Eph. 4, 8.] Paulus declarat in Epistola ad Ephe. Ca 4. ‘Ascendens in altum’ &c. Super [8] omnes coelos ascendit, ut impleret omnia, idest ut ecclesiam totam impleret [9] suis bonis, ut in omnia membra tanquam caput destillaret et deflueret. Ea [10] [Eph. 4, 11 ff.] vera plenitudo donorum que sit, statim subiungit ‘Alios quidem dedit Apostolos, [11] Alios Euangelistas’ &c., ‘ad consummationem sanctorum in opus [12] ministerii (non dominationis), in edificationem corporis Christi (non destructionem, [13] ut hodie fit), Donec occurramus in virum perfectum, ut iam non [14] sumus parvuli fluctuantes et circumferamur omni vento doctrine, in nequicia [15] hominum’ &c. ‘Hominum’ dixit per tapinosin, quasi dicat: iactant se omnium [16] summos, maximos, sanctissimos, cum re ipsa nihil sint quam miseri homines, [17] [Eph. 4, 15 f.] vanae creaturae. Deinde indicans, quis sit ecclesiae caput, ait ‘veritatem autem [18] facientes, in charitate crescamus in illo per omnia, qui est caput, Christus, [19] ex quo totum corpus compactum et connexum per omnem iuncturam subministrationis [20] secundum operationem in mensuram uniuscuiusque membri [21] Augmentum corporis facit in edificationem sui in charitate’ &c. Quomodo [22] potuisset clarius caput ecclesiae, Christum, Christi corpus, ecclesiam, pontificum [23] ac Episcoporum officia describere.

 

 

 

 

 

 

 

[24] 31.

[25] DOMINICA EXAVDI.

[26] [1. Mos. 15, 1 ff.] In 15 caput Genesis.

 

1520

 

[Seite 459]

 

20. Mai 1520.

 

[ 32 Am Rande: Credere]

 

 

[27] Abraamo duas pollicitationes prestitit dominus: Alteram, semen ipsius [28] multiplicandum esse ad numerum stellarum, Alteram, Abraamo ipsi filium [29] heredem ex proprie uxoris utero egressurum. Iis promissionibus credidit [30] Abraham, et reputata est ipsi fides sua ad iusticiam.

 

[31] Ex iis fidei natura disci rectissime et debebit et poterit, nimirum quod [32] fides primum versetur in contradictione, deinde quod nihil aliud sit credere [33] quam honorem deo debitum dare.

 

[34] Natura humana ex primo parente Adam tam ceca est genita, ut [35] plane non possit nosse, quid ipsi ad beatitudinem prosequendam prosit,

 

[Seite 460]

 

[ 2 Am Rande: Darumb heist sie der propheth eytel lugner und das sie darumb vordampt wirt, das sie nicht warhafftig geleubt 17 Hier am Kopfe der mit signum beginnenden Seite: Baptismus signum est dei nobis propicii 21 Am Rande: Sic de Achaz, Esaie 7, qui renuit petere signum a deo et de Ezechia apud eundem.]

 

[1] prorsus igitur a fide abhorret, atque adeo semper contra fidem totis viribus [2] pugnat.

 

[3] Sic Abraham deo credidit, omnino repugnantibus omnibus viribus [4] nature, ratione ac sensibus, filium sibi genitum iri ex uxore, iam anu effoeta. [5] [Röm. 4, 18.] Hanc contradictionem indicat et Paulus ca. 4. ‘Credidit contra spem in spem’. [6] Quum itaque Abraham nihil sese discrucians, quomodo id fieri posset, quod [7] sibi deus erat pollicitus, sola fide in promissione divina haereret, deo gloriam [8] tribuit. Quandoquidem autem deus nihil postulat aliud, quam ut ipsi gloriam [9] omnem adscribamus, hoc est ipsum dominum, qui omnia possit, credamus, [10] fit, ut fide, quicquid deo debemus, quicquid nobis mandavit, persolvamus [11] [Röm. 4, 20.] ac prestemus. Idem hoc Paulus eodem capite indicat inquiens ‘In repromissione [12] dei non haesitavit diffidentia, sed confortatus est fide’.

 

 

[13] [Röm. 4, 20.] Dans gloriam deo.

 

[14] Abrahamo cogitanti, unde scire posset, se possessurum terram, in qua [15] tum versabatur, dedit deus signum, quo certo sciret, se et terram eam possessurum [16] et a deo iustificatum esse. Sic oportet et nos, cum iustificamur [17] per fidem, signum a domino capere, ut certi simus, habere nos deum faventem. [18] Eiusmodi signum statim, cum nascimur, accipimus: Βαπτισμόν aquae. Ad [19] hunc modum a condito mundo semper solitus est dominus deus signum [20] credentibus dare. Alioqui enim infirmior esset natura, quam ut constanter [21] in fide posset perseverare.

 

[22] [V. 9 ff.] Signum Abraamo datum eiusmodi fuit: Iubebatur sacrificare vaccam, [23] capram, arietem, eaque trium annorum, turturem quoque et columbam &c. [24] Deinde descenderunt volucres super cadavera et abigebat eas Abraham.

 

[25] Quid ea figura significetur, facile fuerit explicare. Nam a domino ipso [26] [V. 13] est exposita in hunc modum ‘Scito prenoscens, quod peregrinum futurum [27] sit semen tuum, et subiicient eos servituti et affligent quadringentis annis’ &c. [28] Hinc ergo colligitur, volucres, qui super cadavera descenderint, significasse [29] Egyptios, qui filios Israel apud se peregrinos servituti subiecerunt &c. Bos [30] vero, capra et aries filios Abraam, semen Abrae, significant ab Egyptiis affligendos. [31] Quid per hoc signum sibi voluerit dominus, non intellexit Abraam, [32] priusquam horrore invasus erat. Quod sane non frustra scriptum est. Constat [33] autem duplicem esse κστασιν: Alteram gaudii, cum quis tanto gaudio [34] suffunditur, ut, postquam id abierit, nesciat, ubinam fuerit, quidve sibi [35] evenerit. Hic est gustus quidam beatitudinis. Alteram vero horroris, [36] gustum inferni, quem hic Abraham sensit.

 

 

 

[Seite 461]

 

[ 6 Am Rande: Αβρααμ/Χριςος πρωτοπαθες 24 Am Rande: super dolorem vulnerum meorum addiderunt]

 

 

[1] Quem enim igitur deus docturus est, eum deducit ad inferos et reducit. [2] Hunc deductum qui sunt passi, ii omnium fuerunt doctissimi. Ita Abraam [3] non ante tam doctus fuit, quam hic a domino eruditus est. Abraam patrem [4] priorem pati oportuit, siquidem passuri erant filii sui, qui suo merito postea [5] eriperentur, hoc est Abraam abigere volucres. Hoc modo et Christum pati [6] oportuit priorem, ut suo merito omnes eriperentur.

 

[7] Fides non solum est aethernorum, sed et temporalium, ut Abraae fides [8] de terra sibi promissa et de filio a se progignendo, item fides Achaz de [9] [Jes. 7, 1.] vincendo rege Syrie. Sic scriptura fidem in omnia opera extendit, ut saepius [10] visibile sit, quod credendum est. Oportet enim fidem rebus sensibilibus [11] exercere et experiri et velut preludium quoddam esse, ut postea et in invisibilibus [12] ipsam habeamus.

 

[13] Sancti patres crediderunt, Christum in carnem venturum, et hec fides [14] de re visibili et temporali fuit. Sunt tamen per eam omnes iustificati. Nam [15] etiamsi res, que creditur, sit temporanea, verbum tamen et promissio aeterna [16] est. Quum igitur in ea haeret homo, fit, ut ipsa quaque nunquam intereat.

 

[17] Ut ad figuram redeam, preter ea, que dixi, et illud adiicio, Abraamum [18] figuram fuisse Christi, nam quicquid in veteri testamento scriptum est, id [19] omne ad Christum trahitur solum. Quemadmodum igitur filii Israel persequutionem [20] sunt passi et afflicti tandemque evulsi Aegyptiorum terra, Dominus [21] autem eos eripuit et Aegyptios extinxit, Ita Christo et Christianis idem contigit. [22] Volucres aereae daemones significant malos atque adeo, quicunque illis [23] adhaerent, quicquid in monte potentia pollet, ii in oculis mundi omnium [24] iustissimi sapientissimique non satis habent vere iustos pro peregrinis et [25] advenis ducere, nisi etiam assidue persequantur et affligant. Non enim [26] unquam quiescit diabolus, ut nos a Christo ad se rapiat. In hac persequutione [27] nihil auxilii et consolationis habemus, nisi animum inducamus, [28] Deum promissione staturum, se extincturum eos, qui nos affligunt. Soli [29] domino oportet gladium et vindictam permittamus. Ipsi nos tueri nequimus: [30] Dominus tuebitur nos ac eripiet. Orandum nobis est, ne persequutores [31] nostros ulciscatur dominus, atque adeo quicquid infligitur, patienter est [32] tolerandum.

 

 

 

 

 

 

 

[33] 32.

[34] IN FESTO PENTECOSTES.

 

1520

 

[Seite 461]

 

27. Mai 1520.

 

 

[35] [Apgsch. 2, 1 ff.] Quid et quomodo gestum sit die pentecostes, narrat Lucas actorum [36] primo. Eam historiam antequam explicemus, pauca prelibare de ratione et [37] origine pentecostes visum est opere precium.

 

 

 

[Seite 462]

 

[ 4 Am Kopfe der mit ex beginnenden Seite: πασχα/πεντεκοςη typus fidei/amoris 13 Am Rande: Ezech. Ut tabulae sunt lapideae, ita et cor populi huius lapideum est 28 Am Rande: Nec sic tamen libenter accipiunt legem        Ferner: Hiere: 31 31 Am Rande: Item Ezech. 36 et xj Dabo vobis cor novum &c. 32 Am Kopfe der mit duo beginnenden Seite: Praesumptio Egyptus sapientiam irrigat Deu: xj Desperatio Terra promissionis montosa e celo expectat pluviam [Hes. 11, 19 u. 36, 26.] ]

 

 

[1] Inter caetera festa, que quotannis a Iudaeis celebrari solita sunt numerantur [2] et Pascha et Pentecoste, 50 dies invicem distantia. Eorum alterum, [3] nempe Pascha, celebrabatur in memoriam eius diei, quo educti erant a domino [4] ex Aegypto. Alterum, puta pentecoste, in memoriam diei quinquagesimi post [5] transitum ex Aegypto, quando in monte Sinai tabulas legis a domino Moses [6] accepit. Eadem festa et nos celebramus, sed alia ratione: Iudei in carne, [7] nos in spiritu. Nam ut Iudei corpore ex Aegypto in terram promissam [8] exibant, Ita nos in spiritu eximus, ex incredulitate in vitam fidei et virtutum. [9] Atque in eius egressus memoriam agnum escabant: Ita nos in fidei nostre [10] signum Christi carne vescimur.

 

[11] Porro die quinquagesimo acceperunt illi legem, scriptam digitis dei in [12] tabulas saxeas. Nos quoque legem accipimus, sed tabulis carneis, hoc est [13] cordi nostro inscriptas Charitatem et dilectionem. Discrimen igitur est [14] veteris et novi testamenti: Vetus lapidibus inscripta littera, Cum cogito vel [15] loquor que mandantur lege. Novum cordibus insculpta, cum affectu legem [16] percipio, perceptum diligo. Vetus peccatores facit, irae filios, Novum graciam [17] operatur, filios reconciliationis. Veteris pignus lex est, Novi spiritus. Vetus [18] mandat que facere nequeo. Neque enim legem implevi, quantumvis de ea [19] vel garriam vel cogitem. Novum auxilium fert, ut implere possimus, corda [20] igni coelesti inflammans.

 

[21] Qui lineis umbrisque hominis cuiuspiam faciem depingit, is eum ipsum [22] hominem verum non habet, sed aliud nihil quam mortuam tabulam, umbram [23] tantum representantem vivi hominis. Ita lex, etiamsi ostendat ac prescribat [24] quid faciundum sit, ut vivam, non tamen dat, ut id faciam, Imo ad mortem [25] ducit. Spiritus vero id edicit, ut vivo affectu facias que lex iniungit.

 

[26] Litterae saxo non nisi maxima vi atque impetu insculpi possunt. Imo [27] vi nihil effeceris, nisi ante arte aliquantulum emolliveris. Ita semper respuit [28] legem cor humanum, nisi fuerit spiritu sancto premollitum. Hinc clamant [29] [Jer. 31, 33.] prophetae ‘Dabo legem meam in visceribus eorum et in corde eorum scribam [30] eam, dicit dominus’. Et plane huc tendunt omnes promissiones Christi per [31] totum Euangelium. Hoc igitur beneficii nobis a spritu sancto confertur, ut [32] legem divinam implere possimus. Sunt itaque duo peccata in spiritum [33] sanctum: Praesumptio, que est, cum quis propriis viribus prestaturum se [34] putat, quod precipitur nec indigere auxilio alieno, compotes nos esse voluntatis [35] nostrae. Atque id peccatum omnium gravissimum sane tot annos docetur

 

[Seite 463]

 

[ 12 Am Kopfe der mit diffidunt beginnenden Seite: A/Christo/Paschate/Fide/ad/spiritum sanctum/pentecosten/charitatem pervenitur 15 Am Rande: Idest lux et unctio qua deprehendo magnitudinem divinae bonitatis 27 Am Rande: Contextus Euangelii 38 Am Rande: Syncera dilectio quae]

 

[1] ab iis, quibus fidei negocium commissum est, Videlicet, qui arbitrii libertatem [2] astruunt. Praesumptio est, id velle per te adferre deo, quod ab ipso [3] debes accipere. Cavendum igitur, ne tuis viribus nitaris, sed confitere deo, [4] te odisse legem, ac supplex pete, inscribi novam legem in cor tuum, dari [5] tibi amorem legis, Deinde et vires, quibus legem impleas, tum demittetur in [6] te spiritus sanctus. Is flammam amoris in corde tuo accendet, ut delicias, [7] gaudium, amorem habeas in lege, quam ante horrueras, oderas, que te perpetuo [8] cruciabat, sic de sanctis quibusdam virgunculis legitur, quibus adeo [9] deamata erat Castitas, ut pro ea tutanda mortem obirent absque ulla formidine. [10] Praesumptioni oppositum est peccatum desperatio. Ei sunt obnoxii, [11] qui omnino ne litteram quidem legis ex se posse impleri putant, Nec tamen [12] spiritus auxilium implorant, atque adeo diffidunt, spiritum coelestem sibi datum [13] iri. Nullus igitur alius est modus, quo spiritum sanctum accipias, quam si [14] ante Aegypto emigraveris per fidem. Audiendum est verbum divinum, audito [15] adherendum est certa fiducia. Quum audio, Christum pro me mortuum, et [16] credo, tum delabitur in me spiritus sanctus. Nam ea fides excitat in me [17] amorem, qui amor est spiritus sanctus.

 

[18] Multum abest pascha a pentecoste, sed tamen indies propius propiusque [19] acceditur. Sic fides et amor, si utrobique perfectionem inspicias, longius [20] distant, verum tamen in dies ad profectionem magis accedunt. Alioqui coniuncta [21] sunt fides, spes et charitas.

 

[22] Iam ex adverso: ubi non predicatur Euangelium, ibi non cognoscitur [23] Christus, ubi non predicatur Christus, ibi non est fides, ubi fides non est, [24] ibi nec amor est, hoc est spiritus sanctus. Nec proficitur quibusvis aliis [25] conatibus, nisi hac via ad spiritum sanctum contenderis.

 

[26] Itaque in quibus hic amor est, hoc est spiritus sanctus, Ii possunt [27] prestare que lege mandantur. Id non obscure explicavit Christus ipse in [28] [Joh. 14, 23 f.] Euangelio inquiens ‘Si quis diligit me, mandata mea servabit’ et paulo post [29] ‘QVI NON DILIGIT ME, MANDATA MEA NON SERVAT’. Quibus [30] verbis annon clarissime ostendit: Quicquid humanae vires, humanus conatus [31] moliantur, ut legem impleant, id omne in irritum cadere. Contra hanc [32] dilectionem sive amorem duae sunt tentationes: Altera eorum, qui metu [33] naturali et servili infligende, videlicet poenae, utcunque simulant se diligere [34] et in speciem faciunt que lex precipit, quum reipsa odiant et ne minimum [35] quidem apicem legis vere impleant. Altera vero eorum est, qui propter [36] temporalia et affectum commodi, dum res prospere et ex sententia cedunt, [37] diligunt: horum amor inconstans est. Nam cum in afflictiones incidunt, mox [38] dilectione excidunt. Ii vero syncere diligunt, qui solius dei respectu diligunt,

 

[Seite 464]

 

[ 5 Am Kopfe der mit Divinum beginnenden Seite: Hilarius        Aethernitas in patre, species in Imagine, Usus in munere 14 νεργεια (so!) 28 Mit rother Tinte am Rande: Similis locus est Lucae 6to: ‘Remittite et remittetur vobis’, cum remittere ex animo fratri sit hominis iam iustificati, et cui deus peccatum iam remisit. Vide etiam sermonem Lu: anno 1522o Dominica 4to post trinitatis maxime fo: 5to1]

 

[1] non minus dilecturi, etam si lex nulla preciperet, si nullum premium [2] propositum esset, si nulla poena prestituta. Iam postquam dixit Christus [3] [Joh. 14, 24.] ‘qui diligit me, mandata mea servabit’, subiungit ‘Et pater meus diliget eum, [4] et veniemus et mansionem apud eum faciemus’. Magnificus princeps magnificum [5] profecto donum largitus! Divinum donum est spiritus sanctus et [6] prestat usum omnium rerum: docet sapientiam Christus, usum sapientie prestat [7] spiritus sanctus. Aeternum reddit pater hoc munus Solus deus et potest [8] largiri et solum decet largiri, per hoc datur usus totius legis. Cum hoc [9] munus datur, tum ex littera legis spiritus fit.

 

[10] Apud diligentes manet deus, qui syncero amore sunt inflammati, ii [11] solide bene vivunt, nimirum nonquam non sentientes dei presentiam. Diligentis [12] solida est iustitia, non ποκριτου.

 

[13] Hec, que dixi, pre se fert ipsum spiritus sancti vocabulum, ductum [14] ab opere sive νεργεᾳ sua, quam in nobis efficit. Spiritus ventum, flatum [15] significat, convenit autem multis hec appellatio. Nonnunquam anima nostra [16] spiritus vocatur, nam ut ventus, sic anima nunquam quiescit, nunquam non [17] mobilis est, semper aliquo fertur, semper aut odit aut amat. Porro quo [18] anima movetur, spiritus quoque vocatur. Is nonnunquam bonus est, nonnonquam [19] malus sive immundus. Ab utrolibet ut movetur anima, ita gestit. [20] Nec est ullus hic libero arbitrio locus, quum spiritus sanctus inspirat animum. [21] Ita inspirat, ut animam humanam amore inflammet ac rapiat ad bona, ut [22] non possit non amore complecti legem. Sic igitur queunt inter novum hoc [23] pascha et novam πεντεκοστήν et illud Iudeorum pascha veteremque pentecosten.

 

[24] Sed ut Euangelii sententiam rectius assequamur, excutiamus et illud, [25] [Joh. 14, 24.] quod ait ‘Si quis diligit me’ &c. ‘pater meus diliget eum’. Dubitari enim [26] potest, cur non potius dixerit: Si quem diligit pater meus, ille et patrem [27] meum diliget. Constat enim, deum priorem diligere nos homines. Et sunt [28] qui ex hoc loco et similibus libertatem arbitrii astruere conantur.

 

[29] Primum quidem in nobis per spiritum sanctum incenditur amor dei, [30] et ideo prior nos amat deus. Verum cum iam amo deum, nondum tamen [31] certus sum, quod ipse me amat. Oportet igitur certam promissionem habeamus, [32] qua confirmati non dubitemus, quod a deo diligamur. Deus cum iis, [33] quos diligit, sic agit, ut illi plane iudicare non possint aliter quam deum [34] ipsis succensere. Nec ulli creature aliter apparet. Ob id necesse est, ut

 

[Seite 465]

 

[ 1 Am Kopfe der mit ac beginnenden Seite: In Can.: Dilectus meus mihi ego Illi 4 Q. d.]

 

[1] bonos verbo suo sustentet ac velut signum proponat, cui si adhaereant, certi [2] sint, se amore complecti a deo. Eiusmodi verbum, eiusmodi pollicitatio est [3] hec ‘Qui diligit me, eum diliget et pater meus’. Et illa apud prophetas [4] [Sach. 1, 3.] ‘Convertimini ad me, et ego convertar ad vos’. Quasi dicat: futurum est, [5] ut ubi amorem meum in vos infudero, multa passuri sitis adversa, multas [6] afflictiones. Et omnia coram toto mundo et vobis ita apparebunt, ac si odio [7] prosequar vos. Verum ego premoneo, ne a me excidatis, et polliceor, me [8] tum maxime vos diligere, cum persecutiones passi fueritis, cum mortis et inferni [9] dolores experiemini. Certi sitis, me vos diligere tum, cum a vobis [10] diligar, ut maxime omnia appareant adversa.

 

[11] Sunt igitur he pollicitationes aliud nihil quam doctrina fidei. Manifestum [12] facit nobis deus per eas, quod nos diligat. Ac ob id ait, se ire ad [13] patrem, ut descendat Spiritus sanctus paraclitos, admoneatque et doceat illa [14] et consoletur afflictas conscientias &c.

 

 

 

 

 

 

 

[15] 33.

DIE LVNAE

in eisdem feriis.

 

1520

 

[Seite 465]

 

28. Mai 1520.

 

 

[18] [Joh. 14, 23 ff.] Quae reliqua sunt in Euangelio, quod heri recitavimus, nunc explicabimus, [19] ut plenius huius Euangelii sententiam intellectu assequamur. Primum [20] intueri debemus, Cur hec dixerit Christus. Causa est hec:• Abiturus [21] erat a discipulis ac ipsos relicturus inter medios hostes suos et ipsorum, Idque [22] iam concitatis Iudeae principibus et veritatis hostibus. Ad hec eiusmodi [23] fuerat Christi conversatio, ut vel id solum, quod ab eis discederet [24] acerbissimum fuerit, quo si essent destituti, non haberent a cuius consuetudine [25] vitae hilaritatem, consilium, auxilium peterent. Oportuit igitur ut [26] ipsos consolaretur Christus et rationem indicaret, qua possent adversariorum [27] insultibus sustinendis pares esse. Atque hec illa est longe efficacissima [28] consolatio, qua adhortatur, ut ex se solo pendeant. Nam si quid aliud quam [29] se amarent, casuros esse: si mortem, cruciatus timerent, si vitam, gloriam [30] amarent, excisuros esse sui amore, ac eo pacto prostratum iri ipsos ab iis, [31] que timerent. Sin se amarent, nihil esse discriminis tam formidandum tamque [32] ingens, quod non sint victuri, ut maxime non aliter appareat, quam si [33] omnino comminuere vellet ipsos. Hec est pollicitatio, qua nitamur et confirmemur [34] omnes, qui sub Christi signis militamus, gens ut videmur deserta, [35] postquam Christus ascendit.

 

[35] [V. 23.] Huic pollicitationi subiungit consolationem dicens ‘Si quis me diligit, [36] eum diliget et pater et mansionem faciemus apud ipsum’,

 

[Seite 466]

 

[ 1 q. d. 5 Euan: 11 q. d. 12 Mit rother Tinte am Kopfe der mit quia beginnenden Seite: Verbum dei magnifaciendum 18 Mit rother Tinte am Rande: Argumentum a minori 28 Mit rother Tinte am Rande: Loqui 28/29 q. d. 32 scilicet ist mit rother Tinte nachgetragen 34 q. d.]

 

[1] quasi dicat: futurum est, ut nihil non vobis appareat, ac si iratus esset ac [2] odisset vos deus. Verum ne terreamini. Ego enim vobis certo polliceor, [3] tum maxime diligi vos a patre, quum vos ipsum dilexeritis, atque adeo, cum [4] apparebit odisse vos pater. Atque his satis apparet, quam sublimis volet [5] pre ceteris Ioannes Euangelista. Porro, maiorem Epitasin habet, quod ait [6] ‘mansionem faciemus apud ipsum’, ac si dicat: non solum pater e celo deorsum [7] ad vos respiciet, qui me amatis, viveretis, in intimis cordibus vestris [8] habitabit et numquam non presens erit vobis. Sic amor maxime spectabilis [9] est in mediis tribulationibus.

 

[10] [V. 24.] Ut magis confirmet discipulorum animos pergit:verbum quod locutus [11] sit non suum, sed patris sui esse, quasi dicat: Ex hoc verbo [12] solo pendebitis, ac magnifacietis, quia patris mei est. Auditis sermonem a [13] patre proficiscentem, quem maioris estimare debetis quam omnem vitam [14] vestram, omnia quecumque habetis bona. Armis vos non tueor nec manibus, [15] sed verbo, quod tam efficax est ac tanti roboris, ut hostes vestros omnes [16] prosternat, modo vos ipsi adhaereatis.

 

[17] Quantis desideriis ethnici ac omnes homines olim cupiebant certi aliquid [18] de deo nosse atque adeo unicum verbum a deo dari! Et ob eam [19] causam tam crebro oracula consuluerunt (Inest enim natura omnibus hominibus [20] studium cognoscendi numinis), nec tamen compotes facti sunt voti. [21] Nobis cum ipse dei filius ideo in terram demissus sit, ut verbum divinum [22] predicaret, atque adeo qui patris aetherni aethernum verbum ipse est, hunc [23] sermonem non exosculamur? Natura omnes scire vehementer cupimus, [24] faveat ne nobis deus an secus, et cum ipse Christus certo affirmet, nos a [25] deo amari, quum ipsum nos amamus, nec solum amari nos a deo, verum [26] etiam in cordibus nostris habitare deum: quae isthec vesania est et caecitas, [27] ut id ceu rem nihili contemnamus?

 

[28] [V. 25.] Sequitur: Haec locutus sum vobis, apud vos manens, quasi [29] dicat: quoad vobiscum sum, non possum vos nisi per verba consolari, sed [30] [V. 26.] ubi venerit παρακλητος, hic docebit vos omnia, donec ego vobiscum ago. [31] Aliud nihil prestare vobis possum, nisi ut consoler eiusmodi verbis: quod [32] [scilicet] si me diligitis, amatum iri vos a patre. Ac praeter id promitto: [33] si perstiteritis in amore mei, demissurum esse patrem Spiritum sanctum efficacie [34] paracliton in nomine meo, quasi dicat: Ego quidem mortem passurus [35] sum, et vos persequemini et ignominia afficiemini. Sed spiritus sanctus re [36] efficiet, quod ego polliceor. Esto: ego sim moriturus, Esto: mundus de morte [37] mea gloriaturus sit, tamen veniet vobis παρακλητος exhortator, animator, [38] Impulsor, inspirator, incitator.

 

 

 

[Seite 467]

 

[ 1 Am Rande: παράκλητος 6 Am Kopfe der mit ut beginnenden Seite: Sicut palma exaltata sum in Cades 21 Am Rande: Pax in cruce 29 Am Rande: Pax Christi]

 

 

[1] Paraclitos significat consolatorem eiusmodi, qui non modo dolorem utcumque [2] mitigat aut ex animo eximit, sed etiam qui virilem ac audacem [3] reddit in pugnam adversus omnium malorum agmen, sic ut cum gaudio et [4] gestienti animo cupias quidvis pro Christo perpeti. Non aliter ac in bellis [5] ipsis tubae ac tympana animos militum feroces reddunt et avidos dimicandi, [6] ut velut rabie aliqua acti proruant adversus hostem, Ita quoque hic paraclitos [7] non consolatur muliebribus consolationibus, sed ita consolatur, ut quo [8] magis premaris malis, eo fortius sursum nitaris non secus ac palmae lignum [9] [Sir. 24, 18.] solet. Et huc scriptura alludit, cum ait ‘sicut Palma exaltata sum in Cades’, [10] idest in sancto, in deserto, in separato. Hoc est, cum omnibus humanis [11] presidiis destituta est anima, cum omnia infesta sunt, ibi tum paracliti [12] opera reluctatur et tum maxime crescit, cum maxime deprimitur. Hec est [13] ergo consolatio: Seyt frisch, Ich fahr da hin und laß euch in allem ungluck, [14] doch will ich euch geben eyn geyst, der wirt euch muts genung machen wider [15] alle anfechtung. Atque hec multis verbis inculcat Christus, ut animosiores [16] reddat suos. Necesse est enim, magno amoris igne inflammatus sit, quem [17] maxima pericula non deiiciant animo, sed animositatem augeant.

 

[18] [V. 27.] Iam quod sequitur: Pacem meam do vobis, Pacem meam relinquo [19] vobis, Id quoque sic intelligendum est, ut non nisi in mediis tentationibus [20] experientia cognoscatur. Ita semper scriptura in afflictiones ducit. [21] Nam relinquit ne pacem, qui suos in omnia adversitatum genera coniicit? [22] Certe mundo longe secius apparet, qui pacem tum appellant, cum cuivis licet [23] citra alterius iniuriam deliciis omnibus pro animi libidine affluere. Igitur, [24] ut declararet Christus, quam longe pax, qualem ipse donaret, distaret ab [25] ea, que a mundo datur, adiungit: Non quomodo Mundus dat, ego do [26] vobis. Hec est igitur Christi sententia: fieri aliter nequit, quam ut post [27] meum discessum plurimis adversitatibus premamini. At ut in his animo [28] misericordie deiiciamini, id beneficii vobis confero, ut in mediis afflictionibus [29] animo sitis tranquillisimo. Atque id mea est pax, quam mundus nec dare [30] potest nec agnoscit, Ego enim ac pater meus quatenus vos viribus destituemini, [31] pro vobis dimicabimus, nunquam a vobis abscessuri nostro auxilio, [32] Modo vos fortiter confidatis et meo ac patris auxilio animemini, cui resisti [33] non potest, ut etiam omnes creature reluctentur. Non turbetur igitur [34] cor vestrum, quod a vobis abeo. Mittam enim in vos a patre paracliton, [35] ita ut magis expediat vobis me abire, quam si maneam apud vos. Interim [36] modo in his verbis, que ego iam vobis dico, haerete.

 

[37] Huic consolationi aliam exhortationem subiungit omnem movens lapidem, [38] [V. 28.] ut magnum animum faciat discipulis. Si diligeretis me, inquit, gauderetis, [39] utique quod vado ad patrem, quia pater maior me est.

 

[Seite 468]

 

[ 1 Q. d. 11 q. d. 22 Am Fuße der mit recuperarentur schließenden Seite: { Pascha        fidem / Pentecoste        amorem } significat        Am Kopfe der mit a beginnenden Seite: Annus remissionis 24 Am Rande: Ab hoc cornu dicitur annus Iobileus]

 

[1] Quasi dicat nihil aliud in causa est, cur formidetis et cur doleatis me abire, [2] quam quod non satis amore mei estis accensi, quo si arderetis, gaudio esset [3] vobis, me quam primum ad patrem discedere. Nam ubi ad patrem pervenero, [4] tradetur mihi omnium creaturarum dominium, mundi, diaboli, mortis [5] et Inferni vis mihi subiicietur. Et pater, quoniam maior est, mecum vos [6] tutabitur, nec poterit quicquam vos laedere, cum ego vos defendo. Quamdiu [7] apud vos sum, tutari vos non possum, neque enim tantam potestatem [8] habeo, postquam vero ascendero, dabit mihi pater equalem potestatem secum.

 

[9] [V. 30.] Iam non multa vobis loquor. Hec que dixi, servate, ne permittatis [10] excidere. Nam ita decretum est, quod princeps huius mundi [11] venit, sed in me non habet quicquam, quasi dicat: diabolus, quum me [12] revereri debeat atque adeo ut dei filium suspicere, ita mecum agit, quasi me [13] totum sibi captivum fecerit. Quod pro vobis morior, id non ex debito [14] facio, sed solo patris amore et vestre salutis studio. Huc concinit etiam [15] [Joh. 3, 16 ff.] hodiernum Euangelium ‘Sic deus dilexit mundum’ &c.

 

 

[16] [Apgsch. 2, 1 ff.] In Acta Apostolica.

 

[17] Docuimus, pentecosten, idest quinquagesimum diem a paschate, significare [18] amorem sive charitatem ut pascha fidem. Et id significatum est in [19] [3 Mos. 25, 8 ff.] veteri testamento, ubi lex data fuit Iudeis, ut quinquagesimo quoque [20] anno celebraretur annus Iobileus, ut quinquagesimo anno veteri heredi [21] omnes possessiones restituerentur, et quecumque ad alienas manus devenerant, [22] redirent ad primum dominum et recuperarentur a familia pristina. [23] Et eo anno inspirabatur cornu arietis IOBEL. Hec figura significat [24] hos quinquaginta dies et verum Iobileum Christianorum. Christus enim [25] verum annum remissionis instituit, quo omnia ad suum heredem redirent. [26] Eramus enim in possessione et ditione diaboli et oppignerati Sathanae [27] et in eius manus omnia bona nostra nobiscum venerant. Nunc redeunt [28] bona nostra, membra nostra ad verum et legitimum possessorem Christum. [29] Atque hic annus Iubilei apud quemvis incipit, qui baptizatur, qui remissionem [30] peccatorum consequitur, duratque per omnes homines Christianos [31] in externi iudicii diem usque. Hoc anno quinquagesimo venit spiritus [32] sanctus. Tum incipit hic annus Iubileus. Impleta est igitur hec figura, [33] quod Spiritus sanctus non ante descendit in discipulos quam die quinquagesimo, [34] et impletur adhuc quotidie in iis, qui per poenitentiam convertuntur [35] ad Christum. Tum sonat cornu illud seu buccina arietina, hoc est Euangelii

 

[Seite 469]

 

[ 8 ligua        Mit rother Tinte am Rande: Quaelibet pars flammae est flammaea 18 Hier am Fuße der mit afficit schließenden Seite: Du kanst unßerm Herngoth nicht ebner thun den Zcusagen: Ich wolt liber du list mich unverworn mit predigen. Muß ich aber joh predigen, ßo sey du meyster 25 Mit rother Tinte am Rande: Vis spiritus 33 Über variis mit rother Tinte: ετεραις, aliis, idest novis. 34 Mit rother Tinte am Rande: hinc etiam liquet miraculum in loquentibus fuisse, non in audientibus]

 

[1] vox, verbum crucis exile, non speciosum mundo. Per id nunciatur [2] salus, nostra hoc verbo consolamur et animamur.

 

 

[3] [V. 2.] Factus est repente de celo sonitus.

 

[4] Hec fuit prima congregatio Christianorum constituta e 120 viris. [5] [V. 3.] Visae sunt dissectae linguae flammarum1, sidentes non super capita, [6] sed ex ore egredientes. Eo significatum est primo, Apostolos multis linguis [7] idem locuturos. Nam ut multae flammae dissectae apparebant in uno ore, [8] Ita Euangelium semper idem predicatum est, etiamsi non una lingua. Ubi [9] observa, non nostra arte vere Euangelium predicari posse: oportet in os tibi [10] demittantur igneae lingue. Quod vero tum impletum est, id adhuc hodie [11] impletur per verbi ministros. Nam adhuc variis linguis loquuntur, Etiamsi [12] quisque sua lingua suis predicet.

 

[13] Deinde quod igneis linguis loquuntur Apostoli id quoque vim Euangelli [14] ostendit. Est enim novum testamentum aliud nihil quam predicatio [15] gratiae et misericordiae divinae et vox eius dulcis est et iucunda. Contra [16] fit, cum solum vetus testamentum, idest sola lex, predicatur. Nam eius [17] [2. Mos. 4, 10.] vox odiosa est atque hinc Moses linguam Impeditam habet. Nam quantum [18] Euangelii vox, que divinum favorem annunciat gaudio afficit, tantum legis [19] vox peccatum annuncians et Iram divinam ob oculos ponens terret. Sunt [20] igitur Apostolorum linguae igneae. Quam Apellationem ab νεργεα sive [21] opere adeptae sunt: faciunt enim ignea corda et inflammant amore dei et [22] legis divinae. Porro quemadmodum olim, dum edificaretur turris babylonica, [23] unicam linguam in plures divisas dispersit deus in destructione turris Babel, [24] Ita iam plures una copulavit in edificationem ecclesiae.

 

[25] [V. 4.] Discipuli statim coeperunt predicare. Ecce quam nunquam spiritus [26] quiescat, quam animaverit et confirmarit ipsos Apostolos tam brevi tempore, [27] ut nihil timerent omnium malorum. Hic ergo impletum est, quod [28] Christus de παρακλήτῳ venturo predixerat. Statim ubi demum adest spiritus [29] sanctus, erumpit, effundit se aliis et audet se mundo opponere pro Christo, [30] nihil timens, sed ante vitam expositurus quam taceat.

 

[31] Die warheit wil nicht geschwigen seyn, wil auch nicht geliden seyn, [32] darumb muß man den halß daran wagen.

 

[33] [V. 4.] Coeperunt loqui variis linguis, prout spiritus sanctus [34] dabat eloqui illis. Huc disce, non esse in nostris viribus situm Christum

 

[Seite 470]

 

[1] recte predicare. Ita concionandum est, ut spiritus sanctus impellit. Ille [2] solus est, qui hominum corda penitus cognovit. Corda hominum nemo [3] hominum cognovit. Ergo spiritus solus corda tangit et accendit.

 

[4] [1. Chr. 9, 40., 2. Chr. 14, 8.] Filii Beniamin tam certa leguntur Iacula emittere potuisse, ut ne pilo [5] quidem a prefixo scopo aberrarent, idest Apostoli sua predicatione nullam [6] non cogitationem hominum attingebant.

 

 

 

 

 

[7] 3. Gruppe.

[8] Collectanea Philippi Melan:

[9] ex sermonibus Lute:

 

 

 

 

[10] 34.1

 

 

[? Aug. 1520.]

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 470] [ 7/8 Collectanea oihmqok Lfkbm: ex rfqnnohctt Kxsf: Wenn man hier für jeden Buchstaben abwechselnd den in der alphabetischen Ordnung vorhergehenden und den folgenden setzt, so erhält man die oben angegebenen Worte. Vgl. Einleitung. 20 poena] Darüber von Pol.: dolor pro peccato.]

 

 

Für die Bestimmung des Datums dieser Predigt liegt ein bestimmter Anhalt z. Z. nicht vor. Doch ist zu vermuthen, daß sie unmittelbar vor den folgenden, in deren Reihe sie steht, gehalten ist. Über das Jahr, in welchem die Predigten dieser Gruppe gehalten sind, vgl. Einleitung (zu Gruppe 3).

 

 

 

 

 

 

 

[11] DE IVSTIFICATIONE.

 

1520

 

[Seite 470]

[12] 1. Nonne salvat deus, quia promisit?

[13] Nae. Promisit respectu Χριςου vel operum?

[14] Respectu Χριςου.

[15] Ergo fiducia, quod salvet per Χριςόν, iustificat.

 

[16] 2. Non quevis simplex credulitas iustificat.

[17] Quia si simplex credulitas iustificat, consequitur, omnes esse iustos, [18] qui credunt.

[19] Dicit ipse, sic iustificat, quod suum opus iustum habet pro iusto.

 

[20] 3. Si dicas: poena valet, si quis credat, alias non valitura.

[21] Peccatum dimittitur, quia facit credens. Tantum sic credere, est [22] exactio.

 

[23] 4. Dico, quod non sequitur, quod sit exactio, quia est propositum, ut [24] sciamus, quod credentibus dimittuntur peccata.

[25] Item: Esto, sit exactio, tamen est magna compensatio.

 

 

 

[Seite 471]

 

 

 

[1] νθυμήματα.

 

[2] Iusticia est ex fide, idest, opera bona habentur pro bonis, quia peccatum [3] dolenti dimittitur, quia credit.

 

 

[4] Contra dico:

 

 

 

[5] Multos dolere eredentes, et tamen peccatum illis non dimitti.

[6] Iudas credit generaliter, dolens est, tamen ei peccatum non dimittitur.

[7] Persiste in hoc: Quod conscientia non potest fide historica pacificari.

 

 

 

 

 

[8] 35.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 471]

 

[11. n. Tr.; 19. Aug. 1520.]

 

 

Das Datum ist nur vermuthungsweise als das des Sonntags vor dem Bartholemäustage angenommen. Daß Luther in der folgenden Predigt noch einmal auf Kapitel 23 zurückgreift, während er hier bereits mit Kapitel 24 begonnen hatte, erklärt sich bei der Annahme, daß ihm ein der Behandlung bedürftig scheinender Punkt erst nach der Predigt eingefallen war. Ein solches Zurückgreifen ist z. B. auch unten in Nr. 50 zu beobachten.

 

 

 

 

 

 

 

[9] ΠΕΡΙΤΟΥ ΙΣΑΚΟΥ ΓΑΜΗΛΙΑΣ.

 

1520

 

[Seite 471] [ 9 Poliander über γαμήλιας (so!): celebratione nuptiarum 12 γαμήλιαν 21 suum bis &c. ist Zusatz Polianders]

 

 

[10] [1. Mos. 24.] Sacrae litterae eos status, qui boni sunt, iudicant et probant. Quos [11] non probant, periculum est tentare.

 

[12] Proinde hic videtis του Ισάκου γαμήλια quam diligenter, quam accurate [13] conscripta sint. Quare quamvis rideantur Nuptiae, tamen videte, ut [14] deum revereamini.

 

[15] [V. 2 ff.] Primum hic observa iusiurandum servi.

 

[16] Quia Abrahae addictum est semen ελογημένον, super eam promissionem [17] innitens Abraham exigit iusiurandum. Ideo in femore, quia promissio erat [18] de semine ex femore.

 

[19] [V. 3.] ‘Non accipi Cananeam’ docet, quam prava isthec natio fuerit. [20] Voluit ergo Nurum, timentem dei.

 

[21] [V. 7.] Premittet γγελον [suum coram te &c.]. Fidei exemplum.

 

 

[22] Consilium.

 

[23] Plus placent mihi, rebus stantibus ut nunc, connubia quam monachatus aut sacerdotium.

 

[24] Quondam martyrum temporibus magis probassem coelibatum.

 

 

[25] Coniunx in his 4. periculis vivit.

 

[26] 1. Laborat in periculo egestatis.

 

[27] 2. Non est honoratus. Honores sequuntur opes.

 

 

 

[Seite 472]

 

[ 9 ὁί]

 

 

[1] 3. Minus voluptatum.

 

[2] 4. Incomode ex uxore.

 

[3] Addo: quod increbrescit et invalescit libido Sodomodorum. Nisi est in [4] Ecclesia, aut monasterio, ubi verbum dei semper dicitur et tractatur, non [5] continebitur, non erit castus.

 

 

[6] Quod est bonum quod pulchrum

[7] [Sach. 9, 17.] eius, ‘vinum germinans virgines’.

 

[8] [V. 54.] Quod de γαμηλοις hic legitur, de epulis, Contra eos dictum est, qui [9] [Jes. 7, 14., Matth. 1, 23.] hilaritati — ο φαρισαοι — nihil admittunt. ‘δο παρθένος συνέληψε’ [10] idest, Ecce illa concepit, tamen adhuc virgo est.1

 

[11] [V. 57.] Requirenda puellae voluntas: ‘vocemus puellam et queramus voluntatem [12] eius’.

 

 

[13] [V. 7.] Iuravit mihi deus coeli.

 

[14] 1. Hic textus in genesi: ‘Iuravit mihi deus coeli et terrae’, Est unus [15] locus et insignis, ne dubitemus, ne vacillemus, ut constanter promissionibus [16] divinis fidamus.

 

[17] Adeo certum esse oportet accessurum ad sacramentum, ut plane nihil [18] dubites, quin effectum sacramenti accipias.

 

[19] 2. Dei oculi respiciunt humilia, ita Rebeccam respicit puellam. [20] Adversatur deus quicquid est sublime et μεγαλοφρονον.

 

[21] 3. De mundo muliebri. Hester.

 

 

 

 

 

 

 

[22] 36.

[23] ΕΙΣ ΤΗΝ ΒΑΡΤΟΛΕΜΑΙΟΥ..

 

1520

 

[Seite 472]

 

24. Aug. 1520.

 

[ 24 Über λις ist von Pol. satis geschrieben]

 

 

[24] Περ Βαρτολεμαου στοραι εσν πόκρυφοι· λις στω, ατν παινεσθαι [25] κατ τ τν αποστόλων.

 

 

[26] ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.

 

[27] [1. Mos. 23.] κόαμεν2 περ τάφου της Σάρας.

 

[28] Questio: Utrum liceat sepulchrum emi? Et sunt qui accusant βροντα [29] Simoniae. Sed nos rem propius intueamur.

 

[30] [Apgsch. 8, 9 ff.] Fuit quispiam Simon, Samarita, hinc Simonia. Iam adeo late patet [31] Simonia, ut res templorum etiam venditae dicantur in Simoniam cadere.

 

 

 

[Seite 473]

 

 

[1] Sepulturae non fuerunt quondam consecratae ut modo. Atqui nihil refert.

 

[2] Sed hoc spectandum erat, Utrum Simonia sit vendere pecuniis [3] missas, officia.

 

[4] Liberaliter serviendum est.

 

[5] [Luc. 10, 7.] At unde vivendum est? Dignus operarius mercede.

 

[6] Dico: Laici debent liberaliter donare τα βιωφελήματα docentibus [7] παρόχοις.

 

[8] Qui conducunt sacerdotem, ut λειτουργήσῃ, inepte faciunt, quamquam [9] debeant quidem dare λαο.

 

[10] Vellem minui iusta funebria et funebres λειτουργας.

 

[11] Missa non est propter ruditum et barbaros cantus, sed propter [12] διδάσκειν, ut conveniatur et audiatur verbum dei.

 

 

 

 

 

[13] 37.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 473]

 

[13. n. Tr.; 2. Sept. 1520.]

 

 

Da Nr. 37 und 39 inhaltlich in engem Zusammenhange stehen, glauben wir sie möglichst nahe an einander legen zu müssen und zwar auf 13. u. 14. n. Trin., zwischen welche 1520 das Festum nativ. Mariae (Nr. 38) fiel. Es ist aber auch die Möglichkeit offen zu halten, daß Nr. 37 zu Nr. 36 und Nr. 39 zu Nr. 38 gehört.

 

 

 

 

 

 

 

[14] ΕΙΣΤΟ ΓΕΝΕΣΕΩΣ XXIIII.

[15] [1. Mos. 24.] Περ λληγορας Rebbecae et Isaac.

 

1520

 

[Seite 473]

[16] 1. Saepe admonui, non debere proclives esse ς το αλληγορεν.

[17] 2. Et qui volet λληγορεν, prius historiam exacte teneat.

[18] 3. Item αλληγοραι non probant efficaciter.

[19] 1. Isaac                                                Χριςός.

[20] 2. Rebecca, pinguis, bene habita, τπος χριςιανς κκλησας ξ εθνν.

 

 

[21] Christus e Sara, idest synagoga, populo Iudaico natus est. Illi Χριςῷ [22] est data Rebecca sponsa, populus gentium.

 

[23] Ex hoc differunt Iudei e gentibus, quod Iudeis credite promissiones. [24] Sed rursus ex Iudeis pauci credidere.

 

[25] Porro macilenta est synagoga, et pauci credunt.

 

[26] At gentium Ecclesia pinguis est, multi enim crediderunt.

 

 

[27] [V. 9.] Imposita foemori manus a servo.

 

[28] Servus,              πόστολοι θνν.

 

[29] Iurat, se non accepturum τος νομοδικαους, nolentes recipere Χριςόν.

 

[30] Foemur,                        γενεν Χριστο.

 

[31] Foemur λληγορικς, γενεν Χριστο κατ Θεότητα.

 

[32] Quia noster apostolus debuit nasci ex Χριστῷ, sine operibus, Iactans, [33] se tantum fidem predicare.

 

 

 

[Seite 474]

 

[ 1/2 Symbolum ist Zusatz Polianders 7 Pol. am Rande: elementa εκκλησα 10 στοιχεοις]

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[3] Quia ex foemore, Symbolum, quod predicet Χριστν ex fide.

 

[4] Populus nutriat apostolos, sicut Rebecca potat camelos servi.

 

[5] Apostolus donat Inaures et armillas certo pondere, puellam θνη.

 

[6] Auditus verbi, verbum fidei: Inaures.

 

[7] Non sunt hominum decreta κα στοιχεα docenda in εκκλησᾳ:

 

 

[8] Fides                                verbum [9] Mores                                opus [10] non petantur ex hominum στοιχεοις.

 

[11] Quantum iuris habet servus in Rebeccam, tantum habent pontifices et [12] πόστολοι in κκλησαν.

 

[13] Non fuisset passus Isaac, viciari Rebeccam a servo. Ita nec Χριστς [14] patitur, Ecclesiam viciari hominum traditionibus.

 

[15] Quando vero appropinquandum Χριστῷ in die novissimo, Tunc dicemus [16] [V. 65.] cum Rebecca ‘Quis ille est, qui appropinquat?’

 

[17] [Ps. 143, 2.] Hic omnes nos, quantumvis iustos, pudebit, et dicendum est ‘Non intres [18] in iudicium cum servo’.

 

 

 

 

 

 

 

[19] 38.

[20] ΕΙΣ ΤΗΝ ΓΕΝΕΘΛΙΩΝ ΜΑΡΙΑΣ.

 

1520

 

[Seite 474]

 

8. Sept. 1520.

 

[ 23 Pol. am Kopfe der mit De beginnenden Seite: Nasci et renasci]

 

 

[21] [Matth. 1, 1 ff.] Liber generationis Iesu Χριστο, filii David, filii Abraham.

 

[22] Hoc ευαγγέλιον audistis in principio εαγγελου.1

 

[23] De beatae Mariae γενεθλοις nihil est in scripturis sacris expressum.

 

[24] [1. Mos. 12, 3.] Huc potest deflecti sententia ‘In semine tuo benedicentur omnes gentes’. [25] Quia vero redit εαγγέλιον, redibit et sermo, quem ante dixi.

 

[26] Duplex nativitas: Nativitas mortis et peccati seu maledictionis.

 

[27] [1 Mos. 5, 3 ff.] Natura nascimur maledicti. Sic dicit textus in genesi ‘Adam genuit &c. [28] et mortuus est’, quod est εικός, nasci nos mortis filios.

 

[29] In ευαγγελιῳ non scribitur mortuis Χριστός, et quamquam sit mortuus, [30] tamen resurrexit atque ita describitur semper vivens Χριστός.

 

[31] Semper vivens et regnans Χριστς describitur.

 

[32] Per Χριστν renascimur filii vitae. Sic nascimur.

 

[33] Non per liberum arbitrium, non per opera, non per nostros conatus.

 

[34] Sed sicut puer in utero seu foetus in alvo non per sua opera nascitur, [35] Sed patitur se gestari et edi, Ita nos patiendo, non agendo iustificamur, ut [36] cum περ Χριστο predicatur.

 

 

 

[Seite 475]

 

[ 3 Pol. am Kopfe der mit - pitale beginnenden Seite: Mors corporis verus et completus Christiani hominis natalis est 15 γένεας]

 

 

[1] Vin salvari, vin eripi morti:

 

[2] Tum oportet te credere Χριστῷ gignenti, Insinuanti tibi suum verbum. [3] Est itaque hoc iustificationis principium et caput et capitale bonum fides, [4] verbo credere.

 

[5] Et sic iustificatus, primum exerceberis variis insultibus Carnis et satanae [6] et sic cottidie renascimur. Nativitas non completur, donec prorsus emorimur.

 

 

[7] Mori carni est nasci spiritui.

 

[8] Quoad vivimus hic, enascimur Χριστῷ.

 

[9] Ita semper spectanda fides. Hic si sollicitat mors, Inopia &c., cogitem: [10] quid tum? tamen Χριστν habeo. Pereant omnia, modo Χριστς meus mihi [11] maneat.

 

[12] Hec nesciunt qui opera docent. Nihil apud eos solatii aut consolationis [13] τας ψυχας. Non est χριστιανόν, si quis misere adfligatur, velle et optare [14] illud aufferri.

 

[15] In hunc modum δυο γενες scriptura comparat: Alteram mortis, Alteram [16] vitae et gratiae. Ex generatione mortis Χριστς nos per γενεν vitae eripit [17] et edit in vitam.

 

 

[18] Homo Χριστός.

 

[19] ‘Filii David’, ‘filii Abraam’, hoc quoque beneficium dei est, quod per [20] hominem nos redemit, qui esset sanguis et caro nostra, nobiscum communis, [21] nobis similis, quo alliceret similitudine ad amandum se, nec deterreret. [22] Generationes 42 significant, oportere nos saepe renasci multis gradibus.

 

 

 

 

 

[23] 39.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 475]

 

[14 n. Tr.; 9. Sept. 1520.]

 

 

Zur Datirung vgl. die Bemerkung zu Nr. 37.

 

 

 

 

 

 

 

[24] [1. Mos. 25.] IN CAPVT XXV.

 

1520

 

[Seite 475]

[25] Audistis, ut immisceat se Spiritus carni, ubi describit Nuptias &c.

 

[26] [V. 1.] Uxorem senex ducit, haec quid ad nos? cur scribuntur?

 

[27] Quidam excusarunt Abraam, quod secundo γαμήσατο, quod hec [28] Cethura sit γαρ.

 

[29] Verum ego haud puto, Cethuram εναι γαρ.

 

[30] Sed nuptiae diligenter descriptae sunt, ut significaretur, Nuptias non [31] esse malas contra canonica iura &c.

 

 

 

[Seite 476]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 3 Pol. am Rande: Nati mulierum.]

 

 

 

[1] Περ διγαμας.

 

[2] Quisquis est δγαμος, is non potest consecrari &c.

 

[3] [V. 6.] Iam iuri διγαμας opponemus τν Αβραάμ. Donavit filios &c. [4] Notant filios mulierum, quia solus filius Isaac filius Abrahae dictus est, qui [5] natus est per repromissionem.

 

[6] [1. Mos. 4, 19 ff.] Alias atrociter animadvertit in carnem, sicut supra in Lamech. 4. &c.

 

[7] Alias connivet misericorditer carni ut hic Abrahae. Isaac est haeres, [8] alii donantur. Vere filii Χριστιανο sunt haeredes, vere credentes. Alii [9] iusticiarii donantur bonis horum temporum.

 

 

 

 

 

 

 

[10] 40.

[11] ΕΙΣ ΤΗΝ ΜΑΤΘΑΙΟΥ

 

1520

 

[Seite 476]

 

21. Sept. 1520.

 

[ 12 Pol. am Rande: Vide infra alium sermonem de hoc festo.1 32 Pol. am Rande: Moloch]

 

 

 

[12] [Matth. 2, 1 ff.] Περ ρώδου κα μάγων.

 

[13] Πρτον, Munera attulerunt Magi puero et inopi contra hominum morem, [14] qui damus potentibus. Adeo ευαγγέλιον semper et ubique docet respicienda [15] humilia.

 

[16] Iam et vos date inopibus et egenis. Hanc vocem quia adeo negligimus, [17] negligemur et a deo, ut quia vocem et iussum dei negligimus, deus nos voce [18] et predicatione et doctrina sua fraudet. Hic recensuit, unde bona sacerdotum, [19] monasteriorum &c. Instituta hec omnia, ut succurratur πτωχος.

 

[20] [V. 8.] Preterea ρώδης simulat, se quoque regem illum quesiturum. Ideo

 

 

 

 

[21] duplices sunt homines [22] hypocritae Pii

 

[23] ρωδεοι

 

[24] sua querentes specie Magi

 

[25] λατρεας

 

 

 

[26] Sua enim querebat occisurus Χριστόν, ne ipse regno eiiceretur.

 

 

 

 

[27] [V. 11] Offerunt [28] Aurum Regi

 

[29] Thus Deo

 

[30] Myrrham morti Χριστο.

 

 

 

[31] Regibus debetur obedientia. Ita Χριστῷ debetur obedientia.

 

[32] Moloch εδωλον prudentia carnis est: huic non obtemperemus, sed Χριστῷ. Deus est dator omnium bonorum et liberator a malis. Deo igitur

 

[Seite 477]

 

[1] debetur, quia confiteamur bona ab ipso accepta, ευχαριστα, et confidamus [2] nos eripiendos. Myrrha indicat, ut simus emortui ipsis nobis, ne quid usque [3] nostrum queramus.

 

[4] Herodes, et si mortuus sit, tamen eius posteritas magna est, ii qui [5] veritatem simulant se querere, nec querunt tamen.

 

[6] Audivimus hactenus de puero nato, Salutato a pastoribus, a magis.

 

 

 

 

 

[7] 41.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 477]

 

21. Sept. 1520.

 

 

Diese Predigt wird nur der Verschiedenheit des behandelten Textes wegen von der vorangehenden getrennt, ein Verfahren, das wit der besseren Übersicht wegen immer in der Sammlung Polianders beobachtet haben. Der Schluß von 40 und der Anfang von 41 weisen aber darauf hin, daß beide von Luther ursprünglich als eine Predigt gehalten sind.

 

 

 

 

 

 

 

[8] [Luc. 2, 22.] Sequitur locus de purificatione Ex Luca.

 

1520

 

[Seite 477] [ 14 χριάνοι]

 

 

 

[9] φέλιμος λόγος.

 

[10] Queritur quare Maria, cum non fuerit impura, purificata sit. Dixi [11] prius, multa fecit Χριστός, Item Maria, quibus non habebant opus ipsi, sed [12] tamen fecerunt nostra caussa. Liberi a lege fuerunt.

 

[13] Quando sumus baptisati, salvati sumus, nec requiritur porro ullum [14] opus. Atque hoc debuerunt χριστιανο nosse, ut diligeremus Χριστόν· εχαριστμεν [15] Χριστῷ.

 

[16] Liberavit nos baptismus ab omnibus legalibus operibus.

 

[17] Rursum sumus obnoxii omnibus legibus, omnibus operibus, quia vivimus [18] cum aliis et aliis sumus obnoxii.

 

[19] Libertas est, non, ne operemur, sed ne putemus conscientiae [20] quietandae necessaria opera.

 

[21] [V. 22.] ‘Purificationis eorum’, scilicet matris et filii.

 

[22] Ecce legi subiecerunt se, quamquam non essent obnoxii.

 

 

 

 

 

 

 

[23] 42.

[24] ΕΙΣ ΤΗΝ ΜΙΧΑΗΛΟΣ.

 

1520

 

[Seite 477]

 

29. Sept. 1520.

 

 

[25] Notio angelorum optima est, non de substantia, sed quod pleni sunt [26] charitate, εχαριστᾳ et glorificationum dei. Et hoc est nobis letum, ut [27] fidamus eorum praesidio.

 

[28] Econtra mali insidiantur nobis et oderunt et contumeliantur κα βρζουσι. [29] Ideo cauti simus.

 

 

 

[Seite 478]

 

[ 1 πιστέως 2 Pol. am Rande: Fides 4 Pol. am Rande: Opera]

 

 

 

[1] Dixi nuper1 περ πστεως κα ργων.

 

[2] Πιστις summa est iustificationis et sigillum baptismus, Quia si credas, [3] iam adeptus es regnum.

 

[4] Opera corpori exercendo et serviendo fratribus necessaria sunt.

 

[5] [Luc. 17, 20.] Regnum dei non venit cum observatione, Sed intra vos est, idest [6] regnum dei est per fidem, non per opera.

 

 

 

 

 

 

 

[7] 43.

[8] ΕΙΣ ΤΗΝ ΜΕΤΑ ΤΗΝ ΜΙΧΑΗΛΟΣ.

 

1520

 

[Seite 478]

 

17. n. Trin.; 30. Sept. 1520.

 

[ 12 Pol. am Fuße der mit Ideo schließenden Seite: Primogenitum deo sanctum 25  (so!), am Rande nachgetragen]

 

 

[9] Christus sponsus est, Ecclesia coniunx. Χριστς foecundat Ecclesiam [10] Ideo primus ecclesiae partus sanctus deo vocabitur.

 

[11] Et illa prima iustificatio hominis nemini adscribi potest ε μ Χριστῷ, [12] [Luc. 2, 23., 2. Mos. 13, 2.] sponso. Ideo ‘primus partus sanctus deo vocabitur’. Et illa prima iustificatio [13] operatur deo εχαρισταν et gratiarum actionem, gratulationem.

 

 

[14] Hic considera ius primogeniturae.

 

[15] Ius primogeniturae, quod facti sumus consecrati deo, Reges, Sacerdotes, [16] per baptismum. Reges facti omnium creaturarum, ne qua noceant nobis [17] adversa.

 

 

[18] [2. Petr. 3, 18.] ‘Crescite in agnitione Χριστο’.

[19] Sacerdotium.

 

[20] Primogeniti sunt sacerdotes. Sacerdotium est munus, quo licet nobis [21] coram deo, coram dei oculis consistere et offerre, idest quod quicquid faciamus, [22] ipse velit gratum habere et oculos suos in nos defigere et intueri ac [23] protegere. Ideo certe ait propheta:

 

[24] [Ps. 25, 10.] ‘Universae viae domini Misericordia et veritas’.

 

[25] Misericordia, idest gratia, , acceptum, placitum, εδοκον. Veritas, [26] idest revera bonum, idest, quicquid dominus facit est gratiosum et vere [27] ανυποκρτως bonum.

 

 

[28] [Luc. 2, 25 ff.] Περ Σιμενος.

 

[29] Χριστός, Messiah, τι βασιλες χριοντο. Alii reges fuerunt uncti extrinseco [30] ungento. Χριστς non est ab homine extrinsecus unctus, sed a [31] deo intrinsecus.

 

 

 

[Seite 479]

 

 

[1] A Christo oportet habeamus, ut nomen, ita et unctionem. Non est [2] Χριστς extrinsecus unctus, sed a deo Intrinsecus, Ita nos oportet non extrinsecus, [3] sed intrinsecus, non ab hominibus, sed a deo.

 

[4] ‘Χριστς domini’ dicebatur non ab hominibus factus, sed a domino, domino [5] placens in hoc Χριστῷ, et nos eramus futuri reges et sacerdotes, τι χριστο.

 

[6] [V. 29 ff.] Opera non salvant, sed videre Χριστόν. ‘Nunc dimittis servum tuum [7] domine &c. Quia viderunt oculi mei salutare tuum, quod parasti’ &c.

 

 

[8] [Jer. 9, 24.] Et apud Hieremiam:

 

[9] ‘In hoc glorietur homo, quia novit me’.

 

[10] Quare, quia per baptismum condonatum est iam peccatum, et recepti [11] iam sumus in gratiam, et promissa est gratia nobis et salus per Χριστόν, [12] Sola visio seu cognitio Christi, quid sit, et cur data sit, confirmat et consolidat [13] conscientiam et securam facit et hilarem. ‘Salutare’ non hominum [14] [V. 30.] sed dei, ‘salutare tuum’, idest talis salvator, qui aeternum salvat. Salvator [15] humanus, qui in re temporali salvat. Atqui Χριστς est salvator domini.

 

 

[16] [V. 31.] Quod parasti ante faciem &c.

 

[17] Ecce prophetiam, Χριστν revelandum et in gentes. Revelat gentes, [18] idest illuminat gentes.

 

 

 

 

 

[19] 44.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 479]

 

18. n. Tr.; 7. Okt. 1520.

 

 

Da Nr. 44 sich ohne erkennbare Lücke an Nr. 43 anschließt und durch Audimus ausdrücklich auf sie Bezug nimmt, die mit Sicherheit auf den 17. Sonntag n. Trin. 1520 gelegt werden darf, so wird anzunehmen sein, daß Dominica XIX den 19. Sonntag n. Pfingsten —18. Sonntag n. Tr. meint. Ebenso wird demgemäß die Angabe bei Nr. 45 und 49 zu verstehen sein. Einige Jahre später zählte Poliander. allerdings die Sonntage post. trinit. Vgl. seine Randbemerkung zu S. 464, 26.

 

 

 

 

 

 

 

[20] DOMINICA XIX.

 

1520

 

[Seite 479] [ 24 multorum] malorum]

 

 

[21] Audimus, summam salutis nostrae esse τν visionem et cognitionem [22] salutaris Χριστο.

 

 

[23] [Luc. 2, 33.] ‘Et erant pater eius et mater eius mirantes’.

 

[24] [V. 34.] ‘Positus in ruinam multorum’.

 

[25] Quae sunt erecta, cadent per Χριστν strata. Quae iacent humi, eriget.

 

 

[26] Περ σκανδάλων τν κ Χριστο.

 

[27] Primum offendit Χριστς per suam humilitatem, ut qui omnium sit [28] salvator, puer, infans, inops, homuncio, infirmus, imbecillis.

 

[29] Christum venturum arbitrabantur cum magno dominatu, magnis viribus, [30] et sic iudicabat ratio naturalis. Hoc supercilium rationis naturalis pone et

 

[Seite 480]

 

[ 15 διό Am Rande: Esaie 33o 22 χρου]

 

[1] complectere diversa forma Χριστόν, quam tu Imagineris. Atque ita labi a [2] superba ratione et humiliari et ascendere rursus in Χριστόν, hic lapsus [3] foelix est.

 

[4] Sic bene operari, virtus &c. alta sunt, ab his decidendum est, non puta, [5] haec esse salutaria, sed unicum salutare est Χριστός.

 

[6] Tollit occasionem fiduciae, tollit et occasionem desperationis, sed in sese [7] tantum confidi vult.

 

[8] Hec est via, per quam gradiemini, nec declinabitis ad dexteram nec [9] sinistram.

 

[10] Iam infoeliciter labuntur qui ruunt per superbiam, ut Iudei &c.

 

[11] Ecce illi ruunt, quibus maxime promissus est Χριστός.

 

 

[12] Petra scandali.

 

[13] [V. 34.] Χριστς est ‘signum ᾧ ντιλέγεται’.

 

[14] Oportet Christo et Christum praedicantibus contradici.

 

[15] [Jes. 33, 7.] Angeli pacis amore flebunt, δι τ πολλος σκανδαλζεσθαι.

 

[16] Αγγελοι ερήνης εισν απόστολοι Χριστν ευαγγελζοντες.

 

[17] [V. 35.] ‘Ut revelentur ex multis cordibus cogitationes’.

 

[18] Nisi Χριστς offenderet, nunquam nos agnosceremus. Tanta est assentatio [19] inter homines, maxime bonos, ubi fallit species boni, adeo ut nec ipsos [20] nos norimus. Christus ergo revelat cogitationes cordium, idest confundit [21] naturam &c. et ostendit nos nobis.

 

[22] Et pharisaica nequitia declarat se, quom a Χριστῷ offenduntur.

 

[23] Positus Christus, ut revelentur φαρισακα πονηραι, ne fallant simplices [24] et pios.

 

 

 

 

 

 

 

[25] 45.

[26] DOMINICA XX.1

 

1520

 

[Seite 480]

 

19. n. Tr.; 14. Okt. 1520.

 

 

 

[27] κόατε2 περ το Σιμενος ᾠδς, νυνι περι Χάννης.

 

 

[28] [Luc. 2, 36 ff.] De Hanna.

 

[29] Diligenter descripsit Lucas et gentem et familiam et nomen et condicionem [30] Hannae.

 

[31] Audistis3 quod dominus Χριστς sit promissus Abrahae, quae promissio [32] verax fuit procul dubio. Eamque redemptionem voluit dare nisi per orationes [33] quorundam piorum. Itaque quamquam deus omnia det gratis, tamen [34] vult requiri et orari et peti.

 

[35] Oportet fieri, ut sitiamus anxie deum.

 

 

 

[Seite 481]

 

[ 4 est] et 17 Pol. am Fuße der mit manifestari schließenden Seite: Orari vult deus, ut det quod promisit]

 

 

[1] Phanuel: apparitio dei, facies dei.

 

[2] Aser: beatitudo.

 

[3] Beati expectant redemptionem.

 

[4] Beati nascuntur ex facie, adparitione, cognitione dei. Iam credere est [5] illuminari a deo et cognoscere deum, quo sciamus, quid nobiscum deus [6] volet facere.

 

[7] [Ps. 4, 7.] ‘Signa super nos lumen vultus tui’, idest signa super nos fidem, qua [8] adpareas nobis.

 

[9] Quomodo fit hoc? Sic: quom audio τν παγγελαν, Χριστν εναι [10] σωτρα, tum credo et credens sum illuminatus, habeo lucem ceu solem [11] orientem.

 

[12] Sic omnis anima est Φανοηλος filia.

 

[13] Iam hic vide, quomodo illi Simeon et Hanna non sua quesierint, sed [14] aliorum salutem, pro redemptione orantes.

 

[15] Et non oremus, quamquam filii simus, quamquam salvati simus, [16] tamen oremus salvari.

 

[17] Item oremus, Χριστν manifestari.

 

 

 

 

 

[18] 46.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 481]

 

[19. n. Trin.; 14. Okt. 1520.]

 

 

Der geringe Umfang der Nrn. 45, 46, 47 und das Fehlen einer Zeitbestimmung oder eines andern Zeichens für den Beginn einer neuen Predigt machen es wahrscheinlich, daß Luther in seiner Behandlung der evangelischen Geschichte (vgl. Einleitung S. 322) über die drei verschiedenen Texte in derselben Predigt geredet hat. Wir setzen daher zu Nr. 46 und 47 das Datum von Nr. 45.

 

 

 

 

 

 

 

[19] [Matth. 2, 15.] EX AEGIPTO VOCAVI FILIVM MEVM.

 

1520

 

[Seite 481] [ 19 Pol. am Kopfe der mit Ex beginnenden Seite: Scripturae locus non simpliciter citatus videtur. 23 Παλ.]

 

 

[20] Agite vos docticuli, unde et quomodo Mattheus hanc sententiam producit.

 

[21] Dixi saepe, oportere μαν κα πλον γνωμν εναι τς γραφς.

 

[22] Atqui hec sententia ‘Ex Aegipto’ dicitur περ σραηλος λαου, obscura [23] [Gal. 3, 13.] res est adeo, utcunque explicabo. Itaque dico, quod sicut Παλος ‘Maledictus [24] qui suspensus est in ligno’, illa sententia est communis omnibus suspensis.

 

[25] [5. Mos. 21, 23.] Moses de omnibus dixit, at Paulus adplicat proprie ad Χριστόν, sed [26] tamen Χριστς comprehensus est in illo communi λογισμῷ ‘suspensus’.

 

[27] Ita hic de omni Israele dictum est ‘ex Aegipto vocavi filium meum’, [28] ergo et Christum.

 

[29] Et sic in hoc credo, quia Mattheus Χριστν hominem ανθρωπικς [30] describit, Ideo in illo communi ponit.

 

 

 

[Seite 482]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 47.

[2] EX LVCA.

 

1520

 

[Seite 481]

 

[1] [19. n. Trin.; 14. Okt. 1520.]

 

[ 4 μαθαος 6 doctor 7 scilicet in ipsis ist Zusatz Polianders]

 

 

[3] [Luc. 2, 40.] ‘Puer proficiebat, et erat plenus spiritu et sapientia’ &c.

 

[4] Sic a principio distinximus εαγγέλια, τι Ματθαος γράφει νθρωπον, [5] Μάρκος βασιλέα, Λουκας ερέα, ωάννης θεον.

 

[6] ‘ερέως στ, doctorem in templo, mediatorem esse &c. Christus est inter [7] sacerdotes, quare? Quia nihil est [scilicet in ipsis]. Sint leges, sint doctrinae [8] qualescumque, nisi in medio Χριστς sit. Nihil est, qualescumque leges, [9] qualescunque sint operae, nisi fides in Christum animet leges.

 

[10] Sepe dixi, oportere χριστιανν εδέναι, quod χριστιανς est supra omnes leges. [11] Est et infra omnes leges.

 

[12] Christus erat obnoxius matri, At cur hic non obtemperat? Ecce [13] Χριστς sic leges transilit.

 

[14] Rursum postea obtemperavit parenti Χριστός.

 

[15] Itaque Χριστς obtemperat, non obtemperat. Sic nos χριστιανο et liberi [16] sumus et servi sumus.

 

[17] Noluit esse sub lege, ut significaret per opus legis non iustificari. Per [18] fidem fit, ut homo plane nihil praeterea debeat, ergo non est sub lege.

 

[19] Christianus non est sub lege, ut Χριστς non obtemperabat.

 

 

 

 

 

[20] 48.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 482]

 

[20] [21. n. Trin.; 28. Okt. 1520.]

 

 

Die Zeitbestimmung ergiebt sich aus dem Zusammenhang dieser mit der folgenden, sicher datirten Predigt.

 

 

 

 

 

 

 

[21] ΕΙΣΓΕΝΕΣΙΝ.

 

1520

 

[Seite 482] [ 32 Am Rande: mansiones]

 

 

[22] [1. Mos. 25, 23.] Maior serviet minori. Prophetia impleta, quia ex Iacob populus [23] regnavit. Quomodo impleta spiritualiter, audietis.

 

 

[24] Quomodo nati infantes

[25] Iacob, Essau.

 

[26] Essau, factor, Ein thetter, πράκτης.

 

[27] Iacob, calx, supplantator, Et quia arripuit fratrem calce et quia [28] supplantavit.

 

[29] Vide iudicium dei, quicquid se exaltat, id oportet humiliari: Essau, [30] Cayn, exaltabant se, ideo humiliabantur. Sic fit, quod fere parentes illuduntur [31] spe filiorum.

 

[32] [V. 27.] Iacob mansit in tabernaculis. Tabernacula nominat γραφ μονάς, habitacula, [33] ut significetur, vitam esse peregrinationem.

 

 

 

[Seite 483]

 

[ 6 Pol. am Fuße der mit primogenita schließenden Seite: Tabernacula in scripturis 7 Iacob ist von Pol. über durchstrichenem mater gesetzt 10/11 Pol. am Rande: obscure locutum esse. 27 Am Rande: tandem palam fit.]

 

 

[1] Vide: connivet deus ad τ σαρκικόν, quod Isaac diligit Essau et [2] praefert Essau τῷ Iacob.

 

[3] Hic eciam fides observanda Mulierculae τς , que fisa verbo [4] ‘Maior serviet minori’ audet eciam se viro opponere.

 

 

[5] Sequitur de primogenitis.

 

[6] Cogita, utrum sit Simonia emere aut vendere τ primogenita.

 

[7] Item disputatur: Mater ne an [Iacob] emendo fecerit. Nam illum constat [8] [Heb. 12, 16.] peccasse vendendo, ad Hebreos. 12. Iam nec Simoniam credo.

 

 

[9] λληγορα.

 

[10] Dixi, in his duobus fratribus magnam rem et terribile iudicium ανττεσθαι.

 

[12] Uterus Rebeccae figura fuit uteri, idest verbi dei.

 

[13] Uterus verbum dei et potissime promissionis verbum, quia nemo potest [14] salvari, nisi in utero illo gestetur verbi dei seu promissionis divinae.

 

[15] Duo populi sunt, qui de verbo disceptant. Nec disceptant de rebus [16] caducis, sed de regno, de hereditate.

 

 

[17] Esaitae, Operarii.

 

[18] Iacobi, Credentes.

 

 

 

[19] Operarii se iustos predicant per opera et ad se trahunt γραφήν, Iacob [20] repugnat.

 

[21] Hanc pugnam solus deus iudicat dicens ‘Maior serviet minori’. Et [22] hec consolatio omnium nostrarum θλψεων.

 

[23] [V. 25.] Essau rubet.

 

[24] Et alias dixi discrimen operariorum et credentium: Operibus cor non [25] purificari. Ita Essau cruento corde est et terreno, hirsutus, Corde fallaci, [26] unfreundtlich.

 

[27] [V. 26.] Iacob plantam arripit.

 

[28] Iacob potentia, manu adripit plantam, potentiam regnandi, et subigit [29] regnantem et calcantem ατν Essau.

 

 

 

 

 

 

 

[30] 49.

[31] KYPIAKHI XXIII.1

 

1520

 

[Seite 483]

 

[30] 22. n. Tr.; Nov. 1520.

 

 

[32] Audistis2 admirandum iudicium dei de Essau et Iacob, et

 

[33] Quomodo hic iudicetur pugna fidelium et iusticiariorum.

 

 

 

[Seite 484]

 

[ 8 proter 11 Pol. am Rande: κτενω occido. 12 υαγγελον 13 τηρευτής Pol. am Rande: Deest aliquid ut quem iusculo pascit        Hinter γαστρς das Zeichen || für die Einschiebung]

 

 

[1] Nam qui in Credentium numero non sunt, qualescunque sunt, nihil sunt.

 

[2] Ostenditur eciam, quod eciam si regnent hic Essauitae, tamen calcem [3] excipiunt ipsi manu nec leduntur.

 

[4] Hic discite, ne quis fidat suis donis, qualiscunque sit.

 

[5] Essau primogenitus et rex et sacerdos erat futurus, atqui reiectus est.

 

 

[6] [V. 29.] Essau redit a venatione.

 

[7] Locum hunc tractavit ν πιστολῇ πα῾᾽ βραοις.1 Et nos sacerdotes [8] sumus, qui propter voluptatulam temporalem, per avaritiam vendimus [9] primogenita. Fit rubens Essau, amans temporalium.

 

[10] Essauitae temporalium amore, Amittentes ius primogenitorum, non [11] defendentes Euangelium, λας νόμου, θηρευτς ργάτη κτενων εσεβες, [12] πώλησε πρτα· εαγγέλιον ταρχου, τι επαγγελας προσκαρους προσεδόξα.

 

[13] Λας νόμου θηρευτς κακει επώλησε τν τιμην αυτο, γαστρς, pascit, [14] et hunc servaturi remittunt primogenita.

 

 

[15] [1. Mos. 26.] XXVI. Caput.

 

[16] Hic videtis, ut sanctos suos exerceat deus. Vult enim semper pendere [17] ex se, vult peregrinare hic, non ita, quasi rectam sedem habeant.

 

[18] [V. 2.] ‘Deus apparet Isaaco’. Et ecce, quam prope sit deus iis, quos diligit. [19] Atque hic discamus, quam sit Impossibile deseri credentes, quia credidit [20] Isaac, ideo adiutus est a deo.

 

[21] Ubi deus benedicit, fieri non potest, quin maledicant [22] homines.

 

 

 

 

 

[23] 50.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 484]

 

[23. n. Trin.; 11. Nov. 1520.]

 

 

Die Datirung ergiebt sich aus dem Zusammenhang mit Nr. 49. Für die Abgrenzung derselben von der voraufgehenden war der Umstand maßgebend, daß Luther noch einmal auf Kapitel 25 zurückgreift, nachdem er bereits Kapitel 26 begonnen hatte. Es ist wahrscheinlicher, daß er dies am Anfang einer Predigt that, als in der Mitte oder am Ende derselben. Vgl. Nr. 35 und 36.

 

 

 

 

 

 

 

[24] [1. Mos. 25.] Allegoria περΕσσαυ κα Ιακωβ.

 

1520

 

[Seite 484]

[25] Nostra iusticia est posita in fide promissionis divinae et promissionis [26] verbo velut utero portatur.

 

 

 

[Seite 485]

 

[ 3 Pol. hier am Fuße der Seite: Promissionis verbo tanquam utero portamur 10 Am Rande: moribundus, diffidens, conscientia adflicta 10/11 παγγελα bonorum terrae ist Zusatz Polianders 13 terestrem 18 υθροι 21 Pol. am Rande: Signa in sole luna et stellis 24 Am Rande: destituuntur praemio]

 

 

[1] 1. Isaac deus.

 

[2] 2. Essau populus Iudaicus, dimittens benedictionem, primogenita, [3] Euangelium.

 

[4] 3. Iacob populus gentium ecclesiae, accipiens Euangelium, benedictionem, [5] primogenita.

 

[6] 4 μητηρ ατ γραφή.

 

 

 

[7] [V. 34.] Iam vendit Essau fratri pro offa primogenita.

 

[8] [V. 29.] Essau erat fessus. populus Iudaicus erat impatiens, non faciens [9] legem, non habens fidem. Iam qui sine fide legem facit, Aven et amal facit.

 

[10] Ταρχος ρυθρωθες, doctrina divinitus prodita [παγγελα bonorum [11] terrae], παγγελα futurarum rerum, quae erant significatae illis rebus presentibus [12] terrestribus.

 

[13] Iudei faciunt promissionem terrestrem.

 

[14] Iacobei intelligunt promissionem aeternarum [rerum].

 

[15] Τ ρυθρόν significat, doctrinam carnaliter intelligi.

 

[16] Τ ρυθρόν In plagis Aegiptiis significat scripturas ad carnem detortas.

 

 

[17] [Matth. 27, 28.] Sic cum Χριστς indueretur πορφυρᾷ.

 

 

[18] ρυθρο· κήρυκες, predicatores operum.

[19] Sic aquae iam in Christianismo cruentatae sunt.

[20] Doctrina cruentorum operum est.

[21] Sol obscuratus, Χριστς obscuratus.

[22] Luna, ecclesia, cruentata est.

[23] Stellae, Sancti de coelo cadunt.

[24] Sancti, qui baptisati sunt, excidunt, diripiuntur κα καταβραβεονται.

[25] Venator Essau:      doctor populus Iudaicus.

[26] Οκότριος Iacob:      fidelis non discurrit extra γραφήν.

[27] [1. Mos. 26, 4.] ‘In semine tuo benedicentur omnes cognationes terre’.

[28] Filii Abrahae, quotquot credunt.

[29] Toties repetitur promissio, atque ibi videmus inculcari promissiones.

[30] Isaac in hoc descriptus, ut fides eius spectetur peregrinantis ac discurrentis [31] per terram.

 

 

[32] Wir mussen gelassen sein, wie es got mit uns schafft, das wir es alßo [33] leiden.

 

[34] [1. Mos. 26, 18 ff.] Quot putei obruebantur, tot rursum fodiebant. Hoc τοτῳ significatum [35] est: quicquid nobis eripiant adversarii, cedamus et laboremus alia.

 

[36] [Spr. 16, 7.] ‘Si domino placuerunt viae hominis, Eciam inimici eius ad eum convertuntur’.

 

 

 

[Seite 486]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 51.

[2] ΕΙΣ ΤΗΝ ΑΝΔΡΕΙΟΥ

 

1520

 

[Seite 486]

 

30. Nov. 1520.

 

[ 2 ΕΙΣ] κ 9 λλεγοραι 25 Pol. am Kopfe der mit Ibi beginnenden Seite: Triplices fontes]

 

 

[3] Celebramus festum Andreae. Historiam omitto. Alias scitis, apostolos [4] multis τυποις in veteri testamento, in novo quoque descriptos, sed paucis [5] ac parce.

 

 

[6] [1. Mos. 26, 19 ff.] IN GENESIM.

 

[7] Audivimus de Isaac. Non vult deus, ζηλωτς ν, alio vel aliunde [8] pendere suos, quam ad se et a se, ideo vult peregrinari et iactari hinc inde [9] τον σαακ. Sunt autem in hac historia πολλαι αλληγοραι.

 

[10] Rebecca figura verbi seu sapientiae dei.

 

[11] Sapientia dei seu veritas non gustatur nisi ab eo, qui se ei proprie [12] addicit.

 

[13] Nemo potest iustificari, nisi toto corde credat verbum dei. Non patet [14] autem, quod animae sic sit coniunctum verbum, Nisi aliquando aliqua significatione [15] hilaris et fortis spiritus.

 

 

[16] Περ πγν.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[20] [Matth. 17, 4.] Sic et apud Mattheum. ‘Mosi unum, Heliae unum’ &c.

 

[21] {Mosi predicatio Est predicare legem et opera externa, [22] {Heliae legis ad spiritum expositio, [23] {Χριστο ευαγγέλιον.

 

[24] Sic invenimus nos obnoxios peccato ad mala affectu rapi.

 

[25] Ibi lex superveniens praecipit displicentia, prohibet placentia. Sic Mosis [26] fulgurantem faciem non fert populus.

 

[27] Quando de lege tantum dicitur, non fiunt homines meliores, in spetiem [28] fiunt bona opera, atqui nec dum sunt pura corda.

 

 

[29] De fontibus 3.

 

[30] [V. 19 f.] Et hic fons primus est, qui obruitur coeno et luto, spetiosis operibus, [31] et quando revellitur lutum, tum irascuntur homines, dolent sibi dici, quod [32] faciendo legem non fecerint.

 

 

 

[Seite 487]

 

[ 11 Pol. am Rande: In fine capitis 26ti. 14 gentileis 16 quin] quia ]

 

 

 

[1] ΗΛΙΟΥ,

 

[2] [V. 21.] Cuius predicatio est spiritalis. Hic velum Mosi detrahitur, et hic fons [3] secundus est, de quo litigatur perpetuo a condito mundo usque ad finem [4] mundi.

 

[5] Helias dicit, omnes nos similis esse, omnes nos pariter peccatores esse. [6] Atqui haec non ferunt ποκριται.

 

 

[7] Christi

 

[8] [V. 22.] predicatio postrema est, ea est latitudo, delectatio, voluptas in lege per [9] εαγγέλιον.

 

[10] [Matth. 11, 28.] ‘Venite ad me omnes, qui laboratis et onerati estis’ &c.

 

 

[11] [V. 34 f.] De duabus uxoribus Essau.

 

[12] Non probat διγαμαν, non probat et familiam. Hic ostendit γραφή, [13] quod Essau superbierit et se habuerit pro principe. Ostendit hic γραφή, [14] quod fuerit in Essau parentum contemptus et superbia, quod duxerit gentiles [15] contra maiorum voluntatem.

 

[16] Non dubium est, quin aliquid in nuribus displicuerit, quod ad cultum [17] dei pertinuerit.

 

[18] Superbae fuere et forsan εδωλολατρδες.

 

 

 

 

 

[19] 52.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1520

 

[Seite 487]

 

[1. Advent; 2. Dez. 1520.]

 

[ 25 Pol. am Rande, neben βέβηλος: impurus, prophanus]

 

 

Es ist nur Vermuthung, daß Luther an dem 1. Adventssonntage, der zwischen Andreae und Barbarae fällt, gepredigt habe; ebenso, daß der Anfang der Auslegung eines neuen Kapitels mit dem Anfang der Predigt zusammenfalle. Andernfalls würde die Predigt am Andreastage zu umfänglich erscheinen.

 

 

 

 

 

 

 

[20] [1. Mos. 27.] Senuit Isaac.

 

1520

 

[Seite 487]

[21] 1. Primum. In hoc capite est cernere horrendum dei iudicium, quia [22] aliquandiu connivens, postea punit, ita ut veniae spem adimat. Sic Essau [23] vivens sine timore dei, certo se putabat fore heredem ελογας, sed eluditur, [24] offenderat patrem, superbierat, hic punitur.

 

[25] [Hebr. 12, 16.] Paulus ad Heb. 12. ‘Ne quis sit in vobis βέβηλος’, contemptor promissionis [26] &c., sine timore &c.

 

 

[27] Beatus, qui in omnibus timet deum.

 

[28] [Hiob 9, 28.] Iob ‘verebar omnia opera mea’. Et huiusmodi securi et sine timore [29] sunt Essauitae: Iusticiarii, operibus fidentes.

 

 

 

[Seite 488]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit Non beginnenden Seite: Securitas nostra quae 7 Pol. am Rande: Opus Esau bonum 20 Pol. am Rande: Lu. 23 30 Pol. am Rande: Spiritus]

 

 

[1] Non est enim usquam securitas ponenda in ulla re nisi ν τῇ misericordia [2] dei.

 

[3] Omnis vita nostra iudicio dei obnoxia est. Iudicii metus impellat ad [4] misericordiam.

 

[5] 2. Horrendum est iudicium, quia deus non respicit opus, quantumvis [6] splendidum.

 

[7] Essau obtemperat patri venans: obedientia adeo ne nihil valet? dico, [8] quod nihil valet ullum opus Impuri cordis: opus, quod non fit in recta [9] fiducia in deum.

 

[10] Sic cogitabat σσαυ: Ego sum primogenitus, mihi debetur benedictio. [11] Atque ita fidebat rebus, creaturis, non purae misericordiae.

 

[12] Obtemperat Iacob matri, sed timens.

 

 

[13] 3. Timor.

 

[14] Sed hic queri potest: Quomodo sic decipi potuit Isaac? cum vocem [15] discriminatim cognoverit.

 

[16] [V. 23.] Sed textus apertus est, Isaac non cognovisse eum.

 

[17] Opera dei adeo saepe sunt occulta et mirabilia, ut plane iudicari a [18] ratione non possint.

 

[19] Sic eciam cum nobiscum agit deus, ut in morte: ibi quis rationis [20] [Luc. 23, 46.] usus? sed simpliciter ignorans dicit ‘pater in manus tuas commendo spiritum [21] meum’.

 

[22] Atqui observa simplicitatem spiritus το σσαακ.

 

[23] Ergo sua Isaacum simplicitas fefellit?

 

[24] Potest et alia caussa esse falsi Isaaci: vehemens et constans fides [25] Rebeccae.

 

[26] Iam hic aliud est. Cur non revocat benedictionem? Immo eciam [27] [V. 33.] confirmat ‘et erit benedictus’. Hoc opus est spiritus sublime.

 

[28] Sensit spiritu, quod oportuit firmam in eo benedictionem esse, qui [29] benedictus erat.

 

[30] Certa quedam spiritus sensio est, quam sequentes πνευματικο non [31] errant, ut sciunt, se vere non errare.

 

 

 

[32] Primogeniturae duplex privilegium.

 

[33] Regnum Sacerdotium

 

[34] puniens docens

 

[35] metuens benedicens

 

[36]  maledicens

 

 

 

 

[Seite 489]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 53.

[2] ΕΙΣ ΤΗΝ ΒΑΡΒΑΡΑΣ.

 

1520

 

[Seite 489]

 

4 Dez. 1520.

 

 

[3] Nolim tantum festorum esse. Et quia est inutile festum, volo et inutilem [4] sermonem dicere.

 

 

[5] De Castitate.

 

[6] Satis saepe admonui, displicere mihi votum castitatis. Et malim statim [7] γαμεν Iuvenes.

 

[8] Memorabilis est doctrina de consiliis, quae fingunt esse xij. Ego vero [9] tantum unum aio consilium Coelibatus.

 

[10] Unicum est consilium coelibatus, quem ego quoque valde predico, sed [11] nemini temere consulo. Ac principio quidem dicam, quomodo in primitiva [12] [Offenb. 14, 4.] ecclesia fuerit. Fuere virgines &c., quas peperit εαγγέλιον.

 

 

 

 

 

[13] 54.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 488]

 

4. Dez. 1520.

 

 

Diese Predigt ist allem Anschein nach nur ein Theil der vorangehenden vom Barbaratage, wird aber wegen des neuen Textes davon abgesondert.

 

 

 

 

 

 

 

[14] [1. Mos. 27.] Περὶἱστορας Isaac, Rebecca, Essau et Iacob.

 

1520

 

[Seite 489]

[15] Scriptura duo testamenta seu duos populos describit.

[16] {Alterum testamentum dicitur lex,

[17] {Alterum dicitur gratia.

[18] Duo populi: Maior, legis populus,

                        [19] Minor, gratiae populus.

 

[20] Illa duo testamenta, Illi duo populi sunt a principio mundi usque [21] ad finem nec mutantur iuxta tempora, sed iuxta corda.

 

[22] Populus legis sunt, quotquot operantur et operibus iustificari se [23] confidunt, et horum conditio adeo spetiosa et plausibilis est, ut revelli [24] opinio non possit, quia sunt alicubi scripturae, quae iubent operari &c.

 

[25] Populus gratiae, populus deo confidens. ‘Iusto non est lex posita’. [26] Huius populi pauci sunt. Pauci sunt enim, qui nihil operibus tribuunt et [27] sciunt, se operari, non ut iustificentur per ea, sed libere et liberaliter et [28] hilari corde, gestientes gratias agere κα ευχαριστεν θεῷ, qui et Χριστν [29] et omnia in Christo et cum Christo dedit.

 

[30] Sicut et Christus statim a puero fuit certe iustus. Sed postea operatus [31] est, non ut iustificaretur, sed quia iustus erat, et ut serviret proximis, [32] [Gal. 4, 4.] ‘factus sub lege’, cum sub lege non esset.

 

[33] Essau populus legis est, Iacob populus gratiae.

 

[34] [V. 10.] Essau hirsutus est, idest cordis tumidi, superbi, Iracundi, conscientiae [35] inquietae.

 

 

 

[Seite 490]

 

[ 11 Pol. am Rande: λημάω oculis laboro 12 μέλλεν 19 Pol. hier am Fuße der Seite: In fine temporum oculi Isaac, idest dei, caligant 21         Pol. am Rande: psal. 110 35 Pol. am Rande: Ia Timo. 1o Τιμόθεα]

 

 

 

[1] [V. 1.] Senuit Isaac.

 

[2] [V. 5.] Essau abit venatum, idest predicatum, cum sagittis suis, idest verbis. [3] Scriptura venatio, ferae homines feri, qui legis metu adiguntur ad facienda [4] opera in spetiem bona.

 

 

[5] Deus senescit et coecutit.

 

[6] Quia deus sic connivet ad pugnam duorum populorum, quasi non [7] [Ps. 11, 5.] videat, cum tamen maxime videat, unde illud psalmi ‘palpebrae’ &c.

 

[8] Εδέα θεο στι κατ τ φανεν καρδιν μν. Χριστς adparuit [9] [Luc. 24, 13 ff.] discipulis iuxta cor eorum. Ipsi peregrinabantur animo, ergo et Christus [10] [2. Mos. 19, 9.] peregrini spetie adparuit. Sic in Sina. Προφητεα· νυν μάλιστα δοκε [11] γηράσκειν κα λημν θεός, τι νυν μάλιστα, ν τέλει χρόνων, τ εσσαυιτικ [12] κα νομικα διδάσκεται. Προφητεα· μέλλειν ν χρόνων τέλει τον [13] σαακ λημήσκειν.

 

[14] Mater Rebecca: verbum promissionis, quia apud ipsam Rebeccam [15] erant promissiones.

 

[16] [V. 6 ff.] Haec prorsus abolet, quicquid est operum. Sic ait ‘Audivi loquentem [17] patrem cum Essau et iubentem venari. Tu vero vade in stabulum et [18] adfer hedos’.

 

[19] Praedicator Euangelii mittitur non ad feras, sed ad cicures, quia lex [20] facit ferocientes operarios. Euangelium Cicures, spontaneos, voluntarios, [21] [Ps. 110, 3.] liberales , credentes facit.

 

[22] Εσσαυ στιν νθρωπος θηρευτής, τουτέστι ποιν θηριώδη ργα. [23] Ιακωβ στι νθρωπος γνους προφέρων, τουτέστι προφέρων ργα [24] κοσια, idest voluntaria.

 

 

[25] [V. 15 f.] Vestes Essau induit Iacob et de hedis vellera.

 

[26] Idest, Iacob incipit operari, fit sub lege, subiicit se legi, liber quidem [27] est, sed servit sua sponte.

 

[28] Ideo levis est, idest iam quietae conscientiae et liber.

 

[29] Sed induit hedorum vellera, fit similis operario in speciem.

 

[30] [1, Cor. 9, 21.] Subiicit se legi. ‘Cum non essem sub lege, factus sum [31] sub lege’.

 

[32] Essau naturaliter cutis hirsuta est, quia non est nisi operarius.

 

[33] Iacob induit ceu alienum, vellera, quia non est operarius, sed liber spiritu.

 

[34] Vestes bonae bonae sententiae legis, operarii legem quidem bonam [35] habent, sed ipsi male utuntur. Ad Τιμόθεον ‘Scimus, quod lex quidem bona [36] [1. Tim. 1, 8.] est, si quis legitime utatur’.

 

 

 

[Seite 491]

 

[ 14 Pol. am Fuße der mit dei schließenden Seite: Vox et manus Iacob]

 

 

[1] [V. 22.] Isaac iudicat tantum secundum vocem, manus similes sunt Essau.

 

[2] Et Isaac quidem cecutit, quia deus videtur interim connivere ad pugnam [3] operariorum et iustorum credentium.

 

[4] [V. 24.] Iacob se dicit esse primogenitum. Ecce nonne mentitur? Ita certe [5] videtur operariis mentiri, fides et conscientia non mentitur.

 

[6] Iam et Iacob metuit, quia fideles timentes sunt dei, Cum isti Iusticiarii [7] praesumant.

 

[8] Sed consolatur et cohortatur εβεκκα, idest Verbum Ευαγγελου [9] κα εαγγελα.

 

[10] Opera sunt similia: manus Iacob sunt manus Essau. Vox non est [11] eadem. Quia et predicatio et confessio conscientiae alia est.

 

[12] Essau legem predicat, Iacob misericordiam et bonitatem dei. Vox [13] Essau laudat suam iustitiam. Vox Iacob laudat dei misericordiam et iusticiam. [14] Enarrat gloriam dei.

 

 

 

 

 

 

 

[15] 55.

[16] ΕΙΣ ΤΗΝ ΣΥΓΚΥΗΘΕΙΣΗΣ ΜΑΡΙΑΣ.

 

1520

 

[Seite 491]

 

8 Dez. 1520.

 

[ 16 Pol. am Rande: κυέω concipio, κημα foetus 33 Pol. am Fuße der mit Moses schließenden Seite: Magnitudo originalis peccati]

 

 

[17] Dies hic festus est conceptioni Mariae.

 

[18] Et ne nihil dicamus, pauca tractabimus de peccato originali.

 

[19] Omnes doctores disputarunt de peccato originali, sed nemo adsequi [20] potest nec eloqui eciam.

 

[21] 1. Si quid adseritur, si videat malum suum.

 

[22] 2. Esto, multa verba in hac re perdiderint, de privatione iusticiae [23] originalis &c. Arbitror, authores huius festi ne intellexisse quidem τ [24] γενέθλιον peccatum.

 

[25] 3. Intellecturi peccatum originale, conferamus legem et naturam.

 

[26] 4. Sicut nemo legem adsequitur, ita nec naturam penitus introspicit. [27] [Ps. 19, 13.] Sic psal. ‘Delicta quis intelligit? Ab occultis meis munda me’.

 

[28] 5. Proinde nemo magnitudinem originalis peccati putet se velle [29] cognoscere.

 

[30] [Röm. 7, 7.] 6. ‘Concupiscentiam nesciebam esse peccatum’. Ecce Paulus ait, non [31] posse cognosci peccatum, nisi lege docente. Ratio non adsequitur, peccatum [32] esse τ πάθος γενέθλιον.

 

[33] [1. Mos. 6, 5.] 7. Profunda est malicia originalis. Sic ait Moses ‘Sensus et cogitatio [34] humani cordis prona ad malum omni tempore’.

 

[35] 8. Homo sic sui amore tenetur captus, ut in omnibus parvis ac magnis [36] voluptatibus rerum externarum et virtutum sua querat.

 

 

 

[Seite 492]

 

 

[1] 9. Ergo quicquid est contra legem dei, scias peccatum originale esse.

 

[2] 10. Porro et hic disputatur περ Μαρας, utrum sit sine peccato originali [3] concepta, idest, utrum talis foeditas et νεργεα peccati, amor sui, [4] diffidentia, fuerit in Maria.

 

[5] 11. Audistis quidem, amplissimam in ea fidem fuisse, sed utrum sic [6] concepta sit in tali gratia, Ego non pronuncio, nec res huiusmodi est, e qua [7] meliores fuerint facti homines.

 

[8] Nos discamus novisse peccatum nostrum, id quod salubrius est [9] exquirere, quam tales inutiles questiones κα μωρολογας.

 

 

 

 

 

[10] 56.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 492]

 

8. Dez. 1520.

 

[ 15 Am Rande: In Essau non tam suave olentia sunt opera 16 Pol. am Rande: 2a corin: 2o]

 

 

Diese Predigt gehört wahrscheinlich mit der vorhergehenden eigentlich zusammen. In der Handschrift ist sie von ihr durch einen Schlußstrich und einen etwa drei Zeilen breiten Zwischenraum getrennt.

 

 

 

 

 

 

 

[Text]

 

1520

 

[Seite 492]

[11] [1. Mos. 27.] Audistis de Essau et Iacob, quod Essau sit populus legis, iustus in [12] spetiem, intus impuro corde, Id quod est peccatum originale.

 

[13] Atque hec scripta sunt, ut sciatis discrimen operum.

 

[14] Nam mala sunt, que sunt impuri cordis, quantumvis bona videantur,

 

[15] [V. 27.] Vestes Iacob sunt bene olentes, sic opera fidelium suave olentia sunt.

 

[16] [2. Cor. 2, 15 f.] Hinc Paulus ‘Nos εωδα sumus Κριστο, aliis ad vitam, aliis ad mortem’.

 

[17] Christus spargit nidorem in mundum, unde alii enecantur, alii [18] vivificantur.

 

[19] Fidelium opera proficiscuntur ex humili corde et mansueto.

 

[20] Essauitarum opera ex superbo et iracundo.

 

 

[21] [V. 28 f.] Ελογα

 

[22] Hec ελογα est retributionis benedictio, quod ideo dico, quia alia est [23] inicians, alia retribuens gratia.

 

 

 

 

 

 

 

[24] 57.

[25] ΕΙΣ ΤΗΝ ΔΕΥΤΕΡΑΝ ADVENTVS.

 

1520

 

[Seite 492]

 

9. Dez. 1520.

 

 

[26] [1. Mos. 27, 28 f.] De benedictione Isaac. Sicut Benedictio τῷ Abraham, spiritualiter [27] est intellecta, a deo audita, ita hec benedictio est spiritualiter intelligenda. [28] Nam ex illa omnes benedictiones proficiscuntur.

 

[29] [V. 28.] Det tibi deus de rore coeli, idest det tibi deus posteritatem, non [30] de carne et sanguine, sed de rore coeli, de verbo dei. Sicut ros de coelo

 

[Seite 493]

 

[ 33 Pol. am Fuße der mit amantes schließenden Seite: Essau Iugum excutit]

 

[1] descendit, sic descendat posteritas tua, populus tuus de coelo: sit populus [2] non secundum carnem, sed secundum spiritum, e verbo dei natus.

 

[3] Nulla enim res creata, nullum opus, nulla lex iustificat, sed solum [4] verbum dei, id est det deus fidem.

 

[5] [V. 28.] Det de pinguedine agri, idest det fructus fidei, idest opulentiam [6] spiritus, intelligentiam spiritus, ενεργειαν spiritus, bona opera, veram et [7] solidam castimoniam, veram ac solidam paupertatem. Iam enim credens [8] quicquid facit, bene facit.

 

[9] [V. 28.] Fruges et vinum, idest non modo ut tu sis intra te credens et [10] abundans donis spiritus intra te, Sed et ut doceas, pascas, cibes alios, [11] ψωμσῃς λλους.

 

[12] Qui prius donatus est spiritu, is postea pascat.

 

[13] Quisque χριστιανς et dominus est et frater, liber et servus.

 

[14] [V. 29.] Qui te maledixerit &c.

 

[15] Ecce non licet χριστιανοις gladio depugnare, quia oportet esse qui [16] maledicant eos, oportetque eos maledici.

 

 

[17] [V. 30.] Supervenit Essau.

 

[18] Sancti, soli ventri servientes, apostoli ventris et suam sibi benedictionem [19] deposcunt.

 

 

[20] [V. 39.] In pinguedine terrae et rore.

 

[21] Ecce hic superioris benedictionis verba convertuntur, quia hec tantum [22] carnalis est, illa spiritualis est.

 

[23] [1.Mos. 36, 11.] Essau accipit temporalia, opes, sapientiam, unde et Themanitarum [24] sapientia fuit.

 

[25] [1.Mos. 25, 5 f.] Sicut supra in Abraam posteritate solus Isaac patrius heres fuit, [26] reliqui dona accepere, Ita hic solus Iacob accipit primam hereditatem, [27] benedictionem spiritus, Essau dona accipit.

 

[28] [V. 40.] In gladio: populus legis, docet legem, id quod gladio pugnare est.

 

[29] Serviunt τῷ Ιαακωβ ο Εσσαυται secundum spiritum.

 

[30] [2. Kön. 16, 6.] Erit tempus cum excucias iugum: στορικς haec facta sunt [31] sub Achab.1

 

[32] λληγορικς: Vidit Isaac novissima tempora, quibus regnet Essau. [33] [Tit. 3, 3.] De quo Apostolus ait ‘Erunt homines increduli, sui amantes’.

 

[34] Iacob opprimitur, fides, Euangelium oppressum est: decretales [35] papae, stulta philosophia, operum doctrina regnat.

 

 

 

[Seite 494]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

[1] Ecce minatur tantum Essau, nihil efficit, quia nihil possunt impii [2] efficere, eciam si occiderint &c.

 

[3] Non possunt Iudei, non possunt gentes extinguere Χριστόν, ut etiam [4] factis, persecutionibus &c. Iacob fugit: Apostoli abeunt ad θνη.

 

[5] [1. Mos. 23,1 ff.] Τς Σαρα mors descripta est, τς Ρεβεκκ mors non est descripta, [6] fortasse ut significetur, εαγγέλιον postremam esse predicationem, nec aliam [7] venturam divinitus post revelatum Χριστν predicationem.

 

 

 

 

 

[8] 58.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 494]

 

[3. Adv.; 16. Dez. 1520.]

 

 

Der Kapitelanfang und der große Umfang von Nr. 59 und 60 zusammen bestimmt uns, den Anfang einer neuen Predigt hier anzunehmen; das Datum wird nur als Vermuthung angegeben.

 

 

 

 

 

 

 

[9] [1. Mos. 28.] CAPVT XXVIII.

 

1520

 

[Seite 494] [ 10 πατραρχσ 11 annus 14 Pol. am Kopfe der mit 3. beginnenden Seite: Tercius gradus divina lege improhibitus]

 

 

[10] Hic πατριαρχς descriptus est longe copiosissime.

 

[11] 1. Cum missus est πρς τ γαμεν, fuit annos natus circiter lxx, quod

 

[12] signum est magnae castitatis et continentiae patrum.

 

[13] 2. Patri obtemperat. Haec virtus hic primo describitur.

 

[14] 3. Hic videmus, non fuisse tot gradus tum prohibitos. Tertius enim

 

[15] gradus numquam ulla lege divina prohibitus fuit.

 

 

[16] [V. 12 ff.] De scala Iacob.

 

[17] [Joh. 14, 5 ff.] 1. Scala Christus est, quia Christus est via. Ex Iohanne: querentibus [18] Thoma et Philippo de via ad patrem, Christus negat, aliam esse viam [19] nisi sese.

 

[20] 2. Et in hac scala, in hoc Χριστῷ oportet herere, constanti et forti [21] fide. Defigendi oculi, defigenda fides in Χριστόν.

 

[22] 3. Oculi Iacob in terram spectant, a terra in coelum, donec et angelos [23] videat et deum. Non est via veniendi ad cognitionem dei, nisi per Χριστόν.

 

[24] [V. 12.] Scala stat in terra, idest natura humana Christi descendit ac tetigit, [25] immo adsumpsit formam contemptissimam pauperis pueri. Deinde eciam [26] se admiscuit peccatoribus, Ita ut offenderentur eciam sanctuli Φαρισαοι. [27] Item offendebat, quod legem non servabat, quia sabbatum violavit.

 

[28] Item ubi similitudinem peccatorum accepit, coram deo in passione [29] [2. Cor. 5, 21.] ποιηθες μαρτα.

 

[30] Et hac scala premitur terra, idest offenditur ratio et prudentia carnis [31] his Christi formis.

 

[32] 4. Deinde cum Χριστς in sic humilibus formis cognitus est, tum [33] ascenditur et videtur, quod est deus.

 

 

 

[Seite 495]

 

[ 6 Pol. am Rande: Mat: 25 17 Pol. am Fuße der mit homines schließenden Seite: Angeli ascendentes et descendentes]

 

 

[1] Et tunc cognoscitur, quod deus benigne, misericorditer despectat.

 

[2] 5. Illis demum deus cognoscitur per scalam stantem in terra optime [3] velle, qui miserrimi et adflictissimi sunt. Deus noster deus salvos [4] faciendi.

 

[5] 6. Vulgo docent, deum non aliud nisi carnificem esse, οτινές εσι in [6] [Matth. 25, 24.] Euangelio: Servus dicens ‘sciebam, quod severus sis et ibi metas, ubi non [7] seminasti’.

 

[8] [V. 11] 7. Iacob dormit. Iacob figura est Christiani populi. Optimum vero [9] opus est credere deo et sustinere. Iacob videt et dormit, Credit et sustinet [10] opus dei, nihil operatur.

 

[11] Cor nostrum debet esse erga bona temporalia tanquam dormiens.

 

[12] [Hohel. 5, 2.] ‘Ego dormio et cor vigilat’, qui sic vivit, ut non querat sua.

 

[13] [V. 12.] 8. Angeli ascendentes et descendentes: doctores, precones verbi dei.

 

[14] Scandunt autem in scala, idest discunt Χριστόν, sunt docti in [15] Χριστῷ.

 

[16] Et illi debent primum ascendere, idest ipsi debent primum esse [17] credentes, fideles et pii, et postea descendere et adferre divina ad homines.

 

[18] ναβανοντες ατο ευσεβοντες, καταβανοντες λλους διδασκοντες.

 

[19] 9. Duae in scala orae: duo testamenta legis et gratiae.

 

[20] Mitra bicornis: duo testamenta. Duae fimbriae decidentes: docendi [21] offitium.

 

[22] [V. 19.] 10. Ubi est scala? in Luza, quae iam Bethel dicitur.

 

[23] [V. 16.] ‘Vere locus dei hic est, et ego nesciebam’.

 

[24] Luz, amigdalum, quia ecclesia fuit abscondita ante revelationem, sicut [25] nucleus est absconditus.

 

[26] 11. Ecclesia, locus terribilis, castrorum acies ordinata, quia nemo contemptior [27] est populo Christiano antequam reveletur.

 

[28] [V. 11.] 12. Saxum, in quod incumbit Ιακώβ est ipse Christus. Χριστς [29] est fundamentum et basis, in quam inclinat cor.

 

[30] 13. Solus Christus est vere unctus oleo: fateamur, quod Christus caput [31] Ecclesiae incumbentis sibi sit, is qui unctus est, et per quem omnia dimanant [32] in Ecclesiam.

 

 

 

 

 

[33] 59.

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 495]

 

[?Tag des Apostels Thomas; 21. Dez. 1520.]

 

 

Die Zeitbestimmung beruht auf Vermuthung. Wenn wir die vorhergehende Genesispredigt auf den 3. Advent und die folgende auf den 4. Advent setzen dürfen, so würde der dazwischen fallende Thomastag als für die vorliegende Predigt passendes Datum erscheinen.

 

 

 

[Seite 496]

 

 

 

 

 

 

 

[1] ΠΕΡΙΕΥΧΑΡΙΣΤΕΙΑΣ.

 

1520

 

[Seite 496] [ 11 hoc hoc 23 ρθέντος] Pol. daneben: suspensae 28 &c. ist Zusatz Polianders 36 Pol. am Kopfe der mit tum beginnenden Seite: Duplex Eucharistiae fructus 38 corfortat]

 

 

[2] 1. Instat festus dies Natalium Χριστο, ad quod adparare nos debemus. [3] Concionatus sum multa, et parum fit a vobis, cuius culpa sit, haud scio, [4] fortasse, quod raro εχαριστεᾳ vescimur.

 

[5] 2. Christus enim instituit hanc solam et propriam nobis cerimoniam [6] saepe exercendam, in qua fides exerceatur.

 

[7] Utinam saepe communicemus.

 

[8] 3. Primum scitis, quomodo in mundo iaceat Εαγγέλιον. Hinc factum [9] est, ut et sacramentum divisum sit, sanguine adempto. Item in tempus [10] unum tantum datum.

 

[11] Item tantum hoc predicatum est, quod terreret. Et sic factum est, ut [12] nullus usus, nullus fructus sit τς εχαριστεας.

 

[13] 4. Et aliquando cognoscamus hunc statum nostrorum temporum et [14] oremus, rem in melius mutari, deploremus iram dei, precibus placemus deum.

 

[15] [1. Cor. 10, 16 f.] Papa non habuit potestatem tollendae alterius speciei. 1. Corin. 10. [16] Omnes de uno pane et de uno calice participamus.

 

[17] Sic sentiamus, quasi in carcere captivi teneamur. Proinde non est [18] tumultu repugnandum aut novandum.

 

[19] 5. Quando manducatur, non seiungamus sanguinem a pane, sed voto [20] animi desidera eciam calicem. Haec ideo dico, quia debeo ex offitio monere, [21] quid sentiatis.

 

[22] Sanguis sublatus est, οκ ε μυστηρου σμα του εαγγελου του [23] καρπο ευαγγελου, χάριτος ρθέντος.

 

[24] 6. Adhortor, ut saepe communicetis. Vellem singulis dominicis vel [25] saltem quotannis duodecies aut pluries.

 

[26] Fuit quispiam ρημτης, qui docuit, ne raro communicetur. Ne subtrahite [27] vos Χριστῷ, ne vobis se subtrahat.

 

[28] [1. Cor. 11, 29.] Ex Corinthiis predicarunt impii, ‘qui indigne sumpserit’ [&c].

 

[29] Quid est digne sumere?

 

[30] Verum est, qui adeo temere manducant tamquam ii, qui puri sunt et [31] sine conscientia, ii indigne accedunt.

 

[32] Veluti Iudas in cena durus erat, alii apostoli solliciti.

 

[33] Ergo quando homo sentit, se obnoxium adfectibus peccatorum, ille [34] ipse iam aptus est, cuius conscientia est saucia.

 

[35] Qui vulneratus est, currit ad χειρουργόν. Is si expectarit, postquam [36] ipse sanatus esset, et tum demum χειρουργον adiret, nonne ridiculus esset?

 

[37] [Ps. 23, 5.] ‘Posuisti mensam in conspectu meo adversum omnes, qui tribulant me’.

 

[38] [Ps. 104, 15.] Panis Cor hominis confortat.

 

 

 

[Seite 497]

 

 

[1] 7. Si queras, quis eius fructus sit?

 

[2] [1. Cor. 10, 17.] Paulus ait ‘unus panis et unum corpus multi sumus’.

 

[3] Preter hoc, quod est signum remissionis peccatorum, est et symbolum [4] εχαριστεα communionis sanctorum.

 

[5] Signum est, quod certus sis, remissa peccata esse.

 

[6] Signum est, quod certus sis, quod oratur pro te a sanctis.

 

[7] [2. Kön. 6, 16.] Heliseus ibat cum suo puero et vidit plures cum se stare, quam [8] hostes essent.

 

[9] 8. Quid, non satis est corde, non ore percipere?

 

[10] Verum est, satis est, sed et hoc Christus sciebat, et tamen nos voluit [11] manducare. Verum est, quod quando oportet, tunc satis est.

 

 

 

 

 

[12] 60.

 

 

[4. Adv.; 23. Dez. 1520.]

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 496]

Da diese Predigt in der Handschrift von der vorangehenden durch einen Schußstrich getrennt ist, scheint sie nicht in unmittelbarem Anschluß an dieselbe gehalten zu sein. Wir setzen sie vermuthungsweise auf den letzten Sonntag vor Weihnachten.

 

 

 

 

 

 

 

[13] ΕΙΣΓΕΝΕΣΙΝ.

 

1520

 

[Seite 497] [ 15 Pol. am Rande: gen. 28o]

 

 

[14] Audistis de scala Iacob, in qua significatus status et ratio Ecclesiae.

 

 

[15] [1. Mos. 28, 13 ff.] Promissio facta Iacob.

 

[16] Hanc observemus, quia ad sequens caput deserviet in questione quadam [17] difficili et obscura.

 

[18] [Ps. 27, 10.] Item observate factam promissionem alias deserto, ‘quoniam pater et [19] mater dereliquerunt me, dominus autem adsumpsit me’.

 

 

[20] De votis hic videbatur agendum.

 

[21] [1. Tim. 5, 9.] Vota sunt multiplicia, et audistis ex Paulo de sexagenariis mulieribus. [22] Nolite vovere castitatem, quia vereor, ne non sit in potestate nostra, vovere [23] castitatem.

 

[24] Non prohibeo, Si quis tam forti spiritu est, sed consulo, quod mihi [25] videtur optimum.

 

[26] Si vovit Iacob, quare non et nos voveremus?

 

[27] Vovit Iacob domum domino, decimam, et ‘dominus erit mihi deus’.

 

[28] Quid, an non ante dominus eius erat dominus?

 

[29] Dico, quod videtur ‘elohim’ esse deus, in quantum colitur, κατ [30] Δανιήλην et Παλον.

 

[31] Non potest voveri τ credere, quia alias debetur.

 

 

 

[Seite 498]

 

[ 2 λιγωρες] Pol. daneben: parvipendis 11 quod ist Zusatz Polianders]

 

 

[1] Dico, quod vovet de externo cultu.

 

[2] Iam si Iacob vovit idem? cur tu adeo λιγωρες?

 

[3] Respondeo: videnda sunt exempla patrum non iuxta externa opera, sed [4] iuxta fidem.

 

[5] Non cortex, sed radix requiratur.

 

[6] 2. Necessarium est habere templa et temporibus Iacob. Nulla tamen [7] erant, ubi doceretur verbum dei.

 

[8] Nunc templa conduntur, non ut doceatur verbum dei, sed ut rudiantur [9] [Jes. 66, 1 ff.] psalmi. Esaiae 66.

 

[10] Faciat suum quisque opus: non satis est alienum exemplum contemplari, [11] sed age tuum opus, ad [quod] vocatus es, fac.

 

 

 

 

 

[12] 61 (= 79).

 

 

25. Dez. 1520.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 498]

Von hier an konnten diejenigen Predigten, bei welchen eine nähere Angabe über Zeit und Umfang fehlte, nach den entsprechenden Aufzeichnungen der 4. Gruppe bestimmt werden. Daher sind von hier ab den Nummern der Predigten die entsprechenden der 4. Gruppe in Klammer beigefügt.

 

 

 

 

 

 

 

[13] ΕΙΣΤΑ ΓΕΝΕΘΛΙΑ ΧΡΙΣΤΟΥ.

 

1520

 

[Seite 498] [ 18 πιπολαως] Pol. am Rande: in superficie 20 Pol. am Kopfe der mit plurimi beginnenden Seite: Benedicentur omnes gentes]

 

 

 

[14] [Luc. 2, 1 ff.] Luce 2. Exiit edictum a Caes. Aug.

 

[15] Oportet dicamus de festo, quia oportet etiam contemplari magnitudinem [16] gratiae Christi.

 

[17] Duplices sunt homines audientes γενέθλια Χριστο.

 

[18] Quidam πιπολαως, auribus, non animo: non percipiunt gustum gaudii.

 

[19] [Hos. 10, 7.] Osea: ‘Fecit Samaria regem suum transire sicut spumam’. Σκληροκαρδιοι, [20] κα τοιοτοι σκληροκαρδιοι vereor ne plurimi sint, et Χριστς illis [21] nondum natus est.

 

[22] Ergo sumus ex eorum ordine, qui gaudent, Χριστν natum esse.

 

 

[23] 3 miracula memorat Βερναρδος:

 

[24] 1. Quod deus et homo fit una persona.

 

[25] 2. Quod virgo parit.

 

[26] 3. Quod cor humanum et verbum fidei possunt coire et uniri.

 

[27] Id cor, in quo uniuntur fides et verbum, debet quottidie γκαινοσθαι [28] et innovari.

 

[29] Sicut mater ait: meus est hic puer, ita et nos singulos dicere oportet: [30] meus est puer.

 

[31] [Jes. 9, 6.] ‘Parvulus natus est nobis et filius datus est nobis’.

 

 

 

[Seite 499]

 

[ 8 sapias]

 

 

[1] Quomodo non potest gaudere cor sentiens, hunc puerum esse datum, [2] [1. Mos. 28, 14.] per quem omnia simul data sunt, Et hoc est, quod dictum est ‘Benedicentur [3] omnes gentes’ &c.

 

[4] Sicut virgo generat, nullis obnoxia cupiditatibus,

 

[5] Sic cor nullis obnoxium cupiditatibus concipiet Χριστόν.

 

[6] Non vult supra Caesarum esse Χριστός.

 

[7] Cor χριστιανν non debet ullius regni mundi amans esse seu cupidum.

 

[8] Samaria, humanae iusticiae sapiens, sanctum seculare.

 

[9] Qui vero vult hunc puerum adire, portet naturam sitientem, non saturam.

 

 

 

 

 

 

 

[10] 62 (= 81).

[11] ΕΙΣ ΤΗΝ ΣΤΕΦΑΝΟΥ

 

1520

 

[Seite 499]

 

26. Dez. 1520.

 

[ 16 q. d. 23 Pol. am Fuße der mit nisi schließenden Seite: Causa templi contra Stephanum]

 

 

[12] Εαγγέλιον.

 

[13] Est cuius heri sum oblitus, ut qui inebriatur, puniatur.

 

 

[14] [Apgsch. 6, 8 ff.] Stephani legenda ex actis.

 

[15] Negat Stephanus, deum templo coli et contineri.

 

[16] Attingit statum caussae Stephanus, quasi dicat: vos tribuitis multa huic [17] templo &c. operibus vestris. Atqui audite: deus non requirit templum hoc &c.

 

[18] Multi fuere in hac caussa adversantes Stephano, bono ut videbatur [19] ζήλῳ. Adeo iusticia propria caeca est.

 

[20] Heri diximus de puero deque virgine, quomodo cum vellet virgo hunc [21] puerum, oportuisse eam ponere humana omnia, omnes adfectus.

 

[22] [Luc. 2, 5.] Dicit in Euangelio ‘desponsata’.

 

[23] Significat: Iosepho non fuisse Mariam nisi desponsatam, non esse coniunctam [24] thoro.

 

[25] [Jes. 7, 14.] ‘Ecce virgo concepit’. Ecce et virgo est et tamen concepit.

 

 

 

 

 

 

 

[26] 63 (= 83).

[27] ΕΙΣ ΤΗΝ DOMINICAM PROXIMAM POST NATALEM.

 

1520

 

[Seite 499]

 

30. Dez. 1520.

 

[ 34 Am Rande: τπος γάπης]

 

 

[28] Μεμνήσω δυτρόπως λέγεσθαι ξειναι περ σαρκώσεως, ες πστιν [29] κα ες γάπην.

 

[30] Quisquis vult esse χριστιανος, is hunc puerum sibi usurpet, venit enim [31] Χριστός, non ut sibi, sed ut nobis prodesset. Ergo qui se in illum reiiciunt, [32] hi haud dubie iusti sunt.

 

[33] Iam sicut ipse nostram carnem induit, ita nos induamus aliorum [34] carnem δι τς γάπης. Ipse dives erat et effudit in Carnem sese, tamquam

 

[Seite 500]

 

[1] incomprehensibiles divitias. Ita nos per eum iustificati effundamus nostras [2] opes in alios. Induit ipse nostram infirmitatem, nos fratrum eciam induamus. [3] Omnes una caro sumus. Non habemus opus multa doctrina, multis libris: [4] tantum inspiciamus ipsam Χριστο εκόνα et satis habemus, quo fides, quo [5] charitas doceatur. Inspiciamus puerum: ut humiliatus ad humiles respectet, [6] ita nos humiles respiciamus.

 

[7] Non proficiemus, nisi ceperimus er adiecerimus manum.

 

 

[8] [Gal. 6, 2.] ‘Alter alterius onera portate’.

 

[9] [2. Mos. 37, 4.] Arcae non videntur nisi duo vectes. Isti vectes sunt verbum, quod [10] palam fit, Caeterum χριστιανο non videntur.

 

 

 

 

 

 

 

[11] 64 (= 84).

[12] [1. Mos. 29, 1 ff.] DE IACOB. CAPVT XXIX.

 

1520

 

[Seite 500]

 

30. Dez. 1520

 

[ 23 Am Rande: adaquatio 31 Pol. am Rande: ανττομαι obscure loquor 33 δεξιώτητα]

 

 

[13] Miranda historia est huius capitis, quae vel acutos hebetet.

 

[14] Mirandum est tantum virum tot uxores duxisse. Hoc est, quod dixi [15] observandum esse in superiori capite. Quod dicit dominus ‘tecum ero’: In [16] huius promissionis fide omnia sequentia passus est Iacob.

 

[17] Primum ex libidine non ducit uxorem Iacob, quia septuagenarius ducit. [18] Qui tam diu vivit celebs, cogitate, quanto spiritu fuerit.

 

[19] Ecce autem, tamen aliquid carnis manet, quia Rachelem praefert τῃ [20] Λᾳ, formosam turpi.

 

[21] Discamus hic, mirabilia esse opera dei.

 

[22] Augustinus fatetur, se visisse divina ista &c.

 

[23] 1. Ecce autem, quorsum tot supervacanea verba de saxo putei, de [24] colloquio Iacob cum pastoribus.

 

[25] Ecce, hec omnia scripta sunt, ut confundatur ratio humana et sensus [26] carnis.

 

[27] Historicam rationem talis περιεργας non scio, nisi forte quod significatum [28] est: Quando homo est in spiritu, non respici valde eius opera, sed [29] iuxta placere parva atque magna. Docet spiritus, tanti a deo fieri tam [30] vulgare colloquium, quanti sublimes sermones.

 

 

[31] Η απλότητα ανιττει

[32] του Ιαακωβ κα

[33] δεξιότητα.

 

 

 

[Seite 501]

 

 

 

 

 

 

 

[[1] 1521.] 65 (= 86).

 

1521

 

[Seite 501]

 

Neujahr 1521.

 

[ 1 Die Jahrzahl ist von Poliander hinzugesetzt 9 dispensando        Pol. am Kopfe der mit cognoscendo beginnenden Seite: Prohibentur nuptiae 23 Rebec]

 

 

[2] Audistis1 mirabilem historiam περ πολυγαμας Iaacob.

 

[3] Deus regit quemvis iuxta externam spetiem peculiari modo, nemo eam [4] spetiem iudicat, quia intus eandem oportet omnium fidem esse.

 

 

[5] πολογα το Ιαακώβ.

 

[6] 1. Iacob servivit pro una, nec fuit eius animus nisi μονογαμεν.

 

[7] 2. Item deceptus est Iaacob. Nam promissa fuerat Rachel.

 

 

[8] Consensus matrimonium facit ο συνουσα.

 

[9] Vis matrimonii est in desponsando, non in cognoscendo, sicut ex hoc [10] textu potest colligi.

 

[11] Ergo iuristae male docent, quod si cognoscit quis aliquam, cui alia [12] quaedam desponsata sit, debeat cognitam retinere, nam desponsatam debet [13] retinere iuxta hunc textum, non posteriorem.

 

[14] Preter hec hodie etiam nova onera sunt in matrimonii casibus.

 

[15] [1. Tim. 4, 3.] ‘Venient prohibentes nubere’.

 

[16] Papa iniuste vetat tot gradus, hoc dico propter audientes confessiones [17] et iudicaturos περ τοιοτων πραγμάτων.

 

[18] Non iubeo, ut ducas in quarto aut tercio gradu, sed si duxisti, ne [19] [Matth. 19, 6.] patere separari, Quia ‘quos coniunxit deus, homo non separet’.

 

 

 

 

[20] Vetat nuptias propter [21] γαμαν casus cognationum

 

[22] In sacerdotibus. in vulgo.

 

[23] Rebecca Laban

 

[24] Iacob Rachel.

 

 

 

[25] Quod probaverit deus istud Iacob πολγαμον coniugium, patet ex textu, [26] quia tam Lia quam Rachel deo εχαριστσιν et cum deo agunt.

 

[27] Debeo admonere de temperanda libertate. Vellem aliquando intelligi.

 

[28] Primum fides est, et discendum est, quod omnis iusticia nostra sit [29] fides. Non facit χριστιανν contemptus cerimoniarum.

 

 

 

 

 

[30] 66.

 

 

6. Jan. 1521.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 501]

[31] Diese Predigt ist unter dem Titel ‘Ein (nützliche) Sermon Doctor Martini [32] Luthers ... gepredigt an der h. drey König Tag Nachmittag von dem Reich Christi

 

[Seite 502]

 

und Herodes’ (Ausgaben o. O. u. J.) auch im Druck erschienen. (Erl. 2 16, S. 232 ff.) Die gedruckte Aufzeichnung stimmt im Gedankengange mit der Melanchthons überein, ist aber namentlich gegen Ende viel ausführlicher. Sie findet daher ihren Platz in Bd. VII an der ihr zeitlich gebührenden Stelle. Die Randbemerkungen Polianders zu 502, 14 u. 503, 4 deuten auf Bekanntschaft mit dem gedruckten Texte. Da die übrigen von Melanchthon aufgezeichneten Predigten Vormittagspredigten sind und Nr. 89 sich als Nachmittagspredigt dieses Tages giebt, so ist die gegentheilige Angabe der Drucke wohl um so eher zweifelhaft, als die Zeitbestimmungen der Drucke auch sonst unzuverlässig scheinen. Vgl. die einleitenden Bemerkungen zu Nr. 79. 83. 89.

 

 

 

 

 

 

 

[1] ΕΙΣΤΗΝ ΕΠΙΦΑΝΕΙΑΣ.

 

1521

 

[Seite 502] [ 14 Pol. am Kopfe der mit tamen beginnenden Seite: Stella ducit ad Christum, idest verbum dei, non humanae traditiones]

 

 

[2] Το εαγγελιον.

 

[3] Euangelista γράφει, natum Χριστν tempore Herodis regis, dicitur autem [4] propter veteris testamenti προφητεαν.

 

[5] [1. Mos. 49, 10.] Προφητεια erat: Non venturum Χριστν nisi finito Iuda regno. Iam [6] finitum erat, cum regnaret Herodes. Ergo ad designandum impletam προφητεαν [7] et venisse Χριστν finito regno dicitur ‘π ρώδου’.

 

[8] De Magorum muneribus alias dixi1, nunc de summa Euangelii.

 

[9] Duo hic sunt reges, ρώδης et Χριστός.

 

[10] Herodes praepositus fuit vi Romana. Christus, qui dominus erat natura, [11] is reiicitur.

 

[12] Duos reges exhibet εαγγέλιον.

 

[13] Iosephus scribit περ ρώδου, qui fuerit et opulens et magnificus [14] et fortunatus. Et tamen imperabat invitis et seviebat in suum sanguinem.

 

[16] Herodes est τπος doctorum pharisaicae iusticiae.

 

[17] Extrinsecus magnus, intus infelicissimus.

 

[18] Christus extrinsecus contemptus, intus foelicissimus.

 

[19] Saepe audistis, quod homo habet duas naturas, animam et corpus. Ut [20] iustificetur, debent et anima et corpus iustificari.

 

[21] 1. Corpus iustificant ο Ηρώδου φαρισακο διδάσκαλοι, qui externas [22] iusticias docent, &c. Intus nec pax nec charitas nec salus est.

 

[23] 2. Animam iustificant ο Χριστο. Nec eis aliud videtur nisi stella, [24] nec εροσολμοις invenitur.

 

[25] Primum ergo omnium hoc agendum est, ut conveniat cordi cum deo, [26] ut possit dicere: Non dubito, quin deus sit pater meus.

 

 

 

[Seite 503]

 

[ 4 Pol. am Fuße der mit iustificat schließenden Seite: Herodes simulat, se adoraturum Christum, sic enim videri volunt Pharisaici doctores predicare Christum, quem tamen iugulare student, dum non fide, sed operibus iustificari docent.]

 

 

[1] [Apgsch. 13, 37 f.] Paulus Actuum &c. ‘Χριστν excitavit deus a mortuis, per ipsum [2] εαγγελζεται μν remissio peccatorum. Qui crediderit in hunc, iustificabitur [3] ab omnibus, quibus non potuistis in lege Mosi iustificari’.

 

[4] Lex non iustificat.

 

 

[5] [Ps. 117, 2.] Quoniam confirmata est super nos misericordia, [6] idest Regnum seu imperium constitutum est, quod est misericordia.

 

[7] 3. Iam Herodes vult suum regnum stabile et firmum esse atque in [8] hoc persequitur Χριστόν, quia non vult suum honorem, sua opera, suas [9] iusticias — φαρισαος —damnari.

 

[10] [Tit. 2, 12.] Ad Titum: ‘Abnegantes impietatem’, idest πισταν, onchristlichen standt, [11] ‘desideria carnalia’.

 

 

 

 

 

 

 

[12] 67 (= 90).

[13] ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.

 

1521

 

[Seite 503]

 

2. n. Epiph.; 20. Jan. 1521.

 

 

[14] [1. Mos. 29.] λληγόρησε uxores Iaacob.

 

[15] Rachel formosa: quia secundum interiorem hominem venusta est [16] Ecclesia, et haec diligitur. Hic pax et bona conscientia est, agna Rachel [17] innocens.

 

[18] Lia, mollis, tenera, haec cecutit, lippit, figura crucis est: crucifigitur [19] secundum exteriorem hominem Ecclesia.

 

[20] Bale,      Selpha.

 

[21] Audistis saepe, quod ecclesia, populus hic vivens, quamquam in carne, [22] tamen secundum fidem ambulat. Nonnunquam gaudet mens, nonnunquam [23] tristatur Rachel, hilaris conscientia, habet ancillam externum opus, per [24] carnem operatur. Ideo ancilla eius gignit. Ancilla Rachel, quando extrinsecus [25] pax est.

 

[26] Lia, tristis, eciam operatur extrinsecus per carnem, per ancillam.

 

[27] Ancilla Liae: quando extrinsecus adflictio et bellum est.

 

[28] Iam etsi ancillae non sint principales Herae, tamen uxores eciam sunt.

 

[29] Sic eciamsi maxime diligat Christus laetam et hilarem et fidentem [30] conscientiam, tamen oportet, exceptet eciam externa opera propter fidem, [31] propter heras.

 

[32] [Matth. 10, 30.] ‘Omnes capilli vestri numerati sunt’, et in hoc magna posita est consolatio, [33] quod omnia Christi sunt, quicquid facimus, tamen omnia Christi [34] sunt: omnia Χριστς acceptat et probat.

 

[35] Itaque in hac figura inest, quod dixi, quod non est unum aliquod opus, [36] in quo χριστανισμος sit, sed omnia sunt Χριστο.

 

 

 

[Seite 504]

 

[ 10 γυνακών 11 ανθρωπιν]

 

 

[1] [2. Mos. 10, 24 f.] Exodi, quando Pharao erat permissurus Mosi ut exiret, sed pecora [2] dimitteret dari, Respondit Moses ‘Accipiemus nobiscum pecora, servos’ &c. [3] idest, omnia quae facit Christianus, ea omnia sunt benedicta.

 

[4] Gaudium conscientiae, Rachel.

 

[5] Gaudium externum, Bale.

 

[6] Dolor conscientiae, Lia.

 

[7] Dolor externus, Selpha.

 

 

[8] Omnia Χριστο.

 

[9] Iam et hae uxores nonnumquam inter se disceptant.

 

[10] Κα τατα γράφθη περ γυναικν παθν, να γνμεν τ πάθη σαρκικά, [11] νθρωπιν κα ν σοις.

 

[12] Nosse Χριστν oportet. Sic autem sciemus eum, si non per opera, sed [13] per fidem comprehenderimus, quando omnia sunt eius.

 

 

 

 

 

 

 

[14] 68.

[15] ΕΙΣ ΤΗΝ ΑΝΑΣΤΡΟΦΗΣ ΠΑΥΛΟΥ.1

 

1521

 

[Seite 504]

 

25. Jan. 1521.

 

[ 30 φαρισακάν 32 Bȩmoth]

 

 

[16] [Apgsch. 9, 1 ff.] Ex actis apostolicis.

 

[17] Digna est historia, quam saepe audiamus, quo exemplo docet deus, quid [18] possit sua misericordia, quidve liberum arbitrium nostrum.

 

[19] Vos videtis, quod deus converterit Παλον furentem in mediis peccatis.

 

[20] Fuit Paulus non velut crassus peccator, sed φαρισαος. Hoc dico, ut [21] sciatis, quam nihil faciant humanae iusticiae: deus hunc peccatorem iudicat, [22] eciam si humana iusticia eximium.

 

[23] Erat eruditus, habebat intentionem bonam, arbitrabatur, se obsequium [24] prestare deo in occidendis χριστιανοις. Atqui hec omnia erant flagitiosa.

 

[25] 1. Nihil esse humanas iusticias, intentiones nostras bonas.

 

[26] 2. Nulli caeciores φαρισακς sapientibus et iustis.

 

[27] 3. Paulus suam iusticiam sordere facit, gaudet autem reperta iusticia [28] dei, quae est per fidem in Χριστόν.

 

[29] Itaque videtis, quod hec historia pugnat non tam adversus ista externa [30] crassa vicia quam adversus φαρισακν iusticiam, atque adeo universum [31] Euangelium adversum illos pugnat, qui nolunt videri peccatores.

 

[32] [Hiob. 41, 15.] De Beemoth: ‘indurescit ut incus’, tale cor est φαρισακο λόγου.

 

[33] [Obad. v. 4.] In Abdia: ‘ubi nidificaris sub stellas detraham te’, idest, Si voles [34] videri iustus, confundam te.

 

[35] [Apgsch. 9, 18.] Squamae: inter adversarios Χριστο mira concordia.

 

[36] Per naturam inclinati sumus ad operum iusticiam, ea demolienda [37] est.

 

 

 

[Seite 505]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 69 (= 92).

[2] [1. Mos. 30, 27 ff.] ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.

 

1521

 

[Seite 505]

 

Septuagesimae; 27. Jan. 1521.

 

[ 7 contemplatur ist, wie es scheint, von Poliander aus contemnit korrigirt]

 

 

[3] Audistis opus Iacob, quomodo pepigerit cum socero de ovibus.

 

[4] στορα legitur de quadam gignente Aetiopem.1

 

[5] Queso, quid hec tam ut videntur frivola, tam levicula conscribuntur. [6] Ecce ratio offenditur hic, admirans, maiestatem divinam tam frivola tractare. [7] At habemus deum, qui despicit et contemplatur humilia. Ideo et hec tam [8] humilia scribit spiritus sanctus. Ita non est, ut queras deo servire magnis [9] et speciosis operibus.

 

[10] Pascit oves Iacob, quod opus deo gratum est.

 

[11] Porro hic rationi videtur peccare Iacob.

 

[12] Dixi saepe, quod sancti et vere pii non splendent et non videntur boni.

 

[13] Opera impiorum, quantumvis splendeant, tamen non sunt bona.

 

[14] Vidimus bella papparum et Imperatorum adversus Turcas, at quid [15] profectum est?

 

[16] Rursum filii dei saepe faciunt opera, et si mala videantur, tamen in [17] illis sunt bona.

 

[18] Iacob fuit πολγαμος et non reprehenditur.

 

[19] Essau, Lamech fuerunt πολγαμοι et reprehenduntur: quare non est [20] secundum opera iudicandum, sed spiritus discernit.

 

[21] [V. 33.] Hinc dicit Iacob ‘Respondebit mihi iusticia mea’.

 

[22] Alius fecisset per avaritiam et consilio nocendi socero suo.

 

[23] Sed hic cogitavit, se deo committere rem, et ausus est bona fide et [24] voluit extorquere, quod alias sibi debebatur.

 

[25] Ecclesia designata est in quattuor illis mulieribus Rachel, Lia, Selpha, [26] Bale.

 

[27] Ubi est Ecclesia, necesse est ibi Euangelium esse, ubi non [28] est Euangelium, ibi non est Ecclesia.

 

[29] Oves Ecclesia sunt.

 

[30] [V. 37 ff.] Has oves sic pascit, ut variegatos baculos proponat, triplices, quia [31] summa predicationis est de tribus personis deitatis. Decerptae sunt ex arboribus. [32] Scriptura enim delineata est et decerpta ex deo.

 

[33] Quid quod putati baculi? duplex debet esse contio: Lex et Euangelium.

 

[34] Album, Euangelium.

 

[35] Viride, Lex.

 

 

 

[Seite 506]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 70 (= 94).

[2] ΕΙΣ ΚΑΘΑΡΣΙΝ ΜΑΡΙΑΣ ΤΗΣ ΘΕΟΤΟΚΟΥ.

 

1521

 

[Seite 506]

 

2. Febr. 1521.

 

[ 22 Pol. am Fuße der mit conscientiae schließenden Seite: Christiana libertas in conscientia est]

 

 

[3] [Luc. 2, 22 ff.] ‘Cum essent completi dies purgationis Mariae iuxta legem’.

 

[4] Quamquam hoc Euangelium iam ante audierimus1, tamen eiusmodi [5] est huius Euangelii doctrina, ut repeti saepe mereatur.

 

[6] Ecce subiecit se Christus, subiecit se virgo sub legem.

 

[7] Sic natus est Christus, ut in se transferret impuritatem geniturae [8] nostrae.

 

 

[9] Textus legis iij partes.

 

[10] Dies.

 

[11] Masculum πρωτότοκον sanctum domino.

 

[12] Hostia pro redimendo primogenito.

 

[13] Haec discamus: primum quod deus dedit hunc talem puerum, purificans [14] nos.

 

[15] Nostram genituram sanctificat et purificat hoc puero.

 

[16] Sunt qui iactant χριστιανικν ελευθεριότητα.

 

[17] Sic dixi: Christiana libertas non stat in eo, ut facias quicquid libet.

 

[18] Non coram oculis hominum, sed coram oculis dei est χριστιανα libertas, [19] quando credo in Χριστν meum. Ea fides iustificat et innocentem facit me, [20] et per eam me deus habet pro puro κα μώμῳ.

 

[21] Itaque χριστιανη libertas non stat nisi in conscientia.

 

[22] Quando loquimur de χριστιανη libertate, loquimur de pace conscientiae.

 

[23] Iam extrinsecus coram hominibus cessat libertas. Iam sumus in alieno [24] regno, iam vectigales sumus. Atque ibi serviendum est hominibus. Non [25] faciamus, quod liberum nobis.

 

 

[26] Libertas valet contra malam conscientiam.

 

[27] Et hec predicanda est adflictis conscientiis, quae sibi volentes mederi [28] per opera, longius atque longius abeunt a Χριστῷ.

 

[29] In Χριστν autem ducuntur, quando eis libertas predicatur per fidem.

 

[30] Dicitur χριστιανη libertas, non humana: preciosa res est, non contemnamus [31] eam.

 

 

[32] Nova et vetera predicanda sunt:

[33] Lex et εαγγέλιον.

 

[34] Agite, ne contemnamus Euangelium, ne dicatur de nobis, quod licenter [35] faciamus copiam faciendi quibusvis quidvis.

 

 

 

[Seite 507]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 71 (= 96).

[2] ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.

 

1521

 

[Seite 507]

 

Sexagesimae; 3. Febr. 1521.

 

[ 26 donis ist Zusatz Polianders 34 Pol. am Rande: Vectium capita prominentia significant verbum dei]

 

 

[3] Audivimus1 de Patriarcha Iacob deque virgultis.

 

[4] Videbimus autem, quid designet hoc factum.

 

[5] 1. Oves sumus nos χριστιανοι.

 

[6] 2. Pastor Iacob Χριστός, quia solus Christus debet predicari in [7] Ecclesia, non hominum doctrinae, sed solus Christus pascit.

 

[8] 3. Tria virgulta. Proposueram mihi virgulta exponere de duplice contione [9] legis et εαγγελου. Illae duae conciones dicuntur testamenta duo: [10] vetus et novum.

 

[11] Vetus, lex.

 

[12] Novum, Euangelium.

 

[13] [Joh. 13, 34.] Non precipit Χριστός: quamquam dicat ‘hoc meum preceptum est, ut [14] diligatis invicem’, tamen pocius provocat praemiis, ut fiant, quam exigit.

 

[15] [Matth. 19, 17.] Non exigit Χριστός, sed provocat. Huc pertinet τ ‘Si vis ingredi [16] vitam, serva mandata’.

 

[17] Ista quidem dicturus eram, sed alio pertinere mihi τπος videtur.

 

[18] Tria virgulta doctrinae novi testamenti tractae ex typis veteris testamenti.

 

[19] Cortex exemplum, quo ad literam, ut hoc loco τ Iaacob, significat, [20] quod deus magnificat eciam infirma opera, quod non debeat esse operum [21] delectus.

 

[22] Corticem exputant Christiani. Iudei ο γραμματόφιλοι non putant [23] corticem.

 

[24] Sed nos scimus ex hoc exemplo, quod deus pari loco omnia opera habet.

 

[25] Quis intelligens ista est variegata, Non intelligens est unicolor.

 

[26] Variegatae oves, Spiritus [donis] varie ornati et eruditi.

 

 

[27] Περ νόμου κα εαγγελου.

 

[28] Periculosa predicatio est, quando sola lex predicatur.

 

[29] Periculosa etiam predicatio est, quando solum Euangelium.

 

[30] Nostra iusticia non est in operibus, sed in sola fide.

 

[31] Et legem et Euangelium vult predicari. Arca habebat operculum et duo χερουβιμ.

 

[Tabelle: ] [Tabelle: ]

[34] Arca ecclesia, operculum Χριστός, ex eodem auro et ligno, quia homo [35] est Χριστός.

 

 

 

[Seite 508]

 

[ 3 Pol. am Fuße der mit scimus schließenden Seite: Arca foederis mystice explicatur]

 

 

[1] Duo χερουβιμ duo testamenta.

 

[2] In arca Lex: In corde Ecclesiae.

 

[3] Primum docenda est lex, per quam scimus, nos esse peccatores, et [4] nihil esse τ κοσιον.

 

[5] [Röm. 1, 18.] ‘Revelatur ira dei, super omnem omnium hominum impietatem’.

 

[6] [Ps. 143, 2.] ‘Non iustificabitur in conspectu tuo omnis vivens’.

 

[7] [Ps. 116, 11.] ‘Ego dixi in erhebung meines geistes1: Omnis homo mendax’.

 

[8] Et hec legis predicatio est valde necessaria.

 

[9] [Ps. 25, 4.] Deinde Euangelium docet dicere ‘Vias tuas demonstra mihi, et semitas [10] tuas doce me’. Ibi Christus adest et consolatur.

 

[11] Lex facit desperare.

 

[12] Euangelium consolatur.

 

[13] Non reiicienda lex dei, sed ita accipienda, ut sciamus, quod eam nos [14] facere non possimus, et ita amplectandum Euangelium, ut sciamus Christum [15] facere et implere.

 

 

 

 

 

 

 

[16] 72 (= 97).

 

1521

 

[Seite 508]

 

Quinquagesimae; 10. Febr. 1521

 

[ 19 σγκρισς (so!)] Pol. darüber: comparatio 20 Pol. hier am Kopfe der Seite: Summa Christianae vitae]

 

 

[17] Audistis περ Ιαακώβ, videri carni malefactum. Id quia deo placuit, [18] nihil argutemur. Et sequenti capite audiemus rationem huius facti.

 

[19] Οτοσ τόπος στ σγκρισις βου χριστιανου κα κακοητος.

 

 

 

[20] [1. Mos. 31] CAPVT XXXI.

[21] Valde humilis est in spetiem historia, sed propius contemplamur eam. [22] Audistis, quod tota γραφη non aliud docet, quam vere Christianam vitam. [23] Que vita stat primum in fide: In einer gutten czůvorsicht kegen got, deinde [24] in offitiis charitatis &c. erga homines.

 

[25] Iacob parat se ad reditum. Causae tres:

 

[26] Quia filii Laban oderant eum,

 

[27] Quia Laban eum oderat,

 

[28] Quia deus vocarat.

 

[29] Λαβαν avarus/[30] hypocrita.

 

 

 

[Seite 509]

 

[ 3 Agustinus]

 

 

[1] 1. Iacob docuit, quod ea Christiana vita est, ut se nutriat quispiam labore [2] manuum. Iam nemo non agit hoc, ut quanto minimo negotio et labore vivat.

 

[3] Augustinus de opere manuali Monachorum.

 

[4] 2. Vide, quales fuerint ο filii Laban, qui furti eum arguunt.

 

[5] 3. Nota: Iacob est evocatus, nec prius, quantumvis magna passus, [6] molitus est fugam, quam evocaretur a deo, quia habuerat promissiones, quod [7] deus vellet secum esse &c. et reducere.

 

[8] [5. Mos. 32, 10.] Moses: ‘Invenit eum in terra deserti, circumduxit eum sicut pupillam [9] oculi’.

 

 

 

 

 

 

 

[10] 73 (= 99).

 

1521

 

[Seite 509]

 

Invocavit; 17. Febr. 1521.

 

 

[11] [1. Mos. 31.] In isto capite, quod recitavimus, docuimus descriptam vitam vere pii [12] χριστιανου, idest quod fide deum contemplatur, idest quod postea labore [13] manuum querat victum.

 

[14] [Luc. 12, 19.] Parabola de divite ex Luca, qui dixit animae ‘quiesce’.

 

[15] Divitiae hominis sunt fides.

 

[16] Cura ponenda, labor non est ponendus.

 

[17] Vide, quantumcunque insidiati sint isti Iacob, tamen ei benedicetur, [18] quia credit.

 

[19] In Laban typus et simulacrum avariciae est. Erant eius [20] filiae et tamen &c. Invidebat τ Ιαακώβ.

 

[21] Iacob in virgis excusatur hoc capite, quod dei voluntate hoc factum [22] sit, sicut memorat Iacob in visione.

 

[23] Nota: in scripturis observandum est, quod deus probat, que hominum [24] oculis videntur peccata et econtra.

