Luther, Martin 1483 –1546
D. Martin Luthers Werke Kritische Gesammtausgabe 9. Band
Mit Nachbildungen von 27 Holzschnitten
und 7 Handschriftenfacsimile.
Weimar
Hermann Böhlau 1893.
Vorwort.
1893
[Seite iii]
Der neunte
Band der Werke Martin Luthers, den wir hiermit der Öffentlichkeit übergeben,
bringt Nachträge, Ergänzungen und Berichtigungen zu den früher erschienenen
Bänden I –VI und VIII. Was sich von solchen für den noch unter der Presse
befindlichen Band VII ergeben hat, wird in diesem selbst Aufnahme finden.
Der Inhalt
des neunten Bandes zerfällt in Texte, welche nach Möglichkeit zeitlich geordnet
sind, und Einzelnachträge übersehener Drucke sowie Berichtigungen, die auf die
betreffenden Stellen der früheren Bände bezogen, in der dadurch bedingten
Reihenfolge gebracht sind.
Die Texte
sind zum Theil Stücke, die erst nach Veröffentlichung der früheren Bände
aufgefunden worden sind und meist hier zum ersten Male gedruckt erscheinen, zum
kleineren Theile solche, deren Aufnahme in die Ausgabe seiner Zeit unterlassen,
sich hinterher als wünschenswerth oder nothwendig herausgestellt hat. Die
Personen der Bearbeiter ergaben sich darnach meist von selbst. Ihre Namen sind
bei den einzelnen Stücken genannt; wo ich einen erheblicheren Antheil als
gewöhnlich an der Bearbeitung oder der Einleitung mir zuschreiben darf, habe
ich meinen Namen hinzugefügt. Bei der Handschrift der Auslegung des 109. (110.)
Psalms rührt die ganze Einleitung mit Ausnahme des S. 176/177 stehenden deutlich
bezeichneten Abschnittes sowie auch die Verzeichnung der Abweichungen des
ersten Druckes von mir her. Ebenso die meisten Anmerkungen zu den S. 122 ff.;
213 ff. stehenden Schriften. Was ich sonst beigesteuert habe, ist wie früher
meist durch ein beigesetztes P. P. kenntlich gemacht.
Unter den
mitgetheilten Texten befinden sich mehrere Handschriften. Soweit diese nicht
von Luther herrühren, wie die Predigtensammlung Polianders, waren sie natürlich
nach den Grundsätzen unsrer Ausgabe
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zu behandeln
und ein lesbarer Text anzustreben. Auch bei den lateinischen
Lutherhandschriften lag ein Grund, davon abzugehen, im allgemeinen nicht vor,
und wenn dennoch bei dem Briefentwurf und den Aufzeichnungen für eine Predigt
eine Ausnahme insofern gemacht ist, daß ȩ, u und v, i und j geschont
wurden, so geschah dies nur, weil hier die Lesung größere Schwierigkeiten bot
und ein etwas strengeres Festhalten des überlieferten Buchstabens zu fordern
schien. Wäre schon damals, als diese beiden Stücke gedruckt wurden (im vorigen
Jahre), entschieden gewesen, daß diesem Bande ein Facsimile des Briefentwurfs
beizugeben, so hätte auch diese Ausnahme nicht gemacht zu werden brauchen.
Anders bei
den vier deutschen Lutherhandschriften, unter ihnen die frühesten deutschen
Aufzeichnungen Luthers von größerem Umfange, die uns erhalten sind. Es konnte
nicht zweifelhaft sein, daß wir bei diesen nur durch eine diplomatisch genaue
Wiedergabe wirklich den verschiedenen Interessen entsprechen könnten, welche
sich an diese Handschriften knüpfen. Denn die Frage, ob nicht auf Grund dieses
neu hinzugekommenen handschriftlichen Materials die Schriften einer erneuten
kritischen Behandlung zu unterwerfen seien, mußte bei dem Sermon “Von den guten
Werken” und dem “Urtheil der Theologen zu Paris” schon nach dem Grundsatze
unsrer Ausgabe verneint werden, daß, wo neben einer Wittenberger
Originalausgabe die Handschrift Luthers vorhanden, nicht diese, sondern jene
dem Texte zu Grunde zu legen sei. Es konnte also bei ihnen nur unsre Aufgabe sein,
das in den beiden Handschriften enthaltene Material für die Textgeschichte
zugänglich zu machen und die Stellen zu bezeichnen, an denen der in unsern
Bänden VI und VIII gebotene Text der beiden Schriften sicher oder möglicher
Weise einer Berichtigung bedürfe. Offenbar hätte dies erreicht werden können
durch eine bloße Verzeichnung der Abweichungen der Handschriften von jenen
Texten. Da aber an allem, was Luther in deutscher Sprache geschrieben, die
deutsche Sprachforschung ein auch in unsrer Ausgabe von vornherein anerkanntes
Interesse hat, so hätten in diesem Verzeichniß der Abweichungen auch die bloß
sprachlichen nicht fehlen dürfen. Diese aber würden, wenn ohne Einschränkung
mitgetheilt, das Verzeichniß sehr angeschwellt und unübersichtlich gemacht haben;
andrerseits hätte jede Einschränkung, wie sie auch ihre Grenzen ziehen mochte,
manches beseitigt, was für die endliche Beantwortung der bisher nur mit den
Fingerspitzen angefaßten Frage nach dem Verhältniß der Wittenberger Drucke zu
Luthers Handschriften von Wichtigkeit sein kann. Somit blieb als einzig gangbar
der Weg, den wir eingeschlagen haben: vollständige Mittheilung der
Handschriften mit Angabe der darin befindlichen Korrekturen und mit
Beibehaltung der originalen Gestalt. In einem sonst
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genauen
Abdruck etwa die Abkürzungen aufzugeben, ist darum mißlich, weil für manche
volle oder unzweifelhafte Äquivalente mangeln und somit durch die Auflösung
immer etwas Fremdes hineingetragen wird, was das Gesammtbild stört und das
Urtheil darüber unter Umständen störend beeinflussen kann. Wenn man
beispielsweise Luthers nn, das allerdings nn meinen kann, vielfach aber gewiß
nichts anderes ist als ein nn mit einer wortabschließenden Schreibzier, durch
nnn wiedergibt, so bürdet man ihm in weitester Ausdehnung einen
orthographischen Mißbrauch auf, den er, soweit meine Kenntniß reicht, überhaupt
kaum kennt, und der auch im ganzen so wenig verbreitet war, daß von den
deutschen Grammatikern oder Schreiblehrern der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts allein Fabian Frangk spottend seiner gedenkt, während sie fast
alle die überflüssige Dopplung des n erwähnen und tadeln. (Vgl. Johannes
Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichts
1882, S. 12. 73. 102/3. 142.) Wenn man also jenes nn nicht einfach durch nn
geben will, so muß man nn nehmen. — Sehr häufig ist ferner bei Luther die an
ein t angeschlossene Abkürzung tʃ in der Geltung eines Vokals + s: gotʃ gutʃ u. s. w. Nun
gebraucht Luther bekanntlich in manchen Endsilben i statt e und grade gottis
ist neben gottes bei ihm sehr häufig. Soll gotte aufgelöst werden, so muß man
entweder der Mehrheitsform der ausgeschriebenen Endung sich anschließen oder
-is und -es in demselben Verhältnisse verwenden, in dem sie wirklich
geschrieben sind. Wie man sich auch entscheide, immer schafft man ein
willkürliches Gesammtbild, das in einer kritischen Ausgabe hingenommen werden
muß, das aber in einem sonst genauen Abdruck nur falsche Vorstellungen zu
erwecken geeignet ist. Und wenn es etwa als überflüssige Pedanterie erscheinen
sollte, daß auch u mit dem Haken darüber in unsern Abdrücken wiedergegeben ist
(ǔ), so möge daran erinnert werden , daß dies nur billig ist, wenn man ü
beibehält, in dem die übergesetzten Punkte ja vielfach (bei Luther wohl immer)
denselben Zweck haben wie der Haken, nämlich u von n zu unterscheiden. Und zu
alledem kommt noch, daß bei Luther wie bei den Mitteldeutschen überhaupt, die
dem u übergeschriebenen Zeichen im Hinblick auf die Umlautsfrage eine besondere
Achtsamkeit erheischen. Weil eine derartige Rücksicht bei n nicht zu nehmen
war, ist dagegen das diesem von Luther zuweilen übergeschriebene
Unterscheidungszeichen ^ nicht wiedergegeben, sondern nur in den betr.
Einleitugen erwähnt worden (von unsern Handschriften zeigen es nur der Sermon
von den guten Werken und das Erbieten), aus demselben Grunde konnten auch die ¨
über y unberücksichtigt bleiben. Besser wäre as vielleicht gwesen, auch hier
keine Ausnahme zu machen.
Es liegt nun
auf der Hand, daß ein solcher die Handschrift fast photographisch getreu
wiedergebender Abdruck nicht bloß dem Sprachforscher besser
[Seite vi]
dient denn
ein andrer, sondern ebenso auch dem Textkritiker. Wie oft gibt nicht die
Möglichkeit, sich ein Wort, wie es geschrieben steht zu vergegenwärtigen, den
Schlüssel zur Entstehung falscher Lesarten. Um ferner das textkritische
Material, das diese Handschriften enthalten, leichter benützbar zu machen,
haben wir unten die Abweichungen der Urdrucke angemerkt, soweit sie nicht bloß
lautlich oder orthographisch sind. Die letzteren festzustellen, muß dem dafür
interessirten Leser selbst überlassen bleiben. In den am Schlusse dieses Bandes
stehenden Nachträgen zu Bd. VI und VIII ist außerdem gezeigt, wie sich die
Handschriften zu den von den Herausgebern vorgenommenen Änderungen des Textes A
verhalten.
Es war bisher
nur von den Handschriften des Sermons “Von den guten Werken” und des “Urtheils
der Theologen zu Paris” die Rede, weil nur auf sie der Grundsatz unsrer Ausgabe
Anwendung finden kann, daß bei dem Nebeneinander der Handschrift Luthers und
eines Wittenberger Originaldrucks dem letzteren der Vorrang gebühre. Von der
Auslegung des 109. (110.) Psalms haben wir keinen Wittenberger Originaldruck,
sondern der erste Druck stammt aus Augsburg und erst auf diesem beruht ein
Wittenberger Nachdruck. Hier ist, scheint es, durch Auffindung von Luthers
Handschrift die Grundlage für eine ganz neue kritische Behandlung des Textes gegeben
und uns die Aufgabe gewiesen, eine solche vorzunehmen. Doch auch hier wäre die
Aufgabe nur sehr subjektiv lösbar, wie ich des näheren S. 177 ff. ausgeführt
habe, und es ist daher vorgezogen worden, in derselben Weise wie bei den beiden
anderen Schriften nur das Material darzubieten. Ebenso schließlich bei dem
“Erbieten”, das in dieser Form ja überhaupt erst im 18. Jahrhundert und zwar
nach derselben Handschrift gedruckt worden, nach der wir es nun im vorliegenden
Bande getreu wiedergeben.
Die vorstehenden
Ausführungen haben zur Voraussetzung, daß der kritische Grundsatz unsrer
Ausgabe im wesentlichen zu Recht bestehe, wonach bei einer Konkurrenz der
Handschrift Luthers mit einem Wittenberger Originaldruck letzterer in den
Vordergrund zu stellen ist. Die Berechtigung dieses Grundsatzes ist angefochten
worden, ich nehme daher diese Gelegenheit wahr, in eine Erörterung darüber
einzutreten. Ihr Ergebniß fasse ich gleich hier so zusammen. Den
Originaldrucken Lutherscher Schriften ist allerdings aus allgemeinen Erwägungen
heraus, (zum Theil auch auf Grund unmittelbarer Zeugnisse) der Vorrang vor den
Handschriften im allgemeinen einzuräumen, aber die Handschriften behalten doch
meist einen textkritischen Werth über die Berichtigung von Druckfehlern hinaus.
Jedenfalls wird sich bei dem gegenwärtigen Stande der Lutherforschung in
verhältnißmäßig wenigen Fällen zwischen dem, was in Drucke auf Rechnung des
Verfassers zu setzen
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ist und dem,
was dem Drucker zugeschrieben werden muß, mit einigermaßen objektiver
Beweiskraft scheiden lassen. Darum und weil zugleich die Handschriften unter
allen Umständen einen litterar- und sprachgeschichtlichen Werth als Stufen der
Entwicklung des Schriftstellers und seines Werkes behaupten, wird eine
kritische Ausgabe der Werke Luthers der Wissenschaft am besten dienen, wenn sie
neben dem Texte des Druckes, der nur an Stellen zweifelloser Verderbniß zu
berichtigen ist, die Handschrift unverkürzt mittheilt. Wo die Abweichungen vom
Urdruck irgend erheblich sind, wird dies, wie in den Fällen dieses Bandes,
durch vollständigen, ganz getreuen Abdruck zu geschehen haben.
Die
allgemeinen Gesichtspunkte, aus denen sich der kritische Vorrang der
Originaldrucke Lutherscher Schriften ableiten läßt, sind folgende. Daß als Ziel
der philologischen Kritik die Ermittlung des echtesten, nicht die Herstellung
eines besten und lesbarsten Textes zu gelten hat, wird keinem Widerspruch
begegnen. Welcher ist aber der echteste Text, wenn uns eine Schrift in zwei
(oder gar mehr) echten Texten, d. h. in mehren Gestalten vorliegt, die mit
Sicherheit oder größter Wahrscheinlichkeit auf den Verfasser zurückgeführt
werden dürfen? Wenn wir also entweder die Handschrift des Verfassers und einen
von ihm veranlaßten Druck oder eine erste und eine zweite Bearbeitung besitzen.
Die beiden Fälle haben insofern eine gewisse Verwandtschaft, als ja auch der
erste Druck gegenüber der Handschrift eine Art Bearbeitung darstellen kann. Auf
die Frage, was ist in solchen Fällen das echteste des echten, gibt es eine allgemein
giltige Antwort natürlich nicht: die Beantwortung der Frage wird vielmehr
abhängig sein einmal von dem Standpunkt, den der Kritiker dem Schriftsteller
gegenüber einnimmt, und dann von der besonderen Lage des einzelnen Falles. An
sich ist es möglich, sowohl die Handschrift und die erste Bearbeitung, als auch
den Originaldruck und die zweite Bearbeitung als echtesten Text anzusprechen.
Handschrift und erste Bearbeitung zeigen uns den ersten Wurf und können an der
Individualität des Verfassers gemessen vielleicht echter sein als Originaldruck
und zweite Bearbeitung, die Ergebnisse eines erneuten Durchdenkens und
Durchfeilens sein mögen, dabei aber an ursprünglicher Frische und individueller
Echtheit nicht selten einbüßen. Sofern der Herausgeber in solchen Fällen nicht
überhaupt darauf verzichten muß, einen Text dem anderen als “echter”
überzuordnen, wird er die Entscheidung erstens aus der Erwägung der Frage
schöpfen müssen, ob es aus inneren Gründen mehr darauf ankommt, das Werden des
Schriftstellers vorzuführen, oder das zur Anschauung zu bringen, was er
geworden ist. Im ersteren Falle wird möglichst von dem früheren Texte — eine
Entwicklung überblicken wir ja am sichersten von ihrem Anfangspunkte aus —, im
letzteren von dem späteren Texte auszugehen sein, der
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das Ergebniß
der Entwicklung darstellt. Zweitens aber wird zu erwägen sein, in welcher
Gestalt die Schrift am meisten gewirkt hat. Das kann je nachdem die erste oder
zweite Bearbeitung gewesen sein; die Frage Handschrift oder Originaldruck kann
von dieser Erwägung aus, wie es scheint, nur zu gunsten des Druckes entschieden
werden. Doch dürfte wohl hierbei noch weiter zu berücksichtigen sein, ob der,
um dessen Werk es sich handelt, mehr ein einsamer Denker oder Dichter von
überhaupt geringer Wirksamkeit gewesen ist, oder ob er als ein Mann der
Öffentlichkeit durch seine Schriften einen tiefer gehenden Einfluß auf die
Zeitgenossen und vielleicht auch auf die Nachwelt geübt hat. Können bei jenem
Gründe besonderer Art das Ausgehen von der Handschrift rechtfertigen, so wird
es bei diesem ohne Zweifel geboten sein, die Form der Schriften zu Grunde zu
legen, in der sie der Verfasser der Öffentlichkeit übergeben hat und in der sie
ihre Wirkung gethan haben. Wenden wir diese beiden allgemeinen Erwägungen auf
Luther an, so möchte jene erstere im Ganzen mehr für das Ausgehen von der
Handschrift sprechen, dagegen spricht diese letztere ganz entschieden zu
gunsten der Drucke. Hat es doch vor und nach Luther keinen zweiten gegeben, der
durch seine Schriften eine gleich weit und tief gehende Wirkung auf das
deutsche Volk geübt hätte. Ist es nun die oberste Aufgabe unsres Unternehmens,
den Luther der Geschichte in seiner echten Gestalt vorzuführen, so kann dies
nur dadurch geschehen, daß wir seine Schriften in der Gestalt ihrer
geschichtlichen Wirksamkeit mittheilen, d. h. diese unter keinen Umständen
hinter einer anderen Gestalt zurücktreten lassen. Es gilt dies für alle Seiten
der geschichtlichen Wirksamkeit Luthers, auch für seine sprachgeschichtliche.
Ich habe mit
Bedacht gesagt, unsre Ausgabe dürfe unter keinen Umständen die Gestalt der
Originaldrucke hinter einer anderen Gestalt zurücktreten lassen. Ich meine also
nur, daß der Originaldruck immer Anspruch hat, unverkürzt mitgetheilt zu
werden. Ich meine dagegen nicht, daß er allein Anspruch habe auf vollständige
Wiedergabe, daß der etwa daneben vorhandenen Handschrift Luthers ein kritischer
Werth abzusprechen und sie in die Lesarten zu verweisen sei. Dazu wäre man nur
berechtigt, wenn sich nachweisen ließe, daß Luther immer den Druck seiner
Schriften auch nur so weit überwacht habe, wie man dies von ihm, der sich ja in
so vielen Dingen über seine Zeitgenossen erhob, an dem Maßstabe der
Zeitansichten und der Zeitverhältnisse gemessen, vermuthen könnte. Daß auch
dann an ein Korrekturlesen, wie es heutige Schriftsteller zu üben pflegen, nur
annähernd zu denken wäre, ist kaum zu bezweifeln. Aber darauf käme es auch gar
nicht an, sondern nur darauf, daß in den Originaldrucken Lutherscher Schriften
stets das Maß der Originalität erreicht wäre, das etwa Luther als erreichbar
und hinreichend
[Seite ix]
gelten
mochte. Wir hätten dann kein Recht, mit unserm Maßstab der Originalität zu
kommen und diesen anzulegen. Luther hat zweifellos einen solchen eignen Maßstab
besessen, aber nicht von Anfang an, auch ist er nicht stets derselbe gewesen,
sondern er ist wohl mit der Zeit strenger geworden — und Luther hat auch wohl
öfter darauf verzichten müssen, ihn anzulegen. Über dies alles werden uns erst
Untersuchungen, die das gesammte Material an unmittelbaren Zeugnissen und
Lutherhandschriften verwerthen, wenigstens in den großen Umrissen belehren
können. Denn die Ansichten, die bisher über das Verhältniß der Originaldrucke
zu den Handschriften Luthers ausgesprochen worden sind1, beziehen sich
vorwiegend allein auf die sprachliche Seite. Dazu widersprechen sie einander
zum Theil, keine von ihnen ist ausreichend und allseitig durch Thatsachen
begründet, die unmittelbaren Zeugnisse sind unvollständig oder auch
mißverständlich verwerthet. Insbesondere aber leiden sie unter einer nicht ganz
richtigen Fragestellung. Ich komme darauf zurück. Hier sei nur noch bemerkt,
daß das einzige sichere Ergebniß in der Feststellung besteht, daß das
Verhältniß der Drucke zu den Handschriften Luthers zu verschiedenen Zeiten
verschieden war. Für die Frühzeit Luthers ist man geneigt, eine weniger genaue
Korrektur oder gänzliches Fehlen einer solchen anzunehmen, für die spätere Zeit
wird eine zuweilen sehr genaue behauptet. Nur Dietz will umgekehrt beobachtet
haben, daß die bis 1530 erschienenen Drucke im allgemeinen Luthers Orthographie
wiedergeben, während alle späteren sich bedeutende Abweichungen erlauben.
Heinrich Rückert macht zeitliche Unterschiede gar nicht. Und doch müßten erst
solche feste und leitende Gesichtspunkte für die Beurtheilung des fraglichen
Verhältnisses gefunden sein, ehe es möglich wäre, in dem einzelnen vorliegenden
Falle mit einiger Sicherheit zwischen dem zu scheiden, was von den Abweichungen
des Druckes Luther selbst und was den Korrektoren oder Setzern der Druckereien
zuzuschreiben sei. Oder doch wenigstens zwischen den Änderungen (namentlich der
Sprache), die Luthers Absichten entsprechen, in der Richtung seiner eignen
Bestrebungen liegen, und solchen, die ihnen entgegen sind. Erst wenn wir so
weit sind, könnte mit Aussicht auf objektiven Erfolg versucht werden, auf Grund
von Originaldruck und Handschrift einen kritischen Text herzustellen und dabei
über die Verbesserung der Versehen des Druckes hinauszugehen. Mithin würde vor
der Hand das beste, was unsre Ausgabe hier thun kann,
[Seite x]
das sein, was
sie in diesem Bande gethan hat, daß sie nämlich die Handschriften neben den
Originaldrucken genau wiedergibt.
Zu demselben
Ergebniß muß man auch gelangen, wenn man, absehend von der Bedeutung, die die
Handschriften Luthers für die kritische Behandlung seiner Schriften haben, ihr
Werthverhältniß zu den Originaldrucken vom litteratur- und
sprachgeschichtlichen Standpunkte erwägt. Auch von diesem aus kommt natürlich
der Vorrang dem Originaldruck zu, aber die Handschrift behauptet daneben ihren
eigenen selbständigen Werth, insofern sie einen Einblick gestattet in die
Werkstatt des Schriftstellers, in das Werden des Werkes und des Schriftstellers
selbst. Und darum wird ihre unverkürzte Mittheilung auch dem am besten dienen,
der von jenen Standpunkten an sie herangeht.
Über die
sprachgeschichtliche Bedeutung der Handschriften Luthers ist hier noch ein Wort
zu sagen. Ich erwähnte vorhin, daß die bisherigen Untersuchungen über das
Verhältniß der Lutherdrucke zu den Handschriften, soweit sie die sprachliche
Seite betreffen, an einer nicht ganz richtigen Fragestellung leiden. Man will
die Frage beantworten: ist eine Darstellung der Sprache Luthers in erster Reihe
auf die Handschriften oder auf die Drucke zu gründen? Dabei übersieht man, daß
es dieses “entweder — oder” so schlechthin gar nicht gibt, daß vielmehr je nach
der Absicht, die man verfolgt, das eine wie das andre berechtigt ist.
Betrachtet man Luther nur als eine der deutschschreibenden Persönlichkeiten des
16. Jahrhunderts, rein für sich, so sind natürlich seine Handschriften
einschließlich der Briefe allein vollgiltige Zeugen. Faßt man dagegen Luther in
seiner sprachgeschichtlichen Stellung ins Auge, als den Mann, dessen Schriften
sprachliche Wirkung gethan haben, so kommt natürlich allein die Form derselben
in Betracht, in der sie diese Wirkung geübt, d. h. die gedruckte, und zwar
nächst den Originaldrucken auch die Nachdrucke. Das liegt scheinbar klar zu
Tage, ist aber doch übersehen worden. Auch Heinrich Rückert spricht wohl davon,
daß wir, wo Luthers Handschrift mangelt, in keinem gedruckten Worte Luthers
ganz unumstößlich sicher die Form vor uns haben, in der er es geschrieben; daß
aber diese letztere für die Sprachgeschichte weniger wichtig ist als die, in
der es gedruckt worden, hat er nicht hervorgehoben. Weniger wichtig, aber
natürlich nicht unwichtig oder gleichgiltig. Denn wenn schon eines jeden
Schriftstellers sprachliches Werden für die Sprachgeschichte wichtig ist, so
kann das eines Luther nicht unwichtig für sie sein, da es doch den nothwendigen
Hintergrund seiner Wirkung auf andere bildet und mit dieser in reger
Wechselwirkung steht. Aus diesen Gründen hat die Luthergrammatik, die ja
naturgemäß vor allem den sprachgeschichtlichen Luther im Auge hat, ihre
Darstellung auf die Originaldrucke zu gründen, sie wird aber der Herbeiziehung
der Handschriften einerseits und
[Seite xi]
der
Verwerthung der Nachdrucke andrerseits nicht entrathen können, wenn sie Luthers
Stellung in der deutschen Sprachgeschichte in ihren Wurzeln und ihren Früchten
verständlich machen will. Und das ist ja doch wohl ihr Ziel.
Es liegt zu
Tage, daß die selbständige Geltung, die ich für die Originaldrucke Lutherscher
Schriften aus Erwägungen allgemeiner Art heraus in Anspruch nehme, völlig fest
erst begründet wäre, wenn sich durch Zeugnisse und Thatsachen erweisen ließe,
daß Luther im allgemeinen an den Drucken mehr Antheil hat, als so gemeinhin
jetzt angenommen wird. Ich habe daher den Versuch gemacht, auf Grund des mir
gegenwärtig zu Gebote stehenden, allerdings noch sehr beschränkten Materials,
die Erörterung dieser Frage um ein Kleines über ihren gegenwärtigen Stand
hinauszuführen. Ich hoffe durch die Mittheilung wenigstens zu weiterer Untersuchung
anregen zu können, jene aber soll, da ich das Vorwort damit nicht belasten
will, an andrer geeigneter Stelle erfolgen.
Zum ersten
Male bringt unsere Ausgabe in diesem Bande als Beilagen Nachbildungen von
Holzschnitten und von Lutherhandschriften. Wir wollen damit nicht der
Illustrationsmode unsrer Zeit ein Opfer bringen, sondern folgen einer inneren
Nothwendigkeit. Wenn einmal das Passional Christi und Antichristi den Werken
Luthers eingereiht wurde, was ja mit gutem Grunde geschehen durfte (vgl. Kaweraus
Einleitung), so konnten die Bilder, ohne die der Text in der Luft schwebt,
nicht fehlen. Hergestellt sind die photolithographischen Nachbildungen durch
die Hofkunstanstalt von Rommel & Co. in Stuttgart.
Wir geben
außer den 26 Bildern der Ausgabe A auch deren Titelblatt und die bedruckte
Schlußseite, ferner das Ersatzbild der zweiten Wittenberger Ausgabe (B). Die
Unterschriften der Bilder sind hier weggeblieben, da sie S. 701 ff. mitgetheilt
sind. Die Numerirung der Bilder erleichtert die Auffindung der zugehörigen
Unterschriften.
Ähnlich wie
diese erste Beigabe sind auch die anderen aus dem Inhalt und Charakter des
neunten Bandes gewissermaßen organisch entwickelt. Die umfangreichen
Randbemerkungen Luthers zu verschiedenen in seiner Frühzeit von ihm benutzten
Büchern, die in unserm Bande zum ersten Male mitgetheilt werden, ließen es
wünschenswerth erscheinen, sie durch einige Facsimile vor den Lutherforschern
zu beglaubigen, um so mehr, als die betreffenden Bücher vielfach auch
Eintragungen andrer Hände enthalten (vgl. Nr. II). Diese Absicht erweiterte ich
im Einverständniß mit der Kommission und dem Verleger zu dem Plane, unsre
Ausgabe überhaupt mit Nachbildungen von Handschriften
[Seite xii]
Luthers
auszustatten und damit hier in dem Ergänzungsbande zu I –VIII den Anfang für
die Vorwartburgzeit zu machen. Von den Zwickauer Randbemerkungen geben ir eine
Probe aus den ältesten, zu Augustini Opuscula, um 1509 (I), ferner aus den
umfangreichsten, zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, 1510/11 (II) und aus
den jüngsten, zu Taulers Predigten, um 1516 (IV). Von den drei zu Luthers
erster Psalmenvorlesung (1513 –16) in Beziehung stehenden Handschriften wurde
die Dresdener ausgewählt, weil sie einen fortlaufenden Text von Luthers Hand
bietet (III). Der Entwurf des Briefes an den Papst (V) fand Aufnahme wegen
seiner Bedeutsamkeit und auch als Vertreter des Jahres 1518, nachdem ungünstige
Umstände sachlicher und persönlicher Natur leider die Absicht vereitelt hatten,
das Jahr 1518 durch eine Probe aus der ältesten deutschen Handschrift Luthers
von größerem Umfange, der Auslegung des Psalms 109, vertreten zu lassen. Aus
dem Jahre 1520 bringen wir eine Seite des Sermons von den guten Werken (VI),
aus dem Jahre 1521 eine Seite des Urtheils, der Theologen zu Paris usw. (VII).
In ähnlicher Weise soll auch in Zukunft darnach gestrebt werden, wenn schon
nicht für jedes Jahr, so doch wenigstens für je zwei Jahre einen
handschriftlichen Beleg zu geben. Die sieben diesem Bande beigegebenen
Handschriftenfacsimile sind mit bekannter Meisterschaft durch die
chalkographische Abtheilung der Reichsdruckerei in Kornhochätzung aus Kupfer
hergestellt, den Druck dieser Blätter hat die Hof-Buchdruckerei zu Weimar
ausgeführt. Die Facsimile geben die Handschriften in ihrer wirklichen Größe
wieder, die Anordnung ist zeitlich, nur mußte aus drucktechnischen Gründen,
weil Nr. IV für das Format der Ausgabe etwas zu groß ist, Nr. V vor Nr. IV
gestellt werden. — Dem Magistrat der Stadt Danzig und dem Rathe der Stadt
Zwickau, sowie den Vorständen der Kgl. öff. Bibliotheken zu Dresden und
Stuttgart spreche ich hier den geziemenden Dank aus für das Entgegenkommen,
durch das sie die Herstellung der Facsimile in der Reichsdruckerei ermöglicht
haben.
Wir hoffen in
diesen Handschriftnachbildungen den Lutherforschern und Lutherfreunden eine
willkommene Gabe darzubieten. Denn abgesehen davon, daß durch sie die
Behauptung, eine Handschrift rühre von Luther her, wenigstens für einen Theil
der Fälle erhärtet wird, werden diese Facsimile der Lutherforschung allmählich
ein Material zugänglich machen, das einerseits zum Erkennen und zur Auffindung
bisher unerkannt oder verborgen gebliebener Lutherhandschriften eine
vorzügliche Handhabe darbietet, andrerseits aber auch dazu wird verwerthet
werden können, sonst undatirbare Handschriften Luthers, wie z. B. die
Handschrift der Sprichwörtersammlung, wenigstens annähernd zeitlich
einzuordnen. Und schließlich hat es ja auch an sich ein gewisses Interesse,
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die
Wandlungen der Handschrift Luthers und ihre verschiedenen Erscheinungsformen in
unsrer Ausgabe verfolgen zu können. Daß aus der Ausführung dieses Planes unsrer
Ausgabe vielleicht eine drückende Last erwachse, ist nicht zu befürchten, weil
die Zahl der erhaltenen Lutherhandschriften zwar im Hinblick auf die seit
Luthers Zeit vergangenen Jahrhunderte nicht unbedeutend genannt werden kann,
aber doch im Verhältniß zu dem, was Luther geschrieben, nicht groß ist, oder
genauer gesagt zu sein scheint. Denn leider ist auch vom Standpunkt unsrer
Ausgabe noch die Klage Heinrich Rückerts (Geschichte der neuhochdeutschen
Schriftsprache II, 42) berechtigt, daß man den erhaltenen Luthermanuskripten
nicht mit der gebührenden Sorgfalt und Ehrfurcht nachgegangen sei. Ich richte
daher an dieser Stelle die Bitte an Alle, die von dem Vorhandensein von
Lutherhandschriften (auch geringsten Umfanges) Kenntniß haben, mir eine kurze
Mittheilung zukommen zu lassen. Wenn dies in weiterem Umfange geschähe, so
könnte der Hoffnung Raum gegeben werden, daß das Unterbleiben einer systematischen
Aufspürung der auf unsre Tage gekommenen Lutherhandschriften als einer
nothwendigen Vorarbeit für unsre Ausgabe, in seinen Folgen möglichst werde
eingeschränkt werden. Dankbarer Werthschätzung ist daher jeder Hinweis oder
Nachweis gewiß.
Über die
Druckeinrichtung ist noch Einiges zu bemerken. Bei Wiedergabe der
Randbemerkungen wurden, wie das in Band III und IV geschehen war, die
glossirten Worte in kursiver Schrift gegeben. Vielleicht hätten die den Drucken
entnommenen Titel und Überschriften gleichfalls kursiv gesetzt werden sollen,
um die Möglichkeit von Irrungen völlig zu bannen. Aber auch so ist sie nicht
groß, selbst in einem Falle, wie er S. 108 begegnet, ist dem ausmerksamen Leser
ohne weiteres klar, daß die oberen vier Überschriften von Luther herrühren, die
letzte (Cur deus homo) dem Drucke angehört. — Um die Übersicht über die
glossirten Stellen an der Hand von Mignes Patrologie zu erleichtern, wurden die
Stellenangaben nach der letzteren nicht neben die Citate nach den Exemplaren Luthers
in den Text gesetzt, sondern an den äußeren Rand der Seiten.
Über die
Lesarten ist bereits im Vorwort zu dem 1892 erschienenen fünften Bande bemerkt,
daß deren Verzeichnung etwas vereinfacht sei durch den Gebrauch des in
kritischen Ausgaben allgemein gebräuchlichen Zeichens ], um dadurch
auszudrücken, daß die vor ] stehenden Worte des Grundtextes in einem oder
mehren anderen Texten durch die dahinter stehenden vertreten seien. Um auch die
etwas schwerfälligen und, wenn gehäuft, leicht unschön wirkenden “ ” sowohl in
den Lesartenverzeichnissen als auch in den Anmerkungen ganz entbehrlich zu
machen, sollten ferner bei deutschen Schriften die Worte des
[Seite xiv]
Herausgebers
in Antiqua gegeben werden, bei lateinischen aber wie bisher in Fraktur. Demgemäß
ist im vorliegenden Bande verfahren worden. Nur bei der Königsberger
Handschrift mußte insofern abgewichen werden, als hier auch zu den ganz
deutschen Predigten unter dem Texte vorwiegend lateinische Worte (die
Randbemerkungen Polianders usw.) anzuführen waren. Wenn nun dem aufgestellten
Grundsatz gemäß die Worte des Herausgebers in Antiqua gegeben worden wären,
hätten jene sämmtlich in “” gesetzt werden müssen. Ich habe daher vorgezogen,
diese Predigten wie lateinische zu behandeln, d. h. für die Worte des
Herausgebers Fraktur zu wählen und nur bei den seltner vorkommenden deutschen
Textworten die “” anzuwenden. Da ähnliche Zwiespältigkeit sich leicht
wiederholen kann, z. B. bei den lateinisch und deutsch mischenden
Predigtnachschriften, so soll künftig dadurch abgeholfen werden, daß
gleichmäßig bei lateinischen wie deutschen Lutherschriften die Worte der
Herausgeber kursiv gegeben werden, von denen sich dann sowohl lateinische
Textworte in Antiqua wie deutsche in Fraktur abheben. Dies diem docet.
Im vorigen
Jahre konnte das Vorwort zum fünften Bande der Hoffnung Ausdruck geben, daß
1893 außer Band IX auch Band VII an die Öffentlichkeit treten werde. Diese
Hoffnung ist an persönlichen Hindernissen zerronnen. Da diese nicht völlig
beseitigt sind, kann auch für 1894 Band VII leider nicht bestimmt in Aussicht
gestellt werden. Dagegen soll der Druck des XI. Bandes binnen kurzem beginnen
und wird, wenn nichts hindernd dazwischen tritt, im nächsten Jahre zu Ende
geführt werden können. Für 1894 ist auch noch der Druckbeginn eines der
späteren Bände beabsichtigt.
Berlin, den
18. Oktober 1893.
Dr. Paul
Pietsch,
Professor an
der Universität Greifswald.
[Seite xv]
[1]
1893
[Seite xv]
Seite
Vorwort III
Randbemerkungen
Luthers [Buchwald] 1
Zu Augustini
Opuscula. 1509 2
Zu Augustins
Schriften De trinitate und De civitate dei. Um 1509 15
Zu den
Sentenzen des Petrus Lombardus. 1510/11 28
Zu Taulers
Predigten. Um 1516 95
Zu Opuscula
Anselmi und Johannis de Trittenhem Liber lugubris de statu et ruina monastici
ordinis. Um 1513 –16 104
Zu dem
hebräischen Texte der Psalmen. Um 1516 –20 115
Blatt XLI des
Wolfenbüttler Psalters. Ergänzung zu den Dictata super psalterium. 1513 –1516.
(Zu Bd. III) [Kawerau] 116
Auslegung und
Deutung des heil. Vaterunsers. 1518. (Zu Bd. II, S. 74 ff.) [Knaake-Pietsch]
122
Martin
Butzers Bericht an Beatus Rhenanus über die Heidelberger Disputation. 1518. (Zu
Bd. I, S. 350 ff.) [Knaake] 160
Eine Äußerung
Luthers über die Heidelberger Disputation. 1518. [Knaake] 170
Bruchstück
eines ersten Entwurfes zu dem frühesten Schreiben Luthers an den Papst. 1518.
(Zu Bd. I, S. 527 ff.) [Steiff] 171
Luthers
Handschrift der Auslegung des 109. (110.) Psalms. 1518. (Zu Bd. I. S. 687 ff.)
[Doleschall-Pietsch] 176
Aufzeichnungen
Luthers vermuthlich für eine Predigt über Luc. 7, 11 –17. 1518 (?) [Steiff] 203
Nachtrag zu
den Acta Augustana. 1518. (Zu Bd. II, S. 25) [Buchwald] 205
Disputatio D.
Iohannis Eccii et P. Martini Luther in studio Lipsensi futura. 1519. (Zu Bd.
II, S. 153 ff.) [Koffmane] 206
[Seite xvi]
Der nicht von
Luther selbst in den Druck gegebene Text des Sermons vom ehelichen Stand. 1519.
(Zu Bd. II, S. 162 ff.) [Knaake] 213
Eine
christliche Vorbetrachtung, so man will beten das heilig Vaterunser. 1519
[Koffmane-Pietsch] 220
Luthers
Handschrift des Sermons von den guten Werken. 1520. (Zu Bd. VI, 202 ff.
[Nikolaus Müller] 226
Luthers
handschriftlicher Entwurf des Erbietens. 1520. (Zu Bd. VI, 476 ff.) [Knaake]
302
Eintragungen
Luthers in das Dekanatsbuch der theologischen Fakultät der Universität
Wittenberg 1515. 1517. 1518. 1520 [Thiele] 305
Disputationsthesen
Luthers 1519. 1520 [Koffmane] 310
Predigten
Luthers gesammelt von Joh. Poliander. 1519 –1521 [Thiele] 314
Übersicht des
Inhalts 325
Passional
Christi und Antichristi. 1521 [Kawerau] 677
Luthers
Handschrift von “Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers,
Ein Gegenurtheil D. Luthers” usw. 1521. (Zu Bd. VIII, 267 ff.) [Nikolaus
Müller] 716
Einzelnachträge
und Berichtigungen zu Bd. I –VI. VIII. IX. 762
Beilagen:
1) Passional Christi und Antichristi.
2) Handschriftenfacsimile I –VII, (1509
–1520).
[Seite 1]
[Einleitung]
1893
[Seite 1]
Die Zwickauer
Rathsschulbibliothek bewahrt folgende, in den Jahren 1889 und 1890 dort
aufgefundene Bücher, die Bemerkungen von Luthers Hand enthalten, auf:
1. Augustini
opuscula (XI, 4, 34).
2. Augustini
de trinitate (XX, 3, 3).
3. Augustini
de civitate dei (XX, 3, 3).
4. Textus
sententiarum cum conclusionibus ac titulis questionum sancti Thome (XIX, 5, 7).
5. Opuscula
beati Anselmi (VII, 5, 23).
6. Johannis
de Trittenhem liber lugubris de statu et ruina monastici ordinis (mit Nr. 5
zusammengebunden).
7. Sermones
Iohannis Thaulerii (XX, 6, 12).
Diese Bücher
waren einst Eigenthum des 1687 gestorbenen Zwickauer Rektors M. Christian Daum,
dessen Bibliothek 1694 von der Stadt Zwickau käuflich erworben worden ist.
Früher waren sie im Besitze des Zwickauer Stadtphysikus Dr. Petrus Poach (†
1622) gewesen, der sie von seinem Vater, M. Andreas Poach, dem Freund und
Verehrer Luthers ererbt hatte.
Nach einer
Bemerkung in einem Briefe an Johannes Sextus in Nürnberg (vom 17. Mai 1650)
besaß Daum im Ganzen “9 Stück, die D. Lutheri gewesen, in ipso adhuc monachatu,
darein er viel geschrieben”. Indessen haben sich nur die oben aufgeführten
Bände gefunden. Die beiden noch fehlenden, schon seit langer Zeit in der
Zwickauer Bibliothek nicht mehr vorhandenen Bände mit Lutherschen
Randbemerkungen sind nach einer Notiz in Daums Katalog vermuthlich gewesen:
8. Ambrosii
Catharini contra Lutherum super his verbis: Tu es Petrus &c. et Tibi dabo
claves &c. Dialogus.
9. Prophetia
sanctae Hildegardis abbatissae. Rescriptio Sancti Odalrici Episcopi in qua
Nicolao Papae de continentia clericorum non juste, sed impie, non canonice, sed
indiscrete, tractanti respondit. Epistola M. Johannis Hauerlant ad M. Ortwinum
Gratium Daventrianum.
Beide Werke
befanden sich in dem Quartband XVI, X, 9.
[Seite 2]
In einem
Briefe an Georg Styrzel in Rothenburg (vom 15. Juli 1660) behauptet Daum auch
in folgendem, in der Zwickauer Bibliothek noch vorhandenen Buche (XXXI, 1, 22)
Luthers Hand gefunden zu haben:
“OMNIA OPERA
BAPTISTAE || MANTVANI CARMELITAE || IN HOC VOLVMINE || CONTENTA. ||” Darunter
18 Zeilen Inhaltsangabe. 394 Blätter in Folio; das vierte Blatt und die drei
letzten Seiten leer. Am Ende: “Impressum Bononiæ per Benedictum Hecto || ris
Calcographum accuratissimum ære || proprio Anno Salutis. M. Dii. || Die vero.
xi. Iunii. Ciui || tatis habenas mode || rante Dn̄o Ioa || ne Bēti-
|| uolo || Patriæ parente Bene Merito. ||” Darunter 6 Zeilen Signaturangabe und
Druckerzeichen.
Der
Unterzeichnete hat jedoch ebenso wie Andere, welche die Handschriften der Bände
verglichen, sich nicht davon überzeugen können, daß die in diesem Bande
zahlreich sich findenden, übrigens werthlosen Bemerkungen Luthers Hand
entstammen.1
Vgl. Beiträge
zur sächsischen Kirchengeschichte 5. Heft, 1890, S. 67 –90. Wissenschaftliche
Beilage der Leipziger Zeitung 1890, S. 369 f. Leipziger Zeitung 1890, S. 3020.
Artikel “Andreas Poach” in der Allgemeinen Deutschen Biographie.
Lic. Dr.
Georg Buchwald.
[Einleitung]
1893
[Seite 2]
Melanchthon
berichtet in seiner “de vita Martini Lutheri narratio” von Luther: “omnia
Augustini monumenta et saepe legerat et optime meminerat. Hoc acerrimum studium
inchoavit Erfordiae, in cujus urbis collegio Augustiniano commoratus est annos
quatuor”.
Selbständiges
Studium hatte Luther, einst einen Verächter Augustins, nach seinem eigenen
Bekenntniß zur Werthschätzung des Kirchenvaters geführt. Im Jahre 1517 hielt er
eine, 1539 schon nicht mehr vorhandene Rede “in qua historiam Augustini
contulit ad Psalmum: Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum etc.” (Duae
orationes habitae a Ioanne Saxone Holsatiensi etc. Viteb. 1539 Bl. Ca). Das
älteste Zeugniß seiner Beschäftigung mit demselben bildeten bis jetzt die
Dictata super Psalterium (1513 –1516). In welcher Zeit aber Luther
[Seite 3]
begonnen hat,
Augustin zu studiren, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Indeß beweist die
Entdeckung des von Luther benutzten Exemplars der Opuscula Augustini die
Richtigkeit des von Melanchthon Gesagten, wenn auch noch dahingestellt bleiben
muß, ob dasselbe wahr ist auch schon bezüglich seines ersten Aufenthaltes in
Erfurt.
Die Ausgabe
der Opuscula Augustini, die Luther im Erfurter Kloster benutzt hat, ist
folgende:
“Aurelii
Augustini || opuscula plurima ||”. 274 Blätter in Kleinfolio. Letztes Blatt
leer. Am Ende: “Aurelij Augustini Hipponēsis ep̄i:
|| ac doctori ecclesiae sanctissimi p̱iter & p̱“
|| spicacissimi: pl'imo℞ opusculo℞ necnon || vitae ei9 a Possidonio 9scriptae: impen || sis
& op̱a Martini flach Argētinae accu || ratissime impressoz
Finis Anno a nati || uitate saluator n̄ri. M. ccc. Ixxxix. xiij. ||
kalendas Apriles. ||” Darunter neun lateinische Disticha.
Das
Titelblatt trägt mancherlei handschriftliche Vermerke. Ganz oben steht von
unbekannter Hand geschrieben: “quod libelli duodecim prophetarum sunt unus liber,
probat Augustinus libro 2o de doctrina christiana folio ij sive 3o. quod
librorum sapientie et ecclesiastici auctor sit Jhesus sirach, dicit ibidem
Augustinus fo. ij”. Darunter findet sich eine alte Bibliothekssignatur “a.
181”. Unmittelbar unter dem Titel lesen wir die von Luther geschriebenen Worte:
“Moritur b. Augustinus Anno domini .433. Et nunc scilicet 1509. fuit mortuus ad
.1076. annos”. Hiernach hat Luther diesen Band im Jahre 1509 benutzt. Derselbe
war Eigenthum des Erfurter Augustinerklosters: so besagt die allerdings zehn
Jahre jüngere, unter Luthers Worten stehende Bemerkung von anderer unbekannter
Hand: “Conventus ordinis fratrum eremitarum sancti Augustini in Erphordia:
1519:”. In sein Erfurter Kloster aber war Luther 1509, und zwar wohl im Herbst
zurückberufen worden, nachdem er im März dieses Jahres zu Wittenberg den Grad
eines baccalaureus biblicus erlangt hatte und während er eben im Begriffe war,
zum zweiten theologischen Grade, dem eines sententiarius, fortzuschreiten. Als
sententiarus war er bis 1511 bei der theologischen Fakultät Erfurts thätig.
Im Inhalt der
Anmerkungen Luthers ist für die Zeit, in der er sie geschrieben hat, und
zugleich für seinen eigenen damaligen Standpunkt die Beziehung auf Wimpfeling
und den bittern Streit, in den dieser mit dem Augustinerorden damals gerathen
war, bei Sermo I Bl. CXCIIIIa (S. 12 unserer Ausgabe) zu beachten.
Später hat
Andreas Poach wohl aus der Erfurter Klosterbibliothek jenes Buch erworben: er
hat auf dem Titelblatt den Inhalt der opuscula verzeichnet.
Nicht zu
allen Schriften Augustins, die in dem Bande sich finden, hat Luther
Randbemerkungen gemacht. Wir geben daher eine Übersicht der opuscula, um
erkennen zu lassen, welche Schriften der werdende Reformator damals in diesem
Bande vor sich gehabt hat, und verzeichnen die Stellen, an denen sich dieselben
in der Gesammtausgabe der Werke Augustins finden, die der Patrologiae cursus
completus accurante I. P. Migne bietet.
Vgl. Köstlin,
M. L.3 Bd. 1 S. 98 ff. Kolde, M. L. Bd. 1 S. 73. Realencykl. für
protestantische Theologie2 Bd. 17 S. 189.
[Seite 4]
1.
Meditationes Migne tom. XL = Op. Aug. VI. Sp. 901 –942.
2. Soliloquia
Sp. 863 –898.
3. Manuale de
verbo dei Sp. 951 –968.
4.
Enchiridion Sp. 231 –290.
5. De
triplici habitaculo Sp. 991 –998.
6. Scala
paradisi Sp. 997 –1004.
7. De
duodecim abusionum gradibus Sp. 1079 –1088.
8. De beata
vita Migne tom. XXXII. = Op. Aug.
I. Sp. 959 –976.
9. De
assumptione Mariae virginis M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 1141 –1148.
10. De
divinatione daemonum Sp. 581 –592.
11. De
honestate mulierum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 2301 –2305.
12. De cura
agenda pro mortuis M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 591 –610.
13. De vera
et falsa poenitentia Sp. 1113 –1130.
14. De cordis
contritione Sp. 943 –950.
15. De
contemptu mundi Sp. 1215 –1218.
16. De
convenientia decem praeceptorum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1783 –1788.
17. De
cognitione verae vitae M. t. XL.
Op. Aug. t. VI. Sp. 1005 –1032.
18.
Confessiones M. t. XXXII. Op. Aug.
t. I. Sp. 659 –868.
19. De
doctrina christiana M. t. XXXIV. Op. Aug. t. III1. Sp. 15 –122.
20. De fide
ad Petrum M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 753 –780.
21. De vita
et moribus clericorum M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1568 –1581.
22. De vera
religione M. t. XXXIV. Op. Aug. t. III1 Sp. 121 –172.
23. De
spiritu et anima M. t. XL. Op.
Aug. t. VI. Sp. 779 –832.
24. De vita
christiana Sp. 1031 –1046.
25. De
diffinitionibus orthodoxae fidei
M. t. LVIII. Sp. 979 –1000.1
26. De
disciplina christiana M. t. XL.
Op. Aug. VI. Sp. 669 –678.
27. Sermo de
charitate M. t. XXXIX. Op. Aug. t. V2. Sp. 1533 –1538.
28. De decem
chordis Sp. 75 –91.
29. De
ebrietate Sp. 2307 –2308.
30. De
vanitate hujus saeculi M. t. XL. Op. Aug. t. VI. Sp. 1213 –1218.
31. De
oboedientia et humilitate Sp. 1221 –1224.
32. De agone
christiano Sp. 289 –310.
33. De bono
disciplinae Sp. 1219 –1222.
34. De
communi vita clericorum M. t. XXXII. Op. Aug. t. I. Sp. 1377 –1384.
35. Possidonii
de vita Augustini Sp. 33 –66.
Im folgenden
giebt die am Rande stehende römische Zahl den Band, die arabische die
Spaltenzahl der Patrologie an. Im Texte steht zuerst die Blattzahl des von
Luther glossirten Bandes, sodann kursiv die glossirten Textworte, endlich
hinter dem Doppelpunkt die Randbemerkung selbst.
[Seite 5]
[Zu Augustini
opuscula]
1509
[Seite 5]
[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 4
resideant]
[1]
Enchiridion.
[2] [VI, 235
[Cap. 9]] Bl. XXXVIIb quia nec ipsi omnia reppererunt: Bonum diffinitorium de
[3]
philosophis.
[4] Bl.
XXXVIIIb rursusque in se ipsa residant: Electa monitio. [VI, 239 [Cap. 16]]
[5] Bl. LIIa
sicut minor fuit immortalitas: Idem li. 22 civitate
[6] ultimo.
[VI, 281 [Cap. 105]]
[7] De
triplici habitaculo.
[8] Bl. LVb
quam cujus auris non minus. Zwischen quam und cujus: videt. [VI, 995 [Cap. 4]]
[9] Bl. LVIa
Si enim quod praesentia dei habet: Solutio. [VI, 995 [Cap. 5]]
[10] De
assumptione virginis Mariae.
[11] Bl. LXXb
Non immerito ergo excipitur a quibusdam: Ro. 1. [VI, 1144 [Cap. 4]]
[12] De cura
agenda pro mortuis.
[13] Bl.
LXXVb Sed cum haec ita sint, quomodo: Questio. [VI, 593 [Cap. 1]]
[14] Verum
haec ita solvitur quaestio: Solutio.
[15] quoniam
quodam vitae genere: i. e. modo vivendi.
[16] Sed
utrum aliquid prosit animae mortui: quaestio.
[17] Bl.
LXXVIa At enim in tanta inquam strage: c. xij. [VI, 594 [Cap. 2]]
[18] Proinde
ista omnia: Responsio.
[19] verum
etiam ex aliorum elementorum: modus resurgendi.
[20] Nec ideo
tamen contemnenda: c. xiij. [VI, 595 [Cap. 3]]
[21] Haec
enim non ad ornamentum vel adjutorium: Commendatio sepulturae
[22]
praestandae.
[23] ubi et
illud salubriter discutitur: Corrolarium.
[24] Bl.
LXXVIb monumentum eo quod moneat: Monumentum unde dicatur, sed [VI, 596 [Cap.
4]]
[25] cave
analogiam.
[26] Bl.
LXXVIIIa Pro certo cum Mediolani essemus: Exemplum. [VI, 601 [Cap. 11]]
[27] Sed
eodem ipso ferme tempore: Aliud Exemplum. [VI, 602]
[28] Quo non
intellecto vix potuit dormire sollicitus: Simile de se dicit
[29]
Franciscus Philelphus in quadam oratione.
[30] Bl.
LXXVIIIb Homo quidam de turma curina:1 Exemplum. [VI, 602 [Cap. 12]]
[31] Bl
LXXIXa Ibi ergo sunt spiritus defunctorum, ubi: Conclusio. [VI, 605 [Cap. 13]]
[32] Dixerit
aliquis Si nulla est: Objectio. [[Cap. 14]]
[33] Sed
numquid quia homo2 ille dives: Responsio.
[34] Ubi
rursus occurrit quomodo: Objectio.
[35] Bl.
LXXIXb Proinde fatendum est nescire: Responsio integra. [[Cap. 15]]
[Seite 6]
[1] [VI, 606]
Mitti quoque ad vivos: De supernaturalibus hic apparitionibus.
[2] Nam
Samuel propheta: Opinio Augustini de Saule.
[3] [VI, 607
[Cap. 17]] Bl. LXXXa Talem fuisse credendum est: Exemplum.
[4] [VI, 608]
Nam Mediolani apud sanctos Protasium et Gervasium: Miraculum
[5] S.
Ambrosii.
[6] [VI, 609
[Cap. 18]] Quae cum ita sint, non existimemus: Responsio totalis et Epiloga.
[7] De
convenientia decem praeceptorum.
[8] [V, 1785]
Bl. XCIb Cinifes natae sunt: Quid sint cinifes.
[9] De
cognitione verae vitae.
[10] [VI,
1005] Bl. XCIIb zum Titel der Schrift: Hic liber nullo modo est beati
Augustini,
[11] ut patet
ex stilo et modo quia verbosus est.
[12] [VI,
1009 [Cap. 3]] Bl. XCIIIb Igitur ratione1 repugnante nihil de deo proprie: Non
bene
[13]
exclusisti deum, Bone Magister. Multum alia est impossibilitas
[14]
elocutionis de deo quam praedicamentorum et logicae.
[15]
Confessiones.
[16] [I, 684
[Abschn. 3]] Li. III. Bl. CIIa An cum miserum neminem esse libeat: Quare
dolores
[17] amentur.
[18] Bl. CIIb
Nunc vero magis misereor: Differunt misericordia { theatrica / vera
[19] Si enim
est malivola benevolentia: ut sit malivola.
[20] potest
et ille qui veraciter: q. d. ergo nec potest.
[21] cupere
esse miseros, ut misereatur: ut scenici.
[22] [I, 685
[Abschn. 7]] in librum quendam cujusdam2 Ciceronis: de Hortensio.
[23] [I, 686
[Abschn. 10]] Bl. CIIIa Incidi itaque in homines superbe delirantes: Quomodo
incidit in
[24] errorem
Manich.
[25] [I, 687]
Cibus enim3 in somnis: Similitudo.
[26] Et
rursus certius imaginamur: Quis fuerit error dicit.
[27] [I, 688
[Abschn. 11]] Bl. CIIIb qualia per illum: oculum.
[28]
vorassem: percepissem.
[29]
[[Abschn. 12]] suffragarer: consentirem.
[30] stultis
deceptoribus cum a me quaererent: Quae fuerunt motiva ad
[31] errorem
manicheorum ex scripturis Augustino.
[32] quia non
noveram malum non esse: Confutat motiva.
[33]
[[Abschn. 13]] sed eos ab imperitis judicari iniquos: noveram.
[34] non sibi
concedi quid venale proponere: Similitudo.
[35] [I, 689
[Abschn. 14]] non ubique atque omnibus: Haec omnia non noveram.
[Seite 7]
[1] Bl. CIIIa
et in uno aliquo versu: similitudo.
[2] non solum
sicut deus juberet atque inspiraret: quia hoc eos posse
[3] non
putavit vel debere propter injustitiam eorum.
[4] Numquid
aliquando aut alicui injustum est: Hoc semper justum est. [[Abschn. 15]]
[5] ubique ac
semper detestanda: Illa semper.
[6] Quae
autem contra mores hominum: Haec non semper, ut habere
[7] duos
uxores.
[8] aut una
aut duabus earum: libidinibus. [I, 690 [Abschn. 16]]
[9] Et sunt
quaedam similia vel flagitio vel facinori: Ex hoc et supra [[Abschn. 17]]
[11] dictis
habes quomodo differunt [10] { flagitium./[11] { facinus./[12] { peccatum.
[13] Bl.
CIIIb cum conciliantur: et non puniuntur.
[14] Quam
tamen ficum si comedisset: Vide librum de moribus Manicheorum. [I, 691 [Abschn.
18]]
[16] aliquis
sanctus: scilicet Manicheorum.
[17]
anhelaret de illa: anhelaret i. e. per anhelitum eructaret angelos quia
[18] sic
purgari fingebant naturam dei.
[19] nisi
electi sancti: scilicet Manicheorum.
[20] Li. IV.
Bl. CVa coronarum fenearum: ex feno vel gramine. [I, 693 [Abschn. 1]]
[21] Illac
autem purgari nos: Ista non intelliges nisi librum de moribus
[22]
Manicheorum legeris.
[23] pascit
ventos: pascit ventos. [I, 694 [Abschn. 3]]
[24] Bl. CVb
quod quasi eis nullum esset: nisi et ego &c.. [[Abschn. 4]]
[25] In illis
annis quo primo tempore: de amico. [I, 696 [Abschn. 7]]
[26] Bl. CVIa
Quo dolore contenebratum est: Vide ingenuam eloquentiam in exprimendis
[27]
affectibus. [I, 697 [Abschn. 9]]
[28] Bl. CVIb
zu dem Abschnitt von Alia erant quae in eis amplius an: aurea [I, 699 [Abschn.
13]]
[29] verba.
[30] Bl.
CVIIb libros de pulcro et apto: de libris pulcro et apto. [I, 701 [Abschn. 20]]
[31] Bl.
CVIIIa Et quid mihi proderat quod annos natus: Laudat ingenium suum. [I, 704
[Abschn. 28]]
[32] Bl.
CVIIIb quia et si minus magnum: Contra Modernos. [I, 705 [Abschn. 29]]
[33] Li. V
Bl. CXa Sensi autem aliud genus hominum: Contra nostrates gramatellos. [I, 710
[Abschn. 10]]
[35] Bl. CXIb
et prope sola causa erat inevitabilis: Causa erroris. [I, 715 [Abschn. 19]]
[36] mali
substantiam quandam: Substantia mali. [[Abschn. 20]]
[37] Et quia
deum bonum nullam: Substantia boni.
[38] Jam enim
Helpidii cujusdam: Helpidius. [I, 716 [Abschn. 21]]
[39] Li. VI
Bl. CXIIIb quoniam nulla pugnacitas calumniosarum: pugnacitas. [I, 723 [Abschn.
7]]
[40] Bl. CXVa
gerebam in eodem luto hesitans: In eodem luto. [I, 728 [Abschn. 18]]
[41] Li. VII.
Bl. CXVIIa Sed rursus dicebam. Quis fecit me: Quare coactus [I, 735 [Abschn.
5]]
[42] ponere
principium mali.
[Seite 8]
[I, 743
[Abschn. 18]] [1] Bl. CXIXa Et manifestatum est mihi, quam bona sunt: Unde
invenit quid
[2] sit
malum.
[3] [I, 744
[Abschn. 20]] Bl. CXIXb Et quia non audebat anima mea: causa erroris.
[I, 746
[Abschn. 25]] [4] Bl. CXXa Sed postea hereticorum appollinaristarum:
appolinaristae.
[5] quomodo
catholica veritas a fotini falsitate: fotini.
[6] [I, 748
[Abschn. 27]] Bl. CXXIa Et aliud est de silvestri cacumine: Comparatio
veritatis in
[7] libris {
ethnicis./[8] { ecclesiasticis.
[9] [I, 754
[Abschn. 12]] Li. VIII. Bl. CXXIIb Et sicut nemo est qui dormire: Pulchra
similitudo.
[10] [I, 759
[Abschn. 21]] Bl. CXXIIIa quia non totus assurgit veritate: Improbatio duarum
animarum
[11] in uno
homine.
[12] [I, 775
[Abschn.27]] Li. IX. Bl. CXXVIIIb Frater antem meus quiddam locutus est: Hic
utique
[13] carnalis
frater.
[14] [I, 776
[Abschn. 30]] nunquam se audisse ex ore meo jaculatum: Pietas Augustini.
[15] [I, 777
[Abschn. 32]] Bl. CXXIXa versus Ambrosii tui: Versus ambrosii.
[16] [I, 784
[Abschn. 12]] Li. X. Bl. CXXXIa Ubi sunt thesauri innumerabilium imaginum:
Digreditur
[17] longe.
[18] [I, 785
[Abschn. 15]] Bl. CXXXIb ut ubi sit quid sui: aliquid.
[19] [I, 786
[Abschn. 16]] Bl. CXXXIb nec eorum imagines sed res ipsas gero: Quomodo
spirituales
[20] imagines
non sint aliarum rerum nisi ipsemet.
[21] [I, 787
[Abschn.18]] Quocirca invenimus nihil esse aliud discere: Discere quid.
[22]
[[Abschn.19]] Nam illi aliter graece aliter latine sonant: Cogitare.
[23] Bl.
CXXXIIa nisi eadem imago vi memoriae teneretur:[I, 789 [Abschn.23]]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[30] [I, 790
[Abschn.26]] Bl. CXXXIIb Ecce in memoriae meae campis: Epilogat.
[31] Per haec
omnia discurro: Redit ad propositum.
[32] [I, 794
[Abschn.33]] Bl. CXXXIIIb Gaudium de veritate omnes: Gaudium de veritate in
vita
[33] beata.
[34]
[[Abschn.34]] Cur autem veritas parit odium: Quomodo intelligitur: Veritas odium
[35] parit et
tamen omnes volunt veritatem?
[36] [I, 796
[Abschn.41]] Bl. CXXXIVb Sed adhuc vivunt in memoria: De tactu.
[37] [I, 797
[Abschn.43]] Reficimus enim quotidianas ruinas: De gustu.
[38] [I, 799
[Abschn.48]] Bl. CXXXVa De illecebra odorum non satago: De olfactu.
[39]
[[Abschn. 49]] Voluptates aurium tenacius: De auditu.
[40] [I, 800
[Abschn.50]] Bl. CXXXVb de Alexandrino episcopo Athanasio: De Athanasio.
[41] cantandi
consuetudinem approbare: Tolerari cantum in ecclesia.
[42]
[[Abschn.51]] Restat voluptas oculorum; De visu.
[Seite 9]
[1] Quam
innumerabilia variis: Contra curiosos pictores.[I, 801 [Abschn.53]]
[2] Bl.
CXXXVIa Huc accedit alia forma temptationis: De cupiditate scientiae[I, 802
[Abschn. 54]]
[3] seu
curiositate.
[4] Neque
enim dicimus audi: quid concupiscentia oculorum.
[5] Bl.
CXXXVIb et portat copiose vanitatis catervas: de distractione. [I, 803 [Abschn.
57]]
[6] [I, 804
[Abschn.58]] numquid hoc quoque tertium: de vana gloria { favoris./ [7] {
honoris.
[8] Tunc enim
me interrogo: Pulchra, pulchra. [I, 805 [Abschn. 60]]
[9] Li. XI.
Bl. CXXXVIIIb Quicquid autem factum non est: quod .... non [I, 811 [Abschn. 6]]
[10] notat.
[11] Bl.
CXXXIXb sed adhuc in praeteritis et futuris: Causa erroris eorum. [I, 814
[Abschn. 13]]
[12] Sed dico
te deus noster: pulchre et acute li xi. civitate dei 5 & 6. [I, 815
[Abschn. 14]]
[13] Bl. CXLb
Quod autem jam est, non futurum: Quomodo futura sunt. [I, 818 [Abschn. 24]]
[14] Bl.
CXLIa nec tamen ideo tempus: si scilicet cessarint lumina celi moveri. [I, 820
[Abschn. 29]]
[15] Bl.
CXLIb Inde mihi visum est nihil esse aliud tempus quam: Hanc Augustinianam [I,
822 [Abschn.33]]
[16]
disputationem multi non acceptant quasi quae temporis
[17] naturam
non apte expresserit. Vera tamen est, si inspicias, et licet
[18] in
verbis discordet, in re tamen idem dicit quod moderni. Dicit
[19] enim
quod tempus sit distensio sive mensura in animo de motu.
[20] Quod
nullus nostrum non affirmat. Nam omnes dicimus quod
[21] tempus
duo importat, scilicet motum et mutationem sive mensuram
[22] ejus:
quae nusquam est quam in anima. Igitur idem dicimus quod
[23]
Augustinus nisi quod significatum suppositale ipse vocat numerationem
[24] quod nos
connotativum: Et connotativum ipse vocat
[25] motum
quod nos numerum dicimus. Igitur idem dicimus utrique.
[26] Sicut
ergo praesens de praeterito i. e. numeratio praesens in animo
[27] de motu
praeterito: ita nos oportet dicere: praeteritus motus numeri
[28]
praesentis, quoniam nemo potest numerare praeteritum vel futurum
[29] motum
nisi numero in animo praesenti. Motus enim sive praeteritus
[30] sive
futurus non vocatur tempus nec praeteritus nec futurus
[31] nisi a
numeratione in anima. Non autem potest numerari nisi
[32]
praesenter in anima sit numerus. Quando enim anima cogitavit
[33] vel
cogitabit, non cogitat: igitur nec numerat. Sicut igitur nos
[34] negamus
quod numerus se solo sit tempus, ita ipse negat quod
[35] motus se
solo sit tempus, sed includit utrumque, utpatet quando
[36] dicit
‘praesens de praeterito scilicet motu’.
[37] Li. XII.
Bl. CXLIIIa Et nimirum haec terra erat: celum nostrum et terra. [I, 827
[Abschn. 3]]
[38] non erat
aliquid non color, non figura: de materia.
[39] non est
intelligibilis forma: adjective. [[Abschn. 5]]
[40]
transitum de forma in formam: materiam substratam. [I, 828 [Abschn. 6]]
[41]
Mutabilitas enim rerum mutabilium: materia indifferens est ad omnem
[42] formam.
[Seite 10]
[1] [[Abschn.
7]] Neque enim locis. Itaque tu, nach locis: longius.
[2] celum et
terram quo1 quedam: fecisti, scilicet mediante.
[3] [I, 829
[Abschn. 8]] Bl. CXLIIIb quibus iste mutabilis mundus constat: constituitur.
[4] et non
constat: manet.
[5] [[Abschn.
9]] Nimirum enim celum celi: Quid celum.
[6] [I, 831
[Abschn.16]] Bl. CXLIIIIa Sic interim sentio propter illud celum: Epilogus
pulcher.
[7] [I, 832
[Abschn.18]] Unde non eum modo velle hoc: scilicet dicetis.
[8] [I, 833
[Abschn.20]] Bl. CXLIIIIb prior quippe omnium creata est: Sapientia.
[9] quo facta
sumpsit exordium: Prior natura.
[10] [I, 834
[Abschn.24]] Bl. CXLVa Quid illud est?2 Nomine aiunt: alius intellectus.
[11] Quid si
dicat alius: alius intellectus.
[12] Quid si
dicat et alius celum: 4us.
[13] Est
adhuc quod dicat si quis: 5tus et etiam 6tus.
[14] [I, 836
[Abschn.28]] Verum est enim domine: Concordat hos omnes.
[15] Et verum
est quod omne mutabile: Sic philosophi investigant materiam
[16] primam
per transmutationem unius in alterum ut ipsi vocant.
[17] Bl.
CXLVb Verum est nulla tempora perpeti: ut angeli.
[18] quod ita
coheret forme incommutabili: ergo ante dies factos esse concordant,
[19] licet
non sic nominatos et eo ordine pronunciatos a Moise
[20]
concordent.
[21] Verum
est informitatem: ut supra probavit ‘Quis nisi talis’ &c.. y2.3
[22] Verum et
omnium formatorum: ut supra circa principium ‘Quid
[23] autem in
omnibus &c..’
[24]
[[Abschn. 29]] ex his ergo omnibus aliud sibi tollit: ut 4ti.
[25]
creaturam. Aliud qui dicit: 2i.
[26] naturis.
Aliud qui dicit: quinti.
[27]
corporalis. Aliud qui dicit: tercii.
[28] [I, 837]
sentimus. Aliud qui dicit: ut illi qui dicunt in principio i. e. in
[29] primo,
6ti, de quibus etiam infra latius.
[30]
[[Abschn. 30]] Aliud sibi tollit: tercii.
[31] luce.
Aliud qui dicit: 2i.
[32] nota.
Aliud qui dicit: 4ti.
[33]
creatura. Aliud qui dicit: 5ti.
[34]
creaturam. Aliud qui dicit: 6ti.
[35] [I, 839
[Abschn. 33]] Bl. CXLVIa in ipso faciendi exordio: In principio i. e. nondum
inchoatam
[36] sed mox
inchoandam.
[37] in
principio, potuit et celum: In principio i. e. jam inchoata.
[38] [I, 840
[Abschn. 34]] sed typus eam peperit: Typhos graece i. e. superbia.
[Seite 11]
[1] Bl.
CXLVIb Vellem quippe si tunc ego essem Moyses: ergo credo et Moisen[I, 841
[Abschn. 35]]
[2] hoc
voluisse.
[3] Bl. CXLVIIa
Et alius eorum intendit in id: Epilogus dictorum. [I, 842 [Abschn. 39]]
[4] Atque in
eis qui intelligunt: primi.
[5] alius
eorum ipsum: 2.
[6] Nec illi1
uno modo qui jam: ut 3.
[7] At ille
qui non aliter accipit: 2i. [[Abschn. 40]]
[8]
discernere quid praecedat aeternitate: Prioritatis 4or modi.
[9] Sic est
prior materies: scilicet origine. [I, 843]
[10] De
doctrina christiana.
[11] Li. III.
Bl. CLXVIIIa Inter percunctationem autem: differunt Percunctatio./ [12]
Interrogatio. [III1, 67 [Abschn. 6]]
[12] [III1,
70 [Abschn. 13]] Bl. CLXIXa Qui vero aut operatur aut veneratur: Pro Imagini
bus in
[13]
Ecclesia.
[14] Bl.
CLXXIIa Sciant autem literati modis: Magnum certe verbum. [III1, 80 [Abschn.
40]]
[15] in eorum
reperiantur loquelis: et saepe uberius.
[16] [III1,
89 [Abschn. 2]] Li. IV. Bl. CLXXIIIIb non ut2 nihil habeant utilitatis: Laus et
utilitas
[17]
rhetoricae.
[18] Bl.
CLXXVa Nam et ipsos romanae principes eloquentiae: Nota. [III1, 90 [Abschn. 4]]
[19] praeter
canonem in arce autoritatis: arce authoritatis.
[20] Bl.
CLXXVb Fassi sunt enim sapientiam: Cicero [III1, 92 [Abschn. 7]]
[21] Quibus
legendis magis non sufficit tempus: i. e. Magis contingere[[Abschn. 8]]
[22] potest
quod in illis legendis alicui tempus non sufficiat, scilicet tot
[23] sunt,
quam quod ipsi deesse possunt studentibus et vacantibus sibi:
[24] scilicet
ita comparabiles sunt et inveniri facile possunt.
[25] Sicut
est enim quaedam eloquentia: Eloquentia Juvenilis./[26] Senilis. [III1, 93
[Abschn. 9]]
[26] Possem
quidem si vacaret: An Ecclesiastici libri et authores sint eloquentes.
[[Abschn. 10]]
[28] in illa
eloquentia: juvenili.
[29] Bl.
CLXXVIa per alteram quandam eloquentiam: Senilem.
[30] quorum
alterum: improbari.
[31] alterum
putari posset: ostentari.
[32] ut verba
quibus dicuntur: ipsae res.
[33] Hic si
quis, ut ita dixerim: Ideo res talis dicta cogit se sequi eloquentem[[Abschn.
11]]
[34] etiam
non vocatam utsupra.
[35] est
appellata gradatio: Climax.
[36] graeci
autem cola: Cola Comata. [III1, 94]
[37] quem
periodon: Periodus.
[Seite 12]
[1] [[Abschn.
12]] dux eloquentiae illam sequens: sapientiam.
[2] istam
praecedens: eloquentiam.
[3] [III1, 98
[Abschn. 21]] Bl. CLXXVIIb Neque enim haec humana industria: nota.
[4] [III1,
100 [Abschn. 25]] Bl. CLXXVIIIa Ubi autem omnes tacent: nota bene.
[5] [III1,
101 [Abschn. 27]] Dixit ergo quidam eloquens: Eloquens.
[6] De vita
et moribus clericorum.
[7] [V2, 1568
–1581] Sermo I. Bl. CXCIIIIa zu dem Ganzen: Hos duos sermones velim legeret
[8] Garrulus
Blactero et Augustinianae gloriae Zoilus Vimpfelingus,
[9] sed
admonitus prius ut rationem suam quae longo pertinaciae et
[10] invidiae
morbo alio peregrinata est revocaret et specillum aliquod
[11] talpinis
oculis suis adhiberet. Sperarem quod puderet saltem durissimam
[12] et
impudicissimam frontem ejus. Hugo itidem in Expositionibus
[13] regulae
allegat verba Augustini ubi dixerat Augustinus
[14] ‘fateor
de preciosa veste erubesco’ &c.. quae cum sint in sermonibus
[15] ad
heremitas factis: Cur tu senex et frenetica larva Hugonem
[16] incusas?
Cur ecclesiam dei corrigis? id est cur tam impurissime
[17]
mentiris? Hos scilicet non esse Augustini. Verbis virtutem illude
[18]
superbis.1
[19] Ex libro
retractationum beati Augustini in librum de vera
[20]
religione ejusdem.
[21] [I, 603
[Abschn. 2]] Bl. CXCVIIIa In hoc libro quodam loco: c. 10.
[22]
[[Abschn. 4]] Bl. CXCVIIIb intende igitur inquam in haec: c. 11.
[23] Itemque
alibi. Deinde inquam: c. 12.
[24]
[[Abschn. 5]] Et alibi. Usque adeo inquam: c. 14.
[25] [I, 604
[Abschn. 6]] Alio loco in eo quod dixi: c. 16.
[26] Item
loco alio.2 Prius inquam: c. 25.
[27] [I, 605
[Abschn. 9]] Bl. CXCIXa religio sicut eligo: et id ponitur li. x. civitate dei
c. 4.
[28] De vera
religione.
[29] [III1,
124 [Abschn. 3]] Bl. CXCIXb non corporeis oculis: Haec quae sequuntur scilicet.
[30] ad quam
percipiendam nihil magis: de ista materia in li. 6. 7. 8. 9.
[31] 10
civitate dei.
[32] irridet
eos qui dicunt esse: scilicet animalitas.
[33] [III1,
127 [Abschn. 10]] ut tanquam peccatum illud aboleretur: scilicet castitas.
[34] [III1,
125 [Abschn. 5]] Bl. CCb Haec enim ecclesia catholica: Ecclesia utitur omnibus
errantibus.
[Seite 13]
[1] Bl. CCIa
vel si quo alio verbo melius enunciatur: idem li. 6. tri. c. ult. [III1, 129
[Abschn. 13]]
[2] qui duas
naturas vel substantias singulis principiis: Manichei. [III1, 130 [Abschn. 16]]
[3]
Fantasmata porro nihil sunt: fantasmata quid sint. [[Abschn. 18]]
[4] Bl. CCIIb
sed cum verum quaeritur: cavere: Modica verbis, sed maxima
[5] sensu
oratio.
[6] Mors
autem vitae non est nisi nequicia: Nequitia. [III1, 131 [Abschn. 21]]
[7] Bl. CCIIa
Nunc vero usque adeo peccatum: Peccatum. [III1, 133 [Abschn. 27]]
[8] [III1,
134 [Abschn. 28]] Quod autem affectibus contingit: Aurea eruditio
[9] et
sententia.
[10] [III1,
137 [Abschn. 35]] Bl. CCIIIa Nam illud quod in comparatione: Ecce hic
intelligitur quae sit
[11]
sententia b. Augustini de materia prima, quia est nihil aliud nisi
[12] ipsum
inchoari sive fieri: quod jam it ad esse et hoc dicit Aristoteles
[13] de
potentia i. e. materia ad actum i. e. formam ire.
[14]
[[Abschn. 36]] tamen aliquo modo ut formari possit: non dicit utique quod in
ipso
[15] aliud
possit formari, sicut nostri cavillantur, sed quod ipsum met
[16]
formabile sit.
[17]
[[Abschn. 37]] sed ideo viciantur quia non summa: i. e. sunt viciabilia: non
enim
[18]
necessario vitiantur, quia non sunt summa bona, sed necessario
[19] sunt
viciabilia.
[20] [III1,
139 [Abschn. 40]] Bl. CCIIIb ut hanc esse primam speciem putet: Haec sententia
grandissima
[21] est in
recessu et totam philosophiam stultitiam esse etiam ratione
[22]
convincit. Intellige quae legis.
[23] [III1,
140 [Abschn. 42]] Bl. CCIIIa Nec enim secunda enunciatur nisi prima: li. xi.
civi. c. 18 & 3
[24] conf. in
fine.
[25]
subjectis sibi ceteris dominatur: Ecce concentum mundi quam eximie [III1, 141
[Abschn. 44]]
[26]
intellegit b. Augustinus adhuc cathecuminos.
[27] et certe
summa est ipsius jam: 1. de Authoritate. [[Abschn. 45]]
[28] Bl. CCVb
Et quoniam de autoritatis beneficentia: 2. De Ratione. [III1, 145 [Abschn. 52]]
[29]
[[Abschn. 53]] sed judicare de corporibus non sentientis: Judicare, discernere
est
[30] proprium
rationis, quod non est fantasma sed invisibile.
[31] [III1,
148 [Abschn. 58]] Bl. CCVIa ideo quae pater judicat per ipsam judicat: ergo et
sapit et novit
[32] per
eandem.
[33]
[[Abschn. 59]] Bl. CCVIb in Sed multis finis est humana ist multis finis
verbessert in
[34] multi
formis.
[35] [III1,
151 [Abschn. 66]] Bl. CCVIIb Ut enim veritate sunt vera quae vera sunt:
Secundum hoc
[36] potest
illud exponi: creavit deus hominem ad imaginem et similitudinem
[37] suam i.
e. ad filium suum qui est imago et similitudo
[38] patris
per quam omnia sunt similia et imaginata. Ut enim veritate
[39] vera
sunt quae sunt vera, ita similitudine similia sunt quae similia
[40] sunt,
sic imagine imaginata sunt quae imaginata sunt. Et ut
[41] veritas
est forma verorum, similitudo similium, ita imago imaginatorum.
[42] In
tantum autem sunt, inquantum unius principalis
[Seite 14]
[1] per
imaginem imaginataliter sunt. Si arguis ‘Cur ergo id de solo
[2] homine
scriptura dicit, quod sit ad imaginem et similitudinem dei
[3] conditus,
cum utique filius dei sit omnium rerum forma?’ Respondeo
[4] ‘mihi
dici quoque volo: Cur de solo homine dictum sit “faciamus”
[5] et velut
habitum consilium creandi hominis, cum omnia aeque sint
[6] ab eodem
creatore eodem consilio condita?’ Dicerem profecto id
[7] factum
propter Christum qui est factus ad imaginem dei hypostatice,
[8] sed
additus ad eam &c..
[9] [III1,
152] Quapropter quoniam vera1 intantum vera sunt: Ergo et ideae omnium
[10] rerum,
et ita omnes res sunt similes deo per filium qui est similitudo.
[11] [III1,
158 [Abschn. 80]] Bl. CCIXa Redeamus ad nos et omittamus: Habent enim et
animalia trinitatem,
[12] scilicet
imaginationem, memoriam et appetitum, sed non
[13]
judicium. Id confirmatur ex xv. tri. 23 ubi differentiam similem dat.
[14] [III1,
167 [Abschn. 101]] Bl. CCXIb nisi cognitionem quae certa esse: Sic ergo nulla
perfecta voluntatis
[15] in hac
vita potest haberi perfectio, ita nec intellectus. Unde
[16] omnis
philosophia de rebus tali ac tanta pascit intellectum veritate,
[17] quali ac
quanta bonitate pascit voluntatem eadem creatura. Sed
[18] quid
hoc? punctum et momentum utrimque.
[19] [III1,
169 [Abschn. 106]] Bl. CCXIIa Propterea talentum quod male utenti: Ex isto
textu videtur
[20] b.
Gregorius suam omeliam sumpsisse super eadem verba.
[21] [III1,
170 [Abschn. 109]] Non sit nobis religio cultus illius vitae: i. e.
Manicheorum.
[22] De
spiritu et anima.
[23] [VI, 779
–832.] Bl. CCXIIIa zu dem Ganzen: Ego credo eum librum sic esse b. Augustini,
[24] sicut
liber sapientiae Salomonis i. e. quod sunt verba et sententiae
[25] ejus hic
collectae. Nam eadem verba et sensa ponit b. Augustinus
[26] in
variis suis libris.
[27] De
diffinitionibus orthodoxae fidei.
[28] [LVIII,
994 (Ca. LV)] Ca. XXIIII. Bl. CCXXXVIIIb sicut Papia auctore hyreneus et
tertullianus
[29] et
lactantius: Ex isto arguitur iste liber non esse b. Augustini.
[30] [LVIII,
999 (Ca. LXXXIII)] Ca. XLVI. Bl. CCXXXIXb Demones per energiam: Hoc caput
allegat
[31] Magister
li. 2. dis. 8 sub titulo Gennadii: unde videtur quod non
[32] sit b.
Augustini.
[33] De decem
chordis.
[34] [V, 76
(Ca. II) [Abschn. 2]] Bl. CCXLIIIb Ex Adam multi anni: Ergo in nos devenerunt
fines seculorum.
[35] in quo
exturius es ist exturius verbessert in exiturus.
[36] [V, 77
(Ca. III) [Abschn. 3]] Bl. CCXLIIIIa quoniam castitas virtus est: contra
Aristotelem.
[Seite 15]
[1] Numquid
in ceteris quae supra: ratio digressus. [V, 78 (Ca. IV) [Abschn. 4]]
[2] mulieres
ad forum: i. e. judicium.
[3] Bl.
CCXLVb Nam etiam imagines in hominibus: Pulchra. [V, 82 (Ca. VIII) [Abschn. 9]]
[4] Bl.
CCXLVIa Tu libererior quia fortior: Causa qua &c.. [V, 84 (Ca. IX) [Abschn.
12]]
[5] Bl.
CCXLVIIa Noli illa contemnere quia: De quottidianis peccatis. [V, 88 (Ca. XI)
[Abschn. 17]]
[6] De
ebrietate.[V2, 2307 –23081]
[7] Bl.
CCXLVIIIb Quotidie martires sunt: martyres quottidie. [V2, 2307 [Abschn. 2]]
[8]
Possidonius de vita sancti Augustini.
[9] Bl. CCLXa
quod jam ipse prior fecerat: scilicet isto triennio. [I, 37 (Ca. V)]
[10] Bl.
CCLXb in eodem secum errore constitutum: scilicet quanti ingenii esset. [I, 38
(Ca. VI)]
[11] Bl.
CCLXIa Illi vero causa diffidentiae:2 Patientia Augustini. [I, 40 (Ca. IX)]
[12] Bl.
CCLXVIIa non est ei cura de ovibus:3 finis epistolae.
[Einleitung]
1893
[Seite 15]
Die von
Luther benutzten Ausgaben von Ausgustins “de trinitate” und “de civitate dei”
sind:
“Augustinus
de Trinitate. ||” 86 Blätter in Folio. Am Ende des Textes vor der “Tabula in
libros Augustini praecedentes”: “Aurelij Augustini de trinitate || liber
explicitus est. Anno domini || M. cccc. lxxxix. ||” Druck von Johann Amerbach
in Basel.
“Augustinus
de Ciuita || te dei cum commento. ||” Titelrückseite bedruckt. 268 Blätter in
Folio. Letzte Seite leer. Am Ende des Textes vor “Incipit tabula fratris
&c..”:
“Hoc opus
exactū diuina arte Joannis
Amerbacensis: lector ubiq; legas.
Inuenis in
textu glosis seu margine mi℞:
Quo merito gaudet vrbs Basilea dec9.
Darunter:
“Anno salutiferi virginalis partus octo- || gesimonono supra millesimū
quaterq; cen || tesimū Idibus februarijs. ||” Auf der Titelrückseite ein
Holzschnitt: Augustin schreibend, darunter links Zion mit Abel und rechts
Babylon mit Kain. Unter dem Holzschnitt zwei Reihen von je sechs Distichen.
Diesen beiden
in vorstehender Reihenfolge in Einen Band vereinigten Werken ist vorangebunden
ein 36 Blätter in Folio (das erste Blatt und die drei letzten
[Seite 16]
Seiten leer)
umfassendes, handschriftliches “Registrum cum summa diligentia collectum super
libros beatissimi patris nostri Augustini per venerabilem virum Magistrum
Johannem de munchberg predicatorem ad beatam virginem in Czwickaw anno 1490”.
Auf der Innenseite des Borderdeckels findet sich die Bemerkung von Luthers
Hand: “Diuinus Plato || . ||”
Während in
“de trinitate” sich nur Bemerkungen von Luthers Hand finden, enthält “de
civitate dei” auch solche von drei anderen Händen. Die eine Reihe von
Bemerkungen, bereits sehr verblaßt und geschrieben, ehe die beiden Werke und
Munchbergs Register zusammengebunden wurden, hatte schon Luther vor sich (vgl.
unten zu de civitate dei XII c. 15 und XVII c. 17). Der dritte, der den Band
mit Bemerkungen versah, war Andreas Poach, in dessen Besitz er sicher
wenigstens nach 1546 gewesen ist, wie die Notiz zu de civitate dei XXII c. 6
besagt: “Contra doctrinam defensionis quam philip. Melanth. publice docuit in
scriptis 1546”. Endlich finden sich noch einige Bemerkungen von der Hand
Christian Daums. Der Band ging also aus Luthers Hand in Andreas Poachs Besitz
über. Von diesem ererbte ihn der Sohn, Petrus Poach. Dann befand er sich im
Besitze Christian Daums, mit dessen Bibliothek er schließlich Eigenthum der
Stadt Zwickau wurde.
Der
Schriftcharakter der Randbemerkungen Luthers, Bezugnahme auf Augustins
opuscula, sowie in seinen Bemerkungen zu Augustins opuscula sich findende
Verweise auf de trinitate und de civitate dei, machen es wahrscheinlich, daß
dieselben mit denen zu Augustins opusculis ungefähr gleichzeitig sind.
Wir theilen
diese Randbemerkungen Luthers in derselben Weise mit wie die früheren unter
Verweisung auf “Patrologie cursus completus accurante J. P. Migne”, wo sich “de
trinitate” in tom. XLII (August. opera VIII) Sp. 819 –1098 und “de civitate
dei” in tom. XLII (August. opera VII) Sp. 13 –804 findet.
[Zu De
trinitate und De civitate Dei]
1509
[Seite 16]
[1] De
trinitate.
[2] [VIII.
819] Li. I. c. 1. Bl. a2b Et item aliud hominum genus eorum: Horum hodie
[3] major est
numerus.
[4] [822] c.
3. Bl. a3b Et hoc placitum: i. e. pactum.
[5] pium
atque tutum coram domino: Hucusque in aliis c. 2.
[6] cum
omnibus inierim: Ecce quam subjicit se ipsum omnibus.
[7] [832] c.
8. Bl. a5b Sive ergo audiamus: ostende nobis filium: Contra Scotum.
[8] [834] c.
9. Bl. a6b sed propter insinuationem trinitatis: Regula.
[9] [835] c.
10. Bl. a6b plerumque ita nominari in trinitate: Nota hanc regulam,
[10] quia est
vere regula.
[11] [839] c.
12. Bl. a7b plerumque enim dicit: dedit mihi pater: Idem infra
[12] dicit
li. 2. c. 2.
[13] non ut
tanquam jam existenti et non habenti dederit aliquid: Ubi
[14] nunc
phantasma Scoti de termino formali generationis divinae
[15] ex
fecibus philosophiae confictum? li. 1. dis. 5. q. 3.
[Seite 17]
[1] Sicut
habet pater vitam in semet ipso: Cum autem spiritui sancto
[2]
approprietur per apostolum vivificatio: quia spiritus vivificat et
[3] spiritus
suscitavit Jesum a mortuis, potest intelligi etiam alio
[4] modo:
quod sicut pater habet vitam i. e. spiritum sanctum in
[5] semet
ipso i. e. producit, Sic dedit et filio habere vitam i. e. producere
[6] spiritum
sanctum in semet ipso. Quae intelligentia per
[7] hoc
videtur confirmari, quod ait non simpliciter ‘Dedit vitam’,
[8] sed
‘dedit vitam habere’. Hoc enim non frustra additum est.
[9] Quod
autem alibi dicit ‘Ego sum resurrectio et vita’ &c.. licet vere
[10] de
deitate exponatur, tamen magis proprie de ejus humanitate
[11]
intelligitur, saltem in eo sermone quem tunc fecit, quia dixit
[12] ‘Qui
credit in me’. Sed hoc credere est in humanitatem ejus
[13] credere
quae nobis data est in hac vita pro vita et salute. Ipse
[14] enim per
fidem suae incarnationis est vita nostra, justitia nostra
[15] et
resurrectio nostra. Qui dicit se nobis daturum vitam aeternam
[16] i. e.
spiritum sanctum cum patre et filio. Ergo in eo textu videtur
[17] loqui de
vita et resurrectione quae est per fidem ejus. Illa
[18] autem
est ipse in humanitate sua: postquam vitam sequetur
[19] eterna
vita.
[20] secundum
formam servi, non suam: li. 2. c. 2. [VIII, 839]
[21] c. 13.
Bl. 8b Bonus homo inquit: i. e. Christus. [843]
[22] de bono
thesauro: deitate et spiritu sancto.
[23] cordis
sui: i. e. patris sui.
[24] malus
homo: antichristus.
[25] Li. II.
Prooem. Bl. ba caput in pro caput infirmitatis korrigiert in captu. [845]
[26] Bl. bb
quam sive ab errante: nota bene.
[27] c. 1. ut
non alium alio minorem, sed: Pulchra et preciosa haec textura. [847]
[28] Vide, ut
apprehendant fusum digiti ejus et artificialiter filum
[29] torqueat
haec anima.
[30] c. 2.
Bl. b2a mea doctrina non est mea: li. 1. c. 2.
[31] sed ab ipso1)
qui me misit: Sic potest et illud intelligi ‘pater major
[32] me est’,
ut allegat Magister Hylarium dis. 16.
[33] c. 3.
alio loco si deus: in fine xv. [848]
[34] c. 5.
Bl. b2b Quapropter pater invisibilis: Vide et hanc mirabilem [851]
[35] resolutionem.
[36] c. 6.
Bl. b3a Item in Item: aliud est verbum korrigiert in id est.
[37] an
spiritu visus sit: propter: Dubium de linguis igneis. Et confirmatur [852]
[38] per hoc
quod subditur ‘Et appruerunt eis’. Non dicit,
[39] quod in
eis vel super eos nec quod aliis apparuerint, sed eis
[40] i. e.
apostolis’.
[Seite 18]
[1] [VIII,
853] c. 7. Bl. b3b Aut ipsum corpus suum: Videtur hic loqui quasi angeli
[2] habeant
corpora.
[3] [854] c.
8. satis nos disseruisse arbitror: in primo.
[4] [863] c.
16. Bl. b6a Locutio quippe illa quae fiebat: Responsio.
[5] [874] Li.
III. c. 5. Bl. cb operatur solennia fulgura: Solennia.
[6] vestit
solenniter: Solenniter. Jerlich quod annuatim dicimus.
[7] [875 Anm.
1.] c. 6. prodire arietem: ut Abrahae, dum immolaret Isaac.
[8] et
columbam: ut super Christum.
[9] [880] c.
10. Bl. c3a Ergo virga in serpentem: Pulchre exponit figuram.
[10] Fugit
Mosis a facie colubri i. e. Judaicus populus. Sed in virga
[11] recipiet
caudam i. e. in finem Seculi.
[12] [885] Li.
IV. Prooem. Bl. c5a in quo profecto meliores sunt: Electa sententia.
[13] [888] c.
1. virtus in infirmitate: i. e. in humilitate. Cum infirmor, tunc
[14] fortior
sum i. e. dum humilior.
[15] Bl. c5b
Omnia enim haec vident: Videtur ergo, quod ista lux sit
[16]
syntheresis nostra.
[17] [889] c.
2. Hanc enim coaptationem: proportio.
[18] [891] c.
3. Bl. c6a Interioris enim hominis nostri sacramento: Sacramentum.
[19] vetus
homo noster simul crucifixus: Crucifixio Christi [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[24] Jam vero
ad exemplum: Exemplum.
[25] [892]
Transfiguravit corpus humilitatis nostrae: Potest illud simplum alio
[26] etiam
modo ad duplum comparari. [Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[33] [893] c.
4. Bl. c6b in numero solidi quadrati senarii
Hic est quadratus
[34] senarius
planus, tu nunc finge velut tesserae formam quae habet
[35] sex
latera, et habebis solidum quadratum senarium. Planus enim
[36] numerus
semper est unum latus solidi.
[37] [895] c.
6. Bl. c7a vel ex ratione numerorum: li. xi. civi. xxx.
[38] [908] c.
20. Bl. d2b Sicut enim natum esse est filio: Hic respondet ad
[39]
quaestionem.
[40] Bl. d3a
Et quod dicit evangelista: Spiritus: Responsio.
[41] [910] c.
21. Si ergo a me quaeritur quomodo: Respondet.
[Seite 19]
[1] Li. V. c.
1. Bl. d3b Hinc jam exordiens ea dicere: Ex quo sequitur deinceps,[VIII, 911]
[2] quod
frequenter aliter intelligimus quam intendunt scribentes.
[3] c. 4. Bl.
d4b ut nigritudo inde candore: Nigritudo. [913]
[4] c. 6. Bl.
d5a Relative quippe amicus: i. e. relatione non aequiperantiae, [915]
[5] sed
disquiperantiae.
[6] sed quod
non sit dicitur: scilicet non genitus.
[7] Cum autem
relativum negatur: i. e. scilicet genitus.
[8] c. 7. Et
cum quaeritur quantus sit: Egregie solvis, Sancte pater [916]
[9]
Augustine.
[10]
Tantundem ergo valet quod: Vide li. xv. c. 26.
[11] ad non
genitorem referatur necesse est:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[16] c. 8.
Bl. d3b Quapropter illud praecipue teneamus: Regula notanda
[17] valde.
Nam inde consydera an
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[24] c. 9.
non ut illud diceretur, sed ne taceretur: latius haec li. 7. c. 4. [918]
[25] c. 10.
In rebus enim quae participatione: li. 6. c. 6.
[26] c. 16.
Bl. d7a Quia etsi jam erat animae natura: quia loquitur de [922]
[27] anima in
traduce sicut semen in lumbis Abrahae.
[28] Si ergo
nummus potest nulla: Contra distinctores relationum.
[29] [923]
Li. VI. c. 1. Bl. d7b Quae ratiocinatio ad id cogit, ut dicamus: Quod valde
[30] videtur
verum propter oppositionem relativam inter sapientiam
[31] et
sapientem.
[32] Quod si
tenemus: cur non et magnitudinis: Responderetur, quia [924]
[33] hic
nulla esset relatio, nisi termini aliter resolverentur ut bonitas
[34] i. e.
amabilitas, tunc enim erit relatio.
[35] c. 5.
Bl. d8b sed suo proprio servantes: i. e. natura propria. [928]
[36] c. 6.
Potest enim et diminuta magnitudine: non autem ablata.
[37] Ac per
hoc multiplex esse convincitur: Haec verba pro se allegant [929]
[38]
quantitatis distinctores. Et si secundum eorum somnia intelliguntur,
[39] praecise
contra seipsos intelliguntur et contra Augustinum.
[40] Nam non
dicit Augustinus, quod color possit sine quantitate esse,
[41] sed quod
quantitate minorata potest color idem manere. Ex quo
[Seite 20]
[1] aufert
multiplicitatem corporis, quia est divisibile in infinitum. Et
[2] supra li.
5. c. x.
[3] c. 7. Bl.
ea sed quia semper invicem, neuter solus: igitur nec debet
[4] solus
intelligi deitudo, pater, essentia divina.
[5] sed quia
non simul ambo pater sunt: Et hoc necessitate, sed
[6]
improprie, cum repugnet esse patrem et solum.
[7] [VIII,
930] c. 9. Si quis enim interroget ‘pater solus’: Pater solus potest dupliciter
[8]
intelligi. Primo: ut praecise notet proprietatem, ut tantum valeat:
[9] pater
solus i. e. ille qui solum est pater nec est filius nec est
[10] spiritus
sanctus. Sic idem est pater et pater solus.
[11] 20 ut notet non praecise proprietatem,
sed quasi absolutum
[12]
convinctum unius personae. Et semper respondetur, quod ipsa
[13] sola cum
alia est deus. Hoc alias breviter dicitur signum solus
[14] capi
ibidem exclusim non exclusive
[15] Pater
solus i. e. Solitarius/ [16] seorsum vel per se.
[17] eb Si
enim mentem recte dicimus: per similitudinem probat.
[18] [931] c.
10. Hilarius enim hoc in libris suis: li. 2. c. 1.
[19] [932]
Ille igitur ineffabilis quidam: Vide ipsum quoque Hylarium in
[20] fine 2i
libri, ubi videtur exponere, cur spiritus sanctus sit munus
[21] sive
potius in ipso usus.
[22] [931]
Li. VII. c. 1. Bl. e2a Utrum et singula quaeque in trinitate persona: Maxima
[23]
quaestio, quia mirum videtur, quod sapiens, justus, verus et generaliter
[24] omne
concretum non sint relativa, cum albus albedine sit
[25] albus,
et infra li. 9. c. 4 dicit relativa esse sapientiam et sapientem,
[26]
scientiam et scientem et li. 8. c. 1. dicit ea distincte personis
[27]
convenire quae relative dicuntur. Non esto subitus et temerarius
[28] judex tu
qui legis, quum res ineffabilis est.
[29] [933]
Dixeramus enim si ita est: li. 6. c. 1. post medium.
[30] cum
aliquid horum nomino sic: ergo si sapientia generat sapientiam,
[31] cur non
essentia essentiam?
[32] Verbo
enim quod genuit: Cur non? cum istud dicere sit intrinsecum
[33] sibi
sicut cogitare et sapere. Sis humilis et pius lector qui legis ista.
[34] quo
semper atque incommutabiliter: Cur non ita et sapit seipsum
[35]
sapientia sua i. e. filio? Cur non, cum et similis ab alio dicatur
[36] scilicet
filio.
[37] Bl. e2b
sicut non singulus: se solo.
[38] dicens:
scilicet est.
[39] Christum
non esse dei virtutem: quia pater est virtus et sapientia. [934]
[40] aut
Christum quidem dei virtutem: quia non est se ipso, sed filio.
[41]
sapientem quod quis audeat dicere: Nisi haec essent secundum
[42]
veritatem a b. Augustino definita, posset valde apprimiter dici
[Seite 21]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[1] quod
differunt esse patrem et esse sapientem. Esse enim patrem
[2] diceretur
i. e. patrem cum filio et spiritu sancto unum, sed esse
[3] sapientem
est habere filium qui est sapientia, esse bonum est
[4] habere
spiritum sanctum: ita quod virtus et sapientia, bonitas
[5] sint ita
nomina personalia, sicut filius et spiritus sanctus. Et si
[6]
argueretur: ergo praeter filium pater se ipso non esset sapiens
[7] nec
bonus, responderetur tantam ibi esse unitatem naturae, quod
[8] non
possit dici sapiens nisi coexprimatur ejus sapientia i. e. filius.
[9] Et si
aliter cogitaretur sapiens, false cogitaretur. Sicut anima
[10] sapiens
est sua sapientia et quaerere, an sit sapiens est nihil
[11]
quaerere, quantomagis ut sunt una res simplex in deo sic esse
[12]
diceretur. Sed quia fides et authoritas cum veritate conjuraverunt
[13] et haec
ratio quam hic ponit valde urget, scilicet: Si pater solum
[14] relative
dicitur, et sola relatio est: quomodo est unius essentiae
[15] cum
filio? nihil enim remanebit illis solis idem et unum: licet
[16] forte
solvi bene possit.
[17] c. 2.
Bl. e3a Et propterea non eo verbum quo: quia secundum hoc [VIII, 936]
[18] differt
a patre, secundum illud autem est idem patri.
[19] Contra hoc arguitur: Verbum est aeque
nomen absolutum
[20] ut
sapientia. Ergo quia, sicut verbum non est nisi dicentis, ita
[21]
sapientia non est nisi sapientis vel intelligentis.
[22] c. 4.
Bl. e 4a Quid vel a graecis vel a latinis1): alii c. xi. [939]
[23] Bl. e4b
propterea licuit loquendi et disputandi: Respondet. [941]
[24] Quid
igitur restat: nisi: Respondet.
[25] c. 6.
Bl. e5a aut tres essentias non dicamus: Responsio. [943]
[26] Bl. e5b
tanquam diceretur tres equi: Contra Porphyrium qui dicit:
[27] Plures
homines sunt unus homo.
[28] Bl. e6b
etiam exceptis nominibus relativis: Ecce concedit necessitate [946]
[29] tres
substantias dici.
[30] Li.
VIII. Prooem. Bl. e8b et studium contentionis assumat2): vel desyderii [947]
[31] i. e.
nisionis a niti quia qui contendit, nititur et laborat, ut dicimus.
[32] c. 2.
Bl. fa Non enim parvae notitiae pars est: Et haec sola nobis [948]
[33] est ejus
notitia quia negativa.
[34] c. 6.
Bl. f2b notionem generalem specialemve percepimus: i. e. experientialiter.
[953]
[35]
[36] c. 8.
Bl. f3b Plane notiorem: quia praesentiorem: Exponit, quid sit [957]
[37]
notiorem: quia non est evidentiorem, sed certiorem: quia deus
[38] occultus
est, sed signis potest cognosci adesse.
[Seite 22]
[1] [VIII,
959 Li. IX.] c. 1. Bl. f4b Si quis se inquit putat aliquid scire: non negat
quin
[2] sciat,
sed quod non sciat modum i.e. humiliter non scit, quae
[3] humilitas
est modus sciendi.
[4] [961] Ut
si quid verbi gratia de patre: Hoc nota bene.
[5] [962] c.
2. Bl. f5a Retracto enim eo quod homo est: Hoc difficile est intelligere,
[6] quomodo
amor sit meus et spiritus. Videntur haec omnia
[7] a b.
Augustino inquisitive dici.
[8] c. 3.
quia radios qui per eos emicant: Ecce videtur dicere visum
[9] fieri
extramittendo.
[10] [963] c.
4. Bl. f5b ut color aut figura in corpore: quoad actum 2um, sed
[11] tantum
quoad actum primum.
[12]
Quamobrem non amor et cognitio: Per hoc concluditur, quod
[13]
Augustinus loquitur de notitia et amore concretive.
[14] [964] ut
non alteri alicui rerum: sicut accedens adest alteri.
[15] mens vel
amata vel nota sit: hoc verbum insinuat aliquo modo intellectum
[16]
Augustini.
[17] [965]
Quemadmodum si ex uno eodemque auro: Ex ista declaratione satis
[18] vides,
quod Augustinus praedicatum substantiae et relationis eidem
[19]
convenire decernat. Secundo quod amor et amans, scientia et
[20] sciens
sint relativa, igitur et sapientia ad sapientem. Quomodo
[21] igitur
pater sapiens ad se? vel sciens ad se? Si autem relative:
[22] igitur
sapientia genita sapiens erit pater. Tercio: quod Augustinus
[23] non
ponit actus animo esse partes imaginis: quia dicit, quod non
[24] sint
partes, sed quodlibet est totum. Quarto quod adhuc latet,
[25] quid
velit Augustinus.
[26] [970] c.
12. Bl. f7b Si tamen veritas ipsa persuaserit: li. xv. c. xix.
[27] [971]
Sed ideo non recte dicitur: Respondet.
[28] [973]
Li. X. c. 1. Bl. f8b nisi cujus rei signum sit: quia relativa.
[29] Quid
ergo amat nisi quia: i. e. in generali cognitione.
[30] [982] c.
10. Bl. g3a Novit enim haec in se: nec imaginatur: Nec est alius
[31] quam hic
modus intelligendi animam in hac vita, scilicet quod
[32] scio me
esse, vivere intelligere, et hoc scire sufficit tibi.
[33] c. 11.
Bl. g3a sed quid velit prius: deinde: Item li. xi. civitate 25.
[34] sive
eorum fine delectata conquiescat: Ex quo manifeste patet,
[35] quod
usus pro omni actu voluntatis ponitur, scilicet aliter
[36] capiendo.
[37] Uti enim
est: Uti.
[38] Frui est
enim: Frui.
[39] [1000]
Li. XII. c. 4. Bl. h2b nisi per officia geminamus: Cur ergo alii ea geminant
[40] secundum
rem et non officia?
[41] [1001]
c. 6. Bl. h3a ut putent ita dictum: Fecit: Ut Hilarius li. 4. et 5.
[42] apparet
dicere.
[Seite 23]
[1] c. 12.
Bl. h4b velut cibum vetitum mulier: Interpretatio seductionis [VIII, 1008]
[2] Evae.
[3] Li. XIII.
c. 1. Bl. h7a sed eam tenet certissima scientia: i. e. experientialiter. [1014]
[4] in
dictumque sit eam esse convinctionem ist convinctionem verbessert [1015]
[5] in
convictionem.
[6] c. 7. Bl.
h8b Qui profecto spe beati sunt: Melius hic Augustinus et [1021]
[7] verius de
felicitate disputat quam fabulator Aristoteles cum suis
[8] frivolis
defensoribus. Qui quia hunc Augustinum hoc loco non
[9] legant,
audacter nobis distinguunt felicitatem in hac vita et renitentem
[10]
Aristotelem discordissime et distortissime purae fidei
[11]
concordant. Vide eadem li. 19. civitate dei c. 4. 5. &c..
[12] c. 8.
Bl. ia propterea enim beata vita discedit: Egregia disputatio [1022]
[13] hujus
columnae et aurea.
[14] Li. XIV.
c. 14. Bl. k3b satiabitur in bonis desiderium ejus: Nota hanc [1051]
[15] texturam
hujus textricis animae Sancti Augustini. Cum igitur
[16] magis
mentem amemus quam thesauros et desyderantem magis
[17] quam
desyderatum, quae est ea perversitas, ut minus amato magis
[18]
inhaereamus? Et non facimus menti quae facimus ejus desyderabilibus.
[20] c. 16.
Bl. k4a Est enim spiritus et deus: differunt spiritus et mens. [1053]
[21] Li. XV.
c. 5. Bl. k7a Proinde si dicamus eternus: Nomina qualitatis de deo [1062]
[22] dicuntur
secundum substantiam.
[23] c. 17.
Bl. l6b deus caritas est: ut incertum sit: Simile autem videtur [1080]
[24] et hoc
quod ait Jo. 1. ‘Et deus erat verbum’, ubi non dicit ‘filius
[25] erat
verbum’.
[26] in
tantummodo diligat. Itemque ist diligat verbessert in intelligat.
[27] c.19.
Bl. l8a Hoc enim sanius creditur vel intelligitur: li. ix. c. xii. [1086]
[28] c.19. Bl.
l8b intelligatur quam filii sui dilecti: Quamquam et dici [1087]
[29] potest,
quod sit filius charitatis suae i. e. spiritus sancti sui: eo
[30] quod de
spiritu sancto conceptus sit et apostolus ibi loquatur
[31] de regno
filii dei in quod translati sumus: quod est regnum
[32]
humanitatis ejus in quo ipse regnat per fidem carnis suae et in
[33]
velamento idipsum olim traditurus deo patri i. e. trinitati ut in
[34] 1. li.
tri.
[35] c. 23.
Bl. ma id est qua res intelligibiles: Notatu dignum quomodo [1090]
[36]
differant memoria brutorum et rationalium: verum homo pene
[37] jumentum
factus est, quia incorporea difficulter capit nisi quae
[38]
corporalia sunt per fidem abjiciat.
[39] c. 26.
Bl. m2b Ideo enim cum spiritum sanctum genitum: Vide supra [1095]
[40] quid de
ingenito dicat li. 5. c. 7. quae concordant in hoc, si non
[41] genitus
relative capiatur cum non genitore et non absolute et
[42] mere
infinitanter.
[Seite 24]
[1] De
civitate dei.
[2] [VII, 15]
Li. I. c. 1. Bl. a4b in truculenti barbari perceperunt ist perceperunt
verbessert
[3] in
pepercerunt.
[4] [16] c.
2. Bl. a5a nec succensent auctoribus: succensent i. e. irascuntur.
[5] c. 3.
Gens inimica mihi: trojana.
[6] [17] c.
4. Bl. a6a Adytis &c.. sciendum est secundum Hugnitionem1): Somniat
[7] Hugnitio,
sed dicitur ab ἀ καὶ δύω
id est ingredior.
[8] [20] c.
8. Bl. a7a zu dem Ganzen: Hoc capitulum super aurum et topasion
[9] et solo
Augustino dignum authore. Signa memoriam tuam hac
[10]
illustrissima nota.
[11] [93] Li.
III. c. 15 Bl. e6a in oppido tusculo romae vicino: Juvenalis idem sentit
[12] cum
Augustino:
[13] Ad
generum Cereris sine caede et sanguine pauci
[14]
Descendunt reges et sicca morte tyranni.
[15] Vide
Baptistam Mantuanum in li. patien. copiosiorem in hac re.
[16] Li. IV.
c. 23. Bl. b5b Quis enim ferat quod neque inter deos consentes: et
[17] dicuntur
dii consentes apud Varronem in principio librorum de
[18] rebus
rusticis.
[19] [205]
Li. VII. c. 14. Bl. m7a Quorum mercurius si sermonis: Mercurius est sermo.
[20] [227]
Li. VIII. c. 4. Bl. n8b Sed inter discipulos socratis: Platonis laus.
[21] [231] c.
6. Bl. o2a et si omni specie carere: Unde et materia prima non
[22] potest
esse sine omni specie ad idem li. 6. tri. ulti.
[23] [242] c.
17. Bl. o6a omnesque turbelas: Turbela.
[24] [258]
Li. IX. c. 4. Bl. p4a stoici delectentur nisi novitate verborum: Stoicae igitur
[25]
reliquiae sunt hodie maxima pars philosophorum. Nam in nudis
[26] verborum
novitatibus et aequivocationibus certant.
[27] [269] c.
16. Bl. p8a Ergo demones contaminari fatentur2): Quid ergo si dii
[28]
misceantur demonibus, ut dicunt? anne contrectatione eorum
[29]
contaminantur, cum et demones immundi sint sicut homines?
[30]
Miscentur autem, quia deferunt desyderata et referunt impetrata,
[31] quod si
homines facerent, dicerentur misceri diis ipsis.
[32] [276] c.
23. Bl. q2a tamen ita detestabile est nomen: Contra quosdam recentiores.
[34] [279]
Li. X. c. 1. Bl. q3b religionem non esse nisi dei cultum:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[Seite 25]
[1] c. 29.
Bl. r8a quidam platonicus sicut a sancto: De opinione platonici [VII, 309]
[2] cujusdam
super Euangelio s. Ioannis.
[3] Li. XI.
c. 5. Bl. s3a respondetur eis isto modo: Eadem xi. conf. [321]
[4] [332] c.
18. Bl. s5b atque ita ordinem saeculorum: li. de vera religione
[5] c. 22. Et
c. 3. conf. circa finem.
[6] Antitheta
enim: Antitheta.
[7] c. 25.
Bl. ta Tria enim1) sunt quae in uno quoque: li. x. trinitate. xi. [339]
[8] c. 30.
Bl. t2b Unde ratio numeri contemnenda: li. 4. tri. 3. 4. 5. 6. [344]
[9] li. 4.
super gen. c. 2. — De numeri ratione.
[10] Li. XII.
c. 15. Bl. t7a Ego quidem sicut dominum: i.e. aliquando tempore [363]
[11] et
utique semper fuit dominus.2)
[12] Li.
XIII. c. 11. Bl. v4b nec tamen possunt appellari morientes: Verbum [385]
[13] Anomalum
Mori.
[14] c. 12.
ubi anima et a deo et a corpore: Contra hoc videtur quia [386]
[15] Adam et
Eva personaliter non sunt damnati et tamen personaliter
[16]
prohibiti.
[17] c. 21.
Bl. v8b Nemo itaque prohibet: Tropologia paradisi. [394]
[18] Possunt
haec etiam in ecclesia: Allegoria paradisi. [395]
[19] Li. XIV.
c. 6. Bl. x4b immo omnes nihil aliud: Perturbationes sunt voluntates [409]
[21] c. 8.
Bl. x5a Sic ergo illi loquuntur ut velle: Stoicorum philosophia
[22] seu
potius stultitia Apathie/ [23] pathe.
[24] Li. XV.
c. 22. Bl. A5b Unde mihi videtur quod: Virtus. [467]
[25] c. 23.
Qui enim graece dicitur angelos: ἄγγελος.
[468]
[26] quos
vulgo incubos: Incubi.
[27] quos
dusios galli: Dusii.
[28] Bl. A6a
Merito enim creduntur septuaginta: Septuaginta interpretes [470]
[29] spiritum
propheticum.
[30]
continent istas de gigantibus: de gigantibus fabulae.
[31] c. 26.
Bl. A6b Nam et mensurae ipsae longitudinis: Mysterium Magnitudinis [472]
[32] Arcae
Noe.
[33] c. 27.
Bl. A7b ligno per sustudines:3) Suscus, cudis, suscudes sunt [474]
[34] tabellae
quibus tabulae inter se configuntur quia quo innitantur
[35] succiditur.
Varro a sub et caedere, cecidit, caesum.
[36] quales
locustae, scarabei: Scarabei vermiculi infimo equino et [475]
[37] bovino
reptantes.
[38] Li. XVI.
c. 2. Bl. A8a Unde convenienter et ipse filius: Canaan negociator [478]
[39] et
mercator.
[Seite 26]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[1] [VII,
479] Bl. A8b commemoratione silitum est: Silitum est.
[2] [481] c.
3. Bl. Ba ex illo hebraeos esse cognominatos: Burgensis in additionibus
[3] bibliae
super gen. dicit, quod hebrei dicuntur quasi transfluviales,
[4] quia
Abraam sic vocatus est cum ad Mesopotamiam
[5] venisset
de Caldeis.
[6] [498] c.
19. Bl. B7a Erat enim et hoc quia propinqua: scilicet fratris filia,
[7] ipsius
Araan et soror Loth.
[8] [500] c.
23. Bl. B7b Postremo quicunque universum: i. e.
[9] Aratus/
[10] Endoxus jactant se stellarum numerum nosse.
[11] [507] c.
28. Bl. Cb Abraam vero quod ante: ab i. e. pater, Kain: excelsus.
[12] Vox in
Rama ploratus. Ab: raam i. e. multa.
[13] Sara autem
virtus: Sara i. e. domina.
[14] [539]
Li. XVII. c. 7. Bl. Da Prorsus quicunque ex israelitis: Ergo: Non convertentur
[15] ad
Christum Judei in fine mundi? Sed omnia quae ad
[16] hoc
sonant impleta sunt in primitiva Ecclesia? Et quod erit
[17] unum ovile
et unus pastor: aut tunc factum est aut in futuro
[18] statu
fiet.
[19] [548]
Li. XVII. c. 15. Bl. D3b et aliorum et nostra volumina: Hic videtur testari
[20] se super
psalterium scripsisse et tamen non meminit in li. retract.
[21] [551] c.
17. Bl. D6a in nostris jam popularibus sermonibus: [beatus Augustinus
[22]
populares sermones se dicit fecisse dum hoc opus conscriberet
[23] unde
videtur ...........1) fuisse ordine presbyter]2)
[24] immo
fuit Episcopus etiam diu ante quam scriberet haec.
[25] [552] c.
18. quae ventura erant jam in praedestinatione: Hanc sententiam
[26] saepe
usurpat Lyra super bibliam licet aliqui eam non dignam
[27] satis
putent.
[28] [561]
Li. XVIII. c. 2. Bl. Ea Ita eorum qui fecere virtus: Anne consequens eos
[29] etiam
monitos fuisse egregie? Idem dicit Flavius Vopiscus.
[30] [579] c.
23. Bl. E8a zu Judicii signum tellus sudore madescet.
[31] E coelo
rex adveniet per saecla futurus.
[32] etc.
etc.
[33] ist an
die Seite jedes Verses der betr. griechische Buchstabe von
[34] ἱησους
χριστος θεου
υιος σωτηρ᾽
geschrieben.
[35] [580]
exprimitur in quinque verbis Christus dei: Et verum quando χ
[36] et
θ, cum sint duplices, pro duplicibus3) computentur literis.
[37] Alioquin
tantum 25 erunt, nisi ubique diphthongus ου pro ος
[38] ponatur
sicut in Jesous fieri oportet
[Seite 27]
[1] ι
ησους
[2] χ
ριστος
[3] θ
εου
[4] υ
ιος
[5] σ
ωτηρ
[6] c. 32.
Bl. F2b Intendens intendes arcum tuum: Hujus Cantici incredibilis [VII, 590]
[7] et multum
mirabilis diversitas est a nostra translatione
[8] papae.
[9] c. 41.
Bl. F7a Neque enim in multitudine philosophorum: Et nostri [600]
[10] saeculi
phanatici volunt pene omnes nostrae scripturae concordare
[11] qui
inter se nunquam consenserunt.
[12] c. 42.
Bl. F7b Traditur sane tam mirabilem ac stupendum: Haec [603]
[13] sunt ex
Divo Martyre et philosopho Justino graeco desumpta
[14] ex li.
qui Admonitorius ad gentes inscribitur quem Joannes Franciscus
[15] Picus
Comes latinum fecit. Verum Justino et Augustino
[16] non consentit
D. Hieronymus in epistola ad Desiderium episcopum
[17] nec
Josephus li. 12. antiquitatum 2. capite.
[18] c. 43.
Bl. F8a Qui profecto auctoritate divina: [604]
[19]
Concordat LXX/[20] Hieronymus interpretationem.
[21] c. 47.
Bl. Gb de sancto et mirabili viro Job: Quo tempore fuerit S. Job. [609]
[22] Li. XIX.
c. 4. Bl. G7a sed eorum quoque mirus est error: Sed multo mirior [630]
[23]
nostratium qui Aristotelem non dissonare catholicae veritati
[24]
impudentissime garriunt.
[25] Bl. G7b
Neque enim mendaces sunt verae virtutes: Ad eadem [631]
[26] li. 13.
trinitate c. 7. et 8.
[27] c. 7.
Bl. G8a in dolebit justorum necessitates sibi extitisse ist zwischen [634]
[28] sibi und
extitisse eingeschaltet: causas.
[29] c. 12.
Bl. Ha nam malus graece cacos dicitur: κακός. [638]
[Seite 28]
[Einleitung]
1893
[Seite 28]
Am 9. März
1509 hatte Luther an der Wittenberger Universität den Grad eines baccalaureus
biblicus erlangt. Er stand im Begriffe, zu dem zweiten theologischen Grad, dem
eines sententiarius fortzuschreiten, als er, wohl im Herbste 1509, in das
Erfurter Kloster zurückberufen wurde. In der theologischen Fakultät zu Erfurt
wirkte er nun bis 1511 als sententiarius. Als solcher hatte er über die vier
Bücher der Sentenzen des Petrus Lombardus Vorlesungen zu halten, wodurch er die
Berechtigung erwarb, um die Licentia magistrandi sich zu bewerben. Diese wurde
Luther am 4. Oktober 1512 in Wittenberg ertheilt. Daß ein verhältnismäßig
großer Zeitraum zwischen der Beförderung zum Baccalaureat und zur Lizentiatur
liegt, erklärt sich aus dem wohl einen Zeitverlust mit sich bringenden Wechsel
der Universität, vor Allem aber daraus, daß Luthers Romreise innerhalb
desselben anzusetzen ist.
Das Exemplar
der Sentenzen, des Petrus Lombardus, welches Luther bei seinen Vorlesungen in
Erfurt benutzt hat, findet sich in der Ratsschulbibliothek zu Zwickau. Es ist
folgende Ausgabe:
“TExtus
Sententiarum cum conclu || siouibus [sic] ac titulis questionū san = ||
cti Thome Articulis q; Parisien̄. || et in quibus mgr̄
cōiter nō tenet~. ||” Titelrückseite bedruckt. 80 Blätter in Folio,
das letzte Blatt leer. Am Ende von Blatt 245: [Holzschnitt]. Darunter: Liber
Sententiarum magistri Petri Lombardi: cum conclusionibus || magistri Henrici
Gorichem: sacrum litterarum interpretis eximij. Ac || subtilissimis sancti
Thome problematibus. ad studentiū exercitationez || facilioremq; in
eiusipsius scriptis materiarū inuentionem. cuiuis librozz || seriatim
annotatis. Additis insup̱ quibusdam articulis in certis faculta tibus erroneis &
infide catholica suspectis. Parisius doctrinaliter & au || toritatiue a
catholicis tractatoribus 9demnatis. explicit. Impēsis atq; singulari opera
Nicolai Keslers ciuis Basilieen̄. ad honorem sancte et ||
indiuidue trinitat] ac fidei catholice augmentū et tuitionē q̄;
diligentissi || me impressus. Anno incarnationis dn̄i
post millesimū quarterq centesi/ || mum octogesimo nono. Tertio vero kaln̄
Decembris.||”
Holzschnitt
auf Blatt 245: Keslers Druckerzeichen.
Dieses
Exemplar der Sentenzen enthält zahlreiche, zum Teil sehr umfängliche
handschriftliche Bemerkungen Luthers, die nicht etwa flüchtig hingeworfen (vgl.
z. B. die grammatisch-exegetische Erörterung zu I. dist. 2. c. 6.), sondern
sorgfältig überlegt, mit Rücksicht auf Leser (vgl. z. B. I. dist. 16. c. 4; II.
dist. 12. c. 2) und häufig aus andern Schriftstellern (z. B. Augustin,
Hilarius, Ambrosius, Reuchlin) zusammengetragen sind. Nicht nur zu dem
vorliegenden Drucke selbst, sondern auch zu Noten von früherer Hand, die
derselbe enthält, macht Luther seine Bemerkungen (vgl. z. B. I. dist. 2. c. 2;
dist. 3. c. 4. 9). Dabei hatte er auch mehrere andere Ausgaben der Sentenzen
zum Vergleiche vor sich, aus denen er, nicht ohne eigenes Urteil (vgl. z. B.
II. dist. 9. c. 4.) Citate herübernahm oder diejenigen seiner Ausgabe
[Seite 29]
[ 10
irrepicabilis.]
verbesserte
(vgl. das häufige ‘alii’ bei Citaten z. B. II. dis. 25. c. 8; er unterscheidet
zwischen alten und neuen Ausgaben I. dist. 3. c. 14).
Die
Randbemerkungen zeigen uns den von der Autorität der Väter und der Scholastik
(vgl. I. dist. 9. c. 1) zu der der heiligen Schrift (vgl. insbes. I. dist. 20)
sich emporringenden Reformator.
Vgl. Köstlin,
Martin Luther3 Bd. 1. S. 98 ff.
Im Folgenden
gibt die am Rande stehende arabische Zahl die Spaltenzahl in Mignes Patrologie
tom. CXCII. Im übrigen ist die Druckeinrichtung die nämliche wie bei den
Randbemerkungen zu Augustin (vgl. S. 4), nur daß hier, wo sehr kurze Glossen in
größerer Zahl sich finden als dort, längere Reihen solcher kurzen Glossen
innerhalb derselben Spalte der Patrologie oder desselben Kapitels nicht in
abgesetzen Zeilen, sondern fortlaufend gegeben werden.
[1] Auf der
inneren Seite des vorderen Einbanddeckels: Quamquam non [2] penitus refutandam
predam philosophiae ad Sacra theologiae accomodam [3] duxerim: Tamen in hoc
vehementer placet Magistri sententiarum [4] Prudens continentia et puritas
intemerata, quod in omnibus [5] ita innititur ecclesiae luminibus, maxime
illustrissimo jubari et nunquam [6] satis laudato Augustino, ut tanquam
suspecta habere videatur [7] quaecunque a philosophis sunt anxie explorata, sed
nondum nota: [8] Et certe nimis dedite in illis vepribus involucris et quae
nugis [9] meris sunt proxima versari, Quid est quaeso quam labyrinthos sibi
[10] irreplicabilis erroris moliri et subter harenam fodere et, ut
significanter [11] dicam, Sysiphium saxum volvere isioneumque orbem rotare?
[12] Quis tandem erit opinionum et pugnacissimarum sectarum finis? [13] Mundus
plenus est Chrysippis immo Chymeris et hydris. Nihil [14] poterant poetae
expressius et facecius effingere, quo illas philosophorum [15] jurgia, pugnas
et sectas riderent, quam monstra talia ridicula [16] sane, propria tamen et
urbana mordacitate salsissima. [17] Dilige ergo integros et fideles purosque
authores aut saltem (si ita [18] fieri sit necesse) populari fac sint tibi
familiaritate conjuncti, philosophos [19] inquam i. e. opiniosos dubitatores.
[20] Bl. ab
am Ende nach numero cclxxj.: Hilarius li. 7. c. 25. Non relictus est [21]
hominum eloquiis de dei rebus alius quam dei sermo. Omnia [22] reliqua et arta
et conclusa et impedita sunt et obscura. Si aliquis [23] aliis verbis
demonstrare hoc quam quibus a deo dictum est, volet, [24] aut ipse non
intelligit aut legentibus non intelligendum relinquit. [25] Haec ille. Quomodo
credent haec nostri subtiles magis quam [26] illustres?
[Seite 30]
[ 28 i. e.
t.]
[CXCII. 521]
[1] Prologus.
Bl. a2a zum Anfang: Iste prologus pro majori parte est Hylarii [2] li. x. et
Aug. li. 3. de trinitate. — de penuria: paupertate. — tenuitate: [3]
modicitate. — gazophilatium: i. e. librarium Ecclesiae sive [4] thezaurarium. —
consummatio: i. e. ut consummetur. — in curationem [5] semiviri: luce ix. —
fidem nostram adversus: 2. Cor. 2. — [6] munire: roborare. — vel potius
munitam: cant. 4. — lingua ac [7] stilo nos: scriptura. — servire flagitantium:
prolo. 3ii tri. Aug. [8] — quas bigas: linguam et stilum. — dissentientibus:
discordantibus. [9] — animorum: intellectuum. — deus saeculi hujus: i. e. [10]
diabolus utpatet iufra li. 2. dis. 24. ca. 9 per authoritatem [11] apostoli ad
eph. 2. — ad fabulas convertentes: 2 thimo 4. — rationem [12] sapientiae: vel
respectum habent vel curationem renuendae. [13] — hypocrisis: simulatio. — omni
verborum mendacio: et sic nullo [14] modo est pietas. — molientes: nitentes. —
Moliri i. e. niti. — pruriginem: [15] delectationem. — contentioni: litigio. —
sine federe bellant: [16] i. e. quia non possunt concordari, sicut in aliis
negociis fit. Et [17] rationem dat: quia Jnter veri &c.. — Jnter veri:
quare? quia. — [18] pertinax: obstinata.
[522]
[19]
compegimus: compilavimus. — vipereae doctrinae: arrii qui multos infecit. [20]
— impiae professionis: Sabellii. — liberum correctorem: Quis sit [21] liber
corrector, pulchre b. Aug. exponit prologo li: 3. tri. dicens Sicut [22]
lectorem meum nolo mihi esse deditum, ita correctorem nolo sibi. — [23] Prolo:
3 ii tri: Aug. — habent rationem sapientiae: Habentes rationem [24] sapientiae
i. e. ipsam sapientiam in superstitione i. e. stulta et vana [25] observatione
vel superflua [darüber: falsa] religione, ut delyrantes [26] vetulae, dum
nimium volunt esse religiosae, fiunt superstitiosae, [27] utpatet in sacramento
unctionis, Sic isti perversi et heretici Glutientes [28] camelum &c..
Habentes rationem sapientiae i. e. teutonice [29] achtung, estimationem,
reputationem: ut habeo rationem vitae meae. [30] Sicut illi non habent rationem
sapientiae nisi in superstitione i. e. [31] reputant sapientiam in
superstitione esse sive observant vel quaerunt [32] sapientiam in
superstitione.
[Zu den
Sentenzen des Petrus Lombardus]
1510
[Seite 30]
[33] Liber I.
[34] Dist 1.
[36] [521] c.
1. Bl. a4b zum Anfang: Magister [35] proponit de quibus sit materia/[36]
disponit differentiam rerum/[37] opponit per tria ...........1) [38] diligenti
indagine: scrutatione. — etiam atque etiam: etiam atque
[Seite 31]
[1] etiam i.
e. instanter. — tractatum: textum. — in li. de doc. christiana: [2] li. 1. ca.
1. — tenere advertet: scilicet speculatio theologorum. [CXCII, 522]
[3] c. 3.
assumere aliquid in facultatem: i. e. elicere aliquam volitionem circa [523]
[4] ipsam.
[5] c. 7. Bl.
a5a Ille enim miseretur: utitur ergo nobis propter se. [524]
[6] c. 8. qui
in lib. xiij. de trini.: Lege id caput. Et aurea est disputatio et [7] egregia
de beata vita quae hic non potest breviter narrari.
[8] Bl. a5b
Verumtamen non est hic consistendum: Hic notandum, quod voluntas [525] [9]
potest aliquid velle absolute i. e. quia est libera, nec curandum an [10] sit
summum vel non summum et hic actus est usus habitualiter [11] i. e. aptus et
potens propter deum haberi: licet actu non referatur. [12] Et sic authoritas
Ambrosii habet veritatem.
[13] zu dem Epilogus:
Notandum, quod uti hoc loco non capitur pro assumptione [14] alicujus in
ministerium corporis: ut utor pecunia, equo, cane [15] ad venandam, panno ad
tunicam et sic de omnibus extrinsece, sicut [16] communiter solet capi in
locutionibus nostris. Sed capitur pro [17] acceptione alicujus in facultatem
animae non simpliciter, sed voluntatis [18] tamquam objecti. Quia licet
intellectus vere utatur omnibus [19] rebus mundi, tamen hic solum de voluntate
loquimur.
[20]
Corollarium.
[21] Utibile
est hoc loco nihil aliud nisi volibile inquantum tale scilicet volibile [22]
propter deum. Utens autem est praecise ipsa voluntas, usus est [23] ipse actus
voluntatis.
[24] Dist. 2.
[25] c. 1.
Bl. a6a Deus qui non nisi: li. 1. soliloqui. c. 1. — alicubi erratur: [26] li.
1. c. 3.
[27] c. 2. in
li. de fide ad petrum: alii c. 1.1) — Una est enim: Usia i. e. essentia, [526]
[28] Homos i. e. unus, similis.
[29] c. 3.
primo li. de trini.: c. 2.
[30] c. 4.
zum Anfang: 2a pars in qua proponit testimonia veteris testamenti.
[31] Bl. a6b
Deus enim et dominus: Signate hoc quaeso, quod deus est nomen [32] naturae et
potestatis, quia ex hoc sequitur, quod distinctio nominis [33] deus
personaliter et essentialiter est frivola et inutilis philosophiae [34]
confictio. Et b. Aug. li. de fide ad Petrum c. 1. Hoc est utique [35] unum
naturae nomen horum trium quod dicitur deus. Et potest [36] probari, quia
dicendo deus personaliter captus, utrum sit adorandus? [37] Si sic, ergo non
personaliter, sed essentialiter. — Item alibi deus: [38] Exodi 3. — Aug. in li.
de fide ad petrum: alii c. 1. 1)
[Seite 32]
[CXCII, 527]
[1] c. 5. zum
Anfang: xi. columna si in xii. columnas diviseris librum. — quod in [2]
trinitate nec diversitas: quia diversitas usu communi signat pluralitatem [3]
essentialem. — Absolutius: i.e. expeditius. — recipit: patitur. [4] — faciamus:
hoc verbum. — convenit faciam: non faciamus. — [5] meam: non nostram. — Non
solitario vero: Ex hoc magister capit, [6] quod non sit numerus in deo, quia
dicit Non solitarii. — similitudinem [7] hominem: qua est homo. — reperitur
operari: Ecce dei [8] communis imago dicit ipsam divinitatem.
[9] c. 6.
hebraica veritas habet heloym: In heloym ist h ausgeftrichen, an dem [10] Rande
steht dafür: elohim. — plurale hujus singularis: Huc [11] adde quae infra1.
Nota pro confirmatione hujus: Quia hoc frequenter [12] sit in scriptura, ut
nomen dei ponatur in plurali etiam cum [13] verbo et adjectivo pluralibus.
Testis est Nicolaus de Lyra in [14] quaestione quodlibetica sua. Unde Josue
ultimo ‘Non poteritis [15] servire domino, quia dominus sanctus ipse’. In
hebreo habetur [16] ‘quia elohim sancti ipse’. Hiere. 23 ‘pervertistis verba
dei viventis’. [17] In hebreo est ‘verba elohim haiim i. e. deorum viventium’.
Esaie 142 [18] ‘Dominabitur tui qui fecit te dominus exercituum’. In hebreo est
[19] ‘dominatores tui, factores tui’. 2. R. 7 ‘Quae est autem gens in terra,
[20] propter quam ivit deus, ut redimeret eam sibi’? In hebreo ‘propter [21]
quam iverunt elohim i. e. dii’. Ecclesiast. 2. ‘Quid est, inquam, [22] homo, ut
possit sequi regem factorem suum’? In hebreo ‘regem [23] qui jam fecerunt eum’.
Ps. 563 secundum hebream computationem [24] ‘Confitemini domino dominorum’. In
hebreo est ‘Confitemini dominis [25] dominorum’. Malachie primo ‘Et si dominus
Ego sum, ubi est [26] timor meus’? i. e. ‘Si ego sum domini’. Haec Jo. Reuchlin
in vocabulo [27] Adonim. — hel: das h ausgestrichen. — hel: das h
ausgestrichen. — [28] heloym: das h ausgestrichen. — Super senes: ps. 118. —
Dominus [29] nomen: ps. 67.
[30] [528]
Bl. a7a Esaias quoque dicit: c. 6. — dicens: dominus dixit: ps. 2. — [31]
viarum suarum: operationum.
[32] c. 8.
Nunc vero post testimonia: Tertia pars, ubi authoritates novae legis [33]
adducit. — calculus quo: Esaie 6. — Ite baptizate: matthei ult. [34] — quae
supposuit: i. e. posuit. — Ipse etiam ait: Ego: Jo. x. — [35] Ambrosius in
eodem: c. 2. — Misit deus spiritum: Gal. 4. — quia [36] singulae paene
sillabae: Quale mysterium Magister hic insinuet, [37] non quidem gustum sentio,
olfacere tamen videor. Nisi forte [38] imitatus B. Hieronymum qui ait singulas
syllabas libri apocalypseos [39] mysterium habere. Sed subtraho meum idolum
animae.
[Seite 33]
[1] Dist. 3.
[2] [CXCII,
529] c. 4. Bl. a7b Augustinus: ibidem.1
[3] c. 5. Bl.
a8a Intellexerunt etiam corporis: Augustinus ibidem consequenter.
[4] [531] c.
8. Bl. a8b Equalia etiam sunt: illa tria non quantitate molis mensurabilis, [5]
sed quantitate virtutis ad objecta.
[6] c. 9.
Totamque meam memoriam: Ibidem2 Augustinus et ix. ca. 4. — Quod [7] enim: Quam
partem.
[8] c. 11. ut
ait Augustinus non ipsa: li. xv. trin. c. 7. — ut ait Augustinus in [9] xiiij.
lib. de tri.: c. xi.
[10] c. 13.
ut ait Augustinus in ix. li. de trinitate: ubi loquitur mirabilia.
[11] [532] c.
14. Unde Augustinus in ix. li. de tri. ait: c. 4. — tanquam in subjecto ut [12]
color in colore: Augustinus dicit ibi non tanquam in subjecto, sed [13]
substantialiter &c.. et correcti textus etiam ita habent. Sed nisi valde
[14] sobrie exponantur haec et alia quae ibidem dicit, contradicet sibi [15]
ipsi et valde mirabilia erunt, quia dicit, quod color non est major [16] quam
subjectum. Mens autem plura intelligit quam se: igitur non [17] est ut color in
subjecto. Ista ratio esset nihil, nisi intelligatur de [18] magnitudine et
inexistentia virtuali: quia color potest non complecti [19] nisi suum subjectum
in quo est. Intellectus vero potest et se complecti [20] et alia. Deinde quod
Augustinus capit ista nomina concretive, [21] scilicet memoria, intellectus
&c.. pro anima potente velle, intelligere [22] &c.. Sic enim erunt una
anima et tres etiam inseparabiliter.
[23] Nisi
sic, inquam, intelligeretur, potest argui contra eum. Oculus [24] non est ut
pars in corpore, quia videt plura quam partem aliquam. [25] Sed pars non est
plus quam pars. Sed responderi oportet de inexistentia [26] vel complectentia
virtuali sic, quod pars non potest esse [27] nisi unius totius, sed oculus
ultra hoc quod est pars non potest aliquid [28] plus. Sed tunc similitudo non
arguet. Color colorat solum subjectum [29] suum, sed intellectus non intelligit
solum suam mentem.
[30] Vide
Occam hac dis. q. 8. dubio 2. ubi satis ingeniose concordat [31] et exponit
verba b. Augustini.
[32] c. 14.
Bl. a9a ut Augustinus ait in xv. li.: c. xx. Alii c. 24. Sed antiqui [33] ut
hic. — quam magnum: aliquid. — natura recoli: ex quo magno.
[34] c. 16.
Homo unus per ista tria: Aug. li. xv. c. 22 de verbo ad verbum.
[35] c. 17.
Rursus ista imago: ibidem c. 23. — ut ait Augustinus in xiiij. li. [36] de tri.:
c. 23. — quia potest etiam meminisse: Et ex hoc patet, [37] quod de actibus
ante imaginem ponit.
[Seite 34]
[1] [CXCII,
533] c. 18. Ut enim ait Augustinus: c. 2. et 4. — pro eo quod in anima
excellentius [2] est: i. e. intelligentia. quia in animo substantialiter
existunt: quia [3] ad suppositale significatum sunt idem, sed in connotamento
realiter [4] differunt, secundum Scotistas autem formaliter differunt.
[5] c. 20.
Nec minor est proles: in fine ultimi c.1
[6] c. 21.
Bl. a9b Sunt etiam haec: li. ix. c. 5. — in seipsis: objective.
[7] c. 22.
quasi res fatua: sicut est.
[8] Dist. 4.
[9] [534] c.
2. Bl. ba zum Anfang: 2a pars distinctionis ubi opponit et solvit. — non [10]
ergo unus tantum: Difficultas harum propositionum habet ex hoc [11] fundamentum,
quod hoc nomen ‘deus’ sive a parte subjecti sive [12] praedicati ponatur,
potest supponere pro trinitate personarum. — Si [13] deus pater genuit deum:
Cameracensis q. 5. ar. 1. concedit has esse [14] veras, sed non in usum
trahendas: tres sunt dii: Deus genuit alium [15] deum: sicut tres personae: et
una genuit alteram. Nam illae sunt [16] negatae ab Ecclesia propter versutias
hereticorum utpatet ex Aug. [17] li. v. c. ix.
[18] Bl. bb
Genuit deum qui non est: Genuit deum qui non est deus pater i. e.
[19] {deum
qui non est pater, qui deus est
[20] {deum
qui non est deus, qui pater est [21] Potest autem et in accentu notari
diversitas ut
[22] {deus
genuit deum qui non est deus pater acuendo pater
[23] {deus
genuit deum qui non est deus pater deprimendo pater et
[24] { elevando deus
[25] Filius
est { deus pater/ [26] pater deus
[27]
Corollarium.
[28] Illa est
vera
[29] filius
est deus qui est pater, tamen haec falsa
[30] filius
est deus pater appositive construendo.
[31] c. 3. zum
Anfang: Tercia pars. — unum deum sive unam: pater et filius et [32] spiritus
sanctus est unus deus. Unus deus est pater et filius et [33] spiritus sanctus.
[34] Dist. 5.
[35] [535] c.
1. Bl. b2a relative diceretur ad patrem: Ista prima ratio posset sic retorqueri
[36] in Magistrum: Deus non dicitur relative ad patrem: igitur [37] nec pater
genuit deum nec deus genuit deum, contra distinctionem
[Seite 35]
[1]
praecedentem. Quod si deus ibi capitur relative: cur non et [2] essentia? Item
lumen de lumine, sapientia de sapientia, consilium [3] de consilio. Rationes
non concludunt, sed quia spiritus sanctus [4] hoc dicit verum, ideo est verum,
utpatet extra de summa tri: et [5] fide catho. c. Firmiter.1
[6] c. 2.
Secunda ratio: Et ista ratio contra Magistrum sic fieret: Si pater generaret
[7] essentiam, tunc generaret se ipsum, igitur si generat filium, [8] generat
essentiam, quia aeque est eadem filio ut patri.
[9] c. 3.
Tertia ratio et potior: Confirmatio 2ae. Si pater generat essentiam, [10]
igitur habet esse per genitum a se et ita actus 2us est potior actu [11] primo
quod est impossibile. — sit eo: i. e. per eam rem. — quod [12] generat: quod i.
e. quam. — et deus est: quod est absurdum. — [13] Ita ergo: consequenter. — sed
pater eo quod generat, et est: licet sit [14] deus, tamen non esset a patre
deus, quod requiritur. — hoc enim est [15] sibi esse: Eadem ratio probat
essentiam generari. Sic: Cum filius [16] sit essentia divina, si ipse nascitur,
ergo et essentia nascitur: quod [17] si non sequitur, tunc non sequitur etiam:
pater est essentia, ergo [18] non generat essentiam. — Sed causam patri:
rationem vel originem [19] esse. — nullo modo quisquam: Construe: Sed nullo
modo quisquam [20] dixerit sapientiam a patre genitam causam patri qua sit. — Ita
ergo [21] si pater: Sententia Magistri et Augustini vera est praecise
intelligendo [22] essentiam illius personae de qua dicitur actus notionalis.
[23] Et nihil aliud probant.
[24] [CXCII,
536] c. 4. Bl. b2b Nam quod pater est, et: Verba Sedulii.
[25] c. 6.
zum Anfang: 2a pars ubi tractat objectiones. [26] Aug. in lib. vij.: vel c. 2.
secundum alios.2 Et li. xv. c. xiiij. — Idem [27] in li. de fide ad Petrum:
Ibidem: Illa natura quae semper genita [28] manet ex patre naturam sine peccato
suscepit. — in li. xv. de tri: [29] c. xx. — id est filius qui est sapientia:
Ex quo patet, quod non [30] simpliciter negat essentiam generare, sed ad suum
intellectum.
[31] [537] c.
7. Hylarius ait in iiij. li. de trini: col. 6. — et geniti: filii. — honoris:
[32] qui est honoris. — Item in v. li. ait: circa finem. — profecta est: [33]
producta. — deus subsistit: est. — quod: id. — aliunde: ab alio. [34] —
subsistit: est. — in forma dei manentem: ante incarnationem. — [35] in natura
dei mansisse: i. e. in incarnatione. — refundimus: refusam [36] dicimus. —
insinuatione: i. e. incarnatione, inclusione. — Sed ex eo: [37] patre. —
generis: substantiae. — genitam naturam: i. e. filium. —
[Seite 36]
[1] habuisse
naturam: patrem. — in forma: substantia. — se gignentis: [2] patris.
[3] Bl. b3a
et naturam assumpsisse naturam: Dare filio naturam est filium [4] producere.
Habere naturam a patre est esse productum a patre. [5] Sic b. Aug. li. 1. super
illud: pater quod dedit mihi, majus omnibus [6] est i. e. quod me genuit. — quod
a plerisque negatur: ut infra li.2. [7] dist. 5. — contumelia: i. e. derogatio.
[8] c. 8. et
ipse nascendo patris: Ergo licet ipse sit natus, tamen non essentia [9] quam
nascendo filius accepit. — Hylarius in v. li.: circa finem. — [10] naturam
suam: eandem. — sequitur: i. e. manet idem cum eo cui [11] dat naturam suam. Ac
sic in generatione: Hoc sic i. e. pater [12] gignit filium de se et genito
filio est unum esse cum eo, cum ergo [13] pater sit prior filio secundum
originem et filius posterior patre, [14] videtur quasi sequi naturam suam: cum
eadem sit in filio (quo [15] ipse est prior). Videtur itaque pater sequi
naturam et unitatem [16] quam cum eo habet filius patre tamen originaliter
posterior. Hoc [17] totum tantum valet ac si diceret: pater gignit filium et
tamen sunt [18] ambo unum et uterque in utroque. Vel expressius sic: Pater [19]
sequitur naturam suam, quia gignit filium cui dat suam naturam, [20] ergo in
quod sua natura vadit, in idem et ipse vadit et sic ipse [21] in filio est cui
dedit naturam suam.
[22] nec
naturam: et non. — naturam suam deserit: quasi filius totam [23] sibi rapiat ex
patre, sed remanet ibi tota similiter. — patris veritas: [24] vera natura. —
cum in eo: filio. — deus: pater. — intelligit esse [25] qui deus est: quia secutus
est naturam suam filius. — Est enim [26] unus: pater. — in uno: filio.
[27] [CXCII,
538] c. 9. quod substantia carnis patitur: scilicet partem descindendo
distinctam.
[28] Bl. b3b
hoc esse quod deus est: pater.
[29] c. 10.
Dicto enim: scilicet huic.
[30] [539] c.
11. zum Anfang: 3a pars explanans quasdam authoritates corollarie reliquas.
[31] Dist. 6.
[32] [540] c.
1. Bl. b4a filium verbum dei esse: per quod omnia facta sunt.
[33] Si autem
diceret volens: Hoc intelligitur de voluntate accedente, quia [34] ibidem dicit
Augustinus: Quidam ne filium consilii vel voluntatis [35] dei dicerent
unigenitum verbum, ipsum consilium seu voluntatem [36] patris id verbum esse
dixerunt. Sed melius, quantum estimo, dicitur [37] consilium de consilio,
voluntas de voluntate. Hoc ille ibidem mox [38] ante ista verba: Acute &c..
[39] c. 2.
Bl. b4b Scientia quippe dei et praescia: Quicquid est in homine vel [40]
creaturis, est in deo esse simpliciter concedendum. Alias creaturae [41] non
essent vestigium et imago dei. Verum tamen addendum perfectissimum
[Seite 37]
[1] et bonum.
Igitur Doctores ista negantes intelligunt [2] ea pro nostro modo.
[3] c. 3. zum
Anfang: Tercia pars hujus ubi solvit.
[4] Dist. 7.
[5] [CXCII,
541] c. 1. utrum pater potuerit: Notandum: posse generare, potentia generandi
[6] est nihil aliud quam esse patrem. Ergo si arguitur: pater potest [7]
generare et filius non, igitur potest quod non potest filius, respondetur: [8]
hoc non sequitur, sed sequitur: pater potest generare et [9] filius non, igitur
pater potest esse et filius non potest esse [10] pater, et hoc est verum. Alia
consequentia est carnalis cogitatio. [11] Haec ex dictis Cameracensis et mox
sequentibus verbis Magistri: [12] posse generare et esse patrem sunt idem.
[13] c. 2.
Bl. b5a zum Anfang: 2a pars distinctionis.
[14] [542] c.
5. qua oportet eum non esse patrem: Impossibile est, ut idem pater sit [15]
originans et originatum, ubi tam unitissima et simplicissima est [16] unitas
naturae.
[17] c. 6.
zum Anfang: Tercia pars reddens rationem dictorum.
[18] Bl. b5b
an haec sit aliqua potentia: Haec sunt imaginationes, quasi potentia [19] sit
in patre aliquid ex usu loquendi. — ejus enim potentia natura [20] est: quia
persona et essentia sunt idem. — Si potens est gignere: [21] Sicut pater est
essentia, ita est potentia generandi, cum sint idem. [22] Hic tamen notandum,
quod Magister retorquet nomen potentia ad [23] absolutam acceptionem. — Eandem
enim potentiam: sicut essentiam. [24] — Aliam enim habet pater proprietatem: Ergo
potentia capitur [25] ibi pro proprietate quae est praecise ipsa persona et non
pro essentia [26] qua pater gignitur et filius gignitur.
[27] c. 7.
non habet potentiam generandi: i. e. potentia capitur dupliciter. Uno [28] modo
essentialiter. Et sic eadem est potentia generantis et generati. [29] Aliomodo
personaliter et ita potentia est una persona tantum. — [30] quia eadem est
potentia: sicut essentia.
[31] am Ende,
zum ganzen Kapitel: Qui sic cavillatur: filius habet potentiam [32] generandi,
ergo potest generare, ostendit seipsum fantastica [33] imaginatione illudere,
quia imaginatur filium et patrem esse diversos, [34] ut sicut pater generat
filium qui est unus deus, ita filius generet [35] alium qui etiam sit unus
deus, et sic jam erunt duo dii. Sed nisi [36] filius generet patrem (quod
impossibile est), impossibile est, ut alium [37] generet, quia necessario
essent duae naturae vel saltem duo patres [38] respectu unius filii, quia sunt
ejusdem naturae.
[Seite 38]
[1] Dist. 8.
[2] c. 1. Bl.
b6a in v. li. de trinitate: alii .2.1) —
Et quis magis: perfectius. — [3] [CXCII, 543] ac proprie dicitur: Solus. —
nostrum esse non est: Et sic patet [4] essentiae divinae veritas.
[5] c. 2. in
tamquam non posse ist posse verbessert in posset. — sed tantum est: [6]
objicit. — proprie dicatur est: i. e. esse.
[7] c. 3. zum
Ganzen: 2a pars quae sequitur ex prima tamquam corollarium. — [8] in v. lib.:
alii c. 2.1) — in libro primo de
trinitate: alii .1.2 — [9] Unde Jacobus: c. 1.
[10] [544] c.
4. Bl. b6b zum Anfang: tercia pars quae sequitur ex dictis. — Aug. in [11] vi.
li.: alli c. 1.[3]
[12] [545] c.
6. zum Ganzen:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[16] c. 7.
Bl. b7a Aug. in v. li. de tri.: alii. 1.4
[17] c. 8.
lib. vij. de tri.: alii .5.5
[18] c. 9. ex
disparibus: disparia sunt omnia materialia, quia omne totum est [19] majus
qualibet parte et una pars altera major. — formalis: i. e. [20] habens formam,
figuralis. — nullum in eo aliud: scilicet simpliciter [21] et in neutro genere
scilicet unum duo tria.
[22] [546]
videri autem: intelligi. — puro corde: i. e. in partia. — Sed quis [23]
gloriabitur se mundum habere cor in hac vita? — Sed ideo [24] simplex dicitur:
Quid sit esse simplex, quia Est. Hoc esse quod [25] habet et habere potest i.
e. cui nihil accedere potest i. e. qui est [26] immutabilis.
[27] Dist. 9.
[28] c. 1.
Bl. b7b zum Anfang: Ego nisi aliter diceret b. Augustinus, Ego dicerem, [29]
quod pater non est pater nisi ex filio sive filiatione. Ita nec apud [30]
seipsum sapiens, sed per filium qui est ejus sapientia qua est [31] sapiens.
Nec apud se ipsum bonus nisi per spiritum sanctum qui [32] est ejus bonitas.
Ita quod quandocunque nominatur potens, sapiens, [33] bonus, semper simul
nominantur omnes tres personae. Ratio est, [34] quia pater est relativum. Et ut
hic dicit Ambrosius: non potest [35] nominari nec dici pater, nisi connominetur
et filius. Sic Sapiens [36] et sapientia sunt relativa. Et non potest nominari
talis, nisi et [37] filius connominetur.
[Seite 39]
[1] c. 4.
Responsio Augustini: ibidem.
[2] [CXCII,
547] c. 8. Bl. b8a Sed quaeris a me: 2a pars.
[3] c. 9. In
sacris scripturis: Ut illud Hiere. Nunquid potest ethiops mutare [4] pellem?
Item isaie. Nunquid potest mulier oblivisci infantis sui? [5] Item1) Sicut
camelus per foramen.
[6] c. 10.
Hic quaeri potest: 3a pars. Incidentem movet quaestionem.
[7] [548] c.
13. Bl. b8b Vivens deus et naturae: Ego sic construerem: Deus scilicet [8]
pater est vivens et potestas viventis scilicet dei est aeternae naturae [9] i.
e. habet aeternam naturam i. e. ipse est vivens aeternaliter.
[10] [549] c.
14. sine auctore: i. e. originatore. — etiam innatum est: ut pater. — [11] quod
natum est: ut filius. — non natum est: ut pater. — cum [12] aeternitate: i. e.
ab aeterno. — ex aeterno natum: ut filius. — pater [13] auctor aeternus:
scilicet qui est. — est ex aeternitate: i. e. qui [14] non sit aeternus. —
Medium enim quod: i. e. quod inter patrem [15] aeternum et filium aeternum
nihil potest cogitari non aeternum quasi [16] tercium aliquid. — Medium: i. e.
tercium. — in generatione: patre [17] generante. — nativitas: filius natus. —
generatio: — pater generans. [18] — intervallo: medio.
[19] Dist.
10.
[20] [550] c.
3. Bl. cb Si ergo proprie: 2a pars. [21] Ecce his verbis aperte: Verum tamen hoc
mihi videtur ad extra: tota [22] trinitas est charitas sicut et deus. Sed tamen
ad intra fit solus [23] spiritus sanctus charitas scilicet patris et filii, non
pater neque filius. [24] Haec tamen non assero, sed occasionaliter recito.
[25] c. 4.
Pluribus enim exemplis: Magister.
[26] [551] c.
7. Bl. c2a non participatione: ut in continuo est, sicut....2) vel continua [27] — sed proprio suo: in se
ipsis.
[28] c. 8.
Hic notandum est: 3a pars.
[29] Si ergo
non est: Sed quid si dixero, quod sit filius spiritus sancti [30] quoad
humanitatem, quia de spiritu sancto conceptus est? Et hoc [31] videtur sonare
apostolus, quando dicit regnum filii. Non enim [32] sumus translati nisi in
regnum Christi, ubi ipse regnat in fide [33] humanitatis suae et in velamento
carnis suae quod regnum ipse [34] tandem tradet deo patri 1. Cor. xv.
[35] In der
conclusio ist Hic manifestavit se dixisse nach usque ibi ausgestrichen [36] und
dafür an den Rand geschrieben Si ergo &c..
[Seite 40]
[1] Dist. 11.
[2] [CXCII,
552] c. 1. Bl. C2b pater in nomine meo: Nomen illud est deitas Christi phil. 2o
[3] dedit illi nomen quod est.
[4] c. 2.
Graeci tamen dicunt: 2a pars.
[5] c. 4.
Sciendum est tamen: 3a pars.
[6] c. 5. Bl.
c3a Unde Athanasius: qui fuit vel sub concilio niceno.
[7] Dist. 12.
[8] [553] c.
3. Bl. c3b Nunc tractandum est: 2a. — ipse continuo: immediate.
[9] [554] c.
5. xij. li. de trinit.: circa finem. [10] zum Schluß der distinctio:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[17] Dist.
13.
[18] [555] c.
2. Bl. C4b in v. li. de tri.: alii c. 14.1
[19] [556] c.
5. nec ingenitum debere dici: vide et Aug. li. 5. c. 7.
[20] c. 7.
Bl. c5a zum Schluß: Aliter autem capit et cum Hieronymo concorditer [21] fere
li. 5. tri. ca. 7.
[22] c. 8.
nec natum est: pater. — factum non est: filius. — nec factum est: [23] spiritus
sanctus. — et natum non est: creatio mundi.
[24] Dist.
14.
[25] [558] c.
5. Bl. c6a De Christo scriptum est: act. 2. ex verbis Petri Dextera dei.
[26] Dist.
15.
[27] [559] c.
1. Bl. c6b Si enim spiritus sanctus: rationem addit. — Item. Si pater: [28]
[560] 2am. — c. 2. dicatur mitti a se: per simile. — c. 3. Bl. da Quocirca [29]
quaerendum: 2a pars. — c. 6. Non enim missus est: [ostendit [30] filium]2 per
sui missionem non mutare locum.
[31] [561] c.
8. Bl. db A me ipso non veni: vel etiam a me ipso scilicet solo. — c. 11. [32]
loquens in iiij. li.: c. xx.
[33] [562] c.
12. Aug. in eodem li.: xx.
[34] c. 13.
Cur pater non dicitur missus: Deficiente connotato deficit et suppositio [35]
est commune dictum. Sed missio supponit pro temporali processione [36]
connotando aeternam ut dicit Gabriel. Ideo non potest convenire
[Seite 41]
[1] patri. Et
si suppositione ei conveniret, non tamen connotatum: [2] ideo nullum ei
conveniet. — Hic quaeritur cur: 3a pars.
[3] c. 14.
Bl. d2a in iiij. lib. de trini.: in fine. — propter visibilem creaturam: [4]
quia non visibilis............1 — vel commendationem:.....2 [5] novationem. —
Non ergo ideo dicitur: Magister.
[6] Dist. 16.
[7] [CXCII,
563] c. 2. Bl. d2b per temporalem motum creaturae: i. e. ignis et columbae.
[8] c. 3. Sed
prius quaerendum: 2a pars.
[9] intantum
minorem: i. e. intantum minorem ut creatura sit, quia fieri [10] convenit
creaturae, licet hic multi superstitiosi philosophi negent, [11] quod Christus
sit creatura, quasi non et factus sit dicendus.
[12] [564] c.
4. paulo minus ab angelis: 3 Haec reputo falsa pro majori parte, quia si [13]
mente non fuit minor angelis, ergo non fuit homo, quia excessit [14] spiritus
limitem. Ergo glosa intelligitur: mente i. e. virtutibus mentis.
[15] Nec fuit
in eo gratia infinita formaliter nisi effective vel substantialiter: [16] quia
dubium est, an sit creabilis infinita gratia, quamquam [17] vere major fuerit
angelis gratia et gloria: quia plenus et tam [18] plenus quam capere potuit.
Nec est necesse ponere infinitam in eo [19] gratiam formaliter, quia majorem
arguit excellentiam in eo esse [20] fontem et originem gratiae et plenitudinis
effective.
[21] Haec
tamen mecum dijudica, pie lector. Credo enim, si angelus [22] vel intelligentia
ei aequalis assumeret corpus, non fieret homo. Ergo [23] hic similiter.
[24] c. 5.
Bl. d3a zum Ganzen: Pater major me est: possunt et secundum eam [25] regulam
intelligi quam Augustinus li. 2. c. 1. trinitate ponit, ut talia [26] verba
scripture non ostendant alium alio majorem, sed solum quis [27] de quo sit. Nec
in illis inaequalitas, sed nativitas ostenditur. Et [28] ita hic loquitur
Hylarius. Ideoque non sunt intelligenda sicut [29] sonant, quasi de magnitudine
loquantur, sed potius de distinctione [30] et processione personali.
[31] Ego
dicerem, quod illa majoritas patrias nihil est aliud quam [32] quod pater habet
a nullo, quod sit deus, filius autem a parte et sic [33] idem est esse
principium, esse authorem, esse originem filii quod [34] est majorem esse
filio. Illa autem majoritas nihil ponit dignitatis [35] [darüber saltem
essentialis] in patre quae non sit in filio. Unde [36] quando dicitur:
Majoritas est in patre et non est nec potest esse [37] in filio, nihil est
aliud quam: pater est pater et pater non est nec
[Seite 42]
[1] potest
esse filius. Illa enim majoritas nullo modo a patre est [2] distincta nec
ratione nec formaliter nec realiter. Ergo majoritas [3] patris est pater ipse,
pater autem nihil est sui ipsius, ideo est [4] major non se, sed filio i. e.
est pater filii, non sui.
[5] Dist. 17.
[6] c. 3. Bl.
d3b Aug. in viij. li. de tri.: c. 8. et penultimo. — dilectionem: [7] etiam
increatam.
[8] [CXCII,
565] Deus autem: ratio est. — diligat fratrem: formaliter. — diligat: [9]
formaliter. — eandem dilectionem: effectivam. — Impossibile est [10] diligere
eandem dilectionem seipsam, quia idem esset objectum et [11] actus dilectionis.
— dilectionem qua diligit: non formaliter, sed [12] finaliter vel efficienter.
— Plane notiorem: Exponit seipsum. — [13] amplectere dilectionem: efficienter.
— et dilectione: formali. — angelos [14] et omnes dei servos: scilicet unus
spiritus in eis et una charitas. — [15] vinculo sanctitatis: Ecce quaero, quid
per vinculum velis et non [16] est respondere nisi dilectionem formalem. — nisi
deus plenus est: [17] quia semper est cum dilectione. — fraterna dilectione: a
qua fit, [18] ut diligat, non qua diligit. — quia dilectio ex deo: utraque. —
[19] ipsam fraternam: quia semper est cum spiritu sancto. — Ista [20] contextio
bis zum Schluß: Haec est fortior authoritas. — est qua [21] diligimus: i. e. a
qua. — Cum ergo de dilectione: Ecce exponit [22] seipsum. Dicit enim: de
dilectione diligimus et non dicit: per [23] dilectionem vel volitionem. Diligere
enim est habere dilectionem. [24] Sed unde? scilicet de dilectione. — diligimus
qua: a qua.
[25] c. 4. in
xv. li. de tri: xix.
[26] c. 5.
Non dicturi sumus: Non dicturi sumus &c.. Sic intellige. [27] Si quis
Augustino objiceret dicens: Charitas non dicitur esse deus [28] ideo, quod sit
aliqua substantia quae digna sit nomine dei, sed ideo, [29] quia donum dei est,
sicut &c.. Respondet Augustinus: Non sic [30] dicturi sumus. Hunc enim
sensum facile refellit &c.. Et dicitur ad [31] hoc, quia Magister per hanc
authoritatem nihil probat, quia non [32] loquitur hic Augustinus determinate,
an per illam charitatem diligamus [33] deum formaliter, sed solum dicit
charitatem esse deum, quod [34] nemo negat, sed non omnis charitas est deus.
[35] Bl. d4a
Pro manuductione solvendarum authoritatum Augustini.
[36] Primo
sciendum, quod charitas (quicquid sit de possibili) de [37] facto semper datur
cum spiritu sancto et spiritus sanctus cum ea [38] et in ea.
[39] Secundo
quando Augustinus dicit quod dilectio est deus, non [40] intelligatur cum
praecisione seu exclusive i. e. quasi dilectio sit tantum [41] deus, Sed
concedendo quod dilectio sit deus, Sed non tantum.
[Seite 43]
[1] Sed est
etiam dilectio creata. Sicut ‘Christus est fides, justitia, [2] gratia nostra
et sanctificatio nostra’. Et videtur Magister non [3] penitus absurdissime
loqui: in eo quod habitum dicit esse spiritum [4] sanctum. Quia commentum illud
de habitibus opinionem habet ex [5] verbis Aristotelis rancidi philosophi.
Alias bene posset dici, quod [6] spiritus sanctus est charitas concurrens
seipso cum voluntate ad [7] productionem actus amandi, nisi sit forte
determinatum essentiae [8] in oppositum.
[9] [CXCII,
566] c. 6. Tunc enim mitti: 2a pars. — quo modo detur in eodem libro: ca. 18 [10]
vide supra. — a sinistra: haedorum. — ad dexteram: ovium.
[11] [567] c.
11. Bl. d4b Supra dictum est: Tercia pars.
[12] [568]
qua deus tantum diligit nos: Sed cur non et trinitas ipsa est charitas [13] qua
nos diligit? Aut cur spiritus sanctus solus? profecto non solus.
[14] Quicquid
ad extra facit spiritus sanctus et quicquid est ad [15] extra, non solus facit
et est, sed simul tota trinitas, ut supra patuit. [16] Sic econtra quicquid
facit vel est homo ad deum vel spiritum [17] sanctum, ad totam trinitatem
pertingit. Ideo est impossibile diligere, [18] adorare nos unam personam sine
alia, immo nec nominare. Quod [19] ex eo probatur, quia si non potest una
persona ad extra creare sine [20] alia, multo minus potest creatura ad unam se
diffinire sine alia, [21] cum esse et agere ejus a qualibet dependeat. Et ex
isto patet [22] error et heresi proxima sententia Scoti qui dicit, quod anima
possit [23] una persona frui sine alia: quia quaero: an illud frui una tantum
[24] persona etc̃. producere possit cum anima sine alia vel non. Item [25]
Manifestare dei est ejus operatio ad extra. Sed quomodo est possibile, [26] ut
una faciat manifestationem sui sine alia in gloria et [27] essentia sua?
[28] Ex his
nunc vide, quid sit dicere, quod pater et filius diligunt [29] se spiritu sancto:
quia haec oratio tantum monet difficultatem, quod [30] vel omnia determinata a
Magistro et Augustino dissipent vel maximam [31] partem, aut quod ipsa sit
inexponibilis: Si pater et filius [32] diligunt se spiritu sancto, ergo pater
et filius non est charitas, quia [33] charitate i. e. spiritu sancto diligunt
se et, ut supra dixit Augustinus, [34] est communis amborum charitas. Si autem
spiritus sanctus capitur [35] ibi pro trinitate, sicut et charitas: quomodo
pater et filius diligunt [36] se tribus personis? Vide infra distinctionem 32.
[37] Bl. d5a
Item ejusmodi Nulla persona agit sine alia: quomodo id ratio sustinebit, [38]
ut aliquid patiatur sine alia aut modo patientis se habeat? [39] Pater ergo non
videt nec amat te sine filio et spiritu sancto, et tu [40] multo excellentior
es, quia a te potest videri et amari? Et quod [41] in te agere non potest, a te
tamen pati potest. Ve tibi maledicta [42] blasphemia, ut incocta est haec fex
philosophiae!
[Seite 44]
[1] [CXCII,
569] c. 17. illud verbum apostoli: Ad hanc authoritatem quae expressa nimis
est: [2] quia deo conjungi per charitatem est quasi per medium ad objectum, [3]
diceret Magister, quod Augustinus hic loquitur de actu charitatis [4] qui nos
deo jungit, habitus autem adhuc est spiritus sanctus. Et [5] ita possent omnes
authoritates solvi.
[6] c. 18. in
li. Sap.: c. vij. — quia alios actus: Quia charitas est imperium [7] virtutum
et regina meritorum.
[8] c. 19.
Bl. d5b in xv. li. de trini.: c. 19.
[9]
Conclusio. Et tria principaliter: In primo praemittit, quid sit charitas, in
[10] secundo ponit intentum, scilicet quomodo mittatur spiritus sanctus [11]
invisibiliter, in tercio opponit contra primam partem et solvit.
[12] Dist.
18.
[13] [570] c.
4. Bl. d6a in iiij. li. de tri.: c. xx. — in v. li. de tri.: li. 5. c. xi.
[14] proprie
dicitur spiritus sanctus: Spiritus capit Augustinus, ut est [15] absolute
nomen, quamquam proprie loquendo sit vere relativum, [16] quia spiritus i. e.
flatus spirantis est, vel quia sub nomine spiritus [17] non refertur ad nomen
pater et filius. sed tunc diceretur, quod nec [18] nomen donum hoc modo
diceretur relative. Pro forte capit ita [19] absolute, ut ventum significet, et
ita non est relativum, vel ut [20] aequivaleat huic quod est spiritualis
natura, tunc enim ad patrem [21] non dicitur relative.
[22] in v.
li. de tri.: c. 15.
[23] [571] c.
6. Bl. d6b ut ipsa substantia sit: unius cum patre essentiae. — in xv. [24]
libro de trinitate: 26.
[25] c. 7. in
vij. li de trini.: 1 alii c. 2. alii c. 4. Et si vis et in fine 5. columnae.
[26] c. 8.
ille essentia sit: i. e. per essentiam. — et iste essentia: per.
[27] [572]
totam quae in patre est: Habere totam essentiam patris est nihil [28] aliud
quam esse unius essentiae cum patre. Et ad hoc exprimendum [29] tam pingui
sermone utuntur doctores. Nota ut nostri nugantur.
[30] c. 10.
Bl. d7a in v. li. de tri.: c. 14.
[31] c. 11.
in xv. li. de trini.: Et li. 5. c. 14. Et est textus falsus in allegatione.
[32] sicut
dicimus spiritum nostrum: Immo dicitur noster filius, quia Isaie [33] ix
‘filius datus est nobis’. Si dicis, quod ideo non est filius quia [34] non
genitus noster, sed solum datus: Contra eadem ratione nec [35] spiritus sanctus
noster erit, quia non est spiratus noster sive flatus, [36] sed solum datus et
spiritus patris. Immo filius multo magis dicitur [37] noster, quia genitus est
noster, sicut ipse dicit. ‘Qui facit voluntatem [38] patris hic mater mea.
soror mea et frater meus est’. Respondetur: [39] Augustinus loquitur
literaliter, id autem est spiritualiter.
[Seite 45]
Dist. 19.
[1] [CXCII,
573] c. 3. Bl. d7b Nunc igitur superest: 2a pars.
[2] [574] c.
5. Bl. d8a divinae veritatis ratio: Ratio divinae veritatis consequatur i. e.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[6] i. e.
quod non potest intelligere natura, potest attingere veritas scripturae [7] et
fidei i. e. attingi posse dicat.
[8] [575] c.
8. Bl. d8b Hic adjiciendum est: 2a pars. — in li. vij. de tri.: c. ultimo. [9]
— Non enim ibi species: Contra Porphyrium qui dicit: plures [10] homines sunt
unus homo.
[11] [576] c.
10. Bl. ea Alio quoque modo idem: Ex ista 2a ratione Augustini sequitur, [12]
quod universale in re non est quid unum, sed est collectivum sive [13]
collectio omnium specie similium, quia unum animal non est genus [14] nec habet
species: igitur solum modo multum animal (per oppositum) [15] habet species
quod verum est.
[16] non
dicitur unus homo: Contra Porphyrium iterum.
[17] [577] c.
16. Bl. eb Quibus modis dicantur: Potest hoc etiam per similitudinem [18]
dixisse.
[19] [578] c.
17. Sciendum est ergo: 3a pars.
[20]
Conclusio. Bl. e2a ist Sed jam nunc ausgestrichen und dafür an den Rand [21]
geschrieben Nunc igitur.
[22] Dist.
20.
[23] [579]
Bl. e3a zur ganzen dist.: Nota, quod ista ratio possit calumniari quae dicit
[24] Augustinus: Si potuit et noluit, ergo erat invidus. Quia similiter [25] de
creaturis possit argui: Aut voluit et non potuit aut potuit et [26] noluit
meliores facere, igitur fuit invidus vel impotens. Et ex hoc [27] arguebat
Plato, quod animae concrearentur habitus. Notandum [28] igitur, quod quicquid
fit per modum naturae fit secundum totum [29] posse naturae. Sed quicquid fit
per modum voluntatis non est [30] necesse fieri secundum omne posse. Sed filius
in divinis nascitur [31] per modum naturae et ea natura est omnipotens, igitur
secundum [32] omnipotentiam generat eum pater et per consequens aequalem. Sed
[33] creaturae omnes procedunt ex deo libere et voluntarie et non naturaliter,
[34] igitur ex eorum majoritate vel minoritate nec arguitur invidia [35] nec
impotentia dei. Sicut cum eo cado, natura mea agit secundum [36] omnem vim
gravitatis. Sed cum lego aut scribo, non agit secundum [37] omnem vim. Ex isto
autem puncto sequitur primo, quod nec [38] spiritus sanctus procedit per modum
voluntatis nisi intelligendo, [39] sic scilicet quod ipse sit ipsa volitio
patris et filii, quae similiter [40] naturaliter fit. Id enim dicitur fieri
naturaliter, ubi natura praeest
[Seite 46]
[1] ut agens.
Et id voluntarie, ubi voluntas praeest ut agens. Sed [2] in deo spiritus
sanctus est voluntas patris et filii. Sed tamen hoc [3] negant multi et fere
omnes et ideo in mirabiles difficultates cadunt, [4] scilicet. An pater
necessario vel voluntarie gignat filium &c.. cum ex [5] imagine ejus, anima
possent doceri nimis crassas esse istas imaginationes. [6] Quia tunc anima
esset ter imago dei, scilicet semel [7] patris, semel filii et 3o spiritus
sancti.
[8] Corrol.
1.
[9] Unde
patet, quod non posset a nobis haberi distinctio filii [10] et spiritus sancti,
si spiritus sanctus non procederet ab [11] utroque.
[12] 2o.
[13] Quod
multi non sane intelligunt, quid sit voluntarie et [14] naturaliter1 produci,
quia hoc est praehabere sui principium [15] ipsam naturam vel voluntatem. Sic
non est in trinitate.
[16] Ego autem,
licet multi inclyti doctores sic sentiant, tamen quia [17] non habent pro se
scripturam, sed solum humanas rationes et ego [18] in ista opinione habeo
scripturam, quod anima sit imago dei, ideo [19] dico cum Apostolo ‘Si Angelus
de celo’ i. e. doctor in ecclesia ‘aliud [20] docuerit, anathema sit’.
[21] Dist.
21.
[22] [CXCII,
580] c. 2. Bl. e3b Aut pater est solus deus:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[29] Igitur
quandocunque ponitur a parte subjecti nomen essentiale [30] cum signo solus:
tunc quodcunque praedicatum sit, vera est exclusiva [31] ut: solus deus est
pater, creat, adoratur, generat &c.. Quandocunque [32] autem a parte
subjecti ponitur nomen personale et a parte praedicati [33] nomen essentiale,
semper est falsa propositio ut: solus pater [34] est deus, creat &c..
Quando autem signum ponitur a parte praedicati, [35] tunc si solum adhaeret
praedicato, nihil novi facit, quam si [36] non esset exclusiva. Usu tamen
communi etiam si ponatur a parte [37] praedicati, determinat vel copulam vel
subjectum ut: pater est solus [38] deus. Si illa tantum valet: pater est id
quod est solus deus, est [39] vera. Si autem valet: pater est solus i. e. pater
est seorsum vel
[Seite 47]
[1]
singulariter deus, est falsa et tunc est eadem eum illa: Solus pater [2] est
deus.
[3] [CXCII,
581] c. 4. ut ait Augustinus: per totum quasi.1 — ergo (inquit Augustinus): [4]
libro .1. tri.
[5] Dist. 22.
[6] Bl. e4a
zum Anfang: Sicut rancidae logicorum regulae somniant et puncto [7] nulleitatis
suae: infinitam deitatis latitudinem metiuntur.
[8] c. 1. in
ut ait Augustinus in ix. li. ist ix. verbessert in 8.
[9] [582] c.
1 –4.:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[15] verum
sit nullum nomen proprie de deo dici, quia omnia sunt [16] nomina
similitudinaria et a creaturis sumpta pro elocutione illius [17] ineffabilis
naturae.
[18] c. 5.
Bl. e4b illa quae prope: Regula prima. — Ea vero quae: [Regula] [19] secunda.
[20] Dist.
23.
[21] [583] c.
3. Bl. e5a in vij. li. de tri.: alii .4.2 — dictum est tamen tres: efficaciter
[22] exprimeretur ita esse tres. — tres personae: Aug. li. 7. c. 4. Quibus [23]
nominibus non diversitatem intelligi voluit, sed singularitatem noluit.
[24] [584] c.
4. in vij. li. de tri.: alli 4.3 — in aenigmate: i. e. in obscuritate et in
[25] volucro. — et verius est quam cogitatur: Hoc verbum olim erat [26] verum:
nunc tanta est philosophorum subtilitas, ut etiam si verum [27] esset, falsum
esset: quia nihil est nostris incomprehensibile et [28] ineffabile.
[29] c. 5.
zum Ganzen: Hoc ut tu qui rudis es capias: Cum pater et filius et [30] spiritus
sanctus tres sint et habetur quod de illis praedicetur nomen [31] singulare ad
modum superioris de inferiori, quaeritur etiam aliquod [32] quod pluraliter de
illis tribus dicatur tanquam superius, ut quid [33] sunt illae tres inquantum
tres? et non habebatur olim nisi personae, [34] licet nec ipsum proprie sit.
Nam persona4
[35] [585] c.
6. Bl. e5b in li. vij. de tri.: alii c. 4.5 — Audi Israel: deutro. 6.
[36] c. 8.
Quanquam et illi si vellent: li. 7. c. 6.
[Seite 48]
[1] c. 9. in
altero diversitatis: essentiae.
[2] [CXCII,
586] c. 10. Bl. e6a si non sit singularitatis: i. e. non insinuant
singularitatem.
[3] Dist. 24.
[4] c. 1. Bl.
e6b zum Ganzen: Notandum vero quod hoc nomen solus et singulus [5] usu doctorum
personaliter capiuntur, maxime hoc nomen singulus. [6] De nomine solus vide
Aug. li. 6. c. ix. Et inde pendet, quod in [7] deitate negatur singularitas.
Sic rursus diversum, multum, multiplex [8] capiuntur essentialiter. Et ideo
negantur similiter. Si autem [9] caperentur opposito modo, bene possit etiam
dici opposito modo ut
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[14] [587] c.
8. Bl. fa zum Ganzen: Et ex hoc patet, quod res solum latet in [15]
aequivocatione.
[16]
Conclusio. Zum Schluß: Et licet Magister reprobetur, videtur mihi verum [17]
dixisse, quia nullum nomen ita significat privative, ut nihil ponat. [18]
Significat enim idem quod nomen positivum negative.
[19] Dist.
25.
[20] [588] c.
2. Bl. fb Et item quia pater: Prima ratio quod nomen persona in plurali [21] significet
substantiam.
[22] c. 3.
Aliter etiam: 2a ratio.
[23] [590] c.
7. Bl. f2a zum Schluß: Et tota ratio diversitatis est, quia persona est [24]
nomen commune, essentia autem est res communis. Ideo sicut [25] homo dicitur
commune pluribus et tamen dicit substantiam rei, Sic [26] persona in divinis
est nomen commune pluribus et significat substantiam [27] deitatis. Et hoc vult
Augustinus, quando dicit, quod persona [28] est essentia. Transit enim de modo
loquendi in modum: [29] Sicut quando dico: pater est homo et homo est nihil
aliud nisi [30] substantia i.e. significat. Non autem sic est omnino de
essentia, [31] quia hoc est actu significans terminus.
[32] c. 9.
Nunc inspiciamus: 2a pars.
[33] [591] c.
12. Bl. f2b Hiero. in expositione fidei: Epis. 31. ad Damasum papam.
[34] Dist.
26.
[35] c. 2.
Bl. f3a relationes in scriptura: scilicet doctorum.
[36] sed
etiam relationes: intelligit per relationes res ipsas relatas ita, quod [37]
sit relatio nihil nisi relatum vel referibile.
[38] [592] c.
3. Bl. f3b secundum substantiam dicitur: Sicut ergo substantia creata est [39]
mutabilis, ita et relatio ejus. Quia si esset substantia ejus immutabilis,
[Seite 49]
[1]
necessario et relatio esset immutabilis, cum sit impossibile [2] esse aliqua
multa sine relatione. — ad invicem ista: i.e. relative. [3] — nato deo: i.e.
Christo.
[4] c. 4. Hic
quaeritur quomodo: 2a pars.
[5] [CXCII,
593] c. 5. in v. libro de tri.: vel c. xi.1
[6] c. 6. Bl.
f4a in v. li. de tri.: c. xi.
[7] [594] c.
7. Hic quaeri potest utrum: 3a pars.
[8] c. 8.
Donum ergo donatoris: Magister. — donum etiam ab acterno: Ergo [9] ista relatio
insufficiens nec mirum.
[10] Dist.
27.
[11] c. 1.
Bl. f4b quas Augustinus superius: de fide ad Petrum.
[12] [595] c.
2. zum Ganzen: Hylarius equivocat nomen pater dicendo: proprium est [13]
patris, quod semper pater est. Primum pater velut absolute capit, [14] 2m
relative sive adjective. Alias quomodo sonat: proprium patris [15] est pater?
et idem est proprium sui ipsius.
[16] c. 4.
Bl. f5a Unde Johannes Damascenus: li. 3. c. 6.
[17] zum
Ganzen: Ista distinctio Magistri causa fuit multarum phantasiarum: [18] et si
non esset posita, facillime per dialecticas nominum [19] resolutiones
determinaretur. Verumtamen et hi nobis profuerunt, [20] qui occasiones dederunt
inveniendae veritatis, etiam si erassent.
[21] [596] c.
5. in v. li. de trini.: c. 7. — in sexto libro de trinitate: c. 2. — Verbum
[22] secundum quod: Contra: verbum est eque absolutum nomen ut [23] sapientia
vel hoc eque relativum ut illud, quia Sicut verbum [24] dicentis verbum est,
ita sapientia sapientis sapientia. Dicens verbo [25] dicens, sapiens sapientia
sapiens. Et nulla est ratio diversitatis. — [26] non hoc: hic. — est quod: qui.
— Item in eodem: c. 2.
[27] Bl. f5b
Idem in v.: c. 13.
[28] [597] c.
7. in vi. libro de trinitate: c. 2.
[29] c. 8. in
vi. li. de tri.: c. 2.
[30] c. 9.
dicitur illud de illo: scilicet denominando idem nomen. — potest illud [31] de
illo: per idem vocabulum. — in eodem libro: li. 5. c. 8.
[32] Dist. 28.
[33] [598] c.
1. Bl. f6a in v. li. de trini.: c. 6. — alia qua: notio. — porro particula:
[34] scilicet non.
[35] [599] c.
3. Bl. f6b in iij. libro de trinitate: circa medium.
[36] c. 5.
Bl. f7a Praeterea quaeri solet: 2. — in v. li. de tri.: c. 6.
[37] [600] c.
6. in vij. li. de trinita.: c. 4.
[38] c. 7.
Illud etiam sciri.: 3. — in li. de fide ad Petrum: c. 2.
[Seite 50]
[ 22 5.
mẽ]
[1] Dist. 29.
[2] c. 1. Bl.
f7b in iiij. libro de trini.: c. 18.
[3] c. 2.
cepit esse principium: non tamen solus cepit esse principium. — hanc [4]
[CXCII, 601] trinitatem esse unum: Ro. xi. — in v. li. de trini.: c. 18.
[5] Bl. f8a
de illo quod operetur: 1. Cor. 12.
[6] c. 3.
patrem ab origine: i.e. sine. — ab initio: patre. — non ipsum ab [7] initio: i.
e. cepisse. — ab initiali: i. e. principali. — filius habeat [8] initium: i. e.
inceperet.
[9] [602]
filius habeat principium: habere principium/ [10] Esse de principio }differunt.
[11] Dist.
30.
[12] c. 1.
Bl. f8a in v. li. de trini.: c. ultimo.
[13] c. 2. in
eodem li.: et c. eodem.
[14] [603]
Bl. ga sed nullam notat relationem: i. e. rem relationis.
[15] c. 3.
quaestio superius proposita: scilicet in fine Dis. 18. — sed appellatio [16]
dati vel donati: Quoniam omne datum est relativum ad recipientem. [17] Sed cum
dicitur dans et datum est relatio nominalis: quia idem [18] est dans et datum
scilicet ipse spiritus sanctus.
[19] Dist.
31.
[20] [604] c.
1. Bl. gb ut ait Hylarius: li. 4. — in v. li. de trini.: c. 3. — secundum [21]
hoc quod ad patrem: i. e. secundum relationem. — Idem in sexto [22] libro: c.
4. — In omnibus ergo: 5. metaphysicae. [23] Identitas est plurium una substantia
[24] Aequalitas est plurium una quantitas [25] Similitudo est plurium una
qualitas [26] Hoc secundum rigorem verborum in solo deo est verum.
[27] c. 2.
Non ergo secundum quod: non ex notione scilicet relativa, quia licet [28]
aequalitas sit notio pluralitatis, tamen non distinctae hujus vel [29] hujus
personae.
[30] [605] c.
3. Non est igitur hic: 2a pars. — non eo secutum: i. e. aliquorsum.
[31] c. 4.
Bl. g2a tria si a se invicem verbessert in tria si et ad se invicem.
[32] c. 5.
videtur designata proprietas: scilicet propter expositionem Augustini. [33] —
pater autem non habet: Respondet.
[34] c. 6.
quam dicitur ingenitus: Et quod haec sit intentio Hylarii, patet ex xii. [35]
li. col. x. ubi dicit sic: Ab eo autem esse i. e. ex patre esse [36] nativitas
est. Esse autem semper ab eo qui semper est, aeternitas [37] est. Aeternitas
vero non ex se, sed ex aeterno. Ex aeterno autem [38] nihil aliud quam
aeternum. Haec ibi &c..
[39] c. 8.
Bl. g2b in dem am Rande befindlichen Citate aus Hilarius ist genitus [40]
naturae secundum verbessert in genitus naturam secundum.
[Seite 51]
[ 3 om̃e
36.]
[1] [CXCII,
606] c. 9. in vi. li. de trini.: c. 2. — Unde Paulus et Apollo: 1. Cor. 3. —
Unde [2] apostolus: 1. Cor. 6. — in li. de heresi: c. 50. — Aug. in codem [3]
libro: c. 42. — Aug. super Joh.: Omelia 36. — Ego et pater [4] unum sumus: Jo.
x.
[5] [60] c.
11 in in v. li. de tri. ist v. verbessert in xv. Hierzu: c. 27. — in vij. li.
[6] de tri.: c. 4. vel. x.
[7] Dist. 32.
[8] c. 1. Bl.
g 3a autoritates supra positas: dist. x. — in xv. li. de trini.: c. v. [9] — in
bonus, malus, immortalis ist malus verbessert in magnus. — [10] Ideoque si
pater et filius: i. e. pater et filius non tantum sunt in [11] seipsis, sed in
spiritu sancto. Per diligere enim hic non productio [12] personae, sed
inexistentia intelligitur. Alias falsissimum esset, quod [13] ait Augustinus:
Esse et diligere sunt idem in deo. — sed etiam dono: [14] ut sequitur, ergo
videtur et esse per donum.
[15] c. 2.
licet supra positum: dis. x. — in vi. li. de trini.: c. 4. vel 5. [16]
Manifestum est quod: Si spiritus sanctus est conjunctio et unitas [17] patris
et filii, quomodo ergo essentia est unio et concordia patris [18] et filii? Si
dicis: tamen spiritus sanctus est essentia, igitur, Tunc [19] cur non filius
est nexus patris et spiritus vel pater filii et spiritus? [20] Cur hic dicit
Augustinus, quod nexus quo uterque conjungitur, non [21] est aliquis duorum?
cum tamen essentia sit uterque duorum, ergo [22] differunt illi duo nexus.
[23] Hic
potest dici, quod appropriate id convenit spiritui sancto. [24] Melior autem
solutio est haec. Credo in deum patrem omnipotentem [25] et in Ecclesiam
sanctam catholicam. Quia quis dicet, quomodo [26] persona spiritus sancti sit
unio patris et filii, cum esse talem personam [27] sit distingui a patre et
filio? Esse enim personam est etiam [28] distingui et distinguere personaliter.
De appropriato autem quis [29] dicet, quod solum ex parte nostri intellectus ei
attribuatur? Si non [30] est ita in re, cur false ei appropriamus, cum nihil in
eo sit prae [31] aliis? Vide tu, an mos sit scripturae sic loqui de
appropriatis et [32] aliis: Non vidi nec audivi. Igitur: Credo.
[33] non
diligere per spiritum sanctum: i. e. non negat patrem per spiritum [34] sanctum
diligere, sed negat exclusivam illam solum: per spiritum [35] sanctum diligit
pater.
[36] c. 3.
Practerea diligenter: 2a pars. — investigari oportet utrum: quae per [37] idem
solvitur, si prima solvitur.
[38] [608]
Bl. g3b nec genitricem nec conditricem: in fine i. e. c.1 — sed seipso
sapientia
[Seite 52]
[1] ingenita:
Eandem responsionem adhibe primae quaestioni ut sic: [2] Pater et filius
diligunt se spiritu sancto, non quod per eum sint [3] pater et filius
diligentes, sed quia spiritus sanctus amor est de [4] patre amore et filio
amore omnino conformiter, ut patet. Et haec [5] est responsio: capiendo verbum
diligere sicut homo nomen deus, [6] quando dicitur deus de deo, lumen de
lumine. Aliam responsionem [7] vide infra in fine hujus distinctionis.
[8] [CXCII,
609] c. 4. in alia sapientia datur, alia ist datur verbessert in pater.
[9] c. 5.
filius est sapiens 1 per se: deus. — li. ix. de trini.: circa medium. — [10]
Infirmus sit: scilicet concedo. — sed non a se vel de se: Ponatur [11] loco
sapiens hoc nomen deus, et omnia sunt plana et patent.
[12] c. 6.
Bl. g 4a Haec et his similia: et per consequens multa similia et fere [13]
omnia commentaria super sententias.
[14] c. 7.
zum Ganzen: Hic textus valde accedit ad contradictionem.
[15] [610] c.
8. Praeterea diligenter notandum: 3.
[16] Sicut
enim idem est: Sed contra: supra distinctione dis. xvij. diffinitum [17] est,
quod pater et filius diligunt se spiritu sancto et, quod [18] ipse est charitas
qua diligimus deum: igitur Si spiritus sanctus est [19] communis amborum
charitas et si in ipso diligunt, quomodo nunc [20] hoc negabitur?
[21] atque
autoritate Augustini: dis. x. et ibidem etiam similis Hieronymi [22]
authoritas. Spiritus sanctus est dilectio quam habet pater in filium [23] et
filius in patrem. Haec est valde expressa authoritas. Item dis. [24] xvij. et
xviij. de dono quod est solus spiritus sanctus.
[25] Cum idem
ergo sit ibi: Ego dicerem quidem, quod diligere est idem [26] quod esse, sed
non esse diligentis tantum, sed diligentis, dilecti et [27] dilectionis, ita
quod diligens et ens non sit aliud et aliud nec dilectus [28] et ens aliud et
aliud: immo idem ens nec dilectio et ens aliud. [29] Sic eodem modo de Sapere
dicendum est. Hoc alibi latius dixi.2
[30] c. 9.
Bl. g4b Hylarius in i. lib. de tri.: ca. vel columna x.
[31] sed
tantum spiritus sanctus tanquam: hoc verum est, quia non [32] sequitur: pater
diligit spiritu sancto, ergo est eodem.
[33] Eam
tamen quaestionem lectorum: Ad istam difficultatem sine temeritate [34] et
praejudicio dico: quod stante fundamento Augustini, scilicet [35] idem esse in
deo diligere et esse et sapere &c.. tunc ista oratio: [36] pater et filius
diligunt se spiritu sancto tantum valet: i. e. pater [37] et filius sunt in
spiritu sancto vel (quod idem) habent se vel habent [38] suam essentiam in
spiritu sancto et nihil aliud. Qua non minus [39] vera est haec: pater et
spiritus sanctus diligunt se filio et filius et [40] spiritus sanctus diligunt
se patre et quaelibet duae diligunt se tercia [41] et singula diligit se
singulis et omnes tres diligunt seipsis. Et ista
[Seite 53]
[1] ultima
satis clare totum id confirmat. Quia utique omnes diligunt [2] se charitate et
essentia, igitur cum quaelibet sit ipsa essentia, quaelibet [3] diligit se
qualibet. Nam diligere hoc modo est nihil aliud [4] nisi unum fieri et esse,
concordiam habere et unitatem servare: [5] quod utique facit quaelibet per
quamlibet et qualibet et in qualibet. [6] His tamen non obstantibus appropriate
dicitur ‘pater et [7] filius diligunt se spiritu sancto’ et non ‘pater et
spiritus sanctus in [8] filio’, quia charitas appropriatur spiritui sancto.
Simile est judicium [9] de his pater intelligit se filio et spiritu sancto,
pater‘ et filius [10] sapiunt se spiritu sancto &c..’ licet ista sit appropriata
‘pater sapit [11] se filio’, quia accedit huic ‘pater dicit se filio’. Illa
autem ‘pater [12] et filius diligunt se spiritu sancto’ accedit huic ‘pater et
filius spirant [13] se spiritu sancto’ i. e. suam essentiam spirando dant, quae
omnes [14] sunt verae ex usu doctorum, quia dicit Augustinus, quod pater [15]
genuit alterum se. Aeque enim repugnat dicere se et gignere se, [16] dicere
alterum se et alterum se gignere. Si ergo conceditur, quod [17] dicit se
alterum et dicit se filio, ita et genuit se alterum et genuit [18] se filio.
Quid obstat, ne dicatur ‘pater et filius diligunt se spiritu [19] sancto sive
spirant se spiritu sancto’? Qui igitur non potest aliter, [20] dicat sicut
nunc, quod diligere capiatur ibi pro spirare, et plana [21] erunt omnia. Sicut
si dicere capiatur pro gignere: Ubi si quis [22] illam negare velit ‘pater
gignit se filio’ et per consequens istam [23] ‘pater et filius spirant se
spiritu sancto’, Istam tamen non potest [24] negare ‘pater dicit se verbo et
filio’ (quia est b. Augustini). Ergo [25] nec istam ‘pater et filius diligunt
se spiritu sancto’, utrobique autem [26] nihil significatur nisi processio et
notio. Quia tunc dicere se filio [27] est filium gignere, ergo et diligere se
spiritu sancto est spiritum [28] sanctum producere.
[29] Haec
rata sunt apud me stando sententiae Augustini, quod [30] idem sit actus primus
et 2us in divinis, scilicet esse et intelligere [31] et sapere. Alias secus
dicendum.
[32] Dist.
33.
[33] c. 1.
Bl. g5a clamat autoritas: in praefatione de s. trinitate. — superius [34]
quoque: dis. 26. — sicut supra autoritate Hiero.: dis. 25. c. ult. [35] [CXCII,
611] — quia supra latius posuimus: dis. 25.
[36] c. 3. in
vij. li, de trini.: ante medium. — Idem in vi.: post medium. — [37] Idem in
vij.: circa medium.
[38] c. 4.
sicut supra Hieronymus: dis. 25.
[39] Quomodo
enim differt pater: Huc vide, quod dicitur supra dis. 25. c. 5. [40] de
personis. Respondetur tamen huic captioni: quia verum est, [41] quod non
differunt in essentia, et essentia est persona, hoc ipso
[Seite 54]
[1] quo
nominas plures, contradicis tibi. Dicis enim: pater et filius si [2] conveniunt
persona, ergo nullo modo differunt, cum persona sit [3] essentia. Respondeo,
quod quia non licet dicere tres essentiae sicut [4] tres personae: alioquin
facile esset ad omnia dici: tu autem assumis [5] hoc nomen persona, tanquam
proprie sit admissum et sine necessitate. [6] Quia eadem facilitate possis
arguere, quod filius esset pater sic [7] arguendo: pater est essentia et filius
est eadem essentia, igitur filius [8] est pater; omnino est simile argumentum:
quia si differunt ex hoc [9] quod pater et filius, et tamen pater est essentia
in qua conveniunt. [10] Igitur in quo conveniunt, in eo differunt. Est igitur
stultum argumentum [11] et nullum. Et eadem solutio utrique debetur utpatet.
[12] Pater
est essentia / [13] filius est eadem essentia — igitur pater est filius: Sic
[14] persona est essentia / [15] persona alia est eadem — igitur persona est
persona sive quod idem [16] est: persona convenit in persona cum alia.
[17] c. 5.
Bl. g5b verbo Hilarii respondeo: li. 2. c. 4. — stupor est: obtusitas. — [18]
Non ergo aliquid addendum: Dicit Cameracensis li. 1. q. 5. ar. 1. [19] Hoc est
verbum notabile. — non intelligitur: Excipiuntur ab hac tua [20] sententia soli
Scotistae et theologi nostro tempore: illi enim quaerunt [21] et intelligunt.
[22] [CXCII,
612] c. 7. ut ait Johan. Damas.: li. 3. c. 6. supra dis. 27.
[23] c. 8.
hic cum Hylario: li. 2° c. 6.
[24] c. 9.
Bl. g6a verba Augustini super illum locum psal.: ps. 68.
[25] [613] c.
10. non hoc est quod pater: i. e. ipse pater. ‘Esse quod pater’ capitur [26]
aequivoce ab Augustino: nam quando dicit verbum secundum quod [27] sapientia,
est hoc quod pater i. e. Essentia secundum quod verbum, [28] non est hoc quod
pater i. e. persona patris.
[29] Dist.
34.
[30] c. 1.
Bl. g6b in qui in vij. li. de tri. ist vij. in viij. verbessert. Dazu ante [31]
medium. — spiritum dei nominans: Ro. 8. — Si quis autem [32] spiritum Christi:
2. thimo. 1.
[33] [614] c.
2. Spiritus domini super me: isaie. 61. — In spiritu dei ejicio: Matthei. 12.
[34] — Effundam de spiritu meo: Joelis 2.
[35] Bl. ha
Idcirco qui ab eo: Jo. 16. — In aliquo differt Christi: loquitur [36] rhetorica
concessione volens maxime negari. — humano sensu de [37] deo loquendum est: li.
1. c. x.
[38] [615] c.
4. aliud deum esse et aliud quod dei est: Nec in creaturis omnino verbaliter
[39] verum est. Nam ut ait Augustinus, [darüber: 2. colos: xv: [40] c. xix]
Corpus et corpus carnis sive caro et corpus carnis idem [41] sunt: Sic essentia
rei est res ipsa: Est autem verum, ubi est constructio
[Seite 55]
[ 35
omẽ 9.]
[1] partis
cum toto aut accedens cum subjecto aut alias relativum [2] reale cum alio suo
correlativo.
[3] quae se
omnem: totam. — per sua: qualibet. — edocet: demonstrat. [4] et sua non aliud:
Sua quae sunt? Bonitas, sapientia, potestas &c. [5] Ubi ergo unum illorum
esse docetur, tota deitas ibi esse monstratur: [6] et hoc est per sua omnem
ubique doceri deitatem, quia sunt idem.
[7]
distinctionem habendam fore secundum intelligentiae rationem: Intelligentiae
[8] est distinctio, sed non rei. Cujus ratio est, quia nec [9] nominare potest
homo nec cogitare aliquid verbum quod utrumque [10] significet, licet sint
unum. Excedit enim rei perfectio, licet sit una [11] tantum, ita, ut non possit
eam homo etiam infinitis distinctisque [12] nominibus eloqui. Ergo non sequitur
ibi: est distinctio intelligentiae, [13] ergo et rei: quia incomparabile est
quod assumitur. Esset autem [14] vera et bona consequentia, si
comprehenderetur. Tunc enim si [15] esset distinctio in comprehensionibus,
esset etiam in re. Haec tu [16] nota, quia plura gerunt in occulto quam in
publico ostentent.
[17] c. 5.
Bl. hb Hic considerandum est: 2a pars.
[18] c. 6. Ex
praedictis constat: 3a pars. [CXCII, 616]
[19] c. 9.
Bl. h2a Augustinus in libro secundo: 1) c. 13.
[20] c. 10.
quae supra diligenter: Dis. xxij. [617]
[21] c. 11.
nec potuisse nos ad illam pervenire: 2) juxta illud ps. 138. ‘Mirabilis [22]
facta est scientia tua ex me’. Quare non ex te? Quia deo nihil [23] mirabile,
quia nihil ei novum, magnum aut latentis causae, quae [24] sunt motiva
admirationis.
[25] Dist.
35.
[26] c. 1.
Bl. h2b Praedestinavit quos praescivit: Ro. 8. — Elegit nos ante: [27] Ephe. 1.
— Esaias ostendit dicens: c. 64. et 1. Cor. 2.
[28] c. 4.
Bl. h3a ut ait Ambrosius: c. 5. de trini. [618]
[29] c. 5.
Augustinus super Gen.: 5. c. 6. alii c. 18. — facta cognovit: Sicut nos. [30]
Sicut nos nota facimus et non facta cognovimus, quando verba [31] facimus. —
Apud quem non est: Jac. 1. [619]
[32] c. 6. et
ea quae futura sunt: et originaliter Job. — secundum illud Qui: [33] Ro. 4. —
ut ait Ambrosius: circa finem.
[34] Dist.
36.
[35] c. 1.
Bl. h3b Unde Augustinus de verbis apostoli: omelia 9.
[36] sed in
praesentia sua nondum erant: i. e. ipsae existentes res non [37] habebant esse
proprii generis in deo, licet utique fuerint in natura [38] divina per
cognitionem.
[Seite 56]
[ 25 om 57.]
[1] c. 2.
Post praedicta quaeritur: 2a pars. — ut ait Augustinus: de praedestinatione [2]
sanctorum. — qua dixit apostolus: Ro. xi. — ut ait [3] propheta Et alta: 137. —
Et alibi ad deum: ps. 16. — Alibi [4] propheta. Quia: ps. 74. — Unde Cassio.
super psal. dicit: xvj. — [5] Cognoscit ergo deus et bona et mala: Sciendum,
quod mala, inquantum [6] talia, non includuntur in hac dictione omnia, quia
sunt purum nihil [7] et privationes. Scit ergo deus mala i. e. scit ea quae
sunt non bona. [8] Et omnes sunt negative exponendae quae sunt similes
orationes.
[9] c. 3. Bl.
h4a mala tamen non cognoscit: Ratio hujus est, quia sicut ‘ex’ notat [10]
patrem, ‘per’ autem filium, ‘in’ spiritum sanctum, nunc autem spiritui [11]
sancto attribuitur voluntas, non debet dici esse in deo quod voluntas [12] ejus
non approbat. — Ambrosius in ij. lib.: c. xi.; alii li. 3.
[13] [CXCI,
621] c.4. am Ende: Ratio est: quia peccatum non est aliquid, sed negat aliquid.
[14] Bonum enim et malum differunt sicut ens et nihil. Unde deus [15] scit bona
et mala: utpatet tantum: Scit entia et non entia: jam [16] patet improprietas
locutionis, quia quod nihil est sciri non potest.
[17] c. 6. Illud
etiam hic annectendum: 3.
[18] Dist.
37.
[19] c. 1.
Bl. h4b sine sui diffinitione: determinatione. — in quo plenitudo divinitatis:
[20] Col. 2. — in libro de praesentia dei: quem ipse vocat [21] epistolam li.
retract. c. 49. — Hylarius quoque in viij. li. de tri.: [22] supra dis. 34.
[23] [622]
Celum et terram ego: Hiere. 23. — Et quod plus est: sap. 1.
[24] c.2. Bl.
h5a Unde per Esaiam: ultimo. — in li. Sap.: 7. — Augustinus [25] super Joh.:
omelia 57.
[26] c. 3. in
li. contra Maximinum: c. xx.
[27] zu dem
Ganzen: Sicut radius vitrum penetrans vel aquam, etiam si [28] aqua non esset
vel periret, non ideo radius perit.
[29] [623] c.
6. Bl. h5b ita multa loquimur quae: Et eodem modo Scotistae de suis [30]
formalitatibus loquuntur.
[31] ista sit:
penitus ignoramus: igitur loquimur quod non intelligimus. [32] Ergo fatui
sumus? Utique, quoniam placuit deo per stultitiam salvos [33] facere credentes,
ut stultam faciat sapientiam mundi 1. Cor. 1.
[34] [624] c.
8. a fine usque ad finem: Sap. 8.
[35] c. 9.
Cunque divina natura veraciter: 2a pars distinctionis.
[36] [625] c.
13. Bl. h6a Beda super Lucam: Luce. 1. super verbo ‘Ego sum Gabriel qui sto’
&c..
[37] Bl. h6b
ita in li. de tri.: alii in li. de spiritu ca xj.
[38] [626] c.
14.Idem quoque super psal.: ps. 147 super verbo ‘Velociter currit sermo [39]
ejus’. — ita inquiens. Deus: q. xx.
[Seite 57]
[ 23 debet 37
abta]
[1] Dist. 38.
[2] c. 1. Bl.
h7a in xv. li. de tri.: c. 13. — Unde in ecclesiastico: c. 23. — [CXCII, 627]
[3] Idem quoque in vi. li.: c. ultimo.
[4] zum
Ganzen: Notandum, quod relativas unt sibi mutua causa essendi [5] aut sunt
neutrum utri causa, quia mutuo se ponunt: igitur licet [6] divina potentia sit
causa creaturarum, tamen praescientia dei non [7] minus est causa creaturarum
nec magis quam creatura est causa [8] praescientiae dei: quia sunt relativa et
mutuo a se denominantur. [9] Nec potest fieri, ut deus praescierit, si non sunt
futura, nec possunt [10] esse futura, si non praescierit. Ex quo sequitur
ultra: licet homo [11] sit causa hominis, non tamen pater est causa filii. Et
nisi philosophia [12] multa monstra peperisset nobis: multa facile solveremus
[13] quae nunc sunt impossibilia solutu. Ecce omnis philosophia dicit, [14]
quod pater sit causa filii, quod proprie non est verum. Quia homo [15] non
habet hoc nomen nisi, postquam generaverit filium: post autem [16] causationem
jam non est causa.
[17]
Corollarium sequitur. Deum praescire aliquid et ipsum non [18] evenire posse
est destruere primam partem: et quod deus non praesciat [19] et simul praesciat
quod implicat, ergo, sicut res, potest non [20] praescire. Quam cito hoc
dixeris, etiam dixisti deum potuisse non [21] praescire, quod verum est. Error
autem venit inde, quod imaginantur [22] praescientiam esse quandam regulam
haerentem in deo immutabilem, [23] cum hoc sit falsum. Sed sic debent
imaginari: sicut deus videns [24] et objecta ei praesentia, ut nobis videntibus
accidit. Totum illud [25] includitur in praescientia.
[26] c. 3.
Neque etiam res futurae: Verum est, quod rei illi quae est praescientia [27]
non sunt causae, tamen bene causae, quare dicatur praescientia, ex [28] natura
relativorum. — super epistolam ad Roma.: c. 9.
[29] c. 4.Bl.
h7b Unde Aug. super Joh.: super illud Jo. 12. cum autem tanta [628] [30] signa
fecisset coram eis &c.. — per prophetam praedixit: Isa. 6. — [31] Ideoque
si ea quae ille: Bona ratio: quia si scientia ejus est causa [32] scitorum
peccatorum, igitur non erunt peccantium, sed illius quod [33] est causa eorum:
ergo sequitur, quod si praescivit peccata esse [34] eorum false praescivit,
quia suae praescientiae erunt. — et autoritatis [35] beneplacitum: Sed tamen
praescientia non est causa eorum, quia [36] non necessario facit, si praescit:
licet necessario agat, si sit causa.
[37] c. 5.
Potest equidem non fieri aliquid: scilicet abstracta praescientia. — et [38]
illud tamen praescitum: et potest non esse praescitum. — quia si [39] illud non
fieret, nec a deo: scilicet respectiva praescientia. — praescitum [40] esset
fieri: hoc repugnat priori dicto. — ergo necessario cuncta:
[Seite 58]
[ 21 magis 32
abte]
[1] negat in
consequentia. — Possunt enim haec conjunctim intelligi: [2] concludendo
utrumque scilicet praescientiam et eventum. — ut conditio [3] sit implicita:
scilicet si praescit/[4] si evenit [5] non potest utrumque simul esse: Ratio
autem omnium est, quia relativa [6] simul se ponunt, ergo si unum ponitur,
impossibile est aliud removeri. [7] — quomodo futurum deus praescivit: quia et
ipse potest non eam [8] praesciisse. — hoc modo futurum praescivit: licet
potest non praesciisse [9] hoc modo.
[10] zur
ganzen Distinctio: Ista omnia non intelliguntur, nisi quis assuescat [11]
intelligere primo, quod omnia nomina de deo dicuntur per discursum [12]
creaturarum et ideo improportionabiliter. Secundo illud ps. ‘Quoniam [13] mille
dies ante te sicut dies hestierna quae praeteriit’, oportet [14] intellectum
exuere omnibus phantasiis praeteriti, futuri, praesentis [15] temporis, quoniam
sicut ipse respectu creaturae nullum habet tempus, [16] ita econverso creatura
respectu illius non est in tempore, sed omnia [17] simul fiunt, et temporum
vicissitudo est solum in comparatione [18] rerum mutua et multitudine. Hoc cum
sit profundum, alias dicendum [19] erit: quia mirabilis hic latet eruditio.
Sicut igitur, quando res [20] magis accedit ad multitudinem et tempus, tanto
minus est et quanto [21] magis accedit ad unum et extra tempus, tanto majus
est: Nunc [22] igitur, sicut quod ego non possum nescire, quod in puncto mihi
[23] praesens videtur, et tamen non sum causa, quare hoc sit, immo [24] possit
non esse, ita coram deo sunt omnia.
[25] Hujus
manuductionem capiamus ex nobis: sicut spiritus est [26] in loco, ita deus in
tempore et loco. Sed spiritus in qualibet parte [27] totus et in toto totus est
simul, ergo &c.. Et sicut anima in corpore [28] et qualibet parte corporis,
ita deus in toto mundo. Anima enim [29] non habet heri nec cras, sed semper
vigilat.
[30] Bl. h8a
Am Schlusse der Conclusio: Istas propositiones Magistri oportet notari: [31]
quia saepe mutat suppositionem, ut dicat illud esse praescientiam [32] quod est
deus abstracte, et alias illud quod est respective praescientia.
[33] Verbum
‘potest’ semper consimiliter ponatur ad utrumque et [34] nunquam circa unum
tantum, ut [35] deus praescit: ergo necessario res eveniet/[36] res potest non
evenire: igitur deus potest non praescivisse eam. [37] Nota, quod istae
orationes idem significant et sunt prope synonymae: [38] Deus praescit et res
eveniet. Item: res potest non evenire et deus [39] potest non praescire. Igitur
mutuo se inferunt. Sicut: pater est, [40] ergo filius est. Et filius potest non
esse, igitur pater potest non esse.
[Seite 59]
[ 16 szsu
9to]
[1] Dist. 39.
[2] c. 1.
Augustinus in xv. lib.: c. 13. — sed ei nosse de patre: c. 14. [CXCII, 629]
[3] c. 2. Bl.
h8b Potest ergo scire vel praescire: licet non praesciat. — scire vel [630] [4]
praescire ex tempore: Sicut nihil incipit futurum esse ex tempore, [5] sed ab
aeterno fuit futurum, ita praescientia dei. — quod nunquam [6] est: sed potest
fore. — vel praescitum est ab aeterno: licet possit [7] esse praescitum. —
posse scire vel praescire: i. e. in sensu exposito. [8] — ab aeterno non scivit
vel: licet possit ab aeterno sciisse. — quasi [9] utrumque simul esse possit:
i. e. modo scire et ab aeterno non scire.
[10] c. 4.
(ut ait apostolus) cura: 1. Cor. 9.
[11] Dist.
40.
[12] c. 1.
Bl. ia in li. de praedestinatione: ante medium. — in li. de correctione: [631]
[13] c. 8. — In Apocal. inquit: 3. — Si alius non est accepturus: Hoc [14]
autem non sequitur ex isto verbo, sed videtur intelligi de quolibet.
[15] c. 2.
Bl. ib Si vero simpliciter intelligatur: sine conditione. — praedestinatus [16]
non potest damnari: i. e. in sensu concreto.
[17] c. 3.
unum in deo est: suppositaliter. [632]
[18] c. 4. ut
ait apostolus Reprobatio: Ephe. 1. — ut ait Fulgentius: In ser. de [19] Epipha.
[20] Bl. i2a
Unde apostolus ait Cujus: Ro. 9.
[21] Dist.
41.
[22] c. 1.
Bl. i2b obduratio vero non est: licet obduratio non sit sine merito, [633] [23]
tamen reprobatio est sine merito.
[24] c. 2. in
li. retract.: primo c. 23. — de qua dicit apostolus: Ro. 9. — Idem [25] deus
qui operatur: 1. Cor. 12.
[26] Dist.
42.
[27] c. 1.
Bl. i3b pluribus autoritatibus comprobatur: Iob ultimo: ‘scio, quia [635] [28]
omnia potes’.
[29] c. 3. in
xv. li. de tri: c. 14. [636] [30] c. 4. zum Ganzen: Ex istis omnibus
orationibus colligitur non debere vim [31] verborum attendere, sed sensum, quia
istae sunt omnes improprie [32] et per oppositum intelligendae, ut deus non
potest peccare i. e. non [33] potest non bene facere i. e.1) [34] c. 6. Bl. i4a
Aug. in enchi: c. 95. — in li. de spiritu et litera: c. 2. — [35] Joh. Chrys.
in omel. quadam: scilicet 4. — dicente propheta: [36] ps. 113. — voluntati quis
resistit: Ro. 9.
[37] c. 8.
sic et spiritus sanctus. Unde: supra dis. 32. c. 5.
[637]
[Seite 60]
[ 6 9̄
justitia]
[1] Dist. 43.
[2] c. 1. Bl.
i4b sed quis audeat hoc dicere: Bene non facit omnia justa possibilia, [3] sed
tamen omnia justa praevisa facienda.
[4] [CXCII,
638] c. 3. verba domini in Gen.: 19.
[5] c. 4. zum
Anfang: Ista argumenta procedunt ex stulta imaginatione, quasi [6] sit contra
justitia deo posita secundum quam agere teneatur, quod [7] blasphemum est.
Igitur secluso vocabulo propter occasionem vanae [8] agitationis ponatur loco
‘justitia’: ‘voluntas’ et erunt omnia plena, [9] cum idem sit voluntas et
justitia.
[10] [639] c.
5. Bl. i5a in Hoc solum potest ist ergänzt non. — per quod videtur non [11]
posse facere aliquid nisi quod vult: Sed est aequivocatio in verbo [12] ‘vult’.
Primo modo capitur pro voluntate placiti, 2o pro voluntate [13] signi. — Idem
in vii. li. confess.: c. 4. — ipsa secundum Mat.: 26. [14] — contra illos qui
Christum ceperunt: luce x. matthei xi. — Item [15] in eodem: c. 94.
[16] Dist.
45.
[17] [642] c.
4. Bl. i6b Aug. in libro. lxxxiij. q.: q. 28.
[18] c. 5.
Bl. ka in tertio libro de trinitate: c. 4. — Ubi enim non operatur: [19] ibidem
c. 1. — et non solum facit ea: ibidem c. 2.
[20] c. 6.
Quibus modis accipitur dei voluntas: Hugo de sacramentis li. 1. p. 4. [21]
[643] c. 2. — de qua propheta: ps. 113 et 134. — Et apostolus Voluntati: [22]
Ro. 9. — Et alibi: Ro. 12.
[23] c. 7.
Unde propheta: ps. 110. — Misericordias domini: ps. 88. — Justiciae [24]
domini: ps. 18.
[25] c. 9.
Fiat voluntas: Matthei. 6. — Qui facit voluntatem: Matthei. 12. — [26] in libro
de spiritu et litera: ante medium.
[27] c. 11.
Bl. kb Aug. in ench.: c. 95.
[28] Dist.
46.
[29] [644] c.
1. Qui vult omnes: 1. thi. 2.
[30] Bl. k2a
Dominus quoque in evangelio: math. 23. — omnia quaecunque [31] voluit: 113.
[32] c. 2.
Aug. in ench.: c. 96.
[33] c. 3.
Ideoque cum audimus: Enchy. c. 102.
[34] [645] c.
5. Bl. k2b Aug. in ench.: c. 95.
[35] [646] c.
6. Illi vero qui dicunt: Velle-Nolle/[36] Non nolle-non velle
[36] c. 7.
Aug. in eodem: c. 13. — Hieronymus super Marcum: c. 14. — facienti [37] bonum
est: sicut deus solus.
[Seite 61]
[1] c. 8.
Unde apostolus Bonus: 2. Cor. 2. — Aug. in ench.: 12.
[2] c. 9. Bl.
k3a interdum bona proveniunt: Ro. 8. — Aug. in lib. de trini.: [CXCII, 647] [3]
13. c. 16.
[4] c. 10.
Aug. in lib. lxxxiij.: q. 3.
[5] c. 11.
asserit in eodem libro: q. 4.
[6] c. 12.
Hoc autem Aug. in eodem li.: q. 21. [648]
[7] c. 14.
Bl. k3b tractans illud verbum apostoli: 1. Cor. 12.
[8] Dist. 47.
[9] c. 1. (ut
ait Aug.) in libero arbitrio: li. de arbi. c. 7.
[10] Bl. k4a
ita alios praeparavit ad gloriam: c. 99 ibidem.
[11] c. 2.
super illum locum ps.: 16. — Unde Gregorius super Gen.: Gen. 39. [649] [12] —
Aug. in ench.: c. 101.
[13] Dist.
48.
[14] c. 1.
Bl. k4b Aug. in ench.: c. 100. [650]
[15] c. 3.
Bl. k5a Aug. in ench.: c. 100. [651]
[16] c. 5.
Aug. in ench.: c. 100. — actum voluerunt quem deus non voluit: Actum [652] [17]
quidem, ut est res positiva, deus voluit, sed peccatum in actu deus [18] nec
voluit nec noluit, sed non voluit, ut supra.
[19] Liber
II.
[20] Dist. 1.
[21] c. 1 –3.
Bl. l2b Zu dem Ganzen: Aristoteles: Omnia quaecunque voluit fecit. [653] [22]
Respondetur, quod in deum non cadit praeteritum vel futurum, sed [23] omnia
praesenter ei sunt. Ergo quandocunque de deo differentiae [24] temporum
dicuntur singularitur, non excluditur aliqua de eis, quantum [25] est de se,
nisi quantum relucet in effectu. Ita praedicta [26] authoritas non solum de
praeterio intelligi debet, sed de omni [Tabelle: ] [Tabelle: ] [30] ratione
scriptura tam sepe differentias temporum permiscet loquens [31] de praeterito,
quando vult intelligi de futuro et econtra.
[32] c. 10.
Bl. l3a Solet etiam queri: 3a pars et incidentalis. [654]
[33] Dist. 2.
[34] c. 1.
Bl. l4a qualis facta sit: informis.
[35] c. 2.
Primo omnium creata est sapientia: Patet hoc intelligi sanius de incarnatione
[655] [36] Christi, quae est prima operatio dei i. e. prae omnibus [37]
intenta, ad quam omnia ordinantur.
[Seite 62]
[1] c. 3.
angelica et corporalis: mundus. — illud Salomonis. Qui vivit in eternum [2]
creavit omnia simul: Et sequitur ibidem ‘Quis sufficiet enarrare [3] opera
ejus?’
[4] c. 4.
antequam tempus esset: i. e. curreret in tempore: i. e. intra
[5] [CXCII,
656] c. 5. Bl. l.4b illud Hieronymum dixisse: Quod Hieronymus loquatur
distinguendos [6] annos visibiles ab annis spiritualibus. Sic enim quilibet [7]
spiritus est dies et lux, et hi quanti sint, non est ore mortali [8] dicibile
vel potest dici. Sicut dicitur ‘dies diei eructat verbum’. [9] Et verba ejus
satis ad hoc sonat. Dicit ‘nostri’, necdum sex milia. [10] Ecce ‘nostri’ dicit,
ubi excludit angelorum, qui sunt dies invisibiles. [11] Unde ‘qui vivis et regnas
in secula seculorum (i. e. tempora spiritualia) [12] scilicet nostrorum. Amen.’
[13] c. 6.
supra firmamentum: i. e. stellatum. — vel intellectuale: i. e. a sensu [14]
remotum.
[15] Dist. 3.
[16] [657] c.
3. Bl. l5b libertate voluntatis differentes erant: Si quaeratur: cum angeli
[17] sint simplices substantiae, quomodo tot in eis esse possunt? Respondet
[18] Magister et bene, quod has distinctiones solus ille notat [19] qui est
ponderator spirituum. Legi mille et omnes doctores, nullus [20] melius solvet
hanc quaestionem. Scotus distinguit ea formaliter, [21] moderni ratione,
antiqui realiter. Ex quibus omnibus colligitur [22] omnes eos nescire quid
loquantur. Cum enim ista nemo viderit, [23] quicquid supra fidem additur,
certissimum est figmentum esse [24] humanum. Similiter de anima.
[25] Dist. 7.
[26] [664] c.
2. Bl. mb Unde Hieronymus: Epis. X.
[27] c. 3. Ut
enim Augustinus tradit in ench.: c. 15. vel alias. c. 104.
[28] [665] c.
4. Ad hoc enim repugnat gratia: non natura: Sed contra gratia non [29]
necessitat, sed inclinat.
[30] c. 5. ut
tradit Isidorus: de summo bono c. X. — Augustinus ait: Gen. 2. c. 2.
[31] c. 6.
Bl. m2a Augustinus in libro iij. de trini.: c. 9. alii 7.
[32] [666] c.
10. Bl. m2b Aliud enim est ex intimo ac summo: c. ix.
[33] Dist. 8.
[34] [668] c.
2. Bl. m3a Nec dubitandum: 2a pars.
[35] c. 4.
Bl. m3b Moysi dicit: Exo. 33. — in evangelio Johannis legitur: io.
[36] [669] c.
5. Gennadius indiffinitionibus ecclesiasticorum dogmatum: c. 49. — Demones [37]
per energiam: Energia i. e. efficacia. Ergumenos debet dici et non [38]
energumenos i. e. demone agitatus. Phantastica est et somnio [39] similis
interpretatio ab ‘en’ i. e. in et ‘erge’ labor, ‘mene’ i. e. mens.
[Seite 63]
[1] Dist. 9.
[2] c. 1. Bl.
m4a angelos: Ma. 18. — archangelos: Epis. Jude 1. — principatus: [CXCII, 669]
[3] Ro. 8. — virtutes: Ro. 8. — dominationes: Ephe. 1. Supra omnem [4]
principatum et potestatem et virtutem et dominationem et omne [5] nomen
&c.. — thronos: Dan. 7. — cherubin: ps. 17. Ezech. 28. — [6] seraphin:
Isaie .6. — tria terna: tres trinitates. — Dionysius: de [7] celesti Hierar. c.
6. 7. 8. 9.
[8] c. 2. ut
beatus Gregorius ait: li. 2. omelia 14.
[9] c. 3. Bl.
m4b sicut Gregorius ait: omelia 34. — Unde Gregorius: ut supra. [670] [10] —
accepit in munere: nisi alius praehabeat.
[11] c. 4. ut
tradit autoritas: ex Aug. 15. trin. 23. Puto autem quod in Confessionibus [12]
hanc dicat sententiam.
[13] c. 5.
testimonio autoritatis: Ezech. 28. — de ordine namque superiori: sicut [14] in
Ezechiele patet. — Apostolus etiam principatus: Ephe. 6. — qui [671] [15] omnia
in numero et mensura: Sap. xi. — et pondere: utsupra [16] dis. 3. c. 3.
[17] c. 7.
Bl. m5a Gregorius namque ait: li. 2. omeliarum c. 4. — statuendos in [18]
ordinibus angelorum: Luce. 15. — quod apostolus dicit: Ephe. 1.
[19] c. 8.
Unde Gregorius: omelia 34 super Euangelium. — Deuteronomii: 32. [20] —
angelorum dei: Nostra translatio habet: juxta numerum filiorum [21] israel.
[22] c. 9.
Augustinus in enchiridio: c. 28. Idem 22. civi: dei c. 1. [672]
[23] Dist.
10.
[24] c. 1.
Bl. m5b Daniele: 7. — Dionysius: c. 9. — hierarchia: celesti. — de [25]
praelatione spirituum ait: verba scilicet Gregorii Dionysium allegantis.
[26] c. 2.
Objectio contra illos: 2a opinio. — Esaias: 6. — Apostolus: Heb. 1.
[27] c. 3.
Unde in psal.: 103.
[28] c. 4.
Bl. m6a sathan: Satan per sin sinistrum i. e. tenue s et thet i. e. t [29]
simplex. grece Diabolus, latine detractor vel adversarius. Beliaal [30] duplici
‘a’ malo. Unde est nomen demonis qui pater est omnis [31] mali, dicitur vel
iniquum. Inde filii Belial et iniquitatis. Lifeiathan: [32] draco. Beliiaal.
[33] c. 6.
Alii vero dicunt: 3a opinio. — quod Esaias ait: c. 13. [673]
[34] Dist.
11.
[35] c. 1.
Bl. m6b ad custodiam deputati: Matthei 18. Jo. 14. — Hieronymus: [36] Epis. 32.
— Gregorius: 20 moral. Et omelia 35 super lu. 11. — [37] Thobie: a 5 usque 12.
— in actibus: 12.
[38] c. 2.
Sed cum electi tot sint: ut supra dis. 9 secundum Gregorium.
[39] c. 5.
Bl. na Esaias: 63. — Quis est iste qui venit: Contra istam glosam sunt [674]
[40] mihi ista motiva: 1. quia Luce 2. dixit Angelus ‘natus est nobis
[Seite 64]
[1] hodie
salvator mundi’. ‘Nobis’ dicit certe non aliquibus, sed eadem [2] ratione
omnibus. 2o quia angeli tenentur Christum adorare sicut [3] et nos tenemur.
Igitur prius oportet, ut noverint eum. Sed non [4] videtur dicendum, quod quem
semper vident et adorant regem [5] gloriae, non viderint purpura regia indutum
in qua adoratur a toto [6] mundo. 3o dicit Gregorius, quod angeli ante
incarnationem patiebantur [7] se adorari. Sed post viderunt naturam nostram
super se &c.. [8] ideo non ignoraverunt. 4o quia potest Luce verbum exponi
in [9] persona Isaiae prophetae et non angelorum, quia in visione talia [10]
videt. Sicut item de sanctis dicit ‘Qui sunt hi qui ut nubes volant? [11] 5o
Quia omnes sunt administratorii spiritus missi &c.. igitur salutem [12]
propter quam mittuntur non ignoraverunt. 6o pro 2a authoritate [13] sunt
Apostoli Ephe. 3. Saltem in ascensione domini conceditur [14] omnes nosse
Christi incarnationem. Sed Apostolus dicit, quod ipse [15] accepit gratiam
illuminare omnes, quae sit dispensatio &c.. Ista [16] autem praedicatio
apostoli, per quam innotescere dicit principatibus [17] et potestatibus, fuit
utique post domini ascensionem. Igitur non [18] potest de angelis bonis
intelligi nisi forte quoad admirationem, [19] sed malis angelis in confusionem.
— hujusmodi mysterii cognitione: [20] Eph. 3. — Super quem locum: Hoc potest de
malis intelligi, quia [21] Eph. 6 etiam dicuntur in celestibus spiritualia
nequitiae. — praedicatio [22] per gentes dilatata: Non dicit, quod tantum
sacramentum [23] illud sit absconditum, sed dispensatio et multiformis
sapientia dei.
[24] c. 6.
Augustinus super eundem locum: li. 5 super Gen. c. 19.
[25] [CXCII,
675] c. 7. Aliorum opinio qui dicunt: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [30] ‘gaudium est
angelis super uno peccatore poenitentiam agente’: igitur [31] majus gaudium
super eodem salvato intensive et extensive de pluribus [32] talibus.
[33] c. 8.
Isidorus de summo bono: li. 1. c. 4. — Gregorius in libro dialogorum: [34] 4.
c. 32. — que ad mysterium trinitatis et unitatis pertinent: Contra [35] hoc est
illud Apostoli Hebreos. 1. Et iterum eum introducit primogenitum [36] in orbem
terrae, dicit ‘Et adorent eum omnes angeli dei’. [37] Item quod in Nativitate
ejus ‘facta est eum angelo subito multitudo [38] coelestis exercitus’, quod id
videtur dici, quod ‘omnes angeli’. Si [39] igitur angeli id noverunt, cur non
et superiores? Ideo cum illis [40] sentio, quod omnes angeli noverunt factum
incarnationis, sed non [41] in proprio genere facti nisi, cum factum esset. Sic
ascenionem [42] ejus eodem modo. Etiam non est necesse dicere, quod haec omnia
[Seite 65]
[1] in verbo
viderunt, quia est speculum voluntarium. 2o dico cum [2] aliis, quod ista verba
Isaiae dicuntur in persona angelorum non [3] ignoratium, sed admirantium. Sicut
in Judicio commonebuntur, [4] quod tamen jam de facto sciunt. Admirantur autem
velut insinuative [5] aliis q. d. Videte: quis est iste? &c..
[6] Dist. 12.
[7] c. 2. Bl.
nb Quod Aug. sensisse videtur: Augustinus li. 1. gen. c. 5 et in [8] multis
locis. Numquam tamen asseruit. Unde dicit li. 7. c. ultimo [9] in fine: Si
possunt haec melius dici, non solum non resisto, [10] verum etiam faveo:
loquitur de origine animae. Sed in retractationum [11] libro clarius de eisdem
libris. Tu autem, mi lector, quisquis [12] eris, hoc tibi dictum velut a stulto
quodam notato: Quod [13] nunquam est compertum fumos terrae illustrare celum,
sed magis [14] impedire lucem super terram. Volui autem dicere, quia theologia
[15] est celum, immo regnum celorum, homo autem terra et ejus speculationes
[16] fumi: tu intellige reliqua et quae sit ratio tantae diversitatis [17]
inter doctores. Item nota, quod nunquam sus docere potuit [18] Minervam, et si
praesumat aliquando. Nec araneis telis capi possunt [19] feri leones et ursi,
immo nec pisces aut volucres. Haec quia stultus [20] stulte dixi: facile veniam
merebitur temeritas mea et irreverentia. [21] Interpretatio enim physica super
theologiam etiam a sanctis tradita [22] non arguit crimen laesae majestatis
reprobata.
[23] c. 5.
Bl. n2a De qua re priusquam: 2a pars. [CXCII, 676]
[24] nullam
omnino formam habuerit: presenter. Huic consonat id 8. civi. [25] dei 6. Si
omni spetie carere possent, omnino nulla essent. Et [26] supra li. 1. dis. 3 ex
verbis 6. trin. c. ult. Haec igitur omnia quae [27] arte divina facta sunt et
unitatem et spetiem et ordinem tenent &c.. [28] quo ad futuras formas.
Sicut est de ratione omnis materiae.
[29] Facta
est ergo illa materia: Unde b. Aug. li. 1. Gen. 15. aperte asserit [30]
materiam non esse informem creatam, sed formatam, licet eam prius [31] origine
et non tempore velit informem fuisse, sicut ex voce verbum, [32] cum tamen
simul sint vox et verbum. Et haec sententia mihi [33] placet, quia tunc
informitas materiae non esse potest nisi respectu [34] futurae formae. Quod
verum est. Et est nihil aliud nisi inchoatio [35] formae, ut clare dicit li. de
vera religi: fol. 4.
[36] c. 6.
grossior erat: Ergo fuit formata. [677]
[37] c. 7.
Bl. n2b Nunc superest ut: 3a. — sicut veritas in evangelio ait: Jo. 5. [677]
[38] Dist.
13.
[39] c. 7.
Bl. n3b Quomodo accipiendum sit illud: Potest breviter dici, quod [679] [40] dicere
est idem quod verbo facere. ps. ‘verbo domini caeli’ &c.. Vel
[Seite 66]
[1] etiam
idem quod verbum facere. Unde frequenter in scriptura [2] verbum ponitur pro
re, quia omnis res seu factum est verbum dei [3] aut saltem verbo ejus
temporaliter factum et in eodem tempore [4] aeternaliter dispositum fieri. —
Praeterea investigandum: 3a pars.
[5] Dist. 14.
[6] [CXCII,
680] c. 1. Bl. n4a De opere secundi diei: Aug. li. xi. civitate. 6. Qui dies
cujusmodi [7] sint aut perdifficile nobis aut impossibile est cogitare,
quantomagis [8] dicere. — Quales autem et ad quid: Haec est optima Responsio.
[9] c. 2. Bl.
n4b ibi esse non dubitamus: Major est enim hujus scripturae [10] authoritas
quam omnis humani ingenii capacitas. 2. Gen. 5.
[11] c. 3.
Sed firmamentum dici potest non propter: Atque firmamentum hoc loco [12] non
tenet derivationem significatam. Nec in Hebreo tale quid [13] ponitur. Sed
dicitur ‘fiat expansio’ seu ‘extensio’: a verbo ‘Raqa’ [14] i. e. expandit
&c..
[15] c. 5.
Sequitur: dixit deus: 2a pars.
[16] [681] c.
6. Sequitur: dixit deus: 3a pars.
[17] c. 7.
Bl. n5a Quae ideo facta sunt ut per ea: li. 2. super Gen. c. penul. et [18]
antepenult.
[19] Dist.
15.
[20] c. 2.
Bl. n5b Sequitur: dixit deus: 2a pars.
[21] [682] c.
3. propter peccatum facta sunt noxia: i. e. homo prius ab eis nihil pati [22]
potuit, etiam si eadem fuerint quae nunc. Sed jam patitur, quia [23] ipse
graviter mutatus est in passibiliorem infirmitatem. Legimus [24] enim sanctos
bibisse venena et alia noxia protulisse, quae tunc non [25] fuissent mirabilia,
sed naturalia.
[26] c. 5.
Augustinus super Gen.: l. 1. c. 5. — Unde Augustinus: ut supra.
[27] [683] c.
6. Jam de septimae dici: 3a pars. — in Apoc.: 4.
[28] Bl. n6a
veritas in evangelio ait: Jo. 5.
[29] Die ergo
septimo: Unde conservare videtur majus esse quam creare. [30] Quia multi
incipiunt, sed pauci perseverant. Est enim conservatio [31] semper nova
inceptio. Est autem conservare idem quod continue [32] creare. Et conservatio
est continuata creatio, unde adhuc hodie [33] creat deus Heb. 1. ‘portans
omnia’ &c.. Et ita videtur haec esse [34] prophetia futurae salutis. ‘Et
requievit deus die 7mo’ &c.. sicut etiam [35] apostolus ad Hebraeos
exponit.
[36] c. 7.
cum templum dedicavit: 3 Reg. 8.
[37] c. 8.
Unde in lege dicitur: Deutero: 5.
[Seite 67]
[1] Dist. 16.
[2] c. 1. Bl.
n6b qualis et quomodo factus: in sequentibus 4 dis. — qualiter sit [3] lapsus:
Dis. 21. — per que sit reparatus: li. 3. — modum institutionis: [4] quia
scilicet bonitas creatoris est causa. — superius: dis. 1.
[5] c. 2.
Beda: Gen. 1. — imago dicitur: exemplar, quia imago est exemplaris. — [CXCII,
684] [6] proprie accipitur imago: Ergo essentia est proprie imago, quia ad [7]
eam factus est homo. Respondetur, quod propter relationem est [8] improprie
imago. Sed hoc non sufficit: quia inquantum est imago, [9] tunc est relativa.
Sed alii textus habent ‘improprie’ et ita debet [10] haberi.
[11] c. 3.
Filius vero: 2a pars. — in tractatu: dis. 27. et 28. — apostolus dicens: [12]
1. Cor. xi.
[13] c. 4.
cognitione veritatis: memoria et notitia infra. — Augustinus in li. de [14]
quantitate animae: post primordium. — Ita propter imaginem trininitatis [685]
[15] Posset etiam optime dici, quod homo sit imago dei, quod [16] imitetur deum
in esse et agere: quia ipse regit minorem mundum [17] i. e. corpus, sicut deus
majorem. Deinde quia format verba, sicut [18] deus etiam, vide alibi.
[19] c. 5.
Bl. n7a Quo circa: 3a pars. — lib. vij. de trinitate: 5. ultimo.
[20] Dist.
17.
[21] c. 1.
cum dicitur Formavit; Gen. 2. — Vel secundum aliam literam: lxx. — [22]
inspiravit in faciem: Spiravit i. e. spiritum vel flatum fecit, Sicut [23]
omnis qui spirat facit spiritum. Unde canitur ‘In aspirando das [24] spiritales
esse homines’. Alio modo et melius sic: spiravit i. e. [25] spiritu fecit.
Sicut enim dicere est verbo facere, ita spirare est [26] spiritu facere. Ps.
‘Verbo domini celi firmati sunt et spiritu oris [27] ejus omnis virtus eorum’.
‘Ipse dixit et facta sunt’. Alias videretur [28] esse nugatio: dicendo spiravit
spiraculum vitae i. e. fecit spiritu [29] spiraculum vitae, cum sit idem in re.
[30] Dicere
est verbo/[31] verbum [30] facere. Sic ‘dabar’ in Hebraeo significat rem [31]
et verbum.
[32] Spirare
est spiritu/[33] spiritum [32] facere. Unde homo est spiritus vadens et [33]
non rediens.
[34] c. 2.
Bl. n7b Putaverunt enim: Manichei. — Sic ergo cum dicitur: Ista convictio [35]
nihil valet, quia non sequitur: homo spirat et flatum de se [36] emittit.
Igitur flatus ille est de substantia hominis, ut patet. Igitur [37] non ibi
valet. — Flare enim est flatum facere: li. 12 civitate dei. 23. [38] Et super
gen. 7. c. 3. — per esaiam: 57. Nostra translatio habet [39] ‘Spiritus
egredietur a facie mea et flatus ego faciam.’
[40] c. 3.
Augustinus enim super Gen.: li. 7. c. 7. [686]
[Seite 68]
[1] c. 4.
Solet etiam: 2a pars. — Augustinus super Gen.: li. 6. c. 3. — deo [2] autem
natura est quod facit: et si nobis est quandoque miraculum. [3] — voluntas:
apud se. — necessitas: nobis.
[4] [CXCII,
687] c. 6. Bl. n8a In hoc autem: 3a pars.
[5] Dist. 18.
[6] c. 2. Bl.
n8b Hic attendendum est: quaestio 1.
[7] c. 3. Cum
autem his de causis: quaestio 2.
[8] [688] c.
4. Non sine causa dormienti: quaestio 3.
[9] c. 6. Sed
quaeritur an: 2a pars.
[10] [689] c.
8. Bl. oa Quemadmodum mulieris: 3a pars. — Unde in ecclesiasticis dogmatibus:1
[11] alii c. 13. Est autem iste liber, in quo stat authoritas [12] supra dis.
8. allegata Gennadii ‘Demones per energiam’ &c..2 Unde [13] et stilus negat
Augustinum et Gennadium nuncupat allegatorum [14] consonantia. Alii dicunt,
quod sit Fulgentii. Sic allegat Catholicon [15] vocab. Energia.
[16] Dist.
19.
[17] [690] c.
1. Bl. o2a corpus animale: Animale id dicitur corpus quod nutritur/[18]
vegetatur/[19] generat [20] et alias affectiones et operationes agit que non
erunt in patria. [21] Ideo ibi erit corpus spirituale i. e. non animale, quod
comedat et [22] bibat, sed sola spiritus redundantia satur et beatum. Sententia
est [23] b. Augustini li: retractationum, super li: de vera religione. Unde
[24] dicit: corpus hoc in resurrectione ad sufficientiam vivificetur solo [25]
spiritu: qua causa etiam spirituale erit, cum resurrexerit in spiritum [26]
vivificantem. Illud autem factum est in animam viventem.
[27] c. 2.
Solet hic quaeri: 2a pars.
[28] [691] c.
3. Sed adhuc quaeritur: 3a pars.
[29] Dist.
20.
[30] [692] c.
2. Bl. o3a Cur ergo non coiverunt: quaestio 1. — non angebat: urgebat.
[31] c. 3. De
termino vero: quaestio 2.
[32] [693] c.
4. Si vero quaeritur: 2a pars. quaestio 1.
[33] [694] c.
8. Bl. o3b Et cum de corpore: quaestio 2.
[34] c. 10.
Talis erat hominis: pars 3.
[35] Dist.
21.
[36] [695] c.
2. Bl. o4b Zwischen vates und implebat: Demoniorum, est enim de textu.
[37] [696] c.
4. supra modum sublimitas: quae tamen idem videtur quod inanis gloria.
[Seite 69]
[1] c. 5. Bl.
o5a Porro sciendum est: 2a pars. — Qui ergo incitatione1 habuit: [2] 1a ratio.
[3] c. 6. sed
ex parte perstiterat: 2a ratio.
[4] c. 7.
Quod non soli viro: 3a pars.
[5] Dist. 22.
[6] c. 2. Bl.
fa secutum est et pena peccati: Quia initium peccati superbia et [CXCII, 697]
[7] contemptus dei amorque sui.
[8] c. 5. Ex
quo manifeste: 2a pars. [698]
[9] c. 11.
Bl. pa Solet etiam quaeri: 3a pars. [700]
[10] Dist.
23.
[11] c. 1. Bl.
pb Cur creavit deus quos: Hanc rationem in plurimis locis [darüber: [12] li.
xi. civi. c. 16. et c. 17. satis longe et pulchre] assignat b. Augustinus, [13]
quam tamen oportet tandem ad voluntatem dei reducere. Quia [14] si quaeratur,
quare non eadem bona faceret, si illi mala non egissent, [15] unde faceret, hic
necessario voluntati ejus cedendum est quae injusta [16] esse non potest, quia
nulli debere potest. Creatura autem [17] non potest non debere, quia non potest
non esse finita i. e. certo [18] naturae et arbitrii modo terminata, extra quam
cum nititur libertate [19] sua (quam decuit sic creari liberam) fit mala et
inobediens. Non [20] enim ideo non debuit bonitas creatoris tam nobilem naturam
i. e. [21] liberam creare, quia pecare posset et peccatura fuit. Quia haec est
[22] nobilissima entitas in qua ostendit deus suam gloriam.
[23] c. 2. Et
quidem secundum animam: 2a pars.
[24] c. 3.
Hanc autem scientiam homo: perdidit tamen majorem partem, omnino [701] [25]
habet enim.
[26] Homo2
adhuc miram industriam animalia domandi, nutriendi, [27] consuefaciendi,
explorandi, regendi, fallendi, capiendi, utpatet experientia. [28] Sed cognitio
proprietatum eorum periit: Et solum per [29] experientiam tales nunc novit:
tunc autem intuitive. Sicut Salomon [30] femellam et masculum, item pictum et
verum florem. Item distinctionem [31] verae matris, mortui filii. Haec enim est
Magia naturalis [32] quam et Jacob calluit, paucissimi nunc sciunt.
[33] c. 6.
Bl. p2a Si autem quaeritur: 3a pars. — Non fuit ergo homo praescius: [34] quia
fuisset miser, si scivisset, quod repugnat innocentiae.
[35] Dist.
24.
[36] c. 1.
sicut de angelis diximus: dis. 3. c. 5. — poterat stare: Contra. Stare est [37]
retrogredi, dicit b. Bernardus. Ergo si potuit tantum stare, non
[Seite 70]
[1] potuit
manere innocens. Respondetur, quod stare in statu innocentiae [2] non erat
retrogredi. Sicut nec in beatitudine stare est [3] retrogredi. Sed b. Bernardus
loquitur de nostro statu, si saltem [4] status et non potius fluxus est. — Item
in eodem: c. 119.
[5] [CXCII,
702] c. 3. Bl. p2b Ad hoc autem quod dicimus: Haec pars non tenetur et procedit
[6] ex sententia quam posuit supra dis. 5. c. ultimo. — Declinare enim [7] a
malo: scilicet privative, sed tantum contrarie.
[8] c. 4. Hic
considerandum: 2a pars.
[9] [703] c.
6. Bl. p3a Augustinus docet in duodecimo libro: c. 1. — Ascendentibus ergo [10]
introrsum: c. 8. — Rationis autem pars superior: c. 7. — Cum vero [11]
disserimus de natura: li. 12. tri. c. 4. — Carnalis autem vel sensualis: [12]
c. 12.
[13] Idem
Homo inquantum agit quae solius spiritus sunt, et interne/[14] quae sensuum
sunt, ea cogitat quae [15] operatur/[16] externe sunt Vocatur secundum hoc [17]
Spiritus Spiritualis/[18] Caro Sensualis
[19] c. 7.
Illud quoque praetermittendum: 3a pars.
[20] [704] c.
9. Bl. p3b Haec Augustinus in xij. li. de trinitate: c. 12.
[21] [705] c.
11. Non est autem silentio: Ex b. Augustino hoc dicitur li. 12. tri. ca. 13.
[22] Dist.
25.
[23] [706] c.
5. Bl. p5a Idem in enchiridio: 104.
[24] [707] c.
8. Unde Augustinus in enchiridio: c. 29. secundum alios 18.
[25] [708] c.
10. Bl. p5b Unde Augustinus in enchiridio: alias 29.1 — mala ait Augustinus:
[26] alias 29.1
[27] c. 11.
Hic quaeri potest: 2a pars.
[28] c. 12.
Unde Augustinus in enchiridio: vel c. 29.1
[29] [709] c.
15. Bl. p6a Repetit de corruptione: Tertia pars.
[30] c. 16.
Zwischen libertatem und gratiae: naturae, sed non habeo libertatem.2
[31] Dist.
26.
[32] [710] c.
2. Bl. p7a Nam si, ut quibusdam placuit: Enchyri: 31. — Non est volentis [33]
neque currentis: Hoc textu tantum vult, quod ista expositio sit [34] reprobo
quae ex isto verbo apostoli intelligit aequalem principalitatem [35] gratiae et
voluntatis respectu operis. Quoniam si sunt aeque [36] principales, tunc sicut
valet dicere ‘non est currentis et volentis’ &c.. [37] ita valebit dicere
‘non est miserentis, sed habentis, volentis’. Nunc [38] autem posterius est
contra positum Apostolicum, igitur primum non
[Seite 71]
[1] valet.
Quare non debet ibi subintelligi signum exclusivum, sed [2] absolute
intelligendum et totum deo tribuendum ‘Non est currentis [3] nec volentis, sed
tantum miserentis dei’. Si enim propter exclusivam [4] illam dictionem haec
vera est: Non1
[5] c. 3.
Itaque bona voluntas: 2a pars. — non gratia voluntatem: tanquam ducem. [6]
Eodem modo intellige liberum arbitrium in malo: Quia sicut [7] gratiam
[darüber: quae virtus est] comitatur ad bonum velut ducem [8] et tractricem,
Ita comitatur infirmitatem sive legem carnis cui [9] copulatum est (sicut tunc
gratiae) ad malum velut ducem. Et ita [10] utrinque liberum est et utrinque
aliter agere nequit (loquor de gratia [11] consummata et infirmitate non
sanata). Sed in fide est mixtura et [12] temperatio utriusque extremi, usque
dum ad speciem perducamur.
[13] Sicut
ergo voluntas inter mala plura libera est eligendo nec [14] tamen bonum potest
per se eligere, ita eadem inter bona plura [15] libera est nec tamen malum
ammodo potest eligere. Sed vita media [16] i. e. Christiana quasi medio etiam
modo se habet ad utrunque [17] flexilis, difficilis ad bonum, sed non
impossibilis sicut illa, et facilis [18] ad malum, sed non necessaria servitute
sicut illa. Nec est tam [19] facilis ad bonum sicut beati nec tamen
impossibilis ad bonum sicut [20] miseri. Sed tamen extremae ambae nituntur in
necessitate et impossibilitate. [21] Sic haec media tantum in facilitate et
difficultate. [22] Beati enim necessario eligunt bonum et impossibiliter malum.
[23] Miseri autem impossibiliter bonum et necessario malum. Sed nos [24]
faciliter malum et difficulter bonum. Sive id sic melius exprimitur, [25] quod
miseri impossibiliter quidem eligunt bonum, sicut beati impossibiliter [26]
malum. Non tamen forte necessario eligunt malum, [27] sicut nec illi necessario
eligunt bonum, sed utrinque libere, licet hi [28] necessario sint in servitute
peccati et illi necessario in servitate [29] justitiae. Quae servitus non
minuit libertatem utrinque, sed manet [30] utrisque libertas.
[31] Sive sic
sive aliter dicatur, sufficit, quod res ipsa sane intelligatur. [32] Nam utique
verum est, si impossibile est ipsum ad bonum [33] per se surgere, necessario
per se vertitur ad malum, aut saltem [34] manet sub malo, si non ipsum eligat.
Verumtamen quia deus [35] semper praesto est, nec ideo liberum arbitrium
damnatur, quia non [36] habet gratiam aut habere non potest, sed quia oblatam
et exhibitam [37] non acceptat vel aeceptam non custodit et non comitatur ducem
[38] gratiam, sed retrocedit et stat rebelle ipsa progredi volente. Sicut [39]
in beatis non ideo est beatitudo, quia habent gratiam praecise, sed [40] quia
eam acceptant et consentiunt eam habere.
[Seite 72]
[1] Verum
notandum est, quod sicut ad bonum principalitas est [2] gratiae, ita ad malum
principalitas est voluntatis concomitante hic [3] infirmitate illic voluntate.
[CXCII, 711]
[4] c. 4.
Fides enim qua justificatus es: Talis fides non est sine charitate et [5] spe.
— qua et peccatur: principaliter. — recte vivitur: concomitanter [6] scilicet.
— Augustinus in enchiridio: c. 105.
[7] impetrat
quod lex imperat: Ad ista intelligenda valet ista authoritas [8] b. Gregorii
posita infra li. 3. dis. 25. c. 5. ubi dicit istas esse aequales [9] scilicet
fidem, spem, charitatem, operationem et per consequens, [10] alioqui non possent
esse aequales, quantum verba ejus sonant. [11] Unde et hic non simpliciter
fides dicitur, sed per dilectionem [12] operatur vel qua justificati sumus.
[13] c. 5.
gratiae dona pervenit: non autem sola. — in eis est et ipsa: qui et ipsa [14]
donum ejus est.
[15] [712] c.
6. Bl. p7b Non est tamen ignorandum: Objectio. — voluntatem fides praevenit:
[16] licet voluntatem non praeveniat, praevenit tamen bonam [17] voluntatem
natura et causa, quia est causa ejus.
[18] c. 7.
Ceterum hanc quaestionem: Alia objectio. — cogitatio bona: moraliter.
[19] c. 8.
Hac voluntate concupiscitur: tanquam merito de congruo, non condigno.
[20] [713] c.
9. Bl. p8a Utrum una eademque: 3a pars.
[21] [714] c.
11. aliud est virtus aliud: hic quaestio solvitur c. 7. sequentis
distinctionis.
[22] Dist.
27.
[23] c. 3.
Bl. qa earum peccatum tenere non possumus: i. e. non possumus [24] affirmare i.
e. probare, quod peccatum habeant.
[25] [715] c.
4. Cum ergo ex gratia: 2a pars.
[26] c. 7.
Bl. qb zum ganzen Abschnitt: [27] Quicquid habes meriti, praeventrix gratia
donat: [28] Nil deus in nobis praeter sua dona coronat.1
[29] [716] c.
9. usus liberi arbitrii: sicut actus. — et ex deo est: per gratiam. — et [30]
ex nobis: per liberum arbitrium. — Ibi. enim: in gratia. — hic [31] deus: i. e.
in usu ejus.
[32] c. 10.
Alii vero dicunt: 3a pars. velle et operari bonum: Ista opinio est [33]
subtilior et valde probabilis secundum rationem loquendo, nisi aliter [34] nunc
teneretur communiter.
[35] Dist.
28.
[36] [717] c.
1. Bl. q2b ab illo accepit nostra natura: Hoc verbum potest esse [37] maxime de
gratia praeventrice, sicut in verbis jacet, sed non ad [38] intentionem
Pelagii.
[Seite 73]
[1] c. 2.
nullo modo caveri potest: Nullo modo dixit, quia per gratiam oblatam [2]
potest. — Caveri ergo potest: non ex se, sed cum gratia. — non est [3] de qua
tunc: i. e. intellexerunt exclusive, quod non sic dictum erat.
[4] [CXCII,
718] c. 3. in libro retractationum: c. 18.
[5] Dist. 30.
[6] [720] c.
1. Bl. q4b Quando de peccatis disputatur, hic syllogismus semper notandus [7]
est:
[8] { Omne
malum est nihil et
[9] { Omne
peccatum est malum, igitur
[10] { Omne
peccatum est nihil.
[11] [721] c.
5. Quod diligenter investigandum: 2a pars. — peccatum esse reatum: i. e. [12]
debitum. — nec culpam esse: i. e. peccatum. — non esse ipsi fatentur: [13] quia
Adam habuit culpam ejus. Quia reatus sequitur ad culpam. [14] Volunt igitur
dicere, quod Adam fecit culpam, sed non posteri. [15] Sed tamen pro illa culpa
omnes pariter sunt rei aeternae et temporalis [16] poenae. Ita reatus est
medium inter culpam, praecendentem [17] et poenam sequentem et est ipsum
debitum poenae pro culpa. [18] — secundum eos esse non potest: quia eam
expectat.
[19] c. 6.
Bl. q5a Primogenitum asini: Asini nascimur, per baptismum oves [20] efficimur.
[21] [722] c.
7. Quid ergo originale peccatum dicitur?:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[28] non
oboedias concupiscentiae: quae sunt arma ejus. — malae: scilicet [29] actualis.
— esse concupiscentiam: Quae concupiscentia est etiam inoboedientia [30]
carnis, peccatum, lex membrorum, quae omnia sunt nihil [31] aliud nisi privatio
oboedientiae carnalis, quia peccatum originale [32] est Nihil seu privatio
sicut omne peccatum quoad formale: quoad [33] essentiale autem est ipse motus
carnis immo ipsa caro et sanguis [34] privata virtute et gratia. Ideo enim caro
concupiscit, quia est deserta [35] a gratia et virtute.
[36] c. 8.
occulta etiam tabe: Que tabes et quaecunque assumuntur positive significantia
[37] nomina in exprimendo peccato originali debent privative [38] exponi. Non
enim est genus, qualitas, calor aut humor vel deformitas [39] tabida vel
putrida, cum haec omnia sint creaturae et bonae, [40] licet poenales quandoque,
Sed solum ablatio virtutis et fortitudinis [41] ex carne i. e. carnali homine.
[Seite 74]
[1] [CXCII,
723] c. 9. Bl. q5b Hoc est originale peccatum: Peccatum primum Adae non dicitur
[2] originale, sed fuit actuale, sed est nihil aliud nisi propter tale [3]
primum peccatum actuale non habere justitiam originalem. Et sic [4] omnes
posteri Adam similiter et ipse post primum peccatum in [5] peccato originali
nascuntur, vivunt usque ad Christum, sicut bene [6] hic dicit Magister capite
sequenti.
[7] c. 13. Ad
hoc autem quod diximus: 3a pars.
[8] [724] c.
14. Zum ganzen Kapitel: Hoc quod Magister hic dicit de multiplicatione [9]
naturae negat Gabriel cum aliis. Vide eum li. 3. dis. 4. q. 1. dubio [10]
ultimo. Ego consentio Magistrum dimissis larvis philosophorum, [11] quia
Euangelio magis accedit Magister de multiplicatione panum.
[12] Dist.
31.
[13] [725] c.
5.Bl. q6b Hic quaeri solet utrum: 2a pars.
[14] c. 6.
Zum ganzen Kapitel: Hoc secundum sententiam Magistri. — vinum [15] infusum
acescit: quia caro traducta fit rea in tali traductione originalis [16] peccati,
et tamen non illa a qua traducitur.
[17] c. 7.
Bl. ra Ex quibus omnibus intelligendum
[18] Primum
quod in baptisatis auffertur culpa, sed non poena originalis [19] peccati.
[20] 2um quod
caro sic punita non potest animam venientem in se [21] non polluere simili
peccato cujus poenam portat. Haec enim est [22] detestabilis maledicto carnis
nostrae, quod ita vilificata est, ut licet [23] in se non sit peccatum, tamen
propter suam feditatem qua libidinose [24] seminata est privat animam justitia
originali. Nec est digna, ut [25] anima quae ii conjungitur justitiam talem
habeat, ne forte ex hac [26] et ipsa imprimis esset et sane. Est igitur haec
poena carnis a deo [27] inflicta, ut non possit recipere in se animam, nisi eam
culpabilem [28] faciat originali peccato. Et ita utraque etiam dimissa culpa:
poenalis [29] manet et in praesentia.
[30] [726] c.
8. Jam ostensum est: 3a pars. — sine libidine non est parentum: tanquam [31]
effectu peccati Adae quod est principalis causa. — ob hoc filiorum: [32] propter
causam illius libidinis quae est effectus.
[33] c. 9.
Nota, quod transfusio originalis peccati fit non alio modo quam quod [34] deus
justa poena sic statuit, ut omnis caro quae ab Adam per [35] legem coitus
venit, sic sit damnata, ut quam cito cum anima copulatur, [36] ipsa tota
persona, simul et anima et caro propter unitatem [37] personae, Et quia sic est
naturalis filius Adae, debeat esse in [38] carentia originalis justitiae. Unde
licet, sicut Augustinus dicit, [39] quod peccatum in parvulos non transmittat
propagatio, quod verum [40] est: sequitur tamen ipsam propagationem. Nec libido
potissima [41] causa est, sed ordinatio divina in punitione carnis Adae quae
sic
[Seite 75]
[1]
propagatam vult in vindictam peccati carere justitia. Unde et si [2] Magister
dicat, quod feditas carnis facit animam contrahere peccatum, [3] ubi opionionem
suam de peccato originali praesupponit, scilicet [4] quod sit genus qualitas.
Ego tamen puto, quod si purissima esset [5] caro atque etiam sine libidine
seminaretur, adhuc tamen propter [6] vindictam Adae, eo quod de Adam venit per
generationem, ipsa [7] cogeret animam secum carere justitia originali i. e.
habere peccatum [8] originale ex judicio divino sic eam et quicquid ei in
personam [9] eandem copulatur puniente.
[10] Dist.
32.
[11] c. 1.
Bl. rb sed licet remaneat: Et ex hoc jam patet, quod peccatum originale [12]
non est ipsa concupiscentia seu fomes, quia non tota aboletur, sed [13] tantum
debilitatur, peccatum autem originale totum aboletur.
[14] c. 2.
quia et reatus ipsius solvitur: qui solus est et totum peccatum originale, [15]
prout reatus includit culpam, alias secus.
[16] Nam illa
concupiscentia in carne est nihil aliud nisi inoboedientia [17] carnis ad
spiritum quae de se non est culpa, sed poena, [18] quia si esset aliquo modo
culpa et non dimitti in baptismo diceretur, [19] injuria fierit baptismo et
gratiae dei. Igitur ante baptisma [20] est ei annexa culpa et reatus tanquam
poenae temporali quae [21] omnino manet post baptismum, et non est mala nisi
occasionaliter [22] inquantum ratio contra eam sibi in pugnam pro poena
inoboedientiae [23] primae relictam debet certare, ut quae prius cum facilitate
potuit [24] dei praeceptum in omnibus carne oboediente sibi implere, nunc [25]
propter inoboedientiam suam in poenam cogitur cum difficultate [26] et in
omnibus renitente carne implere. Sententia igitur Magistri [27] non est
tenenda, scilicet quod peccatum originale sit fomes, languor [28] naturae,
tyrannus &c.. Haec enim omnia sunt nomina carnis inoboedientis, [29]
furentis, indomitae contra spiritum quae sic facta est [30] ex ablatione
justitiae originalis. Sicut si equus rupto freno sessore [31] etiam invito
rebellet et lasciviat, facit omnia, sicut est natura sua, [32] si non assit
frenum: Ita et carni naturale est ita furere, sed per [33] justitiam regeretur.
— non sit ejus facta remissio: i. e. culpae quam [34] habet.
[35] Bl. r2a
Dimittitur concupiscentia carnis in baptismo: Ecce ex his omnibus [36] liquet,
quod solum reatus solvitur. Unde videtur Augustinus concupiscentiam [37]
dupliciter capere, primo prout includit culpam, et sic [38] potest dici malum
in carne, et sic forte Magister loquitur de peccato [39] orginali. Alio modo
sinitur cum exclusione culpae. Et sic non [40] est per se mala, sed est poena
tantum et per accidens mala, prout [41] anima non vincens eam peccat ex ejus
inclinatione et pondere.
[Seite 76]
[1] Unde
dicit Apostolus, quod concupiscentia non nocet his |qui| [2] secundum Christum
vivunt, quia non est malum deleta culpa, sed [3] tantum pondus et inclinatio ad
malum quam sic deus esse voluit [4] in poenam Adae.
[5]
Dupliciter itaque concupiscentia seu fomes dicitur malum, [6] primo quia habet
ipsum malum i. e. absentiam freni, quod est [7] justitia originalis. Secundo
quia est occasio mali i. e. peccati [8] actualis. Sed ipsa neutrum illorum est,
cum malum sit nihil.
[9] [CXCII,
727] c. 3. corrupta anima magis inficitur: Haec causa non est magni ponderis,
[10] quia loquitur de feditate carnis qua anima maculatur. Illa autem [11] non
est positiva, sed privativa, ideo est eadem in omnibus. Alioquin [12] sequitur,
quod ultimus filius Adae haberet infinitas feditates [13] super quam Adam et
Seth habuerunt quae sunt imaginationes infirmae. [14] Mundatur igitur caro sic,
quod ipsa deinceps non habet [15] causam animam polluendi peccato originali,
sicut ante habuit inevitabiliter. [16] Retinet autem causam polluendi animam
actuali peccato, [17] sed evitabiliter et ex consensu animae.
[18] [728] c.
4. Praeterea quaeri solet: 2a pars distinctionis cum una quaestione.
[19] c. 5.
Solet etiam quaeri: quaestio. — quod ex corruptione corporis inevitabiliter
[20] trahit: ceu copulatur quod quia ex Adam venit, caret justitia [21]
originali et cogit sociam animam similiter carere propter unitatem [22]
personae. Alioquin si animae daretur innocentia, eadem necessario [23] daretur
et carni propter eandem unitatem. Sed hoc ipsa indigna [24] est. Dicis ergo
‘quare igitur animam copulat deus carni?’ Respondetur, [25] ut infra dicit
Magister, quod deus non ideo debuit dimittere [26] propositum suum creationis
humanae. Quia si nulla anima copularetur [27] carni, nullus esset homo. Si
autem munda maneret anima [28] copulata, nullus esset immundus homo, nulla
immunda caro, et ita [29] peccatum primum esset impunitum.
[30] c. 6.
Illud etiam non immerito: 3a pars distinctionis cum tribus quaestionibus. [31]
— quia ex voluntate primi hominis: Sed contra: Non plus effective [32] a
voluntate primi hominis processit quam aliorum, quia ante venit [33] super eum
nuditas illa, ut legitur in Genesi, quam eam nosset et [34] vellet. Ideo non
est a voluntate ejus volitum nisi per modum consequentis, [35] quia scilicet
antecedens fuit volitum, scilicet primum [36] peccatum, ideoque effectus illius
qui est originale peccatum simile [37] est volitus, sed implicite tantum, sed
materialiter a nobis.
[38] c. 7. Si
vero quaeritur: quaestio prima.
[39] c. 8.
Bl. r2b Hic a quibusdam quaeri: q. 2. — Sicut quis pollutas habens [40] manus:
Ista similitudo non satisfacit, quia anima non ita prius [41] extra corpus
habetur, sicut pomum extra manus pollutas. Sed [42] simul ut esse incipit est
in pollutione, ergo nunquam est qualis a
[Seite 77]
[1] deo
creatur, quod tamen quomodo cogitandum et salvandum sit, [2] tu cogita, quia
utique verum est. Et tamen quia illa pollutio ab [3] extrinseco venit animae,
ideo ex essentia non habet a creatore suo.
[4] Dist. 33.
[5] [CXCII,
730] c. 5. Mortui sunt enim: b. Hieronymus autem accipit sicut jacet litera,
[6] scilicet in plurali. Omelia super eadem verba. Et elicit ex hoc [7] quod
non solum Herodes animam pueri quaesierit.
[8] c. 6. Bl.
r3b Hic quaeri solet: 2a pars.
[9] [732] c.
12. Bl. r4a Exodi ausgestrichen, dafür Ezechielis.
[10] Dist.
34.
[11] [733] c.
4. Bl. r5a Ostensa origine mali: 2a pars. — nisi malum esse: scilicet
concretive [12] i. e. vitiatum. — nec malum esse: concretive. Omne enim [13]
vitiatum est malum, quia vitium est malitia ejus, tamen inquantum [14] ipsum
vitiatum est, bonum est.
[15] Esset
autem implicatio, si abstractive diceretur: vitium est [16] integritas rei seu
malitia est bonitas. Vel sic quia bonum dicitur [17] quo ad residuum suum esse,
idque malum quo ad vitiosum esse. [18] Sicut domus dicitur mala, inquantum est
ruinosa, dicitur tamen [19] bona, inquantum res est.
[20] [734] c.
5. Porro si homo aliquod bonum est: Corol: sequitur quod alterum illorum [21]
scilicet bonum necessario capitur simpliciter et transcendenter seu [22] sine
addito, alterum cum addito, ut si ista res quae est domus [23] dicitur mala,
intelligitur, quod sit mala domus. Si autem dicitur [24] bona, tunc capitur
simpliciter et quasi abstractive, scilicet bonitas, [25] seu transcendenter,
scilicet bonum.
[26] [735] c.
6. Ideoque in his contrariis: 3a pars.
[27] Dist.
35.
[28] c. 2.
Bl. r6a Quocirca diversitatis hujus: 2a pars.
[29] c. 4.
Quidam autem diligenter: 3a pars. — inquantum vero inordinate: Contra: [30]
quomodo idem potest esse quid et nihil?
[31] Dist.
36.
[32] [739] c.
3. Bl. s2a Et licet ex hoc sensu: i. e. quod per ipsum corrumpitur natura.
[33] c. 4.
secundum rationem praedictam: i. e. quod per ea corrumpitur bona [34] natura.1
[35] c. 5. In
nullo tamen: 2a pars. nec inquantum: i. e. non eadem ratione.
[Seite 78]
[1] [CXCII,
740] dicuntur privationes: Dicuntur enim eaedem privationes peccata, quia [2]
sunt voluntariae carentiae boni, justi inesse debiti. Et poenae, quia [3] sunt
carentiae etiam invito peccatore boni convenientis, quia non [4] est in
peccatoris potestate, postquam justitia voluntarie carere voluit [5] et ad hoc
egit, quo careret, ut ipsa maneat in eo aut redeat eo sic [6] agente. Et hoc
est a deo qui ordinat, ut talis actio esset carentia [7] justitiae et, quando
eam homo ageret, ipso agendo jam careret. Et [8] ipsa actio fit carentia talis
rectitudinis.
[9] c. 7. Bl.
s2b non in quantum poenae sunt: Hae sunt poenae 2ae quo ad [10] materiale et
formale peccati, quia ipsi actus talium peccatorum sunt [11] molesti praeter
ipsam privationem rectitudinis quae est poena damni, [12] ibi autem poena quoque
sensus.
[13] Corol.
[14] Poena
semper et tam cito est quam ipsum peccatum. Patet, [15] quia sunt idem.
Transeunte enim actu qui est bona res in qua [16] incepit privatio quae,
inquantum est volita, est peccatum, sed inquantum [17] est privatio et non
conservat sicut nec conservare potest [18] deus rectitudinem, sed deserit, est
ab eo, scilicet deserente et non [19] conservante rectitudinem, cujus
privationem homo peccando facit.
[20]
perturbatio passio: i. e. poena. — cupiditas passio: i. e. poena. — [21]
cupiditate patimur: i. e. poenam habemus. — patimur, non est: [22] i. e.
inquantum non est poena. — ideo non sit peccatum: quia [23] super hoc, quod est
poena, est etiam culpa. — inquantum patimur [24] eis: i. e. inquantum sunt
poenae.
[25] c. 8. Illud
autem diligenter: 3a pars.
[26] Dist.
38.
[27] [744] c.
5. Bl. s4b Si enim petimus vitam aeternam: Exponit hic Magister implicite [28]
hoc verbum domini ‘Cum facis Elemosinam, nesciat sinistra [29] tua, quid faciat
dextera tua’. Unde sciendum, quod dextera in [30] scriptura significat spem seu
intentionem aeternae retributionis. [31] Sicut ibi ‘Et deducet te mirabiliter
dextera tua’. Et iterum ‘Si [32] oblitus fuero tui, Hierusalem, oblivioni detur
dextera mea’. Et [33] ‘Sede a dextris meis’. Debent ergo ista duae intentiones
esse distinctae [34] et non super una eademque re niti. Hoc est enim, quod [35]
una nesciat, quid faciat altera. Sed sinistra debet subesse, dextera [36] autem
supra. Vide latius Aug. super Ps. 120 in illo verbo [37] ‘dominus protectio tua
super manum dexteram tuam’. Unde sunt [38] verba quae Magister hic ponit.
[39] [745] c.
6. Solet etiam quaeri: pars 2a.
[40] c. 7.
Sed quaeritur utrum: pars 3a.
[Seite 79]
[1] Dist. 39.
[2] [CXCII,
746] c. 1. Bl. s5b Ad quod illi dicunt voluntatis nomine: quia non sunt liberae
[3] potentiae, ideo peccatum est voluntarium. Nosse enim malum est [4] naturale
et non peccatum. Sed velle malum est voluntarium, ideo [5] peccatum est.
[6] [747] c.
3. Bl. s6a inquantum malum vult, malus est: Haec opinio non est bene [7]
intelligibilis, quia quod idem actus sit volitivus boni et mali, non [8]
videtur quomodo. Esset autem vera, si diceret, quod eadem [9] potentia propter
diversos actus dicitur mala et bona voluntas.
[10] Unde ad
illam quaestionem dicitur continuando et extendendo [11] quod supra dictum est
de esse boni et mali, quia sicut malum i. e. [12] non esse non est nisi in
bono, ita intellectus falsus non est nisi in [13] intellectu vero, et voluntas
mala in voluntate bona, et sicut non [14] potest malum esse nisi ipsum sit
bonum, ita repugnat intellectum [15] falsum esse et non esse verum et
voluntatem malam non esse [16] bonam. Quia igitur intellectus, inquantum est,
est verus, ideo non [17] cessat inclinari naturaliter ad verum, quam diu habet
esse intellectuale [18] non obstante, quod viciatus sit falsitate. Sic voluntas
[19] quamdin in suo esse manet, non potest secundum hoc esse non [20] inclinari
ad bonum, licet secundum vitiatum suum esse inclinetur [21] ad malum. Unde est
eadem voluntas. Sicut idem corpus et corpus [22] morbidum, inquantum corpus est
bonum, et non morbidum. Et [23] tamen morbus non potest esse nisi in corpore
&c..
[24] Dist.
40.
[25] c. 1.
Bl. s6a ex fine sicut voluntas: dis. 38. supra.
[26] c. 2.
Sed quaeritur utrum: 2a pars distinctionis. [27] simpliciter ut peccata et hi
semper mali
[28] [748] c.
3. Actus quidam sunt [29] indifferentes et hi sunt {[28] mali/[29] boni} et
econtra.
[30] pro
aliqua bona causa: i. e. fine. — nec ex voluntate actio fit mala: [31] quae est
potentia ante volitionem illius actionis. — voluntas fit prava: [32] i. e.
volitio respectu talis actionis. — et ex fine et voluntate: non [33] tantum. —
ex fine mala est: quia ex actione ut supra. — ex fine et [34] ex voluntate mala
est: quae ex tali fine bona possunt esse.
[35] [749] c.
4. Bl. ta Quae tamen quidam: 3a pars distinctionis. — Ita etiam et [36] hominem
per adulterium a morte liberare: Verum est, quando [37] actionis et finis unus
est actus seu volitio, secus si distinctis actibus [38] volita sunt. Nam velle
reficere pauperem propter deum semper [39] est bonum, licet velle ad hoc furari
sit malum. Sicut pharisaei [40] gratiarum actio non fuit in se mala, sed
jactantia qua ad ipsam [41] nisus est.
[Seite 80]
[1] Nota:
Magister dicit has duas mirabiles propositiones:
[2] A. Nec ex
voluntate actio fit mala, sed ex actione voluntas fit [3] prava. Cum tamen non
aliter actio possit esse mala nisi a [4] voluntate prius mala, intelligitur
igitur sic. Nec ex voluntate [5] (scilicet qua finis est volitus) actio fit
mala, quia sicut finis est [6] bonus, ita et ipsius voluntas seu volitio est
bona. Sed tamen [7] actio fit mala utique ex voluntate, scilicet quae talem
actionem [8] vult, non quae finem illius actionis vult. Et hoc patet, quando
[9] dicit ‘Sed ex actione’ (scilicet qua volita est actio, non finis) [10]
voluntas fit prava.
[11] B. Nec
omnis actio mala ex fine et ex voluntate mala est, sicut [12] supra dictum est,
intelligitur scilicet ex fine et ex voluntate [13] illius finis, tamen utique
ex voluntate illius actionis actio est [14] mala, cum nulla sit actio mala,
cujus non praecesserit voluntas [15] mala.
[16] Dist.
41.
[17] c. 1.
Bl. tb Qui ergo fidem et charitatem:
[18]
Differunt Non fides contrarie/[19]
contradictorie
[20]
Differunt Infidelis contrarie/[21]
contradictorie.
[22] Primo
modo vera sunt quae hic allegantur, 2o modo non debent [23] intelligi.
[24] [CXCII,
750] c. 4. Post haec investigari oportet: 2a pars.
[25] [751] c.
6. Bl. t2a Si autem omne peccatum: 3a pars. — in voluntate quam: volitio. [26]
— Voluntas itaque: volitio. — in voluntate consistit: i. e. est ipsamet [27]
volitio. Voluntas quippe: [i. e. actus volitionis]1 qui est peccatum.
[28] Zum
Schluß des Kapitels: Licet nullum peccatum fiat, in quo [29] non peccetur ex
infirmitate, ignorantia, malitia, quoad memoriam, [30] contra patrem, quoad
intelligentiam, contra filium, quoad voluntatem, [31] deum, ut est trinus (quia
non est peccatum quod non fiat contra [32] contra sanctum spiritum et unus, et
ex anima quae est imago ejus [33] secundum omnes partes imaginis) tamen non
frustra minus est, quod [34] ex infirmitate contra patrem, majus quod ex
ignorantia contra filium [35] et maximum quod ex malitia contra sanctum
spiritum fit. Quia id [36] dicitur infirmitate fieri quod vel sine scientia et
voluntate fit vel sine [37] voluntate tantum fit. Id autem ex ignorantia quod
sine scientia et [38] voluntate fit aut sine scientia tantum. Id autem ex
voluntate seu [39] malitia quod ex potentia et scientia et voluntate fit. Unde
dominus [40] dicit ‘Omne peccatum et blasphemia remittetur hominibus’ &c..
[Seite 81]
[1] Dist. 42.
[2] [CXCII,
752] c. 1. Bl. t2b diversa esse peccata: et hoc est verum.
[3] c. 4.
Praeterea solet quaeri: 2a pars.
[4] Nota,
quod actus interior solus et actus interior cum exteriore [5] aequivalent. Nec
plus peccat hic quam ille. Hoc verum est [6] supponendo, quod utrinque actus
interior sit aeque intensus, alias [7] secus. Nam rarissime id venit, ut actus
interior solus tam intensus [8] sit, quam est convincto exteriore. Quia actus
exterior luxuriae [9] multo intendit interiorem, quam si esset interior solus,
ut patet. [10] Sic etiam gula, avaritia, superbia, quia quando sensus simul
tangitur [11] cum anima, fortius ipsa movetur, quia est sensui unita, quam [12]
si sola vacuo sensu concupiscat. Sunt tamen utique duo peccata: [13] actus
interior cum actu exteriore, licet hic denominative, ille autem [14] intrinseco
peccatum sit et ita diverso modo. Quod autem Magister [15] videtur solvere,
quod sint unum peccatum, non aliter debet intelligi, [16] quam quoad
imputabilitatem, quia ut supra non auget peccatum [17] actus exterior, dummodo
ipse actus interior solus tam intensus sit [18] quam est vincto externo, quod
raro vel nunquam fit. Et ita sunt [19] omnino ibi peccata aequivalentia uni
tantum intrinsece peccato, quia [20] actus exterior est accidentale peccatum.
[21] c. 5. ut
ait Augustinus: super Ioannem, omne dicit.
[22] c. 6.
Bl. t3a Modi autem peccatorum: 3a pars. — in qua dicitur peccatum: [23] 1. —
locum psal.: 79. — fieri tribus modis: 2. — super Ezechielem: [24] 43. — in se
et in proximum: 3.
[25] [753] c.
7. Augustinus in quaestionibus: q. 17. — levitici: c. 6.
[26] c. 9. ut
ait Gregorius: 21. moralium. — ut Gregorius ait: 31. moralium.
[27] Prima
est cum: Arrogantia 1.
[28] Praesumptio 2.
[29] Jactantia 3.
[30] Ostentatio 4.
[31] c. 10.
Sed utrumque recte dictum esse: Tamen posset dici, quod et superbia [32] sit
ipsa cupiditas vel effectus ejus. Nam amor excellentiae quid [33] est nisi
cupido excellentiae? Rursus omnis cupiditas est superbia: [34] quia qui cupit,
vult propria lege vivere et non subesse. — ut ait [35] Augustinus: xi super
genesin.
[36] Dist.
43.
[37] [754] c.
1. Bl. t3b in evangelio veritas: Matthei 12. — Johannes in epistola: [38] 1.
Joan. 5. — Sed quaeritur quid sit: 2a pars distinctionis. — [39] mentis in
malitia: respectu futuri peccati. — homo fit impoenitens: [40] respectu
praeteriti peccati. — Sicut Chayn: Gen. 4.
[Seite 82]
[1] peccatum
in spiritum sanctum:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[5] Bl.t4a
Recte ergo in spiritum sanctum: Hic Magister per modum narrationis tangit 4or
peccata in spiritum sanctum [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10] dei bonitatem: hic
tangitur desperatio. — et ideo poenitentiam: et [11] sic impoenitentia. — tam
pertinaci mente: et sic obstinantia est. [12] — et de misericordia dei: hic
tangitur praesumptio. — quibus [13] placet malitia: iterum tangitur obstinatio
et impoenitentia. — Isti: [14] proxime dicti. — Ausgestrichen justicie, dafür
indulgentiae. — [15] damnatio debetur: Augustinus de vera et falsa poenitentia:
Ille [16] solus diffidat qui tantum potest peccare, quantum deus bonus est.
[17] c. 2.
Quidam dicunt omnem: large loquendo. — super illum locum ps.: 67. [18] — et
ibi: 147. — ostenditur ubi ait: ps. 67. — qui exasperant: [19] i. e. aspere
resistunt. — desperationem appellari peccatum: stricte [20] loquendo et verius.
— comitatur impoenitentia: cum malitia. — [21] Sed quia Augustinus: li: de
falsa et vera poenitentia. — Unde [22] Augustinus: ibidem. — Et Hieronymus
quod: super Marcum. — [23] sicut de diabolo legitur: Iob. 41.
[24] [CXCII,
755] c. 3. Augustinus diffiniens in libro de sermone: in fine li. 1. — Peccatum
[25] ad mortem: Hic tangitur quantum peccatum in spiritum sanctum [26] scilicet
impugnatio veritatis agnitae. Similiter et sextum, scilicet [27] invidentia
gratiae. — Augustinus in libro retractationum: c. 19. — [28] in hac scelerata
mentis perversitate: i. e. addita impoenitentia vel [29] malitia. — Unde
Augustinus de verbis domini: om. xi.
[30] Bl. t4b
quia impoenitentia proprie obstinati est: i. e. finaliter, quia habet [31]
propositum non poenitendi, contrarie, non privative.
[32] c. 4. De
hoc quoque peccato: 3a pars distinctionis. — Ambrosius in libro de [33] spiritu
sancto: c. 3.
[34] [756]
remissius: i. e. minus. — Si quis vero sancti spiritus: ex malicia [35] certa.
— veritatem negat: ex malitia. — superius dictum est: [36] li. 1. dis. 34.
[37] Dist.
44.
[38] c. 2.
Bl. t5a Nocendi enim voluntas: i. e. volitio.
[39] [757] c.
3. Cum ergo diabolo sit potestas: immo nec diaboli potestati resistendum [40]
est, sed malitiae quam per potestatem facit, immo nec potest [41] peccato ulli
resisti, nisi effectui ejus resistatur, malo autem effectui [42] resistatur
semper, bono autem et ipsi potestati nunquam.
[Seite 83]
[ 6 corripere
14 p̃nto q̄te]
[1] Liber
III.
[2] Dist. 2.
[CXCII, 759]
[3] c. 1. Bl.
A3a Ait enim Johannes damascenus: Notandum, quod verbum [4] damasceni laborat
in aequivocatione illius nominis una, quod quandoque [5] capitur relative et tantum
valet sicut similis, ut quando [6] dicimus: Una est temeritas docere doctorem
et corrigere seu [7] regere regentem. Vult enim, quod sit similis temeritas una
alteri. [8] Ita etiam in simili capitur hoc nomen idem, eadem &c.. Et
exhinc [9] venit error realistarum: quia non advertentes ornatum loquacium [10]
authorum finxerunt unitatem in rebus distinctis. Hoc modo non [11] potest dici
nisi de pluribus quae sunt similia. Ita in Christo non [12] est unitas naturae
loquendo de anima et carne sicut nec in aliis. [13] Est tamen una cum aliis
hominibus i. e. similis loquendo de tota. [14] Alio modo capitur in
praedicamento quantitatis et valet tantum [15] sicut: significares sic: omnia
sunt una, distincta et collecta. — ad [16] animae et corporis rationem: i. e.
comparationem et distinctionem. — [17] et animam ad invicem: Sic etiam omnium
aliorum. — communem [18] speciem plurimarum: Nihil aliud vult nisi quod natura
aequivoce [19] dicatur de partibus et toto composito. Et ideo verum est unam
esse [20] naturam hominum, sed non Et unam esse naturam partium hominum.
[21] c. 2.
Assumpsit ergo dei filius: 2a pars. — per [760] medium intellectum: i. e. per
[22] mediationem intellectus. — uniri non congruerit: non dicit: non [23]
potuerit.
[24] Bl. A3b
Sic ergo visibilia munda: Etiam ubi peccatum non est, non est [25] immunditia
et rudissima est eorum cogitatio de immunditia. Quia [26] sicut frigidum
contrariatur calido, ita immundum mundo. Utrimque [27] bona res, sed unum negat
alterum et ista negatio est nihil. Et sic [28] significat immunditiam
interiorem quae nihil est. — et anima magis [29] quam corpus: [30] Anima
dividitur in spiritum/[31] animam Et secundum hoc fit duplex homo, [32]
interior et exterior. Est tamen una eademque anima.
[33] c. 3.
mox intra uterum verbum caro: Ratio est, quia tunc Maria non esset [34] mater
die, nec filius dei esset filius hominis naturalis, quod est [35] contra
Euangelium et hereticum.
[761] [36]
Dist. 3.
[762] [37] c.
3. Bl. A4a Cum autem illa caro: 2a pars.
[38] c. 5.
Bl. A4b Illi autem sententiae qua: 3a pars.
[Seite 84]
[ 1 multa
ca:]
[1] Dist. 4.
[2] [CXCII,
763] c. 1. Bl. A5a An etiam quando: idem li. 1. trinitate per multa capita et
[3] exempla probat.
[4] c. 2. Sed
non est in hoc diutius: 2a pars.
[5] [764] Bl.
A5b gratiam dei qua homo: i. e. humanitas Christi. [6] zum Schluß: Aliae
rationes latent quae etiam potiores sunt: ideo [7] credere oportet et verbis
scripturae fidem profiteri et linguam illis [8] aptare et non econtra.
[9] c. 4. Sed
quaeri potest cum: 3a pars.
[10] Bl. A6a
in conceptione virginis: activa. [11] Zum Schluß des Kapitels: Etiam ideo
factum dicit, ut distinguat [12] inter nativitatem aeternam et temporalem: Quia
cum dixisset filium [13] dei, tangit nativitatem aeternam qua non est factus, immo
proprie [14] loquendo secundum humanitatem non est natus patri, sed matri [15]
tantum. Nec dicitur filius dei, inquantum homo (saltem naturalis) [16] nisi
adoptativus, sicut Apostolus dicit: qui praedestinatus est esse [17] filius
dei. Ideo respectu dei quicquid est creatum dicitur factum. [18] Sicut ergo
dictus est nasci de virgine et non factus ab ea, sic [19] dicitur factus deo et
non natus secundum hominem. Unde signanter [20] addit Apostolus: qui factus
est: ei scilicet patri. Non [21] cuilibet aut matri, sed tantum patri.
[22] Dist. 5.
[23] c. 1.
Certum est enim et sine ambiguitate: Et sic responsum est ad tres [24]
quaestiones. Sed an natura naturam assumpsit, adhuc restat.