 

[25] Contra superbiam humanae iusticiae.

 

[26] Mulierum παιδεα στιν in hoc capite.

 

[27] [V. 19.] Quid autem quod furatur Rachel?

 

[28] Nunc non excuso τν Ραχηλα, quia deus voluit nobis exempla misericordiae [29] suae ostendere in sanctorum peccatis. Sed et fieri potest, ut bono [30] corde rapuerit.

 

[31] Cogita, quanta fides fuerit hominis, qui cum tanto comitatu pecudum, [32] liberorum &c.

 

[33] Historiae videntur ridiculae, sed hanc sapienciam docent, fide omnia vinci.

 

[34] Et quia tanta res fides est, ideo oportet esse multos hostes fidelium, [35] ut declaretur potentia fidei.

 

[36] Laban, idest candidum, splendens, ποκρινομενοι.

 

 

 

[Seite 510]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 74 (= 101).

 

1521

 

[Seite 510]

 

Oculi; 3. März 1521.

 

[ 2 χριανȩ 19 23 Pol. am Fuße der mit eciam re- schließenden Seite: Peccata sanctorum spem nostram erigunt 30 φαρισαοις        ποτόμως] Am Rande: severe 33 τροπαον (so!)] Am Rande: Tropheum.]

 

 

[2] [1. Mos. 31.] Audiamus de Iaacob uxoribus, ut exhibuerint exempla christianae [3] vitae, et quae ratio optima vivendi et victum querendi sit.

 

[4] 1. quod sit χριστιανισμός fides.

 

[5] 2. quod qui est in ignobili statu, sit illo contentus, et non malit esse [6] quod non est.

 

[7] 3. Canaan delevit deus. Canaan, idest mercator, negotiator. Nam et [8] situs regionis est aptus negotiationi. Aversatur autem avaritiam maxime [9] [1. Tim. 6, 10.] ν τος ρχουσι τς εκκλησας. ‘Radix omnium malorum est cupiditas’. [10] Tales odit deus, Euangelium per avaritiam negligentes.

 

[11] Rusticum vides victum patrum.

 

[12] [V. 19.] 4. Audistis item, furatam τν Ραχηλα Idola patris.

 

[13] [V. 24.] 5. Audistis, ut deus servet et sollicitus sit pro suis.

 

[14] Mandabat enim Labano, ne quam inferret vim τῷ Ιαακώβ.

 

[15] [V. 25.] 6. Ecce tabernacula Ιαακβ πολλά.

 

[16] [V. 34. f.] 7. Supponit Rachel Idola suis vestibus, simulans τ μμηνα.

 

[17] Et hic oriuntur questiones: Num non peccarit Ραχηλ, an non mentitur? [18] Iam autem furata, nunc mentitur, κα τουτο ζωον απατητικόν στι [19] γυνη.

 

[20] Respondeo: non excuso, quod non peccarit.

 

[21] Non ita sunt sancti laudandi, ut omne peccatum adimamus eis. Si [22] nos non haberemus pro exemplis sanctorum peccata, que spes esset nobis? [23] Sicut econtra multi sancti eciam repudiantur.

 

[24] [V. 36.] 8. Posteaquam non reperit ειδωλα sua Laban, cepit obiurgare Ιαακβ [25] τν Λαβαν.

 

[26] Non sic autem sanctorum historiae sunt sequendae, ut ipsi hinc peccandi [27] licentiam capiamus.

 

[28] Sed pro consolatione usurpemus talia exempla.

 

[29] Τόπος: deus vult Phariseis ostendi ipsorum occultam maliciam. Opus [30] [Tit. 1, 13.] est istis φαρισαοις duriter predicari, κατ Παλον ποτόμως. Non ita, [31] inquit Ιαακώβ, Tu Laban iustus es et videri tibi vis. Sed malus, iniustus.

 

[32] Non tamen usque adeo excuso sanctos. Idque adeo, ut cognoscatur [33] gratia.

 

[34] [V. 45 ff.] Postea τροπαον statuunt γαλααδ, .

 

[35] Estque hic pactum, ne fines alteri alterorum ingrediantur.

 

[36] Ecce autem πολλαλον τν Λαβάν, Et quam magnifice de deo loquitur, [37] sed ποκριτικς.

 

 

 

[Seite 511]

 

[ 3 τος 8 τουτ]

 

 

 

[1] Mira reverentia nominis dei

 

[2] [V. 42.] in Iaacob, quod vocat deum ‘timorem patris sui’.

 

[3] Iacob autem nominat deum timorem patris sui, μαι, ανττων τος [4] ποκριτς ου φοβεσθαι τν θεν. Ne sis assiduus in nominatione dei, [5] quia fere isti abutuntur.

 

[6] Qui non habent fidem, isti tantum abutuntur ad hypocrisim nomine dei.

 

[7] Iaacob timens dei. Laban non timens dei. Hoc indicatur hic, ut [8] caveatur εν προσωπα κα τουτω τῷ τόπῳ ρκε Ιαακώβ. Ergo licet iurare.

 

 

 

 

 

 

 

[9] 75 (= 103).

 

1521

 

[Seite 511]

 

Laetare; 10. März 1521.

 

[ 20 Pol. am Fuße der mit credit et schließenden Seite: Loqui mysteria 35 σον]

 

 

[10] [1. Mos. 31.] Audivimus1 duos, Iacob et Laban, exempla pietatis et impietatis.

 

[11] Iacob exemplum vere iusti, seu Christiani, credens et alens se manuum [12] labore.

 

[13] Et ut finiamus hoc caput, difficilis est eius αλληγορα et obscura.

 

[14] Dixi saepe, non esse αλληγορτέον, nisi quis ante bene ac diligenter perdidicerit [15] τν στοραν, et ubi historiam perdidiceris. Exempla considera [16] ρητορικς. Dehinc λληγόρει. Hoc est, considera, quid historia significet, [17] hoc est misteria loqui.

 

 

[18] Quid significet historia.

 

[19] 1. Laban, candens, sine fide: spetiosi iusticiarii.

 

[20] Iacob, supplantator: Is, qui credit et ex corde iustus est.

 

[21] [Ps. 116, 10., Ps. 51, 15.] 2. Maximum opus iustorum corde est predicatio. ‘Credidi, quia locutus [22] sum’. Item ‘docebo iniquos vias tuas’.

 

[23] 3. Porro semper inter se pugnant talis verbi veri confessor et iste [24] Laban: Phariseus ποκριτς et dissimulator.

 

[25] Omnia Φαρισαοι ferunt πλν το λόγου αληθεας.

 

[26] Christiani populi hec tota summa functio est, fateri verbum dei. [27] Oportet fateri verbum.

 

[28] 4. Iacob vidit concumbentes oviculas.

 

[29] In ea re νχθη offitium predicandi, quia non multiplicantur oves [30] nisi predicatione.

 

[31] Agni arietum Episcopi.

 

[32] Mares ascendere super feminas.

 

[33] Mares fortes Episcopi, Et audentes ascendunt. Invadunt forti animo.

 

[34] [Joh. 21, 15 ff.] Non pascet Petrus, nisi diligat. Quia accingendus est, est et ducendus ab [35] alio, hoc est periclitabitur vita, si volet pascere. δου σον τ λόγου κήρυγμα.

 

 

 

[Seite 512]

 

[ 18 p̓uȩ 20 προσ· 30 Pol. am Rande: 3i regum 13o]

 

 

[1] Deus duxit eum ad Laban et reduxit.

 

[2] Nemo predicabit nisi missus. Nemo dabit predicantem nisi spiritus [3] sanctus. Λαβν pharisaicarum doctrinarum auctor.

 

[4] Rachel/[5] Lia vere piae, paciuntur iugum το Λαβάν et valde gaudent liberari [6] a servitute του Λαβάν.

 

[7] Ραχηλ/[8] Λεια significat Ecclesiam κατ/[7] Spiritum./[8] Exterioris hominis mortificationem.

 

 

[9] [V. 21.] Iam ergo fugit Iacob.

 

[10] Iam Χριστς predicatur, fugientibus ab humanis et pharisaicis doctrinis.

 

[11] Rachel furatur .

 

[12]  sunt doctrinae humanae, facticiae et detortae ex γραφη.

 

[13] [2. Mos. 32, 1 ff.] Theraphim, vaccae, εδωλον Aharonis, sunt doctrinae humanae, ex scriptura [14] male detortae.

 

[15] Ex inauribus, γραφας, quia scriptura debebat audiri, ex audiendo fit opus.

 

[16] Furatur Rachel. Nam intelligens Rachel Idolatrian, sustulit, ut [17] cessaret ab Idolatria pater.

 

[18] Sic χριστιανοι νυπόκριτοι tollunt Idola, prave detortas γραφάς.

 

 

[19] [V. 21.] Veniunt ad Gallad,

 

[20] idest πρς γραφάς. Nam  est acervus,  testimonium. Nam γραφ est [21] [Jer. 8, 22.] Galaad. ‘Nunquid non resina est in Galaad’? idest, num potest remedium, [22] doctrina ex scripturis colligi?

 

[23] Oportet habere cumulum testimoniorum, oportet obturare os [24] αρητικόν.

 

[25] Persequitur eum Laban. Ipsi eciam cognati persequuntur εαγγέλιον.

 

[26] Potentiores persequuntur eos, qui sunt impotentiores.

 

[27] Dominus custodiat intelligentias vestras, ut possitis manere in intellectu [28] Χριστο.

 

[29] Magna gratia est, conservare verbum dei, et intelligentiam εαγγελου, [30] [1. Kön. 13, 21.] sicut ille propheta in Bethel non servabat verbum dei.

 

 

 

 

 

 

 

[31] 76 (= 105).

[32] ΕΙΣ ΤΗΝ IVDICA.

 

1521

 

[Seite 512]

 

17. März 1521.

 

 

[33] Temporis istius conditio postulat, ut aliquando redeamus ς τν στοραν [34] εαγγελικήν.

 

[35] Sed finiamus caput postea dicturi de historia.

 

 

 

[Seite 513]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 3 Pol. am Kopfe der mit deo beginnenden Seite: Bona opera quae 14 υτη 16 γονο 24 Pol. am Rande: N]

 

 

[1] 1. Audistis, quod oporteat manibus laborare.

 

[2] 2. Discrimen φαρισαων et piorum.

 

[3] Satis audistis, quod homo χριστιανς non est coram deo iustus, nisi [4] ex fide, non est tranquillus nisi per fidem, κα ατή στι Ραχήλ.

 

[5] Deinde audistis, quod ex fide illa debeant sequi bona opera et corpus [6] castigantia et iuvantia proximos.

 

 

[7] Bona Opera.

 

[8] Preter hec sunt excogitata nova opera cerimoniarum, que nihili sunt.

 

[9] Quin illa opera cerimonialia debebant esse libera et sic usurpari pro [10] usu et necessitate corporis domandi et proximo iuvandi.

 

[11] Nunc ipsi imponunt necessitatem operibus, adstringunt nos ad certos [12] cibos &c., perinde ac si mandarent, ne paterer filium ingredi hoc aut illud [13] conclave aedium tuarum.

 

[14] τι Ραχήλ στι πστις κα πνευμα. Ατ ποκρπτει εδωλα του [15] πατρς Λαβάν.

 

[16] νθυμήθητι περ του γόνου.

 

[17] Περι σκανδάλων. Vos scitis, redimi pecunia, quod liceat butyro uti.

 

[18] Rachel furatur Θεράφιμ: fides, Euangelium furatur humanas traditiones [19] et doctrinas.

 

[20] Rachel, ecclesia vere credens, die brengkt die bozen umb1, furatur: quia [21] pharisei non intelligunt, quomodo aufferantur Θεραφιμ.

 

[22] μμηνα. Fingit Ecclesia, se non velle sic sanam esse, non velle sic [23] iustificari, sicut iustificantur Φαρισαοι. Simulat morbum, idest, non vult [24] sic iustificari, sic sana esse ut Φαρισαοι σημηως.

 

 

 

 

 

 

 

[25] 77 (= 109).

[26] ΕΙΣ ΤΗΝ ΑΓΓΕΛΣΙΝ ΤΗΙ ΜΑΡΙΑΜ

 

1521

 

[Seite 513]

 

Mariä Verk.; 25. März 1521.

 

[ 28 ξηγήμαι 29 Pol. am Rande: φηγέομαι narro, expono]

 

 

[27] [Luc. 1, 26 ff.] Missus est angelus.

 

[28] Τουτο ευαγγέλιον ξήγημαι. Audistis, quomodo conceptionem tam [29] multis verbis describat per omnia φηγτα.

 

 

[30] Missus angelus,

[31] Gabriel,

[32] In Gallileam,

[33] In Nazareth,

 

 

 

[Seite 514]

 

 

[1] Ad virginem Mariam,

[2] Desponsatam Ioseph,

[3] Ioseph ex David.

 

 

[4] Observa, quam diligenter specificat et peculiariter designat τν Μαραν [5] et nomen Iesu et regnum.

 

[6] Et ista specificatio facta est ad muniendam fidem, ut solum Christum [7] certissimeque discamus.

 

[8] Semper ille mos fuit, quod non heserunt homines in ista via, in fide, [9] in Christo.

 

[10] Cain &c. Sunt hodie quoque varii et falsi predicatores, qui varia [11] opera ostentant, quibus iustificemur.

 

[12] [Jes. 63, 19.] Esaias: ‘Facti sumus sicut in principio, cum non dominareris nostri’, [13] sic nos amisimus dominatorem Χριστόν, facti operarii gentiles.

 

[14] Ideo vult certo nos alligatos ad Χριστν deus, quia per solum eum [15] iustificatio est, non per opera.

 

[16] , Gabriel, Regnum Dei.

 

[17] Quia hic angelus debebat adnunciare τν βασιλεαν θεο. Tale regnum, [18] in quo essemus habituri non nisi deum regem.

 

[19] Et cur angeli ministerio utitur? Hic significatum est munus offitiumque [20] predicatoris et predicator.

 

[21] In regno enim dei non debet predicari nisi verbum dei. Ideo verbum dat [22] deus, ne quis incipiat per suam rationem, per liberum arbitrium &c. iustificari.

 

 

[23] Sic virginem oportet contra rationem dicere,

[24] [V. 38.] ‘fiat mihi secundum verbum tuum’.

 

[25] Qui predicat rationem, non verbum dei, belial est, id est rebellis.

 

[26] ‘Super venire’, ‘obumbrare’ non est aliud nisi fidem infundere.

 

[27] Et cur non misit multos angelos?

 

[28] Et cur virgo sola est?

 

[29] Quia Euangelium vult simpliciter τ μόνον κα τ πλον, scilicet [30] fidem, non multiplicat Euangelium. Lex operum multiplicat.

 

[31] Mariam: Amarum mare.

 

[32] Fuit mos nominare pueros secundum condicionem et casum temporis, [33] sicut Mosche extracticius, Isaac a risu, Iaacob, quod supplantaverat plantam [34] pedis, Zorobabel dux ex Babilonia.

 

[35] Et fuit oppressa natio Iudaica, herodibus et sacerdotibus regnantibus.

 

[36] Et cur non adiit Gabriel nobilem aliquam et opulentam virginem? Item, [37] cur non venit in Iudeam, sed Galileam?

 

[38] [Jes. 61, 1.] Pauperes εαγγελζονται. Hoc inter miracula numeratur, quod [39] pauperibus predicatur Euangelium, adflictis conscientiis &c.

 

[40] Fides concepta iam regnat.

 

 

 

[Seite 515]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 78 (= 115).

[2] ΕΙΣ ΔΕΥΤΕΡΑΝ ΠΑΣΧΑΤΟΣ

 

1521

 

[Seite 515]

 

1. April 1521.

 

[ 13 et 14 Pol. am Fuße der mit doctrina schließenden Seite: Scire Christum 24 Regula steht in der Hdschr. am Rande des Folgenden]

 

 

[3] [Luc. 24, 13 ff.] Euangelium Lucae.

 

[4] Videtis Euangelia huius festi non aliud agere, nisi ut nobis inculcent [5] fidem in Χριστν resuscitatum.

 

[6] Heri audistis de angelo, quod debet predicatio novi testamenti non [7] esse alia, nisi de fide in Χριστν resuscitatum.

 

[8] Ita hoc Euangelium docet de animis, nondum recte et proprie intelligentibus [9] Christum.

 

[10] Quia fides est cognitio Χριστο.

 

[11] Cognitio non est φυσική, Litera, sed scire eo uti, et ad quid ordinatus [12] sit Χριστός.

 

[13] Scire est credere, quod Christus surrexit propter mei iustificationem.

 

[14] Talis scientiae vivacis fidei in Christum doctrina est novum testamentum.

 

[15] Apud hos discipulos videtis, quomodo Χριστς alienam personam [16] induat, quia ipsi discipuli adhuc nutant, trepidant, disputant, vagantur animo, [17] non credentes. Ideo Χριστς peregrinantis habitu adparet. Fieri potest, ut [18] Χριστς non mutarit faciem, sed illorum oculi tantum capti erant, iuxta [19] suam ipsorum tacitam animi cogitationem.

 

[20] Habentes eum, quem non agnoverant, pro peregrino.

 

[21] Ut qui febribus laborat, eciam iudicat dulcia esse amara,

 

[22] Qui per rubens vitrum perspicit, omnia iudicat rubere,

 

[23] Sic eorum oculi per vagabundam cogitationem videbant.

 

 

[24] Regula.

 

[25] Quicquid Χριστς docet, facit, accipitur a nobis iuxta cuiusquam [26] [Tit. 1, 15.] captum. ‘Omnia munda mundis. Immundis nihil est mundum’.

 

[27] [Ps. 18, 26.] ‘Cum sancto sanctus eris’. Sicut hominis est animus et mens, sic [28] iudicat de deo, de dei doctrina et factis.

 

[29] Si iudicat deum pro irato iudice, haud dubie est iratus iudex.

 

[30] [Spr. 28, 1.] ‘Fugit impius nemine persequente’ &c.

 

[31] [5. Mos. 28, 65.] ‘Dabo tibi cor pavidum’ &c.

 

[32] Sic facile falluntur eciam hi, qui κατ λόγον ανθρωπικν versantur [33] in scripturas.

 

[34] Et ad aperiendos oculos nostros ut discipulorum, missus est Χριστς [35] docens scripturas.

 

[36] Ut illuminetur cor, solo Christo opus est, nullius alterius doctrina.

 

 

 

[Seite 516]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 8 Pol. am Rande: non offendit. Ionnis xjo. 8dei bis cultus ist von Pol. am Rande hinzugefügt 11 Hierunter 6 unverständliche Schriftzeichen:

]

 

 

[1] [Ps. 118, 24.] ‘Hec est dies, quam fecit dominus’, idest hic sol Χριστς est, qui [2] illuminat.

 

[3] [Joh. 11, 9.] ‘Qui inambulat in luce’ &c.

 

[4] In fractione panis cognitus est, idest in dispensatione Euangelii, quando [5] dispensatur Euangelium, cognoscitur Χριστός.

 

[6] Sicut in veteri testamento erant alligati Iudei ad unum templum, Ita [7] nos ad unum Χριστν et unam eius doctrinam. Et sicut isti multos cultus [8] [die coeperunt, Ita nos in multos cultus] operum et in multiplices doctrinas [9] distrahimur.

 

[10] Ad operum doctrinam a fidei doctrina caditur.

 

 

 

 

[11] Τέλος

 

 

 

 

 

 

4. Gruppe.

 

 

 

 

79 (= 61).

 

 

25 Dez. 1520.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 516]

Diese Predigt ist in deutscher Fassung und auf Grund einer anderen Nachschrift unter dem Titel: “Ein Sermon Martini Luthers von der Geburt Christi gepr. auf den Christtag früh vormittags” (o. O. u. J.) im Druck erschienen (Erl. Ausg.2 16, 501 ff.). Den Text der Drucke siehe in Bd. VII an der ihm zeitlich zukommenden Stelle. Die Verweisung auf eine fortsetzende Nachmittagspredigt sowie auf andre spätere Sermone, die am Schlusse des Druckes steht, mangelt in der handschriftlichen Aufzeichnung. Deshalb brauchte nun die Verweisung noch nicht unecht zu sein. Aber es besteht eine andre Schwierigkeit. Die weiterhin unter Nr. 83 mitgetheilte Predigt legt die Handschrift Polianders auf den Sonntag nach Weihnachten, die Drucke, deren Text mit dem der Handschrift sehr genau übereinkommt, dagegen auf Christtag Nachmittag, für den die Handschrift Polianders eine ganz andre Predigt (Nr. 80) bietet. Luther behandelt sowohl in dieser Nr. 80 als auch in Nr. 81 (62), 83 (63) die in Nr. 79 angeregten Gedanken des weiteren. Im besonderen wird der am Schlusse des gedruckten Textes von Nr. 79 als Hauptthema hervorgehobene Gedante (Wir müssen uns des Kindes annehmen) im Schlußabschnitt von Nr. 81 und namentlich im Anfange von Nr. 83 deutlich wieder aufgenommen. Letzterer Umstand hat wohl den ersten Veranstalter des Druckes von Nr. 83 veranlaßt, sie zu Nr. 79 in unmittelbare Beziehung zu bringen. Jedenfalls wird dem Zeugniß der Polianderhandschrift die Angabe jener außerwittenbergischer Drucke um so weniger etwas abbrechen können, als die Datirung in den Predigtdrucken auch sonst unzuverlässig scheint (vgl. Nr. 66).

 

P. P.

 

 

 

 

 

[Seite 517]

 

 

 

 

 

 

 

[1] Anno domini 1520.

[2] SERMO DE NATIVITATE DOMINI.1

 

1520

 

[Seite 517] [ 1 Anno dni 1520 von Polianders Hand 14 1.] 2. 15 2.] 3. 16 3.] 4 (durchstrichen) 27 Pol. am Kopfe der mit cre- || didisset beginnenden Seite: Affectuum nostrorum erga dei gratiam dispositio]

 

 

[3] Bifariam legimus et meditamur Christi nativitatem. Primo si precordia [4] non tangat meditatio, neque immutantur neque dulcedinem aliquam sentiunt, [5] non certe intelligentes, quantum humanis animis solatio situm sit in hac [6] [Hos. 10, 7.] meditatione. Daß hercz lacht nicht, ist auch nicht frolich. De quibus Oseae x. [7] scribitur ‘transire fecit Samaria regem suum quasi spumam supra faciem [8] aquae’. Ecce sicut spuma non tangit profundum, ita hec meditatio non [9] tranquillat cor. Proinde tanta exuberantia divinae bonitatis est in hac [10] nativitate, ut si videremus aut penitus cognosceremus, continuo prae nimio [11] gaudio dissolveremur. Alßo uberswencklich groß gut leyt in dyßer geburth. [12] Hanc meditationem tenemus ego et mei similes. Secundo, sunt qui ex hac [13] meditatione consequuntur animae cibum, quo impinguantur et dilatantur. [14] Unde Bernhardus dixit, Hic tria facta esse miracula: 1. Coniunctio deitatis [15] cum humanitate in puero isto, 2. Quod mulier sit virgo, altum alat puerum, [16] 3. Quod fides Mariae tanta fuerit, ut hoc sacramentum in se futurum crederet. [17] Postremum hoc, inquit, et si videatur minus certe, non prioribus tamen [18] inferius est. Primum miraculum tantum est, deum fieri hominem, ut hoc [19] ipsa humana ratio nullo pacto assequatur, eos autem plus movet, qui spiritum [20] dei habent. Secundum miraculum: Sicuti est popularius, ita est magis [21] mirandum. Ordo enim naturae exposcit, ut quecunque mulier filium peperit, [22] amplius non sit virgo. Tercium vero propemodum negligitur, quia fidei [23] perit exercitium. Preterea non ardua res est apud deum, puerum de virgine [24] nasci. Hoc autem multo maius est, quod deus sit homo, atque ipsa mater [25] virgo sit dei. Omnium denique maximum est, quod ipsa virgo credat, se [26] matrem esse, quo loco rationem affectuum consideremus necesse est. Maria [27] enim facilius credidisset, aliam quandam virginem futuram dei matrem quam [28] se ipsam. Exemplo hoc videbimus. Quisque nostrum facilius credit, [29] S. Petrum, S. Nicolaum &c. dei consecutum esse gratiam et in numerum [30] sanctorum relatum quam sese. Ita profecto magna res est, quod Maria [31] credit, nihil dubitans, se eam esse, ex qua deus homo nascatur, atque ipsa [32] [Luc. 1, 34 f.] sit virgo et mater. Atque illud est quod Luce i. legitur ‘Querebat ex [33] angelo Maria: quomodo fiet istud?’ Cui respondit Angelus: Maria dw̓ hast

 

[Seite 518]

 

[ 4 Pol. am Rande: Augustinus de Maria spirituali matre 7 Pol. am Kopfe der mit max- || imum beginnenden Seite: Fides Mariae 8/9 vberhen lassen fur sich ober gehen || vberhin, wy        Beide “vberhen” durchgestrichen, “vber” wohl von Pol. geschrieben 25 Über “wie swer” von Poliander: quam difficile 26 Zwischen “daß” und “kynt” hat Poliander “dißes” geschrieben 34 Über “lecz” von Polianders Hand: legt es]

 

[1] mich czw̓ hoch gefragt, dan ich weiß dich nicht czw̓ berichten. ‘Spiritus sanctus [2] superveniet in te’, der heilige geist wirt dich umbfangen, ‘Et virtus altissimi [3] obumbrabit tibi’, dy kraft gottes wird dich umbgreyffen, daß dw̓ selbest nicht [4] wissen wirst, wy es wirdt czw̓gehen. Porro Augustinus sic dixit: Maria ist [5] vill seliger von dem, daß got geystlich in irer selen geporen was, dan daß [6] ehr leyplich von ir geporen ist. Prius facta mater fide quam re ipsa. Hoc [7] miraculum si non est maximum, inquit Bernhardus, certe ipsum est, daß sy [8] es glaube, nisi enim credidisset, nunquam concepisset. Het sys uberhen lassen [9] fur sich gehen, uberhin wy ander leuthe1, nunquam quicquam secutum fuisset. [10] Aber sie ergab sych dreyn, Et ratum hoc habebat, quod dictum fuerat per [11] angelum, nihil hesitans, quin ita futurum esset. Ir hercze wandelte sich vnd hilt [12] fehest an den wortten in tantum, quod Maria nova creatura facta sit. Den [13] glauben wirth nyemant auß messen. Hoc in nobis fiat, necessum est, ut de [14] die in diem immutemur et innovetur cor nostrum. Id quod fit in hunc [15] modum: accipiam hunc puerum, perinde atque si meus esset. Longo enim [16] tempore ante dixit Maria se scilicet dei matrem, quem vel conciperet vel [17] pareret. In hunc modum quisque nostrum faciat haud secus, ac si sibi soli [18] natus sit hic puer. Nisi enim hoc fiat, frustra natus est illi Christus. Wort [19] thun es nicht, schrifft noch weniger. Es muß myt dem herczen dran gehangen [20] [Jes. 9, 6.] seyn. Hoc testatum est prophetarum oraculis, Esa. 9. ‘Parvulus natus est [21] nobis, et filius datus est nobis’. Ehr ist unßer, der son, alßo nimpt sich der [22] prophet des kinds auch an. Spiritu docti sunt qui hanc cantionem non minus [23] iucundam quam spiritalem effinxerunt: Eyn kyndeleyn ßo lobelich ist unß &c.. [24] In qua cantione nihil obmissum est, quod posset ad spiritalem huius nativitatis [25] intelligentiam pertinere. Alßo sehen wyr, wie swer es ist, wy wol [26] leicht an czw̓sehen, daß ich glauben ßol daß kynt meyn seyn, daß es eyn [27] reynes kyndt sey, welches mutter eyn Junckfraw̓, und daß kindt sey auch [28] got, und daß hercze sal och warhafftig sagen: der gottes son ist meyn. Do [29] czappelts, dan wer alßo weyt kompt, der fulet sich, daß ehr gar eyn ander [30] [Joh. 8, 56.] mensch sey. ‘Abraham vidit diem meum et gavisus est’ dicit Christus. Cor [31] enim non potest non letari, si scit hunc puerum sibi datum, Impleturque [32] [1. Mos. 22, 18.] sentencia et promissio, qua dixit dominus, In semine Abrahe se benedicturum [33] toti terrarum orbi. Mirabile certe in oculis nostris, daß goth macht eyn kleyn [34] junck fleysch und lecz der Junckfraw̓en in schos, an welchen kinde all glucke

 

[Seite 519]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 7 herczem 10 Pol. am Fuße der mit “Dar” schließenden Seite: Partus spiritualis maior corporali 12 “egen” von Pol. geändert in “eygen” 23 Pol. am Kopfe der mit concipit beginnenden Seite: Maria mundo contemptibilis 27 p̱alipi 30 eynem]

 

[1] meyn seyn. Atque hic puer omnibus est communis. Got speyset dy gancze [2] werlt myt eynem klaynem kinde. Uberley uberflussich setiung ist in dissem [3] kinde. Tanta sunt opera dei in misterio: bonum temporale in se divisum [4] singulos saciat, Bonum spiritale integrum manens satiat omnes. Puer hic [5] totus manet omnium satians corda. Et ille ipse puer wyrt von Mariam [6] gewuscht.1 Maria gibt im milch, und durch den dienst erlangt Maria nicht [7] benedictionem: Sy muß es vorhyn tragen in irem heczen, do sy dyß kindt [8] erstlich geboren hat. Quo partu spiritus meruit partum sequentem. Hoc [9] igitur agit puer, ut portetur a nobis. Ehr wil von uns getragen seyn, ut [10] tandem dicamus: puer hic meus est. Dar auß dan wirt folgen dilatatio et [11] impinguatio cordis. Dan daß hercze erhebt sich und spricht: Ach eyn [12] gutiger vater, der unß seynen sone czw̓ egen gibt. Profecto mirum [13] est, hunc tantum thesaurum tam angusto claudi cordis habitaculo. Recte [14] [Ps. 81, 11.] propheta dixit ‘dilata os tuum, et implebo illud’ Das hercze wyrt dyr czw [15] enge seyn allene mich czw̓ begreiffen. Hec deberet esse quottidiana nostra [16] exercitatio, ut transformaremur in Christum Et saginaremur hoc pabulo. [17] Szo wurde daß hercze durchgossen mit aller frew̓de und wollust, wurde troczig [18] und mutig widder alle anfechtung: wer wolte dissem was thun, der myt [19] Christo im glauben eyn dingk worden ist. Tantum dici potest de affectibus. [20] Quomodo autem dulcis sit, et ut cognosci debeat, quam bonus sit pater, [21] daß muß vorsuchet seyn, ut ipsa re sentiat et experientia discat hanc suavitatem. [22] Qui enim hoc non exercet, nulla re iuvabitur. Preterea nemo [23] Christum concipit, Nemo dei mater efficitur, nisi cor vacuum sit ab omnibus [24] affectibus. Nos quia in creaturis heremus, unser hercze ist nicht reyn. Non [25] assequimur hanc nativitatem. Maria stundt gelassen aller creatur2, contemptissima [26] hominibus, id quod probat ipsa historiae series. Satis enim [27] constat ex libro paralipomeni et Euangelio Lucae, Mariam ex Abrahae et [28] Davidis semine natam. Quod et si regium esset, tamen hoc tempore et [29] neglectum et abolitum: warr gancz und gar czw̓ nicht worden. Censebatur [30] enim inter infimam plebeculam, hat eynen armen man, eyn czimmerknecht, [31] deß allergeringsten volcks, voracht und vor nichts angesehen. Probat hoc

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Pol. am Rande: Truncus Iesse 5 In “plumeleyn” ist entweder p in b oder b in p korrigirt 15 des] dz 20 quibus ist Zusatz Polianders 22 hangst 23/24 Von Pol. korrigirt aus “vberschmecklichenn” 30 “und” ist Zusatz Polianders 31 “Sperrt” ist über durchstrichenes p̄fert (?) geschrieben]

 

[1] [Jes. 11, 1 f.] Esaiae vaticinium ‘Egredietur virga’. eyn czweyge ‘de trunco Yesse’, von [2] dem faulen stamme Yesse. ‘Et flos de radice eius ascendet, Super quem [3] requiescet spiritus domini’. Ecce prophetia respicit opus supernaturale, [4] daß eyn dorrer stam fruchtbar ßall werden. Virga Christus est similiter et [5] flos, das plumeleyn gefelt got und sunst nigs. Ipse caput est, in quo quiescimus [6] omnes, quicumque ab ipso aliquid petimus. Es muß noch alßo seyn, [7] unßer hercze muß fur hyn erstorben seyn, Szal es erquickt werden und eyn [8] ruthlein darauß wagsen. Tantum de prefatione huius Euangelii. Iam [9] videbimus, quod hic idem habeat Euangelium.

 

[10] [Luc. 2, 1 ff.] Exiit edictum a Caesare Augusto, ut censeretur universus [11] orbis. Que descriptio prima facta est preside Sirie, Cireno. Ecce ut hic [12] rex regum non recusat esse sub Caesare atque adeo sub lege. Nimirum [13] [Gal. 4, 5.] ‘ut eos, qui sub lege essent, redimeret’. Proinde doctos, bonos, potentes [14] negligit, bleybt in dem understen hauffen, imperio temporali non delectatus [15] est. Nympt sich des auffsacz1 nichts an, leyt unden in der geringen form, [16] ut avertat corda nostra ab iis, que in spetiem magna videntur, firmans fidem [17] illorum, quibus contrarium apparet. Wer nhu dye ogen auff sperth und sicht [18] in ander dingk, wirth sich selbes betriegen und myt dem nummer czw̓ dissem [19] kinde kommen. Quo loco discamus, quod amicis, parentibus, cibo, potu, [20] uxore, liberis, domo, familia atque ceteris eiusmodi, [quibus] carere non possumus, [21] ut in iis omnibus eo simus affectu, quod si transeant, ne egre feramus, [22] Rursus si veniant, non elevemur. Daß hercz sal nicht daran hangen: hangts, [23] ßo smeckt eß keynne gnade adder benedyung. Sunst gehet es uber myt uberschwencklichenn [24] gnaden den dy allein an got hangen. Preterea omnium [25] maximum est in hoc puero, quia exuberat sapientia et iusticia. Samariam [26] [Hos. 10, 7.] apud Osean male audire videmus, quia fecit transire regem. Samaria est [27] sanctum seculare, Religio, vulgo vber glaub, Szo wyr etwas anders liben [28] neben goth. Deinde dare vult hic puer et non accipere, animam vult vacuam [29] et abdicatam, idest carentem consilio humano. Der vill unglucks und [30] laydt hath, ist wirdig disses kindeß. Wer myt sunden [und] boßen gewissen [31] beschwert ist, der kan reden werdenn2 Sperrt daß maul auff und begerth [32] disses kindes. Dyß kyndt ist nicht idermann beredt, Sondern dem, der sich [33] fulet, das im etwas gebricht, eyn hungeryge, bekommerte, gemarterte seel, que [34] premitur insipientia, infirmitate &c.

 

 

 

[Seite 521]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 80.1

 

1520

 

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25. Dez. 1520.

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 14 Am Rande: Sex nomina Christi 30 Am Rande: idest princeps Assyriorum.]

 

 

[2] Eodem die sermo habitus a prandio in Coenobio Augustiniano.2

 

[4] [Luc. 2, 1 ff.] Repetivit idem Euangelium Luce 2.

 

[5] Εδοκα, eyn wolgefallen aber gnediger willen gots bey den leuthen.

 

[6] Wir konnen disen tag nichts bessers thun, dann das wir die wordt des [7] Euangelii wol fassen, ab got wolt gnade geben, das wirs ins hertz bildeten.

 

[8] Alßo singt man heut eyn lobgsang dem kind: Lux fulgebat super nos [9] hodie, quia natus est dominus et vocabitur nomen eius admirabilis, fortis [10] deus, et regni eius non erit finis. Welche wort sindt eyn teyl auß dem [11] [Jes. 9, 6.] Euangelio genommen, eyn teyl auß dem propheten Esaia ca. 9, do er sagt [12] ‘parvulus natus est nobis, filius datus est nobis’: Eyn kindt ist uns geboren, [13] Eyn sun ist uns gegeben und seyn furstenthum ist gelegt uff seyn rucken, und [14] seyn nahm wirt heyssen (1) wundersam, eyn (2) Radtgeber, eyn (3) got, eyn (4) gewaltiger [15] herr, (5) vatter der zcukunfftigen zceit, eyn (6) furst des Frids &c..

 

[16] Das sindt alls hohe trostliche wort, die do betrubt, elend hertzen und [17] erschrocken gewissen erfrewen, dye do ligen im finsterniß und gewalth des [18] bosen geists.

 

[19] Zcum ersten singt man mit grossen freuden: Es wirt uber uns eyn licht [20] scheynen, darumb das uns geborn ist eyn herr &c.. Das ist der Rhum, den [21] wir haben, das wir gefangene leuth haben auch eynen herrn uberkummen. [22] Wenn man unter vil tyrannen, Reubern und schindern ist, ist iderman [23] betrubt, wo man aber eynen Rechten eygnen herren krigt, der Jehnen buben [24] ihrn lohn gibt, hat idermann grosse freud. Wie dißen zcu muth ist, wie sie [25] frolich seyn und singen, ßo und vihl mehr sollen wir uns frewen und dem [26] hymlischen vatter lob und danck sagen, das ehr uns eynen gnedigen heren [27] hat geben, der dye boßwicht, die unser tyrannen seyn, vortreibt. Dann furhin [28] seyn wir unter vihln tyrannen gewesen, die uns drucken und alls ubel [29] [Hos. 11, 5.] anlegen und ungleich mit uns umbgehen, wie der prophet sagt ‘Populus meus [30] descendit in Egyptum et Assur dominatus est eis’. Nuhn sihe, wye eynen

 

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[ 11 Am Rande: 28]

 

[1] guten heren wir haben. Ehr nimpt sich alles unsers Jahmers an, Erbarmet [2] sich unser, urteylt selber, dye do unrecht mit uns umbgehen, kumpt selber, ist [3] selber doh vnd erlost uns von den wutrichten.

 

[4] Dise klag gehet aber nicht uber weltliche fursten und tyrannen, die uns [5] leyb, guth ader ehre nehmen, dann Christus ist nicht darumb kommen, das [6] ehr uns von weltlicher gewalth erlosen wolt und dye tyrannen vortreyben, [7] an ire stadt sitzen vnd regirn. Ehr wehret nicht weltlich gewalth und [8] regiment: Es gehet uber dye sehln, und das licht, das do leuchtet uber uns, [9] ist geistlich, nicht leyplich. Es haben im alten testament dye propheten offt [10] geklagt und geschrihen uber falsche lehrer, dye heyssen sye dominatores, darumb [11] [Jes. 28, 14.] das sye das volck nach der sehln regirn wollen. Dan Esaias sagt ‘Audite [12] verbum domini, Illusores, qui dominamini super populum meum’. Disse [13] zcwingen das volck, das man alls fur gots worth und werck halten sol, was [14] des teufels worth und werck ist. Durch diße wirt got gelestert mit iren worten, [15] wercken und Regiment, alßo das man seyn wort und werck dem teufel zcuschreib, [16] und widerumb, das man im zcueygen, was nicht seyn ist, sunder was [17] des teufels werck seyn. Darumb seyn zcum ersten unser Tyrannen dye falschen [18] lerer, darnach dye Teufel, dye do seyn dominatores partim per pravos [19] doctores, partim per semetipsos. Uber dise geistliche gewalth solt man schreyen. [20] Dye nehmen uns und unterdrucken uns den glauben und rechten vorstand [21] und erkentniß Christi. Daruber klagt Esaias und schreyt, das Christus selbst [22] kumme. Ehr hat nymandt uff erden seyn regiment geben. Den Aposteln [23] befahl ehr, das sye nichs zcuschaffen hetten ader thuen sollten das Ihr wehr, [24] sundern solten alleyn der Christenheit dienen mit predigen und Christum vorkundigen. [25] Es ist aber nuhn wider dahin kummen, das sie dye knechts kleyder [26] haben außgezcogen und des herren cleyd angezcogen. Es wer noch das alles [27] leydlich, wie sie mit uns umbgehen, wann sie nicht uns den Christum und [28] Christlich lere unterdruckten. Das es aber geschicht und got lest es zcu, ist [29] unserer sunden schuldt. Darumb mugen wir wol anheben und bitten, das uns [30] das licht widerkumt und erleucht uns, und das wir von den tyrannen erloßt [31] werden und widerumb zcu Christi regiment kummen. Christus regirt nicht [32] anders denn durch den glauben, wenn wir den haben, kan uns nymandt [33] [Luc. 2, 10.] vorfuhrn ader unterdrucken. Das hat auch der Engel gesagt: Ich vorkundig [34] euch grosse freud, denn es ist euch geborn eyn heylandt, der do ist Christus [35] der herr. Das ist dye freud, dye do grosser ist dann alle freud. Wenn wir [36] haben eynen herren, der do heist Christus dominus. Von dem herren sagen [37] [Ps. 93, 1 u. ö.] alle propheten: dominus regnabit, dominus regnabit &c. Das ist von dem [38] licht gesagt, das do heut uber uns geschinen hat, und von dem herren, der [39] uns heut geporn ist, als wir singen.

 

[40] [Jes. 9, 6.] Nuhn wolln wir sehen, wie seyne nahmen heyssen, als sye in Esaia stehen.

 

 

 

[Seite 523]

 

[ 1 Am Rande: Primum nomen Admirabilis 36 Am Rande: Consiliarius ]

 

 

[1] Zum Ersten sagt der prophet ‘vocabitur nomen eius admirabilis’, wundersam, [2] hehr, . Was ist das? Disses ist dye meynung, wenn Christus in [3] uns als eyn herr regirt, ßo regirt alßo, das wir uns vorwundern mussen: [4] seyn regiment ist ßo wunderlich, das es nymandt begreiffen kan. Es mussen [5] sich alle menschlich vornufft daran stossen und daruber zu thohrn werden. [6] Wie gehet nuhn das zcu? Zum ersten ist ehr da mit wunderlich, das ehr [7] uns wider und uber all vornufft und synne furt und leytet, lernet wie gar [8] unser leben nicht stehe nach in wollust noch unserm vorstandt noch zu unser [9] heyligkeit und frumkeyt, gantz nicht in unsern gutern, sunder das wir mit [10] allen, das wir haben, undergehen und getodet werden. Ehr schlecht todt und [11] macht lebendig, wie ehr wol bewisen hat zcu der zceit, do dye Merterer seyn [12] gewesen. Wenn es dye vornunfft hett angesehen, hett sye gesagt, es muß keyn [13] got, sunder eyn Teufel seyn, der mit den seynen alßo unbarmherzcig umbgehet, [14] ist doch nichts do, dann eytel sterben und blut vorgissen. Es ist aber imer [15] seyn Regiment alßo gestanden, das ehr hat dye allerlibsten umbbrengen lassen [16] und alle Marter anlegen. Hangen wir an Ihm, ßo muß es auch alßo und [17] nicht anders zcugehen. Sollen wir zcu im kummen, ßo muß vorhin das [18] fleisch und bluth gantz vorderben. Darnach, wenn das auß ist, ßo fuhrt ehr [19] dye seynen in sulche freud, das sich dye selen nicht genugsam kunnen vorwundern [20] seyns gotlichen Radts und Regiments. Das ist der aller erste Nahm. [21] Wir kennen den nahmen nicht mehr, kennen auch den herren nicht. Das licht [22] ist uns gantz vorloschen durch Babst und bischofe. Dye haben uns den Christum [23] und alles, was im zcugehort, gantz vortilget und außgeleschet den gelauben und [24] darfur ßo vil und manicherley werck gelernet. Aber ich sag, wer durch sulche [25] leyden soll kummen, der muß werlich eynnen grossen glauben haben, dye werck [26] werden es nicht außrichten, wye groß und vihl sye seynt. Wenn du das [27] gantz leben auß fastest und dich casteyest und thetst eytel gute werck, hastu [28] den glauben nicht, ßo wirstu nymmermehr durch dißes leyden kummen. [29] Es hette dye Merterer nichts geholffen, was sie hetten kunnen thuen, [30] hetten sye nicht im hertzen eynen richtigen glauben zcu Christo gehabt und [31] gedacht: Ey laß ine machen, Ehr wirt es wol guth machen, Ehr wirts [32] nicht vorderben. Alßo fuhrt got seyn volkleyn zcu ewiger freyd und seligkeit. [33] Es muß aber wunderlich zcugehen. Darumb hat ehr wol den nahmen [34] ‘admirabilis’.

 

[35] Zcum andern heist in der Prophet ‘Consiliarium’, eyn klugen weisen man, [36] der vol guts radts ist, guten weysen radt geben kan. Sol im anhangen seyn [37] volck, dyweyl ehr ßo wunderlich mit inen umbgeht, muß ehr auch weyß wissen, [38] wye ehr es an ime behalt. Darumb gibt ehr uns ins hertz gute rethe, wie [39] wir thun sollen. Wenn ehr das nicht thete, ßo wurd im niemant kunnen

 

[Seite 524]

 

[ 1 Am Rande: psal: 15 3 Am Rande: Hic est spiritus consilii 5 Am Rande: Prover: 3o 12 Am Rande: 3 deus        Aberrat a nomine et eius ethimologia 20  vor “heist” fehlt, dafür ist eine Lücke gelassen        Am Rande: 4 fortis potens 27  fehlt, dafür ist eine Lücke gelassen        Am Rande: 5 pater in futurum 34 Am Rande: 6 princeps pacis]

 

[1] [Ps. 16, 7.] nachvolgen. Alßo sagt David ‘Benedicam dominum, qui tribuit mihi intellectum’ [2] &c. Dyweyl eyner in leyden ist, sucht ehr uber all rath, ehr findet [3] aber nyrgen dann hyr. Der heylich geyst gibt alleyn rath, wie ehr soll still [4] [Spr. 3, 11 f.] halten, ßol keynen rath anderßwo suchen. Szo sagt der weiß man proverbiorum [5] 3o ‘Disciplinam domini, fili mi, ne abiicias nec deficias, cum ab [6] eo corriperis. Quem enim diligit dominus, corripit, et quasi pater in filio [7] complacet sibi’. Das ist der rath, nach dem man sich in der martter halten [8] soll, den lernet auch das Euangelium. Wider dye zcwen nahmen gehen dye [9] bosen fursten, unser tyrannen: kunnen nymandt keynen nutzlichen radt geben, [10] lernen nicht weyter, dann die vornunft begreyfft, lernen alleyn bey den Creaturn [11] hilff und rath suchen.

 

[12] Zcum dritten. Der dritte nahmen dißes herren ist, das ehr eyn got ist. [13] Das hebreisch wortlein , id est deus, meyn ich, sol secundum etymologiam [14] ‘fortis’ heyssen, dann der prophet redet von der menscheit Christi, wiewol nicht [15] vil daran leyt. Wenn man dem radt anhanget, den Ehr gibt, das ist, wenn [16] man es im gar heym gibt, das ehr es nach seynem wolgefallen mach, dann [17] ßo ist ehr starck und kan uns herausser helffen auß aller widerwertigkeit. [18] Dye tyrannen seyn nicht fortes, fuhren dye leuthe durch ire bose rethe in [19] Jahmer und noth und kunnen nicht wider herauß helffen.

 

[20] Der virde nahm heist ‘potens’ hebreisch , Dan  heist ‘potentatus, [21] dominatio, macht, gewaltigkeit’, und gibor ‘potens’, ‘grosser herr’, der eyn [22] groß weyt landt hat.

 

[23] Wir mussen eynen heren haben, dem alls was unter dem himel ist, [24] untherthan sey, auch alle unsere feindt. Es ist nicht genung, das ehr uns aushilfft, [25] Es kan uns auch nichts mehr schaden, Es muß alls frummen und [26] nutzen. Sulche gewalt haben gene dominatores nicht.

 

[27] Der funfte nahm heist hebreisch  das ist ‘pater in futurum’. Dye [28] Ersten 3 nahmen haben uns gefurth in die marter, doch heraußgeholffen. [29] Wenn ehr uns erloßt hat, krigt ehr disen funfften nahmen. Ehr ist eyn [30] sulcher vatter, der uns nymmer mehr ab stirbt, gleich widersins eyn vatter, [31] wirt je junger und junger. Das ist der hohen Titel eyner. Seynt wir alle [32] [1. Mos. 3.] seyn kinder, ßo erben wir seyn guter alle. Gene. 3. Fursten seyn eyttel [33] hencker, fuhrn uns auß dem erbteyl des zcukunfftigen lebens.

 

[34] Der sechst nahm ‘princeps pacis’ macht uns unerschrocken und frohlich [35] gewissen, das sich nicht forcht weder vor dem gotlichen gericht noch vor dem [36] todt ader teufel und der helle. Dye andern machen nichts denn vorzcagten

 

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[ 2 Am Rande: Eadem nomina repetivit Esaias in principio capitis undecimi Spiritus Consilii et fortitudinis &c.]

 

[1] muth und betrubte gewissen. Das sindt die nahmen dißes kindes, auff diße [2] stimmet auch das Euangelium &c..

 

 

 

 

 

 

 

[3] 81 (= 62).

[4] Anno domini 1520.

[5] IN DIE SANCTI STEPHANI.

 

1520

 

[Seite 525]

 

26. Dec. 1520.

 

[ 4 Anno domini 1520 ist von Pol. anscheinend später übergeschrieben 7 Act. 7 steht am Rande]

 

 

[6] [Matth. 23, 34.] Euangelium Mat. 23. Ecce ego mitto ad vos &c. Recensuit [7] [Apgsch. 7, 1 ff.] historiam de lapidato Stephano [Act. 7.]

 

[8] [Apgsch. 6, 1 ff.] Diß ist das Erst Concilium, das do vorsamlet ist gewesen in der Christenheyt [9] und ist wol geordnet. Dye Apostel haben sich nicht wollen der sorgen, [10] dye ins hauß gehoreten, annehmen, wartten alleyn des worts gotes, Erwelten [11] aber etlich diaconos, Den befahlen sye, das sye diener solten seyn und vorsorgen [12] dye armen leuth in der Christenheit. Itzundt aber geht es alls anders zcu. [13] Dye Apostel wolten sich keyner haussorg annehmen. Unßer Bischof wollen [14] nichts thuen, denn mit weltlich gewalth landt und leuth regirn, lassen das [15] worth gotes gantz fahrn, befehln das Ampt zcu predigen etzlichen ungelerten [16] pfaffen, Bestellen auch nicht diaconos, dye die Armen leuth vorsorgten. Man [17] heist itzundt dye diaconos, dye dye Epistel und Euangelium in der Messe [18] singen.

 

[19] Dye Apostel wolten nicht eynen itzlichen uber das Ampt armen leuthen [20] zcu dyenen setzen. Man fast es dann nicht in brief und sigel, wie man itzund [21] dye Bischof mit eynem Eyd zcu zcwingen pflegt, das doch als man sicht, nichts [22] hellt, man gab es zcu der zceit inen heym in ire gewissen. Man griff auch [23] nach denen, dye do gut gerucht und eynen guten glauben hetten. Dye hat [24] man nicht zcum Eyd gedrungen. Itzund nympt man eynen itzlichen an, wenn [25] ehr nuhr gelt hat. Wenn man schon noch den besten greifft, geraten dennoch [26] wol ubel. Es hub sich das ungluck dann gereidt an, wye Lucas schreibt von [27] [Apgsch. 5, 1 ff. (?).] eynem in actis.

 

[28] Zcu disem mahl haben sye siben diaconos gewelet, under welchen ist [29] auch Stephanus gewesen, den Lucas am meysten lobt, das ehr sey vol gelaubens [30] und geysts gewesen. Do sicht man, wer dißem Ampt solt recht vorstehen, der [31] musßt nicht eynen geringen glauben haben. Do aber etzlich buben von der [32] Sinagog sahen, das Stephanus vil wunderzceichen thet, mochten sy es nicht [33] leyden, dann sie forchten, das volck wurd furth mehr nicht vil von inen [34] halten, huben sye an und legten sich an Stephanum, wolten ine mit disputirn [35] uberwinden, denn es seyn gelerte leuth gewesen. ‘Aber sye konten nicht widerstehen [36] [Apgsch. 6, 10.] dem geyst’, sagt Lucas ‘der do redet’, als wolt er sagen: Stephanus

 

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[ 20 Sye] sich]

 

[1] redet nicht selber, sunder der Heylige geyst redet, den mochten sye nicht nider [2] schlachen. Do sye sahen, das sye nichts mit disputirn außrichtten, fingen sye [3] eyn anders an, bestellten etzliche, dye sollten Stephanum anklagen, das ehr [4] geredet hette wider das gesetz und dye heyligen stadt, den Tempel zcu Jerusalem. [5] Do schlahen dye gelehrten gewaltigen und der doll hauff alle zcu samen, [6] filen behendt auf in zcu, fragen nicht, ab es wahr sey, greyffen in durch falsch [7] zceugen an, dye do sagen ‘Diser hort nicht auf zcu reden’, ‘Seyn predig hat [8] keyn masß, dye ehr thut wider das gesetz vnd den heyligen Tempel’. Do sicht [9] sye Stephanus alßo mit getrosten und frolichen muth an, das sye meynten, [10] sye sehen eynen engel. Eyn frolicher und unerschrockner muth macht alleweg [11] eyn frolich angesicht. Hebt an zcu reden und thut eynen gantzen vollen [12] Sermon, befestigt seyne wort durch lautter schrifft. Dye gantze rede stehet [13] darinn, das goth nicht in steynen heuseren wonet, dye der menschen hende gebawet [14] haben, sunder das gottes wohnung alleyn ist in eynem glaubigen [15] hertzen: man muß got eyn hauß zcurichten nyrgen dann im hertzen durch den [16] glauben.

 

[17] Dißes zcu beweren furt ehr eynen spruch auß dem propheten Esaia, [18] [Jes. 66, 1.] ‘quam domum edificabitis mihi’ &c. und sagt: ir hardtneckigten und halsstarcken, [19] dißer spruch ist ßo klahr, das ir nicht kundt leugnen, noch wollt ir [20] nicht volgen. Ehr nennt sye schlecht proditores und homicidas. Sye haben [21] Christum Pilato uberantworth und iren willen dar zcu gethan.

 

[22] Das ist eyn groß exempel magnanimitatis und fortitudinis in Stephano, [23] welches auch Lucas selbs preißt.

 

[24] Do diß dye Seniores gehort haben, ist inen ir hertz zcurissen, wie der [25] [Ps. 58, 5.] propheth sagt ‘Sicut aspides surde obturantes aures suas’. Do hat Lucas dye [26] Teufels heyligen mit iren fruchten und wercken abgemahlt. Hye wirt nuhn [27] mit eynem Exempel erkleret, wie das Euangelium, das ich vorzcelt hab, zcuvor [28] gesagt und prophezceyet hat.

 

[29] Das ist itzund genung von der Historien. Nun wollen widerumb eyn [30] wennig mehr sagen von der geburth Christi, wie man ir brauchen sal. Dann [31] do hin stimmet auch das Exempel Stephani: Wem dißes kindes gepurth [32] sol zcu nutz kommen, der muß sich, wie ich gesagt hab, aller andern ding [33] eussern, Muß lassen fahren alles, darzcu ehr lib hat, nicht alleyn leiplicher [34] wollust, sunder auch alle menschliche tugent und alle ehre, dye man darvon [35] hat, muß daran setzen leyp, leben, guth und ehre, muß sich mit frolichem [36] muth in schmach, unehre, in armut und ins sterben geben, Soll ehr wirdig [37] werden das kindt zcuerlangen. Dye alte hauth muß gar abgezcogen werden, [38] und der alt mensch mit allen seynen begirden muß getodet werden, denn [39] kumpt das kindt und schafft in uns eynen newen menschen. Das ist auch in [40] [Luc. 2, 4 f.] der Junckfrawen geschehen, wie ich gesagt hab. Der Euangelist sagt ‘Joseph

 

[Seite 527]

 

[1] hat sich aufgemacht mit Maria, die im vortrawet war’. Warumb setzt ehr [2] darzcu ‘die im vortrawet war’? Es wer nicht gut gewesen, das ehr gesagt [3] het: die seyn ehelich weip wahr, Denn es hette eynen scheyn gehabt, als wehr [4] sie nicht junckfraw. Darumb spricht ehr, sie sey nicht weyter seyn weip gewesen, [5] denn das sie im vortrawet und zcugesagt wahr. Do hat die junckfraw [6] mussen ihre ehr dar geben, das man sye keyn junckfrawen mehr hyeß, und [7] nicht alleyn die ehre, sunder auch das leben, das do gestanden ist in Josephs [8] [Matth. 1, 19.] gewalth, wie das Mattheus anzceigt, der do sagt, Joseph sey frum gewesen, [9] hat sye nicht wollen offentlich vor dem volck zcu schanden machen und umb [10] das leben brengen. Doch mocht ehr sye nicht bey im haben, Also das ine [11] got must trosten durch den Engel. Und das wunderzceichen hat zcuvor Esaias [12] [Jes. 7, 14.] gesagt und eben troffen Josephs gedancken, denn ehr sagt alßo ‘Eyn Junckfraw [13] hat entpfangen’, nicht ‘wirt entpfahen’, denn das were nicht seltzam. Darumb [14] denkt Joseph, wie es zcu gehe, das sie entpfangen hat. Do hat im der Engel [15] das offenbaret, und ehr vorstanden, wie es zcugehe. Diße fahr, die die Junckfraw [16] gestanden ist, ehe sie das kindt geporn hat, ist ir darnach hundertfellig [17] vorgoltten und vorlonet worden. Des gleichen wirdt uns auch geschehen, nuhr [18] das wir uns dran setzen und in eynem festen und starcken glauben zcu goth [19] stehen bleyben &c..

 

 

 

 

 

 

 

[20] 82.

[21] EODEM DIE A PRANDIO

 

1520

 

[Seite 527]

 

26. Dez. 1520.

 

 

 

[22] [Matth. 23, 34.] repetivit idem Euangelium ‘Ecce ego mitto’ &c.

 

[23] Der Almechtig got hat im alten testament dem volck Israel vil propheten [24] zcugeschickt und ist nye keyner mit dem leben dar von komen. Sye haben [25] alle sampt mussen den Hallß daran wagen. Seyn sie dar von kummen, ßo [26] ist es eyn sunderlich wunderzceichen gewesen, als geschriben ist von Samuel, [27] Helia und Helizeo &c.. Das wahr alles unßers Herren gottes schuldt, das [28] ehr nicht propheten macht auß den grossen Hansen. Ehr nahm Hirtten und [29] vorworffen leuth und macht sie zcu propheten, dye mochten die grossen fursten, [30] prister, doctores oder schrifftgelerten nicht leyden. Dise vorvolgung der [31] propheten gots ist ßo gemeyn gewesen, das auch vil heyliger leuth dar eyn [32] [2. Chron. 16, 10.] gefallen seyn, als man list von Asa, der do eyn frommer konig war. Der [33] nahm den propheten Ananiam und warff ine in den kercker. Alßo auch der [34] kunig Sedechias liß Jheremiam in den kercker legen, das ehr selber sagt [35] [Jer. 15, 10.] ‘Vormaledeyet sey dar inn ich geporen bin’ &c..

 

[36] Darumb sagt hye Christus: Ich bin selber hye, der ich dye propheten [37] gesant hab. Darumb gedenckt ir tag und nacht, wie ir mich umbbrenget, und [38] stellet euch dennoch, alß seyet ir frumm. Alßo sehen wir, das das Euangelium [39] wil ymmer hoch hinauf fahrn, schreyet nohr alleyn uber und wider dye grossen

 

[Seite 528]

 

[1] heyligen. Man heyst dye frumme leuth, dye do grosse kirchen bawen den [2] heyligen und der gleichen grosse und scheinende werck thuen, und man sagt, [3] dye heyden seyn schelck gewesen, das sye dye heyligen alßo haben umbbracht. [4] Es ist aber auß dem Euangelio clahr, das es eytel heuchlerey ist. Wenn uns [5] got rechte prediger zcuschickt, gehen wir vil erger mit inen umb dann dye [6] heyden und machen dar neben eyn sulch geplerr vor den leuthen, das sye meynen, [7] wir thuen recht. Und dißes thuen am meysten, die do wollen fur die heyligsten [8] und großten gehalten werden von allen menschen. Das ist der Babst [9] mit seynem hauffen, als von im prophezceyet hat der Prophet Daniel ca. 8. [10] [Dan. 8, 23 f.] ‘Consurget rex impudens facie &c. et interficiet robustos et populum sanctorum [11] secundum voluntatem suam’ &c. Nuhn sagt Christus ‘Sehet zcu, ich [12] send zcu euch propheten und weiße leuth und schrifftgelerthen’. Szo wollen [13] wir von ersten sehen, was darunder fur eyn unterschid sey.

 

[14] Prophete seyn dye, dye ir kunst und vorstandt haben nicht auß in [15] selber, sunder alleyn auß goth. Auß vil studirn ader hohrn wirdt keyn [16] prophet, der geyst muß es alleyn lernen. Ehr muß eyn schuler des heyligen [17] geistes seyn an alle mittel. Eyn weiser ist, der ßo von ander leuthen gelernet [18] hat, alßo doch, das der heylig geist mit wirckt. Schrifttgelerther ist, der [19] do auß der schrifft selb lernet. Nuhn ist eyn itzlicher Prophet eyn weiser, [20] aber nicht widerumb.

 

[21] Wer do hat gotes vorstandt, wo ehr yn nun hehr hat, der richt sich [22] darauf, wo dye schrifft und das Euangelium hin weiset, und wartt gewißlich [23] des todes. Wer sich dar fur entsetzen wil, der vorleugnet Christum. Welchem [24] dißes nicht begegnet, dem gehet es nicht recht, Gottes sun ist es auch widerfarn. [25] Es ist keyn mensch alßo weit nye vorlassen, als Christus von iderman [26] vorlassen gewesen ist: do vihl es alles ab. Und wir meynen, wenn der hauff [27] abfellt, ßo vall goth ab. Aber wir mussen eyn ander meynung fassen. Es [28] muß sich eyn itzlicher frohlich dar eyn geben. Es wirdt alls uff der widerparth [29] hauffen vallen, Mennig, gewalth, kunst, rechte sach, und was vor den [30] leuten scheynet. Es bleybt uff dißer seyten nymant denn Christus. Das ist [31] alleyn unser trost und zcuvorsicht, das ehr sagt, das bluth das sol uber sye [32] kummen. Dißer trost ist ßo groß, das auch eyn weicher mensch seyn begeren [33] mag, denn idermann wil gern, das ehr gerochen wurd. Das ist uns gewiß [34] zcugesagt. Diße straff wirt ßo groß und harth seyn, das wir wol mugen [35] [Apgsch. 7, 59.] biten, das es inen nicht geschee, wie sanct Stephanus auch hat gethan.

 

[36] Hierusalem war dye großte stadt, do waren die gewaltigsten und gelertsten, [37] do wahr alleyn das urteyl, gleich wie itzund zcu Rohm. Darumb trost [38] Christus die Apostel, das sie sich nicht solten entsetzen vor der stadt, vor den [39] gewaltigen und schrifftgelerten. Das ist unsers herren gots trost. Wenn wir [40] den nicht hetten, wurden wir gar vorzcweifeln. Christus trost alßo: ap sye [41] uns wol vorvolgen und auch das leben nehmen, doch werden sye nicht gewinnen. [42] Wir werden zculetzt obligen und sye dar nider: der himlisch vatter

 

[Seite 529]

 

[ 7 “in” von andrer Hand übergeschrieben 8 Zwischen “Jerusalem, Jerusalem” von andrer Hand: Act (?)]

 

[1] wirt uns an in rechen. Darumb solln wir frey hinan gehen und nicht vorzcagen. [2] Ir Argument aber, dar mit sie meynen, sye wollen gewinnen, ist [3] das: Ey sollt unßer herr goth diße stadt zcusthoren, seyn doch ßo vil heyligen [4] hie begraben, seyn ßo vil prister, gelehrter und heyliger leuth, seyn wir doch [5] seyn volck, Ey, dißer muß irren.

 

[6] Vor dißem scheyn mussen wir nicht erschrecken, sunder den trost Christi [7] fur unßer augen haben und in [in] das hertz bilden, wie gesagt ist. Nuhn sagt [8] [V. 37.] Christus weyter ‘ Jherusalem, Jherusalem wie offt hab ich gewollt deyn kinder [9] zcu hauff samlen’ &c.. Dißes redet ehr auß eynem grossen mitleyden. Augustinus [10] sagt, dißes sey geredet von der gotlichen natur in Christo. Aber ehr redt hye [11] nicht als eyn goth, sunder als eyn mensch. Denn es ist dißes Euangelisten [12] Matthei gewonheit, das ehr Christum nicht anders abmahlt mit seyner rede [13] und seynen wercken denn als eynen lauttern menschen. Alßo redet ehr dißes [14] auch wie eyn mensch, denn ehr hat allweg den willen gehabt iderman zcu [15] helffen und redten. Darzcu braucht ehr eyn schohn gleichniß von der hennen, [16] dye ire jungen unter iren flugeln samlet und darmit beschirmet. In der [17] Creatur hat goth angesehen seynen gothlichen willen, der do iderman helffen [18] wil. Dye flugel bedeuten das heylig worth gotes. Denn ehr seyn worth [19] leßt außgehen, nicht anders denn das ehr darmit iderman woll bedecken und [20] [Ps. 17, 8.] beschutzen. Darvon sagt David ‘Sub umbra alarum tuarum protege me’. [21] [Ps. 91, 4.] Et alio loco ‘Scapulis suis obumbrabit tibi, et sub pennis eius sperabis’. [22] [Mal. 4, 2.] Item Malach. ultimo ‘Orietur vobis timentibus nomen meum, sol iusticiae et [23] salus in pennis eius’. Alßo breitet goth seyn flugel, das ist seyn heyligs [24] worth, beuth uns seyn genad an durch das worth, das wir im glauben sollen. [25] Wenn wir im geleuben, ßo werden wir beschutzt unter dem schatwen seyner [26] flugel. Denn der schatten der flugel heyst der gelaub &c.. Nuhn sagt Christus: [27] du wilt nicht haben, das ich dir meyn gotlich genad vorkunde, darumb must [28] [V. 38.] du vorderben. Darumb spricht ehr weiter: Ewer wohnung sol wust werden, [29] ir werdet vortriben werden und flihen durch dye gantze wellt, werdet an keynem [30] [V. 39.] orth rechte wonung haben. Das sehen wir vor augen. ‘Und ich sag euch: furwar [31] ir werdet mich nicht sehen, als lang bis ir sagt: Gbenedeyet, der do kumpt [32] in dem nahmen des herren’. Dißes mag alßo vorstanden werden, das sie es [33] noch sagen werden. Mag auch vorstanden werden, das sye nymmer mehr werden [34] sagen und ine nymermehr sehen, als wollt ehr sprechen: Ir habt dye wal, ab [35] ir mich sehen werdet aber nicht. Ir werdet das aber nicht thuen, ir gebt mir [36] denn die ehre, das ir sagt zcu mir: Gelobt ader gebenedeyet sey der do kummet [37] &c.. Denn diße Ehre muß im eyn itzlicher geben, der zcu im kommen soll.

 

[38] Nuhn sehen wir, wie das gantz Euangelium alleyn sich legt wider dye [39] grossen und frummen leuth vor der wellt und beschreibt, was ir arth sey, [40] wie sie mit den rechten frummen leuthen handeln. Im alten Testament ist

 

[Seite 530]

 

[1] nye keyn prister oder prophet von hohem stand gewesen, dye selbigen seyn [2] allzceit von den obersten vorvolget, darumb das sie predigten: Ire gewalth, [3] kunst und heyligkeit gelth vor goth nichts. Denn des Euangeliums arth ist, [4] das es dye antast, predigt nicht wider dye geringen, Eben wye eyn licht [5] [Mich. 6, 1.] natuhrlich uber sich brennet. Darvon sagt Micheas, der prophet ca. 6. ‘Surge, [6] [Hes. 6, 2 (?).] contende iudicio adversus montes’. Et Esaias ‘fili hominis, vaticinare ad [7] montes’. Wenn man nuhn alßo predigt nach des Euangelii weiß, ßo hebt [8] sich der hader, do muß man den halß daran strecken. Aber itzundt hat der [9] Babst mit seynem hauffen eyn Capitel gemacht und vorpoten, das man nichts [10] wider sye und ire gewalth predige aber sage, uff das nicht aufruhr werde in [11] der kirchen. Darumb muß keyner das Euangelium predigen, wer den Babst [12] zcu freund haben wil. Und alßo zceigt uns dye gantz heylig schrifft durch [13] und durch zcweyerley volck an, das do von anbeginn der wellt geweret hat [14] und biß auffs end bleyden wirdet. Dye schrifft hebt von Abel und Cayn [15] an, Dar nach sagt sie von Ismael und Isaak, Darnach von Esau und Jacob [16] und alßo furder und furder. Eben den blutigen muth den Cain hat gehabt [17] wider seynen Bruder Abel, den hat auch darnach Ismael und Esau gehabt [18] und ire kinder nach inen wider dye propheten, den haben auch dye Juden uff [19] Christum gehabt. Und noch heuth werden die geringen menschen von den [20] [V. 35.] gewaltigen und welltfrummen vorvolgt. Darumb sagt Christus hye ‘Es [21] wurdt uber euch gehen das bluth Abel, des Ersten Merterers, biß uff das [22] bluth Barachie, des propheten’ &c.. Dann seynt dißes propheten todes list [23] man keynen in der schrifft, der alßo beruffen sey. Darumb zceucht ine Christus [24] ahn. Denn wo man dye schrifft wil anzcihen ader allegiren, muß man es [25] alßo thuen, das dye schrifft clehrlich do stehe, wiewol auch angezceigt wirdt, [26] das vil andere seyn unschuldig erschlagen.

 

 

 

 

 

83 (= 63).1

 

 

30. Dez. 1520.

 

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 530]

Vgl. die Vorbemerkung zu Nr. 79.

 

Da die Drucke dieser Predigt offenbar dieselbe Nachschrift wiedergeben und zwar minder getreu als die Handschrift Polianders (s. unten), so erübrigt sich ein besonderer Abdruck jener. Wir führen daher hier die Drucke auf und verzeichnen ihre Abweichungen von der Handschrift.

 

 

 

Ausgaben.

 

 

A. “Ain ser- || mon von dem || newen gebornen Kin- || delein Jesu, gepredigt || vff denn Christag || nach mittag. || Mar. Luther. || Wittenbergk. 1523. ||” Mit Titeleinfassung, in der unten: M B. Titelrückseite leer. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer. Am Ende: “Gedruckt zů Erffordt durch Michel Bůchfuerer || zů der Weinreben vff dem Nunnensack. ||”

 

[Seite 531]

 

[Ein ander Sermon am Christag]

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

 

B. “Eyn Sermon || von dem newen gebornen || Kindelein Jhesu, gepre- || digt auff den Chri- || stag nach mit || tag. || Martinus Luther. || Wittemberg. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer. Am Ende: “¶ Gedruckt zǔ Zwickaw durch || Joerg Gastel. ||”

 

C. “¶ Ein Sermon van || dem nygen geboren || Kyndeken Jesu, gepredi- || get vp Wynachten || dach namidda- || ge dorch || D. Martin Luther || Uittemberch ||” Mit Titeleinfassung, Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer. Am Ende: ”Gedrucket to Erffurt, yn der Permēter gassen, || to dem Farwevate. M. D. X X. iij. ||“

Einen Abdruck dieser Predigt hat Löscher in den “Unschuldigen Nachrichten” Oktober 1701 veranstaltet mit der Begründung, daß sie in den Gesammtausgaben zu fehlen scheine. Das ist insofern nicht ganz richtig, als diese Predigt später auch in die Kirchenpostille Aufnahme gefunden hat. Als Theil dieser mit Heranziehung der Einzeldrucke ist sie auch in Erl. 2 15, 131 ff. wiedergegeben.

 

Die Drucke zeigen gegenüber der Handschrift eine Reihe gemeinsamer Abweichungen. Durch die Unterdrückung des Verweises auf eine frühere Predigt (531, 3/4) und die sicher absichtliche Auslassung eines Satzes (535, 8/9) erweist sich der gedruckte Tert als minder echt. Unter sich weichen A und B nur unerheblich ab, B scheint aus A geflossen zu sein. C dagegen ist vielleicht selbständig aus der Quelle von AB geflossen, da es einige male gegen AB zur Handschrift stimmt. Vgl. 532, 7; 534, 10. 13/14. 16; 535, 11. Dann müßte diese wohl handschriftliche Vorlage die meisten der sonstigen Abweichungen der Drucke von unsrer Handschrift schon gehabt haben. Wir verzeichnen die rein lautlichen und orthographischen Abweichungen der Drucke nur in einigen besonderen Fällen, vollständig die Abweichungen in Wortgebrauch und Wortfügung. Und zwar so, daß A, B, C nur beigesetzt wurden, wo die Drucke nicht alle übereinstimmen. Bei C ist abgesehen von der fast stetigen Ersetzung des “itzlich” durch “yowelck”, des “wie” durch “alse”, des “dann” durch “wente” (= nam) und “wenn” (nach Komp.).

 

P. P.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[1] DOMINICA PROXIMA POST NATIVITATEM CHRISTI.

 

1520

 

[Seite 531] [ 1 Darüber von Poliander: Sermones de Nativitate Christi et divo Stephano vide post Collectanea in Genesim de Isaac et filiis. Anno domini 1521o. Die Zeitangabe ist mit anderer Tinte, wahrscheinlich früher als die übrigen Randbemerkungen Polianders geschrieben 7 “Er” ist in “Es” geändert

2 itzund auch ein wenig noch sagen zůgehet das das kindt 3/4 “und dasselbig” bis “seyn muß”] das selbige kind muß unser sein 6 er ist] Christus ist dorfft] bedarff C 7 hernieder]

 

 

[2] Wir wollen izundt eyn wenig merh sagen, wie es zcugehe, das dis kindt [3] Christus in uns geporen werdt, und das selbig volenden. Wir haben gehoret, [4] wie das kindt unser seyn muß, so uns die gepuert frucht bringen soll, und [5] wie wir uns seyn annemen sollen. Sol eyn iczlicher dencken, es sey im [6] geporen, dan er ist nicht kumen, das er es dorfft, sunder daß wirs dorffen. [7] Er hatt sich herunder gelassen in disen sack, in unsern Corperr alleyn darumb, [8] uff das er ausschuttett den unaußmesslichen schacz seyner gutter. Wer allso

 

[Seite 532]

 

[ 6 Am Rande: Signum hominis renati 11 “Esaias” von Pol. über durchstrichenem “Oseas”        Am Rande: 58o ca: 21 Pol. am Kopfe der mit “das” beginnenden Seite: Renascimur        kunnet 28 in “thun” ist entweder “t” in “d” geändert oder umgekehrt

1 sich des kindes        Wente yd ys nicht moegelyck C 2 so dat herte sodane grote gudere voelet C 3 ymand] einer 5 vthwendigen C 7 uns unser] unser AB, sick unser C 8 “selber” fehlt C 10 wir unther einander selbern (suluen C) 11 ein nackēde AB einē nakeden C        kleyd] so kleide 12 verschmecht B vorsmade C 16 alle 17 alß] wenn alse C        er selbern AB he suluen C        volbracht AB vullenbracht C 18/19 vordenet hebben C 19 leret C 22 in] nach        Sie] Hie AB, Hir C 22/23 werden broeder u. sustere also na fruende C 23 Der heiligk geist 26 neher] meher AB, meer C 27 meinem AB minen C 28 mirs AB yd my C 30 ist es ein        rhum A rhům B rhuem C 30/31 also vele sick sulcke wercke Chr. l. yn uns meren also vele C]

 

[1] des kinds sich annimt, der muß frolich werden. Dan nicht muglich ist es, [2] das nicht frewd folge, so das Hercz fultt sulche grosse gutter.

 

[3] Nu mocht ymand fragen, wie man wissen kan, das wir uns des kindts [4] im herczen durch ein rechten glauben annemen. Darumb wellen wir auch [5] sagen von dem zceychen, welchs gewisslich da ist und folgt in eußerlichen [6] wercken auß dem herczen, do das kindt innen ist.

 

[7] Dis zceichen ist nicht anders, dan so wir menschen uns unser under [8] eynander selber annemen, so wir anzcihen vnd kleydenn uns in unsers [9] nechsten fleisch. Das ist auch ein geystlich gepurtt und mensch werden, dan [10] durch die werden wir eynander selber geporen. Die schrifft nennet unser [11] [Jes. 58, 7.] fleysch den nechsten. So sagt Esaias: Sigstu eyn nacketten, kleyd in, und [12] verschmehe dein eygen fleysch nicht. Er spricht, es sey unser fleisch, was ein [13] ander ist. Dan gotth wil haben das nimandt den andern veracht, ye geringer [14] er ist, ye merh ich mich seyn soll annemen, nicht anders dan alls [15] werß mein eygen fleysch und blut, mein eigner leib. Dan Christus hatt [16] unser fleysch anczogen, das doch voll sund ist und all jammer und ungluck [17] vordinett, hatt nicht anders gethan, alß hett er selber die sundt vorbracht, [18] die wir alle gethan haben, und alls het er dis alles vordinet, das wir haben [19] [Phil. 2, 5 ff.] vordinet. Wie das Sanct Paull lernett ad Philippenses 2o.

 

[20] Wan wir nuen unß unsers nechsten also annemen und disem exempell [21] Christi nach folgen, so getth das alte fleysch auß, kumet ein newe gepurtt, [22] nicht fleyschlich und in weltlicher freuntschafft. Sie werden also nahe freundt, [23] bruder und schwester, das nicht neher kan seyn. Der Geyst macht also eyn [24] fleisch und ein leichnam auß vill fleisch vnd Corperr. Widerumb die nattur [25] macht auß einem fleisch vil fleisch und blutt, also weitt die nattur fleisch und [26] blutt von einander bringett, also nahe und vill neher fugtt sie der Geist [27] zcu sammen. Darumb muß ich meine nechsten also helffen, alß wollt ich [28] myr thun, und muß von meyner follheit seyner nodturfft außhelffen. Wen [29] ich das mith wercken erzceige, so ist ein gewiß zceichen, das Christi geburdtt [30] in mir krafft und raum hatth. Alß vill in uns sich merhen sulche werck [31] Christlicher lib, alls vill mert sich auch Christus in uns.

 

 

 

[Seite 533]

 

[ 2 Pol. am Rande: Hoc est ingredi in Christum et exire rursus, Ioannis 14 3 Pol. am Fuße der mit “woll” schließenden Seite: { Spiritus coniungit diversa / Natura disiungit que eadem sunt } 4 “dem” in “den” geändert 13 Am Rande: Paul: ad ph.

1 “worumb” fehlt 5/6 He weet u. vorsteyt ock nicht C 6/7 Ein ytliker wil sick allene hengen C 7 an die gewaltigen u. reiche (riken C) leute 8 nucz] voerdeil C 9 aber] oder AB, unde C 11 von unserer fulle] mit unserm vollen 12 Gelick alse C 13 dinger AB dinge C        unse sunde u. werck C 16 gewesen AB        bis] went C 17 eussern] entslaen C        und unsers] uns unses C        “uns” fehlt C        unde de eine C 18 sant Pauel A S. Pauel C        sagt] sagt Gala. 6.        goetlichs gesetz AB dat goetlike gesette C 19 iglicher A yeglicher B        “bey” fehlt C        nucz] proffit C        itzlicher AB 22/23 in carne una. Gene. 2. Math. 19. Es werden zwey seyn in einem fleisch. und sant Paulus (S. Pauel C) 23 sagt] sagt Ephe. 5.        u. wunderlich] wunderbarlich AB, fehlt C 24 aber] oder AB, edder C 24/25 ehefrawe u. manne AB manne C 27 breuth AB bruede C 28 de wyle C]

 

 

[1] Dan worumb so wir nuen sehen, wie groß genade wir von Christo [2] entpfangen haben, so wirt unser hercz froh, das es ymant hatt, dem es wider [3] wollthadt erzceigen mag nach dem Exempell Christi. Darumb wer nicht [4] bereyt ist im herczen seynem nechsten mitt allem dem, das er vormag, zcu [5] helffen, der hat sich des kindes noch nicht angenomen. Er weyß auch und [6] vorstedt nicht, was das heisse: Gottes sun ist menschs worden. Es wil sich [7] ein iczlicher allein hengen an gewaltige und reiche leutt, die im helffen und [8] von welchen er nucz hatt, aber danne gehet das kindt auß, man kan nicht [9] schmecken die sussikeyt diser geburdt. Wir mussen aller menschen hilff aber [10] nuczbarkeyt faren lassen, wir mussen allein von disem kindt hilff trost und [11] selikeyt entpfahen und warten. Darnach mussen wir von unserer fulle, do [12] mit uns das kindt erfullet hat, unseren nechsten auch mit teyllen. Eben alls [13] [Phil. 2, 7.] dises kindt hat sich aller ding geeussert, hatt allein unser werck und sunde [14] angenomen und geperde anzcogen, nicht anders dan wie ein knecht, hat sich [15] inn eyns knechts form gepildet, hat sich herunder geschlagen und ist gehorsam [16] gewest bis in den todt, Also sollen wir uns aller gutter, die wier haben, [17] eussern und unsers nechsten schwachheit uns annemen und einer des andern [18] [Gal. 6, 2.] purdt tragen, wie sanct Paul sagt, und also erfullen gottlich geseczt. Er [19] sagt nicht: ein ittlicher such bey dem andern seyn nucz, Sunder: Ein ittlicher [20] lade auff sich burdt und geprechen des nechsten. So erkent man, wie Christus [21] unser seye. Also will er uns menschen in einander flechten, das wir alle ein [22] [1. Mos. 2, 24.] fleysch und eyn corperr werden, wie geschriben ist ‘Erunt duo in carnem [23] [1. Cor.6, 15 ff.] unam’. Und sanct Paulus sagt, das eyn groß heymlich und wunderlich ding [24] ist die geistlich ehe aber einikeytt, das do bedeutt wird durch leiplich ehe frawen [25] und mannen. Wenn wir eyn Corperr all werden und ein fleisch, so werden [26] wir mit im voreynigt durch ein geystlich ehe, das ist, das wir alle seyne [27] Prautt werden, wird uns am jungsten tag fezcen zcu richten mitt im uber [28] die gancz wellt. Es hat woll eyn ansehen, weill wir auff erden sein, allß

 

[Seite 534]

 

[ 2 Pol. am Fuße der mit “und” schließenden Seite: Alter alterius onera portate        Pol. am Kopfe der mit “zwang” beginnenden Seite: Non peribit capillus de capite vestro 14 Pol. am Rande: Hominibus bona voluntas 16 Pol. am Kopfe der mit “sagtten” beginnenden Seite: Puer Christus factus idest verbo Euangelii involutus

1 wolt AB wolde C 2 zwāgt B 3 schuczet] behoedet Csagt] sagt Luce 21. 5 nicht des gebrechen jhres nechsten wollen ahnnemen. 6 heimgesucht 6/7 sag ich AB segge ick C 9 gebruken C 10 kōmē A kom̄en B        lernet] leret        Euangelion 11 er sagt        aber] oder AB, edder C 12/13 den hirten haben geben (gegeuen hebben C), die uns allen zců gehoeret. 13 gesagt] gesagt haben 13/14 ein goetlicher wolgfal AB ein goetlick wolgefallē C 14 Neben] By C 16 sagtten] spreken C        dat is yd dat C        im tuechleyn AB 17 da zeichen A 19 lieplich AB leeflick C 20 die Tuchleyn] diß zeichen AB, de teken C 22 küstlich B 27 koenige AB konynge C        a. gelerten u. heyligen] alle Doctores und gleissner 29 fur B        vff (auff B vp C) dem]

 

[1] woll er sich unser nichts annemen, dan er lessett uns von der gancz wellt [2] vorfolget werden und zwang leiden. Doch hat er auffsehen auff uns und [3] [Luc. 21, 18.] schuczett uns, wi er selb sagt: So ir in mich vortrawet, soll nicht ein har [4] vom heubtt an euch vorderben. Darumb wirt er sagen zcw den, die das [5] nicht gethan haben, die sich nicht wollen des geprechen ires nechsten annemen. [6] [Matth. 25, 43 ff.] ‘Ich bin kranck gewest und ir habt mich nicht heimsucht’ &c.. ‘Furwar, sach [7] ich euch, was ir nicht gethan habt eynem auß denn geringsten, das hat ir [8] mir nicht than’.

 

[9] Das ist gnug gesagt, wie man diser geburdt brauchen soll, das sy uns [10] zcu nuzc kumme, das do auch lernet das Euangelium. Denn dy summa stet [11] [Luc. 2, 11.] darin, das es sagt ‘Heut ist euch geboren eyn heiland, der do ist aber heist [12] Christus, der Herrh’. Dis ist di zcusagung, di dy engell haben den hirtten [13] [Luc. 2, 14.] geben, die zcu uns allen gehoret, wie dy engell gesagt: ‘zcu den leutten eyn [14] gottliches wolgefallen’. Neben diser zcusagung haben sie den hirtten auch ein [15] zceichen geben, bey dem sy gewiß wusten, das dis das recht kindt wer, dovon [16] [Luc. 2, 12.] sy sagtten: das ist das ir wert finden das kindt in Tuchleyn gewickelett und [17] ligend in der krippen. Was das zeychen bedeutt dem mysterio nach, wollen [18] wir sehen. Maria ist ein figur der Christenheitt, das ist aller Christen, [19] fasßett und wickellt das newgeporen kindt in eyn leiplich wortt des Euangelii [20] und der zcusagung. Dan durch die Tuchleyn wirt vorstanden die predigtt [21] des Euangelii. Alls diselbigen Tuchleyn gering sein, so ist auch das wort [22] gering und nicht kostlich angesehn von der weltlichen weyßheitt. Dye zceichen, [23] di man von dem kindt gibtt, seyn all gering und nicht vill werdt, kommen [24] her von fleysch und blutt und wirdt dach dorunder so grosser schacz geben, [25] das es nicht muglich ist zw sagen. Di predigtt ist nicht geschmuckt, geth gancz [26] eynfeltig da her, ist nicht hubsch vor den menschen. An das zeychen stossen [27] sich all kung und herren, alle gelerten und heyligen. Di grossen pfaffen und [28] gelerten zcu Jerusalem kumen nicht do hin, do das kindt liget, lassens ligen, [29] achtens vor nichts, aber di armen hirtten auffm felt, di do fur der welt keyn

 

[Seite 535]

 

[ 13 Pol. am Fuße der mit “dy” schließenden Seite: Signum praesentis Christi        “leuthe” ist von Pol. zugesetzt

4 nerne C        versamblung B        aber] oder AB, edder C 5 haeiden A        aber] oder AB, edder C        Ogslein (Osseken C) und das Eselein (Eselcken C) 8 Euangelion AB 8/9 “Dis zceichen” bis “nicht rechte Christenn” fehlt 10 Rechte] wan (wente C) rechte        wandern        in dem 11 vthwendich C        aber] oder AB, edder C        hat Moses antzeigt Exodi der do AB        Moses hefft angetoeget Exodi. de dar C 12 nicht 13 die reichten] reichten        die christen nirgent (nerne C) 14 bey dem        Euangelion        “auch” fehlt C 15 aber] oder AB, edder C        kan dz sey got geklagt.]

 

[1] nomen aber preyß haben, werden fro und dancken Goth, das sy es mugen [2] sehen. Di krippen bedeutten die oertte und stette, do di Christenn zcu samen [3] kumen, das si das wort gottes von Christo horen. Dan man predigtt [4] Christum nirgentt dan in vorsamlung der Christen: nicht bey den Juden aber [5] heyden aber unglaubigen. Die Thier, das occhsleyn und esell seyn wir, wir [6] sollen horen und di speis essen. Das ist unser zeychen, do bey finden wir [7] Christum allein, ist kein gewisser zceichen Christum zcufinden den an dem [8] ortt, do man das Euangelium predigtt. Dis zceichen haben Babst, bischolff [9] nicht, drumb haben sie Christum bei in nicht, sein nicht rechte Christenn. [10] Rechte Christen wandelln alleyn im glauben des Euangelii, man kan si [11] [2. Mos. 40, 21.] nicht euserlich kennen aber sehen, wi das Moyses hatt anzeigt, der do di [12] arcken hinders thuch sezcett, das man nichts sehen mocht, dan di zwu stangen, [13] di reichten erfur. Man kan dy Christlichen [leuthe] nirgent bey kennen dan [14] alleyn beym Euangelio, wie wol die werltt das Euangelium auch nicht kennen [15] will aber kan.

 

 

 

 

 

 

 

[16] 84 (= 64).

[17] [1. Mos. 29.] AD GENESIM.

 

1520

 

[Seite 535]

 

30. Dez. 1520.

 

[ 24 q. d., ebenso 29. 30.]

 

 

[18] Wir wollen izund widerumb kommen auff das Buch Mosi. Es ist [19] bliben bey dem xxix. Cap. das wol wir horenn.

 

[20] Aran ist das Land Syria.

 

[21] Ruben, id est filius visionis, allß wolt sie sagen: Gotth hatt meyn [22] vorachtung angesehen und mir eyn sun geben.

 

[23] Simeon, idest horen, auditus, darumb das si was erhoret worden.

 

[24] Levi, idest additus, quasi dicat: meyn man wirt sich zcu mir thun.

 

[25] Iuda, loben, bekennen, preissen, eren.

 

[26] Dan, iudicium: Gotth hatt fur mich urteill gesprochen.

 

[27] Neptalim, hebraice: perversio conversionem convertit, Goth hatts mit [28] mir und meiner schwester umbkertt, es geth mir nu woll.

 

[29] Gad, quasi dicat: gluck zcu, walths goth.

 

[30] Aser, selig, quasi dicat: nu krig ich dennoch mer sun.

 

[31] Isachar, mer.

 

 

 

[Seite 536]

 

[ 1 q. d. 12/13 “uff inen” bis “ist nicht” ist von Poliander eingeschoben 15 Pol. am Fuße der mit “das” schließenden Seite: Iacob libidinosus non fuit, tametsi non una uxore contentus 29 Pol. am Fuße der mit “braucht” schließenden Seite: Consilium dei mirabile        Pol. am Kopfe der mit “von” beginnenden Seite: Deus non opera sed fidem respicit]

 

 

[1] Zabulon, beywonung, quasi dicat: nu wer ich fraw im hauß werden.

 

[2] Ioseph, merer, additus.

 

[3] Goth hat mir noch eyn zcu geben.

 

[4] Dis ist alles geschehen im landt Chanaan und ist ein wunderlich historia, [5] welche menschliche vornunfft und weyßheit nicht vorstehen kan, Sunder sicht [6] es vor unrecht an, das Jacob, der Patriarch so vill weyber zcu eynem mall [7] [1. Mos. 28, 15.] gehabt hatt. Man soll aber ansehen das vorig Capitell, wie Goth darinne [8] Jacob ein zcusagung hath gethan und gesagt: Ich wil auff dich sehen, bey [9] dir sein und dich in meiner huthe haben, wo dw hin wirst gehen. Welche [10] wordt darumb vorher geschriben sein, auff das Goth darnider legette die vornunfft, [11] die sich an disem exempel stossen wurde, das nimant meynete, es wer [12] an Gottes willen und ordenung geschehen. Dan dieweyl Gott [uff inen [13] gesehen hat und bey ime gewesen, ist nicht] zcu glauben, das Jacob unbillig [14] gethan habe.

 

[15] Zum ersten sichet man, das Jacob das nicht hat auß fleischlicher wollust [16] than, darumb das er bereyt sibenzig jar allt gewest ist, do er ein weyp genomen [17] hath. Dan der alßo lang junckfraw bleyben und ein keusch leben [18] furen kan, mag ein Iczlicher dencken, was es fur ein Geyst sey. Doch ist es [19] alßo von got geordnett worden, das Jacob menschlich natur behalten hatt, [20] ist nicht gancz ein geyst worden, sunder im fleysch bliben, darumb das er [21] noch der schonste greifft. So wunderlich seynen Gottes werckh und gericht, [22] drumb sollen wir dorvon nicht rechnen, sunder unser vornunfft gefangen [23] nemen, und Gotth dye ehr geben und sagen, das alß recht seye und guth, was [24] er in uns handelt. Er hat di historien dorumb schreyben lassen, das er di [25] hohen vornunfft und weyscheitt zcu narren machett. Ir horet, wi er unnucz [26] geschwecz furgibt: was leyt im doch dran, das er di narweyßs so fleyssig [27] beschreybt, wi Jacob mit den hirtten gaucklett und disputirtt? Es ist alles [28] gestellet wider den hochmut, den er nicht leyden kan. Ich mein auch, das [29] das di ursach sey, worumb er so vil wort braucht von dem kleynen und [30] geringen werck, das er will anzeygen, was das fur leutt sein, do er gerne [31] mit handeltt und umbgehett, dann wenn eyns menschen herczc in rechten vortrawen [32] und zwvorsicht gegen goth stehet, ßo leydt got nichs an den wercken. [33] Es gefallen im dy streych, di der drescher thut, eben als woll allß eyns [34] pfaffens gebet. Er geth nicht mit hohen dingen umb, lest sich herunder, und [35] gfallen im di gringen werck woll, und hat lust mit sulchen kinderspill. [36] Drumb lesen wir, das alle patriarchen seyn hirthen gewest. Drumb sollen [37] wir auch lernen, das nymant des anderen werckh vorwerff, und seyne entpor

 

[Seite 537]

 

[1] heb, und sech yderman zcu, das er das heuptstuckh hab, das ist ein rechten [2] glauben zcu gott, durch welchen ein werckh so gutt ist alls das ander. Ein [3] kleynes gillt eben so vil alls ein grosses nach dem exempel dis patriarchen. [4] Dan do er sich ließ am glauben genugen und vorsach sich Gottlicher hulde [5] zcu gott, do nam sich got auch der geringsten werckh an, die er thet.

 

 

 

 

 

 

 

[6] 85.

[7] EODEM DIE IN CENOBIO AVGVSTINIANORVM.

 

1520

 

[Seite 537]

 

30. Dec. 1520.

 

[ 12 Pol. am Rande: Ioseph pater]

 

 

 

[8] [Luc. 2, 25 ff.] Euangelium Lucae 2o. De Simeone.

 

[9] [V. 34.] ‘Er ist gesecz, das sich vill an in stossen und fallen, in ein zeychen aber [10] ein mall, dem do wirt widersprochen werden.’

 

[11] [V. 33.] Der Euangelist sagtt ‘Sein vatter und mutter haben sich vorwundert [12] von den dingen, di do vom kindt gesagt sein’. Joseph nennet er ein vatter [13] Christi, darumb das er wil beschreyben die geschicht, wi es angesehen, genennet, [14] geachtet ist vor den leuten, dan das wil haben di historia und beschreybung.

 

[15] Do sie horten, das sulche ding von dem kindt gesagt wurden furhin von [16] den Engelen und Hirtten und hie von disem Simeon, des vorwundert sich alles [17] disses hercz der Junckfrawen. Es was auch wol zcuvorwundern, darumb [18] das die Junckfraw und Joseph waren voracht bey den leutten und fur nichts [19] gehalten, und war nicht gleublich, das von ir ein sulchs kindt sollet kummen. [20] Wer es awer gesagt von eins priesters und eins grossen furstens kindt, so wer [21] [V. 28 ff.] es nicht so wunderlich gewest. Darnach was es ir auch dorumb wunderlich, [22] das Simeon das kindt in arm nahme und redett ßo grosse wortt von im, [23] das er werh ein heylandt aber ein heyltumb gottes und ein licht, do durch [24] erleucht sollen werden di heiden und ein eer des volcks Israel. Uber disen [25] dingen hatt sie sich warhafftig vorwundert. Dan man muß die Junckfraw [26] ein menschs lassen bleyben, das sie nicht alle ding gewisset und vorstanden [27] hatt. Dises werck ist ewen alls weyt von irem sin und vorstandt gewest alß [28] anderen leutten, wie woll es ir aber warhafftig wunderlich gewest ist, hatt [29] sie doch nichts daran gezweyffeltt, das es alles war werh, was sie von dem [30] kindt gehoret hatt. Allso muessen wir auch irem glauben volgen.

 

[31] Ich hab gesagt, das des kinds nahme heisse wunderlich. Also sagt er [32] [Matth. 13, 31 f.] im Euangelio von eynem senffkornlein, das ein klein gering ding ist und doch [33] so gros wirtt. Das ist dis wunderwerckh, do von wir hie sagen, und also [34] mueß auch geschehen, das wir in der leutten und unsern augen fur nichts [35] geschaczet werden und gancz voracht. Wen das geschehen ist, so wirdt man [36] gros vor gott. Das ist das erst stuck. Das lernet uns, das wir nicht vorczagen,

 

[Seite 538]

 

[ 12 Pol. am Kopfe der mit “nicht” beginnenden Seite: Benedixit Simeon 22 nicht 24 Pol. am Kopfe der mit “das” beginnenden Seite: Ut revelentur ex multis cordibus cogitationes das sie nicht || das sie nichts 30 volklenns]

 

[1] wan es uns ubel getth, wan uns die gancz wellt vorspricht1 und [2] vorschmecht, das wir nicht dencken, gotth hab seyn augen von uns gewendt, [3] dan es muß wunderlich zcugeen, allso das es kein vornunfft vorstehen kan.

 

[4] Wunderlich ist es, das under dem Todt das leben ist, under der Torheitt [5] [Ps. 4, 4.] heitt weyßheit ist. Darumb mueßen wir uns stercken und ein muth fassen, [6] ob es uns alßo widerfur. Alßo sagt David im Psalter ‘Mirificavit dominus [7] sanctum suum’, sive ut alii vertunt ‘separavit’: Er hat seyn heyligen an ein [8] sunder orrth gesezcett, dan es ist jho ein gros wunder, das dis kindt von [9] einer armen und vorlassener magtt soll werden ein kunig der werltt. Es wil [10] sich nicht wol zcusammen reumen, und diß vorwundern brengett mitt sich [11] der Glaub, dan wer es nicht glawbt, der vorstett und weisß und sihett es [12] [V. 34.] nicht: wer es nicht vorstedt, der kan sich nicht druber vorwundern.

 

[13] Weitter sagt der Euangelist, das Simeon hatt dise beide, Mariam und [14] Joseph, gebenedeit, das ist hatt yn gutt gewunscht und sie selig gepredigt.

 

[15] Das muß auch noch alßo bleyben, das unser Herr Gotth die allso trostet, [16] die do sollen also zcu nicht werden, mit denn es allso wunderlich soll zcugehen. [17] Er darff woll, das er in stercke, uff das er nicht vorzcage.

 

[18] [V. 34.] Nu spricht er von dem kindt zcu der muter, das es sey geseczt, das sich [19] vil leutt daran stossen. Das ist ein schrecklich wordt des Prophetens und [20] geth nicht schlecht gering leutt an. Dan an dem kindt, di weyll es so klein [21] ist, ist nicht muglich, das sich di vornunfft nicht dran stoß, di weyll es also [22] in armut, elend und jamer ligtt, mag es nicht sein mit den gewaltigen grossen [23] hansen. Darumb muessen an disem kindt offenwar werden viler hertzcen gedencken. [24] Schlecht leutte und geringe sehen woll, das sie nichts gutts sein. [25] Der herczen werden leichtlich offenwar, dan es sichett sie yderman. Aber die [26] grossen scheynenden heyligen kennet man nicht. Si sein gehalten alls dy [27] heyligsten leutt und sein es doch nicht. Drumb ist nott, das ir hercz und [28] gedancken offenwar werden, wan Christus kumbt. Darumb saget der Euangelist [29] ‘es werden viler herzcen gedancken offenbar werden’, aber nicht aller. [30] Christus und seins volkleins gedanken und herzc sein bey iderman offenwar. [31] Dan er getth eynfeltig do her, das ein itlicher woll kan sehen, wie sein hercz [32] und gedancken stehen, aber auff genem hauffen ist es nicht allso. Also stosset [33] sich Christus und sein hauffen nicht an sie, sunder sie stossen sich an Christum.

 

[Seite 539]

 

[ 20 Pol. am Fuße der mit “sich” schließenden Seite: ruentes / resurgentes / contradicentes]

 

[1] Disen spruch macht klar das Exempell in Actis apostolorum von Stephano [2] alß wir fur gehort haben,1 wi di grossen prister und obersten der stadt [3] Jerusalem Stephano widerstanden sein und in haben steinigen lassen, do er [4] sie wolt zcu sundern machen und sprach, sie hetten allweg dem heyligen geyst [5] widerstanden und Gottes sun gettotet. Christus und des Euangelium gewonheit [6] ist yderman zcu nicht machen, wie er selber zcu nicht ist worden. Wan [7] er nue dise frumme leutt angreifft und sagt, das ir frumkeyt nichts seie, [8] so mugen sie es nicht leiden. So feltt alle ir frumkeytt hinweg und lassen [9] iderman sehen, was sie im herzcen fur gedancken haben. Do sicht man, das [10] es eittel bluttige herzcen seyn und dursten nach der grundt frummen leutt [11] blutt und leben. Alßo muß das kindt und alles, was an im hangt, voracht [12] seyn, auch die warheit selbst. Die grossen konnen die kleynen nicht leyden. [13] Und doch, welchs die frummesten scheinen, sein die ergsten, die geystlichen sein [14] die fleyschligsten, wi izcundt Babst, bischoffen und pfaffen sein. Drumb ist [15] das Euangelium nicht schwer, wan wir uns selber ansehen: di frummen [16] leyden es, die schelck leydens nicht.

 

[17] Es sagt furnemlich von dreyerley leutten, di do albeg auff erden leben: [18] Die ersten fallen, di anderen stehn auff, di dritten sprechen wider. Di Ersten [19] sein, welche sich an der warheyt ergeren und darvon ablassen und lassen sie [20] faren, keren sich nichts dar an. Di Anderen, di do sagen in dem herzcen wie [21] [Geb. As. 31.] Daniel und sein gesellen ‘Omnia que fecisti nobis, in recto iudicio fecisti [22] [Hiob 1, 21.] nobis’ und alß Job sprach ‘Dominus dedit, dominus abstulit, sit nomen [23] domini benedictum’. Di stossen sich nicht an der warheyt, sunder bessern sich [24] daran und loben goth und werden frummer dan vor. Do getth gedult, lob [25] und preiß Gottes her. Die dritten sein grosse hansen, di sich mit gewalt [26] dar wider sezcen mit list und kunst, wie sy di warheyt konnen dempffen, haben [27] nicht genug an dem, das sie sich dran ergern, wollten gerne die warheyt [28] ganzc zcu poden stossen und niderdrucken, das di gancz wellt davon abfiell. [29] Dise thun zcweyerley sundt, das sie darwider streben, und das si do mit nicht [30] unrecht thun wollen und sunder sein. Do geth die schrifft am meisten wider, [31] [1. Mos. 22, 13.] do sticket der Bockh in den dornern. Die schrifft und das Euangelium kan [32] leychtlicher mit offenen und groben sunderen umbgehn, alß Christus mit [33] Magdalena und Zcolnern zcuthun hett, aber mit den grossen heyligen kondt [34] [Matth. 7, 15.] er nicht umbkomen. Er schaldt sie albeg und hieß sie ‘Lupos rapaces in [35] vestimentis ovium’.

 

[36] Nu kan nimandt auffsten an dem Herren Christo, dan er laß sich stossen, [37] straffen, undertrucken und zcu nicht machen. Die warheyt sol im nimant [38] lassen nemen. Das ist awer die warheyt, das ich sage, das wir nichts sein,

 

[Seite 540]

 

[ 11 Pol. am Kopfe der mit “seiten” beginnenden Seite: Gladius doloris non septem gladii 19 Pol. am Rande: Orandum ut brevientur dies &c. ]

 

[1] furnemlich im geystlichen Recht. Uber der rechte gotliche warheitt muß ein [2] iczlicher sterben und den halls dran seczen, das wir nichts sein, wie Christus [3] nichts ist.

 

[4] [V. 35.] Nu folgt, wie Simeon zcu der Junckfraw sagt ‘Es wirt durch dein [5] eygen sell gehen ein schwerdt des schmerczens’. Do die Junckfraw gesehen hat, [6] das man ir kindt so unschuldig mit gewalt vordammet hat und im so groß [7] unrecht geschache, hat es ir im herczen und allen krefften wee than. Alßo [8] gschihet auch in allen Christlichen herczen, wan sie sehen, das die warheit [9] darnider gestossen wirdt, und sie konnen nicht widerstehen, geth es in durch [10] die seell hindurch, bleibt nichts do dan die klag: gewalt und der hauff stehet [11] an gener seiten. Das ist das schwerdt, do von hie der prophet weyssaget. [12] Dis schwerdt hat gangen, do Christus vorvolget ist, sunderlich zcu der marter [13] zceit. Izcundt geth es nimer, wir haben ander schwert erdichtet, gepredigt [14] von siben schwerten, di di Junckfraw Maria getragen hatth, und ist nichts [15] dan abgotterey drauß worden.

 

[16] Nu zcum bschluß: wie wir gehort haben, wie Simeon gewartet hab [17] auff den, der dem volck Israel ein trost und freyd bringen solt, wie darnach [18] die Apostel gewartett haben auff sein aufferstehen, Allso mussen wir auch [19] ruffen und schreyen, das er kumb, hellff und trost uns und laß den jungsten [20] tag balt kumen, auff das wir von der gwalt des Teuffels und von dem vorfolger [21] der warheit erlost werden. Amen.

 

[22] [V. 36 f.] Der Prophetissen Anna gibt Lucas hoch lob der keuscheyt, welchs anzceigt, [23] das ein grosser geist und hicziger glaub in ir gewest sey.

 

 

 

 

 

 

 

[24] 86 (= 65).

[25] IN DIE CIRCVMCISIONIS DOMINICAE.

 

1521

 

[Seite 540]

 

1. Jan. 1521.

 

[ 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Non tam opera quam fides sanctorum imitanda 31 eußlich]

 

 

 

[26] In Genesim.

 

[27] Wir haben gehortt1 das wunderlich geschicht und historien von Jacob. [28] Do hab ich gesagt, das man kein spotterey drauß mache, di weyll es Gottes [29] geschick ist. Dan Goth regiret ein iczlichen auff ein sunderlich arth und [30] weyß. Drumb sol sich keyner nach des andern wercke richten, sunder nach des [31] andern glauben. Es sein mancherley person und mancherley eußerlich werck, [32] es ist awer inwendig in allen Christglaubigen ein einfeltiger geyst und glaub [33] im herczen. Darumb ßo Goth im lest das geschicht wolgefallen, soll es nymant [34] straffen. Er hat die Creaturn allein geschaffen, machts auch mit in,

 

[Seite 541]

 

[ 13 “durch eyn” ist von Pol. übergeschrieben 17 Pol. am Rande: N]

 

[1] wi es im gefelt, Geth gerne mit solchen wunderlichen sachen umb, das er di [2] vornunfft darnider stoß, wi gesagt ist.

 

[3] Es ist Jacobs meinung nicht gewest, das er merh dan ein eelich weib [4] wollt nemen, dan er wolt nur di Rachel haben. Er wirdt aber betrogen [5] durch den Laban, dan er wer gern der Tochter beide loß gewest, sunderlich [6] Lia, der eltesten, welche nichtt alß schon was alß die Rachel. Hett er recht [7] mit Jacob wollen umbgehen, So hett er im des lands gewonheitt fur hin [8] sagen sollen. Alßo hat Jacob dennoch vill leiden mussen, und ist nicht vill [9] furwizc do gewesen, er kummet zcu den zcweien weiber wider sein willen, [10] sunder wirdt dar zcu getrungen. Alßo ist dis geschicht auch der vornunfft [11] nach entschuldigtt.

 

[12] Daruber ist es zcu der zceit der brauch gewest, das ein man mocht vill [13] weyber haben, darumb das man kinder krigt, aber so Gott hett das [durch [14] eyn] gepott auffgehaben, so het man es nicht durffen thun.

 

[15] Nu wi wol dis geschicht von goth alßo geordnett ist, Geth es doch gancz [16] wider das Geystlich recht und des Babst geseczc. Dorinnen ist so geschriben: [17] wan eine vortrawet ist eynem man, und wurdt im darnach ein andre zcugesagt, [18] so tribtt man sie von einander. Hie ist es nicht alßo. Ein eelich [19] leben stehet darinnen, das eins dem andern vortrawet wirdt, und sollen bei [20] einander bleyben. Wan es nu geschicht, das einem zcwu zcugesagt wurden, [21] So soll di erste bleiben, di ander, di im sunst ist zcugesagt, soll er faren [22] lassen. Alls hie Rachel ist Jacob von ersten zcugesagt und er hatt umb irent [23] willen gedinett, nicht umb Lia willen. Darumb hat er auch Rachel fur dy [24] rechte haußfraw gehalten. Allßo mussen wirs mit dem Babst nicht halten, [25] wen wirs wellen Gotth hallten. Darnach hat der Babst zcwaierley außzcug [26] funden, domit er zcureiß den eelichen stand, hatt gelidt erfunden, leyplich [27] fruntschafft und geystlich, auch den Priesterlichen stand vom eelichen leben abczogen, [28] [1. Tim. 4, 1 ff.] welche S. Paulus als ein Prophet im vor gesagt hat: ‘Es werden [29] kumen lerer ins Teuffels nomen’, das ist, di der Teuffel hat heyssen predigen, [30] ‘und werden vorbitten, das man eelich werdt’. Es hat der Teuffel gemacht [31] durch Babst regiment, das die weltt vol vol1 sund wurd. So er nun den [32] Pristerlichen standt do hin hatt bracht, das er nicht darff eelich werden, het [33] er auch den Leyen des gleychen vorpoten. Do sichs aber nicht leyden wolt, hat [34] er dennoch ein fund erdacht, haben das vierdt gelid vorpotten, und ist das [35] alleyn gelts halben zcuthun, das sie den Beutel mogen fullen. Wer gelt hat, [36] lest man woll nach, das er ins dritte glid greifft.

 

[37] Alßo gepeut und vorbewt der Babst, das er kein recht und gewalt hatt, [38] handelt mit uns wi ein Tyrann, ist nichts anders denn regnum peccati und [39] perdicionis.

 

[Seite 542]

 

[ 10 Pol. am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: De Matrimonii Impedimentis 25 Pol. am Fuße der mit “bruder” schließenden Seite: Contra Impedimentum compaternitatis]

 

[1] Nu ob woll der Bapst nicht recht than hatt, das er hatt also di grad [2] vorpotten, will ich doch nymandt heyssen, das ein man odder weip ins vierd [3] gelidt greifft. Aber wen es so geschehen wer, das sich zwei mit einander vorlobt [4] hetten ßo nache, mogen sie wol fordfaren und soll dem Bapst so sagen: [5] Es sey gottes gepott, das man und weip nymand auff erden soll von einander [6] scheyden. So hat gott disen gradt nicht vorpoten. Drumb sol man gotth [7] mer gehorsam sein den den menschen: di ehe ist vor gott recht. Dennoch wil [8] der Bapst in gotts gewaldt greyffen und treibett die leutt durchs Geystlichs [9] recht mit gewaldt in eebruch, sye wollen aber wollen nicht, das sy in daruber [10] ein gewissen machen, do keins nicht ist.

 

[11] Nu wen der Bapst sulche ehe mit gewaldt zcutrennen woldt, odder man [12] must geldt geben, so muß mans leyden alls von eim Tyrannen, und wi [13] man es vom Teuffel selbs leyden muß. Konnt man sich aber schuzcen, dester [14] besser wer es. Aber wenn es keme, das zcweie zcu eynander lib hetten und [15] nicht eins dem andern zcugesagt were, aber wer die fruntschafft so nache, das [16] sy nach des Bapst gesecz nicht dorfften mitteinander zcur ehe greyffen, wolt [17] ich frolich drein springen und des Bapst gebott zcureissen und fur kein sund [18] halten, ob schon der Bapst hett vorpoten. Es ist ye Gott so klug alls der [19] Babst und gunnet uns allen alls vill guts alls der Bapst. Wer es nicht [20] recht, das man in vierden grad zcusamen griff, so hett ers anzweyffel selbs [21] vorpoten.

 

[22] Darnach hat der Bapst noch eins erdacht, wen man gefatterschafft anrichtet, [23] so darff di gfatter di batten nicht zcu der ehe nemen. Si sagen : es [24] kumet do das sacrament darzcwischen, ist do ein geistlich fruntschafft, Sein [25] geistlich vatter und mutter, bruder und schwester. Man sol des sacramenczs [26] schonen, und wer darwider thut, der thut ein eebruch. Wen dis war wer, [27] das man albeg des sacraments must schonen, so dorfft kein Christen menschs [28] das ander zcur ehe nemen, hab wir doch alle ein sacrament und werden dardurch [29] alle rechtschaffen bruder und schwester. Sage uns, ob man auch hie [30] dem Sacrament ein eher thun soll, und wir Christen nur heyden, Turken [31] und Juden zcu der ee nemen sollen. Wen die heiden horten sulch lausig [32] gesecz, wurden sie nicht billich unser torheit lachen? Noch wil der Bapst, das [33] man das bey einer Todsundt halten muß, gleich alls wer er Gotth. Hie [34] [1. Tim. 4, 2 f.] siecht man, das der spruch war ist, den der Apostel Paulus gesagt ‘Si werden [35] kumen mit gleyssendem scheyn, wirt ein ansehn haben, als sey es war, und [36] werden eytel lugen sein und werden vorpitten den eelichen standt’. Item Petrus [37] [2. Petr. 2, 3.] ‘Si werden ein Jarmarck euch anrichten und gelt von euch bringen mit lauttern [38] wortn, mit eytel spigelfechten’. Dan das gelt kan es izcundt alß mit einander [39] schlecht machen. Bringt man nicht gelt, so muß es zcuscheittern gehn,

 

[Seite 543]

 

[ 20 Pol. am Rande: Error Iacob 22 Pol. hier am Fuße der Seite: Lia Iudam gignit non Rachel 24 Pol. hier am Kopfe der Seite: Petendi vis 27 Sinnron]

 

[1] ist keyn bitten fur. Man mocht es an der wand greiffen, das es des Teuffels [2] spill sey, noch will nymant di augen aufthun. Will ymandt dem Bapst zcu [3] erhen und wolgefallen dis gebott halten, der thu es: hett ich lust zcu meiner [4] gfattern, so wollt ich frolich zcu ir greyffen, nur dem Babst zcutrozs.

 

[5] Uber das hath er auch weltlich freuntschafft erfunden, di do nicht naturlich [6] ist, als de filiis adoptivis, de Pueris suppositiciis, Nur darumb, das er die [7] leuth in eebruch fuhr und er sein geyczs full. Durch gelt macht er, das eine [8] eins mans mutter, schwester und weib zcugleich werde. Nu rath ich, das nimant [9] dem Bapst in sulchem fall gehorsam sey, und solt er den halls dran seczen.

 

[10] Nun sag ich, das dise ehe Jacob und der zcwei weiber nicht ist unrecht [11] gewest des gelwe halben.1 Es was im dritten glid, welchs Gotth nicht vorpoten [12] hatt, und ist der Brauch gewest in der zceit, das ein man mocht zwey [13] weyber haben, wi fur gesagt ist. Das er aber di zcwu maide gehat hatt, ist [14] nicht sein will gewest. Es habens die weyber than. Er hatts aber nachgelassen, [15] nur darumb, das er kinder krigt und den samen erwecket, der im [16] von goth zcu gesagt was. Das dye ehe Gott hat wolgefallen, ist klar auß [17] dem Text, der do sagt: Lia hab gott gepeten, Rachel hab auch gepett. Es [18] sein heylige weyber gewest: di wordt, di sy reden, sein nicht wordt eins [19] geringen Geists. Si dancken gott, wen sy kinder krigen und gebens Gott [20] wider heym. Nu lest unser herrgot den Jacob auch irren wi alle Patriarchen. [21] Er meynt, Rachel soll die recht haußfraw sein und di rechte mutter werden, [22] das im gotth zcu gesagt hat. Aber Lia, die geringste, tregt Judam, do von [23] Christus kumen ist, und umb des willen ist dises alles geschriben.

 

[24] [1. Mos. 29, 35., 1. Mos. 30, 17.] Das Moises beschreybt, das Lia auffgehordt zcu geperen und ein weill [25] still gestanden hatt, aber darnach mit gepet wider kinder erlangt hatt, do [26] mit lernet er, das goth alweg gebeten sein wille umb alles, das uns not ist, [27] [1. Mos. 29, 33.] und im dancken, so er uns gibt, alls Lia sagt, do sie den Sun Simeon krigt, [28] ‘Gotth hat mich erhort und mir noch ein sun gewen’. Rachel must sich auch [29] demutigen und gotth umb kinder Bitten und krigt dennoch nicht mer dan [30] zwen Sun. Es muß alles mit gebett erlangt werden, was guth sol werden [31] und frucht bringen, di natur mag nichs gutes bringen.

 

 

 

[Seite 544]

 

[ 5 Pol. am Fuße der mit “gezcogen” schließenden Seite: Rachel et Lia sanctae fuerant, sed homines tamen ]

 

 

[1] Darinnen sihet man, als ich gesagt hab, das es heylige weyber sein [2] gewest, doch alßo, das man si auch laß menschen beleyben, dan er schreybet, [3] [1. Mos. 30, 1., 1. Mos. 30, 15.] wi sich Rachel mit Jacob gescholden hatt, das sie kein kinder krigt, und Lia [4] mit Rachel, das sy iren man hat genomen. Kurczlich: alls tiff alls di schrifft [5] im fleysch und Blut sticktt, alls tiff ist sie in Geist gezcogen.

 

 

 

 

 

 

 

[6] 87.                 

[7] IN DIE CIRCVMCISIONIS DOMINICAE.

 

1521

 

[Seite 544]

 

1. Jan. 1521.

 

[ 18 “welen” ist wie es scheint von andrer Hand aus “wel” geändert 31 Pol. am Fuße der mit “sanfftmutig” schließenden Seite: Culter lapideus]

 

 

 

[8] A prandio in Coenobio Augustinianorum.

[9] Euangelium dixit Lucae 2°.

 

[10] [Luc. 2, 21., 1. Mos. 17, 10 ff.] Ir habt gehort1 in dem Buch Mosi, wie di weyß der beschneidung von [11] got ist eingeseczett. Er hat ein narrischs gepot eingeseczt fur den augen der [12] menschen und vornunfftigen lewtt, besunder izund ist wunderlich und selczam, [13] weyl es auß dem Brauch ist kommen, wen es noch gewonheit wer, neme man [14] sichs nicht vast an. Gotth hat es aber allein darumb eingeseczt, das er die [15] vornunfft nider stosse, welicher das narrischs deucht. Es wer der vornunfft [16] noch lecherlich, das man die leutt Teuffet, wens nicht gewonheit were, hec [17] est sentencia historica.

 

[18] Nu welen wir horen von der bedeutung. Es was Abraam zcu gesagt [19] von gotth, daß auß seinem fleysch und blut sollt komen der Samen und das [20] kindt, in welchem di gancz weldt wurde gebenedeiet. Diser zcusagunge zcum [21] zceichen ist di beschneidung eingesaczt, alß ein sigel der vorschreybung, dan er [22] schreybt mit lebendigen buchstaben lebendige wordt und sigelt mit lebendigen [23] sigel. Nu hat das zceichen auffgehort, do Christus ist kommen. Dann wen [24] geschicht, was vorschriben ist, So gilt das Sigel nymmer. Nu hat das zceichen [25] der beschneydung nichts anders bedeuttet, dan das man sol abschneyden alles, [26] was fleyschlich gepurt ist. Darzcu muß man ein steinern messer haben, das [27] ist, durch Christum wirt abgesundert das prepucium, di erbsunde. Darumb [28] bedeut das steinen messer die predig von Christo gesagt, durch welchen man [29] dempfet alles, was im fleyschs boß ist und sunde. Dis geschicht durch den [30] [Jes. 11, 5.] glauben, alls Esaias sagt ‘Der glaub wirt sein ein gurtel seyner nieren’. [31] Gottes wortte ist reine, rechtfertig, warhafftig, sanfftmutig. Wen das ins [32] herzce fellet durch den glauben, bringt es auch mit sich alle Tugent, darumb [33] ists nicht muglich, das man die bossheit dempfen kan, denn durch den Glauben: [34] mit dem wort beschneydet man das herzce. Es ist zwaierley beschneydung, [35] [Jerem. 6, 10.] dovon Esaias sagt ‘dis volck ist leiplich beschnitten, hat aber unbeschniten [36] [Apgsch. 7, 51.] oren’, und Stephanus Actorum 7° heisset die Juden ‘incircumcisos cordibus’.

 

[Seite 545]

 

[ 8 Pol. am Fuße der mit “begehen” schließenden Seite: Circumcisio fit octavo die 9 Pol. am Kopfe der mit “2” beginnenden Seite: Circumcisio novi testamenti 11 weethum 17 menlim 21 Pol. am Fuße der mit “nur” schließenden Seite: Parvuli simus oportet et masculi, ut circumcidamur Spiritu 22 Pol. am Kopfe der mit “menlin” beginnenden Seite: Deus masculos eligit || Pharao occidit 24 Vor “wasser” hat Pol. “das” eingefügt]

 

[1] Leiplich beschneydung ist nur ein figur der geystlichen und innerlichen, und wo [2] nicht das hercz beschniten wirt, ist di eußerlich nur gleissnerey und nichts nuczs.

 

[3] Die beschneidung soll gescheen am achten tage. Das bedewet, das wir [4] nicht eer reyn werden dan zcu der aufferstehung am jungsten tag. Dan wirt [5] jamer, Sundt und pein, todt und helle von uns abgesundert werden. In des [6] ist kein auffhoren des beschneydens. Wir mussen von tag zcu tag reyner [7] und reiner werden. Dis ist ein geistliche beschneydung, di wir im neuen [8] Testament begehen.

 

[9] 2. Dise beschneidung thut aber we und voll schmerczen1 Eben alß jhene [10] schandt und schmerczen mit sich brachte, So mueß es dise auch bringen. Es [11] muß weethun. Der alt Adam muß herhalten und zcuschanden werden, eben [12] alls dort di beschneydung an einem schentlichem orthe geschahe. Die schandt [13] thut auch vil weher dan der schmercz. Es kan der menschs nichts ubeler [14] leyden, dan wan man in vor der welt zcuschanden macht, das iderman meynet, [15] er habs wol vordinett.

 

[16] 3. Soll uns nue di schandt nicht wee thun, so mussen wir kinder werden.

 

[17] 4. Mussen aber menlin sein, das ist ein menlich und starck herzc haben, [18] das wirs dulden mogen, dan die schand kan nymant leiden dan der ein manlichen [19] mutt hatt, das ist, wer ein starcken glauben hath. Allso widerumb, [20] ein weiblin bedeuttet in der schrifft ein weich gemutt, das ist einnen unglawben. [21] Darumb hat gotth im allten Testament geboten, das man nur [22] menlin oppfertt, allso wil gott allein menlin im zcugeeignet werden. Widerumb [23] [2. Mos. 1, 22.] der Teuffel thut allso wi in Exodo, do Pharao di menlin liß alle in [24] wasser werffen und ertrencken.

 

[25] 5. Das letst in der beschneidung ist, das man dem kindt ein namen [26] gibtt. Ee dan ein mensch beschnitten wirt důrch den glauben und lest im [27] außzcihen den allten Buben, di weill hat er vor Gott kein namen. So [28] [Luc. 13, 27., Röm. 2, 29.] spricht got ‘Nescio vos’, und Sanct Paulus ad Ro. 2 sagt von zcweierley [29] beschneydung, Literae et spiritus, und spricht von der Geystlichen beschneydung, [30] ‘Cuius laus ex deo est’. Der hat von got ein namen, welcher im Geist beschnitten [31] ist.

 

[32] 6. Der namen heist Jesus, ein heylandt, kindt der selickeit. Disen namen [33] uberkumet ein itlicher, der also beschnitten ist. Er ist einem izclichen ein [34] heyland, der do mitten in noten helffen kan. Christus errettet und hilfft [35] auß allen noten, Sundt, Todt und was uns anligt und we thut. Also werden [36] alle heyl und Selickeit uberkumen, di do in Christum glauben.

 

 

 

[Seite 546]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 5 feleem 14 Pol. am Fuße der mit “tage” schließenden Seite: Nomina nostra scripta in celis post circumcisionem apparent        Pol. am Kopfe der mit “erfullet” beginnenden Seite: Circumcisor nomen non habet 26 Pol. am Fuße der mit “gefellet” schließenden Seite: Opera voluntati nostrae adversa carnem mortificant]

 

 

[1] 7. Disen nomen hatt der Engel zcu voren vorkundigtt, ee edan das kindt [2] [Luc. 2, 21.] entpfangen was, sagt der Euangelist. Das ist der trost, den wir haben, [3] das Gotth vorordnet disen nomen, ee wir geporen werden. Das ist, das [4] nicht vorgebens geschechs, das wir leiden, dan es wirdt nymer an vorfolgung [5] felenn, wen wir nun daruff sehen. Der grost vorfolger ist der Teuffel, der [6] greifft die sell an. Es ist besser, wen wir von lewten werden vorfolgt. Nu [7] weyl es im leyden geeth, scheynett es als, als hetten wir kein namen, als kennet [8] uns goth nymer. Wen wir aber durch hin kumen, So kummet der name [9] aller erst erfur, wen wir uns nur auff gotth vorlassen, di weyll Christus [10] [Luc. 10, 20.] gesagt hat ‘Nomina vestra scripta sunt in coelis’. Dazcu sollen wir uns [11] mit fleiß bereiten, Dan es wirt von noten sein in den Grossen tentacionibus [12] mortis et inferni.

 

[13] 8. Nu hat der h. Geist eins auß gelassen: wer das kindt beschnitten habe, [14] sagt schlecht ‘do di acht tage erfullet sein worden, das man das kindt beschneyden [15] sollt, hat man in genennet Jesum’. Das zceigt an, das di do beschneyden [16] sollen, haben keinen namen. Wir sollens nicht wissen, das ist, wir [17] mußen kein eigen weiß uns selber erwellen, dar durch wir frum und rein [18] werden. Gotth schickt uns allzceit sulchs zcu, das uns nicht gefellet, und [19] sprechen: ei, das gefellet mir nicht, ich will ein anders. Ee wir es gewar [20] werden, haben wir es am halls, schlecht do her, do ichs nicht gewarten kan. [21] Wen wirs sehen, wo es her koeme, wurden wir bei seitt tretten und dovon [22] weichen. Das sein die rechten weiß und werck, do mit wir das fleysch dempfen, [23] di uns Gotth wider unsern willen zcuschickt. Durch unser erlesen werck lest [24] sich der allt Adam nicht totten. Dis ding betreugt vill leutt, di do meynen, [25] das fleisch mitt iren wercken zcu martern, und hilfft sie nichts. Wer sich [26] selbs martert, der hat allzceit gewaldt auff zcuhoren, wen es im gefellet.

 

[27] Wan aber gotth kumbt, mueß er halten, so lang alls gotth will. Dis [28] hat er zcu zeit, do di merterer gewest sein, gethan: den schickt er vorfolgung [29] zcu von bosen Leutten umb des Euangelii willen, di do nicht auffhorten, wen [30] di Heyligen wolten, sunder wan si wolten. Allß Christus zcu Petro vorhin [31] [Joh. 21, 18.] sagt ‘Es wirt einer kumen, der wirt dich anbinden und do hin furen, wo dw [32] nicht hinwilst’. Sagt nicht, dise oder ihene weiße, das oder dis werck wirts [33] thun, sunder nennet keinen nicht, will nicht, das er es sall wissen. Das ist [34] di mainung des Euangelii.

 

[35] Das narrwercken, wi man pflegt das Newe Jhar zcugehen, will ich [36] außen lassen, wir haben ein Newes Jar krigt in der Tauff. Da last uns [37] zcusehen, das wirs behalten, wir durffen keins mer.

 

 

 

[Seite 547]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 88.1

 

1521

 

[Seite 547] [Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

 

[2] Lamech et Esau peccant et reprehenduntur, quod binas duxerint [3] uxores.

 

[4] Iacob quaternas habet et deo placet.

 

[5] Exempla sanctorum scandalosa in Bibliis quid sibi velint. In fine [6] historiae Iacobi et Labani.

 

[7] Multo laboriosius et longioris operae est, carnis mortificationem docere, [8] quam spiritus libertatem.

 

 

 

 

 

89 (= 66).2

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 547]

 

6. Jan. 1521.

 

 

Die in Einzeldrucken (o. O. u. J.) unter dem Titel: “Ein gute nützliche Sermon Doctor Martini Luthers ... gepredigt am Obersten (Anno M. D. XXi) und durch einen seiner Discipel fleissiglich gesammlet” vorliegende Predigt wird mit der im folgenden mitgetheilten identisch sein, obgleich die Abweichungen sehr bedeutend sind. Übereinstimmend ist besonders der Eingang, später die Deutung von Weihrauch und Myrrhen und der Anfang dessen, was über die ander geschicht (erscheynung) gesagt wird. Der Schluß ist in der Handschrift offenbar sehr flüchtig behandelt, in den Drucken viel ausführlicher gegeben. Wörtliche Berührungen begegnen fast gar nicht. Wahrscheinlich lag dem Redaktor des Drucktextes eine vollständigere Nachschrift vor, der sie einer Bearbeitung unterzog, bei der er auch die Anordnung hie und da etwas änderte und die Eintheilung in 11 Abschnitte einführte, als deren erster ohne besondere Bezeichnung die Disposition gerechnet ist. Der Text der Drucke findet seine Stelle in Bd. VII. Wenn Enders Erl.2 16, 221 diese Predigt auf den Vormittag des Dreikönigstages 1521 legt, weil die andre gedruckte Predigt dieses Tages (Erl.2 16, 232) sich als Nachmittagspredigt ausgibt, so ist auf das oben bei Nr. 66 Gesagte zu verweisen mit dem Hinzufügen, daß die Angabe in coenobio aug. bei der vorliegenden Predigt annehmen läßt, das sie gleich den andern im Augustinerkloster a prandio gehalten sein wird. Vgl. Nr. 80. 85. 87 u. s. w.

 

 

 

P. P.

 

 

 

[Seite 548]

 

 

 

 

 

 

 

[1] TRIVM REGVM

[2] [Matth. 2, 1 ff.] in coenobio aug. Euang. Math. secundo.

 

1521

 

[Seite 548] [ 2 Poliander daneben: Anno domini 1521 9 domini ist Zusatz Polianders 10 “wol” ist von Pol. geändert in: woln 11 Von Pol. geändert: wye die 14 Pol. am Kopfe der mit “Es” beginnenden Seite: Magi 17 “volg” ist von Pol. geändert in: volgk 19 Pol. am Rande: Stella Euangelium significat 25 dye]

 

 

[3] Diß Euangelium haben wir offt verkleret1, doch hat es die natur, daß [4] man nymmer genug darvon reden kan. Darumb woln wirs widerumb fur [5] uns nehmen. Man begehett heut dreyerlei fest von dreyen geschichten. Daß [6] [Matth. 3, 13 ff.] erst, wie die kŏnigk haben dem kindt geopffert. Daß ander, do Math. 3o cap. [7] [Joh. 2, 1 ff.] von schreybt, wie Jefus von Joanne getaufft ist. Daß dritte Joann. 4o, [8] wi Christus auß wasser weyn gemacht hatt. Umb der dreyer willenn heist [9] man diß fest grece Epiphania, id est apparicio [domini].

 

 

[10] Von den Ersten zweyen geschichten wol wir itzund sagen.

 

[11] [Matth. 2, 2.] Zum Ersten sehen wir, wy di magi den Sternn fur eyn furer haben gehabt [12] und sye im auch gefolget und alzo zum kind kumen sein und in erkennet [13] habenn. Alzo mussen wir auch thun, wen wir daß kindt finden wollen.

 

[14] Es ist in oriente der brauch gebest, das Primogeniti hetten daß vorteyl [15] fur allen andern kinderen, daß sye herren weßen2) und auch priester. Dy [16] selben pflegt man zw nennen Magos, haben leuth unter in gehabt und regirt [17] weltlich, darzw auch geistlich, haben daß volg auch von Gottlichen dingen [18] geleret. Dise haben den sternn gesehen, im gefolgt und Christum funden.

 

[19] Der Sternn wedeut daß heilig Euangelium. Dan wir mugen nicht zw̓ [20] Christo kumen, dan so uns weysett daß Euangelium. Dann alß Christus auff [21] erden waß, und wenn er auch noch keme, so sehe man in dennoch nymmer [22] fur den ann, der er ist. Man mueß dy augen zwthun und alleyn mit geystlichen [23] augen sehen. Sihe, wi eyn groß unterschayd: Seyn eigen volck di Juden, [24] die do dy schriefft lasßen und verstanden, sein dennoch nicht zw im kumen. [25] Diese magi von fernen landenn, dye do nicht Juden waßen, haben in funden. [26] Dis wedeutt, daß nicht genug ist, alleyn dy schriefft wissen, sollen mir Christum [27] finden. Wir mussen diesen sternn sehen und im folgen, das ist, wir mussen [28] daß lebendig Euangelium im hertzen fulen. Es ist eyn groser und starcker [29] glawb geweßen in den magis, daß si sich nicht haben laßen webegen sulch [30] groß weßen und gepreng, das man zw Jerusalem furet. Sie meinnetten von [31] ersten, sie wolten in do finden, doch mussen sie in an eynnem andern geringen [32] ordt suechen. Man sagt viell, die grosen und weysen leut mogen nicht irren, [33] man solle siech nach den heiligen frümmen leütten halten und nicht nach dem [34] gemeynnenn hauffen. Hetten siech die magi nach irem geprennge gehalten, ßo [35] hetten si gefelet von Christo. Es will siech nicht lasßen zwsamen reumen

 

[Seite 549]

 

[ 2 Pol. am Fuße der mit “sulcher” schließenden Seite: Christum in presepio quaerere difficile 4 gangen ist. 15 Pol. am Kopfe der mit “haben sie” beginnenden Seite: Tria munera magorum signa fidei 28 Pol. am Kopfe der mit “zeytt” beginnenden Seite: Christo tribuere regnum difficile est 29 wolgeeth 32 geeth]

 

[1] Herodis konigreich und Christi krieppen: di Menschliche vornufft sucht in do [2] nit. Si kan nicht glewben, daß der kunig allhie liege in sulcher durfftikeyt [3] und armutt. Eyn sŏlchen glawben sollen mir auch habenn. Dan es muß [4] mit uns eben alzo zcwgehen, als es ist mit disßen magis gangen. Christus [5] heltt noch heut zcw tage sein reich in sulchen geringen leutten. Gott der [6] herre schlecht uns noch alzceitt für diese zcw̓u form: Eyne der grosßen, [7] frummen und scheinenden heiligen, Di ander der geringen person, di do alle [8] weltt vor nichs achttett. Darumb muß noch hewtte eyn grosser, unmenschlicher [9] glawb seyn, der do glewbt, das Christus in der krieppen lige. Wir musßen [10] auch alzo werden, das ist alleyn nach dem, daß do kleyn und gering ist, [11] dencken. Wer das nicht thuett, der muss an Christum anlauffen, wie man [12] itzund sihett, das sich vast ydermann an Christo ergertt.

 

[13] [Matth. 2, 11.] Zcum anderen schreybt Mattheus, das di magi fur dem kindt nidergefallen [14] und in angebettett haben als eyn hern, eyn gott, eyn menschen. Den [15] glauben haben sie wekennet mit dreierlei gaben, die si im geopffert haben. [16] Durchs Goldt haben si in wekennet eyn kunig und herrn, durch den weyrauch [17] als got, durch Mirrah als eyn sterblichen Menschen. Dan das golt pflegenn [18] di kunig zw tragen, weyrauch braucht man alleyn zw gotts dinst. Mit mirrha [19] hatt man di Todtten leichnam gesalbett.

 

[20] Darumb sal man daß opfern, das di magi than haben, nicht alzo auslegen, [21] daß sie gedacht hetten, sie wolten im etbas geben, alß wer ers nodtdurfftig, [22] sunder es ist alleyn eyn anzceygung gewest des glaubens, den sie [23] hetten von dem kindt. Eben als wen ein herr eyn Muntzs schlehett, di man [24] im geben muß zw eynnem bekentnuß.

 

[25] Dis opffer und diese wekentnuß mussen wir Christo auch thun und erzeigen. [26] Aurum est aurea confessio regni, mit dieser wekentnuß zalt man gott. [27] Damit bekennen wir, das Christus unser kunig sey, das ist, das er unser mechtig [28] seie und uns regire in allen stucken und alle zeytt: Eben alzo wol, wen es [29] uns ubell gehett, als wen es uns wolgeeth. Wer sein si aber, di dises thun? [30] Es muß gar eyn gelassen hertze seyn. Man kan es wol sagen, wen es aber [31] zcum Stoessen1) kümmett, keren wir uns von im. Darumb alle, dye gotth [32] nicht wekennen, wen es in ubel geetth, die opffern Christo das goldt nicht, viel [33] weniger, di do gotth fluchen und sagen, ir ungluck köme in vom Teuffel her &c..

 

[34] Wan wir nue in disem Glauben stehen, daß wir wissen, daß er uns [35] in allen Stuckenn regir, mussen wir daß ander stuck des glaubens auch haben, [36] und im den weyrauch opffern, das ist wekennen, daß er unser got seye, daß

 

[Seite 550]

 

[ 9 Pol. am Rande: Victoria nostra 15 Pol. am Rande: Fortitudo nostra 24 Pol. am Kopfe der mit “furnemlich” beginnenden Seite: Tria in baptismo Christi ad nos pertinent]

 

[1] ist, daß er uns in allen notten helffen werde und uns geben allerleie guetter. [2] Darwider thuen wir, so wir anders wo irgentt bey eynner Creatur hilff [3] suechen und unser vortrawen setzenn dan auff Ine.

 

[4] Daß driette stuck des glaubens ist, das man Christo den Mirrha opffer, [5] das ist, das man glewb und bekenne, das er eyn sterblich mensch ist, doch unsterblich [6] geliden hat, gestorben ist und wider auffgestanden, hat nicht vorbeset [7] moegen werden, und das mir auch durch den Tod mussen von allen sunden [8] gereynigt werden und auff erstehen ins Ewig leben.

 

[9] Dis ist vast der hohest Grad des glaubens, das wir glawben, das Christus [10] durch seinn sterbn uns uberbunden hatt Sund, Todt und hell. Dis ist unser [11] Sterck wider alle misßglaub und Blasphemias im sterben.

 

[12] Darumb hatt Mattheus das stuck auch darzcw than, di weill er sust [13] pfflegt, Christum eyn Menschen zcwmachen, dan der prophett David, als er [14] [Ps. 22.] dise opfferung zcw vor sagt, gedenckt er der mirrhen nicht. Hierinne stehett [15] di grost sterck, das man im leiden, do der alt Adam sterben soll, willig seie, [16] [Ps. 18, 4.] Goth lob und darzw dancksage und sprech wi David im psalter ‘Laudans [17] [Ps. 79, 13.] dominum invocabo et ab inimicis meis salvus ero’ et ‘laudem domini annunciantes’ [18] &c. Das macht, das der mensch nicht vorwessett und untergehett. [19] Es ist aber bitterr, als mirrha auch eyn bitteren schmack hatt. Also sehen [20] wir, wi es alles am glauben ligett: wer in recht hatt zcw Christo, der Thutt [21] im di Erhe alle drey &c..

 

[22] Nuhn woll wir auch etwas von der anderen erscheynung sagen, welche [23] [Matth. 3, 13 ff.] gescheen ist, als Christus im Jordan getaufft ist, darvon Matth. 3o, in welcher [24] auch drei Stuck furnemlich sein.

 

[25] Das erst, das Christo, nachdem er getaufft was, der himel ist auffgethan, [26] Das ander, das der heilig geist ist herab gestigen auff Christum, Das [27] dritt, das ein stim kummen vonn himmell des vatters und gesagtt ‘das ist [28] mein liber sun’ &c.. Dise wortt sollen wir woll fasßen, das mans vorsthee.

 

[29] Zcum Erstenn hatt sich Christus tauffen lasßn, nicht das ers noddurfftig [30] gewest sei, sunder allein umb unsers Trosts willen, das mir nutzs darvon [31] hetten. Eben als eyn frümmer arzt, wen er dem krancken erzeney geben will, [32] nimmet er sie zwvor in mundt, das er sie also dem krancken auch einrede. So [33] hatt uns Christus auch than. Alles was wir thun und leiden sollen, hatt [34] er vor gethan und geliden, das wir stack werden und nicht vorzcagen in [35] unseren leiden.

 

[36] Das wasser hatt er eyngesetzt, das es sollt seyn eyn zeichen, auff das so [37] wir des brauchen durch eyn festen glauben, wir gewiß mugen seyn, das uns [38] unser sundt vorgeben sein, und das uns got furt hin woll gnedig sein. Darumb

 

[Seite 551]

 

[ 2 Pol. am Fuße der mit “baldt” schließenden Seite: Aperitur coelum a baptismo 8 Pol. am Rande: Spiritus sanctus datur credenti et nulla alia ratione impetratur 19 Pol. am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Species columbae 20 Pol. hier am Kopfe der Seite: Vox patris auditur]

 

[1] so waldt wir getauffett werden, stehett uns der himel auff, wie er Christo [2] auff gethan ist worden. Dan furhin hatt uns di hell auffgestanden, als baldt [3] wir entpfangen sein worden, itzundt darff sie iren rachn nymmer wider uns [4] auff sperren, wir sein in iren gewalt nymmer. Itzund ist das himelreich unser, [5] [Marc. 16, 16.] als uns auch Christus das zcwgesagtt hatt, ‘Quicunque crediderit et baptizatus [6] fuerit salvus erit’.

 

[7] Zum anderen. Nach dem so wirt als waldt der heilig geist uns geben. [8] Dis ist eyn einiger weg den heiligen geist zcuerlangen: Mitt wercken wirtt in [9] nymandt herab bringen. Es musß der glaub thun, der an dem zceichen hangett [10] und bawett auff die gottliche vorhayschung. Wann irgentt eyn andere weiss [11] wer den heiligen geist zcw erlangen, wer sie an zcweyffel anzeygett. Di weil [12] aber in der gantzenn schrifft kein andere angeczeigett ist, so mag keyn andere [13] sein. Inn disem ist ein grosßer uberschwencklicher schatzs, den nymand begreyffen [14] mag.

 

[15] [V. 16.] Der Euangelist sagt, daß der heilig geist kumen sey auff Christum in [16] gestaldt eynner Taw̓wben. Darinn ist auch sunderlich abgemalett di nattur [17] und werck des H. Geistes. Dan es seyn viell eigenschafft der Tawben, welche dem [18] heiligen geist und den, di den h. geist haben, zcugeschriben werden &c.., Sunderlich [19] darumb, das er das hertzs einfeltig und senffmutig macht, wi eyn Taub ist.

 

[20] Zcum dritten kummett die stimme gotths ins herzs, welche so der Mensch [21] fulett, gewinnett er eyn zcuversicht zcw gotth, das er sey ein kindt gottes, zcu [22] haben im himel ein vater, der ein wolgefallen an uns hab, den zcoren hinweck [23] gelegt. Als lang eynner di stimme nicht fulett, kummett er nymmer [24] dohin, das er mit gott zcw freundt wirtt, krigt kein frolich und getrost [25] gewisßen, er thun1) sunst, was er woll. Hortt er sie aber, so krigtt er so baldt [26] lib zw gott und wirtt mit im vorsuntt, und dardurch wirtt das herzc aller [27] frew̓den und alles trosts vol. Daß macht das h. Euangelium. Darumb es [28] wol ist der Edelste und groste schatzs, den wir auff erden habenn. Also sol [29] man von dem fest predigen. Also soll mans auch begehen und feyeren &c..

 

 

 

 

 

 

 

[30] 90 (= 67).

[31] IN DIE SEBASTIANI.

 

1521

 

[Seite 551]

 

2. n. Ep.; 20. Jan. 1521.

 

 

 

[32] [1. Mos. 29.] Rediit ad historiam Genesis.

[33] De quattuor coniugibus Iacob, λληγορικς.

 

[34] Wir habenn gehorett, wie der h. Patriarch Jacob vier weyber genomen [35] hatt und gesagtt, waß di wedeutten iuxta allegoriam, Nemblich, daß si alle

 

[Seite 552]

 

[ 6 Die Worte “dan dye” bis “wie eyn” sind von Poliander am Rande nachgetragen 22 Poliander am Fuße der mit “werck” schließenden Seite: Ecclesia pacata laborans]

 

[1] wedeutten ein heilige christlich kirch, aber nicht nach einerlei natur und eigenschafft. [2] Rachel ist hübß und junge. Das ist nach der sele. Inwendig hat [3] sie lichtt augen. An disem ortt ist di christenheyt lib gehalten. Do ist es [4] alles liblich, ausbendig aber nach dem leib ist sie voracht. Rachel heist auff [5] hebreisch sprach ein schaff oder lemlein. Do mit zceygt auch an die natur [6] der christen, [dan dye christlich ist also geschickt wie eyn] schefflein, Gantz rein [7] und unschuldig.

 

[8] Lia ist weich und zcardtt, hatt plode augen, sihett nicht scharff, Id est, [9] di christlich kirch, wan sie leidett, so sein ir di augen ploed und dunckel, [10] kennet unseren hergott nicht als wol, Meinett ganzs, er wol sie vorberffen, [11] weis nicht, das ers so woll meinett mit ir. So ist es auch in ander leutt [12] augen: di gantzs welt heltt es darfur, sie seie von gott vorstossen, er achtett [13] ir nicht mehr. Das macht sie dan kranck und schwach &c.. Bale und Selva, [14] di 2 maidtt, ist der hauff ecclesiae auff erden, di do noch im fleisch und blutt [15] wandeln, wi wol sie nach der seele im himel sein des glaubens halben. Dan [16] alle, di do glawben, haben das Reich Gottes in inen inwendig. Als Christus [17] [Luc. 17, 20 f.] sagt ‘das reich gottes wirtt nicht kummen, also daß man es sehen wirt und [18] sagen: hi ist es ader dortt ist es, Dan daß reich gottes ist in euch inwendig’.

 

[19] In Summa: di 2 weyber Rachel und Lia bedeütten zweyerlei leben der [20] christlichen kirchnn: Eins das wetrubte und das do leiden muß, daß ander [21] das frolich und fridsame. Di zcweierlei leben haben auch zcweyerlei außerlich [22] werck, welchs durch di 2 maide anzceygt werden: Rachel, di kirch, wan sie [23] zw friden ist und frolich, thuett sie werck durch ir fleisch und Bluett, das ist [24] ir maidtt Bale.

 

[25] Lia, idest di kirch, so sie betrubt ist und leiden musß, wirckt sie dennoch [26] auch ausßen. Dan es ist nicht muglich, das sie inwendig allein wircke, muß [27] yhe außwendig auch etwas zw thun haben.

 

[28] Also hatt di kirch zcweyerlei zceytt und zcweierlei werck, wi wol es ein [29] kirch ist, hatt sy doch mancherlei zceytt, stuck, vill geschicklickeytt und artt, und [30] musß dennoch albeg frolich bleiben. Dan Rachel ist di rechte haußmutter, [31] das ist, das der kirchen eigenschafft ist alzceytt frolich sein, es gehe ir, wi es [32] woll. Doch hatt Jacob auch andere weyber und auch eeliche. Ist als [33] Christi, was seyn Braudtt thuett, außwendig oder inwendig, in frolicher oder [34] betrubter zceytt.

 

[35] Hierinnen wirtt uns angezceygt, wi grosße genadtt und wi grosßer Trost [36] unsser Herr Gott der Christlichen kirchen erzceygett. Dan also darff eyn itzlicher [37] Christen sich ruemen, das alls, was er thutt aber leydett, ausßen oder innen, [38] im krieg und streytt oder im frid, des nimbtt sich Christus alles an, also das

 

[Seite 553]

 

[ 4 Pol. am Kopfe der mit “man” beginnenden Seite: Nihil relinquit Moses eorum in Aegypto quae Israelis sunt 21 Pol. am Fuße der mit “oder” schließenden Seite: Quattuor vxores Iacobi 37 zw zeyten zcw zceytten]

 

[1] keyns vorgebens ist, dint alles zcwr seligkeyt. Dis zceigt auch an, das man [2] Christum nicht kan finden an werck. So ich mich im ergeb, so nimmett er [3] sich alles an, was meyn oder an mir ist.

 

[4] [2. Mos. 10, 26.] Also list man in exodo, do Pharao Moysi urlaub gab, daß er herauß [5] ginge auß seinnem lande mitt dem volck und iren kinderen, woltt im aber [6] di schaff und das vihe nicht lasßenn, Sprach Moyses: Nein, nicht also, wir [7] wollen alles mitt neymen, was do ist. Nicht eyn klawen von ein vihe wol [8] wir dahinden lasßnn, darumb das wir nicht wissen, was wir gotth opfferenn [9] sollen. Moyses was in dem glauben, das sich gotth auch des geringsten annemen [10] wurde, das das volck Israhel hette. Hieher gehoerett auch, das Paulus [11] [Phil. 4, 7.] sagt ‘pax dei, quae superat omnem intellectum, custodiat corda vestra et [12] intelligencias vestras in Iesu Christo’. Dieser ursach halben hatt dy rechte [13] hausfraw Rachell den nomen, daß sie eyn Schaff heist, das eben wi alles, was [14] am schaff ist, gutt und nutzs ist. Also was ein itzlicher christen mensch hatt, ist [15] alles gutt und gotth angenemb. Und wi an ein schaff als unschedlich ist und [16] fridsam, also ist es hie auch an eynnem Christen &c..

 

[17] Hieraüßs mogen wir auch lernen, das wir unsern hergott also erkennen [18] sollen als den, der sich nicht lasset spannen odder anpinden an eynige zceytt [19] oder person oder stadt. Man findet in zcw aller zceytt bey eynnem itzlichen [20] menschen und an allen orttenn, Bo man allein in anruffet und an im hangett, [21] es sei im leiden oder im friden. Es gehe uns bol odder ubel, so ist er bey [22] uns gantz in allem unseren leben, Auch so wir schwach odder starck sein, [23] was wir thun außbendig odder inwendig, wir sein an was ortt wir wollen, [24] ist er albeg bey uns. So gar nymmett er sich unser an. Dis ist allegoria, [25] wollen wider auff Historien komen.

 

[26] Es ist offt geschehen, das di weyber mitt eynander uneinß sein worden, [27] das nicht alles geschrieben ist, wi wol es der Text zcum Tayl anzceigt, alß [28] do Lia mit vordriß der Rachel auffwirfft, daß sie ir iren man hatt furgezogen. [29] Dis ist allein zcw unserem Trost geschriben, das wir die heyligen [30] nicht zcw hoch entpor heben, lasßen sie dennoch Menschn bleyben, auff das [31] nymandt vorzcage, ob er schon gefallen ist. Als wiederumb hatt gotth ettlich [32] exempl von den heiligen also geschriben, das sie greulich gefallen sein und nicht [33] wider auffgestanden, Dorumb das sich keynner uberhebe und ander leuth vorachte, [34] so er nicht in sunden ligett. Dise sein alle heilige leutth, doch fuert [35] sie gott also in einnem einfeltigen leben und geringen wesen do her, laset sie [36] auch fallen, das sie sehen, daß sie noch menschenn sein. Wir kunnen nicht [37] also leben, das wir nicht zw zeyten strauchlen, wir musen aber zcwsehen, [38] [Eph. 4, 26.] das wir nicht bleyben ligen, sunder widerawffstehen, wie Paulus sagt ‘Irascimini [39] et nolite peccare. Sol non occidat super iracundiam vestram’ &c.

 

 

 

[Seite 554]

 

[ 3 strauchlem 11 Pol. hier am Fuße der Seite: Tota scriptura Cognitionem Christi docet ]

 

 

[1] Nu sehen wir das, ob sie wol sich gestrausßt haben1, haben sie daneben [2] dennoch iren Jacob nicht verlorenn. So ist es mit uns auch. Ob wir wol [3] zcur zceyt strauchlen und etbas zcw vil thun, vorliren wir doch unseren Christum [4] nicht, so wir allein den glauben wehalten, dan der Glaben macht, daß uns [5] nicht kan schaden wider sundt noch Todt noch Helle, es muß alles undergeen.

 

[6] Also lernt uns di schrifft anders nicht, dan das wir eben lernen kennen, [7] was Christus sey, das ist Cognicionem Christi, Ecclesiae, fidei. Davon sagtt [8] [Col. 1, 9.] offt S. Paulus: Gotth geb, das ir Christum ye woll lernett kennen. Den [9] Christum haben wir gehoreth in Adam, Noe, Abraam, Isaac, und lerntt die [10] Schriefft gantz durch und durch nichts, dan wer diser Christus sey, was er [11] nutzs seye, was wir von im hoffenn sollenn &c..

 

 

 

 

 

 

 

[12] 91.

[13] DOMINICA SEBASTIANI

[14] apud Augustinianos.

 

1521

 

[Seite 554]

 

20. Jan. 1521.

 

[ 34 Am Rande: Bonitatis exemplum]

 

 

 

[15] [Matth. 8, 1 ff.] Euang. Math. 8. De leproso et paralytico curatis.

 

[16] Daß Euangelium soll man also vorstehen, das es nicht allein sei ein [17] historia der ding, di von Christo geschehen sein, sunder auch, das es seye eyn [18] exempel und anzceigung aller der werck, die gotth in uns wircket, wi er uns [19] durch disßen Menschen genad erzceygeth. Daß Euangelium heist nichs anders [20] dan eyn froliche Botschafft, nichtes anders ist darinne dan ein frolicher anplick [21] Christi, dardurch er die hertzenn frolich macht und sterckt vorzcagte gewisßen. [22] Es musß da hin kummen, das wir Christum also versteen und fassen [23] und in Inn glawben, wi daß euangelium anzceigt. Disses erkentnuß machett [24] ein rechten vorstandtt Christi, das ist des euangelii und eins rechtgschaffenen [25] glaubens.

 

[26] Dises geschicht Christi ist geschehen nach der predig, di er gthan hatt [27] auffenn bergk. Ist ein schone, lange Sermon. Matheus hatt iij gantzer [28] capita darvon und stehett darinnen alles, was einnem christenn menschnn [29] von noten ist zw wisßnn, wie er lebenn und thun soll. Es ist aber zcwerbarmen, [30] das wir itzundt so gar nichs darvon wisßenn.

 

[31] [V. 1.] Nach der selbigen lerhe ist Christus gestiegen vom bergk und Im nachgefolget [32] das volck, do hatt er di zwey zceichen gethan.

 

[33] Zcum Ersten musßen wir ins herzs bilden die gutikeyt und genade [34] Christi unsers herren, das er zcw nichs kumen ist dan zcw dinen und wolthatt

 

[Seite 555]

 

[ 1 Am Rande: Summa Euangelii non est aliud, nisi quoddam speculum et exemplar bonitatis et misericordie 6 Am Rande: Quomodo orandum 11 H G 13 Am Rande: Exemplum lib. Christianae 14 austrecket 17 Am Rande: Contra ambicionem 18 v in vör aus f geändert, wohl kaum umgekehrt 21 Pol. am Kopfe der mit “wol” beginnenden Seite: Mira diversitas in Christi operibus et verbis]

 

[1] zw erzeygen dene, dy es wedurffen. Wie liplich und freuntlich stellet er [2] [V. 2.] sich hie gegen disen beyden. Derr aussetzige was durstig1 und eins grossenn [3] glawbens, das er kame und betett in an. Es durfft keynner in die gemeyn, [4] mussten vom volck abgeßundertt sein. Widerumb stellt siech Christus gantz [5] freuntlich. So groß und starck der glaub ist, Szo starck und groß, ja viel grosser [6] ist die genade. Ist auch ein exempel, wi eyn rechtschaffen gepette sein soll. Er [7] glaubt gentzlich, daß in Christus kan gesundt machen. Doch stellet er es yme [8] heym, Ob ers thun wolle.

 

[9] So sollen wir auch betten, und wer also bettet, der wird gewisßlich erhorett. [10] Unser gebett, soll es recht gehen, musß es also geschickt sein, das wir [11] unsern Herr Gott nicht das mall stecken, das ers thue, wan wir wollen, [12] sunder wir sollens im heymgeben, wan, wue, und wie baldt ers thun wolle.

 

[13] Weitter ist es auch ein exempel Christianae libertatis, das wir vom gesetzs [14] [V. 3.] freye sein. Dan es was wider alle geseczs, das Christus die handt austrecket [15] [Röm. 10, 4(?).] und greifft den aussetzigen an. Christus abrogavit legem &c.

 

[16] [V. 4.] Darnach sagt er ‘gang hin und sags nymandt’. Es stand do ein groß [17] volck umb in, dennoch verbeuth er im das, das ers nymandt sag. Locus [18] communis est contra ambitionem: Das man sich huete vör eyteler erhe. [19] Mattheus beschreibt Christum als ein Menschen und ein geringe person, wi [20] er do her geth, wie die anderen menschen in eynnem gemeynen weßen. Er [21] hette wol ursach und Recht, das er sich mocht lassen ausschreyen. Doch thut [22] ers nicht, Allein darumb, das er ein exempel geb, als ein Mensch thun [23] soll. Redetts auß gantzer einfeltikeyt als ein lauter, pur mensch. Christus [24] wirckt alweg also, wi es die gelegenheit gibt, was im goth furgibt. Wan [25] er gotth soll seyn, so ist ers, Soll er ein mensch sein, so ist ers und thut, [26] wie eyn Mensch.

 

[27] [V. 4.] Auffs letzst sagtt er ‘gang hin und erzceyg dich den priestern’ &c.. Ist [28] aber ein zceichen, daß er handelt, wi ein laütter Mensch, macht siech dem [29] gesetzs underworffen, so er doch nicht under dem gesetzs war, hatt siech gantzs [30] wollen halten, wie ein ander, Thut alles, was und wie es ime furkummett. [31] An eynem ordt thut er, waß er am anderen nicht thut. Oben hatt er nicht [32] nachem gesetzs gthan, hie thut er darnach.

 

[33] Die aussetzigen dorfften nicht under die leuth kummen, sie hetten dan [34] zceugnis genomen vom priestern, das sie rein weren.

 

 

 

[Seite 556]

 

[ 2 Pol. hier am Kopfe der Seite: fides Centurionis superior fide leprosi 11 Pol. am Rande: Hieronymus tamen dicit, de presentibus Christum loqui, non exipiens apostolos, sed prophetas et patriarchas. Forte alius interpres hec facit. 21 Über “ers” von Polianders Hand: Christus 29 Pol. am Fuße der mit ad modum schließenden Seite: Miratur Christus vere 35 Glauben] Gl:]

 

 

 

[1] De Centurione.

 

[2] [V. 5 f.] Diser Centurio spricht nicht: du kanst helffen odder wilst helffen. Schlecht [3] sagt er im seins knechts geprechen. Ist noch ein hoherer glaub dan des [4] leprosi. Er denckt, es sey nicht noth, daß er viel darvon reden soldt, legt im [5] allein die Notth fuer. Und als viel grosserer hie der glaub ist, also viel [6] grosßerer ist die gnad auch. Dieser bietth allein im gmuete. Darumb sagt [7] [V. 7.] Christus ‘ich will selbes zcw ime kumen’. Spriecht nicht: laß in zcw mir [8] tragen. Dieser man hetthe woll mugen leiden, das Christus zw im wer [9] gangen. Doch hatth er siech so unwirdig geachtett und Christum so groß [10] geschatzst.

 

[11] Cave hic offendaris interpretacione Hieronymi. Man soll die wortth [12] lasen stehen, wie si ligen. Si wollen dem Christo heuchlen und zcihen die [13] apostel auß dem wortt Christi: Di apostell hetten noch nicht sulchen glauben. [14] Es ist groß, das er glaübt, das Christus an dem Ortt soll helffen, do er [15] nicht gegenwertig ist. Dieser glaube Musß auch in uns sein. Dardurch [16] wisßen wir, daß Christus an allen Ortten helffen kann, auch mittem under [17] den feinden, im Todt und der hellen. Also musß man den glauben ubenn [18] und probirenn.

 

[19] Das der Centurio glewbe also, daß Christus seinen knecht mug mitt [20] eynnem wortt gesundt machenn, declariert er selbs argumento a Minore: Ich [21] kann mit eynnem wortt außriechten, waß ich will, wie viel meher kann ers [22] thun. Dan waß gott wircket odder handelt mit uns, richtett er alles mit [23] dem wortt aus. Wie man liest von S. Agnes der Junckfrawen, daß sie gesagtt [24] hatt: Meyn herre Christus kann all ding mit dem eynigen wortt [25] zcwwegen bringenn.

 

[26] [V. 10.] Mattheus sagtt: Christus hab sich vorwundert, das der Centurio so [27] grossen glauben gehatt habe. Hie sagen sie: Er hab siech nicht warhafftig [28] vorwundert, sonder alßo gestellet, als ob er siech vorwunder, deutten daß [29] ‘Miratus est’ also, daß es heyß: ad modum mirantis se habuit. Man musß [30] die wortth nicht anders gloßiren dan ‘er hatt siech warhafftig verwundert als [31] ein ander Mensch’. Et hic admiracionis causa est ignorancia. Man muß in [032] ye eyn menschen lasßen beleybenn, der ettlich ding nitt hatt gewist. Weitter [33] [V. 10.] sagt Christus ‘dico enim vobis: multi venient’. Hie ist er ein prophete. [34] Dann an disem ordtt vorkundigtt er vocationem et electionem gencium, als [35] ob er woltt also sagen: Ich sehe woll die heyden starcker sein im Glauben [36] dan die Israheliten. Darumb wirtt Gotth eyn Orteÿll gebenn, daß diese [37] vorworffen sollenn werdenn und die heyden angenomenn.

 

 

 

[Seite 557]

 

[ 6 Pol. am Fuße der mit “getth” schließenden Seite: Tenebrae exteriores et interiores 7 Pol. hier am Kopfe der Seite: Lepra significat impietatem        Paralysis neglectum bonorum operum 9 “gebrechen” ist Zusatz Polianders 22 leeer 23 “do” ist Zusatz Polianders]

 

 

[1] Eüserlich finsternuß ist, das man von gotth gestossen wirtt, beraubtt [2] des lichs der genaden auch des euserlichen. Also widerumb innerlich finsternuß [3] heissetth die geistlich finsternuß, allein gotth sehen. Wan gott die vornufft [4] gar vorplendett, sicht gar nichs ausßens. Ine dissem finsternuß wirtt [5] man selig und kummet in eyn liecht, das nymmet entpfindet, dan der, der durch [6] daß finsterniß getth.

 

 

[7] Hactenus historia, nunc mysterium.

 

[8] Dis Euangelium heltt uns zcwue kranckheyt fur: lepram et paralysim, [9] das ist [gebrechen] im glauben und guetten werckenn. Lepra proprie est [10] impietas, falscher waen, Misßglauben, unrechter vorstandt gottes. Diese kranckheit [11] macht allein den leib ganzcs unreyn, vorgifftet und voll unflatth. Das [12] fleysch und das geblueth reizcett es zw der unkeuschheyt. Darumb heisset [13] mans reynigen. Also auch diese geistlich lepra vergifftett die seel und verunreynneth [14] sie vor gottes augenn.

 

[15] Der glaub ist ein natuerlich wesßen eines Christen. Ist alles rechtfertig, [16] rein und gesundt, was an der gantzen seel ist, Ist daß hawbtgutth und das [17] beste Stuck der gsundtheyt der seelen. Wan das nicht ist, sein die werck [18] alle unrein.

 

[19] Diese kranckheit ist auch wurckhafftig, unruegich. Ist alles flechtig und [20] contagiosum, unkeüsch. Ist keyn suchtiger, fligender plag dan der falsche [21] [2. Tim. 2, 16 f.] wane und unglaub.1 So sagt Paulus ‘Mali ad peius proficiunt, et sermo [22] eorum sicut Cancer serpit’. So thuetth auch alle falsche leer und unglawb. [23] Darumb gehett alle lehr Pauli [do] hinn, das man siech huet vor falschenn [24] predigernn. Dan ye zarther und gottfurchtiger seel sein, yhe eer sie vergifftet [25] werdenn, fasshen den giefft. Als der aussatzs greufft geren nach dene, die do [26] zcertlich sein. Und am ersten gehett der giefft ein underem schein gottliecher [27] lerhe und Namens &c..

 

[28] Dieser lepra macht den menschen unkeusch. Das ist: die falsche lerer [29] thuen allen iren vfleysh, das die gantzs weldt durch sie vorgifft werde: doctrinam [30] suam cupiunt in omnes proseminare. Das ist darumb, Quia veniunt [31] [Jerem. 23, 21.] et non sunt missi. Als der prophet sagtt ‘Currebant et non mittebam eos’. [32] Sein vormesßen und freybillig yderman zcw leren, konnen siech irer leher [33] nicht enthalten, musßens von siech bringen.

 

[34] Soll der Mensch von dem aussatzs gereynigtt werden, Muesß er zcw [35] Christo kumen. Das musß durch predigen geschehenn. Darumb getth der Text

 

[Seite 558]

 

[ 3 Pol. am Fuße der mit “das” schließenden Seite: Manum imponit Christus 14 gottʃs 18 Pol. am Fuße der mit “man” schließenden Seite: Verbo sanantur aegroti]

 

[1] auff eynander. Christus hebetth an und lerneth, darnach greyfft er den außsatzs [2] [V. 3.] ann. Von ersten. Christus legtt sein handtt auff den Leprosum, das [3] ist, das nicht unser werck uns mögen frume und reyn machen, sunder seine [4] [Tit. 1, 13.] werck mussens thun, also daß sie unser werden. Dardurch werden wir seligk. [5] Paulus ist fhleyssig zcwsagen de doctrina sana. Als ad Titum ‘Sani in [6] fide’, und sunst ann viel orttenn. Das gehett allein contra hanc lepram, das [7] man nur woll zcwsehe, daß man siech nicht mit eigenem wercke frum zcw [8] machen gedencke, Sunder allain an Christo haltt und ann seyne wercke.

 

[9] Paralysis ist ein kranckheyt in glidern, die macht, das der Mensch nichts [10] kann wircken: Neglectus operum charitatis. Paralytici sein die, wie woll si [11] wisßen, was sy glauben sollen, doch uben sye den glauben nicht. Die lieb [12] macht paralyticos gesundtt, macht guette werck. Fides macht gegen Gotth [13] rechtfertig, Charitas gegen den leutten ausßen. Do spricht Christus eyn wortt, [14] ßo wirte der kranck gesundt: wen man die predige horett und das wortt gottes, [15] so kummett der geist. Also sein hie zcwey wunderzceychen beschrieben: de purgacione [16] leprae et sanacione paralysis. So gett das euangelium durch auß, [17] So auch Paulus lernnet albeg: von ersten fidem, darnach opera. Von erst, [18] wie man siech halten soll gegen Gott, Darnach, was mann handelen soll mit [19] den Leutthen.

 

 

 

 

 

 

 

[20] 92 (= 69).

[21] IN GENESIM.

 

1521

 

[Seite 558]

 

Septuagesimä; 27. Jan. 1521.

 

[ 24 q. d. 25 “wirtt” ist geändert in “wirdt” 37 Pol. am Kopfe der mit “es zcwgehett” beginnenden Seite: Deus humilia respicit || Diabolus et homines sublimia]

 

 

 

[22] [1. Mos. 30, 25 ff.] Dixit historiam capitis 30. de Mercede, quam Iacob

[23] postulavit a domino suo Laban.

 

[24] [V. 33.] ‘Respondebit mihi cras iusticia tua’, quasi dicat: Was ich von dir [25] krige zw loene, das wirtt so recht zcu gehen, das dw es selbst wirst musßen [26] bekennen werden1, dan die natuer wirckt auff deynner seytten.

 

[27] Diser Text zcaigtt ann, das der Laban unfreuntlich mitt dem Jacob [28] gehandelt hatt, Nach allem forteyll mit ime umgangenn, wi auch das volgend [29] capitel klarlich anzcaygt, hatt also mit ime gehandeltt, das Jacob nicht viell [30] gehabtt hatt. Er hatt viell mher im weichen und nachlassen musßen, dan er [31] schuldig waß. Die Schaff wandeln die fhell und farb ausß dem wasßer, Als [32] do sagen, di von dingen der Nattur schreyben. Etzlich sagen, Jacob hab mit [33] Magia naturali umgangen. Es ist aber nicht, Dan es ist eyn naturlich erfarung. [34] Dan es waiß ye ein scheffer des vihes nattuer und eygenschafft. Ich [35] wiel nicht zw tieff in die natur greiffen, wie es zcwgehett mitt der bildniß.

 

[Seite 559]

 

[ 4 H: gott 5 Gottlicher] G: 15 Das s in “weißs” steht über ß 18 H gott 28 Pol. am Fuße der mit “die” schließenden Seite: Opera apud deum aequalia sunt]

 

[1] Es kans nymandtt wegreyffen. Man liesßt historien, die auch schreibt Augustinus [2] von eynner kunigin, di ein mohrn hatt tragenn. Die schriefft greifft tieff [3] hinein, Brauchet etzlicher wordt, die sich nicht lasßen reden &c..

 

[4] Nuen woll wir sehenn, was ist unseren Herr gott ßo hoher maiestatt [5] daran gelegen, das siech sein Gottlicher mundt also demutigett, redtt ßo von [6] geringen dingen so gantzs, das er nicht mocht geringer sein. Der menschlichen [7] vornufft nach solldt die Maiestatt yhe mit grosseren, dapfferen dingen [8] umbgehen.

 

[9] Wier haben ein gott, der fureth solch farb und Tittel, das er herunder [10] sihett, nicht nach der hoehe, dan ßo er der hoehest ist, kan er nicht uber sich gesehen. [11] Widerumb der Teuffel und die menschen sehen allein uber sich, Wie [12] [Hiob 41, 9.] der heylig Job vom Behemotth schreybt ‘palpebre eius in altum erectae’, sein [13] [Spr. 30, 13.] augen sehen entpoer, sihett nor nach hohen dingen, et pro. 30° ‘generacio, [14] cuius excelsi sunt oculi et palpebrae in altum surrectae’. Menschen sehenn [15] allein nach dem, daß do weißs ist, vornufftig, gelerdtt, gunstig, reich, schoen und [16] waß der gleichenn ist. Also thuen gotliche hertzen nicht, halten sich nach der [17] [Röm. 12, 16.] regel, die Paulus gibtt, ‘Non alta sapientes, sed humilibus vos accomodantes’. [18] Also malet auch unsern Herr gott David im Psalter abe, das sein artth sey, [19] das er die augen herunder lasße, sehe allein auf das, ßo der weltt voracht ist: [20] [Ps. 113, 5 f.] ‘Quis sicut dominus deus noster, qui in altis habitat et humilia respicit in [21] coelo et in terra’. Braucht viel wortt, das er in recht beschreybe, das man [22] ye woll konne lernen, das er der sey, der nicht syhett nach den schetzen der [23] erden, nicht wue grosße gewaldt ist, nicht noch hoher menschlicher vornufft [24] und weyßheyt und was auff erden hohe ist und koestlich, siecht allein, was [25] geringe ist, und was die welldt vorachtett: Ist dem gott nicht dran gelegen, [26] ob im eynner dinen wiell mitt grosßen, schonen und gleisßenden wercken. Wans [27] hertzs nicht recht ist, ist es alles nichts, Ist im eyn werck gleich wie das [28] ander. Das will die doll, blindt huer, di vornufft, welche mit dem Teuffel [29] buletth, sych nicht uberreden lassen. Darumb ist von notten, daß wir diß [30] stucken, diese leher wol und mit fhleysß einpilden, das wir wissen, das unser [31] gatth allein dorinnen wollgefallen hatt, das nichts ist. Darnach sollen wir [32] also auch thun, das wier unser augen nicht lassen entpoer sehen, sunder herunder [33] sehen in die vorachtesth persone, die wir finden mugen. Also furth [34] die schriefft ire lerh durch und durch auß vom Abel, von dem ersten gerechten, [35] bieß auff Christum. Gott hatt albeg auff diese weiß gewirckett in seinen [36] [1. Kön. 8, 23.] heiligen, das der prophett woll von im sagtt ‘Non est similis tui coelo et [37] in terra’.

 

[38] Wan wir alßo herunder gefallen seyn, sollen wir frohe werden und [39] wissenn, das wir an dem ortt sein, do gott hin sihett. Es hatt woll kein

 

[Seite 560]

 

[ 5 Pol. am Kopfe der mit “seie” beginnenden Seite: Dolus Iacobi contra Laban 11 die erstʃ 19 wen's Pol. am Fuße der mit “Boserr” schließenden Seite: Omnia piorum opera deo grata/Omnia impiorum invisa

Pol. am Kopfe der mit “thut” beginnenden Seite: Non opera sed spiritus in scripturis observanda 21 the‘th 29 G. 30 güettern̄]

 

[1] schein, man musß es aber glauben. Ita tota scriptura nihil docet nisi [2] Crucem. Dann es thuet der natuer wehe. Wer aber auß der formm fellet, [3] den wirtt Gott auch nicht ansehen. Es muß ein starcker glaub thun. Ist [4] baldt herauß zufallen, diweils ßo gantzs kein schein hatt, als gotth do [5] seie, dan er greufft hie ane disßem Ortt so grob hinein, als er noch nÿe hat [6] than. Geringe wortt seynnes, doch ist darinnen eyn grosser, unaußsprechlicher [7] schatzs.

 

[8] 2m. Wie werden wir aber unseren Jacob vorteidigen, das er kein diebp sey, [9] so er mitt lisst dem Laban die schaff entzeücht? Hett er nicht diese kunst gelernet, [10] wurde er woll weniger schaff kriegett haben, darzcu legett er die Rutth [11] ins wasser, wen die ersten laufft1 ist und am hitzigsten. Die vornufft wird [12] hie nicht anderst richten, dan das Jacob hab unrecht than. Er muß von [13] ir eyn sunder und Boßwicht werden. Darumb musßen wir hie sagen von [14] unterschayd der werck alßo, das wen man eyn werck thutt nicht im geyst und [15] im glauben, die sein nicht recht gutth, ob sie auch das best anshen hetten. [16] Ist aber der glaub do und das hertze gegen gotth rechthafftig, Szo sein alle [17] werck gutt, di do vom menschen geschehen. Darumb muß es offt geschehen, [18] das eynerley werck gutthe und nicht guth sein. Wans ein frumber thutt, ßo [19] sein sie gutt, gefallen gott woll, wenes eyn Boserr thut, verwirfftt sie gott, [20] nimbptt sie nicht anne. Es thuen offt gottes kinder eyn werck: wen es eyn [21] ander theth, wer es fur yderman strefflich. Est ergo accurate observandus [22] hic canon in scripturis: Das man nicht in die werck, sunder in spiritum [23] gehe, auch das man nicht solle eyn itzlichs werck, daß die heyligen than habenn, [24] nachfolgenn, sunder sollen der heylligen glauben nachvolgenn. Solt man nach [25] denn wercken richten, ßo wer Jacob oeffetlich fur et adulter gewest. Lamech [26] strafft gatt, daß er zway weyber hatt, also auch Esau den brueder Jacob, [27] Jacob nymmet vier eheweyber, und gefellet gott allein darumb, das ers hatt [28] außem geist than und ausß eynnem rechtschaffnenn hertzenn, wie er selbs [29] sagtt und der heilig Geist. Hats darumb lasßen schreybenn ‘cras respondebit [30] [V. 33.] tibi iusticia mea’. Er hatt musßen gedencken, wie er auch etbas von güetternn [31] kriegtt, Laban will im nichs geben. Er mußt tag und nacht ligen in der

 

[Seite 561]

 

[ 2 Pol. am Fuße der mit “dye” schließenden Seite:

[Tabelle: ] [Tabelle: ] 

2/3 Pol. am Kopfe der mit “gerechtikeytt” beginnenden Seite: Periculosa Imitatio operum in sanctis 28 sunt ist Zusatz Polianders zcwer 32 Pol. am Fuße der mit “sollen” schließenden Seite:

Verbi divini virtus

Verbum ecclesiae signum

Baculi Iacob ovibus propositi in aqua]

 

[1] Erbetth. Laban wil nicht, das seyn guth auch gemertth werde. Darumb [2] stelletth es Jacob nicht auff sich adder auff Laban, sunder allein uff dye gerechtikeytt [3] und gottlichenn wolgefallen: hette er recht darzcw, Gott wurdes [4] ime woll gebenn. Ist alles eyn ordenug des almechtigen gottes. Gott hatt [5] dye große mued und Erbeytt gesehenn, die Jacob leydett beim Laban, das er [6] was gehalten mitt den weyberen wie sunst ein vorachter knecht. Drumb hatt [7] gott seyn gelassenhaytt angesehenn und durch ein sulche weysß ime sein guett [8] gemeretth.

 

[9] Es soll aber nymand baldt siech furen lasßen in nachvolgung, das er [10] eyn sulch werck woltt auch wald also hinach thuen. Gotth lasßet alleyn [11] drumb etzliche exempell der heyligen schreyben, das sie ergernuß geben, darumb [12] daß man nicht den exempeln nachfolg, sunder den glauben der heyligen. Es [13] sein viel werck der heyligen leutth, daran siech die vornufft musß stosßen. [14] [Luc. 7, 23.] Darumb hatt uns Christus wol gelerneth: ‘Beatus qui non scandalizatur [15] in me’.

 

 

 

 

[16] Finis.

 

 

 

 

[17] Hec de historia, Iam ad mysterium.

 

[18] Wir haben gehordt, das die vier weyber Jacobs sein figür und tipus [19] Ecclesiae. Nuen wue dy kirch ist, mueß albeg auch seyn predicacio Euangelii. [20] Dan man kan der zcweyer keyns von dem anderenn teylen und absunderenn. [21] Ecclesia wirtt geborenn, ernehret, erhalten, erzcogen, geharnyscht [22] allein durchs wortt. Darumb hat gott ganzcs nichts hinder im gelasßen, [23] alßo das er auch seynn eygene mutter ubergab, dan allein das wortth. Das [24] ist alleyn der schatzs, den uns Christus geben hatt. Haben wir den, ßo seyn [25] wir rechte Christen, dye rechte christliche kirch. Wu aber das nicht ist, do ist [26] auch die christlieche kirch nicht. Hie furett man die schaffe zw̓ der weyde, wye [27] disße figur anzceygtt.

 

[28] Oves [sunt] Christiani, ecclesia, dise soll Jacob, die prediger, zcwer weide [29] furhen und in zcw trincken geben, predigen das wortt gottes, dardurch die seele [30] geweidett wirdtt. Jacob schneydtt drey stecken und legett sie in die wasserrinnen, [31] das ist, das die prediger dem volck spruech unde exempell, alleyn auß [32] der heyligen schriefft fuerlegen sollen.

 

 

 

[Seite 562]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit “der” beginnenden Seite: Lex || Euangelium 10 hoerr']

 

 

[1] Der Baum ist Biblia, die gantzs h. schriefft, die steckenn wedeutten [2] wordtt, sentenzcs, auß der schriefft genomen. Das aber der steckenn drei sein, [3] bedeuttet die predig und wie man glauben solle divinam τριάδα. Das aber [4] Jacob die steckenn schelett und bund machett, wedeutth, zcweyerley predig [5] Euangelii et legis: vox Moysi verbum irae, vox Christi verbum gracie. Die [6] steckenn muesßen halb weyß, halb schwartzs seyn, Halb geschelett, halb ungescheletth. [7] Das ungescheltt weysßett an predicacionem legis. Lex maleth [8] ab, wye der Mensch soll seynn, Ist allein eyn spiegel, do mann inne sehett, [9] wie man leben soll. Diese predieg hilfft aber nichs zcuer frumbkeytt: wan [10] ich meyn leybtag1 hoerre, dw soldtt gott lieb haben, macht mich es dennoch [11] nichs wesser, kummett nymmer ins hertzs. Aber die weyß farb, das geschelte [12] am stecken, zcaygtt ann predicacionem Euangelii, das ist ein gnedige predig, [13] lernetth, wue man es nemen soll, das man frume wirtth, Lernetth allein [14] Libertatem christianam, wye man inn Christum soll glaubenn und eyn vortrawen [15] setzenn. Der steckenn mueß nicht gantzs ungescheldtt bleybenn. Man [16] soll nicht allein legem predigen Omisso Euangelio. Alßo kummetth man [17] nuen beim wasßer zcw samen, do hoern mir die predieg, die muessen wir woll [18] eyn pilden und ins hertzs fhasßen, darvon werden wir schwanger, gewinnen [19] lüst und habenn liebp faciendi legem &c.

 

 

 

 

[20] ΤΕΛΟΣ

 

 

 

 

 

 

 

 

[21] 93.

[22] EODEM DIE

[23] in coenobio Augst.

 

1521

 

[Seite 562]

 

Septuagesimä, 27. Jan. 1521.

 

[ 23 Neben der Überschrift von Polianders Hand: Dominica Septuagesimae]

 

 

 

[24] [Matth. 20, 1 ff.] Euang. Matth. 20o de operariis in vineam conductis.

 

[25] Ich weysß von dem Euangelio gantzs nichts. Ist ßo hoeh und finster, [26] das ich nicht weyß, wie ichs angreyffe. Das sehen wir aber, das der grunth [27] weschlueß und gantze maynung darvon ist, das die letzten die ersten werden. [28] Wie siech die rueffung zcwsamen fuegen, kanne ich nicht riechten. Doch wollen [29] als viel darausß suechen, als wir kŏnnenn.

 

[30] Der Weingartthe ist die christlieche kirch, alß weytt die gantze weldtt, [31] [Joh. 15, 5.] wie Christus sagtt: Ir seytt die weynreben. Alle die do glauben, wagßen in [32] dem stock Christus durch einleybung des glaubens. Operarii sein die prediger, [33] darzcw gefodertt, das sie sollen die weyngartten erbetten. Nuen ist, als die

 

[Seite 563]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Pol. am Fuße der mit “heysßet” schließenden Seite: Palmites sumus in vite Christo per fidem insiti        Pol. am Kopfe der mit “die” beginnenden Seite: Operatur dominus vineam suam non ferreis instrumentis, sed spiritu operante, de quo opere Esaias: Mutabit gladios in vomeres, idest, spiritus mutabit linguas hominum malas in salutiferas Christi laudes. Verbo itaque purgantur vites, operarii sunt Episcopi et Sacerdotes, idest ministri verbi, sed hoc opus periit. 15 wel'tt 25 v h gott 30 Am Rande: In der eylfften Stundt seyn wir wis an jungsten tagk 32 Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden Seite: Ultimi gratis serviunt deo 34 lo̓nns 35 zcwge̔e]

 

[1] Schriefft fuertt, auch noch ein weyngarten, der heysßet die heyligen schriefft [2] selber, darinn sollen erbetten die prediger. Von dem erstenn wollen wir [3] [Jes. 5, 7.] sagen, davon auch Esayas sagtt ‘vinea domus domini’. Gleich wye die weynhecker [4] mitt iren weynhawen das erttrich auffhackenn, reynigen die weinstock, [5] so sollen die prediger auch durchs wortt Gottes reynigen die christen, dan die [6] weinhauen bedeutt dye zungen der prediger, wie sie auch Esayas nennetth.

 

[7] Nuen werden funferley wercklew̓t beruffet und gedingett ime weingarten [8] zcw erbetten, zcw der ersten, drietten, sechsten, neunden und eylfften stund. [9] Mitt den ersten vorpindt er sich, mitt den andern vorpinth er siech nicht, [10] sagt allein, Er woll ine geben, was pillig ist. Mitt den letztenn vorpindt er [11] siech gar nichs, Heist sye noer in seynn weyngartten. Es habenn viell an [12] dem loco geerbaytt, weysß nicht, ob sies troffen haben. Ich wille auch versüchen, [13] Treff ichs, ist guetth.

 

[14] Dye erstenn, die siech vorpinden, sein die, dy zcw der zceytt Moysi gelebtt [15] haben. Wir lesen garnichs vom Anfang der welth von predigern, mitt [16] den siech gott vorpunden hatt. Dan Abraam und Noe &c.. haben kein [17] gpott, Sunder allein die zcwsagung, dorfften keynner predig, keynner lerh, [18] wurden all gelernnt von dem H. geyst. Aber mit Moyse hatt er siech vorpunden [19] [2. Mos. 3, 8.] Teglich, Hatt ime zcwsagung und gesetzs gebenn, Sagtt ‘Tibi dabo [20] terram lacte et melle fluentem’, und neben dem landtt sagtt er auch im zcw, [21] geystliech landt, geystliech freud, ebig lebenn. Die weyll wir nun in der [22] Schriefft kein bundt sehen, dan als siech goth mitt Moyse vorpunden hatt, [23] wollen die selbige zceytt vorstehen durch dye erste stund.

 

[24] Die anderen drey stund, dritte, sechste, neunde, bedeutten Tempora prophetarum, [25] die gehoren noch alle ins alte Testament. Unser herr gott hatt [26] viel prophetten geschieckt, ymmer lassen das volck reynnigenn, das sie fruecht [27] brechten. Diese haben alle viel erbaytten musßen und ist inn sawer worden. [28] Aber im Newen Testamenth durch das euangelium getth es viell leichter und [29] schneller zcw, dan durch Jhenes wordt, drumb hatt die eylffte stund noer ein [30] stund uberig am Tage. Das bedeuth, das ye weytter man ist vor der gnade, [31] yhe mher und ye lenger man erbetten mueß, ye weniger fruchtt es bringtt. [32] Mitt disen operariis macht er keyn pundt, das wedeutth die freyheytt des [33] geystes, der nyrgenth an siech binden lesset. Sie gehen umb keins geltzs willen [34] inn gartenn, diennenn umb keyns lonns willen, haben doch eben dye selbige [35] Fruecht als di Jhene mitt grosser erbaytt. Wie das zcwgee, woll wir sehen.

 

[Seite 564]

 

[ 10 Pol. am Kopfe der mit “diesen” beginnenden Seite: Primi legis populus 23 Pol. am Kopfe der mit “landt” beginnenden Seite: Ex itenere trium dierum factum est iter 40ta dierum et deinde totidem annorum propter culpam Iudeorum 31 zcwge̔en]

 

[1] Gott hat Israhell, dem volck, zcwgesagtt viel zceytliech guetth, Darzcw das [2] ewige leben versprochenn, uns aber, die wir nicht Juden, sunder heyden sind [3] gebesen, ist nichts vorsprochenn. Darumb muesßen wir die zcwey gegen eynander [4] haltten. Es ist nicht muglich, das eynner recht frume werde, denn [5] man alleyn heyst thun, was man Thuen soll, wan man nicht auch sagtt, wu [6] man es nemen soll, das mans Thuen kann. Dann es den Menschenn unmuglich, [7] das er auß eygenen krefften gottis gepott halten mug. Dan ob er [8] schan in ausßerliechenn weckenn so erzceygtt, als halte er gottis gebott, Ists [9] doch ime hertzenn nicht, Thuetß alleyn auß forcht odder genyeß halben. Mitt [10] diesen wiel es viel muede und erbaytt habenn, ist mitt in eyttel und ebieg [11] predigen. Bringtt dannoch wenig frucht, kwmen spatd dohinn, das sye ausßem [12] hertzenn und ausßm grundt frümme berden. Werden nohr vor der weldtt [13] grosße frumme leuth, vor der weltt seyn sie die ersten, gehen oben an, helt [14] si ydermann fur dye bestenn. Es hatt eyn ansehen, das sye viel merh gutte [15] werck thun dan die andern, di do in die letzte stund gehoeren. Aber dieße [16] erbaytten bald ausß, kumen baldt darvonn, geschiecht hie noer eyn predig, [17] wo dort vilerley predig geschehen musten. Diese bringen viell fruchtt, kummen [18] zcw der rechtschaffenen frumbkeyt, dye do ist ime hertzenn und ime glawben [19] stehett, wilchs nicht anders ist dan eynn freyhaytt des geystes. Also werden [20] dye ersten dye letzten und dye letzdsten dye ersten, wye Christus hie weschleusßett. [21] Darumb ist recht gesagtt: Longum iter per precepta, charitas compendium [22] habet. Dis zceygtt an dye historia in libris Moysi. Die Juden hetten eyn [23] kurtzen weck gehatt, nicht viell uber drey tagreysße ins chananeyß landtt. Sie [24] sprachen aber, gehen wir hinein, werden die heyden kwmen und uns hinter [25] sich treyben. Darumb mustenn sye eyn weytten weck umbzihen, so das sye [26] vierzcig tagreysß musten haben, und darnach, do sye ßundigten, konden sye in [27] vierzcig Jaren nicht hinein kommen. Weren sye kumenn und hetten geerbaytt [28] zcw der eylfften stund, were noer noch ein stundt zcw erbetten gebessen, [29] furchten aber, der Teuffel wurde sye vorfholgen, hatten nicht ein fhesten [30] glauben und freyen geyst, darumb must man sye weytt herumb fueren, mitt [31] viell gesetzen muste es zcwgeen, das sye mortificirtt wurden, wis sie hinein [32] kommen mochten.

 

[33] Das euangelium sagtt von vierley erbetter, die in gartten gefodertt [34] sein. Darnach sein kumen die zcw̓ der eylfften stundt. Das ist, man musß [35] viell ubung, viell werck haben, viell lernen und predigenn, das den Adam [36] zcwingt, doch kumbpt man nicht do mitt hinzcw. Es musßen, die zcw der [37] letzten stund kummen, das euangelium predigen, das man erbeytt auß [38] freyem geyst.

 

 

 

[Seite 565]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit “Der geyst” beginnenden Seite: Mortificatio carnis primum et difficilius paratur, libertas spiritus deinde et facile 10 “den” ist aus “das” geändert 15 “vordingt” ist in “vordinet” geändert]

 

 

[1] Der geyst soll der erst seyn, der leybp der letzste. Das keren Jhene [2] umb. Darumb muesßen primi Novissimi werden und novissimi primi. Man [3] mueß erst predigen mortificationem Carnis szo lange, das der geyst frey werde, [4] szo lang, das primi novissimi werden. Es will viel mher erbaytt und [5] mude haben, wis man das fleysch dempffe, dan wie man den geyst frey mache. [6] Darumb seyn auch viell mher, di do legem predigen, dan die das Euangelium [7] &c. Alßo ist in dieser parabola nichs anders anzcaygtt, dan [8] Ministerium litterae et ministerium spiritus, fructus legis, Euangelii, alßo [9] auch die gantze schriefft durch und durch anders nicht leretth &c..

 

[10] Nuen wan die Erbatter den lon sollen entpfangen, muerren dye ersten [11] und zcw̓rnen, das sie nicht merh sollen nemen, dan dye anderen &c.. Im Alten [12] Testamenth, do Christus kame, do die Juden das frey Euangelium hoertten [13] an viell gebotten, faren jhene zcw und bleyben wey dem pfennig, vorliren [14] doruber das Euangelium und schaffen nicht frucht. Haben lang geerbaytt, [15] wollen darumb besser seyn und merh vordingt1 haben. Szo spricht er aber [16] ‘Diese sollen das Euangelium eben als woll haben alß ir’. Mitt den er siech [17] vorpunden hatt, krygen nicht merh dan die anderenn, Gibtt diesen eben alßo [18] viell als jhenen. Spriecht: Ich bin guettigk und barmhertzig, Mag thuen, [19] was ich wyll, Dw̓ hast mit mir um dem pfennig dingett. Dieser zcang hat [20] sich dan angehoben und beretth ymer fortt, als lang dye welt stehett Inter [21] predicatores legis et euangelii &c.

 

 

 

 

[22] ΤΕΛΟΣ.

 

 

 

 

 

 

 

 

[23] 94 (= 70).

[24] IN DIE PVRIFICACIONIS MARIE.

 

1521

 

[Seite 565]

 

2. Febr. 1521.

 

 

 

[25] [Luc. 2, 22 ff.] Euangelium Luce 2.

 

[26] Dis Euangelium haben wir furhin offt gehandelt,2 wollens itzundt auch [27] fuer uns nemen, di weyll es siech so gibtt, dan Es ist eyn ßůlche lerh, das [28] man nymmer genug darvon reden, horen odder gedencken mag &c..

 

[29] Zcwm ersten sehen wir, wye siech die Mutter des kinds gibbt under [30] das gesezcs Moysi. Gotth hett woll mugen Christum lasßenn auff eynn andere [31] weyß geboren werden lasßen, dan durch flayschlich gebůrtt, wie Eva geborenn [32] hatt alle ire kinder. Er hat es aber wollen gehen lasßen nach der natuerlichen [33] weyß, das Er soldt von eynnem weyb gebornn werden, hette ein natturlich [34] mutter und were eyn naturlicher fŏnn, darumb das er dem jhamer hulffe, [35] der allen menschen angebornn ist.

 

 

 

[Seite 566]

 

[ 2 Err's        “got” ist Zusatz Polianders 11 Pol. am Fuße der mit “volck” schließenden Seite: Mulieres adhuc Moysi populus sunt 15 “hab geopfert” ist Zusatz Polianders 18/19 “ßo dapffer” ist Zusatz Polianders 21 Am Rande: Ad spiritum 25 “gezciret” ist Zusatz Polianders 26 gar'r 28 Pol. am Kopfe der mit “Zcwm” beginnenden Seite: Obnoxios nos faciamus etiam non debitis officiis]

 

 

[1] Der Euangelist beruefft siech viermall auffs gesetzs Moysi. Was ist im [2] ßo grosß von noetten, das Errs als offt anzceugt. Szo hatt [got] geordneth [3] [3. Mos. 12, 2 ff.] Levitici 12, das wen ein weyb gepuhr, muest sie viell tag unrein bleyben. Do [4] her kummet noch, das die weyber in wochen liegen. Das ander de Oblacione: [5] Es must das weyb, ßo ire tage auß warden, dorinn sie waß unrein gewest, [6] [2. Mos. 34, 19 ff.] in tempel bringen das kindt und gotth geben. Ex. 34. Darumb fuertt er [7] hie den Spruech an do selbst: alles, was do geporen wirtt, ßo es ist mendlin, [8] das soll seyn sanctum domino, idest heyltumb, abgesundert, zwgeaygnett und [9] geheyligett Gotth allein, das sich es nymmand darff annemen, Man mueß [10] gott allein geben. Von der weyß ist noch herkumen der weyber kirchgang: [11] weyber seyn noch Moysis volck.

 

[12] [3. Mos. 12, 6.] Das dritt vom opffer, Levitici ut supra, das man must opfernn eyn [13] lemblein, das eyns Jars altth was, und eyn junge Tawben ader Turteltewblin, [14] wer es aber nicht vermocht, opfertt zcwey junge tewblein odder [15] [V. 24.] zcway Turteltewblin. Nuen sagtt Lucas dye Junckfraw [hab geopfert] zcway [16] Tewblin, als er sagen woltt, si hat siech nicht mitt den reychen gerechnett, [17] sunder mit den armen &c..

 

[18] Nuen hatt Lucas die Junckfraw auszcogen auß dem gesetz, setzett [ßo [19] dapffer], das sye nicht darzcw gehoerett, eben als schemett er siech fuer ir. Ist [20] der dreyen keyns nicht schuldig gewest zc halten.

 

[21] Zcwm ersten sollen wir gottes Barmhertzikeytt dancken, das er dieß [22] kindt dem weyb hatt in die schoß geworffenn, die sundlich natur, die an uns [23] allen ist, also geerhett, an welcher dŏch gar nichs guts ist. Hatt sundt, schandt [24] und all unser Jamer alßo wedecket und gezciret, das es nicht hoeher hatt [25] muegen [gezciret] werden. Alzo hatt er uns geratten, das er unser schandt [26] mitt eynnem sulchenn kostliechen kleyd zcwdeckt, nimptts garr hinweck, machts [27] reyn &c.., wie wir furgesagtt haben de Nativitate Christi.1

 

[28] Zcwm anderen sollen wir sehen, das wir auch thuen, wye hie die Junckfraw [29] gthan hatt, sollen auch das halten, das wir nicht schuldig sein. Das gehoertt [30] ad locum de libertate christiana. Do woll wir auff das mall von [31] sagen, die weyll es serh von noettenn ist, das man es woll lerne und fasße. [32] Von ersten soll man merckenn, das die christlich freyheytt nicht stehett, wie [33] viell leuth gedenckenn, daß man thun,2 was man wiel, und nymandt ansehe, [34] der siech ergeren moecht, wie wir noch sagen wollen, sunder wer die freyheytt [35] vorstehen wiell, mueß ime also imaginiren, als dye kirch getayllet seye in [36] zcwey stuecke und zcweyerley conspect hab: eynnes fur gottes angesiecht, das

 

[Seite 567]

 

[ 6 Pol. am Fuße der mit “sehen” schließenden Seite: Libertas Christiana        Pol. am Kopfe der mit “allein” beginnenden Seite: Fides pacem conscientie erga deum parit        “för” ist geändert in “vör” oder umgekehrt (Vgl. 555, 18) 9 gewiesszen 10 mer̓h 29 Über “horetth” von Poliander: cessat, tollitur 32 Pol. am Fuße der mit “furstenthum” schließenden Seite: Libertas Christiana quatenus se extendit et ubi tollitur]

 

[1] ander fur den leutten. Das ist ein ander weyß, wenn man in gottes augen [2] frumbe ist, dan wen man fuer den leutten frumb wirtt genennet. Gott will [3] das hertzs haben, hatt genug, Szo das frumb ist und rechtschaffenen1 gegen [4] ime: Euserlieche werck sehenn die leuth ann. Also sein wir fur gottes anangesicht [5] frey. Er sicht sein und unser angesicht. Wir kunnen seynes nicht [6] gesehen, sehen allein der menschen angesiecht. Darumb mugen wir vör gotth [7] kein frumbkeytt haben dan inwendig ime hertzen aber in der seele durch [8] den glauben, in welchen allein die freyheit stehet. Darumb ist sie nicht [9] anders, dan das ein mensch eyn guett, froelich und unerschrocken gewiesßen [10] habe. Dan er ist gotth nichs merh schuldig. Das gewisßen macht ein rechter, [11] starcker glaub. Wan siech meyn hertzs in vortrawen unde zcwvorsiecht gegen [12] ym setzett, das er uns woll zcwrechenn seyn volle genungthuung fuer alle [13] gepott, und nicht zcwrechen, ob wir schon zwweilen ubertretten. Dan das [14] hatt er uns zcwgesagt und darumb sein suen Christum fuer uns menschen [15] werden und sterben lasßen, durch wellchen die gepott alle erfulleth sein, und [16] seine gerechtikeytt uns zcwgerechnett, Alßo das er nichs von uns fodernn will, [17] wan wir noer ein sulch zcwvorsicht auff in setzen. Haben wir den glauben, [18] ßo sein wir schon frume, haben all gepott gehalten, durffen nichs merh, dardurch [19] wir frumme sollen werden, habens weraytt alles. Diesen glawben kan [20] nymet sehen, dan der in hatt, dann er ist inwendig im hertzen. Zcw dieser [21] freyheytt wirstw nicht kwmen, wan dw ausßnn thuest was dw wilst, dan do [22] mit wirtt das hertzs nicht reyn, frumb, frey, kriegst auch do mitt kein froelich und [23] ungefangen gewisßen, dw must an eynnem hoehern anheben. Die freyheyt kumett [24] von innen her, das wir mit gott eins seyn und wisßen, wie wir mit ime stehen.

 

[25] Wan wir nuen also mitt gott eyns sind und glauben, das er uns [26] frumb gemacht habe, alßo das wir zwer frumbkeytt nichs merh dürffen, [27] Muessen wier kumen zcw dem anderen aspect und sehen, was man inn der [28] Menschenn angesiecht thuen soll. Wan die seel alzo frey ist vor gottes awgen, [29] Ist dennoch der Euserlich mensch do fuer den leutten, do horetth die freyheytt [30] auff. Wan ich auß dem hertzen und auß der seele kumme fur dye leuthe, [31] Bin ich inn eynnem andern landt do ist meyn gelaydtt auß, hie muesßenn [32] wier zcoll geben2. Unser furstenthum, dorinne wir gantz frey sein, ist in der [33] seel inwendig und ime hymmell, Wie Paulus sagtt, fur gottes angesicht. [34] [2. Cor. 12, 2 ff.] Aber der leybp ist in eynnem frembden furstenthum, do mueß ich mich lencken, [35] handelenn und thuen, nach dem es die leutth leyden mugen, wie sichs reumen [36] will bey den, mitt welchen ich umgehe. Das ist ein freye gefencknuß: Das

 

[Seite 568]

 

[ 5 “erhalten” ist Zusatz Polianders        mehr 9 Pol. am Fuße der mit “in dem” schließenden Seite: Consciencia ex operibus erronea        Pol. am Kopfe der folgenden Seite: Non cognita libertate Christiana desperatur 14 “do und” ist Zusatz Polianders 23 Pol. am Fuße der mit “Euangelium” schließenden Seite: Lex exactor        Pol. am Kopfe der mit “Wer” beginnenden Seite: Sola fides pacificat cor 28 hulffʃ 36 “des teufels” ist Zusatz Polianders]

 

[1] hertz bleybtt ungefangen, ob wir woll muessen thuen was ander leuth wollen, [2] Thuen wirs doch auß eynnem freyen gemueth. So gehett die rechte freyheytt [3] nymber herauß, bleybt inwendig ungefangen. Nuen wen mann allein lerett [4] was man thuen soll, und schweigett des glawbens, das wir wisßen, wie wir [5] mitt gott stehen, kann siech das volck nicht [erhalten], kummet nymmer mehr [6] zcw der freyheytt, ist ymmer gefangen, welche gefengknus allein kümmet auß [7] dem falschen wan, den man fasßet von falschen predigern, dencken also: [8] Thuestw das werck, ßo bistw frumb, Thuestw es nicht, bistw nicht frumme, [9] macht im also in dem in den wercken eynn gewisßen, das ist eyn geystliech [10] gefencknuß, nimbpt die seel gefangen. Wider das gefencknuß soll man die [11] Christliech freyheytt predigen. Es wirtt sunst eyn martter mitt den wercken [12] und erbett ymmer dar, meynett, er sey woll daran, hatt doch eyn gebunden [13] gewisßen, Ist nicht recht froelich. Ubertriedt er eynn wenig, Ist das gebisßen [14] [do und] nymmett in gefangen, macht im leydtt, so meynnet er, es sey alß [15] verlorn, muß zculetst vorzcweifflen, kummett er nicht zcw rechtem vorstand [16] der freyheytt &c..

 

[17] Darumb wen man die rechte chrystlich freyheyt predigt, Soll man so [18] sagen: Ob du schon viel gebotth hast und thuest alles, was dw magst, ist [19] dennoch nicht gnung, macht dich nicht rechtschaffen und hertzlich frume, Macht [20] auch kein gutt gewisßen, dan dw wirst albeg finden, das dw nicht genung [21] gethan hast, das gesetzs wird ymmer merh von dir haben wollen, wirt [22] dich ymmer treyben, das dw nymmer magst zcw rue kummen. Also mustw [23] im aber thuen: Hoerr das Euangelium. Wer in christum glewbt, dem thuet [24] keyn ding schaden. Der Glawb ist eyn schatzs aller gerechtikeyt, wer den [25] hatt, der ist rechtfertig, wirt losß von allenn gesetzen, hatt es schon erfullet, [26] dis ist eyn freyer mensch. Dan wanns hertz und gebiesßen loß ist, sein wir [27] gar loß und ungefangen. Der glawb ist ein auffbindung aller gefangenen, [28] und ist keyn ander hulffen, das wir vor gott rechtfertig werden, dan der glawb.

 

[29] Darumb hab ich gesagt, das die Christlich freyheit nicht eyn zeyttlich, [30] welthlich ding ist, dan man kan sie nicht sehen, hatt keyn person, ist wider [31] man noch weypp, hatt keyn besunder stadt, Gotth sicht sye allein, und wir [32] sehen sye, wen wir glawben. Lasßet uns disen schatz nicht gering achten: erh [33] ist thewer gekawfft, kostet Christum viel, Ist auch eyn grosßer Schatz in den [34] hertznn, die eyn boesß gewisßen vorsucht haben und vorstehen, waß die gefengkniß [35] ist. Durch dysen vorstandt der freyheyt mag man alleyn bestehen [36] wider alle anfechtung [des teufels] und der sundt und gewisßen obligen. Wan [37] man aber die werck predigt, musß bald folgen eyn boser wane, das man

 

[Seite 569]

 

[ 1 Pol. am Fuße der mit “auffen” schließenden Seite: Libertas Christiana magno empta “kummen” ist Zusatz Polianders 7 Vor “wysßen” hat Pol. ein “g” gesetzt 18 Pol. am Kopfe der mit “angehet” beginnenden Seite: Opera facienda quidem, sed non iustificant 21 “der” ist Zusatz Polianders 28 Pol. am Rande: Simile 33 Pol. am Kopfe der mit “erzcurn” beginnenden Seite: Exemplum Marie in operibus legis faciendis]

 

[1] auffen sandt bawett. Dar nach wan das leyden und anfechtung [kummen], [2] [Matth. 7, 26.] stossen sye es darnider.

 

[3] Darumb ist es ser von noetten, das man wol und offt von disen dingen [4] predig. Jha es sollen all predig, die in der Chrystenheyt gthan werden, dohin [5] gericht seyn, das sie lerhen, worinn die Christlich freyheit stehe und was [6] darzw gehoere, Auch was wider die Freyheit ist und vorhindert sie, das ist [7] wye unser wysßen gebunden und gefangen werden. So sagtt Christus ‘eyn [8] [Matth. 13, 52.] guetter prediger soll alt und newe herfuer bringen’. Das ist, das eyn Christlicher [9] prediger soll predigen legem und Euangelium.

 

[10] Diese freyheyt, do wir von gesagtt haben, hatt auch Simeon, als hie [11] das Euangelium ausdrueckt, gehabtt, Darumb sagt er ‘nuen laß, herr, [12] [V. 29.] deynnen knecht nach deynnem wordt im fried, dan mein awgen haben gesehen [13] deinen heylandt’ &c.. Er nimbt sich allein des ahn, das er den heilandt hat [14] gesehen, und wirt froelich, hath lwst zcw sterben, und soelche exempl findet [15] man viel in der Schriefft, die dise freyheyt dapffer anzceygen. Das ist gnung [16] von dem ersten Teyl, von der freyheit, dy do ist innen in der selen, dy man [17] nicht sehen kann, dorinnen auch alleyn die fromkeit stehet.

 

[18] Vom andern Teyl. Das ausßen ist und den leyb angehet, hab ich [19] gesagt, das die freyheit do auß gehet, hie mueß man werck thuen, doch gehet [20] sie hie nicht ganzs aw̓ß. Dan ob man wol werck thuet, das man dennoch [21] nicht daran gebuntten, bleybet albeg die meynung ungepunten. Dan [der] diese [22] freyheit hatt, dencket albeg also: ob dw alle werck thetest, die man thuen kan, [23] und nennest alles, was man nennen kan uff erden, So ist dir keyns zcw der [24] frwmkeyt nützs. Ein Christenmensch der also in der freyheit stehet, darff nichs [25] mher sorgen, das er frwmm und rechtfertig werde, weyß wol, das ime die [26] werck wider frumme noch unfrumme machen mogen. So bleybt er ymmer [27] zcw frey; gehet dahin, thuet, was man in heist, was man von ime haben [28] will. Beleydigt nymandt, Thuet nymandt keyn Schaden. Wan ich dem keyser [29] oder eynnem fursten ein pfennig zcw schosß gebe, thw ichs nicht in solcher [30] maynnung, das ich dencke, das werck soll dich frume machen. Eben also soll [31] es hie auch zcw gehen mit allen werckenn, die man auff erden thuet. Dy [32] weill es die gemeynschafft der Menschen, bey denn wir leben, also foddert, das [33] keynner den andern erzcurn odder schaden thue, sunder ye eyner dem andern [34] helff, wo es ym noth ist, Muesßen wir uns auch noch dem selbigen halten. [35] Dan gott hat uns dorumb auff erden geschaffen und unsern leyb geben und [36] zceytlich leben, das wir wey eynander in eynner gemeynnen weyß leben sollen. [37] Dan ßo das nicht ist, mag das zceytlich weßen nicht langer westehen. Der

 

[Seite 570]

 

[ 27 Pol. am Kopfe der mit “Das” beginnenden Seite: Libertas non in quidvis operando consistit]

 

[1] halben musßen wir hie thuen ebenn wy dy andernn, ßo wir in eynem [2] frembde landt sein. So hat auch gerad Maria dye Junckfraw than, ist nicht [3] schuldig gebest, das sie sich reynnigt und das opffer brecht, dan sie was nie [4] unreyn worden, hetts woll mitt recht nicht thuen muegen. Die weill sie aber [5] in eynnem andern gepiet ist, muß sie sich halten, als die andern thuen. [6] Darumb zcewcht Lucas hie das gesetzs ßo hoch an, als wolt er sagen: sie [7] hatt alle drey stucke des gesetzs gehalten, wie woll sie keins zcw thuen vorbunden [8] ist gebest &c.., Das wir also lernen sollen ausß dem Euangelio, wie [9] wir unß gegen goth und gegen den lewtten halten sollen.

 

[10] Aber nuen ist diese lerh der freyheyt einns christenmenschen gantzs umgekereth [11] durch eittel menschen gesetzs. Der Babst mit seinnem hawffen hatt [12] uns anderst nicht gelernt dan viel werck thuen, die er gebottenn hatt. Haben [13] all also predigt: Thustw das werck, so wirstw frwmb werden, Thustw das [14] werck nicht, so thuestw ein Todtsundt, haben uns ßo auff ein mall gefangen [15] genumen und gebunden, das es ein Jamer ist, noer mit den setznn, dy sie [16] erdacht haben. Dan von wercken, di gotth gebotten hatt, schweygen sy gar. [17] Gehen allein do mit umb, das sie uns gebietten was wir nicht esßen sollen, [18] was wir vor kleyder anzcyhen sollen, und wollen uns mitt solchem Narrenwerck [19] frumb machen, Machen aber nichs dan eittel sundige und gefangen [20] gewisßen. Dan wan sie uns predigen: wan dw auff den Tag fleysch oder [21] eyer isßest, ßo Thuestw eyn Todtsundt, so fallen wir darauff mit dem falschen [22] wan, den sye uns gemacht haben, und machen uns ein gewisßen darvon: [23] thuen wir nicht yrem gepodt nach, meynen wir, wir haben sundt gethan. [24] Also ist der glawben und der hochste schatzs, den wir haben mogen, die Christlich [25] freyheyt, gantz ausßgetilget: Ist nichts do dan eyttel gefenckniß. Got [26] helff uns bald wider herauß!

 

[27] Das wir aber auch wissen, wie wir uns in den wercken sollen halten, [28] di uns von menschen gebotten und auffgelegt sein, sollen wir zcwsehen, das [29] wir uns jho die meynung nicht lasßen gefangen nehmen, das wir nicht [30] denckenn, das wir frum werden, so wirs halten, oder unfrum, ßo wirs lassen [31] anstehen. So wir das wissen, sollen wir darnach warnhemen, wo wir die [32] selbige werck thuen oder nicht thuen sollen. Dan ßo wir bey leutten sein, die [33] sie halten, sollen wirs auch mit halten, bleybt albeg dennoch der wan ungebunden, [34] das wir do mit wider frumer nach erger werden. Es thuen aber [35] die nit recht, die dem einfeltigen hauffen, der die freyheyt noch nicht vorstehet, [36] ergerniß geben, do mit das sie mit irem dollen kopff dardurch faren und [37] mißbrauchen der rechten Freyheit, stehet nicht darinnen, das wir thuen, was [38] wir wollen, stehet gantzs nicht in keynem werck, ist allein im glawben, wi [39] ich hab oben gesagt.

 

 

 

[Seite 571]

 

[ 14 “Eren” ist von Poliander über “Trew” gesetzt]

 

 

[1] Es soll keynner dencken, das er so frey sey, das er noch seinnem willen [2] thw, und nicht achten, bey welchen leutten er wandelt. Dan als wenig man [3] die frumkeyt soll binden ans visch esßen, so wenig soll man sie bintten ans [4] fleisch esßen. Wan es aber der selen schaden thet, das man die freyheit [5] eynnem nemen wolt, als wen einner do hin koeme, das man in wolt zcwingen, [6] das er must den wan und die falsche meynug haben, solt man froelich das [7] [Apgsch. 16, 3.] gesetzs zcwreysßen. Also that Paulus: Timotheum lisß er weschneyden, do [8] [Gal. 2, 3.] er bey den Juden was, auff das er in kein ergernis gebe, aber Titum hatt [9] er nicht lasßen beschneyden, do die Juden komen und wolten im die freyheit [10] nehmen, wolten in zcwingen darzcw, als wer es von noetten zcw der seligkeit. [11] Die freiheit soll ime nymmet nemen lasßen, wan es schon das leben kostet &c..

 

[12] Darumb, lieben Freundt, weill uns gott die genad hat than, das wir [13] das Euangelium haben erschnapt und die Freyheit ein wenig vorstahen, last [14] uns zcwsehen, das wirs wider Trew Eren und nicht schenden.

 

 

 

 

 

 

 

[15] 95.

[16] EODEM DIE

[17] a prandio in cenobio Augustinianorum.

 

1521

 

[Seite 571]

 

2. Febr. 1521.

 

[ 22 Pol. am Kopfe der mit “Heut” beginnenden Seite: Cerimoniae parientium abrogatae]

 

 

[18] [Luc. 2, 22 ff.] Repeciit idem Euangelium.

 

[19] [V. 26.] ‘Accepit responsum’, hat ein zcusagung entpfangen.

 

[20] [V. 32.] ‘Gloriam plebis tuae Israhel’, davon sich preisßen soll aber gepreisset [21] soll werden das volck von Israhel.

 

[22] Heut haben wir tractirt den locum de libertate christiana, wollen [23] itzund weytter vom Euangelio hoern. Der Euangelist zeycht dreierlei historien [24] an oder figuren des altes Testaments. Die erst, das ein weip, ßo es trug ein [25] mendlin, was es unrein 7 tag, dar nach 30 tag.1 Trug sie ein medlin, war [26] sie noch eins so lang unrein. Und diß traff all gebort ann, die erste und [27] letzste und all ander. Di ander figur trifft allein die erst gepurt an, wan [28] die Mutter in der ersten gepürt ein mendlin kriegt, must mans gotth zcw eigen [29] geben in Tempel. Die dritte figur ist vom opffer, das die muter vor ein itzlich [30] kindt musßt opfernn, ein lemblein, oder wan sie es nicht vormocht, opferet sie [31] ein bar Teublin. Diese figuren sein nuen geistlich worden. Ist nicht von [32] noetten, das man sie euserlich halte. Nuen wollen wir sehen, was sie bedeutten.

 

[33] Zcum Erstenn. Das weyb ist dy gantz Chrystlich kirch, wier alle [34] sampt, ßo wir getawfft werden, heisßen ein Christlich kirch, sein alle eyn [35] stuecke diesses weybs. Wan diß weyb tregt oder schwanger ist, bleybt sye [36] 37 tag unrein, und noch eins ßo lang, so sie ein meidlin gebirt. Das gehet

 

[Seite 572]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit “dan” beginnenden Seite: Verbo et fide concipimus, fructus eduntur opera bona 16 Pol. am Kopfe der mit “besser” beginnenden Seite: Impuritas in puris reliqua est]

 

[1] also zcw: wir haben keyn ander frucht dan unser gueth leben oder unser [2] guette werck. Diese frucht kriegen wir durchs wort vom heyligen geyst, dan [3] er allein macht die seel durch gottis wort schwanger. So entpfahen wir [4] alleyn durchs worth, so wir darzcw thuen den Glawben, darnach geberen wir, [5] bringen gütte frucht. Dis entpfahen und geberen geschicht offt im lebenn, [6] wir muesßen offt vom heyligen geist schwanger werden, das ist das zcunemen [7] [2. Cor. 3, 18.] im glaẅben, wie Paulus sagt ‘de Claritate in claritatem’ &c.

 

[8] So sehen wir, wie solch groß sacramenth ist vorporgen under so unfletigem [9] sack, under unserm stickenden fleisch, wie es auch anzcaygt ist in [10] [2. Mos. 26, 1 ff.] exodo, do man den Tabernacul machet, der was inbendig schon, aber die [11] euserst decke, die den schonen deckel bedackt, was ungeschaffen, von hoerin ding [12] gemacht. So ist im alten Testament nichs wider fleysch und bluet, stein [13] und holtzs und solch grob ding: wenn mans ansicht, meynnet nymant, das [14] solch heilig, geistlich ding darunder ist. Also dises weyb, das do hie bedeuttet [15] ist, Ist so kostlich, das es alle weyber ubertrifft, Eben wie ir man auch [16] schoner und besser ist dan alle Creaturen.

 

[17] Wie gehet es nun zcwe, das sie unrein ist, dyweil doch ir man so reyn [18] ist, und sie also ein reinen namen hatt? Die Christlich kirch, ob sie wol [19] entpfahet und frucht kriegt, wie wol sie auch new geporen ist, wie Joannes [20] [Joh. 1, 12 f.] sagt ‘Er hatt allen, di do an seinnen nomen glawben, geben, das sie mochten [21] gottis kinder werden, nicht außm bluet und fleysch, Sonder von gotth geboren’. [22] Doch bleybt noch unreinnigkeit da, doch ist der sack noch ymber unrein, do [23] musß man ymmer an reynigen. Der alte Mensch horth nymmer auff zcw [24] sundigen, hatt noch ymmer ein boese neygung. Dis sein rechte sundlich [25] unreinnigkeyt, di do schaden. Jhene im alten Testament die eußerlichen unreynnigkeyt, [26] waren nur ein straffen, warden kein sund. Von diser unreynnikeit [27] sagt Paulus, das er yr selbs noch nicht ist loß gewesen. Spricht also: [28] [Rö 7, 22 f.] ich hab ein geyst, der dinget1 gotth, ist ein frum kindt gottis, Aber mein [29] fleysch ist noch voll unflats, voll sund &c..

 

[30] Aber am jungsten tag, werden wir uns gott opferenn, wan wir auß [31] unsernn hawß gehen, auß unsernn leben, und werden in sein Tempel kummen, [32] dan werden wir gantzs rein sein vor goth. Das bedeuttet, das das kindt ist [33] bracht worden in Tempell vor gottis angesicht &c.., wie der Tert sagt im exodo.

 

[34] Die 37 Tag, in welchen das weyb unrein was, bedeütten die uberigen [35] tag, die der lebt im fleisch, wan er getawfft ist, Certum Terminum vite.

 

[36] Mendlin und weyblin bedeütten, das zcwayerley christen sein: ettlich, di [37] di do sein eyns starcken glawbens, haben ein grossen geyst, dis sein di mendlin,

 

[Seite 573]

 

[1] di kwmen baldt darvon, dempffen ir fleysch dester eher, haben ein kurtzs [2] zeyt, das sie gereynnigkt werden.

 

[3] Die weyblin aber sein die schwachglawbigen, di do nicht seher brennen [4] im geist, sein faule chrysten, Treyben den alten Adam nicht hardt aus, werdt [5] lang, bis sie ir fleysch dempffen. Nüen sollen wir alle darnach streben, das [6] wir mendlin sein im geyst. Doch muß man die nicht vorachten, welche noch [7] im geist schwach sein. Die starcken musßen di schwachen und krancken tragen, [8] die schwachen musßen siech an di starcken hengen und halten, also das sich [9] jhene nicht erheben und die andrnn vorachten, und das disße nicht zornig [10] ader ungeduldig werden, auff das sie alle beyde inn himel kummen.

 

[11] [2. Mos. 11, 1 ff.] Die Ander figur ist von der ersten geburth. Auß den zehen plagen, [12] die goth uber den könig Pharaonem und die von Aegypten gehen ließ, Ist die [13] leztste geweßen Interfectio primogenitorum. Darvon erschrack das volgk also [14] sehr, das sie alle froh wurden, das die Juden hinweck zcohen. Dan es muest [15] alles in eynner nacht sterben, was von der ersten geburt kame, von des kunigs [16] [2. Mos. 11, 5.] kindt an bis auff der magtt suenn, wie der Text sagt, di auff der Muelen [17] [2. Mos. 13, 2.] was. Darnach sprach gotth zw Moyse ‘Alle primogenitum soll mein seyn’, [18] mir zcw geaygnet seyn, Consecratum domino, das man allein in gottis dinst [19] brauchen sollt und allein zcw gottlichenn ampt, nicht zw menschenn brauch. [20] Es sols nymmants anruerren und nichs prophanum darzcw kumen, das do [21] nicht heylig und geweycht ist &c.. Das bedeuttet also viel: Ein itzlicher mensch [22] soll gotth die erste gnad allein zcweygen und geben und ye nicht anrueren. [23] Das ist das wir wyssen sollen, das allein von gotth kumet, was vor gnad [24] in uns ist. Der frey will ist hie gantz todt, Ist als verloren, was wir [25] mit unserenn krefften furn ehmen aufzwrichten. Er kum dan vor und mach [26] uns lebendig durch sein gnad. Die gnad ist sein eygen werck, die wir entpfangen [27] in unsernn herzcen durch den glawben. Dise gnad hatt die seel furh [28] nie gehabt, dan dis ist der Newe mensch. Nuen wer Goth die erst geburth wil [29] lasßen und im consecriren primogenitum, der mueß im allein eyn liedlein [30] singen, Muß im opfernn, Lob und danck sagen fur die genad und barmmhertzikeyt, [31] das er im das guth gethan und erzcaygt hatt. Als hie in dem Euangelio [32] [V. 29.] Simeon auch hatt gesungen ‘Nunc dimittis servum tuum, domine’ &c. Es [33] gehort allein gotth zcw. Man sols nyrgents brawchen dan zcw gottes dinst, [34] das man inn darmit erhre, schreib es allein im und seinner Barmmhertzikeit [35] zcw. Das ist die grost erhe, das man goth erzeygen kann &c..

 

[36] Das wollen die grosßen, hochfartigen heyligen nicht thuen. Sie wollen [37] auch ein Teyl darvon haben. Sagen zcw unserm herr Goth: Das hab ich [38] gethan durch meyn freyen willen, das hab ich vordinett. Das kan er nicht [39] leiden, das wir uns also ruemenn und daß heyltumb alzo bescheyssen, brawchens

 

[Seite 574]

 

[ 2 Pol. am Kopfe der mit “er” beginnenden Seite: Exemplum Mariae 6 Pol. am Rande: Sanctificare deum 16 “dang” ist von Pol. geändert in “dangk” 18 Pol. am Kopfe der mit “daß” beginnenden Seite: Prophanamus sanctum domini 33 Pol. am Kopfe der mit “die” beginnenden Seite: Duae columbae quid significent]

 

[1] nur zcw sundt und zcw schmacheyt seynnes namens. Diese haben gott die [2] erste geburth genummen, dan er sagt: Man soll in lautter gar heiligen [3] odder gar nicht. Wir haben gar keyn vordinst, haben Gotth woll erzcürnet. [4] Er gibt uns sein genad lawtter umb sunst, und nicht allein das, sunder thuet [5] eyn solchen wechsel, das er uns gibt frwmkeit fur sundt, leben fur Todt, [6] himell fur die hell. Darumb mag die sanctificacio nicht anders sein, dan laus [7] et gratiarum actio misericordiae divinae et condemnacio nostri. Sollen alle [8] [Jes. 26, 12.] sprechen, wie der prophet sagt Esayas ‘Omnia opera nostra operatus es in [9] nobis’. So thet auch Maria, die Junckfraw, do sye Elizabeth gebenedeiet, antborth [10] [Luc. 1, 49.] sie also ‘Fecit mihi magnum, qui potens est, et sanctum nomen eius’. [11] Wurff es gantzs von siech, ruemet siech irs vordinst nigs, gabs gott allein, [12] sagt: Er hatts allein than, und darumb ist seyn nam heylig. Ir was nicht [13] daran gelegen, das man sie vor eine auß den geringsten zcw Jerusalem achtet, [14] schweigt darvon gar stiell, klagtt sich nichs, Rumet sich auch des kinds nicht [15] merh, dan eyn ander weyb sich ires kindts ruemet. Si lobett aber und sagt [16] dang dem herren, Das er sie hatt ansehen, so sie also ist vorborffen gebest, und [17] hat ir sein gnad also reichlich erzceygt. Also hatt auch sant Job thann. Es [18] [Hiob 1, 21.] was alles hinwegk, daß ime gotth furhin geben hath, Noch lobet er in mitten [19] im sterben. Denn die Natur pflegt sich hertzlich gerne zcw ruemen von den [20] dingen, di wir von goth habenn, sie kan des eygen lobs nicht lasßen, darumb [21] sanctificirt sie das primogenitum nicht. Als baldt, wan wir furzcogen sein, [22] und hatt uns gotth ein sunderlich gnad than, heben wir uns ann zcw [23] bruesten, wollen gesehen sein und geerhett werden, das ist ßo baldt das heyltum [24] angriffen und vorunerhett, der Tewffel suchet ymmer, das wir auch etbas [25] von dem namen haben &c.. Man soll aber allein sagen: herrhe, das ist [26] dein gueth, hast mirs auß lautter genad geben, dw hettest es eben als woll [27] einem andern geben: Ich hab gar nichs darzcw than. Und wen wir also [28] singen, ists schon gethan, ist schon das primogenitum sanctificirt. Nuen sihe, [29] ist es nicht ein groß ding, das goth under sulcher geringer figur ßo groß, [30] heimblich und kostlich ding vorpirget? Es ist alles gerichtet contra superbiam [31] et humanam iusticiam. Er wil uns anzceigen, wie er under sulchem schnoden [32] ding so große weißheit kan verpergen, das wir sehen, das es nicht ist mit dem [33] grosßen scheinen und gleissen, do mitt sich die Menschnn ruemen und auffwerffen.

 

[34] Die driett figur ist, das man must opferenn zcwei Tewblin. Das erst [35] soldt man gar vorbrennen, das ander soldt fur die sundt geopffert werden, [36] di nam der prister hinweck durch das gebeth, also wurde das weyb gereynnigt. [37] Das erst Tewblin bedeut, das man den geyst Gotth opffer, das ander, das

 

[Seite 575]

 

[1] man den leib dempff. Den geist gibt man gotth ganzcs, ist ganzcs vorzcert, [2] [Röm. 7, 22 f.] wie Paulus sagt: Mente servio legi dei, Carne autem legi peccati. Der [3] geist ist nuen gantzs rechtfertig, aber den alten Adam muß man ymmer [4] schlachten, kasteien und dempffen, das er dem geyst underworffen werde. Das [5] geschicht durch di predig, wan man das eüangelium lernet. Das ander [6] Tewblin wirt gantz geben den sacerdotibus. Der prediger ampt ist, das sie [7] sollen lerhen, wi man das fleisch toedten soll. Also zceigt di figur an zcum [8] ersten fidem, darnach mortificacionem Carnis. Diss ist auch Ordo epistolarum [9] Pauli, das er von erst predigt fidem, darnach Charitatem und Mortificacionem [10] carnis. Darumb ist auch mitt allen figuren nichst anders bedeuttet, dan [11] worynn eyn recht christlich leben stehen soll &c..

 

 

 

 

 

 

 

[12] 96 (= 71).

[13] DOMINICA SEXAGESIMAE

[14] sermo in parrochia1

 

1520

 

[Seite 574]

 

3. Febr. 1521.

 

[ 31 Pol. am Kopfe der mit “alte” beginnenden Seite: Christus non est exactor]

 

 

 

[1. Mos. 30.] In Genesi, cap. 30.

 

[16] Wir haben das geschicht Jacobs, wie er mit den schaffen umb gahet, [17] zcw negst gehoerdt und hab gesagt, das es gotth darumb hatt schreyben lasßen, [18] das wir lernen und sehen, das alle werck klein und groß, viel ader wenig, [19] wie sie ein gestalt, art und farb haben, vor gotth gleich sein, und gildt keynes [20] mher dan das ander. Nuen wollen wir weytter sehen, was das Misterium [21] hirinnen ist.

 

[22] An viel OErtten pflegt die schriefft die Christen schaff zcw̓nennen, darumb [23] hab ich gesagt, das auch hie durch die schaff bedewt wirt der gantzs [24] hawff des Chrystenvolgcks. Jacob aber bedeuttet Christum, der weidet die [25] schaff. Das zcaygt an, das man in der kirchen nichs lerhen2 dan allein Christi [26] worth und werck, was man anderst lerhet, dinet nichs zcwr selickkeyt. Die [27] [Matth. 23, 8.] schaff werden nicht darvon geweydet, wie er selbs gsagt hat ‘unus est magister [28] vester, Christus’, apud Math. All ander Lerherr, die nicht den Christum [29] lerhen, soll man halten alß wolff und diebe, soll sie leiden als Tyrannen. [30] Die Ruetten, hab ich gesagt, bedeutten zcweyerlei predig, legis et gracie. Diese [31] zcway lerhet die gantze geschriefft, ungeschelte ruetten: das alte Testament, das [32] nur fordert, was wir schuldig sein, thuet nichs, dan das es ymber Treybet, [33] zcwinget und noettiget. Die geschelten aber sein das new Testament, das do [34] nicht gebewt, zceygt nur an, wue mans nhemen soll, das man das gesetzs

 

[Seite 576]

 

[ 4 than 13 Pol. am Kopfe der mit “die drey” beginnenden Seite: Operum aequalitas apud deum 21 v h Goth 39 siech]

 

[1] zcalet, wil uns von gotth gnad bringen, Gibts allein und bringts, was jhens [2] fordert und nehmen wil. Christus macht an keynnem Ortt eyn gesetzs odder [3] gebotth, dringt ganzts nichs, forderth nichs, stelleths uns allein heim, wollen [4] [Matth, 19, 17.] wirs thun, ist gueth: also sagt er ‘si vis intrare regnum Coelorum, serva [5] [Joh. 13, 35.] Mandata’, so sagt er zcw den Jungerenn ‘Ex hoc cognoscent homines, quod [6] discipuli mei estis, si dilexeritis invicem’. So lerhet er auch Mathei 5, do [7] [Gal. 3, 10.] ers gesetzs außlegt, geth freuntlich domit umb, sagt nicht also ‘Maledictus, [8] qui non permanserit’. Im gesetzs ist eytel vormaledyung. Darzcw sagtt es [9] [5. Mos. 27. 26., 3. Mos. 18, 5.] ‘Qui fecerit, vivet in eis’. Christus vormanet uns allein und vorheischet uns [10] das ebige leben &c.. Das wolt ich hie tractirt haben. Es wil sich aber nicht [11] woll reumen, wollen von erst fassen ein rechten vorstand, darnach wirt sich [12] jhener auch gebenn.

 

[13] Die drey rueten, die Jacob den schaffen furlegt ins wasser, und wen [14] sie die rueten ansehen, also entpfangen, Bedeutten die lerh im Newen Testamenth, [15] die man auß dem alten zeuhet, wenn man beide, historiam und [16] misterium ausleget &c..

 

[17] Also soll mans hie auch vorstehen. Die hystorien hatt gott lassen beschreyben [18] zcw eynnem exempel uns zcw guethe, das wir sehen muegen, das [19] kein eusßerlich werck vor goth boeß ist, ßo der glawb im hertzenn ist: man soll [20] eins als guett halten als das ander. Das bedewt die historien hie selbst. [21] Eben die historia zceigt ann, was die historien bedeütten. Wer unserm herr [22] Goth etwas an den grosßen, scheinnenden wercken gelegen, heth er wol auß [23] den patriarchen grosße fursten und kunig lasßen werden. Das ist, die Rueth [24] mit der schalen lerhet, wie man sich in werckenn halte, daß nymandt darauff [25] puche, voracht nymandt: itzlicher bleyb in dem werck, do ine goth zcw [26] geruffen hatt, wie sichs gibt und furkumet. Diese historien ist nicht kostlich [27] anzcusehen, hatt ein unfreuntlich angesicht, die hohe vornunfft vorachtets [28] gantzs. Man soll aber die lerh auch bleyben lasßen: Jacob schelt die ruetten [29] nicht gantzs.

 

[30] Hie scheiden sich von eynander das Newe und das alte volck, die Juden [31] bleyben in dem vorstanth der historien, sein allein in eusßerlichem synn, [32] sehens nicht recht an, lawffen oben hinn, lassens schaff ein schaff bleyben, die [33] kriegen keyn farb im hertznn nicht. Aber wen wir den rechten vorstandt [34] fasßenn, vorstehn, das die schaff wir sein, Jacob ist Christus, die entlösung [35] der schaln, das sie bundt werden, ist beyderley vorstandt, So richten wir uns [36] zcwgleich nach dem exempel Jacobs und nach der lerh Christi. Also dinet [37] mir alt und new Testament, figur und Bedeuttung, als vom Noe. Der [38] bawet ein archen, ist ein exempel und figur, lereth, wi man soll gehorsam [39] sein, siech an goth halten in aller verlichkeyt, das ist die schalen. Diese decket [40] [1. Petr. 3, 20 f.] der apostel Petrus auff und sagtt: hab das bedeuttet, das die Tawff ersewfft

 

[Seite 577]

 

[ 20 das das 21 Pol. am Fuße der mit “wan” schließenden Seite: Virgam partim cortice tectam partim nudam proponit Iacob        Pol. am Kopfe der mit “man” beginnenden Seite: Lex et Euangelium simul docenda 36 Pol. am Fuße der mit “sein” schließenden Seite:

Arca

Propiciatorium

Cherubim duo]

 

[1] alle begirde und wir erhalten werden im glawben Christi, legt die figur ausß, [2] lasßet dennoch die historien bleyben stehen an yrem vorstandt. Das ist nuen [3] hie dye bedeuttung, das der baum ist die schrifft, stecken ader rüetten, und die [4] schal darüber ist das alt Testament. Es deckt die schaln nymand auff dan [5] Jacob. Christus macht das alt Testament klarrh. Also hatt goth lasßen [6] die historien schreyben, das sie auff allen OErtten nutzs ist, fein, schon, bundt [7] izundt worden.

 

[8] Die Historien sein nymmer als lieblich: das ungeschelet smeckkt nicht alzo [9] wol, als wenn man die schalen auffdecket, als wie ich vor gesagt hab, wan [10] wir vorstahen, das wir die Schaff sein. Jacob ist Christus, darumb soll wir [11] hie lernen, das kein lerh guth ist und nutzlich ader hulfflich dan Christi ler. [12] Der mueß weiden und ruetten scheln. Es lernht nymandt denn glawben dan [13] durchs Euangelium &c..

 

[14] Dieser vorstandt der figur von der geschelten und ungeschelten ruetten, [15] wie ich hab gesagtt, schicket sich hie baß. Doch ist jhener auch recht, den ich [16] hab vor beruertt de predicacione legis et Euangelii. Lesset sich auch wol [17] her zcihen. Darumb woll wir dorvon auch mher sagen.

 

[18] Die ruetten ist halb gescheldt und halbp ungeschelt, so legt sie Jacob [19] den schaffen also bundt fur. Das ist, das man in ecclesia zcwgleich soll [20] predigen legem et Euangelium, dan ßo man nur das eine dem volck fürlegt, [21] ist es schedlich, wan man allein legem sagt und werck predigt, kann sich das [22] volck nicht enthalten, es muß ein boessen wan fhassen, das die werck ein [23] menschen frw̓mme machen. Predigt man dann die genad allein, das uns kein [24] werck mug selig machen, vorstehet man es auch nicht recht, so wil man gar [25] nichs thuen und leben, wie man selbs will. Darumb ist es von noetten, das [26] mans mit einander predig &c.. Das ist proprie ein figur, das Goth ließ auff [27] die archen 2 Cherubin machen uber den propiciatorio, das sie einander ansahen, [28] und schlugen beid die awgen nider ins propiciatorium, wie wol man meinnet, [29] sie sehen wider eynander. Durch die figur hatt Goth anzceyget, wie man [30] soll predigen in der Christenheyt. Die archa sahe man nicht. Das ist, der [31] glawb ist vorporgen vor den leutten, Gotth sicht in allein. Das rechtschaffen [32] Christlich volck, die rechte Christliche kirch kennet man nicht bey den menschen, [33] goth kennet sie allein. Uber der archen ist gewest das propiciatorium, ist eben [34] des holtzs, des die archen ist, Ist auch mit dem selbigen goldt gezirt. Das [35] ist, Christus homo ist eins holtzs mit der Christenheyt, ist eben also ein [36] mensch, wie wir sein, gleich gezcirt mit solchen gnaden. Das propiciatorium,

 

[Seite 578]

 

[ 9 Pol. am Rande: Facere iudicium et iusticiam 16 Pol. am Fuße der mit “furgehe und” schließenden Seite: Vetus / Novum testamentum]

 

[1] der Christus, bedecket die archen ganzc, also das es nicht umb eyn har breith [2] muß felenn &c.. So legt es Paulus auß, schelet auch die schaln hinweck, [3] [Röm. 3, 25.] sagt: wir haben ein ander propiciatorium, das ist Christus &c.. Wan das propiciatorium [4] uber uns schwebt, ßo ist die taffel im hertzen, So sehen di zcwen [5] Cherubin in das propiciatorium. Das ist, man krigt ein rechten vorstandt [6] legis et Euangelii, das man nicht an wercken henge und dardurch wolle frwme [7] werden, auch nicht zw frech werden, wen man die werck vorwirffet. Item [8] das man sich nicht vormesse, das man auch nicht vorzcweyffel und also stehe [9] [Ps. 99, 4.] in timore et spe, das die schriefft heisßet ‘facere iusticiam et iudicium’ &c. [10] Zcwisßen beiden muesßen wir bleyben, scilicet inter desperacionem et presumpcionem [11] in Christo. Das sein die zcwey stueck, da von man in der Christenheit [12] predigen soll, und ist anders nicht dan die zcwey Testament, vetus et novum. [13] Durchs alte Testament macht man uns geschickt zcw Christo zcwkömmen, dan [14] wir sehen dardurch unser geprechen, werden demutig, wolten geren hulff haben. [15] Das new hilffet und macht frwm. Wan wir diesßen vorstandt recht gefasßt [16] haben, ßo geth es recht und orenlich, ßo das der glawb furgehe und die werck [17] volgen, dann So sein wir rechte Christen &c..

 

 

 

 

[18] Finis.

 

 

 

 

 

 

 

 

[19] 97 (= 72).

[20] DOMINICA ESTO MIHI.

 

1521

 

[Seite 578]

 

10. Febr. 1521.

 

 

 

[21] [1. Mos. 30.] In genesi.

 

[22] Wir haben gehoerdt, wie Jacob mit seinem schweher gehandelt, das er [23] das merteyll schaff zcw sich bracht hatt, und wie sich das vor der vornufft [24] nicht woll leßet ansehen, Dan sies vor unrecht heldt, das einer frembde gueth [25] zcw sich bringeth. Darauff hab ich zcwu ursach gebenn, und wan schon kein [26] ander ursach werd ist: genug, das es goth woll gefalle, das ers lobe, dan er [27] hats jho darumb lasßn schreyben, das der Jacob gepreysßt wurde, das im [28] gotth hette seine werck woll gefallen lasßen. Wan es goth gefelleth, kan es [29] nichs boeses sein, ob wir es schon nicht vorstehen mugen. Wir muesßen nicht [30] nach den werckenn riechten, sunder nach dem hertzen. Dan also ist es auch [31] offt fur den menschen, das man den willenn muß ansehen, das der etbas than [32] hatt, das sich sunst nicht zimet: wan man im nach den werck richtet, thet [33] man unrecht, wie viell mehr geschicht das fur goth &c.. Auch so werden wir [34] im volgenden Capittel ursach hoeren, worumb Jacob das recht gehabt hab [35] zcw thun.

 

 

 

[Seite 579]

 

[ 13/14 Von Poliander gebessert aus “der Jacob labans schweher” 16 wj wie        Pol. am Kopfe der mit “wie” beginnenden Seite: Contra Ignavorum avariciam 18 und] vt 22 v h gotth 25 In “dingen” ist das g mit anderer Tinte durchgestrichen 31 Pol. am Kopfe der mit “man” beginnenden Seite: Laborantium status tantum bonus et deo placens]

 

 

 

[1] [1. Mos. 31.] [1] Cap. XXXI.

 

[2] [V. 26.] ‘Iacob furatus est ei cor’, sic est in hebreo, das er im nicht hatt gesagt, [3] das er wegk wollett.

 

[4] Dieß ist ye ein eintfeltig, geringe historien, lesßt siech also schlecht ansehen. [5] Doch findet man dorinnen das ganzcs euangelium und alle Christlich [6] lerh begrieffen. Die h. schrieff wil ann allen OErtten anzceygen, nicht anders [7] lerhen dan ein recht Christlich leben, das do lawter und reyn ist, wie das [8] stehe in einnem rechten glawben und zcwvorsicht zcw gotthe, Darnach in [9] eynnem rechten wandell und leben mit den Lewtten, das man sich gegen goth [10] und gegen den Menschenn wisse recht zcw haltenn.

 

[11] Der Text zceygt an drei ursach, worumb Jacob sey wegk gezogen. Die [12] dritte ist die sterckist gewesen, das in gotth geheysßnn hatt, er soldt wider in [13] seiner vetter landt zcihen &c.. Hie wollen wir sehen, was der Laban, Jacobs [14] schweher, fur ein man gewest ist, und was er bedewttet. Der Textt nennet [15] in nicht eyn geyzygen und heuchler, Schreybt aber, das er also than habe, [16] malet recht abe, wie geyzcig und was er vor ein heuchler sey gebest. Jacob [17] gibt ein exempel, das dis ein rechte weyß woll zcw leben sey, wen sich einer [18] ernerhet mit seynner eigner handt und stether erbayt, dan er hat stets erbeytten [19] muesßnn, viel widerwertikeyt gelieden und im sawer werden lasßen, doch zwvor [20] sein zcwvorsicht gesetzedt zw goth. Darumb hatt in goth reich gemachet [21] und durch in auch seinen schweher. Das thuet allein der glawb, wir sorgen [22] nur, wie wier den kasten uns voll machen, wollen unserm herr gotth nicht [23] vortrawen. Hetten wir den glawben, er wurd uns wol ernerhen, wan ers [24] uns schon vonn himel herab soldt lasßen fallen. Jacob hett nichs, waß arm, [25] muest vierzcehen Jarr dem Laban dingen1, das er reich ward, und hatt ein [26] Jahr ßo viel kriegt, das er ymer genung hette. Wer sich also mit der handt [27] erneret, dem gibt gotth gebenedeyung, aber der geyzcig hatt ymmer sorg, das [28] er hab, das er nicht erbeitten durff, wil albeg guet tag haben. Davon kumptt [29] [1. Tim. 6, 10.] alle sundt und lasster, wie der weyß man sagt, ‘radix omnium malorum [30] cupiditas’. Also gehet es zcw mit pffaffen und monchen, die man nennet die [31] geystliechen. Do will der Bapst haben, das man in allen genung gebe, das [32] sie nichts erbeitten durffen: ßo treybts der Babst mit allen Bischoffen des [33] geitzs am fordersten. Davon sihet man, was sie fur leben fueren, weyll sie ßo [34] gar muessig gen und nicht in wollen lasßen sawer werden. Darumb ist itzund

 

[Seite 580]

 

[ 10 das g in “dingen” ist wieder gestrichen 12 “handelt” ist Zusatz Polianders 25 er das 30 Pol. am Fuße der mit “gefielhe” schließenden Seite: Vocatio non temere deserenda 31 Pol. am Kopfe der mit “Von” beginnenden Seite: Crux non abiicienda 34 v h Goth nymadt]

 

[1] der selbig standt gantz vordůmet,1 sein alle des Teuffels hoffgesindt, ist kein [2] rechtschaffner und selicher standt, der nicht im schweyß des angesiechts lebt, wie [3] gott hatt ausgesetzt. Das ist allein der Geistlich, den wil gott allein haben, [4] alle andern, di do vor der weldt groß und kostlich sein, und nur mit eyttelen [5] scheinen und gleisßen umgehen, gefallen goth nichts.

 

[6] Das ist das erste stuecke, daß hie der Text anzceygt. Zum andern sagt [7] er, wie sie mit dem Jacob haben umgangenn, was er fur ursach hat gehabt, [8] wegk zcwziehen. Die Junckern im hauß, des Labans sune, habenn allein recht [9] gehabt, sein allein die erben, die toechter sein nuen weg gesazt, werden außgeschlagen, [10] mussen im haẅß erbetten und dingen,2 wie die anderen meydt. [11] Jhene sahen und musten bekennen, das es gots werck was, was goth durch [12] und mit dem Jacob [handelt]. Noch kuennen sie iren haß nicht lasßen, schreyen [13] uber Jacob, schelten in ein rawber und ein diep. Darumb hat er starck [14] ursach, das er darvon zoge. Das gibtt im der Laban zcw lone: wer er nicht [15] zcw ime kummen, hette er nichts gehabt, so er nuen von im zceuhet, gibt er [16] im nichs darvon, spricht darzcw, er habs ime abgestolen. Hie ist secundus [17] locus, das eyn frum man, der sich also nerhen will und mueß wagen, das [18] ime auch also geschehe von leütten, als hie dem Jacob: soll sich nicht laß3 [19] anfechten. Kan er von im kummen, ist gueth, die welt sücht ymmer iren nutzs [20] allein mit anderr lewt schaden, das mueß ein frummer man leiden und sich [21] also wehelffen, wie er kan &c..

 

[22] Also ist hie, wie ich gesagt habe, Typus christianae vitae, eins christlichen [23] standts und weltlichen standts, sein beide in der zcweien personen abgemalet.

 

[24] Zcwm dritten, wie woll der Jacob unlustig zcu leiden sulchen haß und [25] neydt seins schwehers und der Junckheren im hawß, ursach hette, das er hinweck [26] zcuge, doch leidet ers, bevillet es goth, werh nicht wegk zcogen, wans in gott [27] selber nicht geheissen hett. Das ist der Locus, das nymandt auß einnem [28] standt fallen soll, do hin er geruffen ist, er wer dann anders wo hin gefordert, [29] ist auch ein exemplum pacienciae, er hat viel gelieden, dennoch nicht ungeduldig [30] gewest, sonder lads goth heim geben, das ers macht, als es ym gefielhe.

 

[31] Von ersten soll man hie lerhnen, das sich nymandt auß dem standt [32] ader auß der anfechtung, dor innen er ist, selber sol geben, es nemen dann [33] goth herawß. Nymandt soll sich vom kreutzs ledigen und auffloßn, daran er [34] geschlagen ist, bis das unser herr Goth kumbt und nymedt in herab. Jacob [35] wer sein lebtag im landt blieben, hilt sich aber albeg auff die zcwsagüng, die

 

[Seite 581]

 

[ 3 “ehr” ist Zusatz Polianders 6 Pol. am Rande: Promissionibus non credimus 14/15 v h goth 28 Gozs]

 

[1] im goth than hette, ehe er ins landt kame, do er zcw im sagt, er wolt in [2] gebenedeien und wolt yn in hůett haben, wue er hin kome, und wolt in widerumb [3] in das landt fuern, do sein vater was &c.. Darumb ist [ehr] ymmer in [4] der zcwvorsicht gestanden und also gedacht: er hatt dir jho zcwgesagt, er woll [5] dich wider heim furen, er wirt dir jho nicht liegen. Nuen haben wir diesße [6] [1. Mos.28,15.] zcwsagung alle, sagt zcw allen Christen ‘Non deseram neque derelinquam te, [7] Ero custos tuus, quocumque perrexeris, ego ero tecum’ &c. Er nymmet den [8] Jacob in die schoß, nymbt sich sein an, wo er schlefft, wan er nichs dorumb [9] weyß, vorbewt dem Laban, das er ime nichs thue. Das ist aber ein locus de [10] sollicitudine divina pro credentibus. Es will aber die menschlich vornunfft [11] nicht also an goth hangen, sunder schlecht ir selber viel radt und anschleg fur, [12] wie sie im thuen wil. Wir furn das Christlich leben nicht, darumb gethes [13] uns also, das wir gar kein anstoß leyden konnen, do und do Radt suechen, [14] haben viel anfechtung, kumen dennoch nicht herauß. Wan wirs also unserm [15] herr goth heimb geben und liessen inn machen, wie Jacob hatt than, ßo [16] hulffe er uns bald darvon. Wer nicht anfechtung also leidet, und im wider [17] sein willen gehet, der kann nicht den glawben lernen, wer sich im aber gibt, [18] [5. Mos.32,10.] des nymmet er sich an als sein selber. Darumb sagt Moses Deut. 32. in [19] Cantico von dem Jacob und allen, di do goth glawbt haben ‘Circumduxit [20] eum dominus et docuit et custodivit quasi pupillam oculi sui’ &c.

 

[21] [V. 4 ff.] Der Text sagt weytter, Jacob hat die weyber zcw im lasßn forderen [22] und hellt in fur, wie ir vater mit ime sey umgangen, und wie goth in hab [23] heisßen weckzcihen. Daruff antborten sye und sagen auch, wye in der vater [24] das yrhe entzogen hab, und wie er sy gehalten hab im hawß als dy frembden [25] dinstmeydt. Do syhet man auch, das es frume weyber gewest sein. Gott [26] hatt sie auch alzo gelernett, wie den Jacob, haben auch mussen an im hengen. [27] Ist eyn groß lob von den weybern, das sye dem Jacob ßo gehorsam seyn [28] geweßen und im anhangen. Es ist ein grober unverschempter Geizs gewest [29] des Labans, das er den Tochteren yr erbteyll entzeucht, und helt sye alzo [30] vorachtlich. Wer hett es kunnen leyden und alzo ymmer im dienen, wen nicht [31] eyn grosßer glawb gewest.

 

 

 

 

 

 

 

[32] 98.

[33] A PRANDIO.

 

1521

 

[Seite 581]

 

Estomihi; 10. Febr. 1521.

 

 

 

[34] Euang. Lu. xviij.

[35] [Luc. 18, 31 ff.] Assumpsit Iesus duodecim.

 

[36] Euangelii due partes: prophecia de sua passione et resurrectione et [37] miraculum de caeco curato.

 

 

 

[Seite 582]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 9 Pol. am Fuße der mit “warheyt und” schließenden Seite: Quare discipuli quae de passione Christi dicebantur non intellexerint 17 Am Rande: Es ist proprie opus Novi Testamenti Euang: 20 senfftmuger 24 Pol. am Fuße der mit “Regiren” schließenden Seite: Christus neque tristis neque turbulentus, sed patientissimus et mansuetissimus 27 q. d.]

 

 

[1] [V. 34.] Der Euangelist sagt mit viel worten, das die wordt Christi den jungeren [2] gantzs vordeckt sein gewest, sagt drei mall nach ein ander, das sies gar nicht [3] vorstanden haben. Wie ist das zcw gangen, ßo doch wir sie ßo wol vorsthen? [4] Es ist itzündt die zceyt vorgangen, do es geschehen ist, und ist das geschrey zcw [5] uns kwmen. Dan war es noch zcwkunfftig, hatten nicht darvon gehoreth, [6] meinetten nicht, das solch ding alzo bald geschehen soldt, vorsahen siech des [7] herren leydens nicht. Ir gedanckenn stunden also, das er bald wurde eyn [8] grosßer herr werden, wurde sein feindt all zcurstoeren. Ist gleych widersindts [9] ergangen. Darumb ist es wider einander, Das weßen und warheyt und der [10] apostel gedancken &c.. Es brawcht aber der euangelist ßo viel wortth darzcw, [11] mher umb der 2 ursach willen: propter humiliandos superbos et humiles exaltandos. [12] Das ist unserr ruem, do wir uns auff sollen verlasßen, das Christus [13] mit uns umbgehen kan und will wie mit eim groben hyren.1 Wens ein [14] grosßer herr wer und ein gestrenger, wurd errs nicht leiden. Aber Christus [15] ist nicht ein zcorniger tyrann, sunder ein senfftmuetiger herrh, was er thuet, [16] geschicht alleyn darumb, auff das er uns reytze und zcw im locke, kan woll [17] durch die finger sehen, lassets wol hin gehn, wen wir schon geprechlich sein.

 

[18] [Jes. 42, 4.] Darvon sagt Esayas ‘Ecce puer meus non erit tristis neque turbulentus’, [19] idest anxius, querulosus, nicht ein wunderlicher, schelliger kopf &c.. [20] Das wir jho denncken: Ey, er ist ein senfftmutiger kunig, kan wol vorsehen, [21] wen ichs schon nicht uberal eben treff &c.. Ein sulchen frumen, freuntlichen [22] und lieblichen herren malet uns dy schrifft uberal ab an dem Christo, sulche [23] kunig sein unser regentten, Babst, Bischoff nicht, wollens als ßo scharff und [24] genaw haben, das nicht ebener kondt sein. Regiren nicht freuntlich noch [25] senfftmutig, sagen nichs anders dan ‘so woll wirs haben, ßo muß es gehn’. [26] [Jes. 42, 3. (Matth. 12, 20.)] Christus aber ist freuntlich und nicht schellig, wie der prophet sagt ‘harundinem [27] quassatam non conteret’, quasi dicat: er wirt lewt haben, die do kranck [28] sein und schwach, die wirt er nicht zurknirschen. Jhene Tyrannen, dy nor [29] mit eyttel gesetzen umgehen, wue sie ein sunder finden, ders gesetzs nicht halten [30] kan, den konnen sie nicht leiden, zcwknirschn in garh &c..

 

Hic substitit propter turbam factam.2

 

 

 

[Seite 583]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 99 (= 73).

[2] DOMINICA QVADRAGESIMAE.

 

1521

 

[Seite 583]

 

17. Febr. 1521.

 

[ 11 Pol. am Fuße der mit “goth” schließenden Seite: Vita Christiana 25 “seynen” ist von Pol. eingeschoben Pol. über “sein schweher”: Iacobs uxorius (?) 27 “mir gesagt” ist von Pol. am Rande hinzugesetzt        Pol. am Kopfe der mit “Ich” beginnenden Seite: Delicata dei cura erga Iacob]

 

 

 

[3] [1. Mos. 31.] In Genesim.

 

[4] Wir haben gehoert in diesßen capitel, wie der H. Geist hatt lassen abmalen [5] und abpilden, wie ein rechschaffen christlich leben sthen soll: Nemlich [6] das das vornemist ist und das hawbtstuecke, das man wandell in einem [7] richtigen glawben und zcwvorsicht zcw goth, dar nach hin, das man den [8] Corper ube und erbeitte, das broth esse im schweyß. Das groste ist, das man [9] genung habe und reich seie gegen Goth. Das leben stehet nicht dorine, das [10] [Luc.12, 20.] wir leiblich genüng haben, sunst geht es, wie Christus in Euangelio sagt de [11] divite, zcw dem goth sagt ‘diese nacht wirstw sterben’ &c.., Wan man das [12] hawpstucke hatt, soll man sich muhen und sawer werden lasßen, das man [13] siech ernerh mit weyb und kindt und das broth erwerbe mit eigner handt.

 

[14] Darumb sollenn wir das sorgen lasßn anstehen, goth vortrawen, aber [15] die erbeyt soll man nicht faren lasßen.

 

[16] Nuen woll wir wider kummen auff die Clag des Jacobs von dem [17] Laban. Jacob hatt sich lasßenn schinden, abreysen und sein gueth geringer [18] und wenig machen und hatt es dennoch willigh geliden, Hatt allein Goth [19] trawet, das er im helffen wurde. Darumb hatt im Laban nicht mugen [20] schaden thuen, hett er noch ßo viel leist geubet Jacob zcw betrigen und ime [21] sein gueth abzcwreysen. Darumb sollenn wir auch also ein glawben und [22] vortrawen zcw goth haben, wo man uns vorfolgt und hindert und entzeucht [23] uns unser narung, Ob es schon viell leydens kosteth.

 

[24] Darnach ist hie abgemaleth das schendtlich lasster des geyzcs, den Laban [25] geubt wider [seynen] alßo nahen freundt, sein schweher, und auch wider sein [26] tochter, davon fur gesagt ist.

 

[27] [V. 12.] Weytter sagt Jacob ‘goth ist mir erschinen und zcw [mir gesagt] ‘Ich [28] habe angesehen alles, was der Laban than hatt’. Hie wirth anzceygt, wie es [29] alles durch Gothts geschick und ordenung sei geschehen. Goth hatth ein [30] sunderlich awg auff Jacob gehatt auch alßo, das er im hatt zcw gesprochen

 

[Seite 584]

 

[ 13 Pol. am Kopfe der mit “Es” beginnenden Seite: Iacob diu servit cum quattuor uxoribus 14 lon lonn 27 Pol. am Fuße der mit “allen” schließenden Seite: Fiducia in deum        Pol. am Kopfe der mit “Noeten” beginnenden Seite: Domi maneant uxores]

 

[1] im schlaff und weissets im, wie er fur in sorgett und das boes, das im Laban [2] than hett, angesehen und abwenden wollet, dorumb das er nicht hinderlistig [3] mit Laban gehandelt hett, sunder von im viel unrechts geliden &c.. Hatt sich [4] also seiner gar angenummen. Nuen musß man bekennen, wan ein Oberher [5] seinen underthan etbas heisset, das er es soll thuen: wan ers thuet, ists recht, [6] ob es schon sunst nicht recht were und ein boeß ansehen hatt. Als im exodo, [7] [2. Mos. 12, 35.] Do er die frawen von denn Aegiptiern hatt lasßen sylbern geschir borgen, [8] also ist hie auch Gotthis gefhalln und geheisße gewesen, das er die guetter [9] Labans zcw sich brechte. Er wirckt uberall selbst mitth und hatt es selbs thann.

 

[10] Also ist ein groß mysteriüm under sulchen historien, wan es scheinet, [11] als sey es unrecht than, wie wider umb ßo etbas ein groß ansehen hatt und [12] ist doch nicht recht. Darumb muß man in geist hineyn sehen, sunst wirdts [13] nymmandt vorsthen. Es ist seher ein unfreundlicher handell gebest, das der [14] Laban auch seinen eygen Tochtern ir lon abzeucht, und reisßet in ab, was yn [15] gebuertt. Es muß hie auch ein grosßer glaub gewest sein, haben viel leiden [16] musßn mit irem man. Ist hartt leiden gewest, das er vier weyber gehatt [17] hatt und muß alles dienen. Ist do kein hoffart gebeßen. Es muß ein kewsse [18] lieb und eelich Trewe do gewesßen sein. Darumb ist hie exemplum coniugalis [19] fidei et amoris. Dis ist den weybern fur geschrieben, wie sich die sollen halten: [20] wie disse weyber umb ires mans willen haben faren laßen, was sie solten, [21] armuth geliden und an iren man gehangen, nichts wider in ungeduldig gewesßen, [22] ßo sollen auch alle Christlich weyber thuen.

 

[23] Also sehen wir, wie hie nichts anders beschrieben ist, dan das man in [24] allen stucken den glawben haben soll, und das ist die summa und ein begrieff [25] der ganzen schriefft. Goth ist ßo reich woll, das er uns allein genung bescheren [26] und geben kan. Ist auch ßo mechtig, das er uns allein in allen [27] stuecken und auß allen Noeten helffen kan. Ist ymandt groß armuth widerfaren, [28] ßo ist es jha dem Jacob widerfaren, dan im ist alles abgeriessen, was [29] sein was, noch kriegt er genung, hatt viel von dem Laban leiden musßen, [30] Aber Goth hilfft im fein darvon, das sich noch Laban fur im furchten muß &c..

 

[31] Ist noch ein exempel do von den weyberen. Es ist ein feinner brauch [32] gewest im alten Testamenth, das die weyber sein doheim blieben und allein [33] [1. Mos. 18, 9 ff., 1. Petr. 3,5 f.] gewest und nicht auß geloffen, wie auch geschriben ist von der Sara. Also [34] hie bleyben die weyber do heim, kumen nicht herauß zcw Jacob, ee dan er [35] sie ruffet und heysset kümmen. Darumb haben die Poeten Venerem gemaltt [36] auff eynnem schnecken hawß stehn, das eins frommen weybs eigenschafft sein [37] soll, doheim im hauß zcwbleyben. Es bringt nichs guttes, wen man ßo [38] irre lewffet underen leutten. Wan sye schon rein bleyben, geschicht doch so

 

[Seite 585]

 

[ 3 Pol. am Kopfe der mit “sall” beginnenden Seite: Foelicitas laboriosi coniugii 10 Am Rande: surculi olivarum in hebreo 12 Pol. am Rande: In divites ociosos 24 Pol. am Rande: Idola 26 Pol. am Rande: Laban non fuit Idololatra]

 

[1] viel afftterreden, das es greulich ist. Das hett der heilig geist nicht lassen beschreyben, [2] wan nicht etbas daran gelegen werde. Dieße eigenschafft der frwmen [3] [Apgsch. 20, 35.] lernet auch Paulus: Man musß erbeitten auff beyden seitten, sall keins mussig [4] gan, Dan gehet es recht, sunst nicht. Darumb sagt auch der prophet David [5] [Ps. 128, 1.] im psalm ‘Beati omnes, qui timent dominum, qui ambulant in viis eius’. [6] Zeygt auch an, wie ein rechtschaffen leben stehen soll: Nemblich darinnen, das [7] man goth voraugen hab und im vortrawe. Wer also trawet, was wirt [8] [Ps. 128, 2. f.] darnach folgen? ‘Labores manuum tuarum quia manducabis, beatus es et [9] bene tibi erit’. ‘Dein weyb wirt sein eben als ein weinstock, der fruchbar ist, [10] doheim in deinnem hawß, und deinne kinder wie die jungn oelspreissen1 werden [11] umb deinnen Tiesch herlawffen’. Die werden nicht von gott gebenedeyt werden, [12] di do von grosßen zinssen und guettern leben und hoffartig einher treten und [13] nichs zcw schaffen haben. Weytter lerhet hie der Text auch sust formam recte [14] vivendi: das man thue, was gotth geboten hatt, als das das weyb irem man [15] soll gehorsam sein. Di anderen laß man faren, die wir selber erwelt haben &c.. [16] Dies lereth auch Paulus, wue er de operibus sagtt, sagtt er allein von den, [17] di goth geboten hatt, als wy sich ein man gegen dem weyb, und widerumb, [18] wy sich ein weyb gegen dem man soll haltenn &c..

 

 

[19] De furto Rachel.

 

[20] V. 18 ff. Darnach sagt der Text, wie sich Jacob mit sein weyberenn und kinderen [21] hab auffgemacht und alles mit sich genumen, was sein gewest ist, spricht [22] darzcw klarr, das Rachel ires vaters abgott gestolen hab. Das wollen wir [23] nuen sehen.

 

[24] Das der Text ‘Idola’ nennet, sein bylde gewest, wie man noch heuth in [25] den kirchen hatt, do mitt man heyligen anzceygt, heissen auch heiligen: Ist [26] holtz und stein. Laban hatt nicht abtgotter angebettet, Ist ein grosser heilig [27] gewest, es hatt in yderman fur denn frumbsten angesehen, wie auch noch itzundt [28] nymant dar fur heldt, das die grosßen heilligen lewt, Babst, Bischoff, Theologi [29] und die gelerten, abgotter anbetten. Wan aber eynner auff dem acker ist [30] aber erbeit im haw̓ß und volles glawbens ist, den helt nymandt vor frum. [31] Das aber der Text sagt, Laban hatt abgotterey gehatt, Ist das, das er ein [32] ander weysß hatt gehabt goth zw dinen, die nicht im glauben gestanden ist, [33] sunder allein in wercken und in eusserlichen schein und gleysßen. Hatt groß

 

[Seite 586]

 

[ 2 Pol. am Fuße der mit “Laban” schließenden Seite: Vita Laban hypocritica 6 vn. H. G 35 Pol. am Kopfe der mit “zcwbrechenn” beginnenden Seite: Fides servat in maximis periculis]

 

[1] prachten furgeben1 mit viell beten und viel gutte werck thuen, di do seher [2] leuchteten und gleisten, als auch der namen Laban anzeygt. Dan Hebraice [3] heist Laban ‘candidum’, was do fein weyß ist und gleisset. Es ist ein gleisner [4] mit namen und mit dem leben. Er ist nicht ßo toricht und ßo boeß gewest, [5] daß er hette holtz und stein angebeth. Er meinet aber, er werr frumm, das [6] er unserm Herr Gotth dineth fur den gotzn, wie itzundt auch geschihet.

 

[7] Nuen ist Rachell ein frume, heilig weyb gebest, worumb stielt sy dan? [8] Ich hab offt gesagtt, und dis buch hats mit viel exempl gelernht, das man [9] den heiligen nicht soll nachvolgen in allen wercken, dan gott lessit zcw zeytten [10] die heiligen auch schnappen2 und strauchlen umb der willen, di do Goth noch [11] will frumme machen und das nymants vorzcweiffel, ob er schon ein mal ader [12] [1. Tim. 1, 13ff.] zcwirn felleth. Alzo sagtt Paulus von im selber ‘Ich bin gewesßn blasphemus [13] et persecutor &c., aber ich hab dorumb genad erlangt, das er sein guettikeit [14] in mir erzceygt, dan er hatt mich gesetzet zcw einen exempel aller der, di do [15] noch sollen glawben’. Ob wir schon zcw zeytten fallen, sollen wir doch bleyben [16] in dem glawben und der zcwvorsicht, wie hie dye zcwvorsicht ist blieben. Die [17] heilligen, wenn sye schon ubertretten haben, haben sye doch das hawptgueth [18] [Spr. 24,16.] nicht verloren. Do sagt sapiens ‘Sepcies in die cadit iustus et tocies resurgit’. [19] Die unglawbigen aber, sagtt er, stehen nicht wider auff, dan sie haben das [20] hawpgueth vorlorenn.

 

[21] Das ist auff eine weyße von diessem geschicht gesagt, das wir sie nicht [22] entschuldigen. Nu wollen wir sie auch entschuldigen, das sie nicht hab gesundigt. [23] Die weyl sie ist ein frumes weyb gebest, hatt sie nicht mugen leiden [24] das wesen ires vaters, das er also im lawteren schein und gleysen hoher ist [25] gangen, hatth woll gesehen, das es nichs geweßen ist. Darumb hats sie es [26] wollenn weren, und also gedacht: ich zcihe von im, er hatt mir nichs geben, [27] hatt mir alles abgstolen, was mir geburth. Ich will ime dy gozcen stelen, [28] will im nicht in die schetz greiffen, sunder allein das nemen, das ime scedlich [29] ist. Also ist das stelen sundt gewesßn ader kein sundt, wie man will. Wir [30] wollen darbey bleyben, das es nicht sunde ist gewest &c..

 

[31] Alßo gehett des Jacobs glawben bis hieher, allein in einem lawteren [32] glawben. In dem selbigen glawben bricht er auch hie auff und macht sich [33] darvon mit seinen kameln, schafen und hawßgesindt. Es ist ein grosse, durstige3 [34] thath gewesen, in eim frembde landt mit ßo viell gesindts und vihe auffzcwbrechenn, [35] und sold sich nicht furchten, das Laban im wurde nachvolgen

 

[Seite 587]

 

[ 4 werd 15 Am Rande: σκόπος στοριν 17/18 “vleyß und eyn” ist Zusatz Polianders 31 Pol. am Fuße der mit “leiden” schließenden Seite: Multa ferenda electis, sed nihil nocere potest eis]

 

[1] und yn mit allem seinem gesind todtschlahen. Do hatt er recht ein glawben [2] gehabt, hatt es vesth gewagt awff das zcwsagen gottis, das er im than hatt [3] und geheissen darvon zcihen. Es gehet stracks wider die vornunfft, die hett [4] gedacht, es werh unmuglich, das er ausßm landt mit dem Leben wurd kẅmen. [5] Aber er hatt der vornunfft nicht gevolgt, sunder getrozcet awff goth und gedacht: [6] Er wirdt dich wol hinaw̓ß furenn. Es muß uber die vornufft hie zcw [7] gehn. Die weiber mochten auch woll gzcappeltt haben, wie es ein forchtsam [8] thier ist, doch sein sie mith irem man awff gewest, haben auch glawbt wie erh. [9] [2. Mos. 14, 10 ff.] Also ist es auch mit den kinderen von Israhel gangen, do sie awß Aegipten [10] zcogen und volgt yn Pharao nach, das sie meynnetten, sie musten all sterben. [11] Noch hulff in gotth herawß durch das mher. Also mechtig starck ding ist es [12] umb den glawben, wan sich das hertzs awff goth wagt und im alles heim [13] gibt in eynnem rechten vortraẅen, Thut die augen der vornufft zcw̓ und [14] lesset goth machen. Also finden wir in den buech und in der ganzcen schriefft [15] schir nichs anders dan eytel exempel veri christianismi.

 

[16] Nue folgeth Laban dem Jacob auch hinach, hatth im sind, er woll alles [17] nehmen, was er hatt, und ine todtschlagen, doch hatt goth ßo groß [vleyß [18] und eyn] awg auff Jacob, die weyll er im ßo groß vortrawet, das er gebeut [19] dem Laban, das er im nichs thue, und Jacob weiß nicht darumb, hett kein [20] gedancken darauff, Stundt aber in der meinug: goth hatt dir zcwgesagt, er [21] woll dich hinawß furen. Hett er hundert Tawsent man umb in gehatt, wer [22] er nicht also beschutzet worden als hie, do goth selber fur in streittet &c.. Alßo [23] groß ding ist hie begraben under diesen geringen historien und exempel, wie man [24] sie ansicht. Die vornufft dencket: Ey, was hat goth do mit zcwschicken? Ist [25] es nicht ein wunderlich ding, das einer also stiell soll stehen und allein durchen [26] glawben wider alle weltlich gebaldt obenliegen, das im nymandt kan schaden [27] thuen und ist nicht mueglich, das er nicht vorteidigt werde, Ob es schon [28] kummeth, das er etbas leiden mueß &c.. Do hin gehet die ganzce schriefft: Es [29] ist zcw erbarmen, das wir ßo weytt darvon sein.

 

[30] Summa summarum Ist der gantzn historien: gottes kinder muesßen [31] viel anstoeß haben und leiden allein darumb, das man ynne werde, was goth [32] vormag durch die, die in ym trawen, das kein gewaldt, kein sterck kan uber [33] [Eph. 6, 13(?).] sein gewaldt und sterck. Als Jacobus sagt in Epist.: wirr haben kein anderen [34] harnisch und gewerh dan den glawben, der richtet es alles awß &c..

 

 

 

[Seite 588]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 100.

[2] A PRANDIO APVD AVGVSTINIANOS.

 

1521

 

[Seite 588]

 

17. Febr. 1521.

 

[ 3 Anno 1521 ist von Pol. am Rande zugefügt 6 Pol. am Rande: Sed cur nos hoc quotannis emulari studemus, quod Christus semel fecit? 14 “an” ist in “ane” mit anderer Tinte geändert. Ebenso Z. 26 16 “uns” ist Zusatz Polianders 18 Pol. am Rande: Christus dux noster 24 Pol. am Rande: Diabolus adhuc vivit        Ferner: Mali non tentantur 28 Pol. am Fuße der mit “besßer” schließenden Seite: Infelix qui pace huius vitaefruitur        Pol. am Kopfe der mit “dan” beginnenden Seite: Tentatio arguit bonam voluntatem dei erga nos]

 

 

 

[3] [Anno 1521.]

[4] [Matth. 4, 1 ff.] Euang. Math. 4to ‘ductus est Iesus’.

 

[5] Das Euangelium ist darumb geordent, das mans lisset im anfang der [6] fasten, das dorin geschrieben ist, wie Christus 40 tag gefaßtet hab, das die [7] zcal von uns auch gehalten wirdt. Es ist geschehen baldt, nach dem Christus [8] getawfft ward im Jordan von Joanne. Ist nach der Tawffe bliben im Walde [9] und wilden holtzs bei den Tieren allein darumb, das der boeß geist rhawm [10] hette in anzcwfechten.

 

[11] Darumb ist aber die historien geschriben, uff das wir lernen: ein itzlicher, [12] der do angefangen hatt goth zcw dinen, muß sich darein geben, das er viell [13] anfechtung und anstoß leiden mueß. Es wirt kein Christen mensch auff erden [14] an anfechtung sein: Goth fueret uns zcw der anfechtung. Darumb mugen wir [15] irr nicht entperen, wir musßen aber bietten, das er uns sterck gebe, das wir [16] die uberwinden und obligen. Nur das wir [uns] nicht darvor entsetzen und [17] furchten, wir mochten nicht hindurch kumen, hatth uns goth die wolthatt [18] than, das er uns denn Christum zcẅ einem hawbtman n geben, hatt in foren [19] an die spitzen gestelth und von ersten dardurch gehn lassen. Die weill nuen [20] unser herrh selb ist angefochten worden und an der Spitzenn gestanden und [21] unser hertzog geweßen ist, die weyll ers selber nicht hat kunnen uberhaben sein, [22] warumb wollen wir uns nicht auch darein geben? Wir wollen aber daran [23] nicht, Meynen ein Christlich leben stehe allein in rue. Wir haltens, der [24] Tewffel sey Todt, darumb fallen wir in so viell sundt. Das ist alles unser [25] thorheit und boßheyt schuldt. Wan wir anhubenn frume zw weren, wurden [26] wir woll lernen, das wir an anfechtung nicht mochten in himel kwmen, ßo [27] wurden wir sie auch lernen uberwinden. Es ist Christo am ersten widerfaren, [28] wie viell mher soll es uns begegenen. Der knecht ist ye nicht besßer dan [29] [Joh. 12, 26.] der herrh. Wo Nuen der herrh bleybt, ßo bleibt der knecht auch. Das ist [30] hie das erste stuecke, das uns das exempell Christi lerhen soll: das, wan wir [31] wollen Chrystlich leben, ßo mussen wir anfechtung haben. Zcum andern [32] folgtt nuen der Trost, denn wir in der anfechtung sollen haben, auff welchenn [33] ßo wir uns vorlaßen und buchen, mugen wir alle anstoeß uberwinden. Das [34] ist aber der Trost: widerferth uns anfechtung, ßo sollen wir des gewiß sein,

 

[Seite 589]

 

[ 7 Pol. am Rande: N 9 Pol. am Fuße der mit “und” schließenden Seite: Spiritu ductus in desertum 11 “in” ist von Pol. eingeschoben 24 Pol. am Fuße der mit “das” schließenden Seite: Iudicium naturae adversatur cruci 38 Pol. am Kopfe der mit “sueß” beginnenden Seite: Favus distillans labia tua]

 

[1] das es auß einenm sunderlichen wolmeinug gottis geschicht. Das ist, das der [2] [V. 1.] euangelist hie sagtt ‘er gefurt worden vom heyligen geist, auff das er wurd [3] angefochten in der wuestung’. Er sagtt nicht ‘er ist selber gangen’, sagtt auch [4] nicht ‘der vater hat in heisen gehn’ sunder spricht ‘der geist hatt in hinein gefurhtt’. [5] Was ‘geist’ ist in der schriefft, das ist das beste, das von goth kan [6] gesagt werden. Es ist als viel als ein gottliche Lieb, do er sich selbs durch lieb [7] hatt. Darumb ist das hie also viell gesagt: Gotth hatt den Christum durch die [8] groste lieb, die er gehabt hatt, zcw der anfechtung gefurdt. Darumb sollen wir [9] klw̓g sein und die aw̓gen auffthuen, das wir den spruech woll verstahen, wie [10] Christum nimandt anders fuerth in die anfechtung dan gottliche gruntliche [11] liebe, ßo sollen wir auch dancken, wan wir [in] die anfechtung kumen: sie [12] kummet nicht auß unserm außerlesen willen, nicht awß gottis gebott, sunder [13] awß lawter gnad, nicht aw̓ß haß, sunder awß liebe. Schickt dirs nur darumb [14] zcw, das er uber dich sein barmhertzikeyt awßschutte. Er meinet es [15] ganzcs lawtter gueth: es ist auch woll von noeten, wir durffens woll. Natur [16] und menschlich vornunfft vermag es nicht, das sies vor guth ansehe, das sie [17] leiden soll. Kummeth nicht hoher dan das reich sein, gesund sein, erh [18] haben, leben ist fein, Armutth, kranckheyt, schmach, Todt und sterben ist nicht [19] fein. Die weil sie nuen das flewgt, was ir gueth ist und seligklich, mueß [20] goth den Menschen durch das euangelium vormamen und stercken, das er mit [21] frewden dran ghen. Wen der Trost und die sterckung nicht werh, werh allein [22] gebotten: wer wurde hineyn gahen? Wann mans uns also wuertzet und sueß [23] macht, ßo geth es ein und schmeckt woll, wan man uber den wermuth also [24] zcucker uberherh schmiret, das er sagt: ich mein es hertzlich gueth. Darumb [25] thuet das euangelium nicht anders, dan das es mutt geb und ein hertzs [26] machet wieder die anfechtung. Wir christen muessen den Tewffel und die weldt [27] zcw feindt haben und von ir vorfolget werden, wie Christus selber gesagtt [28] hatt. Der Tewffel kans nicht leiden ein Christlich leben, die welth auch nicht. [29] Darumb muß anfechtung folgen, das wir alzo steths kempffen mußn, weil [30] wir awff erden sein. Nuen kondt der Boeß geyst nicht ein harbreyth gewaldt [31] uber uns haben, es vorordents dan goth durch seinen guethigen willen. Darumb [32] musßen wirs begeren und vorlangen haben nach goth und seiner gottlichen [33] gnad. Wir kwnes aber nicht begeren, wir lasßen den frey faren alle [34] andren ding. Also hatth goth raum sein genad zcw geben &c..

 

[35] das Euangelium ist ein sulche predig, das es awß bietter kan sueß [36] machen, kan uns einreden, das wir des begeren, das die gantzs weldt fleucht [37] und hasßet, Macht awsem Todt das leben. Christus hatt nicht einn biettere [38] sprach, sunder fein sueß, das ydermann gern hoerdt, wi di brawt sagt In

 

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[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 15 Pol. am Fuße der mit “gehoerdt” schließenden Seite: Quis mortem non horreret nisi Christus prior et coram nobis et pro nobis mortuus esset 18 Pol. am rande: N 31 Pol. am Kopfe der mit “der do” beginnenden Seite: Infirmi et destituti tentantur]

 

[1] [Hohel. 5, 13; 4, 11.] Canticis ‘Labia eius lilia distillancia mirrham primam’ Item ‘favus distillans [2] labia tua, Mel et lac sub lingua tua’. Christus kan ein uberreden, das er geren [3] stierbt, das ime der Todt sueß wirdt als honig, allein mit der weyß, das [4] er sagt, Er habs selb than und geliden. Darnach, das es ein lautter genediger [5] wille ist: ßo das die seel nuen glaw̓bt, gehet sie hinan und wagtts. Er ist [6] gleich wie ein guetter artzt, der dem krancken, was bietter ist, mitt honig [7] schmirt und kewets dem krancken selber fuer. Wir mugen anders nichts [8] wunschen, dan di weil es von Noetten ist, das wir sterben muesßen, das ers [9] selb than hab und vorsuechet und durch gangen &c..

 

[10] Also ist der Trost grosßer wieder1 die anfechtung, auff das wirs leiden [11] kunnen und herawß komen. Das sein die zcwei ersten stuecke in diesem Text [12] und die furnembsten. Nuen wollen wir sehen, wie die vorsuchung oder anfechtung [13] zcw ist gangen.

 

[14] [V. 3.] Nuen sagtt der text: es ist zcw im tretten der Tewffel, der in vorsuchte. [15] Itzund haben wir gehoerdt, das der boeß geist nicht kan anfechten, es sei dan [16] auß sunderlichem gottis willen vorordnet, sunst kan er nichts schaffen und [17] vormag nichts. Darumb sollen wir goth dancken und froh werden, wan uns [18] goth anfechtung zcwschieckt, sie sein, wie sie wollen: Tenataciones probantes [19] fidem et tentaciones peccati, wie all furen zcw sundt. Wie Christus gefastet [20] hab, ist nicht nott zwsagen, er mag aneinander gefastet haben, dan es ist [21] woll muglich, wie furhin Moses und Helias auch 40 tag gefastet haben. Das [22] [V. 2.] ist aber zcw mercken, das der euangelist sagt: Er ist hungering worden. Das [23] er gefastet hatt, ist nicht ein natuerlich werck gewest. Aber hie hoeret der [24] Geist auff, dan in hatt recht Natuerlich gehungert. Er ist nicht albeg allein [25] geist gewest, sunder hatt zcwgenumen in Geist von Tag zcw tag.

 

[26] Est ist dye art der anfechtung, das der kranck wirth, der do leiden soll, [27] [2. Cor. 12, 9.] und der starck, der do anfechten soll. Dan, sagt Paulus ‘virtus in infirmitate [28] perficitur’. Wen goth will angefochten lasßen werden, den macht er fuer [29] zcappeln, schuttern und streulen2. Er muß fuer schwach werden und erschrecken, [30] sunst wer es kein anfechtung nicht. Es muß alßo zcwgehen, das [31] leib und seele schöttert, do wirt er starck, der do anfechtet. Weyll der mensch [32] im leben ist und erhe hatt, lebt nach seinnem willen und lobeth und erhet [33] in yderman, Ist kein anfechtung do, hat kein krafft do: wen aber der Todt [34] her stosßt, und er vor yderman, fuer der ganzcen weldt zcw schanden wirt, do

 

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[ 12 Pol. am Fuße der mit “brechen” schließenden Seite: Prima tentatio diffidentiae. Ferner: Voluisse videtur demon Scrutari, an Christus vellet se dici filium dei, atque ut hoc exploret, tentat Christum bona specie. Quid enim mali erat, mutare lapides in panem, sed sequi Sathanam malum erat. Hic cautos nos reddere voluit Christus suo exemplo. Sic et incantatrices decipiuntur, dum videntur omnia bonis verbis et nulla demonis invocatione efficere. Cavendum nobis, ne et nos a Sathana ducamur. Sic Christum caput sanctorum duxit, etiam obiecte . . . . (Weiteres scheint durch Beschneiden fortgefallen zu sein.) 13 Pol. am Kopfe der mit “darzcw” beginnenden Seite: Omne peccatum antequam fiat, Elevatur a diabolo. Dicit enim ‘filius dei es’, deus tibi facile ignoscit, timorem expungit. Sic et Eve fecit ac Ade, post lapsum timor venit horridus. 20 Pol. am Rande: Cura Ventris 23 meinetteten]

 

[1] kummet die anfechtung: das thuet dan wehe, und machet uns kranck. Darumb [2] hatt Christus hungerig muesßen werden. Fur hin, do er satth was, do [3] in der heylig geist gefullet hatt, was die anfechtung nicht do, do was er starck, [4] solt im aber anfechtung kumen, must er hungern.

 

[5] Do er nun hungert und schwach was worden, do trath der boese geist [6] zcw ym und dacht: hie find ich in, Ich will in recht angreyffen. Alßo ferth [7] [V. 3.] er zcw und greyfft in auff das aller listigst an. Sagt alzo zw im ‘Bistw [8] gottis sun’ &c.. Es verstehet nymandt, was er do mitt meinet. Christus [9] druckets aber auß. Der Sathan hett geren awß Christo ein fraß gemacht, der [10] nicht weytter dencket dan noch fresßen und sawffen, Das er nichts gedacht [11] hett, dann wie er siech mocht ernerhen. Ist gebest Tentacio diffidenciae, ein [12] greuliche anfechtung. Es ist die erst und wereth lange, gehoeret viel brechen [13] darzcw, das sie uberwunden werde. Der Boeß geyst hatt es nicht darumb [14] [V. 4.] than, das er itzund zcw essen hett, Dan Christus sagt also ‘Non in solo pane [15] vivit homo, sed vivit e verbo dei’, Sunder er wollt, das er sein leben allein [16] nohr Brodt suchet, suchet allein, das er genüng hette awff erden. Er woll [17] außtilgen das, das merh darzcw gehoret, den glawben, durch welchen sich die [18] Seele in dem worth gottis weidet. Lasset es nicht ein geringe anfechthung sein. [19] Paulus und alle propheten geben den prelaten, die in der werlt regiren, kein [20] [Röm. 16, 17 f.] grosßer lasster, dan Curam ventris. In der Epis. ad Ro. sagt er, man soll [21] sich fur den lererhn huetten, die do nicht das worth gottis predigen, sonder [22] reden, was man gernne hoeret, sein des Baw̓chs knecht: wan sie gottis worth [23] reden, worden sie nicht ßo grosßen uberfluß haben, meinetten, sie wurden gar [24] vorderben. Also thuenn itzund auch unser prelaten, Babst, Bischoff und pfaffenn. [25] Sagt yder also: Ja solt ich also predigen, wurd ich mein bistum, prebend, [26] pfarrhe bald vorlieren. Es muß aber anfechtung sein, soll es recht geen. [27] Man muß gotth vortrawen, er werde uns nicht verlasßen. Ob dw schon [28] das ader etbas anders vorlirest, loege nichts dran: Es ist gottis will. Darumb [29] solt man itzund recht predigenn, so wer es gewieß, das alle Cloester, [30] Bistumb wurden undergehen, alle pffaffen und Munich umb des euangelii [31] willen wurden zcum landt außgtrieben werden. Weyll es nun still stehet und [32] wachseth, ists gewieß der Tewffels regiment, wurdes aber angefochten, ßo wer

 

[Seite 592]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 14 Pol. am Rande: Gula 28 v hgoth 36 lieb v h Goth]

 

[1] es ein gewiß zceychen, das goth doher sehe und im das spiel woll gefhill. [2] [Phil. 2, 21.] Es ist aber nichts anders, dan wie Paulus sagtt, ‘Omnes querunt que sua [3] sunt’. Ist yr zcw der zceyt, do es noch umb die kirch ßo woll stande, also [4] wenig gewest, di do recht predigten, das Paulus hatt das von in gesagt: sollt [5] es itzunt ein wunder sein, das gegen jhener zceytt kawm einer ist, so dieselbig [6] zceyt so hitzig was und so viel anfechtung hatt.

 

[7] Das ist nue unser Trost: wan uns die anfechtung anstoesset von zceyttlicher [8] sorg, erkenne sich der Mensch selbs, sehe sein hertze an, so wirt er finden, [9] das ein Teuffel bey ime stehe, der im das eingeben hatt, und halt den spigel [10] fur sich, fechte mit dem euangelio, wie Christus den Tewffel allein mit der [11] schrieff hinweck schlecht und sagt: Ich muß dencken, wie ich die seel ernehre, [12] nicht allein, wie ich den leyb fuell. Das will ich im woll lasßen, das er sein [13] Narung auch habe, aber dw wilst mich dohin zcihen, das ich allein im nach [14] gehe, und sehe nicht, wie die feel gnug habe. Darumb ists hie der vorstandt [15] nicht, das das euangelium sage vonn den grosßen fressen und sawffen, das [16] man siech voll frist. Die Schriefft heists ein anders fresßen. Mag woll [17] kumen, das der ein fraß ist, wie es die schriefft nennet, seinnem leyb keinen [18] güetten bisßen oder Trunck gebe. Das ist die rechte fresserey, das man allein [19] dencket, wie man den bawch erhalte, wie mann sich fulle und hulle. Es ist [20] eyn grosse plag und sehen es wenig leẅt. Drumb ist woll noth, das ein [21] yder den spiegel fur sich halte und sehe, was der Tewffel machet, und was [22] Christus machet. Darinne werden wir sehen, das schir die gantze welt des [23] Tewffels ist, Sunderlich, wie der Bapst das alles hatt angericht, das ers [24] kreützs nidergelegt, Thuett alle die in bann, die di pfaffen und di bona [25] ecclesie anrueren. Christus sagt: dw must anfechtung haben und must sie [26] leyden, der Babst hatth anderst geratten, sagt also: si quis suadente diabolo [27] &c. Dorumb kumbt er eben mit Christo uberein, wie der Tewffel und [28] unser herr goth. Dorumb last uns zcwsehen, das wir uns fursehen und [29] underscheit wissen, was Christus sey und was des Babst regimentt sey. Der [30] Tewffel sagt: bistw nu hungerig, nimme dich des ann, das dw suchst, das dw [31] genug hast, setzet nicht darzcw: sehe auch, wo die seel bleybt.

 

[32] Christus antbort: dw gibsts woll fuer, es hatt ein gueth ansehen, wolan [33] nimme es an. Der leib hab sein Narung, aber das dw wilst mich allein [34] do hin zcihen, das laß ich dir nichs zcw.

 

[35] Das ist nuen das listigst in der anfechtung ‘si filius dei es’, als wolt [36] er sagen: dw bist das lieb kindt, unser herr Goth wirth nicht mit dir so [37] bald zcörnen. Wen der Tewffel ein uberwinden will, nymmeth er im baldt [38] die forcht, macht in sicher. Er sagt nicht: dw bist gottis suen, sagt wider [39] jho nach nein, lessts hangen, nimbt sichs nichts an, ob ers sey oder nicht, [40] wirdt unachsam. Dan furth er inn hineyn. Wir werdens nicht ynnen,

 

[Seite 593]

 

[1] gehen dahin und sprechen ‘Ich hoff, Goth zcurn nicht mir’. Gehn darnach und [2] betten und fasten, thuen gutthe werck, achten das nichts not, das uns der [3] Tewffel also furet. Wan wir die augen auffthetten und sagten ‘Ich muß [4] sehenn , was das worth gottis sagt, muß nicht ßo bald folgenn’, ßo mochten [5] wir den Tewffel uberwinden.

 

 

 

 

 

 

 

[6] 101 (= 74).

[7] DOMINICA OCVLI.

 

1521

 

[Seite 592]

 

3. März 1521.

 

[ 19 Am Rande:  Mercator 20 Pol. am Fuße der mit “ßo” schließenden Seite: Chanaan Mercator        Pol. am Kopfe der mit “boeß” beginnenden Seite: Contra Avariciam sacerdotum 25 seines 27 weltliche]

 

 

 

[8] [1. Mos. 31.] In Genesim.

 

[9] Wir haben nu gehort, wie uns im Jacob und sein weybern furtragen ist [10] ein form eines Christlichen lebens, und was die beste narung auff erden sey, [11] und ist das summa: von ersten, das der Mensch ein gueth vortrawen und [12] zcwvorsicht zcw goth habe, dornach, das er sein broth mith der handt sueche [13] und ime laß sawer werden, zcum dritten, das er sich laß an eynnem geringen [14] genugen und nicht nach grosßenn dinge stehe, das ist, das man sich huette [15] vor dem geitzs. Jacob ist ein hirdt gewest, hatt nicht nach grossen guettern [16] gestrebt. Gotth kann nicht leiden, das man nichts anders sorge, dan noch [17] dem gueth. Dorumb, do die Juden in das gelobte landt kömmen solten, [18] ließ er Chanaan am ersten angreiffen. Dan es was ein grosßer kawffmanschatzs [19] da, wie auch das vocabul Χαναάν heisset ein keuffman. Es ist [20] sunderlich in denn geistlichen nichts ßo boeß als der geyzcs. Wan ein [21] prelatt geystlich ist, das ime dy seelen befhollen sein zcw vorsorgen und [22] warten und der das wordt gottis soll predigen, die hertzenn do mith weiden, [23] an dem mugen alle sundt mer stath haben dan der geitzs. Wo der ist, kans [24] nicht geschehen, das er des ampts warnheme und warte, das im befhollen [25] ist, warth nur seines geytzs, predigt was im nutzs ist, lesst gottis worth faren [26] und machett, das die seelen verloren werden. Diser geytzs thuet nicht allein [27] dem schaden, der do mith umgehet wie der weltliche, sunder dem gantzen [28] hauffen. Dem ist goth so feindt, das er das landt hatt angreiffen und [29] vorstorth, andere landt stehn lassen. Wider dises laster hatt er uns furgesetzet [30] exempl der heiligen veter, die sich erhbarliech und gottlich ernehret [31] haben mith den guetteren, di die erden tregtt, und also kriegt haben gottis [32] gewenedeiung.

 

[33] Darnach haben wir gehoerdt, wie Rachel gestolen hatt die gotzen ires [34] vatters, und wie Jacob geflogen und kommen ist auff den Berck Galaad. Do [35] haben wir gesehen, wie goth sorgfeltig ist fur die Seinen, Auch also, das sie

 

[Seite 594]

 

[ 5 und schildt in, und, schildt in 21 gelerht, ... Hatt 31 v h Goth        Am Fuße der mit “Goth” schließenden Seite: Mendacium Rachelis 38 harthe]

 

[1] nichs darumb wissen. Dardurch will er uns lernen, das wir unser Trawen [2] auff in setzen und wandeln, wie es uns furkumbt.

 

[3] [V. 22 ff.] Nun wollen wir weytter sehen, was da ist. Der Text sagtt, wie Laban, [4] do ers erfaren hatt, das Jacob geflohen was, ist im nach geeylet und ist [5] zcw ime kumen auff dem bergk und schildt in, das er ime nichs darvonn [6] gesagt hatt, und sagt, er hab im sein Goth gestolen, und wie im Jacob [7] geantborth, das er die bey im weren, besuchen solth, und bey welchen er die [8] gotzen fundt, der soldt getoedet werden fur iren aw̓gen, und wie Laban umbherr [9] gesuecht hatt und in alle kammer Jacob und seiner weyber ist gangen [10] und zcw Rachel ist kömen, und sie die gotzen unders stroe verporgen hatt und [11] drauff gesesßen, und do er ist zcw ir kumen, hatt sie nicht wollen auffstehen [12] und den Laban betrogen, und zcwletst, wie Jacob auff Laban zcornig ist [13] worden und sich hardt widerumb mit im gescholten hatt &c..

 

[14] Hie sihet man, das ein recht kewsche Ee ist gewest Jacob und der weyber, [15] das yde ein eygen kamer ader gemacht hatt gehabt in Jacobs gezceltt.

 

[16] Darnach ist hie aber eins ein lerhe, wie man sich gegen einander halten [17] soll: die understen gegen denn Obersten. Oben haben wir gesehen, wie sich [18] ein weyb gegen iren man sol halten, hie ist ein exempell, wie sich die kinder [19] gegen iren eldern sollen halten. Rachel, Labans tochter, heist yn, den vatter, [20] en Herren. Sie wirth woll gezcogen gewest seyn und woll underweisßett, [21] wi woll sie Laban auch gelerht Hatt, aber nur eusserlich geperde, frumkeit [22] und redlichkeit. Jacob hatt sie im geyst underweyseth. Sunst wers nichts [23] gebest, dan es ist nicht genug do mitt, wir musßen mher und groesßer frumkeit [24] haben. Es ist ein grosße kunst zcw underscheiden, was ein recht frum [25] Christlich leben sey, und was es nicht sey.

 

[26] Nuen kumen hie aber questiones, warumb Rachell den vater also betrogen [27] hab und im gelogen, so sie ein frumb weyb ist gewesth. Antborth: [28] ab sie woll frum ist gewest, hatt sie dennoch ein Eva am halß gehatt, darumb [29] wollen wir sie nicht entschuldigen. Es sein viell sulcher exempell in der [30] schriefft, das die heyligen leuth zcw zceyten nicht recht thuen und gesundigt [31] haben, welch unser herr Goth darumb hatt lassen schreyben, auff das die [32] sonderr sein, nicht verzcagen sollen, nicht das wir uns darauß ergeren sollen, [33] das wir auch also wolten thuen. Mussen der exempell brauchen, eben wie [34] die Bienen der blumen: Ob wir auch fielen, das wir nicht verzcweyffelten. [35] Alßo leren die exempel auff allen Seytten ein zcwvorsicht und Glawben in [36] goth. Darumb will ich Jacob hie auch nicht rechtfertigen, das er Laban ßo [37] hardt anfherdt, wie woll man sagen kan, Er hab nicht unrecht thann umb [38] Christlicher Lieb willen. Dan es ist woll Noet, das man den harthen zcw [39] sprech, die do vor der weldt gleisßen und sein doch nicht gruntfrumb. So

 

[Seite 595]

 

[ 19 Pol. am Rande: Multiloquium Laban 21 Pol. am Kopfe der mit “Goth” beginnenden Seite: Deus timor Isaac 22 v h Goth 29 Am Rande: Ecc. 23]

 

[1] [1. Tim. 5, 20 u. 6, 17.] lerht auch S. Paulus Timotheum. Dis gibt Jacob hie ein exempel, strafft [2] den Laban hardt und helth im auch fuer den Zcoren gottis. Dan Laban ließ [3] sich duncken, Er wer frum und heth recht dazw, thet woll dran, das er ßo [4] mit Jacob handeltt, Meinet, er wur in gewiß auff ein diepstal finden: es [5] hatt alles ein grosßen Schein. Den selben kopffen, die also meinen, sie sein [6] gantzs heylig, ist noet, das man sie straff mith worten. Also heldt Jacob hie [7] dem Laban fuer, wie Goth yn angesehen hab und im darumb vorpotten hab, [8] das er im nichts thw̓e, das Laban erkennen solldt, das er nicht ein engel [9] werh. Auff die weyß mag man Jacob vortaidigen. Aber es gefelleth mir [10] woll, das man es laß bleyben, das es sey ein exempl der genad und Barmmhertzikeit, [11] das wir Trost und hoffnug darauß entpfangen und die hoffartigen [12] nidergedruckt werden &c..

 

[13] [V. 45 ff.] Nuen folget, wie die zcwen, Jacob und Laban, mit einander haben ein [14] bundt gemachet und zcw eim zceugnuß ein hauffen stein zcwsamen tragen und [15] denselben Orth genennet ‘Galaad’, Teusch ‘ein hauffen des zceugnis’, von [16] welchem geschicht darnach das gantzs landt ultra Iordanem Galaad geheissen [17] hatt. Es zceygt der Text an, wie Laban viel worth gemacht hatt, do sie sich [18] mit einander vorbunden haben. Ich glewb darumb, das der h. Geist hatt [19] wollen anzceigen, was di gleyssentten heiligen vor speyer1 sein. jacob redtt [20] kame2 drew̓ wortd. Laban aber fuerth in so offt ein, sagt drey mall ‘der [21] Herr soll richter sein zcwisßen uns’, ‘Goth ist allein unser zceug’. Item wider [22] ‘der Goth Abraam &c.. soll richten’ &c.. Jacob nennet unsern herr Goth zcwei [23] mal ‘ein forcht seins vaters’, das ist goth, den mein vater in eren hat und [24] fuercht yn. Ist ein selczame rede, man findet des gleichenn sunst nicht in [25] der schriefft. Ihener aber macht also viel unnutzer wordh, wie die grosßen [26] heiligen gottis nomen alzceytt fueren, das man sehe, das sie heilige frume [27] lewdt sein, und ist doch nichts darhinder. Sie thuens allein darumb, das [28] sie den Leuthen das maull schmiren, das ist den namen gottis unnutz gbraucht [29] [Sir. 23, 9.] wider das ander geboth. Darumb sagt’ sapiens ‘Nominacio dei non sit adsidua [30] [Matth. 24, 5.] in ore tuo’. Von diesen sagt auch Christus also ‘Multi venient in [31] [Matth. 7, 21.] Nomine meo’ &c. Item ‘Non omnis, qui dicit mihi: domine, domine’.