[25] [765]
Bl. A6b Nec divinitas inquit Christi: Arguit ad partem affirmativam usque [26]
ad caput sequens. — nisi forte natura pro persona: quia hoc repugnat [27]
dictis dis. 5. li. 1. — Quia si natura genuisset naturam: [28] Sciendum tamen,
quod usu doctorum maxime b. Aug. Natura est [29] terminus transcendens. Sic
dicit b. Augustinus, quod natura est [30] cujusque id quod est sive natura est
nihil aliud nisi naturaliter esse [31] cujusque. Sicut etiam dicit de
substantia supra li. 2. dis. 37. c. 4. [32] Valet ergo natura hic, quando
dicit. Illa natura quae semper [33] genita manet i. e. illa res quia sunt tres
res et una res. Vel [34] dicatur sicut Magister exponit li. c. dis. 5. capite
ultimo: Illa natura [35] (i. e. filius qui est natura) manet semper genita i.
e. genitus. — [36] occasionem sumentes premunt sententias: ut jam patuit.
[37] [766] c.
3. Bl. A7a Sed quaeritur utrum eadem: 2a pars. — quod persona verbi [38] sive
natura: Unde sicut verbum persona seorsum est et cum [39] humanitate eandem
personam constituit: ita anima est persona [40] seorsum et tamen eum corpore
quod ipsa sustentat eadem est
[Seite 85]
[ 23 ē 9
q̄]
[1] persona:
Non obstantibus inutilibus additionibus et conditionibus [2] personae a
pluribus confictis ad diffinitiones personae: Quia omnis [3] diffinitio
personae convenit animae.
[4] •:Hoc
teneo:•
[5] [CXCII,
767] c. 4. Ideo vero non personam: 3a pars.
[6] c. 5. zum
Ganzen: Solutio Magistri ideo non valet, quia dicit, quod anima [7] non sit
persona conjuncta. Et juste non valet ex hoc solutio, quia [8] falsum est.
Tamen etiam si verum esset, potest deus assumere [9] animan separatam sicut
conjunctam. Et ita adhuc stat contra [10] eum argumentum. Sed quod addit animan
separatam esse personam: [11] licet hoc omnes negent: tamen nullo modo probant
nec [12] convincunt pro opposito. Quia non minus anima per se est persona [13]
quam conjuncta. Corpus enim nihil addit, sicut nec in verbo [14] addit quid.
Immo corpus recipit potius personalis dignitatis communionem [15] ab anima quam
quod tribuat ei: quia sic esset persona [16] merum accedens, quod est absurdum,
cum sit dignissima dignitas [17] animae et ergo debet ei poni essentialis: suo
modo: dico.
[18] Bl. A7b
Etiam alia id similitudine doceri potest. Sicut enim corpus non [19] habet
communicabilitatem continuitatis cum loco in quo est. Si [20] autem deus
continuaret ipsum: quo casu stante [quaero]1) si corpus [21] discontinuaretur
et sic esset individuumcontra continuitatem: Quis [22] non rideat, si jam
negetur ideo esse discontinuum vel individuum: [23] quia non habet vestimentum
vel forte nudum est? Sic ratio [24] personae est contra qua discontinuatio,
quam incommunicabilitatem [25] vocant. Corpus autem vestimentum est animae
secundum scripturam. [26] Quis ergo illam rationem negat prudenter animae
convenire, [27] quia scilicet est exuta? cum corpus fuerit quasi locus cui [28]
continuaretur antea. — Beatus quem elegisti: ps. 64.
[29] Dist. 6.
[30] [768] c.
2. Bl. A8a non quidem natura dei: quia sic esset trinitas. — persona verbi [31]
et deus: econtra. — et ea ratione tradunt dictum esse: Haec sunt [32]
impropriissime dicta. — ex duabus naturis esse compositum: Si [33] compositum
capitur proprie, verum dicit. Sed si large, ut constitutum, [34] falsum est.
[35] c. 3.
verum hominis filium: i. e. humanitatem unde dicitur filius hominis. — et [36]
utrumque simul: i. e. utramque naturam. — zum Ganzen: Isti manifeste [37]
aequivocant nomen homo, quia dicunt, quod compositus sit [38] ex anima et carne
tantum. 2o quod ipse idem sit filius dei: Et sic [39] unomodo supponit pro
filio dei (ut quando: ille homo est filius dei)
[Seite 86]
[ 1 p̱
9to ex anima 11/12 p̃coz horret 33 li totus]
[1] aliomodo
supponit pro composito ex anima et carne (ut quando: [2] verbum assumpsit illum
hominem) sive quando ipse non constituitur [3] ex divina et humana anima. Credo
enim, quod ‘componi’ [4] hoc loco large pro ‘constitui’ capiant seu ‘uniri.’
[5] Aut si
non aequivocatur, tunc impossibile est intelligere, quomodo [6] homo ille non
constituatur ex deitate et humanitate i. e. [7] quomodo non supponat pro filio
dei tantum: quia sic subjectum [8] et praedicatum supponerent pro diversis et
pro eodem simul et [9] simul: quae sunt impropriissime dicta. Quod patet: quia
homo [10] ille est assumens et assumptus simul. Et sic sunt diversa et [11]
eadem simul. Sunt duo et unum simul: quod omnem praedicationem [12] horret.
[13] [CXCII,
769] esse, cepit, ex illo est et deus: participat ydiomata. — dicunt deum [14]
factum, sed gratia: In his omnibus est locutio impropria et capitur [15] homo
pro humanitate qua verbum dicitur homo.
[16] Dist. 7.
[17] [772] c.
2. Bl. B2a et persona subsistens: quando homo est deus. — praedicari [18]
persona simplex: ut verbum. — de persona composita: de homine. — [19] idem
dicere naturam vel personam: et ideo utrumque potest praedicari [20] de
composito.
[21] c. 4.
sicut nec alium et alium: et bene.
[22] [773] c.
6. alterius naturae significatur Christus esse: i. e. persona Christus dicitur
[23] deus et est propter aliam naturam, et dicitur homo et est [24] propter
aliam naturam. — una facta composita natura: licet personam [25] unam
compositam esse supra dixerit.
[26] Bl. B2b
zum Ganzen: Certe juxta supradictam Damasceni sententiam, quod [27] Christus
est persona composita, potest eodem tenore dici, quod, licet [28] deitas vel
humanitas non sit pars filii dei secundum b. Aug., est [29] tamen pars Christi:
quia filius dei et Christus, licet idem sit, tamen [30] differunt in connotato.
Sic petrus et albus, licet albedo non sit [31] pars petri vel albedinis nec
econtra, est tamen pars albi, licet idem [32] sit petrus et albus. Nec ista est
simpliciter falsa: filius dei crevit [33] et non erat totus: si literae totus
subintelligitur scilicet Christus. [34] Filius dei non erat totus substantive
i. e. Christus. Est vera/[35] totus scilicet filius adjective. Est falsa [36]
Filius dei crevit i. e. conjunctus est naturae alteri. Verum est/[37] crevit in
sua natura: falsum est. [38] Filius dei factus est: compositus est: falsa sunt
[Seite 87]
[1] Filius
dei factus est homo/[2] compositus est Christus
[3] c. 8. et
ita quod unitas personae permansit: [4] Differunt ergo esse unum deum/[5] esse
unam personam
[6] [CXCII,
774] c. 9. sicut pars istius personae: i. e. humanitas Christi.
[7] Dist. 10.
[8] [777] c.
1. Bl. B4b Propter haec inconvenientia et alia: Harum propositionum [9] veritas
sumatur ex ista similitudine: homo secundum quod albus [10] est rationalis vel
magis proprie: Coloratum secundum quod album [11] est rationale. Ita Christus
secundum quod homo est filius dei: [12] ubi manifeste patet, quod oportet in
sensu composito eam esse [13] veram ut sic: praedestinatum est ut haec sit
vera: homo est filius [14] dei et econtra. — cum de Christo sermo occurrerit:
i. e. quod dictio
[Tabelle: ]
[Tabelle: ] [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[28] c. 3.
personae sit expressivum: si faciat modalem compositam. — eo dei filius [29]
est: i. e. si capitur reduplicative causaliter: tunc est falsa.
[30] [778] c.
5. Bl. B5a ergo aut humana natura: Dicitur, quod sic et non datur hic [31]
improbatio. Ergo argumentum nullum.
[32] Dist.
12.
[33] [780] c.
1. Bl. B6a Secundum illud vero quod: Logici dicunt: Christus fuit ab [34]
aeterno, sed non ab aeterno fuit Christus. Sicut sacerdos fuit ab [35] utero
matris suae, sed non fuit ab utero matris suae sacerdos. [36] Sicut fit in
omnibus nominibus accidentalibus, non autem in substantialibus: [37] quia
Christus non dixit: antequam Abraham fieret, ego [38] sum Christus, sed
simpliciter: ego sum. — concede eum cepisse: Sicut [39] enim albus est respectu
hominis, ita Christus respectu filii dei.
[Seite 88]
[ 3 sabbati
9n̄t' 10 dis: Sed]
[1] c. 3. Bl.
B6b Non est enim ambiguum: Christus non potuit peccare propter [2] identitatem
personae divinae quae est super omnem legem, sicut [3] dixit: ‘Dominus est
filius hominis etiam sabbati’: consequenter et [4] totius legis. Unde si contra
totam legem fecisset, non tamen [5] peccasset.
[6]
Corolarium.
[7] Quod
Christus venit non solvere legem, non debet intelligi, [8] quod legem
impleverit per opera secundum legem, quia sic nunquam [9] est impleta nec
potest impleri. Sicut apostolus ad Romanos [10] disserens: Sed quia dedit
gratiam, per quam opera legis grata [11] fierent deo, quia sine gratia lex non
impletur, etiam si omnia ejus [12] opera fierent.
[CXCII, 781]
[13] c. 4.
cum et angeli liberum arbitrium habeant: Et est simile, si dicam: [14] fortis
ignis non potest frigere seu calor vehemens non potest frigere, [15] quia
peccare est deficere ab igne charitatis. Illi autem sunt [16] igniti in
charitate, ideo ut sic non possint peccare, sicut nec [17] humanitas Christi.
Nec est in potestate eorum nunc illum ignem [18] amittere nec coati eum habent.
Sicut nec in potestate daemonum [19] est frigus peccati amittere, nec tamen
coacte peccant, sed voluntate.
[20] Dist.
13.
[782]
[21] c. 3.
Bl. Cb Sed verendum est, inquam: scilicet forte dicit. — si duos principales
[22] sensus: arguit contra se. — Numquid cum et divinitatem: [23] Solutio.
[24] Dist.
14.
[783]
[25] c. 1.
Bl. C2a Scit ergo creare mundum: istud consequens aequivocat verbum [26] scire
ad nosse et posse. — scit etiam creare se ipsam: i. e. [27] potest, sed non
sequitur.
[784]
[28] c. 2.
Dona ergo spiritus sancti sine mensura: Vel Magistrum non intelligo [29] vel
non probat quod intendit. Nam istae omnes authoritates quae [30] infinitatem in
Christo ponunt, non de humanitate ejus possunt intelligi: [31] cum sit
impossibile esse infinitum (saltem cathegorematice) [32] et simul idem esse
creaturam. Infinitum enim et divinum idem sunt.
[33] Dist.
15.
[785]
[34] c. 2.
Bl. C3a illud quod ait Leo papa: ser: de nativitate domini. — Unde [35] Aug. in
li. iij. de libr. arbitrio: c. xi.
[36] c. 3.
ita in li. retract.: 1. c. 9. — zum Ganzen: Clarius defectus hominum [37]
aliqui sunt qui
[Seite 89]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[9] [CXCII,
786] Bl. C3b Christus autem non ex peccato: Ro. 8.
[10] c. 4.
Propheta Esaias: 53. — Tristis est anima mea: Math. 26. — Cepit [11] Jesus
pavere: Mar. 14. — Repleta est malis: Ps. 87. — in Ambr. [12] etiam in li. iij.
ist iij. verbessert in ij. — in quam in eo suscepit [13] ist eo verbessert in
meo. — Hieronymus quoque: Epis. 31.
[14] [787] c.
5. Paulus dissolvi et esse: Phil. 1.
[15] Bl. C4a
Hiero. etiam ait: super matheum.
[788]
[16] c. 6.
Unde Augustinus ex his causis: ps. 92. — nihil occurrit contradictionis:
[Tabelle: ] [Tabelle: ] [21] i. e. non timuit were sicut nos i. e. licet eosdem
defectus veros [22] nostros assumpserit, non tamen eodem modo: ergo non vere
secundum [23] nostrum modum, tamen vere secundum substantiam dolorum.
[24] c. 7.
aut nodi concurrerent: tubercula.
[25] Dist.
16.
[26] [790] c.
1. Bl. C5a Unde super epistolam ad Hebreos: Glosa.
[27] c. 2.
Aug. illud Johannis evangelistae exponens: Jo. 3.
[28] Dist.
19.
[29] c. 5.
Bl. C8b Unde ipse vere dicitur: 2a.
[30] [797] c.
6. Bl. Da Qui solus dicitur mediator: 3a. — quem Job desiderat: Job 13.
[31] Dist.
20.
[32] [799] c.
3. Bl. D2a una res facta est: i. e. passiva traditio est una. — Diversa ergo
[33] intentio diversa: Idem traditum, sed tres sunt traditiones etiam [34]
exterius distinctae, una tamen passiva, immo etiam tres passivae, [35] sed unum
traditum. Unde una vocatur traditio specie, sed non [36] numero.
[37] Dist.
21.
[38] [801] c.
2. Bl. D3a secundum unionem, non carnem: q. d. scilicet tunc sequitur. [39]
Infert manifeste falsum ex eorum intellectu: ergo est falsus
[Seite 90]
[ 36 Contra
vl̄im 38 larvas vl̄e]
[1] eorum
talis intellectus. — Totum ergo hominem in morte: quod ipsi [2] negant, ergo
non est pro eis hoc verbum, igitur alius est quaerendus [3] intellectus quam
eorum, quia non valet pro illo.
[4] [CXCII,
802] c. 4. doloris exors existeret: Consors particeps.
[5] Exors
[6] Dist. 22.
[7] [805] c.
4. Bl. D4b consummantur usque in cinerem: Sicut heretici Moabitici [8]
fecerunt.
[9] Dist. 23.
[10] Bl. D5a
zu c. 1. –3.: Justitia dei revelabitur de fide in fidem [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[15] Possetne dici: in fidem: id quod creditur i. e. objectum fidei scilicet
[16] in futurum habendum secundum acceptionem magistri? Vel ita de [17] fide
veteris testamenti in fidem novi testamenti, vel de fide docentis [18] seu
praedicantis in fidem discentis vel audientis, scilicet ut [19] unius fides
nascatur et crescat de fide alterius, sicut una candela [20] de alia accenditur
vel sicut vinum de vase pleno in vasa alia [21] derivatur.
[806]
[22] c. 5.
Bl. D5b et alia qualitas succedat: Glosa Ro. 1. — Utrum libet sine [23]
periculo: Potius est divinum oraculum implorandum quam. — quae [24] prius erat
remaneat: Hoc non credo, quia puto, quod utrumque [25] maneat quidem, sed sunt
duae fides, infusa quae venit et recedit [26] cum charitate.
[27] c. 6. Ex
quo sensu dicatur una fides: Dico certe et teneo quod tres theologice [28] sint
inseparabiles. Et fides quae remanet cum peccato [29] mortali non est ea, quae
possit martyrium obire et caetera. Sed [30] est acquisita et naturaliter
moralis, quae accedente examine deficeret, [31] quia non elevat naturam super
se. Et bene secundum Magistrum: [32] quia si charitas facit totam personam
gratam, cur non et ipsam [33] qualitatem, quia omnium potentiarum actus et
habitus per charitatem [34] gratificantur, quae sola est virtus et omnes alias
facit virtutes1). [35] — in Fides quam illi habent ist illi verbessert in qui.
— Non enim [36] fides numero: Hoc verbum utile est contra larvas verbalium. Nam
[37] sic multi homines sunt unus homo specie i. e. similitudine, ut hic. [38]
Contra verbale.
[Seite 91]
[ 21 itaque
dīō 329̄ns]
[1] c. 7. ut
cunque formamus: elicimus. — sed eam tenet certissima: intellectualiter.
[3] zum
Ganzen: vide Ockam q. 1. prolo. paululum ante Z.
[4] am
Schlusse: Videt quisque intellectualiter fidem suam certissima [5] scientia, hoc
est, non actu 2o, sed actu primo i. e. intellectus habet [6] eam praesentem
sibi certissime, sed non per opera &c.
[7] c. 8. Bl.
D6a Descriptio fidei: quae potius est commendatio fidei quam [8] diffinitio,
quia exprimit nec essentiam nec accidentia ejus, sed solum [9] effectus ejus et
vim seu virtutem ejus effectivam sicut de illustribus [10] viris solemus
facere.
[11] [CXCII,
807] c. 9. zum Schluß: fides facit subsistere i. e. sperari ea quae non
videntur. [12] Spes enim servat quae fides praedicat et docet.
[13] zum
Schlusse der Distinctio: Fides est substantia rerum sperandarum [14] [darüber:
i. e. antecedens necessarium spei], argumentum non apparentium [15] [darüber:
Kuntschafft, signum]. Quod ista locutio sit [16] metaphorica, patet ex suo
correlativo, quia substantia est fidei constructio, [17] est merita et opera.
Sed merita non aedificantur materialiter [18] super fidem, ut notum est. Sed
sicut nemo potest sine fundamento [19] aedificare, ita sine fide nemo sperare
et bene agere. Ex hoc [20] autem, quod dicit: sperandarum rerum, sequitur quasi
Corol. quod [21] fides sit argumentum non apparentium, quia spes quae videtur
non [22] est spes. Non est itaque determinatio phisica vel logica, sed
theologica. [23] Sicut quasi diceretur: Quid est Christus? respondet logicus:
[24] est persona &c. theologus autem: est petra, lapis angularis &c.
Sic [25] fides est argumentum i. e. signum &c. est merum accidens
relativum, [26] Sicut quid est homo? Respondetur: est filius dei.
[27] Est
itaque fides hoc modo substantia, sicut Isaias 7. ‘Nisi [28] credideritis, non
permanebitis.’ Item dominus in Evan. Jo. 8. ‘Nisi [29] credideritis, quia ego
sum, moriemini in peccato vestro.’ Hoc subsistere [30] ergo et permanere quod
est in spe, non est, nisi praeexistat [31] fides. Est ergo fides argumentum non
apparentium (i. e. notificatio [32] respectu et de non apparentibus) substantia
sperandarum rerum [33] (i. e. sine qua nemo potest sperare et per consequens
bene agere). [34] In der Conclusio ist reperiantur in quibus reperiantur
completive [35] verbessert in reparentur und der Gedankengang durch folgende
[36] Randbemerkungen veranschaulicht. quarum prima est haec: Proposito [37]
prima.
[39] quod
fides tripliciter potest: fides capitur/[38] 1[39] 2[40] 3
[Seite 92]
[1] Ex his
intendit: Corro 1[2] 2[3] 3 [4] in eo illa non sit virtus ist zwischen eo und
illa quod eingefügt.
[7] Bl. D6b
Nam credere deo est: Credere in deum/[6] deo/[7] in deum/[8] deum [9] quarum
prima est haec: utrum. — Secunda dubitatio est: utrum. [10] — Secunda
propositio est haec: Secunda propositio. — Tertia propositio [11] est haec:
Tertia propositio.
[12] Dist.
24.
[13] c. 1.
zum Ganzen: Potest etiam dici, quod crediderunt ea quae per spiritum [14]
sanctum fuerunt revelanda, talia enim tunc eis praedixit et praemisit, [15] et
quod esset pater major eo et ipsi in patre &c. talia enim [16] postea
crediderunt firmiter. Sic etiam dicitur Jo. xx. Et vidit et [17] credidit. — ut
ex fide verborum: Ro. 1.
[CXCII, 808]
[18] c. 2.
Bl. Ea psalmi locum. Respondit: Et Apost. Etsi Christum videmus, [19] jam tamen
non videmus. Ergo adhuc de praeteritis visis credimus, [20] quia nihil scimus
certo, nisi quod intuitu videmus, alia omnia credimus. [21] Tamen sciendum,
quod dominus non dixit: Cum videritis, [22] credatis, sed cum factum fuerit,
credatis.
[23] c. 3.
quia cum fides sit ex auditu: Fides ex audi- [Tabelle: ] [Tabelle: ] [28] Unde
pulchre ponit ordinem Apostolus. Fides i. e. assensus fit ex [29] auditu i. e.
apprehensione [darüber: perceptione] significationis seu [30] sensus verborum.
Qui est interior auditus. Et ipse per verbum [31] Christi i. e. praedicationem
Christi qui est auditus exterior de [32] Christo. Verbum autem Christi ex
praedicante, praedicans ex [33] missione. Et quod primo loco ponendum erat:
Invocatio fit de [34] fide. Unde per contrarium est iste ordo: mittitur,
praedicatur, [35] auditur exterius, intellegitur praedicationis sensus
interius, assentitur, [36] invocatur, salvatur &c.
[37] Dist.
25.
[38] [809] c.
2. Bl. Eb zum Ganzen: Tria oportet credere minores etiam
[Seite 93]
[ 38 sup ly
ōino]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[8] Dist. 30.
[CXCII, 818]
[9] Bl. E6b
am Ende: Signa rancoris non tenetur dimittere i. e. beneficia spiritualia [10]
quae amicis exhibentur et conversatio non tenetur. Generalia [11] autem tenetur
ut sunt orationes generales &c. Ita ut nihil optet [12] mali injuste
inferri.
[13] Dist.
34.
[14] [824] c.
2. Bl. Fb spiritus timoris domini: Secundum Lyram, in hebraeo non [15] habetur
spiritus timoris domini, sed tantum sex praecedentia. Vide [16] 1 R. 2.
[17] [825] c.
5. Bl. F2a zum Ganzen: Deus est retributor non nominum, sed adverbiorum [18] i.
e. opus bonum non remunerat, sed opus bene factum.
[19] c. 8.
zum Ganzen: Oratius. [20] [826] Oderunt peccare mali formidine poenae/[21] boni
virtutis amore
[22] Dist.
39.
[23] [835]
Bl. Gb zu c. 1. und 2: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [36] In primo et 2o est affectus
spontaneus.
[37] c. 3.
Bl. G2a Ego dico vobis non jurare omnino: Si illa negatio non fertur [38] super
lyteram omnino, facilis patet expositio, scilicet non omnino
[Seite 94]
[ 1 sup̱ ly
jurare]
[1] i. e. non
semper, sed raro. Si autem super lyteram jurare, difficilior [2] erit
expositio, sicut Magister exponit. [3] Libera nos a malo:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[6] [CXCII,
837] c. 5. am Anfang:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[11] Bl. G2b
Unde Chriso. Si qua: Invective loquitur Chrysos. et confutatorie.
[12] c. 6. zu
dicas per deum juras ist gefügt: Et testis est deus, non juras. [13] quia non
lapidem qui non audit: Et hoc est verum habitualiter, [14] non actualiter.
Majus enim est per deum jurare quam per creaturam, [15] licet utrinque per deum
juretur, hic habitualiter, illic actualiter [16] quod praeponderat.
[17] Liber
IV.
[18] Bl. I4
und I5 sind fälschlich zwischen H3 und H4 geheftet. Luther bemerkt [19] deshalb
auf Bl. I4a: Hae duo folia omnibus immutatis aliis solum [20] pone post I.3
utpatet infra ex ordine literarum alphabeti.
[21] Dist.
44.
[22] [946] c.
2. Bl. P5b Non enim perit deo: Aug. in Euchy. c. 87.
[23] Bl. P6a
Ipsa ergo terrena: Ibidem c. 88. — Indecorum quippe aliquid: Ibidem [24] c. 89.
[25] c. 3. de
quibus consequenter adjungit: c. 89.
[26] c. 4.
Hoc autem Aug. non asserit: c. 91.
[27] [947] c.
8. Bl. P6b Deo quo Augusti. ita: c. 84.
[Seite 95]
[Einleitung]
1893
[Seite 95]
Die Ausgabe
der Predigten Taulers, die Luther benutzt hat, ist folgende:
“Sermones:
des hoch || geleerten in gnaden erleüchten do || ctoris Johannis Thaulerii
sannt || dominici ordens die da weiszend || auff den naechesten waren weg im ||
gaist zů wanderen durch überswe || bendenn syn. von latein in teütsch ||
gewendt manchem menschenn zů || saeliger fruchtbarkaitt. ||” 128 Blätter
in Folio. Titelrückseite bedruckt. Bl. vjb ein bemalter Holzschnitt. Letztes
Blatt leer. Am Ende: “Gedruckt in der kaiserlichn̄ stat Augspurg, durch
Maister Hannsen Ot/ || mar in kostn̄ des fürsichtigen. weißen
herrn̄ Johan̄ Ryn̄man von oeringen || Vnd vollendet in der wochn̄
rogatōm. In dem. 1508. Iar. ||” Darunter 20 Zeilen Worterklärung.
Holzschnitt: Christus
unter der Last des Kreuzes erliegend.
Auf der
Jnnenseite des Vorderdeckels befindet sich ein zum größten Teile von Andreas
Poach geschriebenes Verzeichnis der Predigten des Bandes. Auf dem Titelblatt
stehen außer zwei Bemerkungen über Tauler noch die Worte: Hunc nobilem librum
bona matrona Vrsula Schreiberin Vuittenburgi Joanni Lango donauit cuius anima
requiescat in pace. — P. magister Martinus in probatione xv. conclusionis. Nam
et Joannes Thaulerus in suis teutonicis sermonibus quid aliud docet quam earum
penarum passiones quarum et exempla nonnulla adducit atque hunc doctorem scio
quidem ignoratum esse scholis Theologorum ideoque contemptibilem. Sed ego plus
in eo (licet totus germanorum vernacula lingua sit conscriptus) reperi
theologiae solidae et syncerae quam in universis omnium universitatum
scholasticis doctoribus repertum est aut reperiri possit in suis sententiis
(vgl. unfere Ausgabe Bd. I. S. 557).
Erst im Jahre
1516 scheint Luther, vermutlich angeregt durch seinen Freund Johann Lange — in
dessen Besitz der vorliegende Band nach Luthers Tode zuerst gelangte — (vgl. de
Wette, Briefe Luthers Bd. 1. S. 34; Dieckhoff, Luthers Lehre in ihrer ersten
Gestalt. 1887. S. 29. N. 2) angefangen zu haben sich mit Tauler zu
beschäftigen. Im Dezember 1516 kennt er die ‘sermones Taulerii Johannis,
praedicatoriae professionis’ und empfiehlt dieselben Spalatin als eine pura,
solida, antiquae simillima theologia. Gleichsam als eine epitome derselben
schickt er dem Freunde seine Ausgabe der “Deutschen Theologie” (de Wette, Ebda.
S. 46).
Wir teilen,
ehe wir die Randbemerkungen zum Abdruck bringen, Anfang und Ende derjenigen
Predigt mit, zu denen Bemerkungen von Luthers Hand vorliegen:
1. Predigt.
De nativitate domini. Man begeett heüt dreyerlay geburdt in der hailigen
christenhayt — Das wir nu alle diser edlen geburt růw in vnß geben das wir
ware gaistliche můter werden des helff vnnß gott Amen.
3. Predigt.
Accipe puerum et matrem ejus et vade in terram jsrael. Nym das kind vnd sein
můter vnd gee in daz land jsrahel Das man — das vns das allen widerfar.
das verleich vns der barmhertzig guetig got. Amen.
[Seite 96]
4. Predigt.
Magi obtulerunt domino aurum thus et mirram. Die künig haben geopfferet gold
weirach vnd mirr. Nu nimme zů dem ersten — Oder den vonn beichtvaetern
gebeet aufgeleget ist.
5. Predigt.
Ubi est qui natus est rex judeorum. Sermo. v. Wo ist der. der da geborn ist ain
künig der juden. wir feinde kommen jn anzůbeeten vnd eern — die dy künig
alhie opfferten.
9. Predigt.
In his que patris mei sunt oportet me esse. Es ist not das ich sey in den
dingen die meines vaters sind. Dyse wort dienent — einsprechen des hailgen
gaysts Vnd das wir ayns mit jm werden Das verleich vnns gott die hailig
driualtigkait got der vater vn̄ gott der sun vnnd got der
haylig gayste Amen.
14. Predigt.
Ego sum lux mundi. Vnser herr jhesus cristus spricht. Ich byn ain liecht der
welt. Die juden — das sy eüch mitt jn in gott ziehen. Das verleich vns gott.
Amen.
17. Predigt.
Oues mee vocem meam audiunt &c. Mein schaff hoerend mein stymm. In ainer
zeit was kirchweiche — nit auffhoeren nach mir einzugeen. Das helff vns got
&c.
25. Predigt.
Hic Jesus qui assumptus est a vobis in celum &c. dise wort sprechen in
deütsch also — mit des ewigen gotes sun auf erhabn̄
werden in die himel. Das verleych vns der vater vnd der sun vnd der haylig
gaist Amen.
29. Predigt.
Repleti sunt omnes. spiritu sancto &c. Si seind alle erfüllt mit dem
hayligen gaist vnd begunden — vnd wunnder in dir wircken ob du sein leer
behaltest.
30. Predigt.
Repleti sunt omnes. spiritu sancto &c. Si seind alle erfüllt mit dem
hailigen gaist vnd fiengen an — in der aller edelsten weiße. das verleihe vns
got der vatter vnd der sun vnd der haylig gayst. Amen. &c.
41. Predigt.
Que mulier habens sy dragmas decem perdiderit vnam. An dißem tage vergangen —
Das wir alle also gefunden werdenn in dem sůchen des herren dz helff vns
got der vatter vnd der &c..
42. Predigt.
Estote misericordes sicut et pater vester misericors est. Sanctus Lucas
schreibet in dem ewangelio — daz vns die vollung der überfluessigen maß gegeben
werde das günne vnns got.
45. Predigt.
Ascendens jesus in naviculam transfretavit &c.. In disem euangelio von der
wochen vnd von der zeit — Vnd ist nitt zů gelauben das dise menschen ymmer
mügen von got geschaiden werden.
51. Predigt.
Littera occidit spiritus autem vivificat. Die geschrifft oder der buchstab
toedtet aber — das wir diß ioch also tragen wirdiglich das verleyhe vns allen
got Amen.
52. Predigt.
Bene omnia fecit &c.. Man lyßt in dem ewangelio von der zeyt. das vnser
lieber herre — das wir das ewig wort in vns gehoeren mügen. Das helff vns got.
&c..
53. Predigt.
Beati oculi qui vident que vos videtis &c.. Man lißt das sich vnser herre
zů ainem mal frewte — vnsers aigen nichts helff vns gott der vater vnd der
sun vnd der hailig gaist Amen.
54. Predigt.
Beati oculi qui vident que vos videtis &c.. In disem ewangelio von diser
wochen ist die aller leüterst warhait — Das wir also volgen vnd sehen das vnser
augen saelig werden Des helf vns der barmhertzig got.
[Seite 97]
65. Predigt.
Qui mihi ministrat me sequatur. Vnser lieber herre sprach wer mir dienet der
soll mir nach volgen — das nymant mer hab stat in euch dann er bloß allain. Das
wir vns also halten ledig vnd bloß &c..
76. Predigt.
Transite ad me omnes, qui concupiscitis me. &c.. Lieben kinder ich sagt
eüch in der naechsten predig von diesen worten — das wir mit jrer geburt
erfület werden. das helff vns got.
78. Predigt.
Ego si exaltatus fuero. Es ist heüt der tag der erhebung des hailigen kreützes
— dz wir durch das hailig creütz in den waren grunt geraten. Des helff &c..
Im Folgenden
stehen die Nummern dieser Predigten am Rande, im übrigen ist die
Druckeinrichtung dieselbe wie bei den früheren Randbemerkungen, nur daß hier,
wo die glossirten Textworte durchweg deutsch, die Randbemerkungen aber
lateinisch sind, es nicht erforderlich schien, die ersteren durch Anwendung
besonderer Typen kenntlich zu machen.
[Zu Tavlers
Predigten]
1516
[Seite 97]
[1] [1.
Predigt.] Bl. Ab Wann als Augustinus spricht: Aug. — Darumb sprach sant augu:
[2] Aug. Quia
deus bonus est, sumus.
[3] ratio superior
[4] Nu mit
jrem obersten tail: vel
ratio
[5]
Sensus inferior
[6] Bl. A2a
als alle verainte Ding: Virtus unita fortior est. [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10]
da sollen wir verlaugnen: Obscure exprimit hic istum excessum et [11] in genere
cujus tamen sunt diversae species, immo infinitae. — wann [12] wenn zway sollen
ains werden: Nota, quod divina pati magis quam [13] agere oportet, immo et
sensus et intellectus est naturaliter etiam [14] virtus passiva. Et Apostolus:
‘Velle mihi adjacet, perficere non [15] invenio’ i.e. Nos materia sumus pura,
deus formae factor, omnia [16] enim in nobis operatur deus [Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[Seite 98]
[1] so
moechtt daz aug nit gesehen: Cecitas A nagogica./[2] Surditas A [3] den syn
sprach sant August: Aug. — got můß das als ervollen: [4] Vacuum naturale
non est possibile, multo minus spirituale est [5] possibile. —Vnd darumb soltu
schweigen: Silentium Anagogicum. [6] Man mag dem wort nit baß: Egressus de
mundo..../[7] te ipso....
[8] Bl. A2b
Die freünde mainen wir: de terra tua/[9] de cognatione tua. [10] Man spricht
gemainlich ain: Est puer in patria bos ut nutritus [11] in aula. — Von disem
sprach cristus: Auctoritas Christi moraliter [12] exposita. — Sant Augustin
spricht: Aug. — wann ain maget bedeüt: [13] Virgo quid sit. — Die zierde des
ewigen künigs: ps. 44. omnis gloria &c..
[14] Bl. A 3a
wann soll got sprechen, so můstu: Verum est sic nasci deum [15] in nobis
secundum statum vitae contemplativae et spirituali anagogia. [16] Sed moraliter
nascitur non in quiete, sed in operatione [17] virtutum secundum statum vitae
activae. Et hoc ad Martham, [18] illud ad Mariam pertinet: hoc facile, illud
difficile, hoc saepius [19] illud rarum est. Hanc omnes facile intelligunt,
illam autem non [20] nisi experti. Unde totus iste sermo procedit ex theologia
mystica, [21] quae est sapientia experimentalis et non doctrinalis. Quia nemo
[22] novit nisi qui accipit hoc negotium absconditum. Loquitur enim [23] de
nativitate spirituali verbi increati. Theologia autem propria de [24]
spirituali nativitate verbi incarnati habet unum necessarium et optimam [25]
partem. Haec non sollicita est et turbatur erga plurima [26] et contra peccata
crescit et pugnat ad virtutem sollicita, quaerit, ubi [27] illa victrix
viciorum triumphat. — oder wie hailg es scheinet: quia [28] utsupra in
contemplatione et operatio virtutum impedit nativitatem [29] dei in anima,
quies, pax, silentium ibi requiritur omnino. In activa [30] autem vita
sufficit, quod silentium, pax a malis operibus. Ut Isa 1. [31] ‘quiescite agere
perverse’ ait illi qui prius ad quietem contemplationis [32] festinat, quam
multum passionum, viciorum et malorum [33] operum in activa vita compescuerit.
Hic cum Lucifero ascendit in [34] celum casurus cum eodem. Prius Liam quam
Rachel ducere oportet.
[35] [3.
Predigt.] Bl. A 7a vil starcker grimmiger veinde: Tres hostes. — Der erst
veindt ist die [36] welte: Primus. — hie durch der welt wol gefallen: Mundus
vexilla [37] diaboli gerit. — Der ander veint: Secundus hostis. — vnd an diesen
[38] sünden allen: Quid sit luxuria? scilicet omnium quinque sensuum [39]
voluptas vel libido et ultra hoc complacentia quinque operum in [40] corde. —
vnd als vil der gaist edler: Luxuria spiritus pejor quam [41] carnis. Haec
numquam sine illa, illa vero sine hac.
[42] Bl. A 7b
Der drit veind ist: Tercius hostis.
[Seite 99]
[1] [4.
Predigt.] Bl. Ba vnd bedeüt die biterkaite: Myrrha primo est aversio a bonis
male [2] delectantibus. — Nun moecht man sprechen: Quaestio. — die weil er in
[3] der Zeit ist: argumentum pro parte negativa. — Aber diß froed, lust: [4]
Responsio et Solutio. — noch kain stat in der innikait haben: i. e. [5] non in
affectu, sed tantum effectu, non in voluptate, sed necessitate [6] esse debet,
non quaeri, sed tolerari debet, immo dolendum est, quod [7] necessitati non
potest subveniri sine hujusmodi voluptate. Similiter [8] de actu carnis
matrimoniali dicitur, ut scilicet voluptate hujusmodi [9] sicut dominus utatur
ad libitum suum non autem subjectivo affectu [10] serviat ei, ut sit imperanti.
Hic est, quod mallem et affectu carere [11] talem voluptaten quam frui. Et ab
effectu agit propter voluptatem, [12] sed voluptas tolerat propter effectum
quem intendit.
[13] Bl. Bb
Ja die genügde vnd freüd: Nota hic. Non tantum suavitas carnis [14] de affectu
est eradicanda, sed etiam spiritus, ut sunt devotiones, [15] affectiones,
consolationes et hominum bonorum societates. [16] Sic Sancta Elizabeth fiebat
exemplum nobis aliis. — Noch ist ain [17] ander mirr: Myrrha Secunda est
passiones in conversione ad bona [18] spiritus. Sic amara est prima a dulcedine
mundi et carnis avertendo, [19] sed amarior secunda in passionibus ad bona
spiritus convertendo [20] utrinque amaritudo. — acht das das leiden von got
sey: [21] Commendatio patientiae pulchra.
[22] Bl. B2a
sunder etlich menschen genůgte nitt: Nota de superstitiosis occultissima
[23] superstitione. — wann sy bauwen auff ire aignen: Sicut olim [24] filii
Israel in lucis et excelsis immolabant saepius quam in templo. [25] — das er
nicht lone dann seinen:
[26] ψ
[27] Quicquid
habes meriti praeventrix gratia donat,
[28] Nil deus
in nobis praeter sua dona coronat.1)
[29] Zu dem
dritten ist gar: Tercia myrrha suspensio gratiae et spiritus.
[30] Vnd so
man des nitt war nympt: Nota bene.
[31] Bl. B 2b
dise auswendige gevaelle: i. e. casus vel eventus. — koenden nitt die [32]
ding: passiones. — von im nemen: acceptare cum patientia. — die [33] haben groß
leiden: Quia non surgunt in deum, sicut Iob dicit: [34] ‘dominus dedit, dominus
abstulit’. — auswendig gebeet nitt mer [35] nütz: Oratio vocalis omittenda, ubi
cepta fuerit mentalis.
[36] [5.
Predigt.] Bl. B3a Nu seind drey Ding hie. das ain: [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[Seite 100]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ] [4] Der schein der sonnen ist gar ainfeltig: Pulchra et apta
similitudo. [5] Das nun die sinnlikait sey: vide supra ser. 2. — Der hymel ist
[6] yetz in seiner: Alia similitudo. — vnd doch vil edler: i. e. subtilius.
[8] [9.
Predigt.] Bl. C2b Die würckendt vernunffte steet: [Tabelle: ] [Tabelle: ] [10]
Sihe also ist es mit dysem: i. e. quod aliquando actualiter, aliquando [11]
habitualiter fit. — yetzundt nit sehen: hic habitus. — solt ir [12] mich sehen:
hic actus. — so verbirgt er sich: manens habitualiter [13] solum. — So das
vnser Herr wol waißt: ne scilicet homo penitus [14] hanc vitam amitteret, sed
alter ....1) in contemplatione actuali. [15] Nunc in habituali (i. e. in activa
vita).
[16] [14.
Predigt.] Bl. E3a vnd mitt ainem lauteren ledigen: i. e. ut fiat ex illis, quod
deo [17] placeat aut velit, sed quod ipsi volunt, scilicet vel gloriam,
consolationem [18] aut fiduciam2)
[19] Bl. E3b
ist in ‘da man in got scheinen mainet’ ‘in’ und ‘scheinen mainet’ ausgestrichen
[20] und an den Rand geschrieben: scheinet ynne meynen (i. e. [21] in quo
videmur deum quaerere).
[22] [17.
Predigt.] Bl. F2a vor meinem himlischen vater verjehen: i. e. confitebor.
[23] [25.
Predigt.] Bl. H2b got begegen oder got loben: bejehen i. e. confiteri et
laudare.
[24] [29.
Predigt.] Bl. I2a so grosse ding in dem inwendigen: Sic prover. 30. ‘quartum
penitut [25] ignoro, viam viri in adolescentula’. Et ps. 76. ‘In mari via tua
[26] et semitae tuae in aquis multis et vestigia tua non cognoscentur.’
[27] Bl. I2b
das muß geschehen mit widerbiegenden: scilicet per sentimentum.
[28] [30.
Predigt.] Bl. I4a dises einkommens vnd einwirckens: Quia periculosum est nobis
[29] sentimentum spiritus. Ex quo oriri solet superbia, securitas et [30]
accidia. Et recedit timor et fervor et humilitas.
[31] [41.
Predigt.] Bl. N3b es sey in leidender oder in wirckender: i. e. pati in corpore
tantum [32] et naturalibus bonis. Sed pati in spiritualibus excellentissima
[33] virtus est, ut in fide, spe, charitate, item ariditate, pusillanimitate
&c.. [34] — Ir wißt nicht was liebe ist: Quid sit amor vere. — Aber das ist
[35] liebe, das man: Exemplum a carnali discemus amore. Qui tunc [36] maxime
est, quando propter amatum dura et difficilia suffert et [37] agit, non autem
quando in suavitate et beneficiis fruitur amati. [38] Quia suavitas illa potius
est fructus et praemium amoris quam [39] amor. Ita timendum, quod multi
devotarii hic recipiant vel totam [40] vel partim mercedem suam. Qui in
spiritualibus consolationibus
[Seite 101]
[1] abundant
ad serviendum deo: maxime requirant et alacriores sint [2] illis praesentibus
et segniores absentibus. — hat ain brynnen: i. e. [3] fervorem. — in mangel: i.
e. carentia. — vnd in ainem verlassen: derelictione [4] a deo per suspensionem
gratiae. — das in gleicher gelassenhait: [5] aequabile vel aequamini. [6]
wircklich, die ander leidentlich: Activa/[7] Passiva [8] In der andern:
scilicet passiva. [9] die ist außwennig: Activa interior/[10] exterior [11]
Vnnd aine ob der andern: interior.
[12] [42.
Predigt.] Bl. N6b Wiltu ain inwennig mensch: fieri hominem interiorem, quomodo
[13] oporteat.
[14] [45.
Predigt.] Bl. O7a zu dem Abschnitt von ‘Kinder was ist das netz das vnser
herre’ an: [15] Vide ergo ordinem divinae providentiae.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[33] Bl. O7b
Deus enim sic agit et tam secreto consilio, ut a nemine cognoscatur [34] agere
vel agere velle, sed tantum egisse (i. e. post opus domini [35] perfectum tunc
primum intelligatur, quod deus hoc fecerit). Sic [36] Ps. 76. ‘In mari via tua
et vestigia tua non cognoscentur’. Quando [37] enim agit, tunc omnino
contrarium apparet operi dei ut Isa. ‘Alienum [38] opus ejus ab eo ut operetur
opus suum’. Et ideo nostra [39] insipientia multum impedit ipsum in nobis
operantem. Quia quando [40] non ad sensum nostrum operatur, omnia putamus
perdita desperataque
[Seite 102]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[1] esse. Et
ita fugimus et quaerimus alia, sicut olim in figuris [2] fuit populi Israel in
deserto.
[3] Bl. O7a
daz dunckt in alles ain grob ding: Et hoc quandoque effectualiter, [4] sed
affectualiter semper fieri debet, ut nescias i. e. non reputes te [5] aliquid
habere vel egisse.
[6] Bl. O7b
so schlahen die weellen auff das schiff: Et qui non in fide stant [7] pereunt.
Volunt enim scire et videre, quid et qua re fiant. Et [8] sic impediunt deum,
ne operetur in eis. Unde dicit ‘Averte oculos [9] tuos a me: ipsi me avolare
fecerunt’ — die geburt ist nahe vnd sol [10] in dir: Et si sciamus, quod deus
non agat in nobis, nisi prius nos [11] et nostra destruat (i.e. per crucem et
passiones), tamen adeo stulti [12] sumus, ut eas velimus tantum suscipere
passiones quas nos elegimus [13] vel quas in aliis factas vidimus vel legimus.
Et ita deo statuimus [14] modum et ipsum docere parati sumus, quid et quantum
nos erudiat. [15] Et non nudi stamus in mera fide, cum tamen deus velit vel non
[16] agere in nobis vel ignorantibus et nobis et id quod agit non
intelligentibus [17] agere, ut sic salva sit fides et nuda voluntas. Sicut [18]
Artifex non agit in materiam secundum formam, quam ipsa habet, [19] ostendit et
exhibet de facto nec secundum eam, quam ipsa posset [20] exquirere extrinsecus
sua priore salva: haec enim fieret accidentalis [21] forma: Sed directe illam
substantialem formam destruit, ut aliam [22] introducat omnino diversam a
priore. Sic deus qui dicit ‘Sicut [23] lutum in manu figuli ita vos in manu
mea’ directe agit contra [24] nostrum propositum, spem et intentionem et omne
consilium nostrum [25] contrario opere dissipat et omnes cogitationes populorum
[26] reprobat, ut suum consilium inducat, quod tamen abundantius nostro [27] consilio
satisfacit incomparabiliter, quam si nostro obsecutus fuisset. [28] Tunc quando
hoc fit, increduli et filii diffidentiae videntes penitus [29] contrarium suo
sensui fieri non sustinent consilium dei, immo a [30] diabolo putant hoc esse.
Et ita abeunt in consilium impiorum eo, [31] quod suum consilium et intentionem
ex deo esse credant et omnem [32] contrariam ex diabolo: cum tamen contra omnis
nostra intentio ex [33] diabolo et contraria ex deo sicut dicit ‘Esto
consentiens adversario [34] tuo in via’. Igitur tota salus est resignatio
voluntatis in omnibus [35] ut hic docet sive in spiritualibus sive
temporalibus. Et nuda fides [36] in deum.
[37] Bl. O8a
Sic invenias aliquos qui audierunt de aliquo sancto, quod hoc vel [38] hoc
passus est: tunc sibi devotionem et promptum animum fingunt [39] ad sustinendum
similia. Et hic jam sese bonos et justos arbitrantur [40] et nonnunquam vel
quaerunt etiam, ut sibi ista vel aliqua eorum [41] irrogentur vel, si sic
praecogitata veniunt, sustinent et magnum [42] meritum se fecisse confidunt.
Caeterum si aliud veniat, quod ipsi
[Seite 103]
[1] ne
cogitarunt quidem (quod maxime solet deus, ut dixi) tunc videas [2] eos plane
furiosos fieri. Quare? Quia illa fides et patientia ficta [3] erat et ab eorum
consilio constituta, non autem ex spiritu dei et [4] ex radice cordis nata: sed
tantum extrinsecus cordi appensa. Igitur [5] nullius exempli passionem vel
operationem oportet sibi praestituere, [6] sed indifferentem et nudam
voluntatem habere ad quancunque [7] ferendam, quando, ubi, quomodo, per quem
voluerit deus. Et id [8] summe notandum, quod nihil in nobis i.e. in veteri
homine deus [9] ita destruere quaerit quam proprium sensum et voluntatem: iis
[10] enim tanquam capitibus et fontibus praecisis caetera etiam membra [11] et
vires peccati velut rivi et rami arescunt radice siccata.
[12] Bl. O7b
das nymmer kain gedrenge in dem menschen: Sicut quando materia [13] incipit
pati, ad aliam formam incipit duci, qua si resistat agenti [14] et priorem
amittit et sequentem non consequitur: ita hic, quia nos [15] sumus materia dei
et lutum. — dann in allen den außwennigen [16] uebungen: Et ratio est: quia
illa omnia sunt opera hominum, hoc [17] autem opus dei.
[18] Bl. O8a
Also lyßet mann von ainem: Exemplum.
[19] Bl. O8b
Nicht wenet, das ich mich des: Fatetur se docere, quae non sit expertus
[20] [51.
Predigt.] Bl. Q6b Vnd foerchtet euch in demuetigkayt: Hoc nota: quia hoc dicit
omnis [21] scriptura, omnis figura, omnis natura.
[22] [52.
Predigt.] Bl. Q7b das er sich selber nit bekennet: Ex fundamento loquitur. Quia
si [23] verbum dei, quod fecit (i. e. dominus) omnia, intimior est rebus [24]
caeteris quam ipse sibi, quanto magis intimior est rerum nobilissimae [25]
scilicet animae quam ipsa sibi. Et hinc venit, quod Syntheresin [26] suam
quilibet sentit ad optima deprecari. Sed et uullus potest [27] alteri eam
verbis tradere, maxime affectivam syntheresin.
[28] [53.
Predigt.] Bl. R2b Ain ygklichs gedencket wol an das hailig: Nota: passionem
Christi [29] habere in memoria literaliter nihil prodest/[30] spiritualiter
vita est
[31] [54.
Predigt.] Bl. R4b Kinder ich sage eüch in dem willen: i. e. Affectus q. d. non
est [32] malum habere scientiam et bona praedicta, sed affici illis, confidere
[33] et complacere ac omnino affectum in illis habere quemcumque: hoc [34]
superbum est et perditio animae. Hinc enim alios necessario iudicat [35] etsi
non verbo, tamen vel occultissimo cogitatu. Ideo oportet [36] affectum esse
nudum et exutum ab omni sapientia et justitia nostra [37] et in solo deo niti
et se nihil reputare. — Der ain ist der außwendig [38] vihlich: Hic exponit
seipsum in multis supradictis.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[Seite 104]
[4] [65.
Predigt.] Bl. X2b Wann got ist in allen dingen: Hoc quaeso nota.
[5] [76.
Predigt.] Bl. a4b Als nun dise außwenndigen groben: Nos autem debemus
transferri [6] a claritate quidem in claritatem, sed tamen in eandem formam.
[7] [78.
Predigt.] Bl. a8a inwenndikait leüchten vnd schmecken: illuminationes[8]
affectiones/[7] sunt utibiles [9] et non fruibiles vel saltem fruibiles quidem,
sed in domino. Sicut [10] et alia omnia.
[11] Bl. a8b
zu ainer verschmehunge dein selber: Hoc nota tibi. — nit lauf zů [12] hant
damit zu dem beichtiger: Utilissimum consilium. Quia confessio [13] saepe
nocet, dum fiduciam praebet peccati dimissi, ubi tamen [14] cautio futuri non
faciendi vera non fuit ex corde.
[Einleitung]
1893
[Seite 104]
Die von
Luther benutzte Ausgabe Anselms ist folgende:
“Opuscula beati
Anselmi || archiepiscopi Cātuariēsis || ordinis sancti Benedicti. ||”
Titelrückseite bedruckt. 208 Blätter in Quart, letzte Seite leer.
Schon als
Luther das Buch benutzte, war den opuscula Anselmi wie heute beigebunden:
“Johannis de
trittenhem ab- || batis spanhemensis ordinis || sancti benedicti de obseruantia
burßfeldensi. liber lugu- || bris. de statu et ruina monastici ordinis: omnibus
reli- || giosis ac deuotis viris non minus vtilis q̄;
iucūdus. ||” 30 Blätter in Quart.
In Anselms
opuscula finden sich Bemerkungen von jüngerer Hand als der Luthers, in beiden
Schriften außer von Luther auch Bemerkungen von Christian Daum (vgl. S. 1).
Auch den Schweinsledereinband hat Luther mit Ausnahme der Innenseite des
hintern Deckels beschrieben. Von den Bemerkungen auf dem hinteren Einbanddeckel
ist nichts mehr zu entziffern.
Die dürftigen
Randbemerkungen würden sich zeitlich kaum bestimmen lassen, wenn nicht folgende
beiden Beobachtungen einen Anhalt gewährten:
1. Die
Bemerkung: ‘Edisce et rumina hanc epistolam’ zu Auselmi epist. 1. III, 49
(Migne CLIX, 79/80), in der vom Frieden unter den Brüdern und vom Gehorsam
gegen die Obern die Rede ist, führt in die Zeit von Luthers Vorlesung über das
Buch der Richter (Bd. IV unserer Ausgabe S. 527 –586; vgl. besonders S. 559.
577 f. 581 f.).
2. Von nicht
geringem Einfluß auf Luther ist die Schrift ‘De mensuratione crucis’ (unter den
unechten Schriften Migne CLIX, 289 –302) gewesen. Aus
[Seite 105]
Cap. III
(Migne CLIX, 294C): ‘Sic enim dixisti: Quia vos plorabitis et flebitis nunc,
mundus autem gaudebit. Tristitia vestra vertetur in gaudium’ entnahm Luther
wohl die Worte, die er auf ein in seinem Anselm noch liegendes Blatt
geschrieben hat: Ve vobis qui nunc ridetis, flebitis olim, At vos qui nunc
fletis gaudebitis olim. Derselbe Gedanke findet sich in Luthers
Psalmenauslegung ziemlich häufig (vgl. unsere Ausgabe Bd. III. S. 48. 63. 70.
178. 181. 525. 644. 650.). Man vergleiche ferner: Migne CLIX, 297B mit unserer
Ausgabe Bd. IV. S. 383, 35; I. S. 140, 27 –141, 21; Migne CLIX, 297CD mit
unserer Ausgabe Bd. I. S. 86, 11 –15; 111, 8 –13; 384, 11 –20; III. S. 288, 30
–36; 393, 31 –33; Migne CLIX, 298A mit unserer Ausgabe Bd. IV. S. 563, 26 –28;
Endlich ist zu beachten, daß die in der Schrift de mensuratione crucis verwerteten
bez. mit deren Thema (Luk. 9, 23) verwandten Bibelstellen in Luthers
Psalmenauslegung und gleichzeitigen Schriften sehr häufig angezogen werden
(Matth. 10, 38: unserer Ausgabe Bd. I. S. 425. 530. 562; III. S. 610. 646; IV.
S. 387 – Matth. 5, 4; Luk. 6, 24 f.: III. S. 48. 63. 70. 178. 181. 525. 644.
650 — Matth. 11, 28: I. S. 140. III. S. 59. 169. 215. 231. 305. 309. 386. 535;
IV. S. 523.)
Hiernach
dürfte Luther diesen Anselm zur Zeit der Psaltervorlesungen in Benutzung gehabt
haben.
In der
Tritheimschen Schrift findet sich nur an zwei Stellen eine Bemerkung von
Luthers Hand. Gedanken der Tritheimschen Schrift finden sich wieder in Luthers
Vorlesung über das Buch der Richter (vgl. z. B. Cap. VI mit unserer Ausgabe Bd.
IV. S. 571, 20 –572, 25). Vermutlich hat er jene gelesen, als er vor den
Mönchen des Wittenberger Klosters seine Richtervorlesung hielt.
I. Opuscula
Anselmi. Diese enthalten folgende Schriften:
1. Cur deus
homo Migne tom. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 359 –432.
2. De
incarnatione verbi Sp. 259 –284.
3. De
conceptu virginali et peccato originali Sp. 431 –464.
4. Declaratio
cujusdam super eodem Sp. 463 –468.
5. Epistola
ad archiepiscopum Cantuariensem Migne tom. CLIX = Op. Ans. II. Sp. 252.1)
6. Monologion
M. t. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 141 –224.
7.
Prosologion Sp. 223 –242.
8. De
processione spiritus sancti contra Graecos Sp. 285 –326.
9. De casu
diaboli Sp. 325 –360.
10. Pro
insipiente Sp. 241 –248.
11. Contra
insipientem Sp. 247 –260.
12. De
miseria hominis Sp. 722 –725.
13. De
diversitate sacramentorum Sp. 551 –554.2)
14. De
fermentato et azymo Sp. 541 –548.
[Seite 106]
15. De
vestimentis, membris et actibus deo attributis Migne tom. XLII = Op. Aug. VIII.
Sp. 1200 –1206.
16. De
voluntate dei M. t. CLVIII = Op. Ans. I. Sp. 581 –584.
17. De
concordia praescientiae et praedestinationis et gratiae et liberi arbitrii Sp.
507 –542.
18. De libero
arbitrio Sp. 489 –506.
19. De
veritate Sp. 467 –486.
20. De
similitudinibus M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 605 –702.1)
21. De
mensuratione crucis Sp. 289 –302.
22. Liber
meditationum M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 877 –885.2) Sp. 8583) –865.4) Sp.
888.5
23. De
meditatione redemptionis generis humani Sp. 7626) –769.
24. De
passione domini M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 271 –288.7)
25. Speculum
euangelici sermonis M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 748 –761.8)
26. Homelia
euangelii secundum Lucam: Intravit Sp. 644 –649.9)
27. De
excellentia virginis Mariae M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 557 –580.
28. Epistola
ad Helinandum avunculum M.t. CLVIII Op.Ans.I. Sp. 1160 –1163.
29. Epistola
ad Hugonem inclusum Sp. 1171 –1173.
30. Epistola
ad Heinricum Sp. 1181 –1182.
31. Epistola
ad quandam dominam M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 189 –194.
32. Epistola
ad Burgundium et Richeram M.t.CLIX Op.Ans.II. Sp. 98 –101.
33. Epistola
ad Monachos in Cistrensi caenobio Sp. 79 –81.
34. Epistola
ad Lauronem monachum M. t. CLVIII Op.Ans. I. Sp. 1093 –1101.
35. Epistola
ad abbatem Guilhelmum Sp. 1125 –1129.
36. Epistola
ad Falconem M. t. CLIX Op. Ans. II. Sp. 32 –34.
37. Epistola
ad Goffridum Parisensem episcopum Sp. 35 –37.
38. Epistola
ad Richardum quendam monachum Sp. 64 –65.
39. Pascalis
papae ad Anselmum epistola Sp. 111.
40. Anselmi
epistola ad Cunum amicum Sp. 112 –113.
41. Imago
mundi10) Migne tom. CLXXII Op. Honorii Augustodunensis Sp. 115 –165.
42. Invocatio
matris virginis M. t. CLVIII Op. Ans. I. Sp. 948 –950.11)
43. Ex gestis
Anselmi colliguntur forma et mores beatae Mariae et ejus unici filii Jesu Sp.
951 –952.12)
Die
Randbemerkungen sind in derselben Weise mitgetheilt wie die früheren; die am
Rande stehenden römischen Zahlen geben den Band, die arabischen die Spaltenzahl
der Patrologie an.
[Seite 107]
[Zu Opuscula
Anselmi und Johannis de Trittenheim]
1893
[Seite 107]
[Zu Opuscula
Anselmi]
[1] Auf der
Außenseite des vorderen Einbanddeckels ist nur noch
[2] Folgendes
zu entziffern:
[3] creavit
Deus celum et terram: Terra autem erat inanis et vacua
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[9] alii tam visibiles
quam invisibiles creaturas significat hys vocabulis
[10] nomine
celi
[11]
dispositas
[12] quasi
praeambu
[13] dicunt
[14] alii
solam visibilem hanc creaturam intelligendam volunt quum
[15] hoc toto
visibili mundo ditatem populi spiritualia [16] augustinus dicens verbo creavit deus celum [17] Et terram informem de qua tota [18] fecit est qua hoc factum
[19] Auf der
Innenseite des vorderen Einbanddeckels.
[20]
Bernardus.
[21] Multo
facilius reperies multos seculares ad bonum converti quam unum [22] de
religiosis transire ad melius. Idem: Minime pro certo bonus est qui [23] melior
esse non vult. Et ubi incipis nolle fieri melior desinis esse bonus.
[24] c
Nitimur in vetitum semper cupimusque negata;
[25] b Quod
sequitur fugio: quod fugit ipse sequor.
[26] a Quod
licet ingratum est, quod non licet acrius urit;
[27] d Sic
interdictis imminet agger1) aquis.
[28]
Bernardus super Missus est.
[29] Semper
solet esse divinae gratiae familiaris virtus humilitatis. Nimirum [30]
conservandae humilitatis gratia: divina solet pietas ordinare, ut quanto [31]
quis plus proficit, eo minus se reputet profecisse. Nam usque ad extremum [32]
exercitii spiritualis gradum si quis profecerit, aliquid ei de primi gradus
[33] imperfectione relinquetur, ut vix primum sibi videatur adeptus:
[34] Unde
Gregorius.
[35] Auf dem
Titelblatte.
[36] Monachus
qui alios vult docere notet consilium hoc Hugonis: Vilitas
[Seite 108]
[ 26 viez
omnium]
[1] habitus tui
et simplicitas vultus et sanctitas conversationis tuae docere [2] debent
homines. Melius fugiendo mundum doces quam sequendo.
[3]
Chrysostomus.
[4] Omnes
species justitiae quas habent servi dei in veritate possunt habere [5] servi
diaboli in simulatione. Solam autem charitatem spiritus sancti non [6] potest
immundus spiritus imitari.
[7] Summa
opusculi Cur deus homo.
[8] 1
Suppositio: hominem esse creatum ad rectitudinem et ad hoc ordinatum [9] sic a
deo c. 4 primi et 4 2i et quasi in fine xviij primi.
[10] 2
Suppositio: hominem peccasse et sine peccato non posse vivere
[11] 1
Propositio: hominem impossibile esse sine peccatorum satisfactione [12] salvari
c. xi, xii, xiij &c̄. cum fine xviij.
[13] 2
Propositio: Impossibile esse hominem posse satisfacere vel solvere debitum [14]
xix usque ad finem primi.
[15]
Conclusio: Ergo sine Christo impossibile est salvari et necessario per [16]
ipsum redimi.
[17] Bern:
canti.
[18] Quid
scis, o homo, si unus ille quem forte omnium vilissimum atque [19] miserrimum
reputas cujus vitam sceleratissimam ac singulariter fedissimam [20] horres et
propterea illum putas spernendum non modo prae te (qui forte [21] jam sobrie,
juste et pie vivere te confidis) sed etiam prae caeteris omnibus [22]
sceleratis tanquam omnium sceleratissimum? Quid scis, inquam, si melior [23] et
te et illo mutatione dexterae excelsi in se quidem futurus sit, in deo [24]
vero jam sit? Et propterea non mediocrem vel penultimum, non ipsum [25] saltem
inter novissimos eligere nos locum voluit, sed recumbe, inquit in [26]
novissimo loco, ut solus videlicet omnium novissimus sedeas teque nemini [27]
non dico praeferas, sed nec comparare praesumas.
[28] Idem
super hoc Hic est filius &c.. ipsum audite.
[29] O
humilitas, virtus Christi, quantum confundis superbiam meae vanitatis. [30]
Parum aliquid scio vel magis scire mihi videor et jam silere nescio. [31] Nam
impudenter et imprudenter me ingerens et ostentans promptulus ad [32]
loquendum, velox ad docendum, tardus ad audiendum. Et Christus tanto [33]
tempore tacebat.
[34] Cur deus
homo.
[35] [I, 367]
Li. I. c. 7. Bl. a3a Nam si ipse diabolus aut homo: Idem clarius in 2o de [36]
meditatione redemptionis infra.
[37] [368] Bl.
a3b unde ipse juste percuti mercatur: Confinis hujus de veritate [38] ca. ix.
[39] [370] c.
8. Bl. a4a Et iturus ad passionem dicit: aliud est quod
[Seite 109]
[ 6 boñ 20 6~
c̄ā]
[1] Christus
fecit ex oboedientia/[2] sustinuit propter oboedientiam.
[3] c. 9. Bl.
a4b Subdidit: propter quod: Nota praepositionem Propter. [I, 371]
[4] c. 10.
Bl. a5b qualiter mors illa rationabilis: Quaestio totius operis [375] [5] et
principalis. —Sicut enim in deo quamlibet parvum: Vide [6] Bonaventuram li 4 de
1 ar. q. 4 et infra ca. 4 de incarnatione [7] verbi idem
[8] c. 12.
Bl. a6a quia sicut deus nulli legi subjacet: quaere in fine ca 4 [377] [9] de
incarnatione verbi. —sed cum deus nobis praecipiat omnino: [10] Quare
praecipiat nobis deus dimittere impune peccantibus in [11] nos, cum hoc eundem
nobis facere non deceat. —justum esse [378] [12] mentiri: sed: scilicet
sequitur. —pertinet ad ejus libertatem aut [13] benignitatem: concludit.
[14] c. 14.
Bl. a6b zum Ganzen: Quomodo aufert deus a malo homine [379] [15] quod ipsius
est, licet ipse ad suum usum non transferat et [16] commodum.
[17] c. 15.
Bl. a7a non adderet: fieret in ipsa universitate: probatio [381] [18] primae
causae supra ca xij.
[19] c. 18.
Bl. a8b Cum itaque videamus quia si: Conclusio determinans. [385]
[20] Bl. bb
alioquin non erunt restaurati: Sexta causa. —Ponamus [390] [21] divitem
aliquem: Exemplum et similitudo.
[22] c. 22.
Bl. b2b Quod facere non potest: quia nemo sine peccato. [395]
[23] c. 24.
Bl. b3b Nam si quis injungat aliquod: Exemplum Similitudinis. [396]
[24] c. 23.
Putasse summam justiciam: et haec etiam ratio, quare dicit [25] Christus se
homo. [396]
[26] Li. II.
c. 17. Bl. c2b Dicimus namque: iste homo potest: Posse est non [422] [27] posse
vinci.
[28] De
incarnatione verbi.
[29]
Praefatio. Bl. c5a Denique quoniam inter fidem: Intellectus est medium [261]
[30] inter fidem/[31] speciem
[32] c. 1.
Bl. c6a Si enim me viderent: Pulcra similitudo. [262]
[33] c. 2.
Bl. c6b nostri temporis dialectici: alii diabolici. [265]
[34] c. 3.
Bl. c7a In his igitur duabus personis: In trinitate aliqua sunt [266] [35]
communia/ [36] propria
[37] c. 4.
Bl. c8b dignabitur duo parva opuscula: Testimonium de monologio [272] [38] et
prosologio.
[39] Bl. db
Diversas enim personas unam: Hoc allegat Bonaventura [275] [40] super 3ium in
primo.
[Seite 110]
[ 9 In Mono
23 methe 4.]
[1] [I, 276]
Bl. d2a Quoniam ergo quamlibet parvum: idem c. ix 2° cur [2] deus homo. Quomodo
hoc verum sit vide Bonaventuram [3] 3 di. 1 ar. 1° q. 4.
[4] [277]
Quicumque igitur propria voluntate: Hoc pro ca xij cur deus.
[5] [278] in
Quomodo in Christo dicantur due personae esse sicut due naturas [6] assumptae1)
ist zwischen Christo und dicantur non einkorrigirt [7] und assumptae
ausgestrichen.
[8] Bl. d2b
personam designamus quae cum natura: Hic est antiquaster.
[9] [283] c.
8. Bl. d3b Unde latius alias disputandum est: In Monologio.
[10] Liber de
conceptu virginali et peccato originali.
[11] [431] c.
1. Bl. d4a Cum in omnibus religiosae tuae voluntati: Hoc promisit [12] in ca
xviij 2i cur deus.
[13] [433]
Bl. d4b Si ergo originale peccatum: Originale.
[14] et
uniuscujusque peccatum sit in natura et persona:natura/ [15] persona [16] [434]
personale potest nominari: personaliter.
[17]
Monologion.
[18] [144] c.
1. Bl. e7b zum Anfang: Testimonium horum duorum librorum [19] vide ca. 4 de
incarnatione verbi.
[20] [178] c.
24. Bl. f7a zu alia omnino nullam vel accedendo: Accidentia 2na 1/[21] 2
[22] Liber
pro insipiente.
[23] [243]
Bl. l3b necesse est ut non in solo intellectu: Methaphysicae 4. [24] Quia non
ens non intelligitur. — in est in intellectu ist est in [25] esse korrigirt.
[26] Epistola
de fermentato et azguro.
[27] [545]
Bl. mb Literam enim tunc dicit occidere:2) Quomodo intelligatur [28] illud:
litera occidit, spiritus autem vivificat.
[29] Liber de
expositione memborum dei.
[30] Bl. m2b
caput ipsa essentia: Caput. — Capillos vero ejus: Capillos. [31] — Oculos dicitur
habere: Oculos.
[32] Bl. m3b
Pedes dei: Pedes. — Vestimentum filii: Vestimentum. — [33] Pallium Christi:
Pallium. — Calciamentum domini: Calciamentum. [34] — Egressus adventus filii:
Egressus. — Ascendere [35] dicitur deus: Ascendere. — Descendere dicitur:
Descendere. —
[Seite 111]
[1] Bl. m4a
Stare dicitur deus: Stare. — Transire dicitur deus: [2] Transire. — Recedere
dicitur deus: Recedere. — Ambulare [3] dicitur: Ambulare. — Loqui dei: Loqui. —
Aliter videre dei: [4] Videre. — Cognoscere dei: Cognoscere. — Nescire dei:
Nescire. [5] — Zelare dicitur: Zelare. — Irasci dicitur: Irasci. — Penitere:
[6] Penitere. [7] Bl. m4b Non penitere dei: Non penitere. — Oblivisci dicitur:
[8] Oblivisci. — Indurare dicitur: Indurare. — Dormire dei: Dormire.
[9] Liber de
voluntate dei.
[10] Bl. m5a
Ecce voluntas dei quattuor modis: Voluntas dei capitur [I, 583] [11] 1 pro
scientia dei/[12] 2 pro voluntate sanctorum/[13] 3 pro ratione humana/[14] 4
pro praeceptis divinis
[15] Bl. m5b
Est et alia hujus voluntatis divisio: Voluntas in deo et [584] [Tabelle: ]
[Tabelle: ]
Dicitur etiam
voluntas dei: 5to voluntas.
[20] Liber de
concordia praescientiae et praedestinationis.
[21] Bl. m6a
Nom dicimus necesse est: Necesse. — sola voluntate: [509] [22] i. e. libere.
[23] Bl. m6b
in quia res aliqua nunc est ist nunc in non1) verbessert. [510] [24] zum
Ganzen: An deum esse idem sit quod deus in methaphysicas. [511/12]
[25] Bl. m8a
Nos idem est arbitrium et libertas: contra modernos. [515]
[26] Est
quidem justicia quaelibet: Iusticia quid. — Libertas autem ista: [516] [27]
libertas.
[28] Bl. m8b
Ponamus nunc exemplum aliquod: Exemplum quidem [29] inferius allegat.
[30] Se
gratia siquidem dicit dominus:1 ad primam partem. [521]
[31] De
concordia gratiae et liberi arbitrii.
[32] Bl. n2a
Plures etiam asserunt experimento: Hoc solvit infra A A.
[33] Liberum
autem arbitrium monstrat: ad 2am partem.
[34] Quoniam
ergo in sacra scriptura: Responsio. [522]
[35]
Quicumque autem ex his salvantur: Incipit introitum.
[36] Bl. n2b
Utique a se illam habere nequit: [523]
[Seite 112]
[ 22 ĩ]
[I, 524]
[Tabelle: ] [Tabelle: ] [3] liberum arbitrium gratia adjuvet: Gratia adjuvat
liberum arbitrium [4] 1/[5] 2
[6] Nemo
certe fervat rectitudinem: 1o.
[7] [525] Bl.
n 3a Adjuvat etiam gratia liberum arbitrium: 2. Si bene [8] considerentur quae
dicta sunt: Declarat secundum ea authoritates [9] scripturae.
[10] [526]
velut cum aliquis undo cui: Exemplum pulchrum. Sicut ergo [11] quamvis
naturalis usus: Exemplum aliud &c.. ita gratia et [12] liberum arbitrium
non discordant: Quaestio: Quare arguantur [13] qui non suscipiunt verbum
salutis, cum tamen nonpossint sine [14] gratia.
[15] [528]
Bl. n 3b Verum rectitudo volendi aliquid nulli: Haec notanda bene.
[16] [529]
Bl. n4a Ostendimus ut puto quomodo: Responsio. Dixi etiam [17] post: 2.1) Quare
arguantur qui &c..
[18] [530]
quam tam gravis scilicet mortis: i. e. Motus appetituum peccata [19] sunt, qui
sunt non in Christo Jesu. Si quis igitur quae dixi: [20] Respondetur ad quaestionem.
[21] [531]
Bl. n4b De qua licet nunc tractare non: Quare manet in nobis [22] pena peccati
deleto peccato. — mutarentur fideles: prima.
[23] [532]
Alia quoque ratio est cur: 2a.
[24] [534]
Bl. n5b Aliud enim est instrumentum volendi: Voluntas capitur [Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[28] [535]
Instrumentum quidem voluntatem: Instrumentum. Affectio vero [29] instrumenti:
affectio. Usus autem hujus instrumenti: Usus.
[30] Dialogus
de libero arbitrio.
[31] [496] c.
5. Bl. oa cum saepe rectam habens homo: Idem exemplum supra [32] de
concordantia praedestinationis et liberi arbitrii.
[33] [503/4]
c. 12. Bl. o3b zum Ganzen: [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[Seite 113]
[ 9/10 huius
v̄ī li cur]
[1] Dialogus
de veritate.
[2] c. 5. Bl.
o6b specialiter vide diceretur ist verbessert in specialiter [I, 473] [3]
videretur dicere. — ita et haec oratio scilicet dies est: Quomodo [4] in falsa
oratione est veritas.
[5] c. 6.
illud corpus quod transit ist verbessert in illud corpus per quod [474] [6]
transit.
[7] c. 8. Bl.
o7a aut permittat sapienter ist verbessert in aut permittat [476] [8] non
sapienter.
[9] c. 9. Bl.
o7b Cum vero peccans ab eo ad quem: in fine hujus, vide [477] [10] librum cur
deus homo c. 7.
[11] c. 12.
Bl. o8b quia veritas est rectitudo: Veritas est. [480]
[12] c. 13.
Bl. pa Justicia igitur est rectitudo: Justitia est. [482]
[13] Liber de
similitudinibus.
[14] c. 139.
Bl. sb siquidem tacendo et audiendo: de primo [II, 684]
[15] c. 142.
Continendo autem corporis: de 2o.
[16] c. 143.
Erubescendo autem sicut: de 3o. [685]
[17] c. 148.
Bl. s2a Solet enim contingere ut ignis: Contra illos qui contemnunt [685] [18]
audire quae jam sciunt.
[19] Liber de
mensuratione crucis.
[20] Bl. s6b
Et apostolo exhortante: Phillip iij. [289]
[21] Bl. s7a
praestandi1) nimiam: vel pensandi. [290]
[22] Bl. s8b
Naturalia sunt quae communiter natura: prima. — sensus [296] [23] interiores
ist verbessert in sensus exteriores.
[24] Bl. s8b
zu dem ganzen Abschnitt:2) [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[28] Bl. ta
Secunda pars sunt fortuita: 2a. —Tertia pars restitutionis [29] sunt gratuita:
3a.
[30] Bl. ta
sublimitatem atque profundum: Profunditas. [297]
[31] Bl. tb
immo superbiae alium3 locum: vel potius nullum. Quod [298] [32] causa ist
verbessert in Quot causas.
[33] Bl. t2a
zu dem ganzen Abschnitt: [299 –300] [Tabelle: ] [Tabelle: ]
[Seite 114]
[1] Liber de
meditatione redemptionis humanae.
[2] [I, 764]
c. 2. Bl. t7a Nec ut aliquem deciperet: Diabolus seipsum fefellit, non [3] deus
illum. —An diabolus habebat aliquid: Idem in li. 1 cur [4] deus homo c. vij.
[765] [5] c.
3. Bl. t7b quae non fit nisi praecedente: Idem in li. cur dues. — [6] quod
superet omne quod deus: Nota peccare quantum sit.
[768] [7] c.
6. Bl. t8b Confide: ego te redemi: Pax vobis. Ego sum. Nolite [8] timere. —In
tenebris eram: 1 In tenebris. —In lubrico: 2 In [9] lubrico. —eram in descensu:
3 descensus quid. —Pondus originalis [10] peccati: 4 Pondus quid. —et onus
importabile: —5 Onus quid. [11] et inimici mei: 6 Inimici. —Sic destituto omni
auxilio: Iob v [12] ‘Ex 6 eripui te et in septimo non tanget’ &c..
[13] Liber de
excellentia gloriosissimae virginis Mariae.
[II, 559]
[14] c. 2. Bl. x3a in itaque illis ab initio ist zwischen illis und ab quae
[15] eingeschoben. — Illud conjicio apud me: Et si nihil aliud praecessisset,
[16] innumerae figurae satis sunt quae de nullo alio sic possunt [17] exponi.
[18] Liber
epistolarum.
[19]
[II,79/80] Ep. 6. Bl. y5b Edisce et rumina hanc epistolam.
[I, 1093
–1101] [20] Ep. 7. Bl. y6a Pulcherrima epistola contra insidias tentationum
Inimici.1)
[21] De
imagine mundi.
[22] [CLXXII,
132] Li. I. c. 10. Bl. zb Paron a civitate: Parus. —In ea et herba. Herba
sardoa.
[23] [145]
Lil. II. c. 1. Bl. r2bEvum est ante. Evum. —Tempora eterna: Eternum. — [24]
[146] Tempus autem mundi: Tempus quid.
[25] II.
Iohannis de Trittenheim liber lugubris de statu et ruina [26]
monastici
ordinis.
[27] Cap. IV
Bl.5a Ad dispensationem ut iusta sit, quattuor requiruntur: Ad [28]
disputationem quattuor requiruntur.
[29] Bl. Da
Sit eis in exemplum thiergandus: Exemplum.
[Seite 115]
[Einleitung]
1893
[Seite 115]
In der
Stadtbibliothek zu Frankfurt a/M. befinden sich unter der Signatur Ps. 351
folgende beiden Drucke:
1.
‘INSTITVTIVNCVLA || in Hebræam linguam || Autore Volphan || go Fabro Pro ||
fessore Theo || logiæ. ||’ 16 Blätter in Duodez. Am Ende: ‘Be- || ne Vale
Candide lector, & || me [so] ama, Basileæ Mense || uouembri. [so] || Anno
|| M. D. XVI ||.’
2. [Titel
fehlt] Hebräischer Psalter in Duodez. Beginnt mit Bl. 2a. Es fehlt weiter Bl. 8
(Bl. 7 endet mit Ps. 7, 13: Bl. b (9)
beginnt mit Ps. 8, 8: ). 204 Bl., wovon das letzte leer (die beiden fehlenden
sind mitgezählt).
Die
‘Institutiuncula’ tragen auf dem Titelblatt den handschriftlichen Vermerk: p̄r̄ī
D: Martino Io: Langus, sind also ein Geschenk des Erfurter Freundes Johann
Lange an den Reformator. Randbemerkungen von Luther enthält nur der kleine
hebräische Psalter. Am Ende des Bandes, also auf dem Blatte, welches auf 2a
folgt, ist vermerkt:
“Dieß
Hebräisch Psalter Ist || Doctoris Martini Lutheri || gewesen, deßen Manus ||
noch ahn etzlichen Blettern || hierin zu finden. Ermelter || D. Luther hat Ihn
verEhrt D. Tilemanno Schnabelio || von welchem Ihn Mein || vater M. Justus
Vietor || pfarh zu Alsfeld sein || Successor bekommē. || Jeremias Vietor
|| Petrus Vietor. jam possessor 16. octobris. āō. 1603. ||”
Da aus dem
Inhalt der wenigen Bemerkungen keinerlei Schlüsse auf die Zeit ihrer Entstehung
gemacht werden können, sind wir zu deren Bestimmung auf den Charakter der
Schriftzüge angewiesen, die ungefähr in die Zeit 1516 bis 1520 weisen.
Vgl.
Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 1891, Nr. 88.
[Zu dem
hebräischen Texte der Psalmen]
1516
[Seite 115]
Bl. 5cb: Ps.
19, 2 zu : vide correctorium quod errare mihi videtur he. loco.1
Bl. 8ea: Ps.
34, 18 zu : Zarotham.
Bl. 3lb: Ps.
68, 12 zu : % faciet ut sint praedicatoris mille exercitus.
Bl. 8vb: Ps.
119,2 17 zu : Retribue.
Bl. xb: Ps.
119, 33 zu : Legem.
Bl. 2xb: Ps.
119, 49 zu : Memor.
Bl. 3xb: Ps.
119, 65 zu : Bonitatem.
Bl. 4xb: Ps.
119, 81 zu : Defecit.
Bl. 5xb: Ps.
119, 97 zu : Quomodo.
Bl. 6xb: Ps.
119, 113 zu : Iniquos.
Bl. 7xb: Ps.
119, 129 zu : Mirabilia.
Bl. 8xb: Ps.
119, 145 zu : Clamavi.
Bl. yb: Ps.
119, 161 zu : Principes.
Bl. 6 Bb zu .
le. : Hoc mihi falsum videtur.
[Seite 116]
1893
[Seite 116]
Luthers
Glossa in Psalmos, welche in Bd. III und IV unserer Ausgabe nach dem in
Wolfenbüttel aufbewahrten Handexemplar des Reformators zur Veröffentlichung
gelangt ist, mußte dort für ein kurzes Stück (Ps. 58[59] v. 12 med. — 62 [63]
v. 6 med.) nach der in Halle befindlichen, aus dem vorigen Jahrhundert
stammenden Abschrift mitgetheilt werden, da Bl. XL und XLI aus dem
Wolfenbüttler Psalter nach 1743 entwendet und spurlos verschwunden waren; vgl.
die Bemerkungen in unserer Ausgabe Bd. III S. 328 und 358. In einem Artikel des
Braunschweiger Tageblattes vom 27. Juli 1891 (Nr. 364) meldete jedoch der
Bibliothekar des städtischen Museums in Nordhausen, H. Heineck, daß wenigstens
das zweite der verlornen Blätter (XLI) in der Sammlung des genannten Museums
befinde, und zwar als ein Erbstück aus der Hinterlassenschaft des weiland
Gymnasialdirektors Schirlitz in Nordhausen, der seinerseits einst durch Kauf in
den Besitz des Blattes gelangt war, ohne daß er die Zugehörigkeit desselben zum
Wolfenbüttler Psalter erkannt hatte. Inzwischen ist es in den Besitz der
Wolfenbüttler Bibliothek zurückgelangt. Durch das Entgegenkommen des
Conservators des Museums, Herrn Arnold, wurde es ermöglicht, Abschrift für
unsre Ausgabe anzufertigen, die wir im Nachfolgenden bieten. Ein Vergleich mit
dem im Bd. III abgedruckten Text der Hallischen Abschrift zeigt, daß jene
Abschrift hier das Original im Ganzen vollständig wiedergiebt und auch meist
richtig gelesen hat; es ist unnöthig, die Varianten unter dem Text
mitzutheilen, da jeder Leser den Vergleich selber anstellen kann. Wo wir in
Abkürzung Geschriebenes vervollständigt oder Verblaßtes aus dem Zusammenhang
ergänzt haben, sind eckige Klammern angewendet.
D. G.
Kawerau.
[Glossa in
Psalmos]
1513
[Seite 116]
[1] GLOSSA:
PSALMUS LX. [LXI.]
[2] (Bd. III,
359, 28 ff.)
[3] [V. 3.]
[Bl. XLIa.] A finibus terræ undique ex omni parte mundi diffusa1 [4] ad te clamavi devotione spiritus et voce
cordis, dum anxiaretur tristaretur [5] vel in peccatis meis vel ab hostibus cor
meum conscientia mea vel anima [6] mea: in petra in Christo i. e. firma in
stabilitate, quae est fides Christi, in
[Seite 117]
[ 11 gratia
oder gentem? 21 vertem 23 semper? 32 Misericordia verwischt.]
[1] qua
firmatur anima, exaltasti me super omnia, quae me deprimebant. Deduxisti [III,
351.] [2] [V. 4.] proficientem sic exaltatum me quia factus es spes mea1 per quem [3] spero in futura bona: turris
fortitudinis,2 per quem non timeo, non
potestas, [4] favor, divitie, a facie, a presentia et instantia inimici
cuiuscunque mali [5] [V. 5.] futuri. Inhabitabo sicut heres et particeps in
tabernaculo tuo Ecclesia tua, [6] quod non contingit impiis, in sæcula sine
fine, licet ad tempus in eo sint: [7] protegar in bonis spiritualibus in
velamento protectione spirituali alarum [8] tuarum virtutum et gratiarum, non
alarum mundi, quia secundum spiritum [9] [V. 6.] non destruor. Sela. Quoniam tu
solus deus meus per veram latriam, ideo [10] exaudisti et exaudis et exaudies
orationem meam: dedisti gratis ex mera [11] gratia (?) hæreditatem spiritualem
in Ecclesia et coelo timentibus nomen tuum, [12] [V. 7.] non qui timent mundum
vel hominem. Dies super dies regis Christi in [13] Ecclesia regnantis
adiicies3 semper in infinitum: annos
eius quibus durabit [14] regnum eius usque in diem generationis et generationis
i. e. de una in aliam [15] semper, vel de presenti in futuram, ut sequitur, non
autem in hoc tempore, [16] [V. 8.] sed etiam permanet. Permanet inæternum ipse
rex Christus in persona sua [17] et Ecclesia eius cum ipso hic et in futuro in
conspectu dei patris: misericordiam [18] gratiam olim promissam et veritatem
eius4 eandem nunc exhibitam [19] quis
requiret? q. d. quam pauci! quia maior pars Iudaeorum et gentium non [20] [V.
9.] requisivit. Sic i. e. permanenter inaeternum sicut Christus manet, et ego
[21] cum eo, vel: requirendo veritatem et misericordiam eius, non in mea
iustitia [22] sicut illi, psalmum dicam nomini tuo in sæculum sæculi de uno in
aliud: [23] ut reddam ... per in gratiarumactione pro acceptis vota mea de die
in diem [24] assidue in infinitum perseverando.
[Seite 118]
[ 22
appelatiū 34 nullus ne]
[1] GLOSSA:
PSALMUS LXI. [LXII.]
[2] (Bd, III,
352, 2 ff.)
[3]
EXHORTACIO POPVLI FIDELIS AD
[4] seipsum
pro fiducia excitanda in Christum dominum, arguentis irruentes [5] [V. 1.]
persecutores, quod tam imbecilles affligant, crudeles esse, Psal. LXI.
[6] Tit. Ad
victoriam pro Idithum i.e. cantore et Choro eius1 , psalmus David.
[7] [V. 2.]
NOnne deo subiecta erit scilicet ut non extollat se contra eum, ut [8] superbi
iustificatores sui, anima mea: ab ipso enim non a divitiis, [9] sed nec a
propriis iustitiis salutare meum,2 i. e.
salus mea et per consequens [10] [V. 3.] omne bonum. Et sic in nobis omne
malum.3 Nam et ipse non Mammon, [11] non
ego ipse, deus meus et salutaris meus salvans vere ex peccatis et malis [12]
meis: susceptor meus in gratiam et bona sua, et ideo non movebor a
spiritualibus [13] bonis amplius secundo, quia semel motus in Adam, in Christo
non [14] [V. 4.] movebor. Quousque irruitis furorem facitis in hominem i. e.
homines sanctos, [15] eos secundum hominem exterius occidentes, supple: et
interficitis saltem [16] [Ps. 13, 3 (Vulg.).] animo, i. e. interfectiones et
cedes facitis, ps. 13. ‘veloces pedes eorum’ universi [17] omnes Iudaei et
gentes vos:4 tanquam parieti inclinato
i.e. quasi sint [18] tantum id fragile corpus, in quo patiuntur, et maceriæ
depulsæ, i.e. secundum [19] [V. 5.] carnem, que est naturaliter ad morten
inclinata? Veruntamen,5 q. d. [20] hec
est causa quare irruunt, precium meum i. e. Christum et fidem et [21] iustitiam
eius, hebr. ‘partem’, cogitaverunt repellere sicut a se, ita ut negem,
[Seite 119]
[ 9 d'
gloriam 25 quasi medēs (?) 27 Vide oder Vidi 35 ȩquis]
[1] et a me,
sed ego eo magis cucurri in siti1 spe et
desyderio coelestis future [2] [V. 6.] vitae: ore suo benedicebant, quia foris
iustitiam simulabant et pacem, et corde [III, 353.] [3] suo maledicebant2 et intus pleni iniquitate erant. Sela.
Veruntamen deo [4] subiecta esto3 ei
confitere et non extolle te in iactantia bonitatis vel iustitiae [5] tuae sicut
illi anima [Bl. XLIb] mea: quoniam ab ipso pacientia mea i. e. [6] [V. 7.]
expectatio mea, i. e. id quod expecto seu premium patientiae meae. Quia ipse
[7] deus meus per veram confessionem et salvator meus salvans in veritate: [8]
adiutor meus alias susceptor meus, non emigrabo4 de gratia in peccatum et [9] de gloria in
damnationem, i. e. non est necesse emigrare sicut eos, qui non [10] [V. 8.] in
deo salutare suum habent. In deo salutare salus meum et gloria mea [11]
gloriatio sicut laus mea, quia non in meipso sed in domino glorior: deus [12]
[V. 9.] non homo auxilii mei supple dator et spes mea in deo est.5 Ergo et vos [13] Sperate in eo non in vestras
iustitias aut divitias omnis congregatio populi, [14] effundite plene
confitemini peccata vestra, non tantum legalia, sed et vera et [15] spiritualia,
nolite abscondere occulta peccata coram illo corda vestra non [16] [V. 10.]
tantum verba: deus solus et nullus homo adiutor noster. Sela. Veruntamen [17]
cani, quia vanitatem diligunt, i. e. divitias, non veritatem et spiritum, filii
[18] hominum, Et ideo mendaces, quia volunt vanitatem esse veritatem, vel quia
[19] vere mendacia loquuntur in negociis, filii hominum in stateris libris et
ponderibus [20] et mensuris: ut decipiant alter alterum, ipsi de vanitate in
idipsum6
[Seite 120]
[ 5 timete
oder tenete? 24 f. Handschrift verblaßt, ergänzt nach Hall. Abschr.]
[1] i. e.
unus de vanitate sua alium similiter de vanitate sua, i. e. in unum vel [2] [V.
11.] simul vel invicem. Nolite sperare in iniquitate mammon iniquitatis, et [3]
[III, 354.] rapinas usuras, fraudes etc. nolite concupiscere, diviciæ si
affluant, nolite [4] [V. 12.] cor amorem et affectum apponere sed sursum
habete. Semel, i. e. non iterat [5] neque revocat, locutus est deus q. d. hoc
timete, quia quod deus loquitur, [6] irrevocabiliter loquitur, quare non ipse
sed vos mutari potestis. Iob. 33 [7] [Hiob 33, 14.] ‘Semel loquitur deus et
idipsum secundo non repetit’: duo1 hæc
audivi, quia [8] potestas ad puniendum tanquam domini dei est, et tibi domine
misericordia [9] [V. 13.] gratia ad premiandum tanquam patris: quia tu reddes
unicuique iuxta opera [10] sua pro bonis bona, pro malis mala.
[11] GLOSSA:
PSALMUS LXII. [LXIII.]
[12] (Bd.
III, 357, 7 ff.)
[13] LAVS
CHRISTI IN DESERTO ET SO-
[14]
liloquium confessionis ad patrem Psalmus LXII.
[15] [V. 1.]
Tit. Psalmus David cum esset in deserto Iudææ, occasione istius [16] facti, in
quo figuram gessit Christi inter steriles Iudeos versantis.2
[17] [V. 2.]
DEus verus in te ipso per essentiam deus meus scilicet per cultum et [18]
confessionem meam: ad te de luce corporaliter et spiritualiter, i. e. de [19]
mane vigilo.3 Sitivit desyderium habuit,
quia in deserto est, ubi nihil habet [20] quod desyderet, in te anima mea: Et
non solum anima, sed et quam multipliciter [21] supple sitivit, hebr.
desyderavit ad te, tibi, i. e. ad te caro mea ut [22] [Ps. 84, 3.] ps. 83 ‘Cor
meum et caro me[a] exul[tat] etc.’ In terra inter homines terrestres [23] [V.
3] deserta per humilitatem a bonis spiritualibus invia per paupertatem [24] nec
viam ad ea habentes et inaquosa per [ca]stitatem, nec [refectionem] unius
[Seite 121]
[ 5 tn̄
vielleicht richtiger tm̄ (tantum) 21 Das Wort hinter dei ist verblaßt; Hall. Abschr. utque; ut patet? 33 in ea oder
in eo]
[1] anime
[habentes], sic in sancto spirituali sanctitate seu mystico sanctuario [2]
apparui ego et mei tibi1 non mihi sicut
superbi: quia tunc cognoscit Deus [3] eos: ut viderem intellectu et affectu
virtutem tuam et gloriam tuam non [4] mundi vel hominum, sed veram, sed nec
meam mihi complacendo.2 Quoniam [5] [V.
4.] melior est in se quidem semper est melior, immo sola bona, sed tamen iustis
[III, 358.] [6] est melior, sed iniustis et contemnentibus est vilior,
misericordia tua gratia [7] tua, que est unius et vere vitae operatrix, super
vitas multas in mundo: [8] supple: sic quoque labia mea in me et meis laudabunt
te confessione [9] [V. 5.] bonorum tuorum/[10] malorum meorum. Supple: et Sic
scilicet in terra deserta et in sancto et [11] videns gloriam tuam etc.
benedicam te non in labiis, sed tota vita te confiteatur [12] et no[n me] et
glorificet in vita mea: et in nomine tuo virtute [13] nominis tui vel ad laudem
nominis tui levabo manus meas devote orando vel [14] [V. 6.] ardua opera
faciendo. Sicut tanquam adipe et pinguedine multo ac pleno [15] affectu et
gratia devotionis, vel adipe i. e. consolatione spirituali, Isaie 55. [16]
[Jes. 55, 2.] ‘Delectabitur in crassitudine anima vestra’ repleatur fiat plena
ex te anima [17] mea, que in se est vacua: et tunc labiis [Bl. XLIIa; Bd. III
S. 358 Z. 12].
[Seite 122]
(Zu Bd. II,
S. 74 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 122]
Wir bringen
hier die von Johann Schneider (Agricola) zu Anfang des Jahres 1518 unter obigem
Titel veröffentlichte Bearbeitung der Vorträge Luthers über das Vaterunser, die
Bd. II, S. 74 ff. nur besprochen ist. Mag immerhin Schneider, wie er ja selbst
ausspricht, manches von dem Seinen hinzugethan haben, im Ganzen haben wir in
seinem Texte doch wohl ein treueres Bild der von Luther gehaltenen Vorträge als
in Luthers eigener Ausgabe, in der dieser “sich weiter vercleret” hat. Mit
Recht hat auch H. Hering1 hervorgehoben, daß Schneiders Bearbeitung neben der
“Auslegung deutsch des Vaterunsers” ihren Werth habe, “weil in ihr das
mystische Element hie und da eigenthümlicher hervortritt” und durch sie die
Entwicklung der Anschauungen des Reformators sich klarer erkennen läßt. Ob
Luther auch darüber unwillig war, daß man seine Worte “fahe” und “im Lande irre
führte”, hat er die Arbeit seines Schülers doch nicht gänzlich verworfen, er
hat sie zwar in seiner “Auslegung deutsch” bedeutend umgestaltet, aber auch
vielfach an den in ihr gebotenen Text sich eng angeschlossen, ja bisweilen ihn
wörtlich aufgenommen, und es liegt darin um so mehr Anerkennung für Johann
Schneider als dieser seine Arbeit aus lateinischen Nachschriften gefertigt hat,
also das deutsche Gepräge von ihm herrührt. Die Mittheilung der “Auslegung und
Deutung” wird daher um so willkommener sein, als weder die ältesten
Gesammtausgaben noch die Erlanger ihr einen Platz eingeräumt haben. Im Übrigen
verweisen wir auf unsere Einleitung a. a. O. und geben nur zu der Bibliographie
die nachträgliche Bemerkung, daß die von Panzer, Entwurf e. vollst. Geschichte
d. Bibelübersetzung Luthers (1783), S. 10 unter 3 aufgeführte Ausgabe
möglicherweise einen dritten Druck der Officin darstellt, aus der Nr. 3 bis 5
unseres Verzeichnisses hervorgegangen sind (vgl. heyligē; zusam̄en).
Die Bezeichnung der Drucke durch die Zahlen 1 –5 haben wir im Folgenden
beibehalten.
Daß 1 den
echtesten Text bietet, macht der Umstand zweifellos, daß nur 1 die griechischen
Worte in der Vorrede enthält, sowie einige andere Stellen wie 136, 18; 138, 6;
143, 24; 151, 12, an denen 1 sicher oder doch wahrscheinlich allein das
Richtige bewahrt hat. — Während 3 dem Texte 1 sehr nahe steht, weicht 2 oft von
ihm ab. Daneben haben 2 und 3 gemeinsame Abweichungen von 1 (z. B. 125, 13;
130, 13; 132, 28) und Druckfehler (125, 28; 135, 15; 139, 36). Daß 3 nicht aus
2 geflossen sein kann, ist klar, aber auch gegen die Herleitung von 2 aus 3 könnten
[Seite 123]
Stellen wie
124, 11. 17; 141, 25; 143, 35 geltend gemacht werden, da man bei der sonstigen
Beschaffenheit von 2 seinem Setzer die richtige Verbesserung dieser Fehler kaum
zutrauen möchte. Doch reichen sie für die Annahme einer uns nicht vorliegenden
gemeinsamen Quelle der Texte 2 und 3 auch nicht recht aus. 4 und 5 stammen aus
derselben Presse wie 3, zum Theil ist für sie wohl derselbe Satz benutzt wie
für 3, doch sind in diesem kleine Aenderungen vorgenommen. Offenbar beruht 4
auf 3, 5 aber auf 4; vgl. z. B. 135, 23; 140, 35; 141, 25.
Wir geben
demnach den Text nach 1 mit Verbesserung einiger zweifellosen Fehler und
verzeichnen die Abweichungen der Texte 2 und 3 vollständig, die der Texte 4 und
5 nur, soweit sie einigermaßen von Belang schienen. Die Lesarten, hinter denen
keine Ziffern stehen, sind den Drucken 2 –5 gemeinsam.
Einige
wiederkehrende Abweichungen sind im folgenden zusammengefaßt. Für van hat 2
öfter von. — Statt -igk, der in 1 herrschenden Schreibung dieser
Adjektivendung, haben 2. 3 und demgemäß meist auch 4. 5 öfter -ig, gegen Ende
aber einigemal -ick; heilihk 128, 20 in 2 und barmhertzihk 129, 24 in 1 werden
ebensowenig wie tegligs 125, 13 in 2. 3 bloße Druckfehler sein. — Für ß setzt
2, besonders im Anlaut öfter s: so, bosen, unser u. s. w. — Für gottis 1 in den
andern stets gottes. — Während 2 die Nominalformen mit ursprünglichem -e nicht
selten aufweist, wo sie in 1 gekürzt erscheinen, also hertze, mensche, genade,
unangenheme, unnutze f. hertz u. s. w., hat es dagegen für -unge 1 häufig -ung
(meynung, bewerung, wirckung, tzuneygung). Daraus könnte man vielleicht
schließen, daß in der Mundart des Verfertigers von 2 schon das nhd. Gesetz
durchgedrungen war, nach welchem -e neben einer nebenbetonten Silbe abfällt,
und man könnte dann weiter die Betonungen ùnangenhéme ùnnútze vermuthen. Die
übrigen Fälle, in denen 2 hinsichtlich des -e abweicht, zeigen dies sämmtlich
nach der Haupttonsilbe.
D. K. Knaake.
Dr. P. Pietsch.
[1]
Excellenti viro ac doctissimo Christophoro Plangk,
[2] utriusque
censurae Licenciato expertissimo, Patrono suo
[3] atque
domino, Ioannes Sneider S.
1518
[Seite 123] [
1 Chrestophoro 3 2 utiusq; 3 triusq; 4 9 alii fehlt 2 10 für die griechischen
Worte ist eine Lücke gelassen]
[4] Cum iam
ad annos aliquot, eruditissime Licenciate, tuos mores et integros [5] et
sanctos contemplatus sim, vitae tuae inductus sanctimonia, tum etiam humana [6]
Christianaque quotidianae consuetudinis, quibus omnibus omnia es factus,
conversatione, [7] te plurimum amo, colo venerorque. Credis nimirum Stoicos,
homines [8] hominum causa esse progenitos, iustissime atque religiosissime
adfirmare, ut [9] ipsi inter se alii aliis prodesse possint. Hinc enim est
illud musarum grecarum [10] ανθρωπος
ανθρωπου
Δαιμονιον, homo homini deus. Nihil
enim esse deum [11] aliud vetustas credidit quam prodesse mortalibus. Unde et
homines teste Lactantio [12] dii coepti sunt nominari. Mortales etiam tunc
maxime dicuntur deos [13] imitari, cum in confratres benefici fuerint: hoc
sexcentis praedixerunt Prophetae [14] [Matth. 5, 44.] oraculis, roboravit id
dux religionis nostrae Christus, ut scilicet alter alterum
[Seite 124]
[ 25 Am
Rande: Mathei. 6 31 Am Rande: Mathei. 10. 7 experertus 1 exp̱ertus
3 –5 expertus alle Drucke 11 discutior 3 –5 17 appellanti 3 –5 19 ligua 1. 3 22
mnosinon alle Drucke 23 Ianuarias 2 Anno bis M.CCCCC.XVIII.] 1518 26 vilenn 2
30 vnsernn 2 33 edelste 34 aucht 2]
[1] diligat
ac ei benefaciat. Itaque sic agens Christianus, qui secus Christianomastix [2]
merito cietur. Tu interim, venerande Christophore, Christianae vitae [3]
specimen, animo et corpore castus, id habes quasi nativum atque peculiare, ut
[4] suppressis inopiaque laborantibus cum consilio tum reipsa succurras. Quo
uno [5] nihil est in hac mortalium vita melius, nobilius atque praestantius
deoque magis [6] [1. Cor. 3, 16.] acceptabile. Hoc est dei templum vivum, quod
nos sumus (Paulo teste), edificare, [7] Et (ut caeteros taceam, expertus
experto loquitur) in me non modo [8] fuisti liberalis, sed et liberalissimus:
trecenta enim extant in me collata a te [9] beneficia, hominem me tibi ignotum
aliquandiu et benigne et amice fovisti esque [10] amplexatus atque adhuc foves
et amplexaris. Quod cum mecum recogito nec [11] aliquid gratiarum referendarum
mihi reliquum esse invenio, discrutior animo [12] angorque mente, Consolatur
tamen me tua cum benignitas tum facilitas, quem [13] non latet ‘qui dat quod
potest, satis dat’;, et in magnis etiam voluisse abunde [14] pulchrum
aestimatur. Hinc tibi, qui meum es praesidium, hoc opellum orationis [15]
Dominicae explanatorium utcunque a me elucubratum exque praelectionibus [16]
publicisque proclamationibus incomparabilis viri Martini Luderi praeceptoris
[17] mei non sine honoris praefatione appellandi, Qui tot corda quot Ennius
habuisse [18] fingitur, tum conlegi tum rescripsi, paucula etiam quaedam, quae
conducere [19] videbantur, adieci addidique et, ut germana lingua legeretur,
effeci, tibi et [20] dedico et devoveo tuoque sub nomine divulgo, Idque ut
ingenii mei tenuissimi [21] vires, quoniam mihi fortuna noverca est, gratiarum
loco offero ac quasi pignus [22] et mnemosinon quoddam mei in te amoris trado.
Vale, observandissime Patrone. [23] Vuittenbergae Idibus Ianuariis Anno post
Christum natum M.CCCCC.XVIII.
[24] DO dye
junger Christi Christum bathenn, Er solt sye bethen leren, saget [25] [Matth.
6, 7 ff.] er, als Matheus schreibt ‘Wan ir bethet, solt ir nicht vill gewesche
[26] treyben, dan nymant wirt in vilem reden erhoret, Ewer vater weysz [27]
dennoch woll was euch van noten ist, er dan ir anhebet tzu bitten’. Darumb [28]
solt ir also bitten:
[29] Vater
unser, der du bist in den hymmelen. &c..
[30] Dyweyl
aber nun disz gebeth von unserm hern Christo eyn ursprungk [31] [Matth. 10,
38.] nympt, der das unns gelernet hat, das wir uns selber vorlaugnen sollen und
[32] seyn creutz auff uns nemen, so werden wir seyne junger, wirdt es an
tzweyvel [33] das hochste, edleste und beste gebeth seyn, dan heth er eyn
bessers gewust, der [34] fromme schulmeister, wurde er es uns auch gelernet
haben.
[35] Teylung
des gebethes.
[36] In
dissem gebetthe findet man Syeben bieth. Es mugen auch woll [37] syeben lere
adder underweysung tzu regiren menschlich leben genanth werden.
[Seite 125]
[ 1 sind 2 5
namen 2 volgoth 2 13 tegligs 2. 3 teglichs 4. 5 20 deu 1 dem 2 (dē 3 –5)
27 erkenth elenden 2 28 det stedt
2. 3 33 nichts]
[1] Auch, als
der heilige Bischoff und marterer Ciprianus schreibet, seind es syeben [2]
antzeigen menschlicher durfftikeit und armut mit ertzelunge menschlicher
gebrechlikeit, [3] Wye gar in eynem ferlichen stande alhier auff disser erden
der [4] mensch befunden wirth, dan er nichs anders dan eyn lesterung, honung,
vorspotungk [5] gotlichs namens von goth selber genanth wirth, wy dan volgeth.
[6] Die Erste
Bitthe.
[7] Geheilget
werdt deyn nam.
[8] Die
Ander.
[9] Czukumme
uns deyn reich.
[10] Die
Dritte.
[11] Dein
wille der geschee als im hymel und in der erde.
[12] Die
Vierde.
[13] Unser
tehlichs broeth gib uns heute.
[14] Die
funffte.
[15] Vorgib
uns unszere schuldt, Also und wir vorgeben unseren schuldigern.
[16] Die
Sechste.
[17] Und fure
uns adder leith uns nicht in vorsuchung.
[18] Die
Sybende.
[19] Besunder
losze uns van ubel. Amen.
[20] Vater
unser, der du bist in den hymmeln.
[21] Es ist
erstlich tzuwissen, das sich nyemant daran stossen sol, szo er horet [22]
anders van eynem und anders van dem andern bethen, dan es daran nichts [23]
gelegenn, so alleyn der synn bleybeth, ab schoenn dye worth voranderth werdenn.
[24] Darnach habe sich eyn itzlicher der disz buchlein list, tzuhalten.
[25] So der
mensch anhebet tzubethen ‘Vater unser, der du bist in den hymmelen’, [26] und
thut das mit dem hertzen und munde, Bekennet er, das er eynen [27] vatter hat
und den selbigen in den hymmelen, irkenth sich ym elende vorlassen, [28] und
der also betthet, der stedt mit eynem auffgehaben hertzen tzu goth, [29] und
ditz ist also eyn hohes gebeth, das es nicht muglich ist aus des menschen [30]
natur tzu bitten, es sey dan der geist Christi im hertzen. Dan wan man es [31]
innerlich suchen will, So ist keyn mensch alhier so volkommen, das er mit [32]
warheit sagen magk, er habe keynen vater hye, Er habe nichts, dan in goth [33]
hoffe er, nichts eygens, sunder er sey gantz fremde, und gehore ym nichs zu:
[34] Dan unszer natuer ist also vorgifft, das sye altzeit das yre sucht. Wan
ich [35] ansehe dye weyse der lieben alten Bischoffe, so vor xi hundert jaren
gewesen, [36] wye sye szo mit grosszer arbeit, muhe unnd vleysz dye leuthe tzum
andern
[Seite 126]
[ 18 Am
Rande: Joannes. 3. 24 Am Rande: Mathei. 6. 25 Am Rande: Luce. 11. 27 ff. Am
Rande: Esaie 1. quid mihi multitudo victimarum vestrarum. 37 Am Rande: Ratio
quia ibi vitatur superbia. 4 Cronen, psalter 2 9 wortlenn 2 13 in elend 2 17
erkennet 24 vilen 2 25 Esz (Es 5) stedt 29 ausgelegt 3 –5 33 fure 2]
[1] leben und
tzu Christo gereytzet haben, Wunder ich und betrube mich, wy es [2] szo gantz
ist abkommen. Ach goth sey es geclaget, das man ytzundt nicht [3] anders thut,
dan das volck in dye werck furet, und Christum lesth man dahynten. [4] Man
betth itzunder also vil Rosenkrentze, Cronen psalter und der [5] betleyn, dye
mith rotter tinthe geschriben, alleyn uff meynung, das got uns [6] hier
gesuntheit des leibes, langes leben unnd guter vorleyhen, und tzu ablosung [7]
der sunde, so durch den ablas, der dartzu gegeben, geschicht. Ich vorwerffe [8]
sye nicht, aber es were vill besser, du bettest ein eyniges Vater unnser [9]
mit innerlicher hertzlicher begir, mit auffmerkung was die wortleyn in sich
[10] haben.
[11] Ist nun
die meynunge: O vater, ach got, wie bin ich so gar dein ungehorsamer [12] son,
du bist im himmel ich auff erden, wie fern bin ich von dir. [13] Ich mercke,
das ich hie im elende bin in frembden landen, dyweyl mein vatter [14] und seyne
wonung im hymmel ist. Nun, lieber frommer vatter, ich bin nicht [15] bey dir,
du bist in freuden, ich in betrubnisz und getzwang, du im fride, ich [16] in
ferlickeit. Aus dysem erwechset nun in dem hertzen ein hoffnung tzu got, [17]
dan er irkennet, das ym nyemant under allen creaturen tzu dem hymel [18] [Joh.
3, 13.] helffen magk dan dyser seyn vatter. Wy do geschrieben stedt ‘Nymant
steygeth [19] auff in den hymmel dan allein der, der heraber gestiegen ist, der
son [20] des menschen’, in des hauth und auff seynem rucke musse wir hinauff
steigen, [21] dan hebet an der mensch sich tzu hassen und goth lieb tzu haben.
Aber [22] itzunder setzen wir unsern trost, unser seligkeit alleyn in vil
geschrey, gepleppere, [23] geplerre und gesenge, das doch Christus vorboten
hat, als er saget [24] [Matth. 6, 7.] ‘Nymant wird in vilem gebeth erhort.’
[25] [Luc.
18, 1.] Mochte einer sagenn: Ey stedt doch auch geschriben durch Lucam ‘Ir [26]
solt an underlasz bitten’, Antworth ‘mit dem hertzen’, unnd das das hertz [27]
alletzeit offen stehe tzu goth. Dan er wil nicht haben grosz gepreng mit [28]
opffer adder gesenge, sunder allein die stille heimlikeit des hertzen, als der
l. [29] [Ps. 51, 8.] psalm saget &c.. Den spruch Luce haben etzliche ketzer
ausgeleget allein van [30] dem gebet, das mit dem munde geschicht, gesaget
seyn, das ist Christus meynung [31] nicht gewest, dan er gibt ein gebeth kurtz,
und das ins hertz hyneyn springt [32] das der mensch anhebet ‘O Vatter, wu bin
ich, wer bin ich, und wu sol ich [33] hyn, so ich da nicht bin, da ich hyn sal?
ach lieber vater, fuere und leythe [34] du mich, dan ich will in dich hoffen,
als eyn kindt in seynen trewen vater [35] hoffen sal. Ach, was hastu an mir
ersehen, das du mich tzu eynem szon [36] erwelet hast?’ Lernt also sich selber
erkennen und sich vorachten, got lieben [37] und sich ym gantz befelen. Also
mogen nun disz gebeth betthen alle arbeytende
[Seite 127]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 24 Am
Rande: Psal. 1 bettenn 2 5 vonn 4. 5 6 mich] nicht 2 7 ober 10 vnseren treib 19 vmslecht 2. 3. 5 24 One 31
itzylicher 2]
[1] leuthe
und die auch selber nicht wisszen was sye bitten. Unnd das [2] halt ich vor das
beste gebeth, wan das hertze tzu Christo fleuget. Es stedt [3] dyweyl ein ander
in der kirchen und wendt die bletter umb, tzelet die Pater [4] noster korner
und klappert sere darmit, und dencket mit dem hertzen weyt [5] van dem, das er
mit dem munde bekenneth: das heyst nichts gebeth. Dan [6] [Jes. 29, 13.] tzu den
spricht got durch Esaiam den Propheten ‘Das volck beth mich an mith [7] den
labien adder lippen,1) aber ir hertz ist weyth van mir.’ Item die Pfaffen [8]
und Monchen, die yre getzeite betthen sollen und slappern uberhyn an alles [9]
auffmerken, gehen eins teils hin und an alle scham sagen ‘Ey nun bin ich [10]
frolich, ich habe unsern goth betzalet’, sprechen dartzu ‘Nun trieb ich gothe
[11] nicht eyn gans uber den wegk’, und werden hoffertigk und meynen, sye haben
[12] gnungk gethan. Ich sage aber dir und geb es tzu, das du der cristenheit
[13] [Jes. 29, 13.] genugk thuest, Aber got wirdt sprechen, wy oben gesagt ‘Das
volck beth mich [14] an mit den lippen, aber sein hertz ist weit van mir.’
[15] Des tzu
merer bewerunge beschlissen alle lerer der geschrifft, das das [16] gebeth
nichs anderst sey, dan ein auffhebung des gemuthes adder hertzen tzu [17] goth.
Hiraus volget, das keyn dingk gebeth heist, es sey gesangk, gemurmell, [18]
rede, schrifft adder der gleichen, das hertz dan auff steige tzu gotte. Darumb
[19] bethet der, der hertzlich betth, und nicht der vill bletter umbslecht und
vil [20] mit den Pater noster steynen klappert.
[21] Der
heylige wirdige vater Hieronymus in dem buch, das er van dem [22] leben der,
die eyn eynsam leben gefurth, gemacht hat, schreibet unter andern [23] van
eynem der xxx jar ein stein in seynem munde getragen, auff das er [24] [Ps. 19,
15.] nicht reden wolt. Wu mit aber hat disser gebeth &c..? Ane tzweyvel
innerlich [25] im hertzen, do gote die groste macht an leith, und des er alleyn
ein erkenner [26] und erforscher ist.
[27] Es
hilfft aber vill dartzu, so man die worth hort und darnach tracht [28] was sye
wollen. Es sal sich auch keyner understehen also mit dem hertzen [29] tzu
bethen, allein der sich gewenth durch gotliche gnade, alle sinliche dingk [30]
tzuentslahen, und das sein die volkommenen, sunst wirth dich der teuffel
spotten [31] und betrigen. Derhalben sal ein itzlicher war nemen, was das vor
wortleyn [32] seyn, die er mit dem munde auszredt.
[33] Auch
hutthe sich eyn yeder, wan er nun eyn funcklein der gnaden entpfangen [34] hat
und fueleth die andacht, das er mit der vorborgenen slangen der [35] hoffart
nit herfuer fare und spreche ‘Ach ich bethe mit dem munde und hertzen [36] und
habe sulche andacht, das ich halt, es werde kaum ein ander seyn, der ym [37]
alszo recht thut als ich’; dan das hath dir der teuffel eingeben.
[Seite 128]
[ 4 Am Rande:
Johannis. 11 Am Rande: Psal. 19 gwandelt 3. 4 20 suelches 3 –5 21 geheilget 2
26 welrt 1 32 voer 3 34 mall 2]
[1] Nun ist
tzu mercken, Wye ordentlich Christus dis gebeth gesetzet, dan [2] er lest nicht
tzu, das ein itzlichs vorsich alleyne bitthe, sunder vor die gantze [3]
samlunge aller menschen, so er sagt ‘unser vater’, nicht ‘mein vater.’ Sich [4]
[1. Joh. 4, 16.] an, wye hoch got antzeugt die lieb, die er selbs ist. So er
unser aller vatter, [5] wil er, das wir uns undereynander frundtlich,
bruderlich belieben sollen, und [6] eyner vor den andern bitten und gleich als
seer als vor sich selber und [7] auch mher.
[8] Die Erste
Bitth und ir auszlegung.
[9] Geheilget
werdt dein name.
[10] O Eyn
grosz uberschwencklich gebeth, szo es mit dem hertzen gebeth [11] wirth, wye
woll van kortzen worthen, und ist under den siben bitthen keyn [12] grosser,
dan das wyr bitthen ‘dein nam werde geheyliget’. Got hat alles [13] erschaffen,
gibt auch alle dingk, alleyn des seyn nam sal geerth werden. Er [14] bedarff
unser guter nicht, szonder er will, das wyr im die ere geben und [15] seynem
namen tzuschreiben alles des, szo durch die creaturen wunderlich gewirckt. [16]
Dan er kan es tzu bodem nicht leyden, das wir uns den namen [17] selber vor dye
stirn schreyben, er wils thun, nicht wir. Darumb musz hyer [18] im vater unser
das meyn in unser, szo wir vor eyn andern bitten, und das [19] unser in seyn,
dan es gehorth gotte, gewandelt werden.
[20] Es ist
eyn elendes dingk, das wir alhier sulches ferliches standes sein. [21] Dan so
wir bitten, das seyn nam in uns sal gehelget werden, szo ist er nicht [22]
heyligk. Daraus volget, das, dieweyl wir leben, schenden, honen, beflecken,
[23] lestern wir gotlichen namen. Nun weysz ich in der gantzenn geschrifft kein
[24] leer adder antzeigung, die subtieler smehet und vornichtet disz leben in
der [25] tzeit, dan dis gebet. Wer wolt nicht begir haben tzusterben, szo er
anders [26] got libet, auff das er ausz dieser werlt, darinne nichts dan gottes
lesterung [27] vollenbracht wirt, kommen mochte. Nun geschicht das selbige in
tzweyerley weysz.
[28]
Czweyerley wirth der heylige gotliche name von uns geunereth [29] und
gelestert.
[30] Alles
das, das Christus in seynem leben geliden, geduldet und getragen [31] hat und
was sye im felschlich haben tzugelegt, seyn tzurkratzung, peynigung, [32]
kronung und alles das der from traw Christus vor uns entpfangenn, seyn [33] wir
in unser selen warhafftigk. Darumb wer es auch besser tzu tausent [34] maell,
das wir meer uber uns weynthen dan uber Christum, als Christus [35] selber sagt
tzu den frawen, die im betrublicher weysze im1) tzu dem creutze [36] [Luc. 23,
28.] nachvolgeten ‘Ir tochter van Jherusalem’, das ist, alle ir meyne tochter,
alle [37] selen, ‘weynet nicht uber mich, sunder uber euch und ewre kinder’,
das ist
[Seite 129]
[ 25 Am
Rande: Mathei. 11. 26 Am Rande: Psal. Patiens et multum misericors. Psal.
Fortis et patiens deus verax via veritas vita obediens patri vsque ad mortem.
30 Am Rande: Mathei. 5. 4 er] ir 2 gotes 2 13 seynn namen 2 17 kinder gottes
fehlt 2 22 eygenschafft 29 schreibet 2 30 sunfften 1 fuenfften 2 35
geschmucket]
[1] lernet,
wy ir in euch geschicketh seyt, bey euch selber, kennet euch recht, und [2] so
werdeth ir sehen, warumb ich dissen bittern todt und disse vorspottung [3]
leyde, denne wert ir uber euch weynen. Also wart Christo von Annas
vorgeworffen, [4] er were ein gots lesterer, unnd tzureysz seyn gewandt, dartzu
hat [5] Christus nicht geanthworth, tzum tzeichen, das, nach menschlicher
weisze tzureden, [6] keyn mensch ausz im selber nichts anders vormagk dan got
lesteren, [7] weren wir es aber nicht, goth heth es wol vorantworthet, und
trifft gleich [8] tzu mit dissem, das wyr bitten, dyweyl wir gottes namen
schenden, das er [9] uns genade gebe, dardurch er mochte geheyliget und geeret
werden in und [10] durch uns.
[11] Czum
Ersten.
[12] Czum
ersten wirt der gotliche name in unnd durch uns geunereth, szo [13] wir seyn
gotliche wort adder seynen namen nicht tzu unsern frommen, nutz [14] und
besserung, sunder tzu eyner miszbrauchung annemen, als uns in dem [15] ersten
und anderm geboth vorbothen ist, also, wan wir seyn gebrauchen tzu [16]
tzauberey adder tzu befestigung unser lugen rede, unnd ist in der Summa, [17]
wan wir nicht leben alszo kinder gottes.
[18] Wye
gottes kinder genaturth seyn.
[19] Eyn
frommes kindt nent man, das van frommen erlichen eltern geboren [20] und
denselbigen in allermasz gleichformigk ist in irer nachvolgung, und als [21]
dan magk es mit rechte besitzen und erben die guter der eltern. Alszo auch [22]
seyn wir kinder gottes, wan wir dye tugende, arth und eygentschafft unsers [23]
[Luc. 6, 36.] vatters an uns haben. Unszer vater ist barmhertzigk, als Christus
sagt ‘Ir [24] solt seyn barmhertzihk, gleich wye ewer hymmelischer vatter
barmhertzigk ist’, [25] [Matth. 11, 29.] Gutigk, als Christus sagt ‘Lernt van
mir, wan ich eyns demutigen hertzen [26] bin, und guttigk’, gedultigk, gerecht,
keusch, warhafftigk, starck, gehorsam, eynfeltigk [27] und slecht, und dis seyn
eytel namen gottis, die alle eyngeslossen [28] werden in dem wortlein ‘dein
name’. Dan aller tugende name seyn gottes [29] [Matth. 5, 9.] namen. Volget
nun, das dye kinder gottis auch szo sein, als Matheus schreibt [30] am funfften
capittel ‘Seligk seyn dye fridsamen und gutigen, dan sye werden [31] kinder
gottes genant werden’, unnd ist in der Summa szo vil gesagt: Kinder [32] gottes
seyn gutig, freuntlich, gedultigk, fridsam menschen, keusch unnd reyn, [33]
mitleidlich, barmhertzigk, eines freuntlichen hertzen tzu irem nehesten, und
das [34] sye also sein, haben sye nicht aus ynen, besunder aus irem vater
Christo, der [35] yn yr hertze also gereiniget, getzirt unnd gesmucket hat.
Dyeweyl wir aber in
[Seite 130]
[ 4 Am Rande:
Mathei. 6. 4 wolt] wol 2 wyderumb
9 wider 13 gutdunckenheit 15 beczeugt 2 16 wir wissen] mir wissen 2 20 hilff,
helff 1. 5 alle hilfft 2 21 sonder 2 36 wiecz 2 37 sehe verloren.]
[1] uns nicht
fuelen, das wir unserm nehsten gutigk und freuntlich seyn, im [2] helffen auffs
hochste wir mogen, seyn wir in eynem ferlichen stande und [3] kinder des
teuffels. Dan Christus saget unnd ist dye probe der kinder gottes [4] [Matth.
7, 12.] ‘Alles das ir wolt das euch dye leuthe thun sollen, thut yn widderumb’,
adder [5] hebet irs an tzuthun.
[6] Czu
mercken: gottes name ist in sich selber also heiligk, das er van uns [7] keyner
heyligung bedarff, sunder wir bitten, das er in uns geheiliget sal [8] werden.
[9] Nun
sundigen wir widder goth und unern seynen namen, wan wir nicht [10] lebenn als
kinder gottes, sunder als kinder des teuffels. Auch ist dis gebeth [11] also
starck, das es den menschen herunder wirfft und macht yn demutigk, so [12] er
sich ein honsprecher gottes erkennet, szo leyt alle hoffart, ubermuth und [13]
gutdunckelheit dernydder.
[14] Es ist
tzuwissen, wye uns goth hirinne antzeigt unszer durfftiges leben [15]
betzeuget, das wir seyns namens lesterer seyn. Czum andern lest er uns sehen
[16] seyn gutigkeit, dan so wir wissen, das wir nichts meer vormogen, so wil er
[17] der hulffer seyn, alleyn das wir anheben yn tzu bitten, er wil uns
vorgeben, [18] wan wir unser noth clagen ‘O Christe, ich befinde in mir, das es
war sey, [19] ich kan und vormagk nichts, Darumb, du meyn gecreutzigter
Christe, ruff ich [20] dich an umb hilff, hilff du mir, dan mir sunst alle
hilffe gebricht’.
[21] Goth
unser heyl ist van der sunder wegen kommen, dan er sageth selber [22] [Luc. 5,
31.] ‘Dye gesundenn bedorffen keynes artztes, allein die krancken’. Er nent
auch seyne [23] [Joh. 14, 18.] junger orphanos, das ist vorlasszne trostlose
menschen, den wil er helffenn. [24] Auch im Psalter nennet der Prophete
Christliche selen pupillos, weysen, das [25] ist kinderleyn dye yrer eltern
beraubeth seyn, die keynen trost haben, als er [26] [Ps. 10, 14.] saget
‘pupillis ego ero adiutor, der vorlassnen hulffer wil ich seyn.’ Hyrumb [27]
ist nichts bessers, dan so der mensch in sich selber gehet und siecht was im
[28] gebrist, so wirt er keyn radth nach hulffe finden in adder durch alle
creaturen, [29] szo wirth er dan Christum mussen suchen, und das nennet der
heilige Augustinus [30] ‘compelle intrare.’ Man findet manch mensch, das ym
furnympt an [31] hilff gottes etwas tzuthun. Adder so es schon gottes hulffe
braucht, helt es [32] nicht dye rechte maesz und ordenung, als mit dem
bescheyden, wue es got nicht [33] gefiele, das ers wolt stehen und lygen
lassen, das angefangene werck gehet [34] tzurucke, Er lesset nicht ab tzusuchen
mancherley mittel, es gehet aber alles [35] hyndersich, und so er sicht, das im
alles guthes rathes tzuwenigk, es hilft in [36] nicht seyn vornunfft, es
gebrist ym weisheit, vorstandt, witz, und hebet dan [37] an ‘Ach mein got, ich
szehe es ist alles vorloren, hilff du mir doch’, So
[Seite 131]
[ 10 Am
Rande: Applicatio. 29 Am Rande: Mathei. 6. 3 Seht 2 4 Johannes 2 8 Mathei v.
alle Dr. 15 seyn] sey 2 25 anfahenn 2 27 Wue 3 –5 30 wor 2]
[1] spricht
goth ‘das liedlein het ich lang gerne gehort. Dan das hab ich lassen [2] [Jes.
35, 4.] ausschreyen durch alle Propheten, die do mit lauterer stimmen
offentlich gesagt [3] “Ecce deus vester, Sehet das ist ewer got, der euch
helffen wyl”. Auch in dem [4] newen testament hat das van mir getzeuget Joannes
der teuffer, der do mit [5] [Joh. 1, 29.] dem finger mich betzeichnet hat und
gesagt “Sehet das lemleyn gottes, das do [6] tregt und wegk nymmet dy sunde der
werlt”. Ab er sagen solte: Ist ymant [7] der do noth leydt, dem radt adder
anders gebricht, so laufft tzu dissem, dyser [8] [Matth. 11, 28.] ist der der
euch tzuhelffen kommen ist. Er sagt auch selber Mathei v. [9] ‘Kummet tzu mir
alle ir, die beengstiget seyn und trugknis adder getzwangk [10] adder beswerunge
leyden, dan ich wil euch erquicken’. Also lernet uns auch [11] hye Christus
unser vater, das, so wir seyn namen uneren, teglich bitten sollen, [12] er
wolle uns gebenn, das er nicht geunereth wurde, dan er alleyne kans und [13]
wils thun und keyn ander.
[14] Czum
andern.
[15] Im
ersten stucke seyn beschlossenn dye sich aus angetzeigter gebrechlikeit [16]
erkennen und also hilff van goth begeren. Dis teyll wirdt nun treffenn die [17]
hoffertigenn, dye sich in yn selbes frum unnd heiligk duncken, unnd der ist
[18] itzunder, got sey es geclaget, am meisten under geistlichen und
wertlichen, die [19] do steth das wortlein furen in allem dem, das sye thun,
sprechend ‘Ach ich [20] habe szo eyne gute meynung. Ich meyn es szo hertzlich
gut, der und der wil [21] mir nicht volgen, ich wolt ym das hertz im leib
mitteylen’, und wil die ungerechten, [22] boszen nicht leyden adder mit yn
gemeinschafft habenn, auff das [23] man ya nicht spreche ‘O geeth der mit
sulchen umb, ich het yn vor frommer [24] gehalten’, suchen alleyn irn namen,
ere und gerucht, und vorgessen Christi [25] namen. Auch in allem das sye
anfaenn, setzen sye tzuvorderst ‘ich wil das [26] thun tzu eren dem almechtigem
gotte &c.., tzu nutze gemeyner cristenheit’ unnd [27] der gleichen. Wu aber
ir erlesen vornemen nicht vorsich gehet, seyn sye so [28] unleidlich und werden
alszo ungedultigk, das nyemandt kan mit yn umb [29] [Matth. 7, 15.] kommen, so
sicht man dan, wy sye es gemeynth haben. Van den saget [30] Christus ‘Nempt war
und huth euch vor den falschen Propheten, die sich [31] auszwendigk in cleydern
der schaff, einfeltigk, from, heyligk anstellen, und im [32] [Matth. 7, 16.]
hertzen seyn sye voll reyssens als die wolffe’, Saget ‘wen ir sye wollet
kennen, [33] so habeth acht, was sye vor fruchte bringen’. Also, Wan man yn
saget ‘wir [34] haben alle dingk van gotte, als von eynem frommen vatter’, so
sprechen sie [35] schimpflich ‘O wer weysz das nicht’, und meynen, sie
vorstehen gantz woll [36] was das sey. Wan es aber an ein treffen gehet, und
das man yn an ire [37] ere redet, voracht sye, helt sie gering, man nymmet yn
etwas, adder szo yn
[Seite 132]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1
widerwertiges 4 geschicht 2 9 reymeth 2 10 nich dein 2 13 vnrech 2 Greiff 2 25 ader 26 klaffern 2 28
abschneidung 34 alle in 2]
[1] got etwas
widderwertigs leest tzukommen, szo tzyhen sye tzu rucke, und stehen [2] wye die
narren, und so yn, also sie sich duncken lassen, ungerecht geschicht, so [3] es
doch recht ist, heben sye an ‘Ach got, sich oben herab, du weyst, das mir [4]
ungerecht geschidt’, und fallen in sulche torheit, das sye sagen dorffen, yn
[5] geschee vor gotte unrecht. O ir hoffertigen heyligen, wu ist nun ewer
vorstandt, [6] da ir vor gesagt, alles sey von gotte? ist nun das jenne nicht
von [7] gotte, das man dir nymmet, warumb schreibstu es dir tzu unnd sagest
‘Ach [8] goth, las dichs erbarmen, das man mir szo unrecht thut’? Du armer
mensch, [9] ist es gottes und man thut dirs, wu reumeth sich das tzuhauffe, das
man [10] [Hiob 41, 2.] dir solt unrecht thun in dem das nicht dein ist? Goth
sageth durch Job den [11] frommen Propheten ‘Omnia que sub celo sunt, mea sunt,
Alles was under [12] dem hymmel ist, das ist meyn. Ich habe es gemacht und
erschaffen’, was [13] berumest du dich dan des deynen und des, das dir unrecht
geschee? Greifft [14] man an dein ere, geleumb, gut gerucht, gut und was du
hast, so greifft man [15] in Christus guth. Dan wan Christus seyn hulff und
handt abtzuge, szo [16] wurde dich bald der teuffel vorschlingen. Er steeth
aber und warth unszer, [17] der fromme goth, und wan er eynen leest fallen, szo
thuet ers aus eyteler [18] gutte, auff das der mensch sehe, wu er sey, unnd wu
er gewest sey. Sunst [19] stehet er und wacht, er hat unszer nicht vorgessen,
er ist auch nicht ferne van [20] [Apgesch. 7, 55.] unns, als die schrifft
mannichfeldigk antzeigt, Als auch Stephanus sagete ‘Ich [21] sihe den hymmel
offen und den sun des menschen stehende tzu der rechten’, [22] [Offb. 14, 1.]
Joannes spricht auch also ‘Ich habe gesehen das lemlein (das ist Christum) [23]
stehen auff dem berge &c..’ das er ja eben auffsehe waß wir thun, er ist
unser [24] wechter uff der warte adder spikell1) Syon. O wie trostlich uns das
ist!
[25] Hirumb
ist tzumercken, das nicht krefftiger lere adder underrichtunge [26] kan gegeben
werden den kleffern und affterkosern, dan so man in saget, wy [27] sye das
alles Christo thun, was sye irem nehesten menschen mit honunge, mit [28]
abschneydenn ires geruchtes ertzeigen. Wer ist also vorgessen, das er freveles
[29] willens widder goth thun darff?
[30] Eyn
kindt gottes aber spricht, So ym auch alle widderwertigkeit tzukommen, [31] in
allem was er anfehet tzuthun, es sey auch das allerbeste nach [32] seynem
gutduncken ‘Ach lieber vatter, ich neme mir das vor zuthun, laß [33] mich
duncken, es sey guth, Aber gefelt dirs nicht, szo maches wy du wilt. [34]
Maches allein, das dein lob, ere und gloria daraus komme. Wu das nicht [35]
volget, lieber vater, szo las es tzu rucke gehen’, und also mussen alle unsere
[36] werck alleyn tzu eren und preisung gotliches namens gericht werden. Dan
[37] [Offb. 15, 4.] die schrifft saget ‘Sein nam ist alleyn heyligk, und er ist
alleyn ein herre,
[Seite 133]
[ 16 vnsern̄ 2
23 beschlissen 26/27 in vnsern̄ 2 33 Paueles 2 37 abgetzohen
2]
[1] [Ps. 148,
13. 83, 19.] heyligk und hoch’, volget, das unser nam geschend, unheiligk,
untuchtigk ist, [2] und wir seyn knechte und untherthane. Got kan auch und wil
nicht leyden, [3] das man ym seyn ere entzihe, wir konnenn nach vormogen auch
nicht meer, [4] er thut auch nichtes anders fordern dan das lob seynes namens.
Wolle wir [5] aber und sollen yn loben, so mussen wir uns schenden. Unsere
schande, und [6] das wir uns selber untuchtigk erfindenn, ist seyn lob, dan
alßbaldt dis irkentniß [7] in uns ist, lauffen wir, wye obengesaget1), tzu
Christo &c.. Wy aber [8] goth will alleyn die ere haben, habe ich in dem
Sermon von Zacheo2) genugsam [9] gesaget. Wir sehens auch bey uns selber wol.
So eyn berumbter maler [10] ein schon bildt gemalet het, und kem eyn ander und
wolt sprechen, er heth [11] es gemacht, wolt im das lob tzutziehen, wurde den
maler ser vordrissen. [12] Also auch und vil grosser got unser maler &c..
[13]
Epilogus, eyn kurtzer begreif diser bit.
[14] Ist nun
die meynunge und Sume der gantzen bit: Ach lieber vatter, [15] dein nam werde
geheyliget in uns, das ist, Gib uns gnabe, das wir also [16] leben und so from
seyn, das dein gotlicher nam in unserm leben van uns [17] nicht geunereth
werde, sunst an dein hulff schende wir und uneren deynen [18] namen.
[19] Aus
dissem vorstandt werden die andern gebet auch vorstanden, und wirt [20] hyr van
nothen seyn tzuertzelen, aus dem das gottis nam allein sal geheiliget [21]
werden in und durch alle unsere werck, sye sein was umbstandes sie sein [22]
mogen, was des rechten gebethes arth und eygenschafft sey, und setze eyn [23]
sulchen beschlissz.
[24]
Conclusio.
[25] Wu nicht
entlich, furnemlich, bescheidenthlich, sunderlich gotlicher nam [26] und seyn
lob in und durch alle unszere werck gesucht wirt, tzuvoraus in [27] unserm
gebeth, so seyn unsere werck und gebethe unrein und lesteren goth und [28] seyn
heyligen namen.
[29] [Ps.
111, 3.] Den Beschlis bewert der prophete in psal. ‘Confessio et magnificentia
[30] opus eius, Gottes werck ist nichts anders dan lob und großmachung.’ Da
[31] nennet der prophete das menschliche leben ein lob gottes. Nun stedt gottes
[32] lob in unser schendung, so wir vorlassen seyn, allein in uns gehen, alle
sinne [33] tzuschlissen, und ist auch dye meynung sant Pauels tzu den
Chorinthiern, [34] [1. Cor. 7, 8?, 1. Tim. 5, 5.] Warumb die wytwen teglich tzu
beten werden vorursacht, ist die meynunge, [35] das wir, so wir bitten, alle
witwen, das ist in uns selber vorlassen, sein [36] sollen. Also sagt
Augustinus: Bitten kommet aus noth und unfall, der ferlickeit [37] und
anfechtung, darumb mus der geist van den synnen abgetzogen seyn: [38] Sunst
konnen wir bitten, aber nicht wol bitten, dan das haben wir allein [39] durch
die heilmachende gnade.
[Seite 134]
[ 3 iczundt
6/7 Et sein 3 8 glauben 2 10 vnsern 2 17 Alle die dyse 2 19 kurlich 1 kurtzlich
2 –5 21 thintten 2 22 salten 2 26 durh Christum 2 30 mir vnder mein 2 31
vmgreiffen 2]
[1]
Czumercken, alle die gebet, die do den schein haben, das sye dienen vor [2]
dyße adder ander kranckheit, haltens die bettende dan feste darfur, es werdt
[3] yn was sie bitten, und die selbe nerrische heiligkeit nymmet itzunder gar
ser [4] uberhand, das ich es nicht schweygen kan, ich mus etwas darvon sagen
unnd [5] alle die warnen, das Christi kinder seyn. Man helt itzundt meer van
eynem [6] gebethe, das mit rother tintten geschryben ist, dan van dem
evangelio. Es [7] sein erstlich Sant Brigitten gebethe und werden vill leuth
erfunden, dye do [8] gentzlich gleuben, wan sye dissze gebeth teglichen bethen,
konnen sye nicht vordampt [9] werden, und wollen also eyn sicherheit machen der
seligkeit, wollen [10] auch gotte mit unserm gebeth buchen, das er doch tzu
poden nicht leyden magk. [11] Sein darnach viij versz Bernhardi: szo du die
betst, vordinstu als vil, gleich [12] als du den gantzen psalter hettest aus
gebetet. Ich wil meer sagen, wan du [13] ausz dem hertzen betest allein ‘Dein
nam werde geheyliget’, ist meer, dan das [14] du hunderth psalter an hertze
bettest. Es sein auch ander gebeth und villeicht [15] hinder dem ofen erdicht,
das uns goth nicht lasse kranck werden, unser gutter, [16] habe, ecker, wysen
behute, als von Sancto Lamperto, sant Annen und was [17] der gleichen ist. Alle
dyse bittent sollen wissen, das sye sich wol vorwaren, [18] auff das sye nicht
eyn ander gebeth grosser achten dan das, das uns goth [19] gelerneth hath, und
sollen das kurlich1) tzu eyner leer nemen: Wu sye Christum [20] nicht finden in
dem gebethe unnd seyns namens lobung, sollen sye kein rothe [21] thintte
ansehen, sunder das faren lassen. Das tzeiget auch an die mutter der [22]
kinder Zebedei, dye do bath den Hern, das tzwene sone solten sitzen eyner tzu
[23] [Matth. 20, 20 ff.] der gerechten, der ander tzu der linckenn, als Matheus
schreibt, hath ir der [24] herre sye straffende geanthwort ‘weyb, du weist
nicht was du bittest’, dan [25] durch dye rechte hant wirt vorstanden in der
schrifft, Also Augustinus saget, [26] die menschliche wirckungk, die durch
Christum gewircket wirth, Durch die lincke [27] hanth tzeitliche guter. Also
sagt Augustinus uber den psalter, da er eynfuret [28] [Hohel. 2, 6. 8, 3.] den
spruch Canticorum ‘Leva eius sub capite meo, et dextera eius amplexabitur [29]
me’: Dye lincke handt, das ist alle guter, ehr, reichtumb, wollust und [30] was
tzurgenglich ist, wirt er dir under dein heubt legen, und seyn rechte [31]
handt wirth mich umfahen adder umbgreiffen, das ist, er wirdt dich furen [32]
[Spr. 3, 16.] in sein leben, Proverbiorum am iij. ‘In der gerechten gottis ist
das ewige [33] [Matth. 25, 33 ff.] leben.’ Auch sageth Christus, wye alle die,
dye auff der rechten stehen, werden [34] seligk, dye auff der linckenn
vorthumet, dan do ist alles ubel, sunde und
[Seite 135]
[ 2 wollen 2.
5 wolen 3. 4 5 vordamnet 12 kum̄en 15 lādē 3
–5 in den reych 2. 3. 4 21 nich 2
22 ader 2 23 reg || girē rey- || ren 3 rey || ten 4. 5 24 adaer 1 30
teufflischen 37 saget 2]
[1] boszheit,
der teuffel mit aller seyner geselschafft. Auff der rechten seyn alle [2]
frommen, außerwelten und engel, alle tugent. Hyrausz woln wir lernen, das [3]
alle die gebethe, die do von den tzeitlichen guttern, ehr, reichtumb, gesunth
[4] und der gleichen gescheen, wu Christus nicht vorgehet, stehen tzu der
lincken [5] und werden van gotte vordammet, Wu aber goth gesucht wirt, stehn
tzu der [6] [Ps. 145, 10.] rechten, und werden van got gebenedeyet und
gebenedeyen yn widder, als do [7] geschrieben stedt ‘dein heilgen werden dich
van werlt tzu werlt ewigk loben.’
[8] Die Ander
bitth und ire auslegung.
[9] Czukumme
unns dein reich.
[10] In dyser
andern bith werden wir vormanet unnszer durfftikeit, kranckheit [11] und
elendes, dan dyweil wir bitten ‘Ach vater, las dein reich tzukummen’, [12] was
aber nach kommen sal, ist ytzt nicht vorhanden, Bekennen wir, das seyn [13]
reich nicht hie ist, ‘wir sein im elende, betrubnis und jamer, auch unther den
[14] feinden. Hyrumb, lieber vatter, gib genad, das dein reich tzukomme, auff
[15] das wir aus dem unbekanten lande und gewalt der feinde in dein reich
kommen [16] mugen’. Also ist dis die ander antzeygung menschlicher
gebrechlikeyth, wy [17] oben auch gesagt,1) Dy also Ciprianus der heilig
Bischoff und marterer also [18] nennet: Dyweil dan feinde vorhanden, ist van
nothen, das wir uns mit den [19] schlahen mussen, uns der erweren, wollen wir
anders van yn nicht erschlagen [20] werden. Wyr seyn auch altzeit under der
gewalt des teuffels, also lange [21] gotis reich nicht in uns kommet, unsers
vleisches und der werlt, dan in uns [22] wil altzeit etwas des unsern adder des
teuffels mit herschen und begert mit [23] hohem vleys allein zu regiren und die
uberhandt tzuhaben. Das gesetze der [24] glider adder des vleysches tzwinget
dich aus gebot des teufffels zu der ßunde [25] [Jes. 9, 4.] und tzu
untreglicher beswerung deins gewissens. Hic enim ‘iugum oneris et [26] virga
humeri et sceptrum exactoris’ sentitur.
[27] Dan keyn
Tyran hat nye also geschatzt, undergetruckett, also beschwert [28] und
undergebrochen sein undersassen als der teuffel durch dye begir des [29]
vleysches und der werlt beschwert und anficht dye conscientz des menschen. [30]
Ach got, wye vil sein der, dye under dyssem gewalt des teufflishenn tyrannen
[31] ewigk bliben, so sye mochten, dan es duncketh sye lustigk sein. Derhalben
[32] sammeln sye untzelich gutter, bawen sulch wonung, gleich sye ewigk alhie
[33] [Hebr. 13, 14.] wolten behawsenn, so wir doch hye kein bleibende stadt
haben, Als sant Pauel [34] sagt, und alle disse ader der gleichen betten dyse
gebet an hertze. Dan so sye [35] es theten mit hertzlicher begir, sprechen sye
‘Ach vater, erlose mich van dissem [36] leben, uff das wir in deynem reich
leben’. Also hat santh Pawel gebeth, da [37] [Phil. 1, 23.] er sagt ‘Ich beger
van dissem leben zuentbunden werden, auff das ich sey mit
[Seite 136]
[ 19 Am
Rande: Luce. 17. 23 Am Rande: Mathei 24. 7 czors 2. 3 9 begird 4. 5 18 vnd
fehlt 20 saget 2 nich 2 28 czu
gutē 2 meher 29 goth 2 nehesten 30 frūlich 1
frūtlich 2 –5 33 vollenbracht]
[1] Christo’.
Disz aber beweysen sye mit den wercken nicht, die doch dem hertzen [2] pflegen
gemessz tzusein, und sein gleich als silberen pfeiffen, die plert und [3]
schreiet, lautet &c. an sele und hertz. Darumb billich vorspot unns goth.
[4] Goth sey es aber geklagt, das unnser heyligkeit, dye wir hoch antzyhen, den
[5] orgel pfeiffen vorgleichet ist.
[6] Van
tzweyerley reich, gottes und des teuffels.
[7] Des
teuffels reich steht in volbringunge aller ßunde, des tzorns, des [8] neydes
und andern, als betrigereye, falscherei, in hynderkumung des nehesten, [9] in
nachrede. Darinne wonen alle die, dy iren begir, der werlt1 und dem [10] rath
des teuffels volgen, und den dis leben wolgefelt, und so es in geburen [11]
mochte, wolten sye ewigk hye leben, und also tzukommet in das reich des
teuffels.
[12] Gotes
reich kommet nicht erh, dan wu do ist frid, demuth, tzucht, keuscheit, [13]
lieb und andere gutte tugent, Stehet es in schoner rwe, an tzorn, an hassz,
[14] an vorgunst, an betrigk, an hinderlist; gantz lieblich, fruntlich,
warhafftik, [15] einfeltik, sanfftmutik, gutik, gutwillik, hebet hye an in
diser tzeit, aber in [16] jennem leben wirt es volbracht.
[17] Mochte
einer sagen ‘wurbey sal ich mercken, wan das reich gottis zu [18] und in uns
kommet adder anhebet tzuzukommen?’ Antwort: Christus sagt [19] [Luc. 17, 20 f.]
selber Luce xvij. do er gefragt wart van den geistlichen juden, wan do kommen
[20] solt das reich gottis. ‘Ja’, sagt er, ‘das reich gotis wirt nicht kommen
mit [21] einer sinlichen uffmerckunge, mit dem grossem pracht, man wirt auch
nicht [22] sprechen “sich da adder da ists.” Nemet war, das reich gottis ist in
euch.’ [23] [Matth. 24, 23 ff.] des gleichen vormanet Christus alle seine
auserwelte, do er in saget, wie vil [24] zukunfftiger falschen propheten weren:
‘Sehet euch vor, so sye euch sagen [25] werden, er sey (vornempt Christus) in
der wostenye, geheth nicht hynaus’, ir [26] dorfft es nicht weyt suchen, ir
habt es bey euch.
[27] Unnd ist
dissz erkentnisz.
[28] Merck
vleissigk auff dich selber, ab du tzum guten adder bosen mehr [29] geneiget:
findestu in dir, das du liebe habst guth tzuthun und deinem nhesten [30] van
hertzen fruntlich, gutigk tzu sein, dich gantz geringe, unwirdiger dan alle
[31] creaturen erkennest, bist willigk den armen zu helffen, so hat in dir
angehaben [32] das reich gotis, also wirt der mensch immer mher und mher
tugentsam, so lange [33] biß das wir sterben, so wirt in jennem leben das
vullenbracht. Nun sein [34] ir vill, so sie dis horen, das wir durch das
sterben musszen zu gotis reich [35] kommen, wolten si es lieber entberen, auff
das sye leben mochten, und die [36] bethen dis gebet an hertzen. Findestu aber
dis nicht in dir, so hastu in dir
[Seite 137]
[ 19 f. Am
Rande: de gratia et libero arbitrio. Velle bonum est perficere, velle malum est
deficere. 1 da die 2 boeßheit 3 –5 5 wir mocht 3 –5 6 deynen 2 (deynē 3
–5) 13 gutliches 3 14 willen 2 17 Ist Christo 2 Ist is Christo 3 22 mogen 2 27
vnsern̄ willen 2 33 vndē alle Drucke. 35 vorstehen]
[1] des
teuffels reich und bist in eynem ferlichen stande, dan die tzirheit und gesmuck
[2] teuflisches reichs sein sunde und boszheit.
[3] Also ist
es nichts anders gesagt ‘tzukomme dein reich’, Dan ‘lieber vater, [4] las uns
hye nicht lange leben, adder so es dir also gefelt, gib uns dein gnad, [5]
dardurch wyr mochten werden geschickte dyner, in welchen deyn reich mochte [6]
ein anheben nhemen tzukommen, und dis alles nach deynem gotlichen wolgefallen’,
[7] wy volget.
[8] Dye
dritte bith und yre auslegung.
[9] Dein
wille geschee als im hymmel und auff der erden.
[10] Dye
Erste bitth, wy obgesagt,1) fordert van uns gothlich lob, seynes nhamens [11]
glorie und ere, Dye ander unser frumkeit, das die gotliche gnade uns [12] hye
frum mache, Die dritte wil haben tzubrechung unsers willens und [13] eynfurung
gotliches willens. Dan es wirt van nothen sein, sal gotis [14] wille besthen,
so mus unser untergehen. Dan sye sein widder eynander, [15] als das Christus
clerlich antzeigt, da er im garthen bath seynen hymmelischen [16] [Luc. 22,
42.] vatter, er solt van im nemen den kelch der marter, dennoch sagt er ‘dein
will [17] und nicht meyner geschee’. Ist in Christo nach der menscheit ein
sulcher wille [18] gewesen, was wollen wir armen wormlein dan brangen, das
unser wille [19] guth sey? Darumb sagt der heylige Bernhart uber das ewangelium
van Marien [20] Magdalenen: Wir konnen wollen, aber nicht wol wollen. Dan wol
wollen [21] ist volkommen machen, das allein gottes ist, ubel wollen ist
gebruch leyden, [22] das ist unser. wir mugen auch aus eigner natur nicht anderß
dan fallen [23] und lygen, kranck sein. Hye wirfft darnydder Bernhardus dye
lere Arestotelis, [24] da er sagt, ein mensch sey eyn herr aller seiner werck,
anfanges, mittels und [25] endes. wye kan und magk aber das bestehen, dyweyl
der will, dem Arestoteles [26] die groste macht gibt, nicht gutes tzuwollen
vormagk? ßo baldt auch [27] wir unserm willen volgen, werden wir unser und
darnach des teuffels. [28] Hyrumb der do guth thuet, der wandert nicht frey
nach seinem willen, besunder [29] gibt sich und alles das sein frey hinwek in
den willen gotes. Derhalben [30] kan nymant wol thun und wol wollen dan allein
durch die heilmachende [31] genad, so bitte wir nun also ‘o vater, ich finde in
mir, das mein [32] natur van art zu dem boßen gneigt ist, das sie alzeit das
ire, ir gerucht, [33] nutz, frommen sucht an wertlichen adder ausserlichen
unden innerlichen adder [34] geistlichen dingen. Ich bitte dich, brich meyn
natur, meynen willen, es gehe [35] mir wye es wolle, das es alleyne dir
wolgefalle’. wy man aber disz vorstehn [36] sal, wirt clerlich hernach volgen.
[Seite 138]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 5/6 hebet
an czukommen 10 Bitten wir 2 16 aber der do (der, do 3 –5) begerth 17 mossen 2
20 tzolosen 3 21 czuerfullen 2 24 anczeigt daz 2 dz 3 28 seynen 2 29 armoth 2 32
ewren 2 (ewrē 3 –5)]
[1] Volget,
wye sich dissze drey bitth in eynander schlisszen.
[2] Nun ist
es eyn wunderlich dingk, das uns got heysset bitthen das uns [3] wyder ist, dan
szo szein will sal gescheen, so mus unser will tzubrochen werdenn, [4] wan aber
meyn will tzunicht gemacht wirth, unnd gotlicher wille herschet [5] alleyne,
szo ist auch meyn hausz und reich des teuffels tzubrochen und hebet [6] an tzu
tzukommen in mir das reich gottes. So das aber geschicht, szo ist in [7] mir
nichs anders dan groszmachung, heyligung, lob, gebenedeyung, preysung [8]
gotliches namens, und dis alles aus lauterer gnaden gotes. Also dyeweil im [9]
hymmel nichs anders ist dan ein eyniger wyl, dan alle heyligen sprechen ‘O [10]
got, hye ist nichs dan dein wyl’, Bitte wir auch, das sulche voreynigung [11]
menschliches und gotliches willens auff der erden und in uns mochte gescheen,
[12] und dysse drey gebeth gen Christum an, ern yn und schendenn uns, dyeweyl
[13] wir nichs thun dan was gote miszfelt. Aber aus allen den erwechst nicht
[14] anders dan gottes lob, das do stehet, wye obenn gesagt,1) in unser
schendung, [15] unnser gutheit musz nichts sein, bis szo lang das Christus sein
guth hat. [16] Wer ist aber der, der do begerth mit seynem vatter in unwillenn
tzuleben, [17] als wyr mussen und konnen nicht anderst? Dan seyn wyl geschicht
nicht, [18] so thun wir auch nicht darnach, darumb bitten wir umb seyn hulff.
[19] Und je
tieffer die menschliche natuer geschendet wirdt, je meer trostes das [20]
[Matth. 5, 17.] sye hat. Dan Christus sagt ‘Ich bin nicht kommen auff tzulosen
das gesetze, [21] sunder tzuerfollen’, Und im evangelio drucket er aus dye
teuffe des gesetzs [22] also, das es uns unnutzlich2) tzuvolbringen, wir suchen
dan eynen, der uns [23] dartzu hilfft. Das ist die trostliche bothschafft
(evangelium), die uns Christum [24] antzeiget, das wir tzu dem lauffen und yn
ersuchen. Dan er ist es, der unns [25] tzu trost, hulff und beystandt kommen
ist. Also lernet uns nun goth, das [26] wir unns selber sollen kennenn, wer wir
seyn, unnd das wyr hulffe dorffen, [27] szo erwechst dye demuth unnd bekommet
der mensch ein hoffnungk, eyn getrawen [28] und eine lieb tzu seynem frommen
gotte, der sich ym tzu hulffe, auff [29] das er ausz seyner armuth geloßet
mocht werden, hat lassen alßo kleglich [30] handeln. &c.
[31] Threthet
nun herfur, O ir hoffertigen, die ir euch ewers guten willens [32] rumeth und
sprecht, so es euch nach ewrem gefallen nicht gehet, ‘Ey ich meynt [33] es so
hertzlich gut, ich wolt eyner gantzen stadt geholffen haben, so wils der [34]
teuffel nicht nachgeben’, und halten es darfur, ir wille sey recht unnd guth.
[35] O aus, aus mit euch, hort ir nicht, das unnser wille stethe widder goth
[Seite 139]
[ 5 zu thon
2. 3. 4 14 elēdē 2 22 gnaden 2 30 gereynget 3 34 nicht 2 36 darnarch
2. 3]
[1] strebet?
Du salt aber alszo sagen ‘Ach got, ich meynt, es solt guth sein, so [2] du aber
nicht wilt, bin ichs wol tzufriden &c..’
[3] Es ist
nun leyder dahin kommen, das man dem volke van der Cancell [4] unvorschemeth
offentlich sagt ‘O mensch, habe nund1) ein gute meynunge, willen [5] und
vorsatz zu thun so vill du kanst, thu was in dir ist, so kanstu nicht [6]
vorloren werden’. Ach got, wy seyn wir in den irthum kommen, so kein [7] guter
wille, gedancken, vornemen, meynunge in uns ist, und szo wir thun was [8] an
uns ist, so thun wir nichs dan das wir sundigen.
[9] So sagen
sye ‘Got der ist so gutigk, das er dem menschen das nicht auff [10] legt, das
ym tzu schwer tzutragen’. Antworth: ja er legt dem menschen auff, [11] das im
tzu schwer ist aus im selber allein aus der ursache, das er sehe aus [12] sich
nichs zu vormogen, und Christum anruffe, wye oben gesagt,2) dan durch [13] des
hilff kan er es thun und sunst nit.
[14] Item
Gotes wille ist der alleredelste wille, und unser wille elende, arm, [15] boße,
schlim und untuchtigk. Darumb der beste wille, den wir haben mogen, [16] ist
jegen got nichs tzurechen. Auch so du hettest die wolmeynung, du woltest [17]
die gantz cristenheit bekeren und in seynen seligen standt furen, idoch szo du
[18] auch kondest toden erwecken, mustu dareyn keyn vortrawen setzen, sunder
alleyn [19] gotte frey ubergeben und sagen ‘Mein liber goth, ich lasse michs
gut duncken, [20] gefelt es dir, so geschees, gefelt es dir nicht, so bleib es
da hinden’.
[21] So
sprichstu ‘Ey warumb hat mir dan goth ein freyen willen geben?’ [22] Antwort
Augustinus: Der wille des menschen ausserhalb der gnade ist ein [23] knecht und
nicht frey, er ist dynen, allein ist er frey wan er durch die gnade [24]
gericht wirt. Dan die gnade macht uns wol wollen, des ist die schrifft gantz
[25] voll, welche tzuertzelen tzulangk were.
[26] So
sprichstu aber ‘Ey hat doch Aristoteles gelernt, dy vornufft weyset [27] altzeit
den menschen tzum besten’. Antwort: Die menschliche natur ist in [28] allen
iren krefften also vorgiftet, das sye nichs aus ir selber guts vormagk. [29]
Hyrumb szo die vornufft, vorstandt des menschen, durch gotliche gnade nicht
[30] gereyniget werden, ist sye meer tzum bosen geneigt dan tzum guten. Hyrumb
[31] wirt die bewerung Arestotelis aus dem finstern loch wenigk stadt haben, es
[32] ist uns aber genugk, wan wir das wissen, das in allen gesetzen van allen
[33] Bebstenn, Keysern adder andern, wu nicht gottis wille vorgeeth, die
menschliche [34] vornufft nichs vormagk.
[35] Nun sein
da dye Sententionarii und sagen, wan den menschen sein [36] sunde berawen und
gebeichtet hat, so ist er in gnaden, und was er darnach [37] thue, das ist
guth, szo er eyn gute meynung unnd vorsatz hath, unnd meynen, [38] das dye
meynung, das sy heissen bonam intentionem, allein im bosen sey, so
[Seite 140]
[ 1 erhalt 8
geschehen 13 eren 14 eyetel 2. 3 14/15 eingebung 2. 3 16/17 sey den vnser 18
helle] heile 2 22 sein fehlt 2 29 werden] worden 35 heylgmachung 3 heylmachung
4. 5]
[1] sye doch
in gutem und besten, als uns duncket, erhalten wirt, darumb das [2] alles der
warheit ser ungleich. Dan sye habens aus Arestotele also getraumet. [3] Aber
Augustinus und Ambrosius geben ym vil ein ander gestalt und sagen [4] ‘wan ich
in genaden bin, so bleybt die genade nicht, sunder Christus gibt eyne [5]
grosser, alszo das dissze weicht, und alszo lange, bis eyn volkommender mensch
[6] wirth’. Darumb ist es gar ein feyne lere. Wan der mensch in seynem vornemen
[7] eyne widderstrebung fueleth, das er bey leybe nicht stille stehe, umb [8]
gots willen, er lasse es faren und sage ‘O goth, las dein willen gescheen unnd
[9] nicht den meynen’.
[10] Wollen
wir aber sehen, was aus dem guten vornemen (als sie es [11] nennen) erwechsset,
mercken wir unnd ist am hellen tage, wye itzundt eyn [12] Bischoff mit dem
andern, ein kirch widder die ander, monche, nonnen, pfaffen [13] an allen
orthen gothe tzu ern und der kirchen tzu guthe fechten, hadern und [14]
kriegen, das doch eytell teufflichs anreyssung sein, und gespenst teufflischer
ingebung [15] gruntlich in der warheit befunden wirth.
[16]
Beschliesszlich volget, das wir tzu dem reich gotthes nicht kommen, es sey [17]
dan das unser wille gebrochen wirt, das der mensch also gefuerth werde und [18]
sage ‘O mein lyber got, da ist helle, da ist hymmel, keuscheit, heyligkeyt,
[19] gute werck, darinne habe ich dye meynunge &c.. Aber, lieber goth, Ich
setzs frey [20] tzu dir, mach darmit was dir gefelt, dan meyn will ist nicht so
gut, als [21] deiner, Darumb geschee und vorgehe dein wille’, unnd also musz
der mensch [22] gelassen sein, das er auch, so es gote gefiele, in die helle
wolt faren umb [23] seynen willen. Wan aber dis alszo geschicht, so kommet das
reich gottes in [24] uns, dan Adam ist nun todt, und regirt Christus, und in
dem hausz thut [25] [Ps. 81, 5.] man nichts dan got loben, als der getrewe
Prophet David sagt ‘Seligk sein [26] dye, herre, dy do wonen in deynem hawsze,
dan von anbegin tzu ewigkeit [27] werden sye dich loben’. Hyrumb ist die erste
bith die groste, und magk in [28] uns nicht war werden, es sey dan, das dye
andern nachvolgenden tzwu bit [29] erstlich in uns war werden seyn.
[30] Begreiff
dyser bith.
[31] Hyrumb
ist es nichts anders gesagt Wan ‘o vater, gib uns gnad, dardurch [32] wir
unsern willen mugen brechenn, auff das wir uns gantz frey in dich [33]
vorlassen, deynen willen gedultigk gescheen lasszen, er duncke uns bosze adder
[34] guth. O goth vater, dein wille geschee, und als dan wirth tzukommen dein
[35] reich, und so wirt auch in uns werden ere und gloria, auch heyligmachung
[36] deines gotlichen namens’.
[37] Die
nachvolgende bitthe tzeiget an dye ordenung tzu bitten, dan in den [38] ersten
dreyen wirth allein got gesucht, und wan goth das seyne hat, mugen
[Seite 141]
[ 5 welchen 2
7 geb 3. 4 gieb 5 10 moß 2 ire 3
–5 16 idermans es 3 –5 17 meynen 2 (meynē 3 –5) 18 muden 2 25 sammein 3
sammen 4. 5 hymmelischer 2 33
aucht 3]
[1] wir woll
bitten unszer notturfft, er gibts auch selber. Das meynt Christus, [2] [Matth.
6, 33.] da er sagt ‘Czum ersten sucht das reich gottes und sein gerechtigkeit,
so werden [3] euch alle notturfftige dinck zugeworffen’.
[4] Die
vierde Bitth und ir auszlegung.
[5] Bis
hyeher haben wir gebraucht das wortlein ‘dein, dein’, in welchem [6] wir gotte
dye ere geben, Nun aber heben wir an unser notturfft tzu bitten.
[7] Unser
teglich broth gib uns heuthe.
[8] Der
mensch ist van tzweyen naturn tzuhauff gesetzet, als vam leybe und [9] der
sele, der leib mus haben seyn narung, darvon er sich entheldt, und an [10] das
mag er nicht leben. Dye szele musz aber irer speyse auch nicht beraubet [11]
seyn. Daraus wir lernenn, das tzweyerley speisze ist des menschen, des geistes
[12] und des leybes, innerlich und ausserlich, als Sanctus Ciprianus saget.
[13] Czum
ersten bitthen wir in eynem slechten vorstande umb das leiblich [14] broth, in
welchem alle leipliche notturfft beschlossen wirt, Dan wir wissen, [15] das, so
schon alle fruchte thewer sein und allein broth wolfeyll, nent man [16] es gute
tzeit, so aber broth gebruch ist, sagt iderman, es sey ein bosze tewre [17]
tzeit. Es ist auch nicht nach meynem gutduncken an sunderliche gnade, das [18]
wir aller speysze tzuessen mude werden alleyn brothes.
[19] Nun lath
uns mercken dye ordenung der wort. Er spricht erstlich ‘unser’. [20] das wir ja
unszers nehesten nicht vorgessen, wy oben im anfangk gerurt ist.1) [21] Darnach
sagt er ‘hodie’, id est hoc die, auff dysen tagk, nicht auff morgen, [22]
[Matth. 6, 25 ff.] sunder heuthen. Dan Christus sagt Mathei vi. ‘Ir solt nicht
sorgfeltigk [23] sein, was ir essen adder trincken wolt, antzihen, wur mit ir
euch becleydigen [24] mochtet. Seyet an die vogel des hymmels, die wedder seen
adder einernen, sie [25] sammeln auch kein getreid in dye scheuren, unnd ewer
hymmelscher vater neret [26] sye. Auch sehet er in die blumlein des ackers, die
lilien, rosen &c.. Sye [27] arbeiten nicht, sie spinnen auch nicht, dannoch
sage ich euch, das Salomon, [28] der grosmechtige und reiche konigk, in aller
seyner glorie nye szo getzirt ist [29] gewest als eins van dyssen’. Schleusset
nun der herre ‘Ist aber das war, [30] So ewer vatter das gras, das heuthe
wechst, und morgen wirfft man es in [31] das fewer, also bewarth und ernerth,
was wolt ir dan sorge haben? seyt ir [32] [Matth. 6, 34.] nicht meer dan gras
und vogel?’ Als er an eynem andern orth saget ‘Ir [33] solt auch nicht
sorgfeldigk sein, was ihr morgen thun wollet, dan der morgene [34] tagk bringet
mith im seine eygen sorge’. Ist die meynunge disser aller, das [35] wyr unser
nottorfft also sollen suchen, also darnach trachten, mit dem anhange, [36] so
es im wol gefiele und nicht widder were das tzuthun, wu es aber widder
[Seite 142]
[ 14abczeucht
2 abczeugt 3 –5 21nytth 2. 3 nyth 4. 5 30 hoth 2 31 hunger 2 32 beger 34
gleiche 3 –5 35 adder 2]
[1] yn were,
sollen wirs farenn lassen, vor allen dingen in yn hoffen und trawen, [2] [Ps.
37, 25.] dan er wirt uns nicht lassen. Also sagt David ‘Ich bin junck gewest
und [3] bin alt worden, und habe nie gesehen, das der gerechte were vorlassen
worden [4] (der ist aber gerecht, der durch den glauben vestiglich in yn hofft)
adder sein [5] kinder das broth suchen’.
[6] Nun wirdt
uns aber angetzeigt, in was stande wir hye leben, wir sein, [7] da nicht das
broth tzuessen ist, unnd wyr hettens nicht, wen er uns das nicht [8] gebe,
sehet an unnser durfftigkeit und armuth, elende und jamer, wir sein und [9]
wonen in der tewren tzeit, wir sein auch pilgrim, wy dy ander bith sagt, in
[10] einem frembden lande, gedenckenn tzu unserm vatter Christo, der im hymmel
[11] wonet: den wegk konnen wir aber nicht gehen, es sey dan er gebe uns brot,
[12] das wir nicht gebrechen, und dieweyl wir under den feinden wandern, mus
[13] er uns furen und beleythen und nicht hyneynfuren, auch mus er uns van [14]
ubel bewaren. Sunst wan er die handt abetzeugt, so ist der mensche in gewalt
[15] der feinde, im ubel und allem ungluck: Wirt aber geschendet unser
durfftiges [16] leben, und uns goth das broth gibt seyner genaden, szo wandern
wir in seyner [17] stercke, das ist dieweyl wir lebenn, bis wir kommen auff den
bergk Oreb, das [18] ist tzu Christo.
[19] Der
ander und geistlich vorstandt.
[20] Dye
ander bitth im geist, dye Christus haben wil van unns (Dan szo [21] wyr from
seyn, dorffenn wyr nitht sorgen, was unns am leyplichem guth gebrechen [22]
werde tzu unser notturfft). Darumb steth im Krichischen nach warer [23]
Lateynischer auszlegung ‘Panem transsubstantialem, gib unns eyn uberwesentlich
[24] broth’, und alhye, dieweyl ich sehe, das es van nothen sey, dyeweyl sich
[25] itzundt nahet das Osterliche fest, wollen wyr eyn weyle stille stehen und
etwas [26] darvon sagen.
[27] Szo ist
tzu merckenn, was speysze der geist adder dye szele habe, was yre [28] speysze
sey und wye, in was form und weyse adder durch wehn sye gesettiget werde.
[29] Was do
sey dye Speyse der selen.
[30]
Gleicherweysz als der leib, so yn hungert, begir hat tzu dem leyplichen [31]
brothe, bis so lange er dardurch gesettiget wirt, Also fordert der selen
hungern [32] speise, so sie was begert, und dye begir ist der selen hunger: als
in eynem [33] exempel befunden wirt, do den geytzigen menschen hungert an
underlasz nach [34] golde und silber, den hoffertigen nach eren und der
gleichen, Wurinne wir [35] ein belust, wolgefallen ader beliebung suchen. Der
selen speysze heysset aber, [36] wen sye das in sich bildeth tzuhaben, das sye
begert, und hort nicht auff, [37] sye hab es dan: dye lust dan in erlangtem
geliebten dinge heist ire speise.
[Seite 143]
[ 11 Am
Rande: Mathei. 3 15 Am Rande: Joannis. 6. per totum. 16 erhaltt 3 –5 17 fleysch
1 20 werde 3 –5 21 das daz leben 2 das dz leben 3 das da leben 4. 5 22/23 blut
vergissen 2 23 vnser 2 24 disser eins byldeth angestecket 26 schriff 2 kelblei 1 kelblei 2 –5 30
vorspottūg 1. 4. 5 vorspottug 2 vorspottueg 3 34 christū 1 35
findē 2 in fehlt 3. 4. 5]
[1] Nun magk
unser sele in keynem wertlichen, vorgencklichen guth genugksam [2] speysz und
ersettigung finden. Dan der geitzige magk durch kein gelt [3] vorgnuget werden,
er begert dennach vill meer, und also ein itzlicher in seynem [4] stande.
hyrumb wirt yr begir der selen in itzgenanthem weytter und [5] [Matth. 7, 6.]
breytter. Die schrifft heist alle geitzige geldes und ere, unkeuschen,
hoffertigen [6] mastschwein, und mit den handelt Christus also, das sye vill
bitterer, geitziger, [7] unkeuscher, hoffertiger werden, dan ir begir wechst
van tagk tzu tagk und wirth [8] ye grosser und grosser.
[9] Sall aber
die szele, dye do ein geist ist, ernerth und ersettiget werden, [10] so musz
sie auch geistlicher speysze genyessen und brauchen. Dan Christus [11] [Matth.
4, 4.] sagt in Matheo ‘Nicht allein lebet der mensch im slechtem brothe, sunder
in [12] allem worth, das do gehet aus dem munde gottes’. Hye tzeigt Christus
clerlich [13] an, das dye speysze und settigung, do durch das leben der selen
erhalten [14] wirdt, stehe in der anhorung und betrachtung gotliches wortes.
Desgleichen [15] [Joh. 6.] in Joanne durch ein gantz Capittel sagt er van
dissem leben, das do gehet [16] und erhalten wirth durch das broth, das van dem
hymmel heraber gestiegen, [17] [Joh. 6, 48. 55.] das ist Christus, als er sagt
‘Das broth ist mein bluth und fleysch. Ich [18] bin das broth des lebens. Wer
tzu mir kommet, den wirt nicht hungern, [19] sunder gesettiget werden, und wer
in mich gleubt, der wirt tzu ewigen tzeiten [20] nicht dursten’, und hyrvon
mugen wyr alleyne gesettiget werden, dan das ist [21] das broth, das das leben
gibt der werlt. Darumb ist kurtz dye meynung: [22] die speyse der sele ist in
den worthen, wercken, leben, leyden, tode, blutvorgissen, [23] kronung,
geisselung Christi unsers frommen gottes, so je dye sele [24] disser eins
eynbildet, wert sye ausgebreyth und frisch gemacht, angesteckt und [25]
gereitzet tzu andacht, lieb, keuscheit, buesz, fromkeit und ander der gleichen.
[26] [Luc. 15, 23.] Derhalben nennet sich Christus in der schrifft ein gemestet
kelblein. Also [27] wirt nun unser sele gespeiset durch alle worth und werck
Christi. Auch ist [28] ein itzlichs blutstropflein des roßenfarben blutes
Christi, ein itzlich dornlein, [29] das im sein tzarte haubt und hirnschedel
durchstachen, ein itzlich backenslack, [30] ein itzliche honung und
vorspottung, die sie manichvaltigk unserm frommen [31] Christo haben angelegt,
ein itzlich tzehr ader thran,1) darmit er geweynet, ein [32] gericht, darvan
das ymbis der selen wirt bereitet. Dis ist auch die meynung [33] der schrift
aller propheten und Aposteln, sunderlich Pauli, auch Christi selber, [34] das
die menschen nun lernen Christum kennen, wer er sey, und umb wesz [35] willen
er so vilfaltige vorvolgung und trubsal geliden. Szo finde wir in [36] uns, das
wir die sein, umb der willen er dis alles gethan, und so wir dis
[Seite 144]
[ 5 dohinten
11 vnd zu leczt 2 16 Galathern 2 24 meinste 2 33 draus 2 darus 3. 4 daraus 5]
[1] tzu
hertzen nemen und betrachten, werden wir an tzweivel gut tzuthun ser
angereitzet. [2] Wan worumb es ist unnutzlich1), das das selichen rwen kan, so
[3] das werck adder leyden Christi in ym erwarmeth, und wirt itzundt van nothen
[4] sein, das man das volgk lerne, wy sye dye togende vorlernen sollen, und [5]
Aristotelis lehr und kunst mus dahinten bleyben. Man lernth aber itzt [6]
nichs, got sey es geclagt, dan wy man nund2) vil guter werck thun sal, was [7]
und wie vil ablas ader ander guts man sal dar van haben, daraus dan erwechsset
[8] eygener wolgefalle und ermessung, wy vil lohnes uns got darfur [9] geben
sal, das doch alles der teuffel eingibt, unser hertz erhebet und in die [10]
leydige hoffart mit eynem solchem schein, den wir vor heylig und gut leyder
[11] achten, mit einer groszen list einfurt und letzt gantzlich einnimpt. Das
es [12] [Joh. 6, 29.] aber war sey, hore was Christus sagt Joannis vi. da er
den Juden sagte [13] und seinen jungern, wye sie gotliche werck thun solten,
fragethen sy, wy sie [14] dem thun solten, Antwort Christus ‘Das ist gotes
werck, das ir gleubt in [15] den, den got gesant hat’, das ist in Christum.
Sant Pauel sagt das auch [16] in allen seinen epistolen, sunderlich zu den
Galatheern. Der gerechte mensch [17] lebet nicht in vilheit der werck, sunder
im glauben, und dis gehet also zu. [18] Wan ich in mir finde nichs anders dan
durfftikeit und armut, sunde, boszheit, [19] ungerechtikeyt, unkeuscheit,
hoffart, ungedult, hassz und alle unreinikeyt, So [20] troste ich mich des, das
Christus reich, gewaltigk, ane sunde, from, gerecht, [21] keusch, demutigk,
gedultigk, frydsam, rein und warhafftik ist, und gleube, das [22] sein gute
werck, marter, blutvorgissen, todt, und was der gleichen ist, meyn [23] worden
sey. Darumb wiewol wirs nicht haben, auch wye woll wir das [24] minste im
gesetze nicht erfollen, so troste wir uns doch des, das es Christus [25] hat,
der auch allein das gesetze erfullet hat, an den wollen wir uns halten, [26]
auff des rucken und in des hawth wolle wir in den hymmel steygen, dan [27] er
ist der wegk, und wer ein andern wegk suchet, der irret, als do geschryben [28]
[Joh. 3, 13.] stehet in Johanne ‘Es steyget nymandt in den hymmel, dan der
herabber gestygen [29] ist, der son des menschen’.
[30] Also hat
auch die cristliche kirche, unser mutter, durch eingebunge des [31] heiligen
geistes eingesetzet, das teglich in allen messen das evangelium, auch [32] auff
eyner hohen stadt, das es yderman jo hore, sal gelesen werden, auff das [33]
alle frommen cristen ein speyße irer selen darus schepffen und entpfahen, auch
[34] das dye, die es van irer arbeith wegen sunst nicht tzuthun haben, mogen
[35] Christum ein geringe tzeit sehen und sein wort horen, auff das sye den
tagk [36] mogen in ir sele erhalten werden vor dem valle der sunde und
wydderstehen [37] dem teuffel.
[Seite 145]
[ 1 sattigung
2 3 bußheit 3 –5 10 susser 4. 5 19 vm 2 21 fryden 30 vberflissende 2
vbetflissende 3]
[1] Form und
weyse, wye dye speysung und settigung der sele [2] gescheen magk.
[3] Nun
weynen alle frommen Christen uber sich selbst und ir boßheit, das [4] sye ßo
unmogend, elende und in irer natuer also vorgifft und vorwundt sein, [5] das
sye nicht mochten geheylet und gesunth gemacht werden, goth schicke dan [6] van
der hohen hymmelischen wonung seynen geliebten son Christum uns tzum [7] trost
und heilmachung, und das aus milder gutte und liebe: das bilden sye vehst [8]
in ire hertze. Wan sye nun horen lesen ein evangelium, Als tzum Exempel, [9]
[Matth. 14, 23.] Wye Christus auff eynen bergk gestygen ist van seynen jungern
und die gantze [10] nacht gebettet, Bedenckt dye ßele ‘Ey und ach, hat das mein
aller suster goth, [11] der so unschuldigk, gerecht, keusch, from und an alle
sunde ist, gethan, wy [12] bin ich dan also faull, wy schlaff ich tagk und
nacht! auff, auff, ruff in an, [13] ich wil ym auch was tzuliebe thun, dan er
hat es umb unsern willen gethan’, [14] und wirt die sele gereisset
gleichformigk tzuwerden Christo. Adder so sye [15] horet, wye Christus von
Pilato an dye sewle hertigklich gebunden, elendiklich, [16] erbermklich
tzurissen, tzurhawenn, das nichs gantz an seynem leyb blyben ist, [17] das er
auch vor matikeit und ammacht dernydder ist gefallen und van nymande [18]
getrost, so spricht dye sele ‘Ach sich, wy lest sich mein frommer Christus [19]
umb meynent willen tzureissen, sich, wye stehet er so nacket und blosz! Ach
[20] wy hertzlich unnd wy seer nymmet er sich meyner an, und dissz alles ane
[21] schult, Wy gehe ich in lust, in fryde, in rwe, gesuntheit, in schonen
cleydern, [22] und er bluthet und treufft von blutte! Ich heth es tzehen mal
meer vordint, [23] ich solt meer gegeisselt werden &c.. Ich wil meynem got
auch was zu willen [24] thun’, und gedenckt also etwas grossers hinnach
tzuthun. Es ist auch unnutzlich1), [25] das dye sele stille stehe, ßo sye also
geruret wirt, dan wan ein blutes [26] tropflyn das selichen ruret, so gehet es
frey da hyn ins werck. Darumb sehe [27] wir, das lieb, gerechtikeit, buessz und
ander tugent fliessen aus den wunden [28] Christi, und ist gewyssz, das aus
Christus wunden nicht fleusset, ist untuchtik [29] und goth unangenehm. Also
sagt dye brauth in Canticis tzu Christo, irem [30] [Hohel. 4, 10.] vormahelten
‘Du hast uberflissende bruste van scham, tzirheit und wolrichenden [31]
kreuthern’. Also mussze wir aus den wunden Christi das unser saugen, [32] dye
bussz sunderlich: ‘Ey hat mich got also geliebet, und ich hab also sein [33]
vorgessen und wydder yn gesundiget. Ach warumb hab ichs gethan?’ dan so [34]
mus das bluth Christi in dir wircken und dich erwermen, so wirstu kommen [35]
tzu rechter rew des hertzen, wan du dye speyse hast. Das hertz tzufleust als
[36] baldt und sagt ‘Ey ich dregksagk, was habe ich gethan?’ und hebt an sich
[37] zu hassen und got tzu lieben. Als dan wirth dye sele gespeyseth und feyst,
[Seite 146]
[ 12 bloth 4.
5 14 meynen 2 (meynē 1. 3 –5) 18 geschehen 4. 5 27 dysßes 2 29 aucht
2 Paul Chorinther 4. 5 33 warth 2]
[1] und
wechst altzeit meer dye liebe tzu der gerechtigkeit und hasz tzu den sunden,
[2] und das ist ein gewisses argument und tzeichen der genad Christi, wan
zunympt, [3] wechst und wirdt gemereth der hassz und unwillen der sunde und die
[4] lieb der gerechtikeit, und wer das tzeichen in ym nicht entpfindet, der hat
gewissz [5] eyn toden magen, dan er kan dysze speyse nicht vordawen, und darumb
[6] bleibet dye sele hungerigk und werdt nicht gemestet, das ist seyn hertz wert
[7] nicht gutigk, milde gegen eynem anderen, wirth nicht demutigk, gedultigk,
lyblich, [8] freuntlich: und darumb hore er nicht uff tzubitten, das ym got
geben [9] wolte dasselbige, und warthe, wan im got wil wol bitten machen, dan
das [10] geschicht alleyn aus gnaden, und so dyse speyse in uns gedawet wirt,
ist unser [11] hertz in steter ubung und ane rwe, und des tzum gedechtnis hat
uns goth hye [12] gelassen seynem1) theuren tzarten leichnam und sein
unschuldiges bluth, befelende [13] [Luc. 22, 19 f., 1. Cor. 11, 24 f.] seynen
jungern in der abscheydung, So offt sye diß theten, das ist ‘so vilmall [14] ir
mesz halt und meyn leyb unnd bluth sacrificirt, solt irs thun in meynem [15]
gedechtnissz’. Ach gutiger goth, welch eyn schoen, letzt stucke ist das, das
das [16] uberwesentliche broth, darumb wir hier bitten, bey uns ist teglich,
dardurch [17] unser sele gespeyset wirt. Hyrinne wirt tzuvorstehen gebenn, wye
dye bereytunge [18] dartzu gescheen sall. Christus sagt nicht ‘So offt ir essen
werdt van [19] dissem broth und trincken van dissem kelch, solt ir so vil
fasten, also vill [20] bethen’ &c.. Sunder ‘gedencket allein meyn
dardurch’: nicht, das fasten, bethen [21] boße sey, besunder das nichs
vornemlichs darinne stehe. Darumb sehe sich eben [22] fuer ein itzlicher
prister adder ein itzlicher, der dis Sacrament entpfahen will, [23] das er
nicht glaube, so er gebeicht, gefastet, gebethet hat, das er dan reyn sey, [24]
und gehe also sicher dahin, Sunder er gehe an eynen heymlichen orth, unnd [25]
nhem vor sich das leyden Christi adder eyn stuck van seynem leben &c..,
bilde [26] das in sein hertze, uffs tieffste und hertzlichste er kann, unnd wo
es im sunst [27] tzu kurtz wurde, mochte er lyeber das gebethes eyn teyls2) dan
dissz underlasszenn. [28] Dan wer sich also bereithet, ist sicherer, dan hette
er tausent psalter gebetet. [29] [1. Cor. 11, 26.] Das sagt auch sant Pauel zu
den Chorinthern ‘So offt ir dis broth essen [30] werdeth und das bluth
trincken, so werdet ir den todt des hern vorkundigen’.
[31] Daraus
volget, das wir alle tage nicht das gantze leyden, leben adder [32] werck
Christi vor uns nemen sollen tzubetrachten, sunder alle tag eyn stuck, [33]
itzt wy er auszgefurtht wirth, itz wy er gekront, vorspottet, vorspeyet
&c.. darnach [34] der mensch meer andacht findt, dardurch er gereitzt moge
werden, und gee [35] also in seyn hertz, kawe das selbst, auff das es bey im
erwarmme und krafft [36] und sussikeit dem menschen eyngebe. Aber, lieber got,
wye vill ist unszer,
[Seite 147]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 16 Am
Rande: Methaphisice. 9 vndergetruckt 10 gehorth 2 11 eym 4. 5 13 vntzucht 15
freuntschafft 2 22 v'sonung 1. 3 –5 versonung 2 31 erh] ehe 2 ehr 4.5 sicht in allen Drucken 35 selbest]
[1] dye wir
uns selber nicht kennen und unser leben langk kaum eins adder [2] nummer in
unser hertz gehen und erforschenn wer wyr seyn, meynen allein, [3] wan wir mit
dem hawffen bethen, tzu kirchen gehen und nach der gemeynen [4] weysze hyn
leben, fasten &c.. szo sey es genungk, betrigen uns also selber, szo [5]
wyr unser hertz nicht erforschen und erkennen. Darumb heist es auch ein [6]
uberwesentlich broth, das es eyn ander leben gebe, das uber unszer gemeyn [7]
wesen trith.
[8] Wirse in
alle van Adam und Even geborn naturlicher weysze, und alles, [9] was wir van yn
haben, musz undergedruckth und hernidder geleget werden, [10] dan es ist unreyn
und vorgift und horth tzur helle tzu. Darumb bitte wir [11] ‘O vatter, gib unns
ein ander brot, das unns in eyn ander wesen fuere: aus [12] dem naturlichen
lebenn, das do sundtlich ist, in das leben der gnaden, das [13] do vordinstlich
ist, nicht tzur boszheit, szunder tzu der fromkeit, van der untzugt [14] tzu
tzucht, van hoffart tzu demuth, van unkeuscheit tzu keuscheit, van ungedult
[15] tzu gedult, van tzorn tzu senfftmutigkeit, gutigkeit, lieb, fruntschafft,
und das [16] gibt alles Christus, nicht als Aristoteles sagt, Sunder als wir
Christum annemen [17] in seynem leben, wercken, tode und leyden &c.. Und
das wir in uns [18] teylen seyn betrubnisz, jamer, elende, vorvolgunge, armut,
trubsall, angst, seyn [19] wunden, seyn bluts tropffen und alle sein gelydt
betrachtende, warumb er disz [20] gelytten &c.. Das heist ‘Comedere
Christum’, Christum essen und van im gespeiset [21] werden, und also fuert er
ein uber unser wesen ein anders hohers [22] wesenn. Dan er macht aus den
kindern des tzorns kinder der vorsonung, aus [23] kindern der natuer kinder der
genaden, aus den sundern fromme, gutige, gerechte [24] menschen, aus kindern
des teuffels kinder gottis, und szo vil sey auff [25] diszmal gesagt. Das
ander, wy man dis sacrament des leichnams Christi [26] entpfaen sal, wil ich
auf einander tzeit sagen.
[27] Aus
dyssem allen volget beschliszlich, das wir gote kein grossern dinst leisten
[28] mogen, dan das wir uns selber, unser kreffte und alles was in uns ist,
vorlassen, [29] alle creatur, keyn ruhe in ym tzuhaben, in keynem werck, es sey
so gut [30] als es wolle, alleyn unser hoffnung, trost in got settzen: und das
geschicht [31] nicht erh, dan wan der mensch ausserhalb ym ist, vorlest sich
gantz und gar, [32] trostet sich nichs dan seiner untugendt, trost sich alleyn,
das er weys eynen [33] der im hilfft, der umb seynen willen alle dysze vill
mael genanthe peyn und [34] marter getragen hath. Das sagt sanctus Ambrosius:
Der gotte nahe ist, der [35] ist verne van sich selbst. Wer aber im selbst nahe
ist, ist weyth van gotte [36] abgescheiden. Dan unser Adam und Christus konnen
beyeynander nicht wonen. [37] Dyeweyl aber wyr das unszer suchen, woneth Adam
in und bey unns. [38] Darumb sal Christus eyngehen, szo mus Adam (das ist alle
begirlicheit der [39] creaturen, gesuch und einslagk der natuer) auszgehen. Es
ist auch nichts
[Seite 148]
[ 3 seyn]
seyt 2 4 czu knirssen 2 6 des krafft 2 7 nychs 2 9 auch] ach 2 14 frewen 2 19
sey hoffnung 4. 5 27 wollen wir 2 29 war 2. 4. 5 34 Vormaledyet 3 –5]
[1] guthes in
uns, goth der bawes dan, er musz es van newes schaffen, auff das [2] [Ps. 46,
11.] der mensche mussigk und ledigk stehe aller erschaffnen dingk, als im xlvi.
psalm [3] ‘Sehet und seyn mussigk adder rwet, dan ich bin goth’. Den bogen wirt
er [4] tzurknirssen und wirth tzubrechen die wappen des alten Adams, und sein
[5] schildt wirt er mit dem fewer seyner gotlichen liebe vorbrinnen. O mensch,
[6] vortzeihe dich der krafft und macht, dan szo du dein wappen wilt tzu
Christo [7] wendenn, wirstu nichts auszrichtenn, unnd es mus do hyn kommen, Als
[8] [2. Cor. 12, 9.] Augustinus sagt, das du horest dy stymme ‘Las dir alleine
daran genugenn, [9] [Jer. 32, 39 ff.] das du meyne gnade habest’. Hieremias
sagt auch ‘Ich will ynn geben eyn [10] newes hertz und newe wege, auff das sye
sich nicht abkeren von der forcht [11] gottis, wil ich yn gebenn, unnd wil mich
frawen in dem, das ich in geben [12] habe’. Ab er sagen solt ‘wu ich yn nicht
dis alles gebe, szo konnen sye [13] nichts dan van mir abkeren, ich wil auch
nicht in ynen und iren wercken [14] mich frawen, besunder in den die ich yn
gebe’. So redt auch Augustinus in [15] der person Christi ‘Ich bin dein goth,
der dich erschaffen hath, unnd musz [16] [Ps. 51, 12.] dich van newes
schaffen’. David bith das auch im Psalm l. ‘Eyn reyne hertz [17] schaffe in
mir, o goth’, dan wu er es nicht van newes macht, szo ist es unreyn. [18] [Jer.
17, 7. 5.] Hieremias ‘Seligk ist der seyn hoffnung in goth setzet. Vormaledeyet
[19] aber der, der seyn hoffnung setzet in den menschenn unnd erhebet den arm
[20] [Ps. 146, 3.] adder gewalth seyner unvormogenheit’. David ‘Ir solt nicht
ewren vortrawen [21] setzenn in dye kinder der menschen, dan es ist keyn heyl
yn ym’.1) Der [22] geist mus uns lebendigk machen, sunst seyn wir todt, als
Christus sagt Joannis [23] [Joh. 6, 63.] sexto ‘Spiritus est qui vivificat,
caro non prodest quicquam’.
[24] Was
wollen nun dye sagen, dye do setzen dispositiones de congruo, mittel [25] unnd
wege, darmith wir mogen dye genade erlangenn? szo doch clerlich Christus [26]
[Joh. 15, 5 f.] saget ‘Ich bin der weinstock unnd ir (das seyn alle Christen)
dye weyn reben, [27] Welch aber abgeschnitten ist, die bringet keyne frucht’.
Wye wolle wir nun [28] [Joh. 15, 5.] Christo vorlauffen und die thoer auff
thun? So er sagt durch Joannem ‘Es [29] ist waer, ich hab euch vill gesetz
geben, aber ane mich unnd meyn hulff vormoget [30] ir sye nicht tzuerfullen’.
[31] So
sprichstu ‘Ey szo hore ich wol, Ich musz trostlosz werden und vorlassen [32]
mich selber’. Anthwort ich dir: ja ja. Sagstu widder ‘Ey szo vortzweivel [33]
ich’. Neyn, Neyn, lieber gesell, der rechte trost wil nun erst kommen.
[34] [5. Mos.
27, 26.] Hore was got sagt Deuteronomii xxvij. ‘Vormaledeyet seyn alle die, die
[35] do nicht bleiben in allen den, die do geschryben steen in dem buch des
gesetzes, [36] auff das er sye thun’2). Nun vormagk das keyn mensch tzuthun
ausz im [37] selber. Sal er aber darumb vortzweivelen? Antwort sant Pauel tzu
den
[Seite 149]
[ 1 gnad 2 11
senfftmutigk 5 16 tzoernigen 3 –5 19 kein 3 –5 23 erbarmet 2 ware 2 24 worden
25 seye wir 2 30 dorffen wir 2 31 wollen wir 2]
[1] [Gal. 3.]
Galatherin ‘Wywol alle menschen ausserhalb der genad in vormaledeyung [2]
gottis sein, Idoch hat uns Christus erloset van der maledeyunge des gesetzes,
[3] [5. Mos. 21, 23.] geworden vor unß ein vormaledeiung. Dan es ist
geschrieben ‘Vermaledeyeth [4] sey ein itzlicher, der do henget am holtz, uff
das dye vorheischung, Abrahe gescheen, [5] wurde unser in Ihesu Christo und wir
nemen die vorheischung des [6] geistes durch den glauben’. Dyweill nun Christus
eyne vormaledeyung vor [7] uns worden ist, warumb wolten wir den in yn allein
nicht hoffen?
[8] Und ist
die meynung in eyner Summa: Christus, das freuntlich lemlein, [9] das vor uns
also in vormaledeyter weysz am holtz gehangen ist, ist gerecht, [10] from,
keusch, rein, starck, gesund, krefftigk, frolich, fridsam, demutigk, reich,
[11] gutwilligk, lieblich, gutigk, barmhertzigk, gedultigk, mithleydlich,
senffmutigk, [12] suesz, hertzlich, freuntlich, holdseligk, gnadenreich, milde
und voll alles guten. [13] Darumb wil es1) haben eynen ungerechten,
boßhafftigen, unkeuschen, unreynen, [14] unfletigen, schwachen, krancken,
unkrefftigen, elenden, betrubten, unfridsamen, [15] hoffertigen, armen,
stoltzen, vorachten, storrischen und knorrischen, ungutigen, [16]
unbarmhertzigen, ungedultigen, unleydlichen, hartmutigen, bittern, tzornigen,
[17] [Luc. 5, 31 f.] unfreuntlichen, kargen menschen und voll aller sunde. Dan
er sagt ‘Ich bin [18] nicht kommen umb der gerechten willen, besunder umb der
sunder willen, dan [19] die gesunden bedorffen keyns artztes’. O ein trostlich
worth ist das uns allen [20] sundern. Wye woltest du nun grosser getrost
werden, dan so du ein sulchen [21] hulffer findest und weyst? Also sagt sant
Pauel tzu den Rhommern und [22] [Röm. 11, 32., Gal. 3, 22.] Galathern ‘Got hat
alle menschen beschlosszen in der sunde, auff das er sich [23] yrer aller
erbarme, und auff das dye vorheischung waer wurde in allen [24] menschen’: ist
nun Christus vormaledeyet wurden umb unsern wilen, so hat [25] er das
angenommen das wir sein, vormaledeyt sey wir alle. Szo ist auch [26] [Luc, 1,
42.] der englische gruß ‘Gebenedeyet sey die frucht deynes leybes’. Dan alle
andere [27] fruchte ander weyber seyn vormaledeyet.
[28] Item So
du hettest mogen aus dir selber guth thun, szo hette Christus [29] nicht
dorffen sterben, dan er ist alleyn auß der ursach gestorben &c..
[30] Nun
sprichstu aber ‘Thut es Christus gar, so dorffe wir kein gutes thun, [31] das2)
unser gut ist boße und untuchtigk, szo wolle wir gute gesellen sein und [32]
wollen in sunden also leben, wollen das boße thun, auff das uns got das [33]
gute gebe: dan er wil sunder haben, und will den sein gnade geben, dye yn [34]
[Röm. 10, 20.] nicht suchen, als sant Pauel tzu den Rhomern am x. sagt,
einfurende den [35] [Jes. 65, 1.] Propheten Esaiam am lxv. ‘Ich bin gefunden
worden van den, dye mich nicht [36] gesucht haben, und bin offenbar erschinen
und hab mich den tzuerkennen geben, [37] [Jes. 65, 2.] dye mich nicht gefraget
haben’, Und tzu den kindern van Israel ‘Den gantzen
[Seite 150]
[ 5 Am Rande:
Psal. 50. 2 wider 5 sich 7 sichst] seyst 4. 5 deynet willen 2 14 auff] ausz 2 21
fussen 2 22 do swester 2 23
bekummert 2 24 sagete 2 33 angentzundet 3. 4 34 zuryben 2. 4. 5 zureiben 3]
[1] tagk hab
ich ausgebreyt meyne hende tzu dem unglaubigen volcke, das mir [2] teglich
widdersprechend was’. Anthwort: Erkenstu, das got sunder wil haben, [3] so
troste dich des, das du dich vor einen sunder erkennest. Dan so du dich [4]
richtest in dir selber und bey dir findest ein untuchtik unreines hertze, so
ist [5] [Ps. 44, 8.] es reyn vor gotte, dan er sagt dan zu dir ‘Ecce veritatem
dilexisti, siich du [6] hast die warheit gelibet’. So du auch erkennest, wie du
so arm und durfftik, [7] sichst an, wy obengesagt,1) was Christus umb deynent
willen gethan, wirt dich [8] die gotliche liebe nicht rwen lassen, und wirst
dan alles thun aus liebe: [9] daraus kommet, das ein mensch seynen willen
ubergibt, tzu leben nach dem [10] geboth und willen eines andern, als die
geistlichen, die in clostern leben. Dan [11] szo er Christus gute und liebe
ansicht, spricht er ‘Ey hat das meyn frommer [12] goth gethan, warumb vorharre
ich dan? ich wil im tzu liebe mein willen [13] eynem andern geben’, und das ist
der grundt, daraus unser werck entspringen [14] sollen. Dan also fleusset guter
wein aus den weinreben, die auff dem lebendigen [15] weinstocke Christo
gewachssen sein. Hyrumb musse wyr entlich nyergen rwen [16] [Sir. 24, 11.] dan
in dem hern Christo, als auch die ewige weyszheit sagt ‘Ich habe in allen [17]
dingen rwe gesucht, aber allein wil ich wonen in der erbschafft des herren [18]
(in hereditate domini)’, das ist in dem das puer lauter got ist, darhin musz
[19] sich der mensch blosz geben, als Ambrosius auszlegt. Das ist dye meynung
[20] [Luc. 10, 38 ff.] Luce x., da Christus in dem hawsze Marthe zu tisch sasz,
und Marta dinte [21] dem hern, Maria sasz tzu den fuessen und hort sein worth,
sagt Christus zu [22] Marthen, da sye uber ir schwester clagt, er solt ir
sagen, das sye ir hulffe: [23] ‘Martha, Martha, du bist bekommert und
sorgfeldigk in adder bey vilen [24] dingen. Aber ich sage dir, es ist eins van
nothen’. Ab er sagte, alle werck [25] mussen hynweck und Christum musse wir
behalten und mussen uns an dem [26] genugen lassen, und das eyne hatte Maria
erwelt. Darumb sagt er ‘Maria [27] hat den besten teyl erwelet, und das wirt
van ir nicht genommen’. Also [28] singet auch die kirche van der auffart Marie
und wirt in Canticis gesprochen [29] [Hohel. 3, 6.] van der brauth Christi ‘Wer
ist die’, sagen die engel, ‘die do auff steigeth [30] durch die wusteneye als
ein ruthen des rauchs van mirren und Aromathen?’ [31] Das ist, als Gregorius
sagt, eyn vorcleynung unser und unser werck. Gleicherweis [32] so man opffern
wil, mus man den mirren und die Aromatha tzustossen, [33] und darnach werden
sye durch das fewer angetzundet, Also sollen unnser werck [34] gotte angenem
sein, so mussen sye van uns tzurieben und vorkleinet werden, [35] und als dan
kommet got und tzundet sye an, das sye rauchen und auffsteygen.
[36] Ist nun
kortzlich der beschlisz: Was got nicht bawet, schafft, macht, antzundet, [37]
das gefelt im nicht. Darumb dorffen wir nichs vornemen aus uns
[Seite 151]
[ 2 do 5
leib] lieb 3. 4 9/10 Deutronomio 2 10 nachrede 4. 5 12 ist in seyn 14 ist dir 4
ist der 5 15 ghoret 2 20 dem stuele 2 dem stuelē 3 –5 22 hēptern
2 tzuwege 2 24 sol 29 buefinne 5
31 ist fehlt 2 36 nich 2]
[1] selber
tzuthun etwas, und dis ist der austzugk diser bith. Nun wollen wir [2] widder
anfahen, da es blyben ist.
[3] Wir
bitten ‘Vater, gib uns unser teglichs broth leiblich und geistlich, [4]
dardurch leib unnd sele erhalten magk werden’. Wer darvon under den gelerthen
[5] weyther will lesenn, der lesze Hieronymum super Matheum. Der her [6]
Christus gebeut hye, und ich bit euch darumb, Ihr wollet gedencken in disszer
[7] bith aller Pristerschafft, Prelaten und Regenten, dan wir bitten das broth,
[8] welchs durch dye Priester unns musz gegeben werden. Darumb sal man sye [9]
billich eren und yn nicht ubel nachreden. Got hat es hoch vorboten in
Deuteronomio [10] [2. Mos. 22, 28.] ‘Du salt nicht nachreden deynen gottern’
das ist deynen Prelaten [11] [2. Mos. 7, 1.] und Priestern. Auch sagt got tzu
Mosi ‘Ich hab dich gesetzt zu eynem got [12] [Röm. 13.] Pharaoni’. Sant Pauel
tzu den Rommern tzeugt es hoch an und ist sein [13] meynung, Das wir den boßen
Prelaten gleich als gros ere thun sollen als [14] den frommen, und ist die
ursache: Wir mussen nicht ansehen die Prelaten als [15] menschen allein,
besunder wy in yn got sitzt und regirt, und dartzu horet gar [16] ein scharff
gesichte und listige vornunfft, ab tzusundern eins van dem andern. [17] [Ps.
122, 3. 5.] Also sagt der c. xxi. Psalm ‘Jherusalem wirt gebawet als ein stadt,
und [18] dye stuele sitzen im gerichte’. Wer hath ein wunderlich dingk ye
gehort, das [19] dye stadt gebawet wirt, und den bawmeister sehen wir nicht,
Item Dye stule [20] (das seyn die Prelaten) sitzen im gerichte, und der, der in
den stuelen sitzt, [21] den sehen wyr nicht? Es ist aber ytzundt dohyn kommen,
das man nymant [22] also seer nachred als den heuptern, der teuffel bringet es
ja tzuwegen, das [23] man van den hohen stenden redet.
[24] So
sprichstu ‘Ja sal man nicht van den Pfaffen sagen? sye machen es, [25] und es
ist ir schult, sye leben, das es sunde und schande ist’. Antwort ich [26] dir:
Es ist wol waer, das wir Monche unnd Pfaffen es woll vordint haben, [27] das
man uns hynder redet. Idoch szo lebet man in allen stenden ubel, der [28]
standt ist darumb nicht boße. Im eelichen standt sein vil eebrecher unnd [29]
eebrecherinne, idoch ist die ehe nicht bose. Eyn gemeyne bufinne1) tregt golt
[30] und silber, idoch ist das silber und golt nicht boße, also auch in allen
stenden [31] und sunderlich in dissem, der der allerhochste ist unnd da man am
schwerstenn [32] inne sundigeth. Ich sage dir auch, Das got alßo eyn
wunderlicher wergkmeister [33] ist, das er am meisten dye guthen regirt durch
bose regenten. Dan [34] [Ps. 45, 6.] der prophete sagt ‘Got wirt in dem mittel
der regenten, er sey gut adder [35] [Joh. 10, 12.] boße, nicht bewegt werden’.
Auch Luce x. ‘Ich bin ein gutter hirdte’. Ab [36] er sagte ‘Fraget unnd achts
nicht was dy mitlinge thun, ich wil nicht weyt
[Seite 152]
[ 4 dye
weynbergk 2 16 vorknupffer alle Drucke 19 hernach 2 23 kniplen 4. 5 28
genugktuūg 2. 5 genungktūg 3. 4 32 tzehentausen || 1 briffe 2 34 aso 5 aso 3 thū 1. 3. 4. 5 thu 2 35 gennes 2
36 nehsten 2 37 dir] dich 4. 5]
[1] van euch
sein. Dan ich wircke durch sye’. Hyrumb sol wir yn nicht nachreden, [2] [Luc.
10, 2.] sunder gotte bitten ‘O vatter, sende arbeyter in deynen weyngarthen’,
[3] als unns Christus lerneth. Der herr des weingarthen ist Christus, dye [4]
erbeyter seyn dye Prelathen, dein weinbergk alle menschen.
[5] Auch
saltu nicht deinen Prelathen nachreden, dan es tzimet dir nicht, [6] sunder
allein den predigern auff der Cantzel, und wu sye es sunst theten, [7] sundigen
sie auch. das ist die bedeutung, das Christus van Joanne getaufft [8] wardt.
Joannes ist der vorkundiger Christi, dardurch alle prediger vorstanden [9]
werden. Joannes wusche mit wasser das haubt Christi, also sollen die prelaten
[10] und stadhelther Christi leyden und van den predigern gestrafft werden.
[11] Hyrumb mercke eben auff, das du nicht in bier bencken ir ubel gedenckest.
[12] Darumb,
o lieber got, gib uns sulche regenten und priester, die uns [13] Christum
predigen, und wan ich bitten solte und wunschen, wolte ich begeren [14]
alleyne, das sie das volck durch das gotliche worth regierten. Dan ir wisset,
[15] so disser standt recht stunde, szo wolte wir auch wol guth thun, sie sein
[16] furleuthe und wir pferde, so sey wir vorknupffet. Ein blinder furet den
[17] andern, fallen sye, so gehen wir tzumal ubel. Dan Gregorius sagt: Wan [18]
der scheffer und hirth gehet durch dye tzurbrochen stein klippen, so volget
gewisz [19] hernacher, das die schaff in dy teuffe fallen. Darumb ist dis das
allergroste [20] gebeth unnser noth halben, das mittelste under den siben, und
ist das, [21] das die andernn regirt. Darumb solle wir sagenn, so wir unser
prelaten [22] sehen fallen: ‘Ach got, gib dem armen menschen, das er auff
stehe’. Dan so [23] die heupter guth werenn, szo wolte wir dem teuffel eyn
kniplein slahen und [24] sprechen ‘trotz dir’.
[25] Die
funffte bitth und ir auslegung.
[26] Vorgib
uns unser schult als wir vorgeben unsernn schuldigern.
[27] Czum
Ersten wollen wir mercken dye gute unsers frommen vatters, wy [28] kurtz er uns
die genungktuung auffsetzet, steckt sie uns ins hertze hinneyn und [29] sagt
‘Du bist ein lesterer meines namens, bist in ferlickeit, du thust und [30]
volbringest meynen willen nicht, bist ein boßhafftiger mensch. Aber wiltu [31]
darfur als genungk thun, so vorgib alleine deynem nehesten menschen, und [32]
ist nutzlicher dan tzehentausent ablas brive’. Hyrumb mogen sich die armen [33]
adder keynerley geslecht der menschen entschuldigen, das sie nit konnen alle
[34] yre hertz beweldigen. Er sagt nicht ‘also vil faste, also vil bethe, adder
thun1) [35] dis adder jennes’, sunder ‘vorlassze im ausem hertzen’. Augustinus
sagt: [36] So du aus dem hertzen vorlest deynen nehesten, und gleicherweys als
du yn [37] vorlest, szo wil dir got auch vorlassen, begerth nicht anders got
van uns,
[Seite 153]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 eynander
hulflich 2 eins ander hulflich 3 –5 4 freūschafft 2. 3 frūtschafft 4.
5 17 al eynn 2 19 verarmete 2 26 schedelicher 2 31 sweygenn 2]
[1] dan das
wir bruderlich einander lieben, eins dem ander hulfflich, fruntlich, [2] [Joh.
13, 34.] lieblich sein, ein gutigk hertz zu eyn ander tragen. Als er selbst
sagt ‘Das [3] ist mein geboth, das ir euch under einander lieb habet’. Dan so
die lieb [4] vorhanden ist, so volgen hernach alle ander werck der
freuntschafft und die [5] [1. Cor. 13, 8.] liebe rwet nicht, als sant Pauel lernt.
[6] Nun seyn
etzliche, die dorffen offentlich unvorschemet sagen ‘Der hat mir [7] das und
das gethan, ich wil und kans ym nymmer mehr vorgeben, ich wil [8] ym nymmer
holt werden’. O ein teuflische stymme und rede ist das van [9] eynem Christen.
Hore, lieber mensch, Sage mir, was hat er dir gethan? [10] Antwortestu ‘Ach er
hat mir an mein ere geredt, hat mir felschlich mitgefarn [11] &c..’
Bedencke dich recht, lieber bruder, was du thuest. Ich frage dich, [12] alles
das, das er dir gethan hath, wy ist es, vorgengklich adder ewigk? Szo [13]
sagstu, sie seyn tzeitlich. Ey warumb bistu dan also unsinnigk und wilt [14]
deyn sele, die do ewigk ist und ein bilde gottes, geben umb vorgengklich dinck?
[15] dan es ist gleich als vill gesagt ‘Ich wyll und kan es ym nicht vorgeben’:
[16] ‘Ich wil mein sele dem teuffel geben, und gotte wil ich sye nemen’.
Gedencke [17] tzurucke, lieber bruder mein. Du thuest auch gleich als eyn edler
jungbregk1) [18] thet. Nach dem absterben seins vatters, der ym vil guts
nachgelassen hatte, [19] schickte ym got tzu widderwertigkeit und vorvolgung,
das er vorarmete. Do [20] sagte er aus vortzweyveltem mut ‘Ey nun wolan, hastu
mir mein gut genommen, [21] so wil ich dir dye sele nemen’, wardt darnach ein
wucherer und [22] also ewigk vordammeth. Und got sey es geclaget, wy man
ytzundt beth straff [23] unnd rach uber sich selbes, mit korallen und
cristallen, gulden und silber [24] Pater noster, sprechende ‘O got vater, O
vater, vorgib mir nicht. Gib mir [25] nymmermehr den hymmel, dan ich will nicht
vorgeben’. Sich dich doch umb, [26] O mensch, was du bittest, wye ein
schedlicher feint du dir selber bist. Sich, [27] wy du dich selber vorfluchst
und vormaledeyest: und das seyn die ersten, dye [28] hyrwidder sundigen.
[29] Czum
andern sundigen hyrwidder, dye es doch dar fur haben, sye sundigen [30] nicht,
und sein die hoffertigen heilgen, die kenth man dar bey, das sye [31] alles,
was ein ander thut, bereden und richten und schweigen nicht stille, dye
[Seite 154]
[ 1
tzuschmucken 5 ey || tels 1. 3. 4. 5] eins teils 2 6 nesten 2 8 frundt 2 frundt 2 frundt 2 20 groil 3 –5 29 so ist ist es
3 so st ist es 4 34 eynen 2 38 kommest 2 39 seinen 2 (seinē 1. 3. 4. 5)]
[1] weyl sye
was wissen van irem nehsten, und wissen sich also feyn tzusmucken: [2] ‘Ja ich
redes ym nicht nach tzu schaden adder im bosen. Ich gan im alles [3] guthes’,
und alszo in eynem guten scheyn reden sye mit dem munde, so doch [4] das hertz
vil anders geschickt ist. O du gleyszner und Hypocrita, was rumestu [5] dich?
innen im hertzen bistu vol eytels hasses und neydes. Dan yderman [6] schwyge
und deynes nehesten sunde wurde tzugedeckt, so hebstu an tzuoffenbaren [7] die
heymlikeit deines frundes, als du felschlich sagest, darumb kanstu auch sein
[8] freundt nicht gesein, dan ein freundt warnet seinen andern freundt,
straffet [9] in guthlich unteraugen. Aber du meinst es nicht hertzlich, du
redest hinter [10] ym. Vor im bistu gutigk. Du soltest aber altzeit sagen, szo
dein bruder [11] viele: ‘Ach goth, vorgib ym, das er ist heinth gefallen,
morgen ist es an mir’. [12] So wiltu den teuffel uber die thur malen, und dich
weyszbornen und entschuldigen, [13] szo du ein feindt bist: ‘ja ich bin ym ja
ein wenigk feindt, er [14] macht es auch, wen er darnach tethe, ich wolt ym das
hertz im leib mitteylen, [15] ich wolt vil bey im thun’. Du erkennest, das er
gefallen ist. So du aber [16] fielest, was woltest du? freylich das yderman
dein schwyge und nymandt gedecht [17] es, und vorgebe dirs. Ey so thun dissem
auch also, du must im auch [18] van hertzen alles guts gonnen, Nicht als etlich
thun, dye do sagen ‘Ey ich [19] bin ym nicht feindt, ich gan ym als was ym goth
gan &c..’, dan do ist noch [20] der groll im hertzen.
[21] Wye
wurde dirs gefallenn, szo dir goth thete, als du deynem bruder [22] thuest? ‘O
goth, ich habe eyn runtzliche naße kegenn meynen nhestenn, thue [23] mirs auch,
meyn goth’. Darumb wiltu vor gottes angesichte bestehn, szo [24] muß er dye
augen tzuthun. Alszo bedecke du auch dye sunde deynes nehsten. [25] [Ps. 143,
2.] Der Prophet sagt ‘Du wirst nicht eyngehen tzu goth in das gerichte mit [26]
deynem knechte, dan in deynem angesicht wirth gerechtfertigeth keyn lebendiger
[27] mensch’. So mache, das deyn nehster bey dir sey im hertzen, yn beclagende,
[28] straffende bruderlich, got vor yn bittende, nicht tzurichtenn. Dan als dan
[29] wirth unszer gebeth angenhem. Wu aber nicht, szo ist es szunde, eyn
erschrecklich [30] dingk, das das gebeth ist eyn vormaledeyunge unnd
vorfluchung unszer [31] selbes, das doch seyn solt eyn auflosung unszer sunde.
Es solt uns tzu der [32] gnade helffen, szo hyndert es uns daran: ist kurtzlich
tzuvormercken dye Regell, [33] [Matth. 18, 15.] die Christus gibt im ewangelio,
szo er spricht: So dein bruder gefallen ist, [34] ßo nym yn an eynem heymlichen
orth alleyne, vormane yn ‘Ach bruder, das [35] ist widder goth, stelles abe.
Warumb wyltu deynen frommen got ertzornen?’ [36] halth an dich, unnd szo du was
weyst, sages ym unnd las es sunst bey dir [37] in deynem hertzenn begraben
seynn unnd sag es nymande, bis szo lange du [38] selber tzu ym kummest: und so
du dich des befleissest, so du wyder fellest, [39] Spricht got ‘Ey der hat
seinem nehesten seinen fall tzugedecket. Thretet her,
[Seite 155]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 3 dem
sunden 3. 4 9 geschehen 10 war 13 wen 2 15 fur 2 20 angetzeiget 2 21 in
sundigen 2 22 voller 2 25 vorsefft 29 volkomlych 5 iennen]
[1] alle
creaturen, und bedecket dissen menschen sein sunde’, dan wir woltens gern [2]
also haben, darumb solle wirs auch thun aus dem gesetz der natur.
[3] Item Der
also ein gefallen tregt und wollust hat in den sunden eins [4] andern, ist
schuldigk daran unnd wirt meer vorunreyniget dan der, der sie gethan [5] hat.
Das wil ich beweren. Ja grosser lust in sunden gehabt wirt, [6] Ja grosser die
sunde ist. Wen aber der sie gethan hath, gedenckt alszbaldt [7] ‘ey was hastu
gethan? es ist unrecht’, unnd schemet sich, wolt nicht, das sie [8] ymant
wuste. Aber der claffer gehet und spilt darmit,1) und wolt nicht, das [9] sie
nicht gescheen were, und befleckt also und weltzet sich in dem treck seines
[10] nehsten. Nun sprichstu ‘Ist es doch waer. Warumb solth ichs nicht sagen?
[11] und ist es doch also, Ich habe es gesehen und weys es vor waer’. Ich sage
[12] ‘du leugst’ und antworthe dir darauf, Das ein itzlicher, der die warheit
redet, [13] da er nicht sall, und wu er nicht sall, und wem er nicht ensal, und
nicht tzu [14] rechter stunde und gelegenheit, der leuget. Also ist dir
vorbotten hertigklich [15] van gotte, darumb saltu es lasszen, wen du es schon
fuer war weyst, schweygk [16] und clages got, bit vor yn, das er widder
auffste. Das sagt Christus, alle [17] Propheten, alle Aposteln und die gantze
schrifft &c.. Dan der grundt aller [18] geschrifft ist ‘liebe goth und
deynen nehsten, und was du wilt, das dir gescheen [19] sal, thun auch eynem
andern’.
[20] Czum
dritten ist tzumercken, wy hye abermals angetzeigt wirt dye durfftikeit [21]
unsers elenden lebens, wir seyn im schultlande, im sundigen stande bis [22]
uber dye oren, unser kerbholtz ist vuller kreutze geschniten, unnszer register
helt [23] ynnen das wir yderman schuldigk, und wir bitten nicht allein, das er
die [24] sunde vorgebe, sunder unszer sunde, dye itzt unser sein, darinne wir
halber [25] vorseufft sein. Darumb sagt der heylige Bischoff unnd merterer
Ciprianus: [26] Es ist ein nutzlich gebethe, das uns lernt, das wir sunder
sein, und das vor [27] Christo keyner under allen reyn unschuldigk gefunden
wirt. Es magk auch [28] nymandt seligk werden dan der dis gebet teglich bettet.
Und wywol wir hye [29] anheben reyn tzuwerden, Idoch geschichts nicht
vollenkomlich als in jennem [30] leben. Darumb mussen auch dis gebet bitthen,
als Augustinus sagt, Alle [31] fromme gerechte menschen und dye in gottes
genade leben, es ist altzeit etwas [32] [Pred. 7, 21.] tzuthun, das sye nicht
thun. Es stedt geschriebenn ecclesiastes am vij. ‘Es [33] ist kein gerechter
mensch auff erden, der in dem, das er gutthuet, nicht sundigte.’ [34] Unrecht und
nerrisch seyn aber dye, die do sagen mit dem Gleiszner, davon [35] [Luc. 18,
11.] das Evangelium sagt, ‘Ich dancke dir, das ich nicht bin ein morder,
unkeuscher [36] &c.. Ey ich weys ja nichts, das ich thue, ich stele nicht,
ich neme [37] nymandt das seyne &c..’ rechenn alszo dy ewssern werck und
lassen das hertz
[Seite 156]
[ 31 Am
Rande: Psal. 50 Fehlt in 3 –5. 7 genade 2 16 hüteth 5 18 yren 25 an 34 vmgeben
2. 3 37 hir 4. 5]
[1] stehen,
sehen nicht, wy es so voll neydes und hasses ist, jegen yren nehesten, [2] wy
sie das yre alleyne suchenn, eynem anderen nachreden, do doch dye groste [3] [1
Cor. 4, 4.] macht an leyt. Hore bistu heyliger dan sant Pauel? der do sagt ‘Ich
weys [4] keyn sunde, dye ich gethan habe, ydoch bin ich in dem nicht gerechtfertiget’.
[5] [Hiob 9, 2.] Job sagt auch also. Wir haben alle in unser vorgifften natur
ein tzuneygunge [6] des bosen innerlich, das got ansicht im hertzenn, nach dem
sein wir [7] sunder vor got, und wen ers uns nicht aus gutiger milde unnd gnade
nachlysse [8] und vorgebe, szo hetten wir alle die helle vordint. Hyrumb bitte
wir [9] teglich ‘O vatter, gib gnad. O Christe, genade, straffe nicht’. Und
derhalben, [10] O mensch, richte dich, rede van dir, sich wer du bist, so
wirstu deines nehesten [11] ubels wol vorgessenn, das1) du hast deins selbst
beyde hende voll.
[12] Aus
dissen allen volgeth nach der lere Augustini, das keyn mensch ist, [13] er ist
ein schuldiger, dan keyn mensch ist so from, also gerecht, der van disser [14]
bith were außgeschlossen, ein itzlicher findt ja ein mißfallen in seynem
nehesten, [15] daruber er eyn unwillen tregt, und ist keyner also heyligk, der
es nicht thut. [16] Darumb huteth euch alle.
[17] [Hiob 1,
22.] So sprichstu ‘Saget doch die schrifft van Hieremia und Job, wye sye in [18]
[Luc. 1, 6.] oren tagen mit dem munde adder lippen nye gesundiget. Item Lucas
lobet [19] Zachariam und Elisabeth, die eltern Joannis des teuffers, wye sye
gerecht [20] gewest seyn vor goth und den menschen, und der ist in der schrifft
vil mher’. [21] Antworth Augustinus: Dye schrifft lobe dye heyligen, wy hoch
sye wolle, szo [22] thut sye es altzeit in der meynunge, das sye gleichwol
sunder sein. David [23] [Ps. 14, 3.] sagt ‘Sye sein alle unnutz worden, es ist
auch keyner, der do guth thut’, allein [24] [1. Joh. 1, 10.] einer, das ist
Christus. Auch sagt Joannes und sein die wort Christi ‘So [25] wir sagen, das
wir ane sunde sein, sein wir lugner, und die warheit ist [26] nicht in uns’.
[27] Und
fuerhe uns nicht in vorsuchung.
[28] Dye
Sechste bith und yre auszlegung.
[29] Hie wirt
aber angetzeiget Czum sechsten mael dye durfftikeit unsers [30] lebens, dan es
ist ein lauter anfechtung und vorsuchung, und der ym hye fride [31] und
sicherheit wunschet, thut nerrisch, er magk es auch dartzu nicht bringen, [32]
Und wywol wir es alle begerten, ist es uns doch unnutzlich.2) Darumb [33] saget
er nicht ‘fuer adder nym van mir die anfechtung’, sunder ‘fure uns [34] nicht
hyneyn’. Ab er sagte: Wir sein umbgeben hynder und vor uns mit [35] vorsuchung
und anfechtung und mogen uns der nicht entschlahenn, Aber ach, [36] du mein
got, mach, das wir nicht van yn uberwunden werden und untergedruckt, [37] wyr
mussen hye stehen vor dem auffgesperthen rachen Sathane des
[Seite 157]
[ 33 Am
Rande: In vitis patrum. 2 widersacher 3 eynner 2 4 vorschlingen 2 6 geringes 2
alle schalckheit 2. 4. 5 7 sollten 2 8 auff 2 9 von allen 2 10 tzwerley 2 17
alsyo 2 18 geborn 2 26 foer 3 27 ir] dyr 2 30 fruntlich 2 33 jungen] ynnigen 2
36 flihe 5]
[1] [1. Petr.
5, 8.] teuffelß und warthen, wan er uns vorschlinge. Als sant Peter sagt ‘O ir
[2] lieben bruder, seyt nuchtern und wachet, dan ewer widdersacher der teuffel
[3] geheth umb unnd umb als ein grymmiger ruffender lawe, suchende wen er [4]
tzureisszenn moge und vorschlinden’. Sehet, unser hauszvatter und Bischoff [5]
Petrus spricht, unser feindt sucht uns, unnd nicht am eynem teyl, sunder an [6]
allen enden gerings herum, sucht alle list, braucht aller schalckheit, darmit
er [7] den menschen tzu ym bringen mochte, und szo wir das fuelen, sollen wir
tzu gote [8] lauffen und bitten ‘O vatter, sich, wye wir uff allen seyten
umbringet seyn. [9] O las uns ja von den allen nicht uberwunden werden’.
[10] Van
tzweyerley vorsuchung.
[11] Dye
erste ist, So eynem ferlikeit des leybes tzustehen als kranckheit, [12] armut,
das man eynem sein ere abschneidt adder ander der gleichen, durch [13] welche
wir tzur gedulth gereisset werden. So dissz nun kumpt (O lernt umb [14] gottis
willen), sal sichs keiner wundern, dan das ist dye arth disses lebens. [15]
Etlich sagen ‘ich wolt woll nicht tzornigk werden, wan mirs darnach ginge, [16]
und muste dissz adder jennes nicht leyden’. Ja, lieber geselle, du kanst nicht
[17] voruber, es ist also geordent, es mussz also seyn. Als der fromme Job sagt
[18] [Hiob 14, 1.] ‘Eyn mensch, van eynem weyb geboren, lebt ein cleine kurtze
tzeit, wirt vorfullet [19] mit vil armut’. Wer es aber entpfindt, der lauffe
tzu Christo und [20] bitte ‘O Christe, lassz mich nicht an deine gnade, ich
werde anders vortrencket’, [21] [Ps. 123, 1. 121, 1.] und sagen mit den
propheten ‘Czu dir habe ich auffgehaben mein augen, der [22] du in hymmeln
wonest, und meyn augen habe ich auffgehaben in dye berge, [23] van dannen mir
auch hulffe kommen ist’. Wan mirs nun ubel gehet und [24] meynem bruder woll,
beginth michs tzuvordrissen, szo lauff tzu Christo ‘O [25] vatter, hilff,
beware, das dissze tentatio nicht in mir wircke tzorn, hassz ader [26] neydt
jegen meynem bruder, fuer mich ja nicht hinneyn, O Christe, das ich [27] ir
volge’. Aber dye der anfechtung volgenn, geben sich frey dem teuffel, unnd [28]
erwechsset in yn alle boßheyt. Dyweil nun unnser leben van gotte selber [29]
eyne vorsuchung genanth wirt, Was wollen wir unns dan wundern? ßo [30] unns
etwas anstosseth, sollenn wirs freuntlich tragenn unnd sprechen ‘Ey es [31] ist
des lebens eygenschaffth, Was szal ich daraus machenn? Es kann nyemandt [32]
disszes uber habenn seynn, man kan aber wol dartzu rathen’. Also sagt ein [33]
altvater, als Jeronymus schreibet, tzu eynem jungen bruder, der in fragte, [34]
er solt ym rathgeben, wye er sein gedancken, anfechtung &c.. die yn seer
bekommerten, [35] solt loß werden, und das sie nicht widderkemen: ‘Lieber
bruder, [36] wy kanstus weren, das ein vogel nicht in der lufft flige? aber das
kanstu [37] dannoch weren, das er dir in dein ore ader auff dein heupth keyn
nest
[Seite 158]
[ 1 machte 2
9 kolenn 2 sprichstu 2 10 leschaus
13 Darumb ist ist es 3. 4. 5 15 in den 2 17 klipichenn 2 19 vordamnung 2 boessz 3. 4. 5 20 stehet 2 25 bekūmern
28 Paul 3. 4. 5 36 mal 2. 4. 5 mall 3 37 welchē 4. 5]
[1] mache.
Alszo kanstu den gedancken auch nicht weren, das sye kommen, aber [2] du kanst
dich wol huthen durch gottis anruffung, das sie nicht bey dir nysten’, [3] und
dissze vorsuchung ist bitter.
[4] Dye ander
ist susse, aber ferlicher dan dye erste. Sye macht froliche [5] menschen, und
in dem thut sye grossen schaden, machet hoffart, unkeuscheit, [6] tzuneygung
aller sunde, sunderlich tzu der untzucht. Dan so der teuffel in [7] unser
fleisch blest, sunderlich eynes jungen menschen, so entzundet er ym alle [8]
[Hiob 41, 12.] seyn gebein, marke und dye innerlichen gelider. Also sagt Job
‘Halitus eius [9] prunas ardere facit, Seyn athem macht die kelenn gluend’. Szo
sprich du [10] ‘O vater, lesche aus, O las es ja nicht brennenn’. Sich, ein
toder wirt darvon [11] lebendigk, van der heymlichen bewegung ins hertz, so wer
das fuelet unnd [12] schreyet nicht, der mus fallen, dan er volget im und
vorwilligeth darein. [13] Darumb ist es van nothen, das wir tzu Christo
seufftzenn, dan dis ist die [14] ferlichste versuchung, wan sye macht den
menschen nicht ruffen, szunder rwen [15] [Ps. 104, 25.] und sich belustigen.
Also sagt David der prophet ‘in dem grossen mere disser [16] werlt sein vill
geworm’, das ist vill vorsuchung, anfechtung und widderstandt. [17] Nun sein
wir dahyn kommen, wan man eynem eyn klipchen slecht, so wil er [18] hawen und
stechen, wils gar nicht leyden. Nun ist unser lebenn nichs dan [19] ein
vordammung, elende, ungehorsam, fasten, jamer, szunde, vorsuchung, bossz, [20]
wee, unglucke, schmertzenn, weetagk, hertzleyt, darinne stedt unser thun,
[21] Die
Sybende und letzte bitth.
[22] Sunder
erlose uns van ubel,
[23] das ist
von allem, das uns schaden bringet.
[24] Hie
bitten wir, das er uns erlose van den peinlichen ubel, als die helle [25] ist,
und alles was uns am leib wydder ist und uns bekommern magk, Auch [26] van dem
ursprunglichenn ubel der sunde, als dye lerer sprechen, Darmit wir [27] nichs
anders dan ubel wollen, das er uns darvon losze, uff das dye begirde des [28]
[Röm. 7, 23.] vleisches nicht gefangen nheme den geist, als sant Pauel tzu den
Rhomern sagt.
[29] Nun last
uns eben mercken, wy wir biszher gebetenn: wir haben gotte [30] in den ersten
dreyen bitten sein ere geben, in den andern umb unser noth [31] gebeten, was
uns von nothen an leyb und szell, das er uns unser sunde vorgebenn [32] wolle,
und nun tzum letzten bitte wir, das er uns van dem ubel [33] beware, und dys
magk man auch wol bittenn auff das letzte.
[34] Nun sein
wir herr und nemen dis wydder die ordenung Christi: Czum [35] ersten, eren goth
und seyn heyligen nyergen anders umb, dan das er uns [36] vor tzeitlichem
armut, schanden, uneren behuten sollen, gedencken nicht ein maell [37] der
andern bith, die do vorher gehen sollen, an welche dyse letzte bith nicht
[Seite 159]
[ 18 Am
Rande: David 1 vollenbracht 2
guter fryde 1 4 nicht geeret vnnd gepreiset wyrth 2 geschee 5 13 geschehē 4. 5 15
heylgen 2 anruffen 2 18 adder
fehlt 2 21 spristu 2 22 vi fehlt 2 28 vmb fǔst 2]
[1] kan
vullenbracht werden. Dan gesuntheit, guter, fryde &c.. moge wir bitten, [2]
aber tzum letzten. Wir nemen itzt vil ablas brive, das wir ja sicher seyn. [3]
Aber ich sage dir, es ist ferlich, wu es geschicht, das gotlicher name darvan
[4] nicht gepreyset und geeret wirth, dan wu das nicht gesche, mochte wyr
lieber [5] tzehenn mael vordammet werden umb Christus willen, und der Christum
[6] fuelt und bekent, der ist willigk alles tzuleyden, allein das sein gotlicher
nam [7] moge geereth werden.
[8] Ordenung
aller gesagten.
[9] Czum
ersten sal man bitten, das got in und durch uns moge gelobet [10] werden, Czum
andern, das wir mugen ane sunde leben, Czum dritten, das [11] wir van dem boßen
entledigeth werden. Also gehen dye ersten drey gotte an, [12] Dye andern drey
uns, van den sunden, auff das wir gotformigk mogen werden, [13] und wan disse
alle also gescheen seyn, so solle wir bittenn ‘Nun erlosze unns [14] van ubel’.
Alszo sein alle gebeth und notturfft hyrinne beschlossen. Darumb [15] ist es
nicht recht, so wir die heyligen angeruffen, das sye uns van ubel loßen, [16]
szo wir widder dye ere gottis, sunder unnszer nutz, auch nicht abwaschung [17]
unser sunde, dan wir lebenn nicht darnach, suchen, darumb gefelt es widder [18]
[Ps. 85, 11.] gotte adder den heyligen. Dye schrifft sagt ‘Dye gerechtigkeit
und der fride [19] haben einander gekusseth’, unszer gerechtikeyt ist Christus,
der muß fuer hyn [20] in unns seyn, darnach kumpt der fridt. Darumb mercke, so
du kranck bist, [21] sprichstu torlich ‘Ey wan ich widderumb gesunt werde, wil
ich so frum werden, [22] ich wil vil eyn ander weszen anfahen’. O du nar, du
weyst nicht was [23] du sagest. Sprich du alszo ‘O goth, gib mir stercke, gib
mir krafft, das ich [24] nicht in ungedulth falle &c..’ und halt stille,
halt den rucke tzu und trages [25] willigk. Wir wollen aber itzundt in der
wyegen und in pflaumfeddern tzu [26] hymmel faren, so doch Christus unszer
frommer Bischoff muste am creutze [27] durch vill peyn und marter hynnauff
klettern. Ach wir armen menschen, [28] was nemen wyr uns vor, so es doch alles
umb sust ist? Czum beschlis gebe [29] uns got allein seine gnad, das wir so
mogen leben, das wir yn nicht ertzornen. [30] AMEN.
[Seite 160]
(Zu Bd. I S.
350 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 160]
Unter denen,
welche der unter Luthers Vorsitz abgehaltenen Disputation der Augustiner zu
Heidelberg im April 1518 als Zuhörer beiwohnten, befand sich auch ein junger
Dominikaner, der nachmals in der Reformbewegung so vielseitig thätige Martin
Butzer. Welch tiefen Eindruck sie auf ihn gemacht hat, ersehen wir aus dem
Briefe, den er am 1. Mai 1518 an Beatus Rhenanus geschrieben. Mit hoher
Begeisterung spricht er darin von Luther und berichtet über den Verlauf der
Disputation. Zwar behandelt er nur die ersten dreizehn der von jenem
aufgestellten Sätze ausführlich, und J. W. Baum (Capito und Butzer, Elberfeld
1860, S. 98) meint, daß “über sie wahrscheinlich allein disputirt wurde”; indeß
die Übereinstimmung dessen, was Butzer noch kurz über den 16. und den 25. Satz
äußert, mit dem, was Luther selbst in seinen “Beweisen” (Bd. I S. 360 f. und S.
364) darüber giebt, berechtigt zu der Annahme, daß die Verhandlung weiter
fortgeführt wurde.
Da der Brief
eine wichtige Ergänzung zu Bd. I S. 350 ff. bildet, so lassen wir ihn hier
folgen. Abgedruckt ist er, nachdem Abr. Scultetus in seinen Annales
(Heidelbergae 1618) I S. 22 schon ein Stück daraus mitgetheilt hatte,
vollständig in:
A.
Introductio in historiam euangelii seculo XVI. passim per Europam renovati
auth. Daniele Gerdesio, Groningae 1744, unter den angehängten Monumenta
pietatis &c. S. 176 –191.
B.
Briefwechsel des Beatus Rhenanus. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Adalbert
Horawitz und Dr. Karl Hartfelder. Leipzig 1886. S. 106 –115.
Für A hat
Butzers eigene Handschrift vorgelegen, über deren frühere Besitzer der
Herausgeber in einer Vorbemerkung a. O. S. 175 f. Auskunft giebt; B ist ein
nicht korrekter Abdruck von A. Wir bringen den Text von A und vermerken die
bedeutenderen Abweichungen in B; die Angaben der Verse bei Anführungen
biblischer Stellen im Texte von A und B sind als Zuthaten der Herausgeber
unberücksichtigt geblieben.
D. K. Knaake.
[Seite 161]
[1] Beato
Rhenano Literatorum humanissimo
[2] Martinus
Bucerus S. P.
1518
[Seite 161] [
4 et] atque B 23 velere A volere (sic) B 24 si] etsi B 27 illis B]
[3] NEscio
ferme, quid proximis meis literis impudenter nimis tibi literarum [4] antistiti
obgannierim, eruditissime idem et humanissime Beate: adeo amor, [5] sibi
nunquam constans, tumultuaria quaedam tum effutire me coegit. Et quanquam [6]
longe alium oportebat esse amorem literarium, ne dicam Christianum, [7] quam ut
inconditum aliquid quodque non ad rationis aequilibrium perpensum [8] esset vel
lingua vel calamo immitteret, nescio tamen quo pacto se in rationis [9] quoque
regiam minime raro insinuet affectus atque per clancularios subingressus [10]
cuniculos etiam hic perturbet omnia. Somniamus enim potius, quam habeamus, [11]
sive Stoicorum illam ἀπαθειαν sive perditionem
nostrae animae carnisque mortem [12] multo felicissimam.
[13] Non
igitur aliam dico causam, nisi quia amo et ut amplius me amare [14] cognoscas,
en amplius peccabo, ac si in superioribus literis impudens fui, iam [15] ero
impudentior, ut plane sentias non rationi sed amori in me esse imperium. [16]
Quanquam et aliud est, quod, pariter ut impudens fiam, hoc est, scribam fusius,
[17] me impulit. Scis autem maxime proverbium, quam paululo negotio in
praecipitium [18] agatur sphaera. Legi, quam tuo stilo nostros Theologos
impetiveris [19] pupugerisque. id mihi profecto doleret, si esset vanum, eoque,
ne per nos [20] Heidelbergenses tu deserta causa tibi victor videare (nam alias
senior noster ille [21] Wimphelingius perquam egregie nos tutatus est), ego
tibi obiiciam Theologum, [22] quamquam non nostrum, apud nos tamen his diebus
auditum, qui usque adeo [23] Sophisticis remoris et Aristotelicis nugis longum
valere iussit, ita sacris addictus, [24] in tantum suspiciens obsoletos illos in
Schola nostra si maxime Theologos (nam [25] forte hoc qua est facundia posset
extorquere) certe rhetoricos Theologos (sic enim [26] nos illos vocamus), ut ex
diametro, quod aiunt, a nostris iste dissideat: Hieronymus, [27] Augustinus et
huius farinae alii perinde illi noti sunt atque nobis vel Scotus [28] potest
esse vel Tartaretus. Is est Martinus ille indulgentiarum, quibus nos [29]
minime parum nobis hactenus indulsimus, sugillator, Qui in suorum Fratrum [30]
apud nos celebrata Synodo, literariae pugnae solenni more praefectus, ea
disputavit [31] Παραδοξα, quae non modo
opinionem omnium superarent, verum [32] plerisque etiam visa sunt haeretica.
Sed quid, bone Iesu, illi probarent vere et [33] germane theologicum, quibus in
approbandis refutandisque dogmatibus ceu lydius [34] lapis habetur quicquid
tradidit Aristoteles, imo quod huius corruptores disseminarunt [35]
pestilentissimum virus. Quare vero non sic appellarem horum nugacissimas [36]
nugas, quibus foedant, inquinant, conspurcant divinissima mentis nostrae [37]
pabula, SS. oracula, et horum sanctissimos interpretes, coelestium lautitiarum
[38] elegantissimos structores, faciunt obliterari? Sed stomachum in se
iustissimum [39] reprimam, ne nimis seria ducant ludicra initia.
[Seite 162]
[ 2 unguem
(quidem) tamen B]
[1] Ad
Martinum illum Lutherium redeo. Ut summa quidem vi nostri primores [2]
amolirentur, ne latum unguem tamen ab instituto dimovere suis argutiis. Mira
[3] in respondendo suavitas, in audiendo incomparabilis longanimitas: in
dissolvendo [4] Pauli agnovisses acumen, non Scoti, adeo brevibus, adeo scitis
eque divinarum [5] scripturarum penu depromptis responsis in sui admirationem
facile cunctos adduxit. [6] Fuit postridie cum viro familiaris mihi et procul
arbitris amica confabulatio, sed [7] et coena non dapibus sed doctrinis longe
paratissima optatissimaque. Quaecunque [8] sciscitarer, luculentissime
explicabat. Cum Erasmo illi conveniunt omnia, quin [9] uno hoc praestare
videtur, quod, quae ille duntaxat insinuat, hic aperte docet [10] et libere. O
utinam mihi tempus esset de hoc tibi scribere plura! Is effecit, ut [11]
Wittenburgae triviales isti auctores sint ad unum explosi omnes, Graecanicae
[12] literae, Hieronymus, Augustinus, Paulus publice doceantur.
[13] Sed ecce
vides plura scribendi non esse locum. Mitto per eum disputata [14] Paradoxa
iuxta et eorum explicationes, quantum inter disputandum excipere [15] potui aut
postea ab ipso fui edoctus. Suspicabar enim hoc tibi fore gratum: [16] si secus
fuerit, boni consule vel animum. Obrutus enim occupationibus, nactus [17] tamen
tabellarium, ut vides summa festinantia haec effudi potius quam scripsi. [18]
Tu iam, si libet, hominis lege dogmata.
[19] I.
Paradoxum primum: [20] Lex Dei,
saluberrima vitae doctrina, non potest hominem ad iustitiam [21] promovere, sed magis obest.
[22] Hoc
praefatum, licet ex D. Paulo sit desumptum eoque de Mosis antiquata [23] [Röm.
8.] lege intelligi illud conveniat (nam ad Rom. VIII. ferme habetur), tamen
[24] quum D. Augustinus in libro cui titulus ‘de Spiritu et litera’ huiusmodi
sententiam [25] ad quamcunque legem deducit, quae modo foris manens quicquam
faciendum [26] praescribat, de nulla non lege, sive data esset auctore Deo sive
homine, [27] scripta aut tantum animo complexa, se loqui testabatur. Nam mentem
lex [28] huiusmodi quaecunque illa sit erudit quidem, at affectui nullam
praebet efficaciam [29] implendi eius quod praecipit in gloriam Dei, eoque
manet foris nec in cor [30] ipsum instar ignis penetrat perinde ac lex
Spiritus: enim vero est quoque lex [31] Spiritus, quae eadem lex gratiae
dicitur et digito Dei, divino nimirum spiritu, [32] cordibus hominum non
membranis aut codicillis insculpitur, non voce aut cogitatione [33] etiam, quod
rectum, quod honestum sit, commonstrans, sed spiritali [34] afflatu illustrans,
purificans pariter et ad bonum perficiendum impellens et perficiens [35]
legemque adimplens. Haec ceu fons piarum actionum usque adeo boni [36] omnis
auctor existit, ut sine hac non modo non salutare sit, quodcunque etiam [37]
operetur bonum in speciem, verum noxium quoque et pestilens: at vero, si [38]
cordibus hominum, hoc est affectibus, inscribatur, iam non ipsi vivunt aut
agunt, [39] sed vivit potius in ipsis Christus, et non tam agunt quam aguntur,
utique [40] Spiritu, eoque filii Dei et sunt et vocantur, tum, sive bibant,
edant aut etiam [41] animi gratia quaeritent bulbos, ut est in cordibus ipsorum
diffusa charitas per [42] Spiritum sanctum, ita omnia haec condita charitate
pia sunt, sancta sunt, Deum [43] spirant, divina respiciunt ac Christum
inhabitantem planissime referunt, atque, [44] ut summatim iam complectamur haec
omnia, est lex Spiritus divina quaedam
[Seite 163]
[1]
Εντελεχεια humanae menti
deitus illapsa, irrequieta, perenni impulsu sursum [2] ciens omnia, qua homo et
animo prono iusta percipit et summa cum voluptate [3] operatur. Hans vero ita
dari a Deo contendit, ut nulla prorsus mortalium [4] opera emereri queat. Eam
ipsam appellari quoque subinde gratiam, nonnunquam [5] fidem, legem vitae,
legem Spiritus ac etiam novam legem. Hac sola [6] etiam legem
δεκαλογον, tum etiam praecepta
Christi et quamlibet sive divinitus [7] sive datam humanitus vitae doctrinam impleri:
de hac item cecinisse Davidem [8] [Ps. 37, 31.] ‘Lex Dei in corde ipsius, et
non supplantabuntur gressus eius’. Per hanc in [9] novam creaturam hominem
instaurari, atque ideo, ait, se nihil exigere praeparamenti, [10] quin tanto
huic suscipiendae aptiorem esse hominem, quanto magis [11] fuerit peccator,
modo talem se agnoscat, id quod tamen et ipsum huic legi [12] Spiritus acceptum
ferat oportet. Etenim cum pluribus se obnoxium sceleribus [13] homo
animadvertit, quam nihil sit, quam penitus nihil suo marte queat, manifesto
[14] admonetur, eoque ceu ansa porrigitur salutis, nempe ut confugiat ad [15]
Christum, pastorem et curatorem animarum nostrarum, quoniam ex se, nisi mori,
[16] [1. Sam. 2, 6 f.] nisi perdi, nihil possit. Huc denique pertinere et illud
‘Dominus mortificat et vivificat, [17] pauperem facit et ditat’, siquidem
vivificaturus semper mortificat prius, antequam [18] ditat efficit pauperem,
hoc est, homini liquido ostendit, quod pauper, [19] quod plane sit mortuus, si
non ipsi aspiret vitam opesque largiatur. Et hoc [20] pacto sunt tenebrae super
faciem abyssi, priusquam feratur super aquas Spiritus [21] Domini. Haec ferme
ille inter respondendum disseruit de Lege Spiritus, qua [22] una excepta,
quaecunque alia sit, nequaquam hominem possit ad iustitiam promovere [23] sed
obesse potius, libera voce pronunciabat.
[24] Prius
illud D. Paulo vocato ad partes astruebat, potissimum autem ex [25] [Röm. 8,
3.] Cap. VIII. ad Rom. ubi ita habetur ‘Etenim, quod lex praestare non poterat,
in [26] quo inbecillis erat ea’, nimirum ut nos liberos redderet a iure peccati
et mortis. [27] Si igitur inefficax est lex ad asserendos nos in libertatem a
iure peccati et [28] mortis, ad iustitiam neutiquam promovet. Siquidem id demum
aiebat ad iustitiam [29] promovere, quod, ut illa impleatur, praebet
efficaciam, hoc autem ab uno [30] [Röm. 8, 3 f.] Christo expectetur oportet.
Etenim ‘Deus’, inquit Paulus Rom. VIII. ‘proprio filio [31] misso in
assimilatione carnis peccati et de peccato condemnavit peccatum in [32] carne,
ut iustificatio legis impleretur in nobis’.
[33] [Röm.
7.] Quod vero eadem obsit, ex VII. Cap. ad Rom. plurifariam confirmabat, ut
[34] id caput unum hoc per totum ferme praedicat. Prodit enim lex peccatum,
inquiebat, [35] eoque irritat, nam robur ad vincendum peccatum nullum iniicit,
ideoque [36] obest. Atque ex eo capite plura adducebat, ut et minime pauca
illic, quae [37] sententiae eius plane videntur suffragari.
[38] Quae
tametsi in Mosis legem tantum proferantur ab Apostolo, atque in [39] eam solum
quatenus carnalis est, Maxime tamen, D. Augustinum insecutus, ad [40] omnem
legem quae foris maneat, id est, agenda duntaxat praescribat et non [41] etiam
nisum amoremque explendi praescripta animo immittat, deduxit. Porro [42] ex his
velut iactis feliciter fundamentis universa, quae sequunter, eduxit. Quippe
[43] si imbecillis et inefficax sit lex Dei, vitae saluberrima doctrina, ut ad
iustitiam [44] hominem promoveat, quid conducere arbitrabimur nostrae
praescriptum rationis, [45] tanto utique divina lege infirmius, quanto est
potentior homine Deus? Mitto [46] interim mentis nostrae genuinam obscuritatem,
item quas φιλαυτια ingerit nebulas,
[Seite 164]
[ 23
praestatur AB 29 peccet AB]
[1] quibus
fit, ut non admodum raro, quod libet, id licere quoque nobis [2] existimemus:
mitto denique et peccatorum tenebras, quibus tam non involvimur, [3] quam sumus
liberi peccatis, et pleraque alia, quibus haud mediocre negotium [4] exhibetur
rationi verum iustumque in rebus disquirendi, subinde nihil hinc accedit [5]
homini quam ut cognoscat agendum, idque aegre, quod longe limpidius [6]
praestat lex divina. Hoc autem adeo nihil ad veram iustitiam promovet, ut et
[7] remoretur et deterreat, ostensa nimirum pariter iusti difficultate.
[8] Quamobrem
secundum proloquium in hunc subtexuit modum
[9] II.
Paradoxum secundum: [10] Multo
minus opera hominum, naturalis dictaminis auxilio frequenter [11] (ut dicitur) iterata, possunt promovere.
[12] Nam si
propriis se homines viribus aestiment, quidnam aliud de se ipsis [13] [Röm. 3,
10 f.] sentient quam quod de ipsis pronuntiavit Paulus ad Rom. III. hoc est,
non esse [14] iustum ne unum quidem, non esse qui intelligat &c.? Quod si
inutiles facti [15] sunt mortales omnes, adeo ut non sit qui faciat bonitatem, non
sit usque ad [16] unum, mirum sane, si quicquam ad iustitiam homo promoveat,
sua quantumlibet [17] opera explicet. Quod enim semel editum placere non
potest, nec placebit [18] frequentius iteratum, quin veluti crambe bis posita
magis putrebit. Proinde, [19] quanquam in speciem decora appareant hominum
opera, peccati tamen labem [20] non effugiunt. Iustitia enim a Deo, non ex
hominibus: iniustum igitur quicquid [21] absente Deo geritur ab homine. Idem
vero esse mortale, hoc est, noxium, [22] [Gal. 3, 10.] Paulus ostendit ad
Galat. III. ita dicens ‘Quotquot ex operibus legis sunt, maledictioni [23] sunt
obnoxii’. Itaque si ex legis operibus, quae ut praestant his, quae [24] ductu
fiunt naturalis rationis, ita quoque longe videntur speciosiora, maledictioni
[25] sunt mortales obnoxii, consequens est, ut ea pariter peccata sint
mortalia, quae [26] suis freti viribus homines faciunt sine Christo. Hinc et ex
D. Hieronymi in [27] h. l. commentariis robur minime lene poterit arrogari.
Denique, quoniam ita [28] praeceptum est mortalibus, ut Deos alienos non
habeant, ut plane gravissime [29] peccent istud transgrediendo, transgrediantur
autem, quoties quicquam non Deo [30] tribuant eique ferant acceptum, reliquum
est, si vacui sint gratia et charitate, [31] ut sane Deo referre nihil prorsus
queant, ita lethaliter delinquant. Atque ideo [32] hoc modo succinit
[33] III.
Paradoxum Tertium: [34] Opera
hominum ut semper speciosa sint bonaque videantur, probabile [35] tamen est ea peccata esse mortalia.
[36] Ut autem
opera hominum si interius considerentur mala foedaque vere [37] censentur,
quamcunque fronte pulchritudinem prae se ferant, ita opera Dei, id [38] est
quae iusti Deo auctore agunt, non nunquam ipsis piis quod suum est in [39]
illis spectantibus, licet qua sunt humilitate sanctaque modestia videantur
deformia [40] et sint plane, si quod Christi est ab eis secernatur, quia tamen
Christo adspirante [41] fiunt, merita sunt immortalia per Christum, siquidem
legis sit adimpletio, et ipso [42] merente in nobis nostraque (ignoscendo)
purificante praemium paratur vitae. [43] Quare sic adfirmat
[Seite 165]
[ 12 apparent
B]
[1] IV.
Paradoxum quartum: [2] Opera Dei,
ut sint semper deformia malaque videantur, vere tamen [3] sunt merita immortalia.
[4] Quanquam
autem hominum opera (ea sunt quae suapte virtute operantur) [5] certe mortalia
sint, quod ea sine execrando raptu in Deum peculatusque crimine [6] esse
nequeant (nam Deo digne referri sine charitate nihil potest), tamen quoniam [7]
criminari ob quaecunque opera homo iure non possit neque crimina iusta
adpellanda [8] sunt, perinde ut est adulterium, veneficium et reliqua huius
notae scelera. [9] Et haec auctore D. Augustino quarto contra Iulianum libro
dogmatizabat, [10] ideoque in hunc modum consequenter decernit
[11] V.
Paradoxum quintum: [12] Non sic
sunt opera hominum mortalia (de bonis ut adparent loquimur), [13] ut eadem sint crimina.
[14]
Praeterea quoniam in omni pio opere et sic Christus sit architectus eoque [15]
id Dei opus non indigne adpellitetur, nihilo secius tamen et suum in hoc
dimensum [16] homo accipit et vel instrumenti vice et ipse operatur: quare non
potest [17] non adesse quaedam in gesto labecula atque defectus, nam et in
Christo [18] manentem palmitem pater purgat, haud purgaturus nisi vitii
nonnihil inesset. [19] [Pred. 7, 21.] Denique Ecclesiastes ait ‘non est homo
iustus in terra, qui faciat bonum et non [20] peccet’. Hoc etenim neque sic
accipi potest, ut non sit iustus, qui faciat bonum, [21] verum iugiter peccet
(iustus enim iniuria diceretur), neque ut peccet quidem, non [22] autem, cum
facit bonum (otiosa enim esset haec particula ‘bonum faciat’, quum [23] nihil
plus diceretur quam ‘non est iustus qui non peccet’: at vero ad hunc [24] [Spr.
24, 16.] modum alibi dicitur ‘septies in die cadit iustus’, nec additur ‘qui
faciat bonum’). [25] Hunc igitur esse verborum Ecclesiastis intellectum, qui
modo non sit sophistica [26] acrimonia exoculatus, citra negotium perpendet:
‘non est iustus qui faciat bonum [27] et non peccet’, hoc est, qui non faciendo
bonum delinquat. Nunquam enim [28] tam feliciter Christi ductum nostra sequitur
imbecillitas, ut non perinde ac dentata [29] dolabra, licet a probatissimo
ducta fabro, impingat alicubi et porcorum [30] sulcos efficiat: adeo sumus ad
Iustitiae munia nostra natura inepti. Proinde [31] [Ps. 143, 2.] iustus orat,
servus Domini, non iniquis perfuga, non scelestus, ‘ne intres in [32] iudicium
cum servo tuo, Domine, quoniam non Iustificabitur in conspectu tuo [33] [Hiob
9, 28.] omnis vivens’, et Iob ‘verebar omnia opera mea’, non tantum mala, non
solum [34] reproba, sed quae pia etiam sanctaque illi videbantur et utique
erant. His [35] aliisque minime paucis arcanarum literarum fretus eloquiis ille
meo quidem [36] iudicio vere Paullinus theologus nihil contatus ita pronuntiat
[37] VI.
Paradoxum sextum: [38] Non sic sunt
opera Dei merita (de iis loquimur quae per hominem [39] fiunt), ut eadem non sint peccata.
[40] Sub haec
quoniam nullus est rectae mentis Christianus, qui diffiteatur, [41] omnia
nostra oportere Deo ferre accepta quae bona sint, mala autem nobis [42]
tribuere ipsis, qualia sunt sane quaecunque agimus, nisi Christi favore pia
[43] reddantur, et hunc si adsit penitus ignoramus, fit plane consequens, ut,
nisi opera [44] nostra ceu mortalia vereamur, hoc ipso mortalia fiant: etenim
quemadmodum
[Seite 166]
[ 6 auffere
AB 7 est summa B]
[1] nos
latet, si quae agimus Christi agamus auspiciis eoque sint Dei magis quam [2]
nostra, ita constat, nos in illis operari eoque adesse imperfectum. Si igitur
non [3] timemus, confidimus plane et in securitate sumus, nihil autem minus
securum [4] quam Christum inhabitare nostras mentes: itaque sequitur, securos
nos esse de [5] nobis ac nostra velut iusta essent reputare. at vero hoc est
sibi ipsi placere [6] fruique se ipso, gloriam aufferre Deo, a quo uno omnis
nostra sufficientia, semet [7] ipsum sibi constituere Deum et summa
perversitas. Agnoscat igitur se homo [8] et quam curta sibi sit suppellex adcurate
perpendat, et qui nescit, dignusne sit [9] amore vel odio, ignoretque, an in se
Christus operetur nec ne, non autem nesciat [10] a se geri quod agitur, in
quolibet opere timeat, vereatur, ne non suum [11] agat opus et peccet
mortaliter, abiiciat se in Christum, cuius opitulamine tantum [12] confidat,
illius opem ardentibus votis postulet: sic enim quod gerit, etsi quatenus [13]
suum est inconsummatum sit, peccato obnoxium, et foedum recte aestimetur, [14]
Christi numine expurgabitur, coelesti succo perfusum reddetur divino palatui
[15] non insipidum atque iam non Christiani sed Christi opus censebitur.
Ideoque [16] posthaec non tam rarenter quam vere hoc paradoxum subiunxit:
[17] VII.
Paradoxum Septimum: [18] Iustorum
opera essent mortalia, nisi pio Dei timore ab ipsismet iustis [19] ut mortalia timerentur.
[20] Porisma
hoc usu venit iustis, malis idem contingere non potest, quales [21] profecto
sunt quotquot Dei timorem expectorarunt. pari igitur scriptura parique [22]
pondere sic consequenter definit
[23] VIII.
Paradoxum octavum: [24] Multo magis
hominum opera sunt mortalia, cum et sine timore fiant [25] in mera et mala libertate.
[26] Hominum
siquidem opera (ut praefatum est) ea vocat, quae ab ipsis fiunt [27] suis
auspiciis, Christo neutiquam adspirante: in his enim confidere sibi, quasi [28]
ex se quicquam posset boni arrogare, est desciscere a Dea et in
pestilentissimam [29] cacodaemonis superbiam proruere. Subinde quam certum est
nobis cumprimis [30] nocere et animae praesentaneam adferre mortem, si vel
tantillum nobis [31] cum Stygio principe conveniat, ut hanc arbitremur rapinam,
quicquam nobis [32] tribuentes, et non potius actus nostros et universa opera
adscribamus Patri [33] luminum, a quo omne bonum omneque donum perfectum
descendit. hoc autem [34] non minus nobis existit impossibile, cum sumus
mortui, cum abest a nobis [35] Christus, vita nostra, quam ut calorem in
quicquam transmittamus ipsi rigentes [36] gelu. modo et isti hominum
deificatores1) fatentur, sine Christo, sine gratia nec [37] hominem vivere, nec
in Deum quicquam posse referre, non magis quam spongia [38] atramento plena
tabulae detergere maculas. Non autem maxime animadvertunt,
[Seite 167]
[ 17
quodcunque B 24 Νεομενιας AB 26
hominum B 27 enim fehlt B 39 etiam hoc B]
[1] [1 Cor.
10, 31.] hominem quantus sit Dei esse et omnia sua in eius fore gloriam vel
Apostolo [2] praecipiente oportere eoque, id cum non possit manens extra
Christum vacuusque [3] gratia, non tantum quodcunque et qualecunque agat opus
id mortuum esse, [4] verum etiam mortiferum, quippe quod illud agens in Deum
pressus suis peccatis [5] non referat, sed rapiat, sed sibi tribuat, in eo,
quae sua sunt, non quae Christi, [6] quaerat. igitur in sana doctrina noster
Theologus ita praecipit:
[7] IX.
Paradoxum nonum: [8] Dicere, quod
opera sine Christo sint quidem mortua, sed non mortalia, [9] videtur periculosa timoris Dei remissio.
[10] Nec
maiori negotio et istud, nimirum eidem innixus rationi, statim adiunxit:
[11] X.
Paradoxum Decimum: [12] Imo
difficillimum est intelligere, quonam modo sit opus mortuum, [13] nec tamen noxium mortaleve peccatum.
[14] Nam si
mortuum, Deo referri, qui vita sit vitaeque fons, non potest, cum [15] autem
referri omnino oportebat, rapitur Deo suum et alienum sibi Deum se [16] aut
quodvis aliud sibi homo peccator statuit, transgreditur igitur legem Dei, qua
[17] [2. Mos. 20, 3.] sancitum est ‘non habebis Deos alienos’. peccat igitur,
quodcumque agat, quantumlibet [18] in speciem bonum illud videatur, itaque non
tantum mortuum, sed [19] mortale etiam sibi noxiumque fuerit. Ad haec, neque
literae sacrae neque latinae [20] hunc habent loquendi modum, ut mortale
aliquid non sit et tamen sit mortuum, [21] quin latinis plus sonat mortuum quam
mortale. Sed, utcunque sit de verbis, [22] res ipsa indignissima est
Christianis, nedum Theologis. Si enim et ipsi quod [23] extra gratiam sit
mortuum asserant, audiant quaeso Dominum, quam sibi haec [24] [Jes. 1, 13 f.]
mortua placeant, testantem Ies. I. ‘incensum’, inquit, ‘abominatio est mihi,
Νεομηνιας [25] [Spr. 15, 8.]
&c. facta sunt mihi molesta, laboravi sustinens &c. &c.’ ‘Victimae
[26] impiorum abominabiles.’ Praeterea circa opus tale aliquod mortuum hominem
[27] quoquo modo affici oportet, amabit enim aut odiet (sit vero illud, exempli
[28] gratia, elargitio stipis). Non odiet, malus enim est, et illud agit utique
quod [29] collubitum: amabit igitur, et peccato immunis quomodo censebitur?
quem sane [30] oportebat super omnia amare et glorificare Deum, non diligere,
quod ille aversatur, [31] et venditare se eo, quod creatori suo est
abominabile. Iam ex praelibatis [32] satis superque habetur, in omni etiam
iusti opere esse nonnihil sordis, quod in [33] illo etiam homo et non tantum
Christus operetur, ex quo maxime et consulto [34] sensu communi pater etiam hoc
potest, aut nullum aut esse perquam rarissimum, [35] nullo non atro Cygno
insolentiorem quam iustus adeo se in Christum [36] perimat, ut se ipsum no
pariter amet sibique non nihil tribuat, eoque caussam [37] habeat timendi
damnationis horrendum iudicium, ut qui adhuc in se offendat [38] quod, nisi
Christi Iustitia aboleretur, gehennae plane faceret obnoxium. Quapropter [39]
Theologus et hoc adfert praefatum
[Seite 168]
[ 34 Diss. A
diss. B Zwischen Z. 35 und Z. 36 ist in B der Text
der Thesen 14 bis 16 eingeschoben 43 cum esse AB]
[1] XI.
Paradoxum undecimum. [2] Non potest
vitari praesumtio nec adesse vera spes, nisi in omni [3] opere timeatur iudicium damnationis.
[4] Nisi enim
hoc timeatur ab homine, quid aliud consequens est quam quod [5] is confidat, in
se non esse quod illud mereatur? atque ita sibi ipsi non probe [6] cognitus
praesumet male et non in uno Deo spem suam collocabit, ut qui commeruerit [7]
nihil, quare ob gehennae tormenta trepidaret. Quando autem Deus [8] remittere
assoleat, dum ipsi nos accusamus, facile potest intelligi et ea, quam [9] mox
subiungit propositionem verbis quam sententia rariorem, ea sonat in hunc [10]
modum:
[11] XII.
Paradoxum duodecimum: [12] Tunc
vero sunt peccata apud Deum venialia, quando timentur ab [13] hominibus mortalia.
[14] Et
quoniam peccatum faciens servus est peccati et servum Domino suo [15] oporteat
esse morigerum, facile sequitur, liberum arbitrium post peccatum rem [16]
quidem aliquam animaeque esse potentiam, at in bonum liberum esse minime, [17]
denique, ex se nisi peccare non posse. Etenim quidquid ex se agat homo, [18]
istud Deus non agnoscit nec illi potest referri: admittitur igitur raptus iam
[19] saepe dictus. Quare superiora tenenti haud videbitur obscurum quod
sequitur [20] paradoxum.
[21] XIII.
Paradoxum decimum tertium: [22]
Liberum arbitrium post peccatum res est de solo titulo, et cum facit
[23] quod in se est, peccat
mortaliter.
[24] Et hoc
quidem August. lib. II. contra Iulianum aperte comprobat et ad [25] [Hos. 13,
9.] idem facit quod habetur Oseae XIII. ‘Perditio tua, Israel, ex me tantum
modo [26] auxilium tuum’. quoad bonum, ille arbitrii libertatem in hunc modum
docebat: [27] ut visum est Deo ad se quempiam avocare, praevenit ipse hominis
voluntatem [28] et in se convertit, quo fit, ut homo Dei nutum summa cum
voluptate sequatur [29] nec quidquam aliud velit, sicque ab omni coactione, non
autem necessitate liberi [30] simus. Non Deus, inquiebat, sic movet, ut bonum
tantum ostendat homini, ipsi [31] relinquens acceptare illud aut respuere, sed
simul dat velle et posse, atque mox [32] delectabitur bonum quod offert
amplecti.
[33] Ex his
atque D. Augustini sententia libro contra Pelagianos, libro de gratia [34] et
correctione, item Petri Longobardi Dist. XXIV. citra negotium quoque intelligi
[35] possunt XIV. XV. XVI. propositiones.
[36] Nam quod
ad XVI. pertinet, si annitatur ex se quispiam parare gratiam, [37] minimum et
Deum deserit fontem vivum et suarum sibi virium veteres nimirum [38] [Jer. 2,
13.] cisternas fodit, duo mala pariter committens, quod per Ieremiam Dominus
ipse [39] queritur: Mirum autem, si sit agens, non etiam duplo reus fiat, qui
geminum [40] item peccatum admittit. Nec hoc pacto unquam desperanti ulla
fenestra aperitur, [41] verum semet abiiciendi, auxilium postulandi a Deo et
plane humiliandi se, ut [42] exaltetur, non mediocris occasio praestatur. His
iam enucleate perpensis nullus, [43] ut mea fert opinio, reliquis paradoxis
scrupus iam esse poterit, praesertim si
[Seite 169]
[1] quis D.
Paulum vel a limine salutavit. In XXV. tamen advertendum hoc est, [2] non illum
contendere iustum esse absque operibus, sed non opera cum, verum [3] fidem
efficere iustum: iustus enim ex fide vivit.
[4] Haec
sunt, Beate, quae inter disputandum ut licuit excepi, in nonnullis [5] tamen ab
ipso disputatore postridie, non potest dici qua facilitate, quo docendi [6]
spiritu, adiutus. Statueram vero etiam nostratium Theologorum tibi tela
describere, [7] verum ubi ea repeto videntur tam flaccida, tam ficulnea, tam
nihilo nisi [8] Aristotelis Scotique σκοτιᾳ
tenebricantia tantisper luculentamque veritatem apud [9] Sophistam fortasse
aliquem, non autem Theologum qui in apertissima Euangelii [10] divique Pauli
luce versetur obfuscatura, ut sim plane veritus sub incudem ea [11] mittere tui
exactissimi iudicii. Quod superest, Humanissime Beate, te oro teque [12] per
sacra obtestor, haec nemo nisi amicus videat, ne mihi ipsi malum accersam, [13]
dum obsecundare amico studeo. Et sive tuum addas subducasve calculum, te [14]
per amicitiam nostram obsecro, hanc meam ineptiam in amicam partem accipias
[15] et, dum olim liberrimum tibi fuerit ac vacuum maxime, tuam amicorumque
[16] sententiam rescribas. Vale tuoque Martino si non ad rem aliam vel ad risum
[17] interim utare, quem tam egregie depuduerit. Ex Heidelberga Kalend. Maias
anno [18] Christi ⅭⅠƆ ⅠƆ XVIII. rogarem ut illatinam meam dictionem, praecipitem
scribendi [19] festinantiam liturasque conniveres, nisi viderem illico petendum
mihi, ne mea [20] legeres.
[Seite 170]
[Einleitung]
1893
[Seite 170]
[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
In der
Zittauer Rathsbibliothek befindet sich, wie J. K. Seidemann, Dr. Martin Luthers
erste und älteste Vorlesungen über die Psalmen (Dresden 1876) Bd. I S. XVIII,
berichtet, ein Exemplar von Bugenhagens Psalmorum interpretatio vom Jahre 1524,
welchem eine Abschrift von Luthers Heidelberger Disputationssätzen eingeklebt
gewesen, von der aber jetzt nur noch das letzte Blatt vorhanden ist. Auf diesem
Blatte steht nach sieben unleserlich gemachten Zeilen, die handschriftlichen
Abkürzungen aufgelöst: “D. Martinus Lutherus Sacrae Theologiae Magister
presidebit. F. Leonhardus Baier artium et philosophiae magister respondebit.
Heydelberge 1518 Actum.” (vgl. in unserer Ausgabe Bd. 1 S. 353 zu Z. 3 –6) und
danach folgt von Luthers eigener Hand eine Erklärung über den Zweck jener
seiner Sätze, welche wir hier nach Seidemann a. a. O. geben; sie ist
wahrscheinlich bald nach beendeter Disputation niedergeschrieben.
D. K. Knaake.
[Eine
Äußerung Luthers über die Heidelberger Disputation.]
1518
[Seite 169]
[1] He
Conclusiones sunt a me ideo tractatȩ ac disputate, ut ostenderem,
[2] primo quod longe lateque ab Aristotelis sententia aberrarint1) omnium
Scholarum [3] Sophistȩ ac plane sua somnia in Aristotelis non intellecti libros
invexerint. [4] Deinde ut, si quam maxime sensum eius teneamus (quemadmodum [5]
hic tradidi), tamen prorsus nihil adiumenti ex ipso haberi possit non solum [6]
ad Theologiam seu sacras literas, verum etiam ad ipsam naturalem philosophiam.
[7] Quid enim iuvet ad rerum cognitionem, si de materia, forma, [8] motu,
finito, tempore nugari et cavillari queas verbis ab Aristotele conceptis [9] et
prescriptis?
[Seite 171]
(Zu Bd. 1 S.
527 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 171]
1. Die
Handschrift. Die Aufzeichnung, welche im Folgenden zum ersten Male abgedruckt
ist, gehört einer Sammlung von Stammbuchblättern, Briefen und sonstigen
Autographen, sowie von gemalten Wappen an, welche im vorigen Jahrhundert durch
den württembergischen Konsistorialdirektor Geheimen Rath Fr. W. Frommann
(gestorben 1787) angelegt wurde und jetzt, noch unter ihrem ursprünglichen
Namen “Stamm-, Wappen- und Handschriften-Buch”, einen Bestandtheil der
Königlichen öffentlichen Bibliothek in Stuttgart bildet. Wie schon ihr Name
verräth, ist die Sammlung in Buchform angelegt — sie besteht aus mehr als
fünfzig Foliobänden —; die einzelnen Stücke sind dabei nach der alphabetischen
Reihenfolge der Schreiber (bezw. bei den Wappen, der Besitzer) den Blättern des
Buches auf- oder zwischen ihnen eingeklebt. So findet man in Bd. 24 das in Rede
stehende Stück und zwar inmitten dreier anderer Autographen Luthers: vorangeht
ihm der Brief an die Reutlinger von Donnerstag nach dem Neujahrstag 1526 (De W.
I S. 79 ff),1) sowie — unter einem kleinen bemalten Brustbild des Reformators —
ein kleines Blatt mit kurzen Bemerkungen von seiner Hand, während ein größeres
Blatt ebenfalls mit Notizen Luthers folgt.2) Was nun unsere Handschrift selbst
betrifft, so besteht sie aus einem Quartblatt von Papier (20,6 × 14,9 cm),
dessen eine Seite, von einem Rande zur Linken abgesehen, durch den unten
folgenden Text gerade ausgefüllt wird, während im oberen Drittheil der sonst
leeren Rückseite eine Aufzeichnung anderer Art, aber gleichfalls von Luthers
Hand, sich befindet (s. unten S. 203 f.). Da das Blatt auf beiden Seiten
beschrieben ist, wurde es gefenstert. Diese Fensterung hat aber sichtlich
stattgefunden, ehe das Blatt in Frommanns Hände kam; dasselbe wird also vorher
schon in einen Band eingefügt gewesen sein, vielleicht zusammen mit dem hier
fehlenden Anfang des Briefentwurfes, der möglicher Weise heute noch an jener
Stelle ist. Aber wo der betreffende Band zu suchen sei, dafür fehlt es zur Zeit
an jedem Anhaltspunkt. (Auf dem erhaltenen Blatt findet sich außer Luthers
Aufzeichnung gar keine Bemerkung, auf dem zu seiner Fensterung verwandten
Papiere nur die Ziffer 10, rechts oben in der Ecke.)
[Seite 172]
Daß die
Aufzeichnung von des Reformators eigener Hand herrührt, ist über jeden Zweifel
erhaben.
2. Der Text.
Was vorliegt, ist nur der Schluß eines Briefentwurfes. Wie viel verloren ist,
läßt sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Wenn Luther aber den wichtigen
Entwurf nicht auf die nächsten besten Papierstücke geschrieben, so haben wir
uns den Anfang wohl auf einem Blatt zu denken, das mit dem erhaltenen zusammen
einen halben Bogen bildete, und da er das erste Blatt wohl ganz beschrieben
hat, ehe er zum zweiten überging, so wären etwa zwei Drittheile des Schreibens
verloren, nur ein Drittheil erhalten.
Trotz diesem
bruchstückartigen Charakter unserer Aufzeichnung lassen sich Zeit und Anlaß
derselben mit ziemlicher Sicherheit feststellen. Zwar hat sie mit den drei
bekannten Lutherbriefen an den Papst so wenig gemein, daß sie zu keinem derselben
die unmittelbare Grundlage bilden kann. Doch auch ohne solche Beziehung
erscheint ihr Platz gesichert. Festgestellt sei zunächst, daß die ausführliche
Bezugnahme auf die Inquisitores nicht nothwendig fordert, den Entwurf in die
Zeit zu verlegen, in welcher auch schon Hoogstraten angefangen hatte, sich in
den Streit zu mischen (April 1519); denn auch Tetzel z. B. hatte sich, und zwar
von Anfang an, als Ketzermeister Luther gegenüber geriert. Sonst findet sich
nichts in dem Entwurf, das auf die Zeit nach 1518 hinwiese, wohl aber manches,
das ihn früher anzusetzen räth. Schwerlich hätte der Reformator nach seinem
Zusammentreffen mit Cajetan in Augsburg, ja auch nur nach Eingang des Dialogus
de potestate Papae von Prierias noch gesagt, wie die Inquisitoren in Italien
verfahren, wisse er nicht. So werden wir schon über den Oktober, ja über den
Anfang des August 1518 zurückgeführt. Beachten wir dann weiter, daß Luther nach
seinem ersten Brief an Leo X., in welchem er so entschieden erklärt: revocare
non possum, kaum einen zweiten hätte schreiben können, in dem er die
Entscheidung dem Papst anheimgab, ohne daß er auch hier dieselbe Versicherung
wiederholt hätte (und sie hätte in dem erhaltenen Schlußtheil des Entwurfes
ihren Platz finden müssen), so kommen wir noch weiter in der Zeit zurück,
zurück nämlich auch über jenen ersten Brief vom Mai 1518. Und dahin weist
unsern Entwurf auch die Stelle, in welcher der Verfasser als Zweck seines
Schreibens angiebt, daß die Gegner daraus — und zwar nicht “wiederholt” — ersehen
sollten, wie wenig er sich vor dem Drohen mit dem Papst fürchte, indem er sich
an ihn selbst mit allem Vertrauen wende. Das konnte Luther doch eigentlich nur
in einem Brief an den Papst sagen, dem noch kein anderer seit dem Anschlag der
Thesen vorangegangen war.
So hätten wir
also den Entwurf eines Lutherbriefes an den Papst vor uns, der verloren
gegangen oder aber gar nicht abgesandt worden wäre? Keines von beiden. Das
erste ist nicht möglich, denn der Brief vom Mai 1518 ist seinem ganzen Inhalt
nach der früheste, welchen Luther an Leo X. gerichtet hat. Gegen das andere
aber sprechen die Anklänge an diesen Entwurf, welche wir bei aller
Verschiedenheit im Brief vom Mai 1518 und namentlich in dem Begleitschreiben an
Staupitz vom 30. Mai gen. J. finden.1) Dazu kommt, daß auch im
[Seite 173]
vorliegenden
Entwurf in Ausdrücken wie cremanda jubebis? seruanda jubebis? auf ein oder
mehrere Schriftstücke angespielt zu sein scheint, welche Luther mit dem Brief
offenbar an den Papst schicken wollte, und mit seinem ersten Brief vom Mai hat
er ja auch eine Schrift, die Resolutiones disputationum de indulgentiarum
virtute übersandt. Dies alles weist denn mit großer Wahrscheinlichkeit darauf
hin, daß wir hier einen ersten Entwurf eben zu diesem frühesten Schreiben des
Reformators vor uns haben. Dieser erste Entwurf, der so sehr sich von der
endgültigen Fassung unterscheidet, ist dann freilich nachträglich von Luther
wieder verworfen worden. Aber eben diese Verschiedenheit ist psychologisch
interessant (vielleicht bis hinaus auf die im abgegangenen Brief und auch in
den späteren nicht mehr vorkommende Anrede Sanctitas tua). Sie läßt uns einen
Blick in die Seele des Reformators werfen und zeigt namentlich, wie er erst
nach einigem Schwanken zu der lediglich an die Sache sich haltenden und
ungleich entschiedeneren Fassung, wie sie im wirklich abgegangenen Schreiben
vorliegt, sich entschlossen hat.
Es schien das
gerathenste, den öfter zweifelhaften Text genau in Luthers Schreibung zu geben;
nur für das rein graphische ü wurde u gesetzt und die Abkürzungen, weil in
ihrer Bedeutung zweifellos, aufgelöst. Die Interpunktion des Originals
beizubehalten, erschien weder nöthig, noch mit Rücksicht auf das Verständniß
des Textes rathsam.
Vgl. unsere
Ausgabe II S. 384. I S. 644. 529.
Dr. K.
Steiff.
[Bruchstück
eines ersten Entwurfes zu dem frühesten Schreiben Luthers an den Papst. 1518.]
1518
[Seite 173] [
1 Sanctitas tua] in der Handschrift nur S. t. Ebenso im Folgenden. mej causa steht über der Linie, ist
erst nachträglich hinzugefügt. 2 tantj ist korrigirt aus tanto, schwerlich
umgekehrt tanto aus tantj Zwischen
tantj und authoritatis stehen zwei Wörter, von denen das eine, weil mit
unreiner Feder geschrieben, nicht wohl zu lesen ist (vielleicht ordinis?),
während das andere deutlich fagia oder fugia heißt, was aber keinen Sinn giebt.
3 an] ursprünglich: siue, das jedoch durchstrichen und durch das darüber
geschriebene an ersetzt ist. 6 Vor consulere steht durchstrichen: appellare]
[1] Nolo quod
Sanctitas tua ea quoquo modo mej causa defendat; tantum [2] abest, vt ea petam
tantj ...... authoritatis approbarj. Sed nec id curo, [3] seruanda Iubeas an
abolenda. Vnum hoc solum volui, vt hereticȩ prauitatis [4]
Inquisitores viderent adeo me nihil timere eorum inanes Minarum ampullas, [5]
vt et ipsum nomen Sanctitatis tuȩ, quo solo iam credo cȩlum
terrere incipient,1) [6] cum fiducia ausus sim accedere et consulere. Nam Quid
Inquisitores hereticȩ [7] prauitatis in Italia faciant, nescio. In Germania Scio
totum eorum nosse et [8] posse in eo consistere, quod Nomen Summi pontificis
minantur; neque eo
[Seite 174]
[ 4 Mit
quottidie bricht der Satz ab, der übrige, vierte, Theil der Zeile ist leer. 8
Sch] Luther bricht hier mitten im Worte ab, er läßt aber einen leeren Raum von
der Länge einer Drittelszeile, auf dem also eben die betreffenden Namen Platz
finden sollten. D. Knaake ergänzt, vielleicht mit Recht, Sch zu Schismaticum.
Auf den leeren Raum folgt unmittelbar ein durchstrichenes Wort, das ohne
Zweifel Martini zu lesen ist. Nach
mihi schwer zu lesende Stelle, die D. Knaake als o quȩ
deutet, was viel für sich hat. Man hat sich dann diese beiden Worte als
Zwischenbemerkung zu denken: — o quȩ! —. 8/10 Die Klammern vor Hȩc
und nach ludere stehen nicht in der Handschrift. Nach ludere folgt in dieser
ein Punkt und nach prosequi ein kleiner Zwischenraum. Letzteres Verbum ist mit
officium suum Z. 7/8 zu verbinden. 10 Inuitati] nämlich von Luther nach
Wittenberg. Vor tutissimum steht
ausgestrichen: securum Das Wort
hospicij war von Luther anders begonnen, so daß hier nun verschiedene
Buchstaben in einander laufen und die Lesung infolgedessen unsicher ist; wir
glauben mit D. Knaake hospicij lesen und einen Schreibfehler für hospicium
annehmen zu sollen. 11 In der Handschrift hinter haberent ein Punkt. Hinter hȩreticȩ
erg. prauitatis 13 Ursprünglich stand, und es ist auch nicht ausgestrichen:
iratas, über die letzte Silbe ist aber geschrieben: cundas Vor ad steht durchstrichen: hoc 18
Ursprünglich hieß es: quam vitȩ propriȩ;
die beiden ȩ sind in a geändert und mihi est nach quam über der Zeile
eingefügt. 19 vt psalmus] oder vt scriptum; die betreffenden Worte sind
mehrfach korrigirt. 20 Hinter omnes erg. vias meas praevidisti. Ps. 139, 3. 22
Hinter esse erg. dicitur oder legitur
Beatissime pater] in der Handschrift nur B. p.]
[1]
territaculo vtuntur, nisi dum pro suis praerancidis et perrancidis opinionibus
[2] aduersus puram et sanctam Sacrȩ Scripturȩ
veritatem debacchantur. Alioquin, [3] Si hȩreses eos delectaret
Inquirere, Haberent vicinas Boemiam, Morauiam hȩreticis [4] refertas
et quottidie Licet nullus eorum,
quantumlibet [5] sint Zelosi catholicȩ fidej defensores errorumque
suppressores, veritatis [6] reuelatores, Sancte sedis Apostolicȩ
honoratores (hȩc enim Monstra non [7] nomina vanissime gloriȩ in
omnibus angulis sibi arrogant), voluerit officium [8] suum in hunc hȩreticum
Sch (Hȩc
enim mihi ... non [9] nomina Sed monstra passim Imponunt, tanquam si pueros in
Comedia videres [10] ludere) prosequi, licet Inuitati fuerint et tutissimum
amoris et fidej hospicij (?) [11] haberent, Maluerunt esse detractores et
calumniatores quam hȩreticȩ Inquisitores [12] in me, quia illud sine scientia Scripturarum
facile se posse videbant, [13] quod iracundas meretriculas videt ȩque
posse, ad hoc vero sentiebant sibi [14] non sufficere Magistros nostros Eximios
peripatethicos Theologos cum vniuersis [15] questionum suarum lustris et
volutabris.
[16] Ego domino
meo Ihesu Christo hanc laudis Jucundȩ confessionem me [17] debere
agnosco, Quod benedictione gratiȩ suȩ
eousque me erudiuit, vt non [18] modo credam, Sed certiore experientia quam
mihi est vita propria Sciam, Non [19] [Joh. 3, 27;, 2. Cor. 3, 5.] posse
hominem aliquid cogitare, nisi datum ej fuerit desuper, vt psalmus (?): [20]
[Ps. 139, 2 –4.] ‘Intellexisti cogitationes meas de longe. Et omnes. quia nec
sermo est in [21] lingua’. Quid quȩso in hominis potestate est,
quando nec sermo in potestate [22] lingue eius esse?1) Quare cum omni fiducia,
Beatissime pater, pedibus Sanctitatis [23] tuȩ hȩc
subijcio Nihil prorsus rogans, quid super ijs statuas. Dominus
[Seite 175]
[ 2 Vor
quicquid stehen die durchstrichenen Worte: Et quicq Et 5 Die Worte papyro et
literis stehen auf dem Rande und sind durch ein Verweisungszeichen hierher
gewiesen. Doch ist letzteres, übrigens wohl nur infolge einer Ungenauigkeit,
hinter anstatt vor den Punkt gesetzt. 7 Vor subuertere findet sich
durchstrichen: transferre 9 Der Abkürzung von sed ist ein n angehängt; Luther
war offenbar eben im Begriff gewesen, ein m anzufügen, indem ihm bereits das
auf sed folgende secundum in die Feder kam, er hat aber das Versehen noch
während des Schreibens bemerkt und innegehalten.]
[1] Ihesus,
sine quo nihil cogitabis aut proferes, docebit te, quid statuendum sit; [2]
quicquid autem statueris, E celo statutum esse non dubitabo. Cremanda [3]
Jubebis? dicam: ‘sicut domino placuit ita factum. Sit nomen domini benedictum!’
[4] [Jer. 11, 15.] Seruanda Jubebis? dicam: ‘Gloria tibi Domine! sicut est dies
hȩc. [5] Ego nihil perdiderim crematis, Nihil lucrifecerim
saluatis papyro et literis. [6] Christus non eget mej, quod potens est de
lapidibus suscitare filios Israel [7] [Job. 9, 5.] et subuertere montes,
antequam cognoscant. Sufficit mihi hȩc fides mea in [8] dominum
meum Ihesum Christum, qui conseruet te et dirigat non secundum [9] tuam aut
vllius hominum, sed secundum suam voluntatem quȩ est sola bona [10] et
Benedicta in secula. Amen.
[Seite 176]
(Zu Bd. I S.
687 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 176]
Die Auslegung
des 109. Psalms konnte in unserer Ausgabe I, 689 fg. nur nach dem damals (1883)
allein bekannten gedruckten Texte gegeben werden. In der Zwischenzeit ist die
eigenhändige Niederschrift Luthers an den Tag gekommen und es konnte keinem
Zweifel unterliegen, daß es die Pflicht unserer Ausgabe sei, diese hier
nachträglich zu berücksichtigen. Der Entdecker der Handschrift, der
evangelische Pfarrer E. A. Doleschall in Budapest hat die Güte gehabt, seinen
unten erwähnten 1887 veröffentlichten Abdruck nochmals mit dem Original zu
vergleichen und uns folgende Mittheilungen über die Handschrift und ihre
Schicksale zur Verfügung zu stellen, die sich ähnlich auch in der Einleitung zu
seinem, wie es scheint, wenig bekannt gewordenen Abdruck finden:
Im Besitze
der evangelischen Kirche in Ungarn befindet sich unter anderen
Originalhandschriften Luthers1 auch das Manuscript der Auslegung des 109.
Psalms. Über zwei Menschenalter nennt das Generalarchiv der besagten Kirche
dies Kleinod sein eigen, und doch hatte die Welt keine Ahnung vom Dasein
desselben. Erst in den achtziger Jahren hatte der Gefertigte das Glück, beim
Sichten der nur oberflächlich registrirten Archivacten auf diese Urkunde zu
stoßen, und war es Luthardts Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft vom Jahre
1884 (Heft VIII), in welcher ich zum erstenmal auf den interessanten Fund
aufmerksam machte. Drei Jahre darauf veröffentlichte ich das Schriftchen
vollinhaltlich unter dem Titel: “Eine aufgefundene Luther-Reliquie” (Budapest
1887), in dessen einleitenden Worten ich die Ansicht begründete, daß hier die
prima manus der Auslegung des 109. Psalms vorliegt.