 

[32] Also hatt es der heylig geist feinh geornett, das er auff allen oertten [33] uns lerh, wie wir ein rechten weck sollen, also das wir uns nicht uberheben

 

[Seite 596]

 

[ 3 Pol. am Fuße der mit “nicht” schließenden Seite: Multi Impii nomen domini prophanant exemplo Laban        Pol. am Kopfe der mit “blyben” beginnenden Seite: Duplicia exempla scripturae bonorum peccata/malorum peccata 10 Am Rande: Eiusmodi quedam pulchra sunt in vitis patrum 16 einē offt 18 Pol. am Fuße der mit “leben” schließenden Seite: Saulis exemplum        Pol. am Kopfe der mit “Wo” beginnenden Seite: Timorem et spem docet scriptura]

 

[1] oder vormessen auch vorzcagen. Darumb hatt er zcweyerley exempll lasßen [2] schreiben durch die gantze schriefft. Von ersten, wie die heiligen leutt offt [3] gefallen sein und gesundigt haben, doch nicht blyben sein ligen, sonder wider [4] auffgestanden, auff das wir, so wir sehen, das wir gesundigt haben, nicht [5] dorinnen bleyben und gantzs vorzcagen, sunder ein hoffnug und zcwvorsicht [6] gegen Goth gewinnen, das er uns auch also wieder auff hebt. Dieser exempel [7] haben wir viell gehabt in diesßem buch und werden noch viell kwmen.

 

[8] Widerumb sein auch viell contraria exempla in dieser schriefft von [9] grosßen, gleyssenden lew̓tten, die sich vor heilig gehalten haben und sein auch [10] vor den lewtten die frumbsten gehalten gebest, aber fur gottis augen die [11] ergisten. Jha auch list man von vielen, die do grundt frumb sein gebest und [12] dennoch gefallen, zcw letzts vorworffen worden, wi man lisset de Saule. Die [13] sein darumb beschriben, das die in eynem gutten leben wandelen, sich nicht [14] vormessen. Dan diese hohe lewt durffen offt mher gesturtzet werden dan [15] jhene, darumb das die vormessenheit ßo tieff ist, das man sie schwerlich erkennen [16] kan. Es hilfft einen offt ein boeß lebenn inn himel, und fueret eynen [17] ein gueth leben zwr helle, als es ein schein hatt. Wo gottes vortrawen nicht [18] ist, do ist nicht ein gueth leben. Wo aber der glawb ist, so es schon nicht [19] gueth scheynet, dennoch ist es fuer gotth ein gueth leben. Die heiligen haben [20] uns ein guth leben und wandel furtragen, das wir dem nach volgen, auch [21] widerumb ein ertzeney: ob eyner gefallen seye und boeß leben fuerde, das er [22] nicht vorzcag, sonder kere umb, widerumb so eynner frum ist, das er zcw sehe, [23] das er sich nichts vormesse, auff das er nicht auch falle. Also lernt uns die [24] schriefft nichts dan die zcwey stueck, Timorem et spem, auch ein eynige [25] exempel &c.

 

[26] [V. 54.] Darnach haben wir gehoret, wie Jacob seinem schweher geschworen hatt [27] durch die furcht seines vaters &c.. Das ist auch ein exempl, das schweren [28] nicht albeg sundt ist, dan wan es soll geschehen und Notth ist, als wens goth [29] zw erhen geschicht und vor ymandt gefordert wirdt. Dan goth wil nicht, [30] das man seines namens gar nicht brauche, sunder das man sein recht brauche, [31] und das man in erhe, das man sein namen so schewett, das man dardurch [32] nicht boeß thuet und nicht brechen will, das man dardurch hatt zcwgesagt. [33] Recht frum lewtt wissen, das in gottis namen all ir seligkeyt stehet, darumb [34] nennen sy in nicht erh, dan das sie darmit den glawben stercken und in erhn [35] und loben mussen. Jacob nennet yn allein ‘ein forcht’ und darzcw ‘ein forcht [36] seins vaters’, als wolt er sagen: was ich zcw gering bin, das wirth goth

 

[Seite 597]

 

[1] thuen durch den glawben, durch die forcht ader erh, die im mein vater erzceygt. [2] Also hatt Jacob gottis namen recht gbraucht und wol geschworen. [3] Darumb wan man die historien also ansihet, findet man fast in allen worteren [4] anzceygt, wie sich der Mensch halten soll in allen stücken, zcw aller zceyt [5] an allen OErten und gegen yderman &c..

 

 

 

 

[6] Finis.1

 

 

 

 

 

 

 

 

[7] 102.

[8] DOMINICA OCVLI A PRANDIO

[9] apud Augustinenses.

 

1521

 

[Seite 597]

 

3. März 1521.

 

[ 9 augustnen 24 Pol. am Fuße der mit “vom” schließenden Seite: Quadruplex miraculum 25 Pol. am Rande: Et alii tentantes signum de coelo querebant &c.]

 

 

[10] [Luc. 11, 14 ff.] Euangelium dixit Lucae xi de habente demonium mutum.

 

[11] Der Herr hatt in disßm menschen vier miracula aüff ein mal than. [12] Lucas sagt, es sey ein stummer gebest, Matthäus, das er ist tawb und [13] blind gewest, Zum virden ist er vom Tewffel besesßenn gewest. In dissem [14] [V. 14.] werck hatt er dreyerley volgk, die yn ansehen und richten. Das gemeyn volck [15] verwunderet und entsetzet sich vor dem geschicht. Das ist, der einfeltig hauff [16] hat nicht die scharffe des gerichts: wie mans furhet ßo gehtt es, darumb muß [17] [3. Mos. 19, 14.] es ein rechten lerher haben. Darumb hatth Goth im alten testament vorpoten, [18] das man dem blinthen kein stock im weck setzen2, als wolt er sagen: [19] Es ist sunst ein armer mensch, man darff in nicht vorfuren durch falsche [20] lerher. Darumb ist hie leicht gewest, das sie das geschicht gelobt haben, dan [21] [V. 15.] sie haben gesehen, das es uber die natur werh. Darnach kummen auch die [22] andern, kundens nicht offenbarlich leugnen, wie sie gerne than hetten, leugnens [23] aber heimblich. Bekennen, es sey ein guth werck, sprechen aber, es kumb [24] [V. 16.] vom boßen geyst her, eygens dem Teuffel zw. Die dritten wollen die klugsten [25] sein, wollens nicht loben noch schelten, wollen ein zceychenn vom Himmel [26] haben. Ich weyß nicht, welche die ergisten sein: Die ersten halth ich fur [27] die besten.

 

[28] Also muß die Christlich kirch auch sthen under diessen dreyen seckten, [29] muß nicht darnach fragen, ob man sie lob odder schelte oder der keins thue, [30] [2. Cor. 4, 9 ff.] wie Paulus lerhet, wir musßen auff der werlt nicht allein haben, die uns [31] loben, sunder viel mher haben, die uns schelden, vorachten und dem Teuffel [32] zu eygenen. Wer das nicht leyden will, der wirt mit Christo nicht uberein [33] kummen.

 

 

 

[Seite 598]

 

[ 3 Βεελζεβουλ ειδωλον in Azoto 4 v H Goth 21 Pol. am Fuße der mit interibunt schließenden Seite: Omnis dissipatio ab intra non ab extra est 34 Imperativo] futuro; Imperativo ist von Poliander über futuro gesetzt 36 Pol. am Fuße der mit nobis schließenden Seite: Syllogismus / Exemplum Christi / Enthymema]

 

 

[1] Nuen wollen wir sehen, was Christus darzu thuet, und wie sich die [2] stellen. Es sein grosße hochmutige geyste, als sein sie erzundet in der liebe [3] gottes, heisßen sie Beelzebub, das idolum, das ist ein fligen man, preissen [4] unsern Herr Goth den rechten Goth, schelten den Teuffel, als wolten sie sagen: [5] Es ist ßo matth und schwach, wie ein flige. Wir haben ein rechten goth, [6] den starcken. Do hatt der Tewffel lust zu, das man in so schmucket, das [7] man in lobe mit den Namen Gottis und der warheyt. Diße geben Christo [8] schuld, sein ding kumme vom Beelzebul. Ist nit allein scheldtworth, sunder [9] spotten in darzu. Do sihet man die bosen Züngen. So muß uns auch widerfaren, [10] sollen wir rechte christen sein, entweder von den leuten oder vom teuffl. [11] Aber von den Leutten ist es viel besßer und leydlicher, das es hie geschehe, [12] dan der Teuffel kan es viel meysterlicher und spottischer &c..

 

[13] [V. 17 ff.] Nuen antborth Christus also: alzeit kummeth alles vorderben und vorstoren [14] von ynnen her. Es ist nie kein reich zu stordt worden, dan es hab [15] sich von ynnen erhoben, als durch vorreterey ader uneinikeit. Wan sie bey [16] einander stehn und eines sein, bleibts wol stehen. Das ist Christi antborth. [17] Er schilt nicht wider, gibt sye nicht wider dem Tewfel, sunder wil sie vom [18] teuffel furen und auch in die vornunfft herunder fuhrn, also das die vornunfft [19] musß bekennen, es sey wi er sage. ‘Wan die Teuffel mit einander uneins [20] werden, so hat ir reich ein ende’, wie Matthäus und Marcus sagt, wie auch [21] [Hos. 10, 2.] der prophet sagt ‘Divisum est Cor eorum, tunc interibunt’. Das vorstehet alle [22] vornunfft. Dan es haben auch die heiden gesagt: Concordia parvae res crescunt, [23] Discordia vel maximae dilabuntur. Also wolt Christus diß wunderzeichen [24] noch ein mall thuen. Dan er findt vil ein grossern teuffel bey den, [25] dan bey jhenen stümmen. Darumb sein alle Christus werck do hin gerichtet, [26] das er allein dem Teuffel werhe.

 

[27] Das ist von ersten ein syllogismus. Nuen kummeth auch ein exemplum, [28] darnach enthymema. Est perfectus modus argumentandi: Christus ist auch [29] [V. 19.] ein Gutter dialecticus. Mit dem exempl beschleust er sie auch, spricht also: worumb [30] sagt ir von euren kindern nicht auch, das sie die Teuffel mit den Teuffel [31] auswerffen? Do sihet man, das sie auß lautter haß und neyd Christum [32] haben wollen angreuffen. Darumb sagt er: sie werden euch mit euren eigen [33] urtell richten. Aber mag der sententz auch sein secundum Hebraismum ‘Iudices [34] vestri erunt’, idest ‘sint’, futurum indicativi pro Imperativo &c.

 

[35] [V. 20.] Das Enthymema ist das: Ego eiicio demonia in digito dei, Ergo regnum [36] dei est in vobis. Do ist aber das Euangelium beschriben und die Christliche

 

[Seite 599]

 

[ 10 Am Rande: c. 31 14 Pol. am Fuße der mit “ich” schließenden Seite: Digitus dei spiritus sanctus quare 17 Poliander am Rande: Q. d. alioquin, si in Beelzebub id agerem, tunc diabolus diabolo succederet. Velut dicat, vel ex effectu et sequela discite, qua virtute eiecerim demonium]

 

[1] kirchn, das sie zwischen dem heyligen geyst und bosen geist ist. Was ist nun, [2] das er sagt ‘ich werff die Tewffel auß in gottis finger’. Man liset in Exodo, [3] [2. Mos. 7,10 ff.] wie Moyses fur dem konig Pharaone, do er die Juden nicht wolt zihen lasßen, [4] machet, das die ruetten zuer schlangen vorwandelt würd. Item all wasser [5] macht zu blueth, und das die frosch alle ausßm wasser kamen und das lanth [6] bedeckten. Die drey stuck machten des konighs magi und incantatores auch, [7] aber das vierd, do Moises ex pulvere terre cymices machet, das konden die [8] magi nicht thuen, wiwol es von im selber ein fruchbar thier ist, das kondt [9] allein goth machen. Do sagten sie ‘das ist gottis finger’. Darnach stehet im [10] [2. Mos. 31, 18.] selbigen buch auch ‘dedit dominus Moysi duas tabulas testimonii lapideas [11] scriptas digito dei’. Do her kummeth es, das der heylig geyst gottis finger [12] heisset, dan er schreybt ins hertz lebendig buchstaben, machet ein andern willen, [13] gemuet, vorstand, machet all tugent und geusset gnad ein. Also sagt Christus [14] ‘Wenn ich den Teuffel mith gottis finger auswerff, so kummeth das reich [15] gottis’, genad und alles gutts. Als wolt er sagen: schreyb ich mit dem finger [16] Gottis in euer herzs, so gehet der Tewffel auß, und kummeth das reich gottis. [17] Darumb sehet ir, das irs nicht recht meynnet. Sihe, wie gar freuntlich gaeth [18] er mit in umb, wolleth sie jho gerne von dem irtumb furen. Darumb [19] heisßt der heylig geyst auch gottis finger, das der Geist eynerley ist: hath [20] doch viel distributiones donorum. Gotlich reich ist eins, Es sein aber mancherley [21] tugenth und gaben. Got teylet sein gnaden wunderlich aush, ist doch nicht [22] zu teylet, sunder eynis, Also das eynis dem anderen hilffet, dan also ists auch [23] in der hand ein zuteylte eynikeit und eyn eynige teylung. Hangen doch an [24] eynander, hilfft eyns dem anderen, also das sie alsampt ein werck thuen, also [25] [1. Cor. 4, 1.] lehret Paulus: sehet zw, das yr guet dispensatores donorum seyet, doch das [26] yr nicht uneins werdet, sunder bleyb itzlicher in seynem stand, thue was im [27] [1. Petr. 4, 15.] gebuert, Greifft nymand in eyns andern werck. Wan also ausgeteyleth sein [28] die gaben gottis, ßo ist gottis reich do. Drumb sagt er: ir solt mich nicht [29] lesteren und vorachten. Ich thue es darümb, das ich unterweyßn will und [30] besseren.

 

[31] Uber das argument gibt er ein simile, auff das ehr sye gar uberrede, [32] das sie nicht darwider sagen mugen. Nu will er also sagen: wie kan der [33] boese geyst den boeßn geyst austreyben? Ists doch inn aller erfarung also, [34] das nicht der schwach den sterckeren austreyben kan, sunder der starcke treybt [35] den schwecherenn auß und beraubet in. Also hie auch. Der bose geyst ist [36] starck und wol geharnischt mit bosen sünden und grosßer schalckheit, auch mit [37] hohenn vorstandt, Ist listig, kan boeße lust anzunden, do mit er die leuth

 

[Seite 600]

 

[ 3 Pol. am Rande: Iob 41. 6 Am Rande: Do wirt di welt vol bosheyt 7 Am Rande: Arma instrumenta 15 Poliander setzt über “wer”: arma        im        Pol. am Rande: Esa: 2o 19 q. d. 29 Am Rande von Poliander mit rother Tinte: Contra recidivationem        Sit ergo oportet assidua poenitentia, assidua pugna vita hominis renati 35 Pol. am Kopfe der mit “erger” beginnenden Seite: Solus baptismus parvulorum a diaboli artibus nondum pollutus]

 

[1] zu fall bringet. Dießn kann nymand uberwinden, dan der do stercker ist, das [2] ist der heylig geyst, Christus, und die in yn glawben.

 

[3] [Hiob 41, 1 ff.] Job sagt von dem tewffel penult. cap., das er die ganzen welth innen [4] hatt und kan im nymand widerstehn noch weren: Ist im frid, zurnet nicht, [5] es legt sich nymant wider in. Aber wan das Euangelium kummeth, ßo [6] zeucht im Christus den harnisch auß und gebinnet im sein hoff an.

 

[7] Der Tewffels harnisch ist gewest, do mit die seelen vorwundt werden [8] und geschlagen. Dise zeucht auß das Euangelium, dan ßo zihen wir ein [9] [Röm. 6, 13.] anderen harnisch an. Darumb vormaneth uns Paulus ad Ro. 6. ‘Neque [10] exhibeatis menbra vestra arma iniquitatis peccato, sed exhibete menbra [11] vestra arma iusticiae deo’. Dan so wir den harnisch anzogen haben, den uns [12] das euangelium gibt, so werden all menbra arma iusticiae. Das thuet der [13] heilige Geist. Gottes finger teilet auß, ‘distribuit spolia’, hat den harnisch [14] ausgezogen, nymmet in hinwegk, Machet darauß, was er will. Da von sagt [15] [Jes. 2, 4.] Esaias cap. 2., al todlich wer das wandelt der h. Geist in nutzlich instrument: [16] Macht auß bosen zungen gutte zungen, di gottes wort predigen &c.. Also sein [17] hie vier argument, di mugen sich zihen auff disse vier wunderzeichen, und di [18] [V. 23.] beschleust er mit eynner epiphonemate ‘qui non mecum, contra me est’ &c., [19] quasi dicat: was sagt ir, meynnet irr, das ich in der bosen geist gewalth die [20] teuffel außtreyb, und so ich in selber hab vorjaget, samble die menschen zu [21] mir, treybe von in den Teuffel, wie mogen wir dan bey eynander bleyben [22] stan, quia, ‘qui non est mecum, contra me est, et qui non colligit mecum, [23] disperget’. Das sein zcwen grosse spruch, machen viel grosse heiligen [24] zu sonder.

 

[25] Nuen do er sie genung gelerhnet hat und uberwunden, warnet er sie [26] darzu fruntlich und drauet in. Er ist darumb zu in geschicket worden, das [27] er den teuffel austreyben solt. Das hat er gethan. Darumb warnet er sie, [28] das sie sich furchten, das der teuffel nicht wider zu in kumme. Wer den [29] teuffel wil außberffen, eyn neu leben anfahen, der muß sehen, das er siben [30] mal mandlicher streyte dan fur hin, und viel stercker sey dan vor, dan der [31] teuffel machet sich auch viel stercker dan furhin.

 

[32] [V. 26.] Nuen sagt er, wan sich der teuffel ßo starck macht, das er siben teuffel [33] zu im nymmet und also wider in menschen ferhett, dan ßo werden di letzten [34] erger dan di ersten zeyt. Das ist am meisten wider teufflisch lere gesagt, [35] dan durch die ist es ye erger und erger worden in der welt. Von ersten, do [36] es am besten stănd, waren di merterer. Darnach bald ist es boeser worden, [37] do komen die ketzer bis auff itz, do ist es am ergsten und [38] regiret der teuffel

 

[Seite 601]

 

[1] am weydesten und ist am sterckisten, dan er hat alles in der Christenheyt an [2] im: kirch, mesß, predig, prelaten &c.., allein die teuff nicht der jungen kinder, [3] und ist doch alles ein sulcher schein, als seyes gottis worth und sacrament do. [4] Das ist der schalckhafftig teuffel, do Christus hye von sagt. Diser fall triefft [5] den glauben und gottis wordt an am meysten, dem kan man nicht raten. [6] Drum stehet es itzunt ßo ubell in der kirchen, das es besßer wer, wir werden [7] heyden und turcken.

 

 

 

 

 

 

 

[8] 103 (= 75).

[9] DOMINICA LETARE.

 

1521

 

[Seite 601]

 

10. März 1521.

 

[ 10 XVII 29 Pol. am Fuße der mit “goth” schließenden Seite: Laban hypocritas signat]

 

 

 

[10] [1. Mos. 31.] XXXI. Gene.

 

[11] Wir haben gehoret, wie hie anzeygt sein zcweyerle weisse zu leben in [12] denn zcweyen personen Laban und Jacob: die ein ist Christlich, des Jacobs, [13] steth dorinn, das man vonn ersten im hertzen ein stetichen glauben in goth [14] hab, darnach mit erbeyt die narung such. Die ander weyß ist nit Christlich, [15] wie woll sie ein schein hat, als sey sie di aller beste. Hec est historia. Es [16] ist schwer, das mans recht ausleg nach dem geystlichen vorstand, wie ich hab [17] offt gesagt, das man nit leichlich mysteria suchen soll, dan man hab dan [18] furhin ein rechten vorstand der historie eben erlanget. Vonn ersten, wen [19] man die historie außlegt, muß man bey den worten und Namen bleyben. [20] Darnach aber, wan man mysterium handelt, lest man die worth faren, [21] sunder nymbet personas und res, geschicht, dye durch die worth und Namen [22] wezeugt sein. Darumb ists unrecht, das man sagt von zcweyerley mainung [23] oder vorstand der schrifft: Der heylig geyst und die warheit ist einfeldig und [24] ungeteylet, wi wol das ding, das do angezeygt wirt, sich weyth strecket. [25] Darumb wan wir proprium sensum historiae haben, Mugen wir darnach viel [26] mysteria suechen. Nuen haben wir gehordt, das ‘Laban’, das worth, heisset [27] weyß und das do gleysset. Laban ist recht ein gleysner. Dorumb bedeut [28] er alle gleysner, welche Christus heist ‘hypocritas’, heiligen, die do her gehn [29] in grosßn schein und sein glaubloß odder trawloß, die kein zuvorsicht in goth [30] haben. Dießer eynnig man ist ein figur des ganzcen hauffens des grossen [31] Corpors und vorsamblung aller, di do gleyssen und gehen nicht im glawben. [32] ‘Jacob’ aber heisßt der Tretter, hatt nicht den Namen, das er gleyssett, Ist auch [33] eyne person, bedewt aber den gantzen hauffen der, di im glawben wandelen, [34] also das man sie nicht sihet. Nuen hab ich offt gesagt, das eben alles betreugt, [35] was do gleysset: ist nicht die rechtschaffen weyß Christlichs lebens, dan [36] die stehet allein im glawben, ist kein gleissen do, wi hie im ganzen buch [37] kein worth ist von eynnem werck, das Jacob hab gethon, das do gleysset [38] und hubsch ansehen het fur den leutten, ist allein fur gottis angesicht kostlich,

 

[Seite 602]

 

[ 20 Auch kein || auch kein        Pol. am Schlusse der mit “kein” schließenden Seite: Verbo dei discernuntur hypocritae et synceriter pii 25 Pol. am Rande: Agni arietum predicatores]

 

[1] Menschen augen vorachtens, dan sein gerechtikeit steht im hertzen, des [2] Labans aber ist ausßen.

 

[3] Nuen wollen wir weytter sehen, was den zwuen personen, dardurch [4] zcweyerleyn volck in der kirchen ist bedeuttet, zu gehore. Das grost und furnembst [5] werck, do bey man den hauffen eygentlich erkenneth, ist das worth, [6] [Ps. 116, 10.] wie der prophet David sagt ‘Credidi, propter quod locutus sum’. Item [7] [Ps. 51, 15., Röm. 10, 10.] ‘Docebo iniquos vias tuas’. So auch Paulus ‘Corde creditur ad iusticiam, [8] ore fit confessio ad salutem’, das grost stueck in der bekentniß. Ausßn [9] kenneth man sie eygentlich nicht, aber die lerhe und das wordt stoesßen sich [10] mit eynander. Die gleysner zancken sich mit den rechtschaffenen frummen [11] allein umbs worts willen, kunnen als leyden in jhenen dan allein das [12] worth. Dan es strafft ir werck, do si mit umb geen, und durch welche sye [13] wollen frumb seyn. Szo sehen wir, das sie in Christo haben mogen leyden [14] die wunderzeychen, aber die predig konnen sie nicht leyden. Regnum Christi [15] ist allein im worth und im glawben, der dem worth anhengt. Darumb ist [16] es ein groß ding. Es horens wol viel, wenig aber durffens sagen und lehren. [17] Und do hin gehn aber alle exempel der schriefft, und Christus gibt in klar [18] [Luc. 8, 4 ff.] exempel im Euangelio in discrimine eorum, qui audiunt verbum &c. Wans [19] eynner wil aussprechen, ßo greufft man inn guth und Erh an, darumb [20] schweygen sies und durffens nicht sagen, drumb bringens auch kein frucht, [21] dan ßo mans darff sagen und bekennen, wen man eynnen darumb anfichtet. [22] Das ist hie die figur. Quod Iacob vidit Mares ascendentes super feminas, [23] do mit ist bedeuttet worden officium predicancium et verbi. Christus sihet [24] do hin, ubi confessio est verbi, wi sich das Bordt meret und frucht bringt. [25] [Ps. 114, 4.] Darumb sollen praedicatores agni arietum seyn sicut in psalmo ‘Montes exultarunt [26] ut arietes’ &c. Magnum sacramentum est in hoc, quod dicitur Mares [27] ascendere super feminas, ist wider dy faulenn Bischoffen und geytzigen prelaten [28] gesagt, die do umb erhe oder gutzs willen wollen herren sein in der welth. [29] Es muß alles dran gewagt sein. Man muß sich nichs furchten för gewalt [30] ader reichtumb, sunder muß das maul auffthun. Dan wer die erhe oder [31] das geldt lib hat, der furet nicht das prediger ambt recht. Man muß den [32] hals dran geben und muß allein Christum lieb haben, wie er zu Petro sagt [33] [Joh. 21, 16.] ‘Petre, diligis me? Pasce oves meas’. Quasi dicat: also geht das weyden [34] zw, das dw nicht weiden kanst, dw hast mich dan lib, drumb frag ich nicht [35] umbsunst, ob dw mich lib hast, dw mußt das leben dran wagen. ‘Es wirth [36] [Joh. 21, 18.] dich eyner furen, do hin dwe nicht wilst’. Das ist das recht Bischoffampt. [37] Unßer Bischoff wollen allein pascere, non amare. Das ist, quod Mares [38] ascendunt super feminas. Esse masculum est cum summa diligencia pugnare [39] pro verbo dei, muß sich nicht schemen, bringt sunst kein frucht nicht. Darnach

 

[Seite 603]

 

[ 10 Pol. am Kopfe der mit “sie” beginnenden Seite: Iacob uxores suas a servituet liberat 13 Phariseicae 31 Gl. 37 Pol. am Kopfe d. mit “vatters” beg. Seite: Idola Laban        ir] im]

 

[1] ist Jacob nich von im selber zu dem wesen kummen, sunder beruffen [2] von Goth, dan der schickt in zum Laban, furet in auch wider von im, zceygt [3] an, das keynner kan das euangelium predigen, dan er sey von goth dar zw [4] gefordert und erweleth. Drumb sagt er von den propheten und predigernn, als [5] [Jer. 23, 21.] wir sye itzund haben, die sich selbs darzw dringen, ‘praedicabant, et ego nesciebam, [6] Currebant, et ego non mittebam eos’. Wir Menschen kunnen wol [7] Bischoff weyhen und pfaffen machen, aber der heylig geyst macht allein rechte [8] prediger: thut ers nicht, ßo ists vorloren.

 

[9] Nuen beschreybt der heylig Geist weitter, wi Jacob sein weybern furschlecht, [10] das in goth geheissen hat, das er darvon zihe. Do werden sie auch [11] [V. 15.] fro, das sie vom Laban kummen, sagen: Er hat uns gehalten wie die meyde [12] und hatt uns unser erbteyl genomen &c.. Do hat aber der heilig geist angezeygt [13] discrimen Pharisaicae doctrinae et Christiane. Laban bedeutt doctores [14] humanarum tradicionum, di do mit irer lerh die gewissen gefangen nemen. [15] Wan unter disßen etlich sein, di do geren frumb werden woltenn, di mussenn [16] viel erbeytten und haben ein schwer lebenn. Doch ist umber das boeß gewissen [17] do, kunnen nicht rue haben im hertzen, Mogen des zappelens nicht loß [18] sein. Diessen kan nymant helffen, dan wen Jacob kummeth und erloset sie [19] von sulcher gefenckniß, das ist, wan unser herr goth ein prediger gibt, der [20] sein worth, das h. Euangelium predigt. Dis Exempel von den zcweyen [21] weyberen trieft auch unßer zeyt. Dan alle gesetz, die wir haben, und alle [22] menschen lerh ist nigs anderst dan ein erbarmmlich gefencknis der gebissen: [23] darumb das man gewisßn und sundt machet, do keinne ist: Soll man des [24] gewissens loß und frey werden, muß man Geldt darzu geben. Also nehmen [25] sie uns, was wir haben. Darümb klagen die weyber billich uber den Laban. [26] Das was sie erberben, das frist er, und musßn darzu erbeitten, werden fro, [27] ßo Jacob kumbt und volgen im. Sulche gefangen gewissen werden bald gewar [28] [Joh. 10, 27.] des rechten lerers, wi Christus sagt ‘Oves meae vocem meam audiunt’. Darnach [29] nymbt sie im nymant wider, lassen sich nicht von Christo reyssen. Dis [30] bedeutten disse zcweye, Lia und Rachel: Christiani im fried oder im leyden, [31] wollen des Labans loß sein, wandelen nor im Glauben, lassens gewissen frey [32] bleyben, ob sie wol gewalth leyden mussen. So sollen wir auch thun. Wir [33] mussenn gewalt leyden, allein das man zu denn sage, die uns gewalt thuen, [34] sye habenn nicht recht. Man mus den teuffel nicht lassen in hymmel greuffen.

 

[35] Und bricht Jacob auff mit denn weybern, kumbt auch die rechte strassen. [36] Nue ist er gantz frey, wandelt allein im glauben. Nue nymmeth Rachel die [37] Bild oder aptgoth ires vatters und furhet sie mith ir weck. Die Aptgoth [38] heissen hebreys ‘Traphim’ und bedeutten die menschen lerh aus der schriefft [39] [2. Mos. 32, 1 ff.] genomen. Wir lesen in Moyse, das die Juden sagten ‘Mach uns gotter, das

 

[Seite 604]

 

[ 23 Von Pol. ist über ss in “zwissen” gesetzt: sch 26 Pol. am Fuße der mit resina schließenden Seite: Cumulus testimonii]

 

[1] wir sie anbetten’, und drungen Aaron, das ers must machen. Die Juden [2] gaben im ir Orringe, di worff Aaron ins feuer und wurdt ein kalb darauß. [3] Darnach sungen und tanzten sie drumb. Das goldt sein die spruech: sententie [4] ex scripturis ornamenta animae. Orring ist das worth, das klingt albeg in [5] oren, wan man nimbt das worth und ferd zu und macht ein werck darauß. [6] Der Orring ist klein, hengen in oren, das man kan horen. Das kalb hordt [7] man nicht, man sichts alleyn. Die schriefft lerhet allein den glaw̓ben, so [8] ferth man zu und macht gleissende werck darauß, das ist das bild fur den [9] augen. Das thut itzund das geistlich recht, und ist der bilde alzeyt die welth [10] vol. Die Juden haben ir noch viel, als sie albeg an iren Moyse hangen, [11] aber wir haben ir noch viel merh. Sulche bild sein des Labans gotzen gebest, [12] die Traphim.

 

[13] Nuen ist die Tochter Rachel do und stildt dem vater die Traphim, hat [14] von Jacob gehordt, das es nichs ist. Also auch, wan die frumbe Christen [15] horen das recht worth, das ist den glauben, predigen, werden sie den gleissenden [16] heiligen, die solche gotzen haben, feindt und stelen in die bild, Bringen sie [17] umb, lassen wol das goldt, die Orring, bleyben, bleyben bey denn rechten [18] vorstand der h. schriefft.

 

[19] Nuen haben wir gesehen, was das bedeuttet, das sich Jacob weckmacht [20] vom Laban. Itzünt wollen wir weitter sehen, wie im Laban nacheilleth und [21] kummenn auff dem berck zwsamen, und machenn ein bunth mit einander. [22] Den wir haben gehordt, das der Berck heist ‘Galaad’, cumulus testimonii, von [23] den zusamen getragen steynnen, das eß soldt ein gzeugknis sein zcwissen yn [24] beyden. Disßer hauff stein, Cumulus testimonii, ist eigentlich die heillige [25] [Jer. 8, 22.] schrifft, und also wirth das worth offt anzogen ut Hieremiae ‘Numquid non [26] est resina in Galaad?’ Das ist, kan man kein trost aus der schriefft nemen? [27] So nun wir Christen recht horen das euangelium und ein rechten vorstand [28] der h. schriefft krigen, Szo bleyben wir dinnen, kummen nicht wider herauß. [29] Nuen gehoret das denn predigern zu, das sie haben Cumulum testimonii, das [30] ist, das sie gelerth seyn und der schriefft gewaldig sein, wie Paulus sagt ad [31] [Tit. 1, 9.] Tithum ‘Ein Bischoff muß rechtschaffen lerhe furn, das er das volgk vormanen [32] mug, und das er die widersacher zu nicht mach’. Man soll al [33] predig aus der schriefft füren und nicht nemen außm Aristotele oder andern [34] Buchern. Er soll spruech haben mit grossen hauffen, das ist, Bie Paulus [35] sagt ‘ut sit potens exhortari in doctrina sana’ &c. Do auff baue er sein [36] Zceldt, die Christenheyt, do steht das zcelth gewiß und sicher auff. Es werden [37] viel spruch, exempel und figuren da zusamen tragen, machen ein gutten [38] grunth, do auff mag ein Christenmensch trewlich baven. Das kunnen aber [39] die gleysner nicht leyden. Do hebt sich den der hader, wie hie mit Jacob [40] und Laban, die sich umb den stein hadern. Dan wen wir rechtschaffen im

 

[Seite 605]

 

[ 9 H. G. 16 gotes 23 liest 24 Pol. am Fuße der mit “eynner” schließenden Seite: Verbum dei diligentissime custodiendum        Pol. am Kopfe der mit “im” beginnenden Seite: Horribile exemplum prophetae, qui patitur se avelli a verbo dei]

 

[1] glawben wanderen und allein Gottis worth horen, ßo mugen sie es nicht [2] leyden, wollen ir ding allein gehalten haben, unnd disßes sol nichs sein. Darumb [3] werdenn sie nymmer mher mit einander eyns. Wan eynner also ein [4] Cumulum testimonii hatt, das ist, ßo er also in der schriefft wol geubt ist, [5] stehet der Laban auff und vorvolgt in, sein eigen freundt. Das ist, die uns [6] den glauben solten leren, die thuens nicht. Der klein hauff wirth vorvolgt vom [7] grossen, sie werden wuttend und tobent, das man ir ding vorwurfft, stildt [8] in ir bildt darzu. Aber Jacob, ßo er nicht mer kan, befhildt er di sach unsern [9] Herr Goth, denckt also: der es hat angefangen, der fur es auch wider auß, [10] goth muß do allein helffen. Dorumb straffet er Laban in der nacht und [11] vorbeuth im, das er Jacob nichs thue. Das ist, das Paulus sagt ad [12] [Phil. 4, 7.] Philip. 4. ‘deus pacis custodiat corda vestra et intelligentias vestras in Christo [13] Iesu’. Quasi dicat: das ir moch bleyben in dem einfeldigen vorstandt unsers [14] Herrn Jesu. Ob euch ymand wolt den vorstand zureisßen, do behuet euch [15] goth fuer. Dan wan er nicht wer und unß behuettet, het uns der Teuffel [16] den rechten vorstanth bald umgestoesßen. Dan er spricht auch, er hab gotes [17] worth. Darumb erhelth uns nymand dan goth allein ann all unßer zu thuen, [18] Ja wan wir nichs drumb wisßn. Es ligt am meisten daran, das man das [19] worth Gottis behalt, dan das ist das hewbtstuck, das wir haben, und thuet [20] der Tewffel grosßen fleyß, das er uns das abreysße. Dorumb ist von notten, [21] das man mith fhleyß darauff sehe, das wir uns nicht lasen darvon treyben [22] und vorfuren. Dan kummen wir darvon, szo ist es alles vorloren. Man [23] [1. Kön. 13, 1 ff.] liest ein historien 3. regum 13. von eynnem propheten, die dineth hieher und [24] zeugt an, wi es geht, wan eynner im das worth gottis lest umbstossen. Goth [25] schicket denn propheten in Bethel zum Hieroboam, das er wider im prediget, [26] und hat im goth vorpotten, das er am selbigen Ordt wider essen noch drincken [27] solt, und do er wider weck was, erfuhr es ein ander prophet und reytet zu [28] im, Bittet in, das er umb kere und mith im essen wolt. Sprach, er were [29] auch Gottis prophet, und der engel wer zu im kummen und geheyßn, das [30] er in wider in die stad solt furen und zu essen geben. Das glaubt jhener [31] prophet und liß sich uberreden. Do er mith dem andern gessen heth und [32] wider heimb reyth, kam ein lew und czu rißh in. Künth im goth die [33] sundt nicht vergeben? Er wolt aber anzeygen, wie ferlich es sey, wan im [34] ymmet lest das worth gottis und ein rechten vorstandt nemen. Darumb hat [35] er den prophetten also gestrafft. Darumb ist es wol noth, das man also ein [36] Galaad hab und ein rechten vorstand fasse und darauff bleybe: man mus die [37] Oren fuer allen anderen bredigen oder lerh zustopffen. S. Paulus hildt so [38] [Gal. 1, 9.] fest darauff, das er sagt ‘Si angelus de celo descenderet et predicaret vobis

 

[Seite 606]

 

[ 3 dodurch] durch Vom Schreiber über der Zeile, aber mit genauer Bezeichnung der Einfügungsstelle nachgetragen 4 leutte 6 H. G.]

 

[1] preter id, quod accepistis, anathema est’. Er hat wol gebust, das der Teuffel [2] nicht anders thuet und dencket, dan wie er das wordt umb stosse, dencket [3] darnach miht so vil listen, mit solchen schein, do mit do durch die heilligen [4] Gleissenden leutte, das auch die außerbelten mochten vorfuret werden, so es [5] muglich werhe, wie Christus sagt.1 Darumb muß man hier nicht ansehen, [6] was Hyeronimus, Augustinus, Benedictus gesagt haben, sunder was der Heilig [7] Geist gesagt hatt in der heilligen schriefft: laß kein heilligen ßo groß sein, ßo [8] heilig, das er dich von der schriefft fuere, darumb muß man Goth mith ernst [9] darumb bietten und im unßer sach befhellen, das er uns vor sulchen irtum [10] und falschen vorstandt behuette &c..

 

 

 

 

[11] ΤΕΛΟΣ.2

 

 

 

 

 

 

 

 

[12] 104.

[13] A PRANDIO. EODEM DIE.

 

1521

 

[Seite 606]

 

10. März 1521.

 

[ 20 Über “mannen” ist von Poliander geschrieben: preter mulieres 27 Pol. am Fuße der mit “und” schließenden Seite: Periclitabantur homines in deserto Christum sequuti        Pol. am Kopfe der mit “wan” beginnenden Seite: Cura in crastinum hominibus naturalis 28 weren worden] werden woren]

 

 

[14] [Joh. 6, 1 ff.] Euang. Ioann 6. de distributis panibus inter tantos, under ßo ein grossen [15] hauffen.

 

[16] Es ist in disßm Euangelio aber ein exempl, das uns den glawben [17] lerhet, wie das ganzs Euangelium durch und durch an allen Orten nichs [18] anders thut.

 

[19] Zum ersten thuet Christus, als wiß er nicht, was er thun wol. [20] Gehet hin, lest im das volgk nachvolgen, ßo grosse schar alleyn von mannen [21] schlecht nach ein farh darzu, das er sie in die wuesten furhet, und was [22] nahe fuer der Ostertag, musten bald do heim sein. Es ist ein grosße farh [23] gebest, nnd was nicht anders angesehen, dan si musten alle vorderben. [24] Darzw furet er auch die junger in zcweiffel. Do sicht man, das sie noch [25] nicht ein rechten volkummen glauben haben gehat. Also lereth alzeyt das [26] euangelium die natur des glaubens, wie es darumb gethan ist, und wie es zu [27] geeth, wan wir wircken und wan Goth wirckt. Menschlicher weyß nach heth [28] man mussen ser viel broth habenn, das sie all gespeisßt weren worden. [29] Menschlich gehet es also, das alweg furradt do sey, wollen fur wissen, wie [30] sie es wollen hinauß fueren, suest greiffen sies nicht an. Aber Gothis worth [31] ist, das er kein vorradt bedarff, kan di ganzen welt speisen, wan er will,

 

[Seite 607]

 

[ 9 Pol. am Fuße der mit “&c..” schließenden Seite: Contra immodicam habendi curam        Pol. am Kopfe der mit “Darumb” beginnenden Seite: Fidei natura est, ut nihil videat cui nitatur, sed diversa potius quam haesitare imo desperare faciant 20 v h Goth 31/32 Pol. am Fuße der mit “zuvorsicht” schließenden Seite: Deo cura nostri etiam in temporalibus et his que corporis sunt]

 

[1] wan schon nichs vorhanden were. Darumb hat uns Christus wollen trosten, [2] ob es gleich nicht nach unserer vornunfft gehe, das wir doch nicht vorzcweiffelen, [3] und ist ein lerh wider den Geizts, das wir nicht goth die rechnung machen [4] sollen, wie es sein soll. Trawen wir im nicht, das er uns kunde und wol den [5] bauch fullen, wie viel weniger konnen wir glawben, das er die seel speyßen.1 [6] Darumb zeygt er uns an in dissem exempel und spileth uns fur, das wir [7] sehen, wie leichlich es im sey den bauch zu fullen, wen schon kein broth do [8] ist. Noch sein wir gar in der erden, sticken ganzs in dem geytz und unglawben [9] &c.. Darumb ist das die natur des glawbens und die arth, das er [10] nicht sehen kan, das ym widerfarn soll, noch viel weniger, wie das geschehen [11] oder zu gehn sall. Do sein funff Tausent man, die alle hungeren und solln [12] essen. Ist in das essen und die speyß ganzs vorborgen, wissen nicht, wo sie [13] es sollen nemen, also sehen wir: allein was wir haben sollen und durffen, [14] das gibt uns die noth, aber wo und wie und wen und durch welchen es [15] kumen soll, wissen wir gar nicht. Ist kein zeyt, kein weyß, kein furschlagen, [16] kein person vorhanden. Also ist es hie gangen, darzw macht es das euangelium [17] erger, sagt, das Christus die junger zcweiffelen macht. Das ist des [18] Glawbens eigenschafft, das er nicht wisßen wolle, wie es geschehen soll, darumb [19] [Hebr. 11, 1.] sagt Paulus ad Heb. ‘Der Glawb ist eynn kurtzer begrieff und anzeygung [20] der ding, die man nicht sihet’. Nu wollen wir gebietten unserm Herr Goth, [21] das ers mach auff die weyß, wie wir wollen, wans nicht geschicht, lauffen [22] wir hie nauß und dort hinauß, der zum teuffel, dißer anders wo hin: wir [23] sollens im in seyn gothlichen willen stellen, wie und durch welchen und wie [24] balde ers uns geben woll, dan er lest im kein weyß furschlagen. Wer also [25] ein loch weyß, weiß zceyt, person, do ist der glawb auß &c..

 

[26] Nuen das Christus uns von dem unglawben zihe, will er hi weweyßenn [27] in dem euangelio, das er uns woll kan erneren. Do er den hauffen sihet, [28] ferhet er zu und will sie speyßn. Es hat yn nymanth darumb gebetten und [29] begerdt oder ersuchet, hebt selb an, bekummerth sich fur sie, was sie essen. [30] Harreth nit, biß sie kummen und bietten, das wir ye sehen, das er merh [31] sorg hab, wie wir ernehret werden dan wir selber, das wir jho unßer zuvorsicht, [32] [1. Petr. 5, 7.] trauen in in setzen. Also lerhet S. Petrus cap. 5. ‘Ir soldt all euer [33] [Ps. 127, 2.] sorg auff in werffen, dan er ist sorgfeldig fur euch’. Item David im Psalter: [34] wan wir schlaffen, sorgt er von der zceyt an, wan wir geboren werden, auch [35] fur die, die gar nicht glawben, wie hie das euangelium anzceygt. Dan der [36] hauff ist allein darumb nachgefolgt, das er wunderzceychen von Christo sehe. [37] Wer Christo darumb nachvolgtt allein, der kan nicht bestehen, wen die anfechtung

 

[Seite 608]

 

[ 30 Pol. am Kopfe der mit “Und” beginnenden Seite: Tabulae, Archa, cherubim, propiciatorium quid signent]

 

[1] kumbt. Doch behuet er sie: wie viel merh wirt er die behuetten, die [2] im nicht auß furwizcs folgen, sunder so wir im vortrauen und glawben. [3] Darumb sagt auch der prophet im psalter wider di, die im unglauben sein, [4] [Ps. 32, 9.] Goth nicht trawen wollenn, sie wysßen dan, wue sie hinauß sollen. ‘Nolite [5] fieri sicut Equus et Mulus, quibus non est intellectus’. Dann diese Thier [6] gehen nor, wo sie der sinn hin furth und nicht weitter, so man sie solt zu [7] tod schlahen. Also thuen auch, die im unglawben ligen, folgen nur der vornunfft [8] unnd wollen selber weyß und wegk suchen, dardurch sie der anfechtung [9] loß werden, wollens goth nicht heim gebenn und in machen lassenn &c..

 

 

[10] Mysteria.

 

[11] Darnach zceygt die historia an di natur und arth der predig. Die funff [12] Broth bedeutten quinque libros Moysi1, zcwen fisch exempla der lieben [13] heiligen. Die Broth sein girstinne, grob Broth: das alte testament. Noch [14] wirth es ßo kostlich und manchfeltig, das hie funff tausent Menschen gespeyst [15] werden. Wans bleybtt im buchstaben, das ist, wan der H. Geist nicht ein [16] rechten vorstandt offenbartt, bleybt es grob, ist ein grober vorstandt. Wan [17] aber Christus kummeth, so machet ers sueß &c.. Nue sagt der Euangelist: [18] Das Broth ist in Christus hendt gemert worden. Das zceygt an, was man [19] predigen soll den Christen. Das Broth hat sich nicht gemerhet in den korben [20] oder in der Junger henden, sunder do es Jesus nhom in sein handt und [21] gebenedeyet es, do wurde es ßo manchfeldig. Man mueß zcwue predig dem [22] volck furlegen: das gesetzs und euangelium zusammen.

 

[23] Von ersten das gesetzs. Das ist ein harte speyß und grobe: man [24] hordts nicht gerne. Wans aber Christus in die hand nymbt, das ist, ßo [25] man Christum und sein werck in dem euangelio predigt, ßo macht ers sueß [26] und libplich. Nymanth hatt gerne, das im das gesetzs naturlich luest vorbeuttet. [27] Darumb sein wir dem gesetzs feindt. Wan Christus kummeth, ßo [28] gibt er durch sein genad den H. Geist, der das gesetzs sueß machet, ßo schmeckts [29] wol, so horen wirs gerne &c..

 

[30] Und das wir ein wenig weytter darvon reden: Es ist in exodo ein [31] hubsch figur, di do anzceygt die arth und eygenschafft des gesetzs und euangelii, [32] [2. Mos. 25, 8 ff.] die wollen wir sehen. In der archen, di gotth Moisen hieß machen, [33] waßen zcwu Taffeln, darinn daß gesetzt geschrieben was. Das ist, wen das [34] gesetz im hertzenn geschrieben ist, Ist es nuen sueß und lieplich worden. Uber [35] der Archen schbebten zcwen Cherubim, die stunden gegen einander, das sie [36] einander ansahen, Schlugen die augen beid nieder in das propiciatorium. Die [37] zcwen Cherubim bedeutten zcweyerley predig, di do zcwgleych beide in der [38] Christlichen kirchen sollen gehen, des gesetzs und Euangelii. Der ein Cherub

 

[Seite 609]

 

[ 8 meynnem 23 Urspr. “lerneth”, das n ist gestrichen 30 macheet]

 

[1] sicht gegen mitternacht, das ist, so man das euangelium predigt anß gesetzs, [2] will man ganzcs bosß sein und nichts thuen. Der ander sicht gegen Mittentag, [3] das ist, szo man nor gesetzt predigt, wirt man vormesßen, helt viel von [4] sich selber, sihet hohe in himel, wirdt hochfartig, bauet auff die werck. Darumb [5] mussen die beid die augen nider schlahen ins propiciatorium, das ist in [6] Christum.

 

[7] Man soll von erst lernen, das alle menschen werck sund sein. Dan [8] wan diße predig nicht gesche, worde man vormesßen und wurd meynnen, [9] wan man nicht grobe sund thete, wer man ganzs rein und rechtfertig. Darumb [10] [Röm. 1, 18.] muß das gesetzs herstosßen und sprechen, wie Paulus anhebt ‘Revelatur [11] ira dei super omnem iniusticiam’ &c. Also mueß man die leutth mit gesetz [12] erschlahen, muß leren, das kein werck fur gottis augen kumeth: ist als vordampt. [13] [Ps. 143, 2.] Also haben die propheten gelernet, alß David, wann err sagtt ‘Non [14] intres in iudicium cum servo tuo, quia non iustificabitur’ &c. Und ann eim [15] [Ps. 116, 11.] andern OErtt ‘Ich hab gesagt, do ich erhoben waß inn meinnem geist:1 alle [16] Menschen sein lugner’. Si thuen werck, wye schon, wie gueth und wie viel [17] sie wollenn, mueß man lern, das sie fur goth im schlamm ligen unnd nichs [18] sein. Daß ist die sterckst predig, geth wie ein Donerschlagk, rümorth auch [19] wider die, die sovil buecher schreyben von dem freyenn willenn und gutten [20] werckenn. Daruber hebt sich aber derr hader, und sein sovill mordt geschehenn [21] ann den propheten, Christo unnd allen heiligen allein darumb. Dan [22] die leutth kunnens nicht hoeren. Darumb hats viel muhe, wiß man das [23] lereth. Thuet große Stoesß. Wan aber die predig nuen geschehen ist, und [24] sie erkennen, das ir ding nichs ist, heben sie ann und singen ein solchs liedlein [25] [Ps. 25, 4.] ‘vias tuas edoce me, semitas tuas demonstra mihi’. Dan wisßen sie [26] nicht, was sie nuen thuen sollen, Muesßen zcum schulmeister lauffen, Muessen [27] siech ime ergebenn, Muesßen siech goth regirenn lasßenn. Do kumbt der [28] ander Engell und weisset zcw Christo. Wan der nicht koem, kunth der mensch [29] das gesetzs nicht leiden, muest verzagen und sterbenn. Darumb sagt der Ander, [30] der das euangelium predigt: wan dich das gesetzts zcw sunder machet, lauff [31] getrost zcw Christo, der wirt dir darvon helffen, wirt dich frumb machen. [32] [Matth. 9, 13., Matth. 11, 28.] Weisßet in zcw dem spruech, do er sagt ‘Ich bin nicht kumen, die frummen [33] rechtfertigk zcw machen, ßonder die sunder’. Item ‘kummetth zcw mir alle, [34] die ir beschberth seith, Ich will euch erquicken’. Also hilfft Christus uns auß [35] unßern unglueck, vonn unserenn sunden. Do stimmen den die zcwen Cherubim [36] zcw samen, Treffen beide in Christum, so wirt das gesetzs sueß, ßo schmecks [37] woll. Also werdenn wir gespeysßet und mereth siech das broet, wie hie in [38] euangelio durch das wunderzeichen Christi angezeigt ist. Nue sagt das euangelium: [39] [V. 1.] Christus ist gangen über das gallilaeisch mehr. Er hatt das wunder

 

[Seite 610]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 2 Über “schleicht” ist (von Poliander?) “schwelcht” geschrieben 3 herr 17 In “buesteney” ist über b ein w gesetzt 18 Pol. am Fuße der mit “wollen” schließenden Seite: Desertum fidei ingrediendum, tum Christus oculos suos super nos attollet 21 mo̓gen 31 Pol. am Fuße der mit “durch” schließenden Seite: Verbum dei et scriptura in quibus scholis discatur]

 

[1] zaichenn nicht erh gethon, dan alß er ist uber das galleleisch mher gangen. [2] Das mher ist das volck odder die Menschenn, Ist unsteth, schleicht1 hin und [3] herr, ist an grunth. Szo ist das Judisch volck an glauben gewest: wan [4] Christus daruber kumeth noch seiner aufferstehung, ßo er nuymber bei den [5] Juden ist, dan hebt siech das wunderzeichen ann, dan mereth sich sein worth. [6] Er hatt vom himel denn geist herab geschickt in die junger, durch welche er [7] hatt offenwarth und lasßen predigen den rechten suesßen vorstandt der schriefft. [8] [Luc. 24, 45.] Szo sagt Lucas ‘Aperuit ipsis sensum, ut intelligerent scripturas’. Darnach [9] [V. 4.] sagtt das euangelium, das es sey gewest nahe bey den Osteren. Pascha, [10] festum Iudeorum, was nith weyth, das sie solten phase celebrieren, idest [11] Transitum, das sie solten außgehen, wasßen schon in Gallilea, das ist in denn [12] Grentzs, wie es ist bald noch der auffarth geschehen. Nuen ist das geschehen [13] in der wuesteney. In deserto sein das heist genn himell farenn, nicht meher [14] auff erden sein. Dan wer zcw Christo will kumen, der findett in an keinnen [15] ordt, nicht bey den Menschenn, sunder man mueß dohin kummen, do die [16] wuesteney ist, das dw nicht weist wu, wie und wan, wue hin und durch [17] welchen, das ist ein geisthliche buesteney, do hin furet Christus alle, di im [18] glauben. Dan alle di rechte Christen sein wollen muesßen also lebenn: [19] allein im glauben Christi, den sie nicht sehenn. Es mueß ganzs wuest und [20] ler do sein. Wue etbas ist, aber wo noch ein raum, do ist Christus nicht, [21] und die nicht in die wuesteney kumen, die mogen Christo nith nochvolgen. [22] Wir sollenn nichs achten und gantzs farenn laßen, daß wir ßehen, und an [23] denn hangen, das wir nicht greuffenn und nicht sehen. Wo der vorstandt ist, [24] ßo ist ein Mensch in der wuesten, und stehet im glauben, ßo ist Christus da [25] und sihet sich umb noch im mit freuntlichen augen, hatt sorg fur in, hebt [26] die augenn auff, kan uns nicht vorlasßen, und ist alles dohin geriecht: Ein [27] buechstab nach dem anderen in der schriefft inn denn glaubenn, wie der ist. [28] Do sihet Christus den menschen ffreintlich ann, und ßo bald kumbt der h. geist, [29] bringet mitt sich ein rechten vorstandt der ganzen schriefft. Es wirdt nimandt [30] gelerhet mitt viell lesßen, gedencken &c.. Es ist viel ein hoher schul, do man [31] gotzs wort lerneth, das ist, das es muß vorstanden werden durch ein schmack [32] und erfarung. Man mueß alßo in die wuesteney komen, dan kumeth Christus,

 

[Seite 611]

 

[ 2 Pol. am Rande: Oseae 2o 9 Pol. am Rande: Iacobi jo 14 “mochten” und “theth” ist von Pol. zugesetzt 23 hubschet        Vor “an” hat Pol. “ßo” eingeschoben, aber wieder gelöscht 26 Pol. am Fuße der mit “viel” schließenden Seite: Foenum in loco quid significet 27 “Das” ist von Pol. durchgestrichen und darüber gesetzt: Seyn worth und seyn volck]

 

[1] und wirth der mensch also, das er die gantzs weldt kan richten. Also sagt [2] [Hos. 2, 14 f.] der Prophett Oseas cap. 2. ‘Propter hoc ducam eam in solitudinem et loquar [3] ad cor eius, et canet ibi iuxta dies iuventutis sue’ &c. Das ist: sie muesß [4] alles lassen faren, was sie sihet, und allein hangen ann mir, dann will ich [5] mitt ir also reden, das ir ir hertzs erweichet soll werdenn, das sie ßo fro [6] werde, eben alß do sie jungk was. Alßo mueß mans erfarenn. Und die es [7] nicht also erfarenn, in den ists nor ein bildt, das in in die augen scheint. [8] Wans zcum treffen kumbt, das sie es vorsuchen sollen, ist das bildt und der [9] [Jac. 1, 23.] spiegel hinweck, wie Jacobus sagt in der Epistol ‘der gottes wortt hordt und [10] nicht thuet, ist ebenn alß wen einner sein angesicht in ein spiegel besihett, [11] wann er vom spiegell kumbt, hatt schon vorgesßenn, wie er gestaldt ist’. Christus [12] hett ebenn alß woll ein sulch wunderzeichen thuen kunden in der stadt, er [13] woldt sie aber för heraußfuren, do kein stadt was, das sie nicht wisßen [14] [mochten], wie es soldt zcw gehen, das er ein solch wunderzeichenn [theth], so [15] kein broeth do was. Also muesßen wir, wan wir wollen zcw Christo kumen, [16] dohin kumen, das wir nicht wisßen, wo wir bleybenn, allein am glaubenn [17] halten und also in der wuesteney sein. Weytter, was ist aber das, das der [18] [V. 10.] Text sagt, Es sey noch viel graß ader hew do gebest. Was ists notth, das [19] er das ßo fleissig anzceigt? Was ists nuetzs, das mirs wiesßenn? Anzcweyffel [20] [Jes. 40, 6 f.] meynnet er das, das Esaias gesagt hatt ‘Omnis caro foenum &c. [21] und alles sein prangen ist wie die pluemen auff dem felde. Das graß ist [22] durrh worden und die bluemen sein gefallenn’ &c.. Also sein wir fur gotis [23] augen. Das best, das hubschest an uns ist, das wir reich sein, gelereth, heilig, [24] groeß bey denn leutten. Darin bluetth und grunet das fleysch, und ist doch [25] nichs anders, dan das man hew darauß machet. Also wirckt goth sein [26] wunderzeichen, und gehet sein wort ym volck an dem Ortt, do viel fleisch und [27] blueth ist. Das hatt nichs zcwschaffen, dan das es mitt fleisch umgehe. Es [28] [Matth. 13, 14 ff.(?)] sein aber wenig, die es hoernn, wie Christus sagtt, aber viell, die es nicht [29] glauben, noch mher, die es vorvollgen und anfechtenn. Wo sein volck ist, und [30] sein wort hin kumbt, findet man albeg viel fleysch und blueth, und mueß [31] [Matth. 10, 22 ff.] das rechte volck und worth gottis vorfolgung leiden, als er sagt ‘wie sie mich [32] vorfolgett habenn, ßo werden sie euch auch vorfolgen’. Doch solln wir uns [33] das nicht lassen bewegen, sunder uber sie sitzen, weben und schwebenn mitt [34] der geistlichenn gewaldt: soll nymandt sein glauben lasßenn faren, dan der [35] bleybt imber oben und kann in nichs niderdruecken. Diesser Troest ist uns [36] noeth, das wir uns des froelich ergebenn, das sovil leuth wider unß sein, [37] wan wir Christo anhangen, glaubenn und bekennen und also denckenn, daß

 

[Seite 612]

 

[ 4 Pol. am Kopfe der mit “Brocken” beginnenden Seite: Fragmenta colligenda, idest doctrina Christi nobis relicta diligenter custodienda, ne a canibus rapiatur ant porcis conculcetur 15 und niht ]

 

[1] sie uns vorfolgen, wie sie Christum und die apostell vorfolgt haben, und [2] lassenn uns das unseren trost sein.

 

[3] [V. 12 f.] Nuen volgt zcum letzten von den zcwolff Broetkorben. Christus gepeuth, [4] das man jho di Brocken auffhebe und behalte, das sie nicht umbkomen. Was [5] meinet er darmitt? Wir haben gehordt, das broed und fiesch bedeutten die [6] lere, geistlichen vorstand, das h. euangelium und exempll der heiligen, was [7] darvon uber bleybt, soll man nicht lassen umkumen. Die lerh der heilligen [8] schriefft und exempel soll man nicht lassen fur die hundt kumen. Das ist, [9] das man die schriefft vertaidigen soll, das sie uns di lupi, die do nicht glauben, [10] nicht ausreysßen, das wir zcw sehenn, das wirs wordt behaltenn. Der [11] Teuffel thuet keinn grosserenn fleyß, dan das er uns gottis wordt nemhe, do [12] [Luc. 11, 26.] schicket er vij Teuffel her, als Christus sagt und denckt, das er jho die brockenn [13] umb bring. Darumb meynett Christus das, das man nicht nachlasen soll, [14] Gottis wordt zcwbebarnn. Ist erst noth, das mann fleisß ankere, das wirs [15] behaltenn und nicht und ye nicht vorachtenn &c..

 

 

 

 

[16] Finis.

 

 

 

 

 

 

 

 

[17] 105 (= 76).

[18] DOMINICA IVDICA SEQVENTI SERMO.

 

1521

 

[Seite 612]

 

17. März 1521.

 

[ 32 Unter “leib” von Polianders Hand: glauben        Pol. am Kopfe der mit “Darnach” beginnenden Seite: Fides est vita animae, Opera fidei sunt vita corporis]

 

 

 

[19] [1. Mos. 31.] In Genesim.

 

[20] Es ist die zceyt hie, das wir wider das euangelium fur uns nemen [21] von disser zceytt. Darumb wollen wir das Capitel in Moise hinauß fueren.

 

[22] Wir habenn gehordt, wie uns ein weiß oder exempell einis rechtschaffen [23] christlichenn lebens ist anzceigt im Jacob und darnach, was es fur ein hader [24] und zcancken ist derr rechtschaffenn, frumen leuth und der hipocritenn oder [25] gleisner umb des worts gottis willenn, als es fur offt ist angezceygt wordenn [26] in der Rebecca, di do zcwen suen im leib trueg, die siech miteinander [27] zcangketen.

 

[28] Nuen haben wir genugsam gehordt, das eyn Christenn mensch nicht kann [29] frumm und rechtfertig fur gotth geachtet werdenn, dan durch den glauben. [30] Es ist kein werck, kein leiden genugsam, es gesche dan in einer rechter zcwvorsicht [31] zcw goth. Darnach habenn wir auch gehordt, das auß dem glauben [32] volgen sollen guette werck, do mitt man den leib erhalte, Darnach auch, das [33] dem negsten geholffen werde und gedieneth. Durch den glauben lerhett man [34] uns leben in der seel, mitt werckenn in dem leib. Was nuen ander leben [35] ist, das ist nicht recht.

 

 

 

[Seite 613]

 

[ 4 Über “leyb” hat Poliander geschrieben: sc. ad castigandum corpus 10 Pol. am Fuße der mit “dar-” schließenden Seite: Castigare corpus Ieiunio 18/20 geheißen, dw soldt essenn und anziehenn, was dw wildt, so spriech ich, dw solt nicht Buetter, eyer und fleyß eszsen, das ader jhenis kleid nicht anzihen, goth hatt es 23 Pol. am Fuße der mit “guetduncken” schließenden Seite: Contra precepta pontificum 26 Pol. am Rande: Homo peccati 35 Pol. am Fuße der mit “Dan” schließenden Seite: Consciencia illaqueatur preceptis hominum]

 

 

[1] Uber die werck hatt mann andere werck auffgesetzett durch menschenn [2] geboet, mit feyertagen, fasteltagen, kleider tragen, kirch weyhen, horas betten &c.., [3] und daruff habenn sie viell regell gemacht. Das sein als allein Menschen [4] geboeth. Es hillfft mich nigß zcw meynnem glauben, auch nigß zcum leyb, [5] noch dem negsten zcw dinen, Macht wider seel noch leyb frumb. Das wer [6] ein recht kasteien des leybs, wan ich fastet eyn ungenantten tag, welchen mich [7] duncket, Szo das in meynner freyheit stundt, also mit betten und allen [8] andernn werckenn, das ich also denckett: So vill wil ich fasten, betten, [9] arbeitten, wachen &c.., Szo viel ich mein leyb mitt kasteye. Darumb sollen [10] sulch werck gar frey bleyben, und wir sollens nur darumb brauchenn, das [11] wir dar durch unßeren leyb frume behalten und den negsten dienen, wie [12] gesagt ist.

 

[13] Also hatt uns gotth all ding frey gemacht, was wir haben auff erden, [14] nuen wan einer kome und wolt mir etbas vorbietten, das mein eigen wer, [15] und werenn, das ich es nicht brauchet, wie ich wolt, und ich wolt zcw farenn [16] und sagen: Ey, das geboth muß ich halten, wurd mich billich jeder man fur [17] ein naren halten. Nuen, wie das frey ist, ßo sein alle ding frey. Do kumbt [18] der Pabst und Bischoffe, sagen, goth hatt geheißen, dw solt nicht Buetter, [19] eyer und fleyß eszsen, das ader jhenis kleid nicht anzihen, so spriech ich, dw [20] soldt essenn und anziehenn, was dw wildt, goth hatt es alles freygelaßenn, [21] der Babst leget ein bandt darein. Szo mitt ander wercken. Spricht der [22] Babst: du solst den tag feyeren, denn tag fastenn &c.. Wer hatt im die [23] gewaldt geben? Wen er also thet und sprech, das wer mein guetduncken, [24] mein guetter radt, das dw das thets, und stelletzts also in unser willkor, wer [25] es nicht boeß. Itzunt aber macht er sundt durch seynne geboeth, wue kein [26] [2. Thess. 2, 3.] ßundt ist, wie Paulus von im sagt: Es wirt eynner kumen, der nicht meehr [27] thuen wirdt, dan die weldt voll sunde und vorderbens machen, das man das [28] muß fur sunde odder frumkeyt halten, das wider sundt noch frumkeyt ist. [29] Bleybt nuenn eynner in dem wan, das er sundt thue, ßo er des bapst gepoth [30] ubertreten hab, ßo ist es sundt. Das meinenn und das wehnen hatt der [31] Teuffel herbracht, und domitt verfuret der Bapst die ganze weldt. Also ist [32] es mitt dem Pfaffenn: wan einer nicht ein recht kleyd antheth, ßo meynnet [33] er, er het die groste sundt thon. Thuet ers aber, meynneth er, er hab ein [34] gueth werck gethuen. Darumb mueß man lernen, das man sich fur dem [35] falschen wan huette, und sulch menschen geboth fur nichts halten. Dan was [36] an eusserlich stette, zceyt adder andere ding gebunden ist, das ist gebißlich

 

[Seite 614]

 

[ 3 Pol. am Rande: Loquitur de Ecclesiastica potestate 6 Pol. am Rande: Usus rerum 7 Pol. am Rande: Voluptas 21 Ir̓r 25 Pol. am Fuße der mit “sagt” schließenden Seite: Contra traditiones humanas 36 Pol. am Fuße der mit “denn” schließenden Seite: Ecclesia quid doceat, quid precipiat]

 

[1] des Teuffels werck, und thueth nichts anders, dan das es sunde machet und [2] falsch gewisszenn &c..

 

[3] Also in allenn menschen gesetzen sollen wir wisßenn, was sie uns gebietten, [4] dan sie es kein recht haben, ist so bald des Teuffels gespenß.

 

[5] Paulus nenneth diese speyß und kleyder und was der gleichen ist in [6] [Col. 2, 22.] eusserlichen dingen, usum rerum. Diesen brauch hatt goth nicht vorbotten. [7] Er hatt allein die luest vorboten, di dar mith getrieben wird. Also must [8] man die zcwey von einander scheidenn, den brauch, und luest. Goth vorbeuth [9] kein ding, ßo feren, biß das die luest darein schlecht. Der Bapst lest [10] die luest faren und will den brauch weren, sagt: Dw soldt das nicht essen. [11] Warumb? Ich wills haben. Also weytter: Dw soldt nicht erbeitten am [12] heiligen tag &c.. Szo ichs doch nicht auß wolluest thue, sunder allein darumb, [13] das ich sein brauch: Noch verbeüth ers. Also hatt er usum Creaturarum [14] verbotten und daruff gebunden unser gebisßen und eittel sund gemacht [15] und falsche frumkeit, da do vor Goth keyn sundt noch frumkeit ist. Er fragt [16] nicht darnach, ob du den bauch gar voll fressest, vorbeutt dir allein Buetter [17] und eyer zcw essen und macht ein gewisßen, das mans nicht darff thuen, [18] man leg dann geldt ein. Wer das thuen will, der thues. Ich thues es1) [19] nicht, und sagt mir nach, das ich woll frey essen, was ich will. Ich frag [20] nichts dar nach, was er darzcw sagen wirdt. Er hatt mich schon im ban [21] than, ßo hab ich ein fortell, das ich sein gepoeth nicht halten darff. Irr [22] sein aber leider sovill, das ich sie nicht all ubertretten kann. Paulus ad [23] [Col. 2, 16.] Coloss. sagt ‘Nemo vos iudicet in cibo aut potu’ &c. Item ‘si ergo cum [24] Χριςω mortui estis ab elementis huius mundi, quid adhuc tradicionibus [25] vexamini’. Do sagt er, das es alls frey, und das wir uns nicht sollen gefangen [26] nemen lassen. Darumb will ichs lassen ghen: wer des Bapsts gesetzs [27] halten will und ßo schwach ist, das ers nicht kann brechen, der mag es thuen, [28] es ist mir aber leid. Wer aber frey ist, der brauch seinner freyheit und thue, [29] wie er woll. Kan ichs mit geldt erwerben, das mirs frey ist, Szo kann der [30] glaub mirs viell mehr und weytter erwerwen. Es sind etlich ßo schwach, das [31] auch, ßo sie brieff haben, muegens doch nith thuen, sagen, es habs die muetter [32] der Heilligen Christlichen kirch geboten. Also lestertt man und schmecht di [33] heillig Christlich kirch, die viell zcw frumb ist, dann das sie das thue, das sie [34] die gebiesßenn also gefangen nemenn. Die Christlich kirch lereth uns nichs [35] mer, dann das wir unseren Preuttigam erkennen, furt kein eigen gepott, [36] predigt nichs dan denn glaubenn. Aber die Tirannen, der bapst und sein

 

[Seite 615]

 

[ 6 Über “als” hat Pol. gesetzt: omne 7 Pol. am Rande: 1a co: x 11 Pol. am Fuße der mit “zcwsatzs” schließenden Seite: Quare conculcanda sint pontificis mandata 15 herr̓ 17 lieber 20 unser 22 Pol. am Rande: Pontifex]

 

[1] hauff thuen nichs, dan das si gefangene gewisßen machen unnd uns unßernn [2] Preuntigam, Christum, und unser heubtgueth, den glauben, gantz abreyßen. [3] Darumb musßen wir dem Bapßt denn Namen abzihen, wan er sich die kriestlich [4] kirch nennet, und kurtzumb: wollen wir selig werden, ßo muessenn wir [5] sein geboth mit fuesßn tredtenn. Halt im noer zw trotz keins, wan ers will [6] haben, als sein gepoth, und will dir dein gewisßen gebunden und gefangen [7] [1. Cor. 10, 27.] nemen. Also lereth auch Paulus ‘Ir solldt alles esßen, was feyll ist, und [8] fragt nith, ob es verboetten ist umb des gebiessens willen’, dan ßo baldt man [9] horet das verpoethten, volgt das gebiessen. Es ist nith groß ding, das man [10] eyer aber fleysch esße, sunder allein sol man darumb dem geboeth nicht [11] folgenn, das er den zcwsatzs darzu thuet, do mit er das gewissen wil gefangen [12] nehmen, das es sundt seie, ßo mans nicht haldt. Weytter ßo hatt [13] [Luc. 10, 7.] auch Christus gesagt, do er di apostel außschicket Lucae x, ‘wu ir in ein hauß [14] gehet, eßt was man euch fursetzt’. Sprecht nicht: Ich eß heut kein fleisch [15] oder kein buetter. Wan mich mein eigen herr szo leret, das es mir alles [16] frey ist, warumb will ich mich lasßen von menschen gefangen nehmen? [17] Warumb will ich im nit lieber folgen dan dem bapst? Darumb wers das [18] beste, das wir dem ding allen urlaẅb geben und faren lassen, was uns der [19] Babst geboten hatt, und hetten kein underscheidt under den eusserlichen dingen, [20] Essen, kleidern, Tagen und was das ist, und brauchen also unser freyheyt, [21] die uns Christus gebenn hatt, in gottis Namen: Szo wer des Bapst ding [22] gar auß. Dan er ist eygentlich nichs anderst, dan wie in Paulus heisßet [23] [2. Thess. 2, 3.] ‘filius perdicionis et homo peccati’, stracks wider Christum. Christus bringt [24] gnad, frid und seligkeit. Der Bapst kerst1 gerad umb. Christus sagt, Es [25] seye nicht sundt, dw essest, was dw wollist. Der bapst sagt dorwider. Sihe, [26] wie fein stimmen zcusammen Christus und sein vicarius: was Christus macht, [27] zcw bricht disser. Darumb ist er eben der recht Antichrist, und sollen wir [28] vonn im loß werden, musßen wir schlecht dempffen und umkeren als, was [29] er gebeutt. Sollen wir nicht mer horen unseren herren Christum, der uns [30] mitt seinem fleysch und bluet erloßet hatt, dan den Bapst, der uns zcum [31] Teuffel furhett?

 

[32] Nue muessen wir wider auff die figur kumen, do wirs gelaßen haben: [33] Wie Rachell irem vatter die Traphim, idest die gotzenn, staell, und die Traphim [34] gehen eben die gepott an, do wir von gehort habenn, unnd wir haben ein [35] guet exempl, wie wir uns gegen des Bapsts gebotth halten sollen. Diese [36] Traphim sein gemacht geweßn von goldt und silber. Silbern bilde hatt zcwey [37] stucke an im. Von ersten ist natuerlich erzts ane form, das ander, das

 

[Seite 616]

 

[ 1 Pol. am Fuße der mit “goldt-” schließenden Seite: Idola Laban ]

 

[1] der goldtschmid im ein form machett. Das silber ist unschedlich, aber die [2] form, das, darvon man es ein bild nennet, ist schedlich. Silber ist frey silber, [3] das man drauß machett was man will. Also ist es auch hie, darvon ich [4] gesagt hab: alle werck, ubung und brauch ist wie das silber an alle form: [5] Ist kein genandt tag, speiß oder kleyd &c.. Wan man aber dissen ein form [6] anzeuchett, ists abgesundert, als wann ich sag: die kirch ist heilig, das hauß [7] nicht, szo ists recht und guett, lawtter meinung und vorstandt. Wan ich im [8] aber ein naßn anstreich und sag: das hauß ist die kirch, ßo hab ich mir ein [9] gozcen gemacht. Also wann man mich ließ frey essen, was ich woldt, ßo [10] wers recht. Wan aber der Pabst spricht: Ich sol das essen und das nicht, [11] so wirdt so bald ein Traphim darauß. Dan er macht mir das formreich, [12] das, so soldt formloß sein. Das machet sundt. Das sein die Traphim des [13] Labans, die sollen die Christen stelhen.

 

[14] Die rechte Brauth, die do ein vorstandt hatt aller gerechtikeyt und lebt [15] allein im glauben: Lia stehet in villem leiden, ist betruebt, aber Rachell ist [16] ein frolicher Geist, darümb, darumb thuets allein Rachell, nicht die anderenn, [17] hatt allein rechten vorstandt, bringt die Traphim gar umb, wirfft sie hinweck, [18] stillt sie dem Laban, das ers nicht gewar wirdt. Kein gleysner vorstehet [19] nymmer, wo hin sie kummen. Diese nimmet yn die freyheit, lest sich [20] nicht dohin treyben, das sies erfur geb, stellet sich kranck, spricht: ich bin ein [21] sunderen. Ich will den grundt meynner zcw vorsicht nicht haben, den du hast, [22] will gerne an dein frumkeit sein und ein Sunder bleyben.

 

 

 

 

[23] Finis.

 

 

 

 

 

 

 

 

[24] 106.

[25] EODEM DIE APVD AVGVSTINENSES.

 

1521

 

[Seite 616]

 

17. März 1521.

 

[ 28 liepliche]

 

 

 

[26] [Joh. 8, 46 ff.] In Euangelium Ioannis 8.

 

 

[27] ‘Quis ex vobis arguet me de peccato’.

 

[28] Dis euangelium ist ein sanffte, liepliche vormanung und raizcung zw [29] dem glawben, wie die ganzs schriefft vol ist sulcher vormanung und nichs [30] anders thuet, dan den glauben leret, als wir offt gehordt haben. Dan an [31] diessem stueck die ganzs selickeit ligt, und braucht der herr viell stueck darzcw, [32] nimmet hinweck alle entschuldigung, die sie mochten furgeben und damitt [33] eyn deckell finden.

 

[34] [V. 46.] Zcum ersten macht er sein person rein und sagt ‘wer ist under euch [35] der mich darff umb einer sund wegen straffen’. Als wolt er so sagen: wenn [36] ich were eyner, dem ir kondt sein leben taddeln und ein mackel an mir finden, [37] het es ein ursach, das ir euch mocht sperrhen und wideren mir zcw glauben, [38] Und mochtet sagen: Ey, sollen wir einnem buben glauben? Darumb sagt ehr:

 

[Seite 617]

 

[ 1 der̓ 5 tha̓n 18 Pol. am Fuße der mit “sol” beginnenden Seite: Presbyter seu minister verbi sit sine crimine 33 Pol. am Fuße der mit “lerneths” schließenden Seite: Veritas quid in scriptura]

 

[1] Ist einer under euch, derr mir ein taddel kan geben, ßo mag er sich entschuldigen, [2] warumb er mir nicht glaubenn woll. Diweyl aber das keiner [3] thuen kann, worumb wolt ir mir dan nicht glauben? Es ist grosß, das er [4] sagt, er hab kein Tadel auff im. Es wer an zcweiffel nit vorporgen plieben, [5] [Luc. 12, 2.] hette er etbas boeß than, wi er sagt ‘Nihil est absconditum, quod non [6] reveletur’, si hettens im bald furgeborffenn. Darumb ruemet er sich nicht [7] darumb, das er erhe darvon haben wolle. Thuets nicht umb seinet willen, [8] wie sie darnach daruff stossen, sunder in zcw guth und frumen, als er [9] [V. 49.] spricht ‘glorifico patrem meum’ &c. Sunst hett er ein boeß exempl geben.

 

[10] Also solten unser leuth auch sein, die prelaten und obersten. Ittzund [11] [Matth. 23, 2 f.] ist es also gethan, wie Christus sagt ‘super Cathedram Moisi sederunt [12] scribae’ &c. ‘Dicunt et non faciunt’ &c. Darumb sagen sie: Ey, Ob wir [13] schon nit frume sein, dan es nith noth ist, mueß man dennoch unser worth [14] horenn. Es ist aber eine entschuldigung dem volgk, und volgkt darauß, das [15] [1. Tim. 1, 13 f.] man gottis worth vorachtet. Also lerhet Paulus und vormanet Timotheum, [16] das er sehe, das er nicht strefflich leben fuere, und ein taddel an im finden [17] lasß. Dan wen man einen findet, ßo bleibt gottis wort dohinden und wirt [18] geschendet. Darumb sol ein Bischoff und pfarrer frumb seinn. Dan ob die [19] wol nicht entschuldigt sein, die das worth nicht hŏren, geben sie dennoch [20] ursach, das gottis worth zuschanden wirt &c..

 

[21] [V. 46.] Zcum Anderen. Die Ander vormanung ist ßo: ‘ßo ich die warheyt [22] predige, warumb glaubt ir mir nicht?’ Diß sein zcway große stueck. Wan [23] der man frumb ist und die lere gueth, wie mocht irr entschuldigt sein? Als [24] wolt er sagen: Es mocht wol sein, das eynner under schaffskleiderenn ein [25] wolff wer, das der man frumb scheineth und doch boese lerhe fueret, Als [26] itzundt der bapst, pfaffenn und monich mit grosßem schaden thuen. Die [27] weyll aber mein person rechtschaffen ist und ane Taddel, und die lerhe auch [28] rechtschaffen, wie kunth ir euch entschuldigen? &c..

 

[29] Der Geist leugt nicht: wergk und lerhe ist gueth und wahrhafftig, [30] warumb wolt ir dann nicht glauben?

 

[31] Nuen muessen wir lernen, was eyn warheyt heiß, ßo er sagt: Ich sag [32] [Joh. 18, 38.] euch die warheyt. Ist seer von noeten, das mans wisße. Pilatus fragt [33] auch, was die warheyt were, er lerneths aber nicht. Wan wir Christlich und, [34] wie die schriefft die warheit nenneth, vorstehen wollen, was es ist, muesßen [35] wir albeg die zcwey widereinandersetzen: schein, speciem, und warheyt und [36] grunth. Warheyt ist, das do nicht scheinet, ist im grunth also darwider. [37] Was do scheinet, das ist falsch, ane grunth und erlogen.

 

[38] Das sein zcwei reich, die albeg widereinander gehen, also itzund des [39] bapsts und Christi reich sein die grosten feinde widereinander, die irgenth

 

[Seite 618]

 

[ 8 Pol. am Fuße der mit “nichs” schließenden Seite: Veritas speciei apparenti plusquam lux tenebris opponitur 17 Über “geberth” ist von Pol. duravit gesetzt 21 Pol. am Kopfe der mit “wergck” beginnenden Seite: Veritatem dilexisti 29 “schiltth” ist durchstrichen und von Pol. “streitet” darüber geschrieben 34 et sanctitate ist Zusatz Polianders 35 Pol. am Rande: 1a timo: 4to et 2a tessa: 2o]

 

[1] seien. Es ist nicht ßo starck und hardt widereinander keuschheyt und unkeuschheyt, [2] Zcoren und gedult als die warheit und das gleissen. Diese [3] Ding fuelet man alle wol, ist kein schein do. Es sicht yderman woll, das [4] eins recht ist, das ander nicht. Aber hie ist der schein, das man meyneth, [5] es seye recht. Die warheit sicht man nicht darvoer an. Christus kummeth [6] [V. 51.] und wil die Leuth frume machen, fueret keinen schein, sagt noer das ‘wer [7] mein worth horth, der wirdt das ewige leben haben’ &c.. Hie sicht man [8] nichs, und nymand begreufft etbas. Das ding, ßo das worth anzaygt, [9] fuelet nymand, horetts nimand herr rasen. Man hoerth allein das worth. [10] Ist alles gleissen hinwegk genuemen, aller Schein, all euserlich ding. Diß [11] ist, das denn menschenn in der warheyt frome macht. Widerumb des Bapsts [12] und menschen lerh sagen also: wen dw den Tag fastetst und nicht fleysch [13] issest, den tag feyerest, also bettest, eyn munichkappen anzeuhest &c.. dohin [14] und dorth hin lauffest, ßo bistu fruem. Do sihet man die ding all, und [15] kans iderman begreuffen, ßo sagen sie, wer darinne wandel, der seye frumb. [16] Das ist der schein, der do will frumb sein und ists nicht warhafftig, ist [17] der groste feindt Christi, und hat das albeg von Anfang der werlt geberth, [18] das die zcwey also sein wider einander geweßen. Szo ists gangen mit Abel [19] und Chain. Abell heth ein rechtschaffene und warhafftige frumkeit, das ist [20] den glauben im hertzn, welchen nimant sehen kan. Widerumb Chain meinet, [21] das wergck, das er hetth thaen, wer die rechte weyß, do mit er seligk soldt [22] weren, und heth woll ein schein, also es war hubsch und gueth im ansehen. [23] Aber goth vorwirfft es, Richtet nach der warheyt, nicht als es scheineth. Er [24] heth Abel auch nicht angesehen, heth er nicht den glauben gehabt. Diesen [25] [Ps. 51, 8.] streyt haben all heiligen gehabt imer dar, also sagt David ‘Ecce enim veritatem [26] dilexisti, incerta et occulta sapientie tue manifestasti mihi’. Als wolt [27] er sagen: dw bist dem scheinen und dem gleißen feindt, darumb hast dw mich [28] herauß zogen und hast mir geben den glauben im hertzen. Mit dem scheinen [29] haderdt und schiltth goth stetts. Ist albeg der zang do mit die ganzs Bibel [30] durch: all propheten haben darumb musßen sterben. Die warheit muß vorborgen [31] bleyben im hertzenn fur goth. Dieser glaub ist allein die warheyt [32] und das worth, das darvon sagt, und ymehr das worth geeth und ye weniger [33] [Eph. 4, 24.] es scheinet, ye merh es war ist. Also sagt Paulus ad Ephe. 4e ‘In iusticia [34] [et sanctitate] veritatis’, das ist ‘nicht im schein’. Darumb heist er, das der [35] [1. Tim. 4, 1.] warheyt entgegen ist, ‘discessionem a fide’ &c. Das ist gesagt von allen, di [36] [Matth. 7, 26.] do ir frumkeit auff ein sandt bauen, wie Christus sagt. Dan der schein vorgehet [37] aller, wir mugen der gleissenden werck keinß nach dem tod mit uns

 

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[ 1 Pol. am Rande: Quae sunt omnia in interitum ipso usu. Colos. 2o 3 krieg 10 Pol. am Fuße der mit quid schließenden Seite: Vanitas/Mendacium 10 dilige 12 Pol. am Rande: Ezechielis 28.        Danielis xj.        2a tessa: 2o. 22 Pol. am Kopfe der mit “Am” beginnenden Seite: Contra venerationem Imaginum 34 Pol. am Kopfe der mit “mir” beginnenden Seite: Veritas]

 

[1] nehmen. Es gehet als under den henden hinweck. Darumb musßen wir etbas [2] ewigß haben, daran wir halten, das uns rechtferttig mach, und davon die [3] seel ernerhet werde, das nicht vorgengklich ist, das ist goth allein. Den krieg [4] ich, wan ich das worth von im hore, dem hange ich an, Ob ichs wol nicht [5] sehe. Wu das bleibt, do bleib ich auch. Nuen bleybt disßer grunth stehen [6] ebig, ßo werd ich auch dar mith enthalten, dan das ist allein das ewig guth.

 

[7] Darumb sagt die schriefft, das das die grost sundt seye, wen man von [8] der warheyt feldt in eusserlich ding, die wir mit den sinnen begreuffen. Das [9] [Ps. 4, 3.] heisset die schriefft ‘Mendacium und vanitatem’, als David ps. 4. ‘filii hominum, [10] ut quid diligitis vanitatem et queritis mendacium’ &c. Si wollen die [11] frumkeyt herauß fuern in eusserlich dingen, das man das soll fur gerechtikeit [12] halten. Das heisßet an gottis stad sitzen und sich lasßen anbetten, wie itzund [13] der Babst thueth, als es Paulus vorkundigt hatt. Daruber klagt auch Esaias [14] [Jes. 44, 13ff.] und ist seer zornig, spricht also c. 44. ‘Ich wil dir sagen von einem grosßen [15] tolpell und esel, den ich einmal gesehen hab, der hib ein baumb ab, und [16] name ein teyl darvon und worffs in offen, von dem andern teyll machet er [17] ein gotzen und kniet darfur nider und betteth in an und sagt zu dem holtzs: [18] ‘du solt mein goth sein, der mich erloeset’, und kan nicht als viel dencken. Sych, [19] was thue ich? Hab ich doch das holtzs halb ins feuer thun, und ist zcw [20] aschen worden, und nuen, warumb beth ich das holtzs an, istes doch eynerley [21] holtzs? Also gehet es bey uns itzunth auch, das wir eine speyß auff ein [22] tagk esßen, auff den anderen nicht. Am suntag eßn wir fleysch, am freytag [23] nicht und machen uns ein gueth werck daruß, ßo wirs am freytag nicht essen. [24] Es ist einerley speyß, und sol einmall gerechtikeit sein, wan ers nicht braucht, [25] ein andermall helth ers fur keyn gueth werck ader gerechtikeit, er esß aber [26] esße es nicht. Also auch mit kleyderen, die man braucht in der kirchn, als [27] mans nenneth, zu gottis dinst. Szo ist auch mit unserenn silberenn gotzen [28] odder bilden, die man in der kirchen hat, ist eben das silber, do man becher [29] odder ander ding daruß macht, haltß fur kein gut werck, und wen man bilde [30] daruß macht, meinet man, es seye ein gueth werck und vordinstlich, ßo hatt [31] der Laban auch than mit seinen bilden, do wir in Moise von gehoerth haben1.

 

[32] Also haben wir gehordt, was warheyt ist, und ßo mugen wir vorstehen, [33] was Christus hie meineth. Nuen sagt er alßo: wan ich die warheit predig, [34] warumb glaubet irr mir nicht? Das ist ßo viel gesagt: Ich predig jho

 

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[ 8 Irr̓ 9 ste̔th 11 we̓ren 12 Natur̓        Pol. am Fuße der mit “vorfuereth” schließenden Seite: Quare multi verbum dei audire non possunt 25 Pol. am Fuße der mit “schon” schließenden Seite: Christus et vitae et doctrinae suae synceritatem ostendit, Iudei utrumque calumniantur 37 Pol. am Kopfe der mit “muß” beginnenden Seite: Et vita et doctrina piorum male audit apud Impios]

 

[1] noer von heiligen dingen odder ynnerlich. Es gehet eusserlich ding nicht ann, [2] [Joh. 18, 37.] es triefft allein die seel inwendig ann. Alßo sagt er auch zu Pilato ‘wer [3] auß der warheyt geboren ist, der horth gottis worth’. Im neuen testament [4] ist keyn schein, man sicht gar nichs, hengeth an keinem ding nicht, sunder ist [5] vorborgen im hertzn. Darumb sagt er zcu in: Ir hoereth meyn worth nicht, [6] darumb das ir nicht auß goth geborenn seyth. Also thuet itzt auch das [7] gleissenthe volgk. Es macht nichs, das sye gottis worth nicht hoeren kunnen, [8] dan das sie am eusserlichen scheyn hangen und meynen, Irr seligkeit stehe in [9] eusserlicher weysß, zeyth, steth und person. Do hangen sie ßo fest ann, das [10] sie keyn ander worth und predig leyden kunnen. Man kŏnth sie viel erh [11] uberreden und weisßn, wan sie offentlich Eebrecher odder sunst sunder weren. [12] Es ist der menschlichen Natur, das sie bald meynneth, sie werde vorfuereth, [13] wan man irr etbas neuß predigt. Darumb, die weyll sie gefasset hat, das [14] ir ding recht sey, und gerechtikeit in sulchen eußerlichen weßen stehe, lest sie [15] sich nicht darvon reden, kumbt nymer mher zur warheit, kunnen nicht leiden, [16] das man zu in sag: wan du meynnest, du seiest frumb, wan du ein weissen [17] mantel hast odder ein gulden mesgebanth, diesen ader yhenen tag fastets odder [18] feyerest, ist eyttel narrenspiel. So sein sie gar ersuffen und gefangen von [19] iren eusßerlichen geberden, das sie das worth gottis nicht kunnen vorstehen [20] und leyden. Darumb kümmets, das sie Christum also uberfaren, geben im [21] ein sulchen lonn, darumb das er sie wil auff den rechten weck weissen, heben [22] an und taddelen im beide stück: das leben, wann sie sagen ‘dw bist ein [23] Samarithan’, und die lerhe, ßo sie sprechen ‘dw hast den Teuffel’. Szo thuet [24] man: kan man das leben und die lerh nicht straffen, ßo lesst mans dennoch [25] nicht ungescholtten, ob sie schon kein ursach haben. Sprechen allein also: [26] wilstw nicht leben und leren, wie wir, ßo hastw gewißlich den Teuffel, und [27] bist ein Samarithan. Faren in ßo ubell an, das sie in nicht kunten bitterrerr [28] lestern. Wan man einen ein Samarithan hiß, ist eben gebest, als wi man [29] itzund eynnenn ein ketzer schildt. Wer nicht sulch scheinenth und gleissent leben [30] furet wie sie, den lesteren sie auffs hochts. Als itzunt, was wider den bapst [31] ist, das mueß ketzerey seyn. Ist es wider goth, ßo spriecht man, es seye [32] nicht ketzerey. Szo mussen die rechten frummen, dy den glauben im hertzen [33] haben, zu sunderen werden, und was sie sagen, das muß der Teuffel geredt [34] haben. Ir ding schmucken sie mit warheyt, weysheyt, frumkeyt, gerechtikeyt [35] und alls, was gueth ist. Das ander schmehen sie auffs ergest, und muß gantz [36] im schlamm ligen. Darumb sol man das woll mercken, das wir uns des [37] ergeben, das das recht gotlich leben muß ketzeriß sein und auffs hochts voracht,

 

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[ 27 Pol. am Rande: Iob 41o 38 Pol. am Fuße der mit “wirth” schließenden Seite: Non videt mortem adherens verbo]

 

[1] geschmehet und gescholten weren. Darnach, das gotlich lerh muß teufflisch [2] heissenn und auffs eusserst vorworffen werden von den grossen gleissenten [3] heiligen &c.. Kunnen nichs mer dan schelten, beweren aber nichs. Nuen antborth [4] inen Christus auff die scheltwordt, lest darumb nicht ab, der frume [5] herr, hordt nicht auff, kerth sich nigß an ir schelten, wolt sie noch geren [6] auff den rechten weck weissen. Er was darumb kumen, das er alle Menschen [7] wolte frum machen. Darumb schweigt er stille zcw irem lesteren und heldt [8] doch ymmer an als lang, wis das sie entzbar1 gar boeß worden und des [9] Teuffels, ader das sie recht frume wurden und sich weißen lißen. Darumb [10] wirt er ye lenger ye freuntlicher und sagt ‘Ego demonium non habeo, sed [11] honorifico patrem meum’ &c. Er lest das anstehen, das sie in ein Samarithan [12] hisßen, entschuldigt sich nicht und vorantborts nicht, lests gehn, als wolt er [13] sagen: Lestert noer her, ob ir mich wol nicht kunt taddelen, es sey euch geschenckt. [14] Aber das wort, das ich predig, das ir mir das dem Teuffel gebtt, [15] das kan ich nicht leiden, das muß ich furfechten. Es ist besßer, ich vorlire [16] mein erhe, das ir mich scheldet, dan das ich das wort laß faren und nicht [17] erretthe. Sagt weitter: das ich mich habe gelobt, hab ich nicht darumb than, [18] das ich mich will ruemen. Ich suche kein erhe dann allein meinnes vatters. [19] Nuen, wolt ir den vater erhen, solt ir mich auch billich nicht ßo schmehen. [20] Doch wil ichs gehen lassen. Ir wert wol ein Richter habenn, ob ir recht [21] thuet. Das wort aber laß ich nicht, und sagt ‘Qui verba mea audit, mortem [22] non videbit ineternum’. Als woldt er sprechenn: wie vorwerfft ir mirs ßo [23] erbermklich, so es doch ßo groß und krefftig ist. Ich will euch zu sagen: wan [24] irs hiltet, bleybt ir ebiglich. Hie zeigt er ann, was die warheyt schafft, ob [25] sie das wolt bewegen. Er wirt ymmer ye suesßer und liblicher, geht auffs [26] aller freuntlichst mit in umb, ßo werden sie nor bietterer und zornicher auff [27] [Hiob 41, 15.] in, und wirth ir hertz ymmer harter und harter wie ein ambas, als Job [28] sagt vom Behemoth. Sprechen also: nuen sehen wir, das dw den teuffel hast, [29] Nuen wollen wirs beweysen &c.. Also findt sichs itzund gleich wie hie, wan [30] man beweyßen will, das die rechte warheyt nichs sey. Bringen eben sulchs [31] argument wie hie, sagen: Abraham hatt also gueth gots worth gehabt als [32] dw, und ist dennoch gestorben &c.. Nach der vornunfft hatt es ein groß ansehen, [33] di do nicht syhet, was das wort ist. Nuen woln wir sehen, wie nerrisch [34] sie do mit umb gehen. Christi meinung, do er sagt ‘wer mein wort horet, [35] der wirt nümmer mher sterben’, ist diß: das worth, das ich fuhre von der [36] warheyt, ist ebig. Nuen, wer daran hangt, der lebt ebig, kan nicht sterben, [37] geth uberen tode hin, das ers nicht gewar wirt, und ist der todt keyn todt [38] nicht. Ist aber das worth nicht do, Szo wirth der mensch des Todes gewar,

 

[Seite 622]

 

[1] erschrickt darfur und muß sterben. Das worth ist die bruck von disßem [2] leben in gehnes: das wirth den menschen, ßo er daran hangeth, ubertragen, [3] ehres einer merckt. Hie muß man all funf sinn dar zu thun und an nichten [4] anders halten, dan am worth. Ye tieffer und stercker der glawb, ye senffter [5] der Toed ist, und ye weniger man in fueleth. Ye schwecher der glaub, ye [6] bietterer und stercker der Tod. Das vorstunden die Juden nicht, westen nicht [7] was Tod ader leben ist, wissenn nicht was er sagt. Meinnen dennoch, sie [8] haben gewunnen und sagen: Abraham sey gestorben, beweisßen darmith ir [9] warheyt. Aber die argumenth losßet man bald auff, dan sie selber nicht [10] wisßen was sye sagen. Also thuen noch alle widersacher der warheit, kunnen [11] nichts dan die zcwey stuecke: von ersten, das sye feintlich lesteren, Darnach [12] zcwm anderen, wan sie es beweysßen sollen, werden sie gar zcu naren, das [13] man irr lachen mueß. Das ist die gnad von goth, das er sye so blenth, das [14] sie ßo nerrisch ding furgeben, wie itzund der bapst und sein volck thuet, wissen [15] nicht, was frumkeyt, warheyt, glauben, diß adder das ist. Darnach solviret [16] in Christus weitter und sagt ‘aber Ich suech mein erh nicht’. Darnach spricht [17] er, wie Abraam in gesehen hat, und weissets in, das sye nicht vorstehen, was [18] er sagt. Do werden sie erst doell, do er sie will in den vorstand fueren und [19] auff die rechten meinnung, hebt an und wils in außlegen. Vorstehen nichts, [20] bleyben ymmer im eusserlichen sinne, wollen in daruber steynnigen. Szo mueß [21] er von inn ablaßen und sie gehn laßsen &c..

 

 

 

 

[22] ΤΕΛΟΣ

 

 

 

 

 

 

 

 

[23] 107 (= 77).1)

[24] IN DIE ADNVNCIATIONIS MARIAE SERMO.

 

1521

 

[Seite 622]

 

23. März 1521.

 

 

 

[25] [Luc. 1, 26 ff.] In euangelii locum Lucae primo.

 

[26] Das euangelium haben wir fur auch gehath und genugsam ausgelegth2), [27] doch wollen wirs itzund auch handelen, die weyl es die zceyt fordert, dan [28] man kan nymmer genung darvon hoeren. Werden wir nicht mud, das eyn

 

[Seite 623]

 

[ 1 Jarr' 6 Werr' 11 ir' 12 ge'en 20 Heylige 29 Pol. am Fuße der mit “zu” schließenden Seite: Insigniter ostensus puer Christus 36 Der']

 

[1] Festh widerumb kumbt im Jarr, sollen wir auch nicht mud werden eyn [2] Euangelium offt zcw hoeren.

 

[3] [V. 26.] Czum ersten sihe, wie clar Lucas das geschicht an tag giebtt. Nenneth [4] von ersten den engel mit Namen, der der Junckfrauen dye Bothschafft hatt [5] bracht, darnach die stadt, do es geschehen ist, will gar nicht in zcweiffel setzen, [6] das man nicht wustet, wie es gangen were, Werr der engel gebest sey, wo es [7] [V. 27.] geschehen ist. Darumb weytter nenneth er auch die Junckfraw, wer sie sey, [8] von was geschlecht, darzu sagt er auch von irem gemahel Joseph. Wie hethe [9] ers mugen klarer und ffleyssiger beschreyben.

 

[10] [V. 30 ff.] Darnach merck von ersten, wie der engell mith grosßem fleyß gewiß [11] machet die Junckfrauen, di diß kind tragen soll. Sagt irr eben die weyß, [12] wie es soll zu geen, sundert sye ab von allen weyberen, wie sie nicht auff [13] eine naturliche weyß soll entpfahen, wie das kind Jesus heißen und soll [14] regiren, und sein reich nicht soll sein wie ein ander reich, sunder soll ebig [15] werden. Darumb wirth das kindt nicht entpfangen nach naturlicher weiß [16] und doch naturlich geborn. Es soll fleysch und blueth werden wie wir, doch [17] [V. 35.] also, das sie es nicht wirth kunnen begreyffen. Darumb spricht Gabriel ‘der [18] heilig geist wirdt in hoher weyße in dich kümen’ &c.., als wolt er sagen: dw [19] kansts nicht begreiffen, ßo kan ichs auch nicht sagen. Das sag ich allein, das [20] es auff einn wunderlich weyß wirth zugehn. ‘Der Heylige Geyste wirth dich [21] umdecken’, das es wider dw noch kein creatur wirdt sehen, wirt gantzs im [22] finstern geschehen. Darumb, ßo es alßo wirth zugehn, das das kind vom [23] heyligen geyste wirth entpfangen werden, darumb wirths auch heysen ‘heilig’. [24] Anderer mütter, wo der heilig geyst nicht ßo vorporgen wirckt, frucht und [25] kinder sein nicht heilig. Also hatt hie der euangelist gesetzt und gegrundet [26] den artikel des glaubens, den wir haben ‘qui natus est ex virgine Maria’. [27] Darumb hat er die Muetter ßo mith allenn ding und das kindt abgemaleth, [28] das man jo nicht an dem kind zweyffelt und sehe, das es keyn anders wer. [29] Darumb ist eß alles geschehen unser vorstentnus recht zu zuweysßn. Also [30] hat Paulus in allen seinenn epistelnn allein eyn ding gethan, das er uns [31] allein zu dem Christo fuereth, das wir denn eben lerneten kennen, auff das [32] wir nicht durch falsche lerh nicht von im zw einem anderen Christo gefurreth [33] wurden. Dan es haben albeg viel leuth den falschen weck tretthen. Bald [34] vom anfang der werllt ists also gangen mit Abel und Cain, sein bald zcwispeltig [35] worden. Disser wolt mith wercken frum sein, gener stanth allein im [36] glauben, ließ sich daran genugen. Also ist es itzundt auch und viel mher. Derr [37] recht weck, do man zcw Christo kumbt und inn kennen lerth, ist der glawb, [38] und das ist ein eynige weyß, frumb zu weren. Aber disßen weck geth der [39] wenigst hauff, das mer teyll suchet ein anderen wegk und fueret ein andere

 

[Seite 624]

 

[ 4 Pol. am Fuße der mit “Christum” schließenden Seite: Solus Christus iustificat 9 Am Rande: 63 12 ler̔er 18 Pol. am Fuße der mit “diß” schließenden Seite: Antichristi regnum 19 herr' 25 Pol. am Rande: robur dei, Gothart. Oportet doctorem verbi indutum esse virtute ex alto. Angelus sit scilicet, qui ore annunciet 32 Pol. am Fuße der mit “irr” schließenden Seite: Gabriel predicator verbi        Pol. am Kopfe der mit “Er” beginnenden Seite: Verbum annunciari oportet]

 

[1] weyß, frumb zu weren, dan durch den glauben disses kindts. Die stossen darwider [2] an, dan es ficht das ganzs euangelium, jo dye gantz schriefft wider [3] die und sagt nit anders dan allein, das Christus frumb muße machen, legt [4] uns fuer den einigen Christum, das wir sein volgck sein sollen, und er unser [5] konig und kein ander. Sein regimenth ist, das wir im glauben stehen, ßo [6] gibt er uns den geyst. Was nuen ander lerhr und meister sein, die uns [7] regiren wollen, von disßen sollen wir uns huetten, dan sie nichs thuen, dan [8] das sie uns von unseren rechten und einigen heren Christo wollen reysen. [9] [Jes. 63, 19.] Darumb klagt Esaias daruber und spriecht ‘facti sumus quasi in principio, [10] quum non dominareris nostri’. Und wir mugen itzund auch woll klagen, dan [11] sie vorstoren Christi reich ganzs und sein eyttel wider Christen. Werren sie [12] rechte meyster und lerer, ßo solten sie unß lautteren glauben leren, das wir [13] unser gewisßen auff Christum bauetten und sunst auf nymant. Aber diese [14] lerh ist itzunt ganzs furworfen. Der Bapst hatt Christum abgesetzt vom [15] konigreych und wil konig sein, man soll an im hangen und soll nicht mher [16] dann sein worth hoeren. Also vorliren wir das rechte hawbt und den rechten [17] konig, der uns seligk machet, und komen zu dem Tyrannen, der uns zum [18] Teuffel fureth. Das meynneth diß stueck im Euangelio, das der Christus so [19] eben abgemalth ist, das wir sehen, das er der einige herr ist, an den wir [20] allein mith unseren gebiesßen sollen hangen. Wo wir einem anderen anhangen, [21] sein wir vorloren.

 

[22] Nuen wollen wir sehen die worth, wie eins noch dem andern geth. [23] [V. 26.] Also hebt er an ‘Missus est Angelus Gabriel’, Nenneth von ersten den Engel [24] mith Namen. Wollen sehen, was der Nam bedeuthet. Gabriel hebreisch heyst [25] ‘ein Reich gottis’ odder ‘mechtige herschafft’. Dießer Nam zeygt an das [26] Ampth eines bredigers odder die boetschafft, die do furkundigt das werck und [27] Reich gottis. Ist ein ubirkeit im geistlichn volck, im Reich gottis, das ist [28] in der Christenheyt. Szo hath sie allein der Nam Gabriel, der bapst und [29] sein hauff haben den Namen nicht, dan sie wollen nicht haben, das goth [30] regir, sie wollen mit gewaldt herschen. Aber in dem engel ist anzeygt das [31] ampt eines rechten predigers. Goth will die Junckfrau nicht schwanger machen, [32] dan er schickt das worth furhin zw irr. Er hette woll sunst heimblich ir [33] mugen zusprechen und ins hertzs geben, das sie gefuelt hette: Dw solt eyn [34] kindt geberen. Er wils nicht thuen, Er hab dan forhin durch ein leypliche [35] styme irr zwsprechn laßsen, sie muß for berueffen werden. Darumb zceygt [36] disß stueck an, wie das prediger ambt sein soll, und wie der prediger soll sein.

 

[Seite 625]

 

[ 11 Pol. am Fuße der mit “ader” schließenden Seite: Verbum et fides hic pulchre exprimuntur 25 Pol. am Fuße der mit “gottis” schließenden Seite: Gabriele opus est, ut concipiamus Christum        Pol. setzt über “der both”: hic dißer 29 Am Rande: Regnum dei non in sermone 38 “ebangelium” ist geändert in “euangelium”]

 

[1] Goth richt sein reich also an, das er befhillet das worth zu predigen, will [2] nicht, das man ane das worth hin und her lauffe und das worth vorachte. [3] Zcum glawben mueß ein worth gehoerenn. Darumb hath goth geordneth das [4] Euangelium zu schreyben. Es soll nymanth von im selber anheben sich frumb [5] zu machen durch eigene vornunfft und werck, sonder das worth horen und [6] denn glauben und also rechtfertig werden. Nuen sihe, das die Botschafft, die [7] der Engel bringt, ist eben die predig, die do im ganzen Euangelio steet. Ist [8] hie das gantzs misterium christianismi, das worth und der glawb, wie wir [9] sehen werden.

 

[10] Von Ersten sagt das Euangelium, das wir nicht sollen bauen auff unser [11] vornunfft ader vorstentniß, nach unsernn vortrauen darauff setzen, nichs do [12] mit anfahen, also das wir uns selbs wolten frumb machen odder der gleichen, [13] sonder es mueß das worth kummen von goth, an dem mußen wir hangen. [14] Also ist es hie auch: die Junckfrau konth nith vorstehn, das es mueglich werh, [15] das sie das kindt solt entpfahen. Darumb sagt zu ir der Engel: las dein [16] vorstandt faren. Es mueß ein unvorstandt in dich kumen, du wirst nicht [17] [V. 38.] wisßn, wie es wirth zugehn. Do fasßet sie das worth und antborth ‘Mir [18] gesche nach deynnem worthe’. Darumb soll im nymandt selber meister sein, [19] soll die vornunfft dempffen in denn dingen, di do gehoern zu frumkeyt und [20] seligkeyt und den Glawben antreffen. Es mueß alles natuerlich licht auß [21] leschen, und muessen alle sagen: Mir geschehe nicht nach meynner vornunfft, [22] sunder nach deynnem worth. Also werden wir auch schwanger vom heilligen [23] Geyst und entpfahen Christum geystlich. Darumb muß von erst ein both [24] sein und ein solcher both, der von Goth geschickt ist und predige das Reich [25] gottis. Also ist hie der Gabriel. Wo nicht der both das reich gottes vorkuendigt, [26] ßo ists nicht Gabriel, sunder Belial, idest Rebellio, wie itzundt der [27] bapst und seine bapisten regiren in eußerlicher weyß und widerstreben Christo, [28] setzen sich wider sein konigreich. Dan mit dem eußerlichen weßen und regimenth [29] [Röm. 14,17.] kumbt man nicht ins Reich gottes, wirth nit ebig seligh. Gottes reich [30] ist im glauben, wie Paulus sagt. Man muß predigen, wie goth seine fluegel [31] ausbreittet und außperreth und uns zcwdecket, furth uns in ein finsterniß, [32] do unser naturlich licht gantz mueß vorleschen. Das meynneth der Engell, do [33] [V. 35.] er spricht ‘spiritus sanctus obumbrabit tibi’ &c.

 

[34] Weyter, warumb hatt er nicht ein procesß gemacht und Christo ein Erh [35] thon, ein grosße botschafft gemacht und mit grosßem gebreng angericht, hett [36] er doch woll künnen ein ganze herliche Botschafft ausgeschicken und viel [37] reyttender pferd. Lesset sie auch allein, nicht mit viel Junckfrauen, das es [38] mocht ein arckbon machen, wie er mit irr buele. Das ebangelium will ymmer

 

[Seite 626]

 

[ 1 man        || man Pol. am Fuße der mit “man” schließenden Seite: Predicari oportet regnum dei 2 Pol. am Kopfe der mit “unß” beginnenden Seite: Unitas verbi et fidei 4 “Stoenen” scheint (von Pol.?) in eine von Schreiber gelassene Lücke geschrieben zu sein 15 Pol. am Fuße der mit “wortlein” schließenden Seite: Aliud docere a Christi dogmatis anathema sit 28 Pol. am Fuße der mit “Einnikeytt” schließenden Seite: Aliud a Christo docere est contra Christum docere]

 

[1] in die einnikeyt. Wan man nicht allein den glauben predigt, fueret man [2] unß bald auff viel ding, und wo man ßo manigfeldig lerh fueret und zu [3] teylet in weyße das gewisßen, ßo ists schon vorloren. Sol es aber frid haben, [4] ßo muß sichs auff eyn einfelichen grund Stoenen,1 das ist auff den glauben. [5] Darumb hat goth diß geschicht ßo einfeldig lasßn zcugehn an alles brangen. [6] Darumb solln all Christhlich prediger eintrechtig ein glauben, ein worth [7] predigen und also all eins sein, wie das worth eins ist, der glaub eins, der [8] Geist eins und alle Christen, einer wi der ander, das es alles gleich sey und [9] werden alle ein vorsamblung. Das heyst ‘communio sanctorum’. Szo haben [10] wir auch einen herren und konig, und sein die prediger auch eins, als Paulus [11] [1. Cor. 3, 8.] sagt ‘tam qui plantat, quam qui rigat, unum sunt’. Do kumen nuen her [12] unßer Junckheren mit irem decret und sagen, man mug woll neben dem [13] euangelio etbas anders predigen, als des heiligen vatters bapsts gesetz, wen [14] [Gal. 1, 9.] es nor nicht wider das euangelium ist. Und do Paulus spricht ‘si quis [15] aliud euangelizaverit, anathema sit’, glosiren sie das wortlein ‘aliud’ also, [16] das es sol heisen ‘contrarium’: si quis aliud predicaverit, idest si quis contrarium [17] predicaverit. Drum, weyl sie nith offentlich sagen, Christus sey nicht [18] unser herr, meinen sie, es seie nith unrecht, aber darneben sagen sie, das [19] der bapst auch unser herr sey. Also haben sie das ganzce euangelium umgekerth. [20] In welcher schriefft odder sprach ist es also, das, wan ich sprich [21] ‘Goldt ist etbas anderst dan silber’, das es also viel heise: ‘goldt ist contrarium [22] argento’, das goldt und silber widereinander sein? Darumb muß [23] man den spruch do hin furen, das wer das gewisßen auff ein andere weyß [24] füret, dan im euangelio steht und wie Christus und Paulus gelert hatt, der [25] furfurth alls bald und soll darumb formaledeiet sein, darumb das er zu [26] reisßet die ennikeyt. Dan wer die eynikeyt zu reysset, der zu reist das reich [27] [Luc. 11, 23.] gottis gar. Szo sagt auch Christus ‘Qui non est mecum, Contra me est’. [28] Also furt uns das euangelium albeg in die einnikeytt. Die zureisset der [29] bapst, ßo er sagt: Man sol Christi geboth halten, doch darnebenn sol man [30] auch des bapsts geboth halten und mueg neben dem euangelio auch etbas [31] anders predigen, wan es nicht stracks darwider ist. Dw kanst nicht Christi [32] brauth sein, wan du mit einem andern auch wilst buelen. Drum sein es [33] eittel ebrecher und erenschwecher, die also ein ander weyß predigen, dan wie

 

[Seite 627]

 

[ 1 Pol. am Rande: Doctrina Euangelii 3 Über “schriefft” ist von Pol. gesetzt: scriptura 6 Über “bietter Merh” ist von Pol. gesetzt: salsum mare 8 Pol. am Fuße der mit “zeyt” schließenden Seite: Maria mare salsum        Pol. am Kopfe der mit “di do” beginnenden Seite: Nomina ab Eventu 28 Pol. am Rande: Pauperes Euangelizantur]

 

[1] das euangelium lereth, das man allein durch glauben frumb wirth. Also [2] schmehen und lesternn dieße altag vil tausent seelen und machen sie alle zcw [3] [Hes. 6, 5.] hüren. Das heißet die schriefft auff ein andere weyß ‘dispergere ossa’, wan [4] man so manchfeltige weyß lereth frumb zu weren. Darnach nenneth der [5] [V. 27.] euangelist die Junckfraw Maria, das heist ‘Mariam’ auff hebreisch, das heisset [6] bey uns als viel als ein ‘bietter Merh’. Woher sie den namen krigt hatt, [7] weyß ich nicht. Es ist gewest der brauch bey den Juden, das sie ir kinder [8] haben genennett nach der gelegenheit der zeyt, di do furhanden ist gewest, oder [9] [2. Mos. 2, 10.] sunst von zuvelligen dingen, wie Moises ist genenneth von dem, das er auß [10] [1. Mos 21, 6., 1. Mos. 25, 26.] dem wasser ist gezogen, ßo Isaac von lachen, ßo Jacob ist ein Tretter, Szo [11] [Esra 3, 2.] Zorobabel, idest dux e Babylonia. Nue was zu der zeyt, do Christus kumen [12] solt, eyttel bitterkeyt under den Juden, eyttel armm volck. Es was ganzs [13] underdruckt, was auch wider weltlich noch geystlich regimenth. Darumb was [14] das volck betruebt und bietter, haben gesehen eyttel Jamer und noth wie wir [15] itzunt, das wir allen mochten bietterlich weynen. Darumb nenneth Lucas den [16] Namen der Junckfrauen, als wolt er sagen: Es ist also gestanden, das es [17] eyttel bietterkeyt gebesen ist, und die hat muessen tragen den Namen aller [18] betruebten. Nuen sihe, wie goth gesint ist, wo sein leuth sein, wo sein worth [19] gehet, und wo er den engel hinschicketh. Sein augen sehen allein auff die, die [20] betruebt sein und die nichs sein. Er hetth woll kunnen zu Cayphas tochter [21] schicken, die do reich und hubsch gebest &c.. und doher gangen im gulden stuecken1 [22] und mith eynnem ganzen Junckfrauen zcimmer.2 Lest nicht die Boetschafft [23] zu dem besten landt odder heubtstat, zcw der hewbtjunckfrauen, sonder schickt [24] zcw dem geringen standt, zcw eyns geringes borgers tochter. Nuen hatt die [25] Junckfraw ein geyst gehat und das Jamer angesehen und gedacht: hilff goth, [26] wan wilstw uns erloeßn. Hat also irem Namen genug than. Do kummeth [27] derr engell und bringt irr die botschafft. Das ist Christi wunderzeychen, do [28] [Matth. 11, 5., Jes. 61, 1., (Jes. 11, 4.)] er von sagt ‘pauperes euangelizantur’ und Esaias cap. 11: ‘ad euangelizandum [29] pauperibus misit me’, die betrüebt sein vol Jamers und noth und ein gantzs [30] mher unglugks haben, zcw denn kumbt Christus mit seinem worth und bringt [31] frid, seligkeyt und alles guets. Der bapst, bischoff und sulch volck, die do [32] grosße hansen sein, und di do nigß betruebt, noch anfichtet, di hoern sulch [33] froelich botschafft nicht, wo aber das hertzs vol betruebnis ist, das hordt die

 

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[1] botschafft der Engell. Das ist der prediger, muß ‘Gabriel’ heisen, die schueler [2] miesßn ‘Mariam’ heissen. Also sehen wir, wie das ganzs euangelium nichs [3] dan den einigen glawben handelth. &c..

 

 

 

 

[4] ΤΕΛΟΣ.

 

 

 

 

 

 

 

 

[5] [23. März 1521.] 108.

[6] IN DIE ADNVNCIATIONIS MARIE

[7] a prandio Euangelium dixit

 

1521

 

[Seite 628]

 

23. März 1521.

 

[ 36 Pol. am Kopfe der mit “blueth und” beginnenden Seite: Virgo cur desponsata]

 

 

 

[8] [Luc. 1, 26 ff.] Luc. I.

 

[9] Hie sehen wir, wie unß Goth bereyttet unseren heylandht, unsern könig [10] und herren, also das er geboren wirdt von fleysch und bluet. Darumb hat [11] der euangelist grossen fleyß darauff than, das er das klerlich anzceygette. [12] Zcum ersten zceygt er an, das er geboren sey von dem samen David, darumb [13] das der Messias von ersten vorsprochen was Abraham, dem patriarchen, das [14] er kummen solth von seynnem Samen. Darnach David, auff das nun erfulleth [15] wurde die zcwsagung, und nymanth daran zcweyffeltt, sie werhe erfullet. [16] [V. 27.] Darümb zceucht der euangelist das an, sagt, wie Joseph, dem die Junckfrawe [17] vortrawet waß, geweßen sey de domo David. Nun was also ein gewonheyt [18] bey dem volgk, das eyn itzlich mensch musste von seynnem geblueth freyen. [19] Darumb es auch ist zcwgelasen gewest, das eynner mochte ins dritte odder [20] virtte glied greyffen. Also ist die Junckfrau dem Joseph vortrawet vom [21] Geschlecht David. Darumb ist sye auch vom selbigen geschlecht kummen. Darumb [22] [V. 32 f.] spricht hernach der engel ‘Goth wirdt in setzen auff den stuel David, [23] seynnes vatters, und wirdt eyn kunig seyn in dem hauß Jacob, und seyn [24] reich wirth keyn ende haben’. Darumb ist es auch also geschehen, das do [25] erfulleth wurden die prophezceyen und in genung geschehen. Dan das ist vorkundigt [26] worden lang zcw vor, das dieser Christus solt regiren auff dem stuel [27] David, doch auff ein andere weyß. Es soldt eben der selbig stuel, reich und [28] volck sein, doch anderß regiren und lenger werhen. Darvon Esaias sagt [29] [Jes. 9, 7.] ‘Super solium David sedebit, ut confirmet illud et corroboret iudicio et [30] iusticia a modo et usque in sempiternum’. Er wirth sein konigreich nit [31] lassen wancken und ein end haben, sunder wirth es befestigen, stercken und [32] behalten, nicht im schwerth oder mith weltlicher gewaldt, sunderr in iusticia [33] et iudicio. Also regiret er uber fleyßch und bluet und regiret doch geystlich.

 

[34] Darnach ist es ßo zcwgangen mit der Junckfrawen, das sye ein Junckfraw [35] bleybt und doch vortrauet ist. Szo ist in Christo alles vormengeth mit [36] fleysch und blueth, doch im geyst: Ist warlich blueth und fleysch.

 

[37] Szo ist sein reich auch halb und halb, wie ich gesagt hab: ist nicht ein [38] leyblich regimenth und doch ubir fleysch und blueth. Also hie die Junckfraw

 

[Seite 629]

 

[ 10 Pol. am Kopfe der mit “der” beginnenden Seite: Angelus Euangelici nuncii personam gerit, Maria ecclesiae 24 Pol. am Kopfe der mit “seistw” beginnenden Seite: Salutatio angelica 36 Pol. am Fuße der mit “sich” schließenden Seite: Paulus, noster Gabriel, Initio Epistolarum suarum Gratiam dei, pacem et gaudium nobis optat et commendat. Deinde Christum predicat]

 

[1] ist eelich und doch warhafftig ein Junckfraw, hatt ein mann und ist ein [2] Junckfraw, bleybt dennoch ein mutter. Also hath goth albeg vor und nach [3] Christo regirt. Das ist aber darumb also geschehen, das es unser her Goth [4] nicht mit rumor anfing. Dan soldt die Junckfraw aufftretten haben und [5] gesagt, sie heth ein kindt vom H. Geist, nicht vom Joseph, heth sie mussen [6] sterben. Dan sie het es nicht mugen bezeugen, nymandt het es glawbt. Es [7] were alle schriefft, alle vornunfft und erfarung wider sie gewest. Darumb [8] decket Joseph das zcw, das es nymanth syhet, das der H. Geyst wircket, und [9] ist eyn lautter diener der Junckfrawen. Also hat die Junckfraw ein schuetzs [10] durch den ehelichen standt erworben, unnd durch dieße weyß wircket der H. Geyst [11] heymblich und richttets ee auß, ee man es begreüffett.

 

[12] [V. 27.] Das ist das erste. Nun wollen wir ansehen die person. Der euangelist [13] sagt, die Junckfraüe sey genennet Maria, Darnach, das sie sey gewest zcw [14] Nazareth, im Galileischen landt. Heut haben wir gehordt, was der Engel [15] Gabriel bedeuttet, Nemblich die prediger, und das Maria ist an stadt der [16] Christlichen kirchen. Die zcwue person zceygen an, wie die ganzs kristlich [17] kirch stehen soll. Die prediger ader lerher sollen nichs anders bringen, dan [18] [V. 31.] den befhel und das geboth, das in ist auffgelegt. Das ist dies geweßen ‘Ecce [19] concipies in utero et paries filium’ &c. Darumb wollen wirs nun weytter [20] hinauß fueren.

 

[21] Nuen volgeth, was das Euangelium sey, das die prediger sollen lerhen [22] und vorkundigen, und was darinne gepredigt wirdh.

 

[23] [V. 28.] Zcum Ersten Sehen wir, wie der Engel kummeth und bewt der Junckfrawen [24] Gluck. ‘Gegrusßt seistw’ &c.. ‘Gehab dich wol, dw bist angenemb bey [25] goth’. Darnach bringt er ir die red, die im befhollen ward: Dw wirst entpfahen [26] und geperen eyn suen, der soll heyssen Jesus. Dieße zcwey ding treybt [27] Paulus auch. Von ersten preyset er die genad, die uns geben ist durch das [28] euangelium, wecket uns auff, vormanet und trostet uns. Darnach hebt er [29] an zcw lerhen das euangelium. Also gehet das euangelium gar. Drumb [30] heysseth es auff Deutzsch ‘Ein suesse, liebliche botschafft’. Ist freuntlich und [31] gefellet den hertzen woll, das es ßo ein lieblichenn grueß bringet. Also ist [32] es mit ydermann. Wer darzu kummeth, das er das euangelium horeth, zcw [33] dem mag man wol sagen: Grueß dich Goth, Goth ist dir holdt, Got ist mit [34] dir, dw bist gebenedeyet. Ein Christen mensch kan man nicht genugsam loben, [35] darumb das er das euangelium hatt. Dießer Gabriel ist Sanct Paul. Szo [36] gehen all sein Epistoln, den Grueß bringt er albeg mit sich vor an. Und das [37] ist eyn recht Rhetorica reddens auditoris animum attentum, wan man ßo [38] sagt: O, ich will dir von grossen guetteren sagen, wan dw es wissest, wurdestw

 

[Seite 630]

 

[ 11 Pol. am Fuße der mit “sagtt” schließenden Seite: Signum        Pol. am Kopfe der mit “Dw” beginnenden Seite: Verbum de Christo Annunciat Euangelium 14 Pol. am Rande: Roma. 1o 21 Pol. am Rande: Tu concipies 24 Pol. am Fuße der mit “in” schließenden Seite: Fiat mihi secundum verbum tuum        Pol. hier am Kopfe der Seite: Natum et regnantem Christum predicari oportet iuxta verbum angeli 26 annhmen 31 Pol. am Rande: Epilogus]

 

[1] vor grosen freuden springen. Nun ist das des euangelii Sententzs, das der [2] Engel sagt ‘Ecce concipies in utero et paries filium’. Do sagtt er eygentlich [3] ‘in utero’. Dardurch er anzceygt, das sye solt ein muter seyn nicht allein geystlich, [4] sunder auch im fleysch und blueth, und das sie nicht meynet, sie wurde [5] yn allein geystlich entpfahen, sunder leiplich, also doch, das der h. Geist wircket. [6] [Jes. 7, 14.] Das ist auch also vor geweyssagt durch Esaiam ‘Ecce virgo (abscondita adulescentula)1 [7] concepit’ &c. Das ist das zceychen, do von er auch anders wo [8] [Jes. 11, 12.] sagt ‘Signum, quod levabitur in nationes’. Diß zceychen ist allein das worth, [9] dan es kan mir nymanth das geben, darvon ich rede, Sunder man gibt mir [10] allein eyn zceychen des dingß. Also wirdt Christus ein wordh, das bringt [11] mitt sich der Engel und sagtt ‘Dw wirst entpfahen ein suen’ &c.. Das und [12] nicht anders sollen alle prediger predigenn, und wir mußenn den Christum [13] auch also durch das worth entpfahen. Das Euangelium predicht nichs anders, [14] [Röm. 1, 1 ff.] dan verbum de Christo, wie Paulus sagt Ro. 1. ‘Ich bin geornet darzw, [15] das ich predige das euangelium von Christo, der do geboren ist auß dem [16] fleysch unnd blueth David’ &c.. Es ist ein predig von Christo und ein sulche [17] predig, das er werd geboren werden und regiren, wie auch Paulus sagt: [18] [Gal. 1, 9.] wer nun anders predigt dan von Christi geburth und seynnem reich, der [19] predicht nicht recht. Doch soll mans nicht also allein predigen, das man nur [20] ein historien sagt darvon, wie es geschehen sey, sunder das man sprech, wie [21] der engel sagt ‘Tu concipies’, das sich yderman, der das euangelium hordt, [22] sich des annemhe, wie sie es hatt angenummen, und sprech ein itzlicher ‘fiat [23] mihi secundum verbum tuum’. Er muß also predigen, das ers uns predige, [24] das der Christus in uns entpfangen und geporn werde und in uns regire. [25] Hett der Engel nur also gesagt ‘Es wirth ein kind geboren werden’, het sie [26] sichs nicht konnen annehmen, auch nicht sagen ‘Mihi fiat secundum verbum [27] tuum’. Darumb must er sagen ‘Tu concipies et paries’ &c.

 

[28] Das heisset predicare usum verbi, nicht alleyn historiam oder newe [29] zceitten, Sunder wie man des euangelii brauchen soll, und bo zcw es nutzs [30] seye und fromme.

 

[31] Nue mussen in der predigt, wie ich gesagt hab, zcwey stuck sein, die [32] [Röm. 1, 1 ff.] geburth und das reich Christi, wie der apostl sagt Ro. 1.. Diß ist aber [33] dünckel, und vorstehet es nymanth, der nicht den Glawben hath. Die weyll [34] Christus solt sterben, war es nicht muglich, das er ebig regiret, wie wir [35] sehen in weltlichem regiment. Darumb ist es nicht muglich, das das von

 

[Seite 631]

 

[ 2 Pol. am Kopfe der mit “must” beginnenden Seite: Regnum Christi aeternum mortem includit 13 donc 15 Pol. am Kopfe der mit “und ebig” beginnenden Seite: Regnum Christi 26 Pol. am Rande: Ephe: 4 27 Pol. am Kopfe der mit “nicht” beginnenden Seite: Regnum Christi]

 

[1] naturlichem oder weltlichem regiment vorstandenn mug werden. Darumb [2] must er ein sulcher konig werden, das er nicht zceytlich regireth, must kummen [3] in ein ander weßn. Darumb ist hie heymblich beschlossen, das er must sterben [4] und in ein ewig und unvorgengklich leben kummen. Dan ßo baldt must [5] volgen: wan man sagt, es muß des fleysch und bluets gebürth auffhorn, [6] das er muß sterben, und geheth doch beydes in eynander, der Todt frisst in [7] und bleybt dennoch lebendich, kummeth dürch den Tod zum ebigen leben, durch [8] den todt legt er ab alles zceytlich unnd vorgengliche weßn, also das er furhin [9] ging von einem ordt zu dem andern und was wandelbar, itzundt ist [10] er an allen Ortten, hatt alle stedt eyngenummen, wie der prophet sagt [11] [Ps. 8, 7.] ‘Omnia subiecisti sub pedibus eius’, predigt an allen orten, ist in allen [12] [Matth. 26, 29.] hertzen und speisßet sie albeg an underlaß, wie er sagt ‘Non bibam vobiscum [13] de genimine vitis a modo, donec bibam illud novum in regno dei’. Was [14] er hie, als er wandelbar gewest ist, geubt und than hat, das thuet er itzunt [15] an underloß und ebig, und ist also Christi leben gantzs unßer, was er than [16] hatt und noch thuet. Es heist aber nicht ein Chronica, sunder das Euangelium, [17] wie wir gehoreth haben. Das buch hat er uns darumb geben und darumb [18] die historien schreyben lassen, das es mir zcw nutzs kumme, das mir darvon [19] geholffen werde: Zceygt mir an, was er in mir thuet, unnd wie ich mich sein [20] soll annehmen. Darumb ists nichts anders gesagt, dan das er in uns lebe [21] und wir in im. Darumb wirt er geboren, leydet, stirbet, steht auff, das [22] alles mir zcw gueth geschehen ist. Aber also haben unßer doctores nicht [23] darvon gepredigt, sunder nur einen lerher auß Christo gemacht, nicht gesagt, [24] wie er in unßeren hertzen lebt. Die Bischoff und prediger lerhen sein worth, [25] aber er ist nicht weyt darvon und wircket, das die lerh in uns lebe und geht [26] [Eph. 4, 10.] nicht hinweck. Dan darumb ist er weck gen hymel gefaren ‘ut impleret [27] omnia’. Do er hie was, konth er nicht an allen Orten gesein, do must err [28] essen, trincken, itzunth hie lerhen, itzunt dort. Aber nun ist er uberal: fur [29] seins nor predig und stymme gebest, itzundt ists leben und weben. Er hatt [30] die apostl hie an sein stad gesetzet, wie er hie gebest ist, das sie sein worth [31] furen und treyben. Szo wyrckt er dardurch unnd ist selber do: alles guttes, [32] gedancken, hertz, sinne, krefft, worth und wercke wircket Christus allein, wir [33] thuen nichs darzcw. Also hatt Paulus Christum gepredigt. Szo man in [34] anders predigt, predigt yn nymant recht. Man muß nicht allein ein bilde [35] auß im machen. Er hatt leyblich ym hertzenn nicht kunnen wonen, itzundt [36] aber lebt er im hertzn, ist das hewbt, darvon alles gutes fleusset, was in dir [37] ist, darum sagt Paulus also von den werckpredigern ‘Non tenens caput, ex [38] quo totum corpus connexum’. Sie predigen nicht das reich gottes, das

 

[Seite 632]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 1 Pol. am Fuße der mit “Christlichen” schließenden Seite: Predicare regnum dei        Pol. am Kopfe der mit “kirchen” beginnenden Seite: Aliud per modum Historiae, aliud per modum Euangelii predicare Euangelium 8 Pol. am Rande: Regnum Christi 14 Q. d. 15 Pol. am Fuße der mit “also” schließenden Seite: Quomodo fiet istud? rationis verbum 16 Pol. am Rande: In te 28 Pol. am Fuße der mit “Darnach mith” schließenden Seite: Spiritus operatur in verbo        Pol. am Kopfe der mit “dem” beginnenden Seite: Comparatio solis Illuminantis et calefacientis tantum ea quae sustinent solem ut in aqua stante et vehementer currente vel mota patet 29 hietzs]

 

[1] Christus das hawbt sey uber die Christlichen kirchen. Also solt man predigen, [2] das Alles, was der mensch hat guttes, fleusset herab von dem hawbt, alle [3] worth, werck unnd gedancken. So ists nicht gepredigt per modum historie, [4] sed per modum Euangelii. Also lerhet man als bald den glawben. Szo [5] spricht der prediger ‘Gebenedeyt bistw’, ßo mussen wir sprechen ‘Amen, Got [6] sey gelobeth, das ich das hor’, und wie Maria sagt, ‘fiat mihi secundum [7] verbum tuum’. Darnach gehen an alle Gutte werck &c.. Volgt ßo bald die [8] liebe nach dem glawben. Szo sihe nuen was Christi reich sey, nicht eusserlich, [9] sunder inwendig im hertzen, das auß ime in uns flisset alle Gerechtikeyt, das [10] er gibt gut gedancken und werck unnd alleyn wircket in uns.

 

[11] Nunn spricht die vornunfft, ßo sie die predig hort, eben wie die Junckfrawe [12] ‘Quomodo fiet istud?’ &c. Wer will meyn hertzs angreyffen und wandelen: [13] wie mag das geschehen? Anthworth der Engel ‘Spiritus Sanctus superveniet [14] in te’. Quasi dicat: haltt nur still, las mich das worth sagen. Es wirth [15] nicht also zugehn, das dus magst greyffen und fulen, sunder wirth wunderlich [16] uber dich komen, (nicht in dich) kummen. Der H. Geyst wirth ein [17] weg treffen, der ubirauß ist Incomprehensibilis et ultra captum et modum [18] naturae, und die gewaldt, virtus, idest efficatia, energia, die wirckung des aller [19] hochisten wirdt dich uberfinstern, umbgreyffen, also mith dir wircken, das dus [20] nicht sehen wirst. Darumb wirth es sanctum heyssen. Das ist, das Paulus [21] [Gal. 3, 2.] sagt ‘Ex auditu fidei Spiritum Sanctum accepistis’. Christus regiret in uns, [22] doch fulen wir und greyffen yn nicht, mussen alleyn das worth fasßen. Szo [23] wirtte er kummen unnd den glawben antzunden, wirth es alles wol, nur das [24] wir still halten.

 

[25] Darumb ist dißer spruch des Engels nicht anderst gesagt dan Spiritus [26] operatur in verbo. Und das wir eyn gleichniß geben: sehen wir, das die [27] sunne zcwey ding hath, die sie von sich lessit. Von ersten gehet von ir der [28] glanzts, do mith sie leuchtet. Darnach mith dem glantzs gibt sie auch von [29] sich die hietzs. Nun kan sie nicht erleuchten, auch nicht hitzs von sich geben [30] unnd warmm machen dan das do still halth. Dan wue ein wasser ist, das do [31] unfreyntlich rauscheth, do kan sie nicht klar eynscheinnen unnd leuchten. So [32] wirth es auch nicht warmm. Also ist es auch hie. Goth gibt uns von ersten [33] das worth, damit er uns erleuchtet, darnach den H. Geyst, der in uns wircket [34] unnd den glawben anzcundt. Nun alspald man am worth still helth und

 

[Seite 633]

 

[ 7 Pol. am Fuße der mit “atthem”. schließenden Seite: Vox et spiritus indivisa sunt 17 Pol. am Rande: Epilogus]

 

[1] lesset es eingehn, folgt so bald, das wir erleuchtet werden, und kummeth der [2] heyllige geyst, der durch das worth wircket. Wan man aber nicht still helth, [3] [Apgsch. 2, 14.] Gehet worth und Geyst aus. Also lereth Petrus in actis nichs dan worth, [4] doch so balde ers sagt, kumbt der H. Geyst und erleuchtet sie und zcundt sie [5] an, allein darumb das sye still halten. Also sehen wir auch im naturlichen [6] worth, wan eyn mensch redeth, kan man nicht von eynnanderr scheyden die [7] stymme und den atthem. Wer die stym nicht wil hoern, den geht der athem [8] auch nicht an. Darumb soll man nicht wissen wollen, wie es zcwgehe, das [9] wir den H. Geyst krigen, sunder allein das worth lasen war sein. Szo wirdt [10] der H. Geyst das hertzs anzcunden und in uns wircken. Also ist es gangen [11] in allen heyligen: haben einen wandel gefuleth, das sie luest zur frumkeyt, [12] keuschheyt und allen tugenten ghabt haben, doch nicht gebust, wie es ist zcugangen, [13] wue und wen und wie der H. Geist kummen sey, sunder alleyn [14] glawbt, das es Christus habe thaen. Das werck haben sie gefuleth, aber die [15] weyße haben sie nicht gewist. Das ist gnug von dem gesagt, wie die vornunfft [16] nicht vorstehn kan, wie das geschehen soll und sich darumb vorwunderth, [17] und wie wir sollen still halten. Also lerhet das Euangelium, was das Euangelium, [18] die predige oder das worth sey, wie der prediger soll seyn, darnach [19] wie die sein sollen, die es horen.

 

 

 

 

[20] Τέλος.

 

 

 

 

 

 

 

 

[21]

109.

SERMO IN DIE PALMARVM.

1521

 

[Seite 633]

 

24. März 1521.

 

[ 24 Gluc̔ck 36 Pol. am Fuße der mit “worth” schließenden Seite: Christus petra in quam edificanda consciencia nostra        Pol. am Kopfe der mit “und die” beginnenden Seite: Duo asini        Christus solus vehitur asino non discipuli]

 

 

 

[23] [Matth. 21, 1 ff.] Euangelium Matth. 20.

 

[24] ‘Hosianna filio’ &c.: ‘Goth gib heyl und Gluck dießem suen David (das [25] ist dissem kunig) und hilff in der aller hohisten hohe’ &c..

 

[26] In dem Euangelio ist aber eins abgemaleth, was do sey die Christliche [27] kirch und ein Christlich leben. Wollens kurtzs durchlauffenn.

 

[28] Wir haben gehoerdt, das ein prediger in der Christlichen kirchen dohin [29] gericht seyn soll, das er allein Christum predig, auff das der mensch wisse, [30] worauff er sich vortroesten soll und sein gebissen bawen. Dan dieß ist allein [31] der steyn, darauff gesetzet ist des menschen gebissen. Nuen hath das heutig [32] euangelium das auch. Darumb woln wir handeln den spruech, den Mattheus [33] [Sach. 9, 9.] anzceygt auß dem propheten. Der euangelist sagt selbs, das diesse historien [34] darumb geschehen sey, das diesser spruch erfulleth wurde.

 

[35] Darumb hath an zcweyffel die procesß das außgerichtet, also das der [36] spruech sey das worth und die proceß das werck. Nuen wollen wir sehen wie.

 

 

 

[Seite 634]

 

[ 12 Pol. am Kopfe der mit “sich lassen” beginnenden Seite: Apostoli ministri sunt equitanti Christo 18 herr̓ 26 Pol. am Kopfe der mit “Christus” beginnenden Seite: Duo asini 38 Pol. am Kopfe der mit “gebunden” beginnenden Seite: Antiquus asinus sequatur Iuniorem]

 

 

[1] Zcum Ersten sagt die historien und auch der propheth von zcweyen [2] Eseln. Die zcwen esel bedeutten das ganzs volck, das do soll gen hymmel [3] faren unnd geordneth ist zcw horenn das euangelium. Nuen reytteth Christus [4] den eynnen esel allein. Die Apostel reytten nicht. Ist nicht merh dan eyn [5] reytter, Christus. Wir sein nymmer esel, do ander leuth auffreitten. Das [6] ist, das ich fur auch gesagt hab1: Das euagelium will uns nur in die [7] eynickeit fueren, auff das man werhe allen lerhn, allen wercken und falschen [8] glawben, die unns anders wo hin treyben dan zcw dem Christo. Es will [9] das gewisßen zcwsammen geleßen haben auff diessen Christum allein. Heth [10] Goth wollen haben, das eyn mensch solt unßer gewissen reitten, heth er woll [11] laßen S. Peter auffsitzen. Die apostel sein allein dyner, wie der Text sagt [12] [V. 7.] ‘Sedere fecerunt eum desuper’. Christus hath sich lassen darauff setzen, heth [13] sich sunst wol selbs darauff kunnen setzen, darumb das man sehe, das die [14] apostl alleyn knecht sein zcw der sach. Das ist, das alles, was Geystlich ampt [15] ist, soll allein zcwsehen, das sye jo nicht selb reytten, das wir sy nicht fur [16] herren haben. Sollen uns alleyn den herren furhalden, den Christum, der [17] macht ubir uns hath, unnd wir unser zcwvorsicht allein auff yn setzen sollen. [18] Nun nymmeth der herr zcwen esel, eyn abgeritten und einen, den noch [19] nymmanth berietthen hath. Das sein wir noch der seel und noch dem leyb: [20] wen man nicht Christum predigt, ist der Mensch allein darzcw gesetzeth, das [21] yn yderman treybt unnd muhe macht, hath nymmer merh keyn rue, dan der [22] mensch ist nymmer merh willig im gesetzs. Was er thuet, thuet er allein [23] darumb, das er fuercht, man mocht yn hartter straffen. Szo muß er frumb [24] seyn und wirth darzcw getrieben.

 

[25] Aber der Jung Esel ist nymmer frey und willig, lesset sich nymanth [26] reytten, als lang wis Christus kummeth und macheth das gewissen frolich, [27] willig zcw thun, was es soll, dan lesst er sich gern reytten. Also muß man [28] auß den zcweyen eselen eynnen menschn machen. Christus sitzcet ymm hertzen, [29] do ist seyn regiment, macht das hertz frumb und frolich, do muß der alte [30] esel nachvolgen. Do heben sich werck an, das man fleysch und blueth zcwinge [31] und dem negsten helff, volge dem Geyst. Also ist hie angezceygt ein recht [32] Christlich leben. Der junge esel, der Christum tregt, ist, das der Mensch in [33] Christum glawbt. Der alte, der dem jungen volget, ist, das man auch guette [34] werck thue, die nach dem glawben sollen volgen. Szo reyttet Christus im [35] Geyst und regiret dennoch den Corpern. Also reyttet er woll auff beyden [36] eselen &c.. Also ist nun der mensch ganzs frey, der alt und jung esel, kan [37] auch den alten nymanth mer zcwingen in euserlichen dingen. Man darff [38] nymmer erwelen tage und zceyth, diß aber das, daran man gebunden sey.

 

[Seite 635]

 

[ 14 Pol. am Fuße der mit “Esel” schließenden Seite: Solvitur asinus per Apostolos 28 Pol. am Kopfe der mit “er eynnen” beginnenden Seite: Mansuetus 36 Pol. am Rande: Vide Annotationem St ..... ce (unleserlich) circa 7um Lucae caput]

 

[1] Nime du nicht mehr fur dich, den das dw dem jungen esel volgest, das ist, [2] das dw dich den Geyst regirn lest und dein fleysch ßo im zcaum haltist, das [3] es dem geyst nicht widerstrebe, sunder ym underthan seyn. Szo muß man eyn [4] Christenlich menschen ganzs frey lassen von allen gesetzenn &c..

 

[5] Also sehen wir weytter, was die apostel fur eyn befel haben. Christus [6] [V. 2.] sagt also zcw in ‘Geht hin, loeßet sye auff und bringt sie zcw mir’. Sie sein [7] gebünden, das ist, Es bindeth uns nymanth dan gesetzs. Ee Christus kumbt, [8] ist der mensch ymmer gefangen, wil durch das, durch dieses werck frumm [9] werden, Ist ganzs an die wercke gebunden, So lang wis die apostl kummen [10] und binden den esel auff, das ist, predigen remissionem peccatorum. Szo [11] reyttet Christus auff yn und machet das gewisßn gueth, reytteth aber gegenwertig [12] auff yn, Ist gegenwertig do ym hertzenn des Menschen. Dasffst nicht [13] dencken, das er im hymmel allein sey, Ist selbst do und fureth den esel, wo [14] er hingeth. Der esel sicht in aber nicht, Sicht allein fur sich nider, fuleth [15] aber den reytter wol. Szo auch mith uns, wan Christus in unseren hertzenn [16] ist und wir glauben, sehen wir Christum nicht, sunder fulen in allein, das [17] er in uns regirth &c..

 

[18] [V. 5.] Nun volgeth der Spruch des propheten ‘Ecce Rex tuus venit tibi mansuetus’ [19] &c. Das ist ßo vil gesagt: dw bist furworffen gewest, hast eyn [20] schwer gewissen, das dich betruebt macht, und reyttet der boese geyst auff dir. [21] Dw fülest, das dich dein gewissen drueckt, wilstw nun des loßwerden, ßo [22] biß nur frolich, do kummeth der kunig, der wirth selb reytten und kummeth [23] dir senfftmutig. Dw bist gedruckt gebest, er wird dich nicht drucken. Dw bist [24] gebunden, er wirth dich auffloesen. Darzcw sagt er ‘Dein kunig’, nicht eyn [25] Tyran, nicht eyn feynth. Dießer Tyrann, der boese geyst, der dich underdruckt, [26] kummeth nicht zcw dir, Sonder dw bist zcw im kummen. Dießer [27] kummeth selber, ere dw es vordinest, an alle deyn anschlagen, als wenig der [28] esel ßo bereyth ist, das er eynnen bitte, das er auff im reytte. Christus [29] muß selber kummen und also, wi der prophet sagt: Er kummeth dir ‘pauper, [30] iustus et salvator’ &c. Die drey hath der euangelist in eynn worttlein zcogen [31] ‘Mansuetus’, und ist nicht anders gesagt: Dw solt dich jho nicht furchten fur [32] ym. Dan er kummeth nicht als eyn strenger richter, nicht als eyn zcorniger [33] her, wil nichts forderen von dir, sonder wil dir das gewissen sanfft machen, [34] kummeth darümb, das er sich dein erbarme &c..

 

[35] Das worttleyn, das der prophet ‘pauper’ heisset und der euangelist [36] ‘Mansuetus’, ist im hebreischen , heisseth ein jamerlicher, elender mensch. [37] Drumb meineth hie der spruch: dieser kunig kummeth gleych jamerlich zcw [38] dir, lesßt ym anligen und zcu hertzn gehn dein jamer und elendh, kummeth [39] nicht darumb, das er von dir forderen will, als er wol recht hette. Erkenne

 

[Seite 636]

 

[ 12 Pol. am Rande: Fides 13 Pol. am Rande: Spes 15 Pol. am Rande: Charitas       Pol. am Fuße der mit “Und” schließenden Seite: Summa Christianae vitae consistit in fide, spe, charitate 29 Pol. am Fuß der mit “irr” schließenden Seite: Verbo dei nemo credit fere/ Diabolo facile omnes        Pol. am Kopfe der mit “vordinenn” beginnenden Seite: Verbum dei precedit flagellum dei Exemplo Noe et Loth]

 

[1] yn nur und nymme yn also an, Szo wirstw frolich werden. Dw hast wol [2] ursach, das dw in lobest und danckest, wie hie die schar thuet. Nymme dichs [3] nur also an, und halts darfur, Das er sich deynnes jamers annehme und [4] ym leyd sey. Vortrawe im, ßo solstdw deins jamers ab sein. Szo muß [5] man den spruch vorstehn, das man es ßo fasse durch den glawben, nicht das [6] man es nur eyn historien laß bleyben, das man ßo sage: Sihe das ist das [7] zceychen, das dw solst haben. Er sitzet samffmutig auff eym esel &c.., wie er [8] herein kummeth euserlich, So kummeth er auch zcw dir ins gewisßn.

 

[9] Das ist vom euangelio auff dis mal, darinne uns furgebildeth ist, wie [10] ich von ersten gesagt hab, ein form eins Christlichn Lebens, und ist das [11] Summa Summarum, das eyn recht Christlich leben stehet im glawben, [12] lieb und hoffnung. Der Glawb ist, das man Christo vortrawe und sich auff [13] den spruch vortroste, den wir im euangelio gehordt haben. Hoffnung, das [14] wir warten auffs ewig leben, nicht dencken, das wir ebig wollen hie bleyben. [15] Die lieb ist, das wir den leyb dohin geben, das er dem negsten diene. Und [16] das ist das ganzs euangelium, wie wir albeg gehoreth haben. Itzundt will [17] ichs beschlisßn mit eynner kurtzen vormanung.

 

[18] Ich hab offt furtragen, was die rechte Christlich lerhe sey, die im [19] euangelio steth, und wie ein rechtschaffen Christlich leben soll stehn, das ich [20] meyn, ir solt es nun fast vorstehn. Darumb gehet es nicht also, ßo gehts [21] nicht recht. Ich sage, ßo viel in mir ist, Thueth irs nicht, ßo bin ich entschuldigt. [22] Ir nemeth es leichtfertig an und sehet es gleich nerrisch an, Ich [23] kan ym nicht thuen. Thueth irs nicht, ßo sehet ir darauff. Ich wil euch [24] warnen und sagen, wie man pflegt zcw sprechen ‘Non me doctorem, sed [25] te deluseris ipsum’. Irr stellet euch darzcw, als wenn es gauckelspil werhe, [26] und voracht es. Es ist aber ein gebiß zceychn, das es auß goth ist und Gottis [27] worth. Heth ich ein Capeln gebawet, were ydermann zcwgelaüffen, wie man [28] siheth, das man dem Teuffel viel glaubt dan goth. Ich forcht, es sey [29] ein plag und straff gottis, die irr vordinenn werth. Goth lest albeg, wan [30] er die weldt straffen wil, fur hin sein worth vorkündigen, auff das er uns [31] [1. Mos. 6.] warne, wie er than hath, do Noe lebt. Den ließ er lang zcw vor predigen, [32] [1. Mos. 13.] wie Goth die weldt wolt straffen mit dem sintflueß. Also schickt er Loth zcw [33] den funff stetten Sodoma &c.. ließ in furhin predigen und das volck warnen. [34] [1. Mos. 19.] Darnach kamen die engel unnd vorbrennten es gar.

 

[35] [Jes. 16., Jer. 48 u. 49.] Item so zceygt er an in Esaya und Hieremia: die schryen zcw Ammon [36] und Moab &c.. Es hulff aber nith. Also hath er dennoch alzeyth die genad

 

[Seite 637]

 

[ 18 Pol. am Kopfe der mit “Ir” beginnenden Seite: Charitatem commendat]

 

[1] [Luc. 19, 41 ff.] erzceygt, das er sye hat fur vormanen lassen, wie auch Christus, do er fur [2] die stadt Hierosalem kam und weyneth uber sie und sagt ‘O, wen dw wust, [3] was uber dich kummen wyrth, wurstw auch weynen. Ich bring dir frid, und [4] wilsts nicht annemen, ßo werden dein feindt kummen und dich umbgeben mith [5] schutzgraben und zcurstoerenn, So das kein steyn auff dem anderen wirth bleyben, [6] Darumb das dw dein zceyth nicht erkennet hast, do dw bist heimbgesucht’. Szo [7] ists geschehen zcw der zceyt, do Augustinus unnd andere bischoff warn, do er [8] wolt lassen Aphricam tilgen. So mit Dominico und Francisco, die haben auch [9] [2. Thess. 2, 12.] so vormanet. Darumb sagt auch Paulus ad Tessal. das der Antichristus umb [10] keynner andren ursach wirth kummen, dan das sie nicht haben wollenn annemen [11] die lieb der warheyt, das sie eyttel luegen predigen. Also predige ich [12] euch auch Christum im dem rechten glawben, und das ist die warheyt. In [13] der selbigen predigen wir auch, das ein itzlicher den anderen soll liebhaben. [14] Nu lests im nymanth zcw hertzen gehn, das ich forcht, das etbas hernach [15] kummen werd, auß anzceichen der zceychen, Ein rumor, den wenig leüth tragen [16] werden. Unser Herr Goth zcundeth eyn groß licht an, das man sihet, was [17] recht Christlich lerh und das euangelium ist, und das des Babsts ding narrnwerck [18] sey, das er so vil selen vorderbeth. Darumb bitte ich euch, Ir wolt [19] alle heyligkeyt an sten lasßn unnd euch uben in der lieb. Wolt erkennen, [20] das uns Goth heymsuchet, welches anzcweyffl geschicht, auff das uns nicht [21] [Matth. 10, 15.] geschehe, wie er zcw Capharnaum sagt ‘Melius erit Sodomae et Gomorrae in [22] die Iudicii’ &c. Lieg ich, szo hab ich euch zcu frummen gelogen. Sag ich [23] die warheyt, szo sag ichs euch zcw gůeth. Darumb sehet, das irs lasset ein [24] ernst seyn: wirt es Goth fur eyn schertzs halten, ßo wil ich in nicht fuer [25] eyn Goth halden. Es were besser, das ich keyn worth hette gepredigt, dan [26] wan ir so wolt bleyben, wie ir fur seyth gebeßenn &c..

 

 

 

 

[27] Τέλος.

 

 

 

 

 

 

 

 

[28]

110.

EODEM DIE APVD AVGVST.

1521

 

[Seite 637]

 

24. März. 1521.

 

[ 34 Pol. am Kopfe der mit “es” beginnenden Seite: Ratio adventus Christi in die Palmarum in Hierusalem]

 

 

 

[30] [Matth. 21, 1 ff.] Repetivit euangelium idem.

 

[31] Die historien ist also zcugangen: Es was nahe das fest der Juden, [32] Pascha, unnd was eyn gewonheyt, das auß allen landen eyn groß volck in [33] die stath Hierusalem kam, was die ganzs stadt vol. Drumb sagt Joannes, [34] das es sey ein groß brangen und proceß gebest von viel volcks, ist doch nicht [35] das hertzs rechtschaffen gebest. Ist aber darumb geschehen, das Jesus ist auff [36] den tag eyngeriten, das er erfulleth, das do gebotten was im alten Testamenth. [37] Wan man solth essen das osterlamb, musten sie den zcehenden tag des ersten

 

[Seite 638]

 

[ 2 viertzehenden 22 Pol. am Fuße der mit “stadt” schließenden Seite: Palma verbum dei        Pol. hier am Kopfe der Seite: Rami palmarum 36 Am Rande: arenosa et sabulosa terra]

 

[1] mondes das lamb einfueren. Weil nun Christus das recht Osterlamb ist, hat [2] er erfulleth die figur, ist am zcehenden tag einzcogen, am viertzehenden tag [3] ist er geopffert. Szo hat der propheth sulch zcwkunfftig ding vorkundigt, sagt [4] also ‘dein kunig kumbt dir, sanfftmutigk oder armseligh’. Da mith druckt [5] er auß, warumb er eyngeritten sey, daß ist, in sulchem gemudt und hertzn, [6] das er sich unser armmselickeyt hat angenummen. Szo ist zcwgleich mit gelauffen [7] figura et res: das leyblich schaff ist eben auff den tag eingefureth, do [8] Christus ist einzcogen und eben auff den tag geopffert, do er geopffert ist. [9] Szo ist hewt der erste eingang des kunigs. Hath fur ymmer hergangen, wie [10] eyn ander. Darnach hath er die drey folgende tag gantzs gepredigt mitt gewaldt, [11] hatt angriffen die obirsten, die das nicht konnen leyden, hat sich erzceygt [12] als eyn konig, der macht heth in der stadt und Tempel, was er woldt. [13] Nue wirth auch hye anzceygt, das sein reich gar nicht stehet in zceytlichen [14] guetteren noch prangen. Gehet also zcw, das man nichts dan Lobgesang horet [15] unnd siheth, ob wol nicht groß brangen ist do gewest. Do sihet man, was [16] Gottis prangen ist gegen menschlicher herren prangen. Das volck thuet im [17] so groß ere als vor nymanth ist geschehen. Haben in vor ein grossen herren [18] gehalten, wie woll sie nicht vorstanden was sie than haben.

 

[19] [V. 8.] Das Euangelium sagt: sie haben Palmreysßer und oelreysßer von den [20] bawmen geschniten und in wegk gestraut. Das wollen wir sehen, was es [21] bedeüth. Palma wegst gemeynniglich in eynnem sandigen land bey eym wasser, [22] das ymmer fleussit und in der wüesten, wie bei der stadt Hiericho, die darvon [23] den namen hatt, dan es heisset ‘urbs palmarum’ beim Jordan. Der [24] bawm hat suesse fruchte unnd harten keren. Der baüm hat die arth, wan [25] man ein balcken drauß machet, beugt er sich nicht, was man darauff legt, [26] und ye mer man yn uberlegt, ye merh er uber sich wil. Das ist die heilige [27] schriefft und alle, die nach der schrifft leben. Reißer sein die spruch auß der [28] schriefft. Die schriefft und Gottes wordt, wen man das predigt, hat es so [29] bald vorfolgung, domit mans wil nider drucken, wilß bewgen und brechen. [30] Nuen hat es die art, das sichs nit lessit drucken, und wen man dye gantzs [31] welt darauff leget. Der Tewffel kan es mit keynner gewaldt drucken und [32] dempffen, er thue es dan mit liest, also das er die augen von der schriefft [33] wendet, wie er itzund than hat. Darnach, schriefft und frumbleuth kunnen [34] nicht sein und wonen in weltlicher wollust. Alles was der weldt lieb ist, [35] das ist in wider, wonet allein bey den, die darnach dursten unnd begeren. Das [36] ist, der palmpaum wechst an sandigem ertrich, das ist nicht anders gesagt, [37] dan wie Christus in euangelio spricht ‘pauperes euangelizantur’. Von dem [38] ersten stuck, das man den Baum nicht drucken kan,1 sagt David im psalmo 50o:

 

[Seite 639]

 

[ 9 Pol. am Fuße der mit “denn” schließenden Seite: Oleum 22 Pol. am Fuße der mit qui schließenden Seite: Vestimenta        Pol. am Kopfe der mit incedunt beginnenden Seite: Iacientes ramos et vestes in via]

 

[1] [Ps. 51, 6.] Et vincas, cum iudicaris. Das ist, ye mehr man dich drucketh, ye mer dw [2] wirst entpoer gehoben. Dießer bawm kriegt guette suesse frucht, Das ist, [3] das man hoffnung zcw goth gebinneth, wan man wol gedruckt und vexiret ist.

 

[4] Die palmreisser, das ist verbum victoriae et fides victoriae. Alle die do [5] hangen am worth mußen mith dem worth gebinnen und obligenn. Der glawb [6] und das worth wirth gantz ein ding und ein unuberwintlich ding. Das ist [7] von palmen. Dornach der oelbawm tregt ber, do macht man oel auß, druckt [8] es auß wie weinber. Oel in der gantzen schriefft bedewt genad. Sein zcwen [9] safft, die denn menschen dinen, wein dieneth inwendig zcum leyb, gibt im krafft, [10] Oel auswendig zcw denn glidern, macht geschickt und hubsch. Also die Barmmhertzikeit [11] gottes macht den menschn sein gladt, nicht rauch, sunder seuberlich, [12] senffmutig, lieblich, das er still helth.

 

[13] Also ist oel mortificatio carnis, palma iustificatio spiritus. Das erst [14] machet den menschen frumm, macht das ander, das vorfolgüng kummen. Von [15] [Ps. 51, 6.] ersten sagt der vers ‘ut iustificeris in sermonibus tuis’. Vom andern sagt er [16] ‘Et vincas cum iudicaris’. Dies bekennen sie hie, wenn sie olreyßer und balmreysser [17] in wegk worffen fur die fueß des herren, das er frumb machett und [18] stercke gibt, Ist frumb und unuberwintlich. Dieß bekennen lerhet, das wir [19] sulche gnad nicht von uns haben, sunder alleyn von Christo.

 

[20] Nu folgt von den kleyderen. Das sein unßer werck und wandel, das [21] wir auff erden fuern. Und also bedeutten das die kleyder albeg als an dem [22] [Matth. 7, 15.] ort im euangelio ‘Cavete ab illis, qui incedunt in vestimentis ovium’, das ist [23] in scheinenden oder gleissenden wercken.

 

[24] Nu dieße, die do reißer werffen und kleyder werffen, das sein prediger, [25] die dem volgk furtragen exempla der lieben veter unnd spruch der schriefft, [26] das der jung Esel Christum soll tragen und darauff soll wandeln. Christum [27] kan er nicht sehen, aber die kleyder und reysser sihet er wol. Die prediger [28] sollen mechtig sein auß der schriefft zcw hauen reyßer, das ist spruch, die [29] nimand uberwinden kan, und die dem volgk furpredigen, das sieß in die awgen [30] fassen unnd darauff gehn dester sicherer und Christum sanfft konnen tragen &c..

 

[31] Die kleyder aber, ßo die Apostel werffen auff den esel und Christum [32] darauff setzenn, das ist, das man predig verbum promissionis et vitam promissionis, [33] novum testamentum, also das man auff und under den esel, auß [34] dem alten und newen Testament exempla furtrage. Goth kan nicht leiden, [35] das man etbas anders predig dan das euangelium. Das hat der Tewffel [36] gesehen und fleyß than, das er menschn lerh einfürhet. Dan er sahe, daß [37] [2. Mos. 32, 1 ff.] er nichs kant schaffen, weyl man die Bibel hethte. Szo thet er den Juden [38] im alten testament, do er den Tanzs anrichtet, das sie ein abgoth machten

 

[Seite 640]

 

[ 4 Hierunter von Polianders Hand: Sequitur sermo in die coenae domini, qui supra (Nr. 111 folgt nämlich im Kodex auf Nr. 107).]

 

[1] und teylleten sich, do gewan erh. Dan wo man nicht an dem einigen worth [2] gothes hength und in dem einigen Glawben steheth, hath er schon gewunnen [3] spiel. Das ist das euangelium.

 

 

 

 

[4] Τελος.

 

 

 

 

 

 

[5]

111.

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 640]

 

28. März 1521.

 

 

Diese Predigt ist unter dem Titel “Ein Sermon von der würdigen Empfahung des heil. wahren Leichnams Christi, gethan am Gründonnerstag zu Wittenberg in Gegenwertigkeit des ... Fürsten und Markgrafen zu Brandenburg” (Ausg. von 1521 und 1523) auch im Druck erschienen (Erl. 216, S. 241 ff.). Der Text der Drucke stimmt im Gedankengange mit dem des Kodex überein, auch wörtliche Berührungen fehlen nicht. Aber der letztere ist ungleich ausführlicher, macht den Eindruck einer Ausarbeitung der Nachschrift, während der gedruckte Text in den 13 bezifferten kleinen Abschnitten nicht viel mehr als eine etwas ausgeführte Disposition giebt, in der denn auch die polemischen Äußerungen Luthers meist nicht zur Geltung kommen. Von jenen 13 Abschnitten sind in unsrer Handschrift nur die beiden ersten im Text selbst, der dritte durch ein (vielleicht von Poliander beigeschriebenes) Tertia pars angedeutet. Ob sie original sind, muß dahingestellt bleiben. In jedem Falle aber hat die von den Drucken gebotene Überlieferung den Werth eines selbständigen Zeugnisses, sie findet daher in Bd. VII ihre Stelle.

 

 

 

 

 

 

 

[6]

IN DIE COENAE DOMINI SERMO.

M. L.

1521

 

[Seite 640]

[8] Es sein die tage hie, in welchen sich soll ein Christenmensch mith goth [9] vorsunen, welchs geschicht durch die beycht und wirdig entpfahung des sacramenths. [10] Unnd die weyll vill darvon geschrieben und gepredigt haben, wi man [11] sich darzcw berayten soll, das man es wirdig entpfahe, die weyll daran gelegen [12] ist unßer tod unnd Leben, vordamniß und seligkeyt, ist es Noth, das man [13] woll darvon predige. Darumb wolln wir auch davon horen unnd wollenn [14] es schlecht fur legen.

 

 

[15] Prima Pars.

 

[16] Zcum Ersten sall man wisßen, welche nicht zcum Sacramenth gehoren [17] unnd sich darvon enthalten sollen. Nemblich sollen davon bleyben, welche [18] ligen in offentlichen sunden, also di do haß unnd neyd zcu irem negsten [19] tragen, aber unrein leben furen, unrecht guth besitzen und der gleichen. Welch [20] solch grobe stück an in haben, sollen sich des sacramens enthalten unnd sich

 

[Seite 641]

 

[ 38/39 “das” bis “Aber” von Pol. am Rande]

 

[1] nicht lasßn treiben das geboth unnd brauch der kirchn, dan es ist besßer [2] menschen geboth gehe under dan gottis. Dan goth ligt mer daran, das [3] man sein gepoth halte dan menschen gesetzs, wen ye eins soll zurisßen [4] werden. Hastu gottis gepoth ubertreten, halte des bapst geboth auch nicht. [5] So du nicht im sinne hast dein leben zcu enderen, solstw dir kein gewisßen [6] darvon machen, das dw wider menschenn geboth thuest. Besßer ist es dw [7] kummest in des bapst straff dan in die straff gottis. Darumb sollen die [8] beichvetter nymand dringen zcum sacramenth, sonder frey laßn, so lange [9] wis sich ein sunder erkenne und in sinne fasse, er woll ein ander wesen furen. [10] Es ist genug, das dw sunst nith frumb bist, darffsts nicht mer ubir dich laden. [11] Diß soll man woll nuen mercken, dan ir viell sein, di nach dem geboth der [12] kirchen zum sacramenth gahen und haben doch nith willen frumb zu werden. [13] [1. Cor. 11, 28.] Dißen radt hat Paulus gegeben, das di sich so ungeschickt finden, darvon [14] bleyben, das sie nicht iren schaden mehren. Nicht das das sacramenth schaden [15] thue, sunder ßo der mensch ungeschickt darzu ist, erzcurnet er goth, voracht [16] das sacramenth unnd thuet im ein unere. Das ist im schedlich. Das sacramenth [17] ist heilsam und an schaden, wo hin es kömmeth, Sünder der Mensch [18] mag im woll selber schaden. Eben als goltd aber silber thuet nimanth kein [19] schaden, aber ßo es der Mensch nicht recht braucht, thuet er im selber schaden. [20] Vill unschedlicher ist das sacramenth dan esßn, trincken, alle gaben Gottis und [21] alles, was man guth und nutzlich genennen kan. Es haben etlich ßo boeß [22] gewisßn, das sie meynnen, das sacramenth thu schaden, darumb erschrecken sie [23] darfur. Es thut es nicht es nicht: sich dw darauff, das dw dir nicht selber schaden [24] thuest, durch dein suntlichs und vorstocktes leben. Kanstw auff die zceyt nicht [25] fursatzs haben dein leben zu besßeren, bleyb do haim unangesehen der kirchen [26] geboth. Dan der kirchen geboth horet hie auff, Gottis gesetzs ist uber menschen [27] gesetzs. Goth vorbeuth, das du nicht gehest. Bistw nicht geschickt, vorzihe es [28] uber etlich wochen, wi lang dw wilst. Das thuet man itzunt nicht, der meiste [29] hauff geht allein darumb zcum Sacrament, das sie ein weisße halten wie ander [30] leuth unnd nicht abgesundert werden. Haben kein lust und andacht darzu, [31] Sunder mher ein widerwillen, also das wen sie nicht durchs gepoth gedrungen [32] wurden, thetten sie es nicht. Das macht alleyn der Bapst durch sein gesezs.

 

[33] Zcum Anderen, sollen auch di nicht zcu disem Sacramenth gehn, [34] welche, wi wol nicht offentlich, Sunde auff in haben, das sie auß keiner [35] ander ursach das sacramenth nehmen, den das es also gebotten ist, und der [36] brauch ßo heldt, das mans nicht thette, haben kein luest adder wolgefallen [37] darzu. Dieße sollen auch des bapsts geboth nicht ansehen. Dan billicher ist [38] es, als ich hab gesagt, [das des babstes gepoth nachbleyb den gottes geboth. [39] Aber] der Bapst thut nicht recht, das er die lewt also dringeth zu irem

 

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[ 11 der̓ 20 B. gepot 34 3a Pars am Rande]

 

[1] schaden, thuth eben als ein doller furman, der do uber holtzs und stein renneth. [2] Goth geb, es gehe als zu stucken! Er hatt gepotten, das ein itzlicher mensch [3] soll auff diße zceyt zum sacramenth gehen, und wer es nicht thueth, soll alßbald [4] ein todsund than haben. So fellet das gewisßen darauff und treibet [5] den menschen. Hat surg, thuet ers nicht, so sey er im ban. Man begrebt [6] in nicht auffen kirchof unnd muß ebig des Tewffels sein und dencket im [7] hertzen albeg also: Ei, das ich nicht dorfte darzu gehn. Damith thuet man [8] nicht mer, dan das man goth erzurneth und die sunde mereth. Dieses ist [9] der bapst ein ursach. Darumb soll man goth hie gehorsam sein und in das [10] bapst geboth lauffen1

 

P. P.

 

) und das zureisßen. Dan wer zu diessem sacrament [11] wirdig wil gehn, derr muß ein Lust und begirde darzu mit sich bringen. [12] Dis sacramenth wircket alle seine wercke und krefft do, wo es findet ein seel, [13] di sein begerth und nach im eyn vorlangen hatt. Wer also zu im kommeth, [14] der kumbt ane frucht nicht, wer also nicht kummeth, der kummeth an schaden [15] nicht. Ist hie kein mittel: hastu lust darzu und begirde, gehe mit freuden [16] darzu, laß dich nichs bebegen, das dw davon bleybest. Hastw lust und begirde [17] nich, laß dich ye nymand hinzw treyben. Darumb wer es guth, das ein [18] itzlicher pfarrer des bapsts geboth in der handt het und lencket, wi er wollet, [19] und das ganzs frey machet. Wann er eynnen sehe, der zcum sacramenth nicht [20] lust heth, sol er in darvon heysßn gehn, Bapst gepot frolich zureisßn. Dan [21] sein ampt ist, daruber in goth hat gesetzt, das er das volck forder zcu dem, [22] das do furderlich ist und frucht bringt, und widerumb hinder von dem, das [23] hinderlich ist und schedlich.

 

[24] Nuen mocht man sagen: Ey, wen man also predigt, und das volck also [25] das glawbte, wurde nymand zum sacrament gan! Antbordt: darumb soll [26] man die leuth also lerhen und predigen, das man sie zu Christo fueret, das [27] wir frey werden und musten, das alle tag im Jar gleich weren, kein westimbter [28] tag darzu sein must, sunder all frey, der als woll als dißer. Thet ichs heut [29] nicht, ßo thet ichs ein ander mal, wan ich wolt, das es alles auß eynnem [30] freyen willen geschee. Das predigt man aber itzunt nicht. Drumb geschichte [31] es alßo, das der meyste hauff zum sacramenth geth und bringt ein unlustig, [32] ungeschicks hertzs von gebotthen. Also bringt es auch kein frucht vom sacramenth, [33] sunder eyttel vordamniß.

 

 

[34] Tertia Pars.

 

[35] Wie soln wir nuen thuen, das wir wirdig zum sacramenth gahen? [36] Respondetur: Dw darffest ganzs nichs darzu thuen denn das allein, das dw [37] eben warnemest, ob dw dich findest also, das dw ein begird darzu hast. Dan

 

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[ 4 “mage” ist von Pol. über “der” gesetzt 18 “unlust” ist anscheinend von Pol. geändert in “wolust” 22 Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden Seite: Prelatorum et pastorum officia non cogere sed allicere 26 garr']

 

[1] als Augustinus sagt: diße speyß suchet nichs, dan ein hungerige seel. Wan [2] eynner wol essen wil, das es im schmecken und bekummen soll, so ist der [3] hunger der beste koch. Ye frostiger eynner ist, ye sanffter ym die kleyder thuen, [4] und ye besser er sich dareyn schicket. Wan der [mage] aber voll ist, das es [5] oben anstoest, ists im ein sulch eckel und grawen, das ers nicht sehen kan. [6] Item, wan er in eynner stueben sitzet, sein im die kleyder, ganzs nichs nuetzs, [7] kan sie nicht leyden, wil ersticken darvon, also auch hie, will dis sacramenth [8] nicht dan von eynnen hungerigen und begirigen geyst genommen werden. Dißer [9] hunger muß alzo geschickt sein, das er eynnenn zum sacrament treybt, also [10] das eynner hinzw lawffe, wan schon kein geboth vom bapst gesetzet werhe [11] oder auch kein gewonheyt were. Wo der hunger nicht ist, Szo schmecket es [12] nicht: schmecket es nicht, ßo bekummeth es nicht. Wan mans an begird [13] nymmet, do isst man und trinckt noer sein eigenen schaden. Eyn peltzs, wan [14] man yn in der stuben anzeucht, Szo macht er, das eynner ersticket. man muß [15] einen fur lasßn kald werden, so sihet er, wozu im der peltz nutz ist. Viel [16] mher ist das in geystlicher speyß. Nu thut das geboth anders nicht, dan das [17] es den hunger werhe. Dringtt nor dohin, das es den lust austreybe und [18] unlust und ungeschickt mache. Man hatt gebotten, das alle auffen Ostertag [19] sollnn zcum sacrament gen und darzu treyben beym Ban und vorpietung der [20] kirchen &c.. Wan das der mensch hordt, dencket er: Ey, das es nicht were! [21] Damit wirt das gewisßen gedruckt, und das geboth hindert nor die frucht des [22] sacraments. Das geboth solt die lewt hin zu treyben und treibt es noer darvon. [23] Dan ob woll der leyb hinzu muß, bleybt doch das gemuth und hertz [24] weyt darvon. Die prelaten in der kirchen, das ist, den das ampt zcw predigen [25] befhollen ist, solten nicht mher thuen dan das volck zihen und reyzcen, also [26] das sye lust darzu gewünnen. Im Neuen testament solt man garr keyn [27] [Joh. 6, 44.] gepodt predigen. Dan also sagt Christus ‘Nemo venit ad me, nisi pater [28] traxerit eum’. Es sollen eyttel solche pffaffen sein, die das volck nicht drücken, [29] drawen nicht und nicht unlustig machenn, sunder reitzen und locken, das es [30] willig volge, also das wer nicht will, der bleyb wo er bleyb, wer aber will, [31] der kumme selber, also bringet es frucht. Aber weyll unßer prediger davon [32] gar geschwigen haben und lawtter geboth furgehalten, haben sye uns also [33] unser selikeyt beraubt. Ist nicht genug gewest, das sye uns die einen gestaldt [34] des sacraments genommen haben. Es ist nur ausßn das sacrament blieben, [35] geistlich ist es uns gar genummen &c.. Dan wir nicht gewist haben, wie man [36] sich darzw schicken soll, haben uns die begirde und libe darzu genummen. Es [37] muß hunger und Dorst da sein, oder wir werden darvon ersticken. Summa [38] summarum ist das: Gedenck, das dw des sacraments begerest. Hastw nicht lust [39] darzu, bleyb nor darvon.

 

 

 

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[ 8 “moge” ist von Pol. am Rande zugesetzt 13 Pol. am Fuße der mit “vordampt” schließenden Seite: Ministerium literae/spiritus duae viae sunt nobis ostendendae per pastores et doctores]

 

 

[1] Wie soll man aber den leuthen predigen und sie zihen, und wie kummeth [2] man zu der lust? Das ist Noth zu predigen, das hat man gar geschwigen. [3] Da, da muß man auff mercken, das die lewt ungedrungen zum sacramenth [4] lawffen, das man sie hungerich mache, das sie vorlangen darnach gewinnen. [5] Da geth das geboth auß, das mans nicht darumb thueth, das der bapst geboten [6] hatt, sunder das man lust und willen darzu hatt. Die kummen recht, [7] do wirckt das sacramenth auch, bringt genad und seligkeit. Wie geth es nuen [8] zw, das man die lust [moge] gewinnen? Es sein zcwo strasßn, die man uns [9] durch predig weyßn soll: Ministerium litterae et Ministerium spiritus. Das [10] ist, von ersten soll man lerhen, wie geprechlich die Creatur sey, darnach zu [11] Christo fueren. Man soll kein gepoth treyben, sunder allein also sagen: Es [12] ist nichs guetzs in dir. Wan mans nach der Scherff wolt richten, musst man [13] sagen, dw werst ebig vordampt. Das ist das erst, darnach kumbt eyn ander [14] und sagt: Do ist Christus, der wirth vom ungluck helffen. Darvon krigt [15] dan, der das hoeret, ein lust. Es ist keynner ßo vorstocket, wan er die predig [16] horet und erkenneth, wie er geneygt ist zu aller schanden, und wans nicht [17] vorpoten were, wurde er kein laster underwegen lasßn, als ein itzlicher nicht [18] viel gutter neygung inn ym wirdt finden, ßo er sich recht anschaut, wie [19] [Röm. 7, 18.] auch Paulus selbst erkennet von im. Darnach, wan der mensch hoeret, das [20] goth den stucken feind ist und will in darumb vorderben, Szo wirdt im [21] angst und wolt gerne der sundt losß seyn. Es sein wenig leuth ßo vorstockt, [22] das sie nicht wolten, das sye auß der suntlichen neygung werhen. Das heiß [23] ich nuen hungeren. Wer sich also geschickt findet, der sol frolich hinzu gen [24] und goth danck sagen, das er im solchen trost geben hatt. Dan also sagt [25] [Matth. 11, 28.] Christus in euangelio ‘venite ad me omnes, qui laboratis et onerati estis, [26] et ego reficiam vos’. Sagt nicht: venite omnes, qui saturati estis. Die ir [27] vol seyt, nicht beschwert, nicht arbeytet, bleybt aussen. Ich kann euch nicht [28] fullen, dan ir seyth vorhin vol. Ich kan euch nicht erquicken, dan ir seyt [29] [Luc. 1, 53.] furhin erquickt. Szo sagt auch Maria in cantico ‘Esurientes implevit bonis [30] et divites dimisit inanes’. Sihe dich nuen recht an, ßo wirstw bey dir finden [31] ein gebrechlichen Menschen. Dw hast ein boßen teuffel, der dich anfichtet, [32] seyn viel boße gedancken in deym hertzenn. Bist beschwereth mit hoffart, mit [33] dem Geytzs, mith neyd und haß. Frage dein eigen hertzs, ob es nicht gerne [34] wolt der unkeuschheit odder ander geprechen loß sein und frid haben und gesterckt [35] werden wider die anfechtung. Laß die sundt ßo groß sein, wi sye mag, [36] sihe nur zu, ob dw so gesinnet seyest, das dw geren wolst frum weren und [37] also denckest: O Herr, das ich dein genad hett, das ich meyn lebenn mochte [38] besßerenn, Szo bistw in dem hunger, der zu disßem sacrament gehordt. Es [39] ist wenig daran gelegen, ob dw viel bettest oder fastest odder viel ander werck

 

[Seite 645]

 

[ 8 sacramt 18 Pol. am Fuße der mit “dan” schließenden Seite: Recta/Stulta Praeparatio ad Sacramentum corporis et sanguinis 20 sacramt 21 gelerhet 31 “vorschlingen” ist in “vorschlinden” geändert oder umgekehrt]

 

[1] thuest, do mit dw dich zum sacrament wilst bereytten. Christus fragt nicht [2] nach dem, das dw dich woll kleydest, viel bettest und fastest. Das will er [3] aber haben, das dw im ein sulch hertzs bringest, das ein begird zu im hab. [4] Er ist lautere warheyt, sanfftmutikeyt, gedult, Reynnikeyt und keuschheyt. Es [5] ist alles gut mit eynander im sacrament. Wan dw nuen kummest und findetst [6] inn deinem hertzen ein bitterkeyt gegen deynnem negsten, unmutikeyt, unkeuschheyt [7] und begerest rein zu werden, Szo ist der hunger da, so bistw geschickt [8] das sacrament zu entpfahen. Do ist nor der gebrech, das man sulch Begird [9] starck genug mache, dan ye heißhungericher dw bist, ye besser bistw darzu [10] geschickt. Darauß werden wir sehen, wie nerrisch predig das sein, wen man [11] sagt, wie man sich zum sacrament zu vor berayten soll, sagen also: sihe jho [12] eben zcw, das dw woll gepanzcerfegt seyst und ganzcs rein von allen boeßn [13] gedancken. Ist eben als viel gesagt, als wan sie sprechen: dw solst nicht erh [14] essen oder trincken, dw seiest dan vorhin voll. Dw solst nicht ehr kummen [15] und genad von Christo holen, dw bringets sie dan furhin mith. Ist das [16] nicht eyn spoth, wan man eynnem Bettler sagt, das er solt spende holen, [17] doch das er ein korb voller brotts mit im brecht, oder wan er nicht erh [18] kummen wolt und spend nemen, er het dan vor ßo viel korns, das er mocht [19] ein stad do mit speyßen. Wurd man nicht billich der torheyt lachen? Eben [20] also hat man uns auch ein spoth gemacht auß dem sacrament. Hatth uns [21] gelerhet, das wir jho wolgeschickt und ganzcs rein sein sollen, das wir ein [22] schone Metzen fur Christum bringen, das man zu im sagt: kumme her, Ich [23] bring dir ein reynnes hertzs, dw solst sehen, wie schon ich bin. Ich will von [24] dir nicht nehmen, sunder dw solst von mir nemen. Ich bin schon sath, bleyb [25] do haymb, ich hab gesßn. So wollen sie uns lerhen, wie wir solln rein [26] werden, wisßn selb nicht, was rein ist. Wan man also predigt, ßo muß bald [27] volgen, das mans allein von gewonheyt wegen thuet, machet ein guet werck [28] darauß, do mit man den hymmel vordine. Wirdt do durch nor vorzagter [29] und bloder, das man ymmer dencke: Ey, herre Goth, wenn dw reynner werest! [30] Werden viel gewisßn alzo erschrocken und zitterend, das sie dencken, dy erd [31] werd sie vorschlinden, wan sie darzu gahen. Do geht der hunger des sacraments [32] ganzcs und gar auß, und gehet als bald an der hasß disses sacraments. [33] So kan man kein frucht darvon krigen. Das geschicht allein durch die grosße [34] sorg, das man will rein sein, und forcht, man sey nicht rein. Darauß folgt [35] auch, die weyl Christus das Sacrament do hin geordnet hatt, das er sol gnad [36] geben: Geht nymand unwirdiger darzu, dan die sich vör dy wirdigsten schetzn. [37] Das machen die predige, die der Teuffel erdacht hat, die richten nichs anderts [38] auß, dan das sye eben den hunger vortreyben, den sie reytzn solten. Machen

 

[Seite 646]

 

[ 2 beratung 18 anzeyt]

 

[1] nith allein zu schanden und vorunehren das sacrament, sondern zcwstoeren [2] eben dye beraitung. Wan eynner sich wol berayt hat, spricht er dennoch: ich [3] weyß nicht, ob ich rein bin oder nicht. Wan ich recht solt bekennen, wolt [4] ich liber doheim bleyben. Szo gehet man nor zum schaden zu dem Sacrament. [5] Also must dw im aber thuen, wie fur gesagt ist. Sihe noer, das dw [6] den hunger habest, das dw sichst und fulest die sund unnd das sacrament [7] also ansihest, das es sey ein schatzs unnd brunne aller gutter, dan bistw geschickt [8] [Matth. 11, 28.] darzw. Das meynnet er, do er sagt ‘Venite ad me omnes, qui laboratis [9] et onerati estis’ &c. Das arbeytten geschicht nicht mit denn henden, sunder es [10] ist im hertzen und gebisßen. Findestw ein beschwerung auff dir, das dich [11] dein gewisßen druckt, und erbeittest dich damit, kanst nicht herauß kummen, [12] kanst die anfechtung nicht uberwinden, wollest doch gerne, das dw derr unlust [13] loß werest: Gehe mit freuden und an alle forcht zum sacrament. Sulche [14] beschwerte gewisßen solt man alßo zum sacrament locken und recht sagen, wo [15] zu es guth ist, Szo wurden wir sagen: Ich will des bapsts geboth nicht ansehen, [16] frag auch nicht nach der gebonheyt. Wann es schon nymmer gebotten [17] wer, wolt ichs dennoch offt thun. Die also dencken, sein recht zum sacrament [18] [Esther 1, 3 ff.] geschickt. Es ist hie ein koniglich mall, wie Aswerus hat anzeygt: hie findestw [19] eyttel uberschwenglich gueth. Darumb hatt es auch goth geornet, uns uberladenn [20] mit viel poßer naigung und anfechtung, mit der sundt, dem Tod, [21] Teuffel und der helle, das sie uns treyben zu dem sacrament also, das es [22] jho nicht an frucht bleybe, sunder das man sein teglich brauche. Goth hatt [23] uns den todt auffgeweckt, der der furnemblichst feind ist, alleyn darumb, daß [24] er uns treyb, das wir allhie unßer hulff suchen. Do darfst dw woll sterck, [25] fide et spe. Also dringt er dich, das dw zcu Christo kümbst und sagst: Ich [26] kumb als ein bettler. Ich darff woll sterck, gedult, glaüben &c.., domit ich [27] meine feinde uberwinde. Szo hatt es goth geschickt, das diß sacrament jo [28] fruchbar sey, viel und grosße frucht bringe. Dw hast ßo viel anfechtung [29] auffem hals, die dich treyben, das dw sichst und must bekennen, das dir all [30] dein krefft zu wenig sein, unnd must sprechen: Herr, wer myr nun sterck gebe! [31] Do fellet des Bapsts gepoth bald abe. Dort dringt das geboth und macht [32] vordrossen. Hie begerest dw selb darzu zu kummen und gebinnest ein hunger [33] und durst darzu, findest dich eben also darzu geschickt, wie der prophet im [34] [Ps. 42, 2.] psalm sagt ‘Quemadmodum desiderat Cervus ad fontes aquarum’: Eben als [35] wehe dem hirschen ist zum wasßer, wan in die hundt jagen, ßo wehe ist mir [36] noch dir. Ich hab auch hundt, die mich treyben, das ist die sundt und bose [37] gewisßen, das mich drucket, das ich sprechen muß: O, wu ist meyn Goth, der [38] mir helffe? Das ist, worumb Goth das Sacramenth hatt außgesetzt. Darzu [39] soll man sein brauchen und auff diße weyß, wie gesagt ist. Ist nicht allein [40] darumb eingesetzet, das man es allein soldt ansehen und umbtragen: Wer [41] sunst wol im Hymmel blieben. Darumb soll mans weißn und umbtragen,

 

[Seite 647]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit “warumb” beginnenden Seite: quatenus adoratio recte comitetur et sequatur 2 “ben” ist von Pol. an “do” angehängt 28 Über “das” hat Pol. gesetzt: foedus]

 

[1] das man vorstehe, warumb Christus do sey: nicht darumb, das mans anbette, [2] das hette er woll lasßen, wan er wer do[ben] im himel bliben. Das [3] wil er aber haben, darumb ist er kummen, das er helffe. Sagt also: kumme [4] doch zu mir, Ich will dir geben, was dw nicht hast. Dis heist das sacrament [5] recht geben und brauchen.

 

[6] Nuen wan dw dich also fulest, das dw zcum sacrament geschickt bist, [7] mustw̓ nicht allein das zceichen, das ist das broth ansehen, sunder must auch [8] das worth fassen, da es gar auff steheth, das wirth dich leren, warumb dw [9] [Matth. 26, 26 ff.] hin geest. Do sagen unser doctores unnd prediger nichs von. Do Christus [10] das sacramenth aussetzt, Sagt er alzo ‘Accipite et comedite, hoc est corpus [11] meum, quod pro vobis traditur. Et hic est Calix novi Testamenti in sanguine [12] meo, qui effunditur pro vobis et pro multis in remissionem peccatorum’ &c. [13] Dieße worth soll man woll fhassen ins hertzs. Thuest goth viell mer ehre, [14] wan dw die worth fassist, dan ßo dw ein monstrantzen machist grosser dan [15] ein kirch. Die worth zeygen an, was man thuet, wan man zcum sacramenth [16] geth, suest nymandt. Drum wollen wir sehen, was die worth in sich haben.

 

[17] Ich hab gesagt, das der hunger und begirde am notigsten ist zum sacrament. [18] Wan dw nun den hast und sihest, wie jemerlich es mith dir stehe, [19] wie dir hulff seer von noeten sein, laß dich nymand halten, gehe frolich zum [20] sacrament und bringe den spruch oder die worth mit dir und sage: Herr, ich [21] kumm nicht, das ichs durch mein heiligkeit vordineth habe, das ich sulch groß [22] gueth von dir entpfahe, sunder vorlasse mich auff deynne worth, di dw geredt [23] hast ‘accipite’ &c. Ich bring nicht heiligkeyt oder frumkeit mit mir, kum [24] darumb, das ich sie von dir erlangen mug, kumme nicht als ane sundt, sunder [25] will dein bludt trincken, das ich meynner sundt loß werde. Dan dw hast [26] gesagt, das sey dein blud zu vorgebüng der sündt: du wirst mir nicht ligen. [27] Also bedeutten die worth nichts anders, dan als er also zu uns gesagt hett: [28] das wollen wir mit eynander machn. Hie bin ich im brodt mit meynnem [29] fleyßch und im wein mith meinnem blueth. Dw bist im fleysch mit sunden, [30] Ich mit genaden. Darumb wil ich also mit dir handelen: wan du mich [31] nymmest, solstu haben genad. Das ist der Bunth: Ich sag dir und geb dir [32] brieffe, darzu ein zeichen, sigel und pittschafft. Das ist das testament, das [33] ich dir gebe. Dencke, das dw es also entpfahest, das dw recht gtrauest und [34] glewbst und die worth annembst. Ich mein, es sey ein reich mall und grosser [35] schatzs, den er furtregt in dißn worten, das uns all sund werden vorgeben [36] und werden alle herrn und kinder Gottes: Herren der sundt, weldt, des Todts, [37] hellen und des Tewffels.

 

[38] Szo ist nicht noth, das sich der mensch mit viel fasten, beichten und [39] betten darzu bereyt, sünder muß ein hunger im hertzn fuelen. Must allein

 

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[ 20 Pol. a. Fuße d. mit “frucht” schließenden S.: Verbis Christi Innitendum 23 v h Goth]

 

[1] darümb kummen, das er dir helffen soll. Denck also: sihe die worth hastdw [2] gesagt, dw kanst nicht liegen. Drum vorlaß ich mich festiglich darauff und [3] sag: Amen, das ist war. Ich will dein fleysch nehmen zu eynnem zeichen, [4] in dem Namen, das dw es gesagt hasts. Drumb solstdw mir helffen. Szo [5] wirt er sagen: dw hast recht, halth nor fest, es soll also sein, ich wills also [6] erfullen. Also sollen wir zum Blueth auch sagen, wan wir das zeichen [7] dorffen nemen: das ist dein worth, ich wolt sunst nicht kummen. Dein [8] warheyt ist besßer dan ich. Das soll mir zu einem zeichenn sein, das mir [9] mein sundt sein gewislich vorgeben. Man pflegt zu sprechen, wen man das [10] [Matth. 8, 8.] sacramenth nemen will, die worth Centurionis im Euangelio ‘Domine, non [11] sum dignus, ut intres sub tectum meum, sed tantum dic verbo’ &c. Ist [12] aber nicht recht, sunder also sol man sprechen: Herr, darumb das dw es [13] gesagt hast, ßo kumme ich und nehme das zeichen darauf, esse und trincke [14] mith dir. Also sol der mensch darzw gehn, das broth nicht anders nehmen [15] dan zu eynnem zeychen, das es jo gewiß sey und der glawb starck werd. Soll [16] sein ein sygel von Christo geben der zusagung, die er uns than hat. Darauff [17] soll wir bleyben und ßo die worth fassen. Szo kan das hertz fried haben und [18] fest stehn, dan es nicht auff sein vordinst und wirdikeit, sunder Christi worth [19] bawet. Das heyst das sacrament wirdig entpfahen. Wer es also vorsuchet, [20] der wirth sehen, was es vor frucht bringe, und also finden wir, wie nutz es [21] sey, das mann offt zum sacrament gee. Darvon volgt freud und lust, wirt [22] eynner gantzs ein ander mensch, von tag zu tag ye besser und besßer und [23] krigt ye großer lust darzu. Darumb, wan ich uneynß mith unserm herr Goth [24] bin, das ist, ßo mich das gewissen druckt, sol ich mir lassen ein absolucion [25] sprechen und also zum sacrament gan, ßo krieg ich fried. Ich weyß kein [26] ander hilff, wan ich unlustig bin, dan dise, das ich bald das sacramenth [27] nehm. Solt ich albeg harren, biß ich die siben zeytten betten1 und bereyt [28] were, wurd es nymmer geschehen. Las dich allein das treyben, das dus notdurfftig [29] bist, und er zugsagt hab, unnd gehe hinzu in gottes Namen mit [30] freuden, darffst dich nichs scheüen. Sag danck, das dw die genad vom Christo [31] entpfangen hast. Darumb solt man also predigen: wan dw schon aller [32] Menschen sundt auffem hals hettist, das dw dennoch frolich hinzu leuffst, ßo [33] dw nur den glauben hast, Szo geestw wirdig darzu. Sunst wirst dw dem [34] sacrament unerhe thun und dir eittel vordamniß darvon tragen. Solst nicht [35] daran zweiffeln, das Christus do sey. Bleyb nur darauff, das fleysch unnd [36] blut do ist nach den worten, di er sagt ‘das ist meyn leichnam, und das ist [37] mein Blueth’. Daran halt dich, laß die fantasey anstehn, wi das zugee, [38] wie und welcher maß er do sey, laß Narren narren sein. Glewb dus allein, [39] er wirts woll machen. Gedenck nur mit disßm broth, das ist Christus

 

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[1] leichnam, dein arme, schwache und krafftlosse seele zu stercken. Kanstw nicht [2] zu dem kelche kumen, begere es doch hertzlich. Der Boese geyst hat dem bapst [3] das eingeben, das er uns den kelch genummen hatth. Die zusagung geht nit [4] alleyn die pfaffen an. Es ist noch nicht zceyt, das mans wider anhebe beydes [5] zu brauchen, wirth sich, will goth, bald auch geben. Mussen di weyl gedult [6] haben, seuffzen und lust und lib darzu haben.

 

[7] Das ist der Brauch des sacraments. Was aber vor frucht hernach [8] volgt, ist on zall, bringt nicht sechß oder zcwelff frucht mit sich, sunder alles [9] guts mit eynnander, eyttel gnad und die gantz selikeit. Darauß vorstet man, [10] was ich gemeindt hab, das ich gesagt, das man des bapsts geboth nicht soll [11] ansehen.

 

 

 

 

[12] ΤΕΛΟΣ.

 

 

 

 

 

 

 

 

[13] 112.

[14] DIE PARASCEVES.

 

1521

 

[Seite 649]

 

29. März 1521.

 

[ 21 Pol. am Kopfe der mit “Der” beginnenden Seite: Christus quasi liber quidam nobis propositus 33 Pol. am Fuße der mit “Disse” schließenden Seite:

Sponsa Ecclesia

 

Ubera Predicatores

 

filii corda credentium

 

Fasciculus mirrhae Christus

 

 

]

 

 

 

[15] Sermo de passione domini.

 

[16] Wir mussen itzunth handeln Das leyden unsers herren Christi, die weyl [17] es die zceyt gibt. Darumb wil ich von erst sagen, wie man das leyden [18] Christi brauchen sol, und was es vor nutzs bring. Darnach wollen wir [19] dem blossen Text und die Historien, wie er geliden hat auß dem euangelio [20] von worth zu worth horen.

 

[21] Der almechtig Goth hath inn dem Newen testament nichts befollen zcw [22] predigen dan seinnen liben sun Jesum Christum und hath in uns darumb [23] so zcwgeschickt und also zcugerichtet und furgebildet, das man in im alle [24] weyßheyt lerne, di do dineth zu der seligkeyt, und damith hat er uns zcugethan [25] alle bucher und alle lerh, das wir der keynnis nicht achten, Sonder [26] allein in dem buch studirn, das uns Christum lernt, das wir den Christum [27] [Hohel. 1, 13.] jho woll fassen und sagen wie die Brawt in canticis ‘Wein herre ist wie eyn [28] Buschel mirrhen, der mir zcwischen den Brusten hengt’ und soll mir auch do [29] zcwischen den Brusten bleyben. Die Christlich kirch ist die Geystliche brawth [30] Christi, ist ein reynne junckfraw, die wirth schwanger von Christo und tregt [31] kinder, nicht mendlin oder meydlin, sunder Glaubige hertznn. Die Brueste [32] disser braudt sein die prediger, di do milch geben, da mith sie uns nerhen. [33] Disse sollen das Buschle mirrhen albeg bey yn tragen, das ist Christum [34] predigen, wie er geliden hatt. Dan die Mirrhen bedeuttet das leyden Christi.

 

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[ 5 Pol. am Rande: 2o Ca: 13 Pol. am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Solum Christum nosse sufficit 14 Pol. am Kopfe der mit “Darumb” beginnenden Seite: Novum testamentum sp̱ontaneum habet p̱op̱ulum, neminem vult cogi 34 Pol. am Rande: Mat: 11o]

 

[1] Welche Christum nicht predigen oder in nicht bey yn tragen in yrem ampt, [2] daß sein nicht brueste disser brawth. Darumb sollen wir darauff sehen, das [3] wir uns nicht lassen von dem Christo furen auff ein ander lerhe, Sunder [4] zcwsehen, das wir in eben fassen unnd bey uns behalten. Davon sagt [5] [Col. 2, 3.] S. Paulus ad. Coloss. ‘Ir solth euch nicht betriegen lassen, dan in dem Christo [6] sein alle schetzs der weysheyt vorporgen’. Das ist: alles was man wissen und [7] kunnen soll, alles was zcẅ der seligkeyt nutzs ist zcw wissen, das ist hie in [8] Christo vorporgen. Was man nuen anders lerhet dan den Christum, ist alles [9] unrecht. Darumb sollen wir uns keynnen anderen lasßen fueren. Er sagt [10] aber, das die weyßheyt, die man in Christo lernet, vorporgen ist. Sie scheynet [11] nicht herfur, Man kans mith den augen nicht sehen, die vornunfft vorstehet [12] es nicht. Es mus das hertz auffgethan werden, das man damith sehe den [13] grosßen schatz, der in Christo ist.

 

[14] Darumb ist das alte Testament auffgehaben, und ist uns nuen eyn [15] newes geben, das zcwingeth nymanth merh, wurgeth die leuth nymmer, und [16] Christus ist der Spiegel des gantzen gesetzs, darinnen wir sehen, was wir thun [17] sollen. Wilstw nicht volgen, sihe dw darauff, er wil dich nicht zcwingen. [18] [Matth. 18, 15 ff.] Szo sagt er Matth. 18. ‘wan dein bruder etbas than hatt, Gehe hin und [19] straff in alleyn. Horeth er nicht, ßo nymme einen oder zcwen zcw dir. Horeth [20] er noch nicht, ßo sag es der ganzcen vorsamblung oder der kirchn. Horeth [21] er die auch nicht, ßo laß in gehn und halth in fur ein heyden’. Er will [22] haben, das wirs willig und ungedrungen thun sollen. Drum sollen aüch die [23] prediger des newen testaments nichts mehr thun, dan das sie uns Gruntlich [24] warnen und sagen, wie es umb uns stehe, was wir nicht gethaen haben und [25] thun sollen. Wers nicht wil gedencken und zcuhertzenn nemen, der sehe, wo er [26] bleyb. Drumb ist in der ganzcen schriefft nichs dan drawen und zcusagung [27] und kein gedrang. Das ist der spigel Christus, darinne wir sehen, wie uns [28] goth warneth, unnd was er zcwsagt. Wil ich mich nicht dran keren, Szo [29] [1. Tim. 1, 9.] zcwingt er mich nicht. Davon sagt Paulus ad Timoth. ‘Iusto non est lex [30] posita’. Das gesetzs ist gueth, wer es recht braucht in dem namen, nicht [31] darumb das es dringet, sunder ßo du Christum ansihest. Sichst dw, was [32] er zcwsagt und drawet, und was dw darffst. Auß diessem ansehen kumest dw [33] zu erkenntniß deines elendts, und dringenn sich selb dohin, das sie frum werden, [34] [Matth. 11, 12.] wie Christus sagt ‘A diebus Ioannis Regnum coelorum vim patitur et violenti [35] rapiunt illud’: Do dringen die leuth mith hauffen hinzcw und nemen [36] es mit gewaldt gleich wie ein reiche spende. Das gehet also zcw: wan ich [37] dem menschen sage, was er sey und zceyg im an seynn gebrechen, darzcw [38] predig ich und halth ym fur die zcusagung Christi, ßo lauffet er ungezcwungen

 

[Seite 651]

 

[ 3 Pol. am Fuße der mit “nun” schließenden Seite: Regnum coelorum vim patitur 18 Pol. am Fuße der mit “Do mith” schließenden Seite: Contra quaedam stulta bona opera        Pol. am Kopfe der mit “hat” beginnenden Seite: Triplex abusus tractantium passionem Christi 33 Pol. am Fuße der mit “bin” schließenden Seite: Vera meditatio passionis Christi]

 

[1] zcw Christo. Das ist das recht prediger ampt, wie ich gesagt hab, das sie [2] allein Christum predigen und das hertz fassen, also das es an im hange. [3] Szo kummen wir nun auff das leyden Christi, wie man das soll predigen, [4] das ist der Buschel mirrhen, der zcwissen den Bruesten hengeth, wie wir gehordt [5] haben.

 

[6] Zcum erstenn treyben etlich das leyden Christi auff die weysse, das sie [7] sich feintlich schelden mit den Juden und meynnen, es sey wol betrachtet, wann [8] sie uber die Juden vast zcornig werden und den armen Judas schelden. Aber [9] das ist nicht recht predigt oder betracht das leyden Christi, bringt auch keynnen [10] nutz nicht.

 

[11] Darnach seind ettlich, die machen eyn misßbrauch darauß, wie Albertus [12] sagt, wen man die passio ein mal oben hin und mith eynner roeschen bedenckung [13] betrachtet, sey es besser, dan wann dw ein ganzs jar fastest und den [14] leyb alle tage mit ruethen schlugst, und man sagt, das es soll gueth sein vor [15] allerley ferlichkeyt, und machen groß vordinst darauß, ßo eynner eyn bilde [16] des leydens ansicht, oder kussest ein gemalth kreuzcs. Dieße wollen eyn gueth [17] werck auß dem bedencken machen, wie man auß der mesß eyn gueth werck oder [18] opffer hatt gemacht. Do mith hat man den rechten brauch des leydens Christi [19] ganzs umbkerth. Diß ist alles der prediger schuldt, die do nicht Christum [20] predigen.

 

[21] Zcum dritten sehens ettlich also an, das sye ein mitleyden mit Christo [22] [Luc. 23, 27 ff.] haben als mith eynnem armen man, dem es ubel gehet, wie die weyber von [23] Jherusalem thetten. Welche Christus strafftt und saget ‘weinet nicht uber [24] mich, sünder uber euch und eüre kinder’. Drumb ist das auch nicht die rechte [25] betrachtung.

 

[26] Diß ist aber die rechtschaffene betrachtüng und weyse zcu handeln das [27] leyden Christi, das dw darauß lernest erkennen, wer dw seiest. Weynne uber [28] dich selber, haltte dich und Christum zcwsamen, do sihestw ein spiegel des [29] gestrengen gerichts und zcornn Gottis, den wir vordinet und Christus getragen [30] hatt. Darumb sagt er ‘weinnet nicht uber mich, sunder weynneth uber euch [31] und eüre kinder &c.. Dan ßo sie das thuen an eynem grunen holtzs, was [32] wirth geschehen an eynnem, das do durre ist’. Daß ist, muß ich also leyden, [33] der ich unschuldig bin, wie wils euch gehn, dye irs vordint habt. Szo ernst [34] und gestrenge das gericht gottis und der zcornn ist, ßo groß, das er nicht [35] wil nach kan ablasen, ßo wil er haben, das wirs also ansehen und erschrecken [36] vor unsern sünden und bedencken, was fur zcorn und ungenad sey, [37] dem ein sulche grosse person entgegen gehet und fur uns tridt. Do sehen wir, [38] das kein schimpf do ist, sunder eyttel bitterkeyt und zcornn. Der Christus muß

 

[Seite 652]

 

[ 7 Pol. am Fuße der mit “Darumb” schließenden Seite: Passio Christi similis legi 14 Pol. am Rande: Mat: 23° 20 Pol. am Kopfe der mit “sicht” beginnenden Seite: Omnes cruenti sumus 33 Pol. am Rande: Mirabilis, sed apta comparatio. 34 Pol. am Fuße der mit “das” schließenden Seite: Omnes non credentes verbo Christi crucifigunt Christum et rei sunt sanguinis eius &c.        Pol. am Kopfe der mit “ist” beginnenden Seite: Qui odit fratrem suum homicida est]

 

[1] stracks hindurch, gemarttert werden und sterben. Drümb sehen wir, wie der [2] Allmechtig Goth den sunderen uberauß feindt ist und die sunder hasseth.

 

[3] Also richtet dieße bedenckung des leydens Christi eben das auß, das das [4] [Röm. 3, 20., Röm. 4, 15.] gesetzs thut, darvon Paulus sagt ‘Per legem cognitio peccati’ et ‘lex iram [5] operatur’. Das machet, das der mensch erkenneth sein elend, wie ers vorwircket [6] hath gegen goth, und sichet den grossen zcorn, der ubersich gehet, und [7] soll mit dem streytten, den nymanth uberwinden mag. Darumb muß er [8] flihen, dan es ist nicht muglich, das ers konde leyden. Das muß das erst [9] [Jes. 53, 8.] sein, das wirs also ansehen. Darvon sagt der propheth Esaias ‘propter peccata [10] populi mei percussi illum’. Drumb must du es gewißlich dorfur halten, das [11] sein leyden deynne sunde sein und aller meyst die, die dw noch nicht sichest. [12] Sein wunden, sein zcittern, sein geischlenn unnd sein Creutz seint allein unßer [13] sünde unnd boeße begird, die habens alles angerichtet, und wir sein die ursach, [14] [Matth. 23, 35 f.] das er gestorben ist. Darumb sagt er Matth. 23. ‘Amen, Amen dico vobis, [15] Haec omnia venient super generationem istam. Omnis sanguis iustus qui [16] effusus est’ &c. Haben wir doch sein blueth nicht vorgossen. Es haben allein [17] die Juden und heyden than, wir haben nicht die handt dran gelegt. Doch sein [18] wir des willens, yn welchem sie es than haben. Wan er noch lebt und also [19] predigt, wie er predigt hatt, wurth unßer keynner sein, er marteret in noch [20] eyn mal. Es ist eben die selbig bosheyt noch in den lewten, wie man sicht, [21] das wir eben also der warheyt widerstreben als die Juden alle tag an underloß. [22] Drumb wie wol wirs nicht wol thun kunnen, ist doch in uns der sinn [23] und mutt Christum zcw martern, und das ist eben als vil, als wen wir das [24] [Matth. 5, 28.] werck thetten, wie Christus sagt, Matt. 5. ‘Qui viderit mulierem ad concupiscenciam’ [25] &c. Es haben alle menschen den sin, die nicht im geyst sein, [26] das sye nicht gerne sehen das worth Gottis predigen und konnens nicht leiden, [27] vorfolgens, wie sie mugen. Drum sein wir eyttel Esauiten und rottling1, [28] die nach dem blueth durstet, dan die diesses willens sein, die kruetzigen ihn [29] alle. Drumb wirth sein blueth uber uns gehn und an uns gerechnet2 werden, [30] das wirs than haben, ßo wir nicht in den sun gottis glawben. Wenn man [31] eynnen funde bey eynnen todten mit eyner todtlichen werhe und bluetrustig, [32] wurd yderman sagen, das er des todts schuldig were, und man würde in auch [33] erwürgen. So hie auch. Es ist in meynnem hertzen ein bluetig schwerdth, [34] das ist, Ich hab ein boeß hertzs unnd trage ein zcornn oder haß wider meynen

 

[Seite 653]

 

[ 10 Am Rande: Daß ist am anfang am notigsten 13 Pol. am Rande: Colos: 2 16 Pol. am Kopfe der mit “eynnen” beginnenden Seite: Christicidae sumus 27 Pol. am Rande: forte sihet 31 Pol. am Kopfe der mit “sein” beginnenden Seite: Poena inferorum]

 

[1] negsten, das hat goth heissen ablegen. Trage ichs aber, ßo wirth er sagen: [2] Du hast es than, Dẅ bist des tods schuldig. Also lernen wir, wie Goth [3] wider uns erzcurnet ist, drumb das wir also gesundigt haben, unnd das dw [4] ein morder bist und Christum selbs gemarrtert hast. Wan man zcw der betrachtung [5] kummeth und sich do mith wol ubeth, so wirth eynnem das hertz [6] zcw enge und erschrickt, muß vor Goth zcw einem ergsten sunder werden. Do [7] [Gal. 3, 22.] kummet die schriefft und schleust uns alle in sunden, wie Paulus sagt, und [8] vordambt uns alle, das wir nicht anders geschatzt werden vor Goth dan [9] morder seins suens.

 

[10] Wan es also kummet, ßo ist das leiden Christi recht im hertznn, und [11] das ist sein eigen, naturlich werck, das er in uns wircken soll. Wan es [12] nicht also gehet, das es das gewissen also erschrecktt macht, ßo ist es nichs [13] [Col. 2, 3.] nutzs, was dw suest thuest, das mustu darinnen finden, wie Paulus sagt, das [14] man in Christo findet alles, was man wissen soll. Das geschicht aber im [15] geyst, dan es ist vorporgen. Wan ich sehe, das ichs zcwgericht habe, daß [16] Christus ßo leyden muß, ist nicht muglich, das ich eynnen sunder müge vorachten [17] auff erden. Dan was ander sunth sein, als eebruch und dergleichen, [18] die fallen hie all abe und werden fur die geringsten geacht. Aber das ist das [19] groste, das dw eynn morder Christi bist. Wan dw das fulest, must du gantzs [20] erschrocken werden unnd schir vorzcweiffelen. Drumb ist das nicht ein schimpff [21] oder spiegel fechten, sünder es muß ernnst sein und dohin kummen, das dw [22] fulest und sihest, das dw der ergst mensch seyest, der auff erden lebt. Dan [23] wie wol dw Christum nicht selbs mit der handt erwurgeth hast, hastu dich [24] doch im hertzcen darzcw vorwilligt und eben sulche straff vorwircket als die, [25] die das werck than haben. Wer das nicht in ym fulhet, der erkenne das ander [26] Jamer, dan er ist zcweymal erger dan jene, dy Christum gewurgt haben. [27] Es ist ein genad, wer das suchet, wer es aber nicht erkenneth, der sehe sich [28] fur, klage es Goth und bitte, das er ym wol sein steynnen hertzs auch weych [29] machen, das er auch kumme zcw sulcher demuth und erkentniß. Wan wirs [30] also ansehen, ßo thuen wir alles von uns selber. Do treybt das gesetzs [31] nicht, sunder sein eigen Jamer und noth treybt den menschen darzcw, das [32] er hulff süch. Wers nicht hat, der muß es noch haben und fulhn, fuleth [33] ers nicht im leben, ßo muß ers zcw letzt im tod und fegfewer fulen. [34] Geschicht es do auch nicht, ßo wirth mans fuelen musßen in der helle ebig. [35] Do wirth kein Dingk erschrecklicher werden und kein grossere pein sein, dan [36] das sie muessen den richter ansehen. Der wirth do stehn und sagen: das hastw [37] than, dw hast mein eynnigen suen erwurgeth. Das werden sie nicht kunnen [38] hoeren, und flihen und doch nicht konnen. Do werden sie schreyen, wie

 

[Seite 654]

 

[ 8 Pol. am Kopfe der mit “Dan” und der folgenden mit “also” (Z. 21) beginnenden Seite: Duplex consideratio passionis

Christi { von unsern sunden        umb unsere sundt        Prior damnat et Christicidas / altera occasionis,        altera effectus        Posterior liberat et filios dei } constituit

21 Pol. am Fuße der mit “sie” schließenden Seite: Dolores inferni circumdant nos, cum deum adversarium sentimus]

 

[1] [Luc. 23, 30.] Christus sagt ‘O, das die Berg auff uns fielen und uns bedeckten’. Werden [2] eben do stehn, als wen man eynnen, der des kunigs suen erschlagen heth, fur [3] des kunigs awgen stelleth. Drumb, wem es hie begegnet, das er das fuleth, [4] der dancke Goth und sehe, wie ers weytter soll brauchen. Darvon wollen [5] wir nun hoern.

 

[6] Wenn der Mensch also erschlagen ist in seynem gewisßen und siheth den [7] mordt, den er an Christo than hath, soll man forth ansehen denn andern [8] brawch und ein ander kunst lerhen. Dan do ist noth, das man zcwsehe, [9] daß die sunth nicht in dem gewisßn bleybe, sunder auß dem schrecken und [10] forcht des gottlichen gerichtes kumme. Das wirth sich nuen selb geben. Dan [11] wan das gebisßenn also zappelt und fulhet, das Goth und Christus wider [12] den menschn stehet und den mortt will rechnen, und er ein widersacher Gottis [13] ist, wirth ym so pange, das er gerne hendt und fueß austreckt, das ymandt [14] keme und ym trost und hulff gebe und saget, wie er im thuen soll. Dan [15] wan man das leyden ßo ansicht, kummeth des menschen hertzs in solch angst [16] und betrubniß, daß ym eyn awgenblick hundert jar lang wirth, und ist nicht [17] muglich, das eynner mug in sulchen schrecken bleyben. Do muß man kluegk [18] sein und die awgen nicht auff das gewisßenn halten, sunder auffaren und [19] herauß brechen und kummen awff ein newe weyß und eine anderr brauch, das [20] man das leyden Christi also ansehe, das er nicht allein meyn sund trage, [21] sunder umb meynner sund willen leydet und sie also auff sich genummen [22] und getragen hab, das er mich darvon erloßet. Ich muß nun also dencken, [23] das in anderlewth haben geburgt, und er das leyden annymmeth von mir, [24] darumb das er unser sund ablesche und uns frum mache. Das heyssit nicht [25] von unser sund wegen geliden, sunder fur unser suend. Jhenes macht vordamnis, [26] [Jes. 53, 4 f.] das machet genesen. Also sagt der prophet Esaias c. 53. ‘Goth [27] [1. Petr. 2, 24.] hatth auff in gelegt die sund unßer aller’, und Petrus, 1. Pe. 2, ‘Er hat [28] unser sund selbs getragen in seynnem leichnam an dem holtz’. Et Paulus 2. [29] [2. Cor. 5, 21.] Cor. 5. ‘Goth hat den Christum, der keyn sund hat than, fur uns zcw sunden [30] [Röm. 8, 3.] gemacht, auff das wir durch yn gerechtfertigt wurden’. Item Rom. 8. ‘de [31] peccato damnavit filium’ &c. Hat darumb geliden, das er domit die sundt [32] niderlegt und sund mit sund vortilget, hat eyn meysterstuck geübt, ßo das [33] er sein widerpart das schwerth genummen und yn domith geschlagen. Das [34] muß nun also zugehn das dw glawbst, es sey also. Dießer glawb ist der [35] [Col. 2, 3.] vorborgen, heymbliche schatzs, da von Paulus sagt ‘In Christo sunt omnes [36] Thesauri sapienciae et scienciae absconditi’. Die vornunfft sagt dir das

 

[Seite 655]

 

[ 8 Über “den” hat Poliander gesetzt: hanc 12 mhr 15 Pol. am Kopfe der mit “widerumb” beginnenden Seite: Docenda nova et vetera 29 Pol. am Fuße der mit “ym” schließenden Seite: Alter usus passionis Christi puta pro exemplo]

 

[1] nicht, sie kan es auch nicht begreuffen. Wen du es glawbst, ßo erkennest [2] dus im geyst und vorporgen. ‘Von unsern sunden geliden’ ist uns in die [3] Helle geworffen, ‘umb unser sünd willen geliden’ ist wider auß der Helle [4] gezogen.

 

[5] Das erste werck macht uns zcw sundern, wirfft uns nider, das ander [6] richtet uns auff und machet uns frumb. Das seyn zcwey werck des leydens [7] Christi und zcwey stuck des glawbens.

 

[8] Durch den Glawben ist es nicht menschen werck. Das ander ist menschn [9] werck, wan man das leyden so betrachtet, das mann die Juden schildt, oder ein [10] gemalth bild ansihet und der gleichen, wie oben gesagt ist. Wer das nicht [11] fulhn kan, der muß goth darumb bitten, den man muß es beydes füelen, yhe [12] mher im leben, ye besßer. Dan im Tod wirth es noth seyn, das mans woll [13] wisse und kunde. Nuen ist das nichs anders gesagt, dan daß ich meyn sund [14] nemhe und trage sie auff Christum. Er schut sie von ersten auff mich. Szo [15] muß ich widerumb kummen und die sund wider auff yn schutten, ßo wirfft [16] ers alles wegk, dan sye mugen nicht auff ym bleyben. Szo sein meyn sund [17] auch hinwegk. Das werden wir horen auff den ostertagk. Do werden wir [18] vorstehn, was das ander stueck sey, das er umb unsernt willen hatt geliden. [19] Szo lerhet man denn recht, unnd lerneth in der mensch recht erkennen und [20] hatt eyn vorstandt aller ding auff erden, und ist das die kunst alle mit eynander, [21] das wir sehen, was wir vor ungluck haben, und wissen, wie wir [22] herausß mugen kümmen. Wer sein noth also erkenneth, der wirth woll selber [23] kummen und hulff suchen. Kummeth er nicht, laß yn gehn, dan mith gesetzenn [24] macht man nymanth frümber. Das ist die gantzs weyße eins rechten [25] [Matth. 13, 52.] Christlichen lebens, und also muß man alte und newe zcw samen predigen, [26] wie Christus sagt im Euangelio.

 

[27] Das ist der Erst brauch des leydens Christi, den fuleth man nicht dan [28] ym geyst. Darnach volgckt Exemplum, das ist, wir mussen auch das exempl [29] Christi an uns nemhen und ym volgen. Das gehoreth den leyb an, jhenes [30] die sele. Hie muß man fleysch und blueth auch zcwingen. Szo muß man [31] das leyden Christi euserlich ansehen, Gehet nicht ßo hoch im geyst als jhenes. [32] Das erst triefft das gebissen und den glawben an, nicht die eusserlichen werck. [33] Aber das muß auß jhenem volgen. Davon sagt Paulus und Petrus, wie [34] Christus hat geliden, ist geschmehet und ketzer gescholden worden, ßo musßen [35] wir unß auch dreyn geben, das wir auch leyden, wie er than hatt, als er [36] [Matth. 10, 24 f.] selber sagt zw den Jungern ‘gedenckt, daß ichs euch gesagt habe. Es ist keynn [37] Junger uber seyn Meyster. Habenn sye den Hawßvater selb Beelzebub [38] geheysßn, wie viel mher werden sie es dem gesind thuen’. Wolt irs besser

 

[Seite 656]

 

[ 5 Pol. am Kopfe der mit “Adam” beginnenden Seite: Mirabilis imitatio 7 Pol. am Rande: idest, quere mortem remedium peccati 19 Pol. am Fuße der mit “Ban” schießenden Seite: Primum vita bona erat et mors mala, ergo fugienda hec tamquam vitae hostis et poena. Post vita coepit esse mala et mors bona, nempe remedium peccati, ergo desideranda 22 wil wil 23 Pol. am Rande: Epilogus 33 Pol. am Fuße der mit Domini schließenden Seite: [Tabelle: ] [Tabelle: ]]

 

[1] haben dan ich, ßo seyt ir meyn knecht nicht. Drumb solln wir auch gerne [2] her halden leben, gueth und erh unnd was wir haben. Diß stueck geth hernach, [3] jhenes muß vor her gehen und furhin do sein, suest gehet es nicht recht.

 

[4] Do hebt sich der freuntlich wechsel an, auffgesetzt von Goth in Adam [5] Goth sagt also zcum Adam, do er in hett ins paradeis gesetzet, ‘welche stundt [6] [1. Mos. 2, 17.] dw essen wirst von dem holtz, ßo wirstw sterben’. Hie hatth ers umbkerth. [7] Dorth sprach er: wilstw leben, ßo sundig nicht. Hie sagt er: wilstw nicht [8] sundigen, so leb nicht. Ist ganzcs das blath umbkerth. Dorth wolth er [9] werhn zu sterben, Hie wil er, das man sterbe. Doch auff beyden seyten will [10] er der sunde werhn. Adam was an sund, drum sagt Goth, wan er sundigt, [11] ßo wurd er sterben, Do was es vil anders dan mith uns. Do die sund kam, [12] kerth sichs umb: das leben ist nicht mher gueth, und kan keyner an sunde [13] leben. Fleysch und blueth ist nicht mher gueth, und ist ye lenger ye erger, [14] ye alter ye boeser. Drumb wer do gerne stirbt, der ist der sunde abe. Wer [15] der sund will loß werden, der solt gerne bald sterben und das leben hassen, [16] dan es ist ganzs suntlich, und ist keyn ertzney fur die sundt dan das sterben. [17] Das hath uns Christus eyn exempel geben, ist vorn an tretten an die spietzenn [18] und sagt also: hastw nicht eyn gueth gewissen, thuet dir der Tod noch wehe, [19] folg mir nach, Ich will dir die Ban brechen, Es wirth dir sunst nicht geratten. [20] Dw kanst nicht ane sund seyn. Wilstw aber herauß kumen, mustw an mich [21] hangen. Ich kan nicht mer, dan das ich vorn an gehe. Wo ich hin farhe, [22] ferhest dw auch. Halth an mir, Ich wil dich woll hin durch fueren.

 

[23] Item, Szo muß man dem Exempl Christi auch nach volgen, ßo ist das [24] leyden Christi recht bedacht unnd gehandelt.

 

[25] Da folgt geistlich und leyblich frucht nach inn der seele oder im geyst, [26] also das ich inn dem Spiegel sehe meyn sunde, und wie dye Christus durch [27] seyn leyden vonn mir genommen hatt, euserlich aber, das ich auch leyde und [28] sterbe wie Christus. Dan wir sein darumb geschaffen, das wir viel martther [29] sollenn habenn, die uns treybenn zcw eynnem Christlichen leben, das ist, das [30] wir nicht gerne leben, sunder albeg des Todts begeren &c..

 

[31] Das ist das Buschel Myrrhen, do wir von ersten von gehordt haben, [32] das die Brauth soll allezceyth zcwisschen den Bruesten hangen haben &c..

 

[33] Haec de usu passionis Domini.

 

 

 

[Seite 657]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 113.1

[2]

IN DIE RESVRRECTIONIS DOMINI

 

1521

 

[Seite 657]

 

31 März 1521.

 

[ 11 do bey 29 mit] micht]

 

 

 

[3] [Marc 16, 1 ff.] Euangelium Marci ultimo.

 

[4] Recensuit historiam dominicae Resurrectionis. Non exprimunt Euangelistae, [5] Quomodo Petro adparuerit Christus. Lucas postea ait, una fuisse [6] Petrum in horto cum mulieribus.

 

[7] Zcum ersten wollen wir awer ein wenig sagen, wie man des Sacraments [8] brauchen soll, fur die, die do noch wollen zum Sacrament gehen. Die [9] do wollen den leichnam Christi nehmen, sollen haben zcwey stuck des Glaubens. [10] Von ersten, das man glaube, das under der gestalt des Brodts der leichen [11] und das Bluet Christi do sey. Aber der glaub ist nicht genugsam. Das ist [12] aber viel grosser, das durch den glauben das gewissen zcu ruhe kum und frid [13] gewinne. Dan wer ein gut gewissen hat, der gehet wol zcum Sacrament, [14] widerumb gehet man mit schaden und vordamnuß hintzw, wan das gewissen [15] nicht gut ist. Das ist awer ein gut gewissen: nicht das ym von keiner Sunde [16] bewust ist und nichts auff ym hatt, das es drucke, das es ist keiner auff [17] Erden, der sich allso finde. Sunder es ist ein ander weyse, hoher und [18] stercker, das das gewissen sey auff Christum gerichtet, das ist, das man habe [19] ein gute zuvorsicht zcu Christo. Wen es gleych furchtett, das es unwirdig [20] sey, Soll es doch ein ander gewissen nehmen und bawen auff die genad Christi [21] durch den glauben oder zuvorsicht, das heisset, das ich also denck und zcu [22] Christo sprech: Dw wirst mir genedig sein, wie wol ich unwirdig bin, und [23] ein Sunder bin. Der aber, die ein sulch gemuet zcum Sacrament bringen, [24] seyn wenig. Er hat uns in disem Sacrament fursprochen sein genad zcugeben [25] fur unser Sunde. Auff diselb gotlich vorsprechung und auff sein warheyt [26] mustu faren lassen das boese gewissen und dich nicht do mit beissen, So das [27] dw nicht ere wollest zcum Sacrament gehen, dw habst dan das gewissen. [28] Must dich des erwegen und allein darauff hinzcugehen, das dus darfur haltest, [29] Gotth sey dir genedig. Wer das nicht kann mit sich bringen, der thw das [30] letst, das er thuen kan: Bitte gotth, er wollt ym solch zcuvorsicht geben. [31] Dan es ist kein ander brauch nicht des Sacraments dan diser. Darumb [32] muessen wir es also nehmen, Ob wir woll erkennen, das wir sein unwirdigk [33] seyen. Doch sollen wir nicht unser unwirdigkeyt ansehen und unser bosheyt, [34] sunder die zcusagung, die uns Christus than hatt. Gleich alß wen ein kunig [35] einem armen man tausent gulden schencket, der es nie verdient hett, do wurd [36] der man das geldt annhemen und sich nicht darvon lassen zihen sein unwirdigkeit, [37] sunder ansehen die zcusagung, die ym der kung than hett. Das

 

[Seite 658]

 

[ 3 Pol. am Kopfe der mit “wer” beginnenden Seite: Usus Eucharistiae in prima ecclesia 9 Pol. am Rande: tempore persecutionum]

 

[1] wirt am nottisten sein, wen wir sterben mussen, das wir das wol gefasset [2] haben. Auch soll man sich hutten, das man nicht zcum Sacrament gehen1 [3] umb gewonheyt willen, also das, wens nicht gebotten wer, wirs lieber anstehen [4] liessen. Dan man hatt leyder gemeiniglich also gepredigt und damit [5] nur eytell sunder gemacht. Das soll allein die ursach sein, das dw zcum [6] Sacrament gehest: wan dw ein bos gewissen fulhest, das dw dich das treiben [7] lassest zcum sacrament, das dw ein gut gewissen kriegst. Darumb ists fein [8] gewest in den ersten kirchen, da gab man das Sacrament nur den betruebten [9] und die in Todts nodtten warhen, die do ymmer furchten musten, izcundt [10] wurd man sie nehmen und den kopff abschlagen, do kamen die Christen alle [11] wochen zcusamen und sterckten sich damit und kriegten ein festen glauben und [12] ein gut gewissen und unerschrocken zcum Todt und alles Jamer. Wer nicht [13] allso zcugehet, der bleybt lieber darvon. Man soll gotth nicht zcu einem [14] lugner machen. Dan der machet in zcu einem lugner, der nicht in der zcuvorsicht, [15] do ich von sag, hin geheet: goth vorheysset dirs gewiß, das dw in [16] disem Sacrament solst genad erlangen. Wilstu sprechen: ich weyß nichtt, [17] und an der zcusagung zcweiffeln, so beraubstu dich sulcher genad selber. [18] Darumb nehm ein itzlicher seines hertzen war, wie das stehett. Hatt er den [19] glauben nicht, so bleyb er darvon. Man sollt auch nicht außschlagen die [20] ander gestalt, kan mans2 sie aber nicht krigen, ßo soll man sie jho herzclich [21] begeren &c..

 

[22] Das ist vom Sacrament ein wenig gesagt: Nun wellen wir von der [23] aufferstheung sagen. Es ist hewt ein hohes fest, und wer vil zcupredigen von [24] dem uberschwenglichen schatz, der uns durch Christum geben ist, wan wir die [25] genadt hetten, das wir darinnen bliben und nicht herauß gefuret werhen durch [26] Menschen lerhe.

 

[27] Wir haben gehort am freyttag3, wie man soll brauchen das leiden [28] Christi: Das mans muß also ansehen, nicht allein, wie es ym wethuett, [29] sunder wie dirs wol thuett. Dw must fulhen, wie dirs nutz ist, nicht, wie [30] wehe yms than hatt. Das gehett alßo zcu, das dw glaubst, er hab dein [31] sundt auff sich genumen und abgeleschet, das dw dein Boeß gewissen auff yn [32] werffest und sprichst: Do ist es, dw hast es auff dich genumen und mich davon [33] entledigt. Und darumb ist das Sacrament eingesezcett, und ist das gantz [34] Euangelium do hin gerichtet, und er begreifft es gar in den worten, do er [35] das sacrament einsezcett und spricht ‘Hoc facite in meam commemorationem’. [36] Das ist: gedencket, das yr predigt, was ich gesagt habe, das mein bluet vergossen [37] wirdt zcu vorgebung der Sunde. Also, wen dw auff yn legest dein [38] sunde, Szo hatt er darffur geliden. Darnach ist er auffgestanden und die sund

 

[Seite 659]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 9 Pol. am Rande: Roma: x 11 dan das] dan dan 15 Pol. am Rande: Petrus 18 Pol. am Fuße der mit “das” schließenden Seite: Vita nostra in Christi resurrectione        Pol. am Kopfe der mit “volck” beginnenden Seite: Christus est serpens aeneus exaltatus 29 vorgiff' 32 des boesen]

 

[1] uberwunden. Drumb wen du an ym hangest, So hastu auch uberwunden. [2] Davon muß ich izcundt sagen. Der brauch des leidens Christi ist, das man [3] glaube, er hab meine sund auff sich genumen.

 

[4] Darnach das man auch glaube, das er myr ist auffgestanden. Szo dw [5] dein Sundt hast auff in geworffen, mustu auch sehen, wo sie bleyben. Seine [6] Sundt, sein Todt ist hinweg und alles, was er von dir empfangen hatt. [7] Iczund syhestu nicht mer do dan leben, freudt und selikeyt. Glaubstu es, ßo [8] sichestu es recht an und sichest die sund nummer. Das meynet Paulus ad [9] [Röm. 10, 9.] Ro. 10, do er sagtt ‘Si confitearis ore tuo dominum Iesum et in corde tuo [10] credideris, quod deus illum suscitavit a mortuis, salvus eris’. Kein werck [11] oder leiden hilfft nichs, wie groß es ist, dw glaubest dises dan, das er hab [12] dein sund wegkgenommen. Das ist das bild, in welchem wir eyttel leben und [13] selikeyt sehen, in welchem doch furhin gelegt ist gewest all jamer und herzceleid, [14] [1. Petr. 2, 24.] und tragt also fuer in seinem leibe, was wir glauben sollen. Dein [15] sund sein in seinem leib, Dein leben in seiner aufferstehung. Glaubstu das, [16] Szo hastu was er hat, und was er ist, das bistu auch &c..

 

[17] [4. Mos. 21, 6 ff.] Es ist ein schone figur im altem Testament, das gotth ließ under das [18] volck Israhel feurig und todliche Schlangen kumen, die das volck bissen und [19] todteten. Do batth Moyses gotth, das er die schlangen wegk ließ kummen. [20] Do hieß yn gotth ein pfal auffrichten und darauff hengen ein erene schlangen. [21] Das bedeut und zceigtt an was der glaub thuett, und wie er geschickt soll [22] sein. Die erene Schlang, die auff dem pfal hengt, ist Christus ans Creutz [23] geschlagen. Die eren schlang hat eben ein gestaldt wie ein andere schlang, ist [24] doch nicht lebendich und hatt kein gifft nicht. Also ist auch Christus. Soldt [25] scheinen, wie wir in unserem hertzen. Das sundige gewissen peisset uns und [26] vorgifftet uns. Das eelendt, boeß gewissen von unserenn Sunden ist die [27] fewrige Schlang, dan die sund bringt nametlich mitt sich das gewissen, gleich [28] wie die Juden, do sie ubel thaten, kam die Schlang. Christus leidett wie ein [29] Sunder, noch lebt die Sund nicht in ym und vorgifft yn nicht. Sie fallen [30] wol an yn, aber thuen ym nicht. Er tridt in die Sund und nymmet sie an [31] sich, sie beissen in aber nicht. Nun hat goth ein gepoth lassen auß gehen, [32] wen das boese gewissen peisset und sein will loß werden, der seche disen [33] Christum an, ßo fellet das boeß gewissen abe. Das ist, das er lessit sagen [34] in der Messe ‘hoc est corpus meum, quod pro vobis traditur, et hic sanguis, [35] qui effunditur in remissionem peccatorum, quoties hoc feceritis, in mei memoriam [36] facite’ &c. Wan das der mensch horet und glaubet, es sey allso,

 

[Seite 660]

 

[ 5 “selbigen” ist von Pol. zugesetzt 20 Pol. am Fuße der mit “Wir” schließenden Seite: Exprimenda et docenda hec verba: Accipite et comedite &c.        Über “die” von Polianders Hand: hec]

 

[1] dan machett der glaube ßo bald ein gutt gewissen und jhene boese schlang ist [2] hinweck. Aber dise ist liblich zusehen, das ist die predig des Euangelii. Und [3] ist die Messe nicht anders dan ein kurtzer begriff des gantzcen Euangelii. [4] Hetten die Juden ßo than, sich gerissen mit den schlangen, die sie gebiessen [5] hatten, und dye[selbigen] Schlangen ansehen, die erine Schlang auß den augen [6] farhen lassen, hetten sie die schlangen nur zcorniger und erger gemacht. Szo [7] auch, yhe merh man sich zcerret mit dem gewissen, yhe mer sichs auffbleset. [8] Wie man thuet, So hilfft es nichts: allein das einig ansehen der eren schlangen, [9] das ist Christi, macht gesundt. Drumb sol man alle prediger zcum landt [10] außs vorjagen, die anders lerhen, dan dis geschicht der erene schlangen, das [11] ist den glauben, der do hafftet auff Christum und die wort, die er sagt. Yhe [12] mer du dich reissest und schlegst mit dem gewissen, yhe erger du es machest. [13] Wer ym selber mit wercken will helffen, yhe merh er das werck thuet, ye erger [14] es wiert, und wirdt nymmer kein fridt. Man laß dan die werck farhen und [15] kum zw dem glauben. Drumb wolt ich, das man die wort sprech, die Christus [16] gesagt hat ‘Nemet hin das ist mein leychnam’ &c.. zu dem, der das Sacrament [17] nehmen woltt, das er mit dem glauben dran hafftet. Das ander sein eytel [18] gepet, das man sunst sagt, und man kan nicht drauff pawen, aber an disen [19] worten ist der hacke und ancer, daran man hengen muß, woln wir von [20] sunden und gewissen erlost werden. Wir solten alle die wort horen und annemen, [21] sunst ist es unrecht meß gehalten. Dis ist das Euangelium, do sichs [22] alles hinein zceucht, auch hie die auffersteung. Dise predig hat man gar ligen [23] lassen, und machen doch vil testament und stifften vill meßs, und ist nichs [24] anders dan unser spott. Ist eben, alls wen wir alle hungers sturben und [25] hetten doch alle genug und konden unsers guts nicht brauchen. Man lisset [26] die wort heymlich und predigtt sie nymandt, und wir betten die weyl vill [27] petlein, meinen, es sey wol außgericht. Ist eytel spiegel fechten, damit sy [28] uns nur abreyssen, das wir zcu dem gesicht nicht kumen. Aber solln wir [29] selig werden, ßo mueßen wir thuen wie die Juden, die konden nicht behalden [30] werden, sie wurffen den das gesicht von den Schlangen und sehen die erine [31] schlang an. Szo auch hie, Christus ist Serpens exaltatus, der spricht: Sihe [32] mich an, ‘Nimme hin und Isß’ &c.. Die wort begreyffen alle Mysteria mortis [33] et resurrectionis. Ist so vill gesagt ‘Das ist mein leychnam’ &c..: Ich will [34] nuen sterben und doch lebendich bleyben, will ein ewig testament machen, auff [35] das euch die sund vorgeben werden. Szo zceygt er an, das er nicht will [36] sterben, sunder lebendig bleiben, dan er machts selbst, gibts selbst, erfults [37] selbst und Teyletts außs. Spricht nicht zcu Petro ‘Teyle dw es auß’, sagt [38] selbs ‘Do hab ichs, wills euch selber geben, wills hinder mir lassen und drauff

 

[Seite 661]

 

[ 15 Pol. am Rande: Hoc negat universalia 30 “har” ist von Pol. geändert in “har̓”]

 

[1] sterben, doch selbs auß teylen und darumb lebendig bleyden’. Hastu sund, [2] boeß gewissen, alles ubel, Jamer und ungluck, Szo hab ich alles gutz und [3] Trost und wil dir das geben, wirff dein boßheyt frey auff mich &c.. Drumb [4] ist kein ander brauch, den sehen wir auff die wordt, wie ich gesagt habe, und [5] das allso glauben. Siche nuen, wie reiche, uberschwenglich guter do sein. [6] die nymandt begreyffen kan, und die gantz schrifft sagt darvon, und man [7] ewiglich genug hett darvon zcu predigen. Szo stimmet in Christo zcusamen [8] Todt, vormaledeyung, jammer, betrubnuß und alles ubel, und auch widerumb [9] leben, genad, frid und Trost und alles, was man guett nennen kan.

 

[10] Der Todt schlecht den rachen daher und will die Person fressen, wie er [11] allen menschsen fressen hatt, trifft aber ein sulch person, die do ist got und [12] mensch. Got kan nicht sterben und styrbt dennoch nach der menscheyt. Darumb [13] gibt die schrifft der gantzen person, was einem widerfert. Alß wen [14] ainer an kopff verwundt wirt, Szo ist nur der leyb vorwundt, dennoch sagt [15] man, der menschs sey vorwund. Drumb wie leyb und seel ein mensch ist, [16] Szo ist Christus ein person auß einem menschsen und gotth. Was der [17] menscheyt widerfert, Ist Christo widerfaren, und was Christus thut, das hat [18] [1. Cor. 15, 55 (?).] Gotth than. Szo ist der Todt in dem leben erseufft, wie Paulus sagt. [19] Drumb wirt in Christo alle sundt und boeß gewissen erseufft, Szo dw in yn [20] glawbst, das es dir nichs thuen kan. Das wirt anzeygt Iob 40°, Do er sagt [21] [Hiob 40, 19 f.] vom Behemoth ‘In oculis eius quasi hamo capiet eum’ &c. ‘An extrahere [22] poteris Leviathan hamo’ &c. Eben wie der vischer den hamen sencket ins [23] basser, das man in nicht siecht, mitt einem regenwurm, und kummet der [24] visch, meinett, er woll in fressen, Schlecht mit dem rachen in hamen und [25] wirt alßo gefangen.

 

[26] Szo auch hie mit Christo. Die angelschnur ist das geschlecht Jesu Christi [27] von Abraham her, ist gebunden an die menschlich natur. Der angel ist die [28] gotlich natur, die hat er anzcogen mit der Menschlich, die hat muessen leyden [29] und ist voracht gewest wie ein regenworm. Do kam der todt und gedacht: [30] har, ich wil in vorschlinden. Nymant sach, das er got waß: Szo meinett [31] er, er woll den menschen fressen, Szo trifft er gotth. Do wirt er gefangen, [32] und Christus zceucht in her fuer und macht in zcu schanden fur aller weltt. [33] Alßo sehen wir, was die aufferstheung Christi ist, und ist die schrifft vol [34] historien, die do hin gehen, domit der geist spilett und uns sulch groß ding [35] furbildet. Davon het einer sein lebtag genug zcu predigen.

 

 

 

 

[36] Τέλος.

 

 

 

 

[Seite 662]

 

 

 

 

 

 

 

[1] 114.

[2] EODEM DIE A PRANDIO

 

1521

 

[Seite 662]

 

31. März 1521.

 

[ 14 Pol. am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Libertas Christiana/Leges laquei peccati 20 Über “wider Christen” hat Pol. gesetzt: Antichristi]

 

 

 

[Marc. 16, ff.] Repetivit idem Euangelium.

 

[4] Das Euangelium zceigt ßo an, das sie sich, do der Sabath vorgangen [5] was und den negsten tag darnach, haben auffgemacht zcum grab.

 

[6] Ir habt offt woll gehort, was ein Christlich leben sey, und wie man [7] das vorstehen soll, das es soll also sthehen, das man ein frey gewissen hab [8] und hinfordt nicht gebunden durch gesetzt oder gepot: Das ein Christen mensch [9] kein werck thue, alß sey er dartzu gedrungen, Sunder mit einem frolichen muett, [10] als werh es nicht gebotten. Drumb sol man yhm nichts gebietten, dan es [11] gehett yn kein gesetzt an. Es ist sunst ferlich, wer ein ding thuen mus, alß [12] sey er dartzu gezcwungen von gesetzt, So thuet ers nicht mit willen, und ist [13] gleich alß vil vor gotth, alß thett ers nichtt. Drumb thuen die nichts anders, [14] die viel gesezt machen, dan das sie viel strick machen zcu sunden. Drumb ist [15] des Bapsts regiment nichts, dan das er sundt machet. Das thuen sie mitt [16] dringen und zwingen, welchs Christus im Euangelio kein gesezt hat gemacht, [17] sunder hatts frey gelassen und kein vorbunden dis oder das zcuthuen, sovill [18] zcufasten oder ßo kleider zcutragen &c.. Er hat alle gepot auff gehoben, das [19] man nicht soll geseczt machen, sunder uns frey lassen. Darumb sein sie [20] wider Christen, das sie das gefangen nehmen, das er williklich und mitt [21] vorsazt hat wollen ungedringen lassen, das mans mug thuen ym zcu eren [22] und lob, was einen lustet, und was einem im glauben wolgefallet, wan nur [23] das hertz recht stehett. Drumb ist es nur vorhinderung und vorfurung [24] deß Christenlichens leben, das man die leutt zcu auffgelegten wercken will [25] dringen &c..

 

[26] Dise freyheit, lieb und luest begehet man heutt. Christus hat uns do [27] hin wollen furen, das er uns gruntlich frum machet, hatt uns wellen das [28] hertz gefangen nemen und nicht mit wercken treyben, sagt alßo zcu uns: wan [29] dw mich nur mit treuen liebest, will ich thuen alles, was dein hertz begerett, [30] ßo solstu alle gutter uberschwenglich von mir haben. Wen das der mensch [31] glaubt, So hat ers und wirt zcu frid. Ist frey, volgt mit lieb und lust und [32] thuet, was er thuen soll, alßo daß ers nicht gebunden oder zcwungen thuett, [33] nicht darumb, das es gebotten ist. Do kummet der Babst und sagt alßo: [34] wirstu das heut nicht thuen, so thustu sund, thustus, so thustu ein gut werck, [35] und bindet also die leut an tage, an Stedt, an werck, an kleidung, welche [36] Christus alle hatt wellen frey lassen und ungepotten gehalden werden. Davon

 

[Seite 663]

 

[ 30 “nicht” ist Zusatz Polianders 33 Pol. am Kopfe der mit “der” beginnenden Seite: Sabbatum Christianorum]

 

[1] [Col. 2, 22.] sagt Paulus ad Collos. ‘Es ist sulch zceytlich ding, das under der handt [2] hinweck gehet’.

 

[3] Christus ist nach seiner aufferstheung an keinem ort daheim, an keine [4] zceit, person, speis, kleyder oder yrgent ein werck, wie es mag genennet werden, [5] gebunden. Ist izcundt hie, izcundt do, thutt izcundt das, izcundt dieses, bleybt [6] gantz frey, furhett kein euserlich weiße mehr &c.. Glauben wir nun an in, [7] so hat er uns auch so frey gemacht, ist alles frey, was euserlich ding ist, [8] wer sich binden lest und gibt sich drein, der strebt wider Christum. Drumb [9] ist es nicht muglich, das uberein kummen Christi lerh und menschen gesetz. [10] Hengestu an Christo, so bistu frey und lesst dich nymandt zcwingen oder [11] binden. Hengstu am Babst und menschen gesetzen, so kanstu dich nymer frey [12] machen. Das ist das erst teyl des Euangelii.

 

 

[13] Das ander ist de Sabatto.

 

[14] Sabbatum ist ein feyrtag, do der mensch feyern soll, still sein und [15] mussig gehen von seinen wercken. Das hab ich offt predigt, und das sollen [16] all Christen wissen, aber izcund wissen sie alls vil darvon, als die gans [17] vom Psalter.

 

[18] Wen man ablegt alle werck und machett uns frey, das nuer das hertz [19] recht sthe, so ist der Sabbath recht gehalten. Dis hat Christus mit seinem [20] Sabbat auch woll antzeygt. Es muessen die zcwey bey einander stehen: Aufferstheung [21] und Sabbatum. Er ist im Grab gelegen am rechten Ostertag, ist [22] eben kumen, das er sein ruen hat gethan im grab zcugleych auff den Sabath [23] und auff den Ostertag. Do horten all seine werck auff, hat nuen das geseczt [24] erfullet mit seinem eygenen Leybe. Christi werck sein alle heylig. Er hat [25] kein sund than. Wen er schon nicht hett geruhet, het er dennoch gutte werck [26] than. Aber er hat uns wollen doch furen, das wir auch ruhen sollen. Er [27] hat durch sein tott wollen wurgen unser eygene werck, sunderlich die wir [28] thuen auß zcwang des gesetzes, das die hinweg nehmen. Dan wan wirs auß [29] getrang thuen, ist nicht guter will, oder ist es unser eygener will: Drumb [30] ist es [nicht] guet. Drumb muessen wir auch ruhen von unseren wercken [31] und das auch erfullen, wo die werck auß zwang geschehen oder von zwangheitt, [32] nicht auß lust und lieb. Ist der geist nicht do, sein eytel eygene werck. Wan [33] wir aber den Sabbatum halten, still stehen und willig thuen, so kummet der [34] heylig geist, und ist das sein werck. Szo geet es auff einander. Das ist [35] [Jes. 66, 23.] der recht Sabbath, den wir feyeren sollen. Davon sagt Esaias ‘Erit Sabbatum [36] ex Sabbato’: Es wirt altag feyrtag werden, nicht euserlich, sunder innen. [37] Es ist alle werck und arbeyt frey. Man soll mussig gehen und sabbat halten. [38] Der Sabbath ist das gantz Christlich leben, das es sein eygen werck nicht

 

[Seite 664]

 

[ 9 Pol. am Fuße der mit “zuvorsicht” schließenden Seite: Angeli in sepulchro praedicatores sunt 10 Pol. am Kopfe der mit “zu” beginnenden Seite: Linea vestis sacerdotis predicantis quid signet 22 Pol. am Fuße der mit “predigen” schließenden Seite: Custodes sepulchri/Lapis 29 “willen” ist von Pol. geändert in “willigen” 36 Pol. am Fuße der mit “thuen” schließenden Seite: Non credunt discipuli mulieribus]

 

[1] wurcke. Wan man es auß getrang thut, ist das Christlich leben auß. Nun [2] siche, wie schwer es ankummet sulche gewissen, die alßo gefangen sein und [3] zwungen werden mit wercken, das sie dartzu kummen und den Sabbath vorsthen [4] und erkennens recht. Das soldt der prediger einige arbeyt sein, das [5] man das konde ins volck bringen &c..

 

[6] Drum hebt sich ein Spiell an mitt den weybern, die den herren in [7] dem grab suchen, lauffen erst hin und bringen die botschafft und glewben [8] doch selb nicht. Nu siczen die Engel im grab. Das sein alle, die das [9] Euangelium predigen und ein Christlich leben, wie das sthe in der zuvorsicht [10] zu goth, darnach das alle ding frey sein. Die predigen den, die boeß gewissen [11] haben, siczen im grab und stossen den stein ab &c.. Haben weysse Kleyder an, [12] das ist lautter weysse predig des neuen Testaments. Szo sollen alle prediger [13] geschickt sein. Drumb, wan izundt die pfaffen im Chorhembd gehen, solt es [14] auch das bedeutten: die prediger im Neuen Testament sollen die gewissen losen [15] von den gepotten und die freyheyt lerhen, das die leut williklich thuen. Der [16] Engel sitzt im grab, das ist, die prediger hutten das grab, nicht wie die bosen [17] buben, sunder wie der engel: Ein prediger soll mitten in der schrifft siczen. [18] Der engel kumet nicht, ßo lang die huetter drumb hutten. Die hutter sein [19] der Babst mit seinem hauffen, die do Christum auffhalten und ewurgen die [20] freyheit, wollen nicht, das sie wider auff kumme. Der stein ist litera: Boeß [21] gewissen kumet auß dem gesetze. Sie vorsiglen den stein wol, das ist, wan [22] in der Christlichen kirchen regiren prediger, die nur menschen lerh predigen, [23] Oder wen sy gleych gotts gepot predigen, lerhen sies ßo, das nur gefangen [24] gewissen machett, ßo lang biß zceit ist, das der engel von himel kumbt und [25] predigt den rechten vorstandt des Euangelii und der freyheyt. Die stossen den [26] stein abe und erschrecken die wechter. Nuen wan mans schon so fleyssig predigt, [27] wie der Engel sagt ‘queritis viventem cum mortuis?’, und die prediger sagen: [28] dw muest das schwer gewissen ab legen und ein frolich hertz haben, Christum [29] mit dir lassen leben und werck thuen auß einem frischen willen, geist &c.. Es [30] hilfft aber nicht. Szo schwer ist es, das mans recht vorstee. Die weyber [31] kumen und tragens den Jungern furh. Szo halten sie es fur narwerck, das [32] sein die elenden gewissen, die dencken ymmer: wens alßo werh, wan es war [33] werh, das ich durch Christum erlost werh, wolt ichs gern horen. Es gehet [34] nur so fern ein, das sye sprechen ‘Ey, ich wolt, das es war werh’, und [35] zcweyfelen ymmer dran. Es lesset sich das gewissen schwerlich darvon reden, [36] das es das oder ditz nicht mueß thuen. Dan sie sein in dem sinne, das sie

 

[Seite 665]

 

[ 13 Pol. hier am Fuße der Seite: Difficillimum est docere libertatem Christianam 14 Pol. hier am Kopfe der Seite: Angeli nihil efficiunt, nisi Christus ipse veniat        “stetten” ist am Rande nachgetragen]

 

[1] meinen, es sey sundt, wens dis werck thuet, das der Bapst verpoten hat. Das [2] ist, das das gewissen zcu schwach ist und nicht glauben kan, das so sey, und [3] das so mueß frey sein. Wo aber der glaub ist, do lest sichs nicht zcwingen [4] und sichet des Babsts geboth nicht an. Soll sich keiner ßo lassen binden, [5] sunder kein gebotth nicht ansehen. Bistu ein Christen, so viel merh solstu es [6] [Tit. 1, 15.] thuen. Dan S. Paulus sagt ‘Omnia munda mundis’. Aber das ist schwer [7] zcu vorsteen, wie man hie siechet. Do sies horen, ghen sie hin und lachen [8] sein: Christus ist 40 tag auff erden gangen nach seiner aufferstheung. Noch [9] kond er nicht recht die freyheit in sie bringen, biß der heilig geist kam: Szo [10] zcertlich ding ist das gewissen.

 

[11] Der engel sagt: dw must in nicht hie suchen. Es ist kein geseczt do, ist [12] nicht hie gebunden, und summa summarum: die prediger des Neuen Testaments [13] lernent nur die freyheit des gewissens und sabbaum des hertzens &c..

 

[14] Des menschen herzce kan nichts begreyffen dan von stetten, zceidtt, person [15] und euserlichen dingen. Die andern, inderlichen, die Christus predigt, darynnen [16] die freyheyt stehet, vorsthen sie nicht.

 

[17] Die weiber bedeuten die sinlickeit, ein schwache person. Wen wan von [18] Christo predigt, hort es die sinnlickeit, vorstehet es aber nicht. Sein nur [19] Sinlich und weibisch gedancken, denckt also: Siche, sol ich nicht gutte werck [20] thuen. Darnach kumet es fur die vornunfft, die vorstehet es noch viel weniger, [21] helt es fuer ein spott. Darumb mueß Christus selber mitten in sie kumen. [22] Die Engel predigen nur von Christo, aber die sinnlickeit und vornunfft lesset [23] sich nicht weyssen, Christus kum dan selbs und erscheine der vornunfft. [24] [1. Cor. 3, 7.] ‘Apostoli rigant et plantant, sed deus dat incrementum’ &c. Die erscheynung [25] ist, das man Christum im hertzen anhebt zcusehen durch den glauben. Wan [26] Christus ins hertz kumet, so ist so paldt der glaub do, der vorstheet Christum. [27] Do vorstehet man die freyheyt und fallen allsbald menschen geseczt ab &c..

 

 

 

 

[28] Τέλος.

 

 

 

 

 

 

 

 

[29] 115 (= 78).

[30]

 

POSTRIDIE PASCHATIS.

1521

 

[Seite 665]

 

1. April 1521.

 

 

 

[31] [Luc. 24, 13 ff.] Euangelium Luce ultimo.

 

[32] Aldo sehen wir, das dises Euangelium von disem heyligen Tage nichts [33] anzceigt dan den glauben in Jesum Christum, der aufferstanden ist. Alßo [34] gar ligt es alles am glauben, sunderlich das man glaube die aufferstehung. [35] Darumb gehett die schrifft mitt ßo vil wortten, geschichten und zceichen umb, [36] auff das es uns jha wol eingehe, und das wirs ins hertz bilden. Wir haben

 

[Seite 666]

 

[ 4 Die Handschrift hat: “kleid (a) daz || (c) vnd frolikeyt .... machet || (b) das der Engel anhat .... vnschuldt”        “das” vor “der” ist gestrichen 8 “sein” ist von Poliander eingeschoben 10 Pol. am Rande: Fides est cognitio dei        “der” ist Zusatz Polianders 25 hatt hatt 28 in in]

 

[1] gehort, wie die engel erschinen sein den weiberen und wie dardurch anzceigt [2] ist, das die predig im neuen Testament soll nichts anders sein dan von Christo [3] auff die weyß, das er uns gestorben und uns aufferstanden sey, und wie durch [4] das weisse kleid, das der Engel anhat, bedeut wirt unschuldt und frolikeyt [5] des gewissens, die das Euangelium machet. Dan wie das ein frolich kleid ist, [6] ßo ist auch das im N. Testament ein frolich, libliche und reyne predig und [7] gantz weyß, die von keyner sund, sunder eytel genad predigt, nicht von lewtten, [8] sunder von gotth. Alßo auch sehen wir in disem Euangelio furbildet [seyn] [9] die seel, die Christum nicht erkennen, und wie ein rechtschaffen erkentniß sein soll. [10] Die schrifft nennet den glauben nichts anders dan ein erkentniß gottis, und [11] [der] do weiß, was Christus ist, hatt genug, hat all gutter, all selikeyt bey ym. [12] [Jere. 9, 23 f.] So sagt Hier. ca. 9. ‘Non glorietur sapiens in sapientia &c., Sed in hoc [13] glorietur, qui gloriatur, scire et nosse me’. Drumb gepurt es den Christen, [14] das sie yn alle erkennen, Nicht alßo, wie die philosophi sagen, das er zcwue [15] natur hatt und fleysch und pein &c.. Sunder das ist die recht erkentniß, wen [16] dw menschlich und gottlich natur brauchen kanst, alß es dir nutz ist. Durch [17] das erkentniß wonet er bey uns, sunst ist er nicht neher bey uns dan dem [18] Babst und den Unglawbigen. Nur mit gedancken und worten, wan ich alßo [19] gedenck: Er sizcet doben im himel, kummett nicht zcu mir, hatt nichts mit [20] mir zcuschaffen. Aber wan ich yn geistlich erkenne und weyß, wo zcu ich sein [21] brauchen soll, so wonet er recht in mir und bleybt in mir, alls er selb sagtt [22] [Joh. 6, 56.] ‘Wer mein fleyß isset und trincket mein bluett, der bleybt in mir und ich [23] in ym’.

 

[24] Das erkenntniß oder der brauch und nutz Christi ist nichts anders dan [25] der glaube, das er mein sund auff sich hatt genummen und die erwurget [26] durch sein aufferstehung. Durch disen glauben erkennet man yn recht, sunst [27] kennet man yn nichtt. Nicht also, wie die Scholastici und magistri sententiarum [28] speculiert, wie zwue natur bey einander sein in Christo &c.. Ist [29] eben als ich glaube, der Babst sey zcu Rome, aber was hilfft mich das? [30] Drumb ist nitzs genug, sunder ich muß noch etwas dar zcu thun und sagen [31] ‘Mir’, alßo das mirs gelte, wash ich von ym hore, allß sey es mein. Alßo [32] lebet und wonet Christus in dir. Alßo ist das newe Testament nichts dan [33] die predig sulcher nuzung und lebendigs glaubens und suliches erkentnuß [34] Christi.

 

[35] Nuen sehen wir hie, wie sich Christus vor den Jungeren bildet in eine [36] frombde form. Glaubten nicht dran, das er wer aufferstanden, glaubten auch [37] nicht, das er ir erloser wer, sagen alßo ‘wir hatten gehofft, das er das volck [38] Israhel erlosen wuerde’. Alls wolten sie sprechen: es ist auß mit der hoffnung.

 

[Seite 667]

 

[ 1 Pol. am Kopfe der mit “wir” beginnenden Seite: Apparatio externa similis cordibus discipulorum 16 Pol. am Kopfe der mit “hetten” beginnenden Seite: Quantum credimus tantum accipimus 20 “dem” ist Zusatz Polianders 23 “hertz” ist Zusatz Polianders]

 

[1] Er ist nun todt, wir glaubens nicht. Sie wanckten hin und her, sagten wider [2] nein noch Ja. So ist etwas in yrhem hertzen, da von halten sie nicht, dan [3] das sie gehort haben, er lebe, haben ein disputatio darvon, ob es war sey [4] oder nicht. Wie er in yrn hertzen war, so kam er in auch fur augen. Er [5] ist warhafftig do, doch scheynet er yn frembdt. Er hat sich nicht vorstellet, [6] hatt gangen wie sunst. Der text dohin dringet, so er sagt ‘Oculi eorum tenebantur, [7] ne eum agnoscerent’ &c. Es was sein naturlich form do, aber der [8] gebrechen was in yhn, das sie yn nicht erkennetten: hatt in das gesicht vorhalten. [9] Sie hetten ein naturlich bildt, doch vor yren augen vorbildet in ein [10] andere form. Wie einer ein geferbet glas fur die augen heldt, so scheynet [11] alles, was er ansiechet, darnach. Es behalt alles sein naturlich farb und [12] vorwandelt sich nichts, doch sichet er die naturlich farb nicht, sunder sichet [13] die farb, die das glas hatt. So wen einer febres hatt, meinett, alle ding [14] sein bitter, do ist die krafft in der zcungen vorandert, das es nicht schmeckt [15] nach dem naturlichem schmack, wie es an sich selber ist. Szo ist auch hie [16] dapfer an gezceygt, das sie im hertzen nicht rechtschaffen warhen, hetten im [17] hertzen nicht den glawben, das er yr erloser werh, wie gesagt ist: es wanckett [18] noch, stehet nicht im Christlichen glawben. Darauß volget dise lerh: wie man [19] Christum heltt, so ist erh. Christus und seine gotliche warheitt, was er ist, [20] wirckett oder predigt, fallet do her und wirtt angenomen, nach [dem] die [21] [Tit. 1, 15.] geschickt sein, die es horen. Davon Paulus sagt ‘Omnia munda mundis’. [22] [Ps. 18, 26.] Et ps. XVII. ‘Cum sancto sanctus eris et cum perverso perverteris’ &c. [23] Wan in des menschen [hertz] helt fur ein zcornigen richter, so ist ers. Also [24] wie es in ansehett, so ist er. Die sundt hat die artt, das das gewissen so [25] palt spricht: got wirdt dich in die hell werffen, wie wol die gottlich natur [26] die aller uberschwengklichste guttikeit ist und kein zcorn nach bitterkeyt hatt. [27] Doch fleugt das gewissen fur yhm, wie es der donner schlag, kan kein rechten [28] plick an yn hefften, malett yn nicht anders ab dan wie ein zcornigen richter. [29] Drumb wen er lessit sein wordt oder werck außgehen, das das gewissen trifft, [30] so fleugts darfur. Drumb wirt er am jungsten tag die welt baldt und [31] leychtlich richten, so das er sich allein wirt lassen ansehen und schweben in [32] der luefft, und er doch nichts anders dan eytel sussikeyt sein wirt, und yhe [33] mer guttes do sein wirt, yhe weniger werdens jhene mogen leyden. Aber die [34] Engel und außerwelten werden die allergroste freud haben, die do die guttikeyt [35] gottes recht ansehen. Ihene woesse gewissen, die in nicht recht ansehen und [36] das glaß fur den augen haben, mussen flichen, so sie nimant treybt, wie [37] [Spr. 28, 1.] Solomon sagt ‘fugit Impius’ &c. Die Boessen menschen, die boese gewissen [38] haben, und das hertz nicht im glawben stehen, flihen, wan sie nimant jagt,

 

[Seite 668]

 

[ 8 Pol. am Kopfe der mit “er” beginnenden Seite: Mala conscientia tanquam corruptum speculum seu medium 21 welt voll geseczt || welt voll gesezc 24 “du in” ist Zusatz Polianders 35 Pol. am Kopfe der mit “wen” beginnenden Seite: Christus est lux et dies]

 

[1] wie man spricht: er furcht sich fur seinem eigen Schatten, vorkert das gesicht, [2] sichet kein ding recht an. Widerumb sagt er ‘Der rechtfertig stehet wie ein [3] Lew’: ist mutig, gehet hinzcu unerschrocken, furcht sich fur nimant, fleicht [4] nicht, dan er sihet gott recht an alls ein guttigen und Barmherzigen und [5] senfftmutigen vatter. So sagt auch Moses in Deutero. von dem Boesen [6] [3. Mos. 26, 36.] gewissen ‘Terrebit eos sonitus folii volantis’. Das sagt auch Cato ‘Conscius [7] ipse sibi, de se putat omnia dici’. Sichet nicht, was geredt wirt, doch nimmet [8] er sichs an und erschriket. Drumb ist ein woeß gewissen nichts dan ein [9] Boeß mittel, dar durch man ein ding nicht recht ansehen kan, wie man durch [10] ein nebel oder trub wasser ein ding nicht recht sichet, furchtt alls wenig die [11] sund: als bald dw gesundigett hast, bringt die sund mit sich ein sulch furhang [12] oder gemalt glaß, das mans nicht recht gesehen kan. Das heisset, die [13] sund macht blind, macht yrrhe und ein vorkertten wan und ein falsches hertzs, [14] ßo kan man gotth, heiligen und alle gutter gottis nicht recht ansehen und [15] schaczen. So gehetts auch izcundt mit den, die die schrifft predigen. Wen [16] man mit der vornunfft drein ferhett, das die schrifft so klar do ligt, das [17] mans nicht klerer kundt machen. Noch haben sie ein tuch fur den augen, das [18] [Joh. 21, 16.] sie es nicht sehen konnen, alß in dem spruch ‘pasce oves meas’ &c. Do ists [19] klar, das Christus redett von sell weyden oder speysen, nicht von regiren. [20] Doch ferht der Babst her und sein hauffen, sagen, weyden heyß regiren und [21] machen sie die welt vol geseczt, sehen die schrifft an nicht durch rott oder [22] gruen, sunder durch schwartz gleser. Gottis wort und werck an allen ortten [23] ist alles klar, Noch krigt es ein falsch ansehen und wirtt finster durchs [24] gewissen, des schuldt ist, das [du in] ine nicht hast ein richtigen glauben. [25] Drumb hast dw auch kein recht gesichte. Das heist, das gotth iczlichem so [26] ist, wie man yhn ansihett. Wie dw von gottis und der schrifft und von [27] gottis wercken heltist, so hastu es. Haltestu yn vor zcornig, so ist er zcornig, [28] haldestu yn fur genedig, so hastu in genedig. Ein sulch liecht anzcurichten, [29] hatt uns gott anzcundet ein wares liecht, Christum, der muß uns die augen [30] auffthuen, wie er hie thuet, gehet hin und predigt die schrifft, und ßo thuet [31] er die augen auff, das sie yhn zculest erkennen. Das unser hercz erleuchtt [32] werdt und lerne gotth recht ansehen, darzcu gehoret, das man allein Christum [33] predige und kein ander ding. Wan man etwas anders predigt und das liecht [34] nicht anczundet, furtt man uns nymmer auß dem gemalten glaß. Christus [35] muß allein thuen: wen der leucht in unserm hertzen, dan felt das ander ding [36] [Ps. 118, 24.] alß ab. Drumb singen wir izcundt ‘Hec est Dies, quam fecit dominus, exultemus [37] et letemur in ea’. Das ist ein ander licht, do bey man must sehen, [38] und ein newe sun, die do auffgehet und leuchtet im hertzen, bringt den tag

 

[Seite 669]

 

[ 10 Pol. am Fuße der mit “tag” schließenden Seite: Aurora sunt predicatores        Pol. hier am Kopfe der Seite: Christus sol est 12 sume 24 Pol. am Fuße der mit “wissen” schließenden Seite: Fractio panis 28 “es” ist Zusatz Polianders 34 zcuuorsehen]

 

[1] und nymmet hinweg die finsternuß. In dise sunne mussen wir sehen, wan [2] [Joh. 11, 9.] wir nicht yrren wollen, wie er sagt selber ‘Wer am tag wandelt, der stosset [3] [Joh. 8, 12.] nicht an’ &c.. Und sagt weitter ‘Ich bin auch das liecht’ &c.. Er ist ein Newes [4] liecht, auffgangen in der aufferstehung und leuchtet an ende, bricht herfur [5] mit der Morgenrothe. Das sein die prediger, die bringen her fur das Euangelium, [6] sagen nicht mer den von Christo. Durch das wort gehett Christus [7] auff im hertzen und erleuchtet es. All hertzen sehen einerlay liecht, haben einen [8] glauben und ein erkentniß. So ist das der tag, den der her gemacht hat, [9] und hat in so gemacht, das er nicht do von gehet. Wie die sunne bleybt [10] beym tag und hebt den tag, so auch die sunne Christus macht den tag durch [11] sich selber, und gehet von yhm der glantz in alle glaubige hertzen, und er [12] zcugleych in allen ist. Und wie so vill augen allesampt die sunne sehen volkomen [13] und gantz, nocht gibt sie nur einen glancz von sich, doch den hat [14] yglicher gantz und haben yn alle gemene, so hie auch ist ein Christus, haben [15] in alle gemeine und hat yn yglicher doch gantz im hertzen. Wen der kummet, [16] so erleucht er uns und regirt uns alle durch ein glauben. So gehet das falß [17] gesicht ab, und sichet das hertz gottis wordt und werck recht an, ßo ist ein [18] newe welt, ein newes volck und ein new liecht.

 

[19] Drumb ist hie recht angezceigt, das die zcwen Junger den herren nicht [20] erkandt haben dan in der brechung des brodts. Ich wils faren lassen, ob er [21] in hab das Sacrament geben oder nicht. Aber das brodt brechen bedeutt, das [22] die Apostell haben das wort außteylet under die leutt. Er hatts aber selber [23] gebenedeit, und so baldt ist kumen das erkentnis Christi, volgt gewis mit, [24] das wir wissen, wer er sey, und in recht ansehen. Denn kan man wissen, [25] warumb das hertz inwendig gebrandt hatt. Szo spricht das hertz so baldt: [26] Ey, das ist ein genediger gotth, und folgt lieb und lust, die do brennet im [27] hertzen. Und das liecht lessit uns gotth nicht anders ansehen, dan als eyttel [28] sussikeyt. Do sihet es uberschwenglich genad und Barmherzcikeyt, haltten [es] [29] darfur, das gotth das than hat, und sehen, das er uns lieb hat mit voller [30] lieb, und das eytel huld und gunst do ist. Wan yn das hertz so ergreifft, [31] kan es kein erschrecklichen blieck an ym sehen. So ist nicht muglich, es muß [32] [Röm. 5, 1.] das hertz frolich werden und frid gewinnen, wie Paulus sagt Ro. 5. ‘Iustificati [33] igitur ex fide pacem habemus ad deum’ &c., Sunst ist nymmer kein [34] frid oder freud im hertzen. So ist alles zcuvorstehen, was do stehet in der [35] Schrifft de ablutione peccati, de Baptismo &c., alles auff die weyß, das [36] man Christum also muß ansehen, das der glaub im hertzen sey und erken, [37] was Christus sey. Das ist das waschen und das batt, da durch wir rein [38] werden und gut gewissen kriegen und was der gleychen ist. Die schrifft gibt

 

[Seite 670]

 

[ 27 Pol. am Fuße der mit “die” schließenden Seite: Contra nostram quam vocant poenitentiam 31 “hie” ist eingeschoben, wie es scheint, von Poliander]

 

[1] ym mer dan hundertausent namen, disem einigen erkentniß, und got lessit [2] ymmer dovon predigen in mancherley weisse, und ist doch nicht mer dan dis [3] einige, und er kan nicht leyden, das man etwas anders predige. Wens so [4] geschicht, das man das erkentnis oder den glauben hatt im herczen, ist es [5] eytell liblich plick. Drumb kan gott und die H. schrifft nichtt leiden, das [6] man die lewt auff ein anderen weg furhett, kan nicht leyden, das man etwas [7] darneben hatt, nichtt allein, das nicht darwider ist. Es ist alles schon dem [8] Teuffel geben. Man vorblendt nur die augen damit, das sie gott fur ein [9] Boeczman1 ansehen. Der kumpt und schutt ym ein sack vol rosenkrenczs auß [10] und meinet, er soll im den himel geben, und itlicher malet yn abe, wie er [11] [Jes. 66, 1.] will. Drumb klagt er in Esaia c. ult. ‘Coelum sedes mea &c. Quae est [12] ista domus, quam aedificabitis mihi, et quis est iste locus requietionis meae?’

 

[13] So wil man albeg etwas darneben predigen, do mit sie uns auß dem [14] rechten vorstandt furhen und von der rechte erkentnis abreyssen. Gotth will [15] nichs neben sich haben, er wil allein ein Tempel haben, so will der Teuffel [16] auch sein Capell darbey haben. Do kumpts dann: deŕ leufft hie her, der dort [17] hin, der wirt ein Augustiner, der ein prediger Munch, der bettet dis, der das, [18] der fastet so vil, jhener so vill, und machen nur ein Gezen aus unserm gotth. [19] Drumb sagt er ‘was wolt ir mir fur ein hauß bawen, das ich darinne wone, [20] haben doch das alles meine hend gemacht’.

 

[21] Alß wolt er so sagen: das wer die recht kunst, wan ir wustett, was ich [22] bin &c.. Gotth ist nichts dan eytel lawter gutter, das werden wir nicht sehen [23] dan in seynem eygenen bild, das er gemacht hat und uns lasset furtragen [24] und alßo predigen, das durch yn die sund vorgeben werden. Das ist allein [25] der Christus, durch welchen es muß alles geschehen. Drumb will gott nicht [26] haben, das man yrgent anders sucht. Gedenck nur nicht, das ein mensch durch [27] alle bueß die aller geringste tegliche sund mug buessen, oder das dw wollest [28] mit eynerley andere weise frumb werden. So etwas anders darneben wirt [29] auffgericht, vordinstu nicht anders dan die ewige vordamnuß darmit. O wie [30] haben [hie] die Apostel Petrus und Paulus geweret und darwider gefochten, [31] haben wol sorg gehatt, es wurdt also gehen, wie es izundt stehet, das man [32] ein abgotterey auffricht, und Christus nymmer gepredigt wirt. Szo auch im [33] alten Testament. Do bawet ym yglicher excelsa, und waren alle in dem [34] wan, sie wolten alle domit den himel vordienen. Do kamen die propheten [35] und vorpotten es. Sie musten aber alle sterben. Ist allein aller hader darumb [36] geschehen, das sie das volck wolten furen auff ein rechte weyß. Szo sihett

 

[Seite 671]

 

[ 3 Pol. am Fuße der mit “thuet” schließenden Seite: Excelsa        Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden Seite: Idola operum 6 “wer” ist Zusatz Polianders 8 “er” ist Zusatz Polianders]

 

[1] mans izundt auch fur augen, das nuen keiner ein wort vom euangelio predigt [2] und geben nur gesecz und newe wech fur, nnd leren die gewissen alßo, das [3] es ein gut werck sey, wen man dis oder das thuet, und bildet das in die [4] leut, das sie dencken, sie thuen got ein dienst, und das blindt volck meinet, es [5] sey so recht. Also hat man die welt vol abgotterey gemacht und so manche [6] weyß und gebot geben, so viel ist abgotterey worden. Dan [wer] was neben [7] gottis wordt auffrichtet, do fellet man frisch drauff und meinet, man thue [8] woll dran, was der Babst furgibt. So will [er], das man drauff falle, [9] wollen alle die gewissen innen haben. Es thuets darumb keiner, das mans [10] vorachte, sunst wer yr gepott nnd gewaldt auß. Szo schweygen sie des [11] einigen gottis wortts gar still. Dan wo das erkent wurdt, das do die selikeyt [12] anligt, wurd die abgotterey alle mussen abgehen: wer Christum recht erkennet, [13] [Joh. 10, 1 ff.] den kan der Bapst nicht haltten. Christus sagt ‘ich pin die pforten und die [14] thuer’, ‘wer nicht durch mich eingeet, der ist ein dieb und morder’. Item [15] ‘Meinne Schaff horen meyne Stym, frombde stymm horen sie nicht’, bleybt [16] keins do bey. Drumb kan nimandt ein Christen sein und dem Babst gehorsam [17] sein. Das kan man woll thuen, das man im gehorsam ist alß einem [18] morder. Doch das wir nicht allso meinen, es sei zcur selikeyt noth, sunder [19] den wan behalden, wie Christus sagt, das er sey ein dieb und morder. Aber [20] das wellen sie nicht, haben nicht genug, das sie uns mit geseczen zcwingen [21] und beschweren, sunder wollen auch den wan haben, das man sag, sie thuen [22] [Hab. 1, 16.] recht, das best stuck an uns haben, wie die schrifft sagt, Abacuk ‘Esca eius [23] electa’. Der Boese geist hat ein zcungen wie ein Ber, frisset gern honig, [24] Isset gern was nyttlichs und leckerbißlein. Das zcartest, das wir haben, [25] do will er ynnen siczen. Wan der Babst das gewissen nur nicht zwingt, das [26] ich sulch kleydt trug oder die speys nicht essen solt &c.., Sunder sunst von mir [27] haben woldt an disen wan, das ich etwas guts thet, ßo schad mirs nicht [28] sunderlich. Drumb wer Christum vorsteet, der mercket baldt, das es nitzs ist, [29] gott wil allein sund vergeben und das gewissen regiren, kan kein abgott leiden, [30] und will allein thuen durch die predig und sein wort, man darff sunst keins [31] ampts. Die pfaffen haben kein ander ampt, dan das sie predigen sollen die [32] clare Sunnen, Christum. Darumb ist predigen ein ferlich ding: sehen sich die [33] pfaffen fur, daß sie ßo predigen, aber schweygen bey leyb still. Ein boeß [34] prediger ist schedlicher dan hunderttausen Turcken. Ist izcundt die welt vol [35] prediger, aber nymant predigt den Christum. Es wer besser das man gar [36] nicz predigt &c..

 

[37] Drumb lasset uns den tag recht erkennen, den gotth gemacht hatt, das [38] wir die sunne der gerechtikeyt sehen im hertzen: das er uns geb ein sulchen

 

[Seite 672]

 

[1] vorstandt, das unser sund in ihm sein ersaufft worden. Wer das glaubt, der [2] ist rechtfertig. Wenn der glaub do ist, folgen die werck auch hernach.

 

[3] Das ist das Euangelium: wer das bildet ins hertz, der kan nicht vorderben, [4] muß ein frolich und sicher gewissen haben &c..

 

 

 

 

[5] Τέλος

 

 

 

 

 

 

 

 

[6] 116.

[7] TERTIA PASCHAE

 

1521

 

[Seite 672]

 

2. April 1521.

 

[ 17 Pol. am Fuße der mit ”auffge-“ schließenden Seite: Imago Christi]

 

 

 

[8] [Luc. 24, 36 ff.] Euangelium Lucae ultimo.

 

[9] [V. 37.] ‘Existimabant se spiritum videre’. Meinetten, sie sehen den Boesen [10] geyst &c..

 

[11] Ir habt gehort gestern und am vorigen tag, wie uns durch gotth, den [12] himmelischen vatter, bereydt ist ein bildt, daran das hertz hang an einem [13] rechten glauben, welchs nichts anders ist, dan das man den herren Christum [14] wol erken und wiß, warumb er kummen ist, und wur zcu er uns geben sey, [15] So wir das am ersten tag gesehen haben, wie er uns das bildt hatt zcu [16] bereydt, darnach, wie er uns die augen auffthuet, das wir den heylandt konnen [17] erkennen. Es werh vorgeben, das er wer auffgestanden, kond er nicht unser [18] hercz erleuchten, das wir yhn erkenneten. Er muß auffgetweckt werden, und [19] wir muessen das selber erkennen, So mogen wir von unseren sunden werden [20] gereynigt. Nun folgt das dritt vom hendt und fueß greiffen, das muß auch [21] do sein. Ein christlich leben fecht an durch den glauben in Christum, und [22] ßo hats genug, alls vils noth ist zcu frumkeyt und Christlich zculeben. Aber [23] nach dem fleyschs und bluet mussen wir auch zcu schaffen haben mitt leutten [24] und wandeln. Drumb muß man das leben doher stellen, das der glaub [25] heraus fliesse und breche auß in den Nehisten und hab do sein ubung. Das [26] hertz hatt genug, wen es Christum erkennet. Es muß aber auch herauß [27] fliessen ins fleisch, auff das der leib gleichformig werde dem geist und sich [28] [Gal. 5, 24.] gemein mache den lewtten. Drumb sagt Paulus Gal. 5. ‘Qui autem sunt [29] Christi, carnem suam crucifixerunt cum viciis et concupiscenciis’. Do mussen [30] [Gal. 5, 22] nachfolgen Lieb, senfftmutikeyt, gedult, Barmhertzikeyt und alles guts. Darumb [31] erzelt er ‘fructus spiritus’ &c. Das zceigt Christus hie auch an, als er [32] [V. 36.] sagt ‘pax vobis’. Erscheynet heut ym frid, hatts gestern nicht gethan, sunder [33] nur die augen auffthan. Hie gets den frid und werck an, das hertz wirt [34] baldt zcu muet und trostlich, wans Christum erkennet. Wan der bawm gut [35] ist, muß er auch frucht tragen, sie bleyben nicht ausßen, wan das hertz rechtgschaffen

 

[Seite 673]

 

[ 23 ”meynth“ von Pol. über durchstrichenem ”macht“ 24 Pol. am Rande: Petri tropus 27 Pol. am Rande: sequitur: in virtute autem scienciam 32 Pol am Fuße der mit ”ding“ schließenden Seite: Petrus fidem appellat cognitionem dei et Christi 33 Pol. am Kopfe der mit ”farhen“ beginnenden Seite: Petri locus 2a pe. 1° 35 unser H gotth]

 

[1] [Das V. 39.] ist. Nu spricht Christus alßo ‘fulet mein hend und fueß’ &c.. Das [2] [Phil. 2, 4 f.] hat Paulus außgelegt ad Philipp. Do sagt er in, das sie nicht sollen das [3] yhr suchen, sunder der anderen: ‘Hoc sentite in vobis’ &c. So meinetts der [4] apostel: Ir habtts nuen gar, habt das heubtgut, das ir Christum erkennet [5] durch den glauben &c.. Nuen bitt ich, ir wollet euch untereinander so hallten, [6] das sich eins des anderen annehme, und nimant hab auff sich auffsehen, sehet [7] Christum an, was der thuet, weisset hend und fueß, ßo thut yr auch. Er [8] spricht: Christus was foller genad, weißheit, gerechtikeyt &c.., wir warhen [9] kinder des Teuffels und todts. Doch hat er sich nicht auffblasen und erhaben [10] gegen uns, sunder hatt uns gedienet mitt allen seynen gutteren und nicht [11] anders than, als wollet ers gar vorschutten. Er hat alles genug, noch ist er [12] nicht mussig gegangen, sunder hat alles uns geben. Er hatt wol ein gotth [13] und herr sein kondt, doch hatt ers umbkert und eins knechts form an sich [14] genumen, hatt sich so gestellet, als wer er unser knecht, all sein gut her geseczet [15] von gotth wider den Teuffel, hatt sich so lang mit yhm geschlagen, das [16] ers alles uberwunden hat, hatt alles braucht, nicht zcu hoffart, sunder uns [17] zcu nutz &c.. Szo thut yr auch, wie yr sehet, das er than hat &c..

 

[18] Er hat dir darumb genad geben, das dw in erkennest, und dar nach, [19] das dw dich brauchest zcu nuzc des Nechsten, wie er dier zcu nuzc hat gethan, [20] wie woll dir die werck nicht noth sein, das dw dardurch rechtfertig [21] werdest, dennoch muß so sein, das du sie auch thuest, das dein nechster [22] [Phil. 2, 5.] deins dienstes und nuzc brauche. Darumb sagt S. Paulus, das wir sollen [23] ein solchen Sinn anzcihen wie Christus &c.. Das meynth auch Jacobus wen [24] [Jac. 2, 20., 2. Petr, 1, 2.] er sagt ‘fides sine operibus mortua est’. Davon sagt auch Petrus ‘die genad [25] und frid Christi wol sich in euch merhen durch das erkentnis gottis und [26] Christi Jesu’. Das erkentnis ist der glaub, wie in Petrus gemeniklich nennet, [27] [2. Petr. 1, 5.] und folgt bald darnach ‘ministrate in fide nostra virtutem’ &c.: das der [28] glaub krefftig sey, das man in fulhet und scheyne, das er sey. Lasset euch [29] nicht vorfurhen durch die falschen werck lerher &c.. Man muß ein underscheyt [30] fassen, das man die wissenschafft oder erkentniß ybe und treybe, sich [31] enthalte von sunden und zcwinge den leichnam, das er nicht sich lege wider [32] den Geist. Szo mueß der glaube thettig sein, sunst lasset all ander ding [33] farhen mitt essen, trincken, betten &c.., dis oder das. Sehet, das euch der [34] glaub nutzlich sey zcu dempffen das fleisch, nicht das yr denckt, yhr wolt [35] unserm Herr gotth ein dienst damit thuen. Das ist, das Petrus darnach [36] [2, Petr. 1, 6.] sagt ‘In scientia abstinentiam’, das man ein rechtt underscheydt hab. Darnach [37] sagt er weytter, das yr gedult habt, weil yr lebt im fleyß. ‘In abstinentia

 

[Seite 674]

 

[ 8 Pol. hier am Fuße der Seite: Te deum laudamus in adversis canendum        Pol. am Kopfe der mit ”gesang“ beginnenden Seite: Charitas maius quiddam habet quam amor fraternus 22 Pol. am Fuße der mit ”casteye“ schließenden Seite:

Vita christiana tribus articulis absolvitur Fide/Patientia/Charitate

35 Pol. am Fuße der mit ‘than’ schließenden Seite: Charitas sola necessaria]

 

[1] pacientiam’. Das ist die meinung: der Teuffel wirtt wider euch stehen und [2] euch vorfolgen. So denckt, das yr bereidt seytt durch des glaubens willen [3] zcu leiden, was zcu leiden ist. Und nicht allein darumb, sunder auch umb [4] des nechsten willen, das yr sein burde tragt &c.. Darnach ‘in pacientia pietatem’, [5] das ist gottis dinst, das man in allen, was uns wider fert, gotth lob [6] und preiße, sunderlich wan es ubel gahet. Die kunst sollen die Christen [7] konnen, das man ‘Te deum laudamus’ sing, wans am ubilsten gehet. Ist [8] [2. Petr. 1, 7.] schlecht gesang, wans wol gehet. Zculetst sagt Petrus ‘In pietate amorem [9] fraternitatis’ &c.: Darnach habt under einander bruderliche lieb, das es freuntlich [10] mit einander zcu gee. Befelhet yn aber, das sich eins des andern soll [11] annehmen, wie Christus sich hat angenumen. Darnach folgt ‘In amore autem [12] fraternitatis charitatem’. Charitas ist aber hocher dan bruderlich lieb, die ist [13] do hin gerichtet, das man wol thue auch den, die wider uns sein, das ein [14] Christ den, die es nicht haben vordienet, erzceige alles gutts, was er kan. [15] Nue volget in Petro ‘Wan ir dise stuck wert haben, werden sie euch nicht an [16] frucht seczen in die erkentnis Christi’, Das ist sie wirt nicht ledig oder lerh [17] und an frucht sein. Die erkentniß Christi wirdt unnutz, wo die faulen geyst [18] sein, die do nicht wollen thettig sein im glauben, wo er awer rechtfertig ist, [19] folgt gewiß frucht hernach &c.. Das ist nuen, das ich offt gesagt hab, das [20] ein volkommen, gancz Christlich leben stheet in treyen stucken: von erst im [21] glauben, das das heubtstuck ist, darnach das man den leyb zcwing und [22] casteye, zcum dritten in der lieb des nechsten. Das haben die Apostell alweg [23] getriben, das sie es den leutten einbildeten. Drumb haben sie auch das volck [24] so vleyssig ymmer gewarnet, das sie sich nicht liessen darvon weissen, wusten [25] woll, das vil wurden kummen, die sie wurden furhen von der richtigen [26] strassen. Alls izcundt die leut meinen, sie sein frumb und sein doch an die [27] lieb und nympt sich keins des ander an. Die lerhe gleisset nichtt, drumb [28] halten wir sie auch nicht, lassen sie farhen und halden des babst lerhe. Darumb [29] haben wir wider glauben noch lieb, ßo sein wir auch nicht Christen. [30] Das ist die gancz meynung, wen man von wercken sagt, das sie so gehen, das [31] man domit dem nechsten diene, sunst ists nichs, man thue, was man woel [32] vor werck, dw seyst ein pfaff oder Munch, bettist oder fastest, wie vil dw [33] wollest &c.. Wan dw deinen nechsten nicht helffest, wie dw kanst, sein alle [34] werck verloren, wen dw mer thetest, dan Christus und alle heyligen haben [35] [1. Cor. 13, 1.] than. Drumb thue sie nur abe. Drumb sagt Paulus ad Cor. ‘Wen ich mit

 

[Seite 675]

 

[ 5 ”außweisen sol“ ist eingeschoben, wie es scheint von Poliander 6 micht nichts 12 Über ”weiß“ von Poliander: mos 13 Pol. am Fuße der mit ”nicht“ schließenden Seite: fructus fidei        ”es“ ist, wie es scheint, von Poliander eingeschoben 27 Pol. am Fuße der mit ”nach“ schließenden Seite: Christum non Imitamur in Iuvando et serviendo omnibus, quia eius in nos beneficia obliti sumus        Pol. am Kopfe der mit ”thue“ beginnenden Seite: Ostendere manus et pedes]

 

[1] allen englissen und aller menschen zcungen redett und die lieb nicht hab, so [2] bin ich eben alß ein glocklein, das nur den klang von sich gibt’ &c.. Das sagt [3] er nur darumb, das die leut meinen, sie haben den glauben und lassen die [4] lieb ansthehen. Drumb sagt Paulus, das man den glauben durch die lieb [5] [1. Cor. 13, 3.] [außweisen sol]. Drumb sagt er weitter ‘wen ich mein leyp hin geb und [6] mich verbrennen lasse und lieb nicht hab, ßo hilfft mich nichts’. Szo kan [7] einer umb Christus willen erwurget werden und gleych woll zcum teyffel [8] farhen. Drumb muß man dem exempel Christi nachfolgen, der sich unser [9] hatt angenumen und geliebt, das er auch fur alle hat gepetten und gern [10] het allen geholffen, hetten sie geweltt. Die lieb kan all ding tragen, alle [11] gewrechen der gantzen weldt, harret und wardett ymmer auff besserung. Und [12] allßo ist der Apostel weyß, das sie dohin sehen, ob man auch dise frucht [13] habe. Hat man sie nicht, So ist [es] ym hertzen wie ein Schawm, ist nur [14] [2. Petr. 1, 9.] ein furhang fur den augen und wirt nichts draus. Darumb sagt Petrus [15] nach den worten, die wir furgehalten haben ‘Cui non presto sunt hec, cecus [16] est et manu tentans, oblivionem accipiens purgationis veterum suorum delictorum’ [17] &c. Wer die frucht nicht bey ihm hat, greyfft mit der hand eben [18] wie ein blinder nach der wandt, nympt an sich vorgessung, das sein sund [19] vorgeben sein inn der tauffe, so fellet er der strassen. Er solt ins hertz fassen [20] die woltat Christi, das er yhm alles guts gegeben hat, wie wol er sein feind [21] ist gewest. Das thuet er nicht, darumb thuet ers auch dem nechsten nicht. [22] Wan ein yglicher auff sein nutz dencken will, ßo werden wir Christo ubel [23] nachfolgen. Es sein vil, die wol von Christo konnen reden, aber nimandt [24] [1. Cor. 4, 20.] thut, wie er than hat. S. Paulus sagt ‘regnum dei non est in sermone, sed [25] in virtute’. Drumb wen wir das nicht achten und dem nechsten nicht helffen [26] wollen, ßo verblend uns gotth, das wir darnach hin gehen und gelt samlen [27] und altar stifften und der gleichen, das man dir guts nach thue, wan dw [28] todt bist, ßo dw im leben niczs guts than hast. Drumb wirts nichts helffen, [29] dan ein iglicher lon wirt nehmen im todt, wie er im leben than hatt. Wirstu [30] nicht deins nechsten knecht, wie sich Christus hat zcum knecht gemacht, ßo ist [31] es auß &c..

 

[32] Das ist der vorstandt des Euangelii. Die allegorias, und was sunst [33] darinnen ist, laß ich izcundt anstehen. Das er hend und fueß zceigt und im [34] greyffen lesset, bedeut, das wir unser werck sollen ertzeygen gegen dem nechsten, [35] wie er uns than hatt, das die leut unser hendt und fueß fulhen. Das ist

 

[Seite 676]

 

[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]

[ 6 σν]

 

[1] unser begirde, hertz und werck, und wir sagen wie Christus: greifft her, ich [2] bin nicht ein geist, bin fleysch und bluet wie dw. Ich bin dein Bruder, will [3] mich nicht von dir frembdt machen oder eusern, will dir geben als, was [4] ich hab. Szo muß es nicht allein gesehen sein, sunder auch gefulhet. Szo [5] stehet ein Christlich leben recht innen durch den glauben und ausen durch die [6] werck &c..

 

 

 

 

[7] Τέλος σν θε.

 

 

 

 

[Seite 677]

 

 

 

 

 

Passional Christi und Antichristi. 1521.

 

 

 

 

 

 

Der Gedanke einer Antithesis Christi et Antichristi.

 

1893

 

[Seite 677]

Der Name “Antichrist” (1. Joh. 2, 18. 22. 4, 3. 2. Joh. 7) mußte, sobald er einmal auf die geschichtliche Größe “Papstthum” bezogen worden war, den Gedanken einer Antithesis Christi et Antichristi nahelegen. Bezeichnete doch das Wort schon sprachlich nicht allein den Widersacher Christi, sondern den “Widerchrist”, der sich an Christi Stelle setzt, Christus zu sein beansprucht und doch den äußersten Gegensatz gegen ihn bildet. Wo daher im Mittelalter oppositionelle Parteien im Papstthum das Antichristenthum erblicken, da verspüren sie auch den Anreiz, die Parallele zwischen Christus und seinem Gegenbilde zu ziehen, in Form der Comparatio Christi et Antichristi Kritik an Papst, Kurie und der päpstlichen Weltkirche zu üben.

 

So in voller Entschiedenheit — allerdings erst in seiner spätesten Lebenszeit — der englische Reformator Johann Wiclif. In seinem Traktat De Christo et suo adversario Antichristo führt er in 12 “conditiones papae Christo contrariae” oder “casus, in quibus papa est contrarius Iesu Christo” diese Kritik des Papstthums schriftstellerisch aus. Antichrist heiße ja mit Recht der, qui est Christo contrarius in vita et doctrina. Aus Leben und Lehre entnimmt er daher seine Antithesen und stellt Bild und Gegenbild in so scharfer Zeichnung einander gegenüber, daß dem Künstler hier schon ganz konkrete Stoffe und Situationen, um dieselbe Kritik mit seiner Kunst ausüben zu können, an die Hand gegeben werden. Wir finden hier zum Theil schon dieselben Bilder, die uns hernach in Cranachs Passional begegnen:

 

1. Christus ist die Wahrheit: der Papst das Prinzip der Lüge (in Worten, Schriften, Werken).

 

2. Christus erwählt Armuth: der Papst begehrt weltliche Pracht.

 

3. Christi Sanftmuth und Demuth: des Papstes Stolz und Grausamkeit.

 

4. Christi vollkommenes und ausreichendes Gesetz: des Papstes immer neue tyrannische Gesetze.

 

5. Christus will, daß seine Jünger den Völkern das Evangelium predigen: der Papst und die Seinen thronen entweder in den herrlichsten Palästen oder leben abgeschlossen in Klöstern.

 

 

 

[Seite 678]

 

 

6. Christus verschmäht weltliche Herrschaft: der Papst erhebt Anspruch auf das Regiment über die Reiche der Welt.

 

7. Christi Gehorsam gegen den Kaiser: der Papst schwächt die weltliche Gewalt.

 

8. Christus und seine 12 einfachen, armen Jünger: der Papst und seine mehr als 12 schlauen, verweltlichten Kardinäle.

 

9. Christus leidet für die Seinen und verbietet ihnen das Schwert: der Papst ruft die Seinen zu Kriegen auf.

 

10. Christus beschränkt seine Jurisdiktion auf Judäa: der Papst möchte die seine aus Herrsch- und Gewinnsucht über die ganze Erde ausdehnen.

 

11. Christus prunklos und dienstbereit (Einzug in Jerusalem und Fußwaschung): des Papstes prächtiger Hofstaat und seine Forderung, daß auch der Kaiser ihm Knechtesdienste erweist (päpstliche Kavalkade und das Küssen der päpstlichen Füße).

 

12. Christus verachtet Weltruhm und Geldgewinn: beim Papste ist alles für Geld käuflich.

 

Gleichwohl fehlt uns jeder Anhalt dafür, daß Wiclifs Antithesenreihe direkt auf Cranachs Arbeit Einfluß geübt hätte oder in Wittenberg bekannt gewesen wäre.

 

Vgl. Buddensieg, Wiclifs lateinische Streitschriften. 1883. 24 stes Stück: de Christo et suo adversario Antichristo S. 636 ff. 679 –692. Auch in Separatausgabe, Gotha 1880, S. 16 –18. 49 –58. G. Lechler, Joh. Wiclif. Leipzig 1872 I S. 58. Buddensieg, Wiclif und seine Zeit. Halle 1885 S. 160 f. Kawerau, Einleitung zu der Ausgabe des Passional, Berlin (Grote) 1885 S. VI –VIII.

 

Aber durch Wiclifs Traktat kam der Gedanke einer antithetischen Behandlung des Themas “Christus und der Papst” in die husitische Streitlitteratur hinein: die Antithesis Christi et Antichristi lebt fort in der gegen Rom gerichteten Polemik des 15. Jahrhunderts. Schon bei Matthias von Janow treffen wir auf den Ansatz zu einer Antithesenreihe, die der Wiclifs ähnlich, wenn auch wohl von der seinen unabhängig ist: “Christus totus verax: Antichristus totus mendax. Christus summe tenuit paupertatem: iste pseudo [nämlich pseudo PAPA] irregulariter summe divitiis et seculo nititur. Et ubi Christus renuit oblationem diaboli, omnia regna mundi, Matth. 4, iste pseudo dicit fantastice, quod dominetur capitaliter super tota terra habitabili: et per eius licentiam summi reges regnent etc.” In husitischen Kreisen aber wurde der Gedanke, in Bild und Wort Christus und den Papst-Antichristus der Christenheit vor Augen zu stellen, wiederholt in Angriff genommen. Der Prager Stadtschreiber Procop erzählt 1476 in seiner Chronik, daß jene “Deutschen aus Dresden”, welche in der Neustadt Prag eine Schule hielten, besonders jener Petrus, der dem Jakobellus [Mag. Jakob von Mies] die Austheilung des Kelchs an das Volk gerathen hatte [1414], “portaverunt tabulas contra apostolicum [den Papst] scriptas et pictas, qualiter Christus in asello et apostoli nudipedes eum secuntur, et papa cum cardinalibus in mulis et in vestibus pomposi incedunt, dicentes ad papam: Ecce vita dissimilis! et alias plures tabulas”: damit hätten sie das Volk vom Gehorsam gegen die Kirche abwendig gemacht und ihren Sekten Anhang verschafft. Eine Schrift von 1521 erzählt das Gleiche von Hus selbst: “er ließ in der kirchen malen auff ain seyten Jhesum als er auff den Palmtag zu Jherusalem ein reytt auff ainem esel, vnd eselin, vnd seine junger

 

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giengen im nach barfuß, auf die ander seyten in der kirchen lies er malen den Bapst mit seinen Cardinälen pfaffen auff maul esel mit guldin stucken mit purpur, Samat, seyden gewand, vnd mit einer grossen schar pferd, Huß saget zu den behem, welchem woelt jr nach folgen, dem demuettigen Jhesum mit seinen Junger, oder woelt jr nach folgen dem stoltzen hochfertigen Bapst mit seinen guldin stucken, vnnd gezierden &c..” Wieder eine andre Version über den Ursprung jener antithetischen Abbildung Christi und des Papstes bietet uns Zach. Theobald (1609)1, indem er von zwei Engländern, dem Baccal. Jacobus und dem Conrad von Kandelberg (Canterbury) erzählt, welche 1404 in Neustadt Prag bei Lukas Welensky Wohnung nahmen und von ihrem Hauswirth die Erlaubniß erlangten, “damit sie etwas in den Saal mahlen liessen”. Darauf ließen sie “auff einer seiten deß Saales Christi einzug zu Jerusalem mahlen, wie er vor jhm schlecht Volck vnd Kinder mit ölblätlein hat, er aber sitzet demütig auff einer Eselin, hinter welchen seine Jünger barfüssig folgeten. Auff der andern seiten hiessen sie den Pabst mahlen, welcher vor jhm Heerpaucken, Trommeten, Soldaten mit Spiessen, helleparten hette, er ritt auff einem hohen, von silber, Gold, Edelgestein wolgeputzten Hengst, hinter welchem die Cardinäl auff gleichen Rossen, in güldenen Stücken herprangeten. Solchs Gemälde weiseten die Engländer dem gemeinen Mann, Es lobet es auch in seinen Predigten Huß, darumb jhrer viel auff den Saal lieffen, es zu besehen &c..” In letzterer Gestalt ist die Erzählung von den papstfeindlichen Bildern bis auf unsre Tage in der Litteratur weiter fortgepflanzt worden. Jedenfalls ergiebt sich aus diesen verschiedenen Berichten als feststehender Kern, daß das als “altböhmisch” bezeichnete Bild, welches den auf der Eselin reitenden Christus dem auf prächtigen Streitroß einherziehenden Papste gegenüberstellt und in begleitenden Reimen diese Antithesis Christi et Antichristi weiter ausführt, wirklich aus vorreformatorischer Zeit stammt.2 Daß in der husitischen Litteratur des 15. Jahrhunderts mehrfach der Gedanke der Antithesis Christi et Antichristi in Wort und Bild verwerthet worden ist, dafür liegen sichere Zeugnisse vor. So wurde aus Huttens Nachlaß eine ihm aus Böhmen zugestellte Schrift veröffentlicht, die außer dem Martyrium des Hus “in secunda facie comparationem Christi et Antichristi, adscriptis undiquaque picturis et eiconis personarum” enthielt. Hier findet sich — in einem ersten schüchternen Versuch — die Idee des Cranachschen Passionals vorgebildet, besonders auf Bl. d iij, wo der mit der dreifachen Krone geschmückte Papst zu Pferde abgebildet ist, mit der Aufschrift: “Papa coronatus, in equo albo & coccino indutus”; das Gegenbild stellt Christi Einzug in Jerusalem dar mit der Überschrift: “Christus humilis super asinam sedens”. Beachtenswerth ist dabei, daß jenem Bilde eine Stelle aus dem kanonischen Rechte, diesem dagegen eine Bibelstelle beigegeben ist.