Die
Handschrift ist ein aus 15 kleinen (22 cm hoch, 16 cm breit) Quartblättern
bestehendes Heftchen, das jeden Umschlags entbehrt, mit einem schmalen
Pergamentrücken versehen und im Ganzen gut erhalten ist. Die Schriftzüge sind
kräftig, wenn auch — wie dies in der Natur eines Concepts liegt — hie und da
flüchtig hingeworfen. Die erste Seite des Manuscripts
[Seite 177]
trägt
folgenden von Luthers Hand stammenden Titel: Das dixit dn̄s
dn̄o meo || Der cviiii. Psalm. Zeu deuthsch vnnd außge || legt
Nach der hebreischen Lectur: || wilcher vaßt gemeynn ist || aber eyn Schoner ||
gesang von || Christo. Darunter befinden sich die Worte: Manus Lutheri und als
Schlußzeile der Name des einstigen Besitzers des Schriftchens: Hanns Ölhaf
Senior; zwischen diesen zwei Notizen aber steht die Anmerkung: Ex cimeliis
Samuelis Szèkely de Doba. — Auf der Rückseite des ersten Blattes ist die
lateinische Übersetzung des Psalms zu lesen und unter derselben nachstehende
Zueignung: Generosissimo Domino Dn̄o Samueli Szèkely de Doba
hocce exiguum vileq̄ munusculum in sui memoriam obsequiose offert, seq̄.
de meliore com̄endat Vohenstrusii d. 14. Apr. 1743. Iohan̄es
Stephanus Matthias Reinhartus Pastor loci.
Aus dem
Nachlasse dieses ungarischen Edelmannes, der zur Zeit des ersten schlesischen
Feldzugs als Offizier im österreichischen Heere diente, erstand das werthvolle
Document der ungarische Raritätensammler Niclas v. Jankovitsch, der es
schließlich, ebenso wie Luthers Testament, dem evangel. Generalarchiv schenkte.
E. A.
Doleschall.
Wir geben die
Handschrift Luthers in völlig treuem Abdruck mit Beibehaltung der Abkürzungen
und der Interpunktion. Die im Manuscript getilgten Worte geben wir unter dem
Text, das von Luther unterstrichene in gesperrter Schrift. Es könnte scheinen,
daß hier der Versuch geboten gewesen wäre, einen kritischen Text herzustellen,
sei es auf Grund der Handschrift oder des Druckes mit Zuziehung des anderen
Zeugen. Denn Luther hat diese Schrift nicht selbst in Druck gegeben und ihn überwacht,
sondern Spalatin hat den Druck besorgt und noch dazu in Augsburg, nicht in
Wittenberg. Einer solchen Ausgabe gegenüber gewinnt die Handschrift Luthers
natürlich sehr an Wichtigkeit, besitzt sie jedenfalls eine viel größere, als
wenn Luther selbst die Schrift in Wittenberg hätte drucken lassen. Wenn wir
dennoch von der Herstellung eines kritischen Textes absehen und hier nur die
Handschrift selbst geben, so hat dazu die Einsicht geführt, daß ein solcher,
wenn er sich nicht völlig in Subjektivitäten verlieren wollte, doch auch weiter
nichts sein könnte als entweder eine fast unveränderte Wiedergabe der
Handschrift oder der an einigen Stellen nach der Handschrift gebesserte Text
des Druckes.
Die folgenden
Ausführungen werden dies des Näheren klar legen. Zunächst haben wir in unserer
Handschrift offenbar nicht das Druckmanuscript. Seine äußere Beschaffenheit
bietet keinerlei Anhalt zu dieser Annahme und die Unterschiede des Textes der
Handschrift und der Ausgabe gehen in Zahl und Bedeutsamkeit weit über das Maß
hinaus, welches wir sonst zwischen Druckmanuscript und Druck z. B. des Sermons
von den guten Werken. (s. weiter unten in diesem Bande) wahrnehmen.
Es begegnen
fast alle möglichen Arten der Abweichungen: Einfügung und Weglassung von
Wörtern und Sätzen, Umstellung von Wörtern und Sätzen, Ersetzung von einzelnen
Wörtern und ganzen Sätzen durch andere. Zugesetzt ist
[Seite 178]
im Drucke
namentlich oft der Artikel, ferner das Subjekt und Objekt der Sätze, das
Satzverbum. Dadurch wird eine in der Handschrift hie und da hervortretende
Unvollkommenheit oder wenigstens äußerste Knappheit der sprachlichen
Ausdrucksmittel, wie sie sich beim Niederschreiben einer drängenden
Gedankenfülle leicht einstellt, zuweilen gewiß zum Vortheil des Verständnisses
beseitigt. Demselben Zwecke dient ferner die gelegentliche Einfügung von
Worten, deren Begriff allerdings der aufmerksame Leser aus dem Zusammenhang
leicht ergänzen kann, z. B. zierhait, zierd 191, 31; 192, 2; mensch 197, 17. —
Ganz fehlen in der Handschrift die Inhaltsangaben der einzelnen Verse, sonst
findet sich Zufügung ganzer Sätze selten: vnd die juden 198, 5 sowie das Wort
des Augustinus am Schlusse. Meist wird durch solche Sätze nichts sachlich neues
hinzugebracht (vgl. z. B. 195, 36). — Die Auslassungen von Wörtern und Sätzen
sind nicht ganz selten, lassen sich aber kaum unter einen gemeinsamen
Gesichtspunkt bringen, es sei denn der, daß sie zum Theil gewiß in Versehen des
Druckes ihren Grund haben (z. B. 201, 22/23). — Während Umstellung von Sätzen nur
2 mal (187, 18/20; 188, 24/25) begegnet, findet sich Umstellung einzelner Worte
namentlich in dem Falle, daß die Handschrift die Umkehr des Verbums im
Hauptsatze bietet (185, 1; 193, 10; 199, 28/29 usw.) oder überhaupt das Subjekt
nicht den Satz beginnt (182, 32; 184, 2. 15; 186, 27; 196, 8 usw.). Hier stellt
der Druck die gemeine Wortfolge her. Ungewöhnliche Stellung des Verbums
beseitigt er z. B. 182, 23. — Ersetzung einzelner Wörter oder Wortbildungen
durch andere liegt oft vor. Es ist dies das Gebiet, auf dem sich das Streben
der Nachdrucke einen ihrer nächsten Umgebung augengerechten Text herzustellen,
nächst dem der Orthographie und Formenbildung gewöhnlich am meisten bethätigt,
und wir werden daher von vornherein annehmen dürfen, daß auch A solche Änderungen
enthalte. Es dürften etwa folgende hierher zu ziehen sein: das fast
durchgängige dann] wann; steckel] steck; widerspenstig] — spenig; rings]
gerings; knechtisch] knechtlich; unordig] unordenlich; sundigen] sünden; Lager]
geliger; herab steygen] herab reysen; desto] dester; zerknurschen] zerknüschen.
In allen diesen Fällen sind die bei Luther auch sonst belegten Worte und
Wortformen durch solche ersetzt, die ihm fremd sind oder wenigstens in seinem
Sprachschatze sehr zurücktreten. Betrachten wir die übrigen Fälle, so könnte
man auf den ersten Blick geneigt sein, noch einige den vorerwähnten
anzuschließen. So z. B. Benckel, Fußbank] Schemel, Fusschemel; nyrgen] nyndert;
schrifft] geschrifft, aber wenn wir sehen, daß Luther in der Handschrift (183, 22.
32) sich selbst Schamel, nyndert am Rande angemerkt hat, und geschrifft im
Texte mehrfach neben Schrifft braucht, so zeigt sich hier ein anderes
Sachverhältniß als das wahrscheinliche. Luther war sich offenbar auch in dieser
seiner Frühzeit schon bewußt, daß nicht alle der ihm geläufigen deutschen Worte
überall anderwärts verstanden würden, und er konnte angesichts der Bestimmung
unserer Schrift für einen Nürnberger um so eher darauf kommen, die Ersetzung
solcher mitteldeutschen Worte, die ihm beim Niederschreiben in die Feder
geflossen waren, in Aussicht zu nehmen. Darauf scheinen die beiden
Randbemerkungen hinzudeuten,1) es liegt also die Wahrscheinlichkeit vor, daß er
in der Abschrift, die
[Seite 179]
an Ebner
gesendet wurde, demgemäß verfuhr und selbst schemel und nyndert an den übrigen
Stellen einsetzte. Damit aber wird weiter wahrscheinlich, daß Luther auch sonst
noch in dieser Richtung geändert habe und z. B. die Beseitigung des nd. (md.?)
Zeitworts echten 191, 14 das sehr leicht mißverstanden werden konnte1) und das
auch Luther sonst nicht weiter gebraucht zu haben scheint, von ihm selbst
herrührt. Es verwischt sich also die Grenze zwischen den Abweichungen des
Druckes, die man der zwischen ihm und der ersten Niederschrift (= Pester
Handschrift) liegenden Textgestaltung und denen, die man dem Drucker zuweisen
darf, so sehr, daß sie kaum noch erkennbar ist. Ich möchte keinesfalls es
wagen, mehr als die oben aufgezählten Wortvertauschungen dem Drucker
zuzuschreiben. Weiter aber müßte Luther nicht Luther gewesen sein, wenn er bei
der Abschrift für Ebner (mag er sie nun selbst angefertigt haben oder unter
seinen Augen haben anfertigen lassen) den Wortlaut seines ersten Entwurfes
genau festgehalten haben sollte. Aber es ist in den einzelnen Fällen so gut wie
unmöglich zu sagen, diese Änderung dürfe man Luther zuschreiben, jene nicht.
Freilich zu der Änderung eines an sich einwandfreien ganzen Satzes 193, 29
scheint für einen anderen als den Verfasser kaum ein Grund ersichtlich. Und daß
Luther gelegentlich auch einmal in den Sermon von den guten Werken das anfangs
geschriebene ‘Weyßn sein sie aber dann’ umgeändert hat in ‘Dann seyn sie aber
weiß’ (Vgl. weiter unten in diesem Bde, S. 230 = Uns. Ausg. VI, 205, 28) kann
natürlich kein Grund sein, ihm die zahlreichen auch nur ähnlichen, nicht
gleichen Änderungen unseres Druckes (s. oben) beizulegen. Eher lassen sich
gelegentlich Anhaltspunkte gewinnen zur Bestimmung dessen was Luther nicht wohl
angehören kann. So die Änderung von priesterthum in priesterschaft 180, 19, die
Luthers eigener Bestimmung der Bedeutung der Worte manschaft, Priesterschaft
(vorsammlung der menner, der priester) 193, 19/20 widerspricht, da in dem Psalm
109 nicht von Christi Priestergefolge, sondern von seinem Priestersein die Rede
ist.
Und dieses
selbe Wort bietet auch eine Handhabe zu Zweifeln an der Echtheit der im Druck
stehenden (in der Handschrift fehlenden) Inhaltsangabe der einzelnen Verse. In
der des Vers 5 heißt es nämlich: Diszer fünfft versz sagt von der
priesterschafft Christi, während im Texte selbst übereinstimmend mit der
Handschrift und der ursprünglichen Fassung jener vorerwähnten Stelle immer das
‘priestertumb Christi (Aaron)’ steht. Rühren diese Inhaltsangaben somit
vielleicht nicht von Luther her, so liegt es am nächsten an Spalatin als
Verfasser zu denken und es eröffnet sich so die Möglichkeit, daß dieser auch
sonst nicht ohne Einfluß auf den Text gewesen sei.
Ist somit
wahrscheinlich oder denkbar, daß der gedruckte Text zu Stande gekommen ist auf
Grund einer von der ersten Aufzeichnung abweichenden Handschrift Luthers durch
Einwirkung Spalatins und des Augsburger Druckers,2) und fehlen uns in den
meisten Fällen die Kriterien, um diese drei Einwirkungen reinlich zu scheiden,
so bleibt für eine besonnene Kritik nur entweder die Möglichkeit, den Text der
Handschrift an einigen wenigen Stellen nach dem Drucke oder den gedruckten
[Seite 180]
Text an etwas
zahlreicheren Stellen zweifelloser oder vermuthlicher Verderbniß1) nach der
Handschrift zu berichtigen. Für unsere Ausgabe ergab sich als das einzig
richtige Verfahren, hier den reinen Text der Handschrift zu bringen, nachdem
sie den der Drucke bereits gebracht hatte. Um die Vergleichung im einzelnen zu
erleichtern, wurden die Abweichungen des Druckes A beigegeben. Damit dürfte
allen Ansprüchen genügt sein.
Dr. P.
Pietsch.
[1] [Bl. 1a]
Das dixit dn̄s dn̄o meo.
[2] Der
CViiii. Psalm. Zcu deŭthsch vnnd aŭßgelegt
[3] Nach der
hebreischen Lectŭr: wilcher vaßt gemeynn ist
[4] aber eyn
Schoner gesang von Christo.
1518
[Seite 180]
[In den Drucken geht Spalatins Zuschrift an Hieronymus Ebner voran. Ausserdem
findet sich in den Drucken Angabe der citirten Bibelstellen am Rande nicht nur
da, wo die Handschrift sie im Texte hat, sondern auch an vielen anderen
Stellen. 1 –4 fehlt 19 priesterschaft 22 schaemel]
[5] [Bl. 1b]
Ps. 109. de regno et sacerdotio Christi.
[6] 1. Dixit
domī9 domīo meo: sede a dextris meis
[7] 2. Donec
ponam Inimicos tŭos: Scabellŭm pedum tŭor℞
[8] 3. Virgam
virtutis tuȩ emittet dn̄9 ex Zion: domīare in
medio inimicorum [9] tuorŭm.
[10] 4.
Popúli tǔi Spontanei, in die virtǔtis tuȩ1)
in decore Sancto: ex [11] matrice Aurorȩ tibi ros pǔericiȩ
tuȩ.
[12] 5.
Juravit domī9 et non pȩnitebit eum: tu es sacerdos in ȩternū,
secundum [13] ordinem Melkizedek.
[14] 6.
Domī9 a dextris tuis: confregit in die irȩ suȩ
reges.
[15] 7.
Iudicabit in nationibǔs: implebit rǔinas, conquassabit capita in
terra [16] multorǔm.
[17] 8. De
torrente in via bibet: propterea exaltabit capǔt.
[18] [Bl. 22]
Der Hǔnderßt vnnd Neǔnde psalm von dem Kǔnigreich vnnd [19]
priesterthǔm vnßers herrnn Jhesu Christi: durch denn Kǔnig Daǔid
p̱phetiret [20] vnnd beschriben̄n̄.
[21] 1. Gott
hat gesagt zcu meym herrn̄: Setze dich zcǔ meiner rechten̄n̄
[22] 2. Bisß
das ich lege deyne feynde: zcǔm Benckel deyner fǔsße
[Seite 181]
[ 3 voelcker
8 Der herr zu 11 zů erfallen 15 Außlegung] Der Eingang 16
Erschroecklich geweltigen fehlt
16/17 eergeytigen, oberherren und prelaten ǔnberuefft 19 von anfang 23 erhebt
26 1.] Der Erst verß. Darauf folgt die Inhaltsangabe des Vers 1 = Bd. I, 691,
16 –21. herrn̄]
h. Jesu Christo. 28 yene] die 28/29 ruffen gott des] erforderung gotes 30 Also
das Ysaias 32 nidergebogen
nydergelegt] nidergetrucket oder gelegt]
[1] 3. Das
Scepter deyner crafft: wirt Got aǔssenden̄ aǔsß Zion deyn
herrschafft [2] soll seyn mitten vnder deynen feyndenn
[3] 4. Deyne
volcke werden seyn. die freywilligenn: ynn dem tage deyner [4] crafft: ynn
heyliger zcierde:1) aǔsß der mutter der morgenroet soll dyr geborn̄
[5] werden̄ der thaw deyner Kindschafft.
[6] 5. Gott
hat geschworn̄ vnnd wirt yhn nȳmer gerewen̄n̄:
dǔ sollt seyn [7] eyn priester ewig: nach der weiße MelkiZedek.
[8] 6. Der
herr2) der zcu deyner rechten̄:3) hadt zcerbrochen̄ ynn dem tage [9] seyns
zcorns: die Konige
[10] 7. Er
wirt eynn richter seyn ynn der heydenschafft: Er wirt erfǔllen [11] was
zcǔrfallen ißt: er wirt zcǔrschlaen die heǔbter4) die vber viler
leüd land [12] regiren.
[13] 8. Er
wirt trincken̄ ynn seyner wegfart von dem wasserstrom darumb [14] wirt er
das heǔbt erheben̄n̄.
[15]
Außlegǔng.
[16]
Schrecklich ißt dießer psalm den geweldigen: Tyrannen den̄n̄
ehergeitzigen̄ [17] prelaten̄5) die vnberuffen von got:
hoch steigen̄n̄ Troßtlich aber den̄n̄
die [18] vnderdrǔckt seynn vnnd gewalt leyd dann die Tyrannen volgen nach
dem [19] teǔffel: der allzceit. ynn [Bl. 2b] die hohe will vom anfang der
werld. darumb [20] nennet dießer psalm. die Konig vnd die heubter: die feynd
Christi. vnnd [21] drewet yhn: das sie solln̄ zcerbrochen̄n̄
werden̄. Vnnd endlich ißt die meynūg: [22] das alle
hoffertigen vnnd geweldigen̄ solln genydert werd vnnd die demútigen [23] vnnd zcerfallen
solln̄ erhoben̄ werd. alßo das aller gewalt soll alleyne Christo [24] nach
der mēscheit6) geben werd. vnnd er alleyne regiren̄n̄:
darumb hebt er [25] an alß bald: widder die ehergeitzigen regenten
[26] 1. Got
hat gesagt zcu meym herrn̄: alß solt eyner sprechenn: Meyn [27] herr Jhesus Christus
hat sich nit selber erhohet: das er meyn herr sey: alß [28] yene
vbermǔtige ehergeitzige thǔn sundern̄ aǔß gebot vnnd
ruffen gott des [29] vaters: darumb hütt eǔch all die yhr eǔch selber
erhohet haben̄n̄. es gilt eǔch [30] das heubt vnnd gewalt. die yhr an
got zcu eǔch genomē habt Alß dan̄n̄
Isaias [31] schreibt 2, 11. Et incǔruabitǔr omīs sublimitas
hoīm et hǔiliabitur altitudo [32] viroz Es wirt nydergebeǔget
werd alle hohe der vbersten vnnd nydergelegt
[Seite 182]
[ 2 eyn] der
6 auff den] auf dem 7/8 vnd auf erden 8 der do spricht fehlt 14 dan̄]
das 15 1 Cor. 15 am Rande 16 allain, dan̄ den 18 Christi] des herrn
Christi 23 2.] Der ander Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 692, 14 –16 23/24
Das ist abermals wider die tyrannen geredet, die 24 widderpart] widerpart unnd
gegentail 25 aygnem gewalt 28 wid'strebende fehlt 29/30 sollen bis boße] sollen
wir uns an unsern feinden nitt rechen 32/33 Es ist ain grosser trost das du
hast 35 vnnd ellend fehlt]
[1] werden
alle vberhand der prelaten̄: vnnd wirt alleyne der herr erhaben seyn. [2] darumb
spricht gott: Setze dich. Das ißt sey dǔ alleyn eyn herre: der Kunig [3]
stǔel vnnd gesesße soll deyn vnnd nit eyns andern̄
seyn. Dan̄n̄ das wortlein: [4] Setze dich. druckt aǔß ein
Kǔnigreich: dan̄ Thronus adder sedes heißet eyn [5] stǔl. da her komet.
Sede. das ißt. Konigstüle dich: sey ein Konig. sitze [6] auff den Kǔnig
stǔel. Zcǔ meyner rechtenn. daß ißt neben myr. alßo [7] weyd vnnd
fern zcu regiren: alß ich selber: vber alle creatǔren̄
ynn hymel vnnd [8] erden̄n̄. Nach Laǔt des achten psalmen. der do spricht. du haßt
yhn gesetzt [9] vber alle deyner hende werck. vnnd creaturen: vnnd haßt ym alle
dinge vnderworffen [10] zu seynen fusßen̄.
[11] Vnnd
weyter das er nit spricht zcu meynem heǔbt adder zcu meyner [12] Lincken:
drucket er auß zcm̄ ersten. Das Chr̄9 nach der menscheit got nit
[13] gleich: sundern vnnder gott ist. [Bl. 3a] wie woll er aller dinge eyn
herre [14] vnnd heǔbt ist. vnnd nymant dan̄n̄
alleyn got vnderthan. alßo dan̄ der [15] heilig apostel 1.
Cor. 15. aǔßleget vnnd spricht: der ym alle ding hat vnder [16] worffen.
hat nichts aǔsgezcogen anzcweiffel alleyn den: der ym alle dinge [17]
vnderworffen hat. Zcum andern̄ durch die rechten̄ gottis wirt vorstand das
[18] Christi Konigreich eynn geistlich vorborgen reich sey. dan̄n̄
die sichtliche vnnd [19] leibliche reiche adder gǔter seynd genennet. die
Lincken hand gottis. wie wol [20] sie Chr̄o alle vnderthan seyn. aber
seyn reich steet nit ynn den selben: sundern̄n̄
[21] der menschen̄ zceytlich reich steet ynn den selben̄n̄.
doch Christo vnderworffen̄n̄
[23] 2. Bisß
das ich lege deyne feynde: das aber wyder die tyran̄en
geredt [24] ißt: die sich nit alleyn erheben selber. sundern̄
auch yhre widderpart aǔß [25] eygener gewalt vndersteen zcu
vordrǔckenn. Aber Christus: gleich wie er sich [26] nit selber yn die hohe
setzet. alßo aǔch nit selber vnderdruckt. die ym widerstreben̄
[27] ynn dißem seynem erheben̄n̄. sundern̄ got der Vatter. der yhn erhebt. [28] der vnderdrucket
aǔch seyne widstrebende feynde. darynne wyr mercklich vnderweyßet [29]
werd. szo Christǔs nit selber sich richet. Wie viel mehr sollen̄
wyr: [30] vnßern̄ widderparten: nit widder zcalen boße sundern̄n̄
das gott heym geben. [31] der do spricht die rache ißt meyn. ich will widderzcalen:
vnnd itzt hiȩ. Bisß [32] das ich lege deyne feynde. Nit dǔ: sundern̄
ich: will legen deyn feynd. Großer [33] trost ißt das. Dǔ hast feynd. aber
schweyg dǔ ich will vor dich handlen. [34] Leide dǔ. laß mich
recchen. alßo er durch Mosen spricht: Ich werde und will [35] seyn eyn feynd
deyner feynde. O blind vnnd ellend menschen. die vngedultig [36] selbs rache
sǔchen. vnnd nit horen das got spricht Ich will deyn feynde.
[Seite 183]
[ 1 das] das
sy 3/4 Bisß das (2)] biß (2) 8 unberuefft 13 got dem vatter] dem vater 14 1
Cor. 15 am Rande 15 Augustins 18 undergetruckt 19 ißt fehlt 23 schemel 24
vorworffen fehlt 28 zun 28/29 prechtlich] gewaltlich 30 fůsschemel 31
zcugleich] zů gleicher weiß 33/34 dinng, allso das man vor im niendert hyn
fliehen kan, unnd alle ding seind sein, das ist]
[1] alß
sprech er. Meer bewegen mich deyn feynd. dan̄ das meyn feynd weren
[2] ßo faßt nehm ich mich deyn an. Wer dich rǔret, der ruret meyn
augenapffel. [3] [Bl. 3b] Darumb spricht er nit: Bisß das du deyn feynde legest.
Auch nit. [4] Bisß das ich meyne feynde lege. sundern. Bisß das ich: deyne
feynde lege. &c.. [5] vnß fleislich warnen̄. das wir gedultig
seynn vnnd yhm die rache heymgeben. [6] vnnd seyn veterlich gute kegen vnnß
vnnd fleissige sorge erkennen
[7] Nǔ seynd
die feynde Christi: alle tyrānnen. alle die sich selber dargeben [8] zcur
vberkeit, vngerǔffen von got: vnd alle die nit wollen yhm vnderthan seynn:
[9] dan gott setzet yhn vber alle ding. darumb welch yhm nit gehorsam seynd.
[10] die seyn gott vngehorsam. des willen sie widderstreben. vnnd alßo sitzet
vnnd [11] regiret Christus nach der menscheit. bisß an den jǔngsten tag.
bisß an den [12] selben legt gott seyn feynd an undlasß nyder. Aber dan̄n̄
wirt Chr̄91) seyn [13] regiment vbergeben̄
got dem vatter vnnd Gott wirt selber regiren ewigk vnnd [14] wirt seyn2) yhn
eynem yglichen allerley. 1. Cor. 15. Das ißt nit anders [15] nach auslegung S.
Aǔgustini. dan̄n̄ das Christus itzt nach der mēscheyt regirt [16] ym
glaǔben̄n̄. aber dan̄n̄ wirt der glaǔb aǔfhorenn vnnd offenbar werd gott
[17] selber. yn welches beschawūg die selickeit ewig weren wirdt.
Zcwischen der [18] zceit. mussen die feynd Christi vnderdrucket werden: vnnd er
mit yhn streiten [19] allzceit. vnnd vberwind: das ißt die Juden. Ketzer. heydenn
vnnd boße [20] Christenn. ja aǔch boeße begirde ynn dem menschen̄n̄.
die musßen all vnderligen: [21] ettlich ym guten die sich demǔtig mit
pǔsß besßern̄. ettlich mit vbel. [22] die sich hoffertig vorstocken vnnd
vorharrten̄n̄.
[23] Zcum
Benckel3) deyner fǔsße. Daß ißt nach dem sprichwort gesagt. [24] do man
eynn vorachten vorworffend menschen eyn fußschemell nennet. alßo [25] werdenn
all hoffertigen vnnd geweldigenn vorworffen seyn von allen creaturen. [26] die
Chr̄o vnderthan seynd. wie wol die weyll sie leben vnnd geweldig
seynn. [27] widder Christum vnnd die seynen handlen. vnnd erscheynen vor den
menschen̄. [28] alßo groß geachtet vnnd gleich zcum heǔbten
sitzenn: fǔrchtlich vnnd prechtlich [29] alle ding durchdringen. frey vnnd
sicher wandelen̄n̄.
[30] [Bl. 4a]
Ißt aber gar erschrecklich ein fußbanck Christi zcu seynn. Dan [31] zcugleich
wie eyn mensch vor eym herrn̄. ynn vngnaden keyns dings gnaden [32] hatt. das desselben
herrn̄ ißt. doch bey eym andern̄n̄
herrn̄ zcuflucht hatt. [33] Aber Christus ißt eyn herr vber alle
ding. vnnd vor yhm nyrgen4) zcu flihen [34] vnnd all ding die seyn seynd (das
ißt alle creaturen) werden̄n̄ peynigen vorfluchen [35] vnnd vngnedig seyn. seynen
feyndenn vnnd widdersachernn: vnnd das
[Seite 184]
[ 1 woll
fehlt fůßschemel 2 Er spricht nit sie 3
schemel 4 zun 5 fůsschemel 6 3.] Der drit Verß. Folgt die Inhaltsangabe =
I, 693, 32 –35 6 –7 und ain herr 9 fůsschemel 10 yendert 15 wann sein
künigreich ist gaistlich 16 harnisch. Sundern̄n̄]
harnisch seind darinn, wann adder]
vnnd 17/18 vnnd allervberwindende fehlt 19 Rom. c. 1 am Rande. 20 darein 22
steck 23 Gene. 47. c. Hebre. 11. c. am Rande. 26 reich zů Egipten zcugleich] geleicherweiß 27 der herr]
der 29 Hester 5. c. am Rande 32 er] Dauid
gerechtikait]
[1] soll ewig
weren. Das bedeuttet woll das er spricht: sye sollen eyn fusßbenckel [2] seyn
des sitzend Konigs Christi. Nit spricht er. sie solln̄
eyn weggestossenn bloch [3] seyn̄n̄
von seynen fusßen. zcuvorsteen. das alßo lange er sitzet. solln sie benckel [4]
seynd vnnd zcǔm fusßen ligenn: das ißt ewiglich. dann seyn reich hatt keyn
[5] ende. Alßo auch fusßbenckel seyn hatt keynn ende.
[6] 3. Das
scepter deyner Crafft. Die weil Christus eynn Konig vnnd [7] herr ißt.
zcwischen dem jungstenn tag: ym glauben regirend. vnnd mit seynen [8] feynden
fechtend. Mocht eyner fragenn. Mit was Crefften: vormǔgenn: gerǔßt
[9] adder wapen er das thǔe: dann feynd nyder zcuschlaen vnnd
fǔßbenckel draǔß [10] machen: mǔß mit yrgend eyner crafft vnnd
vormǔgen gescheen. szo seynnd [11] doch seynd feynd: yn großem scheyn der
gewalt: vnnd her mit den seynen: yn [12] gantzen vncrefften vnnd vill leydens
erscheynenn. Do antwortet er nǔn. das [13] Christi crafft vnnd vormugen̄:
steet nit ynn wertlichen wapen: nit ynn harnisch [14] vnnd eyßen. nit in mannen
vnnd pferden̄n̄. nit ynn yrgend eyner leiblicher [15] stercke vnnd
vormugen. dan̄n̄ geißtlich ißt seynn Konigreich. geistlich [16] feynde. alßo
auch geißtliche wapen vnnd harnisch. Sundern̄n̄.
seyn crafft adder [17] vormugen steet. yn dem scepter. das ißt ynn dem
vnvberwindlichen vnnd allervberwindende [18] wort gottis. ynn dem heiligen
Euangelio. dan̄n̄ der heilig [19] Apostell Ro. 1. nennet das
Euāgeliū eyne gottis crafft adder stercke: allen den. [20] die daran
gleuben̄n̄.
[21] [Bl. 4b]
Das wortleyn aber. Virga: das hie stet. heißet nach Latein [22] eyn ruthe adder
steckel. als die richter ynn der hand tragen. aber nach hebreischer [23] weiße:
nennet1) man das scepter eyn solche Rute alß Gen̄. am 47. vnd Heb. 11.
[24] von Jacob dem patriarchen gesriben steet. das er anbetet die spitzen adder
[25] das heǔbt der rǔten die Joseph in der hand trug. das was das
scepter vber [26] das reich ȩgypten. dann zcugleich wie eynn solche Rute eyn zceichen ist
außweisend [27] das reich. das der herr tregt. alßo das Euāgeliū
außweißet vnnd [28] eyn zceichen ißt. das do offenbart den menschen: das reich
Christi. Alßo auch [29] Hester 5. steet geschriben. das der Kunig Assuernn
gegen der Kǔnigynn Hester [30] recket die guldene rüthe (das ißt seyn
kuniglich scepter) vnnd sie hat geküsßet [31] eerlich die spitze add das heubt
der selben Rǔthen. Item ym 44. ps von dem [32] selben scepter spricht er.
Eynn Ruthe der richtickeyt ißt die Rǔthe deyns [33] Kunigreichs. Vnnd das
ißt die Rǔthe die Man malet aǔß dem mǔnd Chr̄i
[Seite 185]
[ 1 sitzend]
fliessend 1/2 und baid schwert nnd růt ist d. wort gottes. 2 das
künigklich scepter und das künigklich schwert 5 unrecht 7 das ist bis
mūdes fehlt. 8 Sant fehlt
Eph. 6 am Rande 10 add' fehlt 11 ist im besteen vberleiden] obligen 12 add' eyn fehlt
15 under sich zu pringen, und zu 16 Gen. 10. c. am Rande. 18 unser lieber herr
20 offt ... genomen] wirt offt ... g. 20/21 regirische] regierende 22 Nun wil
der 22/23 kainen andern gewalt 26 an] an den 31 zcu] in und ist von dannen]
[1] gehen:
auff dem regen bogen sitzend. Vnnd ißt eynn ding beyd schwert vnnd [2] Ruthe.
das wort gottis. Koniglich scepter. Koniglich schwerdt. Vnnd das man [3] es ym
ausß dem mǔnd malet. vnnd nit ynn der hand. bedeǔtt. das es sey: [4]
nit anders denn das richtige vnnd scharffe wort gottes. das do abschneydet [5]
alls was boße vnnd vngerecht ist vnnd richtet alls was krǔm ist. Vnnd ißt
[6] auß der geschrifft genōmen Esaia XI. Er wirt schlaen die erden mit der
Rǔten [7] seyns mǖdes: das ist die irdischen menschen straffen mit
dem wort seyns mǖdes. [8] Vnnd der heilig Apostell Sant Paulnn Ephe am
sechten spricht. Nemet das [9] schwert des geistes. welch ißt das wort gottis
vor allen dingenn.*)
[10] Das
Ander worttleyn deyner creffte add stercke add̓ vormǔgens.
drucket [11] aǔß nit die stercke. da mit eyner starcke ißt zcu besteen add
vberleid: welche [12] stercke heißt billicher festǔng add̓
festigkeit: alls eyn felß add̓ eyn [Bl. 5a] [13] festeß schlosß add stat: starck ißt: vnnd
nit leicht zcu vberwind. sundern̄n̄ es
[14] heißt hie die stercke add̓ krafft. da mit eyner starck
vnnd crefftig ißt ander zcu [15] vberwind vnnd vnder sich bringen. zcu regiren
vber sie. alls denn von Nemroth [16] Gen̄. X. geschriben steet: das er
der erst waß. der starcke war. das ißt [17] der die andern̄n̄
vnnd̓ druckt vnnd eyn herschafft vber sie an nahm. Darumb [18]
wirt vnßer herr Christus von dißem wortleynn ynn der schrifft genennt. Dn̄9
[19] potens dn̄9 virtutum: Eynn herr der stercke add̓
gewaldig. Vnnd das wortleyn [20] Crafft alß hie steet: offt vor seyn reich
genomen add̓ vor seynn crefftige regirische [21] gewalt. darumb ißt es
gesagt. die Ruthe deyner crafft. alßo vill. [22] das scepter deyns reichs add̓
gewalt. Will nǔ der p̱phet das Christus keynn [23] ander gewalt vbe. widd̓
die werlt dann alleyn das wort gottes: als wyr [24] dann teglich sehen, das er
widder die súnde. sunder vnnd teǔffel: nit anders [25] dan mit worten
handelet. vnnd doch mit dem selbenn wort bekert: vnnd vnnd̓
[26] sich bracht hatt die gantze werlt. Vnd biß an jungsten tag erweren sich
[27] die seynen mit dem wort aller anfechtǔng: vnnd nyderschlaen da mit
alle [28] vornehmen des teuffels. fleysches vnnd der werlt. darumb ißt es eynn
Ruthe [29] seyner crafft. seyns reiches.
[30] Wirt
gott aǔßsendenn aǔß Zion. Das ißt das Euangeliū hat [31] zcum
erßten zcu Jerusalem angefangenn̄ vnnd von dannenn durch die
Apostelln [32] aǔß gangenn ynn die gantze werlt. Das ißt eyn grosß wort
widder die [33] weißen schwetzer vnnd trawmprediger die behennd seyn zcu lerenn:
wasz sie [34] recht. war. vnnd gǔt dǔnckt. vnnd solche narrn̄
seynn. das sie meynen es [35] sey darǔmb gnǔg vnnd fruchtbar. das es
war vnnd recht sey. Aber kǔrtzlich.
[Seite 186]
[ 4 Auch wil
got nit 5 lere fehlt ym] got 9
spricht er 10 an ainem anndern 11 das ißt] als wolt er sagen 12 vom] vom vat er
12/13 als bis Chrm fehlt 23 verletzt 26 des selben zcuhorenn] begeren d. z.
hoern 27 Prouer. 8 am Rande den
hungert 28 Und also, wann die seind saelig die 31 darvonn] d. kumpt es] das 32 wartenn] worten 35 szo]
Also]
[1] Wann
dǔ all weißheyt der gantzenn geschrifft vnnd aller vornǔnfft hettest.
[2] szo es nit von got kūmet vnnd gesendet wirt. ißts alls nichts dann es
will [3] gott nit leiden̄n̄. das eyn mensche den andernn [Bl. 5b] leren adder meystern̄
soll. [4] Denn er will selber meyster seynn. Auch will nit. das eyn mensch von
dem [5] andern̄ alls von eym menschen lere sǔche. sundern̄n̄
alleyn bey ym. Vnnd [6] waß nympstǔ fǔr. du vormesßener elender
mensch. sich. Christus denn got [7] eynn herrn̄ vber alle dinck gesetzt
hatt. dennoch nit gewalt hat gotts1) wort [8] ausßzcusend: dann er spricht nit.
die rute deyner crafft wirstǔ ausßend. [9] sundern̄n̄.
got wirt sie außsenden̄n̄ darumb sprach er auch.2) der geißt den der [10] Vater wirt
send yn meym namen. Wie wol er3) am andern ort spricht. den [11] geist den ich
euch send werd (thut aber darzcu vom vatter) das ißt. die gewalt [12] ist nit
von myr sundern̄ vom als Petrus spricht Accepta p̱missione
sp̄rts [13] scti. effudit in nos per Ism Chrm. Darümb seyn
vnßre laffenprediger: die [14] sich duncken lasßen sie seyns. die das wort
redenn vnnd die leǔdt leren gantz [15] gott entgegen̄n̄.
vnnd ym nach seyner eer greiffenn. darümb scheldenn sie vnnd [16] mit
grewlichenn geberdenn vnnd wortenn. die kirchenn fǔllenn: vnnd keynn [17]
frucht bringenn. sundern̄n̄ dem teuffel nǔr eyn spottvogel seynn.
[18]
Fragstǔ aber: wen̄ vnnd wie sendet dan̄n̄
gott seyn wort aǔsß. sprich [19] ich. aǔß Zion: daß ist. wann got eym
menschenn durch ordenlich weiß der [20] Cristenheit setzet zcum ampt des wortes
vnnd er erleuchtet ißt mit dem geist [21] der geschrifft. Wenn erkenn ich daß.
Sage ich: do frage deyn erfarung vmb. [22] Wann das wort schneyd vnnd trifft:
vnnd das hertz erweckt ßo ißt es von got [23] außgesand. Es trifft aber nit
alle. es vorleßt auch nit alle. wens trifft den [24] triffts. des treffens aber
vnnd das es warlich von gott kum̄en sey, ißt das eyn [25]
gewysße zceichen. ßo die menschen anheben mit ernßt darnach zcu leben. vnnd
[26] vmmer mehr vnnd mehr des selben zcuhorenn. Wie dan̄n̄
geschriben steet [27] p̱uer. 8 Wer mich esset der hǔngert mehr nach myr. vnnd
wer mich trinckt. [28] den durßtet mehr nach myr. Vnnd alßo dann selig seynn
die do durßtet [29] nach der gerechtikeit
[30] Vnd da
her kumpt es. das zcu vnßeren̄ zceyten. die aller schonesten̄ [31] p̄digenn
gescheen. vnnd wenig frucht darvonn. darumb das die es sagenn: nit [32] gott
volgenn. vnnd die es horenn nit gottes wartenn. sundernn auß menschlicher [33]
vornǔnfft vormessenlich ynn menschlich vornǔnfft leǔchtenn. [Bl.
6a] [34] szo es doch mǔß gnade seyn vnnd nit vornunfft. Got vnnd nit
mensch. Got [35] wirt ausßend die ruthe deyner crafft szo heißets. vnnd nit
anders. Das ißt
[Seite 187]
[ 1
ketzerthum] kaetzerey 1/2 widerspenige 2 unberuefft 3 benuegende die schrifft] allain die schr. 4 es
fehlt 5 solt 6 ding ist dann
hochreiche sinnige 7 dann do ißt] Wann es ist 8 blenden 9 fuern můß sein 12 ißt nymmer sehend] der
sicht nit 15 Kurtz 18/20 Der Satz Das ist warlich war bis ye hochgelerter steht
vor alßo auch bis torhait (17/18) 20 szo] Also 21 ye arms. vornunfft yhe
reichs. vorstandt fehlt 23/24 gn. got v. vater] vater u. genaediger herr 27
reich] růten 28 hoffgesynd] gesind 30 getrang 31 ßo] also 32 Gerings]
[1] auch das
wortleyn daruber alle ketzerthǔm herkǔmen̄
seynnd. vnnd all widerspenstige [2] hoffertige schwetzer. das sie kecklich
durffenn lerenn. vnberǔffen von [3] gott: darann alleyn begnugend das sie
die schrifft vnnd ewangelii p̄digenn: [4] gerade alß es gar muglich were. das eynn mensch
des andern meyster seyn [5] solle zcu gott. Darumb ißt auff erden̄n̄
vnd̓ allen ferlickeytenn keynn ferlicher [6] dingk. dan̄n̄
eyn hochreichsynnige vornǔfft. sunderlich ßo sie fellet: ynn die [7]
geißtlich dinck. die die seel vnnd got antreffennd. dann do ißt mǔglicher
das [8] mann eyn eßel leßen lere. dann yhn yre vornunfft blende vnnd zcu rechte
[9] füre. ßo sie doch vorblendet seyn mǔß vnnd zcu nichte werden der art
seyn [10] vnßer vorblendete nachbarn̄n̄.
die behemen das elende erbermlich volg. das mit [11] seyner hellen vornunfft
yhn die geschrifft getreten: all ding vnnd vorstant1) [12] sehet. außgenom̄en
den vorstant.2) das wer nit blind ißt. ißt nym̄er sehend. [13] das
doch3) der gantzen geschrifft Vorstand ißt. wie Chr̄9
sagt. ich byn kūmen [14] zm̄ gericht inn dieße werlt: das
die do sehen blind werd vnnd die blind seyn. [15] sehend werd. Kurtzlich wo eyn
armsynniger mensch bedarff eyns meyster. da [16] bedarff eyn reichsynniger
zcehen meyster. Vnnd ebenn wie man spricht: die [17] gelarten die vorkarten.
alßo auch4) die vornūfftigen die vnvornunfftigen. die [18] weißen die
vnweißen vnnd die weißen5) thun nit cleyn torheit. Das ißt [19] werlich werlich
war. Je hochgelerter ye tieffer schuler. ye tieffer schuler. ye [20]
hochgelerter. szo wills got habenn vnnd nit anders. ye reichsynner vornunfft
[21] yhe armsynniger vorstandt. ye armsynniger vornunfft yhe reichsynniger
vorstandt. [22] Got Got selber will außsenden seyn wort. weisheit. kunßt.
helff. [23] selickeit vnnd keym mensch die selben ere lasßen Amen Amen lieber
gnediger [24] got vnnd vater du bißt gerecht.
[25] Deyn
herschafft soll seyn̄n̄ yn mittell deyn' feynde.
[26] Daß ißt.
Nit vnnder denn frǔndenn: Nit yn die roßenn [Bl. 6b] [27] adder lilien.
sundern̄ vnnder die dornen vnnd feynd hab ich gelegt deyn reich.
[28] Vnnd da her fleǔßt es: das alle die gott dienen6) vnnd Christi
hoffgesynd [29] seyn wollen. musßen vill stechens vnnd widerwertigkeit leyd.
alls Chr̄9 selber [30] spricht. In der werlt werd yhr gedrenge haben̄n̄:
aber ynn myr alleyn den [31] fride. dann ßo ißts beschlosßen von gott vnnd wirt
nit anders seyn. deyn [32] herschafft soll seyn ym mittell deyner feynde.
Ringsǔm dich sollen feynd seyn [33] dǔ alleyn mit den deynem ynn yrem
mittell. Alßo strechen vnß die dornen
[Seite 188]
[ 1 eyngeben]
eingebung 2 vnnd eygens fleischs] das aigen flaisch gewisßen] das gew. Wer] Und wer 5 fleucht] er fleücht 11
redlich bis das heißt fehlt 12 geistlich fehlt 14 Juden] gůten 15 zů
in selbs 16 ßo than] gethon 18 frümkait und weißhait 21 Das Fragezeichen fehlt. Wir wollen] W w. es 22 mit romischer]
mit der roemischen 25/26 Der Satz vnnd Chr. beladet sich m. fr. sunden fehlt
hier, dafür ist 27 hinter weißhait eingefügt: und belůd sich m. froembder
sünd und boßhait 26 beladet euch aigner 28 Miseremini 29 q; fehlt 34 mit sich]
m. in]
[1] das seyn
boße wort vnnd werck der menschen̄n̄.
boß eyngeben des teuffels vnnd [2] eygens fleischs. vnnd gewisßen gethaner
sunde. Wer das nit leydenn will. [3] der will nit seyn von der herschafft
Christi. sunder er will ym mittel der [4] frunde seyn. yn denn roßen vnnd
lilien sitzenn nit bey boßen sundernn bey [5] frǔmen leuten seyn. darumb
haßt er vnnd fleucht die boßen ja fleucht vorspricht [6] vnnd1) nachredet yhn.
suchet vnnd lobet alleyn̄n̄ die frǔmen. der singet [7] nit anders dann Bn̄dicite
aliqua op̱a dmīi dn̄o. Vnnd Bn̄dicam
dn̄m in [8] aliquo temp̱e aliqn̄
laus eius in ore meo. Non on̄a: nō om̄i tp̱e.
non semp̱. [9] Aber Christi ware Bruder thun ym gleichformig. Liben
die boßen. benedeyen. [10] entschuldigen sie vnnd bitten vor sie: loben vnnd
dancken got yn dem allem. [11] Vnnd das heißt redlich herschen̄n̄
vnnd̓ den feynd. das heißt geistlich feynd [12] vnderdruckenn
vnnd geistlich herschen̄n̄. Die singen Bn̄edicite omīa op̱a
dn̄i [13] dn̄o Et bn̄edicnn dn̄um in omni temp̱e. semp̱
laus eius in ore meo. Dieße [14] thun nit wie die Pickarten ausß behemen. die
geistlichen Jǔdenn vnnd elend [15] ketzer. Die do von den boßen Christenn
flihenn vnnd zcum selbs ynn winckel [16] krichenn. O yr gotes leßterer vnnd
Christi vorrehter. Wann Chr̄us ßo than [17] hett alls yhr thut. wehr weer ymmer selig
word. Er entleret sich seyner [18] gotheit. seyner frǔmkeit. weißheyt vnnd
wolt seyn mit sǔndernn. menschenn [19] vnnd narren. auff das er sie
erfullet.2) ia er nam sie an sich. Wolt noch nie [20] mit denn geistlichen
frūmen: gerechten zuschaffen habenn [Bl. 7a] Was thut [21] yhr?
Widersynnisch. Wyr seynd nit wie die deutschen. Wir wollen auß [22] gottes
fǔrcht nit mit Romischer kirchenn haltenn. Daß ißt ßo vill: wir [23]
wollen̄ yn gottes namen zcǔm teǔffel farenn. vnnd die
deutscheyn yns teuffells [24] namen zcu gotte farenn̄
lasßen. Ach got, wo will doch der mensch mit seyner [25] Clǔgheit hyn̄n̄.
Ir entlediget euch fremder sunde vnnd Christus beladet sich [26] mit fremden
sundenn̄. Ir beladet euch mit eygener gerechtickeit vnnd weißheyt.
[27] vnnd Chr̄us entlediget sich eygener gerechtickeit vnnd weißheyt. eya.
wie gar [28] feyn volget yhr Christo nach. ir sprecht. Miserere mei. sana an̄9
mea9 q; [29] peccaui tibi. Ir sprecht. P̱de illos, q; peccauerunt
tibi. Nos sǔmus populus [30] dei. Illi p̄p̄lus
diaboli. Nu liber got Vatter erbarme dich doch deß elends [31] yrrendes volcks
vnnd nit setze yhn yr leßterung zcur ewigen sunde
[32] Die
kinder gottʃ die flihen nit
die geselschafft der boßen ja sie suchenn [33] sie. das sie yhn helffen mugenn.
sie wollen nit alleyn ynn hymell. sundern̄n̄
[34] mit sich bringen die aller sundigesten̄n̄,
ob sie mochten̄n̄. Die aber nichts leid [35] wollen. die seyn knechte vnnd
nit herrn̄ ym mittel yrer feynde. dann sie
[Seite 189]
[ 3/4 Nit mit
bis besteen] und besteen nit m. Christo inwendig, im gem. u. frid in got 13 4.]
Der vierd Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 698, 4 –7. 15 an yendert aim ding
17 daran genúgend] daran gesettiget und benůgig seind 20/21 knechtlicher
21 vmb] und 24 sůchen sich selber 25 ausserhalb gots des hoechsten
gůts 26 ßo fehlt vor d. hell.
sterben] vor d. hellischen pein 29 alles zů thůn 29/30 weder flihen
noch] fliehen nit noch 30 Auch nit suchen] Auch sůchen sy nicht]
[1] weichen
vnnd vnderligen der anfechtung. das ißt das sie die sterck des scepters [2] nit
wisßen vnnd yr hertz nit richtig ißt zcu gott. sundernn krǔm vnnd geneigt
[3] yn zceytlich gemach vnnd fride auswendig. Nit mit Chr̄o
ym inwendigen [4] gemach vnnd fride ynn gott besteenn. Aber die rechtenn
besteen yn richtigem [5] glauben vnnd vberwind ob sie auch daruber sterben. arm
add̓ gelestert [6] werden̄n̄.
denn selben ist das Euāgeliū eynn ruthe der stercke vnnd gettlicher
[7] crafft.
[8] Darumb
reymet sich das wortleyn: deyn herschafft: wol zcu dem wort: [9] deyner crafft.
dan̄n̄ die selb crafft wie oben berurt macht die herschafft Chr̄i.
[10] dann die weil die crafft ißt1) nyderzcǔlegen vnnd vnnderzcuwerffen
die andern̄n̄. [11] muß von noten: seyne herschafft nit anders seyn dann̄
vnd̓ den feynd. die [12] nyderzculegen seynd.
[13] [Bl. 7b]
4. Deyne Volke sollen seyn die freywilligenn. Das [14] seynd die ledigen̄
gelasßene menschen. die eyns ledigen willens seyn vnnd nit [15] hafften an
yrgen eynes Ding. dann bloß lauter an dem willen gottʃ. das ißt [16] das sie widder gut begeren: Noch boße
furchtenn. gleich achtenn̄ sterben vnnd [17] lebenn haben vnnd dúrffen: eehr vnnd
schmacheyt alleyn daran genúgend: das [18] gottes wille alsßo sey.2) Hie
werdenn außgeschlosßenn. die aǔß kindischer [19] vnnd zceytlicher Lieb
gott dienen vnnd sǔchen vmb das yhre: vmb gabe vnnd [20] lohn willen, es
sey zceitlich adder ewig. Ader auß peynlicher3) vnnd knechtischer [21] furcht:
vmb zcu empflihen̄n̄ peynn add̓ vngemach. zceytlich adder ewig. [22] Wan ßo der hymel nit
were add̓ die helle. Adder ßo got nit zceitlich guter [23] eehr.
gesundheyt geb: dieneten sie ym gar nit. vnnd fielen schnell von seyner [24]
Lieb. dann sie meynen nit got sundern̄ sich selber suchenn: auch
bey got vnnd [25] hafften an den gutern ausßer got dem hochsten gǔt.
darumb ßo got nit yhr [26] gut vnnd troßt ißt. ßo mußen sie sich vor der hell.
sterben vnnd leydenn [27] furchtenn. vnnd kan nit anders seynn. Aber, die
kinder gottʃ. die
freywilligen: [28] die bereytes willen. gottʃ alleyn warnehmen yn seyne9 willen: vnnd daran [29] benugen.
vnnd umb des willen alls thun vnnd leid bereyt sein. dieselb weder [30] flihen
noch furchten̄ hell. tod. leid. Auch nit suchen das gemach. leben add̓
[31] hymel. auff beyden seyten. frey abgesundert vnnd ledig zcwischen̄n̄
beyden̄ [32] hynauff. die richtige strasße zcu gottʃ willenn dringenn. Aber das ißt nit [33] muglich der
Natǔr vnnd Adams Kinder. sundern̄ der heilige geißt muß das
[34] mit gnad ym menschen wircken vnnd eyn kind Christi machen. Welchs
geschicht
[Seite 190]
[ 2 vnnd (vor
heyden) fehlt 6 sonderlich under solchen 9 andern weytern 10 des] diß 13 der
kranckheit] d. krancken 14 leben 15 freywillig] fr. und auß liebe knechtlicher 21 dasselbig 22
bestaetiget 23 ausserhalb 24 schmacheyt] schmachait &c.. 25 unordenlich 26
sundigenn] sunden 27 unkrefft
außer] one 31 liben] lieb 32 noch ... noch] weder ... noch 33 nit der
natur, sonder der gnaden 34 Ist nu der sinn] Das ist nun die mainung]
[1] durch das
wort gottʃ vnnd festem waren glauben̄n̄.
darumb seynd die [2] Juden̄n̄ vnnd heyd vnnd ketzer nit das volck Christi. dann sie
suchen̄ yren [3] willen an got vnnd yn yren wercken darumb folget
es auch recht wol seynd [4] das das reich Christi mitten vnd̓
den feynd ligt. da dan̄ sterben. leid. forcht [5] [Bl. 8a] vnnd allerley vngemach
ißt. dann weer hat etwas gutes vnnd̓ den [6] feynd. vnnd
sunderlich sulchen feynd das ißt die teuffel vnnd gantze werlt. [7] auch eygen
gewisßen vnnd eygens fleisch? darumb kanß nit anders seyn. dan̄
[8] das volck Christi. muß dieß alls vorachten. vnnd nit furchten auch nit die
[9] anderweyten ding lieben. sundern̄ freywillig seyn̄.
vnnd diß alls mit freydd [10] an nehemen. vnnd sich des gemachs mit freyd
vorzceihen̄n̄.
[11] In dem
tage deyner Crafft, das ißt ynn der zceyt der gnaden̄n̄.
[12] in welcher deyne crafft aǔsßgegeben wirt. vnnd der menschlichen
schwacheyt [13] geholffen̄. Dann zcwo zceyt stȳmet die geschrifft. Eyne der
kranckheyt die [14] war vnnd ißt: ynn allen denenn. die vnder dem gesetze
lebten. dann die weyl [15] die menschen die gebot gottes nit freywillig.
sundern̄ auß knechtischer furcht. [16] adder kindischer liebe
hilden. ßo war yn das gebot nǔr eyn vntreglich laßt [17] vnnd burde. Vnnd
yhn vnmǔglich zcuerfullen. dan gottes gebot mǔß freywillig [18]
erfullet werd. Vnnd das ist. der natur nit muglich. darumb ißt sie [19] vnder
dem gesetz erkranckt vnnd erligen. Vnnd vnmechtig worden̄
das zcǔ [20] erfullen. alß die Juden gote dieneten vmb Vorheysßung des
judischen lands. [21] vnnd vmb drawen vnnd forcht dasselb zcuvorließen. Dan̄
alle die selben die [22] noch nit mit gottʃ crafft befestiget seyn, vnnd ynn dem tag dißer vncrafft
[23] seynn vnnd aǔßer der gnad vnnd mitwirckung gottʃ, denn ist nit muglich. das [24] sie nit solten furchten.
vngemach leyden, sterben, schmacheyt &c. vnnd widderumb [25] lieben, gemach
selickeyt, leben, eher &c.. vnnd durch dasselb vnordige flihen vnnd [26]
suchen nit widder gottʃ willen thun vnnd
sundigenn. dann sie seynd in Adams [27] tag: vnder dem gesetze. yn der zceyt
yhrer vncrafft: yhn selber gelaßen: außer [28] der gnade hülffe.
[29] Die
Ander zceyt. ißt der gnaden vnnd hülffe zceyt. durch welch der [30] mensch
gestercket wirt. frey. gottes willen vnd gebot [Bl. 8b] zcu halten. [31]
aǔß lauter gottes liben, Nit dieselben zcu thun vmb yhres nǔtzs adder
lones [32] willen, aǔch nit zcu lasßen noch durch leyd noch dǔrch
sterben. Das ißt [33] nü nit natur. sunder gnaden werck. darumb spricht er nit.
in dem tag der [34] stercke. sund̓ yn dem tag deyner sterck.
die du yhm gibst. Ist nǔ der synn. [35] deyn volck. mit welchem dǔ
herschest vnder deynen feynden vnnd mannichfeltigem [36] leyd: wirt doch ynn
dem allen frey vnnd willig darzcu seyn. das
[Seite 191]
[ 3 Das ist
sie 4 alß das den] als dann 5 ym xliiij. psalm 8 in gaistlicher f. 9 darumb]
Wenn 9/10 edelgestain 11 zierlich
Lager] geliger 12 wirden 14 echten v. gefellig machen] grosschaetzig u.
g. machen 17 geschmuck 18 nit allain den andern 19/20 wie zierlich bis wisßeten
fehlt 23 Außer] one 24 ßo] also 26 darumb] Auch darumb 27 darein 28 inwendige
30 diser zierde alle] allerlay 31
dise zier all andere] a. a.
zierhait 33 herrn̄] h. und saeligmachers 34 Das zweite in fehlt 35 sancti sanctarum das ist In]
[1] macht nit
yre crafft. sunder das sie seyn. in dem tage deyner crafft: mit [2] deyner gnad
hulffe gestercket.
[3] In
heyliger zcierde. das sie werden mit ynnerlichem geschmuck gezciert [4] seyn.
alß das den niemant sicht dan̄n̄ gott. vnd wer gott sihet vnnd [5] erkennet. Alß ym Ps. 44.
on̄s glīa filiȩ regis abintus. Aller
geschmǔck des [6] kúnigs Christi tochter: ist ynnewendig vnnd vorborgen̄.
dan ynn hebreischer [7] zcǔngen heißt auch das heylig. das do vorborgen.
vnnd von allen synnen [8] gesundert ist. ym geystlichen finsterniß, darumb
heyst auch sacrǔm qī secretǔm [9] im latin. darumb
eǔßerlich zcierde des Leybs. ynn seyden: golt: vnnd edelsteyn. [10] weyß
rot schon angesicht, gelb har. geschickter leyb. gut essen vnnd [11] trincken̄,
prechtig vnnd kostlich heǔßer zciertlich Lager vnnd bette, groß gesynde.
[12] schone weyb vnnd kinder. darzcu groß ehr gewalt vnnd wirde. Vnnd alles
[13] das eynen menschen mag zceytlichen zcieren. rǔmen: vnnd vor den
Leǔten adder [14] vor ym selbs echten vnnd gefellig machen̄.
auch kǔnst. weyßheyt vnnd frǔmickeyt. [15] das ist alles nit der
geschmuck noch zcierde des rechten volcks Chr̄i. [16] dan̄n̄
der ißt keyns nit vorborgen: geystlich adder heylig: sündern̄
von menschen [17] wol erkundlich. Aber die geystliche zcierde vnnd heylger
schmuck ist ßo tieff [18] vorborgen̄. nit alleyn andern menschen.
sundern̄ auch yhn selber das sie seyn [19] nit wisßen. wie zcierlich
sie vor gott seyn. vnnd weer aüch nit gut. das sie [20] es wisßeten. Ja sie
kǔnen es nit wisßen: anders weer es nit eyn vorborgen [21] zcierde. Vnnd
ob sie nu alle die obgenanten wertliche zcierde hetten szo ißt [22] yhn doch
alß hetten sie nichts. dan̄n̄ vnflat vnnd ungestalt vor tieffer eynsencküng [23] yhrs
willens vnnd begirde, ynn gottʃ willen. Außer [Bl. 9a] welchs [24] willen sie nichts achten
noch wisßen: ynn welchem sie ßo seynd vorschwǔnd, [25] vnnd laǔter
außgegangen mit Abraham von allen dingen, das sie nit mehr [26] dan̄n̄
gott achten. darumb alßo lauter. als gottes willen ißt vnnd schon. alßo [27]
schoen seyn sy aǔch: darumb das sie drynne sich geschlagen haben. sich.
diße [28] laǔterckeyt vnnd ynnwendigeste reynickeyt des willen von allen
dingen: ißt die [29] rechte zcierde der Leute Christi. die do vbertrifft
vbermesslich allen geschmuck. [30] den eynn mensch erdencken̄
mag. dan̄n̄ ynn der zcierde ißt ewige vnnd alle [31] zcierde. Vnnd an
die zcierde ißt all andere eyn stinkender vnflat vnnd fǔstǔch. [32]
dan̄ diße ißt bedeǔtet ynn der claren weyßen vnnd lauter
erscheynug der engel [33] bey dem grab. vnnd ynn der vorclerung vnßers herrn̄
auf dem berge Tabor. [34] darumb spricht nit vbel der alte text: in
splendoribǔs sanctorū siǔe in splendoribus [35] sanct9 vel
claritate rerū sanctorū. ynn heyliger clarheyt vnnd geystlicher
[Seite 192]
[ 2 weyt
andern der werlt] d. w. zierd 4
laeger kurtzlich] kurtz Hebr. 11. c. am Rande 6 seien 12 wirt]
ist 15 selbigen 20 vter vnnd fehlt 24/25 außgenommen dißer alleyn Christus] a.
allain Christum unsern herren 27 ps. 21.] an dem xxj. psalm 28 Bauch] leib 36
menschliche gedancken, wort und werck]
[1]
ynwendiger Laǔterckeyt. Alßo ynnewendig vnnd vorborgen̄.
das sie aǔch [2] ynn anderweyten dingen steet. dann der werlt. alß yhn
armen cleydernn̄. [3] vngesundem vngeschicktem leyb. bleychem betrǔbten
angesicht. boß esßen vnnd [4] trincken, vngemach lager. vnnd kurtzlich. wie das
der Apostell Heb. XI. beschreybt. [5] ynn hunger vnnd durst. ynn hitze vnnd
frost. ynn angst vnnd kum̄er. [6] ynn trǔbsal vnnd jamer &c.. Nit das allzeyt
sie da sey. sundern̄ das diße [7] ding nit hynderlich, ja furderlich darzcu
seyn.
[8] Auß dem
leybe der mǔtter der Morgenroet, wirt dir geborn [9] werden der thaw.
deyner Kindschafft. Das wortleyn Mütter. zcu latin. [10] Matrix. adder
vterǔs heyßt hie nit eyn gantz p̱sonlich mutter. als eyn weyb
[11] mutter heyßt. sundernn̄ das. do die frucht ym mutterleyb empfangen, vnnd [12] biß
zcu der geburt: erneret wirt. Vnnd das wirt darumb ßo aǔßgedruckt [13]
gesagt. auff das die zcukunfftigen ketzer nit bestǔnden, die do sagen, das
Chr̄9 [14] weer nit warer mensch. adder Marien leyblicher son.
dann waß aǔß der [15] selben mutter eyns weybs empfangen vnnd geborn̄n̄
wirt: das ißt an zcweyffel [16] nit eyn fündling. sundern̄:
eynn naturlich kind. von desselben weybs fleysch [17] vnnd blut warhafftig [Bl.
9b] genōmen, erwachsen vnnd erneret: acht adder [18] neün monat lang Zcum
andern̄ auch darumb. das vorstanden werde, das [19] Christus alleyn
eyns weybs son ist: nit von eynem man genōmen. sundern̄
[20] alleyn von dem vter vnnd leyb seyner mutter. Vnnd das alls widder das [21]
eynsagen der Jǔden. die nit wollen, das Maria eyne Jungfraw mutter sey.
[22] dann̄ all ander kinder, werden ynn der schrifft beschriben. das
sie von dem [23] samen vnnd aǔß den lenden adder leyb der manne kom̄en
vnnd werden auch [24] all dem vater vnnd nit der mutter zugeschriben.
außgenommen dißer alleyn [25] Christus. der wirt alleyn seyner mutter vnnd1)
keynem vater zcugeschriben. vnnd [26] das er nit von samen. sundern̄
vonn der mutter adder leyb seyner mutter [27] genōmen sey. alß er sprich
ps. 21. Extraxisti me de ventre. du haßt mich [28] aǔßgezcogen vonn dem
Baǔch: nit dareyn gemolcken: wie Job spricht das er [29] gemolcken sey:
alls milch. von seym vater.
[30] Nu wirt
die zcarte Jüncfraw Maria: an vilen orten genent eyn Morgenroet: [31] darumb
das sie den waren tag vnnd das ewige licht vnnd die sonne der [32]
gerechtickeit Christum erfǔr bracht hat. Aüß der selben Morgenroet.
mütter. [33] wirt kōmen der thaw deyner kindheyt: das ist durch hymlisch
wircküng des [34] heylgen geystes: wirt deyn kindheyt kōmen von eyner
Jüngfrawen: dann [35] darümb nennet er seyn kindheyd eyn thaw. das gleych wie
der thaw. an [36] mēschen dancken. worten. wercken. vom hymel fellet. alßo
ist die zcarte menschheyt [37] Chr̄i. aǔff diß ertrich von
Marien kōmen: an mannes vnnd menschen
[Seite 193]
[ 1 ym 71.
ps.] im psalm. Am Rande: ps. 71. 2 steygen] reysen 10 Ist nu] Das ist nun 11
ain künigin oder ain praut 18 vter] leib 19 geteutscht 22 figurieret und bedeüt
und empfahet 23 des worts nimpt ir
ir junckfrawschafft 26 menschlichem werck 26/27 von hymel 27 Michee 5. steht]
Micheas schreibt Am Rande: Mich.
5. c. 28/29 menschen hende gewartet] auf m. h. wartet. 29 des bis geschicht]
der Mensch wird ainmal Adams kind geschaffen 30 Christi kind] ain k. Chr. 31
vom flaisch Alsßo Joh. 1. hat yn] also. Hat er in 32 seyn] werden
34/35 als Paulus zů den Galathern sagt Liebe brueder 35 das] biß das]
[1] werck.
alleyn vom heylgen geyst. oben herab gewirckt alß ym 71. ps. steet. [2] Er wirt
herab steygen: Gleych wie der regen aüff das vell Gedeons &c..
[3] Nǔ
wie wol die wort dißen vorstand geben vnnd leyden ßo ißt er doch [4] eraǔß
gezcwǔngen vnnd getriben. Aber nach selb fliessenden vorstand: ists [5]
hie beschriben die geburt des volcks Chr̄i. das merck man da bey: das
diße [6] wort werden zcu Christo gesprochen̄ alßo her bereyt ißt
vnnd eyn herr ist. Aǔch [7] das wortleyn: dyr: gibt zcüvorsteen. das er
von andern kindern sagt. dan [8] von Christo anders weer es gnug gewest gesagt:
auß der Morgenroet mutter [9] wirt deyn kindheyt geborn werd. nu spricht er:
Wyrt. dyr. deyn [Bl. 10a] [10] kindheyt geborn̄ werd. Ist nǔ die
meynung: das Chr̄9 eyn herr vnnd kunig [11] ist. vnnd hat schoenes Volck. szo
mǔß er auch eyne Brawt eyn kǔnigynne [12] haben. vnnd nit vnfruchtbar
seyn. dan̄n̄ eyn sulcher kunig muß yhe aúch [13] erben vnnd kynder
haben. Die beschreybt er alßo: das gleych wie seyn reych [14] geystlich ist
geystlich volck. geystlich gewalt. geystlich schmǔck. Alßo soll [15] man
nit wenen. das Christus leyblich weyb vnnd kinder haben werde: wie [16] dan̄n̄
die Jǔden warten auff yren Messiam. sundern̄ seyn weyb. brawt vnnd
[17] kúnigyn heisßet. Aurora. die Morgenroet. das ist die Christenliche kirche:
[18] auß der selben mutter adder vter kūmen ym seyn kinder. darumb hab ich
[19] vordeǔtscht. kyndschafft. vnnd nit kyndheyt alß manschafft heyßet
vorsamlung [20] der menner. priesterschafft der priester: alßo seyn
kindschafft. die gantze gemeyne. [21] seyner sone vnnd tochter. dieße
morgenroeth ißt eyn geystlich jungfraw. [22] durch Mariā figǔrirt.
vnnd empfehet von geystlichem samen. das ißt [23] das wort gottis. das nympt
yre jungfrawschafft nit. sundern̄ meer bewart. [24] dieselben
kinder nennt er den thaw. darumb. das keyn seel wirt bekeert, vnnd [25] von
Adams sundlicher kyndschafft ynn die gnadenreyche kindschafft Christi
gewandelt. [26] mit menschlichen wercken. sundern̄ alleyn durch wirckung
gottʃ vom [27] hymel herab. wie
der thaw. als Michee 5. steht Es werd seyn die kinder von [28] Israel. gleych
wie der thaw. von got geben. der do nit menschen hende gewartet. [29] dan̄n̄
des eynes Adams kynd wird: geschicht durch des fleysches werck. [30] soll nu
derselbe Christi kynd werd das muß durch werck des geystes gescheen. [31] das
von fleysch kūmet. das ißt fleysch. Alsßo Joh. 1. hat yn gewalt geben,
[32] gottes kinder zcu seyn. Nit die auß geblute. adder des fleysches wollußt.
[33] sundern̄ die auß got geborn̄ seyn. Nǔ die Mutter
dißer Morgenroet. ist die [34] libe ym hertzen yn der emphet sie alle
mēschen. tregt sie neeret sie &c.. als [35] Ap̄lus
Paulus zum Galaten. Liben kinder ich gebere eǔch aber eynns. das
[Seite 194]
[ 1 werde]
werde geformieret zů den
Corinthiern 2 dißen] den 4 mercklich fehlt 5 fleyßlich vormessen] flaischlich
vermessenhait die vormeynend] die
da mainen 7 Dieselbig 9 Joh. 3. am Rande 9/10 ander weit] zum andern mal 13 die
oder die hailige regel 14 5.] Der fünfft Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I,
702, 21 –24 16 sein feynd unnd s. volck 16/17 seyn zeyt bis kynder fehlt 22
ists] ist schwoert 29 dester 30
istz] ist 32 schwaerer]
[1] Christus
ynn eǔch werde. Vnnd zcum Corinthen. Ich hab eǔch geboren durch [2]
das Euangeliū. In dißen Worten nennet sich Paulus eynn mutter. vnnd [3]
seyne: vter: erzceygt er. das seyn lieb sey. Vnnd der samen. das
Euangeliǔm.
[4] [Bl.
10b]1) Deße wort, seynd nǔ: mercklich gesagt. widder die spenstige [5]
hoffart. vnnd fleyßlich vormesßen der Juden. die vormeynend. sie sollen alleyn̄
[6] gottes kinder seyn̄n̄. darumb das, sie Abraham vnnd der heylgen patriarchen [7]
kinder seynn. von fleysch vnnd fleyschlichen wercken̄
geborn̄: Die selb gebǔrt [8] ißt hiȩ
vorworffen: das nit sie gnug sey. Wie dann̄ der herr zcu Nicodemo [9]
auch widder den selben dǔnckel sprach. Joh. 3. Es sey dann. das eyner
ander [10] weit geboren̄ werde. mag er nit eyngeen in das hymelreych. Alßo findet
man [11] noch Vill. die dißen Judischen synn haben. Vnnd wollen got da ǔor
haben. [12] das er die p̱son ansehe. das er deß adder diß ordens adder lebens sey:
Vnnd [13] der vnnd der heylgen regel halte &c..
[14] 5. Gott
hat geschworen. vnnd wirt yhn nym̄er gerewenn̄.
[15] Sich.
byß hieher, hatt er beschriben den kunig. seyn kúnigreych seyn [16] scepter.
seynd feynd. seyn volck. seyn zceyt. seyn schmúck seyn kǔnigynne. [17]
seynn kynder. Nǔn beschreybt. er seyn priesterthǔm. Vnnd ißt hie zcu
mercken̄. [18] das zcu dem kúnig reych Chr̄i
eynzcusetzen̄: gott nit schweret, sundern̄ schlecht [19] sagt
alls oben berǔrt Gott hat gesagt zcu meynē herrn̄.
Aber eynzcusetzen [20] das priesterthum Chr̄i, thut gott eynn
schwǔr. vnnd mit eynē eyde. bestetiget [21] er Chr̄m.
zcǔm priester, Vnnd dennoch darzcu. vnnd wirt yhn nit gerewen̄.
[22] Was ißt das? adder waß ists nodt. das gott schwere, der nit ligen kan̄n̄?
[23] Zcum
ersten̄n̄: darumb. zcu vnderscheyden̄, all ander
priesterthǔm: die do [24] endlich auffhoren sollen, dan̄n̄
yhr auffhoren̄n̄ ißt, das gott yn yhn nit mehr [25] gelußtet. adder
williget. vnnd das heyßt, gotte rewen, alß das priesterthǔm [26] Aaron
vnnd Leüi. Aber Chr̄i priesterthǔm hatt nȳmer ende, ynn
ewickeyt. [27] sundern̄ er opffert sych. vnnd die seynen. dem Vater ewiclich.
[28]
Zcǔm andern̄n̄: Zcu vnsprechlichem sußen troßt vnß armen sundigen [29]
menschen̄. das wir deßto kecklicher gleǔben vnnd hoffen das
Christus eyn [30] priester sey, dan̄n̄
Leichter istz zcu gleuben das Chr̄9 eyn herr sey vber alle [31]
dinge. das auch der mensche [Bl. 11a] sich furchtete vor ym. vmb seyner [32]
grosßen gewalt willen. Aber2) das er priester sey. ißt schwere zcu gleuben.
[33] vmb vnnßer blodes vnnd sundlich gewisßens halben, das do vorzcagt vnnd
[34] leychtlich erschrickt vor gottis gewalt. vnnd schwerlich vortrawet das ym
seyn
[Seite 195]
[ 1/2 und
macht sy trostl. zů s. barmh., in dem 3 bezaler 6 ps.] verß eytell fehlt 8 Ainem pr. gehoeret
zů, spricht 9 sundigen] sünden 11 anderer 14/15 kainer saelig soll werden
15 Rom. 3. c. am Rande 17 yetlicher
erlang 21 weyße] w. oder ordnung M. 23 das bis hatte fehlt 24 bedeüt
wirt 25 doch fehlt vor allzumal]
für all menschen 27 künig und das 28 glidmaß, wann all 29 prun 32 geschrifft 35
haißt 35/36 i. rex pacificus, rex pacis, das ist, ain künig]
[1] sunde
vorgeben seyn. Diße blode vorzcagunge richtet gott auff, vnnd trostlich [2] zcu
seyner barmhertzikeyt erweckt ynn dem, das er Chr̄m eynn priester
aǔßschreyet: [3] das ist, eynen patron: fübitter: mitteler. zcaler aller
sǔnde. vnnd [4] das mit schweren. mit grosßerem fleyß. seyn barmhertzikeyt
vorkundigend. [5] dan̄n̄ seyn gewalt, auff das er mehr zcuvorsicht, dan̄n̄
forcht. ynn dem [6] menschen erhebe. darumb solt man dißen ψs. mit golt
vnnd eytell edell gesteyn [7] belegen̄. das er ßo trostlich vnnd
gnedig clingt.
[8] Dǔ
solt seyn eyn priester in ewickeyt. Ein priester horet zcǔ sprich [9]
Sanct Paulus. das er fǔr die bitte vnnd opffer. die do yrren vnnd
sundigen. [10] vnnd eyn guter mitteler seyn gegen got. Nǔ spricht gott.
dasselb solt du [11] seyn̄n̄, keyn ander, dan̄n̄ du
alleyn alßo. vor wen du mittelst, der soll selig [12] seyn̄n̄:
sǔnßt niemant soll mit seynen wercken selig werd. adder gnǔg thu [13]
kǔnnen. Alßo weißt vnß gott. von vnß zcu Chr̄o. Gleych wie Pharao
die [14] egyptern zcu Joseph: Vnnd durch yhn alleyn: vnnd an yhn keyner nit
selig [15] werd soll. Darumb spricht woll der Apostell Ro. 3. das yhn gott
gesetzt hat. [16] zcu eym p̱piciatoriū. das ißt zcu eynem gnaden thron. vor welchem
eyn [17] iglicher gnade vnnd selickeyt erlangt. Noch seynd vill hoffertiger
heylgen. die [18] mit yrer gerechtickeyt faren. vnnd wollen yhe vor sich selber
priester seyn. [19] vnnd horen nit das got. nit zcu yhn sundern̄n̄
zcu Chr̄o spricht. du solt [20] eyn priester seynn̄
&c..
[21] Nach der
weyße Melchisedech. Melchisedech war eynn kunig vnnd [22] priester vnnd
opfferte weyn vnnd brot: auch vor den̄n̄
heylgen patriarchen [23] Abraham. vnnd vor seyn gesinde. das doch wol than
hatte. Inn welcher figur [24] bedeǔtet ist. das keyn heylge ßo from ißt.
wann sich Chr̄9 nit fur yhn opffert. [25] ßo wurd er doch vordammt. dan̄n̄ er
ist alleyn priester vor allzcumal [Bl. 11b] [26] darumb heyßt er auch recht
Melchi Zedech. Melchi ein kunig. Zedech gerechtickeyt. [27] Er ist der kunig,
das heubt der gerechtickeyt. von dem sie muß [28] fließen. ynn alle seyn
glidmaß. alle ander gerechtickeyt add̓ frummkeyt ißt [29] boßheyt:
gegen dißer. alßo heyßt er auch sol iusticiȩ das er der born.
vrsprüng. [30] heubt. sonne vnnd anfang ißt der gerechtickeyt: Vnnd heyßet hie
[31] nit die gerechtickeyt. da mit gott die vordāpten vrteylt. alß nǔ
gemeyn ist [32] ym brauch. widder die schrifft die do nennet diße gerechtickeyt:
die aǔß gnaden [33] vnnd barmherzcickeyt geben wirt. den gleubigen Chr̄i.
alls man spricht. Qui [34] justificat impiū i. e. dat peccatori iusticia9
der den sunder frǔm macht.
[35] Vber den
Namen Melchi Zedech. heiß er aǔch Melchisalem i. e. rex [36] pacʃ kunig des frides, dann warhafftiger frid des gewisßen kan
nit seyn. wo
[Seite 196]
[ 2 stat 4
haißt 5 die] wie 6 seind 8 bedeütet
Der frid ist aber nicht eüsserlich 13 Das truckt auß an den jungsten 14 altars 19 6.] Der
sechßt Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 704, 20 –23. 19 20 ym ersten Ps.] am
ersten 21 in] im sagt] steet 29
sundern̄ &c..] sonder er 35 rechenet] richt]
[1] die sund
ist. darumb ist die gerechtickeyt vor dem frid.1) vnnd beyd von Chr̄o
[2] dem warhafftigen MelchiZedech vnnd Melchisalem. dann seyn stete vnnd reych
[3] ist ym fride. alß der psalm spricht Et factus ē in Salem locus ei9 et
habitatio [4] ei9 in Zion. Seyn wonūg ißt ym fride. dan̄n̄
Salem heiß die stat. [5] da der kunig was die nǔ Jerǔsalem heyßt
Visio pacǔ das ist beschawǔng ym [6] fride: dann auch Zion schawung
heyst. darumb seyns zu sāmen gesetzt Zion [7] vnnd Zalem aǔß dem
verß. vnnd heyßt nu Jerusalem fǔr Zionsalem. dan [8] es gleych eyns
deǔtet. Nit ißt aber der fryd eußerlich. anderß wer der ander [9] v̄s
oben außgelegt falsch. Mitten vnder seynen feynd vnnd ym vnfrid ligt [10] dißer
frid. yhe mehr vnfrid. yhe mehr frid: yhe mehr der menschen feyndschaft [11]
yhe mehr gottʃ frundschafft.
vnnd widerǔmb
[12] Nu was
ißt aber. das er brot vnnd weyn vor abraham opffert? [13] Das auß drǔckt
das priesterthum Chr̄i ynn dißer zceyt bys an jǔngsten tag. [14] das er das
vorborgen sacrament des altaris. seyns heylgen leychnā vnnd [15] theüres
blǔt. opffert ynn der Christenheyt. Welches vorborgen seyn leychnam [16]
bedeut, das aǔch all seyn volck ynnewendig vnnd vorborgen ißt: aüch vor
yhn [17] selber alß oben gesagt ißt. vnnd sunderlich er selber vorborgenlich
regirt vnnd [18] ynn yhn wonet.
[19] 6. Der
herr der dyr aǔff der rechten seyten ist. das ißt alß ym [20] ersten
ψs. gesagt ist. Got ist mit dyr, in den vorborgenen [Bl. 12a] güter. [21]
alß aüch in 15. ps. sagt. Got ist myr zcur rechten seyten. darǔmb werd ich
[22] nit bewegt werd, vnnd im 19. die selickeyt seyner rechten hand. die ißt in
[23] crefften vnnd sterck. Alßo ißt Chr̄9 vnnd seyn volck. nach der
Lincken seyten. [24] nach dem eǔßeren mēschen vnder den feynden. yn
leyden vnnd unfride. vnnd [25] gott ist da nit bey ym. sundern̄
vorleßt yhn da. Aber nach der rechten seyten [26] nach dem ynnern̄
menschen: ißt er vnnder denn frunden: yn trost vnnd fride. [27] vnnd got ist da
bey ym. vnnd stet ym da bey. Das spricht er hie: Got der [28] dyr zcur rechten
seyten beysteet vnnd mit dyr ißt. der vorleßt dich nit. noch [29] die deinen
sundern̄ &c..
[30] Hatt
zcübrochen ynn dem tage seynes zcornes. die kǔnige das [31] ißt all. die
widder dich seynd. dan̄n̄ die seyn auch widder yhn. nimāt ficht [32] aber ßo
faßt widder Chr̄m. alßo die kunige vnnd geweldigen. die nit wollen. [33] das
aller gewalt Christi seyn solle. ßo er aber die konige zcerbricht, vill meer
[34] die andern̄. die nit ßo mechtig seyn. Hie merck aber. das Chr̄9
nit sich [35] rechenet sunder gott thǔts fur yhn als oben ym andern̄
verß gesagt ist. der [36] Tag des zcornes gottis. das ißt diße zceyt gnaden.
dan̄n̄ gleych wie anhebt [37] nǔ die gnade ynn den
frūmen. vnnd weret ewig. alßo feht an der zcorn
[Seite 197]
[ 2
zcerbrochenn] vertilget 3 kainen künig
nit fehlt da fehlt 7 widder
dich fehlt fechten u. streytten 10
7.] Der sibend Verß. Folgt die Inhaltsangabe = I, 705, 13 –15 11/12 gantz
zcerbrochen. vorstoret] gar vertilgt, zerstoeret 12 verwußtet] v. worden 13 er
hat sy 13/14 angenommen und die Juden verlassen. Er ist ain 14 vill mal] oft 16
koestigt 17 der Inwendig] d. inw. mensch 17/18 Vnnd das bis wolten fehlt 20 zu
erfallen 25 blind und kranck
sunder seyn] sein, sonder 25/26 sehen und from seyn 26 die seyn voll
die] die follen 27 ledigen] ellenden 28 zerknüschen 29 der fehlt vbermehret] erhebt ps.] verß fynster] unverstaendlich 30 aine in die
andern]
[1] vnnd
gerichte. ynn den boßen vnnd vngleubigen̄. Vnnd die konige: synd die
[2] do ynn dem Lande Judȩa warenn. die durch die Romer gantz zcerbrochen̄
[3] seynd. alßo das. das judische volg nǔ furder keyne kunige nit mehr da
haben [4] kan. sie seyn zcer brochen: dan̄n̄
das volck ißt zcerstrewet. darǔmb auch die [5] fursten. herrn̄
vnnd kunig. mit yrem kunigreych vnnd fursten thǔmen. Das [6] thut der
herr. zcu deyner rechten seyten bey dyr. vnnd fǔr dich fechtend. [7]
darumb das sie zcu deyner Lincken seyten widder dich fochten vnnd stritten [8]
vnnd wolten deyn reych nyder legen: darǔber ist yhr reich nyder gelegt.
vnnd [9] alßo hyrschet her nǔ mitten vnnder seynen feynden̄n̄.
[10] 7. Er
wirt eyn richter seyn, ynn der heydenschafft. Die Juden [11] mit yren kunigen
wolten seyn nit. vnnd seynd daruber gantz zcerbrochen. [12] vorstoret vnnd
vorwußtet. darumb haben [Bl. 12b yhn die heyden auffgenōmen: [13] vnnd er
sie zcum volck angenomen. vorlasßen die zcürstorten Jǔden̄.
[14] Ist eyn richter. Wie dann die ps. vill mal sagen. Vnnd richtet, regirt die
[15] heyden̄n̄. Diß gericht ißt das er: ynn der heydenschafft: das
creǔtz mit yhn [16] handelt. casteyget vnnd zcwinget den alten menschen
mit seynen lastern̄. auff [17] das der Inwendig behalten werde. Vnnd das thut
er ynn den heyden darumb [18] das die Juden das nit leyden wolten. Er solt eyn
richter der Juden seyn. [19] ßo wolln sie ym alten mēschen bleyben
[20] Er wirt
erfüllen was zcürfallen ißt, das ißt die demutigen̄n̄
[21] wirt er mit gnaden fullen. die todt seyn wirt er lebendig machen̄n̄.
Dan̄n̄ wer [22] zcerfellet geystlich: der ist demutig. vnnd fyndet
nichts an ym. das da stee [23] adder gantz sey: sundern̄
alls gebrechlich bawfellich darumb ißt er wirdig [24] das er erbawt werd.
darumb die Juden vorlasßen seyn. das sie nit zcerfallen [25] seyn wollen.
wollen nit blind. kranck. sunder seyn gantz steen. sehen. from [26] seyn. die
seyn voll die kan er nit fullen. sie werden dan̄n̄
vor ledig. als der [27] ps. sagt. die ledigen vnnd hǔngerigen seellen hat
er erfullet.
[28] Er wirt
zcerknǔrsßen adder zcǔrschlahen die heǔbter. die sich [29] auff
der erden vbermehret haben. Dißer ψs. ißt fynster vmb die myßlich [30]
sprache. eyn yn die andere: dreyerley mǔß man es aǔßlegen. desselben
[31] halben. Zcǔm ersten die heubter. seyn die geweldigen̄.
ynn der gantzen heydenschafft. [32] sǔnderlich die Romer die zcu der
zceyt. die heubter waren der werld. [33] Wan̄ nǔ der text alßo
steet alß S. Hiero. hellt. Percǔtiet caput in terra [34] mǔulto℞ ßo ißts gewyß die stat Roma die das heubt ißt geweßt vber
vill
[Seite 198]
[ 1 doch nit
bis gelegt fehlt 4 eysen 5 alle doctor außlegen] a. d. a. und die Juden 9
zerknischt ist das geschlagen 11
Job. am xlj 13 das haupt ist Roma
under ir 14 geschloffen 15 zerknüscht 19 allain Christus gefelt mir wol 21 alle zerknüschet 22 under in allem ertrich] allen landen 23 vil alle 25 selbs 28 8.] Der acht Verß.
Folgt die Inhaltsangabe = I, 706, 32 –34 30 im lxviij psalmen Wasser] Die w. 33 daruon 35 diß]
[1] lande.
doch nit all. Dan̄n̄ widder die stat hatt sich Chr̄9 am meysten gelegt.
[2] das da der teuffel gleych wie ynn der werlt heubt. am geweldigisten was.
alls [3] auch Daniel bedeut. ynn seyner außlegung des grosßen Billdes das der
konig [4] gesehen hat. von eym̄ steyn vnden an den fusßen
geschlagen. die do eyßern̄ [5] waren. das alle doctor außlegen vom romischen reych.
Nu, er wirt schlaen, [6] das heubt vber vill lande. das ist das reich. das eyn
heubt ißt vber vill [7] lande vnd erden. Diße schlacht wirt Christo
zcǔgeben. darumb ißts eyn [8] gnedige schlacht. Nach dem eußern̄
weßen [Bl. 13a]. dan̄n̄ roma ißt eußerlich [9] zcǔrknirsset. aber geyßtlich
baß erbawet darumb ißts das schlaen: nit ynn [10] dem tage des zcorns. wie die
kǔnige. sǔndern̄ ißt worden eyn ander heubt [11] der Christenheyt. darumb
steet Job. 40. das des drachen heubt, solde komen [12] yn eyn cleyns
fischreǔßelyn: der trach ist der teuffel: seyn corper ißt die werlt. [13]
das heubt: Rom die die werlt regirt vnnd vnder sich hatt ist cleyn worden. [14]
vnnd ynn sanct peters fischreǔßelyn geschlüffen das mag auch vnßer text
geben. [15] Conq̄ssabit: capita in terra multo℞. Er hat zcerknǔrschet die do heubter seyn [16] vber
viler leǔt lande vnnd erdtrich. vnd das land. das vill haben gehabt. [17]
ißt alls vnder die Romer komen.1) vnnd dieselben seynd auch zcerschlagen. [18]
Alßo ißt zcerbrochen die gewalt beyde der Juden vnnd der heyd. vnnd regirt [19]
Chr̄9 alleyn. Dißer vorstand gefellt myr.
[20] Zcum
Andern̄. Er hat zcǔrschlagen die heubter auff der erd viler. das
[21] ißt Nit allen. die aǔff der erd geweldig seyn hatt er
zcǔrknirßet. sundern̄ [22] der vilen: dan̄n̄ er
hat sie nit alle gedemutiget vnd̓ sich. in allem ertrich [23]
etlich vnnd vilen. aber nit allen
[24]
Zcǔm dritten Er hat zcerschlagen die heubter aǔff der erd viler. das
[25] ist die heübter die sich auff erden vill gemacht haben vnnd sich selb
erhebt. [26] Vnnd dißer vorstand were der. das alle heǔbter zcerschlagen
weren. das mußt [27] ym zcorne gescheen vorstand werd.
[28] 8. Er
wirt trincken yn seyner wegfart von dem wasßerstrom.
[29] Diße
ding alle werden ym geschehen: vmb vordinßt seyns leydenß. [30] Wasßer yn der
schrift heyßet Leyden. als ps. 68. Wasser seyn yn mich gegangen [31] biß an
meyn leben &c.. Wasßerstrom ißt geschwinde vnnd starks grosßes [32] leyden.
Nit sagt er. Er wirt es alls aǔß saǔffen. sundern̄
trincken darüon [33] vnnd andern̄ auch daran zcu trinckenn
lasßen.
[34] Vnnd ynn
seyner wegfart. das ißt ynn seynem Leben: das do eyn [35] laufft adder weg ist
zcu dem tode. Aber nach dem ende deß wegs wirt er
[Seite 199]
[ 3 das ewig
leyden 5 Phil. 2 am Rande. 6 geh. worden] vnd ist g. w. 7 und im ainen namen
geben 10 das] also das gebogen 13
in woelche 14 45. fehlt, am Rande: Psal. 45. 15 erhebt im lande 16 beyden] leiden erhaben] e. sein 19 geschrifft 21
gentes &c.. dz ist die 22 Richtiger] richter 27 nider zu trucken 27/28 doch
ain vergeblich u. unnütz fürnemen ist 28/29 Die künig seind zus. getretten, u.
d. fürsten seind über ain k. 30/31 fůsschemel 32 vnnd furnahmen] mit irem
fürnemen 33 hinweg]
[1] nichts
leydenn. sundern̄ sich ewig frewen̄. Vnnd seyn feynd: die sich
ynn [2] yhrer wegfart frewen. die werd trincken müssen nach dißem leben ewig
von [3] dem wasßerstrom: das ißt ewiges leyden̄n̄.
[4] Darumb
wirt er erheben das heubt. das ißt darumb wirt er [5] eyn herr werd vnnd
heǔbt aller creaturen. alß der Apostell Phil. 2. spricht [6] [Bl. 13b] das
er sich entlediget hat seyn selbs. gehorsam word biß an den [7] todt des
Creutzs. darumb hat yhn gott erhoet. vnnd eynen namen gegeben [8] der do ißt
vber alle namen. das ißt das er eyn herre heyßt vnnd ißt vber [9] alle
creatǔren, Vnnd alls was eyn namen hatt vnnd etwas ißt. das ißt [10] ym
vnnderworffen: das ynn seynem namen all knye gebeǔget werd ynn hymel. [11]
erden vnnd hell. aǔßgenommen der do vnnennelich vnnd an namen. vnnd [12]
auch aǔßer allerley weßen ist, gott selber. Vnnd alßo ist Christus eyn
herr. [13] vber die Juden vnnd heydenn. in welchen̄ er
beyden all gewalt vnder sich [14] brochenn. als der 45. ps. sagt Exaltabor in
gentibus. exaltabor in terra. Ich [15] werd erhaben werden ynn der
heydenschafft. vnnd werd erhaben werden ynn [16] dem lande der Jǔden. Solt
er aber ynn beyden erhaben ßo mußten yhe die [17] genydert werd: die darynne
erhaben waren vnnd das waren die kunige vnnd [18] die heǔbter: die seyn
ernydert. etlich mit gewalt vnnd ynn zcorne. etlich mit [19] willen vnnd gute.
darumb nennet ynn die schrifft eynn kunig der Juden vnnd [20] auch eynn kunig
der heydenn. das hellt auch der 66. ps. Letentur et exultent [21] gentes
&c.. die heyden werden frolich seyn vnnd springen. darumb das dǔ eynn
[22] richter bißt des Judischen volks. ynn der richtickeyt. vnnd eynn Richtiger
[23] adder hertzog der heyden auff der erd.
[24] Auch der
ander ps. stȳmet mit dißem. sprechend. Warumb seyn ßo [25] grymmig die
heyden: vnnd die leǔte der Juden ßo vnnutze radschlagen [26] das ißt.
Warumb streben sie widder. vnnd gedencken nit vnder [27] Chr̄o
zcu seyn: sundern̄ ynn yrer gewalt yhn nyder drucken. das doch vorgebens [28]
vnnd vnnǔtze furnehmen ißt. Sie haben scusāmen getreten.1) [29] die
kunig: vnnd seyn vbereynkomen die fursten: widder Gott [30] vnnd widder seynen
Christum. das ißt. die feynd. die Chr̄o zcum fǔßbenckell [31]
gelegt werd.2) die haben den kunig gottes Chr̄m nit wollen haben.
[32] darumb seyn sie auch widder gott. Was gedachten sie vnnd furnahmen? Wyr
[33] wollen̄ zcer reyßen yhre band: vnnd laßt vnß weg von vnß werffen
[34] yhre burden. Das ißt yhr bryder. gottʃ vnnd seynes Chr̄i band. gewalt [35] vnnd das
scepter seyner stercke, wolln wyr nit leyd. er soll nit herschen mitten
[Seite 200]
[ 2 wonet]
ist sie spotten] ir sp. 3 widder
sie] mit in 6 folgt] Weyter f. 20 Der unnser 22 fynster] unverstaentlich 23 der
hebreisch Text laut 36 geschrifft]
[1] vnder
vnß. seynen feynden̄n̄. Aber was [Bl. 14a] folgt? Der do ym [2] hymel wonet wyrt
sie belachen̄n̄ vnnd gott wirt sie spottenn. das [3] sie ßo vnnǔtze
dinge vornehmen. dann ßo wirt er1) widder sie reden yn [4] seym grym̄
vnnd ynn seym̄ zcorn wirt er sie zcersteren. das ist. [5] das der sechst v̄s
hie sagt. der herr der myt dyr ißt2) an deyner rechten seyten. [6] hatt zcersteret
ynn dem tage seyns scorns die konige. folgt: Ich bynn aber [7] gesetzt von ym
eynn konig auff seynen heylgen berck Zion. das ist [8] hie gesagt alßo Gott hat
gesagt zcu meym herrn̄. Setz dich zcu meyner [9] rechten seyten̄.
[10] Vnnd das
er eyn richter ynn der heydenschaft aǔch sey. vnnd nit alleyn [11] vber
Zion gesetzt. an die stat der zcerstoreten kunige vnnd fursten. spricht er [12]
vnnd cōcordirt. Gott hat gesagt zcu myr. du bist meynn son. heǔt [13]
hab ich dich geboren̄. fordere von myr. szo will ich dyr geben dy [14] heyden zcu
eym erbreych: vnnd zcu eym erbgut alle ende der [15] erden̄n̄.
das ißt. das er zcerschlaen wirt. die heǔbter in vilen landen der [16]
heyden. vor das eynig land der Juden. das yhn vorworffen vnnd vorschlagen [17]
hatt.
[18] Nu ißt
noch eyns das eynen bewegen mag. wie doch concordire vnnd [19] vbereynkome der
virde verß deß psalm. nach vnßerm text. mit dem hebreischen [20] text. Vnßer
spricht alßo. Mit dyr. der anfang yn dem tag deyner [21] sterck. yn claren
glentzen der heylgen. Auß der mǔtter vor dem [22] morgenstern. hab ich
dich geborn. dißer verß adder text ißt seer fynster. [23] Aber hebreischer text
leǔt wie oben deyn volck seyn die freywilligen: [24] ynn dem tag deyner
stercke. ynn geyßtlicher zcyrde: auß der [25] Morgenroet mutter, wirt dyr komen
der thaw deyner Kindschaff. [26] die zcwey stuck. mitten yn dem ψs
cōcordiren. sunderlich das. ynn dem tag [27] deyner sterck. vnnd das
ander. yn heyliger3) zcierde: mit dißem: ynn4) [28] clarheyten adder glentzen
der heylgen. als oben gesagt ißt: dan die [29] heylge clarheyt adder
lauterkeyt. das ist. die heylge zcierde: die der heylgen [30] eygene ißt vnnd
heylger dingen. Wie reymet sich aber das erßt. Mit dyr [31] ist. der anfang,
gegen dem. deyn volck seyn die freywilligen. Vrsach [32] dißer zcweyspeltigen
text. sicht man feyn in hebreischer zcǔngen̄. Nu diß zcu [33]
concordiren: muß man es fern her tragen: Ja man muß [Bl. 14b] faren [34] laßen
die gloßen. die vber vnßern text. mit großem gewalt ersucht seyn. dan̄ [35]
die liben Veter geneygt seyn gewest vorzceyten: vmbe der ketzer willen: die
[36] schrifft von der gottheyt Chr̄i aǔß zcu legen. wo
sichs hat leyden wollen. obs [37] wol der text grundlich nit hatt. Alßo haben
sie hie gethan vnnd glosirt.
[Seite 201]
[ 8 Also diß
sind 8/9 gewaltige 11 wie dan̄n̄ ym ps. 88] deßgleichen 12/13 Item das auch Phil. 2] Item.
Am Rande: Philip. 2. 13 ßo doch] Wiewol 16/17 wiewol es sich on gewalt nicht
concordiern laßt 19 m. welchem 22/23 Mit dyr bis seynen. alßo fehlt 25 auß also
26 der recht verstand 27 Act. 4 am Rande. 28 Vnd] Vnde 29 woher doch kumm 30
ursprung, das der anfang 34 Mit dyr fehlt 35 kains menschen w. noch fehlt]
[1] Mit dyr
Anfang: das ist. O du anfang Chr̄i. der du nach der gottheyt:
[2] das anheben vnnd ende bist. mit dyr bynn ich ynn dem tag &c.. alßo das
letzte [3] auch aǔß der mutter, vor dem morgenstern hab ich dich geborn̄.
[4] das ist auß dem heymlichen weßen meyner gottheyt. ehr den der morgenstern̄
[5] geschaffen ist. hab ich dich geboren. Wie wol auch etlich seyn. die diß
letzte [6] alßo außlegen. nach der menscheyt. Auß der mutter &c.. das ißt
auß dem [7] leybe vnnd vtter Marien: ehr dan̄ der morgenstern
auffgeet. ynn der nacht. [8] hab ich dich geberen laßen.1) diß seynd nǔ
gantz auß erzcwungen vnnd geweltigete [9] außlegung. Alßo haben sie auch das ym
andern̄ ps. von seyner gottheyt [10] außgelegt. Gott hat zcu myr
gesagt du bist meynn sohn. heǔt hab ich [11] dich geboren: ßo doch das
nach der menschheyt gesagt ißt. wie dan̄n̄ ym
ps. 88 [12] Er wirt mich nennen meyn vater. vnnd er soll meyn sohn seynn. It9
das [13] auch Phil. 2. Er hat ym eyn namen geben vberall namen: ßo doch er do
[14] redet von dem menschen Chr̄o. der erhaben ist. dann nach
der gottheyt ist er [15] nit erhaben: hatt auch keynen namen empfangen von
gott.
[16] Nǔ
diße gloßen laßen wir faren. wie wol doch nit an gewalt sichs [17] concordiren
leßt alßo. Mit dyr ist der anfang. das ist. Gott ist mit dyr [18] Chr̄o.
vnnd mit allen deynen. ynn gnaden: darumb ßo bist dǔ vnnd die [19] deynen
starck vnnd freywillig. dan̄n̄ mit welchen gott der aller anfang ist. [20] nit ist. der
ist nit freywillig. erfullet auch das gebot gottes nit. dann er ist [21] ym
selb gelaßen vnnd ißt nit frey ledigs willens. sundern̄
gefangen vnnd [22] seyns eygens willen. darumb ynn dißer cōcordantien Muß
das wort: Mit [23] dyr: zcu Chr̄o geredet seyn. nit vor sich:
sundern̄ vor die seynen. alßo: mit [24] dyr. das ist mit deynem
volck. als ym 67. ps. Accepisti dona in hom̄9. du [25] hast
empfangen die gaben yn den menschen: das legen etlich alßo auß. deyne [26]
leute haben die gaben empfangen: Aber rechter vorstand ist. den Sanct Peter
[27] gibt Act. 2. Accepta p̱missione spirsc̄ti effudit i. e. Accepisti
dona in hōnes [28] i. e. pts̄tm dandi dona homībus.
Vnd Paulus. dedit dona homībus [Bl. 15a]. [29] Darauß folgt. daß unßer
text aǔssdrǔckt: den vrsprung. wo her kōme das. [30] das volck
Chr̄i freywillig sey. Nemlich. das der vrsprung. anfang gott
selber [31] bey yhn ist: vnnd alßo sie freywillig mache. Darumb fyndt man offt.
daß [32] vnßer text hoher fert. dann der hebreisch. doch ynn gleycher meynunge.
Alßo [33] nǔ diß. Auß dem vter: vor dem Morgenstern̄
hab ich dich geborn̄. dich: [34] das ist. die deynen, deyn kindschafft. deyn
kynder. Wie oben: Mit dyr: außgelegt [35] ist. hab ich geboren. das ißt das
keyn menschen werck. noch fleysch
[Seite 202]
[ 3 Joh. 1.]
Johannes Am Rande: Joh. 1. 8 leeret 10 des wort gottʃ] des warn gots 18 weiße oder wircke 22 zuvor 23 yhn selber]
iren leiben in ainem yetlichen zůvoran 25 prevenientem, das ist
die Hinter 25 haben die Drucke
noch: B. Augustinus. Gratia dei prevenit ut velimus: ne frustra velimus.]
adder blut
Christi kynder macht. sundern̄ got gebiret sye. vnnd macht sie: gleych wie der thaw von
got vnnd an menschen werk fellet. Darumb spricht auch Joh. 1. die aǔß gott
geboren seyn: Nǔ ßo stym̄en die beyd hab i ch dich geborn: vnnd das: dyr soll komen
der thaw deyner kyndschafft.
Weyter.
Aǔsß dem vter vor dem morgenstern̄. das ist auß der Libe der
Christenheyt: alß oben gesagt. das der vtter ist die Libe gottʃ ynn der Christen seelen. aǔß welcher got gebyrt die
kynder Chr̄i. Vnnd dǔrch1) das vtter lernet. wie das die kinder
Chr̄i von got geborn werd. doch dǔrch mit wircken vnnd
zcuthun der Christenheyt. doch an fleyschliche werck. sūdern̄
mit liebe vn̄ leere des wort gottʃ das ist Aǔß der Morgenroet Mutter. auff hebreisch.
Vnnd ynn dißem fert aber vnßer text hoher dan̄ der hebreisch. dan̄
durch das wortleyn. deyner kindschafft druckt er2) auß, den vrsprung vnnd
geberer vnnd meyster derselben kindschafft. gleych wie er oben. durch das
wortleyn die freywilligen auch den anfang vnnd vrsprung der selben außdruckt.
Nu ist noch
da: Vor dem morgenstern, Ist nit zcweyffell. das der Morgenstern̄
vor der Morgenroet heer bricht. vnnd sie mit bringt. die Morgenroet ist die
Christenheyt. dieselb auch der Morgenstern̄. Auß der Christenheyt Libe.
vnnd doch ehr dann sie weyß. adder wirckt. ßo hatt got auß yhr geborn̄.
Alß yn Esa. Ich byn vorlaßen vnnd vnfruchtbar. Wo kōmen myr diße kynder
all her. Alßo nit an sie. vnnd doch an sie wirckt got frome menschen. Gleych
wie auch ynn der natur. nit an die mutter. vnnd doch an die mutter, schafft er
kynder auß yhren leyben. kūmet yn zcuvorn̄ ynn yhn selber. Alßo
auch ym Iglichen kūmet er zcuvorn̄ mit gnad; vnnd wirckt. ihr
dann wir nach der gnad; ruffen adder mit wircken. Das heyßen die Doctores.
Grā9 primā et p̱ǔeniente9. die erste vnnd vorkōmēde gnade.
[Seite 203]
[Einleitung]
1893
[Seite 203]
Diese
Aufzeichnungen finden sich in der S. 171 besprochenen Sammlung von
Stammbuchblättern, Briefen u. s. w., welche jetzt im Besitz der Königl.
öffentlichen Bibliothek in Stuttgart ist. Sie stehen, ganz augenscheinlich von
Luthers Hand geschrieben, auf der Kehrseite des Blattes, welchem das S. 173 ff.
abgedruckte Bruchstück des Entwurfs eines Briefes an den Papst entnommen ist.
Die (mit
rother Tinte geschriebene) Überschrift giebt den Anfang des Evangeliums vom 16.
Sonntag n. Trinitatis, Luc. 7, 11 –17. Da zu diesem die auf die Überschrift
folgenden Aufzeichnungen weniger zu passen scheinen, so könnte man zweifeln, ob
man beides zusammennehmen darf. Dies wäre sogar höchst unwahrscheinlich, wenn
der Strich, welcher unmittelbar auf die Überschrift folgt, mit schwarzer Tinte
wie die Aufzeichnungen selbst ausgeführt wäre; da er aber mit derselben rothen
Tinte, wie die Überschrift, also gleichzeitig mit dieser, gemacht ist, so kann
er offenbar keine trennende Bedeutung haben. Beachtet man nun, daß die
Aufzeichnungen ganz unmittelbar nach dem Strich beginnen, und daß Luther das
Darüberstehende nicht durchstrichen hat — wie er doch vielleicht gethan hätte,
wenn es keine Bedeutung mehr gehabt hätte, — so ist es zwar durchaus nicht
geboten, wohl aber immerhin nahe liegend, die Überschrift auf die
Aufzeichnungen zu beziehen und in diesen somit Notizen für eine Predigt über
das Evangelium Ibat Ihesus u.s.w. zu erblicken. Bei allegorischer Deutung des
letzteren konnte der Reformator wohl auf Gedankenreihen geführt werden, wie sie
hier vorliegen (vgl. z. B. die Predigt über dasselbe Evangelium in der Erlanger
Ausgabe 2 Bd. 14, S. 119 ff.), um so mehr, wenn sie ihn um die betreffende Zeit
auch sonst beschäftigten. Und dies trifft in unserem Falle zu. Denn die
Aufzeichnungen sind, wenn anders die Deutung des oben erwähnten Bruchstückes
als erster Entwurf zum frühesten Brief an den Papst richtig ist, mit
überwiegender Wahrscheinlichkeit in das Jahr 1518 zu setzen, und zwar, wenn sie
zum Evangelium von der Todtenerweckung zu Nain gehören, in den Herbst dieses
Jahres (16. S. n. Trin. 1518 = 19. Sept. 1518). Eben um diese Zeit aber oder am
Anfang des nächsten Jahres hat Luther auch die Sermone de triplici iustitia und
de duplici iustitia (vgl. unsere Ausgabe II, S. 41 ff. 143 ff.) gehalten. In
keinem der letzteren findet sich eine Stelle, in welcher man etwa die hier
vorliegenden Ausführungen wieder erkennen könnte; wohl aber nimmt Luther im
ersten dieser beiden Sermone auf einen früheren Vortrag über denselben
Gegenstand Bezug und es ist vielleicht eben dieser uns sonst nicht überlieferte
Vortrag, für den die folgenden Aufzeichnungen niedergeschrieben sind. Die Art
der Wiedergabe ist dieselbe wie bei dem Briefentwurf (s. oben S. 173).
Dr. K.
Steiff.
[Seite 204]
[1]
Ibat Ihesus
in Ciuitatem Quȩ vocatur Naim. lvcȩ. 1518
[Seite 204] [
3 veniens. Pro] in der Handschrift: veniens, pro 10 mandati] Davor steht
durchstrichen: prȩcep 16 anima] ergänze diligerent.]
[2] Duo sunt
hic notanda, primum: Est Iustitia dej data nobis per Christum, [3] Alterum:
Iustitia nostra ex illa veniens. Pro prima
[4] Notandum,
Quod omnino vult deus suum prȩceptum seruari a nobis, [5]
quod dedit dicens: ‘Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et ex [6] tota
anima tua et ex omnibus viribus tuis et proximum tuum sicut te ipsum’. [7] Ideo
enim et promisit prȩmia obseruantibus et minatus est pȩnas
transgressoribus. [8] Et hoc prȩceptum susceperunt multi et
prȩsumpserunt illud [9] implere. Verum id faciebant, qui non
intelligebant latitudinem, longitudinem, [10] profunditatem mandati huius. Vnde
dominus per prophetas multipliciter [11] exponens prȩceptum
suum eo tandem perduxit homines, vt agnoscerent fore [12] impossibile, vt
implerent ipsi, videntes, Quod omnis dilectio cordis esset [13] prohibita, nisi
quȩ deum solum diligeret. Inde dictum est: Qui addit scientiam,
[14] addit et dolorem. Inueniebant enim sese plenos aliarum rerum dilectionis,
[15] qua impediti, etsi diligerent deum, non tamen ex toto corde nec ex [16]
tota anima
[Seite 205]
(Zu Bd. II S.
25.)
[Einleitung]
1893
[Seite 205]
Von dem
Urdruck der Acta Augustana waren bis in die neueste Zeit nur Exemplare bekannt,
in denen Blatt Ciija eine geschwärzte Stelle aufzeigt, und nur solche haben
auch den Nachdrucken vorgelegen. Dem Unterzeichneten glückte es, im Jahre 1888
in der Zwickauer Rathsschulbibliothek ein Exemplar zu finden, in dem jene
Stelle nicht geschwärzt ist (vgl. Theol. Studien und Kritiken. 1888. S. 166 bis
169). Darnach theilen wir hier den Wortlaut mit.
Lic. Dr. G.
Buchwald.
[Nachtrag zu
den Acta Augustana. 1518]
1518
[Seite 205]
[1] Primum.
Summus Pontifex omnibus Cardinalibus et Episcopis scribit [2] ut fratribus suis
venerabilibus. Huic uni Cardinali S. Sixti presbytero [3] scribit ‘dilecto
filio’ et ‘dilecte fili’, quod adeo observatum est, ut in hoc [4] ipso Brevi
oblitus technarum suarum scribat memorabilis autor, Hieronymum [5] Episcopum
Asculanum venerabilem fratrem a Papa nominari. Oportuit enim [6] proverbium illud
etiam ab hoc sycophanta firmari, quo dicitur: oportet mendacem [7] memorem
esse.
[Seite 206]
(Zu Bd. II S.
153 fg.)
[Einleitung]
1893
[Seite 206]
In der
Vorgeschichte zur Disputatio et Excusatio F. Martini Luther adversus
criminationes D. Iohannis Eccii ist oben Bd. II S. 155 schon “die erste
öffentliche Streitschrift Luthers gegen Eck” erwähnt worden. Es ist kein
Zweifel, daß zwischen dem 3. und 7. Februar 1519 Luther selbst den Brief Ecks
an Matthäus Lang und die Thesen Ecks1 zusammen mit einem eigenen Briefe an
Carlstadt und eigenen Gegenthesen herausgab: seine Disputatio D. Iohannis Eccii
et P. Martini Luther sollte der Welt zeigen, daß Eck im Briefe an Lang selbst
bekenne, Luther habe bisher nur von einer Disputation zwischen Eck und
Carlstadt etwas angenommen; weil Ecks Thesen sich viel mehr gegen Luther als
gegen Carlstadt richteten, werde Luther selbst auf den Plan treten; Carlstadt
sei nunmehr, so wird es diesem deutlich nahegelegt, an der Disputation viel
weniger betheiligt.
Weil Luther
der Herausgeber der Disputatio futura ist und die beiden Stücke von Eck zum
Actenbestand jenes Streites gehören, weil ferner das Schreiben Luthers an
Carlstadt (bei dem Aufenthalt Beider in denselben Mauern) doch wohl nur die
literarische Form eines Briefes trägt, so bringen wir die Disputatio in ihrem
ganzen Umfange mit Ausnahme der zwölf Thesen Luthers, von denen I –VI den
Thesen 1 –6 oben in Band II S. 161 und VII –XII den Thesen 8 –13 ebendort
entsprechen. Eine Textänderung ist sonst bei der zweiten Ausgabe dieser Thesen
in der Disputatio et Excusatio nicht erfolgt.
Die
Bibliographie ist schon Bd. II S. 156 gegeben. Nachzutragen ist zu b, daß die
Exemplare dieses Druckes (dessen Titeleinfassung die bei Dommer, Lutherdrucke
S. 247 nr. 96 beschriebene ist) im Innern nicht alle dieselbe Einrichtung
zeigen. Wir bezeichnen mit b1 die Exemplare, welche z. B. Bl. Ajb, Z. 5
Cō- ||; Aija, Z. 5: Cathedraz, ebendort Z. 14: Ex; Aiiija, Z. 9
docēter haben, während in b2 der Reihe nach: Co ||; Cathedrā; ex;
docēte stehen; Ecks zweite These ist in b1 mit II, in b2 mit 2 bezeichnet.
— Zu c ist zu vermerken, daß die erste
[Seite 207]
Zeile des
Titels mit einem ❧ beginnt und in
Z. 8 hinter RA ein Punkt steht. Exemplare finden sich in München
(Staatsbibliothek), Nürnberg (German. Museum) und Wolfenbüttel. — Als vierter
Druck kommt hinzu:
d.
“Disputatio do - || mini Johannis Eccij et || Pa. Martini Luther in stu- | dio
Lipsensi futura. || [Titelbild.] ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite
bedruckt. 4 Blätter in Quart. Schluß: Anno Domini. M. D. xix.
Titelholzschnitt:
Krönung der Maria. Zweifellos ein Druck von Adam Dyon in Breslau.
Titeleinfassung und Typen sind dieselben wie bei einem mit Dyons Impressum
versehenen Druck der Disputatio et Excusatio (s. d. Nachträge am Schlusse
dieses Bandes). Ex. in Breslau, Stadtbibliothek.
Wieder
abgedruckt ist der Brief Ecks bei K. W. Hering: de disputatione celeb. s. ausp.
Georgii Ducis Saxon. Lipsiae a. 1519 habita. Lipsiae 1839.Luthers Brief in M.
Lutherii Lucubrationum, Pars una. Basileae 1520; bei Aurifaber I, 158; Löscher
III, 206; de Wette I, 249; Erl. Ausg. Op. var. arg. IV, 73; Enders I, 401. Ins
deutsche übersetzt Walch 15, 965. Hinsichtlich der Thesen s. unsere Ausgabe II,
S. 157.
Daß a der
Urdruck ist, kann nicht bezweifelt werden. Aus ihm floß c und b1. Von letzterem
unterscheidet sich b2 nicht bloß typographisch, sondern weicht auch sonst
einige mal ab; da diese Abweichungen in d sich wiederfinden, muß d als Vorlage
b2 gehabt haben. Wir geben den Text nach a und fügen die wichtigeren
Abweichungen von b1 b2 c d hinzu.
Lic. G.
Koffmane.
[Disputatio]
1519
[Seite 207] [
2/3 archidiacono abd archidiaconum c 3 Vuittenbergen̄ bd
5 tt. abd Tit. c 10 calchographorum c calgographorū bd 19 Pharisini b2d]
[1] In Studio
Lipsensi disputabit Eckius propositiones
[2] infra
notatas contra D. Bodenstein Carlestadium archidiaconon
[3] et
Doctorem Wittenburgensem.
[4]
Reverendissimo in Christo patri ac illustri principi D. Matheo, S. S. Romanae
[5] Ecclesiae tit. S. Angeli Cardinali, Coadiutori Salisburgi, domino [6] suo
pientissimo Ioannes Eckius parvus Theologus S. D. cum paratissima obsequiorum
[7] oblatione.
[8] Non
praeterit te, reverendissime pater ac optime princeps, quomodo [9] D.
Bodenstein, Archidiaconus Wittenbergensis, superiori Maio conclusiones felle
[10] plenas et mordacissimas calcographorum opera contra me sparserit ob id,
quod [11] ad reverendum dominum meum D. Gabrielem, episcopum Eistettensem
dignissimum, [12] adnotationes quasdam privatim scripseram in aliquot
propositiones [13] D. Martini Luther Augustiniani Wittenbergensis in materia
sacramenti poenitentiae. [14] Cui ego permodeste respondi, ac ne mordentes invicem
consummaremur [15] abinvicem, ut divus Hieronymus ad Ruffinum ait, propter
etiam scandala [16] vitanda, quae ex amarulentis libellis disseminatis
oriuntur, obtuli me velle stare [17] iudicio Sedis Apostolicae, ad quam omnis
causa fidei merito referri debet, ut [18] Gelasius, Symachus etc. docuere.
Iudicio item obtuli studii Romani in Italia, [19] Parrhisini in Gallia,
Coloniensis in Germania. At ille disputationem refugiens
[Seite 208]
[ 1 que fac.
d 15 Dominatio] D. 17 prȩcibus a praecibus b 22 hȩreditas a haereditas c
hereditas bd 25 ac] cc a .cc. bd & c
cummendo d 26 valeas b2d 37 sunt b2d]
[1] (quod qui
faciant, A. Augustinus contra Faustum explicat), mea quoque abusus [2] modestia
alterum libellum edidit, in quo me denuo conviciis onerat, ac si hoc [3]
Maiestatis theologicae esset conviciis ac iniuriis sevire. Quem etsi remordere
[4] possem, si vellem, et ut beatus Hieronymus ad Domnionem contra vafrum [5]
monachum ait, possem genuinum dentem laesus infigere: at divi Augustini [6] et eiusdem
beati Hieronymi secutus consilium: peperci sibi, peperci mihi, [7] peperci
nomini Christiano. Et dominum Martinum Lutter Augustae adiens [8] sciscitabar
ex eo: cur suus propugnator mecum non expectasset Sedis Apostolicae [9] et
laudatissimorum studiorum iudicium? Qui itineris difficultates et [10]
expenssas causatus Lipsense studium mihi obtulit Carlestadio vicinum, in quo
[11] convenire deberemus ad disputandum. Idem mihi ex Wittenberga Carlestadio
[12] placere rescripsit. Cui ego perlibenter assensum praebui. Ita omnino nihil
[13] coram doctissimis foelicis studii Lipsensis patribus mihi et veritati
timeo. Quare [14] illustriss. principi et domino d. Georgio Saxoniae duci etc.
principi clementissimo [15] eiusdem studii patrono humiliter scripsi, ut sua
illustris Dominatio [16] favorabilem huic negotio praebeat assensum. Scripsi et
almae universitatis et [17] facultatis theologicae consilio quibusvis precibus
rogando et supplicando, ut onus [18] audiendi et inter nos iudicandi, uter
rectius de fide sentiat, suscipere dignentur. [19] Nam pulcherrimum arbitror
pro veritate fidei et quam sedes beati Petri sequitur [20] et docet (ut Iulius
papa praecepit) in arenam descendere. Cathedram enim [21] beati Petri cum S.
Cypriano non desero, quod ibi solum incorrupta (ut Hieronymus [22] ait) patrum
servatur haereditas, quae auctoritatem dat loquendi tacendi. [23] Nam et sacrae
scripturae intellectum accipio secundum praxim ecclesiae, extra [24] quam
vivere mori est. Cum autem reverendissima tua paternitas non sit [25] mediocris
ecclesiae columna, me tuo totum dedo ac commendo patrocinio etiam [26] atque
etiam rogans, ut sicut vales ita velis me tueri, solum ut veritas fidei et [27]
quam Romana tenet ecclesia tueatur ac defendatur. Valeat Reverendissima ac [28]
illustrissima dominatio tua. Ex Augusta Rhetiae IIII. Kalendas Ianuarias, Anno
[29] restitutae Salutis M. D. XVIII.
[30]
Positiones quas Eckius defendet in studio Lipsensi
[31] contra
novam doctrinam.
[32] I. Neque
dictis sacrae scripturae aut sanctis patribus Augustino et aliis [33]
concordat: Dominum et magistrum nostrum Iesum Christum dicendo [34]
‘poenitentiam agite’ voluisse omnem fidelium vitam esse poenitentiam. [35] Unde
et de sacramentali poenitentia illud verbum idonee potest intelligi.
[37] II. Etsi
peccata venialia sint quottidiana, tamen iustum semper peccare [38] in omni
opere bono, etiam bene moriendo, negamus. Sicut erroneum
[Seite 209]
[ 4 saciat]
faciat c 13 culpe abd culpa c]
[1] dicimus
iustum manente iusticia peccare posse mortaliter aut in puero [2] post
baptismum alienae voluntatis peccatum remanere.
[3] III.
Astruentem: poenitentiam non recte inchoari a detestatione peccatorum [4]
recogitando gravitatem peccati et poenae et quod saciat magis peccatorem, [5]
tanquam Euangelio et sanctis patribus contrarium non dicimus [6] audiendum.
[7] IIII.
Dicere deum remittendo culpam remittere poenam et non commutare [8] in poenam
aliquam temporalem satisfactoriam per canones et sacerdotis [9] iniunctionem in
parte vel toto declaratam, ut sacrae scripturae [10] et usui ecclesiae
repugnans existimamus.
[11] V.
Quemlibet sacerdotem (nullo praelato dempto) suo subdito petenti posse [12]
remittere aut debere poenas et culpas, ita quod praelatus non plenarie [13]
absolvens a poena et culpa peccet, velut usui sanctae matris ecclesiae [14]
adversum non acceptamus.
[15] VI.
Animas in purgatorio non satisfacere pro peccatorum poenis, a quorum [16]
culpis absolutae hic non satisfecerunt, reputamus erroneum, sicut non [17] est
sine errore, qui non credit deum a morituro requirere aliam quam [18] mortis
poenam.
[19] VII. Ex
imperfectione charitatis vel fidei in anima mortui fieri horrorem et [20] quasi
desperationem, quibus in purgatorio afficiantur, et quod illum [21] horrorem ex
timore mortis incurrant, quo quasi inviti moriantur: non [22] recipimus, quia
veritati et rationi contrarium.
[23] VIII.
Animas in purgatorio mereri maiorem gratiam aut eorum proemia [24] minui, si
alienis meritis liberentur, aut non esse certas de salute, [25] aut suffragia
nostra nolle, ut fidei nostrae et omni rationi adversa [26] negamus.
[27] IX.
Meritum passionis Christi non esse thesaurum ecclesiae, ex quo dentur [28]
indulgentiae, quia veritati et apostolicis decretis obvians negamus, sicut [29]
claves esse thesaurum ecclesiae imperitissimum opinamur. Meritis quoque [30]
sanctorum nos adiuvari pie credimus.
[31] X.
Dicere indulgentias non expedire est error. Dicere item indulgentias [32] esse
vicium aliquod operis, quo ipsum minus valeat, error est pessimus. [33] Quare
et hunc errare sentimus, qui dicit se teneri improbare [34] indulgentias, quia
dominus dicat ‘propter me deleo iniquitates’, non [35] propter pecunias.
[36] XI.
Papam non posse remittere poenam pro peccato debitam per indulgentias, [37]
error. Immo erroneum est eum non posse absolvere a poenis [38] animas in
purgatorio existentes. Omnium autem maxime non recipimus, [39] quod morituri
infirmi legitime impediti non crimina publica habentes [40] indulgentiis non
egeant.
[41] XII.
Romanam ecclesiam non fuisse superiorem aliis ecclesiis ante tempora [42]
Sylvestri negamus, sed eum, qui sedem beatissimi Petri habuit et
[Seite 210]
[ 5 Soli deo
et gloria b1b2, fehlt in cd 6 Ihesus fehlt bed 7 Carelostadio c 8 syncȩrioris
a 8/9 Vuittenburgeñ c 9 Martinus Luther August. a Mar. Lu. Au. b1 Mar. Lutter.
Aug. [Augu. d] b2d Martinus Lutherius Augustineñ. c 10 scedulam c 19 debachatur
b2d 26 Für die griechischen Worte ist eine Lücke gelassen bd
καλλιπάρηος καὶ
λευκώλενος c 33 matheologas
bd]
[1] fidem,
successorem Petri et vicarium Christi generalem semper agnovimus.
[2]
[3] ¶
Contraximus quo ad fieri potest propositiones. Has paucas accepimus, quod
[4] et alia
ab his pendeant.
[5] Soli Deo
gloria.
[6] Ihesus.
[7]
Eruditissimo viro et prestantissimo D. Andreae Bodenstein Carlstadio, [8]
syncerioris Theologiae assertori facile primario, Archidiacono Wittenbergensi,
[9] praeceptori ac maiori suo in Christo Martinus Luther Augustinianus.
[10] Salutem.
Edidit Eccius noster, inclyte vir, schedulam, in qua magnificis [11] ampullis
verborum crepat (id autem homini moris est) sese adversus te [12] disputaturum
Lipsiae. Et ego id nomine tuo cum ipso tractaram Augustae, [13] siqua ratione
contentio vestra coram et amica familiarique congressione componeretur. [14]
Quod nec tu pro tua dignitate detrectasti. Sed ecce homo pulchre [15] memor et
sibi constans, postquam te foede infamarat, tandem promittit in te [16] sed
vertit in me impetum ranarum ne an muscarum suarum nescio. Speraveram [17] ego
tractatum futurum de honestissimis seriis tuis et de gratia dei, [18] humana
miseria omninoque de ea re, quae inter vos vertitur. At meus [19] Eccius in
meas interim nugas debacchatur aut pro more istorum dierum [20] larvis iocatur
potius, stultas quaestiones de indulgentiis paene ex orco tandem [21] revocat
tua velut parerga et summo (quod aiunt) digito vix attingens. Forte [22]
Spiritus sanctus praevidens hoc hominis ludibrium et nugacitatem dedit in [23]
cor Egregiorum dominorum doctorum Lipsensis studii, ut recusarent vobis [24]
hoc negocium apud se gerendum. Sed et ego nolo te, optime Andrea, in [25]
frivolam et larvatam hanc disputationem descendere, tum quod mea et me [26]
petit lauta haec et καλλιπαρηος
και λευκωλενος
persona tum quod ingenium [27] tuum et tua disputatio digniora sint quam ut in
has sophistae et meas nugas, [28] indulgentias inquam seu rectius et vere
negligentias, humilientur. Quas cum [29] omnes doctores, etiam scholastici
infoelices Ecci praeceptores, fateantur tamen [30] et ipsi: primum non esse
necessarias Christiano, tum si nullae essent, melius [31] esse, ac per hoc ad
scripturas et rem theologicam sicut asinum ad lyram, [32] nec ego illas unquam
mea disputatione dignatus fuissem, nisi pro populo [33] [Tit. 1, 7. 10.]
Christi Phrenapatas, Mataeologos, authades et aeschrocerdes oportuisset
redarguere. [34] Nihilominus tamen has res leviculas et nihili magni isti et
generosi
[Seite 211]
[ 8
Romonantium b2d 11 esse b2d 14 Carelostadio c 22 insideris abd insidieris c 27
Baioricas bd 29 ac si gloriam bd
Für die griechischen Worte ist eine Lücke gelassen bd αἶεν
ἀναιδείην ἐπιειμένε
c 31 mōstrū b1 mōstrā b2 monstrā d 33 Besilicis d 36
principem et ducem c]
[1] Theologi
adeo curant misere, adeo pompis vel anxiis inflare conantur, ut in [2] iis
summum et nominis et officii sui decus constituisse videantur, interim [3]
Theologiae legitimo et quod ad rem pertinet officio penitus posthabito et in
[4] sabbata translato: non quidem lucri aut gloriae emulatione nisi minus
principaliter [5] per accidens et in potentia, modo non sit nimis remota!
[6] Quando
autem ego deo volente digniore condicione vivere non permittor [7] quam ut cum
nugacibus et vanis sophistis, cum pestilentibus Romani [8] pontificis et
Romanantium tyrannorum adulatoribus aetatem consumam, gaudens [9] et fidens
posthabeo istorum mea seria ludo.
[10] Quare,
mi Ecci, non damno te vanissimae gloriae, quod hanc schedulam [11] edideris,
antequam certus esses, quid Lipsenses in hac re facerent, immo [12] postquam ex
me acceperas eos omnino recusare, quia ex fumo scil. et ex [13] disputatione
nunquam futura sperasti captare gloriam. Non criminor, quod [14] subdole et
parum humane nedum theologice doctori Carlstadio alienas propositiones [15]
obieceris, quas cum omnino illum non suscepturum sperares, iterum [16] de fumo
in tantum virum triumphares. Non queror, quod ad adulationem [17] foedissimam
Papae versus me rursus in fabulas traduxeris novosque a te [18] fictos errores
mihi imposueris et tamen nihil minus te agere simularis. Toleramus [19] ista a
Theologo facta, id solum volumus ostendere nos scilicet intelligere [20]
strophas tuas infoeliciter versutas et figuras nihilo figuratas et benigniter
[21] te monere, ut deinceps pro gloria tua paulo civiliore astutia, naso immo
[22] calcaneo nostro insidieris, agrestem hanc et veternosam tuam prudentiam in
[23] crassos tuos consophistas ludas.
[24] Interim
esto vir fortis et accingere gladio tuo super femur tuum potentissime. [25]
Postquam enim pro pace tua mediator ingratus fui, placebo fortasse [26]
concertator. Non quod vincere proposuerim sed quod post victorias tuas [27]
Pannonicas, Longobardicas, Baioaricas (modo tibi credamus) occasio tibi fiam
[28] obtinendi nominis, quo et Saxonicus et Misnicus triumphator ac, si voles,
[29] ‘semper Augustus’ saluteris inaeternum ac sic gloriam
αιεν αναιδειην
επιειμενε [30] adeptus quiescas
iuxta magistri tui sententiam: habitibus existentibus in [31] materia cessat
motus. Quanquam mallem, ut monstrum, quod iam diu in [32] me alis et quod te
male habet, aliquando pareres et nauseas, quibus stomachus [33] tuus
periclitatur, tandem evomeres in publicum minisque illis tuis Basicilis [34] et
gloriosis per omnia finem imponeres.
[35] Sed ad
te revertor, optime Andrea, et oro, ut una mecum ad Illustrissimum [36]
Principem ducem Georgium, prudentissimum quoque Senatum [37] Lipsiae scribas,
siqua dignentur nobis domum vel prophanam in hoc negocium
[Seite 212]
[1]
collocare. Nam Egregios dominos doctores de Universitate penitus nolo huius [2]
periculo iudicii onerari, quod et prudentissime recusarunt. Quin id faciemus:
[3] adductis notariis duobus uterque Eccius et Lutherus et siqui alii idem
velint [4] ad manum notariorum dictet sua argumenta et responsiones. Quod eo
facio [5] consilio, ne et nobis foeda illa iactantia et frustraneus labor
contingat, quae [6] in Viennensi disputatione Eccii videntur, tum ut clamor et
gestus importuni, [7] quibus solent aestuare et perdere veritatem nostri
saeculi disputatores, cohibeantur, [8] omnia autem vel possibili modestia in
literas pronuntientur atque [9] ea sic in literas relata offerri possint Sedi
Apostolicae, Episcopis et totius [10] Christiani orbis iudicio.
[11] Contra
novos u. s. w. Darauf die zwölf Thesen, an deren Ende in abd: [12] Ann odñi M.
D. XIX, in c: FINIS.
[Seite 213]
(Zu Bd. II S.
162 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 213]
Nachfolgend
liefern wir den nicht von Luther besorgten, vielmehr von ihm verworfenen Text
des am zweiten Sonntag nach Epiphanien (16. Januar) 1519 gehaltenen “Sermons
von dem ehelichen Stand”. Im Übrigen verweisen wir auf die Einleitung zu der
von ihm selbst veranstalteten Ausgabe desselben Bd. II S. 162 ff.
Die dort
verzeichneten drei Drucke unterscheiden sich nur unerheblich. Der Urdruck ist
1, aus dem einerseits 2, andrerseits 3 geflossen ist. Wir geben den Text nach 1
und verzeichnen die Abweichungen der beiden anderen Ausgaben.
D. K. Knaake.
[1] Nuptie
facte sunt in Chana Galilee &c.
1519
[Seite 213] [
15 dy 2]
[2] Man
pflegt heut in dem ewangelio zu sagen von der ehe, darumb das [3] Christus auff
die wirtschaft geladen wart, wolle wir auch dar von reden.
[4] Der
eliche standt steet in zweyen dingen, wie dan man und weyb zwen [5] leyb ein
natur sein. Wen nun das eliche leben gleich unreyn ist, ist nichts [6] bessers
dan eyn ander leben, unreyn unnd scheutzlich an dem leyb, wen man [7] [1. Mos.
2, 18ff.] aber in die sel sicht, ßo ist es vil anderß. Do got Adam schuff,1) do
schlieff [8] er, do nam got eyn rip auß seynem leyb und schuff Evam darauß. Do
nun [9] Adam auff wacht und sach Evam vor ym stann, sprach er ‘das ist ein
fleisch [10] von meinem fleisch und eyn bein von meinem bein. Darumb wirt eyn
man [11] [Matth. 19, 5.] vater und mutter vorlassen und wirt seinem weyb
anhangen’. Das legt [12] Christus selber auß im ewangelio, Darumb das Adam
sprach (das sein gottis [13] wort gewesen), das eyn mensch sal faren lassen
vater und mutter und seym [14] weyb anhangen. Es ist nicht vil reynß darinne.
Darumb kan ich auch nicht [15] vil reynß dar von reden, Es sey dan das die seel
vor gereiniget werdt. Darumb
[Seite 214]
[ 1 die 2 5
mutter 3 7 huebsch 2 8 gefielen 2 9 dannoch 2 15 schō 3 16 stuck 2 17 lieb
2 wer 3 29 di 2 33 stūde 3 38 solchē 3]
[1] wolle wir
von der seel reden, das dy moecht eyn rechte braut werden. [2] Es ist umb
sunst, das man wil vil regel machen, das die recht sollen zusamen [3] stymmen,
man und weyb, die seel sey dan vor gereyniget. Es ist zweierley [4] lyebe, eyn
fleischliche unlustige liebe und eyn brauth lieb. Es ist kein groesser [5]
lieb, die dy muetter und die toechter haben ader der vater und der son, wan [6]
[Matth. 19, 5.] die brautliebe. Das hat Christus gesaget, das ein mensch vater
und mutter [7] lassen werde und seynem weyb anhangen. Die brautlieb ist hubsch
gewesen, [8] do Adam und Eva noch nicht gefallen waren, Aber do sie fielen,
darnach ist [9] sye nie reyn worden. Noch dennoch muß man arbeyten unnd thun,
das sye [10] rein wirt. Dan dieweil der mensch vorterbet ist durch die
fleischliche lust, so [11] ist die brautlieb vorlorn. Eyn braut lieb wen sie
recht ist und reyn, ßo sucht [12] sie nichts anderß in der person dan die
person allein, und lest sunst alle andere [13] dingk faren. Es ist eyn falsche
lieb, das ist eynen umb gelts willen lieben, [14] dann het er keyn gelt, ich
ließ yn wol gehen. Aber das ich eynen umb fruntschafft [15] lieb hab ader das
ich ein weyb liebe, darumb das sy schoen ist, dann [16] were sy grewlich, ich
sech sy nicht an. Darumb fallen ymmer stueck herab, [17] also ist die lieb
vorgifft: wen es aber rechte liebe were, ßo sprech sie ‘ich frag [18] nicht was
du hast, wie du bist, dan ich wil dich: dan so kem eß auch wol, [19] das keinß
dem andern nach lieff, das nicht recht were, der man dem weyb [20] und wider
das weib dem man. Eyn solche lieb hat Joseph und Maria gehabt, [21] die hetten
ein solche lieb, das keinß von dem andern was boeses het [22] geliden, Dennoch
so blieben sye keusch und im junckfraw standt. Man vindt [23] yr mehr die also
gelebt haben. So list man von keyser Heynrich und Kuengunda, [24] darumb schlug
er sie yns maul, do sie bey einem reuter saß, er konß [25] nicht leyden von yr.
Aber solche lieb haben nicht alle entpfangen, Es ist eyn [26] solche lieb, die
sich nicht teylen lest. Do hin solt man predigen, das eyn [27] mensch ein
rechte brautlieb erlanget, das man do hyn bringen moecht: ya wo [28] woll wir
dartzu kommen? die natur hats vorlorn, es ist die natur gantz vorterbet, [29]
also das man nichts dan leckerey darin hat, wie1 ein freyer wil, die [30] gnade
gottis muß darzu kommen, sol es gut werden. Es ist nun do hyn [31] kommen, das
man ein schimpff darauß hat und schempt sichs. Die meyde [32] wern sich feintlich,
wen man spricht, sie hetten gern menner, und ligen doch: [33] es stuende auch
nicht wol, wen sie sagten, sy hetten gern menner. Es were [34] wol eyn gut
dingk, das sich eyn mensch enthilt in der junckfrawschafft: Du [35] darfst dich
aber nicht schemen, lieber mensch, man weyß wol, und wen duß [36] gleych vil
vorbergen wilt, so weyß man doch, das das also ist. Darumb bit [37] got, das er
dich zu eynem stande schick, welcher ym gefelt und dir selig ist. [38] Magst
got vil meher dancken, das er der aller reinigste dich in solchem unflat
[Seite 215]
[ 6 bedenckt
3 9 bitten 2 14 bucher 2 15 solch 2 16 remidio 2 17 entzund 3 19 wassers 3 24
Paulus 2 25 hyeß 2 30 di 3 32 pruefft 2 35 prueff 2 mißgehen 2 36/37
fruchtē zugin 3 37 ein man 2 39 sal 3]
[1] nicht
vorstoß, sunder gnediglich darynn nemen wil. Darumb wen sich eyner [2] fuelet,
das er die junckfrawschafft nicht kan halten, nicht in der keuscheit stehen,
[3] es ist schwer, wen eyner eyn neygung zu der keuscheit hat, gedenck er eben
und [4] baw nicht zu vil auf sich: es ist ein schentliche anfechtung, ich hab
sie wol [5] erkant, ich meyn zwar, yr solts auch wissen, o ich kenn sie wol,
wen der [6] teuffel kompt und reytzt das fleysch an und entzunt es. Darumb
bedenck sich [7] eyner wol vorhyn und brueff, ob er yn der keuscheit leben kan,
dan wen das [8] boernen wirt, ich weyß wol wy es ist, und die anfechtung kompt,
so ist das [9] aug schon blint. Darum sal eyner seynen herrenn Christum bieten
und [10] sprechen ‘Sich, herr, do byn ich, du weyst, das ich vorgifft byn in
meinem [11] fleysch und bedarff deyner huelff, ich bit dich, du wolst mir ein
weyb geben, [12] die dir gefelt und mir seliglich ist’. Man weyß wol, das das
jung fleysch [13] nit fride hat. Ich hab von mir nicht so vil, das ich mich
enthalten kan. [14] Es haben ein teyl gantze buecher dar von geschriben, uff
das sich einer enthalt, [15] wie es ein solche unsauber ding sey umb eyn weyb
und schlammig &c.. Ovidius [16] de remedio amoris dinet auch wol darzu,
aber dyß reytzt eynen mer an, [17] dan wen die anfechtung kompt und das fleysch
wirt entzuendt, so bistu bereyt [18] blint, ob gleich das weyb nicht schoen
ist: Eyner neme wol mist unnd leschet [19] mit, het er kein wasser. Du wilst
aber kegen got nicht bekennen, und er [20] weyß doch wol. Darumb erclag dich
alleyn frey, es wirt dyr dester besser [21] und glueckseliger gehen. Es ist wol
eyn sach so hin, das eyn mensch vor dem [22] reynen got seyne unreynigkeyt
bekennet. Dennoch so sol man got bitten, das [23] er uns helff.
[24] [1. Cor.
7.] Item man hat sant Paul also gefraget, ob einer ein weyb solt nemen, [25]
antwort er ‘Ich hab keyn gebot, das ich eynen ein junckfraw heyß bleyben, [26]
es ist wol gut, wens eyner thun kan, das er sich enthalt, kan ym aber kein [27]
gebot geben: es brueff sich ein ytzlicher selber, kan er sich nicht enthalten,
so [28] neme er ym eyn weyb und bleyb daran’. Der eheliche standt wardt
vortzeyten [29] alleyn eingesatzt umb der kinder wegen, und wenß darumb
geschicht, so sicht [30] got mit durch die finger, das auch etwas guts darauß
kompt. Darumb hab [31] ich gesagt, das ym eyner eyn weyb nem, das yn der
teuffel nicht ferrer vorfuer. [32] Darumb so spricht auch Augustinus, wen sich
eyner also bruefft, das [33] er nicht kan reyn bleyben, so frey er alleyn, dan
dye aposteln haben den standt [34] gebothen, und nicht die keuscheit. Aber ich
hab gesagt, das wir nicht zu weyt [35] in das fleysch kommen, brueff sich
eyner, also das er es nicht kan mißghen, [36] so frey er nicht alleyn umb der
frucht wegen (wenß allein mit fruechten zuging, [37] So wern wol eynem man
hundert weyber nutz), Sunder das er groesser [38] sundt vormeyden. Darumb geben
die doctores dem sacrament drey nutz, man [39] sol sich aber da von enthalten,
als vil man kan, und nach vormoegen reyn sein.
[Seite 216]
[ 10 hocher 3
14 vereiniget 2 15 die 2 18 wer 2 19 must 3 tzunden 3 31 die sy 2 dy sy 3 36 narn̄ 1.
2 naren 3]
[1] Czum
ersten, das es ein sacrament ist, das ist eyn tzeychen eines heyligen [2]
dinges, gleich als wen der prister das wasser in der tauff auff das kindt [3]
geust, bedeut das, das Christus sein gnad in die sell gyeß und wescht sie, die
[4] do gar vil groesser ist dan das tzeichen des wassers. Also ist auch das
eliche [5] leben eusserlich eyn tzeychen, das Christus got die menscheyt hat an
sich genommen. [6] [Eph. 5, 31 f.] Paulus saget ‘es werden sein zwu natur in
eynem fleysch’. Es ist [7] ein groß heylig zeichen, das do bedeut, das Christus
voreiniget ist mit dem [8] fleisch, wie groß ist die voreynigung und gar vil
groesser den das zeychen, gleich [9] als das wasser, das do bedeuth die gnad
gottis, ist gar vil geringer den gottis [10] gnad, also ist vil hoecher di
einigkeit gottis mit dem menschen. Es sey ein [11] man vorfugt mit eym weyb wie
er wil, so bleyt doch der man ein person [12] und weyb eyne. Do ist aber ein
solche vorfugung, das got eins menschen son [13] und gottis son nicht mag
geteylt werden, das zeichen reycht nyrgen an, das [14] ist die groß bedeutniß,
wie got und mensch voreiniget sindt. Dyß ist ein [15] schand deck worden des
elichen standes, des muß er auch genießen, das got di [16] sundt darin nicht
straffen wil: das sunst toedtlich were, sey dar ynne teglich. [17] Das ist eyn
grosse freyheit, das sie dar durch bedeutet wirt durch ein solch [18] edel
dingk. Dan wen der eliche standt nicht also gedeckt were, so stuenck der [19]
dreck all zu ser, man muest weyrach an tzuenden, das er nicht so sere stuenck.
[20] Das solten die menschen bedencken, das yr leben eyn solchen edlen schatz
bedeutet, [21] uff das nicht eytel fleisch darauß wurde.
[22] Der
ander nutz in der ehe ist eyn vorbuntnuß der trew, Ist der ander [23] mantel,
der do machet, das man die schalkheit nicht mercket, und ist, das sich [24]
eyner an bynden lest, das er nicht die stat creutzweyß außlauff, das die
fleyschliche [25] lust wirt also getempfft, das sie an ein bandt gebunden wirt,
das er dar [26] an allein heng, unnd sunst an keiner mer. So sicht got das
gefencknuß an und [27] vorguents mit, das eyner genuegt ist an eynem bethgenoß
und begert sunst keins [28] mehr, sicht die trew an, die man und weib zu samen
vorbunden haben, die [29] do sol yr lebtag weren biß in den todt hineyn: das
ist schwer. Die trew [30] macht wesenlich das elich leben und ist vornemlich
das gantze elich leben, die [31] trew, dy si eynander vorheyschen haben. Also
reden sie da von. Darumb stet [32] das elich leben (nicht, das sie eynander
lieb haben, sunst weren huren und buben [33] auch elich) Sunder in der trew,1
das eins zum andern spricht ‘ich bin dein [34] und du bist meyn’, das ist die
ehe.
[35] Do solt
ich sagen, wen ich klug genug were, welche worth unnd was [36] eyn rechte ehe
machte. Darumb solten sich die jungen naren nicht so baldt
[Seite 217]
[ 2 brechs 2
7 sorge 2 16 vorstūde 3 19 vnd gib 2 vn̄ gib 3 21 gefel 3 35
frucht 3 geschuldiget 3]
[1]
vorschnappen, hinden nach gereut sie es, dan sein aller buecher zu wenig, das
[2] man sie wider von eynander brecht. Es woellen ein teyl, wen eyne spricht
[3] ‘ich wil dich nemen’, so sey es kein ehe, dann es gehe nicht auf das
gegenwertige, [4] man muß sprechen ‘ich neme dich’, das sey ein rechte
vorsprechung, [5] und teylen dan von einander, dy yr lebtag zusamen gehoeren.
Ich wolt nicht [6] gern daruber richten: wo sein si so clugk worden, das sie es
auß dem quarto [7] Sententiarum hetten gelernet, wie sye sprechen solten? Ich
hab sorg, wen [8] sie zu samen kommen und erhitzen auff eynander, sie fragen
nicht, was sie [9] vor wort gebrauchen, das allein eins dem andern seinen
willen zuerkennen [10] gibt. Darnach mueßt man richten, wie die trew kegen
eynander were, wer [11] weyß das aber? Es geschicht wol, das eyns das ander
betreuget, ist aber [12] nicht gut, das die jungen lappen do mit schertzen
wollen, und wollen ein schertz [13] darauß haben und genarret. So felt dan die
kirch zu unnd hengt im die an [14] den halß. Ja ob du es gleich lachest, die
kirch wil aber yr gebot umb deynet [15] willen nicht lassen zunicht werden, ob
du es gleich nicht wilt gemeinet haben: [16] wer wol ein feyne meinung, das
eyner der wort gebraucht, die man vorstuende. [17] Aber das dunckt mich fur das
beste: hastu lust zu eyner, gehe hin und sags [18] deinem vatter und mutter,
und sprich ‘Vater, die junckfraw hab ich lieb, gehe [19] hin unde gib mir sie’,
und vorlob dich nicht heimlich. Also thet Samson, als [20] [Richt. 14, 2.] man
list in libris iudicum. Er ging in die stat und sach ein junckfraw, die [21]
gefiel ym, do ehr wider heim quam, sprach er tzu seynem vater ‘ich hab eyn [22]
junckfraw gesehen, die hab ich lieb, gehe hin und frey sie mir’. Eyn teyl [23]
zyhen die kinder also, das sich die kinder schemen, wen man da von redt, aber
[24] sollen sie es thun, und das mein ich, eß sey auch dye ursach, das selten
ytzundt [25] eyne zu dem andern ynß beth kombt ein junckfraw, das ist, es wern
hurn [26] und buben da von. Man wil sich des drecks schemen und lest sich doch
nit [27] schemen, wen sie allein tzu samen kommen, so schemen sie sich nicht
und vorbergen [28] lautter nichts. Ist wol eyn plag, das wesen ist kein
schimpff, das [29] lachen wirth dich wol selber vorgehn, ehr eyn jar ader drey
hin kommen, es [30] wirt dirß wol vortreiben. Das geschicht alles, das man sich
schemen wil. [31] Das ist die trew, das sich ein mensch zum andern vorbundt und
nicht laufft [32] biß an das endt der stadt. Darumb die ehebrecher und
ehebrecherin sein nicht [33] wirdig, das sie das entpfangen solten, thundt groesser
sundt dan vor, ehr sie [34] elich werden seyn.
[34] Der
dritte nutz, das seyn die fruecht: do mit wirt geschueldiget der eselß [35]
tzaum, das auch was guts da von kompt, aber gleich nicht von allen eldern. [36]
Es solt keyner keyn vater werden, er het dan gelernt, das er seynen kindern
[37] kan predigen die gebot gottis und das ewangelium, das ehr fromme christen
[38] tzoege. Es greyffen yr aber vil tzum sacrament der heyligen ehe, kuenden
kaum
[Seite 218]
[ 4 moecht
wol 3 7 genug 2 doerfft 2 8 ghen]
gehn 2 grost 3 10 tzogest 3 14
horest 3 17 betrachtē 3 26 sy haben 2 32 eltern 2 33 soerglich 2 35 vnd 2
vnnd 3]
[1] eyn vater
unser bethen, sy wissen nichts, so kuenden sie auch yren kindern nichts [2]
predigen noch lernen. Man solt die kinder recht underweysen in der forcht [3]
gottis. Dan sol die christenheit in yr krafft kommen, so muß man warlich [4] an
kindern an heben, so wirts ein fein dingk. Ich moechts wol leyden, das [5] man
in der wigen an hueb. Diße dritte gab duenckt mich schyr die groeste, [6] wen
eyn elich man sein lebtag nichts anderst guets thet, dan zoege allein das [7]
kindt recht zu der forcht gottis, so mein ich, er het ym gnug gethan, dorfft
[8] nicht zu sant Jacob ader gen Rom ghen: das groest werck, das du gethun [9]
kanst, ist eben das, das du dein kindt recht zeuchst, wen du gleich am sontag
[10] nicht in die kyrchen kemest, hoerest kein meß noch predig, tzoegest du
allein dein [11] kint recht (Ich meine nicht, das du bey der wigen singest, das
es schweyget, [12] Sunder das es nicht lernt fluchen ader schelden &c.). Du
thest wol so wol, [13] als bettest du alle sontag S. Barbara ein gebeth ader
fastest alle wochen zu [14] wasser und zu broth. Ist vil besser, dann das du
meß hoerest, das du deinen [15] kindern werest was sie boeß thun: lasts euch
gesagt sein, die kinder lernen [16] ytzundt fluchen und untzucht, ehr sy wissen
was es ist. Wen man die drey [17] dingk betrachtet, so queme es, das ein eelich
leben were recht gestimpt, und [18] brecht hin wider tzum letzten was er
vorschutt het. So gedencken die eldern [19] allein darauff, das sie die kinder
schmuecken und machen, das sie gesehen werden [20] von der welt, bereythen in
reychtumb, hengen dem drecksack golt an den halß, [21] er kan kaum gehen. So
wollen die elttern nicht das manß straffet. Dan so [22] wil die natuerlich lieb
ymmer die hende im dreck haben und des sacks funfftzypffeln, [23] 1 dye wylß
nicht habenn, sichts auch nicht gern, das man dye kynder [24] steupt: in den
sachen, die got angehoeren, sol ein vater vorgessen, das ehr ein [25] kint hat.
Also thet Christus in dem heutigen ewangelio mit seyner mutter, [26] do sie
sprach ‘sie haben keyn wein’, antwort er (und vorgaß, das sie sein [27] mutter
war) ‘weyb, was geths mich und dich an, mein stundt ist noch nicht [28]
kommen’. Diße wort handelt Johannes Crisostomus hefftig, warumb Christus [29]
sein mutter also angeschnautzt hab, unnd meynet eben, das Christus ym auch [30]
vorhalden hab, das sie nicht wissen solt, dan sie hat nicht alles gewyst was [31]
got. Darumb aber, das si begert zuwissen was got allein gehoert, vorgas [32]
er, das sy sein mutter war. Also thund die eldern nicht: alles was den leyb
[33] angeht, das richten sie sorglich auß, aber der armen selen vorgessen sie
gar, [34] man wilß nicht ansehen: es ist wol natuerlich, eyn ytzlicher vater
und mutter [35] hat das lieb unde gefelt yn alles wol was yr kint thut, ist
alles schoen an
[Seite 219]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 4 Romischen
3 8 studts 2 9 betruebnus 3 10 gottes 3]
[1] ym, was
ist es, du darffts nicht clagen, man weyß bereyt wol: man muß sich [2] aber des
entbrechen und nicht gedencken, das dein kindt sey, wiltuß in der [3] forcht
gottis auffzihen. Es ist leyder ytzundt eyngewurtzelt, das man uberal [4] bitt
fur eyn seligen standt der Roemischen kirchen, dan1 sie meinen zu sein, [5] wen
sie von nyemant angefochten werden, und der Tuerck queme und brechte [6] yn all
sein gueter und gelt mit andern hernn, das sie koenten schlemmen [7] mehr dan
Sodoma ader Sybaris, die auch mit den pferden getantzt haben [8] und hetten der
hurnn keyn zall, so stundts wol. Man solt aber bitten umb [9] betruebniß, ye
mehr man der hat ye besser es ist. Es ist yo keyn kachelberg2 [10] tzu machen
auß dem christen glauben, dan es kost yo gottis son seyn rosenfarbes [11] blut.
[Seite 220]
[Einleitung]
1893
[Seite 220]
[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
Als Johann
Schneider (Agricola) die Predigten Luthers über das Vaterunser herausgab, war
der Reformator damit nicht zufrieden und sah sich veranlaßt, im folgenden Jahre
selbst seine Auslegung des Vaterunsers für die einfältigen Laien in Druck zu
geben. Jn der Zwischenzeit hat, entweder auf Luthers Rath oder auf Bitten
Christof Scheurls, Nicolaus von Amsdorff einige Grundgedanken der Lutherschen
Auslegung des Vaterunsers mit besonderer Berücksichtigung des schlichten Volkes
zusammengestellt. Er galt ja als besonders begabt für eine volksthümliche
Darstellung. Die so entstandene “Vorbetrachtung” war März 1519 im Druck fertig:
am 10. April dankt Scheurl für die Übersendung.
Die Worte der
Überschrift: ‘gezogen aus den Predigten Luthers’ gestatten, im Allgemeinen an
Predigten Luthers zu denken; indeß liegt die Benutzung derjenigen über das
Vaterunser besonders nahe. Nun zeigt aber ein Vergleich, daß die Vorbetrachtung
viel stärkere Berührungen mit der Schneiderschen Bearbeitung (“Auslegung und Deutung”
usw. s. in diesem Bande S. 122 fg.) als mit der von Luther selbst
veranstalteten Ausgabe (“Auslegung deutsch” s. Bd. II, s. 74) aufweist. Hieraus
können wir schließen, Amsdorff sei an die Arbeit gegangen, ehe Luthers
Auslegung die Presse verließ, habe also den Schneiderschen Text oder
anderweitige Predigtniederschriften benützt, die der Schneiderschen Bearbeitung
natürlich näher standen als der Bearbeitung Luthers.
Spalatin hat
die Vorbetrachtung ins Lateinische übertragen; vielleicht schwebte ihm eine
lateinische Sammlung von Gebeten vor, wie er eine solche deutsche herausgegeben
hat. Diese Arbeit Spalatins ist nur handschriftlich in einem Gedrucktes und
Handschriftliches enthaltenden Sammelbande der Rathsschulbibliothek Zwickau
erhalten u. d. T.: Oracio pia ad deum omnipotentem cum confessione humanae
infirmitatis et malicie. Ex doctoris Martini sermonibus a licenciato Nicolao de
Amszdorff in teutonicam oracionem: Et a Georgio Spalatino in latinam traducta.
M.D xviij. Steift man sich auf den Ausdruck “cum confessione”, der das “und
bekantnuß” der späteren Ausgaben übersetze, welches in den ersten Drucken
fehle, so muß man annehmen, die Arbeit Spalatins falle später als der
Stöckelsche Druck; 1518 wäre dann nur eine Angabe Spalatins nach seiner Erinnerung,
die ihn täuschte, wenn er das Jahr der Entstehung der Vorbetrachtung meint, die
aber richtig ist, wenn er Luthers Predigten im Auge hatte.
Luther war,
wie seine Äußerungen von der Herausgabe der Vaterunserauslegung an (s. II, 82
Z. 38) bis zur Vorrede im Betbüchlein 1522 zeigen, darauf
[Seite 221]
aus, durch
kurze, den Laien verständliche Gebete die Brigittengebete, Hortuli animae oder
Paradisi usw. zu verdrängen. Ob Amsdorffs Vorbetrachtung Luthers Beifall nicht
fand? Denn schon 1519 gab dieser ‘eine kurze Form, das Paternoster zu
verstehen’ heraus (Unsere Ausgabe VI, 11), 1520 erschien ‘eine kurze Form der
zehn Gebot, ein kurze Form des Glaubens, eine kurze Form des Vaterunsers’ und
1522 faßte er dies und anderes im Betbüchlein zusammen. So entsteht eine
Stufenfolge von der Vorbetrachtung bis zum Betbüchlein. Kein Wunder, wenn die
Vorbetrachtung durch das Betbüchlein (oder dessen Vorstufe: die kurze Form von
1520) verdrängt wurde oder hie und da in dasselbe (oder die ‘kurze Form’)
aufging.
Unsere
Ausgabe Bd. II, 74 fg. — Pressel, Nic. v. Amsdorf. Elberfeld, 1862 S. 7 und
Note 6. Scheurl's Briefbuch II. S. 86 nr. 196. — Theolog. Studien und Kritiken
1890 S. 758.
Ausgaben:
A “Eyne
christliche fur || betrachtūg So mā || wil bethen das heylige vater
vn- || ser Getzogen auß den predigetenn || Doctoris Martini Luther zu wit ||
temburg Von dem wirdigen Ni- || colao von Amßdorff Licenciaten || in deutsch
gebracht. ||” Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Duodez. Am Ende: “Getruckt zu
Leybßgk durch || Wolffgang Stöckel 1519”.
B “Eyne
christliche fur betra- || chtung So man wil bethen das hey- || lige vater vnser
Gezcogē auß den || predigetē Doctoris Martini || Luther zcu
Wittemburg || Vō dem wirdigē Ni- || colao vō Amßdorff ||
Licenciatē in deut || sch gebra- || cht. ||” Kopftitel, darunter beginnt
gleich der Text. 2 Bl. in Oktav; das zweite mit Aij bezeichnet. Am Ende:
“Gedruckt zcu Erffurdt zcum || Schwarczen Horn.”
Druck von
Matthes Maler in Erfurt.
C “Ain
christlich || forbetrachtūg || so man das hai || lig vater vnser || will
beten Gezogen auß || dē predigē Doct. Mart || ini Lntther [so] zu
wittem || burg Von dem wirdigē || Nicolao vō Amßdorff || Licenciaten
in Teüsch || gebracht. ||” Mit Titeleinfassung. 4 Bl. in Oktav. Titelrückseite
bedruckt. Rückseite des letzten Blattes leer.
Weller 2593.
Bl. 4a enthält unter dem Ende des Textes einen kleinen Holzschnitt: Christus
findet die Jünger schlafend. Druck von Johann Setzer in Hagenau.
D “Ain
Christliche || vorbetrachtung vñ bekantnusz || in got. So man will beten das
hai- || lige vatter vnser. Gezogen auß || den predigē Doctoris Mar || tini
Luther zů Wittem || berg Von dem wirdi- || gen Nicolao vonn || Amßdorff
Licen- || ciaten in deüt- || sch gebracht. ||” Ohne Titeleinfassung. 8 Bl. in
Oktav ohne Signaturen. Titelrückseite leer.
Weller 2592;
Dommer 317. Letzterer nimmt auf Grund der Typen (kleinere Theuerdanck) Hans
Schönsperger in Augsburg als Drucker und 1522 als Jahr des Erscheinens an. An
die Vorbetrachtung schließen sich hier noch an: “Ein betrachtung un̄
bittung gegen got. gemacht durch brůder Jeronimus.” und “Ain gebet von der
hayligen dreyhait”.
E “Ain
Christliche || vorbetrachtung un̄ bekantnuß || in got. So man
will beten das || heylige vater vnser. Gezogē || auß den predigēDo.
Mar || tini Luther zů Wittē- || berg Von dem wirdi- || gen Nicolao
vonn,
[Seite 222]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
Amßdoff [so]
Licen- || ciaten in deüt- || sch gebracht.” Ohne Titeleinfassung. 7 Bl. in
Oktav, ohne Signaturen. Titelrückseite bedruckt.
Dieselben
Typen und dieselben Beistücke wie in D. Dieser Druck findet sich zuweilen
zusammen mit dem Lutherschen Betbüchlein, das Hans Schönsperger 1522 mit den
kleineren Theuerdanktypen auf Pergament gedruckt hat (Dommer 302) z. B. in dem
Exemplar der Kgl. Bibliothek zu Dresden. Da er dann gleichfalls Pergamentdruck
ist, so könnte man an bibliographische Zusammengehörigkeit denken. Aber bei dem
Fehlen von Signaturen und Blattzahlen in der “Vorbetrachtung” läßt sich eine
solche nicht erweisen und der Umstand, daß das Impressum (nur die Jahrzahl
enthaltend) am Ende des Betbüchleins und nicht der Vorbetrachtung steht,
entscheidet wohl dagegen. — Ist = Weller 2591, obgleich hier “Amßdorff” im
Titel steht.
F “Ain
Christlich Vorbetrachtung vnd Bekantnüß inn Gott, so man will betten Das Hailig
Vatter vnser: Gezogen auß den Predigen Doctor Martini Luthers zu Wittenberg:
von dem Wirdigen Nicolao von Amßdorff Licentiaten inn Teütsch gebracht.” Am
Ende: Gedruckt zu Augspurg, durch Hans Schoensperger. 10 Bl. in Quart.
So Weller
2590, der noch hinzufügt, daß am Schlusse “Casper Güttels Offen Beycht” stehe.
Letztere schließt den unter E erwähnten Druck des Betbüchleins. Vorbetrachtung
und Güttels Beichte umfassen dort zusammen 9 (oder 10) Bl. in Oktav, somit ist wol
Wellers Formatangabe irrig.
G “Ein
christlich Vorbetrachtung, so man will betten das heylig vatter vnser. Eyn
christliche vnderweysung der kleinen Kinder im Glauben durch ein weyß einer
frage. Das Taufbüchlein nach rechter form uff Teutsch zu Tauffen. 1523.” Oktav.
Ohne Ort.
So nach
Weller 2594; vgl. unsere Ausgabe XII S. 42. Anm. 1.
H “Was dem
ge- || meynem [so] volcke || nach der predig || fur zu lesen. || Wittemberg
1526.” Mit Titeleinfassung. 8 Bl. in Oktav. Titelrückseite bedruckt. — Die
Vorbetrachtung steht Bl. A 7a bis A 8a. Überschrift: Ein Christliche vorbe ||
trachtung vnd bekentnis ynn Gott, || so man wil beten das heylige || Vater
vnser.
Druck von
Nickel Schirlentz oder Georg Rhau in Wittenberg.
I “Das Vatter
|| vnnser. || Sein auszleg, || vn̄ gaystlicher verstand, ||
nach art der Schrifft || hoch nüczlich ainem || yeden Christen || menschen
zů wissen. || * || M. D. XXIX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite
bedruckt. 16 Bl. in Oktav. Hier von Bl. B 6b bis B 8a: Ain Christenliche vorbetrachtung
vnd bekandtnuß || in Gott, So man will betten || das hailig Vatter vnser.
Zu diesen
Drucken tritt noch eine Handschrift, die wir hier anreihen, weil sie sicher aus
einem Drucke geflossen ist. Die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode besitzt unter
der Sign. Hc 389 eine Ausgabe des Lutherschen Betbüchleins (8°. Nürnberg,
Jeron. Formschneyder 1527), welcher verschiedene handschriftliche Stücke
asketischen Inhalts, darunter die Vorbetrachtung beigebunden sind. Der Einband
trägt die Jahrzahl 1531. Die Vorbetrachtung hat auf besonderem Blatte (aber
fortlaufend geschrieben) den Titel im Wortlaut übereinstimmend mit DEF und es
folgen ihr dieselben beiden anderen Stücke wie in DE. Dennoch kann weder D noch
E die alleinige Vorlage gewesen sein, wie die Lesarten ausweisen, es liegt am
nächsten an das uns nicht zugänglich gewordene F als Quelle zu denken, das aus
derselben Offizin wie DE hervorgegangen ist.
[Seite 223]
[Lesarten]
Wie es ihr
geringer Umfang erklärlich macht, findet sich die Vorbetrachtung nur selten als
Einzeldruck: AC, denen sich wohl auch B anreiht. In allen anderen Drucken
erscheint die Vorbetrachtung neben anderem entweder als erstes und Hauptstück
wie in DEF oder neben anderen gleichberechtigten wie in GHI. Bei E ist die
bibliographische Selbstständigkeit nicht völlig sicher, spräche mehr dagegen
als dafür, so hätte E als Anhang zum Betbüchlein angesehen werden und gleich
den anderen Fällen, in denen die Vorbetrachtung als ein Theil des Lutherschen
Betbüchleins erscheint, hier von der Beachtung ausgeschlossen und bei dem
letzteren berücksichtigt werden müssen. Von den verzeichneten Drucken konnten F
und G trotz ausgedehnter Umfragen noch nicht aufgefunden werden; vielleicht
aber darf man (s. oben) die Wernigeröder Handschrift (Hs) als Vertreter von F
ansehen.
Auch sonst
wird mit den vorliegenden Drucken die Zahl der überhaupt vorhandenen noch nicht
ganz erschöpft sein. Daß A der ursprüngliche Druck, dürfte keinem Zweifel
unterliegen, ebensowenig daß B unmittelbar auf ihm beruhe. Sie weichen auch in
der Sprache wenig von einander ab und haben im Titel nur ‘Ein christl.
Vorbetrachtung, so man wil beten das h. Vaterunser’. Den Titel in dieser Form
zeigt außerdem C (doch: so man d. h. Vaterunser beten wil) und G. Alle anderen
setzen hinter ‘Vorbetrachtung’ hinzu: ‘und Bekentnis in Got’; HI (und
vielleicht auch G) nennen weder Luther noch Amsdorf. Mit der dadurch gegebenen
Gruppirung stimmen nun aber die Schlüsse, die man aus den Textlesarten ziehen
kann, nicht völlig überein. Aus B könnte man einerseits C und aus diesem I,
andrerseits DE und Hs H aus E herleiten. Doch widerstrebt diesem Stammbaum das
CD gemeinsame faule 223, 5; 225, 5, das I nicht theilt, und ferner, daß 225, 11
dem frōlich A in DE fronlich, in BCHI Hs. aber froelich gegenübersteht. Es
ist somit das vorliegende Material als nicht ausreichend für eine sichere
Ermittlung des Abhängigkeitsverhältnisses zu erachten.
Wir geben den
Text nach A, die Abweichungen der übrigen Drucke und der Handschrift unter dem
Texte, die sprachlichen in einer Auswahl, die besonders das für das
Abhängigkeitsverhältniß Wichtige berücksichtigt.
Lic. G.
Koffmane. Dr. P. Pietsch.
[1] Eine
christliche furbetrachtung, So man wil bethen das heylige
[2] vater
unser, Getzogen auß den predigetenn Doctoris Martin Luther,
[3] Von
Nicolao von Amßdorff in deutsch gebracht.
1519
[Seite 223] [
1 bis 3 Die Überschrift ist nach dem Titel von A gebildet. 4 sund'r Ebenso
später ad'r, nid'r, d'r, daneben auch sund' 5 faule CD] merck EH 6 ere, wolust
CI 8 in meiner CI]
[4] Oewiger
got ich weiß und bekenn, das ich eynn armer grosser sunder [5] bin. Ich fule
und empfinde in mir nichts dan begirde, lust und liebe [6] zu tzeytlichem gute,
ere und wollust disser welt, zuneigung zu boßheit [7] und zu allem argen, kein
lust, begirdt noch liebe tzu tugent ader gerechtikeit. [8] So ist mein hertz
wildt unnd die gantz natur durch die erste sundt yn meynem
[Seite 224]
[Lesarten]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 oeltern
CE Hs oelteren D ererbt I 2 verbringen CDEHI Hs 3 kann̄ A
4 dürfftig CDEHI durfftig Hs 5 das auch das] auch dz C Auch das I 6
verdamptlich E 7 on CI one H
verdienst BCDEHI vordienst Hs 10 heylich E on CDEHIHs vnd || tugent Hs 15 rueff CI rueffe
DE dyemuetigklichē C bitte] bitū C bittē I hülff C huelff H 16 die BCDEH Hs] dise
I 17 mustu H Hs] must CI 19 schaecher DE schacher I Hs schauher C 20 worden]
geacht worden DEH Hs wurden Hs 21
ewigklich DEH Hs 23 vertrauwen DE 23/24 dein gerechtigkait, dein tugent, dein hailigkait,
dein sterck I 25 vertrauwen C 26 darin̄; darinne CI darinn (2) DEHs 27/28 ich auß lyeb
gewinne CI]
[1]
empfencknis in muter leibe vorgift1 und von meinen eltern auff mich geerbeth,
[2] das ich von mir selbest kein guten gedancken anheben, vil weniger
vorbringen [3] noch kein gut werck thun kann.
[4] So
kranck, so dorfftigk,2 so elendt, so verwunt bin ich Ja halb tot, [5] das auch
das gute werck, das ich thu, mir nicht gut ist, Sunder schedelich und [6]
verdamlich, Du wollest es dan allein auß deyner milden lautern barmhertigkeyt
[7] gar umb sunst an alle mein verdinst zu gnaden an nemen.
[8] Dan es
ist kein werck gut, das du nicht gut machest. Es ist kein mensch [9] frum noch
gerecht dan der, den du frum und gerecht machest. Du bist allein [10] frum,
gerecht und heilig, an alle sund, voller gnaden und aller tugent empfangen [11]
und geboren. wir sein aller sunde und boßheit vol. auch hat nyemant keyn [12]
tugent noch gerechtigkeit dan der, dem du dein heiligkeit, dein gerechtikeit
gibest [13] und mitteilest.
[14] Darumb
kum ich zu dir, mein erloeser, und fal nider auff meine knye, [15] ruffe,
schrey und demuetiglichen bitte dein goetlich gnade, hilffe und beystant. [16]
Dan ich weiß wol, das du darumb bist ein mensche in dy welt geboren, das [17]
ich widerumb auß got geboren und ein sun gottes wurde. Darumb must du [18] mir
mein sunde nemen und dein gerechtikeit mir geben. Du bist allein darumb [19]
kranck und schwach, ein schecher und ein sunder, eyn nar und thor [20] worden,
das ich gesunth, gewaldig, heylig, klueg und gerecht wurde, und tzuletzt [21]
fur mich gestorbenn, auff das ich ewigk lebthe.
[22] Das
troeste ich mich, darauf verlaß ich mich, darein setze ich alle mein [23]
hoffnung und hoechsten vertrawen, dann dein gerechtigkeit ist mein, dein tugent
[24] ist mein, dein heylickeit ist mein, dein stercke und gewalt ist mein, und
alle [25] meine sunde sein dein. in der hoffnung, in dem trost und vertrawen
trethe ich [26] tzu dir, darinne wil ich leben, darinne wil ich sterben, es gehe
mir, wie es wolle.
[27] Darumb
bit ich dich, mein edler got: Gib mir dein gnade, das ich [28] dich lieb
gewinne und nichts dann dich, dein tugent und gerechtikeit begere
[Seite 225]
[Lesarten]
[ 2 gehessig
H 3 fürhin CI alle B 4 behueten
DEH Hs den bittern CI 5 faule CD]
mercke EH 5/6 lust vnnd begirden I 9 -lichen (-lichē A) und -liche ABE;
-lichen u. -lich H Hs; -lichen (-ē I) u. -lichen (ē D) CDI 10
gedueltigklich BH gedultigklich DEHs gedultigklichen CI freden C 10/11 vnder augen widerfert I
11 frōlich A fron || lich DE froelich BCHI frolich Hs 12 geren CDEI freden C 14 geferlich CI ine A ynne B Inen Hs jn (yhn) die
übrigen fürchten CI 15 noch
erschrecken I 16 ehre vnd preys H 17 – 24 fehlt HI]
[1] und darnach
ein hertzlich verlangen habe. Als dann werde ich auß art und [2] von natur der
liebe meinem alten leben und der sunden feind und hessigk1 [3] werden, Rewe und
leydt daruber gewinnen und mich furder vor allen sunden [4] hueten. Gib mir
auch die gnade, das ich dein heiliges leyden und dein bittern [5] todt also
bedencke, das ich in mir empfinde und fule, das ich alle boeße lust, [6]
begirde uberwinde und in also widerstehe, das sie mich nicht gefangen nemen [7]
noch in mir gewaltiglich regiren. Hilff mir ewiger got, das ich alle
widerwertikeit, [8] pein und schmertzen, armut und kranckheit, schande ader
unere, auch [9] den tod williglichen und gedultigliche umb deinetwillen leiden
muege und nicht [10] allein gedueltilich sunder mit freuden und alles, wie es
mir unter augen und [11] widerfert, fromlich magk annemen.2
[12] Auff das
ich mit warheit sprechen muege, her ich wil gern mit freuden [13] sterben, wan
und wie du wilt, und ich wil den todt, er sey wie schnelle, wie [14] boeß er
sey, wie ferlich er wolle, so wil ich ine nicht fliehen, nicht foerchten, [15]
auch kein grauen noch keyn erschrecken dar vor haben. Allein dein goetlicher
[16] wille geschehe, was dein ere und glori ist.
[17] Vater
unser der du bist in den hymelen Geheiliget werdt dein name. [18] Czu kum dein
reich, dein wille geschee als in himele und auff erden. Unser [19] teglich brot
gib uns heute. und vorgib uns unsere schult also und wir vorgeben [20] unsern
schuldigern. und uns nicht eynleithe in vorsuchung. Sunder [21] erloeße uns von
ubel. Amen.3
[22] Gegruest
seystu maria vol gnaden, der herr mit dir, du bist gebenedeyet [23] under den
weiben, und gebenedeyet ist die frucht deynes leybes Jesus christus. [24]
Amen.4
[Seite 226]
(Zu Bd. 6,
202 fg.)
[Einleitung]
1893
[Seite 226]
Die
Stadtbibliothek zu Danzig bewahrt unter der Signatur XX C, q, 140 die
Originalmanuscripte Luthers “Von den guten Werken” und “Ein Urtheil der
Theologen zu Paris über die Lehre. D. Luthers. Ein Gegen-Urtheil D. Luthers.
Schutzrede Philippi Melanchthon wider dasselbe Parisische Urtheil für D.
Luther”, die erst nach der Drucklegung der betreffenden Schriften in unserer
Ausgabe Bd. 6 S. 202 –276 und Bd. 8 S. 267 –312 bekannt worden sind.* Die
beiden Handschriften sind in einem Quartband zusammengebunden, dessen
Herstellung, wie die gepreßten schwarzen Einbanddeckel vermuthen lassen, noch
aus dem 16. Jahrhundert datirt. Gelegentlich ihrer Vereinigung zu einem Bande
wurden die beiden Stücke vom Buchbinder so stark beschnitten, daß die von
Luther auf den Rändern untergebrachten Theile des Textes erhebliche Einbuße
erlitten haben. Gegenwärtig beträgt die Höhe der Handschriften 21 cm und ihre
Breite 16 cm.
Der Inhalt
des Danziger Bandes setzt sich aus den folgenden einzelnen Bestandtheilen
zusammen:
1. Ein
Vorsetzblatt, das außer der Signatur XX C 140 nur noch in der rechten obern
Ecke seiner Vorderseite die in neuerer Zeit mit Bleistift hergestellte Nummer 1
trägt.
2. 2 Blätter
mit dem Widmungsbrief des Sermons von den guten Werken. (Vgl. unsere Ausgabe
Bd. 6 S. 202 –204.) Der Text stammt nicht von Luthers Hand, sondern von einem
spätern Schreiber, der bei seiner Arbeit die gedruckten Ausgaben zum
Ausgangspunkt nahm. Die gleiche Hand, welche das erste Blatt numerirte, versah
diese beiden Blätter mit den Nummern 61 und 62.
3. Ein Blatt,
in derselben Weise wie die vorherigen als 2 bezeichnet, war ursprünglich leer,
erhielt aber späterhin auf seiner Rückseite die Bemerkung: “Eißlebische Supplementa
Script: Lutheri Ienae excus: I. Erst: Theil: p. 76 Marg: Vid. Seckendorff:
Hist: Luth: p. 159 seqq.”, worauf die betr. Stelle aus dem Eisleb. Suppl.
folgt.
4. 43
Blätter, die außer der Bleistiftzählung der einzelnen Blätter 3 –45 noch eine
ältere mit Tinte hergestellte Numerirung der einzelnen Seiten 1 –86 aufweisen,
mit dem Urtheil der Theologen zu Paris u. s. w. Von Luther selbst stammt die
Bezeichnung der verschiedenen Bogenlagen am untern Rand der einzelnen Blätter,
[Seite 227]
nämlich eines
Binio, eines Quaternio, signirt b; eines Quaternio, signirt c, c2, c3, c4;
eines Binio, signirt d1, d2, d3; eines Quinternio, dessen letztes Blatt schon
von dem Autor abgeschnitten wurde, signirt E1, E2, E3, E4, E5, E6; eines
Quaternio, signirt f1, f2, f3, f4, f5; eines Doppelblattes, signirt g und g 2.
Auf der Vorderseite des Titelblattes, also 3a der Bleistiftzählung, begegnet
von Luthers Hand: “Eyn Vrteyl der Theologen || zcǔ Pariß Vber die || lere
D Lütherß || Eyn. Gegen Vrteyl. D. Lutherß Schütz rede Philippi Melanchthon ||
widder das selb parrisisch | Vrteyl. fur D Luther”, außerdem von einer zweiten
jüngern Hand: “3. 40. || 41. 48 || Fol. 3 u. 40.||” und von einer dritten noch
jüngern Hand: “Hoc MSC. Ipse Lutherus || manu sua exaravit Wartburgi || A.o
1521. —”, wozu eine vierte Hand hinzufügte: “Es erschien gedruckt || zu
Wittenberg 1521. In der || Stadtbibliothek zu finden unter || C. q. 51.” — (Die
Rückseite des letzten Blattes ist unbeschrieben.*
5. 4 leere
Blätter, mit Bleistift als Blatt 46 –49, mit Tinte als Seite 87 –94 bezeichnet.
6. 70
Blätter, die in dreifacher Weise numerirt sind. Neben der erwähnten Zählung der
Blätter mit Bleistift 50 –119 und der Seiten mit Tinte 95 –232 sind am Fuße der
einzelnen Blätter die Bogenlagen von Luther selbst mit lateinischen Buchstaben
und arabischen Ziffern markirt. Die Bogenlagen A –I und L sind Tertionen, K und
M Binionen, wozu noch ein einzelnes Blatt N 1 kommt. Im Einzelnen sind
angegeben: A, B 1 –6, C 1 –6, D 1 –6, E 1 –6, F 1 –6, G 1 –6, H 1 –6, I 1 –6, K
1 –4, L 1 –6, M 1 –4, N 1. Die 70 Blätter enthalten den Sermon von den guten
Werken beginnend: “Jh̄ǖs̄ || Ich wird von vielen beschüldiget” u. s. w. (vgl. unsern
Abdruck S. 229). In der rechten obern Ecke der Vorderseite des ersten Blattes
ist die Eintragung einer spätern Hand zu notiren: “1. P. Ien f 226.”, welcher
am Schluß des Manuscripts entspricht: “1 P. Ien p 256.”, womit auf den Abdruck
in der Jenaer Luther-Ausgabe, I. Theil, Bezug genommen wird.
7. 6 leere
Blätter, numerirt mit Bleistift als 120 –125.
Außer den
genannten Eintragungen begegnen im Text des Urtheils der Theologen zu Paris u.
s. w. nur noch einige wenige Hinweise eines spätern Lesers auf den
entsprechenden Abdruck in der Jenaer Ausgabe, sowie Quer- und Längsstriche
innerhalb der Zeilen, hie und da von Zahlen begleitet, die mit einem spitzen
Gegenstand hergestellt sind und die mit dem Anfang der neuen Seiten im Urdruck
(vgl. unsere Ausgabe Bd. 8 S. 262 unter Nr. A und B) in Zusammenhang stehen.
Und was von dieser Schrift gilt, ist auch von dem Sermon von den guten Werken
zu bemerken: nicht auf Luther, sondern auf den Setzer oder den Corrector in
Lotthers Officin gehen die mit Rothstift (Röthel) hergestellten großen
lateinischen Buchstaben und arabischen Ziffern an den Rändern der Handschrift
zurück, denen rothe und ab und zu auch bloß eingeritzte senkrechte Striche im Texte
entsprechen. Decken sich diese Zeichen auch nicht völlig mit den Signaturen des
Urdrucks bezw. der Urdrucke (vgl. unsere Ausgabe Bd. 6 S. 197, A und B), so
stehen sie doch ohne Frage mit dem Anfang der einzelnen Seiten dieser Drucke in
Verbindung. An zwei Stellen
[Seite 228]
sind mittelst
Rothstifts größere Partien des Lutherschen Manuscripts durchgestrichen und
haben dementsprechend im Druck, wohl mit Wissen und Willen des Reformators,
keine Aufnahme gefunden. Von diesen Tilgungen verdient namentlich diejenige
Beachtung, welche die ursprüngliche Vorrede des Sermons von den guten Werken
betrifft (vgl. S. 229 Anm. 1).1
Mit Rücksicht
auf den hohen Werth des Danziger Fundes, der an zwei größeren Schriften des
Reformators erkennen läßt, wie wenig sorgfältig die Setzer und Correctoren der
Lottherschen und Grunenbergschen Buchdruckereien mit den Originalmanuscripten
Luthers verfuhren, so daß sie sich nicht nur nicht nach der Orthographie und
Interpunktion des Verfassers richteten, sondern daß sie sich selbst auch
sprachliche und sachliche Änderungen beigehen ließen, und der darum geeignet
ist, vor einer nahe liegenden Überschätzung der Urdrucke der Lutherschen
Schriften als völlig authentischer Urkunden zu bewahren, liefern wir in unserm
Abdruck der Handschriften eine möglichst genaue Wiedergabe der Vorlagen. Ohne
jegliche Änderung bieten wir die Schreibweise und Interpunktionsweise der
Originale dar, wobei freilich bemerkt werden muß, daß Luthers Hand eine genaue
Unterscheidung zwischen großen und kleinen Buchstaben am Anfang der einzelnen
Wörter, Sätze und Satztheile nicht immer zuläßt, was namentlich von D und d, J
und j, P und p, S und s, Z und z gilt. Auch die Reproduction der in den
Originalen vorhandenen Wortverbindungen und Worttrennungen stößt an manchen
Stellen auf Schwierigkeiten, weil der Reformator mit der Feder innerhalb der
einzelnen Wörter häufig absetzt, ohne aber damit Worttrennungen markiren zu
wollen. Unberücksichtigt bleiben in unserm Abdruck nur die Eigenthümlichkeiten
der Handschriften, welche sich von vornherein als rein graphische darstellen,
nämlich der Haken über n (n̂), womit der Schreiber diesen Buchstaben von u vielfach
unterscheidet — damit sucht er offenbar hauptsächlich die Setzerarbeit zu
erleichtern — und die oft, aber nicht immer gesetzten Punkte über y (ÿ).
Um allen
Anforderungen diplomatischer Genauigkeit gerecht zu werden und um zugleich auch
ein möglichst treues Bild von der Entstehungsgeschichte der beiden Schriften zu
geben, heben wir die Wörter, Sätze und Satztheile, welche Luther am Rande und
über den Zeilen seiner Manuscripte nachgetragen, ebenso wie die auf den
einzelnen Blättern stehenden oder von uns ergänzten Bogensignaturen (vgl. S.
227) durch eckige Klammern hervor. Was von Wörtern oder Worttheilen beim Beschneiden
der Handschriften in Wegfall gekommen (vgl. S. 226), ergänzen wir in kleinen
Buchstaben nach dem Urdruck. Neben dem von dem Reformator endgültig
hergestellten Text theilen wir auch seine Vorarbeiten zu demselben mit, indem
wir in Anmerkungen die von ihm geschriebenen, sodann aber wieder getilgten
Wörter und Buchstaben, mit * kenntlich gemacht, besonders notiren. Dabei
bezeichnen die Anmerkungszahlen in unserm Text die Stelle der entsprechenden
Tilgungen Luthers, die somit entweder hinter den ihnen vorangehenden oder unter
den ihnen folgenden Wörtern zu denken sind. Sind in einem Worte nur einzelne
Buchstaben
[Seite 229]
geändert, so
ist die ursprüngliche Form des Wortes als der zweiten vorausgehend angesehen
und in der gleichen Weise in den Anmerkungen verzeichnet. Worte, deren
Reihenfolge der Verfasser durch übergeschriebene Buchstaben oder durch
Bogenlinien geändert, werden in den Anmerkungen in ihrer ursprünglichen
Anordnung vermerkt, kenntlich gemacht durch †.
Von einer
Aufzählung der orthographischen und sprachlichen Abweichungen der Urdrucke von
ihren handschriftlichen Vorlagen wird abgesehen; wir verzeichnen in besonderer
Anordnung nur die rein sachlichen Varianten.
Vgl. D.
Martin Luther, Von den guten Werken. (1520) Aus der Originalhandschrift
herausgegeben von Lic. Dr. Nicolaus Müller. (Neudrucke deutscher
Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts No. 93. 94) Halle a. S. 1891.
Lic. Dr.
Nicolaus Müller.
[Luthers
Handschrift...]
1520
[Seite 229] [
13 eldist]
[A 1a] Jh̄ǖs̄1
[2] Zcüm
erstenn, ist zcü wissen. das keyn2 gute werck seyn: dann alleyn [3] die Gott
gepotenn hatt. gleych wie kayn sünd ist. dann alleȳ
die gott vorpotenn̄ [4] hott. Darumb wer gute werck wisßen vnnd thun will.. der
darff [5] nichts anderß dann gottis gepott3 wissenn. Alßo spricht Chr̄9
Matt. 16. [6] Wiltü [A 1b] selig werden̄n̄ ßo
hallt die. gepott. Vnnd da der jungling fragt. [7] [Matt. 19.] was er thun
sollt das er selig würd, hilt yhm Chr̄9. nit anderß [8] fur. dann
die zcehn gepott,4 dem nach müsßen wyr vnterscheydt der gutten [9] werck lernen̄n̄.
auß den gepotten gottis, vnnd nit aüß dem scheyne.. große [10] [odder] mennige
der werck5 an yhn selbs auch nit auß guttdunckel der menschen̄
[11] odder menschlicher gesetz6 odder
weyße. wie wyr sehn. das geschehn vnnd noch [12] ymmer geschicht. dürch vnßer
blindheyt mit [grosser] vorachtüng gottlicher gepott
[13] Zcum
andernn̄, Das erste vnnd hochste. aller edlist gut werck. ist der
[14] glawbe in Chm̄. wie er sagt Joh̄. 6. da die Jüden yhn
fragten. was sollen̄ [15] wyr thün. das wyr gut gottlich werck thün..
Anttwortett er. das ist. das [16] gottlich gutt. werck. das yhr ynn den glawbt.
den er gesand hatt. Nü wen
[Seite 230]
[ 1 das 24
vnd yn den fasten. almoßen] fasten vnnd almoßen]
[1] wyr diß
horen odder p̄digen. ßo laüffen wyr vberhyn. vnnd achtenß gar [2] gering.
vnnd leycht, zcu thun, ßo doch wyr hie solten lange stan vnnd [yhm] [3] wol
nachtrachten. Dan̄n̄ ynn disßem werck. müsßen alle werck gahn. vnnd [4] yhrer
gutheyt eynflüß gleych wie eyn lehen [von yhm] empfangen̄n̄
das müssen [5] wyr grob aǔßstreychen das sie es greyffen mügen, Wyr finden
yhr viel, [6] die do beten. fasten. stifftenn. diß vnnd das thün [ein gut leben
furen vor [7] den menschen] wilch ßo du fragist. ob sie aüch gewiß seyn. das es
gotte wol [8] gefalle. was sie [alßo] thün. Sprechenn sie, Nayn. sie wissens
nit1 odder [9] zcweyfelln̄ [A 2a] dran̄n̄.
darüber seyn auch der großgelereten ettlich. die [sie [10] vorfuren vnnd]
sagen. es sey nit nott [des] gewiß [zcü] seyn: die doch ßonst [11] nit anderß
thun dann gute werck leren. Sih da: alle die selben werck. gahn [12] aüßerhalb
dem glawbenn drumb seyn sie nichts vnnd gantz todt.2 dan̄n̄
wie [13] yhr gewisßen gegen Gott steht vnnd glawbt ßo seyn die werck auch. die
darauß [14] geschehn: Nu ist da keyn glawb keyn gutt gewißen zcu Gott. Drumb ßo
ist [15] den wercken der kopff ab. vnnd. all yhr leben [vnnd güte nichts] Da
her [16] kompts. Wan̄ ich3 den glawben ßo hoch anzcihe vnnd.4 solch vnglewige
[17] werck furwirff. Schuldigen sie mich. ich vorpiete güte werck. ßo doch ich
gerne [18] wolte. recht gütte werck des glawbens lerenn
[19] Zcū
drittenn: fragistü sie weytter: ob [sie] das auch gutt werck achten. [20] Wan
sie erbeyten yhr handwerg. ghan sthan, essenn. trinckenn, schlaffen, vnnd [21]
allerley werck thun zcu des leybs narüng: odder gemeynen̄
nütz: vnnd ob sie [22] glawben̄. das gott eyn wol gefallen̄
drynnen̄ [vber sie] habe. ßo wirstü finden, [23] das sie. Nayn
sagen. vnnd die gute werck ßo enge spannen. das [sie] nür ynn [24] der kirchenn
beten.5 [vnd yn den] fasten. almoßen6
bleyben̄n̄. die andere, achten [25] sie alß. vorgebenn. da [ran] gott
nichts gelegen sey. vnnd alßo durch den vordampten [26] vnglawben̄.
Gotte seyne dienst. dem alles dienet. Was ym glawben [27] geschechen, geredt..
gedacht werden mag, vorkurtzen vnnd geringern̄n̄.
Alßo [28] leret Ec̄c̄s. 9. Gang hynn7
frolich. yß vnnd trinck. vnnd wisße das deyne [29] werck gefallen gott
wol. alzceyt. laß deyn kleyt [A 2b]8
weyss seyn. vnnd [30] das ole. laß deynem heübt9 nȳmer geprechen̄
geprauch deynes lebens.10 [31] mit
deynem weyb.11 das. dü lieb hast: alle
tage. dißer vnstetigen zceyt die [32] dyr geben seyn: Das kleyd alzceyt weyß
seyn das ist. alle vnßer wergk gutt [33] seyn. wie sie12 mügen genend werden̄.
on alle. vnterscheyt.13 Dann seyn [34] sie aber weyß. wan ich gewiß byn vnnd
glewb, sie gefallen gott. vnnd ßo [35] gepricht myr das ole. des frolichenn
gewissenß nȳmer mehr. von dem heübt [36] meyner seelen Alßo Chr̄9
Joh̄. 8. Ich thu alzceyt. was yhm wol gefellet.. [37] Wie
thett14 er das alzceyt. ßo er doch aß vnnd tranck vnnd schlieff zcu seyner [38]
zceyt?. Vnnd Sanct Joh̄. 1. Joh. 3. Dabey mugen myr erkennen̄.
das wyr
[Seite 231]
[ 8/9 was sie
thun (Die in der Handschrift vergessene Änderung von thüt in thun ist im Druck
vorgenommen) 19 wyr den fehlt]
[1] stehn ynn
der warheyt: wann wyr vnßer hertz mügen fǔr seynen aügenn1 [2] troesten
vnnd [eyn] gutt vortrawen machen̄n̄.
Vnnd ßo vnß vnßer hertz strafft2 [3] odder beysset: ßo ist Gott großer dann
vnßer hertz. vnnd haben die zcuuorsicht [4] was wyr bitten3 das werden wyr
emphahen̄. Dan̄n̄ wyr halten seyn gepott [5] vnnd [thün] was yhm wol
gefellt.4 Item. Wer aüß gott geporn̄n̄
ist. (das [6] ist wer glewbt vnnd gott trawet.) der sundiget nit vnnd kan nit
ßundigenn. [7] [Item psal. xxxiij. Es wirt ir keiner sundigen. die ym
vortrawen. Ja am andern̄n̄ ps. selig [8] seyn. die ynn yhn trawen] Ist das war. ßo
mǔß alls gutt seyn was5 sie [9]
thüt [odder yhe bald vorgeben seyn. was sie vbels thün] Sih da aber, [10]
warumb ich den glawben ßo hoch heb. alle werck hyneyn zcihe. vnnd alle [11]
werck furwirff die nit eraǔß fließenn̄
[12] Zcüm
vierdenn̄ hie kan nü eyn jglicher selb mercken vnnd fulen. wen [13]
er gutts6 vnnd nit guttis thüt. dann findett er seyn hertz ynn: der zcuuorsicht
[14] das es gotte gefalle. ßo ist das werck gütt [A 3a] wann es auch ßo gering
[15] were alß eyn strohalmen auffheben̄ Ist die zcüüorsicht nit7 da.
odder [16] zcweyffellt dran ßo ist das werck nit gütt. ob es schon alle todten
auffweckt. [17] vnnd sich der mensch vorprennen ließ. Das leret Sanct paüel Ro.
14. alles [18] was nit aǔß odder ym glawben geschicht. das ist
sǔnde.8 Von dem glawen [19] [vnnd keynē andern̄9 werck] haben̄ wyr den namen. das
wyr Christglewigen [20] heysßenn. [alß von dem heübtwergk] Dann alle andere
werck mag eyn heyd. [21] jüde turck, ßünder, aüch thün. aber trawen festiglich
das10 er gott wol gefalle. [22] ist nit muglich dan̄n̄
eynem Christen mit gnaden erleucht [vnnd befestigt]: das [23] aber. diße rede
seltzam seyn vnnd mich ettlich11 eyn12
ketzer drob scheltenn: [24] geschicht darumb das sie der blinden
vornünfft [vnnd heydenischer künst] gefolget. [25] den glawbenn. gesetzt haben̄n̄.
nit vber, ßonder neben andere tugent. [26] vnnd yhm eyn eygen werck13 geben.
abgesondert von allen wercken der ander [27] tügent, ßo er doch alleyn. alle
andere werck. vorgüttet. angenehm [vnd wirdig] [28] macht. da mit. das. er gott
trawett. vnnd nit zcweyffelt es sey für yhm alles [29] wolgethan was der mēsch
thüt. [Ja sie haben den glauben nit ein werck bleiben lassen [30] sundern wie
sie sagen. eyn habitǖ darausz gemacht ßo doch die gantz schrifft keynem
[31] nit gibt den namen. gottlichs gutis wercks14 dann dem eynigen glawben.
[32] Drümb ists nit wūder. das sie blind vnnd blinden leyter worden seyn]
vnnd [33] dißer glawb bringt alßo bald mit sich die15 liebe. frid. freüd. vnnd
hoffnǖg [34] dann wer gott trawet. dem gibt er ßo bald. seynen heyligen
geyst. Wie Sanct [35] paul zcǔ den Galatern̄n̄
sagt. Ir habt den geyst empfangen nit aüß ewrn̄ [36] [guten] wercken.
ßondern̄n̄16 da yhr dem wort gottʃ glawbt habt.
[Seite 232]
[ 5 iglich]
[1] Zcüm
funfften: In dießem glawben. werden̄n̄
alle werck gleych1) vnnd [2] ist eynß wie das ander. fellet ab aller vnterscheyd
der werck. sie seyen groß [3] kleyn kurtz. langk. viel odder wenigk. dann nit
die werck [A 3b] von yhrer [4] wegen: ßondernn von des glawben̄
wegen. angenehm seynd: wilcher, eynig [5] vnnd on vnterscheyd. ynn allen vnnd
iglichen wercken. ist. wirckt, vnnd lebt [6] wie vill vnnd vnterschidlich sie
ymmer seyn. gleych wie2) alle glidmaß von [7] dem heübt. leben. wircken vnnd
den namen haben̄n̄: Vnnd on das heübt. keyn [8] glidmaß leben: wircken odder
namen haben mag. Daraüß dan̄n̄ weyter folget. [9] das eyn Christen mensch [inn dißem
glawben lebend] nit darff eynes lerers [10] gutter werck.3 ßondern̄n̄
Was fürkümpt. das thüt er. vnnd ist alls [11] wol gethan. wie S. Samuel sprach
zcu Saül: du wirst eyn ander mensch [12] werdenn. wen der geyst ynn dich kumpt
dann ßo thu was dyr furkümpt. gott [13] ist bey dyr.. Alßo leßenn wyr auch von
S Annen Samüels mütter. da sie [14] dem priester heli glewbt der yhr gotte
gnaden zcusagt ist sie frolich vnnd [15] fridlich heym gangen. vnnd. hott sich
hynfürtt nit mehr. hyr vnnd dar gekeret. [16] das ist. es ist alles eyn ding.
vnnd alles gleych worden. Was yhr [17] furkūmen ist. Auch Sanct paul Sagt.
Wo der geyst Chrī ist. da ists alles [18] frey: Dann der glawb lesset sich
an keyn werck byndenn. ßo lesset er yhm [19] auch keynß nit4 nehmen. ßondernn
wie der erst psalm sagt. Er gibt seyn [20] frucht. wenß zceyt ist.: Das ist wie
es kumpt vnnd ghet.
[21]
[Zcū Sechsten] Das mügen wyr bey eynem groben [fleyschlichen] exempell
[22] sehen. Wenn eyn man odder weyb sich zcum andernn vorsicht [lieb vnnd]
wolgefallens. [23] vnnd das selb fest glewbt, wer lernet den selben. wie er
sich stellen [24] soll. was er thun: lassen. sagen. schweygen. gedencken soll?
Die eynige zcuuorsicht [25] leret yhn das alles. vnnd [A 4a] mehr dann nott ist5
Da. ist yhm [26] keyn vnterscheyd ynn werckenn. Thut das groß. lang vile. ßo
gerne. alß [27] das kleyn kurtz wenige. vnnd widderumb, Darzcu mit frolichem.
fridlichem. [28] sicherem hertzen̄: vnnd ist gantz [eyn] frey
gesell Wo aber eyn zcweyfell da ist. [29] da sucht sichs: wilchs am besten sey.
da hebet sich vnterscheyd der werck auß [30] zcu malenn [wa mit er müg hüld
erwerben]. vnnd gaht dennoch zcu. mit [31] schwerem hertzen vnnd [großem]
vnlüst. vnnd ist gleych gefangen [6 mehr dann [32] halb vorzcweyffelt]. vnnd7
wirt offt zcüm narrenn drob. Alßo eyn Christen [33] mensch der ynn dißer
zcuuorsicht gegen gott lebt.8 weyß alle ding, vormag [34] alle ding. [vormysset
sich aller dīg] was zcu thun ist vnnd thuts alles frolich [35] vnnd frey:
nit vmb vill guter, vordinst vnnd werck [zcü] saml̄en.
ßondern̄n̄ [36] das ym eyne lust ist. Gott alßo wolgefallen̄n̄.
vnnd leuterlich vmb sunst [37] gott dienet. daran benüget. das es gott gefellet
Widder [vmb] der mit gott [38] nit eynß ist odder zcweyfellt dran der hebt an9
sucht vnnd forget. wie er [39] doch wolle gnug thun vnnd mit vill wercken gott
bewegen. Er leüfft zcu
[Seite 233]
[ 5 Anen muhe 15 ist 16 allen 29 30 warnehmend]
[1] sanct
Jacob Rom Hierüsalem. hier vnnd dar bettet S Brigitten gepett. ditz [2] vnnd
daß: fastet den vnnd dißen tag: beycht hie. beychte da. fragt dißen [3] vnnd
jhenen vnnd findet doch nit rüge vnnd thut das alles mit großer beschwerung [4]
[Vorzcweyflūg] vnnd vnlust seynes hertzen das auch die schrifft solch [5]
[gute] werck nennet auff hebreisch Auen amal. auff deutsch. mühde vnnd [6]
erbeyt. Darzcu seynß nit gute werck vnnd alle vorloren̄n̄.
Er seyn vill drober [7] doll worden. vnnd vor angst ynn all iamer kǖmen
Von den stetht Sap. 5. [8] wyr1 seyn mühd wordenn [A 4b] ynn dem vnrechten2
wege. vnnd haben [9] schwere sawr wege gewandellt.3 aber gottis weg. haben wyr
nit erkennett, [10] vnnd die sonn der gerechtickeyt ist vnß nit aüffgangen
[11] Zcüm
Siebenden, In4 den̄ wercken ist der glawb noch gering vnnd [12] schwach: laß
[vnß] weyter fragen: Wan es yhn vbell gaht.. an leyp. güt. [13] ehr freünd
[odder was sie haben̄]. ob sie dann aüch glawben̄n̄:
das sie gott [14] [noch] wol gefallen̄n̄.
vnnd er. yhr leydenn vnnd widderwertickeyt sie seyen kleyn [15] odder groß,
gnediglich vber sie5 ordene, hie ists kunst: zcu gott, der sich [16] zcornig
stellet6 noch7 allem vnßernn synn vnnd vorstand: [gut] zcuuorsicht [17] habenn,
vnnd besßers sich bey yhm vorsehen: dann sichs empfindet. hie ist er [18]
vorporgenn: gleych wie die braütt sagt in Canticʃ8 Sih. er stett. hynder der [19] wandt. vnnd sicht durch die
fenster.. das ist ßo vill: vnter dem leydenn: Die [20] vnß gleych von yhm
scheyden wollen. wie eyne wand. ia eyne maüren. stett [21] er vorporgen. vnnd
sicht doch auff mich. vnnd lesset mich nit: dann er stett. [22] vnnd ist
bereyt. zcu helffenn yn gnadenn̄. vnnd durch die fenster des
tunckelnn̄ [23] glawbens. lesset er sich sehen. Vnnd Hiere. in Tren̄ Er
vorwirffet die menschenn. [24] aber er thuts nit auß hertzlicher meynǖg.
Disßen glawben̄ kennenn [25] sie gar nichts.. vnnd gebenn sich vber:
dencken, gott hab sie vorlassenn vnnd [26] sey yhn feynd. Ja sie geben solchs
vbell. denn mēschen vnnd teuffell. vnnd [27] ist da lauter kayn
zcuuorsicht zcu gott. Darumb ist yhr leydenn auch yhn [28] alzceyt ergerlich
vnnd schedlich.. vnnd [A 5a] gahn doch hynn. vnnd thun [29] ettlich gute werck.
alß sie meynen̄. gar nichts [solchs] yhrs vnglawbens warnehmen [30] Aber
wilche gott. ynn solchem leyden, trawen vnnd eyne feste gut [31] zcuuorsicht
gegen yhm behalten̄n̄: Das9 er vber sie eyn wolgefallen habe: [32] denn selben.
seynd die leyden vnnd widderwertickeyt. eytell kostlich. vordinst. [33] vnnd
die edlistenn gutter. die niemant schetzen mag. dann der glawb10 vnnd [34]
[die] zcuuorsicht11 machenß alles kostlich fur gott. das denn andern̄n̄
auffs [35] aller schedlichs ist.12 Das auch vom tod geschrieben stett am 115. p̄s̄.
Der [36] tod der heyligen. ist kostlich geacht fur gottis aügenn. Vnnd13 ßo
üill. die [37] zcuuorsicht vnnd glawb ynn dißem grad. besßer. hoher vnnd
stercker ist. [gegen [38] dem ersten grad] ßo vill. vbertreffen. die leyden ynn
dem selben glawben:14
[Seite 234]
[ 4
tzeitlichem 9 wirck heiligenn 18 dero] der]
[1] alle
werck yhm glawben̄n̄. Vnnd ist alßo zcwischen solchen werckenn vnnd [2] leydenn̄
vnmeßliche vnterscheyd1 der besserung
[3] Zcüm
achten̄n̄. Vber das alles, ist des glawbens der hochste grad: wan [4]
gott. nit mit zceytlichenn leyden ßondern̄n̄.
mit dem tod. hell. vnnd sünd. [5] das gewisßenn strafft vnnd gleych gnad vnnd
barmhertzickayt absagt alß wollt [6] er ewiglich vordamnen̄
vnnd zcurnen̄n̄. wilchs wenig mēschen erfaren̄n̄:
wie [7] Dauid am2 vi p̄s̄. clagt. herr straff mich nit ynn deynem grym̄m̄
hie. zcu [8] glawben. das gott gnedigen wollgefallen vbir vnß hab. ist das
hochst werck. [9] das geschehn mag von [vnnd ynn] der Creatǔr. Daüon. die
werckheyligen [10] vnnd3 gutttheter gar nichts wissenn. dann wie wolten̄
sie hie [A 5b] sich [11] guttis [vnnd gnaden] zcu gott vorsehen̄n̄:
die weyl sie.4 ynn yhren werckenn. [12] nit gewiß seyn. vnnd am geringsten grad
des glawben̄n̄s zcweyffellen̄n̄. Sih [13] alßo hab ich gesagt.5 den
glawben alzceyt gepreyßet. vnnd alle werck: die on [14] solchen glawben̄
geschehn, vorworffen̄n̄6 da durch. die menschen: von den [15] falschen. gleyssend.7
phariseischen̄8 vnglawigen [guten] werckenn. der itzt. alle [16] Closter.
kirchen. heüßer. nyder vnnd9 hoher stend. voll voll seyn. zcu den [17] rechten:
warhafftigen grundguten. glewigen wercken: zcü fürenn: Darynn [18] myr niemant
widderstrebt. dann die vnreynen thierer10 dero füß nit seyn [ge [19] spalten]..
(wie ym gesetz Mosi angezceygt) gar keynen vnterscheyd leydenn [20] wollen der
gutten werck ßondern̄n̄11 eynhynn plümpenn: wen es nür, gepett [21] gefasstet.
gestifftet. gepeycht. gnugthan: ist. soll es alles gutt seyn.12 ob sie [22]
schon. kayn glawben drynn gehabt gottlicher gnaden̄n̄
vnnd wolgefallen̄n̄s. [23] Ja dann am meysten sie gutt achten. wenn. sie yhr
nür viel: groß. lange [24] gethann habenn. on alle solche zcuuorsicht. Vnnd
hernach aller erst sich guttis [25] vorsehen wollen̄.
Wenn die werck gethan seyn: vnnd alßo. nit auff gottlichenn [26] wolgefallen̄
ßondern̄n̄ auff yhre gethane werck yhre zcuuorsicht: das [27] ist.
aüff den sand vnnd wasser. bawen̄n̄:
dauon sie [zcületzt] eynen grawsam [28] fall thun mussen. wie Chr̄9
Matt. 7.13 sagt. dißen guten willenn vnnd wolgefallen: [29] daraüff vnßer
zcüüorsicht steht. haben die engell vom hymel14 vorkundet [30] da sie sungen
ynn der Christ nacht. Gloria in excelsis deo: Ehr [sey] [31] Gott ym hochsten.
frid der erden. gnediges wolgefallen den menschenn̄
[32] [A 6a]
Zcüm neündenn. Sih. das ist das werck des ersten gepotts. da [33] gepoten ist.
Dü sollt nit andere gotter haben̄n̄,
das ist ßo üill gesagt. die [34] weyl ich alleyn Gott bynn soltü zcu myr alleyn̄.
deyn gantze zcüüorsicht. traw [35] vnnd glawben setzenn̄.
vnnd auff niemand anderß. Dan̄n̄ das heysset nit: [36] eynen gott habenn. ßo dü eußerlich
mit dem mūd.15 Gott nennest. odder mit [37] den knyen vnnd geperden
anbettest. ßondernn̄ ßo du hertzlich yhm trawist. [38] vnd dich allis gutis.
gnaden vnnd wolgefallens. zcu yhm vorsichst es sey.
[Seite 235]
[1] ynn
wercken odder leyden. ynn leben odder sterben̄n̄
ynn lieb odder leyd.[1 [2] als. der herr Chr̄9 Joh. 4. zcü dem heydnischen
weyblin. Ich sag dyr. wer [3] gott will anbetten: der muß yhn ym geyst vnnd der
warheyt anbetten, | Vnnd [4] dißer glawb. trew. zcuuorsicht des hertzenn̄
gründlich. ist warhafftige. erfullunge [5] dißes ersten gepottis: on wilchen̄:
ßonst kayn werck ist. das dißem [6] gepott müge gnüg thün, Vnnd wie, diß
gepott. das aller erst. hochst. best [7] ist. aüß wilcheē. die andern̄n̄
alle fließen [ynn yhm gahn] vnnd nach yhm [8] gericht vnnd gemessigt werden̄n̄.
Alßo ist aüch seyn werck (das ist der glawb [9] odder zcuuorsicht zcu gottis
hulden̄n̄ zcü aller zceyt.) das [aller] erst. hochst. [10] beste aüß
welchem. all andere flissen.. gahn. bleyben. gericht vnnd gemessiget [11]
werden2 müsßen. Vnnd andere werck gegenn dißem. seyn eben. alß ob die [12] andern̄n̄
gepott weren on das erste. vnnd kayn gott were, Derhalben [13] spricht wol. Sanct
Aügüstin. das des ersten gepottis werck seyn: glawben. [14] hoffen vnnd lieben.
Nu ist droben gesagt. das solch zcuuorsicht vnnd glawb. [15] bringt mit sich
lieb vnnd [A 6b]3 hoffnǖg. Ja wan wyrs recht an seyn. [16] ßo ist die lieb
das erst. odder yhe zcu gleych: mit dem glawbenn: Dann ich [17] mocht gotte nit
trawen̄: wenn ich nit gedecht er wolle myr gunstig vnnd hollt [18]
seyn: Da durch ich yhm widder hollt. vnnd bewegt werd. yhm hertzlich zcu [19]
trawen̄ vnnd allis gütis zcu ym vorsehenn̄
[20] Zcum
Zcehenden̄n̄: Nü sihestü selbs. das alle die. ßo ynn gott nit vortrawen.
[21] alzceyt.. vnnd [: nit sich4 seyner gunst hüld vnnd wolgefallens vorsehen̄]
[22] ynn allen yhren. wercken. odder leydenn. leben odder sterbenn ßondern̄n̄.5)
[23] bey andern̄n̄ dingen. odder bey yhn selbst. solchs suchenn. diß gepott
nit [24] hallten. vnnd warhafftig6 abgotterey treyben̄n̄.
ob sie gleych auch aller anderer [25] gepott. werck theten [dazcü] aller
heyligen. gepett. fasten: gehorsam. gedult. [26] keüscheyt. vnschullt auff
eynem haüffen hetten̄n̄. dann das heübt werck ist nit [27] da.. on wilchs. die
andern̄n̄ alle nichts seyn̄n̄.
dann eyn laüter gleyssen. [28] scheynenn. ferbenn. vnnd nichts da hynden̄n̄
vor wilchē vnß Chr̄9 warnett [29] Matt. 7. huttet euch fur den falschen p̱phetenn.
die zcü euch kūmen in [30] schaffs klaydern̄n̄
das seyn alle die. durch vill gutter werck (alß sie sagen̄n̄.)
[31] gott sich wolgefellig machenn wollen. vnnd gotte seyn huld gleych
abkaüffenn: [32] alß were er eyn trewdler odder tagloener der seyn gnad. vnnd
hüld, nit vmbsonst [33] geben wollt: das seyn die vorkeretisten menschen auff
erden̄n̄: die schwerlich [34] odder nȳmer mehr. bekeret
werden̄n̄ auff den rechten weg. Desselben [35] gleychen alle die. ynn
widderwertickayt. hir vnnd dar lauffen vnnd allenthalben [36] rad. hülff vnnd
trost suchen. on alleyn bey gott. da es yhn auffs [37] hochst gepotten ist
zcǔ süchen̄n̄ wilch der7 p̱phet Isaias [.ix.] strafft
alßo: das [38] unsynnig volck [B 1a]8 bekeret sich nit. zcü dem der es
schleht.: das ist. Gott [39] schlug sie. vnnd schafft yhn leyden vnnd allerley
widder wertigkayt. zcü. das [40] sie zcu yhm sollten laüffen vnnd yhm
vortrawen. ßo lauffen sie von yhm.
[Seite 236]
[ 15 vollen
24 geschmeid 35 vnnd fehlt]
[1] zcu den
menschen itzt ynn egypten. itzt ynn assyrien.1 ettwan auch zcüm [2] teüffell..
von wilcher abtgotterey. vill2 ynn dem selben p̱pheten vnnd3 libris
[3] regüm geschrieben ist, Alßo thun4 auch [noch] alle heylige gleyssener. wann
[4] sie ettwas anstosset,: das sie. nit zcü gotte. laüffen. ßondern̄n̄
von vnnd fur [5] yhm flihen̄n̄, nür gedenckenn wie sie durch sich selb odder menschlich
hülff.5 [6] yhres anlegens ledig werden̄n̄.
vnnd sich doch früm6 leütt. achten vnnd [7] achten lassen̄n̄
[8] Zcüm
Eylfften Das ist die meynug Sanct pauels an vilen ortenn. [9] da er dem glawben
ßo üill gibt das er sagt. Iustus ex fide sua viüit: der [10] gerecht mensch
hott seyn leben auß seynem glawben̄: vnnd der glawb: ist7 [11]
das. darumb er gerecht fur gott geacht wirtt: Stett dann die gerechtickeyt.8
[12] ym glawbenn. ßo ists klar. das9 er alleyn. alle gepott. erffullet vnnd
alle [13] yhre werck rechtfertig macht[10 seynt dem mall. niemant rechtfertig
ist. er [14] thu dann̄ alle gottis gepott]11 widderümb. mügen die werck niemant
rechtfertigen [15] fur gott. on den glawben̄n̄.
Vnnd ßo gar mit offen vollem münd. [16] der heylig Apostell. die werck vorwirfft
vnnd den glawen preysset. das ettlich [17] sich aǔsß seynen wortenn
geergert sprachen̄n̄. Ey. ßo wollen wyr keyn gütt [18] werck mehr thün. die er
doch vordampt.12 alß die yrrigen vnnd vnüorstendigen̄n̄.
[19] Alßo geschichts noch.. Wan wyr. vorwerffen die13 grossen [20] scheynend
werck zcu vnßern̄n̄ zceytenn. on allen glawbenn gethan.. das sie [21] sagenn.
ßie sollen nür glawben vnnd nichts guttis thun [B 1b] Alß. nemlich. [22] die
werck des ersten gepottis.. heysset man zcu dißer zceyt. Singen. leßen. [23]
orgeln̄. meß hallten̄. metten vesper vnnd ander
gezceyten [betten] kirchen. altar [24] [Closter] stifften14 vnnd schmückenn:
glocken. kleynod. kleyd. geschmid auch [25] schetz samlen̄.
[zu Rom. zcu den heyligen lauffen] Darnach wenn wyr beklaydet. [26] vnnß
buckenn. knypogenn.. roßen krentz15 vnnd psallter betten [27] vnnd das alles
nit fur eynem abtgott16 ßondern̄n̄
fur dem heyligen creutz [28] Gottis odder seyner heyligenn bild thun. Das
heyssen wyr Gott17 ehren.18 [29] anbettē vnnd laüts des ersten gepottis,
keyn andere gotter haben̄n̄. wilchs [30] doch auch. wucherer. eebrecher vnnd19 allerley
ßünder thun mugen. vnnd [31] teglich thün.
Nü wolan, geschehn diße ding. mit solchem glawbenn. das [32] wyrs dafur
hallten es gefalle gott [alles] woll. ßo seyn sie loblich. nit yhrer [33]
tugent20 ßondern̄n̄ desselben glawbens halben̄n̄
[dem alle werck gleych gellten [34] wie gesagt ist] zcweyffelln̄
wyr aber dran̄n̄. odder halltens nit da fur. [35] das gott. vnß hold sey.21
vnnd22 ynn vnß gefallen [hab]: odder vormessen [36] vnß. allererst. durch vnnd
nach den werckenn. ym gefallen̄n̄.
ßo ists lauter [37] triegerey. außwendig gott geehret ynnewendig. sich selb fur
eynen abgott
[Seite 237]
[ 13
vntzechlich 15 eusszerlichen 16 Math. xiiij. 32 dreytzehenden]
[1] gesetzt.1
) das ist die vrsach warumb ich ßo offt: widder solcher werck. pompen. [2]
pracht. menige. geredt. vnnd sie furworffen̄ [habe.] das am hellen
tag ist. [3] wie sie nit alleyn [in zcweyfell odder] on solchenn̄
glawben geschehn. ßondern̄n̄ [4] vnter taußent. nit eyner ist. der nit seyn trawen dreyn
setzt. vormeynt [5] da durch. Gotte hüld zcü erlangenn vnnd2) seyner gnad
furzcukūmen. eynenn [6] Jar marckt draüß [zcü] machen̄n̄.3
) wilchs gott nit leyden kan. der seyn [7] huld umbsunst vorsprochenn, will,
das man an der selben an heb. durch eyne [8] zcuvorsicht. vnnd ynn der selben
alle werck vollnbringe. wie sie genennt seynn
[9] [B2a]
Zcum Zcwolfften. Daraüß merck selber. wie weytt von eynander [10] seyn. das
erst gepott nür mit eüsßerlichenn werckenn. vnnd mit ynnerlichem [11]
vortrawen. erfullenn.4 dann. diß macht recht. lebendige gottis kinder: [12]
jhenes macht nür erger abgotterey. vnnd die schedlichsten gleyssener. die auff
[13] erden seyn: die, vnzcehlich vill leütt: mit yhrem grossem scheyn. furen.
ynn [14] yhre weyße. vnnd lassen sie doch on glawbenn bleyben̄n̄..
vnnd alßo jemerlich5 [15] vorfürett: stecken ynn dem eußerlichem geplerre vnnd
gespenste.. Von [16] denen sagt Chr̄9 Matt 24.: hüttet eüch. wen
sie euch werd sagen. sih. hie [17] odder da ist Chrūs. Item Joh̄.
4. Ich sag dyr. das die zceyt wirtt kūmen. [18] das [yhr] widder auff
dißem berge. noch zcǔ Hierusalem. werdet Gott anbetten. [19] dann
geystlich anbetter. suchet der Vatter... Diße vnnd der gleychen spruch. [20]
haben mich. vnnd sollen yderman bewegen. Zcu vorwerffenn: das groß geprenge.
[21] mit bullen, sigell, phanen̄ ablaß. da mit das arm volck
gefuret wirtt [22] zcu kirchenn bawen̄n̄.
geben. stifften. betten. vnnd doch. der glawb gantz geschwigen, [23] ja gar
nyder gedrückt wirtt. Dan̄n̄ die weyll er. vnter [den] werckenn [24] nit unterscheydt
hatt: ßo mag nit neben yhm besteen: eynerley wercks fur dem [25] andern̄n̄.
ßo groß. auffblaßen vnnd treyben̄n̄,
dann̄ er will alleyn gottis dinst [26] seyn̄n̄:
vnnd den namen vnnd ehre. kaynem andern werck lasßen.6 on ßo vill [27] er yhm
mitteylett: wilchs er thüt. ßo das werck ynn vnnd aüß yhm geschicht [28] dißer
vnfüg ist. ym alten testament bedeütet da die Judenn. den tempell [29] ließen.
vnnd opfereten. an andernn̄ ortern̄n̄. ynn denn grünen luft garten [30] vnnd auff den bergen̄n̄
[B2b] alßo thun diße aüch, alle werck7 seyn sie emßig [31] zcu thun. aber. diß
heübtwerck [des glawbens] achten sie nȳmer.
[32]
Zcǔm8. 13. Wo seyn nü die. die do. fragenn. wilche werck gutt [33] seyn:
was sie thun sollen. wie sie frum seyn solln̄? Ja wo seyn auch die.
[34] ßo [do] sagenn wan wyr von dem glawben p̄digenn: das wyr kayne
werck leren [35] odder thun sollen̄n̄?
Gibt nit diß erste eynige gepott. mehr zcu schaffenn. [36] dann̄ yhemand
thun mag? Wann eyn mensch thaüßent odder alle menschen [37] odder alle creature
were. ßo were ym dennocht hie gnüg auffgelegt vnnd mehr [38] dann gnüg. ßo ym
gepotten [ist]: er solle.9 allzceyt. ynn glawben vnnd
[Seite 238]
[ 6 werden
vnd vbe]
[1]
zcuuorsicht zcu Gott leben vnnd wādelln̄.1 yhe auff keynen̄
andern̄n̄ solchen [2] glawben stellen̄. vnnd alßo. nür
eynenn den rechten. keyn andern̄n̄.
gott [3] haben, die weyll dann menschlich weßen vnnd natur.2 keyn augen blick
mag [4] seyn.. on thun odder lassen. leydenn odder flihenn (: dann das leben
rüget [5] nȳmer. wie wyr sehenn): Wolan ßo heb an wer do will frum seyn.
[vnnd] [6] voll gutter werck werden.3 vbe sich selb: ynn allem leben. vnnd
wercken. zcu [7] allen zceytenn an dißem glawben. lerne stetiglich alles thun
vnnd lassenn [8] ynn solcher zcuuorsicht. ßo wirt er findenn. wie viel er zcü
schaffen hatt. [9] vnnd wie gar alle ding ym glawben ligenn vnnd nȳmer
mussig mag werden̄. [10] die weyll. der müssig gang auch müß. ynn des glawbens
vbung vnnd werck [11] geschehen. vnnd kurtz vmb: nichts ynn vnnd an vnß seyn
odder zcufallen [12] mag. ßo wyr glewben. es gefall alles gott. (wie wyr
sollen.) [es] müß gut [13] seyn vnnd vordinstlich. Alßo sagt Sanct Paul9. Liben
bruder. alles was [14] yhr thut. yhr. esset odder trincket. thuts alles ynn dem
namen Jhū Chrī [15] [B3a] unßers herrn̄n̄:
Nu mag es, ynn dem selben̄ namen nit geschehn es [16] gescheh. dann. ynn solchem
glawbenn. [Item Ro. 8. wyr wissen das4 alle [17] ding mit wirckenn zcū
besten. den heyligen gottis] Darümb ist die rede. ßo [18] ettlich sagen: es
seyen5 gute werck vorpoten Wan wyr den glawben alleyn [19] p̄digenn.
gleych6 der rede. alß wann ich sprech: zcu eynem kranckenn: hettestü [20] die
gesüntheyt: ßo hettestu die werck [der glidmasz] alle: on welche aller [21]
glidmaß wirckenn nichts ist. Vnnd7 er wolte draüß nemen ich hett. der glidmas
[22] werck vorboten̄n̄: ßo [ich] doch [gemeynt] die gesuntheyt züüor müß seyn [23]
vnnd wirckenn alle werck aller glidmaßen̄ alßo auch der glawb. muß
werckmeyster [24] vnnd heübtman seyn ynn allen werckenn odder seyn gar nichts
[25] Zcüm8
vierzcehend. Szo mochstü sprechen̄n̄
Warümb hott man dann [26] ßo vill geystlicher vnnd weltlicher gesetz. vnnd vill
Cerimonien [der] kirchen [27] Closter. stette.9 die menschen̄ da
durch zcün güten werckenn zcu dringenn vnnd [28] zcu reytzen̄n̄.
ßo der glawb. dürch das erst gepott. alle ding. thüt. Anttwortt. [29] Eben
darǔmb das wyr den glawben nit allesampt haben odder achten̄n̄,
[30] wo den yderman hette: durfften wyr keyns gefetzs. ȳmer
mehr ßondern̄n̄ thett [31] eynn jglicher. von yhm selbs gute werck zcu
aller zceytt: wie yhn die selb [32] zcuuorsicht wol lerett.. Nü aber seynd10
vierley menschen̄n̄. Die ersten. [33] itzt gesagt. die keyns gesetzs dürffenn.
dauon paul9 1 Timo 1. sagt. Dem [34] gerechten (das ist dem glewbigen̄n̄.)
ist keyn gesetz gelegt. ßondernn11 solche [35] thun frey willig. was sie wissen
vnnd mügen. alleyn angesehn [yn fester zuuorsicht]. [36] das12 gottis gefallen
vnnd huld. vbir sie schwebt. ynn allen [37] dingenn Die andernn.13 wollen
solcher freyheyt mißprauchen.14 sich falschlich
[Seite 239]
[ 8 zu
fleischlichem gesetz 17
cerimonienn fehlt 26 funfftzehenden]
[1] draüff
vorlassenn vnnd faüll werdenn: von denen sagt Sanct Petr9 [2] 1 Pet. 2. Ir
sollt leben alß die frey seyn vnnd doch nit die selben freyheyt [3] machen zcu
eyne9 deckel der sund [B3b] alß sprech er die freyheyt des glawbens [4] gibt
nit vrlaub zcu sunden wirt sie auch nit decken. ßondernn. gibt vrlaub [5] allerley
werck zcu thun. [vnnd alles zcu leyd] wie sie fur die hand kūmen: [6] das
nit an eyn odder ettlich werck alleyn yhemand gepünd sey [Alßo auch [7] S Paul
Gal 5. seht zcü das yhr. diße freyhett. nit lasset seyn eyn vrsach. [8] zcüm
fleyschlichem leben diße müß man treyben mit gesetzen vnnd bewaren [9] mit
leren vnnd vormanūg]
[10] Die
dritten seyn boße mēschen. zcu sundenn alzceyt erwegen̄n̄
die müß [11] man mit gesetzen geystlich vnnd weltlich zcwingen wie die wilden
pferd. vnnd [12] hund. Vnnd wo das nit helffen will. ßie vom leben1 thun durchs
weltlich [13] swertt. Wie Sanct paul9 Ro. 13. sagt. Die weltlich gewallt tregt
das swertt [14] vnnd dienet Gott darynn. nit zcur forcht den frūmenn
ßondern̄n̄ den boßenn
[15] Die
vierdenn. die noch mütig vnnd kindisch seyn ym vorstand2 solchs [16] glawbens
vnnd geystlichs lebens: die müß man wie die jungen kinder lockenn [17] vnnd
reytzen: mit den eüßerlichenn [bestimpten vnnd vorpund] cerimonienn geschmuck.
[18] [leßen. beten fasten] singen. kirchen, zcierden. orgelen vnnd was des ynn
[19] Closternn vnnd kirchen3 gesetzt odder gehallten̄
wirt ßo lange biß sie aüch [20] den glawben leren erkennen. Wie wol hie groß
ferlickeyt ist. wo die regenten. [21] [wie es itzt leyder gaht] mit den selben
Cerimonien vnnd synlichen werckenn [22] sich treyben vnnd blewen̄:
alß weren das die rechten werck: mit nachlassenn [23] des glawens. den sie
ymmer neben bey leren sollten gleych wie eyn mutter [24] dem kind neben der
milch [auch] ander speyß gibt ßo lang das kind selb essen [25] mag die starcke
speyß.
[26] Zcum 15.
Die weyl dann [wyr] nit alle gleych seynn müssenn wyr die [27] selben menschen
duldenn. vnnd mit yhn hallten vnnd tragenn: was sie hallten [28] vnnd tragenn.
vnnd sie nit vorachtenn ßondernn vnterweyßenn den rechten [29] weg des glawens.
alßo leret S paüel Ro 14. den. schwachen ym glawben [30] nempt an. yhn zcu
vnterweyßen Alßo4 thet er auch selb: 1. Cor. 12. Ich hab [31] mich gehalten mit
denen. die vnter dem gesetz warenn: alß were ich auch [32] drunder. ßo ich doch
nit drunder waß. Vn̄ Chr̄9 Matt 17. [B4a] da er den [33] zcinß pfennig sollt geben.
des er doch nit pflichtig war. disputiret er mit [34] sanct Peter. ob die
kinder der kunig zcinß musten geben odder alleyn ander [35] leütt: Antwortt. C.
Peter Alleyn ander leütt. Sprach Chr̄9.: ßo seyn der [36] konige
kind frey, doch das wyr sie nit ergernn̄. ßo gang hyn anß mere. vnnd
[37] wirff eyn den angel. der erste fisch der do kumpt den nym. vnnd ynn seynem
[38] mūd. wirstu eynen pfennig finden.. den gib fur mich vnnd dich: Hie
[39] sehen wyr das alle [werck vnnd] ding frey seyn eynem Christenn durch
seynen
[Seite 240]
[ 11 selbigen
26 secktzehenden]
[1] glawben̄
Vnnd [er] doch weyl die andern̄n̄
noch nit glewben̄: mit yhn tregt [2] vnnd hellt. des er nit schuldig ist:
Vnnd das thut er aber aüß freyheyt.1 [3] dā er gewiß ist. es gefalle gott
alßo wol. vnnd thutt es gerne:2 nympts an [4] wie eyn ander frey werck das yhm
on seyn erwelenn auff die hand stosset.3 [5] Die weyl er begeret vnnd sucht nit
mehr. dann wie er nǔr wirck gott zcu [6] gefallenn. ynn seynē
glawbenn Die weyl aber wyr ynn dißem sermon furgenomen̄n̄
[7] zcu lerenn.. wilch recht schaffenn gutte werck seynn. [vnnd itzt Von [8]
dem hochsten werck red] ists offenbar: das wyr nit [von] den andern̄n̄.
drittenn [9] odder vierden menschen̄ redenn. ßondern̄n̄
von den erstenn:4 denen die andernn [10] alle sollen gleych werden. vnnd sie
von den erstenn ßo lange gedüldet vnnd [11] vnterweysset werdenn. Drumb soll
man5 die6 selbenn7 schwach glewbigenn [12] [die gerne wollten wol thün vnnd
besßers leren vnnd doch nit begreyffen [13] mugen.] ynn yhrenn Cerimonien̄
[nit] vorachtenn [ßo ßie dran kleben]. alß sey [14] es mit yhnen [gar] vorloren̄n̄:
ßondern̄n̄ yhren vngelertenn blindenn meystern̄.
[15] die schullt geben: die sie den glawben nie geleret8 ßo tieff ynn die werck
[16] gefuret habenn̄ Vnnd soll sie senfftiglich vnnd mit seüberlicher müß widder
[17] eraüß. ynn den glawbenn furenn. wie man mit eynem kranckenn vmbgaht. [18]
vnnd zcü lassenn. das sie ettlichen werckenn [B4b] eyn weyllang [umb yrs [19]
gewissens willen̄] noch an hangen vnnd treyben alß [die] nottigē zcur
selickeyt. [20] ßo lang sie den glawben recht fassen: auff das nit, ßo wyr sie
ßo schwind [21] eraüß reyssenn wollen. yhr schwach gewisßen9 gantz zcürschellet
vnnd voryrret [22] werde vnnd widder glawben noch werck behallten̄n̄:
Aber die hartt kopffigen. [23] die ynn wercken vorstockt: nit achten was man
vom glawben sagt [auch da [24] widder fechten10]: soll man faren lassenn. das
eyn blind denn andern̄n̄ füre. [25] wie Christus thett vnnd leret
[26]
Zcū.16. Sprichstu aber. wie mag ich mich [gewiß] vor sehen̄.
das alle [27] meyn werck gott gefellig seyn. ßo ich doch zcu weyllen̄
fall. zcu vill rede. esse. [28] tringk schlaff odder yhe sunst vbir die schnür
fare. das myr nit muglich ist [29] zcu meydenn. Antwort. diße frag11 zceygt an.
das du noch. den glawben [30] achtest. wie eyn ander werck. vnnd nit vbir alle
werck setzist. Dann eben [31] darumb ist er das hochst werck. das er auch
bleybt vnnd tilget die selben teglichen̄ [32] sünden̄n̄:12
damit das er nit zcweyffellt. gott sey [dir] ßo gunstig. das [33] er solchem
teglichen fall vnnd [der] geprechlickeyt durch die finger sicht13 Ja [34] ob
auch schon eyn todlich fall geschehe. (das doch denen. ßo ym glawben vnnd [35]
gottis trawen [leben] nȳmer odder selten widder feret:) stett doch der glawb [36]
widder auff. vnnd zcweyffellt nit seyn sund14 sey schon dohyn. Wie 1 Joh̄.
2. [37] stett.15 Das schreyb ich euch lieben kinder. auff das yhr nit sündiget.
ßo
[Seite 241]
[ 3 schone 4
Prouer .xiiij. 25 sibentzehenden]
[1] aber
yemand yhe fellet. ßo haben wyr eynen vorsprechen fur gott. Jhm̄
Chrm̄ [2] der do ist eynn Vorgebung fur all vnßer sünd. Vn̄
Sap. 15. Vnnd ob wyr [3] schon sundigetenn ßo seyn wyr doch die deynen vnnd
erkennen: das du groß [4] bist.. vnnd puer 24.. Siben [B5a] mal. mag fallen.
eyn gerechter mensch. [5] stett aber soüill mal widder aüff Ja disße zcüüorsicht vnnd glawben müß
[6] alßo hoch vnnd starck seynn.: das der mensch wisße. das alle seyn leben
vnnd [7] wirckenn eytell vordamplich sund seyn fur gottʃ gericht. Wie geschrieben stett.. [8] p̄s̄
142. Es wirt fur dy rkeyn lebendig mensch rechtfertig erffund Vnnd [müß] [9] an
seynen wercken ßo vorzcweyffelen̄. das sie nit gutt seyn
mügen. dan̄n̄ [10] durch dißen glawben. der sich keyniß gerichts. ßondern̄n̄
laüterer gnad günst. [11] hüld vnnd barmhertzickeyt vorsiht. Wie Daüid p̄s̄.
25. Deyne barmhertzickeyt ist [12] myr stettis fur meynen aügen: vnnd byn guts
müts geweßen an deyner warheyt. [13] Vn̄ p̄s̄.
4. Die erleuchtung deyns angesichts1 schwebt vbir vnß (das [14] ist deyner gnad
erkantniß durch den glawen.) vnnd damit hastu frolich gemacht [15] meyn hertz.
[dann wie er2 sich vorsicht ßo ym geschicht]. Sih. alßo auß [16]
barmhertzickeyt vnnd gnaden. gottʃ. nit aüß yhrer natur. seyn die werck: on [17] schüld.
vorgeben vnnd gut vmb des glawbens willen. der sich auff dieselben [18]
barmhertzikeyt vorlessit: Alßo müßen wyr. der werck halben vnß furchten. [19]
aber der gnaden gottʃ halben trosten.
Wie geschrieben stett. p̄s̄. 146. Gott [20] hatt eynen gnedigen wolgefallen vber die.
ßo sich fur yhm furchten. vnnd [21] doch trawen auff seyne barmhertzickeyt
[Alßo betten wyr mit gantzer zcuuorsicht. [22] Vatter vnßer. vnnd pitten doch
vorgib vnß vnßer schuld: Seyn kynder. [23] vnnd doch sünder. Seyn angenehm vnnd
thun doch nit gnug. Das macht [24] alles der glawbe ynn gottʃ hulde befestiget]
[25] Zcum.
17. fragistü aber. wo der glawb vnnd zcuuorsicht müge funden [26] werden odder
herkūmen: das ist freylich das notigist zcu wissen. Zcüm [27] erstenn: an
zcweyfell kompt er nit auß deynen werckenn noch vordinst: Szondern̄n̄ [28]
alleyn auß JhūChristo. vmbsonst vorsprochen vnnd geben. Wie Sanct [29]
Pauel Ro. 5. Gott macht. vnß seyne lieb fast susß [B57] vnnd freuntlich. [30]
ynn dem. das Chr̄9 fur vnß3 gestorben ist. da wyr noch sunder warenn: [31]
alß sollt er sagenn. sollt vnß das nit eyne starck vnvberwindlich zcuuorsicht
[32] machenn. das, ehr wyr drüm gepeten odder gesorget habenn. ia noch ynn [33]
sundenn fur und fur wādeleten: Chrūs fur vnßer sund stirbtt?. Vnnd
folget. [34] Szo dann.. Chrūs4 eyn zceytlang gestorben ist. fur vnß do wyr
noch sunder [35] waren. wie vill mehr. ßo wyr nü durch seyn blut
gerechtfertigett seyn. werden [36] wyr selig werdenn durch yhn. Vnnd ßo wyr
gott vorsünet seyn: durch seynß [37] sünß todt. do wyr noch seyn feynd waren:
vill mehr. ßo wyr nü vorsunet [38] seyn: werden wyr behalten werd durch seyn
leben Sih alßo müstü Chrm̄ [39] ynn dich bildenn vnnd sehen. wie ynn yhm Gott seyne
barmhertzickeyt dyr
[Seite 242]
[ 15) Czum
achtzehenden 26 vntereinander]
[1] furhellt
Vnnd anbeüttet. on alle deyne furkūmēde Vordinst: Vnnd aüß solchem
[2] bild seyner gnaden. schepffen den glawben vnnd zcuuorsicht der vorgebung
aller [3] deyner sünd Drumb hebt der glawb nit an den wercken an: sie machen̄
yhn [4] auch nit. ßondern̄n̄ er müß aüß dem blüt wündenn vnnd sterben Chrī quellen
[5] vnnd flissenn: In wilchem ßo du sichst. das dyr1 Gott ßo hold ist: das er
[6] auch seynen sün fur dich gibt: müß deyn hertz süß vnnd gott widderūb
hold [7] werdenn: vnnd alßo die zcuuorsicht aüß laüter günst vnnd lieb
herwachßen. [8] gottis gegen dyr. vnnd deyner gegen gott Alßo leßen wyr noch
nie das [9] yemand der heylig geyst geben sey. wann er gewirckt hatt. aber
altzeyt. Wann [10] sie habenn das2 Euāgeliū von Chrō. vnnd die
barmhertzickeit gottis3 gehoret4: [11] Aüß dem [selben] wort: müß auch noch
heütt Vnnd altzeyt: der [12] glawb5 vnnd ßonst nyndert herkūmen: Dann6 Chr̄9
ist der felß. da man [13] butter vnnd honig aüß seügt wie Moses sagt deutro 32.
[14] [B6a]
Von dem Andern̄n̄ Gǔten Werck.
[15] .18. Sih
bisher haben wyr das7 erste werck vnnd erste gepott gehandellt. [16] dennoch
fast kurtz grob vnnd vbir hynn. dann gar vill daüon zcu sagen were. [17] Nü
wollen wyr die werck weyter süchenn. durch die nachfolgenden̄n̄
gepott
[18] Das
andere vnnd nehste werck nach dem glawbenn: ist das werck des andern̄n̄
[19] gepottis: das wyr gottis namen ehren vnnd nit vnnütz brauchen sollen̄
[20] wilchs, gleych wie all andere werck: on den glawben nicht geschehn mag.
geschicht [21] es aber [on yhn] ßo ists eyn laüter gleyssen vnnd scheyn̄n̄.8
Nach dem glawben [22] mugen wyr nichts großers thun. dann gottis lob. ehre.
namen preyßen. [23] p̄digen. singenn vnnd allerley weyß erhebenn vnnd groß
machenn. Vnnd wie [24] wol ich droben gesagt vnnd war ist. das9 keyn
vnterscheid ist vnter den [25] werckenn wo der glawb ist vnnd wirckt. ßo ists
doch zcüuorstehn wan sie gegen [26] dem glawben vnnd seynem werck geachtet
werdenn. aber sie vntereyander zcu [27] mesßen. ist eyn vnterscheyd. vnnd eynß
hoher dann das ander. Gleych wie [28] ym leychnam. die glidmaß gegen die
gesuntheyt keyn vnterscheyd habenn:10 [29] vnnd die gesüntheyt [ynn] eynem11
gleych wirckt. wie ynn dem andern̄n̄.
ßo [30] seyn doch der glidmaß werck vnterschiden. vnnd eynß hoher12 edler
nützlicher [31] dann das ander. Alßo auch hie Gottis ehre vnnd namen preyßen.
ist besßer [32] dann die folgend werck der andere gepott. vnnd müß doch ynn dem
selben [33] glawben gahen. da alle ander ynne gahn: Ich weyß aber wol das ditz
[34] werck gering geacht.13 datzu unbekant ist wordenn: drumb wollen wyrß
weyter [35] ansehen vnnd14 lassens gnug gesagt [seyn] das solchs werck soll
geschehn. ym
[Seite 243]
[ 3 hilfft 5
sagt fehlt 7 Czum neuntzehenden]
[1] [B6b]
glawben vnnd zcuuorsicht es gefalle gott woll. Ja es ist keyn werck. [2]
darynne man ßo eben empfindt vnnd fulet die zcüüorsicht vnnd glawben. alß [3]
[ynn] gottis namen ehren.1 vnnd hilff seher2 den glawben3 sterckenn̄
vnnd4 [4] mehrenn: wie wol alle werck helffen auch darzcǔ Wie Sanct Petrus
sagt. [5] 2. Pet. 1. sagt. lieben bruder. habt5 vleyß. das yhr. dürch gute
werck: ewre [6] beruffung vnnd er welung gewiß machett
[7] .19.
Gleych wie das erst gepott vorbeütt. wir sollen̄n̄6
keyn andere [8] Gotter haben̄n̄. vnnd7 daründer gepeǔtt wir sollen. eynen. den rechten
gott [9] haben̄n̄8 durch eynen festen glawben. trawen. zcuuorsicht. hoffen
vnnd lieb [10] wilchs [alleyn] die werck seyn. da mit man eynen Gott. haben
ehren vnnd [11] behalten mag. dann mit9 keynem anderenn̄
werck. mag man gott erlangenn. [12] odder vorliren. dan̄n̄
alleyn mit glawben odder vnglawben. mit trawen odder [13] zcweyfelln̄
der andernn werck reychet10 keyns nit. biß. zcu gott..
[14] Alßo
auch. ym andern̄n̄ gepott. wirt vorbotten. wyr sollen̄
seynen namen [15] nit vnnütz braüchen̄n̄:
Doch will das nit gnug seyn. ßondern̄n̄
wirt daründer [16] aüch gepotenn. wir. sollen̄ seynen̄.
namen ehren. anruffen. preyßen. p̄digenn [17] vnnd loben̄n̄.
Vnnd zcwar ists nit muglich: das Gottʃ namen sollt11 nit [18] vorünehret werden̄n̄ wo
er nit recht geehret wird. Dann ob er schon mit [19] dem münd knye pogen kusßen
odder ander geperdenn wirt geehret. ßo das nit [20] ym hertzen dürch den
glawben. ynn gottʃ hulde zcuuorsicht
geschicht. ist es [21] doch nichts dann eyn Scheyn vnnd farbe der gleyssenerey.
Nu sich wie [22] mancherley gutter werck der mensch mag ynn dißem gepott. alle
stund thün. [23] vnnd nȳmer on gutt werck dißes [C1a] gepotts seyn ßo er will. das
er für [24] war. nit weyt darff wallenn. odder heylig stett suchen̄n̄.
Dann sag an [25] wilch aügen blick mag vorgehn: darynnen wyr nit on vnterlaß
gottis gütter [26] emphahenn̄. odder aber. boße widderwertickayt [leyden]? Was seyn aber
[27] gottis gutter [12 vnnd widderwertickayt] anderß. dan̄n̄
stettige. vormanūg vnnd [28] reytzung. Gott zcu loben ehren vnnd
gebenedeyen. yhn vnnd seynen namen [29] an zcǔruffen̄n̄?
Wan du nü aller dinge müssig werest. hettestu nit gnüg [30] zcüschaffenn alleyn
an dißem gepott. das du gottʃ namen on vnterlaß. gebenedeyest. [31] süngest. lobist vnnd
ehrest? Vnnd wo zcu ist die zcung. stym. [32] sprach vnnd der mūd. anders
geschaffenn? wie p̄s̄. 50. Herr thu auff13 meyne [33] lippen. das meyn münd müg
vorkunden̄ deyn lob. Item. Meyn zcung soll [34] erhebenn. deyn
barmhertzikayt Was ist ym hymel fur eyn werck. dann dißes [35] andern̄n̄
gepottis. Wie am14 .83. p̄s̄ stett. Selig seyn. die do wonen ynn [36] deynem haüß: sie
werden dich loben ewiglich Alßo sagt aüch David am [37] 33 p̄s̄.
Gottis lob soll seyn alzceyt ynn meynem muende. Vnd S Paul9
[Seite 244]
[ 8 Czum .xx.
12 gott fehlt]
[1] .1. Cor.
x.1 yr esset odder trincket. odder thut ettwas anderß ßo thut es allis [2] Gott
zcu ehren̄n̄ Item Colo. 3. alles was yhr thut es sey2 mit worten [3]
odder werckenn. thut es. ynn dem namen vnßers herrn̄
Jhū Chrī.. Gott [4] dem Vatter zcu lob vnnd danck
[5] Wenn wyr
dißes wercks war nehmen. ßo hetten wyr hie auff erdenn. [6] eyn hymelreych.
vnnd alle zceyt gnǔg zcu thün. gleych wie die seligen ym [7] hymell3
[8] 20 Da her
kompt das wunderliche [vnnd recht] vrteyll Gottis. Das zcu [9] weyllen. eyn
armer4 [C1b] mensch. Dem niemand ansehen kann. vill vnnd [10] große werck. bey
yhm selb. ynn seynem haüß Gott [frolich] lobet5 wenn [11] es yhm wol geht odder
mit gantzer zcuuorsicht anrüfft. ßo6 yhn ettwas anstosset [12] vnnd da mit. eyn
großer vnnd gott angenehmer werck thut. dann eyn [13] ander. der vill fastett.
bettet. kirchen̄n̄ stifft. wallferet vnnd hie vnd da sich [14] mit grosßen
thaten bemühet:7 hie geschicht dem selben narrenn. das er das [15] maull vff
sperret. vnnd nach grosßen werckenn siht.8 ßo gar vorblendet. das [16] er dißes
großten wercks auch nȳmer gewar wirt, vnnd Gott loben. ynn seynen [17] augen gar
eyn kleyn ding ist. fur den grossenn bildenn seyner eygen erdachten [18] werck:
ynn wilchen er villeicht sich mehr dann gott lobet. odder yhe yhm selb [19]
eynen woll gefallenn drynnen habt mehr dann ynn gott. vnnd alßo mit gutten [20]
wercken stürmet. widder das ander. gepott. vnnd seyne werck. gleych wie der
[21] pharisȩus ym Euangelio: vnnd der offenbar ßünder. dißes alles. eyn
ebenbild [22] gebenn̄ dan̄n̄ der sunder ruffet gott an. yn seynen sundenn9 lobet yhn.
vnnd [23] traff die zcwey hochsten gepot. den glawben vnnd gottis ehre. der
gleyssener [24] feylet yhrer beyde. Vnnd pranget daher. mit andern̄n̄
guten wercken durch [25] wilch er sich selb vnnd nit got rümet. mehr auff sich.
dann auff gott seynn [26] trawen setzet. Drumb ist er billich fürworffen. vnnd
jhener aüßerwelet. Das [27] macht alles: das yhe hoher vnnd besser die werck
seyn. yhe weniger sie gleyssenn: [28] Dartzü das eyn yderman die selben10 vor
meynt leychtlich zcuthun die weyll [29] man siht fur augen. das niemant ßo fast
sich stellet [C2a] gottis namen [30] vnnd ehre preyssen, alß eben die. die es nȳmer
thün. vnnd mit solchem [31] gleyssenn: die weyl das hertz on glawben ist. dem11
kostlichen̄ werck eyn vorachtung [32] machenn̄:
das auch der Apostell Sanct Pauel Ro. 2. thar frey sagenn. [33] das die gottis
namen am meysten lesteren̄n̄. die von dem gesetz gottʃ sich [34] rümen: Dan̄n̄
gottis namen zcu nennen. vnnd seyn ehre auffs papyr vnnd [35] an die wend zcu
schreyben: ist leycht geschehenn aber. yhn grüntlich loben [36] vnnd
gebenedeyen̄ ynn seynen wolthaten: vnnd anrüffen trostlich. ynn [allen]
[37] anstossen. das seyn12 furwar. die aller seltzamsten. hochsten werck nechst
dem
[Seite 245]
[ 11 fugen 12
Czum .xxi. 19 allergleisenisten 26 seyn fehlt]
[1] glawben̄n̄.
das wenn wyrs sehen soltenn wie wenig der seyn ynn der Christenheyt. [2]
mochtenn wyr vor iamer vor zcagenn.. Vnnd doch ȳmer die weyl1 sich [3]
mehrenn die hoch hübsch vbirgleyssende werck. die menschen er dacht habenn. [4]
odder [die] disßen [rechten] wercken. an der farb gleych seynn2 ym gründ alls
[5] glawbloß. trewloß vnnd kurtz vmb nichts guts dahyndenn̄,
Alßo strafft auch [6] Isaias3 48. das volck von Israel. Horet yhr die yhr den
namen habt. alß [7] weret yhr Israel die yhr schweret bey dem namen gottis:
Vnnd gedenckt seyn.4 [8] noch ynn der warheyt noch gerechtickayt das ist das
sie es nit ym rechten [9] glawben vnnd zcuuorsicht theten: Wilch die rechte
warheyt vnnd gerechtickeyt [10] ist. ßondern̄n̄
traweten auff sich selb5 yhre werck vnnd vor mügen. Vnnd [11] doch gottʃ namen an rufften vnnd lobten. wilch sich nit zcu sammen fugett.
[12] [C2b]
:21. Szo ist nü das erste werck dißes gepottis Gott lobenn. ynn [13] allen
seynen wolthaten. der vnmeßlich vill seynn. das auch solchs lobs vnnd [14]
dancks billich keyn vnterlasß. noch ende seyn soll. Dann̄
wer mag yhn volkōmen. [15] loben. für das natürlich lebenn schweyg dann
für alle zceytlich vnnd ewige [16] gutter? vnnd alßo ist der mensch. mit dißem.
eynigen stuck dißes gepottis. [17] vbirschuttet mit güten [kostlichen] wercken.
wilche ßo er ynn rechtem glawben [18] vbet: ist er fur war nit vnnütz hie
geweßenn. Vnnd ynn dißem stuck sundiget [19] niemand ßo fast. alß. die aller
gleyssenischen heylligen̄n̄6 die yhn selbs wolgefallen̄n̄:
[20] sich gerne rhümen. odder yhe gerne horen. yhr lob ehre vnnd preyß [21] fur
der wellt
[22] Darumb
ist das ander werck. dißes gepottis. sich hüten flihen vnnd [23] meydenn. alle
zceytliche ehre vnnd lob. vnnd yhe nit suchen. seynen namen. [24] gerücht vnnd
groß geschrey. das yder man von yhm [sing vnnd] sag.. Wilchs [25] gar eyn
ferliche vnnd doch die aller gemeynste sund ist vnnd leyder wenig [26] geacht
Es will yhe yder man ettwas seyn7 gesehen werdenn. vnnd nit der [27] geringste
seyn. wie gering er ymmer ist. ßo tieff ist die natur vorboßet. ynn. [28] yhr
eygen gut dunckell vnnd [ynn8 yhr] selbs [eygen] vortrawen. widder [29] diße
zcwey ersten gepott.9
[30] Nü
achtet man diß grawßam laßter [in der wellt]. fur die hochsten [31] tügent: vmb
wilchs willen vbir aüß ferlich ist.10 heydenische bucher [und [32] historien]
zcu leßen odder horenn. denen. die nit vor woll seyn. ynn den gotte [33] [C3a]
gepotten [vnnd11 der heyligen schrifft historien] vorstendigett vnnd erfarenn.
[34] Dann alle heydenische bucher. seynd. mit dißer gifft. des lob vnnd [35]
ehre suchens gantz dürch machett: darynnen man. der blinden vornünfft nach.
[36] lernet. alß seyen das nit thetige odder theüre menschenn. noch werden
mügen. [37] die sich nit lassenn lob vnnd ehre bewegenn. Vnnd die fur die
besten geachtet
[Seite 246]
[ 18 Czum
.xxij.]
[1] werden.
die leyb vnnd leben. freünd vnnd gutt vnnd alles hyn dan setzen. [2] das sie
lob vnnd ehr eriagen̄n̄ Es haben alle heylige vetter vbir diß laßter [3] geclagt
vnnd eyntrechtlich beschlosßenn. das es das aller letzte laster sey zcu [4]
vbir wind: S. Augustin9 spricht. alle ander laster geschehn ynn boßen wercken.
[5] on alleyn die ehre vnnd1 eygen wolgefallen. geschicht. ynn2 vnnd von den
[6] guten werckenn. Darumb Wenn der mensch aber nit mehr zcu thun hett. [7]
dann diß andere werck dißes gepottis hett er dennoch seyn leben lang vbir [8]
heübt zcu schaffenn mit dißem laßter zcu fechten. das ßo gemeyn. ßo listig [9]
ßo behend vnnd thenisch ist aüß zcütreybenn. Nü lassen wyr ditz gütte [10]
werck alle3 steen: vnnd vben vnß ynn vilen andern̄n̄
geringeren̄n̄ guten [11] werckenn Ja eben durch andere gute werck dißes
vmbstossenn vnnd gantz vor [12] gessenn. alßo wirt denn der heylige name gottʃ durch vnßernn vorfluchten [13] namen [eygen] wolgefallenn̄
vnnd ehr suchenn: vnnütz angenōmen vnnd vorünehret. [14] der alleyn solt.
geehret werdenn: Wilch sund schwerer ist fur gott [15] dann todschlag vnnd
ehbruch. aber seyne boßheyt sicht man nit ßo wol. alß [16] des todschlags. vmb
seyner subtilickeyt willenn.4 dann sie nit ym groben [17] fleysch: ßondernn ym
geyst volnbracht wirt
[18] [C3b]
22. Es meynen ettliche. das es gütt sey fur jünge leütt. ßo ßie [19] mit rüm
ehre widderumb mit schanden vnnd schmach. gereytzt vnnd5 Wol [20] zcuthun
bewegt werden̄n̄. dan̄n̄ vill seyn. die6 gutt thun vnnd [vbell] lassen [21] vmb
furcht der schande vnnd liebe der ehre. das ßie sonst ynn keynen weg [22]
theten odder lißen: Die laß ich ßo hallten̄n̄.
Aber wyr suchen itzt. wie [23] man [recht] gutte werck thun solle. vnnd die da
zcü geneygt seyn. durffen furwar [24] nit. das sie mit furcht der schande vnnd
lieb der ehre getrieben werdenn̄. [25] ßondern̄n̄
sie habenn vnnd sollen [haben] eyn hoher7 vnnd vill edler treyben. [26] das
ist.. Gottis gepott8 Gottis fürcht: Gottis wol gefallenn̄:
vnnd yhrr [27] glawbe vnnd lieb. zcu Gott. Wilch diße treybung nit haben odder
nit achten̄: [28] Vnnd lassen sich schand odder ehre treyben: die nemen
auch da mit yhren [29] lon. wie der herr sagt. Matt. 6. vnnd. wie das treyben
ist. ßo ist auch das [30] werck vnnd der lohn. keyniß nit gutt dann alleyn. fur
den aügen der wellt.
[31] Nu acht
ich man kund eyn Jüngk [mensch]. ßo leycht gewenen vnnd [32] treyben mit gottis
furcht vnnd gepotten: alß mit keynem andern̄n̄
Doch wo dasselb [33] nit will helffenn: müßen wyr sie düldenn das sie9 durch
schand vnnd ehr [34] willen̄. gutis thün vnnd boßes lassenn. gleych wie wyr dülden
müssen10 [35] auch boße menschenn̄ odder die vnüolkōmend.
von denen droben gesagt ist [36] kundenn auch nit mehr [Datzü] thün dann yhn
sagen: wie yhr thun nit [37] gnugsam vnnd recht fur gott sey: vnnd ßie ßo
lassenn. diß sie lernen aüch [38] vmb gottʃ gepotts willen recht thün gleych wie die jungen kinder mit
gaben
[Seite 247]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 5 Czum
.xxiij. 31 loben fehlt 35 Czum .xxiiij.]
[1] vnnd
vorheyssen. der eldernn̄ [C4a] gereytzt werden. zcu beten. fasten. lernen &c.
[2] das doch nit gutt were.1 yhr lebelang zcu 2 treybenn̄
vnnd nȳmer lernen̄. [3] ynn gottis furchten gutt thun, Vill erger ßo sie vmb
lobs vnnd ehre willenn [4] gutt zcu thun gewoneten
[5] 23. Das
ist aber war. das wyr müssen dennoch eynen guten namen [6] vnnd ehre haben̄n̄.
Vnnd soll sich yderman ßo hallten̄, das man nichts vbels [7]
von yhm sagen3 müge. noch yemand sich an ym ergere. Wie S. Paul9 [8] Sagt Ro.
12.4 Wyr sollen vleyß haben das wyr guttis thun. nit alleyn fur [9] gott.
ßondern̄n̄ auch fur allen menschen. Vnnd 2 Cor. 4.5 Wyr hallten vnß
[10] [ßo] ehrlich: das keyn mensch nit anderß von vnß wisße, Aber hie müß [11]
großer vleyß vnnd fursichtickeyt seyn: das die selbe ehre vnnd guter name. das
[12] hertz nit auff blaße. vnnd [yhm] eyn wolgefallen [drynne] mache. Vnnd hie
[13] geht der spruch Salomonis. Wie6 das fewr ym offen beweret das gollt. ßo
wirt [14] der mensch beweret. durch den mūd. des der yhn lobet.. Wenig
vnnd gantz [15] hochgeystliche menschen mussen das seyn: die ynn ehre vnnd lob.
bloß. gelasßenn [16] vnnd gleych bleybenn. das sie sich der selben nit an
nehmen: guttdunckell [17] vnnd gefallen drynnen haben̄n̄
ßondern̄n̄ gantz frey vnnd ledig bleyben.7 [18] alle yhr ehre vnnd
nahmen. alleyn gott zcu rechnen̄. yhm alleyn aüfftragenn:
[19] vnnd der selben nit anderß geprauchen dan̄n̄
gott zcu ehre vnnd dem nehsten [20] zcur pesserüng vnnd yhn selbs gar nichtz
zcu [eygenem] nütz8 odder vorteyll [21] [C4b] alßo das er sich seyner ehre nit9
vormesße odder erhebe. vber den aller [22] vntuchtigisten [vorachtisten]
menschen der auff erdenn seyn mag. ßondernn erkenne [23] sich: alß eynenn
knecht. gottis der yhm die ehre geben hatt. yhm vnnd [24] seynem nehsten da mit
zcudienenn. nit anders. dan̄n̄ alß hett er yhm befolenn. [25] ettlich guldenn. vmb seynen
willen auß zcu teylen den armen. Alßo sagt er [26] Matt. 5. Ewr10 licht soll
leüchtenn fur den menschen auff das sie11 sehen [27] ewr gute werck: vnnd ehr
wirdigenn12 ewrn̄ Vatter der ym hymell ist Er [28] spricht nit. ßie sollen
euch ehrwirdigen. ßondern̄n̄ ewr. werck. sollen nür yhnen [29] zcur besßerung dienen das
sie da durch gott. ynn euch vnnd ynn yhn selbs [30] lobenn.13 Das ist der
rechte praüch. gütis namen vnnd ehre: Wen gott da [31] durch [gelobt wirt]
durch anderer pesßerunge. Vnnd wo die leütt vnß wollen [32] loben vnnd nit gott
ynn vnß loben. sollen wyrs nit leyden. vnnd mit allen [33] krefften weren̄n̄
vnnd flihenn. alß vor der allerschweresten sund vnnd dieberey [34] gottlicher
ehre
[35] .24. Da
her kompt es das gott. vill mall lesßt eynen menschen: ynn14 [36] schwere sunde
fallen odder ligen. auff das er. fur yhm selbs vnnd yderman [37] zcü schandenn
werd.. der ßonst nit hett sich mocht enthaltenn fur dißem
[Seite 248]
[ 10 gegnugsam
23 duncken 37 Czum .xxv.]
[1] großen
laster der eytell ehre vnnd namen1 ßo er ynn großen gaben vnnd [2] tugenden
were bestand bliebenn. Vnnd gleych gott. mit [andernn schweren] [3] sunden..
dißer sund weren müß: das seyn heyliger name ynn ehren alleyn [4] bleybe vnnd
wirt alßo eyn sund der ander ertzeney. vmb [C5a] vnßer vorkereten [5] boßheyt
willen̄n̄. die nit alleyn [das] vbel thut. ßondernn̄
auch allis [6] guten miß praucht. Nu sihe wie vill der mensch zcu schaffen hab.
ßo er [7] will gute werck thun:2 die yhm alle zceyt.3 mit grossen haüffenn
vorhanden [8] ligen. vnnd allenthalben da mit vmbringt ist. Vnnd leyder fur
blindheyt sie [9] lessit ligenn vnnd andere. seynß dünckens vnnd wolgefallens
ersucht vnnd [10] folgett. das niemand gnugsam da widder redenn niemand gnügsam
sich dafür [11] hüten kan. damit haben alle p̱pheten zcu schaffen
gehabt. vnnd seyn alle drob. [12] er wurgett. alleyn darumb. das sie. die
selben eygen erdachten werck.4 vorworffen. [13] vnnd nǔr gottʃ gepott p̄digetenn der eyner5 Hieremias .7. spricht. [14] Alßo leßt
euch gott von Israel sagenn. Nemet hynn ewr offer vnnd thut [15] sie zcu
sāmen mit allen ewren̄ gabenn. vnnd fresset ewr opffer vnnd fleysch [16] selbs.
dann ich hab eüch von den selben nichts gepotenn. Szondern̄n̄
das hab [17] ich euch gepotten. yhr sollet meyne stym horen (das ist. nit was
euch6 recht [18] [vnnd gut] dunckt. ßondern̄n̄
was ich [euch] heysße.) vnnd wandelln ynn dem [19] wege: den ich euch gepotten
hab. Vn̄ deutro. 12. Du sollt nit thün was [20] dich recht vnnd gut
dunckt ßondern̄n̄ was deyn gott dyr gepoten hatt. Diße [21] vnnd der gleychen
vnzcelich spruch der schrifft seyn gesagt. den menschenn abzcureyssen. [22] nit
alleyn von den ßunden̄n̄: ßondern̄n̄ auch von den wercken die [23] sie gut vnnd recht duncketen
vnnd nür auff gottʃ gepott.
eynfeltiger meynǖg [24] zcu richten das sie der selben: alleyn. vnnd alle
zceyt. vleyssig warnehmen [25] wie. Exo.7 13. stett geschriebenn: Du sollt dyr
diße8 meyn [C5b] gepott. [26] lassen seyn. wie eyn malzceychen. ynn deyner
handt vnnd alßo eyn stettiger [27] furbild fur deynen aügen. Vn̄ p̄s̄.
1.. Eyn frum mensch. der redt [auch] mit [28] yhm selb von dem gepott gottʃ tag vnnd nacht. Dan̄n̄
wyr haben mehr dann [29] gnug vnnd zcuüill zcu schaffen. wen wir gottʃ gepoten alleyn sollen gnug [30] thun: Er hott vnß solch
gepott geben. wilch ßo wyr vorstehen: furwar keyn [31] augenblick durffen
mussig gehen. vnnd aller anderer werck wol vorgessen kund.
[32] Aber der
poß geyst. der nit ruget. wo et nit kan vnß. auff die lincken [33] seyten. ynn
die boßenn werck fürenn: ficht er auff der rechten seyten. durch [34] eygen
erdachte [scheynend] gute werck. widder wilchs gott gepoten hatt. Deutro 28.
[35] Josue .23. Ir sollt nit wancken von meynen gepotenn widder zcur rechten
[36] noch zcur lincken hand
[37] 25. Das
dritt werck. dißes gepottis. ist gottis namen anrüffen. ynn [38] allerley nodt.
dann das achtet Gott seynen namen geheyliget vnnd groß geehret.
[Seite 249]
[ 4 vrsach
gebe zu 5 vnnd vor seynen fehlt 13 deynen 18 anfechtung ein 31 Deutro .xxxiij.
36 ist er vbir]
[1] ßo wyr
yhn nennen vnnd anrüffenn. ynn der anfechtung vnnd nodt.: Auch [2] endlich das
die vrsach ist. warumb er vnß vill nodt leyden. anfechtüng auch [3] den tod
zcufügt: Darzcu noch yn vielen boßen ßündigenn neygungen leben [4] lessit. auff
das er da durch den menschen dring. vnnd große vrsach zcu yhm [5] lauffen.
schreyen vnnd seynen heyligen namenn anruffenn vnnd alßo diß werck [6] des
andern̄n̄ gepottis zcu erffullen̄n̄
wie er sagt p̄s̄. 49. Rüff mych an. ynn [7] deyner nodt ßo will ich dyr
helffenn: ßo solltü mich eyren. dann̄1 eyn opfer [8] [des] lobs
will ich haben. vnnd dasselb ist der weg da durch du magist kūmen [9] zcur
selickeyt. dan̄n̄ durch solchs werck. wirt der mensch gewar vnnd erferet.
[10] was gottʃ [C 6a] name sey:
wie mechtig er ist zcu helffen. allen die yhn anruffenn. [11] vnnd wechst da
durch faßt seher. die zcuuorsicht vnnd glawb. da mit [12] das erst vnnd hochst
gepott erfullet [Das hett erfaren̄ Daüid p̄s̄.
53. Du hast [13] mich erloßet von aller nodt. drumb will ich deynem namen nach
sagen vnnd [14] bekennenn. das er lieplich vnnd ßüß ist.. vn̄d p̄s̄ 90
Spricht gott. Ich will [15] yhn erloßen̄n̄.
darumb das er ynn mich hoffet. ich will yhm helffen. darumb [16] das er meinen
namenn erkennet hat.]
[17] Nü sich
wilcher mensch ist auff erdenn. der nit gnüg hett seyn leben [18] lang. auch an
dißem werck zcu thün? Dann wer ist on anfechtüngenn eyne [19] stund lang? Ich
will schweygen der anfechtüngen der widder wertickeyt. der [20] vnzcehlich vill
seyn. Ist doch auch das die ferlichst anfechtüng. wen keyn anfechtunge [21] da
ist. vnnd alles woll [stett vnnd] zcu gaht. das der mensch. ynn [22] dem selben
gottʃ nit vorgesße. zcü frey werde
vnnd mißprauch. der gluckseligen [23] zceyt. Ja hie bedarff er2 zcehen mal
mehr. gottʃ namen anrüffen.
den̄n̄ [24] ynn der widder wertickeyt. die weyl geschrieben stett.
p̄s̄. 903 tausent fallen [25] auff der linckenn seytenn vnnd
zcehen taussent auff der rechten seytenn Auch [26] ßo sehen wyr das. am hellen
tage. ynn allen mēschenn teglicher erfarung. das [27] grawsamer sund vnnd4
vntugen geschehen. wenn frid ist. alle ding wol feyll. [28] vnnd gute zceyt
ist. den̄n̄. ßo. krieg pestilentz kranckeyten vnnd allerley vngluck
[29] vnß beladen hatt. das auch Moses. seyn volck. besorgett. er wurd von
keyner [30] vrsach. gottʃ gepott
vorlassen. den̄n̄ das es zcuüoll5 zcu satt were vnnd zcu [31] üill ruge
hette. wie er sagt. Deutro 32. Meyn liebs volck ist reych [voll] vnnd [32] fett
wordenn. drumb hatt es widder seyner gott gestrebet. Der halben auch [33]
[Gott] dem selben vberbleyben ließ viel seyner feynd. vnnd wollt sie nit
vortreybenn. [34] aüff das sie nit ruge hetten. vnnd sich vben müßten. ynn gottʃ [35] gepotten zcuhallten wie Judic. 3. geschrieben stett
Alßo thutt er auch vnß: [36] wen er vnß allerley vngluck zcü fügt.. ßo gar
sorgfeltig ist vbir vnß [C6b] [37] das er vnß lere vnnd treybe. seynen namen6
ehren vnnd anruffen. zcuuorsicht [38] vnnd glawben̄n̄
gegen yhm gewinnen vnnd alßo die ersten zcwey gepott erfullenn
[Seite 250]
[ 1 Czum
xxvi. 26 allen den die 27 warhafftigiste 35 Czum .xxvij.]
[1] 26 Hie
handelln̄ nü die thorichten menschen ferlich.. vnnd ßonderlich. [2]
die eygen wirckischen heyligen̄n̄
vnnd was ettwas beßonderß seyn will.. da1 [3] leren sie sich segnen. der
bewaret sich mit briefen der leüfft zcu [den] weyßsagern̄n̄.
[4] eyner sucht diß der ander das damit sie nür dem vnfall entlaüffenn [5] vnnd
sicher seyn Es ist nicht zcur zcehlen. was teuffelsch gespenst. ynn dißem [6]
spiel regirtt. mit zcaübernn. beschweren. mißglawbenn das alles darumb
geschicht. [7] das sie nür gottis namen nit durffen. vnnd yhm nichts vortrawen̄n̄.
[8] Hie geschicht dem namen gottʃ vnnd beyden ersten gepotten. grosße vnehre das [9] man das
bey dem teuffell. menschen odder creaturen sucht. das alleyn bey [10] gott.
durch eynen reynen bloßen glawben zcüüorsicht vnnd frolichs erwegen2 [11] vnnd
anruffen seyns [heyligen] namen. sollt gesucht vnnd gefundenn werden̄n̄.
[12] Nu3
greyff du es selb mit4 der hand ob das nit eyn große tolle vorkerung [13] ist:
dem teuffell5 Menschen vnnd creatüren: müsßen sie glawben vnnd [14] sich zcu
yhn das beste vorsehen: vnnd on solchen glawben vnnd zcuuorsehen. [15] hellt
vnnd hilfft nichts. Was soll doch der frum trew gott entgellten. das man [16]
yhm nit auch ßo vill odder mehr glawbt vnnd trawet. denn dem menschen [17] vnnd
teüffell: ßo er doch nit alleynn zcüsagt hülffe vnnd gewisßen beystand. [18]
ßondernn auch gepeüt desselben zcu uorsehen vnnd allerley vrsach gibt vnnd [19]
treybt zcu solchem glawben vnnd trawenn ynn yhn zcu setzen̄n̄?
[D 1a] Ist [20] das nit cleglich [vnnd] zcür parmen. das. der teuffell [odder
mensch6] der [21] nichts gepeütt. auch nicht dringt. ßondern̄n̄
alleyn zcusagt vnnd vorspricht. 7 [22] vbir gott gesetzt. der do zcusagt.
dringt vnnd gepeütt. vnnd mehr von yhm. [23] denn von Gott selber gehallten.
wirtt? Wyr solten vnß billich schemen. vnnd [24] von denen exempell8 nhemen.
die dem teuffel odder menschen trawen: dann [25] ßo der teüffell: der doch eyn
boßer lügenhafftiger geyst ist: hellt glawben [26] allen die mit yhm sich
vorpindenn̄.. Wie vill mehr. ia alleyn der [aller] [27] gutigiste
warhafftiger gott: wirt glawben halten ßo yemand yhm trawett.. [28] Eyn reycher
man trawet vnnd vorlessit sich aüff seyn gellt vnnd gutt. [vnnd [29] es hilfft
yhm.] vnnd wyr wollen nit trawen̄ vnnd vnß vorlassen aüff den
[30] lebendigen gott: das er vnß helffen wolle odder müge. Man spricht gutt
[31] macht müt.* das ist war:9 wie Baruch..3.10 schreybt. das gollt sey eyn
[32] ding da die mēschen sich auff vorlassen. Aber. gar vill großer ist
der müt. [33] den da macht das hochst ewig gütt. aüff wilch sich nit
mēschen. ßondern̄n̄ [34] alleyn gottis kinder:11 vorlassenn̄
[35] 27. Wenn
nü schon dißer widderwertickeyt keyne vnß zcwünge gottʃ [36] namen anzcüruffenn vnnd yhm zcü trawenn. ßo were doch
wol die sünd [37] alleynn [vbrig] gnügsam vnß ynn dißem werck zcu vben vnnd
treyben̄n̄: dan̄n̄
[Seite 251]
[ 6/7 rhum
vnd eygen 20 Czum .xxviij. 24 wilchen auch begriffen]
[1] die sünd
hatt vnnß. vmbleget1 mit dreyerley starckem großem here. Das erst [2] ist vnßer
eygen fleysch:. das ander die wellt. das dritt der boße geyst. dürch [3] wilche
wyr on vnterlaß getrieben vnnd angefochten werden, da mit vnß Gott [4] vrsach
gibt on vnterlaß gutte werck zcu thun das ist. mit den selben feyndenn [5] vnnd
ßundenn streyten̄n̄ [D 1b] das fleysch. sücht lüst vnnd ruge.. die wellt [6]
sücht gütt. günst gewallt vnnd ehre. der boße geyst sücht hoffart rhüm2 [7]
eygen wolgefallenn̄ vnnd anderer leütt vorachtung. Vnnd seyn diße stück
allesampt [8] ßo mechtig das eyn iglichs für sich selb gnügsam ist. eynenn
menschen [9] zcu bestreytenn̄. Vnnd wyr sie doch ynn keynen weg nit vberwinden mügenn.
[10] dann̄ alleyn. mit anruffen des heyligen gottis namen. ynn eynem
vhesten [11] glawbenn Wie Salomon p̱üer. 18. sagt. Der name
Gottis ist eynn fester [12] thürnn: der glewbige fleücht dahynn: vnnd wirtt
vbir alles erhabenn̄.3 Alßo [13] David p̄s̄4.
115. Ich will den heylsamen kilch trincken vnnd Gottis namen [14] anruffenn.
Item p̄s̄. 17. Ich will mit lob5 Gott anruffen. ßo wird ich von [15] allen
meynen feynden behallten werdenn̄: diße werck vnnd die krafft
des gottlichen [16] namenß ist vnß vnbekantt wordenn. darumb das wyr seyn nit
gewonet. [17] noch nie mit sündenn ernstlich gestrittenn. vnnd seyns namenß nit
bedürfft [18] habenn̄ das macht. wyr seyn.6 ynn vnßernn eygen erdachten wercken
alleyn [19] geübt. die wyr durch vnßer krefft haben thun mügenn
[20] .28. 7
Auch seyn dißes gepottis werck. das wyr nit schweren. fluchen. [21] liegen.
[triegen]. zcawbernn. sollen8 mit dem heyllgen namen gottis. vnnd [22] andere
mißpreuch treyben. das dann fast grob stuck seyn vnnd yder man wol [23]
bekantt. wilche ßund man fast alleyn. ynn dißem gepott gep̄diget
vnnd vorkundigt [24] hatt [D 2a]9 Inn wilchen10 begriffenn ist. das wyr auch
werenn [25] sollenn andern̄n̄.11 liegen schweren. triegen fluchenn. zcawbern̄n̄12
vnnd andere [26] weyß mit gottʃ namen ßundigenn. darynnen aber vill vrsach gebenn werden. [27]
guttis zcuthün vnnd boßis zcuwerenn: Aber das grossest vnnd aller schwerist
[28] werck [dißes gepottis] ist. Schutzen den heyligen namen gottʃ widder alle die [29] seyn miß praüchen geystlicher weyße:
vnnd yhn aüß preyten vnter die alle. [30] dann das ist nit gnüg: das ich fur
mich selbs. [vnnd ynn myr selbs] gottlichen. [31] namen lobe. [vnnd anruffe]
ynn gluck vnnd vngluck. Ich muß erfur tretten. [32] vnnd vmb gottis ehre vnnd
namen willen auff mich laden feyntschafft aller [33] mēschen wie Christüs sprach
zcu seynen jungernn. Es werdenn euch feynd [34] seyn vmb meynß namens willen.
alle menschenn. Hie müßen wyr vatter13 [35] mutter vnnd die besten freund
ertzürnenn. Hie mußen wyr widder die vbirkeyten [36] geystlich vnnd weltlich
strebenn vnnd vngehorßam geschollten werden̄n̄.
[37] Hie mußen14 wyr. die reychen. gelereten. heyligen. vnnd alles was ettwas
[Seite 252]
[ 10 Czum
.xxviij. in manchen Ex., in anderen: Czum .xxix.]
[1] ist1 ynn
der wellt widder vnß erwecken̄n̄: Vnnd wie wol das ßonderlich [2] schuldig seyn zcu thun.
den gottʃ wortt zcu predigenn befolen
ist. ßo ist doch [3] auch eyn jglicher Christen darzcu vorpundenn. wo es die
zceyt vnnd statt [4] foddertt. dann wyr müsßen. fur. den heyligen namen Gottʃ setzen vnnd dargeben [5] alles was wyr haben vnnd mügenn.
vnnd mit der thatt beweyßen das [6] wyr Gott vnnd seynen nahemen ehre vnnd lob.
vber alle dingk lieben. vnnd [7] ynn yhn vber alle dingk trawen vnnd gütis
vorsehen [D 2 b] damit zcu bekennen [8] das wyr yhn fur das hochst gutt achten
vmb wilchs willen̄ wyr alle [9] ander gutter faren lassenn vnnd zcu setzen̄n̄
[10] .29. Hie
mußen wyr widder streben zcū ersten2 allem vnrecht.3 wo [11] die warheyt
odder gerechtickeyt gewallt vnnd nod. leydett: Vnnd mußen ynn [12] dem selben
keyn vnterscheyd der p̱sonen haben̄n̄:
wie ettlich thün die gar [13] vleyssig vnnd emßig fechten für das vnrecht das
den reychen. gewalltigen: [14] freünden geschicht. aber wo es dem armen odder
vorachten odder feynden geschicht [15] seyn sie woll still vnnd gedultig. diße
sehen den namen vnnd die ehre [16] gottis: nit ynn yhm selbs an. ßondernn durch
eyn gemalet glaß. vnnd mesßen [17] die warheyt odder gerechtickeyt. nach den p̱sonenn.
Vnnd werden nit gewar [18] yhres4 falschen aüges: das do mehr sicht auff die p̱son
dann auff die sach. [19] das seyn heüchler ynn der haütt. vnnd füren nür eynen
scheyn. die warheyt [20] zcu schutzenn: dann sie wol wissenn. das es on
ferlickeyt ist. wo man den [21] reychen. gewalltigen. gelereten. freunden
beystett. vnnd kan der selben widder [22] genießen. [von yhn] beschutzt vnnd
geehret werdenn: Der massen ists gar leycht [23] zcu fechten widder das
vnrecht. das bapsten kunigen. fursten bischoffenn vnnd [24] andern̄n̄
grossen hanßen widder feret. Hie will eyn yderman der frümst seyn:5 [25] da es
nit ßo nott ist. O wie heymlich ist hie. der falsche Adam mit seynem [26]
gesüche: wie feyn deckt6 er7 seynes8 genieß geytz mit dem namen der warheyt
[27] vnnd gerechtickeyt. vnnd gottʃ ehrenn: Wo aber eynem armen vnnd geringen [28] menschen
ettwas widder ferett: da findt das falsch auge [D 3a] nit viel genieß: [29]
sicht aber woll die vngünst der gewaltigen drumb lesset9 er10 den armen [30]
wol vngeholffen bleybenn Vnnd wer mocht die menig dißes lasters ertzelen [31]
ynn der Christenheytt? Alßo spricht11 Gott am .81. psalmen. Wie lange [32]
richtet yhr ßo vn recht. vnnd seht auff die p̱son des vngerechten?
Richtett dem [33] armen vnnd weyßen seyne sach: vnnd dem elendenn vnnd
durfftigen foeddert [34] seyn recht. Erloßet den armen: vnnd [dem] vorlassen12
helfft von der gewallt [35] des vngerechten: Aber man thuts nit. drumb folget
auch daselben: Szie wissen [36] nichts vnnd vorsteen auch nichts. wandelln ym
finsterniß: das ist. die warheyt [37] sehen sie nit. ßondern̄n̄
alleyn hafften sie. ynn dem ansehen der großen. wie [38] vnrecht sie seynn
[erkennen auch die armen nit wie gerecht sie seynn]13
[Seite 253]
[ 1 Czum
.xxx. 3 yhre] yhe 34 Czum .xxxi.]
[1] 30. Sihe
da weren woll vill gutter werck vor handen̄n̄.
dann das [2] mehrer teyll: der gewalltigen. reychen [vnnd] freunden. thun
vnrecht: vnnd [3] treyben gewallt widder die armen. geringen vnnd
widderpartthen: Vnnd yhre [4] grosßer yhe erger. Vnnd wo man nit mit gewallt
werenn kann vnnd der [5] warheyt helffen. das man doch dasselb bekenne. vnnd
mit wortten darzcuthu: [6] den vngerechten nit zcufalle.1 yhn nit recht2 gebe
ßondernn die warheyt frey [7] eraüß sage, Was hülffs doch.3 ßo der mensch aller
ley guttis thett zcu Rom. [8] vnnd zcu allen heyligen stetten lieffe: alles
ablaß erwürbe: alle kirchen vnnd [9] stiffte bawet wo er hie schuldig erfunden
würd. ynn dem namen vnnd ehre [10] gottʃ: das er disßelb geschwigen vnnd vorlassen hett. seyn gutt.
ehre. gunst [11] vnnd freund. großer geacht. dann die warheytt: die gottis
namen vnnd er [12] selber ist. [D 3b] odder wer ist der. dem solchs gutte werck
nit teglich fur [13] seyne thur. vnnd ynn seyn hawß kumpt? das ym nit nott
were. weyt zcü [14] lauffen odder fragenn. noch gutenn werckenn. Vnnd wen wyr
der menschen [15] leben ansehen wie es ynn dißem stucke. an allen orten. ßo gar
schwind vnnd [16] leycht ferett. mussen wyr mit dem p̱pheten
ruffen omīs homo mēdax. . Alle [17] menschen seyn falsch4 liegen vnnd
triegen. Dan̄n̄ die rechten heübt gute werck [18] lassen sie an steen.5
schmücken vnnd ferben sich mit den geringistenn vnnd [19] wollen früm seynn:
mit stiller rüge gen hymell faren̄n̄
Sprichstu aber. [20] warumb thuts Gott nit alleyn vnnd selber. ßo er doch wol
kan vnnd weyß [21] eynem yden zcu helffenn. Ja er kanß wol. er6 wills aber nit
alleyn thun. [22] Er will das wyr mit yhm wircken vnnd thut vnß die ehre. das
er mit vnß [23] vnnd durch vnß seyn werck will wircken: Vnnd ob7 wyr vnß der
ehre nit [24] wollen geprauchen. ßo wirt erß doch alleyn aüß richtenn. den
armen helffen. [25] vnnd die yhm nit haben wollen helffen vnnd die große ehre
seyniß wercks vor [26] schmecht, wirt er sampt den vngerechten vordampnen alß
die. die es mit den [27] vngerechten. gehallten haben̄n̄
Gleych wie er alleyn selig ist. Er will aber [28] vnß die ehre thun. vnnd nit
alleyn selig seyn. ßondern̄n̄ vnß mit yhm selig [29] haben̄n̄..
Aüch wo erß alleyn thett. ßo weren seyne gepott. vnß vorgebenß [30] gesetzt.
die weyll niemand vrsache hette sich zcu vbenn.8 ynn denn [31] großen wercken̄n̄
derselben gepott. wurd auch niemand vorsuchen ob er Gott [32] vnnd seynen namen
für das hochst gutt achtett. vnnd vmb seynen willen alles [33] zcu setzet
[34] [D 4a]
31. Desselben wercks ist auch. widderzcustreben. allen falschen [35]
vorfurischen. yrrigen. ketzerischen leren. allenn mißprauch. geystlicher
gewallt: [36] Das ist nü vill hoher. dann die selben fechten. eben mit dem
heyligen gottis [37] namen. widder gottis namen: der halben es eynen grossen scheyn
hatt. vnnd [38] ferlich dunckt yhn widder zcu steenn die weyll sie furgebenn.
das wer yhn
[Seite 254]
[ 32 der
fehlt]
[1]
widderstrebt. der widderstreb gott vnnd allen seynen heyligenn. an derer statt
[2] sie sitzen. vnnd yhrer gewallt brauchen: sprechen das Chr̄9
von yhn gesagt [3] habe.. Wer euch horet der horet mich. vnnd wer euch voracht.
der vorachtet [4] mich: auff welche wortt sie sich gar starck lehnen.1 frech
vnnd kün werdenn: [5] zcu sagen. thun. lassen. was sie wollen̄
bannen. vormaledeyen. raüben. todtenn [6] vnnd alle yhre schalckeyt. wie sies
nür lüst vnnd erdencken mugen. on alle [7] hyndernisße zcu treyben̄n̄.
Nu hatt Chr̄9 nit gemeynt wyr sollen sie horen. [8] ynn allem was sie
sagen vnnd thun ßondernn. wen sie seyn wortt das Euāgeliū. [9] nit
yhr wortt seyn werck. vnnd nit yhr werck vnß furhallten: Wie [10] mochten wyr
ßonst wisßen. ob yhr lügen vnnd sund zcu meyden weren. Es [11] muß yhe eyn
regell habenn. wie fernn sie zcu horen vnnd yhn zcu folgen [12] sey: wilch
regel nit von yhn ßondernn von Gott vber sie gesetzt seyn müß. [13] dar nach
wyr vnß zcu richten wissen wie wyr horen werd ym vierden gepott
[14] Nu muß
es alßo seyn. das auch ym geystlichen stand das mehrer teyll: [15] falsche lere
p̄dige.. vnnd geystlicher gewallt miß prauch. damit vnß vrsach
geben [16] werde [D 4b] dißes gepottis werck zcu thun.. vnnd wyr vorsücht
werdenn [17] was wyr gegen solche gottis lesterer: vmb gottis ehre willen thun
vnnd lassen [18] wollenn. O wen wyr hie2 frum weren wie offt müßten. die official
[19] büffen: yhren bapstlichenn vnnd bischofflichen bann vorgebens fellen? wie
[20] sollten die Romischen donner schleg ßo matt werden̄n̄?