 

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Ferner ist daran zu erinnern, daß der gelehrte Sammler Flacius von einer alten Schrift (libellus iam olim scriptus) erzählt, “in quo sunt variae picturae Christi eiicientis ex templo vendentes et ementes, lavantis pedes apostolis, Papae in trono suae maiestatis sedentis et aliarum personarum: singulis quoque illis picturis adscripta sunt dicta ex sacris literis, patribus et decreto, plerunque contra Papae et cleri inscitiam, turpem vitam, varios eorum errores et falsae doctrinae persequutionem directa”.1 Als Entstehungszeit dieser Schrift nimmt Flacius die Mitte des 15. Jahrhunderts an, und dahin weisen auch ihre leoninischen Verse. Und wir kennen noch eine Handschrift des Inhalts, wie sie hier Flacius beschreibt, vielleicht eben die, die er in Händen gehabt hat. In Wien befindet sich als cod. chart. 4902 (sec. 15; 248 Bl. in Quart) eine Handschrift, die auf Bl. 181a –186a, — freilich verstümmelt, denn der Anfang fehlt — eine Descriptio tabularum Christi et Antichristi enthält und dabei auch die von Flacius citirten leoninischen Verse darbietet. Der Inhalt des ganzen Kodex, innerhalb dessen uns hier die Antithesis Christi et Antichristi begegnet, beweist, daß es eine Schrift aus dem Kreise der Husiten ist, denn alles Übrige, was der Sammelband enthält, bezieht sich auf Hus und die durch ihn hervorgerufene Bewegung. Der Band ist nach 1438 zusammengestellt worden, denn so weit reichen die datirten Stücke der Handschrift. Wir können aber auch noch weiter an andern Handschriften den Nachweis führen, daß der Gedanke einer Gegenüberstellung von Christus und dem Papst in Bild und ausdeutendem Wort in den Kreisen der Husiten weiter wirkte und noch weitere Ausgestaltung fand. Denn jene lateinische Antithesis liegt uns erweitert und in böhmische Sprache übertragen in noch mindestens zwei Handschriften vor: in der Handschrift der Universitäts-Bibliothek zu Jena Ms. Elect. f. 50b2 und in der der Göttinger Bibliothek Theol. 182 (Folio, Papierhandschrift, 43 Bl.). Beide gehören der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an; sie können wegen der (Gött. Bl. 39a) in ihnen erwähnten Anspielung auf die Unthat eines Priesters, die sich 1463 zutrug, nicht vor diesem Jahre entstanden sein.3 Die böhmische Bearbeitung der lateinischen Vorlage, deren Titel wir aus der Wiener Handschrift nicht ersehen können, da dort die ersten Blätter fehlen, führt die Bezeichnung Zrcadlo wsseho Křestianstwa (Spiegel der ganzen Christenheit).4 Sie stellt den Gegensatz zwischen Christus und den Seinen einerseits, dem Papst und seinem Anhang andrerseits

 

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durch Bilder und begleitende Stellen aus Bibel, Kirchenvätern und Kanonisten, auch gelegentlich unter Hinzufügung eigner Erklärungen dar. Laut Vorrede (Jen. S. 12) zerfällt das Werk in neun Abschnitte: die vier ersten sollen das Leben, die Armuth, die Geduld und den Gehorsam Christi und der Seinen nebst dem Gegenbilde darstellen; dann kommen die Simonie und das ungerechte Gericht der Papstkirche zur Abbildung; darauf in zwei Abschnitten Christi Demuth und des Papstes Hochmuth; endlich verschiedene Sünden der Päpste nach den Weissagungen der heiligen Schrift. Beide erhaltenen Exemplare sind unvollständig, ergänzen sich aber gegenseitig; beide sind unabhängig von einander; bei beiden befinden sich die Bilder bereits in Verwirrung, so daß Bild und Gegenbild nicht durchweg zu einander passen, aber diese Verwirrung ist in beiden verschiedener Art; sie weisen uns also auf verschiedene Vorlagen hin und dienen grade durch ihre Verschiedenheit zum Zeugniß dafür, daß dieses polemische Bilderbuch einst in zahlreichen Exemplaren vorhanden gewesen sein muß. Die Bilder der Jenenser Handschrift sind viel geschickter ausgeführt; die gröberen der Göttinger Handschrift werden aber die ursprünglicheren sein. Die Jenenser Handschrift ist zusammengebunden mit mancherlei anderm Handschriftlichem und Gedrucktem: S. 105 –120 enthalten Traktate husitischen Inhalts; aber auch zwei Lagen aus dem Druck eines Passionals von 1495 sind eingeschaltet; leere Seiten des Bandes sind später mit mancherlei Bildern gefüllt worden, die mit dem “Spiegel” nichts zu thun haben. Diesem gehören nur an S. 9 und 12 (Pergament), 13 –58, 64 –86, 90 –99b (Papier).

 

Schon im vorigen Jahrhundert wurden Gelehrte auf die Jenenser Handschrift aufmerksam nnd meinten wohl, in ihr die direkte Vorlage für Cranachs Passional gefunden zu haben. Man verwies darauf, daß diese Handschrift aus dem Nachlaß des Kurfürsten Johann Friedrich stamme, daß auch in ihr jene vier Briefe des Joh. Hus stünden, die Luther 1536 herausgab. Ohne Zweifel werde vom kurfürstlichen Hofe sowohl Cranach, als dem Hofmaler, wie Luther diese Handschrift bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden sein. Man wird aber, so lange nicht festzustellen ist, wann die Handschrift in den Besitz Johann Friedrichs gelangt ist — und darüber ist leider nicht mehr Auskunft zu erlangen —, die Frage, ob grade dieses Exemplar benutzt worden sei, völlig aus dem Spiele lassen müssen und die Frage allgemeiner zu formuliren haben, ob eine Verwendung dieser lateinischen oder böhmischen Antithesis aus inneren Gründen überhaupt wahrscheinlich ist. Gegen direkte Benutzung spricht u. E., daß bei völlig gleichem Grundgedanken doch nur auffallend wenig Übereinstimmung in der Auswahl der Bilder stattfindet. Es treffen nämlich nur überein: 1. Christus wäscht die Füße, der Papst läßt sich die Füße küssen (Cranach 3. Paar; Jen. S. 53. 54); 2. Christus trägt das Kreuz, der Papst läßt sich in der Sänfte tragen (Cr. 6. Paar, aber die Kreuztragung erst in der 2. Aufl. von ihm dem Bilde des zu Fuße wandernden Christus substituirt; Jen. S. 12. 13. Gött. 17b [Kreuztragung]); 3. Christus treibt die Wechsler aus, der Papst nimmt Geld für Privilegien (Cr. 12. Paar; Jen. 39 = Gött. 30b. 31a), ferner 4. Christi Dornenkrönung, dem Papst wird die Tiara aufgesetzt [aber in der husitischen Bilderreihe von Constantin, und nicht als Gegenbilder] (Cr. 2. Paar; Jen. 43. 40 = Gött. 12b. 11a); endlich 5. Christus in der Krippe und 6. der Papst hoch zu Roß, aber beide mit abweichenden Gegenbildern (Jen. 41. 42). Man dürfte bei direkter Benutzung eine größere Übereinstimmung der Bilderpaare erwarten. Auch ein Vergleich

 

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der Bilder in ihrer zeichnerischen Ausführung läßt nicht die husitischen Bilder als Vorlage der Cranachschen erkennen, nur etwa bei der Dornenkrönung (Gött. 12b = Cranach 2. Paar) könnte man eine Nachahmung erkennen wollen, aber die Ähnlichkeit könnte sich dabei auch sehr wohl aus traditioneller Behandlung des Stoffes erklären lassen. Für eine direkte Benutzung läßt sich dagegen geltend machen, daß dem Bilde der Austreibung der Wechsler aus dem Tempel (Cranach C4b) auch schon in der böhmischen Vorlage außer dem von selbst sich darbietenden Bibelwort aus Joh. 2 der Spruch “Actuum viijo”, der doch viel ferner ablag, beigeschrieben ist. Somit werden wir doch eine Bekanntschaft der Wittenberger Verfertiger des Passionals mit der husitischen Antithesis als möglich, ja als nicht unwahrscheinlich in Rechnung zu ziehen haben.

 

Vgl. “SERMONVM || IOANNIS || HVSS || Ad populum, || TOMVS TER- || TIVS. || ..” s. l. et a. 4o Bl. Aijf. Fontes rerum Austriacarum I, 21 (Höfler, Geschichtschreiber der husitischen Bewegung I), Wien 1856 S. 72. “Beclagung eines ley- || ens genant Hanns schwalb über || vil mißbreuech Christliches lebens, vnd darin̄ be || griffen kürtzlich von Johannes Huß- || sen. Im Jar. M.D.XXI. ||” 6 Bl. 4o. Bl. Aiij. Zach. Theobald, Hussiten Krieg. 3. Edition. Nürnberg 1623 S. 7. 9. (Danach der Bericht in Historia persecutionum Ecclesiae Bohemicae. Francof. ad M. 1648 p. 27; Unschuld. Nachr. 1758 S. 788.) “PROCESSVS || CONSISTORIALIS || Martyrij IO. HVSS, cum corre- || spondentia Legis || gratiæ, ad ius || Papisticum, || ...” s. l. et a. 4o Vorwort u. Bl. d iij. Flacii Catalogus testium ed. Basileae 1556 p. 1083f.; 1608 Sp. 1447.

 

Über die Wiener Handschrift: Denis, Codices manuscripti theologoci Vindob. 1794. Vol. I pars II Sp. 1592ff. 1610f. Tabulae codicum manu scriptorum. Vindobonae Vol. III. 1869 p. 412. — Über die Jenenser Handschrift: B. G. Struve in Observationum selectarum Tom. IV Halae 1701 p. 179 ff. W. Seyfridi Commentatio de Ioh. Hussi vita. Hilperhusae 1743 p. 44ff. (Die Anmerkungen a. a. O. stammen von J. Chr. Mylius). I. Chr. Mylius, Memorabilia bibliothecae Acad. Jenensis. Jenae 1746 p. 324ff. Jungmann, literatury České. 1849. S. 102 n. 732 (S. 40 n. 145). Lehfeldt, Bau- u. Kunstdenkmäler Thüringens. I S. 144. Ein Bild der Jenenser Handschrift (Ziska) als Titelphotographie bei W. W. Tomek, Jan Žižka. W Praze 1879. — Über die Göttinger Handschrift: Jaroslav Goll in Časopis Museum 1873. S. 207 –209. Genaueres wird W. Meyer im Katalog der Handschriften der Göttinger Bibliothek (Bd. II) mittheilen, der zu diesem Theil unsrer Einleitung uns freundlichst seine Unterstützung geboten hat.

 

Daß aber in Deutschland diese husitische Polemik gegen den Papst = Antichrist nicht unbeachtet geblieben war, lehrt uns ein Zeugniß des Leipziger Professors der Theologie Nikolaus Weigel († 1444)1, der in einem Gutachten über eine hernach noch näher zu berührende Schrift des Franziskaners Matthias Döring, um den Verfasser dieser wegen der darin vorkommenden Antithesen über Christus und seinen vicarius als Ketzer zu verdächtigen, Folgendes ausführt:

 

Detegenda est alia suspicio quae de malo contra huius libelli congestorem [Döring] haberi potest, unde si alia non reperirentur in hoc libello, per que istius confictor de heresi Wicleffistarum et Hussitarum haberi posset, suspicio tamen aliquo modo concipi posset ex suo epilogo

 

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partis 2e, ubi ponit, quid intersit inter Christum dominum et vicarium suum, octuplices ibidem adducens inter illos contrarietates, sequens in hoc dictos hereticos iam dudum dampnatos. Quorum consectanei non solum scribi in cartis verum et fecerunt hec poni in tabulis per picturas, prout a quibusdam visum dicitur in Praga, ubi in Bettleem forsan depinxerunt in una parte tabule vel parietis papam equitantem et insigniis apostolice dignitatis utentem, in alia parte depinxerunt Christum pauperem [Jes. 53, 3.] crucem suam in humeris baiulantem, allegantem illud Isa. liij ‘novissimum [Matth. 16, 24.] virorum etc.’ Item Mt. xxi [so] ‘si quis vult venire post me etc.’ Ex diversitate Christi et pape concluserunt dicentes papam esse antichristum et totam Romanam ecclesiam esse de secta heresis antichristi, unde et huic tabule ascripserunt titulum: Sic incipit conversatio Christi opposita conversationi antichristi. Item pinxerunt Constantium [so] et Lodwicum imperatores donantes pape urbem Rome, pallacium, ducatum, suburbana et omnem gloriam potestatis eorum, Constantium quoque imponentem pape coronam auream, clamidem purpuream et exhibentem sibi equitanti stratorum officium, ut habetur xcvij D Constantius1 et lxiij D ego Lodwicus.2 In opposita parte depinxerunt Christum derisum purpura indutum, spinis [Matth. 27, 28 f.] Coronatum Mt. xxij [so] et dicentem ‘vulpes foveas habent etc.’ Mt. viij. [Matth. 8, 20.] Et induxerunt, quomodo fugit, cum cognovisset quod eum regem facerent [Joh. 6, 15.] Ioh. vj. Similiter et sanctum Petrum in cruce dicentem ‘argentum et aurum [Apgesch. 3, 6.] non est mihi’ Act. iijo. Et illud ‘non corruptibilibus auro et argento etc.’ [1. Petr. 1, 18.] j Pe. j. Item pinxerunt papam gloriose sedentem, sibi pedes osculari mittentem et in parte opposita Christum geniclinantem, discipulorum pedes [Joh. 13, 12.] lavantem et dicentem ‘Scitis quid fecerim vobis etc.’ Io. xiij. Ex quibus et multis similibus non argumentis sed cavillationibus, non racionibus sed stultis declinamentis seduxerunt simplices ab obediencia vere fidei ostendereque nitebantur ad oculum, quomodo papa sit Christo contrarius et percommunis(?)3 antichristi. Et consimilem4 ad premissa videtur hic confictor facere, qui licet non dicat papam expresse antichristum, videtur tamen eum nominare caput sue carnalis ecclesie et Christo in praedictis et aliis contrarium.5

 

Es scheint angesichts der genauen Beschreibung verschiedener Bilderpaare und des Hinweises darauf, daß deren noch erheblich mehr vorhanden seien, unzweifelhaft, daß Weigel bereits eins jener husitischen Bilderwerke vor Augen gehabt hatte. Dann wird aber auch nicht zu bezweifeln sein, daß derartige böhmische Antithesen auch Cranach und seinen Freunden vorgelegen haben können.

 

Die von Weigel bekämpfte Schrift gab Flacius 1550 unter dem Titel “Confutatio primatus papae, ante annos centum a quodam pio scripta” heraus; man hat als Verfasser derselben früher Gregor von Heimburg bezeichnet, erkennt aber jetzt in dem Franziskaner Matthias Döring, einem Mitglied der Oppositionspartei

 

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auf dem Basler Concil, den Autor. In dieser 1438/39 oder 1443 verfaßten Schrift stoßen wir auf jene Weigel so anstößige Auseinandersetzung, quid intersit inter Christum dominum et Vicarium suum, und finden hier folgende acht Antithesen, die freilich auch ohne Kenntniß jener husitischen Bilder entworfen sein können:

 

 

Christus regnum mundanum exclusit: Vicarius illud ambit.

Christus regnum oblatum fugit: Vicarius se ingerit, ut habeat negatum.

Christus se negavit constitutum secularem iudicem: Vicarius praesumit iudicare Caesarem.

Christus se subdit Caesaris Vicario: Vicarius Christi se praefert Caesari, imo toti mundo.

Christus appetentes primatum reprehendit: Vicarius de primatu etiam cum tota Ecclesia contendit.

Christus in die Palmarum in asino equitasse legitur: Vicarius pomposo equitatu non contentus est, nisi dextra strepa ab Imperatore teneatur.

Christus discordes Iudaeos et gentes in unum regnum Ecclesiasticum congregavit: Vicarius Germanos olim concordes saepe seditionibus conturbavit.

Christus innocens patienter iniurias pertulit: Vicarius reus Ecclesiae et Imperio iniuriari non cessat.

 

 

Vgl. “SCRIPTVM || CONTRA PAPATVM PAPAE, || ante annos 100. compositum. || Item, Matthiæ Flacij Illyrici de || eadem materia. || Apoca. 18. || ....” (Magdeburg 1550, Oktav) Bl. E 6a. Dazu vgl. Flacius, Catalogus testium ed. 1608 Sp. 1878 u. 1885; gedruckt auch in Goldast, Monarchia, Francof. 1621, I 562 u. in Brown, Appendix ad fasciculum Tom. II (Londini 1690) p. 123. Vgl. Friedberg in Zeitschr. für Kirchenrecht VIII (1869) S. 83. Brockhaus, Greg. v. Heimburg. Leipzig 1861 S. 50. B. Gebhardt in Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde XII (1887) S. 517 ff. und in Histor. Zeitschr. LIX (1888) S. 259 ff.; P. Joachimsohn, Gregor Heimburg I. München 1889 S. 69 ff.; P. Albert, Hist. Jahrb. der Görres-Gesellschaft 1890 S. 439 ff.; ders. Matthias Döring, Stuttgart 1892 S. 129 ff.1

 

Nicht allein die Grundidee des Passionals, sondern auch schon ein großer Theil der einzelnen Antithesen desselben ist somit in Wort und theilweise auch im Bild vor Cranach vorhanden gewesen. Der Gedanke liegt also nahe, daß man in Wittenberg 1521 eine oder die andre dieser früheren Antithesen gekannt habe und durch sie angeregt worden sei. Schon 1758 hat ein Anonymus die Vermuthung

 

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ausgesprochen, Luther werde aus Böhmen Spottbilder zugesendet erhalten haben, daß “also von denen Hußiten der Grund zu Luthers Passionale geleget worden”. Die Möglichkeit ist, wie wir sahen, vorhanden; Beziehungen der Böhmen zu Wittenberg bestanden ja seit 1519.

 

Man darf uns aber nicht darauf verweisen wollen, daß wir “bereits vom J. 1500” den vollständigen Plan des Passionals in einer lateinischen “Antithesis Christi et Antichristi per Conr. Nucer.” in 15 Distichen besäßen. Allerdings hat Joh. Wolf in seinen Lectiones memorabiles unter diesem Jahre eine solche Distichenreihe (ohne Angabe seiner Quelle) mitgetheilt. Aber nähere Prüfung ergiebt, daß diese Disticha erst auf Grund des Cranachschen Passionals verfaßt worden sind. Denn 1. sie benutzen nachweislich schon eine spätere Ausgabe desselben, da sie das von Cranach an Stelle des ursprünglich auf Bl. B ijb gezeichneten Bildes (Christus ermüdet von der Wanderung) später eingesetze Bild (Kreuztragung) vor Augen haben; 2. sie bieten theilweise Verse, die ohne das Cranachsche Bild ganz unverständlich wären, also das Bild zur Voraussetzung haben.

 

Vgl. Wolfii Lection. memorab. ed. II. Francof. 1671 1 p. 828; Knaake, Zeitschrift für luther. Theologie 1871 S. 72 und dazu die näheren Nachweisungen in Kawerau, Einleitung S. XV ff. Unschuld. Nachr. 1758 S. 789.

 

Mochten aber immerhin husitische und andre Anregungen vorhanden sein, so darf doch nicht übersehen werden, in wie hohem Maße Luthers eigner Entwicklungsgang dem Papstthum gegenüber und seine bisherige schriftstellerische Arbeit dem Cranachschen Passional vorgearbeitet haben. In Luthers Schriften können wir das Werden der Grundidee und des bestimmten Materials für Cranachs Bilder verfolgen. Nur allmählich war jenem mitten im Kampf mit Rom die Ahnung aufgestiegen, daß es die Macht des Antichristenthums sei, wider die er zu streiten unternommen habe. Hatte er Anfangs den Antichristen in den “schlechten Christen”, den Heuchlern gesucht, so hören wir ihn am 11. [oder 18.?] Dez. 1518 bei Übersendung seiner Augsburger Acta an Wenzel Link vertraulich die Befürchtung äußern: “Videas an recte divinem Antichristum illum verum iuxta Paulum in Romana curia regnare: peiorem Turcis esse hodie puto me demonstrare posse”. Als er ein Vierteljahr danach in den Vorbereitungen zur Leipziger Disputation sich befand und sich dazu genauer mit dem kanonischen Rechte beschäftigte, stieg aufs Neue quälend derselbe Gedanke in ihm auf, so daß er dem Freunde Spalatin klagte: “Verso et decreta Pontificum, pro mea disputatione, et (in aurem tibi dico) nescio, an Papa sit Antichristus ipse vel apostolus eius: adeo misere corrumpitur et crucifigitur Christus (id est veritas) ab eo in decretis. Discrucior mirum in modum, sic illudi populum Christi etc.” Und wieder ein Vierteljahr später, als dicht vor dem Beginn jener Disputation seine Resolutio de propositione XIII. de potestate papae in die Öffentlichkeit ausging, trieb ihn seine Entrüstung über die Fiktion des kanonischen Rechtes, daß sämmtliche Kirchen der Welt von Rom aus gegründet seien, Petrus aber von Christus “terreni simul et coelestis imperii iura” empfangen habe, zu dem Ausruf: “adhuc bonum statum ecclesiae somniamus nec Antichristum in medio templo agnoscimus!” Das war das erste öffentliche Wort, das er wider den Papst-Antichrist gesprochen. Neue Bestätigung fand diese seine Befürchtung, daß das Antichristenthum in der Papstkirche Realität

 

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geworden sei, in der von Hutten veröffentlichten Schrift des Laurentius Valla de donatione Constantini. Als er letztere gelesen, schreibt er am 24. Februar 1520 an Spalatin: “Ego sic angor, ut prope non dubitem, Papam esse proprie Antichristum illum, quem vulgata opinione expectat mundus: adeo conveniunt omnia, quae vivit, facit, loquitur, statuit.” So hat denn sein gewaltiger Aufruf “An den christlichen Adel”, der im August 1520 erschien, nicht zum wenigsten auch den Nachweis zum Inhalt, daß im Papstthum das Antichristenthum offenbar geworden sei. Ist der Papst nicht der Antichrist selbst, dann sicher “sein nehster vorlaufft”. Hier findet sich schon direkt der Stoff für mehrere der Cranachschen Bilder beisammen. So ist die Klage über “den teuffelischen hoffart, das der keyßer des bapsts fuesse kuß” Grundlage für Bild 6; die Klage über die Forderung, daß der Kaiser “yhm den stegreyff halte und den zaum seines maulpferds, wen ehr auffsitzt”, begegnet uns wieder bei Bild 18 (besonders deutlich im latein. Text). Die Klage, daß der Papst in großer, ärgerlicher Hoffart “sich von menschen als ein abtgot mit unerhorter pracht tragen lessit”, während doch Christus und alle seine Apostel zu Fuße gegangen seien, erscheint auf dem 11. und 12. Bild des Passionals, wo eben im ersten Originaldruck der mit den Aposteln zu Fuße wandernde Christus als Gegenbild zu dem von seinen Dienern getragenen Papste gezeichnet ist. Das letzte Bild Cranachs, der in den höllischen Abgrund stürzende Papst, erinnert uns an Luthers Ausruf: “Horestu es, bapst, nit der allerheyligst, ßondernn der allersundigst, das got deinen stuel vom hymel auffs schirest zurstore und in abgrund der hell senck!” Man vergleiche ferner Bild 22 nebst seinem Text mit den berühmten Ausführungen in Luthers Schrift über die Anmaßung des Priesternamens seitens des Papstes und seines Klerus. Auch im Text lassen sich manche Beziehungen erkennen. So erinnern die “deutschen Narren” beim 10. Bilde an zahlreiche Dicta Luthers in dieser Schrift. Und die Schlußworte des Passionals: “Es wirdt baldt besser werden”, dürfen wohl mit Luthers Drohwort: “Doch davon ein ander mal mehr und besser” verglichen werden.1

 

Als dann Luther seine Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen mit einem Sendbrief an Papst Leo übersendete (Nov. 1520), hielt er dem Kirchenfürsten vor Augen, “wie ungleych Christus und seyne statthalter seyn”, und legte ihm kühn die Frage vor: “Was mag denn eyn solcher Bapst seyn denn eyn Endchrist und Abtgott?” Und als des Papstes Bannandrohungsbulle in seinen Händen war, antwortete er mit seiner Schrift “Wider die Bulle des Endchrists”: “wirt der bapst diße bulle nit widerruffen und vordamnen ..., so sol niemant dran zweyffeln, der bapst sey gotis feynd, Christus vorfolger, der Christenheit vorstorer, und der rechte Endchrist.” Mit der Bannbulle überantwortete er am 10. Dezember das kanonische Recht den Flammen und rechtfertigte alsbald seine That mit einer Schrift, die nächst der “an den christlichen Adel” die direkte Vorlage für Cranachs Arbeit gewesen zu sein scheint: “Warum des Papsts und seiner Jünger Bücher verbrannt sind” (Dez. 1520). Hier greift er in 30 kurzen Abschnitten Sätze aus dem kanonischen

 

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Rechte heraus, denen er zumeist zum Erweis ihrer Gottlosigkeit Bibelworte gegenüberstellt. Eine Anzahl dieser Sätze kehrt im Passional wieder! Seitdem finden wir bei Luther noch mehrfach den Gedanken der Antithesis Christi et Antichristi in mannigfachen Variationen ausgeführt. Es seien nur noch aus den Schriften von 1521 zwei Stellen herausgehoben, wenn dieselben auch nicht mehr auf Cranachs Arbeit Einfluß üben konnten. In seiner Schrift wider Ambros. Catharinus lesen wir: “Compone nunc Christum et papam. Ille dicit ... papa dicit ... Christus docet ... At papa docet ...” — und finden also völlig das Schema des Passionals. Und in der Schrift “Vom Mißbrauch der Messen” finden wir gar in tabellarischer Gegenüberstellung die 10 Gebote Gottes und die des Papstes, und in gleicher tabellarischer Antithese die Aussage über Christi Priesterthum und des Papstes Priesterthum.

 

Zur Fastnacht 1521 trieben die Wittenberger Studenten tollen Scherz mit dem Papst: sie veranstalteten als Fastnachtsbelustigung einen festlichen Aufzug desselben, der mit einem Angriff auf ihn, dem Versuch ihn herabzustürzen, und mit wilder Flucht des Papstes, seines Hofstaates und Gesindes endete. “Dignus enim hostis Christi hoc ludibrio, qui summos reges, imo Christum ludificatur”, so urtheilte beifällig Luther über diese Art der Polemik gegen den Papst und freute sich, daß dieses Scherzspiel durch eine Druckschrift weiteren Kreisen bekannt gemacht werden sollte. “Dignus hostis Christi hoc ludibrio”: damit ist zugleich Luthers Stellung zu dem Unternehmen Cranachs ausgesprochen.

 

Vgl. Weim. Ausg. Bd. VI S. 386. IV S. 87. “Christianos malos vel antichristum”. Enders I S. 316. 450. Weim. Ausg. II S. 205. Enders II S. 332. Weim. Ausg. VI S. 411. 433. 435. 436. 453. 454. Knaakes Neudruck des Sendbriefes an Papst Leo X. Halle 1879 S. 12. Weim. Ausg. VI S. 629. Erl. Ausg. Bd. 242 S. 155 ff. Knaake a. a. O. S. 45 ff. Opp. var. arg. V, 370. Weim. Ausg. VIII S. 553 f. Enders III S. 87. J. F. Mayer in seinen Commentationes zu Selneccer, Vita Lutheri, Witteb. 1687 p. 133.

 

Wir kommen somit aus der Vorgeschichte zu der Frage nach der Entstehung der Cranachschen Arbeit selbst.

 

 

Cranachs Passional.1

 

Nur dürftige Zeugnisse stehen uns zur Beantwortung der Frage nach der Entstehungsgeschichte desselben zur Verfügung. Am 7. März 1521, einen Tag nachdem die kaiserliche Citation nach Worms an Luther aufgesetzt war, schreibt dieser in einem Briefe an den Freund Spalatin: “Has effigies iussit Lucas a me subscribi et ad te mitti: tu eas curabis. Iam paratur Antithesis figurata Christi et Papae, bonus pro2 laicis liber.” Daß in dem letzten dieser beiden Sätze von unsrer Schrift die Rede ist, leuchtet ein. Der Titel entspricht ja bis auf den

 

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Wortlaut fast genau dem der lateinischen Ausgabe des Passionals. Wir ersehen somit, daß Luther um die Entstehung und Vorbereitung der Schrift wußte, daß er den Plan derselben billigte, daß Wittenberg die Stätte war, wo die Herausgabe erfolgen sollte. Und da der Satz vorher von Arbeiten des Meisters Lucas Cranach redet, so spricht alles dafür, daß auch diese Antithesis als eine Arbeit desselben Künstlers von Luther an dieser Stelle erwähnt wird. Aber schon das lobende und empfehlende Wort, mit welchem er das Erscheinen dieser Schrift ankündigt, läßt uns annehmen, daß er nicht sich selbst, sondern einen andern als den Herausgeber betrachtet, daß seine Betheiligung dabei etwa nur die des Berathers und dessen, der die Anregung gegeben, nicht des eigentlichen ausführenden Redaktors gewesen sein werde. Anders würde sich freilich die Sache stellen, wenn wir berechtigt wären, auch den vorangehenden Satz “Has effigies etc.” auf das Passional zu beziehen. Das war die herkömmliche Interpretation dieser Briefstelle. Schon Joh. Aurifaber hat es so verstanden, als er schrieb: “Diese Figuren von dem Reich des Herrn Christi und Antichristi, sind von Lucas Cranach dem Eltern zugericht, vnd die Vnterschrift von D. Martino Luthern gestellet worden, wie solchs der heilige Man Gottes selbs zeuget im ersten Latinischen Tomo seiner Episteln [Epistolae ed. Aurif. Ihenae 1556 I 313b] ...” Seckendorf übernahm diese Deutung Aurifabers: “iconismis inscriptiones adiecit Lutherus et ad Spalatinum misit d. 7 Martii.” Danach hat diese Auffassung lange Zeit in der Litteratur geherrscht. “Aus Luthers Schriften ist bekannt,” schreibt z. B. Joseph Heller, der Biograph Cranachs, “daß derselbe diese Abbildungen bei Cranach schön in Farben ausgeführt [Has effigies!] gesehen hat, und daß er für deren Herausgabe in Holzschnitt Sorge getragen habe, welche er dann mit passendem Text versah. Ein solches Exemplar übersendete er am 7. Mai [l. März] 1521 an G. Spalatin. Die erste Ausgabe erschien im Februar 1521.” Man bezog dann wohl den ersten Satz jener Briefstelle auf die deutsche, den zweiten auf die lateinische Ausgabe unserer Schrift und datirte demnach das Erscheinen jener auf den Februar, hatte dann auch eine bestimmte Aussage über Luthers Antheil an Cranachs Werk gewonnen. Allein bei unbefangener Lektüre fällt die Berechtigung Has effigies von denselben Bildern zu verstehen, wie Antithesis figurata dahin; sollte mit Antithesis die lateinische Ausgabe gemeint sein, so wäre verwunderlich, daß grade diese und nicht die deutsche als bonus pro laicis liber gerühmt wäre. Daher hat Knaake mit seinem 1871 ausgesprochenen Einwand, daß “Has effigies” gar nicht auf die Bilder des Passionals zu beziehen sein werde, neuerdings immer allgemeineren Beifall gefunden.1 Welche Bilder des produktiven Meisters freilich damals mit Unterschriften Luthers an Spalatin (zur Weiterbeförderung an den kurfürstlichen Hof?) gesendet wurden, wird sich schwer entscheiden lassen. Jedenfalls führt der Ausdruck auf einzelne Bilder, nicht auf eine mit Abbildungen geschmückte Schrift. Man möchte allerdings mit unserer Briefstelle eine Nachricht der Zimmerischen Chronik verbinden, welche uns erzählt, die Spanier hätten 1547 im Torgauer Schlosse “die schönen und künstlichen Gemälde weiland

 

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des hochberühmten Malers Laux Kronen [Lucas Cranach] .. zerschlagen und verderbt,.. allein der Ursache halben, daß solche Gemälde die Vergleichung Christi und des Papstes enthielten, wie denn solches vor Jahren im Druck ausgegangen ..” Der Chronist setzt also offenbar voraus, daß dieselben Bilder, die das Passional im Holzschnitt bietet, von Cranach in Gemälden für den Kurfürsten “ganz werklich und künstlich zugerichtet” und damals von den Spaniern vernichtet worden seien. Sollten das die “effigies” sein, welche an Spalatin gesendet wurden? Allein hier handelt es sich um dichtende Sage. Zu Torgaus Glück sind die Spanier damals überhaupt nicht in die Stadt gekommen, den kaiserlichen Truppen ist der Durchzug durch Torgau verwehrt geblieben. Nur König Ferdinand betrat mit seinen Söhnen die Stadt und ließ sich nebst mehreren anderen fremden Fürsten ins Schloß führen, “um zu sehen, ob, wie man schimpflich ausgesprengt hatte, allerlei Schand- und Spottbilder vom Kaiser und Papst in den herrschaftlichen Zimmern aufgehängt wären. Aber man fand keines.”1

 

Vgl. Enders III S. 106 f. Zimmerische Chronik, herausgeg. von Barack. Bd. IV S. 19. Grulich, Denkwürdigkeiten der Residenz Torgau. 2. Aufl. Torgau 1855 S. 73. Gerland in Zeitschr. des Vereins für hessische Geschichte, Neue Folge XVI S. 192.

 

Weiter führt uns eine Stelle in Luthers Brief an Melanchthon, 26. Mai 1521. Hier schreibt er von der Wartburg aus: “Passionale antitheton mire placet. Ioh. Schwertfeger in ea opera video tibi succenturiatum”. Hier hat Luther die deutsche Ausgabe vor sich, deren Titel er nennt. Das “mire placet” führt wieder darauf, daß Luther sich nicht selber als den Herausgeber betrachten kann. Dagegen sehen wir, daß er von einer Arbeit Melanchthons unter Beihülfe des Wittenberger Juristen Joh. Schwertfeger am Passional weiß. Wir werden ersteren bei der Auswahl der Bibelstellen, letzteren bei der der Stellen aus dem kanonischen Recht betheiligt zu denken haben. Ferner ersehen wir, daß ein fertiges Exemplar der deutschen Ausgabe erst jetzt, Ende Mai, in Luthers Hände gelangt war. Und daß die Ausgabe der Schrift wirklich erst jetzt — nicht schon im Februar oder März — erfolgt war, das ergiebt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem Schreiben des kurfürstlichen Rathes Bernhard v. Hirschfeld an den Nürnberger Rathsherrn Anton Tucher vom 29. Mai. Denn hier erfahren wir, daß dem Kurfürsten und seinen Begleitern erst bei der Heimkehr vom Wormser Reichstage, als sie Würzburg passirten, die ersten Exemplare der streitbaren Schrift zu Gesichte kamen. Ein solches sendete Hirschfelb als bemerkenswerthe Novität alsbald an Tucher, also doch in der Annahme, daß das Büchlein in Nürnberg noch unbekannt sein werde. Der Kurfürst wird aber das Passional in direkter Sendung aus Wittenberg empfangen haben. Halten wir diese beiden ersten Nachrichten über das Erscheinen des Passionals zusammen, so gewinnen wir das sichere Ergebniß, daß dasselbe erst etwa Mitte Mai in Wittenberg erschienen ist.2

 

 

 

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Vgl. Enders III S. 162. Studien und Kritiken 1882 S. 699. Über eine irrig von E. Sal. Cyprian, und noch von Köstlin I2 S. 432 auf unsre Schrift bezogene Stelle aus einem Briefe Joh. Friedrichs (bei Tentzel = Cyprian, Nützliche Uhrkunden, Leipzig 1718 II S. 259) vgl. Kawerau, Einleitung S. XX.

 

Luthers Antheil am Passional scheint sich somit darauf zu beschränken, daß er an dem Plan der Schrift als Berather betheiligt gewesen, daß Cranach jedenfalls durch Luthers Schriften von 1520, vielleicht auch durch direkte Aufforderung desselben zu seiner Arbeit inspirirt worden ist. Luthers direkte Mitarbeit (an den Unterschriften) wurde durch seine Reise nach Worms unterbrochen. Wieweit eine solche schon gediehen war, bleibt ungewiß; jedenfalls vollendeten Melanchthon und Schwertfeger diesen Theil der Arbeit. (Die Verdeutschung der Bibelstellen läßt einen andern Übersetzer als Luther erkennen.) Das Ganze fand, als es vollendet war, Luthers vollste Billigung. “Mithin ist das Passional im Grunde doch Luthers geistiges Eigenthum und darf in diesem Sinne wohl seinen alten Platz unter den Autotypen seiner Schriften behalten” (v. Dommer).1

 

 

 

Ausgaben.

 

 

I. des deutschen Passionals

 

 

A 1. “Passional Christi vnd || Antichristi. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 14 Bl. in Quart.

Zur Titeleinfassung vgl. v. Dommer S. 236 nr. 72A. Druck von Joh. Grunenberg in Wittenberg. Besondre Merkmale: das Bild Bl. Bijb stellt Christus in Begleitung der Jünger dar, wie er auf dem Wege ermüdet. Auf Bl. Biij fehlt die Signatur. A 1 ist vollständig facsimilirt in “Deutsche Drucke älterer Zeit in Nachbildungen” herausgegeben von Dr. Wilh. Scherer III. Berlin, Grote. 1885.

Vorhanden z. B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Breslau, Univ.-Bibliothek. Vgl. Schuchardt, L. Cranach Th. II S. 240 ff.

 

A 2. Ganz wie A 1, nur ist die Signatur “Biij” hier nachgetragen.

Vorhanden z. B. in Dresden, Königl. Bibliothek; Stuttgart, Öff. Bibliothek. In dem Exemplar, das sich in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek, befindet, dazu noch die Besonderheit, daß die Überschrift Ab mit “s Passional” beginnt.2

 

B 1. Titel wie in A, desgl. der Umfang; die Signatur wie in A 1.

Auf Bijb erscheint neu das Bild des unter dem Kreuz zusammenbrechenden Christus. Vermuthlich war das Bild des wandernden und ermüdenden Christus

 

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beschädigt und mußte daher durch ein anderes ersetzt werden. Die andern Bilder sind alle von den gleichen Stöcken wie A abgezogen. Aber der Text ist neu gesetzt, mit mancherlei Abweichungen in Orthographie und Zeilenabbrechung. Bl. Cij Z. 3 v. u. lautet es wie in A “c. constantinus 10. c. 6. dis.”; Z. 2 v. u. wie A “ex vag sup̱”.

Druck von Joh. Grunenberg in Wittenberg.

Exemplar früher im Besitz von D. Knaake. Mehrere Abweichungen bei sonst gleichem Satz zeigt ein Exemplar in München, Hof- und Staats-Bibliothek. Hier fehlt Bl. A ij Z. 1 “Antichristus”; Z. 2 steht “obirkeyt”; Bl. B ij Z. 2 “Bapst”; Bl. C 6b Z. 11 “vor gutt”.1

 

B 2. Wie 1, aber mit folgenden Abweichungen:

Auf Bl. Bb zeigt die obere Umfassungslinie des Holzschnittes unter dem Worte “Passional” jetzt einen längeren Bruch, den die früheren Ausgaben noch nicht haben. Bl. Cij Z. 3 v. u. ist korrigirt in “c. constantinus. 96. dis.” und Z. 2 v. u. lautet jetzt: “ex. vag. fup̱”.

Vorhanden z. B. in Weimar, Großherzogl. Bibliothek; Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek.

 

C. “¶ Passional Christi vnd Antichristi. ||” Darunter ein Holzschnitt (Christus entkleidet mit Dornenkrone und Marterwerkzeugen, zu seiner Rechten Petrus, zur Linken der Papst mit Gefolge); auf dem Rande rechts neben dem Holzschnitte: “Christus. || ¶ Petre, wā || würd enbun || den ich? || Wie lanng || verfolgt der || Babst doch || mich? || Petrus. ¶ Jetz, so || Babst Leo || mit seim ge- || sind || Mit offenn || augē ist star || blind. ||” Unter dem Holzschnitt die Verse:

 

 {;Stond nackent, beyd on dach ellend

 

¶ Babst {        Wardt bitz ich eüwer armůt wend.

 

 {In gewalt, eer, reichtumb, hochbrachtlich

 

 {        Bezwing ich erd, vnnd himelrich.”

 

 

 

 

 

Titelrückseite bedruckt, 16 Blätter in Quart. Am Schluß statt der Worte “Nembt also vor gutt &c..” 5 Reimpaare (s. Lesarten), von denen das letzte die Druckernotiz enthält:

 

Das man dem sündfluß mich entzuckt

Bin ich in Noes arch getruckt.

Ex archa Noe”

 

 

Die Holzschnitte sind Nachbildungen der Cranachschen in grober Manier, wobei meist die rechte und linke Seite vertauscht sind. Als Vorlage dient die Ausgabe B; daher Bl. B 2b die Kreuztragung. Bl. B 4b stellt auch, wie in A und B, die Anbetung des Christkindes durch Maria und Joseph dar; es ist aber nicht Nachbildung des betreffenden Cranachschen Bildes, sondern ein schon vorhandenes von bedeutend kleinerem Format ist durch links und unten angeschobene Bordürenstücke passend gemacht. Die Zahl der Bilder ist aber auch um vier Blätter vermehrt (Db, D2, D2b und D3). Von diesen sind aber nur drei Bilder neu, denn Db ist einfach Wiederholung von C2b. Über den Inhalt dieser Bilder und ihre Unterschriften vgl. die Angaben auf S. 713. Die Aufschriften über den Bibel- resp. Dekretalenstellen fehlen; statt der Aufschrift über den Bildern deutsche Verse, die stets für Christus und Antichristus zusammen ein

 

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Reimpaar bilden. Wir theilen diese deutschen und die lateinischen (s. u.) Verse hier mit, weil bei Verzeichnung in den Lesarten die zusammengehörigen Theile auseinander gerissen werden müßten. Sie lauten:

 

      (1) Christus flog das jrdisch reich

Nun zeicht der Bapst mit gewalt an sich

      (2) Christo ein dornen kron bereyt

Von golt der Babst drey kronen treyt.

      (3) Der herre jre fueß den jungeren wuesch

Dem Bapst sein fueß man kyssen můß

      (4) Selbs zinß vnnd zoll der herr hat geben.

Des wil gantz frey der Bapst jetzt leben

      (5) Christus in demůt wonet bey den armen

Schampt sich der Bapst das ist zů erbarmen.

      (6) Offt Christum das Crütz zur erden truckt

Hye lasßt sich tragen der Bapst geschmuckt.

      (7) Christus hat selbs syn schoefflyn geweydt

In wollust lebt dysser vnnd üppikeyt.

      (8) In armut vnd fryd ward Christus geboren:

Zů krieg ein hoffart der Babst erkoren.

      (9) Senfftmietig der herr kam geritten,

Der Babst in hoffart vnnd stoltzem sytten.

      (10) Christus keins eygens noch goltz bedurfft

Alle land der Babst jm vnder würfft.

      (11) Christus nichts hielt vff vsserliche berden.

Hat gantz vm̄ gewendt der Bapst vff erden.

      (12) Die wůcherer christus vß treib vom tempel sein.

Mit Bullē bandbrieffē zwingt sy der bapst wid' hienin [sic]

      (13) In armůt lebt Christus vff erdt,

On gelt dem Bapst ist niemant werdt.

      (14) Christus sein schaefflin, weyd trewlich

So frisßts der wolfsbapst grausamklich1

      (15) Christus vff steig vß disser welt

In abgrunt hin ab der Bapst felt.

 

 

Diesen deutschen Versen entsprechend befindet sich auf dem äußeren Rande jedes Bildes die Hälfte eines lateinischen Hexameters:

(1) Regna fugit Christus Presulque [Papa imperat orbi.]2

 

(2) Spinosam Christus, Triplicem gerit ille Coronam.

 

(3) Abluit ille pedes. Reges is [so; hic?] oscula praebent.

 

(4) Vectigal soluit. Sed clerum ille eximit omnem.

 

(5) Pauper erat. Sed diues hic irradiantibus armis.

 

(6) Baiulat ille Crucem, Hic seruus portatur auarus.

 

(7) Pauit oves Christus. Luxum hic sectatur inertem.

 

(8) Pauper3 inops Cristus Strepitu Venit ille minaci,

 

(9) Christus mansuetus venit Venit ille superbus,

 

(10) Ille caret nummis Regna hic tenet omnia mundi.

 

(11) Quas leges dedit is Prȩsul dissoluit iniquus,

 

(12) Vendentes pepulit templo. Quos accipit ille.

 

 

 

 

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(13) Spernit opes Christus, Lucri hic ardore tabescit,

 

(14) Pascit oues Christus, Inopis hic sanguine gaudet,

 

(15) Ascendit Christus, Descendit ad infera præsul.1

 

 

 

Als Drucker gilt Melchior Sachse in Erfurt; D. Knaake vermuthet dagegen einen Straßburger, wofür auch sprachliche Gründe geltend gemacht werden können.2

Vorhanden z. B. in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Breslau, Stadtbibliothek. Andre Exemplare verzeichnet Weller, Repertorium nr. 1852. Katalog der Wormser Luther-Bibliothek nr. 90. Vgl. Schuchardt, L. Cranach Th. II S. 245.

 

D 1. Von derselben Druckerei ist mindestens noch eine Ausgabe veranstaltet worden. Rosenthals Bibliotheca Lutherana (Katalog XXXVIII) nr. 118 beschreibt folgenden Druck: “Passional Christi vnd Antichristi.” 16 Bl. in Quart. Auf dem Titel der Holzschnitt wie in C. Rechts daneben am Rande: “Christus. || Petre, || wā würd || entbundē ich? || Wie lang || veruolgt || der bapst || doch mi- || ch? || Petrus. || Jetz, || so Bapst || Leo mitt || seim ge- || sind. || Mit offe- || nen aug- || en ist star- || blind. ||” Unter dem Holzschnitt:

 {Stond nackent, beyd on dach ellend

 

Bapst {        Wardt biss ich eüwer armut wend,

 

 {In gwalt, eer, reichtumb, hochbrachtlich

 

 {        Bezwing ich erd, vnnd himmelreich3.”

 

 

 

Am Schluß: “Ex archa Noe.”

 

D 2. Andrerseits besitzt die Großherzogl. Bibliothek in Weimar ein defektes Exemplar, dessen Schluß lautet: “ Das man dem sündfluß mich enttzuckt, || Bin ich in Noes arch geruckt [sic]. || Ex archa Noe ||”

Ob etwa D 1 und 2 identisch sind, muß unentschieden bleiben, da wir nicht beide Exemplare mit einander vergleichen können.

 

E. “Passional Christi vnd || Antichristi. ||” Titeleinfassung (Nachschnitt der in A und B angewendeten). Titelrückseite bedruckt; 14 Blätter in Quart.

Ein nach B2 veranstalteter, geschickter Nachdruck. Die Bilder sind besser nachgeschnitten als in C; auch die Typen sind denen des Originals sehr ähnlich; der Druck ahmt in Orthographie und Zeilenabtheilung seine Vorlage aufs genaueste nach. Er kann daher sehr leicht mit B 2 verwechselt werden. Zur Unterscheidung dient, daß E die in A und B fehlenden Signaturen “D” und “Dij” hat. Bl. A ij

 

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Z. 3 v. u. hat B 2 “keyser”, E “keyszer”, B 2 “erhebt”, E “yrhebet” u. a. m. Die Holzschnitte sind in B 2 schon ziemlich blaß und abgenutzt, in E durchweg kräftig, aber auch in der Zeichnung derber als im Original: “handwerksmäßige Nachschnitte, in denen manches Gute, was die Originalstöcke noch haben, ganz verloren gegangen ist” (v. Dommer, Autotypen der Reformationszeit (I), Hamburg 1881, S. 16).

Druck von Matthes Maler in Erfurt.

Vorhanden z. B. in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Wernigerode, Gräfliche Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek.

 

F. “Passional Christi || vnd Antichristi. ||” Nur im Titelblatt verschiedene Ausgabe von E.

Beschreibung der Bordüre bei v. Dommer S. 259 nr. 130 B. Druck von Matthes Maler in Erfurt. Vorhanden z. B. in Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. auch Weller, Repertorium nr. 1851. Beck Bibliotheca Lutherana. Nördlingen 1883 nr. 97.

 

G. “Dat Passional Christi vnd Antichristi.” Am Schlusse: “Wittenberg anno 1526” und darunter eine Vignette (Arabeske).

Niederdeutsche Ausgabe. Die Bilder nach den Original-Holzstöcken, wie in B 2. Die Titeleinfassung stellt den Sündenfall dar. R. Weigel beschreibt diese sehr seltene, uns nicht zu Gesichte gekommene Ausgabe, Kunstkatalog nr. 17473, bei Schuchardt a. a. O. II S. 245 f. Nach Weigel Wittenberger Druck von J. Grunenberg (?).

 

II. Die lateinische Antithesis.

 

 

A. “ANTITHESIS FIGVRATA VITAE || CHRISTI ET ANTICHRISTI. || AD LECTOREM || Eusebius. || Quā male cōuieniant cum Christi pectore Iesu: || Pontificū mores: iste libellus habet. || Hæc lege: qui uerȩ pietatis amore moueris || Hoc pius: & lecto codice: doctus eris. ||”

Titeleinfassung, Umfang und auch die Holzschnitte genau wie in B. Bogen D ohne Signaturen. Der Holzschnitt Bl. Bb hat den in B 2 zuerst erscheinenden Bruch in der obersten Einfassungslinie.1

Druck von J. Grunenberg in Wittenberg. Vgl. Schelhorn, Ergötzlichkeiten Bd. II S. 602. Zeitschr. für histor. Theologie 1842, 2. Heft S. 189 f. Plitt in Zeitschr. für luther. Theologie 1864 S. 680 f. Knaake ebendas. 1871 S. 70. Vorhanden in Berlin, Königl. Bibliothek; Marburg, Universitäts-Bibliothek; Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek; Göttingen, Universitäts-Bibliothek.

 

Von den Gesammtausgaben haben nur zwei die Bilder des Passionals reproducirt:

 

 

a) Der Eislebener Supplementband I, 1564, Bl. 44 –57. Hier verwendet Aurifaber fast durchweg noch die echten Holzstöcke, nur Bild 7 und 17

 

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sind Spiegelbildnachbildungen. Bild 11 zeigt wie B und A die Kreuztragung. Die Holzschnitte sind, um sie der Größe der Folioausgabe anzupassen, von Bordürensatzstücken umgeben, die im Format schlecht dazu passen. Das Nachwort der letzten Seite fehlt bei ihm, doch hat er dessen Inhalt in seine Einleitung aufgenommen. Vgl. Schuchardt, L. Cranach Th. III S. 228 f.

 

b) Die Altenburger Ausgabe Bd. I (1661) S. 579 ff. hat dagegen Spiegelbildnachbildungen, welche nach den Bildern des Eislebener Bandes ziemlich schlecht ausgeführt sind. Der Holzschneider führt das Monogramm CK. Ohne die Bilder sind die Unterschriften aufgenommen in die Leipziger Ausgabe Bd. XXII Anhang S. 76 ff; Walch Bd. XIV Sp. 210 ff.; Erlanger Ausgabe Bd. 63 S. 241 ff.

“Von dieser Folge giebt es Kopien in Kupfer mit dem Monogramm  das sich oben in der Mitte auf einem herzförmig ausgeschweiften Schildchen befindet.” Schuchardt, L. Cranach, Th. III S. 229.

 

Moderne Nachbildungen.

Außer

 

 

 

a) der bei A1 erwähnten Berliner Facsimile-Ausgabe 1885 (mit Einleitung von G. Kawerau)

 

b) Passional Christi und Antichristi. Von Dr. Martin Luther. Mit Bildern von Lucas Cranach dem Aelteren. Auf's Neue aufgelegt mit dem Briefe des Papstes Pius IX. und der Antwort Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm vermehrt. Leipzig. Robert Hoffmann. (1874.) 

Die Bilder sind A nachgeschnitten; dem modernisirten Texte sind auch die deutschen Verse von C beigefügt.

 

c) Passional Christi und Antichristi. Von Dr. Martin Luther. Mit Bildern von Lucas Cranach dem Aelteren. Auf's Neue aufgelegt und bevorwortet von C. F. W. Walther, St. Louis, Mo. M. C. Barthel. 1878.

Amerikanische Auflage des unter b) aufgeführten Leipziger Neudrucks. Walthers historische Einleitung enthält viele Irrthümer. Die Bibelstellen sind nach der lutherischen Bibel gegeben, den Dekretalstellen sind Band und Seite der Kölner Ausgabe des Ius canonicum von 1717 beigefügt.

 

Imitationen.

 

 

1. lateinisch

 

 

a) “ANTITHESIS || De præclaris Christi || ET INDIGNIS || Papæ facinoribus, || * || Cum Dei decalogis mandatis Antichisti op- || positis cumq; vtriusq; morū descriptione: || quemadmodum sancta Scriptura tradit. || [Holzschnitt, Signet des Zach. Durant in Genf, mit Umschrift auf drei Seiten] PER ZACHARIAM DVRANTIVM. || 1557. ||” Auf der Titelrückseite Simonis Rosarii tetrastichon. 48 Blatt in klein Oktav. Letzte Seite leer.

Auf Bl. A ii Widmungsgedicht des Simon Rosarius an Joh. Steghel, Kämmerer in Bern, und Hieron. Manuel, Bürgermeister in Lausanne. Bl. A iii –A iiii

 

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Vorwort des Druckers an den Leser. Hier sind 18 Antitheses in 36 scharfgeschnittenen Holzschnitten (45 mm h., 60 mm br.) vorgeführt, von denen 25 Kopien oder Imitationen der Cranachschen Holzschnitte, resp. der Zusätze der Ausgabe C sind. [Tabelle: ] [Tabelle: ]

Vorhanden z. B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek; Eisleben, Andreas-Bibliothek. Vgl. v. Dommer, Autotypen der Reformationszeit, (I) Hamburg 1881, S. 17 f. Reusch, der Index der verbotenen Bücher I (Bonn 1883) S. 422. Sepp, Verboden Lectuur, Leiden 1889, S. 164 f.

In Wolfii Lectionum memorabilium Tom. II (ed. II Francof. 1671 pg. 712 –734) findet sich die Schrift von 1557 wieder abgedruckt. Auch die Bilder sind auf den beigegebenen Kupfertafeln recht roh reproduzirt.

 

b) “ANTITHESIS || De præclaris Christi || ET INDIGNIS || Papæ facinoribus, || * || Cum decalogis vtriusque oppositis, cúmque || amborum morum descriptione: quemad- || modum sancta Scriptura tradit. || [Signet des Z. Durant.] PER ZACHARIAM DVRANTIVM. || 1558. ||” Mit Titeleinfassung. 48 Blätter, Oktav; letzte Seite leer. Titelrückseite bedruckt. Von Bl. A iiiib an beziffert mit Seitenbezifferung 1 –88. Seite 73 leer.

Göttingen, Universitäts-Bibliothek.

 

c) ANTITHESIS || CHRISTI ET || ANTICHRISTI, || videlicet Papæ, || id est, || Exemplorum, factorum, vitæ & doctrinæ vtriusque, || ex aduerso collata comparatio, || Versibus & figuris venustissimis illustrata. || Recens aucta & recognita. || [Signet Vignons.] APVD EVSTATHIVM VIGNON. || M.D.LXXVIII. ||” 147 Seiten in Oktav.

Die Holzschnitte in b und c von demselben Stock wie in a. In c Blatt A iij bis A iiij ein neues Vorwort Typographus lectori. S. 96 leer. S. 97 ff. Vita et gesta Hildebrandi. S. 129 ff. Epistola de morte Pauli III., datirt Romae, III. Idus Nouembr. M. D. XLVIIII.

Vorhanden z. B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. Joh. Vogt, Catalogus librorum rariorum, ed. 4., Hamburgi 1753 p. 36.

 

2. französisch

 

 

d) “ANTITHESE || DES FAICTS || DE IESVS CHRIST || & DV PAPE: || Mise en vers François. || ... || Le tout augmenté et reueu de nouueau

 

[Seite 697]

 

|| [Signet Vignons] || Imprimé l'an de grace || M. D. LXXVIII. ||” 143 Seiten in Oktav.

Vorhanden in Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. Erl. Ausg. Bd. 63 S. 241.

 

e) “... || Imprimé l'an de grace || M. D. LXXXIIII.” 143 Seiten in Oktav. Vorhanden in Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek.

 

f) “... || Imprimé à ROME l'An du grand || Jubilé, M. DC. ||” 143 Seiten in Oktav.

Druck von Vignon in Genf. Vorhanden in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. über diese Ausgabe v. Dommer, Autotypen I S. 18.

 

g) “Antithese de nôtre Seigneur Jesus-Christ, & du Pape de Rome, dediée aux champions & domestiques de la Foy, imprimée l'an de Grace 1620.” Oktav.1

Vorhanden in Berlin, Königl. Bibliothek. Vgl. Aug. Bayer, Memor. Libror. rarior. p. 276 f.

 

3. deutsch

 

 

h) “ANTITHESIS. || VOn des Herrn || Christi herrlichen thaten, vnd || des schentlichen Pabstes vnd || Antichrists schedlichen schanden || vnd lastern. || ... Aus dem Latein ... transferiert...” O. O. u. Z. (c. 1560) 88 Blatt in Oktav.

Vgl. Weigel, Thesaurus libellorum, Leipzig 1874 Nr. 2938. — Vorhanden in Berlin, Königl. Bibliothek.

Vielleicht gehört auch hierher:

 

 

 

i) “Parallela Christiana & Antichristiana, darinnen gehandelt wird u. s. w. Heidelberg, durch Joh. Lancelot, Acad. Typogr. 1619. Oktav. c. fig.”

So nach J. Vogt, Catalogus libr. rar. ed. 4. p. 36.

Einige Bilder der Durantschen Antithesis (a b c) kehren wieder in der spanischen Schrift:

 

 

 

“IMAJEN DEI || ANTECRISTO || COMPUESTA PRIME- || ro en Italiano: i despues tradu- || zida en Romanze, pro Alonso de || Peñafuerte. || Estos batallarán contra et Cordero, i || el Cordero los venzerá: porque es el Señor || de los señores, i el Rei de los reyes. — || Apocalypsi cap. XVII. ||” Im Original o. O. u. J. (Genf 1557?); Neudruck in “OBRAS ANTIGUAS DE LOS ESPAÑOLES REFORMADOS. TOMO 3.”2 (London 1849.) Die Bilder (nr. 36 u. nr. 34 u. 33 bei Durant) auf S. 1 u. 26 des Neudrucks. Die bibliographische Einleitung hat p. VI u. VII richtig die Herkunft der Bilder aus Durants Schrift und deren Zusammenhang mit Cranachs Passional beachtet. Der

 

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Text ist Übersetzung einer Schrift des Bernhardino Ochino, die italienisch zuerst separat als “Imagine del Antichristo” in Genf (4 Blätter Oktav), dann als Anhang zu seinen Predigten 1544, in demselben Jahr auch in französischer Übersetzung in Genf (“L'image || de l'Antechrist || compose en langue || Italiene par Bernardin Ochin || de Siene, translaté en francoys. || Signet || L'Agneau qui a esté occiz || vaincra. || 1544” 16 Seiten in Oktav), dann lateinisch als Beigabe zu Durants Antithesis herausgegeben worden war. 1545 wurde auch eine deutsche Ausgabe veranstaltet; eine holländische führt Sepp, Verboden Lectuur, S. 126 auf. Schon 1559 vorbot die spanische Ausgabe des Index libr. prohib. die Übersetzung des Alonso de Peñafuerte. Die hier allein in Betracht kommenden Bilder hat unsers Wissens allein die spanische Ausgabe. Die dem “Imajen del Antecristo” angehängte “Jeneracion del Antecristo” findet man lateinisch und deutsch in Luthers Tischreden, Erlanger Ausg. Bd. 60 S. 281 ff.; Förstemann-Bindseil Bd. III S. 248 ff. Vgl. Böhmer Spanish Reformers. II Straßburg (1883) S. 604 ff. Wilkens, Gesch. des span. Protestantismus S. 150 –154. Benrath, Bernardino Ochino. 2. Aufl. Stuttg. 1892 S. 155. 316. Reusch, Der Index der verbotenen Bücher. Bd. I (Bonn 1883) S. 422. 587. Derselbe, Die Indices librorum prohibitorum. Tübingen 1886 (Bibliothek des litterar. Vereins Bd. 176) S. 235.

Eine Imitation andrer Art fand Cranachs Passional in der Kirche des Schlosses Wilhelmsburg in Schmalkalden. Daselbst ließ Landgraf Wilhelm 1587 durch den Maler Georg Kronhard an den Brüstungen der Emporen sowie an der Westwand in 40 Bildern (20 Gegenbildern) die Antithesis Christi et Papae der Gemeinde vor Augen führen. Hier ist jedem Bilderpaare eine Bibelstelle, resp. ein Citat aus den Dekretalen beigefügt, ferner nach dem Vorbild von C je ein lateinischer Hexameter und ein deutscher Reim. Hierfür sind die Verse der Ausgabe C augenscheinlich benutzt. Die Absicht des Buchdruckers Michael Schmuck in Schmalkalden, die Bilder mit ihren Unterschriften in Holzschnitt weiter bekannt zu machen (1598), fand am hessischen Hofe keine Unterstützung; sie blieb daher unausgeführt. 1608 wurden die Bilder aus der Kapelle entfernt und in das Schloß zu Rotenburg gebracht; 1641 erhielt sie Herzog Ernst der Fromme zu Geschenk und gab ihnen einen Platz in der Bibliothek auf dem Friedenstein zu Gotha. 1701 hatte noch B. G. Struve die Bilder beschrieben und ihre lateinischen und deutschen “inscriptiones” veröffentlicht; auch E. Sal. Cyprian hatte sie noch 1718 vor Augen und theilte einen Theil der Inschriften mit. Seitdem sind die, übrigens künstlerisch werthlosen1 Bilder verschwunden. Die Verse sind außerdem auch in den Akten des Marburger Staatsarchivs erhalten geblieben.

 

Vgl. Observationum selectarum Tom. IV. Halae 1701 p. 184 –188; Tentzel-Cyprian, Nützliche Uhrkunden, Theil II, Leipzig 1718 S. 257 f.; Otto Gerland, Die Antithesis Christi et Papae in der Schloßkirche zu Schmalkalden. In der Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte. Neue Folge Bd. XVI S. 189 –201.

 

Über die zahlreichen Nachwirkungen des Passionals in der polemischen Litteratur des 16. und 17. Jahrhunderts vgl. Kawerau, Einleitung S. XXXI f. Zu den dort verzeichneten deutschen Schriften sei aber noch hinzugefügt:

 

 

 

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“¶ A pistle to || the Christen reader || ¶ The Revelation of Antichrist || ¶ Antithesis, wherin are compa || red to geder Christes actes || and oure holye father || the Popes. ||” Randleiste. 104 Blatt in Oktav, letztes Blatt leer; Bl. 2 –102 beziffert. o. O. u. J.

Auf einen Brief von Richarde Brightwell1 an den Leser (Bl. 2 –12) folgt die Übersetzung der Schrift Luthers gegen Ambrosius Catharinus (von opp. var. arg. V 313 Et post regnum illorum an bis 392 destruxisse est; dann 394 von Oremus bis Amen, Amen) auf Bl. 13 –87. Darauf beginnt Bl. 88 die “Antithesis”, in 78 Antithesen “Christ” und “The Pope”, bei denen wie im Passional Bibelstellen auf der einen, Dekretalstellen auf der andern Seite reichliche Verwendung finden. Bl. cijb das fingirte Impressum: ¶ At Malborow [Marburg] in the lande of Hes || se, The. xij. day of Julye, An || no. M. CCCCC. xxix. || by me Hans || luft. ||” Handschriftlich ist dem vorliegenden Druck die Jahreszahl 1559 beigeschrieben. Exemplar in der Universitäts-Bibliothek zu Göttingen. Vgl. v. Dommer, Die ältesten Drucke aus Marburg in Hessen 1527 bis 1566. Marburg 1892 nr. 20, der ein Münchener Exemplar beschreibt; ferner Wilkins, Concilia Britannica III 707. 719. 729 f.

Einzelne Bilder aus dem Passional, und zwar unter Benutzung der Originalstöcke, fanden dann noch Verwendung zur Illustration anderer Druckschriften des 16. Jahrhunderts. In welchem Umfange das geschehen ist, läßt sich nur äußerst schwierig ermitteln. Uns sind bisher zwei Fälle dieser Art bekannt geworden.

 

 

 

a) Bild 18 (Der Papst, von Kardinälen und Bischöfen begleitet, reitet der Hölle entgegen) kehrt wieder auf der Titelrückseite der Schrift: “Eyn Clag vnd bitt der deutschē || Nation an den almechtigen || gott vmb erloßūg auß || dem gefencknis des || Antichrist. ||” 4 Blätter in Quart, ohne Ort und Jahr (Wittenberg, 1521).

      Vorhanden z. B. in der Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode. Vgl. Neuer litter. Anzeiger 1807 Sp. 224.

 

b) Bild 13 (Christus lehrend und die Kinder segnend) begegnet uns wieder in “Kirchen Agenda, || ... || Fuer die Prediger in der Graff, vnd || Herrschafft Mansfeld. || ... || M. D. LXXX. ||” In Quart. Eisleben, Urban Gaubisch. Das Bild auf Blatt 16a. Der Holzstock ist schon sehr abgenutzt und schmierig geworden.

Vorhanden z. B. in Kiel, Universitäts-Bibliothek.

Unserm Abdruck liegt A zu Grunde; wo von ihm abgewichen wurde, ist das angemerkt. Außerdem sind die Lesarten von B einschließlich der sprachlichen und aus dem sehr selbständig verfahrenden Nachdruck C sämtliche Textveränderungen, Sprachliches nur in Auswahl angemerkt.2 Ferner ist an der betreffenden Stelle eine

 

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Beschreibung der vier von C eingeschalteten Bilder (s. o.) gegeben und sind die dazu gefertigten neuen Unterschriften mitgetheilt. Aus der lat. Ausgabe A sind alle irgend von dem deutschen Texte abweichenden Stellen angeführt. Die Anmerkungen beschränken sich darauf, die Citate aus dem kanonischen Rechte in der heute üblichen Citationsform mit Hinweis anf die Friedbergsche Ausgabe des Corpus iuris canonici zu geben und außerdem auf Stellen in den vorangegangenen Schriften Luthers hinzuweisen, welche im Passional anklingen.

 

Weil aber im Passional Text und Bilder ein Ganzes bilden, der Text ohne die Bilder nichts ist, bringen wir als Beigabe zu diesem Bande auch ein vollständiges Facsimile der Ausgabe A, sowie eine Reproduktion des Ersatzbildes der zweiten Wittenberger Ausgabe B.

 

 

 

D. G. Kawerau.

 

 

 

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Passional Christi und Antichristi. 1521.

 

1521

 

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Erstes Bild.

[1] Christus.

 [ 1 Christus fehlt in C, so auch bei allen folgenden Bildern 2 wudren B        jn C        zů eim koenig C 3 uff ein C        er allein] allein C 4 nit B        koennig C        herschen C 5 genediche C]

 

 

[2] Do Jhesus innen wardt, das sie kommen wurden und yhnen tzum konig [3] [Joh. 6, 15.] machen, ist er abermals uffin bergk geflohen, er allein. Johan. 6. Mein [4] [Joh. 18, 36.] reich ist nicht von dißer welt. Joh. 18. Die konnige der welt hirschen [5] yr, und die gewaldt haben, werden gnedige hern genandt, yr aber nicht [6] alßo, ßonder der do grosser ist unther euch, sall sich nydern, als der weniger. [7] [Luc. 22, 25, 26.] Luce 22.1

 

 

 

 

 

Zweites Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt in C, so auch bei allen folgenden Bildern 2 obirkeyt B        keyserthumb B 3 uß unserem C        keysertumbs B        ßo — vorledigt] so das ledig stodt C 5 geystlichē ABC 6 keyser B        erhebt B jrhebet C 8 verachten C

2 Nos eam [l. ea] ex superioritate quam ab Imperio non est dubium nos habere A 6 prius praedixit: Venturos pseudoprophetas dominationem contemnentes A]

 

 

[2] Auß obirkayt, die wir sonder tzweyffell tzum keyßerthumb haben, und auß [3] unßer gewalt, seynt wir des keyßertumbs, ßo sich das vorledigt, ein rechter [4] erbe, cle. pastoralis ad fi. de sen. et re iudi.1 Summa summarum. Nichts [5] anders ist in des Bapsts geystlichen rechte tzu finden, dan das es seynen abgot [6] und Antichrist2 ubir alle keyßer, koenig und fursten irhebet, als Petrus vorgesagt [7] hat: ‘Es werden kommen unvorschambte Bischoff, die die weltlich herschafft [8] [2. Petr. 2, 1. 10.] werden vorachten.’ 2. Pet. 2.

 

 

 

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Drittes Bild.

Christus.

 [ 2 ein kron C        doerner B dornen C        uff C 3 haupt getruckt C        darnoch C]

 

 

[1] Die soldner haben geflochten eyne kronen von doernen und auff sein [2] heubt gedruckt, darnach mit eynem purper kleydt haben sie yn bekleydet. [3] [Joh. 19, 2.] Johan. 19.

 

 

 

 

 

Viertes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt B 2 2 gezyrd, und allen C 3 purpur BC 4 cxvi. AC 116 B 5 zů enthalten C        erdicht widder B 6 bruchlich C 7 soelche C

2 coronam Imperialem: Phrygium: chlamydem purpuream: tunicam coccineam: et imperialia indumenta et sceptra A 5 historias et annales A]

 

 

[2] Der Keyser Constantinus hat uns die keyserlich krone, getzirde, allen [3] andern geschmuck in massen, wie yhn der keyser tregt, purper cleyt, alle andere [4] cleyder und scepter zutragen und tzubrauchen geben. c. Constantinus xcvi. dis.1 [5] Solche luegen haben sie yre tyranney tzu erhalten erticht wyder alle historien [6] und kuntschafft, dan es ist nit brauchlich geweßen den Romischen Keysern ein [7] solche krone tzutragen.

 

 

 

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Fünftes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 eüwer fueß hab C        eüwer C 3 under C        fueß C 4 thon C 5 nit C 6 yhn B 7 seind C

7 A lässt die Angabe der Bibelstelle fort]

 

 

[2] Szo ich ewre fueße habe gewaschen, der ich ewir herr und meyster bin, [3] vill mehr solt yr einander unter euch die fuße waschen. Hiemit habe ich euch [4] ein antzeygung und beyspiel geben, wie ich ym than habe, alßo solt ir hinfur [5] auch thuen. Warlich warlich sage ich euch, der knecht ist nicht mehr dan [6] seyn herre, ßo ist auch nicht der geschickte botte mehr, dan der yn gesandt [7] [Joh. 13, 14 –17.] hat. Wist yr das? Selig seyt yr, ßo yr das thuen werdent. Johan. 13.

 

 

 

 

 

Sechstes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 2/3 Der Bapst fleisßt sich etlicher tyrannen vnd haeydinischer fürsten misßbruch nach zů folgen, die ire fueß zů küssen dar reichen, damit es C        kueßen B 4 dißer B 6 Ditz kussens] Soellichs küssens C        unuerschempt C 7 sumus C]

 

 

[2] Der Babst mast sich an itzlichen Tyrannen und heydnischen fursten, ßo [3] yre fueß den leuten tzu kußen dar gereicht, nach tzuvolgen1, damit es waer [4] werde das geschrieben ist: ‘Wilcher dießer bestien bilde nicht anbettet, sall [5] [Offenb. 13, 15.] getoedt werden’ Apocalip. 13.

 

[6] Ditz kussens darff sich der Bapst yn seynen decretalen unvorschembt [7] ruemen. c. cum olim de pri. cle. Si summus pon. de sen. excom.2

 

 

 

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Siebentes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 moer C        deinen B        hamen] angel C        unnd den ersten C 3 darinnen C        gulden] müntz pfennig C 3/4 gib — vor] gib für C 5 oberkeyt C 6 tzu steht B 6/7 ad Romanus B]

 

 

[2] Gehe hyn tzum mehr und laß yn dynen hamen, dem ersten fisch, der sich [3] uff wirfft, thue das mauel auff, dorinnen wirstu finden einen gulden, den gib [4] [Matth. 17, 27.] tzu tzoll vor mich und dich. Mat. 17.

 

[5] Gebt der obirkeyt, die das schwerdt yn iren henden hat, seyne gebuere, [6] den tzinß, wem der tzinß tzustehet, den tzoll, dem er geburdt. Paul. ad [7] [Röm. 13, 4. 6. 7.] Roma. 13.

 

 

 

 

 

Achtes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt B 4 oder C 5 interdictis BC 6 bezalen C        erlaubnüß C 7 zerrissen C 8 decretal C

2 Decernimus [fehlt: non licere iis] qui Iurisdictionem temporalem obtinent A 3 Ecclesiis vel personis ecclesiasticis A 4 pro domibus, praediis vel quibuscunque possessionibus A 5/6 des gleychen — erleubnis fehlt A 8 impiarum et Antichristianarum decretalium A]

 

 

[2] Wir setzen und ordnen, das den mit nicht getzimen sall, ßo den weltlichen [3] gerichts tzwangk haben, stewir und schoß den geystlichen personen ufftzulegen [4] ader den tzu forderen von yren hewßern und allen andern guttern, [5] bey der puß des schweren bans und interdicts, des gleychen sollen die geystlichen [6] dieße alle nicht tzalen sonder unßer erleubnis, c. i. de immunit. eccle. [7] li. vi.1 Alßo hat der Bapst gots gebott durch seyne gebott tzurissen, welchs [8] seyner unchristlichen decretael eynigs werck ist.

 

 

 

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Neuntes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 Christus aber B        Christus — yn] Wye wol Christus jn C 3 —5 geewsert — todt] genydert, und by den armen krancken menschen gewondt, sich selbs gedemyetigt und gehorsam gesein untz in todt. C 3 genydert B]

 

 

[2] Christus ab er wol yn der gotlichen form war, dennoch hat er sich des [3] geewsert, sich gnydert und geberdet wie eyn knecht, gleich den andern menschen [4] antzusehen und befundenn eyn mensch, der sich gedemuetiget hat. Unnd ist gehorsam [5] [Phil. 2, 6 –8.] geweßen biß ynn den todt. Philippenses 2.

 

 

 

 

 

Zehntes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 2 tzu B        zů vil, dz C 3 gedeyet B        yhm B demuetiget, würt gern im regiment veracht C 5 Also — glosa] Glosa spricht C        narren und unverstendigen C        dz ist so vill, C 6 streng C        veil B 6/7 ßo — uns] so halten sie unser mandat und verbott jnn forcht C

2 dum enim nimium servatur humilitas, regendi frangitur autoritas A]

 

 

[2] Der bapst meynt, es sey seynen ehren tzue nahe, das er sich demuetige, [3] dann der sich tzu fast demuetiget, gedeyget ym ynn dem regiment tzuvorachtung. [4] c. quando 86. distinc.1

 

[5] Alßo sagt die glosa: ‘das ist waer bey denn narrenn’2, das ist, ßo vil [6] mann muß gestreng ubir die deutschenn narren3 regiren, ßo halten sie vill [7] von uns.

 

 

 

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Elftes Bild.1

[1] Christus.

  [ 3 folge mir noch. C. 5 Creütz C        selbest B        zů der stat C        Calvaria C 6 genant C

2 Ihesus fatigatus ex itinere sedebat sic supra fontem. A Iohan. XIX. A]

 

 

[2] [Joh. 4, 6.] Als Jhesus ist ein weytten wegk gangen, ist er mued worden. Johan. 4. [3] Der mir wil nach volgen, der nem seyn Creutz uff sich und volge mir. [4] [Matth. 16, 24.] Mathei 16.

 

[5] Er hatt ym seyn Creutze selbst getragen und ist tzu der stell, die Calvarie [6] [Joh. 19, 17.] gnant wirdt, gangen. 19.

 

 

 

 

 

Zwöfstes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 3 dir Bapst A 4 vormaladeyet AB vermaladeyet C 4/5 gibt. Also tregt nun der C 5 das jn die getaufften C 6 mussen B

5 ut baptisati Christiani cogantur eum humeris suis portare. A]

 

 

[2] Das capittel ‘Si quis suadente’1 und dergleychen tzeygt gnug an, wie [3] gerne der Bapst das creutz der wyder wertigkeyt duldet, so er alle die ihenen, [4] die hand and die pfaffen an legen, vormaledeyet und dem teuffel gibt.2 Und [5] alßo ouch tregt der Bapst das creutz, das ynnen getauffte Christen uff yren [6] achsselen tragen muessen.3

 

 

 

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Dreizehntes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 muß auch B 3 Sinagogen B

2 Et erat predicans A (nach Vulg.)]

 

 

[2] Ich mueß ouch andern stetenn predigen das reych gots, dan ich von des [3] wegen gesandt byn und hab gepredigt yn den Synagogen durch Gallileam. [4] [Luc. 4, 43. 44.] Luce 4.

 

 

 

 

 

Vierzehntes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt B 2 geschicht BC 2 —5 Es geschicht offt, das die Bischoeff uß geschefft jrer herlicheit, pomp, kryeg und ander zůfaell, sich des predigen entschlagen muessen. Dan so moegen sye C 4 moegen B        peedigens A        bistumb B 5 moegen B        für C        cerera A 6 synd C 7 vētris. 3. und A 8 gůt B

2 propter suas occupationes multiplices, vel invalitudines corporales, aut hostiles incursus, aut occasiones alias, ne dicamus defectum scientiae, quod in eis reprobandum est omnino A 7 Venite sumamus vinum et impleamur ebrietate, et erit sicut hodie sic et cras, et multo amplius A (nach Vulg.)]

 

 

[2] Es geschiecht offt, das die Bischoff mit vielen hendeln beladen seyn unnd [3] von wegen Irer fhedenn, auch tzun tzeytten konnen sies nit, das dan nit seyn [4] soll, mogen des predigens nit gewarten, ßonderlich wan yre bisthumb groß [5] seint, dan mogen sie andere vor sich bestellen, die do predigen c. Inter cetera [6] de offi. ordina.1 Das seynd die bischoff, die yres ordenlichen ampts vergessen, [7] sint warden animalia ventris, und sprechen: ‘kommet und last uns schlemmen [8] [Jes. 56, 12.] und temmen und alßo fur und fur gut leben haben’. Esai. 56.

 

 

 

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Funfzehntes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 gruben B 3 fůn C        haupt C        ob C 4 unser C        armuet B

5 Scitis gratiam domini nostri Ihesu Christi, quoniam etc. (wörtlich nach Vulg.) A]

 

 

[2] Die fuchß haben yre grueben und die fogell der lufft ire nester, Aber [3] [Luc. 9, 58.] der son des menschen hat nicht, do er sein heubt legte. Lu. 9. Dießer ab er [4] wol reich war, dennoch umb unsert willen ist er arm worden, und seyn armut [5] [2. Cor. 8, 9.] hat uns reych gemacht. 2. Cor. 8.

 

 

 

 

 

Sechszehntes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt AB 4 soll C 4/5 etwandt AB entwendt C 5 gutt B        dißem B 6 adder vordirbet B oder verdribt [sic], der wirt C 7 auch B 8 gut B        ob schon BC        darubir B darüber C

2 Absolvimus ab omnibus iuramentis et ne illa serventur vetuimus tam Archiepiscopum Trevirensem, quam eius prepositum et omnes qui tunc temporis capti se illis quoquomodo obligaverunt etc. hoc in mandatis damus, ut spirituali simul et materiali gladio tamdiu malignos illos eorumque fautores insequantur, quousque cum integritate possessiones vel quaecunque res ecclesiastice hoc facto vel quocunque pacto distractae vel direptae sunt, revocentur. A 5 fideliter mortuus fuerit A 7 omni. Novit omnipotens, si quilibet vestrum morietur, quod pro veritate fidei et salvatione patriae et defensione Christianorum mortuus est et ideo ab eo praemium caeleste consequetur. Scilicet hoc est etc. A]

 

 

[2] Wir loßen auff alle eyde, die die geystlichen tzu gefengknis gelobet haben, [3] unnd gebieten, das mann nit allein mit geystlichemm, ßonder auch mit dem [4] weldtlichem schwerdt Ire guetter beschutzen sall, so lang biß das sie yr entwandt [5] guet widder haben 15. q. 6. c. Auctoritatem,1 und der ynn dießem [6] krieck stirbt adir vordirbt, wirdt erlangen das ewig leben 23. q. 5. c. omnium2 [7] et q. 8. c. omni.3 Das heyst ßeyns guts gewiß sein, das mans ouch vor [8] guet acht, ab schoen Christenn bluet dorubir vorgossen wirdt.

 

 

 

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Siebzehntes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 Nim war, dein koenigk C 3 uff eim C        arm und] arm, C 4 todt C

2 Matth. xxi et Iohann. xxi. Sic venit A (dafür fehlt Ioh. 12 am Schlusse)]

 

 

[2] [Matth. 21, 5.] Sich an, dein konigk kompt dir demuetigk uff einem iungen esel. Mathei 21. [3] Alßo ist Christus kommen, reyttendt uffinn frembden esell, arm und sanfftmůtigk, [4] und reydt nicht tzu regiren, ßonder uns allen tzu eynem seligen todte. [5] [Joh. 12, 15.] Johannis 12.

 

 

 

 

 

Achtzehntes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristi AB 2 koennig C        bezeygen C 2/3 uff jren koepffen C 3 c. duo C 5/6 constantinus 10. c. 6. dis. AB 1 constantinus. 96. dis. B2 (der Fehler in AB 1 entstand dadurch, dass in der Handschrift x. c. vi. [= 96] geschrieben gewesen sein wird) 7 fürgesetzt C        ex vag ABC 8 Johannis 22 fehlt C

2 corona in capite A 4 Imperator debet stator eius esse et frenum equi eius tenere, ut pontificalis apex non vilescat A 5/6 96. dist. c. Constantinus A]

 

 

[2] Die geystlichen seint alle konnige, unnd das betzeygt die platten uffim [3] kopffe. duo 12 q. 1.1

 

[4] Der Bapst magk gleych wie der keysser reytten, und der keyßer ist seyn [5] thrabant, uff das bischofflicher wirden gehalt nicht gemindert werde. c. constantinus [6] 96. dis.2

 

[7] Der Bapst ist allen volckern und reychen vorgesatzt ex. vag.3 super [8] gentes Johannis 22.4

 

 

 

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Neunzehntes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 ewern gürteln C 3 auch BC        noch schůch C        Matthei B 4 weder C 5 Wo ist dan̄ Patrimonium und erbgůt Petri.

2 Non peram in via A]

 

 

[2] Ir solt nicht haben golt nach silber, nicht gelt an ewirn gorteln, keyne [3] [Matth. 10, 9. 10] taschen, ouch nit tzwen roeck nach schueh, nach eyn wanderstab. Math. 10.

 

[4] [Apgesch. 3, 6.] Sanct Peter sagt: ‘Ich habe wyder golt nach silber’ act. 3.

 

[5] Ubi ist dan Patrimonium Petri?

 

 

 

 

 

Zwanzigstes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 2 auff B        geringe C        gewycht C 5 on C

2 Episcopi non in castellis neque in modicis civitatibus debent constitui, ne vilescat nomen Episcopi, sed ad honorabilem locum titulandus est et denominandus Episcopus A

5 Sanctorum Canonum statutis consona sanctione decernimus, ut sine titulo facta ordinatio irrita habeatur A]

 

 

[2] Keyn Bischoff sall uff eyn gering und kleyne stadt geweyet werden, [3] ßondern tzu eynem erlichen titell gesatzt und hoch geehret sein. 80. dis. c. [4] Episcopi.1

 

[5] Wir ordnen, das keyne weyhung ane gnugliche vorsorgung krefftig sey. [6] 70. dist. sanctorum.2

 

 

 

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Einundzwanzigstes Bild.

[1] Christus.

 [ 2 sych hie oder do C 4 Alle die eren C 5 Esaie 21 ABC

5 Esaie. XXIX A]

 

 

[2] Das reich gots ist nit yn ewsserlichen geberden, sye hie aber1 do ist [3] [Luc. 17, 20. 21.] Christus, besonder das reich gots ist innerlich yn euch. Lu. 17. Warumb habt [4] ir das gebott gots ubirtretten von menschen gesetz wegen? Alle ehren mich [5] [Matth. 15, 2. 9., Jes. 29, 13.] vorgeblich, die do menschen lere und gebot halten. Mat. 15. Esaie 29.

 

 

 

 

 

Zweiundzwanzigstes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt AB 2 gentzlich C 4 pfrůnden C        münchen C        yr B 5 gutt B 6 gleich als weren C 6/7 kirchen gots C 7 widder B 8 vorlogne B verlogne C

4 coronis A beneficiis, sectis, ordinibus, monachis A 5 Ecclesiam Catholicam A 6 prophani sive laici A 8 ante praedixit: In novissimis temporibus discedent quidam a fide, prohibentium nubere, abstinere a cibis. i. Timo. iiij. A]

 

 

[2] Des Antichrists reich ist gantzlich in ewßerlichem weßen, was sagt des [3] Bapsts recht anders dan ordnung vonn kaseln, cleydern, platten, feyertagen, [4] weyungen, pfreunden, secten, monchen und pfaffen, und nennen sich, yre habe [5] und gutter ‘geystlich guet’, sich allein ‘die christlich kirche’, die pfaffen ‘das [6] außerwelte volck gots’, gleich sam weren die leyen nicht in der kirchen unnd [7] gots, Wyder alle schrifft, ubir das vorbeut er die speyße, ehe, wie dann Paulus [8] vorgesagt hat: ‘Es werden kommen vorlougne geyst und solche ding vorbieten’. [9] [1 Tim. 4, 1. 3.] 1. Timo. 4.

 

 

 

[Seite 712]

 

 

 

 

 

Dreiundzwanzigstes Bild.

[1] Christus.

 [ 1 Christus fehlt AB 2 fundem B        v'keuffer C        schaeff B        tawen C 4 auß dem C        getriben C 5 umkert C        tawen verkofften C

3 quasi flagellum A 5 Auferte ista hinc A]

 

 

[2] Er hat funden ym tempell vorkauffer, schaff, ochßen und tawben, und [3] wechsler sitzen, und hat gleich ein geyssel gemacht von stricken, alle schaeff, [4] ochßen, tauben und wechßler außem tempell trieben, das gelt verschuet, die tzall [5] bredt umkart, und tzu den, die tawben vorkaufften, gesprochen: ‘Hebt euch hin [6] mit dießen! auß meins vatern hauß solt ir nit ein kauff hauß machen’. [7] [Joh. 2, 14 –16., Matth. 10, 8.] Joh. 2. Ir habts umb sunst, darumb gebts umb sunst. Mat. 10. Dein gelt [8] [Apgesch. 8, 20.] sey mit dir yn vordamnuß. Act. 8.

 

 

 

 

 

Vierundzwanzigstes Bild.

[1] Antichristus.

 

 

 

 

[Erster Abschnitt]

[ 1 Antichristus fehlt AB 4 dispensation BC 5 Bisthum BC        loest auff BC 6 zerritzt er dz wider C 8 zuhoeren B hoeren, gleich wie C        niemants B 8/9 sol im dorin reden C

4 Commutat et subvertit A 5 episcopatus, beneficia A 6 sancit iura et rursum eadem pro pecunia rescindit, refert in numerum divorum sanctos sive Canonizat A 8 Et nemini est permissum de sedis Apostolice iudicio iudicare vel retractare A]

 

 

[2] Hie sitzt der Antichrist ym tempell gots und ertzeygt sich alß got, wie [3] [2. Thess. 2, 4., Dan. 11, 36 ff.] Paulus vorkundet 2. Thessal. 2., vorandert alle gotlich ordnung, wie Daniel [4] sagt, unnd untherdruckt die heylig schrifft, vorkeufft dispensacion, Ablas, Pallia, [5] Bisthumb, lehen, erhebt die schetz der erden, Lost uff die ehe, beschwerdt die [6] gewissenn mit seynen gesetzen, Macht recht und umb gelt tzureyst er das, Erhebt [7] heyligen, Benedeyet und maledeyet yns vierde geschlecht und gebewt ßeyn [8] stym tzuhoren gleych wie gots stym c. sic omnis dis. 19.1 und nimants sall [9] ym eynreden 17 q. 4. c. nemini.2

 

 

 

[Seite 713]

 

 

 

 

 

In Ausgabe C [u. D] folgen jetzt die eingeschalteten Bilder: 1.

[ 3 und fehlt C (Vulg. Beatus et sanctus)        sein heil C (Vulg. partem)]

 

 

Wiederholung des neunzehnten Bildes (oben S. 710). Darunter:

 

[1] Machent üch schaetz im himmelreich, do weder schab noch rost, do euch kein [2] [Matth. 6, 20., Offenb. 20, 6.] dieb stilt oder ußgrabt. Matthei 6.

 

[3] Selig ist der und heylig, der sein theil hatt in der ersten ufferstentnüsß. [4] Apoc. 20.

 

 

 

 

 

2.

Vom Hintergrunde her naht sich ein Monstranz tragender Geistlicher, vor ihm der Ministrant mit zwei Klingeln, hinter ihm ein Bischof und zwei Prälaten. Ein Mann fällt vor dem Allerheiligsten auf die Knie. Vorn rechts1 der Papst, das Kreuz auf einem großen Sack aufpflanzend, der die Aufschrift trägt: “vmb gelt ein sack vol ablaß”. Darunter:

 

Wyhrouch, saltz, wyhwasser, esch und den segen teylen uß ryhlich eweren underthonen, und entpfohen dargegen wein, korn, zinß, rendt unnd gült. Verkouffen der heyligen gebeyn, stifften walfarten. Nur das der sack voll werd. Wann die Römisch kirch begert das schoff nit on die woll.

 

 

 

 

 

3.

[ 1 stan̄ (stann oder stand?) C 4 sein feel C]

 

 

Christus mit dem Schäflein auf den Schultern unter einem Baume, zu seiner Linken nahen sich Bittende; unten zwei kleine Schafe. Darunter:

 

Ich binn ein gůtter hyrt, gang meinen schaeflin vor, stand bey inen, weyd sye, setz mein seel für sye. und ob schon der wolff kompt, so verlaß ich sye nit. [Joh. 10, 4. 9. 12.] wann ich nit ir tagloener binn. Joh. 10. Groesser lyebe hat niemant, dann so [Joh. 15, 13.] einer sein seel für seine freünd setzt. Joh. 15.

 

 

 

 

 

4.

Der Papst als Wolf in ein Haus tretend, in welchem ein Bauer gebunden auf einem Tische liegt, den Geistliche und Mönche, Menschenknochen in den Händen tragend, umgeben. Der Gebundene speit all sein Geld von sich. Darunter:

 

[Matth. 7, 15.] Habent acht uff die falschen propheten, bekleidt mit schoffwoll, von inen zuckend woelff. Lond uns den armen drucken, quetschen, toedten und fressen, im [Matth. 23, 4.] grosse bürdy ufflegen, die wier nit mit eim finger anruerten. Der buren verderbnüsß unser herrlicheit.

 

 

 

[Seite 714]

 

 

 

 

 

Fünfundzwanzigstes Bild.

[1] Christrus.

 [ 1 Christus fehlt AB1 2 uffgehaben C 4 geen himmel C 6 wo C

6 me sequatur A]

 

 

[2] In yren ansehen ist er auffgehaben, und die wolcken haben ynn hinwegk [3] genommen von yren ougen. Dißer Jesus, der von euch yn himmel auffgenommen [4] ist, wirdt alßo wyder kommen, wie yr ynn gesehen habt tzu himmel [5] [Apgesch. 1, 9. 11., Luc. 1, 33.] fharen. Act. 1. Seyn reych hat keyn ende. Luce 1. Wer do mir dient, der [6] wird mir nach volgen, und wu ich bin, do wirt meyn diener ouch ßeyn. [7] [Joh. 12, 26.] Johan. 12.

 

 

 

 

 

Sechsundzwanzigstes Bild.

[1] Antichristus.

 [ 1 Antichristus fehlt AB1 3 verfürt C 4 angebet haben, und sint C        tieffe C 5 uff dem C 6 offenbor C

2 bestia et cum eo [so] pseudopropheta et qui fecit A 4 ignis et ardentis sulphuris A (sonst nach Vulg.)]

 

 

[2] Es ist ergriffen die Bestia und mit yr der falsch prophet, der durch sie [3] tzeychen than hat, do mit er vorfurdt hat die ßo ßeyn tzeychen von yme genommen [4] und sein bildt angebet, ßeynt versenckt yn die teuffe des fewirs und [5] schweffels und seynd getodt mit dem schwerdt des, der do reydt uffim weyssen [6] [Offenb. 19, 20. 21.] pferdt, das auß seynem mauel gehet. Apocal: 19. Danne wirdt offenbar [7] werden der schalckhafftige, denn wirdt der herr Jesus toeten mit dem atem [8] ßeyns mundts, und wirdt yn sturtzen durch die glori ßeyner tzukunfft. 2. ad [9] [2. Thess. 2, 8.] Tessa: 2.

 

 

 

[Seite 715]

 

[ 1 Beschlusß und schirmred diß buechlins. Seyt ein jetzlich C        itzlich B        buch B 2 begreyff C 4 widder B 5 Bepstlichem B Bepstlichen geystlchen C 6 tzimlich B        auch B 9/10 Statt der Schlussworte hat C:

 

Ir frommen Christen habt gedult

      Und gebt nit frevel mir die schult,

Als hett ich selb diß bůch erdicht:

      Christus und bapst seind zsammen gricht.

Verhoeren beyder recht und leer

      Und bsehen baepstlich widerweer,

Ob er nit sey der Antichrist,

      Der gaentzlich Christo wider ist.

Das man dem sündfluß mich entzuckt

      Bin ich in Noes arch getruckt.

 

 

5 non solum tanquam licita, sed etiam tanquam Leges et canones inveniantur A 6 Est autem hic libellus hoc potissimum nomine editus, tantum ad notificandum breviter fundamentum spiritualis carnalis iuris, precipue pro communi et publica utilitate totius Christiani orbis. Haec aequi bonique consulite, Brevi meliora sequentur A]

 

 

[1] Sint eyn ichlich schandt buech und famosus libellus nit mag genendt [2] werden, es begreyfft dan yn sich schandtlich laster und unthate, ßo ist offentlich, [3] das ditz buchle nit mag vor ein schand buch gehalten werden, nach durch [4] die gebot, ßo wyder die schand schrifft außgangen, vorbotten seyn, dieweyl [5] alles das hirinnen steht, Inn dem Bebstlichem geistliche rechte nit allein alls [6] tzimliche dingk, sonder ouch als gesetze tzu befinden, unnd ist vornemlich außgangen [7] alleyne des geystlichenn fleischlichenn rechts grundt yn eyner summe [8] und kurtzlich antzutzeygen, gemeynem nutz der Christenheyt forderlich tzu guthe.

 

Nembt alßo vorgut:

Es wirdt baldt besser werden.1

 

 

 

 

 

[Seite 716]

 

 

 

 

 

Luthers Handschrift von Ein Urtheil der Theologen zu Paris u. s. w. 1521.

 

 

(Zu Bd. 8, 255 ff.)

 

 

 

 

 

 

[Einleitung]

 

1893

 

[Seite 716]

Wie bereits oben S. 226 ff. bemerkt worden, enthält der Codex XX C, q, 140 der Stadtbibliothek in Danzig die den Originaldrucken “Von den guten Werken” und “Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers. Ein Gegen- Urtheil D. Luthers. Schutzrede Philippi Melanchthon wider dasselbe Parisische Urtheil für D. Luther.” zu Grunde gelegten eigenhändigen Manuskripte Luthers.

 

Indem für die Beschreibung der Handschriften und für die beim Abdruck der Originale befolgten Grundsätze auf die a. a. O. gegebenen Darlegungen verwiesen wird, ist für den nachfolgenden Text der Schrift “Ein Urtheil der Theologen zu Paris” u. s. w. nur noch besonders anzumerken, daß an den Stellen, wo in dem Manuskript die Bogenbezeichnungen fehlen, neben den eckigen noch runde Klammern eingesetzt siud, und daß die von dem Reformator herrührenden Bemerkungen am rechten und linken Rande seiner Schrift unter dem Text, mit a), b) u. s. w. markirt, ihre Stelle haben. Falls diese Randglossen durch das spätere Beschneiden der Manuskripte (vgl. oben S. 226) Einbuße erlitten haben, und sich aus dem Urdruck nicht ergänzen lassen, sind Punkte anstatt der fehlenden Worttheile eingesetzt.

 

Vgl. D. Martin Luther, Ein Urteil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers. Ein Gegenurteil D. Luthers. Schutzrede Philipp Melanchthons wider dasselbe Parisische Urteil für D. Luther. (1521.) Aus der Originalhandschrift herausgegeben von Lic. Dr. Nicolaus Müller. (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts Nr. 103) Halle a. S. 1892.

 

 

 

Lic. Dr. Nicolaus Müller.

 

 

 

[Seite 717]

 

 

 

 

 

 

 

[1] [(A 1a] Eyn Vrteyl der Theologen ||

[2] zcŭ Pariß Vber die || lere D Lütherß || Eyn Gegen Vrteyl.

[3] D. Lutherß || Schütz rede Philippi Melanchthon || widder

[4] das selb parrisisch || Vrteyl. fur D Luther ||

 

1521

 

[Seite 717] [ 18 sey. 1521. 19 schrifft 21 Sanctus]

 

 

 

 

 

[5] [(A 1b)] D Martinǔs Luther Vorrehde

[6] Auff das1 aüch die deutschen sehen. wie 2 die Theologen nit alleyn ynn [7] deutschen3. ßondernn ynn4 [allen landen]: alß durch eyn gemeyne plage [8] sind5 wansynnig worden. hab ich der von Pariß vrteyl widder mich aüßgangen. [9] selb vordeutscht. geachtet es sey nit nott. geweßen, yhn tzu anttwortten. [10] Szo gar vorblendt seyn sie alle sampt das sie nit kūnen vorstehen Was man [11] von yhn begerdt. Ich hab nit begerd von yhn tzu wissen. was yhr meynǖg [12] sey: wilch ich tzuuor wol gewißt vnnd angefochten hab. Ich frag nach dem [13] grund yhrer meynūg auß der heyligen schrifft. ßo faren die lieben laruen [14] eynher. vnnd an statt. des grunds. tzeygen sie an was sie hallten. alß hett [15] das tzuuor niemant gewist. Vnnd geht gleych hietzü. alß wenn ich sie fragt [16] Wo kumpt Pariß her? . vnnd sie anttwortteten myr. Pariß ist eyn stadt. [17] da mit sollt meyner frag geanttworttet seyn. Sind das nit finsterniße die [18] man greyffen mag. ßo weyß ich nit was finsterniße sey.

 

 

 

 

 

[19] [(A 2a)] Der Dechan vnnd doctores der heyligen schriff der vniuersitet tzu Pariß.

[20] allen Christglewbigen. heyl. mit reyner lieb der warheytt

 

 

 

 

[Erster Abschnitt]

[21] S. Paul9 das außerwelete vasß. vnnd Euāgelischer Basaüner vnnd lerer [22] der heyden. da er seynen junger Timotheum vnterrichtet. das er sich sollt [23] ertzeygen [fur] Gotte. eynen werckman. der sich seyniß wercks nit schemen [24] durfft ßondernn bewerdt were..6 vormanet er yhn er sollt meyden vngeystliche [25] vnnd vn nütze geschwetz darumb das die selben fast7 helffen tzu dem8 gottloßzen [26] weßen. Denn wo sie eyn mal gefasset werden ßo kreucht die vorgifft [27] weytter. vnnd9 die frisscheytt der christlichen lere vortirbt. Seyntemal die [28] lere der ketzer.10 wo sie ettwa. die hertzen der eyn felltigen eyn nympt. ßo [29] durchgeüsst sie sich alltzeytt weytter vnnd durch betriegliche vorwicklung des [30] yrthumß gleych alß durch eyn11 tzehen12 vogel leym sie eyn wicklet. vnnd

 

[Seite 718]

 

[ 17 pestilentzischt 29 Hierzu am Rande: Merck der gutter dißes lebens 36 auffrechten]

 

[1] mit der tzeytt. von der warheytt stortzt. ynn altzu grosses vngottlichs weßen. [2] Vnnd gleych wie1 die seüche der krebß genant. schleycht sie. Wilcher. ßo er [3] eyn lebenden leyb ergreyfft: horet er nit auff: ymer das nehst dabey eyn[tzü] [4] nemen: biß er yhn gar vorterbet. Dießer ding kan man leychtlich [5] [(A 2b)] viel exempel ertzelen. Denn da die Christliche kirch2 die brawt [6] Christi. noch jung war. vnnd anhub tzu blühen: erhuben sich lugenhafftige [7] menner vnnd gottloße. wilche von der warheyt außgefallenn yhrn glawben [8] vmbstortzen yhn furnamen. alß da waren. Hermogenes. Philetus. Hymene9. [9] Vnnd nach yhnen3 Ebion. Marcion: Apelles. dar nach. Sabellius. Arrius [10] Manicheus.. Da sie aber allt worden ist. vnnd itzt hartt vor vnßern̄n̄ tzeytten. [11] Valdo. Vigleff. Johannes Huß Alßo auch tzu vnßern̄n̄ tzeytten: von dem [12] selben4 der otterschlangen geschlecht: sind auffgangen: leyder. boße kinder.. [13] die der schonen mutter. die widder fleck noch runtzelln hatt, yhr band der [14] eynickeytt. vilspelltig tzu reyssen. sich mühen: Warlich sie sind gleych den jungen [15] otterschlangen. Denn gleych wie die selben: yhrer mutter leyb tzu fressen. [16] vnnd gehen nit erauß. biß sie die mutter todtet haben. . Alßo diße auch: [17] durch5 todlich yhrer lere6 vnnd pestilentzisch vorgifft. vnnd manicher ley [18] frucht yhr newen fundle: eben da mit sie7 [yhrer mutter der kirchen.] helffen [19] vnnd sie ehren. geachtet werd.: so todten sie die selben viel mehr. ßo viel ynn [20] yhnen ist.. wie wol sie vntodlich ist. Vnnd ob sie wol sind. der magd vnnd [21] vnehliche kinder. ia des teuffells getzichte: leyden sie doch nit die freyen ehlichen [22] kinder der mutter der kirchen biß das sie die selben. mit yhren gifftigen leren [23] vorgifftigen vnnd vorlipten pfeylen8 durch quellen. Thun nür vleyß. wie [24] sie9 die schonheytt [vnnd tzierde] der mütter beflecken [(A 3a)] vnnd vorsehren. [25] Wilcher angesicht doch alltzeytt ist vnnd bleybt voller gunst. vnnd [26] aller schonester gschmück Denn sie ist. alß eyn kunygynn die da stett tzu der [27] rechten. yhrß brewdgamß. ynn eynem gulden kleyde vmbgeben mit bündwerck. [28] der gesetz. der cerimonien der sacramenten. vnnd aller guter. die tzu dißem [29] vnnd dem ewigen leben nutz sind: Derhalben horen sie nit auff. die selben [30] tzureyssen. mit yhren10 vollgifftigem schreyben vnnd reden.. vnnd nach müglichem [31] vleyß die selben tzuuorstellen. erbeytten

 

[32] Vnter wilchen ist eyner. wol der vor nehmist genant Martinüs Lüther: [33] ßo viel man auß vielen seyner schrifften. die vnter seynem namen aüßgangen [34] sind:11 abnehmen mag. ßo anderß dem Tittel tzu glewben ist. Der selb: [35] gleych, dem vbirtretter Ahiel: wilcher die statt Jericho widderbawet: widder12 [36] die vorpannǖg Josuȩ. will er auch widder auffrichten der vor genanten

 

[Seite 719]

 

[ 4 Hierzu am Rande: Eyn große sund widder vniuersiteten handlen. 12 bezwungen 13 vbirwunden 18 wenn 26 geystlicheytt] geschicklicheit 30 O wie bis Dechan... fehlt]

 

[1] ketzer lere. datzu new erfunden: Vnnd die weyl er nit hatt gelerntt. messiglich [2] weyß tzu seyn..1 [vormist] er alleyn. mehr tzu wissen. denn alle ander. die [3] ynn der kirchen sinda ) vnnd geweßen sind.. Denn er ist ßo kün geweßen das [4] er seyn dunckel hatt furgesetzt allen vniuersiteten2 datzu vorachtet er der allten [5] vnnd heyligen3 lerer der kirchen spruche vnnd [das er den hauffen seyneß [6] vngotlichen weßens mehre] die satzüng der heyligen Concili . meynett er4 [7] lahm tzu machen. gerad alß hett Gott alleyn eynem Luther furbehallten. die [8] ding. die den glewbigen tzür selickeytt nod sind. [wilche die kirche ynn vorigen [9] tzeytenn nit hette gewist] Vnnd5 gerad alß hette [(A 3b)] Christus seyne [10] brawd biß auff dieße tzeytt. ynn finsterniß vnnd blindheytt der yrthum vorlassen b ) [11] O eyn gottloße vnnd vnuorschampte vormessenheytt.6 die man mit [12] kercker. bann. ia [mit] fewr vnnd flammen sollt betzwingen. mehr den mit [13] vornǖfft vbir windenn

 

[14] Ists nit war. das der alßo hellt vnnd schreybt. der vorleügt die hewbtstück [15] des Christen glawbenß? vnnd bekennet offentlich.7 eyn gottloß weßen? [16] Ists nit war, er bekennett sich selb eyn gottloßen vnnd vnglewbigen der dem [17] gemeynen glawben: den heyligen lerern der kirchen: vnnd den heyligen [18] Conciliis. tzu glewben. wegert Wem wollt der glewben. der do vorsagt tzu [19] glewben der Christlichen kirchen?.c ) Odder wie mag man yhn fur Christlich [20] achten. der die kirche nit horet? Szo doch auß dem münd der warheytt [21] gesagt ist. Horet er die kirchen nit. ßo sey er dyr. wie eyn heyd vnnd [22] publican.

 

[23] Aber das ist eyn eygentliche vnsynnickeytt der ketzerd ) das sie die schrifft [24] tzwingen nach yhrem willen: vnnd meynen sie habenß alleyn. sie8 wandlen [25] alleyn. nach dem lauttern Euāgelio.: sie werden alleyn selig werd vnnd die [26] sie mit sich ynn falscher geystlicheytt vorfuren vnnd wollen keyniß lererß. wie [27] heylig odder geleret er sey9 ia auch nit der kirchenn spruch odder beschluß an [28] nehmen. widder yhren vorstand. den sie yhn ynn der schrifft eyn mal haben [29] furgesetzt. Das bewerdt der vnsynnige Montanus. mit seyner Prisca vnnd

 

[Seite 720]

 

[ 6 iunge 11 ioch 27 er] yhr]

 

[1] maximilla: der do [(A 4a)] glewbt auffs aller1 vnchristlichst. die tzukunfft. [2] des heyligen geysts. were ynn yhm erfullet. mehr denn ynn den Apostelln.2 [3] desselben gleychen der vnchristlich Maniche9 der dürch eyttelkeytt des lucifers [4] vorfurtt, ßo gar tzü eynem narrn wartt. das er sich den heyligen geyst [5] nennet. der von Chrō gesand were. Alßo auch Secündinüs des selben [6] Manichei junger.3 wilcher frey sagen dorfft. Augustin vnnd andere Christlichen [7] yrretten. vnnd gab gleych eyn mittleyden fur. vbir Augustino vnnd [8] schreyb. Er wiste nit tzü finden Was er sollt fur des ewigen richterß stull [9] anttwortten. ßo er Manicheüm vorließe. Sulchs ist die weyße der ketzera ) [10] Aber die weyl sie die kirchen nit wollen horen. vnnd gestatten nit. das sie [11] yhren halß vntergeben, dem senfften4 jüch. der Christlichen tzuchtigung. darumb. [12] durch triegerey. der lugenhafftigen vnnd yrrigen geyster fallen sie ynn [13] offentliche yrthümb. vnnd an statt des glawbenß leren sie5 vorfluchte lesterunge

 

[14] Wilchs allß beweyßett. klerer denn das liecht der luther odder Wer der [15] meyster ist. solcher bucher die vnter seynem namen sind außgangen: Wilcher [16] die weyl er der kirchen vnnd der heyligen veter. seligen lere vor acht. ist er [17] eyn ertzketzer worden. vnnd eyn vollgifftiger6 ernewer der allten ketzereyen. [18] Denn Wo er von dem freyen willen leret. da folget er den [(A 4b)] Manicheis. [19] In der rewe der sund vnnd was tzuuor geschicht. folget er den hussiten:. [20] ynn der beycht. den wicklefisten, ynn den tzehen gepotten: den Begarden: ynn [21] der straff der ketzer: den Catharen: ynn den freyheytten der kirchhewßer vnnd [22] Euāgelischen redten. den Valdensen vnnd Behmen. ynn dem eyd. stympt er [23] mit den ketzern̄. die sich auffwerffen. von dem orden der Apostelln ynn dem [24] hallten der7 Cerimonien des allten gesetzs. nehet er tzu der ketzerey der Ebioniten: [25] Datzu8 von der sacramētischen absolütion: gnugthüüng: bereyttung [26] tzum sachrn̄t des altarß.. von den sunden, von den peynen des fegfewrß. von [27] den gemeynen Conciliis. seet er yrthumb. die nit tzu leyden sind. vnnd9 sihet [28] nit auff die schrifft. ßondern̄n̄ vorkeret sie. Auch von den berümpten satzung. [29] der philosophia: der er vnwissend ist. redt er vbel: gleych allß auch von der [30] Christlichen kirchen gewallt vnnd dem ablaß: viel boßes

 

[31] Vbir das ist yhm nit gnug geweßen solch pestilentisch lere aüß tzu [32] speyen. hatt auch eyn buch lassen auß gehen. ist der titell recht. das er hatt [33] genennet. Von der Babylonischen gefengniß. das ist ßo von mancherley [34] yrthum voll. das es billich mocht vorgleicht werd dem Alkorano: In dem [35] selben: strebt er mit allen krefften seyniß hertzen. erwidder tzu bringen an den

 

[Seite 721]

 

[ 17/18 williglich 33 gesetzs 35 schrifft dunckt]

 

[1] tag vnnd auff tzu wecken. die allten ketzereyen. die1 außgelesscht. vnnd grundlich [2] außgewurtzellt sind. das [b 1a] nit eyn steyg odder tzeychen mehr da war. [3] ßonderlich ynn den2 stucken. die die3 sacrament der kirchen betreffen. Der [4] selb schreyber. er sey wer er wolle Szo ist er der kirchen Christi. eyn schedlicher [5] feynd vnnd der allten lesterungen eyn vorfluchter widder bringer. Denn [6] ynn dem selben buch. durch den selben tichter werden.4 angenōmen.. gelobt [7] vnnd erhaben. die vnsynnigen yrthum: der behemen. der Albigen der Valdenser [8] der Heracleoniten. der Pepücianer. der Erianer. der Lamperianer. der Joüinianisten. [9] der Artotyriten: vnnd ander der gleychen wüsten grewela )

 

[10] Darumb haben wyr erkent. es gepur vnßerm standt mit gantzem vormugen [11] begegnen solchen [gifftigen] wachßenden yrthumen: die teglich mehr [12] vnnd mehr tzu nehmen. vnnd haben wollen eroffen klerlich. was vnß dunckt [13] vbir dißer lere.b ) vnnd vnßere meynǖg daruber. allen Christen vorkundigen. [14] auff das nit. (da gott fur sey.) die5 lengist vorstossene. manichfeltige vnchristliche [15] lere weytter krieche. ßo viel an vnß ist, vnnd das die betrugliche lere. [16] von dem Vater der lugen auffgangen nit vorgifftige das glewbige volck gottʃ. [17] Szo haben wyr vleyssig durch vnß erforschet: vnnd wol bedechtig vnnd volliglich [18] vorsucht alle die lere. des luthers namen tzu geschrieben. vnnd haben gewißlich [19] er fundenn vnnd geurteyllet. das sie voll sey vorfluchter yrthum [20] ßonderlich ynn6 den stücken ßo7 den glawben vnnd sitten betreffen. Vnnd [21] ist dem eynfeltigen volck vorfurlich [b 1b] vnnd den lerern vnerbietlich. vnnd [22] der Christlichen gewallt vnnd gantzen orden vbir vnnd nyder stenden der geystlichen. [23] vnchristlich abbrüchig: offentlich tzwyspalltig: der heyligen schrifft entgegen: [24] vnnd der selben8 [vorkerig]. vnnd lesterig ynn den heyligenc ) geyst. [25] Darumb schetzen wyr sie schedlich der Christlichen gemeyn: gantz tzuuortilgen. [26] vnnd offentlich den rachgyrigen flāmen tzu befelhen: Vnnd9 den tichter. tzu [27] offentlichem widderspruch durch alle rechtliche mittel tzu treyben

 

[28] Auff das aber das allis [deste] klerlicher yderman kund werde. haben [29] wyr ettlich artickel auß den selben schrifften10 ynn eyn ordnüg gestellet. vnnd [30] vnßer vrteyl daneben gesetzt. haben darynnen gefolgett vnßerer vorfarn weyße: [31] wilcher ist nit frembd. von der weyß die die Apostel gehallten haben. tzu [32] ortternn:d ) Den̄n̄ da yhn furgelegt wartt. eyn frag. von halltung der cerimonien [33] des alten gesetzts: haben sie mit wenig wortten außgedruckt. was sie

 

[Seite 722]

 

[1] hielten. vnnd haben keyn vrsach antzeygt schrifftlich, warumb sie ßo hielten: [2] Wilche weyße.1 tzu orttern auch die gemeynen Concilia pflegen tzu hallten.a ) [3] Was aber fur Materien von vnß erkantt seyn: ßonderlich die wyr itzt aüß [4] lassenn furgenūmen: Werden ertzeygt. ynn folgendem register2 nach dem sie3 [5] tzu sāmen gehorenn4

 

 

[6] [b (2a)] Eyn register der Materien auß manchen buchern lutherß außgetzogen.

[7] durch die Theologen tzu pariß Vnnd tzum ersten auß dem buch Von der

[8] Babylonisschen gefengniß

 

 

[9] Von den sacramenten

[10] Von den satzungenn der kirchen

[11] Von gleycheytt der werck

[12] Von den gelubden

[13] Von dem gottlichen weßen

 

 

 

[14] Materien auß den andern̄ buchernn desselben lutherß getzogen̄

 

 

[15] Von der empfengniß der heyligen hochgelobten Junpfrawen

[16] Von der rew

[17] Von der beycht

[18] Von der Absolution

[19] Von der gnugthǖǖg

[20] Von den ßo tzum sacrament gehen

[21] Von der gewißheytt der gehabten liebe

[22] Von den sunden

[23] Von den gepotten

[24] Von den Euāgelischen redten

[25] Von dem fegfewr

[26] Von den gemeynen Conciliis der kirchen

[27] Von der ketzer straff

[28] Von auffhoren des allten gesetzs

[29] Vom krieg widder die Turcken

[30] Von der freyheytt der geystlichen

[31] Von dem freyen willen

[32] Von der philosophia vnnd schültheologia

 

 

 

[Seite 723]

 

[ 3/4 Die artickel bis kleynen fehlt 5 Martinus 1 6 Pariß. Dießer 9 Martinus 2 10 Pariß. Der 12 Martinus 3 16 Pariß. Eyn 18 Martinus 6 20 Pariß. Dießer 21 Heraclioniten 22 Martinus 7 26 Pariß. Dießer        andern 27 ist fehlt 29 Martinus 8 32 Pariß. Dißer 35 Martinus 9]

 

 

 

[1] [b (2b)] Artickel auß dem buch Luthers. das genennet ist Von der Babylonischen

[2] gefenckniß: gesamlet vnnd durch die Theologen tzu Pariß vor dampt.

 

 

[3] Die artickel sollen mit grossen buchstaben geschrieben werden. vnnd die vordamnǖg

[4] mit kleynen

 

[5] .1. Der Sacrament fündt ist eyn new ding.

 

[6] Dißer artickel:1 weyl er das will. das die sacrn̄t. seyen newlich von [7] menschen erfunden. vnnd nit von Chrō eyngesetzt. ist er. freuel.. vnchristlich [8] vnnd offentlich ketzrisch

 

[9] .2. Das Sacr̄nt der Weyhüng. Weyß die kirch Chr̄i nit.

 

[10] Der artickel ist ketzrisch. vnnd ist eyn yrthum der Armen von Lion. der [11] Albiger vnnd Wiglefisten

 

[12] 3 Alle Christen haben gleychen gewallt ym p̄digen Vnnd iglichem [13] sacrament:

 

[14] 4. Die Schlussel der Kirchen sind allen gemeyn:

 

[15] .5. Alle Christen sind priester:

 

[16] Eyn iglicher dißer dreyer artickel. ist abbrüchig den geystlichen stenden. [17] vnnd ketzrisch. Vnnd ist eyn yrthum der vorgenāten ketzer. auch der Pepücianer

 

[18] .6. Die fermelüng vnnd olüng sint nit sacramēt von Christo [19] eyngesetzt

 

[20] Dißer artickel ist ketzrisch. vnnd am ersten teyl eyn yrthum der Albiger [21] vnnd viglefisten: am andern teyl der heracleoniten

 

[22] 7. Die meß Wirtt geglewbt allenthalben. sie sey eyn opfer [23] [(b 3a)] das gott geopffert werde. daher Christus. Eyn Hostia [24] des alterß genennet ist: Aber das Euāgeliū. leßt die meß nit [25] seyn eyn opffer

 

[26] Dißer artickel.2 an seynem ander teyl: nemlich. das Euāgeliū leßt &c. [27] ist vnchristlich: vnnd lesterig ynn das heylig Euāgeliū. vnnd ketzrisch:3 ßo [28] fernn wyr das worttlin Meß brauchen. wie. S. Gregoriüs

 

[29] 8. Es ist eyn offentlicher yrthüm. das man die Meß tzu [30] teyllet odder opffert fur die sund. fur gnügthǖǖg fur die todten. [31] odder waßerley nodturfft seynß selbs odder der andern̄n̄

 

[32] Dießer artickel ist. widder die Christliche kirche die brawd Christi. honsprech [33] vnnd ketzrisch. Vnnd ist der Erianer ketzer vnnd der Artotyriten yrthum [34] gleych

 

[35] .9. Es ist keyn tzweyffel: das alle priester vnd münch dißer [36] tzeyt. mit Bisschoffen Vnnd allen yhren vbrern4 Abgotterisch

 

[Seite 724]

 

[ 3 Pariß. Dißer        ergerlichst 8 bleyben 9 Martinus 10 11 Pariß. Dießer 12 Martinus 11 14 Pariß. Dießer 16 Mar. 12 18 Pa. Dießer 20 Mar. 13 22 Pariß. Dießer 23 Mar. 14 23/24 wie sie auch] ob sie schon 29 Pa. Dieße 31 Martinus. 16        sacrameut 32 Pariß. Dißer 34 Martinus. 17]

 

[1] sind. vnnd ym ferlichsten stand Wādelln vmb vn vorstand. mißprauch [2] vnnd spott der Messen

 

[3] Dießer artickel ist falsch vnnd aller ergelichst. vnnd honsprech. dem gantzen [4] geystlichen stand: gesetzt vormessicklich vnnd torlich. Vnnd ynn dem er fur [5] gibt: niemant sey ym stand der selickeytt. er vor willige denn sulchen yrthümen [6] stympt er mit1 dem vnglawben der Donatisten. Asciten vnnd Apostolischen. [7] die da. sagten: die Christlich kirch gottʃ. were nür bey yhnen [8] bliebenn̄

 

[9] [(b 3b)] 10 Ich glewb fest. das brott sey Christus leychnam: [10] sagt luther:

 

[11] Dießer glawb2 Lutherß ist vntuchtig. ketzrisch vnnd vortzeytten vordampt

 

[12] 11 Es ist vnchristlich vnnd tyrannisch. den leyen beyde gestallt [13] vorsagen.

 

[14] Dießer artickel ist yrrig: spelltisch: vnchristlich vnnd auß dem vordāpten [15] yrthum der behmen getzogen

 

[16] .12. Die Behmen sollen nit ketzer noch Spelltige genennet [17] werden. ßondernn die Romer

 

[18] Dießer artickel ist falsch:3 den Behmischen vnglawbenn vnchristlich[er] [19] vorteydung. vnnd ist honsprech der Romischen kirchen

 

[20] .13. Die ehe ist nit eyn sacrament Von Gott eyngesetzt. ßondernn [21] Von Menschen ynn der kirchen erfǔndenn

 

[22] Dißer artickel ist ketzrisch vnnd lengist vor dampt

 

[23] 14. Die tzusāmēgebung manß vnnd Weybß hellt wie sie [24] auch widder menschen gesetz geschicht

 

[25] 15 Die priester sind schuldig alle die ehe bestettigen die [26] widder der kirchen odder Bapsts gesetz sind gemacht. darynnen [27] der Bapst mag dispensiernn vnnd die nit ynn der schrifft sind [28] aüßgedruckt

 

[29] Dieße beyde artickel sint falsch. vnnd abbruchig der kirchen gewallt. vnnd [30] kumpt auß dem vordampten yrthum der Valdenser

 

[31] [(b 4a)] 16. Die gantz krafft der sacrament. ist der glawbe

 

[32] Dießer artickel ist abbruchig der macht4 der sacrament des newen [33] testament vnnd ketzrisch

 

[34] .17. Was Wyr glewben das Wyr empfahen. das empfahen [35] Wyr gewiß. der priester odder Sacrn̄t diener thü odder thu nit: [36] schimpff odder heuchle

 

 

 

[Seite 725]

 

[ 1 Pariß. Dißer 3 Martinus. 18 5 Pariß. Dißer 6 Hieronymo 7 Martinus 19 10 Pariß. Dißer 14 Martinus Widder 15 sylben 17 tyrannischen 18 Pariß. Dißer 23 Martinus Die 25 Pariß. Dißer 28 Martinus. 1 30 Pariß. Dißer 32 Wiglefisten        Apostell]

 

 

[1] Dißer artickel1 ist vntuchtig vnnd auß falschem vorstand der schrifft. [2] gesetzt. vnnd ketzrisch

 

[3] .18. Ferlich ia falsch ists. das man wenet die püß sey die [4] ander taffel nach dem schiffbruch

 

[5] Dißer artickel ist freuelich. yrrig vnnd nerrisch gesetzt. vnnd dem heyligen [6] Hierony: der das sagt. vnerbietlich

 

[7] 19 Wer Willig odder gestrafft:. bekennet: gnade bittet [8] vnnd sich bessertt. fur eynem iglichen bruder den tzweyffel ich nit [9] er sey von seynen sunden Absolüiert

 

[10] Dißer artickel. der antzeygt: das die leyen: man vnnd weyb der schlussel [11] gewallt haben: ist falsch. den sacramēten der weyhe vnnd puße. honsprech vnnd [12] ketzrisch. vnnd stympt mit dem yrthum der Valdenser Vnnd Qüītillianer

 

 

 

 

 

[13] Von den satzungen der kirchen̄n̄

[14] [(b 4b)] Widder2 papst Noch Bisschoff. noch yrgent eyn mēsch [15] hatt macht. eyne syllaben. tzu setzen vbir den Christen menschen. [16] Es geschehe denn mit seynem vollwortt. Was anderß geschicht. [17] das geschicht auß eynem tyrannischem geyst

 

[18] Dißer artickel. hyndertt die vnterthanen.3 an pflichtiger vnter werffung [19] vnnd gehorsam. gegen yhr vbern vnnd p̄laten vnnd tzubricht auffrurisch alle [20] menschen gesetz. vnnd ist yrrig ym glawben vnnd sitten. Vnnd ist eyn yrthum [21] der Valdenser. vnnd stympt mit dem yrthüm der Erianer

 

 

 

 

 

[22] Von der gleycheytt der Werck

[23] Die Werck sind nichts fur gott. odder sind alle gleych ßo [24] fernn es die dienst betrifft

 

[25] Dießer artickel ist falsch: vnnd der heyligenn schrifft entgegen vnnd [26] gleychformig dem yrthum der Joüinianista

 

 

 

 

 

[27] Von den gelübden

[28] 1 Es ist tzu radten. das alle gelübd würden aǔff gehaben. [29] odder vormyden

 

[30] Dißer artickel entgegen der lere Chrī vnnd der heyligen Veter4 brauch. [31] die da radten. die gelubde. Vnnd fleust auß dem yrthüm der lamperianer: der [32] Viglefisten vnnd deren. die sich vom Apostoll orden rümeten

 

 

 

[Seite 726]

 

[ 1 Martinus. 2 3 Pariß. Dißer 9 menschen 16 Jungfraw 21 Martinus. 1 24 Pariß. Dißer 25 rechten 27 Martinus. 2 29 Pariß. Dießer 31 Martinus 3 33 Pariß. Dießer]

 

 

[1] 2 Es ist1 bewerlich. das alle gelübd. tzu disser tzeytt nichts [2] tügen denn tzum rüm der werck vnnd vor messenheytt

 

[3] [(b 5a)] Dießer artickel ist falsch. dem münchen stand honsprech vnnd [4] den vorgesagten yrthumen gleychhellig

 

 

 

 

 

[5] Von der gottlichen Natur vnnd form des menschlichen leybs

[6] In dissen2 letzten dreyhundert iaren ist viel dings vbel [7] georttertt. Alßo do ist. Die gottliche Natur wirtt nit geporn. [8] gepirtt aüch nit Vnnd das die seele sey ein Weßenliche form des [9] menschlichen leybs

 

[10] Dießer artickel ist falsch. vnnd vormesßlich gesetzt von eynem menschen. [11] der frembd ist von der Christlichen kirchen. vnnd ist unerbietlich den gemeynen [12] Conciliis

 

 

[13] Artickel getzogen aüß den Andern̄ bǔchern̄ Lutherß. vordampt.

[14] Wie oben. Vnnd tzum ersten Von der Empfengniß Marie der

[15] Jungfrawen̄

 

[16] Der gegen artickel. dißes artickels. die heylig Junpfraw [17] Maria ist empfangen on erbsünd; ist nit furworffen

 

[18] Dießer artickel ist falsch. vnwissend vnnd vnchristlich gesetzt widder die [19] ehre der vnbefleckten Jungfrawen̄n̄

 

 

 

 

 

[20] [(b 5b)] Von der rew vnnd Was tzüüor geht

[21] 1 Wenn das gesetz Wirtt offinbart odder ynß gedechtniß [22] gefasset, ßo bald folgt mehrǔng der sund. Wo die gnade nit [23] da ist

 

[24] Dießer artickel: ßo man redt. von der gnade. die do recht fertiget. ist [25] falsch. vnnd fernn von rechtem vorstand der schrifft. vnnd ist hynderlich. tzu [26] betrachten das gottlich gesetz

 

[27] 2 Das gesetz Vor der liebe, Wirckt nichts denn tzorn̄ vnnd [28] mehrt die sünd

 

[29] Dießer artickel ist falsch. vnnd beleydigt die Christlichen oren. vnnd [30] lestertt gott vnnd seyn gesetz. vnnd stymmet nit mit der meynūg sanct Pauli

 

[31] 3 Alle Werck aüßer der liebe, sind sund vnd vordamlich [32] vnnd tzür gnad nür vnschickt machen

 

[33] Dießer artickel ist falsch: freuelich gesetzt. vnnd hyndert die sunder an3 [34] yhr besserung vnnd schmeckt nach ketzereyen̄n̄

 

 

 

[Seite 727]

 

[ 1 Martinus 4 3 die fehlt 4 Pariß. Dießer 13 Pariß. Dißer 15 Martinus. 6 17 Pariß Dißer 19 Martinus 7        On] In 21 Pariß Dißer 23 Martinus 8 25 Pariß. Dißer 27 Martinus 9 32 Pariß. Dißer 35 Martinus 10        Johan.]

 

 

[1] 4. Wer do leret das man solle eyn gutt werck odder puß, [2] anfahen. am haß der sund; vor der liebe der gerechtickeyt. vnnd1 [3] dasselb sey nit sünd. den soll man Vnter die pelagianer tzelen

 

[4] Dießer artickel ist falsch. vnnd vnwissend gesetzt: ßo man von der liebe [5] redt. die do folgt. nach der gottlichen [(b 6a)] liebe odder gnade die do rechtfertigett

 

[7] 5. Die rew. die do bereyttet wirt, mit erforschenn samlen [8] vnnd vn willen der sund. da eyner seyn tag bedenckt. ynn bitterkeytt [9] seyner seele. bewegen die schweere. menge. schnodheyt. der [10] sunden. Vnd die vorlust der ewigen selickeyt. vnnd gewinst der [11] ewigen vordāniß. die selbigen rew: macht2 eynen gleyßner.3 ia [12] mehr. eyn sunder

 

[13] Dießer artickel ist falsch. vnnd hyndert den weg tzur buße. vnnd ist [14] vngleych der heyligen schrifft vnnd leren der heyligen Veter

 

[15] .6. Widder mit fürcht noch mit liebe. mag sich der mensch [16] aüffrichten tzü empfahen die gnade gottis

 

[17] Dißer artickel ist yrrig ym glawben vnd sitten vnnd nympt [vnchristlich] [18] weg. alle bereyttung tzur buß

 

[19] .7. On die gnade. die tzuuor die schuld vorlessit Mag der [20] mensch ouch nit eyn willen haben tzu suchen. die vorgebüng

 

[21] Dießer artickel ist falsch vnnd vnchristlich vnnd furet die funder ynn [22] vortzweyflüng

 

[23] 8. Christüs hatt noch nie mit furcht die sünder4 getzwǖgen [24] tzur busße

 

[25] Dießer artickel. ßo man. tzwingen nennett. ßo viel [(b 6b)] alß. anfüren. [26] wie es offt genǖmen wirtt ynn der heyligen schrifft. ist ketzrisch

 

[27] .9. Die furcht ist gut Vnnd nütz, Wie wol nit gnüg durch [28] wilchen mit der tzeytt. eyn gewonheyt wirtt der gerechtickeyt. Auff [29] diße wortt Aügüstini folgt des luthers dunckel. Das ist (spricht [30] er.) Alß mich dunckt. eyn gewonheytt tzuuortzweyflen vnnd Gott [31] tzü hassen. ßo die gnad aüßgeschlossen ist

 

[32] Dießer dunckel des luthers vbir dem spruch. Augustini Die furcht ist [33] gut &c. ist falsch. freuel vnnd vnchristlich ßo5 man nennet die gnade. wie [34] droben. fur die rechtfertigende gnad. alß denn thut dißer luther

 

[35] 10. Wenn. S. Johannes der teüffer hette geleret. das die [36] furcht were eyn anfang der puß. . ßo folget drümb nit. das die [37] püß an der furcht an hebea

 

 

 

[Seite 728]

 

[ 1 Pariß. Dißer 4 Martinus 1 8 Pariß. Dißer 10 Martinus 2 13 Pariß. Dißes        onn wissenheyt 14 gesatzt] gesagt 15 Martinus 3        gespreche 17 die vor beichten fehlt 21 yrrung 23 Martinus 6 25 Pariß. Diß 28 Martinus. 7 30 Pariß. Dißer]

 

 

[1] Dißer artickel ist offentlich1 yrrig vnnd honsprech, ynn die lere Chrī [2] vnnd seyniß vorlauffers durch den geyst eyngeben2

 

 

 

 

 

Von der beycht

[4] 1 Die3 kunst tzu beychten.4 da bißher wir geleret seyn5 den [5] sand tzelen: das ist. alle sund erforschen: samlen vnd bewiegen. tzu [6] machen eyn rew. ist eyn vn nütz6 kunst. ia eyn kunst tzu vortzweyfflen [7] vnnd vorderben die seelen

 

[8] [(b 7a)] Dießer artickel ist falsch. vnchristlich. Spelltig vnnd der beycht [9] tzu nah. wilche da ist. eyn kunst seelen tzu gewynnen

 

[10] 2 Die beicht die itzt geschicht heymlich. ynn eyn ohr. mag nit [11] erweyßt werden auß gottlichem gesetz. vnnd sie ist vortzeytten nit [12] geweßen

 

[13] Dißes artickels erst stuck. ist falsch. auß vnwissenheit des gottlichen [14] gestzs. gesatzt. . das ander. ist freuelich gesetzt

 

[15] 3 Der geystlich gepreche ist Gott alleyn tzǔ offnen

 

[16] 4 So man yhe muß beichten des hertzen heymliche sund.7 [17] sollen die menschen nur die beichten die eynß vollen8 [18] willenß sind ynß werck. geweßen

 

[19] .5. Die sund Widder die letzten tzwey gepott. soll man schlechts [20] von der peicht thun

 

[21] Eyn iglicher dißer dreyer. ist yrrig ym glawben̄n̄ vnnd teylet die beicht [22] unchristlich

 

[23] 6. Der mensch soll ynn keynen weg yhm furnemen tzu beichten [24] die tegliche sund9

 

[25] Diß widder radten. . die weyl es angibt. es sey vor messenheytt. die [26] teglich sund tzu beichten: tzeygt sie an eyn10 freuelen mütt: tzeugt vom guten [27] werck darumb ist11 sie schedlich

 

[28] 7 Wyr Werden nit gerechtfertigt. durch werck. durch pussen [29] odder beichten

 

[30] Dißer artickel. ßo man redt von guten wercken. die den glawben Chrī [31] nit auß schließen. . ist yrrig. vnnd vorachtig der puß vnnd beicht. vnnd widder. [32] dem rechten vorstand gottlicher schrifft

 

 

 

[Seite 729]

 

[ 2 Martinus. 1 10 Pariß. Diße 16 Martinus 4 18 Pariß. Dißer 22 Martinus. 1 24 Pariß. Dißer 27 Martinus. 2        Apostels 31 opffert        den] dem 35 Pariß. Der]

 

 

 

 

 

[(b 7b)] Von der Absolution

[2] 1 Die Absolütio ist krefftig. nit darumb das sie geschicht sie [3] geschehe von wem sie mag: er yrr. odder yrr nit ßondernn [4] darumb. das yhr glewbt wirtt

 

[5] .2. Glewb festiglich das dǔ seyst absoluirt. ßo bistǔ gewißlich [6] absoluirt. es sey vmb deyn rew wie es mag

 

[7] .3 Wenn es müglich were. das der gepeicht nit berewet. odder [8] der priester. nit ernstlich ßondern̄n̄ schimpflich absolüirt. [9] ßo er doch glewbt er sey absolüirt. ist er warlich absolüirt

 

[10] Diße drey artickel. nach meynug yhrer schreybers sind falsch. vnchristlich. [11] vnwissend vnnd vngemeß dem rechten vorstand heyliger schrifft. ge setzt Vnnd [12] das er sagt. Sie1 geschehe von wem sie mag. er yrr odder yrr. nit: Vnnd [13] das do folgt: Nit ernstlich ßondernn schimpflich absoluirt: sind sie den Christlichen [14] oren vnleydlich: spotten das sacrn̄t der puß: vnnd sind entgegen den [15] satzungen. der gemeynen Concilien

 

[16] 4 Eyn iglicher priester soll absolüirn. von peyn vnnd schuld. [17] odder er sündigt

 

[18] Dießer artickel nach meynūg seynß schreybers ist falsch. vnnd widder [19] den brauch vnnd lere der gemeynen Christlichen kirchen ynn den dingen die [20] das sacrament der buß betreffen

 

 

 

 

 

[21] [(b 8a)] Von der gnügthüüng

[22] 1 Gott Vorgibt vnnd ablest alltzeytt vmbsonst. die sünd. [23] foddert nichts von vnß dauor. . denn das wyr hynfurtt wol leben

 

[24] Dießer artickel ist von der meynug der heyligen lerer frembd. vnnd [25] tzeucht die glewbigen. durch eyn eyttele nerrische vortrawen. von schuldiger [26] gnugthung fur die sund. vnnd ist ketzrisch

 

[27] .2. Des Apostols meynǖg ist. Schuld vnnd peyn. tzǔ gleych [28] auffhorenn

 

[29] 3 Der prophett vordampt. mit wissen vnnd willen. die meynūg2 [30] deren. ßo die gnugthung beweren da er sagt Hettistu [31] eyn opffer gewollt. ßo hette ichs geben. aber ynn den [32] opffern hastu keyn gefallen

 

[33] 4 Der p̱phet Micheas spottet yhr. die durch werck wollen [34] gnug thün

 

[35] Der erst artickel dißer dreyer. ist honsprech. widder Sanct Paul. . der [36] ander widder den p̱pheten. der dritt widder Micheam. vnnd sind alle falsch. [37] vnchristlich vnnd lesterig ynn den heyligen geyst

 

 

 

[Seite 730]

 

[ 1 Martinus 5 2 gerettickeyt 4 Pariß. Dißer 5 gerechtlckeyt 9 Martinus. 6 13 eygene 14 Pariß. Dißer        A hat im Texte dem bauch und die Randbemerkung fehlt; B im Texte dem brauch und am Rande: bauch. 16 Martinus. 7 18 Pariß. Dißer 22 Martinus 8 23 die] ßo 26 Pariß. Dißer 27 denen        Sament 28 Martinus 1]

 

 

[1] .5. Es rumen ettlich. das durch krafft der schlussell vorgeben [2] werden. die straff von gottlicher gerechtickeytt erfoddertt. das [3] glewb ich nit. das war sey vnnd wirtt nȳmer beweyßt werd

 

[4] [(b 8b)] Dießer artickel. darynn er leügkt. das durch schlussell macht. [5] die straff von gottlicher gerechtickeit erfoddertt. vorgeben werd. ist falsch. ergerlich [6] vnnd abbruchig der schlussel gewallt. Vnnd da er sagt: Ich glewb nit [7] das war sey. wirt auch nȳmer beweyßt. tzeygt er an eyn freuel vnnd vormessen [8] gemütt

 

[9] .6.1 Es ist eyn geticht vnnd loß geschwetz. das2 ettlich sagen. [10] die weyl der priester nit weyß. die maß der rew des beychtendiß. [11] derhalben er villeicht nit ßo viel puß aufflegt. alß die gottlich [12] gerechtickeyt foddertt. das darumb Nott sey der gottlichen gerechtickeytt [13] gnug tzu thun. mit eygenem werck odder mit ablaß

 

[14] Dießer artickel ist falsch: dem braucha  vnnd lere der kirchen entgegen. [15] vnnd vorlamht die pusfertige gnugthǖǖg

 

[16] .7. Die straff dürch wilch Gott straffen will die sund mag [17] durch menschen odder Pabst nit vorlassen werd

 

[18] Dißer artickel ist entgegen vnchristlich vnnd spelltig, der gewallt von [19] Chr̄o der kirchen geben. vnnd schmeckt nach ketzerey

 

 

[20] Dißer Matery Wirtt zcuthan eyn artikel Von den Sacramēten

[21] ynn gemeyn̄

 

[22] .8. Es ist eyn ketzrisch meynūg. die da leret. das die sacrament [23] des newen testaments die rechtfertigend gnad gebe denen. die nit [24] eyn rigel furstecken: ßo es [ca] doch vn muglich ist. das sacrament [25] geben. denn nür die schon glewben vnnd wirdig seyn

 

[26] Dißer artickel ist falsch. freuel. vnnd vor mesßlich gesetzt

 

 

 

 

 

Von den die tzüm sacrament gehen

[28] 1 Eyn groß vnnd schedlich yrtüm ist das. ßo yemand tzüm [29] sacrn̄t gehett, des vortrawenß, das er gepeicht das er yhm keyner [30] todsund bewust, das er seyn gepetle vnnd bereyttung gesprochen [31] hatt. Alle diße essen vnnd trincken yhr vordamniß

 

 

 

[Seite 731]

 

[ 1 Pariß. Dißer 3 solchen 5 Martinus 2 8 Pariß. Dißer 11 Martinus 1 12 seyn 13 Pariß. Dißer 14 den] der 16 Martinus 2 19 Pariß. Dißer 22 Martinus 1 24 Pariß. Diße 26 Martinus 3 28 Pariß. Dißer 31 Martinus 4 33 Pariß. Dißer]

 

 

[1] Dißer artickel ist vnchristlich: vnnd altzu seher hynderlich. an schuldiger [2] bereyttung das sacrn̄t tzu empfahen vnnd furet. tzur vortzweyflung. vnnd ist [3] widder die lere S. Pauli. . Auch die glewbigen. ynn solchem vortrawen. [4] schließen nit auß gottʃ barmhertzickeytt

 

[5] 2 Die prüfüng. da mit der mensch seyn sund er forschett vnnd [6] bewigt. gehortt nür tzu den groben hartten vorechternn dißes [7] sacraments

 

[8] Dißer artickel ist freuelich vnnd vormeßlich gesetzt vnchristlich vnnd [9] ergerlich

 

 

 

 

 

Von der gewißheytt der gehabten liebe

[11] 1 Die Theologen leren vbel. da sie leren. wyr wissen nit, [12] Wenn wyr seyen ynn der liebe

 

[13] Dißer artickel. ßo das.1 wirtt vorstāden [cb]2 alß der glawb nit [14] gewiß3 weyß dauon denn dißer schreyber redt. ist falsch: abstymmend den [15] heyligen lerern. vnnd dem rechten vorstand der schrifft

 

[16] 2 Hütt sich eyn iglicher Christen. das er nit ettwa vngewiß [17] sey. ob seyne werck gotte gefallen. denn wer alßo tzweyffelt, der [18] sundigt. vorleürt alle seyne werck vnnd erbeytt vorgebenß

 

[19] Dißer radt. tzu reden von der gewißheytt. wie droben gesagt. ist freuel. [20] schedlich vnnd vngemesß der heyligen schrifft

 

 

 

 

 

[21] Von den sündenn

[22] 1 Der rechtferttige sundigt ynn allen guten wercken

 

[23] 2 Alle gutte werck auffs beste gethan. sind teglich sunde

 

[24] Diße artickel. sind beyde falsch. vnnd den Christlichen oren vnleydlich. [25] vnnd vorleümbden die guten werck

 

[26] 3. Das Wyr nit alltzeyt püssen vnnd vnß bessern̄ ist eyn laster [27] odder geprechen

 

[28] Dißer artickel. ßo fern. der geprech: heyß sund odder schuld. . wie die [29] meynug des schreybers will. ist falsch vnnd vnuor nǖfftig4 vnnd auß yrrigem [30] vorstand der schrifft gesetzt

 

[31] 4. Das ist aller todsunden. die aller todlichst ßo ymand glewbt [32] er sey fur Gott nit schuldig5 an todlicher Vordamlicher sund

 

[33] Dißer artickel ist falsch. vnchristlich. vnnd furet [c 2a] tzür vortzweyflung [34] vnnd schmeckt. nach ketzerey

 

 

 

[Seite 732]

 

[ 1 Martinus 5 4Pariß Dißer 5 ynn 6 unterscheyden 8 Martinus 1 11 Pariß. Dißer 13 Martinus. 2 17 Pariß Dißer 19 Martinus 3 21 Sanct. Paulus 23 Pariß. Dißer 24 Pau. sagt 25 Pauls 26 Martinus. 4 32 onvolkomen 33 rugen]

 

 

[1] .5. Die Theologen die nach yhrer regel. leren wie teglich sund [2] von todlichen. gescheyden sind. wollen auffs vorderblichst. die gewisßen [3] der mēschen furen tzur vnsynnickeytt

 

[4] Dißer artickel. ist nerrisch vnnd vormeßlich gesetzt. den heyligen lerern [5] tzu nah. . Vnnd ym dem er fur wendet. das die teglichen sund nit seyen von [6] den todlichen vnterschieden. ist er ketzrisch

 

 

 

 

 

[7] Von den gepotten

[8] 1 Wer do leügkt. das Vnß Gott hab vn moglich ding gepotten. [9] der thüt Vbel. Vnnd Wer sagt das das falsch sey thutt [10] mehr denn vbel

 

[11] Dißer artickel ist ergerlich. vnchristlich. vnd beruchtigett. die Christlichen [12] gesetz. vnnd alß Aug. sagt. ist er lesterig ynn Gott

 

[13] .2. Alleyn die tzwey letzten gepott Mosi. werden von niemand. [14] Wie heylig er sey. erfullet. die andern̄ alle erfullen sie, aber ynn [15] dißen tzweyen bleyben sie schuldig vnnd sunder denn sie erfullen [16] nichts ynn den selben

 

[17] Dißer artickel ist yrrig: vnchristlich. ynn das gesetz vnnd gesetz geber. [18] lesterig vnnd den heyligen mißbietig

 

[19] [c 2b] .3. Alle gottis gepott sind mehr darumb gesetzt. das [20] Weyßen sollen die vorgangen vnnd kegen werttigen sund. denn das [21] sie die tzukunfftige vorbiete Syntemal Sanct Paul Sagt. Durchs [22] gesetz haben wyr nit mehr denn̄ erkentniß der sund

 

[23] Dißer artickel. ym ersten stuck ist falsch. . freuelich vnnd on grund gesetzt. [24] das ander stuck. das wie S Paul sag. durch gesetz &c. ist yrrig: dem gesetz [25] vnnd S. Paulus meynǖg entgegen

 

[26] 4 Weyl dem menschen der die liebe hatt. keyn gepott nott [27] ist,. ßo wirtt ynn dem gepott. Du sollt den feyrtag heyligen, [28] nit werck. ßondern̄n̄ ruge, gepotten

 

[29] .5. Diß dritte gepott: du sollt den feyrtag heyligen, Ist auff [30] gehaben: ia alle gepott: den volkomen Christen sind auffgehaben. [31] Denn dem gerechten ist keyn gepot gesetzt

 

[32] .6. Den vn üolkomen. den yhr allter mensch noch nit getottet [33] ist, ist nott. das sie [mit] bestympten wercken tugen. [34] weyßen. geübt werden, alß mit Wachen fasten. beten. tzuchtigen [35] vnnd der gleichen: dadurch sie kōmen mügen. tzüm [36] volkomen des ynn wendigen menschen. Vnnd wenn der

 

[Seite 733]

 

[ 6 Pariß. Eyn 10 Martinus 1        Mathei 11 Roma. 14 Pariß. Dißer 16 Martinus. 2 18 Pariß. Dißer 20 Martinus. 3 22 Pariß. Dißer 23 Martinus. 4        ist 25 Pariß. Dißer 29 Martinus. 1 30 Pariß. Dißer artickel        neeret] mehret 32 Martinus 2]

 

[1] [c 3a] leyb casteyett vnnd ynn vnter thenickeyt bracht ist [2] vnnd die boßen begirden getottet: das alß denn die selben [3] vbungen auffhoren. vnnd ßo viel weniger werden, ßo üiel. [4] der ynnerlich mensch tzü nympt ßo gar. das Wo er volkomen [5] wirtt. sollen gar alle abfallen̄n̄

 

[6] Eyn iglicher dißer dreyer artickel. ist auß yrrigem vorstand der schrifft [7] gesetzt. billich ym Concilio tzu Wien. widder die Begarden furworffen. vnnd [8] ist ketzrisch

 

 

 

 

 

[9] Von den Euāgelischen redten

[10] 1. Das Wortt Chrī Matt. 5. Wer dich schlegt1 an den rechten [11] backen &c̄. Vnnd das. Ro. 12. Ir sollt euch nit selb vorteydingen. [12] aller liebsten &c̄. Sind nit redte.2 alß da gesehen werden viel Theologen [13] yrren. ßondernn sind gepott

 

[14] Dißer artickel ist falsch. vnnd beschweert altzu seher das Christlich gesetz. [15] vnnd ist widder den rechten vorstand der heyligen schrifft

 

[16] 2 Es ist den Christen Vorpotten. fur dem gericht3 yhr recht [17] zcu foddern̄n̄

 

[18] Dißer artickel ist falsch. ergerlich. dem gottlichen vnnd naturlichem recht [19] abstymmig

 

[20] .3. Weyl eyn Christen nit soll lieb haben die tzeyttlichen [21] gutter: drumb soll er nit4 umb sie schweren

 

[22] [c 3b] Dißer artickel ist yrrig ynn sitten. vnnd schmeckt nach ketzery

 

[23] 4. Den Juden ists tzugelassen tzu schweeren die Warheytt. nach [24] yhrem willen

 

[25] Dißer artickel. ßo er vorstand wirtt. das tzugelassen sey ßo viel alß [26] tzymlich. ist falsch. dem gottlichen gepott widder. vnnd eyn alt yrthüm der [27] Jüden

 

 

 

 

 

[28] Vom fegfewr

[29] .1. Die gantz heylige schrifft. hatt gar nichts. vom fegfewr

 

[30] Der artickel ist falsch. vnnd neeret den yrtüm der Valdenser fast seher. [31] vnnd streyttet widder die meynǖg der heyligen lerer

 

[32] .2. Es sihet nicht. als sey es bewerd. das die seelen ym fegfewer. [33] außer dem stand seyn des vordiensts odder der tzünehmenden [34] liebe

 

 

 

[Seite 734]

 

[ 1 Pariß. Dißer 2 seyn 4 Martinus. 3 6 Pariß. Dißer 9 Martinus. 4 12 Pariß. Dißer 14 Martinus. 5 17 Martinus 6 19 Pariß. Diße alle 20 Martinus 7 27 Pariß. Disse 30 Martinus 9 34 Pariß. Dißer]

 

 

[1] Dißer artickel ist falsch. freuelich vnnd vnchristlich gesetzt. Vnnd ynn [2] dem er furwendet. die seelen ym fegfewr. seyen außer dem stand des vor [3] diensts odder tzu nehmenden lieb. ist er yrrig ym glawben

 

[4] .3. Es sihet nit. alß sey es bewerd: das sie seelen ym fegfewr [5] gewiß vnnd sicher seyn. yhrer selichkeytt: alle sampt.