Wie offt müßt mancher [21] das maül hallten̄: Dem itzt die wellt
müß zcu horenn? Wie wenig wurd [22] man p̄diger finden. ynn der
Christenheytt? Aber es hatt vbirhand genōmen.3 [23] was vnnd wie sies nur
furgebenn: muß alles recht seyn Hie ist niemant. der [24] fur gottis namen vnnd
ehre streytte Vnnd ich acht. das nit großer noch gemeyner [25] sünd ynn den
eußerlichen werckenn geschehe. dann ynn dißem stuck Es [26] ist hoch: [das]
wenig4 vorsteen. Dartzu mit gottʃ namen. vnnd gewallt [27] geschmückt. ferlich anzcügreyffen5
Aber die p̱pheten vor zceyten. seyn meyster [28] darynn geweßen. Auch
die Apostellenn ßonderlich sanct Pauel. die sichs gar [29] nichts ließen
anfechten. obs der vbirst odder vnterst priester. gesagt6 ynn gottʃ [30] odder seynem [eygen] gethan hetten. Szie namen der
werck vnnd wortt war [31] vnnd hielten sie gegen gottʃ gepott. vnangesehen. ob es der große hans odder [32] der
kleyne nickell gesagt.. ynn gottʃ odder menschen namen gethan hette. [33] Darümb müsten sie
auch sterbenn: Dauon zcu vnßernn zceyten vill mehr zcusagen [34] were. Dann es
itzt vill erger ist. aber Christus vnnd Sanct Peter vnnd [35] Pauel mussen das
alles mit yhrenn heyligen namen deckenn das keyn schendlicher [36] schand
deckell auff erden kūmen ist. dann eben. der aller heyligist.
hochgebenedeyet [37] namen Jhū Christi Es mocht eynem fur dem leben
grawen. [38] alleyn des miß-[D 5a] prauchs vnnd7 lesterung halben. des heyligen
namen [39] gottis vnter wilchen wyr (. ßo er lenger weren soll .) ich besorg
den teuffell
[Seite 255]
[ 4 die fehlt
35 derer]
[1] werden
offentlich fur eynen Gott anbetenn ßo gar vbirschwencklich grob gehet [2] die
geystliche gewallt vnnd die gelereten mit den sachen vmb. Es ist hoch zceyt [3]
das wyr Gott mit ernst bitten das er seynen Namen wollt heyligen. es wirt [4]
aber blutt kostenn̄: vnnd die die ynn der [heyligen] martern1 gutt sitzen. vnnd
[5] mit yhrem blüt gewonnen seyn. mußen widderumb selbs marterer machenn: [6]
dauon eyn ander mall mehr2
[7] Von dem
dritten Gepott3
[8] Zcüm
ersten. Nü haben wyr4 gesehen. wie vill gutter werck. ynn dem [9] andern̄n̄
gepott seyn: Wilche doch. an yhn selbs nit gütt seyn. ßie gehn dann [10] ym
glawben vnnd gottlicher hüld zcüüorsicht, Vnnd wie vill wyr zcu thun [11]
habenn. ßo wyr dißes gepottis alleyn warnehmenn5 Vnnd leyder vill mit [12] andernn
wercken vmbgehen die dißes gar keynen vorstand haben̄n̄ Nü
folget [13] das dritte gepott. Du sollt den feyrtag heyligen̄n̄ In
dem Ersten ist gepotten [14] wie sich vnßer hertz gegen gott haben soll mit
gedancken. ym andern̄n̄ wie sich [15] der mund mit worten. ynn dißem dritten wirtt
gepotten wie wyr vnß gegen [16] Gott sollen hallten. ynn werckenn [D 5b] vnnd6
das ist die erste vnnd rechte [17] taffell Mosi. ynn wilcher dieß drey gepott7
beschriebenn seyn vnnd den [18] menschen regieren auff der rechten seyten. das
ist: ynn den dingen die gott [19] an langen. vnnd ynn wilchen gott mit yhm vnnd
er mit gott zcu thün hatt. [20] on mittell yrgent eyner Creatüre: Die ersten
werck dißes gepottis: seyn grob [21] vnnd synlich die wyr gemeyniglich heyssenn
gottis dienst: alß da seyn: meß [22] horen, betten, p̄diget
horen an den heyligen tagenn. Nach der meynǖg seyn [23] gar wenig werck
ynn dißem gepott.. Dartzü wo sie nit ynn gottis hülden [24] zcüüorsicht [vnnd
glawben] gahn. seyn sie nichts wie droben gesagt ist, derhalben [25] es aüch
wol gutt were. das wenig heyliger tage weren, seyntemal yhre [26] werck zcu
vnßern̄n̄ zceyten̄n̄8 das mehrer teyl erger seyn. dan̄n̄
der werckell [27] tag: mit müssig gahn. fressen vnnd saüffen. spielen vnnd
andere boßer thatt: [28] Vbir das. die meß vnnd p̄diget: on alle
besßerüng gehoret werden̄: das gepett [29] on glawben gesprochenn. Es geht fast alßo
zcü das man meynet es gnüg [30] geschehen. wen wyr die meß9 [mit den augen.]
gesehen. die p̄diget [mit den [31] oren] gehoret, das gepett. mit dem münd
gesprochenn haben.. vnnd gehen [32] ßo eußerlich oben hynn: dencken nit das10
wyr ettwas auß der mesße ynß [33] hertz empfahen. ettwas auß der p̄digett
leren vnnd behalltenn. ettwas mit dem [34] gepeett. suchen begeren vnnd gewartten̄n̄.
wie wol hie die großiste Schuld ist [35] der Bisschoffe vnnd priester odder11
denen die p̄diget befolen ist. das sie das [36] Euāgeliū nit p̄digenn.
vnnd die leütt nit lerenn wie sie. meß sehen. p̄digett
[Seite 256]
[ 4 wyr vor
aber fehlt 8 newes 20 nie] nur 23 nit vor glewbist fehlt 38 danck]
[1] horen
vnnd beten sollen̄n̄ [D 6a] Drümb wollen wyr die selben drey werck [2] kürtzlich
außlegen
[3] Zcüm
andern̄n̄. In der meß ist nodt. das wyr auch mit dem hertzen [4]
dabey seyn.1 dann seyn wyr aber da bey. Wann̄ wyr den glawbenn ym
[5] hertzen vbenn. Hie müßen wyr die wortt Chrī ertzelen. da er die mesß
eynsetzt [6] vnnd spricht. Nemet hyn vnnd esset. das ist meyn leychnam. der für
eüch [7] geben wirtt desselben gleychenn.2 vbir denn kilch. Nemet hyn. vnnd
trincket [8] alle draüß. das ist eyn newe [ewiges] testament. ynn meynem blut
dar fur [9] euch vnnd fur viel vorgossen wirt. zcu vorgebüng der sünd. das
sollt yhr thün [10] alß offt yhrs thut. zcu meynem gedechtniß In dießen wortten
hatt3 [11] Chrūs yhm eyn begencknis odder Jartag gemacht teglich [yhm
nach] zcu [12] hallten̄n̄ [ynn aller Christenheyt]. vnnd hatt eynn herlich reych groß
testament [13] dazcǔ gemacht.4 darynnen bescheydenn vnnd vorordnet. nit
zcinß gellt odder [14] zceytlich gütt: Szondern̄n̄
vorgebung aller sünd. gnad vnnd barmhertzickeyt. [15] zcüm ewigen lebenn̄
das alle die: zcü dißem begenckniß kūmen: sollen haben [16] dasselb
testamentt: vnnd ist drauff gestorbenn5 da mit solch testament bestendig [17]
vnnd unwidderufflich worden̄n̄ ist. Des zcum zceichen vnnd vrkund: [18] an statt brieffs
vnnd Sigell: hatt er seynen eygen leychna9 vnnd blütt hie [19] gelassen. vnter
dem brott vnnd weynn Hie ist nü nodt. das der mensch das [20] erste werck dißes
gepottis recht wol vbe. das er nie nit dran zcweyffell [21] [D 6b] es sey alßo.
vnnd laß yhm das testamentt gewiß seyn: auff das er [22] nit Chrm̄
zcu eynem lügner mache. Dan̄n̄ Was ists anderß ßo du bey der [23] messe stehist: vnnd nit
gedenckist. odder nit glewbist: das dyr all da6 Christus. [24] dürch seyn
testament beschiden vnnd geben hab vorgebung aller sünd. dann [25] alß
sprechstu. ich weyß nit odder glewbs nit. das war sey. das myr meyner [26] sund
vorgebung. hie bescheydenn vnnd geben ist? O wie vill seyn [itzt] messen [27]
ynn der wellt? wie wenig aber die sie mit solchem glawben vnnd prauch [28]
horen̄n̄? da durch Gott gar schwerlich ertzurnet wirtt: der halben
soll vnnd [29] kan auch niemant fruchtparlich bey der messe seyn er sey dann.
ynn betrübniß [30] vnnd begirden gottlicher gnadenn7 vnnd seyner sund gerne loß
were. odder [31] ßo er yhe in boßem fursatz ist. das er doch vnter der meß:
sich wandele vnnd [32] vorlangen gewynne dißes testaments. Drumb ließ man
vorzceyten keynen [33] [offentlichen] ßunder bey der mesße seynn Wann nu dißer
glawb recht [34] gehet. ßo müß das hertz von dem testament frolich werden vnnd
ynn gottis [35] liebe erwarmen vnnd zcur schmeltzen. Da folgett dann lob vnnd
danck mit [36] ßüssem hertzen. daüon heysset die mesß.. auff krichsch
Eücharistia. das ist: [37] dancksagüng: das wyr Gott loben vnnd dancken. fur
solch trostlich reych selig [38] testamentt gleych wie der danckt. lobt vnnd
frolich ist dem eyn gutt freund.
[Seite 257]
[ 4 dienen 9
selbs 16 sey wir szo gar vorblendet 20 darinne 23 vbirschwengtlichen]
[1] tausent
odder mehr guldenn bescheyden̄n̄ Wie wol es Chrō vill mal geht. gleych [2] wie denen..
die mit yhrem testament ettlich reych machenn. die1 yhr nȳmer
[3] gedenckenn. noch lob noch danck sagen. alßo [E 1a] gehn itzt vnßere
meßsenn:. [4] das sie nür gehallten̄ werd wissen nit wozcü odder
worümb sie diene drumb [5] wyr auch widder dancken noch lieben noch lobenn
bleyben dürr vnnd hartt [6] dabey. lassens bey vnßernn gepettlin bleybenn daüon
eyn andermal mehr
[7] Zcum
drittenn. Sollt nü die predigt nit anderß seyn dann die vorkundigung [8] dißes
testaments Aber wer kanß horen wenß niemant p̄digett?. [9] Nü
wissenß die selb nit die es p̄digen sollen̄. drumb ßo gehen die p̄diget
[10] spacieren. ynn. andere vntuchtige fabelln̄. vnnd wirtt alßo
Christüs vorgessenn. [11] Geschicht vnß. gleych wie dem. in 4 R. 7. das wyr
vnßer gutt sehen vnnd [12] nit genießen. daüon auch Eccs̄
sagt das ist eyn groß vbell. wo Gott eynem [13] reychtumb gibt. vnnd leßt ynn
der selben nȳmer genießen: Alßo sehen wyr. [14] der messen vnzcehlich
vill. vnnd wissen nit ob es eyn testament ditz odder das [15] sey. gerad alß
were es ßonst eyn gemeyn gutt werck fur sich selb. O Gott [16] wie seyn wyr
vorblendet. Wo aber solchs recht wirtt gep̄digett. da ist nott [17] das
man dasselb mit vleyß hore2 fasße behallte. offt dran gedenck. vnnd [18] alßo3
den glawbenn sterck widder alle anfechtung der sünde sie seyen vorgangen. [19]
kegenwerttig odder zcükünfftig. Sihe das ist die eynige Cerimonien [20] [odder
vbunge] die Chrūs eyngesetzt hatt: darynnen sich seyne Christen [21]
samlen. vben vnnd eyntrechtlich hallten sollenn̄. wilche er doch, nit
wie andere [22] Cerimonien4 hatt lassen. eyn bloß werck seyn. ßondernn̄
eynn [E 1b] reychen [23] vbir schwencklichen schatz dareyn gelegt. allen denen
zcu reychenn vnnd zcu [24] eygenn. die daran glawben̄n̄
diße p̄digett sollt5 dazcu reytzen: den ßundernn [25] yhr sünd leyd
machenn vnnd des schatzs begird anzcundenn darumb müß es [26] eyn schwere sund
seyn. die das Euāgeliū nit horenn: [vnnd] solchen schatz [27] vnnd
reychs mall da zcu sie geladenn werden. vorachtenn: Vill grosßer aber [28] ßund.
nit p̄digen das Euangeliüm: vnnd ßo üill volcks die das gerne
horeten. [29] vorterbenn lassen6.. ßo doch Chr̄9 alßo streng gepotten
hatt das Euāgeliū [30] vnnd ditz testament zcu p̄digen̄n̄:
das er aüch die meß nit will gehallten [31] habenn̄.
es sey dann das das Euāgeliū gep̄digt werde. wie er sagt: alß
offt [32] yhr das thut ßo gedenckett meyn da bey. das ist. wie S Paul9 sagt yhr
sollt [33] p̄digenn von seynem todt. Derhalben es erschrecklich [vnnd]
grewlich ist zcü [34] vnßer zceyten. Bisschoff pfarrer vnnd p̄diger
seynn: dann niemand kennet mehr [35] ditz testament. schweyg das sie es p̄digen
sollten.7 wilchs doch [ist] yhr hochste [36] vnnd eynige pflicht vnnd schullt.
Wie schwerlich werden sie rechenschafft geben [37] fur ßo vill seelenn. die
solchs p̄digens geprechen halben vorterbenn müsßenn
[Seite 258]
[ 10
zuerfullen 25 dann] aber 27 geben vor allen fehlt]
[1] Zcüm
Vierden̄n̄. Soll man betenn. Nit wie gewonheyt ist. vill bletter [2]
odder kornle zcehlen ßondern̄n̄ ettliche anligende nodt fur nehmen. die selben [3] mit
gantzem ernst begeren. vnnd darynnen̄1 den glawben̄
vnnd zcuuorsicht [4] [zu gott] alßo vbenn. das wyr nit dran zeweyfelln̄..
wyr werdenn erhorett. [5] Alßo leret [E 2a] Sanct Bernhardt seyne bruder vnnd
sagt Liebenn bruder. [6] yhr sollet ewr gepeett yhe nit vorachtenn̄
alß sey es vmbsonst: dann ich sag [7] euch furwar das ehr yhr die wortt
vollnbrengt. ßo ist das gepeett schon angeschriebenn [8] yhm hymell. Vnnd2
sollett der eyniß euch gewiß vorsehen zcu [9] Gott. das ewr gepeett wirtt
erfullet werdenn̄. odder ßo es nit erfullet wirt. [10] das euch nit gütt vnnd
nütz geweßen were zcürfüllenn Alßo ist das gepett. [11] eyne ßonderliche vbüng
des glawbens: der do gewißlich das gepeet ßo angenehm [12] macht. das es
entwedder gewißlich erffullett wirtt. odder eyn besßers. [13] dan̄n̄
wyr bitten3 da fur geben wirtt. Alßo spricht auch. S. Jacob.. [14] Wer do Gott
bittet: der soll nit zcweyfelln̄ ym glawbenn. dann ßo er
zweyfellt4 [15] ßo nehm yhm derselb mensch nit für. das er ettwas erlange von
Gott. [16] Das ist yhe. eyn clarer spruch. der stracks zcu vnnd absagt. wer nit
trawet [17] der erlangt nichts. noch das5 das er pittet. noch eyn bessers.
Solchen [18] glawbenn auch zcu erweckenn hott Chr̄9 Marci .xi. selbs
gesagt: Ich sag [19] euch alles das yhr bittett. glawbt nür. das yhrs empfahen
werdet. ßo geschicht [20] es gewiß. Vnnd Lücȩ .xi. pittet ßo wirtt
euch gegeben:: suchet ßo findt yhr. [21] klopffet an ßo wirt euch auffgethan:
dann wer do bittet der empfehet. wer [22] do sucht der findt. wer do anklopfft
dem wirtt aüff gethan.6 Wilcher Vatter [23] vnter euch: gibt seynem sün eyn
steyn ßo er yhn bittet umbs brott? odder7 [24] eyn schlangen. ßo er bittet. umb
eynen̄n̄ fisch? odder eynen scorpion. ßo er [25] bittet vmb eyn ey?
Szo yhr dann wisset wie yhr ewrn̄n̄
kindernn sollt [26] gute gaben gebenn̄.8 vnnd yhr selbs nit gütt
seytt von natur. wie vill mehr [27] wirtt ewr hymlischer Vatter geben eynen
gütten geyst geben allen die yhn [28] bitten
[29] Zcum
funften̄n̄: Wer ist ßo hartt vnnd steynern̄n̄.
den solch mechtige [30] wortt nit sollen bewegen mit aller zcuuorsicht. frolich
vnnd gerne zcü betenn? [31] Aber wie vill gepett müßt man auch reformierenn wo
man dießen wortten [32] nach: recht betten sollen̄n̄ Es
seyn itzt wol alle kirchen vnnd Closter voll [33] betenß9 vnnd singens: wie
gaht es aber zcu. das wenig besßerung vnnd nütz [34] daüon kompt. vnnd teglich
erger wirtt? Es ist keyn andere vrsach: dann die [35] S. Jacob9 anzceygt vnnd
sagt: yhr bittet vill. vnnd eüch wirt nichts. drumb [36] das yhr nit recht
bittet. dann wo dißer glawb vnnd zcuuorsicht ym gepett nit
[Seite 259]
[ 36
funckeln]
[1] ist da
ist das gepett1 todt2 vnnd nichts mehr dan̄n̄
eyn schwere mühe vnnd [2] erbeytt. fur wilche ßo ettwas geben wirtt: ists doch
nit anderß. dann zceytlicher [3] nütz on alle gutter vnnd hulff der selen [E
3a] ia zcu grossem schadenn [4] vnnd vorblendung der selen darynnen sie hyn
gahn: vnnd preppelln vill mit [5] dem münd. vngeacht. ob3 sie er er langen
odder begerenn [odder trawen] vnnd [6] bleyben. ynn solchem vnglawben vorstockt
alß ynn der ergisten gewonheyt [7] widder die vbung des glawbens vnnd natur des
gepettis
[8] Darausß
folgt: das eyn rechter better. nȳmer dran zcweyffelett. seyn
[9] gepett sey gewißlich angenehm vnnd. erhorett: ob gleych auch nit eben
dasselb [10] yhm geben werd. das er bittett: dann man soll Gott. die nott
furlegen ym [11] gepeett. doch nit yhm eyn maß. weisße. zcill odder statt setzen̄.
[ßondern] ob [12] er. es besßer odder anderß wolle geben dann wyr gedenckenn
yhm heym gebenn. [13] dann wyr offt nit. wissen. was wyr bitten: Wie S. Paul9
sagt Ro 8. vnnd [14] Gott hoher wirckt vnnd gibt. dann wyr begreyffen. alß er.
Eph. 3. sagt. das [15] alßo keyn zcweyffell sey des gepettis halbenn. es sey
angenhem vnnd erhoret. [16] vnnd doch Gott. die zceyt. stat. maß. vnnd zcill
frey lasße er werde es wol [17] machen. wie es seyn soll. das seyn die rechten
anbetter die yhn ynn dem geyst [18] vnnd der warheyt an betten: dann wilch nit
glawben das sie erhorett werden. [19] die ßundigenn. auff die4 lincke seyten
widder diß gepott. vnnd tretten zcu [20] sehr daüon mit dem vnglawben. wilch
aber yhm eyn zcill setzen. die ßundigen [21] auff die rechten seytten vnnd
tretten zcu nah hynzcü: mit gottʃ vorsüchen: ßo [22] hatt er es beyde vorbotten. das man5 nit
weyche von [E 3b]6 seynem gepott. [23] noch zcǔr lincken noch zcur rechten
hand. das ist. noch mit vnglawben noch [24] mit vor suchen. ßondernn. mit eynfeltigem
glawbenn. auff der richtigen strasß [25] bleybenn: yhm vortrawen vnnd doch nit
zcill setzenn
[26] Zcum
sechstenn. Alßo sehen wyr7 das diß gepott. gleych wie das ander: [27] nit
anderß seyn soll. dann eyn vbung vnnd treyben des erstenn gepottis. das [28]
ist8 des9 glawben. trawen. zcuuorsicht hoffnǖg vnnd lieb zcu Gott. das yhe
[29] das erste gepott ynn allen gepotten. der heübtman10 vnnd der glawb das
[30] heǔbt werck vnnd leben aller anderer werck sey on wilchen. (wie
gesagt:) sie [31] nit gütt mugen seynn Szo du aber sagist. Wie11 wenn ich nit
kan glawbenn. [32] das meyn gepett erhorett vnnd angenehm sey? Anttwortt. eben
darumb ist der [33] glawb. betten vnnd alle andere gute werck gepotten. das du
erkennen sollt. [34] was du kanst vnnd nit kanst. Vnnd wo du findst das du nit
kanst alßo [35] glawben vnnd thun. das du demutigk dich desselben fur gott
beclagist vnnd [36] alßo mit eynem schwachen süncklen des glawbens anhebst: den
selben teglich [37] mehr vnnd mehr. durch seyne vbung. ynn allem leben vnnd
wirckenn [zcü] [38] sterckenn.. dann. geprechen des glawbens. (das ist des
ersten vnnd hochsten gepottis.)
[Seite 260]
[ 38
ihenen itz]
[1] ist
niemant auff erden der seyn nit eyn groß stuck habe. Dann auch [2] die
heyligenn Apostell ym Euangelio vnnd fur nehmlich sanct Peter. waren [3]
schwach yhm glawbenn das [sie] auch Chrm̄ batten vnnd sagten. herr.
vormehre [4] [E 4a] vnß den glawbenn. vnnd er sie gar offt straffet. das sie
eynen [5] geringen glawben hetten. Drumb soltü nit Vorzcagen [nit] hend vnnd
füß [6] gehn lasßen. ob dü befindist. das du nit ßo starck glawbist. ynn deynem
gepett [7] odder andern̄n̄ wercken. alß du wol soltist vnnd woltist. Ja du solt Gott
[8] danckenn auß hertzen grund. das er dyr deyn schwacheyt. alßo offenbarett.
[9] durch wilch er dich leret vnnd vormanett. wye dyr nodt sey: dich zcü vben
[10] vnnd teglich sterckenn ym glawbenn. dann wie vill sihestü die da hyn gahn:
[11] beten. singen. leßen wircken. vnnd scheynen wie sie groß heyligen1 weren:
die [12] doch. nȳmer mehr. da hyn komen: das sie erkennen. wie2 es umb das
heübt [13] werck den glawben. bey yhn gethan sey: damit sie vorblendt sich vnnd
ander [14] leütt vorfurenn. meynen sie seyen gar wol drann bawen alßo heymlich
auff [15] den sand yhrer werck [on allen glawben]3 nit auff Gottis gnade vnnd
zcusagunge [16] durch eynen festen reynen glawben. Drumb haben wyr. die weyl
wyr [17] leben. es sey wie lang es woll alle hend voll zcu thün. das wyr dem
ersten [18] gepott vnnd dem glawbenn: mit allen werckenn vnnd leydenn schuler
bleybenn [19] vnnd nit aüffhoren zculernen̄n̄.
Niemant weyß. wie groß es ist. Gott alleyn [20] trawen dann wer es anfehet
vnnd4 mit werckenn vorsucht
[21] Zcum
Siebendenn. Nu sich aber mal. wan keyn5 ander gutt werck [22] gepotten were:
were nit das [E 4b] beten alleyn gnügsam. das gantz leben [23] des menschen ym
glawben zcu vben? Zcu wilchem werck dann ßonderlich [24] vorordenet seyn..
geystliche stend.6 wie dann vorzceyten ettliche Vetter tag vnnd [25] nacht
bettenn.7 Ja es ist freylich keyn Christen mensch der nit on vnterlaß [26] zcu
betten zceyt habe Ich meyn aber das geystlich betten. das ist. Niemant [27]
wyrt mit seyner erbeyt. ßo er will, ßo hartt beschweret er kann. ynn seynem
[28] hertzen da neben. mit Gotte redenn: yhm furlegenn seyne odder anderer
mēschen [29] nott. hulff begeren. bitten vnnd ynn dem allen seynen glawben
vben vnnd [30] sterckenn.8 das meynet der herr Lǔcȩ
18. da er sagt. man müß on vnterlaß [31] betten vnnd nȳmer
auffhoren. ßo er doch Matt. 6 vorpeütt vill wortt vnnd [32] langeß gepett. ynn
wilchen er die9 gleyßner straffett. nit das das mūdlich [33] lang gepett
boß sey. ßondernn̄. das nit das rechte gepett sey. das allezceyt geschehn [34]
muge. vnnd on des glawbens ynnerlich bitten nichts sey: dann das [35] eußerlich
gepett müßen wyr auch. zcu seyner zceytt vben: ßonderlich ynn der [36] mesße.
wie diß gepott foddertt: vnnd wo es furderlich ist: zcü dem ynnerlichen [37]
gepett vnnd glawben es sey ym haüß auff dem fellt: ynn dießem odder [38] jhenem
werck. daüon itzt nit zceyt ist10 mehr zcu sagen. dann das gehorett.
[Seite 261]
[ 20 weg sich
auff 29 wurmlin zu bitten]
[1] yn das
Vatter vnßer: darynnen alle bitte.. vnnd mündlich gepett. mit kurtzen [2]
worten begriffen seyn
[3] Zcüm
Achtenn. Wo seyn sie nü. die gute werck zcu wissen vnnd zcüthün [4] begerenn̄?
laß sie das [E5a] betten alleyn fur sich nehmen. vnnd ym glawben [5] recht
vben. ßo werden sie findenn das war sey. wie die heyligen Vetter gesagt [6]
habenn. das nit sey eyn erbeyt1 alß das betten̄ ist. Mūmelenn
mit dem [7] münd ist leycht: odder yhe leycht angesehen: aber mit. ernst des
hertzen. den [8] wortten folge thun. ynn2 grundlicher andacht. das ist.
begirdenn. vnnd glawbenn. [9] das es ernstlich begere. was die wortt hallten
vnnd nit zcweyfell. es [10] werd erhorett. das ist eyn große thatt. fur gottis
aügenn: hie werett der boß [11] geyst mit allen krefften. O wie offt wyrt [er]
hie die lüßt zcu beten vorhyndernn̄ [12] zceyt vnnd statt nit
lasßen. Ja aüch vill mall zcweyffel machen. [13] ob3 der mēsch wirdig sey.
eyn solche maiest. die Gott ist: zcu bittenn. vnnd [14] alßo vorwirrenn. das
der mēsch selb nit weyß ob es ernst sey das er bettet [15] odder nit: ob
es muglich sey. das seyn gepett angenehm sey. vnnd der selben [16] wunderlichen
gedancken vill dann er weyß woll wie mechtig4 wie wehe [yhm] [17] thüt [vnnd]
allen menschen nützlich sey. eyniß mēschen recht glewbigs gepett. [18]
drumb lesset erß nit gerne auffkǖmen: hie müß furwar der mensch5 weyß [19]
seyn. vnnd nit daran zcweyffelln das er vnnd seyn gepett vnwirdig sey fur [20]
solcher vnmeßlicher Maiestet; ynn keynen weg: auff seyn wirdickeyt vorlassenn
[21] odder vnwirdickeyt halben nach lassen. Szondernn müß gottʃ gepotts war [22] nehmen. vnnd yhm dasselb aüffruckenn. dem
teuffell entgegen bietenn vnnd [23] alßo sagen. vmb meyner wirdickeytt [willen]
nichts angefangen. vmb meyner [24] vnwirdickeyt [willen] nichts nachgelassen [E
5b] Ich bitte vnnd wircke alleyn [25] darumb. das Gott auß seyner blossen
gutte. allen vnwirdigen hatt zcugesagt [26] erhorüng vnnd gnad. Ja nit alleyn
zcugesagt.. ßondernn aüch auffs strengist. [27] bey seyner ewigen vngnad vnnd
zcornn. zcu beten. trawen vnnd nehmen. gepottenn [28] Ists der hohen maiestat
nit zcuvill gewest. solche seyne vnwirdige6 [29] würmlin7 bitten. trawen vnnd
von yhm nehmen.8 ßo thewr vnnd hoch [30] zcuuorpflichten. wie soll myrs zcuüill
seyn solchs gepott9 auffzcunehmen mit [31] aller freüd wie wirdig odder
vnwirdig ich sey: alßo muß man des teuffels [32] eyngeben. mit Gottʃ gepott aüß stossenn. ßo horet er aüff. vnnd sonst [33] nȳmer
mehr
[34] Zcum10
Neünden̄n̄: Was seyn aber die sachen vnnd noddürfft die man [35] dem
allmechtigenn Gott. ynn dem gepett. müß fürlegenn: vnnd clagenn11 [36] darynnen
den glawben zcu vben̄n̄? Anttwortt Es seyn zcū ersten: eyniß [37] iglichen
eygenn anligende nodt vnnd gedrenge.. dauon David. p̄s̄.
31. Du bist [38] meyn zcuflucht. ynn aller angist die mich vmgibtt. vnnd bist
meyn trost [zu
[Seite 262]
[ 34 dich
fehlt]
[1] erloßen]1
auß allem vbell das mich vmb ringt Item p̄s̄.
141. Ich hab gerüffen [2] mit meyner stymme zcu Gott dem herren̄n̄.
Ich hab mit meyner stymme [3] Gott gepetten. Ich wil aüß preyten fur seynen
aügen meyn gepett. vnnd [4] wills fur yhm. eraüß schutten: alls was myr anligt.
Alßo soll eyn Christen [5] mēsch ynn der mesß. yhm fur nehmen: Was er2
fület ym geprechen̄n̄. odder [6] zcu vill habenn. vnnd das selb [E 6a] alles frey
[fur Gott] eraüß3 schutten. [7] mit weynen vnnd winßlenn. wie er aüffs kleglist
mag. gleych alß fur seynem [8] trewen Vatter. der bereyt ist yhm zcu helffenn4
Vnnd weystu odder erkennistü [9] deyne nodt nit. odder hast nit anfechtüng. ßo
soltü wissen. das du am aller [10] vblesten dran bist. Dann das ist die großte
anfechtung das du dich. ßo vorstockt. [11] hartmütig. vnempfindlich erfindest.
das dich keyn anfechtung bewegt.5 [12] Es ist aber keyn besßer Spiegel.
darynnen̄ du deyn nott. ersehen kanst dann [13] eben die zcehn
gepott: ynn wilchen du findest. was dyr gepricht vnnd suchen [14] sollt.
Darumb. wo du findest. . an dyr eynen schwachen glawben wenig hoffnūg.6
[15] vnnd geringe lieb zcu Gott. Item das du Gott nit lobist vnnd ehrist [16]
ßondernn eygen ehr vnnd rüm lieb hast. der menschen gunst groß achtist. nit
[17] gerne meß vnnd p̄diget horist. faül bist zcu bethen:7 ynn wilchen stucken
[18] niemant nit geprechen̄ hatt ßo soltu diße geprechen. hoher achten. dann alle [19]
leypliche schaden. an gut ehre vnnd leyb. das sie aüch erger seyn dann der [20]
todt vnnd alle todliche kranckheytt vnnd die selben mit ernste. Gott fur legen.
[21] klagen vnnd hulff bitten. mit aller zcuuorsicht derselben wartten [E 6b]
das [22] du erhoret seyest. vnnd die8 hulff vnnd gnade: erlangen werdest. Alßo [23] gehe fort an. ynn die ander
taffell der gepott. Vnnd sihe. wie vngehorsam [24] dü [geweßen vnnd noch]
seyest. Vatter vnnd mutter vnnd aller vbirkeytt wie [25] du mit zcorn vnnd haß.
scheltwort dich gegen deynen nehsten vorwirckest. wie [26] dich vnkeuscheyt
geytz vnnd vnrecht thatt vnnd wortt gegen deynen nehsten anficht. [27] ßo
wirstu an zcweyffell findenn̄ das du9 aller nodt vnnd elend voll bist. [28] vnnd vrsach
gnüg habist. auch10 blutt tropffen zcu weynen. ßo du mochtist
[29] Zcüm
zcehendenn. Ich weyß aber wol das [yhr] vill ßo toricht seyn. [30] das ßie
solch ding nit wollen bitten. sie finden sich dann for[hyn] reyn. Vnnd [31]
achtens dafur Gott hore nit yemand. der ynn ßunden ligt Das machen alles. [32]
falsche p̄diger. die nit am glawben vnnd trawen zcu gottʃ hülden. ßondernn [33] an eygenen̄
wercken leren. an heben̄n̄: Sich du elender mēsch. Wenn dyr [34] eyn beyn zcu
prochen ist. odder eyn11 ferlickeyt leyplichs todts dich vberfellet: [35] ßo
ruffestü Gott. dißen vnnd den heyligen an: vnnd harrest nit ßo lang [36] biß.
dyr das beyn gesund werd. odder die ferlickeyt aüsß sey: Vnnd bist nit [37]
[ßo] nerrisch. das du denckist. Gott erhore niemantt: dem das beyn zcuprochen
[38] ist. odder ynn todlicher ferlickeyt ist Ja du achtest. Gott soll dann am
[Seite 263]
[ 3
demutickeit 4 senfftmutickeit 7 beten odder schreyen 8 frey fehlt 23 gehoret 37
eintrechtlich]
[1] meysten
erhoren̄n̄ [F 1a] wenn du ynn der grosten nodt vnnd angst bist Ey [2]
worümb bistu denn hie ßo nerrisch. da vnmeßlich großer nott ist vnnd ewiger [3]
schadenn:1 vnnd willt nit ehr vmb glawben. hoffnug. lieb. demüt gehorßam. [4]
keuscheyt. senfftmütt. frid gerechtickeyt bitten du seyest dan vorhynn on allen
[5] vnglawben: zcweyffell hoffart. vngehorsam. vnkeuscheytt. . zcornn. geytz
vnnd [6] vngerechtickeytt. ßo du doch. yhe mehr. du dich ynn dissen stücken
geprechlich [7] erfundest. yhe mehr vnnd vleysßiger du betten vnnd schreyenn
soltist. Alßo [8] blind seyn wyr. mit leyplicher kranckeyt vnnd nodt laüffen
wyr frey zcu Gott. [9] mit der selen kranckeyt. lauffen wyr von yhm. vnnd
wollen nit widder kūmen [10] wyr seyn dann vor gesund: gerad. alß mocht
yrgent eyn ander Gott seyn [11] [der dem leyb. vnnd eyn ander der dem geyst
helffen mocht] odder wyr selber [12] [ynn geistlicher nodt die doch grosßer dan
die leypliche ist] unß helffenn wollten. [13] das ist eyn teüfflischer rad vnnd
furnehmen Nit alßo lieber mensch: wiltü [14] von ßünden gesund werden. mustu
nit von Gott dich entzihen. ßondern̄n̄
vill [15] trostlicher zcu yhm laüffen vnnd yhn bitten. dan ßo dych eyn
leypliche nodtt [16] vberfallen hette.
Gott ist [den] ßondernn nit feynd. dann alleyn [den] vnglewbigenn [17]
das ist. die yhr sund nit erkennen. klagen2 noch hulff dafur, bey [18] Gott
süchen3. ßondernn durch yhr eygen vormessenheyt: sich selb vorhyn reynigen4
[19] seyner gnaden nit durffen wollen. vnnd yhn nit lassen eynen Gott [20]
seyn, der yderman gibt vnnd nichts [dafür] nympt [F 1 b]
[21] Zcüm
Eylfftenn̄: das ist alles gesagt von dem gepett. eygener nodtürfft.
[22] vnnd ynn gemeyn. Aber das gepett. das do zcu dißem gepott [eygentlich]
[23] horett. vnnd eyn werck des5 feyrtags heyßt: ist vill beßer vnnd grosßer.
[24] Wilchs soll geschehen: für die samlünge der gantzen Christenheytt: fur
alle [25] nodt. aller menschen feynd vnnd freünd. ßonderlich die ynn eyniß
iglichen [26] pfarr. odder bistümb seynn.
Alßo befalh Sanct Paul9 seynem jünger [27] Timotheo. Ich vormane dich
das du vorschaffts das man bitte vnnd flehe [28] fur alle menschenn.6 für die
künige vnnd alle die do seyn ynn der vbirkeytt: [29] auff das wyr eyn still
rügig leben füren mugen. ynn7 gottis dinst vnnd [30] reynickeyt. dann dasselb
ist [gut vnnd] angenehm fur Gott vnnßerm seligmacher: [31] 8 des gleychen
Hiere. 29. dem volck Israel gepott. sie solten Gott [32] bitten für die statt
vnnd land babylonien: 9 darümb. das der stadt frid. auch [33] yhr frid were
Vnnd Baruch. 1. Bittett fur das leben des künigs zcu babylonien [34] vnnd für
das leben seyniß ßünß auff das wyr mit fridenn vnter [35] yhrem regiment leben̄n̄
Diß gemeyn gepett. ist kostlich vnnd das aller krefftigst 10 [36] vmb wilchs
willen. wyr auch zcu sāmenn kümen̄n̄.
Daüon auch die kirch eyn [37] bett haüß heysßit das wyr alda. eynterchtlich. ym
haüffen sollenn vnßer vnnd
[Seite 264]
[1] aller
menschen nodt fur vnß nehmenn [F 2a] die selben Gott fürtragenn vnnd [2] vmb
gnad anrüffenn das müß aber geschehen: mit hertzlicher bewegung1 vnnd [3]
ernst. das vnß. solch aller menschen nodturfft zcu hertzen gehe. Vnnd alßo [4]
mit warhafftigem mittleyden. vbir sie. ynn rechtem glawbenn vnnd trawen. [5]
bittenn. vnnd wo solchs gepett ynn der mesß nit gescheche: ßo were es besßer
[6] die mesß nach gelassenn. dann wie steht vnnd reymett sichs. das wyr
leyplich [7] zcu sammen ynn eyn bett hausß kūmen. da mit angezceygt wirtt.
wyr sollen [8] fur die gantzen gemeyn: ynn gemeyn ruffen vnnd bittenn: ßo wyr
die gepett. . [9] vorstrawen vnnd alßo teylenn: das eyn iglicher fur sich selb
nur bittett vnnd [10] niemant sich des andern̄n̄ an
nympt. noch sich mit yemands nodturfft bekǖmertt. [11] Wie mag das gepett.
nütz. gutt. angenhem vnnd gemeyn2 odder eyn [12] werck heysßenn des feyrtags
vnnd der vorsamlüng? Wie die thün: die yhr [13] eygen gepettlin halltenn: der
fur diß. dißer fur daß. vnnd habenn nichts. dann [14] eygen nützige. eygen
nießige gepett denn Gott feynd ist
[15] Zcum
Zcwelfften dißes gemeynen gepettis. ist noch von allter gewonheytt [16] blieben
eyn anzceygung3 wen man am end der prȩdigett: die beycht er
zcehlett [17] vnnd fur alle Christenheytt. auff der kantzell bittet. . Aber es
sollt nit damit [18] aüßgericht seyn [F 2b] wie nü der praüch vnnd weyße ist. .
ßondern̄n̄ sollt es [19] lassen eyn vormanüg seyn: dürch die gantzen
mesße fur4 solche nodturfft zcu [20] bittenn: zcu wilchem. der p̄diger
vnß reytzett. Vnnd auff das wyr wirdiglich [21] bittenn vnß vnßer sünd zcüüor
ermanet. vnnd [da durch] demütigett wilchs5 [22] aüffs kürtzist soll geschehen.
das darnach das Volck6 ym haüffenn semptlich [23] Gotte,7 seyn sund selb8 klage
vnnd fur yderman bitte. mit ernst vnnd [24] glawbenn O Wen Gott wollt. das
[yrgent]9 eyn haüffe: dißer weyße noch [25] mesß horett vnnd bettett. das ynn
gemeyn. eyn [ernst] hertzen geschrey des [26] gantzen volcks. zcu Gott auff
gienge: wie vnmeßlich tügent vnnd hulff sollt [27] auß dem gepett folgenn? Was
mocht schrecklicher allen boßen geysten begegen? [28] Was mocht grosser werck
auff erdenn geschehen?. Da durch. ßo vill [29] früme erhallten. ßo üill ßünder
bekeret würdenn. dann fur war die10 Christlich [30] kirch auff erdenn nit großer
macht noch werck hatt. dann solch [gemeyn] [31] gepett11 widder alles was sie
anstossen mag. Das weyß der poße geyst woll. [32] drumb thüt12 er auch alles
was er mag. dißes gepett zcuuorhyndern̄n̄:
da lesset [33] er vnß. hubsch kirchen bawen: vill stifften. pfeyffen. . leßen
vnnd singen. vill [34] mesß hallten vnnd des geprengs on alle maß treybenn. da
fur ist yhm nit leyde [35] Ja er hilfft darzcü. das wyr solche weßen das beste
achten vnnd vnß dünckenn. [36] wyr habenß [damit] wol aüß gerichtt aber13 das
diß gemeyn starck fruchtpar [37] gepeet da neben vntergehtt. vnnd durch solchs
gleyssen. vnüormercklich nach [38] bleybt.14 da hatt er was er sucht [F 3a]
dann wo das gepett [ernyder] ligt.
[Seite 265]
[ 3 ym fehlt
14 anruffen]
[1] wirt yhm
niemant ettwas nehmen. auch niemant widderstehen̄: Wo er aber [2] gewar
wurd. das wyr diß gepett wollten vben.1 wen es gleych were. vnter [3] eynem
stro dach odder [ym] sew stall. wurd er es furwar nit lassen gehen [4] ßondern̄n̄
sich weyt mehr fur dem selben sew stall furchtenn. denn fur allen [5] hohen:
großen schonenn kirchenn türnen. glockenn. die yrgent seyn mugen wo [6] solchs
gepett nit drynnen were. Es ligt fur
war. nit an steten noch gepewen [7] wo wyr zcu sāmen kūmen. ßondernn
alleyn an dißem vnvberwindlichen [8] gepett. das wyr dasselb recht zcu
sāmen thun vnnd fur Gott kūmen lassenn
[9] Zcum
Dreytzehenden. dißes gepettis vormugen mercken wyr aüß dem. [10] das
vorzceyten. Abraham für die fünff stett batt. Zodoma vnnd Gomorre &c. [11]
vnnd ßo weytt bracht. das wo zcehen früm mēschen drynnen weren geweßt:
[12] zcwen ynn eyner jglichen2 hett3 sie Gott nit vortilget. Was wolten [13] [dann] thün wo vill vnter
eynem haüffen. hertzlich vnnd mit ernstem vortrawen [14] Gott anrüfften? Auch sagt Jacob9. lieben bruder. bittet
fureynander [15] das yhr selig werdet. dann es vor mag gar vill eyniß frümen
menschen [16] gepett das do anhellt odder nit ablessit. (das ist. das nit
auffhoret. [4 fort [17] mehr zcü bitten] ob yhm nit bald geschech was er
bittet. wie ettlich weychmütige [18] thun. Vnnd setzt des eyn exempel [F 3b]
Heliam den p̱pheten. der [19] war eyn mensch. (spricht er.) Wie wyr seyn.
vnnd batt. das nit regen sollt. [20] vnnd regent [nit] ynn dreyen jaren vnnd
sechs monad. Widderümb batt er [21] vnnd hott geregent. vnnd ist alles fruchtpar
worden̄n̄ Der spruch vnnd [22] Exempel [die vnß treyben] zcu bitten.
seyn gar vill ynn der schrifft. . ßo doch. [23] das es gescheche. mit ernst
vnnd glawben. Wie Daüid Sagt.5 Gottis6 [24] augen sehen auff die frümen. vnnd
seyn oren horen auff yhre gepett. Item [25] Gott ist7 nah bey denen die yhn
anruffen: ßo das sie yhn ynn der warheyt [26] anrüffenn. Warumb setzt er
darzcu: ynn der warheytt anruffenn? Nemlich. [27] das nit gepettet noch
angeruffet heyst. wo der münd alleyn8 mürmellt Was [28] sollt Gott thun. Wenn
du alßo daher kümist mit deynem maül. buch. odder [29] pater noster. das du nit
mehr gedenckist. dann wie dü die wortt vol endist. [30] vnnd die zcal
erffullest. das wen dich yemant fragt. Was die sach were. odder [31] was du
furgenōmen hettist. drumb du bittest. wurstu es selb nit wisßenn dann [32]
du hast dich nit drauff bedacht. diß odder das Gott fürzcülegenn odder begeren.
[33] deyn eynig vrsach [zu betten] ist die. das dyr das vnnd ßoüill zcu [34]
beten auffgelegt ist das selb wiltü hallten vnnd volnbringen. Was ists wunder [35]
das blick vnnd donner offt kirchen anzcundet die weyll wyr. aüß dem betthaüß
[36] alßo eyn spotthauß machen: heyssen das gepettet. . da wyr nichts ynnen
[37] [F 4a] furbringen noch begeren̄n̄.
Wyr solten̄n̄ aber alßo thun wie die fur [38] grossen fursten etwas
bitten wollen die nehmen yhn nit fur. alleyn ettliche
[Seite 266]
[ 10 sanct
Barbara hie 12 in den kirchen 14
maul plappert 24 bisz auffs end 31 Esaias 37 vorschlungen]
[1] zcall der
wortt zcuplaudern̄n̄. der furst. wurd anderß duncken lassen1 sie [2] spotteten
seyn. odder weren vnsynnig. ßondern̄n̄
ßie fassenß gar. eben. vnnd [3] legenn yhre nodt mit vleyß dar. stellenß doch
heym. ynn seyn gnadenn mit [4] guter zcuuorsicht. es werde erhorett2 Alßo mußen
wyr mit Gott. gewisßer [5] sachen handlen. ettlich anligende nodt 3 nhemlich
anzcihenn.4 seyner gnaden [6] vnnd gutem willen heymgeben. vnnd nit zcweyfelln.
es sey erhoret. denn er hatt [7] solchen bitten zcu gsagt erhorüng. wilchs nit
hatt than. eyn yrdenischer herr
[8] Zcum
Vierzcehend: diße weyße zcu bitten kunden wyr meysterlich. . Wen [9] wyr
leyplich nodleyden. wen wyr kranck seyn: da rufft man sanct Christoffell [10]
da sand Barber. da gelobt man sich zcu sanct Jacob. hir vnnd dar: da ist. [11]
ernst gepett. gute zcuuorsicht vnnd alle gute artt des gepettis. Aber wen wyr
[12] ynn der kirchen seyn vnter der mesß da stehn wyr wie die ol gotzen: wissen
[13] nichts auff zcu bringenn5 noch [zcu] klagenn: da 6 klappernn die steyn
[14] [raüschen die] bletter vnnd das [plappert] maul. da wirt nit mehr aüß [15]
fragistü aber was dü sollt furbringenn. 7 vnnd klagenn ynn dem gepett: bistu
[16] leycht geleret aüß den zcehn gepotten vnnd Vatter vnßer. Thu die augen8
[17] aüff vnnd sich ynn deynn vnnd aller [F 4b] Christenheyt lebenn. beßondern̄n̄
[18] den geystlichen stand. ßo wirstu findenn. wie glawben. hoffnūg. lieb.
gehorßam. [19] keuscheyt vnnd alle9 tügent ernyder ligenn allerley grawßam
laster [20] regiren: wie es geprichtt on guten p̄digernn vnnd p̄latenn.
Wie eytell bufen. [21] kinder. narren vnnd weyber regiern̄.
da wirstu finden. das nodt were solchen [22] grawßam zcorn̄
Gottis mit eytell blüts threnen. alle stünd on vnterlaß zcu [23] bitten. ynn
aller wellt. Vnnd ist yhe war. das10 noch nie großer nodt geweßen [24] ist zcu
pitten. dann zcu dißer zceyt. vnnd fortt mehr. biß anß end [25] der wellt
[26] Bewegen
dich solche grawßam geprechenn nit zcü jamer vnnd klag. ßo [27] laß dich deyn
[stand. orden] gute werck odder11 gepett nit vorfüren. es wyrt [28] keyn
Christisch adder nach artt an dyr seyn̄n̄.
du seyest wie frum du magist [29] Es ist aber alles vorkundet. das zcu der
zceytt. wen Gott am hochsten zcürnen12 [30] vnnd die Christenheyt. am meysten
nodt leydenn würd. das denn nit erfünden [31] sollen werden fürbitter vnnd
fursetzer gegen Gott. Wie Isaias [weynend] [32] sagt13. 64. du bist erzcurnett
vbir vnß. vnnd ist leyder niemant der auff [33] stehe vnnd hallte dich. Item
Ezechiel [.23.] sagt. Ich hab gesucht vnter yhn. [34] ob nit yemand were. der
doch eyn zcaün zcwischen vnß machett. vnnd stund [35] gegen myr vnnd weret myr.
ich hab yhn aber nit fundenn. drumb hab ich [36] meynen zcornn vbir [sie]
lasßen gehen. vnnd hab sie ynn der hitze meynß [37] grymeß vorschlündenn: Mit
den wortten [F 5a] zceygt Gott an. wie er will
[Seite 267]
[ 6 wolgefalle
20 klagen wir bewegen kunig 30 wahnwitzig
mit fehlt 37 nü fehlt]
[1] das wyr
yhm widder stehen sollen. vnnd fureynander. seynem zcorn̄n̄
weren. [2] Wie vom p̱pheten Mosi offt geschrieben stett. . das er Gott1 erhielt.
das seyn [3] zcorn̄n̄ nit2 vberschuttet. das volck von Israel
[4] Zcum
funffzcehenden̄n̄. Wo wollen aber die bleybenn: die nit alleyn [5] solch
vnfall der Christenheytt nit3 achten. nit furbitten̄.
ßondern̄n̄. da zcu [6] lachenn eynen wolgefallen̄
drynn haben̄n̄: richten. affterrhedenn singen vnnd [7] sagen von yhrs
nehsten sünden. vnnd durffen dennocht. vnerschrockenn vnnd [8] vnuorschampt.
ynn die kirchen gehn. meß horen. gepett sprechen. vnnd sich fur [9] frum
Christen achten vnnd achten lassenn. . die bedurfften woll. das man zcwifach
[10] fur sie bittet. wo man eynfach bittet. fur die.4 von yhn gerichtet beredt.
[11] vnnd belachett werdenn̄. Diße seyn auch vor kündigt zcukünfftig seyn. dürch [12]
den lincken schecher der Christum. ynn seynem leyden. geprechen vnnd nodt [13]
lestertt. vnnd durch alle die ßo Christum schmechten am Creutz. da sie yhm [14]
am meysten sollten geholffen. [haben] O Gott wie blind ia vnsynnig [15] seyn wyr
Christen worden̄n̄? Wen will des zcornß eyn end seynn hymlischer [16] Vatter?
Das wyr der Christenheyt vnfall da fur wyr [zcu] bitten vorsamlett [17] werden
ynn der kirchen vnnd meß. . spotten lestern̄n̄
vnnd richtenn. [18] das macht vnßere tolle synlickeytt. Wenn der Turck.5 stett.
land [F 5b] [19] vnnd leütt vorterbett. kirchen vorwustett: ßo achten wyr der
Christenheyt [20] grossen schadenn geschehen. da [klagen vnnd] bewegen wyr
kunig vnnd fursten [21] zcum streytt Aber das der glawb vntergeht. die lieb
erkalltet. gottʃ wortt [22] nach
bleybtt. allerley sund vberhand nympt da gedenckt niemantt streytenß. [23] Ja
bepst. bischoff priester. geystlichenn. die dißes geystlichenn streyttis.
widder [24] diße geystliche. viel mall erger Turcken sollten hertzogen6
heübtleütt vnnd [25] fenrichen seynn die seyn eben selbst. solcher Türckenn
vnnd teuffelisches hereß [26] [fursten vnnd]. für genger. Wie Judas der Jüdenn
da sie Chrm̄ fiengenn. [27] Es müßt eyn Apostel. eyn Bischoff. eyn
priester. der besten eyner seyn. der [28] Christum7 anhüb8 vmbzcubringenn. Alßo
muß die Christenheyt. auch. nit [29] [denn] vonn denen. die sie beschirmen
solten vorstorett werdenn. [vnnd sie] [30] doch ßo wahn witzgig bleybenn das
sie dennoch mit denn turcken9 fressen [31] wollen. [vnnd alßo] das haüß [vnd
schaffstall] da heymen [selbs] anzcünden [32] vnnd brennen lassen10 mit
schaffen vnnd alles was drynnen ist. Vnnd nichts [33] deste weniger. dem wolff.
ynn den puschenn nach gedenckenn. Das ist die [34] zceyt. das ist der lohn den
wyr vordient habenn. durch vndanckbarckeyt der vnendlichen [35] gnadenn. die
vnß Chr̄9 vmbsonst erworben hatt mit seynem theüren [36] blut.
schwerer erbeyt vnnd bittern todt
[37] Zcum
Sechzcehendenn. Sihe da wo seyn nü die müssigen. die nit wissen [38] wie sie
gute werck thun sollen? Wo seyn sie. die zcu Rom. S. Jacob. hyr
[Seite 268]
[ 6 hertzog
eyner. nit 19 vnserm 30 hohers]
[1] vnnd [F
6a] dar laüffenn. Nym ditz eynige werck der Mesßē fur dich. Sih [2] an
deynes nehsten sund vnnd fall: erbarm dich seyn. laß dichs jamern̄.
klags [3] gott vnnd bitt da fur. Desselben. thu fur alle ander nodt der
Christenheytt. [4] beßondern̄n̄ der vbirkeytt. die Gott vnß allen zcur vntreglichenn straff
vnnd [5] plage lesset ßo grawlich fallenn vnnd vorfuret werdenn Thüstü das mit1
[6] vleyß: ßo biß gewiß. du bist der besten streyter vnnd hertzog. nit alleyn
widder [7] die türckenn ßondern̄n̄
auch widder die teuffell vnnd hellischen gewallt. Thüstü [8] es aber nit. was
hulff dichs das du alle wunder zceychen aller heyligen thetist. [9] vnnd alle
Turcken erwurgktist. vnnd doch schuldig erfundenn würdist. alß der [10] seynes
nehsten nodturfft nit geacht hette. vnnd da durch widder die liebe gesündiget.
[11] Dann Christus wirt am jungisten tag nit fragenn. wie vill du [12] fur dich
gepeten. gefastet gewallet. diß odder das than hast. ßondern̄n̄
wie [13] viel du [den andern̄n̄] den aller geringsten. wol than hast: Nu seyn vnter [14]
den geringsten on zcweyffell auch die. die ynn ßündenn vnnd geystlicher [15]
armüt2 gefengniß vnnd noddürfft seynn. der itzt gar weytt mehr seyn. dann [16]
die leyplich nodt leyden̄n̄ Darumb sich fur dich. Vnßer eygene angenomene [17] [F 6b]
[gute.] werck. furen vnß. auff vnnd ynn vnß selbs. das wyr vnßer [18] nutz vnnd
selickeyt alleyn suchen. Aber Gottis gepott. dringen vnß. zcü [19] vnßernn
nehstenn das wyr da durch. nür nützlich seynn. anderen̄n̄
zcu yhr [20] selickeyt. gleych wie Chr̄9 am Creütz nit fur sich selb
alleyn. ßondernn [21] mehr fur vnß batt da er sprach. Vatter vorgib yhnen. dann
sie wissen nit [22] was sie thün. Alßo müßen wyr auch fur eyn ander bitten.
Daraüß mag [23] eyn yderman erkennen̄ wie die affterreder. freuell
richter. vnnd vorechter anderer [24] leütt. eyn vorkeret boß volck seyn. die.3
nit mehr thun. dann alleyn [25] schmehen. die. fur die sie bitten sollten. ynn
wilchem laster niemant ßo tieff [26] steckt. alß ebenn. die viel eygener gutter
werck thun. vnnd ettwas beßonderß [27] fur den menschen gleyssen vnnd geacht
werdenn. vmb yhr schoneß scheynendiß [28] weßens willenn. ynn mancherley guten
wercken̄n̄4
[29] Zǔm
Sibenczehenden hat diß gebot noch geistlichen vorstant noch vil [30] ein hoher
werck welchs5 [G 1a]6 begreyfft die gantz natur des menschen̄n̄
[31] Hie müß
man wisßen. das Sabbat. auff hebreisch heysset. feyr. odder [32] rǔge,
Darumb das Gott am siebenden tag rüget vnnd auff horet von allen [33] seynenn
werckenn. die er geschaffen hatte. Gen̄. 2. darumb gepott er aüch.
das [34] man den siebenden tag sollt feyren vnnd auff horenn von vnßern̄n̄
werckenn [35] die wyr ynn den sechs tagen wircken: Vnnd der selb sabbat ist nü
vnß ynn [36] den sontag vorwandellt, Vnnd die andernn tage. heysßenn werckel
tage. der [37] Sontag [heist] ruge tag. odder feyrtag odder heylig tag. Vnnd
Wollt Gott.
[Seite 269]
[ 25 itz 34
das]
[1] das ynn
der Christenheyt keyn feyrtage were. dann der Sontag. das man [2] vnßer frawen
vnnd der heyligenn fesst. alle vff den Sontag legt, ßo blieben [3] viel boßer
vntugent nach. durch die erbeytt der werckeltag: wurden auch die [4] land nit
ßo arm vnnd vorzcerett. Aber nü seyn wyr. mit vielen feyrtagen [5] geplagt, zcu
vorterbung der seelen. leybe vnnd gutter. dauon viel zcu sagen [6] were Diße
ruge odder auff horen von den wercken. ist zcweyerley, leyplich [7] vnnd
geystlich. drümb wirtt. diß gepott auch zcweyerley vorstandenn. Die [8]
leypliche feyr odder ruge. ist. dauon droben gesagt ist. das wyr vnßer
handwerck [9] vnnd erbeyt. lasßen anstehen. . auff das wyr zcur kirchen vnß
Samlen [10] mesß sehen. gottis wortt horenn: vnnd ynn gemeyn eyntrechtlich
bitten, Wilche [11] feyr. wie wol sie leyplich ist.1 vnnd hynfürtter ynn der
Christenheyt nit gepoten [12] von Gott [G 1b] Wie [der] Apostol. Coll. 2.
sagt:2 laßt euch von [13] niemant vorpflichte. zcu yrgend eynem feyrtag. dann
die selben seyn vorzceyten [14] figur gweßen̄n̄.
Nu aber ist die warheyt erfullet das auch alle tage feyrtag [15] seyn: Wie
Isaias 66 sagt. Es wirtt eyn feyrtag am andernn seyn. widderumb [16] alle tag
werckel tag. Doch ist sie nodt vnnd von der christenheyt vorordenett, [17] vmb
der vnuolkomenden3 [leyen] vnnd erbeytt leuten willen̄:
das [18] die mugen auch zcum wortt Gottis kūmen: dann wie wyr sehen. die
priester [19] vnnd geystlichen: hallten alle tage mesß. betten alle stund. vnnd
vben sich. [20] ynn dem wortt Gottis. mit studiren. leßen vnnd horen: darumb
sie auch fur [21] andere befreyet seyn. von der erbeytt: mit zcinßen vorsorgt
vnnd haben. alle [22] tag feyrtag. thun auch alle tag die werck des feyrtags:
vnnd ist yhn keyn [23] werckell tag ßondern̄n̄
eyner wie der ander. Vnnd wen wyr alle vol kōmen [24] weren:4 vnnd das
Euāgeliū kundten. mochten wyr alle tage. wircken. ßo wyr [25]
wollten: odder feyren ßo wyr kündenn. dann feyr. ist itzt nit nott. noch
gepoten [26] dann alleyn vmb des wortt gottis willen zcu leren̄n̄
vnnd betten̄n̄
[27] Zcum
Sibenzcehend. . Die Geystliche feyr. die Gott. ynn dißem gepott [28]
furnehmlich meynt. ist. das wyr nit alleyn. die erbeyt vnnd handwerck lassen
[29] anstehen. ßondern̄n̄ viel mehr. das. wyr alleyn Gott ynn vnß wircken lassen.
[30] vnnd wyr nichts eygens wirckenn [G 2a] ynn allen vnßern̄n̄
Crefften. Wie [31] gaht aber das zcü? Das gaht alßo zcü: der mensch durch die
sund vorterbet [32] hott viel boßer lieb vnnd neygung. zcu allen ßundenn vnnd
wie die schrifft [33] sagt Gen̄ 8. des menschen hertz vnnd5
synn stehn allzceyt zcu dem boßen. [34] da ist hoffart. vngehorsam. zcorn. haß.
geytz. vnkeuscheyt &c.. vnnd sūma sūmarum. [35] In allem was er
thut vnnd lessit. suchett er mehr. seynen nütz. willen [36] vnnd ehr dann
gottis vnnd seyneß nehstenn. drumb seyn alle seyne werck. all [37] seyn wortt.
all seyn gedancken. alle seyn leben boß. vnnd nit Gottlich. Soll [38] nü Gott.
ynn yhm wirckenn vnnd lebenn. ßo müssen alle diße laßter vnnd boßheyt. [39]
erwürgt vnnd außgerattet werden̄n̄
das hie eyn ruge vnnd auffhoren gescheh
[Seite 270]
[ 22 Zukomme
vns]
[1] aller
vnßer werck.1 wortt. gedancken vnnd lebenn: das hynfurtt. Wie [2] Paul9 Gal. 1.
sagt nit wyr. ßonder Christus ynn vnß lebe. wirck vnnd rede. [3] das geschicht
nü nit2 mit sussen guten tagen. Szondernn hie müß. man der [4] natur weh thun
vnnd weh thun lassenn Hie hebt sich der streyt. zcwisschen [5] dem geyst vnnd
dem fleysch. . hie weret der geyst. dem zcorn der wollust. [der] [6] hoffartt:
ßo will das fleysch [ynn] lust:3 ehren vnnd gemach seynn. Dauon [7] sagt.
Sanct. Paul9 Gal. 5. Wilche vnßers herrn̄n̄
Christi seyn. die haben [8] yhre fleysch gecreützigt mit seynen lasternn vnnd
lusten Hie volgen nü die [9] gutten werck. . fasten. wachen. erbeyten [G 2b]
dauon ettlich ßo viell sagen [10] vnnd schreyben. ßo sie doch widder anfang
noch ende der selben wissen. Darumb [11] wollen wyr nü auch dauon sagenn
[12] Zcum
achtzcehenden̄n̄. die feyr. das vnßer werck auff horen. vnnd Gott [13]
alleyn. ynn vnß wirck: wirtt zcweyer weyß vollnbracht. Zcū ersten durch
[14] vnßer eygen vbüng: zcum andern̄n̄
durch anderer vnnd frembd vbungen odder [15] treyben̄n̄. Vnßer eygen vbung soll alßo gethan vnnd
vorordenet seyn. das [16] [tzū ersten] wo wyr sehen.4 vnßer fleysch.5
synn. wille gedancken hynn [17] reytzen das wyr dem selben widderstehen. vnnd
nit folgen: Wie der weyß man [18] sagt Eccc9: folge nit deynenn begirdenn. Vnnd
deütro. 12. du sollt nit thun. [19] Was dich recht dünckt, Hie müß der mensch
die gepett. ynn teglicher vbung [20] habenn: die Dauid bett. Herr fur mich ynn
deynem wege. vnnd laß mich nit [21] meyne wege gahn. vnnd der gleychen vill:
Wilche alle seyn begriffen. ynn dem [22] gepett. Zcu kome deyn reych dann der
begirdenn seyn ßo viell. ßo mancherley. [23] dar zcu. bey weylenn durch
eyngeben des boßen. ßo behend subtill. vnnd guter [24] gestallt. das nit
muglich ist eynem mēschen sich selb zcu regirenn: ynn seynem. [25] weg Er
müß hend vnnd fusß gahn lassen: sich Gottis regiment befelhn. [26] seyner vor
nǖfft nichts trawen. Wie Hieremias sagt: Herr ich weyß. das des [27]
menschen wege. seyn nit. ynn seyner gewallt. das ist bezceygt da die kinder
[28] von Israel aüß Aegypten. durch die wüsteney [G 3a] giengen. da keyn weg.
[29] keyn speyße. keyn trang. keyn behelff nit war. . drumb gieng yhn Gott fur.
[30] am tag mit eyner lichten wolcken. ynn der nacht mit eyner feürigen seülen:
[31] speyset sie vom hymel mit hymel brott. enthielt yhre kleyder vnnd schüh
das [32] sie nit zcurissen. wie wyr leßen ynn den buchernn Mosi Drumb bitten
wyr.6 [33] zcu kōm deyn reych. das du vnß regirist. vnnd nit wyr selb. .
dann nicht ferlichers [34] ynn vnß ist.7 dann vnßer vornunfft vnnd wille vnnd
diß8 ist das [35] hochst vnnd erst werck gottis ynn vnß. vnnd die beste vbung.
vnßer werck [36] nach [zcu] lassen: der vornǖfft vnnd willen mussig gahen
feyren. vnnd sich [37] Gotte befelhen̄. ynn allen dingenn
ßonderlich. Wen9 sie geystlich vnnd wol [38] gleyssen̄
[Seite 271]
[ 29 selbe 36
seines]
[1] Zcum1
Neunzcehend. dem nach folgenn. die vbüng. . des fleyschs. seyne [2] grobe boße
lüst zcu todten ruge vnnd feyr machenn. die selben müßen wyr. [3] mit fasten.
wachen. erbeyten.2 todten vnnd stillenn. Vnnd auß dißem grund [4] leren wyr wie
viel vnnd warumb wyr fasten. wachen odder erbeyten sollen. [5] Es seyn leyder
viel blinder menschen. . die yhr casteyen es sey fasten wachen [6] odder
erbeytten: alleyn3 darumb uben. das sie meynen es seyen gute werck. [7] das sie
damit viel vordienen̄n̄, drumb faren sie daher. Vnnd thun yhr. zcuweylen [8] ßo
viel. das sie yhren leyb drob4 vorterben vnnd kopff doll machen̄n̄
[9] [G 3b] Noch viel blinder seyn die: die das fasten nit alleyn nach der menge
[10] odder lenge mesßen [wie diße] ßondernn auch nach der speyße. achtenß
dafür. [11] es sey vill kostlicher wen sie nit fleysch. eyer odder putternn
essen.5 Vber [12] diße seyn die das fasten nach den heyligen richtenn vnnd nach
den tagen erwelen̄n̄ [13] der am Mittwochen der am sonnabent. der Sanct Barbaren̄n̄.
der [14] sanct Bastian vnnd ßo fort an. diße alle sampt suchen nit mehr ynn dem
[15] fasten. dann das werck an yhm selbs: Wenn sie das gethan haben meynen sie
[16] es sey woll than: Ich will hie
schweygen das ettlich alßo fasten. das sie [17] sich dennoch voll sauffen
ettlich ßo reychlich mit fisschen vnnd anderen speyßen [18] fasten. das sie
viel nehrer mit fleysch6 eyern̄n̄
vnnd putternn zcukemen. Dartzü [19] viel besßer frucht der fasten vbirkemen.
dann solche fasten. ist nit fasten, ßondernn [20] der fasten vnnd Gott spotten.
Darumb laß ichs geschehen. das yhm eyn [21] jglicher erwele. tag speyß. menge
zcu fasten. wie er will: ßo fern. das ers nit [22] da lasse bleyben. ßondernn
hab achtung vff seyn fleysch.: Wie viel dasselb geyl [23] vnnd mutwillig ist.
ßo vill lege er. fasten. wachen vnnd erbeytt7 draüff. [24] vnnd nit mehr: es
habe gepotten. bapst kirchen. Bischoff. beychtiger odder wer [25] do will. dan̄n̄
der fasten. [des] wachenß. [der] erbeytt: maß vnnd regell. soll [26] yhe
niemand neymen.8 an der speyß. menge. odder tagen. ßondern̄n̄.
nach abgang [27] odder zcugang der [G 4a] fleyschlichen lust vnnd mutwillens:
vmb wilcher [28] willen alleyn. sie zcu todten vnnd dempfen: das fasten. wachen
erbeyt. eyngesetzt [29] ist.9 Wo die selb lust nit were ßo10 gülte. essen ßo
vill alß fasten: [30] schlaffen ßo viel alß wachen. mussig seyn ßo viell alß
erbeyten. vnnd were [31] eynß ßo gutt alß das ander. on alle vnterscheydt.
[32] Zcum xx.
Wo nü yemand fünd. das11 von fisschen mehr mutwillens [33] ynn seynem fleysch
dann von eyernn vnnd fleysch: sich erhüb: sall er fleysch [34] vnnd nit fisch
essen: Widderumb ßo er befund das yhm der kopff wüßt vnnd [35] doll. odder der
leyp vnnd magen vorterbett wurd vom fasten odder nit nott [36] ist.12 noch
darff. zcu todten13 seynē muttwillen ym fleysch soll er. das fasten [37]
gantz lassen an14 stehen. vnnd15 essen schlaffen. mussig gehen. ßo viel yhm
[Seite 272]
[ 23 da vor
gewissen fehlt]
[1] nodt ist
zcur gesuntheyt. vnangesehen. ob es sey widder der kirchen gepott. [2] odder
ordens vnnd stend gesetze. dann keyn gepott. der kirchenn. keyn gesetz. [3]
eyniges ordens. mag das fasten wachen. erbeytten hoher setzen odder treybenn.
[4] dann ßo viel [vnnd weyt] es dienett. das fleysch vnnd seyne lüst zcu
dempffenn [5] odder todtenn: Wo ditz zcill wirt vber gangen̄n̄.
vnnd das fasten. speyß. [6] schlaffen. wachenn hoher1 trieben. dann das fleysch
leyden mag. odder zcur [7] todtung der lust nodt ist.2 vnnd do mit die natur
vorterbt. kopff zcubrochen [8] wirtt: do nehm [G 4b ] yhm niemant fur. das er
gutt werck than habe. odder [9] sich mit der kirchen gepott odder ordenß
gesetz3 entschuldige. Er wirt [10] geachtet werden: alß der sich selb
vorwarloßt. Vnnd ßo viel an yhm ist. seyn [11] [selbs] eygen morder wordenn.
dann der leyb ist nit darumb geben yhm seyn [12] naturlich leben odder werck
zcu todten. ßondernn alleyn seynen muttwillen zcu [13] todten Es were dann. das
der mutwill ßo starck vnnd groß were: das yhm [14] an vorderben vnnd schaden
naturlichs lebens. nit mocht gnug widderstanden [15] werdenn: dan̄n̄
wie gesagt. ynn vbungen [des] fastens. wachens. erbeyt soll [16] man das aug
nit haben. auff die werck an yhn selbs. nit auff die tage. nit [17] auff die
menge. nit auff die speyße. ßondern̄n̄alleyn
auff denn mütigen vnnd [18] geylen adam. das dem der kutzell dadurch erweret
werde
[19] Zcum
.xxi. Aüß dem4) mügen wyr ermessen wie weyßlich odder nerrisch [20] thun
ettliche weyber wen sie schwanger gahn.5 vnnd6)
wie man mit den [21] krancken sich hallten soll. Dan̄n̄
die nerrynnen am fasten ßo hartt hangen. [22] das sie ehr der frucht vnnd yhr
selbs große ferlickeytt wagen. ehr sie nit mit [23] andernn gleych7) fastē sollten. machen yhn da gewissen da
keyne ist. Vnnd da [24] sie ist. machen sie keyne. das ist alß der p̄diger
schullt. das man das fasten [25] ßo8)
eynhynn plaudertt. vnnd seynen rechten praüch. maß. frucht. vrsach vnnd
[26] end nȳmer anzceygt Alßo sollt man die krancken lassen essen vnnd
trincken [27] [G5a] alle tag. was sie nür wolltenn. vnnd kurtz vmb. wo
auffhoret mutwill [28] des fleysches: da hatt schon auffgehorett alle vrsach
zcu fastenn [wachen [29] erbeyten]. diß odder das zcu essen vnnd ist gantz keyn
gepott mehr da. das [30] da bindet Widderumb soll man sich fursehen: das nit
auß dißer freyheytt: [31] wachs. eyn nachlesßige faulheytt. den mutwillen des
fleysches zcu todten. dann [32] der schalckhafftige Adam gar listig ist yhm
selb vrlaüb zcu suchenn vnnd des [33] leybs odder heübtis vorterben.9) fur gebenn, wie ettlich hyneyn plumpen vnnd [34]
sagen es sey nit nott noch gepoten. zcu fasten odder kasteyen wollen diß vnnd
[35] das essen10 on schewell. geradt. alß hetten sie sich lange zceyt mit
fasten sehr [36] geübt. ßo sies doch nie vorsucht habenn. Nit weniger solln wyr
vnß für [37] ergerniß hütten: bey denen die nit gnüg vorstendig:11 für groß
sund achten. [38] ßo man nit auff yhre weyße12 mit yhn fastet odder ysset. hie
soll man sie
[Seite 273]
[ 9 haß
fehlt]
[1] güttlich
vnterrichten. vnnd sie nit frech vorachten odder yhn zcü trotz essen [2] diß
odder das ßondern̄n̄ anzceygen vrsach warümb es ßo billich geschehe. vnnd [3]
sie aüch alßo mit müßen. ynn den selben vorstand fürenn, Wo sie aber [4]
halstarck seynn vnnd yhn nit lassen sagenn: soll man sie lassen faren vnnd thun
[5] wie wyr wissen das recht ist.
[6] [G 5b]
Zcüm xxij Die andere vbung. die vnß vbirfellet von andern̄n̄.1)
ist. [7] wenn wyr von mēschen odder teuffelln werden beleydigt. ßo vnß.
gutt genōmen [8] der leyb2) kranck vnnd ehr genōmen wirtt. Vnnd alles
das. vnß. zcu zcornn3) [9] haß [vngedult] vnnd vnruge mag bewegenn dann Gottis
werck4 wie es ynn [10] vnß regirt.
noch5) seyner weysheyt. vnnd nit vnßer
vor nǖfft. Vnnd noch6) [11] seyner
reynickeyt vnnd keüscheyt. nit 7) unßers
fleysches muttwillen̄ dann Gottis [12] werck ist. Weyßheytt vnnd reynickeytt.
[vnser werck ist torheyt vnd vnreynickeyt [13] die sollen feyrenn] Alßo soll es
auch ynn vnß regiren. noch seynem frid: vnnd [14] nit vnßer zcorn. vngedült
vnnd vnfrid. dann frid ist auch gottis werck vngedult [15] ist vnßers fleyschis
werck. das soll8) feyrenn vnnd tod seyn̄.
das alßo [16] allenthalben. wyr feyren. eyn geystlichen feyrtag. vnßer werck
mussig gehn [17] vnnd Gott ynn vnß wircken lassenn.9) Drumb. solche vnßere werck. vnnd [18] den
Adam zcu todten̄n̄ Schickt vnß gott vber den halß. vill anstoß die vnß [19]
zcu zcorn bewegen. vill leyden. die zcu vngedult reytzenn zcu letzt aüch den
[20] todt vnnd schmach der10) wellt.
damit er nichts anderß sucht. dann das er [21] zcorn. vngedullt vnnd vnfrid
aüßtreyb: uvnnd zcu seynem werck das ist zcum [22] frid. ynn vnß, kūme.
Alßo spricht Isaias 28. Er nympt sich eynß frembden [23] wercks an. auff das er
zcu seynem eygen werck kūme. Was ist das? Er [24] schickt leyden vnnd
vnfrid zcü auff das er lere vnß gedult vnnd [G 6a] frid [25] haben. Er heysset
sterben. auff das er lebendig mache Szo lange biß der [26] mensch durch vbet.
ßo fridsam vnnd still11) werde. das er
nit bewegt werd. [27] es gehe yhm woll odder vbel. er sterb odder lebe.. er
werd geehret odder [28] geschendet: Da wonet dann gott selb alleynn da seyn nȳmer
mēschen werck. das [29] heysßet dann denn feyrtag recht gehallten vnnd
geheyliget: da furet der mensch [30] sich selb nit: da lustet yhm selb nit. da
betrubt yhn12) nichts. Szondernn [31]
Gott furet yhn selber.13) eytell
gottliche lust. freud vnnd frid ist da mit allen [32] andernn wercken vnnd
tügendenn
[33] Zcum
.xxiij Diße werck achtet er ßo groß. das er den feyrtag nit [34] alleyn gepeütt
zcuhallten. ßondernn auch heyligen odder heylig achten, damit [35] er anzceygt
das nit kostlicher dingk sey: dann leyden sterben vnnd allerley [36] vngluck.
dann sie seyn. heyligthüm. vnnd heyligen den menschen von seynen [37] wercken
zcu Gottis wercken gleych wie eyn kirch wirtt. von naturlichen̄
wercken.
[Seite 274]
[ 20 erhaben
21 darinne 36 trachten 37 fleisch zu zwingen]
[1] zcu
Gottis diensten̄n̄ geweyet. Drumb soll er sie auch erkennen fur heyligthum.
[2] fro werden vnnd Gott dancken ßo ßie yhm kūmen̄n̄.
dann wen sie kūmen ßo [3] machen sie yhn heylig. das er diß gepott
erfullet. vnnd selick wirtt. erloßen [4] von seynen sündlichen werckenn Alßo
spricht Daüid. der tod seyner heyligen [5] ist [eyn] kostlich dingk fur seynen
aügenn. Vnnd aüff das er vnß [G 6b] [6] da zcu sterckt. hatt er vnß nit alleyn
solch feyr gepottenn den̄n̄ die natur [7] stirbt vnnd leydet gar vngernn. vnnd ist eyn
bitter feyrtag. yhrer werck mussig [8] vnnd tod seynn Szondern̄n̄
hott vnß ynn der schrifft mit manichfeltigen [9] wortten getrostett. vnnd
lassen sagen p̄s̄. 90. Ich bynn bey yhm. ynn [allem] [10] seynem leyden. vnnd
will yhm eraüsß hellffen Item p̄s̄.
33. der herr ist nahe [11] allen den leydenden vnnd wirtt yhn helffen. Daran
nit gnug. hatt er [12] eyn krefftig: starck exempell darzcu geben. seynenn
eynigen lieben sün Jhm̄ [13] Chrm̄ vnßernn herrn̄n̄.
der hatt am sabbath den gantzen feyrtag gelegen. ledig [14] aller seyner werck.
vnnd der erst. dißes gepott erfullet. wie wol an nodt. für [15] yhn selbs.
alleyn vnß zcutrost. das wyr auch. ynn. allem leyden [vnnd] [16] sterbenn
still1) sollen seyn vnnd frid habenn.
angesehen. das wie Chr̄9 noch2) [17] seyner
ruge vnnd feyer. aufferweckt. nün fortmehr. alleyn ynn Gott.. Vnnd [18] Gott.
ynn yhm lebt Alßo wyr auch. durch todtüng vnßers Adam. wilchs volkomlich [19]
nit geschicht. dann dürch der natür todt. vnnd begrabenn: werdenn [20] wir3) erhabt. ynn gott das Gott ynn vnß leb vnnd
wirck ewiglich. Sih das [21] seyn die drey stuck des menschen. die
vornǖfft. die lüst. die vnlust. darynnen [22] alle seyne werck gahn. die
müsßen alßo durch diße drey vbüng. Gottis [23] regirung vnßer eygen casteyüng:
andere beleydigung. erwurgt werdenn. Vnnd [24] alßo geystlich. Gotte feyernn.
yhm zcü seynen wercken eynreümen
[25] [H 1a]
Zcū .xxiiij. Solche werck aber vnnd leyden sollen ym glawben [26] vnnd
gutter zcuuorsicht gottlicher huld geschehen. Auff das, wie gesagt ist, alle
[27] werck ym ersten gepott vnnd glawben bleyben vnnd der glawb. sich ynn den
[28] selben vbe vnnd sterck, vmb wilchs willen4) alle ander5)
gepotte vnnd6) werck. [29]
gesetzt seyn drumb sih. wie7) eyn
hübscher [guldener] rinck8) auß dißen
dreyen [30] gepotten vnnd yhren wercken sich selber macht. vnnd wie auß dem
ersten gepott [31] vnnd glawben fleüsst das ander biß ynß dritt. vnnd das dritt
widderumb [32] treybt durch das ander biß ynn das erst. . dann das erst werck.
ist glawben [33] eyn gut hertz vnnd zcüuorsicht.9) zcu Gott haben̄n̄:
Aüß dem fleüsst das ander [34] gute werck gottis namen10) preyßen seyne gnad bekennen. yhm11) alle ehre [35] geben alleyn. darnach
folgett.12) das dritt, gottis dienst
vben. mit beten. [36] p̄diget horen. tichten vnnd betrachten gottʃ wolthat: darzcü sich casteyen vnnd [37] seyn
fleysch13) zcwingen. Wann Nu der boße
geyst. solchen glawben. gottis
[Seite 275]
[ 11 solchen
14 andern]
[1] ehre.
vnnd gottis dienst. gewar wirtt: ßo tobet er vnnd hebt an die vorfolgüng: [2]
greyfft an leyb. gut. ehre. vnnd leben treybet auff vnß. kranckheyt: [3] armüt.
schande vnnd sterben̄ das Gott alßo vorhengt vnnd vorordenet. Sich [4] da hebt
sich das ander werck odder die ander feyr des dritten gepottis: da [5] durch
wirt der glawb fast1) [H 1b] hoch
vorsucht. Wie das gollt ym fewr: [6] dann es ist eyn groß dinck: eyne gute
zcuuorsicht zcu gott erhallten. ob er [7] schon den tod: schmach. vngesundheyt.
armüt. zcüfugt. Vnnd ynn solchem [8] grawsam bild des zcorns. yhn fur den aller
gutigisten Vatter hallten: Wilchs [9] müß geschehn ynn dißem werck des dritten
gepottis. da2) dringet dann das [10]
leyden den glawben. das er gottis Namen muß anrüffen. vnnd loben ynn [11] solchem
leydenn vnnd kumpt alßo durch das dritte gepott widderumb ynn das [12] ander
Vnnd durch dasselb anruffen gottlichs namen vnnd lob. wechset. der glawb [13]
vnnd kümpt ynn sich selb vnnd sterckt alßo sich selb. dürch die zcwey3) werck des [14] dritten vnnd ander gepottis.
Vnnd alßo geht er aüß ynn die werck vnnd kumpt [15] widder durch die werck zcu
sich selb. gleych wie die son auff geht biß an den [16] nyder gang. vnnd kompt
widder biß zcü dem auff gang. . Drumb Wirt ynn der. [17] schrifft. der tag. zcu
geeyget. dem fridlichen leben ynn den wercken: die nacht [18] dem leydenden
leben. ynn der widder wertickeyt. vnnd der glawb alßo ynn [19] beyden lebt vnnd
wirckt auß geht vnnd eyngeht. Wie Chr̄9 Joh̄.
6. sagt [20] Zcum .xxv. Diße ordenǖg der gutten werck bitten wyr. ym
Vatter [21] vnßer. das erst ist. das wyr sagen Vatter vnßer der du bist ym
hymel. Wilchs [22] seyn wortt des ersten wercks des glawbens, der4) laüts des ersten gepotts. nit [23]
zcweyffellt. er hab eynen gnedigen gott [H 2a] vnnd Vatter. ym hymel. das [24]
ander. deyn Name sey heylig. darynnen der glawbe. begeret. gottis namen. [25]
lob vnnd ehre gepreysset werden. vnnd den selben anruffet ynn aller noddurfft.
[26] wie das ander gepott laütet das dritte: Zcu kome deyn reych. darynnen wyr
[27] den rechten sabbat. vnnd feyer. stille. ruge. vnßerer werck bitten. das
alleyn [28] gottis werck. ynn vnß sey. vnnd alßo Gott ynn vnß. alß ynn seynem
eygen [29] reych regire. Wie er sagt. Nemet War. Gottis reych ist nyrgen denn
ynn [30] eüch selb. Das vierd gepett. deyn wille geschehe.5 darynnen wyr
bitten. [31] das wyr die6) siben
gepott7) der andernn̄
taffelln halten vnnd haben mugen. [32] ynn wilchen auch der glawb geübt wirt
gegen dem nehsten. gleych wie er. [33] ynn disßen dreyen geübt ist. ynn wercken
alleyn gegen Gott. Vnnd das seyn [34] die8)
gepett.9) da das Worttleyn. du.
deyn. deyn. deyn. ynnen stett das die [35] selben nür süchen was gott
angehorett. die andernn sagen alle: Vnßer. vnß. [36] vnßernn &c.. dann wyr
da pitten. vnßer gutter vnnd selickeytt.10)
Vnnd das [37] sey von der ersten taffell Mosi geschwetzt. vnnd grob
vberhynn. den eynfeltigen: [38] die11)
hochsten gute werck. angezceygt. folget die Andere taffell12)
[Seite 276]
[ 2 dein vor
Mutter fehlt 11 gleychen fehlt 15 ertzeigt]
[1] [H 2b]
Das erst gepott der Ander taffell Mosi.
Dǔ sollt
deyn Vatter vnnd deyn Mutter ehren̄n̄
[3] Auß dißem
gepott leren wyr. das nach den hohen wercken der ersten [4] drey gepott: keyn
besßer werck seyn. dann gehorsam vnnd dienst aller der. die [5] vnß zcur
vbirkeyt gesetzt seyn. Darumb auch vngehorsam großer [sund] ist. [6] dann
todschlag. vnkeuscheyt. stelen. betriegen vnnd was daynnen mag begriffen [7]
werdenn. dann der sund vnterscheydt. wilch großer sey. dan̄n̄
die Ander kunden [8] wyr nit baß erkennen. dan̄n̄
auß der ordnǖg der gepott gottʃ. Wie wol. eyn [9] iglich gepott fur sich selb aüch
vnterscheyd ynn seynen werckenn hatt. dann Wer [10] weyß nit das fluchen großer
ist dann zcurnen schlahen mehr dann fluchen: [11] Vatter vnnd mutter schlahen
mehr dann eynen gemeynen gleychen menschen̄n̄.
[12] Nü ßo leren vnß dieße. sieben gepott. wie wyr vnß gegen den menschen. ynn
[13] guten wercken vbenn sollenn̄. Vnnd zcum ersten gegen
vnßer vbirstenn1)
[14] Das
erste werck. ist Wyr sollen. leyplichenn Vatter vnnd mutter ehren, [15] wilche
ehre. nit darynnen stett alleyn. das man sich mit geperden ertzeyge. [16]
ßondernn. das man yhn gehorsam sey.2)
yhre wortt vnnd werck. für aügen [17] habe: grosß achte vnnd draüff
gebe: laß sie recht haben [was sie fur gebenn [18] stille schweygen vnnd
leyden]: wie sie mit vnß handelln wo es nit widder die [19] ersten drey gepott
ist. darzcü [H 3a] wo sie es bedürffenn,3)
mit speyß. kleyd [20] vnnd hauß vorsorgen̄n̄.
dann er hatt nit vmbsonst gsagt. du sollt sie ehren. [21] nit sagt er. du sollt
sie lieb haben. wie wol das [auch] seyn soll.:4) Aber die [22] ehre ist hoher. dann schlechte
liebe, vnnd hatt5) mit sich. eyne
fürcht. die sich beleydigenn: [23] mit lieb voreynigt: vnnd macht den
mēschen. das er mehr furcht sie zcu [24] dann die straff. gleych alß wyr
heyligthüm ehren6) mit furcht. [25] vnnd
doch nit flihen daüor alß fur eyner straff. ßondernn mehr hynzcu [26] dringenn:
eyn solche furcht mit lieb vormisscht ist die rechte ehre. die andere [27]
furcht on lieb. ist gegen die ding. die wyr vorachten odder flihen. alß man
[28] den7) hencker odder die straff
furcht. da ist keyn ehre. dann es ist furcht on [29] alle lieb. ia furcht mit
hasß vnnd feyndschafft. dauon ist eyn sprich wort. [30] S. Hierony. Was wyr
furchten das hassen wyr auch. Mit der furcht will [31] Gott nit gefurcht. noch
geehret seyn. noch die8) eldernn̄
geehret habenn: ßondern̄n̄ [32] mit der ersten die mit liebe [vnnd] zcuuorsicht
gemischt ist
[33] Zcum
andern̄n̄, Diß werck scheynet leycht aber wenig achten seyn recht.
[34] Dann wo die eltern̄n̄ recht früm seyn.9)
vnnd yhre kind nit nach fleyslicher [35] weyß lieb haben. ßondernn (wie
sie sollen:) zcu gottis dienst.10) sie
mit [36] wortten vnnd wercken. ynn den ersten dreyen gepotten. weyßen vnnd
regiren. [37] da wirt dem kind. on vnterlaß seyn eygen will geprochen̄n̄
[H3b] vnnd müß
[Seite 277]
[ 15
gegenwertickeit 21 tugent 29 wurden]
[1] thun
lassen leyden: das seyn natur gar gerne anderß thett. Da durch dann [2] es
vrsach gewinnet. seyn eldern̄n̄ zcuuorachten: widder sie zcu mürmeln̄.
odder [3] erger dingk zcu thün: da geht die lieb vnnd fürcht aüß: ßo nit gottis
gnade [4] da ist. Desselben gleychen: Wo sie straffen vnnd zcüchtigenn: wie
sichs gepürtt. [5] zcu weylen auch mit vnrecht: das doch nit schadett. zcur
sele selickeyt.1 [6] ßo nympts die boße natür mit vnwillen an: Vber das alles
seyn ettlich ßo [7] boßer artt. das sie sich schemen yhrer elternn. des armüts.
vnadels: vngestallt [8] odder vnehre halben̄n̄.
lassen sich diße stuck mehr bewegenn dann das hohe [9] gepott. gottis. der vbir
alle dingk ist. vnnd2 yhn solche elternn. mit bedachtem [10] wolgefallen geben̄n̄
hatt sie zcu vben vnnd vorsuchen ynn3 seynem [11] gepott.
[12] Aber das
ist noch stercker. Wan das kind widder kind hatt. da steygt [13] die lieb vnter
sich: vnnd gehit sehr ab der lieb vnnd ehre gegen die eldern̄n̄.
[14] Was aber von den eltern̄n̄ gepotten vnnd gesagt wirtt. soll auch vorstanden [15] seyn.
von denen: ßo die elternn gestorbenn odder nit gegenwertick seyn, die [16] an
yhrer statt seyn alß da seyn. gefreundt.4 gefattern. padten. [weltliche] [17]
herrn̄ vnnd geystliche Vetter. dann es müß. eyn jglicher regiret
vnnd vnterthan [18] werden. andern̄n̄
menschen̄n̄ derhalben Wyr sehen aber alhie. Wie viel [19] gutter Werck
ynn dißem gepott geleret werden: ßo all vnßer lebenn darynnen. [20] andernn
mēschen vnterworffen ist. Vnnd daher kompt es. das der gehorßam [21] ßo
hoch gepreysset wirtt vnnd alle tugen vnnd gutte werck. ynn yhm beschlossen
[22] werd
[23] [H 4a]
Zcum Dritten̄n̄: Es ist noch eyn andere vnehre der elternn viel [24]
ferlicher vnnd subtiler. dann diße. erste Wilch sich schmückt vnnd ansehen
lessit. [25] fur eyn rechte ehre: die ist. Wenn das kind seynen willen hatt.
vnnd die [26] elternn. dürch fleyschliche liebe desselben gestattenn hie. ehret
sichs. hie liebt [27] sichs. vnnd ist auff alle seyten kostlich ding: gefellet
Vatter vnnd mutter wol. [28] widderumb gefellt das kind wol. Diße plage. ist ßo
gemeyn: das gar [29] selten. . der ehrsten5 vnehre exempel gesehen word. das
macht alles. das die [30] eltern̄n̄
vorblendt. Gott ynn den ersten dreyen gepotten nit erkennen noch [31] ehren.6
der halben mugen sie auch nit sehen: Was den kindern̄n̄
gepricht: [32] vnnd wie sie die leren vnnd zcihen sollenn darumb zcihen sie die
zcur weltlichen [33] ehre. lüst vnnd gutter: das sie nür den menschen wol
gefallenn̄ vnnd [34] yhe hoch kǖmen, das ist den kindernn lieb.7
vnnd seyn gar gern gehorßam. [35] on alles widdersprechen̄n̄
Alßo gaht dann Gottis gepott. heymlich vnter gutem [36] scheyn. gar zcü podenn:
Vnnd wirtt erfüllet das ym p̱pheten8 Isaia vnnd [37] Hieremia geschrieben stett. das die
kinder. von yhren eygenen elternn9 vorzcehret [38] werdenn.10 Vnnd thun. Wie
der kǔnig Manasse der seyn kindt dem
[Seite 278]
[ 4
weltlicher 17 da 26 zu erweren]
[1] abgott
Moloch: liß opffern̄ vnnd vorbrennen̄n̄.
Was ists anderß. dann seyn [2] eygen kind dem abgott opffernn vnnd vorprennen̄:
Wo die eltern̄n̄ yhre kind: [3] mehr zcihen der wellt zcu lieb dan̄n̄
Gott [H 4b] lassen sie ßo hyn gahn. [4] vnnd ynn wettlicher lust. lieb freud.
gutt vnnd ehre vorprant1: Gottis lieb [5] ehre vnnd ewiger gutter lust. ynn
yhn. aüß gelesscht werdenn. O Wie ferlich [6] ists Vatter vnnd Mutter zcu seyn:
wo nür fleysch vnnd blutt regiret: dann [7] furwar an dißem gepott ligt es gar.
das die ersten drey vnnd die letzten sechs. [8] werden erkennt vnnd gehallten:
dieweyl den eltern̄n̄ befolen ist. den kindernn [9] solchs zcu leren. Wie ps̄.
77. stett. Wie fast. hatt er gepotten. vnßern̄2 [10] eltern̄n̄
das sie gottis gepott. yhren kindernn bekandt machtenn. auff das yhre [11]
nachkomling die selben wisßen. vnnd kind kinds kindern̄n̄
vorkündigen soltenn [12] [Das ist aüch die Vrsach. Warümb Gott. die elternn:
ehren (das ist). mit [13] furcht lieben heysst. dann diße lieb ist on furcht.
drumb ists mehr3 vnehre. [14] dann ehre]. Nu sich ob nit yderman güte werck
gnug zcu thǔn habe: er sey [15] Vatter odder kind. Aber wyr blinden.
lassen solchs anstehen. Vnnd suchen [16] daneben andere mancherley werck. die
nit gepotten seyn
[17] Zcüm
vierden̄n̄: Wo nü die elternn ßo nerrisch seyn. das sie kinder [18]
welltlich zcihen: sollen die kinder yhnen ynn keynen weg gehorsam seyn: dann
[19] Gott ist ynn den ersten dreyen gepotten hoher zcu achten denn die eltern̄n̄:
[20] Weltlich aber zcihen heyß ich daß ßo sie leren nit mehr suchen. dann lust.
[21] ehre vnnd gutt odder gewallt dißer wellt. Zcimlichen schmück4 tragen [22] vnnd
redliche narung suchen ist die nodt. vnnd nit ßünd: ßo doch. das ym [23]
hertzen eyn kind alßo sich geschickt finde odder yhe sich [alßo] schicke das
yhm [24] leyd sey. das diß elend leben auff erdenn nit mag wol angefangen odder
gefurett [25] werden: es lauffe [H 5a] dann mit vnter:5 mehr schmück vnnd gutt.
[26] dann nodt ist zcur decke des leybs6 frost zcur werdenn. vnnd narung zcu
[27] haben: Vnnd müsse alßo. on seynen willen der wellt zcu willen: mit narren,
[28] vnnd sulchs vbel dǔldenn. vmb eyns besßers willen.7 ergerß zcuuormeyd
[29] Alßo trüg die künigen Ester. yhre konigliche krone vnnd sprach doch zcu
gott. [30] du weyst das das zceychen meyns prangiß auff meynem heübt: hatt myr
noch [31] nie gefallen. vnnd achte seyn. wie eyn8 boße lünten: Vnnd trag seyn
nȳmer. [32] wo ich alleyn bynn. ßondernn Wen ichs thun müß.
vnnd fur die leüt gehen̄. [33] Wilch hertz alßo gesynnet ist: tregt on ferlickeyt
schmück: Dann es tregt vnnd [34] tregt nicht. tantzt vnnd tantzt nit: lebet wol
vnnd lebt nit wol. Vnnd das [35] seyn die heymlichen seelen. vorborgene breüte
Christi aber sie seyn seltzam. denn [36] es schwere ist. nit lust zcu habenn̄.
ynn großem schmuck vnnd prangen: Alßo [37] trug Sanct9 Cecilia. aüß gepott
yhrer eltern.10 guldene kleyder. aber ynnwendig [38] am leyb trüg sie heryn
hembd. Hie sagen ettlich. Ja wie
wollt
[Seite 279]
[ 24 eygen
fehlt 37 glaubt sich zu vnser]
[1] ich meyn
kind vnter die leütt bringenn. vnnd mit ehren aüß setzen? Ich müß [2] alßo prangenn.
Sage myr: ob das nit wortt seyn. eynß hertzen. das an gott [3] vorzweyffellt.
vnnd mehr auff seyne sorge dann auff gottis sorge trawett. ßo [4] doch Sanct
Peter leret. vnnd spricht. Werffet all ewr sorge auff yhn [H 5b] [5] vnnd seyt
gewisß. das er für eüch sorgett, Es ist eyn zceichen̄
das sie fur yhre [6] kind noch nie gott gedanckt. noch nie für sie recht
gepeten. noch nie yhm befolen [7] habenn, sonst wurdenn sie wisßen vnnd erfaren
haben. Wie sie soltenn [8] auch der kinder außsetzen. von Gott bitten. vnnd
gewarten̄n̄ Drumb lesset er [9] sie auch gehen ynn yhrem eygen synn̄
mit sorgen vnnd engsten. vnnd doch nit [10] wol aüßrichten
[11] Zcum
fünfften Alßo ists war, wie man sagt das die eltern̄n̄.
ob sie [12] ßonst nichts zcü thün hetten. mogen sie an yhren eygen kindern̄n̄1
seligkeyt [13] erlangen̄n̄ an wilchen: ßo sie die zcu gottis dienst recht zcihen haben
sie fürwar. [14] beyde hend voll gutter werck fur sich dann Was seyn hie die
hüngrigen. [15] durstigen. nacketen gefangenen. kranckenn. frembdling: dan̄n̄
deyner eygen kinder [16] seelen: mit wilchen dyr Gott aüß deynem hauß eyn
spetall macht. vnnd dich [17] yhnen zcū spetell meyster setzt. das du yhr
warten sollest. sie speysen vnnd [18] trencken mit guten wortten vnnd wercken.
das sie leren Gott trawen2 glawben [19] vnnd furchten. vnnd yhr hoffnūg
ynn yhn setzen, seynen namen ehren nit [20] schweren noch fluchen. sich
casteyen mit beten fasten wachen erbeytten. gottis [21] dienst vnnd wortts
wartten. vnnd yhm feyren den sabbat. das sie zceyttlich [22] ding leren
vorachten.3 vnglück sanffte tragen. vnnd den todt nit furchten. [23] diß leben
nit lieb haben. Sihe wilch große lection das seyn. wie viel du [24] habst guter
werck [H 6a] fur dyr. ynn deynem haüß: an deynem [eygen] kind. [25] das solcher
dinge aller4 darff wie eyn hüngrig durstige bloße arme gefangne [26] krancke
sehle. O wie eyn selige ehe vnnd haüß were das: wo solch elternn5 [27] ynnen
weren. fürwar es were eyn rechte kirche. eynn aüßer welet Closter. ia [28] eyn
paradiß, dauon sagt p̄s̄ 127 Selig6 seyn die die gott furchten. vnnd [29] wandelnn
ynn seynen gepotten, Du wirst dich erneren mit der erbeytt deyner [30] hend,
darumb wirstu selig seyn vnnd wirtt dyr wol gehen. deyn weyb wirtt [31] seyn.
wie eyn vollfruchtparer weynstock. ynn deynem haüß. Vnnd deyn kinder [32]
werden seyn wie die jüngen sprossen7 der vollen olbawm: vmb deynen tisch [33]
Sehet alßo wirtt gebenedeyet seyn. wer gott furchtet. &c.8 Wo seyn solche
[34] eltern̄n̄? Wo seyn die nach gutenn wercken fragen? Hie will niemand
her? [35] Warumb? Es hatt gott gepotten. da zceugt Von. der teüffell. fleysch
vnnd [36] blütt, Es gleysset nit. drumb gillt es nit. Da leufft der zcu S
Jacob. dieße [37] gelobt sich zcu vnßer frawenn. Niemant gelobt: das9 er Gott
zcu ehren [38] sich vnnd seyn kind wol regire vnnd lere. lessit die sitzen. die
yhm Gott befolen
[Seite 280]
[ 9 zcu fehlt
26 yhn 34 Christlichen]
[1] hatt. an
leyb vnnd sehle zcu bewaren. vnnd will Gott an eynem [2] andern̄
ortt dienenn das yhm nicht befolhen ist. Solch vorkeret weßen werett [3] keyn
bisschoff. strafft keyn p̄diger ja vmbs geytzs willen bestetigen sie es. [4] vnnd
erdencken [H 6b] nür teglich mehr Walffartt heyligen erhebung. Ablaß [5]
jarmarckt.1 Gott erbarm [sich vber]2 solche blindheytt
[6] Zcüm
sechsten̄n̄ alßo widderümb. mogen die eltern̄n̄
nit leychter die hell [7] vordienen. dann an yhren eygen kindernn. ynn yhrem
eygen haüß. Wo sie [8] die selben vorseümen vnnd nit leren die ding droben
gesagt seyn. Was [9] hulffs: das sie sich zcu todt fasten. beten wallen vnnd
alle werck theten: Gott [10] wirtt sie doch dauon nit fragenn am tod vnnd
jüngsten tag. ßondern̄n̄ wirtt [11] foddern̄n̄
die kind: die er yhn befolhen hatt, das zceygt an das Wortt Christi [12] luce
23. yr tochter von Jerusalem weynet nit vber mich ßondern̄n̄
vbir euch [13] vnnd ewre kinder.3 Es werden kūmen die tag. das sie werdenn
sagen. [14] Selig seynn die leybe die nit. geporn̄n̄
habenn. vnnd brüste die nit geseugt [15] habenn: Warumb werden ßie ßo klagenn
dann das alle yhr vordampniß. von [16] yhren eygenen kindern̄n̄
kompt. wilch ßo ßie nit hetten gehabt. weren ßie villeicht [17] selig wordenn.
furwar diße wortt solten billich den eltern̄n̄
die augen [18] auffthün. das ßie yhre kinder nach der selhen geystlich ansehen:
auff das die [19] arme kinder durch yhre falsch fleysschlich liebe nit betrogen
wurdenn: alß [20] hetten sie yhre eltern̄n̄
wol geehret. die weyll sie nit mit yhn zcurnen̄ odder [21] gehorßam
seyn. ynn weltlichen prangen. darynnen yhr eygen will gesterckt [22] wirtt. ßo
doch das gepott die eltern darumb in ehre setzt. das der kinder eygenwill [23]
sol geprochenn. vnnd sie demutig vnnd sanfftmütig werdenn
[24] [I 1a]
Wie nü gesagt ist. ynn den andern̄n̄
gepotten. das sie sollenn4 ym [25] heübt werck gehen. Alßo auch hie. soll
niemant achten das seyne zcucht vnnd [26] lare ynn den kindernn. an yhm selbs
gnugsam sey: Es sey dann das es geschehe. [27] ynn zcuuorsicht5 Gottlicher
huld. das der mensch nit dran zcweyffell er6 [28] gefalle Gott woll ynn den
werckenn. Vnnd laß yhm solche werck nit anderß [29] seyn. den̄n̄
eyn vormanūg vnnd vbung seynes glawbens. ynn gott zcu trawen [30] vnnd
gutis zcu yhm vnnd gnedigen willen. vorsehen. on wilchen glawben keyn [31]
werck. lebt. gutt7 angenehm ist. dann
vill heydenn haben yhre kinder hübsch [32] ertzogen. aber ist alles vorlorenn.
vmb des vnglawbens willen̄n̄
[33] Zcüm
Sibendenn. Das ander werck. dißes gepottis Ist. Ehren vnnd [34] gehorßam seynn
der geystlichenn Mutter der heyligen Christenlichen kirchenn [35] der
geystlichen gewallt Was sie gepeütt. vorpeütt. setzt. ordentt. bannet. loßett.
[36] das wyr vnß darnach richten. vnnd wie wyr leybliche eltern̄
ehren. furchten [37] vnnd lieben: ßo auch geystliche vbirkeytt8 lasßen sie
recht habenn. ynn allen. [38] dingen die nit widder die ersten drey gepott seyn̄.
Nü gaht es ynn dißem9
[Seite 281]
[ 2 die fehlt
10 ist vor nit fehlt]
[1] werck
fast erger zcu. dann ynn dem ersten̄n̄
die geystlich vbirkeytt. sollt die [2] sünd mit bannen vnnd gesetzen straffenn.
vnnd die yhre geystliche kinder treyben [3] frum zcu seyn: auff das sie vrsach
hetten diß werck zcu [I 1b] thun vnnd [4] sich vben. ynn gehorßam vnnd ehre
gegen1 sie Szo siht man itzt keynen [5] vleyss. stellen sich gegen yhr
vnterthan. wie die mütter. die von yhren kindern̄n̄
[6] lauffen nach yhren Bulen. Wie Oseas .2. sagt. p̄digen
nit leren nit. Weren [7] nit. straffen nit. Vnnd ist doch gar keyn geystlich
regiment mehr. ynn der [8] Christenheyt. Was kann ich dann von dissem werck
sagen̄. Es seyn noch eyn [9] wenig fast tag vnnd feyrtag
vberblieben. die wol besßer wer abgethan. das [10] achtet [aber] niemand: Vnnd
ist nit mehr das do ganghafftig ist. dann der [11] bann vmb schuld willen
getrieben der aüch nit seyn sollt. Es sollt aber geystlich [12] gewallt darob
seyn. das der ehebrüch. vnkeüscheyt wücher: fressen [weltlich [13] prāgen
vbrigem schmück], vnnd dergleychen offentlichen sunde vnnd schand. [14] auff
strengist gestrafft wurden vnnd gepessertt2 darzcü. die stifft kloster.3 [15]
pfarren. schülen.4 ordenlich bestellenn vnnd darynnen Gottis dienst. mit ernst
[16] erhallten̄. junge leütt knaben vnnd meydlin. ynn schulen vnnd
klosternn. mit [17] gelereten [frümmen] Menner vorßorgen̄n̄.
das sie alle wol auffgezcogen wurdenn. [18] vnnd alßo die allten gutt exempel
geben̄n̄ vnnd die Christenheytt. mit [19] feynem jungen volck
erffullet vnnd gezcieret wurd. Alßo lerett Sanct Pauel [20] Seynen junger
Titüm. das er alle stennd jung vnnd allt. man vnnd weyb [21] recht vnterweyßen
vnnd regieren sollt. Aber nu gaht wer do will: Wer [22] sich selb regirtt vnnd
leret. der hatt.5 ja leyder da hynn kūmen. das die stett. [23] darynnen
man guttis [I 2a] leren sollt, bubenschulen̄ worden̄n̄
seyn. Vnnd [24] der [wilden] jugent ßo gar niemant achtet
[25] Zcüm
achten. Wenn diße ordenūg giengen ßo künd man sagen. wie die6 [26] ehr vnnd
gehorßam sollt geschehen. Nü gaht es aber. . Wie mit den leyplichenn7 [27]
eltern̄n̄ die yhrenn kindern̄n̄
den willen lassenn die geystliche vbirkeytt [28] vorhengt itzt: dispensirt.
nympt gellt. vnnd lessit nach mehr dann sie vormag [29] nach zculassen. Ich
will hie schweygen: mehr zcu sagen.8 wyr sehen seyn [30] mehr. dan̄n̄ es
gütt ist:9 der geytz am regiment sitzt. Vnnd eben das sie [31] weren sollt das
leret sie.10 vnnd fur aügen ist. Wie geystlicher stand ynn [32] allen dingen.
welltlicher ist. dann der welltlich [selbs.]11 Darüber muß die [33]
Christenheyt vorterbenn vnnd ditz gepott vntergehen. Wo eyn solcher [34]
bisschoff were. der alle solche stend. . mit vleyß vorsorgen sollt. drauff
sehen [35] visitirnn vnnd drob hallten. wie er schüldig ist. furwar es wurd yhm
eyne [36] statt zcüüill werden̄n̄:
dann auch zcur zceyt der Apostolen̄n̄.
da die Christenheyt [37] am besten stünd. eyn igliche statt. eynen bisschoff
hett. da doch die statt. [38] das weniger teyll Christen war. . Wie mag es wol
gahn. Wenn eyn bischoff.
[Seite 282]
[ 3 gar fehlt
27 was nur]
[1] ßo vill.
der ßo vill. der die gantz wellt. der die helfft haben will? Es ist [2] zceytt
das wyr Gott bitten vmb gnad. Geystlicher vbirkeytt haben wir vill. [3] aber
geystlicher regirüng nichts odder gar wenig. In deß mag wer do kann [4] helffen.
das stifft. kloster. pfarrenn. vnnd schulenn wol bestellet [I 2b] vnnd [5]
regirtt werden̄n̄.1 Vnnd were auch der2 geystlichen vbirkeyt werck eynß. das
[6] sie stifft. kloster. schulenn weniger machten. wo man sie nit. vorsorgen
mocht: [7] Vill besser ist es. keyn kloster odder stifft. dann boße regiment
darynnen. [da] [8] gott nǔr mehr mit ertzurnett wirtt
[9] Zcüm
Neündenn. dieweyll dann die vbirkeytt yhr werck ßo gar lessit3 [10] fallen vnnd
vorkeret ist. ßo müß gewißlich folgenn: das sie yhrer gewallt miß [11] prauche.
Vnnd fremb boße werck furnehme: gleych wie die eltern̄n̄.
ßo sie [12] ettwas gepieten das widder Gott ist da müssen wyr weysße seyn: dann
der [13] Apostell hatt gesagt. das die selben zceytt ferlich seyn werdenn. ynn
wilchen [14] solche vbirkeytt regiren wirtt. dann es hatt eynen scheyn. man
widderstreb. [15] yhrer. gewallt. Wenn man nit thutt odder werett alles Was sie
furgeben̄n̄, [16] Szo müssen wyr nü4 die drey ersten gepott Vnnd die
rechte taffell fur die [17] hand nehmen. des sicher seyn das keyn mensch.
widder bisschoff. bapst. noch [18] engell mag ettwas gepieten odder setzenn̄:
das dißen dreyenn gepotten mit [19] yhren wercken entgegen.5 hynderlich odder
nit fürderlich sey, vnnd ob sie solchs [20] fur nehmen ßo hellt es vnnd gillt
nichts: ßo ßundigen wyr auch dran wo [21] wyr folgen vnnd gehorßam seyn odder
dasselb leyden̄n̄ darauß ist leycht zcuuorstehen: [22] Wie die gepotten
fasten: nit begreyffen die krancken [die] schwanger [23] weyber odder die ßoft
nit fasten mugen on schaden̄n̄: Vnnd das wyr hoher [24] [I 3a] faren̄n̄.
die weyll. aüß Rom. zcu vnßern̄n̄
zceyten nichts anderß kompt. [25] dan̄n̄
eyn Jarmarckt geystlicher gutter. die man offentlich vnnd vnuorschampt [26]
kaufft vnnd vorkaüfft. ablaß. pfarren.. kloster. bistüm. probstey [pfrund] [27]
vnnd alles war nü yhe gestifft ist. [zcu gottis dienst] weyt vnnd breytt, da
[28] dürch nit alleyn alles [gellt vnnd] gütt der wellt gen Rom zcogen vnnd
[29] trieben wirtt. wilchs der geringst schaden were. ßondern̄n̄.
die. pfarrn̄. bistum. [30] p̄latürnn. zcurissen. vorlasßen
vorwüst. vnnd alßo das volck vorseumet wirtt6 [31] gottis wortt. gottis namen
vnnd ehre vnter gaht der glawb vorstorett wirtt. . [32] das zcu letzt. solche
stiffte vnnd ampt. nit alleyn vngelereten vnnd vntuchtigen̄n̄
[33] ßondern̄n̄ das mehrer teyll. den [Romischen großten] heübt büffen ßo
ynn der [34] wellt seyn. zcu teyll werdenn.7 alßo was zcu gottʃ dienst.8 dem volck zcü [35] p̄digenn regiren. vnnd
besßern̄n̄. gestifft ist. .9 müß itzt. den stall buffen.10 [36]
maülltreybern̄n̄: Ja. das ichs nit grober sag. Romischen hürnn vnnd büffen
[37] dienen. dennoch nit mehr danck daüon haben: dann das sie vnßer alß der
[38] narrenn. darzcu spotten
[Seite 283]
[ 31 eyn
fehlt]
[1] Zcüm
Zcehendenn. ßo dann solch vntregliche vnfüge alle geschehen. vnter [2] dem
namen gottʃ vnnd Sanct
Peters. gerad alß were gottʃ Namen vnnd die [3] geystliche gewallt eyngesetzt. gottʃ ehre zcu lesteren̄n̄1
die Christenheytt. an leyb [4] vnnd seelen zcuuorterben̄n̄ seyn
wyr furwar schüldig. ßo vill wyr mügen̄n̄
[5] [I 3b] füglich widderzcüstehen. Vnnd müsßen hie thun. gleych wie die frümen
[6] kinder: denen yhr eltern̄n̄ doll odder wan synnig seyn wordenn,2 Vnnd zcum [7] ersten
sehen Wo das recht her kompt. das was zcu gottʃ dienst ist ynn [8] vnßernn landenn gestifft. odder fur
vnßer kinder zcuuorsorgenn geordentt.. [9] das man das zcu Rom soll dienen
lassen. vnnd hie. da es seyn soll nochlasßen [10] Wie seyn wyr ßo vnsynnigk? .
Die weyll dann bischoff vnnd geystlich [11] p̄laten. hie still
stehen. nit weren. odder sich furchten. vnnd lassen alßo die [12] Christenheytt
vorterben. sollen wyr. zcüm ersten Gott demütiglich vmb hulff [13] anruffen.
dem ding zcu weren̄ darnach. . mit der hand darzcu thün: den kortisanen [14]
vnnd Romischen brieff treger. die straß nyder legen̄n̄
yhn mit vornūfftiger [15] senffter weyße enpieten. Wollen sie die pfrund
redlich vorsorgenn: [16] das sie sich drauff setzen. mit p̄digen
odder gütten exempell das volck besßern̄n̄.
[17] Wo das nit. vnnd sie.3 zcu Rom4 odder anderßwo sitzen. die kirchen
vorwüßten [18] vnnd schwechenn. das man sie5 lasß. den bapst zcu Rom speyßen.
[19] dem sie dienen̄n̄: Es fugt sich nit. das wyr dem bapst seyne knecht. seyn
volck [20] ja seyne buffen vnnd hurn̄n̄
nerenn. mit vorterbenn vnnd schaden̄n̄
vnßer [21] seelenn: Sihe das weren die rechten Turckenn. die die [kunig]
fursten vnnd [22] der adell sollt am ersten angreyffenn. nit darynnen gesucht.
eygen nutz ßondern̄n̄ [23] alleyn besßerung6 der Christenheytt [I 4a] vnnd
hynderüng. der [24] lesterung vnnd schmach gottlichs namenß: Vnnd alßo mit der
[selben] geystlicheyt [25] vmbgahn alß mit7 dem Vatter. der seyne synn vnnd
witz vorloren [26] hett. wilchen ßo man nit (doch mit demüt vnnd allen ehren.)
gefangen nehme [27] vnnd werett.. mocht er kind. erb. vnnd yderman vorterben
Alßo sollen wyr [28] Romischen gewallt. ynn ehren habenn alß vnßern̄n̄
vbirsten Vatter. Vnnd [29] doch die weyll sie doll vnnd vnsynnig worden seynn:
yhn yhrs furnehmenß [30] nicht gestatenn. das nit dadürch die Christenheytt
vorterbett werde
[31] Zcüm
Eylfften Es meynen ettlich man soll das auff eyn gemeyn Conciliū8 [32]
stellen: da sag ich neyn zcu: dann wyr haben vill Concilia gehabt da [33]
solchs ist furgewand. nehmlich9 zcu Costnitze. Baßele vnnd das letzt Romisch.
[34] Es ist aber nichts auß gericht vnnd ymmer erger worden̄n̄.
Aüch seyn solche [35] Concilia nichts nütz. Die weyll. die Romische10
weyßheytt. den fündt erdacht [36] hatt. das zcuuor die kunig vnnd fursten sich
müssen voreyden. ßie zcu lassen [37] bleyben vnnd habenn. wie sie seyn vnnd waß
sie haben̄n̄. Vnnd alßo eynen [38] rigell furgesteckt aller reformation
sich zcuerweren̄n̄. aller buberey schütz vnnd
[Seite 284]
[ 2 foddert
34 zutrug]
[1] freyheytt
zcüerhallten̄.1 Wie woll dasselb eydt widder gott. vnnd rechtt [I 4b] [2]
gefoddertt. erzcwüngen vnnd gethan wirtt. Vnnd dem heyligen geyst. der die [3]
Concilia regiren soll. eben da mit die thür zcugesperret wirtt: Szondern̄n̄
[4] das were das best. vnnd auch das eynige vbirbliebend mittell. ßo kunig
fursten. [5] Adell. stett: vnnd gemeyn selb anfiengenn. der sach eyn eynbrüch
mechten: [6] auff das die bischoff vnnd geystlichenn (die sich itzt furchten)
vrsach hetten zcu [7] folgen̄n̄. Dann hie soll vnnd muß man nit ansehen anderß. dann gottis
[8] erste drey gepott. widder wilche. noch Rom. noch hymell noch erdenn ettwas
[9] gepieten odder weren kündenn. Vnnd ligt nichts an dem bann odder drewen.
[10] damit sie meynen solchs zcur werenn, ebenn alß nichts dran ligt. ob eyn
[11] doller Vatter seynem ßün fasst drewet ßo er yhm werett odder fehett
[12] Zcum
Zcwelfften̄n̄. Das dritte werck. dißes gepottis. ist der weltlichen [13]
vbirkeytt gehorßam seynn:2 Wie Paülüs Ro. 13. Vnnd Tit. 1. lerett. Vnnd [14]
Sanct Petr9. . 1. Pe. 3. Seyd vnterthenig dem künig alls dem vbirsten. vnnd
[15] den fürsten alß seynen gesandten. vnnd allenn ordenūgen. weltlicher
gewallt3 [16] der weltlichenn gewallt aber werck ist: schützen die vnterthanen:
dieberey. [17] reüberey. ehebrecherey. straffen Wie Sanct Paul9. 13. Sie tregt
nit vmb [18] sonst das schwert Sie4 dienet Gott darynnen. den boßenn zcur
furcht denn [19] frūmen zcu gütt. Hie ßundigt mann [I 5a]5 zcweyer weyß:
zcüm erstenn [20] wenn man yhn leügt betreügt vnnd vntrew ist: nit folgett vnnd
thutt wie [21] ßie befolhen vnnd gepotten hatt. Es sey mit leyb6 odder gütt.
Dan̄n̄ ob [22] sie gleych vnrecht thün wie der kunig von
Babylonien̄.7 dem volck Israel. [23] dennocht will Gott. yhn gehorsam
gehallten habenn. on alle list vnnd gefahr..
[24] Zcum
andernn ßo man vbell von yhn redett. sie vormaledeyett. vnnd [25] wo8 man sich
nit rechen kann. mit mürmelln vnnd boßen worttenn offentlich [26] odder
heymlich sie schildt Inn dißem allen sollenn wyr das ansehen das [27] vnß sanct
Peter heyßt ansehen. Nemlich. das yhre gewallt sie thu recht odder [28]
vnrecht: mag sie der9 selen nit schadenn. ßondern̄n̄
alleyn dem leyb vnnd [29] gutt.10 Es were dann das sie offentlich dringen wollt
widder Gott odder [30] menschen vnrecht zcu thün: wie vorzceytenn11 do sie noch
nit Christen ware. [31] vnnd der Turck noch thutt. alß man sagt. dan̄n̄
vnrecht leydenn vorterbt [32] niemand an der12 selen. Ja es bessertt die
selen13 ob es woll ab nympt [33] dem leyb vnnd gutt Aber vnrecht thün. das
vorterbett die sele. ob es gleych [34] aller wellt gütt zcutrüge
[35] Zcum
Dreytzehendenn. Das ist14 auch die vrsach Warumb nit ßo groß [36] ferlickeytt
ist: ynn der welltlichen gewallt alß ynn der geystlichenn. wen sie [37] vnrecht
thün [I 5b] dann weltliche gewallt mag nit schadenn. die weyll sie
[Seite 285]
[ 32 grosten
35 Die erst geringste]
[1] nichts
mit dem p̄digen vnnd glawben vnnd den ersten dreyen gepotten zcu [2]
schaffen hatt.1 Aber die geystliche gewallt. schadet nit alleyn wenn sie
vnrecht [3] thütt. ßondern̄n̄ auch wenn sie lessit ansteen yhr ampt vnnd ettwas [4]
anderß thutt. ob dasselb [auch] gleych besser were. dann die aller besten werck
[5] der welltlichen gewallt:2 Darumb müß man sich widder die selben strawenn.
[6] wen sie nit recht thütt vnnd nit widder die welltliche ob sie gleych
unrecht [7] thutt dann das [arm] Volck. wie es sihet vnnd horett. von der
geystlichen [8] gewallt. ßo glewbt vnnd thutt es. Siht vnnd horett es nichts.
ßo glawbt [9] vnnd thutt es auch nichts. die weyll die selb gewallt. vmb keynß
anderß willen [10] ist eyngesetzt. denn das Volck3 ym glawben zcu gotte furenn
Wilchs [11] alles nicht ist ynn der welltlichenn gewallt dann ßie thü [vnnd
laß.] wie sie [12] will. ßo gaht meyn glawb zcu Gott. seyne straß vnnd wirckt
für sich. die [13] weyll ich nit müß glawben. wie ßie glawbt Drumb ist auch
welltlich gewallt [14] gar eyn gering dingk fur gott. Vnnd vill zcu gering von
yhm geacht. das [15] man vmb yhrer willen [sie thu recht oder vnrecht]. sollt
sich sperren. vngehorßam [16] vnnd vneynig werdenn: Widderumb die geystliche
gewallt gar eyn groß. [17] vbirschwenglich gutt ist. vnnd vill zcü kostlich4
von yhm geacht. das der aller [18] geringste Christen mensch sollt leydenn vnnd
schweygenn. wo sie [eyn] harbreytt [19] [I 6a] von yhrem eygen ampt tritt.
Schweyg dann wenn sie gantz [20] widder5 yhr amptt gaht. wie itzt wyr alle tage
sehen̄n̄
[21] Zcüm
vierzcehendenn̄ In dießer gewallt ist aüch mangerley mißpraüch. [22] Zcum
erstenn̄. wo sie den schmeychlern̄n̄
folgt: wilchs eyn gemeyne6 vnnd [23] ßonderliche. schedliche plage ist. dißer
gewallt wilcher. sich niemand kan gnugsam [24] weren vnnd fürsehen̄n̄,
da wirt sie mit der naßen gefürett. vnnd gaht [25] vbirß arm volck.: wirtt eyn
regiment. wie eyn heyd sagt: das die spynweb [26] fahen wol die kleynen
fliegen. aber die molsteyn faren durch hynn** alßo die [27] gsetz. ordenǖg
vnnd regiment. der selben hirschafft. hallten die geringen.7 die [28] grosßen
seyn frey: Vnnd wo der herr nit selb ßo vornünfftig ist. das er [29] seyner
leutt rad nit darff. odder yhe ßo üill gillt, das sie sich fur yhm [30]
furchten. da wirtt vnnd müß: es wolt dann Gott eyn ßonder zceychen thün) [31]
eyn kindisch regiment seyn: Darumb hatt Gott vnter andern̄n̄
plagen. boß [32] vntuchtig regentenn die großte geacht. damit er drewett Isa.
3. Ich. will. von [33] yhn nemen allen tapffernn man vnnd will yhn gebenn
kinder vnnd kindische8 [34] herren̄n̄
Vier plagen hatt Gott ynn der schrifft genennett [Eczech. 14] [I 6b] [35] die9
geringste: die auch Dauid erwelet ist die pestilentz die ander. ist die10 [36]
theüre. zceytt. die dritte ist der krieg die Vierde. ist allerley boße
bestien.11 [37] alß lewen. wolff schlangen. trachen das seyn boß regentenn.
dann wo die
[Seite 286]
[ 12 behalten
15 tregliche 36 sonderliche]
[1] seynd.
hatt das land vorterbüng. nit alleyn an leyb vnnd gütt. wie ynn den [2] andernn̄.
ßondern̄n̄ auch an der ehre zcucht. tugent vnnd der selen selickeytt.
[3] dann pestilentz. vnnd theüre zceytt macht früm vnnd reyche leütt. aber
krieg1 [4] vnnd boße hirschafft macht zcu nicht alls was zceyttlich vnnd ewig
gutt [5] betrifft
[6] Zcum funffzcehenden̄n̄.
Es müß eyn herr auch fast klug seyn. das er [7] nit allzceyt mit dem kopff hyn
durch zcubrechen. fur nehm. ob er gleych kostlich [8] gute recht vnnd die aller
beste sache habe. dann es ist vill edler tugent: [9] schadenn duldenn2 am
recht. dann am gütt odder leyb. wo das den vnterthanen [10] nutzlich ist
seyntemall weltlich recht.. nǔr3 an zceytlichen guttern̄n̄
[11] hangenn. Drümb ists gar eyn4 nerrische rede, Ich hab recht daran. drumb
[12] will ichs mit dem stürm holen vnnd behallt. ob gleych alle vngluck der
andern̄n̄ [13] sollt draüß entspringenn. Szo leßen wyr von dem keyßer
Octaüian das er [14] nit wollt kriegen. wie gerecht er were. es were dann da
gewisße anzceygung [15] besßers nützs dann schadens [odder vntregliche
schadenn] vnnd sprach. kriegen [16] ist eyn dingk. gleych alß ymand mit eynem
gulden netze fisschett. da er nymer [17] ßo vill fehet. alls er [zcuuorlirenn]
wagett* [K 1a] Dann wer eynen Wagen [18] fürett.5 der müß viel anderß wandelln.
denn ßo er fur sich selb [alleyn] [19] gieng. hie mag er gehn. springen vnnd
machen wie er will. aber wen er [20] furett: müß er sich lencken vnnd schickenn
darnach ym der wag vnnd pferd [21] folgen kann: mehr darauff dann auff seynen
willen acht habenn. alßo auch. [22] eyn herr der furett eynen haüffenn mit sich
der müß nit wie er will. ßondern̄n̄.
[23] wie der hauffe [vor]mag. wandelln vnnd handelln̄
mehr. yhre nottdurfft [24] vnnd nütz dan̄n̄
seynen willen vnnd lust an sehenn dann wo eyn herr. nach [25] seynem tollen
kopff regiret vnnd seynem guttduncken folget, der ist gleych. wie [26] eyn
toller fur man: der mit pferd vnnd wagen stracks zcu rennet. durch pusch. [27]
hecken. graben. wasßer. berg vnnd tall. vnangesehen wege. [vnnd] brückenn. [28]
der wirtt nit lange farenn. es wirtt6 zcu trūmern̄n̄
gahenn̄. Darumb [29] were das aller nützlichst den hirschafften das
sie [von jügent aüff] leßen odder [30] yhn leßen ließen die historien7 [bey]der
heyligen vnnd heydnischenn bucher. [31] darynnen sie mehr exempell vnnd kunst
fundenn zcu regierenn dann ynn allen [32] rechts puchern̄n̄.
Wie man lißt das die kunige von Persen land gethan haben. [33] Ester. 6. dann
exempell vnnd historien geben vnnd leren alzceyt mehr dann [34] die gesetz vnnd
recht. dortt leret die [gewisß] erfarung hie leren. die vnerfarene [35]
vngewisße wortt
[36] Zcum
sechtzcehenden̄n̄ Drey ßonderlicher nottige werck hett zcu vnßern̄n̄
[37] zceyttenn zcu thun alle hirschafft [K 1b] fur nehmlich ynn dißen landen̄n̄.
[Seite 287]
[ 7 selbst 14
wurd, were es leidlicher, aber 26 werden, die das 29 mal auch ein]
[1] Zcüm
ersten. [abethün] das grawsam weßen fressens vnnd saüffens. nit alleyn [2] des
vberflüßs. ßondern̄n̄ auch der kostparlickeyt halben̄n̄
dann durch würtz. [3] specerey vnnd des gleychen. on wilche wol gelebt würde: nit
eyn kleyner abgang [4] zceytlicher gütter ynn die land kūmen ist vnnd
teglich kümpt. Solche [5] beyde
große schadenn furzcukūmen hette furwar die welltlich gewallt gnüg
zcuschaffenn [6] die gar fast tieff vnnd weytt eyngerissenn seynn Vnnd wie kunden̄n̄
[7] die gewelltigen Gott eynen besßern̄n̄
dienst thün vnnd yhn sebst yhr land [8] besßern̄n̄
Zcüm andern̄n̄ [weren]. die vbirschwengliche kost. der kleydüng. damit [9]
soüill gutt vmbracht. vnnd doch nǔr der wellt vnnd dem fleysch. gedienet
[10] wirtt. das1 erschrecklich ist zcu denckenn: solch mißprauch bey dem Volck
erfunden [11] werden̄n̄: das2 dem geCreutzigten3 Christo geschworn̄n̄
getaufft vnnd4 [12] zcugeeygenet ist. das seyn Creutz mit yhm tragen5 vnnd zcüm
andern̄n̄ leben [13] teglich durch sterben sich bereyten soll. Wenn
es dürch eyn vnweysßheytt bey [14] ettlichen6 vorsehen würd. aber das ßo frey
vngestrafft vnuorschampt vnnd [15] vnüorhindertt getrieben wirtt. ia lob vnnd
rüm drynnen gesucht wirtt. das [16] ist yhe eyn vnchristliches weßenn Zcüm drittenn. vortreybenn. den
wüchersuchtigenn [17] zcinßkauff [K 2a] der ynn aller wellt: alle land: leüd
vnnd stett. [18] vorterbett. Vorzceret vnnd vorstorett. durch seyn
schalckhafftigen scheyn. damit [19] er macht. das er nit wucher sey ßo er doch
warhafftig damit erger dann [20] wucher ist7 drumb das man sich nit. wie fur
dem offentlichen wucher fur [21] sicht
Sih das seyn drey Jüden. (Wie man sagt.) die. die gantzen wellt [22]
aüßsaügen. hie sollten herrn̄ nit schlaffen noch fawl seyn: wollten sie Gott [23] eyn
güte rechenschafft geben. von yhrem ampt.
[24] Zcum
siebenzcehendenn. weren hie8 auch9 zcu zceygen. die buberey. [25] wilche
durch10 officiel vnnd andere11 bisschoffliche vnnd geystliche amptleüt [26]
getrieben werdenn: das arm volck. mit großer beschwerüng. bannen: laden. [27]
iagen. vnnd treybenn die weyl eyn pfennig da ist. Solchs sollt man mit dem [28]
welltlichen schwertt weren. die weyl da keyn ander hulff noch mittell ist12
[29] O wollt
Gott von hymell. das eyn mall. eyn solch regiment wurd angefangen. [30] die
gemeynen frawen heüßer ab zcüthün: gleych wie ynn dem volck [31] Israel war. Es
ist yhe eyn vnchristliches bild. eyn offentlich ßünd haüß [32] zcuhallten [bey
den Christen] das vorzceyten gar vngehorett was Es sollt13 [33] eyn ordnǖg
seyn. das man knabenn vnnd meydlin zceytlich zcu sāmen gebe vnnd [34]
solcher vntugen furkeme. Nach solcher ordnǖg vnnd weyße. soltenn beyde
geystlich [35] vnnd welltlich [K 2b] gewalt trachtenn. Ists bey den Jüden
müglich [36] geweßen warumb sollt es nit bey den Christen [auch] muglich seyn?
Ja ßo [37] es ynn dorffen14 merckten vnnd ettlich steten müglich ist.15 wie für
augen
[Seite 288]
[ 16 solt
18/19 widderstrebenn. Auch darumb, dan damit 20 namenn, das die heydenn nit
mugenn vber vns klagenn, vnnd sich ergernn. Auch 26 diß] das]
[1] ist.
Warumb sollt es nit vbirall muglich seynn. Es macht aber das keyn [2] regiment
ynn der wellt ist.1 Niemant will erbeytten: darümb müssen die [3] hand wercks
leütt. yhre knecht feyren. die seyn dan frey vnnd mag niemant [4] zcemen: Wo
aber eyn ordnūg were. das sie müsten ym gehorßam gehn. vnnd [5] sie2
niemant aüffnehm ann andern̄n̄ ortten: hett man dißem vbell. eyn [6] groß loch
gestopfft. helff Gott: ich sorg das
hie der wünsch am großten [7] sey. hoffnūg ist geringe. doch seyn wyr
damit nit enschuldigt Nü sihe das [8] seyn wenig werck der vbirkeyt angezceygt.
aber doch ßo gutt vnnd ßo üill. [9] das sie vber flussig3 gutte werck vnnd Gott
zcu dienen hatt alle stünd.
[10] Diße
werck aber wie die andern̄n̄ sollen̄ auch4 ym glawben gahn. ia [11] den glawben vbenn. das nit
yemant durch die werck5 furnehm Gott gefallen. [12] Szondernn durch zcuuorsicht
seyner huld. solch werck seynem gnedigen lieben Gott [13] nǔr zcu ehre
vnnd lob6 thǔ darynn seynem nehsten zcu dienen vnnd nutz seynn
[14] [K 3a]
Zcüm achtzcehenden̄n̄. Das vierd Werck diß gepottis ist. gehorsam [15] des
gesinds vnnd der werckleütt. gegen yhre herrn̄n̄
frawen. meyster vnnd [16] meysteryn̄n̄.
dauon Sanct Paul9 Sagt Tit. .1. du soll p̄digenn den knechten [17]
odder dienern̄n̄ das sie yhre herrenn ynn allen ehren hallten. . gehorsam
seyn. [18] thün was7 yhn gefellet8 Sie nit betriegen. noch [yhn] widder
strebenn.9 [19] dann damit machen sie der lere Christi vnnd vnßerm glawben. eyn
gutten [20] namen. Auch Sanct Peter. spricht. Ir knecht sollet gehorßam seyn
ewren [21] herrn̄n̄[10 vmb gottʃ furcht willen]. nit alleyn den gutigen vnnd senfften [22]
ßondernn auch den wünder willigen vnnd vnschlachtigenn dann das ist eyn [23]
angenehm ding fur gott. ßo yemand leydet vnlüst.11 mit vnschuld. Nu [24] ist die großte klag. ynn der
wellt vbir das gesind. vnnd erbeytleütt wie vngehorsam. [25] vntrew.
vngezcogen.12 forteylisch13 sie seyen. das ist eyne plage [26] von Gott. Vnnd fur war. diß ist des gesinds eynigs
werck da mit sie [27] selig mügen werdenn. durffen furwar nit viel wallen diß
odder das thun. [28] haben gnüg zcu thün. wen yhr hertz nür da hyn gericht
stett. das sie gerne [29] thun vnnd lassenn. was sie wisßen yhrenn herrenn vnnd
frawen gefellig ist. [30] Vnnd das selb alles ynn eynem eynfeltigen glawben.
nit das sie14 durch [die [31] werck] wolten groß vordienen. ßondern̄n̄
das sie das alles [K 3b] ynn gottlicher [32] hüld zcuuorsicht (darynnen alle
vordienst stehn.) thün. lauterlich vmbsonst [33] auß lieb vnnd gunst zcu gott.
auß solcher zcuuorsicht erwachsenn. Vnnd [34] sollen solch Werck. alle. lassen
seynn: eyn vbung vnnd vormanūg. solchs glawbens [35] vnnd zcuuorsicht ymer
mehr vnnd mehr zcusterckenn. dann wie gesagt ist [36] nu vill mall. dißer glawb
macht alle werck gütt.15 Ja er müß sie thün [37] vnnd der werckmeyster seyn
[Seite 289]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 5 zugan in
keinem standt, die weyl wir auff erdenn in der vnuolkommenheit lebenn. Dauon
Colossen. iij. 24 der | den 32 aber]
[1] Zcüm
Neuntzehendenn. Widderümb die herren̄. vnnd frawen sollen yhr [2]
knecht megd vnnd erbtleütt nit wütender weyß regieren. nit alle ding auffs [3]
gnawst suchenn. Zcu weyllen ettwas nach lassen vnnd vmb frids willenn [4] durch
die finger sehen dann es mag nit alle ding alle zceyt. schnür gleych [5]
zcugahn dauon sagt S. Paül Colos. 4. Ir herrnn̄ sollt mit ewrem
gesind [6] gleych1 vnnd billich handelln̄. gedenckenn das yhr auch.
eynen herren̄ habt [7] ym hymell. darumb wie die herrn̄
wollen von Gott. nit mit yhn auffs [8] scherfsist gehandlet2. ßondernn vill
dings3 durch gnadenn nachgelassen habenn. [9] ßo sollen sie auch gegen yhre
gesindt. deste senffter seyn. vnnd. ettwas nach [10] lassen̄n̄.
Vnnd doch vleyß an wendenn. das sie recht thun vnnd Gott furchten [11]
leren. Sihe da aber. Was eyn hawß
wirt vnnd fraw. mag fur gutte [12] werck thun Wie feyn vnß Gott alle gutte
werck ßo nahe4 ßo mancherley ßo [13] stetiglich fur legt. das wyr nit durffen
fragenn nach gutten werckenn. vnnd [14] woll [K 4a] vorgessenn kündenn. der
anderenn gleyssendenn. weytt leüfftigen.5 [15] erfundenn. menschen wercken.6
alß da seyn. Wallen: kirchen bawen: ablaß [16] suchenn̄
vnnd der gleychenn. Hie sollt ich
auch wol sagen Wie eyn weyb [17] seynem man alß seynem vbirstenn gehorsam:
vnterthenig. weychen. schweygen [18] vnnd recht lassen soll. Wo es nit widder
Gott ist: Widder umb der man [19] seyn weyb lieb haben: ettwas nach lassen.
vnnd nit genaw mit yhr handelenn̄: [20] Dauon S Peter vnnd
Paüell viel gesagt habenn: Aber es gehoret ynn weyter [21] aüßlegünge der
zcehen gepott. Vnnd ist auß dißenn stückenn leycht zcu erkennen̄n̄
[22] [Zcüm zcwentzigsten] Alles aber
was gesagt ist Von dißen werckenn7 [23] ist begriffen ynn den zcweyen. Gehorßam
vnnd sorgfeltickeyt. gehorßam [24] gepürtt den vnterthanenn Sorgfeltickeyt der
vberhern̄n̄. das sie vleyß habenn [25] yhr vnterthan wol zcu regiren:
lieblich mit yhn handelln̄ vnnd alles thun. [26] das sie yhn nutzlich vnnd hulfflich
seyn. Das ist yhr weg zcū
hymell. [27] vnnd yhr besten werck die sie mugen thun auff erdenn. da mit sie
angenehmer [28] seyn fur gott. dann ob sie ßonst eytell wunderzceychenn
thetenn:8 Alßo sagt. [29] sanct. Pauel Ro 12. Wer eyn vbirkeyt hatt. der laß
seyn werck seyn die sorgfeltickeyt. [30] alß sollt er sagen. Er laß sich nit
yrren was ander leütt odder [31] stende thün. Er sehe nit nach dißem odder dem
werck. es gleysse9 ader [32] [K 4b] sey finster. ßondernn habe achten auff
seynen stand. vnnd denck nǔr. [33] wie er denen nützlich sey: die vnter
yhm seynn da bleyb er aüff. vnnd laß [34] sich nit daüon reyssenn. wen gleych
der hymell fur yhm auff stund. nach [35] dauon jagen wen auch die hell yhm nach
lieffe. das ist die richtige strasse die [36] yhn zcüm hymel tregt. O Wer alßo achten10 auff sich vnnd
seynen stand [37] hett. des selben alleynn gewarttett. Wie eyn reych mensch von
gutten wercken
[Seite 290]
[ 8 gute
werck fehlt 11 wusteney 14 Czum xxi. 16 vber hern 30 des 33 folgt fehlt]
[1] sollt das
[in kürtzer zeytt] werdenn. ßo still vnnd heymlich. das niemant dann [2] gott
alleyn gewar wurde. Aber nu lassen wyr das alles faren. Vnnd leüfft [3] eyner
ynß Carthuß. eyner hie der ander daher. gerad alß weren die gutte [4] werck
vnnd Gottis gepott. ynn die winckel geworffen vnnd vorsteckt. ßo doch. [5]
geschrieben stett. p̱uerb. 1. das die Gottliche weyßheyt yhr gepott aüß schreyett
[6] offentlich ynn den strassenn. mitten vnter dem volck. vnnd ynn denn pforten
[7] der stete. da mit angezceygt wirtt das1 an allen orten. stenden. zceytten
vbirflussig [8] gute werck fürhandenn seyn. vnnd wyr sie nit sehen. vorblend
anderßwo [9] suchen. das hatt Chr̄9 vorkundigt Matt 24. Wenn
sie euch werden sagen. sich [10] hie ist Christus odder da. ßo solt yhrs nit
glawben: Wen sie sagen. werden [11] Sih da ynn der wußten ist er. ßo geht nit
hynaüß Sihe da ynn den heymlichen [12] heüßernn̄ ist er: ßo glewbt es
nür nit. Es seyn falsche propheten vnnd [13] falsch Christen̄n̄
[14] Zcum eyn
vnnd zcwentzigsten Widderumb2 gepurtt der gehorßam den [15] vnterthenigen. das
sie alle yhren [L 1a] vleyß vnnd auffsehen dahyn keren. [16] zcu thun vnnd
lasßenn was yhr vberern̄n̄ von yhn begerenn. sich dauon nit [17] lassen reyssen noch
treybenn. es thu eyn ander was3 er thü. laß sich yhe nit [18] dünckenn das er
wol lebe odder gute werck thu es sey beten odder fasten. odder [19] wie es
eynen namen haben mag. ßo er ynn dißem nit ernstlich vnnd vleyssiglich [20]
sich vbett Wo es aber keme. wie
offt geschicht das welltlich gewallt [21] vnnd vbirkeytt wie sie heyssen:
wurdenn eynen vnterthanen dringen widder [22] die4 gepott [Gottis]. odder dran
hyndern̄n̄. da gaht der gehorßam aüß vnnd [23] ist die pflicht schon
aüffgehaben̄n̄. Hie müß man sagen Wie S Peter zcü [24] denn fursten der
Juden sagt. Man müß Gott mehr gehorsam seyn. dann [25] den menschen̄n̄ Er
sprach nit. man müß den mēschen. nit gehorßam seyn. [26] dann das were
falsch. ßondernn. Gotte mehr dann denn menschen̄n̄.
alß wen [27] eyn fürst wollt kriegenn der eyn offentliche vnrechte sach hett.
dem soll man [28] gar nit folgen noch helffenn. die weyl gott gepoten hatt wyr
sollen vnßernn [29] nehsten nit todten.5 noch vnrecht thün Item ßo er6 hieße
eyn falsch gezceugniß [30] gebenn: raüben [liegen] odder betriegen. vnnd7 der
gleychenn. hie [31] soll man ehe gutt ehr leyb vnnd leben faren lassenn [aüff]
das gottis gepott [32] bleybe.
[33] folgt
Von dem fünfften gepott
[34] [L 1b]
Diße vier vorgangenn gepott: habenn yhr werck ynn der vornǖfft. [35] das
ist. das sie den menschen. gefangenn nehmen. regieren vnnd vnterthan [36]
machenn. . auff das er sich selb nit regiere. nit sich gutt dunck. [nit]
[Seite 291]
[ 5 werck das
das doch 20 widersacher 22 nichtes vbels 33 geistlichen 34 weren wir die]
[1] ettwas
von yhm selb hallt. Szondern̄n̄ sich demutig, erkenne. vnnd furen lasse [2] damitt die
hoffartt erweret wirtt. Diße nach folgende gepott handeln̄.
mit [3] den begirdenn vnnd1 wollüsten des menschenn, sie auch zcu todten̄n̄. .
Zcum [4] ersten die zcornige vnnd rachsuchtige begird: daüon das funfft gepott
sagt Du [5] sollt nit todten̄n̄. Wilchs gepott. hatt eyn werck das doch viel begreyfft vnnd
[6] vill laster vortreybt. vnnd heyst sanfftmütigkeytt. . die selb ist nü
zcweyerley. [7] die eyn gleysset fast hübsch vnnd ist nichts dahynden̄n̄.
wilche wyr haben gegen [8] die freund vnnd die vnß nützlich genießlich seyn an
gutt ehre vnnd gunst [9] odder die vnß nit beleydigen noch mit wortten noch mit
wercken̄n̄. Solch [10] sanfftmutickeyt haben auch vnüornūfftige
thiere lewen vnnd schlangenn heyden. [11] Juden. turcken. buffen. morder. boße
weyber: Diße allsampt seyn zcufrieden [12] vnnd senfft. wo man thut was sie
wollen2 odder sie mit friden lesset. Vnnd [13] doch3 nit wenig durch solch
vntuchtige senfftmutigkeyt betrogen: yhren zcorn̄ [14] bedecken vnnd
entschuldigen alßo Ich wollt wol nit zcornenn. Wo man mich [15] mit friden
ließe Ja lieber mensch. alßo were der boße geyst auch senfftmutig [16] wo es
yhm noch seynem willen gienge: der vnfrid vnnd die beleydung vbirkümpt [17] dyr
darumb. das sie dich [L 2a] dyr selbs ertzeygen will. wie voll du [18] zcornß
vnnd boßheytt stickist. da durch du vormanet werdest: nach senfftmütickeyt [19]
zcu erbeyten vnnd den zcornn außzcutreybenn Die ander senfftmütigkeyt [20] ist
gründlich gütt: wilch sich ertzeygt gegen die widdesacher vnnd [21] feynd,
denselben nichts schadett nit sich richett. nit flucht. nit lestertt. nichts
[22] vbels nach redet. nichts vbels widder sie gedenckt. ob sie gleych. gütt
ehre. [23] leyb. freund vnnd alles genōmen hetten. Ja wo sie mag. thut sie
yhn gutt [24] fur das boße. redet yhn das beste nach: gedenckt yhr am besten.
bittet fur sie. [25] dauon sagt Chr̄9 Matt. 6. Thut wol denen:
die euch leyde thun: bittet fur [26] ewr vorfolger vnnd lesterer. Vnnd Paul9
Ro. 12. Benedeyet die. die eüch [27] vor maledeyenn vnnd maledeyet sie ia nicht
ßondern̄n̄ thut yhn wol
[28] Zcum
andern̄n̄. Nü sich. diß kostlich hohe werck wie es vnter den [29]
Christen vorgangen ist. das nit mehr. dann hadder. krieg. zcanck. zcorn. hasß.
[30] neyd. affterreden flüchen. lesternn̄. schadenn. rach. vnnd
allerley zcornß werck [31] vnnd wortt. mit voller gewallt vbir alle regieren
Vnnd doch daneben [wyr] [32] hyn gehen: mit vielen feyrtagen. meß horen
gepettlin sprechen: kirchen stifften: [33] geystlichem schmuck [die got nit
gepoten hat]. ßo prechtig vnnd vbirschwenglich [34] gleyssenn.4 alß weren die
heyligsten Christen. die noch yhe geweßen seyn. [35] Vnnd lassen alßo. durch
diße spiegel vnnd larüen. Gottis gepott zcü podenn [36] vntergehen. das auch
niemant sich bedenckt odder betracht. wie nahe odder ferr [37] er Von der
senfftmutigkeyt sey. vnnd [disßes] gottis gepottis erfullüng. Szo [38] er doch
gesagt [L 2b] das nit. wer solche werck thüe. ßondern̄n̄
wer seyne [39] gepott hallte. der wirt ynß ewige leben gehen. Die weyl dann
niemant lebt
[Seite 292]
[ 17
gretssigs 22 dar 35 sichs nicht]
[1] auff
erdenn. dem Gott nit zcufuge eynen zceyger seynes eygen zcornß vnnd [2]
boßheytt. das ist. seynen feynd vnnd widderpartt. der yhm leyde thu: an gutt,
[3] ehre. leyb [odder.] freünd. Vnnd damit probirtt. ab auch noch zcorn̄ da
sey [4] ob er dem feynd künde hollt seyn: wol von yhm redenn wolthün. vnnd
nichts [5] vbels widder yhn furhabe.1 ßo küm nü her. wer do fragt. was er thun
soll [6] das er gutte werck thu [got gefellig2] vnnd selig werd. Er3 neme
seynen [7] feynd fur sich. bilde4 den selben stetiglich fur seyns hertzen
aügen: zcu solcher [8] vbünge. das5 er sich daran breche vnnd seyn hertz gewene:
früntlich von dem [9] selben zcugedencken. yhm das beste gonnen: fur yhn ßorgen
vnnd bitten [10] [darnach wo die zeit ist. wol von yhm reden vnd wol thün]
Vorsuch diß stuck [11] wer do will: wirt er nit [seyne lebtag] zcu schaffen
gnug gewynnen ßo straff [12] er mich lügen vnnd sag dieße rede sey falsch
geweßen. . Szo aber Gott diß [13] will habenn vnnd ßonst sich nit will bezcalen
lassen: Was hilfft es doch. das [14] wyr mit andernn grossen wercken vmbgahen
[die nit gepoten sein]: vnnd diß [15] nach lassen drumb Spricht Gott Matt. 5.
Ich sag euch. wer do zcurnet mit [16] seynem nehsten der ist schuldig des
gerichts. Wer do sagt zcu seynem Bruder, [17] racha (das ist. eyn grewlich
zcornigs grenßigs zceychen gibt) der ist schuldig [18] des Radts. Wer aber6
spricht zcu seynem bruder. du narr (das ist. allerley [19] scheltwortt.
fluchen. lesterung. nachreden.) der ist schuldig des ewigen fewrß. [20] Wo
bleybt dann die thatt mit der hand alß. schlagen. wunden. todten. [21] schadenn
&c. ßo die gedancken vnnd wortt des zcornß ßo hoch vordampt seynn̄
[22] [L 3a]
Zcüm dritten̄n̄. Wo aber grundlich senfftmüt ist. da jamert [23] das
hertz.7 alles [vbel] was seynem feynd widderferet vnnd das seyn die [24]
rechten kind vnnd erb gottis. vnnd bruder Christi. der für vnß alle hatt alßo
[25] than an dem heyligen Creütz. Alßo sehen wyr das eyn frümer richter mit
[26] schmertzen eyn vrteyll fellet. vber den schuldigenn vnnd yhm leyd ist der
tod:8 [27] den das recht vber den selben dringt, hie ist. eyn scheyn: ynn dem
werck. alß [28] sey es zcornn vnnd vngnad. ßo gar grundlich gutt ist die
sanfftmüt. das sie [29] aüch bleybt. vnter solchen. zcornigen werckenn ja am
aller hefftigisten ym hertzen [30] quellet. wen sie alßo zcurnen9 vnnd ernst
seyn müß.10 Doch müßen wyr [31] hie zcü sehen: das wyr nit sanfftmütig seyn:
widder gottis ehre vnnd gepott. [32] dann es stett geschrieben Von Mosi das er
der aller senfftmutigist mensch auff [33] erden war. vnnd doch. do die Juden
das [gulden] kalb hatten angepett. vnnd [34] Gott erzcürnett: schlug er yhr
vill zcu todt. vnnd damit Gott widder vorsünet. [35] alßo zcympt sich nichts.
das vbirkeytt wollt feyren. vnnd sund regieren
[Seite 293]
[ 28 mit dem
horen 32 volnbrengen 34/35 vnd sie selten]
[1] lassenn.
vnnd wyr dasselben still zcu schweygenn meyn gutt. meyn ehre. meynen [2]
schadenn soll ich nit achten vnnd nit drumb zcürnen: aber gottis ehre vnnd [3]
gepott [L 3b] vnnd vnßer nehsten schaden odder vnrecht. müssen wyr werenn [4]
die vberern̄n̄. mit dem schwertt. die andern̄n̄
mit wortten vnnd straffen. [5] Vnnd doch alles mit jamer der. ßo die straff
vordienet habenn diß hohe [6] feyn
süsse werck wirtt sich leychte lernen lassen. wo wyr dasselb ym glawben [7]
thun. vnnd denselben dran vbenn. denn ßo der glawb nit zcweyffellt an der [8]
huld gottʃ. das er eynen gnedigen Gott
hatt. wirtt yhm gar leycht werdenn. [9] auch seynem nehsten gnedig vnnd gunstig
zcu seyn wie hohe derselb sich1 [10] vorwirckt habe. dann wyr vnß gar vill
hoher gegen Gott vorwirckt habenn. [11] Sie da eyn kurtz gepott ist das. aber
eyn lange groß vbünge gütter werck [12] vnnd des glawbens darynnen angeben
wirtt
[13] Von dem
sechsten gepott
[14] Dü sollt
nit eheprechen̄n̄. Inn dißem gepott. wirt auch eyn gutt werck2 [15] gepotten:
das viel begreyfft vnnd vill laster vortreybtt. Vnnd heysset: Reynickeyt [16]
odder keüscheytt. dauon viel geschrieben: gepredigt. vnnd fast yderman [17] wol
bekantt On das man seyn nit [ßo] vleyssig warnympt vnnd vbet alß man [18]
thutt. ynn den andernn vngepotenen werckenn Szo gar seyn wyr bereytt zcü [19]
thun was nit gepoten ist vnnd zcü lassen was gepotten ist. Wyr sehen das [20]
die wellt voll ist schendlicher werck der vnkeuscheyt. schandparer wortt fabeln
[21] vnnd liedlin: dartzu teglich reytzung. sich mehrett mit fressen vnnd
sauffen: [22] mussig gahen. vnnd vbrigem schmück doch gehn wyr hynn alß weren
wyr [23] Christen: wen wyr zcur kirchenn gewest vnßer gepettlin3 fasten vnnd
feyer [24] [L 4a] gehallten̄ haben̄n̄. damit soll es aüß gericht seyn. . Nü wenn nit mehr [25]
werck gepotten weren. dann die keuscheyt alleyn wyr hetten alle zcu schaffen
[26] gnüg drann: ßo eyn ferlich wütend laßter das ist. dann es ynn allen
glidmaßen [27] tobet. ym hertzen mit gedancken. ynn den aügen mit dem gesicht.
ynn [28] den orenn. mit horen. ynn dem mūd mit wortten ynn den henden
füssen [29] vnnd gantzen leyb mit den werckenn. Solchs alles zcü zcwingen. will
erbeyt [30] vnnd mühe habenn. Vnnd leren vnß alßo die gepott gottis wie groß
ding [31] es sey: vmb rechtschaffne gutte werck. ia das vn muglich sey aǔß
vnßernn [32] krefften eyn gutt werck zcu gedencken. schweyg dan anfahen odder
vollbrengen̄n̄ [33] Sanct Aügüstin spricht. das vnter allen streytten der
Christen sey der keüscheyt [34] streytt der herttist alleyn darümb. das er
teglich weret on aüffhoren. vnnd [35] sellten obligt. Es haben alle heyligen
drob geclagt vnnd geweynett. Wie [36] S. Paül. Ro. 7. Ich find ynn myr, das
ist, ynn meynem fleysch nichts güttis
[37] Zcüm
andern̄n̄ diß werck der keuscheytt soll es bestahn. ßo treybt es zcu
[38] vielen andern̄n̄ gutten werckenn zcun fastenn vnnd messickeytt. widder den
[Seite 294]
[ 5 Widderumb
8 daß] disz 25 selb fehlt 31 hilfft sehr, ein]
[1] frasß
vnnd trunckheytt. zcu wachen vnnd frü auff zcu stehen. widder die faülheyt [2]
vnnd [den vbrigen] schlaff. zcur erbeytt vnnd mühde widder den mussig [3] gang.
dann fressen sauffen [vill] schlaffen. faülentzen vnnd müsßig gahn1 [4] Seyn
wapen der vnkeüscheytt. da mit die keuscheytt [L 4b] behend vbirwundenn̄
[5] wirtt. Widder nennet der heylig Apostell S Paul. das fasten. Wachen.
erbeytten. [6] Gottliche wapen. da mit die vnkeuscheytt gezwungen wirtt doch
alßo. [7] wie droben gesagt. das die selben vbung nit weytter gahn. dann biß.
zcur [8] dempffǖg2 der vnkeuscheytt [nit zcür Vorderbüng der natur] Vbir
daß alles [9] ist3 die sterckist were, das gepett vnnd wortt gottis. das wo die
boße lust [10] sich regett. der. mensch zcü dem gepett flihe. gottʃ gnaden vnnd hulff anrüffe. [11] das Euāgelium leße
vnnd betrachte. darynnen Christus leydenn ansehe: Alßo [12] sagt der [. 37.]
psalm. Selig ist der. die Jüngenn von Babylonien ergreyfft [13] vnnd zcǔr
knürsset sie an dem felsß. das ist. Szo das hertz mit den boßen [14] gedancken.
die weyll sie noch jüng vnnd ym anfang seyn. leüfft zcüm herrrn̄
[15] Chrō der eyn fellß ist. an wilchen sie zcü rieben werdenn vnnd
vorgahen [16] Sihe da wirt eyn jglicher mit yhm selb vbirladenn gnüg zcu thün
findenn. [17] vnnd ynn4 yhm selb vieler gutter werck vbirkǖmen: Aber itzt
gaht es alßo [18] zcǔ das des gepettis. fastens. Wachens. erbeytens.
niemant hie zcu gepraucht: [19] ßondernn lassens werck fur sich selb bleyben̄n̄.
die doch sollten geordenet seyn. [20] diß gepottis werck zcur fullen vnnd
teglich mehr vnnd mehr reynigenn Es [21] haben auch ettlich mehr anzceygt
zcuuormeydenn alß weych lager vnnd kleyder, [22] meyden vbrigs schmücks weybs
odder manneß p̱son gesellschaff. rede vnnd gesichtt. [23] vnnd [war] der
gleychen mehr furderlich ist zcǔr keuscheytt. In [24] dißenn allen kan niemant eyn
gewisße [L 5a] regell vnnd maß setzen̄n̄.
Eyn [25] iglicher müß seyn selb war nehmen: Wilche stucke vnnd wie viel. wie
lang [26] ßie yhm fodderlich seyn zcur keuscheytt. das er ßie yhm selb alßo
erwele vnnd [27] hallte. Wo er dasselb nit kan. das er sich eyn weyllang.
vntergebe. ynn [28] eyniß andern̄n̄
regimentt. der yhn dar zcu hallte. biß das er seyn selb müge [29] mechtig
werdenn zcu regieren. dann darumb seyn vorzceyten die kloster gestifft. [30]
junge leütt zcücht vnnd reynickeyt zcu leren̄n̄
[31] Zcum
drittenn. In dißem werck hilfft5 eyn gutter starcker glawb [32] empfindlicher
dann fast. ynn keynem andern̄n̄, das auch derhalben̄ Isaias. 5. [33] sagt. der
glawb sey eyn gürtt der nieren. das ist. eyn bewarung der keuscheytt. [34] dann
wer alßo lebet. das er sich aller gnaden gegen Gott vorsicht. dem gefellet [35]
die geystliche reynickeyt woll. drumb mag er ßo üill leychter der fleyschlichen
[36] vnreynickeyt widderstehen, vnnd saget yhm gewißlich der geyst. ynn [37]
solchem glawben: wie er meyden soll boß gedanckenn vnnd alles waß der [38]
keuscheyt widdertt dann der glawb gottlicher huld. wie er on vnterlaß lebt [39]
vnnd alle werck wircket. ßo leßt er auch nit nach seyne vormanǖg. ynn
allen
[Seite 295]
[ 4 nit fehlt
25 wilchs 27 gegen]
[1] dingen.
die gott angenehm odder vordrießlich Wie Sanct Johannes ynn seyner [2]
Epistolen̄ sagt. Yhr durfft nit das euch yemant lere. den̄n̄
die Gottliche salbe. [3] das ist der geyst gottis leret euch alle dingk. Doch müßen wyr [L 5b] [4] nit vortzagen
ob wyr der anfechtung nit [schnell] loß werden̄n̄ ja
nit furnehmen: [5] ruge fur yhr habenn. die weyll wyr lebenn: Vnnd sie nit
anderß [6] auffnehmenn dan̄n̄ alls eyn reytzüng vnnd vormanǖg zcu peten. fasten
[wachen] [7] erbeyten vnnd andere vbunge das fleysch zcu dempfenn ßonderlich
den glawben [8] ynn Gott zcu treybenn vnnd vben̄n̄ Dann das ist nit eyn kostliche keuscheyt
[9] die still ruge hatt: ßondern̄n̄
die mit der vnkeuscheyt zcu fellt ligt vnnd streytett: [10] on vnterlaß. aüßtreybt
allen vorgifft. den das fleysch vnnd boßer geyst eynn [11] wirfft: Szo sagt S.
Peter. Ich vorman euch das yhr1 euch enthalltet der fleyschlichen [12] begirden
vnnd lusten die do streyten allzceyt widder die seele. Vn̄
Sanct [13] Paǔl. Ro. 6. Ir sollt dem leyb nit folgen nach seynen lusten.
&c. In dißen [14] vnnd dergleychen spruch wirtt anzceygt das niemant on
boße lust ist. aber [15] soll vnnd müß teglich damit streyten: Wie wol aber
dasselb vnruge bringt [16] vnnd vnlust. ists doch fur gott eyn angenehm werck.
daran vnßer trost vnnd [17] gnüge seyn soll Dann die do meynen solcher
anfechtung mit [der] folge zcu [18] steürenn: zcündenn sich nǔr mehr an.
vnnd ob2 sie eyn weyl still staht. [19] kümpt sie doch auff eyn ander zceyt
stercker widder3 vnnd findet die natur [20] mehr geschwechet dann vorhynn
[21] Das
Siebend gepott
[22] [L 6a]
Dǔ sollt nit stelen̄n̄
[23] Diß
gepott hatt aüch eyn werck, Wilchs gar viel gute werck ynn sich [24] begreyfft
vnnd vielen lastern̄ widderist. Vnnd heyst auff deutsch. Mildickeyt: [25] wilch
ist eyn werck das4 von seynem gǔtt yderman willig ist zcü helffen vnnd
[26] dienenn, vnnd streyttet5 nit alleyn widder den diebstall [vnnd] raüberey.
[27] ßondernn widder6 alle vorkurtzung ßo ym zceytlichenn gutt eyneß gegem dem
[28] andern̄n̄ mag vbenn alß da seyn [geytz] Wücher: vbertheüren.
vbirschlahen [29] falsche ware: falsch maß. falsch gewicht, brauchen. vnnd Wer
mochts alles [30] ertzelenn. die behendenn newen spitzigen fündlin: die sich
teglich mehren: ynn [31] aller hanthierǔng In wilchen yderman seyn
vorteyll sucht mit des andern̄n̄ [32] nachteyll. vnnd vorgisset des gesetzes das do saget.
Was du willt das dyr [33] andere thun. das thü du yhn auch Wer diße regell fur
aügen hielte. eyn [34] jglicher ynn seynem handwerck. gescheffte vnnd7 handell
gegen seynem nehstenn. [35] wurd woll findenn. wie er sollt kauffen [vnnd]
vorkeuffenn. nehemen vnnd [36] gebenn. leyhen vnnd vmbßonst gebenn: zcü sagen
vnnd halltenn vnnd des
[Seite 296]
[ 12 hat
alhie]
[1] gleychen̄n̄
Vnnd ßo wyr ansehen die wellt ynn yhrem weßen: wie der geytz [2] ynn allem
handell das regiment [hatt]. wurden wyr nit alleyn zcü schaffen [3] gnüg
gewynnen: sollten wyr vnß mit goth vnnd ehren er neren. Szondern̄n̄
[4] aǔch eynenn [L 6b] grawenn vnnd schreckenn empfahen̄n̄
fur dißem ferlichenn [5] elendenn leben̄n̄.
das mit sorgen zceytlicher narunge vnnd vnredlichem gesüch [6] der selbenn ßo
gar vbirladenn bestrickt vnnd gefangen̄n̄
ist. [Czǖ andern̄ [7] Drumb].1 nit vmbsonst der weyße man sagt. Selig ist der
reyche man. der [8] erfunden̄n̄ ist an makell. . der nit ist dem gollt nach lauffenn vnnd
hatt seyn [9] zcuuorsicht nit gestellt. ynn die schetz2 des gellts: Wer ist
der? wyr wollen [10] yhn lobenn das er hab wunderthatt gethan ynn seynem leben̄n̄.
alß sollt3 [11] er sagen man findet keynen odder gar wenigk, ja yhr ist gar
wenig. die solch [12] golltsücht ynn yhn selbs mercken vnnd erkennen dann der
geytz hott hie gar [13] eynen hubschen feynen Schand deckell. der do heyst.
leybs narüng vnnd naturlich [14] nodt dǔrfft: dar under er handellt an maß
[vnnd] vnsettiglich.4 das [15] wer sich hyrynne soll reyn hallten̄n̄.
muß fur war wie er sagt: wundertzceychen [16] odder wunderthatt ynn seynem
leben thün. Nü sih. wer nit alleyn
will [17] gute werck. ßondernn auch wundertzeychen [thun] die gott lobe vnnd
yhm gefallen [18] lasse: Was darff er viel anderßwo hynn gedenckenn̄:
Er hab acht auff [19] sich selb: vnnd sehe zcü das er dem gollt nit nah laüff
vnnd setze seyn zcuuorsicht [20] nit auffs gellt. Szondern̄n̄
laß das gollt yhm nach laüffenn vnnd [21] das gellt seyner gnade wartten. vnnd
laß yhm5 der keyneß lieben. noch seyn [22] hertz dran kleben. ßo ist er6 der
recht milde: wunderthetiger seliger man. [23] Wie Job. 31. sagt. Ich hab noch
nie auffs [M 1a] gollt7 mich vorlassen. [24] vnnd das gellt noch nie lassenn
meyn [trost vnnd] zcüüorsicht seyn.
Vnnd [25] psalmo. 62. Szo euch reychtümb zcu fliesßen: sollt yhr yhe ewr
hertz nit [26] dran8 hafften,9 Szo10 leret aüch Christǔs Matt. 6. wyr
sollen nit sorgfeltig [27] seyn. was wyr essen trinckenn vnnd wie wyr vnß
kleydenn. Seyntemall [28] Gott dafur sorgt. vnnd weyß das wyr desselben
dürffenn. Aber ettlich sagenn [29] Ja vorlaß dich draüff. sorge nit. vnnd sihe
ab dyr eyn bratenß hün ynß [30] maüll fliege. Ich sage nit. das niemant
erbeyten vnnd narung süchen soll. [31] Szondern̄n̄
nit sorgen. nit geytzig seyn. nit Vortzagen er werd gnüg habenn. [32] dan̄n̄
wyr seyn ynn Adam alle zcur erbeytt vorürteyllt. da Gott sagt Gen̄.
3. [33] In dem schweyß deyniß angesichtis. soltü essen deyn brott. Vnnd Job. 5.
[34] Wie der Vogel zcüm fliegen. ßo ist der mensch geporn zcǔr erbeytt. Nu
fliegen [35] die Vogell on sorge vnnd geytz. ßo sollen wyr auch erbeyten on
sorge vnnd [36] geytz. Szo du aber
sorgest vnnd geytzig bist auff das dyr das braten hün [37] ynß maüll fliege.
ßo11 sorge vnnd sey geytzig. vnnd sich ob du gottis gepott [38] erfullen vnnd
selig werdest.
[Seite 297]
[ 15 am fehlt
17 vrsach ist der 27 Thut 31 lassen 39 hettest]
[1] Zcüm
Dritten̄n̄ Dißes werck. leret von yhm selb der glawb: dann ßo [2] das
hertz sich Gottlicher huld vorsiht. vnnd sich draüff vorlessit. wie ists [3]
müglich das derselb sollt geytzig vnnd sorgfelltig seyn? Er müß [M 1b] on [4]
zcweyffell gwiß seyn. das sich Gott seyn an nehme drumb klebet er an keynem [5]
gellt: er praucht seyn auch mit frolicher mildickeyt. dem nehsten zcu nütz: [6]
weyß woll das er werd gnüg habenn.1
wie viel er vorgibt. dann seyn [7] Gott dem er trawet. wirtt yhm nit
liegen noch yhn vorlassen Wie p̄s̄.
36. [8] stet. Ich byn jüng geweßen. vnnd2 allt worden. hab noch nie gesehen das
[9] eyn glewbiger mēsch. der gott trawet (das ist eyn gerechter.)
vorlassen3 odder [10] seyn kind nach brott gangen̄n̄
sey. Darümb heyst der Apostell keyn
andere [11] sund abgotterey. dan̄n̄
den geytz. Wilcher auffs aller grobst sich mercken lesset. [12] das er Gott
nichts trawet mehr guttis zcu seynem gellt dann zcu Gott sich [13] vorsicht.
dürch wilch zcüüorsicht Gott warhafftig wirtt geehret. [odder4 vorvnehret]: [14]
Wie gesagt ist. Vnnd fur war. ynn
dißem gepott. mag man [15] am klerlichsten mercken wie alle gutte werck mussen
ym glawben gehen vnnd [16] geschehen dann hie empfindet eyn jglicher fast
gewiß. .5 das des geytzs vrsach [17] ist. mißtraw. der mildickeytt aber vrsach
der glawb: dann darumb das er [18] Gott trawet ist er mild vnnd zcweyffellt nit
er habe ymer gnug. Widderumb [19] darumb ist er geytzig vnnd sorgfeltig das er
Gott nit trawet: Wie nu ynn [20] dißem gepott. der glawb der merckmeyster vnnd
treyber ist. des guten wercks [21] der mildickeytt: alßo ist erß auch ynn allen
andern̄n̄ gepoten Vnnd on sulchē [22] glawben: ist die
Mildickeytt nichts nǔtz ßondern̄n̄
mehr. eyn vnachtsam vorschuttüng [23] des gellts
[24] [M 2a]
[Zcū vierd] Hie bey ist auch zcu wissenn das diße mildickeyt soll [25]
sich erstreckenn biß zcǔ den feynden̄n̄
vnnd widderpartten dann was ist das für [26] eyn gutthatt. ßo wyr alleyn den
freündenn milde seyn. Wie Chrūs luce. 6. [27] lerett? Thün doch das auch.
eyn boßer mensch dem andernn seynem freünd. [28] dartzu auch die
vnuornǖfftige Thier yhres gleychenn. gutthetig vnnd mild seyn. [29] drumb
müß eyn Christen mensch hoher faren. seyne mildickeyt auch den vnüordienten. .
[30] vbeltethernn: feyndenn: vndanckbarn̄n̄
lassen dienen. Vnnd wie seyn [31] hymelischer Vatter. seyne Sonne auch lasse
auffgahn vber frum vnnd boße. [32] vnnd regen vber die danckbarē vnnd
vndanckbaren: Hie wirtt sich aber finden. [33] wie schwere gutte werck seyn zcu
thün nach gottis gepott. Wie sich die natur [34] da gegen rumpfet6 krūmet
vnnd windet: die doch yhre eygen gutte erlesene [35] werck. leychtlich vnnd
gerne thutt. Alßo nym fur dich
deyne feynd. die [36] vndanckbarnn: thu yhn woll ßo wirstu findenn. wie nah
odder ferne du von [37] dißem gepott seyest. vnnd wie du deyn lebenlang wirst.
ymmer zcu schaffen [38] habenn. . mit vbunge dißes wercks, dann ßo deyn feynd
deyn bedarff. vnnd [39] du yhm nit hilffest. ßo du magist: ßo ists gleych ßo
viel. du hettests yhm
[Seite 298]
[ 14 zcu
fehlt]
[1] das seyne
gestolenn. dann du bist yhm schuldig geweßen zcu helffen Szo sagt [2] S. Amb.
Speyße den hüngerigen: Speysestu yhn nit. ßo hastu yhn er wurgt. [3] ßo vill an
dyr ist. . Vnnd [M 2b] ynn dißem gepott gehen die werck der [4]
barmhertzickeytt die Chrūs am jungisten tag foddern̄n̄
wirtt. Doch sollten [5] die1
hirschafften vnnd stette drob seyn. das die landleüffer. Jacobsbruder [6] vnnd
was frembd betteler weren vorpoten wurden. odder yhe mit eyner masse [7] vnnd
ordenǖg zcugelassen. das nit den buffen vnter bettelns. namen: yrre [8]
zcu lauffen vnnd yhre buberey der itzt vill ist. gestattet würd: Weytter von
[9] dißes gepottis wercken hab ich ym Sermon von dem wucher gesagt
[10] Das Acht
gepott
[11] Du Sollt
nit falsch gezceügniß gebenn widder deynenn nehestenn
[12] Diß
gepott Scheynet kleyn. vnnd ist doch ßo groß das wer es recht [13] hallten
soll. der müß leyb vnnd leben. gutt vnnd ehre: freund vnnd alliß [14] was er
hatt wagen vnnd zcu setzenn. Vnnd begreyfft doch nit mehr dann [15] das werck
[des kleynen glidmaßen] der zcüngenn: Vnnd heysset auff deütsch. [16] Warheytt
sagenn2 vnnd der lügen widder sprechen. wo es nodt ist. darumb [17] werd viel
boßer werck [der zcungen] hyrynn vorpottenn. Zcū ersten die mit [18]
reden. die andern̄n̄ die mit Schweygen geschehen Mit redenn, Wo fur gericht [19]
eyner eyn boße sach hatt vnnd die selben mit falschem grund: beweren vnnd [20]
treyben will. mit behendickeyt. seynen nehsten fangenn Alles furwendenn was
[21] seyn sach schmückt vnnd [M 3a] foddertt. Schweygen.3 vnnd geringern̄n̄.
alles [22] was seynß nehsten gute sach. foddertt. ynn wilchem er nit thut
seynem nehsten. [23] wie er wollt yhm gethan haben̄n̄.
Das thun ettlich vmb genieß willen̄. ettlich [24] vmb schaden
odder schand zcuuor meyden. damit sie4 das yhre suchen mehr [25] dann gottʃ gepott. Entschuldigen sich alßo. Vigilanti iüra
subueniūt. Wer [26] do wachett. dem hilfft das recht: gerad alß weren sie
nit ßo üill schuldig zcü [27] wachen. fur des nehsten sach. alß fur yhr eygen̄n̄.
lassen alßo mutwillig des [28] nehsten sach vntergehen. die sie wissenn das sie
recht sey. Wilchs vbel itzt ßo [29] gemeyn ist. das ich besorg. es geschehe.
keyn gericht odder handell es sundige [30] eyn partt. widder diß gepott: Vnnd
ob sie es schon nit vormügen zcuuollnbringen. [31] haben sie doch den
[vnrechten] mütt vnnd willen. das sie es gerne [32] wollten. des nehsten gutte
sach vntergehen. vnnd yhre boße furgehen5 Szonderlich [33] geschicht diße sund:
wo der widder partt. eyn6 großer hanß odder feynd [34] ist: dann. an dem feynd
will man sich damit rechenn̄ den grossen hanßen [35] will niemant auff sich ladenn. Vnnd
da hebt sich dann das schmeychlen vnnd [36] liebreden̄n̄
odder yhe schweygen der warheytt. da will niemant vngnad vnnd
[Seite 299]
[ 6 hoches 18
nyderlegt 22 Euangelium 34 wyrt] werden]
[1] vngunst.
schaden vnnd far vmb der warheytt willen gewartten. Vnnd alßo [2] muß das
gepott gottʃ vntergahn. Vnnd
das ist fast der wellt regiment. Wer [3] hie wollt hallten. Wurd wol1 gute [M
3b] werck alle hend Voll haben [4] alleyn mit der zcüngen zcǔ volnbringen.
Wieviel seyn yhr darzcü. die sich [5] mit geschenck vnnd gabenn lassen
schweygen vnnd von der warheytt treybenn̄.
[6] Das es
für war. auff alle ort. eyn2 hohes. grossis. seltzams werck ist: [7] nit eyn
falsch gezceüg seyn widder seynen nehsten
[8] Zcüm
andern̄n̄ vber das. ist eyn andere zceügniß der warheytt die ist [9]
noch grosser. durch wilch wyr widder [die] boßen geyste müssen fechtenn, vnnd
[10] erhebt sich nit vmb zceytliche ding. ßondern̄n̄
vmb des Euāgelii vnnd warheyt [11] des glawbens willen. Wilch der boße
geyst noch nie hatt mogen leydenn. [12] Vnnd fugetts allzceytt alßo das die
großten ym volck da widder seyn vnnd [13] vorfolgen müssenn. wilchen
schwerlich3 mag widderstandenn werden̄n̄.
Dauon [14] am. 81. psalm stett. Erloset den armen von der gewallt des
vnrechten. Vnnd [15] dem vorlassenen̄ helfft seyn rechte sache
behallten̄n̄.4 ob nü wol diße vorfolgung [16] ist seltzam wordenn. ist
die schult. der geystlichen p̄latenn. die das [17] Euāgeliüm nit erweckenn ßondern̄n̄
lassen vntergehenn. vnnd haben alßo die [18] sach nydergelegt. vmb wilcher
willen solch gezceugniß vnnd vorfolgung sich [19] erheben sollt: leren vnß
dafur. yhr eygen gesetz. vnnd was yhn wol gefellet. [20] darumb bleybt der
teuffell auch stille sitzenn die weyl er: durch des Euangelii [21] nyderlag.
hatt auch den glawben Chrī nydergelegt. vnnd gaht alles wie er [22] will
[M 4a] Sollt aber das Euāgelii5 aüfferweckt werdenn vnnd sich widder [23]
horen lassenn. wurd an zcweyffell sich widderumb die gantz wellt regen vnnd
[24] bewegen. das mehrer teyll der kunig. fursten. bischoffe. doctorn̄.
geystlich vnnd [25] alles was groß ist. dar widder sich legenn vnnd wütend
werdenn. wie es dann [26] allzceytt geschehen ist: Wo das wortt gottʃ. an tag kümen ist: dann es mag [27] die wellt nit leydenn.
was von gott kumpt: das ist beweysset in Chrō der [28] das aller grossist.
liebst. beste was vnnd ist. das Gott hatt: noch hatt yhn [29] die wellt nit
alleyn nit auffgenōmen ßondern̄n̄
grewlicher vorfolgett. dann [30] alles was yhe von Gott kǖmenn ist. Drümb
wie zcu seyner zceyt. alßo zcu [31] allertzeytt. seyn wenig. die der gottlichen
warheytt beystehn vnnd6 dransetzen. [32] vnnd wagen. leyb vnnd leben gutt vnnd
ehre vnnd alles Was sie habenn. [33] Wie Christus vorsprochen hatt Yhr werdett vmb meynes namenß willenn
[34] von allen menschen gehasset werden̄n̄.
Item gar viel wyrt yhr. an myr geergertt [35] werdenn. Ja Wann dieße warheytt
wurd angefochten von dem pawren [36] hirtten. stall knechten. vnnd geringen
menschen wer Wolt vnnd mocht sie nit [37] bekennen vnnd bezceugen aber wo sie
der bapst die bischoff. sampt den fürsten [38] vnnd künigen anficht. da fleugt.
da schweygt. da heüchlet yderman. auff das [39] sie nit vorlyren yhre gutter.
yhr ehr yhr gunst vnnd lebenn.
[Seite 300]
[ 2 glauben
in got, vorsehen 9 psalm geschrieben stet 14 es vordriesz 16 klarlich]
kurtzlich 25 woll lebe fehlt 31 in yhn gleuben]
[1] Zcum
dritten Warumb thun sie das? Darumb sie haben keynen [2] glawben. vorsehen sich
nichts guttis [M 4b] zcu yhm. dann wo diße zcuuorsicht [3] vnnd glawben ist. da
ist eyn mütiges trotziges vnerschrockneß hertz. das [4] hynan setzt. vnnd der
warheytt beystett. es gellt halls odder mantell es sey [5] widder bapst odder
kunige. wie wyr sehen das die lieben Merterer than habenn. [6] dann eyn solch
hertz lessit yhm gnügen vnnd sanfft thun. das er eynen [7] gnedigenn. gunstigen
Gott hatt. darumb Voracht er günst gnad gutt. ehr. [8] aller menschen̄n̄:
lesset faren vnnd kūmen was1 nit bleyben will. Wie ym. [9] 14. psalm
stett. Er vorachtet die [gottis] vorachter. vnnd ehret die gottfurchtigen. [10]
das ist. die2 tyrannen die gewalltigen die die Warheytt vorfolgen. [11] vnnd
gott vorachten. furchtet er nit. er sihet sie nit an. er vorachtet sie. [12]
Widderumb die vorfolgett werden vmb der warheytt willen vnnd gott furchten [13]
mehr dann menschen. den henget er an. stett yhn bey hellt vber sie. ehret sie.
[14] er vordrieß wen es wolle. . Wie von Mose heb .xi. stett. das er seynen
brudern [15] beystund vnangesehen. den mechtigen künig von egypten̄n̄.
[16] Sihe da
ynn dißem gepott. sihstu [aber] klarlich. das der glawb müß [17] seyn der werck
meyster dißes wercks: das on yhn solchs werck niemand kün [18] ist zcuthün:
alßo gar ligen alle werck ym glawbenn. wie dann nü offt gesagt [19] ist drumb
seyn außer dem glawben alle werck todt sie gleyssen vnnd heyssen [20] wie gutt
sie mogenn. dann gleych wie dißes gepottis werck niemant thutt. er [21] sey
dann fest vnnd vnerschrockenn ynn gottlicher huld zcüüorsicht: alßo thutt [22]
er auch. keyn werck3 aller andernn gepott. on den selben glawben. . das [23]
auß dißem gepott leychtlich eyn jglicher [N 1a] mag eyn probe. vnnd gewicht
[24] nehmen. ob er eyn Christen sey. vnnd ynn Christum recht4 glewbe. vnnd [25]
alßo ob er woll lebe gutte werck thu. aber nit
Nu sehen wyr Wie der [26]
Almechtige Gott vnß. vnßernn herrn̄ Jhm̄
Christüm nit alleyn dar gesetzt [27] hatt. ynn yhn mit solcher zcuuorsicht zcu
glewbenn. ßondern̄n̄ auch eyn exempell. [28] der selbenn zcuuorsicht vnnd
solcher gutter werck. ynn yhm vnß furhellt das [29] wyr ynn yhnn glewben. ym
volgen. vnnd ynn yhm ewiglich bleybenn. Wie [30] er sagt Joh̄.
17. Ich byn der weg die warheytt. vnnd das lebenn. der weg. [31] darynn wyr yhm
folgen. die Warheytt das Wyr ynn glewben: das leben das [32] wyr ynn yhm
ewiglich leben̄
[33] Aüß
dißem allen ists nü offenbar. das alle ander werck die nit gepotten [34] seyn:
ferlich seyn vnnd5 leicht zcurkennen. alßo do seyn kirchen bawen. zcieren. [35]
[wallfarten] vnnd alles was ynn den geystlichen rechtenn. ßo manichfeltiglich
[36] geschrieben. die wellt vorfurett vnnd beschweeret6 vorderbet vnrügig
gewissen [37] gemacht. den glawben geschwigen vnnd geschwecht hatt. Vnnd wie
der mensch [38] an den gepotten gottʃ. ob er schon alls ander nach lest. ynn allen seynen
[Seite 301]
[ 4 letzten]
[1] krefften
zcüschaffen gnug hatt vnnd nȳmer mehr die gutte Werck alle thun [2] mag. die yhm gepotten
seyn. Warümb sucht er dann andere. die yhm nit [3] nodt noch gepotten seyn.
vnnd lessit [nach:] die nottigen vnnd gepotten
[4] Die
letzen zcwey gepott. wilch vorpieten die boßen begirdenn des leybs [5] lüst
vnnd zceytlicher gutter. seyn an yhn selbs klar. vnnd bleyben dem nehsten [6]
on schadenn. auch ßo weren sie biß ynn das grab. vnnd bleybt der streytt [7]
ynn vnß. widder dieselben. biß ynn den todt. Drumb seyn [N 1b]1 diße zcwey [8]
gepott. von Sanct paül. ynn eynß gezcogen Ro. 7. vnnd zcu eynem zcill gesetzt
[9] das wyr nit erreychen vnnd nǔr hyntzü gedenckenn: biß ynn den todt.
denn [10] Niemant yhe ßo heylig geweßen ist. der nit boße neygung ynn yhm2
befület [11] hett. ßonderlich wo die vrsach vnnd reytzung3 kegenwertick geweßen
ist. dann [12] es ist die erbsünd vnß von natur angepornn. die sich dempfen
lessit aber nit4 [13] gantz aüß rotten. an durch den leyplichen tod. der auch
vmb der selben nützlich [14] vnnd zcu wunschen ist. des helff vnß Gott Amen
[Seite 302]
(Zu Bd. VI,
476 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 302]
Luthers
handschriftlicher Entwurf von seinem “Erbieten” war uns bei Bearbeitung des
sechsten Bandes im Original nicht zugänglich: wir haben ihn jetzt in der
Herzoglichen Bibliothek zu Gotha benutzen können; er befindet sich daselbst in
Cod. Chart. A. 379. Blatt 9 dieses Codex enthält auf beiden Seiten Luthers
Niederschrift, das dazu gehörige Blatt 10 ist auf der Vorderseite leer und
trägt auf der Rückseite den schon Bd. VI S. 476 erwähnten Vermerk von Spalatin,
nur daß im Original “offentlich” steht, nicht “öffentlich”. Die Handschrift
erweist sich durch ihre Korrekturen als das Koncept: gegenwärtig sind die
Zeilenenden mehrfach abgeschabt und manche Buchstaben unkenntlich geworden, die
E. S. Cyprian, wie es scheint, noch lesen konnte.
Wir geben im
folgenden die Handschrift mit genauer Wahrung ihrer Schreibung, ihrer Abkürzungen
und Interpunktion wieder, nur der ^ über n (n̂), der sich auch hier
häufig findet (vgl. oben S. 228) und die Punkte über y (ÿ) sind
unberücksichtigt gelassen. Die unkenntlich gewordenen Buchstaben sind nach
Cyprians Text in kleineren Typen ergänzt.
Cyprian hat
die Handschrift mit drei sicheren Ausnahmen (gottlicher f. gotte = gottis Bd.
VI, 477, 13; synn f. seynn 24, dann f. denn 27) richtig gelesen und auch in der
Schreibung für seine Zeit recht treu wiedergegeben. Wir sehen von der
Verzeichnung der einzelnen Abweichungen ab und bemerken nur, daß Cyprian für
vor- fast stets ver- setzt und das i der Endsilben (allis, vbir) in e
verwandelt. Vgl. noch gemeynß 476, 8. In der Schreibung der s-Laute weicht er
hie und da ab, für zc hat er immer z. Die ü der Handschrift hat Cyprian nur in
buechlein, (vn)ruege, schuetzen, kuende, fruechtbarlicher, demuett, muessen
durch ue gegeben und dieses auch in muede, szuender, ueber, fuer (2), wuerd für
u der Handschrift gesetzt. Da ue in (vn)ruege einen Umlaut nicht bezeichnen
kann, so bleiben auch fruechtbarlicher (Komparativ) und demuett (vgl. diemüete)
zweifelhaft. Die Ersetzung von billich durch billig 477, 24 zeigt, wie sehr
diese jüngere Schreibung im Anfang des 18. Jahrhunderts schon eingewurzelt war.
D. K. Knaake.
Dr. P. Pietsch.
[Seite 303]
[Luthers
handschriftlicher Entwurf des Erbietens. 1520]
1520
[Seite 303]
[1] [Bl. 9a]
Jhesǔs
[2] Eynenn
iglichen̄n̄ der diß büchlin lisßet odder horett. thu ich Martin9 [3]
Lüther Aügüstiner. genant doctor der heyligen schrifft: erynneren̄
wie ich nü [4] beyleufftig drey Jar on allis auffhorenn. mich erbotten hab. zcu
frid vnnd [5] vorhor. datzu meyn sach ynn1 disputation vnnd ettlicher
vniuersitetten vrteyll [6] begebenn. vnnd yhe ßoüiel myr müglich geweßen.
altzeytt gerne erfündenn were. [7] der lust vnnd liebe zcur rüge vnnd stille
habe das alles. durch gemeyniß
[8] menschen̄n̄ feynds list vnnd boßheytt vorgebenst2 geschehen. vnnd noch
keyn aüff [9] horenn furaügen ist. mich weytter vnnd weytter. ynn vnrüge. zcü
reysßenn. [10] dann das mag ich auff meyn gewisßenn sagen. das3 ich4 noch nie.
ynn [11] meynen synn gefassett: ettwas von dem bapstüm noch aller seyner
gewallt zcu [12] dencken5 Es were furwar woll alliß nach bliebenn. hett nit der
neydhard [13] vnnd ehrgeytz sich vor messen an myr eynen preyß erlangenn. Ich
bynn alleyn [14] vnnd ßoüiell widdersacher mich ßo grewlich antasten. Nü sie
nit mehr kundenn. [15] lassen sie die sach fallenn. vnnd heben an meyn leben
zcu schmahen. sprechenn [16] ich sey peyssig. rachselig vnnd viel der namen
mehr
[17] Nü ists
yhe nit6 meyn furnehmen geweßen meyn leben vnnd heylickeytt. [18] (der ich myr
selbs leyder altzu vnbewüßt bynn) ausszcürüffenn odder7 schützen. [19] Ja hett
ich mich vorsehen. das ich vnter die8 gelereten9 vorstendigen sollt10 [20]
getzelett werdenn vnnd eynen solchen namen vbirkǖmen alß11 von dem sich
[21] eyn mensch bessernn künde. fürwar ich wollt mit gotte hulff12 meyn13 lare
[22] früchtparlicher gehandellt haben. Nü sehe ich. das meyn selbs groß
vorachtüng. [23] die ich alleyn dohyn gericht. mich schnell auß meynen feynd
zcu loßen14: nit [24] gar richtig geweßen ist. Vnnd der boße feynd. der nit
auffhorett antzufechten. [25] durch solch nerrische15 demütt vnnd meyns
vorachtung zcu16 nachteyll meyner [26] gutter lere. (der ich mich nit vorsehen.
ynn myr seyn.) gepraücht hatt
[27]
derhalben bitt ich alle meyn freünd vnnd feynnd. wollten myr noch frid [28]
vnnd rüge gonnenn: vnnd wo ich zcu vill thu.17 meynß18 auffs beste außlegen
[29] Angesehen. das ich alleynn. der auch fleysch vnnd blutt. auß keynem [30]
felß gesprüngen widder ßo viel: grosße gelerte.19 boßwillige. menschen hab.
[Seite 304]
[1] müssen.
on meynen willen streytten Es sollt yhe billich nit wunder seynn.1 [2] [Bl. 9b]
das ßoüiell reyssende wolff. eynen hünd bellen auch beysßen zcwungen̄
[3] Ich hab noch keynen mit gleychem maß da myr mit gemessen betzalhett Ich [4]
erbiette mich aüch noch gegen yderman. das beste zcu horen vnnd aüffnehmen. [5]
denn ich. das gott weyß: yhe nit gerne wollt vnchristlich handelln̄.
odder das [6] leren. reden vnnd schreyben. das widder gott. vnnd der seelen
selickeytt weere
[7] Wo myr
aber frid vnnd ruge nit will gelasßen werdenn ßo bitt ich. [8] das yhm niemand
furnehm. mich mǔde odder matt zcü machenn̄. dann meyn [9] geyst.
myr von gott geben. alßo steht. das ich ehe die gantze wellt vortraw [10]
mǔde zcu machenn̄: Meyn felß daraüff ich baw. stett fest. wirt myr aüch nit
[11] wancken noch sinckenn. ob gleych alle hellischen pfortten da widder
streyttenn̄. [12] des alliß bynn ich gewisß.
[13] Es ficht
mich nichts an. das ettlich myr schult geben̄n̄
ich2 woll mich [14] an massen groeßer3 kunst denn alle wellt hatt. vnnd alleyn
seyn. lux mündi. [15] Hett man mich. ynn meynem winckell lassenn. sie weren wol
fur myr bliebenn. [16] meyster zcu Israel. vnnd ich was ich4 were Es stünd die
Christenliche [17] warheytt5 eyn mall alleyn6 auff Sanct paüel. Aber eyn mal
auff [18] S Athanasii. item auff S Augustini. Ja es hatt eyn mall eyne Eselynne
[19] widder den p̱pheten geredt. Wer weyß. was Gott durch vnß wircken will.
[20] Er ist eben derselb Gott. ob wyr gleych ßunder seyn doch seyne creatur
[21] bleyben müssenn̄ vnnd er7) schrecklich ist7) ynn seynenn gerichtenn ubir der
[22] menschen kinder.
[23] das will
ich gutter meynǖg yderman furgelegt habenn. sich selb zcubewaren: [24] fur
freüelem vrteyll vnnd ferlickeytt hasß vnnd neyds. Bitt gar demutig [25] vnnd
freuntlich. Niemant woll sich zcu myr haß odder vngunst vorsehen [26] dann meyn
mütt ist zcu frolich vnnd zcu groß datzü das ich yemand mocht [27] hertzlich8
feynd seyn̄n̄. Ich hab auch nichts fur aügenn denn die sach der [28]
warheytt an yhr selb. der ich aüß hertzen hold byn̄n̄
vnnd ob ich vmb yhrer [29] willen: zcuweylenn byn. odder seyn wurd9 zcu frey
vnnd frisch: wollt myr [30] dasselb eyn iglicher freuntlich vortzeyhen Ich weyß
yhm nit mehr zuthün. [31] Gottis willen geschehe auff der erdenn wie ym hymell
Amen̄n̄.
[Seite 305]
[Einleitung]
1893
[Seite 305]
Als Urkunde
von erheblichem Werth für die Geschichte der Universität Wittenberg muß das
alte Dekanatsbuch derselben gelten. Es enthält die meist eigenhändigen
Eintragungen der Dekane der theologischen Fakultät über die während ihrer
Amtszeit vollzogenen Promotionen aus den Jahren 1502 –1786 nebst Statuten,
Edicten der Kurfürsten und gelegentlichen Anmerkungen.
Das Buch
befindet sich zur Zeit im Besitze der theologischen Fakultät der vereinigten
Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg und wird auf der königlichen
Universitäts-Bibliothek zu Halle a S. aufbewahrt. Nach Aufhebung der
Universität in Wittenberg befand es sich nebst anderen wichtigen Urkunden
derselben in der Bibliothek des dortigen Predigerseminars. Nachdem es C. E. Förstemann
dort aufgefunden hatte, wurde es mit diesen der vereinigten Universität
Halle-Wittenberg übergeben. Äußerlich stellt es sich dar als ein etwa 200
Blätter enthaltender Folioband in Schweinsleder mit Schließen, der durch den
langen Gebrauch schadhaft geworden ist. Durch Förstemann ist ihm eine
umfassende und sorgfältige Veröffentlichung zu Theil geworden unter dem Titel:
“Liber
Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis. Ex autographo edidit
Car. Ed. Foerstemann, phil. Dr. Lipsiae, sumtibus et typis Caroli Tauchnitii
1838.”
Für unsere
Lutherausgabe kommt das Buch nur insofern in Betracht, als auch Luther während
seines Dekanats mit eigenhändigen Eintragungen betheiligt ist. Diese beginnen
im Jahre 1515. Zuvor haben wir indessen eine Eintragung mitzutheilen, die auf
ihn sich bezieht, nämlich Bl. 15a die Nachricht über seine eigene Promotion
unter Johann Staupitz Dekanat 1508:
“Octava
Marcij Magister wlfgangus peciit pro licentia et magister Martinus luder
Augustinianus pro biblia. Suntque admissi hoc pacto, quod pro residuo temporis
cum magistro uulfgango est dispensatum. Die nona de Marcio magister martinus ad
bibliam est admissus, sed vocatus Erphordiam adhuc non satisfecit facultatj.”
Hierzu hat
Luther selbst die Bermerkung, die wir unten abdrucken, beigeschrieben, und zwar
wohl gleich, als er das Buch zum ersten Mal als Dekan
[Seite 306]
in die Hände
bekam, wie denn auch die Züge seiner Handschrift dort mit denen seiner ersten
Zeit zusammenstimmen.
Wir theilen
zuerst diese Bermerkung Luthers mit und lassen dann seine ordentlichen
amtlichen Eintragungen aus den Jahren 1515, 1517, 1518, 1520 folgen. Weitere
Eintragungen von ihm als Dekan bringt erst wieder das Jahr 1535.
Die Art der
Wiedergabe ist die in unsrer Ausgabe übliche. Die wenigen Stellen, wo
Förstemanns Lesung von der unseren abweicht, werden wir unter dem Texte (bez.
mit F) anmerken.
E. Thiele.
[Eintragungen]
1515
[Seite 306] [
6 Hinter testimonialis ist durchstrichen: facultatis theologice, dafür am
Rande: Vniuersitatis et Tholosini
F 9 Andrȩa 10 Hinter formature steht durchstrichen: hoc est 1. flor.
16 p̄n̄tibus]
[1] Nec
faciet. Quia tunc pauper & sub obedientia nihil habuit. Solvet .•. [2] ergo
Erffordia.1
[3] [Bl. 25a]
Sub Decanatu eiusdem2 feria Sexta post Sancti Georgii [4] venerabilis pater
Iohannes frosch Babenbergensis, ordinis fratrum b. Virginis [5] de monte
Carmeli, Sacrae theologiae Baccalaureus formatus Tholoßensis, [6] petiit recipi
ad facultatem, offerens literas testimoniales Universitatis et Studii [7]
Tholosani et patrum suorum, similiter nusquam vitiosas aut suspectas. Et [8]
previa Solenni et Cathedrali responsione sub praeside Magistro nostro Eximio,
[9] Domino Andrea Carlstadt unanimi Dominorum de facultate consensu admissus
[10] est. Solvitque dimidium gradus sui scilicet formature 7. gross. et [11]
14. gross. praesidenti, ut statutum est.
[12] [Bl.
25b] Anno domini 1515. Sub decanatu aestivo Eximii p. Magistri [13] Martini
Luder Mansfeldensis facta sunt ea, quae sequuntur. [14] P. Magister noster
Eximius, Iohannes hergott Augustinianus, ad [15] senatum theologicum receptus
est die 17. Augusti, quae fuit sexta feria, finita [16] disputatione in
collegio praesentibus dominis Magistris de facultate.
[17] P.
Melchior Mirisch, prior dresdensis ordinis Augustinensis, Baccalaureus [18]
formatus, eodem die quo supra publice pro Licentia respondit et post
disputationem
[Seite 307]
[ 5
Reissenbusch F 28 praesidente bis facultatis ist von Luther am Rande
nachgetragen 29 vor in ist adm gestrichen 31 Vor Iohannes steht durchstrichen:
Mḡr̄ 32/33 presidente bis doct. &c. ist von Luther am Rande
nachgetragen]
[1]
praesentibus dominis de facultate dignus iudicatus et admissus [2] est. Et
dedit danda, post die sequente Nativitatis festum gloriose virginis, [3] idest
ipso die S. Gorgonii, mane in Aula D. Doctoris Erardi Milde pariter [4] in
Licentiatum promotus est, concedente ei dignissimo patre et D. Doctore [5] N.
Reißenpusch, praeceptore Lichtenbergensi, Cancellario nostro.
[6] Nona die
Septembris Vesperiati sunt Religiosi patres, Magistri Tilomannus [7] schnabell
ex alsfeldia hassiae, Iohannes pictor ex Lippia Vestphaliae, [8] Andreas
hoffrichter ex Minderstadt franconiae et Melchior Mirisch [9] ex Dresden Misne,
omnes Augustiniani Eremitae, per Eximium p. Magistrum [10] Martinum Luder. Et
in Crastino die Sanctorum Martyrum Prothi et Hiacinthi [11] per eundem
solenniter Doctoralibus sunt insigniti. Caeteraque omnia [12] secundum statuta
Diligenter observata fuerunt. Emancipator fuit Magister [13] Eximius Petrus
Lupinus, Galli Reverendus P. Magister Iohannes hergot [14] Augustinianus et
Eximius Magister Nicolaus Gronenbergk, pastor Vittenbergensis [15] populi.
Dederuntque Novelli p. Magistri toti Universitati et Senatui [16] preciosum et
splendidum prandium de benevolentia speciali, praesentibus [17] illustrissimo
principe et duce Volfgango Comite palatino &c., Rectore nostrae [18]
Universitatis, et Nobilibus & Generosis Comitibus de Erbernstein et
Regenstein [19] aliisque pluribus honestis hospitibus.
[20] Relati
quoque sunt et suscepti ad senatum sive Concilium theologiae [21] nostre
Universitatis omnes quattuor et Singulus ipsorum Vigilia Exaltationis [22] S.
Crucis.
[23] [Bl.
27b] Anno domini 1517. Sub decanatu aestivo Eximii p. Magistri [24] Martini
Luther Mansfeldensis facta sunt ea, quae sequuntur.
[25] Die
Vicesima prima Augusti Venerabilis d. Magister franciscus Guntherus [26]
Nordhusensis praesentibus dominis de facultate in Collegio petiit admitti [27]
ad responsionem pro Biblia Et admissus est. Responditque die quarta [28] septembris
praesidente Eximio patre M. Martino Luther, Decano facultatis, [29] et uno
consensu Dominorum ad Baccalaureatum in Biblia admissus est.
[30] Eadem
die Quarta et eiusdem mensis Septembris Venerabilis dominus [31] Iohannes
Montanus hessus, artium Magister, petiit admitti ad Bibliam pro [32]
responsione. Et admissus respondit presidente Eximio D. Petro Lupino, [33] S.
T. doct. &c., die undecima eiusdem mensis et ad Baccalaureatum admissus
[34] est.
[35] Undecima
die eiusdem mensis petiit pro responsione ad Bibliam Venerabilis [36] et
religiosus pater Martinus Glaßer, Eremitarum S. Augustini Episcopi.
[Seite 308]
[ 1/2
praesidente bis Carlstadii &c. ist von Luther am Rande nachgetragen, jedoch
ohne das übliche Einschaltungszeichen im Text 4 est] erat F 12 quae fehlt in
der Handschrift und F 15 Andrȩam 19 szm 21 Martinus] Mgr.
Martinus F, Mḡr̄ ist aber in der Handschrift durchgestrichen Amssdorffʃ 26 Vor feria steht durchgestrichen Sabbato]
[1] Et
admissus Respondit praesidente Eximio p. Martino Luther &c. vice Eximii [2]
D. Andree Carlstadii &c. decima octava eiusdem mensis. Et admissus [3] est
ad Baccalaureatum.
[4] Vicesima
prima die Septembris, que est altera post festum Matthaei, [5] hii tres
praedicti Venerabiles viri, Scilicet franciscus Guntherus, Iohannes [6]
Montanus, artium Magistri, et religiosus p. Martin Glaßer, facto principio [7]
et commendatione S. Theologie ad Bibliam conveniente, simul sunt ad
Baccalaureatum [8] Biblie promoti proclamatique coram dominis de Universitate.
Exhibueruntque [9] Dominis de facultate et Doctoribus prandium splendidum de
[10] Benevolentia speciali.
[11] [Bl.
29a] Anno domini 1518 sub decanatu Brumali R. p. Martini [12] Luther, S. T.
Magistri, acta sunt haec, quae sequuntur.
[13] Anno quo
supra Vicesima prima die mensis Nouembris vesperiatus est [14] Venerandus pater
Iohannes frosch, Sacre T. licentiatus, Carmelitarum Augustae [15] prior, per
Eximium dominum Andream Carlstadium, Sacre The. et utriusque [16] Iuris
Doctorem, omnium Sanctorum wittenbergensis Ecclesiae Archidiaconum.
[17] Et in
crastino sequente die, Scilicet Sanctae Ceciliae, per eundem doctoralibus [18]
Theologiae solenniter est insignitus et in doctorem S. The. publice [19]
promotus ac pronunciatus. Caeteraque omnia Diligenter sunt secundum [20]
statuta servata. Emancipator fuit Eximius vir, Dominus petrus Lupinus [21]
Galli R. p. Martinus luther et Spectabilis D. licentiatus Nicolaus Amssdorffus.
[22] Deditque facultati splendidum et honorificum prandium de benivolentia
speciali.
[23] [Bl. 31a]
Eodem anno1 Respondit pro Biblia D. Iohannes Cuelsamer, [24] Magister Art., e
babenberga feria Sexta post martini, sequente feria secunda [25] promotus,
datis quae statuta sunt.
[26]
Respondit pro Bibliis pater Henricus Zutphaniensis Augustinensis feria [27]
sexta post Epiphaniae anno 1521, feria secunda proxima promotus.2
[Seite 309]
[ 1 Antonius
ist durchstrichen 7 Rʃ]
[1] [Bl. 31b]
1 A Respondit pro Biblia Venerabilis vir Antonius Zcymmerman [2] feria sexta
post laetare, quae fuit Decima octava Marcii. Die lunae [3] sequenti promotus,
praesedit ei Eximius d. Doctor Andreas Carlstadius [4] Archidiaconus.
[5] B Respondit
pro bibliis Venerabilis vir Iohannes Schlachynnhauffenn [6] e Moravia feria
quarta post iudica, quae fuit Vicesima Marcii. Sequenti die [7] promotus sub
Reverendo p. Martino Luthero praesidente. Et abiit nondum [8] datis legitimis,
quod D. Mag. rector Christopherus Schlick &c. fidem pro eo [9] dederit et
intercesserit.
[Seite 310]
[Einleitung]
1893
[Seite 310]
Wir bringen
hier die in den früheren Bänden nicht enthaltenen, weil erst nach deren Ausgabe
bekannt gewordenen Thesenreihen. Einzelnachträge zu den in den früheren Bänden
mitgetheilten Disputationsthesen siehe am Schlusse dieses neunten Bandes.
Lic.
Koffmane.
1. Theses de
excommunicatione.
1519
[Einleitung]
1893
[Seite 310]
Auf der
Stadtbibliothek zu Lübeck fand Professor Kawerau handschriftlich Thesen Luthers
über die excommunicatio. Das Jahr der Niederschrift ist nicht angegeben.
Kawerau sah in dem Schlußvermerk “Hec questio ante annum disputata est vel
supra” nur die Handhabe, die Zeit der Abschrift zu bestimmen auf c. 1519. Denn
er meint, das “M. Lutherus disputabit” am Schlusse passe ganz in die Situation
im Sommer 1518, wo Luther eine derartige Disputation halten wollte, dies auf
Wunch des Bischofs von Brandenburg aber unterließ. Doch denkt Kawerau nicht
daran, in den gefundenen Thesen diejenigen zu erkennen, welche Luther der
(vereitelten) Disputation zu Grunde legen wollte. Im Briefe an Link vom 10.
Juli 1518 sagt Luther von der Disputation: ecce rumor praevenit; so waren
Thesen wohl kaum schon gedruckt. Sollen wir nun in den Thesen die articulos
odiosissime compositos erkennen, welche die Gegner aus der Predigt Luthers über
den Bann nach der Rückkehr von Heidelberg formten und verbreiteten? Auch die
positiones de excommunicatione, von denen der Brief Spalatins vom 5. September
redet, sind trotz der Wendung “istinc [von Wittenberg] huc missas” nicht Thesen
Luthers. Aber der Ton in unsern Thesen ist nicht heftig, wir gewahren keine
Übertreibungen Luther'scher Gedanken, die Sätze hängen gut zusammen, so daß wir
keine Spur davon finden, ein gehässiger Gegner habe raptum ex ore meo sermonem,
wie Luther sich ausdrückt, zu Thesen geformt. Ferner fehlt unsern Sätzen das
epigramma amarulentissimum in Romanam avaritiam, das nach Spalatins Zeugniß den
feindseligen Artikeln angehängt war. Was aber ausschlaggebend ist, die Lübecker
Abschrift hat hinter den 14 Thesen: M. Lutherus disputabit. Dies kann der
Abschreiber nicht erdacht und auf eigene Faust hinzugefügt haben. Er war dazu umsoweniger
veranlaßt, als er ja über die stattgefundene Disputation eine Zeitangabe macht.
Der Anfang seiner eigenen Zufügung hebt sich mit “Haec quaestio etc.” deutlich
von der Vorlage ab. Stand nun dies Lutherus
[Seite 311]
disputabit im
Original, so konnte dasselbe nicht die feindseligen Artikel vorstellen. Denn
abgesehen davon, daß dieselben uns nicht als mit diesem Vermerk behaftet
beschrieben werden, wäre es Luther und den Seinen leicht gewesen, nachzuweisen,
daß eine Disputation hierüber nicht stattgefunden habe und auch nicht
stattfinden werde.
So wird es
sich empfehlen, diese 14 Thesen ein wenig später, etwa 1519, zu setzen. Luther
bemerkt zu dem Verlangen des Bischofs von Brandenburg ut differrem eam
disputationem: quod et feci et facio. Später hat er, zumal durch die
Veröffentlichung des Sermo de excommunicatione Klarheit geschaffen war, die
Zeit zur Disputation vielleicht für gekommen erachtet. Die in den 14 Thesen
behandelten Fragen beschäftigten ihn immer wieder: wir haben neben dem neuen Sermon
vom Bann noch die zwei Disputationen de excommunicatione und de non vindicando.
These 11 –14 scheinen ein Vorspiel zu de non vindicando. Die Ausführungen
entsprechen der Auslegung zum 8. Gebot (Uns. Ausgabe Bd. I, 508 ff.), sind also
jedenfalls nicht von einem Gegner aus dem Sermon vom Bann zusammengestellt.
Könnten wir dem Schreiber der Lübecker Kopie eine Vertrautheit mit den
Wittenberger Personen zutrauen, so würde die Schlußbemerkung ein ganz
bestimmtes Zeugniß enthalten: diese Thesen de excommunicatione sind nicht etwa
nur für eine Disputation bestimmt — man hörte, daß eine solche über dies Thema
vor geraumer Zeit auf bischöflichen Wunsch unterblieben sei — sondern es ist
über sie disputirt worden.
Vgl. Uns.
Ausg. Bd. I, S. 634 ff. Enders, L. Briefwechsel, Bd. I nr. 90 u. 93. Kawerau
in: Zeitschrift für Kirchengesch. Bd. XI, S. 477 ff.
Die Lübecker
Abschrift der 14 Thesen hat durch Beschneiden am Schlusse einige Worte
eingebüßt; ferner sind viele Stellen der Randbemerkungen eben dadurch
verstümmelt. Eine zweite Hand hat nämlich zum Texte kurze Noten gemacht, welche
keinen heftigen Gegner Luthers verrathen, aber doch meist eine Abweisung oder
Umdeutung der Thesen bezwecken.
Wir geben den
Text nach der Lübecker Abschrift und bringen deren Randglossen in den Noten.
Die vermutheten Ergänzungen der verstümmelten Stellen schließen wir in eckige
Klammern. Die Abkürzungen lösen wir auf.
[1] De
excommunicatione.
1519
[Seite 311] [
1 Titel fehlt in Hdschr. 3 Am Rande: Hec declaratur in 4ta [conclu]sione 4 Am
Rande: Falsum est nisi intelligatur de excommunicatione iniusta. 6 scandulosa
Hdschr. Am Rande: Recte si est
contra abusum [commissario]rum ecclesiasticorum. Kawerau: recte sentit[?]]
[2] 1.
Excommunicationes pontificis non ponunt hominem extra graciam,
[3] 2. Nec
extra participationem bonorum Christi ecclesie,
[4] 3. Nec
tollunt orationem ecclesie sed magis augent.
[5] 4. Ymmo
presupponunt1 hominem extra graciam et in peccato mortali.
[6] 5. Nec in
quolibet sed publico et scandaloso2 peccato.
[Seite 312]
[ 7/8
christianā Hdschr. 12 Am Rande: Dubito de eius veritate. 15 sicut[?] pc̄t[?]
..... ptionem Hdschr. nach Kawerau. Wir denken an Uns. Ausg. 513, 17. Vgl. auch
dort 508, 31 ff.]
[1] 6.
Excommunicationes pontificis sunt solummodo pene externe.
[2] 7.
Similiter reconciliationes sunt solummodo externe licentie.
[3] 8. Ve
his, qui excommunicationem pape plusquam peccatum mortale [4] aut etiam veniale
timent.1
[5] 9. Errant
sacerdotes predicantes excommunicatos non gaudere bonis [6] ecclesie.
[7] 10. Impii
sunt Episcopi et eorum Officiales, qui propter pecuniam christianos [8]
excommunicant.
[9] [Matth.
5, 40.] 11. Docendi sunt christiani illud Mathei: Tollenti tunicam etc.2
[10] 12. Etsi
Officialis teneatur Ius ministrare actori pertinaciter, tamen magis [11]
tenetur eum inducere prius ad obediendum dei mandato.
[12] 13. Quod
dicatur consilium esse, non mandatum, dimittendi pallium sicut [13] virginitas
et venditio est error.
[14] 14. Si
etiam constet consilium esse, tamen casus semper occurrit in Iudiciis [15] sic
ut [extendat in opus animi prae]parationem.3
[16] M.
Lutherus disputabit.
[17] Hec
questio ante annum disputata est vel supra.
2. De
sacramentis disputatio in distinctionem 2. Libri 4.
Sententiarum.
1520
[Einleitung]
1893
[Seite 312]
Die zwei
Thesenreihen Uns. Ausg. Bd. VI, 470 und 473 sind mit Recht als Bestandtheile
einer Reihe von Circular-Disputationen angesehen worden, wie sie Luther
abhalten ließ, ehe er in den großen Streitschriften auch die Sakramentslehre in
die Streitpunkte hineinzog. Sie gehören in das Jahr 1520. Nun ist zu den
genannten zwei Reihen noch eine dritte erhalten, die eng mit ihnen
zusammenhängt.
Im Cod. Msc.
theol. lat. Oct. 91 der königlichen Bibliothek zu Berlin finden sich hinter dem
oben Bd. I S. 629 unter C beschriebenen Drucke eine Reihe von Wittenberger
Disputationsthesen in Abschrift. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das ganze
Material aus einem Drucke, einer von den drei bekannten Thesensammlungen bis
1522, herstammt; vielmehr sind wohl einzelne Plakatdrucke oder deren
Abschriften zusammengenbracht. In diesen Reihen von Thesen steht nun auf Blatt
71b: “DIS: 2. Libri. 4: MAR: Lv̈the:” Professor Kolde, dem
wir die Auffindung verdanken, will das erste Wort in disputatio auflösen und
eine zweite Disputation über das vierte Buch des Lombarden angezeigt finden.
Offenbar aber ist zu lesen:
[Seite 313]
distinctio 2.
Libri 4. des Lombarden, denn gerade die zweite distinctio des vierten Buches
beschäftigt sich mit diesem Gegenstande. Es läge sogar nahe, die zwei letzten
Worte in Mag: Lomb: zu ändern, doch sind die Schriftzüge zu deutlich. Luther
hat in seinem Exemplar des Lombardus zur dist. 2. libr. 4. keine Randglossen
gemacht (s. Bd. IX, S. 94). Erst kurz vor der Abfassung der Schrift von der
babylonischen Gefangenschaft hat er die Sakramentslehre zum Gegenstand einiger
Disputationen gewählt.
Unsere 8
Thesen waren wie die oben genannten VI, 471; VI, 473 für eine
Circular-Disputation bestimmt. Liegen somit drei Verhandlungen über die
Sakramente vor, so werden sie zeitlich einander nahe stehen; gehört eine sicher
in's Jahr 1520, dann auch die andern. Ferner wird ein Gedankengang und Fortschritt
zu erkennen sein: VI, 471 soll zeigen, daß auch im alten Testament von
Sakramenten im gewissen Sinne zu reden sei; VI, 473 legt die Verschiedenheit an
einem Beispiel, dem baptisma carnis, poenitentiae, gratiae dar; unsere 8 Sätze
behandeln die Sakramente im neuen Testament.
Vgl. Uns.
Ausg. Bd. VI, 470 –473. Kolde in Zeitschr. f. Kirchengeschichte, Bd. XI, 464
–65.
[1]
Disputatio in Distinctionem 2. Libri 4. Sententiarum
[2] Martini
Lutheri.
[3] 1520.
1520
[Seite 313] [
1/2 Hdschr. nur: DIS: 2. Libri. 4: MAR: Lv̈the (sicher so, nicht Lothe:
wie Kolde gibt). Die falsche und die richtige Auflösung s. in der Einleitung 13
et usu] nicht ex usu, wie Kolde gibt 18 Eine Unterschrift fehlt]
[4] 1. Non
placet sacramenta nove legis sic distingui, ut alia remedia [5] tantum sint
contra peccatum alia etiam gratiam conferant adiutricem.
[6] 2. Omnia
prorsus sacramenta tum remedia sunt peccati tum adiuvant [7] per gratiam, si
fide suscipiantur.
[8] 3. Nos
arbitramur sacramenta nove legis constare ex promissione dei et [9] signo
visibili.1
[10] 4. Tot
sacramenta nove legis sunt quot promissa et adiuncta signa.
[11] 5.
Baptismus, Eucharistia et poenitentia tria proprie sunt sacramenta [12] nove
legis,
[13] 6.
Cetera videntur ab ecclesia et usu primum instituta et appellata [14]
sacramenta nove legis.2
[15] 7. Nihil
obstat, quominus tot sacramenta, quot articuli sunt fidei, dicpossint, [16] si
signum visibile tollas.
[17] 8. Immo
quot sunt verba dei tot fere sunt sacramenta, que fidem [18] excitant, etiam si
signum desit.
[Seite 314]
[Einleitung]
1893
[Seite 314]
[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[Einleitung]
[Erster
Abschnitt]
Die Leipziger
Disputation, welche für Luthers Stellung zum Papstthum und zur alten Kirche von
tief eingreifender Bedeutung war, hat entscheidend und klärend auch auf die
Zuschauer seines Beginnens gewirkt. Wie nunmehr seine Gegner offener und
giftiger gegen ihn auftraten, so erklärte sich jetzt auch Mancher offen für
Luther, der bisher noch zuwartend auf Seiten der Anhänger des Alten sich
gehalten hatte. Jedenfalls hatte der damalige Ludimagister der Leipziger
Thomasschule, Johannes Graumann (Poliander) zur Zeit der Disputation mehr Beziehungen
zu Luthers Gegnern als zu ihm selbst. Nach Seckendorff war er “Eccii in
disputatione amanuensis aut famulus”. Aber nach Beendigung der Disputation
verließ er Eck und folgte Luther und hat von da an bis an sein Ende im Jahre
1541 in Preußen als Lehrer des Evangeliums gewirkt. Auch ein großer Theil der
studirenden Jugend verließ damals Leipzig und ging, angezogen von Luthers
gewaltiger Persönlichkeit, nach Wittenberg (Hist. Luth. I, § 62, add. II (r)
und § 152 (2). Im Herbst 1519 finden wir Poliander mit seinem Kollegen und
späteren Nachfolger im Rektorat der Thomasschule (von 1522 ab), Kaspar Börner,
der schon am 8. November eingeschrieben wurde, bei der Universität Wittenberg
immatrikulirt, und zwar zwischen dem 20. und 27. November als “Joannes grauman
Naustadt Herbipo. dioc. Magister Lipsen.” (Förstemann, Album acad. Viteb. p. 86
und 87). Daß beide Leipziger Lehrer ihre Schule verlassen konnten, wird
erklärlich durch eine damals wüthende Pest, die sich auch auf Leipzig
ausgedehnt hatte (Meurer, Leben d. Altv. II. Bd. 2. Abth. S. 236). Mit dem
Erlöschen derselben sind die Beiden vermuthlich in ihren alten Wirkungskreis
zurückgekehrt, denn am 20. August 1520 wird Poliander in Leipzig zum
Baccalaureus der Theologie promovirt.
Dieser kurze
Aufenthalt in Wittenberg hat Poliander in Beziehungen zu den Kreisen der
Reformatoren gebracht, die für sein ganzes Leben sich folgenreich erwiesen
haben; für die Lutherforschung aber hat er eine Frucht gezeitigt, die für die
Kenntniß der Predigtthätigkeit Luthers in den wichtigen Entwickelungsjahren
zwischen der Leipziger Disputation und dem Reichstage zu Worms von hohem Werthe
ist. Sie liegt uns vor in einem 417 Blätter in Quart umfassenden
handschriftlichen Sammelbande der Königsberger Stadtbibliothek mit der Signatur:
[Seite 315]
S. 22. Quart.
Der schlichte moderne Halbfranzband mit dem auf den Rücken gedruckten Titel:
“Ioan. Poliandri annotationes in Genesin nec non conciones” hat lange genug dem
Auge des Forschers seinen wirklichen Inhalt verborgen. Es ist das Verdienst
Paul Tschackerts, den Band auf seinen Inhalt eingehend geprüft und darin eine
Reihe fast durchweg unbekannter Predigten und Schriftauslegungen Luthers aus
den Jahren 1519 –1521 entdeckt zu haben. Tschackert hat die Ergebnisse seiner
Untersuchungen in den folgenden drei Schriften veröffentlicht:
1. Unbekannte
handschriftliche Predigten und Scholien Martin Luthers. Berlin, Reuther 1888.
2. “Wer hat
die Königsberger Lutherpredigten Polianders ursprünglich nachgeschrieben?” in
Luthardts Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft usw. 1889, Heft 6.
3.
Urkundenbuch für Reformationsgeschichte des Herzogthums Preußen. Drei Bände (=
Bd. 43 –45 der Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven) Leipzig, S.
Hirzel 1890.
Da indessen
Tschackert (ebenso wie den früheren Biographen Polianders) die oben angeführte
Eintragung des Wittenberger Universitäts-Albums entgangen ist, so fehlt ihm
nicht nur ein wesentlicher Umstand zur Erklärung der entscheidenden Wendung im
Leben dieses Mannes, sondern er würde auch bei Kenntniß jener Eintragung
einzelne Theile des Kodex anders beurtheilt haben, als er gethan. Um die
Entstehung der Predigtsammlung zu erklären, nimmt er einen Aufenthalt
Polianders in Wittenberg in den Jahren 1522 und 1523 an, für den irgend ein
bestimmtes Zeugniß nicht vorliegt. Dagegen erbringt er den hinlänglichen
Nachweis, daß die Predigten von Luther und nicht, wie bisher angenommen wurde,
von Poliander stammen, und es genügt, dafür auf seine oben unter 1 angeführte
Schrift und die Predigten selbst zu verweisen. Ebenso können wir uns den von
Tschackert gegebenen Zeitbestimmungen im Großen und Ganzen anschließen; jedoch
für einzelne Theile des Kodex kommen wir zu anderen chronologischen
Ergebnissen.
Der Kodex
enthält Aufzeichnungen in deutscher und lateinischer Sprache, hin und wieder
mit griechischen und hebräischen Worten untermischt. Zum Theil ist derselbe von
Polianders eigener Hand, die sich beinahe überall auch in reichlichen
Randglossen und Zusätzen findet, geschrieben, das Übrige von unbekannten
Händen. Die meisten Aufzeichnungen sind nach Form und Inhalt sofort als
Predigten erkennbar, die manchmal in kurzen abgerissenen Notizen, öfter in
fließenden Bearbeitungen vorliegen. Ein beträchtlicher Theil der Handschrift
trägt die Überschrift: “Scholia in librum Genesis” und enthält in lateinischer
Sprache Auslegungen zu 1. Mos. 1 –34. Die Auslegung von Kap. 25 –28 ist
ausführlicher und wird von Poliander gelegentlich bezeichnet als: “Collectanea
in Genesim de Isaac et filiis”. Den Schluß des Kodex bilden drei Blätter mit
der Abschrift einer Trostschrift Luthers, betitelt: “Eyn trostliche ertzney,
fur leut die Jnn grossenn anfechtungen ligen, von anfechtungen des bosen
feindts. Jhesus.” Am Ende: “Martinus Luther M. D. XXI.” (Erl. Ausg. 54, 116 und
64, 294). Auf Grund der hier gegebenen Datirung wird dieses Schriftchen, für
das man bisher keinen Titel kannte und das man mit den Gesammtausgaben ins Jahr
1529 setzte (Köstlin 2II, S. 160), dem Jahre 1521 zuzuweisen und in unsrer
Ausgabe demgemäß einzureihen sein.
[Seite 316]
Es sind nun
die einzelnen Theile genauer zu untersuchen und zwar zunächst diejenigen
Aufzeichnungen, welche sich ohne weiteres als Predigtnachschriften geben.
Dieselben zerfallen deutlich in vier Gruppen, deren jede ihr bestimmtes Gepräge
zeigt.
1. Gruppe.
Predigt Nr. 1 –24.
Sämmtliche
Predigten dieser Gruppe sind lateinisch, von Polianders Hand auf 26 von ihm
foliirten Blättern geschrieben. Sie sind nur auszugsweise in kurzen prägnanten
Sätzen wiedergegeben. Der Schreiber bedient sich zahlreicher Abkürzungen, wie
sie für das Latein hergebracht waren, deren Auflösung aber bei ihrer
augenscheinlichen Flüchtigkeit außerordentlich schwierig war. In den
Überschriften werden zumeist die Sonn- oder Heiligentage, an denen die Predigten
gehalten wurden, angegeben, bei andern weist der übergeschriebene Text genügend
auf den betreffenden Festtag hin. Mit diesen Predigten, die fast durchweg die
evangelischen Perikopen behandeln, wechseln beinahe regelmäßig solche über
Texte aus 1. Mos. 8 –12, ohne besondere Bezeichnung des Tages. Es ergibt sich
jedoch schon aus ihren Anfängen, daß sie an denselben Tagen wie die jedesmal
vorhergehenden Evangelien-Predigten gehalten sind und zwar in unmittelbarem
Anschluß an dieselben. Wir geben sie aber unter besonderen Nummern einmal der
besseren Übersicht wegen und da sie im Kodex durch einen Zwischenraum allemal
deutlich von den vorhergehenden Predigten getrennt sind. Wie die erste Reihe
die Perikopenordnung bewahrt, so folgt die andere der der Kapitel. Nr. 22 trägt
die Jahreszahl 1519 und enthält eine allgemein gehaltene Abhandlung über altes
und neues Testament ohne Zugrundelegung eines bestimmten Textes. Wir haben hier
die Einleitung zu einer fortlaufenden Betrachtung der evangelischen Geschichte,
mit welcher die folgende Weihnachtspredigt einen Anfang macht. Wir werden unten
darauf zurückkommen. In Nr. 1 finden wir die Ortsbezeichnung “Vuittenberge”, in
24: “in Kembergk”; Nr. 8 deuten die Buchstaben “D. M.” = Doctor Martinus den
Namen des Predigers an.
Hiernach
dürfen wir annehmen, daß die Predigten dieser Gruppe in der Zeit vom 30.
Oktober bis zum 27. December 1519 und zwar in Wittenberg von Luther gehalten
sind mit Ausnahme der letzten, die er in dem Nachbarstädtchen Kemberg hielt.
Poliander, der in der angegebenen Zeit sich in Wittenberg aufhielt, kann recht
wohl Ohrenzeuge bei gewesen allen sein. Und der Eindruck, den die
Aufzeichnungen machen, ist der Annahme sehr günstig, daß der lateinkundige
Mann, der geschickte und schreibgewandte Amanuensis Ecks selbst durch kurze
lateinische Sätze während des Vortrags oder bald nach demselben sich das
Gehörte zur Erinnerung oder zum späteren Gebrauche aufbewahrte.
2. Gruppe.
Predigt Nr. 25 –33.
Diese Gruppe
ist in der jetzigen Gestalt des Polianderkodex von der ersten durch die Scholia
in librum Genesis und durch eine umfangreiche Gruppe anderer Predigten
getrennt. Sie schloß sich aber ursprünglich an die erste an, wie die auf ihrer
ersten Seite von Poliander geschriebene Blattziffer 27 beweist. Wir müssen sie
aber auch aus dem Grunde hier folgen lassen, weil sie zeitlich jener am
[Seite 317]
nächsten
steht. Auch hier finden wir mit Ausnahme der Nr. 25. und 28. die Handschrift
des Besitzers der Sammlung, jedoch weniger flüchtig als in der ersten Gruppe.
Alle Predigten sind ausführlich in lateinischer Sprache niedergeschrieben mit
eingestreuten griechischen Worten im Texte selbst und am Rande. Eine von ihnen,
die Predigt vom Sonntag Kantate, Nr. 27, ist bereits in Bd. IV S. 694 ff.
unserer Ausgabe mitgetheilt. Auf eine besondere Lage Papier geschrieben,
scheint sie erst später zwischen die übrigen eingeschoben zu sein. Indeß
hindert nichts, sie in dasselbe Jahr zu setzen wie die anderen. Diese sind mit
Ausnahme von Nr. 31., die am Sonntage Exaudi über 1. Mos. 15 gehalten ist,
Festpredigten an Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Zu der Osterpredigt Nr. 26
hat Tschackert auf dem Königlichen Staatsarchiv zu Königsberg in der
unregistrirten Hochmeisterkorrespondenz des Jahres 1524 eine zweite Abschrift
gefunden (8 Blätter in Quart, letztes Blatt leer), die den Schriftzügen nach in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Die Schrift ist klar
und sauber wie von geübter Schreiberhand. Nach Tschackert ähnelt sie der des
Dr. Andreas Aurifaber, des Leibarztes des Herzogs Albrecht von Preußen. Die
Predigt hat in der Handschrift des Archivs folgende Überschrift: “Philippus
Melanthon ad D. Iohannem Hessum propria manu scripsit Anno 1524.” Es folgt dann
wie in unserem Kodex “Doctor Martinus Lutherus hoc pascha fere universum
peregit in tractanda eucharistia.” Auf diese Predigt muß sich beziehen, was
Melanchthon den 17. April 1520 an Johann Heß in Breslau schreibt: “Martini
conciones conabor singulis festis dictas adornare sic, ut excudi possint.
Insignem interim, dum abes, locum tractavit de sacramento Eucharistiae, quem
mitto coactum in capita. Faciet enim ad institutum tuum. Ipse eundem tractabit
copiose Germanica oratione. Interim nolui te carere.” (Corp. Ref. I Sp. 159).1
Die Jahreszahl 1524 können wir auf Rechnung eines Fehlers beim Abschreiben
setzen, zumal auch die zu derselben Gruppe gehörige Predigt vom Sonntag Exaudi
über 1. Mos. 15 uns in das Jahr 1520 verweist, in welchem Luther bei seiner
forlaufenden Auslegung der Genesis um die angegebene Zeit beim 15. Kapitel
angelangt sein mußte. Die angeführte Briefstelle Melanchthons giebt uns aber
zugleich Auffschluß über Entstehung der übrigen Predigten dieser Gruppe. Auf
sie paßt, was Melanchthon über seine Absicht äußert, Predigten, die Martinus an
Festtagen gehalten hat, so zu bearbeiten, daß sie gedruckt werden können. Der
Plan ist nicht ausgeführt worden: die druckfertigen Predigten sind bisher
ungedruckt geblieben. Der Grund ist darin zu suchen, daß Luther endlich nach
langem Drängen selbst daran ging, Predigten nach Art der Postillen zu
bearbeiten (C. R. I Sp. 285). Dafür, daß Melanchthon eifriger Hörer und
Nachschreiber von Luthers Predigten war, erbringt uns unser Kodex weiterhin
einen unzweideutigen Beweis. Ja, schon am 21. Mai 1519 finden wir ihn mit
[Seite 318]
Johann
Agricola fleißig bei solcher oder ähnlicher Thätigkeit (nach einem Briefe an
Spalatin C. R. I Sp. 82). Luther konnte es gewiß zunächst nur willkommen sein,
wenn so berufene und so nahe befreundete Männer ihm, dem Vielbeschäftigten, die
Mühe abnahmen, dem Drängen auswärtiger Anhänger nach gedruckten Predigten
Befriedigung zu verschaffen. Wenn er am 21. Januar 1521 von seinen
Matthäuspredigten, die von Spalatin und Gerbel gewünscht wurden, schreibt, er
habe trotz eigenen lebhaften Wunsches kein Wort davon aufgezeichnet, denn es
habe ihm die Zeit gefehlt (De Wette I, S. 404. Enders II, S. 319), so können
wir sicherlich ein Gleiches von seinen übrigen Predigten annehmen. Andernfalls
würde Melanchthon seine Mühe gespart haben. An den Bearbeitungen dieser Gruppe,
die wir ihm zuschreiben, bemerken wir als Eigenthümlichkeit die eingestreuten
griechischen Worte und Sätzchen, wie sie auch den sicher von ihm herrührenden
Kollektaneen der folgenden Gruppe charakteristisch sind.
Zweifelhaft
ist die Datirung der Predigt Nr. 25 Conversionis Pauli (25. Januar), die, von
fremder Hand auf ein leergebliebenes Blatt geschrieben, offenbar nur ein
zufälliges Anhängsel dieser Gruppe ist. Ihre Identität mit der Predigt
desselben Tages im Jahre 1521 läßt sich nach den später im Kodex gegebenen
Aufzeichnungen (Nr. 68) trotz mancher Berührungen nicht sicher beweisen. Es
scheint daher das Beste, sie mit den übrigen dieser Gruppe in das Jahr 1520 zu
bringen und denselben im Druck voranzustellen.
3. Gruppe.
Predigt Nr. 34 –78.
Im Kodex
bildet diese Gruppe den Schluß; wir müssen sie aber der chronologischen Ordnung
wegen hier einreihen. Hier sind wir der Mühe enthoben nach dem Kollektor zu
forschen, nachdem es dem Unterzeichneten gemeinsam mit D. Knaake gelungen ist,
die Chiffreschrift am Kopfe derselben zu lesen. Diese lautet: “Collectanea
Philippi Melan: ex sermonibus Luth:”. Hierdurch wurde die von Tschackert
ausgesprochene Vermuthung, daß diese Aufzeichnungen auch von Melanchthon
stammen, bestätigt. Die vorliegende Abschrift ist von einer unbekannten Hand.
Als Texte sind nur an den Festtagen und Heiligentagen die Perikopen zu Grunde
gelegt, sonst sind sie der Genesis oder Matth. 2 und Luk. 2 entnommen. Die
Jahreszahl 1521 bei einer Neujahrspredigt und die Genesistexte machen auch für
die übrigen Predigten die Datirung im Ganzen sicher. Von Nr. 34 –60 sind wir
aber bei öfterem Fehlen der Überschriften einige Male auf Vermuthungen sowohl
bezüglich des Datums als auch des Umfanges von Predigten angewiesen. An den betreffenden
Stellen werden wir darauf aufmerksam machen. Wir haben sie in die Zeit von
Mitte August 1520 bis 1. April 1521 zu setzen. Für ihre Form ist
charakteristisch: kurze lateinische Sätze, hin und wieder griechische Sätzchen
und Worte, vereinzelt auch hebräische Ausdrücke, endlich eine Neigung zu
schematischer Darstellung der Gedanken.
Zu den von
Weihnachten ab gehaltenen Predigten finden sich mit zwei Ausnahmen Parallelen
in den Bearbeitungen der folgenden Gruppe. Wir ziehen es aber vor, um das
ursprüngliche Gefüge der einzelnen Theile der Sammlung nicht zu zerstören, jede
der beiden Gruppen vollständig für sich zu geben und nur durch Anmerkungen auf
die entsprechende Predigt der andern zu verweisen.
[Seite 319]
4. Gruppe.
Predigt Nr. 79 –116.
Fast die
Hälfte des Polianderkodex wird durch die Predigten dieser Gruppe eingenommen.
Sie folgen unmittelbar auf Kap. 28 der Scholia in librum Genesis. Geschrieben
sind sie von verschiedenen Händen, auch die Hand Polianders ist darunter. Die
Hinweise finden sich jedesmal unter der betreffenden Stelle des Textes. Nr. 89
–112 haben Ähnlichkeiten mit der Handschrift Joh. Agricolas. Leider stand uns
zu einer Identificirung nicht genügendes Material zu Gebote.
Die Sprache
ist hier durchweg die deutsche, von einigen lateinischen Sätzen und Ausdrücken,
die sich häufiger nur in der ersten Predigt finden, abgesehen. Daß wir es mit
Lutherpredigten zu thun haben, wird bei der vom grünen Donnerstag (Nr. 111)
ausdrücklich bezeugt durch den Zusatz zur Aufschrift: M. L. Eine Predigt vom
Sonntag nach Weihnachten ist in der im Kodex vorliegenden Bearbeitung im Jahre
1523 gedruckt und Luther zugeschrieben (vgl. die Bem. zu Nr. 83). Bei einigen
anderen, die mit gedruckten Lutherpredigten Berührungen zeigen, ist in einer
bezüglichen Anmerkung darauf hingewiesen worden. Auf Luther weisen auch die
behandelten Texte: es sind die evangelischen Perikopen von Weihnachten bis
Ostern, abwechselnd mit Genesistexten aus Kap. 29 –31. Die Zeitbestimmung (vom
25. December 1520 bis 2. April 1521) wird hierdurch und außerdem durch die an
vier Stellen zugefügten Jahreszahlen 1520 und 1521, gesichert. Neu ist in
dieser Gruppe die oftmalige genauere Ortsbezeichnung, wonach die
Evangelienpredigten nach dem Frühstück im Augustinerkloster gehalten wurden,
die Genesispredigten in der Pfarrkirche zu Wittenberg und zwar, wie aus den
Überschriften und der Anordnung hervorgeht, die letzteren vor jenen.
Über die
Entstehung dieser Gruppe ausführlicher deutscher Bearbeitungen von Luthers
Predigten haben wir zunächst nur noch Vermuthungen. Tschackert hält sie für
wörtliche Nachschriften, die jeder geschickte Student habe machen können, und
spricht sie dem Melanchthon ab. Dem Letzteren stimmen wir zu; für das Erstere
haben wir kein Beispiel und halten es für unmöglich. Wollte man schnell
nachschreiben, so bediente man sich, wie uns außer unserem Kodex besonders die
Zwickauer Funde und die Tagebücher über Luthers Tischreden lehren, der
hergebrachten Kurzschrift in der lateinischen Sprache, und fast nur, um gewisse
charakteristische oder lateinisch schwer wiederzugebende Ausdrücke und
Redewendungen festzuhalten, wandte man hie und da das Deutsche an. Die so
gewonnenen Notizen bildeten dann die Grundlage für Bearbeitungen, die sich zur
Veröffentlichung im Druck eigneten. Solche Bearbeitungen liegen uns hier vor:
eine davon hat auch ihre Bestimmung erreicht; die Drucklegung der anderen
verhinderte entweder Luther, als er davon erfuhr, ausdrücklich, oder mittelbar
durch Herausgabe seiner Postillen. Daß zu solcher Arbeit nicht jeder Beliebige
Geschick besaß, liegt auf der Hand. Jedoch befand sich damals in Wittenberg ein
Mann, dem wir es zutrauen dürfen und von dessen Art auch dieser 9. Band S.
122ff. eine Probe bringt, Johann Schneider (Agricola). Er war Luthers Schreiber
und Famulus bei der Leipziger Disputation, wird schon im Mai 1519 von
Melanchthon als sein Genosse beim Nachschreiben von Luthers Vorträgen angeführt
(C. R. I Sp. 82); er ist auch an Luthers Seite, um interessante Neuigkeiten aus
dem Munde eines fremden Gastes aufzuzeichnen (De Wette I, S. 468. Enders II, S.
443). Wenn man Agricola als Urheber dieser Gruppe von Predigtniederschriften
[Seite 320]
annimmt, so
wird man auch nach seinen Beziehungen zu Poliander zu fragen haben. Wenn nicht
von früher, waren beide doch sicher von der Disputation her mit einander
bekannt, wo sie in gleicher Stellung den streitenden Parteien dienten. Es lag
nahe, daß Poliander, als er im Herbst ins feindliche Lager kam, diese
Beziehungen fortsetzte. Daß er sie auch nach der Trennung weiter pflegte, dafür
dient zum Beweis, daß er, von Würzburg dem Rufe des Herzogs Albrecht nach
Preußen folgend, unterwegs in Eisleben verweilte und am 18. August 1525 eine
Predigt hielt, deren Konzept noch in seiner Königsberger Sammlung erhalten und
mit entsprechender Notiz versehen ist. Dort war inzwischen Agricola als Leiter
der neugegründeten Schule angestellt und Poliander wurde bei seiner Abreise von
ihm mit Überbringung eines Briefes an Melanchthon in Wittenberg betraut (C. R.
I Sp. 757). Bei dieser Gelegenheit könnte Poliander sich mit diesen ihm für
seine künftige Thätigkeit gewiß sehr erwünschten Predigtnachschriften versehen
haben.
5. Scholia in
librum Genesis.
Unter dieser
Überschrift bringt der Kodex Blatt 27 –118bAuslegungen zu 1. Mos. 1 –34 in
vorwiegend lateinischer Sprache, die nicht von Polianders Hand herrühren, aber
stellenweise von ihm mit reichlichen Randbemerkungen versehen sind. Auf Blatt
53a, wo Kapitel 24 schließt, verweist Poliander auf die neun Blätter später
folgende ausführliche Auslegung der vier nächsten Kapitel. Diese steht auf
Blatt 63 –118 und beginnt mit der neuen Überschrift: “De historia Isaac”.
Anmerkungsweise auf Blatt 141 bezeichnet sie Poliander als: “Collectanea in
Genesim de Isaac et filiis”, woraus auch zu ersehen ist, daß er “Scholia” mit
“Collectanea” gleichbedeutend gebraucht. Eine Randbemerkung auf Blatt 28:
“Arborem vitae transivit Mar:” weist uns auf Luther als den Urheber des Textes,
und eine genauere Prüfung des Inhalts bestätigt ihn als solchen hinlänglich.
Tschackert hat zum Nachweise des lutherischen Ursprunges der Scholia die
deutschen “Predigten über das erste Buch Mose”, die 1523 –24 gehalten und 1527
nach fremden Aufzeichnungen mit Luthers Zustimmung gedruckt wurden (Erl. Ausg.
33 und 34) und die 1544 ff. gedruckten lateinischen “Enarrationes in I. librum
Mose” (Erl. Ausg. Opp. exeg. Vol. 1 –11) herangezogen. Und das mit Recht. Aber
während er aus einzelnen Übereinstimmungen, die von ihm doch auch aus den so
viel späteren Enarrationes nachgewiesen werden, folgert, unsere Scholia seien
“freie lateinische Nachschriften von deutschen Vorträgen Martin Luthers, welche
in seinen Predigten über das 1. Buch Moses seit 1527 gedruckt vorliegen”,
liefert unsere Prüfung ein anderes Ergebniß. Da die Predigten unseres Kodex
durchweg den Jahren 1519 –21 angehören und auch die diesen angehängte kleine
Schrift (s. S. 317) die Jahreszahl 1521 trägt, so sind wir von vornherein
darauf hingewiesen, auch für die Scholia in denselben Jahren einen Platz zu
suchen. Aus Briefen (s. unten) und den mit Sicherheit zu datirenden Predigten
der Sammlung Polianders wissen wir nun, daß Luther von 1519 bis zur Reise nach
Worms 1521 fortlaufend über Genesistexte gepredigt hat, und somit liegt eine
Vergleichung mit diesen viel näher. Sie ergibt denn auch eine so überraschende
Übereinstimmung, daß wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen können: die Scholia
und Kollektanea sind Bearbeitungen der in den genannten Jahren von Luther in
der Pfarrkirche zu Wittenberg gehaltenen, uns
[Seite 321]
auch in
anderer Form im Polianderkodex vorliegenden Genesispredigten. Die Berührungen
mit den 1523 –24, also nur kurze Zeit darauf gehaltenen sind erklärlich genug,
die Abweichungen von diesen aber unter dieser Voraussetzung auch am leichtesten
zu verstehen. Den besten Beweis für unsere Ansicht gibt die Bemerkung Luthers
zu 1. Mos. 8, 21, daß er diese Stelle beim Markusevangelium behandeln werde (S.
347, 22), denn 1523 –24 ist sie thatsächlich mit dem anderen Genesistext
behandelt worden.
Die Frage
nach dem Bearbeiter der Scholia kann nur vermuthungsweise beantwortet werden.
Melanchthon war es nicht, denn auf der ersten Seite derselben gibt Poliander
die Notiz: “Vide alia insuper scholia a Melanchthone inchoata.” Daraus geht
hervor, daß dem Poliander neben den Scholien der Handschrift solche
Melanchthons vorlagen. Die reichlichen Randbemerkungen zu Kap. 1 –3, welche an
einzelnen Stellen den Text selbst an Umfang übertreffen, machen nun den
Eindruck, daß sie nicht eigne Gedanken Polianders wiedergeben, sondern
ebenfalls einer Aufzeichnung von Luthers ersten Genesispredigten entstammen,
und die Annahme liegt nahe, daß in ihnen eben die angefangenen Scholien
Melanchthons wenigstens theilweise erhalten sind. Wir geben sie daher unter dem
Text, als Parallele zu ihm. Sind wir hierdurch auf Melanchthon als einen
Aufzeichner und Bearbeiter der ersten Genesisauslegung Luthers gewiesen , so
dürfen wir auch wagen, hierauf eine briefliche Äußerung Melanchthons vom 21.
Mai 1519 an Spalatin zu beziehen: “Diligenter cepimus D. Martini dictata tibi
notare Isleben et ego, et spero, bonum habebimus una nos omnes in illo librum.
Primum iam exsplendescet argumentum” (C. R. I, Sp. 82). Hierdurch wären wir
denn wiederum auf Agricola als den wahrscheinlichen Bearbeiter des eigentlichen
Textes der Scholia in librum Genesis hingewiesen.
Eine andere
Frage aber bleibt ebenfalls offen: Woher stammen Kap. 32 –34, da Luther am 1.
November 1521 an Gerbel schreibt, er sei nur bis Kap. 32 gekommen? (De Wette
II, S. 90. Enders III, S. 241.) Aus den Kollektaneen des Melanchthon (Nr. 76,
vgl. Nr. 105) wissen wir ebenfalls, daß Luther am Sonntag Judica 1521 seine
Genesispredigten mit Kap. 31 schloß.
Wir können
nur mit der Vermuthung antworten, daß der Bearbeiter, dem doch gewiß an einer
Abrundung seiner Arbeit für den Druck lag, versuchte, in Anlehnung an Luthers
Art die Genesis zu vollenden. Eine solche Eigenmächtigkeit, die Luther oft
getadelt hat, ist Agricola schon zuzutrauen. Die Auslegung der letzten drei
Kapitel ist im Vergleich zu der der früheren kurz und dürftig und stützt
dadurch unsere Vermuthung.
Luthers
Predigtthätigkeit in den Jahren 1519 –1521.
Es wird dem
Leser erwünscht sein, wenn wir die einzelnen Züge der Predigtthätigkeit
Luthers, wie der Polianderkodex sie bietet, zu einem Gesammtbilde zu
verarbeiten suchen. Luther giebt in dem eben erwähnten Briefe an Gerbel dazu
eine kurze Skizze: “In Matthaeum nihil statui commentari, sed Vittembergae pro
suggestu coeperam utrunque testamentum ab exordio populariter declamare, et
profeceram in Genesi usque ad cap. XXXII, in Evangeliis usque ad vocem
[Seite 322]
Iohannis
Baptistae; hic obmutuit vox mea.” Hiermit beantwortet Luther Gerbels auf einem
Mißverständniß beruhende Bitte, er möge den begonnenen Kommentar zum Matthäus
baldigst vollenden (De Wette II, S. 90. Enders III, S. 160 und S. 241). Luthers
Plan war, neben dem alten über das neue Testament zu predigen, und er hatte
hier mit dem Matthäus begonnen. Dahin ist zu verstehen, was er am 8. Februar
1520 an Spalatin Schrieb: “Ne verbum quidem ego collegi de concionibus meis in
Mattheum” (De Wette I, S. 405. Enders II, S. 319). Daß er gleichzeitig über die
Genesis predigt, geht aus dem Brief an denselben vom 18. December 1519 hervor:
“Psalterium exigit integrum virum, totum eundem concio in populum per
Evangelium et Genesim laborans.” Daß aber hiermit seine Predigtthätigkeit noch
nicht erschöpft ist, deutet das Folgende an: “tertio totum ipsae preculae et
instituti mei cultus; quarto totum hoc enarrandi munus.” (De Wette I, S. 378.
Enders II, S. 278.) Als eine zweifache bezeichnet er sie Ende Februar 1521:
“Sum enim occupatissimus, duas conciones per diem habeo”, am 3. März 1521: “ut
taceam geminae concionis munus” und am 6. März: “Gemina concio virum exigit”.
(De Wette I, S. 554, 565 u. 568. Enders III, S. 93, 96 u. 100). Unter allen
seinen Beschäftigungen, die in diesen schweren Jahren ihm obliegen, sieht
Luther als die Hauptsache das ministerium verbi an. Wie er diesem gerecht zu
werden suchte, zeigt uns Polianders Sammlung in einer bisher nicht gekannten
Vollständigkeit nach drei Seiten.
“1519 In die
Thomae” (Nr. 22.) gibt uns Poliander den Bericht über den Anfang der Predigten
über das Neue Testament: “pro Exordio universe historie Euangelice, quam ad
natales Christi appetentes inchoaturus erat et ordine explanaturus, primum Nove
et veteris legis, seu Euangelii et veteris testamenti differentiam tractavit.”
Eine Beziehung auf den Schluß dieser Predigt finden wir Ende October 1520 zu
Luc. 2, 40 (Nr. 47). Am folgenden Weihnachtstag beginnt er mit Matth. 1 (Nr.
23). Darauf bezieht er sich, als er am Geburtstage Mariä 1520 denselben Text zu
behandeln hat: “hoc εὐαγγέλιον audistis in
principio εὐαγγελίου” (Nr.
38). Die Fortsetzung können wir aber leider erst vom Matthäustage (21. Sept.)
1520 an verfolgen, wo er im Anfange des 2. Kapitels steht. Die nächsten Texte
über die evangelische Geschichte sind aus Luc. 2 genommen und werden an den
folgenden Sonntagen p. trin. a. 1520 behandelt (Nr. 43 –47). Weiterhin finden
sich nur in Nr. 66 vom 6. Januar und Nr. 70 vom 2. Februar 1521, welche solche
Texte zu Perikopen haben, Rückverweisungen, Fortsetzungen aber nicht. Daß er
auch den Marcus in seinen Plan gezogen hat, beweist die oben angeführte Stelle
in den Scholia in librum Genesis, S. 347, 22, wo bemerkt wird: “Hunc locum
Tractaturus in Marcum Euangelistam”. Da Luther nach seiner eigenen Angabe vor
der Reise nach Worms nicht weiter als bis zur “vox Iohannis Baptistae”, also
bis Matth. 3, gekommen ist, dürfen wir annehmen, daß er seit Ende Oktober 1520
nur noch sehr selten, vielleicht gar nicht mehr über die evangelische
Geschichte gepredigt hat. Von dieser Predigtreihe bietet uns der Polianderkodex
die ersten bis jetzt bekannten Beispiele. Vielleicht gehören aber die Stücke
Uns. Ausg. Bd. IV, S. 608 Emmanuel (Matth. 1, 23) und S. 629 De Iohanne
Baptista (Luc. 1, 13) mit hinein.
Parallel
hiermit gehen die Predigten über das alte Testament, über die Genesis, aber ihr
Beginn liegt weiter zurück. Ende Oktober 1519 steht Luther
[Seite 323]
bereits beim
8. Kapitel. Nach Abzug der Zeit für die Leipziger Disputation und unter
Berücksichtigung des Umstands, daß die ersten Kapitel besonders eingehend zu
behandeln waren, können wir den Anfang um Ostern 1519 setzen. In allen Gruppen
der Sammlung begegnen uns Genesispredigten, und wir sind meist im Stande, sie
sicher zu datiren. Sie werden an Sonn- und Heiligentagen in der Pfarrkirche
ähnlich wie die Predigten über die 10 Gebote (Bd. I, 18 ff.) im Anschluß an die
Perikopenauslegung gehalten, an den hohen Festen aber ausgesetzt. Dahin zielt
die Bemerkung der Predigt vom Sonntag nach Weihnachten 1520 (Nr. 84): “Wir
wollen izund widerumb kommen auff das Buch Mosi. Es ist bliben bey dem XXIX.
Cap.” — Die letzte Predigt über 1. Mos. 28 war am 4. Advent (Nr. 60) gehalten.
— In der Predigt vom Sonntag Judica 1521 (Nr. 105) heißt es: “Es ist die zceyt
hie, daß wir wider das Euangelium fur uns nemen von disser zceytt, darumb
wollen wir das Capitel in Moise hinaußfueren”. Hiermit schließen denn die
Genesispredigten des Kodex, was auch mit der Angabe Luthers in dem Briefe an
Gerbel stimmt. Auch sie waren bisher unbekannt; nur einzelne Stücke aus Bd. IV,
S. 608 –612 scheinen ihnen anzugehören. Zu einem fortlaufenden Text verarbeitet
bringt der Kodex sie in den Scholia in librum Genesis.
Neben dieser
“gemina concio in populum per Evangelium et Genesim laborans” läuft noch eine
dritte Reihe Predigten her, seinen Ordensbrüdern gewidmet. Wir finden einen
Theil davon in der vierten Gruppe mit der Bezeichnung “a prandio in cenobio
Augustinensium”. Sie behandeln regelmäßig die Evangelien-Perikopen der Sonn-
und Heiligentage und waren bisher auch unbekannt. —
Über eine
Frage gibt uns der Kodex volle Klarheit nicht, nämlich wie Luther sich die
Predigten über Genesis und evangelische Geschichte vertheilt habe. Nur soviel
sehen wir: 1. daß alle vorliegenden Predigten an Sonn- oder Festtagen, niemals
an gewöhnlichen Wochentagen gehalten sind und 2. daß sich niemals Predigten
beider Reihen an demselben Tage finden. Daß Luther an den Wochentagen nicht
über die bezeichneten beiden Textreihen gepredigt haben kann, ergibt sich
daraus, daß wo wir zwei an zwei aufeinanderfolgenden Feiertagen gehaltene
Predigten derselben Reihe besitzen, die spätere ohne eine Lücke erkennen zu
lassen die unmittelbare Fortsetzung der vorhergehenden ist. Wollen wir nicht
den unter 2. angeführten Umstand für bloßen Zufall halten, so sind wir zu dem
Schluß genöthigt, daß Luther vom Thomastage 1519 bis Ostern 1521 in der
Pfarrkirche nach Belieben einen Text aus einer der beiden von ihm gewählten
Reihen auf die Perikopenpredigt folgen ließ.
Man wird
nunmehr auch die Ausdrücke: “duas conciones per diem habeo” und “geminae
concionis munus” nicht wie bisher, dahin deuten dürfen, daß Luther damals
zweimal täglich, nämlich über das 1. Buch Moses und über die Evangelien
gepredigt habe, (Köstlin2 I, S. 433. Enders, Anm. 11 zu Nr. 402), sondern sie
von der doppelten Pflicht, an demselben Tage sowohl in der Stadtkirche als im
Kloster zu predigen, verstehen; bei der Menge der Heiligentage, über welche
sich auch Luther gelegentlich in einer Predigt (Nr. 53) beklagt, immerhin noch
eine reichlich schwere Aufgabe. An einer andern Stelle, wo er die “gemina
concio” selbst näher bezeichnet als “in populum per Evangelium et Genesim
laborans”, deutet nichts darauf hin, daß sie auf einen Tag falle.
[Seite 324]
Von dem
allgemeinen Inhalt der Predigten sei nur Weniges herausgehoben. Sicherlich hat
die Hand der Nachschreiber und Bearbeiter ihnen viel von ihrer Frische und
Unmittelbarkeit genommen, aber wir lernen aus ihnen doch den echten Luther
dieser Sturm- und Drangzeit kennen. An verschiedenen Stellen warnt er vor der
Allegorie und läßt sie doch in Anlehnung an die alten Kirchenlehrer ihre
üppigsten Blüthen treiben. Kindlich läßt er sich zu dem Verständniß des
gemeinen Mannes herab, wie in der Kemberger Predigt (Nr. 24), dann redet er
aber wieder in hohem Ernst von den heiligen Pflichten der angehenden Prediger,
besonders in den Genesistexten. Unermüdlich treibt er wie in den “Operationes
in Psalmos” (Bd. V unserer Ausgabe) den “locus de iustificatione” und predigt
den Unterschied von altem und neuem Gesetz, von der Gerechtigkeit aus dem
Glauben und aus den Werken und lehrt die Freiheit eines Christenmenschen. Mit
demselben Eifer aber zieht er auch gegen den Papst zu Felde: “Papa non habuit
potestatem tollendae alterius speciei”, um dann einzulenken: “Sic sentiamus,
quasi in carcere captivi teneamur. Proinde non est tumultu repugnandum aut
novandum” (Nr. 59). Oder: “Papa iniuste vetat tot gradus [sc. matrimonii]” und
fährt dann fort: “Non iubeo, ut ducas in 4. aut 3. gradu, sed si duxisti, ne
patere separari” (Nr. 65 vgl. 86). In der Predigt vom Sonntag Judica 1521 (Nr.
105) redet er von den Fastengeboten und sagt mit erschreckender Kühnheit und
beißender Ironie: “Wer das thuen will, der thues. Ich thues es nicht, und sagt
mir nach, das ich woll frey essen, was ich will. Ich frag nichts darnach was er
[der Papst] darzcw sagen wirdt. Er hatt mich schon im ban than, ßo hab ich ein
fortell, das ich sein gepoeth nicht halten darff. Irr sein aber leider sovill,
das ich sie nicht all ubertretten kann.”
Polianders
Randbemerkungen.
Die
Randbemerkungen Polianders verdienen besondere Beachtung. Sie geben oft die
Handhabe zur sicheren Datirung des Textes. An anderen Stellen bieten sie eine
erwünschte Erläuterung und Korrektur. Auch sein Widerspruch und seine Kritik
der vorgetragenen Gedanken Luthers ist nicht ohne Interesse. Zahlreich sind die
von ihm angeführten Belegstellen, die übrigens, soweit Drucke lutherscher
Schriften in Betracht kommen, nur solchen entlehnt zu sein scheinen, die bis
1522 erschienen waren. Zweimal citirt er auch Luthers Kommentar zum
Hebräerbrief (zu S. 351, 34 u. 439, 21), der bis jetzt weder gedruckt noch
handschriftlich wieder aufgefunden ist. Auch in den Collectanea Melanchthonis
(S. 484, 7) ist wahrscheinlich darauf verwiesen, wenn zu der Stelle 1. Mos. 25,
29 bemerkt wird: “Locum hunc tractavit ἐν ἐπιστολῇ παρ᾽ ἑβραίοις”.
Vielleicht gelingt es noch ihn aufzufinden!
Unser Abdruck
will den Kodex Polianders in seinem ganzen Umfange wiedergeben. Es ist daher
keine von den zahlreichen Randbemerkungen, Überschriften und Fußnoten
ausgelassen, mochte sie von dem Schreiber des betreffenden Textstückes oder von
anderer Hand herrühren. Wo letzteres der Fall war, ist es immer ausdrücklich
vermerkt worden. Wir geben diese Zusätze, wofern sie nicht als Korrektur des
Textes in denselben mit aufgenommen werden mußten, unten in den Fußnoten
[Seite 325]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
zusammen mit
den Lesarten. Nur im Anfang der Scholia in Genesim ist ein Theil von ihnen als
Parallele zum Texte, aber mit kleineren Typen gegeben. Die Gründe dafür sind
oben S. 321 angeführt. Nach Poliander, dessen letzte Zusätze wahrscheinlich
auch spätestens im Jahre 1523 gemacht sind, hat außer dem Bibliothekar, der vor
dem Einbinden des Kodex die Blattzahlen mit Bleistift eintrug, Niemand eine
weitere Einzeichnung gemacht.
Neben der
Hand Polianders unterschieden wir in den Predigten des Kodex sechs
Schreiberhände. Ihr Auftreten ist stets mit einem Verweis auf ihr etwaiges
sonstiges Vorkommen in einer Anmerkung angezeigt. Eine Übersicht ist S. 328
gegeben. Von der überlieferten Textgestalt ist nur in den seltenen Fällen, daß
ein offenbares Schreibversehen vorlag, abgewichen und dieselbe in den Lesarten
mitgetheilt. Sonst haben wir uns bemüht, soweit es die allgemeinen Grundsätze
dieser Ausgabe gestatteten, und der Druck es zuläßt, den Schreibern in alle
ihre Eigenheiten hinein zu folgen. Dabei ist selbstverständlich die
Interpunktion dem heutigen Brauche entsprechend umgestaltet. Die großen
Anfangsbuchstaben sind nach der Handschrift beibehalten, in Zweifelsfällen
wurde zu gunsten des heutigen Gebrauches entschieden. In den griechischen
Wörtern sind fehlende Spiritus und Accente nicht ergänzt, wohl aber nach
heutigem Gebrauch falsch gesetzte berichtigt mit Anführung der
handschriftlichen Schreibung. Die Schwierigkeiten in der Lesung der
Handschrift, die auch Tschackert hervorhebt, glauben wir bis auf ganz
vereinzelte Fälle überwunden zu haben. Besonderen Dank schulden wir hierbei
Knaake und Kawerau sowie den Beamten des Königl. Staatsarchivs in Magdeburg für
freundliche Beihülfe. Außerordentlicher Dank aber gebührt dem Magistrat zu
Königsberg, der das werthvolle Besitzthum der Stadtbibliothek zweimal zur
unbeschränkten Benutzung nach Magdeburg gesendet hat.
E. Thiele.
[Erster
Abschnitt]
Um eine
leichte Übersicht über die einzelnen Stücke der Sammlung des Poliander zu
ermöglichen, geben wir das folgende Inhaltsverzeichniß. Die Predigten sind nach
den vier vorher beschriebenen Gruppen geordnet. Innerhalb jeder Gruppe ist
soweit als möglich die zeitliche Folge innegehalten. Für die Predigten gibt:
Spalte 1 die
laufende Nr. der Predigt, nach der wir auch in der Einleitung und sonst die
Predigten citirt haben,
Spalte 2 die
Blattziffer des Kodex für den Anfang jeder Predigt nach einer dort mit
Bleistift vorgenommenen Zählung, wobei zu bemerken ist, daß Bl. 57 –62, 84, 138
–140, 160, 219 –222, 330, 337 u. 338 ausfallen,
Spalte 3
Orts- und Zeitangabe, soweit als möglich nach dem Kodex. Wo die Handschrift die
Zeitangabe vermissen läßt und sich dieselbe auch nicht aus dem Text der Predigt
oder ihrer Stelle in der Handschrift ohne weiteres ergibt, also nur
vermuthungsweise gegeben werden kann, ist sie in eckige Klammern gesetzt. Für
unsere Gründe verweisen wir auf die einleitenden Bemerkungen und auf die
Fußnoten zu den betreffenden Texten.
Spalte 4 gibt
den Predigttext (Thema), wobei wir uns für Genesistexte auf die Kapitelangabe,
sonst auf den Anfangsvers beschränken,
Spalte 5 das
nach den Angaben in Spalte 3 berechnete Datum,
Spalte 6 die
Seitenzahl dieses Bandes.
[Seite 326]
Inhalt.
I. Scholia in
librum Genesis (Blatt 27 –118a) S. 329 –415
II. Predigten
von 1519 –1521 S. 415 –676
1. Gruppe
(Bl. 1 –26). S. 415 –443
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
2. Gruppe
(Bl. 331 –370). S. 444 –470
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[Seite 327]
3. Gruppe
(Bl. 371 –415a). S. 470 –516
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[Seite 328]
4. Gruppe
(Bl. 118b –329). S. 516 –676
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
Dieser Inhalt
der Königsberger Handschrift vertheilt sich auf die einzelnen Schreiber
folgendermaßen: Poliander: Pred. Nr. 1 –24; 26; 27; 29, 2. Hälfte bis 33; 80
–82; 88. — 1. Hand: Scholia Cap. 1 –15. — 2. Hand: Scholia Cap. 16 –24; 29 –34;
Pred. Nr. 83 –87; 113 –116. – 3. Hand: Scholia Cap. 25 –28; Pred. Nr. 34 –79. –
4. Hand: Pred. Nr. 25. – 5. Hand: Pred. Nr. 28 und 29, 1. Hälfte. – 6. Hand:
Pred. Nr. 89 –112.
[Seite 329]
[1] I.1)
Scholia in librum Genesios.1
1519
[Seite 329] [
1 In Genesios ist das o später durchgestrichen 7 Spiritu ]
[Initium]
[2] Inter
libros sacrae scripturae libri Moysis sunt ceu fundamentum et fons [3] tocius
sacrae scripturae, ex quibus hauserunt sancti prophetae suggerente [4] spiritu
omnem suam erudicionem. Id quod passim est eruere in prophetarum [5] scriptis.
Praeterea primum et secundum caput Genesios tantae est [6] obscuritatis et
profunditatis, ut sancti patres non potuerint se explicare ex [7] mirabili modo
loquendi Spiritus sancti, plane dissencientes in ratione [8] creationis.
Postremo primi capitis verba ita coherent, ut si una ab alia [9] dividatur litera,
totus pereat sensu: si priorum vel verbulum dempseris, [10] ne iotam quidem
sequencium intelliges. Porro primum hoc caput libri Geneseos [11] tocius
scripturae Summam quandam complectitur, plenum sententiis [12]
vehementissimisque mysteriis. Continet enim tum filii incarnationem aethernam,
[13] tum hominis veteris mortificationem, tum resurgentis, idest novi hominis,
[14] vitam.
[15] CAPVT I.
[16]
[1. Mos. 1,
1.] In principio creavit.
[ 15 CAPVT I
fehlt 21 Ecclesiastici ist von Pol. in eine Lücke der Handschrift eingeschoben
23 Per verbum bis lux ist von Pol. eingeschoben]
[17]
Quaestio: Utrum Deus creavit omnia simul aut non. Non convenit [18] inter
sanctos patres omnium rerum creatio. Beatus enim Augustinus et [19] Hilarius
putant, omnia simul fuisse facta. Hieronymus et Ambrosius: non [20] simul, sed
per ordinem omnia creata esse cum tempore &c.
[21] [Sir.
18, 1.] Omnia creata esse simul probat illud [Ecclesiastici] XVIII: ‘Qui [22]
vivit in aethernum, creavit simul omnia’. Item, quod die primo facta lux [23]
describitur. [Per verbum dei ergo lux] est prima omnium creaturarum, [24] quo
admisso frustra dictum est ‘In principio creavit deus celum et terram’. [25]
Item in tercio, non potest concordari2 textus3
, nisi dicatur, omnia creata simul
[Seite 330]
[ 1 Am Rande
Pol.: firmamentum 8 Thȩma 14 Am Rande Pol.: Vide Capnionem in dictionario de his
vocabulis. lucȩ]
[1] esse,
quia celum ante lucem scribitur creatum, idque ante primum diem [2] et tum
secundo die scribitur, celum creatum esse. Item quarto Sol, Luna et [3]
stellae, lucis et diei authores, quarto demum scribuntur creata. Quinto, [4]
terra die tercio non scribitur fieri, sed quasi facta tantum adparere. Postremo
[5] 6. die Masculum et feminam simul creatos esse adserit Moses.1
[6] Nos
simpliciter dicamus, haec ideo sic scripta esse a Moyse, ut haberetur [7] ratio
sabati, cuius nullo non loco fit mentio in scripturis. Ideoque [8] illa verba
‘in principio creavit Deus celum et terram’ sunt veluti Thema et [9] titulus
Tocius libri, ut sit sententia: in principio, idest in exordio temporis, [10]
antequam aliquid esset, Creavit Deus Celum et Terram et totum hunc mundum. [11]
Hoc enim verbo exprimit summatim, Totam Creaturam ex nichilo factam [12] [V.
2.] esse. Porro quod sequitur ‘Terra erat inanis et vacua’, ad modum creationis
[13] pertinet et libri Inicium atque narrationem. Septuaginta ita verterunt:
[14] ‘Terra erat invisibilis et incomposita’. Invisibilis, quia inanis luce,
Incomposita, [15] quia nondum composita et ornata herbis. ‘Et spiritus domini
[16] ferebatur’, idest incubabat, ‘super aquas’, idest producturus eas in alias
[17] [V. 5.] res. Quod dixit Moyses ‘Et factum est Mane et Vespere dies unus’,
[18] tum ad diei opera, tum ad creaturarum perfectionem pertinet. Deus enim,
[19] quando dicit, facit, homo, quando facit, dicit.
[20]
Allegoria.
[21] Hic dies
primus ad Iustificationem hominis pertinet. Universa nimirum [22] scriptura
nullo non loco hoc agit, ut spiritu simus paupere. Atque ut commendet [23]
nobis crucem deus Optimus Maximus Iustificaturus hominem, facit [24] eum terram
inanem et vacuam, idest spoliat eum fortiter omnibus bonis, [25] quibus2 3 nititur, eum ad summam paupertatem spiritus
redigere, atque adeo,
[Seite 331]
[ 17 Am
Rande: Sabbatum 20 doctorȩ moysȩ Am Rande: Quid
anima 22 Am Rande Pol.: Ab origine mundi. 24 Ex Hilath.]
[1] ut
prorsus desperet, porro circumdat eum Tenebris, ut non solum homo [2] paupere
spiritu fiat, sed eciam Caecus, non sciens neque inveniens, quo consilio [3] ex
his malis emergat. Nihil itaque restat, nisi quod spiritus domini [4] incubat
super faciem aquarum, idest restat unicum velle et posse liberari. [5] Periret
enim homo, nisi foveret, conservaret eum. Et hic est spiritus, qui [6]
innovaturus est eum, atque hic est, qui interpellat pro nobis inenarrabilibus
[7] [Röm. 8, 26.] gemitibus. Ad Ro. 8°. Exemplum de Zacheo et Monica. Tandem
dicit [8] [1. Mos. 1, 3.] deus ‘fiat lux’, pro qua orabat spiritus, idest novus
homo.1
[9] [1. Mos.
2, 1 ff.] CAPVT II.
[10] Principium
2i capitis brevis est recapitulatio primi capitis. Et si enim [11] omnia creata
sunt simul, fieri tamen non potuit, ut omnia simul describerentur. [12] Igitur
Moses numero sex dierum absolvit opera creationis. Et [13] 7° dicit, deum
requievisse ab omni opere, quod patrarat. Quae omnia facta [14] sunt, ut
commendaretnr nobis sabbathum, idest animorum quies, ut susque [15] deque
feramus quicquid acciderit nobis, ex solo deo pendentes, nihil nostris [16] aut
viribus aut consiliis confisi. Porro universa hominum vita et universus [17]
Christianismus est aliud nihil quam sabbatum.1
[18] [V. 7.]
Anima spiraculum vite est.
[19] Deinde
est locus insignis de disputacione anime hominis, ubi discemus [20] doctore
Moyse vere, quid sit anima. Est enim anima spiraculum vite.
[21] [V. 8.]
Tercius locus est de paradyso, quem plantaverat dominus, ubi leges [22] pro ‘A
principio’ secundum vel ad orientem.
[23] [V. 10
ff.] Quartus locus est de 4or fluminibus irrigantibus universam2 terram, [24] Phison, Ganges est in oriente,
in India. Ex Hevilath, regio orientis in [25] generatione Sem.
[Seite 332]
[ 4 scilicet
leve et unicum ist von Pol. übergeschrieben 10 Ischa ist von Pol.
übergeschrieben 30 dederit kaum leserlich, da die letzte Zeile stark
beschnitten ist 35 defebat]
[1] Gion
irrigat Aegyptum, Aethiopiam sub Aegypto atque universum meridiem, [2] qui
alias Nilus dicitur. Tigris ad septentrionem tendit, Euphrates [3] Terram
Χαναάν atque circumiacentes regiones
praeterfluit.
[4] [V. 17.]
Quintus locus continet mandatum [scilicet leve at unicum] ‘Ne vescaris [5] de
arbore cognitionis Boni et Mali’. Cui Mandato poena addita pro [6] legislatorum
more ‘Si enim comederis ex eo ligno, morte morieris’.1
[7] Sexto
videmus, quanta deliberatione agat hic deus perinde atque in [8] primo capite
de hominis creatione.
[9] [V. 23.]
Haec est caro de carne mea.
[10] Hic quod
dicitur ab Adam: haec vocabitur [Ischa],
id est Vira, [11] ita intellige, ut significare voluerit Mulierem ex se factam
plane nihil ab eo [12] differre. Est enim
tale quiddam, quod nihil differt a Viro et tamen [13] non sit vir.2
[14] [1. Mos.
3.] CAPVT III.1
[15] 3 Calamitatem humanam, Astum Sathanae, hominis
imbecillitatem, [16] Noxam peccati genialis, legis officium, Naturae
calliditatem, Mulierem supersticiosam
[Seite 333]
[ 1 Euaȩ
5/6 Signum bis erat ist von Pol. eingeschoben 26 Paulus steht am Rande]
[1] et
garrulam, Terrae Maledictionem, Adam et Evae laborem, promissionem [2]
bonitatis divinae in tunicis pelliceis, item ad quid natus sit homo: [3] Nempe
ad laborem, locum dei cum Adam continet caput Tercium.
[4] [V. 1.]
Serpens autem erat callidior.
[5] Auctore
Crisostomo serpens hic verus serpens erat. [Signum erat, quia [6] tum homo
omnium animantium constitutus erat] Dominus, igitur loquitur [7] mulier cum
serpente, quasi cum alio quodam animali. Atque hic observa, [8] Serpentem
adoriri Evam quasi imbecilliorem Viro1
vocans in dubium [9] Christi firmissimum mandatum. Quod cum coepisset
Eua exigere ad iudicium
[25] Circa
caput 3m.
[26]
[Paulus.] Mulier decepta est non vir. Adam sciebat, verum esse, ergo [27] maius
est peccatum eius. Comedunt ergo, tunc aperiuntur oculi eorum: Da [28] ging der
Jahmer, ablata fide prodibat concupiscentia, fomes omnis peccati, comitabatur
[29] pudor, amisso cinctorio renum, fide et iusticia, perizomata sibi
circumdant. [30] Sed oportet autore Esaia rursus fieri fidem cingulum lumborum
eius et [31] iusticiam cinctorium renum eius, verbo domini servari oportet qui
perierat [32] neglecto et amisso verbo.
[33] Summus
inimicus hominis ipse homo est, pestis viri mulier, pestis mulieris [34] vir.
Primum mulieris malum est loquacem esse, quia ex ossibus compacta, ergo [35]
sonora, stridula, ergo inhibite sunt a docendi munere 1a corin: 14. Sye stehet
[36] und weschet mit dem teufel, male interpretatur legem dei. Item
Supersticiosa est, [37] ubergleubigk, quia mandato dei superaddidit ‘Ne
tangeret’ &c. Temerarie sunt et [38] curiose: Recte virum consuluisset, sed
ipsa rem gerere volebat. Sye wollen noch [39] regiren, das ist Evae samen. Adam
quoque suum vicium habet, quia nimium
[Seite 334]
[ 34
satisfectionem]
[1] animi sui
et cogitationem, falsa est per serpentem, quia tum mandato expenso [2] credebat
Eva, deum invidere illis scientiam boni et Mali. Porro peccat Eva1 , [3] quia
non reiicit hanc serpentis disputationem in virum Adam, penes quem [4] talium
rerum iudicium erat. Item peccat et Adam, quia facile consensit [5] mulieri.
Attende igitur, quantis insidiis, quanta arte Serpens oppugnet [6] Evam, ut
tandem inducat eam in incredulitatem. Praeterea, cum vidisset [7] mulier, quod
dulce esset ad comedendum &c. Vide, ut ultima Viciorum [8] stirps sequatur
incredulitatem.2
[9] amabat
Evam: Frawen lib richt vil unglucks zcu. Et hoc semen quoque in virorum [10]
posteritatem propagatum est.
[11] Utrique
deum invocent.
[12] Viri
est, ut sit imago die, nec habet superiorem se nisi deum, mulierem [13] autem
sub se, que iccirco caput velat. Quare non posthabere debuit mandatum [14] dei
amori mulieris: Sed miseri homines sumus, tentationibus succumbimus. Qui [15]
servatur, deo gratias agat. Dominus quemlibet tentat secundum vires suas. [16]
Serpentem vicisset Adam. Eua autem quia infirmior a serpente tentatur, Adam
[17] a muliere, per hoc scilicet, ad quod magis promptus erat, sed vide, quam
vili re [18] nempe pomo tentatur. Nam deus fidelis est, non sinit nos supra
vires tentari, [19] sed viribus opus est ad resistendum.
[20] In
quolibet homine sunt Adam, Eva et serpens, conscientia, sensus, tentatio. [21]
Eva serpentem audit.
[22] Adam ubi
es?
[23] Hoc
verbo adhuc omnes peccatores alloquitur deus, erroris et peccati admonet, [24]
ut resipiscant et auxilium querant. Ita primum interne visitat conscienciam
deus. [25] ‘Cur fugis?’ inquit ‘Timui’. ‘Quis ostendit tibi, quod nudus sis?’
quia hoc comedisti.
[26] Hoc est
verbum domini, in corde hominis tantum auditum. Confitentur [27] Adam et Eva
admissum. Sententia fertur in serpentem, ut serviat ei, quem [28] decepit, sed
homini indicitur iugis pugna cum serpente, ut invocet auxilium gratie [29]
divine. Mulieri quoque poena iniungitur, ut subsit viro, a qua poena absolvi
[30] non potest. Agant in parturitione gratias, quia meruerunt.
[31] Ad
virum: In sudore vultus &c. Labor poena remedium est peccati et [32]
concupiscentie. Hanc penam qui non ferunt, videant, quomodo satisfaciant deo
[33] hoc imponenti. Videmus itaque adumbratas pulchre contritionem,
confessionem, [34] satisfactionem.
[35] Am Kopfe
der mit vocans (333, 8) beginnenden Seite: Deus hoc unico mandato [36]
declarat, se fide honorari velle. Diabolus autem ne deo credant inducit [37]
primos parentes.
[Seite 335]
[ 15 ad Adam
ist von Pol. übergeschrieben ad
Cain ist von Pol. übergeschrieben 19 scilicet ipsum ist von Pol.
übergeschrieben 20 et a deo negligi ist von Pol. hinzugefügt]
[1] [V. 7.]
Et consuerunt folia ficus.
[2] Hic locus
ad versuciam naturae humanae pertinet et ad Iudicium conscienciae, [3] imo ad
legem naturae, admisso nimirum peccato, quaerimus utcunque [4] excusationem in
peccatis. Consciencia iudicat de peccato admisso. Videt, [5] se palam omnibus
viribus destitutam, nuditatem suam, volens aliquid praetexere [6] suae
cupiditati. Atque hoc est, quod scribit Moses ‘cum cognovissent [7] se esse
nudos, consuerunt folia ficus et fecerunt sibi perizomata’.
[8] [V. 8.]
Quum dominus inambularet.
[9] Deinde
quod dicit Moses, Dominum inambulasse in paradiso ad auram [10] pomeridianam,
abscondisseque se Adam et uxorem eius a facie Domini: [11] Ad horrorem
conscienciae pertinet, quae nescit post peccatum, quo sese vertat. [12] Quo
loco non praetereundum est, quod vocat dominus Adam dicens ei: [13] [1. Mos. 4,
9.] ‘ubi es?’ Et sequenti capite, quum factum Abel et Chain scribitur, Dominus
[14] non vocat Cain neque dicit: ‘ubi es?’ sed: ‘ubi est frater tuus?’ Illud
[15] [ad Adam] enim misericordiae est, hoc [ad Cain] Iudicii. Quare Adam [16]
quaesivit in misericordia, Cain non item, Ut sit hec sententia1 : 2 Vide, ubi es, [17] vide ubi sis, vide, quid
non retulerit, quod non servasti mandata mea, vide [18] quo perveneris, ego te
amisi, ubi es, non es a modo in conspectu meo, sed [19] nec tu es, ubi fuisti.
Cain [scilicet ipsum] autem de fratre quaerit, id quod [20] horrendum est manu
dei excidere [et a deo negligi].
[Seite 336]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Pol. am
Rande: legis officium 15 Am Rande: Consolatio promissionis 17 Am Rande: Adam
vetus et novus 23 ca. Ro. 35 a nt̄ī]
[1] [V. 11.]
Quis indicavit tibi.
[2] Quod
dicit dominus ‘quis indicavit tibi, quod nudus esses?’ ad officium [3] legis
pertinet, quam, quum impossibile sit, nos implere, palam agnoscimus [4] nostram
nuditatem, planeque eo nos deducit, non cessante nos turbare consciencia, [5]
ut desperemus, nisi adsit divinae consolationis vox, id quod videmus et [6]
Adam contigisse. Porro quod dicit Adam ‘mulier, quam dedisti mihi sociam’
&c. [7] Item quod ait mulier ‘serpens decepit me’ &c., ad versuciam
naturae humanae [8] refer, quae, et si cognoscit, se peccasse, tamen culpam
deprecatur et excusat.
[9] [V. 14
f.] Maledictio serpentis.
[10]
Maledicitur primum serpens eo, quod ausus sit, primum in dubium [11] vocare
mandatum domini, cui maledictioni promissio addita est. Dicit [12] enim dominus
‘inimicicias ponam inter te et mulierem et semen tuum [13] et semen illius.
Ipse (sic enim hebraice legitur), idest ipsum semen, conteret [14] caput tuum
et tu insidiaberis calcaneo eius’. Quo loco potissimum consolati [15] sunt Adam
et Eva audientes, ex sese olim proditurum semen aliquod, [16] quod tolleret
malum, in quod sua culpa inciderant. Ex hoc loco Deinde [17] Paulus apostolus
didicit collationem Adam veteris et Adam novi, idest [18] [Röm. 5, 17 ff., Röm.
7, 5 ff.] Christi, ca. 5. ad Rho. Item has inimicicias copiose descripsit
Paulus ca. 7. [19] ad Rho. Sunt enim aliud nihil quam pugna carnis et spiritus.
Item quod [20] dictum est, serpentem insidias moliri1 2
calcaneo nostro, idest neminem non [21] sollicitari per adfectus pravos
et concupiscentiam. Caput eius, idest imperium [22] adfectuum et peccati
conterendum ab ipso semine expressit Paulus ad [23] [Röm. 8, 1 ff.] Ro. ca. 8.
ubi commemorat, hoc ipsius beneficium seminis, idest Christi, [24] beneficium
collatum, ne scilicet dominetur nobis omnino iniusticia. Postremo [25] [Ps. 34,
19.] observa, quam prope sit dominus iis, qui tribulato sunt Corde. Ne enim
[26] desperarent Adam et Eva, dat illis deus efficacissimum divinae bonitatis
[27] signum, quando dicit, peccatum illis non nocere, quia futurum sit, ut
liberentur [28] a peccato.
[29] Quod
dicit Moses ‘sub viri potestate eris’, ad poenam mulieris pertinent, [30] [1.
Cor. 11, 3 ff., Col. 3, 18.] primae Cho. 11., ideo debet mulier velamen habere
super caput suum. Ad [31] [1. Petr. 3, 1., Eph. 5, 22.] Colo: 3. ‘Mulieres
subditae estote viris vestris’. 1. Petri 3., ad Eph. 5. [32] [1. Tim. 2, 12.]
Item ad Thimotheum 2.
[Seite 337]
[ 4 Pol. am
Rande: Quo in loco autem erunt nobiles 12
ειρονεια 20 am Rande: secundum fidem.
35 Moyses; y durchstrichen.]
[1] [V. 17.]
In laboribus &c. Attende, hanc Maledictionem generalem esse pertinereque
[2] ad universum mortalium genus. Omnibus enim nobis Christi Mandato [3] ex
laboribus manuum nostrarum vivendum est, quo loco facile diiudicabimus [4]
inter laborantes et non laborantes: Laicos et nostri temporis religiosos.
[5] [V. 19.]
Donec revertaris in terram. Ecce quomodo mors sit pena peccati, [6] [Röm. 6,
23.] que postea Christi beneficio versa est in remedium peccati Ro. 6.
‘Stipendium [7] [1. Cor. 15, 55.] peccati mors’, rursus ‘ubi nunc est victoria
tua mors?’
[8] [V. 21.]
Fecit dominus eis tunicas pelliceas. Hoc verbum ‘fecit dominus [9] Adae et Evae
tunicas pelliceas’ in spiritu exponitur a Paulo Apostolo [10] [Röm. 4, 7 f.,
Ps. 32, 1 f.] de hominis beatitudine, quae fit gratuito dei Beneficio Ro. 4. Et
psal. 3. [11] ‘Beati quorum remisse sunt iniquitates, Et quorum tecta sunt
peccata’ &c.
[12] [V. 22.]
Quasi unus ex nobis factus est Adam
ειρωνεια est, qua obscure [13] innuit
deus nasciturum olim aliquem de Adam, Qui tolleret rursus hoc malum, [14] in
quod inciderant. Atque hic unus esset futurus ex illis, idest ex deo.
[15] [V. 24.]
Collocavit Cherubin ante paradisum. Cherub cum flammeo [16] gladio et versatili
servans paradisum Lex est, quae adeo non promovet ad [17] Iusticiam, ut eciam
peccatum augeat et propter iram posita sit.
[18] CAPVT
IV.
[19] [V. 1.]
Possedi hominem per deum.
[20] Quod
dictum est ‘possedi hominem per deum’, idest secundum deum [21] [1. Mos. 3,
15.] iuxta hebraicam veritatem: secundum deum Ad fidem Eve pertinet. Audierat
[22] enim a domini, quod posuisset inimicicias dominus inter mulierem et
serpentem, [23] Mulieris semen et serpentis semen. Preterea audierat futurum
esse, [24] ut ipsum semen contereret caput serpentis, Serpenti vero nihil
relictum [25] esse spei, nisi ut insydias strueret calcaneo eius, unde credebat
Eva olim [26] ex illis nasciturum quempiam, qui liberaturus esset eos.