 

[6] Dißer artickel ist falsch. vnnd vormessenlich gesetzt Vnnd ynn dem er [7] fürwendet. die seelen ym fegfewr [c 4a] seyen yhr selickeyt nit gewiß. ist er [8] widder. die tradicion der kirchen vnnd lere der heyligen

 

[9] 4 Die seelen ym fegfewr. ßündigen on vnter laß: ßo lang sie [10] die peyn wegernn vnnd ruge begernn. denn sie suchen das yhre. [11] mehr denn gottis Willen: das ist: widder die liebe

 

[12] Dißer artickel ist falsch. vnchristlich. den feg seelen tzu nahe vnnd [13] ketzrisch

 

[14] .5. Die vnuolkomen gesundheytt odder liebe des sterbenden. [15] hatt mit sich eyn grosse furcht. vnd ßo viel grosser. ßo [16] viel kleyner jhene ist

 

[17] .6. Die peyn des fegfewrß ist schrecken vnnd ensetzen fur der [18] helle vnnd vor damniß1

 

[19] Diße all beyde artickel sind falsch. freuelich vnnd on grund gesetzt

 

[20] 7 Es ist2 glewblich. das die seelen ym fegfewr für entsetzen. [21] nit wissen. ynn was stands sie seyn vordampt odder selig. [22] ia es dunckt sie. wie sie itzt nyder gehn ynn die hell vnd [23] vordamniß

 

[24] 8 Die seelen ym fegfewr fulen nichts. denn anheben yhr vordamniß. [25] on das sie noch nit fulen die pfortten der helle. [26] hynder yhn tzu geschlossen

 

[27] Diße. alle beyde artickel sind falsch. den Christlichen oren vnleydlich: [28] müttwillig vnnd vnüornǖfftig gesetzt [c 4b] vnnd dem stand ym fegfewr [29] tzu nahe

 

[30] 9 Alle seelen [die] ynß fegfewr. faren. sind vnuolkomenß [31] glawbenß odder gesundheyt. Ja sie wurden auch nit volkomen [32] durch ablegen. waßerley peyn ßo nit tzuuor die sund. das ist.3 der [33] vnuolkomen glawb. hoffnug vnnd lieb. wurd von yhn genūmen

 

[34] Dißer artickel ist ynn all seynen stücken falsch freüelich gesetzt. vnnd [35] dem rechtenn vorstand der schrifft abstymmig

 

 

 

[Seite 735]

 

[ 2 Martinus 1 3 Concilii 5 Pariß. Dißer        ein iglichem 8 Martinus 2        Johann. 9 alle 11 Pariß. Dißer 14 Martinus 3 19 Pariß. Dißer        Augustino 22 Martinus 4 28 Pariß. Dißer        on wissen        Theologie 32 Martinus Hoffnung 33 Pariß. Dißer]

 

 

 

 

 

[1] Von den gemeynen Conciliis

[2] 1 Es ist vnß nü eyn weg gemacht. zcu lehmen die macht der [3] Concili: vnnd frey widder tzu sprechen yhren hendlen vnnd [tzü] [4] richten yhre satzungen

 

[5] 5 Dißer artickel. ßo seyn schreyber meynet. Es sey tzymlich eym iglichen [6] widdersprechen. der gewallt eynß rechtschaffen Concilii. ynn den sachen. die den [7] glawben vnnd sitten betreffen. ist er spelltig vnnd ketzrisch

 

[8] 2 Das ist gewiß. das Vnter den Artickeln Joh̄is Hüß odder [9] der Behemen viel seyn [schlecht] die aller Christlichsten vnnd Euangelisch. [10] wilch auch die gantz Christenheytt nit mocht vordamnen̄

 

[11] Dißer artickel. ßo er redt. von den vordampten artickeln. dauon dißer [12] schreyber will. ist er falsch [(c 5a)] vnchristlich. vnnd den heyligen Conciliis [13] zcu Nahe

 

[14] .3. Die tzween artickel. Es ist eyn eynige. heylige Christliche [15] kirche: Wilch ist. die samlüng der aüß erweleten. Item. die heylige [16] Christliche kirche ist nür eyne. wie nür eyne tzal ist der außerweleten, [17] die sind nit Joh̄is Hüß, ßondernn S Augustini sup̱ [18] Johēz

 

[19] Dißer artickel. nach der hussiten meynǖg ist felschlich S Augustin tzu [20] geschrieben. aber die artickel tzu reden von der streyttenden kirchen. von wilcher1 [21] alhie gesagt wirtt. sint ketzrisch

 

[22] .4. Der Artickel. Die tzwo natur. Gottheytt vnnd menscheytt [23] sind eyn Christus. soll von den Christen tzu gelassen werden. Dessselben [24] gleychen auch der Alle menschen werck werden ynn tzwey teyl [25] geteyllt. das sie sind. enttweder gutt odder boß. Ist der mensch [26] gutt. vnnd wirckt. ßo thutt er gutts. Ist er boße vnnd wirckt. ßo [27] thut er boßs

 

[28] Dißer artickel ist falsch. vnnd auß on wissen der rechten Theologiȩ gesetzt. [29] Aber der erst artickel Nemlich. Die tzwo natur &c̄. ist ketzrisch. . der ander [30] aber. nemlich. Alle mēschen werck &c. schmeckt nach ketzerey

 

 

 

 

 

[31] Von der Hoffnǔg

[32] [(c 5b)] Hoffnǖg kumpt nit auß vordie nsten̄

 

[33] Dißer artickel ist falsch. furet tzur vor messenheytt vnnd ist vngemeß [34] der heyligen schrifft

 

 

 

[Seite 736]

 

[ 2 Martinus Die 3 Pariß. Dißer 6 Martinus Es 8 vielen 10 Pariß. Dißer 13 Martinus Kriegen 15 Pariß. Dißer 18 Martinus. Szo 21 Pariß. Dißer 24 Martinus. 1. 25 Pariß. Dißer 27 Martinus. 2 29 Pariß. Dißer]

 

 

 

 

 

[1] Von der ketzer straff

[2] Die ketzer vorprennen ist widder den willen des geystes

 

[3] Dißer artickel ist falsch. widder den willen des heyligen geysts gesetzt [4] vnnd stympt mit dem yrthum der Catharer vnnd Valdenser

 

 

 

 

 

[5] Von halltung des allten gesetzs

[6] Es mügen allerley werg des allten gesetzs geschehenn ßo es [7] die bruderlich lieb foddertt: vnnd nit auß nott des gesetzs geschehe. [8] ynn wilchem fall: sich eyner auch on1 ferlickeytt vnnd mit vielem [9] vordienst. mocht beschneyden

 

[10] Dißer artickel ist feynd dem Christlichen gesetz dem Judischen vnglawben [11] gunstig. vnnd ketzrisch

 

 

 

 

 

[12] Vom krieg Widder die Turcken

[13] kriegen widder die turcken ist gott widder streben der durch [14] sie vnßer boßheytt heymsucht

 

[15] Dißer artickel. ynn der gemeyn vorstāden. ist falsch vnnd stympt nit [16] mit der heyligen schrifft

 

 

 

 

 

[17] Von den freyheytten der geystlichen

[18] Szo keyßer vnnd fursten widderrufften die frey- [(c 6a)] heytt [19] den geystlichen p̱sonen vnnd gutern geben kan man yhn on sund [20] vnnd vnchristlickeyt nit widderstrebena  [21] Dißer artickel ist falsch. vnchristlich. spelltig. vnd2 vorlehmet die geystliche [22] freyheyt: weckt auff. vnnd3 storett tzu der tyrannischen vnchristlickeytt

 

 

 

 

 

[23] Von dem freyen Willen

[24] 1 Der frey will ist nit eyn herr seyner werck

 

[25] Dißer artickel ist falsch. . den heyligen lerern vnnd allen sittlichen leren [26] widder. mit der4 Manicher yrtüm stymmend vnnd ist ketzrisch

 

[27] 2 Die sophisten schwetzen vorgebenß. das eyn gut werck sey [28] gantz von gott. doch nit gentzlich

 

[29] Dißer artickel ist den heyligen lerern tzu nahe. die yhn setzen. tzuuor [30] Ambrosio. Augustino vnnd Bernhardo die er alhie sophisten nennet. . Vnnd [31] ynn dem er furgibt. das gutt werck sey gentzlich von gott. vnnd keynerley [32] weyß von dem freyen willen: ist er ketzrisch

 

 

 

[Seite 737]

 

[ 1 Martinus 3 3 Pariß. Dißer 4 Martinus. 4 6 Pariß. Dißer 10 Martinus. 5 12 Pariß. Dißer 16 Martinus. 1 18 leren 22 Pariß. Dißer 26 Martinus 2 28 Pariß. Dißer 32 Martinus. 3 35 Pariß. Dißer]

 

 

[1] 3 Der frey will. Wenn er thutt Was ynn yhm ist. sundigt er [2] todlich

 

[3] Dißer artickel ist ergelich. vnchristlich. yrrig ym glawben vnnd sitten

 

[4] .4. Der frey wille vor der gnaden taüg nichts denn tzu sundigen [5] vnnd nicht zcŭ pussen Ex Aug. de spi & litt

 

[6] [(c 6b)] Dißer artickel. ßo er durch die gnad. vorstett. die rechtfertigend [7] gnade. dauon der schreyber meldet: ist er yrrig. der1 Manicher yrtum gemeß: [8] fern von der heyligen schrifft: vorkerlich vnnd 2 stücklich aüß Augustino [9] getzogen

 

[10] .5. Der frey wille on gnade. ßo viel stercker er sich streckt tzu [11] wircken. ßo mehr er nahett tzur vngerechtickeytt. Auß Ambro:

 

[12] Dißer artickel. durch die gnad vorstand. wie droben. ist falsch. vnleydlich [13] den Christlichen oren: vnnd tzeucht von den guten wercken: vnnd ist [14] vnrecht vnnd3 stucklich aüß Ambro. getzogen

 

 

 

 

 

[15] Von der Philosophia Vnnd Schültheologia

[16] 1 Die Philosophia Aristotelis. von den sittlichen4 tügenden:. [17] Von der selben gegen wurff. Von den thatten. vnnd ynnerlichen [18] tatten. ist eyn solch ding. das man dem volck nit geleren [19] kan ist auch keyn nütz5 die schrifft tzuüorstehen Denn es6 ist nit [20] mher [drynnen] denn7 wortt grewell. nür tzüm getzeng8 ynn [21] wortten ertichtet

 

[22] Dißer artickel. ynn alle seynen stücken ist falsch vnnd alß von eynem [23] feynd der kunst. vor meßlich vnnd vnuorstendlich gesetzt. Szo man redt von [24] der Philosophia Aristotelis. tzuuor ynn den dingen: darynn [(c 7a)] er vom [25] glawben nicht mißhellet

 

[26] 2 Alle Sittliche tugent. vnnd schawliche künste sint nit ware [27] tugent vnnd künste. ßondern̄n̄ yrtüm vnnd sunde

 

[28] Dißer artickel. ym ersten stuck: das die sittlichen tugen. sunde seyn: ist [29] tzu orttern. wie die droben georttert ist da er sagt. Alle werck9 vor der liebe [30] sind sund.10 ym andernn stuck. das die11 schawlichen kunst. sind yrthum. ist [31] er offentlich falsch

 

[32] .3. Die Schültheologia ist eyn falscher vorstand der schrifft [33] vnnd sacramenten. Vnnd hatt vnß12 vor iagt. die ware lautere [34] Theologia

 

[35] Dißer artickel ist falsch freuelich vnnd hohmutig gesetzt vnnd feynd der [36] rechten lere

 

 

 

[Seite 738]

 

[ 1 Martinus 4 6 Pariß. Dißer 7 Martinus 5 10 Pariß. Dißer 12 Martinus 6 15 Pariß. Dißer 16 Martinus 7 18 Pariß. Mit        leugt 24 Martinus Inn 31 Pariß. Dißer]

 

 

[1] 4 Inn den p̄digten Johannis Taülerj ynn deutscher sprach geschrieben [2] find ich (spricht luther) mehr lautter vnnd gegrundter [3] Theologie denn ynn allen. aller1 hohen schülen. Schüllerern̄ erfunden [4] ist odder erfunden mag werden. ynn alle yhren hohen [5] synn schrifften

 

 

[6] Dißer artickel. den luther setzt. ist offentlich freuelich

 

[7] 5 Von der tzeytt an. da die Schultheologia [(c 7b)]2 das ist. [8] die triegische Theologia. hatt angefangen. ist die Theologia des [9] creützis aüß geledigt. vnnd alles vorkerett.

 

[10] Dißer artickel ist falsch. vormeßlich vnnd vnüornǖfftig gesetzt vnnd ist [11] nahe bey dem vor dampten yrthum der behemen

 

[12] 6. Den müttwillen die schrifft3 tzǔ reyssen. hatt die Christlich [13] kirch nǔ bey dreyhundert Jarn erlitten von den schültheologen [14] mit vn messigem schaden

 

[15] Dißer artickel ist falsch. nerrisch vnnd boßwichtisch gesetzt

 

[16] 7 Die schultheologen haben schlecht gelogen. das Aristotelis [17] Sittliche bucher. mit Christs vnnd Paulus lere vbireynkūmen

 

[18] Mit dißem artickel legt4 seyn schreyber auff die schultheologen vnuorschampt [19] vnnd felschlich. das nit war ist. Wie wol es gnugsam erfarn ist. das [20] Aristotelis5 Sitten. ynn vilen stucken. mit Chr9 vnnd Paulus lere vbir [21] eyn kūmen

 

 

 

 

 

[22] Hie tzu Wirtt gethan aüch der artickel auß seynem buch der [23] babylonischen gefengniß.

[24] In dem Dionysio. der von der hymlischen Hierarchia geschrieben [25] hatt. ist schir nichts grundlicher [(c 8a)] lere Vnnd alle [26] seyn ding ist6 thichterey ynn dem selben buch vnnd schier gleych [27] den trewmen. Aber ynn dem buch der Mystica Theologia ist er [28] schedlich. mehr Platonisch den̄n̄ Christisch. Vnnd In Ecclesiastica [29] Hierarchia spielet er mit allegorien. Wilchs ist eynn studiū der [30] mussigen menschen

 

[31] Dißer artickel ist falsch. freuelich vnnd vormeßlich gesetzt.. vnnd dem [32] heyligen man tzu nahe. der von großer kunst hochberumbt ist. Wilchen. Damascenǔs [33] nennet den gottischen Areopagitam eynen Junger Pauli. den allerheyligsten [34] vnnd7 den aller8 beredtistenn ynn gottlichen dingen

 

 

 

[Seite 739]

 

[ 2 Pariß. Wyr 14 wilcher 31 buchliß]

 

 

 

 

 

[1] Der beschluß

[2] Wyr Vorgenante.1 dechant vnnd Theologi haben ditz alles. eyn lange [3] tzeytt beforscht. Vnnd vleyssig angetzeychnet. Was die heyligen lerer hyrynn [4] hielten.. Was ynn der schrifft vnnd Conciliis2 hyrubir vorpotten were. Nach [5] wilchem erforschen das wyr offt gehallten. ynn der Sorbona: Haben wyr ynn [6] ettlichen stücken.3 die vnßern4 bey yhrem eyd. [beruffen] vnnd vorsamlung [7] gehalltenn. [(C 8b)]5 da ists mit eyntrechtigem gemütt beschlossen vnnd vorortertt. [8] zcu letzt. tzum vberflüß. haben wyr eyn gemeyn. vorsamlung tzü [9] sanct Matürin gehallten. [die selben]. aber mal6 bey yhrm eyd7 vorkundigen [10] lassen da selbst nach der meß. vnßer. gewonlichen weyß gehallten.: aber mal [11] eynthrechtlicher vorwilligung dasselb gelobt. bewerdt vnnd bestetigt. loben auch. [12] noch. beweren vnnd bestettigen. Vnnd das man solchs vn wenglich. hallten [13] solle. ortternn vnnd ordenen wyr durch [ditz] vnßer vrteyl. Das ist geschehen ym [14] Mxvxxj. Jar am funfftzehenden tag Aprilis. Zcu8 wilches getzeugniß. haben [15] wyr vnßer sigel an die offne brieff. ßo ynn vnßernn kasten vnnd laden. tzu [16] ewigem gedechtniß behallten: an gedruckt. Nach welcher copeyen. diße abschrifft. [17] auß vnßerm befelh trewlich gedruckt9. wyr bekentlich seyn

 

 

 

 

[18] Hȩc illi10

 

 

 

 

 

 

[19] [D 1a] Marttinus Luther folgrede

[20] Sehe da Luther. schreyb mehr bucher. gang gen Pariß vnnd hole eyn [21] par semlen. weystu [nü] wer du bist? Ich meyn sie haben dyr eyn mal die [22] rechte laudes geleßen kutzilestu noch die hochgelerten Mgrōs nrōs? Du. bedarffts [23] hynfurtt keyniß bocks: keynß holheyplerß: keynß lotterbubenß: Nu [24] sihestu was vnßer Magister vor mügen wenn sie tzornig werdenn

 

[25] Wolan was soll ich machen? Sprech ich. das der Dechan von Pariß [26] mit seynen Sophisten grobe11 Esell12 seyn. ßo geb ich yhn nur vrsach. das sie [27] eyn artickel draüß machen vnnd sagen. Dißer artickel ist falsch. nerrisch freuelich. [28] unchristlich.. vor meßlich: yrrig. ketzrisch vnnd vnßernn Mgrīs nrīs tzǔ [29] nah. was konnen sonst die tzornigen herrn̄ von Pariß? Wer hett sich kundt [30] vor mütten. das ynn der schulen: solch kinder: solch weyber: solch narrn̄ [31] weren: Es hatte mich yhe wunder. Warumb sich die Papisten dißes buchlinß [32] ßo fast schemeten. vnnd ließenß nit [bald] durch alle pressen gehen

 

[33] Hilff gott: was sind offentlicher lügen drynnen: wie tzihen sie meyne [34] wortt nach alle yhrem müttwillen [alß werenß eyttell Emßer boeck] Datzu ist [35] das nit gnug: Wo sie nit rawm findenn mich tzu lesternn machen sie rawm

 

[Seite 740]

 

[ 25 habe yhr 26 werllt 33 Theologie        scheyttel]

 

[1] vnnd nottigen sich1 drynnen. ynn dem das sie sagen. Wenn Luther das [2] [D 1b] meynett. Wenn er so will.. Wen man ditz alßo das alßo nympt. Ey. [3] yhr2 groben:3 Esell von Pariß. wilcher spruch ynn der schrifft ist nit ketzrisch. [4] wenn4 man alßo sich tzu yhm nottigett5 rewmet vnnd muttwillig tzeügt [5] wo man hynn will?. Wollt ich doch wol sagenn̄ das Moses eyn ketzer sey. [6] eben da er sagt. Gott hatt hymel vnnd erden geschaffen.. ßo er6 durch das [7] schaffen wollt vorstehen eyn schaff odder jerig kalpp7

 

[8] Wer hatt yhe solchen hohemütt gehortt odder geleßen. das die8 Esell [9] tzu Pariß. sich selb den Apostelln vnnd Conciliis vorgleychen. vnnd thüren [10] mit vnuorschampter styrnn schreyben: die Apostell haben on schrifftlich vrsach [11] aüßgedrückt: geurteyllet drumb wollen sie auch ßo thun:9 Wie wol sie liegen [12] vnnd haben die schrifft durchs rauch loch an gesehen: Denn die Apostel haben [13] nichts on grund gesetzt noch gehandellt. Doch ych will yhren rad tzu seyner [14] tzeytt melden.10 meyn geyst ist nit weyt von yhn geweßen. da sie den klugen [15] rad beschlugen. warumb sie nit grund tzeygen wollten. vnnd eben das sie [16] gefurcht haben soll sie ergreyffen. itzt wollen wyr das new Apostolisch [17] exempel sehen

 

[18] Gillt es aber das eyn iglicher muge den andern vor damnen. vnnd ist [19] nit nott das er des. grund. recht [D 2a] vnnd vrsach beweyße. wolan ßo gillt [20] myrß auch vnnd eynnem iglichen. Eynem alß dem andern̄.. da wollen wyr [21] eyn feyn spiel anrichten. Ein iglicher vordamne. vorfluch. voriage. vorbrenn. [22] todte den andern̄n̄. nehm yhm seyn weyb. seyn kind vnnd was er hatt: sprech [23] darnach. wie die hochgelerten von Pariß vnß leren. Es sey der Apostell exempel. [24] die haben auch on [angetzeygt] grund vnnd vrsach gehandellt sey gnug das yhn [25] ßo gutt duncke. Danck habt yhr hochgelerten von. Pariß: Danck hab kunig [26] Frantz von Franckreych. das du der wellt mit ßo viel kosten solch lerer11 [27] erneerist

 

[28] Nu ich will des12 newen Apostolischen Exempels. vnnd Parisischenn [29] rechts auch brauchen vnnd tzum ersten13 eben an den selben newen Apostelln [30] vnnd lerern̄ vorsuchen: will auch eyn vrteyl vbir sie stellen: wie mich dunckt [31] on grund vnnd vrsach vnnd soll das seyn

 

[32] Die Hohen schule tzu Pariß. an yhrem vbirsten teyl. das do heyst. die [33] facultet Theologiȩ: ist von der scheyttlen an biß auff die verßen. eyttell schnee [34] weyß aüßsatz: der rechten. letzten14 endchristischen hewbt ketzerey. Eyne mütter [35] aller yrthüm ynn der Christenheytt. die grossist geysthüre die von der ßonnen [36] beschynen ist. vnnd das rechte hynder thor an der hellen. Es ist vorkundigt.

 

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[ 6 habe] hette 8 exen 14 Louo. 27 den einnigen 30 abgot        ßo gar drynnen 33/34 Ich ergänze: A. B. hic debet interseri quod infra adiectum est(?) cap. Des kan ich mich &c..        Diese Stelle fehlt 34 A B Des fehlt]

 

[1] das tzu [D 2b] den tzeytten des Endchrists. sollen alle ketzrey. die yhe geweßen [2] sind.1 ynn eyne grund suppe kūmen vnnd die wellt vor terben. Das hab ich [3] ym synn tzu beweyßen. vbir Pariß. des Bapsts des rechten Endchrists2 groste [4] hür kamer. vnnd antzeygen. das sie3 Erger [sind] denn Montani Ebioniten [5] vnnd was sie mehr ketzer genennet haben. ob gott will. Sie sinds. der ich [6] lengist begerd4 habe.. Denn ob meyn lieber Philippus yhn wol meysterlich [7] hatt geanttworttet hatt er5 doch sie tzu senffte angerürt. vnnd mit dem leychten [8] hoffel vbir lauffen. Ich sehe wol ich muß mit den pawr exten vbir die6 [9] groben bloch kūmen vnnd sie recht7 waldrechenn. Sie fulen sonst nit. Ich [10] will aber denn nit on grund handelln̄a

 

[11] Desb  kan ich mich aber nit gnüg furwūdernn̄ was sie ym synn [12] habenn. das sie vnter ßo vielenn artickelln. des artickels vom Bapstum [nit] [13] gedencken mit eynem büchstaben. Szo doch den8 selben. alß den aller fur [14] nehmsten. Syluester. Eck. Rhadinüs. Catarin9 Collen: loüen. vnnd die tzween [15] papyr schender tzǔ leyptzik. mit allen papisten. aǔffs aller grewlichst vorfolgen. [16] Sie thǔnß yhe nit auß vorgessen. denn̄ sie haben meyn schrifft ßo genaw [17] durch sücht das sie alle meyn gepeyn getzelet haben9 vnnd fechten hartt vbir [18] menschen gesetzen.10 Szo thun sie es auch nit auß vnwissen. denn ich hab yhn [19] yhe11 ynn meynen buchernn. De Cap. Baby vnnd Resolut p̱po. 13. wilche sie [20] antzyhen alß die sie. geleßen vnnd vordamnen. tzu gutter massen getrieben. [21] das der Bapst.. vnnd Papisten12 mord Schreyen vbir mich.13 mochten yhn [22] alleyn auß solchem geschrey14 [(D 4a)] erfaren haben̄n̄

 

[23] Szo acht ich yhe. sie hallten den selben auch vor dampt. ßonst were alle [24] yhr dingk schon nichts15 Vnnd were keyn gutt ader [ynn] yhnen. ßo sie yhn [25] fur recht hielten. vnnd schwiegen still: geben nit eyn vrteyl drob. die warheytt [26] tzu betzeügen. weyl sie sehen. eyn solch auffrürh ynn der wellt sich er heben [27] vbir dem eynigen hewbtartickel. Denn von den andernn̄. ist. noch keyn rumor. [28] ynn der wellt16 Vnnd der gemeyn man weyß wenig drümb: Das wirtt freylich [29] die vr sach seyn. warumb den Papisten das vrteyl nichts gefellt. denn [30] sie sehen. das yhr abtgott drynnen ßo gar vorlassen17 ist. Vnnd dencken. fellt [31] Pariß tzu dem Munch ynn dem artickel ßo ist Bapst. Collen. louen. vnnd [32] alle Papisten tzü schwach. Desselben gleychen lassen sie faren das arm elend

 

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[ 11 Collen 26 tue 37 A. B. Hic debet illud cap. In deß bitt ich fehlt]

 

[1] Ablaß. wilchs der ander furnehmist artickel, darob1 sich alleß [ander] erhaben [2] hatt

 

[3] Aber Szie dencken noch an yhr Appellation. Der Bapst hat yhn leyde [4] than: da wollten sie sich gern an yhm rechen vnnd yhn tzwingen. das er yhn [5] flehet: das darnach gesagt wurd. den Luther hatt niemant denn Pariß vnter [6] truckt. Darumb will [ich] yhr mitt stȳmen nit haben. ßie thünß auß keyner [7] lieb der warheytt: Ich will2 mit den3 buben vn vorworn̄ seyn die yhrn [8] herrn̄ lassen ynn nodten. nit vmb gottʃ [(D 4b)] willen: Vnnd wenn ich mit [9] gutem gewissen kundt: ich wollt4 das bapstüm widderumb erheben tzu trotz [10] vnnd leyd. der frantzosischen perfidien:5 Wolan. da habt yhr Sophisten. [11] Papisten. Colln. loüen. leyptzick. das vrteyl von Pariß. . macht eynen singen [12] tantz druber vnnd seyd frolich. . das hewbt habt yhr vorlorn̄. wie feyn hupfft [13] yhr mit strumpffen6 umbher: Aber ym latin. hoff ich. solls an tag kūmen. [14] Was die Buben allesampt suchen7

 

[15] Denn meyn herrn̄ von Pariß streben darnach das sie alleyn. ynn der [16] wellt. damnen: setzen vnnd machen mügen. was sie wollen. vbir frund vnd [17] feynd: Ja lieben Esell. man laß euch auff dem polster sitzen vnnd lampreten [18] fressen. Wenn euch denn der baüch kurret vnnd eyn fortz lasset. ßo dringt [19] vnß dahyn es sey. eyn artickel des glawbenß. sprecht darnach. es hab euch ßo [20] gedaucht. vnnd sey der Apostell exempel8 Es gillt nȳmer. bloß vrteyll fellen. [21] lieben Esell. wie yhr biß her gewonet: yhr habt den gemeynen man ßo lange [22] bey der naßen vmbfuret. vmb leyb gutt vnnd seel bracht. mit ewren leren. [23] das erß nȳmer leydenn kan. will noch soll. thut seyn augen auff. will grund [24] wissen. ewr buberey. die yhr vnter dem namen der heyligen kirchen trieben [25] habt vnnd noch treybt. Die tzeytt ist hie. die da spricht. redde ratōz villicationis [26] tuȩa

 

[27] Inn des bitt ich alle die Christum lieb haben vnnd dem Endchrist feynd [28] sind. wollten frolich seyn. guten mutt haben. gott dancken. vnnd nit ablassen [29] mit bitten fur das heylige Euāgeliū. Wyr sehen gottʃ wunder das er vnß [30] helffen will. vnnd on vnßer rad vnnd tadt. seyne feynd ßo tieff blendett. [31] das sie sich selb schemen mussen. Denn̄ diß buchle soll ob gott will noch ynn [32] kurtzer tzeytt schenden alle die sich vnter wünden dem Gottis wortt widdertzustreben. [33] Wyr haben hie yhr hewbstück die vbirsten schule. Sie mugen nu [34] nȳmer tauschen vnnd heuchlen. Es ist an tag kūmen [D 3a] was sie vom [35] Euāgelio vnnd glawben hallten. das sie bißher vordeckt. vnnd ymer gesagt. [36] Sie lerenn auch das Euāgeli vnnd die allte naße sey die beste

 

 

 

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[ 7 herbergen 8 Hieremie 13 yhm] yhn 18 tue ]

 

 

[1] Meyn hertz ist fro vnnd danckt Gott. O wie grundlich gan ich dem [2] Bapst. solch schyrm leütt. er ist keyner besser wirdig: Wie hat er vnß armen [3] Christen mit seynen gesetzen vorterbet vnnd geschendet. Hatt er vnß doch nit [4] anderß geachtett alß seyen wyr nit wirdig tzu seyn. seyn heymlich gemach. [5] dareynn er alle den dreck vnnd vnflatt1 seyner gesetz schutte. die2 nür von [6] yhm gehen mochten. vnnd haben ßo viell edler geyster. den stanck [mist] vnnd [7] vnflatt müssen herbergern. Ja mit großer kost mühe vnnd erbeytt mit leyb [8] vnnd seel keuffen: das der sprüch Hieremiȩ von vnß erfullt ist. Die tzuuor3 [9] vbir saffrand gessen haben. haben mußē. dreck fressen. Da hatt Satan seynen [10] grossen tzorn gebusset vnnd [seyn] müttlin an vnß gekulet. das er tzu der [11] Marterer tzeytt schepfft. da durch das4 Euāgeliū. seyn menschen gesetz vordruckt [12] wurdenn. wie ynn Apocalypsi stett von dem grossen drachen

 

[13] Aber nü hebt Gott an yhn tzu betzalen. vnnd schafft yhm solche helffer. [14] der er sich ynn seyn hertz schemen muß. O wie sall yhm seyn hertz puchen [15] Wie soll der boße geyst tzitternn. da er sihet solch [D 3b] groß liecht auff [16] gehen vnnd mags doch nit dempffen vnnd yhe mehr er dempfft yhe heller es [17] wirtt vnnd yhe grewlicher seyn schand auff deckt wirtt Drumb last vnß mit [18] freuden vnnd aller tzuuorsicht bitten Manda deus Virtuti tuȩ Confirma hoc [19] deus. qd op̱atus es in nobis. Ich hoff der Jüngist tag. sey fur der thǔr. Amen̄

 

 

 

 

 

 

 

[20] [E 1a] Widder das Wüetende Vrteyl der

[21] Pariser Theologisten.

[22] Schützred Philippi Melanchthon. fur Mart Luther

 

1521

 

[Seite 743] [ 22 fur Doctor Mart. 32 Epistel]

 

 

[23] Sih. du Christlicher leßer: was fur grewelthier. der Theologen. diß [24] teyl5 der wellt Europa gepiertt: Vor dißem iar. haben die sophisten tzu Collen [25] vnnd Loüen das Euāgeliū vordampt vnnd brachten fur. ettlich nackett sententz.6 [26] widder mit vornǖfft noch schrifften. befestigt Aber der selben vnsynnickeytt [27] haben. itzt7 weytt vbir8 tretten. ynn gleychem handel wer sie auch sind, die [28] da Luthern [tzu Pariß] haben vordampt. Denn ich kan mich nit beredenn [29] lassen. das solch ding geschehen sey. durch gemeyne vor willigung der gantzen [30] samlung der theologen..9 ich schweyge.10 das viel weniger von jhenen vordampt [31] ist: wie gar viel hertter vnnd vnfreuntlicher wirtt Luther von dißen [32] gehandellt? . Zcum ersten. ist eyn blüttige Epistoll fur her geschrieben. darnach.

 

[Seite 744]

 

[ 1 das zweite eyn fehlt 8 hohe 18 Christenlichen 23 narrt 24 heydnische        menschen lere 29 Aristotelis]

 

[1] auff eyn [E 1b] eyn iglichen artickel sonderlich.. vnchristliche vnnd vnschlechtige [2] beysetze. vbir das sind ettlich struck des Luthers1 ling werds [3] getzwungen Vnnd auß dem selben mag man abnehmen. Was fur eyn geyst. [4] was für wüterey besessen habe. die meystere dißes vrteyls. Denn der heylig [5] [gottis] geyst thutt alle ding. das erß tzüm besten wende. Vnnd. endlich ists [6] eyn2 solch buch. wilchs [on tzweyffel] niemant glewbt. das tzu Pariß mocht [7] geschrieben werden Syntemal der gemeyne man es dafur acht: das3 ynn der [8] selben hohen schule. die Christliche lere. alß ynn yhrm4 eygen schloß.5 wone [9] vnnd regire

 

[10] Denn man kan nit leügnen. das daher vortzeytten kūmen [sind] viel [11] dapffer leütt. vnnd hartt fur vnßern̄ tzeytten der Gerson. eyn man .(. alß [12] scheynet) voll Christus geyst. Aber. alß ich sehe: ßo geht es nach dem kriechschen [13] sprich6 wortt. Vor tzeytten waren die Mileser7 reyßig. Vnnd wenn [14] die selben itzt widder lebend würden: meynstu sie wurdenn8 kennen diße [15] urteyler.9 die vnartigen nach komlingen? Ynn keynen weg: Szondernn sie [16] wurd beklagen. den fall.10 beyde dißer hohen schule. vnnd der gantzen Christenheytt. . [17] das sie sehen musten ynn der schulen regiren. sophisten an stat der [18] Theologen vnnd schendler. an stat der Christlichen lerer. [E 2 a] vnnd wurden [19] erkennen. das ditz die tzeyt sey: wilche die kirche beklagt ynn Hieremia vnnd [20] spricht Gott hatt alle meyne dapfersten von myr genǖmen vnnd hatt eyn solch [21] tzeytt vbir mich bracht. darynn er alle meyn außerweleten tzu knyrsset [22] Wie wol. wenn ichs eben ansehe. ßo dunckt mich Pariß. heb nit itzt [23] an vbel tzu thün. ßondernn vorlengist hatt sie genarrt. da sie anfieng11 [24] heydische kunst. vnnd vorterbt. die Christliche lere mit menschen leren. Denn [25] das ist künd. das tzu Pariß gepornn ist. die vngeystliche Schül lere. die sie. [26] eyn Theologia wollen genent haben. Vnnd da die ist tzu gelassen. ists nichts [27] gantzs vberblieben. ynn der Christenheytt. das Euāgeliū ist vorfinstert: der [28] glawb außgelescht. die lere der werck sind angenōmen. Vnnd alßo, die wyr [29] Christen volck seyn sollten: sind nit: doch Moses [volck.]12 ßondernn Aristotels [30] volck worden Vnnd ist auß dem Christlichen weßen: widder alle meynūg des [31] geysts. worden13 eyn heydnische weyße tzu leben

 

[32] O Wollt gott. yhr mochtet. mit geystlichen augen sehen. Was fur schaden [33] der Christenheytt than hatt. ewr schül theologia. die bey euch geporn vnnd [34] auff getzogen ist. wilche von euch. die andernn hohen schülen dißes teyls der [35] wellt. gerad alß eyn erbe empfangen.14 es hatt die wellt mussen (wie Isaias [36] sagt.) [E 2b] voll olgotzen werden. Vnnd tzwar ewr artickel betzeügen. wie15

 

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[ 1 halstarck 2 hatt 38 kommen]

 

[1] halstrack yhr von anbegynn, der selben Schultheologia. heydnische kunst vbet [2] habt. Vnter wilchen wie gar wenig sind1 yhr. die tzüm Christenthüm gehoren? [3] Denn Wo tzu dienett. der artickel das yhr habt gesetzt, Ich leüfft. sey [4] eyn vngeschickte rede?. Item das da soll. weyß nit was. vnterscheyds seyn: [5] vnter dißen tzwo reden. Eyns iglichen menschen esell leufft vnnd, Der esell [6] eyniß iglichen menschen leufft: Ey wie redliche vnnd wirdige lere seyn das. [7] eyner Christlichen hohen schulen.

 

[8] Datzu habt yhr offentlich gesetzt. das die heydnische kunste seyen nodt [9] tzüm Christenthüm: Wilcher artickel von waßer geyst2 er kūmen sey: sehen [10] wyr nit?. Nemlich von dem. der da wollt das Euangeliū finster haben. durch [11] menschen lere. Vnnd wie yhm das ßo wol ist auß gangen. ist3 unuorporgen. [12] Denn wilche hohe schule hatt die heylige schrifft lautter geleret? Die Parisische [13] aber. wilch4 ßo viel [iar] heydnische kunst trieben hatt treybt itzt nȳmer [14] heydnische kunst. ßondernn alfentzt nür. ynn der kleynen logica. Was ist [15] alfentzischer denn der Versor. Tartarett vnnd der gleychen schreyber. der tzu. . [16] dißen tzeytten [Pariß] vntzehlich viel geben hatt? Ich hab gesehen. Johannis [17] Maior bucher. die er vber [E 3a] den meyster von hohen synnen geschrieben [18] hatt wilcher itzt vnter den Theologen tzu Pariß [alß sie sagen] die kron ist. [19] Ich will5 seyn leben nit richten. Aber. lieber Gott. wilch füdder voll alfentzerey [20] sind da? Durch wie viel bletter. disputiret er wol. . ob. tzu reytten eyn [21] pfertt gehore. Item. ob das mehr von Gott6 ßo saltzig geschaffen sey. . Ich [22] will schweygen ynn deß wie vnchristlich er viel dings schreybt von dem freyen [23] willen. An wilchem ortt. er nit alleyn anderß denn die schrifft. ßondernn [24] auch. anderß denn alle schultheologen leret

 

[25] Die weyl denn die Parißer solch leutt seyn solltu dich nit wundernn. [26] lieber leßer. das sie dem Luther nit fast gnedig sind. Sie waren nichts [27] gutiger vor tzeytten. yhrem Gerson. das doch eyn man war ynn allen dingen [28] groß. . da dennoch [die] Parisisch schüll besser stund denn itzt. Was sollten [29] sie nu thun nü alleß voll7 sophistisch gespügniß. da ist Ich weyß aber auch. [30] das dennoch ettlich da sind. denen Luther nit vbel gefellt. Aber ßo pflegt es [31] tzu tzugehen nit alleyn ynn geystlichen ßondernn auch ynn weltlichen hendelln.8 [32] Ja ynn geystlichen tzuuor auß das [die gutten] das weniger teyl sind. vnnd [33] die am gewelltigisten sind. den es am minsten gepurtt. Wilchs auch gesehen [34] hatt der poet Homer9. Wie wol er blind war. da er sagt [E 3b]9 der [35] ergist ligt oben. Wer weyß nit durch10 wilche larüen. des reuchlinß sach. daselbst [36] gehādellt wart? . da man auch sagt. die gantz schul hette geurteyllt: ist [37] myr recht. Sieben waren yhr. vnnd vnter yhn ettlich münch. die tzu sāmen [38] kamen Wilche darnach.11 alß sie pflegen tzu sagen. an statt des gantzen hawffen [39] waren. . Wer weyß. obs hie auch ßo tzu gangen sey?

 

 

 

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[ 28 wechmutts 32 Louoner]

 

 

[1] Wie wol es ligt nichts daran. wer sie seyn. die geürteylt haben. Es [2] ist mehr antzusehen. was sie geürteylt haben. Sanct Paul9 gebeütt. man sollt [3] auch den engeln nit1 weychen. ßo sie das Euāgeliüm enderten. vnnd wyr sollten [4] dißen vngesaltzenen wolgemasten Magistris nostris weychen. die noch nit yhr [5] kleyne logica recht gelernt haben: Den Apostelln mugen von dem Euāgelio. [6] nit reyssen. widder hirschafften noch furstenthüm. vnnd vnß sollten dauon [7] reyssen dieße larüen der menschen. Vnnd was sind es anderß denn laruen? [8] laß gellten den namen Magister noster. laß gellten den namen Pariß. aber [9] nit weytter denn ynn yhren schulenn ynn gemeyner Christenheytt soll nichts [10] gelltenn denn Christus stym: wer die nit horet. der ist nit Christs.

 

[11] Es lege nit groß macht dran. ob man yhn nit2 anttworttett. Syntemal [12] sie nichts widder den Luther setzen denn nackete artickel. Vnnd er hatt [13] seyn ding alßo mit [E 4a] [schrifften] an allen ortten befestigt. zcuuor ynn [14] dem buch. das er nennet Assertio.3 ubir die artickel. die bapst Leo vor dampt [15] hatt: das4 es nit mag vnchristlich geschetzt werdenn. denn von denen. die selbs [16] Vnchristen sind, doch hab ich wollt eyn odder tzwey stuck antzeygen daraüß [17] man die andere achten. vnnd das gātz yhr vrteyl schetzen müge

 

[18] Zcum ersten. ßo die Epistel nit ist eyniß ettwa5 gedingten rednerß: [19] werlich. ßo nerret der Theologus auß den bunden wol. wer er auch ist der [20] sie geschrieben hatt. Ist doch nichts drynnen. den̄n̄ eyttell weybischer [grym [21] vnnd] iachtzorn̄: Wie lautts doch? Er will alleyn weyße seyn: Er voracht [22] unß: Er ist ein Manichȩ9 [Er ist Montan9]. Er ist vnsynnig. Man [23] sollt yhn mit fewr vnnd flāmen tzwingen: wilchs auch der tzorn yhn nit hatt [24] lassen recht latinisch6 reden. Vnnd tzwar alhie7 spürt aüch der gemeyn man. [25] das dißem ertichtē hawffē der theologen: an8 der naturlich vornǖfft feylet. [26] ynn dem das er spricht. Man9 sollt den Luther mehr mit fewr vmbringen [27] denn mit vornǖfft vbirwinden: Wer sollt doch nit hie lachen10 solches [28] weybischeß. vnnd aller ding Münchisches weymütts? . Vnnd mit vr lob. das [29] myrs tzyme: den wirdigen herrn̄ Ern Dechant vormanen̄n̄ [E 4b] Schonet [30] lieber Herr Dechant. yhr seyt itzt tzornig Wist yhr nit. das der poet sagt. [31] Grym vnnd tzorn11 stortzen. die vor nǖfft? Bey gunst vnnd gnaden: die [32] Collner vnnd louener haben noch nie ßo genarret. das ich schier glewb es sey12 [33] nit on vrsach gesagt von ettlichen allten Die frantzosen haben keyn hyrnn̄

 

[34] Sie schellten den Luther eynen ketzer. nit darümb, das er der heyligen [35] schrifft. ßondern den hohen schülen: den heyligen Vettern: den Conciliis mißhellet: [36] Zcum andern̄n̄. die spruch der hohen schulen: der heyligen Veter. der [37] Concilien: nennen sie hewbtstück des glawbenß. Mocht ich [doch] wol hie [38] widder euch handelln mit ewrn̄ eygen13 satzüngenn. ßo yhe diße ding euch

 

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[ 4 H.] heyligen 14 H] heyligen 28 glewbt]

 

[1] vorporgen sind: Was ist offentlicher kündt. denn das widder hohe schulen. [2] noch heylige Veter. noch Concilia. mügen hewbtstück odder artikel des glawbenß [3] machen? Sintemal es mag geschehen. das nit alleyn die hohen schulen. ßondern̄n̄ [4] auch die H. Vetter vnnd Concilia yrren. Wollt yhr myr. hyrynn nit glewben. [5] glewbt ewrem Occam. Wie seyd yhr denn ßo küne: das yhr menschen wahn [6] nennet. hewbtstuck des glawbenß? Wer weyß nit das von Paulo gesagt ist. [7] Es mag niemant eyn1 andern grund legen. denn2 der do gelegt ist. Da [8] redet er ja von den leren odder hewbtstucken des glawbenß [E 5a] Was wollen [9] [denn] fur new artickel [des glawbenß]3 Magistri nostri von Pariß datzü [10] thün? villeicht yhr eygene. die garststinckenden [die] hynder dem ofen gemacht [11] sind

 

[12] Szo aber nü keyn artickel des glawbens mehr sind. denn die ynn der [13] heyligen schrifft vorfasset sind warumb solls4 unchristlich seyn: den hohen [14] schulen. den H Vetern. den Concilien miß hallenn? ßo fern doch. das wyr [15] der schrifft nit miß hallen̄n̄ Nü mißhallet Luther nit der schrifft. wie yhr [16] selb bekennet. warumb soll er denn vnchristlich gescholten werden? Er miß [17] hallet. (sprecht yhr.) der außlegung der schrifft: wie sie bißher. von den hohen [18] schulen. von den Concilien. Von den Vettern ist angenomen.. Szo sehe ich [19] wol. ditz ist die hewbt sache

 

[20] Szo frag ich euch alhie. Magistri nostri. Ab die schrifft nit sey alßo [21] geben. das man5 on außlegung der Concili. der Veter. der hohen schulen: [22] yhre gewisße meynǖg müge begreyffen? odder ists nit alßo? Szo yhr leücknet. [23] das der schrifft meynūg. fur sich selb. on gloßen. gewiß sey: Szo sehe ich nit [24] warumb die schrifft hatt sollen geben werden̄n̄ die weyl der heylig geyst nit [25] hatt wollen lassen gewiß seyn. was6 er von vnß wollt haben vorstanden

 

[26] Auch warumb reytzen vnß die Apostell ßo mit gātzem vleyß.7 die schrifft [27] tzu leren. ßo [E 5b] yhr meynūg vngewiß ist? Vnnd was wollt yhr datzǔ [28] sagen. das auch die Veter nit wollen yhn selb geglewbt8 haben. denn ßo fernn [29] sie yhr ding. durch die schrifft befestigenn? Item Was sagt yhr datzǔ. das die [30] allten Concilia. haben nie nichts on schrifft beschlossenn Vnnd das ist auch [31] der griff. da durch wyr vnter scheyd9 nehmen. vnter den waren vnnd falschen [32] Concilien: das die. waren. mit [der] hellen schrifft.10 stymmen. die falschen [33] aber der schrifft miß hallen.

 

[34] Darumb müßt yhr [myhr] tzu geben. das der schrifft meynǖg sey gewiß [35] vnnd klar. alßo. das sie. sich selb auß lege. wo ettwa eyn finster ort ist. [36] tzuuor ynn den dingen. die der heylig geyst. hatt wollen11 erkennet vnnd [37] geglewbt werden: Nu hatt er on tzweyffel gewollt. das das gesetz erkennet [38] wurd alß. wilchs er gepott auch [an] die thür pfosten tzu schreyben. vnnd

 

[Seite 748]

 

[ 16 wid] wider 22 Augustin9. hatt] hat eyner vnter ihnen]

 

[1] ynn die ortt der kleyder tzu hefften. Alßo hatt er auch wollen das Euāgeliū [2] erkantt haben. das ist. die weyß. wie vnß durch Christum die gerechtikeytt [3] geben ist. Denn ßo das wortt gottʃ soll eyn felß seyn. darauff sich ergeb. [4] die seele. Was mag sie von yhm hallten. ßo es nit gewiß ist. was die meynug [5] des geystis gottʃ sey?

 

[6] Szo denn der schrifft meynǖg gewiß ist. ßo soll sie fur getzogen werden. [7] nit alleyn den hohen schülen [E 6a] odder Vetern̄. ßondern̄ auch den Conciliis. [8] ßo sie ander weytt hallten. wie vnß der Apostel leret tzu den Galatern̄. [9] Wenn eyn engel vom hymel euch anderß p̄digt. denn wyr euch p̄diget haben. [10] ßo sey es vormaledeyet. Drumb soll es dem Luther1 frey seyn. das er die [11] gewisße meynǖg der schrifft setze gegen die Concilia. Veter vnnd hohen schulen. . [12] Was mogt yhr sophisten hiraüff anttworten? Was fur glossen? Was fur [13] kleyne logica? Was fur wickleter schlüß. wollt yhr hie aüfbringen? Entwedder [14] leügnet. das der schrifft meynǖg gewiß2 sey. odder vorgonnet dem Luther das [15] er schrifft setze widder alle. die da anderß halten.

 

[16] Doch wyr geben euch das nit. dass Luther. wid die Vetter odder Concilia [17] sey. . Vnnd das ich tzū ersten von den Vetern sag. Ist nit Lutherß [18] meynug. von dem freyen willen. von der gnade: ßo yemant die sach recht [19] achtet. gantz S. Augustinß? Denn demselben hatt er3 aller dinge gefolgt. ym [20] Cōment ad Galatas.. Es sind beyder. bucher fur handen: wilch ßo yemand [21] kegen ander hellt. wirtt er finden. das sie ynn der sūma vnnd hewbt sachenn̄ [22] vbir eyn stymmen. Villeycht4 Augustin9. hatt [an] ettlichen5 ortten. ettwas [23] spitzigerß6 odder sübtiler [gesagt]. Vnnd Luther viel stuck vleyssiger [E 6b] [24] denn Augustin9: Hüi [lieben] Magistri nostri tzu berstet vnnd tzu reysst euch. [25] Doch dasselb dienet nit fast tzur sach7

 

[26] Nu sehet tzu: ynn dem hewbtstuck vnnd eben, darynn Luther am meysten [27] tzu schaffen hatt. ist Augustinus seyn mithaller. vnnd8 nit9 eyn gemeyner [28] schlechter patron. Datzu hat er alle die seyner meynug tzeugen. ßo viel es mit [29] Augustino ynn der selben disputation halten: Es hellt aber mit yhm Cyprian9: [30] wilchen er trewlich antzeucht auß dem buch vbirß Vater vnßer. Es hallten [31] mit yhm die nach Aug. geschrieben haben: alß der das buch De Vocatione [32] gentiū geschrieben hatt. Denn es sihet nit das es Ambrosii sey. . Item Maxenti9 [33] ynn kriechen. Szo nemen wyr die bucher Augustini an. die er selb am meysten [34] hatt wollen angenōmen haben

 

[35] Das ertzele ich, nit darumb, das ich achte, es sey viel dran gelegen.10 [36] was die lerer gehalten haben wer sie auch sind. ßo11 anderß der schrifft [37] meynǖg kund ist. . Szondernn̄ das ich auch den eygen willigen willfare. die

 

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[ 5 connotaten 9 des        des 26 haltstercker]

 

[1] da meynen, Luther wolle alle ding new machen. Szo er doch nichts1 anderß [2] thut. den̄n̄ das er vnß widder tzu der schrifft bringe ia auch tzu den Vetern̄. [3] die2 tzǔ dem vorstand der schrifft am nehsten kūmen sind. Aber yhr. was [4] thutt yhr? Ists nit war. das yhr nichts anderß thutt [(E 7a)] denn das die [5] Christlichen hertzen mehr ynn den formaliteten scoti. vnnd Cōnoteten Occam. [6] denn ynn Christo groß werden? Vnnd3 hortt yhr sophisten wie wol yhrß [7] nit werdet vorstehen. yhr widderstrebt dem auffgehenden liecht des Euāgelii [8] nit anderß den̄n̄ wie Jamnes vnnd Mambres Mosi widder stundenn. Derselben [9] nachkomling4 ist auch5 das Sorbonische gesinde. nemlich das da [10] geporn ist auß der Aegyptischen Sorbonith:a  Wie auffrichtig aber yhr Sanct [11] Augüstin [meynūg] widder den Luther antzihet will ich gar bald hir nach [12] vor manen

 

[13] Weytter vbir das hewbtstuck von dem freyen willen vnnd gnade. ist [14] auch das. der allten Veter eyniß. das Luther nit will. das6 gesetz. ynn [15] gepott vnnd redte [geteylet haben]. Wilchs geschwetz wyr nür auß der Schultheologia [16] haben. Wilche da sie anhüb, das gottlich gesetz. nach der heydnische [17] kunst Aristotelis. tzu messen. hatt sie nach laüterm muttwillen. die gottlichen [18] gepott. abethan. wilch sie nür gewollt hatt. Denn wilcher auß den allten [19] Veternn. hatt nit alliß das. fur nottige gepott gehallten. das ym Euāgelio [20] gesatz[t] ist. das wyr vnß nit rechen sollen.. S. Hilarius spricht. Die Euāgelia [21] erheyschen. das wyr vnß nit rechen sollen. S. Augustin ynn dem buch von7 [22] des herrn̄ p̄digt auff dem berge [(E 7b)] nennet es alliß gepott. was yhr [23] redte nennet. vnnd disputirt daselb. das es scheynbar ist: Es sey eyn nottig [24] gepott. das wyr vnß nit rechen sollen. Vnnd dißer meynǖg ist auch Chrisostom9. [25] der ßo fern dauon ist das er die rach tzu gebe. das er auch keyn [26] gepott. haltstrecker foddert. Seyn omilia ist yhe vorhanden. wilche. ßo yhr [27] fur ewrn̄ kleynen logiken muß habt: lieben Magistri nostri. ßo leßet sie

 

[28] Das aber das gesetz. mit Aristotelis heydnischer kunst nit stȳmet. da [29] fragen wyr nichts nah. Was geht vnß an. Was der selb vn8 sawber mensch [30] gemacht hatt? Sollten wyr Aristotelem hoher denn Christū halten? Doch [31] von dißem gepott der rach. wollen wyr dahynden mehr sagen. Alßo mocht [32] ich ynn viel andernn̄ stucken tzeygen. das Luther mit den allten Vetern vbir [33] eyn kümpt. Aber sintemal. auß dem stuck vom freyen willen vnnd der gnade. [34] alliß das fleüßt: Was Luther von der rew vnnd gnugthüǖg geschrieben [35] hatt. was ists nodt viel drob handelln̄ mit den sprüchen der Veter. wyr [36] wollten den villeicht eyn latern ym Mittag antzunden. alß man spricht

 

 

 

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[ 8 vorfinstern 13 ge fehlt 15 gleych 37 solchs vor stinckends fehlt]

 

 

[1] Es sind wol ettlich stuck ynn Luthers schrifften. die man ynn der Veter [2] bucher nit leychtlich findet. Alß da sind. [die er] von der tzal der sacrament. [3] Von der beycht. Von den gelubden. vnnd der gleychen hendel. die tzü unßern̄ [4] tzeytten gehen. geschrieben hatt. Denn tzu der Veter tzeytten begaben sich solch [5] sachen nit. vnnd [(E 8a)] das Christenthum war datzu mal. noch sawber. das [6] man von wenigern stücken tzweyffelte. Es waren noch nit die tyrannische [7] gesetze der Bepste: Sie hatten noch nit unßer lieben Magistros nostros von [8] Pariß: Ja auch nit die Artickel von Pariß. die das Euāgelium vorfinsterten.. [9] Es war villeicht des Euāgelii mittag. Aber nü ists abent. Vnnd tzugleych [10] mit unßernn sundenn. hatt die blindheytt:1 die grewlichst straff unßer sunde. [11] die hertzen besessen, Wilche, unß. mēschen lere fur das Euāgeliū. vnnd Sorbonische [12] Theologia eyn gebracht hat. Hatt nit solche straff. an allen ortten [13] ge ynn den p̱pheten. der geyst gottis dißen tzeytten gedrewett? Vnnd. [14] S. Paul9 sagt. Es. werden ettlich kūmen die vom glawben weychen. vnnd [15] das Euāgeliū durch menschen lere vorrücken. vnnd der gleychen viel mehr [16] Sind aber das nit die Sorbonischen Theologen. Szo weyß ich nit. was der [17] Apostel meynett.

 

[18] Alßo sihestu. lieber leßer. das Luther mit den allten Theologen ym [19] meysten teyl ubireynkomet: Wie viel billicher ists nü. das wyrß auff2 unßer [20] lieben Magistros nostros von Pariß. widder treyben. das sie es seyn. die do [21] narren: vnnd unß eyn solche theologia3 fur schreyben: wilcher die aller berumptisten [22] lerer der Christenheytt. auch nit ym trawm gedacht haben. Ists [23] vnchristlich. den Vetern Widderstreben. Szo ist nichts vnchristlicher denn die [24] Pariser disputatores: die do ynn [(E 8b)] den4 furnemisten hewbtstucken der [25] Theologia. schnür gleych widderstreben den Vetern̄. Eyn groß teyl der Veter. [26] nennen es sund vnnd laster. alliß was nit auß dem geyst Christi geschicht. [27] Aber sie5 nennen ettliche sittliche werck (Wie sie reden.) nit alleyn keyne [28] sund: ßondernn auch.6 schickliche. vordienste tzur gnaden. [O Blindheyt:] [29] Eyn groß teyl der Veter sagen: das gepott gottʃ muge nit auß menschlichen [30] krefftenn gehallten [werd]. . Aber. hie hore meyn leßer. die mißbietung7 [31] gottʃ. von den Parißern. Sie scheyden die erfullung der gepott ynn tzwey teyl. [32] Vnnd sagen. man vormüge sie wol erfullen: ßo viel es betrifft das weßen [33] der werck: :aber nit. ßo viel es betrifft. die meynǖg des gepieterß: gerad [34] alß foderte der gepieter ettwas mehr. denn das weßen der werck.

 

[35] O wollt gott. yhr Parißer: ich müßte solchs mit euch. ynn ewer Sorbona. . [36] treyben. das ich doch sehen mochte. ob. yhr euch auch. schemen wurdet. [37] solchs groben. solchs stinckends. solcsh Sorbonischen geschwetzs. Lieben. Magistri [38] nostri. es ist nit Luthers. ßondern ewr Theologia. die den Vetern mißhellet: [39] Es gehet euch an das geplerre: das [sie] vnchristlich seyn. alle die anderß leren.

 

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[ 12 ¶ fehlt 33 auffhub 35 yemand] einer genand 37 ¶ fehlt]

 

[1] denn die lerer der Christenheytt. Vnnd das sey von den lerern vnnd Vetern̄ [2] gesagt. Nu lasse vnß die Concilia sehen.

 

[3] Wilchs sind aber die Concilia: denen Luther widder strebt? yhr gebt [4] fur es sey von den Alltisten Concilien [(E 9a)] seyn lere vordampt. das merckt [5] man darauß. das yhr [auß yhm] eyn Montanū. Manicheū Ebionem: vnnd [6] waß macht yhr nit auß yhm? Aber hyrynn. hatt enttweder. der schreyber [7] dißer Epistel. seyne kunst brieff tzu schreyben wollt beweyßen odder [es] ist [8] nichts boßwilligers vnnd vnuorschampter denn die Parisische Sorbona: Denn [9] wer reücht nit: waßer meynǖg: sie der allten ketzer namen auff den1 Luther [10] schutten? nemlich das Luthers name auffs aller feyndseligist wurde.2 wilchs [11] gesuche. wie boß tückisch es sey: begreyffen auch wol die eynß mitteln vorstands [12] sind ¶a  Denn das Luther dem Montano vorgleychett wirtt. wer ist doch. der [13] nit sehe: wie gar nit aüß reyner meynūg das geschehe? Montanus der wollt [14] man sollt yhm glewben. vnnd vorließ sich auff seynen [eygen] geyst. Luther der [15] will. das man yhm nichts glewben soll. ßondernn der [lauttern] hellen schrifft. .3 [16] rümet nichts des seynen ßondernn nür die schrifft: yhr selb seyd viel neher [17] dem Montano. die yhr wollt wyr sollen dem geyst der menschen. der Concili. [18] der Veter. der hohen schulen glewben. mehr den̄n̄ der schrifft. Ja yhr seyt [19] nichts denn eytell Montani.4 ich rede Von euch Sophisten tzu Pariß: die [20] yhr ditz vrteyl habt außlassen on schrifft. vnnd rümet euch yhr halltet die [21] Apostolische weyße. gerad alß. were es kund gnug. das yhr eben den. geyst [22] habt. den die Apostel hatten [(E 9b)] Doch daüon weytter. hyrnach.

 

[23] Ich bitt dich. du Christlicher leßer. Meynstu das ettwas Christlichs [24] geystis sey ynn der Sorbona. die sich ßo gar nichts schemet tzu liegen? Denn [25] obs wol offenbar ist. auch yhrselb der Sorbona: das Luther vnnd Montan9 [26] nichts miteynander stȳmen. noch5 sind sie ßo küne. das sie den guten man. [27] mit Montaniß namen beruchtigen6

 

[28] Eben ßo boßtückisch vnnd vnüorsichtig machen sie eyn Ebionen auß yhm. [29] Ebion der tzwang tzu den Cerimonien des alten gesetzis. Luther tzwingt nit. [30] ßondernn lest sie frey seyn: das eyn iglicher nach gelegenheytt odder ßo es [31] die liebe foddert: die selben vben7 vnnd lassen muge on sunde Vnnd ßo8 [32] hellt auch. S. Paul9 am letzten cap. Gal. da er die cerimonien vnnd weyße [33] [auß hüb vnnd] yhm ließ gleych viel gellten. vnnd sprach. In Christo. gillt [34] widder9 beschnytten noch vnbeschnitten ßondernn eyn new Creatur. Vnnd [35] .1. Cor. 7. Ist yemand von der beschneydung bekeret: der mache nit eyn vnbeschneyden. [36] das ist. ßo yemand vnter den bekeret ist die das gesetz hallten.

 

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[ 2 beschneytten        vnbeschneyttenn 18 Manicherß 21 denn 30 Luther]

 

[1] der hallt es mit yhnen., Ist aber yemand vnbeschnytten bekeret. . der beschneyd [2] sich nit Beschnytten ist nichts. vnbeschnytten ist auch nichts. ßondernn die [3] erfullung gottlicher gepott. Hirauß meyn ich. sey es klar gnug. was vnter [4] scheyds sey tzwischen beyder meynǖg, auch wie redlich vnnd1 erbarlich [f 1a] [5] sie Luthers meynūg. ynn Ebionis ketzery vorstossen haben

 

[6] Der artt ists auch. das sie Luthern geben. den2 Manicher namen: [7] Alßo thetten die Pelagiani auch S. Augustin: alß er betzeugt. lib. primo. [8] aduersus duas Eplās Pelagianorū. cap ij Drumb schemett sich Luther [9] dißes schmachwortts nit: die weyl erß mit Augustino tzu gleych leydet: Szo [10] doch die Manichei keynen mechtigern feynd hatten den̄n̄ Augustinū: Die [11] Schultheologen sind Pelagianer ia vnsawberer denn die Pelagianer.. drumb [12] wundertt es vnß nit: das yhr Luthern eynen Manicheū scheltet: die yhr [13] ßonst nichts wisset. denn Schultheologia. das ist. tzwey mal Pelagianische [14] lere. Vnnd Augustin9. wie er sich entschuldiget des Manicheß Namen. ist [15] vnuorporgenn̄ auß3 seyner schutzred. wider der Pelagianer Epistell: Vnnd ßo [16] er ettwas bey euch güllte: ßo entschuldigt er vnß auch da selbist..4

 

[17] Sind aber vnßer lieben Magistri nostri von Pariß ßo fast blind: das [18] sie es ernstlich dafur halten. Luthers vnnd Manicheß meynǖg sey eyn ding. [19] Was mag blinder seyn den̄n̄ das volck? Widderumb thün sie es auß boßheytt. [20] das sie yhm tzulegen: das sie wol wissen es gehe yhn nichts an. was [21] mag boß tuckischer seyn dan̄n̄ sie? Manicheß meynǖg ist weyttleufftiger [22] denn das5 sie hie sollt ertzelet werden: wilche ßo wyr Augustino glewben: [23] der sie an viel ortten antzeygt ist sie durch vnnd durch. der Christlichen lere [24] entgegen6 [f 1b] Doch ßo viel tzu dißer sachen dienet. Maniche9 der vorgleügket [25] den freyen willen des menschen alßo. das er sagt. es were nit eyn [26] weßlich ding: das do mocht gepessertt werden7 vnnd der freyheyt empfehig [27] were Luther der leügnett das er8 frey sey. der massen das er sey eyn weßenlich [28] ding. das durch des geystis gnade.9 vornewert vnnd von der vnfreyheytt [29] erloßt werde      Auß dißen stucken. Meyn lieber leßer10 magistü die andernn [30] achten. denn wie redlich sie diße stuck. die ich ertzelet habe: auff Leuttern [31] trieben:11 haben.. ßo treyben sie yhr auch viel mehr.

 

[32] Last vnß [widder] kūmen. da wirß gelassen haben. Szo ists nü klar: [33] das Luthers lere nit ist vordampt von den allten Concilien. die weyl seyn [34] vnnd der ketzer12 ßo gar nichts eyn ding ist. Wie wol sie sollten dennoch [35] hie auch bedacht haben. Wenn gleych Luther mit den ketzern̄ ettwa stymmet [36] hette: waßer ley vnnd13 ) auß was grunds. ynn der ketzer secten vordampt [37] sey: Denn wo ist yhe ßo eyn vortzweyflete ketzerey geweßen: die ynn allen [38] stücken vbil14 ) gehandellt habe

 

 

 

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[ 2/3 Concilia 9 Antichrists 29 sollen ihr yhm]

 

 

[1] Diß alliß schreyb ich nit der meynūg. das ich tzu gebe. den allten [2] Conciliis. ßo grossen gewallt. das ßo Luther die helle schrifft. wilcherley Concilii [3] es seyen gegen setzte. das man drumb von der schrifft weichen sollt. [4] Szondernn das ich: denn leßer. vormane. wie [f 2a] viel er glewben solle. [5] dißem grosßem geplerre. vnßer lieben Magistrorū nr̄ō von Pariß. da sie [6] schreyenn Luther vordampt alle Concilia: die heyligen Peter. Er ist eyn [7] Montan.. Eyn Ebion: Eyn Manicheus. Eyn Antytoryt vnnd der gleychen

 

[8] Es sind aber geweßen ettliche Bepstische Concilia ynn dißer tzeytt. des [9] Romischen Endchrists. den selben. bekennet Luther das er widderstreb. doch das [10] [yhm] furgehe die helle schrifft: Warumb sollt er den selben nit widder streben. [11] ßo darynnen ßo viel vnchristlichs dings widder das Euāgelium gesatzt sind? [12] Das Conciliū zcu Wien leügnet. das die schlussel der kirchen gemeyn sindt. [13] das Conciliū tzu Costnitz leugnet. das die Christenheytt sey. die gantz vorsamlung [14] der außer weleten. Item dasselb Conciliū setzt. das ettliche gute [15] werck sind außer der gnaden: Wilche stuck. schnür gleych widder das Euāgeliū [16] streben: Billich widder strebt Luther1 den Conciliis. ßo er Chrm̄ fur [17] sich hatt. widder wilchen ßo gesetzt haben. [sind] nit Christi ßondern̄n̄ des [18] Antichrists kirchen geweßen.

 

[19] Meynstu aber das nichts vbils gehandellt haben die tzwey Concilia:2 [20] [ist myr recht] tzu Lion vnnd Wien.3 die do bestetiget haben die decretall der [21] Bepste4 vnter wilchen: wilch Christen mag leyden. yhe die tzwey capitel.5 Ad [22] abolendam Vnnd Venerabilem? [f 2b] Was hilffts denn. das yhr Theologi6 [23] von Sorbona auff werfft die Concilia? yhr seyd [doch] nichts denn [eytell] [24] Sorba:a  yhr kund yhe nit leugnen. das widder die schrifft mag nichts gesetzt [25] werden. Szo aber ettwas widder sie gesetzt ist. mag manß widder tzu reyssen: [26] drumb lasset dem Luther tzu. das er. der Concilien gesetz. wige nach dem [27] Ewangelio: laßt yhm tzu. das er das Euāgeliū furtzihe: ßo ettwas gesetzt [28] ist7 das anderß leret. Dem8 wortt gotʃ weychen billich [auch] die Engel: [29] ßo sollen yhe yhm auch weychen die pfortten der hellen. vnnd die [armen] [30] Menschlin: von denen wyr haben. die Bepstischen Satzungen̄

 

[31] Nach den hohen schulen fragen wyr nichts denn das alle hohen schulen [32] ketzere sind: beweysßet wol alleyn. die Schultheologia Hüi. lieben Magistri [33] nostri. Schreyet nü getrost. Er hatt gott gelestertt. Er schillt die hohen [34] schulen fur ketzere: Billich wo sie leren. das dem Euangelio mißhellet: Nü [35] mißhellet yhe. die Schultheologia der Parißer. Wilch9 itzt alleyn. ynn allen [36] hohen schulen dißes teyllß der wellt Europe die keyßrynn ist. ßonderlich tzü

 

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[ 6 Helie 7 Jude 10 Pariser 12 gefolgt        der        mocht 22 schreibt 29 werfft 33 sollt 37 eyn fehlt]

 

[1] Pariß. Darumb solltu nit wundern̄. lieber leßer das Luther widder ist den [2] hohen schulen: das ist wie Micheas sagt. den lügen hewßernn: Mochst aber [3] sagen Wer will glewben. das ßo viel solltenn yrren? Es yrren alle die da [4] anderß leren denn die [f 3a] schrifft. vnnd alle die. die unchristliche Schultheologia1 [5] loben. Sollten aber ßo viel yrren? freylich. denn auch ynn [6] Samaria: unter ßo viel priestern Baal wie gar wenig waren Heliȩ? Setz [7] fur deyn augen die gantz historien. Jüdȩ vnnd Samarien: ynn wilcher die [8] Christenheyt ist figurirt. Wie gar wenig. propheten: Wie viel abgottischer [9] waren da? Vnnd tzü disßer letzten tzeytt. Wilch eyn hawffen Zadücer vnnd [10] Phariser. das ist. pfaffen. munchen vnnd Schuler find man? Sihet man nit.2 [11] das der p̱phet Ezechiel gesagt hatt. Wie die mütter. ßo auch die tochter. [12] Wyr haben3 gefollt. ia ubir tretten alle grewel des Synagogen: das sie moch [13] gegen unß. gehallten fur Christlich angesehen werden. Wie der p̱phet sagt

 

[14] Nu vorstehet man. meyn ich. wie Luther mit den Vetern vnnd Conciliis [15] eyniß ist. Aber mit den hohen Schulen lest yhn der Christlig glawbe. nit [16] eyniß seyn: Hiraüß magistu mercken. wie hochgelertt diße Sorba sind. die da [17] nennen hewbtstück des Christlichen glawbenß. die Veter. die Concilia. die [18] Schulen: Wie wol. ich sehe denn gar nichts: ßo vordreüsst sie nicht: das den [19] Vetern vnnd Conciliis widdersprochen wirtt. Szondernn das die Schultheologia [20] nit ehrlich gnüg gehandlet wirtt. Vnnd das ist die rechte hadder metze. [21] Helena: vmb wilcher willen vnßer lieben Magistri nostri ßo thewr kempffen. [22] Ey warumb schriebt [f 3b] yhr denn nicht ynn ewrer. rechten Sorbonischenn [23] vorrede:. auff die weyße. Wyr sind Magistri nostri vnnd leren die Schultheologia: [24] Was haben wyr mit der schrifft. odder die schrifft mit vnß tzu [25] thun? Es ist auß mit vnß vnnd vnßerm reych. ßo wyr nit vorbannen. alle [26] die do furwerffen die schultheologia. Wyr wollen alle ding4 wegen vnnd [27] mengen das die Schultheologia nit falle: denn wo die nit erhallten wirtt. [28] ßo synd wyr vor lornn̄. Wenn gleych Luther mit den alten Vetern vnnd [29] Conciliis stymmet soll er dennoch vmbkomen. es sey denn das er sie für werff. [30] vnnd bete vnß an. Wyr sind die hewbt stuck des Christlichen glawbenß.. [31] vnnd nit die schrifft. Vnnd Wie sollten wyr mit dem menschen. durch. vornünfft [32] fechten.. Der da vorleügt. die hewbtstuck. (das ist. die trewme. vnßer [33] lieben Sorbonischen. Magistrorū nostrorum): Er soll schlecht. geschlagenn [34] vnnd vmbbracht seyn: die weyl er leügket die hewbt stuck des glawbenß.

 

[35] Es were eyn vnweyßheytt. ßo man die Veter vnnd Concilia hewbtstück [36] des glawbenß nennete die weyl keyn ander grund. denn die schrifft mag gelegt [37] werdenn: Wilch eyn müttwilligis wüeten ist denn das. das man5 eyn Sorbonische [38] Cōment der schrifft will furtzihen: Es sall6 nit eyn ketzer seyn.

 

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[ 2 Sorbon 5 wer] wie 15 durch 16 durch 17 yhre 24 garstinge]

 

[1] der der schrifft miß hellet: vnnd soll eyn ketzer seyn der den frantzosischen1 [2] Sorben miß hellt. [f 4a] Aber laß. das narrnwerck eyn gutt jar haben. Was [3] ists das man ßo viel wortt vorleüret. ynn2 ßo offentlichen sachen? Denn [4] was ist offentlicher denn. wie ich droben gesagt. das der hellen schrifft weychen [5] soll. aller Concili. aller Veter. aller schulen meynūg. sie seyen wer sie seyen

 

[6] Laßt vnß weytter.3 Was mehr da ist ynn der Sorbonischen Epistel: [7] vorfolgen. Sie Sprechenn Wem sollt der glewben. der da vorsagt. tzu glewben [8] der gantzen gemeynen Christenheytt? odder wie mag der gerechnet werden unter [9] die gemeynen Christen der die4 Christenheytt nit horen will? Szo doch auß [10] dem mund der Warheytt gesagt ist. Horet er die Christenheyt nit.5 ßo hallt [11] yhn alß eynen heyden vnnd publican &c. Ich bitt euch Lieben Magistri nostri: [12] Was heyst yhr die Christenheytt odder kirche? die frantzosische Sorbona? Wie [13] mag aber die selb. Christus kirche sey. die weyl sie fernn von Christus wortt [14] ist? Szo doch Christus betzeygt: Seyne stymm werde erkantt. von seynen [15] schaffen: Wyr heysßen eyn kirchen. die durchs gottis wortt gebawet ist: vnnd [16] durchs gottʃ wortt geweydet. geneert. ertzogen regirt wirtt. kurtzlich. die all [17] yhr ding. auß dem Euāgelio schafft vnnd von allen dingen. nach dem Euāgelio [18] urteyllt.. Denn wer auß gott ist. der horett gottis wortt. Widderumb. [19] wer seyn nit horet. der ist [f 4b] nicht auß gott. Vnnd seyntemal die kirch. [20] durchs gottis wortt geporn ist. ist sie auch on tzweyfel6 durch dasselb [21] tzu neeren

 

[22] Luther wirtt [euch] fur eyn Christliche kirch erkennen wenn yhr gottʃ [23] wortt leret. Er wirtt euch aber nit da fur erkennen. wenn yhr nit mehr. [24] denn ewr. tolle [vnnd] garstrige artickel fur bringt. Er horet die kirche doch [25] nür die. die das gottʃ wortt leret. Der selbenn erkentniß vnterwirfft er sich. [26] Die [da] alle ding nach dem7 gottʃ wortt bewigt. die da folget dem vrteyl [27] der schrifft vnnd nit den Sorbonischen trewmen. Denn was fur eyn grewel [28] sollt seyn die kirche ßo sie sich nach eynß iglichen Sorbonischen trewmerß [29] Cōment vorwandelete? Wilch Chameleon? Wilch Polypüs? Ja wilcher [30] Protheüs were wandelbarer?

 

[31] Da aber Christus sagt. Horet er dich nit. ßo hallt yhn. alß eynen [32] heyden vnnd publican. Ists nit war. das er damit hatt gewollt. man sollt [33] den schuldigen vorklagen fur der kirchen? Er wollt. mā sollt yhn mit tzeugen [34] vbirwinden. . Er wollt man sollt yhn vrteyllen nach dem gepott. sonderlich [35] nach dem Euāgelio: yhr aber. vordampt Luthern̄. ehe yhr yhn vorklagt. [36] vnnd mit schrifften vbirwindet. Nackete artickel. on schrifft on vornūfftigen [37] grund.8 setzt yhr erfur. ynn wilchen Luther nit vorklagt. ßondern̄n̄ vordampt [38] wirtt. Wenn Schon alliß ander thuchtig were. ist [denn nü] alleyn9

 

[Seite 756]

 

[ 26 beschluß] beschlus von 31 Aposteln 38 Aposteln]

 

[1] Sorbona die kirche. das sie den [f 5a] Luther auß der glewbigen gemeyne that? [2] yhr solltet vorklagen.1 nit vordamnen: Schrifft spruch sollt yhr antzeygt haben. [3] vnnd nit nacket artickel2 erfur bringen. vnnd das Vrteyl der kirchen lassen [4] Nu keret yhrß gar vmb [alliß] was gottlich vnnd mēschlich recht ist: vorklagt [5] yhn nit. vbir windet yhn nit ßondernn vor dampt yhn nür. Nemlich darumb [6] das yhr seyt vnßer lieben. Sorbonische Magistri nostri3 Ey, es scheme sich [7] franckreich. der Sorbonen die ßo vnchristlich narrett

 

[8] Aber ich4 thu iah seher nerrisch. das ich die Sorbona. ßo vnerhlich [9] handell. ßo sie doch tzu dißer tzeytt new Apostel gibt: Denn5 vnßer lieben [10] Mgr̄ī nr̄ī sprechenn.6 sie folgen der Apostel exempel7 ynn dem: das sie. [11] nackete artickel. on grund der schrifft. furtragen. Vnnd wollt Gott. das [12] sie nit ynn dem stuck alleyn: vnß die Apostelln8 furgeben. Christus selbs [13] tzeucht an der schrifft grund vnnd will yhm geglewbt haben. vmb getzeugnisß [14] willen der schrifft. S Paulüs laüttett schier eyttell frembde wortt. das ist. [15] schrifft des allten testaments: der Apostel p̄digt. Was sind sie anderß. denn [16] spruch von Christo auß dem alten testamentt geholet? Nu aber alleyn der [17] eynigen Sorbonen sollen wyr glewben on alle Schrifft. Trett er fur auß [18] der Sorbonischen gruben ynn ditz liecht. yhr lieben Mgr̄ī nr̄ī. das wyr sehen [19] ob solch nerrisch leütt. auch aügen odder styrnn haben: Wo habt yhr das [20] gelernt. Es sey eyn Apostolisch exempel [f 5b] lere on getzeugniß furtragen? [21] Szo auch Chr9 selbs yhm nit wollt an schrifft glewben lassen

 

[22] Doch wollen9 die Apostolisch vnnd Sorbonisch [thatt] gegen10 ander11 [23] sehen. Act. 15. stet geschrieben. das da wartt fürtragen eyn frage von dem [24] gesetz Mosi: Alß nü der heylig geyst. durch mancherley spruch der schrifft. [25] vnnd offentlichen12 beweysungen vnnd wundertzeychen: hatte bedeütt: das die [26] heyden nit sollten mit dem gesetz Mosi beschweertt werden: ist der beschluß13 [27] der selben freyheytt geschehen. Hie frage ich euch. lieben Magistri nostri. [28] wilche wündertzeychen? wilche spruch der schrifft haben euch trieben: vbir [29] Luthern̄ tzu sprechen? Wie wol wyr auch den tzeychen nit leychtlich glewben [30] wollten. alleyn der schrifft wollen wyr glewben̄n̄: Zcum andernn. Da wurden [31] außer welet. die der Apostoln beschlüß mit lebendiger stym brechten. vnnd den [32] glawben der kirchen bestettigeten. yhr aber. wen schickt yhr aüß [tzu den [33] kirchen]. der den grund ewr meynǖg yhnen außlege? Zcum dritten. thetten [34] sie datzǔ eyn [solch] Epistell. darynnen sie eynfurten des heyligen14 geystes [35] getzeugniß15 vnnd schrieben alßo. Es hatt dem heyligen geyst vnnd vnß gefallen [36] &c. yhr aber was furet yhr fur eynen geyst eyn?

 

[37] Horet doch eyn mal. yhr tawben schlangen was fur eynen geyst furet [38] yhr tzum tzeugen ewrer lere. an die gantzen wellt? Die Apostoln fur[ten] eyn

 

[Seite 757]

 

[ 3 Aposteln 5 Aposteln 6 er] eß 8 vielen predigenn 16 on vorporgen 19 vorwirfft]

 

[1] den geyst gottis. Nemlich. das yhn durch die schrifft künd [(f 6a)] war. der [2] wille des heyligen geysts: Szo war auch den kirchen kund. der geyst ynn den [3] Apostoln. Was solln̄ wyr von ewrm geyst hallten? Wie?1 wenn yemāt [4] alhie tzu euch sprech: wie der ynn.2 actis. Apost thett. Jhesum kenn ich. [5] Paülüm weyß ich: wer seyt aber yhr? Wie? das die Apostoln wie wol sie [6] des heyligen geystis getzeugniß fureten: dennoch sich3 ließen duncken er were [7] nit gnug. ynn ßo grosser sachen. eyn blosse Epistell. sonndernn thun bottschafft [8] datzü. die do die kirchen bestettigeten mit Vielem p̄digem.4 Alßo wollen die [9] kirchen itzt lebendige p̄digt. nit schrifftlich5 beschluß.. Vnnd Petrus6 will. [10] das die Christen sollen geschickt seyn vrsach zcu geben yhrß glawbenß. Dasselb [11] foddert itzt auch von euch die gantz wellt. lieben Magistri nostri

 

[12] Es ist schon tzüüor künd geweßen. was Pariß hielte ynn yhrer schüle. [13] Ewr bucher sind furhanden Ewr schul disputation sind auch furhanden. [14] Itzt aber foddert man grund vnnd vrsach, der selben ewrer lere: Denn7 [15] diße ewr artickel widder den Luther: hette wol eyn kind ynn deutschen landen [16] künd tzusāmen lesen aüß dem Gabriel odder Scoto.. ßo gar ist vnuorporgen [17] Was Pariß hellt. aber vorporgen ists. warumb sie alßo hellt. Luther begerd [18] nit tzu wissen ewr8 lere. Szondernn den grund ewr lere. wilche er an tzweyffel [19] nit vorwurffe. wenn er sie9 nit tzuuor [f 6b] wiste. Vnnd das Gott wolt. [20] yhr schlugt ynn ewr hertz vnnd bedechtet. das Luther10 mit den dingen vmbgaht. [21] die viel zcü groß seyn. das man darynnen: sollt der hohen schulen tzu [22] Pariß odder Luthern glewben. on betzeugniß der schrifft. Alle die Luther11 [23] anhangen die hangen darumb an.12 das sie sehen.13 wie er menschen geschwetz [24] furwirfft: vnnd nichts anderß14 denn die heyligen schrifft leret. die selben [25] werden euch auch15 glewben. wenn sie sehen werden. das yhr mit der schrifft [26] stymmet.. Denn Christum foddern̄ [sie]. beyde von Luthern vnnd von euch

 

[27] yhr laßt euch duncken yhr habt das seyttenn spiel wie Dauid. alß der [28] p̱phett sagt. Aber yhr singt vnnd spillt euch alleyn. datzu bleybt yhr daheymen [29] Luther hatt seyn seytenspiel. das ist. seyn lere. dem gantzen Christlichen [30] kreyß bewerd. mit tzustymmǖg der schrifft Es16 ficht die Christen nichts [31] an Wyr sind magistri nostri. Wyr sind Parißer. Wyr sind Sorbonisch. wir [32] sind die mutter aller schulen: denn das seyn eyttel vnnütze namen: gegen [33] wilche Deutsch land fast hyn[furt] ist tawb worden. Drumb ßo17 rad ich [34] euch. wollt yhr18 diße [ewr] vnchristlich mackell entschuldigen. ßo legt aüß. [35] grund vnnd vrsach ewrß vrteyls vbir den Luther. [Halltet gegen des Lütherß [36] schrifften, nit ewr leren. sondernn̄ wartzeychen vnnd vrkund ewrer leren] Es

 

[Seite 758]

 

[ 5 hat 7 antzeychen 21 vnnd fehlt 23 Sorbonischen Schule] Sorbona]

 

[1] sey denn. das yhr nit wollt fur Christen leütt gehallten seyn: Vorkleret eyn [2] mal. durch1 waßer geyst der Luther vordāpt sey. von den Sorbonischen [3] Apostelln. Des gewarttet [(f 7a)] von euch nit alleyn der gantz Christliche [4] kreyß Szondernn foddertt auch auß macht vnnd recht. der Christlichen pflicht. [5] das yhr leret. warumb yhr eyn iglichs vordampt habt

 

[6] Vnnd das ichs eyn ende mach:2 will ich3 ynn eynem odder tzweyen [7] stucken ertzeygen wilch eyn vnuorstand der heyligen schrifft: wilch eyn vnchristlich [8] ding sey ynn Sorbona. Denn auß dißen mag man leychtlich von allen [9] andernn richten Luther hatt alßo von dem freyen willen geschrieben. Das [10] er on gnade nichts vor müge denn sündigen Vnnd das ist kendlich vnnd [11] schlecht. ßo man die schrifft ansihet. Denn alßo Sagt. S. Paul9. Des [12] fleyssches wille. ist eyn feyndschafft widder Gott. Denn er ist gottʃ gepotten [13] nit vnter thenig. vnnd kan auch yhnen nit vnter thenig seyn. Vnnd die ym [14] fleysch sind. künnen Gotte nicht gefallen. Vnnd Joh̄. 1. Die da nit auß [15] blutt. noch auß dem willen des fleysschs. noch auß dem willen des menschen4 [16] ßondernn auß gott geporn sind. Vnnd S Aug. der schrifft folgend. leret [17] auch das selb. widder die Pelagianos. das ist. widder die Sorbonische Sophisten

 

[18] Aber alhie stellen sich die Sorben. alß sehen sie die schrifft nit: vnnd [19] entschuldigen S. Augustin. mit eynem rechten Sorbonischen geschwetz: ynn [20] wilchem wol alleyn man begreyfft die Sorbonische blindheit. Vnnd ist yhe [21] tzweyffel gewest. ynn waßerley schrifften vnnd [f 7b] odder kunsten Pariß [22] geübt sey: das soll diß stuck offenbar machen. darynnen klar erscheynet. das [23] keyner ynn der [gātzen] Sorbonischen Schule sey: der do Augustinū hette angerürtt: [24] Was sie ynn der schrifft5 vormügen, ist leychtlich tzu er messen. [25] Syntemal Sie Augustinum den gemeynen lerer vnter den theologen nit haben [26] gesehen. O Theologen. O Sorbona: Augustinus (.sagen sie.) wenn er von [27] der gnaden disputirt. das der frey wille. on gnade, nichts guttis thun müge. [28] ßo redt er nit von der rechtfertigende gnade. O blindheytt aller blindheytt [29] vnnd eytell blyndheytt6 Von wilcher gnaden redet7 doch der selb Man?8 [30] da er schreybt. wie der Pelagius ßo offt. ynn dem worttlin, gnade. hab hyn [31] vnnd her gewanckt: betzeugt er. das er foddere die recht fertigende gnade. odder [32] den heyligen geyst. der durch gossen wirtt ynn die hertzen der rechtfertigen: [33] die naturlichen gnadenn fur wirfft er offentlich.. die ßonderliche gottʃ hulff. [34] da die Sorbonischen von sagenn kenndt er nit.

 

[35] Vnnd das wyr die sach ym grund er messen Bitt ich euch. Sorbonische [36] Sorben: Waüon nennett yhr sie die rechtfertigend. odder die genehm machende [37] gnad Ists nit war? Dauon. das sie alleyn sey. die da vorsune vnnd voreynige [38] mit Gotte? Szo aber dem alßo ist Warumb ertichtet yhr denn. das [39] on solche angenehm machende gnade. Gott ettwaß angenehm sey? Streytten

 

[Seite 759]

 

[ 8 vnßere 16 19. 17 gerechtickeyt 36 kaümet eyn] keyn]

 

[1] doch widder sich selb ewr wortt vnnd lere. Den [(f 8a)] namen. der gnehm [2] machend gnade. nempt yhr auff vnnd seyne bedeuttung nempt yhr nit auff. [3] Doch lasst vnß sehen. auff wilche weyß Augustinus brauch1 des worttle. [4] Gnade:. Ich2 mocht3 seyn gātz buch de Spi: & lit her schreyben. denn es [5] ist keyn blatt da er nit der gnade gewehnet. Aber ditz sind seyne wortt [6] cap. 4. de spi & lit: Wo aber der heylig geyst nit hilfft. vnnd eynblesset. an [7] statt der boßen begirde eyn gutte begirde. das ist. gottlich liebe durch geüsst [8] ynn vnßernn hertzen: fur war ßo geschichts. das ditz gesetz. Du sollt nit begeren: [9] wie wol es gutt ist: nür mehret das boß begir &c. Von waßer gnaden [10] redet er alhie? Szo er offentlich sagt. man mug on gnade nichts denn sundigen: [11] Ists nit war. Er nennet hie die gnade die gottlich lieb ynn vnßer [12] hertz durch gossen? Vnnd yhr Sorbonischen: was nennet yhr anderß gnade [13] denn die gottliche liebe

 

[14] Lieber last mich doch das von euch erwerben das yhr Augustinū: ich [15] sag nit.4 aber vnnd aber leset. ßondernn nur eyn mal ansehet. Denn es ist [16] keyn bladt drynnen. das ewrn̄ yrthum nit straffe. ym. ix. cap. furet er den [17] Apostel eyn. von der gnade redenden. da er sagt. Gottliche rechtickeyt kumpt [18] durch den glawben Ihū Christi. ynn alle die do glewben. Mügen dieße [19] wortt auch getzwungen werden auff die naturlichen gnaden odder ßonderliche [20] hulffe? O yhr5 groben [(f 8b)] klotze vnnd rechte Sorbonische Mgr̄ī nr̄ī. [21] Wer will hynfurtt glewben: das yhr augen. odder vor nünfft odder hyrnn [22] habt. die yhr ynn solchem klaren liecht6 ßo vnuorporgen: blind seyd vnnd7 [23] yrret. Ich: bey gnaden vnnd gunst. vorwunder mich hie nichts ßo fast. alß [24] das ynn der gantzen Sorbonischen facultet keyner ist. dem S. Augustinß [25] meynǖg bewust ist.8 Das auch wol ditz. eyn wartzeychen9 seyn mag. Das [26] ditz buch sey von eynem odder tzween sophisten außgelassen vnter dem namen [27] der facultet erlogen̄10

 

[28] ¶ Nit11 mehr redlickeytt beweysen dieße frantzosische Sorba. ynn dem [29] vrteyl. vber die lere S Ambrosii. Szo es doch kund ist: wer er auch ist der [30] das buch de Vocat: gent: gemacht hatt. Das er ynn gantzer disputation da [31] mit vmbgaht. Das sund sey. Was on gnade geschicht. Vnnd vorkleret sich [32] selb von waßer gnade er redt. vnter andern spruchen: furet er auch den eyn. [33] der ynn Epist. heb: auß Hieremia12 gefurt wirtt. Ich will meyn gesetz geben [34] ynn yhre ynnwendigs. vnnd ynn yhr hertz will ich es schreyben: wilchs ßo [35] gar nit mag getzwungen werden auff die Sorbonisch ßonder hulff. odder auff [36] naturliche gnaden: das auch kaümet eyn spruch der13 schrifft ßo eygentlich beschreybt. [37] die gnade die vnß durch Christum geben ist. wilche yhr nennet die

 

[Seite 760]

 

[ 3 Louoner 16 antzeygt 37 auch nit dissen]

 

[1] gnem machende gnade        Nu meyn ich sey es klar wie Luther August. vnnd [2] Ambro: gefurtt hatt. vnnd wie [g 1a] weyße die Sorbona sey: die wyr alhie [3] begreyffen. ßo groblich yrren. Das auch noch nie. die Loüener vnnd Collner [4] ßo grob genarrt haben. O das vnselige franckreych. dem es dahynn1 komen [5] ist. solch vrteyler.2 vnnd solch richter ynn heyligen sachen. tzu haben: die [6] wirdiger weren. das sie heymlich gemach fegten denn das sie die schrifft handleten

 

[7] Auß dißer meynǖg vom freyen willen. fliessen nü. die ding. die Luther [8] von der rew. vnnd endlich alliß was er von der püß geschrieben hatt. [9] Vnnd o wyr elenden. die wyr [fast] ynn vierhundertt jaren3 keynen lerer [10] gehabt ynn der Christenheytt. der die rechte eygentliche weyß der puß. hette [11] beschrieben: Ettlich sind betrogen mit ertichten rewen. Ettlicher gewissen sind [12] gestockt vnnd geblocht mit den gnugthuūgenn Nu hatt vnß tzu letzt gottʃ barmhertzickeyt [13] angesehen vnnd seynem volck das Euāgeliüm offinbart. Vnnd hatt [14] auffgericht4 yhre gewissen. die er beruffen hatt Szo du fragist. Was nutzs [15] Luther der kirchen than hatt das hastu hie ynn der sūma. Er hatt eyn rechte [16] weyß der puß geleret. vnnd ertzeygt den rechten brauch der sacrament. Das [17] betzeugen myr vieler gewissenn Ich will aber itzt nicht von der5 weyß der [18] puß odder sacramenten disputirn. Denn diße Sorben haben Luthern nür [19] vordampt. nit vbirwunden widder mit vor nǖfft noch schrifften. Vnnd Luthers [20] lere besteht vn wenglich vnnd vnbeweglich. nit alleyn [g 1b] widder diße [21] Sorben. ßondern̄n̄ auch widder die fursten der finsterniß. Werden sie aber [22] mit schrifften bestreyten was Luther gelert hatt: wollen wyr vnß nit seümen [23] tzu weeren. Denn diße Luthers lere von der puß soll myr [noch] auß meynem. [24] noch auß eyniger glewbigen hertzen. nit tzwingen. yrgend eyn gewallt der hellen. [25] Schweyg denn eyn Sorbonische odder Papistische

 

[26] Von den gesetzen vnnd Conciliis ist nit nott aber tzu vor manen: Die [27] weyl wyr droben beweysset haben: das Luther mit den allten eyniß ist. . doch [28] das6 man sehe. wie die Sorbonische sophistenn ßo türstig7 die gottlichen [29] gepott abethün: wollen wyr widder drauff kūmen. Sie sprechen Das gepott [30] von nachlassung der rache. ist altzu beschwerlich.8 dem Christlichen gesetzs. [31] O9 der vnchristlichen Sophisten. die des gesetzs beschwerung ermessen nach der [32] philosophia Aristotelis: Ists nit auch eyn schweering der natur das gepott. [33] Du sollt nit begeren?10 Szo hor ich wol. es ist abtzuthun nach meynǖg der [34] Sorbonischen sophisten. Es ist auch beschwering das gesetz. gott tzu lieben. [35] Wolan ßo last es vnß abethun O vnsynnige. o vnchristliche leütt. Es gehet [36] euch an. das Christus sagt. Wer eynß von den kleynisten gepotten auffloßet. [37] soll der kleynist seyn ym hymel reich Ey Warumb hattet yhr nit auch dißen [38] synn. da yhr ßo viel gesetz machtet von der gnugthuūg? Sind sie nit auch

 

[Seite 761]

 

[ 13 tzymmerleuten 16 Wittembergk. 1521.]

 

[1] beschwerlich dem gewissen das an yhm selber [g 2a] gemartert ist?1 Ubir [2] das erdenckt yhr nür new beschwerung. vnnd die da von Gott sind auff gelegt [3] thut yhr abe.: Recht. alßo sollt yhr die schrifft2 der p̱pheten erfullen. den [4] ßünder stercken vnnd den gerechten betruben Das ich aber viel dings vbirgehe. [5] vnnd kurtzlich lere. Es sey gepotten das wyr nit rach suchen. vnnd nit eyn [6] radt: ist klar der spruch Pauli. 1. Cor. 6. Nu ist aller ding das eyn sund. [7] das yhr richts hendel vnter eüch habt. Ists aber sund seyn gutt am gericht [8] widder tzu holen: ßo ists keyn tzweyfell es sey gepotten. nit rach suchen

 

[9] Der ding hab ich dich Christlicher leßer. wollen vormanen. das dich von [10] Luthers lere nit abschreck der Sorbona ansehen: Wilch wie weyße sie ist. hastu [11] auß eynem odder tzweyen stucken3 vormerckt. Auß dißen. die ich angetzeygt. [12] magstu die andern ermessen Denn Sorbona ist Sorbona Christüm solltistu [13] ehe vnter den tzymmeleuten finden. denn ynn dißem volck Es will hynfurtt [14] dyr tzu stehen: das du mit myr fodderst vrsach vnnd grund von den Parisern [15] yhrs vrteyls. Wilche ßo sie außlassen. wollen wyr von dem vnßern auch [16] weytter reden. Vale. tzu. Wittemberg

 

 

 

 

 

[Seite 762]

 

 

 

Abschließendes Material

 

 

 

 

 

 

Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.

 

1893

 

[Seite 762]

 

 

 

[Vorbemerkung]

Vorbemerkung. Bei derartigen Einzelnachträgen und Berichtigungen wird ein gewisses Maß von Ungleichmäßigkeit durch die Verschiedenheit der einzelnen Schriften und ihrer Bearbeiter meist nothwendig gegeben sein, und so werden denn auch die hier zusammengestellten das Gefühl der Ungleichmäßigkeit hervorrufen. Namentlich soweit diese Nachträge sachlicher oder kritischer Art sind, konnten sie naturgemäß nur von den Bearbeitern selbst befriedigend und erschöpfend beigebracht werden und vermochte ein andrer, der hier nothgedrungen eingreifen mußte, nur weniger Befriedigendes und Erschöpfendes zu geben. Unter diesem Gesichtspunkte wolle der Leser die von mir herrührenden Bemerkungen beurtheilen. Von konsequentem Nachtragen erklärender Anmerkungen oder stetiger Berichtigung unberechtigter Änderungen der Überlieferung u. dgl. war natürlich von vornherein abzusehen. In der Nachbringung von Drucken, die in unsrer Ausgabe gar nicht oder ohne eigne Einsichtnahme der Herausgeber angeführt sind, war Vollständigkeit nicht wohl erreichbar, für die Wittenberger Drucke dürfte sie jedoch ziemlich erreicht sein. Hätten alle Herren Herausgeber der früheren Bände sich diese Nachträge rechtzeitig angelegen sein lassen, so wäre eine größere Gleichmäßigkeit erzielt worden, und nöthigte nicht die Rücksicht auf Abnehmer und Verleger zu endlichem Abschluß dieses Bandes, so hätte sich wenigstens noch manches bessern und zufügen lassen.

 

 

 

14. November 1893.      P. P.

 

 

 

 

 

Band I.

S. 1 ff. Von dem Tractatulus de his, qui ad ecclesiam confugiunt hat G Buchwald in den Studien und Kritiken 1890, S. 753 ff. folgenden weiteren Druck nachgewiesen:

 

 

 

“TRACTATVLVS || De his qui ad ecclesias cōfugi || unt. Et de Judicibus qui in || ecclesia: et eius atrio Ciui || les vel criminales cau- || sas tractāt: placita te || nēt: et alia cōtra ī- || munitates Ec- || clesiarum fa || ciunt. ||” Titelrückseite bedruckt. 4 Blätter in Quart, letzte Seite leer. Am Ende: Impressum in Oppenheim ||“

Druck von Jakob Köbel in Oppenheim. Ex. in der Rathsschulbibliothek zu Zwickau. Buchwald nimmt an, daß diesem Druck die Priorität vor den beiden S. 2 unsrer Ausgabe verzeichneten zukomme. Er stützt diese Annahme einmal auf die andre Fassung des Titels, diese scheine deutlicher auf das Ereigniß hinzuweisen, in dem Knaake die Veranlassung zu der Schrift vermuthet. Weiter aber macht er geltend, daß 6, 21 der Oppenheimer Druck īfra habe für das unerklärliche (auch als primo kaum erklärbare) j. Da Dr. Knaake sich zu der Frage nicht geäußert hat, so müssen wir uns hier auf die Wiedergabe dieser Aufstellungen und die Mittheilung der Lesarten des Oppenheimer Druckes (nach Buchwald) beschränken:

 

 

[Seite 763]

 

3, 3 confugiunt] cōfugiunt &c.. — 3, 11 am Rande: Articulus primus lex Mosaica haec statuit. — 3, 18: Note: 9 fehlt [?]1 — 3, 23 e. fehlt. — 3, 30 am Rande: Praeceptio legis Mosaicae hodie non servatur. — 4, 4 e. fehlt. — 4, 4 am Rande: Laicus homicida. — 4, 5 am Rande: Excommunicatio quid sit; — 4, 6 am Rande: Clericus homicida. — 4, 13 am Rande: Publicus latro. — 4, 13 de emu. ec.] de īmu. ec. — 4, 15 am Rande: Depopulator agrorum. — 4, 20 am Rande: Lex civilis ista praecipit. — 4, 22 auten. de man. pn̄ coll'.] aut'. de mā. prī. col. — 4, 27 hiis] his. — 4, 29 immuta.] īmu. — 4, 29 am Rande: Maleficia cōmissa intra ecclesiam. — 4, 33 auten.] aut.' — 5, 2 autenti] aut'. — 5, 3 auten.] aut'. — 5, 3 am Rande: Raptor virginum. — 5, 7 am Rande: Lex canonica haec praecipit. — 5, 12 ca.] c. fi. — 5, 14 am Rande: de homicidio et membrorum truncatione. — 5, 16 am Rande: Ecclesia non consecrata. — 5, 22 am Rande: Domus episcopi. — 5, 22 am Rande: Sacerdos portans corpus Christi. — 5, 25 am Rande: Hospitale. — 5, 28 am Rande: De judicibus, causae sanguinis &c̄.. in ecclesia tractantes. — 5, 35 am Rande: Articulus secundus de transgressorum exorbitatione. — 5, 37 iconomicorum — 5, 38 am Rande: Primo saecularium officialium excessus. — 6, 4 hiis] his. — 6, 21 j.] īfra. — 6, 21 defensiones] defensores. — 6, 21 am Rande: Prelati ad quid tenentur. — 6, 25 am Rande: Secundo rectorum ecclesiasticorum non equa defensio. — 6, 29 am Rande: Non justa defensio. — 6, 30 am Rande: Justicia est Juris praeceptum. — 6, 30/31 et alterum non ledere iuris preceptum est ff. de iust. et iur.] et juris praeceptum est alterum non ledere ut ff. de jus. et ju. — 6, 36 institutae. — 7, 5 am Rande: Non est legitima defensio primo quia est contra leges. — 7, 16 am Rande: Secundo non legitima defensio praebet occasionem laedendi caeteris. — 7, 21/22 prosilire. — 7, 24 am Rande: De expensis fugientis ad ecclesiam. — 7, 31 am Rande: Nota de clericis et religiosis. — 7, 32 faciar. — 7, 34 am Rande: Carcer. P. P. — Th. Brieger stellt Ztschr. f. Kirchengeschichte Bd. XI, S. 103 ff. von einer Voraussetzung aus, die er in keiner Weise bewiesen hat, Luthers Verfasserschaft des Tractatulus in Frage; er hält den Titel der Ausgabe von 1520 für eine buchhändlerische Spekulation.

 

K. Knaake.

 

 

Zu S. 8 ff. Zu dem Semp. praescr. vgl. den sehr beachtenswerthen Aufsatz Th. Briegers, Ztschr. f. Kirchengeschichte, Bd. XI, S. 106 ff.

S. 12 Z. 39 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312: Schreibe hic, ‘denn hier irren auch sonst gute Leute’, vgl. S. 13 Z. 2 hic, si verbum omittit, in officium peccat.”

Zu S. 18 ist nachzutragen, was J. G. Weller, Altes aus allen Theilen der Geschichte, 2. Bd. (1766), S. 573/4, über eine von Löscher benutzte Handschrift berichtet, die vielleicht identisch ist mit der, welche die Sermone aus den Jahren 1514 –17 enthielt. Darnach war diese damals im Besitze des Superintendent J. F. Gühling zu Chemnitz. Sie sei in den Jahren 1517 –19 nach und nach zusammengeschrieben worden, wahrscheinlich von einem “fleißigen Schüler” Luthers, der nach der bei einem Stücke der Hdschr. befindlichen Unterschrift zu urtheilen, Johann Strub geheißen habe. Aus dem Inhalt der Hdschr. theilt Weller, S. 570 ff., eine “kurtze Pastoral-Instruction” mit, welche Luther um 1518 einem ungenannten Priester ertheilt habe (De Wette I, 271 ff.; Enders II, 46 ff.).

 

P. P.

 

 

S. 23 Z. 34 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312: “Ob nicht notasses statt notasset?”

S. 32 Z. 18 K. Müller2: “nolunt eam [sc. poenam inferni]”. Angemessener als unsere Textlesart, obgleich letztere (eum, nämlich infernum) nicht unverständlich ist.

 

 

[Seite 764]

 

S. 33 Z. 19. ff. Zu dem verderbten Text K. Müller: “Zusammenhang: Alle Menschen wollen selig werden, aber nicht auf dem rechten Wege. Gegensatz zwischen consilium proprium und consilium Dei, eigenem und Gottes Weg zum Ziel. Nun Z. 19: Dieses [cons. propr.] est consilium impiorum. Aber die Seligkeit gehört der generatio rectorum. Als boni corde, recti corde werden sie bezeichnet, quia properant recti consilio ad finem salutis, illi vero [impii], quia bonam voluntatem habent et zelum Dei. Zu bonam voluntatem et zelum vgl. Z. 27: zelum habent et bonam voluntatem sed erroneam”. Diese Konjektur hat im ersten Theil etwas für sich, nur wäre vielleicht recti noch in recto zu ändern, im zweiten aber entfernt sie sich zu sehr von der äußeren Gestalt des gegebenen Textes.

S. 34 Z. 2 K. Müller: “Ich vermuthe et proprium consilium hominis, quando”.

S. 52 Z. 3 setze an den Rand: Ps. 85, 9.

S. 64 Z. 8 f. K. Müller: “Secundo proficit l. vielmehr perficit vgl. Z. 15 tertio perficit”. Nicht annehmbar: proficit gibt hier einen guten Sinn, ja einen besseren als perficit geben würde; beachte auch as nachfolgende ulterius.

S. 66 Z. 18 ff. temerarium bis contritae Z. 21 K. Müller: “Ich vermuthe, daß intelligo bis animam zum vorhergehenden gehört: es ist vermessen, zu sagen, daß durch den Ablaß die Seele sogleich in den Himmel komme, wenigstens wenn man an eine bestimmte Seele denkt und für sie den Ablaß kauft. Vgl. S. 68 Z. 15 ff., wo Luther dagegen spricht, daß man den Ablaß in particulari oder an animam nominatam ertheile, da man nicht wisse, ob nicht eine andere würdiger sei. Demnach muß hier eine Lücke vorliegen, die etwa so auszufüllen ist: Temerarium — eripi, intelligo si quis — animam [damit will ich nicht sagen, daß auf den Ablaß (d. h. die Fürbitte) hin nicht wirklich eine Seele befreit werden könnte, aber sicher trifft das nur eam] quam alioquin eripi non dubito &c.. Oder gehört das quam zu den ausgefallenen Worten und ist eas quas zu setzen? vgl. quae digne fuerunt contritae”. Es bedarf hier keiner Änderung, nur eine etwas unebene Ausdrucksweise haben wir vor uns: “nämlich [diejenigen Seelen können aus dem Fegfeuer befreit werden,] welche &c..”

S. 66 Z. 31 K. Müller: “Lies et [nondum] deletus. Sonst ist es doch sehr hart.” Sprachlich brauchte nondum nicht vor deletus wiederholt zu werden; übersetze: “da er [affectus terrenus] noch nicht weg und durch Reue vertilgt ist”.

S. 66 Z. 33/36 Quis igitur dolet bis nequaquam? K. Müller: “Der Satz nonne &c. kann nicht die Antwort auf die Frage Quis igitur dolet sein. Vielmehr muß auch hier eine Lücke vorliegen, außerdem auch sonst der Text verdorben sein. Ich schlage vor: Qui igitur — voluntati, [liberari poterit ex purgatorio] Nonne [concedere hoc deberent] qui hoc &c.”. Durchaus unnöthig; wir haben hier einen ähnlichen Übergang vom Singular in den Plural wie Z. 19 ff: “Wer &c..? Sind es nicht diejenigen, welche &c..?”

S. 67 Z. 9 K. Müller: “Lies fomite, hoc (Versetzung des Kommas)”. Das hoc wird hier aber besser als nähere Bestimmung zu fomite gefaßt, es weist auf die Z. 7 gegebene Erklärung zurück; consequentur kann die besondere Angabe des Objekts entbehren.

S. 67 Z. 19 K. Müller: “Lies ac gratiam.”

S. 68 Z. 26 K. Müller: “extra viam und in via ist wiederherzustellen. In via esse ist geläufiger Ausdruck für auf der Pilgerschaft des Lebens sein, cf. viatores im Gegensatz zu den beati, securi”. Allein die Art der Gedankenentwicklung an unserer Stelle dürfte doch mehr für vita als für via sprechen, und es möchte schwer halten, extra viam esse im Sinne von mortuum esse nachzuweisen.

S. 70 Z. 27 ff. Primo quia bis et charitate Z. 29 K. Müller: “Unverkennbar sind die Worte quia sic &c. verdorben. Ich schlage vor: quare sine illa [spe] mereri est placere &c.” Mag immerhin der Text hier verderbt sein (vielleicht ist nur der Gedankengang 

 

[Seite 765]

 

dunkel), so ist doch dieser Vorschlag zu seiner Besserung unannehmbar. Vorher heißt es: “Spes est virtus infusa ante omne meritum”, und hier sollte gesagt sein “Sine spe mereri est placere Deo”?

S. 72 Z. 7 K. Müller: “Lies quomodo st. quod”. Weder für das erste noch für das zweite quod sehen wir einen Grund quomodo zu setzen.

S. 77 Z. 2 f. K. Müller meint, es sei wohl ad eam rem und in vor auxilium zu streichen. Warum? Zu in auxilium ist fieri zu ergänzen = “zum Beistand gereichen”: Dazu (zur Hoffnung, zum Vertrauen) soll uns Christus ein Vorbild werden, ja uns helfen.

S. 77 Z. 9 K. Müller: “Lies iudicat (Gegensatz zu iustificat) statt indicat”. Vielmehr erfordert das korrespondirende demonstrat die Lesart indicat.

S. 80 Z. 15 K. Müller: “Es scheint mir die Emendation des Herausgebers recht unwahrscheinlich. Aber eine andere weiß ich auch nicht. Übrigens müßte wenigstens pium (statt pius) gesetzt werden”. Wir haben unsere Konjektur an betreffender Stelle dadurch zu begründen gesucht, daß nach der sog. Legenda Aurea der Dämon Berith den Apostel Bartholomäus einen “Freund Gottes” nennt; dem steht der Begriff “fromm” doch nicht so fern: das Wortbild der überlieferten Lesart puer und das der Konjektur pius kommen sich aber nahe genug, um von einem Abschreiber leicht verwechselt werden zu können. Jedoch stimmen wir darin zu, daß pium vorzuziehen ist, obgleich nach der Legende der Dämon selbst insofern fromm erscheint, als er den Apostel rühmt.

S. 81 Z. 26 K. Müller: “Es muß das von dem Herausgeber gestrichene utique wieder in den Text: multis inductus autoritatibus respondet, quod utique [= allerdings, ja wohl]. Alioqui”. Es entspricht quod also dem griechischen τι vor der direkten Rede.

S. 88 Z. 1 K. Müller: “Lies quando statt quia”.

S. 89 Z. 30 K. Müller:“Lies misericordia Dei quae Christus est, vgl. z. B. S. 90 Z. 8 pax stabilis quae Deus est”. Wir wagen nicht dem beizustimmen; S. 90 Z. 8 ist unserer Stelle nicht gleichförmig.

S. 90 Z. 1 K. Müller: “ipsa secum omnia quae praesentia et apparentia mala et abscondita res fidei ist sinnlos. Ich möchte nach Z. 6 f. vorschlagen: infert se secure in omnia praesentia et apparentia mala et abscondita et futura [infert steckt wohl in ip, se in sa, secure in in secum]”. Auf die Verderbtheit der Stelle haben wir schon in der Anmerkung zu ihr hingewiesen; der vorstehende Versuch, sie herzustellen, ist aber zu künstlich und trägt in den Zusammenhang einen ihm fremden Gedanken. Eher ginge secum in secura und res fidei in repellit umzusetzen. Für dignitatis, das mit den vorhergehenden Eigenschaften Gottes nicht harmonirt, scheint uns übrigens benignitatis passender.

S. 90 Z. 40 Das Citat am Rande gehört zu S. 91 Z. 1

S. 91 Z. 21 K. Müller: “Christi ist wiederherzustellen (= Eigenthum Christi); lies vocamur statt vocantur”. Durchaus unzulässig: wenn Christi gelesen wird, so kann es nur prädikativ stehen; es soll aber gesagt werden, welche Menschen heilige und gerechte Kinder Gottes heißen. Doch ist vielleicht Christi enim, wie unsere Vorlage hat, verlesen für Christiani und demnach enim zu streichen.

 

S. 95 Z. 32 ff. K. Müller: “S. 95 Z. 32 ff. ist hier wie in der zweiten Ausgabe Bd. IV S. 671 Z. 21 ff. besonders schlimm verderbt. Ich setze hier den Text der Ausgaben her, bei Abweichungen den Text von I oben, den von IV unten:

 

Orationem enim veram nullus audit [IV etwas anders] nisi unus Deus nec homo ipse/met/et/perinde/est { in/cum } oratione/etiam/mentali { sicut in/ac cum } circulo {signo/vini indice usu venit } cogitatione/enim/i. e. id quod petimus est velut circulus.

 

 

 

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Wie circulus zu verbessern ist, weiß ich nicht. In ‘vini indice’ steckt wohl intimi indice (vgl. Z. 35 illum intimi cordis fundum desiderii). ‘cogitatione’ bildet wohl den Gegensatz zu Z. 35 f. quod est supra omnem cogitationem. Also ist vielleicht so zu helfen:

 

et est { in/cum } oratione etiam mentali [d. h. selbst bei dem Gebet, das aus dem Herzen kommt] { sicut in/ac cum } ....? intimi { signo quod/indice qui } ascendit in cogitationem, d. h. was wir mit Bewußtsein erbitten, ist immer nur ein schlechter oder gar falscher Ausdruck dessen, was man wirklich wünscht. — Aber ich fühle selbst, wie ungenügend der Vorschlag ist.”

 

Unter Anerkennung der großen aufgewendeten Mühe, zum Verständniß durchzudringen, theilen wir das im Schlußsatz ausgesprochene Gefühl.

 

 

S. 95 Z. 36 K. Müller: “Lies anima statt omnia [aīa, oīa]”.

S. 98 Z. 27 K. Müller: “[Poenitentia] signi est illa exterior, quae frequenter est facta, cum illa interior sit ficta saepe muß verdorben sein. Zunächst ist nach Bd. IV S. 674 Z. 17 frequenter est ficta zu lesen. Sodann aber wird der Zwischensatz cum bis saepe, obwohl auch durch Bd. IV S. 674 Z. 17 bezeugt, zu ändern sein in cum illa interior sit sincera semper [sīcra, sīc'a]. Vgl. Bd. I S. 531 Z. 31 f.: sacramentalis potest esse ficta, haec [interna] non nisi vera et syncera esse potest”.

 

S. 98 Z. 37 K. Müller: “S. 98 Z. 37 vgl. mit Bd. IV S. 674 Z. 24. Indulgentiae praerequirunt imo ad /        contritionis veritatem { debent/, } prodesse { aut sunt        maxime: tollunt autem nihil aliud quam / autem possunt tantum        ad } privatae { satisfactionis impositiones/confessionis satisfactionem }.

 

Klar ist, daß imo ad in I zu streichen oder durch ein Wort wie interioris zu ersetzen ist. Von prodesse an ist der Text von IV ganz durchsichtig. Dasselbe wäre der Fall in I, wenn man sowohl debent als aut sunt maxime striche. Aber in aut sunt steckt vielleicht doch das autem possunt von IV. Dann läge hier der Rest eines Satzes vor, der ein Zugeständniß über den Nutzen des Ablasses enthielte, das mit autem wieder eingeschräkt würde. Oder aber hat der Abschreiber [Herausgeber?] von I die unleserlichen Worte nach dem unzweifelhaften Sinne selbständig korrigirt?”

 

Daß der erste Herausgeber E. V. Löscher einen etwas anderen Text vor sich gehabt hat, als wie er in Bd. IV gegeben ist, dürfte unbestreitbar sein; es scheint derselbe sogar zum Theil besser gewesen zu sein. Das imo ad wird in der Vorlage der Handschrift für Bd. IV gestanden haben, ist aber ausgelassen, weil es auf eine Lücke vorher deutete, die der Abschreiber nicht ausfüllen konnte. So hätten wir also hier in dem Löscherschen Text einen genaueren Anschluß an seine Vorlage, und wir können ihn auch im Übrigen beibehalten, wenn wir nur statt sunt Z. 38 nach Bd. IV possunt setzen. Die Lücke vor imo ad wäre durch ein Objekt zu praerequirunt Z. 37 auszufüllen; wir schlagen contritionem vor. Es ergäbe sich dann folgender Gedanke: Der Ablaß erfordert Reue, ja er soll zur rechten Beschaffenheit der Reue beitragen oder kann es doch; weg nimmt er aber nur, was dem Einzelnen als Genugthuung auferlegt ist, d. i. nur kirchliche Strafen &c..

 

 

S. 99 Z. 25 K. Müller: “Lies de contritione imperfecta statt perfectorum”.

S. 103 Z. 18 lies bona statt boua

S. 103 Z. 31 K. Müller: “Lies hoc statt quod. Es werden die vorausgehenden Infinitive zusammengefaßt.” Dem Gedankengange nach richtig; aber textkritisch ist quod zu belassen: Luther hat über den vielen Infinitiven die erforderliche Konstruktion außer Acht gelassen.

S. 110 Z. 32 K. Müller: “Lies spiritualem statt literalem. Vgl. S. 113 Z. 35 Iohannes vox clamantis, i. e. Euangelium, und Z. 38, wonach Johannes die rechte Sündenerkenntniß weckt.”

 

 

[Seite 767]

 

S. 120 Z. 4 K. Müller: “et tamen eadem facit et debet Deo ist unmöglich, nachdem eben gesagt ist: ad nullum opus legis tenetur. Es wird also zu lesen sein facit libenter Deo.” Der Einwand gegen unseren Text ist begründet, aber einfacher et debet in quae debet zu ändern.

S. 124 Z. 22 lies ipsemet statt ipsement

S. 125 Z. 2 lies nostrum statt mostrum

S. 137 Z. 30 K. Müller: “Für Sanctorum lies patrum (oder sanctorum [patrum]?)” Die Schreibweise Sanctorum unterscheidet sich der Bedeutung nach nicht von der mit s.

 

S. 138 Z. 4 ff. K. Müller: “Der Sinn der ganzen Stelle S. 137 Z. 30 ff. ist: Nach der Erklärung der Väter bedeutet die hundert-, sechzig- und dreißigfältige Frucht die Virginität, Enthaltsamkeit und eheliche Keuschheit. Diese Rangordnung der drei Stände hat ihr Recht. Aber trotzdem bleibt es dabei, daß eine Gattin besser sein kann als eine Jungfrau, und daß die hundertfältige Frucht (virgo) nicht darum der dreißigfältigen (uxor) vorgeht, weil jede virgo an sich höher stände. Denn nicht das Gewicht der Verdienste [also nicht der persönliche Werth] kommt in jenen Worten [der Väter] zum Ausdruck [Oder sollte vielleicht in illa distinctione gelesen werden müssen, so daß illis verbis aus dem folgenden illa verba entstanden wäre?], sondern lediglich die Würde des Standes. Nun folgen die sinnlosen Worte: Unum ponunt illa verba et secundum pondus et distinctionem accipi meritorum &c. Ich schlage dem Zusammenhange gemäß vor: Unde debent illa verba euangelii secundum &c., d. h. die Worte des Evangeliums von der hundert-, sechzig-, dreißigfachen Frucht müssen von der Verschiedenheit der [persönlichen] Verdienste gedeutet werden, daß einer dreißigfache Frucht bringt, einerlei, ob verheirathet oder Jungfrau, ein anderer sechzigfache, gleichfalls einerlei &c.., und wieder einer hundertfache, weil er mehr Werke thut, ob sie besser sind oder nicht, d. h. ob sie zu den sogenannten guten Werken gehören oder nicht.

 

Damit hat die Stelle auch an innerem Werth gewonnen. J. Köstlin, Luthers Theologie I S. 154, sagt: Worin nun eigentlich der Unterschied in der Schätzung bestehen solle, spricht er hier noch nicht klar aus. Die Meinung Luthers ist aber offenbar die: Man mag meinethalb jene Stände mit Rangunterschied machen. Aber für den persönlichen Werth vor Gott trägt der Stand gar nichts aus. Hier kommt es nur auf die persönlichen Verdienste an, d. h. daß einer im Stand des mereri, der fides ist und wie reich da die Früchte sind. Es ist einerlei, ob es mönchisch fromme sogenannte gute Werke sind oder die Werke des Schusters &c.., der Hausfrau &c..”

 

Wir enthalten uns des Urtheils über die Änderung der Stelle, wie sie vorstehend empfohlen ist. G. Kawerau schlägt Unde possunt illa zu lesen vor.

 

Seine einzelnen Bemerkungen über die Sermone aus den Jahren 1514 –1517, die wir Bd. I S. 18 ff. gebracht haben, hat K. Müller mit folgendem Zusatz beschlossen:

 

 

“Die vier Predigten, die in Bd. I und IV gemeinsam sind.

 

Die vier Predigten, die sich gemeinsam in der Handschrift Löschers und in der Sammlung Roths (Bd. IV) finden, können nicht, wie der Herausgeber von Bd. IV S. 587 meint, zwei verschiedenen Aufzeichnungen (Nachschriften) entstammen. Vielmehr stellen sie zwei Abschriften einer und derselben Vorlage dar, die von ihnen vielleicht schon durch mehrere Glieder getrennt ist. Doch erlauben die zahlreichen Textverschiedenheiten auch die Annahme, daß sie bei vormaligem ungenauem Abschreiben derselben Handschrift entstanden sind. Gründe: 1. Die Predigten sind deutsch gehalten. Die lateinische Recension ist aber in Bd. I und IV so vollständig gleich, wie es nimmermehr bei zwei Nachschriften hätte erreicht werden können. 2. Sie sind jedenfalls nur Auszüge. Auch hier wäre also die Identität unerklärlich. Solche Abweichungen aber wie am Ende der Predigt über den Zachäus (I S. 94 ff. und IV S. 670 ff.) oder in einem großen Theil von I S. 130 ff. und IV S. 636 ff. kommen gegenüber der großen Masse des Übereinstimmenden nicht in Betracht.

 

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Vielmehr hat wohl im ersten Fall IV, im zweiten I gekürzt. 3. Identisch sind in den meisten Fällen auch die in das Latein eingesprengten deutschen Sätze oder Worte. 4. Es finden sich in beiden dieselben Textverderbnisse, s. zu I S. 95 Z. 32 ff., S. 98 Z. 27 ff., Z. 37 ff. Das kann auch davon kommen, daß die letzte gemeinsame Grundlage schwer lesbar war, kann aber auch auf Rechnung der Zwischenglieder kommen. — Die vier Predigten gehen also vielleicht auf dieselbe Originalhandschrift Luthers zurück, von der Knaake Bd. I S. 18 f. handelt. Ob nun auch andere Predigten der Zwickauer Sammlungen ihr entstammen, wird nicht zu entscheiden sein.”

 

 

S. 139 Z. 7 lies indurantis statt iudurantis

S. 147 Z. 2 lies non statt uon

S. 149 Z. 25 lies tuum statt tunm

S. 151 Z. 2 lies quantum statt qnantum

S. 153 Zu A ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 1.

S. 155 Zu B ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 2, der im Impressum aber “Chürfurstlichen” hat.

S. 156 Zu C: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 4. — Zu E: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 39, wo mit Recht: D

Zu S. 158 ff. Zu dem Texte der 7 Bußpsalmen habe ich in meiner Besprechung des I. Bandes unsrer Ausgabe (Litteraturblatt f. germ. u. romanische Philologie 1884, Nr. 8) eine Anzahl von Stellen nachgewiesen, an denen der Herausgeber A ohne zwingenden Grund verlassen hat: 166, 1 zu heben vgl. Grimm, Wtb. IV, 2, 726; 170, 7 seyns kann = seyn sie stehen; 171, 21 uberstret vgl. Luthers wegern u. s. w.; 184, 1; 205, 2 werd kann = wer da stehen. — 164, 16 war rechfertigen; 200, 13 wertlicher; 209, 33 laß wir zweifellos beizubehalten; 169, 13 war wohl erfarenden (vgl. “vernunftige erfarende fursten” Dietz, Wtb. I, 561b); 172, 18 wohl aufgedeckt zu setzen.

 

P. P.

 

 

S. 174 Z. 3 lies “nit” statt mit

S. 176 Z. 19 lies “crefften” statt “crefsten”

Zu S. 222. Zu der nur nach Riederer, Nachrichten IV S. 53 ff., beschriebenen Ausgabe A hat Th. Brieger in der Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel noch folgenden Nachdruck gefunden:

 

“INSIGNIVM THEOLOGORVM || Domini Martini Lutheri, domini Andree || Barolostadij [so!], Philippi melan || thonis & aliorum || conclu- || siones variȩ, pro diuinae gratiae defensione || ac commendatione, contra sco || lasticos & pelagianos || disputate in prae- || clara academia. || Vvitembergensi. || Lege lector & afficieris versafacie catalogum || inuenies. ||” Titelrückseite bedruckt. 18 Blätter in Quart, letzte Seite leer.

Auf der Rückseite des Titels steht das Inhaltsverzeichniß. Der Text unserer Thesen beginnt Bl. A ija mit der Überschrift: “Sequuntur centum conclusiones, de gratia et natura | domini Martini Lutheri |” S. Th. Brieger in der Zeitschrift für Kirchengeschichte Bd. XI S. 480.

 

Außerdem hat Th. Kolde am eben a. O. S. 457 auf eine Abschrift im Cod. Ms. theol. lat. Oct. 91 der Königl. Bibliothek zu Berlin aufmerksam gemacht, wo die Thesen die Überschrift haben: “Magister Franciscus Güntherus sub reverendo patre Mar. luder.” Kolde gibt daselbst darüber an: “Im vorliegenden Manuskript beginnt nach These 24 eine neue bis 25 reichende Zählung, wobei die Weimarer Ausgabe I S. 225 als 26. gezählte These sicher richtig in zwei getheilt wird. Dann weiter immer nach 25 Thesen eine neue Zählung, aber These 55 wird wiederum in zwei getheilt, so daß der Codex 99 Thesen gegen 97 der Weimarer Ausgabe zählt. Die Zusätze contra Schol., contra Gabr. fehlen überall, hier und da sind Worte fortgefallen. Die Varianten sind belanglos. Die Protestation am Schluß: In his velle etc., die sicherlich im Urdruck gestanden hat, fehlt im Manuskript”.

 

 

 

[Seite 769]

 

 

G. Koffmane macht in schriftlicher Mittheilung folgenden Vorschlag: “Da mit Nr. 25 [der Sätze] eine neue Reihe beginnt (statt mit 26), so wird unter den ersten 24 Thesen noch eine zerlegt werden müssen, nämlich Nr. 5, deren zweite Hälfte mit Immo beginnt. Immo wie nec und sed beginnen oft neue Thesen. Alsdann erhalten wir die centum conclusiones.” Wir weisen darauf hin, daß in der dem noch nicht wieder aufgefundenen Urbruck vermuthlich am nächsten stehenden Ausgabe eine Zählung der Sätze überhaupt nicht stattfindet, und es erscheint uns Nr. 17 ebenso berechtigt getheilt zu werden wie Nr. 5.

 

 

S. 227 Z. 14 ist occidendo für accidendo zu lesen.

Zu S. 229 ff. vgl. Tschackert, Studien und Kritiken 62 (1889), S. 359 ff., der die Ansicht vertritt, daß Luther durch die Thesenzahl 95 die 94 Absätze der Instructio summaria pro subcommissariis etc. des Erzbischofs Albrecht von Mainz habe übertrumpfen wollen. Daß diese Instructio Luther bekannt war, gehe aus seinem Briefe an Albrecht vom 31. Okt. 1517 hervor, in dem er die Vernichtung der instructio commissariorum verlange (Enders I, 116 7), und daß sie Luther den besonderen Anstoß gegeben, werde auch durch Joh. Poliander bezeugt, der auf sein Exemplar dieser Instructio schrieb: Hic fons est omnium tragoediarum; haec est hydra illa Lernaea, cuius nullum caput incontritum reliquit noster Hercules, protulit autem semper se aliud, hic omnia scripturae gladio et spiritus igne vastavit. Das Exemplar Polianders befindet sich in Königsberg, Stadtbibliothek.

 

P. P.

 

 

Zu S. 231 ist nachzutragen, daß ein Exemplar von A sich jetzt auch in der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindet, die es vor einigen Jahren erworben hat. Darnach ist von der Reichsdruckerei ein Facsimile hergestellt worden, das bei der Lutherfeier zu Wittenberg am 31. Okt. 1892 vertheilt wurde und dessen Titel lautet: “Nachbildung des in der Kgl. Bibliothek zu Berlin bewahrten Originalexemplars des von Luther im Jahre 1517 veranstalteten Druckes seiner Thesen. Zur Erinnerung an den 31. Oktober 1892.”

 

P. P.

 

 

Zu S. 239 ff. vgl. Th. Briegers Aufsatz in der Zeitschr. f. Kirchengesch. Bd. XI S. 112 ff., wo er sich bemüht, die Entstehung des Sermons im Jahre 1518 zu beweisen.

Zu S. 240 ist als dritter Grunenbergscher Druck nächst A und B hinzuzufügen:

 

“Eyn Sermon von dem Ablas || vnd gnade, durch den Wirdigen̄ doctorum [so] || Martinū Luther Augustiner tzu || Wittenberg * || ” Sonst wie A und B, aber ohne Impressum. Angeführt von Dommer, Lutherdrucke Nr. 6, der noch erwähnt, daß auf dem Titelblatt des Hamburger Exemplars von gleichzeitiger Hand steht: 1. 5. 18. Hijr von erhebt sich der dantz || Das Teutschlant wirtt vorterben gantz. || H. V. Peulwitz. ||

Zu S. 240 E ist vielmehr Druck von Wolfg. Stöckel in Leipzig.

S. 241 Zu O ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 40.

S. 242 Zu T: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 94. — Zu W: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 95.

Zu S. 247 ff. vgl. Th. Briegers Auffatz in der Zeitschr. f. Kirchengesch. Bd. XI S. 125 ff.: der dort vermeintlich gelieferte Beweis, daß diese und die nächstfolgende Schrift im Jahre 1517 entstanden, ist nicht überzeugend; doch sind immerhin manche beachtenswerthe Punkte darin berührt.

S. 248 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 7.

S. 249 Zu C: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 8.

S. 249 Zu den Drucken der “Zehen Gebot Gottes” tritt noch hinzu der Bd. 6, S. 198 unter L verzeichnete Bl. Aija –A 8b.

Zu S. 257 ff. vgl. Brieger in der Zeitschr. f. Kirchengesch. XI, 125 ff.

S. 257 Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 96.

S. 260 Z. 5 lies laude statt lande

S. 264 Z. 20 lies aliis statt iliis

S. 276 Z. 31 lies “aus” statt “ans”

 

 

[Seite 770]

 

 

 

Zu S. 278-314. Asterisci Lutheri adv. Obeliscos Eckii. 1518.

Zu S. 279 ist ein Hinweis auf Luthers Brief an Eck vom 19. Mai 1518 nachzutragen, der zuerst von Enders, V (1893), S. 1 f. mitgetheilt worden ist. Aus ihm ergibt sich, daß am 19. Mai Luther seine Asterisci schon an Wenzel Link (und nur an diesen) zur Übermittlung an Eck geschickt hatte, und ferner, daß er zunächst nicht die Absicht hatte, sie drucken zu lassen; er würde, fügt er hinzu, wenn er dies gewollt, “diligentius et temperatius aut etiam firmius” geschrieben haben. Mithin dürfte also die Anrede Lector (S. 295 Z. 5), auf die Knaake hinweist, Luther nur gewohnheitsgemäß aus der Feder geflossen sein. Meine ursprünglich an dieser Stelle ausgesprochene Meinung, daß Knaakes geistreiche Vermuthung über das richtige Datum der Asterisci durch das Datum des Lutherschen Briefes an Eck nicht eigentlich bestätigt werde, ziehe ich natürlich gern zu Gunsten einer nachträglich von D. Knaake übersandten Meinungsäußerung zurück, die hier unverkürzt folgt.

 

P. P.

 

 

 

Zu unserer Einleitung Bd. I S. 278 ff. ist nachträglich noch hinzuweisen auf Luthers Brief an Eck vom 19. Mai 1518 (Enders, Luthers Briefwechsel V S. 1 f.). Wenn aber Enders dazu bemerkt, das Datum der Asterisken sei damit gleichzeitig zu setzen, so können wir dem nicht beistimmen; denn, wie wir ja bereits gezeigt haben, schon am 24. März 1518 berichtet Luther dem Johann Sylvius, daß Freunde ihn genöthigt hätten, Eck auf seine Obelisken zu antworten, und schon Mitte Mai war viel Redens davon in Nürnberg, wie Luther sich trefflich vertheidige (Scheurls Briefbuch II S. 47). Die Worte in Luthers Schreiben an Eck, auf die sich Enders zu stützen scheint, “misi ad te Asteriscos contra tuos Obeliscos”, sind also nicht wie im lateinischen Briefftil, sondern eigentlich perfektisch zu fassen. —

 

In dem Cod. Bos. q. 25a der Universitätsbibliothek zu Jena findet sich auf Bl. 23b –48a eine wichtige Abschrift der Asterisci. Sie hat die Vorlage zu dem von uns Bd. I S. 281-314 wiedergegebenen Text der ed. Witeberg. Tom. I 1545 Bl. CXLVb –CLVIIIb gebildet, ist jedoch hierfür bedeutend verändert, nicht bloß in der Anführung der h. Schrift, wo wir es schon Bd. I S. 280 behaupteten, sondern auch in einzelnen Wörtern und ganzen Sätzen sowie in der Ordnung der Asterisken.

 

Wir können in dem Manuskript, wie es uns jetzt vorliegt, eine erste und eine zweite, ja auch noch eine dritte Hand unterscheiden. Der ursprüngliche Text gehört von Anfang bis zu Ende der ersten Hand an, von der zweiten und dritten rühren nur Änderungen und Bemerkungen her, und zwar von letzterer sehr wenige; es läßt sich auch nicht alles bis auf Strich und Punkt auseinander halten.

 

Sicher ist der Text von der zweiten Hand behufs des Abdrucks in der Wittenberger Gesammtausgabe umgestaltet. Dies erhellt theils aus solchen Änderungen, für deren Vornahme kein anderer Grund ersichtlich ist, als dem Setzer zu dienen. So hat die häufig vorkommende Verwandlung eines kleinen Anfangsbuchstabens in einen großen und umgekehrt jedenfalls nur diesen Zweck gehabt, z. B. Bd. I unserer Ausgabe S. 281 ist Z. 7 in disputationes und Z. 8 in disputationibus von zweiter Hand d in D, Z. 25 in Buccae B in b verwandelt, und außerordentlich oft stimmt in solchen Fällen die Änderung mit dem Druck. So sind der ersten Hand eigenthümliche Abkürzungen von der zweiten entweder aufgelöst beigeschrieben oder durch gebräuchlichere ersetzt worden. Dahin gehören auch sich immer wiederholende Schreibweisen: dem Drucker wäre z. B. das author &c.. der ersten Hand schwerlich anstößig gewesen, von der zweiten ist überall das h durchgestrichen. Theils aber finden sich geradezu besondere Weisungen für den Setzer, nämlich bei Obeliscus primus Bd. I S. 283 Z. 1 von der zweiten Hand “collocate in margine maioribus literis”, und bei dem Ausruf O Theologos &c. S. 295 Z. 12 von dritter Hand “lang setzen”. Daß hier nicht danach beim Drucke verfahren ist, mag in Versehen oder in späteren Erwägungen seinen Grund haben. Von der zweiten Hand ist auch nicht überall in der Handschrift geändert, wo es im Druck geschehen ist: bisweilen bedurfte es nicht stets wiederkehrender Änderung. So hat die Handschrift ursprünglich fast durchgängig Eccius, die zweite Hand

 

[Seite 771]

 

hat meistens cc in ck verwandelt: der Druck hat nun auch, wo dies nicht eingetreten ist, Eckius: ähnlich verhält es sich mit Martinus der Handschrift und Lutherus des Druckes; da die zweite Hand von vornherein jenes auszustreichen und dieses dafür zu setzen pflegte, so ist beim Druck hiernach konsequent verfahren.

 

Von großer Bedeutung ist die Handschrift aber noch dadurch, daß wir aus ihr die ursprüngliche Einrichtung der Asterisci erkennen. Sie waren in vier Theile getheilt, wie auch Ecks Obelisci, und jeder Theil hatte seine eigene Zählung, die sich wiederum an die in der ersten Ausgabe der 95 Thesen Luthers anschloß. Den funfzehnten Obeliskus, den vierten des zweiten Theils, hatte Eck zuletzt noch nachträglich gebracht; Luther hat ihn demnach auch zuletzt behandelt.

 

Wir geben in größerer Ausdehnung die Abweichungen der Handschrift von dem ersten Druck in der ed. Witeberg., als wir sonst Lesarten mitzutheilen pflegen. Überall, wo kein besonderer Vermerk bei einer Lesart gemacht wird, ist anzunehmen, daß sie der ersten Hand angehört, die zweite Hand aber mit dem Text der ed. Witeberg., die aus unserer Gesammtausgabe genügend ersehen werden kann, übereinstimmt; Verwandlung des e in œ durch die zweite Hand haber wir nicht angegeben.

 

 

S. 281 Z. 1 Am Rande von anderer Hand: hos scripsit Lutherus ante Resolutiones disputationum de virtute indulgentiarum        Z. 2 Ekii        Z. 4 Vinceslao Lincko, von zweiter Hand geändert in Vincilao Linco        Z. 5 hat ursprünglich in der Handschrift nicht gestanden, sondern ist nachträglich von zweiter Hand hinzugefügt, und zwar zuerst vere Theologo, suo in Domino Maiori, das letzte Wort ist dann wieder gestrichen und von derselben Hand fratri dafür gesetzt        Z. 6 vero von zweiter Hand zwischen Quos und ad übergeschrieben Eccii, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 10 tu, et si,        mit schwärzerer Tinte [von zweiter Hand?] et ausgestrichen Z. 15 quaestiones, wieder gestrichen und von zweiter Hand quaesita an den Rand gesetzt        Z. 16 f. Ursprünglich stand Dicit Itaque Eccius als Überschrift: die zweite Hand hat Dicit Itaque gestrichen und zu der vorhergehenden Zeile Dixit itaque Eccius geschrieben, dann wieder dies Eccius gestrichen und das allein als Überschrift gebliebene Eccius in Eckius geändert        Z. 19 praesenti        Z. 21 Martinus        Z. 25 recordatus Istius        Z. 27 Eccium        Z. 28 larva indutus ingenium, am Rande, aber nicht von der ersten Hand Z. 30 opinosissima, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 31 Ursprünglich reipsa, dann re ausgestrichen und ea übergeschrieben; über dem nach contra folgenden quae, ohne Durchstrich, noch quam, wahrscheinlich als beabsichtigte Korrektur, so lange re nicht geändert war, und hernach übersehen        Z. 32 puppos mit a über dem u

S. 282 Z. 3 Ursprünglich Ecclesiasticorum, dann von zweiter Hand ausgestrichen und an den Rand gesetzt Scholasticorum        Z. 7 Eccius        Z. 11 Martinus        Z. 13 Über dem ersten logica von zweiter Hand dialectica, über dem zweiten ebenfalls von zweiter Hand dial.        Z. 17 Eccius        Z. 20 B. vor Augustinus nachträglich von zweiter Hand hinzugefügt        Z. 21 obmitto        Z. 22 Eccius        Z. 25 Martinus        Z. 28 Boardas, am Rande von zweiter Hand mb        obmittens        Z. 33 et illustrare von zweiter Hand am Rande mit Einschaltungszeichen, in Folge dessen das ursprüngliche et meliora schon von zweiter Hand in melioraque geändert

S. 282 Z. 21 ist Punkt statt des Kolons zu setzen

S. 283 Z. 1 Eccius und zu Anfang der folgenden Zeile Obeliscus primus.        Am linken Rande von erster Hand Adversus 3am Conclu: Lu: und am rechten von zweiter Hand Adversus Lutheri concl. 3.        Z. 3 Vor Vidua noch Et oben beigeschrieben, wahrscheinlich von erster Hand, und beim Abdruck übersehen        Z. 5 Am Rande von zweiter Hand: Mar. 12 Lucae 21        Z. 6 Martinus        Z. 7 positionis        Z. 8 Ursprünglich quatenus, dann (ob von zweiter Hand, ist ungewiß) ausgestrichen und quo modo gesetzt        Z. 12 aliquam esse sed, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 14 Eccius        Z. 16 Eccius        Z. 18 Statt rex ursprünglich regina, dann von zweiter Hand ina ausgestrichen, aber (nach erkanntem Irrthum) gina wieder übergeschrieben, so daß der Setzer das unten stehen gebliebene reg für rex

 

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genommen hat, was bei dem Duktus des g nicht auffallen kann        Z. 21 meretrices        Z. 22 faciat        Z. 24 Eccius        Statt II. [Obeliscus fehlt] ursprünglich zu Anfang der folgenden Zeile Secundus, was aber wieder ausgestrichen ist        Z. 25 Am Rande: Secundus Adversus 5. Luth:        Z. 30 Martinus        Z. 31 Eccius

S. 283 Z. 26 lies concurrere statt concurrcre

S. 284 Z. 1 Am Rande von zweiter Hand veruloqui [= Obeliskenredner statt vaniloqui im Texte]        Z. 6 Eccius        Z. 14 Ursprünglich haberi, wie es scheint schon von erster Hand wieder ausgestrichen und probari dafür an den Rand geschrieben        Z. 17 Am Rande von zweiter Hand noch besonders vermerkt Ezech. 18        Z. 21 Am Rande von zweiter Hand noch besonders vermerkt Ioh. 2        Z. 22 Ursprünglich psal: 50, dann von zweiter Hand 0 in 1 geändert und am Rande noch besonders vermerkt ps. 51.        Z. 23 Ursprünglich His, von zweiter Hand durchgestrichen und Quibus darüber gesetzt        Z. 25 illud von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 29 Imponant, von zweiter Hand ungeändert gelassen        Z. 30 Ursprünglich Imponāt, der Abkürzungsstrich von zweiter Hand gestrichen und als hinter dem Worte einzuschieben sacerdos an den Rand gesetzt        Z. 38 Philosophus pene dixissem von zweiter Hand als hier einzuschalten am Rande        Z. 39 debuisset        Z. 41 Ursprünglich recte, das c von zweiter Hand durchgestrichen        Ursprünglich peccato: die von zweiter Hand vorgenommene Änderung in peccatum ist vom Setzer übersehen        Z. 42 positione

S. 285 Z. 1 hieremia, von zweiter Hand in Ieremia geändert und c. 30. an den Rand gesetzt        Z. 2 psal. 88, von zweiter Hand in psal. 89 geändert; ebenso ist das am Rande stehende ursprüngliche ps. 88 in ps. 89 von ihr verwandelt        Si peccaverint, Visitabo &c.        Z. 6 ab deo        Noch besonders an den Rand gesetzt 1 Cor. 11        Z. 8 Aristotelicotatos von zweiter Hand hinzugefügt, nachdem sie erst Aristotelicus Obeliscographus geschrieben und dies wieber ausgestrichen hatte        Eccius        Z. 9 positio        Z. 17 obmittat        Z. 20 Eccius        Z. 21 obthuraveris        Z. 23 Martinus        Z. 26 similimos        Z. 27 Eccio        Z. 28 Inflictas, von zweiter Hand ungeändert gelassen        abrogatos esse, von zweiter Hand esse ausgestrichen und sunt darüber geschrieben, ohne jedoch abrogatos zu ändern        Z. 30 esse wahrscheinlich schon von erster Hand übergeschrieben        Z. 33 vel abuti Eccio        Z. 34 Ursprünglich ecclesiastice loquatur, non autem scholastice, die dem Texte der ed. Witeberg. entsprechende Änderung der Wortstellung durch Zahlen wohl schon von erster Hand bezeichnet        Z. 37 Eccium

S. 286 Z. 3 Indignitatis Z. 5 Ekkius, von zweiter Hand geändert in Eckius Z. 8 Martinus Z. 10 efficiant, von zweiter Hand ungeändert gelassen Z. 13 Eccius Nach einer Andeutung von der ersten hand durch einen Strich sollte promisit vor acturum stehen Z. 20 Eccius obeliscicus, von zweiter Hand nicht geändert Z. 28 Ursprünglich difficillima, dann ausgestrichen und von zweiter Hand gravissima dafür gesetzt solum carnis erant baptismata, von zweiter Hand nicht geändert Z. 31 Ursprünglich enim Ecclesiastici non scholastici, die Umänderung wohl von zweiter Hand Z. 33 Eccius Z. 36 Martinus Z. 37 hic von zweiter Hand übergeschrieben Am Rande, nicht von erster Hand, 6. pos.