[27] [V. 4.]
Et respexit deus ad Abel.
[28] Hic
locus semel invertit universam libertatem voluntatis nostre. [29] [Ps. 7, 10.]
Respicit enim dominus Primum personam, cor et fidem deinde opera, Quia [30]
cordium et renum scrutator est. Non placatur deus operum multitudine aut [31]
[Apgsch. 10, 34.] bonitate, sed innocencia et cordis simplicitate, idest fide.
Unde non est [32] respectus personarum apud deum.
[33] [V. 5]
Et iratus est Cain vehementer &c.
[34] Cain
conscius sibi maliciae suae statim tristatur, quia agnoscit, se contemni [35] a
deo. Sie enim dicit Moses ‘Iratus est Cain vehementer, et concidit
[Seite 338]
[ 8 Vor foras
durchstrichen: ad 11 Pol. am Rande: Consulenda Hebrȩa
25 Vor consciencias steht durchstrichen: miseras 31 Iob] soll heißen: David 32
deliquerunt]
[1] [V. 6.]
vultus eius’. Porro hoc quod sequitur ‘dixit dominus ad eum: Quare iratus [2]
es?’ voluit enim reprimere iram eius consolans eum, ad Iudicium consciencie [3]
pertinet. Statim enim post perpetratum peccatum ita iudicat consciencia ‘Si [4]
bene egeris, recipies, sin autem male, statim in foribus peccatum aderit’, [5]
idest peccatum ipsum ducit secum comitem penam peccati, propter quam [6] penam
animus hominum non potest non tristari nihilque magis cogitat quam [7] [V. 8.]
ulcionem, id quod vides factum esse in Cain, qui dixit ad fratrem ‘Egrediamur
[8] foras’ &c.
[9] Attende
quoque, ut deus numquam passus sit, homines in desperationem [10] [V. 7.] prolabi,
Immo omnibus seculis peccantes admonuit dicens ‘Sub te erit [11] [1. Mos. 3,
16.] appetitus tuus’. ‘Sub te’, idest ad te, sicut 3o ca. ‘Sub potestate viri’,
Sub [12] viro, idest ad virum. ‘Et tu dominaberis illi’. Id quod dixit dominus
[13] ad Chain in hanc sententiam, ut sibi ipsi imputet, si non acceptus sit,
non [14] domino placeat, velut dicat: Per te stat, quo minus acceptus sis, non
per [15] me, Quoniam non credis sicut Abel frater tuus. Observa item in Summa:
[16] irasci Cain, quis deus non faveat sibi, sed fratri, que cognitio ex lege
orta [17] est, Cuius verba sunt ‘Quare iratus es?’
[18] [V. 4.]
Et respexit dominus ad Abel.
[19] Non
assenciendum iis, qui dicunt, Cain pessima munera obtulisse, [20] Quum Chain
fuerit dives et filius primogenitus.
[21]
Symmachus transtulit: et inflammavit dominus super Abel. Dixit [22] dominus,
voluit enim reprimere iram eius consolans cum:
[23] [V. 9.]
Ubi est Abel?
[24] Hic
locus, ut iucundus est, Ita et aptissimus ad consolandas miseras [25] et
pressas consciencias. Habet enim hic locus Summam dei beneficenciam, [26] [Ps.
34, 19.] qua prope est dominus illis, qui tribulato sunt corde. Preterea Quod
[27] iustorum animae in manu dei sunt: vide enim, ut curet dominus Abel, [28]
eum summa fide defendens. Cum enim nemo esset qui caussam Abelis [29] ageret,
nimirum a fratre interempti, Ecce adest dominus acerrimus suorum [30] defensor.
Porro nihil minus sperabat futurum Cain quam dominum patrocinari [31] [Ps. 27,
10.] Abeli. Ideo verum est quod Iob dicit ‘pater meus et mater mea [32]
dereliquerunt me, dominus autem assumpsit me’ &c. Dicit itaque dominus [33]
ad Chain ‘ubi est Abel frater tuus?’ Qui respondit ‘nescio. Nunquid custos [34]
fratris mei sum ego?’ Ecce simul negat et confitetur. Negat, cum dicit [35] ‘nunquid
ego custos’ &c., Aliter iudicante eius consciencia, qua sciebat, [36]
maxime ad se pertinere fratris sui et salutem et custodiam, Ut inquit Beatus
[37] [V. 10.] Ambrosius &c. Deinde convincitur per dominum, Qui dicit ‘Quid
fecisti?’
[Seite 339]
[ 13 ipsum
ist von Pol. übergeschrieben 15 Pol. am Rande: Praeposterus dolor in Cayn 16
Pol. hier am Fuße der Seite: De Culpa Chayn fo. 93 in farragine Epistolarum
Erasmi quedam remotiora traduntur. 28 rursus von Pol. über durchstrichenes
prorsus gesetzt.]
[1] veluti
dicat: ne nega. Scio enim, quid factum sit, fac confitearis crimen et [2]
mereberis veniam, ne quere excusationes in peccatis. “Vox enim sanguinis [3]
fratris tui clamat ad me de terra”. Confessio quidem criminis Satisfactionis
[4] est compendium.
[5] [V. 12.]
Vagus et profugus &c.
[6] Que pena
communis est Omnium Latronum et predonum, ut nullo loco [7] securi sint, Sed
semper vagi et profugi. Deinde cum dicit ‘Maior est iniquitas [8] mea’ &c.
consciencie Iudicium.
[9] [V. 14.]
Omnis igitur qui invenerit me.
[10] Attende,
quantus in impiis sit horror conscienciae, Adeo quod nunquam [11] pacem
habeant, Sed semper pavent, trepidant et timent. Vide enim hoc [12] loco, quur
dicat Cain, male conscius sibi “Maior est iniquitas mea” &c. [13] Consciencia
enim ipsa dictat penam pro delicto. Preterea Cain [ipsum] non [14] tam male
habet, ut a domino reiciatur, quam quod moriendum sit sibi, unde [15] dicit:
Omnis igitur, Qui invenerit me, occidet me. Respondet autem dominus [16]
“Nequaquam ita fiet, Sed omnis qui occiderit Cayn, septuplum punietur”.
[17] [V. 15.]
Posuitque dominus in Cain signum.
[18] Que
verba maxime pertinent ad prohibendum homicidium, quod ne [19] lacius serpat,
tando studio inhibetur, ut eciam qui Cain interfecerit, septuplum [20]
punietur. Porro Quale fuerit hoc signum positum in Cain, quo scirent [21]
homines, ut cauti essent Chain non interficiendum esse, non certo scitur. [22]
Sunt qui dicunt, fuisse omnium tremorem membrorum. Rursus sunt Qui [23] dicunt,
Preceptum hoc fuisse In omnes homines tunc viventes divulgatum [24] atque hoc
fuisse loco signi.
[25] [V. 17.]
Et edificavit Civitatem et vocavit &c.
[26] Vide
item, ut sua curant impii. Ut enim tutus esse possit in terra [27] aliena
Chain, extruit sibi munitissimam urbem. Deinde impios in terra, [28] hoc est
dum hic vivunt, prosperari, rursus Pios contemni, Exempla Cain [29] et Abel.
Observa quoque, quam modeste scriptura commemorat facta [30] filiorum Cain, ut
si quis simpliciter hec legat, credat, filios Cain laudari. [31] Quid enim
potuisset dici simplicius? quam Lamech accepisse duas uxores, [32] [V. 19.] Qui
tamen inconcesse libidinis arguitur. Item quid potest dici humilius, [33] [V.
20 ff.] quam filios Cain factos esse Venatores, Inventores omnium disciplinarum
[34] humanarum, quos tamen omnes carni obnoxios arguit spiritus sanctus. Vult
[35] enim significare spiritus, filiorum hominum opera pessima esse. In summa:
[Seite 340]
[ 30
septimus] sepius 31 milibus] nubibus 32 Pol. hier am Fuße der Seite: Cognitio
dei semper fuit]
[1] omnes
filii Cain intenti erant vel Idola colere vel belligerari vel vacare [2]
libidini vel rebus vanis. Id quod de solis filiis Cain legitur.
[3] [V. 24.]
Septuplum ultio datur.
[4] Et hic
locus pertinet ad inhibicionem homicidii: ad finem accense hunc [5] [Matth. 23,
35.] Locum Mathei ca. 23. scriptum, ubi Christus Abel iustum appellat indicans,
[6] Quod Abel sit figura piorum, Cain vero impiorum omnium. Item Abel [7] esse
omnium eorum, qui paciuntur persecutionem et Cain omnium esse [8] patrem, Qui
persequuntur alios.
[9] [V. 25.]
Cognovit quoque adhuc Adam uxorem suam.
[10] [V. 26.]
Iste cepit invocare nomen domini.
[11] Obscurus
locus est ad finem Quarti Capitis. Sive enim legas ‘Iste [12] cepit Invocare
nomen domini’, scilicet Enos, Sive ‘ibi ceptum est invocari [13] nomen domini’,
Ad tempus referens, utrobique est ambiguitas, Cum ante [14] dictum sit, et Adam
et Abel, Item Cain adolevisse incensum, invocasse [15] nomen domini, ergo neque
de persona neque de tempore clarum est. Videtur [16] itaque aliud quiddam
significare velle Moses: Nimirum quod Adam post [17] cedem filiorum suorum
animum ceperit abominari connubium. Neque unquam [18] postea congressus fuisset
cum uxore, nisi a domino familiariter fuisset [19] admonitus, ut rursus
coniungeretur uxori sue, futurum enim esset, ut repositurus [20] sit ei Dominus
aliud semen pro Abel, quem occidit Chayn.
[21] CAPVT V.
[22] [V. 29.]
Iste consolabitur nos.
[23] Ecce
rursus concipiunt spem in Nativitate Noe, idest Requies sive [24] requiescens,
Dicentes ‘iste consolabitur nos ab operibus et laboribus manuum [25] nostrarum.
In terra, cui maledixit dominus’, unde appellarent nomen eius [26] Noe, idest
requiescens, velut dicant: Iam erit finis malorum nostrorum. Porro [27]
diligenter observa, deum nunquam reliquisse mundum vacuum a sui cognitione.
[28] [V. 24.]
Enoch Ambulavit cum deo.
[29] De Enoch
propheta et praedicatore, quem ambulasse cum deo dicit [30] [Jud. 14 f.] Moses.
Sic Iudas apostolus scripsit: ‘prophetavit autem de his septimus [31] ab Adam
Enoch dicens: Ecce veniet dominus in sanctis milibus suis, facere [32] Iudicium
contra omnes et arguere omnes Impios De omnibus operibus Impietatis [33] eorum,
quibus impie egerunt et de omnibus duris, que loquuti sunt [34] contra deum
peccatores Impii’.
[Seite 341]
[ 4 mali]
darüber von Pol.: adversitatis
scilicet boni von Pol. übergeschrieben. 13 Pol. am Rande: textus Filii { dei / hominis 33/34 Ita bis
aguntur ist von Pol. am Rande nachgetragen.]
[1] CAPVT VI.1
[2] In
prioribus Capitibus recensuit Moses et bonorum et malorum Genealogiam. [3]
Bonos commendat nobis spiritus, et eorum sequamur fidem. Deinde [4] quod et si
non nihil mali passi sint [scilicet boni], habuerunt tamen deum [5] summa vi
eos defendentem. Malos summa modestia castigat Spiritus, ut [6] inhibeat
detractiones. Non vult nos malicia aliorum contaminari et pollui. [7] In hoc
vero capite evidenter scribit fructus concupiscencie, ut antea nunquam, [8]
quod propter concupiscenciam et genuinum animi morbum deus iure [9] irascitur
nobis. Ex concupiscencia enim fit, ut sequamur vias nostras, [10] facientes
quod nobis rectum videtur. Postremo vide, Que sit summa ira [11] dei super nos.
Nimirum, ut nobis ipsis relicti, nostris affectibus impulsi [12] rapiamur in
omne genus viciorum.
[V. 1.] Cum
sibi ipsis filios educarent.
[14] Per
filios dei bonos intelligit, Qui citra fastum et Ambicionem Ade [15] fidem et
doctrinam secuti sunt. Per filios hominum eos intelligit, Qui magno [16]
splendore operum et hipocrisi Cain fortiter secuti sunt. Seducuntur itaque
filii [17] dei visis filiabus hominum, quod pulchre essent, quo loco notatur
mundus [18] muliebris immodicus. Neque peccarunt in legendis uxoribus, sed quia
magis [19] libidinem spectabant quam prolem, hoc est quisque sue carnis
cupiditatem [20] consectabatur, pro hoc quidem dicit Moses ‘Et procreassent
filios’, hebraice [21] legitur ‘ cum sibi filios educarent’, ubi parentum
negligencia carpitur.
[22] [V. 3.]
Spiritus meus non permanebit in homine inaeternum.
[23] Hec
sentencia summam dei iram in humanum genus continent. Nichil [24] enim
potuisset asperius dici in omnes homines, quam ut sibi ipsis relicti Quisque
[25] sequatur ad invencionem manuum suarum faciatque, quod sibi rectum videtur.
[26] Contra quam iram Tocies clamant sancti passim Prophete, ne eos deserat
[27] [Ps. 27, 11.] dominus, Imo regat et gubernet eos, ita David ‘Legem pone
mihi, domine’ &c. [28] Proinde parva res est ab homine derelinqui, Summum
nostrum malum est [29] a deo derelinqui. Beneficium est, cum gladio vivimus,
idest cum pugnet [30] spiritus cum carne, Ira est, in pace nos vivere. Atque
hoc ipsum est, quod [31] non permanebit spiritus meus in homine inethernum,
Quia Caro est, idest [32] pacem habebunt, nulla lucta erit eis In carne et
spiritu. Postremo Sicut [33] hii sunt filii dei, qui spiritu dei aguntur, [Ita
non sunt filii dei, qui spiritu [34] dei non aguntur.] Quales sunt, Quibus
dicit ‘Non permanebit’ &c. Inde [35] facile Iudicabis, quid fiat nostris
temporibus.
[Seite 342]
[ 15 Moyses;
y durchstrichen. 24 Pol. am Rande: Noe docuit, Unde preco Iusticie dicitur 32
si] vielleicht sic 33 Pol. am Rande: fides Noe]
[1] [V. 4.]
Gigantes erant super terram.
[2]
‘Nephelim’ hebraice Cadentes significat et nonnunquam surgentes, idest [3]
bellatores, alios vi supprimentes, auf teutsch: vber faller, Qui vi usurpant
[4] Imperium.
[5] [V. 5.]
Videns deus.
[6] Hic locus
declarat superiora, quoniam eo tum tempore omnia fuerunt depravatissima: [7]
Omnes enim vel scortabantur vel supprimebant ceteros. Latrocinium [8] enim et
stuprum tum erant maxima peccata.
[9] [V. 5.]
Cuncta cogitatio cordis.
[10] Attende,
Quales simus, cum deus subtrahit Manum, ut volutemur in [11] viciis, ut Cuncta
cogitatio cordis nostri intenta sit ad malum, unde orandum [12] est nobis
quottidie, ne paciatur deus, nos manu sua excidere: Imo foveat [13] nos, non
deserat nos.
[14] [V. 6.]
Tactus dolore intrinsecus.
[15] Verbis
plane heroicis descripsit Moses consilium dei de perdendo [16] mundo, ut videremus,
quam non parcat deus delinquenti, Quamquam severiter [17] animadvertit in eos,
qui suas sequuntur cupiditates.
[18] [V. 9.]
He sunt generationes Noe &c.
[19] Ad finem
huius capitis habemus locos tres insignes, Secundum quod [20] Primus celebrat
Noe et fidem eius, Secundus habet mandatum de [21] paranda area, Tercius foedus
percussum inter deum et Noe comprehendit. [22] Quibus locis miscebitur
allegoria de Arca et modus exponendae scripture. [23] Novum enim Testamentum
eruit nucleum ex testa veteris testamenti. Proinde [24] observa, quantopere in
scripturis commendetur fides Noe, Qui cum vidisset, [25] universam terram
corruptam esse, non destitit mortalium genus a viciis [26] dehortari. Ipseque
solus hanc Vocem inculcavit hominibus: Corrupta est [27] terra coram domino, et
repleta est iniquitate. Cessate, respicite, futurum [28] [2. Petr. 2, 5.] est
enim, ut deus disperdat vos cum terra. 2. Petri 2. ‘Originali mundo [29] non
pepercit deus. Sed octavum Noe iusticie preconem custodivit, diluvium [30] [Sir.
44, 18f., Jes. 54, 9.] in mundo impiorum induxit’. Ecclesiastici 44. Esa. 54.
Ezech. 14. [31] [Hes. 14, 14. 20., 1. Petr. 3, 20.] 1. Petri 3. ‘Quando
expectabant dei sapientiam in diebus Noe’ &c. Hunc [32] si recta monentem
irrisit mundus delirum senem, stultum ac fatuum [33] eum appellantes. Stultum
enim Coram illis dicere, terram aquis perituram. [34] Porro paucissimi inventi
sunt, qui starent a Noe, solus ipse perstat tribuens [35] deo honorem, quia
verax est deus. Id quod valde est mirabile, Tanto [36] Tempore, nimirum certum
annos verbum dei expectare, maxime dum minus
[Seite 343]
[ 7 Über der
mit sordium beginnenden Seite von Pol.: Diluvium Baptisma, Arca Christus 11
Sanentem 21 Chor.; h durchstrichen. 22 quidam]
[1] viderat
quicquam quam diluvium Imminere: hoc fidei meritum est. Ad [2] [Hebr. 11, 7.]
Hebre. 10. ‘Fide Noe responso accepto de his, que adhuc non videbantur, [3]
metuens aptavit Arcam, in salutem domus sue, per quam damnavit mundum [4] et
Iusticie, quae per fidem est, heres institutus’.
[5] [V. 14.]
Fac tibi Archam de lignis levigatis.
[6] [1. Petr.
3, 21.] Diluvium Baptisma est. 1. Petri 3. ‘At vos nunc similis forme salvos
[7] facit Baptisma, non carnis deposicio sordium, sed consciencie bone
interrogatio [8] in deum per resurrectionem Iesu Christi a mortuis’. Area est
Christi [9] humanitas. Iam spiritu ingredimur arcam, carne manente foris.
Ingredimur [10] itaque per latus Christi, Si credimus Christi sanguine
redemptos esse, quo [11] emeruit nobis hunc spiritum purgantem, Sanantem et
Iustificantem nos. [12] Introitus itaque in arcam fides est. Porro paratur Arca
de lignis levigatis: [13] in Christo enim non est inventus dolus. Es ist ein
holtz an alle este. [14] [V. 15.] Longitudo, latitudo, Profunditas, Quibus
constat Arca, Est fides, spes, [15] Charitas. Arca praeterea altitudine sua
vincit impetum aquarum. Ita fides [16] in Christum omnium vincit hostium
insultus. Lux illuminans arcam, idest [17] [Joh. 1, 9.] ecclesiam, Christus
est. Ioann. 1. ‘Que illuminat omnem hominem venientem [18] in hunc mundum’.
Bitumen Paciencia, Immo expectacio divine promissionis. [19] Quod vero dicit
‘Cenacula et Tristega facies in ea’, Genera [20] et ordines Ecclesie
significat. De qua re copiosissime Paulus scripsit [21] [1. Cor. 12, 27 f.] 1. ad
Cor. 12. ca. ‘vos autem’ inquiens ‘estis corpus Christi et membrum de [22]
membro, et quosdam quidem posuit deus in Ecclesia primo apostolos, 2.
prophetas, [23] Tercio Doctores’. Quo loco admonet Paulus, infirmos corrigendos
esse [24] non reiiciendos. Id quod et hic Moses secundum historiam significat,
Dum [25] [V. 19.] scripsit iussisse dominum, ut Noe induceret in Arcam ex
cunctis animalibus [26] universe carnis bina, Postremo ut novum testamentum lux
sit et interpretacio [27] veteris Testamenti. Quid enim horribilius auditur,
quam universam carnem, [28] cuncta eciam animancia aquis perire. Rursus quid
iucundius? Quid dulcius [29] auditur? quam per Baptismum, Qui diluvio figuratus
est, omnia perire, que [30] fiunt in homine mala. Atque sicut diluvium peremit
omnia ad perniciem [31] cunctorum animancium in terra, Ita Baptismus omnium
creaturarum orditur [32] vitam. Diluvium interfecit singula, fuitque signum
irae divinae: Baptismus [33] vivificavit singula. Et est signum divini favoris,
quo complectitur nos [34] dominus: Diluvio mergebamur ad mortem, Baptismate
mergimur ad vitam. [35] Ita Christus nova facit omnia, idest innovat omnia:
Mortificat ut vivificet, [36] deducit ad inferos, ut reducat. Damnat, ut
salvare possit, humiliat, ut [37] [1. Sam. 2, 6 f.] sublevet, Spoliat, ut
ditet. 1. reg: 2. In hunc modum si tractentur, id quod [38] debent, singule
veteris testamenti historie, fiet, ut dulcescant. Littera quidem
[Seite 344]
[ 1 occulat
20 Pol. über der mit carnem beginnenden Seite: Arca fauoris divini signum 23
herrere 29 Pol. am Rande: Iuxta illud: in salutem domus sue, per quam damnavit
mundum.]
[1] dura est.
Rursus nihil dulcius spiritu. Spiritus dulcedinem occultat littera. [2] [V.
21.] Ad finem quod dicitur: Tolles Tecum ex omnibus es cis, que mandi [3]
possunt, Et comportabis apud te, erunt tam tibi quam illis in [4] cibum, Ad
officium praedicatoris pertinet, Cuius est neminem reiicere Exemplo [5] Noe,
Sed omnes cibare verbo: Bonos, ut pergant, quibus inculcandum est [6] fedus,
idest promissio, Malos, ut resipiscant, quibus inculcanda est horrenda [7]
facies diluvii. Ita lex et promissio semper commista fuerunt a condito seculo.
[8] [5. Mos. 32.] Lege coërceantur mali, promissione promoveant Boni. Deute:
32.
[9] CAPVT
VII.
[10]
Perditurus deus terram pactum fecit cum Noe. Qui Locus praedestinacionis [11]
est locus: penes eum enim est, ut quem velit induret, et cuius velit [12]
misereatur. Laudantur autem in scripturis iusti, ut excitemur vel ob solam [13]
beneficenciam ad amandum deum. Deinde observa dei omnipotenciam, qui [14] citra
ullum negocium possit mundum delere. Id quod Petrus Apostolus mire [15] [2.
Petr. 2, 5.] descripsit 2. Petri 2. Adducens hunc locum in hanc sentenciam: Si
Originali [16] mundo non pepercerit, Sed Octavum Noe Iusticie Preconem
custodivit, Diluvium [17] mundo impiorum inducens: Quid faciet mundo iam in
malis inveterato, [18] maxime si a Christi agnicione Rursus in carnis
concupiscenciam prolabamur. [19] Porro vide, quantus furor, quam horrendus
aspectus universam [20] carnem aquis mergit, quis hic non desperaret, cum
morbum nec ad mensem [21] pacienter ferre possumus. Sed hesit in promissione
Noe: Alioqui statim [22] desperasset, vixque potest concipere animus humanus,
quid sit omnia dura [23] experiri et in verbo Christi herere. Id quod verbis
plane heroicis dixit [24] [Hebr. 11, 7.] Paulus Heb. 11. ‘fide Noe responso
accepto de his, que adhuc non videbantur, [25] metuens aptavit Arcam in salutem
domus sue, per quam damnavit mundum [26] et Iusticie, que per fidem est, heres
est institutus’.
[27] Ad
allegoriam transeundum est.
[28] Arca
signum est favoris divini, quo signo servatur Noe, ne excidat [29] promissioni.
Rursus, quo offenduntur mali: ita Christus et ommnia Christi [30] opera sunt
posita in ruinam et resurrectionem multorum. Porro qui ingrediuntur [31] arcam
viri et femine, Episcopi et praedicatores sunt. Quorum ut [32] est officium
omnem creaturam in arcam inducere, Ita inducta verbis Christi [33] cibare
convenit. Sicut enim inducte creature in arcam servantur cura Noe, [34] ita
Episcoporum praedicatione servandi sunt hii, qui ingressi sunt ecclesiam, [35]
idest adoptati in numerum fidelium, verbum siquidem Cibus est Christianorum,
[36] [5. Mos. 8, 3.] ‘Cum non ex solo pane victurus sit homo’. Aque inferiores
et superiores [37] est praedicatio Apostolorum Et omnium, qui tractant verbum
domini.
[Seite 345]
[ 7 Pol. am
Fuße der Seite: Abyssi magne vetus / Cataractae celi novum testamentum 10
vident] darüber von Pol.: effundunt. 25 Recordatus bis &c. von Pol. am
Rande nachgetragen. 37 Pol. über der mit nobis, ne beginnenden Seite: Praesens
/ Ablatus spiritus dei quid faciat]
[1] Arcam
nunquam fuissent ingressi, nisi aquarum inundacione compulsi, hoc [2] [Röm. 10,
17.] est, per verbum credimus. Credentes arce, idest Ecclesie, includimur. Ro.
10. [3] Deinde sicut diluvio perierunt omnia creata, ita per Baptismum morimur
[4] peccato. Baptismus siquidem mortis symbolum est, idest Id quod Baptismus
[5] [Röm. 6, 4.] signat, mors complet et perficit, ad Ro. 6. ‘Quicunque
Baptisati sumus, [6] Consepulti suus per illum per Baptismum in mortem’.
[7] [V. 11.]
Abyssi magne: Est scriptura veteris testamenti, Cataracte celi [8] sunt novum
Testamentum. Iam qui profert thesauros novi et veteris testamenti, [9] Imo qui
aperit fontes utriusque testamenti, immensam producit aquam. [10] Iam vident
omnes scripture aquam, idest crucem praedicant, mortificationem [11] Ade
veteris, victoriam affectuum. Cuius victorie signum est Baptismus [12] future:
in morte erumpunt Cataractae, solvuntur fontes Abyssi, ut omnes [13] interimant
concupiscencias.
[14] [V. 17
ff.] Hoc quod dicitur: factum est diluvium, Et elevaverunt arcam [15] in
sublime a terra opertique sunt omnes montes sub universo [16] celo, Ad
fortitudinem, Constanciam, Imo robur Ecclesie pertinet, [17] fundate super
firmam petram, contra quam neque portas inferorum quidem [18] [Matth. 16, 18.]
praevalere dixit Christus. Jhe mer vngluckh, Jhe mer die Archa vber sich [19]
gat. Exemplo sunt martirum mortes, Ecclesia enim nunquam aucta est [20] [Hebr.
11, 33.] magis quam tempore martirum. Ad Heb. 11. ‘Qui per fidem vicerunt
regna, [21] operati sunt Iusticiam, adepti sunt promissionem’. Preterea vereor,
ne cum [22] nos nullas habeamus aquas, Archa residat: quieta sit et ociosa,
nihil habens [23] de Christianismo.
[24] CAPVT
VIII.
[25]
[Recordatus autem dominus Noe &c.]
[26] [V. 1.]
Observabis undique in scripturis, hunc esse spiritus usum, ut soleat [27]
dominus suarum promissionum meminisse. Eam, qua Dixerat Dominus ad [28] [1. Mos.
6, 18.] Noe ca. 6. ‘Ponam fedus meum tecum et habebis archam pro signo federis’
&c. [29] ‘Perditurus enim sum terram’. Cessante diluvio dominus memor est
huius [30] promissionis, recordaturque Noe. Porro sicut ex merissima
misericordia, [31] Nullo merito Noe servavit a diluvio, Ita hic gratuito suo
beneficio respicit [32] [V. 1.] Noe. Quod dicitur, adduxit spiritum super
terram, Gracie signum [33] est. Sicut enim nulla maior potest esse miseria
hominum, quam si illis [34] [1. Mos. 6, 3.] aufferatur Spiritus domini, ut 6to
ca. videmus ‘Non permanebit spiritus meus [35] in homine, quia caro est’, ita
Rursus nihil potest homini iucundius contingere, [36] [Röm. 8, 14.] quam
Christi spiritu regi et agi. ‘Hii sunt enim filii dei, qui spiritu [37] dei
aguntur’, unde orandum est nobis, ne aufferat a nobis dominus spiritum
[Seite 346]
[ 10 Pol. am
Rande: Praedicatores Corvi/Columbae 15 Pol. am Rande: Inimici crucis Christi 26
Poliander unter diesem Abschnitt: Hoc genus praedicatorum cum altero misceri
seu coincidere non potest. Qui enim questui inhiant fedissimi corvi, non
praedicant Christum et verbum eius, sed tantum lege terrent, Verum eo terrore
non ad Christum dirigunt plebem, sed in aream sui questus atque adeo universam
illam suae avariciae officinam, ponuntque salutem populi non in Christum, sed
suam manum, ex qua profundunt tot sanctorum patrocinia tot meritoria opera et
satisfactionum genera, missas, orationes, testamenta ad pias causas, ut vocant,
indulgentias ... &c. sed hec omnia venalia, ut nemo non deprehendat ....]
[1] [Ps. 51,
14.] suum, sed ut spiritu liberali gratuito et spontaneo confirmet nos, psal.
50. [2] Attende item, ut omnia sublato spiritu turbulenta sint, nichil mundum,
[3] nihil tranquillum, sed omnia corruptissima. Quisque enim sequitur hoc, [4]
quod sibi rectum videtur, quo malo nullum maius esse potest, cum non sit [5]
[Jes. 57, 21.] pax impiis, Esaie 57., Rursus ut omnia sint placidissima
praesente spiritu, [6] adeo ut si quid acciderit mali, Omnia tolerabilia sunt,
operante scilicet spiritu.
[7] Ad
allegoriam.
[8] [V. 6.]
Illud quod dicitur: Cum transiissent quadraginta dies, Aperiens [9] Noe
fenestram &c., Ad officium praedicatorum pertinet. Omnis [10] enim
praedicator aut corvus est aut Columba. Corvi sunt, qui suo ventri [11]
inserviunt tantumque inhiant cadaveribus, metentes carnalia neque seminantes
[12] spiritualia. Vocati quidem sumus omnes in archam, unum Baptisima, unam
[13] fidem, unam communionem. Sed cum animum ad mala adiicimus, vocatione [14]
[Phil. 3, 18 f.] excidimus. Phi. 3. ‘Multi enim ambulant, quos sepe dicebam,
vobis autem [15] Et flens dico, Inimicos Crucis Cristi, quorum finis interitus,
Quorum deus [16] venter est, et gloria in confusionem eorum, Qui terrena
sapiunt’. Columba [17] In Scripturis Symbolum est Charitatis Sicut Corvus
avaricie. Preterea [18] voluit Christus apostolos suos, idest predicatores
simplices esse ut Columbas [19] [Matth. 10, 16.] Math. 11., idest candidos et
simplices, Hec enim Columbe natura est, ut sine [20] [1. Cor. 13, 5.] felle et
ira. Ita et Charitas ‘non querit que sua sunt’, 1. ad Corinth. 13. [21] Porro
vult Christus, ut alter alterum iuvet, ut alter alteri manum prebeat: [22]
[Röm. 16, 19.] ut simus simplices sicut Columbae. Ro. 16. ‘Volo vos sapientes
esse in bono [23] et simplices in malo’. Hi itaque praedicatores sunt Columbe,
qui redeunt [24] ad vesperam, portantes ramum olive virentibus foliis in ore
suo, idest Qui [25] verbo Euangelii miseras consolantur consciencias. Oleum
enim in scripturis [26] consolationem consciencie significat.
[27] [V. 16.]
Egredere de archa tu &c.
[28] Pars hec
ultima Octavi capitis multa signa habet divini favoris. Sicut [29] enim antea,
postquam Noe ingressus erat Archam, Dominus ipse incluserat [30] Noe de foris,
Ita rursus hic Noe a domino revocatur auditque dominum [31] dicentem ‘Egredere
de Archa’. Quo loco vide, quod nihil exigat a nobis [32] dominus, nisi ut simus
audientes voci eius. Futurum est enim, Si audierimus [33] [V. 17.] vocem eius,
ut concupiscat decorem nostrum dicatque ‘Crescite et
[Seite 347]
[1]
multiplicamini super terram’. Ita fit in omnibus per Baptismum iustificatis [2]
et per spiritum innovatis, ut nullum illis praescribatur opusculum, sed [3]
solum dicitur: crescite et multiplicamini, facite quodcunque invenerint manus
[4] vestrae, quisque iuxta genus suum.
[5] [V. 20.]
Edificavit domino Noe altare &c.
[6] Si
obiicitur: Quod liceat Altaria, templa, Monasteria atque alia sacra [7]
instituere, quibus colatur dominus Exemplo Noe, Responde: Quod in his [8]
omnibus diligenter sit observandum discrimen operum, quando in fide fiant, et
[9] quando non. Preterea observa tu: Omnia talia et iis Similia media esse et
[10] quantum ad se neque bona neque mala. Omnia item dona, non modo Cerimonias,
[11] media esse, Ideoque caute in iis esse ambulandum. Placent quidem [12] deo
Cerimonie et exiguntur ab iis, qui carnem suam cum concupiscenciis [13] suis
nondum crucifixerunt. Ab aliis vero iam ad spiritum consuetis aliud [14]
quiddam maius requiritur. Nimirum dispensatio Donorum, idest charitatis [15]
vide 1. ca. 1e ad Cor. et sequentia per totum.
[16] [V. 21.]
Dominus est adoratus.
[17] Admoneo
te rursus huius, quod supra diximus, Dominum omnibus [18] seculis Signis
quibusdam visibilibus favorem suum testatum esse, ut scirent [19] homines Signo
visibili facti cerciores, habere deum faventem sibi, ideoque [20] dicit dominus
‘Nequaquam maledicam terre propter hominem’.
[21] [V. 21.]
Sensus enim et cogitatio hominis seu humani cordis &c.
[22] Hunc
Locum Tractaturus in Marcum Euangelistam.1
[23] [V. 22.]
Cunctis diebus terre sementis et messis.
[24] Idest in
hoc tempore erunt Annorum, dierum et mensium intersticia [25] et recursus, Item
vicissitudo frigoris et estus, noctis et diei usque ad consummationem [26]
seculi. Diem novissimum videtur hic locus indicare.
[27] CAPVT
IX.
[28] Priori
capite Cepimus dicere, homini innovato per spiritum non esse [29] Opus ulla
lege, cum sua sponte faciat et libere, id quod iubet lex, facit [30] autem
quicquid invenit manus eius promiscue. In quam sentenciam iam [31] exponemus
principium noni capitis: Cum benedixit dominus Noe et filiis [32] [V. 1.] eius
dicens: Crescite et multiplicamini et replete terram. Quo loco [33] a deo
benedictus, idest fide iustificatus, constituitur dominus omnium creaturarum,
[34] non modo animancium. Atque idem habet hic locus Mosi, Quod [35] [Röm. 8,
28.] sentencia Pauli in Roma. ‘Diligentibus deum omnia cooperantur in bonum’.
[Seite 348]
[ 2 Pol. am
Rande: Homicidium 14 Pol. am Kopfe der mit peccato beginnenden Seite: Signa
propicii dei primo erga Adam, deinde erga Noe, Abrahae, Isaac, Iacob, filios
Iacob, Moysen, filios Israel, Gedeonem &c. longo ordine 22 Iusticie fidei
&c. von Pol. eingeschoben. 25 Pol. am Rande: Signa Iacob 34 Pol. am Rande:
Propiciatorium 37 Pol. am Rande: Ephoth]
[1] [V. 4.]
Excepto Quod carnem cum sanguine &c.
[2] Carnem
cum sanguine excipit, ne illis vescantur ad prohibendum homicidium. [3] [V. 5.]
Id quod Textus Consequencia arguit palam. Sequitur enim: sanguinem [4] animarum
vestrarum requiram de manu cunctarum bestiarum, [5] Et de manu hominis Et de
manu viri Et fratris eius [6] [V. 7.] requiram animam. Crescite et
multiplicamini: Attende quocies indicet [7] dominus promissionem.
[8] [V. 9.]
Ecce ego statuam pactum.
[9] Observa in
scripturis vocabula: fedus, pactum, promissio, Testamentum, [10] Arcus federis,
signum federis, Testimonium, calix novi et eterni Testamenti. [11] His enim
omnibus significantur divinarum rerum certa quedam Testimonia. [12] [1. Mos. 3,
22] Adam audivit verbum ‘Ecce factus est Adam sicut unus ex nobis’. Ex [13] quo
verbo futurum intelligebat Adam, Et si obscure, ut aliquis sibi in carne [14]
similis, tamen deus tolleret iugum, quod ipse sibi suo peccato intulit.
Desperasset [15] Adam statim primo intuitu peccati, nisi verbo isto revocatus.
[16] [1. Mos. 3, 21.] Tegendum erat peccatum, Ideo deus ipse, id quod amoris
erat, pellibus texit [17] [1. Mos. 3, 15.] eos. Addens cum serpenti loquitur
‘ipse conteret caput tuum’. Incendens [18] postea holocaustum Noe signum habuit
dei faventis et propicii: Arcam, qua [19] salvatus est, Deinde arcum in
nubibus, Item quod odoratus est dominus [20] [1. Mos. 8, 21., 1. Mos. 12, 3.]
odorem suavitatis, Ca. 8. In fine Abraham fuit promissio ‘Et in semine [21] tuo
benedicentur omnes gentes’. Signum habuit additum et Sacramentum [22] [Röm. 4,
11.] Circumcissionem Ro. 4. ‘Signaculum [Iusticie fidei’ &c.] Isaac idem
signum [23] habuit, quod precet eandem promissionem, Iacob quoque promissionem
[24] patrum suorum habuit, Quod in semine Abraham et Isaac dominus esset [25]
Benedicturus universe terre, Sed signa diversa. Primum signum erat scala [26]
[1. Mos. 28, 12 ff.] quam viderat in somnis Gene. 28. Et locum Bethel, idest
Domus dei. [27] Secundum signum erat Visio dei, quando luctabatur cum angelo, A
quo [28] [1. Mos. 32, 29.] Accepit benedictionem, Gene. 32. Filiis Iacob Dixit
Iacob pater ‘non [29] [1. Mos. 49, 10.] aufferetur sceptrum de Iuda’, Gene. 49.
Simul involvens rem et signum, [30] [2. Mos. 4, 2 ff.] Moses redempturus Israhelem
habet versionem colubris ex virga, Sanguinem [31] [2. Mos. 13, 21 f.] ex aqua,
Lepram in manu munda. Filii Israhel faventis dei signum [32] [Richt. 6, 36 ff.]
habent Columnam nubis et columnam ignis. Gedeon vellus habet iam [33]
exiccatum, mox rore imbutum. Postea filii Israel Signum habuerunt faventis [34]
dei Arcam federis auream, propiciatorium, idest asserem aureum, quem [35]
tenebant duo Cherub mutuo sese respicientes, quo loci creditus est praesidere
[36] [2. Mos. 37, 1 ff., 2. Sam. 6, 14.] dominus, Exodi 37. Item librum legis.
David atque eius Seculi [37] [2. Mos. 28, 17 ff.] homines habuit Ephoth lineum,
quod applicabatur, Deinde habuit Israel
[Seite 349]
[ 1 Pol. am
Rande: Templum et nebula in eo 3
ευχαρηςιομ 4 Pol. am Ende der
Seite: Christianorum figura Am
Kopf der mit Matri || monium beg. Seite: Hic obseruanda est appellatio servi
servorum dei, que ad Chanaan pertinet et tandem ad Romanos pontifices pervenit.
6 Pol. am Rande: Vtpote quem viderat a deo electum tanquam dignum qui in area
servaretur. 16 Pol. am Rande: Nihil in his bonis dei creaturis est immundi aut
turpitudinis, quod patet in Adam et Eva ante lapsum et hodie in parvulis adhuc
innocentibus, verum nostrorum corruptorum affectuum vicio evenit ut
turpitudinis opinionem habeant, que scriptura ut honesta tractat. 21 Am Rande:
De Matrimonio et amore sponsi et sponse &c. 28 Pol. am Rande: Ex Sem
Iudei/Ex Iaphet gentes } credentes propagati sunt 31 viueuere]
[1] Duodecim
lapides in pectore Sacerdotis resplendentes, Salomon templum [2] [1. Kön. 8,
10.] domini et Nebulam in illo 3. reg. 8. Christiani verbum Euangelii,
Baptismum, [3]
ευχαριστιαν. Quibus si
vis adde promissionem et divine doctrine meditationem. [4] Matrimonium, unctio,
Confirmatio non sunt sacramentalia signa, [5] quae non habent annexam
promissionem. Ordo figmentum est.
[6] [V. 18.]
Non praeter rem est, Quod Cam dicitur esse prae Chanaan, ut declaret [7]
spiritus, hanc terram, quam postea Daturus erat dominus filiis Israel,
occupatam [8] esse a Chananeis. Preterea Noe maledicturus irrisoribus suis,
parcit [9] Cam, puero Canaan maledicens.
[10] [V. 21.]
Bibensque vinum et inebriatus est.
[11] Attende,
quanto studio laudentur sancti patres, quia terram coluerunt, [12] mercatura
enim semper male audit in prophanis et in sacris litteris.
[13] Noe
nudatus esse scribitur, nudataque sunt eius virilia: non propter [14] maliciam,
Sed ut discamus, Quid sit vir et mulier, quidque sit creatura [15] universa.
Quamquam his omnibus creaturis utatur dominus Quia creator [16] est. Observabis
itaque, Quocies in scripturis legeris, de carne, vulva, matrice, [17] viro,
muliere, sponso, sponsa, pheretro, testibus, procreacione prolis: [18] omnes
illos locos eo tendere, ut agnoscamus, deum esse mirabilem artificem, [19] ut
per carnem ducat nos ad spiritum. In hoc enim demisit filium suum [20] deus in
carnem, ut naturae nostrae Curiositatem retunderet carnali quadam [21] [Eph. 5,
32.] imagine. Cuius artificii mirabilis meminit Paulus 5. ad Ephe. ca.
[22]
Allegoria.
[23] Noe
Christi Typum gerit. Iam sicut Noe vino inebriatus est, ita [24] Calix Christi
inebriatus est. Noe ebrius nudatur irrideturque a filiis suis, [25] Christus
filius dei est. Quam formam exinanivit formam servi accipiens [26] [Phil. 2,
7.] Phi. 2. Cuius caro impie tractatur a latronibus, perit eius forma [27]
[Matth. 27, 40.] destituiturque omnibus bonis suis, cui exprobrant Iudei ‘Si
filius dei Es, [28] [Jes. 53, 12., Luc. 22, 37.] Descende nunc de cruce’
&c. Moritur ut peccator, inter sceleratissimos [29] deputatus, plenus
contumeliis, Amore humani generis inebriatus est Christus. [30] Fit stultus et
apud homines abiectus, cum esset rex, moritur, cum posset [31] vivere, formam
dei occultat facitque, quasi non esset deus, ut eius contumelia [32] toti mundo
innotesceret. Porro Noe nuditate offenditur Cam: ita
[Seite 350]
[ 21 Iaphet
et Sem] darüber von Pol.: bonos 32 Pol. am Rande: Contra temeraria Iudicia]
[1] [1. Cor.
1, 18.] Crux Christi scandalum est Iudeis, 1. Cor. 1. Christus suspensus
universo [2] orbi manifestatur. Cam enim abiit ad fratres nuncians, patrem
ebrium esse, [3] et nudata eius esse virilia. Sem et Iaphet tegunt oculos, ne
videant pudenda [4] patris. Sem figura est Iudeorum, Qui ad Fidem vocati sunt.
Iaphet et typum [5] gerit gencium, Qui duo magni faciunt patris turpitudinem.
Ita placet vocatis [6] Iudeis et gentibus Christi contumelia: summo loco Ducunt
Christum esse tam [7] [1. Cor. 2, 2.] infelicem, cuius livore sanati sumus. In
hunc modum gloriatur Paulus De [8] Christo adeo, quod nesciat Christum nisi
hunc Crucifixum. Pallio tegunt patris [9] virilia, idest credentes non
scandalizantur horrenda Christi imagine, quod sputis [10] contaminata sit,
fedata sanguine et nihil non in eo squallidum sit et sordidum. [11] Sed omnia
sua in Christum reiiciunt, fide sua Christum honorificantes.
[12]
Excitatus Noe a somno maledixit filium Chanaan, benedicens Sem et [13] Iaphet.
Ita Christus resurgens et regnans fecit Iudeos esse servos Iaphet, id [14] est
gentium. Observa item, Noe non maledicere Cham, sed puero eius Canaan. [15]
Pepercit enim Cam, quod in Arca fuerit servatus et dilectus a domino.
[16] CAPVT X.
[17] Iaphet
cum filiis occupavit universam Europam, Gallias, Hispanias, [18] Mauritaniam,
Angliam, Greciam, Illiricum, Pannoniam. Cam occupat [19] Aegiptum, Asiam
maiorem et minorem et totum orientem. Sunt autem [20] inter filios Cam tres
praecipui: Canaan, Chus, Nymrod. Observa, Item [21] Chamistas expulisse e terra
sua Iaphet Et Sem. Prosperantur enim vie [22] Impiorum In hac vita, quibus boni
subsunt.
[23] CAPVT
XI.
[24] Vide, ut
undique scriptura hominum affectus deliniat, quo nos admoneat [25] viciorum
nostrorum. Habent enim singule etates sua peculiaria quaedam [26] vicia:
iuventus cogitat de ratione vite, qua postea tuto et tranquillo [27] senectutem
transigat. Deinde hoc affectu rapitur fere virorum aetas, ut [28] conetur
aliquod insigne opus aggredi, quo vixisse se testetur. Ita Nymrod [29] et
ceteri, cum vi imperia multa occupassent, Statuerunt imperii sui monimentum
[30] post se relinquere: In hoc enim turrim edificabant.
[31] [V. 5.]
Descendit autem deus ut videret.
[32] Hic
locus prohibet temeraria Iudicia. Porro accomodat se spiritus sanctus [33] ad
captum nostrum, ut sicut dominus non incerta et vaga relatione motus [34]
damnaverit Cain cum suis, Sed descendit visurus, quid esset quod edificassent,
[35] Ita nos re nondum cognita ne iudicemus.
[36] [V. 7.]
Adverte, Mosen dicere de domino: descendamus et confundamus [37] illis linguam
illorum, ut non audiat unusquisque vocem proximi [38] sui, horrenda certe
sentencia. Loquitur enim semper dominus per os proximi.
[Seite 351]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Abra: 12
deo] de 20 Pol. am Rande: Confidere deo 23 Pol. am Rande: Benedicam tibi 34
Pol. am Rande: De qua venerata [? Hdschr.: uet̃a] virginitate vide pulchra
in commenta: Epistolae Hebreorum g: com.[?] 2o et collectaneis, sed maximum [?
Hdichr.: mom] Lutheri circa hunc locum quaedam. Pol. am Rande: Sed ut filius
quidem naturalis Abrahe esset et tamen absque concupiscencia conceptus et
productus, ne non benedictus, sed communi aliorum sorte benedicendus esset.]
[1] [V. 29.]
Duxerunt autem Abraam.
[2] Ducit
Abraam filiam fratris, quia non fuit contra mandatum dei. Secundo, [3] Mali erant
homines, inter quos vivebant, unde coactus est hominum illorum [4] commercia
fugere et cognatam suam ducere. Preterea, quia factum hoc [5] commendatur a
spiritu atque a deo, quod domino placuerit.
[6] [V. 31.]
De Hur Chaldeorum.
[7] Chaldei
Idolatrae erant Igni litantes. Abraam vero cum nollet Igni [8] sacrificare, in
Ignem iniectus est, sed per dominum liberatus.
[9] CAPVT
XII.
[10] Hic est
Abraam, Cui primum facta est iusti seminis promissio, Cuius [11] laus celebris
est per omnes scripturas. Laus dico, non operum, sed fidei, [12] [Röm. 4, 9.]
ad Roma. ‘Credidit Abraam deo et reputatum est illi ad Iusticiam’. Porro [13]
[Röm. 4, 11.] Abraamum Paulus apostolus patrem credencium appellat, ponens eum
perinde [14] atque omnium credencium exemplum quoddam, ut patet legenti eius
Epistolas. [15] Evocat Abraamum dominus ut patriam linquat, parentes deserat,
negligat [16] omnes egrediaturque in terram, quam monstravit sibi dominus. Ecce
ut [17] soleat deus eos, quibus benedicturus est, affectibus omnibus exuere, ut
expediti [18] viam domini decurrant. Iubet exire Abraamum neque indicat, quo
eundum [19] sit sibi, ut doceat Abraamum Atque adeo nos omnes, qui hic degimus,
Quid [20] sit deo confidere, praeterea dei eiusmodi esse opera et consilia, ut
hoc agant, [21] quod nobis minime videtur, videamus autem ea, postquam facta
fuerint.
[22] [V. 3.]
Non frustra dictum est ‘Et benedicam tibi’, futurum iudicans, ut ab [23]
hominibus maledicendus sit. Cui enim maledicit homo, deus benedicit. Premunit
[24] itaque dominus animum Abraae, ne in futuris malis succumbat. ‘Benedicam’
[25] inquit ‘tibi, Adeo quod in te benedicentur omnes tribus terre’ idest [26]
omnes generationes terre.
[27] [V. 7.]
Observa item, Scripturam suo more loqui de semine, ‘Semini tuo dabo [28] [1.
Mos. 26, 4.] terram hanc’, idest filio tuo. ‘Et in semine tuo benedicentur
omnes tribus [29] terre’, idest in filio tuo. Quo loco Attende differenciam
filiorum benedicti [30] seminis, atque aliorum. Habet enim hec promissio hanc
sentenciam: Omne [31] semen omnium hominum maledictum est, Atque adeo seminis
fructus, Semen [32] vero Abraae benedictum est. Quibus verbis aperte Christus
promissus est, [33] Qui cum ex carne nasciturus erat, nihil haberet
maledictionis. Tamen vide [34] ut Scriptura significaverit Christum ex virgine
nasciturum.
[Seite 352]
[ 2 Pol. am
Kopf der mit Vult beginnenden Seite: Abraham terram promissam iam habitatam
deserit. 7 Uxori bis sis &c. ist von Pol. hinzugesetzt. 11 Pol. am Rande:
Verbum crucis 25 Pol. am Rande: aliqua ex parte 28 Pol. am Rande: Abrahami res
curae scilicet deo 30 Pol. hier am Fuße der Seite: Pericula Abrahami 31 Pol. am
Kopfe der Seite: Abraham inter malos habitans multa ab eis patitur]
[1] [V. 10.]
Facta autem est fames in terra.
[2] Abraam
tenens iam terram promissam, cogitur urgente fame Egiptum [3] petere secreto
dei consilio: ne scilicet in ulla re temporali hereret. Vult [4] enim dominus
suos tam abdicato esse spiritu, ut eciam optima quaeque [5] vel a domino ipso
donata propter dominum et voluntatem citra negocium [6] [2. Cor. 12, 15.]
deserant. Lege XII. ca. ad Corinth.
[7] [V. 11.]
Dixit Sarai [uxori sue: Novi quod pulchra sis. &c.]
[8] Vel hic
locus aperte arguit quales fuerant illi, cum quibus aliquandiu versatus [9] est
Abraam: Nimirum impii et Idolatre. Postremo omnium diligenter [10] observa,
quid sit verbi divini officium. Crucem enim undique docet scriptura. [11]
Verbum enim pro officio suo separat nos ab omnibus quae sunt mundi. Docetque
[12] [Luc. 9, 23.] in nulla re prorsus herendum esse nobis. Luce 9. ‘Siquis
vult post me [13] [Matth. 16, 24., Matth. 10, 37.] venire’ &c., et Math. 16
‘Et qui plus dilexerit patrem et matrem quam me, non [14] [Matth. 10, 34.]
potest meus esse discipulus’ et alibi ‘Non veni pacem mittere, Sed gladium’.
[15] Vide
rursus, ut timeat malos Abraam Sciens, qui essent Egiptii: [16] Nimirum
Idolatre, praetexentes sue cupiditati et malicie speciem pietatis. [17] Verum
cum Abraam videret eorum maliciam cum uxore facit pactum. Timet [18] autem
mortem propter uxorem naturali timore. Sancti enim ita praedicandi [19] sunt,
ut non eximatur ab illis caro et sanguis. Signum itaque est, Abraamum [20]
tentatum fuisse, alioqui nihil mali suspicatus fuisset de Egiptiis, Cum bonis
[21] nihil suspicatur.
[22]
Periclitatur Abraam in Salute uxoris sue, Committens omnia deo, Qui [23] potens
est servare uxorem suam. Attende item, ut Sara audito viro Abiit Ad [24] regem,
nihil responsans viro, honorans virum suum. Hac fide meruit Abraam, ut [25]
nomen suum invulgaretur per totam Aegyptum et verificatum est verbum, Quod [26]
[V. 2 f.] dixit illi dominus ‘Magnificabo nomen tuum, benedicam Benedicentibus
tibi’.
[27]
Castigatur Pharao a domino plagis maximis, Abraam vero recipit [28] uxorem
suam, vel a solo domino defensus. Cedit Abraam iuri suo, Quo [29] debebat
salutem uxoris tueri. Ideo pro eo stat dominus. Vere dictum est [30] [Ps. 55,
23.] A David ‘Iacta curam tuam in dominum, et ipse te enutriet’.
[31] CAPVT
XIII.
[32] Caput 13
tres habet locos praecipuos. Primus est, Quod Abraam sepe [33] dicitur
invocasse nomen domini. Secundus habet fraternam atque suavem [34]
conversacionem Abrahe et Loth fratris sui, ad ultimum inculcat dominus [35] et
repetit rursus promissionem, ne propter tentaciones succumbat Abraam.
[Seite 353]
[ 9 scilicet
ist von Pol. eingeschoben 18 qui evaserat &c. ist von Pol. hinzugefügt Pol. hier am Fuße der Seite: Totius
scripturae scopus et summa 21 Pol. am Rande: Bellum Abrahae 24 Pol. am Rande:
Melchisedech Sem Vide fo. 43 in
Petro Galatino 27 Pol. am Rande: Non video quid prohibeat figuram hanc esse
illius]
[1] [V. 7.]
In hoc enim Quod dicit Moses ‘Eo tempore Cananeus et Phareseus [2] habitabant
in terra illa’, non obscure significat, eam nationem fuisse [3] omnium longe
pessimam mireque Abrahae infensam, multa contra eum [4] molientem. Ideoque opus
habebat promissione, Quo confirmaretur animus [5] eius contra hostium suorum
insultus. Porro promittit dominus, se daturum [6] Abrahe terram, Si eam
obambulet longa peregrinatione.
[7] CAPVT
XIV.
[8] Omnes
libri universae scripturae vel sunt historiae atque historice narrationes, [9]
[scilicet] Exempla tum legum, tum operum divinorum, vel docent [10] fidem.
Ortum hominis et peccatum ostendit
πεντατευχος, Quo lex
comprehenditur. [11] Prophetae agnoscunt peccatum et implorant Christum, qui
tollit [12] peccatum. Ioannes ostendit, Christum esse agnum dei, Christus
tollit peccatum [13] et salvat. Proinde Moses descripturus pugnam Abrae cum
gentibus, [14] recenset reges earum gencium atque bellorum occasionem Atque
adeo, quam [15] diversa pugna sit filiorum dei et filiorum hominis, Abrae et
gentium. Abraam [16] enim ob factum hoc commendatur a domino, gentes non item.
Secundo [17] [V. 13.] observa, Abraamum conciliasse sibi quosdam eius gentis,
cum sic loquitur [18] Moses ‘Et ecce unus [qui evaserat &c.] &c. Qui
habitabat in Convalle [19] Mambre Amorrei fratris Essol et fratris Aner, hii
enim [20] pepigerant fedus cum Abrahamo’.
[21]
Excusatur Abraam, Quia bellum gerit et fratrem suum liberat mandato [22] scilicet
domini: Prima enim tabula est regula secunde tabule.1
[23] [V. 18.]
Verisimile est, hunc Melchisedech2 fuisse Sem, filium Noe primogenitum. [24] Ad
quem pro iure primogeniti pertinebat Sacerdotium. Si enim [25] tempora
supputaverimus, probe sibi constabit annorum numerus, Hunc Sem [26] multis
annis vixisse cum Abraam. Porro errant toto celo, Qui hunc locum [27] de pane
et vino oblatis ad Sacramentum Eucharistiae trahunt. Est enim [28] sentencia:
Hic Melchisedech, Rex Salem &c., idest sacerdos dei altissimi, [29]
occurrit Abrae revertenti a cede regum, Reficiens Abraam cum suis, qui [30]
defatigati erant &c. Hic Melchisedech Typum gerit Sacerdocii Christi. [31]
[Ps. 110, 4.] Ita enim David de Christo homine Psal. 109. ‘Tu es sacerdos in
eternum,
[Seite 354]
[ 1 ordinenem
10 Pol. hier am Kopf der Seite: De decimis sacerdotum 15 Pol. am Rande:
Quatenus iurare liceat 23 Pol. am Rande: Nempe fidei 24 deus ist Zusatz
Polianders. 32 Pol. am Fuße der Seite: Abraham in mediis periculis et molestiis
timet]
[1] Secundum
ordinem Melchisedech’. Christus quidem non ex Levi natus est, [2] Sed ex Iuda,
Cuius tribus, quantum ad sacerdocium attinet, nulla mencio [3] est in
scripturis: habebant Iudei suum Sacerdotem Aaron. Christus relictus [4] est
sacerdos futurus, Ita secundum ordinem Melchisedech, Qui longe maior [5] [Hebr.
7.] fuit Abrahe. Lege Epistolam Hebreorum toto capite 7 mo.
[6] [V. 20.]
Et dedit ei decimam.
[7] Hunc
locum de decimis mordicus tenent Sacerdotes et Pontifices. [8] Debebantur enim
decimae Sacerdotibus tribus Levi, Cui in terrae divisione [9] nulla sors
contigit. Sed illis loco sortis decimae Dabantur iure perpetuo [10] [4. Mos.
18.] Nume. 18. Per totum vero novum Testamentum nullus est locus de decimis
[11] [1. Cor. 9, 13.] nisi in Corinth. ‘qui serviunt altari de altari vivant’.
Qui locus apostoli ad [12] praedicationem verbi pertinet, Non ad Ceremonias
nostrorum temporum.
[13] [V. 22.]
Levo Manum meam.
[14] Tercius
locus est de Iurando. Iurare est Testem adhibere deum. Licebit [15] autem
adhibere deum testem in caussa fidei, in caussa gloriae dei et [16] in caussa
charitatis, idest in caussa proximi. Ita iurabat apostolus, Ita [17] Christus,
Ita propheta, Ita hic Abraam. Vide quanta modestia iurat Abraam, [18] Qui rex
glorificandi nominis divini erat a rege accipere, veritus, Abraam [19] regem
Sodomorum affectate glorie se insimulaturum.
[20] CAPVT.
XV.
[21] Caput
decimum quintum principio sui duas habet promissiones: Alteram [22] de terra,
quam daturus esset Abrae dominus et semini eius, De filio Alteram. [23] Deinde
narrat Moses, quo opere placuerit deo Abraam. Tercio loco accipit [24] [deus]
Abraam, praedicit signum, quo stabilitur promissio. Postremo praedicit [25]
futuram seminis sui peregrinationem ad Quadringentos Annos. Primum [26] locum
de promissionibus atque de fide in promissione satis copiose tractavit [27]
[Röm. 4.] Apostolus Roma. Videnda est nobis itaque ratio, Quare cum Abraam
loquatur [28] dominus. Abraam orans in vesperam vidit visionem, idest imaginem
dei, [29] audiens vocem domini. Oravit autem Abraam, ut tandem liberaretur a
malis. [30] Molesta erat illi tam diuturna peregrinatio, ut omni hora sit
mortis expositus [31] periculo. Struebant sibi insidias Reges, quos vicerat:
Conversabatur hominibus [32] longe pessimis. Nihil habet, quo fugiat.
[33] Solus
est inter peregrinos, nemo est, qui eum respiciat. In hac sua [34] solitudine
coniecit se totum in deum, committens omnia sua deo. Unde [35] [V. 1.] meruit
audire deo ‘noli timere Abraam’ (timuit enim vere Abraam), ‘Ego
[Seite 355]
[ 7 de] die
17 Pol. am Rande: Memento bonorum in die malorum 27 quartam] von Pol. über
durchgestrichenem: patrem et 28/29 Q. d. 31 Q. d. 38 Pol. hier am Fuße der
Seite: Abraham Christi typus: filii Abrahae credentes sunt]
[1] protector
tuus sum Et merces tua magna nimis’. Halt nuer an mich. Ich [2] wil Dich wol
erhaldtn. Ita solo verbo defendit deus Abraam.
[3] Respondit
Abraam: nihil est, domine, quod dubitem, quin servaturus [4] sis me, Sed hoc
tantum ago in oculis misericordie tue, ne male audiat inter [5] inimicos meos
Nomen tuum. Futurum est enim, ut dicant, ecce dominus [6] non amat Abraam,
alioqui dedisset sibi semen. Ideo dicit, Abraam audivit [7] [V. 4.] vocem
domini: Non erit hic haeres tuus. Sed qui egredietur de [8] [V. 5.] utero,
Ipsum habebis heredem. Additque signum: Suspice celum &c.
[9] [V. 6.]
Credit Abraam.
[10] Hic
locus tantus est, ut Paulus apostolus habeat eum in omnibus [11] Epistolis suis
quasi basim et fundamentum omnium disputacionum suarum. [12] Credidit enim
Abraam, idest Abraam war ein solcher Mann, der got trauet. [13] Tanta fides
est, ut vel sola satis sit conferre iusticiam. Porro observa, [14] nullum opus,
nullam legem, Sed solam fidem iustificare. Lex et opera non [15] mutant
affectus. Sola fides universam cohortem innovat et purgat. Dicit [16] [V. 7.]
autem dominus Repetens beneficia, que contulit Abrae: Ego dominus, [17] qui
eduxi te de Hur Caldeorum &c. Porro non est maior consolatio, [18] nullum
praesencius tentationum remedium, quam recogitare divinum beneficium, [19] quo
antea simul quis liberatus sit.
[20] Duplicem
extasim invenimus in Scripturis: Gustum eternae damnationis [21] et Alteram
eternae beatitudinis. Que duae extases non nisi sublimibus spiritibus [22]
contingunt. Qui vero alternas gustaverit, hic potest omnia diiudicare, [23] [1.
Cor. 2, 15.] Quia spiritualis omnia diiudicat.
[24]
Allegoriam exponit ipse Moses. Aves enim Aegiptios figurant, animalia [25]
divisa per Abraam sunt filii Abrae discerpendi, idest vexandi ab [26] Egiptiis
quadringentis annis. Verum addit dominus: Gentem, cui servituri [27] sunt,
iudicabo. Egredientur enim post quartam generationem. Nondum enim [28] complete
sunt iniquitates Amorreorum usque ad presens tempus. Quasi [29] dicat: feram
adhuc malos, usque dum multorum adhuc exerceatur fides. Ad [30] Abraam dicit:
Tu ibis ad patres tuos in pace, sepultus in senectute bona [31] Quasi dicat:
Nihil te moveant ista. Neque ad te pertinebunt, Si quid passus [32] fueris:
sustine, satis sit, me hoc tibi praedixisse. Ego enim iudicabo gentem [33]
[Gal. 3, 7.] istam. Porro Abraam Cum Christi sit Typus, filii vero Abrae iuxta
apostolum [34] intelligantur Credentes, Consequens est, Credentes multa pati.
Deinde [35] sicut post Quadringentos Annos liberandi sunt filii Abrahe, Ita
credentes in [36] Christum: per Christum vincent omnia. Aves deinde in
scripturis diaboli sunt, [37] [Eph. 2, 2.] Ephe. 2., Quibus adherent docti et
magi in mundo. Iusti itaque cum premuntur [38] [Röm. 12, 19.] ab Impiis, hoc
verbo consolantur ‘mihi vindicta et ego tribuam eis’ &c.
[Seite 356]
[ 32 eum ist
Zusatz Polianders]
[1] 1 CAPVT
XVI.
[2] Undique
describitur Abraham Exemplum Castitatis et Fidei. Facta [3] [1. Mos. 15, 4.]
erat illi promissio de filio egressuro de utero eius Ca. 15. Sed quia nescit,
[4] ex qua muliere suscepturus filium, pendet ex promissione, deum veracem [5]
iudicans, praecibus Sara uxoris permovetur, ut ducat ancillam Agar Aegyptiam
[6] nulla libidine ductus. Duxisset enim Abraham promiscue, qualemcunque [7]
obtulisset ei dominus. Preterea, Ne quis posset hoc factum cavillari, [8]
premunit lectoris animum Spiritus Sanctus, Quasi harum rerum prescius [9] [1.
Mos. 15, 6.] dominus, Ca. XV. ‘Credidit Abraham’ &c. Iustificatus Abraham
per fidem [10] non potest non bene agere directus a domino.
[11] [V. 4.]
At illa se concepisse videns &c. Ad affectum nature pertinet hic [12]
locus, fieri enim non potest, quin natura superbiat in optimis quibusque donis.
[13] [V. 11.]
Hismahel, vir auditus domini: Ein man gotlichs gehors.
[14] [V. 12.]
Hic erit ferus homo, idest homo bellator erit.
[15] [V. 13.]
Tu deus qui vidisti me, idest affectus reiicientis se in deum. [16] Hic vidi
posteriora Dei: posteriora sunt humanitas Christi.
[17] Quis sit
aut fuerit Hismael, Et quo consilio editus, Satis indicat Apostolus [18] [Gal.
4, 21 ff.] Gala. 4., Ubi tractat copiose hunc locum de Hismahele in hanc
sententiam: [19] Nihil prodest ad salutem legis observatio, Nihil prodest ex
circumcisione [20] natum esse. Nihil prodest ad salutem secundum carnem ex
Abraham [21] natum esse. Sic enim inquit ‘Scriptum est: Quoniam Abraham duos
filios [22] habuit, Unum de Ancilla et Unum de Libera, Sed qui de ancilla
secundum [23] [Röm. 9, 6 ff.] carnem natus est’ &c. Idem argumentum est
Roma. 9. ‘Non enim omnes, [24] qui ex circumcisione sunt Israhelitae, Neque qui
semen sunt Abrahae, omnes [25] filii, sed in Isaac vocabitur tibi semen, idest
non qui filii carnis, hii filii [26] dei, Sed qui filii promissionis estimantur
in semine’.
[27] CAPVT
XVII.
[28] Magna
res est hominem per hominis alterius verbum consolari, Maior: [29] [V. 1.]
verbis scripturae confirmari, Maxima: domini vocem audire dicentis (Ego [30]
deus omnipotens), cuius sententiae singulae syllabae Emphasim habent. [31]
Abraham nimirum Opus habebat tali confirmatione, quod indignissime habebant
[32] [eum], cum quibus erat, Subinde exprobrantes Abrahae ‘Ecce ut tuetur [33]
te dominus, quem te solum iactas noscere’, adeo quod ceperit fere nonnihil [34]
in fide hesitare. Unde fides eius per hanc vocem roboratur ‘Ego deus
omnipotens’. [35] Velut dicat: Nihil est quod timeas Abraham hominum insidias.
[36] Ego enim te et illos creavi. Ego omnium dominus, penes me est Universe
[37] creaturae administratio. Coniicito te in sinum meum. Crede mihi, hoc enim
est,
[Seite 357]
[ 15 ad ad 33
Hispitales 38 nuntius]
[1] Ambula
coram me et esto perfectus. Ponamque foedus meum inter me et te [2] et
multiplicabo te vehementer nimis. Iam consternato Abraham, rursus confirmatur
[3] [V. 4.] a domino dicente: Ne timeas, Ego sum et ponam pactum meum &c.
[4]
Observanda sunt in scripturis nomina Testamenti, foederis, pacti &c., [5]
[Hebr. 9, 17.] Quoniam his dei promissio firmatur. Pactum omne, ut dicit
apostolus, in [6] hebreis preficitur morte testatoris. Probat itaque hic locus,
primum post [7] Christum datum cessare Cerimonias Iudeorum.
[8]
Benedicturus enim erat deus omnes gentes in semine Abrahae. Lege [9] [Hebr. 9.]
ca. 9. ad Hebr. Porro circumcisio instituitur, quo certus esset Abraham, [10]
[Röm. 4, 11.] deum prestare promissum. Ro. 4. ‘Et signum accepit circumcisionis
Signaculum [11] Iusticiae fidei, que est in prepucium’ &c.
[12] In
universum hoc agit deus, ut Sapientiam mundi stulticiam esse [13] declaret.
Quid enim Stultius, quid Absurdius videri possit humanae rationi [14] quam pro
confirmanda dei promissione partem virilium prescindere. Lege [15] [V. 16 f.]
Epistolam ad Corinth. primam. Hoc quod dicitur: Ex Sara dabo tibi [16] filium
&c. Et putas ne centenario nascetur filius, et utinam [17] Ishmahel vivat coram
te &c., Satis arguit, Abraham in hac fuisse opinione, [18] ut crederet, in
Ismahele benedicendum esse Semen. Ideo rursus confirmatur [19] [V. 19.] a
domino: Sara uxor tua pariet tibi filium, Vocabis nomen [20] [Röm. 9, 7.] eius
Isaac. Roma. 9. ‘In Isaac vocabitur tibi semen’. Et alibi promissionis [21] [1.
Mos. 18, 10.] verbum est: Redibo hoc tempore, Et erit Sarae filius.
[22] CAPVT
XVIII.
[23] Caput
18. unum habet locum promissionis, instituendae vero vitae [24] multos.
Principio enim capitis describit Moses, ut hospitalitatem secutus [25] sit
Abraham promiscue omnes suscipiens. Neque cognoverat, ut illi fingunt, [26]
trinitatem in tribus viris, tres suscipiens et unum adorans. Nescierat enim
[27] [Röm. 12, 10.] Abraham, eos angelos esse, ad quem affectum hortatur
Apostolus Roma. 12. [28] ‘Charitatem fraternitatis invicem diligentes, honore
invicem prevenientes’. [29] Hec enim summa debet esse Christianorum virtus, ut
revera infra omnes [30] etiam vilissimos homines nos coniiciamus, ex aequo omnes
amantes. Qui [31] [Hebr. 13, 1 f.] enim hodie malus est, Cras est Iudex meus in
Iudicio. Hebre. 13. ‘Charitas [32] fraternitatis maneat in vobis, et
hospitalitatis nolite oblivisci, per hanc enim [33] [1. Petr. 4, 9.] placuerunt
quidam angelis hospicio receptis’. 1. Petri 4. ‘Hospitales invicem [34] [V. 1
f.] sine murmuratione’. Est itaque Simplex Sententia hec: Abraham cum [35]
vidisset tres viros prope eum stantes, sedens in ostio tabernaculi sui in ipso
[36] fervore diei, Occurrit illis adorans et invitans, ‘Domine’ inquiens ‘ne
transi [37] servum tuum, Imo divertas apud me, ut reficiamini’. Suscepit itaque
illos [38] quasi nuntios dei, credens, illos templum dei esse, Id quod erant,
Unde [39] dominos eos vocat.
[Seite 358]
[ 16 Pol.
hier am Kopfe der Seite: Scio enim, quod praecepturus sit filiis suis
&c. Pol. am Rande: Orationis
vis]
[1] [V. 12.]
Que risit occulte.
[2] Vide, ut
familiari etiam conversatione roboretur fides Abrahae de filio, [3] quem
producturus esset dominus ex ventre Sarae iam vetulae. Est enim [4] hec ultima
promissio facta Abrahae. Ideoque additur Annus, Nomen et [5] filius. Locus de
Sara duo habet: Primum Saram fuisse subditam marito, [6] procurando rem
familiarem, Sola domi sedens non discurrit, non vagatur. [7] [1. Petr. 3, 5 f.]
1. Petri 3. ‘Sic enim et aliquando Sanctae mulieres sperantes in deo ornabant
[8] se, subiectae propriis viris, Sicut Sara obediebat Abrahae, dominum eum [9]
vocans, Cuius estis filiae’. Secundo quod risit Sara, non credens verbo [10]
[V. 13.] domini. Ideoque dixit dominus ‘Quare risit Sara dicens: Num vere [11]
[V. 14.] paritura sum anus?’ Et addit, quo confirmet fidem Sarae ‘nunquid [12]
quicquam deo est difficile? Iuxta condictum revertar ad te’ &c.
[13] [V. 21.]
Descendam et videbo.
[14]
Puniturus dominus Sodomas descendit, primo ut videat, an ita sit, ut [15] fama
nunciaverit. Qui locus detractionem prohibet, Ne facile proximum [16]
iudicemus. Deinde vide, quid exigat a nobis dominus data nobis lege, data [17]
nobis promissione, nimirum ut annuntiemus posteris nostris. Id quod per [18]
universum pentateucum observabis.
[19] [V. 20.]
Clamor Sodomorum.
[20] Hic
locus habet Secundum opus peccati, inducit enim peccatum dei [21] iram super
nos et excecat nos, ut dicamus: non est deus.
[22] [V. 23.]
Nunquid perdes Iustum cum Impio?
[23] Observa
ad finem capitis, Quanto zelo pro fratribus ducatur Abraham, [24] dolens illos
experiri dei iram, fere omnia sua devovens pro illis, ausus se [25] interponere
inter deum et Sodomas, dicitque ducto argumento a loco rationi, [26] [V. 23.]
Quo admonet iusticiae suae dicens: Nunquid perdis iustum cum [27] impio? absit
a te, ut hanc rem facias &c. Non est hoc tuum, qui iudicas [28] omnem
terram, nequaquam facies Iudicium hoc. Qui affectus, tantopere scilicet [29]
[Röm. 9, 3.] desiderare salutem fratrum, Summorum spirituum est. Roma. 9.
‘Optaban [30] enim ego ipse anathema esse a Christo pro vobis’ &c.
[31] Postremo
vide, quanta sit vis orationis, atque quid promoveat Abraham, [32] [V. 24 ff.]
cum ex fide orat. Obtinet quidem a domino, ut primum propter Quinquaginta [33]
iustos, Deinde propter Quadraginta quinque, Tertio propter quadraginta, [34]
Quarto &c., Quinto propter Decem dimissurus sit omnem terram. [35] [Jac. 5,
16.] Ita nihil non impetrat oratio, si ardenti voto orare ceperimus. Iacobi 5.
[36] ‘Orate pro invicem’ &c., Probans hoc exemplo Heliae. Quantum vero ad
[37] [1. Mos. 13, 10.] peccatum Sodomorum attinet, scripsit supra Moses ca. 13.
De Sodoma et [38] Gomorra &c. ‘Elevatis itaque Loth oculis vidit omnem
regionem, que est
[Seite 359]
[ 8 Pol. hier
am Fuße der Seite: Abrahae fratrum salus curae est 23 Am Rande: Attende,
sapientiam Carnis Sapientiam sermonis pro ludibrio habere 35 Pol. hier am Fuße
der Seite: In Monte salvamur Uxor
Loth infoeliciter retrospicit]
[1] circa
Iordanem, que universa irrigatur, antequam subverteret dominus Sodomam [2]
&c., Sicut paradisus domini Et sicut Aegyptus venientibus in Segor’ &c.
[3] Porro sacietas facit ferociam, ferocia nimiam libertatem, Nimia libertas
ocium, [4] [Jes. 3, 16.] Ocium concomitatur Omne genus vitiorum, Esai. 3. ‘Pro
eo, quod elevate [5] sunt filiae Syon et ambulaverunt extento collo’ &c.
[6] CAPVT
XIX.
[7] Primus
locus huius capitis habet locum hospitalitatis, ut iam vidimus [8] in Abraham.
[9] [V. 13.]
Delebimus enim
[10] Attende
Modestiam Spiritus In describendo scelere Sodomitarum. Fuit [11] [Röm. 1, 26.]
enim scelus hoc, quod descripsit apostolus Ro. 1. ‘Propterea tradidit illos
[12] deus’ &c. Peccarunt autem hoc ordine. Post Sacietatem ceperunt
ferocire [13] atque adeo superbire, deo ingrati, Deinde increduli, Que
incredulitas fuit [14] Caussa omnium reliquorum peccatorum. Probat siquidem
apostolus dicto [15] [Röm. 1, 27.] Ca.: Peccatum esse caussam peccati, Sicut
gratiam esse caussam gratiae. [16] Porro peccatum Sodomitarum mire moderatur et
temperat Christus in Euangelio [17] [Luc. 10, 12.] Lucae ‘Mitius erit’ inquit
‘Zodomis in die Iudicii quam generationi [18] huic’ &c., Quoniam Sodomitae
ignoranter peccarunt, nos dedita opera peccamus.
[19] [V. 6
ff.] Loth dum incipit reprehendere vicia Sodomitarum, fere reiicitur ab illis.
[20] Dicunt enim: quis commisit tibi Iudicium super nos? Nunquid advena es?
[21] Id quod audierunt omnes prophetae, Item Christus, item apostoli Et omnes
[22] hii, qui habent verbi ministerium. Trahitur deinde hic locus ad prophetiam
[23] [Luc. 17, 28 f.] Luce. 17. ‘Similiter sicut factum est in diebus Loth:
Edebant, bibebant’ &c. [24] Et deinde ‘qua die autem exiit Loth’ &c.
Secundum hoc erit, qua die filius [25] hominis revelabitur' &c. Ecce
peccati proprium officium, Cecitas, ut dicamus: [26] non est deus. Peccatum est
enim aliud nihil quam dei oblivio et cecitas.
[27] Hic
locus fidem docet. Est enim fides, qua recta in solum deum tendimus, [28] Qui
mons est, quo salvamur. Porro extra hunc Christum nulla salus [29] [V. 26.]
est. Vide enim, quid secutum sit, postquam uxor Loth ceperat deflectere [30] a
fide, ut scilicet sit conversa in Statuam salis, Quem locum Christus exponit
[31] [Luc. 17, 31 ff.] Lucae. 17. De perseverantia: ‘In illa hora (inquit) Qui
fuerit in tecto &c. [32] Et qui in agro &c. Memores estote uxoris Loth.
Quicunque quesiverit [33] animam suam salvam facere, perdet illam, Et quicunque
perdiderit illam [34] vivificabit illam’. Preterea magno Sacramento monuit nos
uxor Loth, Ut [35] qui semel viam domini ingressi sumus, ne ad elementa rursus
relabamur. [36] [Luc. 9, 62.] Id quod tocies admonet apostolus. Vide ca. 9.
Lucae, Ubi in hanc sententiam [37] ita scribitur ‘Nemo mittens manum’ &c.
[Seite 360]
[ 9 Die
Hdschr. hat hinter huius das Zeichen | wohl um anzudeuten, daß etwas
ausgefallen sei. 12 Pol. am Rande: Peccata sanctorum 27 Pol. hier am Kopfe der
Seite: Abusus legis figuratur geminus]
[1] Hic locus
docet, quam efficax sit Iusti oratio. Respicit enim dominus [2] [Ps. 145, 18.]
ad orationem Iusti, Et ‘prope est dominus omnibus invocantibus eum’.
[3] [V. 30
ff.] Questio est: An peccaverunt filiae Loth, atque an peccaverit pater ipse
[4] Loth, Cum textus dicat, Utramque filiam concepisse ex patre, Nimirum eo [5]
consilio, ne periret semen de terra. Item quod Loth non sensit neque [6]
accedentes neque accubantes neque discedentes filias. Respondeo: Verum [7]
quidem est, filias hoc non fecisse malicioso animo, Quoniam verisimile est, [8]
eas ex Subversis Sodomis Et transformata matre in salis statuam confusas [9]
atque consternatas fuisse. Ideoque quicquid huius fecerunt, iam servandae [10]
prolis fecerunt. Caeterum cave, ne omne peccatum sanctis adimas, ut [11]
habeamus peccatores consolationem. Nulla enim presentior est consolatio [12]
anxie conscientie, quam quod Sanctissimi filii dei nonnunquam peccare
inveniuntur. [13] Ita Petrus Apostolorum summus, Ita David secundum Cor dei
[14] vir, Ita caeteri peccarunt. Sit itaque tibi hic locus Locus consolationis,
quo [15] animum fractum consoleris et erigas. Ita semper in scripturis bonorum
[16] exempla miscentur Exemplis malorum, ut horum exemplo terreantur mali, [17]
illorum consolentur boni et peccatores. Itaque nulla causa est nobis, nulla
[18] est occasio neque ad praesumendum neque ad desperandum.
[19] Ad
Allegoriam.
[20] Etsi
caro tam infecta est tamque immunda, ut nullus sit vere purus [21] amor neque
ad nos neque ad alios, tamen in hiis Spiritus prodit sua Mysteria. [22] Proinde
tractaturus sacra, ea, quae carnis sunt, in Spiritum ducat, Tum [23] enim omnia
munda essent. Dulcescit enim Spiritus cogitatio, Si sensum [24] carnis
detriveris. Corpus itaque mulieris in scripturis, Quo portamur, [25] Charitas
est, idest omnium hominum Communio, Id quod impregnatur fide, [26] [Gal. 4,
19.] que est in verbum. Uterus est, Quicunque credit. Ita Paulus in Galatis
[27] ‘Filioli mei, quos iterum pario in domino, donec formetur in vobis
Christus’. [28] Preterea Loth gerit typum legis et predicatoris, Cuius est
erudire populum. [29] Due filie Loth pre se ferunt figuram duorum populorum non
recte utentium [30] legem. Frustra enim est, quod humano consilio velis legem
implere, Id [31] quod gentes fecerunt. Est enim fere aliud nihil humana ratione
implere [32] legem, quam cum ratione insanire. Item frustra est, quod cogites,
Ideo [33] legem positam, ut tu impleas. Verum nobis fidelibus satis sit, legem
in hoc [34] prorogatam esse, Non ut impleamus, Sed ut universus orbis obnoxius
fiat [35] peccato et nos revera peccatores. Lex enim iuxta apostolum propter
transgressionem [36] [Gal. 3, 19.] posita est. Iam qui vel humanis consiliis
vel suis operibus legem [37] implere student, contenti, si in speciem abstinent
ab iniuria, Intus fortiter [38] reclamante affectu, lege abutuntur, Cum patre
concumbunt, et inconcessum
[Seite 361]
[ 22 Pol.
hier am Fuße der Seite: Moabitae legis Impletione gloriantes Pol. hier am Kopfe der Seite: Ammonitae
ob legem non Impletam desperantes]
[1]
admittentes coitum, ex incestu maledictam producunt sobolem. Eo enim [2] cum
deventum est, ut tuis consiliis, tua ratione vis legem implere, peregrinum [3]
addes legi intellectum, cum tamen Lex hoc agebat, ut ductus in tui [4] ipsius
cognitionem aliunde salutem speres invocans nomen domini. Quos [5] [V. 37.]
legis abusus videbimus in nominibus filiorum: filia maior vocavit filium ex [6]
patre susceptum Moab, quasi a patre conceptum. Superbiebat enim maior [7]
filia, se concepisse ex semine patris, aptissime pre se ferens nomen et
conditionem [8] omnium Iusticiariorum. Fieri enim non potest, quin superbiant
[9] et inflentur ii, Qui in speciem per opera legem implere student. Et hii
[10] sunt maxime, qui gloriantur, legem se implere, Cum nihil minus faciant.
[11] Querunt enim aliud nihil quam gloriam suam, quorum internus affectus [12]
semper clamat: Non tibi domine, non tibi, Sed nomini nostro da gloriam, [13]
Nihil relinquentes divinae misericordiae. Donatus est nobis Christus a patre,
[14] non ut Iustos, Sed ut peccatores salvos faciat.
[15] Porro
per Moab figurantur omnes Iudei. Qui cum se vendicant, [16] peculiarem dei
populum esse, promissione et fide sua excidunt propter incredulitatem. [17] Iam
sicut Iudeorum Iusticia periit, ita omnium illorum, qui suis [18] operibus iusticiam
statuunt, peribit Consilium. Frustra enim est hominum [19] gloriatio, que extra
Christum fit. Hanc Moab Superbiam nullo non loco in [20] [4. Mos. 21, 29.,
Richt. 3, 12 ff.] scripturis invenies taxatam. Numeri 21. ‘Ve tibi Moab,
periisti popule Cham’. [21] [Jes. 15 u. 16., Jerem. 48.] Iudicum 3. Esaiae 16.
et 15. Hieremie 48. Saphonie 2. Quibus locis scripturarum [22] [Zeph. 2, 8 f.]
aperte convincitur Moab impietatis atque quod excludatur ex Ecclesia. [23] Sunt
autem tales Moabite, qui credunt, se deo proximos, Et quorum arrogantia, [24]
ut Esaias inquit, maior est quam fortitudo illorum, Super quibus ne requiescat
[25] [Jes. 66, 2.] Spiritus domini, quoniam non tremunt ad sermones domini,
Esaie ultimo. Altera [26] filia indidit proli recenter natae nomen Ammon, idest
filius Moeroris mei, qui [27] pre se fert Typum anxiarum conscientiarum.
Postquam enim homo ceperit [28] agnoscere peccatum suum, Et postquam ceperit
homini displicere ante acta [29] vita, impossibile est, ut animus eius
serenetur legis cogitatione. Quo enim [30] magis magisque cogitat peccati
magnitudinem, Legis exactionem, Dei iram [31] irrogandam per legem, eo plus
terretur refugitque legem deumque, utrunque [32] timens. Quem timorem statim
sequitur Desperatio, dicuntque qui ita vexantur: [33] Ecce filius meroris mei,
que vox signum est eterni horroris, qui [34] exagitat conscientiam. Credere
quidem non possunt, peccatum sibi condonari [35] unquam, neque auxilium
invenient. Frustra est hic multa loca querere, [36] multorum hominum consilia.
Frustra fit operum exercitatio, tandemque eo devenient, [37] ut dicant ‘Lassati
sumus in via iniquitatis et perditionis et ambulavimus [38] [Weish. 5, 7.] vias
difficiles, viam autem domini ignoravimus’, Sapiente 5. Preterea [39] Ammon et
populus eius, qui non recte domino credit, Imo dominum [40] [Zeph. 2, 8 ff.]
blasphemat, abiicitur a domino. Sophonie 2. Audivi opprobrium Moab et
[Seite 362]
[ 11 Pol.
hier am Kopfe der Seite: Abimelech civiliter bonus 32 Pol. am Rande: Sara
quomodo soror Abrahae 38 Pol. hier am Ende der Seite: Deus vigilat pro Abrahamo
sibi credente, Abraham tamen utcumque sibi quoque prospicit]
[1]
Blasphemias filiorum Ammon, qui exprobraverunt &c. Preterea vivo ego, [2]
dicit dominus exercituum, deus Israhel, Quia Moab ut Sodoma erit et filii [3]
Ammon quasi Gomorra: Siccitas spinarum et acervi salis Et desertum [4] usque
ineternum'. Postremo tutissimi media via ambulant qui sciunt, se [5] fide
iustificari. Iustificati siquidem per opera mercedem habent, Sed non [6] [Röm.
4, 2.] apud deum, Ro. 4. Deinde qui sciunt, nullum opus, quantumvis splendidum
[7] in speciem, placere deo. Hii enim tranquille vivunt, Omnia in dominum [8]
reiicientes, dicentes: Ecce, Christum habeo Thronum maiestatis, qui se donavit
[9] nobis Omniaque sua pro nobis Vixit et fecit. Ex quo consequitur, quod [10]
neminem contemnamus, quantumvis vilem, quantumvis malum. Et ita cadit [11]
Moab, Rursus Ammon cadit: Si curam nostram reiecerimus in dominum, Quia [12]
fide fit, ut opera vilissima in speciem summe deo placeant, Cum interim [13]
vel presumptio vel desperatio faciat optima opera coram deo abiectissima.
[14] CAPVT
XX.
[15] Observa,
Abimelech virum fuisse civiliter bonum. Noluit enim publicam [16] culpam
committere, ut alterius per vim uteretur uxore. Cognita enim caussa [17] [V.
4.] statim dicit Abimelech: Domine ne gentem ignorantem et iustam [18]
interficias? Nonne ipse dixit mihi &c. Quasi dicat: Ego sum extra [19]
noxam. Credebam enim, hominem vera dicere et non mentiri. Neque itaque [20] domine
imputes mihi, quod ignorans feci. Simplici quidem corde, nullo [21] dolo
immunditiam manuum mearum, idest absque iniquitate, feci hoc. Porro [22]
arguitur Intemperantiae Abimelech, eo quod tam temere ausus est peregrinam [23]
mulierem ducere uxorem. Observa item: quanta cura tuetur dominus Abrahamum.
[24] Is siquidem benigne fert abduci uxorem suam, quoniam potens sit [25]
dominus tueri eam. Ideo enim monitus est per somnum Abimelech.
[26] Tercio
loco vide, ut dominus ferat populi errorem. Ita enim dicit ad Abimelech: [27]
[V. 6.] Quoniam scio, quod simplici corde feceris, Ideo Custodivi [28] te, ne
peccares in me. Que verba proprie sunt Legis: Mandat enim [29] bona lex, vetat
mala.
[30] [V. 8.]
Timuerunt.
[31] Attende
Legis et verbi officium. Verbum enim natura sua terret. [32] [1. Mos. 11, 27.]
Capi. 11. ad finem ita legis: ‘Thara genuit Abraham, Nachor et Aram. [33] Porro
Aram genuit Loth’ &c. Abraham nihil hesitans, quin servaturus [34] eum
esset dominus, media liberationis utcunque querit. Ita enim faciendum [35] est
in omnibus rebus. De qua re copiosius ca. 32. disseremus.
[36] [V. 18.]
Concludit.
[37] Ecce
pena, qua ultus dominus est scelus Abimelech, eo quod abduxerit [38] uxorem
Abrahae.
[Seite 363]
[ 1 Pol. am
Kopfe der Seite: filius carnis/promissionis 6 q. d. 21/22 Die Klammern fehlen
30 Pol. hier am Fuße der mit Contenti schließenden Seite: Abraham nescivit uter
filius a deo electus esset. Reiicitur Synagoga und am Kopfe der folgenden: Aqua
Agar ancillae deficit, abiicitur puer. Synagoga suos pueros servare nequit 33
Am Rande: Humanus animus Scripturae epulis alendus est]
[1] CAPVT
XXI.
[2] [V. 9.]
Ludus filiorum, quantum colligitur ex Sare verbis eiusmodi fuit, quod [3]
voluerat Ismahel se heredem censeri, eo quod primo loco natus esset. Solent [4]
enim qui Ismahel sequuntur, sese omnium primos statuere, nec tamen [5] sunt.
Cum itaque vidisset Sara illudi Isaaco ab Ismahele, dicit ad Abraham: [6] eiice
ancillam hanc &c. quasi dicat: hereditas, quam contendit se habere [7]
Ismahel, ad Isaacum pertinebit. Porro observa paternum affectum in Abraham [8]
[V. 11.] super filio suo Ismahele, quoniam dure accepit hoc Abraham pro filio
suo, [9] inquit Moses. Videbatur enim fuisse Abraham in hac opinione, ut
crediderit, [10] in Ismahele benedicendum esse Semen, alioqui non opus
habuisset domini [11] confirmatione, qua confirmatus certus erat, non in
Ismahele, sed in Isaaco [12] benedicendum esse Semen. Dividuntur quidem hii duo
filii domini oraculo: [13] Ut alter sit promissionis filius, Carnis alter, id
quod copiose Apostolico [14] [Röm. 9, 6 ff., Gal. 4, 21 ff.] plane Spiritu
Roma. 9. et Gala. 4. tractavit Paulus. Proinde palam est, [15] Abrahamum
ignorasse domini consilium, utrum filiorum elegisset. Duo filii [16] sunt duo
populi. Duae matres duos filios producunt. Qui Isaacum sequuntur, [17]
promissionis sunt filii, idest fidei, Qui solum ex deo pendent, nescientes [18]
auxilium, nisi quod a domino expectant. Et hii semper ab Ismahelitis, qui [19]
Iustitiam querunt ex lege et operibus, persecutionem paciuntur ab hinc usque
[20] ad mundi finem. Preterea populus Isaaci nullam habet vocem reliquam, [21]
nisi ut dicat cum Sara, idest communi voto ecclesiae (Sara enim ecclesiam [22]
figurat, Synagogam Agar): eiice ancillam &c. Ismahel enim non vincitur nisi
[23] sola oratione. Quoniam hypocrisis et externa species operum fallit
universum [24] orbem. Adeo etiam quod operum fallit optimos quosque species,
[25] Id quod vides in Abraham factum esse, Qui non potuit discernere inter [26]
[V. 14.] opera Isaaci et Ismahelis, siquidem utrunque iudicat. Hoc quod
dicitur: [27] Surrexit Abraham mane &c., Ad Abiectionem Synagogae pertinet,
que [28] accipit aquam et panem, fontem veritatis atque hereditatem negligit.
Ita [29] Ismahelitae operatores non sunt heredes, Non apprehendunt
promissionem, [30] que aeterna est, Contenti aliqua portione vitae huius.
Accipiunt ab Abraham [31] Scripturam, Sed sensu carnis suae polluunt eam.
Igitur vide, quid futurum [32] sit: Agar abiens errabat in solitudine. Fieri
enim non potest, quin erret [33] humanus animus, Si scriptura non confirmatus
sit. ‘Lucerna enim verbum [34] [Ps. 119, 105.] tuum et semita pedibus meis’,
inquit David. Postremo horrendum est, quod [35] [V. 15.] dicitur: postquam
consumpta esset aqua, abiecit puerum &c. Si
[Seite 364]
[ 24 Pol.
hier am Fuße der Seite: Ismahel venator Impios figurat huius vitae foelicitate
contentos 29 Pol. am Rande: tales sunt qui indulgentiis et suis operibus se
credunt]
[1] enim
scripturam acceperimus, tantum ut preceptum aliquid sive ut Legem, [2]
accipimus super nos pondus importabile. Deficiet enim aqua, idest cadent [3]
omnia opera, quia non didicimus credere et soli deo confidere. Neque salus [4]
erit tempore Iudicii. Observabis igitur, in scripturis esse precepta et
promissiones. [5] Deinde precepta esse arripienda digito, Promissiones toto
pectore. [6] Promissionem sequeris, Si tibi placuerit vocatio, certusque sis,
quod quicquid [7] facias, domino placeas. Tamenque eris sanctus fide, non
operibus. Ein [8] glaub heyligt, nicht wergk heyligkt. Proiicit a se puerum
Agar et flet, idest [9] non potest salvare Synagoga suos pueros adveniente
Conscientia. Posteaquam [10] enim manifestatur illis veritas, non possunt ferre
veritatem. Accipit uxorem [11] Ismahel de terra Aegypti, idest impii illi
convertunt se ad aliquod humanum [12] consilium, contenti qualicunque portione
vitae huius, negligentes in [13] [V. 20.] terim futura. Ideoque Sagittarius
factus est et venator. Venatoris quidem [14] nomine, Sagittarii et Gigantis
hominum Tyrannis et impietas in scripturis [15] describitur. Id quod antea de
Cham, Nimbroth et ceteris viris capite 10. [16] diximus. Idem dicturi de Esau,
filio Isaac.
[17] [V. 22]
Eodem tempore dixit Abimelech.
[18]
Abimelechi facta ad Conscienciae iudicium pertinent. Atque adeo Exemplum [19]
est Abimelech humane prudentie. Fieri enim non potest, Quin sapientiae [20]
carnis formidini sit deus, atque quo fuerit maior in nobis, eo magis deum [21]
timebit, fugiemusque a facie domini, querimus auxilia, Omnem movemus [22]
lapidem, quo tuti simus ab ira domini. Id enim facit hoc loco Abimelech, [23]
quia videt, deum esse cum Abrahamo, certificatus tot evidentibus signis, pro
[24] quo antea pugnaverat dominus, ca. vicesimo.
[25] [V. 22.]
Paciscitur cum Abraham: dominus Deus tecum est &c., Nulla alia [26] ratione
ad paciscendum impulsus, nisi quod timeat, ne noceat illi. Impii [27] enim cum
horrent deum neque possunt effugere, querunt consilia, Quibus [28] [Jes. 28,
15.] possunt tuti esse. Quorum vocem descripsit Esaias ca. 28. ‘Percussimus
[29] foedus cum morte’ &c. Porro vide, ut speciem pietatis praetexunt suae
[30] [V. 25 f.] impietati. Postquam enim Abraham duriter increpat Abimelechum,
quoniam [31] iniuria facta sit illi per servos Abimelech, dicit Aimelech: nescivi,
quis fecerit [32] hanc rem, et tu male fecisti quia non indicasti mihi, neque
ego unquam [33] audivi praeter hodie &c. Que verba sunt animi mentientis.
[34] [V. 26.]
Nescivi, quis fecerit hanc rem.
[35] Ferendae
sunt quidem iniuriae, Sed non approbandae. Prompto animo [36] ferebat iniuriam
Abraham, Sed tamen non tacuit Abimelechum iniuste agere, [37] Ne deesset
testimonium veritati.
[Seite 365]
[ 32
quanta Am Rande: Holocaustum
dicitur oblacio tota adusta]
[1] CAPVT
XXII.
[2] Summa
Historiae de Abraham est hec: Deum non respicere ad opera, [3] Sed ad cor et
fidem. Locus insignis est apud Micheam in hanc sententiam [4] [Mich. 6, 6 ff.]
ca. 6. Deinde vide, quot arietibus, quot machinis tentetur Abrahe animus, [5]
[V. 2.] et quam varie fides eius exerceatur. Accipe, inquit, non servum, non
vitulum, [6] Sed filium tuum unigenitum, quem diligis, Eum scilicet, qui [7] ex
vetula natus charior erat Abrahe quam vita sua. Addit insuper Isaacum, [8] ubi
vel ipso nomine pulsetur cor Abrahae: Der nam bricht ims hercz. Quo [9] loco
observa, pugnare inter se leges divinas. Prius enim dixerat dominus [10] [1.
Mos. 17, 4., 1. Mos. 21, 12.] ‘Patrem multarum gentium constituam te’. Et
postea ‘in Isaac vocabitur [11] tibi semen’. Iam dicit: Imola Isaac. Ecce opus
fidei, ut situm sit in contradictione: [12] hie leyth der knod1, das sich goth
selbst wil lugen straffen. Et [13] [Röm. 4, 20 f.] honor hic habendus est deo.
Meminit huius loci Paulus Roma. 4. ‘In repromissione [14] dei &c. non
hesitavit diffidentia, Sed confortatus est fide, dans [15] gloriam deo
plenissime, Sciens quecunque promisit deus, potest facere’. Hic [16] non dubium
est, quin omnia ossa eius concussa sint, et gelidus per ima [17] cucurrit ossa
sanguis, Neque erat quisquam, in quem effunderet affectus suos, [18] atque hunc
paternum dolorem, quem conceperat ex filii sui charissimi imolatione. [19]
Tacet Abraham, mussitat dolorem, nihil respondens, nihil expostulans, [20] quia
promiserat deus, benedicturum se universo orbi terrarum in filio [21] Isaac, Ne
uxorem quidem suam Saram, que spiritalis erat, adhibens in consilium. [22]
Solus fert quicquid est dolorum. Sequitur:
[23] [V. 2.]
Vade in terram visionis atque ibi offeres eum in holocaustum
[24] super
unum montium, quem monstravero tibi.
[25] Verbum
‘offeres’ personam patris tangit, velut dicat: Tu ipse facies, [26] non alius,
atque in tuis oculis et in tuis manibus interficietur. Surgit mane [27] Abraham
accingitque se itineri ambulans tribus diebus, nescius quo eat, [28] non
impaciens more. Tu sequere animi cogitatione, Quid cogitaverit venerandus [29]
Senex per hos dies integros. Sepe enim intuitus est puerum cum [30] lachrimis
et intimo cordis gemitu, miratus secum profunditatem iudiciorum [31] [V. 4 f.]
dei. Porro die tertio, Cum vidisset locum, dicit pueris suis: expectate hic
&c. [32] Cogita, quanto animi sui dolore protulerit verba hec, rem, quam
instituerat, [33] dissimulans, ne ab instituto per pueros avocaretur. Pone ob
oculos tristem [34] incessum patris et filii. Imponit enim Abraham, id quod
citra animi dolorem [35] fieri non potuit, ligna quibus adolendum erat incensum
in dorsum. [36] Isaac ipse portans manibus ignem et gladium. Iam vide, quid
sequatur?
[Seite 366]
[ 11 Pol. am
Kopfe der Seite: Exemplum curae divinae contra nos 26 Pol. am Rande: Consilium
dei tandem patescit]
[1] [V. 7.]
Euntibus illis dicit filius: pater mi. Que sola filii vox potuisset patris
animum [2] ab instituto revocasse. Cui respondit: Quid vis, fili? Et subdit
filius: [3] Ignis adest, adsunt ligna, ubi est victima quam offeremus? nihil
suspicans [4] etiam simplicissimus puer, se futuram hanc victimam. Quem queso
vel [5] alienum, non modo patrem, hec simplex simplicissimi pueri Questio non
[6] [V. 8.] moveret? Respondet benigne Abraham: Deus providebit sibi de victima
[7] holocausti, fili mi, cepitque Abraham multa cum filio conferre, quibus
persuaderet [8] filio, ut sese offerendum permitteret, quia domino sic placitum
esset. [9] Tandemque consensisse Isaacum palam est. Qui patri obediens, a patre
[10] occidi non recusavit. Tu cogita, ut huic persuasioni Abraham peticiones
[11] lachrimis, lachrimas petiticionibus miscuerit. Item cogita et estima,
quomodo [12] intitutus fuerit ab Abraham patre filius Isaac, quia nihil
responsat patri, Sed [13] [V. 10 f.] sequitur, quocunque impulerit eum patris
mandatum. Porro quod in hoc [14] extendente manum Abraham ad imolandum filium,
clamante angelo de coelo [15] atque dehortante, ne feriret Abraham filium suum,
Habes exemplum curae [16] [Ps. 121, 4.] divinae atque palam vides, verum esse
quod dixit propheta ‘non dormitabit [17] neque dormiet, qui custodit Israhel’.
Domino enim est cura pro nobis, [18] [Röm. 4, 23 f.] saltem fidamus illi, in
hunc enim modum dixit apostolus Roma. 4. Scriptam [19] esse et ob oculis nobis positam
Abrahae fidem, non tantum propter ipsum, [20] quia reputatum sit illi ad
iustitiam, quod crediderit, Sed et propter nos, [21] quibus reputabitur
credentibus in deum &c. Sunt autem hominum conscientiae, [22] hominum animi
utcunque his exemplis sanctorum patrum firmandi.
[23] [V. 12.]
Non extendas manum tuam.
[24] Hic
locus dignus est, quem sepe meditemur. Habet enim, quomodo dei [25] opera non
cognoscuntur a nobis, nisi postquam facta fuerint. Iam enim primum [26]
cognoscit Abraham consilium domini, quid voluerit, per hoc quod [27] miserit
filium suum occidi, dicit enim: nunc cognovi, quod timeas dominum [28] et non
pepercisti unigenito filio tuo propter me.
[29] [V. 16.]
Per memetipsum iuravi &c. Ecce fidei fructus et merces.
[30] [V. 18.]
Quia obedisti voci meae. Vide, quantum possit auditus. Nihil [31] enim exigit
magis a nobis dominus, quam ut simus audientes voci eius. Ita [32] [Ps. 81, 9
f.] dictum est Iudeis ‘si audieris me, ne erit in te deus recens’. Est porro
[33] hec particula ratio omnium superiorum. Ideo enim inquit dominus:
benedicturus [34] sum universo terrarum orbi per semen tuum, quia obedisti voci
meae.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[38] Stirpem
horum graduum ex capite 11. et 24. colliges.
[Seite 367]
[ 31 Pol.
hier am Kopfe der Seite: Isaac Christum figurat]
[1] Figura
Isaaci apte torquetur ad Christum. Isaac enim praeter carnem [2] [Röm. 9, 7.,
Gal. 4, 26.] natus est, et tamen in carne filius promissionis censetur. Roma.
et Gala. quo [3] Mysterio significatum est, Christum nasciturum in carnem solo
spiritu. In [4] utroque itaque miraculum est: In Isaac, quia natus est utroque
parente iam [5] sene, in Christo, quia citra virilem operam natus est, deinde
Paulo teste offertur [6] [Röm. 8, 32.] et Christus cum inquit ‘proprio et unigenito
filio’ &c., pulchre aptans [7] figuram Isaaci ad Christum. Tertio de Isaaco
dictum est, quod in hoc esset [8] vocandum semen Abrahae, postea morti
subiectus, elevatus est supra vitam et [9] mortem, ita quoque Christus dominus
est vitae et mortis. Item credentes in [10] [Gal. 2, 20.] Christum domini sunt
vitae et mortis. Unde Paulus in hanc sententiam dixit [11] [Phil. 1, 21.] ‘Vivo
ego, non ego, vivit vero in me Christus’, et alibi ‘mori mihi lucrum’. [12]
[Phil. 1, 23.] Item ‘cupio dissolvi et esse in Christo’, velut dicat: quicquid
vivo, non mihi [13] vivo, sed Christo, qui sicut semetipsum impendit pro aliis,
non sibi vivens, [14] ita ego non mihi vivo, sed ut multos Christo lucrifaciam.
Odio habeo vitam [15] et tamen diligo vitam, non quia vivat ipse, sed quod
aliis vivat. Christus [16] cum una sit persona duplicis naturae, quia deus et
homo unus est, Christus [17] is nunquam mortuus est, et tamen semel mortuus est
in cruce, meruit Deinde [18] nobis suo sanguine, ut vita maneat, mors
consumatur, et tum impletum est, [19] quod dixit propheta ‘Morsus tuus ero
mors’, et ‘ubi est mors Victoria tua, ubi [20] [Hosea 13, 14., 1. Cor. 15, 55.]
est mors stimulus tuus? absorpta est mors in Victoria’. Oseae 13. 1. Corin. 15.
[21] ad finem. Iniecit dentes suos Sathan in Christum et mordendo absorbta [22]
est et in victoria consumpta, idest cum iam vincere deberet, victa est. Ita
[23] Christus moriendo mortem vicit, ut et nos suo exemplo vincamus mortem.
[24] Donata est enim nobis victoria peccati, legis et mortis per fidem in
dominum [25] [1. Cor. 15, 57., 1. Joh. 5, 4.] nostrum Iesum Christum. 1. Cor.
15. 1. Ioannis 5. ‘hec est victoria, que [26] [Hiob 40, 19.] vincit mundum,
fides nostra’. Lege 41. caput Iob de Behemoth quomodo [27] inescandus sit et
quasi piscis hamo extrahendus. Quarto iter suum absolverunt [28] Abraham et
Isaac spacio trium dierum. Ita Christus confecit hoc [29] sacrificium tribus
diebus a die coene usque ad diem pascatis. Quinto servi [30] et Asinus sunt lex
et prophetae, quoniam in Christo equantur omnes in [31] negotio fidei, sive
gentes sint sive Iudei et carnem suam cum Christo crucifigunt. [32] Quia vero
manent in montis radice, significatur, legem pedagogum [33] esse ad Christum,
prophetas invocasse Christum, longe tamen adhuc abfuisse [34] a Christo. Lex
enim signaculum fidei est. Sexto imponit Isaaco [35] ligna, idest peccata
nostra Christus abstulit. Septimo ligatur Isaac: ligatur [36] [Luc. 22, 53.]
Christus a Iudeis cum dixit ‘Hec est hora vestra tenebrarum’. Tandem [37]
incipit res, cessat figura. Imolatur Isaac, et tamen non moritur. Exponitur
[38] mactandus, et tamen non mactatur. Coniicimus peccatum nostrum in Christum,
[39] et tamen his non premitur. Octavo Aries herens cornibus in Vepribus [40]
datur Abrahae in Symbolum futuri Christi, quod scilicet Christus [41] olim
offerendus sit pro omnium hominum peccatis. Quod vero cornibus
[Seite 368]
[ 4 mons ist
Zusatz Polianders. 34 donum ist von Pol. am Rande hinzugefügt. 36 Am Rande:
Sepultura non est sacra.]
[1] heret in
vepribus Aries, significat, Christum contentiones habiturum Cum [2] impiis
sapientibus atque universo mundo. Postremo cornu Arietis verbum [3] vocale
figurat. Preterea necessarium erit, ut quisque nostrum imolet Isaacum [4] in
hoc monte Moria, in quem respexit olim dominus, hic [mons] spiritualis [5]
factus, eo loco est, ubicunque Euangelium, baptismus, fides est. Immo nos [6]
fideles simus mons ille, super quo oblatus est Isaac. Huius signum est, [7]
quia mons appellatus sit visio domini post factum, idest Christus oblatus [8]
[Joh. 14, 6.] pro nobis communicat nobiscum hunc titulum montis. ‘Nemo enim ad
patrem [9] venit, nisi per filium’. Patri placemus, quia Christus pro nobis
mortuus est, [10] per quem reconciliati sumus patri, per quem patri placent,
quaecunque placent. [11] Porro per Christum dei patris voluntatem cognoscimus,
cuius beneficio suppeditatur [12] nobis spiritus, qui revelet secreta dei.
Credentes nimirum in [13] Christum, Christi mentem tenemus, quo deinde patris
voluntatem cognoscimus, [14] [1. Cor. 2, 16.] 1. Corin. 2. ‘Voluntatem patris
nemo novit, nisi filius et cui voluerit [15] [Matth. 11, 27.] revelare filius’,
in Euangelio Ioannis. Cui filio per fidem inserimur itaque [16] respicit ad nos
dominus.
[17] ‘Semen’
hebraico Tropo idem fere est, quod nos carnem et sanguinem [18] dicimus.
[19] CAPVT
XXIII.
[20] Spiritus
transfusus in hominem immutat naturam, non corrumpit naturam [21] [V. 2.]
facitque, ut omnia opera sint super naturam. Fidens deo deflet mortem [22]
uxoris, dolet super mortua, tangitur affectu quodam amoris neque in hoc [23]
peccat. Quod si quispiam infidelis hoc fecisset, peccasset per omnia. In [24]
[V. 6.] hunc modum iudicabis de omnibus naturae humanae affectibus. Princeps
[25] es dei, idest dominus tecum est, Tropo hebraico.
[26] Questio
est, an liceat locum sepulturae emere. Sunt enim, qui Ephrema [27] volunt
fuisse reum peccati, eo quod Abrahae postulanti locum sepulture [28] pro
sepeliendo mortuo suo non ultro dederit locum et gratuito, Quoniam [29] [Matth.
10, 8.] spiritualia gratis data, gratis impendi debent aliis Iuxta illud,
‘gratis accepistis, [30] [Apgsch. 8, 18ff.] gratis date’, Confirmantes hoc
exemplo Simonis, Actorum 8. Qui cum vidisset, [31] quia per imposicionem manus
apostolorum daretur spiritus sanctus, obtulit [32] eis pecuniam dicens: date et
mihi hanc potestatem, ut cuicunque imposuero [33] manus, accipiat spiritum
sanctum. Quem duriter increpans Petrus dixit: [34] pecunia tua tecum sit in
perditionem, Quoniam [donum] dei existimasti [35] possidere pecunia. Iam sicut
non licuit Simoni pecunia spiritum sanctum [36] coëmere, ita quoque non licet
sepulturam coëmere. Porro eo res deducta [37] est nostro seculo per impios
pontifices, ut omnia ceremoniarum opera spiritualia [38] sint, non tantum
sepultura, pro qua ita digladiantur episcopi. Spectandum [39] est itaque, ut
non monachi et sacerdotes vendant missas et ceremonias
[Seite 369]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Am Rande:
Vertetur oratio eius in Maledictionem 9 Pol. hier am Kopfe der Seite: Qui
servit altari vivit de altari
comparatio est a veteri sacerdotio, minime autem dictum de hoc nostrorum
temporum sacerdotio et altaribus, sed ministris verbi 12 Am Rande: Frag dich
selbst, ob dw es an sunde nembst 29 Pol. am Rande: Foemora Abrahae 36 q. d.]
[1] suas,
immo et orationes, Et an papa spiritum sanctum et crucem [2] vendat, id quod
non facit. Er nimbt aber gelt dar fuer. Obiicitur: Unde [3] itaque vivendum est
sacerdotibus? respondes cum apostolo ‘Quod qui verbo [4] [1. Cor. 9, 14.]
Euangelii servierit de verbo vivat’ 1. Cor. 9. Ita dominus ordinavit his, qui
[5] Euangelia annunciant, de Euangelio quoque vivant, quia scriptum est [6] [5.
Mos. 25, 4., Luc. 10, 5.] Deute: 25. ‘non obturabis os bovi trituranti’, Lucae
X. ‘in quamcunque domum [7] [Luc. 10, 7.] intraveritis’ &c. Et paulo post
‘in eadem domo manete edentes et bibentes, [8] que apud illos sunt. Dignus est
enim omnis operarius mercede sua’. Preterea [9] [1. Cor. 9, 13.] cave hunc
Pauli locum ‘qui inservit altari, de altari vivat’, intelligas [10] de altari
nostrorum saeculorum, quia de functione verbi loquitur apostolus. [11] Cavendum
est quoque Christianis, ne paciscantur pro ulla re spirituali, Impie [12]
faciunt et deum blasphemant, qui paciscuntur cum sacerdotibus pro missis [13]
atque aliis eiusmodi rebus. Libere enim debent esse omnia. Impia conventio [14]
est: dabo vobis tantum, Itaque oretis pro me.
[15] CAPVT
XXIV.
[16] [V. 1]
Erat autem Abraham senex.
[17] Huius
capitis plerique loci sunt morales pertinentque ad formandam [18] vitam
hominis, alii sunt erudientes spiritum. Principio capitis huius observabis [19]
[Gal. 3, 27 f.] Pauli locum 3. Gala. ad finem huc petitum ‘quicunque in Christo
Iesu [20] baptizati estis, non est Iudeus neque Graecus &c. Omnes enim unum
estis [21] in Christo Iesu’. Indicat enim scriptura passim, omnes hominum
conditiones, [22] omnes hominum status placere deo. Itaque servus ille Abraham,
cuius [23] nomen ca. 15. scribitur, non reiicitur a domino. Deinde mittit
servum [24] Abraham in Mesopotamiam, ut duceret filio Isaac uxorem, adiurans
eum, [25] quoniam scilicet sciebat, ex Isaac semine nasciturum filium, in quo
benedicentur [26] tribus terrae. Igitur noluit infidelem quampiam ex filiabus
Cananeorum [27] Matrimonio iungi Isaaco. Potuisset etenim Abraham conciliasse
sibi [28] incolas coniugio filii sui. Tertio iurat servus imposita manu super
foemur [29] Abrahae. Nempe futurum erat, id quod subobscure indicat Abraham,
nasci ex [30] his foemoribus Christum. Nam foemora partes sunt genitales Tropo
scripturae. [31] Unde hic locus habet mysterium incarnationis. Quarto spectabis
[32] undique, Abraham nihil sonare nisi promissionem. Interim enim, quod
cogitat [33] Abraham de coniugio filii, incertus est, quam oblaturus sit filio
uxorem dominus, [34] committens hanc curam domino. Postquam enim servus in
dubium [35] vocat, an secutura sit eum mulier, respondet: dominus deus coeli et
terrae &c., [36] quasi dicat: Goth wirdt Dir nicht liegen, er wirth im eine
geben werden. Sie
[Seite 370]
[ 3 Pol. am
Rande: Servus spiritalis 8 Pol. am Rande: Fratres enim tantum habet et matrem
16 Pol. am Rande: Spiritales verbum dei agnoscunt 27 in Zusatz Polianders 29
Pol. hier am Kopfe der Seite: Rebecca sponsam Christi figurat 30 Im Text:
vicium, Pol. am Rande: officium.]
[1] khum, auß
welchem winckel sie woel, er hat mirs czugesagt ‘in semine tuo’ &c. [2] Er
wirt in wol versorgen mit weyb und kinderen. Quintus locus est de [3]
fidelitate servorum atque de universa familia Abrahae. In eam enim venerat [4]
servus spiritus cognicionem, ut potuerit sollicitus de herili filio dominum [5]
consulere, Atque adeo signum praescribere domino ‘Herr laß es die sein’. [6]
Sexto erudienda est Iuventus, ut oret dominum pro coniuge, inde enim [7] [Spr.
19, 14.] proverbiorum 19. dixit Salomon ‘domus et diviciae dantur a parentibus,
a [8] domino autem uxor prudens’. Septimo Rebecca deserta est et orba, ideo [9]
curat eam dominus, atque confer hoc loco coniugii rationem cum Sacerdotio [10]
et monachatu hodierno: Hii qui in domino nubunt, dei mandatum implent [11] [1.
Mos. 3, 16 ff.] ‘in sudore vultus tui &c. et multiplicabo erumnas tuas’
&c. Sacerdotes vero [12] et Monachi primum prae caeteris honorantur, sunt
ceteris diciores habentque [13] omnium voluptatum genera, itaque ex directo
pugnant cum lege dei. Tu [14] iudica, quales utrique sint. Octavo
hospitalitatem exercent in hunc servum, [15] quem non noverant, neque quis
esset et unde missus, fratres Rebecce. Unde [16] verisimile est, eos probe fuisse
eruditos per Nachor patrem illorum. Nono [17] agnoscunt Laban et Bathuel domini
sermonem in servo dicentes: a domino [18] egressus est sermo, non possumus
extra placitum quicquam aliud loqui [19] tecum &c. Ita qui sunt spiritales
ea, quae sunt spiritus, intelligunt, solusque [20] [1. Cor. 2, 15.] spiritalis
omnia diiudicat, 1. Corin. 2. ‘Discernitque et probat spiritus, an ex [21] [1.
Joh. 4, 1.] deo sint’. Prima Ioannis 4. Decimo concedit scriptura, ut sponsa
Rebecca [22] ornetur, conviventurque inter se, antequam a se Rebeccam
dimittant. In [23] hoc enim sunt scripta hec exempla, ne quis nimium sanctus
his factis sanctorum [24] offendatur. Undecimo ad connubium statuendum
requiritur consensus [25] puelle. Duodecimo vide pudorem et verecundiam Rebecce
viso Isaac [26] Optimus enim thesaurus mulieris est pudor et pudicitia,
fornicatio siquidem [27] mulieris [in] disiectione oculorum eius. Porro puellae
oculis circumgyrantes [28] [Jes. 3, 16.] male audiunt apud Esaiam ca. 3.
Tertiodecimo dolet Isaac mortem matris [29] suae, quem dolorem temperasse
scribitur Isaac amore uxoris suae. Quo [30] loco vide, quod sit proprium uxorum
officium, et quod virorum. Commendat [31] enim nobis hunc amorem Isaac erga
Rebeccam. Paulus similiter et Petrus [32] ab uxoribus exigunt, ut Subditae sint
viris suis. Rursus a viris exigunt, ut [33] [Eph. 5, 22.] honorem impertiant
uxoribus atque diligant uxores suas. Ephe. 5. Mulieres [34] [1. Tim. 3, 2 ff.,
1. Petr. 3, 7.] viris subditae sint' &c. et Rursum ‘viri diligite’ &c.
1. Timo. 3. Item 1. Petri 3.
[35] Perinde
atque Isaac figurabat Christum, ita Rebecca Isaaci uxor [36] Christi sponsam
figurat, atque omnis baptizatus et Christo per fidem insertus [37] atque
Christo desponsatus Rebecca est. Porro quod dicitur, Isaacum ex [38] [Joh. 4,
22.] Sara natum, significat, Christum ex Synagoga natum esse et Iudeis. ‘Salus
[Seite 371]
[ 16 Pol. am
Rande: Minister sponsae 19 Pol. hier am Fuße der Seite: Paulus servus
Abrahae Rebecca inauribus et
armillis ornatur 20 Pol. am Rande: fideles 27 Hierunter Pol.: Hic vide
peculiares quosdam nidulos in quibus copiosius tractata habentur quattuor
ordine capita hoc loco interponenda. Verte novem1 folia. 28/31 Die Überschrift
bis erat ist von Pol. 31 Pol. am Rande: Abrahamum scriptura quemadmodum Homerus
Ulyssem, Virgilius Eneam, universi Christianismi proponit exemplum. Hinc
disces, quid sit obedientia, quid fides er verbum dei, quod sacerdotis
officium, quod patris familias, quod matris familias: nempe sedere in
tabernaculo, non discurrere, cura parentum in filios: nempe ut doceant eos
amare et timere deum, Item quomodo tractandi inimici, adorabat enim Abraham
omnes, qui summa rerum tum potiebantur, Item ratio pactorum, Emptionum et
venditionum in eo exprimitur.]
[1] enim a
Iudeis est’, quos solos venit vocare Christus. Hii cum renuissent, [2] abiecti
sunt a domino, adiunctaque est Christo pinguis Rebecca, idest gentium [3]
numerus. Vocavit Abraham servum suum adiurans eum: Vocavit deus [4] pater
ministros quosdam, qui verbi officio in gentes defungerentur, inter quos [5]
[Gal. 2, 8.] praecipue Paulus fuit, id quod ipse testatur Gala. 2. ‘qui enim
operatus est [6] Petro in apostolatum circumcisionis, operatus est et mihi
inter gentes’. Iurat [7] servus super foemora Abrahae, oportebat enim servum
credere. Ita voluit [8] deus, talem esse gentium apostolum, qui in fide
viveret. Iam hoc beneficium [9] confertur gentibus, natura pronis ad Idola, ut
per spiritalem ministrum recta [10] in Christum ducantur. Deinde servus
effundit thesauros suos et inaures, idest [11] magna virtute dei praedicavit
Paulus. Cameli sunt verba vocalia et Corpora [12] praedicatorum, qui cum pure
praedicant, fieri non potest, quin alantur neque [13] negligantur unquam. Donat
Rebeccae Inaures servus, idest auditum verbi [14] recepit gentilitas atque adeo
aurium nuntium Euangelii. Deinde brachium [15] Rebeccae ornatum armilla, idest
opera libere sequuntur fidem. Observabis [16] itaque, servum hunc ministrum
sponsae esse, non dominum. neque possunt [17] [1. Cor. 4, 1.] aliud praedicatores
quam sponsam Christo adducere, 1. Cor. 4. ‘Sic nos’ &c. [18] [V. 65.]
Occurrit Rebeccae Isaac, et cum quaereret illa, quis esset hic homo, respondet
[19] servus: dominus meus Isaac. Ita verbo Euangelii et opera ministrorum [20]
Euangelii praeparantur in adventum Christi. Rebecca descendit Chamelum, [21]
pallio obtegens se, idest in Christi adventu quisque suum onus feret citra
creaturarum [22] auxilium, recipiet enim tum quisque iuxta opera sua. Pallium
autem [23] [Ps. 143, 2.] quo velantur, hoc erit, ut dicamus ‘non intres in
iudicium cum servo tuo’ &c. [24] Velatur denique oculos Rebecca: eo enim
humilitatis deveniendum est nobis, [25] ut nihil nostrorum videntes, in dei
misericordiam nos reiiciamus. Inde etenim [26] fit, ut amet sponsam Christus ex
gentibus acceptam atque obliviscatur Synagogae.
[28] GENESIS
XXV.
[29] Abraham
vidimus, restat Isaac. Cum dedisset munera Abraham filiis concubinarum [30]
atque Ismaeli, heredem instituit Isaacum, quoniam is solus filius [31]
promissionis erat.
[Seite 372]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 2 Pol. am
Rande: felicitas benedictio dicitur 7 id est von Pol. zugesetzt 9 Pol. am
Rande: fides patrum 12 Pol. hier am Fuße der Seite: Quod Abraham dedit Isaaco
omnia, quae possederat, filiis autem concubinarum largitus est munera,
significat, viventes in fide hereditare possessionem, viventes extra fidem
habebunt munera, rebus terrenis et variis dotibus affluent, sed huiusmodi
munera non iustificant.
Observandum
est, spiritum sanctum adeo Immiscere se carni, ut patriarcharum carnales
nuptias non dedignetur describere. Nobis enim res absurda videtur, tantum virum
iam confectum senio, postquam iam Isaac uxorem duxerat, cui summa rerum
committi potuit, adhuc uxorem sibi iungere. Nec forte refert, libidinem eius
prorsus excusari, quamvis quidam putant, hanc eandem esse cum Agar, sed his
repugnat, quod sequitur, filiis concubinarum munera largitum Abrahamum, id est
aliarum uxorum filiis aliis ab Isaac, Sarae filio. Quid autem si consilio
spiritus eiusmodi exempla prodita sunt contra eos, qui aliquando secundas,
tertias et quartas Nuptias damnaturi erant. 13 Pol. hier am Kopfe der Seite:
Potissimum in sacerdotibus 14 vite
]
[1] 1 De
historia Isaac.
[2] [V. 11.]
Principio observa, felicitatem esse et dici tropo Hebraico Benedictionem [3]
dei, honesto quippe vocabulo, quoniam ab eo est, quidquid habemus [4] sive
eternum sive temporale. Res terrena quantumvis sit modica et vilis, [5] ob eam
ipsam tamen rem sibi debetur laus et graciarum actio. Deinde [6] [V. 12.] modo
loquendi Hebraico dixit ‘hee sunt generaciones Hismael, filii Abrahe’ &c.
[7] [V. 13.] ‘Et hec nomina filiorum eius in vocabulis et generacionibus’, [id
est] ut exponit [8] Augustinus: Ab illis dicte sunt generaciones.
[9] Tercio
loco diligenter considera fidem sanctorum patrum, qui ex solo [10] deo
pendebant, peregrini in terra, nullum habentes locum proprium, Id quod [11]
[Apgsch. 7, 5.] in actibus Steffanus testatur c. VII.: ‘Et non dedit illi
hereditatem in ea [12] nec passum pedis’ &c.
[13] Habuit
igitur Isaac magnum familicium, elephantes2 multos, iumenta [14] multa. Iis
coactus est, aim huc iam illuc migrare: bona vita quidem Isaac, [15] sed
laboriosissima, Potissimum cum versatur inter homines impios, a quibus [16] eum
non provocatum esse ad malum vel mille modis est impossibile. Enim [17]
impossibile est bonum virum inter malos citra calumnias vivere. Heret in [18]
[1. Mos. 12, 3.] solo verbo promissionis, quod dictum erat patri suo Abraham,
‘benedicam [19] benedicentibus te et maledicam maledicentibus te’, hec enim
sunt mirabilia [20] dei iudicia, ut benedicat mundo maledicente.
[Seite 373]
[ 3
progenitus, darüber primo 8 Pol. hier am Fuße der Seite: Non est filius Abrahe
secundum carnem 9 Pol. am Kopfe der Seite: Ismahel mundana foelicitate Isaacum
longe superat 13 habet Zusatz Polianders 15 indigemus aus indiemus von Pol.
korrigirt 19 Pol. am Rande: sed propter pietatem et impietatem 23 Pol. am
Rande: Agareni dicti 25 magno von Pol. über durchstrichenem argo(?) 30
difficillius 32 Hinter toto celo scheint ausgefallen etwa: qui dicunt]
[1] Quartus
locus commemorat sepulturam Hismaelis.
[2] Sunt
quoque eo loci multi loci communes. Primus: nichil prodest [3] Hismaeli, quod
ex Abraham genitus sit, atque adeo quod primogenitus sit. [4] [Matth. 3, 9.]
Carnis nativitas non facit filium Abrahe, id quod et Ioannes baptista Math. 4.
[5] Iudeis dixit, sic inquiens ‘Et ne sitis hac mente, ut dicatis inter vosmet
[6] ipsos: patrem habemus Abraham. Dico enim vobis, quod possit deus facere,
[7] ut ex lapidibus iis filii surgant ipsius Abrahe’, quem locum copiose
explicat [8] [Röm. 2, 28 f.] in Roma. Circumcisio enim cordis prodest, non
carnis.
[9] Secundus
indicat generaciones utriusque, et Hismaelis et Isaac. [10] [V. 16.] Feliciores
enim sunt, ut mundus loquitur, impii quam pii. Hismael 12 filios [11] habet et
in tantum crescit, ut constituat duodecim populorum principes, [12] antequam
Isaaco nascantur duo filii. Vigesimo quidem anno, postquam [13] duxisset Rebeccam,
nati sunt sibi duo filii, ut textus [habet].
[14] [V. 21.]
Tercius locus, quo deprecatus est Isaac dominum pro uxore sua, eo [15] quod
esset sterilis, aperte commonstrat, omnia, que indigemus, a deo [16] petenda
esse.
[17] Quartus
locus ostendit, scripturam damnare carnem et non damnare, [18] creator carnis
deus cum sit, utitur carne, prout vult. Servat bonos, damnat [19] [Röm. 9, 6
ff.] impios et utrosque citra utriusque demeritum vel meritum, ut copiose hoc
[20] agit Paulus in IX. Rho.
[21] Ab
Hismaele sunt Hismaelite, atque ii occuparunt Arabiam atque Asiam [22] minorem,
quod regnum nunc Turca tenet, ubi quoque sepultus est Machomed. [23] Omnes illi
ex Agar sunt, ancilla Egipcia, non ex Sara. Hoc loco [24] rursus observa, quam
prosperantur illi, id quod experti sumus magno malo [25] nostro. Exercicium
iuventutis hoc loco, quoniam celebratur [magno] iudicio, [26] est Isaac, qui
cum 40 esset annorum, duxit uxorem. Interim ieiunio, abstinencia, [27] Oracione
atque fide in promissionem macerabat carnem suam, id quod [28] facile est
coniectura consequi. Res magna profecto et memorabilis, educari [29] cepti a
parentibus domi sue, qui eos non passi sunt more nostre iuventutis [30] vagari,
id quod est difficilius factu iis, qui inter malos versantur, a quibus [31]
subinde variis modis, ut fieri solet, provocati sunt ad omnia mala. Ecce [32]
quantum facit institucio. Unde falluntur et errant toto celo, hunc librum [33]
Genesis nichil complecti quam stupra, adulteria et prolis procreacionem, atque
[34] adeo libidinis plena esse omnia, ut impii loquuntur, Cum tanta sunt fidei
[35] exempla, quemadmodum docet tota Heb. epistola. Iam deplorare licet
[Seite 374]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 2 dominatur
ist unterstrichen und korrigirt aus damnatur: auch am Rande von anderer Hand:
dominatur Pol. am Rande: Uxores
patribus cur ductae 5 Pol. hier am Fuße der Seite: Coniugia sanctorum patrum
quo tendebant 9 sterile 11 ferre aus fere von Pol. verbessert 15 p̄ces
von Pol. über durchstrichenem pr̄es 21 Pol. hier am Fuße der
Seite: Isaaci fides uxoris sterilitate tentatur 27 tamen Zusatz Polianders 37
Pol. hier am Fuße der Seite: Gigantes]
[1] nostrorum
temporum calamitatem, quibus ipsa caro regnat, Et sathan fortissime [2]
dominatur, preterea certo constat, nullum sanctorum patrum duxisse [3] uxorem,
nisi credidissent promissioni facte Abrahe ‘in semine tuo benedicentur [4] [1.
Mos. 12, 3.] omnes gentes’. Solum enim propter Christum, quem futurum
credebant, [5] libidini indulserunt. Porro verisimile est, imo ista testatur
Historia, [6] seniores, ut iis temporibus Sem fuit atque Abraham et ceteri,
instituisse iuventutem, [7] apud quos longo eciam tempore nutriti sunt. Vixit
quidem Sem, [8] filius Noe, Arphaxat, Sale et Heber cum Isaac, Esau et Iacob
multis annis, [9] ad quos quemadmodum ad capita respiciebat iuventus. Isaac,
uxore sterili [10] permanente, non parva fidei tulit pericula. Primo expectat
annos 20, antequam [11] filium consequatur, id quod est longanimitatis
exemplum, Tanto tempore ferre [12] promittentem dominum. Relucet quoque in hoc
divine bonitatis argumentum, [13] quoniam formande fidei gratia hec fiunt a
domino. Deinde etsi promiserit [14] semini Abrahe benedictionem, tamen differt
eo usque benedictionem, ut eam [15] fere videatur in dubium vocare prorumpatque
in preces Isaac, ut intelligamus, [16] quanta res sit carnis benedicto, ex qua
bonus nascatur puer. Dan wie wol [17] er uns etbas tzwgeben tzugesagt, will er
doch darumb gepetten sein, ut cognoscamus, [18] quantis diviciis absolvat
petita, id quod est beneficencie divine [19] [V. 22.] exemplum. Concepit
Rebecca, colliduntur in utero eius parvuli. Unde consulit [20] dominum,
credebat enim, inde sibi morten imminere. Igitur queri potest, [21] quem
consuluerit. Responde: Rebeccam consuluisse Sem, sacerdotem, qui [22] [V. 23.]
tum vivebat, a quo audiebat ‘due gentes sunt in utero tuo, Et maior serviet
[23] minori’. Quo loco cadit liberum Arbitrium seu voluntatis nostre. Porro
[24] in iis filiis vide mirabile dei iudicium. In mundo sic est: Wer etbas mag,
[25] der steckt den anderen yn sagk. Deus hunc invertit ordinem dicens, qui se
[26] humiliat, exaltetur. Hoc modo quoque dei ecclesia firmata super petram,
[27] contra quam nec praevalere possunt inferioris portae. Imo, quidquid est
tamen [28] quamvis malum, sive mors, sive infernus, sive peccatum, sive
diabolus, sive [29] Caro coguntur, et si maiora sint, servire minori. In hunc
modum Nemo [30] non exhorret mortem. Unde mors cum invadit me, cogor anxiis
suspiriis [31] clamare ad Christum. Wan dir der todt streckt alle viere, So
schreystu, [32] her goth von hymel, hulff mir. So spricht goth, Eia, muß man
Dir das [33] leren. Hoc idem ad omnia cetera applica. Ad finem spectat, qui
sint gigantes [34] et venatores. Hebraice enim dicuntur ‘Nyphlym’, Cadentes et
corruentes, hoc [35] est, Coram quibus corruitur et caditur ab hominibus, vel
qui super alios [36] corruunt et cadunt, Id quod faciunt Tiranni, qui gigantum
appellacione eciam [37] in prophanis literis censentur.
[Seite 375]
[ 1 Pol. hier
am Kopfe der Seite: Donis die nemo efferatur 5 progenitus ist unterstrichen: am
Rande von anderer Hand als Korrektur: primogenitus 18 Pol. am Rande:
Tabernacula 19 observabat Zusatz Polianders 28 Pol. am Rande: Rebecca
promissione nititur 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: Dei opera abscondita 33
improposito]
[1] De
nativitate puerorum Isaac.
[2] [V. 24.]
Sic Moses ‘iam cum tempus pariendi advenerat, Et ecce gemini in [3] utero eius
reperti sunt’ &c. Incipit iam scriptura discutere inter bonos et [4] malos
filios. Quo loco est cernere mirabile dei iudicium, quo humilia et infirma [5]
suscipit, ut confundat sublimia et fortia. Esau progenitus erat und [6] war das
vertzogene khindt, Cui iure hereditario debebatur regnum et sacerdocium, [7]
Preterea equa pars hereditatis cum ceteris pueris, atque hic reiicitur, [8]
assumitur autem Iacob, cui nichil debebatur. Simile huius observes per [9]
tocius scripture Historiam, potissimum in Cayn et Abel, Ismael et Isaac. [10] Adeo
non potest ferre dominus, siquis suis donis velit abuti. Omnes enim illi [11]
efferebant sese super ceteros. Pertinet hic locus ad locum communem de donis.
[12] Esau
dicitur der Teter, ab man sagenn solth, das wirth der rechte man [13] seyn,
ders thun wirth, dan es ist groß angesehen worden vor den leutten: [14] Eyn
geistlicher aufgerichter man furen leutten. Atque adeo, quod dilectus [15] sit
a patre Isaaco plusquam Iacob falso, scilicet specie, nesciebat quidem, [16]
quem elegisset dominus, fuit Esau optimus regendo vel regimine. Iacob [17] fuit
mansuetus, habitans in tabernaculis, idest in domibus. Eo enim nomine [18]
scriptura solet appellare domus nostras, ut indicet vitam hominum transitum
[19] esse. Mater Rebecca, prudencior Isaac, diligenter [observabat] filiorum
vocacionem, [20] que non dubitavit, dominum elegisse Iacob.
[21] Tercio
loco collige, sepe convenisse eius seculi homines, atque pro [22] concione
orasse patres, potissimum Sem, qui multis annis forte nonaginta, [23] ut ex
syncronismis colligitur, Et cum Isaac et cum filiis Isaaci vixisse. [24] Certum
enim est, qui credit non cessat predicare verbum, id quod indicat [25] [Ps.
116, 10.] psal. ‘Credidi propter quod locutus sum’. Deinde ubicunque est
verbum, [26] sunt qui audiant verbum. Porro mirabile est, quod deus contra
votum et [27] amorem Isaac in filium ei filium reiicit.
[28] Rebecca
magno fidei exemplo non curat, quidquid censeat Isaac, herens [29] in solo
verbo, quod audivit ‘Maior serviet minori’, atque inde est, quod [30] tantopere
repugnat marito, qui preferebat Esau, a quo stabant omnes eius [31] seculi
principes ac maiores atque sanctiores. Preterea contemptus est Iacob [32] a
fratre, atque non dubium est, quin multis iniuriis exprobraverint Rebecce. [33]
Quod tam pertinaciter perstiterit in proposito electionis Iacob, iam vides,
[34] quod non cernuntur dei opera, nisi priusquam opera completa fuerint.
[35] [V. 29
ff.] De vendicione primogeniturae.
[36] Constat
ex circumstancia textus, multis modis atque variis consiliis [37] agitasse
Rebeccam hoc factum promissionis, ut assequeretur reipsa id, quod
[Seite 376]
[ 2
assequeris 3 Pol. am Rande: Rebecca excusatur 14 adijecit 22 Pol. hier am Fuße
der Seite: De emptione et venditione prebandarum citra Simoniam]
[1] promissum
erat. Stante itaque promissione, dei voce facta, nichil refert, [2] Quocunque
modo assequaris rem promissionis. Et in hoc consistet excusacio [3] Rebecce, ut
credat, veram esse promissionem. Darumb gedachten sy, mutter [4] und son, wy sy
vor tzu komen mechten, Es wer wy es wolle, der halben [5] do Jacob ein occasion
hatte, wy er mechte primogenituram zu sich brengen. [6] Igitur cum vidisset
Iacob, cupidum coctionis sue ruffe fratrem, gedacht er: [7] dw wilt ein wurff
nach der primogenitura thun, Ob es geratten mechte, und [8] schlecht ym fur ein
solche maynung: Ich wil dir das suphlyn geben fur dy [9] primogenitura, atque
adeo dicit: vende mihi primogenita tua, non dicit: [10] Schenck mir sy ader gib
mir sy, besunder1 verkauff mirs2 sy recht und redlich, [11] das sy mechte mit
rechte mein seyn. Dan Jacob wil nicht felschlich handelen. [12] Cui respondent
Esau: Ho, heuth oder morgen sterbe ich, Primogenita gelten [13] alleyn hy auff
erden, dorth werden sy mir nit helffen. Iacob letus hac responsione [14] adiecit:
at ut cercior esse possim, iura mihi, quod vendideris mihi [15] Primogenita.
Quod fecit Esau. Questio est, an sint emenda vel vendenda [16] spiritalia. Hac
questione mirum in modum sudarunt scriptores. Ego similiter [17] credo, Iacob
non peccasse in Emptione Primogeniture, et si iniuste fecerit [18] Esau, qui
vendiderit: mandatum enim superius regula est inferioris mandati, [19] id quod
supra meminimus, neque mox est Simonia, quod nos Simoniam [20] [Ps. 14, 5.]
facimus. Sunt autem hec tempora nostra illa, de quibus propheta dixit: [21]
timuerunt ubi non erat timor: wyr machen sunden, do kene nicht ist. Itaque [22]
emens prebendam vel altare, quoniam sunt hec temporalia, vel vendens non [23]
committit Simoniam. Huius signum est, quod arguitur in scriptura Esau, eo [24]
quod contempserat primogenituram atque ius eius, non quia vendiderit. Sic [25]
[V. 34.] enim textus habet ad finem capitis XXV.
[26] Et sic
accepto lentis edulio commedit et bibit et abiit, parvipendens [27] quod
primogenita vendidisset. Huius rei hanc accipe similitudinem: duo [28] fratres,
principis filii, conveniunt pacto, ut senior iuniori cedat in regimine [29]
atque ut adeo vendat sibi totam familiam et ius hereditatis sue alio se
conferens: [30] iam is qui vendit, non incurrit crimen simonie.
[31]
Historiae huius allegoria.
[32] Rebecca
est figura scripture: verbo enim creati sumus, ita verbo et [33] [Jes. 66, 9.]
alimur, nascimur, educamur, Estque uterus, quo gestamur, Esaie ultimo ‘Nuncquid
[34] parturiit terra et nuncquid ego, qui alios parere facio, ipse non pariam,
[35] dicit dominus. Si ego qui generacionem ceteris tribuo sterilis ero, ait
dominus [36] [Jes. 46, 3.] deus tuus’. Et 46, ‘audite me, domus Iacob et omne
residuum domus Israhel, [37] [Gal. 4, 19., 1. Cor. 4, 15.] qui portamini a meo
utero, qui gestamini a vulva mea’. Et Paul. in Corin.
[Seite 377]
[ 4 quodquot
6 populusque von Pol. über durchstrichenem pressusque 12 coliduntur 15 Pol.
hier am Fuße der Seite: Duo populi Esauitae/Iacobitae 22 duo verus aus ferus
von Pol. verbessert 32 Pol. hier am Fuße der Seite: Pugnabit semper Esau contra
Iacob]
[1] ‘filii,
quos iterum parturio in deum’. Ita verbum promissionis est nativitas [2] et
venter, in quo portamur. Iis locis patet, ventrem scripturam et verbum [3]
dici. Sit ergo venter Rebecce verbum promissionis, in quo heremus per [4] fidem
quotquot salvamur.
[5] [V. 23.]
Quid sit dictum: due gentes sunt in utero tuo.
[6] Duo
populi ex ventre tuo dividentur, populusque populum superabit, [7] et maior
serviet minori: certamen inter pios et impios. Hii enim sunt duo [8] populi,
contendentes de utero Rebecce, hoc est scriptura. Primum sunt [9] Iudei,
factores, operatores, Heilig werck wirkend, Magni mundo specie et [10]
hypocrisi valentes. Illi ipsi volunt soli esse filii contemptis ceteris, deinde
[11] sunt gentes, idest contempti mundo, habitantes in tabernaculis, ii sunt
parvuli, [12] qui colliduntur in utero Rebecce. Quisque enim illorum contendit,
se [13] habere rectam scripture sententiam. Tandem reperti sunt in utero Rebecce
[14] gemini. Ita nuncquam predicatur scriptura, Quin palam manifestetur, qui
[15] recte intelligant eam, qui non. Hec cum fiunt, tum in utero colliduntur
[16] parvuli, terretur mater et credit, sibi mortem imminere, nec est quo
confugiat [17] nisi ad dominum, unde dicitur ‘perrexitque Rebecca, ut
consuleret [18] dominum’. Ita piis istis Iacobitis etsi tollantur omnia, herent
tamen in solo [19] verbo audientes interim: Tu es hereticus, invertis
scripturas. Neque est qui [20] dirimat litem, neque Romanus pontifex nec
concilium nec homo quisquam, [21] sed dominus, qui in hoc consolatus est
Rebeccam dicens ‘non morieris, sed [22] due gentes’ et cetera. Ita verbum
perpetuo manebit constans: esto, ferus [23] fuerit coram hominibus Esau, tamen
Iacob et si fugiens excussit iugum Esau. [24] Igitur credens Iacob est habens
Esau fratrem persequentem sese. Hoc certamen [25] [Röm. 9, 10.] apostolico
spiritu optime ut omnia expressit Paulus in Romanis. Atque [26] hec pugna, que
ceperit tempore Abelis et Caym, durabit usque in finem [27] mundi. Exemplum
huius est quoque in historia Christi et apostolorum. [28] Predicante enim
Christo et apostolis, stabant contra eos omnes, qui magni [29] erant: dy großen
hansen. Darumb muß eß noch also seyn, das nymanth dy [30] warhayt mer
underdruckt den bischoph, pfaffen und monch, dy eben das frumste [31] volck
sein wollen. Regula: solus deus iudicat de pueris, et illi, qui spiritu [32]
dei aguntur, atque hoc mirabili dei iudicio confirmantur anxiae conscienciae,
[33] que cum foris undique premuntur ab hoc, gaudent, quia sciunt, solis
miseris [34] [V. 25.] a deo succurri. Deinde Esau ruffus est et pilosus contra
hominis condicionem [35] et Edom dicitur: Rotlinck. Alias fere omnes pueri
ruffi sunt, cum [36] nascuntur, hoc est in Esauphitis. Et si mundo magni
videantur, Cor impium [37] est: Es ist rauch, non leve, nicht fruntlich, Auch
nicht senftmutig. Homo
[Seite 378]
[ 11 pungna
12 Pol. hier am Kopfe der Seite: Plantam tenere adversarii. 25 Pol. hier am
Kopfe der Seite: Vendimus primogenita precio unius offae 26 sacerdos 27 gutter
29 Pol. am Rande: ab Edom. 30 In Esauphitas ist ph später gestrichen, ebenso an
anderen Stellen der Scholia in Genesin 35 “Assenprudel” von Pol. in
“Asschenprudel” geändert]
[1] nascitur
Cute levi, sine pilis, sine cornibus, sine unguibus, solumque eo loco [2] pilos
habet, ubi debet esse vir. Pili preterea, ut philosophi iudicant, certa [3]
sunt tyrannidis signa. Ita illi temere de omnibus iudicant, sanguifuri sunt,
[4] atque quo sunt sanctiores, eo sunt impacienciores, bittere, ungitige1
leuthe. In [5] summa, disce per hoc exemplum, solam fidem salvare et
iustificare, opus [6] nullum: Es muß lautter im glauben gelebt seyn. Extra
fidem vero quecunque [7] fiant opera, optima eciam specie, oblaciones, oraciones,
doctrine [8] ficticia sunt. Und seyn erger dy dy werck thun, dan dy frauen ym
hauß. [9] Tu ipse hominum mores, si observaveris, facile esse sic intelliges.
Porro [10] [V. 25.] Iacob apprehendit plantam Esau neque patitur, hunc esse
primum, cum ille [11] velit se primum esse, pugna est veri et simulati
spiritus. Iacob potens est [12] plantam fratris servare. Es schadt uns nit, sy
tretend wy vill sy wollen. [13] Pii et boni nichil possunt amplius nisi tenere
plantam impiorum. Hoc est, [14] si premimur tyrannide Romani Pontificis aut
cuiuscunque alterius tyranni, [15] summopere cavendum est nobis, ne illorum
tyrannidem ut iustam approbemus. [16] Cave dicas: Ich wil mit dem babst zu
fryden seyn. Immo ad mortem pro [17] veritate pugnandum est. Das bedeuth Jacob,
in dem das er helt dy verßen [18] seynes bruders. Hec exempla nobis erunt, quo
confirmemur, ut maneamus [19] cum iis, qui eo sunt loci, ubi fides recta est
atque firma. Secundo loco: [20] nemo superbiat in donis suis, ne accidat sibi
id, quod Esau contigit, eciam [21] si optimum ius habuerit.
[22]
Applicacio vendicionis prime geniture ad Allegoriam.
[23] Esau
figuram habet hominum carnalium, quoniam Esau propter gulam [24] [Hes. 13, 19.]
vendit donum hoc spiritale, ius prime geniture. Et ut propheta inquit, [25]
‘propter buccellam olei, fragmen panis’. Hanc figuram fortissime explent [26]
Episcopi et sacerdotes et Monachi. In quibus verum est, quod dixit David [27]
[Ps. 5, 10.] ‘sepulcrum patens guttur eorum’, psal. 5. Esau triplici nomine
appellatus est: [28] Esau, der teter, Esau Sey rauch, Edom, Rotlinck. Tu
quocies in scripturis [29] &c. fit enim horum crebra mentio, Legimus
Idumeos, intellige: Monch und [30] phaffen. Confer hoc loco condiciones
nostrorum temporum ad Esauphitas: [31] Quid credis fieret, si relinquenda
essent bona temporis huius, quod abirent. [32] Und Ehr eyner seyn lehen faren
lisse. Ehr vorleuckent eher Christum. Ecce [33] quam diversum seculum a seculo
martyrum, Do sy mith froden da hin furen. [34] Ideoque benedictio felth von Esau
ab, unde wirth Edom, idest prophanus, [35] [Luc. 1, 52.] eyn weltlich mensch,
Und bleybth bei dem Assenprudel Jacob. Ita ‘pauperes
[Seite 379]
[ 8 accipiunt
Zusatz Polianders 20 Pol. hier am Fuße der Seite: Cur peregrinos deus patres
esse voluerit 23 simus bis ante von Pol. am Rande nachgetragen 32 munivit ist
Zusatz Polianders 36 Pol. hier am Fuße der Seite: Dauid potentissimus rex se
peregrinum in terra appellat Pol. am Kopfe der Seite: Fides patrum, qui tanquam
boves et altilia occisa sunt ad nuptias filii regii]
[1] respicit
deus atque exaltat humiles’. Ioanni posito in carceribus per discipulos [2]
[Luc. 7, 22.] a Christo nunciabatur, id quod fere simile erat ‘Pauperes
Euangelizantur’. [3] Sy seyn ane sorge und volles trostes. Dy muther iß myth
dem [4] [Matth. 5, 4.] Jakob und mith dem vorachten. Recteque dictum est Math.
5. ‘Beati, qui [5] lugent, quoniam ipsi consolacionem accipient’. Venit de agro
Esau opido [6] [1. Cor. 6, 13.] lassus. Esauiten seyn zertlich, Omnia moleste
ferentes, quidquid adversi [7] [V. 32.] acciderit. Reficitur lentis edulio et
pane, hoc est in tempore hoc consolacionem [8] [accipiunt] Esauphite. Paulus
apostolus, Euangelice veritatis acerrimus [9] vindex, satyrica quadam
indignatione invehitur in eos, qui tanto studio [10] ventri serviunt. ‘Venter
escis’ inquit ‘Esca ventri, deus autem hunc et hanc [11] destruit’. Dicit
deinde Esau ‘En morior, quid proderunt primogenita’. Ecce [12] fidem non habent
Edomite. Non curant neque cogitant aliam vitam, Si hac [13] solum frui possent,
atque si dicant se curare, corde tamen non credunt.
[14] AD CA.
XXVI. GENESIS.
[15]
Principio huius capitis vide christiane vite formulam. Observa item, [16] quam
consilio mirabili suos regat dominus, atque ne in ulla creatura [17] hereant,
immo ex se solo pendeant, non vult eos habitare in terra et certa [18] tenere
loca et certas sedes. Vult eos peregrinos esse. Ideoque dixit: ne [19] discedas
in Egiptum, sed quiesce in terra, quam dixero tibi et peregrinare [20] in ea.
Porro hoc exemplo nos docemur, quod quamvis necesse sit multa [21] nos
possidere, in mundo versari, atque quod indigeamus creaturis, tamen [22]
necesse est animam peregrinari et liberam esse neque obnoxiam ulli creature,
[23] atque adeo si venerint bona, grati [simus, si auferantur, eodem quo ante]
[24] simus animo. Iam Isaac nichil curat neque uxorem neque liberos neque [25]
familiam neque totam possessionem, eciam si perdat ea, equo animo laturus, [26]
Hoc solo contentus, quod dominum habeat propicium: das goth syn genedier [27]
[Ps. 39, 13.] herre sei. De David propheta mirum est, quod dicat ‘Peregrinus
sum in [28] terra’, Cum tamen in tantum dilataverit fines regni sui, Tot milia
hominum [29] occiderit, plurimas gentes sibi subiecerit, tot opima spolia hosti
detraxerit, [30] Tam egregius triumphator extiterit, ut solemni acclamacione
acclamatum sit [31] [1. Sam. 13, 7.] illi ‘Percussit Saul mille Et David decem
milia’, 1. Re. 18. Atque adeo [32] ita regnum suum [munivit], ut ‘turris David’
celebris sit in scripturis. Canticorum [33] [Hohel. 4, 4.] 4. ‘sicut turris
David collum tuum, que edificata est cum propugnaculis, [34] mille clipei
pendent ex ea, omnis armatura forcium’. Et addit [35] [Ps. 39, 13.] ‘sicut
patres mei fuerunt’, Abraham scilicet Isaac et Iacob &c. Repetiit [36]
[Hebr. 13, 14.] hoc Paulus, cum dixit ‘Non habemus hic manentem civitatem’
&c. Porro
[Seite 380]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Über
Economus von Pol.: dispensator 4 Pol. am Rande: scilicet in rerum affluentia. 6
“kener” korrigirt in: keiner. 8 “resen” korrigirt in: reysen. 18 willicht 24
“kumpt” bis “trost” ist Zusatz Polianders 25 “stegen” korrigirt in: steygen 31
Pol. hier am Fuße der Seite: Derelictum Issacum consolatur deus “olgetzen” korrigirt in: olgotzen]
[1] David
Economus fuit harum rerum tractans illa citra affectum, hoc est non [2] herens
in illis. Proinde nota, triplices esse pauperes, corpore, qui velint [3] se non
esse pauperes, Corpore et spiritu, id quod deberet esse monachorum [4] propium,
Animo tantum et spiritu, que omnium est durissima paupertas, [5] Szo man mus
mitten under den creaturen seyn und doch irer aller gelaßen,1 [6] Goth ehre,
leib und sele alleine befelen und sich susth kener creatur trosten. [7] Talem
quidem vides in Isaac, qui multa possidet und muß auffbrechen mit [8] allen den
seinen und resen in eyn fremdes landt, dar yn er nicht rugen sal. [9] Ubique
sint mali non timentes deum, adhuc obedit voci domini, das heist [10] fides.
Deinde hic est cernere, quanta sint fidei Exempla in iis veteris testamenti
[11] historiis. Atque illi patres sunt boves occisi et occisa altilia pro [12]
[Matth. 22, 4.] nuptiis filii, de quo est in historia Euangelii: ut illorum
exemplis saginemur [13] et cibemur.
[14] Ad
Historiam.
[15] [V. 1.]
Fit fames super terram. Iam facile est coniicere, Incolas terrae [16] coëgisse
Isaac, ut fugeret. Er hath weichen mussen, Sin land laßen. Concepit [17] igitur
animo suo Isaac, se iturum in Egiptum Exemplo patris sui [18] dicens: Ich wil
do hin czihen, do mein vater gewesen ist, villicht wert in [19] [V. 2.] Nymant
kennen, auff das du es och genissen mochtest. Hec cum animo [20] cogitaret,
apparet illi dominus dicens: ne descendas in Egiptum. [21] Sclecht das exempel
seines vaters abe, Atque auget illi dolorem, Cum vult [22] [V. 3.] illum
peregrinari. Sed mox sequitur Consolacio. Ero, inquit, tecum, [23] [Ps. 34,
19.] Et benedicam tibi &c. Disce itaque, quam prope sit dominus iis, qui
tribulato [24] sunt corde. Seyn trost [kumpt nicht eher, dann wenn aller ander
trost] [25] aus isth, Es musen ehr herraber stegen xxtausend engel, Ehe ehr
nicht glauben [26] hilde. Ita iusti relicti sunt ab hominibus, consolantur a
deo. Sye nhu, [27] war es uns an felth: am glauben. Discant predicatores, cum
ad populum [28] declamant sanctorum vitas, ut admoneant quemque curare sue
vocacionis [29] racionem, Non sanctorum esse opera, alioqui hypocrite futuri
sunt, Atque [30] ut pocius fidem spectent sancti, cuius vita predicatur. Fides
et confidencia [31] in deum eadem esse debet, opera utcunque inciderint, Sust
werden olgetzen [32] darauß. Hoc habet hic locus, quo caussatur argumentum a
maiori ad [33] minus: Hat es Abraham than, Szo mach ichs och thun. Item non
indicat
[Seite 381]
[ 3 Pol. am
Rande: Isaac heret verbo 10 Allegoriam von Pol. über durchstrichenem proph: 13
Pol. hier an Fuße der Seite: Esau/Iacob typice Pol. hier am Kopfe der Seite: Esan ab
Isaaco amatur 28 faciem von Pol. am Rande nachgetragen. 29 Pol. hier am Kopfe
der Seite: Aven Amal]
[1] illi
locum manendi: wo bei weiß es danne Isaac, wo er bleiben sal? Responde: [2] wo
er szo vill rums finden kan, da sal er bleiben. In verbis ‘Ero tecum et [3]
benedicam tibi’ steet der trost, daran sich Isaac mher dan an dy gantze werlt
[4] halden soll. Dan wo got ist, dar ist es gut, aber man muß es warten. [5]
Preterea in verbis illis includitur Quidquid est adversitatis, velut dicat: [6]
Ego ero tecum et contra te erit Sathan. Ego benedicam tibi, Mundus maledicet
[7] tibi. Aber halth an myr, ich wil an Dir halden, Ich will Dyr nicht ligen.
[8] In Summa: Wen got gebenedeyet, der hat den teuffel am hals. Itaque necesse
[9] est auribus apprehendere verbum clausisque oculis credere ea sic futura.
[10]
Applicacio tocius historie ad Allegoriam.
[11] Isaac
Christum figurat. Esau exemplum est eorum, qui falso scripturas [12]
interpretantur, ad captum nature eas accommodantes. Iacob eos signat, [13] qui
firmiter in verbo herent promissionis. In Summa Esauphite Iudei sunt, [14]
Iacobite gentes. Isaac amat Esau, quoniam Deus optimus maximus mirum [15] [Röm.
3, 2.] in modum honoribus auxit populum Iudaicum. Adeo quod apostolus Ro. III.
[16] in comparacione Iudeorum et gencium dicat: multum per omnem modum [17]
excellere Iudeos, quia credita sunt illis eloquia dei. Hic populus electus
erat, [18] Atque populus dei peculiaris, id quod abunde testantur veteris
testamenti [19] historie, Leviticus maxime et Deuteronomium. Ex illis sunt
patriarche et [20] prophete, Reges, omnium gencium victores, atque adeo ipse
Christus et apostoli [21] omnes orti gloriantur. Itaque hoc titulo tantaque
pertinacia descendunt, ut [22] ob hunc et Christum crucifixerunt et omnes
prophetas, auxit autem pertinaciam [23] hanc consensus Isaac, patris, votum, ut
cepit fratrem contemnere [24] Esau. In hoc autem errant, quia dei beneficenciam
solum ad externa dirigunt [25] spiritu neglecto. Ideoque et si diligentur a
patre deo, Tamen non [26] gestantur dei utero quem admodum Iacob, quia ventre
dei portatur. Postremo [27] perit multitudo illa operatorum, salvantur qui
herent in promissione. Iam [28] confer cum iis hodierne ecclesie [faciem] et
habebis procul dubio quod doleas. [29] Esau fessus est, invenit Iacob coquentem
pulmentum. Quid hoc? [30] Nimirum Esau tener est. Adam vetus moleste fert
pondus domini, [31] non fortiter agit neque viriliter expectat dominum, sed
fatigatur in [32] [Ps. 90, 10.] via domini. Inde est in scripturis ‘Aven amal’,
muge und erbeth, labor [33] [Weish. 5, 7.] et dolor. In iis completur quod
dictum est ‘Delassati sunt in via iniquitatis [34] Et viam domini non
cognoverunt’. Querit enim Esau refectionem [35] qualemcumque, quoniam pulmento
reficitur. Porro cibus et potus in [36] scripturis sunt verbum et predicacio
eius, pulmentum est ruffum, id
[Seite 382]
[ 8 Pol. hier
am Fuße der Seite: Quo consilio deus Iudaeis temporalia promiserit 9 Pol. hier
am Kopfe der Seite: Aqua in sanguinem mutata 24 Pol. hier am Fuße der Seite:
Scriptura candida/rubea cum ad fidem/opera dirigitur Contra preposteros operum predicatores.
Pol. hier am Kopfe der Seite: In Scripturis quo ordine versandum 33 Hinter
legitur eine Lücke; Pol. am Rande: N (d. i. Nota). Vielleicht ist Offbg. 2, 14
ff. gemeint.]
[1] quod
significat gloriam et prerogativam Iudeorum. Predixit quidem deus [2] illis, se
daturum terram, eo tamen consilio, ut patriam sempiternam huius [3] terre
figuram premonstraret. Ita in temporalibus includit deus spiritalia. [4] ut
alliceret eos ad querenda maiora, hoc est eterna. Illi vero temporalibus [5]
contenti contemnunt spiritalia. Pii vero elevato animo scrutantur, quid in [6]
temporalibus lateat. Esau accipit temporalia, Iacob vendit temporale, servat
[7] spiritale, atque in hoc differunt ii duo filii. Esau interpretatur
promissionem [8] iuxta carnem. Iacob relicta litera heret in spiritu. Iudei
omnes scripturam [9] eo torquent, ut dicant: nostra est gloria, noster est
Messias, qui restituet [10] nobis terram hanc promissionis temporalem. Nos
gentes dicimus: nostra hec [11] est gloria, quia credimus, quod hic sit
Messias, qui salvat spiritu, non temporali [12] imperio. Color rubeus indicat,
quod scripturam faciant super carnem [13] [2. Mos. 7, 19.] et sanguinem.
Ideoque non frustra voluit deus, primam Egipciorum plagam [14] esse mutacionem
aque in sanguinem, quod hic error omnium maximus sit, [15] atque ira dei summa
pro nostris affectibus scripturam dei interpretari. Ab [16] hoc exemplo non
longe absunt nostri temporis pontifices, Dy der schrifft [17] dorch ire
constituciones den weyßen rock auß czhin und zin ir den rothen an.
[18] Racio
predicandi scripturam signum.
[19] Quando
scriptura predicatur, ut fidem doceat, recta est, est et candida, [20] quando
vero docet opera neglecta fide, rubea est, opera vero neque salvant [21] neque
quietam reddunt conscienciam. Fide vero purificantur corda nostra, [22] hominem
docent, qui operum raciones prescribunt: szo must ir thun, das [23] must hir
bethen &c. Seducuntur autem, quoniam non recto ordine tractant, [24] hoc
quod posterius est, prius docentes. Locos quosdam scripture colligunt, [25] [Matth
25, 34 ff.] ubi operum fit mencio, ut in Mattheo dicitur, Quod deus exiget in
iudicii [26] die a nobis caritatis opera, non intelligentes, quod hii loci
atque similes sunt [27] referendi ad locos de fide. Unde obervandum est
discenti sacras literas, ut [28] ordiatur studii racionem ab iis scripturis,
que disputacionem de fide et [29] operibus continent, quales sunt Pauli ad Ro.
et Gal. epistole. Opera enim [30] quantumvis speciosa, ficticia sunt et
ementita, si extra fidem fiunt, atque in [31] hunc modum de scripturis iudicet.
Deinde vereor, ne nostrorum predicatorum [32] conciones sint caro et sanguis,
atque ne impleant Ioan: in Apoca: descriptam [33] visionem, ubi sic legitur:
[34] Eadem
sunt opera Iacob et Esau, Piorum et impiorum, sed fides discernit [35] inter ea
opera. Ecce undique in scripturis admonemur discriminis fidei
[Seite 383]
[ 5 Pol. hier
am Fuße der Seite: Eadem opera Esau et Iacob. 19 Pol. am Rande: Benedictio dei
ad Isaacum 21 spospondi 35 Pol. hier am Kopfe der Seite: Abdicato spiritu fuit
Isaac]
[1] et
operum, unde et ego vos admoneo, qui sacra tractatis, ut cum iudicio [2]
legatis Omnes quotquot sunt scripture interpretes. Caute legendus est
Hieronimus, [3] Prudencius, Origenes, quamquam multum illis tribuatur in
scripture [4] enodacione. Raro enim aut fere numquam verum hoc discrimen
docent, [5] immo ut michi videtur, sola scriptura vendicat sibi hanc laudem et
hunc [6] titulum, ut sola fidem doceat nullis admixtis affectibus. Und darumb
muste [7] Rebecca nur einen man haben und Isaac ein weib. Sye heisth dy heilige
[8] geschrifft. Sy will reyne seyn. In hunc verum modum utere scriptoribus, [9]
ut ducant te, quantum fieri potest, in scripture cognicionem. Quo facto inhere
[10] scripture neglectis interpretibus. Immo longe melius est cum Rebecca [11]
habitare in tabernaculis, idest exercere scripture historias, in lege domini
[12] meditari: illi enim se manifestabit Rebecca, id quod et Iacob contigit.
Dan [13] wo mher bucher, yh1 weiter von der scrifft. Isaac diligit venatorem,
idest [14] placebat deo, populum Iudaicum diligenter exercere legem. Iacob
manet [15] cum matre, multa patitur, multa fert, contentus solo verbo
promissionis, [16] Quod per matrem edoctus erat. Summa summarum: Eo tendit tota
[17] scriptura, ut doceat: quicunque crediderit salvabitur.
[18] Axiomata
prioris partis Ca. 26.
[19] [V. 4.]
Primo loco in Isaac est dives exemplum fidei. Isaaco fit promissio, [20] [1.
Mos. 22, 18.] eademque facta est c. 22. Abrahe. Dicit complens iuramentum, quod
[21] spopondi Abrahe patri tuo, et subdit ‘in semine tuo benedicentur omnes
[22] terre, eo quod obedierit Abraham voci mee’ &c. Ecce propter
obedienciam [23] Abrahe benedicit Isaaco dominus. Errant Iudei, cum credunt,
satis esse ad [24] salutem, se natos esse ex lumbis Abraham, id quod copiose
Apostolus Paulus [25] [Matth. 3, 9.] tum in Romanis tum in Galatis refellit et
Ioannes baptista Mathei iij. ‘Et [26] ne sitis hac mente’ inquit ‘ut dicatis
intra vosmetipsos: patrem habemus [27] Abraham, dico enim vobis: potens est
deus, ut ex lapidibus iis surgant filii [28] ipsi Abrahe’. Qui enim credunt,
benedicentur cum fideli Abraham. [29] 4to Repetit dominus priorem promissionem
Abrahe factam. Quo loco [30] disce, Deum magis exigere fidem in promissione
quam opera, tocies inculcat [31] promissionem addito eciam nomine patris sui,
prescripto patris sui exemplo, [32] ut fides firmetur.
[33] 5.
Quinto loco vide, ut abdicato spiritu fuerit Isaac. Exponit enim [34] periculo
omnia libere, eciam uxorem. Preterea hic timor Isaac fuit vere [35] naturalis,
Timebat enim, ne forte interficerent eum viri loci illius. Quibus [36]
respondit, cum quereretur de uxore sua ‘Soror mea est’. Er ist also gelassen
[Seite 384]
[ 1
genōnen 8 sich] si 16 nur 18 vbeswencklichen 20 Pol. am Rande: Sui
dissimiles videntur pii 25 itque 31 “lesth” ist korrigirt in: letsth 32 “den”
von Pol. zugesetzt 33 Pol. hier am Kopfe der Seite: Contra discrimen operum]
[1] gestanden
aller dinge, das wann man ym alles genommen hette, er hette [2] nichts dar nach
gefragt.
[3] 6. Locus
est evidens, quod prope adest dominus omnibus sperantibus [4] in eum. Item
quomodo contra omnem humanam racionem, ubi nichil prorsus [5] est humani
consilii reliquum, suos defendat et tueatur dominus. Isaac weis [6] keyn radt
mher, er hath sich gotte gantz und gar ergebenn. Darumb forschafft [7] gott,
das Rebecca und ihr erhe must erhalten werden, und eben von [8] den, dar vor er
sich geforgt hette, alßo vor dem konnige und vor den grossen [9] hansen. Ita
credentibus opera cooperantur in bonum. Mors vitam fenerat, [10] peccatum
graciam, Infernus salutem. Hec sunt mirabilia opera dextre dei, [11] [Ps. 138,
14 (?)] inquit David.
[12] 7. Locus
Isaaci cum uxore civiliter intelligendus est. Hebreorum [13] commentaria
pertinaciter affirmant, Isaacum coiisse cum uxore. Forte osculatus [14] est
eam, dan es mus jho ein frunthschafft seyn zwissen Ehe leuthen. Hoc [15] certum
est, regem vidisse tale quoddam signum, quo cognosceret aperte [16] Rebeccam
uxorem Isaaci. Es sey nu tzu gangen, wy es wolle. Quo exemplo [17] disce, ut
deus utatur natura humana, lesth fleisch und bluth, natur und arth [18] bleyben
im menschen und fürth ßo wunderlich in uberswencklichen glauben. [19] Atque adeo
quod ii, qui sunt animo abdicato, non cognoscuntur tales esse: [20] hoc est
tanta fidei excellencia. Abraham in fide obtulit filium et non longe [21] post
timet ut alius homo, qui fidem non habuerit. Item dolenter tulit mortem [22]
Sare sue. Also vorborgen isth der glaube Isaac: amat carnis quodam affectu [23]
Esau, Gott lest es zu, aber nichs deste wenier hat Isaac eyn solchen richtigen
[24] glauben. Szo Esau schon vorworffen worde, lege im auch nichs dar an, Er
[25] achts nicht. Der glaube isth vorborgen. Vide itaque, quam perverso iudicio
[26] nos agamus, cum omnia iuxta externam speciem censemus.
[27] 8. Nos
iudicamus hoc opus malum, Osculari in publico uxorem. Aber [28] goth rechents
vor guth, und wegst auß dem wercke summus honor dei. Edicto [29] nimirum illo
regio cognoscitur deus, cum omnis populus Isaacum ut virum [30] sanctum
respexerit et coluerit. Ita credentis opera bona sunt. Und gleich [31] wy an
eynem schaff nichts boses ist, das och zu lesth der mist guth ist, also [32]
ach in einem glauben, [den] er thu was er wolle. Sy nur richtig in glauben,
[33] dan got will und kan keyn underschit der werck leiden. Deinde, quam male
[34] [V. 9.] audiat a rege Isaac, a quo duriter increpatur. Dicit enim ‘cur
mentitus es, [35] [V. 10.] eam Sororem tuam esse’, atque addit ‘quare
imposuisti nobis, potuit coire [36] quispiam de populo cum uxore et induxeras
super nos grande peccatum’. Ita [37] Abimalech credit se bonum, cum neminem
occidat, non commitit adulterium, [38] et si qua iis sunt similia, cum tamen interim
ex animo male velit Isaaco, id
[Seite 385]
[ 23 Im Text:
mirabitur; Pol. am Rande: mirabimur 28 Pol. hier am Fuße der Seite:
Longanimitas Isaaci Pol. hier am
Kopfe der Seite: In Isaaco totius Euangelii observatio cernitur]
[1] quod
postea patebit. Docet itaque hic locus, non satis esse ad iusticiam foris [2]
[Matth. 5, 20.] non peccare, non manu occidere &c., sed et cor purum esse
deberet Math. 5. [3] ‘Si iusticia vestra’ &c. Porro indicatque hic locus
optimum imperium Abimelech, [4] quoniam non passus est adulterium committi.
Isaac autem fert hanc [5] abiurgationem regis equo animo, nichil plane
respondens, et si illi iniuria fiat.
[6] [V. 12.]
Seminavit autem Isaac in terra illa &c. Hic observa, ut non [7] possit
occultari hominum improbitas. Dan hy werth offenbar, das Abimalech [8] und seyn
volck nicht gruntlich from geuesen seyn, Invidentes sibi scilicet hanc [9] suam
felicitatem dicentesque: Indignum est peregrinum illum tantopere locupletari
[10] in terris nostris. Tantaque denique invidia contra eum commoti sunt, [11]
ut obstruerent sibi implentesque humo omnes puteos, quos foderant servi [12]
sui patris Abraham. Postremo rex Abimelech dicit illi, sive suo affectu [13]
[V. 16.] sive populi querelis impulsus ‘Recede a nobis, quoniam potencior nobis
factus [14] [V. 18 f.] es valde’. Discessit itaque Isaac non nitens contra
mandatum Regium, fodit [15] igitur puteos quosdam, quos repleverant patri suo
Abraham Philistym. [16] Ibique certamen fit, cogiturque secundo discedere
relicto puteo, quem appellavit [17] [V. 20 f.] Calumnia. Tercio idem fecit, et
rursus certatum est. Also muß Isaac [18] stetz unrecht haben und leith allen
tyrannidem. Atque hec est prior pars [19] huius capitis.
[20]
Posterior pars capitis
[21] videtur
facile esse.
[22] Sed si
rem penitus introspiciamus, quomodo Isaac et se et sua omnia [23] deo
crediderit, e certo erit, quod mirabimur, secundo si opera spectes Isaaci, [24]
nichil videbis mirabile, sed si fidem consideres, nichil est hac fide Isaaci
maius.
[25] Evidens
hic exemplum est longanimitatis, quia tanto tempore fert promissionem [26] dei,
quo tempore nichil minus apparet, quam quod deus promiserat. [27] In summa,
totum hoc caput habet locum Huius psalmi ‘peregrinus [28] [Ps. 39, 13., 1. Cor.
7, 29.] sum ante te sicut omnes patres mei’. Et hanc Pauli scienciam in Cor.
‘Qui [29] habet uxorem, sit quasi non habens eam’. Hoc est, christianus pauper
est [30] spiritu, nichil sciet consilii vel in nulla creatura, sed ex solo deo
pendet. [31] Dy weil aber Isaac also der dinge gelaßen sthet, darumb nympt yn
got in [32] seinen schos und hath seine ogen uff oen gericht, Quia oculi domini
in [33] pauperem respiciunt. Denique hec exempla magna esse probat autor, qui
[34] scripsit, nempe spiritus sanctus, Quoniam in Isaaco licet cernere
observacionem [35] tocius Euangelii, Potissimum illorum, que a Christo ut
omnium [36] sentencia et perfectissima apud Mattheum c. 5. 6. 7 atque locis
ceteris prescripta [37] sunt De paupertate spiritus, de relinquendo pallio, de
non vindicando, [38] de ferenda iniuria, a quocunque fuerit illata, de
percussura maxille atque
[Seite 386]
[ 22 Pol.
hier am Fuße der Seite: Altare domino edificatum 34 Dem “h” in “froher” ist
“ch” übergeschrieben 35 Nabuchodonosor] Naboth]
[1] iis locis
similibus, quibus summa docetur perfectio. Itaque disce, alios [2] scripture
libros docere perfectionis Exempla, alios tradere perfectionis regulas [3] et
Canones.
[4] [V. 24.]
Apparuit ei dominus.
[5] [Ps. 33,
19.] Rursus observa, deum prope adesse iis, qui tribulato sunt corde, atque [6]
adeo ut cogantur ii, qui inimici sunt, confugere ad eos, sperantes ab eis [7]
consilium et auxilium. Dan Isaac hettes myth kenem swerth ßo weith brengen [8]
mogen, als ers brachte myth deme, das er still hilth.
[9] [Spr. 16,
7.] Inde proverbiorum libro dicitur ‘si domino placuerint viae hominis, [10]
eciam inimici eius ad eum convertentur’. Hostes itaque spiritualiter sola [11]
vincuntur paciencia et longanimitate. Ex quo loco disce Magistratuum officia,
[12] ut potius in alteram partem peccent, hoc est magis peccent per equitatem
[13] quam rigorem Iuris, deinde magis curent sibi populi conciliare animos quam
[14] solo timore eos regere. Timor enim non est diuturnus magister officii.
Item [15] lex neminem meliorem facit. Dan gott kunde noch ny durch ernste
straffe, [16] durch gesetz dy iuden from machen.
[17] [V. 25.]
Ad finem capitis est: Isaacum edificasse altare domino. Quem sic intellige:
[18] constituisse Isaac locum, quo convenirent oraturi atque audituri verbum.
[19] Dan er was eyn pharrer und lerett seyn volklin, und dy umb in gewant [20]
habenn. Inde facile colliges ex coniecturis, habuisse Isaac multos ex [21]
servis, multos ex vicinis, male volentes sibi. Dan wo verbum isth, do ist [22]
[Matth. 10, 34.] och der teuffel, der sich da wider legt. ‘Veni enim’ inquit
Christus ‘non pacem [23] mittere sed gladium’ &c.
[24] Rebecca
sapiencia dei est, que non admittit concubinas, deus enim [25] zelotes est.
Ideoque non facile fert amari a nobis preter sese. Vult enim [26] et solus coli
Et solus iuvare. Tenera est eius sapiencia, que non patitur [27] vel adulterium
vel rivalem, sola sui forma et pulchritudine allicit. Salomon [28] dicit, se
vidisse pulchritudinem sapiencie, atque in hoc complacitum sibi. [29] [Spr. 23,
26.] Vult enim sapiencia cor, iuxta quod dicit ‘fili, prebe mihi cor tuum’, non
[30] oculum, sed cor, id quod fit, si confidimus in eam, Susque deque feramus
[31] quecunque acciderint. Occulta sunt hec neque aperiuntur, nisi certamine
[32] facto clare cognoscatur, qui a deo missus sit. Huius rei quoque exemplum
[33] [Dan. 3, 21 ff.] est in Daniele, ubi pueri missi in caminum ignis libero
spiritu fidentes [34] domino salvati sunt. Das thuth ein froher geist und ein
frolich geberde. Vide [35] enim, quid hanc fidem puerorum secutum sit. Rex enim
Nabuchodonosor [36] [Dan. 3, 28 f.] Danielis iij., Videns, salvari pueros in
medio ignis, scripsit omnibus populis et [37] gentibus in hunc modum: signa et
mirabilia fecit apud me deus excelsus, [38] placuitque ergo mihi predicare eius
signa &c. Et alibi: Benedictus deus
[Seite 387]
[ 1 eorum
Sydrach] deorum syderōn̄; unsre Änderung nach der Vulgata 3 Pol. hier am Kopfe der
Seite: Moses, Helias, Christus in monte 18 comprehehenditur 19 Pol. hier am
Fuße der Seite: Summa scripturae sanctae 24 Pol. am Rande: peccatum originale
34 Pol. hier am Kopfe der Seite: Iudei nesciunt legem spiritalem esse]
[1] eorum,
Sydrach &c. Ecce ut tota scriptura tocies inculcat nobis fidem, das [2] wir
lernen haben eyn rychtige zu vorsicht zu got.
[3] [V. 18.]
De puteis.
[4] Fodit
puteos tres Isaac. Primum repleverunt terra, iuxta quem et [5] [V. 20., V. 21.]
litigatum est, unde vocavit eam calumniam. Secundus dictus et inimicitia, [6]
[V. 22.] Tercius latitudo, quoniam de eo non rixati sunt. Hoc est, ut summatim
[7] dicamus: sapiencia divina non patitur, ulla consilia humana a quocunque [8]
homine profecta fuerint sive a Mose sive ab alio quopiam.
[9] Tres
fontes sunt triplices predicaciones: Mosi, Helie et Christi. Neque [10] [Matth.
17, 1 ff.] sunt aliud quam quod Math. 17o. ca. scriptum est, ubi Christus
transfiguratus [11] est ante discipulos suos, quibus apparuerat Moses et
Helias, loquentes cum [12] [Matth. 17, 4.] Christo.
[13] Quo
miraculo obstupefactus Petrus dixit ad Ihesum: domine, bonum est [14] nos hic
esse, faciamus tria tabernacula, tibi unum, Mosi et Helie. Moses [15]
predicatur, quando lex prescibitur. Helias predicatur, quando spiritus [16]
admiscetur. Christus predicatur, quando peccatorum denunctiatur remissio. [17]
Quo loco observa omnium scripturarum summam. Pentateuchus quidem [18] ortum
hominis et peccatum ostendit, quo lex comprehenditur, Historie sunt [19]
exempla tum legum, tum omnium operum divinorum testimonia. Prophete [20] [Joh.
1, 29.] agnoscunt peccatum et implorant Christum, qui tollit peccatum. Ioannes
[21] ostendit Christum: ‘Ecce agnus dei’ &c. Christus tollit peccatum et
salvat. [22] Ade cum simus filii, per quem in omnes homines sicut peccatum ita
mors [23] pertransivit, Est in nobis genuina quedam propensio ad peccandum,
quam [24] peccatum originale dicimus. Hanc propensionem vult arcere lex, sed
cum id non [25] possit, immo magis atque magis irritat propensionem hanc, adeo
quod incipiat [26] homo odisse legem nititurque semper contra legem, volens
excutere hoc iugum [27] legis, quo premitur, malens cupiditati sue sua laxare
frena, quam legi obnoxius [28] [2. Mos. 34, 29 ff.] esse. Ita Moses ministrator
est mortis et peccati, hoc est traditae et docte legis. [29] Moses descendens
de Sina coactus est velare faciem suam. Non enim poterant [30] intendere in
faciem illius propter claritatem nimiam. Moses quando cum deo [31] erat, clara
erat eius facies, que Iudeis apparebat terribilis. Hoc est lex, [32] quando
predicatur, neminem bonum facit Evidentissimo Iudeorum exemplo. [33] Errant
igitur neque intelligunt, quid lex sit, quicunque volunt implere legem, [34]
suis viribus confidentes. Nemo igitur intelliget legem, nisi conscius sibi est
[35] infirmitatis sue. Hoc enim agit lex, ut confundat et prosternat, sed non
adiuvat. [36] Iudei siquidem non credebant, se crucifigere Christum, et si eum
[37] Pilato tradidissent, credentes, legem dicere, non occidendum esse manu,
non
[Seite 388]
[ 7 Pol. am
Rande: prophetarum officium 11 Pol. hier am Fuße der Seite: Velatam Mosi faciem
cernere 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Effundite coram illo corda vestra 37
Pol. hier am Kopfe der Seite: Digna de deo opiniio]
[1]
cognoscentes, legem spiritalem esse, idest spiritum exigere, atque illi sunt,
[2] qui velatam Mosi cernunt faciem. Hoc iudicium legis primo fonte figuratum
[3] est, qui repletur terra, idest humanis consiliis, adeo quod non appareat
aqua, [4] idest quod pereat intellectus legis. Wan man nhu das sagt, tunc fit
calumnia [5] et certacio inter pastores. Helias vult amovere a facie Mosi
velamen. [6] Priores enim, et si videantur hominibus boni, Intus tamen sunt
omnium [7] longe pessimi. Preterea illud est officium omnium prophetarum, ut
doceant, [8] legem spiritalem esse, Omnia opera similia esse, nisi que
ornaverit fides, vera [9] sint, alia ficta. Atque hoc loco nunquam deest certamen
impiis cum piis. [10] In summa: quantum ad naturam attinet, So ist ein mensche
wy der ander, [11] Jderman voller funde. Id quod docet Lex, Caro in omnibus est
infecta, sed non [12] eque prorumpit in opus, ideo cavenda sunt temeraria
iudicia. Ne dicamus: Ey [13] solth ich das thun. Incipio ridere proximum et
delectari in peccatis suis, dan [14] villeicht hette ich also vil ursach als
genner, sed thet ich gleich dasselbige, das [15] er than hat, und das sint dy
horner Mosi, domit er also hart stutzt, und [16] das ist der hader der frummen,
dy sich sunder erkennen, und der unfrommen, [17] dy nicht sunder wollen seyn.
Petrus patitur Christum clarificatum, Israhel [18] non, Quare hoc natura non
patitur neque suffert. Du bist ein buffe. Vana [19] sunt omnia humana consilia,
si vero admiscetur intellectus legis atque adeo, [20] ut Christus in hoc
venerit, ut condonet peccatum et quod publice denunctiaverit [21] [Matth. 11,
28.] hanc promissionem: ‘Venite ad me omnes qui onerati estis’ &c., So [22]
wirt dys alles sus und liplich. Et pro hoc puteo non contenderunt, Ideoque [23]
appellavit eum latitudinem velut dicat: hye wont Got, dan ein itlicher [24]
hort gerne, wo man sich nicht hadert, Aber dyß gibt allene Got.
[25] Estque
hec summa harum rerum: Herre ich sehe es und fule, wo es [26] mirs1 felth. Ich
bin nicht frum und weiß keinen radt dartzu, wy ich [27] mechte frum werden. Nim
das werck von mir, du hast gesagt und geboten, [28] wer sich beswert findt, der
sal sich tzu dir finden. Wer dir trauuet, den [29] wolst du erhalden. Darumb
kom ich, vorsehe mich gentzlich, du werest dein [30] wort halden, dan du wirst
mir jho nicht lygen. Hoc dixit propheta quando [31] [Ps. 62, 9.] dixit:
Effundite coram illo corda vestra, velut dicat: Ey verbergt im nichts [32] sonder
vallet vor im nider und begerth etwas von im, sprechende: herre das [33] thut
mir whe, dar an gebricht mirs und tzweiffel nicht, du wirst mirs halten. [34]
Do gehet dy gesundheyt an, krigt und gewint eyn Zuversicht zu goth. Das [35]
ist Latitudo, hye haderth nimanth, sonder das hertze gewindt eyn wollgefallen
[36] zu got, das er nicht ein richter seyn will, sonder eyn hellffer, und wil
uber [37] unß aus gissen seyn gnade. Wer nhw das horet, der muß eynn frolich
hertze
[Seite 389]
[ 1
consolanntur 14 Pol. hier am Fuße der Seite: Et legem et unde lex impleatur
scire oportet Christianum 22 “nicht” ist Zusatz Polianders 34 divine ist von
Pol. über durchstrichenem desine geschrieben]
[1] gewinnen,
hoc est quo consolantur anxiae conscienciae. Itaque commodum est [2] nobis, ut
discamus, das wir got halten vor unseren besten frundt, dem wir [3] unser
hemliket eroffnen und unser nodt klagen. Qui secus docent fallunt [4] nos.
Habita denique hac fiducia in deum, sua sponte sequuntur opera, dan [5]
itzlicher wirt ursach genungk finden zw wircken, dan es wirth, jho nicht felen.
[6] Es werden Leuth umb oen wonen, dy seyner dorffen. Szo wirth er auch bey [7]
der weyle kranck werden. Item es werden krancke leuthe umb yn seyn, dy [8] er
muß besuchen. Sic et ceteris dicit: Rursus vive, ut omnia tribuantur fide. [9]
[Apgsch. 15, 9.] Id quod aperte dixit Petrus in actis ‘fide purificans corda
illorum’. Der [10] halbenn ist nicht mher ein Christen namen, dan das er wiß,
was lex sey [11] und was got gebotten hat, wiwol es nicht genugk, Sunder auch
wo ers nemen [12] sal. Bonum enim est et necessarium scire legem, longe tamen
melius et ad [13] salutem conducibilius scire, unde sit tibi, quod legem
impleas. Hoc est [14] scire verbum promittentis dei, qui propter fidem peccatum
condonat.
[15] [V. 34.]
Ad finem capitis 26. quod dicitur,
[16] ad
superbiam Esau pertinet: duxit hic uxores duas, Iudit et Basemath, [17] filias
gentium loci illius, que ambe offenderant animum Isaac et Rebecce. [18] Neque
in hoc lesit parentes Esau neque in hoc peccavit, quod duas duceret, [19]
quoniam hic mos genti Iudeorum peculiaris fuit et lege Mosi permissus, sed [20]
quia eas sumpserat ex gentibus, quibus misceri impium erat. Denique magnum [21]
quidem fuerit necesse est, propter quod indignentur parentes, non modo [22]
quod eos contempserit, sed quia tales duxerit uxores, dy goth [nicht] forchten,
[23] dy gantz uppisch und weltlich warn, sunst hetten sy wol mith oe konnen
vorguth [24] haben, wan sy alleyne widder gott nicht gewest waren. Adeo enim [25]
[1. Mos. 27, 4.] abhorret Rebecca a filiis Het, ut dicat Isaaco ad finem c. 27.
‘Tedet me vite [26] mee, propter filias Heth’, et addit ‘si acceperit Iacob
uxorem de stirpe huius [27] terre, nolo vivere’. Preterea indicat hic locus,
magno fuisse animo et contemptore [28] Esau, dan er hath gementh, Er sey das
libe khindt, mann muß om [29] etwas zu geben und dy weil er groß gehalden ist
worden, wolte er och redlich [30] freyhen, Dan dyse zwu Seyn ane tzweiffel hoes
standes gewest.
[31] 1
AXIOMATA XXVII. CAPITIS.
[32] Caput
hoc plenissimum est misteriorum, eciam quantum ad stilum [33] historiae
attinet. Principio indicat, quam mirabili consilio iudicet dominus. [34] Deinde
est exemplum longanimitatis divine. Aliquamdiu enim fert nos [35] dominus peccantes,
postea vero supplicii tarditatem, ut ille dixit, gravitate
[Seite 390]
[ 2 Sexto ist
wol ein Uersehen und zu streichen 13 Secundus locus. steht am Rande 17 Am
Rande: Prophanus non sacer, der nicht innerlich from ist 20 Am Rande: Esau non
repperit penitencie locum. 21 Hier am Fuße der Seite: Es mussen starcke beyne
seyn dye do konnen gute tage ertragen. Wan dem esel czw woll ist, ßo geth er
auffs eyß tanczen. Pol. hier am
Kopfe der Seite: Deus semper timendus 32 Pol. hier am Kopfe der Seite: Esau
obediens 35 czorn̄ 36 “ehe” ist Zusatz Polianders]
[1] penae
recompensat. Tercius locus est, deum non curare opera, nisi que [2] fide
promissionis fiant. Quarto predicabitur obedientiae meritum. Sexto [3] quomodo
exercenda est obedientia adiuncta questione, ut potuerit falli Isaac. [4]
Quinto loco celebratur constans fides Rebecce, tam pertinaciter herentis in [5]
promissione. Sextus locus explicabit rationem benedictionis, atque que [6] sint
commoda primogeniturae.
[7] Primus
locus. Esau multis modis contemnebat Iacob, eo enim animo [8] erat, ut
cogitaret intra se: Trocz Jacob, das er mir etwas thw, meum enim [9] est Ius
primogeniture. Esto, habeat a se stantem matrem, cui ego oppono [10]
auctoritatem patris atque adeo omnium servorum stantium a me: Geth feyn [11]
sicher dohin, gedenckt nicht ein mall, Got mocht in czwrzceidt darvon von [12]
stoßen, forcht got gancz und gar nichts.
[13] Secundus
locus. Parvi enim faciebat, ut superius dictum est, quod [14] vendidisset
primogenita. Item non considerabat, offendisse se utrumque parentem [15] eo,
quod duxisset gencium filias. Aber got sicht im czw biß czw seiner [16] czeith,
darnach slecht er mit feusten dreyn. Admonemur itaque hoc loco vel [17] [Hebr.
12, 16.] Pauli apostoli exemplo, Heb. 12. ‘Ne quis in vobis fornicator sit aut
prophanus’, [18] ungotforchtigk, ut Esau fuit, qui propter unam escam vendit
primitura sua. [19] Scitis enim, quia et postea, cum vellet hereditario iure
benedictionem assequi, [20] reprobatus est. Non enim repperit penitentiae locum
tametsi cum lachrimis [21] quesivisset eam. Ehr hette gerne umkert, aber es
halff in nicht. Ecce wy [22] schrecklich es sey, quando homo sibi relictus est,
wan got dy hant abczeidt [23] und lest ine selbis machen. Recte itaque dictum
est ‘melius est ire ad [24] [Pred. 7, 3.] domum luctus quam convivii’. In
summa: optima regula Christianae vitae [25] [Ps. 111, 10., Spr. 10, 9(?).] est
dei timor. ‘Timor domini inicium est sapientiae’. Et alibi apud Salomonem: [26]
[Hiob 9, 28.] Beatus qui in timore ambulat, ut cum Iob dicamus ‘Verebar omnia
[27] opera mea’ &c. Ut dicamus: Herr ich habe daß than, aber wie ßall ich
im [28] [Ps. 51, 7.] thun, Cum in peccatis genuerit me mater mea. Her halt mirs
czw gute, [29] gnade her. Das thwn nicht dy freyen geiste, dy wagehelß dy do
menen, waß [30] sie thwn, sey woll than. Wollen wir truczen und pochen, Szo
mussen wirs [31] in seiner Barmherczigkaidt thwn. Sunst ist nichts sichers in
uns: Ut timore [32] compellamur ad misericordiam, ut eo suavior sit gratia. Das
geschicht aber, [33] wan das hercze fulet, wo es Im felet unnd erschricket vor
gottes gerichte, id [34] quod induxit super se peccatis suis, das er befindt:
Er sey wirdig gottes [35] czoren. Lauffe hin unnd suche gottes
barmeherczigkeidt als ein armes wormelein, [36] Szo wirt [ehr] erhalten. Iacob
timet semper expectans dominum,
[Seite 391]
[ 9 Pol. hier
am Kopfe der Seite: Concupiscentia viciat omnia 20 Pol. hier am Fuße der Seite:
Herendum in promissione dei Pol.
am Kopfe der Seite: Similium operum dissimilis gratia 24 Am Rande: Timet Iacob
30/31 In“geschee” scheint das zweite “e”, in “wasserm” das “r” von Pol.
zugefügt 32 pater ist von Pol. zugesetzt 34 über usa von Pol. ratio]
[1] nesciens,
quid de se faciet dominus. Darumb wirt Esau vorworffen und [2] Jacob
auffgenomen.
[3] Tercio
non curat deus opera, quantumvis in spetiem bona, Atque [4] que in fiducia
promissionis fiunt. Vide enim, ut obediat Esau patri suo, [5] thut als, was er
in hayst, diceret itaque sapientia carnis: Ey sal nhu [6] obedientia nichts
seyn, hilfft sy doch Esau nicht eyn harrbreith. Responsio: [7] non curat deus
obedientiam externam, Immo cor scrutatur. Proinde non [8] satis est, cavere
homicidium, Non furari, non adulterium committere. Hii [9] solum in speciem
boni sunt, nisi accedat cordis et affectus puritas. Nemo [10] autem est, qui
non concupiscat, atque hic affectus viciat omnia. Esau probissimus [11] habitus
est mundo, obsequens per omnia patri, attamen reiicitur. [12] Unde satis est
causae, cur reiiciantur opera, quia cor non est unitum deo neque [13] vivit in
promissione. Rursus observa, totam scripturam eo tendere, ut doceat, [14]
herendum esse in sola promissione. Corde sic forte cogitavit Esau: Got [15] muß
mirs woll geben: Meum enim est imperium, mea est hereditas, ad me [16]
pertinent iudicium, mihi debetur iure quodam hereditario sacerdocium. Itaque
[17] non timet deum Esau, nimis anxie herens in donis. Welchs got nicht leiden
[18] kan: infecto affectu fiunt omnia. Porro eiusmodi sunt quoque omnia hominum
[19] opera, nobis quibuscunque consiliis electa, que remunerabit deus isto [20]
tempore dum vivimus, Sed puniet olim. Rursus Iacob obedit matri, dem getz [21]
alles richtig fur sich. Eadem sunt utriusque opera, tamen illius acceptantur,
[22] huius reiiciuntur: ille promovet, hic impeditur. Timet enim Iacob, non
facile [23] consentiens matri. Sic enim respondet matri ‘nosti enim, quod
frater meus [24] homo pilosus sit, Ego autem levis’. Si attrectaverit me pater
meus et senserit, [25] timeo, ne putet, me sibi voluisse illudere et inducat
super me maledictionem [26] pro benedictione. Iam si humana ratio iudicaret:
nonne prelatura [27] esset obedientiam patris quam matris. Sed confundit deus
fortia per infirma. [28] Jacobs werck get allene darumb fur sich, dan es
geschicht im glauben. Alßo [29] gelden gott alle werck gleich, wen das hercze
richtig czw im steheth. Es leydt [30] im auch an der groeß gehorsams nicht,
besondern wie der gehorsam geschee [31] und in wasserm glauben.
[32] Questio
ut potuerit falli [pater] Isaacus.
[33] Disputat
hic humana ratio, ut fueri potuit, Isaac tam evidentissime [34] falli, Cum
audiat vocem Iacob ad sese referens, suo iudicio usa [ratio]. [35] Proinde si
factum hoc humaniter iudicandum esset, Certe esset, quod dubitare [36] posset
humana mens. Sed textui standum est hoc loco observandumque,
[Seite 392]
[ 4 Pol. am
Rande: Difficultas duorum in genesi capitum 7 Pol. hier am Kopfe der Seite:
Morientis instructio 8 werckt 10 Grwauē Pol. hat “r” in “ra” geändert und
darüber horrorem gesetzt 18 Pol. hier am Kopfe der Seite: Deus non iuvat nisi
omni ope vacuos 19 “dan alleyn” von Pol. zugesetzt 24 fugendi 35 Audio bis
Iacob ist am Rande nachgetragen]
[1] plura
esse in scripturis loca adoranda quam scrutanda. Porro Christianae [2]
modestiae est multa velle ignorare. Cedat enim necesse est hominum ratio [3]
spiritui. Humanus enim animus non assequitur, quae scripturis prodita sunt. [4]
Atque huic esse credo, quod nullus scriptorum explicaverit primum ca. Genesis
[5] atque hoc 27m. Postremo dei operationes tam sublimes sunt, ut eciam [6] ab
angelis non capiantur. Item dei opus non cognoscitur, nisi postea quam [7] [1.
Cor. 1, 21.] factum fuerit. ‘Sic enim placuit deo’ iuxta apostolum ‘ut per
stultitiam predicationis [8] salvos faceret credentes’. Alßo scheinen alle gottes
wercke nerrisch [9] in unsren ogen. Huius rei evidens exemplum est futurum in
morte. Do [10] werden wyr sehen unser sunde, Schrecken des todes, Grauwen der
helle und [11] das gestrenge gericht gottes, dy uns alle ubermandt seyn, und
ist vor gar [12] gancz keyn radt nicht adder hulffe, wo do wirt handeln humana
ratio, Szo [13] gehen wir czw poden. Dan dy natur mack desse greuliche bilde
nicht leyden, [14] wo nicht etwas hoers kompt, dan die natur ist. Hic
necessaria est fides, [15] ut clausis oculis contemnat has horrendas imagines
dicatque, se nescire [16] [Luc. 23, 46.] velle, quo eat, Christi exemplo ‘Her
Vater, in manus tuas commendo [17] spiritum’. Ich byn dein armes creaturlein,
mach mit mir, was dir wol [18] gefellig ist. Eyn solcher wirt an czweiffel
hindurch dringen, dan gottes Natur [19] und wollgefall ist, Er will nicht
helffen [dan alleyn], wo es uns an kunst, [20] [2. Mos. 13, 17 ff.] wicz,
vorstandt, hulff czwrindt. Simile huic est quod exodi 13. legitur ad [21] [2.
Mos. 14, 1 ff.] finem. Et principio c. 14. filii Israhel iuxta mandatum domini
castrametati [22] sunt inter Magdalum et mare contra Beelsephen. Utrimque et a
dextris et [23] a sinistris habent duo promontoria, ante se mare, post se
Pharaonem, hostili [24] animo eos insequentem. Iam nulla fugiendi spes est,
nulla salutis ratio, [25] [2. Mos. 14, 3.] nullum consilium. Id quod et Pharao
dixit ‘Coartati sunt in terra, conclusit [26] eos desertum’. Porro Israhelem
sic stantem timentemque valde atque [27] [2. Mos. 14, 13.] murmurantem contra
Mosen, Ita consolatur Moses ‘Nolite timere, state et [28] videte magnalia dei,
que facturus est hodie. Egiptios enim, quos nunc [29] videtis, nequaquam ultra
videbitis usque in sempiternum. Dominus pugnabit [30] pro vobis et vos
tacebitis’. Tandemque liberatus est Israhel. Dan es [31] hetten sich ehe dy
berge mussen czw hauffen thun, Ehe sy got vorlassen hette. [32] Igitur si
inciderimus in locos quosdam scripturae, qui humanae prudentiae [33] videntur
vix verisimiles, hoc cogitemus: Her dw bist weiser dan ich. Ich [34] will mich
in deyn gericht nicht legen. Ad rem ipsam: dicit Iacob ‘pater mi?’ [35] [V. 18
ff.] At ille respondit ‘Audio quis es tu fili mi?’ Respondit Iacob ‘Voluntas
dei [36] fuit, ut cito occurreret, quod volebam’. Tandemque dicit Isaac ‘Accede
huc, [37] ut tangam te’, quo palpato dixit ‘Vox quidem vox Iacob, Sed manus
sunt
[Seite 393]
[ 7 deus ist
Zusatz Polianders Esau ist Zusatz
Polianders 10 Pol. am Rande: Isaac non suspicatur mendacium 15 Pol. am Rande:
Rebeccae fides 35 Pol. hier am Fuße der Seite: Spiritualis omnia diiudicat 37
Pol. am Rande: Iacob contemptus primo]
[1] Esau’.
Multis verbis descripsit factum hoc Spiritus, quo significet, wie eines [2]
richtigens glaubens und geystes Isaac gewesen sey, und wie starcker glaube [3]
der mutter Rebeccae. Dan er hat alßo gedacht, postquam audivit vocem [4] Iacob.
Ey got hat wunderbarlicher weyß durch mich gewircket und auff das [5] selczamst
außgericht, wer weiß, waß er im sin hat. Das rechte erbe gehorth [6] Esau,
villeicht wils got anders haben. Gybt got dye Ehre, villeicht wyl er [7] [deus]
das ehr [Esau] alßo reden sal. Ecce nichil iudicat temere Isaac. Was [8] furhin
gewicziget, atque exemplo didicit mirabilia dei opera, das got vill [9] anders
richt, dan die vornunfft lernt, let es gehen, wy es gehet. Preterea [10]
talibus moribus, tali institutione suos erudiit Isaac, ut nihil minus ex illis
[11] speraret quam mendacium. Ideoque cum Iacob dicit, se esse Esau, credit
[12] illi Isaac und gedenckt, er werde im nicht liegen. Ita in simplicissimo
spiritu [13] ducitur Isaac, disse dinck seyn fromde dene, dy es nye vorsucht
haben, aber [14] faste leicht den, dy do wissen, wie got handelt.
[15] Item in
Rebecca licet cernere constantissime fidei exempla. Hec enim [16] nunquam se
deflexit a promissione, qua dictum erat illi ‘maior serviet [17] minori’. In
dem hanckt sy alßo festhe, daß sie och alle werck do hin richt. [18] Derhalben
geschit es auch, wy sy glaubt hat. Vide, quanta res sit fides, dan [19] ehe der
glaube hette mussen felen, Eher hette mussen nicht hoeren Isaak. [20] Atque hec
causa, cur Paulus tantopere celebret hanc historiam. Ita eciam [21] ego
solverem questionem. Alia questio est, ut potuerit nescire Isaac quisnam [22]
fuerit ille, qui abstulerit benedictionem. Sic enim dicit Isaac ad Esau [23]
[V. 33.] inferentem cibos certos de venatione ‘Quis igitur ille, qui dudum
captam [24] venationem attulit mihi? Et comedi ex omnibus, priusquam tu
venires, benedixique [25] ei et erit benedictus’. Quare hic non dicit: deceptus
sum, Revocabo [26] sentenciam? Sed errorem confirmat. Sic enim iudicaret
prudentia carnis et [27] humanum consilium: Das wir ein dingk wider ruffen, wen
wir eins besseren [28] bericht werden. Responsio: age hoc loco ut priore, vidit
enim, in spiritu [29] egressam a se benedictionem virtute aliqua. Darumb leth
ers geschen. Der [30] sye hat, der hat sye, experti sciunt, quid revocandum,
quid non. Post factum [31] intelligunt rem, quod peius ignorabant. Szo fulet
man, wye es ghet. Ita [32] Augustinus de matre sua Monica scripsit: alßo wissen
alle geistliche leuthe [33] underscheidt aller wercke, wor an sye halden sollen
und wor an sie nicht? [34] [1. Cor. 2, 15.] ‘Spiritualis enim omnia iudicat et
a nemine iudicatur’. Iam enim videt [35] Isaac, benedictionem pertinere ad
Iacob non ad Esau. Iczunder macht in [36] [V. 14.] sein weip kluck. Parat
deinde cibos Rebecca et vestibus Esau valde bonis, [37] quas apud se habebat,
induit eum. Contemtum indicat hic locus Iacob, ut [38] illi prelatus sit Esau
frater, ad quem pertinebat ius primogeniturae. Dan
[Seite 394]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 11 “ist
weit gotlicher” von Pol. zugesetzt 19 Pol. hier am Kopfe der Seite: Novum/Vetus
testamentum 30 Pol. hier am Kopfe der Seite: Duo populi]
[1] Esau hat
man heraußgestrichen. Jacob hat man bleiben lassen. Primogenitos [2] hat man
groß gehalden, quia illorum erat possessio, hat in den guttern den [3]
forczuck, und nam doch gleichen teyl illorum, quorum erat imperium et [4]
sacerdocium: Darumb worden sy auch drauff geczogen. Habebant vestes [5] pro
more scilicet gentium balsamo vel alio liquore inunctas. Ordo benedictionis.
[6] [V. 29.] ‘Det tibi deus de rore coeli et de pinguedine terrae’ &c.:
Ecce [7] [V. 28.] opes. ‘Servient tibi populi’ &c. ‘Esto dominus fratrum
tuorum’: Ecce [8] imperium. ‘Et qui male dixerit tibi, sit ille maledictus’
&c.: Ecce ius predicandi, [9] absolvendi, castigandi, orandi, id quod
sacerdotum est. Vide, ut [10] laudetur hoc loco agricultura, das eynem das
landt genunck brengt. Disse [11] narung [ist weit gotlicher], dan silber und
kauffmanschacz, atque ibi videtur [12] victus omnium patrum. Ita benedictio est
in iis bonis, que dantur citra [13] periculum animae. Postremo: sacerdotes,
facti iuxta ritum Isaaci, veri sunt [14] sacerdotes, atque tales nos sumus
omnes. Reliquit enim deus semper, quibus [15] credidit verbum suum predicandum.
Posteaquam cepit sacerdos predicare, [16] non deerunt maledicentes. Dan wo dy
welth maledeiet, da gebenedeiet got.
[17] Sequitur
huius historiae allegoria.
[18] Duo
populi atque duo testamenta undique signata sunt in scripturis. [19] Primum est
lex, Secundum gratia et condonatio peccatorum. Proinde duo [20] filii hoc loco
sunt duo populi. Prius populus exercet legem et exercetur [21] a lege, attamen
non assequitur vim legis, que affectum imperat. Porro ne [22] erres, observa,
vetus testamentum non esse tempus, quo vixerunt Iudei, [23] neque novum
testamentum, quo vivimus nos. Testamenta enim non variantur [24] iuxta tempus,
sed iuxta cordium rationem. Sunt nimirum, fuerunt et erunt, [25] qui vel pii
sunt vel impii. Qui legem docent eciam divinam, persistentes [26] in sola lege,
sunt testamentum vetus. Itaque omnium longe optimi censentur [27] in mundo
veteris testamenti homines, werckheiligen, tales fere sunt bischoph, [28]
pfaffen und Monch. Quales sunt eciam qui pro suis confirmandis nituntur [29]
optimis scripturae locis dicentes: do seyn x gepoth, da seyn alßo ville
schrifft, [30] dy von wercken sagen, dy mussen jo gehalten werden, haben vor
sich dy vornunfft [31] &c. et assensum totius mundi, und das ist das erste
volck. Alius [32] populus habet novum testamentum tali scilicet spiritu, ut
hereat in solius [33] dei promissione, non confidit in opera et carnem, non
obmittunt opera. [34] Scit enim, fidem fontem esse et regulam operum, a qua
fide incipit operari [35] [1. Cor. 9, 21.] authore apostolo in Chorinthiis
‘factus sub lege cum essem sine lege’. Et [36] [1. Tim. 1, 9.] ad Thimotheum
‘Iusto non est lex posita’, nec divina quidem, quod secundum [37] spiritum
verum est. Dan kein hercze wirt mutig und troczigk von [38] den wercken. Aber
uberley trost wechst auß der hoffnung gottlicher czwsage
[Seite 395]
[ 4 Pol. hier
am Fuße der Seite: Contra fiduciam operum 11 “dar mit” von Pol. zugesetzt 15
Pol. hier am Ende der Seite: Gratis serviendum deo et proximo Qui von Pol. zugesetzt 20
nōīē 24 tollerans eorum von Pol. zugesetzt 25 non von Pol.
zugesetzt 27 Pol. hier am Fuße der Seite: Operari nos oportet Exemplo
Christi Pol. hier am Kopfe der
Seite: Opera primorum parentum ante lapsum]
[1] hangen
allein auff gottlichen gnaden. Der ist wenich, quia non facile [2] creditur,
opera nihil efficere. Aber eß muß eyn uberwerck, eyn ubergesecz [3] kommen,
Sall das hercze frolich werden. Wen nhu das geschehen ist, daß der [4] mensche
weyß, woher er seyn seligkait hat, Szo ist er vor seyne person genugt, [5]
habet tantum corpus, eynen eygenwilligen faulen Esel, dem muß er czw [6]
schaffen geben, iczt mit dissem, iczt mit jenem werck, und muß in im czom [7]
halten, auff das er nicht czw geil werde, gey auffs eys und breche ein pein.
[8] Item vivit inter homines, dy werden sein an czweiffel bedorffen, den dint
ehr. [9] Facit autem hec opera, vero non ut necessaria sint ad salutem, sed libere,
[10] scilicet quia sic placeant domino, und spricht: nhu wollan, Ich ßall den
sack [11] warten und dem Esel futter geben, auch den leutten [dar mit] dinen,
das will [12] ich gerne thun und umb sunst, dan ich hab uberflussigk genug
gnade enpfangen [13] in der tauff, darumb will ich och frey umbsunst dinen.
Christus ist [14] [Röm 8, 32.] mein, und alleß waß gutz an im ist. Rho. viij.
‘Qui proprio filio non [15] pepercit, Sed pro nobis omnibus tradidit illum.
[Qui] fieri potest, ut non [16] et cum eodem omnia nobis donet?’ Baptizatus
itaque, Absolutus, Item [17] comesto suo corpore accepi arram beneficentiae
suae. Warumb wolt ich Ime [18] den nicht trawen? Wer szo weit kompt, der ist
alles gesecz an. Subiicit [19] autem se legi non propter se, sed alios, ut
illis inserviat. Preterea impium [20] esset et nomini divino blasphemia,
operibus posse salvari quenquam. Id [21] [Gal. 2, 21.] quod Apostolus
apertissime testatur in Galatis ‘Si ex lege est iusticia, Christus [22] gratis
mortuus est’. Idem exemplum videbis quoque in Christo, qui iam [23] recens
natus plenissimus gratia dei erat. Tamen triginta tribus annis hominibus [24]
conversatus est, nihil non tolerans [eorum], quibus humana fragilitas [25]
obnoxia est, [non] certe, ut iis operibus salvetur. Sciebat enim, antea se [26]
placere deo, libere facit, quicquid facit, quoniam sic placitum est patri suo.
[27] In summa: solum aliis prodest, hec porro sit vita Christiani hominis. Gibt
[28] sich in geczwanck, do er sunst frey wer. Idem in paradiso fiebat ante lapsum.
[29] Nolebat Adamum et Evam otiosos esse deus. Ita commisit illis colendam [30]
paradisum, nominare animantia, imponere rebus nomina, warten dy weile des [31]
fiehes, warten die bawm, pflanczen den garten. Atque hec ita fiebant, nicht
[32] das sye dar durch solten frum werden, das sy vorhyn waren, Besonderen, daß
[33] sie nicht ledig gingen. Ita fides et Baptismus gratuito dantur, ergo et
gratuito [34] servias tu. Hoc opus, hic labor est, ut recte hanc libertatem
Christianam [35] intellegamus. Copiosius hec videbis in historia. Lex cogit
operari [36] bona. Unde est, quod Esau tantopere exerceatur in lege. Venatur,
discurrit, [37] nunquam quietus est, quibus exerciciis optime describitur, quid
lex efficiat.
[Seite 396]
[ 12 Pol. am
Rande: N (d. i. Nota) 15 Pol. am Rande: Huc applica historiam de decem
virginibus 25 Pol. hier am Kopfe der Seite: Apparitio dei 28 et et]
[1] Iacob
vero non tam in lege quam verbis promissionis heret, factae matri. [2] Ideoque
scribitur habitasse in tabernaculis. Esau Ruffus est et inquietus, [3] idest
operarii, dy werck heiligen, nunquam sunt quieti in conscientia, immo [4] longe
omnium impacientissimi, pleni iracundia, pleni malis affectibus. Ita [5] inflat
lex, Ita inflant opera, alii leves, sye synt glat und slecht, Id quod [6] [Luc.
3, 5.] Ioannes Baptista dixit Luce iij. ‘Et erunt prava in directa et aspera in
vias [7] planas’: waß da krumb ist, das muß slecht werden. Item archa Noe facta
[8] est mandato domini de lignis levigatis, sola enim promissio servat ab interitu.
[9] Legis figura Esau est: Egreditur in campum, idest sacerdotes ingrediuntur
[10] in populum, fert secum arma, pharetram et arcum, idest verba [11]
scripturae. Pharetra scriptura est, telum verbum. Exeunt verba de ore [12]
sacerdotis. Er sagt: will from leuthe machen per legem. Ist eyn Dittreich [13]
potens facto, der toeten reich.1 Atque hii sunt, de quibus apostolus dixit [14]
[1. Tim. 1, 7.] ‘Volentes esse legis doctores, nescientes que loquuntur, neque
de quibus [15] affirmant’. Non enim satis est predicatio legis, dan dy
operatores werden [16] czw lang aussen sein. Convertuntur autem solum ad
speciem civilem, werden [17] alleyne gleissende fromme leuthe, und dy weille
sie sich uben in iren wercken, [18] Nimpt Jacob die benediung hyn weck.
[19] [1. Mos.
27, 1.] Senuit Isaac et caligaverunt oculi eius. Videtur deus nobis [20]
interdum cecus esse, non secundum sese, Sed iuxta opera et effectus. Proinde
[21] observa, scripturam apparere hominibus prout affecta sunt illorum corda.
Id [22] [Marc. 16, 12 ff., Luc. 24, 13 ff.] quod testantur litterae Euangelicae
Marci ulti. et Lucae ulti., ubi apparuit [23] Christus duobus discipulis
euntibus ad Emaus in persona peregrini. Nimirum [24] quia in diversum
rapiebantur animi illorum, dubitabant etenim, an esset ipse [25] redempturus
Israhel. Prout enim intellectus est cordium nostrorum apparet [26] [Joh. 20,
15.] nobis dominus. Idem est cernere in Maria Magdalena, cui apparuit ut [27]
hortulanus eodem scilicet consilio. Item cum daretur lex Israheli, apparebat [28]
mons illis fumans et plenus igne, auditaque sunt tonitrua, ea scilicet de [29]
[2. Mos. 19.] causa, quia incircumcisorum cordium erant Iudei. Exodi 19.
Postremo ita [30] foris sunt imagines, ut sunt intus corda credencium, Videntur
porro [31] nobis dividi duo populi deo hoc permittente, Tuth gleich alß schliff
er [32] die weyl. Darumb deucht uns, got sehe es nicht, Fit contentio: Esauitae
[33] lege certant, Iacobite fide, illi multa afferunt pro se, adeo quod eciam
pervincant [34] egregieque dominentur. Eosque sequitur maior mundi pars,
prosperantur [35] in omnibus viis suis, got sweigt still, sicht eyn weyll czw,
biß czw
[Seite 397]
[ 2 Pol. hier
am Ende der Seite: Esauitae/Iacobitae contendentes 6 ein eyn 24 Pol. hier am
Kopfe der Seite: Spiritus principalis]
[1] seiner
czeith, und dyß sein leuthe, die gottes gesecz lernen. Nostro tempore [2] non
sunt Esauite, non enim leges divinas docent, Sed Esau longe inferiores, [3]
quia docemur leges humanas, libros gentilium et summam viciorum. Ubi [4] igitur
parebimus nos, si illi reiiciuntur, qui divinas leges predicant, quas [5]
mandavit dominus. Ita deinde Esau eo procedit, ut decreverit apud se
interficere [6] fratrem Iacob. Hoc audiens Rebecca vocat Iacob und macht em eyn
[7] ander predigt. Eius enim verba sunt promissionis verba, Seyn suß, liplich,
[8] frolich, dy neren uns und erhalten uns, do werden fromme leuthe und als [9]
werd Esau und Jacob. Hoc est, si audimus, legem non impleri a nobis, [10]
[Marc. 16, 16.] Salutemque neque esse ex nostris operibus neque ex lege. Et
rursus ‘qui [11] [Matth. 16, 19.] crediderit’ &c. ‘Quicquid ligaveris’
&c. tranquillantur animi nostri. Dan [12] unmuglich ist es, das einer ßolte
frolich werden, Er ergreiffe dane diß wort, [13] dar aus er lerne, daß got sein
genediger vater seyn will und nicht ein gestrenger [14] richter, auß dißem
wegst dy süssickeidt und der glaube. Verba matris [15] [V. 6.] ad Iacob sunt
hec ‘Audivi patrem tuum loquentem &c. Cum Esau fratre [16] tuo’ &c. Dy
mutter richt sich recht in dy sache, folgt alleyne nach der promission, [17]
[V. 11.] darumb consolirt sy auch den mistrawenden Son. Sic enim respondit [18]
Iacob: Nosti, quod frater meus homo pilosus sit et ego levis &c. Cui
persuadet [19] tandem mater, ut acquiescat consiliis eius. Cucurrit itaque ad
stabulum, [20] aufferens inde duos hedos. Hoc est predicator Euangelii non
invenit feras, [21] wylde ungeheuer herczen, Besunder daß Euangelium berurdt
czame freye willige [22] herczen, quae sua sponte sequantur promissionem citra
vim aliquam, lassen [23] [Joh. 6, 45.] sich feyn lencken und regyren. Et ut
Ioannes ait ‘Et sunt docibiles deo’, [24] Sein gelernigk, Quos solos regit
dominus. Eyn solchen geyst heyst der prophet [25] [Ps. 51, 14.] psal. 50.
‘Spiritum principalem voluntariam’. Esau facit timentes, ungeduldige, [26]
sturmige geyste, atque qui repugnante affectu faciunt legem. Qui etsi faciunt
[27] hoc, quod mandat lex, Corde tamen ita dicunt: Ey, were es nicht gepotten,
[28] gerne wolth ichs lassen. Dysse seyn unwillig ubers geseczt, Indigneque
ferunt [29] iugum legis mallentque cupiditati suae laxare frena. Hy lacht das
hercze [30] auditoque verbo promissionis, Ist fridsam und wird eyn geyst mit
got, daß [31] ist czahm fleisch, daß bringt seinem vatter Jacob czw essen, Esau
bringt [32] wild fleisch. Isaac deinde non docet, qualem se debeat gerere
Iacob, Sed [33] Rebecca, idest Euangelium, vere docet et scriptura in locis
promissionis, [34] ubi non mandat. Venit ad Isaac: novus populus consequitur
benedictionem [35] Relicto Esau, idest spiritus recta ducit nos ad Christum,
lex per obliqua, [36] [2. Tim. 3, 7.] de quibus dixit Apostolus ‘semper
discentes et nunquam ad veritatis [37] [V. 15 f.] cognitionem pervenientes’.
Porro vestibus Esau valde bonis, quas apud [38] se habebat domi, induit Iacob
Rebecca pelliculasque hedorum circumdedit [39] manibus et colli nuda protexit.
Vide, Iacob Esau fiat et Esau Iacob,
[Seite 398]
[ 21 Pol. am
Rande: Isaac deum signat. 24 - ctificatur scheint von Pol. in die hinter re-
gelassene Lücke später eingetragen. Am Rande das Zeichen —, um die Lücke zu
bezeichnen 28 Pol. hier am Kopfe der Seite: Vox quidem vox Iacob, manus Esau 37
über “man es” ist von Pol. scilicet ut lex fiat übergeschrieben 38 Über “Disse”
ist von Pol. hec pars geschrieben]
[1] idest
scriptura docens fidem, coctas arietes adducit, idest populum volentem. [2]
Vestibus itaque induitur quasi alienis et tegitur pellibus, idest Christianus
[3] sciens, se salvare sola fide, permittit alii, quicunque velint, sua [4]
utantur opera, neque quidquam differt ab illis. Er ist wye eyn ander [5]
mensch, slefft, geth und stehet, czeugt weich und raw klaider an, gilth im [6]
alles gleich, Seynthalben ist ehr frey, Sthet mit got czw friden, bedarff [7]
auch solcher werck nicht, tamen ultro assumit officium ministerii et operatur
[8] [1. Cor. 9, 21.] perinde atque Esau. Huc pertinet, quod Paulus dixit
‘factus sub lege, [9] quasi sub lege non essem. Preterea est, qui eo animo
est’. Omnia que [10] facit, placent deo. Rursus observa, solam fidem discernere
inter opera. [11] Cuius rei sit hoc exemplum. Duo sacerdotes simul celebrantes
idem opus [12] faciunt. Is qui credit, sibi hoc opus non prodesse, sed aliis,
placet [13] domino atque prodest sibi. Is qui vult prodesse, hoc opere obest
sibiipsi. [14] Bonus dicit, se non operibus salvari. Den ist die Haudt nicht
angewagsen, [15] Besonderen er czeugt sich selbes an auß gottes willen. Impius,
der meynt, er [16] werde selig und felet. Dissem ist die Haudt angewagsen.
Vestes deinde fragrantes [17] Sunt loci scripturae, qui legem docent atque
verba illorum, qui dicunt, [18] [Röm. 7, 12.] mandatum sanctum et iustum est,
quod negligere impium est, nescientes, [19] [1. Tim. 1, 8.] quod Apostolus:
‘Scimus, quoniam lex bona est, Si quis legitime utatur ea’, [20] [V. 22.] hoc
est si quis sciat, sibi legem non esse legem. Accedit patrem Iacob. [21] Isaac
ex auditu iudicans fallitur tactu et visu. Alßo sicht got czw contendentibus
[22] iis duobus populis, lest sye machen, horet und fulet, gibt dem dy [23]
gebenediung, der im glauben hanck, der sich trost, das er Christen sey. Qui
[24] etsi mentiatur coram hominibus, tamen rectificatur per fidem hoc mendacium
[25] in quo fallitur is, qui ex facto iudicat, non ex fide. Christus betrugt
idermann, [26] [Luc. 2, 34.] Es ist aber ir aigen schult. ‘Positus quidem in
ruinam multorum et [27] in signum, cui contradicitur’, dan sie haben kayn
glauben im herczen. [28] Jacob glaubt, got sey im genedigk. Es ist es auch.
Item er sagt, er sey der [29] erste son. Er ist es auch. Timebat Iacob, ne malediceretur.
Ita boni verentur [30] omnia opera eorum, Sed confirmantur verbis scripturae:
Seyn blode [31] [V. 22.] und vorczagt, Szo lang, biß do sagt czw im promission:
Ey volg mir, es [32] wirdt dyr nicht gerawen, ghe fur dich. Palpato deinde
Iacob, dixit [33] Isaac: vox quidem vox Iacob est, Manus sunt Esau, idest novus
[34] populus nihil variat. Es ist eyn gebeer, eyn wesen, eyn leben. Item es
sein [35] alle werck gleych, alleine dy sprache wandelt sich. Diser predigt
anders, [36] Beicht anders, thut anders, hath och eyn ander gesanck. Mosen et
legem [37] predicat Esau, Iacob promissionem, wo man es nemen sol, daß werck
ist [38] gleich, der spruch ist anders. Disse predigt ire krangkhet und gottes
ehr,
[Seite 399]
[ 5 oder ader
Vielleicht ist eins von den beiden Worten überhaupt zu streichen 6 Gedenck 18
Pol. am Rande: Bonus odor Christi sumus 32 exigere von Pol. zugesetzt]
[1] Ihenne
ire werck und und vordinst, daß ist der hader czwischen dissen zween [2]
folckeren. Jacob predigt Barmherczikaidt und sein leben ist anders, und [3]
alßo im glauben Seyn alle gering werck groß, wen sie in gottes trawen [4]
geschehen. Rursus alle grosse werck seyn klein extra fidem. Huius sit tale [5]
exemplum. Eyn armer schuster oder ander handtwerckman spricht: ‘ach herre [6]
got, ich bin dein armes creaturlein, gnade myr mein herre’, Gedenckt nicht [7]
eyns, wy das werck ist, und gefelt doch got ville baß dan alle werck aller [8]
Cartheuser und pfaffen. Ecce ii duo fratres sunt exempla eorum operum, que in
[9] fide vel extra fidem fiunt. Eyn frummer fastet, wans czeith ist, fastet,
betet, [10] yst, drinckt, slefft in aller forme wy eyn ander. In den wercken
gar khain [11] unterschaidt, Jdoch gefallen seyne wercke gotte woll und der
andern nicht. [12] Czwene priester halden czwgleich messe, Eyner gefelt got,
der ander nicht. [13] Czwene eliche weiber warten czw gleiche daß hauß, czwene
schuster machen [14] czwgleich eynem schuch: eyn werck gefelt got, das ander
nicht, das machen dy czw [15] [V. 27.] sprachen atque ipsa fides. Postea, ut
sensit Isaac vestimentorum [16] Iacob fragranciam, benedixit illi dicens
&c. Ecce fiedei opera [17] richen woll in conspectu dei, perinde atque
plenus ager. Ex hoc loco [18] [2. Cor. 2, 15.] Paulus colligit, omnes
Christianos esse bonum odorem Christi, dicens ‘Nos [19] sumus bonus odor
Christi, aliis in vitam, aliis in mortem’ &c. Preterea [20] ‘odor’ heyst
eyn roch vel bona fama. Iam de Christiano nihil habemus nisi [21] famam operum,
fide latente in cordis penetralibus. Naturlich seyn frommer [22] leuthe werck
gut und idermanne besserlich. Malorum opera nemini prosunt [23] [Matth. 7, 15.]
atque hoc est, quod Christus ait ‘attendite a falsis prophetis’. Et subdit [24]
‘ex fructibus eorum cognoscetis eos’. Eyn boßer baum blettert sich, tregt [25]
obes gleich wy eyn ander bawm. Wilthw underscheidt wissen, ßo beyß drein, [26]
Szo wirstu es fulen. Si queram ex operatore quodam, an ferre posset, sua [27]
contemni, Responderet: quod posset. Tu si hoc ageres, aperte cognosceres, [28]
hunc potius deum abnegaturum quam passurum, sua contemni. Illi econtra [29]
ferunt omnia dicentes: Non mihi fit quicquid fit, Sed deo, cui vivo. Vis [30]
[V. 28.] benedictionis est: vives de rore coeli et oleo, quod in Hebreo non
[31] habetur. Saepe admonui vos, scripturam valde diligentem lectorem atque
[32] prudentem [exigere], alicubi enim de initio gratiae loquitur, alio loco
executionem [33] gratiae celebrat. Ita hic locus non ad initium gratiae
pertinet, sed [34] ad retributionem, que gratiam sequitur. Hec enim benedictio
est retribucio [35] [2. Sam. 22, 26 f., Ps. 18, 26 f.] gratiae. Ideo dixit
propheta ‘Cum sancto sanctus eris, et cum perverso perverteris’. [36] Deinde
hic est ordo divinae benedictionis, hic non largitur retributionem, [37] sed
suspendit usque in futurum, mutuo ut hec duo sese consequantur: [38] Benedictus
deo, maledictus hominibus. Quem deus benedixit, der [39] hat den teuffel am
halße. Ideoque patitur maledictionem toto tempore vitae
[Seite 400]
[ 4 Scilicet
qui sunt ist Zusatz Polianders 15 ergibt 16 sey 18 scilicet benedictionis ist
Zusatz Polianders 24 Am Rande: Ioan. 1. 27 apostolum et Ioan. baptis. Pau.
iijo, doch ist Ioan. baptis. durchstrichen]
[1] suae.
Hanc passionem et patientiam sequitur retributio velut dicat: Dw [2] armes
volcklein, du leidest unlust, wirst von idermann vorfolget. Ich wil dich [3]
gebenedeien czw seyner czeith, halt nur stille. Iacob iam antea iustus est, [4]
servit deinde aliis [scilicet qui sunt] manibus pilosis. Iusticia sua est ut
[5] patiatur multa. Jacob muß alle czeyth eyn Esau haben, atque hec contentio
[6] durabit usque in finem mundi. Dan sy konnen nicht leyden die Esauphiten,
[7] daß ir dinck nichts sey. Vide enim, ut fuerit Romanus pontifex, cum
iniquitatis [8] arguitur, non facile fert constitutiones suas contemni. Nhun
muß [9] es alßo seyn, wans Jacob Sagt, Tunc recidunt in eum maledictiones, der
[10] Esau reckt sich, atque in hoc, quod perdunt veritatem, dicunt, se querere
[11] veritatem, cum nihil minus agant, ornantes se simulato titulo. Qui vero
[12] Iacobum sequantur, si arguuntur, non obsistunt, Susque deque ferentes,
sive [13] arguantur sive laudentur, salva tamen semper dei gloria. Sunst seyn
sy wol [14] czwfriden, das man von ine und von irem leben nichts helt, firmati
hac [15] domini promissione. Halt dw veheste, ergib dich dreyn, dw must
vormaledeyet [16] seyn, dan ich will dich gebenedeyen. Impleta sunt hec in
regibus [17] et populo forti propter promissionem factam Abrahae, Isaac et
Iacob atque [18] fidem illorum. Sub quibus bonis [scilicet benedictionis], etsi
temporalia sint, [19] [Mich. 5, 7.] comprehenduntur spiritalia. Ros in
scripturis crebro celebratus est. Mich. 5. [20] ‘Et erunt reliquiae in medio
populorum multorum quasi ros a domino’. [21] [Ps. 110, 3.] Psal. 109. ‘Tecum
principium in die virtutis tuae in splendoribus sanctorum, [22] ros infantium
orietur de ventre aurore’, de regno Christi loquens. Iunguntur [23] [Joh. 1,
13.] autem hec duo ‘Ros celi’ et ‘de rore coeli vives’, hoc est filii Christi
[24] non hominum operibus nascuntur, sed citra virilem operam: An czwthun [25]
der natur, an unßer und aller menschen wircken. Caro cesset neque censebitur
[26] omne carneum inter filios Christi. Non sunt filii Abrahe, qui ex [27]
[Röm. 4, 12. 16.] carne Abrahae nati, sed quia ex fide, iuxta apostolum Pau.
iijo. Ro. Iam [28] [Matth. 3, 9.] apud Matheum. Sponsa Christi aurora est,
idest ecclesia, quam figurate [29] diximus Rebeccam. Eo enim tempore cum multi
nascerentur Martyres, orta [30] est aurora, dy lustige zeyt, do Junckfrawen,
Cecilia, Agnes, Agata, Junge [31] knaben frolich czw tode gingen. Euangelium
est uterus, quo concipit, fovet, [32] parturit et parit filios suos ecclesia,
idest ecclesia vult omnia fieri in dei [33] promissione, dan unmoglich ist es,
daß wir eynen menschen from machen myt [34] [V. 28.] geseczen adder wercken.
Secundo datur Iacob pinguedo terrae. Praemium [35] fidei est plenitudo et
cumulus virtutum et gratiae. Qui enim credit, iam [36] spiritum habet atque
intelligentiam scripturarum, fit mitis, pauper est spiritu, [37] gelenck,
willich, suß, sanffmutig, keusch &c., brengt fruchte. Jdermann bessert [38]
sich an im, Jdermann gneust seyn. Iam rore coeli, idest fide, cor illuminatur,
[39] purgatur, rectificatur, consequiturque quicquid voluerit. Alii operantur
et
[Seite 401]
[ 2 Von Pol.
in “feist”, “getungt” geändert 3 Pol. hier am Kopfe der Seite: Filii dei non
peccant 7 kimdt (? kundt) 28 Pol. hier am Fuße der Seite: Christus frater est
et dominus Pol. hier am Kopfe der
Seite: Praelati iuxta benedictionem Iacob sunt fratres et domini 34 sunt von
Pol. zugesetzt]
[1] nihil
consequuntur. Qui itaque rore impinguatus est, idest qui fidem habet, [2] non
potest non bona operari. Dan daß landt fest und woll getonct ist, [3] [Ps. 25,
10.] kan kene boße frucht wachßen. Hinc est illud psalmi ‘Universe viae domini
est [4] misericordia et veritas’, idest si in homine vivit spiritus fidei. Waß
er thut, [5] ist grunthlich gut und warhafftig. Misericordia ire opponitur,
Veritas hipocrisi [6] et simulationi. Velut dicat: dy anderen seyn Ira, got ist
eyn feindt [7] und hipocrisis ist eytel heucklerey. Disser ist daß lieb kindt.
Waß er thut, [8] ist angenem. Sundigeth ehr, ßo schat es im nicht, felt er, ßo
sthet er widerumb [9] auff, und mussenn im alle dingk besserlich seyn. Hec immensa
gratia magno [10] malo a nobis contemnitur. Hanc surda aure preterimus, seducti
per predicatores [11] nostros. Solt daß nicht eyn hercze frolich machen, Szo
uns got [12] wyll fur liebe kinder haben dato ad hoc signo baptismatis. Aber
der teuffel [13] [V. 28.] hindert das, wo er kan. Tercio quoque benedictio
habet abundantiam [14] frumenti et vini: Ecce quot antea seculis predictum est
sacramentum Eucharistiae [15] atque divitiae Euangelii. Est enim sententia:
Abundabis frumento et [16] vino, idest verbo Euangelii wirstu reich seyn.
Frumentum et vinum in scriptura [17] est verbum Euangelii. Ita non satis est
accipere rorem et frui pinguedine [18] terrae, nisi et alios quoque iuvemus mit
den trostlichen worten des Euangelii. [19] Id quod predicatione apostolorum
factum est. Ros et pinguedo terrae significat [20] vivere et facere, vinum et
frumentum docere. Wer predigen will, ßoll [21] fur hyn woll vorsucht seyn, daß
er andern leuthen moge rathen. Quarto: [22] [V. 29.] ‘Servient tibi populi et
adorent te tribus. Esto dominus fratrum tuorum’. [23] Christo hoc datum est et
omni habenti benedictionem. Adoramus Christum [24] ut fratrem, et cum hoc
dominus est. Item quoque coram Petro, Paulo atque [25] omnibus, quos Christo
iunctos credimus, curvamus genua. Id quod faceremus [26] viventibus, si eciam
sic constaret nobis, quod Christi spiritum haberent. [27] Christus frater est
et dominus, hoc solatio nihil maius est in hoc, quod [28] frater, non contemnit
me. In hoc, quod dominus, timeo eum. Dominum [29] timeo, fratrem adamo.
Apostolis idem contigit, omnes venerabantur eos, [30] cum quibus erant. Ipsi
rursus neminem contempserunt, ultro suam operam [31] omnibus accommodantes. Ita
prelati sunt fratres et domini, Nos servi et [32] cum hoc fratres. Huc refer
mores omnium Episcoporum, qui olim fuerunt, [33] videbis enim, quanto spatio
dissideant ab Episcopis nostrorum temporum. [34] Iam enim Esauitae sunt
potenter regnantes, condemnantes, maledicentes, fulminantes. [35] [V. 29.]
Quinto: ‘qui te benedixerit, benedicatur, qui maledicat, sit maledictus’. [36]
Descripta est hoc loco spiritualis administratio signo addito, Quia [37]
necesse est Christianos pati debere. Non deerunt enim maledictiones.
[Seite 402]
[ 4 roddisch]
Pol. darüber: ruhd nostrorum ist
Zusatz Polianders 5 perditionis ist von Pol. über durchstrichenem predicationis
geschrieben 6 sey 13 vehenti 31 Pol. hier am Kopfe der Seite: Esau excutit
Imperium Iacob fratris 35 terrori sunt von Pol. zugesetzt Pol. am Rande: N (d. i. Nota) 36 Achab]
[1] Martyres
olim servi fuerunt corpore, liberrimi spiritu. Adeo proprium est [2]
Christianorum ultro ferre iniuriam, que administratio prorsus periit nostro [3]
seculo. Episcopi quidem nostri neque sunt spirituales neque prophani, widder
[4] hundt noch roddisch.1 Immo regnum [nostrorum] Episcoporum est regnum [5]
peccati et perditionis. Undique hoc testatum est in omnibus scripturis. Es [6]
solth keyn krigk seyn: Iczundt, ßo fechten unßer Bischoff mit dem schwert. [7]
Olim nihil habebant nisi verbum. Administrationem hanc neglexit Esau, [8]
malens Iniuriam inferre quam pati, qui iuxta prophetas servi ventris
appellantur [9] [Luc. 16, 8.] et a Christo filii huius seculi, Qui maiori
prudentia prediti sunt [10] quam filii lucis. Hoc est, impii magis inhiant post
sua bona quam illi pro [11] [V. 30 f.] spiritu. Vix Isaac sermonem impleverat
&c., venit Esau afferens [12] cibos. Cui dixit Isaac: Quis es tu? Cui
respondit: ego sum [13] Esau. Expavitque Isaac stupore vehementi. Indignatur
Esau [14] [V. 38 f.] multis calumniis incessans fratrem Iacob, tandem post
multum eiulatum [15] atque rugitum dixit patri: Num unam habes tantum
benedictionem [16] pater? Mihi, obsecro, ut benedicas. Cumque eiulatu [17]
magno fleret, motus Isaac dixit ad eum: In pinguedine terrae [18] et in rore
coeli desuper erit benedictio tua. Vives in gladio, [19] fratri tuo servies,
Tempusque veniet, cum excutias et solvas [20] iugum eius &c. Ecce quam
diversa sit hec benedictio a priore. Rorem, [21] coeli tacet pinguedinem
proferens. Signum est, priorem fuisse spiritalem. [22] quoniam de coelo in
terram descendit, Hanc non esse spiritalem, quoniam [23] solius terrae est in
rore, Id quod postea rei comprobavit eventus. [24] Magnus enim fit in terra
Esau et potens atque adeo multarum disciplinarum [25] peritus. Historiis quidem
testatum est, ex suis prodiisse sapientiam [26] [1. Mos. 36, 11., Hiob 2, 11.,
Hiob 29, 25.] Themanitarum. Item inde manarunt gentium imperia, Ut Iob rex Edom
[27] ex Esau erat. Deinde certum est, Esau in divinis literis fuisse
eruditissimum. [28] [Matth. 5, 45.] Ita nullo discrimine confert et in malos
quoque dona sua dominus. [29] Discamus itaque, nulla dona aliquid conferre ad
salutem authore Apostolo [30] [1. Cor. 12 –14.] in Chorynthiis. Idem contigit
Esau, quod Ismaeli atque aliis quibusdam. [31] ‘Gladio vives’: dw salt under
brechen landt und leuthe. Vives in lege, [32] quam et predicabis. In gladio
enim vivere est legem predicare. Euangelium [33] autem pacifice regit, cuius
discipuli sub regibus vivunt et serviunt [34] liberrima tamen servitute. Rursus
Esauphitae iis, qui in euangelio vivunt [35] [V. 40.] [terrori sunt.] ‘Excucies
iugum Iacob’. Horrenda certe sententia, quam [36] [2. Kön. 16, 6.] quidem
interpretantur impletam esse sub rege Achas, 4. Reg. Predictum est
[Seite 403]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 16 qui q 18
Paulus] Petrus 27/28 quis in scheint von Pol. zugefügt 33 Pol. am Rande:
Tercius cognationis gradus non prohibitus 35 Pol. hier am Kopfe der Seite:
Contra dispensationes pontificum]
[1] [1. Tim.
4, 1.] hoc diu ante a prophetis et ab apostolis. ‘Erunt doctores discedentes a
fide’ &c. [2] Iacob perditurus est imperium, Novum constituet Esau. Iacebit
Euangelium, [3] predicabuntur humana figmenta, quod vereor ne in nostra hec
tempora torqueri [4] possit, ubi pro Euangelicis literis pontificum decretales
docent, et fortissime [5] regnat Esau pro Iacob. Contentio hec celebrata est
Apostolorum [6] temporibus, Contendentque semper usque in finem mundi pii et
impii super [7] benedictione. Iudei eo tempore volebant se habere omnia, se
esse populum [8] electum gloriantes. Rursus gentes nolebant se contemni. Quo
consilio [9] scripta est epistola Romanorum, ut quibusdam videtur. Preterea
peculiare [10] officium est Iudeis, ut pertinacia quadam sua defendant,
fremebant enim dentibus [11] [Apgsch. 7, 54.] supra Stephanum, Actuum 7. Id
quod observant sedulo Esauphitae, [12] [V. 41.] dixit enim corde suo Esau:
Occidam fratrem meum Iacob venientque [13] dies luctus patris mei. Er traudt im
den todt, gern het ers [14] gethan, het er gemocht. Hec cum annunciata essent
Rebeccae, timuit, vocatoque [15] [V. 42 f.] filio dixit: Ecce Esau &c. Audi
igitur, fili, vocem meam. [16] [Matth. 10, 23.] In hunc modum semper
consolantur hii, qui sunt afflicto spiritu. ‘Si [17] fugaverint vos’ inquit
Christus ‘ex una civitate fugite in aliam’, et in Actis [18] [Apgsch. 13, 46.,
V. 43.] Paulus ‘Quoniam repulistis veritatem dei, Ecce convertimur ad gentes’.
‘Ad [19] fratrem Rebecce, Laban’. Hucusque facta est mentio Rebecce. Cuius [20]
mors non scribitur, forte quod Euangelium erit ultima predicatio atque adeo
[21] [V. 46.] perpetua. Saran todt wirdt geschriben, Rebecce geswigen. Hec
postremo: hoc [22] effecit apud Isaac, Ne duceret Iacob unam ex filiabus Het.
Aus der Hedenschafft [23] muste dy brauth kommen.
[24] CAPVT
XXVIII. GENE.
[25] Annorum
fere septuaginta est Iacob, cum mittitur in Mesopotamiam, [26] necdum habet
uxorem. Vide itaque, quanto studio curaverint castitatem [27] sancti patres. Solvetque
hic locus calumniam, qua calumniari posset quis [28] in Iacob, Rachel et Lyam,
quoniam non factum est ardore aliquo libidinis, [29] alioqui non tanto tempore
abstinuisset ab uxore. Item commodum feceris, [30] si observes, Abraham iuvenem
duxisse uxorem, Isaacum 40o anno Iacobum [31] post annum 70m, Deinde videbis
argumentum obedientiae. In Syriam enim [32] proficiscitur iubente patre,
ducturus inde uxorem familiae suae. Dan sye waß [33] seyne waße. Ubi diligenter
nota, tercium cognationis gradum non prohibitum [34] fuisse lege divina neque
nunc esse, Et si id negent pontificum decretales. [35] Itaque si quis
adiungeret sibi tercii gradus cognatam, non peccaret, [36] Nisi quod non emerit
a pontifice. Eyn selczamer krammer ist der pabst, das
[Seite 404]
[ 16 in jm 23
Pol. hier am Ende der Seite: Diversarum vocationum diversa opera Pol. am Kopfe der Seite: Scala Iacob 36
Pol. hier am Ende der Seite: Una via in coelum Christus]
[1] er daß
dinck umb gelth vorkaufft. Wy dy war ist, Szo ist auch der kremmer. [2] Kanstu
es umb gelt kauffen, Szo nimß auch an gelt. Esau deinde cum [3] [V. 9.]
videret, quod rem malam operatus esset, ivit ad Ismahelem et duxit uxorem [4]
aliam, Malach filiam Ismahelis, ut reconciliaret sibi patris animum. Quarto:
[5] [V. 12.] cum dormiret Iacob, vidit in somnis schalam, et convenit inter
scriptores, [6] hunc locum fuisse montem Moriam, idest ‘dominus videbit’, ubi
immolatus [7] fuit Isaac, postea Salomonem eodem loco templum edificasse
fuisseque ibi [8] Hierosolymam, Lussam olim dictam, hinc Bethel Sebuth, tandem
Hierusalem. [9] Hec ratio historica est.
[10]
Allegoria.
[11] Hactenus
vidimus, wy vil sunde untherghen, wen daß hercze richtig ist [12] czw got.
Widderumb, wy vil sunde auffgehen, wo daß hercze nicht richtig [13] ist im
glauben. Ideoque in sanctorum exemplis magis est spectanda fides [14] sanctorum
quam opera. Recte itaque dixit Taulerus: Gut ist, das man [15] fragt, erfert
und erkennet wirth, waß gut und heylige menschen gethan und [16] geliden haben,
adder wye sye gelebt haben, und auch waß got in in und [17] durch sy gewirckt
habe und gewelt. Abber hunderthfelltiglich were eß besser, [18] daß Jeder
erfure und erkennet wurde, was und wye seyn eygen leben were, [19] und auch waß
gott in im were und wolte und wirckte und wo czw in got [20] nuczen wolt adder
nicht. Caveamus preterea, ne seducamur ulla operum [21] specie. Sicut enim in
republica varii sunt artifices, quisque reipublice suo [22] loco serviens,
Cocus non scribae gerit offitium, Et si nihilominus serviat [23] reipublice,
Ita quisque in ecclesia suam curat vocationem. Eyn Handtwerckßman [24] bleybe
inne unnd warte des seynen, las sich nicht irren, daß ander leuthe [25] kirchen
pawen, und czw S. Jacob gehen und andere werck thun, Nullum discrimen [26] ponens
inter opera, dan sy seyn alle gut, nedum maiora se ambiat, [27] sibi contingat,
quod azino contigit volenti blandiri hero suo exemplo canis. [28] [Ps. 34, 19.]
Historie huius Summa est, dominum prope adesse iis, qui tribulato sunt [29]
[Ps. 10, 8.] corde. ‘Oculi enim eius in pauperem respiciunt’ iuxta prophetam.
[30] [V. 12.]
Schala, visa Iacob in somnis, Christus homo est. Multi certe [31] conati sunt
erudire homines ad salutem, legibus, operibus atque humanis [32] consiliis
nitentes, Sed nihil effecerunt. Id quod probat totum vetus testamentum. [33]
[Joh. 3, 13.] Una via est in coelum, Christus, Ioan. 3. ‘Nemo ascendit in
coelum, [34] nisi qui descendit de coelo, filius hominis, qui est in coelo’. In
der haut [35] und rucken1 mußen wyr kegen hymel steygen. Thomas Apostolus pro
simplicitate [36] [Joh. 14. 3 ff.] sua, cum dixisset Christus ‘Abibo et
preparabo vobis locum rediensque
[Seite 405]
[ 7 ammodo 11
Pol. hier am Fuße der Seite: Deus in Christo incarnato videtur 19 tua und tecum
von Pol. über eius und secum gesetzt 29 “nhar” von Pol. in “nharr”
geändert Am Rande: En iunger nar
35 Pol. hier am Fuße der Seite: Humilis Christi forma 38 dicuntque]
[1] recipiam
vos ad meipsum, ut ubi ego sum, et vos sitis, et viam scitis’, [2] Ioan 14.
quereret ‘Domine, nescimus, quo vadis, et quomodo possumus viam [3] scire’, hoc
meruit audire responsum. ‘Ego sum via veritas et vita’. Bonus [4] apostolus
vagabatur in cogitationibus suis, cui dicit Christus: Thoma, sich [5] hyeher,
flader nicht alßo mit den gedancken, sich nicht weyt umbe, ich byns. [6] Et
subdit ‘Nemo venit ad patrem, nisi per me. Si cognovissetis me et [7] patrem
meum, utique cognovissetis et a modo cognoscetis eum et vidistis [8] eum. Hoc
audiens Philippus dicit ei: Domine ostende nobis patrem, et sufficit [9] [Joh.
14, 9.] nobis. Cui rursus inculcat Christus ‘Philippe, qui videt me, videt et
patrem [10] meum’. In summa: Nemo videt deum nisi per signum visibile,
Christum. [11] Darauff mussen gegrundet werden alle herczen. Ecce, ut nihil sit
maius [12] certa fide. Si credamus, quoniam Christus est, per quem condonantur
peccata, [13] vincitur mors, tollitur inferni dolor, auffertur conscientiae
impetus. Hoc qui [14] tenet schalam, videt qua ascendit ad dominum recta. Huic
deinde cavendum [15] est, ne seducatur votis, peregrinationibus atque aliis
eius generis [16] operibus. Heae enim sunt imagines, abducentes nos a Christo.
Qui vero [17] eo usque pervenerit, ut Christum ita cognorit, non indiget
monitore, mutatus [18] [1. Sam. 10, 7.] est enim in alium virum. Id quod Sauli
dicitur: 1. Reg. x. ‘Faciens quecumque [19] invenerit manus tua, quia dominus
tecum est’. Hoc est sua sponte [20] sequentur opera. Admoneo vos hic rursus
sententiae huius, que superius [21] dicta est: Tales esse imagines foris
apparentes, ut est cor hominis. Porro [22] observa ordinem visionis huius.
Primum enim intuetur terram, deinde videt [23] cacumen schalae pertingere
coelum, Tercio: angelos dei ascendentes et descendentes [24] per eam, Quarto:
dominum innixum schalae atque loquentem sibi. In [25] hunc modum progrediendum
est cuique Christiano, perinde enim atque Iacob [26] proficit, ita nos quoque
proficiemus. Schala stat super terram, idest dei filius [27] carnem assumpsit,
versans inter vilissimos homines. Do stheth ehr, gestans [28] in corpore suo
omnes formas contemptissimorum hominum. Pauper est, puer, [29] infans, eyn
iunger nhar, Natus ex virgine: Lest sich von eyner seugen und [30] tragen
gleych wy eyn ander kindt. Man hat auch an im nichts konnen spoeren, [31] das ehr
etwas sonderliches were, Nisi quod bonam de se dabat spem, war [32] frum,
vornunfftig, ut ex indole censeretur olim futurus magnus. Preterea [33] non
contentus vilitate rei familiaris, propter quam spernebatur, Immo conversatur
[34] cum peccatoribus publicanis, meretricibus, Matheo, Maria Magdalena: [35]
[Luc. 7, 39.] Henckt sich an dye loße rotthe, Unde et dixerunt ‘Si esset hic
propheta [36] [Luc. 5, 31.] sciret certe, quales isti essent’. Quibus respondit
‘Non egent medico sani, [37] [Luc. 14, 1 ff.] sed male habentes’. Deinde
transgreditur Christus constitutiones patrum [38] sanans in sabbatho, Tum
dicunt: Ey er muß eyn schalck seyn, er feyert
[Seite 406]
[ 8 est quam
habentem ist Zusatz Pol.'s 18 “funden“ von Pol. in ”fynden” geändert 22 Pol.
hier am Fuße der Seite: Contra impias theologistarum speculationes Pol. am Kopfe der Seite: Christus in
humili specie querendus 34 Pol. hier am Ende der Seite: Deum per Christum
cognoscimus Pol. am Kopfe der
Seite: formam Christi gerere]
[1] [Matth.
12, 1 ff.] keinen tagk nicht, helt eynenn tagk wy den andern. Item discipuli
cum vellicassent [2] [Matth. 15, 2.] spicas, accusati sunt. Item male audiebant
non lavantes manus [3] sumentes cibum. Atque hoc quidem fecit vivens inter
homines. In martyrio [4] vero fit obnoxius non solum hominibus, sed Sathanae,
atque quod [5] omnium maximum est, fit peccator coram deo patre, fert nostra
peccata, [6] perinde atque si sua essent. Fert spetiem pauperum contemptorum,
licetque [7] cernere in Christo nobis exemplar omnium miseriarum et
calamitatum. [8] Quid enim calamitosius [est quam habentem] anxiam
conscienciam, formidans [9] mortem, exhorrens infernum, maxime si derelictus
est a deo et hominibus. [10] Alßo stheth dy leyther auff der erden, das ist,
Christus hat an sich das geringeste [11] gberde und wesen. Proinde, qui vult
deum cognoscere, schalam terre [12] infixam contueatur: cadit hic tota ratio
hominum. Natura quidem docet, ut [13] simus propensiores ad contemplanda magna
quam abiecta. Hinc collige, [14] quam inique, ne dicam impie, agant et
speculantur, sua confisi industria, [15] summa Trinitatis misteria: quo loco
sedeant angeli, quid loquantur sancti, [16] Cum tamen in carnem natus est
Christus atque in carne mansurus sit. [17] Vide autem, quid continget illis.
Primo: Wen sy myt dem kopf durch den [18] hymmel born und sehen sich in dem
himel umb, do funden sieh niemantzs, dan [19] Christus leyt in der kryppen und
ins weibes schoße, ßo storczen sy widder [20] herunder und brechen den halß. Et
ii sunt scriptores super primum librum [21] sententiarum. Deinde adeo nihil
consequuntur istis suis speculationibus, ut [22] neque sibi neque aliis
prodesse aut consulere possunt. Hye sich hehr, Thoma [23] und Philippe, hebe
unden an und nicht oben. Darumb wer Christum wyl [24] lernen kennen, der muß
der verachten gestalt acht haben. Hunc Christum [25] si contemplati fuerimus
hominem, nobis similem iuxta carnem, Et deinde [26] deum cognosco pie respicere
in pauperes: Cor et voluntatem domini esse [27] super iustos, idest credentes,
qua cognitione nihil augustius, nihil quo magis [28] consolari possint anxiae
conscientiae. Eynem menschen kan ich nicht recht [29] trawen, ich kenne in
danne von herczen. Ita deo non possumus confidere, [30] nisi cor et voluntatem
eius cognoscamus. Id quod fit in Christo. Dan in [31] im sehe ich, was got in
seynem heymlichen willen hat. Atque illud est quod [32] [1. Cor. 2, 10.] dicit
Apostolus ‘scrutatur eciam archana dei’. Wan ich daß hercze kenne, [33] Szo
trawe ich leychtlich und wag mich frolich, sunst nicht. Iam si video, [34]
Christum ferre omnia mala mea, tollere a me quicquid est mali, Et is est [35]
[Matth. 3, 17., Matth. 17, 5.] filius primogenitus, filius patris, in quo patri
bene complacitum est. Intellige, [36] deum pauperes curare, constitutus itaque
in periculis, persecutionibus, calamitatibus [37] et quicquid est periculorum,
daß im ieczunder erst got am allergenedigsten [38] sey, quia formam Christi
reffert. Rursum, si quis vivit inter
[Seite 407]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 in von
Pol. zugesetzt 2 Christi von Pol. zugesetzt 6 “her” von Pol. in “herr” geändert
8 Pol. hier am Kopfe der Seite: Proprii Christo tituli q̓nt(?)
14 Pol. am Rande: Dominus exitus mortis 21 “Er” von Pol. in “Ehe” geändert Pol. hier am Fuße der Seite: Contra
nostras satisfactiones Pol. am
Kopfe der Seite: Christum exactorem facere impium est 23 nunquam 24 Pol. am
Rande: Servus Euangelicus malus 35 Pol. am Rande: Somnus et quies Christianorum
opera sunt]
[1] amicos,
affines, [in] omnibus deliciis, nihil sentiens perturbationum, hic certe, [2]
quo est a forma [Christi] magis alienus, eo magis timeat, dan eß ist eyn [3]
schreckhlich czeichen, das er got nicht gefellig sey. Dy weyl wir nhu daß [4]
wissen, wer wolth nicht frolich seyn, in got glauben, wan in unglucke under [5]
augen sthost. Felt er in sunde, daß es burczelt, Szo spricht er balt: wolan,
[6] dw bist Christus, dw hast gesagt her, dw wellest uns in solchen fellen
genediglich [7] dye handt reychen, auff dye czwsage komme ich ieczundt und
bitte gnade. [8] Summa summarum: Wer gottes willen lernen will, der lerne
Christum [9] kennen, Quoniam hic est caput ommnium sanctorum. Cuius exemplo
disco, [10] complacitum esse domino in iis, qui tribulato sunt corde. Mich. c.
ulti. sic [11] [Mich. 7, 18.] scripsit ‘Quis deus similis tui, qui auffers
iniquitatem et transfers peccatum [12] [Ps. 68, 21.] reliquiarum hereditatis
tue’. Et psal. 76. ‘Dominus est salvos faciendi’. Si [13] igitur deus salvos
faciendi est, ergo eos, qui sunt in morte, salvabit. Ideo [14] deus exitus
mortis dicitur, qui tituli Christo sunt peculiares. Non secus ac [15] si
dicerent: Herczog von Sagsen. Ita Christus: Herczog von toten, Hat den [16] nam
von seynem lande. Qui alia via Christum querit, toto coelo errabit. [17]
Proinde vult nos admonere Christus, ne iudicemus secundum spetiem. Pauperes,
[18] captivi, peccatores contemplandi sunt a nobis. Hoc est enim deum [19]
cognoscere: Cor et voluntatem eius scrutari, Gar eyn lypliche und froliche [20]
lere. Alii sic docent: Dw must ßo vil vor dy sunde thun, Szo und ßo [21] mustu
leben, Dan got will auffs eusserste beczalt seyn, Er dw czw got [22] kommest.
Hii faciunt Christum exactorem quendam et severum iudicem, [23] eyn Hencker und
stockmeyster. Hac doctrina nulla unquam fiet quies conscientiae, [24] dan es
ist unmoglich, das das hercze frolich werde. Talis est servus [25] [Matth. 25,
24.] ille nequam, de quo Math. 25 scribitur. Qui dixit ‘scio, quia homo durus
[26] es, metis ubi non seminasti, Congregas ubi non sparsisti’. Machen eynen
[27] nemmer auß Christo, so er doch eyn gnediger geber seyn wyll. Atque sic
[28] cognoscere Christum non modo non est Christianum, sed impium. Tu vero [29]
ita Christum in animo concipe. Christus leyth in aller smach, ungluck, sunde
[30] und sterben, atque super hunc sunt oculi domini, ergo super omnes
Christianos. [31] Das ist der eynige trost, der uns in sterben erhalten magk.
[32] [V. 12.]
Angeli ascendunt et descendunt. Iacob figura est populi [33] Christiani, Eyn
treter, quando hii calcant carnem. Iacob nihil operatur hic. [34] Darauß wyr
lernen, daß daß allerbeste werck sey gotte glauben und stil [35] halten.
Preterea schlaffen und nigst wircken Seyn der Christen werck. Que [36] quies
operum recte per somnium significata est. Qui enim dormit, inter
[Seite 408]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 12 Pol.
hier am Fuße der Seite: Dormit Christianus
Pol. am Kopfe der Seite:
Angeli ascendentes et descendentes 26 Pol. hier am Fuße der Seite: Episcoporum
mitrae]
[1] homines
est, quos tamen non videt, Item inter amicos, inter domesticos [2] secure
stertit. Ita cor Christiani in mediis bonis quiescit: Stheth gelassen [3]
[Hohel. 5, 2.] aller creatur. Ita in Canticis ‘Ego dormivi et cor meum
vigilat’. Dormit [4] itaque in hoc mundo, qui nullo affectu heret in creaturis.
Nympt sy wy sye [5] kommen. Porro primo loco necesse est, ut fiat mortificatio
carnis, quam [6] sua sponte sequitur elevatio spiritus. Id quod iam nos
invertimus. Fit [7] hic somnus biphariam: Dormimus deo, Dormimus mundo. Deo
dormiunt, [8] [Ps. 85, 9.] qui viriliter deum expectant, audientes, quid illis
loquatur dominus, psal. 84. [9] Mundo dormimus, Si sumus pauperes spiritu.
Proinde non preter rem [10] est, quod angeli scribuntur primo ascendentes et
deinde descendentes. Quo [11] loco angeli fuerunt spiritus iuxta historiam,
Secundum allegoriam vero angeli [12] sunt nuncii. Nuncii in scripturis sunt
predicatores. Ecce schala hec indicat, [13] quod Episcoporum sit officium.
Nimirum ut doceant, sint iis literis eruditi, [14] in quibus Christus docetur,
non sua statuant, sed Christum predicent. Angeli [15] primum ascendunt, idest
Sacerdotes primum ipsi sint boni, experti multarum [16] tentationum, illuminati
in spiritu. Sollen ersthlich vorgottet seyn, darnach [17] widerumb menschen
werden. Idest, postquam ipsi sciant legem et scripturarum [18] [Sach. 7, 5(?).]
turarum intelligentiam, aliis sese accommodent. Id quod Zacharias admonuit,
[19] [Mal. 2, 7.] ex ore sacerdotis legem perquires, atque per Malachiam
dominus interrogavit [20] sacerdotis legem. Ita olim sancti Episcopi fuerunt in
fide exercitatissimi, [21] unde et factum est, quod alios potuerunt et docere
et illis consulere. Neque [22] alium doceant Christum quam crucifixum.
Descendunt enim ad terram [23] angeli. Dy czwu stangen der leytter seyn novum
et vetus testamentum. [24] Rectissime sunt hec figurata Episcoporum pileis. Qui
cum sint bifidi, Superne [25] fibula quadam connectuntur, quo signatum est,
novum et vetus testamentum [26] in Christo convenire. Ex quibus pileis et duae
vittae in tergo dependent, ut [27] scilicet alios doceant. Schala hec stat in
Betel, idest Christus invenitur [28] in ecclesia, que dicta est prius
amigdalum. Ante revelationem enim Christiani [29] [V. 17.] populi fuit hec
ratio occulta. Quinto: excitato Iacob visus est locus terribilis. [30] Daß ist,
man sal dye stath, das Christlich volck in eheren haltenn. Woelches [31] auch
von got geschiecht. Verum enim est hoc, venerari hunc populum a deo, [32]
contemni a mundo. Coram iis, qui vigilant, honorabilis est hic populus.
[33] [V. 18.]
Sexto Surgens Iacob mane tulit lapidem, quem supposuerat capiti suo [34] et erexit
in titulum, fundens oleum desuper appellavitque nomen urbis Bethel. [35] Lapis
hic Christus, in quo quiescunt capite omnes Christiani. Daß heupt [36] muß uff
Christo ligen, das ist hercze und glaubenn. Membra ligen auff der [37] erden,
hoc est Cum fides est in Christo et cor, nihil reffert, ubi sint membra, [38]
[Matth. 16, 18.] atque illud est, quod dicitur Math. 16. ‘Super hanc petram
edificabo [39] ecclesiam meam’ &c. Lapis inungitur effusione olei, idest
solus Christus
[Seite 409]
[ 16 Pol. hier
am Kopfe der Seite: Deus non nisi omnino derelictos iuvat 31 Pol. hier am Kopfe
der Seite: De Votis 34 Pol. am Rande: Castitatis votum 36 Pol. am Rande: 1a
Timo: 5to]
[1] [Ps. 2,
2.] unctus est oleo, de quo in psal. dicitur. ‘Christo meo’, velut dicat,
habent [2] omnes gentes mundi suos reges, quos inungunt, sed hic a deo ungitur.
Dan [3] ehr ist der rechte heylandt, qui unctus est oleo spiritus, a cuius
plenitudine [4] [Joh. 1, 16., V. 22.] accepimus omnes, Ioan. 1. Deinde observa,
hunc locum dici domum domini. [5] Ubicunque est Christianus et ubicunque est
ecclesia, ibi est populus et [6] [V. 13.] domus dei: Do wont got. In hoc autem,
quod dominus innixus schalae [7] loquitur Iacob, apparet rursus promissio, quam
vidimus factam esse Abrahae [8] et Isaaco. Qui locus indicat postea, id quod ex
circumstantiis colligi [9] potest, ut derelictus fuit ab omnibus creaturis
Iacob. Primo enim satis [10] constat, quam egre tulerit hanc et ipse non
expertus tam longinquam [11] profectionem. Deinde Isaaco ducebatur uxor per
servum patris sui, qui [12] [1. Mos. 24, 10.] comitatus erat servis multis et
camelis perplurimis c. 24. Es ist myt eynem [13] pracht czwgangen. Hinc vero
incerto ducitur, facit ad hoc, quod timore [14] mortis fugerit, ut saluti suae
fuga consuleret. Auxit hunc timorem adhortatio [15] matris et mandatum Isaaci.
Ecce exemplum magnae fidei: Er gibt sich [16] got, darumb breyttet im auch got
dye hende under und erhelt in. Dat illi [17] visionem nunquam antea visam. Item
confortat eum promissione evidentissima, [18] [V. 13.] inculcans illi memoriam
patrum suorum dicens ‘Ego sum dominus [19] [V. 15.] deus Abraham patris tui et
Isaac’, et paulo post ‘Et ero custos tuus quocumque [20] perrexeris’. Alßo hat
got gerne, wan man sich an ine ergibet, und [21] wo sunst keyne hylff ist, do
will ehr helffen. Interim quod habemus, quo [22] possimus niti, non adest nobis
dominus. Vult cor vacuum affectibus, vult [23] [Ps. 27, 10.] nos non herere in
ulla creatura. Ita implentur scripturae loci ‘pater et mater [24] [Matth. 16,
24.] mea dereliquerunt me, deus autem assumpsit me’. Math. 16. ‘Si quis vult
[25] [Matth. 10, 37.] venire post me, abneget semetipsum’ &c. Math. x. ‘Qui
amat patrem aut [26] matrem plus quam me, non est me dignus’. In summa: tota
scriptura eo [27] tendit, ut deum preferamus omnibus creaturis. Jacob hat hye
kayn hulffe, [28] muß vatter und mutter lassen, stehet allein in gottes gewalt
und schucz, der [29] erhelt in auch.
[30] [V. 20.]
Significavit eciam votum dicens ‘si fuerit dominus mecum’ &c. Quoniam [31]
admonet nos hic locus votorum, paucis votorum rationem explicabimus. [32] Saepe
admonui vos antea, votum esse multiplex. Cautioneque opus est nobis, [33] ne
aliquid ultra vires nostras voveamus. In quibus votis omnium maximum [34] est,
quod castitatis appellamus, quod ne voveamus summopere cavendum, quoniam [35]
castitas atque servare castitatem in nullius prorsus hominis est potestate.
[36] Consilium autem meum est, ut sequamur in omnibus Pauli Apostoli doctrinam,
[37] [1. Tim. 5, 9.] quae ante annum sexagesimum non admittit viduas. Preterea
liberum [38] sit cuique, an velit castus esse nec ne. Id quod Paulus aperte
dicit 1. Cor. 7.
[Seite 410]
[ 1 Über
huius rei von Pol. geschrieben: vovende castitatis 10 12 Pol. am Rande: Votum Iacob 22 Pol. hier am
Kopfe der Seite: Iacob exemplum templum seu altare edificantis 27 “stifften”
von Pol. zugesetzt 31 angemen 36 Pol. hier am Kopfe der Seite: Templorum
abusus]
[1] [1. Cor.
7, 1 ff.] Ratio, que me ad hoc movet est hec, quia huius rei nullum extat exemplum
[2] [1. Sam. 1, 11.] in scripturis. Samuel enim 1. Re. 1. dicatus erat domino.
Item Sampson [3] [Richt. 13, 5.] in Iudi. Nazareus erat domino sanctificatus.
Attamen hii duxerunt ambo [4] uxores. Proinde omnia, quae vovebant illi, in
illorum erant constituta potestate. [5] Si autem obiicitur: Ecce hic locus
aperte probat, Iacob vovisse votum [6] atque adeo, quod illi futurus esset
dominus, si custodierit eum in via, [7] dederitque illi panem ad vescendum
&c., Quae hic commemorantur, Responde: [8] non vovisse Iacob, quod illi
futurus sit dominus, Id quod alias [9] erat. Sed eo facit consilio, ut velit
sibi adesse dominus atque prosperare [10] iter suum. Hoc quod indicat vocabulum
, Eloym, quod vocabulum [11] est dei, quatenus agit nobiscum et regit nos, ut
libere reiiciamus nos in [12] illum, Solum ex eo pendentes. In summa vovet
Iacob extrema quadam [13] [V. 22.] spetie, se culturum deum, Iuxta quod dicit
‘lapis iste, quem erexi in titulum, [14] vocabitur domus dei. Cunctorumque, que
dederis mihi, decimas offeram tibi’, [15] idest edificabo tibi altare, quo
colaris tu. Item: wyll dich hye ewßerlich eren [16] myth eußerligen geperden.
Hoc est: hic locus erit predicationis et orationis. [17] Porro clare dictum
est: Lapis iste vocabitur domus dei, idest hoc loco [18] edificabo
tabernaculum. Quod autem decimas vovet: quia decimae sunt in [19] illius
potestate. Decime deinde debentur ministris sacrorum iure veteris [20]
testamenti Omnium frumentorum, animancium et hominum: Hominum argento [21]
redimebantur. Cavendum est Item, ne aliquod factum sanctorum trahamus [22] in
consequentiam et imitationem. Neque valet hic locus ad exemplum. [23] Scilicet,
Si Iacob extruit templum, quare non et ego? Sanctorum enim [24] fides plus est
nobis spectanda quam opera, Itaque imitatio Iacob est in fide [25] non
operibus. Alioquin multi mali salvarentur, dy ir gutt erwuchert und [26] ubel
gewonnen haben, wen syeh am todt und sterben testament machen, Altar [27] und
kirchen myt boßem gut [stifften], Solche werck seyn affen werck, dy person [28]
muß vorhin reyn seyn, darnach werden dye werck auch gut seyn. Huius rei [29]
evidentissimum exemplum est in Abele et Caym. Respexit enim deus [30] primum ad
Abelem, dan daß hercze war gut, postea ad munera eius. Darnach [31] seyn auch dye
werck angenem. Idem vides factum in Ismaele et Isaaco. [32] Preterea edificavit
domum deo, eo tamen tempore, Cum nullus erat locus deo [33] dicatus, quo loco
convenirent homines, qui conventus in ecclesia est perquam [34] necessarius.
Item nullo loco invocabatur deus, nisi ubi viverent sancti patres, [35] dy ire
kynder lernten und ire knechte. Alßo hat got von anbegin der werlt [36]
erhalten eyn kleynes heuffleyn, daß im dinet, daß doch nicht darfur angesehen
[37] wart. Jeczundt haben wir es umgekert, vill kirchen und keyn gottliche
predigt. [38] Dan sag myr, wo ist eyn kirchen, do daß Euangelium gepredigt
wirdt, dynen
[Seite 411]
[ 1 “lere”
von Pol. in “lure” geändert 15 Am Rande: Numeri 30 20 Pol. hier am Kopfe der
Seite: Iacob duas uxores ducit et sorores 30 offenderēt̃ ( — mit
andrer Tinte)]
[1] alleyn
darczw, das man dinnen lere1 und plerre, und das myt newen dy [2] alten
undertruckt. Exempla sunt odiosa. Itaque bonum esset iam, daß man [3] alle
kirchen in grundt breche und macht auß allen altaren eynen altar, daß [4] in
eyner iczlichen stadt wer eyn pfarrer, der weyp und kynde hette, wye es [5] czw
der czeydt der Apostelen war, myt siben adder achten priesteren, dy seyner [6]
warten, welchen daß volck schuldigk ist dy narung czw geben auß gottlichem [7]
[Jes. 66, 1.] gebot. Vide enim, ut Esa. c. ultimo arguat hos edificatores
templorum et [8] ecclesiarum. ‘Celum sedes mea, dicit dominus, terra autem
scabellum pedum [9] meorum. Quae est ista domus, quam edificabitis mihi, et
quis iste locus’ &c. [10] ‘Omnia manus mea fecit’. Darumb hilt gott David
czwruckh, daß er im [11] kain hauß pawen dorffte. Item Salomonem lyeß ehr auch
in der demuth [12] [1. Kön. 8, 13 ff.] bleyben 3. Reg. 8., Daß er sich nye
dorfft Rhwmen, ehr hette ym ein hauß [13] pawet. Ita occasio et circumstantia
undique est spectanda scripturarum. [14] Summa summarum huius sermonis: wilt dw
waß globen, ßo globe, waß dw [15] halten kanst. Gelt hast dw im peutel, aber
keuscheit nicht. Vide de votis Ca. [16] [4. Mos. 30, 1 ff., 3. Mos. 27, 30 ff.,
Sach. 7, 5 ff.(?)] numerorum 30., de decimis ca. ulti. leviti., de offitio
sacerdotum Zachariam. [17] Priester soll man neren von gemenen gut, auff das sy
ires studirenß und [18] gepeth warten konnen. Sequitur, wer nicht in der bibel
studiret und nicht das [19] Euangelium predigt, ist kain priester, dye platten
sey szo groß alß sie will &c.
[20] 2 CAPVT
XXIX.
[21]
Mirabilis est historia huius capitis, que solet sapientissimis et sanctissimis
[22] quibusque imponere. Mira certe res est, aliquem duas sorores simul [23]
ducere. Sed rem accurate consideranti apparet undique, Spiritum sanctum [24]
sapientiam humanam ludere, quia que stulta sunt mundi, elegit deus, ut [25]
sapientiam mundi confunderet. Ingressus itaque hoc caput, principio [26] [1.
Mos. 28, 13 ff.] observa, non frustra dictum esse ca. priore ‘Terram, in qua
dormis, tibi dabo [27] et semini tuo &c., Et ero custos tuus, quocunque
perrexeris, et reducam te [28] in terram hanc, nec dimittam, nisi complevero
universa que dixi’. Quibus [29] verbis lectorum animos premuniit Spiritus
sanctus, ne sequenti facto Iacob [30] offenderetur. Deinde ne obiter transeas,
Iacob Septuagenarium duxisse [31] uxorem. Quo loco disces, Iacob non duxisse
uxorem libidinis causa, Sed [32] ex mandato domini et patris sui. Tertio Iacob
tali occasione duxit duas
[Seite 412]
[ 7 Am Rande:
In scripturis Secundus gradus consanguinitatis prohibitus est 13 Am Rande:
Compatrem in uxorem possum ducere 14 Pol. hier am Kopfe der Seite:
Compaternitatis impedimentum quale sit 17 nullo]
[1] uxores
Sorores, ut maxime liceret sibi. Primum, quod nondum erat mandatum [2] aliquod
proditum, contra quod peccasset.1 Secundo eo animo erat [3] Iacob, ut faceret
quicquid incidisset in manus eius. Postremo invenitur [4] ad puteum Rachel, Item
Rebecca, Item Secundo Sephora, uxor Mosi, [5] [2. Mos. 2, 21.] Exodi 2. Ita
ecclesiam suam invenit Christus in Baptismate.
[6] CAPVT
XXX.
[7] Ad finem
huius capitis diligenter observabis Rationem coniugiorum. [8] Tantum modo enim
divinis scripturis secundus gradus prohibitus est. Proinde [9] [1. Cor. 5, 1.]
1. Cor. 5. Arguit apostolus eum, qui Novercam suam duxerat, idest de [10]
secundo gradu. Porro licebit tibi, quamcunque duxeris, iure divino, modo [11]
non sit tibi coniuncta Secundo gradu. Vide Deute., idest secunda lex. Et [12]
hec sola particula coniugiorum probat, Romanum pontificem esse Antichristum,
[13] quoniam prohibet ea, que dominus permittit in lege. Secundo legibus
pontificum [14] statutum est, ne quis compatrem suam ducat uxorem, non tam
impia [15] quam absurda lex. Vide enim, quam frigide hoc statutum sit. Ideo
enim [16] cavent, Quia inquiunt: intercedit sacramentum et fit spiritualis
quedam cognatio. [17] Quo admisso, sequitur quod nulli christiano liceat
Christianam ducere, [18] Quia omnes eodem baptismate Baptisati sumus,
accipientes eandem gratiam [19] baptismi in eandem fidem, in idem consortium
Ecclesie, In eandem communiomen [20] et consensum spirituum. Que spirituum
Consensio facit nos unum [21] corpus in Christo capite: Spiritualissima
cognatio. Iam si obiiciunt: certe [22] fit, Quod hii, qui in tertio gradu
matrimonium contraxerunt, non permittuntur [23] sibi coherere, Responde: Tu de
facto disputas, Ego de iure quero. Perstat [24] [Matth. 19, 6., Matth. 5, 32.]
enim hec sententia ‘Quos deus coniunxit non separat homo’. Et Matth. 5. [25]
‘Nemo repudiat uxorem, nisi propter fornicationem’. Quarto lege pontificia [26]
cautum est, Ne filius adoptivus ducat filiam familias, nulla neque ratione [27]
neque pietate hoc statuendum.
[28] Tres
virge sunt Novi Testamenti Doctrine, sumpte ex veteri testamento, [29] Que
deinde decorticantur, idest historia secundum litteram primum [30] tractanda
est, Deinde aperienda figura. Observabis itaque, nullum opus [31] quantumvis
vile contemnendum esse, si ex fide fiat. Rursum nullum opus, [32] quantumvis
magnum, vilissimo in speciem preferendum est. Secundo loco [33] spectabis:
Sicut in omnibus sanctis patribus, ita et in hoc loco Iacob [34] Christum
figurat. Christus itaque pastor est, oves Christiani fideles, aqua [35]
scriptura, Color albus promissio et Euangelium, Color niger Lex. Fiunt
[Seite 413]
[ 5 Pol. am
Rande: N (d. i. Nota) deest
aliquid, forte tale quid 8 Pol. unter adversari: sc. nos aversari 9 Pol. hier
am Fuße der Seite: Quattuor uxores Iacob 34 Pol. hier am Fuße der Seite: Fides
Iacob in promissionem sed absque desidia]
[1] autem
virgis aqua impositis Oves maculose, idest fideles, tenentes vim legis [2] et
promissionis.
[3] CAPVT
XXXI.
[4] Quattuor
Ecclesia habet officia iuxta quattuor uxores Iacob. Rachel [5] est, Quia
pulchra, in spiritu et exercitata et asueta sponsi amplexibus, Lia [6] teneram
adhuc significat Ecclesiam, Cum adhuc lyppis est oculis. Quando [7] itaque
patitur Ecclesia, est Lia. Porro sic solet fieri, ut cum letificaverit [8] nos
spiritus, gaudeamus. Rursum: Cum videtur nobis deus adversari, tristamur [9]
und sehen sawer. Postea sunt duae ancillae Selpha et Bale, signantes [10] duo
opera, que sunt foris in carne, Crucem scilicet et pacem. Rachel pacem [11]
habet, Lia Crucem, Bale est opus Ecclesie, in pace cum est. Impossibileque [12]
est, Ecclesiam esse sine opere. Ita videmus, Christo placere Rachel et Liam,
[13] Idest Ecclesiam iam mundam et iustificatam, Et que iam cepit iustificari.
[14] [Matth. 10, 30.] Iam sicut utrasque amat, ita et illorum opera non
reiicit, Quia pili capitis [15] nostri numerati sunt. Et inde est hec
confidentia Ecclesiae: ut confidenter [16] credat, omnia sua placere deo, que
vel in cruce vel in pace facit. Omnia [17] enim credentis opera sunt libera.
Similis figura est in Exodo, Cum inquit [18] [2. Mos. 10, 26.] Moses ‘Non
dimittemus post nos neque pilum de animantibus nostris’. Ita [19] nullum opus,
quantumvis vile, fidelium reiicitur a domino. Hec pax Conscientiae, [20] hec confidentia
animi Rachel est, que preter ceteras diligitur a Iacob [21] [Phil. 4, 7.] In
hunc modum. ‘Pax dei superat omnem intellectum’. Signatum est hoc [22] quoque
Etymologia Rachelis. Rachel agnus est. Sicut igitur nihil est in [23] agno,
quod non prosit multis, Ita Christianus serviat deo in omnibus operibus [24]
suis, omnibus momentis, Temporibus et horis. Observabis quoque non [25] frustra
esse, Quod contenderunt mulieres: Primum, quia homines fuerunt et [26]
peccatores. Id quod solacio est nobis, quia statim revocantur a sensu [27]
Carnis in spiritum. Docet deinde hec figura, Quid sit Ecclesia, Quid [28]
Christus, quid fides.
[29] CAPVT
XXXII.
[30]
Principio huius capitis Locus est Memorabilis valde de fide Iacob in
promissione, [31] quia sciebat, se liberari per dominum, Interim non negligens
ulla [32] media. In hoc enim est sita vita Christiana. Deu. 32. ca. Sic
Augustinus [33] [V. 10.] legit: Idoneus es mihi ab omni Iusticia et ab omni
veritate, que fecisti puero tuo.
[34] [V. 12.]
Benefaceres mihi, quia benefaciam tibi, et ponam semen tuum sicut harenam [35]
[V. 30.] maris. ‘Vidi dominum facie’ &c. Durante hac tentatione, nemo
sentit, [36] se posse liberari, Nihilque est reliquum in toto homine, nisi
desiderium quoddam [37] spiritus, quo cupit, se liberari homo, et non senciet,
posteaquam vero liberatus [38] fuerit, clamat: Vidi dominum facie ad faciem.
[Seite 414]
[ 16 Pol. am
Rande: Oratio Iacob spiritu autore sapienter ordinata]
[1] Caput
Trigesimum secundum duos habet locos memorabiles. Primus est [2] promissionis,
in qua heret Iacob. Interim fiducialiter agens in omnibus operibus [3] suis,
neque negligens ulla media, quibus posset utcunque placare fratrem Esau, [4]
properare in occursu Stipatus viris Quadringentis timuit timore magno, divisit
[5] populum, divisit gregem, divisit Chamelos in turmas quasdam, nihil
hesitans, [6] quin liberaturus sit eum dominus. Sed quo consilio aut quo medio
sit eum [7] liberaturus, ignorat, potissimum tamen convertitur ad dominum
promittentem et [8] [V. 9.] salvantem, commonefaciens dominum promissionis suae
dicens ‘Tu qui es deus [9] patris mei’ &c. Quo loco observa Emphasim in
verbo ‘patris mei’, ‘qui dixisti’ &c. [10] Velut dicat: tu qui es deus
liberans patrem Abraham, liberans patrem Isaac in [11] [V. 9.] cunctis
afflictionibus illorum, qui et mihi dixisti ‘Revertere in terram’ &c.
‘benefaciam [12] tibi’. Iam quia dixisti hoc mihi, presta quod promisisti. Esto
enim, [13] quod minor sum et indignior, cui contingat misericordia tua, tamen
satis est [14] mihi veritas, Quia verax es et non fallis. Proinde vide
mirabilem ordinem. [15] Iacob enim timore mortis perterritus, non querit ex
sese consilium, sed statim [16] ad dominum convertitur in hunc modum: Primo
invocat deum patrum suorum. [17] Secundo recordatur promissionis sibi factae.
Tertio sese mendacem et indignum [18] fatetur, deum autem veracem atque
servantem foedus. Quarto confirmat animum [19] suum in promissione facto quodam
mirabili, quando recogitat prius quoddam dei [20] auxilium dicens ‘In baculo
meo’ &c. Quinto proponit petitionem suam, quid [21] velit sibi fieri a
domino dicens ‘Erue me domine de manu fratris mei Esau’. [22] Sexto plus timet
filiis et matribus quam sibi ipsi. Septimo et postremo inculcat [23]
promissionem factam in omni terra, scilicet de semine, quo benedicendum erat
[24] universum genus humanum. Ecce didicerat Iacob, quam profunda essent dei
[25] Iudicia, que non patent hominibus, maxime hoc nomine, quod sciebat,
Abrahamum [26] falsum esse in Ismahele, Isaac falsum esse in Esau. Sciebat
item, se [27] electum ex sola misericordia. Horum factorum memor, committit
curam seminis [28] [V. 12.] sui deo. Estque sententia hec: tu qui locutus es
‘quia benefaciam tibi, et ponam [29] semen tuum sicut harenam maris’, Fac
domine, huius promissionis memineris, [30] serva semen, quo benedicturus es
terram.
[31] CAPVT
XXXIII.
[32] Vide, ut
Iacob expresserit vita et moribus testatur sit, ut dixit Christus [33] [Matth.
5, 44.] Math. 5. ‘diligite inimicos vestros, benefacite his, qui oderunt vos’
&c. Et quod [34] [Röm. 12, 20.] postea repetivit apostolus Roma. 12. ‘hoc
enim faciens carbones ignis congeres [35] super caput eius’. Sicuti enim fere
bestiae humanitate et mansuetudine devincuntur, [36] Ita inimici animus
humanitate et beneficentia mitigatur. Id quod evidentissimo [37] exemplo Esau
et Iacob. Praeterea, quia electus sit Iacob ad ius [38] primogenitorum non
iure, sed misericordia, ideo defert suum honorem fratri [39] Esau, dominum suum
appellitans, nihil dicens antiquius, nihil speciosius, quam [40] quod inveniat
gratiam in conspectu domini sui Esau.
[Seite 415]
[Seite 415]
[ 5 Pol. hier
am Fuße der Seite: Curiosus progressus puellarum noxius Stuprum graviter punitum 12 Am Rande:
In matrimonio potest aeque esse scortatio ac extra matrimonium 13 fastantes]
[1] CAPVT
XXXIIII.
[2] Vide
principio huius capitis mulierum superstitionem et curiositatem. Ex [3] eo
enim, quod egressa est Dina, ut videret mulieres illius regionis, compressa [4]
est et constuprata. Recte itaque dixit poëta: ‘Spectatum veniunt, veniunt
spectentur [5] ut ipsae’. Secundo observa, quam crudeliter animadversum sit in
omnes, [6] qui perpetrarunt Scortationem. Erat enim res nova et turpis,
Virginem constuprare. [7] Nec fit alicubi mentio scortationis a capite Sexto
Genesis in hunc [8] usque locum. Sicut ergo punivit dominus universum mundum
diluvio, Eo quod [9] filii dei, cum vidissent filias hominum pulchras,
iunxissent sibi eas uxores, Ita [10] voluit dominus hoc loco peccatum Emor non
impunitum esse, Adeo quod duo filii [11] Iacob Simeon et Levi, fratres Dine,
ingressi urbem interfecerunt omnes Masculos, [12] etiam Emor et Sichem,
tollentes Dinam sororem suam, Non parcentes vel ovibus [13] vel agris, cuncta
vastantes, que in domibus et agris erant, Parvulos quoque [14] illorum et
uxores captivas ducentes, Atque hec omnia in ulcionem stupri.
[15] II.
Predigten von 1519 bis 1521.
[16] 1.
Gruppe.1
[17] 1.
[18]
VVITENBERGE.
1519
[Seite 415]
19. n. Trin.
30. Okt. 1519.
[ 22 Hier
eine unleserliche Randbemerkung]
[19] [Matth.
9, 1 ff.] Ascendens Iesus in Naviculam &c. de paralitico.
[20] Circa
disputationem Scribarum de facultate remissionis peccatorum.
[21] Multi
dubitaverunt, cum sit solius dei remittere peccata, quomodo [22] sacerdos id
possit. Sacerdos igitur ut minister dei hoc agit. Tractat enim [23] hoc
Euangelium de filio hominis et credente peccatore. Nec est differentia [24]
inter verbum sacerdotis remittentis et dei, quamquam fides in verbum non [25]
sacerdotis donum sit, sed dei. Unde Gratia, que tollit peccatum, non est [26]
alia ab hac fide in verbum dei per sacerdotem annunciatum.
[27] Hinc
Erronea est illorum doctrina, qui iubent nos dubitare et incertos [28] esse, an
digne contriti sumus et an gratiam et remissionem consecuti simus.
[29] Imo ea
doctrina utpote sana et christiana, que morituris traditur ostenso [30]
crucifixo et predicata spe et fiducia in misericordiam per remissionem omnium
[31] peccatorum: Ea, inquam, doctrina euangelica plane tota etiam vita sonare
[32] debet in auribus Christianorum.
[Seite 416]
[ 4 Hier am
Fuße der Seite: Beatus qui nulla re eget]
[1] Est autem
eadem et eque certa auctoritas ecclesie in predicando verbo [2] dei et
remittendis peccatis: ecclesie in utrisque minister et os quoddam est [3]
sacerdos. Et in hoc longe prestant sacerdotes novi testamenti illis in veteri,
[4] [Matth. 9, 3.] qui hoc cum scribis blasphemiam vocant. In veteri enim
testamento sacerdos [5] de externa tantum immundicie hominum, vasorum, vestium,
domorum [6] iudicabat, eiusque sententie stabant omnes, nihil autem mundiciei
conferre [7] potuit vel ipsis corporalibus nedum animis.
[8] Verbum
dei est verbum gratie, veritatis, salutis, nec unquam sine fructu [9] [Apgsch.
10, 44.] predicatur. Sic olim predicantibus apostolis spiritus sanctus
visibiliter illapsus [10] est cum verbo dei in credentes, quamvis proculdubio
non omnes contritos [11] nec plene credentes. Sic etiam Christus in hoc
Euangelio primo videt fidem [12] illorum, qui paraliticum offerebant, deinde
paraliticum nondum sufficienter [13] credentem confidere iubet et simul cum
verbo fidem eius perficit. Absoluturus [14] ergo peccatorem exemplo Christi,
predicet primo fidem peccatorum [15] dicendo ‘Confide, fili’.
[16] 2.
[16] Ad
Genesim.
1519
[Seite 416]
30. Okt.
1519.
[18] [1. Mos.
8, 7. ff.] Corvus querens que sua sunt, figurat vocatos, qui non eliguntur,
[19] nempe recidentes in malum.
[20] Columbas
vere Christianos significat suaves sine felle: Hi servant [21] mandata, non
querunt que sua sunt, non alio traducuntur per quascumque [22] illecebras.
Olivae ramum affert: consolatur, opem fert. Christianus omnibus, [23] non sibi
tantum servit.
[24] Placuit
deo fides Noe, quam signo confirmavit. Id quod et nobis tot [25] promissis, tot
signis sacramentalibus fecit.
[26] Signum
enim dei propicii nulli saeculo unquam defuit.
[27] 3.
[28] OMNIVM
SANCTORVM.
[29] [Matth.
5, 1 ff.] Beati pauperes &c. Mat. 5.
1519
[Seite 416]
1. Nov. 1519.
[ 29 Hschr.
conffessos(?). Will man dem — Bedeutung beimessen, so wäre in confessiones
aufzulösen, was aber kaum einen Sinn giebt. Vielleicht confessuros? 31 Am
Rande: Esaias: Requiescet super eum spiritus sapientiae et intellectus &c.]
[30] Hoc est
Euangelium, unde sumunt quidam 8 beatitudines, confessos [31] eisdem turbantes
et onerantes, quemadmodum ex loco simili 7 dona spiritus [32] [Jes. 11, 2.]
sancti eliciunt.1
[33] Et est
interpretatio omnium legum positarum et ponendarum unquam, [34] quia Christus
suo tempore invenit doctos corporaliter omnem scripturam
[Seite 417]
[ 3 Am Rande:
Omnia ergo refert Christus ad cor mundandum 16 Am Kopfe der mit animo
beginnenden Seite: Abdicato animo sit Christianus ac seipsum abneget, quod est
esse pauperem spiritu]
[1]
intelligentes, Christus autem omnia spiritualiter accipienda docet. Sic Paulus
[2] ubique spiritum predicat.
[3] Sic
prophete beatum appellant, in cuius spiritu non sit inventum peccatum. [4]
[Matth. 5, 22.] Sic Christus tractans illud ‘Ne occidas’ prohibet iram, item
illud [5] [Matth. 5, 28.] ‘Non mechaberis’ intelligendum docet, neque
concupiscendam mulierem. [6] [Matth. 5, 34.] Similiter de periurio, ubi ne
iurandum quidem esse ostendit.
[7] [V. 3.]
Incipit ergo ‘beati pauperes’, Mattheus addit ‘spiritu’.
[8]
Triplices1 autem sunt pauperes: primo extra, corpore, rebus, etiam [9] Inviti
&c. apud homines, non apud deum.
[10] Secundo:
Divites quidem rebus, animo ad utramque sortem propter [11] [1. Cor. 7, 29.]
deum promptissimo et rebus non inhianti &c. ‘habentes tamquam non
habentes’, [12] libere ponentes in manum dei, citra dolorem amittere parati,
talis fuit [13] [Hiob 1, 21.] Iob, cum deo caneret diß lidlein ‘dominus dedit’
&c., non dixit: diabolus [14] abstulit. Sic pauperes sumus spiritu.
[15] Verum
illa relictio bonorum multo difficilior est in animi bonis et [16]
spiritualibus, quibus preditus eodem animo sit oportet, ut pauper sit spiritu,
[17] illis dotibus non pertinaciter hereat, ea sibi patiatur eripi, immo ut
nemo [18] eripiat, ipse sibi ea aufferat et in deum transferat, non in suum
nomen.
[19] Tertio:
extra et intra pauperes, qui nec habent nec cupiunt.
[20] 1.
Iudeorum ergo regula erat, bonos possessuros terram fluentem lac [21] et mel et
sic ex rerum affluentia futuros beatos, quod Christus hic pervertit [22] omnino
suo more, ad paupertatem redigens eos, qui vere locupletes sint futuri [23]
apud deum, quemadmodum humiliat extollendos, occidit salvandos &c.
[24] [V. 4.]
2. Beati mites, quoniam ipsi possidebunt terram.
[25] Ambitio
dominandi omnibus natura insita est, unde multa mala manant: [26] insidie,
inimicicie, bella, cedes, quemadmodum olim Iudei terris et populis [27] potiti
sunt, quamquam numquam feliciter, nisi in manu domini pugnaverint. [28] Hoc
evertit Christus prorsus hoc loco docens, non pugnando, sed mansuetudine [29]
rerum dominia acquirenda, dicente David ‘Mansuetudo mea locupletavit [30] [2.
Sam. 22, 36.] me’, que virtus magneti similis concilians multorum animos facit,
ut subditi [31] ament principes suos, non metuant.
[32] [V. 5.]
3°. Beati, qui lugent, quoniam consolabuntur.
[33] Esto
enim, divitias, potestatem iam nacti simus, reliqua tamen est [34] voluptas et
gaudium, que beatum faciant, eadem quippe ratione querendum, [35] quo superiora
plane contraria. Videmus enim, quid inveniant, qui querunt
[Seite 418]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 3 scilicet
ferendo adversa am Rande 6/8 quemadmodum bis faciat mit anderer Tinte am Rande
11 vel pauperibus bis frendando am Rande 13 frenando steht unter
durchstrichenem fraudando 19 —25 Quod pauperes respicit, ferner Quod ad bis
minus te und Quod ad violentos bis apud Lucam stehen am Rande]
[1] mundano
more gaudium et voluptatem ut in commessationibus, commerciis [2] mulierum:
nempe tedium, poenitentiam. Sustinendo ergo et abstinendo, hoc [3] est in totum
avertendo se a gaudio et voluptate, [scilicet ferendo adversa], [4] id quod
durum est: consolatio et verum gaudium venit in nos.
[5] [V. 6.]
4. Beati, qui esuriunt, sitiunt iusticiam. Quod novissimum [6] verbum Mattheus
intelligentie spiritualis gratia adiicit supra Lucam [quemadmodum [7] et
‘pauper spiritu’ dicit Mattheus, Lucas tantum pauperum mentionem [8] faciat].
Hoc verbo similiter intelligendo Christus notat Phariseos ieiunantes [9]
facietenus et corporaliter tantum. Aliter ergo Christus ieiunandum docet [10]
plane perpetuo, sed abscondite, hos est vel etiam inter lautas epulas occulte
[11] abstinendo [vel pauperibus in paupertate mensis genium frenando],
vulgaribus [12] magis quam lautis refertiendo stomachum, appetitum aliqua ex
parte [13] frenando. Quis enim probet istorum ieiunia, qui aliquot diebus
observatis [14] alias omnium sunt edacissimi et gulosissimi.
[15] [V. 7.]
5. Beati misericordes &c.
[16] Reliquum
est enim, ut ex nobis iam divitibus, potentibus, voluptate [17] affluentibus,
saturis ea bona in proximos dimanent. Ab hoc alieni sunt [18] foeneratores.
[19] [Matth.
5, 42.] Primus usus bonorum est, ut omni petenti detur (Quod pauperes [20]
respicit].
[21] [Matth.
5, 42.] Secundus, ut mutuum petenti non avertas vultum [Quod ad habentes [22]
tendit, scilicet minus te].
[23] [Matth.
5, 40.] Tertius, ut auferenti pallium tunicam quoque relinquas [Quod ad
violentos [24] et te potentiores ordinatur. Triplex est usus bonorum apud
Christianos [25] autore Christo apud Lucam].
[26] Contra
primum.
[27] Vendere
et emere sunt ethnicorum, christianorum omnia communia. [28] Quamvis apud
Iudeos illos frigidos ex precepto non sinebatur ullus esse [29] mendicus, sed
ut singuli suos inopes sustentarent, quod hodie quoque facile [30] factu esset,
is singule civitates suos tantum inopes curarent.
[31] Contra
secundum.
[32] Qui aut
nolunt aut non sine foenore mutuum dant, pessimi et flagiciosissimi [33] sane.
[34] Contra
tertium.
[35] Qui
omnem vim vi repellere volunt, litigantes, iniuriam propulsantes [36] causarum
et litium proinde Iuriste.
[Seite 419]
[ 2 Die
deutschen Worte am Rande]
[1] Verum hoc
preceptum ad spiritum quoque ducendum est et est contra [2] impatientes [die
gestrengen heiligen], qui nihil iniusticie in aliis ferre possunt, [3] cum sibi
iustissimi videantur et zelatores legis, cum potius ignoscendum, [4]
remittendum sit omnibus his, qui nobis displicent, ut itidem a deo
misericordiam [5] consequamur.
[6] [V. 8.]
6. Beati mundo corde, quoniam ipsi deum videbunt. Mundum [7] cor quid est? Sunt
qui ascendendo deum videre et querere conantur, [8] ut alta speculantes, docti,
cum potius ad ima tendendum sit, sicut ipse deus, [9] [Ges. d. drei M. i. F. V.
55 (31).] qui sedens super cherubim intuetur abyssos. Queratur ergo deus in
miseris [10] errantibus, laborantibus, ad quos ipse respicit: hic videtur deus,
hac ratione [11] mundatur cor, cum omnis inflatio decidat.
[12] [V. 9.]
7. Beati pacifici, quoniam filii dei vocabuntur.
[13]
Pacifici, idest pacem facientes, non contenti, quod ipsi deum videant [14] et
in pace sint, nisi etiam alios eo perducant. Non sufficit tamen lingua [15]
discordes componere, sed preclarius est mesto cordi sua consolatione vel [16]
doctrina pacem dare, deo conciliare. Contra quod agunt potentes illi doctores,
[17] qui terrent tantum miseros, onerant gravibus oneribus.
[18] [V. 10.]
8. Beati, qui persequutionem patiuntur propter iusticiam, [19] quoniam ipsorum
est regnum celorum vel merces magna in celis.
[20] Hec est
omnium summa, ut beati tandem omnibus miseriis absoluti [21] nihilominus in hac
vita hanc mercedem recipiant, nempe ut apud mundum [22] male audiant, iniuriis
impetantur &c.
[23] 4.
[24] [Matth.
22, 2ff.] Homo quidam Nuptias fecit filio suo. Mat. 22.
1519
[Seite 419]
20. n. Trin.;
6. Nov. 1519.
[ 24 Darüber
links am Rande: Simile factum est regnum coelorum homini regi 36 Am Rande:
Credere]
[25] Deus
pater filio suo unigenito sponsam dedit ecclesiam.
[26] Nuncii
missi sunt omnes precones verbi dei.
[27] He
Nuptie nihil aliud significant quam unionem Christi cum ecclesia [28] et
sanctis suis.
[29] Tauri et
altilia1 sunt libri veteris testamenti occisi, idest sublata carnali [30]
intelligentia et ostensa spirituali. In eum enim usum omnia in veteri [31]
testamento scripta sunt, ut aliquando spiritualiter in novo testamento apud
[32] fideles docerentur. Reliquum est ergo, ut fideles confluant, ut
satiarentur. [33] Venimus autem ad has nuptias per fidem, ut cum in Christum
credamus. [34] [Hos. 2, 20.] Sic Osee 2o ‘te mihi desponsabo annulo fidei’.
Christo ergo per fidem [35] herentes et desponsati, omnia habent cum Christo
communia, fitque gratia [36] eius nostra et peccata nostra ipsius. Credere
autem in Christum est credere, [37] quod Christus mea peccata in se suscipiat
et suam iustitiam mihi conferat.
[Seite 420]
[ 5 quod
fehlt 7/10 Intuere bis impertiat ist am Fuße der mit accipiat schließenden
Seite später hinzugefügt]
[1] Hic
sponsus tam formosus est, ut sua pulchretudine omnem sponse sue [2]
turpitudinem velare et honestare possit. Vocati igitur per prohetas et [3]
apostolos ad hanc fidem non accesserunt suis affectibus submersi. Occiderunt
[4] autem ministros, quia predicaverunt turpitudinem sponse seu vocatorum et
[5] pulchritudinem sponsi ac quod misericordiam contra sponsam suam inundaret,
[6] locupletaret, ornaret. Vult enim Christus sponsam, que hec omnia sibi
tantum [7] debeat et a se accipiat. [Intuere Christum sponsum in cruce et vide,
[8] quam deformis sponsa sis, nempe quod a planta pedis ad verticem non sit [9]
in te sanitas, in quod in ipso Christo tamquam speculo cernis, qui tuam [10]
speciem miserrimam in se portat, ut suam pulcherrimam tibi impertiat]. Hoc [11]
Iudei dedignantes, suis operibus fulgentes, huius sponsi pulchritudinem
noluerunt [12] eiusque nuncios indignabundi occiderunt.
[13]
Sequuntur nunc gentiles, passim vocati ex vicis et plateis, inter quos [14]
sunt male vestiti, nunc solo nomine Christiani, idest qui non per fidem in [15]
Christum induerunt Christum et iustitiam eius. Hunc manet eternus cruciatus
[16] et tenebre exteriores, que sunt Inferi, sicut tenebre interiores sunt,
[17] cum scilicet nitimur fiducia eius, quem apprehendere non possumus, sed
sola [18] fide nobis pollicemur.
[19] 5.
[20] [1. Mos.
8, 20 ff.] Deinde prosequutus Historiam Noe
1519
[Seite 420]
6. Nov. 1519.
[21] circa
Sacrificia eius post diluvium facta ostendit duplex sacrificium: alterum [22]
carnale, illud holocaustorum, quod tantum sit signum Interioris sacrificii,
[23] spirituale scilicet, quod sacrificans hoc vel quocunque exterioris
sacrificii vel [24] oblationis, quare testari et ostendere debeat, sed intus
quoque deo offerre et [25] divine voluntati prorsus permittere et relinquere
omne cor suum, omnes [26] affectus, quale est, si propter deum relinquo
concupiscenciam oculorum [27] meorum, aurium vanam delectationem &c. carnem
mortificando. Hoc enim [28] spirituale sacrificium primo exigit et respicit
deus, et deinde placet quoque [29] [1. Mos 4, 4 f.] obedientia in signo
sacrificii exterioris. Sic placuit sacrificium Abel et non [30] Cayn &c.
[31] 6.
1519
[Seite 420]
11. Nov.
1519.
[ 33/34 Per
lumbos bis auditi sunt am Rande]
[32] [Luc.
12, 35 ff.] Circa Euangelium IN DIE MARTINI: Sint lumbi vestri precincti [33]
&c. [Per lumbos precinctos castitatem et per lucernam opera bona, [34]
quorum gradus sepe auditi sunt.] Pro facilitate Euangelii paucis dixit de
preparatione [35] ad mortem, ut scilicet ita vivamus, expediti curis et amore
omnium [36] mundanorum et corporalium, ut exemplo Abrahe et David ac aliorum
piorum [37] [Ps. 55, 24.] saturi dierum expectemus vigilantes horam exitus
nostri, non cum viris [38] sanguinum, non dimidiantes dies nostros, idest tum
demum vivere incipientes, [39] idest vita bene uti incipientes, cum e vita
migrandum est. Illis enim impiorum
[Seite 421]
[1] stultis
cogitationibus servit hic psalmorum locus, qui sibi longam vite [2] portionem
reliquam semper promittunt, qua bene vivere possint.
[3] 7.
1519
[Seite 421]
11. Nov.
1519.
[ 31 Hier am
Fuße der Seite: Ubi obiter illud consyderandum est terribile, quomodo Cham
paulo ante bonus et fidelis et ut in archa servaretur dignus atque a deo
probatus, quem iccirco etiam neque Noe maledicere audet, sed prolem eius
Chanaan, tam subito tamen reprobus factus est et a gratia dei excidit totus.
Quod nobis exemplo sit, ut iugiter in timore dei ambulemus]
[4] [1. Mos.
9, 20 ff.] Deinde historiam Noe prosequutus, quemadmodum scilicet ebrius [5]
revelatis pudendis turpiter iacuerit a Cham irrisus, a Sem et Iaphet,
retrograde [6] accedentibus et a turpitudine patris aversis, pallio quod in
humeris [7] gestabant contectus, ubi prefatus est, se eadem ratione hec turpia
in speciem [8] in sacris litteris non reiicere, sed tractare, qua a spiritu
sancto ita tradita [9] sunt. Deus enim cum videret, utrumque hominum sexum ita
corruptum et [10] tam furenti quodam amore sese complecti mutuo, ut omnia
membra fierent [11] occasio et incitamentum mali ac turpitudinis, potissimum
unius sexus ad [12] alterum, ut igitur, que bene condiderat, bono et salutari
quoque usui accommodaret, [13] id agit in plurimis bibliorum locis aucupis
more, ut ea turpi et [14] blanda specie tamquam esca quadam illaqueatum hominem
et captum subito [15] immutet et ad spiritualia rapiat, ut illius carnis ac
voluptatis prorsus illico [16] obliviscatur et aliud quiddam in his consyderare
discat. Sic in canticis illa [17] sponsi ad sponsam et contra accipienda sunt
verba amatoria, ubi alterius [18] corpus membratim ab altero illecebrose
laudatur, sic hoc loco per Noe ebrium [19] ac nudum turpiter Christus, dei
filius, intelligitur, immenso nostri amore plus [20] quam ebrius, non vestibus
modo et pulchritudine, sed et omni gloria sua [21] nudus inter sceleratos
turpiter in cruce pro nobis expositus. Id quod offensae [22] et scandalo fuit
perfidis Iudeis per Cham significatis. Credentes vero omnes [23] ex Iudeis et
gentibus hanc turpitudinem non viderunt, hoc est non pro turpitudine, [24] sed
summa gloria duxerunt ac omne bonum suum libere in Christum [25] pro se
crucifixum reiiciunt, ipsum tamquam pallio suo honorifice tegentes, [26] se
vero spoliantes, hos est nihil tale sibi tribuentes, sed omnia divino huic [27]
beneficio accepta referentes ac dei glorie asscribentes.
[28] Proinde
Chami posteritas, puta Chanaan filius eius nondum natus, [29] maledictus est
servusque servorum fratribus suis esse iussus, quod signat [30] Iudeos
infideles adhuc hodie omnium fidelium servos. Sem vero benedictus [31] est, qui
Iudeos credentes in Christum significat, puta apostolos et discipulos [32]
Christi, quibus prime partes debebantur divino nutu in nascente Christiana [33]
ecclesia: omnia enim, que inter sacra scripta numerantur, a solis Iudeis sunt
[34] prodita. Iaphet vero dilatandus iubere et in tabernaculis Sem habitare,
idest [35] gentium populus in fide Christi augendus et in vestigia ac fidem
Apostolorum [36] successurus designatur.
[Seite 422]
[1] Historiam
divi Martini se ob prolixitatem obmittere dicebat1, [2] Commendans alioqui sanctorum
cultum, quod memoria sanctitatis et vite [3] eorum non tantum in exemplum
nostrum, sed etiam consolationem instituta [4] sit et celebretur, nempe quod
eos apud deum intercessores habeamus, et qui [5] omnia mala nostra nobiscum
ferant ac vincere ea iuvent, in hoc nobis servientes [6] et sua insuper bona
nobis communicantes iuxta vim et sententiam [7] articuli fidei ‘sanctam
ecclesiam catholicam, sanctorum communionem’.
[8] 8.
[9] [Matth.
18, 23 ff.] Circa Euangelium de servo, cui remissa fuere
[10] x milia
talentorum &c.2
1519
[Seite 422]
22. n. Trin.;
20. Nov. 1519.
[ 11 Am Rande
mit blasserer Tinte: D. M.]
[11]
Admonuit, in hoc Euangelio traditam veram rationem, qua peccatorum [12]
nostrorum certissimam remissionem consequamur, id quod oratio quoque [13]
dominica docet. Hic aperitur, que sint bona opera aut ex bonis precipua [14] et
summa, queve deus a nobis exigat et grata habeat ac magni estimet [15]
maximoque premio compenset. Videmus autem, quam sit iugum Christi [16] leve et
facile, nempe totum penes nos et in corde nostro citra omne negotium [17] nobis
datum. Remittere iubemur unusquisque proximo suo in corde, [18] idest nec
vindicare nec recordari saltem, sed omnino condonare propter deum [19] et ex
fraterna charitate fratri nostro, quicquid nobis in eo displicet, offendiculo
[20] est aut nocumento aut probro seu iniuriosum. Hoc autem synceriter [21] et
ex corde facimus, cum eum non iudicamus, de eo non conquerimur nec [22] ei
detrahimus, sed fraterne eum admonemus et corrigimus, verum ubi sic [23] nihil
proficimus, deum pro eo et nobis rogamus atque de eo eius peccato vel [24]
vicio tamquam de proprio dolemus. Hic agite in hac maxima bonorum operum [25]
messe et sylva fructum faciamus et metamus, in his exerceamur, non deest [26]
occasio vel quovis momento, hec opera deo gratissima, nobis autem omnium [27]
utilissima faciendi. Non est opus labore aut arte, nulla longinquitas prohibet,
[28] in corde nostro hec facultas est plane aurea et verissimarum
indulgentiarum, [29] quam qui negligit, Romam quoque frustra cursitaverit, sed
certo [30] certius tortoribus tradetur, non evasurus penas, donec persolverit,
id est [31] numquam, etsi mille indulgentiarum literis emptis.
[32] 9.
1519
[Seite 422]
20. Nov.
1519.
[33] [1. Mos.
11, 1 ff.] Prosequutus Historiam geneseos xi, dixit turrim et civitatem
Babiloniam, [34] idest confusionem (que cepta est coctilibus lapidibus excitari
a
[Seite 423]
[ 6 Über
eaque ratione steht: tali modo 10 Über Quod steht: scilicet opprimere 12 ergo]
ga 18 ff. Der ganze Absatz von Patriarche bis opere am Rande]
[1] filiis
hominum iam circa centesimum annum a diluvio rursus in omne vicium [2] et
impietatem prolabentibus), significare impiam vitam et doctrinam, contra [3]
quam sancti illius temporis patriarche Noe, Sem, Iaphet et alii tametsi [4]
indubie verbo dei et sana doctrina pugnarint, vi tamen non sunt adorti [5] nec
oppresserunt sicut nec deus ipse, qui virtute sua confusis seu divisis [6]
linguis errorem et dissensionem in eos immisit temeritatis filios eaque ratione
[7] eos dissipavit, ut deciderent a cogitationibus suis. Sic et olim sancti
patres, [8] Augustinus et alii, hereticos verbo dei adegerunt, ut inter se
dissentirent, [9] eorumque falsa doctrina evanesceret ac irrita et instabilis proderetur,
non vi [10] oppresserunt. Quod hodie nostris pontificibus contra vetus illud
institutum [11] est receptum, ne litteras sacras ad hoc versare cogant, sed
ociosi stertant.
[12] Apparet
ergo ex hac figura, verbum dei, quo omnis impia doctrina et [13] vita
corrigenda est, facere errorem et confusionem nec posse tractari nisi [14]
multis offensis. Iccirco tamen non est connivendum et tacendum, et ut dicunt,
[15] sine scandalo aut pacis periculo docendum, Sed potius veritas et gloria
dei [16] predicanda. Deus sibi suos bene asseret, ut offendantur sane reprobi.
Est [17] [Luc. 2, 34.] enim hec petra scandali, de qua in Euangelio.
[18]
[Patriarche cum filiis suis omnesque mortales in tabernaculis semper [19]
tamquam peregrini habitaverant prefuerantque et rexerant populum tum [20] verbo
dei et docendo more pontificio et sacerdotali. At filii hominum gladio [21] et
vi dominari aliis volentes, munitas sedes sibi struxerunt atque in eis [22]
turrim moliti sunt altissimam, partim ut quasi deo repugnantes a diluvio [23]
deinceps servari possent, partim ut nominis sui consulerent memorie, tam [24]
egregio relicto posteris opere.]
[25] 10
[26] IN DIE
DIVAE CATHARINAE
[27] dixit
Euangelium Mat. 13.1
1519
[Seite 423]
25. Nov.
1519.
[28] [Matth.
13, 44.] Simile est regnum celorum tezauro abscondito &c.
[29] Prima
inter tres parabola Christus oculos et cogitationes nostras a [30] summis ad
ima deiicit, ne regnum celorum in excelsis et preclaris queramus,
[Seite 424]
[ 12/13
Margarita bis procellis am Rande 29/30 nullis bis quidam am Rande 31/33 Regis
amorem bis non dixit am Rande]
[1] sed in
humilibus et quasi subtus terram, quam omnes pedibus conculcamus, [2]
depressis, hoc est miseris, calamitosis, miserrimis etiam peccatoribus.
Quicquid [3] [Matth. 25, 40.] horum vel minimo fit aut beneficii aut iniurie,
hoc ipse deus sibi factum [4] putabit, unde sicut optimum hos amare, tueri,
iuvare, ita periculosissimum [5] opprimere, negligere, quippe qui deum habeant
propugnatorem et ultorem tam [6] [Sach. 2, 8.] in se propensum, ut testetur,
ipsis tactis pupillam oculi sui offensam esse. [7] Potentiores enim omnes
seipsos tutantur et vindicant lesi, deus vero imbecilles.
[8] [Matth.
13, 45 f.] Secunda parabola de institore et margarita optimo ordine priorem,
[9] que sublimes deiiciendo instituit, sequitur, nempe depressos et laborantes
[10] consolatione erigens. Vere enim negociando per mare, per saxa, per ignes
[11] et multa pericula queritur et invenitur margarita, idest per laboriosam,
[12] miseram, calamitosam vitam dei gratia et vita eterna. [Margarita enim non
[13] nisi in mari invenitur, idest malorum et adversitatum procellis.]
[14] [Matth.
13, 47 ff.] Tertia de sagena missa in mare nos confirmat, ut vel cum paucis
[15] regnum celorum queramus, non expectantes aliorum exempla nec quorumcumque
[16] malicia et perversitate offendamur aut seducamur. Dei enim fuerit [17] in
littore, idest iudicii die, illos a bonis segregatos iudicare et damnare, [18]
nostra interim nihil interest.
[19] Deinde
historiam divae Catharinae paucis percurrens dixit, se credere [20] non
Maxentium, utpote qui Rome saevierit, sed Maximinum, imperii [21] collegam,
Alexandrie Egypti Christianos persecutum. Dein, Catharinam non [22] regis
filiam, redacta pridem Egypto in provinciam Romanorum, sed ex regia [23]
familia fuisse. Imperatore autem Christianos ad sacrificandum cogente, eam [24]
increpasse tyrannum, qui cum dominus esset terre, verum omnium dominum [25] non
agnosceret, quod imprimis decuerit.
[26] Tandem
post epulas cupiens eam a Christianismo avertere, ut ea potiretur [27] inter
regias coniuges, cum ipse sapientie eius et spiritui, qui loquebatur, [28]
resistere non posset, Doctos et eloquentes viros ad hoc conduxit, quos omnes
[29] cum verbo dei et virtute eius potenti, cui nemo repugnare possit [nullis
[30] zophisticis artibus aut logice rationibus, ut somniant quidam], in suam
sententiam [31] pertraxisset diva virgo, Christo lucrifecit martyres. [Regis
amorem [32] et coniugium pretextu Christi sponsi detrectabat, quem in carcere
sibi mater [33] virgo desponsaverit dato annulo. Plura de annulo non dixit.]
Post multa, [34] ut habet historia per ordinem, rotas quattuor a deo dissipatas
et multos [35] gentilium pariter fulmine peremptos dicebat dive Catharine
precibus et dei [36] consilio, ne imbecilles Christiani metu extinguerentur et
Christo exciderent, [37] sed confirmarentur potius. Tandem in fine resecuit et
obmisit ineptam illam [38] dive Catharine orationem, quam se nequaquam credere
affirmavit, quis enim [39] has nugas credat, sed gladio peremptam dixit, qui
solus fere Christianos
[Seite 425]
[1] occidere
potuit, ut in proverbio tum erat. Lac pro sanguine manavit. Corpus [2] ab
angelis in Synai conditum, unde oleum manavit. Quod sibi forte argumentum [3]
esse dicebat magne sanctitatis et veritatis huius historiae, quamvis [4]
nonnihil adulterate.
[5] 11.
1519
[Seite 425]
25. Nov.
1519.
[ 9 sororem
Loth am Rande]
[6] [1. Mos.
11, 10 ff.] Deinde Enumeravit in bibliaca historia prosequenda
[7] x patriarchas
ordine a Noe ad Abraham illum magnum.
[8] Ubi
obiter circa Abraham ex Thare patre non primo loco inter tres [9] fratres
genitum, sed forte postremo, utpote qui duxerat Sarai [sororem Loth], [10]
filiam Aram, fratris sui, qui x tantum annis se iunior fuit, admonuit, multa
[11] hoc consilio a deo in veteri testamento disposita, ut primatus et
maioritas [12] [Matth. 19, 30.] tolleretur, fierentque postremi primi et
dignissimi. Sic etiam Sem exacte [13] supputando dixit non maximum natu inter
fratres suos inveniri.
[14] 12.
[15] IN
ADVENTV DOMINICA PRIMA.
1519
[Seite 425]
27. Nov.
1519.
[ 19 Am
Rande: hec Erasmus.]
[16] [Matth.
21, 1 ff.] Cum appropinquasset Ierosolymis &c.1
[17] Illud
Euangelii ‘Osanna filio David’ interpretabatur: O
[18] got gib
gluck und seligkeit dem Sun David. Est autem
[19] festa
Iudeorum acclamatio sicut Romanis: Io triumphe.
[20] Hodie
Ecclesia proponit nobis gratiam, quam deus nobis contulit per [21] adventum
filii sui. In hoc Euangelio ecclesie fidelis status depingitur a principio [22]
in finem mundi. Per precedentes nempe et sequentes Christum credentium [23]
numerus tam veteris quam novi Testamenti signatur, qui unanimiter [24] cantant
Osanna, idest deum glorificant et nomen eius sanctificant.
[25] Duorum discipulorum
emissio significat verbi divini seu Euangelii predicationem [26] apostolis
commissam. Quod autem tacito nomine loci periphrasi [27] utitur dominus, ‘quod
contra vos est’, innuit multos euangelio reclamaturos, [28] omnibus tamen ante
nunciandum dei partes futuras, ut suos vocet et illuminet, [29] nihil hec ad
predicatores. Sumus autem nos omnes Azina et pullus eius2, [30] alligati olim,
idest sub lege tamquam exactore et agazone captivi et alligati, [31] verum ita,
ut azina tantum subiugalis esset, pullus sessorem aut iugum nondum [32]
tulerit, hoc est Externa tantum operum specie legem fecimus seu implevimus,
[33] interiore autem animo et affectu semper legi repugnavimus eamque [34] odio
habuimus. Cum autem per verbum dei, ab Apostolis et predicatoribus
[Seite 426]
[ 9/10 Asello
bis mulis am Fuße der Seite 11 Über Prophete steht: Zacharie 9.]
[1]
annunciatum, ad Christum adducti sumus, iam pullus ille noster sessorem [2]
Christum admittit, idest spiritu servimus deo et libero Charitatis affectu deo
[3] obedimus. Hoc sessore tantum domatur et regitur pullus ille, idest mutantur
[4] affectus nostri per gratiam eius, quos alioqui nulle leges, nulle
tyrannides [5] cogant unquam. Subiugato autem hoc pullo, quem solum equitare
dignatur [6] Christus (quia solum cor et affectum in omni opere et servicio
querit), iam [7] azina subiugalis sua sponte comitatur, idest externa quoque et
corporalia omnia [8] deo serviunt et placent. Et sic in utrisque per prophetam
sedere Christus dicitur. [9] [Asello autem vehi nemo insolitum existimet, in
hoc enim asinis utebantur [10] omnes, sed propriis, qui mos hodie in Italia est
usitatissimus in mulis.]
[11] [Sach.
9, 9.] Prophete verba sunt hec ‘Exulta satis filia Sion, Iubila filia
Iherusalem. [12] Ecce rex tuus veniet tibi Iustus et salvator, Ipse pauper et
ascendens super [13] asinam et super pullum, filium asinae’. Euangelista hec
tria, scilicet iustus, [14] salvator et pauper, comprehendit in uno verbo
‘Mansuetus’. Est autem hoc [15] prophete dictum plane verbum gaudii et
consolationis, omnino Euangelicum, [16] imo totius Euangelii summa quedam, quo
declaratur iam Christus in nobis [17] regnare, non peccatum, nobis denique
venisse, idest propter nos tantum. [18] Verum ad quid? nempe iusticiam suam et
salutem nobis afferens, qui alioqui [19] impii, iniusti et perditi eramus. At
qua causa motus? quod doleret vicem [20] nostram miserrimam, hoc enim ‘pauper’
illud in Hebreo signat, vel quia [21] sicut iusticiam et salutem suam in nos
transfudit, ita paupertatem et [22] miseriam nostram in se transtulit et
assumpsit. Hec sunt, que nobis amabilem [23] nimirum Christum faciunt, hec
fiduciam et spem in ipsum accendunt. [24] Ita enim regit nos rex ille
mansuetissimus sue gratie adventu, ut nihil [25] iubeat, nullas leges imponat
ut Moses ille, sed spiritum, quo legem impleamus [26] et omnia libere faciamus,
infundat.
[27] Sed
observandum est hoc, quod discipuli asinam et pullum Christo [28] adduxerunt
eumque impositis etiam vestimentis suis desuper locaverunt, [29] utpote ex Euangelii
predicandi officio nihil dominii, iuris, commodi vel [30] glorie sibi
querentes, sed nihil non facientes, omnem operam impendentes, [31] ut Christo
fideles adducant, dei gloriam querant et amplificent, non suam. [32] At nunc,
proh dolor, pretextu huius officii tyrranidem suam statuunt pontifices, [33]
asinam Christo non adducunt, sed sibi ipsis subigunt, eam equitant, [34]
Christum negligunt, quem peditem per eos incedere oporteat semper.
[35] Ceterum
vestimenta, in via strata, sunt sanctorum Patriarcharum exempla, [36] per
quorum vestigia nobis incedendum est. Rami vero olivarum sunt scripture [37]
dicta, misericordiam dei nobis annunciantia. Palmae vero, quarum natura [38]
est prementibus non cedere1, verbum dei significant, quibus confirmamur, ut
[39] robusta perstemus in fide et spe.
[Seite 427]
[1] 13.
[2] GENESEOS
HISTORIAM PROSEQVVTVS
1519
[Seite 427]
27. Nov.
1519.
[3] [1. Mos.
12, 1 ff.] inchoavit Caput xij, ubi recitato textu commendavit felicitatem
illius [4] temporis, quo licuit Abrahe decem patriarchas maiores et patres suos
videre, [5] cum eis versari. Vixit nempe 50 annis cum Noe, non parum
proculdubio [6] tam sanctorum patrum congressibus et exemplis adiutus.
[7] Verum
quod textus dicit de semine, neminem offendi oportet tamquam [8] voce obscena,
cum spiritus sanctus more suo de creatura sua bona loquatur, [9] a qua, si
adulterinam et adventiciam nostre malicie voluptatem demas nihil [10] in re
ipsa turpitudinis est prorsus, sicut nec in vino, frumento aut eorum [11]
seminibus, quamvis et ea sint malis occasio mali. Utitur autem hoc intimo [12]
nature vocabulo, ut non adoptivum filium significet aut quovis modo ex [13]
Abraham derivandum, sed vere naturalem, contra tamen naturam, que maledicta
[14] erat, mirabiliter benedictum, ubi occulte videtur innuere virgineum [15]
partum, qui solus benedictus esse potuit. Quod et tandem angelico ad [16] [Luc.
1, 42.] Mariam testimonio confirmatum et declaratum videtur, ubi inquit
‘Benedicta [17] tu inter mulieres’, ad quod ecclesia adiecit ‘et benedictus
fructus ventris tui’.
[18] 14.
[19] IN DIE
DIVI ANDREE, QVI PRIMVM DISCIPVLVS
[20] IOANNIS
FVIT.
1519
[Seite 427]
30. Nov.
1519.
[ 22 Am
Rande: Tertius gradus Andree ad apostolatum]
[21] Partem
historiae de divo Andrea habet ipsum Euangelium, secundam [22] scilicet divi
Andree vocationem ad discipulatum, nam Christum primo [23] cognitum Andree et
Petro, cum Andreas Iesum sequutus uno die cum Iesu [24] consuetudinem haberet
et deinde Petrum quoque ad Iesum adduceret, describitur [25] [Joh. 1, 40 ff.]
Ioannis primo.
[26] [Matth.
10, 1 ff.] Apostolus autem tertio cum aliis constitutus est, ut traditur Mat.
12. [27] Post narratam reliquam historiam illud tractavit Andree elogium ‘Salve
crux [28] preciosa, Christi membris ornata’ &c. Mirum scilicet esse, quod
in mentem [29] venerit Andree, ut ignominiosum illud patibulum, ut eo tempore
habebatur, [30] tam pulchrum et ornatum duceret. Verum divus Andreas non tam de
hoc [31] ligno, quam omni adversitate, pena, persecutione, iniuria dixit ac
sensit, [32] que sunt vera crux nostra, nobis omnibus exemplo eius exosculanda,
cum [33] gaudio suscipienda. Tantum abest, ut molliter eam fugiamus, sed sponte
et [34] hilariter ob Christi amorem feramus. Omnia enim adversa, dura et aspera,
[35] que ferenda nobis contingunt, in Christi corpore et humana natura primum
[36] consecrata sunt et sanctificata, qui ut dux et exemplar nostrum ea pro
nobis [37] tulit et vicit prius, ut nos quoque eadem ferentes ei compatiamur et
commoriamur,
[Seite 428]
[ 8/9 O crux
bis te am Fuße der Z. 3 mit improbandus schließenden Seite 27 strennue]
[1] alioqui
non regnaturi cum eo. Nos autem sufficere putamus [2] illam venerationem, quam
reliquiis crucis Christi in auro et argento conditis [3] impendimus, qui
simplex pietatis affectus non improbandus quidem est, [4] tametsi tot iam
passim eius crucis extent et ostententur partes, ut vel navem [5] onerariam
repleant in unum congeste, habeantque admixtas forte latronum [6] quoque
cruces. Verum hec vera crucis veneratio est, ut ad omnem incidentem [7]
adversitatem dicas: Salve crux preciosa &c.
[8] [O crux,
suscipe discipulum eius, qui pependit in te, et redde me ei, qui [9] me redemit
in te.]
[10] Hec de
Historia.
[11]
Euangelium hoc potissimum tangit magnates ecclesie. Illud tamen ad [12] omnes
nos pertinet, quod hi duo discipuli ad unum Christi verbum omnia [13] sua
reliquerunt, rete et navem &c., et Christum sequuti sunt. Fide enim [14]
instructi, quod pre oculis tenebant neglexerunt, ea, que non videbant, et [15]
Christum pauperem sequuti, iam inter amissa et promissa medii fluctuantes, [16]
illa non habentes et hec non consecuti nec videntes. At nos neque egenis [17]
dando nec mutuando nec in rebus nostris iniuriam et iacturam ferendo [18] vel
duos aut 3 fl. vel gr. etiam relinquere possumus, dei promissis nitentes, [19]
qui multo maiora pollicitus est, sed tumultuamur, In ius vocamus debitorem.
[20] Nec in vita salubriter discere volumus, quod in morte discendum [21] est,
nempe ut libere relictis omnibus rebus et amicis, solius dei verbo hereamus,
[22] a quo uno salus nostra pendet. Utile ergo fuerit hanc relictionem [23]
suarum rerum in vita meditari et tempestiviter condiscere, ut promissis dei
[24] firmiter nitamur. Sed quod superest: admonentur hoc Euangelio pontifices
[25] et sacerdotes sui officii, ut scilicet rete, idest verbum dei et sanctam
scripturam1 [26] teneant et intelligant, nec id solum, sed in mare quoque
tendant, idest [27] mundo idipsum predicent, et strenue occlament animas
Christo venantes. At [28] nulla nunc vel habent vel versant retia, nisi forte
ea venatoria et piscatoria, [29] a quibus hi apostoli avocati sunt.
[30] 15.
[31] [1. Mos.
12, 1 ff.] GENESIS XII DE FIDE ABRAHE VSQVE AD
[32]
‘Egressus est’.
1519
[Seite 428]
30. Nov.
1519.
[ 35 ut bis
romanos am Rande]
[33] Optime
concinit hic locus de fide Abrahe cum fide Euangelica. Diligenterque [34]
iccirco a divo Paulo ad Hebreos et alias passim tractatus est [35] [ut 4to ad
romanos]. Iussus enim Abraham relinquere terram, cognationem
[Seite 429]
[ 4
quemadmodum bis contingit am Rande 13/15 Potissimum bis a deo am Rande 18 Am
Rande von Pol. mit anderer Tinte: De his contrariis, quibus deus omnia suis
abscondit, Vide Decalogum Martini fo. 425 et sequenti.1 28/32 Exemplo bis
appellare am Fuße der mit credentes schließenden Seite]
[1] et
paternam domum suam, idest omnia sibi dulcia et amica, esseque peregrinus, [2]
incerte tantum terre promissionem accipit, sibi scilicet monstrande, [3] nondum
autem indicate aut nominate, deo credit, peregrinationem aggreditur [4]
[quemadmodum et hodie in deum credentibus contingit], indubie a multis [5] hoc
nomine irrisus et contemptus, atque tota vita peregrinatur non inter [6]
ignotos tantum, sed malos quoque et inimicos, semper tamen firmus adherens [7]
verbo et promisso dei, qua spem in spe credidit, nihil hesitans unquam, [8]
quamquam omnia promissis contraria evenire videret. Primum nempe omne [9] nomen
suum et laudem semel extingui et aufferri sibi videt, dum a notis ad [10] exteros
exire iubetur, utpote ubi sit obscurus et neglectus totus. Dein spes [11]
seminis et magne gentis ex se propagande tota perire videtur, dum a suis [12]
iam grandevus et effetus cum uxore sterili in vitam quasi quandam solitariam
[13] relegatur. [Potissimum autem tentatur et pulsatur fides eius fortissimo
[14] ariete, cum suscepto iam filio Isaac tota posteritatis spes imolari [15]
iubetur a deo.] Ubi quamquam maledicentes sepe, benedicentes nunquam [16]
audiret, dei tamen promissis usque credidit, certo sciens, deum promissa [17]
liberaliter prestaturum. Suo enim more deus exaltandos deiicit et omnino [18]
contraria eis exhibet, ut nihil minus quam exaltaturus videatur. Verum
quemadmodum [19] Abraham nihil motus tot difficultatibus, tot tentationibus in fide
[20] constantissima duravit, semper obsequens deo, Ita nos quoque semper facere
[21] oportet, potissimum autem in mortis hora, quando misera anima de terra,
[22] cognatione et paterna domo sua, idest ex corpore sibi amicissimo,
omnibusque [23] his, quibus in hac vita oblectata est, a deo exire iubetur.
Tametsi enim [24] terra adeunda prorsus incerta sit, videanturque pedibus
nostris obiecti inferioris [25] hiatus ac cacodemonii voragines, solo tamen dei
verbo et clementissimo [26] promisso tam fortiter nos niti oportet, ut sponte
et obedienter [27] egrediamur, nos totos dei misericordie, clementie et
certissime veritati [28] credentes. [Exemplo Abrahae liquet, quis vere pauper
spiritu sit: qui [29] abdicato scilicet affectu totus ex deo pendet, ad utramque
sortem, ad vitam [30] et mortem pro dei voluntate paratus. Opes et omnia habet
exposita periculis, [31] id quod mundus nec non facit, siquidem emptis
redditibus ita nostri [32] stabiliunt opes suas, ut aeternas ausint appellare.]
[Seite 430]
[1] 16.
[2] DOMINICA
SECVNDA ADVENTVS.1
1519
[Seite 430]
4. Dez. 1519.
[ 4 scilicet
bis susceperunt ist über Terribilem zugesetzt]
[3] [Luc. 21,
25 ff.] Erunt signa in sole &c.
[4]
Terribilem [scilicet illis, qui primum adventum eius non susceperunt] [5] illum
Christi adventum secundum ad iudicium significari ostendit, quemadmodum [6] in
superiori Euangelio primum adventum mitem et mansuetum. [7] Et postquam
terriculamenta omnia explicuisset, subiectum ostendit a Christo [8]
consolatorium illud verbum ‘levate capita vestra, quia appropinquabit redemptio
[9] vestra’, Ne putemus, ista in perditionem et desperationem credentium [10]
fieri, sed tantum, ut firma spe ad dei misericordiam in terrore tanto
confugiant. [11] Quemadmodum enim primus Christi adventus multis profuit,
multis [12] obfuit, ita secundus illis letus, his terribilis est futurus.
[13] Erit in
terra angustia gentium pre confusione, scilicet conscienciarum [14]
accusantium, sonante mari et fluctu.
[15] Huc
commode adduci possunt omnia fere de sermone preparationis ad [16] mortem.2 Ne
scilicet extrema illa timeamus, sed potius ita agamus, ut in [17] Christo ea
patienter suscipiamus et vincamus, In memoriam revocantes hoc [18] verbum
Christi ‘Levate capita vestra, quia appropinquabit redemptio vestra’, [19]
[Luc. 21, 33 u., 4. Mos. 31, 23.] atque ei consolationi divine suppliciter et
confidenter herentes. Celum et [20] terra transibunt, per ignem clarificabuntur
et purgabuntur.
[21] 17.
[22] [1. Mos.
12, 4 ff.] DE GENESI
1519
[Seite 430]
4. Dez. 1519.
[ 30/31 Non
bis ca. 7. am Rande]
[23] Hoc
tantum dixit, quod fidelis Abraham merito credentium pater dictus [24] sit,
quod iam natus 75 annos tempore promissionis divine reliquos annos [25] vite,
puta centum, egerit peregrinus, nunquam assecutus promissa, semper [26] tamen
certo confidens promisso dei, quamquam iam de terra Chanaan audisset [27] eam
esse, quam deus daturus esset semini eius, paulo post tamen ex ea [28] propter
famem ipse solus, utpote peregrinus et nihil illic iuris habens abscedere [29]
coactus est cum suis, etiam in uxore tentandus in Egypto.
[30] [Non
dedit enim illi deus hereditatem in ea terra, ne vestigium quidem [31] [Apgsch.
7.] pedis, ait Stephanus in actis ca. 7.]
[Seite 431]
[1] 18.
[2] NICOLAI.
1519
[Seite 430]
6. Dez. 1519.
[ 8 Esa: xj
auch am Rande 15 scilicet Christiano ist über ei geschrieben 24 quedam] q̄ 25
saltem über durchstrichenem potissimum]
[3] [Luc. 12,
35.] In die divi Nicolai Euangelium ‘Sint lumbi vestri precincti’ repetivit.
[4] Hoc primum preceptum eiusdem tractans ‘Sint lumbi vestri precincti’, quod
[5] castitatis est, cum lumbi et renes secundum phisicos sint libidinis sedes
[6] et regnum, eandemque scripture tropo semper significent. At si queras, [7]
quodnam cingulum illud sit tam optatum, quod huic malo, quod in carne [8] [Jes.
11, 5.] nostra furit, frenum imponat: Esaias xj. ca. in intima sui parte et
plane in [9] ipsa radice ac capite hanc pestem aggrediens dicit ‘Et erit
Iusticia cingulum [10] lumborum eius et fides cinctorium renum eius’, iusticiam
scilicet dei intelligens, [11] hoc est gratiam et misericordiam nos
iustificantem nostrosque affectus [12] mutantem per fidem in Christum et verbum
eius, cuius desiderio et amore [13] ferventi ubi accensi fuerimus, hic turpis
fervor prorsus extinguetur. Est [14] [Eph. 6, 16.] enim verbum dei Paulo teste
gladius spiritus potens contra ignita hec tela [15] [Sach. 9, 17.] diaboli, et
Zacharie 9. ‘Quid ei [scilicet Christiano] bonum eius est et quid [16]
pulchrum, nisi frumentum electorum et vinum germinans virgines’. Cum [17] enim
alioqui harum rerum affluentia impudiciciam et libidinem incitet, quod [18] in
Zodoma et Gomorra usque ad extremum dedecus patuit, hoc nostrum [19] frumentum
et vinum, idest verbum dei, germinat virgines: ut enim ipsum [20] est purum et
sanctum, ita in se herentes efficit puros et sanctos. Quoties [21] ergo hec
tentatio ingruit crassa quidem, sed nobis intima et crebra ac subinde [22]
rediens, dei imploremus auxilium atque ab ipso victoriam petamus ac firmiter
[23] speremus, certi, quod ad se anhelantes ac in se confidentes non deserat.
[24] Sunt et externa quedam cingula ab aliis passim tractata, que ex
interioribus [25] illis fluunt. Quis enim iuventutem potissimum ab hoc malo
saltem in [26] affectibus immunem credat, nisi longiore somno, gula, vestium et
stratorum [27] mollicie ac ocio abdicatis aut se ipsos coërceant aut sub
seniorum cura et [28] [1. Tim. 5, 11.] virga agant. Hoc de adolescentioribus
viduis admonet Paulus 1. Ti. 5to.
[29] De hinc
perstrinxit divi Nicolai vitam totam, miraculis plenam, quibus [30] cum divo
Martino ac diva Elizabetha pre omnibus fere divis, quantum ex [31] solidis
testimoniis constare potest, S. Nicolaus est memorabilis. Ubi sane [32] nostris
pontificibus illud observandum est, quomodo citra omnem ambitionem [33] a deo
vocatus sit Episcopus, quomodo pauperum et periclitantium curam [34] plus quam
paternam habuerit, eisque presentem opem tulerit, Rem sane pontificibus [35]
dignam et propriam, sed nunc penitus neglectam.
[36] 19.
1519
[Seite 431]
6. Dez. 1519.
[37] [1. Mos.
12, 10 ff.] Deinde ad Abrahamum progrediens eius sanctissimam in deum fidem,
[38] [1. Petr. 3, 6.] uxorisque Sare, vel divi Petri testimonio, sanctam
obendientiam celebravit ex
[Seite 432]
[1] vehementi
illa amittende coniugis tentatione. Quis enim hic maritus uxorem [2] suam ad
aulicos rapi sinat mundamque sibi a deo restituendam confidat et [3] non potius
gladio in adulteros seviat vel propria vita neglecta, ut nunc [4] [Hebr. 10, 39.]
etiam humano iure putatur. At secus deus vult sibi vindictam non nobis, [5]
quamquam in hoc sint magistratus, qui vel nobis non conquerentibus hec [6] mala
puniant reipublice conservande gratia. Abraham igitur consilium quidem [7]
capit, sed non violentum, non ut uxorem contra raptores tueatur, sed [8] ne
ipse pariter occidatur. Tantum igitur malum pre oculis videns, non [9] quod ex
sua simplicitate hoc suspicatus sit, sed quia sepe nimirum talia in [10] suis
inter peregrinandum a barbaris expertus fuerat, nihil tamen cunctatus deo [11]
se et sua vel in hoc periculo cum plena fiducia credit. Quod, quantum deo [12]
placuerit, patet ex delicata illa cura et custodia erga Saram, quam dei [13]
oculus observavit et manus altissimi tutata est, dum Pharaonem et omnem [14]
familiam eius consternat atque cogit, ut Abrahamum cum uxore libentes [15]
dimittant. Verissima enim sunt illa Scripture testimonia de hoc plurima: [16]
[Ps. 34, 17.] Oculi domini super Iustos &c.
[17] 20.
[18] IN DIE
CONCEPTIONIS MARIE1 )
1519
[Seite 432]
8. Dez. 1519.
[ 19/20 Quin
bis “höhrn” am Rande 32 Am Rande: Hec duo exempla ex sententia Erasmi et
Chrysostomi adieci, quod belle quadrant ad Martini sententiam]
[19] [Luc.
11, 27.] Dixit Euangelium Luce xj. ‘Beatus venter, qui te portavit’ &c.
[Quinimo [20] beati qui audiunt &c. Warumb nicht mehr selig, die das wort
gots höhrn.] Hoc [21] Euangelium breve est, sed plenam et consumatam nostre
salutis habet eruditionem. [22] Quid enim aliud Christus voluit, dum pulcherrimam
dignissimi illius [23] externi operis speciem (nempe gestati et educati
salvatoris mundi) postponit [24] audiendo et custodiendo verbo dei, dum tam
speciosam sui matrisque sue [25] laudem reiicit, quam ut salutem et
beatitudinem nostram non aliunde sperandam et [26] querendam doceat, quam ex
verbo dei eiusque custodia et adhesione. Primum [27] omnibus Christianis
iugiter a deo petendum est, ut sortiantur doctores verbi [28] dei veros, non
humanarum traditionum precones, quando omnis beatitudo [29] nostra ex audito
verbo dei et per fidem suscepto dependet. Nusquam autem [30] fert Christus
carnales illos affectus, ex corporalibus ullam laudem vel etiam [31]
spiritualibus et vere laudabilibus sibiipsis gloriam petentes, ut etiam [32]
[Joh. 2, 4.] matrem suam se filio gloriari noluerit, Dum in Nuptiis inquit
‘Quid mihi [33] [Matth. 12, 48.] tecum mulier’. Et alibi (Mat. xij.) ‘Que est
mater mea, aut qui sunt fratres [34] mei’. &c., Utrobique nimirum muliebrem
huiusmodi et humanum quendam [35] affectum Chrysostomo teste in matre sua
notans asperiori responso. Videtur [36] autem et hec mulier indubie tale
quiddam carnale et maternum sensisse,
[Seite 433]
[ 1 q. d. 30
Am Rande: Augustini sententia et comparatio 1]
[1] quasi
dicat: O egregium et celestem doctorem, o dignissimam matrem, cui [2] tantus
sit filius, o me felicem, si et ego talem nacta sim filium! &c.
[3] Ceterum
cum in hodierno festo de peccato originali sermo haberi solitus [4] sit semper,
opere precium est audire, quidnam sit illud, nempe nihil aliud, [5] quam
propensio ad malum et raptus ille concupiscencie ob carnem et naturam [6]
nostram ex lapsu primorum parentum corruptam prorsusque viciatam, que [7]
corruptio semper a parentibus serpit in filios hereditario, perinde ac parentum
[8] nostrorum alioqui et bona relicta possidemus et debita exolvere cogimur.
[9] Verum fuere complures, qui tenuiter hac de re speculati et argutati [10]
sint, alii qualitatem quandam in anima malam dicentes, ut scilicet sibi carnem
[11] et naturam bonam esse tueantur, alii subtilius etiam nil nisi originalis
[12] iusticie privationem fingentes, quibus nugis effectum est, ut hoc malum
[13] prorsus obscuraverint et fere in nihilum redegerint, quod tamen ceu realem
[14] et crassum quendam carnis nostre morbum nemo non liquido in se deprehendit
[15] et plus satis persentit. Est enim vetus ille Adam noster, idest caro [16]
seu concupiscentia corrupta, que in nostram libidinem, avariciam, gloriam, [17]
vindictam et cetera mala preceps ruit, quod malum nos omnes equat, dum [18] hic
hodie, alius cras, imo paulopost labitur vaditque post concupiscentiam [19]
suam, quare nemo cadentes fastidiat et damnet, sed sortis sue memor pro [20]
eis oret. Circa hoc autem malum non tam sollicite vestigandum est, quidnam [21]
sit ad unguem, sed quo pacto ab eo liberemur. Sed queri solet, num [22]
baptismus hoc peccatum aboleverit. Respondeo: baptismus efficit, ne iam [23] ut
ante sit damnabile et connivente deo non imputetur incipiatque iam [24] sanari,
quasi imposito malagmate quodam, et ut gratia dei duce per totam [25] vitam cum
affectibus nostris pugnemus, veterem illum Adam subinde paulatim [26]
expurgantes, quoad ea purgatio tandem in morte absolvatur. Hinc etiam [27] fit,
quia natura in parentibus, quamquam etiam baptizatis, nondum est expurgata, [28]
sed adhuc turpem concupiscentiam et carnalem voluptatem in generationis [29]
opere habet coniunctam, ut proles nihilo minus vere labem contrahat [30] sitque
a novo mundanda in arca ecclesie, perinde ac quantumvis immundum [31] semen
frumenti non sine paleis tamen et folliculis aliisque excrementis [32]
repullutat, a quibus rursus per trituram et ventilationem est repurgandum. [33]
Primi autem parentes ante lapsum nondum amissa originali iusticia hoc [34]
generationis opus solo rationis ductu et decreto citra ullam concupiscenciam
[35] fecissent, quod nobis nunc negatum est.
[36] Quia
ergo nobis in tota vita cum hoc malo luctandum est, planeque [37] videamus, non
esse ullam nostri arbitrii libertatem, que ab his affectibus
[Seite 434]
[ 4/6 Cum bis
fugiamus am Rande 9/10 utpote bis similium am Rande 11 hinter cohibeas hat die
Handschrift ein Zeichen ++ für den Ort der Einfügung 11/13 In qua bis
adolescant am Rande 16/18 Illud bis iubet am Rande]
[1] male se
vindicare querat, sollicite querendum est aliunde remedium, utpote [2] verbum
dei et Crux Christi, idest omnium adversitatum ultronea tolerantia. [3] Hec
enim duo plane medentur affectibus nostris, quia ipsis sunt contraria, [4]
nostramque voluntatem [Cum qua nobis diu noctuque tanquam hoste infestissimo
[5] est pugnandum, ut ea que voluntas nostra dissuadet amplectamur, [6] que
sequitur et cupit, fugiamus] frangunt et invertunt et sic carnis imperium [7]
paulatim demoliuntur, concupiscentiam purgant ac vincere docent ac iuvant, [8]
spiritum obedientem, humilem ac deo adherentem faciunt.
[9] Proinde
quotiescunque affectuum huiusmodi procelle [utpote libidinis [10] vel similium]
ingruunt, non est quod delecteris et titilleris, quemadmodum [11] ulcera
pruritu titillantia fricanda vetant chirurgi, sed te cohibeas [In qua re [12]
Iuventutem cohiberi oportet cura et disciplina seniorum, ne diffluat in
libidinem [13] ac in suis concupiscenciis libere adolescant], illico miseriam
et morbum [14] tuum periculosum agnoscens, ad divinam opem deprecabundus confugiens,
[15] carnem lascivientem Ieiuniis multis, idest tenui victu, aque potu,
vigiliis, [16] laboribus, retractis etiam ab obiecto delectabili oculis,
refrenans. [Illud [17] nimirum deus significavit, cum Evam post lapsum, idest
carnem nostram [18] [Röm. 13, 13 f., Gal. 5, 24.] iam corruptam sub viri, idest
rationis postestate, esse iubet.] Ita enim Paulus [19] nobis commendat ieiunia
multa et alia crucis opera pro expurganda scilicet [20] carne et domanda, non
ut nunc unus et alter dies ieiunio passim consecrantur [21] pro nescio quibus
meritis seu fructibus, atque id omnibus ex aequo, cum [22] non omnes eque vel
possint vel indigeant inutili sane et pestilenti instituto. [23] Quod enim
apostoli prescribere et certis legibus prefinire ausi sunt, nec [24] ecclesia
aliter tentavit quam ad mortificandam carnem, et quantenus infirmi [25] et
imbecilles ut pregnantes etiam his oneribus non premantur, laborent ac [26]
periclitentur. Ut enim cuique petulans est caro, eo magis est oneranda. Et [27]
in universum hoc agendum, ut abdicatis voluptatibus nostris omnibus,
repudiatisque [28] illis, ad que rapitur caro seu concupiscentia nostra, ea
obviis [29] manibus suscipiamus, que nostris affectibus nostreque libidini sunt
contraria. [30] Tale omnino est audire et custodire verbum dei, idest seipsum
et gloriam [31] suam contemnere, solique deo herere et in eius voluntatem
cuncta referre, [32] crucem Christi tolerare. Hac enim ratione expugnatur et
expurgatur originale [33] [Luc. 11, 28.] peccatum ac beatitudo illa (ut est in
hanc sententiam huius euangelii celebre [34] oraculum ‘beati, qui audiunt’
&c.) induitur.
[Seite 435]
[1] 21.
[2] DOMINICA
QVARTA ADVENTVS.1
1519
[Seite 435]
18. Dez.
1519.
[ 11 Am
Rande: Die Phariseer 17 Am Rande: Bistu der propheth, cum articulo dicendum, ut
in graeco habetur 19 40o am Rande 25 Mat. 21 am Rande Über eius ist Christi geschrieben]
[3] [Joh. 1,
19 ff.] Miserunt Iudei ab Hierosolymis sacerdotes et Levitas ad [4] Ioannem
&c.
[5] Apud
Iudeos grandis expectatio erat Messihe passim in prophetis promissi, [6] [Mal.
4, 5.] item Helie, quem Malachie ultimo deus testatus mittendum, antequam [7]
veniat dies domini magnus. Insuper prophete illius, de quo Deutero. xviij. [8]
deus ad Mosen ‘Prophetam’ inquit ‘suscitabo eis de medio fratrum suorum [9] [5.
Mos. 18, 15.] similem tui et ponam verba mea in ore eius’, de quo Moses ad
populum [10] ‘Prophetam de gente tua et de fratribus tuis sicut me suscitabit
tibi dominus [11] deus tuus. Ipsum audies’ &c. Volentes ergo Pharisei Ioannis
gratiam sibi [12] conciliare suoque eum ordini asciscere atque eius se
illustrare sanctimonia [13] [Joh. 5, 33 ff.] (ut aperte iudicat illud Io. 5.
‘Vos misistis ad Ioannem et testimonium perhibuit [14] veritati. Ille erat
lucerna ardens et lucens. Vos autem voluistis ad [15] horam exultare in luce
eius’), miserunt ad eum sacerdotes et Levitas sui [16] ordinis, honorificos
sane legatos, non tam sciscitantes quam offerentes Ioanni [17] preclara illa
nomina Christi, Helie et prophete illius. Ioannes autem his [18] honoribus
repudiatis, quamquam Christus ipse eum aliquoties Heliam vocasset, [19] [Luc.
1, 17., Jes. 40, 3.] ut qui in spiritu et virtute Helie venisset angelo teste
Lu. io, Esaie [40°] [20] vaticinium sibi usurpat ‘Ego vox clamantis’, idest docentis,
‘in deserto Dirigite [21] viam domini’ &c. Que vox ipsis phariseis invisa
erat, utpote qui sibi [22] iam inde ab initio recta ad deum incessisse
viderentur, nihilque in vita seu [23] via sua corrigendum censerent, Sed neque
testimonium eius de Christo accipiebant, [24] iccirco etiam nimirum publicanis
et meretricibus in regno celorum [25] [Matth. 21, 32.] longe posthabendi [Mat.
21], Nempe aversati eius paupertatem, ignobilitatem [26] [Joh. 1, 26.] et quod
in medio eorum vulgariter versaretur, Ipso Ioanne teste [27] (Medius vestrum
stetit, quem vos nescitis), quem ipsi sublimem et potentem [28] futurum ac cum
magno et insigni aliquo apparatu venturum credebant. Sed [29] oportuit Christum
in tam abiecta et humili forma ac contemtibili specie in [30] terras
descendere, qui venerat ad mortificandum veterem hominem nostrum [31]
frangendumque carnalem in nobis affectum illum, qui alta tantum et preclara
[32] in speciem suspicit, eruendumque sinistrum nostre concupiscentie oculum,
[33] qui delectabilia tantum contuetur et querit, ut sua ipsius imagine
corruptos [34] huiusmodi affectus nostros in diversum mutaret. Quid enim aliud
futurum
[Seite 436]
[ 11 Am Kopfe
der mit satis beginnenden Seite: vehementer commendavit curam pauperum 12
Insuper vero am Rande neben durchstrichenem Atque]
[1] erat, si
Christus cum visibili quadam gloria et maiestate in terris versatus [2] esset,
quam ut visibilium bonorum amorem et admirationem in nobis firmasset, [3] ut
pre illis (id quod iam suopte quisque facit ingenio) invisibilia et eterna [4]
omnia contemneremus prorsus.
[5] Verum
tamen, quandoquidem Christum ita vili specie venire necesse [6] [Mal. 3, 1.]
fuit, nihil antiquius habuit quam mittere angelum suum, de quo Malach. 3., [7]
qui prepararet viam ante se, hoc est, qui hec offendicula et lapides scandali
[8] amoliretur. Proinde ne quisquam in Christi servilem huiusmodi formam [9]
impingat inveniatque pro salute ruinam, Ioannes magna comparata auctoritate
[10] hunc esse Christum crebro omnibus annunciat, digito indicat, atque ut [11]
evidentius res innotescat, discipulos suos non satis credulos ad ipsum [12]
Christum mittit sciscitatum. Insuper vero, ut sciant omnes, quanto piaculo [13]
Christum negligant, testatur ante se factum, cuiusque calciamentum solvere [14]
non sit dignus ipse, quam libet magnus.
[15] Durat
autem perpetuo hoc Ioannis precursoris officium usque in finem [16] mundi et
secundum Christi adventum, quia semper futuri sunt et vivunt [17] hodie
plurimi, ac nescio an non fere omnes, quibus exigua et humilis illa [18]
Christi forma sit offense et scandalo, Sublimia tantum, fulgentia et carnali
[19] affectu probata spectantibus. Hoc enim facimus, dum pauperum et miserorum
[20] curam ac gratiam reiicimus, pecuniam nostram cumulantes, amplo testamento
[21] condendo, multis sacrificiis instituendis, aris et templis extruendis, que
et [22] deus iccirco perperam nunc passim administrari permittit in penam
nostram, [23] quod ceci ea infima bonorum operum, sed nostro iudicio
fulgentissima, his [24] preferimus, que nobis deus ipse tam sollicite et sola
fere commendavit. In [25] hanc dei formam offendimus atque illidimur, quoties
crucem Christi, idest [26] quicquid voluntati nostre adversum est, fugimus, ea
tantum sectantes, que [27] nostris sensibus sunt amica et iucunda. In omnibus
enim his Christum [28] pauperem, infirmum, dolentem, laborantem, patientem
contemnimus et cum [29] [Matth. 11, 6.] Iudeis aversamur atque repellimus, ut
plane beatus sit, qui in eo non [30] scandalizetur.
[31] 22.
[32] 1519.
[33] IN DIE
THOME
1519
[Seite 436]
21 Dez. 1519.
[34] pro
Exordio universe historie Euangelicae, quam ad natales Christi [35] appetentes
inchoaturus erat et ordine explanaturus, primum Novae [36] et veteris legis seu
Euangelii et veteris testamenti differentiam [37] tractavit.
[Seite 437]
[ 7 Am Rande:
Allegorias tractare periculosum est 19 congestio] 9g̓tio]
[1] Quia,
proh pudor, hodie in ecclesia Euangelium a plerisque omnibus [2] nihil aliud
esse putatur, quam vel historia rerum a Christo gestarum, ut [3] cum audito
ceco sanato vel simili quopiam facinore Euangelium te audisse [4] putas, vel
leges quedam, quas secundum spiritum Christus intelligendas [5] docuit, in qua
sententia etiam divus fuit Hieronymus, Originem certe suum [6] secutus, qui
totus allegoriis est addictus, tanquam spiritus litere in his consistat. [7] Ut
ergo huic errori publico medeamur, opere precium est, legis et [8] Euangelii
discrimen aperire ex Paulo. Proponatur igitur homo peccator [9] medela
indigens, quem deus sanare volens primum humiliat, ut mox exaltet, [10] primum
ad inferos deducit, ut mox reducat, primum damnat, ut mox iustificet. [11]
Illud per legem facit, hoc per Euangelii gratiam. Lex enim hominem in sui [12]
ipsius cognitionem ducens, ei infelicitatem suam reamque ac laborantem
conscientiam [13] ob oculos ponit, docet enim quid debeat: at unde reddat, non
largitur [14] nec habet. Nam affectus nostros corruptos irritat magis vetando
et in odium sui [15] internum provocat et peccatum auget et confortat. Iramque,
idest damnationem [16] [Röm. 5, 20.] et mortem, peccati perpetuum comitem,
invehit, ut Paulus ait ‘Lex intravit, ut [17] [1. Cor. 15, 56., Röm. 4, 15.]
abundaret delictum’. Item ‘lex est virtus peccati’. ‘Lex Iram operatur’ &c.
[18] Tantum abest, ut peccato medeatur et iusticiam conferat. In nihil enim
[19] [Gal. 3, 22.] aliud lex data est, quam ut per eam sit peccati congestio
omnesque sub [20] peccato reos comprehendat. Quod ex solo ultimo decalogi
precepto liquere [21] [2. Mos. 20, 17.] potest ‘Non concupisces uxorem proximi
nec rem eius quamcumque’. Quis [22] enim citra legem putasset, hunc affectum
nature nostre intimum, et a [23] quo nemo sibi extra gratiam temperare posset,
esse damnabilem, nisi lex [24] [Röm. 7, 7.] diceret, inquit Paulus. Lex ergo,
que spiritualis est, idest que externa [25] operum specie (que humana iusticia
est) apud deum non impletur, sed cor [26] ac spiritum exigit, quem tamen
immutare non potest, sed accusat tantum et [27] [Spr. 28, 1.] damnat, anxium et
inquietum hominem facit. Iuxta illud ‘fugit Impius [28] nemine persequente’ et
vel sonitu folii volantis terretur, quod et probe intellexit, [29] qui scripsit
‘Conscius ipse sibi de se putat omnia dici’. Quod si [30] in vita hoc non
contingit cuipiam forte, certo certius in morte tamen hic [31] terror incidet
tanto periculosior nimirum. Verum non alia causa lex ita [32] terret ac damnat,
quam ut ad Christum confugiamus, legis impletorem et [33] spiritus largitorem,
idest qui condonatis omnibus delictis et commissis contra [34] legem, affectus
paulatim immutat, ut ex charitate mera iam ultro faciamus [35] omnia, quod est
spiritu legem implere. Hanc autem in Christo consolationem [36] et opem
presentissimam nuntiat Euangelium dicens: Si laboras, si [37] anxius salutem
queris, Crede tantum, Christum tibi Incarnatum et mortuum [38] pro te
satisfecisse, omne malum tuum in se transtulisse, omne bonum suum [39] tibi
impendisse. Invoca nomen eius et salvus es. Hoc Euangelium non [40]
intellegentes Macrologi nostri docent, nos non nisi operibus et
satisfactionibus
[Seite 438]
[ 27 Am
Rande: Ius suum unicuique tribuere 33 Am Rande: Dispensationes notantur]
[1] [Luc. 1,
53.] nostris ante preparatos et purgatos ad Christum venire, cum deus saturos
[2] illos et suis virtutibus divites dimittat inanes, Esurientes autem tantum
et [3] [Ps. 42, 2.] sitibundos (quorum anima egens ad se anhelet tamquam Cervus
ad fontes [4] aquarum) bonis repleat. Ceterum hanc legis et Euangelii
diversitatem plane [5] indicant diversa utrorumque initia, progressus et
indicia seu figure. Euangelium [6] enim, ut nil nisi consolationes et mera
habet beneficia, ita ingressum [7] quoque prorsus plausibilem, utpote datum
nobis puerulum in matris puelle [8] quattuordecennis gremio lactentem, qua
specie quid blandius ac invitabilius, [9] ut ita dicam, invenire possis, non
video. Lex vero alioqui plena terroris, [10] miseriarum, penarum, caedium,
horribilem quoque habet initium. In monte [11] [2. Mos. 20, 18 f.] scilicet
Sinai, ut Exo. 20. describitur, Ubi populus ob ignem, fumum, tonitrua, [12] et
buccinarum sonitus fere metu exanimati Mosen petunt mediatorem, [13] per quem
legem accipiant, vocem domini terribilem deprecati, per quod et [14] pulchre
Christus mediator Euangelii verbum afferens adumbratur, quemadmodum [15] et
Ioannes precursor veste hirsuta horridus, vinum et siceram non [16] bibens, in
solitudine durius agens, obiurgans, frigida aqua perfundens, Legis [17]
horrorem significat, dum a se territos et frigida perfusos ad Christum mittit
[18] consolandos, iuvandos, igne et spiritu baptizandos, digito Christum
indicans [19] [Joh. 1, 29.] ac clamans ‘Ecce agnus dei, ecce qui tollit
peccatum mundi’ (sic enim recte [20] legitur, idest universam mali nostri
colluviem). Vides quam diversum, [21] quanto excellentius Euangelium legi
succedat. Primum tanta ubique eius [22] est in sacris literis commendatio, ut
nulla pene veteris legis figura non sit [23] indicatum. Quid enim facilius,
felicius, optabilius misere et anxie conscientie [24] quam ad Christum
infantulum, non iudicem, sed servatorem confugere, corde [25] [Röm. 10, 10.] in
eum credere, ut Paulus inquit, ad iustitiam? Est enim Iusticia nostra [26]
fides in Christum, que iustitie ditio longe lateque a Iurisperitorum illa [27]
ditione dissentit, quibus persuasum est, legibus et decretis suis Iusticiam
[28] statui, cum tamen ad id prestandum sint inefficacissime, ut clare ostensum
[29] est. Quod certe Pontificibus considerandum fuit, ne tam innumeris legibus
[30] nos onerarent, dum tot canonibus et statutis (que a spiritu sancto esse
mentiuntur, [31] cum nihil nisi pharisaicam iustitiam possint consequi) meras
dant [32] peccandi occasiones, Imo casses iniiciunt, quibus capimur, ere nostro
rursus [33] redimendi. Animadvertant ergo Pontifices, quam infoeliciter hoc
negocium in [34] Christi populo procedat, et salubriter abrogatis legibus illis
supervacaneis [35] officii sui memores proferant de thesauro suo nova et
vetera, idest lege [36] divina terreant ac gratie et auxilii divini cupidas ac
sitibundas faciant animas. [37] Dehinc euangelii verbo consolentur ac per
utrumque in unum Christum [38] ducant, quod et bifida eorum tiara geminis suis
apicibus, sed uno vinculo [39] superne connexis significat.
[Seite 439]
[ 1/12
Mattheus bis patrem &c. ist mit anderer Tinte, aber von Pol. selbst am Fuße
der Seite, die mit significat schließt, angefügt ]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[13] 23.[14]
IN DIEM
NATALEM DOMINI.
1519
[Seite 439]
25. Dez.
1519.
[ 21 Links am
Rande: Vide Augustinum 4to de trinitate. Vide Commen: Epistolae heb: Mar: Lut:
circa illud 2i capitis: Si tantam neglexerimus salutem.1 32 Am Fuße der Seite,
die mit non schließt: Circa Euangelium Luce: Et reclinavit eum in presepe,
scilicet diversorii, quia non erat ei locus in diversorio, scilicet ipso. —‘Et
in terra pax hominibus bone voluntatis’ interpretabatur: den menschen, die do
got wol gefallen. vide Com. Epistole ad Gala: fo. 4 in dorso.2 [Hebr. 2, 3.] ]
[15] Primum
historiam nativitatis Christi secundum Lucam recitat, cuius [16] expositionem
dixit se dilaturum in aliud tempus, iam enim inchoandum esse [17] Euangelium.
[18] [Matth.
1, 1 ff.] Liber generationis Iesu Christi.
[19] De hac
generatione dicendum est. Atque hic a principio admoneo, [20] omnem Christi
vitam, omnes Christi res gestas bifariam nos tractaturos: [21] Sacramenti vice,
et exempli vice. Nam vulgo magno reipublice Christiane [22] malo Christus predicatur
tantum exempli gratia et ut exemplum tantum [23] oculis hominum imitandus
proponitur, non aliter atque alii sancti, puta [24] Petrus aut Paulus, Ioannes,
qui pariter exempla nobis proposuerunt. Nihil [25] igitur prestat his Christus?
Plurimum sane. A Ioanne petes exemplum [26] humilitatis, hoc idem et a Christo
petes. Sed audi, quo discrimine. Atque [27] utinam huc tocius Euangelii scopum
recte assequeremini! Nihil neque sanctius [28] neque commodius tum audiri, tum
doceri potest. Petes vero a Ioanne [29] exemplum humilitatis, non quod ipse
prestat humilitatem, sed quod eius [30] virtutis amore captus huius viri facta
imitari studes, undecumque id possis. [31] A Christo vero non modo exemplum
petes, sed simul virtutem ipsam, hoc [32] est Christus non solum speciem
imitande virtutis exhibet, sed ipsam quoque
[Seite 440]
[ 16 Am Kopfe
der hier beginnenden Seite: Christianus est, qui Christum vere novit, scilicet
ut promptissimum et certissimum omni laboranti presidium, qui credit, sibi eum
adesse. Absque hac fide vanum est verbum, frustra audimus. Diabolus proposuit
nobis Christum iudicem et vindicem tantum 32 Hier am Fuße der Seite: Quisquis
laborat obiectis sibi per diabolum mortis inferni peccati imaginibus, hic plena
fiducia, hic emergat in Christum, hic iam spei et fidei locus est, hae sunt
Christi partes, ut sic laborantes gratuito iuvet invocatus tantum in fide. Hic
damnosa et damnabilis est doctrina operum
Am Kopfe der mit signa beginnenden Seite: Peccatum neminem damnat, Bonum
opus neminem salvat]
[1] virtutem
transfundit in homines. Et christi humilitas fit nostra iam in [2] pectoribus
nostris humilitas. Atque hoc est, quod dico sacramentaliter, hoc [3] est, omnia
verba, omnes historie Euangelice sunt sacramenta quedam, hoc [4] est sacra
signa, per que in credentibus deus efficit, quicquid ille historie [5]
designant.
[6] Generatio
Iesu Christi. Hec verba sacramentum quoddam sunt, [7] per quod, si quis credat,
et nos regeneramur. Sicut baptismus est sacramentum [8] quoddam, per quod deus
instaurat hominem &c., sicut absolutio [9] est sacramentum, per quod deus
dimittit peccata, Ita verba Christi sunt [10] sacramenta, per que operatur
salutem nostram. Itaque sacramentaliter notandum [11] est Euangelium, idest
verba Christi sunt meditanda tamquam symbola, [12] per que detur illa ipsa
iusticia, virtus, salus, quam ipsa verba pre se ferunt. [13] Iam intelliges
discrimen Euangelii et humanarum historiarum. Liviane [14] historie exhibent
virtutum spectra quedam sive simulachra, que ipse in [15] aliis efficere non
possunt. Euangelium vero exhibet virtutum spectra, ut [16] simul sit
instrumentum, quo deus immutet nos, innovet nos &c. Ecclesie [17] [Röm. 1,
16.] Euangelium est in salutem omnia credenti, sicut proculdubio per baptismum
[18] gratia, item per absolutionem condonatio peccati est, ita proculdubio [19]
per meditationem verbi Christi gratia est et salus. Sed ad hoc tria
requiruntur: [20] Predicari sive quecumque meditatio seu lectio, non enim
refert. [21] Deinde, nobis ut gestum existimemus, ac ad nos pertinere, quod
predicatur. [22] Idest, Etiam si audiam historiam de Christo et non putem,
omnia ad me [23] pertinere, utpote mihi Christum natum esse, passum, mortuum
esse, nihil [24] prodest predicatio sive cognitio historie.
[25] Demum negata
ad hec fides est, idque omnium longe maximum [26] est. Quantumvis dulcis
Christus sit, quantumvis bonus, non agnoscetur, [27] non exhilarabit nos, nisi
credidero, mihi dulcem, bonum esse, nisi dixerim: [28] Mutter, das kindleyn ist
meyn. Ordiamur ergo nun ab infimo gradu et [29] meditemur Christi infantiam.
[30]
Meditemur autem, omnia ita vere gesta esse, quemadmodum in nostris [31] videmus
fieri infantibus. Neque quisquam putet, Christum iam tum ostendisse [32] aliqua
maiestatis sue signa: per omnia egit infantem, sicut nostri solent. [33] Nolo
te in Christo deitatem contemplari, nolo maiestatem suspiceris, sed advoca [34]
cogitationem animi tui ad hanc carnem, ad hunc puerum Christum,
[Seite 441]
[ 13 Hier, am
Fuße der Seite: Hec Gratia per Christum gratis confertur, nullum est meritum
vel congrui vel condigni, ut eo suavior et dulcior nobis sit Christus. Si enim
dignum te credis, iam non sapit tibi Christus. Nec tamen ut indignus fugere
debes, sed accede ad hunc puerum, dem teufel zcu trotz, dignissimus es. Cum te
sentis indignum, tum dulcia erunt omnia, tum dices: O pater, quam dulcis es,
filium tuum das mihi, ut sit meus, hoc est Euangelii nuncium. Nemo salvabitur,
nisi dicat: O pater, scio, te meum esse, in te confido, non confundar inaeternum,
tu Iusticia mea. Id quidem didici ... (Das folgende ist weggeschnitten)]
[1] non
potest homini non terrori divinitas esse, non potest hominem non terrere [2]
maiestas illa inaudita. Propterea et Christus hominem et quicquid est [3]
humanorum affectuum preter peccata induit, ut non terrearis, sed complecti [4]
favore et amore et consolari et confirmari incipias. Ita omnibus Christus [5]
proponendus est ut is, qui venerit salutem et gratiam donaturus. Precipue [6]
hoc dico anxiis ac sollicitis et tristibus conscientiis, ut hunc puerum [7]
sedulo aspiciant et meditentur per fidem, quod ipse sit, qui satisfecerit pro
[8] nobis. Plane non dubium est, quia solatii multum animo accedet, fac
periculum [9] et senties: Ecce Christum positum in cunis, in sinu muliercule
eiusque [10] iuvencule, deinde et virginis: primum puero quid amabilius,
Muliercula [11] quid imbellius? Iuvencula quid suavius? Virgine quid
gratiosius? Ecce [12] autem et ignorantem puerum. Hec omnia eo pertinent, ne
qui territa es [13] conscientia, timeas hunc adire puerum, ex hoc solacium
capere. Nihil [14] dubita, hunc ludentem, salientem infantem in sinu puelle, si
complexus fueris, [15] si collaudes, si arrideas, hoc est si mediteris longe
pacatissimum, et tranquillissimus [16] tibi erit animus. Vide, quibus te deus
illicit modis. Puerum proponit, [17] ad quem confugias, quem adeo timere homo
non potest, ut nihil amabilius [18] sit homini. Territus es, huc age, agedum
confuge ad hunc puerum, [19] in hoc sinu positum pulcherrime et gratiosissime puelle,
porro autem quanta [20] est bonitas divina, que omnia mavult, quam ut desperes.
Confide, confide. [21] Ecce hic puer est, a quo salus et expectanda et
postulanda est. Mihi nulla [22] efficacior consolatio toti hominum generi data
videtur hac ipsa, quod Christus [23] sit per omnia homo, puer, infans, in hoc
puelle sinu cum his gratiosissime [24] matris ludens uberibus. Quis est, quem
non hec species capiat, consoletur. [25] Iam superata est vis peccati, inferni,
conscientie et flagri, si ad hunc gesticulantem [26] [Joh. 12, 47.] confugias
puerum, tantum crede atque hoc, quod ait venisse se, [27] non ut iudicet, sed
ut salvos faciat, ratum cense. Sicut baptismus certissime [28] operatur
gratiam, sicut absolutio certissime effecit condonationem peccati, [29] Ita
proculdubio hec pueri meditatio, hic lusus, gaudium laborantis erit conscientie
[30] et robur trepidantis anime. Et ut obiter dicam: Ne contemplare [31]
maiestatis divinae signa aliqua, ne terrearis, sed advoca animum ad carnem,
[32] ad risus, ad Illecebras tantum pueriles. Scias, Christum fuisse vere et
ignorantem [33] puerum et stultum perinde, ut nos sumus infantes, id quod ex
Paulo [34] [Phil. 2, 6.] ad Philip. patet ‘Qui cum in forma dei esset’ &c.
Ubi de Christo homine
[Seite 442]
[ 1 Am Rande:
formam declarat 3 Am Rande: Servus Christus non ad deum, sed ad homines dicitur
relatus hoc loco 4 Am Rande: prius ad conversationem Christi erga homines, 2m
ad conversationem hominum erga Christum pertinet 7 Hier, am Fuße der Seite:
Μορφη habet Paulus hoc loco pro forma, id est
apparentia, qualis somniantibus videtur, unde et poetis Morpheus somniorum deus
habetur. Hunc Pauli locum tractat Martinus in sermone de duplici iustitia.1 8
Am Rande: Scholastici Theologi 17 immanente]
[1] loquitur,
quod cum talia fecisset Christus, per que quidam deitatis radius [2] emicabat,
tamen noluisse ipsum nisi formam, idest apparentiam servi, [3] idest servientis
hominibus induere. Et demum in similitudine hominum [4] constitutus, id quod ad
propositum pertinet, idest conversatus est familiariter [5] cum hominibus. In
figura, grece σχηματι, idest gestu, repertus
[6] ut homo, idest ut sunt omnium etatum nostrarum gestus, ita et in [7]
Christo fuisse, porro ut pueriles nostri gestus sunt, ita et in Christo [8]
puero fuisse. Non probo, quod docent quidam, tum habuisse Christum [9] omnium
rerum certam et absolutam scientiam. Imo vere ignarus [10] [Luc. 2, 52.] puer
fuit, et postea crevit etate, annis et sapientia, sicut dicit Lucas. [11]
[Matth. 8, 10.] Iam vero et apud Marcum miratur dicens, se tantam fidem in
Israel non [12] [Marc. 6, 5 f.] reperisse. Item, quod in Nazareth patria non
posset facere propter eorum [13] incredulitatem miracula. Certe si miratus est,
ergo ignorabat. Et verba [14] scripture non sunt ὑποκριτα,
sed vero sensu tractanda. Iam et Paulus ad [15] [Hebr. 5, 8.] Hebreos ‘didicit’
inquit ‘Christus ex his, que passus est’. Et sicut oculus [16] Christi clausus
non vidit, sed vere dormivit, ita anima non vidit omnia. [17] Deitas enim eque
immanenter coniuncta corpori et anime rationali humane [18] Christi, sicut
corporis imbecillitates non abstulit, ita nec animi ignorantiam. [19] Quo modo
etiam intelligenda est Christi in deserto tentatio vera fuisse et non [20]
ficta, scilicet non presciente Christo. Sed hec parerga. In summa: homo erat
[21] Christus, humana assumpsit et habuit omnia volens preter peccatum. Hec
[22] propterea dico, ne terreamur hunc puerum complecti, ab ipso petere
salutem. [23] Hactenus de Sacramentali meditatione Euangelii. Euangelium sane
meditamur [24] sacramentaliter, hoc est verba per fidem hoc ipsum in nobis
operantur, quod [25] pre se ferunt. Christus natus est: crede tibi natum esse,
et tu renasceris. [26] Christus vicit mortem, peccatum: Crede tibi vicisse, et
tu viceris. Et hoc [27] [Röm. 1, 17.] proprium habet Euangelium, quod humanis
historiis non datur. In Euangelio [28] revelatur iusticia &c. Christi
nativitas est causa nostre. Exemplariter [29] vides in contempta carne
depositam maiestatem: et tu depone supercilium &c. [30] Vides pacis
exemplum: et tu servans sis concordiarum et pacis. Vides, [31] omnia propter
alios Christum fieri: et tu aliis servi. Sed ut hoc possis, [32] meditare
Christum sacramentaliter, idest confide, quod ipse sit tibi hec [33] donaturus.
[Seite 443]
[1] 24.
[2] IN DIE
IOHANNIS
1519
[Seite 443]
27. Dez.
1519.
[ 6 Am Rande:
Vide Paulum 1a Corin. 7o de vocatione. 7 Am Rande: De servo vide Paulum Colos:
3o, de coniugio Ephe: 5to 8 Die Worte Agricola bis proximo sind am Rande
nachgetragen 17 Hier am Fuße der Seite: In eandem sententiam Vide pauca in
decalogo fo. 377.2]
[3] sermonem
accommodavit auditoribus popularibus
[4] in
Kembergk.
[5] Arripiens
et tractans illud Euangelium ‘Quid ad te, tu me sequere’,1 [6] ubi docuit
cuiquam in sua vocatione deo militandum et sedulo serviendum, [7] ut
quemadmodum sacerdos templo et aris, sic maritus uxori et liberis, servus [8]
domino, Magistratus civibus [Agricola et artifex quisque sua opera proximo] [9]
et contra in charitate et dei timore servire debent, ne putet quisquam, in [10]
prestando suae vocationis officio se deo non servire, cui omnia elementa, [11]
[Ps. 148(?)] plante et bruta serviunt et benedicunt, autore Davide. Quare non
est, quod [12] reiicias pietatem seu cultum dei in solius templi visitationem
et orationem, [13] que tamen suo tempore ex animo facienda sunt ad diluendum,
quicquid alioquin [14] in legitimis operibus nostris peccatum et commissum est
seu obmissum [15] [Matth. 5, 48.] aut cessatum. Perfectio enim a Christiano exigitur,
in qua quia deficimus [16] [Matth. 6, 12.] omnes, orare semper oportet ‘remitte
nobis debita nostra’ et invocare Christi [17] spiritum ac petere cor rectum pro
concessis, Item gratias agere beneficiis &c.
[18] Modo si
quis legitimum sue vocationis opus diligenter et sedulo atque [19] ex animo
curaverit, deo in hoc obediens et proximo serviens, is quasi iactis [20]
fundamentis ei per hoc comparata substantia bonae vitae, quicquid preterea [21]
facit operum humane electionis seu inventionis, omnia bona sunt et in bonum
[22] cooperantur, ut ieiunare, peregrinari, rosaria et psalteria legere, missas
redimere, [23] cereolos accendere, templa ornare et similia. Verum si ad hec
humana [24] confugias, tua vocatione neglecta et legitimo officio ac dei preceptis
posthabitis, [25] nihil effeceris, quod tamen a plerisque omnibus utinam non
tam crebro fiat, [26] ut cum non sine labore et sumptu Romam vadis neglecta
domi uxore et [27] liberis, pauperibus item &c., Semper cum uxore dissides
et contra, alioqui [28] varia bonorum operum specie tibi placens, quod fit
prestringente et excaecante [29] diabolo, qui dum ad hoc unum, quod negatum
erat, oculos tibi clausit, reliqua [30] omnia libere tibi permittit securus.
Inter que dicenda sollicite admonuit [31] populum, ut ubi eiusmodi humanae
electionis opera deiici et parvipendi [32] audirent, hoc semper iuxta dictam
sententiam accipiendum, puta in collatione [33] Euangelicorum operum et que
deus precepit obmissorum aut illis perverse [34] postpositorum &c. Si enim
a bonis fiant, bona esse, si a malis, bonos non [35] facere, sed malos
relinquere, tametsi interim temporaliter a deo remunerentur.
[Seite 444]
[1] 2.
Gruppe.
[2] 25.
[3]
CONVERSIONIS PAVLI.1
1520
[Seite 444]
25. Jan.
1520(?).
[ 3 Die
Überschrift ist von Poliander hinzugefügt 14 speremus scheint von Pol. aus
spectemus korrigirt.]
[4] [Apgsch.
9, 1 ff.] Paulus adhuc spirans minarum &c. Act. 9.
[5] Hanc
hystoriam, si diligencius inspexeritis, nimirum invenietis, Paulum [6] non
fuisse e crassioribus illis et publicis peccatoribus, ut quos pro [7]
peccatoribus eciam vulgus habeat ac numeret, verum ex eorum numero, [8] qui non
solum sibi ipsis, sed et quibusque aliis iusti videntur, quo [9] vix aliud
genus est perniciosius aut periculosius. Ita enim fit, ut dum [10] vicia
alicuius maxima cuivis pateant, consuetudinem eius fugiamus parumque [11] per
omnia fidei adhibeamus, id quod in homicidis, scortatoribus, [12] aleatoribus
et reliquis id genus usu venire videmus. Eos vero, qui sub [13] pietatis specie
moliuntur quidpiam, adeo non fugimus, ut premium etiam a [14] deo speremus, si
opem feramus, ut quod moliuntur, perficiant. Vix enim [15] unquam iustior sibi
visus est Paulus, quam cum eos obprimere conaretur, [16] qui nec in speciem
boni erant, neque omnino legem custodiebant, Quam [17] tamen constabat, ab ipso
deo esse latam. Neque solum legem non custodiebant, [18] sed plane contraria
docere videbantur, cum nec opera nec ceremonias [19] ullas necessarias esse
asseverarent, denique Christum, subversorem ut [20] videbatur legis, tantopere
assererent, ut nihil non pro eo subirent. Que [21] omnia Paulum extimulabant ad
persequendum eos, tametsi nec hoc quidem [22] sine summi sacerdotis auctoritate
aggressus sit. Quem putas hec pietatis [23] umbra non falleret? quem non
moveret summi sacerdotis auctoritas? Hec [24] quam apte ad hec nostra tempora
quadrent, quis non videt? cum Pontifex [25] ille Rhomanus impiissimis suis
bullis Christi et Apostolorum nomen nusquam [26] non prefigat. At in quem
finem? nempe ad opprimendum Euangelium. [27] Atque hoc pietatis fuco miseram
plebeculam atque ipsos eciam prudentes [28] mundi adeo dementat, ut officium
arbitrentur se prestare deo, si extinguant [29] Euangelii lucem.
[30] Exigit
hic locus, ut et liberi arbitrii mentionem faciamus, quod vel hoc [31] uno loco
satis evacuatum esset. Quibus putas operibus aut quo rationis [32] dictamine
Paulum assecutum esse hanc vocationem? Nempe cum omnium [33] maxime Christum
persequeretur atque a deo extincturus omnino videretur, [34] vocatur
continuoque consentit, dicens ‘Domine quidvis me facere?’
[Seite 445]
[1] 26.
8. Apr. 1520.
[Einleitung]
1893
[Seite 445]
Die folgende
Predigt ist auch in einer Handschrift des Kgl. Staatsarchivs zu Königsberg
überliefert, die auf Aufzeichnungen Melanchthons beruht (vgl. Einleitung). Wir
geben ihre Abweichungen von dem Texte Polianders unter diesem bez. mit M. Die
rein orthographischen Abweichungen bleiben unberücksichtigt.
[2] 1 SERMO
DE TESTAMENTO CHRISTI.
1520
[Seite 445] [
2 Die Überschrift fehlt M. Dagegen steht in M: Philippus Melanthon ad D.
Iohannem Hessum propria manu scripsit Anno. 15. 24. 4 duo. Testamentum. Signum.
Atque M 7 assiduo M 9 ac] & M 11 mutuo M 13 nobis Dominus M 16 etiam] ut M
17 et] ac M 18 non queat] nequeat M
scilicet] •/. M 20 fiant M 21 intelligemus M ex ullo] & ullo M 22
huc M 23 ipsis M 24 esse fehlt M
Omitte M]
[3] D.
Martinus Lut. hoc pascha fere universum peregit in tractanda [4] Eucharistia.
Capita sermonis duo. Atque hi duo loci plurimum momenti [5] ac lucis afferent
ad tractandas scripturas plerasque. Christus novum populum [6] in terris
gignens, signavit duabus tantum notis seu ceremoniis, Baptismo [7] ac
Eucharistia. Altero tantum semel utimur, altero assidue et quoad vivitur. [8]
Primum enim necesse est aliquas esse ceremonias seu aliqua signa, per que [9]
inter sese Christiani coalescant et innectantur ac sibi mutuo innascantur. [10]
Perinde atque tessarae sunt in bellis, ita et ceremoniae in republica Christiana.
[11] Nam sicut per tessaras mutua fides inter se sociorum declaratur, Ita
ceremonias [12] mutua fidei et charitatis symbola esse oportet, atque in hoc
corpus, [13] sanguinem, item signum panis ac vini dominus nobis reliquit, quae
sunt quam [14] certissima ac proxima signa mutuae concordiae tum fidei tum
caritatis. Deinde [15] neque conveniebat, numerosas esse ceremonias primum
liberi populi Christiani, [16] deinde etiam quod optima administrandarum
rerumpublicarum ratio sit, ut [17] quam paucissimis vivatur legibus et
ceremoniis. Et hominum natura ita [18] supersticiosa est, ut fieri non queat,
quin a signatis ad signa, scilicet ceremonias [19] deflectat animos.
Attollendus animus est ad ea, que ceremoniis significantur, [20] non que fiunt,
que sensui exposita sunt.
[21]
Mysterium Eucharistiae non intelligimus facilius ac rectius ex ullo quam [22]
ex ipso Christi sermone. Atque agite, hic defigite oculos in Christi verba,
[23] non sunt enim celanda, sed evulganda, atque ita ut scias, in ipsa positam
[24] esse tibi summam salutis. Obmitto devotiones humans, ad verbum Christi
[25] meditandum animum compara.
[26] [Matth.
26, 26., Luc. 22, 19., Marc. 14, 22., 1. Cor. 11, 24 f.] Accipite, hoc est
corpus meum.
[Seite 446]
[ 1 sanguinis
mei ist von Poliander später eingeschoben, fehlt M 1/2 qui pro bis peccatorum
fehlt M 7 permittente M 9 promum nobis M 12 deus fehlt M 17 hebraeo] Hæbræis M
18 atque hic vides M 19 &c. fehlt M 21 Nohae facta M 27 Manue] Mariæ M
27/28 Vide libros Iudicum. Item Regum, ubi Dauidi promissio facta est M 28 suo
semine M 30 collige M]
[1] Hic est
calix [sanguinis mei] novi testamenti, qui pro [2] multis effundetur in
remissionem peccatorum.
[3] Ex his
verbis vim Eucharistie intelliget, qui ea bene meditata habuerit, [4] et in his
est verus preparandi modus positus. Quid ais, Christe? Novi [5] testamenti?
Quid est, quod dicis testamentum?
[6] Quid
testamentum.
[7] Quando
deus cum homine contrahit, fit hoc deo promittente et homine [8] promissioni
divine credente: per nostram rationem, per nostrum arbitrium [9] aut nostra
bona opera non contrahemus cum deo. Sed oportet nobis primum [10] explicitam
aliquam et manifestam promissionem ostendi, qua arrepta et credita [11] a nobis
sequitur actio dei in nobis.
[12] In hunc
modum semper promissionibus quibusdam egit deus cum [13] genere humano. Primum
cum Adam et Eva. Nam nisi per aliquam promissionem [14] consolatus fuisset eos
deus, certe vim doloris post peccatum [15] perpetratum non tulissent.
Pollicitus est ergo fore, ut serpentis caput conculcetur. [16] Item quia
serpenti maledixit, homini non maledixit.
[17] [1. Mos.
3, 15.] Promissio in hebraeo est, ubi nos legimus ‘Ipsa conteret caput tuum’
[18] deberet legi: ipsum semen conteret caput tuum, atque vides manifestam
promissionem [19] [1. Mos. 6, 18 ff.] &c. Promissio quaedam et Nohae facta
est per mandatum arcae [20] condendae, per quam non dubium erat, quin aliquos
ex diluvio vellet divina [21] [1. Mos. 9, 13.] voluntas servare. Est et
promissio facta Nohae in Iride. [22] [1. Mos. 12, 3.] Dehinc sunt promissiones
factae Abrahamo ‘In semine tuo benedicentur [23] [1. Mos. 17, 10.] omnes
gentes’ et additum Signum circumcisionis.
[24] Factae
sunt promissiones et aliis patribus usque ad Mosen, et reliqui [25] omnes
confisi promissioni, quam significabat circumcisio, quam item deinceps [26]
multa signa in mosaicis ceremoniis, salvi facti sunt. Sunt et promissiones [27]
[Richt. 13., Richt. 6, 11 ff.] factae privatim, ut Manue, Gedeoni &c. Vide
libros regum, item [28] Iudicum. Davidi iamque promissio facta est, quod ex
semine suo nasceretur [29] Χριςός.
[31] Ex his
colligo, generalem significationem vocabuli ‘testamentum’ esse, [32] cum deus
per promissionem cum homine contrahit. Immo hae voces ferme [33] rem eandem
significant: pactum, foedus, testamentum, promissio. Atque [34] harum vocum,
quam creber usus sit in prophetis et psalmis, quis est qui [35] nesciat?
[Seite 447]
[ 3 victoria
M 6 morte] more M et mactatione
fehlt M 7 bona promittuntur M atq;
M 8 sunt M videamus fehlt M 9
tradetur M 17 morituri iam M Auf
verba folgt: Haec promissio est, cui salvandos oportet fidere, et cuius fide
saluamur. M 21 &c. fehlt M
cum] quin M 23 &c. fehlt M 24 et] aut M 28 &c. fehlt M 30
&c. fehlt M 31/32 seu hereditatem hominis fehlt M 32 quod] quia M]
[1] Quid
novum testamentum.1
[2] Veteri
testamento, quod fuit umbra novi, tantum promissa sunt temporalia, [3] pax,
victoriae, opes &c. Fuit ergo vetus testamentum promissio temporalium, [4]
sed cur testamentum? Quia deus testatus est. Testatur, qui [5] moriturus est,
ergo significavit sese aliquando moriturum. Interim ea mors [6] pecudum morte
et mactatione significabatur. Novum testamentum, quo [7] nova quaedam
promittuntur bona adeoque spiritalia.
[8] Age, que
sint spiritalia, videamus: remissio peccatorum, adeoque [9] iusticia, vita et
pax, quia dicit ‘hoc est corpus, quod traditur pro vobis’. [10] Observa
significanter et non temere dictum ‘pro vobis’. Et deinde ‘Hic est [11] sanguis
meus novi testamenti, qui pro multis effundetur in remissionem [12]
peccatorum’.
[13] Est ergo
hec sentencia verborum Christi: Ego testor aut lego vobis [14] iam moriturus
remissionem peccatorum. Et ut certi sitis testamentum meum [15] irrevocabile
esse, ecce iam moriar.
[16] Pauca verba
sunt, que necesse est dicta esse cum magna Emphasi, [17] quandoquidem sunt
testantis et iam morituri verba. Est ergo ad Eucharistiam [18] hec dispositio,
ut hanc promissionem arripias et constanter credas, [19] hoc testamento Iesu
Christi abolita esse peccata tua, et te filium salutis esse, [20] Sicut non
oportuit Noham dubitare venturum diluvium, cum iuberetur arcam [21] condere
&c., Nec Abrahamum, cum esset deus multiplicaturus posteritatem [22] suam,
quamvis iuberet filium mactari et imolari.
[23] O magna
fidei mysteria! &c.
[24] Atque
ita accede, non velut ante tuis precibus et confessionibus prepurgatus, [25]
sed purgandus ipsius Eucharistiae huiusque testamenti fide. Nonne [26] Christus
dicit ‘in commemorationem mei facite’. Christi meminimus, cum [27] confitemur,
eum esse, qui peccatum aboleverit, per quem sint legata nobis [28] spiritalia
bona &c.
[29] Non
purgabunt te preces tuae, tua confessio, sed fides, qua confidis, [30] per hoc
testamentum salutem te consequuturum &c.
[31] Et
confide, etiam si sentias te indignum. Nonne qui testamentum seu [32]
hereditatem hominis adit, non adit ideo, quod meritus sit, sed quia Testator
[33] legavit. Nonne si testamentarius diceret heredi: age cur postulas
hereditatem, [34] quam non meruisti? diceret heres: Quid tum? Esto non
meruerim,
[Seite 448]
[ 1 ob hoc
tantum] non quod meruerim, sed M 3 eam fehlt M 4 Huius] Hanc M 7 Missa fehlt
M Pol. am Rande: Missa 9 sacerdos
fehlt M 12 et] ac M 26 quidem fehlt M
facte fehlt M erat arca, erat
Iris M 27 &c. fehlt M datum
erat M 34 natura] ratio M]
[1] tamen
debetur mihi ob hoc tantum, quia bonus ille vir pro sua liberalitate [2] mihi
legavit? Nonne huic adiudicaretur hereditas? Sic et nobis est adeunda [3]
nostra hereditas, non quod eam meruerimus, sed quia Christus liberaliter [4] et
male meritis legavit. Huius beneficenciam et liberalitatem aspernari [5] non
licet. Iniurius est Christo, qui liberaliter collatum beneficium non accipit.
[6] Hic est
item cernere, quid missa sit, et quomodo apparare te ad [7] missam possis. Non
est enim bonum aliquod opus Missa, quod valeat, sive [8] bonus sit sacerdos
sive non, Sed est signum, quo sacerdos protestatur sibi [9] dimissum esse
peccatum. Et nisi sacerdos hac fide preparatus fuerit, certe [10] satius fuerit
eum non celebrare.
[11] Iam quo
minus est in homine fidei, et cum sentimus, male fortem [12] esse fidem, saepe
communicandum est, ut augescat et roboretur fides.
[13] In Missa
ostenditur sacramentum, quod nihil aliud significat quam: [14] Ecce hic est
verus Christus, signum novi testamenti et condonatorum delictorum. [15] Hic,
hic est, per quem certo scias, abolitum esse peccatum.
[16] Iam
vide, quae solatia sint in hoc sacramento nobis posita, ut non [17] aliud sit
nobis maiore gaudio agendum, non aliud maiore spiritu expetendum, [18] quam
huius sacramenti usus.
[19] Iam quod
dicit ‘novi testamenti’, abolet vetus. Atque hic vide, uno [20] tantum verbo
vetus testamentum antiquatum et abrogatum. Nec habes in [21] scripturis alium
locum commodiorem, quo possis probare vetus testamentum [22] abrogatum esse.
[23] De
Signo.
[24] Quid
opus fuit addere signum? Nonne satis erat promissam esse [25] condonationem
delicti? Passim deus solet promissionibus signa quaedam [26] addere. Signum
quidem promissioni ad Noham factae additum erat Iris et [27] arca &c.
Signum Abrahamo datum circumcisio. Signum, quo comprehenderet [28] [2. Mos. 20,
2.] populus Iudaicus deum, Eductio ex Egipto. Ideo saepe dicit scriptura ‘Ego
[29] sum dominus deus tuus, qui eduxi te ex Egypto’.
[30] Erat
item Arca, erat et propiciatorium, ubi dei sedes credebatur et [31] inde
respondebatur divinis vocibus.
[32] Adeo
numquam voluit deus sine certo signo coli. Primum quo promissiones [33]
certiores essent designatae et, ut Paulus dicit, sigillatae per aliquod [34]
signum. Deinde, ut humana natura certius comprehenderet deum et ad unum [35]
aliquod signum defigeretur, quo comprehenderet deum, nec vagaretur aut [36]
fluctuaret in suis speculationibus. Nam per eas deum assequi non potest, [37]
et subinde aliud quiddam atque aliud sibi deum facit. Immo, quo per
[Seite 449]
[ 2
comprehendamus M teneamus M dubitemus M 5 Per] In M 6 sint M 9
haberemus iterum certum M 12 idest fehlt M Christi M 13 oculos mentis] animos M 16
desideras. M 16/17 dicis cum Philippo fehlt M 17 cum Philippo ist von Pol.
später eingeschoben 17/18 Vide bis advocat] Philippum apud Iohannem Christus
rogantem ostendi patrem auocat ad se. M 18 q. d. 20 &c. fehlt M 25 55 M 26
ultra] ultra supra terram M sic]
sicut M]
[1] rationem
altius coneris niti, eo longius a deo discedes. Ideo semper data [2] sunt
signa, per que comprehendimus et tenemus et nihil dubitamus, deum [3] esse, et
hunc esse deum, hunc esse servatorem, qui nobis hoc signum tradiderit. [4] Nec
est periculosius in homine aliquid ratione, quae pro sua curiositate [5] non
potest non evagari perinde atque in Genesi filia Iacob. Per hunc [6] [1. Mos.
34, 1 ff.] modum evagati per speculationes philosophi omnes sunt facti ἄθεοι,
ita ut [7] negarent, aliquid esse divinitatem, quia ratione non assequebantur.
Faxis, [8] ne indulgeas libidinosae rationi.
[9] Ideo
divinitas carnem induit, ut nunc haberemus certum aliquod [10] signum, quo
defigeremus animos nostros, sicut Iudaicus populus ad propiciatorium. [11] Nec
enim adorare alio loco quam ad propiciatorium licuit. Ita nos [12]
comprehensuri deum, non poterimus nisi signo, idest humanitate
Χριστοῦ, [13] eum comprehendamus,
nisi in humanitatem defixerimus oculos mentis. Est [14] [Röm. 3, 25.] enim
plane Christus propiciatorium illud, iuxta Paulum Roma. 3.
[15] Huc, huc
in Christum defige animum tuum, quisquis tentaris, quisquis [16] novisse
deitatem gestis, quisquis comprehendere divinitatem desiderans dicis [17] [Joh.
14, 8 f.] [cum Philippo] ‘Domine, ostende nobis patrem’. Vide, quomodo Christus
[18] eum discipulum rogantem ad se advocat, quasi dicat: de patre quid
interrogas? [19] non invenies patrem. In me defige oculos: Ego sum positus [20]
signum, in quo contempleris patrem. Ego sum via, veritas &c. Ecce [21]
Christus errabundam, palabundam et vagantem rationem ad signum sensibile, [22]
sese, accersit, ut in illo signo sensibili per fidem comprehendat deum.
[23] Atque
hec est signorum ratio in scripturis.
[24] Observa,
in hunc modum versati sunt in scripturis prophetae observantes [25] [Jes. 54,
9.] promissiones, testamenta et signa ut Esaie 54. ‘Sicut in diebus Nohae [26]
istud mihi est, cui iuravi, ne inducerem aquas diluvii ultra, sic Iuravi, ut
[27] non Irascar tibi’ &c.
27.
6. Mai 1520.
[Einleitung]
1893
[Seite 449]
Diese
Predigt, deren unten gegebene Überschrift offenbar von Poliander erst später
hinzugefügt wurde, ist von ihm selbst auf einer besonderen Lage Papier
geschrieben. Über die Datirung vgl. Einleitung (zur 2. Gruppe). Diese Predigt
ist nach einer Zwickauer Handschrift bereits Bd. IV, S. 694 ff. mitgetheilt.
Mit jenem Texte kommt der unsrige im wesentlichen überein; beide beruhen auf
einer und derselben Bearbeitung. Im einzelnen zeigen sie manche Abweichungen.
Durchgreifende, entschiedene Vorzüge weist die eine vor der anderen nicht auf.
Wir sehen daher von vollständiger Mittheilung des Polianderschen Textes ab und
begnügen
[Seite 450]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
uns, seine
Abweichungen von dem Bd. IV, S. 694 ff. stehenden mitzutheilen und die
Randbemerkungen Polianders (in kleineren Typen) beizufügen.
DOMINICA 3a
POST PASCHA QVE CANTATE DICITVR.
1520
[Seite 450]
Über dem
Anfange des Predigttextes steht von Polianders Hand folgendes mit rother Tinte
(das in Klammer [ ] Gesetzte ist erst später mit schwarzer Tinte dazu
geschrieben):
Ille arguet
mundum de peccato [quo pollutus est] et de Iusticia [cuius expers est] et de
Iudicio [quo damnabitur et tamen interim minime terretur].
Ferner neben
der Überschrift links am Rande: Vide Lu: contra Latomum L.1
Rechts am
Rande: Peccato scilicet incredulitatis. De iusticia, scilicet falsa sua in
operibus, cum iusticia sit adherere Christo per fidem, qui ascendit, ut
impleret omnia suo spirituali regno.
Iudicio, quo
cum principe suo damnatus est, unde roma. 1o docet Apostolus, per Euangelium
revelari iusticiam dei seu fidei in credentes, Et etiam Iram dei de celo super
omnem impietatem.
[1] S. 694,
24 Euangelium bis 16.] Ioannis 16to
25 Sermones bis [2] auditi] Novi plane sunt hi sermones et ante in mundo
non auditi 27 iudicatum [3] esse 28 ordine videamus] per ordinem
excutiamus
[4] S. 695, 1
cupitum 2 quidem fehlt impossibilis intellectu rem] [5] eam 3 ex eo, quod] ex eo, quia nullus homo
capit, quod 4 peccatum [6] fehlt diffinit ut] ut alii 5 diffiniunt Quamdiu ergo 7 tentemus [7] ostendere] experiamur
quomodo possimus ostendere duo illa
iam [8] dicta hoc modo] sic 8 ostendo fehlt bonum homo 9 illud] illud [9] ad Titum 1o 10 sed] et conscientia &c 11 fructus bonos [10] 12 evidenter]
signanter hominibus 13 bene loqui bene velle [11] 13/14 et bono zelo facere
fehlt 14 hic nihil habent] hec nihil
sunt [12] Ipse enim] Quia ipse, ut
Roma. 7o dicitur 15 facta aut verba
externa [13] Et alibi] Et iterum
primo Regum 16. 16 ea fehlt Et
alibi] Et [14] Prover. 16 17 Dominus 17/18 Ac si diceret] Q. d. 19 parent [15] iudicat vel fehlt 21 hinter eius: si mundum mundans iudicat
omnes [16] vias eius 22 ergo fehlt
et unde 23 Respondeo steht als
Überschrift [17] eines neuen Absatzes
ad eam nituntur 26 peccatum
in eis [18] 27 ut supra] sed falso ut
28 Hic] Illis 29/30 homini
impossibile est [19] 31 etc.] quis scrutabitur illud 31/32 Si enim non potest homo seipsum
[20] scrutari, seipsum mundare quomodo poterit? 32 fit mundus Christi] dei [21] 33
scribitur fehlt etc.] propter
sermonem quem loquutus sum vobis, [22] 34 adhaerescit 35 autem ei 36 ait fehlt Fide mundans] Et fide
[Seite 451]
[1]
purificans 37 Ex illo fehlt Mit Sequitur beginnt ein neuer Abschnitt,
[2] darüber: Corollarium Mit rother
Tinte am Rande: fides in Christum est munditia [3] cordis 39 semper est in ut Apostolus ait fehlt ad Hebre.] Hebreorum [4] etc.] impossibile est placere deo Et
[5] S. 696, 1
et fehlt. Mit Corde beginnt ein
neuer Abschnitt, darüber: [6] Secundum Corol. 3 hominem fehlt 4 Econtra 6 dicit hoc loco [7] Christus 7/8 faciunt, volunt 8 dicitur fehlt etc.] habet vitam [8] aeternam. Qui vero
incredulus est filio, non videbit vitam, sed ira dei manet [9] super
ipsum. Mit Ergo sequitur beginnt ein
neuer Abschnitt, darüber: [10] 3m Corol.
9 vocantur] fiunt apparent
coram hominibus 10 gentilium
[11] peccata vere 12 quaeris 13 ἐλεεμοσύνην elargiri] praestare [12] et alia facere 17/18 quod in corde est immunda, quod his
male [13] utitur 18 illa dona 19 scientia gratuito data a deo 20 corde [14] sunt immundo, idest non
possunt eis recte uti. sicuti
fehlt isti [15] 22
vestes 23 quod eorum usus est corde
non mundo 24 Mit Sequitur [16]
beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: Quartum corol. Am Rande: [17] Ceremoniae et opera
συμβολα sunt fidei, sed sepe inania 25 sit] est viventem] [18] qui in illam fidit 26 in fehlt 29 abutitur] non recte utitur [19] tantum
fehlt 29/30 Ita et in omnibus bonis
operibus fit, quantumvis [20] lucentibus, si fiant extra fidem 30 quidem fehlt 31 quia malus [21] ipse] si malus
est 32 quia] qui in Christum
fehlt Alia similitudo [22]
fehlt Mit Membra beginnt ein neuer
Abschnitt 33 carnem et sanguinem
[23] nemo nescit bona esse dei dona
34 Attamen] at vel] sive
[24] utitur &c. Ista omnia 35 Hoc] Tantum 38 solet describi [25] 38/39 cuique 39 diffinitio similiter 40 Quia nullus
[26] S. 697,
1 enim fehlt homo 2 hic fehlt definit Sicut bis definit
[27] steht in Klammern 3 definiunt 3/4 Et necesse est, ut sint idem [28] 4
est contraria 5 dictum est
satis videlicet] scilicet 6 vadit] abit [29] 8 ad fehlt 9 separari 10 χρν scilicet sicut dicitur] sed sicut dicit
[30] ibi] illic 12 ideoque] iamque 12/13 reliquit 14 reliquerit eum [31] 15/16 vitae
huius 16/17 contemnit et
relinquit 17 relinquit iam [32]
fehlt 19 que sunt qui nihil] quum nihil ipsius 20 si; von [33] ursprünglichem sic ist c
mit rother Tinte gestrichen 21
vadenti ad [34] patrem] unitus patri
ipse] ultra 22 nec videtur
sive agnoscitur a mundo [35] 23 quia contemnit et 25 nihil prorsus potest debere 26 etiam iam [36] 27 reddidit]
reddit separatum prorsus a 28 (b) regnum (c) voluntas (a) nomen [37]
(b c a von Poliander mit rother Tinte übergeschrieben) hoc
debebat [38] Deo 29 hoc et
lex 31 χρν 33/34 Ergo factu impossibile est [39]
quoque, ut is qui hoc est affectu, homini reddat omnia 36 nec] aut [40] probatur sic Quia qui non in fide Christo 37 est immundus [41] 38 ut] quod diligit 39 quaerit Et sic] At tunc 40 Quod bis [42] foeceris fehlt
[Seite 452]
[1] S. 698, 1
Et fehlt 2 corde sine fide, immundo 4 scilicet] videlicet [2] 5 Über dem
Abschnitt steht: Corollarium quod ist durchstrichen omnia [3] opera iusticiae
humanae cuique 6 ὑποκρισεις
esse foris] terris reddere [4] cogantur terris rem 6/7 tamen affectui 7 Non reddunt fehlt 8 seipsum. [5] Mit Licet beginnt ein
neuer Abschnitt, darüber: 2m corol.
9 possit hunc [6] affectum fehlt
10 ab] ad 11 ille fehlt relinquit affectu, affectum [7] 13 Über dem
Abschnitt steht: 3m Corol. Arguentur 15 iustitiam suam [8] 16 Quod bis
homines] Quod vis tibi fieri 17/18
quare et ipse debet relinquere [9] eam &c. 18 suam deduxerint 22 iustitiam et causam suam [10] 23/24
huius vitae vel propter alios vel propter emendationem alterius invitus [11]
eam prosequatur 24 apostolico verbo 25 etc.] tamquam non habeant [12] 26
relinqui debet 28 maiore non prosequatur 30 Dices et hic [13] 31 cuique] qua
cuique penditur 32 etiam] ut supra
[nisi] Dum non [14] peragitur 33
supra fehlt 36 humana ratione 37/38 iudicatum [15] esse 38 sunt idem 39 necesse] opus ostendemus 40 quia sicut
[16] S. 699,
1 ps. 67. et Ephe. 4. Deus
fehlt 2 etc.] captivam duxit [17]
captivitatem est dictum 3/4 proiicitur 4 adherentes] qui adherent [18] 5 Wohl
mit Bezug hierauf steht am Ende der Seite: Augustinus hunc locum de principe
[19] mundi iudicato sic intelligit, ut locum a maiori putet iuxta illud 2a pe.
2o [20] Si angelis non pepercit &c.
ulterius 6 nimium a Deo iam 9 concupiscentiam [21] et cum non 10 Eccles. 7 fehlt et Paulus fehlt Roma: 7. [22] dicit 11 etc.] In membris meis. Et ad Gala. 12 homo ex parte [23] adhuc 13 ponderatur 14 iudicii divini Über
vite von Poliander: [24] vie
carne] vita 15 subvertit
fehlt 16 aeternum 16/17 luctum [25] et gemitum Hierzu
gehört wohl die Bemerkung am Ende der Seite: Causa gemendi [26] et lugendi unde
nobis suppetat 17 summo] cum 18 summo] cum [27] toto 19 reliquam excutere 21 in spiritu illud ps. 6. fehlt [28] 22 tuo arguas me
etc. ps. 143 fehlt iuditium cum
servo tuo quia etc.
[29] Hinc
fehlt Mit Sequitur beginnt ein neuer Abschnitt, darüber: Corollarium [30] 24 et
securos fehlt 25 et aliorum ac si] et sic 26 et] ac arguet [31] 27 qui] quia Am Rande: scilicet quicunque pars mundi
sunt adhuc in carne [32] viventes 30
in fehlt satisfacere stant ac fehlt 31 Sicut [33] 35 Quod homo Mit Quod homo beginnt ein neuer
Abschnitt, darüber: 2m [34] Corol:
non fatiens iuditii
opera 37 orationes fehlt 38 mundaniter [35] 39 huius fehlt etc.] non utique iudicaremur a
domino 40 prover. [36] 18.]
Ecclesiastici primo accusator est etc. fehlt Mit Non ergo beginnt [37] ein neuer Abschnitt,
darüber: 3m corol. Dicas Am Rande:
Bona opera [38] quomodo bene fiant
41 orare, sanctorum aedes visitare] &c.
[39] S. 700,
1 gemitus fehlt 2 ps. 125 fehlt etc.] mittentes semina [40] sua illud vor Roma: fehlt 3 etc.] pro nobis gemitibus
inenarrabilibus [41] summarum
est χρν 4 et bis relinquere fehlt 5 carnem cum [42] Christo 6 Finis fehlt.
[Seite 453]
28.
[2] 1 IN
FESTO ASCENSIONIS CHRISTI.
1520
[Seite 453]
17. Mai 1520.
[ 34 Pol. am
Rande: Comparatio]
[3] Sermo
Martini L.
[4] [Apgsch.
1, 1 ff.] Historiam Dominicae Ascensionis D. Lucas retexuit Acti. primo.
Christus [5] obiurgat eos, qui ipsum rogabant, quando Regnum Hierosolymorum
esset [6] restituturus, Deinde paulo post docens ascensione sua, regnum suum
non [7] terrenum esse, sed coeleste.
[8] Ut ex
omnibus iis, quecunque Christus, dum super terram ingrederetur, [9] factitavit,
haud vulgaria beneficia in genus humanum collata sunt, Ita eiusdem [10] etiam
ad patrem remigracio non sine fructu fuit. Nam primum quidem, quoniam, [11]
quicquid in terris versans operum peregit, quicquid miraculorum [12] edidit,
quicquid cruciatuum pertulit, id omne eam ob causam fecit, ut [13] homines,
quos servaturus coelo descenderat, in sui amorem pertraheret et [14] amorem
creaturarum omnium eximeret. Tum postquam aliquandiu hominibus [15] conversatus
aliquam amoris scintillam exuscitarat, in coelos rediit, [16] sed una secum
sursum rapiens sese amancium corda, ut perpetuo sibi alligata [17] in eo amore,
ut coeperant, perseverarent et magis ac magis Christum [18] solum amarent, iam
ab omnibus visibilibus rebus prorsus avocata. Nam ut [19] hominis hoc est
ingenium, ut nunquam non possit alicuius teneri amore, Ita [20] periculum erat,
ut oculis amoto Christo protinus ab ipso in creaturas recideret. [21] Hoc est
igitur beneficium, haec felicitas, quam Christus a terris ad [22] patrem
assumptus contulit piis mentibus, ut Securi coelesti illo et vero nec [23]
unquam interituro gaudio in ipso fruantur. Nam etsi corpore super terram [24]
inambulent, corde tamen vere Christiani homines ab hoc visibili mundo
remotissimi [25] in invisibilem illum avolarunt, in Christum solum abditi.
[26] Huic et
accedit alter fructus ascensionis Dominicae, atque is eiusmodi, [27] ut
Christianis mentibus in extremo illo et summo discrimine, cum videlicet [28]
moriendum est, summae consolacioni futurus sit. Neque enim hinc per mortem [29]
abituri haberemus, ad cuius opem et auxilium animum possemus adiicere, [30]
Nisi ipse abiisset Christus iam ante eo, quo nobis per eum evadendum [31] est.
Nullus igitur alius portus est, in quem ex hoc intempestuosissimo mari, [32] in
quo tota vita fluctuamus et iactamur, tuto recipiamur. Quo quanto pervenerimus
[33] cicius, tanto nobiscum agetur felicius.
[34]
Quemadmodum ingens est gaudium ei, cui cum periculo tranandum [35] est fluvium,
cum videt ab altera ripae parte stare aliquem, qui, si sit opus, [36] ipsum
extrahat in siccum, Ita ingens solacium est et ineffabile gaudium
[Seite 454]
[ 2 Pol. am
Rande: Χριςος
αντιληπτωρ eyn uberhelffer 13
Pol. am Rande: Ve mihi, si non Euangelizavero 1a corin: 9. Item 1a corin: 1o
non misit me deus baptizare sed Euangelizare. 30 Pol. am Rande: Aaron typus
Christi est non vicarius 33 Pol. hier am Fuße der Seite: Aaron Christi vicem
non gerit, ergo Vicarius non fuit, sed Christi inimicus fuit, quomodo ergo
vices eius gessit]
[1]
Christianis mentibus, cum sciunt, illic, quorsum perveniendum est, Christum [2]
consistere expectantem, quoad ad extremum vite perveniant, ut morientibus [3]
animis auxiliares manus porrigens in tutum educat.
[4] [Marc.
16, 14 ff.] Euang: Marci XVI.
[5] Discipuli
etiam iam quadragesimo die post resurectionem Christi [6] obiurgati sunt
propter incredulitatem. Tam difficile fuit recuperare Christo [7] opinionem
discipulorum de se, Quo satis indicatur nobis, quid sit in hominum [8] viribus
situm: Scilicet que sit duricia et diffidencia cordis humani. [9] Cavendum
igitur, ne facile cuiusvis hominis fame detrahamus, quam reddere ei [10]
nequeamus. Quod si tanto labore fama semel amissa recuperari non potest, [11]
Quanto magis difficile est, Conscienciam semel peccato labefactatam restaurare,
[12] [Pred. 9, 18.] ut non frustra sapiens dixerit ‘Qui peccat, multa bona
perdit’.
[13] [Marc.
16, 15.] Predicate Euangelium.
[14] Hoc loco
rursus explicandum est, quid sit εὐαγγέλιον.
Diximus et [15] ante non semel, Euangelium nihil aliud esse, quam laetum
nunctium. Non [16] tam laetum est nunctium avaro, si nunctietur ipsi ab aliquo,
unde nihil [17] expectaverit, testamento legata esse multa aureorum milia, quam
laetum nuncium [18] est animae vox Euangelii.
[19]
Euangelii vox est: Metuis peccatum, premeris vitae male actae consciencia, [20]
idque per legem, formidas mortem, terreris divino iudicio, metuis [21]
Diabolum. Crede Christo, et quicquid te malorum oppugnat, perviceris.
[22] Lex
diversum sonat: Nisi bonus fueris, morieris, damnaberis, plura [23] iniungit,
Nempe cum sit Tyrannus, quem ferre et persolvere possimus. Si [24] Lex hominem
sic premit, Tum Euangelium vocem dat consolacionis.
[25] Hoc
legis et Euangelii discrimen notatur in veteri et novo testamento [26] atque in
utriusque Sacerdotibus. Sacerdotes Veteris Testamenti legem predicabant, [27]
In Novo predicant graciam.
[28] Vetus
Testamentum Nullum habuit vicarium Christi, In Christo Sacerdocium [29] [Hebr.
8(?).] novum inchoatur, quemadmodum declarat Paulus, ergo Aaron non [30] fuit
vicarius Christi.
[31] Ut in
veteri Testamento nullus extitit Vicarius Christi: non enim est [32] officium
Christi legem predicare, ita in novo Testamento omnes Sacerdotes [33] sunt1
vicarii Christi, quod ad verbi predicacionem attinet, Neque plus est
[Seite 455]
[ 8 Pol.
rechts daneben: idest adeo omnibus, ut etiam si lapides audire possint, eis
annunciandum sit Euangelium Pol.
links am Rande: Nihil aliud omnino commisit quam predicare Euangelium Apostolis
30 Pol. am Rande: Potior est res signata quam signum 33 Pol. am Rande: Das
heuptguth]
[1] officii
commissum a Christo Pape, quam ulli Sacerdoti. Immo Summa [2] et vera Sacerdotalia
officia hodie non apud Papam sunt et Episcopos, Sed [3] Infimos Parrochos. Nec
sunt ullius momenti, que solus habet Pontifex [4] Summus.
[5] Sic
prestringit Diabolus hominum oculos, ut ea, que maxima sunt et [6] apud
plurimos, scilicet non videntes, nihili faciamus: contra, que ne pili [7]
quidem erant facienda, ea maximi pendamus.
[8] [Marc.
16, 15.] Omni Creature.
[9] Previdit
Christus futuros aliquos, qui negaturi essent, sibi opus esse [10] Euangelio,
Quippe qui e suis viribus sese iustificare contenderent. Ii, ne [11] in extremo
iudicio negarent, sibi predicatum fuisse Euangelium, commisit [12] Christus
palam, coram creaturis universis, Euangelium predicari, ut ee testimonium [13]
dent in extremo iudicio contra illos. ‘Quia lapis de pariete [14] clamabit et
lignum, quod inter iuncturas edificiorum est, respondebit’, Abacuk [15] [Hab.
2, 11.] 2o. Idest omnes creature dabunt testimonium conscienciis. Admonebit
[16] locus, ubi quid commissum est, conscienciam. In Conscienciis hominum [17]
vivunt omnes creaturae.
[18] [Marc.
16, 16.] Qui Crediderit et Baptisatus fuerit.
[19] Summa
Iusticiae et Beatitudinis est, ut quia Dominus promisit misericordiam, [20]
confidas. Nihil proficies, si sic cogitas: utinam diucius viverem, [21] ut hec
et illa peragere possem &c. Hoc unum satis est: Si confidas, quia [22]
promissum est. Iam ubi eiusmodi cor est, de Deo sic bene senciens ac [23]
sperans, id nunquam quiescit, semper meditans, ultro quid agat, quod placeat
[24] domino, de quo bene sentit.
[25] Adverte,
cur Christus proposuit τὸ ‘crediderit’ idest fidem, τῷ ‘baptisatus [26] fuerit’, idest baptisma. Nimirum ut
indicet, neminem Sacramentum accipere, [27] nisi fidem habeat, etsi hodie a
Scholasticis aliter doceatur, qui aiunt, [28] quod Sacramentum det virtutem.
Nullam habet utilitatem Sacramentum, ubi [29] fides non est. Igitur si altero
carendum sit, Baptismo potius carendum est [30] quam fide. Ob id Christus
sequenti clausula Baptismi non meminit.
[31] Vera
fides etiam per se valet, Sacramenta citra fidem nihil valent. [32] Christus
omnes cerimonias, omnia opera respuit, que fiunt extra fidem. [33] Nullum opus
respuit, omnia admittit, si credas. Summa igitur et caput [34] Christianismi
est fides.
[Seite 456]
[ 9 epistolas
]
[1] [Marc.
16, 17.] Signa vero Sequentur.
[2] Signa hec
hodie non sunt necessaria, etiam si primum, cum fides nondum [3] confirmata
erat, necessaria fuerunt. Sed tamen si quis credat, facile [4] possit etiam
hodie eadem signa edere, si quando casus aut necessitas ita [5] postulet.
[6] Sunt qui
in his signis, que Christus enumerat, misteria querant, Ex [7] iis nescio que
spiritualia signa comminiscentes. Ego vero nequaquam suaserim [8] facile
Allegorias fingere, alias quam in ipsis sacris litteris, videlicet [9]
epistolis Pauli explicatas licet reperire, nam facile contingit, ut dum pro tuo
[10] sensu Allegoriam torques, germanum scripture sensum plus corrumpas et [11]
depraves quam statuas. Deinde in Contencionem et ad fidem edificandam [12] non
valent, quare certe dixit Augustinus: figura nihil probat.
[13] 29.
[14] EODEM
DIE.
1520
[Seite 456]
17. Mai 1520.
[ 20
alaturum]
[15] Hodie
duas causas audivistis, cur Christus in coelum sit assumptus [16] Prior erat,
quia omnia ideo foecit, ut ad se nos polliceret, non contentus [17] amorem
nostrum in se vocasse, sed et eximere voluit affectum atque adeo [18] omnem
spem, curam, existimacionem rerum humanarum. Ob id rapuit secum [19] corda
nostra in coelum. Sic solet Deus, quicquid boni dedit, nisi adimat [20] rursum:
Id Bonum nihil est utilitatis allaturum. Ideo ait Christus ‘Oportet [21] [Joh.
16, 7.] me abire ad patrem’ &c. Et ‘nisi iero, non veniet Paracletus’.
Itaque [22] omnium obliviscendum est et in ipso solo herendum.
[23]
Posterior erat haec causa. Indigemus eo, qui nos ab altera ripae parte [24]
manibus extrahat. Id officii Christus coepit, cum assumptus est. Qua in [25] re
magnum divine benignitatis exemplum spectari debet.
[26] Quod
Christus iam nobis morientibus, Idem prestiterunt in Veteri. [27] Testamento
priores sequentibus. Adae et Evae dedit Deus
αντιλήπτορα τὸν
[28] Abel. Idque significavit Deus, quando significavit τῷ Chain, τὸν Abel adhuc [29] in se
vivere, Sic Sinus Abraham, Abrahamo, Sinus Abrahe, fides Abrahe [30] [Eph. 4,
8.] in eam promissionem, que facta est Abrahe. Paulus ad Ephe. 4to ‘Ascendens
[31] 1 in altum captivam duxit captivitatem’. Capti eramus a peccato, peccati
[32] eramus captivi. Eaque captivitas est capta, quamvis maneat captivitas:
[33] Peccatum, mors capiunt nos. Eaque hic a Christo captiva tenetur, ne quid
[34] noceant.
[Seite 457]
[1] Duplex
hominis natura:
[2] Corpus,
Anima,
[3] secundum
quod habet secundum quam unicus eius
[4]
magistratus civiles. magistratus est Christus.
[5] Iam nihil
aliud est ecclesia quam congregatio spirituum et eorundem [6] consensio.
[7] Verum
caput influit vitam et energiam corpori. Solus Christus influit [8] iusticiam
in animum hominis. Id nullus homo potest, ergo homo non est [9] caput
ecclesiae. Sed sacerdotes sunt nuncii Χριςοῦ.
Sicut legati principis [10] nihil habent potestatis, ita nec sacerdotes
Christi.
[11] Hec ideo
dico, ut sciamus, Christum adhuc regnare, adhuc apud nos [12] potentem esse,
nobiscum esse, non modo venturum, ut iudicet, sed adhuc [13] nobiscum agere
verum pontificem, verum patrem, verum dominum, verum [14] caput. Ergo qui vult
vere Christianus esse, comprehendat Χριςὸν
ut caput, [15] ut sciat, neque patrem neque matrem filio propiorem esse quam
Christum [16] caput suum sibi.
[17] 30.
[18]
POSTRIDIE ASCENSIONIS.
1520
[Seite 457]
18. Mai 1520.
[Am Rande:
Papa αρχιμωρος]
[19] Heri
comprobavimus, Christum solum ecclesiae caput esse. Voluit enim [20] Christus
communionem quandam ac rempublicam suorum instituere. Atque [21] ideo in coelum
ascendit. Neque vero existimare debet quisquam, Christianam [22] rempublican
prophane illi similem. Nam inter has tantum distat quantum [23] inter animam et
corpus. Placet autem, omnes hominum triplicem constituere [24] rempublicam.
Primam prophanam et secularem illam, quae quoniam multiplex [25] est, multa
quoque habet capita et principes. Secundam proprie Christianorum, [26] qui per
unam fidem Christo capiti subiecti sunt. Tertiam adiaphoram, [27] nec hanc nec
illam, proprie, in qua hodie sacerdotes, monachi et id [28] genus religiosi referendi
sunt, utpote quae ceremoniis est addicta. Atque [29] haec, quatenus ad
ceremonias externas pertinent, extra Christianam communionem [30] sunt. Ut in
civili politia princeps primum cives habet, e quibus [31] respublica sua
constituitur, quorumque ipse caput est, Deinde lictores ac [32] eos, quibus ad
sontes puniendos utitur, postremo et moriones. Ita et celestis [33] reipublice,
id est ecclesiae, princeps seu Christus, primum cives habet omnes [34]
credentes, Deinde, quia ita sunt res humanae, ut semper inter bonos reproborum
[35] Zizania oriantur, principibus terrenis gladium dedit, issque ad coërcendum
[36] malos velut tortoribus et lictoribus utitur. Tercios habet morionum [37]
vice religiosos ceremoniarios.
[Seite 458]
[33 Am Rande:
Botenlauffer]
[1] Ut
comprobemus, papam ecclesie non esse caput, prospicienda primum [2] est capitis
natura. Nam ab humano capite sumitur metaphora dicendo: [3] principem esse
caput civium.
[4] Capitis
proprium est membris omnibus influere ac infundere vitam ac [5] ἐνεργείαν
vitalem. Iam cum quivis cuiusvis reipublice princeps, quicquid [6] ipse animo
concipit, quicquid a suis prestari cupit, id in subditos derivare [7] potest et
prestabitur id, quod mandat. Ita et Papa, Episcopus, Parrochus, [8] quod ad
ceremonias attinet, caput. Nam sicut Papa, Episcopus, Parrochus [9] concipit de
ceremoniis observandis, ita subiecti sacerdotes faciunt. Sed hi [10] nondum
veri sunt influxus in animam Capitis Christi. Nam hoc caput [11] spiritalia
influit bona corpori suo, que nullus hominum potest influere. Nam [12] etsi
centies inculcet tibi ac imperet aliquis hominum, ut castus sis, ut nihil [13]
pecces, non tamen quicquam efficit. Neque enim potest in nos derivare, ut [14]
quod imperet, spiritu, id est affectu et libenter praestemus. Porro fieri
potest, [15] ut nec ipse quidem id faciat, quod tibi iniungit. Neque enim ipse
sibi [16] spiritum impertiri potest. Christus vero cum habeat cor plenum
spiritus, [17] idest graciae et omnium virtutum, ac emeritus sit nobis
iusticiam: hic influit [18] in eos, quos iustificare cogitat spontaneum
virtutum omnium spiritum. Igitur [19] Ecclesiae sanctae catholicae nullum aliud
caput est quam Christus. Mentiuntur [20] itaque, qui nobis aliud caput
obtrudere conantur quam Christum, quasi iam [21] non ipse, sed per alium
curaturus rem Christianam, Cum ob idipsum in [22] coelos ascenderit, ut ibi
gubernet ecclesiam, et ut caput in alto collocatus [23] graciam suam in animas
nostras instillaret. Tum quemadmodum ipse ab [24] omnium hominum conspectu semotus
sedet ad dextram patris, ita omnes [25] Christiani corde plane sese in Christum
invisibilem abdiderunt, ut neque [26] ipsi ab ullo conspiciantur.
[27] Papam
non esse caput ecclesie demonstravimus. Iam neque Vicarium [28] Christi esse
probabimus. Vicarius idem habet officium, idem opus agit quod [29] is, cuius
vicem gerit. Papa non agit idem opus quod Christus. Non enim [30] potest. Cur
igitur Vicarium Christi appellabimus?
[31] Est
tamen aliquod Pape officium, atque id quale sit, magis idiotae intelligunt [32]
hodie quam religiosi. Divum Petrum omnes Apostolum vocamus, [33] idest legatum.
Legati officium est, ut principis sui verbis perferat principis [34] iussa ad
eos, ad quos mittitur. Sic pontificibus nullum aliud officium iniunctum [35]
est a Christo, quam ut Christi verbum Christianis nuncient. Iam [36] nonne
ridiculum sit, si legatus principis sedem occupare velit? Idque principe [37]
regnante. Patienda tamen est pontificis tyrannis, modo scias, eum non [38] esse
quod iacta, Et ne id quidem, quod a Christo sibi iniunctum est officii [39]
prestare: predicandi verbi.
[Seite 459]
[ 9 Am Rande:
Ut impleret omnem iusticiam, ut ipse esset iusticia nostra et argueretur per
spiritum sanctum humana iusticia. Ioannis 16to. 11 Am Rande: non in ocium, sed
in opus 15 q. d. ]
[1] Wir
mussen unßerm herngoth diße mastschweyn mesten, biß ßo lang [2] ehr kumbt und
schlacht sie.
[3] [Joh. 21,
16 f.] Christus nihil aliud tam diligenter imposuit quam illud ‘Pasce oves [4]
meas’. Der bapst ßol des vihes goths stallknecht seyn, sal uns das futter [5]
furlegen.
[6] Causam
ascensionis Christi et officia distributa in ecclesia rectissime [7] [Eph. 4,
8.] Paulus declarat in Epistola ad Ephe. Ca 4. ‘Ascendens in altum’ &c.
Super [8] omnes coelos ascendit, ut impleret omnia, idest ut ecclesiam totam
impleret [9] suis bonis, ut in omnia membra tanquam caput destillaret et
deflueret. Ea [10] [Eph. 4, 11 ff.] vera plenitudo donorum que sit, statim
subiungit ‘Alios quidem dedit Apostolos, [11] Alios Euangelistas’ &c., ‘ad
consummationem sanctorum in opus [12] ministerii (non dominationis), in
edificationem corporis Christi (non destructionem, [13] ut hodie fit), Donec
occurramus in virum perfectum, ut iam non [14] sumus parvuli fluctuantes et
circumferamur omni vento doctrine, in nequicia [15] hominum’ &c. ‘Hominum’
dixit per tapinosin, quasi dicat: iactant se omnium [16] summos, maximos,
sanctissimos, cum re ipsa nihil sint quam miseri homines, [17] [Eph. 4, 15 f.]
vanae creaturae. Deinde indicans, quis sit ecclesiae caput, ait ‘veritatem
autem [18] facientes, in charitate crescamus in illo per omnia, qui est caput,
Christus, [19] ex quo totum corpus compactum et connexum per omnem iuncturam
subministrationis [20] secundum operationem in mensuram uniuscuiusque membri
[21] Augmentum corporis facit in edificationem sui in charitate’ &c.
Quomodo [22] potuisset clarius caput ecclesiae, Christum, Christi corpus,
ecclesiam, pontificum [23] ac Episcoporum officia describere.
[24] 31.
[25] DOMINICA
EXAVDI.
[26] [1. Mos.
15, 1 ff.] In 15 caput Genesis.
1520
[Seite 459]
20. Mai 1520.
[ 32 Am
Rande: Credere]
[27] Abraamo
duas pollicitationes prestitit dominus: Alteram, semen ipsius [28]
multiplicandum esse ad numerum stellarum, Alteram, Abraamo ipsi filium [29]
heredem ex proprie uxoris utero egressurum. Iis promissionibus credidit [30]
Abraham, et reputata est ipsi fides sua ad iusticiam.
[31] Ex iis
fidei natura disci rectissime et debebit et poterit, nimirum quod [32] fides
primum versetur in contradictione, deinde quod nihil aliud sit credere [33]
quam honorem deo debitum dare.
[34] Natura
humana ex primo parente Adam tam ceca est genita, ut [35] plane non possit
nosse, quid ipsi ad beatitudinem prosequendam prosit,
[Seite 460]
[ 2 Am Rande:
Darumb heist sie der propheth eytel lugner und das sie darumb vordampt wirt,
das sie nicht warhafftig geleubt 17 Hier am Kopfe der mit signum beginnenden
Seite: Baptismus signum est dei nobis propicii 21 Am Rande: Sic de Achaz, Esaie
7, qui renuit petere signum a deo et de Ezechia apud eundem.]
[1] prorsus
igitur a fide abhorret, atque adeo semper contra fidem totis viribus [2]
pugnat.
[3] Sic
Abraham deo credidit, omnino repugnantibus omnibus viribus [4] nature, ratione
ac sensibus, filium sibi genitum iri ex uxore, iam anu effoeta. [5] [Röm. 4,
18.] Hanc contradictionem indicat et Paulus ca. 4. ‘Credidit contra spem in
spem’. [6] Quum itaque Abraham nihil sese discrucians, quomodo id fieri posset,
quod [7] sibi deus erat pollicitus, sola fide in promissione divina haereret,
deo gloriam [8] tribuit. Quandoquidem autem deus nihil postulat aliud, quam ut
ipsi gloriam [9] omnem adscribamus, hoc est ipsum dominum, qui omnia possit,
credamus, [10] fit, ut fide, quicquid deo debemus, quicquid nobis mandavit,
persolvamus [11] [Röm. 4, 20.] ac prestemus. Idem hoc Paulus eodem capite
indicat inquiens ‘In repromissione [12] dei non haesitavit diffidentia, sed
confortatus est fide’.
[13] [Röm. 4,
20.] Dans gloriam deo.
[14] Abrahamo
cogitanti, unde scire posset, se possessurum terram, in qua [15] tum
versabatur, dedit deus signum, quo certo sciret, se et terram eam possessurum
[16] et a deo iustificatum esse. Sic oportet et nos, cum iustificamur [17] per
fidem, signum a domino capere, ut certi simus, habere nos deum faventem. [18]
Eiusmodi signum statim, cum nascimur, accipimus:
Βαπτισμόν aquae. Ad [19] hunc
modum a condito mundo semper solitus est dominus deus signum [20] credentibus
dare. Alioqui enim infirmior esset natura, quam ut constanter [21] in fide
posset perseverare.
[22] [V. 9 ff.]
Signum Abraamo datum eiusmodi fuit: Iubebatur sacrificare vaccam, [23] capram,
arietem, eaque trium annorum, turturem quoque et columbam &c. [24] Deinde
descenderunt volucres super cadavera et abigebat eas Abraham.
[25] Quid ea
figura significetur, facile fuerit explicare. Nam a domino ipso [26] [V. 13]
est exposita in hunc modum ‘Scito prenoscens, quod peregrinum futurum [27] sit
semen tuum, et subiicient eos servituti et affligent quadringentis annis’
&c. [28] Hinc ergo colligitur, volucres, qui super cadavera descenderint,
significasse [29] Egyptios, qui filios Israel apud se peregrinos servituti
subiecerunt &c. Bos [30] vero, capra et aries filios Abraam, semen Abrae,
significant ab Egyptiis affligendos. [31] Quid per hoc signum sibi voluerit dominus,
non intellexit Abraam, [32] priusquam horrore invasus erat. Quod sane non
frustra scriptum est. Constat [33] autem duplicem esse ἔκστασιν:
Alteram gaudii, cum quis tanto gaudio [34] suffunditur, ut, postquam id
abierit, nesciat, ubinam fuerit, quidve sibi [35] evenerit. Hic est gustus
quidam beatitudinis. Alteram vero horroris, [36] gustum inferni, quem hic
Abraham sensit.
[Seite 461]
[ 6 Am Rande:
Αβρααμ/Χριςος
πρωτοπαθεῖς
24 Am Rande: super dolorem vulnerum meorum addiderunt]
[1] Quem enim
igitur deus docturus est, eum deducit ad inferos et reducit. [2] Hunc deductum
qui sunt passi, ii omnium fuerunt doctissimi. Ita Abraam [3] non ante tam
doctus fuit, quam hic a domino eruditus est. Abraam patrem [4] priorem pati
oportuit, siquidem passuri erant filii sui, qui suo merito postea [5]
eriperentur, hoc est Abraam abigere volucres. Hoc modo et Christum pati [6]
oportuit priorem, ut suo merito omnes eriperentur.
[7] Fides non
solum est aethernorum, sed et temporalium, ut Abraae fides [8] de terra sibi
promissa et de filio a se progignendo, item fides Achaz de [9] [Jes. 7, 1.]
vincendo rege Syrie. Sic scriptura fidem in omnia opera extendit, ut saepius
[10] visibile sit, quod credendum est. Oportet enim fidem rebus sensibilibus
[11] exercere et experiri et velut preludium quoddam esse, ut postea et in
invisibilibus [12] ipsam habeamus.
[13] Sancti
patres crediderunt, Christum in carnem venturum, et hec fides [14] de re
visibili et temporali fuit. Sunt tamen per eam omnes iustificati. Nam [15]
etiamsi res, que creditur, sit temporanea, verbum tamen et promissio aeterna
[16] est. Quum igitur in ea haeret homo, fit, ut ipsa quaque nunquam intereat.
[17] Ut ad
figuram redeam, preter ea, que dixi, et illud adiicio, Abraamum [18] figuram
fuisse Christi, nam quicquid in veteri testamento scriptum est, id [19] omne ad
Christum trahitur solum. Quemadmodum igitur filii Israel persequutionem [20]
sunt passi et afflicti tandemque evulsi Aegyptiorum terra, Dominus [21] autem
eos eripuit et Aegyptios extinxit, Ita Christo et Christianis idem contigit.
[22] Volucres aereae daemones significant malos atque adeo, quicunque illis
[23] adhaerent, quicquid in monte potentia pollet, ii in oculis mundi omnium
[24] iustissimi sapientissimique non satis habent vere iustos pro peregrinis et
[25] advenis ducere, nisi etiam assidue persequantur et affligant. Non enim
[26] unquam quiescit diabolus, ut nos a Christo ad se rapiat. In hac
persequutione [27] nihil auxilii et consolationis habemus, nisi animum
inducamus, [28] Deum promissione staturum, se extincturum eos, qui nos
affligunt. Soli [29] domino oportet gladium et vindictam permittamus. Ipsi nos
tueri nequimus: [30] Dominus tuebitur nos ac eripiet. Orandum nobis est, ne
persequutores [31] nostros ulciscatur dominus, atque adeo quicquid infligitur,
patienter est [32] tolerandum.
[33] 32.
[34] IN FESTO
PENTECOSTES.
1520
[Seite 461]
27. Mai 1520.
[35] [Apgsch.
2, 1 ff.] Quid et quomodo gestum sit die pentecostes, narrat Lucas actorum [36]
primo. Eam historiam antequam explicemus, pauca prelibare de ratione et [37]
origine pentecostes visum est opere precium.
[Seite 462]
[ 4 Am Kopfe
der mit ex beginnenden Seite:
πασχα/πεντεκοςη
typus fidei/amoris 13 Am Rande: Ezech. Ut tabulae sunt lapideae, ita et cor
populi huius lapideum est 28 Am Rande: Nec sic tamen libenter accipiunt legem Ferner: Hiere: 31 31 Am Rande: Item
Ezech. 36 et xj Dabo vobis cor novum &c. 32 Am Kopfe der mit duo
beginnenden Seite: Praesumptio Egyptus sapientiam irrigat Deu: xj Desperatio
Terra promissionis montosa e celo expectat pluviam [Hes. 11, 19 u. 36, 26.] ]
[1] Inter
caetera festa, que quotannis a Iudaeis celebrari solita sunt numerantur [2] et
Pascha et Pentecoste, 50 dies invicem distantia. Eorum alterum, [3] nempe
Pascha, celebrabatur in memoriam eius diei, quo educti erant a domino [4] ex
Aegypto. Alterum, puta pentecoste, in memoriam diei quinquagesimi post [5]
transitum ex Aegypto, quando in monte Sinai tabulas legis a domino Moses [6]
accepit. Eadem festa et nos celebramus, sed alia ratione: Iudei in carne, [7]
nos in spiritu. Nam ut Iudei corpore ex Aegypto in terram promissam [8]
exibant, Ita nos in spiritu eximus, ex incredulitate in vitam fidei et
virtutum. [9] Atque in eius egressus memoriam agnum escabant: Ita nos in fidei
nostre [10] signum Christi carne vescimur.
[11] Porro
die quinquagesimo acceperunt illi legem, scriptam digitis dei in [12] tabulas saxeas.
Nos quoque legem accipimus, sed tabulis carneis, hoc est [13] cordi nostro
inscriptas Charitatem et dilectionem. Discrimen igitur est [14] veteris et novi
testamenti: Vetus lapidibus inscripta littera, Cum cogito vel [15] loquor que
mandantur lege. Novum cordibus insculpta, cum affectu legem [16] percipio,
perceptum diligo. Vetus peccatores facit, irae filios, Novum graciam [17]
operatur, filios reconciliationis. Veteris pignus lex est, Novi spiritus. Vetus
[18] mandat que facere nequeo. Neque enim legem implevi, quantumvis de ea [19]
vel garriam vel cogitem. Novum auxilium fert, ut implere possimus, corda [20]
igni coelesti inflammans.
[21] Qui
lineis umbrisque hominis cuiuspiam faciem depingit, is eum ipsum [22] hominem
verum non habet, sed aliud nihil quam mortuam tabulam, umbram [23] tantum
representantem vivi hominis. Ita lex, etiamsi ostendat ac prescribat [24] quid
faciundum sit, ut vivam, non tamen dat, ut id faciam, Imo ad mortem [25] ducit.
Spiritus vero id edicit, ut vivo affectu facias que lex iniungit.
[26] Litterae
saxo non nisi maxima vi atque impetu insculpi possunt. Imo [27] vi nihil
effeceris, nisi ante arte aliquantulum emolliveris. Ita semper respuit [28]
legem cor humanum, nisi fuerit spiritu sancto premollitum. Hinc clamant [29] [Jer.
31, 33.] prophetae ‘Dabo legem meam in visceribus eorum et in corde eorum
scribam [30] eam, dicit dominus’. Et plane huc tendunt omnes promissiones
Christi per [31] totum Euangelium. Hoc igitur beneficii nobis a spritu sancto
confertur, ut [32] legem divinam implere possimus. Sunt itaque duo peccata in
spiritum [33] sanctum: Praesumptio, que est, cum quis propriis viribus
prestaturum se [34] putat, quod precipitur nec indigere auxilio alieno,
compotes nos esse voluntatis [35] nostrae. Atque id peccatum omnium gravissimum
sane tot annos docetur
[Seite 463]
[ 12 Am Kopfe
der mit diffidunt beginnenden Seite: A/Christo/Paschate/Fide/ad/spiritum
sanctum/pentecosten/charitatem pervenitur 15 Am Rande: Idest lux et unctio qua
deprehendo magnitudinem divinae bonitatis 27 Am Rande: Contextus Euangelii 38
Am Rande: Syncera dilectio quae]
[1] ab iis,
quibus fidei negocium commissum est, Videlicet, qui arbitrii libertatem [2]
astruunt. Praesumptio est, id velle per te adferre deo, quod ab ipso [3] debes
accipere. Cavendum igitur, ne tuis viribus nitaris, sed confitere deo, [4] te
odisse legem, ac supplex pete, inscribi novam legem in cor tuum, dari [5] tibi
amorem legis, Deinde et vires, quibus legem impleas, tum demittetur in [6] te
spiritus sanctus. Is flammam amoris in corde tuo accendet, ut delicias, [7]
gaudium, amorem habeas in lege, quam ante horrueras, oderas, que te perpetuo
[8] cruciabat, sic de sanctis quibusdam virgunculis legitur, quibus adeo [9]
deamata erat Castitas, ut pro ea tutanda mortem obirent absque ulla formidine.
[10] Praesumptioni oppositum est peccatum desperatio. Ei sunt obnoxii, [11] qui
omnino ne litteram quidem legis ex se posse impleri putant, Nec tamen [12]
spiritus auxilium implorant, atque adeo diffidunt, spiritum coelestem sibi datum
[13] iri. Nullus igitur alius est modus, quo spiritum sanctum accipias, quam si
[14] ante Aegypto emigraveris per fidem. Audiendum est verbum divinum, audito
[15] adherendum est certa fiducia. Quum audio, Christum pro me mortuum, et [16]
credo, tum delabitur in me spiritus sanctus. Nam ea fides excitat in me [17]
amorem, qui amor est spiritus sanctus.
[18] Multum
abest pascha a pentecoste, sed tamen indies propius propiusque [19] acceditur.
Sic fides et amor, si utrobique perfectionem inspicias, longius [20] distant,
verum tamen in dies ad profectionem magis accedunt. Alioqui coniuncta [21] sunt
fides, spes et charitas.
[22] Iam ex
adverso: ubi non predicatur Euangelium, ibi non cognoscitur [23] Christus, ubi
non predicatur Christus, ibi non est fides, ubi fides non est, [24] ibi nec
amor est, hoc est spiritus sanctus. Nec proficitur quibusvis aliis [25]
conatibus, nisi hac via ad spiritum sanctum contenderis.
[26] Itaque
in quibus hic amor est, hoc est spiritus sanctus, Ii possunt [27] prestare que
lege mandantur. Id non obscure explicavit Christus ipse in [28] [Joh. 14, 23
f.] Euangelio inquiens ‘Si quis diligit me, mandata mea servabit’ et paulo post
[29] ‘QVI NON DILIGIT ME, MANDATA MEA NON SERVAT’. Quibus [30] verbis annon
clarissime ostendit: Quicquid humanae vires, humanus conatus [31] moliantur, ut
legem impleant, id omne in irritum cadere. Contra hanc [32] dilectionem sive
amorem duae sunt tentationes: Altera eorum, qui metu [33] naturali et servili
infligende, videlicet poenae, utcunque simulant se diligere [34] et in speciem
faciunt que lex precipit, quum reipsa odiant et ne minimum [35] quidem apicem
legis vere impleant. Altera vero eorum est, qui propter [36] temporalia et
affectum commodi, dum res prospere et ex sententia cedunt, [37] diligunt: horum
amor inconstans est. Nam cum in afflictiones incidunt, mox [38] dilectione
excidunt. Ii vero syncere diligunt, qui solius dei respectu diligunt,
[Seite 464]
[ 5 Am Kopfe
der mit Divinum beginnenden Seite: Hilarius Aethernitas in patre, species in
Imagine, Usus in munere 14 ἐνεργεια (so!) 28 Mit
rother Tinte am Rande: Similis locus est Lucae 6to: ‘Remittite et remittetur
vobis’, cum remittere ex animo fratri sit hominis iam iustificati, et cui deus
peccatum iam remisit. Vide etiam sermonem Lu: anno 1522o Dominica 4to post
trinitatis maxime fo: 5to1]
[1] non minus
dilecturi, etam si lex nulla preciperet, si nullum premium [2] propositum
esset, si nulla poena prestituta. Iam postquam dixit Christus [3] [Joh. 14,
24.] ‘qui diligit me, mandata mea servabit’, subiungit ‘Et pater meus diliget
eum, [4] et veniemus et mansionem apud eum faciemus’. Magnificus princeps
magnificum [5] profecto donum largitus! Divinum donum est spiritus sanctus et
[6] prestat usum omnium rerum: docet sapientiam Christus, usum sapientie
prestat [7] spiritus sanctus. Aeternum reddit pater hoc munus Solus deus et
potest [8] largiri et solum decet largiri, per hoc datur usus totius legis. Cum
hoc [9] munus datur, tum ex littera legis spiritus fit.
[10] Apud
diligentes manet deus, qui syncero amore sunt inflammati, ii [11] solide bene
vivunt, nimirum nonquam non sentientes dei presentiam. Diligentis [12] solida
est iustitia, non ὑποκριτου.
[13] Hec, que
dixi, pre se fert ipsum spiritus sancti vocabulum, ductum [14] ab opere sive ἐνεργείᾳ
sua, quam in nobis efficit. Spiritus ventum, flatum [15] significat, convenit
autem multis hec appellatio. Nonnunquam anima nostra [16] spiritus vocatur, nam
ut ventus, sic anima nunquam quiescit, nunquam non [17] mobilis est, semper
aliquo fertur, semper aut odit aut amat. Porro quo [18] anima movetur, spiritus
quoque vocatur. Is nonnunquam bonus est, nonnonquam [19] malus sive immundus.
Ab utrolibet ut movetur anima, ita gestit. [20] Nec est ullus hic libero
arbitrio locus, quum spiritus sanctus inspirat animum. [21] Ita inspirat, ut
animam humanam amore inflammet ac rapiat ad bona, ut [22] non possit non amore
complecti legem. Sic igitur queunt inter novum hoc [23] pascha et novam
πεντεκοστήν et illud
Iudeorum pascha veteremque pentecosten.
[24] Sed ut
Euangelii sententiam rectius assequamur, excutiamus et illud, [25] [Joh. 14,
24.] quod ait ‘Si quis diligit me’ &c. ‘pater meus diliget eum’. Dubitari
enim [26] potest, cur non potius dixerit: Si quem diligit pater meus, ille et
patrem [27] meum diliget. Constat enim, deum priorem diligere nos homines. Et
sunt [28] qui ex hoc loco et similibus libertatem arbitrii astruere conantur.
[29] Primum
quidem in nobis per spiritum sanctum incenditur amor dei, [30] et ideo prior
nos amat deus. Verum cum iam amo deum, nondum tamen [31] certus sum, quod ipse
me amat. Oportet igitur certam promissionem habeamus, [32] qua confirmati non
dubitemus, quod a deo diligamur. Deus cum iis, [33] quos diligit, sic agit, ut
illi plane iudicare non possint aliter quam deum [34] ipsis succensere. Nec
ulli creature aliter apparet. Ob id necesse est, ut
[Seite 465]
[ 1 Am Kopfe
der mit ac beginnenden Seite: In Can.: Dilectus meus mihi ego Illi 4 Q. d.]
[1] bonos
verbo suo sustentet ac velut signum proponat, cui si adhaereant, certi [2]
sint, se amore complecti a deo. Eiusmodi verbum, eiusmodi pollicitatio est [3]
hec ‘Qui diligit me, eum diliget et pater meus’. Et illa apud prophetas [4]
[Sach. 1, 3.] ‘Convertimini ad me, et ego convertar ad vos’. Quasi dicat:
futurum est, [5] ut ubi amorem meum in vos infudero, multa passuri sitis
adversa, multas [6] afflictiones. Et omnia coram toto mundo et vobis ita
apparebunt, ac si odio [7] prosequar vos. Verum ego premoneo, ne a me
excidatis, et polliceor, me [8] tum maxime vos diligere, cum persecutiones
passi fueritis, cum mortis et inferni [9] dolores experiemini. Certi sitis, me
vos diligere tum, cum a vobis [10] diligar, ut maxime omnia appareant adversa.
[11] Sunt
igitur he pollicitationes aliud nihil quam doctrina fidei. Manifestum [12]
facit nobis deus per eas, quod nos diligat. Ac ob id ait, se ire ad [13]
patrem, ut descendat Spiritus sanctus paraclitos, admoneatque et doceat illa
[14] et consoletur afflictas conscientias &c.
[15] 33.
DIE LVNAE
in eisdem
feriis.
1520
[Seite 465]
28. Mai 1520.
[18] [Joh.
14, 23 ff.] Quae reliqua sunt in Euangelio, quod heri recitavimus, nunc
explicabimus, [19] ut plenius huius Euangelii sententiam intellectu assequamur.
Primum [20] intueri debemus, Cur hec dixerit Christus. Causa est hec:• Abiturus
[21] erat a discipulis ac ipsos relicturus inter medios hostes suos et ipsorum,
Idque [22] iam concitatis Iudeae principibus et veritatis hostibus. Ad hec
eiusmodi [23] fuerat Christi conversatio, ut vel id solum, quod ab eis
discederet [24] acerbissimum fuerit, quo si essent destituti, non haberent a
cuius consuetudine [25] vitae hilaritatem, consilium, auxilium peterent.
Oportuit igitur ut [26] ipsos consolaretur Christus et rationem indicaret, qua
possent adversariorum [27] insultibus sustinendis pares esse. Atque hec illa
est longe efficacissima [28] consolatio, qua adhortatur, ut ex se solo
pendeant. Nam si quid aliud quam [29] se amarent, casuros esse: si mortem,
cruciatus timerent, si vitam, gloriam [30] amarent, excisuros esse sui amore,
ac eo pacto prostratum iri ipsos ab iis, [31] que timerent. Sin se amarent,
nihil esse discriminis tam formidandum tamque [32] ingens, quod non sint
victuri, ut maxime non aliter appareat, quam si [33] omnino comminuere vellet
ipsos. Hec est pollicitatio, qua nitamur et confirmemur [34] omnes, qui sub
Christi signis militamus, gens ut videmur deserta, [35] postquam Christus
ascendit.
[35] [V. 23.]
Huic pollicitationi subiungit consolationem dicens ‘Si quis me diligit, [36]
eum diliget et pater et mansionem faciemus apud ipsum’,
[Seite 466]
[ 1 q. d. 5
Euan: 11 q. d. 12 Mit rother Tinte am Kopfe der mit quia beginnenden Seite:
Verbum dei magnifaciendum 18 Mit rother Tinte am Rande: Argumentum a minori 28
Mit rother Tinte am Rande: Loqui 28/29 q. d. 32 scilicet ist mit rother Tinte
nachgetragen 34 q. d.]
[1] quasi
dicat: futurum est, ut nihil non vobis appareat, ac si iratus esset ac [2]
odisset vos deus. Verum ne terreamini. Ego enim vobis certo polliceor, [3] tum
maxime diligi vos a patre, quum vos ipsum dilexeritis, atque adeo, cum [4]
apparebit odisse vos pater. Atque his satis apparet, quam sublimis volet [5]
pre ceteris Ioannes Euangelista. Porro, maiorem Epitasin habet, quod ait [6]
‘mansionem faciemus apud ipsum’, ac si dicat: non solum pater e celo deorsum
[7] ad vos respiciet, qui me amatis, viveretis, in intimis cordibus vestris [8]
habitabit et numquam non presens erit vobis. Sic amor maxime spectabilis [9]
est in mediis tribulationibus.
[10] [V. 24.]
Ut magis confirmet discipulorum animos pergit:verbum quod locutus [11] sit non
suum, sed patris sui esse, quasi dicat: Ex hoc verbo [12] solo pendebitis, ac
magnifacietis, quia patris mei est. Auditis sermonem a [13] patre
proficiscentem, quem maioris estimare debetis quam omnem vitam [14] vestram,
omnia quecumque habetis bona. Armis vos non tueor nec manibus, [15] sed verbo,
quod tam efficax est ac tanti roboris, ut hostes vestros omnes [16] prosternat,
modo vos ipsi adhaereatis.
[17] Quantis
desideriis ethnici ac omnes homines olim cupiebant certi aliquid [18] de deo
nosse atque adeo unicum verbum a deo dari! Et ob eam [19] causam tam crebro
oracula consuluerunt (Inest enim natura omnibus hominibus [20] studium
cognoscendi numinis), nec tamen compotes facti sunt voti. [21] Nobis cum ipse
dei filius ideo in terram demissus sit, ut verbum divinum [22] predicaret,
atque adeo qui patris aetherni aethernum verbum ipse est, hunc [23] sermonem non
exosculamur? Natura omnes scire vehementer cupimus, [24] faveat ne nobis deus
an secus, et cum ipse Christus certo affirmet, nos a [25] deo amari, quum ipsum
nos amamus, nec solum amari nos a deo, verum [26] etiam in cordibus nostris
habitare deum: quae isthec vesania est et caecitas, [27] ut id ceu rem nihili
contemnamus?
[28] [V. 25.]
Sequitur: Haec locutus sum vobis, apud vos manens, quasi [29] dicat: quoad
vobiscum sum, non possum vos nisi per verba consolari, sed [30] [V. 26.] ubi
venerit παρακλητος, hic
docebit vos omnia, donec ego vobiscum ago. [31] Aliud nihil prestare vobis
possum, nisi ut consoler eiusmodi verbis: quod [32] [scilicet] si me diligitis,
amatum iri vos a patre. Ac praeter id promitto: [33] si perstiteritis in amore
mei, demissurum esse patrem Spiritum sanctum efficacie [34] paracliton in
nomine meo, quasi dicat: Ego quidem mortem passurus [35] sum, et vos
persequemini et ignominia afficiemini. Sed spiritus sanctus re [36] efficiet,
quod ego polliceor. Esto: ego sim moriturus, Esto: mundus de morte [37] mea
gloriaturus sit, tamen veniet vobis
παρακλητος exhortator,
animator, [38] Impulsor, inspirator, incitator.
[Seite 467]
[ 1 Am Rande:
παράκλητος 6 Am Kopfe der mit
ut beginnenden Seite: Sicut palma exaltata sum in Cades 21 Am Rande: Pax in
cruce 29 Am Rande: Pax Christi]
[1]
Paraclitos significat consolatorem eiusmodi, qui non modo dolorem utcumque [2]
mitigat aut ex animo eximit, sed etiam qui virilem ac audacem [3] reddit in
pugnam adversus omnium malorum agmen, sic ut cum gaudio et [4] gestienti animo
cupias quidvis pro Christo perpeti. Non aliter ac in bellis [5] ipsis tubae ac
tympana animos militum feroces reddunt et avidos dimicandi, [6] ut velut rabie
aliqua acti proruant adversus hostem, Ita quoque hic paraclitos [7] non consolatur
muliebribus consolationibus, sed ita consolatur, ut quo [8] magis premaris
malis, eo fortius sursum nitaris non secus ac palmae lignum [9] [Sir. 24, 18.]
solet. Et huc scriptura alludit, cum ait ‘sicut Palma exaltata sum in Cades’,
[10] idest in sancto, in deserto, in separato. Hoc est, cum omnibus humanis
[11] presidiis destituta est anima, cum omnia infesta sunt, ibi tum paracliti
[12] opera reluctatur et tum maxime crescit, cum maxime deprimitur. Hec est
[13] ergo consolatio: Seyt frisch, Ich fahr da hin und laß euch in allem
ungluck, [14] doch will ich euch geben eyn geyst, der wirt euch muts genung
machen wider [15] alle anfechtung. Atque hec multis verbis inculcat Christus,
ut animosiores [16] reddat suos. Necesse est enim, magno amoris igne
inflammatus sit, quem [17] maxima pericula non deiiciant animo, sed
animositatem augeant.
[18] [V. 27.]
Iam quod sequitur: Pacem meam do vobis, Pacem meam relinquo [19] vobis, Id
quoque sic intelligendum est, ut non nisi in mediis tentationibus [20] experientia
cognoscatur. Ita semper scriptura in afflictiones ducit. [21] Nam relinquit ne
pacem, qui suos in omnia adversitatum genera coniicit? [22] Certe mundo longe
secius apparet, qui pacem tum appellant, cum cuivis licet [23] citra alterius
iniuriam deliciis omnibus pro animi libidine affluere. Igitur, [24] ut
declararet Christus, quam longe pax, qualem ipse donaret, distaret ab [25] ea,
que a mundo datur, adiungit: Non quomodo Mundus dat, ego do [26] vobis. Hec est
igitur Christi sententia: fieri aliter nequit, quam ut post [27] meum discessum
plurimis adversitatibus premamini. At ut in his animo [28] misericordie
deiiciamini, id beneficii vobis confero, ut in mediis afflictionibus [29] animo
sitis tranquillisimo. Atque id mea est pax, quam mundus nec dare [30] potest
nec agnoscit, Ego enim ac pater meus quatenus vos viribus destituemini, [31]
pro vobis dimicabimus, nunquam a vobis abscessuri nostro auxilio, [32] Modo vos
fortiter confidatis et meo ac patris auxilio animemini, cui resisti [33] non
potest, ut etiam omnes creature reluctentur. Non turbetur igitur [34] cor
vestrum, quod a vobis abeo. Mittam enim in vos a patre paracliton, [35] ita ut
magis expediat vobis me abire, quam si maneam apud vos. Interim [36] modo in
his verbis, que ego iam vobis dico, haerete.
[37] Huic
consolationi aliam exhortationem subiungit omnem movens lapidem, [38] [V. 28.]
ut magnum animum faciat discipulis. Si diligeretis me, inquit, gauderetis, [39]
utique quod vado ad patrem, quia pater maior me est.
[Seite 468]
[ 1 Q. d. 11
q. d. 22 Am Fuße der mit recuperarentur schließenden Seite: { Pascha fidem / Pentecoste amorem } significat Am Kopfe der mit a beginnenden Seite:
Annus remissionis 24 Am Rande: Ab hoc cornu dicitur annus Iobileus]
[1] Quasi
dicat nihil aliud in causa est, cur formidetis et cur doleatis me abire, [2]
quam quod non satis amore mei estis accensi, quo si arderetis, gaudio esset [3]
vobis, me quam primum ad patrem discedere. Nam ubi ad patrem pervenero, [4]
tradetur mihi omnium creaturarum dominium, mundi, diaboli, mortis [5] et
Inferni vis mihi subiicietur. Et pater, quoniam maior est, mecum vos [6]
tutabitur, nec poterit quicquam vos laedere, cum ego vos defendo. Quamdiu [7]
apud vos sum, tutari vos non possum, neque enim tantam potestatem [8] habeo,
postquam vero ascendero, dabit mihi pater equalem potestatem secum.
[9] [V. 30.]
Iam non multa vobis loquor. Hec que dixi, servate, ne permittatis [10]
excidere. Nam ita decretum est, quod princeps huius mundi [11] venit, sed in me
non habet quicquam, quasi dicat: diabolus, quum me [12] revereri debeat atque
adeo ut dei filium suspicere, ita mecum agit, quasi me [13] totum sibi captivum
fecerit. Quod pro vobis morior, id non ex debito [14] facio, sed solo patris
amore et vestre salutis studio. Huc concinit etiam [15] [Joh. 3, 16 ff.]
hodiernum Euangelium ‘Sic deus dilexit mundum’ &c.
[16] [Apgsch.
2, 1 ff.] In Acta Apostolica.
[17]
Docuimus, pentecosten, idest quinquagesimum diem a paschate, significare [18]
amorem sive charitatem ut pascha fidem. Et id significatum est in [19] [3 Mos.
25, 8 ff.] veteri testamento, ubi lex data fuit Iudeis, ut quinquagesimo quoque
[20] anno celebraretur annus Iobileus, ut quinquagesimo anno veteri heredi [21]
omnes possessiones restituerentur, et quecumque ad alienas manus devenerant,
[22] redirent ad primum dominum et recuperarentur a familia pristina. [23] Et
eo anno inspirabatur cornu arietis IOBEL. Hec figura significat [24] hos
quinquaginta dies et verum Iobileum Christianorum. Christus enim [25] verum
annum remissionis instituit, quo omnia ad suum heredem redirent. [26] Eramus
enim in possessione et ditione diaboli et oppignerati Sathanae [27] et in eius
manus omnia bona nostra nobiscum venerant. Nunc redeunt [28] bona nostra,
membra nostra ad verum et legitimum possessorem Christum. [29] Atque hic annus
Iubilei apud quemvis incipit, qui baptizatur, qui remissionem [30] peccatorum
consequitur, duratque per omnes homines Christianos [31] in externi iudicii
diem usque. Hoc anno quinquagesimo venit spiritus [32] sanctus. Tum incipit hic
annus Iubileus. Impleta est igitur hec figura, [33] quod Spiritus sanctus non
ante descendit in discipulos quam die quinquagesimo, [34] et impletur adhuc
quotidie in iis, qui per poenitentiam convertuntur [35] ad Christum. Tum sonat
cornu illud seu buccina arietina, hoc est Euangelii
[Seite 469]
[ 8
ligua Mit rother Tinte am Rande:
Quaelibet pars flammae est flammaea 18 Hier am Fuße der mit afficit
schließenden Seite: Du kanst unßerm Herngoth nicht ebner thun den Zcusagen: Ich
wolt liber du list mich unverworn mit predigen. Muß ich aber joh predigen, ßo
sey du meyster 25 Mit rother Tinte am Rande: Vis spiritus 33 Über variis mit
rother Tinte: ετεραις, aliis, idest novis.
34 Mit rother Tinte am Rande: hinc etiam liquet miraculum in loquentibus
fuisse, non in audientibus]
[1] vox,
verbum crucis exile, non speciosum mundo. Per id nunciatur [2] salus, nostra
hoc verbo consolamur et animamur.
[3] [V. 2.]
Factus est repente de celo sonitus.
[4] Hec fuit
prima congregatio Christianorum constituta e 120 viris. [5] [V. 3.] Visae sunt
dissectae linguae flammarum1, sidentes non super capita, [6] sed ex ore
egredientes. Eo significatum est primo, Apostolos multis linguis [7] idem
locuturos. Nam ut multae flammae dissectae apparebant in uno ore, [8] Ita
Euangelium semper idem predicatum est, etiamsi non una lingua. Ubi [9] observa,
non nostra arte vere Euangelium predicari posse: oportet in os tibi [10]
demittantur igneae lingue. Quod vero tum impletum est, id adhuc hodie [11]
impletur per verbi ministros. Nam adhuc variis linguis loquuntur, Etiamsi [12]
quisque sua lingua suis predicet.
[13] Deinde
quod igneis linguis loquuntur Apostoli id quoque vim Euangelli [14] ostendit.
Est enim novum testamentum aliud nihil quam predicatio [15] gratiae et
misericordiae divinae et vox eius dulcis est et iucunda. Contra [16] fit, cum
solum vetus testamentum, idest sola lex, predicatur. Nam eius [17] [2. Mos. 4,
10.] vox odiosa est atque hinc Moses linguam Impeditam habet. Nam quantum [18] Euangelii
vox, que divinum favorem annunciat gaudio afficit, tantum legis [19] vox
peccatum annuncians et Iram divinam ob oculos ponens terret. Sunt [20] igitur
Apostolorum linguae igneae. Quam Apellationem ab ἐνεργεία
sive [21] opere adeptae sunt: faciunt enim ignea corda et inflammant amore dei
et [22] legis divinae. Porro quemadmodum olim, dum edificaretur turris
babylonica, [23] unicam linguam in plures divisas dispersit deus in
destructione turris Babel, [24] Ita iam plures una copulavit in edificationem
ecclesiae.
[25] [V. 4.]
Discipuli statim coeperunt predicare. Ecce quam nunquam spiritus [26] quiescat,
quam animaverit et confirmarit ipsos Apostolos tam brevi tempore, [27] ut nihil
timerent omnium malorum. Hic ergo impletum est, quod [28] Christus de
παρακλήτῳ
venturo predixerat. Statim ubi demum adest spiritus [29] sanctus, erumpit,
effundit se aliis et audet se mundo opponere pro Christo, [30] nihil timens,
sed ante vitam expositurus quam taceat.
[31] Die
warheit wil nicht geschwigen seyn, wil auch nicht geliden seyn, [32] darumb muß
man den halß daran wagen.
[33] [V. 4.]
Coeperunt loqui variis linguis, prout spiritus sanctus [34] dabat eloqui illis.
Huc disce, non esse in nostris viribus situm Christum
[Seite 470]
[1] recte
predicare. Ita concionandum est, ut spiritus sanctus impellit. Ille [2] solus
est, qui hominum corda penitus cognovit. Corda hominum nemo [3] hominum
cognovit. Ergo spiritus solus corda tangit et accendit.
[4] [1. Chr.
9, 40., 2. Chr. 14, 8.] Filii Beniamin tam certa leguntur Iacula emittere
potuisse, ut ne pilo [5] quidem a prefixo scopo aberrarent, idest Apostoli sua
predicatione nullam [6] non cogitationem hominum attingebant.
[7] 3.
Gruppe.
[8]
Collectanea Philippi Melan:
[9] ex
sermonibus Lute:
[10] 34.1
[? Aug.
1520.]
[Einleitung]
1893
[Seite 470] [
7/8 Collectanea oihmqok Lfkbm: ex rfqnnohctt Kxsf: Wenn man hier für jeden
Buchstaben abwechselnd den in der alphabetischen Ordnung vorhergehenden und den
folgenden setzt, so erhält man die oben angegebenen Worte. Vgl. Einleitung. 20
poena] Darüber von Pol.: dolor pro peccato.]
Für die
Bestimmung des Datums dieser Predigt liegt ein bestimmter Anhalt z. Z. nicht
vor. Doch ist zu vermuthen, daß sie unmittelbar vor den folgenden, in deren
Reihe sie steht, gehalten ist. Über das Jahr, in welchem die Predigten dieser
Gruppe gehalten sind, vgl. Einleitung (zu Gruppe 3).
[11] DE
IVSTIFICATIONE.
1520
[Seite 470]
[12] 1. Nonne
salvat deus, quia promisit?
[13] Nae.
Promisit respectu Χριςου vel operum?
[14] Respectu
Χριςου.
[15] Ergo
fiducia, quod salvet per Χριςόν, iustificat.
[16] 2. Non
quevis simplex credulitas iustificat.
[17] Quia si
simplex credulitas iustificat, consequitur, omnes esse iustos, [18] qui
credunt.
[19] Dicit
ipse, sic iustificat, quod suum opus iustum habet pro iusto.
[20] 3. Si
dicas: poena valet, si quis credat, alias non valitura.
[21] Peccatum
dimittitur, quia facit credens. Tantum sic credere, est [22] exactio.
[23] 4. Dico,
quod non sequitur, quod sit exactio, quia est propositum, ut [24] sciamus, quod
credentibus dimittuntur peccata.
[25] Item:
Esto, sit exactio, tamen est magna compensatio.
[Seite 471]
[1] Ἐνθυμήματα.
[2] Iusticia
est ex fide, idest, opera bona habentur pro bonis, quia peccatum [3] dolenti
dimittitur, quia credit.
[4] Contra
dico:
[5] Multos
dolere eredentes, et tamen peccatum illis non dimitti.
[6] Iudas
credit generaliter, dolens est, tamen ei peccatum non dimittitur.
[7] Persiste
in hoc: Quod conscientia non potest fide historica pacificari.
[8] 35.
[Einleitung]
1893
[Seite 471]
[11. n. Tr.;
19. Aug. 1520.]
Das Datum ist
nur vermuthungsweise als das des Sonntags vor dem Bartholemäustage angenommen.
Daß Luther in der folgenden Predigt noch einmal auf Kapitel 23 zurückgreift,
während er hier bereits mit Kapitel 24 begonnen hatte, erklärt sich bei der
Annahme, daß ihm ein der Behandlung bedürftig scheinender Punkt erst nach der
Predigt eingefallen war. Ein solches Zurückgreifen ist z. B. auch unten in Nr.
50 zu beobachten.
[9]
ΠΕΡΙΤΟΥ ΙΣΑΚΟΥ
ΓΑΜΗΛΙΑΣ.
1520
[Seite 471] [
9 Poliander über γαμήλιας (so!):
celebratione nuptiarum 12 γαμήλιαν 21
suum bis &c. ist Zusatz Polianders]
[10] [1. Mos.
24.] Sacrae litterae eos status, qui boni sunt, iudicant et probant. Quos [11]
non probant, periculum est tentare.
[12] Proinde
hic videtis του Ισάκου
γαμήλια quam diligenter, quam accurate [13]
conscripta sint. Quare quamvis rideantur Nuptiae, tamen videte, ut [14] deum
revereamini.
[15] [V. 2
ff.] Primum hic observa iusiurandum servi.
[16] Quia
Abrahae addictum est semen εὐλογημένον,
super eam promissionem [17] innitens Abraham exigit iusiurandum. Ideo in
femore, quia promissio erat [18] de semine ex femore.
[19] [V. 3.]
‘Non accipi Cananeam’ docet, quam prava isthec natio fuerit. [20] Voluit ergo
Nurum, timentem dei.
[21] [V. 7.]
Premittet ἄγγελον [suum coram te
&c.]. Fidei exemplum.
[22]
Consilium.
[23] Plus
placent mihi, rebus stantibus ut nunc, connubia quam monachatus aut
sacerdotium.
[24] Quondam
martyrum temporibus magis probassem coelibatum.
[25] Coniunx
in his 4. periculis vivit.
[26] 1.
Laborat in periculo egestatis.
[27] 2. Non
est honoratus. Honores sequuntur opes.
[Seite 472]
[ 9 ὁί]
[1] 3. Minus
voluptatum.
[2] 4.
Incomode ex uxore.
[3] Addo:
quod increbrescit et invalescit libido Sodomodorum. Nisi est in [4] Ecclesia,
aut monasterio, ubi verbum dei semper dicitur et tractatur, non [5]
continebitur, non erit castus.
[6] Quod est
bonum quod pulchrum
[7] [Sach. 9,
17.] eius, ‘vinum germinans virgines’.
[8] [V. 54.]
Quod de γαμηλίοις hic
legitur, de epulis, Contra eos dictum est, qui [9] [Jes. 7, 14., Matth. 1, 23.]
hilaritati — οἱ φαρισαῖοι
— nihil admittunt. ‘Ἰδοὺ
παρθένος συνέληψε’
[10] idest, Ecce illa concepit, tamen adhuc virgo est.1
[11] [V. 57.]
Requirenda puellae voluntas: ‘vocemus puellam et queramus voluntatem [12]
eius’.
[13] [V. 7.]
Iuravit mihi deus coeli.
[14] 1. Hic
textus in genesi: ‘Iuravit mihi deus coeli et terrae’, Est unus [15] locus et
insignis, ne dubitemus, ne vacillemus, ut constanter promissionibus [16]
divinis fidamus.
[17] Adeo
certum esse oportet accessurum ad sacramentum, ut plane nihil [18] dubites,
quin effectum sacramenti accipias.
[19] 2. Dei
oculi respiciunt humilia, ita Rebeccam respicit puellam. [20] Adversatur deus
quicquid est sublime et
μεγαλοφρονοῦν.
[21] 3. De
mundo muliebri. Hester.
[22] 36.
[23]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΒΑΡΤΟΛΕΜΑΙΟΥ..
1520
[Seite 472]
24. Aug.
1520.
[ 24 Über ἅλις
ist von Pol. satis geschrieben]
[24]
Περὶ Βαρτολεμαίου
ἱστορίαι εἰσὶν
ἀπόκρυφοι· ἅλις
ἔστω, αὐτὸν
ἐπαινεῖσθαι
[25] κατὰ τὰ τῶν
αποστόλων.
[26]
ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.
[27] [1. Mos.
23.] Ἠκόαμεν2 περὶ
τάφου της
Σάρας.
[28] Questio:
Utrum liceat sepulchrum emi? Et sunt qui accusant Ἑβροντα
[29] Simoniae. Sed nos rem propius intueamur.
[30] [Apgsch.
8, 9 ff.] Fuit quispiam Simon, Samarita, hinc Simonia. Iam adeo late patet [31]
Simonia, ut res templorum etiam venditae dicantur in Simoniam cadere.
[Seite 473]
[1]
Sepulturae non fuerunt quondam consecratae ut modo. Atqui nihil refert.
[2] Sed hoc
spectandum erat, Utrum Simonia sit vendere pecuniis [3] missas, officia.
[4]
Liberaliter serviendum est.
[5] [Luc. 10,
7.] At unde vivendum est? Dignus operarius mercede.
[6] Dico:
Laici debent liberaliter donare τα
βιωφελήματα docentibus
[7] παρόχοις.
[8] Qui
conducunt sacerdotem, ut
λειτουργήσῃ,
inepte faciunt, quamquam [9] debeant quidem dare λαοί.
[10] Vellem
minui iusta funebria et funebres
λειτουργίας.
[11] Missa non
est propter ruditum et barbaros cantus, sed propter [12]
διδάσκειν, ut conveniatur et
audiatur verbum dei.
[13] 37.
[Einleitung]
1893
[Seite 473]
[13. n. Tr.;
2. Sept. 1520.]
Da Nr. 37 und
39 inhaltlich in engem Zusammenhange stehen, glauben wir sie möglichst nahe an
einander legen zu müssen und zwar auf 13. u. 14. n. Trin., zwischen welche 1520
das Festum nativ. Mariae (Nr. 38) fiel. Es ist aber auch die Möglichkeit offen
zu halten, daß Nr. 37 zu Nr. 36 und Nr. 39 zu Nr. 38 gehört.
[14]
ΕΙΣΤΟ ΓΕΝΕΣΕΩΣ
XXIIII.
[15] [1. Mos.
24.] Περὶ ἀλληγορίας
Rebbecae et Isaac.
1520
[Seite 473]
[16] 1. Saepe
admonui, non debere proclives esse ἐς το
αλληγορεῖν.
[17] 2. Et
qui volet ἀλληγορεῖν,
prius historiam exacte teneat.
[18] 3. Item
αλληγορίαι non probant
efficaciter.
[19] 1.
Isaac
Χριςός.
[20] 2.
Rebecca, pinguis, bene habita, τύπος
χριςιανῆς ἐκκλησίας
ἐξ εθνῶν.
[21] Christus
e Sara, idest synagoga, populo Iudaico natus est. Illi Χριςῷ [22] est data Rebecca sponsa, populus gentium.
[23] Ex hoc
differunt Iudei e gentibus, quod Iudeis credite promissiones. [24] Sed rursus
ex Iudeis pauci credidere.
[25] Porro
macilenta est synagoga, et pauci credunt.
[26] At
gentium Ecclesia pinguis est, multi enim crediderunt.
[27] [V. 9.]
Imposita foemori manus a servo.
[28]
Servus, ἀπόστολοι
ἐθνῶν.
[29] Iurat,
se non accepturum τοὺς
νομοδικαίους,
nolentes recipere Χριςόν.
[30]
Foemur,
γενεὰν
Χριστοῦ.
[31] Foemur ἀλληγορικῶς,
γενεὰν Χριστοῦ
κατὰ Θεότητα.
[32] Quia
noster apostolus debuit nasci ex Χριστῷ, sine operibus, Iactans, [33] se tantum fidem predicare.
[Seite 474]
[ 1/2
Symbolum ist Zusatz Polianders 7 Pol. am Rande: elementa
εκκλησία 10
στοιχεῖοις]
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[3] Quia ex
foemore, Symbolum, quod predicet Χριστὸν
ex fide.
[4] Populus
nutriat apostolos, sicut Rebecca potat camelos servi.
[5] Apostolus
donat Inaures et armillas certo pondere, puellam ἔθνη.
[6] Auditus
verbi, verbum fidei: Inaures.
[7] Non sunt
hominum decreta καὶ στοιχεῖα
docenda in εκκλησίᾳ:
[8]
Fides verbum [9] Mores opus [10] non
petantur ex hominum στοιχείοις.
[11] Quantum
iuris habet servus in Rebeccam, tantum habent pontifices et [12] ἀπόστολοι
in ἐκκλησίαν.
[13] Non
fuisset passus Isaac, viciari Rebeccam a servo. Ita nec
Χριστὸς [14] patitur,
Ecclesiam viciari hominum traditionibus.
[15] Quando
vero appropinquandum Χριστῷ in die novissimo, Tunc dicemus [16] [V. 65.] cum Rebecca
‘Quis ille est, qui appropinquat?’
[17] [Ps.
143, 2.] Hic omnes nos, quantumvis iustos, pudebit, et dicendum est ‘Non intres
[18] in iudicium cum servo’.
[19] 38.
[20]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΓΕΝΕΘΛΙΩΝ
ΜΑΡΙΑΣ.
1520
[Seite 474]
8. Sept.
1520.
[ 23 Pol. am
Kopfe der mit De beginnenden Seite: Nasci et renasci]
[21] [Matth.
1, 1 ff.] Liber generationis Iesu Χριστοῦ,
filii David, filii Abraham.
[22] Hoc
ευαγγέλιον audistis in
principio εὐαγγελίου.1
[23] De
beatae Mariae γενεθλίοις
nihil est in scripturis sacris expressum.
[24] [1. Mos.
12, 3.] Huc potest deflecti sententia ‘In semine tuo benedicentur omnes
gentes’. [25] Quia vero redit εὐαγγέλιον,
redibit et sermo, quem ante dixi.
[26] Duplex
nativitas: Nativitas mortis et peccati seu maledictionis.
[27] [1 Mos.
5, 3 ff.] Natura nascimur maledicti. Sic dicit textus in genesi ‘Adam genuit
&c. [28] et mortuus est’, quod est εικός, nasci
nos mortis filios.
[29] In
ευαγγελιῳ
non scribitur mortuis Χριστός, et quamquam
sit mortuus, [30] tamen resurrexit atque ita describitur semper vivens
Χριστός.
[31] Semper
vivens et regnans Χριστὸς describitur.
[32] Per
Χριστὸν renascimur filii
vitae. Sic nascimur.
[33] Non per
liberum arbitrium, non per opera, non per nostros conatus.
[34] Sed
sicut puer in utero seu foetus in alvo non per sua opera nascitur, [35] Sed
patitur se gestari et edi, Ita nos patiendo, non agendo iustificamur, ut [36]
cum περὶ Χριστοῦ
predicatur.
[Seite 475]
[ 3 Pol. am
Kopfe der mit - pitale beginnenden Seite: Mors corporis verus et completus
Christiani hominis natalis est 15 γένεας]
[1] Vin
salvari, vin eripi morti:
[2] Tum
oportet te credere Χριστῷ gignenti,
Insinuanti tibi suum verbum. [3] Est itaque hoc iustificationis principium et
caput et capitale bonum fides, [4] verbo credere.
[5] Et sic
iustificatus, primum exerceberis variis insultibus Carnis et satanae [6] et sic
cottidie renascimur. Nativitas non completur, donec prorsus emorimur.
[7] Mori
carni est nasci spiritui.
[8] Quoad
vivimus hic, enascimur Χριστῷ.
[9] Ita
semper spectanda fides. Hic si sollicitat mors, Inopia &c., cogitem: [10] quid
tum? tamen Χριστὸν habeo. Pereant omnia,
modo Χριστὸς meus mihi [11]
maneat.
[12] Hec
nesciunt qui opera docent. Nihil apud eos solatii aut consolationis [13]
ταῖς ψυχαῖς.
Non est χριστιανόν, si quis
misere adfligatur, velle et optare [14] illud aufferri.
[15] In hunc
modum δυο γενεὰς scriptura
comparat: Alteram mortis, Alteram [16] vitae et gratiae. Ex generatione mortis
Χριστὸς nos per
γενεὰν vitae eripit [17] et edit in vitam.
[18] Homo
Χριστός.
[19] ‘Filii
David’, ‘filii Abraam’, hoc quoque beneficium dei est, quod per [20] hominem
nos redemit, qui esset sanguis et caro nostra, nobiscum communis, [21] nobis
similis, quo alliceret similitudine ad amandum se, nec deterreret. [22]
Generationes 42 significant, oportere nos saepe renasci multis gradibus.
[23] 39.
[Einleitung]
1893
[Seite 475]
[14 n. Tr.;
9. Sept. 1520.]
Zur Datirung
vgl. die Bemerkung zu Nr. 37.
[24] [1. Mos.
25.] IN CAPVT XXV.
1520
[Seite 475]
[25]
Audistis, ut immisceat se Spiritus carni, ubi describit Nuptias &c.
[26] [V. 1.]
Uxorem senex ducit, haec quid ad nos? cur scribuntur?
[27] Quidam
excusarunt Abraam, quod secundo ἐγαμήσατο,
quod hec [28] Cethura sit Ἄγαρ.
[29] Verum
ego haud puto, Cethuram εἶναι Ἄγαρ.
[30] Sed
nuptiae diligenter descriptae sunt, ut significaretur, Nuptias non [31] esse
malas contra canonica iura &c.
[Seite 476]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 3 Pol. am
Rande: Nati mulierum.]
[1]
Περὶ διγαμίας.
[2] Quisquis
est δίγαμος, is non potest consecrari
&c.
[3] [V. 6.]
Iam iuri διγαμίας opponemus
τὸν Αβραάμ. Donavit filios
&c. [4] Notant filios mulierum, quia solus filius Isaac filius Abrahae
dictus est, qui [5] natus est per repromissionem.
[6] [1. Mos.
4, 19 ff.] Alias atrociter animadvertit in carnem, sicut supra in Lamech. 4.
&c.
[7] Alias
connivet misericorditer carni ut hic Abrahae. Isaac est haeres, [8] alii
donantur. Vere filii Χριστιανοὶ
sunt haeredes, vere credentes. Alii [9] iusticiarii donantur bonis horum
temporum.
[10] 40.
[11]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΜΑΤΘΑΙΟΥ
1520
[Seite 476]
21. Sept.
1520.
[ 12 Pol. am
Rande: Vide infra alium sermonem de hoc festo.1 32 Pol. am Rande: Moloch]
[12] [Matth.
2, 1 ff.] Περὶ Ἡρώδου καὶ
μάγων.
[13]
Πρῶτον, Munera attulerunt Magi puero et inopi
contra hominum morem, [14] qui damus potentibus. Adeo
ευαγγέλιον semper et ubique
docet respicienda [15] humilia.
[16] Iam et
vos date inopibus et egenis. Hanc vocem quia adeo negligimus, [17] negligemur
et a deo, ut quia vocem et iussum dei negligimus, deus nos voce [18] et
predicatione et doctrina sua fraudet. Hic recensuit, unde bona sacerdotum, [19]
monasteriorum &c. Instituta hec omnia, ut succurratur
πτωχοῖς.
[20] [V. 8.]
Preterea Ἡρώδης simulat, se quoque regem
illum quesiturum. Ideo
[21] duplices
sunt homines [22] hypocritae Pii
[23] Ἡρωδεῖοι
[24] sua
querentes specie Magi
[25]
λατρείας
[26] Sua enim
querebat occisurus Χριστόν, ne ipse regno
eiiceretur.
[27] [V. 11]
Offerunt [28] Aurum Regi
[29] Thus Deo
[30] Myrrham
morti Χριστοῦ.
[31] Regibus
debetur obedientia. Ita Χριστῷ debetur obedientia.
[32] Moloch
είδωλον prudentia carnis est: huic
non obtemperemus, sed Χριστῷ. Deus est dator omnium bonorum et liberator a malis. Deo
igitur
[Seite 477]
[1] debetur,
quia confiteamur bona ab ipso accepta,
ευχαριστία, et confidamus
[2] nos eripiendos. Myrrha indicat, ut simus emortui ipsis nobis, ne quid usque
[3] nostrum queramus.
[4] Herodes,
et si mortuus sit, tamen eius posteritas magna est, ii qui [5] veritatem
simulant se querere, nec querunt tamen.
[6] Audivimus
hactenus de puero nato, Salutato a pastoribus, a magis.
[7] 41.
[Einleitung]
1893
[Seite 477]
21. Sept.
1520.
Diese Predigt
wird nur der Verschiedenheit des behandelten Textes wegen von der vorangehenden
getrennt, ein Verfahren, das wit der besseren Übersicht wegen immer in der
Sammlung Polianders beobachtet haben. Der Schluß von 40 und der Anfang von 41
weisen aber darauf hin, daß beide von Luther ursprünglich als eine Predigt
gehalten sind.
[8] [Luc. 2,
22.] Sequitur locus de purificatione Ex Luca.
1520
[Seite 477] [
14 χριάνοι]
[9] Ὤφέλιμος
λόγος.
[10] Queritur
quare Maria, cum non fuerit impura, purificata sit. Dixi [11] prius, multa
fecit Χριστός, Item Maria, quibus non
habebant opus ipsi, sed [12] tamen fecerunt nostra caussa. Liberi a lege
fuerunt.
[13] Quando
sumus baptisati, salvati sumus, nec requiritur porro ullum [14] opus. Atque hoc
debuerunt χριστιανοὶ
nosse, ut diligeremus Χριστόν· εὐχαριστῶμεν
[15] Χριστῷ.
[16]
Liberavit nos baptismus ab omnibus legalibus operibus.
[17] Rursum
sumus obnoxii omnibus legibus, omnibus operibus, quia vivimus [18] cum aliis et
aliis sumus obnoxii.
[19] Libertas
est, non, ne operemur, sed ne putemus conscientiae [20] quietandae necessaria
opera.
[21] [V. 22.]
‘Purificationis eorum’, scilicet matris et filii.
[22] Ecce
legi subiecerunt se, quamquam non essent obnoxii.
[23] 42.
[24]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΜΙΧΑΗΛΟΣ.
1520
[Seite 477]
29. Sept.
1520.
[25] Notio
angelorum optima est, non de substantia, sed quod pleni sunt [26] charitate,
εὐχαριστίᾳ et
glorificationum dei. Et hoc est nobis letum, ut [27] fidamus eorum praesidio.
[28] Econtra
mali insidiantur nobis et oderunt et contumeliantur καὶ ὑβρίζουσι.
[29] Ideo cauti simus.
[Seite 478]
[ 1
πιστέως 2 Pol. am Rande: Fides 4 Pol. am
Rande: Opera]
[1] Dixi
nuper1 περὶ πίστεως καὶ ἔργων.
[2]
Πιστις summa est iustificationis et sigillum
baptismus, Quia si credas, [3] iam adeptus es regnum.
[4] Opera
corpori exercendo et serviendo fratribus necessaria sunt.
[5] [Luc. 17,
20.] Regnum dei non venit cum observatione, Sed intra vos est, idest [6] regnum
dei est per fidem, non per opera.
[7] 43.
[8]
ΕΙΣ ΤΗΝ ΜΕΤΑ
ΤΗΝ ΜΙΧΑΗΛΟΣ.
1520
[Seite 478]
17. n. Trin.;
30. Sept. 1520.
[ 12 Pol. am
Fuße der mit Ideo schließenden Seite: Primogenitum deo sanctum 25 (so!), am Rande nachgetragen]
[9] Christus
sponsus est, Ecclesia coniunx. Χριστὸς
foecundat Ecclesiam [10] Ideo primus ecclesiae partus sanctus deo vocabitur.
[11] Et illa
prima iustificatio hominis nemini adscribi potest εἰ
μὴ Χριστῷ, [12] [Luc. 2, 23., 2. Mos. 13, 2.] sponso. Ideo ‘primus
partus sanctus deo vocabitur’. Et illa prima iustificatio [13] operatur deo
εὐχαριστίαν
et gratiarum actionem, gratulationem.
[14] Hic
considera ius primogeniturae.
[15] Ius
primogeniturae, quod facti sumus consecrati deo, Reges, Sacerdotes, [16] per
baptismum. Reges facti omnium creaturarum, ne qua noceant nobis [17] adversa.
[18] [2.
Petr. 3, 18.] ‘Crescite in agnitione Χριστοῦ’.
[19]
Sacerdotium.
[20]
Primogeniti sunt sacerdotes. Sacerdotium est munus, quo licet nobis [21] coram
deo, coram dei oculis consistere et offerre, idest quod quicquid faciamus, [22]
ipse velit gratum habere et oculos suos in nos defigere et intueri ac [23]
protegere. Ideo certe ait propheta:
[24] [Ps. 25,
10.] ‘Universae viae domini Misericordia et veritas’.
[25]
Misericordia, idest gratia, , acceptum, placitum, εὐδοκοῦν.
Veritas, [26] idest revera bonum, idest, quicquid dominus facit est gratiosum
et vere [27] ανυποκρίτως
bonum.
[28] [Luc. 2,
25 ff.] Περὶ Σιμεῶνος.
[29]
Χριστός, Messiah, ὅτι
βασιλεῖς ἐχριοντο.
Alii reges fuerunt uncti extrinseco [30] ungento.
Χριστὸς non est ab homine
extrinsecus unctus, sed a [31] deo intrinsecus.
[Seite 479]
[1] A Christo
oportet habeamus, ut nomen, ita et unctionem. Non est [2]
Χριστὸς extrinsecus unctus,
sed a deo Intrinsecus, Ita nos oportet non extrinsecus, [3] sed intrinsecus,
non ab hominibus, sed a deo.
[4]
‘Χριστὸς domini’ dicebatur non
ab hominibus factus, sed a domino, domino [5] placens in hoc
Χριστῷ, et nos eramus futuri
reges et sacerdotes, ὅτι χριστοί.
[6] [V. 29
ff.] Opera non salvant, sed videre Χριστόν.
‘Nunc dimittis servum tuum [7] domine &c. Quia viderunt oculi mei salutare
tuum, quod parasti’ &c.
[8] [Jer. 9,
24.] Et apud Hieremiam:
[9] ‘In hoc
glorietur homo, quia novit me’.
[10] Quare,
quia per baptismum condonatum est iam peccatum, et recepti [11] iam sumus in
gratiam, et promissa est gratia nobis et salus per
Χριστόν, [12] Sola visio seu cognitio
Christi, quid sit, et cur data sit, confirmat et consolidat [13] conscientiam
et securam facit et hilarem. ‘Salutare’ non hominum [14] [V. 30.] sed dei,
‘salutare tuum’, idest talis salvator, qui aeternum salvat. Salvator [15]
humanus, qui in re temporali salvat. Atqui Χριστὸς
est salvator domini.
[16] [V. 31.]
Quod parasti ante faciem &c.
[17] Ecce
prophetiam, Χριστὸν revelandum et in
gentes. Revelat gentes, [18] idest illuminat gentes.
[19] 44.
[Einleitung]
1893
[Seite 479]
18. n. Tr.;
7. Okt. 1520.
Da Nr. 44
sich ohne erkennbare Lücke an Nr. 43 anschließt und durch Audimus ausdrücklich
auf sie Bezug nimmt, die mit Sicherheit auf den 17. Sonntag n. Trin. 1520
gelegt werden darf, so wird anzunehmen sein, daß Dominica XIX den 19. Sonntag
n. Pfingsten —18. Sonntag n. Tr. meint. Ebenso wird demgemäß die Angabe bei Nr.
45 und 49 zu verstehen sein. Einige Jahre später zählte Poliander. allerdings die
Sonntage post. trinit. Vgl. seine Randbemerkung zu S. 464, 26.
[20] DOMINICA
XIX.
1520
[Seite 479] [
24 multorum] malorum]
[21] Audimus,
summam salutis nostrae esse τὴν visionem et
cognitionem [22] salutaris Χριστοῦ.
[23] [Luc. 2,
33.] ‘Et erant pater eius et mater eius mirantes’.
[24] [V. 34.]
‘Positus in ruinam multorum’.
[25] Quae
sunt erecta, cadent per Χριστὸν
strata. Quae iacent humi, eriget.
[26]
Περὶ σκανδάλων
τῶν ἐκ Χριστοῦ.
[27] Primum
offendit Χριστὸς per suam humilitatem,
ut qui omnium sit [28] salvator, puer, infans, inops, homuncio, infirmus,
imbecillis.
[29] Christum
venturum arbitrabantur cum magno dominatu, magnis viribus, [30] et sic
iudicabat ratio naturalis. Hoc supercilium rationis naturalis pone et
[Seite 480]
[ 15
διό Am Rande: Esaie 33o 22 χρου]
[1]
complectere diversa forma Χριστόν, quam tu
Imagineris. Atque ita labi a [2] superba ratione et humiliari et ascendere
rursus in Χριστόν, hic lapsus [3] foelix
est.
[4] Sic bene
operari, virtus &c. alta sunt, ab his decidendum est, non puta, [5] haec
esse salutaria, sed unicum salutare est
Χριστός.
[6] Tollit
occasionem fiduciae, tollit et occasionem desperationis, sed in sese [7] tantum
confidi vult.
[8] Hec est
via, per quam gradiemini, nec declinabitis ad dexteram nec [9] sinistram.
[10] Iam
infoeliciter labuntur qui ruunt per superbiam, ut Iudei &c.
[11] Ecce
illi ruunt, quibus maxime promissus est
Χριστός.
[12] Petra
scandali.
[13] [V. 34.]
Χριστὸς est ‘signum ᾧ ἀντιλέγεται’.
[14] Oportet
Christo et Christum praedicantibus contradici.
[15] [Jes.
33, 7.] Angeli pacis amore flebunt, διὰ τὸ
πολλοὺς
σκανδαλίζεσθαι.
[16]
Αγγελοι εἰρήνης
εισὶν
απόστολοι
Χριστὸν
ευαγγελίζοντες.
[17] [V. 35.]
‘Ut revelentur ex multis cordibus cogitationes’.
[18] Nisi
Χριστὸς offenderet, nunquam
nos agnosceremus. Tanta est assentatio [19] inter homines, maxime bonos, ubi
fallit species boni, adeo ut nec ipsos [20] nos norimus. Christus ergo revelat
cogitationes cordium, idest confundit [21] naturam &c. et ostendit nos nobis.
[22] Et
pharisaica nequitia declarat se, quom a Χριστῷ offenduntur.
[23] Positus
Christus, ut revelentur φαρισαἳκαὶ
πονηρίαι, ne fallant
simplices [24] et pios.
[25] 45.
[26] DOMINICA
XX.1
1520
[Seite 480]
19. n. Tr.;
14. Okt. 1520.
[27] Ἠκόατε2
περὶ τοῦ Σιμεῶνος
ᾠδῆς, νυνι περι
Χάννης.
[28] [Luc. 2,
36 ff.] De Hanna.
[29]
Diligenter descripsit Lucas et gentem et familiam et nomen et condicionem [30]
Hannae.
[31]
Audistis3 quod dominus Χριστὸς
sit promissus Abrahae, quae promissio [32] verax fuit procul dubio. Eamque
redemptionem voluit dare nisi per orationes [33] quorundam piorum. Itaque
quamquam deus omnia det gratis, tamen [34] vult requiri et orari et peti.
[35] Oportet
fieri, ut sitiamus anxie deum.
[Seite 481]
[ 4 est] et
17 Pol. am Fuße der mit manifestari schließenden Seite: Orari vult deus, ut det
quod promisit]
[1] Phanuel:
apparitio dei, facies dei.
[2] Aser:
beatitudo.
[3] Beati
expectant redemptionem.
[4] Beati
nascuntur ex facie, adparitione, cognitione dei. Iam credere est [5] illuminari
a deo et cognoscere deum, quo sciamus, quid nobiscum deus [6] volet facere.
[7] [Ps. 4,
7.] ‘Signa super nos lumen vultus tui’, idest signa super nos fidem, qua [8]
adpareas nobis.
[9] Quomodo
fit hoc? Sic: quom audio τὴν ἐπαγγελίαν,
Χριστὸν εἶναι
[10] σωτῆρα, tum credo et credens sum illuminatus, habeo
lucem ceu solem [11] orientem.
[12] Sic
omnis anima est Φανούηλος
filia.
[13] Iam hic
vide, quomodo illi Simeon et Hanna non sua quesierint, sed [14] aliorum
salutem, pro redemptione orantes.
[15] Et non
oremus, quamquam filii simus, quamquam salvati simus, [16] tamen oremus
salvari.
[17] Item
oremus, Χριστὸν manifestari.
[18] 46.
[Einleitung]
1893
[Seite 481]
[19. n.
Trin.; 14. Okt. 1520.]
Der geringe
Umfang der Nrn. 45, 46, 47 und das Fehlen einer Zeitbestimmung oder eines
andern Zeichens für den Beginn einer neuen Predigt machen es wahrscheinlich,
daß Luther in seiner Behandlung der evangelischen Geschichte (vgl. Einleitung
S. 322) über die drei verschiedenen Texte in derselben Predigt geredet hat. Wir
setzen daher zu Nr. 46 und 47 das Datum von Nr. 45.
[19] [Matth.
2, 15.] EX AEGIPTO VOCAVI FILIVM MEVM.
1520
[Seite 481] [
19 Pol. am Kopfe der mit Ex beginnenden Seite: Scripturae locus non simpliciter
citatus videtur. 23 Παῦλ.]
[20] Agite
vos docticuli, unde et quomodo Mattheus hanc sententiam producit.
[21] Dixi
saepe, oportere μίαν καὶ ἁπλοῦν
γνωμὴν εἶναι τῆς
γραφῆς.
[22] Atqui
hec sententia ‘Ex Aegipto’ dicitur περὶ Ἰσραηλος
λαου, obscura [23] [Gal. 3, 13.] res est adeo, utcunque
explicabo. Itaque dico, quod sicut Παῦλος
‘Maledictus [24] qui suspensus est in ligno’, illa sententia est communis
omnibus suspensis.
[25] [5. Mos.
21, 23.] Moses de omnibus dixit, at Paulus adplicat proprie ad
Χριστόν, sed [26] tamen
Χριστὸς comprehensus est in
illo communi λογισμῷ ‘suspensus’.
[27] Ita hic
de omni Israele dictum est ‘ex Aegipto vocavi filium meum’, [28] ergo et
Christum.
[29] Et sic
in hoc credo, quia Mattheus Χριστὸν
hominem ανθρωπικῶς
[30] describit, Ideo in illo communi ponit.
[Seite 482]
[1] 47.
[2] EX LVCA.
1520
[Seite 481]
[1] [19. n.
Trin.; 14. Okt. 1520.]
[ 4
μαθαῖος 6 doctor 7 scilicet in ipsis ist Zusatz
Polianders]
[3] [Luc. 2,
40.] ‘Puer proficiebat, et erat plenus spiritu et sapientia’ &c.
[4] Sic a
principio distinximus εὐαγγέλια, ὅτι
ὁ Ματθαῖος
γράφει ἄνθρωπον,
[5] Μάρκος
βασιλέα,
Λουκας ἱερέα, Ἰωάννης
θεον.
[6] ‘Ἱερέως
ἐστί, doctorem in templo,
mediatorem esse &c. Christus est inter [7] sacerdotes, quare? Quia nihil
est [scilicet in ipsis]. Sint leges, sint doctrinae [8] qualescumque, nisi in
medio Χριστὸς sit. Nihil est,
qualescumque leges, [9] qualescunque sint operae, nisi fides in Christum animet
leges.
[10] Sepe
dixi, oportere χριστιανὸν
εἰδέναι, quod
χριστιανὸς est supra
omnes leges. [11] Est et infra omnes leges.
[12] Christus
erat obnoxius matri, At cur hic non obtemperat? Ecce [13]
Χριστὸς sic leges transilit.
[14] Rursum
postea obtemperavit parenti Χριστός.
[15] Itaque
Χριστὸς obtemperat, non
obtemperat. Sic nos χριστιανοὶ
et liberi [16] sumus et servi sumus.
[17] Noluit
esse sub lege, ut significaret per opus legis non iustificari. Per [18] fidem
fit, ut homo plane nihil praeterea debeat, ergo non est sub lege.
[19]
Christianus non est sub lege, ut Χριστὸς
non obtemperabat.
[20] 48.
[Einleitung]
1893
[Seite 482]
[20] [21. n.
Trin.; 28. Okt. 1520.]
Die
Zeitbestimmung ergiebt sich aus dem Zusammenhang dieser mit der folgenden,
sicher datirten Predigt.
[21]
ΕΙΣΓΕΝΕΣΙΝ.
1520
[Seite 482] [
32 Am Rande: mansiones]
[22] [1. Mos.
25, 23.] Maior serviet minori. Prophetia impleta, quia ex Iacob populus [23]
regnavit. Quomodo impleta spiritualiter, audietis.
[24] Quomodo
nati infantes
[25] Iacob,
Essau.
[26] Essau,
factor, Ein thetter, πράκτης.
[27] Iacob,
calx, supplantator, Et quia arripuit fratrem calce et quia [28] supplantavit.
[29] Vide
iudicium dei, quicquid se exaltat, id oportet humiliari: Essau, [30] Cayn,
exaltabant se, ideo humiliabantur. Sic fit, quod fere parentes illuduntur [31]
spe filiorum.
[32] [V. 27.]
Iacob mansit in tabernaculis. Tabernacula nominat γραφὴ
μονάς, habitacula, [33] ut significetur, vitam esse
peregrinationem.
[Seite 483]
[ 6 Pol. am
Fuße der mit primogenita schließenden Seite: Tabernacula in scripturis 7 Iacob
ist von Pol. über durchstrichenem mater gesetzt 10/11 Pol. am Rande: obscure
locutum esse. 27 Am Rande: tandem palam fit.]
[1] Vide:
connivet deus ad τὸ σαρκικόν, quod
Isaac diligit Essau et [2] praefert Essau τῷ Iacob.
[3] Hic eciam
fides observanda Mulierculae τῆς , que fisa verbo [4]
‘Maior serviet minori’ audet eciam se viro opponere.
[5] Sequitur
de primogenitis.
[6] Cogita,
utrum sit Simonia emere aut vendere τὰ primogenita.
[7] Item
disputatur: Mater ne an [Iacob] emendo fecerit. Nam illum constat [8] [Heb. 12,
16.] peccasse vendendo, ad Hebreos. 12. Iam nec Simoniam credo.
[9] Ἀλληγορία.
[10] Dixi, in
his duobus fratribus magnam rem et terribile iudicium αἰνίττεσθαι.
[12] Uterus
Rebeccae figura fuit uteri, idest verbi dei.
[13] Uterus
verbum dei et potissime promissionis verbum, quia nemo potest [14] salvari,
nisi in utero illo gestetur verbi dei seu promissionis divinae.
[15] Duo
populi sunt, qui de verbo disceptant. Nec disceptant de rebus [16] caducis, sed
de regno, de hereditate.
[17] Esaitae,
Operarii.
[18] Iacobi,
Credentes.
[19] Operarii
se iustos predicant per opera et ad se trahunt
γραφήν, Iacob [20] repugnat.
[21] Hanc
pugnam solus deus iudicat dicens ‘Maior serviet minori’. Et [22] hec consolatio
omnium nostrarum θλίψεων.
[23] [V. 25.]
Essau rubet.
[24] Et alias
dixi discrimen operariorum et credentium: Operibus cor non [25] purificari. Ita
Essau cruento corde est et terreno, hirsutus, Corde fallaci, [26]
unfreundtlich.
[27] [V. 26.]
Iacob plantam arripit.
[28] Iacob
potentia, manu adripit plantam, potentiam regnandi, et subigit [29] regnantem
et calcantem αὐτὸν Essau.
[30] 49.
[31] KYPIAKHI
XXIII.1
1520
[Seite 483]
[30] 22. n.
Tr.; Nov. 1520.
[32]
Audistis2 admirandum iudicium dei de Essau et Iacob, et
[33] Quomodo
hic iudicetur pugna fidelium et iusticiariorum.
[Seite 484]
[ 8 proter 11
Pol. am Rande: κτείνω occido. 12 ἐυαγγελον
13 τηρευτής Pol. am Rande: Deest
aliquid ut quem iusculo pascit
Hinter γαστρὸς das Zeichen ||
für die Einschiebung]
[1] Nam qui
in Credentium numero non sunt, qualescunque sunt, nihil sunt.
[2]
Ostenditur eciam, quod eciam si regnent hic Essauitae, tamen calcem [3]
excipiunt ipsi manu nec leduntur.
[4] Hic
discite, ne quis fidat suis donis, qualiscunque sit.
[5] Essau
primogenitus et rex et sacerdos erat futurus, atqui reiectus est.
[6] [V. 29.]
Essau redit a venatione.
[7] Locum
hunc tractavit ἐν ἐπιστολῇ πα῾᾽ ἑβραίοις.1
Et nos sacerdotes [8] sumus, qui propter voluptatulam temporalem, per avaritiam
vendimus [9] primogenita. Fit rubens Essau, amans temporalium.
[10]
Essauitae temporalium amore, Amittentes ius primogenitorum, non [11] defendentes
Euangelium, λαὸς νόμου,
θηρευτὴς ἢ ἐργάτη
ἢ κτείνων εὐσεβεῖς,
[12] ἐπώλησε πρῶτα·
εὐαγγέλιον
ταρίχου, ὅτι
επαγγελίας
προσκαίρους
προσεδόξα.
[13]
Λαὸς νόμου
θηρευτὴς
κακει επώλησε
τὴν τιμην
αυτοῦ, γαστρὸς,
pascit, [14] et hunc servaturi remittunt primogenita.
[15] [1. Mos.
26.] XXVI. Caput.
[16] Hic
videtis, ut sanctos suos exerceat deus. Vult enim semper pendere [17] ex se,
vult peregrinare hic, non ita, quasi rectam sedem habeant.
[18] [V. 2.]
‘Deus apparet Isaaco’. Et ecce, quam prope sit deus iis, quos diligit. [19]
Atque hic discamus, quam sit Impossibile deseri credentes, quia credidit [20]
Isaac, ideo adiutus est a deo.
[21] Ubi deus
benedicit, fieri non potest, quin maledicant [22] homines.
[23] 50.
[Einleitung]
1893
[Seite 484]
[23. n.
Trin.; 11. Nov. 1520.]
Die Datirung
ergiebt sich aus dem Zusammenhang mit Nr. 49. Für die Abgrenzung derselben von
der voraufgehenden war der Umstand maßgebend, daß Luther noch einmal auf
Kapitel 25 zurückgreift, nachdem er bereits Kapitel 26 begonnen hatte. Es ist
wahrscheinlicher, daß er dies am Anfang einer Predigt that, als in der Mitte
oder am Ende derselben. Vgl. Nr. 35 und 36.
[24] [1. Mos.
25.] Allegoria περὶΕσσαυ
καὶ Ιακωβ.
1520
[Seite 484]
[25] Nostra
iusticia est posita in fide promissionis divinae et promissionis [26] verbo
velut utero portatur.
[Seite 485]
[ 3 Pol. hier
am Fuße der Seite: Promissionis verbo tanquam utero portamur 10 Am Rande:
moribundus, diffidens, conscientia adflicta 10/11 ἐπαγγελία
bonorum terrae ist Zusatz Polianders 13 terestrem 18 ἐυθροι
21 Pol. am Rande: Signa in sole luna et stellis 24 Am Rande: destituuntur
praemio]
[1] 1. Isaac
deus.
[2] 2. Essau
populus Iudaicus, dimittens benedictionem, primogenita, [3] Euangelium.
[4] 3. Iacob
populus gentium ecclesiae, accipiens Euangelium, benedictionem, [5]
primogenita.
[6] 4
μητηρ αὐτὴ
γραφή.
[7] [V. 34.]
Iam vendit Essau fratri pro offa primogenita.
[8] [V. 29.]
Essau erat fessus. populus Iudaicus erat impatiens, non faciens [9] legem, non
habens fidem. Iam qui sine fide legem facit, Aven et amal facit.
[10]
Ταρίχος ἐρυθρωθείς,
doctrina divinitus prodita [ἐπαγγελία
bonorum [11] terrae], ἐπαγγελία
futurarum rerum, quae erant significatae illis rebus presentibus [12]
terrestribus.
[13] Iudei
faciunt promissionem terrestrem.
[14] Iacobei
intelligunt promissionem aeternarum [rerum].
[15] Τὸ ἐρυθρόν
significat, doctrinam carnaliter intelligi.
[16] Τὸ ἐρυθρόν
In plagis Aegiptiis significat scripturas ad carnem detortas.
[17] [Matth.
27, 28.] Sic cum Χριστὸς indueretur
πορφυρᾷ.
[18] Ἐρυθροί·
κήρυκες, predicatores operum.
[19] Sic
aquae iam in Christianismo cruentatae sunt.
[20] Doctrina
cruentorum operum est.
[21] Sol
obscuratus, Χριστὸς obscuratus.
[22] Luna,
ecclesia, cruentata est.
[23] Stellae,
Sancti de coelo cadunt.
[24] Sancti,
qui baptisati sunt, excidunt, diripiuntur καὶ
καταβραβεύονται.
[25] Venator
Essau: doctor populus Iudaicus.
[26] Οἰκότριος
Iacob: fidelis non discurrit extra
γραφήν.
[27] [1. Mos.
26, 4.] ‘In semine tuo benedicentur omnes cognationes terre’.
[28] Filii
Abrahae, quotquot credunt.
[29] Toties
repetitur promissio, atque ibi videmus inculcari promissiones.
[30] Isaac in
hoc descriptus, ut fides eius spectetur peregrinantis ac discurrentis [31] per
terram.
[32] Wir
mussen gelassen sein, wie es got mit uns schafft, das wir es alßo [33] leiden.
[34] [1. Mos.
26, 18 ff.] Quot putei obruebantur, tot rursum fodiebant. Hoc τούτῳ
significatum [35] est: quicquid nobis eripiant adversarii, cedamus et laboremus
alia.
[36] [Spr.
16, 7.] ‘Si domino placuerunt viae hominis, Eciam inimici eius ad eum
convertuntur’.
[Seite 486]
[1] 51.
[2]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΑΝΔΡΕΙΟΥ
1520
[Seite 486]
30. Nov.
1520.
[ 2
ΕΙΣ] ἐκ 9 ἀλλεγορίαι
25 Pol. am Kopfe der mit Ibi beginnenden Seite: Triplices fontes]
[3]
Celebramus festum Andreae. Historiam omitto. Alias scitis, apostolos [4] multis
τυποις in veteri testamento, in novo quoque descriptos,
sed paucis [5] ac parce.
[6] [1. Mos.
26, 19 ff.] IN GENESIM.
[7] Audivimus
de Isaac. Non vult deus, ζηλωτὴς
ὤν, alio vel aliunde [8] pendere suos, quam ad se et a
se, ideo vult peregrinari et iactari hinc inde [9] τον Ἰσαακ.
Sunt autem in hac historia πολλαι
αλληγορίαι.
[10] Rebecca
figura verbi seu sapientiae dei.
[11]
Sapientia dei seu veritas non gustatur nisi ab eo, qui se ei proprie [12]
addicit.
[13] Nemo
potest iustificari, nisi toto corde credat verbum dei. Non patet [14] autem,
quod animae sic sit coniunctum verbum, Nisi aliquando aliqua significatione
[15] hilaris et fortis spiritus.
[16]
Περὶ πὴγῶν.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[20] [Matth.
17, 4.] Sic et apud Mattheum. ‘Mosi unum, Heliae unum’ &c.
[21] {Mosi
predicatio Est predicare legem et opera externa, [22] {Heliae legis ad spiritum
expositio, [23] {Χριστοῦ
ευαγγέλιον.
[24] Sic
invenimus nos obnoxios peccato ad mala affectu rapi.
[25] Ibi lex
superveniens praecipit displicentia, prohibet placentia. Sic Mosis [26]
fulgurantem faciem non fert populus.
[27] Quando
de lege tantum dicitur, non fiunt homines meliores, in spetiem [28] fiunt bona
opera, atqui nec dum sunt pura corda.
[29] De
fontibus 3.
[30] [V. 19
f.] Et hic fons primus est, qui obruitur coeno et luto, spetiosis operibus,
[31] et quando revellitur lutum, tum irascuntur homines, dolent sibi dici, quod
[32] faciendo legem non fecerint.
[Seite 487]
[ 11 Pol. am
Rande: In fine capitis 26ti. 14 gentileis 16 quin] quia ]
[1]
ΗΛΙΟΥ,
[2] [V. 21.]
Cuius predicatio est spiritalis. Hic velum Mosi detrahitur, et hic fons [3]
secundus est, de quo litigatur perpetuo a condito mundo usque ad finem [4]
mundi.
[5] Helias
dicit, omnes nos similis esse, omnes nos pariter peccatores esse. [6] Atqui
haec non ferunt ὑποκριται.
[7] Christi
[8] [V. 22.]
predicatio postrema est, ea est latitudo, delectatio, voluptas in lege per [9]
εὑαγγέλιον.
[10] [Matth.
11, 28.] ‘Venite ad me omnes, qui laboratis et onerati estis’ &c.
[11] [V. 34 f.]
De duabus uxoribus Essau.
[12] Non
probat διγαμίαν, non probat et
familiam. Hic ostendit γραφή, [13] quod Essau
superbierit et se habuerit pro principe. Ostendit hic
γραφή, [14] quod fuerit in Essau parentum contemptus
et superbia, quod duxerit gentiles [15] contra maiorum voluntatem.
[16] Non
dubium est, quin aliquid in nuribus displicuerit, quod ad cultum [17] dei
pertinuerit.
[18] Superbae
fuere et forsan εἰδωλολατρίδες.
[19] 52.
[Einleitung]
1520
[Seite 487]
[1. Advent;
2. Dez. 1520.]
[ 25 Pol. am
Rande, neben βέβηλος: impurus, prophanus]
Es ist nur
Vermuthung, daß Luther an dem 1. Adventssonntage, der zwischen Andreae und
Barbarae fällt, gepredigt habe; ebenso, daß der Anfang der Auslegung eines
neuen Kapitels mit dem Anfang der Predigt zusammenfalle. Andernfalls würde die
Predigt am Andreastage zu umfänglich erscheinen.
[20] [1. Mos.
27.] Senuit Isaac.
1520
[Seite 487]
[21] 1.
Primum. In hoc capite est cernere horrendum dei iudicium, quia [22] aliquandiu
connivens, postea punit, ita ut veniae spem adimat. Sic Essau [23] vivens sine
timore dei, certo se putabat fore heredem εἰλογίας,
sed eluditur, [24] offenderat patrem, superbierat, hic punitur.
[25] [Hebr.
12, 16.] Paulus ad Heb. 12. ‘Ne quis sit in vobis
βέβηλος’, contemptor promissionis [26]
&c., sine timore &c.
[27] Beatus,
qui in omnibus timet deum.
[28] [Hiob 9,
28.] Iob ‘verebar omnia opera mea’. Et huiusmodi securi et sine timore [29]
sunt Essauitae: Iusticiarii, operibus fidentes.
[Seite 488]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit Non beginnenden Seite: Securitas nostra quae 7 Pol. am Rande:
Opus Esau bonum 20 Pol. am Rande: Lu. 23 30 Pol. am Rande: Spiritus]
[1] Non est
enim usquam securitas ponenda in ulla re nisi ἐν τῇ misericordia [2] dei.
[3] Omnis
vita nostra iudicio dei obnoxia est. Iudicii metus impellat ad [4]
misericordiam.
[5] 2.
Horrendum est iudicium, quia deus non respicit opus, quantumvis [6] splendidum.
[7] Essau
obtemperat patri venans: obedientia adeo ne nihil valet? dico, [8] quod nihil
valet ullum opus Impuri cordis: opus, quod non fit in recta [9] fiducia in
deum.
[10] Sic
cogitabat ὀ Ἐσσαυ: Ego sum primogenitus, mihi debetur
benedictio. [11] Atque ita fidebat rebus, creaturis, non purae misericordiae.
[12]
Obtemperat Iacob matri, sed timens.
[13] 3.
Timor.
[14] Sed hic
queri potest: Quomodo sic decipi potuit Isaac? cum vocem [15] discriminatim
cognoverit.
[16] [V. 23.]
Sed textus apertus est, Isaac non cognovisse eum.
[17] Opera
dei adeo saepe sunt occulta et mirabilia, ut plane iudicari a [18] ratione non
possint.
[19] Sic
eciam cum nobiscum agit deus, ut in morte: ibi quis rationis [20] [Luc. 23,
46.] usus? sed simpliciter ignorans dicit ‘pater in manus tuas commendo
spiritum [21] meum’.
[22] Atqui
observa simplicitatem spiritus τοῦ Ἰσσαακ.
[23] Ergo sua
Isaacum simplicitas fefellit?
[24] Potest
et alia caussa esse falsi Isaaci: vehemens et constans fides [25] Rebeccae.
[26] Iam hic
aliud est. Cur non revocat benedictionem? Immo eciam [27] [V. 33.] confirmat
‘et erit benedictus’. Hoc opus est spiritus sublime.
[28] Sensit
spiritu, quod oportuit firmam in eo benedictionem esse, qui [29] benedictus
erat.
[30] Certa
quedam spiritus sensio est, quam sequentes
πνευματικοὶ
non [31] errant, ut sciunt, se vere non errare.
[32]
Primogeniturae duplex privilegium.
[33] Regnum
Sacerdotium
[34] puniens
docens
[35] metuens
benedicens
[36] maledicens
[Seite 489]
[1] 53.
[2]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΒΑΡΒΑΡΑΣ.
1520
[Seite 489]
4 Dez. 1520.
[3] Nolim
tantum festorum esse. Et quia est inutile festum, volo et inutilem [4] sermonem
dicere.
[5] De
Castitate.
[6] Satis
saepe admonui, displicere mihi votum castitatis. Et malim statim [7]
γαμεῖν Iuvenes.
[8]
Memorabilis est doctrina de consiliis, quae fingunt esse xij. Ego vero [9]
tantum unum aio consilium Coelibatus.
[10] Unicum
est consilium coelibatus, quem ego quoque valde predico, sed [11] nemini temere
consulo. Ac principio quidem dicam, quomodo in primitiva [12] [Offenb. 14, 4.]
ecclesia fuerit. Fuere virgines &c., quas peperit εὐαγγέλιον.
[13] 54.
[Einleitung]
1893
[Seite 488]
4. Dez. 1520.
Diese Predigt
ist allem Anschein nach nur ein Theil der vorangehenden vom Barbaratage, wird
aber wegen des neuen Textes davon abgesondert.
[14] [1. Mos.
27.] Περὶἱστορίας Isaac,
Rebecca, Essau et Iacob.
1520
[Seite 489]
[15]
Scriptura duo testamenta seu duos populos describit.
[16] {Alterum
testamentum dicitur lex,
[17] {Alterum
dicitur gratia.
[18] Duo
populi: Maior, legis populus,
[19] Minor, gratiae
populus.
[20] Illa duo
testamenta, Illi duo populi sunt a principio mundi usque [21] ad finem nec
mutantur iuxta tempora, sed iuxta corda.
[22] Populus
legis sunt, quotquot operantur et operibus iustificari se [23] confidunt, et
horum conditio adeo spetiosa et plausibilis est, ut revelli [24] opinio non
possit, quia sunt alicubi scripturae, quae iubent operari &c.
[25] Populus
gratiae, populus deo confidens. ‘Iusto non est lex posita’. [26] Huius populi
pauci sunt. Pauci sunt enim, qui nihil operibus tribuunt et [27] sciunt, se
operari, non ut iustificentur per ea, sed libere et liberaliter et [28] hilari
corde, gestientes gratias agere καὶ
ευχαριστεῖν
θεῷ, qui et Χριστὸν
[29] et omnia in Christo et cum Christo dedit.
[30] Sicut et
Christus statim a puero fuit certe iustus. Sed postea operatus [31] est, non ut
iustificaretur, sed quia iustus erat, et ut serviret proximis, [32] [Gal. 4,
4.] ‘factus sub lege’, cum sub lege non esset.
[33] Essau
populus legis est, Iacob populus gratiae.
[34] [V. 10.]
Essau hirsutus est, idest cordis tumidi, superbi, Iracundi, conscientiae [35]
inquietae.
[Seite 490]
[ 11 Pol. am
Rande: λημάω oculis laboro 12
μέλλεν 19 Pol. hier am Fuße der Seite: In fine
temporum oculi Isaac, idest dei, caligant 21 Pol. am Rande: psal. 110 35 Pol. am
Rande: Ia Timo. 1o Τιμόθεα]
[1] [V. 1.]
Senuit Isaac.
[2] [V. 5.]
Essau abit venatum, idest predicatum, cum sagittis suis, idest verbis. [3]
Scriptura venatio, ferae homines feri, qui legis metu adiguntur ad facienda [4]
opera in spetiem bona.
[5] Deus
senescit et coecutit.
[6] Quia deus
sic connivet ad pugnam duorum populorum, quasi non [7] [Ps. 11, 5.] videat, cum
tamen maxime videat, unde illud psalmi ‘palpebrae’ &c.
[8] Εἰδέα
θεοῦ ἐστι κατὰ
τὸ φανεῖν
καρδιῶν ἡμῶν.
Χριστὸς adparuit [9] [Luc.
24, 13 ff.] discipulis iuxta cor eorum. Ipsi peregrinabantur animo, ergo et
Christus [10] [2. Mos. 19, 9.] peregrini spetie adparuit. Sic in Sina.
Προφητεία·
νυνὶ μάλιστα
δοκεῖ [11] γηράσκειν
καὶ λημᾶν ὁ
θεός, ὃτι νυνὶ
μάλιστα, ἐν
τέλει χρόνων, τὰ
εσσαυιτικὰ
[12] καὶ νομικα
διδάσκεται.
Προφητεία·
μέλλειν ἐν
χρόνων τέλει
τον [13] Ἰσαακ
λημήσκειν.
[14] Mater
Rebecca: verbum promissionis, quia apud ipsam Rebeccam [15] erant promissiones.
[16] [V. 6
ff.] Haec prorsus abolet, quicquid est operum. Sic ait ‘Audivi loquentem [17]
patrem cum Essau et iubentem venari. Tu vero vade in stabulum et [18] adfer
hedos’.
[19]
Praedicator Euangelii mittitur non ad feras, sed ad cicures, quia lex [20]
facit ferocientes operarios. Euangelium Cicures, spontaneos, voluntarios, [21]
[Ps. 110, 3.] liberales , credentes facit.
[22]
Εσσαυ ἐστιν ἄνθρωπος
θηρευτής,
τουτέστι ποιῶν
θηριώδη ἔργα.
[23] Ιακωβ ἐστι ἄνθρωπος
ἄγνους
προφέρων,
τουτέστι
προφέρων ἔργα
[24] ἑκούσια, idest
voluntaria.
[25] [V. 15
f.] Vestes Essau induit Iacob et de hedis vellera.
[26] Idest,
Iacob incipit operari, fit sub lege, subiicit se legi, liber quidem [27] est,
sed servit sua sponte.
[28] Ideo
levis est, idest iam quietae conscientiae et liber.
[29] Sed
induit hedorum vellera, fit similis operario in speciem.
[30] [1, Cor.
9, 21.] Subiicit se legi. ‘Cum non essem sub lege, factus sum [31] sub lege’.
[32] Essau
naturaliter cutis hirsuta est, quia non est nisi operarius.
[33] Iacob
induit ceu alienum, vellera, quia non est operarius, sed liber spiritu.
[34] Vestes
bonae bonae sententiae legis, operarii legem quidem bonam [35] habent, sed ipsi
male utuntur. Ad Τιμόθεον ‘Scimus, quod
lex quidem bona [36] [1. Tim. 1, 8.] est, si quis legitime utatur’.
[Seite 491]
[ 14 Pol. am
Fuße der mit dei schließenden Seite: Vox et manus Iacob]
[1] [V. 22.]
Isaac iudicat tantum secundum vocem, manus similes sunt Essau.
[2] Et Isaac
quidem cecutit, quia deus videtur interim connivere ad pugnam [3] operariorum
et iustorum credentium.
[4] [V. 24.]
Iacob se dicit esse primogenitum. Ecce nonne mentitur? Ita certe [5] videtur
operariis mentiri, fides et conscientia non mentitur.
[6] Iam et
Iacob metuit, quia fideles timentes sunt dei, Cum isti Iusticiarii [7]
praesumant.
[8] Sed
consolatur et cohortatur ἡ Ῥεβεκκα, idest Verbum
Ευαγγελίου [9]
καὶ εὐαγγελία.
[10] Opera
sunt similia: manus Iacob sunt manus Essau. Vox non est [11] eadem. Quia et
predicatio et confessio conscientiae alia est.
[12] Essau
legem predicat, Iacob misericordiam et bonitatem dei. Vox [13] Essau laudat
suam iustitiam. Vox Iacob laudat dei misericordiam et iusticiam. [14] Enarrat
gloriam dei.
[15] 55.
[16]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΣΥΓΚΥΗΘΕΙΣΗΣ
ΜΑΡΙΑΣ.
1520
[Seite 491]
8 Dez. 1520.
[ 16 Pol. am
Rande: κυέω concipio, κύημα
foetus 33 Pol. am Fuße der mit Moses schließenden Seite: Magnitudo originalis
peccati]
[17] Dies hic
festus est conceptioni Mariae.
[18] Et ne
nihil dicamus, pauca tractabimus de peccato originali.
[19] Omnes
doctores disputarunt de peccato originali, sed nemo adsequi [20] potest nec
eloqui eciam.
[21] 1. Si
quid adseritur, si videat malum suum.
[22] 2. Esto,
multa verba in hac re perdiderint, de privatione iusticiae [23] originalis
&c. Arbitror, authores huius festi ne intellexisse quidem τὸ
[24] γενέθλιον peccatum.
[25] 3.
Intellecturi peccatum originale, conferamus legem et naturam.
[26] 4. Sicut
nemo legem adsequitur, ita nec naturam penitus introspicit. [27] [Ps. 19, 13.]
Sic psal. ‘Delicta quis intelligit? Ab occultis meis munda me’.
[28] 5.
Proinde nemo magnitudinem originalis peccati putet se velle [29] cognoscere.
[30] [Röm. 7,
7.] 6. ‘Concupiscentiam nesciebam esse peccatum’. Ecce Paulus ait, non [31]
posse cognosci peccatum, nisi lege docente. Ratio non adsequitur, peccatum [32]
esse τὸ πάθος
γενέθλιον.
[33] [1. Mos.
6, 5.] 7. Profunda est malicia originalis. Sic ait Moses ‘Sensus et cogitatio
[34] humani cordis prona ad malum omni tempore’.
[35] 8. Homo
sic sui amore tenetur captus, ut in omnibus parvis ac magnis [36] voluptatibus
rerum externarum et virtutum sua querat.
[Seite 492]
[1] 9. Ergo
quicquid est contra legem dei, scias peccatum originale esse.
[2] 10. Porro
et hic disputatur περί Μαρίας,
utrum sit sine peccato originali [3] concepta, idest, utrum talis foeditas et ἐνεργεία
peccati, amor sui, [4] diffidentia, fuerit in Maria.
[5] 11.
Audistis quidem, amplissimam in ea fidem fuisse, sed utrum sic [6] concepta sit
in tali gratia, Ego non pronuncio, nec res huiusmodi est, e qua [7] meliores
fuerint facti homines.
[8] Nos
discamus novisse peccatum nostrum, id quod salubrius est [9] exquirere, quam
tales inutiles questiones καὶ
μωρολογίας.
[10] 56.
[Einleitung]
1893
[Seite 492]
8. Dez. 1520.
[ 15 Am
Rande: In Essau non tam suave olentia sunt opera 16 Pol. am Rande: 2a corin:
2o]
Diese Predigt
gehört wahrscheinlich mit der vorhergehenden eigentlich zusammen. In der
Handschrift ist sie von ihr durch einen Schlußstrich und einen etwa drei Zeilen
breiten Zwischenraum getrennt.
[Text]
1520
[Seite 492]
[11] [1. Mos.
27.] Audistis de Essau et Iacob, quod Essau sit populus legis, iustus in [12]
spetiem, intus impuro corde, Id quod est peccatum originale.
[13] Atque
hec scripta sunt, ut sciatis discrimen operum.
[14] Nam mala
sunt, que sunt impuri cordis, quantumvis bona videantur,
[15] [V. 27.]
Vestes Iacob sunt bene olentes, sic opera fidelium suave olentia sunt.
[16] [2. Cor.
2, 15 f.] Hinc Paulus ‘Nos εὐωδία
sumus Κριστοῦ, aliis ad vitam, aliis ad
mortem’.
[17] Christus
spargit nidorem in mundum, unde alii enecantur, alii [18] vivificantur.
[19] Fidelium
opera proficiscuntur ex humili corde et mansueto.
[20]
Essauitarum opera ex superbo et iracundo.
[21] [V. 28
f.] Εὐλογία
[22] Hec
εὐλογία est retributionis
benedictio, quod ideo dico, quia alia est [23] inicians, alia retribuens
gratia.
[24] 57.
[25]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΔΕΥΤΕΡΑΝ ADVENTVS.
1520
[Seite 492]
9. Dez. 1520.
[26] [1. Mos.
27, 28 f.] De benedictione Isaac. Sicut Benedictio τῷ Abraham, spiritualiter [27] est intellecta, a deo audita,
ita hec benedictio est spiritualiter intelligenda. [28] Nam ex illa omnes
benedictiones proficiscuntur.
[29] [V. 28.]
Det tibi deus de rore coeli, idest det tibi deus posteritatem, non [30] de
carne et sanguine, sed de rore coeli, de verbo dei. Sicut ros de coelo
[Seite 493]
[ 33 Pol. am
Fuße der mit amantes schließenden Seite: Essau Iugum excutit]
[1]
descendit, sic descendat posteritas tua, populus tuus de coelo: sit populus [2]
non secundum carnem, sed secundum spiritum, e verbo dei natus.
[3] Nulla
enim res creata, nullum opus, nulla lex iustificat, sed solum [4] verbum dei,
id est det deus fidem.
[5] [V. 28.]
Det de pinguedine agri, idest det fructus fidei, idest opulentiam [6] spiritus,
intelligentiam spiritus, ενεργειαν
spiritus, bona opera, veram et [7] solidam castimoniam, veram ac solidam
paupertatem. Iam enim credens [8] quicquid facit, bene facit.
[9] [V. 28.]
Fruges et vinum, idest non modo ut tu sis intra te credens et [10] abundans
donis spiritus intra te, Sed et ut doceas, pascas, cibes alios, [11]
ψωμίσῃς ἄλλους.
[12] Qui
prius donatus est spiritu, is postea pascat.
[13] Quisque
χριστιανὸς et dominus est
et frater, liber et servus.
[14] [V. 29.]
Qui te maledixerit &c.
[15] Ecce non
licet χριστιανοις gladio
depugnare, quia oportet esse qui [16] maledicant eos, oportetque eos maledici.
[17] [V. 30.]
Supervenit Essau.
[18] Sancti,
soli ventri servientes, apostoli ventris et suam sibi benedictionem [19]
deposcunt.
[20] [V. 39.]
In pinguedine terrae et rore.
[21] Ecce hic
superioris benedictionis verba convertuntur, quia hec tantum [22] carnalis est,
illa spiritualis est.
[23] [1.Mos.
36, 11.] Essau accipit temporalia, opes, sapientiam, unde et Themanitarum [24]
sapientia fuit.
[25] [1.Mos.
25, 5 f.] Sicut supra in Abraam posteritate solus Isaac patrius heres fuit,
[26] reliqui dona accepere, Ita hic solus Iacob accipit primam hereditatem,
[27] benedictionem spiritus, Essau dona accipit.
[28] [V. 40.]
In gladio: populus legis, docet legem, id quod gladio pugnare est.
[29] Serviunt
τῷ Ιαακωβ οἱ
Εσσαυίται secundum
spiritum.
[30] [2. Kön.
16, 6.] Erit tempus cum excucias iugum: ἱστορικῶς
haec facta sunt [31] sub Achab.1
[32] Ἀλληγορικῶς:
Vidit Isaac novissima tempora, quibus regnet Essau. [33] [Tit. 3, 3.] De quo
Apostolus ait ‘Erunt homines increduli, sui amantes’.
[34] Iacob
opprimitur, fides, Euangelium oppressum est: decretales [35] papae, stulta
philosophia, operum doctrina regnat.
[Seite 494]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[1] Ecce
minatur tantum Essau, nihil efficit, quia nihil possunt impii [2] efficere,
eciam si occiderint &c.
[3] Non
possunt Iudei, non possunt gentes extinguere
Χριστόν, ut etiam [4] factis,
persecutionibus &c. Iacob fugit: Apostoli abeunt ad ἔθνη.
[5] [1. Mos.
23,1 ff.] Τῆς Σαρα mors descripta est, τῆς
Ρεβεκκᾶ mors non est descripta, [6]
fortasse ut significetur, εὐαγγέλιον
postremam esse predicationem, nec aliam [7] venturam divinitus post revelatum
Χριστὸν predicationem.
[8] 58.
[Einleitung]
1893
[Seite 494]
[3. Adv.; 16.
Dez. 1520.]
Der
Kapitelanfang und der große Umfang von Nr. 59 und 60 zusammen bestimmt uns, den
Anfang einer neuen Predigt hier anzunehmen; das Datum wird nur als Vermuthung
angegeben.
[9] [1. Mos.
28.] CAPVT XXVIII.
1520
[Seite 494] [
10 πατρΐαρχὴσ 11 annus 14 Pol. am
Kopfe der mit 3. beginnenden Seite: Tercius gradus divina lege improhibitus]
[10] Hic
πατριαρχὴς descriptus est
longe copiosissime.
[11] 1. Cum
missus est πρὸς τὸ γαμεῖν,
fuit annos natus circiter lxx, quod
[12] signum
est magnae castitatis et continentiae patrum.
[13] 2. Patri
obtemperat. Haec virtus hic primo describitur.
[14] 3. Hic
videmus, non fuisse tot gradus tum prohibitos. Tertius enim
[15] gradus
numquam ulla lege divina prohibitus fuit.
[16] [V. 12
ff.] De scala Iacob.
[17] [Joh.
14, 5 ff.] 1. Scala Christus est, quia Christus est via. Ex Iohanne:
querentibus [18] Thoma et Philippo de via ad patrem, Christus negat, aliam esse
viam [19] nisi sese.
[20] 2. Et in
hac scala, in hoc Χριστῷ oportet
herere, constanti et forti [21] fide. Defigendi oculi, defigenda fides in
Χριστόν.
[22] 3. Oculi
Iacob in terram spectant, a terra in coelum, donec et angelos [23] videat et
deum. Non est via veniendi ad cognitionem dei, nisi per
Χριστόν.
[24] [V. 12.]
Scala stat in terra, idest natura humana Christi descendit ac tetigit, [25]
immo adsumpsit formam contemptissimam pauperis pueri. Deinde eciam [26] se
admiscuit peccatoribus, Ita ut offenderentur eciam sanctuli
Φαρισαῖοι. [27] Item
offendebat, quod legem non servabat, quia sabbatum violavit.
[28] Item ubi
similitudinem peccatorum accepit, coram deo in passione [29] [2. Cor. 5, 21.]
ποιηθεὶς ἁμαρτία.
[30] Et hac
scala premitur terra, idest offenditur ratio et prudentia carnis [31] his
Christi formis.
[32] 4.
Deinde cum Χριστὸς in sic humilibus
formis cognitus est, tum [33] ascenditur et videtur, quod est deus.
[Seite 495]
[ 6 Pol. am
Rande: Mat: 25 17 Pol. am Fuße der mit homines schließenden Seite: Angeli
ascendentes et descendentes]
[1] Et tunc
cognoscitur, quod deus benigne, misericorditer despectat.
[2] 5. Illis
demum deus cognoscitur per scalam stantem in terra optime [3] velle, qui
miserrimi et adflictissimi sunt. Deus noster deus salvos [4] faciendi.
[5] 6. Vulgo
docent, deum non aliud nisi carnificem esse, οἵτινές
εἰσι in [6] [Matth. 25, 24.] Euangelio: Servus
dicens ‘sciebam, quod severus sis et ibi metas, ubi non [7] seminasti’.
[8] [V. 11]
7. Iacob dormit. Iacob figura est Christiani populi. Optimum vero [9] opus est
credere deo et sustinere. Iacob videt et dormit, Credit et sustinet [10] opus
dei, nihil operatur.
[11] Cor
nostrum debet esse erga bona temporalia tanquam dormiens.
[12] [Hohel.
5, 2.] ‘Ego dormio et cor vigilat’, qui sic vivit, ut non querat sua.
[13] [V. 12.]
8. Angeli ascendentes et descendentes: doctores, precones verbi dei.
[14] Scandunt
autem in scala, idest discunt Χριστόν, sunt
docti in [15] Χριστῷ.
[16] Et illi
debent primum ascendere, idest ipsi debent primum esse [17] credentes, fideles
et pii, et postea descendere et adferre divina ad homines.
[18] Ἀναβαίνοντες
αὐτοὶ
ευσεβοῦντες,
καταβαὶνοντες
ἄλλους
διδασκοντες.
[19] 9. Duae
in scala orae: duo testamenta legis et gratiae.
[20] Mitra
bicornis: duo testamenta. Duae fimbriae decidentes: docendi [21] offitium.
[22] [V. 19.]
10. Ubi est scala? in Luza, quae iam Bethel dicitur.
[23] [V. 16.]
‘Vere locus dei hic est, et ego nesciebam’.
[24] Luz,
amigdalum, quia ecclesia fuit abscondita ante revelationem, sicut [25] nucleus
est absconditus.
[26] 11.
Ecclesia, locus terribilis, castrorum acies ordinata, quia nemo contemptior
[27] est populo Christiano antequam reveletur.
[28] [V. 11.]
12. Saxum, in quod incumbit ὁ Ιακώβ est ipse Christus.
Χριστὸς [29] est fundamentum
et basis, in quam inclinat cor.
[30] 13.
Solus Christus est vere unctus oleo: fateamur, quod Christus caput [31]
Ecclesiae incumbentis sibi sit, is qui unctus est, et per quem omnia dimanant
[32] in Ecclesiam.
[33] 59.
[Einleitung]
1893
[Seite 495]
[?Tag des
Apostels Thomas; 21. Dez. 1520.]
Die
Zeitbestimmung beruht auf Vermuthung. Wenn wir die vorhergehende Genesispredigt
auf den 3. Advent und die folgende auf den 4. Advent setzen dürfen, so würde
der dazwischen fallende Thomastag als für die vorliegende Predigt passendes
Datum erscheinen.
[Seite 496]
[1]
ΠΕΡΙΕΥΧΑΡΙΣΤΕΙΑΣ.
1520
[Seite 496] [
11 hoc hoc 23 ἀρθέντος] Pol. daneben:
suspensae 28 &c. ist Zusatz Polianders 36 Pol. am Kopfe der mit tum
beginnenden Seite: Duplex Eucharistiae fructus 38 corfortat]
[2] 1. Instat
festus dies Natalium Χριστοῦ, ad
quod adparare nos debemus. [3] Concionatus sum multa, et parum fit a vobis,
cuius culpa sit, haud scio, [4] fortasse, quod raro εὐχαριστείᾳ
vescimur.
[5] 2.
Christus enim instituit hanc solam et propriam nobis cerimoniam [6] saepe
exercendam, in qua fides exerceatur.
[7] Utinam
saepe communicemus.
[8] 3. Primum
scitis, quomodo in mundo iaceat Εὐαγγέλιον.
Hinc factum [9] est, ut et sacramentum divisum sit, sanguine adempto. Item in
tempus [10] unum tantum datum.
[11] Item
tantum hoc predicatum est, quod terreret. Et sic factum est, ut [12] nullus
usus, nullus fructus sit τῆς εὐχαριστείας.
[13] 4. Et
aliquando cognoscamus hunc statum nostrorum temporum et [14] oremus, rem in
melius mutari, deploremus iram dei, precibus placemus deum.
[15] [1. Cor.
10, 16 f.] Papa non habuit potestatem tollendae alterius speciei. 1. Corin. 10.
[16] Omnes de uno pane et de uno calice participamus.
[17] Sic
sentiamus, quasi in carcere captivi teneamur. Proinde non est [18] tumultu
repugnandum aut novandum.
[19] 5. Quando
manducatur, non seiungamus sanguinem a pane, sed voto [20] animi desidera eciam
calicem. Haec ideo dico, quia debeo ex offitio monere, [21] quid sentiatis.
[22] Sanguis
sublatus est, οὐκ εὐ
μυστηρίου σῆμα
του εὐαγγελίου ἢ
του [23] καρποῦ
ευαγγελίου,
χάριτος ἀρθέντος.
[24] 6.
Adhortor, ut saepe communicetis. Vellem singulis dominicis vel [25] saltem
quotannis duodecies aut pluries.
[26] Fuit
quispiam ἐρημίτης, qui
docuit, ne raro communicetur. Ne subtrahite [27] vos
Χριστῷ, ne vobis se
subtrahat.
[28] [1. Cor.
11, 29.] Ex Corinthiis predicarunt impii, ‘qui indigne sumpserit’ [&c].
[29] Quid est
digne sumere?
[30] Verum
est, qui adeo temere manducant tamquam ii, qui puri sunt et [31] sine
conscientia, ii indigne accedunt.
[32] Veluti
Iudas in cena durus erat, alii apostoli solliciti.
[33] Ergo
quando homo sentit, se obnoxium adfectibus peccatorum, ille [34] ipse iam aptus
est, cuius conscientia est saucia.
[35] Qui
vulneratus est, currit ad
χειρουργόν. Is si expectarit,
postquam [36] ipse sanatus esset, et tum demum
χειρουργον adiret, nonne
ridiculus esset?
[37] [Ps. 23,
5.] ‘Posuisti mensam in conspectu meo adversum omnes, qui tribulant me’.
[38] [Ps. 104,
15.] Panis Cor hominis confortat.
[Seite 497]
[1] 7. Si
queras, quis eius fructus sit?
[2] [1. Cor.
10, 17.] Paulus ait ‘unus panis et unum corpus multi sumus’.
[3] Preter
hoc, quod est signum remissionis peccatorum, est et symbolum [4] ἡ
εὐχαριστεία
communionis sanctorum.
[5] Signum
est, quod certus sis, remissa peccata esse.
[6] Signum
est, quod certus sis, quod oratur pro te a sanctis.
[7] [2. Kön.
6, 16.] Heliseus ibat cum suo puero et vidit plures cum se stare, quam [8]
hostes essent.
[9] 8. Quid,
non satis est corde, non ore percipere?
[10] Verum
est, satis est, sed et hoc Christus sciebat, et tamen nos voluit [11]
manducare. Verum est, quod quando oportet, tunc satis est.
[12] 60.
[4. Adv.; 23.
Dez. 1520.]
[Einleitung]
1893
[Seite 496]
Da diese
Predigt in der Handschrift von der vorangehenden durch einen Schußstrich
getrennt ist, scheint sie nicht in unmittelbarem Anschluß an dieselbe gehalten
zu sein. Wir setzen sie vermuthungsweise auf den letzten Sonntag vor Weihnachten.
[13]
ΕΙΣΓΕΝΕΣΙΝ.
1520
[Seite 497] [
15 Pol. am Rande: gen. 28o]
[14] Audistis
de scala Iacob, in qua significatus status et ratio Ecclesiae.
[15] [1. Mos.
28, 13 ff.] Promissio facta Iacob.
[16] Hanc
observemus, quia ad sequens caput deserviet in questione quadam [17] difficili
et obscura.
[18] [Ps. 27,
10.] Item observate factam promissionem alias deserto, ‘quoniam pater et [19]
mater dereliquerunt me, dominus autem adsumpsit me’.
[20] De votis
hic videbatur agendum.
[21] [1. Tim.
5, 9.] Vota sunt multiplicia, et audistis ex Paulo de sexagenariis mulieribus.
[22] Nolite vovere castitatem, quia vereor, ne non sit in potestate nostra,
vovere [23] castitatem.
[24] Non
prohibeo, Si quis tam forti spiritu est, sed consulo, quod mihi [25] videtur
optimum.
[26] Si vovit
Iacob, quare non et nos voveremus?
[27] Vovit
Iacob domum domino, decimam, et ‘dominus erit mihi deus’.
[28] Quid, an
non ante dominus eius erat dominus?
[29] Dico,
quod videtur ‘elohim’ esse deus, in quantum colitur, κατὰ [30]
Δανιήλην et Παῦλον.
[31] Non
potest voveri τὸ credere, quia alias debetur.
[Seite 498]
[ 2 ὀλιγωρεῖς]
Pol. daneben: parvipendis 11 quod ist Zusatz Polianders]
[1] Dico,
quod vovet de externo cultu.
[2] Iam si
Iacob vovit idem? cur tu adeo ὀλιγωρεῖς?
[3]
Respondeo: videnda sunt exempla patrum non iuxta externa opera, sed [4] iuxta
fidem.
[5] Non
cortex, sed radix requiratur.
[6] 2.
Necessarium est habere templa et temporibus Iacob. Nulla tamen [7] erant, ubi
doceretur verbum dei.
[8] Nunc templa
conduntur, non ut doceatur verbum dei, sed ut rudiantur [9] [Jes. 66, 1 ff.]
psalmi. Esaiae 66.
[10] Faciat
suum quisque opus: non satis est alienum exemplum contemplari, [11] sed age
tuum opus, ad [quod] vocatus es, fac.
[12] 61 (=
79).
25. Dez.
1520.
[Einleitung]
1893
[Seite 498]
Von hier an
konnten diejenigen Predigten, bei welchen eine nähere Angabe über Zeit und
Umfang fehlte, nach den entsprechenden Aufzeichnungen der 4. Gruppe bestimmt
werden. Daher sind von hier ab den Nummern der Predigten die entsprechenden der
4. Gruppe in Klammer beigefügt.
[13]
ΕΙΣΤΑ ΓΕΝΕΘΛΙΑ
ΧΡΙΣΤΟΥ.
1520
[Seite 498] [
18 ἐπιπολαίως]
Pol. am Rande: in superficie 20 Pol. am Kopfe der mit plurimi beginnenden
Seite: Benedicentur omnes gentes]
[14] [Luc. 2,
1 ff.] Luce 2. Exiit edictum a Caes. Aug.
[15] Oportet
dicamus de festo, quia oportet etiam contemplari magnitudinem [16] gratiae
Christi.
[17] Duplices
sunt homines audientes γενέθλια
Χριστοῦ.
[18] Quidam ἐπιπολαίως,
auribus, non animo: non percipiunt gustum gaudii.
[19] [Hos.
10, 7.] Osea: ‘Fecit Samaria regem suum transire sicut spumam’.
Σκληροκαρδιοι,
[20] καὶ τοιοῦτοι
σκληροκαρδιοι
vereor ne plurimi sint, et Χριστὸς
illis [21] nondum natus est.
[22] Ergo
sumus ex eorum ordine, qui gaudent, Χριστὸν
natum esse.
[23] 3
miracula memorat Βερναρδος:
[24] 1. Quod
deus et homo fit una persona.
[25] 2. Quod
virgo parit.
[26] 3. Quod
cor humanum et verbum fidei possunt coire et uniri.
[27] Id cor,
in quo uniuntur fides et verbum, debet quottidie ἐγκαινοῦσθαι
[28] et innovari.
[29] Sicut
mater ait: meus est hic puer, ita et nos singulos dicere oportet: [30] meus est
puer.
[31] [Jes. 9,
6.] ‘Parvulus natus est nobis et filius datus est nobis’.
[Seite 499]
[ 8 sapias]
[1] Quomodo
non potest gaudere cor sentiens, hunc puerum esse datum, [2] [1. Mos. 28, 14.]
per quem omnia simul data sunt, Et hoc est, quod dictum est ‘Benedicentur [3]
omnes gentes’ &c.
[4] Sicut
virgo generat, nullis obnoxia cupiditatibus,
[5] Sic cor
nullis obnoxium cupiditatibus concipiet
Χριστόν.
[6] Non vult
supra Caesarum esse Χριστός.
[7] Cor
χριστιανὸν non debet
ullius regni mundi amans esse seu cupidum.
[8] Samaria,
humanae iusticiae sapiens, sanctum seculare.
[9] Qui vero
vult hunc puerum adire, portet naturam sitientem, non saturam.
[10] 62 (=
81).
[11]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΣΤΕΦΑΝΟΥ
1520
[Seite 499]
26. Dez.
1520.
[ 16 q. d. 23
Pol. am Fuße der mit nisi schließenden Seite: Causa templi contra Stephanum]
[12] Εὐαγγέλιον.
[13] Est
cuius heri sum oblitus, ut qui inebriatur, puniatur.
[14] [Apgsch.
6, 8 ff.] Stephani legenda ex actis.
[15] Negat
Stephanus, deum templo coli et contineri.
[16] Attingit
statum caussae Stephanus, quasi dicat: vos tribuitis multa huic [17] templo
&c. operibus vestris. Atqui audite: deus non requirit templum hoc &c.
[18] Multi
fuere in hac caussa adversantes Stephano, bono ut videbatur [19]
ζήλῳ. Adeo iusticia propria caeca est.
[20] Heri
diximus de puero deque virgine, quomodo cum vellet virgo hunc [21] puerum,
oportuisse eam ponere humana omnia, omnes adfectus.
[22] [Luc. 2,
5.] Dicit in Euangelio ‘desponsata’.
[23]
Significat: Iosepho non fuisse Mariam nisi desponsatam, non esse coniunctam
[24] thoro.
[25] [Jes. 7,
14.] ‘Ecce virgo concepit’. Ecce et virgo est et tamen concepit.
[26] 63 (=
83).
[27]
ΕΙΣ ΤΗΝ DOMINICAM PROXIMAM POST NATALEM.
1520
[Seite 499]
30. Dez.
1520.
[ 34 Am
Rande: τύπος ἀγάπης]
[28]
Μεμνήσω
δυτρόπως
λέγεσθαι ἐξειναι
περὶ σαρκώσεως,
εἰς πίστιν
[29] καὶ εἰς ἀγάπην.
[30] Quisquis
vult esse χριστιανος, is hunc
puerum sibi usurpet, venit enim [31]
Χριστός, non ut sibi, sed ut nobis
prodesset. Ergo qui se in illum reiiciunt, [32] hi haud dubie iusti sunt.
[33] Iam
sicut ipse nostram carnem induit, ita nos induamus aliorum [34] carnem
διὰ τῆς ἀγάπης. Ipse dives erat et effudit
in Carnem sese, tamquam
[Seite 500]
[1] incomprehensibiles
divitias. Ita nos per eum iustificati effundamus nostras [2] opes in alios.
Induit ipse nostram infirmitatem, nos fratrum eciam induamus. [3] Omnes una
caro sumus. Non habemus opus multa doctrina, multis libris: [4] tantum
inspiciamus ipsam Χριστοῦ
εἰκόνα et satis habemus, quo fides, quo
[5] charitas doceatur. Inspiciamus puerum: ut humiliatus ad humiles respectet,
[6] ita nos humiles respiciamus.
[7] Non
proficiemus, nisi ceperimus er adiecerimus manum.
[8] [Gal. 6,
2.] ‘Alter alterius onera portate’.
[9] [2. Mos.
37, 4.] Arcae non videntur nisi duo vectes. Isti vectes sunt verbum, quod [10]
palam fit, Caeterum χριστιανοὶ
non videntur.
[11] 64 (=
84).
[12] [1. Mos.
29, 1 ff.] DE IACOB. CAPVT XXIX.
1520
[Seite 500]
30. Dez. 1520
[ 23 Am
Rande: adaquatio 31 Pol. am Rande: αἰνίττομαι
obscure loquor 33 δεξιώτητα]
[13] Miranda
historia est huius capitis, quae vel acutos hebetet.
[14] Mirandum
est tantum virum tot uxores duxisse. Hoc est, quod dixi [15] observandum esse
in superiori capite. Quod dicit dominus ‘tecum ero’: In [16] huius promissionis
fide omnia sequentia passus est Iacob.
[17] Primum
ex libidine non ducit uxorem Iacob, quia septuagenarius ducit. [18] Qui tam diu
vivit celebs, cogitate, quanto spiritu fuerit.
[19] Ecce
autem, tamen aliquid carnis manet, quia Rachelem praefert τῃ
[20] Λίᾳ, formosam turpi.
[21] Discamus
hic, mirabilia esse opera dei.
[22]
Augustinus fatetur, se visisse divina ista &c.
[23] 1. Ecce
autem, quorsum tot supervacanea verba de saxo putei, de [24] colloquio Iacob
cum pastoribus.
[25] Ecce,
hec omnia scripta sunt, ut confundatur ratio humana et sensus [26] carnis.
[27]
Historicam rationem talis περιεργίας
non scio, nisi forte quod significatum [28] est: Quando homo est in spiritu,
non respici valde eius opera, sed [29] iuxta placere parva atque magna. Docet
spiritus, tanti a deo fieri tam [30] vulgare colloquium, quanti sublimes
sermones.
[31] Η
απλότητα αἰνιττει
[32]
του Ιαακωβ καὶ
[33]
δεξιότητα.
[Seite 501]
[[1] 1521.] 65
(= 86).
1521
[Seite 501]
Neujahr 1521.
[ 1 Die
Jahrzahl ist von Poliander hinzugesetzt 9 dispensando Pol. am Kopfe der mit cognoscendo
beginnenden Seite: Prohibentur nuptiae 23 Rebec]
[2] Audistis1
mirabilem historiam περὶ
πολυγαμίας Iaacob.
[3] Deus
regit quemvis iuxta externam spetiem peculiari modo, nemo eam [4] spetiem
iudicat, quia intus eandem oportet omnium fidem esse.
[5] Ἀπολογία
τοῦ Ιαακώβ.
[6] 1. Iacob
servivit pro una, nec fuit eius animus nisi
μονογαμεῖν.
[7] 2. Item
deceptus est Iaacob. Nam promissa fuerat Rachel.
[8] Consensus
matrimonium facit οὐ συνουσία.
[9] Vis
matrimonii est in desponsando, non in cognoscendo, sicut ex hoc [10] textu
potest colligi.
[11] Ergo
iuristae male docent, quod si cognoscit quis aliquam, cui alia [12] quaedam
desponsata sit, debeat cognitam retinere, nam desponsatam debet [13] retinere
iuxta hunc textum, non posteriorem.
[14] Preter
hec hodie etiam nova onera sunt in matrimonii casibus.
[15] [1. Tim.
4, 3.] ‘Venient prohibentes nubere’.
[16] Papa
iniuste vetat tot gradus, hoc dico propter audientes confessiones [17] et
iudicaturos περὶ τοιούτων
πραγμάτων.
[18] Non
iubeo, ut ducas in quarto aut tercio gradu, sed si duxisti, ne [19] [Matth. 19,
6.] patere separari, Quia ‘quos coniunxit deus, homo non separet’.
[20] Vetat
nuptias propter [21] ἀγαμίαν casus
cognationum
[22] In
sacerdotibus. in vulgo.
[23] Rebecca
Laban
[24] Iacob
Rachel.
[25] Quod
probaverit deus istud Iacob πολύγαμον
coniugium, patet ex textu, [26] quia tam Lia quam Rachel deo εὐχαριστῶσιν
et cum deo agunt.
[27] Debeo
admonere de temperanda libertate. Vellem aliquando intelligi.
[28] Primum
fides est, et discendum est, quod omnis iusticia nostra sit [29] fides. Non
facit χριστιανὸν
contemptus cerimoniarum.
[30] 66.
6. Jan. 1521.
[Einleitung]
1893
[Seite 501]
[31] Diese
Predigt ist unter dem Titel ‘Ein (nützliche) Sermon Doctor Martini [32] Luthers
... gepredigt an der h. drey König Tag Nachmittag von dem Reich Christi
[Seite 502]
und Herodes’
(Ausgaben o. O. u. J.) auch im Druck erschienen. (Erl. 2 16, S. 232 ff.) Die
gedruckte Aufzeichnung stimmt im Gedankengange mit der Melanchthons überein,
ist aber namentlich gegen Ende viel ausführlicher. Sie findet daher ihren Platz
in Bd. VII an der ihr zeitlich gebührenden Stelle. Die Randbemerkungen
Polianders zu 502, 14 u. 503, 4 deuten auf Bekanntschaft mit dem gedruckten
Texte. Da die übrigen von Melanchthon aufgezeichneten Predigten
Vormittagspredigten sind und Nr. 89 sich als Nachmittagspredigt dieses Tages
giebt, so ist die gegentheilige Angabe der Drucke wohl um so eher zweifelhaft,
als die Zeitbestimmungen der Drucke auch sonst unzuverlässig scheinen. Vgl. die
einleitenden Bemerkungen zu Nr. 79. 83. 89.
[1]
ΕΙΣΤΗΝ
ΕΠΙΦΑΝΕΙΑΣ.
1521
[Seite 502] [
14 Pol. am Kopfe der mit tamen beginnenden Seite: Stella ducit ad Christum,
idest verbum dei, non humanae traditiones]
[2]
Το εὐαγγελιον.
[3]
Euangelista γράφει, natum
Χριστὸν tempore Herodis
regis, dicitur autem [4] propter veteris testamenti
προφητείαν.
[5] [1. Mos.
49, 10.] Προφητεια erat: Non
venturum Χριστὸν nisi finito Iuda
regno. Iam [6] finitum erat, cum regnaret Herodes. Ergo ad designandum impletam
προφητείαν [7] et venisse
Χριστὸν finito regno dicitur
‘ἐπὶ Ἡρώδου’.
[8] De
Magorum muneribus alias dixi1, nunc de summa Euangelii.
[9] Duo hic
sunt reges, Ἡρώδης et
Χριστός.
[10] Herodes
praepositus fuit vi Romana. Christus, qui dominus erat natura, [11] is
reiicitur.
[12] Duos
reges exhibet εὐαγγέλιον.
[13] Iosephus
scribit περὶ Ἡρώδου, qui fuerit et opulens et
magnificus [14] et fortunatus. Et tamen imperabat invitis et seviebat in suum
sanguinem.
[16] Herodes
est τύπος doctorum pharisaicae iusticiae.
[17]
Extrinsecus magnus, intus infelicissimus.
[18] Christus
extrinsecus contemptus, intus foelicissimus.
[19] Saepe
audistis, quod homo habet duas naturas, animam et corpus. Ut [20] iustificetur,
debent et anima et corpus iustificari.
[21] 1.
Corpus iustificant οἱ Ηρώδου
φαρισαἳκοὶ
διδάσκαλοι, qui externas [22]
iusticias docent, &c. Intus nec pax nec charitas nec salus est.
[23] 2.
Animam iustificant οἱ Χριστοῦ.
Nec eis aliud videtur nisi stella, [24] nec Ἱεροσολύμοις
invenitur.
[25] Primum
ergo omnium hoc agendum est, ut conveniat cordi cum deo, [26] ut possit dicere:
Non dubito, quin deus sit pater meus.
[Seite 503]
[ 4 Pol. am
Fuße der mit iustificat schließenden Seite: Herodes simulat, se adoraturum
Christum, sic enim videri volunt Pharisaici doctores predicare Christum, quem
tamen iugulare student, dum non fide, sed operibus iustificari docent.]
[1] [Apgsch.
13, 37 f.] Paulus Actuum &c. ‘Χριστὸν
excitavit deus a mortuis, per ipsum [2] εὐαγγελίζεται
ὑμῖν remissio peccatorum. Qui crediderit in hunc,
iustificabitur [3] ab omnibus, quibus non potuistis in lege Mosi iustificari’.
[4] Lex non
iustificat.
[5] [Ps. 117,
2.] Quoniam confirmata est super nos misericordia, [6] idest Regnum seu
imperium constitutum est, quod est misericordia.
[7] 3. Iam
Herodes vult suum regnum stabile et firmum esse atque in [8] hoc persequitur
Χριστόν, quia non vult suum honorem, sua
opera, suas [9] iusticias —ὁ φαρισαῖος
—damnari.
[10] [Tit. 2,
12.] Ad Titum: ‘Abnegantes impietatem’, idest ἀπιστίαν,
onchristlichen standt, [11] ‘desideria carnalia’.
[12] 67 (=
90).
[13]
ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.
1521
[Seite 503]
2. n. Epiph.;
20. Jan. 1521.
[14] [1. Mos.
29.] Ἠλληγόρησε
uxores Iaacob.
[15] Rachel
formosa: quia secundum interiorem hominem venusta est [16] Ecclesia, et haec
diligitur. Hic pax et bona conscientia est, agna Rachel [17] innocens.
[18] Lia,
mollis, tenera, haec cecutit, lippit, figura crucis est: crucifigitur [19]
secundum exteriorem hominem Ecclesia.
[20]
Bale, Selpha.
[21] Audistis
saepe, quod ecclesia, populus hic vivens, quamquam in carne, [22] tamen
secundum fidem ambulat. Nonnunquam gaudet mens, nonnunquam [23] tristatur
Rachel, hilaris conscientia, habet ancillam externum opus, per [24] carnem
operatur. Ideo ancilla eius gignit. Ancilla Rachel, quando extrinsecus [25] pax
est.
[26] Lia,
tristis, eciam operatur extrinsecus per carnem, per ancillam.
[27] Ancilla
Liae: quando extrinsecus adflictio et bellum est.
[28] Iam etsi
ancillae non sint principales Herae, tamen uxores eciam sunt.
[29] Sic
eciamsi maxime diligat Christus laetam et hilarem et fidentem [30]
conscientiam, tamen oportet, exceptet eciam externa opera propter fidem, [31]
propter heras.
[32] [Matth.
10, 30.] ‘Omnes capilli vestri numerati sunt’, et in hoc magna posita est
consolatio, [33] quod omnia Christi sunt, quicquid facimus, tamen omnia Christi
[34] sunt: omnia Χριστὸς acceptat et
probat.
[35] Itaque
in hac figura inest, quod dixi, quod non est unum aliquod opus, [36] in quo
χριστανισμος sit,
sed omnia sunt Χριστοῦ.
[Seite 504]
[ 10
γυναίκών 11
ανθρωπινᾶ]
[1] [2. Mos.
10, 24 f.] Exodi, quando Pharao erat permissurus Mosi ut exiret, sed pecora [2]
dimitteret dari, Respondit Moses ‘Accipiemus nobiscum pecora, servos’ &c.
[3] idest, omnia quae facit Christianus, ea omnia sunt benedicta.
[4] Gaudium
conscientiae, Rachel.
[5] Gaudium
externum, Bale.
[6] Dolor
conscientiae, Lia.
[7] Dolor
externus, Selpha.
[8] Omnia
Χριστοῦ.
[9] Iam et
hae uxores nonnumquam inter se disceptant.
[10]
Καὶ ταῦτα ἐγράφθη
περὶ γυναικῶν
παθῶν, ἵνα γνῶμεν
τὰ πάθη
σαρκικά, [11] ἀνθρωπινὰ
καὶ ἐν ὁσίοις.
[12] Nosse
Χριστὸν oportet. Sic autem
sciemus eum, si non per opera, sed [13] per fidem comprehenderimus, quando
omnia sunt eius.
[14] 68.
[15]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΑΝΑΣΤΡΟΦΗΣ
ΠΑΥΛΟΥ.1
1521
[Seite 504]
25. Jan.
1521.
[ 30
φαρισαἳκάν 32 Bȩmoth]
[16] [Apgsch.
9, 1 ff.] Ex actis apostolicis.
[17] Digna
est historia, quam saepe audiamus, quo exemplo docet deus, quid [18] possit sua
misericordia, quidve liberum arbitrium nostrum.
[19] Vos
videtis, quod deus converterit Παῦλον
furentem in mediis peccatis.
[20] Fuit
Paulus non velut crassus peccator, sed φαρισαῖος.
Hoc dico, ut [21] sciatis, quam nihil faciant humanae iusticiae: deus hunc
peccatorem iudicat, [22] eciam si humana iusticia eximium.
[23] Erat
eruditus, habebat intentionem bonam, arbitrabatur, se obsequium [24] prestare
deo in occidendis
χριστιανοις. Atqui hec
omnia erant flagitiosa.
[25] 1. Nihil
esse humanas iusticias, intentiones nostras bonas.
[26] 2. Nulli
caeciores φαρισαἳκῶς
sapientibus et iustis.
[27] 3.
Paulus suam iusticiam sordere facit, gaudet autem reperta iusticia [28] dei,
quae est per fidem in Χριστόν.
[29] Itaque
videtis, quod hec historia pugnat non tam adversus ista externa [30] crassa
vicia quam adversus φαρισαἳκὴν
iusticiam, atque adeo universum [31] Euangelium adversum illos pugnat, qui
nolunt videri peccatores.
[32] [Hiob.
41, 15.] De Beemoth: ‘indurescit ut incus’, tale cor est
φαρισαἳκοῦ
λόγου.
[33] [Obad.
v. 4.] In Abdia: ‘ubi nidificaris sub stellas detraham te’, idest, Si voles
[34] videri iustus, confundam te.
[35] [Apgsch.
9, 18.] Squamae: inter adversarios Χριστοῦ
mira concordia.
[36] Per
naturam inclinati sumus ad operum iusticiam, ea demolienda [37] est.
[Seite 505]
[1] 69 (=
92).
[2] [1. Mos.
30, 27 ff.] ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.
1521
[Seite 505]
Septuagesimae;
27. Jan. 1521.
[ 7
contemplatur ist, wie es scheint, von Poliander aus contemnit korrigirt]
[3] Audistis
opus Iacob, quomodo pepigerit cum socero de ovibus.
[4] Ἱστορία
legitur de quadam gignente Aetiopem.1
[5] Queso,
quid hec tam ut videntur frivola, tam levicula conscribuntur. [6] Ecce ratio
offenditur hic, admirans, maiestatem divinam tam frivola tractare. [7] At
habemus deum, qui despicit et contemplatur humilia. Ideo et hec tam [8] humilia
scribit spiritus sanctus. Ita non est, ut queras deo servire magnis [9] et
speciosis operibus.
[10] Pascit
oves Iacob, quod opus deo gratum est.
[11] Porro
hic rationi videtur peccare Iacob.
[12] Dixi
saepe, quod sancti et vere pii non splendent et non videntur boni.
[13] Opera
impiorum, quantumvis splendeant, tamen non sunt bona.
[14] Vidimus
bella papparum et Imperatorum adversus Turcas, at quid [15] profectum est?
[16] Rursum
filii dei saepe faciunt opera, et si mala videantur, tamen in [17] illis sunt
bona.
[18] Iacob
fuit πολύγαμος et non reprehenditur.
[19] Essau,
Lamech fuerunt πολύγαμοι
et reprehenduntur: quare non est [20] secundum opera iudicandum, sed spiritus
discernit.
[21] [V. 33.]
Hinc dicit Iacob ‘Respondebit mihi iusticia mea’.
[22] Alius
fecisset per avaritiam et consilio nocendi socero suo.
[23] Sed hic
cogitavit, se deo committere rem, et ausus est bona fide et [24] voluit
extorquere, quod alias sibi debebatur.
[25] Ecclesia
designata est in quattuor illis mulieribus Rachel, Lia, Selpha, [26] Bale.
[27] Ubi est
Ecclesia, necesse est ibi Euangelium esse, ubi non [28] est Euangelium, ibi non
est Ecclesia.
[29] Oves
Ecclesia sunt.
[30] [V. 37
ff.] Has oves sic pascit, ut variegatos baculos proponat, triplices, quia [31]
summa predicationis est de tribus personis deitatis. Decerptae sunt ex
arboribus. [32] Scriptura enim delineata est et decerpta ex deo.
[33] Quid
quod putati baculi? duplex debet esse contio: Lex et Euangelium.
[34] Album,
Euangelium.
[35] Viride,
Lex.
[Seite 506]
[1] 70 (=
94).
[2]
ΕΙΣ ΚΑΘΑΡΣΙΝ
ΜΑΡΙΑΣ ΤΗΣ
ΘΕΟΤΟΚΟΥ.
1521
[Seite 506]
2. Febr.
1521.
[ 22 Pol. am
Fuße der mit conscientiae schließenden Seite: Christiana libertas in
conscientia est]
[3] [Luc. 2,
22 ff.] ‘Cum essent completi dies purgationis Mariae iuxta legem’.
[4] Quamquam
hoc Euangelium iam ante audierimus1, tamen eiusmodi [5] est huius Euangelii
doctrina, ut repeti saepe mereatur.
[6] Ecce
subiecit se Christus, subiecit se virgo sub legem.
[7] Sic natus
est Christus, ut in se transferret impuritatem geniturae [8] nostrae.
[9] Textus
legis iij partes.
[10] Dies.
[11] Masculum
πρωτότοκον sanctum domino.
[12] Hostia
pro redimendo primogenito.
[13] Haec
discamus: primum quod deus dedit hunc talem puerum, purificans [14] nos.
[15] Nostram
genituram sanctificat et purificat hoc puero.
[16] Sunt qui
iactant χριστιανικὴν
ελευθεριότητα.
[17] Sic
dixi: Christiana libertas non stat in eo, ut facias quicquid libet.
[18] Non
coram oculis hominum, sed coram oculis dei est
χριστιανα libertas, [19] quando
credo in Χριστὸν meum. Ea fides
iustificat et innocentem facit me, [20] et per eam me deus habet pro puro
καὶ ἀμώμῳ.
[21] Itaque
χριστιανη libertas non stat nisi
in conscientia.
[22] Quando
loquimur de χριστιανη libertate,
loquimur de pace conscientiae.
[23] Iam
extrinsecus coram hominibus cessat libertas. Iam sumus in alieno [24] regno,
iam vectigales sumus. Atque ibi serviendum est hominibus. Non [25] faciamus,
quod liberum nobis.
[26] Libertas
valet contra malam conscientiam.
[27] Et hec
predicanda est adflictis conscientiis, quae sibi volentes mederi [28] per opera,
longius atque longius abeunt a Χριστῷ.
[29] In
Χριστὸν autem ducuntur,
quando eis libertas predicatur per fidem.
[30] Dicitur
χριστιανη libertas, non humana:
preciosa res est, non contemnamus [31] eam.
[32] Nova et
vetera predicanda sunt:
[33] Lex et
εὐαγγέλιον.
[34] Agite,
ne contemnamus Euangelium, ne dicatur de nobis, quod licenter [35] faciamus
copiam faciendi quibusvis quidvis.
[Seite 507]
[1] 71 (=
96).
[2]
ΕΙΣ ΓΕΝΕΣΙΝ.
1521
[Seite 507]
Sexagesimae;
3. Febr. 1521.
[ 26 donis ist
Zusatz Polianders 34 Pol. am Rande: Vectium capita prominentia significant
verbum dei]
[3]
Audivimus1 de Patriarcha Iacob deque virgultis.
[4] Videbimus
autem, quid designet hoc factum.
[5] 1. Oves
sumus nos χριστιανοι.
[6] 2. Pastor
Iacob ὁ Χριστός, quia solus
Christus debet predicari in [7] Ecclesia, non hominum doctrinae, sed solus
Christus pascit.
[8] 3. Tria
virgulta. Proposueram mihi virgulta exponere de duplice contione [9] legis et
εὐαγγελίου. Illae
duae conciones dicuntur testamenta duo: [10] vetus et novum.