S. 286 Z. 22 lies horrendissima statt horrendissma

S. 287 Z. 2 declarabo, von zweiter Hand bo ausgestrichen und vi übergeschrieben, dies aber wieder ausgestrichen        Z. 8 Ursprünglich et convenit, dann et von zweiter Hand gestrichen und autem hinter convenit übergeschrieben; das darauf folgende penae remissio ist mit einem Umstellungszeichen versehen        Z. 11 ac simul, nicht ac semel, auch von zweiter Hand nicht geändert        Z. 15 Eccium        Z. 19 Eccius        Tertius Obeliscus        Am Rande von erster Hand adversus 10 et 11 und von zweiter Hand darüber 6 Concl.        Z. 26 Martinus        Z. 30 Ursprünglich Isto, von zweiter Hand durchgestrichen und hoc darüber geschrieben        Z. 32 sit Inferior, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 35 vera autem        Z. 36 Obmitto        Z. 37 approbaturi        Eccius

 

 

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S. 288 Z. 2 probetur, von zweiter Hand ungeändert gelassen        Z. 4 et quidem amplius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 19 Eccium        Z. 24 vereque scotinis von zweiter Hand als hier einzuschalten an den Rand geschrieben        Z. 25 ille fehlt gänzlich        Z. 26 Ignorarint, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 28 Ursprünglich eccianistae, dann (von welcher Hand?) in Occanistae geändert, dies von zweiter Hand durchgestrichen und dafür an den Rand Eckianistae gesetzt        Z. 29 Eccius        Z. 30 Eccius        Z. 33 Martinus        Z. 34 Eccius        Z. 35 Ecciani

S. 289 Z. 12 Eccius        Quartus Obeliscus        Am Rande Adversus 13        Z. 14 Martinus        Z. 15 aut positionis, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 19 Eccius        Quintus        Obeliscus fehlt        Am Rande adversus 14        Z. 20 baptisatus, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 21 tm̄ [dies gäbe aufgelöst tantum] gaudeat, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 27 Martinus        Z. 29 Eccio        Ursprünglich scheint positionem gestanden zu haben und Pro nachträglich hinzugefügt zu sein        Z. 36 Nach iustificabitur steht von erster Hand vor dem Fragezeichen nur &c., am Rande aber von zweiter Hand als einzuschalten in conspe. tu. omnis vivens, ohne daß &c. ausgestrichen wäre

S. 290 Z. 1 bis diapason, von zweiter Hand so belassen        Eccio        quia fehlt, ist auch von zweiter Hand nicht hinzugefügt        Z. 2 omitto scheint von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 8 charitate Imbutus, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 9 Eccius        Z. 15 Am Rande von zweiter Hand 1. Ioh. 4        Z. 16 triumphet ne, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 19 conversus, et factus, von zweiter Hand et ausgestrichen        Z. 26 tali übergeschrieben,wohl von zweiter Hand        Z. 31 Ursprünglich dixi, dann wie es scheint von zweiter Hand, xi ausgestrichen und co übergeschrieben        Z. 32 Ursprünglich eis, von zweiter Hand e in h geändert        Z. 34 Eccius        Sextus (Obeliscus fehlt gänzlich)        Am Rande adversus 16 von erster Hand ohne Zusatz von zweiter Hand        Z. 37 Martinus        Z. 38 Eccius        Z. 39 authoritate

S. 291 Z. 4 Eccium        Z. 7 Ecciana        blatteret        Z. 13 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 16 Martinus        Z. 20 Eccius        Z. 25 frater et similis desperationi et proximus, vor simils von zweiter Hand et unverändert belassen, aber die Wortstellung hernach, wie sie in der ed. Witeberg. sich findet, durch Zahlen bestimmt        Z. 26 Veresimile, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 27 Eccius        Z. 29 tentaretur, von zweiter Hand ungeändert geblieben        Z. 32 Eccius        SEPTIMVS nicht von erster Hand        Obeliscus fehlt gänzlich        Am Rande adversus 17, ohne Zusatz von zweiter Hand        Z. 33 Zu Anfang noch Septimus. von erster Hand, unausgestrichen        Lignum enim ubi, ungeändert        Z. 35 Martinus        Z. 36 Ecci

S. 291 Z. 31 lies facere statt faeere

S. 292 Z. 9 authoritas        Z. 10 deblatteras        Z. 12 Obmitto        Z. 15 obmitto        Z. 17 Am Rande von zweiter Hand prover.        Z. 25 authoritas        Z. 27 ita fehlt gänzlich        Z. 30 de hominum omnium morte, von zweiter Hand nicht umgestellt        Z. 34 abstrusissimarum, von zweiter Hand ungeändert        Z. 36 Eccius        Octavus (Obeliscus fehlt gänzlich)        Am Rande adversus 18, ohne Zusatz von zweiter Hand

S. 293 Z. 2 Am Rande von zweiter Hand 2. Cor. 5        Z. 3 Martinus        Z. 7 quidquid, von zweiter Hand ungeändert gelassen.        Z. 8 Eccio        Z. 11 iis, daraus von zweiter Hand his gemacht        Z. 22 Am Rande ps. 1.        Z. 23 hebreo        Letsim        Vor qui ursprünglich scz [ = scilicet], dies (von welcher Hand?) wieber gestrichen und barüber % [ = id est] gesetzt        Z. 29 Eccio        Ursprünglich qui promisit se non tractaturum scholasticam theologiam, nisi quod haec parerga obiter depinxit re ipsa dilata nescio quo numine correptus. Die zweite Hand hat parerga ausgestrichen und als hinter obiter einzufügen et parerga untergeschrieben, ferner noch paululum hinter dilata eingeschaltet und dann durch übergesetzte Zahlen die Wortstellung folgendermaßen bestimmt: qui se non scholasticam theologiam promisit tractaturum, nisi quod haec obiter et parerga,

 

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nescio quo numine correptus, dilata paululum re ipsa depinxit; hiernach ist der Text in der ed. Witeberg. gegeben, jedoch ohne et vor parerga.        Z. 32 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Nonus (Obeliscus fehlt gänzlich)        Am Rande adversus 19, ohne Zusatz von zweiter Hand

S. 293 Z. 28 lies quam statt qnam

S. 294 Z. 1 Martinus        Z. 2 Iesus, von zweiter Hand h hinter I eingeschoben        Ecci        Z. 5 certe        Z. 7 Ursprünglich hoc solum, von zweiter Hand hoc ausgestrichen und id dafür gesetzt        Z. 8 haberi, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 10 aliquas esse certas; die zweite Hand hat a in certas in o verwandelt, aliquas aber stehen lassen        Ursprünglich Sed [non von erster Hand schon wieder ausgestrichen] omnes esse certas dubito; dann von zweiter Hand certas dubito gestrichen und hinter Sed wieder non gesetzt        Z. 16 posse esse, ut animae sint Incertae aliquae        Z. 17 sunt salvandae        Z. 22 Ursprünglich sciunt animae, subiungit; dann dann animae (wohl von zweiter Hand) gestrichen        Z. 23 Hinter mortuous ursprünglich noch (salva grammatica), das aber (vermuthlich von zweiter Hand) wieder ausgestrichen ist        Z. 26 sumus asini et haeretici, aber asini et (wohl von zweiter hand) durchgestrichen        Z. 27 authore Eccio        Z. 28 vim eis feceris, aber eis durchgestrichen        Z. 30 q; q; [= quam quam], das erste q; (wohl von erster Hand) gestrichen und et darüber gesetzt        Z. 35 Eccius        Decimus (Obeliscus fehlt gänzlich)        Am Rande Adversus 20 propositionem, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 36 tamen fehlt gänzlich

S. 294 Z. 38 lies euangelicae statt evangelicae

S. 295 Z. 1 Martinus        Z. 3 authoritatis        Hinter Negant ursprünglich noch negatum est, aber sicherlich schon von erster Hand wieder gestrichen        Z. 11 penam remittit, id est, vilissimam rem omnibus Christianis contemptibilem. O        Z. 22 Eccio        Z. 26 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Undecimus (Obeliscus fehlt gänzlich)        Am Rande Adversus 25., ohne Zusatz von zweiter Hand        Z. 27 Zu Anfang ursprünglich noch Decimus, aber (wohl schon von erster Hand) wieder gestrichen        Z. 29 Martinus        Z. 30 ut sint fundamenta Ecciana, nicht geändert von zweiter Hand        id est, non scholastica von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 33 Vor Intelligit ursprünglich noch Nihil, das aber (wohl von erster Hand) wieder gestrichen        clavibus potestatem In purgatorium, sicut, nicht geändert von zweiter Hand

S. 296 Z. 3 Eccius        furiosa mente fehlt gänzlich        Z. 7 Iurisditionem, nicht geändert von zweiter hand        habeant, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 8 Hinter operandi noch potius ohne Änderung durch die zweite Hand        Z. 10 Intercedendo und Intercedere sind in einander geschrieben, so daß nicht sicher zu entscheiden ist, was ursprünglich da gestanden hat        Z. 12 in depositionibus, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 15 doceant, audire, nicht geändert von zweiter Hand        Zwischen Z. 15 und Z. 16 als besondere Überschrift Altera disputationis pars, aber von zweiter Hand ausgestrichen        Z. 16 Eccius, von zweiter Hand ungeändert gelassen. Daneben Primus obeliscus, von anderer Hand durchgestrichen und darüber duodecimus geschrieben. Am Rande contra .1. quae est 26 In ordine; davon (jedenfalls von zweiter Hand) .1. quae est ausgestrichen. Hieraus später die Randbemerkung in ed. Witeberg. gebildet        Z. 17 ponentem eam, aber eam (wohl von zweiter Hand) ausgestrichen        Z. 21 Martinus        Z. 23 Eccius        Z. 26 Illum Eccium        Z. 28 Author        Eccius        Z. 29 Inferiori        Z. 30 Eccius        Z. 32 Eccium        Z. 35 Eccius        Secundus obeliscus, von zweiter Hand durchgestrichen und Tertius decimus dafür gesetzt        Am Rande 3. quae est In ordine 28., ohne Änderung von zweiter Hand

S. 297 Z. 1 Martinus        Z. 3 Eccius        Z. 7 Eccius        Z. 12 Eccius        Z. 16 Eccius, von zweiter hand nicht geändert        Z. 18 Ursprünglich sacerdotalem, dies von zweiter Hand ausgestrichen und sacramentalem übergeschrieben, dies wieder gestrichen und sacerdotalem übergeschrieben        Z. 23 Martinus        Z. 24 Ecciana        Z. 25 Ecciani        Z. 27 Ursprünglich

 

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sacerdotali, daraus von zweiter hand sacramentali gemacht        obmitto.        Z. 28 loquutus        Z. 29 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 30 Eccius        Z. 31 Mit sacerdotales verhält es sich hier wie mit sacerdotalem Z. 18        Z. 32 distribuat eas dignis, von zweiter Hand dignis ausgestrichen und meritis vor eas eingeschaltet        Z. 34 Turca, nicht geändert von zweiter Hand

S. 298 Z. 3 obmitto        loquutus        Z. 4 Eccius        Z. 13 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert; dabei von zweiter Hand Quartus decimus (ohne Obeliscus)        Von erster Hand zu Anfang der Z. 14 Tertius, am Rande links 4 quae est In ordine 29, rechts 3 und contra 29        Von zweiter Hand am Rande Non animarum in Purgatorio sed S. Hiob ad amicos suos haec vox est        Z. 18 Martinus        Z. 20 Eccius        Am Rande sacer doctor (von zweiter Hand?) als hier einzuschalten bezeichnet        Z. 21 Der Satz Facessat Ironia, miseratione potius opus est steht von zweiter Hand am Rande als hier anzufügen; der ursprüngliche Text, der aber ausgestrichen ist, lautet: Quanquam non animarum In purgatorio, sed sancti hiob ad amicos suos hec vox sit iuxta scripturam        Z. 23 Peto autem        Eccius        Z. 29 Taulerii        Z. 32 audet, von zweiter Hand ungeändert gelassen Am Rande Can. 8.        Z. 33 1. Reg. 2., von zweiter Hand nicht geändert Am Rande von erster Hand 1. Reg. 2., dies von zweiter Hand ausgestrichen und 1. Sam. 2. dafür gesetzt

S. 299 Z. 1 Eccius        Z. 3 11. annorum, von zweiter Hand undecim darüber geschrieben        Z. 5 Lutherinae        Z. 8 Martinus        Z. 9 Obmitto        velut von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 14 quod falso        Z. 15 forte von zweiter Hand eingeschaltet        Z. 20 Idem de Severino, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 21 authoritatem        adduxi        Z. 25 Eccius, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 26 Hinter seca ursprünglich noch :c: [ = etc.], aber wieder ausgestrichen [vielleicht, weil man es nicht zu lesen vermochte, denn von anderer Hand steht dazu am Rande Quid :c:]        Z. 28 Martinus        Z. 30 Sed valeat contentiosus Sophista ist von zweiter Hand hinzugefügt        Z. 32 Von erster Hand am Rande Obeliscus 15 Eccii und als Überschrift Eccius, daneben von zweiter Hand Quintus decimus. Wieder von erster Hand am Rande Adversus quintam et sextam % 30. in ordine et 31. Vide in fine huius opusculi; davon quintam et sextam % und in ordine (sicherlich von zweiter Hand) durchgestrichen. Darunter ganz durch ein Strich, um das Vorhergehende vom Folgenden zu scheiden. Am Ende, auf das verwiesen ist, findet sich dann der 15. Obeliskus behandelt und zwar unter der Überschrift Adversus secundae partis propositiones quintam et sextam quae sunt in ordine 30. et 31. obeliscus Eccii; dies ist aber wieder ausgestrichen, und es folgt, was Bd. I S. 299 Z. 32 bis S. 300 Z. 36 steht        S. 299 Z. 32 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Obeliscus        Die Obeliskenzahl 15 am linken Rande, am rechten Adversus 30 et 31 in ordine % 2e partis 5. et 6tam, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 35 quottidie, von zweiter Hand nicht geändert

S. 300 Z. 1 Martinus        Z. 2 Hunc .15. obeliscum, aber .15. übergeschrieben        Eccius        Z. 3 Ursprünglich ego, von zweiter Hand ausgestrichen und wieder ego darüber gesetzt        agnoscerem, daraus von zweiter Hand agnosceret gemacht und als dahinter einzuschalten Lutherus an de Rand geschrieben; die Änderung der zweiten Hand ist beim Druck der ed. Witeberg. nicht beachtet        scoticisque nicht geändert von zweiter Hand. Dahinter ursprünglich noch tenebris von erster Hand und von ihr wieder gestrichen        Z. 4 Nach tenebris wollte die zweite Hand noch etwas hinzufügen, strich es aber wieder aus        Z. 12 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 13 persuadeo        Z. 15 satisfaciat, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 21 ego sapio        quidquid, beide Male ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 25 Itaque relapso        Z. 30 possint, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 31 Eccii        Nach Z. 36 zum Abschluß des Nachtrags noch Finis.        Unmittelbar nach dem oben zu S. 299        Z. 32 erwähnten Strich geht in der Handschrift der Text vom 16. Obeliskus ab weiter, hierzu sollte ursprünglich das zuletzt über dem Strich stehende Eccius, das übrigens von zweiter Hand nicht geändert ist, die Überschrift bilden Z. 32

 

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Quartus, von zweiter Hand durchgestrichen        Am Rande rechts 34, links Adversus .9. quae est in ordine 34, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 38 Alioquin

S. 301 Z. 2 vel Episcopi        Z. 3 Martinus        Z. 4 Über qua von zweiter Hand noch fabula        Z. 6 inculcat        Z. 30 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Obeliscus fehlt gänzlich        Am Rande links 17, rechts Adversus 11. quae est in ordine 36, von zweiter Hand 11. quae est in ordine durchgestrichen        Z. 31 Zu Anfang noch Quintus, aber von zweiter Hand durchgestrichen        Z. 37 Martinus        Z. 38 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert

S. 302 Z. 8 satisfactoria % [ = id est] somnium, ex quo omnia        Z. 9 Ecciana, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 10 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Obeliscus fehlt gänzlich        Z. 11 Zu Anfang noch Sextus, aber von zweiter Hand durchgestrichen        Am Rande Adversus 12. quae est in ordine 37, von zweiter Hand 12. quae est in ordine durchgestrichen        Z. 11 At        Z. 12 Mar: Lut:        Z. 16 Am Rande als vor Bohemicum einzuschalten von zweiter Hand noch virulentam heresin et, aber wieder ausgestrichen        Z. 17 Martinus        Z. 21 universitate, von zweiter Hand durchgestrichen und Academia übergeschrieben        Z. 22 iis, daraus von zweiter Hand his gemacht        Z. 26 Eccium        Z. 29 Eccius        Z. 30 universitatibus, von zweiter Hand durchgestrichen und Academiis übergeschrieben        Z. 34 Eccius        Z. 35 posset fieri omnes, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 36 heresium, von zweiter Hand nicht geändert        irrivaret uterque, tum suo frueretur gaudio, von zweiter Hand so geändert wie in ed. Witeberg. gedruckt, nur daß uterque hinter frueretur hätte gesetzt werden sollen        Z. 37 Obmitto        Z. 38 Eccius

S. 303 Z. 12 moror, ausgestrichen, moveor darüber gesetzt, ebenfalls ausgestrichen        Z. 13 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Am Rande 19 und Adversus 14 In ordine 39, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 14 Zu Anfang noch Septimus, aber von zweiter Hand durchgestrichen        Z. 18 Martinus, von zweiter Hand ungeändert gelassen        Z. 19 haec von zweiter Hand nach omnia übergeschrieben        Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 21 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Am Rande 20        Z. 22 Zu Anfang noch Octavus, aber von zweiter Hand durchgestrichen        Am Rande Adversus 17. quae est in ordine 42., von zweiter Hand 17. quae est in ordine durchgestrichen        Z. 24 Martinus        Z. 31 obmissiones

S. 304 Z. 1 (quam Iohannes Ignoraverit) et postea quasi divina foret sententia ultra potestatem ecclesiasticam [req, schon von erster Hand ausgestrichen] docere requiri. Tunc        Z. 10 Eccio        consulerem, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 11 obmisso        Z. 13 authoritate        Z. 14 Ursprünglich scholastica, non loquitur scholastice Eccius, von zweiter Hand Eccius ausgestrichen und hinter scholastica eingeschaltet illa nugacissima Eckius        Z. 15 Eccius, ohne Änderung von zweiter Hand        Am Rande 21        Z. 16 Zu Anfang noch Nonus, von zweiter Hand unausgestrichen gelassen        Am Rande Adversus 18 quae est 43 In ordine, ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 18 Martinus, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 21 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Decimus, unausgestrichen geblieben        Z. 22 Am Rande Adversus 20 quae est 45 In ordine, von zweiter Hand 20 quae est und In ordine gestrichen        Z. 25 Martinus        Z. 33 Ursprünglich Infirmus proximus, dann aber (wohl von zweiter Hand) Infirmus ausgestrichen        Z. 34 Alias quomodo erit necessitas extrema? aut quando? Videlicet; von zweiter Hand aut quando gestrichen, quomodo aber nicht geändert

S. 305 Z. 3 faceret        Z. 5 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 8 Martinus        Z. 13 Eccius        Z. 17 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 18 Pontificis magna, über magna von zweiter Hand sancta gesetzt; unsere auf sancta sich gründende Konjektur muß der richtigen Lesart magna weichen        Z. 19 Martinus        Z. 21 Eccius        Z. 22 maledictione als hier einzuschieben (wohl schon von erster Hand) übergeschrieben        Z. 27 eo miseriore quo maiore, von zweiter Hand nicht beanstandet        Z. 34 et eo, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 36 ut quod si Papa, von zweiter Hand nicht geändert

 

 

[Seite 777]

 

S. 306 Z. 1 rhoma        Z. 3 (Christo favente) prospere agentium von zweiter Hand an den Rand geschrieben und als hier einzuschalten bezeichnet        Z. 5 omnibus (Christo favente) synceram, aber [vgl. zu Z. 3] (Christo favente) von zweiter Hand gestrichen        Z. 7 opinosis, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 14 fallere        Z. 16 ut fehlt gänzlich        Z. 18 Ursprünglich placet vincere, dann von erster Hand vincere ausgestrichen und victoria gesetzt        Zwischen Z. 18 und 19 als Überschrift Tertia pars, von zweiter Hand ausgestrichen        Z. 19 XXII (Obeliscus fehlt gänzlich)        Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Primus obeliscus, von zweiter Hand durchgestrichen        Z. 20 Am Rande Adversus 7 quae est in ordine 58, von zweiter Hand 7 quae est in ordine gestrichen        Z. 23 Martinus        Z. 25 ex logica, von zweiter Hand Dialectica übergeschrieben        Z. 26 Si usus est credere meritum Christi passionis Institutum tantummodo esse ad remissionem poenarum, durch übergeschriebene Zahlen und Einschub am Rande von zweiter Hand umgestaltet in Si usus est meritum passionis Christi et Sacramentum ad remissionem poenarum tantummodo esse Institutum credere        Z. 30 Eccium        se intelligere von zweiter Hand hinter moveri übergeschrieben        Z. 31 quidquid, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 34 authoribus

S. 307 Z. 1 peccata haec omnia remittunt et gratiam conferunt von zweiter Hand am Rande als hier einzuschalten        Z. 4 Eccium        Z. 6 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 10 Martinus        Z. 11 Eccio        Z. 12 etsi von zweiter Hand am Rande        Z. 18 Eccii        Z. 19 imo sartagine von zweiter Hand am Rande als hier einzufügen        Z. 28 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 30 Ursprünglich supra Conclusione .12. secundae partis diximus, über .12. noch (wohl von zweiter Hand) 37, dann Conclusione bis partis ausgestrichen und dafür von zweiter Hand contra eius Conclu: 37, was aber beim Abdruck doch nicht in den Text gekommen, sondern nur zur Randbemerkung verwendet ist        Z. 31 Martinus        Z. 34 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand

S. 308 Z. 1 Martinus        Z. 8 authoritate        Z. 11 Eccius        Z. 17 quidquid, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 18 Am Rande von zweiter Hand 1 Thes 6        Z. 19 tui fehlt gänzlich        Z. 27 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        Z. 28 non frivolus von zweiter Hand hinzugefügt        Z. 29 Eccius        Z. 33 Quoniam vor servi fehlt gänzlich        Z. 34 omne quasi fundamentum, durch einen gewundenen Strich quasi als hinter fundamentum zu setzen bezeichnet, vielleicht erst von zweiter Hand        Z. 35 Martinus        Z. 36 Eccius, ohne Änderung von zweiter Hand        iis, von zweiter Hand in his geändert        Z. 39 Hiere: von zweiter Hand in Iere. 17 geändert

S. 309 Z. 12 Meritum posse nobis tripliciter prodesse, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 14 Am Rande (von zweiter Hand?) 1. Cor. 1        Z. 15 esse nostram, sicut, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 18 iis, von zweiter Hand in his geändert        Z. 23 authoritatis        Z. 27 Eccius        XXIII (Obeliscus fehlt gänzlich dahinter)        Z. 28 Zu Anfang noch Secundus obeliscus, aber von zweiter Hand wieder ausgestrichen        Am Rande Adversus 9 quae est 60 in ordine, von zweiter Hand 9 quae est und in ordine gestrichen        Z. 30 contra Mar: Lut:        Z. 34 Martinus        Z. 35 iste obeliscus, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 36 Eccium, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 37 potatum        Eccius

S. 310 Z. 11 finxit Ensem Aiacis seipsum interemisse? Sed        Z. 14 ut qua propositione meipsum Interimerem, non ipsa seipsam Interimeret        Von Sicut bis raptus Z. 16 von zweiter Hand hinzugefügt        Z. 17 Eccius, ungeändert von zweiter Hand        XXV. Obeliscus. fehlt gänzlich        Am Rande 24        Z. 18 Zu Anfang noch Tertius, unausgestrichen        Am Rande Adversus .11. quae est in ordine 62., von zweiter Hand 11. quae est in ordine gestrichen        Z. 24 Martinus        Z. 25 nostros Inquit % [= id est] Aristotelem, ohne Änderung von zweiter Hand        vocat fehlt gänzlich        Z. 26 Hinter Prophetae ursprünglich noch sicut apostoli, aber wieder ausgestrichen        vetustissimis        Z. 27 obmittam

 

[Seite 778]

 

       Eccius Z. 28 furiat               Z. 36 sed clarius infra (wohl von zweiter Hand) übergeschrieben

S. 311 Z. 1 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        XXV (Obeliscus fehlt gänzlich dahinter)        Quartus obeliscus, von zweiter Hand ausgestrichen        Z. 2 Am Rande Adversus .16. quae est in ordine 67., von zweiter Hand 16. quae est in ordine gestrichen        Z. 3 Mar: Lu:        Z. 7 Martinus        Z. 8 tandem aliquando von zweiter Hand übergeschrieben        Vor sed ursprünglich noch Monet tandem, aber von zweiter Hand ausgestrichen        Z. 9 dis. 5. lib. 6. von zweiter Hand am Rande als hier einzuschalten        Z. 10 et omnia replet veneno von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 13 Eccius        Z. 15 insectatoribus bis anhelus Z. 17 von zweiter Hand, ursprünglich dafür authoribus und einige Worte mehr, von denen nur noch pontificiis decretis zu lesen        Z. 20 emiseram, von zweiter Hand nicht geändert        doctoribus, ohne Änderung von zweiter Hand        et amicis eruditioribus fehlt gänzlich        Z. 25 scandalisentur, ungeändert von zweiter Hand Z. 26 Eccius, ohne Änderung von zweiter Hand        XXVI (Obeliscus fehlt gänzlich)        Z. 27 Zu Anfang noch Quintus, unausgestrichen        Am Rande Adversus 18 quae est in ordine 69 et eam quae est 71 in ordine, von zweiter Hand 18 quae est in ordine und in ordine am Schlusse gestrichen        Z. 27 Si haec vera sunt, Cur ergo Mar: Lut: superius contradixit, Si, inquam, verum est, quod Papa dicit, thesaurum Indulgentiarum hauriri ex merito Christi        Z. 29 Martinus        Z. 30 Ecci, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 36 ex logicissima logica von zweiter Hand hinzugefügt        quod superius bis admittendas Z. 37 von zweiter Hand hinzugefügt

S. 312 Z. 5 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 6 Mar: Lut:        Z. 9 Martinus, von zweiter Hand nicht geändert        Z. 10 Eccius        Z. 12 authores        Zwischen Z. 12 und Z. 13 steht als Überschrift Quarta disputationis pars, von zweiter Hand ausgestrichen        Z. 13 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        XXVII (Obeliscus fehlt)        Am Rande 27        Z. 14 Zu Anfang noch Primus obeliscus, von zweiter Hand ausgestrichen        Am Rande Adversus 3 quae est In ordine .77., von zweiter Hand 3 quae est In ordine gestrichen        Z. 15 authoritatem        Z. 17 Martinus        Z. 19 Eccius        accedit propius fini, die Stellung nicht geändert von zweiter Hand        Z. 21 Ecci        Z. 29 Eccius        Z. 30 Ursprünglich tumultuarie, dann [ob von erster oder zweiter Hand?] e gestrichen und aus i ein j [Schluß-i] gemacht (vom Setzer ist die Änderung nicht berücksichtigt) Z. 33 Eccius        Z. 35 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        XXVIII und daneben (ohne Obeliscus) von erster Hand Secundus, was unausgestrichen geblieben        Am Rande links 28, rechts Adversus .7. quae est In ordine .81. ohne eine Streichung von zweiter Hand

S. 313 Z. 3 Martinus        Z. 4 Über valet ein wiederausgestrichenes est        imo totum von zweiter Hand übergeschrieben        Z. 5 Asini disputare % [= id est] Scholastici, ut        Z. 6 authoritate        Z. 11 obmittere        Z. 13 Eccii        Ursprünglich quae licentiam pro temeritate Interpretatur, dann, vermuthlich von zweiter Hand, m in licentiam ausgestrichen, das letzte e in temeritate mit einem Strich darüber versehen, über die vier ersten Worte in ihrer Folge 1 2 1 2 gesetzt und a in Interpretatur in e geändert        Z. 22 absconditur, nicht von zweiter Hand geändert        Z. 24 Id evidens est argumentum ohne Änderung von zweiter Hand        Z. 26 Eccius, nicht geändert von zweiter Hand        XXIX (Obeliscus fehlt) Am Rande 29        Z. 27 Zu Anfang noch Tertius, wieder ausgestrichen        Am Rande Adversus 8. que est In ordine .82., von zweiter Hand 8. que est In ordine gestrichen        Z. 27 facillimum        Z. 28 heae        Z. 30 Martinus        Z. 33 mutierit eiusmodi quaestiones, Credo, dann von zweiter Hand geändert in mutierit. Eiusmodi quaestiones, credo        Z. 34 et non frivole von zweiter Hand als hier einzuschieben an den Rand geschrieben        Z. 36 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        XXX (Obeliscus fehlt) Am Rande 30        Z. 37 Zu Anfang noch Quartus, unterstrichen (jedenfalls sollte das Wort ausgestrichen werden)        Am Rande Adversus 19 quae est In ordine .92., von zweiter Hand 19 quae est In ordine gestrichen

 

 

[Seite 779]

 

S. 314 Z. 2 authoritatibus        Z. 4 Martinus        Z. 5 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert        authoritatum        Z. 8 qui dixit        Z. 11 Eccius        Z. 15 Zwischen obelophrastus und persecutiones ursprünglich noch nihil nisi, aber, wahrscheinlich von zweiter Hand, wieder gestrichen        Z. 16 At sit [sic in unserer Ausgabe ist ein Druckfehler, auch die ed. Witeberg. hat sit]        Unter Z. 17 von erster Hand nur noch Finis, von zweiter Hand daneben X Augusti und vielleicht von dritter MDXVIII; daraus Z. 18 f. in ed. Witeberg. gebildet

S. 317 Zu A ist nachzutragen: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 9. — Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 10. — Zu D: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 11.

S. 318 Zu G: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 42. — Zu H: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 41.

S. 322 Z. 25 lies fornicator statt formicator

S. 325 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 12.

S. 326 Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 13, wo Valentin Schumann als Drucker bezeichnet wird. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 14. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 43. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 44. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 15, wo aber im Titel: M.D.XVIII.

S. 327 Zu g: Vgl. Dommer Nr. 16.

S. 328 Zu i: Vgl. Dommer Nr. 17.

S. 335 Z. 12 lies eucharistiae statt eucbaristiae

S. 337 Z. 39 Kawerau schlägt vor statt des überlieferten permittentes zu lesen: poenitentes, da dies jenem näher liege als clementes. Sollte sich permittentes nicht halten lassen? permittens, “einer der alles über sich ergehen läßt”? ist es vielleicht im Sinne des von Luther ja auch gebrauchten Mystikerwortes “gelassen” zu nehmen?

 

P. P.

 

 

S. 342 Z. 2 am Rande lies “Eph.” statt “Cph”

S. 342 Z. 4 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 311: “Statt malis muß es modis heißen; z. B. S. 464 Z. 5 studeat omnibus modis omnem hominem dulci affectu diligere &c.”

S. 344 Z. 40 lies peccatorum statt peecatorum

S. 346 Z. 6 v. u. ist Ausgabe statt Ausgabe zu setzen.

S. 373 Z. 6 lies quod in se est statt quod in est

S. 376 Z. 4 lies 152 statt 151

S. 376 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 3, wo aber im Impressum “Grünenberg”. Dommer erklärt (Ornamente Nr. 6) den Titelholzschnitt als Adams Begräbniß und Christi Auferstehung mit Hinweis auf die Worte des Titels “wie Adam in uns sterben und Christus erstehen soll”. Auffallend bleibt die Auffassung der Auferstehung: Christus auf Wolken und von Engeln umgeben über dem offenen Grabe. Daß aber das offene Grab nicht zu dem links unten liegenden Todten in Beziehung gebracht werden kann, zeigt der Umstand, daß die um diesen beschäftigten Engel offenbar ihn einscharren, nicht aber in jenes forttragen wollen.

 

S. 377 Zu I: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 93. — Ferner ist die niederdeutsche Übersetzung der Lutherschen Ausgabe der deutschen Theologie nachzutragen, die mehrfach von andern Bibliographen erwähnt, erst von Hofmeister genau beschrieben ist in Wiechmann, Mecklenburgs altniedersächsische Literatur III. Theil (1885), S. 208/9:

 

 

 

“Theologia || duedesch. || Dat ys ein eddel und koestlick || boekeszken van dem rechten vorstan- || de, Wath Adam und Christus || sy, und wo Adam jn vns || steruen, vn̄ Christus || vpstan schall. || Mat. xvj. || Wil my yemandt nauolgen, de vorsake syck sueluest, vnnd neme syn Cruetze vpp || syck vnd volge my na. || j. Corint. xv. || Gelyke alse jnn Adam alle steruen, also || werden se jnn Christo alle leeuendich ge- || maket werden, || M.D.XXXviij.” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 76 Bl. in Oktav. Am Ende: ¶ Tho Rozstock by Ludowich Dyetz gedruckt.”

Ex. in Münster i. W., Kgl. Bibliothek.

 

 

 

[Seite 780]

 

 

Hoffmeister hat auch das Vorwort “An den christliken Leser” mitgetheilt. Wir haben (man weiß nicht, ob der Übersetzer oder der Drucker redet) schon längst gewartet, ob nicht eine Übersetzung dieses Büchleins in unsere Sprache irgendwo ans Licht treten würde; da dies nicht geschehen, haben wir dies zu unternehmen uns entschlossen, um damit zu bezeugen, daß das, was vor 12 oder 14 Jahren recht christlich und Wahrheit war, noch nicht zur Lüge geworden, sondern immer recht christlich und wahrhaftig bleibt. Wie dieser Vorredner zu der ungefähren Fristangabe von 12 –14 Jahren kommt, ist nicht ersichtlich.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 378 Z. 14 lies “euch” für “auch”

S. 381 Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 18. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 19.

Zu S. 383 Z. 17 “pappen blumen” sind nicht, wie Grimms Wtb. 6, 1446 erklärt, “Papierblumen”, sondern es ist die jetzt Taraxacum officinale genannte Pflanze gemeint. Vgl. Kawerau, Ztschr. f. deutsche Phil. 23, 292 f., der “pappen” auf lat. pappus = “Samen-”, “Federkrone” zurückführt. Das ist schwerlich richtig, vielmehr bedeutet “pappenblume” wohl “Pfaffenblume”, wie die nämliche Pflanze auch “Pfaffenplatten, -kraut” u. s. w. und weiterhin “Mönchsblume, -platten”, “haupt” genannt wird, weil sie “weißhaarige Früchte auf kahler Platte (Blüthenboden)” zeigt. Vgl. Pritzel-Jessen, Die deutschen Volksnamen der Pflanzen (1882), S. 395 ff. Dagegen ist allerdings der pappus, die Federkrone, mit der der Wind leichtes Spiel hat, der Theil der Pflanze, welcher ihre Erwähnung an dieser Stelle erklärt.

 

P. P.

 

 

Zu S. 383 Z. 20 klettenbawes. Vgl. Grimm, Wtb. 5, 1153. Zweifellos ist, wie Hildebrand a. a. O. annimmt, an ein nach Kinderart aus Kletten hergestelltes Hausgebilde zu denken. Aber Luther hat hier doch wohl weniger die geringe Festigkeit eines solchen, die in der That gar nicht so gering ist, im Auge, als vielmehr die Willkür der Zusammenfügung. Kletten hängen sich an einander, wie immer man sie zu einander fügen möge, sie setzen ungleich den Mauersteinen der Willkür des Baumeisters durch ihre Form und Art keine Schranke: ebenso ist es mit Tetzels “vorgeben wort”, aus ihnen läßt sich auch jeder beliebig gestaltete Klettenbau herstellen.

 

P. P.

 

 

 

Zu S. 394 Das Vorwort Sebastian Münsters zu seiner Übersetzung der Decem praecepta Wittenbergensi praedicata populo lautet nach Ausgabe a:

 

 

Vorred B. S. M.

 

Es kummen teglich herfür durch den truck vil buecher, latinisch und tütsch, deren vil fast heilsam vnd nutz sind, dem gemeinen man: wie man dann menschen findt, die also hungerig und begirig sind nach dem gots wort, das sy auch all überige zyt, so sy moegen haben nach iren notwendigen geschefft, in heilsamen buechern seliglichen anlegen, trost und underwysung daruß zů schoepfen. Denen zů lieb ist getütscht diß bůch, durch den frummen, geystlichen und hochgelerten man D. Martinum Luther beschriben, der also geistlich, christlich und ewangelisch die .x. gebott erklert und ußlegt, das man deßglichen nit findt, wiewol vil lerer darüber geschriben hant. Do sint geistlich und weltlich, gůt und boeß, betruebt und angefocht, jung und alt, obrer und underthan, kurtz yederman, wie er den weg gan sol (das dann die .x. gebott sind), der zů dem ewigen leben fuert. Do fint man, wie ein yetlich gebot nach dem bůchstaben und nach dem geist gehalten wirt. Dar zů, wie ein yetlich gebott etlich grad und staffel hat &c..

 

Was ist es not hie vil dar von zů schreiben? Durchließ du das bůch, so wirstu finden, ein rechten Christenlichen und Ewangelischen lerer. Und laß dich nit hindern, das es nit mit verblümpten und hochtrechtigen worten vertütscht ist, dann es mer den einfaltigen weder den hoefflichen zů lieb transferiert ist: und also transferiert, das etwan die subtilikeiten, die der obgemelt D. darin hat lassen lauffen, dem latin gelassen sind. Got sey mit dir.

 

 

S. 395 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 20, wo aber im Impressum hinter der Jahreszahl Punkt statt eines Kommas. — Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 21, doch weicht das Hamburger Exemplar dadurch ab, daß das Impressum nicht auf Bl. 51a, sondern Bl. 51b

 

[Seite 781]

 

steht. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 45. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 98, wo aber Z. 4 des Titels “schöne”.

S. 396 Zu b: Vgl. Dommer Nr. 97. Dommer nimmt an, daß b vor a gedruckt sei, was wir S. 397 als möglich angedeutet haben. — Zu c: Vgl. Dommer Nr. 99, wo aber statt oe, ue stets ö, ü und im Titel “Witten || berg”. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 318, wo aber “erklärung” Dommer nimmt Val. Curio in Basel als Drucker an.

Zu S. 396/7 Eine niederländische Übersetzung der Decem praecepta erschien (nach de HoopScheffer: Gesch. der Reformation in den Niederlanden (1886), S. 113) 1520 zu Antwerpen u. d. T.: Die thien Geboden Gods, gheprediget Ende bescreuen door den doctoer der heyligher Scrifturen Here Martinus Luther Broeder van Sinte Augustyne oerdene” mit dem Zusatze des Übersetzers am Ende: “An den Leser. Ich ermahne euch alle ihr Christen, daß ihr um Gottes willen euer Urtheil zurückhaltet, ehe Ihrs versteht, und nicht thun wollet wie die gemeinen Menschen, sondern wie es euch zu thun geziemt. Gewohnheit ist die schlimmste Gesetzesinterpretin.”

 

P. P.

 

 

Zu S. 411 Z. 1 ist am Rande nachzutragen: Hiob 9, 28.

S. 411 Z. 8 lies sunt statt suut

S. 435 Z. 24 Für orem ist wohl mit Löscher iurem zu setzen.

S. 454 Z. 32 lies nunc statt nuuc

S. 462 Z. 1 lies hoc statt noc

S. 468 Z. 20 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 311 f. fordert mit Recht, Iebusei statt Iesubei zu lesen, vgl. Jos. 15, 63.

S. 469 Z. 18 lies omnia statt omuia

S. 481 Z. 39 lies includuntur statt includuutur

S. 505 Z. 36 lies peccaminosissimum statt peccaminossisimum

S. 513 Z. 15 mutaverunt statt mutaveruut

S. 523 Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 22. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 23. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 46.

S. 554 Z. 34 lies peccati statt peceati

S. 555 Z. 32 lies animarum statt a nimarum

S. 558 Z. 29 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312 hält servire für einen Druckfehler; dies ist es in unserer Gesammtausgabe nicht, denn wir haben es nach unserer Vorlage gegeben: er will dafür saevire gesetzt haben, eine vortreffliche Konjektur.

S. 574 Z. 36 ist das Komma vor vix zu streichen

S. 602 Z. 23 lies intelligo statt iutelligo

 

Zu S. 629 ff. Von den Thesen Pro veritate inquirenda hat Kawerau (Ztschr. f. Kirchengesch. XI, S. 479 ff.) einen Plakatdruck (Lübeck, Stadtbibliothek) nachgewiesen, als dessen Drucker er Joh. Grunenberg annimmt. Der Titel weicht von A nur durch “Veritate” und “consolādis” ab. Im Texte finden sich folgende wichtigere Abweichungen: 631, 28 se] ß (= sed). — 632, 8 culpe. — 632, 34 accidit. — 632, 38 p̄mittentis. — 633, 2 mortatalia. — 633,3 eneretur. — 633, 8 (id est crimina).

 

Diese Thesenreihe liegt auch handschriftlich vor in Cod. theol. et philos. 4° Nr. 500 der Königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Herr Bibliothekar Prof. Dr. Steiff hatte die Güte, uns darüber folgende Mittheilung zu machen:

 

Die Handschrift Cod. theol. et philos. 4° Nr. 500, nicht gebunden, nur geheftet, umfaßt 6 Blätter (Papier) in 4°, wovon die drei letzteren ganz, das diesen unmittelbar vorhergehende zu zwei Dritteln leer sind. Sie enthält auf dem ersten und zweiten Blatt von einer Hand des 16. Jahrhunderts geschrieben die Thesen Pro veritate inquirenda, auf dem dritten Blatt (Vorderseite und oberes Drittel der Rückseite) von derselben Hand geschrieben Luthers Conclusiones quindecim tractantes, an libri philosophorum sint

 

[Seite 782]

 

utiles &c. Die Schriftzüge haben zwar manche einzelne Ähnlichkeit mit Luthers Hand, weichen aber andrerseits auch ab; im Ganzen betrachtet tragen die Züge einen kräftigeren, derberen Charakter, als er Luthers Hand, zumal in seiner früheren Zeit eignet. An die Niederschrift durch den Reformator selbst kann also nicht gedacht werden, um so weniger, als die beiden Thesenreihen, obwohl in verschiedenen Jahren verfaßt, in dieser Handschrift offenbar in einem Zug geschrieben worden sind. Woher die Handschrift stammt, läßt sich nicht mehr feststellen.

 

Die Thesen Pro veritate inquirenda sind nur auf den ersten drei Seiten, d. h. bis zur 40. einschließlich numerirt, auf der vierten Seite, also von der 41. ab, sind sie nur durch jedesmaligen Beginn einer neuen Zeile von einander geschieden.

 

Die Abweichungen vom Texte unserer Ausgabe sind folgende:

 

630, 2 Augustiniano fehlt. — 630, 3 per vices circulares pro nostro more fehlt. — 630, 5 illas fehlt. — 630, 10 praesupcionem [sic] — 631, 5 in fehlt. — 632, 7 est fehlt. — 632, 8 sed .... culpe (vor culpe war anfänglich de geschrieben; dies ist aber gestrichen und auf den Rand ein Wort condi ... gesetzt, dessen Schluß durch Beschneiden des Randes verloren gegangen ist). — 632, 13 In his. — 633, 8 (id est crimina) — 633, 12 Ad Roma primo

 

Auch der Cod. theol. 4° 271 enthält diese Thesen, aber nur in einer Abschrift des vorigen Jahrhunderts, die nachweisbar auf Cod. theol. 4° 500 beruht.

 

 

 

P. P.

 

 

S. 630 Z. 9 lies “S. 222 und S. 143” statt “S. 222 und 243”

S. 631 Z. 24 ist das Komma hinter hominis zu tilgen.

S. 636 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 24. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 25. — In dem Titel von C ist a vor linguis nachzutragen. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 26.

 

S. 637 Zu F: Vgl. Dommer Nr. 47. — Zu H: Vgl. Dommer Nr. 48. — Zu K: Vgl. Dommer Nr. 27.

 

 

 

 

Zu S. 644 –686. Ad dialogum Silvestri Prieratis de potestate papae responsio. 1518.

Vorstehend bezeichnete Schrift in unserer Gesammtausgabe Bd. I. S. 644 ff. ist von Th. Brieger und M. Lenz in der Zeitschrift für Kirchengeschichte Bd. VII S. 577 –618 einer besonders eingehenden Besprechung gewürdigt worden. Gerade sie zu wählen, dafür dürfte ein von uns zur Zeit der Bearbeitung des ersten Bandes unserer Ausgabe nicht gekannter und also auch nicht verwertheter, ihnen benutzbar gewordener dritter Druck derselben bestimmend gewesen sein, da er nicht wenige Abweichungen von unserem Text zeigt, welche Anlaß und Stoff zu Bemerkungen über unsere Ausgabe boten. Dabei sind Wünsche geäußert und Forderungen gestellt, die zum Theil berechtigt, zum Theil aber unseren Grundsätzen durchaus widersprechend oder überhaupt unausführbar sind. Soweit es in dem Rahmen unserer Einzelnachträge und Berichtigungen geschehen kann, berücksichtigen wir sie nachstehend.

 

Zunächst liefern wir nach Brieger-Lenz a. a. O. S. 583 eine unserem sonstigen Verfahren konforme Beschreibung des dritten Druckes, den wir nach dem Vorgange der beiden Gelehrten und nach seinem Verhältniß zu A und B Bd. I S. 646 unserer Ausgabe mit dem Buchstaben C bezeichnen. Sie lautet danach:

 

 

 

“Ad Dialoguz || Syluestri Prieratis Mgr̄i || Palatij de potestate Pape, || Respōsio F. Martini Lu- || ther Augustinēsis, || Uuittenbergae. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 24 Blätter in Quart, letzte Seite leer.

Auf der vorletzten Seite findet sich ein belangreiches Druckfehlerverzeichniß. Druck von Melchior Lotther in Leipzig. Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 28. Es gibt auch einen Druck mit dem Fehler “Pieratis”, aber über die Identität desselben mit C soll kein Zweifel sein.

 

 

 

[Seite 783]

 

 

Über die Entstehung des Druckes C wird S. 583 gesagt, daß er “von Luther höchst sorgsam durchgesehen und vielfach korrigirt worden” sei. Nun sind freilich “eine Reihe von Druckfehlern stehen geblieben, sind auch in allerdings kleiner Anzahl neue hinzugekommen; aber trotz dieser Versehen zeigt fast jedes Blatt eine theils formell, theils sachlich bessernde Hand, welche nur die des Verfassers gewesen sein kann”. Das ist der ganze Beweis, den Brieger und Lenz (S. 584 f.) für Luthers eigenhändige Korrektur der Schrift führen, — hinfort fußen sie darauf und ziehen weitere kühne Folgerungen daraus, wie, daß “die stilistischen Glättungen”, die er dem Texte gegeben, “die humanistische Schulung Luthers in geradezu überraschender Weise darthun” &c.. Behauptung gegen Behauptung: wir erklären, daß A in C nicht von Luther korrigirt sein kann; der Beweis dafür liegt in den Änderungen, welche in C vorgenommen sind.

 

Wir geben jetzt zur Berichtigung und Ergänzung unserer Ausgabe einzelne Notizen, zu denen uns die Besprechung der obgenannten Schrift in der Zeitschrift für Kirchengeschichte Anlaß bietet:

 

 

S. 647 Z. 20 Schon C verbessert Gal. II im Fehlerverzeichniß in Gal. I [Br.-L. S. 589]

S. 647 Z. 26 Tertium illud de poe et re. c. ‘Cum ex eo’ C [Br.-L. S. 589. Unnöthige Änderung]

S. 648 Z. 10 Iam accedamus simul et iudicemur C [Br.-L. S. 585]

S. 648 Z. 16 Agere enim vel est actus vel non sine actu C [Br.-L. S. 585]

S. 648 Z. 29 f. Act. III. Poenitemini et convertimini &c. Nam et graece C, aber erst im Fehlerverzeichniß als so zu bessern angegeben [Br.-L. S. 589]

S. 649 Z. 1 Tertio C [Br.-L. S. 586]

S. 649 Z. 14 Quarto C [Br.-L. S. 586]

S. 649 Z. 20 lies quendam statt quendum [Br.-L. S. 579]

S. 649 Z. 28 Quinto C [Br.-L. S. 586]

S. 649 Z. 33 operatur auch C [Br.-L. S. 592 und hier, sowie S. 579, sogar als richtig hingestellt]

S. 649 Z. 37 aīum = animum statt cum in A und C oder statt cum se in unserem Text [Br.-L. S. 594, vorzuziehende Konjektur]

S. 650 Z. 12 Iste ne est, quaeso, caestus ille immanis corpore Entelli C [Br.-L. S. 589 mit dem Vermerk: “Entschiedene Verbesserung, da caestus immani corpore unmöglich gesagt werden kann. Wahrscheinlich aber hat Luther nach Virgil, Aen. V, 401, caestus immani pondere Entellinus oder Entelli im Sinne gehabt; dafür spricht auch die später (S. 650 Z. 30) vorkommende Wendung immanissimus caestus Entelli; vgl. aber für die Lesart von C: [Virgil, Aen.] V, 447 und 372.” Sprachlich ist die Lesart immani corpore nicht unmöglich, und die Beziehung des Eigenschaftswortes immanissimus zu caestus Z. 30 entscheidet gegen C.]

S. 650 Z. 20 dilacerare schon C [Br.-L. S. 589]

S. 650 Z. 23 Secundo schon C [Br.-L. S. 586]

S. 650 Z. 28 Tertio, poenitentiam virtutem tantum dolorem voluntatis definis C, doch erst als Korrektur im Fehlerverzeichniß [Br.-L. S. 589 mit dem Vermerk: “Knaake hindert das Verständniß durch ein hinter virtutem gesetztes Komma”. Wenn uns nur dabei gesagt wäre, wie die dunkle Stelle richtig verstanden werden müßte! Mit dem Komma hinter virtutem soll eben eine andere Auffassung angedeutet werden, als die wäre, welcher man zu folgen hätte, wenn das Komma fehlt. Von letzterer sagt wenigstens Ambrosius Catharinus in seiner Excusatio disputationis contra Martinum, Florentiae 1521, Bl. a 8b, daß sie der Meinung des Prieras nicht entspreche.]

S. 650 Z. 36 Hoc si intelligo C [Br.-L. S. 586 mit dem Vermerk: “Entschiedene Verbesserung”.]

S. 651 Z. 2 credo gestrichen in C [Br.-L. S. 586. Entschiedene Verschlechterung]

S. 651 Z. 10 persuadeas C [Br.-L. S. 589 f. mit dem Vermerk, daß alle bisherigen Herausgeber falsch persuadear gesetzt haben. Aber persuadear ist vorzuziehen.]

 

 

[Seite 784]

 

S. 651 Z. 26 indocile et non capax tantae tuae theologiae C [Br.-L. S. 586]

S. 652 Z. 18 lies necessario statt necesario [Br.-L. S. 579]

S. 652 Z. 20 uterque enim dormit nocte, id est nihil agit C [Br.-L. S. 586]

S. 652 Z. 35 Paulina enim est C [Br.-L. S. 586]

S. 653 Z. 2 quia me defendis C [Br.-L. S. 586]

S. 653 Z. 21 tibi ostendere C [Br.-L. S. 586]

S. 653 Z. 25 ff. Ad propositionem meam quartam dicis doctrinam hanc esse falsam, impossibilem et erroneam, nisi poena intelligatur pro exteriore mortificatione pro loco et tempore. Satis iam dictum est C [Br.-L. S. 590 mit der richtigen Bemerkung, daß unsere Texteslesart auf Mißverständniß der Korrektur in A beruht. Die Stelle ist mit Streichung von Quoniam und Änderung der Interpunktion nach C zu verbessern]

S. 653 Z. 39 fehlt am Rande die Anzeige des zweiten Citats “2. Cor. 10, 16”. [Br.-L. S. 614]

S. 654 Z. 3 Sed] Seu C [Br.-L. S. 585]

S. 654 Z. 4 nimis multos pervasit maxime doctiores C [Br.-L. S. 590 mit dem Vermerk, daß schon Walch XVIII Sp. 134 in der Übersetzung das Richtige habe. Dies ist eine treffliche Verbesserung des von uns gegebenen Textes. übrigens hat, unabhängig von Br.-L. und Walch, auch E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg X. Jahrg. S. 312 pervasit für persuasit zu lesen vorgeschlagen]

S. 654 Z. 16 diligendum instar sui [Br.-L. S. 586]

S. 654 Z. 19 B. Pauli Epist. V. Non quae auch C [Br.-L. S. 584]

S. 654 Z. 22 id est: diligis quidem, sed te solum O, aber erst im Fehlerverzeichniß als so zu verbessern angegeben [Br.-L. S. 590]

S. 654 Z. 25 si bonus esset amor sui C [Br.-L. S. 586]

S. 654 Z. 25 invenit] innuit C [Br.-L. S. 585 mit der Bemerkung: “innuit doch wohl sehr zweifelhaft.”]

S. 654 Z. 32 quod tamen est contra omnes Scripturas, quae C [Br.-L. S. 586]

S. 654 Z. 36 te moveat, quo dicitur C [Br.-L. S. 586]

S. 655 Z. 5 et a Sanctis C [Br.-L. S. 586]

S. 655 Z. 26 sentiatis. Deinde quot fabulis saltem aucta sunt C wie auch A [Br.-L. S. 592 mit der Bemerkung, daß der Gedanke in dieser ursprünglichen Form reicher sei. Man müßte dann den Satz Deinde etc. als Ausruf fassen — ein etwas schroffer Wechsel der Satzarten!]

S. 655 Z. 36 ubi supra auch C [Br.-L. S. 593, wo mit vollen Recht unsere Konjektur vide supra verworfen und die ursprüngliche Lesart also vertheidigt wird: “Eingehend redet Luther von diesem Gegenstande bekanntlich in den Resolutionen, Weimarer Ausgabe S. 573 ff., besonders S. 582 Z. 35 ff. Es ist aber klar, daß an unserer Stelle ein Hinweis gerade auf diese Auseinandersetzung vorliegt; denn erst neun Zeilen vorher hat Luther den Prierias auf seine Resolutionen hingewiesen: Sed de iis latius in declarationibus meis. Die stark brachylogische Wendung ist also zu erläutern: de quo vide eo loco, ubi supra videndum est (bezw. videndum dixi). Ganz ähnlich sagt Luther in unserer Schrift S. 663 Z. 12 Sed latius, ubi dixi.”]

S. 656 Z. 6 permittor a te dissentire C [Br.-L. S. 586]

S. 656 Z. 10 f. Ad haec penes me sunt aliquot eruditi et acuti tractatus C [Br.-L. S. 586]

S. 656 Z. 33 li. I. de elect. c. ‘Sicnificasti’ C, aber erst im Fehlerverzeichniß so angegeben [Br.-L. S. 590, vgl. S. 616, wo die Richtigkeit der nachgetragenen Lesart in C bewiesen wird]

S. 656 Z. 34 lies repraesentativam statt repaesentativam

S. 657 Z. 12 f. Nach virtualis, repraesentativa, essentialis ist statt des Fragezeichens jedesmal ein Komma zu setzen [Br.-L. S. 600 mit der richtigen Bemerkung, daß hier keine Frage vorliegt, sondern znr Vorbereitung auf das Quid tum? eine Folgerung aus dem vorhergehenden Satze gezogen wird]

 

 

[Seite 785]

 

S. 657 Z. 27 palpare potes C [Br.-L. S. 586]

S. 659 Z. 37 invectas auch C [Br.-L. S. 584]

S. 659 Z. 40 Hinter Philosophiae ist ein Ausrufungszeichen zu setzen [Br.-L. S. 599]

S. 660 Z. 13 inter se C [Br.-L. S. 586]

S. 660 Z. 36 nonne et quilibet sacerdos C [Br.-L. S. 590. Richtige Lesart]

S. 660 Z. 37 et iis similia C [Br.-L. S. 586]

S. 661 Z. 35 pro fehlt C [Br.-L. S. 585]

S. 662 Z. 8 doctrina auch C [Br.-L. S. 584]

S. 662 Z. 32 f. ingenti (quod solum possit probare fidem nostram esse veram) miraculo C [Br.-L. S. 586. Keine Verbesserung]

S. 662 Z. 37 licet sint forte nimis multi, qui C [Br.-L. S. 587]

S. 662 Z. 38 nullam habent fidem, nec eos curant C [Br.-L. S. 587]

S. 663 Z. 2 pereundum an emergendum C [Br.-L. S. 587]

S. 663 Z. 5 lies fuerunt statt fueruut

S. 663 Z. 14 quia timor est de futuro malo C [Br.-L. S. 587]

S. 663 Z. 27 lies nolentibus statt nolentihus [Br.-L. S. 579]

S. 663 Z. 27 Statt des Fragezeichens hinter Dolent ergo hat C ein Komma [Br.-L. S. 600, wo ein Punkt gefordert wird. Nicht nothwendig]

S. 664 Z. 2 solam animae tantam C [Br.-L. S. 591]

S. 664 Z. 16 In decima septima C [Br.-L. S. 591]

S. 664 Z. 25 f. ratio naturalis, praesertim cum C, aber erst im Fehlerverzeichniß angegebene Interpunktion [Br.-L. S. 591. Hiernach ist die Stelle in unserer Ausgabe zu verbessern]

S. 664 Z. 19 te fehlt auch in C [Br.-L. S. 584]

S. 665 Z. 7 f. ad decimam quartam et ad decimam quintam C [Br.-L. S. 587]

S. 666 Z. 38 alioquin non C [Br.-L. S. 587]

S. 667 Z. 18 evolare astruunt fehlt auch C [Br.-L. S. 584]

S. 667 Z. 24 praedicari auch C [Br.-L. S. 585]

S. 668 Z. 28 Ro. xv. auch C [Br.-L. S. 585]

S. 669 Z. 2 perfectissimas auch C [Br.-L. S. 585]

S. 669 Z. 23 possimus C [Br.-L. S. 587]

S. 670 Z. 12 clara schon C [Br.-L. S. 591]

S. 670 Z. 18 eorum verba auch C [Br.-L. S. 594, wo vorgeschlagen wird, eorum stehen zu lassen und Z. 17 haereticorum für haeresium zu lesen. Vielleicht besser als unsere Konjektur]

S. 670 Anm. 1. Über den Ausdruck ‘amore Amorrei’ Z. 36 haben sich Brieger und Lenz (S. 618), da ihnen die in unserer Ausgabe aufgestellte Erklärung wenig einleuchtend erschien, bei E. Schürer Raths erholt und von ihm die Auskunft erhalten, daß ‘Amoriter’ geradezu so viel wie ‘Kanaaniter’, dies aber wieder so viel wie ‘Heide, Götzendiener’ sei, demnach “amor Amorrhaei die Liebe oder Neigung eines Amorrhäers, wie ein Amorrhäer (ein Heide) sie hat.” E. Nestle (Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 317 f.) findet aber doch, daß in dem Ausdruck sicherlich eine viel speziellere Beziehung liege, und verweist auf Goedekes Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, 2. Aufl., III S. 262, wo verzeichnet stehe: “Ammorrheus. Der Gewissen-Lose von H. Joh. Lassenio. Anno 1699. 12. — Der Lust- und Irr-Garten eines gewissen-losen Amorrhei. In einem Gespräch zwischen Don Diego und Janvilla vorgestellt von Johann Lassenio. Frankfurth und Leipzig 1738. 8.”

S. 671 Z. 12 ut quamprimum C [Br.-L. S. 587]

S. 671 Z. 13 securae sunt dilatae C [Br.-L. S. 585]

S. 671 Z. 19 nec differat C [Br.-L. S. 585]

S. 673 Z. 28 pronum sit C [Br.-L. S. 587]

S. 675 Z. 2 quo volet C [Br.-L. S. 587]

 

 

[Seite 786]

 

S. 675 Z. 2 tantum ne tam magnum C [Br.-L. S. 587]

S. 675 Z. 18 Sufficit auch C [Br.-L. S. 593]

S. 677 Z. 17 Es ist übersehen, daß schon im Fehlerverzeichniß von A das necessario des Textes als in necessaria zu verbessern angegeben [Br.-L. S. 580]

S. 677 Z. 25 ea vel opinione C [Br.-L. S. 587]

S. 677 Z. 27 Statt Ad quadragesimam septimam hat C Qudragesimam septimam [Br.-L. S. 591. Die Lesart von C fügt sich besser in die Konstruktion]

S. 677 Z. 34 laudem C [Br.-L. S. 587]

S. 678 Z. 21 quod quibus C [Br.-L. S. 585]

S. 679 Z. 11 ist impassibile im Text zu streichen und impossibile, das in der Note steht, dafür zu setzen [Br.-L. S. 592, wo mit Recht die versuchte Änderung für unbegreiflich erklärt wird]

S. 680 Z. 1 lies ac si statt as si [Br.-L. S. 579]

S. 680 Z. 40 ff. Et idem per idem probas et dicis. Quod autem S. Gregorius dedit aliquando indulgentias, ut communiter dicitur, non potest probari. Ideo C [Br.-L. S. 591. Hiernach ist unsere Interpunktion zu ändern]

S. 681 Z. 19 reperis C [Br.-L. S. 585]

S. 681 Z. 22 praeterquam ubi C [Br.-L. S. 587, vgl. S. 578 f. Anm. 4, wo eine unzutreffende Folgerung daran geknüpft wird]

S. 681 Z. 23 haud possis C [Br.-L. S. 587]

S. 681 Z. 23 f. ut tu quoque mihi prope fias suspectus, ne magis C [Br.-L. S. 587]

S. 681 Z. 39 sint schon C [Br.-L. S. 592]

S. 682 Z. 4 f. excandescas et totus ignis efficiaris C [Br.-L. S. 587 f.]

S. 682 Z. 6 moveant C [Br.-L. S. 588]

S. 682 Z. 22 cur etiam non sunt C [Br.-L. S. 588]

S. 682 Z. 22 Cyrologiam C [Br.-L. S. 585]

S. 682 Z. 24 ubi possunt C [Br.-L. S. 588]

S. 682 Z. 28 eum fehlt C [Br.-L. S. 588]

S. 683 Z. 16 septuagesima sexta C [Br.-L. S. 592]

S. 683 Z. 19 Hinter in te ist besser ein Fragezeichen zn setzen [Br.-L. S. 599 f.]

S. 683 Z. 28 viderit C [Br.-L. S. 588]

S. 683 Z. 29 f. Melius enim facit Papa, si bonum pastorem ecclesiae praefecerit C [Br.-L. S. 588, vgl. Anm. 4 zu S. 578, wo eine nicht berechtigte Folgerung aus der Stellung des enim gezogen wird]

S. 684 Z. 8 vidisti aut videbis C [Br.-L. S. 592]

S. 684 Z. 10 lies quaestionum statt qaestionum [Br.-L. S. 579]

S. 684 Z. 19 sanctorum, id est Thomae. Ex ipso C [Br.-L. S. 588]

S. 685 Z. 13 forte dixeris C [Br.-L. S. 588]

S. 685 Z. 28 f. comestores divitiarum C [Br.-L. S. 588]

S. 685 Z. 29 iterum facies C [Br.-L. S. 588]

S. 687 Zu C: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 29.

S. 688 Zu D: Vgl. Dommer Nr. 49. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 100. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 101, wo aber statt “zue” stets “zů” und im Impressum “Jörgen” und “geburz” statt “geburt”.

Zu S. 689 –710 Zu dem Texte der Auslegung des 109. (110) Psalms verzeichne ich im Folgenden die wenigen Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist, mit Rücksicht darauf, ob diese Abweichung durch die unterdeß aufgefundene Hdschr. Luthers (Bd. 9, S. 180 ff.) bestätigt wird oder nicht: 691, 1 und 705, 25 hat A zu erfallen, die Hdschr. zcurfallen. Gemäß dem sprachlichen Charakter von A hat der Herausgeber mit Recht beidemal zerfallen in den Text gesetzt. Derartige mißverständliche Auflösung eines Lutherschen zcur- (= zer-)

 

[Seite 787]

 

in zu er- findet sich auch sonst in süddeutschen Nachdrucken und gibt dann leicht Anlaß zu weiteren Änderungen. So haben hier andre Nachdrucke zu erfullen gesetzt, was ja sehr nahe lag. — 696, 11 ist das zweite “ist” beseitigt, es fehlt auch in der Hdschr. — 697,25 ist Miserere für Miseremini A gesetzt. Miserere auch in Hdschr. — 706, 8 aller doctor A, dafür gesetzt alle doctorn; Hdschr.: alle doctor. — 706, 14 Job am xlj. A, dafür gesetzt: Job am xl.; Hdschr.: Job. 40. — 706, 17 geschloffen A, dafür geschlossen gesetzt. Hdschr.: geschlüffen. Die Form ist das Prtc. der Vergangenheit von sliefen = schlüpfen. — Zu 709, 10 sei bemerkt, daß A einen ganzen Satz ausgelassen hat, der das vom Herausgeber vermißte Zatzverb enthält.

 

P. P.

 

 

S. 695 Z. 29 ist “uur” zu streichen.

 

 

 

 

Band II.

Zu S. 2 ist auf S. 18 Z. 34 ff. zu verweisen, wo Luther auf den Brief Cajetans an Kurfürst Friedrich Bezug nimmt, der ihm jedoch erst nach dem 19. November zugegangen sein kann. De Wette I, 174 ff. und Enders I, 283 ff. haben ein falsches Datum. Luther hat vermuthlich schon vor der Zusendung des Kurfürsten privatim von Cajetans Schreiben Kenntniß erhalten.

S. 3 Zu A: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 30. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 31. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 32.

S. 4 Zu E: Vgl. Dommer Nr. 33.

S. 8 Z. 8 lies propositione statt popositione

S. 8 Z. 14 lies scripturam statt scriptururam

S. 8 Z. 35 lies perturbarent statt pertubarent

Zu S. 26 Z. 30 ist am Rande nachzutragen: Matth. 24, 24.

 

 

Zu S. 27 –33. Appellatio M. Lutheri a Caietano ad Papam.

Eine Abschrift der Appellation Luthers an den Papst findet sich in dem Cod. Bos. q. 25a der Universitätsbibliothek zu Jena und steht hier Bl. 20a –23a. Die Vorlage derselben ist jedenfalls ein Druck gewesen, vielleicht der schon unserem Texte zu Grunde gelegte Druck A. Darauf weist der Umstand, daß in ihr für das Initiale S. 28 Z. 23, an einer Stelle, wo A einen durch mehrere Zeilen gehenden Buchstaben hat, ein leerer Raum gelassen ist; dafür sprechen deutlich die Änderungen bei der Niederschrift. Demnach könnten wir von Mittheilung der Lesarten absehen, wenn nicht der Verfertiger der Abschrift mit Sach- und Sprachverständniß verfahren wäre und zur Ausfüllung einer schon von uns angedeuteten Lücke (durch eine glückliche, Konjektur) beitrüge.

 

 

S. 28 Überschrift: Appellatio Lutheri prima a Caietano ad papam facta Auguste anno 1518 Z. 4 Leonis &c. und dann für divina Z. 4 bis Z. 22 zu Ende der Verweis auf eine andere Stelle mit den Worten Formam huius vide 513; darauf als Überschrift Appellationis schedulae Tenor und von Z. 23 ab der weitere Text beginnend: “□Vm appellationis“ mit für das Initiale leer gelassenem größerem Raum Z. 27 Wittenbergensis

S. 28 Z. 11 E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 314 und 318, fordert mit Recht, das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, vgl. zu S. 28 Z. 28; S. 36 Z. 35.

S. 28 Z. 28 ist das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, S. zu Z. 11.

S. 29 Z. 1 autem aliud esse non Z. 14 alteram partem contradictionis pertinaciter periculosum est et per spiritum sanctum prohibitum. 1. Ioh: Probate spiritus,

 

[Seite 788]

 

an ex deo Z. 23 et scandalorum machinas Z. 27 Zuerst war geschrieben Indulgentias esse semper Indulgentias. Hominem; diese Worte sind ausgestrichen und von derselben Hand dafür an den Rand gesetzt Per Indulgentias hominem

S. 30 Z. 5 opinosas Z. 13 ac si quaestus eorum Z. 17 Ursprünglich ut vor frivolis geschrieben, dann ausgestrichen Z. 20 Martinum Z. 22 Martinus Z. 33 plus q; [dies wäre aufgelöst plus quod]

S. 31 Z. 5 timeretur Z. 10 atque ideo mihi utrique suspectissimi fehlt Z. 13 Ursprünglich war rhomae geschrieben; dies ist dann ausgestrichen und dafür, wie es scheint von derselben Hand, Romanae curiae an den Rand gesetzt Z. 14 optimum fehlt Z. 17 vere dici Z. 20 Nach pericula ist ein Wort ausgestrichen, und dann wird fortgefahren, et maxime Z. 29 Turingiae lantgravium, Misnae marchionem potissimum fehlt, dafür ist &c. hinzugefügt Z. 32 et ibidem fehlt Z. 34 ut cuius bis celebratur Z. 35 fehlt, dafür steht permitteret, actum est und daran schließt sich der weitere Text; durch die letzteren Worte wird die von uns zu dieser Stelle schon angedeutete Lücke gut beseitigt Z. 35 suae causae timentes ist am Rande als hier einzuschalten von derselben Hand hinzugefügt Z. 37 Für presbyteri bis Legati Z. 38 nur &c.

S. 32 Z. 1 de eorum ordine fuerit Z. 4 ut est vir bis humanissimus Z. 5 fehlt Z. 8 omnium honestissima protestatione, quod Z. 19 Ursprünglich war penso In geschriben, dies ist wieder ausgestrichen und dann in derselben Zeile dafür praetenso In gesetzt Z. 33 praefertur Z. 34 vel Instituendo Z. 35 et a quolibet

S. 33 Z. 2 mihi hos dare voluerit Z. 7 potero, optime, mihi reservata facultate addendi Z. 8 Hinter salvo noch mit rother Tinte Notarius in den übrig gebliebenen leeren Raum der Zeile gesetzt Z. 9 praemissis praefatus Z. 11 publico Infra nominato Z. 12 vel Instrumenta Z. 14 Hinter anno nur noch &c., alles Übrige fehlt

S. 35 Zu B: Vgl. Dommer Nr. 36. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 35, der Melchior Lotther in Leipzig als Drucker annimmt.

 

S. 35 Zu den aufgezählten Drucken tritt noch hinzu:

 

“Appellatio. F || Martini Luther ad || Concilium. ||“ Im Äußeren wie B, aber im Innern davon verschieden. Ganz andrer Satz. Vgl. Dommer Nr. 37, der auch noch auf einen dritten Druck Val. Schumanns hinweist, der wiederum von seiner Nr. 37 abweicht. Ob einer von beiden = unserm C?

 

 

S. 36 Z. 35 ist das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, s. zu S. 28 Z. 11

S. 41 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 38, wo aber am Schlusse des Impressums ein Punkt. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 51, wonach “Angustiniani” zu lesen wäre. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 50, wo “Angustiniani Vuitten- || bergensis”; in dem von uns s. Z. benützten Exemplar waren die betreffenden Buchstaben undeutlich.

S. 44 Z. 7 meint E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 318, scheine hinter sicut principes Saxoniae zu fehlen si, oder es sei statt sicut zu lesen si ut. Nothwendig dürfte eine solche Änderung nicht sein.

S. 47 Z. 16 lies fine statt finc

S. 48 Zu der Ausgabe der Replica F. Sylvestri Prieriatis ohne Luthers Vorwort vgl. Dommer, Lutherdr. Anm. zu Nr. 53.

S. 49 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 53.

S. 51 Z. 21 scheint, wie E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 318 bemerkt, hinter Donatum [besser hinter quam] zu fehlen Augustinus

Zu S. 57 –65 vgl. Zeitschr. f. Kirchengesch. XI, 150 –154.

S. 58 Zu C: Vgl. Dommer Nr. 54. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 55. — Zu H: Vgl. Dommer Nr. 102. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 103.

S. 67 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 56. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 57. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 58.

 

 

[Seite 789]

 

 

S. 68 Der als L angeführte Druck findet sich in der Stadtbibliothek zu Hamburg. Dommer Nr. 104:

 

 

 

“Doctor Martinus Lu- || ther Augustiners Un- || terricht auff ettlich Ar- || tickell die ym von sey || nen abgunnern auff || gelegt und zu ge- || messenn̄ wer- || den̄. || ANNO M D || XX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Quart Letzte Seite leer. Am Ende: “Gedruckt czu Wittenbergk || durch Johan. Grunenbergk nach Christ gepurt tausent || funffhundert vnd Zwentzigten Jar. ||”

S. 70 Z. 10 am Rande lies “Ps.” statt “s.”

S. 72 Z. 38 lies “zulauffen” statt “zulanffen”

Zu S. 74 Daß Luther die Predigten über das Vaterunser in der Fastenzeit hielt, ergibt sich auch aus einer Stelle der Schneiderschen Bearbeitung, Uns. Ausg. 9, 142, 25.

 

P. P.

 

 

S. 76 Zu 3: Vgl. Dommer Nr. 5.

S. 77 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 59. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 60.

S. 78 Zu H: Vgl. Dommer Nr. 105. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 61. — Zu N: Vgl. Dommer Nr. 256.

S. 79 Zu a: Vgl. Dommer Nr. 106.

S. 84 Anm. 2 lies preces statt preees

S. 103 Z. 16 lies “spricht” statt “fpricht”

S. 104 Z. 14 am Rande lies “Matth.” statt “atth.”

S. 108 Z. 14 lies “solt” statt “folt”

S. 131 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 62. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 63. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 64.

S. 132 Zu I: Vgl. Dommer Nr. 65.

S. 144 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 66. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 67. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 109.

Zu S. 144 ist nachzutragen: In deutscher Übersetzung steht der Sermo de duplici iustitia auch in “Ettlich Sermones D. || Martini Lutheri, nüw || lich vßgangen.” || u. s. w. Am Ende: “Gedruckt Anno M. D. xxj. || Mense Augusto.” (vgl. Erl. Ausg. 216, 242. Ex. in Berlin, Kgl. Bibliothek; Breslau, Stadtbibliothek), Bl. D 1a bis F 1b und zwar in der Übersetzung Spalatins und mit dessen Zuschrift an Hans von Sternberg.

 

P. P.

 

 

S. 157 Zu C: Vgl. Dommer Nr. 68.

 

Zu S. 157 Zu den drei angeführten Drucken der Disputatio et excusatio tritt noch hinzu:

 

 

 

“Disputatio et ex || cusatio Fratris Mar- || tini Luther aduersus Criminatio- || nes .D. Johannis Eccij.” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer.

Typen und Satzeinrichtung wie in C, aber hie und da kleine Abweichungen, z. B. ist die Jahreszahl am Ende nicht mit 1519 wie in C, sondern mit “Anno domini Millesimo quingentesimo || decimo nono,” gegeben. Druck von Martin Landsberg in Leipzig. Dommer Nr. 69. Auch in Breslau, Stadtbibliothek.

 

 

Zu S. 157 Von der Sammlung Contenta in hoc libello etc. weist Dommer Nr. 78 eine Druckvariante nach. Als Drucker nimmt er Melchior Lotter in Leipzig (1519) an. In unsrer Beschreibung dieser Ausgabe ist S. 157 Z. 7 v. u. zu lesen “darunter” statt “darüber”.

Zu S. 158 –160 Eine Abschrift dieses Vorwortes mit eigenmächtigen Änderungen findet sich in Cod. Bos. q. 25a (Bl. 52a –53b) der Universitätsbibliothek zu Jena. In dem S. 160, 1 stehenden Sprichwort hat die Abschrift vor coram noch canem

S. 163 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 70.

 

S. 164 Der als I angeführte Druck findet sich in der Stadtbibliothek zu Hamburg. Dommer Nr. 110:

 

 

 

“Eyn Sermon von dem Elichen || stādt vorendert vn̄ corrigiret || durch D. Martinum || Luther Augustiner || zu Witten- || bergk. ||” Darunter die “Vorrhede”. Titelrückseite

 

[Seite 790]

 

 

 

bedruckt. 4 Bl. in Quart, letztes Bl. leer. Am Ende: “¶ Gedruckt zu Wittenbergk durch Johannē Grünen- || bergk Nach Christ gepurt Tausentfunfhundert || vnnd Zwentzigsten iar. ||”

S. 164 Zu K: Vgl. Dommer Nr. 111.

S. 165 Zu O: Vgl. Dommer Nr. 189.

S. 172 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 71. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 72. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 73.

S. 173 Zu K: Vgl. Dommer Nr. 112. — Zu L: Vgl. Dommer Nr. 113, wo aber ü, ö statt ue, oe.

S. 181 Zu C: Vgl. Dommer Nr. 74, der Joh. Froben in Basel für den Drucker hält. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 75.

S. 202 Z. 39 lies charitate statt chritate

S. 220 Z. 13 lies creaturis statt crcaturis

S. 225 Z. 28 ist hinter omnia Punkt zu setzen.

S. 226 Z. 29 lies scandalosi statt scandolosi

S. 242 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 76. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 77.

S. 242 Z. 9 lies “Holzschnitt” statt “Holzschritt”

S. 249 Z. 18 ist wohl “fein” statt des überlieferten “sein” zu lesen.

 

P. P.

 

 

 

Zu S. 252 ff. Zwei weitere Druckvarianten der “Disputatio excellentium D. doctorum” hat Dommer, Lutherdr. Nr. 79 und 80 nachgewiesen. Dommer erweist auch mit Berufung auf eine briefliche Mittheilung D. Knaakes als Drucker Matthes Maler in Erfurt. — Die in Uns. Ausg. aufgestellte Annahme, daß Johann Lang in Erfurt der Herausgeber sei, erhält durch einen Brief des letzteren an Pirckheimer, vom 21. Dez. 1519, eine weitere Stütze. In diesem sagt Lang, er sende Pirckheimer Lipsicam illam disceptationem, damit er über Recht und Unrecht in dieser Sache sich ein Urtheil bilden könne. Vgl. Johann Heumann, Documenta literaria varii arg. (1758), S. 248.

 

Zu erwähnen ist noch, daß die Hdschr. 5. 3. Aug fol. der Herz. Bibliothek zu Wolfenbüttel eine kürzere Fassung des Berichtes über die Leipziger Disputation enthält als die ist, die durch den Druck veröffentlicht wurde. Die Frage, ob wir es hier mit kürzeren unmittelbaren Aufzeichnugen oder mit einer Abkürzung des gedruckten Berichtes zu thun haben, glaubt D. Knaake zu Gunsten der letzteren Möglichkeit beantworten zu können.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 256 Z. 35 lies Cum statt Cam

S. 265 Z. 37 lies ecclesiam statt ecelesiam

S. 357 Z. 36 lies iudices statt indices

S. 357 Z. 37 lies induxi statt iuduxi

 

S. 389 Zu C: Vgl. Dommer Nr. 81. — Zu den aufgeführten 7 Drucken der Resolutiones tritt noch hinzu:

 

 

 

“Resolutiones Lu- || theriane super Propositioni || bus suis Lipsie || disputatis. || •.• || (Kol.) || Impressum Wratislauie. Anno Dn̄i. 1519. || ” Mit Titeleinfassung. 26 Bl. in Quart.

So nach Dommer, Lutherdr. Bem. zu Nr. 81. Ex. in dem Klemmschen Museum zu Leipzig. Als Drucker vermuthet Dommer Adam Dyon.

 

 

S. 416 Z. 39 lies bonum statt booum

S. 438 Zu B: Vgl. Dommer, Nr. 82.

S. 439 Zu H: Vgl. Dommer Nr. 320. Z. 1 des Titels steht das N in IN auch dem von uns benützten Exemplar verkehrt, während es dagegen im Impressum in der That: D. M. D. statt M. D des Hamburger Exemplars hat.

S. 459 Z. 9 lies mundo statt muudo

S. 492 Z. 6 lies ceremonialia statt ceremonalia

S. 494 Z. 20 lies Aegypti statt Aepypti

S. 500 Z. 17 lies quod statt qnod

 

 

[Seite 791]

 

S. 540 Z. 30 lies multiplicent statt mntiplicent

S. 591, Anm. 1 lies Κμος statt Κμος

S. 623 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 83.

S. 646 Z. 18 lies haec statt hace

S. 663 Z. 21 steht richtig zweimal nihil. Löscher III S. 674 meint, Luther scheine nihili insidiosas geschrieben zu haben.

S. 675 Z. 26 lies superiorem statt susperiorem

S. 680 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 84.

S. 681 Zu B: Vgl. Dommer Nr. 85, wo aber im Impressum: “Grünenbergk”. — Zu H: Vgl. Dommer Nr. 86.

S. 682 Zu R: Vgl. Dommer Nr. 114.

S. 683 Zu V ist nachzutragen, daß diese Ausgabe das zweite Stück in dem Bd. 6, S. 199 unter M verzeichneten Drucke bildet. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 115, wo aber “praepa || ratione”; “morien- || dn̄” und “latinn̄”. — Zu b: Vgl. Dommer Nr. 116.

S. 710 Zu B: Vgl. Dommer Nr. 87. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 88.

S. 711 Zu K: Vgl. Dommer Nr. 117.

S. 724 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 89.

S. 725 Zu D: Vgl. Dommer Nr. 118 (vollst. Ex.).

S. 726 Zu N: Vgl. Dommer Nr. 119. — Zu Q: Vgl. Dommer Nr. 321, wo aber “Döpe” statt “Doepe”.

S. 739 Zu A und B: Vgl. Dommer Nr. 90. Das Hamburger Exemplar hat “Leychnamß” wie B und “Fur die Leyen” wie A, stellt also eine dritte Druckvariante dar. — Zu C: Vgl. Dommer, Nr. 120, aber im Impressum “Grünen- || bergk” — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 121.

 

Zu S. 741 ff. Ein Exemplar des Druckes N besitzt die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode:

 

 

 

“Eyn Sermon Uon || dem Hochwirdigen || Sacrament, des || heyligē waren Leychnamß || Christi. Vnd von den || Bruederschafften. || Anderrveyt Gecor- || rigirt durch D. Mart. || Luther. || Wittemberg. || M. D. xxiij.” 23 Bl. in Oktav, letzte Seite leer.

Druck von Nickel Schirlentz in Wittenberg.

 

N theilt mit C, das gleich A (B) ein Druck Grünenbergs ist, und zwar allein mit C, den Vermerk “Anderweyt gecorrigiert” auf dem Titel sowie einen Zusatz am Schlusse (758, 7 ff.), in dem Luther Angriffe abwehrt, die gegen eine Stelle im Anfange des Sermons (über die Anordnung des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch ein allgemeines Concil) gerichtet worden. Es besteht also eine doppelte nähere Verwandtschaft zwischen C und N und dennoch beruht N nicht auf C, sondern eher auf A (B), doch mit Heranziehung von C. Sowohl C wie N haben jedes für sich eine Anzahl von Textabweichungen von A (B), gemeinsam nur einige wenige. In der sprachlichen Form stimmt C sehr genau zu A (B), als sich wiederholende Abweichungen wären nur etwa öfteres oder, wider für odder, widder und vereinzeltes on für an (sine) zu nennen. N dagegen zeigt sehr ausgeprägte Ansätze zu konsequenten Änderungen des Sprachlichen, wie sich aus dem folgenden Lesartenverzeichniß ergibt, in das die nahezu durchgeführte Ersetzung von vor- durch ver-, von dan(n) durch den̄, denn und von an durch on (sine) nicht aufgenommen ist. An den Stellen, wo N mit C stimmt, ist dies durch Beifügung von CN hinter der Lesart bezeichnet, alle unbezeichneten Lesarten gehören N an. Wie auch in Kleinigkeiten zuweilen N zu A (B) gegen C stimmt, zeigen z. B. sacraments AN, -tis C 747, 24; 748, 5; dißs sacraments A dis sacraments N dißes sacramentis C 748, 24; Syntemal AN Seyntemal C 748, 30; sulchen AN solchen C 756, 8 u. dergl.

 

C und N geben sich beide als durchgesehene neue Auflagen aus. Ob dieses “Anderweyt gecorrigiert” in C nur auf den Zusatz am Schlusse zu beziehen und von N einfach übernommen ist? Dagegen spricht der Umstand, daß in N sich einige Textänderungen finden, die sehr wohl Verfasserkorrekturen sein können, weil sie den “andern und dritten Artickel”

 

[Seite 792]

 

betreffen, mit dem der Zusatz am Schlusse sich beschäftigt. In deutlichem Zusammenhange mit jenen Änderungen ist auch in diesem letzteren ein Satz ausgelassen. Aber auch in C begegnen Änderungen, bei denen man an den Verfasser als Urheber denken möchte, z. B. die Ersetzung des “man” durch “wir” (“sie”) 755, 1 ff. Auf das Sprachliche dürften sich in C die Korrekturen des Verfassers kaum erstreckt haben, eher wäre das bei N anzunehmen, doch müßte die Frage im Zusammenhange mit den sonst begegnenden “anderweyt gecorrigierten” Ausgaben untersucht werden.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 742, 2 Christ 4 D. M. L. A. C, fehlt N 13 zue brauch 15 oder || ußerlich [so] 18 oder 19 oder zeichen 21 ist auch nit nott] und noch seyn sollt pristerschafft 22/23 dem volck und muß das volck ... begere [so] und ... empfahen 23 Christenlich] tyrannische 26 pristern 26/27 darumb, das nott sey eyne odder beyde gestallt, ßo doch 32 gantze

S. 743, 6 brauchen 7 oder 8 darumb 9 odder 9/10 und Comunicare bis empfahen fehlt 14 sind 23 oder 27 stehet 32 hre freyhet CN 37 vordinet

S. 744, 4 widerumb 21 unkeyscheyt 26 wider 39 sterck

S. 745, 2 toddt oder 14 seligem AC] -en N 15 bin ich] bin 17 brauch 26 ertzygen] ertzeygest 27 unehre 29 uber 34 alle ding bis Da werden fehlt

S. 746, 2 laß] last alles 7 gebraucht 8 braucht 16 oder 17 sind 20 oder sind 21 geystern 22 geengistet sind 23 eylfften 24 betrúbt C betruebt N 25 abscheyd 27 betruebniß 31 Diße CN 32 muesten 33 daryn 34 beduerfftige betruebte 36 steen CN unschueldigen

S. 747, 4 ehr 6 wurde wurde 8 gemeynschaff 9 Christus untergehet CN 11 soll CN 15 vorstehen 16 gueter 17 duerfftig 21 fruecht 23 púrd C puerd N verblichen sind 28 yhr hulff A] yhn hulff (huelff N) CN 29 den armen 30 dem leydenden CN 30/31 mit leyden] leyden 31 beystehen 32 besserung 33 schmach oder muessen 36 eygennuetzige 37 beschuetzt

S. 748, 2 seynē heyligen 7 allēthalben fuegen 9 koernlin 10 kornlyn 12/13 gemeynen 13 sind 14 brauchen 17 sind gueter 18 ungluecks 21 gebrechen 22 nemen CN 23 gutes 24 dis 25 nicht 29 vereynung 35/36 alß were ehr 36 sind 37 muegen

S. 749, 4 vortilget A] vortilge CN 8 nach] noch CN natuerlich 9 natuerlich 10 seynem A] -en CN 11 natuerlichen natuerlich 19/20 yn fleysch A] ym fleysch CN 21 welcher 22 dareyn brauchen mogen 23 siben- ist es nun 24 nicht goettlich gegeben 25/26 verdinsten 26 genaden 27 betruebniß sind 28 alles 30 nun stueck 34 müsist C mussest N 37 wenn es 39 muege

S. 750, 1 leytt suchest 2 goettlich 3 sey AC] seyn N 4 ubest sterckest 5 betruebt oder sunde 6 gehest horest 7 daran 12 frolich 16 muetig 18 hatt A] habe CN oder 19 Juenger 21 duerfft 25 groeste 26 glewben 28 niemad 30 durfft AC] duerffe N 31 vermuegen 33 stuecken 38 guts

S. 751, 2 ehren 3 bethlyn 4 gegeben 5 der lieb wandell] lieb geuebt 6 natuerlichen 7 daran 11 messe yhrer 13 Darumb 14 natuerlichen habest 15 natuerlichen natuerlich nicht 16 verwandelung geuebt 18 sind viel 19 oder 21 selbst 22 beschliessen 23 schade deren 24 brauchen 26 selbst geschrieben] geschrieben stett 27 ym 35 nicht

S. 752, 4 alles 9 gott CN 12 auch nit 16 sind 17 muchten 19 betruebt hulffe C huelffe N 22 tzeuht horen oder 23 braucht 24 krygen 25 uber 29 dasselbe 31 muessen 32 demuetiglich 34 tod] nott 35 selbst alle ACN 37 geschehe 38 gegeben

S. 753, 1 u. 3 geuebt CN 4 liessen 8 kommen 11 huelff 12 alles 16 oeffentlich 17 brueck thůr C thuer N 18 und tragbar] tragbar wilche 19 glewbt 20 ehr 22 uber CN 23 ungeuebte CN uber CN 24 dartzu CN 26 gegangen 28/29 verfloß 32 glewben 33 sind

 

 

[Seite 793]

 

S. 754, 1 fuernemliche sind 3 seynd] seyn 4 yhenst] ienseyt 5 essent A essen CN 6 trincken trinck 9 Zum 11 genyssen 12 genissen 13 muegen eygennuetzige selbsts 14 gemeynnuetzige 16 bruederliche 17 Bruederschafften 20 boeßen CN Bruederschafften 21 welchen 22 oder 23 dartzu CN 24 wuetende boeße CN 25 bruederschafft 28 dartzu 29 unehre 30 feyertag 31 feyern 32 solt] soll sonderliche 33 sammeln Sant 34 sant bruederschafft 35 unnuetz

S. 755, 1 wurde 3 bruederschaffte stuecken verunehret verhengen 6 tisch 8 nuechtern betten 9 wurde geehret 11 sammeln 12 duerfftigen hantwercks 13/14 hantwercks 14 ehren 15 bruederliche 18 thu oder bruederschafft 21 unehre bracht 22 namen fehlt 25 boßheyt 26 selbst 27 sind 28 boßheyt 29/30 lestering A] -ung CN 31 selbst selbst 32 vor] fur 33 gehet 36 wider 37 heylichen

S. 756, 1 verkeret wesen 2 stehet 3 yhrer AC] yhren N selbst 4 wider 5 yhr yre 6 yre meher 7 yre dennoch solchem AC] solchen N 10 rumen yrer 11 gerade 12 selbst yren 13 koepfen 15 yrem 16 sewischen 18 unterschied 19 hymelische CN 20 uber (2) CN 21 sampt 22 sind 24 Euangelij A] Euangelium CN 25/26 natuerlich bruederschaft 27 geblüd C geblued N 28 bruederschafften haben] haben wol CN 32 bruderschafften 33 voraugen AC] veraugen 35 bruederschafft

S. 757, 5 eynen CN moecht 8 bruderschafft] gemeynschafft CN 9 anstehen 11 uberkummen C uberkommen N 15 dienst 17 umbsonst umbsonst 18 muessen sollen CN 20 nicht 22 kommen 23 steht 24 ubersten CN 26 gescheen C geschehen N 27 vill CN 36 Sich CN

S. 758, 2 sonst 3 trigerey 4 sind gutis 8 sind verworffen 16 nicht odder 17/18 Doch pitt ich bis gestallt gnug fehlt 21 urteyl nicht 23 auffruerischen 24 muegen

S. 757 Z. 4 lies “bruderschafften” statt “brnderschafften”

S. 757 Z. 7 lies “werck” statt “merck”

 

 

 

 

Band III.

S. 1 ff. Zu der ganzen Einleitung ist die Besprechung von Th. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887 S. 721 –726 zu vergleichen, der den Nachweis versucht, daß die Glossa nur für Luthers eigne erste Vorbereitung bestimmt war, den Zuhörern dagegen nicht diktirt wurde. Den Ausdruck collector psalterii (S. 2) bezieht er auf das Gefühl der Unselbständigkeit Luthers, auf das Zusammentragen der Auslegungen aus den alten Autoren, unter Verweis auf Erl. Ausg. Bd. 252 S. 292 Z. 1, wo er sagt: “wie mirs ging, da ich .. den Psalter [furnahm] mit allen Scribenten, so man haben kann.” Als Zuhörer denkt er nicht ausschließlich Mönche und verbessert den Ausdruck cursor bibliae (S. 7) in Regens studii.

 

Auch in den Tischreden (Förstemann-Bindseil Bd. III S. 93) gedenkt Luther seiner ersten Psalmen-Vorlesung: “als ich anfing den Psalter zu lesen, und nachdem wir die Nacht-Metten gesungen hatten und ich im Rempter [refectorium] saß, studiret und schriebe an meiner Lection, da kam der Teufel, ... zu letzt ... rafft ich meine Bücherlein zusammen u. s. w.”

 

 

S. 2 Z. 18 lies “ihren” statt “ihrer”

S. 19 Z. 9 lies cogitationes statt cogitatationes

S. 19 Z. 24 lies proprie statt propie

S. 30 Anm. 1 ergänze: Reuchlin Rudimenta s. v.  Placuit, voluntatem, complacentiam, dilectionem habuit ... Inde nomen voluntas, beneplacitum ps. 1.

S. 49 ist Z. 20 die 1) zu tilgen und unten statt der 1) Z. 20 zu notiren.

S. 78 Z. 29 tilge das Komma nach dem ersten eos.

 

 

[Seite 794]

 

S. 95 Z. 30 lies scripturarum statt scriptuarum

S. 100 Z. 30 ist zu Aristoteles zu citiren Hist. anim. VIII 29.

S. 132 Z. 9 lies quam statt quem

S. 137 Z. 18 ist wohl cervum statt cernuum zu lesen

S. 150 Z. 34 lies volitione statt voiitione

S. 164 Z. 14 lies contra statt contro

S. 179 Z. 25 lies dominus statt domius

S. 181 Z. 24 lies laudandus statt landandus

S. 197 Z. 39 lies simulatione statt simulatioue

S. 199 Z. 30 lies Nihilominus statt Niholominus

S. 204 Z. 28 lies lege statt lego

S. 249 Z. 34 lies Ecclesiam statt Ecelesiam

S. 251 Anm. 1 lies unxit te deus statt unxit de deus

S. 265 Z. 28 lies Ecclesia statt Ecelesia.

S. 276 Z. 6 lies tropologice statt ropologice

S. 288 Z. 8 lies peccator statt peecator

S. 300 Z. 1 lies animam statt animum

S. 340 Z. 4 lies lavacri statt lavacari

S. 383 Z. 1 lies misericordiam statt miscericordiam

S. 383 Z. 4 lies misereatur statt miseratur

S. 384 Z. 31 lies autem statt autum

S. 393 Z. 3 lies occasus statt occassus.

S. 400 Z. 36 lies spiritu statt spiriru

S. 413 Z. 23 lies amaritudines statt amaratudines

S. 421 Z. 6 lies potest statt postest.

S. 438 Z. 10 lies condolere statt condolore

S. 452 Z. 3 lies multi statt mnlti

S. 455 Z. 12 lies Adiiciam statt Addiiciam.

S. 479 Z. 14 lies ante statt aute

S. 491 Z. 18 lies tuam statt tuum

S. 503 Z. 26 lies hominem statt hominum

S. 510 Z. 25 das eine per ist zu tilgen.

S. 528 Anm. 1 lies miserentur statt miserantur

S. 584 Z. 10 lies generatio statt geneneratio

S. 586 Z. 15 lies animarum statt animaram

S. 590 Z. 1 lies spiritum statt spirirtum

Zu S. 597 Anm. 3 vgl. auch Delitzsch in Allg. luth. Kirchenzeitung 1884 Sp. 412.

S. 627 Z. 1 lies eorum statt eovum

S. 641 Z. 2 lies inquam statt inqam

 

 

 

 

Band IV.

S. 7 Z. 2 lies cognoscere statt cognosccre

S. 20 Z. 37 lies multis statt multĭs

S. 36 Z. 25 lies antequam statt antequem

S. 68 Z. 23 das eine sunt ist zu tilgen.

S. 70 Z. 39 lies etiam statt etima

S. 86 Z. 20 lies fieri statt fieris

S. 89 Z. 2 lies operantur statt operantar

 

 

[Seite 795]

 

S. 185 Z. 22 lies infirmus statt iufirmus

S. 219 Z. 35 lies quomodo statt quomoda

S. 230 Z. 7 lies scabellum statt sabellum

S. 232 Z. 35 lies iterum statt iternm

S. 240 Z. 28 lies spiritualis statt apiritualis

S. 262 Z. 6 lies tamen statt taman

S. 324 Z. 33 lies manum statt mauum

S. 325 Z. 30 lies inveniri statt inveneri

S. 328 Z. 19 lies occurrit statt occurit

S. 379 Z. 34 lies principalem statt pricipalem

S. 380 Z. 12 lies inestimabiles statt inestimalibes

S. 398 Z. 9 lies temporalibus statt temporalibns

S. 403 Z. 4 lies testimonium statt testimouium

S. 404 Z. 7 lies in statt iu

S. 407 Z. 26 lies accipiant statt accipiaut

S. 438 Z. 11 lies vultu statt vulto

Zu S. 442 Anm. 1 vgl. auch Joh. Staupitii Opera ed. Knaake I S. 87.

S. 462 Z. 7 lies significantur statt significantar

Zu S. 463 ff. vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887 S. 726 –728.

S. 469 Z. 13 lies autem statt antem

S. 473 Z. 12 lies percipiunt statt percipiuut

S. 477 Z. 24 lies Ecclesia statt Eccclesia

S. 484 Z. 20 lies obedientiam statt obediantiam

S. 502 Z. 14 lies hominibus statt hominihus

Zu S. 527 ff. vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887 S. 728 –730.

S. 573 Z. 36 lies exhibita statt exhibitia

Zu S. 587 ff. vgl. Kolde a. a. O. S. 730 –731.

S. 606 Z. 23 lies avaritiae statt avaritae

Zu S. 608 ff. vgl. Bd. 9, S. 317, Anm.

S. 617 Z. 27 lies eum statt enm

S. 631 Z. 23 lies aut statt ant

Zu S. 672 Z. 26 vgl. Erl. Ausg. Bd. 2 15 S. 562.

S. 695 Z. 17 lies Dominus statt Dominum

S. 714 Z. 19 lies spiritus statt spriritus

 

Die Sermone aus den Jahren 1514 –1520 Bd. IV, S. 590 ff. berühren sich sehr häufig mit Predigten, die auch in der Sammlung Polianders (Königsberger Hdschr.) überliefert sind. Über die Art dieser Berührungen geben die Anmerkungen zur Sammlung Polianders Auskunft. Hier seien nach Angabe von Prediger Thiele die einander berührenden Stellen zusammengestellt:

 

 

Bd. IV Bd. IX

608, 1 ff.: 353, 21 f.

608, 17: 472, 9 f.

609, 31 ff.: 353, 23 ff.

610, 38 ff.: 417, 8 ff.

612, 24 ff.: 412, 1 ff.

613, 7 ff.: 608, 11 ff.

617, 1 ff.: 422, 9 ff.

617, 30 ff.: 419, 24 ff.

618, 30 ff.: 447, 1 ff.

619, 5 ff.: 425, 15 ff.

622, 4 ff.: 430, 1 ff.

623, 17 ff.: 432, 26 ff.

625, 1 ff. : 423, 18 ff.

690, 1 ff. : 423, 18 ff.

627, 5 ff.: 435, 1 ff.

633, 5 ff.: 428, 25 f.

694, 23 ff.: 450, 1 ff.

 

 

 

 

[Seite 796]

 

 

 

 

 

Band V.

Vorwort, S. VI. Da von Th. Kolde (Gött. gel. Anz. 1893, S. 859) nach den “äußern Gründen” gefragt worden, die es verhindert haben, die deutschen Übersetzungen der Operationes in psalmos öfter als geschehen, da heranzuziehen, wo sie der Erklärung des lat. Textes hätten dienen können, und Kolde diese Gründe an falscher Stelle vermuthet, so will ich mit der Erklärung nicht zurückhalten. Die “äußeren Gründe” lagen darin, daß Prediger E. Thiele als Neuling in der Herausgeberarbeit von deren anderen und wesentlicheren Erfordernissen vollauf in Anspruch genommen wurde und daher außer Stande war, auch die durch eine solche Heranziehung der Übersetzungen bedingte, nicht unbedeutende Arbeit auf sich zu nehmen. Meine Absicht, für ihn einzutreten, erwies sich schließlich aus Mangel an Zeit als unausführbar, abgesehen davon, daß eine angemessene Auswahl der Stellen doch nur von dem getroffen werden kann, der sich in den Text so eingelesen hat, wie ein Herausgeber es soll. So mußte ich mich denn mit gelegentlichen Anführungen begnügen.

 

P. P.

 

 

S. 3 Z. 16 v. u. Die Stelle in Joh. Oldecops Chronik lautet: “Do nu Magister Martinus to Wyttenberge kam ..., do las her flitich und de studenten horden one gern, wente siner geliken was da nicht gehoret, de ein ider latinisch wort so taffer vordutschet hadde”. (Ausgabe von Euling, Publ. 190 des Litterar. Vereins zu Stuttgart 1891, S. 28, 4 ff.)

 

P. P.

 

 

S. 3 Z. 3 v. u. lies: et eam statt eteam.

Zu S. 4 bemerkt Kawerau, Theol. Litteraturzeitung 1893, Nr. 11, aus dem Umstande, daß die erste Lieferung von A (A 2) früher ausgegeben wurde als der Bogen mit dem Vorwort (A 1) erkläre sich, was Riederer, Nachr. II, 468 über das von ihm benützte Exemplar berichte.

 

P. P.

 

 

S. 7 Z. 5 v. u. lies psalmos statt palmos

S. 9 Zu den Basler Nachdrucken verweist Kawerau (Theol. Litteraturzeitung 1893, Nr. 11) auf den Brief des Otto Brunfels an Beatus Rhenanus vom 11. Nov. 1520 (Briefwechsel des Beatus Rhenanus herausgeg. von Horawitz u. Hartfelder, S. 253), nach welchem schon damals der erste Druck der Operationes in Basel begonnen gewesen zu sein scheint: ferner auf Pellikans Nachricht in seinem Chronicon über seine Mitwirkung an dieser Ausgabe.

 

P. P.

 

 

 

S. 10 ff. Zur Bibliographie ist folgendes nachzutragen und zu berichtigen. Zu A. Die Zerlegung dieser Ausgabe in ihre 6 zu verschiedenen Zeiten ausgegebenen und daher in den vorhandenen Exemplaren meist nicht sämmtlich enthaltenen Lieferungen ist ganz einwandfrei und kann niemand, der wirklich zusieht, irre führen. Wer sollte auch einen als A 1 bezeichneten Druckbogen mit Kolde a. a. O. für eine “besondere Ausgabe” ansehen? — Der Holzschnitt auf dem Titel von A 1 (eine “Bordüre” hat dieser nicht) ist nach Kawerau a. a. O. = Dommer Nr. 8.

 

Zu B. Im Titel sind folgende Versehen zu berichtigen: Z. 5 lies HEus für Heus, Z. 7. 16. 23 (2 mal) ist q̄; für q; zu setzen, Z. 11 impijs für impiis, Z. 23 hæc für haec, und Z. 26 quæ für quae. Ferner ist zu bemerken, daß Dommer, der unter Nr. 198 unser B beschreibt, Z. 7 hinter ditissimam keinen Punkt setzt. In der That gibt es Exemplare, die des Punktes entbehren, so z. B. auch das eine der beiden Berliner (Luther 615 bis), während das andere (Luther 615) ihn hat. Nachzutragen ist zu der Beschreibung von B auch noch, daß die mit 314 bezeichnete Seite (die letzte Textseite) unten den Kustos “Psalmus” hat, welcher zeigt, daß nicht von vornherein beschlossen war, den Druck an dieser Stelle abzubrechen. — Außerdem bemerkt Kawerau a. a. O., daß die Titeleinfassung von C = Dommer 113 ist, und ferner, daß nach Riederer, Nachrichten IV, 484 Adam Petri den Besitzern der unvollständigen ersten Ausgabe (B) die betr. Bogen der zweiten (C)

 

[Seite 797]

 

nachlieferte, so daß es auch aus B und C kombinirte Exemplare gibt. — Zu D ist nachzutragen, daß es bei Dommer Nr. 259 beschrieben ist, die Titeleinfassung ist = Dommer 102.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 23 Z. 12 ist consummatio für consumatio (so A) zu setzen. Vgl. Vorwort S. IV.

S. 27 Z. 27 lies id est für idest.

S. 67 Z. 21 lies ‘Reges dixit’, non ‘qui regitis’.

Zu S. 105 Z. 29 ist in den Lesarten nachzutragen momemti A. — Vgl. 120, 29.

Zu S. 144 Anm. ist nachzutragen, daß die fragliche Stelle Erl. Ausg. Opera lat. var. arg. I, 22 ff. steht.

S. 199 Z. 1 lies sumus, statt sumu,

Zu S. 537 Anm. und Nachtr. S. 676. Zu diesen von mir herrührenden Anmerkungen hat sich Kawerau a. a. O. in einer Weise geäußert, die den Sachverhalt nicht klar erkennen läßt. Er sagt: “Unter den ... sachlichen Erläuterungen ist die hervorzuheben, welche die Quelle für die von Luther erwähnte fabula Herculis Gallici nachweisen will”. [vielmehr doch thatsächlich in der Προλαλι ρακλς des Lukian nachweist] “Pietsch verweist auf den griechischen Lucian — der aber gewiß nicht die Quelle gewesen sei, und auf ein Bild Raphaels, das noch weniger als Quelle in Betracht kommen kann.” Wenn dieser Wechsel des Modus nicht eine bloße Flüchtigkeit des Ausdrucks ist, so liegt darin, daß ersteres von mir ausgesprochen sei, letzteres nicht. In Wirklichkeit habe ich aber sowohl darauf hingewiesen, daß der griechische Text des Lukian wohl nicht die unmittelbare Quelle (um diese handelt es sich) Luthers gewesen sei, als auch darauf, daß schon Luthers Ausdruck “fabula” eine litterarische Quelle vermuthen lasse. An die Erasmische Übersetzung des Lukian, die Kawerau als die mögliche unmittelbare Quelle Luthers, gestützt auf einen Brief Luthers (Enders I, 157), in Anspruch nimmt, hatte auch ich gedacht, hatte aber, weil die Nachträge abgeschlossen werden mußten, dem damals nicht weiter nachgehen können. Kawerau weist nach, daß der Hercules Gallicus in der Basler Ausgabe von 1521 stehe; daß aus dieser Luther geschöpft haben könne, meint Kawerau offenbar nicht (Luthers Anspielung steht in der Erklärung von Ps. 18, 45, fällt also noch ins Jahr 1520), sondern er bezieht sich auf die ihm zugängliche Ausgabe. Da es aber nicht selbstverständlich ist, daß auch die früheren Ausgaben den Hercules Gallicus enthalten, so sei bemerkt, daß er schon in der Pariser Ausgabe von 1514, der ältesten, die die Kgl. Bibliothek zu Berlin besitzt, enthalten ist (fol. XCIXa ff.). Übrigens will Kawerau offenbar auch die Möglichkeit offen halten, daß Luther doch aus dem griechischen Texte geschöpft habe, denn er erwähnt noch, daß 1520 oder 1521 (wohl durch Melanchthon) eine griechische Textausgabe des Hercules Gallicus in Wittenberg erfolgte (Strobel, Neue Beyträge II (1791), S. 225f. = Panzer, Ann. IX, S. 100, nr. 320). — D. Knaake macht mich darauf aufmerksam, daß diese Wittenberger Ausgabe als ein Zeichen der Gesinnung Luthers schon von Aleander in seiner Rede auf dem Wormser Reichstag erwähnt wurde (Förstemann, Neues Urkundenbuch S. 33) und weiter darauf, daß bildliche Darstellung des Hercules Gallicus sich auch auf einer Titeleinfassung des Druckers Ulrich Morhart (Steiff, der erste Buchdruck in Tübingen, S. 29) finde. Ich füge schließlich noch einen Hinweis auf O. G. Schmidt, Luthers Bekanntschaft mit den alten Klassikern (1883), S. 58/59 hinzu.

 

P. P.

 

 

 

 

[Seite 798]

 

 

 

 

 

Band VI.

S. 2 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 91 – Zu B: Vgl. Dommer Nr. 92.

Zu S. 3 –8 Eine Abschrift des kleinen Sermons von dem Wucher findet sich in Cod. Bos. q. 25a (Bl. 241a bis 246a) der Universitätsbibliothek zu Jena.

S. 10 Zu H: Vgl. Dommer Nr. 107, aber im Titel “zů”, im Impr. “zů”; “Jörgen”; “Parfüsser”. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 108.

 

S. 28/29 Einen Plakatdruck der in unsrer Ausgabe nur nach Riederer mitgetheilten Conclusiones quindecim hat Buchwald in den Studien und Kritiken 1890, S. 756f. aus der Rathsschulbibliothek zu Zwickau nachgewiesen. Irrthümlich sieht er die Thesen als noch unbekannt an. Der Druck rührt von Joh. Grunenberg in Wittenberg her und beginnt: “Pro futura Sexta Feria. Ad Circulum. || ¶ Sacra theologica. [so] etsi est” u. s. w. Die Überschrift fehlt also. Die Thesen sind nicht beziffert und mit M. L. unterzeichnet, wodurch wohl jeder Zweifel an Luthers Verfasserschaft beseitigt wird. Abweichungen von dem Texte unfrer Ausgabe: 29, 5 theologica; 29, 7 inventus; 29, 15 consequentie; 29, 21 principis; 29, 27 sacros] sanctos; 29 34 (s. perstet).

 

Handschriftlich finden sich die Conclusiones quindecim in demselben Cod. theol. et philos. 4° 500 der Kgl. Bibliothek zu Stuttgart, der die Thesen Pro inquirenda veritate (s. oben zu Bd. II, S. 629) enthält. Die Abweichungen von unserm Texte sind nach gütiger Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Steiff die folgenden:

 

Den Thesen fehlt durchweg die Bezifferung, sie sind nur durch Beginn neuer Zeilen kenntlich gemacht.

 

29. 1 –3 (Überschrift) fehlen. — 29, 4 D Martinus Luther — 29, 6 litteris — 29, 14 esset] sit (?) — 29, 15 consequencie — 29, 17 sophistam fehlt — 29, 21 principis — 29, 27 sacros] Sanctos — 29, 35 M L Finis.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 33 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 122.

S. 34 Zu D und E: Vgl. Dommer Nr. 123. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 124.

S. 61 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 125.

S. 62 Zu K: Vgl. Dommer Nr. 126.

 

Zu S. 62. Ein Exemplar der Ausgabe N besitzt die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode: “Eyn Sermon von || dem Bann. D. || Marti. Lu- || ther || || Wittemberg || 1523.” 16 Bl. in Oktav.

 

Druck von Nickel Schirlentz in Wittenberg.

 

N beruht zweifellos auf A, wir theilen im folgenden seine Abweichungen von A einschließylich der sprachlichen mit, doch ist die mit geringfügigen Ausnahmen (72, 8 –16; 73, 13) durchgeführte Ersetzung von dan(n) durch denn und von vor- durch ver- nicht angemerkt. Die Textabweichungen des Druckes N von A finden sich alle in der niederdeutschen Ausgabe O wieder, die also auf N beruhen wird.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 63, 7 gebraucht 8 furnemlich 9 eynem] eynen 10 darumb 11 sind

S. 64, 1 ym 2 sind 4 yhemand 16 wider engell, noch teuffel, Fursten noch 17 tzukuenfftige 23 yemandt 26 ban 27 brauch 31 brauchen wider 32 bezwingen 33 sind gruendlich 34 koenigen 35 stande 37 Ephe. 3 (= A)

S. 65, 1 hatt 3 gewunnen 6 hoeret 8 yemandt abgoetter eehret 10 yemandt 13 yemandt 14 gruessen gruesset 18 schendlicher brauch unßers] des 21 umbgeht 23 gehn wuettrichen 24 sie es 29 Widerumb 31 tuechern 32 begrueb

S. 66, 3 da 5 nicht 7 wo] wenn eußerlichen 8 freunde 12 und fehlt 18 natuerliche 21 kommen moecht 22 yemandt 23 Sich 28 sacraments kummist 31 fuer 34 odder 35 on 36 fur Euangelion 37 schueldig

S. 67, 2 Tuercken 3 sind 5 tribulirin (= A) 6 sind 9 sind oder 13 wider 15 muetterlich

 

[Seite 799]

 

16 oder 18 2. Cor. 9 (= A) 21 hatt zu todten] tzu verderben 24 werde 26 kummet werd 28 son 29 kommen 32 rhuemen 33 verdamnen 34 Syntemal 37 fursehen

S. 68, 7 text 8 guetige muetterlich 10 verdamniß 12 ehren 13 abgehn 17 muessen 19 oder foerchten 20 bruesten 21 thueren troetzen 22 falschem 24 erbeyssen 26 foerchten oder 27 muetterliche ruetten 28 groeßern oder 31 gueter Tuerck 32 oder

S. 69, 7 verkerte 10 forcht 11 foddern 12 gehn 13 muegen 14 war 18 oder 19 Euangelion yemandt thutt 22 schoeon 24 Euangelion bestehn 26 deyn] das deyn 37 oder 38 danne] denn hatt

S. 70, 6 verkerten 7 verdamnen 8 rhuemen 9 yhren ynnerlichē vordampnen] verpannen 14 fuerchten Tuercken 21 muegen unglueck 26 oder 35 nehmen 36 warzunemen 37 veracht oder ungedueltig

S. 71, 1 ehren 3 frucht] furcht nuetzlich 6 muetterlich 7 ungedueltig odder 9 seyn 10 ehren 14 odder 15 sind on 17 nuetzlich 21 schueldig 22 sind unschueldigen 24 in] an gleuben 30 noedtigen 31 geordnet 36 sind 37 odder 38 yr yhn

S. 72, 2 odder 10 sind 11 ja es ist eytell 17 untuechtige 18 sind 20 ßo] wo 30 ehr 32 torstlich] trotzlich odder 33 handele odder 35 sind 37 solchē

S. 73, 1 bruder odder 3 ydern 4 mans den 9 erwurget 12 alle unrechte gewalt 13 werde 14 synt fur 15 ursachen 16 gesetz sind 18 Tuercke muessens 22 sind 23 wider 24 demuetig 25 demuetig 26 fuegt 31 ruthen 32 Wo 33 tzuertzuernen fur 36 fihet

S. 74, 1 oder 2 mueg 3 nehsten sollen demuettiglich 9 oder 11 yemandt 14 oder 16 koestlicher 17 oder 19 yhn 22 spalm 21 hast 22 demuetig nicht 23 entschueldigt schueldig sind 24 nach Matt. 6 (= A) wider 25 kom 28 nicht 33 sind 36 nit 37 ertzuernet 38 schueldig sind sind

S. 75, 2 sant gewalt ist nit 5 sind 6 angetzygt 8 sind 10 schmuecken 27 ehr] eeh Euangelion 28 odder geschicht 31 sind moechten 33 außtrieben 34 gehen 37 gehn 38 glewben davon

S. 77 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 140. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 141.

Zu S. 78 –84 Eine Abschrift der “Verklärung” findet sich in Cod. Bos. q. 25a (Bl. 237a bis 240b) der Universitätsbibliothek zu Jena.

S. 101 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 127. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 190, der Adam Petri als den Drucker bezeichnet.

S. 102 Zu a: Vgl. Dommer Nr. 128. — Zu c: Vgl. Dommer Nr. 129. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 130. — Zu f: Vgl. Dommer Nr. 257.

S. 121 Zu. 4 Et laudis eius plena est terra steht nicht Jes. 6, 3, sondern Habac. 3, 3.

S. 136 Zu D: Vgl. Dommer Nr. 142. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 143, der den Druck lieber Joh. Knoblauch in Straßburg beilegen will.

S. 154 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 131.

Zu S. 154 –169 vgl. Ztschr. f. Kirchengesch. XI, 150 –154.

S. 155 Zu G: Vgl. Dommer Nr. 132, der Gottfried Hittorp in Köln für den wahrscheinlichen Drucker ansieht. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 133.

S. 172 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 144. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 145, der Valentin Schumann in Leipzig für den Drucker hält.

S. 197 Zu A und B: Vgl. Dommer Nr. 146. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 147. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 148.

S. 198: Zu F: Vgl. Dommer Nr. 149. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 150, wo aber im Impressum “übung”. — Zu K: Vgl. Dommer Nr. 322.

S. 199 Zu M: Vgl. oben die Bemerkung zu Bd. 2, S. 683 (V). — Zu b: Vgl. Dommer Nr. 192.

 

 

[Seite 800]

 

 

Zu S. 202-276 Zu dem Texte des Sermons “Von den guten Werken” verzeichne ich im Folgenden die Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist, mit Rücksicht darauf, ob die Änderung durch die inzwischen aufgefundene Hdschr. (Bd. 9 S. 229 –301) bestätigt wird oder nicht.

 

1. Stellen, an denen die Hdschr. die Abweichung des Herausgebers von A bestätigt (abgesehen von offenkundigen Druckfehlern): 204, 25; 206, 14. 15; 207, 37; 212, 4; 213, 7; 230, 11; 231, 32; 235, 10; 246, 18; 251, 33; 254, 20; 255, 17; 258, 35; 260, 5; 263, 9 (“auch darumb” ist zwar im Text belassen, aber als sinnstörendes Versehen erkannt. Entstanden ist es wohl aus den in der Hdschr. vor “dann damit” stehenden getilgten Worten “Auch Sanct Pe”).

 

2. Stellen, an denen die Berechtigung des Herausgebers zur Änderung durch die Übereinstimmung der Hdschr. mit A nicht aufgehoben wird: 240, 12 (Ergänzung von “sich”); 243, 25; 244, 3 (“Zcum Sibenzcehenden” ist ein unbemerkt gebliebenes Versehen Luthers); 255, 35; 259, 2. Auch die vom Herausg. geänderten Bibelcitate (244, 17; 249, 37; 263, 7; 266, 19) würden hierher zu stellen sein.

 

3. Stellen, an denen Hdschr. = A und die Berechtigung zur Änderung zweifelhaft bleibt: 208, 28; 223, 3 (“stetiger” kann als Komp. zu nehmen sein); 229, 13/14 (“marter, martel” sind öfter belegte Kurzformen); 236, 15; 244, 30; 252, 9; 253, 13; 256, 33; 257, 8; 258, 24; 268, 34.

 

4. Stellen, an denen Hdschr. (Hs) = A und die Änderung sich entweder als unnöthig oder als nicht das Richtige treffend erweist:

207, 34 Es ist wohl eher “beichte da” Hs A zu “beichtet da” zu vervollständigen. — 209, 20 und ebenso 249, 26 Verklingen eines -en nach m oder n ist häufig. Bei Luther namentlich nach n (vgl. Kehrein I S. 209); aber auch “mit seinen eidam, die” 1 Mose 19, 14. — 224, 2; 262, 24 untugen Hs A, ebenso setzt Luther in seiner Hdschr. tugen (z. B. Bd. 9, 277, 21), wo A (Bd. 6, 252, 5) tugent hat. Man wird “tugen” also als eine von L. wenigstens vorübergehend gebrauchte Schreibform anerkennen müssen. — 230, 7 ist für “odder derer die prediget befolen ist” A gesetzt: “odder berer den predigen b. ist”. Die Hdschr. zeigt, daß das richtige (odder denen die prediget b. ist) viel näher lag. — 237, 19 wo man ... recht betten sollen Hs A. Die Änderung des “sollen” in “sollt” ist unnöthig; erg. “hette”. — 237, 19 Die von der Hdschr. bestätigte Wiederholung des Pron. “du” ist nicht eben auffallend. — 243, 13 Das ni Hs A überlieferte “feyrtage were” ist doch wohl eher in “fehrtage weren” zu ändern. Vgl. vorpflichte 243, 25. — 252, 13 wurden A worden Hs erweisen die Konjektur “werden” als unnöthig. — 254, 1 Die niedd.-md. Form spetál, spéttel ist bei Luther nicht auffallend. — 255, 5/6 weltlichen Hs A braucht nicht in “weltlichem” geändert zu werden, da “prangen” nicht nothwendig Infinitiv sein muß, sondern auch Dat. Plur. des Subst. prank sein könnte, oder -en in “weltlichen” als mitteld. Dativendung zu nehmen ist. Vgl. M. Luther, hsg. v. Neubauer II, S. 231/32. — 269, 21 geselschaff Hs A brauchte nicht in -schafft geändert zu werden. — 272, 18 “mag man klerlichsten mercken” Hs A. Falls wirklich die Adverbialbildung “klerlichsten” mit Recht zu beanstanden wäre, so läge näher als die Verwandlung in “klerlichen” die Vermuthung, daß “man klerlichsten” für “man am klerlichsten” verschrieben sei.

 

P. P.

 

 

 

 

S. 281 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 151. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 152. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 154. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 153.

S. 282 Zu L: Vgl. Dommer Nr. 155, wo aber “wittenberch”.

S. 326 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 156.

S. 349 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 163.

 

 

[Seite 801]

 

S. 350 Zu F: Vgl. Dommer Nr. 164, wo aber “Nürmbergk”. — Zu K: Vgl. Dommer Nr. 165. — Zu L: Vgl. Dommer Nr. 166, das wohl identisch ist.

Zu S. 381 ff. ist nun die quellenmäßige Darstellung W. Reindells (Luther, Crotus und Hutten. 1890) zu vergleichen, die im wesentlichen die hier vorgetragene Auffassung bestätigt.

Zu S. 397 Auf einen Brief Butzers an Spalatin vom 19. Sept. 1520, in dem dieser die Eindrücke schildert, welche er von der Schrift “An den christlichen Adel” empfangen, weist Kawerau hin. Der Brief ist mitgetheilt von Stähelin, Briefe a. d. Reformationszeit (1887), S. 9.

S. 397 Zu A: Vgl. Dommer Nr. 157.

S. 399 Zu H: Vgl. Dommer Nr. 158. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 162. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 159.

S. 400 Zu Na: Vgl. Dommer Nr. 161, wo Hans von Erfurt in Worms als Drucker angenommen wird. — Zu der niederdeutschen Ausgabe: Vgl. Dommer Nr. 160, wo der Druck Ludwig Trutebul in Halberstadt zugeschrieben wird.

Zu S. 402 ist zu bemerken, daß Emsers Gegenschrift von Enders in den “Neudrucken deutscher Litteraturwerke” herausgeg. von W. Braune Nr. 83/84 (1889) leicht zugänglich gemacht ist.

 

S. 478 ff. Zu den angeführten Drucken des “Erbietens” tritt noch ein Plakatdruck:

 

 

 

“Doctor Martini Luthers || Augustiners Erbieten. || ICh Martinus Luther Augustiner Enbeüt al- || len” ... Endet: || Domit geschech gotes will vff erden wie im Hymmel: Amen. ||”

1 Bl. in Folio, 2 Z. Überschrift, 46 Z. Text. Rückseite leer. Druck von Adam Petri in Basel. Ex. in Basel, Universitätsbibliothek.

 

Die Abweichungen von unserm Texte sind vorwiegend sprachlicher Art, es steht meist (aber nicht immer) i u ü für neues ei au eu, ferner ů, Umlaut von u o ist meist bezeichnet; ver- für vor- u. s. w.

 

Sonstige wichtigere Abweichungen: 480, 7 meine. — 480, 8 grosser — 480, 9 erregt] erholt — 480, 15/16 gewünst — 480, 22/23 mißgleubige — 481, 4 geschrifft — 481, 7 eyd — 481, 8 geschrifft — 481, 9 eygenes — 481, 10 vorgeblich] vergebens — 481, 23 meynes gegenteils — 481, 25 sametlich.

 

P. P.

 

 

 

 

Zu S. 492 ist auf Kaweraus mit (populären) erklärenden Anmerkungen versehene Übersetzung (Luthers Werke für das christliche Haus, Braunschweig, Bd. II) hinzuweisen.

Zu S. 541 Z. 14/15 Zu populum transmigrationis ist am Rande nachzutragen: Ps. 65, 1.

Zu S. 547 Z. 15/16 ist am Rande nachzutragen: Matth. 18, 20.

 

 

 

 

Band VIII.

Zu S. 1 ist Brief eines Anonymus aus Wittenberg an Jakob Seidler vom 13. Juni 1521 nachzutragen, welcher meldet, Luther habe jetzt bereits 5 Schriften aus seinem Versteck nach Wittenberg gesendet, que omnia iam brevi excuduntur, nämlich de penitencia auriculari (S. 129 ff.), in Latomum (S. 36 ff.), psalmum Exaudi me domine (doch wohl Verwechslung mit Exsurgat deus Ps. 67 [68]), Magnificat; den Titel der fünften zu nennen hat der Schreiber vergessen. Vgl. Seidemann, Erläuterungen zur Reformationsgeschichte. Dresden 1844 S. 30.

S. 14 Z. 12. Daß die Konjektur “feilet” statt “thett” unnöthig und die Lesart von A wieder herzustellen ist, hat O. Erdmann in Zeitschr. f. deutsche Philol. 23 (1890), S. 41 ff. gezeigt. [Auf dieses tæte, wenn (wo, so) tæte = “wenn nicht wäre” hatte zuerst Birlinger in der Zeitschr. f. deutsche Phil. 16 (1884), S. 374 aufmerksam gemacht, aber erst der Hinweis

 

[Seite 802]

 

Erdmanns an der von Kawerau oben angeführten Stelle lenkte wirklich die Aufmerksamkeit darauf und es wurden nun zahlreiche Belege auch aus Luther beigebracht. Vgl. in der gen. Zeitschr. noch 23, 293; 24, 41. 43. 201. 504; 25, 138. P. P.]

S. 34 Z. 30 lies “hilfft” statt “hifft”.

S. 37 Auch das Exemplar der Lübecker Stadtbibliothek von Articulorum doctrinae fratris M. Lutheri etc. hat 102 Bl.; die Signaturen sind a —t, v, x, y, aa, bb, cc.

S. 40 In einem nach Mitte Sept. 1521 an Pirkheimer gerichteten Briefe schreibt Melanchthon: Mitto Lutheri ντιλάτομον [so zu lesen statt ντιλατανον], certe christianae eruditionis plenum, ut cum Adolmannis communem habeas, quibus nunc scribere non potui. Serapeum 1867 S. 120; Hartfelder, Melanchthoniana paedagogica. Leipz. 1892 S. 18. 3. Juni 1523 (Vigil. Corp. Christi) meldet der Straßburger Nic. Gerbel an Schwebel: Philippus Melanthon .. scribit .. in Fabrum Constantiensem, Cochlaeum et Latomum, egregium opus (Epp. Schwebelii 1605 p. 43); ein solches Werk ist aber nie erschienen.

S. 51 Z. 18 lies necessarium statt neccessarium

S. 54 Z. 11 lies impiissima statt impiisima

S. 133 Z. 7 lies “ausgehen” statt “ansgehen”.

S. 133 Gerbel schreibt an Schwebel 20. Dec. 1521: Vidimus libellum Lutheri de confessione et decem leprosis, divinum et plane Luthericum, alioqui nihil (Epp. Schwebelii p. 25); es ist wohl nur die Schrift von den 10 Aussätzigen (S. 336 ff.), nicht auch zugleich die von der Beichte gemeint.

S. 158 Z. 23 “von mund auff” nicht ein Druckfehler, wie Kolde in Gött. gel. Anzeigen 1891 S. 883 monirt, sondern eine geläufige Redeweise, vgl. Grimm, Deutsches WB VI Sp. 2680 f. Sanders Wörterbuch II S. 346 s. v. 1 m. [Dem sei noch beigefügt, daß eigentlich nur die Verbindung “von mund auf gen Himmel (himmelan, in ewige seligkeit) faren (füren)” nachweisbar ist, die auch bei Schmeller-Frommann I, 1622 als eine noch heute gangbare bairische Redensart erwähnt wird. Vgl. auch noch Uns. Ausg. 12, 516, 29/30. Die Übersetzung e des 5. Psalms der Operationes in psalmos gibt evolare Uns. Ausg. 5, 171, 1 durch “von mundt auff gen himel faren”. P. P.]

Zu S. 158 Anm. 1 vgl. oben Bd. II S. 368 Z. 35; Pellikan schreibt von sich, er habe schon 1507 die Unechtheit der Schrift De vera et falsa poenitentia erkannt, Chronicon ed. Riggenbach S. 36; deutsche Ausg. v. Theod. Vulpinus, Straßb. 1892 S. 37.

S. 201 Z. 6 ist c für b zu setzen.

S. 202 Z. 17/18 ist im Text d nachzutragen.

Zu S. 206 ff. Das in dem Titel dieser Schrift begegnende Wort Mütterey (Mutterey, Müterey, Můtterey, Muetterey, Mueterey) könnte schon wegen der bei Luther begegnenden Nebenform muderey (Uns. Ausg. 6, 458, 32) nicht mit dem Lehnwort Meuterei identifizirt werden, abgesehen davon, daß dessen Bedeutung doch hier wohl auch nicht paßt. Es sind verschiedene Erklärungen versucht worden, die aber kaum das Richtige treffen. Es ist mir wahrscheinlicher, daß wir es mit einer Ableitung von dem Verbum, niedd. môden (= hochd. muoten) zu thun haben, welchem auch die Bedeutung “stolz sein” (s. Lübben-Walther) eignet. In der Schrift selbst gebraucht es Luther, soviel ich sehe, nur noch 215, 2, und hier ergibt sich die Bedeutung “Stolz” aus dem Zusammenhange ganz deutlich. P. P.

 

Zu S. 267 —312. Zu dem Texte des “Urtheils der Theologen zu Paris” verzeichne ich im folgenden die Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist, mit Rücksicht darauf, ob die Änderung durch die inzwischen aufgefundene Handschrift (Bd. IX, S. 717 ff.) bestätigt wird oder nicht.

 

1. Stellen, an denen die Handschrift die Abweichung des Hausgebers von A bestätigt (abgesehen von offenkundigen Druckfehlern): 269, 32; 273, 28; 277, 27; 279, 23; 280, 21. 33; 281, 13; 291, 33; 294, 8; 301, 27; 303, 34; 305, 27; 310, 31; 312, 21.

 

 

 

 

[Seite 803]

 

 

2. Stellen, an denen die Berechtigung des Herausgebers zur Änderung durch die Übereinstimmung der Handschrift mit A nicht aufgehoben wird. Hierher gehört vor allem die Ergänzung des in A zuweilen (276, 12. 16 u. ö.) fehlenden “Martinus” und “Pariß”. Die Handschrift hat diese Zusätze nirgends, daher sind sie im Drucke einigemale aus Versehen fortgeblieben. — Ferner 278, 2; 279, 25; 283, 11, wo das “verbiete” der Handschrift vielleicht durch prohibeat (zu Omne praeceptum) des lat. Textes veranlaßt wurde; 297, 10; 306, 31.

 

3. Stellen, an denen Hdschr. = A und die Berechtigung zur Änderung zweifelhaft bleibt: 276, 4; 288, 9; 293, 90; 300, 2, wo die Möglichkeit vorliegt, daß Luther, indem er quiddam argutius dixit durch “hat etwas spitzigerß odder subtiler gesagt” wiedergab, einerseits argutius adjektivisch, andrerseits adverbial nehmen wollte; 302, 22; 303, 9; 306, 8; 307, 12, wo “dich” für “die kirchen” als bloßes Versehen doch kaum erklärbar ist; 308, 3.

 

4. Stellen, an denen Hdschr. (Hs) = A und die Änderung des Herausgebers entweder als unnöthig oder als nicht das Richtige treffend sich erweist: 271, 14 Albigen Hs A, dafür Albigenser gesetzt. Da 273, 11.23 Albiger steht, so dürfte auch hier so zu setzen sein. — 273, 25 alterß Hs A, dafür altarß. Die angedeutschte Form álter begegnet auch sonst bei Luther. — 274, 5 ubrern Hs A, dafür ubern. Die Komparativbildung oberer (zu dem Komp. ober) ist seit alter Zeit vorhanden und wird Grimm, Wtb. 7, 1076, auch aus Luther belegt. — 275, 31 die dienst Hs A, dafür: die vordienst. Der lat. Text hat meritum. Indem Luther diesen Singular durch den Plural wiedergab, wollte er zweifellos statt des kollektiven Begriffes seine Theile, die einzelnen Leistungen, hervorheben. — 290, 3 Christisch Hs Christlisch A, dafür Christlich. christisch, das auch A schon nahe legte, ist ein von Luther öfter und zwar meist wie hier neben anderen Adjektiven auf -isch gebrauchtes Wort (S. Dietz). — 293, 33 Euangeli Hs A, dafür Euangelium. Die Form Euangeli f. den N. Sg. ist weit verbreitet, auch Luther hat sie hie und da. — 299, 9 tzu leren Hs A, dafür tzu lernen, nach dem lat. ad studium. Es ist aber bekannt, daß wie lernen = docere, so auch leren = discere seit alter Zeit gebraucht wird. Bei Luther ist allerdings nur ersteres häufiger nachweisbar. — 312, 13 (12 im Lesartenverz. ist ein Druckfehler) schwering Hs A, dafür beschwering. Es gibt auch ein swærung.

 

P. P.

 

 

 

S. 303, Anm. 2 lies disserere statt dissere

Zu S. 314 vgl. Bd. VI 543: Suo forte venient tempore vota latius tractanda.

Zu S. 315 ff. vgl. Kolde in Gött. gel. Anzeigen 1891 S. 885 —887, der mancherlei Nachträge bietet.

S. 403 Z. 18 lies “des Abendmahls” statt “das Abendmahls”

Zu S. 477 ff. Ohne Grund ist der überlieferte Titel der Schrift “Vom Mißbrauch der Messen” in “Vom Mißbrauch der Messe” geändert. Daß Luther die Singularformen des Wortes Messe stark bildet, nicht schwach, ergibt sich aus der Schrift selbst, wo 506, 2 Gen. der Messe; 483, 27; 535, 6 u. ö. Dat. der Messe oder Meß begegnet. Dagegen im Plur. Messen in allen Kasus: 494, 26; 537, 12. 23 u. s. w.

 

P. P.

 

 

S. 548 Z. 28 wird statt des überlieferten “keyn gellt” zu lesen sein: “kleyn gellt”. Vgl. Grimm, Wtb. IV, 1, 2, 2902.

 

P. P.

 

 

Zu S. 564 ff. vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1891 S. 890.

Zu S. 670 ff. Kolde macht sowohl a. a. O. S. 890 wie in seinem M. Luther Bd. II S. 568 N. Müller für die Ausführungen in dieser Einleitung verantwortlich, an letzterem Orte mit einer irreleitenden Charakterisirung des Inhalts; aus dem Vorwort p. III erhellt aber, daß dieselbe von G. Kawerau verfaßt ist.

Zu S. 695 Z. 18 Die Randglossen “Deo gratias. Grammartzy” gehören nach Ausweis des Urdruckes nicht mit der unter d angeführten zusammen, sondern stehen neben den mit “vordampt”

 

[Seite 804]

 

und “sampt” beginnenden, mit “willen” und “und die” schließenden Zeilen des Textes, beziehen sich also auf die Erwähnung der Verdammung Luthers und seiner Anhänger. —Grammartzy d. i. grand merci.

 

P. P.

 

 

 

 

 

 

Band IX.

Zu S. 5 Z. 4 sei der Deutlichkeit wegen bemerkt, daß die in den Text gesetzte Form residant bei Migne steht, das unten angeführte resideant in dem von Luther benützten Drucke.

 

P. P.

 

 

Zu S. 21, Anm. 1. “hier” meint: in dem von Luther benützten Drucke. Bei Migne lautet die Aberschrift: Qua necessitate Graeci tres hypostases dixerint, Latini tres personas. Scriptura nullibi dicit tres personas in deo.P. P.

S. 26 Z. 32. Es ist gemeint, daß zu jedem Verse der Reihe nach einer der Buchstaben der genannten griechischen Worte geschrieben ist.

 

P. P.

 

 

S. 26 Z. 36 duplicibus ist Konjektur des Herausgebers; ducibus liest die Handschrift, es war also nicht mit Anmerkungszahl 3, sondern mit Zeilenzahl 36 anzuführen.

 

P. P.

 

 

S. 102 Z. 36 ist die Angabe: Bl. O 8a insofern ungenau, als diese Randbemerkung auf Bl. O 7b beginnt (s. Facs. IV) und sich auf Bl. O 8a fortsetzt.

 

P. P.

 

 

S. 127, Anm. lies 132, 24 für 142,24.

Zu S. 132, Anm. vgl. Korrespondenzblatt des Vereins f. niedd. Sprachforschung XVI, Nr. 5 S. 75.

 

P. P.

 

 

S. 138, Anm. 2 lies 156, 32 für 156, 23.

S. 147 Z. 7 lies “Wir sein” für “Wirse in”

S. 153, Anm. Z. 3 v. u. ist die Klammer vor brãke(e) zu tilgen.

S. 155, Anm. lies spielen für spilen und damit für darmit. —Zu der Redensart ist jetzt noch zu vergleichen Zeitschr. f. deutsche Phil. 26, 31. 32. Die dort angeführte Stelle aus Luthers Kirchenpostille (Erl. Ausg. 215, 472): “...wenn sie nur wohl stinken künnen uber die Sunder und derselbigen Sunde umbher spielen tragen von einem Haus zu dem andern, wie die Kinder mit den Tocken umbher spielen gehen” ist recht geeignet, meine Auffassung von “gehet und spilt darmit” zu stützen. Denn wenn auch, wie wohl F. Bech erwiesen hat, ursprünglich “spellen tragen” gemeint war, so zeigt doch die Stelle der Kirchenpostille, daß man zu Luthers Zeit nur noch spielen (ludere) in der Redensart empfand und dann konnte man leicht auch das einfache “spielen” in derselben Bedeutung gebrauchen wie “spielen tragen”. Vgl. übrigens auch die Redensart “spellen, spielen gehen”.

 

P. P.

 

 

S. 170 Z. 1 des Textes ist disputatae für disputatȩ und Z. 3 Sophistae für Sophistȩ zu setzen.

Zu S. 219, Anm. ist jetzt noch ein Hinweis auf Grimm, Wtb. 8, 1615 nachzutragen. Die dort aus Luther angeführte Stelle läßt die Bedeutung der 5 Zipfel klar erkennen.

 

P. P.

 

 

Zu S. 220/21. Im Titel der Drucke der “christlichen Vorbetrachtung” ist die Wendung “in deutsch gebracht” einigermaßen auffällig, denn sie kann doch nur bedeuten “ins Deutsche übersetzt”. Und zwar gleich sehr, ob wir nun “Von d. w. Nicolao von Amßdorf” nur mit dem voraufgehenden “gezogen” oder auch mit “in deutsch gebracht” verbinden. In jedem Falle wird die gedruckt vorliegende Form als übersetzung bezeichnet, bei ersterer Annahme hätte Amsdorf den Auszug lateinisch hergestellt und ein andrer ihn dann “in deutsch gebracht”, bei letzterer hätte Amsdorf ihn erst lateinisch dann deutsch abgefaßt oder wenigstens auf Grund lateinischer Aufzeichnungen (Lutherischer Predigten) deutsch bearbeitet. Letzteres dürfte wohl das Richtige sein. Oder man müßte annehmen, daß eine Aufzeichnung, die neben Amsdorfs deutscher Fassung die lateinische Übersetzung Spalatins enthielt, für den Druck benützt wurde und die lateinische Überschrift so lautete wie in der Zwickauer Hdschr.

 

[Seite 805]

 

“Ex doctoris Martini sermonibus a licentiato Nicolao de Amszdorff in teutonicam sermonem [erg. composita]: Et a Georgio Spalatino in latinam traducta. Wenn hier mit Weglassung des Et a Georgio Spalatino in latinam übertragen wurde, so mußte sich genau der Wortlaut des Titels der deutschen Drucke ergeben.

 

P. P.

 

 

S. 222 zu H vgl. noch Brieger in seiner Zeitschrift 4, 571 ff.

 

P. P.

 

 

S. 224 in den Lesarten lies 25 vertrauwen D für 25 vertrauwen C.

S. 247 Z. 1 v. u. lies 32 für 31.

S. 289 Z. 1 v. u. lies 31 für 32.

Zu S. 314 Z. 2 v. u. 417 ist die Zahl der einst vorhandenen Blätter, einschließlich der beim Einbinden (das erst nach der Bezifferung der Blätter mit Bleistift erfolgte) weggefallenen unbeschriebenen Blätter, die S. 325 Z. 12/11 v. u. aufgezählt sind. Die Zahl der jetzt noch vorhandenen beträgt also nur 399.

Zu S. 325 Z. 3 ff. Die Randbemerkungen Polianders zu den Predigten Nr. 79 —116 können, wenn das S. 320 oben Bemerkte zutrifft, natürlich erst nach dem Jahre 1525 gemacht sein.

Zu S. 325 Z. 12/11 v. u. vgl. die obige Nachtragsbemerkung zu S. 314 Z. 2 v. u.

S. 336 Z. 35 Poliander meint die Erl. Ausg. 210, 295 stehende Stelle der Kirchenpostille.

S. 351 Z. 5 v. u. lies De qua negata [Hdschr.: nẽta] statt De qua venerata [?Hdschr.: uẽta].

Zu. S. 369 Z. 1/2. Luther gebraucht hier, wie es scheint, ein im 16. Jahrhundert gangbares Wortspiel. In der Flugschrift “Ein wegsprach gen Regensburg zu ins concilium” u. s. w. (1525) sagt Kunz, der eine der sich Unterhaltenden, ebenfalls in Beziehung auf den Verkauf geistlicher Güter: “Sie verkaufens nit, sie nemen nur geld darum”. Vgl. A. Baur: Deutschland in den Jahren 1517 —1525, Ulm 1872, S. 236.

 

P. P.

 

 

S. 372 Z. 1 v. u. lies “Schiller Lübben unter olvant” statt “Schiller Lübben und olvant”.

S. 374 Z. 24/25 nach Wander III, 1819 findet sich dieses Sprichwort zuerst bei Joh. Agricola (1529) in derselben Form, aber “vermag” statt “mag”. Unfer Beleg ist einige Jahre älter.

 

P. P.

 

 

S. 380 Z. 2 Zu triplices esse pauperes vgl. 417, 8.

Zu S. 380 Anm. gelassen ist ein Wort der Mystiker, das Luther aus Tauler und der deutschen Theologie kannte. Hering, die Mystik Luthers (1879), S. 100 ff. Vgl. auch vorgottet 408, 16, das sicher aus der deutschen Theologie stammt und in Grimms Wtb. noch einmal aus Luther belegt wird. Die mystische Bedeutung ist aber doch vielmehr “in Gott versenken und mit ihm vereinigen”, nicht “zu einem Gotte machen, göttliche Ehre erweisen”, die Grimms Wtb. allein angibt.

 

P. P.

 

 

Zu S. 394 Z. 38 uberley ist ein mittel- und niederdeutsches Wort, das noch heute fortlebt vgl. z. B. Albrecht, die Leipziger Mundart (1881), S. 226a. Die Bedeutung ist “übrig, überflüssig, überreichlich”. Sonst weiß ich das Wort aus Luther nicht zu belegen, er scheint neben uberig, uberflussig mehr die Bildung uberleng, die gleichfalls heute noch lebendig ist (vgl. Vilmar, Idiot. v. Kurhessen, S. 420; Hertel, Galzunger Wörterbuch (1893), S. 48) gebraucht zu haben. Vgl. z. B. 2. Mose 26, 12; 4. Mose 3, 46. 48.

 

P. P.

 

 

Zu S. 403 Z. 13 traudt = drouwet, “droht”.

S. 407 Z. 5. v. u. lies tituli conveniunt.

Zu S. 408 Z. 16 Zu vorgottet vgl. oben die Bemerkung zu S. 380, Anm.

S. 418 Z. 3 v. u. lies frenando statt frendando.

S. 450 Z. 10 v. o lies L. 1o. statt L.

S. 476 Z. 3 v. u. lies Nr. 66 und 89 statt Nr. 67 und 88.

S. 476 Z. 1 v. u. lies Nr. 66 statt Nr. 67.

S. 494 In den Einleitungsworten zu Predigt Nr. 58 lies Nr. 57 und 58 statt Nr. 59 und 60.

S. 513 Z. 25 lies 77 (= 107) statt 77 (= 109) und “23. März” statt “25. März”.

S. 516 Zu Gruppe 4 im allegemeinen ist die Bemerkung nachzutragen, daß in derselben Weise wie in Gruppe 3 auf die entsprechenden Predigen der vierten Gruppe (vgl. die Bemerkung

 

[Seite 806]

 

zu Nr. 61), so in Gruppe 4 auf die entsprechenden Predigten der dritten Gruppe verwiesen ist.

 

P. P.

 

 

Zu S. 519 Anm. 1 vgl. Erl. Ausg. 21, 162 (Hauspostille): ein Frau, die der Kinder wartet mit Essen, Trinken geben, Wischen, Baden usw.

 

P. P.

 

 

S. 519 Z. 3/2 v. u. lies “außerwittenbergischer” statt “außerwittenbergischen”.

Zu S. 520 Z. 2 “dem faulen stamme Yesse” und Z. 4 “eyn dorrer stam” vgl. Erl. Ausg. 216, 506.

 

P. P.

 

 

S. 521 Z. 7 v. u. lies 544, 10 f. statt 544, 9 f.

Zu S. 531. Zu B ist nachzutragen: Dommer, Lutherdrucke Nr. 395. Zu C: Druck von Ludwig Trutebul in Erfurt. Dommer, Lutherdrucke Nr. 396.

Zu S. 546 Z. 35. “Das narrwercken, wi man pflegt das Newe Jhar zcugehen.” Ist in “zcubegehen” zu ändern? oder bedeutet “das newe jar gehen” so viel als “einen Neujahrsumzug halten”? vgl. das mitteldeutsche “prozession gehen”. Grimm, Wtb. IV, 1, 2, 2399.

 

P. P.

 

 

S. 547 Neben der Predigtnummer 89 ist (= 66) zu streichen.

S. 563 Z. 15 lies “weltt” statt “welth”

Zu S. 582 Z. 8 “wider sindts” vgl. “hatth im sind” 587,16.

 

P. P.

 

 

Zu S. 590 Z. 18/19. Die Stelle ist verderbt und erschien so auch schon Poliander, wie sein N am Rande zeigt.

 

P. P.

 

 

Zu S. 592 Z. 26/27. Mit “Si quis suadente diabolo” weist, wie Kawerau freundlichst mittheilte, Luther auf c. 29 CXVII qu. 4 des Corpus iuris canonici (Friedberg I, 822), des Inhalts, daß wer einen Kleriker antastet, im Anathem bleibt, bis ihn der Papst selbst absolvirt.

 

P. P.

 

 

S. 610 Z. 15 Das Komma hinter “ordt” ist zu streichen.

S. 632 Z. 26 ff. Dieses Gleichniß von dem Glanz und der Hitze der Sonne finden wir auch in der ersten der Predigten, die Luther nach seiner Rückkehr von der Wartburg in Wittenberg hielt Erl. Ausg. 28, (211) u. 254/55. Vgl. auch noch Uns. Ausg. Bd. 9, 669, 9 ff.

 

P. P.

 

 

S. 659 Z. 32 konnte “des boesen” im Texte belassen werden (conscientia mali).

S. 676 Z. 2 v. u. lies 7 σν statt 6 σν

 

 

[Seite 807]

 

 

 

 

 

 

 

Beilagen

 

1521

 

[Seite 807]

Passional Christi vnd Antichristi.

 

 

 

[Seite 808]

 

 

1. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 809]

 

 

2. Antichristi.

 

 

 

[Seite 810]

 

 

3. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 811]

 

 

4. Antichrist.

 

 

 

[Seite 812]

 

 

5. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 813]

 

 

6. Antichristi.

 

 

 

[Seite 814]

 

 

7. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 815]

 

 

8. Antichristi.

 

 

 

[Seite 816]

 

 

9. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 817]

 

 

10. Antichristi.

 

 

 

[Seite 818]

 

 

11. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 819]

 

 

12. Antichristi.

 

 

 

[Seite 820]

 

 

13. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 821]

 

 

14. Antichristi.

 

 

 

[Seite 822]

 

 

15. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 823]

 

 

16. Antichristi.

 

 

 

[Seite 824]

 

 

17. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 825]

 

 

18. Antichristi.

 

 

 

[Seite 826]

 

 

19. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 827]

 

 

20. Antichristi.

 

 

 

[Seite 828]

 

 

21. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 829]

 

 

22. Antichristi.

 

 

 

[Seite 830]

 

 

23. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 831]

 

 

24. Antichristi.

 

 

 

[Seite 832]

 

 

25. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 833]

 

 

26. Antichristi.

 

 

 

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[Seite 835]

 

 

11a. Passional Christi vnd

 

 

 

[Seite 836]

 

 

 

Ersatzbild

der Wittenberger Ausgabe B.

 

 

[Seite 837]

 

 

 

 

 

 

 

Handschriften facsimile

 

1509

 

[Seite 837] 

I. Aus Augustini Opuscula

(Unsere Ausgabe Bd. IX, 13, 35 –14,10).      Um 1500.

 

 

 

[Seite 838]

 

 

II. Aus den Sentenzen des Petrus Lombardus (Unsere Ausgabe Bd. IX, 42, 35 –43, 8).        Um 1510/11.

 

 

 

[Seite 839]

 

 

III. Aus der Dresdener Handschrift der Dictata s. psalterium (Unsere Ausgabe Bd. III, 27, 7 –28, 29).        Zwischen 1513 vnd 1516.

 

 

 

[Seite 840]

 

 

V. Entwurf zu einem Schreiben an den Papst (Unsere Ausgabe Bd. IX, 173, 1 – 175, 10).        1518.

 

 

 

[Seite 841]

 

 

 

[Seite 842]

 

 

VI. Aus dem Sermon “Von den guten Werken” (Unsere Ausgabe Bd. IX, 229, 1 –6).        1520.

 

 

 

[Seite 843]

 

 

VII. Aus “Ein Urtheil der Theologen zu Paris” u. s. w. (Unsere Ausgabe Bd. IX, 723, 1 –22).        1521.