[11] Vetus,
lex.
[12] Novum,
Euangelium.
[13] [Joh.
13, 34.] Non precipit Χριστός: quamquam
dicat ‘hoc meum preceptum est, ut [14] diligatis invicem’, tamen pocius
provocat praemiis, ut fiant, quam exigit.
[15] [Matth.
19, 17.] Non exigit Χριστός, sed provocat.
Huc pertinet τὸ ‘Si vis ingredi [16] vitam, serva mandata’.
[17] Ista
quidem dicturus eram, sed alio pertinere mihi τύπος
videtur.
[18] Tria
virgulta doctrinae novi testamenti tractae ex typis veteris testamenti.
[19] Cortex
exemplum, quo ad literam, ut hoc loco τὸ Iaacob, significat,
[20] quod deus magnificat eciam infirma opera, quod non debeat esse operum [21]
delectus.
[22] Corticem
exputant Christiani. Iudei οἱ
γραμματόφιλοι
non putant [23] corticem.
[24] Sed nos
scimus ex hoc exemplo, quod deus pari loco omnia opera habet.
[25] Quis
intelligens ista est variegata, Non intelligens est unicolor.
[26]
Variegatae oves, Spiritus [donis] varie ornati et eruditi.
[27]
Περὶ νόμου καὶ
εὐαγγελίου.
[28]
Periculosa predicatio est, quando sola lex predicatur.
[29]
Periculosa etiam predicatio est, quando solum Euangelium.
[30] Nostra
iusticia non est in operibus, sed in sola fide.
[31] Et legem
et Euangelium vult predicari. Arca habebat operculum et duo
χερουβιμ.
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
[34] Arca
ecclesia, operculum Χριστός, ex eodem auro
et ligno, quia homo [35] est Χριστός.
[Seite 508]
[ 3 Pol. am
Fuße der mit scimus schließenden Seite: Arca foederis mystice explicatur]
[1] Duo
χερουβιμ duo testamenta.
[2] In arca Lex:
In corde Ecclesiae.
[3] Primum
docenda est lex, per quam scimus, nos esse peccatores, et [4] nihil esse τὸ ἑκούσιον.
[5] [Röm. 1,
18.] ‘Revelatur ira dei, super omnem omnium hominum impietatem’.
[6] [Ps. 143,
2.] ‘Non iustificabitur in conspectu tuo omnis vivens’.
[7] [Ps. 116,
11.] ‘Ego dixi in erhebung meines geistes1: Omnis homo mendax’.
[8] Et hec
legis predicatio est valde necessaria.
[9] [Ps. 25,
4.] Deinde Euangelium docet dicere ‘Vias tuas demonstra mihi, et semitas [10]
tuas doce me’. Ibi Christus adest et consolatur.
[11] Lex
facit desperare.
[12]
Euangelium consolatur.
[13] Non
reiicienda lex dei, sed ita accipienda, ut sciamus, quod eam nos [14] facere
non possimus, et ita amplectandum Euangelium, ut sciamus Christum [15] facere
et implere.
[16] 72 (=
97).
1521
[Seite 508]
Quinquagesimae;
10. Febr. 1521
[ 19 σύγκρισίς
(so!)] Pol. darüber: comparatio 20 Pol. hier am Kopfe der Seite: Summa
Christianae vitae]
[17] Audistis
περὶ Ιαακώβ, videri carni
malefactum. Id quia deo placuit, [18] nihil argutemur. Et sequenti capite
audiemus rationem huius facti.
[19] Οὑτοσὶ
τόπος ἐστὶ
σύγκρισις βίου
χριστιανου καὶ
κακοητοῦς.
[20] [1. Mos.
31] CAPVT XXXI.
[21] Valde
humilis est in spetiem historia, sed propius contemplamur eam. [22] Audistis,
quod tota γραφη non aliud docet, quam vere Christianam
vitam. [23] Que vita stat primum in fide: In einer gutten czůvorsicht
kegen got, deinde [24] in offitiis charitatis &c. erga homines.
[25] Iacob
parat se ad reditum. Causae tres:
[26] Quia
filii Laban oderant eum,
[27] Quia
Laban eum oderat,
[28] Quia
deus vocarat.
[29]
Λαβαν avarus/[30] hypocrita.
[Seite 509]
[ 3
Agustinus]
[1] 1. Iacob
docuit, quod ea Christiana vita est, ut se nutriat quispiam labore [2] manuum.
Iam nemo non agit hoc, ut quanto minimo negotio et labore vivat.
[3]
Augustinus de opere manuali Monachorum.
[4] 2. Vide,
quales fuerint οἰ filii Laban, qui furti eum arguunt.
[5] 3. Nota:
Iacob est evocatus, nec prius, quantumvis magna passus, [6] molitus est fugam, quam
evocaretur a deo, quia habuerat promissiones, quod [7] deus vellet secum esse
&c. et reducere.
[8] [5. Mos.
32, 10.] Moses: ‘Invenit eum in terra deserti, circumduxit eum sicut pupillam
[9] oculi’.
[10] 73 (=
99).
1521
[Seite 509]
Invocavit;
17. Febr. 1521.
[11] [1. Mos.
31.] In isto capite, quod recitavimus, docuimus descriptam vitam vere pii [12]
χριστιανου, idest quod fide
deum contemplatur, idest quod postea labore [13] manuum querat victum.
[14] [Luc.
12, 19.] Parabola de divite ex Luca, qui dixit animae ‘quiesce’.
[15] Divitiae
hominis sunt fides.
[16] Cura
ponenda, labor non est ponendus.
[17] Vide,
quantumcunque insidiati sint isti Iacob, tamen ei benedicetur, [18] quia
credit.
[19] In Laban
typus et simulacrum avariciae est. Erant eius [20] filiae et tamen &c.
Invidebat τὸ Ιαακώβ.
[21] Iacob in
virgis excusatur hoc capite, quod dei voluntate hoc factum [22] sit, sicut
memorat Iacob in visione.
[23] Nota: in
scripturis observandum est, quod deus probat, que hominum [24] oculis videntur
peccata et econtra.
[25] Contra
superbiam humanae iusticiae.
[26] Mulierum
παιδεία ἐστιν
in hoc capite.
[27] [V. 19.]
Quid autem quod furatur Rachel?
[28] Nunc non
excuso τὴν Ραχηλα, quia deus
voluit nobis exempla misericordiae [29] suae ostendere in sanctorum peccatis.
Sed et fieri potest, ut bono [30] corde rapuerit.
[31] Cogita,
quanta fides fuerit hominis, qui cum tanto comitatu pecudum, [32] liberorum
&c.
[33]
Historiae videntur ridiculae, sed hanc sapienciam docent, fide omnia vinci.
[34] Et quia
tanta res fides est, ideo oportet esse multos hostes fidelium, [35] ut
declaretur potentia fidei.
[36] Laban,
idest candidum, splendens, ὑποκρινομενοι.
[Seite 510]
[1] 74 (=
101).
1521
[Seite 510]
Oculi; 3.
März 1521.
[ 2
χριανȩ 19 ἠ
23 Pol. am Fuße der mit eciam re- schließenden Seite: Peccata sanctorum spem
nostram erigunt 30 φαρισαῖοις ἀποτόμως]
Am Rande: severe 33 τροπαίον
(so!)] Am Rande: Tropheum.]
[2] [1. Mos.
31.] Audiamus de Iaacob uxoribus, ut exhibuerint exempla christianae [3] vitae,
et quae ratio optima vivendi et victum querendi sit.
[4] 1. quod
sit
χριστιανισμός
fides.
[5] 2. quod
qui est in ignobili statu, sit illo contentus, et non malit esse [6] quod non
est.
[7] 3. Canaan
delevit deus. Canaan, idest mercator, negotiator. Nam et [8] situs regionis est
aptus negotiationi. Aversatur autem avaritiam maxime [9] [1. Tim. 6, 10.] ἐν
τοῖς ἄρχουσι τῆς
εκκλησίας. ‘Radix omnium
malorum est cupiditas’. [10] Tales odit deus, Euangelium per avaritiam
negligentes.
[11] Rusticum
vides victum patrum.
[12] [V. 19.]
4. Audistis item, furatam τὴν
Ραχηλα Idola patris.
[13] [V. 24.]
5. Audistis, ut deus servet et sollicitus sit pro suis.
[14] Mandabat
enim Labano, ne quam inferret vim τῷ
Ιαακώβ.
[15] [V. 25.]
6. Ecce tabernacula Ιαακὼβ
πολλά.
[16] [V. 34.
f.] 7. Supponit Rachel Idola suis vestibus, simulans τὰ ἔμμηνα.
[17] Et hic
oriuntur questiones: Num non peccarit ἡ
Ραχηλ, an non mentitur? [18] Iam autem furata, nunc
mentitur, καὶ τουτο ζωον
απατητικόν ἐστι
[19] ἡ γυνη.
[20]
Respondeo: non excuso, quod non peccarit.
[21] Non ita
sunt sancti laudandi, ut omne peccatum adimamus eis. Si [22] nos non haberemus
pro exemplis sanctorum peccata, que spes esset nobis? [23] Sicut econtra multi
sancti eciam repudiantur.
[24] [V. 36.]
8. Posteaquam non reperit ειδωλα sua Laban, cepit
obiurgare Ιαακὼβ [25] τὸν
Λαβαν.
[26] Non sic
autem sanctorum historiae sunt sequendae, ut ipsi hinc peccandi [27] licentiam
capiamus.
[28] Sed pro
consolatione usurpemus talia exempla.
[29]
Τόπος: deus vult Phariseis ostendi ipsorum occultam
maliciam. Opus [30] [Tit. 1, 13.] est istis
φαρισαίοις duriter
predicari, κατὰ Παῦλον ἀποτόμως.
Non ita, [31] inquit Ιαακώβ, Tu Laban iustus es
et videri tibi vis. Sed malus, iniustus.
[32] Non
tamen usque adeo excuso sanctos. Idque adeo, ut cognoscatur [33] gratia.
[34] [V. 45
ff.] Postea τροπαῖον statuunt
γαλααδ, .
[35] Estque
hic pactum, ne fines alteri alterorum ingrediantur.
[36] Ecce
autem πολύλαλον τὸν
Λαβάν, Et quam magnifice de deo loquitur, [37] sed ὑποκριτικῶς.
[Seite 511]
[ 3
τοῦς 8 τουτὼ]
[1] Mira
reverentia nominis dei
[2] [V. 42.]
in Iaacob, quod vocat deum ‘timorem patris sui’.
[3] Iacob
autem nominat deum timorem patris sui, ὦμαι, αἰνίττων
τούς [4] ὑποκριτὰς
ου φοβεῖσθαι
τὸν θεὸν. Ne sis assiduus in
nominatione dei, [5] quia fere isti abutuntur.
[6] Qui non
habent fidem, isti tantum abutuntur ad hypocrisim nomine dei.
[7] Iaacob
timens dei. Laban non timens dei. Hoc indicatur hic, ut [8] caveatur
εν προσωπία καὶ
τουτω τῷ
τόπῳ ὀρκεῖ
Ιαακώβ. Ergo licet iurare.
[9] 75 (=
103).
1521
[Seite 511]
Laetare; 10.
März 1521.
[ 20 Pol. am
Fuße der mit credit et schließenden Seite: Loqui mysteria 35 ὄσον]
[10] [1. Mos.
31.] Audivimus1 duos, Iacob et Laban, exempla pietatis et impietatis.
[11] Iacob
exemplum vere iusti, seu Christiani, credens et alens se manuum [12] labore.
[13] Et ut
finiamus hoc caput, difficilis est eius
αλληγορία et obscura.
[14] Dixi
saepe, non esse
αλληγορτέον, nisi quis
ante bene ac diligenter perdidicerit [15] τὴν ἱστορίαν,
et ubi historiam perdidiceris. Exempla considera [16] ῾ρητορικῶς.
Dehinc ἀλληγόρει. Hoc est,
considera, quid historia significet, [17] hoc est misteria loqui.
[18] Quid
significet historia.
[19] 1.
Laban, candens, sine fide: spetiosi iusticiarii.
[20] Iacob,
supplantator: Is, qui credit et ex corde iustus est.
[21] [Ps.
116, 10., Ps. 51, 15.] 2. Maximum opus iustorum corde est predicatio. ‘Credidi,
quia locutus [22] sum’. Item ‘docebo iniquos vias tuas’.
[23] 3. Porro
semper inter se pugnant talis verbi veri confessor et iste [24] Laban:
Phariseus ὑποκριτὴς
et dissimulator.
[25] Omnia
Φαρισαῖοι ferunt
πλὴν τοῦ
λόγου αληθείας.
[26]
Christiani populi hec tota summa functio est, fateri verbum dei. [27] Oportet
fateri verbum.
[28] 4. Iacob
vidit concumbentes oviculas.
[29] In ea re
ἠνίχθη offitium predicandi, quia non
multiplicantur oves [30] nisi predicatione.
[31] Agni
arietum Episcopi.
[32] Mares
ascendere super feminas.
[33] Mares
fortes Episcopi, Et audentes ascendunt. Invadunt forti animo.
[34] [Joh.
21, 15 ff.] Non pascet Petrus, nisi diligat. Quia accingendus est, est et
ducendus ab [35] alio, hoc est periclitabitur vita, si volet pascere. Ἰδου
ὅσον τὸ
λόγου κήρυγμα.
[Seite 512]
[ 18 p̓uȩ 20
προσ· 30 Pol. am Rande: 3i regum 13o]
[1] Deus
duxit eum ad Laban et reduxit.
[2] Nemo predicabit
nisi missus. Nemo dabit predicantem nisi spiritus [3] sanctus.
Λαβὰν pharisaicarum doctrinarum auctor.
[4]
Rachel/[5] Lia vere piae, paciuntur iugum τοῦ
Λαβάν et valde gaudent liberari [6] a servitute
του Λαβάν.
[7]
Ραχηλ/[8] Λεια significat Ecclesiam
κατὰ/[7] Spiritum./[8] Exterioris hominis mortificationem.
[9] [V. 21.]
Iam ergo fugit Iacob.
[10] Iam
Χριστὸς predicatur,
fugientibus ab humanis et pharisaicis doctrinis.
[11] Rachel
furatur .
[12] sunt doctrinae humanae, facticiae et detortae
ex γραφη.
[13] [2. Mos.
32, 1 ff.] Theraphim, vaccae, εἴδωλον
Aharonis, sunt doctrinae humanae, ex scriptura [14] male detortae.
[15] Ex
inauribus, γραφαῖς, quia scriptura
debebat audiri, ex audiendo fit opus.
[16] Furatur
Rachel. Nam intelligens Rachel Idolatrian, sustulit, ut [17] cessaret ab
Idolatria pater.
[18] Sic
χριστιανοι ἀνυπόκριτοι
tollunt Idola, prave detortas γραφάς.
[19] [V. 21.]
Veniunt ad Gallad,
[20] idest
πρὸς γραφάς. Nam est acervus,
testimonium. Nam γραφὴ est [21] [Jer. 8,
22.] Galaad. ‘Nunquid non resina est in Galaad’? idest, num potest remedium,
[22] doctrina ex scripturis colligi?
[23] Oportet
habere cumulum testimoniorum, oportet obturare os [24] αἱρητικόν.
[25]
Persequitur eum Laban. Ipsi eciam cognati persequuntur εὐαγγέλιον.
[26]
Potentiores persequuntur eos, qui sunt impotentiores.
[27] Dominus
custodiat intelligentias vestras, ut possitis manere in intellectu [28]
Χριστοῦ.
[29] Magna
gratia est, conservare verbum dei, et intelligentiam εὐαγγελίου,
[30] [1. Kön. 13, 21.] sicut ille propheta in Bethel non servabat verbum dei.
[31] 76 (=
105).
[32]
ΕΙΣ ΤΗΝ IVDICA.
1521
[Seite 512]
17. März
1521.
[33] Temporis
istius conditio postulat, ut aliquando redeamus ἐς τὴν
ἱστορίαν [34]
εὐαγγελικήν.
[35] Sed
finiamus caput postea dicturi de historia.
[Seite 513]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 3 Pol. am
Kopfe der mit deo beginnenden Seite: Bona opera quae 14 ἄυτη
16 γονοῦ 24 Pol. am Rande: N]
[1] 1.
Audistis, quod oporteat manibus laborare.
[2] 2.
Discrimen φαρισαίων et
piorum.
[3] Satis
audistis, quod homo χριστιανὸς
non est coram deo iustus, nisi [4] ex fide, non est tranquillus nisi per fidem,
καὶ αὐτή ἐστι ἡ
Ραχήλ.
[5] Deinde
audistis, quod ex fide illa debeant sequi bona opera et corpus [6] castigantia
et iuvantia proximos.
[7] Bona
Opera.
[8] Preter
hec sunt excogitata nova opera cerimoniarum, que nihili sunt.
[9] Quin illa
opera cerimonialia debebant esse libera et sic usurpari pro [10] usu et
necessitate corporis domandi et proximo iuvandi.
[11] Nunc
ipsi imponunt necessitatem operibus, adstringunt nos ad certos [12] cibos
&c., perinde ac si mandarent, ne paterer filium ingredi hoc aut illud [13]
conclave aedium tuarum.
[14] Ὅτι
Ραχήλ ἐστι πίστις
καὶ πνευμα. Αὐτὴ ἀποκρύπτει
εἴδωλα του [15]
πατρὸς Λαβάν.
[16] Ἔνθυμήθητι
περὶ του γόνου.
[17]
Περι
σκανδάλων. Vos scitis, redimi
pecunia, quod liceat butyro uti.
[18] Rachel
furatur Θεράφιμ: fides, Euangelium furatur
humanas traditiones [19] et doctrinas.
[20] Rachel,
ecclesia vere credens, die brengkt die bozen umb1, furatur: quia [21] pharisei
non intelligunt, quomodo aufferantur
Θεραφιμ.
[22] Ἔμμηνα.
Fingit Ecclesia, se non velle sic sanam esse, non velle sic [23] iustificari,
sicut iustificantur Φαρισαῖοι.
Simulat morbum, idest, non vult [24] sic iustificari, sic sana esse ut
Φαρισαῖοι
σημηίως.
[25] 77 (=
109).
[26]
ΕΙΣ ΤΗΝ
ΑΓΓΕΛΣΙΝ ΤΗΙ
ΜΑΡΙΑΜ
1521
[Seite 513]
Mariä Verk.;
25. März 1521.
[ 28 ἐξηγήμαι
29 Pol. am Rande: ὑφηγέομαι narro,
expono]
[27] [Luc. 1,
26 ff.] Missus est angelus.
[28]
Τουτο
ευαγγέλιον ἐξήγημαι.
Audistis, quomodo conceptionem tam [29] multis verbis describat per omnia ὑφηγίτα.
[30] Missus
angelus,
[31] Gabriel,
[32] In
Gallileam,
[33] In Nazareth,
[Seite 514]
[1] Ad
virginem Mariam,
[2]
Desponsatam Ioseph,
[3] Ioseph ex
David.
[4] Observa,
quam diligenter specificat et peculiariter designat τὴν
Μαρίαν [5] et nomen Iesu et regnum.
[6] Et ista
specificatio facta est ad muniendam fidem, ut solum Christum [7] certissimeque
discamus.
[8] Semper
ille mos fuit, quod non heserunt homines in ista via, in fide, [9] in Christo.
[10] Cain
&c. Sunt hodie quoque varii et falsi predicatores, qui varia [11] opera
ostentant, quibus iustificemur.
[12] [Jes.
63, 19.] Esaias: ‘Facti sumus sicut in principio, cum non dominareris nostri’,
[13] sic nos amisimus dominatorem Χριστόν,
facti operarii gentiles.
[14] Ideo
vult certo nos alligatos ad Χριστὸν
deus, quia per solum eum [15] iustificatio est, non per opera.
[16] ,
Gabriel, Regnum Dei.
[17] Quia hic
angelus debebat adnunciare τὴν
βασιλείαν
θεοῦ. Tale regnum, [18] in quo essemus habituri non nisi deum
regem.
[19] Et cur
angeli ministerio utitur? Hic significatum est munus offitiumque [20]
predicatoris et predicator.
[21] In regno
enim dei non debet predicari nisi verbum dei. Ideo verbum dat [22] deus, ne
quis incipiat per suam rationem, per liberum arbitrium &c. iustificari.
[23] Sic
virginem oportet contra rationem dicere,
[24] [V. 38.]
‘fiat mihi secundum verbum tuum’.
[25] Qui
predicat rationem, non verbum dei, belial est, id est rebellis.
[26] ‘Super
venire’, ‘obumbrare’ non est aliud nisi fidem infundere.
[27] Et cur
non misit multos angelos?
[28] Et cur
virgo sola est?
[29] Quia
Euangelium vult simpliciter τὸ
μόνον καὶ τὸ ἁπλοῦν,
scilicet [30] fidem, non multiplicat Euangelium. Lex operum multiplicat.
[31] Mariam:
Amarum mare.
[32] Fuit mos
nominare pueros secundum condicionem et casum temporis, [33] sicut Mosche extracticius,
Isaac a risu, Iaacob, quod supplantaverat plantam [34] pedis, Zorobabel dux ex
Babilonia.
[35] Et fuit
oppressa natio Iudaica, herodibus et sacerdotibus regnantibus.
[36] Et cur
non adiit Gabriel nobilem aliquam et opulentam virginem? Item, [37] cur non
venit in Iudeam, sed Galileam?
[38] [Jes.
61, 1.] Pauperes εὐαγγελίζονται.
Hoc inter miracula numeratur, quod [39] pauperibus predicatur Euangelium,
adflictis conscientiis &c.
[40] Fides
concepta iam regnat.
[Seite 515]
[1] 78 (=
115).
[2]
ΕΙΣ ΔΕΥΤΕΡΑΝ
ΠΑΣΧΑΤΟΣ
1521
[Seite 515]
1. April
1521.
[ 13 et 14
Pol. am Fuße der mit doctrina schließenden Seite: Scire Christum 24 Regula
steht in der Hdschr. am Rande des Folgenden]
[3] [Luc. 24,
13 ff.] Euangelium Lucae.
[4] Videtis
Euangelia huius festi non aliud agere, nisi ut nobis inculcent [5] fidem in
Χριστὸν resuscitatum.
[6] Heri
audistis de angelo, quod debet predicatio novi testamenti non [7] esse alia,
nisi de fide in Χριστὸν resuscitatum.
[8] Ita hoc
Euangelium docet de animis, nondum recte et proprie intelligentibus [9]
Christum.
[10] Quia
fides est cognitio Χριστοῦ.
[11] Cognitio
non est φυσική, Litera, sed scire eo uti, et ad
quid ordinatus [12] sit ὁ Χριστός.
[13] Scire
est credere, quod Christus surrexit propter mei iustificationem.
[14] Talis
scientiae vivacis fidei in Christum doctrina est novum testamentum.
[15] Apud hos
discipulos videtis, quomodo Χριστὸς
alienam personam [16] induat, quia ipsi discipuli adhuc nutant, trepidant,
disputant, vagantur animo, [17] non credentes. Ideo
Χριστὸς peregrinantis habitu
adparet. Fieri potest, ut [18] Χριστὸς
non mutarit faciem, sed illorum oculi tantum capti erant, iuxta [19] suam
ipsorum tacitam animi cogitationem.
[20] Habentes
eum, quem non agnoverant, pro peregrino.
[21] Ut qui
febribus laborat, eciam iudicat dulcia esse amara,
[22] Qui per
rubens vitrum perspicit, omnia iudicat rubere,
[23] Sic
eorum oculi per vagabundam cogitationem videbant.
[24] Regula.
[25] Quicquid
Χριστὸς docet, facit,
accipitur a nobis iuxta cuiusquam [26] [Tit. 1, 15.] captum. ‘Omnia munda
mundis. Immundis nihil est mundum’.
[27] [Ps. 18,
26.] ‘Cum sancto sanctus eris’. Sicut hominis est animus et mens, sic [28]
iudicat de deo, de dei doctrina et factis.
[29] Si
iudicat deum pro irato iudice, haud dubie est iratus iudex.
[30] [Spr.
28, 1.] ‘Fugit impius nemine persequente’ &c.
[31] [5. Mos.
28, 65.] ‘Dabo tibi cor pavidum’ &c.
[32] Sic
facile falluntur eciam hi, qui κατὰ
λόγον ανθρωπικὸν
versantur [33] in scripturas.
[34] Et ad
aperiendos oculos nostros ut discipulorum, missus est
Χριστὸς [35] docens
scripturas.
[36] Ut
illuminetur cor, solo Christo opus est, nullius alterius doctrina.
[Seite 516]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 8 Pol. am
Rande: non offendit. Ionnis xjo. 8dei bis cultus ist von Pol. am Rande
hinzugefügt 11 Hierunter 6 unverständliche Schriftzeichen:
]
[1] [Ps. 118,
24.] ‘Hec est dies, quam fecit dominus’, idest hic sol
Χριστὸς est, qui [2]
illuminat.
[3] [Joh. 11,
9.] ‘Qui inambulat in luce’ &c.
[4] In
fractione panis cognitus est, idest in dispensatione Euangelii, quando [5]
dispensatur Euangelium, cognoscitur Χριστός.
[6] Sicut in
veteri testamento erant alligati Iudei ad unum templum, Ita [7] nos ad unum
Χριστὸν et unam eius
doctrinam. Et sicut isti multos cultus [8] [die coeperunt, Ita nos in multos
cultus] operum et in multiplices doctrinas [9] distrahimur.
[10] Ad
operum doctrinam a fidei doctrina caditur.
[11]
Τέλος
4. Gruppe.
79 (= 61).
25 Dez. 1520.
[Einleitung]
1893
[Seite 516]
Diese Predigt
ist in deutscher Fassung und auf Grund einer anderen Nachschrift unter dem
Titel: “Ein Sermon Martini Luthers von der Geburt Christi gepr. auf den
Christtag früh vormittags” (o. O. u. J.) im Druck erschienen (Erl. Ausg.2 16,
501 ff.). Den Text der Drucke siehe in Bd. VII an der ihm zeitlich zukommenden
Stelle. Die Verweisung auf eine fortsetzende Nachmittagspredigt sowie auf andre
spätere Sermone, die am Schlusse des Druckes steht, mangelt in der
handschriftlichen Aufzeichnung. Deshalb brauchte nun die Verweisung noch nicht
unecht zu sein. Aber es besteht eine andre Schwierigkeit. Die weiterhin unter
Nr. 83 mitgetheilte Predigt legt die Handschrift Polianders auf den Sonntag
nach Weihnachten, die Drucke, deren Text mit dem der Handschrift sehr genau
übereinkommt, dagegen auf Christtag Nachmittag, für den die Handschrift
Polianders eine ganz andre Predigt (Nr. 80) bietet. Luther behandelt sowohl in
dieser Nr. 80 als auch in Nr. 81 (62), 83 (63) die in Nr. 79 angeregten
Gedanken des weiteren. Im besonderen wird der am Schlusse des gedruckten Textes
von Nr. 79 als Hauptthema hervorgehobene Gedante (Wir müssen uns des Kindes
annehmen) im Schlußabschnitt von Nr. 81 und namentlich im Anfange von Nr. 83
deutlich wieder aufgenommen. Letzterer Umstand hat wohl den ersten Veranstalter
des Druckes von Nr. 83 veranlaßt, sie zu Nr. 79 in unmittelbare Beziehung zu
bringen. Jedenfalls wird dem Zeugniß der Polianderhandschrift die Angabe jener
außerwittenbergischer Drucke um so weniger etwas abbrechen können, als die
Datirung in den Predigtdrucken auch sonst unzuverlässig scheint (vgl. Nr. 66).
P. P.
[Seite 517]
[1] Anno
domini 1520.
[2] SERMO DE
NATIVITATE DOMINI.1
1520
[Seite 517] [
1 Anno dni 1520 von Polianders Hand 14 1.] 2. 15 2.] 3. 16 3.] 4
(durchstrichen) 27 Pol. am Kopfe der mit cre- || didisset beginnenden Seite:
Affectuum nostrorum erga dei gratiam dispositio]
[3] Bifariam
legimus et meditamur Christi nativitatem. Primo si precordia [4] non tangat
meditatio, neque immutantur neque dulcedinem aliquam sentiunt, [5] non certe
intelligentes, quantum humanis animis solatio situm sit in hac [6] [Hos. 10,
7.] meditatione. Daß hercz lacht nicht, ist auch nicht frolich. De quibus Oseae
x. [7] scribitur ‘transire fecit Samaria regem suum quasi spumam supra faciem
[8] aquae’. Ecce sicut spuma non tangit profundum, ita hec meditatio non [9]
tranquillat cor. Proinde tanta exuberantia divinae bonitatis est in hac [10]
nativitate, ut si videremus aut penitus cognosceremus, continuo prae nimio [11]
gaudio dissolveremur. Alßo uberswencklich groß gut leyt in dyßer geburth. [12]
Hanc meditationem tenemus ego et mei similes. Secundo, sunt qui ex hac [13]
meditatione consequuntur animae cibum, quo impinguantur et dilatantur. [14]
Unde Bernhardus dixit, Hic tria facta esse miracula: 1. Coniunctio deitatis
[15] cum humanitate in puero isto, 2. Quod mulier sit virgo, altum alat puerum,
[16] 3. Quod fides Mariae tanta fuerit, ut hoc sacramentum in se futurum
crederet. [17] Postremum hoc, inquit, et si videatur minus certe, non prioribus
tamen [18] inferius est. Primum miraculum tantum est, deum fieri hominem, ut hoc
[19] ipsa humana ratio nullo pacto assequatur, eos autem plus movet, qui
spiritum [20] dei habent. Secundum miraculum: Sicuti est popularius, ita est
magis [21] mirandum. Ordo enim naturae exposcit, ut quecunque mulier filium
peperit, [22] amplius non sit virgo. Tercium vero propemodum negligitur, quia
fidei [23] perit exercitium. Preterea non ardua res est apud deum, puerum de
virgine [24] nasci. Hoc autem multo maius est, quod deus sit homo, atque ipsa
mater [25] virgo sit dei. Omnium denique maximum est, quod ipsa virgo credat,
se [26] matrem esse, quo loco rationem affectuum consideremus necesse est.
Maria [27] enim facilius credidisset, aliam quandam virginem futuram dei matrem
quam [28] se ipsam. Exemplo hoc videbimus. Quisque nostrum facilius credit,
[29] S. Petrum, S. Nicolaum &c. dei consecutum esse gratiam et in numerum
[30] sanctorum relatum quam sese. Ita profecto magna res est, quod Maria [31]
credit, nihil dubitans, se eam esse, ex qua deus homo nascatur, atque ipsa [32]
[Luc. 1, 34 f.] sit virgo et mater. Atque illud est quod Luce i. legitur
‘Querebat ex [33] angelo Maria: quomodo fiet istud?’ Cui respondit Angelus:
Maria dw̓ hast
[Seite 518]
[ 4 Pol. am
Rande: Augustinus de Maria spirituali matre 7 Pol. am Kopfe der mit max- ||
imum beginnenden Seite: Fides Mariae 8/9 vberhen lassen fur sich ober gehen ||
vberhin, wy Beide “vberhen”
durchgestrichen, “vber” wohl von Pol. geschrieben 25 Über “wie swer” von
Poliander: quam difficile 26 Zwischen “daß” und “kynt” hat Poliander “dißes”
geschrieben 34 Über “lecz” von Polianders Hand: legt es]
[1] mich czw̓
hoch gefragt, dan ich weiß dich nicht czw̓ berichten. ‘Spiritus sanctus
[2] superveniet in te’, der heilige geist wirt dich umbfangen, ‘Et virtus
altissimi [3] obumbrabit tibi’, dy kraft gottes wird dich umbgreyffen, daß dw̓
selbest nicht [4] wissen wirst, wy es wirdt czw̓gehen. Porro
Augustinus sic dixit: Maria ist [5] vill seliger von dem, daß got geystlich in
irer selen geporen was, dan daß [6] ehr leyplich von ir geporen ist. Prius
facta mater fide quam re ipsa. Hoc [7] miraculum si non est maximum, inquit
Bernhardus, certe ipsum est, daß sy [8] es glaube, nisi enim credidisset,
nunquam concepisset. Het sys uberhen lassen [9] fur sich gehen, uberhin wy
ander leuthe1, nunquam quicquam secutum fuisset. [10] Aber sie ergab sych
dreyn, Et ratum hoc habebat, quod dictum fuerat per [11] angelum, nihil
hesitans, quin ita futurum esset. Ir hercze wandelte sich vnd hilt [12] fehest
an den wortten in tantum, quod Maria nova creatura facta sit. Den [13] glauben
wirth nyemant auß messen. Hoc in nobis fiat, necessum est, ut de [14] die in
diem immutemur et innovetur cor nostrum. Id quod fit in hunc [15] modum:
accipiam hunc puerum, perinde atque si meus esset. Longo enim [16] tempore ante
dixit Maria se scilicet dei matrem, quem vel conciperet vel [17] pareret. In hunc
modum quisque nostrum faciat haud secus, ac si sibi soli [18] natus sit hic
puer. Nisi enim hoc fiat, frustra natus est illi Christus. Wort [19] thun es
nicht, schrifft noch weniger. Es muß myt dem herczen dran gehangen [20] [Jes.
9, 6.] seyn. Hoc testatum est prophetarum oraculis, Esa. 9. ‘Parvulus natus est
[21] nobis, et filius datus est nobis’. Ehr ist unßer, der son, alßo nimpt sich
der [22] prophet des kinds auch an. Spiritu docti sunt qui hanc cantionem non
minus [23] iucundam quam spiritalem effinxerunt: Eyn kyndeleyn ßo lobelich ist
unß &c.. [24] In qua cantione nihil obmissum est, quod posset ad spiritalem
huius nativitatis [25] intelligentiam pertinere. Alßo sehen wyr, wie swer es
ist, wy wol [26] leicht an czw̓sehen, daß ich glauben ßol
daß kynt meyn seyn, daß es eyn [27] reynes kyndt sey, welches mutter eyn
Junckfraw̓, und daß kindt sey auch [28] got, und daß hercze sal och
warhafftig sagen: der gottes son ist meyn. Do [29] czappelts, dan wer alßo weyt
kompt, der fulet sich, daß ehr gar eyn ander [30] [Joh. 8, 56.] mensch sey.
‘Abraham vidit diem meum et gavisus est’ dicit Christus. Cor [31] enim non
potest non letari, si scit hunc puerum sibi datum, Impleturque [32] [1. Mos.
22, 18.] sentencia et promissio, qua dixit dominus, In semine Abrahe se
benedicturum [33] toti terrarum orbi. Mirabile certe in oculis nostris, daß
goth macht eyn kleyn [34] junck fleysch und lecz der Junckfraw̓en
in schos, an welchen kinde all glucke
[Seite 519]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 7 herczem
10 Pol. am Fuße der mit “Dar” schließenden Seite: Partus spiritualis maior
corporali 12 “egen” von Pol. geändert in “eygen” 23 Pol. am Kopfe der mit
concipit beginnenden Seite: Maria mundo contemptibilis 27 p̱alipi
30 eynem]
[1] meyn
seyn. Atque hic puer omnibus est communis. Got speyset dy gancze [2] werlt myt
eynem klaynem kinde. Uberley uberflussich setiung ist in dissem [3] kinde.
Tanta sunt opera dei in misterio: bonum temporale in se divisum [4] singulos
saciat, Bonum spiritale integrum manens satiat omnes. Puer hic [5] totus manet
omnium satians corda. Et ille ipse puer wyrt von Mariam [6] gewuscht.1 Maria
gibt im milch, und durch den dienst erlangt Maria nicht [7] benedictionem: Sy
muß es vorhyn tragen in irem heczen, do sy dyß kindt [8] erstlich geboren hat.
Quo partu spiritus meruit partum sequentem. Hoc [9] igitur agit puer, ut
portetur a nobis. Ehr wil von uns getragen seyn, ut [10] tandem dicamus: puer
hic meus est. Dar auß dan wirt folgen dilatatio et [11] impinguatio cordis. Dan
daß hercze erhebt sich und spricht: Ach eyn [12] gutiger vater, der unß seynen
sone czw̓ egen gibt. Profecto mirum [13] est, hunc tantum thesaurum
tam angusto claudi cordis habitaculo. Recte [14] [Ps. 81, 11.] propheta dixit
‘dilata os tuum, et implebo illud’ Das hercze wyrt dyr czw [15] enge seyn
allene mich czw̓ begreiffen. Hec deberet esse quottidiana nostra [16]
exercitatio, ut transformaremur in Christum Et saginaremur hoc pabulo. [17] Szo
wurde daß hercze durchgossen mit aller frew̓de und wollust, wurde
troczig [18] und mutig widder alle anfechtung: wer wolte dissem was thun, der
myt [19] Christo im glauben eyn dingk worden ist. Tantum dici potest de
affectibus. [20] Quomodo autem dulcis sit, et ut cognosci debeat, quam bonus
sit pater, [21] daß muß vorsuchet seyn, ut ipsa re sentiat et experientia
discat hanc suavitatem. [22] Qui enim hoc non exercet, nulla re iuvabitur.
Preterea nemo [23] Christum concipit, Nemo dei mater efficitur, nisi cor vacuum
sit ab omnibus [24] affectibus. Nos quia in creaturis heremus, unser hercze ist
nicht reyn. Non [25] assequimur hanc nativitatem. Maria stundt gelassen aller
creatur2, contemptissima [26] hominibus, id quod probat ipsa historiae series.
Satis enim [27] constat ex libro paralipomeni et Euangelio Lucae, Mariam ex
Abrahae et [28] Davidis semine natam. Quod et si regium esset, tamen hoc
tempore et [29] neglectum et abolitum: warr gancz und gar czw̓
nicht worden. Censebatur [30] enim inter infimam plebeculam, hat eynen armen
man, eyn czimmerknecht, [31] deß allergeringsten volcks, voracht und vor nichts
angesehen. Probat hoc
[Seite 520]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Pol. am
Rande: Truncus Iesse 5 In “plumeleyn” ist entweder p in b oder b in p korrigirt
15 des] dz 20 quibus ist Zusatz Polianders 22 hangst 23/24 Von Pol. korrigirt
aus “vberschmecklichenn” 30 “und” ist Zusatz Polianders 31 “Sperrt” ist über durchstrichenes
p̄fert (?) geschrieben]
[1] [Jes. 11,
1 f.] Esaiae vaticinium ‘Egredietur virga’. eyn czweyge ‘de trunco Yesse’, von
[2] dem faulen stamme Yesse. ‘Et flos de radice eius ascendet, Super quem [3]
requiescet spiritus domini’. Ecce prophetia respicit opus supernaturale, [4]
daß eyn dorrer stam fruchtbar ßall werden. Virga Christus est similiter et [5]
flos, das plumeleyn gefelt got und sunst nigs. Ipse caput est, in quo
quiescimus [6] omnes, quicumque ab ipso aliquid petimus. Es muß noch alßo seyn,
[7] unßer hercze muß fur hyn erstorben seyn, Szal es erquickt werden und eyn
[8] ruthlein darauß wagsen. Tantum de prefatione huius Euangelii. Iam [9]
videbimus, quod hic idem habeat Euangelium.
[10] [Luc. 2,
1 ff.] Exiit edictum a Caesare Augusto, ut censeretur universus [11] orbis. Que
descriptio prima facta est preside Sirie, Cireno. Ecce ut hic [12] rex regum
non recusat esse sub Caesare atque adeo sub lege. Nimirum [13] [Gal. 4, 5.] ‘ut
eos, qui sub lege essent, redimeret’. Proinde doctos, bonos, potentes [14] negligit,
bleybt in dem understen hauffen, imperio temporali non delectatus [15] est.
Nympt sich des auffsacz1 nichts an, leyt unden in der geringen form, [16] ut
avertat corda nostra ab iis, que in spetiem magna videntur, firmans fidem [17]
illorum, quibus contrarium apparet. Wer nhu dye ogen auff sperth und sicht [18]
in ander dingk, wirth sich selbes betriegen und myt dem nummer czw̓
dissem [19] kinde kommen. Quo loco discamus, quod amicis, parentibus, cibo,
potu, [20] uxore, liberis, domo, familia atque ceteris eiusmodi, [quibus]
carere non possumus, [21] ut in iis omnibus eo simus affectu, quod si
transeant, ne egre feramus, [22] Rursus si veniant, non elevemur. Daß hercz sal
nicht daran hangen: hangts, [23] ßo smeckt eß keynne gnade adder benedyung. Sunst
gehet es uber myt uberschwencklichenn [24] gnaden den dy allein an got hangen.
Preterea omnium [25] maximum est in hoc puero, quia exuberat sapientia et
iusticia. Samariam [26] [Hos. 10, 7.] apud Osean male audire videmus, quia
fecit transire regem. Samaria est [27] sanctum seculare, Religio, vulgo vber
glaub, Szo wyr etwas anders liben [28] neben goth. Deinde dare vult hic puer et
non accipere, animam vult vacuam [29] et abdicatam, idest carentem consilio
humano. Der vill unglucks und [30] laydt hath, ist wirdig disses kindeß. Wer
myt sunden [und] boßen gewissen [31] beschwert ist, der kan reden werdenn2
Sperrt daß maul auff und begerth [32] disses kindes. Dyß kyndt ist nicht
idermann beredt, Sondern dem, der sich [33] fulet, das im etwas gebricht, eyn hungeryge,
bekommerte, gemarterte seel, que [34] premitur insipientia, infirmitate &c.
[Seite 521]
[1] 80.1
1520
[Seite 521]
25. Dez.
1520.
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 14 Am
Rande: Sex nomina Christi 30 Am Rande: idest princeps Assyriorum.]
[2] Eodem die
sermo habitus a prandio in Coenobio Augustiniano.2
[4] [Luc. 2,
1 ff.] Repetivit idem Euangelium Luce 2.
[5] Εὐδοκία,
eyn wolgefallen aber gnediger willen gots bey den leuthen.
[6] Wir
konnen disen tag nichts bessers thun, dann das wir die wordt des [7] Euangelii
wol fassen, ab got wolt gnade geben, das wirs ins hertz bildeten.
[8] Alßo
singt man heut eyn lobgsang dem kind: Lux fulgebat super nos [9] hodie, quia
natus est dominus et vocabitur nomen eius admirabilis, fortis [10] deus, et
regni eius non erit finis. Welche wort sindt eyn teyl auß dem [11] [Jes. 9, 6.]
Euangelio genommen, eyn teyl auß dem propheten Esaia ca. 9, do er sagt [12]
‘parvulus natus est nobis, filius datus est nobis’: Eyn kindt ist uns geboren,
[13] Eyn sun ist uns gegeben und seyn furstenthum ist gelegt uff seyn rucken,
und [14] seyn nahm wirt heyssen (1) wundersam, eyn (2) Radtgeber, eyn (3) got,
eyn (4) gewaltiger [15] herr, (5) vatter der zcukunfftigen zceit, eyn (6) furst
des Frids &c..
[16] Das
sindt alls hohe trostliche wort, die do betrubt, elend hertzen und [17]
erschrocken gewissen erfrewen, dye do ligen im finsterniß und gewalth des [18]
bosen geists.
[19] Zcum
ersten singt man mit grossen freuden: Es wirt uber uns eyn licht [20] scheynen,
darumb das uns geborn ist eyn herr &c.. Das ist der Rhum, den [21] wir
haben, das wir gefangene leuth haben auch eynen herrn uberkummen. [22] Wenn man
unter vil tyrannen, Reubern und schindern ist, ist iderman [23] betrubt, wo man
aber eynen Rechten eygnen herren krigt, der Jehnen buben [24] ihrn lohn gibt,
hat idermann grosse freud. Wie dißen zcu muth ist, wie sie [25] frolich seyn
und singen, ßo und vihl mehr sollen wir uns frewen und dem [26] hymlischen
vatter lob und danck sagen, das ehr uns eynen gnedigen heren [27] hat geben,
der dye boßwicht, die unser tyrannen seyn, vortreibt. Dann furhin [28] seyn wir
unter vihln tyrannen gewesen, die uns drucken und alls ubel [29] [Hos. 11, 5.]
anlegen und ungleich mit uns umbgehen, wie der prophet sagt ‘Populus meus [30]
descendit in Egyptum et Assur dominatus est eis’. Nuhn sihe, wye eynen
[Seite 522]
[ 11 Am
Rande: 28]
[1] guten
heren wir haben. Ehr nimpt sich alles unsers Jahmers an, Erbarmet [2] sich
unser, urteylt selber, dye do unrecht mit uns umbgehen, kumpt selber, ist [3]
selber doh vnd erlost uns von den wutrichten.
[4] Dise klag
gehet aber nicht uber weltliche fursten und tyrannen, die uns [5] leyb, guth
ader ehre nehmen, dann Christus ist nicht darumb kommen, das [6] ehr uns von
weltlicher gewalth erlosen wolt und dye tyrannen vortreyben, [7] an ire stadt
sitzen vnd regirn. Ehr wehret nicht weltlich gewalth und [8] regiment: Es gehet
uber dye sehln, und das licht, das do leuchtet uber uns, [9] ist geistlich,
nicht leyplich. Es haben im alten testament dye propheten offt [10] geklagt und
geschrihen uber falsche lehrer, dye heyssen sye dominatores, darumb [11] [Jes.
28, 14.] das sye das volck nach der sehln regirn wollen. Dan Esaias sagt
‘Audite [12] verbum domini, Illusores, qui dominamini super populum meum’.
Disse [13] zcwingen das volck, das man alls fur gots worth und werck halten
sol, was [14] des teufels worth und werck ist. Durch diße wirt got gelestert
mit iren worten, [15] wercken und Regiment, alßo das man seyn wort und werck
dem teufel zcuschreib, [16] und widerumb, das man im zcueygen, was nicht seyn
ist, sunder was [17] des teufels werck seyn. Darumb seyn zcum ersten unser Tyrannen
dye falschen [18] lerer, darnach dye Teufel, dye do seyn dominatores partim per
pravos [19] doctores, partim per semetipsos. Uber dise geistliche gewalth solt
man schreyen. [20] Dye nehmen uns und unterdrucken uns den glauben und rechten
vorstand [21] und erkentniß Christi. Daruber klagt Esaias und schreyt, das
Christus selbst [22] kumme. Ehr hat nymandt uff erden seyn regiment geben. Den
Aposteln [23] befahl ehr, das sye nichs zcuschaffen hetten ader thuen sollten
das Ihr wehr, [24] sundern solten alleyn der Christenheit dienen mit predigen
und Christum vorkundigen. [25] Es ist aber nuhn wider dahin kummen, das sie dye
knechts kleyder [26] haben außgezcogen und des herren cleyd angezcogen. Es wer
noch das alles [27] leydlich, wie sie mit uns umbgehen, wann sie nicht uns den
Christum und [28] Christlich lere unterdruckten. Das es aber geschicht und got
lest es zcu, ist [29] unserer sunden schuldt. Darumb mugen wir wol anheben und
bitten, das uns [30] das licht widerkumt und erleucht uns, und das wir von den
tyrannen erloßt [31] werden und widerumb zcu Christi regiment kummen. Christus
regirt nicht [32] anders denn durch den glauben, wenn wir den haben, kan uns
nymandt [33] [Luc. 2, 10.] vorfuhrn ader unterdrucken. Das hat auch der Engel
gesagt: Ich vorkundig [34] euch grosse freud, denn es ist euch geborn eyn
heylandt, der do ist Christus [35] der herr. Das ist dye freud, dye do grosser
ist dann alle freud. Wenn wir [36] haben eynen herren, der do heist Christus
dominus. Von dem herren sagen [37] [Ps. 93, 1 u. ö.] alle propheten: dominus
regnabit, dominus regnabit &c. Das ist von dem [38] licht gesagt, das do
heut uber uns geschinen hat, und von dem herren, der [39] uns heut geporn ist,
als wir singen.
[40] [Jes. 9,
6.] Nuhn wolln wir sehen, wie seyne nahmen heyssen, als sye in Esaia stehen.
[Seite 523]
[ 1 Am Rande:
Primum nomen Admirabilis 36 Am Rande: Consiliarius ]
[1] Zum
Ersten sagt der prophet ‘vocabitur nomen eius admirabilis’, wundersam, [2]
hehr, . Was ist das? Disses ist dye meynung, wenn Christus in [3] uns als eyn
herr regirt, ßo regirt alßo, das wir uns vorwundern mussen: [4] seyn regiment
ist ßo wunderlich, das es nymandt begreiffen kan. Es mussen [5] sich alle
menschlich vornufft daran stossen und daruber zu thohrn werden. [6] Wie gehet
nuhn das zcu? Zum ersten ist ehr da mit wunderlich, das ehr [7] uns wider und
uber all vornufft und synne furt und leytet, lernet wie gar [8] unser leben
nicht stehe nach in wollust noch unserm vorstandt noch zu unser [9] heyligkeit
und frumkeyt, gantz nicht in unsern gutern, sunder das wir mit [10] allen, das
wir haben, undergehen und getodet werden. Ehr schlecht todt und [11] macht
lebendig, wie ehr wol bewisen hat zcu der zceit, do dye Merterer seyn [12]
gewesen. Wenn es dye vornunfft hett angesehen, hett sye gesagt, es muß keyn
[13] got, sunder eyn Teufel seyn, der mit den seynen alßo unbarmherzcig
umbgehet, [14] ist doch nichts do, dann eytel sterben und blut vorgissen. Es
ist aber imer [15] seyn Regiment alßo gestanden, das ehr hat dye allerlibsten umbbrengen
lassen [16] und alle Marter anlegen. Hangen wir an Ihm, ßo muß es auch alßo und
[17] nicht anders zcugehen. Sollen wir zcu im kummen, ßo muß vorhin das [18]
fleisch und bluth gantz vorderben. Darnach, wenn das auß ist, ßo fuhrt ehr [19]
dye seynen in sulche freud, das sich dye selen nicht genugsam kunnen vorwundern
[20] seyns gotlichen Radts und Regiments. Das ist der aller erste Nahm. [21]
Wir kennen den nahmen nicht mehr, kennen auch den herren nicht. Das licht [22]
ist uns gantz vorloschen durch Babst und bischofe. Dye haben uns den Christum
[23] und alles, was im zcugehort, gantz vortilget und außgeleschet den gelauben
und [24] darfur ßo vil und manicherley werck gelernet. Aber ich sag, wer durch
sulche [25] leyden soll kummen, der muß werlich eynnen grossen glauben haben,
dye werck [26] werden es nicht außrichten, wye groß und vihl sye seynt. Wenn du
das [27] gantz leben auß fastest und dich casteyest und thetst eytel gute
werck, hastu [28] den glauben nicht, ßo wirstu nymmermehr durch dißes leyden
kummen. [29] Es hette dye Merterer nichts geholffen, was sie hetten kunnen
thuen, [30] hetten sye nicht im hertzen eynen richtigen glauben zcu Christo
gehabt und [31] gedacht: Ey laß ine machen, Ehr wirt es wol guth machen, Ehr
wirts [32] nicht vorderben. Alßo fuhrt got seyn volkleyn zcu ewiger freyd und
seligkeit. [33] Es muß aber wunderlich zcugehen. Darumb hat ehr wol den nahmen
[34] ‘admirabilis’.
[35] Zcum
andern heist in der Prophet ‘Consiliarium’, eyn klugen weisen man, [36] der vol
guts radts ist, guten weysen radt geben kan. Sol im anhangen seyn [37] volck,
dyweyl ehr ßo wunderlich mit inen umbgeht, muß ehr auch weyß wissen, [38] wye
ehr es an ime behalt. Darumb gibt ehr uns ins hertz gute rethe, wie [39] wir
thun sollen. Wenn ehr das nicht thete, ßo wurd im niemant kunnen
[Seite 524]
[ 1 Am Rande:
psal: 15 3 Am Rande: Hic est spiritus consilii 5 Am Rande: Prover: 3o 12 Am
Rande: 3 deus Aberrat a nomine et
eius ethimologia 20 vor “heist” fehlt,
dafür ist eine Lücke gelassen Am
Rande: 4 fortis potens 27 fehlt, dafür
ist eine Lücke gelassen Am Rande:
5 pater in futurum 34 Am Rande: 6 princeps pacis]
[1] [Ps. 16,
7.] nachvolgen. Alßo sagt David ‘Benedicam dominum, qui tribuit mihi
intellectum’ [2] &c. Dyweyl eyner in leyden ist, sucht ehr uber all rath,
ehr findet [3] aber nyrgen dann hyr. Der heylich geyst gibt alleyn rath, wie
ehr soll still [4] [Spr. 3, 11 f.] halten, ßol keynen rath anderßwo suchen. Szo
sagt der weiß man proverbiorum [5] 3o ‘Disciplinam domini, fili mi, ne abiicias
nec deficias, cum ab [6] eo corriperis. Quem enim diligit dominus, corripit, et
quasi pater in filio [7] complacet sibi’. Das ist der rath, nach dem man sich
in der martter halten [8] soll, den lernet auch das Euangelium. Wider dye zcwen
nahmen gehen dye [9] bosen fursten, unser tyrannen: kunnen nymandt keynen
nutzlichen radt geben, [10] lernen nicht weyter, dann die vornunft begreyfft,
lernen alleyn bey den Creaturn [11] hilff und rath suchen.
[12] Zcum
dritten. Der dritte nahmen dißes herren ist, das ehr eyn got ist. [13] Das
hebreisch wortlein , id est deus, meyn ich, sol secundum etymologiam [14]
‘fortis’ heyssen, dann der prophet redet von der menscheit Christi, wiewol
nicht [15] vil daran leyt. Wenn man dem radt anhanget, den Ehr gibt, das ist,
wenn [16] man es im gar heym gibt, das ehr es nach seynem wolgefallen mach,
dann [17] ßo ist ehr starck und kan uns herausser helffen auß aller
widerwertigkeit. [18] Dye tyrannen seyn nicht fortes, fuhren dye leuthe durch
ire bose rethe in [19] Jahmer und noth und kunnen nicht wider herauß helffen.
[20] Der
virde nahm heist ‘potens’ hebreisch , Dan
heist ‘potentatus, [21] dominatio, macht, gewaltigkeit’, und gibor
‘potens’, ‘grosser herr’, der eyn [22] groß weyt landt hat.
[23] Wir
mussen eynen heren haben, dem alls was unter dem himel ist, [24] untherthan
sey, auch alle unsere feindt. Es ist nicht genung, das ehr uns aushilfft, [25]
Es kan uns auch nichts mehr schaden, Es muß alls frummen und [26] nutzen.
Sulche gewalt haben gene dominatores nicht.
[27] Der
funfte nahm heist hebreisch das ist
‘pater in futurum’. Dye [28] Ersten 3 nahmen haben uns gefurth in die marter,
doch heraußgeholffen. [29] Wenn ehr uns erloßt hat, krigt ehr disen funfften
nahmen. Ehr ist eyn [30] sulcher vatter, der uns nymmer mehr ab stirbt, gleich
widersins eyn vatter, [31] wirt je junger und junger. Das ist der hohen Titel
eyner. Seynt wir alle [32] [1. Mos. 3.] seyn kinder, ßo erben wir seyn guter
alle. Gene. 3. Fursten seyn eyttel [33] hencker, fuhrn uns auß dem erbteyl des
zcukunfftigen lebens.
[34] Der
sechst nahm ‘princeps pacis’ macht uns unerschrocken und frohlich [35]
gewissen, das sich nicht forcht weder vor dem gotlichen gericht noch vor dem
[36] todt ader teufel und der helle. Dye andern machen nichts denn vorzcagten
[Seite 525]
[ 2 Am Rande:
Eadem nomina repetivit Esaias in principio capitis undecimi Spiritus Consilii
et fortitudinis &c.]
[1] muth und
betrubte gewissen. Das sindt die nahmen dißes kindes, auff diße [2] stimmet
auch das Euangelium &c..
[3] 81 (=
62).
[4] Anno
domini 1520.
[5] IN DIE
SANCTI STEPHANI.
1520
[Seite 525]
26. Dec.
1520.
[ 4 Anno
domini 1520 ist von Pol. anscheinend später übergeschrieben 7 Act. 7 steht am
Rande]
[6] [Matth.
23, 34.] Euangelium Mat. 23. Ecce ego mitto ad vos &c. Recensuit [7]
[Apgsch. 7, 1 ff.] historiam de lapidato Stephano [Act. 7.]
[8] [Apgsch.
6, 1 ff.] Diß ist das Erst Concilium, das do vorsamlet ist gewesen in der
Christenheyt [9] und ist wol geordnet. Dye Apostel haben sich nicht wollen der
sorgen, [10] dye ins hauß gehoreten, annehmen, wartten alleyn des worts gotes,
Erwelten [11] aber etlich diaconos, Den befahlen sye, das sye diener solten
seyn und vorsorgen [12] dye armen leuth in der Christenheit. Itzundt aber geht
es alls anders zcu. [13] Dye Apostel wolten sich keyner haussorg annehmen.
Unßer Bischof wollen [14] nichts thuen, denn mit weltlich gewalth landt und
leuth regirn, lassen das [15] worth gotes gantz fahrn, befehln das Ampt zcu
predigen etzlichen ungelerten [16] pfaffen, Bestellen auch nicht diaconos, dye
die Armen leuth vorsorgten. Man [17] heist itzundt dye diaconos, dye dye
Epistel und Euangelium in der Messe [18] singen.
[19] Dye
Apostel wolten nicht eynen itzlichen uber das Ampt armen leuthen [20] zcu
dyenen setzen. Man fast es dann nicht in brief und sigel, wie man itzund [21]
dye Bischof mit eynem Eyd zcu zcwingen pflegt, das doch als man sicht, nichts
[22] hellt, man gab es zcu der zceit inen heym in ire gewissen. Man griff auch
[23] nach denen, dye do gut gerucht und eynen guten glauben hetten. Dye hat
[24] man nicht zcum Eyd gedrungen. Itzund nympt man eynen itzlichen an, wenn
[25] ehr nuhr gelt hat. Wenn man schon noch den besten greifft, geraten dennoch
[26] wol ubel. Es hub sich das ungluck dann gereidt an, wye Lucas schreibt von
[27] [Apgsch. 5, 1 ff. (?).] eynem in actis.
[28] Zcu
disem mahl haben sye siben diaconos gewelet, under welchen ist [29] auch
Stephanus gewesen, den Lucas am meysten lobt, das ehr sey vol gelaubens [30]
und geysts gewesen. Do sicht man, wer dißem Ampt solt recht vorstehen, der [31]
musßt nicht eynen geringen glauben haben. Do aber etzlich buben von der [32]
Sinagog sahen, das Stephanus vil wunderzceichen thet, mochten sy es nicht [33]
leyden, dann sie forchten, das volck wurd furth mehr nicht vil von inen [34]
halten, huben sye an und legten sich an Stephanum, wolten ine mit disputirn
[35] uberwinden, denn es seyn gelerte leuth gewesen. ‘Aber sye konten nicht
widerstehen [36] [Apgsch. 6, 10.] dem geyst’, sagt Lucas ‘der do redet’, als
wolt er sagen: Stephanus
[Seite 526]
[ 20 Sye]
sich]
[1] redet
nicht selber, sunder der Heylige geyst redet, den mochten sye nicht nider [2]
schlachen. Do sye sahen, das sye nichts mit disputirn außrichtten, fingen sye
[3] eyn anders an, bestellten etzliche, dye sollten Stephanum anklagen, das ehr
[4] geredet hette wider das gesetz und dye heyligen stadt, den Tempel zcu
Jerusalem. [5] Do schlahen dye gelehrten gewaltigen und der doll hauff alle zcu
samen, [6] filen behendt auf in zcu, fragen nicht, ab es wahr sey, greyffen in
durch falsch [7] zceugen an, dye do sagen ‘Diser hort nicht auf zcu reden’,
‘Seyn predig hat [8] keyn masß, dye ehr thut wider das gesetz vnd den heyligen
Tempel’. Do sicht [9] sye Stephanus alßo mit getrosten und frolichen muth an,
das sye meynten, [10] sye sehen eynen engel. Eyn frolicher und unerschrockner
muth macht alleweg [11] eyn frolich angesicht. Hebt an zcu reden und thut eynen
gantzen vollen [12] Sermon, befestigt seyne wort durch lautter schrifft. Dye
gantze rede stehet [13] darinn, das goth nicht in steynen heuseren wonet, dye
der menschen hende gebawet [14] haben, sunder das gottes wohnung alleyn ist in
eynem glaubigen [15] hertzen: man muß got eyn hauß zcurichten nyrgen dann im
hertzen durch den [16] glauben.
[17] Dißes
zcu beweren furt ehr eynen spruch auß dem propheten Esaia, [18] [Jes. 66, 1.]
‘quam domum edificabitis mihi’ &c. und sagt: ir hardtneckigten und
halsstarcken, [19] dißer spruch ist ßo klahr, das ir nicht kundt leugnen, noch
wollt ir [20] nicht volgen. Ehr nennt sye schlecht proditores und homicidas.
Sye haben [21] Christum Pilato uberantworth und iren willen dar zcu gethan.
[22] Das ist
eyn groß exempel magnanimitatis und fortitudinis in Stephano, [23] welches auch
Lucas selbs preißt.
[24] Do diß
dye Seniores gehort haben, ist inen ir hertz zcurissen, wie der [25] [Ps. 58,
5.] propheth sagt ‘Sicut aspides surde obturantes aures suas’. Do hat Lucas dye
[26] Teufels heyligen mit iren fruchten und wercken abgemahlt. Hye wirt nuhn
[27] mit eynem Exempel erkleret, wie das Euangelium, das ich vorzcelt hab,
zcuvor [28] gesagt und prophezceyet hat.
[29] Das ist
itzund genung von der Historien. Nun wollen widerumb eyn [30] wennig mehr sagen
von der geburth Christi, wie man ir brauchen sal. Dann [31] do hin stimmet auch
das Exempel Stephani: Wem dißes kindes gepurth [32] sol zcu nutz kommen, der
muß sich, wie ich gesagt hab, aller andern ding [33] eussern, Muß lassen fahren
alles, darzcu ehr lib hat, nicht alleyn leiplicher [34] wollust, sunder auch
alle menschliche tugent und alle ehre, dye man darvon [35] hat, muß daran
setzen leyp, leben, guth und ehre, muß sich mit frolichem [36] muth in schmach,
unehre, in armut und ins sterben geben, Soll ehr wirdig [37] werden das kindt
zcuerlangen. Dye alte hauth muß gar abgezcogen werden, [38] und der alt mensch
mit allen seynen begirden muß getodet werden, denn [39] kumpt das kindt und
schafft in uns eynen newen menschen. Das ist auch in [40] [Luc. 2, 4 f.] der
Junckfrawen geschehen, wie ich gesagt hab. Der Euangelist sagt ‘Joseph
[Seite 527]
[1] hat sich
aufgemacht mit Maria, die im vortrawet war’. Warumb setzt ehr [2] darzcu ‘die
im vortrawet war’? Es wer nicht gut gewesen, das ehr gesagt [3] het: die seyn
ehelich weip wahr, Denn es hette eynen scheyn gehabt, als wehr [4] sie nicht
junckfraw. Darumb spricht ehr, sie sey nicht weyter seyn weip gewesen, [5] denn
das sie im vortrawet und zcugesagt wahr. Do hat die junckfraw [6] mussen ihre
ehr dar geben, das man sye keyn junckfrawen mehr hyeß, und [7] nicht alleyn die
ehre, sunder auch das leben, das do gestanden ist in Josephs [8] [Matth. 1,
19.] gewalth, wie das Mattheus anzceigt, der do sagt, Joseph sey frum gewesen,
[9] hat sye nicht wollen offentlich vor dem volck zcu schanden machen und umb
[10] das leben brengen. Doch mocht ehr sye nicht bey im haben, Also das ine
[11] got must trosten durch den Engel. Und das wunderzceichen hat zcuvor Esaias
[12] [Jes. 7, 14.] gesagt und eben troffen Josephs gedancken, denn ehr sagt
alßo ‘Eyn Junckfraw [13] hat entpfangen’, nicht ‘wirt entpfahen’, denn das were
nicht seltzam. Darumb [14] denkt Joseph, wie es zcu gehe, das sie entpfangen
hat. Do hat im der Engel [15] das offenbaret, und ehr vorstanden, wie es
zcugehe. Diße fahr, die die Junckfraw [16] gestanden ist, ehe sie das kindt
geporn hat, ist ir darnach hundertfellig [17] vorgoltten und vorlonet worden.
Des gleichen wirdt uns auch geschehen, nuhr [18] das wir uns dran setzen und in
eynem festen und starcken glauben zcu goth [19] stehen bleyben &c..
[20] 82.
[21] EODEM
DIE A PRANDIO
1520
[Seite 527]
26. Dez.
1520.
[22] [Matth.
23, 34.] repetivit idem Euangelium ‘Ecce ego mitto’ &c.
[23] Der
Almechtig got hat im alten testament dem volck Israel vil propheten [24]
zcugeschickt und ist nye keyner mit dem leben dar von komen. Sye haben [25]
alle sampt mussen den Hallß daran wagen. Seyn sie dar von kummen, ßo [26] ist
es eyn sunderlich wunderzceichen gewesen, als geschriben ist von Samuel, [27]
Helia und Helizeo &c.. Das wahr alles unßers Herren gottes schuldt, das
[28] ehr nicht propheten macht auß den grossen Hansen. Ehr nahm Hirtten und
[29] vorworffen leuth und macht sie zcu propheten, dye mochten die grossen
fursten, [30] prister, doctores oder schrifftgelerten nicht leyden. Dise
vorvolgung der [31] propheten gots ist ßo gemeyn gewesen, das auch vil heyliger
leuth dar eyn [32] [2. Chron. 16, 10.] gefallen seyn, als man list von Asa, der
do eyn frommer konig war. Der [33] nahm den propheten Ananiam und warff ine in
den kercker. Alßo auch der [34] kunig Sedechias liß Jheremiam in den kercker
legen, das ehr selber sagt [35] [Jer. 15, 10.] ‘Vormaledeyet sey dar inn ich
geporen bin’ &c..
[36] Darumb
sagt hye Christus: Ich bin selber hye, der ich dye propheten [37] gesant hab.
Darumb gedenckt ir tag und nacht, wie ir mich umbbrenget, und [38] stellet euch
dennoch, alß seyet ir frumm. Alßo sehen wir, das das Euangelium [39] wil ymmer
hoch hinauf fahrn, schreyet nohr alleyn uber und wider dye grossen
[Seite 528]
[1] heyligen.
Man heyst dye frumme leuth, dye do grosse kirchen bawen den [2] heyligen und
der gleichen grosse und scheinende werck thuen, und man sagt, [3] dye heyden
seyn schelck gewesen, das sye dye heyligen alßo haben umbbracht. [4] Es ist
aber auß dem Euangelio clahr, das es eytel heuchlerey ist. Wenn uns [5] got
rechte prediger zcuschickt, gehen wir vil erger mit inen umb dann dye [6]
heyden und machen dar neben eyn sulch geplerr vor den leuthen, das sye meynen,
[7] wir thuen recht. Und dißes thuen am meysten, die do wollen fur die
heyligsten [8] und großten gehalten werden von allen menschen. Das ist der
Babst [9] mit seynem hauffen, als von im prophezceyet hat der Prophet Daniel
ca. 8. [10] [Dan. 8, 23 f.] ‘Consurget rex impudens facie &c. et
interficiet robustos et populum sanctorum [11] secundum voluntatem suam’ &c.
Nuhn sagt Christus ‘Sehet zcu, ich [12] send zcu euch propheten und weiße leuth
und schrifftgelerthen’. Szo wollen [13] wir von ersten sehen, was darunder fur
eyn unterschid sey.
[14] Prophete
seyn dye, dye ir kunst und vorstandt haben nicht auß in [15] selber, sunder
alleyn auß goth. Auß vil studirn ader hohrn wirdt keyn [16] prophet, der geyst
muß es alleyn lernen. Ehr muß eyn schuler des heyligen [17] geistes seyn an
alle mittel. Eyn weiser ist, der ßo von ander leuthen gelernet [18] hat, alßo
doch, das der heylig geist mit wirckt. Schrifttgelerther ist, der [19] do auß
der schrifft selb lernet. Nuhn ist eyn itzlicher Prophet eyn weiser, [20] aber
nicht widerumb.
[21] Wer do
hat gotes vorstandt, wo ehr yn nun hehr hat, der richt sich [22] darauf, wo dye
schrifft und das Euangelium hin weiset, und wartt gewißlich [23] des todes. Wer
sich dar fur entsetzen wil, der vorleugnet Christum. Welchem [24] dißes nicht
begegnet, dem gehet es nicht recht, Gottes sun ist es auch widerfarn. [25] Es
ist keyn mensch alßo weit nye vorlassen, als Christus von iderman [26]
vorlassen gewesen ist: do vihl es alles ab. Und wir meynen, wenn der hauff [27]
abfellt, ßo vall goth ab. Aber wir mussen eyn ander meynung fassen. Es [28] muß
sich eyn itzlicher frohlich dar eyn geben. Es wirdt alls uff der widerparth
[29] hauffen vallen, Mennig, gewalth, kunst, rechte sach, und was vor den [30]
leuten scheynet. Es bleybt uff dißer seyten nymant denn Christus. Das ist [31]
alleyn unser trost und zcuvorsicht, das ehr sagt, das bluth das sol uber sye
[32] kummen. Dißer trost ist ßo groß, das auch eyn weicher mensch seyn begeren
[33] mag, denn idermann wil gern, das ehr gerochen wurd. Das ist uns gewiß [34]
zcugesagt. Diße straff wirt ßo groß und harth seyn, das wir wol mugen [35]
[Apgsch. 7, 59.] biten, das es inen nicht geschee, wie sanct Stephanus auch hat
gethan.
[36]
Hierusalem war dye großte stadt, do waren die gewaltigsten und gelertsten, [37]
do wahr alleyn das urteyl, gleich wie itzund zcu Rohm. Darumb trost [38]
Christus die Apostel, das sie sich nicht solten entsetzen vor der stadt, vor
den [39] gewaltigen und schrifftgelerten. Das ist unsers herren gots trost.
Wenn wir [40] den nicht hetten, wurden wir gar vorzcweifeln. Christus trost
alßo: ap sye [41] uns wol vorvolgen und auch das leben nehmen, doch werden sye
nicht gewinnen. [42] Wir werden zculetzt obligen und sye dar nider: der
himlisch vatter
[Seite 529]
[ 7 “in” von
andrer Hand übergeschrieben 8 Zwischen “Jerusalem, Jerusalem” von andrer Hand:
Act (?)]
[1] wirt uns
an in rechen. Darumb solln wir frey hinan gehen und nicht vorzcagen. [2] Ir
Argument aber, dar mit sie meynen, sye wollen gewinnen, ist [3] das: Ey sollt
unßer herr goth diße stadt zcusthoren, seyn doch ßo vil heyligen [4] hie
begraben, seyn ßo vil prister, gelehrter und heyliger leuth, seyn wir doch [5]
seyn volck, Ey, dißer muß irren.
[6] Vor dißem
scheyn mussen wir nicht erschrecken, sunder den trost Christi [7] fur unßer
augen haben und in [in] das hertz bilden, wie gesagt ist. Nuhn sagt [8] [V.
37.] Christus weyter ‘ Jherusalem, Jherusalem wie offt hab ich gewollt deyn
kinder [9] zcu hauff samlen’ &c.. Dißes redet ehr auß eynem grossen
mitleyden. Augustinus [10] sagt, dißes sey geredet von der gotlichen natur in
Christo. Aber ehr redt hye [11] nicht als eyn goth, sunder als eyn mensch. Denn
es ist dißes Euangelisten [12] Matthei gewonheit, das ehr Christum nicht anders
abmahlt mit seyner rede [13] und seynen wercken denn als eynen lauttern
menschen. Alßo redet ehr dißes [14] auch wie eyn mensch, denn ehr hat allweg
den willen gehabt iderman zcu [15] helffen und redten. Darzcu braucht ehr eyn
schohn gleichniß von der hennen, [16] dye ire jungen unter iren flugeln samlet
und darmit beschirmet. In der [17] Creatur hat goth angesehen seynen gothlichen
willen, der do iderman helffen [18] wil. Dye flugel bedeuten das heylig worth
gotes. Denn ehr seyn worth [19] leßt außgehen, nicht anders denn das ehr darmit
iderman woll bedecken und [20] [Ps. 17, 8.] beschutzen. Darvon sagt David ‘Sub
umbra alarum tuarum protege me’. [21] [Ps. 91, 4.] Et alio loco ‘Scapulis suis
obumbrabit tibi, et sub pennis eius sperabis’. [22] [Mal. 4, 2.] Item Malach.
ultimo ‘Orietur vobis timentibus nomen meum, sol iusticiae et [23] salus in
pennis eius’. Alßo breitet goth seyn flugel, das ist seyn heyligs [24] worth,
beuth uns seyn genad an durch das worth, das wir im glauben sollen. [25] Wenn
wir im geleuben, ßo werden wir beschutzt unter dem schatwen seyner [26] flugel.
Denn der schatten der flugel heyst der gelaub &c.. Nuhn sagt Christus: [27]
du wilt nicht haben, das ich dir meyn gotlich genad vorkunde, darumb must [28]
[V. 38.] du vorderben. Darumb spricht ehr weiter: Ewer wohnung sol wust werden,
[29] ir werdet vortriben werden und flihen durch dye gantze wellt, werdet an
keynem [30] [V. 39.] orth rechte wonung haben. Das sehen wir vor augen. ‘Und
ich sag euch: furwar [31] ir werdet mich nicht sehen, als lang bis ir sagt:
Gbenedeyet, der do kumpt [32] in dem nahmen des herren’. Dißes mag alßo
vorstanden werden, das sie es [33] noch sagen werden. Mag auch vorstanden
werden, das sye nymmer mehr werden [34] sagen und ine nymermehr sehen, als
wollt ehr sprechen: Ir habt dye wal, ab [35] ir mich sehen werdet aber nicht.
Ir werdet das aber nicht thuen, ir gebt mir [36] denn die ehre, das ir sagt zcu
mir: Gelobt ader gebenedeyet sey der do kummet [37] &c.. Denn diße Ehre muß
im eyn itzlicher geben, der zcu im kommen soll.
[38] Nuhn
sehen wir, wie das gantz Euangelium alleyn sich legt wider dye [39] grossen und
frummen leuth vor der wellt und beschreibt, was ir arth sey, [40] wie sie mit
den rechten frummen leuthen handeln. Im alten Testament ist
[Seite 530]
[1] nye keyn
prister oder prophet von hohem stand gewesen, dye selbigen seyn [2] allzceit
von den obersten vorvolget, darumb das sie predigten: Ire gewalth, [3] kunst
und heyligkeit gelth vor goth nichts. Denn des Euangeliums arth ist, [4] das es
dye antast, predigt nicht wider dye geringen, Eben wye eyn licht [5] [Mich. 6,
1.] natuhrlich uber sich brennet. Darvon sagt Micheas, der prophet ca. 6. ‘Surge,
[6] [Hes. 6, 2 (?).] contende iudicio adversus montes’. Et Esaias ‘fili
hominis, vaticinare ad [7] montes’. Wenn man nuhn alßo predigt nach des
Euangelii weiß, ßo hebt [8] sich der hader, do muß man den halß daran strecken.
Aber itzundt hat der [9] Babst mit seynem hauffen eyn Capitel gemacht und
vorpoten, das man nichts [10] wider sye und ire gewalth predige aber sage, uff
das nicht aufruhr werde in [11] der kirchen. Darumb muß keyner das Euangelium
predigen, wer den Babst [12] zcu freund haben wil. Und alßo zceigt uns dye
gantz heylig schrifft durch [13] und durch zcweyerley volck an, das do von
anbeginn der wellt geweret hat [14] und biß auffs end bleyden wirdet. Dye
schrifft hebt von Abel und Cayn [15] an, Dar nach sagt sie von Ismael und
Isaak, Darnach von Esau und Jacob [16] und alßo furder und furder. Eben den
blutigen muth den Cain hat gehabt [17] wider seynen Bruder Abel, den hat auch
darnach Ismael und Esau gehabt [18] und ire kinder nach inen wider dye
propheten, den haben auch dye Juden uff [19] Christum gehabt. Und noch heuth
werden die geringen menschen von den [20] [V. 35.] gewaltigen und welltfrummen
vorvolgt. Darumb sagt Christus hye ‘Es [21] wurdt uber euch gehen das bluth
Abel, des Ersten Merterers, biß uff das [22] bluth Barachie, des propheten’
&c.. Dann seynt dißes propheten todes list [23] man keynen in der schrifft,
der alßo beruffen sey. Darumb zceucht ine Christus [24] ahn. Denn wo man dye
schrifft wil anzcihen ader allegiren, muß man es [25] alßo thuen, das dye
schrifft clehrlich do stehe, wiewol auch angezceigt wirdt, [26] das vil andere
seyn unschuldig erschlagen.
83 (= 63).1
30. Dez.
1520.
[Einleitung]
1893
[Seite 530]
Vgl. die
Vorbemerkung zu Nr. 79.
Da die Drucke
dieser Predigt offenbar dieselbe Nachschrift wiedergeben und zwar minder getreu
als die Handschrift Polianders (s. unten), so erübrigt sich ein besonderer
Abdruck jener. Wir führen daher hier die Drucke auf und verzeichnen ihre
Abweichungen von der Handschrift.
Ausgaben.
A. “Ain ser-
|| mon von dem || newen gebornen Kin- || delein Jesu, gepredigt || vff denn
Christag || nach mittag. || Mar. Luther. || Wittenbergk. 1523. ||” Mit
Titeleinfassung, in der unten: M B. Titelrückseite leer. 4 Bl. in Quart, letzte
Seite leer. Am Ende: “Gedruckt zů Erffordt durch Michel Bůchfuerer ||
zů der Weinreben vff dem Nunnensack. ||”
[Seite 531]
[Ein ander
Sermon am Christag]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
B. “Eyn
Sermon || von dem newen gebornen || Kindelein Jhesu, gepre- || digt auff den
Chri- || stag nach mit || tag. || Martinus Luther. || Wittemberg. ||” Mit
Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer. Am
Ende: “¶ Gedruckt zǔ Zwickaw durch || Joerg Gastel. ||”
C. Ҧ Ein
Sermon van || dem nygen geboren || Kyndeken Jesu, gepredi- || get vp Wynachten
|| dach namidda- || ge dorch || D. Martin Luther || Uittemberch ||” Mit
Titeleinfassung, Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Quart, letzte Seite leer. Am
Ende: ”Gedrucket to Erffurt, yn der Permēter gassen, || to dem Farwevate.
M. D. X X. iij. ||“
Einen Abdruck
dieser Predigt hat Löscher in den “Unschuldigen Nachrichten” Oktober 1701
veranstaltet mit der Begründung, daß sie in den Gesammtausgaben zu fehlen
scheine. Das ist insofern nicht ganz richtig, als diese Predigt später auch in
die Kirchenpostille Aufnahme gefunden hat. Als Theil dieser mit Heranziehung
der Einzeldrucke ist sie auch in Erl. 2 15, 131 ff. wiedergegeben.
Die Drucke
zeigen gegenüber der Handschrift eine Reihe gemeinsamer Abweichungen. Durch die
Unterdrückung des Verweises auf eine frühere Predigt (531, 3/4) und die sicher
absichtliche Auslassung eines Satzes (535, 8/9) erweist sich der gedruckte Tert
als minder echt. Unter sich weichen A und B nur unerheblich ab, B scheint aus A
geflossen zu sein. C dagegen ist vielleicht selbständig aus der Quelle von AB
geflossen, da es einige male gegen AB zur Handschrift stimmt. Vgl. 532, 7; 534,
10. 13/14. 16; 535, 11. Dann müßte diese wohl handschriftliche Vorlage die meisten
der sonstigen Abweichungen der Drucke von unsrer Handschrift schon gehabt
haben. Wir verzeichnen die rein lautlichen und orthographischen Abweichungen
der Drucke nur in einigen besonderen Fällen, vollständig die Abweichungen in
Wortgebrauch und Wortfügung. Und zwar so, daß A, B, C nur beigesetzt wurden, wo
die Drucke nicht alle übereinstimmen. Bei C ist abgesehen von der fast stetigen
Ersetzung des “itzlich” durch “yowelck”, des “wie” durch “alse”, des “dann”
durch “wente” (= nam) und “wenn” (nach Komp.).
P. P.
[1] DOMINICA
PROXIMA POST NATIVITATEM CHRISTI.
1520
[Seite 531] [
1 Darüber von Poliander: Sermones de Nativitate Christi et divo Stephano vide
post Collectanea in Genesim de Isaac et filiis. Anno domini 1521o. Die
Zeitangabe ist mit anderer Tinte, wahrscheinlich früher als die übrigen
Randbemerkungen Polianders geschrieben 7 “Er” ist in “Es” geändert
2 itzund auch
ein wenig noch sagen zůgehet das das kindt 3/4 “und dasselbig” bis “seyn
muß”] das selbige kind muß unser sein 6 er ist] Christus ist dorfft] bedarff C
7 hernieder]
[2] Wir
wollen izundt eyn wenig merh sagen, wie es zcugehe, das dis kindt [3] Christus
in uns geporen werdt, und das selbig volenden. Wir haben gehoret, [4] wie das
kindt unser seyn muß, so uns die gepuert frucht bringen soll, und [5] wie wir
uns seyn annemen sollen. Sol eyn iczlicher dencken, es sey im [6] geporen, dan
er ist nicht kumen, das er es dorfft, sunder daß wirs dorffen. [7] Er hatt sich
herunder gelassen in disen sack, in unsern Corperr alleyn darumb, [8] uff das
er ausschuttett den unaußmesslichen schacz seyner gutter. Wer allso
[Seite 532]
[ 6 Am Rande:
Signum hominis renati 11 “Esaias” von Pol. über durchstrichenem “Oseas” Am Rande: 58o ca: 21 Pol. am Kopfe der
mit “das” beginnenden Seite: Renascimur
kunnet 28 in “thun” ist entweder “t” in “d” geändert oder umgekehrt
1 sich des
kindes Wente yd ys nicht moegelyck
C 2 so dat herte sodane grote gudere voelet C 3 ymand] einer 5 vthwendigen C 7
uns unser] unser AB, sick unser C 8 “selber” fehlt C 10 wir unther einander
selbern (suluen C) 11 ein nackēde AB einē nakeden C kleyd] so kleide 12 verschmecht B
vorsmade C 16 alle 17 alß] wenn alse C
er selbern AB he suluen C
volbracht AB vullenbracht C 18/19 vordenet hebben C 19 leret C 22 in]
nach Sie] Hie AB, Hir C 22/23
werden broeder u. sustere also na fruende C 23 Der heiligk geist 26 neher]
meher AB, meer C 27 meinem AB minen C 28 mirs AB yd my C 30 ist es ein rhum A rhům B rhuem C 30/31 also
vele sick sulcke wercke Chr. l. yn uns meren also vele C]
[1] des kinds
sich annimt, der muß frolich werden. Dan nicht muglich ist es, [2] das nicht
frewd folge, so das Hercz fultt sulche grosse gutter.
[3] Nu mocht
ymand fragen, wie man wissen kan, das wir uns des kindts [4] im herczen durch
ein rechten glauben annemen. Darumb wellen wir auch [5] sagen von dem zceychen,
welchs gewisslich da ist und folgt in eußerlichen [6] wercken auß dem herczen,
do das kindt innen ist.
[7] Dis
zceichen ist nicht anders, dan so wir menschen uns unser under [8] eynander
selber annemen, so wir anzcihen vnd kleydenn uns in unsers [9] nechsten
fleisch. Das ist auch ein geystlich gepurtt und mensch werden, dan [10] durch
die werden wir eynander selber geporen. Die schrifft nennet unser [11] [Jes.
58, 7.] fleysch den nechsten. So sagt Esaias: Sigstu eyn nacketten, kleyd in,
und [12] verschmehe dein eygen fleysch nicht. Er spricht, es sey unser fleisch,
was ein [13] ander ist. Dan gotth wil haben das nimandt den andern veracht, ye
geringer [14] er ist, ye merh ich mich seyn soll annemen, nicht anders dan alls
[15] werß mein eygen fleysch und blut, mein eigner leib. Dan Christus hatt [16]
unser fleysch anczogen, das doch voll sund ist und all jammer und ungluck [17]
vordinett, hatt nicht anders gethan, alß hett er selber die sundt vorbracht,
[18] die wir alle gethan haben, und alls het er dis alles vordinet, das wir
haben [19] [Phil. 2, 5 ff.] vordinet. Wie das Sanct Paull lernett ad
Philippenses 2o.
[20] Wan wir
nuen unß unsers nechsten also annemen und disem exempell [21] Christi nach
folgen, so getth das alte fleysch auß, kumet ein newe gepurtt, [22] nicht
fleyschlich und in weltlicher freuntschafft. Sie werden also nahe freundt, [23]
bruder und schwester, das nicht neher kan seyn. Der Geyst macht also eyn [24]
fleisch und ein leichnam auß vill fleisch vnd Corperr. Widerumb die nattur [25]
macht auß einem fleisch vil fleisch und blutt, also weitt die nattur fleisch
und [26] blutt von einander bringett, also nahe und vill neher fugtt sie der
Geist [27] zcu sammen. Darumb muß ich meine nechsten also helffen, alß wollt
ich [28] myr thun, und muß von meyner follheit seyner nodturfft außhelffen. Wen
[29] ich das mith wercken erzceige, so ist ein gewiß zceichen, das Christi
geburdtt [30] in mir krafft und raum hatth. Alß vill in uns sich merhen sulche
werck [31] Christlicher lib, alls vill mert sich auch Christus in uns.
[Seite 533]
[ 2 Pol. am
Rande: Hoc est ingredi in Christum et exire rursus, Ioannis 14 3 Pol. am Fuße
der mit “woll” schließenden Seite: { Spiritus coniungit diversa / Natura
disiungit que eadem sunt } 4 “dem” in “den” geändert 13 Am Rande: Paul: ad ph.
1 “worumb”
fehlt 5/6 He weet u. vorsteyt ock nicht C 6/7 Ein ytliker wil sick allene
hengen C 7 an die gewaltigen u. reiche (riken C) leute 8 nucz] voerdeil C 9
aber] oder AB, unde C 11 von unserer fulle] mit unserm vollen 12 Gelick alse C
13 dinger AB dinge C unse sunde u.
werck C 16 gewesen AB bis] went C
17 eussern] entslaen C und unsers]
uns unses C “uns” fehlt C unde de eine C 18 sant Pauel A S. Pauel
C sagt] sagt Gala. 6. goetlichs gesetz AB dat goetlike
gesette C 19 iglicher A yeglicher B
“bey” fehlt C nucz] proffit
C itzlicher AB 22/23 in carne una.
Gene. 2. Math. 19. Es werden zwey seyn in einem fleisch. und sant Paulus (S.
Pauel C) 23 sagt] sagt Ephe. 5. u.
wunderlich] wunderbarlich AB, fehlt C 24 aber] oder AB, edder C 24/25 ehefrawe
u. manne AB manne C 27 breuth AB bruede C 28 de wyle C]
[1] Dan
worumb so wir nuen sehen, wie groß genade wir von Christo [2] entpfangen haben,
so wirt unser hercz froh, das es ymant hatt, dem es wider [3] wollthadt
erzceigen mag nach dem Exempell Christi. Darumb wer nicht [4] bereyt ist im
herczen seynem nechsten mitt allem dem, das er vormag, zcu [5] helffen, der hat
sich des kindes noch nicht angenomen. Er weyß auch und [6] vorstedt nicht, was
das heisse: Gottes sun ist menschs worden. Es wil sich [7] ein iczlicher allein
hengen an gewaltige und reiche leutt, die im helffen und [8] von welchen er
nucz hatt, aber danne gehet das kindt auß, man kan nicht [9] schmecken die
sussikeyt diser geburdt. Wir mussen aller menschen hilff aber [10] nuczbarkeyt
faren lassen, wir mussen allein von disem kindt hilff trost und [11] selikeyt
entpfahen und warten. Darnach mussen wir von unserer fulle, do [12] mit uns das
kindt erfullet hat, unseren nechsten auch mit teyllen. Eben alls [13] [Phil. 2,
7.] dises kindt hat sich aller ding geeussert, hatt allein unser werck und sunde
[14] angenomen und geperde anzcogen, nicht anders dan wie ein knecht, hat sich
[15] inn eyns knechts form gepildet, hat sich herunder geschlagen und ist
gehorsam [16] gewest bis in den todt, Also sollen wir uns aller gutter, die
wier haben, [17] eussern und unsers nechsten schwachheit uns annemen und einer
des andern [18] [Gal. 6, 2.] purdt tragen, wie sanct Paul sagt, und also
erfullen gottlich geseczt. Er [19] sagt nicht: ein ittlicher such bey dem
andern seyn nucz, Sunder: Ein ittlicher [20] lade auff sich burdt und geprechen
des nechsten. So erkent man, wie Christus [21] unser seye. Also will er uns
menschen in einander flechten, das wir alle ein [22] [1. Mos. 2, 24.] fleysch
und eyn corperr werden, wie geschriben ist ‘Erunt duo in carnem [23] [1. Cor.6,
15 ff.] unam’. Und sanct Paulus sagt, das eyn groß heymlich und wunderlich ding
[24] ist die geistlich ehe aber einikeytt, das do bedeutt wird durch leiplich
ehe frawen [25] und mannen. Wenn wir eyn Corperr all werden und ein fleisch, so
werden [26] wir mit im voreynigt durch ein geystlich ehe, das ist, das wir alle
seyne [27] Prautt werden, wird uns am jungsten tag fezcen zcu richten mitt im
uber [28] die gancz wellt. Es hat woll eyn ansehen, weill wir auff erden sein,
allß
[Seite 534]
[ 2 Pol. am
Fuße der mit “und” schließenden Seite: Alter alterius onera portate Pol. am Kopfe der mit “zwang”
beginnenden Seite: Non peribit capillus de capite vestro 14 Pol. am Rande:
Hominibus bona voluntas 16 Pol. am Kopfe der mit “sagtten” beginnenden Seite:
Puer Christus factus idest verbo Euangelii involutus
1 wolt AB
wolde C 2 zwāgt B 3 schuczet] behoedet Csagt] sagt Luce 21. 5 nicht des
gebrechen jhres nechsten wollen ahnnemen. 6 heimgesucht 6/7 sag ich AB segge
ick C 9 gebruken C 10 kōmē A kom̄en B lernet] leret Euangelion 11 er sagt aber] oder AB, edder C 12/13 den hirten
haben geben (gegeuen hebben C), die uns allen zců gehoeret. 13 gesagt]
gesagt haben 13/14 ein goetlicher wolgfal AB ein goetlick wolgefallē C 14
Neben] By C 16 sagtten] spreken C
dat is yd dat C im
tuechleyn AB 17 da zeichen A 19 lieplich AB leeflick C 20 die Tuchleyn] diß
zeichen AB, de teken C 22 küstlich B 27 koenige AB konynge C a. gelerten u. heyligen] alle Doctores
und gleissner 29 fur B vff (auff B
vp C) dem]
[1] woll er
sich unser nichts annemen, dan er lessett uns von der gancz wellt [2] vorfolget
werden und zwang leiden. Doch hat er auffsehen auff uns und [3] [Luc. 21, 18.]
schuczett uns, wi er selb sagt: So ir in mich vortrawet, soll nicht ein har [4]
vom heubtt an euch vorderben. Darumb wirt er sagen zcw den, die das [5] nicht
gethan haben, die sich nicht wollen des geprechen ires nechsten annemen. [6]
[Matth. 25, 43 ff.] ‘Ich bin kranck gewest und ir habt mich nicht heimsucht’
&c.. ‘Furwar, sach [7] ich euch, was ir nicht gethan habt eynem auß denn
geringsten, das hat ir [8] mir nicht than’.
[9] Das ist
gnug gesagt, wie man diser geburdt brauchen soll, das sy uns [10] zcu nuzc
kumme, das do auch lernet das Euangelium. Denn dy summa stet [11] [Luc. 2, 11.]
darin, das es sagt ‘Heut ist euch geboren eyn heiland, der do ist aber heist
[12] Christus, der Herrh’. Dis ist di zcusagung, di dy engell haben den hirtten
[13] [Luc. 2, 14.] geben, die zcu uns allen gehoret, wie dy engell gesagt: ‘zcu
den leutten eyn [14] gottliches wolgefallen’. Neben diser zcusagung haben sie
den hirtten auch ein [15] zceichen geben, bey dem sy gewiß wusten, das dis das
recht kindt wer, dovon [16] [Luc. 2, 12.] sy sagtten: das ist das ir wert
finden das kindt in Tuchleyn gewickelett und [17] ligend in der krippen. Was
das zeychen bedeutt dem mysterio nach, wollen [18] wir sehen. Maria ist ein
figur der Christenheitt, das ist aller Christen, [19] fasßett und wickellt das
newgeporen kindt in eyn leiplich wortt des Euangelii [20] und der zcusagung.
Dan durch die Tuchleyn wirt vorstanden die predigtt [21] des Euangelii. Alls
diselbigen Tuchleyn gering sein, so ist auch das wort [22] gering und nicht
kostlich angesehn von der weltlichen weyßheitt. Dye zceichen, [23] di man von
dem kindt gibtt, seyn all gering und nicht vill werdt, kommen [24] her von
fleysch und blutt und wirdt dach dorunder so grosser schacz geben, [25] das es
nicht muglich ist zw sagen. Di predigtt ist nicht geschmuckt, geth gancz [26]
eynfeltig da her, ist nicht hubsch vor den menschen. An das zeychen stossen
[27] sich all kung und herren, alle gelerten und heyligen. Di grossen pfaffen
und [28] gelerten zcu Jerusalem kumen nicht do hin, do das kindt liget, lassens
ligen, [29] achtens vor nichts, aber di armen hirtten auffm felt, di do fur der
welt keyn
[Seite 535]
[ 13 Pol. am
Fuße der mit “dy” schließenden Seite: Signum praesentis Christi “leuthe” ist von Pol. zugesetzt
4 nerne
C versamblung B aber] oder AB, edder C 5 haeiden A aber] oder AB, edder C Ogslein (Osseken C) und das Eselein
(Eselcken C) 8 Euangelion AB 8/9 “Dis zceichen” bis “nicht rechte Christenn”
fehlt 10 Rechte] wan (wente C) rechte
wandern in dem 11
vthwendich C aber] oder AB, edder
C hat Moses antzeigt Exodi der do
AB Moses hefft angetoeget Exodi.
de dar C 12 nicht 13 die reichten] reichten die christen nirgent (nerne C) 14 bey
dem Euangelion “auch” fehlt C 15 aber] oder AB, edder
C kan dz sey got geklagt.]
[1] nomen
aber preyß haben, werden fro und dancken Goth, das sy es mugen [2] sehen. Di
krippen bedeutten die oertte und stette, do di Christenn zcu samen [3] kumen,
das si das wort gottes von Christo horen. Dan man predigtt [4] Christum
nirgentt dan in vorsamlung der Christen: nicht bey den Juden aber [5] heyden
aber unglaubigen. Die Thier, das occhsleyn und esell seyn wir, wir [6] sollen
horen und di speis essen. Das ist unser zeychen, do bey finden wir [7] Christum
allein, ist kein gewisser zceichen Christum zcufinden den an dem [8] ortt, do
man das Euangelium predigtt. Dis zceichen haben Babst, bischolff [9] nicht,
drumb haben sie Christum bei in nicht, sein nicht rechte Christenn. [10] Rechte
Christen wandelln alleyn im glauben des Euangelii, man kan si [11] [2. Mos. 40,
21.] nicht euserlich kennen aber sehen, wi das Moyses hatt anzeigt, der do di
[12] arcken hinders thuch sezcett, das man nichts sehen mocht, dan di zwu
stangen, [13] di reichten erfur. Man kan dy Christlichen [leuthe] nirgent bey
kennen dan [14] alleyn beym Euangelio, wie wol die werltt das Euangelium auch
nicht kennen [15] will aber kan.
[16] 84 (=
64).
[17] [1. Mos.
29.] AD GENESIM.
1520
[Seite 535]
30. Dez.
1520.
[ 24 q. d.,
ebenso 29. 30.]
[18] Wir
wollen izund widerumb kommen auff das Buch Mosi. Es ist [19] bliben bey dem
xxix. Cap. das wol wir horenn.
[20] Aran ist
das Land Syria.
[21] Ruben,
id est filius visionis, allß wolt sie sagen: Gotth hatt meyn [22] vorachtung
angesehen und mir eyn sun geben.
[23] Simeon,
idest horen, auditus, darumb das si was erhoret worden.
[24] Levi,
idest additus, quasi dicat: meyn man wirt sich zcu mir thun.
[25] Iuda,
loben, bekennen, preissen, eren.
[26] Dan,
iudicium: Gotth hatt fur mich urteill gesprochen.
[27]
Neptalim, hebraice: perversio conversionem convertit, Goth hatts mit [28] mir
und meiner schwester umbkertt, es geth mir nu woll.
[29] Gad,
quasi dicat: gluck zcu, walths goth.
[30] Aser,
selig, quasi dicat: nu krig ich dennoch mer sun.
[31] Isachar,
mer.
[Seite 536]
[ 1 q. d.
12/13 “uff inen” bis “ist nicht” ist von Poliander eingeschoben 15 Pol. am Fuße
der mit “das” schließenden Seite: Iacob libidinosus non fuit, tametsi non una
uxore contentus 29 Pol. am Fuße der mit “braucht” schließenden Seite: Consilium
dei mirabile Pol. am Kopfe der mit
“von” beginnenden Seite: Deus non opera sed fidem respicit]
[1] Zabulon,
beywonung, quasi dicat: nu wer ich fraw im hauß werden.
[2] Ioseph,
merer, additus.
[3] Goth hat
mir noch eyn zcu geben.
[4] Dis ist
alles geschehen im landt Chanaan und ist ein wunderlich historia, [5] welche
menschliche vornunfft und weyßheit nicht vorstehen kan, Sunder sicht [6] es vor
unrecht an, das Jacob, der Patriarch so vill weyber zcu eynem mall [7] [1. Mos.
28, 15.] gehabt hatt. Man soll aber ansehen das vorig Capitell, wie Goth
darinne [8] Jacob ein zcusagung hath gethan und gesagt: Ich wil auff dich
sehen, bey [9] dir sein und dich in meiner huthe haben, wo dw hin wirst gehen.
Welche [10] wordt darumb vorher geschriben sein, auff das Goth darnider legette
die vornunfft, [11] die sich an disem exempel stossen wurde, das nimant
meynete, es wer [12] an Gottes willen und ordenung geschehen. Dan dieweyl Gott
[uff inen [13] gesehen hat und bey ime gewesen, ist nicht] zcu glauben, das
Jacob unbillig [14] gethan habe.
[15] Zum
ersten sichet man, das Jacob das nicht hat auß fleischlicher wollust [16] than,
darumb das er bereyt sibenzig jar allt gewest ist, do er ein weyp genomen [17]
hath. Dan der alßo lang junckfraw bleyben und ein keusch leben [18] furen kan,
mag ein Iczlicher dencken, was es fur ein Geyst sey. Doch ist es [19] alßo von
got geordnett worden, das Jacob menschlich natur behalten hatt, [20] ist nicht
gancz ein geyst worden, sunder im fleysch bliben, darumb das er [21] noch der
schonste greifft. So wunderlich seynen Gottes werckh und gericht, [22] drumb
sollen wir dorvon nicht rechnen, sunder unser vornunfft gefangen [23] nemen,
und Gotth dye ehr geben und sagen, das alß recht seye und guth, was [24] er in
uns handelt. Er hat di historien dorumb schreyben lassen, das er di [25] hohen
vornunfft und weyscheitt zcu narren machett. Ir horet, wi er unnucz [26]
geschwecz furgibt: was leyt im doch dran, das er di narweyßs so fleyssig [27]
beschreybt, wi Jacob mit den hirtten gaucklett und disputirtt? Es ist alles
[28] gestellet wider den hochmut, den er nicht leyden kan. Ich mein auch, das
[29] das di ursach sey, worumb er so vil wort braucht von dem kleynen und [30]
geringen werck, das er will anzeygen, was das fur leutt sein, do er gerne [31]
mit handeltt und umbgehett, dann wenn eyns menschen herczc in rechten vortrawen
[32] und zwvorsicht gegen goth stehet, ßo leydt got nichs an den wercken. [33]
Es gefallen im dy streych, di der drescher thut, eben als woll allß eyns [34]
pfaffens gebet. Er geth nicht mit hohen dingen umb, lest sich herunder, und
[35] gfallen im di gringen werck woll, und hat lust mit sulchen kinderspill.
[36] Drumb lesen wir, das alle patriarchen seyn hirthen gewest. Drumb sollen
[37] wir auch lernen, das nymant des anderen werckh vorwerff, und seyne entpor
[Seite 537]
[1] heb, und
sech yderman zcu, das er das heuptstuckh hab, das ist ein rechten [2] glauben
zcu gott, durch welchen ein werckh so gutt ist alls das ander. Ein [3] kleynes
gillt eben so vil alls ein grosses nach dem exempel dis patriarchen. [4] Dan do
er sich ließ am glauben genugen und vorsach sich Gottlicher hulde [5] zcu gott,
do nam sich got auch der geringsten werckh an, die er thet.
[6] 85.
[7] EODEM DIE
IN CENOBIO AVGVSTINIANORVM.
1520
[Seite 537]
30. Dec.
1520.
[ 12 Pol. am
Rande: Ioseph pater]
[8] [Luc. 2,
25 ff.] Euangelium Lucae 2o. De Simeone.
[9] [V. 34.]
‘Er ist gesecz, das sich vill an in stossen und fallen, in ein zeychen aber
[10] ein mall, dem do wirt widersprochen werden.’
[11] [V. 33.]
Der Euangelist sagtt ‘Sein vatter und mutter haben sich vorwundert [12] von den
dingen, di do vom kindt gesagt sein’. Joseph nennet er ein vatter [13] Christi,
darumb das er wil beschreyben die geschicht, wi es angesehen, genennet, [14]
geachtet ist vor den leuten, dan das wil haben di historia und beschreybung.
[15] Do sie
horten, das sulche ding von dem kindt gesagt wurden furhin von [16] den Engelen
und Hirtten und hie von disem Simeon, des vorwundert sich alles [17] disses
hercz der Junckfrawen. Es was auch wol zcuvorwundern, darumb [18] das die
Junckfraw und Joseph waren voracht bey den leutten und fur nichts [19]
gehalten, und war nicht gleublich, das von ir ein sulchs kindt sollet kummen.
[20] Wer es awer gesagt von eins priesters und eins grossen furstens kindt, so
wer [21] [V. 28 ff.] es nicht so wunderlich gewest. Darnach was es ir auch
dorumb wunderlich, [22] das Simeon das kindt in arm nahme und redett ßo grosse
wortt von im, [23] das er werh ein heylandt aber ein heyltumb gottes und ein
licht, do durch [24] erleucht sollen werden di heiden und ein eer des volcks
Israel. Uber disen [25] dingen hatt sie sich warhafftig vorwundert. Dan man muß
die Junckfraw [26] ein menschs lassen bleyben, das sie nicht alle ding gewisset
und vorstanden [27] hatt. Dises werck ist ewen alls weyt von irem sin und
vorstandt gewest alß [28] anderen leutten, wie woll es ir aber warhafftig
wunderlich gewest ist, hatt [29] sie doch nichts daran gezweyffeltt, das es
alles war werh, was sie von dem [30] kindt gehoret hatt. Allso muessen wir auch
irem glauben volgen.
[31] Ich hab
gesagt, das des kinds nahme heisse wunderlich. Also sagt er [32] [Matth. 13, 31
f.] im Euangelio von eynem senffkornlein, das ein klein gering ding ist und
doch [33] so gros wirtt. Das ist dis wunderwerckh, do von wir hie sagen, und
also [34] mueß auch geschehen, das wir in der leutten und unsern augen fur
nichts [35] geschaczet werden und gancz voracht. Wen das geschehen ist, so
wirdt man [36] gros vor gott. Das ist das erst stuck. Das lernet uns, das wir
nicht vorczagen,
[Seite 538]
[ 12 Pol. am
Kopfe der mit “nicht” beginnenden Seite: Benedixit Simeon 22 nicht 24 Pol. am
Kopfe der mit “das” beginnenden Seite: Ut revelentur ex multis cordibus
cogitationes das sie nicht || das sie nichts 30 volklenns]
[1] wan es
uns ubel getth, wan uns die gancz wellt vorspricht1 und [2] vorschmecht, das
wir nicht dencken, gotth hab seyn augen von uns gewendt, [3] dan es muß
wunderlich zcugeen, allso das es kein vornunfft vorstehen kan.
[4]
Wunderlich ist es, das under dem Todt das leben ist, under der Torheitt [5]
[Ps. 4, 4.] heitt weyßheit ist. Darumb mueßen wir uns stercken und ein muth
fassen, [6] ob es uns alßo widerfur. Alßo sagt David im Psalter ‘Mirificavit
dominus [7] sanctum suum’, sive ut alii vertunt ‘separavit’: Er hat seyn
heyligen an ein [8] sunder orrth gesezcett, dan es ist jho ein gros wunder, das
dis kindt von [9] einer armen und vorlassener magtt soll werden ein kunig der
werltt. Es wil [10] sich nicht wol zcusammen reumen, und diß vorwundern
brengett mitt sich [11] der Glaub, dan wer es nicht glawbt, der vorstett und
weisß und sihett es [12] [V. 34.] nicht: wer es nicht vorstedt, der kan sich
nicht druber vorwundern.
[13] Weitter
sagt der Euangelist, das Simeon hatt dise beide, Mariam und [14] Joseph,
gebenedeit, das ist hatt yn gutt gewunscht und sie selig gepredigt.
[15] Das muß
auch noch alßo bleyben, das unser Herr Gotth die allso trostet, [16] die do
sollen also zcu nicht werden, mit denn es allso wunderlich soll zcugehen. [17]
Er darff woll, das er in stercke, uff das er nicht vorzcage.
[18] [V. 34.]
Nu spricht er von dem kindt zcu der muter, das es sey geseczt, das sich [19]
vil leutt daran stossen. Das ist ein schrecklich wordt des Prophetens und [20]
geth nicht schlecht gering leutt an. Dan an dem kindt, di weyll es so klein
[21] ist, ist nicht muglich, das sich di vornunfft nicht dran stoß, di weyll es
also [22] in armut, elend und jamer ligtt, mag es nicht sein mit den gewaltigen
grossen [23] hansen. Darumb muessen an disem kindt offenwar werden viler
hertzcen gedencken. [24] Schlecht leutte und geringe sehen woll, das sie nichts
gutts sein. [25] Der herczen werden leichtlich offenwar, dan es sichett sie
yderman. Aber die [26] grossen scheynenden heyligen kennet man nicht. Si sein
gehalten alls dy [27] heyligsten leutt und sein es doch nicht. Drumb ist nott,
das ir hercz und [28] gedancken offenwar werden, wan Christus kumbt. Darumb
saget der Euangelist [29] ‘es werden viler herzcen gedancken offenbar werden’,
aber nicht aller. [30] Christus und seins volkleins gedanken und herzc sein bey
iderman offenwar. [31] Dan er getth eynfeltig do her, das ein itlicher woll kan
sehen, wie sein hercz [32] und gedancken stehen, aber auff genem hauffen ist es
nicht allso. Also stosset [33] sich Christus und sein hauffen nicht an sie,
sunder sie stossen sich an Christum.
[Seite 539]
[ 20 Pol. am
Fuße der mit “sich” schließenden Seite: ruentes / resurgentes / contradicentes]
[1] Disen
spruch macht klar das Exempell in Actis apostolorum von Stephano [2] alß wir
fur gehort haben,1 wi di grossen prister und obersten der stadt [3] Jerusalem
Stephano widerstanden sein und in haben steinigen lassen, do er [4] sie wolt
zcu sundern machen und sprach, sie hetten allweg dem heyligen geyst [5]
widerstanden und Gottes sun gettotet. Christus und des Euangelium gewonheit [6]
ist yderman zcu nicht machen, wie er selber zcu nicht ist worden. Wan [7] er
nue dise frumme leutt angreifft und sagt, das ir frumkeyt nichts seie, [8] so
mugen sie es nicht leiden. So feltt alle ir frumkeytt hinweg und lassen [9]
iderman sehen, was sie im herzcen fur gedancken haben. Do sicht man, das [10]
es eittel bluttige herzcen seyn und dursten nach der grundt frummen leutt [11]
blutt und leben. Alßo muß das kindt und alles, was an im hangt, voracht [12]
seyn, auch die warheit selbst. Die grossen konnen die kleynen nicht leyden.
[13] Und doch, welchs die frummesten scheinen, sein die ergsten, die
geystlichen sein [14] die fleyschligsten, wi izcundt Babst, bischoffen und
pfaffen sein. Drumb ist [15] das Euangelium nicht schwer, wan wir uns selber
ansehen: di frummen [16] leyden es, die schelck leydens nicht.
[17] Es sagt
furnemlich von dreyerley leutten, di do albeg auff erden leben: [18] Die ersten
fallen, di anderen stehn auff, di dritten sprechen wider. Di Ersten [19] sein,
welche sich an der warheyt ergeren und darvon ablassen und lassen sie [20]
faren, keren sich nichts dar an. Di Anderen, di do sagen in dem herzcen wie
[21] [Geb. As. 31.] Daniel und sein gesellen ‘Omnia que fecisti nobis, in recto
iudicio fecisti [22] [Hiob 1, 21.] nobis’ und alß Job sprach ‘Dominus dedit,
dominus abstulit, sit nomen [23] domini benedictum’. Di stossen sich nicht an
der warheyt, sunder bessern sich [24] daran und loben goth und werden frummer
dan vor. Do getth gedult, lob [25] und preiß Gottes her. Die dritten sein
grosse hansen, di sich mit gewalt [26] dar wider sezcen mit list und kunst, wie
sy di warheyt konnen dempffen, haben [27] nicht genug an dem, das sie sich dran
ergern, wollten gerne die warheyt [28] ganzc zcu poden stossen und
niderdrucken, das di gancz wellt davon abfiell. [29] Dise thun zcweyerley
sundt, das sie darwider streben, und das si do mit nicht [30] unrecht thun
wollen und sunder sein. Do geth die schrifft am meisten wider, [31] [1. Mos.
22, 13.] do sticket der Bockh in den dornern. Die schrifft und das Euangelium
kan [32] leychtlicher mit offenen und groben sunderen umbgehn, alß Christus mit
[33] Magdalena und Zcolnern zcuthun hett, aber mit den grossen heyligen kondt
[34] [Matth. 7, 15.] er nicht umbkomen. Er schaldt sie albeg und hieß sie
‘Lupos rapaces in [35] vestimentis ovium’.
[36] Nu kan
nimandt auffsten an dem Herren Christo, dan er laß sich stossen, [37] straffen,
undertrucken und zcu nicht machen. Die warheyt sol im nimant [38] lassen nemen.
Das ist awer die warheyt, das ich sage, das wir nichts sein,
[Seite 540]
[ 11 Pol. am
Kopfe der mit “seiten” beginnenden Seite: Gladius doloris non septem gladii 19
Pol. am Rande: Orandum ut brevientur dies &c. ]
[1]
furnemlich im geystlichen Recht. Uber der rechte gotliche warheitt muß ein [2]
iczlicher sterben und den halls dran seczen, das wir nichts sein, wie Christus
[3] nichts ist.
[4] [V. 35.]
Nu folgt, wie Simeon zcu der Junckfraw sagt ‘Es wirt durch dein [5] eygen sell
gehen ein schwerdt des schmerczens’. Do die Junckfraw gesehen hat, [6] das man
ir kindt so unschuldig mit gewalt vordammet hat und im so groß [7] unrecht
geschache, hat es ir im herczen und allen krefften wee than. Alßo [8] gschihet
auch in allen Christlichen herczen, wan sie sehen, das die warheit [9] darnider
gestossen wirdt, und sie konnen nicht widerstehen, geth es in durch [10] die
seell hindurch, bleibt nichts do dan die klag: gewalt und der hauff stehet [11]
an gener seiten. Das ist das schwerdt, do von hie der prophet weyssaget. [12]
Dis schwerdt hat gangen, do Christus vorvolget ist, sunderlich zcu der marter
[13] zceit. Izcundt geth es nimer, wir haben ander schwert erdichtet, gepredigt
[14] von siben schwerten, di di Junckfraw Maria getragen hatth, und ist nichts
[15] dan abgotterey drauß worden.
[16] Nu zcum
bschluß: wie wir gehort haben, wie Simeon gewartet hab [17] auff den, der dem
volck Israel ein trost und freyd bringen solt, wie darnach [18] die Apostel gewartett
haben auff sein aufferstehen, Allso mussen wir auch [19] ruffen und schreyen,
das er kumb, hellff und trost uns und laß den jungsten [20] tag balt kumen,
auff das wir von der gwalt des Teuffels und von dem vorfolger [21] der warheit
erlost werden. Amen.
[22] [V. 36
f.] Der Prophetissen Anna gibt Lucas hoch lob der keuscheyt, welchs anzceigt,
[23] das ein grosser geist und hicziger glaub in ir gewest sey.
[24] 86 (=
65).
[25] IN DIE
CIRCVMCISIONIS DOMINICAE.
1521
[Seite 540]
1. Jan. 1521.
[ 25 Pol.
hier am Kopfe der Seite: Non tam opera quam fides sanctorum imitanda 31
eußlich]
[26] In
Genesim.
[27] Wir
haben gehortt1 das wunderlich geschicht und historien von Jacob. [28] Do hab
ich gesagt, das man kein spotterey drauß mache, di weyll es Gottes [29]
geschick ist. Dan Goth regiret ein iczlichen auff ein sunderlich arth und [30]
weyß. Drumb sol sich keyner nach des andern wercke richten, sunder nach des
[31] andern glauben. Es sein mancherley person und mancherley eußerlich werck,
[32] es ist awer inwendig in allen Christglaubigen ein einfeltiger geyst und
glaub [33] im herczen. Darumb ßo Goth im lest das geschicht wolgefallen, soll
es nymant [34] straffen. Er hat die Creaturn allein geschaffen, machts auch mit
in,
[Seite 541]
[ 13 “durch
eyn” ist von Pol. übergeschrieben 17 Pol. am Rande: N]
[1] wi es im
gefelt, Geth gerne mit solchen wunderlichen sachen umb, das er di [2] vornunfft
darnider stoß, wi gesagt ist.
[3] Es ist
Jacobs meinung nicht gewest, das er merh dan ein eelich weib [4] wollt nemen,
dan er wolt nur di Rachel haben. Er wirdt aber betrogen [5] durch den Laban,
dan er wer gern der Tochter beide loß gewest, sunderlich [6] Lia, der eltesten,
welche nichtt alß schon was alß die Rachel. Hett er recht [7] mit Jacob wollen umbgehen,
So hett er im des lands gewonheitt fur hin [8] sagen sollen. Alßo hat Jacob
dennoch vill leiden mussen, und ist nicht vill [9] furwizc do gewesen, er
kummet zcu den zcweien weiber wider sein willen, [10] sunder wirdt dar zcu
getrungen. Alßo ist dis geschicht auch der vornunfft [11] nach entschuldigtt.
[12] Daruber
ist es zcu der zceit der brauch gewest, das ein man mocht vill [13] weyber
haben, darumb das man kinder krigt, aber so Gott hett das [durch [14] eyn]
gepott auffgehaben, so het man es nicht durffen thun.
[15] Nu wi
wol dis geschicht von goth alßo geordnett ist, Geth es doch gancz [16] wider
das Geystlich recht und des Babst geseczc. Dorinnen ist so geschriben: [17] wan
eine vortrawet ist eynem man, und wurdt im darnach ein andre zcugesagt, [18] so
tribtt man sie von einander. Hie ist es nicht alßo. Ein eelich [19] leben
stehet darinnen, das eins dem andern vortrawet wirdt, und sollen bei [20]
einander bleyben. Wan es nu geschicht, das einem zcwu zcugesagt wurden, [21] So
soll di erste bleiben, di ander, di im sunst ist zcugesagt, soll er faren [22]
lassen. Alls hie Rachel ist Jacob von ersten zcugesagt und er hatt umb irent
[23] willen gedinett, nicht umb Lia willen. Darumb hat er auch Rachel fur dy
[24] rechte haußfraw gehalten. Allßo mussen wirs mit dem Babst nicht halten,
[25] wen wirs wellen Gotth hallten. Darnach hat der Babst zcwaierley außzcug
[26] funden, domit er zcureiß den eelichen stand, hatt gelidt erfunden,
leyplich [27] fruntschafft und geystlich, auch den Priesterlichen stand vom
eelichen leben abczogen, [28] [1. Tim. 4, 1 ff.] welche S. Paulus als ein
Prophet im vor gesagt hat: ‘Es werden [29] kumen lerer ins Teuffels nomen’, das
ist, di der Teuffel hat heyssen predigen, [30] ‘und werden vorbitten, das man
eelich werdt’. Es hat der Teuffel gemacht [31] durch Babst regiment, das die
weltt vol vol1 sund wurd. So er nun den [32] Pristerlichen standt do hin hatt
bracht, das er nicht darff eelich werden, het [33] er auch den Leyen des
gleychen vorpoten. Do sichs aber nicht leyden wolt, hat [34] er dennoch ein
fund erdacht, haben das vierdt gelid vorpotten, und ist das [35] alleyn gelts
halben zcuthun, das sie den Beutel mogen fullen. Wer gelt hat, [36] lest man
woll nach, das er ins dritte glid greifft.
[37] Alßo
gepeut und vorbewt der Babst, das er kein recht und gewalt hatt, [38] handelt
mit uns wi ein Tyrann, ist nichts anders denn regnum peccati und [39]
perdicionis.
[Seite 542]
[ 10 Pol. am
Fuße der mit “ist” schließenden Seite: De Matrimonii Impedimentis 25 Pol. am
Fuße der mit “bruder” schließenden Seite: Contra Impedimentum compaternitatis]
[1] Nu ob
woll der Bapst nicht recht than hatt, das er hatt also di grad [2] vorpotten,
will ich doch nymandt heyssen, das ein man odder weip ins vierd [3] gelidt
greifft. Aber wen es so geschehen wer, das sich zwei mit einander vorlobt [4]
hetten ßo nache, mogen sie wol fordfaren und soll dem Bapst so sagen: [5] Es
sey gottes gepott, das man und weip nymand auff erden soll von einander [6]
scheyden. So hat gott disen gradt nicht vorpoten. Drumb sol man gotth [7] mer
gehorsam sein den den menschen: di ehe ist vor gott recht. Dennoch wil [8] der
Bapst in gotts gewaldt greyffen und treibett die leutt durchs Geystlichs [9]
recht mit gewaldt in eebruch, sye wollen aber wollen nicht, das sy in daruber
[10] ein gewissen machen, do keins nicht ist.
[11] Nu wen
der Bapst sulche ehe mit gewaldt zcutrennen woldt, odder man [12] must geldt
geben, so muß mans leyden alls von eim Tyrannen, und wi [13] man es vom Teuffel
selbs leyden muß. Konnt man sich aber schuzcen, dester [14] besser wer es. Aber
wenn es keme, das zcweie zcu eynander lib hetten und [15] nicht eins dem andern
zcugesagt were, aber wer die fruntschafft so nache, das [16] sy nach des Bapst
gesecz nicht dorfften mitteinander zcur ehe greyffen, wolt [17] ich frolich
drein springen und des Bapst gebott zcureissen und fur kein sund [18] halten,
ob schon der Bapst hett vorpoten. Es ist ye Gott so klug alls der [19] Babst
und gunnet uns allen alls vill guts alls der Bapst. Wer es nicht [20] recht,
das man in vierden grad zcusamen griff, so hett ers anzweyffel selbs [21]
vorpoten.
[22] Darnach
hat der Bapst noch eins erdacht, wen man gefatterschafft anrichtet, [23] so
darff di gfatter di batten nicht zcu der ehe nemen. Si sagen : es [24] kumet do
das sacrament darzcwischen, ist do ein geistlich fruntschafft, Sein [25]
geistlich vatter und mutter, bruder und schwester. Man sol des sacramenczs [26]
schonen, und wer darwider thut, der thut ein eebruch. Wen dis war wer, [27] das
man albeg des sacraments must schonen, so dorfft kein Christen menschs [28] das
ander zcur ehe nemen, hab wir doch alle ein sacrament und werden dardurch [29]
alle rechtschaffen bruder und schwester. Sage uns, ob man auch hie [30] dem
Sacrament ein eher thun soll, und wir Christen nur heyden, Turken [31] und
Juden zcu der ee nemen sollen. Wen die heiden horten sulch lausig [32] gesecz,
wurden sie nicht billich unser torheit lachen? Noch wil der Bapst, das [33] man
das bey einer Todsundt halten muß, gleich alls wer er Gotth. Hie [34] [1. Tim.
4, 2 f.] siecht man, das der spruch war ist, den der Apostel Paulus gesagt ‘Si
werden [35] kumen mit gleyssendem scheyn, wirt ein ansehn haben, als sey es
war, und [36] werden eytel lugen sein und werden vorpitten den eelichen
standt’. Item Petrus [37] [2. Petr. 2, 3.] ‘Si werden ein Jarmarck euch
anrichten und gelt von euch bringen mit lauttern [38] wortn, mit eytel
spigelfechten’. Dan das gelt kan es izcundt alß mit einander [39] schlecht
machen. Bringt man nicht gelt, so muß es zcuscheittern gehn,
[Seite 543]
[ 20 Pol. am
Rande: Error Iacob 22 Pol. hier am Fuße der Seite: Lia Iudam gignit non Rachel
24 Pol. hier am Kopfe der Seite: Petendi vis 27 Sinnron]
[1] ist keyn
bitten fur. Man mocht es an der wand greiffen, das es des Teuffels [2] spill
sey, noch will nymant di augen aufthun. Will ymandt dem Bapst zcu [3] erhen und
wolgefallen dis gebott halten, der thu es: hett ich lust zcu meiner [4]
gfattern, so wollt ich frolich zcu ir greyffen, nur dem Babst zcutrozs.
[5] Uber das
hath er auch weltlich freuntschafft erfunden, di do nicht naturlich [6] ist,
als de filiis adoptivis, de Pueris suppositiciis, Nur darumb, das er die [7]
leuth in eebruch fuhr und er sein geyczs full. Durch gelt macht er, das eine
[8] eins mans mutter, schwester und weib zcugleich werde. Nu rath ich, das
nimant [9] dem Bapst in sulchem fall gehorsam sey, und solt er den halls dran
seczen.
[10] Nun sag
ich, das dise ehe Jacob und der zcwei weiber nicht ist unrecht [11] gewest des
gelwe halben.1 Es was im dritten glid, welchs Gotth nicht vorpoten [12] hatt,
und ist der Brauch gewest in der zceit, das ein man mocht zwey [13] weyber
haben, wi fur gesagt ist. Das er aber di zcwu maide gehat hatt, ist [14] nicht
sein will gewest. Es habens die weyber than. Er hatts aber nachgelassen, [15]
nur darumb, das er kinder krigt und den samen erwecket, der im [16] von goth
zcu gesagt was. Das dye ehe Gott hat wolgefallen, ist klar auß [17] dem Text,
der do sagt: Lia hab gott gepeten, Rachel hab auch gepett. Es [18] sein heylige
weyber gewest: di wordt, di sy reden, sein nicht wordt eins [19] geringen
Geists. Si dancken gott, wen sy kinder krigen und gebens Gott [20] wider heym.
Nu lest unser herrgot den Jacob auch irren wi alle Patriarchen. [21] Er meynt,
Rachel soll die recht haußfraw sein und di rechte mutter werden, [22] das im
gotth zcu gesagt hat. Aber Lia, die geringste, tregt Judam, do von [23]
Christus kumen ist, und umb des willen ist dises alles geschriben.
[24] [1. Mos.
29, 35., 1. Mos. 30, 17.] Das Moises beschreybt, das Lia auffgehordt zcu
geperen und ein weill [25] still gestanden hatt, aber darnach mit gepet wider
kinder erlangt hatt, do [26] mit lernet er, das goth alweg gebeten sein wille
umb alles, das uns not ist, [27] [1. Mos. 29, 33.] und im dancken, so er uns gibt,
alls Lia sagt, do sie den Sun Simeon krigt, [28] ‘Gotth hat mich erhort und mir
noch ein sun gewen’. Rachel must sich auch [29] demutigen und gotth umb kinder
Bitten und krigt dennoch nicht mer dan [30] zwen Sun. Es muß alles mit gebett
erlangt werden, was guth sol werden [31] und frucht bringen, di natur mag nichs
gutes bringen.
[Seite 544]
[ 5 Pol. am
Fuße der mit “gezcogen” schließenden Seite: Rachel et Lia sanctae fuerant, sed
homines tamen ]
[1] Darinnen
sihet man, als ich gesagt hab, das es heylige weyber sein [2] gewest, doch
alßo, das man si auch laß menschen beleyben, dan er schreybet, [3] [1. Mos. 30,
1., 1. Mos. 30, 15.] wi sich Rachel mit Jacob gescholden hatt, das sie kein
kinder krigt, und Lia [4] mit Rachel, das sy iren man hat genomen. Kurczlich:
alls tiff alls di schrifft [5] im fleysch und Blut sticktt, alls tiff ist sie
in Geist gezcogen.
[6] 87.
[7] IN DIE
CIRCVMCISIONIS DOMINICAE.
1521
[Seite 544]
1. Jan. 1521.
[ 18 “welen”
ist wie es scheint von andrer Hand aus “wel” geändert 31 Pol. am Fuße der mit
“sanfftmutig” schließenden Seite: Culter lapideus]
[8] A prandio
in Coenobio Augustinianorum.
[9]
Euangelium dixit Lucae 2°.
[10] [Luc. 2,
21., 1. Mos. 17, 10 ff.] Ir habt gehort1 in dem Buch Mosi, wie di weyß der
beschneidung von [11] got ist eingeseczett. Er hat ein narrischs gepot
eingeseczt fur den augen der [12] menschen und vornunfftigen lewtt, besunder
izund ist wunderlich und selczam, [13] weyl es auß dem Brauch ist kommen, wen
es noch gewonheit wer, neme man [14] sichs nicht vast an. Gotth hat es aber
allein darumb eingeseczt, das er die [15] vornunfft nider stosse, welicher das
narrischs deucht. Es wer der vornunfft [16] noch lecherlich, das man die leutt
Teuffet, wens nicht gewonheit were, hec [17] est sentencia historica.
[18] Nu welen
wir horen von der bedeutung. Es was Abraam zcu gesagt [19] von gotth, daß auß
seinem fleysch und blut sollt komen der Samen und das [20] kindt, in welchem di
gancz weldt wurde gebenedeiet. Diser zcusagunge zcum [21] zceichen ist di
beschneidung eingesaczt, alß ein sigel der vorschreybung, dan er [22] schreybt
mit lebendigen buchstaben lebendige wordt und sigelt mit lebendigen [23] sigel.
Nu hat das zceichen auffgehort, do Christus ist kommen. Dann wen [24] geschicht,
was vorschriben ist, So gilt das Sigel nymmer. Nu hat das zceichen [25] der
beschneydung nichts anders bedeuttet, dan das man sol abschneyden alles, [26]
was fleyschlich gepurt ist. Darzcu muß man ein steinern messer haben, das [27]
ist, durch Christum wirt abgesundert das prepucium, di erbsunde. Darumb [28]
bedeut das steinen messer die predig von Christo gesagt, durch welchen man [29]
dempfet alles, was im fleyschs boß ist und sunde. Dis geschicht durch den [30]
[Jes. 11, 5.] glauben, alls Esaias sagt ‘Der glaub wirt sein ein gurtel seyner
nieren’. [31] Gottes wortte ist reine, rechtfertig, warhafftig, sanfftmutig.
Wen das ins [32] herzce fellet durch den glauben, bringt es auch mit sich alle
Tugent, darumb [33] ists nicht muglich, das man die bossheit dempfen kan, denn
durch den Glauben: [34] mit dem wort beschneydet man das herzce. Es ist
zwaierley beschneydung, [35] [Jerem. 6, 10.] dovon Esaias sagt ‘dis volck ist
leiplich beschnitten, hat aber unbeschniten [36] [Apgsch. 7, 51.] oren’, und
Stephanus Actorum 7° heisset die Juden ‘incircumcisos cordibus’.
[Seite 545]
[ 8 Pol. am
Fuße der mit “begehen” schließenden Seite: Circumcisio fit octavo die 9 Pol. am
Kopfe der mit “2” beginnenden Seite: Circumcisio novi testamenti 11 weethum 17
menlim 21 Pol. am Fuße der mit “nur” schließenden Seite: Parvuli simus oportet
et masculi, ut circumcidamur Spiritu 22 Pol. am Kopfe der mit “menlin”
beginnenden Seite: Deus masculos eligit || Pharao occidit 24 Vor “wasser” hat
Pol. “das” eingefügt]
[1] Leiplich
beschneydung ist nur ein figur der geystlichen und innerlichen, und wo [2]
nicht das hercz beschniten wirt, ist di eußerlich nur gleissnerey und nichts
nuczs.
[3] Die
beschneidung soll gescheen am achten tage. Das bedewet, das wir [4] nicht eer
reyn werden dan zcu der aufferstehung am jungsten tag. Dan wirt [5] jamer,
Sundt und pein, todt und helle von uns abgesundert werden. In des [6] ist kein
auffhoren des beschneydens. Wir mussen von tag zcu tag reyner [7] und reiner
werden. Dis ist ein geistliche beschneydung, di wir im neuen [8] Testament
begehen.
[9] 2. Dise
beschneidung thut aber we und voll schmerczen1 Eben alß jhene [10] schandt und
schmerczen mit sich brachte, So mueß es dise auch bringen. Es [11] muß weethun.
Der alt Adam muß herhalten und zcuschanden werden, eben [12] alls dort di
beschneydung an einem schentlichem orthe geschahe. Die schandt [13] thut auch
vil weher dan der schmercz. Es kan der menschs nichts ubeler [14] leyden, dan
wan man in vor der welt zcuschanden macht, das iderman meynet, [15] er habs wol
vordinett.
[16] 3. Soll
uns nue di schandt nicht wee thun, so mussen wir kinder werden.
[17] 4.
Mussen aber menlin sein, das ist ein menlich und starck herzc haben, [18] das
wirs dulden mogen, dan die schand kan nymant leiden dan der ein manlichen [19]
mutt hatt, das ist, wer ein starcken glauben hath. Allso widerumb, [20] ein
weiblin bedeuttet in der schrifft ein weich gemutt, das ist einnen unglawben.
[21] Darumb hat gotth im allten Testament geboten, das man nur [22] menlin
oppfertt, allso wil gott allein menlin im zcugeeignet werden. Widerumb [23] [2.
Mos. 1, 22.] der Teuffel thut allso wi in Exodo, do Pharao di menlin liß alle
in [24] wasser werffen und ertrencken.
[25] 5. Das
letst in der beschneidung ist, das man dem kindt ein namen [26] gibtt. Ee dan
ein mensch beschnitten wirt důrch den glauben und lest im [27] außzcihen
den allten Buben, di weill hat er vor Gott kein namen. So [28] [Luc. 13, 27.,
Röm. 2, 29.] spricht got ‘Nescio vos’, und Sanct Paulus ad Ro. 2 sagt von zcweierley
[29] beschneydung, Literae et spiritus, und spricht von der Geystlichen
beschneydung, [30] ‘Cuius laus ex deo est’. Der hat von got ein namen, welcher
im Geist beschnitten [31] ist.
[32] 6. Der
namen heist Jesus, ein heylandt, kindt der selickeit. Disen namen [33]
uberkumet ein itlicher, der also beschnitten ist. Er ist einem izclichen ein
[34] heyland, der do mitten in noten helffen kan. Christus errettet und hilfft
[35] auß allen noten, Sundt, Todt und was uns anligt und we thut. Also werden
[36] alle heyl und Selickeit uberkumen, di do in Christum glauben.
[Seite 546]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 5 feleem 14
Pol. am Fuße der mit “tage” schließenden Seite: Nomina nostra scripta in celis
post circumcisionem apparent Pol.
am Kopfe der mit “erfullet” beginnenden Seite: Circumcisor nomen non habet 26
Pol. am Fuße der mit “gefellet” schließenden Seite: Opera voluntati nostrae
adversa carnem mortificant]
[1] 7. Disen
nomen hatt der Engel zcu voren vorkundigtt, ee edan das kindt [2] [Luc. 2, 21.]
entpfangen was, sagt der Euangelist. Das ist der trost, den wir haben, [3] das
Gotth vorordnet disen nomen, ee wir geporen werden. Das ist, das [4] nicht
vorgebens geschechs, das wir leiden, dan es wirdt nymer an vorfolgung [5]
felenn, wen wir nun daruff sehen. Der grost vorfolger ist der Teuffel, der [6]
greifft die sell an. Es ist besser, wen wir von lewten werden vorfolgt. Nu [7]
weyl es im leyden geeth, scheynett es als, als hetten wir kein namen, als
kennet [8] uns goth nymer. Wen wir aber durch hin kumen, So kummet der name [9]
aller erst erfur, wen wir uns nur auff gotth vorlassen, di weyll Christus [10]
[Luc. 10, 20.] gesagt hat ‘Nomina vestra scripta sunt in coelis’. Dazcu sollen
wir uns [11] mit fleiß bereiten, Dan es wirt von noten sein in den Grossen
tentacionibus [12] mortis et inferni.
[13] 8. Nu
hat der h. Geist eins auß gelassen: wer das kindt beschnitten habe, [14] sagt
schlecht ‘do di acht tage erfullet sein worden, das man das kindt beschneyden
[15] sollt, hat man in genennet Jesum’. Das zceigt an, das di do beschneyden
[16] sollen, haben keinen namen. Wir sollens nicht wissen, das ist, wir [17]
mußen kein eigen weiß uns selber erwellen, dar durch wir frum und rein [18]
werden. Gotth schickt uns allzceit sulchs zcu, das uns nicht gefellet, und [19]
sprechen: ei, das gefellet mir nicht, ich will ein anders. Ee wir es gewar [20]
werden, haben wir es am halls, schlecht do her, do ichs nicht gewarten kan.
[21] Wen wirs sehen, wo es her koeme, wurden wir bei seitt tretten und dovon
[22] weichen. Das sein die rechten weiß und werck, do mit wir das fleysch
dempfen, [23] di uns Gotth wider unsern willen zcuschickt. Durch unser erlesen
werck lest [24] sich der allt Adam nicht totten. Dis ding betreugt vill leutt,
di do meynen, [25] das fleisch mitt iren wercken zcu martern, und hilfft sie
nichts. Wer sich [26] selbs martert, der hat allzceit gewaldt auff zcuhoren,
wen es im gefellet.
[27] Wan aber
gotth kumbt, mueß er halten, so lang alls gotth will. Dis [28] hat er zcu zeit,
do di merterer gewest sein, gethan: den schickt er vorfolgung [29] zcu von
bosen Leutten umb des Euangelii willen, di do nicht auffhorten, wen [30] di
Heyligen wolten, sunder wan si wolten. Allß Christus zcu Petro vorhin [31]
[Joh. 21, 18.] sagt ‘Es wirt einer kumen, der wirt dich anbinden und do hin
furen, wo dw [32] nicht hinwilst’. Sagt nicht, dise oder ihene weiße, das oder
dis werck wirts [33] thun, sunder nennet keinen nicht, will nicht, das er es
sall wissen. Das ist [34] di mainung des Euangelii.
[35] Das
narrwercken, wi man pflegt das Newe Jhar zcugehen, will ich [36] außen lassen,
wir haben ein Newes Jar krigt in der Tauff. Da last uns [37] zcusehen, das wirs
behalten, wir durffen keins mer.
[Seite 547]
[1] 88.1
1521
[Seite 547]
[Einzelnachträge und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[2] Lamech et
Esau peccant et reprehenduntur, quod binas duxerint [3] uxores.
[4] Iacob
quaternas habet et deo placet.
[5] Exempla
sanctorum scandalosa in Bibliis quid sibi velint. In fine [6] historiae Iacobi
et Labani.
[7] Multo
laboriosius et longioris operae est, carnis mortificationem docere, [8] quam
spiritus libertatem.
89 (= 66).2
[Einleitung]
1893
[Seite 547]
6. Jan. 1521.
Die in
Einzeldrucken (o. O. u. J.) unter dem Titel: “Ein gute nützliche Sermon Doctor
Martini Luthers ... gepredigt am Obersten (Anno M. D. XXi) und durch einen
seiner Discipel fleissiglich gesammlet” vorliegende Predigt wird mit der im
folgenden mitgetheilten identisch sein, obgleich die Abweichungen sehr
bedeutend sind. Übereinstimmend ist besonders der Eingang, später die Deutung
von Weihrauch und Myrrhen und der Anfang dessen, was über die ander geschicht
(erscheynung) gesagt wird. Der Schluß ist in der Handschrift offenbar sehr flüchtig
behandelt, in den Drucken viel ausführlicher gegeben. Wörtliche Berührungen
begegnen fast gar nicht. Wahrscheinlich lag dem Redaktor des Drucktextes eine
vollständigere Nachschrift vor, der sie einer Bearbeitung unterzog, bei der er
auch die Anordnung hie und da etwas änderte und die Eintheilung in 11
Abschnitte einführte, als deren erster ohne besondere Bezeichnung die
Disposition gerechnet ist. Der Text der Drucke findet seine Stelle in Bd. VII.
Wenn Enders Erl.2 16, 221 diese Predigt auf den Vormittag des Dreikönigstages
1521 legt, weil die andre gedruckte Predigt dieses Tages (Erl.2 16, 232) sich
als Nachmittagspredigt ausgibt, so ist auf das oben bei Nr. 66 Gesagte zu
verweisen mit dem Hinzufügen, daß die Angabe in coenobio aug. bei der vorliegenden
Predigt annehmen läßt, das sie gleich den andern im Augustinerkloster a prandio
gehalten sein wird. Vgl. Nr. 80. 85. 87 u. s. w.
P. P.
[Seite 548]
[1] TRIVM
REGVM
[2] [Matth.
2, 1 ff.] in coenobio aug. Euang. Math. secundo.
1521
[Seite 548] [
2 Poliander daneben: Anno domini 1521 9 domini ist Zusatz Polianders 10 “wol”
ist von Pol. geändert in: woln 11 Von Pol. geändert: wye die 14 Pol. am Kopfe
der mit “Es” beginnenden Seite: Magi 17 “volg” ist von Pol. geändert in: volgk
19 Pol. am Rande: Stella Euangelium significat 25 dye]
[3] Diß
Euangelium haben wir offt verkleret1, doch hat es die natur, daß [4] man nymmer
genug darvon reden kan. Darumb woln wirs widerumb fur [5] uns nehmen. Man
begehett heut dreyerlei fest von dreyen geschichten. Daß [6] [Matth. 3, 13 ff.]
erst, wie die kŏnigk haben dem kindt geopffert. Daß ander, do Math. 3o
cap. [7] [Joh. 2, 1 ff.] von schreybt, wie Jefus von Joanne getaufft ist. Daß
dritte Joann. 4o, [8] wi Christus auß wasser weyn gemacht hatt. Umb der dreyer
willenn heist [9] man diß fest grece Epiphania, id est apparicio [domini].
[10] Von den
Ersten zweyen geschichten wol wir itzund sagen.
[11] [Matth.
2, 2.] Zum Ersten sehen wir, wy di magi den Sternn fur eyn furer haben gehabt
[12] und sye im auch gefolget und alzo zum kind kumen sein und in erkennet [13]
habenn. Alzo mussen wir auch thun, wen wir daß kindt finden wollen.
[14] Es ist
in oriente der brauch gebest, das Primogeniti hetten daß vorteyl [15] fur allen
andern kinderen, daß sye herren weßen2) und auch priester. Dy [16] selben
pflegt man zw nennen Magos, haben leuth unter in gehabt und regirt [17]
weltlich, darzw auch geistlich, haben daß volg auch von Gottlichen dingen [18]
geleret. Dise haben den sternn gesehen, im gefolgt und Christum funden.
[19] Der
Sternn wedeut daß heilig Euangelium. Dan wir mugen nicht zw̓
[20] Christo kumen, dan so uns weysett daß Euangelium. Dann alß Christus auff
[21] erden waß, und wenn er auch noch keme, so sehe man in dennoch nymmer [22]
fur den ann, der er ist. Man mueß dy augen zwthun und alleyn mit geystlichen
[23] augen sehen. Sihe, wi eyn groß unterschayd: Seyn eigen volck di Juden,
[24] die do dy schriefft lasßen und verstanden, sein dennoch nicht zw im kumen.
[25] Diese magi von fernen landenn, dye do nicht Juden waßen, haben in funden.
[26] Dis wedeutt, daß nicht genug ist, alleyn dy schriefft wissen, sollen mir
Christum [27] finden. Wir mussen diesen sternn sehen und im folgen, das ist,
wir mussen [28] daß lebendig Euangelium im hertzen fulen. Es ist eyn groser und
starcker [29] glawb geweßen in den magis, daß si sich nicht haben laßen webegen
sulch [30] groß weßen und gepreng, das man zw Jerusalem furet. Sie meinnetten
von [31] ersten, sie wolten in do finden, doch mussen sie in an eynnem andern
geringen [32] ordt suechen. Man sagt viell, die grosen und weysen leut mogen
nicht irren, [33] man solle siech nach den heiligen frümmen leütten halten und
nicht nach dem [34] gemeynnenn hauffen. Hetten siech die magi nach irem
geprennge gehalten, ßo [35] hetten si gefelet von Christo. Es will siech nicht
lasßen zwsamen reumen
[Seite 549]
[ 2 Pol. am
Fuße der mit “sulcher” schließenden Seite: Christum in presepio quaerere
difficile 4 gangen ist. 15 Pol. am Kopfe der mit “haben sie” beginnenden Seite:
Tria munera magorum signa fidei 28 Pol. am Kopfe der mit “zeytt” beginnenden
Seite: Christo tribuere regnum difficile est 29 wolgeeth 32 geeth]
[1] Herodis
konigreich und Christi krieppen: di Menschliche vornufft sucht in do [2] nit.
Si kan nicht glewben, daß der kunig allhie liege in sulcher durfftikeyt [3] und
armutt. Eyn sŏlchen glawben sollen mir auch habenn. Dan es muß [4] mit uns
eben alzo zcwgehen, als es ist mit disßen magis gangen. Christus [5] heltt noch
heut zcw tage sein reich in sulchen geringen leutten. Gott der [6] herre
schlecht uns noch alzceitt für diese zcw̓u form: Eyne der grosßen, [7]
frummen und scheinenden heiligen, Di ander der geringen person, di do alle [8]
weltt vor nichs achttett. Darumb muß noch hewtte eyn grosser, unmenschlicher
[9] glawb seyn, der do glewbt, das Christus in der krieppen lige. Wir musßen
[10] auch alzo werden, das ist alleyn nach dem, daß do kleyn und gering ist,
[11] dencken. Wer das nicht thuett, der muss an Christum anlauffen, wie man
[12] itzund sihett, das sich vast ydermann an Christo ergertt.
[13] [Matth.
2, 11.] Zcum anderen schreybt Mattheus, das di magi fur dem kindt nidergefallen
[14] und in angebettett haben als eyn hern, eyn gott, eyn menschen. Den [15]
glauben haben sie wekennet mit dreierlei gaben, die si im geopffert haben. [16]
Durchs Goldt haben si in wekennet eyn kunig und herrn, durch den weyrauch [17]
als got, durch Mirrah als eyn sterblichen Menschen. Dan das golt pflegenn [18]
di kunig zw tragen, weyrauch braucht man alleyn zw gotts dinst. Mit mirrha [19]
hatt man di Todtten leichnam gesalbett.
[20] Darumb
sal man daß opfern, das di magi than haben, nicht alzo auslegen, [21] daß sie
gedacht hetten, sie wolten im etbas geben, alß wer ers nodtdurfftig, [22]
sunder es ist alleyn eyn anzceygung gewest des glaubens, den sie [23] hetten
von dem kindt. Eben als wen ein herr eyn Muntzs schlehett, di man [24] im geben
muß zw eynnem bekentnuß.
[25] Dis
opffer und diese wekentnuß mussen wir Christo auch thun und erzeigen. [26]
Aurum est aurea confessio regni, mit dieser wekentnuß zalt man gott. [27] Damit
bekennen wir, das Christus unser kunig sey, das ist, das er unser mechtig [28]
seie und uns regire in allen stucken und alle zeytt: Eben alzo wol, wen es [29]
uns ubell gehett, als wen es uns wolgeeth. Wer sein si aber, di dises thun?
[30] Es muß gar eyn gelassen hertze seyn. Man kan es wol sagen, wen es aber
[31] zcum Stoessen1) kümmett, keren wir uns von im. Darumb alle, dye gotth [32]
nicht wekennen, wen es in ubel geetth, die opffern Christo das goldt nicht,
viel [33] weniger, di do gotth fluchen und sagen, ir ungluck köme in vom
Teuffel her &c..
[34] Wan wir
nue in disem Glauben stehen, daß wir wissen, daß er uns [35] in allen Stuckenn
regir, mussen wir daß ander stuck des glaubens auch haben, [36] und im den
weyrauch opffern, das ist wekennen, daß er unser got seye, daß
[Seite 550]
[ 9 Pol. am
Rande: Victoria nostra 15 Pol. am Rande: Fortitudo nostra 24 Pol. am Kopfe der
mit “furnemlich” beginnenden Seite: Tria in baptismo Christi ad nos pertinent]
[1] ist, daß
er uns in allen notten helffen werde und uns geben allerleie guetter. [2]
Darwider thuen wir, so wir anders wo irgentt bey eynner Creatur hilff [3]
suechen und unser vortrawen setzenn dan auff Ine.
[4] Daß
driette stuck des glaubens ist, das man Christo den Mirrha opffer, [5] das ist,
das man glewb und bekenne, das er eyn sterblich mensch ist, doch unsterblich
[6] geliden hat, gestorben ist und wider auffgestanden, hat nicht vorbeset [7]
moegen werden, und das mir auch durch den Tod mussen von allen sunden [8]
gereynigt werden und auff erstehen ins Ewig leben.
[9] Dis ist
vast der hohest Grad des glaubens, das wir glawben, das Christus [10] durch
seinn sterbn uns uberbunden hatt Sund, Todt und hell. Dis ist unser [11] Sterck
wider alle misßglaub und Blasphemias im sterben.
[12] Darumb
hatt Mattheus das stuck auch darzcw than, di weill er sust [13] pfflegt,
Christum eyn Menschen zcwmachen, dan der prophett David, als er [14] [Ps. 22.]
dise opfferung zcw vor sagt, gedenckt er der mirrhen nicht. Hierinne stehett
[15] di grost sterck, das man im leiden, do der alt Adam sterben soll, willig
seie, [16] [Ps. 18, 4.] Goth lob und darzw dancksage und sprech wi David im
psalter ‘Laudans [17] [Ps. 79, 13.] dominum invocabo et ab inimicis meis salvus
ero’ et ‘laudem domini annunciantes’ [18] &c. Das macht, das der mensch
nicht vorwessett und untergehett. [19] Es ist aber bitterr, als mirrha auch eyn
bitteren schmack hatt. Also sehen [20] wir, wi es alles am glauben ligett: wer
in recht hatt zcw Christo, der Thutt [21] im di Erhe alle drey &c..
[22] Nuhn
woll wir auch etwas von der anderen erscheynung sagen, welche [23] [Matth. 3,
13 ff.] gescheen ist, als Christus im Jordan getaufft ist, darvon Matth. 3o, in
welcher [24] auch drei Stuck furnemlich sein.
[25] Das
erst, das Christo, nachdem er getaufft was, der himel ist auffgethan, [26] Das
ander, das der heilig geist ist herab gestigen auff Christum, Das [27] dritt,
das ein stim kummen vonn himmell des vatters und gesagtt ‘das ist [28] mein
liber sun’ &c.. Dise wortt sollen wir woll fasßen, das mans vorsthee.
[29] Zcum
Erstenn hatt sich Christus tauffen lasßn, nicht das ers noddurfftig [30] gewest
sei, sunder allein umb unsers Trosts willen, das mir nutzs darvon [31] hetten.
Eben als eyn frümmer arzt, wen er dem krancken erzeney geben will, [32] nimmet
er sie zwvor in mundt, das er sie also dem krancken auch einrede. So [33] hatt
uns Christus auch than. Alles was wir thun und leiden sollen, hatt [34] er vor
gethan und geliden, das wir stack werden und nicht vorzcagen in [35] unseren
leiden.
[36] Das
wasser hatt er eyngesetzt, das es sollt seyn eyn zeichen, auff das so [37] wir
des brauchen durch eyn festen glauben, wir gewiß mugen seyn, das uns [38] unser
sundt vorgeben sein, und das uns got furt hin woll gnedig sein. Darumb
[Seite 551]
[ 2 Pol. am
Fuße der mit “baldt” schließenden Seite: Aperitur coelum a baptismo 8 Pol. am
Rande: Spiritus sanctus datur credenti et nulla alia ratione impetratur 19 Pol.
am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Species columbae 20 Pol. hier am
Kopfe der Seite: Vox patris auditur]
[1] so waldt
wir getauffett werden, stehett uns der himel auff, wie er Christo [2] auff gethan
ist worden. Dan furhin hatt uns di hell auffgestanden, als baldt [3] wir
entpfangen sein worden, itzundt darff sie iren rachn nymmer wider uns [4] auff
sperren, wir sein in iren gewalt nymmer. Itzund ist das himelreich unser, [5]
[Marc. 16, 16.] als uns auch Christus das zcwgesagtt hatt, ‘Quicunque
crediderit et baptizatus [6] fuerit salvus erit’.
[7] Zum
anderen. Nach dem so wirt als waldt der heilig geist uns geben. [8] Dis ist eyn
einiger weg den heiligen geist zcuerlangen: Mitt wercken wirtt in [9] nymandt
herab bringen. Es musß der glaub thun, der an dem zceichen hangett [10] und
bawett auff die gottliche vorhayschung. Wann irgentt eyn andere weiss [11] wer
den heiligen geist zcw erlangen, wer sie an zcweyffel anzeygett. Di weil [12]
aber in der gantzenn schrifft kein andere angeczeigett ist, so mag keyn andere
[13] sein. Inn disem ist ein grosßer uberschwencklicher schatzs, den nymand
begreyffen [14] mag.
[15] [V. 16.]
Der Euangelist sagt, daß der heilig geist kumen sey auff Christum in [16] gestaldt
eynner Taw̓wben. Darinn ist auch sunderlich abgemalett di nattur [17]
und werck des H. Geistes. Dan es seyn viell eigenschafft der Tawben, welche dem
[18] heiligen geist und den, di den h. geist haben, zcugeschriben werden
&c.., Sunderlich [19] darumb, das er das hertzs einfeltig und senffmutig
macht, wi eyn Taub ist.
[20] Zcum
dritten kummett die stimme gotths ins herzs, welche so der Mensch [21] fulett,
gewinnett er eyn zcuversicht zcw gotth, das er sey ein kindt gottes, zcu [22]
haben im himel ein vater, der ein wolgefallen an uns hab, den zcoren hinweck
[23] gelegt. Als lang eynner di stimme nicht fulett, kummett er nymmer [24]
dohin, das er mit gott zcw freundt wirtt, krigt kein frolich und getrost [25]
gewisßen, er thun1) sunst, was er woll. Hortt er sie aber, so krigtt er so
baldt [26] lib zw gott und wirtt mit im vorsuntt, und dardurch wirtt das herzc
aller [27] frew̓den und alles trosts vol. Daß macht das h. Euangelium.
Darumb es [28] wol ist der Edelste und groste schatzs, den wir auff erden habenn.
Also sol [29] man von dem fest predigen. Also soll mans auch begehen und
feyeren &c..
[30] 90 (=
67).
[31] IN DIE
SEBASTIANI.
1521
[Seite 551]
2. n. Ep.;
20. Jan. 1521.
[32] [1. Mos.
29.] Rediit ad historiam Genesis.
[33] De
quattuor coniugibus Iacob, ἀλληγορικῶς.
[34] Wir
habenn gehorett, wie der h. Patriarch Jacob vier weyber genomen [35] hatt und
gesagtt, waß di wedeutten iuxta allegoriam, Nemblich, daß si alle
[Seite 552]
[ 6 Die Worte
“dan dye” bis “wie eyn” sind von Poliander am Rande nachgetragen 22 Poliander
am Fuße der mit “werck” schließenden Seite: Ecclesia pacata laborans]
[1] wedeutten
ein heilige christlich kirch, aber nicht nach einerlei natur und eigenschafft.
[2] Rachel ist hübß und junge. Das ist nach der sele. Inwendig hat [3] sie
lichtt augen. An disem ortt ist di christenheyt lib gehalten. Do ist es [4]
alles liblich, ausbendig aber nach dem leib ist sie voracht. Rachel heist auff
[5] hebreisch sprach ein schaff oder lemlein. Do mit zceygt auch an die natur
[6] der christen, [dan dye christlich ist also geschickt wie eyn] schefflein,
Gantz rein [7] und unschuldig.
[8] Lia ist
weich und zcardtt, hatt plode augen, sihett nicht scharff, Id est, [9] di
christlich kirch, wan sie leidett, so sein ir di augen ploed und dunckel, [10]
kennet unseren hergott nicht als wol, Meinett ganzs, er wol sie vorberffen,
[11] weis nicht, das ers so woll meinett mit ir. So ist es auch in ander leutt
[12] augen: di gantzs welt heltt es darfur, sie seie von gott vorstossen, er
achtett [13] ir nicht mehr. Das macht sie dan kranck und schwach &c.. Bale
und Selva, [14] di 2 maidtt, ist der hauff ecclesiae auff erden, di do noch im
fleisch und blutt [15] wandeln, wi wol sie nach der seele im himel sein des
glaubens halben. Dan [16] alle, di do glawben, haben das Reich Gottes in inen
inwendig. Als Christus [17] [Luc. 17, 20 f.] sagt ‘das reich gottes wirtt nicht
kummen, also daß man es sehen wirt und [18] sagen: hi ist es ader dortt ist es,
Dan daß reich gottes ist in euch inwendig’.
[19] In
Summa: di 2 weyber Rachel und Lia bedeütten zweyerlei leben der [20]
christlichen kirchnn: Eins das wetrubte und das do leiden muß, daß ander [21]
das frolich und fridsame. Di zcweierlei leben haben auch zcweyerlei außerlich
[22] werck, welchs durch di 2 maide anzceygt werden: Rachel, di kirch, wan sie
[23] zw friden ist und frolich, thuett sie werck durch ir fleisch und Bluett,
das ist [24] ir maidtt Bale.
[25] Lia,
idest di kirch, so sie betrubt ist und leiden musß, wirckt sie dennoch [26]
auch ausßen. Dan es ist nicht muglich, das sie inwendig allein wircke, muß [27]
yhe außwendig auch etwas zw thun haben.
[28] Also
hatt di kirch zcweyerlei zceytt und zcweierlei werck, wi wol es ein [29] kirch
ist, hatt sy doch mancherlei zceytt, stuck, vill geschicklickeytt und artt, und
[30] musß dennoch albeg frolich bleiben. Dan Rachel ist di rechte haußmutter,
[31] das ist, das der kirchen eigenschafft ist alzceytt frolich sein, es gehe
ir, wi es [32] woll. Doch hatt Jacob auch andere weyber und auch eeliche. Ist
als [33] Christi, was seyn Braudtt thuett, außwendig oder inwendig, in
frolicher oder [34] betrubter zceytt.
[35]
Hierinnen wirtt uns angezceygt, wi grosße genadtt und wi grosßer Trost [36]
unsser Herr Gott der Christlichen kirchen erzceygett. Dan also darff eyn
itzlicher [37] Christen sich ruemen, das alls, was er thutt aber leydett,
ausßen oder innen, [38] im krieg und streytt oder im frid, des nimbtt sich
Christus alles an, also das
[Seite 553]
[ 4 Pol. am
Kopfe der mit “man” beginnenden Seite: Nihil relinquit Moses eorum in Aegypto
quae Israelis sunt 21 Pol. am Fuße der mit “oder” schließenden Seite: Quattuor
vxores Iacobi 37 zw zeyten zcw zceytten]
[1] keyns
vorgebens ist, dint alles zcwr seligkeyt. Dis zceigt auch an, das man [2]
Christum nicht kan finden an werck. So ich mich im ergeb, so nimmett er [3]
sich alles an, was meyn oder an mir ist.
[4] [2. Mos.
10, 26.] Also list man in exodo, do Pharao Moysi urlaub gab, daß er herauß [5]
ginge auß seinnem lande mitt dem volck und iren kinderen, woltt im aber [6] di
schaff und das vihe nicht lasßenn, Sprach Moyses: Nein, nicht also, wir [7]
wollen alles mitt neymen, was do ist. Nicht eyn klawen von ein vihe wol [8] wir
dahinden lasßnn, darumb das wir nicht wissen, was wir gotth opfferenn [9]
sollen. Moyses was in dem glauben, das sich gotth auch des geringsten annemen
[10] wurde, das das volck Israhel hette. Hieher gehoerett auch, das Paulus [11]
[Phil. 4, 7.] sagt ‘pax dei, quae superat omnem intellectum, custodiat corda
vestra et [12] intelligencias vestras in Iesu Christo’. Dieser ursach halben
hatt dy rechte [13] hausfraw Rachell den nomen, daß sie eyn Schaff heist, das
eben wi alles, was [14] am schaff ist, gutt und nutzs ist. Also was ein
itzlicher christen mensch hatt, ist [15] alles gutt und gotth angenemb. Und wi an
ein schaff als unschedlich ist und [16] fridsam, also ist es hie auch an eynnem
Christen &c..
[17] Hieraüßs
mogen wir auch lernen, das wir unsern hergott also erkennen [18] sollen als
den, der sich nicht lasset spannen odder anpinden an eynige zceytt [19] oder
person oder stadt. Man findet in zcw aller zceytt bey eynnem itzlichen [20]
menschen und an allen orttenn, Bo man allein in anruffet und an im hangett,
[21] es sei im leiden oder im friden. Es gehe uns bol odder ubel, so ist er bey
[22] uns gantz in allem unseren leben, Auch so wir schwach odder starck sein,
[23] was wir thun außbendig odder inwendig, wir sein an was ortt wir wollen,
[24] ist er albeg bey uns. So gar nymmett er sich unser an. Dis ist allegoria,
[25] wollen wider auff Historien komen.
[26] Es ist
offt geschehen, das di weyber mitt eynander uneinß sein worden, [27] das nicht
alles geschrieben ist, wi wol es der Text zcum Tayl anzceigt, alß [28] do Lia
mit vordriß der Rachel auffwirfft, daß sie ir iren man hatt furgezogen. [29]
Dis ist allein zcw unserem Trost geschriben, das wir die heyligen [30] nicht
zcw hoch entpor heben, lasßen sie dennoch Menschn bleyben, auff das [31]
nymandt vorzcage, ob er schon gefallen ist. Als wiederumb hatt gotth ettlich
[32] exempl von den heiligen also geschriben, das sie greulich gefallen sein
und nicht [33] wider auffgestanden, Dorumb das sich keynner uberhebe und ander
leuth vorachte, [34] so er nicht in sunden ligett. Dise sein alle heilige
leutth, doch fuert [35] sie gott also in einnem einfeltigen leben und geringen
wesen do her, laset sie [36] auch fallen, das sie sehen, daß sie noch menschenn
sein. Wir kunnen nicht [37] also leben, das wir nicht zw zeyten strauchlen, wir
musen aber zcwsehen, [38] [Eph. 4, 26.] das wir nicht bleyben ligen, sunder widerawffstehen,
wie Paulus sagt ‘Irascimini [39] et nolite peccare. Sol non occidat super
iracundiam vestram’ &c.
[Seite 554]
[ 3
strauchlem 11 Pol. hier am Fuße der Seite: Tota scriptura Cognitionem Christi
docet ]
[1] Nu sehen
wir das, ob sie wol sich gestrausßt haben1, haben sie daneben [2] dennoch iren
Jacob nicht verlorenn. So ist es mit uns auch. Ob wir wol [3] zcur zceyt
strauchlen und etbas zcw vil thun, vorliren wir doch unseren Christum [4]
nicht, so wir allein den glauben wehalten, dan der Glaẘben
macht, daß uns [5] nicht kan schaden wider sundt noch Todt noch Helle, es muß
alles undergeen.
[6] Also
lernt uns di schrifft anders nicht, dan das wir eben lernen kennen, [7] was
Christus sey, das ist Cognicionem Christi, Ecclesiae, fidei. Davon sagtt [8]
[Col. 1, 9.] offt S. Paulus: Gotth geb, das ir Christum ye woll lernett kennen.
Den [9] Christum haben wir gehoreth in Adam, Noe, Abraam, Isaac, und lerntt die
[10] Schriefft gantz durch und durch nichts, dan wer diser Christus sey, was er
[11] nutzs seye, was wir von im hoffenn sollenn &c..
[12] 91.
[13] DOMINICA
SEBASTIANI
[14] apud
Augustinianos.
1521
[Seite 554]
20. Jan.
1521.
[ 34 Am
Rande: Bonitatis exemplum]
[15] [Matth.
8, 1 ff.] Euang. Math. 8. De leproso et paralytico curatis.
[16] Daß
Euangelium soll man also vorstehen, das es nicht allein sei ein [17] historia
der ding, di von Christo geschehen sein, sunder auch, das es seye eyn [18]
exempel und anzceigung aller der werck, die gotth in uns wircket, wi er uns
[19] durch disßen Menschen genad erzceygeth. Daß Euangelium heist nichs anders
[20] dan eyn froliche Botschafft, nichtes anders ist darinne dan ein frolicher
anplick [21] Christi, dardurch er die hertzenn frolich macht und sterckt
vorzcagte gewisßen. [22] Es musß da hin kummen, das wir Christum also versteen
und fassen [23] und in Inn glawben, wi daß euangelium anzceigt. Disses
erkentnuß machett [24] ein rechten vorstandtt Christi, das ist des euangelii
und eins rechtgschaffenen [25] glaubens.
[26] Dises
geschicht Christi ist geschehen nach der predig, di er gthan hatt [27] auffenn
bergk. Ist ein schone, lange Sermon. Matheus hatt iij gantzer [28] capita
darvon und stehett darinnen alles, was einnem christenn menschnn [29] von noten
ist zw wisßnn, wie er lebenn und thun soll. Es ist aber zcwerbarmen, [30] das
wir itzundt so gar nichs darvon wisßenn.
[31] [V. 1.]
Nach der selbigen lerhe ist Christus gestiegen vom bergk und Im nachgefolget
[32] das volck, do hatt er di zwey zceichen gethan.
[33] Zcum
Ersten musßen wir ins herzs bilden die gutikeyt und genade [34] Christi unsers
herren, das er zcw nichs kumen ist dan zcw dinen und wolthatt
[Seite 555]
[ 1 Am Rande:
Summa Euangelii non est aliud, nisi quoddam speculum et exemplar bonitatis et
misericordie 6 Am Rande: Quomodo orandum 11 H G 13 Am Rande: Exemplum lib.
Christianae 14 austrecket 17 Am Rande: Contra ambicionem 18 v in vör aus f
geändert, wohl kaum umgekehrt 21 Pol. am Kopfe der mit “wol” beginnenden Seite:
Mira diversitas in Christi operibus et verbis]
[1] zw
erzeygen dene, dy es wedurffen. Wie liplich und freuntlich stellet er [2] [V.
2.] sich hie gegen disen beyden. Derr aussetzige was durstig1 und eins grossenn
[3] glawbens, das er kame und betett in an. Es durfft keynner in die gemeyn,
[4] mussten vom volck abgeßundertt sein. Widerumb stellt siech Christus gantz
[5] freuntlich. So groß und starck der glaub ist, Szo starck und groß, ja viel
grosser [6] ist die genade. Ist auch ein exempel, wi eyn rechtschaffen gepette
sein soll. Er [7] glaubt gentzlich, daß in Christus kan gesundt machen. Doch
stellet er es yme [8] heym, Ob ers thun wolle.
[9] So sollen
wir auch betten, und wer also bettet, der wird gewisßlich erhorett. [10] Unser
gebett, soll es recht gehen, musß es also geschickt sein, das wir [11] unsern
Herr Gott nicht das mall stecken, das ers thue, wan wir wollen, [12] sunder wir
sollens im heymgeben, wan, wue, und wie baldt ers thun wolle.
[13] Weitter
ist es auch ein exempel Christianae libertatis, das wir vom gesetzs [14] [V.
3.] freye sein. Dan es was wider alle geseczs, das Christus die handt
austrecket [15] [Röm. 10, 4(?).] und greifft den aussetzigen an. Christus
abrogavit legem &c.
[16] [V. 4.]
Darnach sagt er ‘gang hin und sags nymandt’. Es stand do ein groß [17] volck
umb in, dennoch verbeuth er im das, das ers nymandt sag. Locus [18] communis
est contra ambitionem: Das man sich huete vör eyteler erhe. [19] Mattheus
beschreibt Christum als ein Menschen und ein geringe person, wi [20] er do her
geth, wie die anderen menschen in eynnem gemeynen weßen. Er [21] hette wol
ursach und Recht, das er sich mocht lassen ausschreyen. Doch thut [22] ers
nicht, Allein darumb, das er ein exempel geb, als ein Mensch thun [23] soll.
Redetts auß gantzer einfeltikeyt als ein lauter, pur mensch. Christus [24] wirckt
alweg also, wi es die gelegenheit gibt, was im goth furgibt. Wan [25] er gotth
soll seyn, so ist ers, Soll er ein mensch sein, so ist ers und thut, [26] wie
eyn Mensch.
[27] [V. 4.]
Auffs letzst sagtt er ‘gang hin und erzceyg dich den priestern’ &c.. Ist
[28] aber ein zceichen, daß er handelt, wi ein laütter Mensch, macht siech dem
[29] gesetzs underworffen, so er doch nicht under dem gesetzs war, hatt siech
gantzs [30] wollen halten, wie ein ander, Thut alles, was und wie es ime
furkummett. [31] An eynem ordt thut er, waß er am anderen nicht thut. Oben hatt
er nicht [32] nachem gesetzs gthan, hie thut er darnach.
[33] Die
aussetzigen dorfften nicht under die leuth kummen, sie hetten dan [34] zceugnis
genomen vom priestern, das sie rein weren.
[Seite 556]
[ 2 Pol. hier
am Kopfe der Seite: fides Centurionis superior fide leprosi 11 Pol. am Rande:
Hieronymus tamen dicit, de presentibus Christum loqui, non exipiens apostolos,
sed prophetas et patriarchas. Forte alius interpres hec facit. 21 Über “ers”
von Polianders Hand: Christus 29 Pol. am Fuße der mit ad modum schließenden
Seite: Miratur Christus vere 35 Glauben] Gl:]
[1] De
Centurione.
[2] [V. 5 f.]
Diser Centurio spricht nicht: du kanst helffen odder wilst helffen. Schlecht
[3] sagt er im seins knechts geprechen. Ist noch ein hoherer glaub dan des [4]
leprosi. Er denckt, es sey nicht noth, daß er viel darvon reden soldt, legt im
[5] allein die Notth fuer. Und als viel grosserer hie der glaub ist, also viel
[6] grosßerer ist die gnad auch. Dieser bietth allein im gmuete. Darumb sagt
[7] [V. 7.] Christus ‘ich will selbes zcw ime kumen’. Spriecht nicht: laß in
zcw mir [8] tragen. Dieser man hetthe woll mugen leiden, das Christus zw im wer
[9] gangen. Doch hatth er siech so unwirdig geachtett und Christum so groß [10]
geschatzst.
[11] Cave hic
offendaris interpretacione Hieronymi. Man soll die wortth [12] lasen stehen,
wie si ligen. Si wollen dem Christo heuchlen und zcihen die [13] apostel auß
dem wortt Christi: Di apostell hetten noch nicht sulchen glauben. [14] Es ist
groß, das er glaübt, das Christus an dem Ortt soll helffen, do er [15] nicht
gegenwertig ist. Dieser glaube Musß auch in uns sein. Dardurch [16] wisßen wir,
daß Christus an allen Ortten helffen kann, auch mittem under [17] den feinden,
im Todt und der hellen. Also musß man den glauben ubenn [18] und probirenn.
[19] Das der
Centurio glewbe also, daß Christus seinen knecht mug mitt [20] eynnem wortt
gesundt machenn, declariert er selbs argumento a Minore: Ich [21] kann mit
eynnem wortt außriechten, waß ich will, wie viel meher kann ers [22] thun. Dan
waß gott wircket odder handelt mit uns, richtett er alles mit [23] dem wortt
aus. Wie man liest von S. Agnes der Junckfrawen, daß sie gesagtt [24] hatt:
Meyn herre Christus kann all ding mit dem eynigen wortt [25] zcwwegen bringenn.
[26] [V. 10.]
Mattheus sagtt: Christus hab sich vorwundert, das der Centurio so [27] grossen
glauben gehatt habe. Hie sagen sie: Er hab siech nicht warhafftig [28]
vorwundert, sonder alßo gestellet, als ob er siech vorwunder, deutten daß [29]
‘Miratus est’ also, daß es heyß: ad modum mirantis se habuit. Man musß [30] die
wortth nicht anders gloßiren dan ‘er hatt siech warhafftig verwundert als [31]
ein ander Mensch’. Et hic admiracionis causa est ignorancia. Man muß in [032]
ye eyn menschen lasßen beleybenn, der ettlich ding nitt hatt gewist. Weitter
[33] [V. 10.] sagt Christus ‘dico enim vobis: multi venient’. Hie ist er ein
prophete. [34] Dann an disem ordtt vorkundigtt er vocationem et electionem
gencium, als [35] ob er woltt also sagen: Ich sehe woll die heyden starcker
sein im Glauben [36] dan die Israheliten. Darumb wirtt Gotth eyn Orteÿll
gebenn, daß diese [37] vorworffen sollenn werdenn und die heyden angenomenn.
[Seite 557]
[ 6 Pol. am
Fuße der mit “getth” schließenden Seite: Tenebrae exteriores et interiores 7
Pol. hier am Kopfe der Seite: Lepra significat impietatem Paralysis neglectum bonorum operum 9
“gebrechen” ist Zusatz Polianders 22 leeer 23 “do” ist Zusatz Polianders]
[1] Eüserlich
finsternuß ist, das man von gotth gestossen wirtt, beraubtt [2] des lichs der
genaden auch des euserlichen. Also widerumb innerlich finsternuß [3] heissetth
die geistlich finsternuß, allein gotth sehen. Wan gott die vornufft [4] gar
vorplendett, sicht gar nichs ausßens. Ine dissem finsternuß wirtt [5] man selig
und kummet in eyn liecht, das nymmet entpfindet, dan der, der durch [6] daß
finsterniß getth.
[7] Hactenus
historia, nunc mysterium.
[8] Dis
Euangelium heltt uns zcwue kranckheyt fur: lepram et paralysim, [9] das ist
[gebrechen] im glauben und guetten werckenn. Lepra proprie est [10] impietas,
falscher waen, Misßglauben, unrechter vorstandt gottes. Diese kranckheit [11]
macht allein den leib ganzcs unreyn, vorgifftet und voll unflatth. Das [12]
fleysch und das geblueth reizcett es zw der unkeuschheyt. Darumb heisset [13]
mans reynigen. Also auch diese geistlich lepra vergifftett die seel und
verunreynneth [14] sie vor gottes augenn.
[15] Der
glaub ist ein natuerlich wesßen eines Christen. Ist alles rechtfertig, [16]
rein und gesundt, was an der gantzen seel ist, Ist daß hawbtgutth und das [17]
beste Stuck der gsundtheyt der seelen. Wan das nicht ist, sein die werck [18]
alle unrein.
[19] Diese
kranckheit ist auch wurckhafftig, unruegich. Ist alles flechtig und [20]
contagiosum, unkeüsch. Ist keyn suchtiger, fligender plag dan der falsche [21]
[2. Tim. 2, 16 f.] wane und unglaub.1 So sagt Paulus ‘Mali ad peius proficiunt,
et sermo [22] eorum sicut Cancer serpit’. So thuetth auch alle falsche leer und
unglawb. [23] Darumb gehett alle lehr Pauli [do] hinn, das man siech huet vor
falschenn [24] predigernn. Dan ye zarther und gottfurchtiger seel sein, yhe eer
sie vergifftet [25] werdenn, fasshen den giefft. Als der aussatzs greufft geren
nach dene, die do [26] zcertlich sein. Und am ersten gehett der giefft ein
underem schein gottliecher [27] lerhe und Namens &c..
[28] Dieser
lepra macht den menschen unkeusch. Das ist: die falsche lerer [29] thuen allen
iren vfleysh, das die gantzs weldt durch sie vorgifft werde: doctrinam [30]
suam cupiunt in omnes proseminare. Das ist darumb, Quia veniunt [31] [Jerem.
23, 21.] et non sunt missi. Als der prophet sagtt ‘Currebant et non mittebam
eos’. [32] Sein vormesßen und freybillig yderman zcw leren, konnen siech irer leher
[33] nicht enthalten, musßens von siech bringen.
[34] Soll der
Mensch von dem aussatzs gereynigtt werden, Muesß er zcw [35] Christo kumen. Das
musß durch predigen geschehenn. Darumb getth der Text
[Seite 558]
[ 3 Pol. am
Fuße der mit “das” schließenden Seite: Manum imponit Christus 14 gottʃs 18 Pol. am Fuße der mit “man” schließenden Seite: Verbo
sanantur aegroti]
[1] auff
eynander. Christus hebetth an und lerneth, darnach greyfft er den außsatzs [2]
[V. 3.] ann. Von ersten. Christus legtt sein handtt auff den Leprosum, das [3]
ist, das nicht unser werck uns mögen frume und reyn machen, sunder seine [4]
[Tit. 1, 13.] werck mussens thun, also daß sie unser werden. Dardurch werden
wir seligk. [5] Paulus ist fhleyssig zcwsagen de doctrina sana. Als ad Titum
‘Sani in [6] fide’, und sunst ann viel orttenn. Das gehett allein contra hanc
lepram, das [7] man nur woll zcwsehe, daß man siech nicht mit eigenem wercke
frum zcw [8] machen gedencke, Sunder allain an Christo haltt und ann seyne
wercke.
[9] Paralysis
ist ein kranckheyt in glidern, die macht, das der Mensch nichts [10] kann
wircken: Neglectus operum charitatis. Paralytici sein die, wie woll si [11]
wisßen, was sy glauben sollen, doch uben sye den glauben nicht. Die lieb [12]
macht paralyticos gesundtt, macht guette werck. Fides macht gegen Gotth [13]
rechtfertig, Charitas gegen den leutten ausßen. Do spricht Christus eyn wortt,
[14] ßo wirte der kranck gesundt: wen man die predige horett und das wortt
gottes, [15] so kummett der geist. Also sein hie zcwey wunderzceychen
beschrieben: de purgacione [16] leprae et sanacione paralysis. So gett das
euangelium durch auß, [17] So auch Paulus lernnet albeg: von ersten fidem,
darnach opera. Von erst, [18] wie man siech halten soll gegen Gott, Darnach,
was mann handelen soll mit [19] den Leutthen.
[20] 92 (=
69).
[21] IN
GENESIM.
1521
[Seite 558]
Septuagesimä;
27. Jan. 1521.
[ 24 q. d. 25
“wirtt” ist geändert in “wirdt” 37 Pol. am Kopfe der mit “es zcwgehett”
beginnenden Seite: Deus humilia respicit || Diabolus et homines sublimia]
[22] [1. Mos.
30, 25 ff.] Dixit historiam capitis 30. de Mercede, quam Iacob
[23]
postulavit a domino suo Laban.
[24] [V. 33.]
‘Respondebit mihi cras iusticia tua’, quasi dicat: Was ich von dir [25] krige
zw loene, das wirtt so recht zcu gehen, das dw es selbst wirst musßen [26]
bekennen werden1, dan die natuer wirckt auff deynner seytten.
[27] Diser
Text zcaigtt ann, das der Laban unfreuntlich mitt dem Jacob [28] gehandelt
hatt, Nach allem forteyll mit ime umgangenn, wi auch das volgend [29] capitel
klarlich anzcaygt, hatt also mit ime gehandeltt, das Jacob nicht viell [30]
gehabtt hatt. Er hatt viell mher im weichen und nachlassen musßen, dan er [31]
schuldig waß. Die Schaff wandeln die fhell und farb ausß dem wasßer, Als [32]
do sagen, di von dingen der Nattur schreyben. Etzlich sagen, Jacob hab mit [33]
Magia naturali umgangen. Es ist aber nicht, Dan es ist eyn naturlich erfarung.
[34] Dan es waiß ye ein scheffer des vihes nattuer und eygenschafft. Ich [35]
wiel nicht zw tieff in die natur greiffen, wie es zcwgehett mitt der bildniß.
[Seite 559]
[ 4 H: gott 5
Gottlicher] G: 15 Das s in “weißs” steht über ß 18 H gott 28 Pol. am Fuße der
mit “die” schließenden Seite: Opera apud deum aequalia sunt]
[1] Es kans
nymandtt wegreyffen. Man liesßt historien, die auch schreibt Augustinus [2] von
eynner kunigin, di ein mohrn hatt tragenn. Die schriefft greifft tieff [3]
hinein, Brauchet etzlicher wordt, die sich nicht lasßen reden &c..
[4] Nuen woll
wir sehenn, was ist unseren Herr gott ßo hoher maiestatt [5] daran gelegen, das
siech sein Gottlicher mundt also demutigett, redtt ßo von [6] geringen dingen
so gantzs, das er nicht mocht geringer sein. Der menschlichen [7] vornufft nach
solldt die Maiestatt yhe mit grosseren, dapfferen dingen [8] umbgehen.
[9] Wier
haben ein gott, der fureth solch farb und Tittel, das er herunder [10] sihett,
nicht nach der hoehe, dan ßo er der hoehest ist, kan er nicht uber sich
gesehen. [11] Widerumb der Teuffel und die menschen sehen allein uber sich, Wie
[12] [Hiob 41, 9.] der heylig Job vom Behemotth schreybt ‘palpebre eius in
altum erectae’, sein [13] [Spr. 30, 13.] augen sehen entpoer, sihett nor nach
hohen dingen, et pro. 30° ‘generacio, [14] cuius excelsi sunt oculi et
palpebrae in altum surrectae’. Menschen sehenn [15] allein nach dem, daß do
weißs ist, vornufftig, gelerdtt, gunstig, reich, schoen und [16] waß der
gleichenn ist. Also thuen gotliche hertzen nicht, halten sich nach der [17]
[Röm. 12, 16.] regel, die Paulus gibtt, ‘Non alta sapientes, sed humilibus vos
accomodantes’. [18] Also malet auch unsern Herr gott David im Psalter abe, das
sein artth sey, [19] das er die augen herunder lasße, sehe allein auf das, ßo
der weltt voracht ist: [20] [Ps. 113, 5 f.] ‘Quis sicut dominus deus noster,
qui in altis habitat et humilia respicit in [21] coelo et in terra’. Braucht
viel wortt, das er in recht beschreybe, das man [22] ye woll konne lernen, das
er der sey, der nicht syhett nach den schetzen der [23] erden, nicht wue grosße
gewaldt ist, nicht noch hoher menschlicher vornufft [24] und weyßheyt und was
auff erden hohe ist und koestlich, siecht allein, was [25] geringe ist, und was
die welldt vorachtett: Ist dem gott nicht dran gelegen, [26] ob im eynner dinen
wiell mitt grosßen, schonen und gleisßenden wercken. Wans [27] hertzs nicht
recht ist, ist es alles nichts, Ist im eyn werck gleich wie das [28] ander. Das
will die doll, blindt huer, di vornufft, welche mit dem Teuffel [29] buletth,
sych nicht uberreden lassen. Darumb ist von notten, daß wir diß [30] stucken,
diese leher wol und mit fhleysß einpilden, das wir wissen, das unser [31] gatth
allein dorinnen wollgefallen hatt, das nichts ist. Darnach sollen wir [32] also
auch thun, das wier unser augen nicht lassen entpoer sehen, sunder herunder
[33] sehen in die vorachtesth persone, die wir finden mugen. Also furth [34]
die schriefft ire lerh durch und durch auß vom Abel, von dem ersten gerechten,
[35] bieß auff Christum. Gott hatt albeg auff diese weiß gewirckett in seinen
[36] [1. Kön. 8, 23.] heiligen, das der prophett woll von im sagtt ‘Non est
similis tui coelo et [37] in terra’.
[38] Wan wir
alßo herunder gefallen seyn, sollen wir frohe werden und [39] wissenn, das wir
an dem ortt sein, do gott hin sihett. Es hatt woll kein
[Seite 560]
[ 5 Pol. am
Kopfe der mit “seie” beginnenden Seite: Dolus Iacobi contra Laban 11 die erstʃ 19 wen's Pol. am Fuße der mit “Boserr” schließenden Seite:
Omnia piorum opera deo grata/Omnia impiorum invisa
Pol. am Kopfe
der mit “thut” beginnenden Seite: Non opera sed spiritus in scripturis
observanda 21 the‘th 29 G. 30 güettern̄]
[1] schein,
man musß es aber glauben. Ita tota scriptura nihil docet nisi [2] Crucem. Dann
es thuet der natuer wehe. Wer aber auß der formm fellet, [3] den wirtt Gott
auch nicht ansehen. Es muß ein starcker glaub thun. Ist [4] baldt herauß
zufallen, diweils ßo gantzs kein schein hatt, als gotth do [5] seie, dan er
greufft hie ane disßem Ortt so grob hinein, als er noch nÿe hat [6] than.
Geringe wortt seynnes, doch ist darinnen eyn grosser, unaußsprechlicher [7]
schatzs.
[8] 2m. Wie
werden wir aber unseren Jacob vorteidigen, das er kein diebp sey, [9] so er
mitt lisst dem Laban die schaff entzeücht? Hett er nicht diese kunst gelernet,
[10] wurde er woll weniger schaff kriegett haben, darzcu legett er die Rutth
[11] ins wasser, wen die ersten laufft1 ist und am hitzigsten. Die vornufft
wird [12] hie nicht anderst richten, dan das Jacob hab unrecht than. Er muß von
[13] ir eyn sunder und Boßwicht werden. Darumb musßen wir hie sagen von [14]
unterschayd der werck alßo, das wen man eyn werck thutt nicht im geyst und [15]
im glauben, die sein nicht recht gutth, ob sie auch das best anshen hetten.
[16] Ist aber der glaub do und das hertze gegen gotth rechthafftig, Szo sein
alle [17] werck gutt, di do vom menschen geschehen. Darumb muß es offt
geschehen, [18] das eynerley werck gutthe und nicht guth sein. Wans ein frumber
thutt, ßo [19] sein sie gutt, gefallen gott woll, wenes eyn Boserr thut,
verwirfftt sie gott, [20] nimbptt sie nicht anne. Es thuen offt gottes kinder
eyn werck: wen es eyn [21] ander theth, wer es fur yderman strefflich. Est ergo
accurate observandus [22] hic canon in scripturis: Das man nicht in die werck,
sunder in spiritum [23] gehe, auch das man nicht solle eyn itzlichs werck, daß
die heyligen than habenn, [24] nachfolgenn, sunder sollen der heylligen glauben
nachvolgenn. Solt man nach [25] denn wercken richten, ßo wer Jacob oeffetlich
fur et adulter gewest. Lamech [26] strafft gatt, daß er zway weyber hatt, also
auch Esau den brueder Jacob, [27] Jacob nymmet vier eheweyber, und gefellet
gott allein darumb, das ers hatt [28] außem geist than und ausß eynnem
rechtschaffnenn hertzenn, wie er selbs [29] sagtt und der heilig Geist. Hats
darumb lasßen schreybenn ‘cras respondebit [30] [V. 33.] tibi iusticia mea’. Er
hatt musßen gedencken, wie er auch etbas von güetternn [31] kriegtt, Laban will
im nichs geben. Er mußt tag und nacht ligen in der
[Seite 561]
[ 2 Pol. am
Fuße der mit “dye” schließenden Seite:
[Tabelle: ]
[Tabelle: ]
2/3 Pol. am
Kopfe der mit “gerechtikeytt” beginnenden Seite: Periculosa Imitatio operum in
sanctis 28 sunt ist Zusatz Polianders zcwer 32 Pol. am Fuße der mit “sollen”
schließenden Seite:
Verbi divini
virtus
Verbum
ecclesiae signum
Baculi Iacob
ovibus propositi in aqua]
[1] Erbetth.
Laban wil nicht, das seyn guth auch gemertth werde. Darumb [2] stelletth es
Jacob nicht auff sich adder auff Laban, sunder allein uff dye gerechtikeytt [3]
und gottlichenn wolgefallen: hette er recht darzcw, Gott wurdes [4] ime woll
gebenn. Ist alles eyn ordenug des almechtigen gottes. Gott hatt [5] dye große
mued und Erbeytt gesehenn, die Jacob leydett beim Laban, das er [6] was
gehalten mitt den weyberen wie sunst ein vorachter knecht. Drumb hatt [7] gott
seyn gelassenhaytt angesehenn und durch ein sulche weysß ime sein guett [8]
gemeretth.
[9] Es soll
aber nymand baldt siech furen lasßen in nachvolgung, das er [10] eyn sulch
werck woltt auch wald also hinach thuen. Gotth lasßet alleyn [11] drumb
etzliche exempell der heyligen schreyben, das sie ergernuß geben, darumb [12]
daß man nicht den exempeln nachfolg, sunder den glauben der heyligen. Es [13]
sein viel werck der heyligen leutth, daran siech die vornufft musß stosßen.
[14] [Luc. 7, 23.] Darumb hatt uns Christus wol gelerneth: ‘Beatus qui non
scandalizatur [15] in me’.
[16] Finis.
[17] Hec de
historia, Iam ad mysterium.
[18] Wir
haben gehordt, das die vier weyber Jacobs sein figür und tipus [19] Ecclesiae.
Nuen wue dy kirch ist, mueß albeg auch seyn predicacio Euangelii. [20] Dan man
kan der zcweyer keyns von dem anderenn teylen und absunderenn. [21] Ecclesia
wirtt geborenn, ernehret, erhalten, erzcogen, geharnyscht [22] allein durchs
wortt. Darumb hat gott ganzcs nichts hinder im gelasßen, [23] alßo das er auch
seynn eygene mutter ubergab, dan allein das wortth. Das [24] ist alleyn der
schatzs, den uns Christus geben hatt. Haben wir den, ßo seyn [25] wir rechte
Christen, dye rechte christliche kirch. Wu aber das nicht ist, do ist [26] auch
die christlieche kirch nicht. Hie furett man die schaffe zw̓
der weyde, wye [27] disße figur anzceygtt.
[28] Oves
[sunt] Christiani, ecclesia, dise soll Jacob, die prediger, zcwer weide [29]
furhen und in zcw trincken geben, predigen das wortt gottes, dardurch die seele
[30] geweidett wirdtt. Jacob schneydtt drey stecken und legett sie in die
wasserrinnen, [31] das ist, das die prediger dem volck spruech unde exempell,
alleyn auß [32] der heyligen schriefft fuerlegen sollen.
[Seite 562]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit “der” beginnenden Seite: Lex || Euangelium 10 hoerr']
[1] Der Baum
ist Biblia, die gantzs h. schriefft, die steckenn wedeutten [2] wordtt,
sentenzcs, auß der schriefft genomen. Das aber der steckenn drei sein, [3]
bedeuttet die predig und wie man glauben solle divinam
τριάδα. Das aber [4] Jacob die steckenn schelett
und bund machett, wedeutth, zcweyerley predig [5] Euangelii et legis: vox Moysi
verbum irae, vox Christi verbum gracie. Die [6] steckenn muesßen halb weyß,
halb schwartzs seyn, Halb geschelett, halb ungescheletth. [7] Das ungescheltt
weysßett an predicacionem legis. Lex maleth [8] ab, wye der Mensch soll seynn,
Ist allein eyn spiegel, do mann inne sehett, [9] wie man leben soll. Diese
predieg hilfft aber nichs zcuer frumbkeytt: wan [10] ich meyn leybtag1 hoerre,
dw soldtt gott lieb haben, macht mich es dennoch [11] nichs wesser, kummett
nymmer ins hertzs. Aber die weyß farb, das geschelte [12] am stecken, zcaygtt
ann predicacionem Euangelii, das ist ein gnedige predig, [13] lernetth, wue man
es nemen soll, das man frume wirtth, Lernetth allein [14] Libertatem
christianam, wye man inn Christum soll glaubenn und eyn vortrawen [15] setzenn.
Der steckenn mueß nicht gantzs ungescheldtt bleybenn. Man [16] soll nicht
allein legem predigen Omisso Euangelio. Alßo kummetth man [17] nuen beim wasßer
zcw samen, do hoern mir die predieg, die muessen wir woll [18] eyn pilden und
ins hertzs fhasßen, darvon werden wir schwanger, gewinnen [19] lüst und habenn
liebp faciendi legem &c.
[20]
ΤΕΛΟΣ
[21] 93.
[22] EODEM
DIE
[23] in
coenobio Augst.
1521
[Seite 562]
Septuagesimä,
27. Jan. 1521.
[ 23 Neben
der Überschrift von Polianders Hand: Dominica Septuagesimae]
[24] [Matth.
20, 1 ff.] Euang. Matth. 20o de operariis in vineam conductis.
[25] Ich
weysß von dem Euangelio gantzs nichts. Ist ßo hoeh und finster, [26] das ich
nicht weyß, wie ichs angreyffe. Das sehen wir aber, das der grunth [27]
weschlueß und gantze maynung darvon ist, das die letzten die ersten werden.
[28] Wie siech die rueffung zcwsamen fuegen, kanne ich nicht riechten. Doch
wollen [29] als viel darausß suechen, als wir kŏnnenn.
[30] Der
Weingartthe ist die christlieche kirch, alß weytt die gantze weldtt, [31] [Joh.
15, 5.] wie Christus sagtt: Ir seytt die weynreben. Alle die do glauben, wagßen
in [32] dem stock Christus durch einleybung des glaubens. Operarii sein die
prediger, [33] darzcw gefodertt, das sie sollen die weyngartten erbetten. Nuen
ist, als die
[Seite 563]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Pol. am
Fuße der mit “heysßet” schließenden Seite: Palmites sumus in vite Christo per
fidem insiti Pol. am Kopfe der mit
“die” beginnenden Seite: Operatur dominus vineam suam non ferreis instrumentis,
sed spiritu operante, de quo opere Esaias: Mutabit gladios in vomeres, idest,
spiritus mutabit linguas hominum malas in salutiferas Christi laudes. Verbo
itaque purgantur vites, operarii sunt Episcopi et Sacerdotes, idest ministri
verbi, sed hoc opus periit. 15 wel'tt 25 v h gott 30 Am Rande: In der eylfften
Stundt seyn wir wis an jungsten tagk 32 Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden
Seite: Ultimi gratis serviunt deo 34 lo̓nns 35 zcwge̔e]
[1] Schriefft
fuertt, auch noch ein weyngarten, der heysßet die heyligen schriefft [2]
selber, darinn sollen erbetten die prediger. Von dem erstenn wollen wir [3]
[Jes. 5, 7.] sagen, davon auch Esayas sagtt ‘vinea domus domini’. Gleich wye
die weynhecker [4] mitt iren weynhawen das erttrich auffhackenn, reynigen die
weinstock, [5] so sollen die prediger auch durchs wortt Gottes reynigen die
christen, dan die [6] weinhauen bedeutt dye zungen der prediger, wie sie auch
Esayas nennetth.
[7] Nuen
werden funferley wercklew̓t beruffet und gedingett ime weingarten [8] zcw erbetten,
zcw der ersten, drietten, sechsten, neunden und eylfften stund. [9] Mitt den
ersten vorpindt er sich, mitt den andern vorpinth er siech nicht, [10] sagt
allein, Er woll ine geben, was pillig ist. Mitt den letztenn vorpindt er [11]
siech gar nichs, Heist sye noer in seynn weyngartten. Es habenn viell an [12]
dem loco geerbaytt, weysß nicht, ob sies troffen haben. Ich wille auch
versüchen, [13] Treff ichs, ist guetth.
[14] Dye
erstenn, die siech vorpinden, sein die, dy zcw der zceytt Moysi gelebtt [15]
haben. Wir lesen garnichs vom Anfang der welth von predigern, mitt [16] den
siech gott vorpunden hatt. Dan Abraam und Noe &c.. haben kein [17] gpott,
Sunder allein die zcwsagung, dorfften keynner predig, keynner lerh, [18] wurden
all gelernnt von dem H. geyst. Aber mit Moyse hatt er siech vorpunden [19] [2.
Mos. 3, 8.] Teglich, Hatt ime zcwsagung und gesetzs gebenn, Sagtt ‘Tibi dabo
[20] terram lacte et melle fluentem’, und neben dem landtt sagtt er auch im
zcw, [21] geystliech landt, geystliech freud, ebig lebenn. Die weyll wir nun in
der [22] Schriefft kein bundt sehen, dan als siech goth mitt Moyse vorpunden
hatt, [23] wollen die selbige zceytt vorstehen durch dye erste stund.
[24] Die
anderen drey stund, dritte, sechste, neunde, bedeutten Tempora prophetarum,
[25] die gehoren noch alle ins alte Testament. Unser herr gott hatt [26] viel
prophetten geschieckt, ymmer lassen das volck reynnigenn, das sie fruecht [27]
brechten. Diese haben alle viel erbaytten musßen und ist inn sawer worden. [28]
Aber im Newen Testamenth durch das euangelium getth es viell leichter und [29]
schneller zcw, dan durch Jhenes wordt, drumb hatt die eylffte stund noer ein
[30] stund uberig am Tage. Das bedeuth, das ye weytter man ist vor der gnade,
[31] yhe mher und ye lenger man erbetten mueß, ye weniger fruchtt es bringtt.
[32] Mitt disen operariis macht er keyn pundt, das wedeutth die freyheytt des
[33] geystes, der nyrgenth an siech binden lesset. Sie gehen umb keins geltzs willen
[34] inn gartenn, diennenn umb keyns lonns willen, haben doch eben dye selbige
[35] Fruecht als di Jhene mitt grosser erbaytt. Wie das zcwgee, woll wir sehen.
[Seite 564]
[ 10 Pol. am
Kopfe der mit “diesen” beginnenden Seite: Primi legis populus 23 Pol. am Kopfe
der mit “landt” beginnenden Seite: Ex itenere trium dierum factum est iter 40ta
dierum et deinde totidem annorum propter culpam Iudeorum 31 zcwge̔en]
[1] Gott hat
Israhell, dem volck, zcwgesagtt viel zceytliech guetth, Darzcw das [2] ewige leben
versprochenn, uns aber, die wir nicht Juden, sunder heyden sind [3] gebesen,
ist nichts vorsprochenn. Darumb muesßen wir die zcwey gegen eynander [4]
haltten. Es ist nicht muglich, das eynner recht frume werde, denn [5] man
alleyn heyst thun, was man Thuen soll, wan man nicht auch sagtt, wu [6] man es
nemen soll, das mans Thuen kann. Dann es den Menschenn unmuglich, [7] das er
auß eygenen krefften gottis gepott halten mug. Dan ob er [8] schan in
ausßerliechenn weckenn so erzceygtt, als halte er gottis gebott, Ists [9] doch
ime hertzenn nicht, Thuetß alleyn auß forcht odder genyeß halben. Mitt [10]
diesen wiel es viel muede und erbaytt habenn, ist mitt in eyttel und ebieg [11]
predigen. Bringtt dannoch wenig frucht, kwmen spatd dohinn, das sye ausßem [12]
hertzenn und ausßm grundt frümme berden. Werden nohr vor der weldtt [13] grosße
frumme leuth, vor der weltt seyn sie die ersten, gehen oben an, helt [14] si
ydermann fur dye bestenn. Es hatt eyn ansehen, das sye viel merh gutte [15]
werck thun dan die andern, di do in die letzte stund gehoeren. Aber dieße [16]
erbaytten bald ausß, kumen baldt darvonn, geschiecht hie noer eyn predig, [17]
wo dort vilerley predig geschehen musten. Diese bringen viell fruchtt, kummen
[18] zcw der rechtschaffenen frumbkeyt, dye do ist ime hertzenn und ime glawben
[19] stehett, wilchs nicht anders ist dan eynn freyhaytt des geystes. Also
werden [20] dye ersten dye letzten und dye letzdsten dye ersten, wye Christus
hie weschleusßett. [21] Darumb ist recht gesagtt: Longum iter per precepta,
charitas compendium [22] habet. Dis zceygtt an dye historia in libris Moysi.
Die Juden hetten eyn [23] kurtzen weck gehatt, nicht viell uber drey tagreysße
ins chananeyß landtt. Sie [24] sprachen aber, gehen wir hinein, werden die
heyden kwmen und uns hinter [25] sich treyben. Darumb mustenn sye eyn weytten
weck umbzihen, so das sye [26] vierzcig tagreysß musten haben, und darnach, do
sye ßundigten, konden sye in [27] vierzcig Jaren nicht hinein kommen. Weren sye
kumenn und hetten geerbaytt [28] zcw der eylfften stund, were noer noch ein
stundt zcw erbetten gebessen, [29] furchten aber, der Teuffel wurde sye
vorfholgen, hatten nicht ein fhesten [30] glauben und freyen geyst, darumb must
man sye weytt herumb fueren, mitt [31] viell gesetzen muste es zcwgeen, das sye
mortificirtt wurden, wis sie hinein [32] kommen mochten.
[33] Das
euangelium sagtt von vierley erbetter, die in gartten gefodertt [34] sein.
Darnach sein kumen die zcw̓ der eylfften stundt. Das ist, man musß [35] viell ubung,
viell werck haben, viell lernen und predigenn, das den Adam [36] zcwingt, doch
kumbpt man nicht do mitt hinzcw. Es musßen, die zcw der [37] letzten stund
kummen, das euangelium predigen, das man erbeytt auß [38] freyem geyst.
[Seite 565]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit “Der geyst” beginnenden Seite: Mortificatio carnis primum et
difficilius paratur, libertas spiritus deinde et facile 10 “den” ist aus “das”
geändert 15 “vordingt” ist in “vordinet” geändert]
[1] Der geyst
soll der erst seyn, der leybp der letzste. Das keren Jhene [2] umb. Darumb
muesßen primi Novissimi werden und novissimi primi. Man [3] mueß erst predigen
mortificationem Carnis szo lange, das der geyst frey werde, [4] szo lang, das
primi novissimi werden. Es will viel mher erbaytt und [5] mude haben, wis man
das fleysch dempffe, dan wie man den geyst frey mache. [6] Darumb seyn auch
viell mher, di do legem predigen, dan die das Euangelium [7] &c. Alßo ist
in dieser parabola nichs anders anzcaygtt, dan [8] Ministerium litterae et
ministerium spiritus, fructus legis, Euangelii, alßo [9] auch die gantze
schriefft durch und durch anders nicht leretth &c..
[10] Nuen wan
die Erbatter den lon sollen entpfangen, muerren dye ersten [11] und zcw̓rnen,
das sie nicht merh sollen nemen, dan dye anderen &c.. Im Alten [12]
Testamenth, do Christus kame, do die Juden das frey Euangelium hoertten [13] an
viell gebotten, faren jhene zcw und bleyben wey dem pfennig, vorliren [14]
doruber das Euangelium und schaffen nicht frucht. Haben lang geerbaytt, [15]
wollen darumb besser seyn und merh vordingt1 haben. Szo spricht er aber [16]
‘Diese sollen das Euangelium eben als woll haben alß ir’. Mitt den er siech
[17] vorpunden hatt, krygen nicht merh dan die anderenn, Gibtt diesen eben alßo
[18] viell als jhenen. Spriecht: Ich bin guettigk und barmhertzig, Mag thuen,
[19] was ich wyll, Dw̓ hast mit mir um dem pfennig dingett. Dieser zcang hat [20]
sich dan angehoben und beretth ymer fortt, als lang dye welt stehett Inter [21]
predicatores legis et euangelii &c.
[22]
ΤΕΛΟΣ.
[23] 94 (=
70).
[24] IN DIE
PVRIFICACIONIS MARIE.
1521
[Seite 565]
2. Febr.
1521.
[25] [Luc. 2,
22 ff.] Euangelium Luce 2.
[26] Dis
Euangelium haben wir furhin offt gehandelt,2 wollens itzundt auch [27] fuer uns
nemen, di weyll es siech so gibtt, dan Es ist eyn ßůlche lerh, das [28]
man nymmer genug darvon reden, horen odder gedencken mag &c..
[29] Zcwm
ersten sehen wir, wye siech die Mutter des kinds gibbt under [30] das gesezcs
Moysi. Gotth hett woll mugen Christum lasßenn auff eynn andere [31] weyß
geboren werden lasßen, dan durch flayschlich gebůrtt, wie Eva geborenn
[32] hatt alle ire kinder. Er hat es aber wollen gehen lasßen nach der
natuerlichen [33] weyß, das Er soldt von eynnem weyb gebornn werden, hette ein
natturlich [34] mutter und were eyn naturlicher fŏnn, darumb das er dem
jhamer hulffe, [35] der allen menschen angebornn ist.
[Seite 566]
[ 2
Err's “got” ist Zusatz Polianders
11 Pol. am Fuße der mit “volck” schließenden Seite: Mulieres adhuc Moysi
populus sunt 15 “hab geopfert” ist Zusatz Polianders 18/19 “ßo dapffer” ist
Zusatz Polianders 21 Am Rande: Ad spiritum 25 “gezciret” ist Zusatz Polianders
26 gar'r 28 Pol. am Kopfe der mit “Zcwm” beginnenden Seite: Obnoxios nos
faciamus etiam non debitis officiis]
[1] Der
Euangelist beruefft siech viermall auffs gesetzs Moysi. Was ist im [2] ßo grosß
von noetten, das Errs als offt anzceugt. Szo hatt [got] geordneth [3] [3. Mos.
12, 2 ff.] Levitici 12, das wen ein weyb gepuhr, muest sie viell tag unrein
bleyben. Do [4] her kummet noch, das die weyber in wochen liegen. Das ander de
Oblacione: [5] Es must das weyb, ßo ire tage auß warden, dorinn sie waß unrein
gewest, [6] [2. Mos. 34, 19 ff.] in tempel bringen das kindt und gotth geben.
Ex. 34. Darumb fuertt er [7] hie den Spruech an do selbst: alles, was do
geporen wirtt, ßo es ist mendlin, [8] das soll seyn sanctum domino, idest
heyltumb, abgesundert, zwgeaygnett und [9] geheyligett Gotth allein, das sich
es nymmand darff annemen, Man mueß [10] gott allein geben. Von der weyß ist
noch herkumen der weyber kirchgang: [11] weyber seyn noch Moysis volck.
[12] [3. Mos.
12, 6.] Das dritt vom opffer, Levitici ut supra, das man must opfernn eyn [13]
lemblein, das eyns Jars altth was, und eyn junge Tawben ader Turteltewblin,
[14] wer es aber nicht vermocht, opfertt zcwey junge tewblein odder [15] [V.
24.] zcway Turteltewblin. Nuen sagtt Lucas dye Junckfraw [hab geopfert] zcway
[16] Tewblin, als er sagen woltt, si hat siech nicht mitt den reychen
gerechnett, [17] sunder mit den armen &c..
[18] Nuen
hatt Lucas die Junckfraw auszcogen auß dem gesetz, setzett [ßo [19] dapffer],
das sye nicht darzcw gehoerett, eben als schemett er siech fuer ir. Ist [20]
der dreyen keyns nicht schuldig gewest zcẘ halten.
[21] Zcwm
ersten sollen wir gottes Barmhertzikeytt dancken, das er dieß [22] kindt dem
weyb hatt in die schoß geworffenn, die sundlich natur, die an uns [23] allen
ist, also geerhett, an welcher dŏch gar nichs guts ist. Hatt sundt,
schandt [24] und all unser Jamer alßo wedecket und gezciret, das es nicht
hoeher hatt [25] muegen [gezciret] werden. Alzo hatt er uns geratten, das er
unser schandt [26] mitt eynnem sulchenn kostliechen kleyd zcwdeckt, nimptts
garr hinweck, machts [27] reyn &c.., wie wir furgesagtt haben de Nativitate
Christi.1
[28] Zcwm
anderen sollen wir sehen, das wir auch thuen, wye hie die Junckfraw [29] gthan
hatt, sollen auch das halten, das wir nicht schuldig sein. Das gehoertt [30] ad
locum de libertate christiana. Do woll wir auff das mall von [31] sagen, die
weyll es serh von noettenn ist, das man es woll lerne und fasße. [32] Von
ersten soll man merckenn, das die christlich freyheytt nicht stehett, wie [33]
viell leuth gedenckenn, daß man thun,2 was man wiel, und nymandt ansehe, [34]
der siech ergeren moecht, wie wir noch sagen wollen, sunder wer die freyheytt
[35] vorstehen wiell, mueß ime also imaginiren, als dye kirch getayllet seye in
[36] zcwey stuecke und zcweyerley conspect hab: eynnes fur gottes angesiecht,
das
[Seite 567]
[ 6 Pol. am
Fuße der mit “sehen” schließenden Seite: Libertas Christiana Pol. am Kopfe der mit “allein”
beginnenden Seite: Fides pacem conscientie erga deum parit “för” ist geändert in “vör” oder
umgekehrt (Vgl. 555, 18) 9 gewiesszen 10 mer̓h 29 Über “horetth”
von Poliander: cessat, tollitur 32 Pol. am Fuße der mit “furstenthum”
schließenden Seite: Libertas Christiana quatenus se extendit et ubi tollitur]
[1] ander fur
den leutten. Das ist ein ander weyß, wenn man in gottes augen [2] frumbe ist,
dan wen man fuer den leutten frumb wirtt genennet. Gott will [3] das hertzs
haben, hatt genug, Szo das frumb ist und rechtschaffenen1 gegen [4] ime:
Euserlieche werck sehenn die leuth ann. Also sein wir fur gottes anangesicht
[5] frey. Er sicht sein und unser angesicht. Wir kunnen seynes nicht [6]
gesehen, sehen allein der menschen angesiecht. Darumb mugen wir vör gotth [7]
kein frumbkeytt haben dan inwendig ime hertzen aber in der seele durch [8] den
glauben, in welchen allein die freyheit stehet. Darumb ist sie nicht [9]
anders, dan das ein mensch eyn guett, froelich und unerschrocken gewiesßen [10]
habe. Dan er ist gotth nichs merh schuldig. Das gewisßen macht ein rechter,
[11] starcker glaub. Wan siech meyn hertzs in vortrawen unde zcwvorsiecht gegen
[12] ym setzett, das er uns woll zcwrechenn seyn volle genungthuung fuer alle
[13] gepott, und nicht zcwrechen, ob wir schon zwweilen ubertretten. Dan das
[14] hatt er uns zcwgesagt und darumb sein suen Christum fuer uns menschen [15]
werden und sterben lasßen, durch wellchen die gepott alle erfulleth sein, und
[16] seine gerechtikeytt uns zcwgerechnett, Alßo das er nichs von uns fodernn
will, [17] wan wir noer ein sulch zcwvorsicht auff in setzen. Haben wir den
glauben, [18] ßo sein wir schon frume, haben all gepott gehalten, durffen nichs
merh, dardurch [19] wir frumme sollen werden, habens weraytt alles. Diesen
glawben kan [20] nymet sehen, dan der in hatt, dann er ist inwendig im hertzen.
Zcw dieser [21] freyheytt wirstw nicht kwmen, wan dw ausßnn thuest was dw
wilst, dan do [22] mit wirtt das hertzs nicht reyn, frumb, frey, kriegst auch
do mitt kein froelich und [23] ungefangen gewisßen, dw must an eynnem hoehern
anheben. Die freyheyt kumett [24] von innen her, das wir mit gott eins seyn und
wisßen, wie wir mit ime stehen.
[25] Wan wir
nuen also mitt gott eyns sind und glauben, das er uns [26] frumb gemacht habe,
alßo das wir zwer frumbkeytt nichs merh dürffen, [27] Muessen wier kumen zcw
dem anderen aspect und sehen, was man inn der [28] Menschenn angesiecht thuen
soll. Wan die seel alzo frey ist vor gottes awgen, [29] Ist dennoch der
Euserlich mensch do fuer den leutten, do horetth die freyheytt [30] auff. Wan
ich auß dem hertzen und auß der seele kumme fur dye leuthe, [31] Bin ich inn
eynnem andern landt do ist meyn gelaydtt auß, hie muesßenn [32] wier zcoll
geben2. Unser furstenthum, dorinne wir gantz frey sein, ist in der [33] seel
inwendig und ime hymmell, Wie Paulus sagtt, fur gottes angesicht. [34] [2. Cor.
12, 2 ff.] Aber der leybp ist in eynnem frembden furstenthum, do mueß ich mich
lencken, [35] handelenn und thuen, nach dem es die leutth leyden mugen, wie
sichs reumen [36] will bey den, mitt welchen ich umgehe. Das ist ein freye
gefencknuß: Das
[Seite 568]
[ 5
“erhalten” ist Zusatz Polianders
mehr 9 Pol. am Fuße der mit “in dem” schließenden Seite: Consciencia ex
operibus erronea Pol. am Kopfe der
folgenden Seite: Non cognita libertate Christiana desperatur 14 “do und” ist
Zusatz Polianders 23 Pol. am Fuße der mit “Euangelium” schließenden Seite: Lex
exactor Pol. am Kopfe der mit
“Wer” beginnenden Seite: Sola fides pacificat cor 28 hulffʃ 36 “des teufels” ist Zusatz Polianders]
[1] hertz
bleybtt ungefangen, ob wir woll muessen thuen was ander leuth wollen, [2] Thuen
wirs doch auß eynnem freyen gemueth. So gehett die rechte freyheytt [3] nymber
herauß, bleybt inwendig ungefangen. Nuen wen mann allein lerett [4] was man
thuen soll, und schweigett des glawbens, das wir wisßen, wie wir [5] mitt gott
stehen, kann siech das volck nicht [erhalten], kummet nymmer mehr [6] zcw der
freyheytt, ist ymmer gefangen, welche gefengknus allein kümmet auß [7] dem
falschen wan, den man fasßet von falschen predigern, dencken also: [8] Thuestw
das werck, ßo bistw frumb, Thuestw es nicht, bistw nicht frumme, [9] macht im
also in dem in den wercken eynn gewisßen, das ist eyn geystliech [10]
gefencknuß, nimbpt die seel gefangen. Wider das gefencknuß soll man die [11]
Christliech freyheytt predigen. Es wirtt sunst eyn martter mitt den wercken [12]
und erbett ymmer dar, meynett, er sey woll daran, hatt doch eyn gebunden [13]
gewisßen, Ist nicht recht froelich. Ubertriedt er eynn wenig, Ist das gebisßen
[14] [do und] nymmett in gefangen, macht im leydtt, so meynnet er, es sey alß
[15] verlorn, muß zculetst vorzcweifflen, kummett er nicht zcw rechtem vorstand
[16] der freyheytt &c..
[17] Darumb
wen man die rechte chrystlich freyheyt predigt, Soll man so [18] sagen: Ob du
schon viel gebotth hast und thuest alles, was dw magst, ist [19] dennoch nicht
gnung, macht dich nicht rechtschaffen und hertzlich frume, Macht [20] auch kein
gutt gewisßen, dan dw wirst albeg finden, das dw nicht genung [21] gethan hast,
das gesetzs wird ymmer merh von dir haben wollen, wirt [22] dich ymmer treyben,
das dw nymmer magst zcw rue kummen. Also mustw [23] im aber thuen: Hoerr das
Euangelium. Wer in christum glewbt, dem thuet [24] keyn ding schaden. Der Glawb
ist eyn schatzs aller gerechtikeyt, wer den [25] hatt, der ist rechtfertig,
wirt losß von allenn gesetzen, hatt es schon erfullet, [26] dis ist eyn freyer
mensch. Dan wanns hertz und gebiesßen loß ist, sein wir [27] gar loß und
ungefangen. Der glawb ist ein auffbindung aller gefangenen, [28] und ist keyn
ander hulffen, das wir vor gott rechtfertig werden, dan der glawb.
[29] Darumb
hab ich gesagt, das die Christlich freyheit nicht eyn zeyttlich, [30] welthlich
ding ist, dan man kan sie nicht sehen, hatt keyn person, ist wider [31] man
noch weypp, hatt keyn besunder stadt, Gotth sicht sye allein, und wir [32]
sehen sye, wen wir glawben. Lasßet uns disen schatz nicht gering achten: erh
[33] ist thewer gekawfft, kostet Christum viel, Ist auch eyn grosßer Schatz in
den [34] hertznn, die eyn boesß gewisßen vorsucht haben und vorstehen, waß die
gefengkniß [35] ist. Durch dysen vorstandt der freyheyt mag man alleyn bestehen
[36] wider alle anfechtung [des teufels] und der sundt und gewisßen obligen.
Wan [37] man aber die werck predigt, musß bald folgen eyn boser wane, das man
[Seite 569]
[ 1 Pol. am
Fuße der mit “auffen” schließenden Seite: Libertas Christiana magno empta
“kummen” ist Zusatz Polianders 7 Vor “wysßen” hat Pol. ein “g” gesetzt 18 Pol.
am Kopfe der mit “angehet” beginnenden Seite: Opera facienda quidem, sed non
iustificant 21 “der” ist Zusatz Polianders 28 Pol. am Rande: Simile 33 Pol. am
Kopfe der mit “erzcurn” beginnenden Seite: Exemplum Marie in operibus legis
faciendis]
[1] auffen
sandt bawett. Dar nach wan das leyden und anfechtung [kummen], [2] [Matth. 7,
26.] stossen sye es darnider.
[3] Darumb
ist es ser von noetten, das man wol und offt von disen dingen [4] predig. Jha
es sollen all predig, die in der Chrystenheyt gthan werden, dohin [5] gericht
seyn, das sie lerhen, worinn die Christlich freyheit stehe und was [6] darzw
gehoere, Auch was wider die Freyheit ist und vorhindert sie, das ist [7] wye
unser wysßen gebunden und gefangen werden. So sagtt Christus ‘eyn [8] [Matth.
13, 52.] guetter prediger soll alt und newe herfuer bringen’. Das ist, das eyn
Christlicher [9] prediger soll predigen legem und Euangelium.
[10] Diese
freyheyt, do wir von gesagtt haben, hatt auch Simeon, als hie [11] das
Euangelium ausdrueckt, gehabtt, Darumb sagt er ‘nuen laß, herr, [12] [V. 29.]
deynnen knecht nach deynnem wordt im fried, dan mein awgen haben gesehen [13]
deinen heylandt’ &c.. Er nimbt sich allein des ahn, das er den heilandt hat
[14] gesehen, und wirt froelich, hath lwst zcw sterben, und soelche exempl
findet [15] man viel in der Schriefft, die dise freyheyt dapffer anzceygen. Das
ist gnung [16] von dem ersten Teyl, von der freyheit, dy do ist innen in der
selen, dy man [17] nicht sehen kann, dorinnen auch alleyn die fromkeit stehet.
[18] Vom
andern Teyl. Das ausßen ist und den leyb angehet, hab ich [19] gesagt, das die
freyheit do auß gehet, hie mueß man werck thuen, doch gehet [20] sie hie nicht
ganzs aw̓ß. Dan ob man wol werck thuet, das man dennoch [21] nicht
daran gebuntten, bleybet albeg die meynung ungepunten. Dan [der] diese [22]
freyheit hatt, dencket albeg also: ob dw alle werck thetest, die man thuen kan,
[23] und nennest alles, was man nennen kan uff erden, So ist dir keyns zcw der
[24] frwmkeyt nützs. Ein Christenmensch der also in der freyheit stehet, darff
nichs [25] mher sorgen, das er frwmm und rechtfertig werde, weyß wol, das ime
die [26] werck wider frumme noch unfrumme machen mogen. So bleybt er ymmer [27]
zcw frey; gehet dahin, thuet, was man in heist, was man von ime haben [28]
will. Beleydigt nymandt, Thuet nymandt keyn Schaden. Wan ich dem keyser [29]
oder eynnem fursten ein pfennig zcw schosß gebe, thw ichs nicht in solcher [30]
maynnung, das ich dencke, das werck soll dich frume machen. Eben also soll [31]
es hie auch zcw gehen mit allen werckenn, die man auff erden thuet. Dy [32]
weill es die gemeynschafft der Menschen, bey denn wir leben, also foddert, das
[33] keynner den andern erzcurn odder schaden thue, sunder ye eyner dem andern
[34] helff, wo es ym noth ist, Muesßen wir uns auch noch dem selbigen halten.
[35] Dan gott hat uns dorumb auff erden geschaffen und unsern leyb geben und
[36] zceytlich leben, das wir wey eynander in eynner gemeynnen weyß leben
sollen. [37] Dan ßo das nicht ist, mag das zceytlich weßen nicht langer
westehen. Der
[Seite 570]
[ 27 Pol. am
Kopfe der mit “Das” beginnenden Seite: Libertas non in quidvis operando consistit]
[1] halben
musßen wir hie thuen ebenn wy dy andernn, ßo wir in eynem [2] frembde landt
sein. So hat auch gerad Maria dye Junckfraw than, ist nicht [3] schuldig
gebest, das sie sich reynnigt und das opffer brecht, dan sie was nie [4] unreyn
worden, hetts woll mitt recht nicht thuen muegen. Die weill sie aber [5] in
eynnem andern gepiet ist, muß sie sich halten, als die andern thuen. [6] Darumb
zcewcht Lucas hie das gesetzs ßo hoch an, als wolt er sagen: sie [7] hatt alle
drey stucke des gesetzs gehalten, wie woll sie keins zcw thuen vorbunden [8]
ist gebest &c.., Das wir also lernen sollen ausß dem Euangelio, wie [9] wir
unß gegen goth und gegen den lewtten halten sollen.
[10] Aber
nuen ist diese lerh der freyheyt einns christenmenschen gantzs umgekereth [11]
durch eittel menschen gesetzs. Der Babst mit seinnem hawffen hatt [12] uns
anderst nicht gelernt dan viel werck thuen, die er gebottenn hatt. Haben [13]
all also predigt: Thustw das werck, so wirstw frwmb werden, Thustw das [14]
werck nicht, so thuestw ein Todtsundt, haben uns ßo auff ein mall gefangen [15]
genumen und gebunden, das es ein Jamer ist, noer mit den setznn, dy sie [16]
erdacht haben. Dan von wercken, di gotth gebotten hatt, schweygen sy gar. [17]
Gehen allein do mit umb, das sie uns gebietten was wir nicht esßen sollen, [18]
was wir vor kleyder anzcyhen sollen, und wollen uns mitt solchem Narrenwerck
[19] frumb machen, Machen aber nichs dan eittel sundige und gefangen [20]
gewisßen. Dan wan sie uns predigen: wan dw auff den Tag fleysch oder [21] eyer
isßest, ßo Thuestw eyn Todtsundt, so fallen wir darauff mit dem falschen [22]
wan, den sye uns gemacht haben, und machen uns ein gewisßen darvon: [23] thuen
wir nicht yrem gepodt nach, meynen wir, wir haben sundt gethan. [24] Also ist
der glawben und der hochste schatzs, den wir haben mogen, die Christlich [25]
freyheyt, gantz ausßgetilget: Ist nichts do dan eyttel gefenckniß. Got [26]
helff uns bald wider herauß!
[27] Das wir
aber auch wissen, wie wir uns in den wercken sollen halten, [28] di uns von
menschen gebotten und auffgelegt sein, sollen wir zcwsehen, das [29] wir uns
jho die meynung nicht lasßen gefangen nehmen, das wir nicht [30] denckenn, das
wir frum werden, so wirs halten, oder unfrum, ßo wirs lassen [31] anstehen. So
wir das wissen, sollen wir darnach warnhemen, wo wir die [32] selbige werck
thuen oder nicht thuen sollen. Dan ßo wir bey leutten sein, die [33] sie
halten, sollen wirs auch mit halten, bleybt albeg dennoch der wan ungebunden,
[34] das wir do mit wider frumer nach erger werden. Es thuen aber [35] die nit
recht, die dem einfeltigen hauffen, der die freyheyt noch nicht vorstehet, [36]
ergerniß geben, do mit das sie mit irem dollen kopff dardurch faren und [37]
mißbrauchen der rechten Freyheit, stehet nicht darinnen, das wir thuen, was
[38] wir wollen, stehet gantzs nicht in keynem werck, ist allein im glawben, wi
[39] ich hab oben gesagt.
[Seite 571]
[ 14 “Eren”
ist von Poliander über “Trew” gesetzt]
[1] Es soll
keynner dencken, das er so frey sey, das er noch seinnem willen [2] thw, und
nicht achten, bey welchen leutten er wandelt. Dan als wenig man [3] die
frumkeyt soll binden ans visch esßen, so wenig soll man sie bintten ans [4]
fleisch esßen. Wan es aber der selen schaden thet, das man die freyheit [5] eynnem
nemen wolt, als wen einner do hin koeme, das man in wolt zcwingen, [6] das er
must den wan und die falsche meynug haben, solt man froelich das [7] [Apgsch.
16, 3.] gesetzs zcwreysßen. Also that Paulus: Timotheum lisß er weschneyden, do
[8] [Gal. 2, 3.] er bey den Juden was, auff das er in kein ergernis gebe, aber
Titum hatt [9] er nicht lasßen beschneyden, do die Juden komen und wolten im
die freyheit [10] nehmen, wolten in zcwingen darzcw, als wer es von noetten zcw
der seligkeit. [11] Die freiheit soll ime nymmet nemen lasßen, wan es schon das
leben kostet &c..
[12] Darumb,
lieben Freundt, weill uns gott die genad hat than, das wir [13] das Euangelium
haben erschnapt und die Freyheit ein wenig vorstahen, last [14] uns zcwsehen,
das wirs wider Trew Eren und nicht schenden.
[15] 95.
[16] EODEM
DIE
[17] a
prandio in cenobio Augustinianorum.
1521
[Seite 571]
2. Febr.
1521.
[ 22 Pol. am
Kopfe der mit “Heut” beginnenden Seite: Cerimoniae parientium abrogatae]
[18] [Luc. 2,
22 ff.] Repeciit idem Euangelium.
[19] [V. 26.]
‘Accepit responsum’, hat ein zcusagung entpfangen.
[20] [V. 32.]
‘Gloriam plebis tuae Israhel’, davon sich preisßen soll aber gepreisset [21]
soll werden das volck von Israhel.
[22] Heut
haben wir tractirt den locum de libertate christiana, wollen [23] itzund
weytter vom Euangelio hoern. Der Euangelist zeycht dreierlei historien [24] an
oder figuren des altes Testaments. Die erst, das ein weip, ßo es trug ein [25]
mendlin, was es unrein 7 tag, dar nach 30 tag.1 Trug sie ein medlin, war [26]
sie noch eins so lang unrein. Und diß traff all gebort ann, die erste und [27]
letzste und all ander. Di ander figur trifft allein die erst gepurt an, wan
[28] die Mutter in der ersten gepürt ein mendlin kriegt, must mans gotth zcw
eigen [29] geben in Tempel. Die dritte figur ist vom opffer, das die muter vor
ein itzlich [30] kindt musßt opfernn, ein lemblein, oder wan sie es nicht
vormocht, opferet sie [31] ein bar Teublin. Diese figuren sein nuen geistlich
worden. Ist nicht von [32] noetten, das man sie euserlich halte. Nuen wollen
wir sehen, was sie bedeutten.
[33] Zcum
Erstenn. Das weyb ist dy gantz Chrystlich kirch, wier alle [34] sampt, ßo wir
getawfft werden, heisßen ein Christlich kirch, sein alle eyn [35] stuecke
diesses weybs. Wan diß weyb tregt oder schwanger ist, bleybt sye [36] 37 tag
unrein, und noch eins ßo lang, so sie ein meidlin gebirt. Das gehet
[Seite 572]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit “dan” beginnenden Seite: Verbo et fide concipimus, fructus
eduntur opera bona 16 Pol. am Kopfe der mit “besser” beginnenden Seite:
Impuritas in puris reliqua est]
[1] also zcw:
wir haben keyn ander frucht dan unser gueth leben oder unser [2] guette werck.
Diese frucht kriegen wir durchs wort vom heyligen geyst, dan [3] er allein
macht die seel durch gottis wort schwanger. So entpfahen wir [4] alleyn durchs
worth, so wir darzcw thuen den Glawben, darnach geberen wir, [5] bringen gütte
frucht. Dis entpfahen und geberen geschicht offt im lebenn, [6] wir muesßen
offt vom heyligen geist schwanger werden, das ist das zcunemen [7] [2. Cor. 3,
18.] im glaẅben, wie Paulus sagt ‘de Claritate in claritatem’ &c.
[8] So sehen
wir, wie solch groß sacramenth ist vorporgen under so unfletigem [9] sack,
under unserm stickenden fleisch, wie es auch anzcaygt ist in [10] [2. Mos. 26,
1 ff.] exodo, do man den Tabernacul machet, der was inbendig schon, aber die
[11] euserst decke, die den schonen deckel bedackt, was ungeschaffen, von
hoerin ding [12] gemacht. So ist im alten Testament nichs wider fleysch und
bluet, stein [13] und holtzs und solch grob ding: wenn mans ansicht, meynnet
nymant, das [14] solch heilig, geistlich ding darunder ist. Also dises weyb,
das do hie bedeuttet [15] ist, Ist so kostlich, das es alle weyber ubertrifft,
Eben wie ir man auch [16] schoner und besser ist dan alle Creaturen.
[17] Wie
gehet es nun zcwe, das sie unrein ist, dyweil doch ir man so reyn [18] ist, und
sie also ein reinen namen hatt? Die Christlich kirch, ob sie wol [19] entpfahet
und frucht kriegt, wie wol sie auch new geporen ist, wie Joannes [20] [Joh. 1,
12 f.] sagt ‘Er hatt allen, di do an seinnen nomen glawben, geben, das sie
mochten [21] gottis kinder werden, nicht außm bluet und fleysch, Sonder von
gotth geboren’. [22] Doch bleybt noch unreinnigkeit da, doch ist der sack noch
ymber unrein, do [23] musß man ymmer an reynigen. Der alte Mensch horth nymmer
auff zcw [24] sundigen, hatt noch ymmer ein boese neygung. Dis sein rechte
sundlich [25] unreinnigkeyt, di do schaden. Jhene im alten Testament die
eußerlichen unreynnigkeyt, [26] waren nur ein straffen, warden kein sund. Von
diser unreynnikeit [27] sagt Paulus, das er yr selbs noch nicht ist loß
gewesen. Spricht also: [28] [Rö 7, 22 f.] ich hab ein geyst, der dinget1 gotth,
ist ein frum kindt gottis, Aber mein [29] fleysch ist noch voll unflats, voll
sund &c..
[30] Aber am
jungsten tag, werden wir uns gott opferenn, wan wir auß [31] unsernn hawß
gehen, auß unsernn leben, und werden in sein Tempel kummen, [32] dan werden wir
gantzs rein sein vor goth. Das bedeuttet, das das kindt ist [33] bracht worden
in Tempell vor gottis angesicht &c.., wie der Tert sagt im exodo.
[34] Die 37
Tag, in welchen das weyb unrein was, bedeütten die uberigen [35] tag, die der
lebt im fleisch, wan er getawfft ist, Certum Terminum vite.
[36] Mendlin
und weyblin bedeütten, das zcwayerley christen sein: ettlich, di [37] di do
sein eyns starcken glawbens, haben ein grossen geyst, dis sein di mendlin,
[Seite 573]
[1] di kwmen
baldt darvon, dempffen ir fleysch dester eher, haben ein kurtzs [2] zeyt, das
sie gereynnigkt werden.
[3] Die
weyblin aber sein die schwachglawbigen, di do nicht seher brennen [4] im geist,
sein faule chrysten, Treyben den alten Adam nicht hardt aus, werdt [5] lang,
bis sie ir fleysch dempffen. Nüen sollen wir alle darnach streben, das [6] wir
mendlin sein im geyst. Doch muß man die nicht vorachten, welche noch [7] im
geist schwach sein. Die starcken musßen di schwachen und krancken tragen, [8]
die schwachen musßen siech an di starcken hengen und halten, also das sich [9]
jhene nicht erheben und die andrnn vorachten, und das disße nicht zornig [10]
ader ungeduldig werden, auff das sie alle beyde inn himel kummen.
[11] [2. Mos.
11, 1 ff.] Die Ander figur ist von der ersten geburth. Auß den zehen plagen,
[12] die goth uber den könig Pharaonem und die von Aegypten gehen ließ, Ist die
[13] leztste geweßen Interfectio primogenitorum. Darvon erschrack das volgk
also [14] sehr, das sie alle froh wurden, das die Juden hinweck zcohen. Dan es
muest [15] alles in eynner nacht sterben, was von der ersten geburt kame, von
des kunigs [16] [2. Mos. 11, 5.] kindt an bis auff der magtt suenn, wie der
Text sagt, di auff der Muelen [17] [2. Mos. 13, 2.] was. Darnach sprach gotth
zw Moyse ‘Alle primogenitum soll mein seyn’, [18] mir zcw geaygnet seyn,
Consecratum domino, das man allein in gottis dinst [19] brauchen sollt und
allein zcw gottlichenn ampt, nicht zw menschenn brauch. [20] Es sols nymmants
anruerren und nichs prophanum darzcw kumen, das do [21] nicht heylig und
geweycht ist &c.. Das bedeuttet also viel: Ein itzlicher mensch [22] soll
gotth die erste gnad allein zcweygen und geben und ye nicht anrueren. [23] Das
ist das wir wyssen sollen, das allein von gotth kumet, was vor gnad [24] in uns
ist. Der frey will ist hie gantz todt, Ist als verloren, was wir [25] mit
unserenn krefften furn ehmen aufzwrichten. Er kum dan vor und mach [26] uns
lebendig durch sein gnad. Die gnad ist sein eygen werck, die wir entpfangen
[27] in unsernn herzcen durch den glawben. Dise gnad hatt die seel furh [28]
nie gehabt, dan dis ist der Newe mensch. Nuen wer Goth die erst geburth wil
[29] lasßen und im consecriren primogenitum, der mueß im allein eyn liedlein
[30] singen, Muß im opfernn, Lob und danck sagen fur die genad und
barmmhertzikeyt, [31] das er im das guth gethan und erzcaygt hatt. Als hie in
dem Euangelio [32] [V. 29.] Simeon auch hatt gesungen ‘Nunc dimittis servum
tuum, domine’ &c. Es [33] gehort allein gotth zcw. Man sols nyrgents
brawchen dan zcw gottes dinst, [34] das man inn darmit erhre, schreib es allein
im und seinner Barmmhertzikeit [35] zcw. Das ist die grost erhe, das man goth
erzeygen kann &c..
[36] Das
wollen die grosßen, hochfartigen heyligen nicht thuen. Sie wollen [37] auch ein
Teyl darvon haben. Sagen zcw unserm herr Goth: Das hab ich [38] gethan durch
meyn freyen willen, das hab ich vordinett. Das kan er nicht [39] leiden, das
wir uns also ruemenn und daß heyltumb alzo bescheyssen, brawchens
[Seite 574]
[ 2 Pol. am
Kopfe der mit “er” beginnenden Seite: Exemplum Mariae 6 Pol. am Rande: Sanctificare
deum 16 “dang” ist von Pol. geändert in “dangk” 18 Pol. am Kopfe der mit “daß”
beginnenden Seite: Prophanamus sanctum domini 33 Pol. am Kopfe der mit “die”
beginnenden Seite: Duae columbae quid significent]
[1] nur zcw
sundt und zcw schmacheyt seynnes namens. Diese haben gott die [2] erste geburth
genummen, dan er sagt: Man soll in lautter gar heiligen [3] odder gar nicht.
Wir haben gar keyn vordinst, haben Gotth woll erzcürnet. [4] Er gibt uns sein
genad lawtter umb sunst, und nicht allein das, sunder thuet [5] eyn solchen
wechsel, das er uns gibt frwmkeit fur sundt, leben fur Todt, [6] himell fur die
hell. Darumb mag die sanctificacio nicht anders sein, dan laus [7] et gratiarum
actio misericordiae divinae et condemnacio nostri. Sollen alle [8] [Jes. 26,
12.] sprechen, wie der prophet sagt Esayas ‘Omnia opera nostra operatus es in
[9] nobis’. So thet auch Maria, die Junckfraw, do sye Elizabeth gebenedeiet,
antborth [10] [Luc. 1, 49.] sie also ‘Fecit mihi magnum, qui potens est, et
sanctum nomen eius’. [11] Wurff es gantzs von siech, ruemet siech irs vordinst
nigs, gabs gott allein, [12] sagt: Er hatts allein than, und darumb ist seyn
nam heylig. Ir was nicht [13] daran gelegen, das man sie vor eine auß den
geringsten zcw Jerusalem achtet, [14] schweigt darvon gar stiell, klagtt sich
nichs, Rumet sich auch des kinds nicht [15] merh, dan eyn ander weyb sich ires
kindts ruemet. Si lobett aber und sagt [16] dang dem herren, Das er sie hatt
ansehen, so sie also ist vorborffen gebest, und [17] hat ir sein gnad also
reichlich erzceygt. Also hatt auch sant Job thann. Es [18] [Hiob 1, 21.] was
alles hinwegk, daß ime gotth furhin geben hath, Noch lobet er in mitten [19] im
sterben. Denn die Natur pflegt sich hertzlich gerne zcw ruemen von den [20]
dingen, di wir von goth habenn, sie kan des eygen lobs nicht lasßen, darumb
[21] sanctificirt sie das primogenitum nicht. Als baldt, wan wir furzcogen
sein, [22] und hatt uns gotth ein sunderlich gnad than, heben wir uns ann zcw
[23] bruesten, wollen gesehen sein und geerhett werden, das ist ßo baldt das
heyltum [24] angriffen und vorunerhett, der Tewffel suchet ymmer, das wir auch
etbas [25] von dem namen haben &c.. Man soll aber allein sagen: herrhe, das
ist [26] dein gueth, hast mirs auß lautter genad geben, dw hettest es eben als
woll [27] einem andern geben: Ich hab gar nichs darzcw than. Und wen wir also
[28] singen, ists schon gethan, ist schon das primogenitum sanctificirt. Nuen
sihe, [29] ist es nicht ein groß ding, das goth under sulcher geringer figur ßo
groß, [30] heimblich und kostlich ding vorpirget? Es ist alles gerichtet contra
superbiam [31] et humanam iusticiam. Er wil uns anzceigen, wie er under sulchem
schnoden [32] ding so große weißheit kan verpergen, das wir sehen, das es nicht
ist mit dem [33] grosßen scheinen und gleissen, do mitt sich die Menschnn
ruemen und auffwerffen.
[34] Die
driett figur ist, das man must opferenn zcwei Tewblin. Das erst [35] soldt man
gar vorbrennen, das ander soldt fur die sundt geopffert werden, [36] di nam der
prister hinweck durch das gebeth, also wurde das weyb gereynnigt. [37] Das erst
Tewblin bedeut, das man den geyst Gotth opffer, das ander, das
[Seite 575]
[1] man den
leib dempff. Den geist gibt man gotth ganzcs, ist ganzcs vorzcert, [2] [Röm. 7,
22 f.] wie Paulus sagt: Mente servio legi dei, Carne autem legi peccati. Der
[3] geist ist nuen gantzs rechtfertig, aber den alten Adam muß man ymmer [4]
schlachten, kasteien und dempffen, das er dem geyst underworffen werde. Das [5]
geschicht durch di predig, wan man das eüangelium lernet. Das ander [6] Tewblin
wirt gantz geben den sacerdotibus. Der prediger ampt ist, das sie [7] sollen
lerhen, wi man das fleisch toedten soll. Also zceigt di figur an zcum [8]
ersten fidem, darnach mortificacionem Carnis. Diss ist auch Ordo epistolarum
[9] Pauli, das er von erst predigt fidem, darnach Charitatem und
Mortificacionem [10] carnis. Darumb ist auch mitt allen figuren nichst anders
bedeuttet, dan [11] worynn eyn recht christlich leben stehen soll &c..
[12] 96 (=
71).
[13] DOMINICA
SEXAGESIMAE
[14] sermo in
parrochia1
1520
[Seite 574]
3. Febr.
1521.
[ 31 Pol. am
Kopfe der mit “alte” beginnenden Seite: Christus non est exactor]
[1. Mos. 30.]
In Genesi, cap. 30.
[16] Wir
haben das geschicht Jacobs, wie er mit den schaffen umb gahet, [17] zcw negst
gehoerdt und hab gesagt, das es gotth darumb hatt schreyben lasßen, [18] das
wir lernen und sehen, das alle werck klein und groß, viel ader wenig, [19] wie
sie ein gestalt, art und farb haben, vor gotth gleich sein, und gildt keynes
[20] mher dan das ander. Nuen wollen wir weytter sehen, was das Misterium [21]
hirinnen ist.
[22] An viel
OErtten pflegt die schriefft die Christen schaff zcw̓nennen,
darumb [23] hab ich gesagt, das auch hie durch die schaff bedewt wirt der
gantzs [24] hawff des Chrystenvolgcks. Jacob aber bedeuttet Christum, der
weidet die [25] schaff. Das zcaygt an, das man in der kirchen nichs lerhen2 dan
allein Christi [26] worth und werck, was man anderst lerhet, dinet nichs zcwr
selickkeyt. Die [27] [Matth. 23, 8.] schaff werden nicht darvon geweydet, wie
er selbs gsagt hat ‘unus est magister [28] vester, Christus’, apud Math. All
ander Lerherr, die nicht den Christum [29] lerhen, soll man halten alß wolff
und diebe, soll sie leiden als Tyrannen. [30] Die Ruetten, hab ich gesagt,
bedeutten zcweyerlei predig, legis et gracie. Diese [31] zcway lerhet die
gantze geschriefft, ungeschelte ruetten: das alte Testament, das [32] nur
fordert, was wir schuldig sein, thuet nichs, dan das es ymber Treybet, [33]
zcwinget und noettiget. Die geschelten aber sein das new Testament, das do [34]
nicht gebewt, zceygt nur an, wue mans nhemen soll, das man das gesetzs
[Seite 576]
[ 4 than 13 Pol.
am Kopfe der mit “die drey” beginnenden Seite: Operum aequalitas apud deum 21 v
h Goth 39 siech]
[1] zcalet,
wil uns von gotth gnad bringen, Gibts allein und bringts, was jhens [2] fordert
und nehmen wil. Christus macht an keynnem Ortt eyn gesetzs odder [3] gebotth,
dringt ganzts nichs, forderth nichs, stelleths uns allein heim, wollen [4]
[Matth, 19, 17.] wirs thun, ist gueth: also sagt er ‘si vis intrare regnum
Coelorum, serva [5] [Joh. 13, 35.] Mandata’, so sagt er zcw den Jungerenn ‘Ex
hoc cognoscent homines, quod [6] discipuli mei estis, si dilexeritis invicem’.
So lerhet er auch Mathei 5, do [7] [Gal. 3, 10.] ers gesetzs außlegt, geth
freuntlich domit umb, sagt nicht also ‘Maledictus, [8] qui non permanserit’. Im
gesetzs ist eytel vormaledyung. Darzcw sagtt es [9] [5. Mos. 27. 26., 3. Mos.
18, 5.] ‘Qui fecerit, vivet in eis’. Christus vormanet uns allein und
vorheischet uns [10] das ebige leben &c.. Das wolt ich hie tractirt haben.
Es wil sich aber nicht [11] woll reumen, wollen von erst fassen ein rechten
vorstand, darnach wirt sich [12] jhener auch gebenn.
[13] Die drey
rueten, die Jacob den schaffen furlegt ins wasser, und wen [14] sie die rueten
ansehen, also entpfangen, Bedeutten die lerh im Newen Testamenth, [15] die man
auß dem alten zeuhet, wenn man beide, historiam und [16] misterium ausleget
&c..
[17] Also
soll mans hie auch vorstehen. Die hystorien hatt gott lassen beschreyben [18]
zcw eynnem exempel uns zcw guethe, das wir sehen muegen, das [19] kein
eusßerlich werck vor goth boeß ist, ßo der glawb im hertzenn ist: man soll [20]
eins als guett halten als das ander. Das bedewt die historien hie selbst. [21]
Eben die historia zceigt ann, was die historien bedeütten. Wer unserm herr [22]
Goth etwas an den grosßen, scheinnenden wercken gelegen, heth er wol auß [23]
den patriarchen grosße fursten und kunig lasßen werden. Das ist, die Rueth [24]
mit der schalen lerhet, wie man sich in werckenn halte, daß nymandt darauff
[25] puche, voracht nymandt: itzlicher bleyb in dem werck, do ine goth zcw [26]
geruffen hatt, wie sichs gibt und furkumet. Diese historien ist nicht kostlich
[27] anzcusehen, hatt ein unfreuntlich angesicht, die hohe vornunfft vorachtets
[28] gantzs. Man soll aber die lerh auch bleyben lasßen: Jacob schelt die
ruetten [29] nicht gantzs.
[30] Hie
scheiden sich von eynander das Newe und das alte volck, die Juden [31] bleyben
in dem vorstanth der historien, sein allein in eusßerlichem synn, [32] sehens
nicht recht an, lawffen oben hinn, lassens schaff ein schaff bleyben, die [33] kriegen
keyn farb im hertznn nicht. Aber wen wir den rechten vorstandt [34] fasßenn,
vorstehn, das die schaff wir sein, Jacob ist Christus, die entlösung [35] der
schaln, das sie bundt werden, ist beyderley vorstandt, So richten wir uns [36]
zcwgleich nach dem exempel Jacobs und nach der lerh Christi. Also dinet [37]
mir alt und new Testament, figur und Bedeuttung, als vom Noe. Der [38] bawet
ein archen, ist ein exempel und figur, lereth, wi man soll gehorsam [39] sein,
siech an goth halten in aller verlichkeyt, das ist die schalen. Diese decket
[40] [1. Petr. 3, 20 f.] der apostel Petrus auff und sagtt: hab das bedeuttet,
das die Tawff ersewfft
[Seite 577]
[ 20 das das
21 Pol. am Fuße der mit “wan” schließenden Seite: Virgam partim cortice tectam
partim nudam proponit Iacob Pol.
am Kopfe der mit “man” beginnenden Seite: Lex et Euangelium simul docenda 36
Pol. am Fuße der mit “sein” schließenden Seite:
Arca
Propiciatorium
Cherubim duo]
[1] alle
begirde und wir erhalten werden im glawben Christi, legt die figur ausß, [2]
lasßet dennoch die historien bleyben stehen an yrem vorstandt. Das ist nuen [3]
hie dye bedeuttung, das der baum ist die schrifft, stecken ader rüetten, und
die [4] schal darüber ist das alt Testament. Es deckt die schaln nymand auff
dan [5] Jacob. Christus macht das alt Testament klarrh. Also hatt goth lasßen
[6] die historien schreyben, das sie auff allen OErtten nutzs ist, fein, schon,
bundt [7] izundt worden.
[8] Die
Historien sein nymmer als lieblich: das ungeschelet smeckkt nicht alzo [9] wol,
als wenn man die schalen auffdecket, als wie ich vor gesagt hab, wan [10] wir
vorstahen, das wir die Schaff sein. Jacob ist Christus, darumb soll wir [11]
hie lernen, das kein lerh guth ist und nutzlich ader hulfflich dan Christi ler.
[12] Der mueß weiden und ruetten scheln. Es lernht nymandt denn glawben dan
[13] durchs Euangelium &c..
[14] Dieser
vorstandt der figur von der geschelten und ungeschelten ruetten, [15] wie ich
hab gesagtt, schicket sich hie baß. Doch ist jhener auch recht, den ich [16]
hab vor beruertt de predicacione legis et Euangelii. Lesset sich auch wol [17]
her zcihen. Darumb woll wir dorvon auch mher sagen.
[18] Die
ruetten ist halb gescheldt und halbp ungeschelt, so legt sie Jacob [19] den
schaffen also bundt fur. Das ist, das man in ecclesia zcwgleich soll [20]
predigen legem et Euangelium, dan ßo man nur das eine dem volck fürlegt, [21]
ist es schedlich, wan man allein legem sagt und werck predigt, kann sich das
[22] volck nicht enthalten, es muß ein boessen wan fhassen, das die werck ein
[23] menschen frw̓mme machen. Predigt man dann die genad allein, das uns kein
[24] werck mug selig machen, vorstehet man es auch nicht recht, so wil man gar
[25] nichs thuen und leben, wie man selbs will. Darumb ist es von noetten, das
[26] mans mit einander predig &c.. Das ist proprie ein figur, das Goth ließ
auff [27] die archen 2 Cherubin machen uber den propiciatorio, das sie einander
ansahen, [28] und schlugen beid die awgen nider ins propiciatorium, wie wol man
meinnet, [29] sie sehen wider eynander. Durch die figur hatt Goth anzceyget,
wie man [30] soll predigen in der Christenheyt. Die archa sahe man nicht. Das
ist, der [31] glawb ist vorporgen vor den leutten, Gotth sicht in allein. Das
rechtschaffen [32] Christlich volck, die rechte Christliche kirch kennet man nicht
bey den menschen, [33] goth kennet sie allein. Uber der archen ist gewest das
propiciatorium, ist eben [34] des holtzs, des die archen ist, Ist auch mit dem
selbigen goldt gezirt. Das [35] ist, Christus homo ist eins holtzs mit der
Christenheyt, ist eben also ein [36] mensch, wie wir sein, gleich gezcirt mit
solchen gnaden. Das propiciatorium,
[Seite 578]
[ 9 Pol. am
Rande: Facere iudicium et iusticiam 16 Pol. am Fuße der mit “furgehe und”
schließenden Seite: Vetus / Novum testamentum]
[1] der
Christus, bedecket die archen ganzc, also das es nicht umb eyn har breith [2]
muß felenn &c.. So legt es Paulus auß, schelet auch die schaln hinweck, [3]
[Röm. 3, 25.] sagt: wir haben ein ander propiciatorium, das ist Christus
&c.. Wan das propiciatorium [4] uber uns schwebt, ßo ist die taffel im
hertzen, So sehen di zcwen [5] Cherubin in das propiciatorium. Das ist, man
krigt ein rechten vorstandt [6] legis et Euangelii, das man nicht an wercken
henge und dardurch wolle frwme [7] werden, auch nicht zw frech werden, wen man
die werck vorwirffet. Item [8] das man sich nicht vormesse, das man auch nicht
vorzcweyffel und also stehe [9] [Ps. 99, 4.] in timore et spe, das die
schriefft heisßet ‘facere iusticiam et iudicium’ &c. [10] Zcwisßen beiden
muesßen wir bleyben, scilicet inter desperacionem et presumpcionem [11] in
Christo. Das sein die zcwey stueck, da von man in der Christenheit [12]
predigen soll, und ist anders nicht dan die zcwey Testament, vetus et novum.
[13] Durchs alte Testament macht man uns geschickt zcw Christo zcwkömmen, dan
[14] wir sehen dardurch unser geprechen, werden demutig, wolten geren hulff
haben. [15] Das new hilffet und macht frwm. Wan wir diesßen vorstandt recht
gefasßt [16] haben, ßo geth es recht und orenlich, ßo das der glawb furgehe und
die werck [17] volgen, dann So sein wir rechte Christen &c..
[18] Finis.
[19] 97 (=
72).
[20] DOMINICA
ESTO MIHI.
1521
[Seite 578]
10. Febr.
1521.
[21] [1. Mos.
30.] In genesi.
[22] Wir
haben gehoerdt, wie Jacob mit seinem schweher gehandelt, das er [23] das
merteyll schaff zcw sich bracht hatt, und wie sich das vor der vornufft [24]
nicht woll leßet ansehen, Dan sies vor unrecht heldt, das einer frembde gueth
[25] zcw sich bringeth. Darauff hab ich zcwu ursach gebenn, und wan schon kein
[26] ander ursach werd ist: genug, das es goth woll gefalle, das ers lobe, dan
er [27] hats jho darumb lasßn schreyben, das der Jacob gepreysßt wurde, das im
[28] gotth hette seine werck woll gefallen lasßen. Wan es goth gefelleth, kan
es [29] nichs boeses sein, ob wir es schon nicht vorstehen mugen. Wir muesßen
nicht [30] nach den werckenn riechten, sunder nach dem hertzen. Dan also ist es
auch [31] offt fur den menschen, das man den willenn muß ansehen, das der etbas
than [32] hatt, das sich sunst nicht zimet: wan man im nach den werck richtet,
thet [33] man unrecht, wie viell mehr geschicht das fur goth &c.. Auch so
werden wir [34] im volgenden Capittel ursach hoeren, worumb Jacob das recht
gehabt hab [35] zcw thun.
[Seite 579]
[ 13/14 Von
Poliander gebessert aus “der Jacob labans schweher” 16 wj wie Pol. am Kopfe der mit “wie” beginnenden
Seite: Contra Ignavorum avariciam 18 und] vt 22 v h gotth 25 In “dingen” ist
das g mit anderer Tinte durchgestrichen 31 Pol. am Kopfe der mit “man” beginnenden
Seite: Laborantium status tantum bonus et deo placens]
[1] [1. Mos.
31.] [1] Cap. XXXI.
[2] [V. 26.]
‘Iacob furatus est ei cor’, sic est in hebreo, das er im nicht hatt gesagt, [3]
das er wegk wollett.
[4] Dieß ist
ye ein eintfeltig, geringe historien, lesßt siech also schlecht ansehen. [5]
Doch findet man dorinnen das ganzcs euangelium und alle Christlich [6] lerh
begrieffen. Die h. schrieff wil ann allen OErtten anzceygen, nicht anders [7]
lerhen dan ein recht Christlich leben, das do lawter und reyn ist, wie das [8]
stehe in einnem rechten glawben und zcwvorsicht zcw gotthe, Darnach in [9]
eynnem rechten wandell und leben mit den Lewtten, das man sich gegen goth [10]
und gegen den Menschenn wisse recht zcw haltenn.
[11] Der Text
zceygt an drei ursach, worumb Jacob sey wegk gezogen. Die [12] dritte ist die
sterckist gewesen, das in gotth geheysßnn hatt, er soldt wider in [13] seiner
vetter landt zcihen &c.. Hie wollen wir sehen, was der Laban, Jacobs [14]
schweher, fur ein man gewest ist, und was er bedewttet. Der Textt nennet [15]
in nicht eyn geyzygen und heuchler, Schreybt aber, das er also than habe, [16]
malet recht abe, wie geyzcig und was er vor ein heuchler sey gebest. Jacob [17]
gibt ein exempel, das dis ein rechte weyß woll zcw leben sey, wen sich einer
[18] ernerhet mit seynner eigner handt und stether erbayt, dan er hat stets
erbeytten [19] muesßnn, viel widerwertikeyt gelieden und im sawer werden
lasßen, doch zwvor [20] sein zcwvorsicht gesetzedt zw goth. Darumb hatt in goth
reich gemachet [21] und durch in auch seinen schweher. Das thuet allein der
glawb, wir sorgen [22] nur, wie wier den kasten uns voll machen, wollen unserm
herr gotth nicht [23] vortrawen. Hetten wir den glawben, er wurd uns wol
ernerhen, wan ers [24] uns schon vonn himel herab soldt lasßen fallen. Jacob
hett nichs, waß arm, [25] muest vierzcehen Jarr dem Laban dingen1, das er reich
ward, und hatt ein [26] Jahr ßo viel kriegt, das er ymer genung hette. Wer sich
also mit der handt [27] erneret, dem gibt gotth gebenedeyung, aber der geyzcig
hatt ymmer sorg, das [28] er hab, das er nicht erbeitten durff, wil albeg guet
tag haben. Davon kumptt [29] [1. Tim. 6, 10.] alle sundt und lasster, wie der
weyß man sagt, ‘radix omnium malorum [30] cupiditas’. Also gehet es zcw mit pffaffen
und monchen, die man nennet die [31] geystliechen. Do will der Bapst haben, das
man in allen genung gebe, das [32] sie nichts erbeitten durffen: ßo treybts der
Babst mit allen Bischoffen des [33] geitzs am fordersten. Davon sihet man, was
sie fur leben fueren, weyll sie ßo [34] gar muessig gen und nicht in wollen
lasßen sawer werden. Darumb ist itzund
[Seite 580]
[ 10 das g in
“dingen” ist wieder gestrichen 12 “handelt” ist Zusatz Polianders 25 er das 30
Pol. am Fuße der mit “gefielhe” schließenden Seite: Vocatio non temere
deserenda 31 Pol. am Kopfe der mit “Von” beginnenden Seite: Crux non abiicienda
34 v h Goth nymadt]
[1] der
selbig standt gantz vordůmet,1 sein alle des Teuffels hoffgesindt, ist
kein [2] rechtschaffner und selicher standt, der nicht im schweyß des
angesiechts lebt, wie [3] gott hatt ausgesetzt. Das ist allein der Geistlich,
den wil gott allein haben, [4] alle andern, di do vor der weldt groß und
kostlich sein, und nur mit eyttelen [5] scheinen und gleisßen umgehen, gefallen
goth nichts.
[6] Das ist
das erste stuecke, daß hie der Text anzceygt. Zum andern sagt [7] er, wie sie
mit dem Jacob haben umgangenn, was er fur ursach hat gehabt, [8] wegk
zcwziehen. Die Junckern im hauß, des Labans sune, habenn allein recht [9]
gehabt, sein allein die erben, die toechter sein nuen weg gesazt, werden
außgeschlagen, [10] mussen im haẅß erbetten und dingen,2 wie die anderen
meydt. [11] Jhene sahen und musten bekennen, das es gots werck was, was goth
durch [12] und mit dem Jacob [handelt]. Noch kuennen sie iren haß nicht lasßen,
schreyen [13] uber Jacob, schelten in ein rawber und ein diep. Darumb hat er
starck [14] ursach, das er darvon zoge. Das gibtt im der Laban zcw lone: wer er
nicht [15] zcw ime kummen, hette er nichts gehabt, so er nuen von im zceuhet,
gibt er [16] im nichs darvon, spricht darzcw, er habs ime abgestolen. Hie ist
secundus [17] locus, das eyn frum man, der sich also nerhen will und mueß
wagen, das [18] ime auch also geschehe von leütten, als hie dem Jacob: soll
sich nicht laß3 [19] anfechten. Kan er von im kummen, ist gueth, die welt sücht
ymmer iren nutzs [20] allein mit anderr lewt schaden, das mueß ein frummer man
leiden und sich [21] also wehelffen, wie er kan &c..
[22] Also ist
hie, wie ich gesagt habe, Typus christianae vitae, eins christlichen [23]
standts und weltlichen standts, sein beide in der zcweien personen abgemalet.
[24] Zcwm
dritten, wie woll der Jacob unlustig zcu leiden sulchen haß und [25] neydt
seins schwehers und der Junckheren im hawß, ursach hette, das er hinweck [26]
zcuge, doch leidet ers, bevillet es goth, werh nicht wegk zcogen, wans in gott
[27] selber nicht geheissen hett. Das ist der Locus, das nymandt auß einnem
[28] standt fallen soll, do hin er geruffen ist, er wer dann anders wo hin gefordert,
[29] ist auch ein exemplum pacienciae, er hat viel gelieden, dennoch nicht
ungeduldig [30] gewest, sonder lads goth heim geben, das ers macht, als es ym
gefielhe.
[31] Von
ersten soll man hie lerhnen, das sich nymandt auß dem standt [32] ader auß der
anfechtung, dor innen er ist, selber sol geben, es nemen dann [33] goth herawß.
Nymandt soll sich vom kreutzs ledigen und auffloßn, daran er [34] geschlagen
ist, bis das unser herr Goth kumbt und nymedt in herab. Jacob [35] wer sein
lebtag im landt blieben, hilt sich aber albeg auff die zcwsagüng, die
[Seite 581]
[ 3 “ehr” ist
Zusatz Polianders 6 Pol. am Rande: Promissionibus non credimus 14/15 v h goth
28 Gozs]
[1] im goth
than hette, ehe er ins landt kame, do er zcw im sagt, er wolt in [2] gebenedeien
und wolt yn in hůett haben, wue er hin kome, und wolt in widerumb [3] in
das landt fuern, do sein vater was &c.. Darumb ist [ehr] ymmer in [4] der
zcwvorsicht gestanden und also gedacht: er hatt dir jho zcwgesagt, er woll [5]
dich wider heim furen, er wirt dir jho nicht liegen. Nuen haben wir diesße [6]
[1. Mos.28,15.] zcwsagung alle, sagt zcw allen Christen ‘Non deseram neque
derelinquam te, [7] Ero custos tuus, quocumque perrexeris, ego ero tecum’
&c. Er nymmet den [8] Jacob in die schoß, nymbt sich sein an, wo er
schlefft, wan er nichs dorumb [9] weyß, vorbewt dem Laban, das er ime nichs
thue. Das ist aber ein locus de [10] sollicitudine divina pro credentibus. Es
will aber die menschlich vornunfft [11] nicht also an goth hangen, sunder
schlecht ir selber viel radt und anschleg fur, [12] wie sie im thuen wil. Wir
furn das Christlich leben nicht, darumb gethes [13] uns also, das wir gar kein
anstoß leyden konnen, do und do Radt suechen, [14] haben viel anfechtung, kumen
dennoch nicht herauß. Wan wirs also unserm [15] herr goth heimb geben und
liessen inn machen, wie Jacob hatt than, ßo [16] hulffe er uns bald darvon. Wer
nicht anfechtung also leidet, und im wider [17] sein willen gehet, der kann
nicht den glawben lernen, wer sich im aber gibt, [18] [5. Mos.32,10.] des
nymmet er sich an als sein selber. Darumb sagt Moses Deut. 32. in [19] Cantico
von dem Jacob und allen, di do goth glawbt haben ‘Circumduxit [20] eum dominus
et docuit et custodivit quasi pupillam oculi sui’ &c.
[21] [V. 4
ff.] Der Text sagt weytter, Jacob hat die weyber zcw im lasßn forderen [22] und
hellt in fur, wie ir vater mit ime sey umgangen, und wie goth in hab [23]
heisßen weckzcihen. Daruff antborten sye und sagen auch, wye in der vater [24]
das yrhe entzogen hab, und wie er sy gehalten hab im hawß als dy frembden [25]
dinstmeydt. Do syhet man auch, das es frume weyber gewest sein. Gott [26] hatt
sie auch alzo gelernett, wie den Jacob, haben auch mussen an im hengen. [27]
Ist eyn groß lob von den weybern, das sye dem Jacob ßo gehorsam seyn [28]
geweßen und im anhangen. Es ist ein grober unverschempter Geizs gewest [29] des
Labans, das er den Tochteren yr erbteyll entzeucht, und helt sye alzo [30]
vorachtlich. Wer hett es kunnen leyden und alzo ymmer im dienen, wen nicht [31]
eyn grosßer glawb gewest.
[32] 98.
[33] A
PRANDIO.
1521
[Seite 581]
Estomihi; 10.
Febr. 1521.
[34] Euang.
Lu. xviij.
[35] [Luc.
18, 31 ff.] Assumpsit Iesus duodecim.
[36]
Euangelii due partes: prophecia de sua passione et resurrectione et [37] miraculum
de caeco curato.
[Seite 582]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 9 Pol. am
Fuße der mit “warheyt und” schließenden Seite: Quare discipuli quae de passione
Christi dicebantur non intellexerint 17 Am Rande: Es ist proprie opus Novi
Testamenti Euang: 20 senfftmuger 24 Pol. am Fuße der mit “Regiren” schließenden
Seite: Christus neque tristis neque turbulentus, sed patientissimus et
mansuetissimus 27 q. d.]
[1] [V. 34.]
Der Euangelist sagt mit viel worten, das die wordt Christi den jungeren [2]
gantzs vordeckt sein gewest, sagt drei mall nach ein ander, das sies gar nicht
[3] vorstanden haben. Wie ist das zcw gangen, ßo doch wir sie ßo wol vorsthen?
[4] Es ist itzündt die zceyt vorgangen, do es geschehen ist, und ist das
geschrey zcw [5] uns kwmen. Dan war es noch zcwkunfftig, hatten nicht darvon
gehoreth, [6] meinetten nicht, das solch ding alzo bald geschehen soldt,
vorsahen siech des [7] herren leydens nicht. Ir gedanckenn stunden also, das er
bald wurde eyn [8] grosßer herr werden, wurde sein feindt all zcurstoeren. Ist
gleych widersindts [9] ergangen. Darumb ist es wider einander, Das weßen und
warheyt und der [10] apostel gedancken &c.. Es brawcht aber der euangelist
ßo viel wortth darzcw, [11] mher umb der 2 ursach willen: propter humiliandos
superbos et humiles exaltandos. [12] Das ist unserr ruem, do wir uns auff
sollen verlasßen, das Christus [13] mit uns umbgehen kan und will wie mit eim
groben hyren.1 Wens ein [14] grosßer herr wer und ein gestrenger, wurd errs
nicht leiden. Aber Christus [15] ist nicht ein zcorniger tyrann, sunder ein
senfftmuetiger herrh, was er thuet, [16] geschicht alleyn darumb, auff das er
uns reytze und zcw im locke, kan woll [17] durch die finger sehen, lassets wol
hin gehn, wen wir schon geprechlich sein.
[18] [Jes.
42, 4.] Darvon sagt Esayas ‘Ecce puer meus non erit tristis neque turbulentus’,
[19] idest anxius, querulosus, nicht ein wunderlicher, schelliger kopf &c..
[20] Das wir jho denncken: Ey, er ist ein senfftmutiger kunig, kan wol
vorsehen, [21] wen ichs schon nicht uberal eben treff &c.. Ein sulchen
frumen, freuntlichen [22] und lieblichen herren malet uns dy schrifft uberal ab
an dem Christo, sulche [23] kunig sein unser regentten, Babst, Bischoff nicht,
wollens als ßo scharff und [24] genaw haben, das nicht ebener kondt sein.
Regiren nicht freuntlich noch [25] senfftmutig, sagen nichs anders dan ‘so woll
wirs haben, ßo muß es gehn’. [26] [Jes. 42, 3. (Matth. 12, 20.)] Christus aber
ist freuntlich und nicht schellig, wie der prophet sagt ‘harundinem [27]
quassatam non conteret’, quasi dicat: er wirt lewt haben, die do kranck [28]
sein und schwach, die wirt er nicht zurknirschen. Jhene Tyrannen, dy nor [29]
mit eyttel gesetzen umgehen, wue sie ein sunder finden, ders gesetzs nicht
halten [30] kan, den konnen sie nicht leiden, zcwknirschn in garh &c..
Hic substitit
propter turbam factam.2
[Seite 583]
[1] 99 (=
73).
[2] DOMINICA
QVADRAGESIMAE.
1521
[Seite 583]
17. Febr.
1521.
[ 11 Pol. am
Fuße der mit “goth” schließenden Seite: Vita Christiana 25 “seynen” ist von
Pol. eingeschoben Pol. über “sein schweher”: Iacobs uxorius (?) 27 “mir gesagt”
ist von Pol. am Rande hinzugesetzt
Pol. am Kopfe der mit “Ich” beginnenden Seite: Delicata dei cura erga
Iacob]
[3] [1. Mos.
31.] In Genesim.
[4] Wir haben
gehoert in diesßen capitel, wie der H. Geist hatt lassen abmalen [5] und
abpilden, wie ein rechschaffen christlich leben sthen soll: Nemlich [6] das das
vornemist ist und das hawbtstuecke, das man wandell in einem [7] richtigen
glawben und zcwvorsicht zcw goth, dar nach hin, das man den [8] Corper ube und
erbeitte, das broth esse im schweyß. Das groste ist, das man [9] genung habe
und reich seie gegen Goth. Das leben stehet nicht dorine, das [10] [Luc.12,
20.] wir leiblich genüng haben, sunst geht es, wie Christus in Euangelio sagt
de [11] divite, zcw dem goth sagt ‘diese nacht wirstw sterben’ &c.., Wan
man das [12] hawpstucke hatt, soll man sich muhen und sawer werden lasßen, das
man [13] siech ernerh mit weyb und kindt und das broth erwerbe mit eigner
handt.
[14] Darumb
sollenn wir das sorgen lasßn anstehen, goth vortrawen, aber [15] die erbeyt
soll man nicht faren lasßen.
[16] Nuen
woll wir wider kummen auff die Clag des Jacobs von dem [17] Laban. Jacob hatt
sich lasßenn schinden, abreysen und sein gueth geringer [18] und wenig machen
und hatt es dennoch willigh geliden, Hatt allein Goth [19] trawet, das er im
helffen wurde. Darumb hatt im Laban nicht mugen [20] schaden thuen, hett er
noch ßo viel leist geubet Jacob zcw betrigen und ime [21] sein gueth
abzcwreysen. Darumb sollenn wir auch also ein glawben und [22] vortrawen zcw
goth haben, wo man uns vorfolgt und hindert und entzeucht [23] uns unser
narung, Ob es schon viell leydens kosteth.
[24] Darnach
ist hie abgemaleth das schendtlich lasster des geyzcs, den Laban [25] geubt
wider [seynen] alßo nahen freundt, sein schweher, und auch wider sein [26]
tochter, davon fur gesagt ist.
[27] [V. 12.]
Weytter sagt Jacob ‘goth ist mir erschinen und zcw [mir gesagt] ‘Ich [28] habe
angesehen alles, was der Laban than hatt’. Hie wirth anzceygt, wie es [29]
alles durch Gothts geschick und ordenung sei geschehen. Goth hatth ein [30]
sunderlich awg auff Jacob gehatt auch alßo, das er im hatt zcw gesprochen
[Seite 584]
[ 13 Pol. am
Kopfe der mit “Es” beginnenden Seite: Iacob diu servit cum quattuor uxoribus 14
lon lonn 27 Pol. am Fuße der mit “allen” schließenden Seite: Fiducia in
deum Pol. am Kopfe der mit
“Noeten” beginnenden Seite: Domi maneant uxores]
[1] im schlaff
und weissets im, wie er fur in sorgett und das boes, das im Laban [2] than
hett, angesehen und abwenden wollet, dorumb das er nicht hinderlistig [3] mit
Laban gehandelt hett, sunder von im viel unrechts geliden &c.. Hatt sich
[4] also seiner gar angenummen. Nuen musß man bekennen, wan ein Oberher [5]
seinen underthan etbas heisset, das er es soll thuen: wan ers thuet, ists
recht, [6] ob es schon sunst nicht recht were und ein boeß ansehen hatt. Als im
exodo, [7] [2. Mos. 12, 35.] Do er die frawen von denn Aegiptiern hatt lasßen
sylbern geschir borgen, [8] also ist hie auch Gotthis gefhalln und geheisße
gewesen, das er die guetter [9] Labans zcw sich brechte. Er wirckt uberall
selbst mitth und hatt es selbs thann.
[10] Also ist
ein groß mysteriüm under sulchen historien, wan es scheinet, [11] als sey es
unrecht than, wie wider umb ßo etbas ein groß ansehen hatt und [12] ist doch
nicht recht. Darumb muß man in geist hineyn sehen, sunst wirdts [13] nymmandt
vorsthen. Es ist seher ein unfreundlicher handell gebest, das der [14] Laban
auch seinen eygen Tochtern ir lon abzeucht, und reisßet in ab, was yn [15]
gebuertt. Es muß hie auch ein grosßer glaub gewest sein, haben viel leiden [16]
musßn mit irem man. Ist hartt leiden gewest, das er vier weyber gehatt [17] hatt
und muß alles dienen. Ist do kein hoffart gebeßen. Es muß ein kewsse [18] lieb
und eelich Trewe do gewesßen sein. Darumb ist hie exemplum coniugalis [19]
fidei et amoris. Dis ist den weybern fur geschrieben, wie sich die sollen
halten: [20] wie disse weyber umb ires mans willen haben faren laßen, was sie
solten, [21] armuth geliden und an iren man gehangen, nichts wider in
ungeduldig gewesßen, [22] ßo sollen auch alle Christlich weyber thuen.
[23] Also
sehen wir, wie hie nichts anders beschrieben ist, dan das man in [24] allen
stucken den glawben haben soll, und das ist die summa und ein begrieff [25] der
ganzen schriefft. Goth ist ßo reich woll, das er uns allein genung bescheren
[26] und geben kan. Ist auch ßo mechtig, das er uns allein in allen [27]
stuecken und auß allen Noeten helffen kan. Ist ymandt groß armuth widerfaren,
[28] ßo ist es jha dem Jacob widerfaren, dan im ist alles abgeriessen, was [29]
sein was, noch kriegt er genung, hatt viel von dem Laban leiden musßen, [30]
Aber Goth hilfft im fein darvon, das sich noch Laban fur im furchten muß
&c..
[31] Ist noch
ein exempel do von den weyberen. Es ist ein feinner brauch [32] gewest im alten
Testamenth, das die weyber sein doheim blieben und allein [33] [1. Mos. 18, 9
ff., 1. Petr. 3,5 f.] gewest und nicht auß geloffen, wie auch geschriben ist
von der Sara. Also [34] hie bleyben die weyber do heim, kumen nicht herauß zcw
Jacob, ee dan er [35] sie ruffet und heysset kümmen. Darumb haben die Poeten
Venerem gemaltt [36] auff eynnem schnecken hawß stehn, das eins frommen weybs
eigenschafft sein [37] soll, doheim im hauß zcwbleyben. Es bringt nichs guttes,
wen man ßo [38] irre lewffet underen leutten. Wan sye schon rein bleyben,
geschicht doch so
[Seite 585]
[ 3 Pol. am
Kopfe der mit “sall” beginnenden Seite: Foelicitas laboriosi coniugii 10 Am
Rande: surculi olivarum in hebreo 12 Pol. am Rande: In divites ociosos 24 Pol.
am Rande: Idola 26 Pol. am Rande: Laban non fuit Idololatra]
[1] viel
afftterreden, das es greulich ist. Das hett der heilig geist nicht lassen
beschreyben, [2] wan nicht etbas daran gelegen werde. Dieße eigenschafft der
frwmen [3] [Apgsch. 20, 35.] lernet auch Paulus: Man musß erbeitten auff beyden
seitten, sall keins mussig [4] gan, Dan gehet es recht, sunst nicht. Darumb
sagt auch der prophet David [5] [Ps. 128, 1.] im psalm ‘Beati omnes, qui timent
dominum, qui ambulant in viis eius’. [6] Zeygt auch an, wie ein rechtschaffen
leben stehen soll: Nemblich darinnen, das [7] man goth voraugen hab und im
vortrawe. Wer also trawet, was wirt [8] [Ps. 128, 2. f.] darnach folgen?
‘Labores manuum tuarum quia manducabis, beatus es et [9] bene tibi erit’. ‘Dein
weyb wirt sein eben als ein weinstock, der fruchbar ist, [10] doheim in deinnem
hawß, und deinne kinder wie die jungn oelspreissen1 werden [11] umb deinnen
Tiesch herlawffen’. Die werden nicht von gott gebenedeyt werden, [12] di do von
grosßen zinssen und guettern leben und hoffartig einher treten und [13] nichs
zcw schaffen haben. Weytter lerhet hie der Text auch sust formam recte [14]
vivendi: das man thue, was gotth geboten hatt, als das das weyb irem man [15]
soll gehorsam sein. Di anderen laß man faren, die wir selber erwelt haben
&c.. [16] Dies lereth auch Paulus, wue er de operibus sagtt, sagtt er
allein von den, [17] di goth geboten hatt, als wy sich ein man gegen dem weyb,
und widerumb, [18] wy sich ein weyb gegen dem man soll haltenn &c..
[19] De furto
Rachel.
[20] V. 18
ff. Darnach sagt der Text, wie sich Jacob mit sein weyberenn und kinderen [21]
hab auffgemacht und alles mit sich genumen, was sein gewest ist, spricht [22]
darzcw klarr, das Rachel ires vaters abgott gestolen hab. Das wollen wir [23]
nuen sehen.
[24] Das der
Text ‘Idola’ nennet, sein bylde gewest, wie man noch heuth in [25] den kirchen
hatt, do mitt man heyligen anzceygt, heissen auch heiligen: Ist [26] holtz und
stein. Laban hatt nicht abtgotter angebettet, Ist ein grosser heilig [27]
gewest, es hatt in yderman fur denn frumbsten angesehen, wie auch noch itzundt
[28] nymant dar fur heldt, das die grosßen heilligen lewt, Babst, Bischoff,
Theologi [29] und die gelerten, abgotter anbetten. Wan aber eynner auff dem
acker ist [30] aber erbeit im haw̓ß und volles glawbens ist,
den helt nymandt vor frum. [31] Das aber der Text sagt, Laban hatt abgotterey
gehatt, Ist das, das er ein [32] ander weysß hatt gehabt goth zw dinen, die
nicht im glauben gestanden ist, [33] sunder allein in wercken und in
eusserlichen schein und gleysßen. Hatt groß
[Seite 586]
[ 2 Pol. am
Fuße der mit “Laban” schließenden Seite: Vita Laban hypocritica 6 vn. H. G 35
Pol. am Kopfe der mit “zcwbrechenn” beginnenden Seite: Fides servat in maximis
periculis]
[1] prachten
furgeben1 mit viell beten und viel gutte werck thuen, di do seher [2]
leuchteten und gleisten, als auch der namen Laban anzeygt. Dan Hebraice [3]
heist Laban ‘candidum’, was do fein weyß ist und gleisset. Es ist ein gleisner
[4] mit namen und mit dem leben. Er ist nicht ßo toricht und ßo boeß gewest,
[5] daß er hette holtz und stein angebeth. Er meinet aber, er werr frumm, das [6]
er unserm Herr Gotth dineth fur den gotzn, wie itzundt auch geschihet.
[7] Nuen ist
Rachell ein frume, heilig weyb gebest, worumb stielt sy dan? [8] Ich hab offt
gesagtt, und dis buch hats mit viel exempl gelernht, das man [9] den heiligen
nicht soll nachvolgen in allen wercken, dan gott lessit zcw zeytten [10] die
heiligen auch schnappen2 und strauchlen umb der willen, di do Goth noch [11]
will frumme machen und das nymants vorzcweiffel, ob er schon ein mal ader [12]
[1. Tim. 1, 13ff.] zcwirn felleth. Alzo sagtt Paulus von im selber ‘Ich bin
gewesßn blasphemus [13] et persecutor &c., aber ich hab dorumb genad
erlangt, das er sein guettikeit [14] in mir erzceygt, dan er hatt mich gesetzet
zcw einen exempel aller der, di do [15] noch sollen glawben’. Ob wir schon zcw
zeytten fallen, sollen wir doch bleyben [16] in dem glawben und der
zcwvorsicht, wie hie dye zcwvorsicht ist blieben. Die [17] heilligen, wenn sye
schon ubertretten haben, haben sye doch das hawptgueth [18] [Spr. 24,16.] nicht
verloren. Do sagt sapiens ‘Sepcies in die cadit iustus et tocies resurgit’.
[19] Die unglawbigen aber, sagtt er, stehen nicht wider auff, dan sie haben das
[20] hawpgueth vorlorenn.
[21] Das ist
auff eine weyße von diessem geschicht gesagt, das wir sie nicht [22] entschuldigen.
Nu wollen wir sie auch entschuldigen, das sie nicht hab gesundigt. [23] Die
weyl sie ist ein frumes weyb gebest, hatt sie nicht mugen leiden [24] das wesen
ires vaters, das er also im lawteren schein und gleysen hoher ist [25] gangen,
hatth woll gesehen, das es nichs geweßen ist. Darumb hats sie es [26] wollenn
weren, und also gedacht: ich zcihe von im, er hatt mir nichs geben, [27] hatt
mir alles abgstolen, was mir geburth. Ich will ime dy gozcen stelen, [28] will
im nicht in die schetz greiffen, sunder allein das nemen, das ime scedlich [29]
ist. Also ist das stelen sundt gewesßn ader kein sundt, wie man will. Wir [30]
wollen darbey bleyben, das es nicht sunde ist gewest &c..
[31] Alßo
gehett des Jacobs glawben bis hieher, allein in einem lawteren [32] glawben. In
dem selbigen glawben bricht er auch hie auff und macht sich [33] darvon mit
seinen kameln, schafen und hawßgesindt. Es ist ein grosse, durstige3 [34] thath
gewesen, in eim frembde landt mit ßo viell gesindts und vihe auffzcwbrechenn, [35]
und sold sich nicht furchten, das Laban im wurde nachvolgen
[Seite 587]
[ 4 werd 15
Am Rande: σκόπος ἱστοριῶν
17/18 “vleyß und eyn” ist Zusatz Polianders 31 Pol. am Fuße der mit “leiden”
schließenden Seite: Multa ferenda electis, sed nihil nocere potest eis]
[1] und yn
mit allem seinem gesind todtschlahen. Do hatt er recht ein glawben [2] gehabt,
hatt es vesth gewagt awff das zcwsagen gottis, das er im than hatt [3] und
geheissen darvon zcihen. Es gehet stracks wider die vornunfft, die hett [4]
gedacht, es werh unmuglich, das er ausßm landt mit dem Leben wurd kẅmen.
[5] Aber er hatt der vornunfft nicht gevolgt, sunder getrozcet awff goth und
gedacht: [6] Er wirdt dich wol hinaw̓ß furenn. Es muß uber die
vornufft hie zcw [7] gehn. Die weiber mochten auch woll gzcappeltt haben, wie
es ein forchtsam [8] thier ist, doch sein sie mith irem man awff gewest, haben
auch glawbt wie erh. [9] [2. Mos. 14, 10 ff.] Also ist es auch mit den kinderen
von Israhel gangen, do sie awß Aegipten [10] zcogen und volgt yn Pharao nach,
das sie meynnetten, sie musten all sterben. [11] Noch hulff in gotth herawß
durch das mher. Also mechtig starck ding ist es [12] umb den glawben, wan sich
das hertzs awff goth wagt und im alles heim [13] gibt in eynnem rechten
vortraẅen, Thut die augen der vornufft zcw̓ und [14] lesset goth
machen. Also finden wir in den buech und in der ganzcen schriefft [15] schir
nichs anders dan eytel exempel veri christianismi.
[16] Nue
folgeth Laban dem Jacob auch hinach, hatth im sind, er woll alles [17] nehmen,
was er hatt, und ine todtschlagen, doch hatt goth ßo groß [vleyß [18] und eyn]
awg auff Jacob, die weyll er im ßo groß vortrawet, das er gebeut [19] dem
Laban, das er im nichs thue, und Jacob weiß nicht darumb, hett kein [20]
gedancken darauff, Stundt aber in der meinug: goth hatt dir zcwgesagt, er [21]
woll dich hinawß furen. Hett er hundert Tawsent man umb in gehatt, wer [22] er
nicht also beschutzet worden als hie, do goth selber fur in streittet &c..
Alßo [23] groß ding ist hie begraben under diesen geringen historien und
exempel, wie man [24] sie ansicht. Die vornufft dencket: Ey, was hat goth do
mit zcwschicken? Ist [25] es nicht ein wunderlich ding, das einer also stiell
soll stehen und allein durchen [26] glawben wider alle weltlich gebaldt
obenliegen, das im nymandt kan schaden [27] thuen und ist nicht mueglich, das
er nicht vorteidigt werde, Ob es schon [28] kummeth, das er etbas leiden mueß
&c.. Do hin gehet die ganzce schriefft: Es [29] ist zcw erbarmen, das wir
ßo weytt darvon sein.
[30] Summa
summarum Ist der gantzn historien: gottes kinder muesßen [31] viel anstoeß
haben und leiden allein darumb, das man ynne werde, was goth [32] vormag durch
die, die in ym trawen, das kein gewaldt, kein sterck kan uber [33] [Eph. 6,
13(?).] sein gewaldt und sterck. Als Jacobus sagt in Epist.: wirr haben kein
anderen [34] harnisch und gewerh dan den glawben, der richtet es alles awß
&c..
[Seite 588]
[1] 100.
[2] A PRANDIO
APVD AVGVSTINIANOS.
1521
[Seite 588]
17. Febr.
1521.
[ 3 Anno 1521
ist von Pol. am Rande zugefügt 6 Pol. am Rande: Sed cur nos hoc quotannis
emulari studemus, quod Christus semel fecit? 14 “an” ist in “ane” mit anderer
Tinte geändert. Ebenso Z. 26 16 “uns” ist Zusatz Polianders 18 Pol. am Rande:
Christus dux noster 24 Pol. am Rande: Diabolus adhuc vivit Ferner: Mali non tentantur 28 Pol. am
Fuße der mit “besßer” schließenden Seite: Infelix qui pace huius
vitaefruitur Pol. am Kopfe der mit
“dan” beginnenden Seite: Tentatio arguit bonam voluntatem dei erga nos]
[3] [Anno
1521.]
[4] [Matth.
4, 1 ff.] Euang. Math. 4to ‘ductus est Iesus’.
[5] Das
Euangelium ist darumb geordent, das mans lisset im anfang der [6] fasten, das
dorin geschrieben ist, wie Christus 40 tag gefaßtet hab, das die [7] zcal von
uns auch gehalten wirdt. Es ist geschehen baldt, nach dem Christus [8] getawfft
ward im Jordan von Joanne. Ist nach der Tawffe bliben im Walde [9] und wilden
holtzs bei den Tieren allein darumb, das der boeß geist rhawm [10] hette in
anzcwfechten.
[11] Darumb
ist aber die historien geschriben, uff das wir lernen: ein itzlicher, [12] der
do angefangen hatt goth zcw dinen, muß sich darein geben, das er viell [13]
anfechtung und anstoß leiden mueß. Es wirt kein Christen mensch auff erden [14]
an anfechtung sein: Goth fueret uns zcw der anfechtung. Darumb mugen wir [15]
irr nicht entperen, wir musßen aber bietten, das er uns sterck gebe, das wir
[16] die uberwinden und obligen. Nur das wir [uns] nicht darvor entsetzen und
[17] furchten, wir mochten nicht hindurch kumen, hatth uns goth die wolthatt
[18] than, das er uns denn Christum zcẅ einem hawbtman n geben, hatt in
foren [19] an die spitzen gestelth und von ersten dardurch gehn lassen. Die
weill nuen [20] unser herrh selb ist angefochten worden und an der Spitzenn
gestanden und [21] unser hertzog geweßen ist, die weyll ers selber nicht hat
kunnen uberhaben sein, [22] warumb wollen wir uns nicht auch darein geben? Wir
wollen aber daran [23] nicht, Meynen ein Christlich leben stehe allein in rue.
Wir haltens, der [24] Tewffel sey Todt, darumb fallen wir in so viell sundt.
Das ist alles unser [25] thorheit und boßheyt schuldt. Wan wir anhubenn frume
zw weren, wurden [26] wir woll lernen, das wir an anfechtung nicht mochten in
himel kwmen, ßo [27] wurden wir sie auch lernen uberwinden. Es ist Christo am
ersten widerfaren, [28] wie viell mher soll es uns begegenen. Der knecht ist ye
nicht besßer dan [29] [Joh. 12, 26.] der herrh. Wo Nuen der herrh bleybt, ßo
bleibt der knecht auch. Das ist [30] hie das erste stuecke, das uns das exempell
Christi lerhen soll: das, wan wir [31] wollen Chrystlich leben, ßo mussen wir
anfechtung haben. Zcum andern [32] folgtt nuen der Trost, denn wir in der
anfechtung sollen haben, auff welchenn [33] ßo wir uns vorlaßen und buchen,
mugen wir alle anstoeß uberwinden. Das [34] ist aber der Trost: widerferth uns
anfechtung, ßo sollen wir des gewiß sein,
[Seite 589]
[ 7 Pol. am
Rande: N 9 Pol. am Fuße der mit “und” schließenden Seite: Spiritu ductus in
desertum 11 “in” ist von Pol. eingeschoben 24 Pol. am Fuße der mit “das”
schließenden Seite: Iudicium naturae adversatur cruci 38 Pol. am Kopfe der mit
“sueß” beginnenden Seite: Favus distillans labia tua]
[1] das es
auß einenm sunderlichen wolmeinug gottis geschicht. Das ist, das der [2] [V.
1.] euangelist hie sagtt ‘er gefurt worden vom heyligen geist, auff das er wurd
[3] angefochten in der wuestung’. Er sagtt nicht ‘er ist selber gangen’, sagtt
auch [4] nicht ‘der vater hat in heisen gehn’ sunder spricht ‘der geist hatt in
hinein gefurhtt’. [5] Was ‘geist’ ist in der schriefft, das ist das beste, das
von goth kan [6] gesagt werden. Es ist als viel als ein gottliche Lieb, do er
sich selbs durch lieb [7] hatt. Darumb ist das hie also viell gesagt: Gotth
hatt den Christum durch die [8] groste lieb, die er gehabt hatt, zcw der
anfechtung gefurdt. Darumb sollen wir [9] klw̓g sein und die aw̓gen
auffthuen, das wir den spruech woll verstahen, wie [10] Christum nimandt anders
fuerth in die anfechtung dan gottliche gruntliche [11] liebe, ßo sollen wir
auch dancken, wan wir [in] die anfechtung kumen: sie [12] kummet nicht auß
unserm außerlesen willen, nicht awß gottis gebott, sunder [13] awß lawter gnad,
nicht aw̓ß haß, sunder awß liebe. Schickt dirs nur darumb [14] zcw,
das er uber dich sein barmhertzikeyt awßschutte. Er meinet es [15] ganzcs
lawtter gueth: es ist auch woll von noeten, wir durffens woll. Natur [16] und
menschlich vornunfft vermag es nicht, das sies vor guth ansehe, das sie [17]
leiden soll. Kummeth nicht hoher dan das reich sein, gesund sein, erh [18] haben,
leben ist fein, Armutth, kranckheyt, schmach, Todt und sterben ist nicht [19]
fein. Die weil sie nuen das flewgt, was ir gueth ist und seligklich, mueß [20]
goth den Menschen durch das euangelium vormamen und stercken, das er mit [21]
frewden dran ghen. Wen der Trost und die sterckung nicht werh, werh allein [22]
gebotten: wer wurde hineyn gahen? Wann mans uns also wuertzet und sueß [23]
macht, ßo geth es ein und schmeckt woll, wan man uber den wermuth also [24]
zcucker uberherh schmiret, das er sagt: ich mein es hertzlich gueth. Darumb
[25] thuet das euangelium nicht anders, dan das es mutt geb und ein hertzs [26]
machet wieder die anfechtung. Wir christen muessen den Tewffel und die weldt
[27] zcw feindt haben und von ir vorfolget werden, wie Christus selber gesagtt
[28] hatt. Der Tewffel kans nicht leiden ein Christlich leben, die welth auch
nicht. [29] Darumb muß anfechtung folgen, das wir alzo steths kempffen mußn,
weil [30] wir awff erden sein. Nuen kondt der Boeß geyst nicht ein harbreyth
gewaldt [31] uber uns haben, es vorordents dan goth durch seinen guethigen
willen. Darumb [32] musßen wirs begeren und vorlangen haben nach goth und
seiner gottlichen [33] gnad. Wir kwnes aber nicht begeren, wir lasßen den frey
faren alle [34] andren ding. Also hatth goth raum sein genad zcw geben &c..
[35] das
Euangelium ist ein sulche predig, das es awß bietter kan sueß [36] machen, kan
uns einreden, das wir des begeren, das die gantzs weldt fleucht [37] und
hasßet, Macht awsem Todt das leben. Christus hatt nicht einn biettere [38]
sprach, sunder fein sueß, das ydermann gern hoerdt, wi di brawt sagt In
[Seite 590]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 15 Pol. am
Fuße der mit “gehoerdt” schließenden Seite: Quis mortem non horreret nisi
Christus prior et coram nobis et pro nobis mortuus esset 18 Pol. am rande: N 31
Pol. am Kopfe der mit “der do” beginnenden Seite: Infirmi et destituti
tentantur]
[1] [Hohel.
5, 13; 4, 11.] Canticis ‘Labia eius lilia distillancia mirrham primam’ Item
‘favus distillans [2] labia tua, Mel et lac sub lingua tua’. Christus kan ein
uberreden, das er geren [3] stierbt, das ime der Todt sueß wirdt als honig,
allein mit der weyß, das [4] er sagt, Er habs selb than und geliden. Darnach,
das es ein lautter genediger [5] wille ist: ßo das die seel nuen glaw̓bt,
gehet sie hinan und wagtts. Er ist [6] gleich wie ein guetter artzt, der dem
krancken, was bietter ist, mitt honig [7] schmirt und kewets dem krancken
selber fuer. Wir mugen anders nichts [8] wunschen, dan di weil es von Noetten
ist, das wir sterben muesßen, das ers [9] selb than hab und vorsuechet und
durch gangen &c..
[10] Also ist
der Trost grosßer wieder1 die anfechtung, auff das wirs leiden [11] kunnen und
herawß komen. Das sein die zcwei ersten stuecke in diesem Text [12] und die
furnembsten. Nuen wollen wir sehen, wie die vorsuchung oder anfechtung [13] zcw
ist gangen.
[14] [V. 3.]
Nuen sagtt der text: es ist zcw im tretten der Tewffel, der in vorsuchte. [15]
Itzund haben wir gehoerdt, das der boeß geist nicht kan anfechten, es sei dan
[16] auß sunderlichem gottis willen vorordnet, sunst kan er nichts schaffen und
[17] vormag nichts. Darumb sollen wir goth dancken und froh werden, wan uns
[18] goth anfechtung zcwschieckt, sie sein, wie sie wollen: Tenataciones
probantes [19] fidem et tentaciones peccati, wie all furen zcw sundt. Wie
Christus gefastet [20] hab, ist nicht nott zwsagen, er mag aneinander gefastet
haben, dan es ist [21] woll muglich, wie furhin Moses und Helias auch 40 tag
gefastet haben. Das [22] [V. 2.] ist aber zcw mercken, das der euangelist sagt:
Er ist hungering worden. Das [23] er gefastet hatt, ist nicht ein natuerlich
werck gewest. Aber hie hoeret der [24] Geist auff, dan in hatt recht Natuerlich
gehungert. Er ist nicht albeg allein [25] geist gewest, sunder hatt zcwgenumen
in Geist von Tag zcw tag.
[26] Est ist
dye art der anfechtung, das der kranck wirth, der do leiden soll, [27] [2. Cor.
12, 9.] und der starck, der do anfechten soll. Dan, sagt Paulus ‘virtus in
infirmitate [28] perficitur’. Wen goth will angefochten lasßen werden, den
macht er fuer [29] zcappeln, schuttern und streulen2. Er muß fuer schwach
werden und erschrecken, [30] sunst wer es kein anfechtung nicht. Es muß alßo
zcwgehen, das [31] leib und seele schöttert, do wirt er starck, der do
anfechtet. Weyll der mensch [32] im leben ist und erhe hatt, lebt nach seinnem
willen und lobeth und erhet [33] in yderman, Ist kein anfechtung do, hat kein
krafft do: wen aber der Todt [34] her stosßt, und er vor yderman, fuer der
ganzcen weldt zcw schanden wirt, do
[Seite 591]
[ 12 Pol. am
Fuße der mit “brechen” schließenden Seite: Prima tentatio diffidentiae. Ferner:
Voluisse videtur demon Scrutari, an Christus vellet se dici filium dei, atque
ut hoc exploret, tentat Christum bona specie. Quid enim mali erat, mutare
lapides in panem, sed sequi Sathanam malum erat. Hic cautos nos reddere voluit
Christus suo exemplo. Sic et incantatrices decipiuntur, dum videntur omnia
bonis verbis et nulla demonis invocatione efficere. Cavendum nobis, ne et nos a
Sathana ducamur. Sic Christum caput sanctorum duxit, etiam obiecte . . . .
(Weiteres scheint durch Beschneiden fortgefallen zu sein.) 13 Pol. am Kopfe der
mit “darzcw” beginnenden Seite: Omne peccatum antequam fiat, Elevatur a diabolo.
Dicit enim ‘filius dei es’, deus tibi facile ignoscit, timorem expungit. Sic et
Eve fecit ac Ade, post lapsum timor venit horridus. 20 Pol. am Rande: Cura
Ventris 23 meinetteten]
[1] kummet
die anfechtung: das thuet dan wehe, und machet uns kranck. Darumb [2] hatt
Christus hungerig muesßen werden. Fur hin, do er satth was, do [3] in der
heylig geist gefullet hatt, was die anfechtung nicht do, do was er starck, [4]
solt im aber anfechtung kumen, must er hungern.
[5] Do er nun
hungert und schwach was worden, do trath der boese geist [6] zcw ym und dacht:
hie find ich in, Ich will in recht angreyffen. Alßo ferth [7] [V. 3.] er zcw
und greyfft in auff das aller listigst an. Sagt alzo zw im ‘Bistw [8] gottis
sun’ &c.. Es verstehet nymandt, was er do mitt meinet. Christus [9]
druckets aber auß. Der Sathan hett geren awß Christo ein fraß gemacht, der [10]
nicht weytter dencket dan noch fresßen und sawffen, Das er nichts gedacht [11]
hett, dann wie er siech mocht ernerhen. Ist gebest Tentacio diffidenciae, ein
[12] greuliche anfechtung. Es ist die erst und wereth lange, gehoeret viel
brechen [13] darzcw, das sie uberwunden werde. Der Boeß geyst hatt es nicht
darumb [14] [V. 4.] than, das er itzund zcw essen hett, Dan Christus sagt also
‘Non in solo pane [15] vivit homo, sed vivit e verbo dei’, Sunder er wollt, das
er sein leben allein [16] nohr Brodt suchet, suchet allein, das er genüng hette
awff erden. Er woll [17] außtilgen das, das merh darzcw gehoret, den glawben,
durch welchen sich die [18] Seele in dem worth gottis weidet. Lasset es nicht
ein geringe anfechthung sein. [19] Paulus und alle propheten geben den
prelaten, die in der werlt regiren, kein [20] [Röm. 16, 17 f.] grosßer lasster,
dan Curam ventris. In der Epis. ad Ro. sagt er, man soll [21] sich fur den lererhn
huetten, die do nicht das worth gottis predigen, sonder [22] reden, was man
gernne hoeret, sein des Baw̓chs knecht: wan sie gottis worth [23] reden, worden sie
nicht ßo grosßen uberfluß haben, meinetten, sie wurden gar [24] vorderben. Also
thuenn itzund auch unser prelaten, Babst, Bischoff und pfaffenn. [25] Sagt yder
also: Ja solt ich also predigen, wurd ich mein bistum, prebend, [26] pfarrhe
bald vorlieren. Es muß aber anfechtung sein, soll es recht geen. [27] Man muß
gotth vortrawen, er werde uns nicht verlasßen. Ob dw schon [28] das ader etbas
anders vorlirest, loege nichts dran: Es ist gottis will. Darumb [29] solt man
itzund recht predigenn, so wer es gewieß, das alle Cloester, [30] Bistumb
wurden undergehen, alle pffaffen und Munich umb des euangelii [31] willen
wurden zcum landt außgtrieben werden. Weyll es nun still stehet und [32]
wachseth, ists gewieß der Tewffels regiment, wurdes aber angefochten, ßo wer
[Seite 592]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 14 Pol. am
Rande: Gula 28 v hgoth 36 lieb v h Goth]
[1] es ein
gewiß zceychen, das goth doher sehe und im das spiel woll gefhill. [2] [Phil.
2, 21.] Es ist aber nichts anders, dan wie Paulus sagtt, ‘Omnes querunt que sua
[3] sunt’. Ist yr zcw der zceyt, do es noch umb die kirch ßo woll stande, also
[4] wenig gewest, di do recht predigten, das Paulus hatt das von in gesagt:
sollt [5] es itzunt ein wunder sein, das gegen jhener zceytt kawm einer ist, so
dieselbig [6] zceyt so hitzig was und so viel anfechtung hatt.
[7] Das ist
nue unser Trost: wan uns die anfechtung anstoesset von zceyttlicher [8] sorg,
erkenne sich der Mensch selbs, sehe sein hertze an, so wirt er finden, [9] das
ein Teuffel bey ime stehe, der im das eingeben hatt, und halt den spigel [10] fur
sich, fechte mit dem euangelio, wie Christus den Tewffel allein mit der [11]
schrieff hinweck schlecht und sagt: Ich muß dencken, wie ich die seel ernehre,
[12] nicht allein, wie ich den leyb fuell. Das will ich im woll lasßen, das er
sein [13] Narung auch habe, aber dw wilst mich dohin zcihen, das ich allein im
nach [14] gehe, und sehe nicht, wie die feel gnug habe. Darumb ists hie der
vorstandt [15] nicht, das das euangelium sage vonn den grosßen fressen und
sawffen, das [16] man siech voll frist. Die Schriefft heists ein anders
fresßen. Mag woll [17] kumen, das der ein fraß ist, wie es die schriefft
nennet, seinnem leyb keinen [18] güetten bisßen oder Trunck gebe. Das ist die
rechte fresserey, das man allein [19] dencket, wie man den bawch erhalte, wie
mann sich fulle und hulle. Es ist [20] eyn grosse plag und sehen es wenig
leẅt. Drumb ist woll noth, das ein [21] yder den spiegel fur sich halte
und sehe, was der Tewffel machet, und was [22] Christus machet. Darinne werden
wir sehen, das schir die gantze welt des [23] Tewffels ist, Sunderlich, wie der
Bapst das alles hatt angericht, das ers [24] kreützs nidergelegt, Thuett alle
die in bann, die di pfaffen und di bona [25] ecclesie anrueren. Christus sagt:
dw must anfechtung haben und must sie [26] leyden, der Babst hatth anderst
geratten, sagt also: si quis suadente diabolo [27] &c. Dorumb kumbt er eben
mit Christo uberein, wie der Tewffel und [28] unser herr goth. Dorumb last uns
zcwsehen, das wir uns fursehen und [29] underscheit wissen, was Christus sey
und was des Babst regimentt sey. Der [30] Tewffel sagt: bistw nu hungerig,
nimme dich des ann, das dw suchst, das dw [31] genug hast, setzet nicht darzcw:
sehe auch, wo die seel bleybt.
[32] Christus
antbort: dw gibsts woll fuer, es hatt ein gueth ansehen, wolan [33] nimme es
an. Der leib hab sein Narung, aber das dw wilst mich allein [34] do hin zcihen,
das laß ich dir nichs zcw.
[35] Das ist
nuen das listigst in der anfechtung ‘si filius dei es’, als wolt [36] er sagen:
dw bist das lieb kindt, unser herr Goth wirth nicht mit dir so [37] bald
zcörnen. Wen der Tewffel ein uberwinden will, nymmeth er im baldt [38] die
forcht, macht in sicher. Er sagt nicht: dw bist gottis suen, sagt wider [39]
jho nach nein, lessts hangen, nimbt sichs nichts an, ob ers sey oder nicht,
[40] wirdt unachsam. Dan furth er inn hineyn. Wir werdens nicht ynnen,
[Seite 593]
[1] gehen
dahin und sprechen ‘Ich hoff, Goth zcurn nicht mir’. Gehn darnach und [2]
betten und fasten, thuen gutthe werck, achten das nichts not, das uns der [3]
Tewffel also furet. Wan wir die augen auffthetten und sagten ‘Ich muß [4]
sehenn , was das worth gottis sagt, muß nicht ßo bald folgenn’, ßo mochten [5]
wir den Tewffel uberwinden.
[6] 101 (=
74).
[7] DOMINICA
OCVLI.
1521
[Seite 592]
3. März 1521.
[ 19 Am
Rande: Mercator 20 Pol. am Fuße der mit
“ßo” schließenden Seite: Chanaan Mercator
Pol. am Kopfe der mit “boeß” beginnenden Seite: Contra Avariciam
sacerdotum 25 seines 27 weltliche]
[8] [1. Mos.
31.] In Genesim.
[9] Wir haben
nu gehort, wie uns im Jacob und sein weybern furtragen ist [10] ein form eines
Christlichen lebens, und was die beste narung auff erden sey, [11] und ist das
summa: von ersten, das der Mensch ein gueth vortrawen und [12] zcwvorsicht zcw
goth habe, dornach, das er sein broth mith der handt sueche [13] und ime laß
sawer werden, zcum dritten, das er sich laß an eynnem geringen [14] genugen und
nicht nach grosßenn dinge stehe, das ist, das man sich huette [15] vor dem
geitzs. Jacob ist ein hirdt gewest, hatt nicht nach grossen guettern [16]
gestrebt. Gotth kann nicht leiden, das man nichts anders sorge, dan noch [17]
dem gueth. Dorumb, do die Juden in das gelobte landt kömmen solten, [18] ließ
er Chanaan am ersten angreiffen. Dan es was ein grosßer kawffmanschatzs [19]
da, wie auch das vocabul Χαναάν heisset ein
keuffman. Es ist [20] sunderlich in denn geistlichen nichts ßo boeß als der
geyzcs. Wan ein [21] prelatt geystlich ist, das ime dy seelen befhollen sein
zcw vorsorgen und [22] warten und der das wordt gottis soll predigen, die
hertzenn do mith weiden, [23] an dem mugen alle sundt mer stath haben dan der
geitzs. Wo der ist, kans [24] nicht geschehen, das er des ampts warnheme und
warte, das im befhollen [25] ist, warth nur seines geytzs, predigt was im nutzs
ist, lesst gottis worth faren [26] und machett, das die seelen verloren werden.
Diser geytzs thuet nicht allein [27] dem schaden, der do mith umgehet wie der
weltliche, sunder dem gantzen [28] hauffen. Dem ist goth so feindt, das er das
landt hatt angreiffen und [29] vorstorth, andere landt stehn lassen. Wider
dises laster hatt er uns furgesetzet [30] exempl der heiligen veter, die sich
erhbarliech und gottlich ernehret [31] haben mith den guetteren, di die erden
tregtt, und also kriegt haben gottis [32] gewenedeiung.
[33] Darnach
haben wir gehoerdt, wie Rachel gestolen hatt die gotzen ires [34] vatters, und
wie Jacob geflogen und kommen ist auff den Berck Galaad. Do [35] haben wir
gesehen, wie goth sorgfeltig ist fur die Seinen, Auch also, das sie
[Seite 594]
[ 5 und
schildt in, und, schildt in 21 gelerht, ... Hatt 31 v h Goth Am Fuße der mit “Goth” schließenden
Seite: Mendacium Rachelis 38 harthe]
[1] nichs
darumb wissen. Dardurch will er uns lernen, das wir unser Trawen [2] auff in
setzen und wandeln, wie es uns furkumbt.
[3] [V. 22
ff.] Nun wollen wir weytter sehen, was da ist. Der Text sagtt, wie Laban, [4]
do ers erfaren hatt, das Jacob geflohen was, ist im nach geeylet und ist [5]
zcw ime kumen auff dem bergk und schildt in, das er ime nichs darvonn [6]
gesagt hatt, und sagt, er hab im sein Goth gestolen, und wie im Jacob [7]
geantborth, das er die bey im weren, besuchen solth, und bey welchen er die [8]
gotzen fundt, der soldt getoedet werden fur iren aw̓gen,
und wie Laban umbherr [9] gesuecht hatt und in alle kammer Jacob und seiner
weyber ist gangen [10] und zcw Rachel ist kömen, und sie die gotzen unders
stroe verporgen hatt und [11] drauff gesesßen, und do er ist zcw ir kumen, hatt
sie nicht wollen auffstehen [12] und den Laban betrogen, und zcwletst, wie
Jacob auff Laban zcornig ist [13] worden und sich hardt widerumb mit im
gescholten hatt &c..
[14] Hie
sihet man, das ein recht kewsche Ee ist gewest Jacob und der weyber, [15] das
yde ein eygen kamer ader gemacht hatt gehabt in Jacobs gezceltt.
[16] Darnach
ist hie aber eins ein lerhe, wie man sich gegen einander halten [17] soll: die
understen gegen denn Obersten. Oben haben wir gesehen, wie sich [18] ein weyb
gegen iren man sol halten, hie ist ein exempell, wie sich die kinder [19] gegen
iren eldern sollen halten. Rachel, Labans tochter, heist yn, den vatter, [20]
en Herren. Sie wirth woll gezcogen gewest seyn und woll underweisßett, [21] wi
woll sie Laban auch gelerht Hatt, aber nur eusserlich geperde, frumkeit [22]
und redlichkeit. Jacob hatt sie im geyst underweyseth. Sunst wers nichts [23]
gebest, dan es ist nicht genug do mitt, wir musßen mher und groesßer frumkeit
[24] haben. Es ist ein grosße kunst zcw underscheiden, was ein recht frum [25] Christlich
leben sey, und was es nicht sey.
[26] Nuen
kumen hie aber questiones, warumb Rachell den vater also betrogen [27] hab und
im gelogen, so sie ein frumb weyb ist gewesth. Antborth: [28] ab sie woll frum
ist gewest, hatt sie dennoch ein Eva am halß gehatt, darumb [29] wollen wir sie
nicht entschuldigen. Es sein viell sulcher exempell in der [30] schriefft, das
die heyligen leuth zcw zceyten nicht recht thuen und gesundigt [31] haben,
welch unser herr Goth darumb hatt lassen schreyben, auff das die [32] sonderr
sein, nicht verzcagen sollen, nicht das wir uns darauß ergeren sollen, [33] das
wir auch also wolten thuen. Mussen der exempell brauchen, eben wie [34] die
Bienen der blumen: Ob wir auch fielen, das wir nicht verzcweyffelten. [35] Alßo
leren die exempel auff allen Seytten ein zcwvorsicht und Glawben in [36] goth.
Darumb will ich Jacob hie auch nicht rechtfertigen, das er Laban ßo [37] hardt
anfherdt, wie woll man sagen kan, Er hab nicht unrecht thann umb [38]
Christlicher Lieb willen. Dan es ist woll Noet, das man den harthen zcw [39]
sprech, die do vor der weldt gleisßen und sein doch nicht gruntfrumb. So
[Seite 595]
[ 19 Pol. am
Rande: Multiloquium Laban 21 Pol. am Kopfe der mit “Goth” beginnenden Seite:
Deus timor Isaac 22 v h Goth 29 Am Rande: Ecc. 23]
[1] [1. Tim.
5, 20 u. 6, 17.] lerht auch S. Paulus Timotheum. Dis gibt Jacob hie ein
exempel, strafft [2] den Laban hardt und helth im auch fuer den Zcoren gottis.
Dan Laban ließ [3] sich duncken, Er wer frum und heth recht dazw, thet woll dran,
das er ßo [4] mit Jacob handeltt, Meinet, er wur in gewiß auff ein diepstal
finden: es [5] hatt alles ein grosßen Schein. Den selben kopffen, die also
meinen, sie sein [6] gantzs heylig, ist noet, das man sie straff mith worten.
Also heldt Jacob hie [7] dem Laban fuer, wie Goth yn angesehen hab und im
darumb vorpotten hab, [8] das er im nichts thw̓e, das Laban erkennen
solldt, das er nicht ein engel [9] werh. Auff die weyß mag man Jacob
vortaidigen. Aber es gefelleth mir [10] woll, das man es laß bleyben, das es
sey ein exempl der genad und Barmmhertzikeit, [11] das wir Trost und hoffnug
darauß entpfangen und die hoffartigen [12] nidergedruckt werden &c..
[13] [V. 45
ff.] Nuen folget, wie die zcwen, Jacob und Laban, mit einander haben ein [14]
bundt gemachet und zcw eim zceugnuß ein hauffen stein zcwsamen tragen und [15]
denselben Orth genennet ‘Galaad’, Teusch ‘ein hauffen des zceugnis’, von [16]
welchem geschicht darnach das gantzs landt ultra Iordanem Galaad geheissen [17]
hatt. Es zceygt der Text an, wie Laban viel worth gemacht hatt, do sie sich
[18] mit einander vorbunden haben. Ich glewb darumb, das der h. Geist hatt [19]
wollen anzceigen, was di gleyssentten heiligen vor speyer1 sein. jacob redtt
[20] kame2 drew̓ wortd. Laban aber fuerth in so offt ein, sagt drey mall
‘der [21] Herr soll richter sein zcwisßen uns’, ‘Goth ist allein unser zceug’.
Item wider [22] ‘der Goth Abraam &c.. soll richten’ &c.. Jacob nennet
unsern herr Goth zcwei [23] mal ‘ein forcht seins vaters’, das ist goth, den
mein vater in eren hat und [24] fuercht yn. Ist ein selczame rede, man findet
des gleichenn sunst nicht in [25] der schriefft. Ihener aber macht also viel
unnutzer wordh, wie die grosßen [26] heiligen gottis nomen alzceytt fueren, das
man sehe, das sie heilige frume [27] lewdt sein, und ist doch nichts darhinder.
Sie thuens allein darumb, das [28] sie den Leuthen das maull schmiren, das ist
den namen gottis unnutz gbraucht [29] [Sir. 23, 9.] wider das ander geboth.
Darumb sagt’ sapiens ‘Nominacio dei non sit adsidua [30] [Matth. 24, 5.] in ore
tuo’. Von diesen sagt auch Christus also ‘Multi venient in [31] [Matth. 7, 21.]
Nomine meo’ &c. Item ‘Non omnis, qui dicit mihi: domine, domine’.
[32] Also
hatt es der heylig geist feinh geornett, das er auff allen oertten [33] uns
lerh, wie wir ein rechten weck sollen, also das wir uns nicht uberheben
[Seite 596]
[ 3 Pol. am
Fuße der mit “nicht” schließenden Seite: Multi Impii nomen domini prophanant
exemplo Laban Pol. am Kopfe der
mit “blyben” beginnenden Seite: Duplicia exempla scripturae bonorum
peccata/malorum peccata 10 Am Rande: Eiusmodi quedam pulchra sunt in vitis
patrum 16 einē offt 18 Pol. am Fuße der mit “leben” schließenden Seite:
Saulis exemplum Pol. am Kopfe der
mit “Wo” beginnenden Seite: Timorem et spem docet scriptura]
[1] oder
vormessen auch vorzcagen. Darumb hatt er zcweyerley exempll lasßen [2]
schreiben durch die gantze schriefft. Von ersten, wie die heiligen leutt offt
[3] gefallen sein und gesundigt haben, doch nicht blyben sein ligen, sonder
wider [4] auffgestanden, auff das wir, so wir sehen, das wir gesundigt haben,
nicht [5] dorinnen bleyben und gantzs vorzcagen, sunder ein hoffnug und
zcwvorsicht [6] gegen Goth gewinnen, das er uns auch also wieder auff hebt.
Dieser exempel [7] haben wir viell gehabt in diesßem buch und werden noch viell
kwmen.
[8] Widerumb
sein auch viell contraria exempla in dieser schriefft von [9] grosßen,
gleyssenden lew̓tten, die sich vor heilig gehalten haben und sein auch [10]
vor den lewtten die frumbsten gehalten gebest, aber fur gottis augen die [11]
ergisten. Jha auch list man von vielen, die do grundt frumb sein gebest und
[12] dennoch gefallen, zcw letzts vorworffen worden, wi man lisset de Saule.
Die [13] sein darumb beschriben, das die in eynem gutten leben wandelen, sich
nicht [14] vormessen. Dan diese hohe lewt durffen offt mher gesturtzet werden
dan [15] jhene, darumb das die vormessenheit ßo tieff ist, das man sie
schwerlich erkennen [16] kan. Es hilfft einen offt ein boeß lebenn inn himel,
und fueret eynen [17] ein gueth leben zwr helle, als es ein schein hatt. Wo
gottes vortrawen nicht [18] ist, do ist nicht ein gueth leben. Wo aber der
glawb ist, so es schon nicht [19] gueth scheynet, dennoch ist es fuer gotth ein
gueth leben. Die heiligen haben [20] uns ein guth leben und wandel furtragen,
das wir dem nach volgen, auch [21] widerumb ein ertzeney: ob eyner gefallen
seye und boeß leben fuerde, das er [22] nicht vorzcag, sonder kere umb,
widerumb so eynner frum ist, das er zcw sehe, [23] das er sich nichts vormesse,
auff das er nicht auch falle. Also lernt uns die [24] schriefft nichts dan die
zcwey stueck, Timorem et spem, auch ein eynige [25] exempel &c.
[26] [V. 54.]
Darnach haben wir gehoret, wie Jacob seinem schweher geschworen hatt [27] durch
die furcht seines vaters &c.. Das ist auch ein exempl, das schweren [28]
nicht albeg sundt ist, dan wan es soll geschehen und Notth ist, als wens goth
[29] zw erhen geschicht und vor ymandt gefordert wirdt. Dan goth wil nicht,
[30] das man seines namens gar nicht brauche, sunder das man sein recht
brauche, [31] und das man in erhe, das man sein namen so schewett, das man
dardurch [32] nicht boeß thuet und nicht brechen will, das man dardurch hatt
zcwgesagt. [33] Recht frum lewtt wissen, das in gottis namen all ir seligkeyt
stehet, darumb [34] nennen sy in nicht erh, dan das sie darmit den glawben stercken
und in erhn [35] und loben mussen. Jacob nennet yn allein ‘ein forcht’ und
darzcw ‘ein forcht [36] seins vaters’, als wolt er sagen: was ich zcw gering
bin, das wirth goth
[Seite 597]
[1] thuen
durch den glawben, durch die forcht ader erh, die im mein vater erzceygt. [2]
Also hatt Jacob gottis namen recht gbraucht und wol geschworen. [3] Darumb wan
man die historien also ansihet, findet man fast in allen worteren [4] anzceygt,
wie sich der Mensch halten soll in allen stücken, zcw aller zceyt [5] an allen
OErten und gegen yderman &c..
[6] Finis.1
[7] 102.
[8] DOMINICA
OCVLI A PRANDIO
[9] apud
Augustinenses.
1521
[Seite 597]
3. März 1521.
[ 9 augustnen
24 Pol. am Fuße der mit “vom” schließenden Seite: Quadruplex miraculum 25 Pol.
am Rande: Et alii tentantes signum de coelo querebant &c.]
[10] [Luc.
11, 14 ff.] Euangelium dixit Lucae xi de habente demonium mutum.
[11] Der Herr
hatt in disßm menschen vier miracula aüff ein mal than. [12] Lucas sagt, es sey
ein stummer gebest, Matthäus, das er ist tawb und [13] blind gewest, Zum virden
ist er vom Tewffel besesßenn gewest. In dissem [14] [V. 14.] werck hatt er
dreyerley volgk, die yn ansehen und richten. Das gemeyn volck [15] verwunderet
und entsetzet sich vor dem geschicht. Das ist, der einfeltig hauff [16] hat
nicht die scharffe des gerichts: wie mans furhet ßo gehtt es, darumb muß [17]
[3. Mos. 19, 14.] es ein rechten lerher haben. Darumb hatth Goth im alten
testament vorpoten, [18] das man dem blinthen kein stock im weck setzen2, als wolt
er sagen: [19] Es ist sunst ein armer mensch, man darff in nicht vorfuren durch
falsche [20] lerher. Darumb ist hie leicht gewest, das sie das geschicht gelobt
haben, dan [21] [V. 15.] sie haben gesehen, das es uber die natur werh. Darnach
kummen auch die [22] andern, kundens nicht offenbarlich leugnen, wie sie gerne
than hetten, leugnens [23] aber heimblich. Bekennen, es sey ein guth werck,
sprechen aber, es kumb [24] [V. 16.] vom boßen geyst her, eygens dem Teuffel
zw. Die dritten wollen die klugsten [25] sein, wollens nicht loben noch
schelten, wollen ein zceychenn vom Himmel [26] haben. Ich weyß nicht, welche
die ergisten sein: Die ersten halth ich fur [27] die besten.
[28] Also muß
die Christlich kirch auch sthen under diessen dreyen seckten, [29] muß nicht
darnach fragen, ob man sie lob odder schelte oder der keins thue, [30] [2. Cor.
4, 9 ff.] wie Paulus lerhet, wir musßen auff der werlt nicht allein haben, die
uns [31] loben, sunder viel mher haben, die uns schelden, vorachten und dem
Teuffel [32] zu eygenen. Wer das nicht leyden will, der wirt mit Christo nicht
uberein [33] kummen.
[Seite 598]
[ 3
Βεελζεβουλ
ειδωλον in Azoto 4 v H Goth 21 Pol. am Fuße
der mit interibunt schließenden Seite: Omnis dissipatio ab intra non ab extra
est 34 Imperativo] futuro; Imperativo ist von Poliander über futuro gesetzt 36
Pol. am Fuße der mit nobis schließenden Seite: Syllogismus / Exemplum Christi /
Enthymema]
[1] Nuen
wollen wir sehen, was Christus darzu thuet, und wie sich die [2] stellen. Es
sein grosße hochmutige geyste, als sein sie erzundet in der liebe [3] gottes,
heisßen sie Beelzebub, das idolum, das ist ein fligen man, preissen [4] unsern
Herr Goth den rechten Goth, schelten den Teuffel, als wolten sie sagen: [5] Es
ist ßo matth und schwach, wie ein flige. Wir haben ein rechten goth, [6] den
starcken. Do hatt der Tewffel lust zu, das man in so schmucket, das [7] man in
lobe mit den Namen Gottis und der warheyt. Diße geben Christo [8] schuld, sein
ding kumme vom Beelzebul. Ist nit allein scheldtworth, sunder [9] spotten in
darzu. Do sihet man die bosen Züngen. So muß uns auch widerfaren, [10] sollen wir
rechte christen sein, entweder von den leuten oder vom teuffl. [11] Aber von
den Leutten ist es viel besßer und leydlicher, das es hie geschehe, [12] dan
der Teuffel kan es viel meysterlicher und spottischer &c..
[13] [V. 17
ff.] Nuen antborth Christus also: alzeit kummeth alles vorderben und vorstoren
[14] von ynnen her. Es ist nie kein reich zu stordt worden, dan es hab [15]
sich von ynnen erhoben, als durch vorreterey ader uneinikeit. Wan sie bey [16]
einander stehn und eines sein, bleibts wol stehen. Das ist Christi antborth.
[17] Er schilt nicht wider, gibt sye nicht wider dem Tewfel, sunder wil sie vom
[18] teuffel furen und auch in die vornunfft herunder fuhrn, also das die
vornunfft [19] musß bekennen, es sey wi er sage. ‘Wan die Teuffel mit einander
uneins [20] werden, so hat ir reich ein ende’, wie Matthäus und Marcus sagt,
wie auch [21] [Hos. 10, 2.] der prophet sagt ‘Divisum est Cor eorum, tunc
interibunt’. Das vorstehet alle [22] vornunfft. Dan es haben auch die heiden
gesagt: Concordia parvae res crescunt, [23] Discordia vel maximae dilabuntur.
Also wolt Christus diß wunderzeichen [24] noch ein mall thuen. Dan er findt vil
ein grossern teuffel bey den, [25] dan bey jhenen stümmen. Darumb sein alle
Christus werck do hin gerichtet, [26] das er allein dem Teuffel werhe.
[27] Das ist
von ersten ein syllogismus. Nuen kummeth auch ein exemplum, [28] darnach
enthymema. Est perfectus modus argumentandi: Christus ist auch [29] [V. 19.]
ein Gutter dialecticus. Mit dem exempl beschleust er sie auch, spricht also:
worumb [30] sagt ir von euren kindern nicht auch, das sie die Teuffel mit den
Teuffel [31] auswerffen? Do sihet man, das sie auß lautter haß und neyd
Christum [32] haben wollen angreuffen. Darumb sagt er: sie werden euch mit
euren eigen [33] urtell richten. Aber mag der sententz auch sein secundum
Hebraismum ‘Iudices [34] vestri erunt’, idest ‘sint’, futurum indicativi pro
Imperativo &c.
[35] [V. 20.]
Das Enthymema ist das: Ego eiicio demonia in digito dei, Ergo regnum [36] dei
est in vobis. Do ist aber das Euangelium beschriben und die Christliche
[Seite 599]
[ 10 Am
Rande: c. 31 14 Pol. am Fuße der mit “ich” schließenden Seite: Digitus dei
spiritus sanctus quare 17 Poliander am Rande: Q. d. alioquin, si in Beelzebub
id agerem, tunc diabolus diabolo succederet. Velut dicat, vel ex effectu et
sequela discite, qua virtute eiecerim demonium]
[1] kirchn,
das sie zwischen dem heyligen geyst und bosen geist ist. Was ist nun, [2] das
er sagt ‘ich werff die Tewffel auß in gottis finger’. Man liset in Exodo, [3]
[2. Mos. 7,10 ff.] wie Moyses fur dem konig Pharaone, do er die Juden nicht
wolt zihen lasßen, [4] machet, das die ruetten zuer schlangen vorwandelt würd.
Item all wasser [5] macht zu blueth, und das die frosch alle ausßm wasser kamen
und das lanth [6] bedeckten. Die drey stuck machten des konighs magi und
incantatores auch, [7] aber das vierd, do Moises ex pulvere terre cymices
machet, das konden die [8] magi nicht thuen, wiwol es von im selber ein
fruchbar thier ist, das kondt [9] allein goth machen. Do sagten sie ‘das ist
gottis finger’. Darnach stehet im [10] [2. Mos. 31, 18.] selbigen buch auch
‘dedit dominus Moysi duas tabulas testimonii lapideas [11] scriptas digito
dei’. Do her kummeth es, das der heylig geyst gottis finger [12] heisset, dan
er schreybt ins hertz lebendig buchstaben, machet ein andern willen, [13]
gemuet, vorstand, machet all tugent und geusset gnad ein. Also sagt Christus
[14] ‘Wenn ich den Teuffel mith gottis finger auswerff, so kummeth das reich
[15] gottis’, genad und alles gutts. Als wolt er sagen: schreyb ich mit dem
finger [16] Gottis in euer herzs, so gehet der Tewffel auß, und kummeth das
reich gottis. [17] Darumb sehet ir, das irs nicht recht meynnet. Sihe, wie gar
freuntlich gaeth [18] er mit in umb, wolleth sie jho gerne von dem irtumb
furen. Darumb [19] heisßt der heylig geyst auch gottis finger, das der Geist
eynerley ist: hath [20] doch viel distributiones donorum. Gotlich reich ist
eins, Es sein aber mancherley [21] tugenth und gaben. Got teylet sein gnaden wunderlich
aush, ist doch nicht [22] zu teylet, sunder eynis, Also das eynis dem anderen
hilffet, dan also ists auch [23] in der hand ein zuteylte eynikeit und eyn
eynige teylung. Hangen doch an [24] eynander, hilfft eyns dem anderen, also das
sie alsampt ein werck thuen, also [25] [1. Cor. 4, 1.] lehret Paulus: sehet zw,
das yr guet dispensatores donorum seyet, doch das [26] yr nicht uneins werdet,
sunder bleyb itzlicher in seynem stand, thue was im [27] [1. Petr. 4, 15.]
gebuert, Greifft nymand in eyns andern werck. Wan also ausgeteyleth sein [28]
die gaben gottis, ßo ist gottis reich do. Drumb sagt er: ir solt mich nicht
[29] lesteren und vorachten. Ich thue es darümb, das ich unterweyßn will und
[30] besseren.
[31] Uber das
argument gibt er ein simile, auff das ehr sye gar uberrede, [32] das sie nicht
darwider sagen mugen. Nu will er also sagen: wie kan der [33] boese geyst den
boeßn geyst austreyben? Ists doch inn aller erfarung also, [34] das nicht der
schwach den sterckeren austreyben kan, sunder der starcke treybt [35] den
schwecherenn auß und beraubet in. Also hie auch. Der bose geyst ist [36] starck
und wol geharnischt mit bosen sünden und grosßer schalckheit, auch mit [37]
hohenn vorstandt, Ist listig, kan boeße lust anzunden, do mit er die leuth
[Seite 600]
[ 3 Pol. am
Rande: Iob 41. 6 Am Rande: Do wirt di welt vol bosheyt 7 Am Rande: Arma
instrumenta 15 Poliander setzt über “wer”: arma im Pol. am Rande: Esa: 2o 19 q. d. 29 Am
Rande von Poliander mit rother Tinte: Contra recidivationem Sit ergo oportet assidua poenitentia,
assidua pugna vita hominis renati 35 Pol. am Kopfe der mit “erger” beginnenden
Seite: Solus baptismus parvulorum a diaboli artibus nondum pollutus]
[1] zu fall
bringet. Dießn kann nymand uberwinden, dan der do stercker ist, das [2] ist der
heylig geyst, Christus, und die in yn glawben.
[3] [Hiob 41,
1 ff.] Job sagt von dem tewffel penult. cap., das er die ganzen welth innen [4]
hatt und kan im nymand widerstehn noch weren: Ist im frid, zurnet nicht, [5] es
legt sich nymant wider in. Aber wan das Euangelium kummeth, ßo [6] zeucht im
Christus den harnisch auß und gebinnet im sein hoff an.
[7] Der
Tewffels harnisch ist gewest, do mit die seelen vorwundt werden [8] und
geschlagen. Dise zeucht auß das Euangelium, dan ßo zihen wir ein [9] [Röm. 6,
13.] anderen harnisch an. Darumb vormaneth uns Paulus ad Ro. 6. ‘Neque [10]
exhibeatis menbra vestra arma iniquitatis peccato, sed exhibete menbra [11]
vestra arma iusticiae deo’. Dan so wir den harnisch anzogen haben, den uns [12]
das euangelium gibt, so werden all menbra arma iusticiae. Das thuet der [13]
heilige Geist. Gottes finger teilet auß, ‘distribuit spolia’, hat den harnisch
[14] ausgezogen, nymmet in hinwegk, Machet darauß, was er will. Da von sagt
[15] [Jes. 2, 4.] Esaias cap. 2., al todlich wer das wandelt der h. Geist in
nutzlich instrument: [16] Macht auß bosen zungen gutte zungen, di gottes wort
predigen &c.. Also sein [17] hie vier argument, di mugen sich zihen auff
disse vier wunderzeichen, und di [18] [V. 23.] beschleust er mit eynner
epiphonemate ‘qui non mecum, contra me est’ &c., [19] quasi dicat: was sagt
ir, meynnet irr, das ich in der bosen geist gewalth die [20] teuffel außtreyb,
und so ich in selber hab vorjaget, samble die menschen zu [21] mir, treybe von
in den Teuffel, wie mogen wir dan bey eynander bleyben [22] stan, quia, ‘qui
non est mecum, contra me est, et qui non colligit mecum, [23] disperget’. Das
sein zcwen grosse spruch, machen viel grosse heiligen [24] zu sonder.
[25] Nuen do
er sie genung gelerhnet hat und uberwunden, warnet er sie [26] darzu fruntlich
und drauet in. Er ist darumb zu in geschicket worden, das [27] er den teuffel
austreyben solt. Das hat er gethan. Darumb warnet er sie, [28] das sie sich
furchten, das der teuffel nicht wider zu in kumme. Wer den [29] teuffel wil
außberffen, eyn neu leben anfahen, der muß sehen, das er siben [30] mal
mandlicher streyte dan fur hin, und viel stercker sey dan vor, dan der [31]
teuffel machet sich auch viel stercker dan furhin.
[32] [V. 26.]
Nuen sagt er, wan sich der teuffel ßo starck macht, das er siben teuffel [33]
zu im nymmet und also wider in menschen ferhett, dan ßo werden di letzten [34]
erger dan di ersten zeyt. Das ist am meisten wider teufflisch lere gesagt, [35]
dan durch die ist es ye erger und erger worden in der welt. Von ersten, do [36]
es am besten stănd, waren di merterer. Darnach bald ist es boeser worden,
[37] do komen die ketzer bis auff itz, do ist es am ergsten und [38] regiret
der teuffel
[Seite 601]
[1] am
weydesten und ist am sterckisten, dan er hat alles in der Christenheyt an [2]
im: kirch, mesß, predig, prelaten &c.., allein die teuff nicht der jungen
kinder, [3] und ist doch alles ein sulcher schein, als seyes gottis worth und
sacrament do. [4] Das ist der schalckhafftig teuffel, do Christus hye von sagt.
Diser fall triefft [5] den glauben und gottis wordt an am meysten, dem kan man
nicht raten. [6] Drum stehet es itzunt ßo ubell in der kirchen, das es besßer
wer, wir werden [7] heyden und turcken.
[8] 103 (=
75).
[9] DOMINICA
LETARE.
1521
[Seite 601]
10. März
1521.
[ 10 XVII 29
Pol. am Fuße der mit “goth” schließenden Seite: Laban hypocritas signat]
[10] [1. Mos.
31.] XXXI. Gene.
[11] Wir
haben gehoret, wie hie anzeygt sein zcweyerle weisse zu leben in [12] denn
zcweyen personen Laban und Jacob: die ein ist Christlich, des Jacobs, [13]
steth dorinn, das man vonn ersten im hertzen ein stetichen glauben in goth [14]
hab, darnach mit erbeyt die narung such. Die ander weyß ist nit Christlich,
[15] wie woll sie ein schein hat, als sey sie di aller beste. Hec est historia.
Es [16] ist schwer, das mans recht ausleg nach dem geystlichen vorstand, wie
ich hab [17] offt gesagt, das man nit leichlich mysteria suchen soll, dan man
hab dan [18] furhin ein rechten vorstand der historie eben erlanget. Vonn
ersten, wen [19] man die historie außlegt, muß man bey den worten und Namen
bleyben. [20] Darnach aber, wan man mysterium handelt, lest man die worth
faren, [21] sunder nymbet personas und res, geschicht, dye durch die worth und
Namen [22] wezeugt sein. Darumb ists unrecht, das man sagt von zcweyerley
mainung [23] oder vorstand der schrifft: Der heylig geyst und die warheit ist
einfeldig und [24] ungeteylet, wi wol das ding, das do angezeygt wirt, sich
weyth strecket. [25] Darumb wan wir proprium sensum historiae haben, Mugen wir
darnach viel [26] mysteria suechen. Nuen haben wir gehordt, das ‘Laban’, das
worth, heisset [27] weyß und das do gleysset. Laban ist recht ein gleysner.
Dorumb bedeut [28] er alle gleysner, welche Christus heist ‘hypocritas’,
heiligen, die do her gehn [29] in grosßn schein und sein glaubloß odder
trawloß, die kein zuvorsicht in goth [30] haben. Dießer eynnig man ist ein
figur des ganzcen hauffens des grossen [31] Corpors und vorsamblung aller, di
do gleyssen und gehen nicht im glawben. [32] ‘Jacob’ aber heisßt der Tretter,
hatt nicht den Namen, das er gleyssett, Ist auch [33] eyne person, bedewt aber
den gantzen hauffen der, di im glawben wandelen, [34] also das man sie nicht
sihet. Nuen hab ich offt gesagt, das eben alles betreugt, [35] was do gleysset:
ist nicht die rechtschaffen weyß Christlichs lebens, dan [36] die stehet allein
im glawben, ist kein gleissen do, wi hie im ganzen buch [37] kein worth ist von
eynnem werck, das Jacob hab gethon, das do gleysset [38] und hubsch ansehen het
fur den leutten, ist allein fur gottis angesicht kostlich,
[Seite 602]
[ 20 Auch
kein || auch kein Pol. am Schlusse
der mit “kein” schließenden Seite: Verbo dei discernuntur hypocritae et synceriter
pii 25 Pol. am Rande: Agni arietum predicatores]
[1] Menschen
augen vorachtens, dan sein gerechtikeit steht im hertzen, des [2] Labans aber
ist ausßen.
[3] Nuen
wollen wir weytter sehen, was den zwuen personen, dardurch [4] zcweyerleyn
volck in der kirchen ist bedeuttet, zu gehore. Das grost und furnembst [5]
werck, do bey man den hauffen eygentlich erkenneth, ist das worth, [6] [Ps.
116, 10.] wie der prophet David sagt ‘Credidi, propter quod locutus sum’. Item
[7] [Ps. 51, 15., Röm. 10, 10.] ‘Docebo iniquos vias tuas’. So auch Paulus
‘Corde creditur ad iusticiam, [8] ore fit confessio ad salutem’, das grost
stueck in der bekentniß. Ausßn [9] kenneth man sie eygentlich nicht, aber die
lerhe und das wordt stoesßen sich [10] mit eynander. Die gleysner zancken sich
mit den rechtschaffenen frummen [11] allein umbs worts willen, kunnen als
leyden in jhenen dan allein das [12] worth. Dan es strafft ir werck, do si mit
umb geen, und durch welche sye [13] wollen frumb seyn. Szo sehen wir, das sie
in Christo haben mogen leyden [14] die wunderzeychen, aber die predig konnen
sie nicht leyden. Regnum Christi [15] ist allein im worth und im glawben, der
dem worth anhengt. Darumb ist [16] es ein groß ding. Es horens wol viel, wenig
aber durffens sagen und lehren. [17] Und do hin gehn aber alle exempel der
schriefft, und Christus gibt in klar [18] [Luc. 8, 4 ff.] exempel im Euangelio
in discrimine eorum, qui audiunt verbum &c. Wans [19] eynner wil
aussprechen, ßo greufft man inn guth und Erh an, darumb [20] schweygen sies und
durffens nicht sagen, drumb bringens auch kein frucht, [21] dan ßo mans darff
sagen und bekennen, wen man eynnen darumb anfichtet. [22] Das ist hie die
figur. Quod Iacob vidit Mares ascendentes super feminas, [23] do mit ist
bedeuttet worden officium predicancium et verbi. Christus sihet [24] do hin,
ubi confessio est verbi, wi sich das Bordt meret und frucht bringt. [25] [Ps.
114, 4.] Darumb sollen praedicatores agni arietum seyn sicut in psalmo ‘Montes
exultarunt [26] ut arietes’ &c. Magnum sacramentum est in hoc, quod dicitur
Mares [27] ascendere super feminas, ist wider dy faulenn Bischoffen und
geytzigen prelaten [28] gesagt, die do umb erhe oder gutzs willen wollen herren
sein in der welth. [29] Es muß alles dran gewagt sein. Man muß sich nichs furchten
för gewalt [30] ader reichtumb, sunder muß das maul auffthun. Dan wer die erhe
oder [31] das geldt lib hat, der furet nicht das prediger ambt recht. Man muß
den [32] hals dran geben und muß allein Christum lieb haben, wie er zu Petro
sagt [33] [Joh. 21, 16.] ‘Petre, diligis me? Pasce oves meas’. Quasi dicat:
also geht das weyden [34] zw, das dw nicht weiden kanst, dw hast mich dan lib,
drumb frag ich nicht [35] umbsunst, ob dw mich lib hast, dw mußt das leben dran
wagen. ‘Es wirth [36] [Joh. 21, 18.] dich eyner furen, do hin dwe nicht wilst’.
Das ist das recht Bischoffampt. [37] Unßer Bischoff wollen allein pascere, non
amare. Das ist, quod Mares [38] ascendunt super feminas. Esse masculum est cum
summa diligencia pugnare [39] pro verbo dei, muß sich nicht schemen, bringt
sunst kein frucht nicht. Darnach
[Seite 603]
[ 10 Pol. am
Kopfe der mit “sie” beginnenden Seite: Iacob uxores suas a servituet liberat 13
Phariseicae 31 Gl. 37 Pol. am Kopfe d. mit “vatters” beg. Seite: Idola
Laban ir] im]
[1] ist Jacob
nich von im selber zu dem wesen kummen, sunder beruffen [2] von Goth, dan der
schickt in zum Laban, furet in auch wider von im, zceygt [3] an, das keynner
kan das euangelium predigen, dan er sey von goth dar zw [4] gefordert und
erweleth. Drumb sagt er von den propheten und predigernn, als [5] [Jer. 23,
21.] wir sye itzund haben, die sich selbs darzw dringen, ‘praedicabant, et ego
nesciebam, [6] Currebant, et ego non mittebam eos’. Wir Menschen kunnen wol [7]
Bischoff weyhen und pfaffen machen, aber der heylig geyst macht allein rechte
[8] prediger: thut ers nicht, ßo ists vorloren.
[9] Nuen
beschreybt der heylig Geist weitter, wi Jacob sein weybern furschlecht, [10]
das in goth geheissen hat, das er darvon zihe. Do werden sie auch [11] [V. 15.]
fro, das sie vom Laban kummen, sagen: Er hat uns gehalten wie die meyde [12]
und hatt uns unser erbteyl genomen &c.. Do hat aber der heilig geist
angezeygt [13] discrimen Pharisaicae doctrinae et Christiane. Laban bedeutt
doctores [14] humanarum tradicionum, di do mit irer lerh die gewissen gefangen
nemen. [15] Wan unter disßen etlich sein, di do geren frumb werden woltenn, di
mussenn [16] viel erbeytten und haben ein schwer lebenn. Doch ist umber das
boeß gewissen [17] do, kunnen nicht rue haben im hertzen, Mogen des zappelens
nicht loß [18] sein. Diessen kan nymant helffen, dan wen Jacob kummeth und
erloset sie [19] von sulcher gefenckniß, das ist, wan unser herr goth ein
prediger gibt, der [20] sein worth, das h. Euangelium predigt. Dis Exempel von
den zcweyen [21] weyberen trieft auch unßer zeyt. Dan alle gesetz, die wir
haben, und alle [22] menschen lerh ist nigs anderst dan ein erbarmmlich
gefencknis der gebissen: [23] darumb das man gewisßn und sundt machet, do
keinne ist: Soll man des [24] gewissens loß und frey werden, muß man Geldt
darzu geben. Also nehmen [25] sie uns, was wir haben. Darümb klagen die weyber
billich uber den Laban. [26] Das was sie erberben, das frist er, und musßn
darzu erbeitten, werden fro, [27] ßo Jacob kumbt und volgen im. Sulche gefangen
gewissen werden bald gewar [28] [Joh. 10, 27.] des rechten lerers, wi Christus
sagt ‘Oves meae vocem meam audiunt’. Darnach [29] nymbt sie im nymant wider,
lassen sich nicht von Christo reyssen. Dis [30] bedeutten disse zcweye, Lia und
Rachel: Christiani im fried oder im leyden, [31] wollen des Labans loß sein,
wandelen nor im Glauben, lassens gewissen frey [32] bleyben, ob sie wol gewalth
leyden mussen. So sollen wir auch thun. Wir [33] mussenn gewalt leyden, allein
das man zu denn sage, die uns gewalt thuen, [34] sye habenn nicht recht. Man
mus den teuffel nicht lassen in hymmel greuffen.
[35] Und
bricht Jacob auff mit denn weybern, kumbt auch die rechte strassen. [36] Nue
ist er gantz frey, wandelt allein im glauben. Nue nymmeth Rachel die [37] Bild
oder aptgoth ires vatters und furhet sie mith ir weck. Die Aptgoth [38] heissen
hebreys ‘Traphim’ und bedeutten die menschen lerh aus der schriefft [39] [2.
Mos. 32, 1 ff.] genomen. Wir lesen in Moyse, das die Juden sagten ‘Mach uns
gotter, das
[Seite 604]
[ 23 Von Pol.
ist über ss in “zwissen” gesetzt: sch 26 Pol. am Fuße der mit resina
schließenden Seite: Cumulus testimonii]
[1] wir sie
anbetten’, und drungen Aaron, das ers must machen. Die Juden [2] gaben im ir
Orringe, di worff Aaron ins feuer und wurdt ein kalb darauß. [3] Darnach sungen
und tanzten sie drumb. Das goldt sein die spruech: sententie [4] ex scripturis
ornamenta animae. Orring ist das worth, das klingt albeg in [5] oren, wan man
nimbt das worth und ferd zu und macht ein werck darauß. [6] Der Orring ist
klein, hengen in oren, das man kan horen. Das kalb hordt [7] man nicht, man
sichts alleyn. Die schriefft lerhet allein den glaw̓ben,
so [8] ferth man zu und macht gleissende werck darauß, das ist das bild fur den
[9] augen. Das thut itzund das geistlich recht, und ist der bilde alzeyt die
welth [10] vol. Die Juden haben ir noch viel, als sie albeg an iren Moyse
hangen, [11] aber wir haben ir noch viel merh. Sulche bild sein des Labans
gotzen gebest, [12] die Traphim.
[13] Nuen ist
die Tochter Rachel do und stildt dem vater die Traphim, hat [14] von Jacob
gehordt, das es nichs ist. Also auch, wan die frumbe Christen [15] horen das recht
worth, das ist den glauben, predigen, werden sie den gleissenden [16] heiligen,
die solche gotzen haben, feindt und stelen in die bild, Bringen sie [17] umb,
lassen wol das goldt, die Orring, bleyben, bleyben bey denn rechten [18]
vorstand der h. schriefft.
[19] Nuen
haben wir gesehen, was das bedeuttet, das sich Jacob weckmacht [20] vom Laban.
Itzünt wollen wir weitter sehen, wie im Laban nacheilleth und [21] kummenn auff
dem berck zwsamen, und machenn ein bunth mit einander. [22] Den wir haben gehordt,
das der Berck heist ‘Galaad’, cumulus testimonii, von [23] den zusamen getragen
steynnen, das eß soldt ein gzeugknis sein zcwissen yn [24] beyden. Disßer hauff
stein, Cumulus testimonii, ist eigentlich die heillige [25] [Jer. 8, 22.]
schrifft, und also wirth das worth offt anzogen ut Hieremiae ‘Numquid non [26]
est resina in Galaad?’ Das ist, kan man kein trost aus der schriefft nemen?
[27] So nun wir Christen recht horen das euangelium und ein rechten vorstand
[28] der h. schriefft krigen, Szo bleyben wir dinnen, kummen nicht wider
herauß. [29] Nuen gehoret das denn predigern zu, das sie haben Cumulum
testimonii, das [30] ist, das sie gelerth seyn und der schriefft gewaldig sein,
wie Paulus sagt ad [31] [Tit. 1, 9.] Tithum ‘Ein Bischoff muß rechtschaffen
lerhe furn, das er das volgk vormanen [32] mug, und das er die widersacher zu
nicht mach’. Man soll al [33] predig aus der schriefft füren und nicht nemen
außm Aristotele oder andern [34] Buchern. Er soll spruech haben mit grossen
hauffen, das ist, Bie Paulus [35] sagt ‘ut sit potens exhortari in doctrina
sana’ &c. Do auff baue er sein [36] Zceldt, die Christenheyt, do steht das
zcelth gewiß und sicher auff. Es werden [37] viel spruch, exempel und figuren
da zusamen tragen, machen ein gutten [38] grunth, do auff mag ein
Christenmensch trewlich baven. Das kunnen aber [39] die gleysner nicht leyden.
Do hebt sich den der hader, wie hie mit Jacob [40] und Laban, die sich umb den
stein hadern. Dan wen wir rechtschaffen im
[Seite 605]
[ 9 H. G. 16
gotes 23 liest 24 Pol. am Fuße der mit “eynner” schließenden Seite: Verbum dei
diligentissime custodiendum Pol.
am Kopfe der mit “im” beginnenden Seite: Horribile exemplum prophetae, qui
patitur se avelli a verbo dei]
[1] glawben
wanderen und allein Gottis worth horen, ßo mugen sie es nicht [2] leyden,
wollen ir ding allein gehalten haben, unnd disßes sol nichs sein. Darumb [3]
werdenn sie nymmer mher mit einander eyns. Wan eynner also ein [4] Cumulum
testimonii hatt, das ist, ßo er also in der schriefft wol geubt ist, [5] stehet
der Laban auff und vorvolgt in, sein eigen freundt. Das ist, die uns [6] den
glauben solten leren, die thuens nicht. Der klein hauff wirth vorvolgt vom [7]
grossen, sie werden wuttend und tobent, das man ir ding vorwurfft, stildt [8] in
ir bildt darzu. Aber Jacob, ßo er nicht mer kan, befhildt er di sach unsern [9]
Herr Goth, denckt also: der es hat angefangen, der fur es auch wider auß, [10]
goth muß do allein helffen. Dorumb straffet er Laban in der nacht und [11]
vorbeuth im, das er Jacob nichs thue. Das ist, das Paulus sagt ad [12] [Phil.
4, 7.] Philip. 4. ‘deus pacis custodiat corda vestra et intelligentias vestras
in Christo [13] Iesu’. Quasi dicat: das ir moch bleyben in dem einfeldigen
vorstandt unsers [14] Herrn Jesu. Ob euch ymand wolt den vorstand zureisßen, do
behuet euch [15] goth fuer. Dan wan er nicht wer und unß behuettet, het uns der
Teuffel [16] den rechten vorstanth bald umgestoesßen. Dan er spricht auch, er
hab gotes [17] worth. Darumb erhelth uns nymand dan goth allein ann all unßer
zu thuen, [18] Ja wan wir nichs drumb wisßn. Es ligt am meisten daran, das man
das [19] worth Gottis behalt, dan das ist das hewbtstuck, das wir haben, und
thuet [20] der Tewffel grosßen fleyß, das er uns das abreysße. Dorumb ist von
notten, [21] das man mith fhleyß darauff sehe, das wir uns nicht lasen darvon
treyben [22] und vorfuren. Dan kummen wir darvon, szo ist es alles vorloren.
Man [23] [1. Kön. 13, 1 ff.] liest ein historien 3. regum 13. von eynnem
propheten, die dineth hieher und [24] zeugt an, wi es geht, wan eynner im das
worth gottis lest umbstossen. Goth [25] schicket denn propheten in Bethel zum
Hieroboam, das er wider im prediget, [26] und hat im goth vorpotten, das er am
selbigen Ordt wider essen noch drincken [27] solt, und do er wider weck was,
erfuhr es ein ander prophet und reytet zu [28] im, Bittet in, das er umb kere
und mith im essen wolt. Sprach, er were [29] auch Gottis prophet, und der engel
wer zu im kummen und geheyßn, das [30] er in wider in die stad solt furen und
zu essen geben. Das glaubt jhener [31] prophet und liß sich uberreden. Do er
mith dem andern gessen heth und [32] wider heimb reyth, kam ein lew und czu
rißh in. Künth im goth die [33] sundt nicht vergeben? Er wolt aber anzeygen,
wie ferlich es sey, wan im [34] ymmet lest das worth gottis und ein rechten
vorstandt nemen. Darumb hat [35] er den prophetten also gestrafft. Darumb ist
es wol noth, das man also ein [36] Galaad hab und ein rechten vorstand fasse
und darauff bleybe: man mus die [37] Oren fuer allen anderen bredigen oder lerh
zustopffen. S. Paulus hildt so [38] [Gal. 1, 9.] fest darauff, das er sagt ‘Si
angelus de celo descenderet et predicaret vobis
[Seite 606]
[ 3 dodurch]
durch Vom Schreiber über der Zeile, aber mit genauer Bezeichnung der Einfügungsstelle
nachgetragen 4 leutte 6 H. G.]
[1] preter
id, quod accepistis, anathema est’. Er hat wol gebust, das der Teuffel [2]
nicht anders thuet und dencket, dan wie er das wordt umb stosse, dencket [3]
darnach miht so vil listen, mit solchen schein, do mit do durch die heilligen
[4] Gleissenden leutte, das auch die außerbelten mochten vorfuret werden, so es
[5] muglich werhe, wie Christus sagt.1 Darumb muß man hier nicht ansehen, [6]
was Hyeronimus, Augustinus, Benedictus gesagt haben, sunder was der Heilig [7]
Geist gesagt hatt in der heilligen schriefft: laß kein heilligen ßo groß sein,
ßo [8] heilig, das er dich von der schriefft fuere, darumb muß man Goth mith
ernst [9] darumb bietten und im unßer sach befhellen, das er uns vor sulchen
irtum [10] und falschen vorstandt behuette &c..
[11]
ΤΕΛΟΣ.2
[12] 104.
[13] A
PRANDIO. EODEM DIE.
1521
[Seite 606]
10. März
1521.
[ 20 Über
“mannen” ist von Poliander geschrieben: preter mulieres 27 Pol. am Fuße der mit
“und” schließenden Seite: Periclitabantur homines in deserto Christum sequuti Pol. am Kopfe der mit “wan” beginnenden
Seite: Cura in crastinum hominibus naturalis 28 weren worden] werden woren]
[14] [Joh. 6,
1 ff.] Euang. Ioann 6. de distributis panibus inter tantos, under ßo ein
grossen [15] hauffen.
[16] Es ist
in disßm Euangelio aber ein exempl, das uns den glawben [17] lerhet, wie das
ganzs Euangelium durch und durch an allen Orten nichs [18] anders thut.
[19] Zum
ersten thuet Christus, als wiß er nicht, was er thun wol. [20] Gehet hin, lest
im das volgk nachvolgen, ßo grosse schar alleyn von mannen [21] schlecht nach
ein farh darzu, das er sie in die wuesten furhet, und was [22] nahe fuer der
Ostertag, musten bald do heim sein. Es ist ein grosße farh [23] gebest, nnd was
nicht anders angesehen, dan si musten alle vorderben. [24] Darzw furet er auch
die junger in zcweiffel. Do sicht man, das sie noch [25] nicht ein rechten
volkummen glauben haben gehat. Also lereth alzeyt das [26] euangelium die natur
des glaubens, wie es darumb gethan ist, und wie es zu [27] geeth, wan wir
wircken und wan Goth wirckt. Menschlicher weyß nach heth [28] man mussen ser
viel broth habenn, das sie all gespeisßt weren worden. [29] Menschlich gehet es
also, das alweg furradt do sey, wollen fur wissen, wie [30] sie es wollen
hinauß fueren, suest greiffen sies nicht an. Aber Gothis worth [31] ist, das er
kein vorradt bedarff, kan di ganzen welt speisen, wan er will,
[Seite 607]
[ 9 Pol. am
Fuße der mit “&c..” schließenden Seite: Contra immodicam habendi curam Pol. am Kopfe der mit “Darumb”
beginnenden Seite: Fidei natura est, ut nihil videat cui nitatur, sed diversa
potius quam haesitare imo desperare faciant 20 v h Goth 31/32 Pol. am Fuße der
mit “zuvorsicht” schließenden Seite: Deo cura nostri etiam in temporalibus et
his que corporis sunt]
[1] wan schon
nichs vorhanden were. Darumb hat uns Christus wollen trosten, [2] ob es gleich
nicht nach unserer vornunfft gehe, das wir doch nicht vorzcweiffelen, [3] und
ist ein lerh wider den Geizts, das wir nicht goth die rechnung machen [4]
sollen, wie es sein soll. Trawen wir im nicht, das er uns kunde und wol den [5]
bauch fullen, wie viel weniger konnen wir glawben, das er die seel speyßen.1
[6] Darumb zeygt er uns an in dissem exempel und spileth uns fur, das wir [7]
sehen, wie leichlich es im sey den bauch zu fullen, wen schon kein broth do [8]
ist. Noch sein wir gar in der erden, sticken ganzs in dem geytz und unglawben
[9] &c.. Darumb ist das die natur des glawbens und die arth, das er [10]
nicht sehen kan, das ym widerfarn soll, noch viel weniger, wie das geschehen
[11] oder zu gehn sall. Do sein funff Tausent man, die alle hungeren und solln
[12] essen. Ist in das essen und die speyß ganzs vorborgen, wissen nicht, wo
sie [13] es sollen nemen, also sehen wir: allein was wir haben sollen und
durffen, [14] das gibt uns die noth, aber wo und wie und wen und durch welchen
es [15] kumen soll, wissen wir gar nicht. Ist kein zeyt, kein weyß, kein
furschlagen, [16] kein person vorhanden. Also ist es hie gangen, darzw macht es
das euangelium [17] erger, sagt, das Christus die junger zcweiffelen macht. Das
ist des [18] Glawbens eigenschafft, das er nicht wisßen wolle, wie es geschehen
soll, darumb [19] [Hebr. 11, 1.] sagt Paulus ad Heb. ‘Der Glawb ist eynn
kurtzer begrieff und anzeygung [20] der ding, die man nicht sihet’. Nu wollen
wir gebietten unserm Herr Goth, [21] das ers mach auff die weyß, wie wir
wollen, wans nicht geschicht, lauffen [22] wir hie nauß und dort hinauß, der
zum teuffel, dißer anders wo hin: wir [23] sollens im in seyn gothlichen willen
stellen, wie und durch welchen und wie [24] balde ers uns geben woll, dan er
lest im kein weyß furschlagen. Wer also [25] ein loch weyß, weiß zceyt, person,
do ist der glawb auß &c..
[26] Nuen das
Christus uns von dem unglawben zihe, will er hi weweyßenn [27] in dem
euangelio, das er uns woll kan erneren. Do er den hauffen sihet, [28] ferhet er
zu und will sie speyßn. Es hat yn nymanth darumb gebetten und [29] begerdt oder
ersuchet, hebt selb an, bekummerth sich fur sie, was sie essen. [30] Harreth
nit, biß sie kummen und bietten, das wir ye sehen, das er merh [31] sorg hab,
wie wir ernehret werden dan wir selber, das wir jho unßer zuvorsicht, [32] [1.
Petr. 5, 7.] trauen in in setzen. Also lerhet S. Petrus cap. 5. ‘Ir soldt all
euer [33] [Ps. 127, 2.] sorg auff in werffen, dan er ist sorgfeldig fur euch’.
Item David im Psalter: [34] wan wir schlaffen, sorgt er von der zceyt an, wan
wir geboren werden, auch [35] fur die, die gar nicht glawben, wie hie das
euangelium anzceygt. Dan der [36] hauff ist allein darumb nachgefolgt, das er
wunderzceychen von Christo sehe. [37] Wer Christo darumb nachvolgtt allein, der
kan nicht bestehen, wen die anfechtung
[Seite 608]
[ 30 Pol. am
Kopfe der mit “Und” beginnenden Seite: Tabulae, Archa, cherubim, propiciatorium
quid signent]
[1] kumbt.
Doch behuet er sie: wie viel merh wirt er die behuetten, die [2] im nicht auß
furwizcs folgen, sunder so wir im vortrauen und glawben. [3] Darumb sagt auch
der prophet im psalter wider di, die im unglauben sein, [4] [Ps. 32, 9.] Goth
nicht trawen wollenn, sie wysßen dan, wue sie hinauß sollen. ‘Nolite [5] fieri
sicut Equus et Mulus, quibus non est intellectus’. Dann diese Thier [6] gehen
nor, wo sie der sinn hin furth und nicht weitter, so man sie solt zu [7] tod
schlahen. Also thuen auch, die im unglawben ligen, folgen nur der vornunfft [8]
unnd wollen selber weyß und wegk suchen, dardurch sie der anfechtung [9] loß
werden, wollens goth nicht heim gebenn und in machen lassenn &c..
[10]
Mysteria.
[11] Darnach
zceygt die historia an di natur und arth der predig. Die funff [12] Broth
bedeutten quinque libros Moysi1, zcwen fisch exempla der lieben [13] heiligen.
Die Broth sein girstinne, grob Broth: das alte testament. Noch [14] wirth es ßo
kostlich und manchfeltig, das hie funff tausent Menschen gespeyst [15] werden.
Wans bleybtt im buchstaben, das ist, wan der H. Geist nicht ein [16] rechten
vorstandt offenbartt, bleybt es grob, ist ein grober vorstandt. Wan [17] aber
Christus kummeth, so machet ers sueß &c.. Nue sagt der Euangelist: [18] Das
Broth ist in Christus hendt gemert worden. Das zceygt an, was man [19] predigen
soll den Christen. Das Broth hat sich nicht gemerhet in den korben [20] oder in
der Junger henden, sunder do es Jesus nhom in sein handt und [21] gebenedeyet es,
do wurde es ßo manchfeldig. Man mueß zcwue predig dem [22] volck furlegen: das
gesetzs und euangelium zusammen.
[23] Von
ersten das gesetzs. Das ist ein harte speyß und grobe: man [24] hordts nicht
gerne. Wans aber Christus in die hand nymbt, das ist, ßo [25] man Christum und
sein werck in dem euangelio predigt, ßo macht ers sueß [26] und libplich.
Nymanth hatt gerne, das im das gesetzs naturlich luest vorbeuttet. [27] Darumb
sein wir dem gesetzs feindt. Wan Christus kummeth, ßo [28] gibt er durch sein
genad den H. Geist, der das gesetzs sueß machet, ßo schmeckts [29] wol, so
horen wirs gerne &c..
[30] Und das
wir ein wenig weytter darvon reden: Es ist in exodo ein [31] hubsch figur, di
do anzceygt die arth und eygenschafft des gesetzs und euangelii, [32] [2. Mos.
25, 8 ff.] die wollen wir sehen. In der archen, di gotth Moisen hieß machen,
[33] waßen zcwu Taffeln, darinn daß gesetzt geschrieben was. Das ist, wen das
[34] gesetz im hertzenn geschrieben ist, Ist es nuen sueß und lieplich worden.
Uber [35] der Archen schbebten zcwen Cherubim, die stunden gegen einander, das
sie [36] einander ansahen, Schlugen die augen beid nieder in das
propiciatorium. Die [37] zcwen Cherubim bedeutten zcweyerley predig, di do
zcwgleych beide in der [38] Christlichen kirchen sollen gehen, des gesetzs und
Euangelii. Der ein Cherub
[Seite 609]
[ 8 meynnem
23 Urspr. “lerneth”, das n ist gestrichen 30 macheet]
[1] sicht
gegen mitternacht, das ist, so man das euangelium predigt anß gesetzs, [2] will
man ganzcs bosß sein und nichts thuen. Der ander sicht gegen Mittentag, [3] das
ist, szo man nor gesetzt predigt, wirt man vormesßen, helt viel von [4] sich
selber, sihet hohe in himel, wirdt hochfartig, bauet auff die werck. Darumb [5]
mussen die beid die augen nider schlahen ins propiciatorium, das ist in [6]
Christum.
[7] Man soll
von erst lernen, das alle menschen werck sund sein. Dan [8] wan diße predig
nicht gesche, worde man vormesßen und wurd meynnen, [9] wan man nicht grobe
sund thete, wer man ganzs rein und rechtfertig. Darumb [10] [Röm. 1, 18.] muß
das gesetzs herstosßen und sprechen, wie Paulus anhebt ‘Revelatur [11] ira dei
super omnem iniusticiam’ &c. Also mueß man die leutth mit gesetz [12]
erschlahen, muß leren, das kein werck fur gottis augen kumeth: ist als vordampt.
[13] [Ps. 143, 2.] Also haben die propheten gelernet, alß David, wann err sagtt
‘Non [14] intres in iudicium cum servo tuo, quia non iustificabitur’ &c.
Und ann eim [15] [Ps. 116, 11.] andern OErtt ‘Ich hab gesagt, do ich erhoben
waß inn meinnem geist:1 alle [16] Menschen sein lugner’. Si thuen werck, wye
schon, wie gueth und wie viel [17] sie wollenn, mueß man lern, das sie fur goth
im schlamm ligen unnd nichs [18] sein. Daß ist die sterckst predig, geth wie
ein Donerschlagk, rümorth auch [19] wider die, die sovil buecher schreyben von
dem freyenn willenn und gutten [20] werckenn. Daruber hebt sich aber derr
hader, und sein sovill mordt geschehenn [21] ann den propheten, Christo unnd
allen heiligen allein darumb. Dan [22] die leutth kunnens nicht hoeren. Darumb
hats viel muhe, wiß man das [23] lereth. Thuet große Stoesß. Wan aber die
predig nuen geschehen ist, und [24] sie erkennen, das ir ding nichs ist, heben
sie ann und singen ein solchs liedlein [25] [Ps. 25, 4.] ‘vias tuas edoce me,
semitas tuas demonstra mihi’. Dan wisßen sie [26] nicht, was sie nuen thuen
sollen, Muesßen zcum schulmeister lauffen, Muessen [27] siech ime ergebenn,
Muesßen siech goth regirenn lasßenn. Do kumbt der [28] ander Engell und weisset
zcw Christo. Wan der nicht koem, kunth der mensch [29] das gesetzs nicht
leiden, muest verzagen und sterbenn. Darumb sagt der Ander, [30] der das
euangelium predigt: wan dich das gesetzts zcw sunder machet, lauff [31] getrost
zcw Christo, der wirt dir darvon helffen, wirt dich frumb machen. [32] [Matth.
9, 13., Matth. 11, 28.] Weisßet in zcw dem spruech, do er sagt ‘Ich bin nicht
kumen, die frummen [33] rechtfertigk zcw machen, ßonder die sunder’. Item
‘kummetth zcw mir alle, [34] die ir beschberth seith, Ich will euch erquicken’.
Also hilfft Christus uns auß [35] unßern unglueck, vonn unserenn sunden. Do
stimmen den die zcwen Cherubim [36] zcw samen, Treffen beide in Christum, so
wirt das gesetzs sueß, ßo schmecks [37] woll. Also werdenn wir gespeysßet und
mereth siech das broet, wie hie in [38] euangelio durch das wunderzeichen
Christi angezeigt ist. Nue sagt das euangelium: [39] [V. 1.] Christus ist
gangen über das gallilaeisch mehr. Er hatt das wunder
[Seite 610]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 2 Über “schleicht”
ist (von Poliander?) “schwelcht” geschrieben 3 herr 17 In “buesteney” ist über
b ein w gesetzt 18 Pol. am Fuße der mit “wollen” schließenden Seite: Desertum
fidei ingrediendum, tum Christus oculos suos super nos attollet 21 mo̓gen
31 Pol. am Fuße der mit “durch” schließenden Seite: Verbum dei et scriptura in
quibus scholis discatur]
[1] zaichenn
nicht erh gethon, dan alß er ist uber das galleleisch mher gangen. [2] Das mher
ist das volck odder die Menschenn, Ist unsteth, schleicht1 hin und [3] herr,
ist an grunth. Szo ist das Judisch volck an glauben gewest: wan [4] Christus
daruber kumeth noch seiner aufferstehung, ßo er nuymber bei den [5] Juden ist,
dan hebt siech das wunderzeichen ann, dan mereth sich sein worth. [6] Er hatt
vom himel denn geist herab geschickt in die junger, durch welche er [7] hatt
offenwarth und lasßen predigen den rechten suesßen vorstandt der schriefft. [8]
[Luc. 24, 45.] Szo sagt Lucas ‘Aperuit ipsis sensum, ut intelligerent
scripturas’. Darnach [9] [V. 4.] sagtt das euangelium, das es sey gewest nahe
bey den Osteren. Pascha, [10] festum Iudeorum, was nith weyth, das sie solten
phase celebrieren, idest [11] Transitum, das sie solten außgehen, wasßen schon
in Gallilea, das ist in denn [12] Grentzs, wie es ist bald noch der auffarth
geschehen. Nuen ist das geschehen [13] in der wuesteney. In deserto sein das
heist genn himell farenn, nicht meher [14] auff erden sein. Dan wer zcw Christo
will kumen, der findett in an keinnen [15] ordt, nicht bey den Menschenn,
sunder man mueß dohin kummen, do die [16] wuesteney ist, das dw nicht weist wu,
wie und wan, wue hin und durch [17] welchen, das ist ein geisthliche buesteney,
do hin furet Christus alle, di im [18] glauben. Dan alle di rechte Christen
sein wollen muesßen also lebenn: [19] allein im glauben Christi, den sie nicht
sehenn. Es mueß ganzs wuest und [20] ler do sein. Wue etbas ist, aber wo noch
ein raum, do ist Christus nicht, [21] und die nicht in die wuesteney kumen, die
mogen Christo nith nochvolgen. [22] Wir sollenn nichs achten und gantzs farenn
laßen, daß wir ßehen, und an [23] denn hangen, das wir nicht greuffenn und
nicht sehen. Wo der vorstandt ist, [24] ßo ist ein Mensch in der wuesten, und
stehet im glauben, ßo ist Christus da [25] und sihet sich umb noch im mit
freuntlichen augen, hatt sorg fur in, hebt [26] die augenn auff, kan uns nicht
vorlasßen, und ist alles dohin geriecht: Ein [27] buechstab nach dem anderen in
der schriefft inn denn glaubenn, wie der ist. [28] Do sihet Christus den
menschen ffreintlich ann, und ßo bald kumbt der h. geist, [29] bringet mitt
sich ein rechten vorstandt der ganzen schriefft. Es wirdt nimandt [30] gelerhet
mitt viell lesßen, gedencken &c.. Es ist viel ein hoher schul, do man [31]
gotzs wort lerneth, das ist, das es muß vorstanden werden durch ein schmack
[32] und erfarung. Man mueß alßo in die wuesteney komen, dan kumeth Christus,
[Seite 611]
[ 2 Pol. am
Rande: Oseae 2o 9 Pol. am Rande: Iacobi jo 14 “mochten” und “theth” ist von
Pol. zugesetzt 23 hubschet Vor “an” hat Pol. “ßo” eingeschoben, aber
wieder gelöscht 26 Pol. am Fuße der mit “viel” schließenden Seite: Foenum in
loco quid significet 27 “Das” ist von Pol. durchgestrichen und darüber gesetzt:
Seyn worth und seyn volck]
[1] und wirth
der mensch also, das er die gantzs weldt kan richten. Also sagt [2] [Hos. 2, 14
f.] der Prophett Oseas cap. 2. ‘Propter hoc ducam eam in solitudinem et loquar
[3] ad cor eius, et canet ibi iuxta dies iuventutis sue’ &c. Das ist: sie
muesß [4] alles lassen faren, was sie sihet, und allein hangen ann mir, dann
will ich [5] mitt ir also reden, das ir ir hertzs erweichet soll werdenn, das
sie ßo fro [6] werde, eben alß do sie jungk was. Alßo mueß mans erfarenn. Und
die es [7] nicht also erfarenn, in den ists nor ein bildt, das in in die augen
scheint. [8] Wans zcum treffen kumbt, das sie es vorsuchen sollen, ist das
bildt und der [9] [Jac. 1, 23.] spiegel hinweck, wie Jacobus sagt in der
Epistol ‘der gottes wortt hordt und [10] nicht thuet, ist ebenn alß wen einner
sein angesicht in ein spiegel besihett, [11] wann er vom spiegell kumbt, hatt
schon vorgesßenn, wie er gestaldt ist’. Christus [12] hett ebenn alß woll ein
sulch wunderzeichen thuen kunden in der stadt, er [13] woldt sie aber för
heraußfuren, do kein stadt was, das sie nicht wisßen [14] [mochten], wie es
soldt zcw gehen, das er ein solch wunderzeichenn [theth], so [15] kein broeth
do was. Also muesßen wir, wan wir wollen zcw Christo kumen, [16] dohin kumen,
das wir nicht wisßen, wo wir bleybenn, allein am glaubenn [17] halten und also
in der wuesteney sein. Weytter, was ist aber das, das der [18] [V. 10.] Text
sagt, Es sey noch viel graß ader hew do gebest. Was ists notth, das [19] er das
ßo fleissig anzceigt? Was ists nuetzs, das mirs wiesßenn? Anzcweyffel [20] [Jes.
40, 6 f.] meynnet er das, das Esaias gesagt hatt ‘Omnis caro foenum &c.
[21] und alles sein prangen ist wie die pluemen auff dem felde. Das graß ist
[22] durrh worden und die bluemen sein gefallenn’ &c.. Also sein wir fur
gotis [23] augen. Das best, das hubschest an uns ist, das wir reich sein,
gelereth, heilig, [24] groeß bey denn leutten. Darin bluetth und grunet das
fleysch, und ist doch [25] nichs anders, dan das man hew darauß machet. Also
wirckt goth sein [26] wunderzeichen, und gehet sein wort ym volck an dem Ortt,
do viel fleisch und [27] blueth ist. Das hatt nichs zcwschaffen, dan das es
mitt fleisch umgehe. Es [28] [Matth. 13, 14 ff.(?)] sein aber wenig, die es
hoernn, wie Christus sagtt, aber viell, die es nicht [29] glauben, noch mher,
die es vorvollgen und anfechtenn. Wo sein volck ist, und [30] sein wort hin
kumbt, findet man albeg viel fleysch und blueth, und mueß [31] [Matth. 10, 22
ff.] das rechte volck und worth gottis vorfolgung leiden, als er sagt ‘wie sie
mich [32] vorfolgett habenn, ßo werden sie euch auch vorfolgen’. Doch solln wir
uns [33] das nicht lassen bewegen, sunder uber sie sitzen, weben und schwebenn
mitt [34] der geistlichenn gewaldt: soll nymandt sein glauben lasßenn faren,
dan der [35] bleybt imber oben und kann in nichs niderdruecken. Diesser Troest
ist uns [36] noeth, das wir uns des froelich ergebenn, das sovil leuth wider
unß sein, [37] wan wir Christo anhangen, glaubenn und bekennen und also
denckenn, daß
[Seite 612]
[ 4 Pol. am
Kopfe der mit “Brocken” beginnenden Seite: Fragmenta colligenda, idest doctrina
Christi nobis relicta diligenter custodienda, ne a canibus rapiatur ant porcis
conculcetur 15 und niht ]
[1] sie uns
vorfolgen, wie sie Christum und die apostell vorfolgt haben, und [2] lassenn
uns das unseren trost sein.
[3] [V. 12
f.] Nuen volgt zcum letzten von den zcwolff Broetkorben. Christus gepeuth, [4]
das man jho di Brocken auffhebe und behalte, das sie nicht umbkomen. Was [5]
meinet er darmitt? Wir haben gehordt, das broed und fiesch bedeutten die [6]
lere, geistlichen vorstand, das h. euangelium und exempll der heiligen, was [7]
darvon uber bleybt, soll man nicht lassen umkumen. Die lerh der heilligen [8]
schriefft und exempel soll man nicht lassen fur die hundt kumen. Das ist, [9]
das man die schriefft vertaidigen soll, das sie uns di lupi, die do nicht
glauben, [10] nicht ausreysßen, das wir zcw sehenn, das wirs wordt behaltenn.
Der [11] Teuffel thuet keinn grosserenn fleyß, dan das er uns gottis wordt
nemhe, do [12] [Luc. 11, 26.] schicket er vij Teuffel her, als Christus sagt
und denckt, das er jho die brockenn [13] umb bring. Darumb meynett Christus
das, das man nicht nachlasen soll, [14] Gottis wordt zcwbebarnn. Ist erst noth,
das mann fleisß ankere, das wirs [15] behaltenn und nicht und ye nicht vorachtenn
&c..
[16] Finis.
[17] 105 (=
76).
[18] DOMINICA
IVDICA SEQVENTI SERMO.
1521
[Seite 612]
17. März
1521.
[ 32 Unter
“leib” von Polianders Hand: glauben
Pol. am Kopfe der mit “Darnach” beginnenden Seite: Fides est vita
animae, Opera fidei sunt vita corporis]
[19] [1. Mos.
31.] In Genesim.
[20] Es ist
die zceyt hie, das wir wider das euangelium fur uns nemen [21] von disser
zceytt. Darumb wollen wir das Capitel in Moise hinauß fueren.
[22] Wir
habenn gehordt, wie uns ein weiß oder exempell einis rechtschaffen [23]
christlichenn lebens ist anzceigt im Jacob und darnach, was es fur ein hader
[24] und zcancken ist derr rechtschaffenn, frumen leuth und der hipocritenn
oder [25] gleisner umb des worts gottis willenn, als es fur offt ist angezceygt
wordenn [26] in der Rebecca, di do zcwen suen im leib trueg, die siech
miteinander [27] zcangketen.
[28] Nuen
haben wir genugsam gehordt, das eyn Christenn mensch nicht kann [29] frumm und
rechtfertig fur gotth geachtet werdenn, dan durch den glauben. [30] Es ist kein
werck, kein leiden genugsam, es gesche dan in einer rechter zcwvorsicht [31]
zcw goth. Darnach habenn wir auch gehordt, das auß dem glauben [32] volgen
sollen guette werck, do mitt man den leib erhalte, Darnach auch, das [33] dem
negsten geholffen werde und gedieneth. Durch den glauben lerhett man [34] uns
leben in der seel, mitt werckenn in dem leib. Was nuen ander leben [35] ist,
das ist nicht recht.
[Seite 613]
[ 4 Über
“leyb” hat Poliander geschrieben: sc. ad castigandum corpus 10 Pol. am Fuße der
mit “dar-” schließenden Seite: Castigare corpus Ieiunio 18/20 geheißen, dw
soldt essenn und anziehenn, was dw wildt, so spriech ich, dw solt nicht
Buetter, eyer und fleyß eszsen, das ader jhenis kleid nicht anzihen, goth hatt
es 23 Pol. am Fuße der mit “guetduncken” schließenden Seite: Contra precepta
pontificum 26 Pol. am Rande: Homo peccati 35 Pol. am Fuße der mit “Dan”
schließenden Seite: Consciencia illaqueatur preceptis hominum]
[1] Uber die
werck hatt mann andere werck auffgesetzett durch menschenn [2] geboet, mit
feyertagen, fasteltagen, kleider tragen, kirch weyhen, horas betten &c..,
[3] und daruff habenn sie viell regell gemacht. Das sein als allein Menschen
[4] geboeth. Es hillfft mich nigß zcw meynnem glauben, auch nigß zcum leyb, [5]
noch dem negsten zcw dinen, Macht wider seel noch leyb frumb. Das wer [6] ein
recht kasteien des leybs, wan ich fastet eyn ungenantten tag, welchen mich [7]
duncket, Szo das in meynner freyheit stundt, also mit betten und allen [8] andernn
werckenn, das ich also denckett: So vill wil ich fasten, betten, [9] arbeitten,
wachen &c.., Szo viel ich mein leyb mitt kasteye. Darumb sollen [10] sulch
werck gar frey bleyben, und wir sollens nur darumb brauchenn, das [11] wir dar
durch unßeren leyb frume behalten und den negsten dienen, wie [12] gesagt ist.
[13] Also
hatt uns gotth all ding frey gemacht, was wir haben auff erden, [14] nuen wan
einer kome und wolt mir etbas vorbietten, das mein eigen wer, [15] und werenn,
das ich es nicht brauchet, wie ich wolt, und ich wolt zcw farenn [16] und
sagen: Ey, das geboth muß ich halten, wurd mich billich jeder man fur [17] ein
naren halten. Nuen, wie das frey ist, ßo sein alle ding frey. Do kumbt [18] der
Pabst und Bischoffe, sagen, goth hatt geheißen, dw solt nicht Buetter, [19]
eyer und fleyß eszsen, das ader jhenis kleid nicht anzihen, so spriech ich, dw
[20] soldt essenn und anziehenn, was dw wildt, goth hatt es alles freygelaßenn,
[21] der Babst leget ein bandt darein. Szo mitt ander wercken. Spricht der [22]
Babst: du solst den tag feyeren, denn tag fastenn &c.. Wer hatt im die [23]
gewaldt geben? Wen er also thet und sprech, das wer mein guetduncken, [24] mein
guetter radt, das dw das thets, und stelletzts also in unser willkor, wer [25]
es nicht boeß. Itzunt aber macht er sundt durch seynne geboeth, wue kein [26]
[2. Thess. 2, 3.] ßundt ist, wie Paulus von im sagt: Es wirt eynner kumen, der
nicht meehr [27] thuen wirdt, dan die weldt voll sunde und vorderbens machen,
das man das [28] muß fur sunde odder frumkeyt halten, das wider sundt noch
frumkeyt ist. [29] Bleybt nuenn eynner in dem wan, das er sundt thue, ßo er des
bapst gepoth [30] ubertreten hab, ßo ist es sundt. Das meinenn und das wehnen
hatt der [31] Teuffel herbracht, und domitt verfuret der Bapst die ganze weldt.
Also ist [32] es mitt dem Pfaffenn: wan einer nicht ein recht kleyd antheth, ßo
meynnet [33] er, er het die groste sundt thon. Thuet ers aber, meynneth er, er
hab ein [34] gueth werck gethuen. Darumb mueß man lernen, das man sich fur dem
[35] falschen wan huette, und sulch menschen geboth fur nichts halten. Dan was
[36] an eusserlich stette, zceyt adder andere ding gebunden ist, das ist
gebißlich
[Seite 614]
[ 3 Pol. am
Rande: Loquitur de Ecclesiastica potestate 6 Pol. am Rande: Usus rerum 7 Pol.
am Rande: Voluptas 21 Ir̓r 25 Pol. am Fuße der mit “sagt” schließenden Seite: Contra
traditiones humanas 36 Pol. am Fuße der mit “denn” schließenden Seite: Ecclesia
quid doceat, quid precipiat]
[1] des
Teuffels werck, und thueth nichts anders, dan das es sunde machet und [2] falsch
gewisszenn &c..
[3] Also in
allenn menschen gesetzen sollen wir wisßenn, was sie uns gebietten, [4] dan sie
es kein recht haben, ist so bald des Teuffels gespenß.
[5] Paulus
nenneth diese speyß und kleyder und was der gleichen ist in [6] [Col. 2, 22.]
eusserlichen dingen, usum rerum. Diesen brauch hatt goth nicht vorbotten. [7]
Er hatt allein die luest vorboten, di dar mith getrieben wird. Also must [8]
man die zcwey von einander scheidenn, den brauch, und luest. Goth vorbeuth [9]
kein ding, ßo feren, biß das die luest darein schlecht. Der Bapst lest [10] die
luest faren und will den brauch weren, sagt: Dw soldt das nicht essen. [11]
Warumb? Ich wills haben. Also weytter: Dw soldt nicht erbeitten am [12]
heiligen tag &c.. Szo ichs doch nicht auß wolluest thue, sunder allein
darumb, [13] das ich sein brauch: Noch verbeüth ers. Also hatt er usum
Creaturarum [14] verbotten und daruff gebunden unser gebisßen und eittel sund
gemacht [15] und falsche frumkeit, da do vor Goth keyn sundt noch frumkeit ist.
Er fragt [16] nicht darnach, ob du den bauch gar voll fressest, vorbeutt dir
allein Buetter [17] und eyer zcw essen und macht ein gewisßen, das mans nicht
darff thuen, [18] man leg dann geldt ein. Wer das thuen will, der thues. Ich
thues es1) [19] nicht, und sagt mir nach, das ich woll frey essen, was ich
will. Ich frag [20] nichts dar nach, was er darzcw sagen wirdt. Er hatt mich
schon im ban [21] than, ßo hab ich ein fortell, das ich sein gepoeth nicht
halten darff. Irr [22] sein aber leider sovill, das ich sie nicht all
ubertretten kann. Paulus ad [23] [Col. 2, 16.] Coloss. sagt ‘Nemo vos iudicet
in cibo aut potu’ &c. Item ‘si ergo cum [24] Χριςω
mortui estis ab elementis huius mundi, quid adhuc tradicionibus [25] vexamini’.
Do sagt er, das es alls frey, und das wir uns nicht sollen gefangen [26] nemen
lassen. Darumb will ichs lassen ghen: wer des Bapsts gesetzs [27] halten will
und ßo schwach ist, das ers nicht kann brechen, der mag es thuen, [28] es ist
mir aber leid. Wer aber frey ist, der brauch seinner freyheit und thue, [29]
wie er woll. Kan ichs mit geldt erwerben, das mirs frey ist, Szo kann der [30]
glaub mirs viell mehr und weytter erwerwen. Es sind etlich ßo schwach, das [31]
auch, ßo sie brieff haben, muegens doch nith thuen, sagen, es habs die muetter
[32] der Heilligen Christlichen kirch geboten. Also lestertt man und schmecht
di [33] heillig Christlich kirch, die viell zcw frumb ist, dann das sie das
thue, das sie [34] die gebiesßenn also gefangen nemenn. Die Christlich kirch
lereth uns nichs [35] mer, dann das wir unseren Preuttigam erkennen, furt kein
eigen gepott, [36] predigt nichs dan denn glaubenn. Aber die Tirannen, der
bapst und sein
[Seite 615]
[ 6 Über
“als” hat Pol. gesetzt: omne 7 Pol. am Rande: 1a co: x 11 Pol. am Fuße der mit
“zcwsatzs” schließenden Seite: Quare conculcanda sint pontificis mandata 15
herr̓ 17 lieber 20 unser 22 Pol. am Rande: Pontifex]
[1] hauff
thuen nichs, dan das si gefangene gewisßen machen unnd uns unßernn [2]
Preuntigam, Christum, und unser heubtgueth, den glauben, gantz abreyßen. [3]
Darumb musßen wir dem Bapßt denn Namen abzihen, wan er sich die kriestlich [4]
kirch nennet, und kurtzumb: wollen wir selig werden, ßo muessenn wir [5] sein
geboth mit fuesßn tredtenn. Halt im noer zw trotz keins, wan ers will [6]
haben, als sein gepoth, und will dir dein gewisßen gebunden und gefangen [7]
[1. Cor. 10, 27.] nemen. Also lereth auch Paulus ‘Ir solldt alles esßen, was
feyll ist, und [8] fragt nith, ob es verboetten ist umb des gebiessens willen’,
dan ßo baldt man [9] horet das verpoethten, volgt das gebiessen. Es ist nith
groß ding, das man [10] eyer aber fleysch esße, sunder allein sol man darumb
dem geboeth nicht [11] folgenn, das er den zcwsatzs darzu thuet, do mit er das
gewissen wil gefangen [12] nehmen, das es sundt seie, ßo mans nicht haldt.
Weytter ßo hatt [13] [Luc. 10, 7.] auch Christus gesagt, do er di apostel
außschicket Lucae x, ‘wu ir in ein hauß [14] gehet, eßt was man euch fursetzt’.
Sprecht nicht: Ich eß heut kein fleisch [15] oder kein buetter. Wan mich mein
eigen herr szo leret, das es mir alles [16] frey ist, warumb will ich mich
lasßen von menschen gefangen nehmen? [17] Warumb will ich im nit lieber folgen
dan dem bapst? Darumb wers das [18] beste, das wir dem ding allen urlaẅb
geben und faren lassen, was uns der [19] Babst geboten hatt, und hetten kein
underscheidt under den eusserlichen dingen, [20] Essen, kleidern, Tagen und was
das ist, und brauchen also unser freyheyt, [21] die uns Christus gebenn hatt,
in gottis Namen: Szo wer des Bapst ding [22] gar auß. Dan er ist eygentlich
nichs anderst, dan wie in Paulus heisßet [23] [2. Thess. 2, 3.] ‘filius
perdicionis et homo peccati’, stracks wider Christum. Christus bringt [24]
gnad, frid und seligkeit. Der Bapst kerst1 gerad umb. Christus sagt, Es [25]
seye nicht sundt, dw essest, was dw wollist. Der bapst sagt dorwider. Sihe,
[26] wie fein stimmen zcusammen Christus und sein vicarius: was Christus macht,
[27] zcw bricht disser. Darumb ist er eben der recht Antichrist, und sollen wir
[28] vonn im loß werden, musßen wir schlecht dempffen und umkeren als, was [29]
er gebeutt. Sollen wir nicht mer horen unseren herren Christum, der uns [30]
mitt seinem fleysch und bluet erloßet hatt, dan den Bapst, der uns zcum [31]
Teuffel furhett?
[32] Nue
muessen wir wider auff die figur kumen, do wirs gelaßen haben: [33] Wie Rachell
irem vatter die Traphim, idest die gotzenn, staell, und die Traphim [34] gehen
eben die gepott an, do wir von gehort habenn, unnd wir haben ein [35] guet
exempl, wie wir uns gegen des Bapsts gebotth halten sollen. Diese [36] Traphim
sein gemacht geweßn von goldt und silber. Silbern bilde hatt zcwey [37] stucke
an im. Von ersten ist natuerlich erzts ane form, das ander, das
[Seite 616]
[ 1 Pol. am
Fuße der mit “goldt-” schließenden Seite: Idola Laban ]
[1] der
goldtschmid im ein form machett. Das silber ist unschedlich, aber die [2] form,
das, darvon man es ein bild nennet, ist schedlich. Silber ist frey silber, [3]
das man drauß machett was man will. Also ist es auch hie, darvon ich [4] gesagt
hab: alle werck, ubung und brauch ist wie das silber an alle form: [5] Ist kein
genandt tag, speiß oder kleyd &c.. Wan man aber dissen ein form [6]
anzeuchett, ists abgesundert, als wann ich sag: die kirch ist heilig, das hauß
[7] nicht, szo ists recht und guett, lawtter meinung und vorstandt. Wan ich im
[8] aber ein naßn anstreich und sag: das hauß ist die kirch, ßo hab ich mir ein
[9] gozcen gemacht. Also wann man mich ließ frey essen, was ich woldt, ßo [10]
wers recht. Wan aber der Pabst spricht: Ich sol das essen und das nicht, [11]
so wirdt so bald ein Traphim darauß. Dan er macht mir das formreich, [12] das,
so soldt formloß sein. Das machet sundt. Das sein die Traphim des [13] Labans,
die sollen die Christen stelhen.
[14] Die
rechte Brauth, die do ein vorstandt hatt aller gerechtikeyt und lebt [15]
allein im glauben: Lia stehet in villem leiden, ist betruebt, aber Rachell ist
[16] ein frolicher Geist, darümb, darumb thuets allein Rachell, nicht die
anderenn, [17] hatt allein rechten vorstandt, bringt die Traphim gar umb,
wirfft sie hinweck, [18] stillt sie dem Laban, das ers nicht gewar wirdt. Kein
gleysner vorstehet [19] nymmer, wo hin sie kummen. Diese nimmet yn die
freyheit, lest sich [20] nicht dohin treyben, das sies erfur geb, stellet sich kranck,
spricht: ich bin ein [21] sunderen. Ich will den grundt meynner zcw vorsicht
nicht haben, den du hast, [22] will gerne an dein frumkeit sein und ein Sunder
bleyben.
[23] Finis.
[24] 106.
[25] EODEM
DIE APVD AVGVSTINENSES.
1521
[Seite 616]
17. März
1521.
[ 28
liepliche]
[26] [Joh. 8,
46 ff.] In Euangelium Ioannis 8.
[27] ‘Quis ex
vobis arguet me de peccato’.
[28] Dis
euangelium ist ein sanffte, liepliche vormanung und raizcung zw [29] dem
glawben, wie die ganzs schriefft vol ist sulcher vormanung und nichs [30]
anders thuet, dan den glauben leret, als wir offt gehordt haben. Dan an [31]
diessem stueck die ganzs selickeit ligt, und braucht der herr viell stueck
darzcw, [32] nimmet hinweck alle entschuldigung, die sie mochten furgeben und
damitt [33] eyn deckell finden.
[34] [V. 46.]
Zcum ersten macht er sein person rein und sagt ‘wer ist under euch [35] der
mich darff umb einer sund wegen straffen’. Als wolt er so sagen: wenn [36] ich
were eyner, dem ir kondt sein leben taddeln und ein mackel an mir finden, [37]
het es ein ursach, das ir euch mocht sperrhen und wideren mir zcw glauben, [38]
Und mochtet sagen: Ey, sollen wir einnem buben glauben? Darumb sagt ehr:
[Seite 617]
[ 1 der̓ 5
tha̓n 18 Pol. am Fuße der mit “sol” beginnenden Seite: Presbyter
seu minister verbi sit sine crimine 33 Pol. am Fuße der mit “lerneths”
schließenden Seite: Veritas quid in scriptura]
[1] Ist einer
under euch, derr mir ein taddel kan geben, ßo mag er sich entschuldigen, [2]
warumb er mir nicht glaubenn woll. Diweyl aber das keiner [3] thuen kann,
worumb wolt ir mir dan nicht glauben? Es ist grosß, das er [4] sagt, er hab
kein Tadel auff im. Es wer an zcweiffel nit vorporgen plieben, [5] [Luc. 12,
2.] hette er etbas boeß than, wi er sagt ‘Nihil est absconditum, quod non [6]
reveletur’, si hettens im bald furgeborffenn. Darumb ruemet er sich nicht [7]
darumb, das er erhe darvon haben wolle. Thuets nicht umb seinet willen, [8] wie
sie darnach daruff stossen, sunder in zcw guth und frumen, als er [9] [V. 49.]
spricht ‘glorifico patrem meum’ &c. Sunst hett er ein boeß exempl geben.
[10] Also
solten unser leuth auch sein, die prelaten und obersten. Ittzund [11] [Matth.
23, 2 f.] ist es also gethan, wie Christus sagt ‘super Cathedram Moisi sederunt
[12] scribae’ &c. ‘Dicunt et non faciunt’ &c. Darumb sagen sie: Ey, Ob
wir [13] schon nit frume sein, dan es nith noth ist, mueß man dennoch unser
worth [14] horenn. Es ist aber eine entschuldigung dem volgk, und volgkt
darauß, das [15] [1. Tim. 1, 13 f.] man gottis worth vorachtet. Also lerhet
Paulus und vormanet Timotheum, [16] das er sehe, das er nicht strefflich leben
fuere, und ein taddel an im finden [17] lasß. Dan wen man einen findet, ßo
bleibt gottis wort dohinden und wirt [18] geschendet. Darumb sol ein Bischoff
und pfarrer frumb seinn. Dan ob die [19] wol nicht entschuldigt sein, die das
worth nicht hŏren, geben sie dennoch [20] ursach, das gottis worth
zuschanden wirt &c..
[21] [V. 46.]
Zcum Anderen. Die Ander vormanung ist ßo: ‘ßo ich die warheyt [22] predige,
warumb glaubt ir mir nicht?’ Diß sein zcway große stueck. Wan [23] der man
frumb ist und die lere gueth, wie mocht irr entschuldigt sein? Als [24] wolt er
sagen: Es mocht wol sein, das eynner under schaffskleiderenn ein [25] wolff
wer, das der man frumb scheineth und doch boese lerhe fueret, Als [26] itzundt
der bapst, pfaffenn und monich mit grosßem schaden thuen. Die [27] weyll aber
mein person rechtschaffen ist und ane Taddel, und die lerhe auch [28]
rechtschaffen, wie kunth ir euch entschuldigen? &c..
[29] Der
Geist leugt nicht: wergk und lerhe ist gueth und wahrhafftig, [30] warumb wolt
ir dann nicht glauben?
[31] Nuen
muessen wir lernen, was eyn warheyt heiß, ßo er sagt: Ich sag [32] [Joh. 18,
38.] euch die warheyt. Ist seer von noeten, das mans wisße. Pilatus fragt [33]
auch, was die warheyt were, er lerneths aber nicht. Wan wir Christlich und,
[34] wie die schriefft die warheit nenneth, vorstehen wollen, was es ist,
muesßen [35] wir albeg die zcwey widereinandersetzen: schein, speciem, und
warheyt und [36] grunth. Warheyt ist, das do nicht scheinet, ist im grunth also
darwider. [37] Was do scheinet, das ist falsch, ane grunth und erlogen.
[38] Das sein
zcwei reich, die albeg widereinander gehen, also itzund des [39] bapsts und
Christi reich sein die grosten feinde widereinander, die irgenth
[Seite 618]
[ 8 Pol. am
Fuße der mit “nichs” schließenden Seite: Veritas speciei apparenti plusquam lux
tenebris opponitur 17 Über “geberth” ist von Pol. duravit gesetzt 21 Pol. am
Kopfe der mit “wergck” beginnenden Seite: Veritatem dilexisti 29 “schiltth” ist
durchstrichen und von Pol. “streitet” darüber geschrieben 34 et sanctitate ist
Zusatz Polianders 35 Pol. am Rande: 1a timo: 4to et 2a tessa: 2o]
[1] seien. Es
ist nicht ßo starck und hardt widereinander keuschheyt und unkeuschheyt, [2]
Zcoren und gedult als die warheit und das gleissen. Diese [3] Ding fuelet man
alle wol, ist kein schein do. Es sicht yderman woll, das [4] eins recht ist,
das ander nicht. Aber hie ist der schein, das man meyneth, [5] es seye recht.
Die warheit sicht man nicht darvoer an. Christus kummeth [6] [V. 51.] und wil
die Leuth frume machen, fueret keinen schein, sagt noer das ‘wer [7] mein worth
horth, der wirdt das ewige leben haben’ &c.. Hie sicht man [8] nichs, und
nymand begreufft etbas. Das ding, ßo das worth anzaygt, [9] fuelet nymand,
horetts nimand herr rasen. Man hoerth allein das worth. [10] Ist alles gleissen
hinwegk genuemen, aller Schein, all euserlich ding. Diß [11] ist, das denn
menschenn in der warheyt frome macht. Widerumb des Bapsts [12] und menschen
lerh sagen also: wen dw den Tag fastetst und nicht fleysch [13] issest, den tag
feyerest, also bettest, eyn munichkappen anzeuhest &c.. dohin [14] und
dorth hin lauffest, ßo bistu fruem. Do sihet man die ding all, und [15] kans
iderman begreuffen, ßo sagen sie, wer darinne wandel, der seye frumb. [16] Das
ist der schein, der do will frumb sein und ists nicht warhafftig, ist [17] der
groste feindt Christi, und hat das albeg von Anfang der werlt geberth, [18] das
die zcwey also sein wider einander geweßen. Szo ists gangen mit Abel [19] und
Chain. Abell heth ein rechtschaffene und warhafftige frumkeit, das ist [20] den
glauben im hertzn, welchen nimant sehen kan. Widerumb Chain meinet, [21] das
wergck, das er hetth thaen, wer die rechte weyß, do mit er seligk soldt [22]
weren, und heth woll ein schein, also es war hubsch und gueth im ansehen. [23]
Aber goth vorwirfft es, Richtet nach der warheyt, nicht als es scheineth. Er
[24] heth Abel auch nicht angesehen, heth er nicht den glauben gehabt. Diesen
[25] [Ps. 51, 8.] streyt haben all heiligen gehabt imer dar, also sagt David
‘Ecce enim veritatem [26] dilexisti, incerta et occulta sapientie tue
manifestasti mihi’. Als wolt [27] er sagen: dw bist dem scheinen und dem gleißen
feindt, darumb hast dw mich [28] herauß zogen und hast mir geben den glauben im
hertzen. Mit dem scheinen [29] haderdt und schiltth goth stetts. Ist albeg der
zang do mit die ganzs Bibel [30] durch: all propheten haben darumb musßen
sterben. Die warheit muß vorborgen [31] bleyben im hertzenn fur goth. Dieser
glaub ist allein die warheyt [32] und das worth, das darvon sagt, und ymehr das
worth geeth und ye weniger [33] [Eph. 4, 24.] es scheinet, ye merh es war ist.
Also sagt Paulus ad Ephe. 4e ‘In iusticia [34] [et sanctitate] veritatis’, das
ist ‘nicht im schein’. Darumb heist er, das der [35] [1. Tim. 4, 1.] warheyt
entgegen ist, ‘discessionem a fide’ &c. Das ist gesagt von allen, di [36]
[Matth. 7, 26.] do ir frumkeit auff ein sandt bauen, wie Christus sagt. Dan der
schein vorgehet [37] aller, wir mugen der gleissenden werck keinß nach dem tod
mit uns
[Seite 619]
[ 1 Pol. am
Rande: Quae sunt omnia in interitum ipso usu. Colos. 2o 3 krieg 10 Pol. am Fuße
der mit quid schließenden Seite: Vanitas/Mendacium 10 dilige 12 Pol. am Rande:
Ezechielis 28. Danielis xj. 2a tessa: 2o. 22 Pol. am Kopfe der mit
“Am” beginnenden Seite: Contra venerationem Imaginum 34 Pol. am Kopfe der mit
“mir” beginnenden Seite: Veritas]
[1] nehmen.
Es gehet als under den henden hinweck. Darumb musßen wir etbas [2] ewigß haben,
daran wir halten, das uns rechtferttig mach, und davon die [3] seel ernerhet
werde, das nicht vorgengklich ist, das ist goth allein. Den krieg [4] ich, wan
ich das worth von im hore, dem hange ich an, Ob ichs wol nicht [5] sehe. Wu das
bleibt, do bleib ich auch. Nuen bleybt disßer grunth stehen [6] ebig, ßo werd
ich auch dar mith enthalten, dan das ist allein das ewig guth.
[7] Darumb
sagt die schriefft, das das die grost sundt seye, wen man von [8] der warheyt
feldt in eusserlich ding, die wir mit den sinnen begreuffen. Das [9] [Ps. 4,
3.] heisset die schriefft ‘Mendacium und vanitatem’, als David ps. 4. ‘filii
hominum, [10] ut quid diligitis vanitatem et queritis mendacium’ &c. Si
wollen die [11] frumkeyt herauß fuern in eusserlich dingen, das man das soll
fur gerechtikeit [12] halten. Das heisßet an gottis stad sitzen und sich lasßen
anbetten, wie itzund [13] der Babst thueth, als es Paulus vorkundigt hatt.
Daruber klagt auch Esaias [14] [Jes. 44, 13ff.] und ist seer zornig, spricht
also c. 44. ‘Ich wil dir sagen von einem grosßen [15] tolpell und esel, den ich
einmal gesehen hab, der hib ein baumb ab, und [16] name ein teyl darvon und
worffs in offen, von dem andern teyll machet er [17] ein gotzen und kniet
darfur nider und betteth in an und sagt zu dem holtzs: [18] ‘du solt mein goth
sein, der mich erloeset’, und kan nicht als viel dencken. Sych, [19] was thue
ich? Hab ich doch das holtzs halb ins feuer thun, und ist zcw [20] aschen
worden, und nuen, warumb beth ich das holtzs an, istes doch eynerley [21]
holtzs? Also gehet es bey uns itzunth auch, das wir eine speyß auff ein [22]
tagk esßen, auff den anderen nicht. Am suntag eßn wir fleysch, am freytag [23]
nicht und machen uns ein gueth werck daruß, ßo wirs am freytag nicht essen.
[24] Es ist einerley speyß, und sol einmall gerechtikeit sein, wan ers nicht
braucht, [25] ein andermall helth ers fur keyn gueth werck ader gerechtikeit,
er esß aber [26] esße es nicht. Also auch mit kleyderen, die man braucht in der
kirchn, als [27] mans nenneth, zu gottis dinst. Szo ist auch mit unserenn
silberenn gotzen [28] odder bilden, die man in der kirchen hat, ist eben das
silber, do man becher [29] odder ander ding daruß macht, haltß fur kein gut
werck, und wen man bilde [30] daruß macht, meinet man, es seye ein gueth werck
und vordinstlich, ßo hatt [31] der Laban auch than mit seinen bilden, do wir in
Moise von gehoerth haben1.
[32] Also
haben wir gehordt, was warheyt ist, und ßo mugen wir vorstehen, [33] was
Christus hie meineth. Nuen sagt er alßo: wan ich die warheit predig, [34]
warumb glaubet irr mir nicht? Das ist ßo viel gesagt: Ich predig jho
[Seite 620]
[ 8 Irr̓ 9
ste̔th 11 we̓ren 12 Natur̓ Pol. am Fuße der mit “vorfuereth”
schließenden Seite: Quare multi verbum dei audire non possunt 25 Pol. am Fuße
der mit “schon” schließenden Seite: Christus et vitae et doctrinae suae
synceritatem ostendit, Iudei utrumque calumniantur 37 Pol. am Kopfe der mit
“muß” beginnenden Seite: Et vita et doctrina piorum male audit apud Impios]
[1] noer von
heiligen dingen odder ynnerlich. Es gehet eusserlich ding nicht ann, [2] [Joh.
18, 37.] es triefft allein die seel inwendig ann. Alßo sagt er auch zu Pilato
‘wer [3] auß der warheyt geboren ist, der horth gottis worth’. Im neuen
testament [4] ist keyn schein, man sicht gar nichs, hengeth an keinem ding
nicht, sunder ist [5] vorborgen im hertzn. Darumb sagt er zcu in: Ir hoereth
meyn worth nicht, [6] darumb das ir nicht auß goth geborenn seyth. Also thuet
itzt auch das [7] gleissenthe volgk. Es macht nichs, das sye gottis worth nicht
hoeren kunnen, [8] dan das sie am eusserlichen scheyn hangen und meynen, Irr
seligkeit stehe in [9] eusserlicher weysß, zeyth, steth und person. Do hangen
sie ßo fest ann, das [10] sie keyn ander worth und predig leyden kunnen. Man
kŏnth sie viel erh [11] uberreden und weisßn, wan sie offentlich Eebrecher
odder sunst sunder weren. [12] Es ist der menschlichen Natur, das sie bald
meynneth, sie werde vorfuereth, [13] wan man irr etbas neuß predigt. Darumb,
die weyll sie gefasset hat, das [14] ir ding recht sey, und gerechtikeit in
sulchen eußerlichen weßen stehe, lest sie [15] sich nicht darvon reden, kumbt
nymer mher zur warheit, kunnen nicht leiden, [16] das man zu in sag: wan du
meynnest, du seiest frumb, wan du ein weissen [17] mantel hast odder ein gulden
mesgebanth, diesen ader yhenen tag fastets odder [18] feyerest, ist eyttel
narrenspiel. So sein sie gar ersuffen und gefangen von [19] iren eusßerlichen
geberden, das sie das worth gottis nicht kunnen vorstehen [20] und leyden.
Darumb kümmets, das sie Christum also uberfaren, geben im [21] ein sulchen
lonn, darumb das er sie wil auff den rechten weck weissen, heben [22] an und
taddelen im beide stück: das leben, wann sie sagen ‘dw bist ein [23]
Samarithan’, und die lerhe, ßo sie sprechen ‘dw hast den Teuffel’. Szo thuet
[24] man: kan man das leben und die lerh nicht straffen, ßo lesst mans dennoch
[25] nicht ungescholtten, ob sie schon kein ursach haben. Sprechen allein also:
[26] wilstw nicht leben und leren, wie wir, ßo hastw gewißlich den Teuffel, und
[27] bist ein Samarithan. Faren in ßo ubell an, das sie in nicht kunten
bitterrerr [28] lestern. Wan man einen ein Samarithan hiß, ist eben gebest, als
wi man [29] itzund eynnenn ein ketzer schildt. Wer nicht sulch scheinenth und
gleissent leben [30] furet wie sie, den lesteren sie auffs hochts. Als itzunt,
was wider den bapst [31] ist, das mueß ketzerey seyn. Ist es wider goth, ßo
spriecht man, es seye [32] nicht ketzerey. Szo mussen die rechten frummen, dy
den glauben im hertzen [33] haben, zu sunderen werden, und was sie sagen, das
muß der Teuffel geredt [34] haben. Ir ding schmucken sie mit warheyt, weysheyt,
frumkeyt, gerechtikeyt [35] und alls, was gueth ist. Das ander schmehen sie auffs
ergest, und muß gantz [36] im schlamm ligen. Darumb sol man das woll mercken,
das wir uns des [37] ergeben, das das recht gotlich leben muß ketzeriß sein und
auffs hochts voracht,
[Seite 621]
[ 27 Pol. am
Rande: Iob 41o 38 Pol. am Fuße der mit “wirth” schließenden Seite: Non videt
mortem adherens verbo]
[1]
geschmehet und gescholten weren. Darnach, das gotlich lerh muß teufflisch [2]
heissenn und auffs eusserst vorworffen werden von den grossen gleissenten [3]
heiligen &c.. Kunnen nichs mer dan schelten, beweren aber nichs. Nuen
antborth [4] inen Christus auff die scheltwordt, lest darumb nicht ab, der
frume [5] herr, hordt nicht auff, kerth sich nigß an ir schelten, wolt sie noch
geren [6] auff den rechten weck weissen. Er was darumb kumen, das er alle
Menschen [7] wolte frum machen. Darumb schweigt er stille zcw irem lesteren und
heldt [8] doch ymmer an als lang, wis das sie entzbar1 gar boeß worden und des
[9] Teuffels, ader das sie recht frume wurden und sich weißen lißen. Darumb
[10] wirt er ye lenger ye freuntlicher und sagt ‘Ego demonium non habeo, sed
[11] honorifico patrem meum’ &c. Er lest das anstehen, das sie in ein
Samarithan [12] hisßen, entschuldigt sich nicht und vorantborts nicht, lests
gehn, als wolt er [13] sagen: Lestert noer her, ob ir mich wol nicht kunt
taddelen, es sey euch geschenckt. [14] Aber das wort, das ich predig, das ir
mir das dem Teuffel gebtt, [15] das kan ich nicht leiden, das muß ich
furfechten. Es ist besßer, ich vorlire [16] mein erhe, das ir mich scheldet,
dan das ich das wort laß faren und nicht [17] erretthe. Sagt weitter: das ich
mich habe gelobt, hab ich nicht darumb than, [18] das ich mich will ruemen. Ich
suche kein erhe dann allein meinnes vatters. [19] Nuen, wolt ir den vater
erhen, solt ir mich auch billich nicht ßo schmehen. [20] Doch wil ichs gehen
lassen. Ir wert wol ein Richter habenn, ob ir recht [21] thuet. Das wort aber
laß ich nicht, und sagt ‘Qui verba mea audit, mortem [22] non videbit
ineternum’. Als woldt er sprechenn: wie vorwerfft ir mirs ßo [23] erbermklich,
so es doch ßo groß und krefftig ist. Ich will euch zu sagen: wan [24] irs
hiltet, bleybt ir ebiglich. Hie zeigt er ann, was die warheyt schafft, ob [25]
sie das wolt bewegen. Er wirt ymmer ye suesßer und liblicher, geht auffs [26]
aller freuntlichst mit in umb, ßo werden sie nor bietterer und zornicher auff
[27] [Hiob 41, 15.] in, und wirth ir hertz ymmer harter und harter wie ein
ambas, als Job [28] sagt vom Behemoth. Sprechen also: nuen sehen wir, das dw
den teuffel hast, [29] Nuen wollen wirs beweysen &c.. Also findt sichs
itzund gleich wie hie, wan [30] man beweyßen will, das die rechte warheyt nichs
sey. Bringen eben sulchs [31] argument wie hie, sagen: Abraham hatt also gueth
gots worth gehabt als [32] dw, und ist dennoch gestorben &c.. Nach der
vornunfft hatt es ein groß ansehen, [33] di do nicht syhet, was das wort ist.
Nuen woln wir sehen, wie nerrisch [34] sie do mit umb gehen. Christi meinung,
do er sagt ‘wer mein wort horet, [35] der wirt nümmer mher sterben’, ist diß:
das worth, das ich fuhre von der [36] warheyt, ist ebig. Nuen, wer daran hangt,
der lebt ebig, kan nicht sterben, [37] geth uberen tode hin, das ers nicht
gewar wirt, und ist der todt keyn todt [38] nicht. Ist aber das worth nicht do,
Szo wirth der mensch des Todes gewar,
[Seite 622]
[1]
erschrickt darfur und muß sterben. Das worth ist die bruck von disßem [2] leben
in gehnes: das wirth den menschen, ßo er daran hangeth, ubertragen, [3] ehres
einer merckt. Hie muß man all funf sinn dar zu thun und an nichten [4] anders
halten, dan am worth. Ye tieffer und stercker der glawb, ye senffter [5] der
Toed ist, und ye weniger man in fueleth. Ye schwecher der glaub, ye [6]
bietterer und stercker der Tod. Das vorstunden die Juden nicht, westen nicht
[7] was Tod ader leben ist, wissenn nicht was er sagt. Meinnen dennoch, sie [8]
haben gewunnen und sagen: Abraham sey gestorben, beweisßen darmith ir [9]
warheyt. Aber die argumenth losßet man bald auff, dan sie selber nicht [10]
wisßen was sye sagen. Also thuen noch alle widersacher der warheit, kunnen [11]
nichts dan die zcwey stuecke: von ersten, das sye feintlich lesteren, Darnach
[12] zcwm anderen, wan sie es beweysßen sollen, werden sie gar zcu naren, das
[13] man irr lachen mueß. Das ist die gnad von goth, das er sye so blenth, das
[14] sie ßo nerrisch ding furgeben, wie itzund der bapst und sein volck thuet,
wissen [15] nicht, was frumkeyt, warheyt, glauben, diß adder das ist. Darnach
solviret [16] in Christus weitter und sagt ‘aber Ich suech mein erh nicht’.
Darnach spricht [17] er, wie Abraam in gesehen hat, und weissets in, das sye
nicht vorstehen, was [18] er sagt. Do werden sie erst doell, do er sie will in
den vorstand fueren und [19] auff die rechten meinnung, hebt an und wils in
außlegen. Vorstehen nichts, [20] bleyben ymmer im eusserlichen sinne, wollen in
daruber steynnigen. Szo mueß [21] er von inn ablaßen und sie gehn laßsen
&c..
[22]
ΤΕΛΟΣ
[23] 107 (=
77).1)
[24] IN DIE
ADNVNCIATIONIS MARIAE SERMO.
1521
[Seite 622]
23. März
1521.
[25] [Luc. 1,
26 ff.] In euangelii locum Lucae primo.
[26] Das
euangelium haben wir fur auch gehath und genugsam ausgelegth2), [27] doch
wollen wirs itzund auch handelen, die weyl es die zceyt fordert, dan [28] man
kan nymmer genung darvon hoeren. Werden wir nicht mud, das eyn
[Seite 623]
[ 1 Jarr' 6
Werr' 11 ir' 12 ge'en 20 Heylige 29 Pol. am Fuße der mit “zu” schließenden
Seite: Insigniter ostensus puer Christus 36 Der']
[1] Festh
widerumb kumbt im Jarr, sollen wir auch nicht mud werden eyn [2] Euangelium
offt zcw hoeren.
[3] [V. 26.]
Czum ersten sihe, wie clar Lucas das geschicht an tag giebtt. Nenneth [4] von
ersten den engel mit Namen, der der Junckfrauen dye Bothschafft hatt [5]
bracht, darnach die stadt, do es geschehen ist, will gar nicht in zcweiffel
setzen, [6] das man nicht wustet, wie es gangen were, Werr der engel gebest
sey, wo es [7] [V. 27.] geschehen ist. Darumb weytter nenneth er auch die
Junckfraw, wer sie sey, [8] von was geschlecht, darzu sagt er auch von irem
gemahel Joseph. Wie hethe [9] ers mugen klarer und ffleyssiger beschreyben.
[10] [V. 30
ff.] Darnach merck von ersten, wie der engell mith grosßem fleyß gewiß [11]
machet die Junckfrauen, di diß kind tragen soll. Sagt irr eben die weyß, [12]
wie es soll zu geen, sundert sye ab von allen weyberen, wie sie nicht auff [13]
eine naturliche weyß soll entpfahen, wie das kind Jesus heißen und soll [14]
regiren, und sein reich nicht soll sein wie ein ander reich, sunder soll ebig
[15] werden. Darumb wirth das kindt nicht entpfangen nach naturlicher weiß [16]
und doch naturlich geborn. Es soll fleysch und blueth werden wie wir, doch [17]
[V. 35.] also, das sie es nicht wirth kunnen begreyffen. Darumb spricht Gabriel
‘der [18] heilig geist wirdt in hoher weyße in dich kümen’ &c.., als wolt
er sagen: dw [19] kansts nicht begreiffen, ßo kan ichs auch nicht sagen. Das
sag ich allein, das [20] es auff einn wunderlich weyß wirth zugehn. ‘Der
Heylige Geyste wirth dich [21] umdecken’, das es wider dw noch kein creatur
wirdt sehen, wirt gantzs im [22] finstern geschehen. Darumb, ßo es alßo wirth
zugehn, das das kind vom [23] heyligen geyste wirth entpfangen werden, darumb
wirths auch heysen ‘heilig’. [24] Anderer mütter, wo der heilig geyst nicht ßo
vorporgen wirckt, frucht und [25] kinder sein nicht heilig. Also hatt hie der
euangelist gesetzt und gegrundet [26] den artikel des glaubens, den wir haben
‘qui natus est ex virgine Maria’. [27] Darumb hat er die Muetter ßo mith allenn
ding und das kindt abgemaleth, [28] das man jo nicht an dem kind zweyffelt und
sehe, das es keyn anders wer. [29] Darumb ist eß alles geschehen unser
vorstentnus recht zu zuweysßn. Also [30] hat Paulus in allen seinenn epistelnn
allein eyn ding gethan, das er uns [31] allein zu dem Christo fuereth, das wir
denn eben lerneten kennen, auff das [32] wir nicht durch falsche lerh nicht von
im zw einem anderen Christo gefurreth [33] wurden. Dan es haben albeg viel
leuth den falschen weck tretthen. Bald [34] vom anfang der werllt ists also
gangen mit Abel und Cain, sein bald zcwispeltig [35] worden. Disser wolt mith
wercken frum sein, gener stanth allein im [36] glauben, ließ sich daran
genugen. Also ist es itzundt auch und viel mher. Derr [37] recht weck, do man
zcw Christo kumbt und inn kennen lerth, ist der glawb, [38] und das ist ein
eynige weyß, frumb zu weren. Aber disßen weck geth der [39] wenigst hauff, das
mer teyll suchet ein anderen wegk und fueret ein andere
[Seite 624]
[ 4 Pol. am
Fuße der mit “Christum” schließenden Seite: Solus Christus iustificat 9 Am
Rande: 63 12 ler̔er 18 Pol. am Fuße der mit “diß” schließenden Seite:
Antichristi regnum 19 herr' 25 Pol. am Rande: robur dei, Gothart. Oportet
doctorem verbi indutum esse virtute ex alto. Angelus sit scilicet, qui ore
annunciet 32 Pol. am Fuße der mit “irr” schließenden Seite: Gabriel predicator
verbi Pol. am Kopfe der mit “Er”
beginnenden Seite: Verbum annunciari oportet]
[1] weyß,
frumb zu weren, dan durch den glauben disses kindts. Die stossen darwider [2]
an, dan es ficht das ganzs euangelium, jo dye gantz schriefft wider [3] die und
sagt nit anders dan allein, das Christus frumb muße machen, legt [4] uns fuer
den einigen Christum, das wir sein volgck sein sollen, und er unser [5] konig
und kein ander. Sein regimenth ist, das wir im glauben stehen, ßo [6] gibt er
uns den geyst. Was nuen ander lerhr und meister sein, die uns [7] regiren
wollen, von disßen sollen wir uns huetten, dan sie nichs thuen, dan [8] das sie
uns von unseren rechten und einigen heren Christo wollen reysen. [9] [Jes. 63,
19.] Darumb klagt Esaias daruber und spriecht ‘facti sumus quasi in principio,
[10] quum non dominareris nostri’. Und wir mugen itzund auch woll klagen, dan
[11] sie vorstoren Christi reich ganzs und sein eyttel wider Christen. Werren
sie [12] rechte meyster und lerer, ßo solten sie unß lautteren glauben leren,
das wir [13] unser gewisßen auff Christum bauetten und sunst auf nymant. Aber
diese [14] lerh ist itzunt ganzs furworfen. Der Bapst hatt Christum abgesetzt
vom [15] konigreych und wil konig sein, man soll an im hangen und soll nicht
mher [16] dann sein worth hoeren. Also vorliren wir das rechte hawbt und den
rechten [17] konig, der uns seligk machet, und komen zu dem Tyrannen, der uns
zum [18] Teuffel fureth. Das meynneth diß stueck im Euangelio, das der Christus
so [19] eben abgemalth ist, das wir sehen, das er der einige herr ist, an den
wir [20] allein mith unseren gebiesßen sollen hangen. Wo wir einem anderen
anhangen, [21] sein wir vorloren.
[22] Nuen
wollen wir sehen die worth, wie eins noch dem andern geth. [23] [V. 26.] Also
hebt er an ‘Missus est Angelus Gabriel’, Nenneth von ersten den Engel [24] mith
Namen. Wollen sehen, was der Nam bedeuthet. Gabriel hebreisch heyst [25] ‘ein
Reich gottis’ odder ‘mechtige herschafft’. Dießer Nam zeygt an das [26] Ampth
eines bredigers odder die boetschafft, die do furkundigt das werck und [27]
Reich gottis. Ist ein ubirkeit im geistlichn volck, im Reich gottis, das ist
[28] in der Christenheyt. Szo hath sie allein der Nam Gabriel, der bapst und
[29] sein hauff haben den Namen nicht, dan sie wollen nicht haben, das goth
[30] regir, sie wollen mit gewaldt herschen. Aber in dem engel ist anzeygt das
[31] ampt eines rechten predigers. Goth will die Junckfrau nicht schwanger
machen, [32] dan er schickt das worth furhin zw irr. Er hette woll sunst
heimblich ir [33] mugen zusprechen und ins hertzs geben, das sie gefuelt hette:
Dw solt eyn [34] kindt geberen. Er wils nicht thuen, Er hab dan forhin durch
ein leypliche [35] styme irr zwsprechn laßsen, sie muß for berueffen werden.
Darumb zceygt [36] disß stueck an, wie das prediger ambt sein soll, und wie der
prediger soll sein.
[Seite 625]
[ 11 Pol. am
Fuße der mit “ader” schließenden Seite: Verbum et fides hic pulchre exprimuntur
25 Pol. am Fuße der mit “gottis” schließenden Seite: Gabriele opus est, ut
concipiamus Christum Pol. setzt
über “der both”: hic dißer 29 Am Rande: Regnum dei non in sermone 38
“ebangelium” ist geändert in “euangelium”]
[1] Goth
richt sein reich also an, das er befhillet das worth zu predigen, will [2] nicht,
das man ane das worth hin und her lauffe und das worth vorachte. [3] Zcum
glawben mueß ein worth gehoerenn. Darumb hath goth geordneth das [4] Euangelium
zu schreyben. Es soll nymanth von im selber anheben sich frumb [5] zu machen
durch eigene vornunfft und werck, sonder das worth horen und [6] denn glauben
und also rechtfertig werden. Nuen sihe, das die Botschafft, die [7] der Engel
bringt, ist eben die predig, die do im ganzen Euangelio steet. Ist [8] hie das
gantzs misterium christianismi, das worth und der glawb, wie wir [9] sehen
werden.
[10] Von
Ersten sagt das Euangelium, das wir nicht sollen bauen auff unser [11]
vornunfft ader vorstentniß, nach unsernn vortrauen darauff setzen, nichs do
[12] mit anfahen, also das wir uns selbs wolten frumb machen odder der
gleichen, [13] sonder es mueß das worth kummen von goth, an dem mußen wir
hangen. [14] Also ist es hie auch: die Junckfrau konth nith vorstehn, das es
mueglich werh, [15] das sie das kindt solt entpfahen. Darumb sagt zu ir der
Engel: las dein [16] vorstandt faren. Es mueß ein unvorstandt in dich kumen, du
wirst nicht [17] [V. 38.] wisßn, wie es wirth zugehn. Do fasßet sie das worth
und antborth ‘Mir [18] gesche nach deynnem worthe’. Darumb soll im nymandt
selber meister sein, [19] soll die vornunfft dempffen in denn dingen, di do
gehoern zu frumkeyt und [20] seligkeyt und den Glawben antreffen. Es mueß alles
natuerlich licht auß [21] leschen, und muessen alle sagen: Mir geschehe nicht
nach meynner vornunfft, [22] sunder nach deynnem worth. Also werden wir auch
schwanger vom heilligen [23] Geyst und entpfahen Christum geystlich. Darumb muß
von erst ein both [24] sein und ein solcher both, der von Goth geschickt ist
und predige das Reich [25] gottis. Also ist hie der Gabriel. Wo nicht der both das
reich gottes vorkuendigt, [26] ßo ists nicht Gabriel, sunder Belial, idest
Rebellio, wie itzundt der [27] bapst und seine bapisten regiren in eußerlicher
weyß und widerstreben Christo, [28] setzen sich wider sein konigreich. Dan mit
dem eußerlichen weßen und regimenth [29] [Röm. 14,17.] kumbt man nicht ins
Reich gottes, wirth nit ebig seligh. Gottes reich [30] ist im glauben, wie
Paulus sagt. Man muß predigen, wie goth seine fluegel [31] ausbreittet und
außperreth und uns zcwdecket, furth uns in ein finsterniß, [32] do unser
naturlich licht gantz mueß vorleschen. Das meynneth der Engell, do [33] [V.
35.] er spricht ‘spiritus sanctus obumbrabit tibi’ &c.
[34] Weyter,
warumb hatt er nicht ein procesß gemacht und Christo ein Erh [35] thon, ein
grosße botschafft gemacht und mit grosßem gebreng angericht, hett [36] er doch
woll künnen ein ganze herliche Botschafft ausgeschicken und viel [37]
reyttender pferd. Lesset sie auch allein, nicht mit viel Junckfrauen, das es
[38] mocht ein arckbon machen, wie er mit irr buele. Das ebangelium will ymmer
[Seite 626]
[ 1 man || man Pol. am Fuße der mit “man”
schließenden Seite: Predicari oportet regnum dei 2 Pol. am Kopfe der mit “unß”
beginnenden Seite: Unitas verbi et fidei 4 “Stoenen” scheint (von Pol.?) in eine
von Schreiber gelassene Lücke geschrieben zu sein 15 Pol. am Fuße der mit
“wortlein” schließenden Seite: Aliud docere a Christi dogmatis anathema sit 28
Pol. am Fuße der mit “Einnikeytt” schließenden Seite: Aliud a Christo docere
est contra Christum docere]
[1] in die
einnikeyt. Wan man nicht allein den glauben predigt, fueret man [2] unß bald
auff viel ding, und wo man ßo manigfeldig lerh fueret und zu [3] teylet in
weyße das gewisßen, ßo ists schon vorloren. Sol es aber frid haben, [4] ßo muß
sichs auff eyn einfelichen grund Stoenen,1 das ist auff den glauben. [5] Darumb
hat goth diß geschicht ßo einfeldig lasßn zcugehn an alles brangen. [6] Darumb
solln all Christhlich prediger eintrechtig ein glauben, ein worth [7] predigen
und also all eins sein, wie das worth eins ist, der glaub eins, der [8] Geist
eins und alle Christen, einer wi der ander, das es alles gleich sey und [9]
werden alle ein vorsamblung. Das heyst ‘communio sanctorum’. Szo haben [10] wir
auch einen herren und konig, und sein die prediger auch eins, als Paulus [11]
[1. Cor. 3, 8.] sagt ‘tam qui plantat, quam qui rigat, unum sunt’. Do kumen
nuen her [12] unßer Junckheren mit irem decret und sagen, man mug woll neben
dem [13] euangelio etbas anders predigen, als des heiligen vatters bapsts
gesetz, wen [14] [Gal. 1, 9.] es nor nicht wider das euangelium ist. Und do
Paulus spricht ‘si quis [15] aliud euangelizaverit, anathema sit’, glosiren sie
das wortlein ‘aliud’ also, [16] das es sol heisen ‘contrarium’: si quis aliud
predicaverit, idest si quis contrarium [17] predicaverit. Drum, weyl sie nith
offentlich sagen, Christus sey nicht [18] unser herr, meinen sie, es seie nith
unrecht, aber darneben sagen sie, das [19] der bapst auch unser herr sey. Also
haben sie das ganzce euangelium umgekerth. [20] In welcher schriefft odder
sprach ist es also, das, wan ich sprich [21] ‘Goldt ist etbas anderst dan
silber’, das es also viel heise: ‘goldt ist contrarium [22] argento’, das goldt
und silber widereinander sein? Darumb muß [23] man den spruch do hin furen, das
wer das gewisßen auff ein andere weyß [24] füret, dan im euangelio steht und
wie Christus und Paulus gelert hatt, der [25] furfurth alls bald und soll
darumb formaledeiet sein, darumb das er zu [26] reisßet die ennikeyt. Dan wer
die eynikeyt zu reysset, der zu reist das reich [27] [Luc. 11, 23.] gottis gar.
Szo sagt auch Christus ‘Qui non est mecum, Contra me est’. [28] Also furt uns
das euangelium albeg in die einnikeytt. Die zureisset der [29] bapst, ßo er
sagt: Man sol Christi geboth halten, doch darnebenn sol man [30] auch des
bapsts geboth halten und mueg neben dem euangelio auch etbas [31] anders
predigen, wan es nicht stracks darwider ist. Dw kanst nicht Christi [32] brauth
sein, wan du mit einem andern auch wilst buelen. Drum sein es [33] eittel
ebrecher und erenschwecher, die also ein ander weyß predigen, dan wie
[Seite 627]
[ 1 Pol. am
Rande: Doctrina Euangelii 3 Über “schriefft” ist von Pol. gesetzt: scriptura 6
Über “bietter Merh” ist von Pol. gesetzt: salsum mare 8 Pol. am Fuße der mit
“zeyt” schließenden Seite: Maria mare salsum Pol. am Kopfe der mit “di do”
beginnenden Seite: Nomina ab Eventu 28 Pol. am Rande: Pauperes Euangelizantur]
[1] das
euangelium lereth, das man allein durch glauben frumb wirth. Also [2] schmehen
und lesternn dieße altag vil tausent seelen und machen sie alle zcw [3] [Hes.
6, 5.] hüren. Das heißet die schriefft auff ein andere weyß ‘dispergere ossa’,
wan [4] man so manchfeltige weyß lereth frumb zu weren. Darnach nenneth der [5]
[V. 27.] euangelist die Junckfraw Maria, das heist ‘Mariam’ auff hebreisch, das
heisset [6] bey uns als viel als ein ‘bietter Merh’. Woher sie den namen krigt
hatt, [7] weyß ich nicht. Es ist gewest der brauch bey den Juden, das sie ir
kinder [8] haben genennett nach der gelegenheit der zeyt, di do furhanden ist
gewest, oder [9] [2. Mos. 2, 10.] sunst von zuvelligen dingen, wie Moises ist
genenneth von dem, das er auß [10] [1. Mos 21, 6., 1. Mos. 25, 26.] dem wasser
ist gezogen, ßo Isaac von lachen, ßo Jacob ist ein Tretter, Szo [11] [Esra 3,
2.] Zorobabel, idest dux e Babylonia. Nue was zu der zeyt, do Christus kumen
[12] solt, eyttel bitterkeyt under den Juden, eyttel armm volck. Es was ganzs
[13] underdruckt, was auch wider weltlich noch geystlich regimenth. Darumb was
[14] das volck betruebt und bietter, haben gesehen eyttel Jamer und noth wie
wir [15] itzunt, das wir allen mochten bietterlich weynen. Darumb nenneth Lucas
den [16] Namen der Junckfrauen, als wolt er sagen: Es ist also gestanden, das
es [17] eyttel bietterkeyt gebesen ist, und die hat muessen tragen den Namen
aller [18] betruebten. Nuen sihe, wie goth gesint ist, wo sein leuth sein, wo
sein worth [19] gehet, und wo er den engel hinschicketh. Sein augen sehen
allein auff die, die [20] betruebt sein und die nichs sein. Er hetth woll
kunnen zu Cayphas tochter [21] schicken, die do reich und hubsch gebest
&c.. und doher gangen im gulden stuecken1 [22] und mith eynnem ganzen
Junckfrauen zcimmer.2 Lest nicht die Boetschafft [23] zu dem besten landt odder
heubtstat, zcw der hewbtjunckfrauen, sonder schickt [24] zcw dem geringen
standt, zcw eyns geringes borgers tochter. Nuen hatt die [25] Junckfraw ein
geyst gehat und das Jamer angesehen und gedacht: hilff goth, [26] wan wilstw
uns erloeßn. Hat also irem Namen genug than. Do kummeth [27] derr engell und
bringt irr die botschafft. Das ist Christi wunderzeychen, do [28] [Matth. 11,
5., Jes. 61, 1., (Jes. 11, 4.)] er von sagt ‘pauperes euangelizantur’ und
Esaias cap. 11: ‘ad euangelizandum [29] pauperibus misit me’, die betrüebt sein
vol Jamers und noth und ein gantzs [30] mher unglugks haben, zcw denn kumbt
Christus mit seinem worth und bringt [31] frid, seligkeyt und alles guets. Der
bapst, bischoff und sulch volck, die do [32] grosße hansen sein, und di do nigß
betruebt, noch anfichtet, di hoern sulch [33] froelich botschafft nicht, wo
aber das hertzs vol betruebnis ist, das hordt die
[Seite 628]
[1]
botschafft der Engell. Das ist der prediger, muß ‘Gabriel’ heisen, die schueler
[2] miesßn ‘Mariam’ heissen. Also sehen wir, wie das ganzs euangelium nichs [3]
dan den einigen glawben handelth. &c..
[4]
ΤΕΛΟΣ.
[5] [23. März
1521.] 108.
[6] IN DIE
ADNVNCIATIONIS MARIE
[7] a prandio
Euangelium dixit
1521
[Seite 628]
23. März
1521.
[ 36 Pol. am
Kopfe der mit “blueth und” beginnenden Seite: Virgo cur desponsata]
[8] [Luc. 1,
26 ff.] Luc. I.
[9] Hie sehen
wir, wie unß Goth bereyttet unseren heylandht, unsern könig [10] und herren,
also das er geboren wirdt von fleysch und bluet. Darumb hat [11] der euangelist
grossen fleyß darauff than, das er das klerlich anzceygette. [12] Zcum ersten
zceygt er an, das er geboren sey von dem samen David, darumb [13] das der
Messias von ersten vorsprochen was Abraham, dem patriarchen, das [14] er kummen
solth von seynnem Samen. Darnach David, auff das nun erfulleth [15] wurde die
zcwsagung, und nymanth daran zcweyffeltt, sie werhe erfullet. [16] [V. 27.]
Darümb zceucht der euangelist das an, sagt, wie Joseph, dem die Junckfrawe [17]
vortrawet waß, geweßen sey de domo David. Nun was also ein gewonheyt [18] bey
dem volgk, das eyn itzlich mensch musste von seynnem geblueth freyen. [19]
Darumb es auch ist zcwgelasen gewest, das eynner mochte ins dritte odder [20]
virtte glied greyffen. Also ist die Junckfrau dem Joseph vortrawet vom [21]
Geschlecht David. Darumb ist sye auch vom selbigen geschlecht kummen. Darumb
[22] [V. 32 f.] spricht hernach der engel ‘Goth wirdt in setzen auff den stuel
David, [23] seynnes vatters, und wirdt eyn kunig seyn in dem hauß Jacob, und
seyn [24] reich wirth keyn ende haben’. Darumb ist es auch also geschehen, das
do [25] erfulleth wurden die prophezceyen und in genung geschehen. Dan das ist
vorkundigt [26] worden lang zcw vor, das dieser Christus solt regiren auff dem
stuel [27] David, doch auff ein andere weyß. Es soldt eben der selbig stuel,
reich und [28] volck sein, doch anderß regiren und lenger werhen. Darvon Esaias
sagt [29] [Jes. 9, 7.] ‘Super solium David sedebit, ut confirmet illud et
corroboret iudicio et [30] iusticia a modo et usque in sempiternum’. Er wirth
sein konigreich nit [31] lassen wancken und ein end haben, sunder wirth es
befestigen, stercken und [32] behalten, nicht im schwerth oder mith weltlicher
gewaldt, sunderr in iusticia [33] et iudicio. Also regiret er uber fleyßch und
bluet und regiret doch geystlich.
[34] Darnach
ist es ßo zcwgangen mit der Junckfrawen, das sye ein Junckfraw [35] bleybt und
doch vortrauet ist. Szo ist in Christo alles vormengeth mit [36] fleysch und
blueth, doch im geyst: Ist warlich blueth und fleysch.
[37] Szo ist
sein reich auch halb und halb, wie ich gesagt hab: ist nicht ein [38] leyblich
regimenth und doch ubir fleysch und blueth. Also hie die Junckfraw
[Seite 629]
[ 10 Pol. am
Kopfe der mit “der” beginnenden Seite: Angelus Euangelici nuncii personam
gerit, Maria ecclesiae 24 Pol. am Kopfe der mit “seistw” beginnenden Seite: Salutatio
angelica 36 Pol. am Fuße der mit “sich” schließenden Seite: Paulus, noster
Gabriel, Initio Epistolarum suarum Gratiam dei, pacem et gaudium nobis optat et
commendat. Deinde Christum predicat]
[1] ist
eelich und doch warhafftig ein Junckfraw, hatt ein mann und ist ein [2]
Junckfraw, bleybt dennoch ein mutter. Also hath goth albeg vor und nach [3]
Christo regirt. Das ist aber darumb also geschehen, das es unser her Goth [4]
nicht mit rumor anfing. Dan soldt die Junckfraw aufftretten haben und [5] gesagt,
sie heth ein kindt vom H. Geist, nicht vom Joseph, heth sie mussen [6] sterben.
Dan sie het es nicht mugen bezeugen, nymandt het es glawbt. Es [7] were alle
schriefft, alle vornunfft und erfarung wider sie gewest. Darumb [8] decket
Joseph das zcw, das es nymanth syhet, das der H. Geyst wircket, und [9] ist eyn
lautter diener der Junckfrawen. Also hat die Junckfraw ein schuetzs [10] durch
den ehelichen standt erworben, unnd durch dieße weyß wircket der H. Geyst [11]
heymblich und richttets ee auß, ee man es begreüffett.
[12] [V. 27.]
Das ist das erste. Nun wollen wir ansehen die person. Der euangelist [13] sagt,
die Junckfraüe sey genennet Maria, Darnach, das sie sey gewest zcw [14]
Nazareth, im Galileischen landt. Heut haben wir gehordt, was der Engel [15]
Gabriel bedeuttet, Nemblich die prediger, und das Maria ist an stadt der [16]
Christlichen kirchen. Die zcwue person zceygen an, wie die ganzs kristlich [17]
kirch stehen soll. Die prediger ader lerher sollen nichs anders bringen, dan
[18] [V. 31.] den befhel und das geboth, das in ist auffgelegt. Das ist dies
geweßen ‘Ecce [19] concipies in utero et paries filium’ &c. Darumb wollen
wirs nun weytter [20] hinauß fueren.
[21] Nuen
volgeth, was das Euangelium sey, das die prediger sollen lerhen [22] und vorkundigen,
und was darinne gepredigt wirdh.
[23] [V. 28.]
Zcum Ersten Sehen wir, wie der Engel kummeth und bewt der Junckfrawen [24]
Gluck. ‘Gegrusßt seistw’ &c.. ‘Gehab dich wol, dw bist angenemb bey [25]
goth’. Darnach bringt er ir die red, die im befhollen ward: Dw wirst entpfahen
[26] und geperen eyn suen, der soll heyssen Jesus. Dieße zcwey ding treybt [27]
Paulus auch. Von ersten preyset er die genad, die uns geben ist durch das [28]
euangelium, wecket uns auff, vormanet und trostet uns. Darnach hebt er [29] an
zcw lerhen das euangelium. Also gehet das euangelium gar. Drumb [30] heysseth
es auff Deutzsch ‘Ein suesse, liebliche botschafft’. Ist freuntlich und [31]
gefellet den hertzen woll, das es ßo ein lieblichenn grueß bringet. Also ist
[32] es mit ydermann. Wer darzu kummeth, das er das euangelium horeth, zcw [33]
dem mag man wol sagen: Grueß dich Goth, Goth ist dir holdt, Got ist mit [34]
dir, dw bist gebenedeyet. Ein Christen mensch kan man nicht genugsam loben,
[35] darumb das er das euangelium hatt. Dießer Gabriel ist Sanct Paul. Szo [36]
gehen all sein Epistoln, den Grueß bringt er albeg mit sich vor an. Und das
[37] ist eyn recht Rhetorica reddens auditoris animum attentum, wan man ßo [38]
sagt: O, ich will dir von grossen guetteren sagen, wan dw es wissest, wurdestw
[Seite 630]
[ 11 Pol. am
Fuße der mit “sagtt” schließenden Seite: Signum Pol. am Kopfe der mit “Dw” beginnenden
Seite: Verbum de Christo Annunciat Euangelium 14 Pol. am Rande: Roma. 1o 21
Pol. am Rande: Tu concipies 24 Pol. am Fuße der mit “in” schließenden Seite:
Fiat mihi secundum verbum tuum
Pol. hier am Kopfe der Seite: Natum et regnantem Christum predicari
oportet iuxta verbum angeli 26 annhmen 31 Pol. am Rande: Epilogus]
[1] vor
grosen freuden springen. Nun ist das des euangelii Sententzs, das der [2] Engel
sagt ‘Ecce concipies in utero et paries filium’. Do sagtt er eygentlich [3] ‘in
utero’. Dardurch er anzceygt, das sye solt ein muter seyn nicht allein
geystlich, [4] sunder auch im fleysch und blueth, und das sie nicht meynet, sie
wurde [5] yn allein geystlich entpfahen, sunder leiplich, also doch, das der h.
Geist wircket. [6] [Jes. 7, 14.] Das ist auch also vor geweyssagt durch Esaiam
‘Ecce virgo (abscondita adulescentula)1 [7] concepit’ &c. Das ist das zceychen,
do von er auch anders wo [8] [Jes. 11, 12.] sagt ‘Signum, quod levabitur in
nationes’. Diß zceychen ist allein das worth, [9] dan es kan mir nymanth das
geben, darvon ich rede, Sunder man gibt mir [10] allein eyn zceychen des dingß.
Also wirdt Christus ein wordh, das bringt [11] mitt sich der Engel und sagtt
‘Dw wirst entpfahen ein suen’ &c.. Das und [12] nicht anders sollen alle
prediger predigenn, und wir mußenn den Christum [13] auch also durch das worth
entpfahen. Das Euangelium predicht nichs anders, [14] [Röm. 1, 1 ff.] dan
verbum de Christo, wie Paulus sagt Ro. 1. ‘Ich bin geornet darzw, [15] das ich
predige das euangelium von Christo, der do geboren ist auß dem [16] fleysch
unnd blueth David’ &c.. Es ist ein predig von Christo und ein sulche [17]
predig, das er werd geboren werden und regiren, wie auch Paulus sagt: [18]
[Gal. 1, 9.] wer nun anders predigt dan von Christi geburth und seynnem reich,
der [19] predicht nicht recht. Doch soll mans nicht also allein predigen, das
man nur [20] ein historien sagt darvon, wie es geschehen sey, sunder das man
sprech, wie [21] der engel sagt ‘Tu concipies’, das sich yderman, der das
euangelium hordt, [22] sich des annemhe, wie sie es hatt angenummen, und sprech
ein itzlicher ‘fiat [23] mihi secundum verbum tuum’. Er muß also predigen, das
ers uns predige, [24] das der Christus in uns entpfangen und geporn werde und
in uns regire. [25] Hett der Engel nur also gesagt ‘Es wirth ein kind geboren
werden’, het sie [26] sichs nicht konnen annehmen, auch nicht sagen ‘Mihi fiat
secundum verbum [27] tuum’. Darumb must er sagen ‘Tu concipies et paries’
&c.
[28] Das
heisset predicare usum verbi, nicht alleyn historiam oder newe [29] zceitten,
Sunder wie man des euangelii brauchen soll, und bo zcw es nutzs [30] seye und
fromme.
[31] Nue
mussen in der predigt, wie ich gesagt hab, zcwey stuck sein, die [32] [Röm. 1,
1 ff.] geburth und das reich Christi, wie der apostl sagt Ro. 1.. Diß ist aber
[33] dünckel, und vorstehet es nymanth, der nicht den Glawben hath. Die weyll [34]
Christus solt sterben, war es nicht muglich, das er ebig regiret, wie wir [35]
sehen in weltlichem regiment. Darumb ist es nicht muglich, das das von
[Seite 631]
[ 2 Pol. am
Kopfe der mit “must” beginnenden Seite: Regnum Christi aeternum mortem includit
13 donc 15 Pol. am Kopfe der mit “und ebig” beginnenden Seite: Regnum Christi
26 Pol. am Rande: Ephe: 4 27 Pol. am Kopfe der mit “nicht” beginnenden Seite:
Regnum Christi]
[1]
naturlichem oder weltlichem regiment vorstandenn mug werden. Darumb [2] must er
ein sulcher konig werden, das er nicht zceytlich regireth, must kummen [3] in
ein ander weßn. Darumb ist hie heymblich beschlossen, das er must sterben [4]
und in ein ewig und unvorgengklich leben kummen. Dan ßo baldt must [5] volgen:
wan man sagt, es muß des fleysch und bluets gebürth auffhorn, [6] das er muß
sterben, und geheth doch beydes in eynander, der Todt frisst in [7] und bleybt
dennoch lebendich, kummeth dürch den Tod zum ebigen leben, durch [8] den todt
legt er ab alles zceytlich unnd vorgengliche weßn, also das er furhin [9] ging
von einem ordt zu dem andern und was wandelbar, itzundt ist [10] er an allen
Ortten, hatt alle stedt eyngenummen, wie der prophet sagt [11] [Ps. 8, 7.]
‘Omnia subiecisti sub pedibus eius’, predigt an allen orten, ist in allen [12]
[Matth. 26, 29.] hertzen und speisßet sie albeg an underlaß, wie er sagt ‘Non
bibam vobiscum [13] de genimine vitis a modo, donec bibam illud novum in regno
dei’. Was [14] er hie, als er wandelbar gewest ist, geubt und than hat, das thuet
er itzunt [15] an underloß und ebig, und ist also Christi leben gantzs unßer,
was er than [16] hatt und noch thuet. Es heist aber nicht ein Chronica, sunder
das Euangelium, [17] wie wir gehoreth haben. Das buch hat er uns darumb geben
und darumb [18] die historien schreyben lassen, das es mir zcw nutzs kumme, das
mir darvon [19] geholffen werde: Zceygt mir an, was er in mir thuet, unnd wie
ich mich sein [20] soll annehmen. Darumb ists nichts anders gesagt, dan das er
in uns lebe [21] und wir in im. Darumb wirt er geboren, leydet, stirbet, steht
auff, das [22] alles mir zcw gueth geschehen ist. Aber also haben unßer
doctores nicht [23] darvon gepredigt, sunder nur einen lerher auß Christo
gemacht, nicht gesagt, [24] wie er in unßeren hertzen lebt. Die Bischoff und
prediger lerhen sein worth, [25] aber er ist nicht weyt darvon und wircket, das
die lerh in uns lebe und geht [26] [Eph. 4, 10.] nicht hinweck. Dan darumb ist
er weck gen hymel gefaren ‘ut impleret [27] omnia’. Do er hie was, konth er
nicht an allen Orten gesein, do must err [28] essen, trincken, itzunth hie
lerhen, itzunt dort. Aber nun ist er uberal: fur [29] seins nor predig und
stymme gebest, itzundt ists leben und weben. Er hatt [30] die apostl hie an
sein stad gesetzet, wie er hie gebest ist, das sie sein worth [31] furen und
treyben. Szo wyrckt er dardurch unnd ist selber do: alles guttes, [32]
gedancken, hertz, sinne, krefft, worth und wercke wircket Christus allein, wir
[33] thuen nichs darzcw. Also hatt Paulus Christum gepredigt. Szo man in [34]
anders predigt, predigt yn nymant recht. Man muß nicht allein ein bilde [35]
auß im machen. Er hatt leyblich ym hertzenn nicht kunnen wonen, itzundt [36]
aber lebt er im hertzn, ist das hewbt, darvon alles gutes fleusset, was in dir
[37] ist, darum sagt Paulus also von den werckpredigern ‘Non tenens caput, ex
[38] quo totum corpus connexum’. Sie predigen nicht das reich gottes, das
[Seite 632]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 1 Pol. am
Fuße der mit “Christlichen” schließenden Seite: Predicare regnum dei Pol. am Kopfe der mit “kirchen”
beginnenden Seite: Aliud per modum Historiae, aliud per modum Euangelii
predicare Euangelium 8 Pol. am Rande: Regnum Christi 14 Q. d. 15 Pol. am Fuße
der mit “also” schließenden Seite: Quomodo fiet istud? rationis verbum 16 Pol.
am Rande: In te 28 Pol. am Fuße der mit “Darnach mith” schließenden Seite:
Spiritus operatur in verbo Pol. am
Kopfe der mit “dem” beginnenden Seite: Comparatio solis Illuminantis et
calefacientis tantum ea quae sustinent solem ut in aqua stante et vehementer
currente vel mota patet 29 hietzs]
[1] Christus
das hawbt sey uber die Christlichen kirchen. Also solt man predigen, [2] das
Alles, was der mensch hat guttes, fleusset herab von dem hawbt, alle [3] worth,
werck unnd gedancken. So ists nicht gepredigt per modum historie, [4] sed per
modum Euangelii. Also lerhet man als bald den glawben. Szo [5] spricht der
prediger ‘Gebenedeyt bistw’, ßo mussen wir sprechen ‘Amen, Got [6] sey
gelobeth, das ich das hor’, und wie Maria sagt, ‘fiat mihi secundum [7] verbum
tuum’. Darnach gehen an alle Gutte werck &c.. Volgt ßo bald die [8] liebe
nach dem glawben. Szo sihe nuen was Christi reich sey, nicht eusserlich, [9]
sunder inwendig im hertzen, das auß ime in uns flisset alle Gerechtikeyt, das
[10] er gibt gut gedancken und werck unnd alleyn wircket in uns.
[11] Nunn
spricht die vornunfft, ßo sie die predig hort, eben wie die Junckfrawe [12]
‘Quomodo fiet istud?’ &c. Wer will meyn hertzs angreyffen und wandelen:
[13] wie mag das geschehen? Anthworth der Engel ‘Spiritus Sanctus superveniet
[14] in te’. Quasi dicat: haltt nur still, las mich das worth sagen. Es wirth
[15] nicht also zugehn, das dus magst greyffen und fulen, sunder wirth
wunderlich [16] uber dich komen, (nicht in dich) kummen. Der H. Geyst wirth ein
[17] weg treffen, der ubirauß ist Incomprehensibilis et ultra captum et modum
[18] naturae, und die gewaldt, virtus, idest efficatia, energia, die wirckung
des aller [19] hochisten wirdt dich uberfinstern, umbgreyffen, also mith dir
wircken, das dus [20] nicht sehen wirst. Darumb wirth es sanctum heyssen. Das
ist, das Paulus [21] [Gal. 3, 2.] sagt ‘Ex auditu fidei Spiritum Sanctum
accepistis’. Christus regiret in uns, [22] doch fulen wir und greyffen yn nicht,
mussen alleyn das worth fasßen. Szo [23] wirtte er kummen unnd den glawben
antzunden, wirth es alles wol, nur das [24] wir still halten.
[25] Darumb
ist dißer spruch des Engels nicht anderst gesagt dan Spiritus [26] operatur in
verbo. Und das wir eyn gleichniß geben: sehen wir, das die [27] sunne zcwey
ding hath, die sie von sich lessit. Von ersten gehet von ir der [28] glanzts,
do mith sie leuchtet. Darnach mith dem glantzs gibt sie auch von [29] sich die
hietzs. Nun kan sie nicht erleuchten, auch nicht hitzs von sich geben [30] unnd
warmm machen dan das do still halth. Dan wue ein wasser ist, das do [31]
unfreyntlich rauscheth, do kan sie nicht klar eynscheinnen unnd leuchten. So
[32] wirth es auch nicht warmm. Also ist es auch hie. Goth gibt uns von ersten
[33] das worth, damit er uns erleuchtet, darnach den H. Geyst, der in uns
wircket [34] unnd den glawben anzcundt. Nun alspald man am worth still helth
und
[Seite 633]
[ 7 Pol. am
Fuße der mit “atthem”. schließenden Seite: Vox et spiritus indivisa sunt 17
Pol. am Rande: Epilogus]
[1] lesset es
eingehn, folgt so bald, das wir erleuchtet werden, und kummeth der [2] heyllige
geyst, der durch das worth wircket. Wan man aber nicht still helth, [3]
[Apgsch. 2, 14.] Gehet worth und Geyst aus. Also lereth Petrus in actis nichs
dan worth, [4] doch so balde ers sagt, kumbt der H. Geyst und erleuchtet sie
und zcundt sie [5] an, allein darumb das sye still halten. Also sehen wir auch
im naturlichen [6] worth, wan eyn mensch redeth, kan man nicht von eynnanderr
scheyden die [7] stymme und den atthem. Wer die stym nicht wil hoern, den geht
der athem [8] auch nicht an. Darumb soll man nicht wissen wollen, wie es
zcwgehe, das [9] wir den H. Geyst krigen, sunder allein das worth lasen war
sein. Szo wirdt [10] der H. Geyst das hertzs anzcunden und in uns wircken. Also
ist es gangen [11] in allen heyligen: haben einen wandel gefuleth, das sie
luest zur frumkeyt, [12] keuschheyt und allen tugenten ghabt haben, doch nicht
gebust, wie es ist zcugangen, [13] wue und wen und wie der H. Geist kummen sey,
sunder alleyn [14] glawbt, das es Christus habe thaen. Das werck haben sie
gefuleth, aber die [15] weyße haben sie nicht gewist. Das ist gnug von dem
gesagt, wie die vornunfft [16] nicht vorstehn kan, wie das geschehen soll und
sich darumb vorwunderth, [17] und wie wir sollen still halten. Also lerhet das
Euangelium, was das Euangelium, [18] die predige oder das worth sey, wie der
prediger soll seyn, darnach [19] wie die sein sollen, die es horen.
[20]
Τέλος.
[21]
109.
SERMO IN DIE
PALMARVM.
1521
[Seite 633]
24. März
1521.
[ 24 Gluc̔ck
36 Pol. am Fuße der mit “worth” schließenden Seite: Christus petra in quam
edificanda consciencia nostra Pol.
am Kopfe der mit “und die” beginnenden Seite: Duo asini Christus solus vehitur asino non
discipuli]
[23] [Matth.
21, 1 ff.] Euangelium Matth. 20.
[24]
‘Hosianna filio’ &c.: ‘Goth gib heyl und Gluck dießem suen David (das [25]
ist dissem kunig) und hilff in der aller hohisten hohe’ &c..
[26] In dem
Euangelio ist aber eins abgemaleth, was do sey die Christliche [27] kirch und
ein Christlich leben. Wollens kurtzs durchlauffenn.
[28] Wir
haben gehoerdt, das ein prediger in der Christlichen kirchen dohin [29] gericht
seyn soll, das er allein Christum predig, auff das der mensch wisse, [30]
worauff er sich vortroesten soll und sein gebissen bawen. Dan dieß ist allein
[31] der steyn, darauff gesetzet ist des menschen gebissen. Nuen hath das
heutig [32] euangelium das auch. Darumb woln wir handeln den spruech, den
Mattheus [33] [Sach. 9, 9.] anzceygt auß dem propheten. Der euangelist sagt
selbs, das diesse historien [34] darumb geschehen sey, das diesser spruch
erfulleth wurde.
[35] Darumb
hath an zcweyffel die procesß das außgerichtet, also das der [36] spruech sey
das worth und die proceß das werck. Nuen wollen wir sehen wie.
[Seite 634]
[ 12 Pol. am
Kopfe der mit “sich lassen” beginnenden Seite: Apostoli ministri sunt equitanti
Christo 18 herr̓ 26 Pol. am Kopfe der mit “Christus” beginnenden Seite: Duo
asini 38 Pol. am Kopfe der mit “gebunden” beginnenden Seite: Antiquus asinus
sequatur Iuniorem]
[1] Zcum
Ersten sagt die historien und auch der propheth von zcweyen [2] Eseln. Die
zcwen esel bedeutten das ganzs volck, das do soll gen hymmel [3] faren unnd
geordneth ist zcw horenn das euangelium. Nuen reytteth Christus [4] den eynnen
esel allein. Die Apostel reytten nicht. Ist nicht merh dan eyn [5] reytter,
Christus. Wir sein nymmer esel, do ander leuth auffreitten. Das [6] ist, das
ich fur auch gesagt hab1: Das euagelium will uns nur in die [7] eynickeit
fueren, auff das man werhe allen lerhn, allen wercken und falschen [8] glawben,
die unns anders wo hin treyben dan zcw dem Christo. Es will [9] das gewisßen
zcwsammen geleßen haben auff diessen Christum allein. Heth [10] Goth wollen
haben, das eyn mensch solt unßer gewissen reitten, heth er woll [11] laßen S.
Peter auffsitzen. Die apostel sein allein dyner, wie der Text sagt [12] [V. 7.]
‘Sedere fecerunt eum desuper’. Christus hath sich lassen darauff setzen, heth
[13] sich sunst wol selbs darauff kunnen setzen, darumb das man sehe, das die
[14] apostl alleyn knecht sein zcw der sach. Das ist, das alles, was Geystlich
ampt [15] ist, soll allein zcwsehen, das sye jo nicht selb reytten, das wir sy
nicht fur [16] herren haben. Sollen uns alleyn den herren furhalden, den
Christum, der [17] macht ubir uns hath, unnd wir unser zcwvorsicht allein auff
yn setzen sollen. [18] Nun nymmeth der herr zcwen esel, eyn abgeritten und
einen, den noch [19] nymmanth berietthen hath. Das sein wir noch der seel und
noch dem leyb: [20] wen man nicht Christum predigt, ist der Mensch allein
darzcw gesetzeth, das [21] yn yderman treybt unnd muhe macht, hath nymmer merh
keyn rue, dan der [22] mensch ist nymmer merh willig im gesetzs. Was er thuet,
thuet er allein [23] darumb, das er fuercht, man mocht yn hartter straffen. Szo
muß er frumb [24] seyn und wirth darzcw getrieben.
[25] Aber der
Jung Esel ist nymmer frey und willig, lesset sich nymanth [26] reytten, als
lang wis Christus kummeth und macheth das gewissen frolich, [27] willig zcw
thun, was es soll, dan lesst er sich gern reytten. Also muß man [28] auß den
zcweyen eselen eynnen menschn machen. Christus sitzcet ymm hertzen, [29] do ist
seyn regiment, macht das hertz frumb und frolich, do muß der alte [30] esel
nachvolgen. Do heben sich werck an, das man fleysch und blueth zcwinge [31] und
dem negsten helff, volge dem Geyst. Also ist hie angezceygt ein recht [32]
Christlich leben. Der junge esel, der Christum tregt, ist, das der Mensch in
[33] Christum glawbt. Der alte, der dem jungen volget, ist, das man auch guette
[34] werck thue, die nach dem glawben sollen volgen. Szo reyttet Christus im
[35] Geyst und regiret dennoch den Corpern. Also reyttet er woll auff beyden
[36] eselen &c.. Also ist nun der mensch ganzs frey, der alt und jung esel,
kan [37] auch den alten nymanth mer zcwingen in euserlichen dingen. Man darff
[38] nymmer erwelen tage und zceyth, diß aber das, daran man gebunden sey.
[Seite 635]
[ 14 Pol. am
Fuße der mit “Esel” schließenden Seite: Solvitur asinus per Apostolos 28 Pol.
am Kopfe der mit “er eynnen” beginnenden Seite: Mansuetus 36 Pol. am Rande:
Vide Annotationem St ..... ce (unleserlich) circa 7um Lucae caput]
[1] Nime du
nicht mehr fur dich, den das dw dem jungen esel volgest, das ist, [2] das dw
dich den Geyst regirn lest und dein fleysch ßo im zcaum haltist, das [3] es dem
geyst nicht widerstrebe, sunder ym underthan seyn. Szo muß man eyn [4]
Christenlich menschen ganzs frey lassen von allen gesetzenn &c..
[5] Also
sehen wir weytter, was die apostel fur eyn befel haben. Christus [6] [V. 2.]
sagt also zcw in ‘Geht hin, loeßet sye auff und bringt sie zcw mir’. Sie sein
[7] gebünden, das ist, Es bindeth uns nymanth dan gesetzs. Ee Christus kumbt,
[8] ist der mensch ymmer gefangen, wil durch das, durch dieses werck frumm [9]
werden, Ist ganzs an die wercke gebunden, So lang wis die apostl kummen [10]
und binden den esel auff, das ist, predigen remissionem peccatorum. Szo [11]
reyttet Christus auff yn und machet das gewisßn gueth, reytteth aber
gegenwertig [12] auff yn, Ist gegenwertig do ym hertzenn des Menschen. Dasffst
nicht [13] dencken, das er im hymmel allein sey, Ist selbst do und fureth den
esel, wo [14] er hingeth. Der esel sicht in aber nicht, Sicht allein fur sich
nider, fuleth [15] aber den reytter wol. Szo auch mith uns, wan Christus in
unseren hertzenn [16] ist und wir glauben, sehen wir Christum nicht, sunder
fulen in allein, das [17] er in uns regirth &c..
[18] [V. 5.]
Nun volgeth der Spruch des propheten ‘Ecce Rex tuus venit tibi mansuetus’ [19]
&c. Das ist ßo vil gesagt: dw bist furworffen gewest, hast eyn [20] schwer
gewissen, das dich betruebt macht, und reyttet der boese geyst auff dir. [21]
Dw fülest, das dich dein gewissen drueckt, wilstw nun des loßwerden, ßo [22]
biß nur frolich, do kummeth der kunig, der wirth selb reytten und kummeth [23]
dir senfftmutig. Dw bist gedruckt gebest, er wird dich nicht drucken. Dw bist
[24] gebunden, er wirth dich auffloesen. Darzcw sagt er ‘Dein kunig’, nicht eyn
[25] Tyran, nicht eyn feynth. Dießer Tyrann, der boese geyst, der dich
underdruckt, [26] kummeth nicht zcw dir, Sonder dw bist zcw im kummen. Dießer
[27] kummeth selber, ere dw es vordinest, an alle deyn anschlagen, als wenig
der [28] esel ßo bereyth ist, das er eynnen bitte, das er auff im reytte.
Christus [29] muß selber kummen und also, wi der prophet sagt: Er kummeth dir
‘pauper, [30] iustus et salvator’ &c. Die drey hath der euangelist in eynn
worttlein zcogen [31] ‘Mansuetus’, und ist nicht anders gesagt: Dw solt dich
jho nicht furchten fur [32] ym. Dan er kummeth nicht als eyn strenger richter,
nicht als eyn zcorniger [33] her, wil nichts forderen von dir, sonder wil dir
das gewissen sanfft machen, [34] kummeth darümb, das er sich dein erbarme &c..
[35] Das
worttleyn, das der prophet ‘pauper’ heisset und der euangelist [36]
‘Mansuetus’, ist im hebreischen , heisseth ein jamerlicher, elender mensch.
[37] Drumb meineth hie der spruch: dieser kunig kummeth gleych jamerlich zcw
[38] dir, lesßt ym anligen und zcu hertzn gehn dein jamer und elendh, kummeth
[39] nicht darumb, das er von dir forderen will, als er wol recht hette.
Erkenne
[Seite 636]
[ 12 Pol. am
Rande: Fides 13 Pol. am Rande: Spes 15 Pol. am Rande: Charitas Pol. am Fuße der mit “Und” schließenden
Seite: Summa Christianae vitae consistit in fide, spe, charitate 29 Pol. am Fuß
der mit “irr” schließenden Seite: Verbo dei nemo credit fere/ Diabolo facile
omnes Pol. am Kopfe der mit “vordinenn”
beginnenden Seite: Verbum dei precedit flagellum dei Exemplo Noe et Loth]
[1] yn nur
und nymme yn also an, Szo wirstw frolich werden. Dw hast wol [2] ursach, das dw
in lobest und danckest, wie hie die schar thuet. Nymme dichs [3] nur also an,
und halts darfur, Das er sich deynnes jamers annehme und [4] ym leyd sey.
Vortrawe im, ßo solstdw deins jamers ab sein. Szo muß [5] man den spruch
vorstehn, das man es ßo fasse durch den glawben, nicht das [6] man es nur eyn
historien laß bleyben, das man ßo sage: Sihe das ist das [7] zceychen, das dw
solst haben. Er sitzet samffmutig auff eym esel &c.., wie er [8] herein
kummeth euserlich, So kummeth er auch zcw dir ins gewisßn.
[9] Das ist
vom euangelio auff dis mal, darinne uns furgebildeth ist, wie [10] ich von
ersten gesagt hab, ein form eins Christlichn Lebens, und ist das [11] Summa
Summarum, das eyn recht Christlich leben stehet im glawben, [12] lieb und
hoffnung. Der Glawb ist, das man Christo vortrawe und sich auff [13] den spruch
vortroste, den wir im euangelio gehordt haben. Hoffnung, das [14] wir warten
auffs ewig leben, nicht dencken, das wir ebig wollen hie bleyben. [15] Die lieb
ist, das wir den leyb dohin geben, das er dem negsten diene. Und [16] das ist
das ganzs euangelium, wie wir albeg gehoreth haben. Itzundt will [17] ichs beschlisßn
mit eynner kurtzen vormanung.
[18] Ich hab
offt furtragen, was die rechte Christlich lerhe sey, die im [19] euangelio
steth, und wie ein rechtschaffen Christlich leben soll stehn, das ich [20]
meyn, ir solt es nun fast vorstehn. Darumb gehet es nicht also, ßo gehts [21]
nicht recht. Ich sage, ßo viel in mir ist, Thueth irs nicht, ßo bin ich
entschuldigt. [22] Ir nemeth es leichtfertig an und sehet es gleich nerrisch
an, Ich [23] kan ym nicht thuen. Thueth irs nicht, ßo sehet ir darauff. Ich wil
euch [24] warnen und sagen, wie man pflegt zcw sprechen ‘Non me doctorem, sed
[25] te deluseris ipsum’. Irr stellet euch darzcw, als wenn es gauckelspil
werhe, [26] und voracht es. Es ist aber ein gebiß zceychn, das es auß goth ist
und Gottis [27] worth. Heth ich ein Capeln gebawet, were ydermann zcwgelaüffen,
wie man [28] siheth, das man dem Teuffel viel glaubt dan goth. Ich forcht, es
sey [29] ein plag und straff gottis, die irr vordinenn werth. Goth lest albeg,
wan [30] er die weldt straffen wil, fur hin sein worth vorkündigen, auff das er
uns [31] [1. Mos. 6.] warne, wie er than hath, do Noe lebt. Den ließ er lang
zcw vor predigen, [32] [1. Mos. 13.] wie Goth die weldt wolt straffen mit dem
sintflueß. Also schickt er Loth zcw [33] den funff stetten Sodoma &c.. ließ
in furhin predigen und das volck warnen. [34] [1. Mos. 19.] Darnach kamen die
engel unnd vorbrennten es gar.
[35] [Jes.
16., Jer. 48 u. 49.] Item so zceygt er an in Esaya und Hieremia: die schryen
zcw Ammon [36] und Moab &c.. Es hulff aber nith. Also hath er dennoch
alzeyth die genad
[Seite 637]
[ 18 Pol. am
Kopfe der mit “Ir” beginnenden Seite: Charitatem commendat]
[1] [Luc. 19,
41 ff.] erzceygt, das er sye hat fur vormanen lassen, wie auch Christus, do er
fur [2] die stadt Hierosalem kam und weyneth uber sie und sagt ‘O, wen dw wust,
[3] was uber dich kummen wyrth, wurstw auch weynen. Ich bring dir frid, und [4]
wilsts nicht annemen, ßo werden dein feindt kummen und dich umbgeben mith [5]
schutzgraben und zcurstoerenn, So das kein steyn auff dem anderen wirth
bleyben, [6] Darumb das dw dein zceyth nicht erkennet hast, do dw bist
heimbgesucht’. Szo [7] ists geschehen zcw der zceyt, do Augustinus unnd andere
bischoff warn, do er [8] wolt lassen Aphricam tilgen. So mit Dominico und
Francisco, die haben auch [9] [2. Thess. 2, 12.] so vormanet. Darumb sagt auch
Paulus ad Tessal. das der Antichristus umb [10] keynner andren ursach wirth
kummen, dan das sie nicht haben wollenn annemen [11] die lieb der warheyt, das
sie eyttel luegen predigen. Also predige ich [12] euch auch Christum im dem
rechten glawben, und das ist die warheyt. In [13] der selbigen predigen wir
auch, das ein itzlicher den anderen soll liebhaben. [14] Nu lests im nymanth
zcw hertzen gehn, das ich forcht, das etbas hernach [15] kummen werd, auß
anzceichen der zceychen, Ein rumor, den wenig leüth tragen [16] werden. Unser
Herr Goth zcundeth eyn groß licht an, das man sihet, was [17] recht Christlich
lerh und das euangelium ist, und das des Babsts ding narrnwerck [18] sey, das
er so vil selen vorderbeth. Darumb bitte ich euch, Ir wolt [19] alle heyligkeyt
an sten lasßn unnd euch uben in der lieb. Wolt erkennen, [20] das uns Goth
heymsuchet, welches anzcweyffl geschicht, auff das uns nicht [21] [Matth. 10,
15.] geschehe, wie er zcw Capharnaum sagt ‘Melius erit Sodomae et Gomorrae in
[22] die Iudicii’ &c. Lieg ich, szo hab ich euch zcu frummen gelogen. Sag
ich [23] die warheyt, szo sag ichs euch zcw gůeth. Darumb sehet, das irs
lasset ein [24] ernst seyn: wirt es Goth fur eyn schertzs halten, ßo wil ich in
nicht fuer [25] eyn Goth halden. Es were besser, das ich keyn worth hette
gepredigt, dan [26] wan ir so wolt bleyben, wie ir fur seyth gebeßenn &c..
[27]
Τέλος.
[28]
110.
EODEM DIE
APVD AVGVST.
1521
[Seite 637]
24. März.
1521.
[ 34 Pol. am
Kopfe der mit “es” beginnenden Seite: Ratio adventus Christi in die Palmarum in
Hierusalem]
[30] [Matth.
21, 1 ff.] Repetivit euangelium idem.
[31] Die
historien ist also zcugangen: Es was nahe das fest der Juden, [32] Pascha, unnd
was eyn gewonheyt, das auß allen landen eyn groß volck in [33] die stath
Hierusalem kam, was die ganzs stadt vol. Drumb sagt Joannes, [34] das es sey
ein groß brangen und proceß gebest von viel volcks, ist doch nicht [35] das
hertzs rechtschaffen gebest. Ist aber darumb geschehen, das Jesus ist auff [36]
den tag eyngeriten, das er erfulleth, das do gebotten was im alten Testamenth.
[37] Wan man solth essen das osterlamb, musten sie den zcehenden tag des ersten
[Seite 638]
[ 2
viertzehenden 22 Pol. am Fuße der mit “stadt” schließenden Seite: Palma verbum
dei Pol. hier am Kopfe der Seite:
Rami palmarum 36 Am Rande: arenosa et sabulosa terra]
[1] mondes
das lamb einfueren. Weil nun Christus das recht Osterlamb ist, hat [2] er
erfulleth die figur, ist am zcehenden tag einzcogen, am viertzehenden tag [3]
ist er geopffert. Szo hat der propheth sulch zcwkunfftig ding vorkundigt, sagt
[4] also ‘dein kunig kumbt dir, sanfftmutigk oder armseligh’. Da mith druckt
[5] er auß, warumb er eyngeritten sey, daß ist, in sulchem gemudt und hertzn,
[6] das er sich unser armmselickeyt hat angenummen. Szo ist zcwgleich mit
gelauffen [7] figura et res: das leyblich schaff ist eben auff den tag
eingefureth, do [8] Christus ist einzcogen und eben auff den tag geopffert, do
er geopffert ist. [9] Szo ist hewt der erste eingang des kunigs. Hath fur ymmer
hergangen, wie [10] eyn ander. Darnach hath er die drey folgende tag gantzs
gepredigt mitt gewaldt, [11] hatt angriffen die obirsten, die das nicht konnen
leyden, hat sich erzceygt [12] als eyn konig, der macht heth in der stadt und
Tempel, was er woldt. [13] Nue wirth auch hye anzceygt, das sein reich gar
nicht stehet in zceytlichen [14] guetteren noch prangen. Gehet also zcw, das
man nichts dan Lobgesang horet [15] unnd siheth, ob wol nicht groß brangen ist
do gewest. Do sihet man, was [16] Gottis prangen ist gegen menschlicher herren
prangen. Das volck thuet im [17] so groß ere als vor nymanth ist geschehen.
Haben in vor ein grossen herren [18] gehalten, wie woll sie nicht vorstanden
was sie than haben.
[19] [V. 8.]
Das Euangelium sagt: sie haben Palmreysßer und oelreysßer von den [20] bawmen
geschniten und in wegk gestraut. Das wollen wir sehen, was es [21] bedeüth.
Palma wegst gemeynniglich in eynnem sandigen land bey eym wasser, [22] das
ymmer fleussit und in der wüesten, wie bei der stadt Hiericho, die darvon [23]
den namen hatt, dan es heisset ‘urbs palmarum’ beim Jordan. Der [24] bawm hat
suesse fruchte unnd harten keren. Der baüm hat die arth, wan [25] man ein
balcken drauß machet, beugt er sich nicht, was man darauff legt, [26] und ye
mer man yn uberlegt, ye merh er uber sich wil. Das ist die heilige [27]
schriefft und alle, die nach der schrifft leben. Reißer sein die spruch auß der
[28] schriefft. Die schriefft und Gottes wordt, wen man das predigt, hat es so
[29] bald vorfolgung, domit mans wil nider drucken, wilß bewgen und brechen.
[30] Nuen hat es die art, das sichs nit lessit drucken, und wen man dye gantzs
[31] welt darauff leget. Der Tewffel kan es mit keynner gewaldt drucken und
[32] dempffen, er thue es dan mit liest, also das er die augen von der
schriefft [33] wendet, wie er itzund than hat. Darnach, schriefft und
frumbleuth kunnen [34] nicht sein und wonen in weltlicher wollust. Alles was
der weldt lieb ist, [35] das ist in wider, wonet allein bey den, die darnach
dursten unnd begeren. Das [36] ist, der palmpaum wechst an sandigem ertrich,
das ist nicht anders gesagt, [37] dan wie Christus in euangelio spricht
‘pauperes euangelizantur’. Von dem [38] ersten stuck, das man den Baum nicht
drucken kan,1 sagt David im psalmo 50o:
[Seite 639]
[ 9 Pol. am
Fuße der mit “denn” schließenden Seite: Oleum 22 Pol. am Fuße der mit qui
schließenden Seite: Vestimenta
Pol. am Kopfe der mit incedunt beginnenden Seite: Iacientes ramos et
vestes in via]
[1] [Ps. 51,
6.] Et vincas, cum iudicaris. Das ist, ye mehr man dich drucketh, ye mer dw [2]
wirst entpoer gehoben. Dießer bawm kriegt guette suesse frucht, Das ist, [3]
das man hoffnung zcw goth gebinneth, wan man wol gedruckt und vexiret ist.
[4] Die
palmreisser, das ist verbum victoriae et fides victoriae. Alle die do [5]
hangen am worth mußen mith dem worth gebinnen und obligenn. Der glawb [6] und
das worth wirth gantz ein ding und ein unuberwintlich ding. Das ist [7] von palmen.
Dornach der oelbawm tregt ber, do macht man oel auß, druckt [8] es auß wie
weinber. Oel in der gantzen schriefft bedewt genad. Sein zcwen [9] safft, die
denn menschen dinen, wein dieneth inwendig zcum leyb, gibt im krafft, [10] Oel
auswendig zcw denn glidern, macht geschickt und hubsch. Also die
Barmmhertzikeit [11] gottes macht den menschn sein gladt, nicht rauch, sunder
seuberlich, [12] senffmutig, lieblich, das er still helth.
[13] Also ist
oel mortificatio carnis, palma iustificatio spiritus. Das erst [14] machet den
menschen frumm, macht das ander, das vorfolgüng kummen. Von [15] [Ps. 51, 6.]
ersten sagt der vers ‘ut iustificeris in sermonibus tuis’. Vom andern sagt er
[16] ‘Et vincas cum iudicaris’. Dies bekennen sie hie, wenn sie olreyßer und
balmreysser [17] in wegk worffen fur die fueß des herren, das er frumb machett
und [18] stercke gibt, Ist frumb und unuberwintlich. Dieß bekennen lerhet, das
wir [19] sulche gnad nicht von uns haben, sunder alleyn von Christo.
[20] Nu folgt
von den kleyderen. Das sein unßer werck und wandel, das [21] wir auff erden
fuern. Und also bedeutten das die kleyder albeg als an dem [22] [Matth. 7, 15.]
ort im euangelio ‘Cavete ab illis, qui incedunt in vestimentis ovium’, das ist
[23] in scheinenden oder gleissenden wercken.
[24] Nu
dieße, die do reißer werffen und kleyder werffen, das sein prediger, [25] die
dem volgk furtragen exempla der lieben veter unnd spruch der schriefft, [26]
das der jung Esel Christum soll tragen und darauff soll wandeln. Christum [27]
kan er nicht sehen, aber die kleyder und reysser sihet er wol. Die prediger
[28] sollen mechtig sein auß der schriefft zcw hauen reyßer, das ist spruch,
die [29] nimand uberwinden kan, und die dem volgk furpredigen, das sieß in die
awgen [30] fassen unnd darauff gehn dester sicherer und Christum sanfft konnen
tragen &c..
[31] Die
kleyder aber, ßo die Apostel werffen auff den esel und Christum [32] darauff
setzenn, das ist, das man predig verbum promissionis et vitam promissionis,
[33] novum testamentum, also das man auff und under den esel, auß [34] dem
alten und newen Testament exempla furtrage. Goth kan nicht leiden, [35] das man
etbas anders predig dan das euangelium. Das hat der Tewffel [36] gesehen und
fleyß than, das er menschn lerh einfürhet. Dan er sahe, daß [37] [2. Mos. 32, 1
ff.] er nichs kant schaffen, weyl man die Bibel hethte. Szo thet er den Juden
[38] im alten testament, do er den Tanzs anrichtet, das sie ein abgoth machten
[Seite 640]
[ 4 Hierunter
von Polianders Hand: Sequitur sermo in die coenae domini, qui supra (Nr. 111
folgt nämlich im Kodex auf Nr. 107).]
[1] und
teylleten sich, do gewan erh. Dan wo man nicht an dem einigen worth [2] gothes
hength und in dem einigen Glawben steheth, hath er schon gewunnen [3] spiel.
Das ist das euangelium.
[4]
Τελος.
[5]
111.
[Einleitung]
1893
[Seite 640]
28. März
1521.
Diese Predigt
ist unter dem Titel “Ein Sermon von der würdigen Empfahung des heil. wahren
Leichnams Christi, gethan am Gründonnerstag zu Wittenberg in Gegenwertigkeit
des ... Fürsten und Markgrafen zu Brandenburg” (Ausg. von 1521 und 1523) auch
im Druck erschienen (Erl. 216, S. 241 ff.). Der Text der Drucke stimmt im
Gedankengange mit dem des Kodex überein, auch wörtliche Berührungen fehlen
nicht. Aber der letztere ist ungleich ausführlicher, macht den Eindruck einer
Ausarbeitung der Nachschrift, während der gedruckte Text in den 13 bezifferten
kleinen Abschnitten nicht viel mehr als eine etwas ausgeführte Disposition
giebt, in der denn auch die polemischen Äußerungen Luthers meist nicht zur
Geltung kommen. Von jenen 13 Abschnitten sind in unsrer Handschrift nur die
beiden ersten im Text selbst, der dritte durch ein (vielleicht von Poliander
beigeschriebenes) Tertia pars angedeutet. Ob sie original sind, muß
dahingestellt bleiben. In jedem Falle aber hat die von den Drucken gebotene
Überlieferung den Werth eines selbständigen Zeugnisses, sie findet daher in Bd.
VII ihre Stelle.
[6]
IN DIE COENAE
DOMINI SERMO.
M. L.
1521
[Seite 640]
[8] Es sein
die tage hie, in welchen sich soll ein Christenmensch mith goth [9] vorsunen,
welchs geschicht durch die beycht und wirdig entpfahung des sacramenths. [10]
Unnd die weyll vill darvon geschrieben und gepredigt haben, wi man [11] sich
darzcw berayten soll, das man es wirdig entpfahe, die weyll daran gelegen [12]
ist unßer tod unnd Leben, vordamniß und seligkeyt, ist es Noth, das man [13]
woll darvon predige. Darumb wolln wir auch davon horen unnd wollenn [14] es
schlecht fur legen.
[15] Prima
Pars.
[16] Zcum
Ersten sall man wisßen, welche nicht zcum Sacramenth gehoren [17] unnd sich
darvon enthalten sollen. Nemblich sollen davon bleyben, welche [18] ligen in
offentlichen sunden, also di do haß unnd neyd zcu irem negsten [19] tragen,
aber unrein leben furen, unrecht guth besitzen und der gleichen. Welch [20]
solch grobe stück an in haben, sollen sich des sacramens enthalten unnd sich
[Seite 641]
[ 38/39 “das”
bis “Aber” von Pol. am Rande]
[1] nicht
lasßn treiben das geboth unnd brauch der kirchn, dan es ist besßer [2] menschen
geboth gehe under dan gottis. Dan goth ligt mer daran, das [3] man sein gepoth
halte dan menschen gesetzs, wen ye eins soll zurisßen [4] werden. Hastu gottis
gepoth ubertreten, halte des bapst geboth auch nicht. [5] So du nicht im sinne
hast dein leben zcu enderen, solstw dir kein gewisßen [6] darvon machen, das dw
wider menschenn geboth thuest. Besßer ist es dw [7] kummest in des bapst straff
dan in die straff gottis. Darumb sollen die [8] beichvetter nymand dringen zcum
sacramenth, sonder frey laßn, so lange [9] wis sich ein sunder erkenne und in
sinne fasse, er woll ein ander wesen furen. [10] Es ist genug, das dw sunst
nith frumb bist, darffsts nicht mer ubir dich laden. [11] Diß soll man woll
nuen mercken, dan ir viell sein, di nach dem geboth der [12] kirchen zum
sacramenth gahen und haben doch nith willen frumb zu werden. [13] [1. Cor. 11,
28.] Dißen radt hat Paulus gegeben, das di sich so ungeschickt finden, darvon
[14] bleyben, das sie nicht iren schaden mehren. Nicht das das sacramenth
schaden [15] thue, sunder ßo der mensch ungeschickt darzu ist, erzcurnet er
goth, voracht [16] das sacramenth unnd thuet im ein unere. Das ist im
schedlich. Das sacramenth [17] ist heilsam und an schaden, wo hin es kömmeth,
Sünder der Mensch [18] mag im woll selber schaden. Eben als goltd aber silber
thuet nimanth kein [19] schaden, aber ßo es der Mensch nicht recht braucht,
thuet er im selber schaden. [20] Vill unschedlicher ist das sacramenth dan
esßn, trincken, alle gaben Gottis und [21] alles, was man guth und nutzlich genennen
kan. Es haben etlich ßo boeß [22] gewisßn, das sie meynnen, das sacramenth thu
schaden, darumb erschrecken sie [23] darfur. Es thut es nicht es nicht: sich dw
darauff, das dw dir nicht selber schaden [24] thuest, durch dein suntlichs und
vorstocktes leben. Kanstw auff die zceyt nicht [25] fursatzs haben dein leben
zu besßeren, bleyb do haim unangesehen der kirchen [26] geboth. Dan der kirchen
geboth horet hie auff, Gottis gesetzs ist uber menschen [27] gesetzs. Goth
vorbeuth, das du nicht gehest. Bistw nicht geschickt, vorzihe es [28] uber
etlich wochen, wi lang dw wilst. Das thuet man itzunt nicht, der meiste [29]
hauff geht allein darumb zcum Sacrament, das sie ein weisße halten wie ander
[30] leuth unnd nicht abgesundert werden. Haben kein lust und andacht darzu,
[31] Sunder mher ein widerwillen, also das wen sie nicht durchs gepoth
gedrungen [32] wurden, thetten sie es nicht. Das macht alleyn der Bapst durch
sein gesezs.
[33] Zcum
Anderen, sollen auch di nicht zcu disem Sacramenth gehn, [34] welche, wi wol
nicht offentlich, Sunde auff in haben, das sie auß keiner [35] ander ursach das
sacramenth nehmen, den das es also gebotten ist, und der [36] brauch ßo heldt,
das mans nicht thette, haben kein luest adder wolgefallen [37] darzu. Dieße
sollen auch des bapsts geboth nicht ansehen. Dan billicher ist [38] es, als ich
hab gesagt, [das des babstes gepoth nachbleyb den gottes geboth. [39] Aber] der
Bapst thut nicht recht, das er die lewt also dringeth zu irem
[Seite 642]
[ 11 der̓ 20
B. gepot 34 3a Pars am Rande]
[1] schaden,
thuth eben als ein doller furman, der do uber holtzs und stein renneth. [2]
Goth geb, es gehe als zu stucken! Er hatt gepotten, das ein itzlicher mensch
[3] soll auff diße zceyt zum sacramenth gehen, und wer es nicht thueth, soll
alßbald [4] ein todsund than haben. So fellet das gewisßen darauff und treibet
[5] den menschen. Hat surg, thuet ers nicht, so sey er im ban. Man begrebt [6]
in nicht auffen kirchof unnd muß ebig des Tewffels sein und dencket im [7] hertzen
albeg also: Ei, das ich nicht dorfte darzu gehn. Damith thuet man [8] nicht
mer, dan das man goth erzurneth und die sunde mereth. Dieses ist [9] der bapst
ein ursach. Darumb soll man goth hie gehorsam sein und in das [10] bapst geboth
lauffen1
P. P.
) und das
zureisßen. Dan wer zu diessem sacrament [11] wirdig wil gehn, derr muß ein Lust
und begirde darzu mit sich bringen. [12] Dis sacramenth wircket alle seine
wercke und krefft do, wo es findet ein seel, [13] di sein begerth und nach im
eyn vorlangen hatt. Wer also zu im kommeth, [14] der kumbt ane frucht nicht,
wer also nicht kummeth, der kummeth an schaden [15] nicht. Ist hie kein mittel:
hastu lust darzu und begirde, gehe mit freuden [16] darzu, laß dich nichs
bebegen, das dw davon bleybest. Hastw lust und begirde [17] nich, laß dich ye
nymand hinzw treyben. Darumb wer es guth, das ein [18] itzlicher pfarrer des
bapsts geboth in der handt het und lencket, wi er wollet, [19] und das ganzs
frey machet. Wann er eynnen sehe, der zcum sacramenth nicht [20] lust heth, sol
er in darvon heysßn gehn, Bapst gepot frolich zureisßn. Dan [21] sein ampt ist,
daruber in goth hat gesetzt, das er das volck forder zcu dem, [22] das do
furderlich ist und frucht bringt, und widerumb hinder von dem, das [23] hinderlich
ist und schedlich.
[24] Nuen
mocht man sagen: Ey, wen man also predigt, und das volck also [25] das glawbte,
wurde nymand zum sacrament gan! Antbordt: darumb soll [26] man die leuth also
lerhen und predigen, das man sie zu Christo fueret, das [27] wir frey werden
und musten, das alle tag im Jar gleich weren, kein westimbter [28] tag darzu
sein must, sunder all frey, der als woll als dißer. Thet ichs heut [29] nicht,
ßo thet ichs ein ander mal, wan ich wolt, das es alles auß eynnem [30] freyen
willen geschee. Das predigt man aber itzunt nicht. Drumb geschichte [31] es
alßo, das der meyste hauff zum sacramenth geth und bringt ein unlustig, [32]
ungeschicks hertzs von gebotthen. Also bringt es auch kein frucht vom
sacramenth, [33] sunder eyttel vordamniß.
[34] Tertia
Pars.
[35] Wie soln
wir nuen thuen, das wir wirdig zum sacramenth gahen? [36] Respondetur: Dw
darffest ganzs nichs darzu thuen denn das allein, das dw [37] eben warnemest,
ob dw dich findest also, das dw ein begird darzu hast. Dan
[Seite 643]
[ 4 “mage”
ist von Pol. über “der” gesetzt 18 “unlust” ist anscheinend von Pol. geändert
in “wolust” 22 Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden Seite: Prelatorum et
pastorum officia non cogere sed allicere 26 garr']
[1] als
Augustinus sagt: diße speyß suchet nichs, dan ein hungerige seel. Wan [2]
eynner wol essen wil, das es im schmecken und bekummen soll, so ist der [3]
hunger der beste koch. Ye frostiger eynner ist, ye sanffter ym die kleyder
thuen, [4] und ye besser er sich dareyn schicket. Wan der [mage] aber voll ist,
das es [5] oben anstoest, ists im ein sulch eckel und grawen, das ers nicht
sehen kan. [6] Item, wan er in eynner stueben sitzet, sein im die kleyder,
ganzs nichs nuetzs, [7] kan sie nicht leyden, wil ersticken darvon, also auch
hie, will dis sacramenth [8] nicht dan von eynnen hungerigen und begirigen
geyst genommen werden. Dißer [9] hunger muß alzo geschickt sein, das er eynnenn
zum sacrament treybt, also [10] das eynner hinzw lawffe, wan schon kein geboth
vom bapst gesetzet werhe [11] oder auch kein gewonheyt were. Wo der hunger
nicht ist, Szo schmecket es [12] nicht: schmecket es nicht, ßo bekummeth es
nicht. Wan mans an begird [13] nymmet, do isst man und trinckt noer sein
eigenen schaden. Eyn peltzs, wan [14] man yn in der stuben anzeucht, Szo macht
er, das eynner ersticket. man muß [15] einen fur lasßn kald werden, so sihet
er, wozu im der peltz nutz ist. Viel [16] mher ist das in geystlicher speyß. Nu
thut das geboth anders nicht, dan das [17] es den hunger werhe. Dringtt nor dohin,
das es den lust austreybe und [18] unlust und ungeschickt mache. Man hatt
gebotten, das alle auffen Ostertag [19] sollnn zcum sacrament gen und darzu
treyben beym Ban und vorpietung der [20] kirchen &c.. Wan das der mensch
hordt, dencket er: Ey, das es nicht were! [21] Damit wirt das gewisßen
gedruckt, und das geboth hindert nor die frucht des [22] sacraments. Das geboth
solt die lewt hin zu treyben und treibt es noer darvon. [23] Dan ob woll der
leyb hinzu muß, bleybt doch das gemuth und hertz [24] weyt darvon. Die prelaten
in der kirchen, das ist, den das ampt zcw predigen [25] befhollen ist, solten
nicht mher thuen dan das volck zihen und reyzcen, also [26] das sye lust darzu
gewünnen. Im Neuen testament solt man garr keyn [27] [Joh. 6, 44.] gepodt predigen.
Dan also sagt Christus ‘Nemo venit ad me, nisi pater [28] traxerit eum’. Es
sollen eyttel solche pffaffen sein, die das volck nicht drücken, [29] drawen
nicht und nicht unlustig machenn, sunder reitzen und locken, das es [30] willig
volge, also das wer nicht will, der bleyb wo er bleyb, wer aber will, [31] der
kumme selber, also bringet es frucht. Aber weyll unßer prediger davon [32] gar
geschwigen haben und lawtter geboth furgehalten, haben sye uns also [33] unser
selikeyt beraubt. Ist nicht genug gewest, das sye uns die einen gestaldt [34]
des sacraments genommen haben. Es ist nur ausßn das sacrament blieben, [35]
geistlich ist es uns gar genummen &c.. Dan wir nicht gewist haben, wie man
[36] sich darzw schicken soll, haben uns die begirde und libe darzu genummen.
Es [37] muß hunger und Dorst da sein, oder wir werden darvon ersticken. Summa
[38] summarum ist das: Gedenck, das dw des sacraments begerest. Hastw nicht
lust [39] darzu, bleyb nor darvon.
[Seite 644]
[ 8 “moge”
ist von Pol. am Rande zugesetzt 13 Pol. am Fuße der mit “vordampt” schließenden
Seite: Ministerium literae/spiritus duae viae sunt nobis ostendendae per
pastores et doctores]
[1] Wie soll
man aber den leuthen predigen und sie zihen, und wie kummeth [2] man zu der
lust? Das ist Noth zu predigen, das hat man gar geschwigen. [3] Da, da muß man
auff mercken, das die lewt ungedrungen zum sacramenth [4] lawffen, das man sie
hungerich mache, das sie vorlangen darnach gewinnen. [5] Da geth das geboth
auß, das mans nicht darumb thueth, das der bapst geboten [6] hatt, sunder das
man lust und willen darzu hatt. Die kummen recht, [7] do wirckt das sacramenth
auch, bringt genad und seligkeit. Wie geth es nuen [8] zw, das man die lust
[moge] gewinnen? Es sein zcwo strasßn, die man uns [9] durch predig weyßn soll:
Ministerium litterae et Ministerium spiritus. Das [10] ist, von ersten soll man
lerhen, wie geprechlich die Creatur sey, darnach zu [11] Christo fueren. Man
soll kein gepoth treyben, sunder allein also sagen: Es [12] ist nichs guetzs in
dir. Wan mans nach der Scherff wolt richten, musst man [13] sagen, dw werst
ebig vordampt. Das ist das erst, darnach kumbt eyn ander [14] und sagt: Do ist
Christus, der wirth vom ungluck helffen. Darvon krigt [15] dan, der das hoeret,
ein lust. Es ist keynner ßo vorstocket, wan er die predig [16] horet und
erkenneth, wie er geneygt ist zu aller schanden, und wans nicht [17] vorpoten
were, wurde er kein laster underwegen lasßn, als ein itzlicher nicht [18] viel
gutter neygung inn ym wirdt finden, ßo er sich recht anschaut, wie [19] [Röm.
7, 18.] auch Paulus selbst erkennet von im. Darnach, wan der mensch hoeret, das
[20] goth den stucken feind ist und will in darumb vorderben, Szo wirdt im [21]
angst und wolt gerne der sundt losß seyn. Es sein wenig leuth ßo vorstockt,
[22] das sie nicht wolten, das sye auß der suntlichen neygung werhen. Das heiß
[23] ich nuen hungeren. Wer sich also geschickt findet, der sol frolich hinzu
gen [24] und goth danck sagen, das er im solchen trost geben hatt. Dan also
sagt [25] [Matth. 11, 28.] Christus in euangelio ‘venite ad me omnes, qui
laboratis et onerati estis, [26] et ego reficiam vos’. Sagt nicht: venite
omnes, qui saturati estis. Die ir [27] vol seyt, nicht beschwert, nicht
arbeytet, bleybt aussen. Ich kann euch nicht [28] fullen, dan ir seyth vorhin
vol. Ich kan euch nicht erquicken, dan ir seyt [29] [Luc. 1, 53.] furhin
erquickt. Szo sagt auch Maria in cantico ‘Esurientes implevit bonis [30] et
divites dimisit inanes’. Sihe dich nuen recht an, ßo wirstw bey dir finden [31]
ein gebrechlichen Menschen. Dw hast ein boßen teuffel, der dich anfichtet, [32]
seyn viel boße gedancken in deym hertzenn. Bist beschwereth mit hoffart, mit
[33] dem Geytzs, mith neyd und haß. Frage dein eigen hertzs, ob es nicht gerne
[34] wolt der unkeuschheit odder ander geprechen loß sein und frid haben und
gesterckt [35] werden wider die anfechtung. Laß die sundt ßo groß sein, wi sye
mag, [36] sihe nur zu, ob dw so gesinnet seyest, das dw geren wolst frum weren
und [37] also denckest: O Herr, das ich dein genad hett, das ich meyn lebenn
mochte [38] besßerenn, Szo bistw in dem hunger, der zu disßem sacrament
gehordt. Es [39] ist wenig daran gelegen, ob dw viel bettest oder fastest odder
viel ander werck
[Seite 645]
[ 8 sacramt
18 Pol. am Fuße der mit “dan” schließenden Seite: Recta/Stulta Praeparatio ad
Sacramentum corporis et sanguinis 20 sacramt 21 gelerhet 31 “vorschlingen” ist
in “vorschlinden” geändert oder umgekehrt]
[1] thuest,
do mit dw dich zum sacrament wilst bereytten. Christus fragt nicht [2] nach
dem, das dw dich woll kleydest, viel bettest und fastest. Das will er [3] aber
haben, das dw im ein sulch hertzs bringest, das ein begird zu im hab. [4] Er
ist lautere warheyt, sanfftmutikeyt, gedult, Reynnikeyt und keuschheyt. Es [5]
ist alles gut mit eynander im sacrament. Wan dw nuen kummest und findetst [6]
inn deinem hertzen ein bitterkeyt gegen deynnem negsten, unmutikeyt,
unkeuschheyt [7] und begerest rein zu werden, Szo ist der hunger da, so bistw
geschickt [8] das sacrament zu entpfahen. Do ist nor der gebrech, das man sulch
Begird [9] starck genug mache, dan ye heißhungericher dw bist, ye besser bistw
darzu [10] geschickt. Darauß werden wir sehen, wie nerrisch predig das sein,
wen man [11] sagt, wie man sich zum sacrament zu vor berayten soll, sagen also:
sihe jho [12] eben zcw, das dw woll gepanzcerfegt seyst und ganzcs rein von
allen boeßn [13] gedancken. Ist eben als viel gesagt, als wan sie sprechen: dw
solst nicht erh [14] essen oder trincken, dw seiest dan vorhin voll. Dw solst
nicht ehr kummen [15] und genad von Christo holen, dw bringets sie dan furhin
mith. Ist das [16] nicht eyn spoth, wan man eynnem Bettler sagt, das er solt
spende holen, [17] doch das er ein korb voller brotts mit im brecht, oder wan
er nicht erh [18] kummen wolt und spend nemen, er het dan vor ßo viel korns,
das er mocht [19] ein stad do mit speyßen. Wurd man nicht billich der torheyt
lachen? Eben [20] also hat man uns auch ein spoth gemacht auß dem sacrament.
Hatth uns [21] gelerhet, das wir jho wolgeschickt und ganzcs rein sein sollen,
das wir ein [22] schone Metzen fur Christum bringen, das man zu im sagt: kumme
her, Ich [23] bring dir ein reynnes hertzs, dw solst sehen, wie schon ich bin.
Ich will von [24] dir nicht nehmen, sunder dw solst von mir nemen. Ich bin
schon sath, bleyb [25] do haymb, ich hab gesßn. So wollen sie uns lerhen, wie
wir solln rein [26] werden, wisßn selb nicht, was rein ist. Wan man also
predigt, ßo muß bald [27] volgen, das mans allein von gewonheyt wegen thuet,
machet ein guet werck [28] darauß, do mit man den hymmel vordine. Wirdt do
durch nor vorzagter [29] und bloder, das man ymmer dencke: Ey, herre Goth, wenn
dw reynner werest! [30] Werden viel gewisßn alzo erschrocken und zitterend, das
sie dencken, dy erd [31] werd sie vorschlinden, wan sie darzu gahen. Do geht
der hunger des sacraments [32] ganzcs und gar auß, und gehet als bald an der
hasß disses sacraments. [33] So kan man kein frucht darvon krigen. Das
geschicht allein durch die grosße [34] sorg, das man will rein sein, und
forcht, man sey nicht rein. Darauß folgt [35] auch, die weyl Christus das
Sacrament do hin geordnet hatt, das er sol gnad [36] geben: Geht nymand
unwirdiger darzu, dan die sich vör dy wirdigsten schetzn. [37] Das machen die
predige, die der Teuffel erdacht hat, die richten nichs anderts [38] auß, dan
das sye eben den hunger vortreyben, den sie reytzn solten. Machen
[Seite 646]
[ 2 beratung
18 anzeyt]
[1] nith
allein zu schanden und vorunehren das sacrament, sondern zcwstoeren [2] eben
dye beraitung. Wan eynner sich wol berayt hat, spricht er dennoch: ich [3] weyß
nicht, ob ich rein bin oder nicht. Wan ich recht solt bekennen, wolt [4] ich
liber doheim bleyben. Szo gehet man nor zum schaden zu dem Sacrament. [5] Also
must dw im aber thuen, wie fur gesagt ist. Sihe noer, das dw [6] den hunger
habest, das dw sichst und fulest die sund unnd das sacrament [7] also ansihest,
das es sey ein schatzs unnd brunne aller gutter, dan bistw geschickt [8]
[Matth. 11, 28.] darzw. Das meynnet er, do er sagt ‘Venite ad me omnes, qui
laboratis [9] et onerati estis’ &c. Das arbeytten geschicht nicht mit denn
henden, sunder es [10] ist im hertzen und gebisßen. Findestw ein beschwerung
auff dir, das dich [11] dein gewisßen druckt, und erbeittest dich damit, kanst
nicht herauß kummen, [12] kanst die anfechtung nicht uberwinden, wollest doch
gerne, das dw derr unlust [13] loß werest: Gehe mit freuden und an alle forcht
zum sacrament. Sulche [14] beschwerte gewisßen solt man alßo zum sacrament
locken und recht sagen, wo [15] zu es guth ist, Szo wurden wir sagen: Ich will
des bapsts geboth nicht ansehen, [16] frag auch nicht nach der gebonheyt. Wann
es schon nymmer gebotten [17] wer, wolt ichs dennoch offt thun. Die also
dencken, sein recht zum sacrament [18] [Esther 1, 3 ff.] geschickt. Es ist hie
ein koniglich mall, wie Aswerus hat anzeygt: hie findestw [19] eyttel
uberschwenglich gueth. Darumb hatt es auch goth geornet, uns uberladenn [20]
mit viel poßer naigung und anfechtung, mit der sundt, dem Tod, [21] Teuffel und
der helle, das sie uns treyben zu dem sacrament also, das es [22] jho nicht an
frucht bleybe, sunder das man sein teglich brauche. Goth hatt [23] uns den todt
auffgeweckt, der der furnemblichst feind ist, alleyn darumb, daß [24] er uns
treyb, das wir allhie unßer hulff suchen. Do darfst dw woll sterck, [25] fide
et spe. Also dringt er dich, das dw zcu Christo kümbst und sagst: Ich [26] kumb
als ein bettler. Ich darff woll sterck, gedult, glaüben &c.., domit ich
[27] meine feinde uberwinde. Szo hatt es goth geschickt, das diß sacrament jo
[28] fruchbar sey, viel und grosße frucht bringe. Dw hast ßo viel anfechtung
[29] auffem hals, die dich treyben, das dw sichst und must bekennen, das dir
all [30] dein krefft zu wenig sein, unnd must sprechen: Herr, wer myr nun sterck
gebe! [31] Do fellet des Bapsts gepoth bald abe. Dort dringt das geboth und
macht [32] vordrossen. Hie begerest dw selb darzu zu kummen und gebinnest ein
hunger [33] und durst darzu, findest dich eben also darzu geschickt, wie der
prophet im [34] [Ps. 42, 2.] psalm sagt ‘Quemadmodum desiderat Cervus ad fontes
aquarum’: Eben als [35] wehe dem hirschen ist zum wasßer, wan in die hundt
jagen, ßo wehe ist mir [36] noch dir. Ich hab auch hundt, die mich treyben, das
ist die sundt und bose [37] gewisßen, das mich drucket, das ich sprechen muß:
O, wu ist meyn Goth, der [38] mir helffe? Das ist, worumb Goth das Sacramenth
hatt außgesetzt. Darzu [39] soll man sein brauchen und auff diße weyß, wie
gesagt ist. Ist nicht allein [40] darumb eingesetzet, das man es allein soldt
ansehen und umbtragen: Wer [41] sunst wol im Hymmel blieben. Darumb soll mans
weißn und umbtragen,
[Seite 647]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit “warumb” beginnenden Seite: quatenus adoratio recte comitetur et
sequatur 2 “ben” ist von Pol. an “do” angehängt 28 Über “das” hat Pol. gesetzt:
foedus]
[1] das man
vorstehe, warumb Christus do sey: nicht darumb, das mans anbette, [2] das hette
er woll lasßen, wan er wer do[ben] im himel bliben. Das [3] wil er aber haben,
darumb ist er kummen, das er helffe. Sagt also: kumme [4] doch zu mir, Ich will
dir geben, was dw nicht hast. Dis heist das sacrament [5] recht geben und
brauchen.
[6] Nuen wan
dw dich also fulest, das dw zcum sacrament geschickt bist, [7] mustw̓
nicht allein das zceichen, das ist das broth ansehen, sunder must auch [8] das
worth fassen, da es gar auff steheth, das wirth dich leren, warumb dw [9]
[Matth. 26, 26 ff.] hin geest. Do sagen unser doctores unnd prediger nichs von.
Do Christus [10] das sacramenth aussetzt, Sagt er alzo ‘Accipite et comedite,
hoc est corpus [11] meum, quod pro vobis traditur. Et hic est Calix novi
Testamenti in sanguine [12] meo, qui effunditur pro vobis et pro multis in
remissionem peccatorum’ &c. [13] Dieße worth soll man woll fhassen ins
hertzs. Thuest goth viell mer ehre, [14] wan dw die worth fassist, dan ßo dw
ein monstrantzen machist grosser dan [15] ein kirch. Die worth zeygen an, was
man thuet, wan man zcum sacramenth [16] geth, suest nymandt. Drum wollen wir sehen,
was die worth in sich haben.
[17] Ich hab
gesagt, das der hunger und begirde am notigsten ist zum sacrament. [18] Wan dw
nun den hast und sihest, wie jemerlich es mith dir stehe, [19] wie dir hulff
seer von noeten sein, laß dich nymand halten, gehe frolich zum [20] sacrament
und bringe den spruch oder die worth mit dir und sage: Herr, ich [21] kumm
nicht, das ichs durch mein heiligkeit vordineth habe, das ich sulch groß [22]
gueth von dir entpfahe, sunder vorlasse mich auff deynne worth, di dw geredt [23]
hast ‘accipite’ &c. Ich bring nicht heiligkeyt oder frumkeit mit mir, kum
[24] darumb, das ich sie von dir erlangen mug, kumme nicht als ane sundt,
sunder [25] will dein bludt trincken, das ich meynner sundt loß werde. Dan dw
hast [26] gesagt, das sey dein blud zu vorgebüng der sündt: du wirst mir nicht
ligen. [27] Also bedeutten die worth nichts anders, dan als er also zu uns
gesagt hett: [28] das wollen wir mit eynander machn. Hie bin ich im brodt mit
meynnem [29] fleyßch und im wein mith meinnem blueth. Dw bist im fleysch mit
sunden, [30] Ich mit genaden. Darumb wil ich also mit dir handelen: wan du mich
[31] nymmest, solstu haben genad. Das ist der Bunth: Ich sag dir und geb dir
[32] brieffe, darzu ein zeichen, sigel und pittschafft. Das ist das testament,
das [33] ich dir gebe. Dencke, das dw es also entpfahest, das dw recht gtrauest
und [34] glewbst und die worth annembst. Ich mein, es sey ein reich mall und
grosser [35] schatzs, den er furtregt in dißn worten, das uns all sund werden
vorgeben [36] und werden alle herrn und kinder Gottes: Herren der sundt, weldt,
des Todts, [37] hellen und des Tewffels.
[38] Szo ist
nicht noth, das sich der mensch mit viel fasten, beichten und [39] betten darzu
bereyt, sünder muß ein hunger im hertzn fuelen. Must allein
[Seite 648]
[ 20 Pol. a.
Fuße d. mit “frucht” schließenden S.: Verbis Christi Innitendum 23 v h Goth]
[1] darümb
kummen, das er dir helffen soll. Denck also: sihe die worth hastdw [2] gesagt,
dw kanst nicht liegen. Drum vorlaß ich mich festiglich darauff und [3] sag:
Amen, das ist war. Ich will dein fleysch nehmen zu eynnem zeichen, [4] in dem
Namen, das dw es gesagt hasts. Drumb solstdw mir helffen. Szo [5] wirt er
sagen: dw hast recht, halth nor fest, es soll also sein, ich wills also [6]
erfullen. Also sollen wir zum Blueth auch sagen, wan wir das zeichen [7]
dorffen nemen: das ist dein worth, ich wolt sunst nicht kummen. Dein [8]
warheyt ist besßer dan ich. Das soll mir zu einem zeichenn sein, das mir [9]
mein sundt sein gewislich vorgeben. Man pflegt zu sprechen, wen man das [10]
[Matth. 8, 8.] sacramenth nemen will, die worth Centurionis im Euangelio
‘Domine, non [11] sum dignus, ut intres sub tectum meum, sed tantum dic verbo’
&c. Ist [12] aber nicht recht, sunder also sol man sprechen: Herr, darumb
das dw es [13] gesagt hast, ßo kumme ich und nehme das zeichen darauf, esse und
trincke [14] mith dir. Also sol der mensch darzw gehn, das broth nicht anders
nehmen [15] dan zu eynnem zeychen, das es jo gewiß sey und der glawb starck
werd. Soll [16] sein ein sygel von Christo geben der zusagung, die er uns than
hat. Darauff [17] soll wir bleyben und ßo die worth fassen. Szo kan das hertz
fried haben und [18] fest stehn, dan es nicht auff sein vordinst und wirdikeit,
sunder Christi worth [19] bawet. Das heyst das sacrament wirdig entpfahen. Wer
es also vorsuchet, [20] der wirth sehen, was es vor frucht bringe, und also
finden wir, wie nutz es [21] sey, das mann offt zum sacrament gee. Darvon volgt
freud und lust, wirt [22] eynner gantzs ein ander mensch, von tag zu tag ye
besser und besßer und [23] krigt ye großer lust darzu. Darumb, wan ich uneynß
mith unserm herr Goth [24] bin, das ist, ßo mich das gewissen druckt, sol ich
mir lassen ein absolucion [25] sprechen und also zum sacrament gan, ßo krieg ich
fried. Ich weyß kein [26] ander hilff, wan ich unlustig bin, dan dise, das ich
bald das sacramenth [27] nehm. Solt ich albeg harren, biß ich die siben zeytten
betten1 und bereyt [28] were, wurd es nymmer geschehen. Las dich allein das
treyben, das dus notdurfftig [29] bist, und er zugsagt hab, unnd gehe hinzu in
gottes Namen mit [30] freuden, darffst dich nichs scheüen. Sag danck, das dw
die genad vom Christo [31] entpfangen hast. Darumb solt man also predigen: wan
dw schon aller [32] Menschen sundt auffem hals hettist, das dw dennoch frolich
hinzu leuffst, ßo [33] dw nur den glauben hast, Szo geestw wirdig darzu. Sunst
wirst dw dem [34] sacrament unerhe thun und dir eittel vordamniß darvon tragen.
Solst nicht [35] daran zweiffeln, das Christus do sey. Bleyb nur darauff, das
fleysch unnd [36] blut do ist nach den worten, di er sagt ‘das ist meyn
leichnam, und das ist [37] mein Blueth’. Daran halt dich, laß die fantasey
anstehn, wi das zugee, [38] wie und welcher maß er do sey, laß Narren narren
sein. Glewb dus allein, [39] er wirts woll machen. Gedenck nur mit disßm broth,
das ist Christus
[Seite 649]
[1] leichnam,
dein arme, schwache und krafftlosse seele zu stercken. Kanstw nicht [2] zu dem
kelche kumen, begere es doch hertzlich. Der Boese geyst hat dem bapst [3] das
eingeben, das er uns den kelch genummen hatth. Die zusagung geht nit [4] alleyn
die pfaffen an. Es ist noch nicht zceyt, das mans wider anhebe beydes [5] zu
brauchen, wirth sich, will goth, bald auch geben. Mussen di weyl gedult [6]
haben, seuffzen und lust und lib darzu haben.
[7] Das ist
der Brauch des sacraments. Was aber vor frucht hernach [8] volgt, ist on zall,
bringt nicht sechß oder zcwelff frucht mit sich, sunder alles [9] guts mit
eynnander, eyttel gnad und die gantz selikeit. Darauß vorstet man, [10] was ich
gemeindt hab, das ich gesagt, das man des bapsts geboth nicht soll [11]
ansehen.
[12]
ΤΕΛΟΣ.
[13] 112.
[14] DIE
PARASCEVES.
1521
[Seite 649]
29. März
1521.
[ 21 Pol. am
Kopfe der mit “Der” beginnenden Seite: Christus quasi liber quidam nobis
propositus 33 Pol. am Fuße der mit “Disse” schließenden Seite:
Sponsa
Ecclesia
Ubera
Predicatores
filii corda
credentium
Fasciculus
mirrhae Christus
]
[15] Sermo de
passione domini.
[16] Wir
mussen itzunth handeln Das leyden unsers herren Christi, die weyl [17] es die
zceyt gibt. Darumb wil ich von erst sagen, wie man das leyden [18] Christi
brauchen sol, und was es vor nutzs bring. Darnach wollen wir [19] dem blossen
Text und die Historien, wie er geliden hat auß dem euangelio [20] von worth zu
worth horen.
[21] Der
almechtig Goth hath inn dem Newen testament nichts befollen zcw [22] predigen
dan seinnen liben sun Jesum Christum und hath in uns darumb [23] so
zcwgeschickt und also zcugerichtet und furgebildet, das man in im alle [24]
weyßheyt lerne, di do dineth zu der seligkeyt, und damith hat er uns zcugethan
[25] alle bucher und alle lerh, das wir der keynnis nicht achten, Sonder [26]
allein in dem buch studirn, das uns Christum lernt, das wir den Christum [27]
[Hohel. 1, 13.] jho woll fassen und sagen wie die Brawt in canticis ‘Wein herre
ist wie eyn [28] Buschel mirrhen, der mir zcwischen den Brusten hengt’ und soll
mir auch do [29] zcwischen den Brusten bleyben. Die Christlich kirch ist die
Geystliche brawth [30] Christi, ist ein reynne junckfraw, die wirth schwanger
von Christo und tregt [31] kinder, nicht mendlin oder meydlin, sunder Glaubige
hertznn. Die Brueste [32] disser braudt sein die prediger, di do milch geben,
da mith sie uns nerhen. [33] Disse sollen das Buschle mirrhen albeg bey yn
tragen, das ist Christum [34] predigen, wie er geliden hatt. Dan die Mirrhen
bedeuttet das leyden Christi.
[Seite 650]
[ 5 Pol. am
Rande: 2o Ca: 13 Pol. am Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Solum Christum
nosse sufficit 14 Pol. am Kopfe der mit “Darumb” beginnenden Seite: Novum
testamentum sp̱ontaneum habet p̱op̱ulum,
neminem vult cogi 34 Pol. am Rande: Mat: 11o]
[1] Welche
Christum nicht predigen oder in nicht bey yn tragen in yrem ampt, [2] daß sein
nicht brueste disser brawth. Darumb sollen wir darauff sehen, das [3] wir uns
nicht lassen von dem Christo furen auff ein ander lerhe, Sunder [4] zcwsehen,
das wir in eben fassen unnd bey uns behalten. Davon sagt [5] [Col. 2, 3.] S.
Paulus ad. Coloss. ‘Ir solth euch nicht betriegen lassen, dan in dem Christo
[6] sein alle schetzs der weysheyt vorporgen’. Das ist: alles was man wissen
und [7] kunnen soll, alles was zcẅ der seligkeyt nutzs ist zcw wissen,
das ist hie in [8] Christo vorporgen. Was man nuen anders lerhet dan den
Christum, ist alles [9] unrecht. Darumb sollen wir uns keynnen anderen lasßen
fueren. Er sagt [10] aber, das die weyßheyt, die man in Christo lernet,
vorporgen ist. Sie scheynet [11] nicht herfur, Man kans mith den augen nicht
sehen, die vornunfft vorstehet [12] es nicht. Es mus das hertz auffgethan
werden, das man damith sehe den [13] grosßen schatz, der in Christo ist.
[14] Darumb
ist das alte Testament auffgehaben, und ist uns nuen eyn [15] newes geben, das
zcwingeth nymanth merh, wurgeth die leuth nymmer, und [16] Christus ist der
Spiegel des gantzen gesetzs, darinnen wir sehen, was wir thun [17] sollen.
Wilstw nicht volgen, sihe dw darauff, er wil dich nicht zcwingen. [18] [Matth.
18, 15 ff.] Szo sagt er Matth. 18. ‘wan dein bruder etbas than hatt, Gehe hin
und [19] straff in alleyn. Horeth er nicht, ßo nymme einen oder zcwen zcw dir.
Horeth [20] er noch nicht, ßo sag es der ganzcen vorsamblung oder der kirchn.
Horeth [21] er die auch nicht, ßo laß in gehn und halth in fur ein heyden’. Er
will [22] haben, das wirs willig und ungedrungen thun sollen. Drum sollen aüch
die [23] prediger des newen testaments nichts mehr thun, dan das sie uns
Gruntlich [24] warnen und sagen, wie es umb uns stehe, was wir nicht gethaen
haben und [25] thun sollen. Wers nicht wil gedencken und zcuhertzenn nemen, der
sehe, wo er [26] bleyb. Drumb ist in der ganzcen schriefft nichs dan drawen und
zcusagung [27] und kein gedrang. Das ist der spigel Christus, darinne wir
sehen, wie uns [28] goth warneth, unnd was er zcwsagt. Wil ich mich nicht dran
keren, Szo [29] [1. Tim. 1, 9.] zcwingt er mich nicht. Davon sagt Paulus ad
Timoth. ‘Iusto non est lex [30] posita’. Das gesetzs ist gueth, wer es recht
braucht in dem namen, nicht [31] darumb das es dringet, sunder ßo du Christum
ansihest. Sichst dw, was [32] er zcwsagt und drawet, und was dw darffst. Auß
diessem ansehen kumest dw [33] zu erkenntniß deines elendts, und dringenn sich
selb dohin, das sie frum werden, [34] [Matth. 11, 12.] wie Christus sagt ‘A
diebus Ioannis Regnum coelorum vim patitur et violenti [35] rapiunt illud’: Do
dringen die leuth mith hauffen hinzcw und nemen [36] es mit gewaldt gleich wie
ein reiche spende. Das gehet also zcw: wan ich [37] dem menschen sage, was er
sey und zceyg im an seynn gebrechen, darzcw [38] predig ich und halth ym fur
die zcusagung Christi, ßo lauffet er ungezcwungen
[Seite 651]
[ 3 Pol. am
Fuße der mit “nun” schließenden Seite: Regnum coelorum vim patitur 18 Pol. am
Fuße der mit “Do mith” schließenden Seite: Contra quaedam stulta bona
opera Pol. am Kopfe der mit “hat”
beginnenden Seite: Triplex abusus tractantium passionem Christi 33 Pol. am Fuße
der mit “bin” schließenden Seite: Vera meditatio passionis Christi]
[1] zcw
Christo. Das ist das recht prediger ampt, wie ich gesagt hab, das sie [2]
allein Christum predigen und das hertz fassen, also das es an im hange. [3] Szo
kummen wir nun auff das leyden Christi, wie man das soll predigen, [4] das ist
der Buschel mirrhen, der zcwissen den Bruesten hengeth, wie wir gehordt [5]
haben.
[6] Zcum
erstenn treyben etlich das leyden Christi auff die weysse, das sie [7] sich
feintlich schelden mit den Juden und meynnen, es sey wol betrachtet, wann [8]
sie uber die Juden vast zcornig werden und den armen Judas schelden. Aber [9]
das ist nicht recht predigt oder betracht das leyden Christi, bringt auch
keynnen [10] nutz nicht.
[11] Darnach
seind ettlich, die machen eyn misßbrauch darauß, wie Albertus [12] sagt, wen
man die passio ein mal oben hin und mith eynner roeschen bedenckung [13]
betrachtet, sey es besser, dan wann dw ein ganzs jar fastest und den [14] leyb
alle tage mit ruethen schlugst, und man sagt, das es soll gueth sein vor [15]
allerley ferlichkeyt, und machen groß vordinst darauß, ßo eynner eyn bilde [16]
des leydens ansicht, oder kussest ein gemalth kreuzcs. Dieße wollen eyn gueth
[17] werck auß dem bedencken machen, wie man auß der mesß eyn gueth werck oder
[18] opffer hatt gemacht. Do mith hat man den rechten brauch des leydens
Christi [19] ganzs umbkerth. Diß ist alles der prediger schuldt, die do nicht
Christum [20] predigen.
[21] Zcum
dritten sehens ettlich also an, das sye ein mitleyden mit Christo [22] [Luc.
23, 27 ff.] haben als mith eynnem armen man, dem es ubel gehet, wie die weyber
von [23] Jherusalem thetten. Welche Christus strafftt und saget ‘weinet nicht
uber [24] mich, sünder uber euch und eüre kinder’. Drumb ist das auch nicht die
rechte [25] betrachtung.
[26] Diß ist
aber die rechtschaffene betrachtüng und weyse zcu handeln das [27] leyden
Christi, das dw darauß lernest erkennen, wer dw seiest. Weynne uber [28] dich
selber, haltte dich und Christum zcwsamen, do sihestw ein spiegel des [29]
gestrengen gerichts und zcornn Gottis, den wir vordinet und Christus getragen
[30] hatt. Darumb sagt er ‘weinnet nicht uber mich, sunder weynneth uber euch
[31] und eüre kinder &c.. Dan ßo sie das thuen an eynem grunen holtzs, was
[32] wirth geschehen an eynnem, das do durre ist’. Daß ist, muß ich also
leyden, [33] der ich unschuldig bin, wie wils euch gehn, dye irs vordint habt.
Szo ernst [34] und gestrenge das gericht gottis und der zcornn ist, ßo groß, das
er nicht [35] wil nach kan ablasen, ßo wil er haben, das wirs also ansehen und
erschrecken [36] vor unsern sünden und bedencken, was fur zcorn und ungenad
sey, [37] dem ein sulche grosse person entgegen gehet und fur uns tridt. Do
sehen wir, [38] das kein schimpf do ist, sunder eyttel bitterkeyt und zcornn.
Der Christus muß
[Seite 652]
[ 7 Pol. am
Fuße der mit “Darumb” schließenden Seite: Passio Christi similis legi 14 Pol.
am Rande: Mat: 23° 20 Pol. am Kopfe der mit “sicht” beginnenden Seite: Omnes cruenti
sumus 33 Pol. am Rande: Mirabilis, sed apta comparatio. 34 Pol. am Fuße der mit
“das” schließenden Seite: Omnes non credentes verbo Christi crucifigunt
Christum et rei sunt sanguinis eius &c. Pol. am Kopfe der mit “ist” beginnenden
Seite: Qui odit fratrem suum homicida est]
[1] stracks
hindurch, gemarttert werden und sterben. Drümb sehen wir, wie der [2]
Allmechtig Goth den sunderen uberauß feindt ist und die sunder hasseth.
[3] Also
richtet dieße bedenckung des leydens Christi eben das auß, das das [4] [Röm. 3,
20., Röm. 4, 15.] gesetzs thut, darvon Paulus sagt ‘Per legem cognitio peccati’
et ‘lex iram [5] operatur’. Das machet, das der mensch erkenneth sein elend,
wie ers vorwircket [6] hath gegen goth, und sichet den grossen zcorn, der ubersich
gehet, und [7] soll mit dem streytten, den nymanth uberwinden mag. Darumb muß
er [8] flihen, dan es ist nicht muglich, das ers konde leyden. Das muß das erst
[9] [Jes. 53, 8.] sein, das wirs also ansehen. Darvon sagt der propheth Esaias
‘propter peccata [10] populi mei percussi illum’. Drumb must du es gewißlich
dorfur halten, das [11] sein leyden deynne sunde sein und aller meyst die, die
dw noch nicht sichest. [12] Sein wunden, sein zcittern, sein geischlenn unnd
sein Creutz seint allein unßer [13] sünde unnd boeße begird, die habens alles
angerichtet, und wir sein die ursach, [14] [Matth. 23, 35 f.] das er gestorben
ist. Darumb sagt er Matth. 23. ‘Amen, Amen dico vobis, [15] Haec omnia venient
super generationem istam. Omnis sanguis iustus qui [16] effusus est’ &c.
Haben wir doch sein blueth nicht vorgossen. Es haben allein [17] die Juden und
heyden than, wir haben nicht die handt dran gelegt. Doch sein [18] wir des
willens, yn welchem sie es than haben. Wan er noch lebt und also [19] predigt, wie
er predigt hatt, wurth unßer keynner sein, er marteret in noch [20] eyn mal. Es
ist eben die selbig bosheyt noch in den lewten, wie man sicht, [21] das wir
eben also der warheyt widerstreben als die Juden alle tag an underloß. [22]
Drumb wie wol wirs nicht wol thun kunnen, ist doch in uns der sinn [23] und
mutt Christum zcw martern, und das ist eben als vil, als wen wir das [24]
[Matth. 5, 28.] werck thetten, wie Christus sagt, Matt. 5. ‘Qui viderit
mulierem ad concupiscenciam’ [25] &c. Es haben alle menschen den sin, die
nicht im geyst sein, [26] das sye nicht gerne sehen das worth Gottis predigen
und konnens nicht leiden, [27] vorfolgens, wie sie mugen. Drum sein wir eyttel
Esauiten und rottling1, [28] die nach dem blueth durstet, dan die diesses
willens sein, die kruetzigen ihn [29] alle. Drumb wirth sein blueth uber uns
gehn und an uns gerechnet2 werden, [30] das wirs than haben, ßo wir nicht in
den sun gottis glawben. Wenn man [31] eynnen funde bey eynnen todten mit eyner
todtlichen werhe und bluetrustig, [32] wurd yderman sagen, das er des todts
schuldig were, und man würde in auch [33] erwürgen. So hie auch. Es ist in
meynnem hertzen ein bluetig schwerdth, [34] das ist, Ich hab ein boeß hertzs
unnd trage ein zcornn oder haß wider meynen
[Seite 653]
[ 10 Am
Rande: Daß ist am anfang am notigsten 13 Pol. am Rande: Colos: 2 16 Pol. am
Kopfe der mit “eynnen” beginnenden Seite: Christicidae sumus 27 Pol. am Rande:
forte sihet 31 Pol. am Kopfe der mit “sein” beginnenden Seite: Poena inferorum]
[1] negsten,
das hat goth heissen ablegen. Trage ichs aber, ßo wirth er sagen: [2] Du hast
es than, Dẅ bist des tods schuldig. Also lernen wir, wie Goth [3] wider
uns erzcurnet ist, drumb das wir also gesundigt haben, unnd das dw [4] ein
morder bist und Christum selbs gemarrtert hast. Wan man zcw der betrachtung [5]
kummeth und sich do mith wol ubeth, so wirth eynnem das hertz [6] zcw enge und
erschrickt, muß vor Goth zcw einem ergsten sunder werden. Do [7] [Gal. 3, 22.]
kummet die schriefft und schleust uns alle in sunden, wie Paulus sagt, und [8]
vordambt uns alle, das wir nicht anders geschatzt werden vor Goth dan [9]
morder seins suens.
[10] Wan es
also kummet, ßo ist das leiden Christi recht im hertznn, und [11] das ist sein
eigen, naturlich werck, das er in uns wircken soll. Wan es [12] nicht also gehet,
das es das gewissen also erschrecktt macht, ßo ist es nichs [13] [Col. 2, 3.]
nutzs, was dw suest thuest, das mustu darinnen finden, wie Paulus sagt, das
[14] man in Christo findet alles, was man wissen soll. Das geschicht aber im
[15] geyst, dan es ist vorporgen. Wan ich sehe, das ichs zcwgericht habe, daß
[16] Christus ßo leyden muß, ist nicht muglich, das ich eynnen sunder müge
vorachten [17] auff erden. Dan was ander sunth sein, als eebruch und
dergleichen, [18] die fallen hie all abe und werden fur die geringsten geacht.
Aber das ist das [19] groste, das dw eynn morder Christi bist. Wan dw das
fulest, must du gantzs [20] erschrocken werden unnd schir vorzcweiffelen. Drumb
ist das nicht ein schimpff [21] oder spiegel fechten, sünder es muß ernnst sein
und dohin kummen, das dw [22] fulest und sihest, das dw der ergst mensch
seyest, der auff erden lebt. Dan [23] wie wol dw Christum nicht selbs mit der
handt erwurgeth hast, hastu dich [24] doch im hertzcen darzcw vorwilligt und
eben sulche straff vorwircket als die, [25] die das werck than haben. Wer das
nicht in ym fulhet, der erkenne das ander [26] Jamer, dan er ist zcweymal erger
dan jene, dy Christum gewurgt haben. [27] Es ist ein genad, wer das suchet, wer
es aber nicht erkenneth, der sehe sich [28] fur, klage es Goth und bitte, das
er ym wol sein steynnen hertzs auch weych [29] machen, das er auch kumme zcw
sulcher demuth und erkentniß. Wan wirs [30] also ansehen, ßo thuen wir alles
von uns selber. Do treybt das gesetzs [31] nicht, sunder sein eigen Jamer und
noth treybt den menschen darzcw, das [32] er hulff süch. Wers nicht hat, der
muß es noch haben und fulhn, fuleth [33] ers nicht im leben, ßo muß ers zcw
letzt im tod und fegfewer fulen. [34] Geschicht es do auch nicht, ßo wirth mans
fuelen musßen in der helle ebig. [35] Do wirth kein Dingk erschrecklicher
werden und kein grossere pein sein, dan [36] das sie muessen den richter
ansehen. Der wirth do stehn und sagen: das hastw [37] than, dw hast mein
eynnigen suen erwurgeth. Das werden sie nicht kunnen [38] hoeren, und flihen
und doch nicht konnen. Do werden sie schreyen, wie
[Seite 654]
[ 8 Pol. am
Kopfe der mit “Dan” und der folgenden mit “also” (Z. 21) beginnenden Seite:
Duplex consideratio passionis
Christi { von
unsern sunden umb unsere
sundt Prior damnat et Christicidas
/ altera occasionis, altera
effectus Posterior liberat et
filios dei } constituit
21 Pol. am
Fuße der mit “sie” schließenden Seite: Dolores inferni circumdant nos, cum deum
adversarium sentimus]
[1] [Luc. 23,
30.] Christus sagt ‘O, das die Berg auff uns fielen und uns bedeckten’. Werden
[2] eben do stehn, als wen man eynnen, der des kunigs suen erschlagen heth, fur
[3] des kunigs awgen stelleth. Drumb, wem es hie begegnet, das er das fuleth,
[4] der dancke Goth und sehe, wie ers weytter soll brauchen. Darvon wollen [5]
wir nun hoern.
[6] Wenn der
Mensch also erschlagen ist in seynem gewisßen und siheth den [7] mordt, den er
an Christo than hath, soll man forth ansehen denn andern [8] brawch und ein
ander kunst lerhen. Dan do ist noth, das man zcwsehe, [9] daß die sunth nicht
in dem gewisßn bleybe, sunder auß dem schrecken und [10] forcht des gottlichen
gerichtes kumme. Das wirth sich nuen selb geben. Dan [11] wan das gebisßenn
also zappelt und fulhet, das Goth und Christus wider [12] den menschn stehet
und den mortt will rechnen, und er ein widersacher Gottis [13] ist, wirth ym so
pange, das er gerne hendt und fueß austreckt, das ymandt [14] keme und ym trost
und hulff gebe und saget, wie er im thuen soll. Dan [15] wan man das leyden ßo
ansicht, kummeth des menschen hertzs in solch angst [16] und betrubniß, daß ym
eyn awgenblick hundert jar lang wirth, und ist nicht [17] muglich, das eynner
mug in sulchen schrecken bleyben. Do muß man kluegk [18] sein und die awgen
nicht auff das gewisßenn halten, sunder auffaren und [19] herauß brechen und
kummen awff ein newe weyß und eine anderr brauch, das [20] man das leyden
Christi also ansehe, das er nicht allein meyn sund trage, [21] sunder umb
meynner sund willen leydet und sie also auff sich genummen [22] und getragen
hab, das er mich darvon erloßet. Ich muß nun also dencken, [23] das in
anderlewth haben geburgt, und er das leyden annymmeth von mir, [24] darumb das
er unser sund ablesche und uns frum mache. Das heyssit nicht [25] von unser
sund wegen geliden, sunder fur unser suend. Jhenes macht vordamnis, [26] [Jes.
53, 4 f.] das machet genesen. Also sagt der prophet Esaias c. 53. ‘Goth [27]
[1. Petr. 2, 24.] hatth auff in gelegt die sund unßer aller’, und Petrus, 1.
Pe. 2, ‘Er hat [28] unser sund selbs getragen in seynnem leichnam an dem
holtz’. Et Paulus 2. [29] [2. Cor. 5, 21.] Cor. 5. ‘Goth hat den Christum, der
keyn sund hat than, fur uns zcw sunden [30] [Röm. 8, 3.] gemacht, auff das wir
durch yn gerechtfertigt wurden’. Item Rom. 8. ‘de [31] peccato damnavit filium’
&c. Hat darumb geliden, das er domit die sundt [32] niderlegt und sund mit
sund vortilget, hat eyn meysterstuck geübt, ßo das [33] er sein widerpart das
schwerth genummen und yn domith geschlagen. Das [34] muß nun also zugehn das dw
glawbst, es sey also. Dießer glawb ist der [35] [Col. 2, 3.] vorborgen,
heymbliche schatzs, da von Paulus sagt ‘In Christo sunt omnes [36] Thesauri
sapienciae et scienciae absconditi’. Die vornunfft sagt dir das
[Seite 655]
[ 8 Über
“den” hat Poliander gesetzt: hanc 12 mhr 15 Pol. am Kopfe der mit “widerumb”
beginnenden Seite: Docenda nova et vetera 29 Pol. am Fuße der mit “ym”
schließenden Seite: Alter usus passionis Christi puta pro exemplo]
[1] nicht,
sie kan es auch nicht begreuffen. Wen du es glawbst, ßo erkennest [2] dus im
geyst und vorporgen. ‘Von unsern sunden geliden’ ist uns in die [3] Helle
geworffen, ‘umb unser sünd willen geliden’ ist wider auß der Helle [4] gezogen.
[5] Das erste
werck macht uns zcw sundern, wirfft uns nider, das ander [6] richtet uns auff
und machet uns frumb. Das seyn zcwey werck des leydens [7] Christi und zcwey
stuck des glawbens.
[8] Durch den
Glawben ist es nicht menschen werck. Das ander ist menschn [9] werck, wan man
das leyden so betrachtet, das mann die Juden schildt, oder ein [10] gemalth
bild ansihet und der gleichen, wie oben gesagt ist. Wer das nicht [11] fulhn
kan, der muß goth darumb bitten, den man muß es beydes füelen, yhe [12] mher im
leben, ye besßer. Dan im Tod wirth es noth seyn, das mans woll [13] wisse und
kunde. Nuen ist das nichs anders gesagt, dan daß ich meyn sund [14] nemhe und
trage sie auff Christum. Er schut sie von ersten auff mich. Szo [15] muß ich
widerumb kummen und die sund wider auff yn schutten, ßo wirfft [16] ers alles
wegk, dan sye mugen nicht auff ym bleyben. Szo sein meyn sund [17] auch
hinwegk. Das werden wir horen auff den ostertagk. Do werden wir [18] vorstehn,
was das ander stueck sey, das er umb unsernt willen hatt geliden. [19] Szo lerhet
man denn recht, unnd lerneth in der mensch recht erkennen und [20] hatt eyn
vorstandt aller ding auff erden, und ist das die kunst alle mit eynander, [21]
das wir sehen, was wir vor ungluck haben, und wissen, wie wir [22] herausß
mugen kümmen. Wer sein noth also erkenneth, der wirth woll selber [23] kummen
und hulff suchen. Kummeth er nicht, laß yn gehn, dan mith gesetzenn [24] macht
man nymanth frümber. Das ist die gantzs weyße eins rechten [25] [Matth. 13,
52.] Christlichen lebens, und also muß man alte und newe zcw samen predigen,
[26] wie Christus sagt im Euangelio.
[27] Das ist
der Erst brauch des leydens Christi, den fuleth man nicht dan [28] ym geyst.
Darnach volgckt Exemplum, das ist, wir mussen auch das exempl [29] Christi an
uns nemhen und ym volgen. Das gehoreth den leyb an, jhenes [30] die sele. Hie
muß man fleysch und blueth auch zcwingen. Szo muß man [31] das leyden Christi
euserlich ansehen, Gehet nicht ßo hoch im geyst als jhenes. [32] Das erst
triefft das gebissen und den glawben an, nicht die eusserlichen werck. [33]
Aber das muß auß jhenem volgen. Davon sagt Paulus und Petrus, wie [34] Christus
hat geliden, ist geschmehet und ketzer gescholden worden, ßo musßen [35] wir
unß auch dreyn geben, das wir auch leyden, wie er than hatt, als er [36]
[Matth. 10, 24 f.] selber sagt zw den Jungern ‘gedenckt, daß ichs euch gesagt
habe. Es ist keynn [37] Junger uber seyn Meyster. Habenn sye den Hawßvater selb
Beelzebub [38] geheysßn, wie viel mher werden sie es dem gesind thuen’. Wolt
irs besser
[Seite 656]
[ 5 Pol. am
Kopfe der mit “Adam” beginnenden Seite: Mirabilis imitatio 7 Pol. am Rande:
idest, quere mortem remedium peccati 19 Pol. am Fuße der mit “Ban” schießenden
Seite: Primum vita bona erat et mors mala, ergo fugienda hec tamquam vitae hostis
et poena. Post vita coepit esse mala et mors bona, nempe remedium peccati, ergo
desideranda 22 wil wil 23 Pol. am Rande: Epilogus 33 Pol. am Fuße der mit
Domini schließenden Seite: [Tabelle: ] [Tabelle: ]]
[1] haben dan
ich, ßo seyt ir meyn knecht nicht. Drumb solln wir auch gerne [2] her halden
leben, gueth und erh unnd was wir haben. Diß stueck geth hernach, [3] jhenes
muß vor her gehen und furhin do sein, suest gehet es nicht recht.
[4] Do hebt
sich der freuntlich wechsel an, auffgesetzt von Goth in Adam [5] Goth sagt also
zcum Adam, do er in hett ins paradeis gesetzet, ‘welche stundt [6] [1. Mos. 2,
17.] dw essen wirst von dem holtz, ßo wirstw sterben’. Hie hatth ers umbkerth.
[7] Dorth sprach er: wilstw leben, ßo sundig nicht. Hie sagt er: wilstw nicht
[8] sundigen, so leb nicht. Ist ganzcs das blath umbkerth. Dorth wolth er [9]
werhn zu sterben, Hie wil er, das man sterbe. Doch auff beyden seyten will [10]
er der sunde werhn. Adam was an sund, drum sagt Goth, wan er sundigt, [11] ßo
wurd er sterben, Do was es vil anders dan mith uns. Do die sund kam, [12] kerth
sichs umb: das leben ist nicht mher gueth, und kan keyner an sunde [13] leben.
Fleysch und blueth ist nicht mher gueth, und ist ye lenger ye erger, [14] ye
alter ye boeser. Drumb wer do gerne stirbt, der ist der sunde abe. Wer [15] der
sund will loß werden, der solt gerne bald sterben und das leben hassen, [16]
dan es ist ganzs suntlich, und ist keyn ertzney fur die sundt dan das sterben.
[17] Das hath uns Christus eyn exempel geben, ist vorn an tretten an die
spietzenn [18] und sagt also: hastw nicht eyn gueth gewissen, thuet dir der Tod
noch wehe, [19] folg mir nach, Ich will dir die Ban brechen, Es wirth dir sunst
nicht geratten. [20] Dw kanst nicht ane sund seyn. Wilstw aber herauß kumen,
mustw an mich [21] hangen. Ich kan nicht mer, dan das ich vorn an gehe. Wo ich
hin farhe, [22] ferhest dw auch. Halth an mir, Ich wil dich woll hin durch
fueren.
[23] Item,
Szo muß man dem Exempl Christi auch nach volgen, ßo ist das [24] leyden Christi
recht bedacht unnd gehandelt.
[25] Da folgt
geistlich und leyblich frucht nach inn der seele oder im geyst, [26] also das
ich inn dem Spiegel sehe meyn sunde, und wie dye Christus durch [27] seyn
leyden vonn mir genommen hatt, euserlich aber, das ich auch leyde und [28]
sterbe wie Christus. Dan wir sein darumb geschaffen, das wir viel martther [29]
sollenn habenn, die uns treybenn zcw eynnem Christlichen leben, das ist, das
[30] wir nicht gerne leben, sunder albeg des Todts begeren &c..
[31] Das ist
das Buschel Myrrhen, do wir von ersten von gehordt haben, [32] das die Brauth
soll allezceyth zcwisschen den Bruesten hangen haben &c..
[33] Haec de
usu passionis Domini.
[Seite 657]
[1] 113.1
[2]
IN DIE
RESVRRECTIONIS DOMINI
1521
[Seite 657]
31 März 1521.
[ 11 do bey
29 mit] micht]
[3] [Marc 16,
1 ff.] Euangelium Marci ultimo.
[4] Recensuit
historiam dominicae Resurrectionis. Non exprimunt Euangelistae, [5] Quomodo
Petro adparuerit Christus. Lucas postea ait, una fuisse [6] Petrum in horto cum
mulieribus.
[7] Zcum
ersten wollen wir awer ein wenig sagen, wie man des Sacraments [8] brauchen
soll, fur die, die do noch wollen zum Sacrament gehen. Die [9] do wollen den
leichnam Christi nehmen, sollen haben zcwey stuck des Glaubens. [10] Von ersten,
das man glaube, das under der gestalt des Brodts der leichen [11] und das Bluet
Christi do sey. Aber der glaub ist nicht genugsam. Das ist [12] aber viel
grosser, das durch den glauben das gewissen zcu ruhe kum und frid [13] gewinne.
Dan wer ein gut gewissen hat, der gehet wol zcum Sacrament, [14] widerumb gehet
man mit schaden und vordamnuß hintzw, wan das gewissen [15] nicht gut ist. Das
ist awer ein gut gewissen: nicht das ym von keiner Sunde [16] bewust ist und
nichts auff ym hatt, das es drucke, das es ist keiner auff [17] Erden, der sich
allso finde. Sunder es ist ein ander weyse, hoher und [18] stercker, das das
gewissen sey auff Christum gerichtet, das ist, das man habe [19] ein gute
zuvorsicht zcu Christo. Wen es gleych furchtett, das es unwirdig [20] sey, Soll
es doch ein ander gewissen nehmen und bawen auff die genad Christi [21] durch
den glauben oder zuvorsicht, das heisset, das ich also denck und zcu [22]
Christo sprech: Dw wirst mir genedig sein, wie wol ich unwirdig bin, und [23]
ein Sunder bin. Der aber, die ein sulch gemuet zcum Sacrament bringen, [24]
seyn wenig. Er hat uns in disem Sacrament fursprochen sein genad zcugeben [25]
fur unser Sunde. Auff diselb gotlich vorsprechung und auff sein warheyt [26]
mustu faren lassen das boese gewissen und dich nicht do mit beissen, So das
[27] dw nicht ere wollest zcum Sacrament gehen, dw habst dan das gewissen. [28]
Must dich des erwegen und allein darauff hinzcugehen, das dus darfur haltest,
[29] Gotth sey dir genedig. Wer das nicht kann mit sich bringen, der thw das
[30] letst, das er thuen kan: Bitte gotth, er wollt ym solch zcuvorsicht geben.
[31] Dan es ist kein ander brauch nicht des Sacraments dan diser. Darumb [32]
muessen wir es also nehmen, Ob wir woll erkennen, das wir sein unwirdigk [33]
seyen. Doch sollen wir nicht unser unwirdigkeyt ansehen und unser bosheyt, [34]
sunder die zcusagung, die uns Christus than hatt. Gleich alß wen ein kunig [35]
einem armen man tausent gulden schencket, der es nie verdient hett, do wurd
[36] der man das geldt annhemen und sich nicht darvon lassen zihen sein
unwirdigkeit, [37] sunder ansehen die zcusagung, die ym der kung than hett. Das
[Seite 658]
[ 3 Pol. am
Kopfe der mit “wer” beginnenden Seite: Usus Eucharistiae in prima ecclesia 9
Pol. am Rande: tempore persecutionum]
[1] wirt am
nottisten sein, wen wir sterben mussen, das wir das wol gefasset [2] haben.
Auch soll man sich hutten, das man nicht zcum Sacrament gehen1 [3] umb
gewonheyt willen, also das, wens nicht gebotten wer, wirs lieber anstehen [4]
liessen. Dan man hatt leyder gemeiniglich also gepredigt und damit [5] nur
eytell sunder gemacht. Das soll allein die ursach sein, das dw zcum [6]
Sacrament gehest: wan dw ein bos gewissen fulhest, das dw dich das treiben [7]
lassest zcum sacrament, das dw ein gut gewissen kriegst. Darumb ists fein [8]
gewest in den ersten kirchen, da gab man das Sacrament nur den betruebten [9]
und die in Todts nodtten warhen, die do ymmer furchten musten, izcundt [10]
wurd man sie nehmen und den kopff abschlagen, do kamen die Christen alle [11]
wochen zcusamen und sterckten sich damit und kriegten ein festen glauben und
[12] ein gut gewissen und unerschrocken zcum Todt und alles Jamer. Wer nicht
[13] allso zcugehet, der bleybt lieber darvon. Man soll gotth nicht zcu einem
[14] lugner machen. Dan der machet in zcu einem lugner, der nicht in der
zcuvorsicht, [15] do ich von sag, hin geheet: goth vorheysset dirs gewiß, das
dw in [16] disem Sacrament solst genad erlangen. Wilstu sprechen: ich weyß
nichtt, [17] und an der zcusagung zcweiffeln, so beraubstu dich sulcher genad
selber. [18] Darumb nehm ein itzlicher seines hertzen war, wie das stehett.
Hatt er den [19] glauben nicht, so bleyb er darvon. Man sollt auch nicht
außschlagen die [20] ander gestalt, kan mans2 sie aber nicht krigen, ßo soll
man sie jho herzclich [21] begeren &c..
[22] Das ist
vom Sacrament ein wenig gesagt: Nun wellen wir von der [23] aufferstheung
sagen. Es ist hewt ein hohes fest, und wer vil zcupredigen von [24] dem
uberschwenglichen schatz, der uns durch Christum geben ist, wan wir die [25]
genadt hetten, das wir darinnen bliben und nicht herauß gefuret werhen durch
[26] Menschen lerhe.
[27] Wir
haben gehort am freyttag3, wie man soll brauchen das leiden [28] Christi: Das
mans muß also ansehen, nicht allein, wie es ym wethuett, [29] sunder wie dirs
wol thuett. Dw must fulhen, wie dirs nutz ist, nicht, wie [30] wehe yms than
hatt. Das gehett alßo zcu, das dw glaubst, er hab dein [31] sundt auff sich
genumen und abgeleschet, das dw dein Boeß gewissen auff yn [32] werffest und
sprichst: Do ist es, dw hast es auff dich genumen und mich davon [33]
entledigt. Und darumb ist das Sacrament eingesezcett, und ist das gantz [34]
Euangelium do hin gerichtet, und er begreifft es gar in den worten, do er [35]
das sacrament einsezcett und spricht ‘Hoc facite in meam commemorationem’. [36]
Das ist: gedencket, das yr predigt, was ich gesagt habe, das mein bluet
vergossen [37] wirdt zcu vorgebung der Sunde. Also, wen dw auff yn legest dein
[38] sunde, Szo hatt er darffur geliden. Darnach ist er auffgestanden und die
sund
[Seite 659]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 9 Pol. am
Rande: Roma: x 11 dan das] dan dan 15 Pol. am Rande: Petrus 18 Pol. am Fuße der
mit “das” schließenden Seite: Vita nostra in Christi resurrectione Pol. am Kopfe der mit “volck”
beginnenden Seite: Christus est serpens aeneus exaltatus 29 vorgiff' 32 des
boesen]
[1]
uberwunden. Drumb wen du an ym hangest, So hastu auch uberwunden. [2] Davon muß
ich izcundt sagen. Der brauch des leidens Christi ist, das man [3] glaube, er
hab meine sund auff sich genumen.
[4] Darnach
das man auch glaube, das er myr ist auffgestanden. Szo dw [5] dein Sundt hast
auff in geworffen, mustu auch sehen, wo sie bleyben. Seine [6] Sundt, sein Todt
ist hinweg und alles, was er von dir empfangen hatt. [7] Iczund syhestu nicht
mer do dan leben, freudt und selikeyt. Glaubstu es, ßo [8] sichestu es recht an
und sichest die sund nummer. Das meynet Paulus ad [9] [Röm. 10, 9.] Ro. 10, do
er sagtt ‘Si confitearis ore tuo dominum Iesum et in corde tuo [10] credideris,
quod deus illum suscitavit a mortuis, salvus eris’. Kein werck [11] oder leiden
hilfft nichs, wie groß es ist, dw glaubest dises dan, das er hab [12] dein sund
wegkgenommen. Das ist das bild, in welchem wir eyttel leben und [13] selikeyt
sehen, in welchem doch furhin gelegt ist gewest all jamer und herzceleid, [14]
[1. Petr. 2, 24.] und tragt also fuer in seinem leibe, was wir glauben sollen.
Dein [15] sund sein in seinem leib, Dein leben in seiner aufferstehung.
Glaubstu das, [16] Szo hastu was er hat, und was er ist, das bistu auch
&c..
[17] [4. Mos.
21, 6 ff.] Es ist ein schone figur im altem Testament, das gotth ließ under das
[18] volck Israhel feurig und todliche Schlangen kumen, die das volck bissen
und [19] todteten. Do batth Moyses gotth, das er die schlangen wegk ließ
kummen. [20] Do hieß yn gotth ein pfal auffrichten und darauff hengen ein erene
schlangen. [21] Das bedeut und zceigtt an was der glaub thuett, und wie er geschickt
soll [22] sein. Die erene Schlang, die auff dem pfal hengt, ist Christus ans
Creutz [23] geschlagen. Die eren schlang hat eben ein gestaldt wie ein andere
schlang, ist [24] doch nicht lebendich und hatt kein gifft nicht. Also ist auch
Christus. Soldt [25] scheinen, wie wir in unserem hertzen. Das sundige gewissen
peisset uns und [26] vorgifftet uns. Das eelendt, boeß gewissen von unserenn
Sunden ist die [27] fewrige Schlang, dan die sund bringt nametlich mitt sich
das gewissen, gleich [28] wie die Juden, do sie ubel thaten, kam die Schlang.
Christus leidett wie ein [29] Sunder, noch lebt die Sund nicht in ym und
vorgifft yn nicht. Sie fallen [30] wol an yn, aber thuen ym nicht. Er tridt in
die Sund und nymmet sie an [31] sich, sie beissen in aber nicht. Nun hat goth
ein gepoth lassen auß gehen, [32] wen das boese gewissen peisset und sein will
loß werden, der seche disen [33] Christum an, ßo fellet das boeß gewissen abe.
Das ist, das er lessit sagen [34] in der Messe ‘hoc est corpus meum, quod pro
vobis traditur, et hic sanguis, [35] qui effunditur in remissionem peccatorum,
quoties hoc feceritis, in mei memoriam [36] facite’ &c. Wan das der mensch
horet und glaubet, es sey allso,
[Seite 660]
[ 5
“selbigen” ist von Pol. zugesetzt 20 Pol. am Fuße der mit “Wir” schließenden
Seite: Exprimenda et docenda hec verba: Accipite et comedite &c. Über “die” von Polianders Hand: hec]
[1] dan
machett der glaube ßo bald ein gutt gewissen und jhene boese schlang ist [2]
hinweck. Aber dise ist liblich zusehen, das ist die predig des Euangelii. Und
[3] ist die Messe nicht anders dan ein kurtzer begriff des gantzcen Euangelii.
[4] Hetten die Juden ßo than, sich gerissen mit den schlangen, die sie
gebiessen [5] hatten, und dye[selbigen] Schlangen ansehen, die erine Schlang
auß den augen [6] farhen lassen, hetten sie die schlangen nur zcorniger und
erger gemacht. Szo [7] auch, yhe merh man sich zcerret mit dem gewissen, yhe
mer sichs auffbleset. [8] Wie man thuet, So hilfft es nichts: allein das einig
ansehen der eren schlangen, [9] das ist Christi, macht gesundt. Drumb sol man
alle prediger zcum landt [10] außs vorjagen, die anders lerhen, dan dis
geschicht der erene schlangen, das [11] ist den glauben, der do hafftet auff
Christum und die wort, die er sagt. Yhe [12] mer du dich reissest und schlegst
mit dem gewissen, yhe erger du es machest. [13] Wer ym selber mit wercken will
helffen, yhe merh er das werck thuet, ye erger [14] es wiert, und wirdt nymmer
kein fridt. Man laß dan die werck farhen und [15] kum zw dem glauben. Drumb
wolt ich, das man die wort sprech, die Christus [16] gesagt hat ‘Nemet hin das
ist mein leychnam’ &c.. zu dem, der das Sacrament [17] nehmen woltt, das er
mit dem glauben dran hafftet. Das ander sein eytel [18] gepet, das man sunst
sagt, und man kan nicht drauff pawen, aber an disen [19] worten ist der hacke
und ancer, daran man hengen muß, woln wir von [20] sunden und gewissen erlost
werden. Wir solten alle die wort horen und annemen, [21] sunst ist es unrecht
meß gehalten. Dis ist das Euangelium, do sichs [22] alles hinein zceucht, auch
hie die auffersteung. Dise predig hat man gar ligen [23] lassen, und machen
doch vil testament und stifften vill meßs, und ist nichs [24] anders dan unser
spott. Ist eben, alls wen wir alle hungers sturben und [25] hetten doch alle
genug und konden unsers guts nicht brauchen. Man lisset [26] die wort heymlich
und predigtt sie nymandt, und wir betten die weyl vill [27] petlein, meinen, es
sey wol außgericht. Ist eytel spiegel fechten, damit sy [28] uns nur abreyssen,
das wir zcu dem gesicht nicht kumen. Aber solln wir [29] selig werden, ßo
mueßen wir thuen wie die Juden, die konden nicht behalden [30] werden, sie
wurffen den das gesicht von den Schlangen und sehen die erine [31] schlang an.
Szo auch hie, Christus ist Serpens exaltatus, der spricht: Sihe [32] mich an,
‘Nimme hin und Isß’ &c.. Die wort begreyffen alle Mysteria mortis [33] et
resurrectionis. Ist so vill gesagt ‘Das ist mein leychnam’ &c..: Ich will
[34] nuen sterben und doch lebendich bleyben, will ein ewig testament machen,
auff [35] das euch die sund vorgeben werden. Szo zceygt er an, das er nicht
will [36] sterben, sunder lebendig bleiben, dan er machts selbst, gibts selbst,
erfults [37] selbst und Teyletts außs. Spricht nicht zcu Petro ‘Teyle dw es
auß’, sagt [38] selbs ‘Do hab ichs, wills euch selber geben, wills hinder mir
lassen und drauff
[Seite 661]
[ 15 Pol. am
Rande: Hoc negat universalia 30 “har” ist von Pol. geändert in “har̓”]
[1] sterben,
doch selbs auß teylen und darumb lebendig bleyden’. Hastu sund, [2] boeß
gewissen, alles ubel, Jamer und ungluck, Szo hab ich alles gutz und [3] Trost
und wil dir das geben, wirff dein boßheyt frey auff mich &c.. Drumb [4] ist
kein ander brauch, den sehen wir auff die wordt, wie ich gesagt habe, und [5]
das allso glauben. Siche nuen, wie reiche, uberschwenglich guter do sein. [6]
die nymandt begreyffen kan, und die gantz schrifft sagt darvon, und man [7]
ewiglich genug hett darvon zcu predigen. Szo stimmet in Christo zcusamen [8] Todt,
vormaledeyung, jammer, betrubnuß und alles ubel, und auch widerumb [9] leben,
genad, frid und Trost und alles, was man guett nennen kan.
[10] Der Todt
schlecht den rachen daher und will die Person fressen, wie er [11] allen
menschsen fressen hatt, trifft aber ein sulch person, die do ist got und [12]
mensch. Got kan nicht sterben und styrbt dennoch nach der menscheyt. Darumb
[13] gibt die schrifft der gantzen person, was einem widerfert. Alß wen [14]
ainer an kopff verwundt wirt, Szo ist nur der leyb vorwundt, dennoch sagt [15]
man, der menschs sey vorwund. Drumb wie leyb und seel ein mensch ist, [16] Szo
ist Christus ein person auß einem menschsen und gotth. Was der [17] menscheyt
widerfert, Ist Christo widerfaren, und was Christus thut, das hat [18] [1. Cor.
15, 55 (?).] Gotth than. Szo ist der Todt in dem leben erseufft, wie Paulus
sagt. [19] Drumb wirt in Christo alle sundt und boeß gewissen erseufft, Szo dw
in yn [20] glawbst, das es dir nichs thuen kan. Das wirt anzeygt Iob 40°, Do er
sagt [21] [Hiob 40, 19 f.] vom Behemoth ‘In oculis eius quasi hamo capiet eum’
&c. ‘An extrahere [22] poteris Leviathan hamo’ &c. Eben wie der vischer
den hamen sencket ins [23] basser, das man in nicht siecht, mitt einem
regenwurm, und kummet der [24] visch, meinett, er woll in fressen, Schlecht mit
dem rachen in hamen und [25] wirt alßo gefangen.
[26] Szo auch
hie mit Christo. Die angelschnur ist das geschlecht Jesu Christi [27] von
Abraham her, ist gebunden an die menschlich natur. Der angel ist die [28]
gotlich natur, die hat er anzcogen mit der Menschlich, die hat muessen leyden
[29] und ist voracht gewest wie ein regenworm. Do kam der todt und gedacht:
[30] har, ich wil in vorschlinden. Nymant sach, das er got waß: Szo meinett
[31] er, er woll den menschen fressen, Szo trifft er gotth. Do wirt er
gefangen, [32] und Christus zceucht in her fuer und macht in zcu schanden fur
aller weltt. [33] Alßo sehen wir, was die aufferstheung Christi ist, und ist
die schrifft vol [34] historien, die do hin gehen, domit der geist spilett und
uns sulch groß ding [35] furbildet. Davon het einer sein lebtag genug zcu
predigen.
[36]
Τέλος.
[Seite 662]
[1] 114.
[2] EODEM DIE
A PRANDIO
1521
[Seite 662]
31. März
1521.
[ 14 Pol. am
Fuße der mit “ist” schließenden Seite: Libertas Christiana/Leges laquei peccati
20 Über “wider Christen” hat Pol. gesetzt: Antichristi]
[Marc. 16,
ff.] Repetivit idem Euangelium.
[4] Das
Euangelium zceigt ßo an, das sie sich, do der Sabath vorgangen [5] was und den
negsten tag darnach, haben auffgemacht zcum grab.
[6] Ir habt
offt woll gehort, was ein Christlich leben sey, und wie man [7] das vorstehen
soll, das es soll also sthehen, das man ein frey gewissen hab [8] und hinfordt
nicht gebunden durch gesetzt oder gepot: Das ein Christen mensch [9] kein werck
thue, alß sey er dartzu gedrungen, Sunder mit einem frolichen muett, [10] als
werh es nicht gebotten. Drumb sol man yhm nichts gebietten, dan es [11] gehett
yn kein gesetzt an. Es ist sunst ferlich, wer ein ding thuen mus, alß [12] sey
er dartzu gezcwungen von gesetzt, So thuet ers nicht mit willen, und ist [13]
gleich alß vil vor gotth, alß thett ers nichtt. Drumb thuen die nichts anders,
[14] die viel gesezt machen, dan das sie viel strick machen zcu sunden. Drumb
ist [15] des Bapsts regiment nichts, dan das er sundt machet. Das thuen sie
mitt [16] dringen und zwingen, welchs Christus im Euangelio kein gesezt hat
gemacht, [17] sunder hatts frey gelassen und kein vorbunden dis oder das
zcuthuen, sovill [18] zcufasten oder ßo kleider zcutragen &c.. Er hat alle
gepot auff gehoben, das [19] man nicht soll geseczt machen, sunder uns frey
lassen. Darumb sein sie [20] wider Christen, das sie das gefangen nehmen, das
er williklich und mitt [21] vorsazt hat wollen ungedringen lassen, das mans mug
thuen ym zcu eren [22] und lob, was einen lustet, und was einem im glauben
wolgefallet, wan nur [23] das hertz recht stehett. Drumb ist es nur
vorhinderung und vorfurung [24] deß Christenlichens leben, das man die leutt
zcu auffgelegten wercken will [25] dringen &c..
[26] Dise
freyheit, lieb und luest begehet man heutt. Christus hat uns do [27] hin wollen
furen, das er uns gruntlich frum machet, hatt uns wellen das [28] hertz
gefangen nemen und nicht mit wercken treyben, sagt alßo zcu uns: wan [29] dw mich
nur mit treuen liebest, will ich thuen alles, was dein hertz begerett, [30] ßo
solstu alle gutter uberschwenglich von mir haben. Wen das der mensch [31]
glaubt, So hat ers und wirt zcu frid. Ist frey, volgt mit lieb und lust und
[32] thuet, was er thuen soll, alßo daß ers nicht gebunden oder zcwungen
thuett, [33] nicht darumb, das es gebotten ist. Do kummet der Babst und sagt
alßo: [34] wirstu das heut nicht thuen, so thustu sund, thustus, so thustu ein
gut werck, [35] und bindet also die leut an tage, an Stedt, an werck, an
kleidung, welche [36] Christus alle hatt wellen frey lassen und ungepotten
gehalden werden. Davon
[Seite 663]
[ 30 “nicht”
ist Zusatz Polianders 33 Pol. am Kopfe der mit “der” beginnenden Seite:
Sabbatum Christianorum]
[1] [Col. 2,
22.] sagt Paulus ad Collos. ‘Es ist sulch zceytlich ding, das under der handt
[2] hinweck gehet’.
[3] Christus
ist nach seiner aufferstheung an keinem ort daheim, an keine [4] zceit, person,
speis, kleyder oder yrgent ein werck, wie es mag genennet werden, [5] gebunden.
Ist izcundt hie, izcundt do, thutt izcundt das, izcundt dieses, bleybt [6]
gantz frey, furhett kein euserlich weiße mehr &c.. Glauben wir nun an in,
[7] so hat er uns auch so frey gemacht, ist alles frey, was euserlich ding ist,
[8] wer sich binden lest und gibt sich drein, der strebt wider Christum. Drumb
[9] ist es nicht muglich, das uberein kummen Christi lerh und menschen gesetz.
[10] Hengestu an Christo, so bistu frey und lesst dich nymandt zcwingen oder
[11] binden. Hengstu am Babst und menschen gesetzen, so kanstu dich nymer frey
[12] machen. Das ist das erst teyl des Euangelii.
[13] Das
ander ist de Sabatto.
[14] Sabbatum
ist ein feyrtag, do der mensch feyern soll, still sein und [15] mussig gehen
von seinen wercken. Das hab ich offt predigt, und das sollen [16] all Christen
wissen, aber izcund wissen sie alls vil darvon, als die gans [17] vom Psalter.
[18] Wen man
ablegt alle werck und machett uns frey, das nuer das hertz [19] recht sthe, so
ist der Sabbath recht gehalten. Dis hat Christus mit seinem [20] Sabbat auch
woll antzeygt. Es muessen die zcwey bey einander stehen: Aufferstheung [21] und
Sabbatum. Er ist im Grab gelegen am rechten Ostertag, ist [22] eben kumen, das
er sein ruen hat gethan im grab zcugleych auff den Sabath [23] und auff den
Ostertag. Do horten all seine werck auff, hat nuen das geseczt [24] erfullet
mit seinem eygenen Leybe. Christi werck sein alle heylig. Er hat [25] kein sund
than. Wen er schon nicht hett geruhet, het er dennoch gutte werck [26] than. Aber
er hat uns wollen doch furen, das wir auch ruhen sollen. Er [27] hat durch sein
tott wollen wurgen unser eygene werck, sunderlich die wir [28] thuen auß zcwang
des gesetzes, das die hinweg nehmen. Dan wan wirs auß [29] getrang thuen, ist
nicht guter will, oder ist es unser eygener will: Drumb [30] ist es [nicht]
guet. Drumb muessen wir auch ruhen von unseren wercken [31] und das auch
erfullen, wo die werck auß zwang geschehen oder von zwangheitt, [32] nicht auß
lust und lieb. Ist der geist nicht do, sein eytel eygene werck. Wan [33] wir
aber den Sabbatum halten, still stehen und willig thuen, so kummet der [34]
heylig geist, und ist das sein werck. Szo geet es auff einander. Das ist [35]
[Jes. 66, 23.] der recht Sabbath, den wir feyeren sollen. Davon sagt Esaias
‘Erit Sabbatum [36] ex Sabbato’: Es wirt altag feyrtag werden, nicht euserlich,
sunder innen. [37] Es ist alle werck und arbeyt frey. Man soll mussig gehen und
sabbat halten. [38] Der Sabbath ist das gantz Christlich leben, das es sein
eygen werck nicht
[Seite 664]
[ 9 Pol. am
Fuße der mit “zuvorsicht” schließenden Seite: Angeli in sepulchro praedicatores
sunt 10 Pol. am Kopfe der mit “zu” beginnenden Seite: Linea vestis sacerdotis
predicantis quid signet 22 Pol. am Fuße der mit “predigen” schließenden Seite:
Custodes sepulchri/Lapis 29 “willen” ist von Pol. geändert in “willigen” 36
Pol. am Fuße der mit “thuen” schließenden Seite: Non credunt discipuli
mulieribus]
[1] wurcke.
Wan man es auß getrang thut, ist das Christlich leben auß. Nun [2] siche, wie
schwer es ankummet sulche gewissen, die alßo gefangen sein und [3] zwungen
werden mit wercken, das sie dartzu kummen und den Sabbath vorsthen [4] und
erkennens recht. Das soldt der prediger einige arbeyt sein, das [5] man das
konde ins volck bringen &c..
[6] Drum hebt
sich ein Spiell an mitt den weybern, die den herren in [7] dem grab suchen,
lauffen erst hin und bringen die botschafft und glewben [8] doch selb nicht. Nu
siczen die Engel im grab. Das sein alle, die das [9] Euangelium predigen und ein
Christlich leben, wie das sthe in der zuvorsicht [10] zu goth, darnach das alle
ding frey sein. Die predigen den, die boeß gewissen [11] haben, siczen im grab
und stossen den stein ab &c.. Haben weysse Kleyder an, [12] das ist lautter
weysse predig des neuen Testaments. Szo sollen alle prediger [13] geschickt
sein. Drumb, wan izundt die pfaffen im Chorhembd gehen, solt es [14] auch das
bedeutten: die prediger im Neuen Testament sollen die gewissen losen [15] von
den gepotten und die freyheyt lerhen, das die leut williklich thuen. Der [16]
Engel sitzt im grab, das ist, die prediger hutten das grab, nicht wie die bosen
[17] buben, sunder wie der engel: Ein prediger soll mitten in der schrifft
siczen. [18] Der engel kumet nicht, ßo lang die huetter drumb hutten. Die
hutter sein [19] der Babst mit seinem hauffen, die do Christum auffhalten und
ewurgen die [20] freyheit, wollen nicht, das sie wider auff kumme. Der stein
ist litera: Boeß [21] gewissen kumet auß dem gesetze. Sie vorsiglen den stein
wol, das ist, wan [22] in der Christlichen kirchen regiren prediger, die nur
menschen lerh predigen, [23] Oder wen sy gleych gotts gepot predigen, lerhen
sies ßo, das nur gefangen [24] gewissen machett, ßo lang biß zceit ist, das der
engel von himel kumbt und [25] predigt den rechten vorstandt des Euangelii und
der freyheyt. Die stossen den [26] stein abe und erschrecken die wechter. Nuen
wan mans schon so fleyssig predigt, [27] wie der Engel sagt ‘queritis viventem
cum mortuis?’, und die prediger sagen: [28] dw muest das schwer gewissen ab
legen und ein frolich hertz haben, Christum [29] mit dir lassen leben und werck
thuen auß einem frischen willen, geist &c.. Es [30] hilfft aber nicht. Szo
schwer ist es, das mans recht vorstee. Die weyber [31] kumen und tragens den
Jungern furh. Szo halten sie es fur narwerck, das [32] sein die elenden
gewissen, die dencken ymmer: wens alßo werh, wan es war [33] werh, das ich
durch Christum erlost werh, wolt ichs gern horen. Es gehet [34] nur so fern
ein, das sye sprechen ‘Ey, ich wolt, das es war werh’, und [35] zcweyfelen
ymmer dran. Es lesset sich das gewissen schwerlich darvon reden, [36] das es
das oder ditz nicht mueß thuen. Dan sie sein in dem sinne, das sie
[Seite 665]
[ 13 Pol.
hier am Fuße der Seite: Difficillimum est docere libertatem Christianam 14 Pol.
hier am Kopfe der Seite: Angeli nihil efficiunt, nisi Christus ipse veniat “stetten” ist am Rande nachgetragen]
[1] meinen,
es sey sundt, wens dis werck thuet, das der Bapst verpoten hat. Das [2] ist,
das das gewissen zcu schwach ist und nicht glauben kan, das so sey, und [3] das
so mueß frey sein. Wo aber der glaub ist, do lest sichs nicht zcwingen [4] und
sichet des Babsts geboth nicht an. Soll sich keiner ßo lassen binden, [5]
sunder kein gebotth nicht ansehen. Bistu ein Christen, so viel merh solstu es
[6] [Tit. 1, 15.] thuen. Dan S. Paulus sagt ‘Omnia munda mundis’. Aber das ist
schwer [7] zcu vorsteen, wie man hie siechet. Do sies horen, ghen sie hin und
lachen [8] sein: Christus ist 40 tag auff erden gangen nach seiner
aufferstheung. Noch [9] kond er nicht recht die freyheit in sie bringen, biß
der heilig geist kam: Szo [10] zcertlich ding ist das gewissen.
[11] Der
engel sagt: dw must in nicht hie suchen. Es ist kein geseczt do, ist [12] nicht
hie gebunden, und summa summarum: die prediger des Neuen Testaments [13]
lernent nur die freyheit des gewissens und sabbaum des hertzens &c..
[14] Des
menschen herzce kan nichts begreyffen dan von stetten, zceidtt, person [15] und
euserlichen dingen. Die andern, inderlichen, die Christus predigt, darynnen
[16] die freyheyt stehet, vorsthen sie nicht.
[17] Die
weiber bedeuten die sinlickeit, ein schwache person. Wen wan von [18] Christo
predigt, hort es die sinnlickeit, vorstehet es aber nicht. Sein nur [19]
Sinlich und weibisch gedancken, denckt also: Siche, sol ich nicht gutte werck
[20] thuen. Darnach kumet es fur die vornunfft, die vorstehet es noch viel
weniger, [21] helt es fuer ein spott. Darumb mueß Christus selber mitten in sie
kumen. [22] Die Engel predigen nur von Christo, aber die sinnlickeit und
vornunfft lesset [23] sich nicht weyssen, Christus kum dan selbs und erscheine
der vornunfft. [24] [1. Cor. 3, 7.] ‘Apostoli rigant et plantant, sed deus dat
incrementum’ &c. Die erscheynung [25] ist, das man Christum im hertzen
anhebt zcusehen durch den glauben. Wan [26] Christus ins hertz kumet, so ist so
paldt der glaub do, der vorstheet Christum. [27] Do vorstehet man die freyheyt
und fallen allsbald menschen geseczt ab &c..
[28]
Τέλος.
[29] 115 (=
78).
[30]
POSTRIDIE
PASCHATIS.
1521
[Seite 665]
1. April
1521.
[31] [Luc.
24, 13 ff.] Euangelium Luce ultimo.
[32] Aldo
sehen wir, das dises Euangelium von disem heyligen Tage nichts [33] anzceigt
dan den glauben in Jesum Christum, der aufferstanden ist. Alßo [34] gar ligt es
alles am glauben, sunderlich das man glaube die aufferstehung. [35] Darumb
gehett die schrifft mitt ßo vil wortten, geschichten und zceichen umb, [36]
auff das es uns jha wol eingehe, und das wirs ins hertz bilden. Wir haben
[Seite 666]
[ 4 Die
Handschrift hat: “kleid (a) daz || (c) vnd frolikeyt .... machet || (b) das der
Engel anhat .... vnschuldt” “das”
vor “der” ist gestrichen 8 “sein” ist von Poliander eingeschoben 10 Pol. am
Rande: Fides est cognitio dei
“der” ist Zusatz Polianders 25 hatt hatt 28 in in]
[1] gehort,
wie die engel erschinen sein den weiberen und wie dardurch anzceigt [2] ist,
das die predig im neuen Testament soll nichts anders sein dan von Christo [3]
auff die weyß, das er uns gestorben und uns aufferstanden sey, und wie durch
[4] das weisse kleid, das der Engel anhat, bedeut wirt unschuldt und frolikeyt
[5] des gewissens, die das Euangelium machet. Dan wie das ein frolich kleid
ist, [6] ßo ist auch das im N. Testament ein frolich, libliche und reyne predig
und [7] gantz weyß, die von keyner sund, sunder eytel genad predigt, nicht von
lewtten, [8] sunder von gotth. Alßo auch sehen wir in disem Euangelio furbildet
[seyn] [9] die seel, die Christum nicht erkennen, und wie ein rechtschaffen
erkentniß sein soll. [10] Die schrifft nennet den glauben nichts anders dan ein
erkentniß gottis, und [11] [der] do weiß, was Christus ist, hatt genug, hat all
gutter, all selikeyt bey ym. [12] [Jere. 9, 23 f.] So sagt Hier. ca. 9. ‘Non
glorietur sapiens in sapientia &c., Sed in hoc [13] glorietur, qui
gloriatur, scire et nosse me’. Drumb gepurt es den Christen, [14] das sie yn
alle erkennen, Nicht alßo, wie die philosophi sagen, das er zcwue [15] natur
hatt und fleysch und pein &c.. Sunder das ist die recht erkentniß, wen [16]
dw menschlich und gottlich natur brauchen kanst, alß es dir nutz ist. Durch
[17] das erkentniß wonet er bey uns, sunst ist er nicht neher bey uns dan dem
[18] Babst und den Unglawbigen. Nur mit gedancken und worten, wan ich alßo [19]
gedenck: Er sizcet doben im himel, kummett nicht zcu mir, hatt nichts mit [20]
mir zcuschaffen. Aber wan ich yn geistlich erkenne und weyß, wo zcu ich sein
[21] brauchen soll, so wonet er recht in mir und bleybt in mir, alls er selb
sagtt [22] [Joh. 6, 56.] ‘Wer mein fleyß isset und trincket mein bluett, der
bleybt in mir und ich [23] in ym’.
[24] Das
erkenntniß oder der brauch und nutz Christi ist nichts anders dan [25] der
glaube, das er mein sund auff sich hatt genummen und die erwurget [26] durch
sein aufferstehung. Durch disen glauben erkennet man yn recht, sunst [27]
kennet man yn nichtt. Nicht also, wie die Scholastici und magistri sententiarum
[28] speculiert, wie zwue natur bey einander sein in Christo &c.. Ist [29]
eben als ich glaube, der Babst sey zcu Rome, aber was hilfft mich das? [30]
Drumb ist nitzs genug, sunder ich muß noch etwas dar zcu thun und sagen [31]
‘Mir’, alßo das mirs gelte, wash ich von ym hore, allß sey es mein. Alßo [32]
lebet und wonet Christus in dir. Alßo ist das newe Testament nichts dan [33]
die predig sulcher nuzung und lebendigs glaubens und suliches erkentnuß [34]
Christi.
[35] Nuen
sehen wir hie, wie sich Christus vor den Jungeren bildet in eine [36] frombde
form. Glaubten nicht dran, das er wer aufferstanden, glaubten auch [37] nicht,
das er ir erloser wer, sagen alßo ‘wir hatten gehofft, das er das volck [38]
Israhel erlosen wuerde’. Alls wolten sie sprechen: es ist auß mit der hoffnung.
[Seite 667]
[ 1 Pol. am
Kopfe der mit “wir” beginnenden Seite: Apparatio externa similis cordibus
discipulorum 16 Pol. am Kopfe der mit “hetten” beginnenden Seite: Quantum
credimus tantum accipimus 20 “dem” ist Zusatz Polianders 23 “hertz” ist Zusatz
Polianders]
[1] Er ist
nun todt, wir glaubens nicht. Sie wanckten hin und her, sagten wider [2] nein
noch Ja. So ist etwas in yrhem hertzen, da von halten sie nicht, dan [3] das
sie gehort haben, er lebe, haben ein disputatio darvon, ob es war sey [4] oder
nicht. Wie er in yrn hertzen war, so kam er in auch fur augen. Er [5] ist
warhafftig do, doch scheynet er yn frembdt. Er hat sich nicht vorstellet, [6]
hatt gangen wie sunst. Der text dohin dringet, so er sagt ‘Oculi eorum
tenebantur, [7] ne eum agnoscerent’ &c. Es was sein naturlich form do, aber
der [8] gebrechen was in yhn, das sie yn nicht erkennetten: hatt in das gesicht
vorhalten. [9] Sie hetten ein naturlich bildt, doch vor yren augen vorbildet in
ein [10] andere form. Wie einer ein geferbet glas fur die augen heldt, so
scheynet [11] alles, was er ansiechet, darnach. Es behalt alles sein naturlich
farb und [12] vorwandelt sich nichts, doch sichet er die naturlich farb nicht,
sunder sichet [13] die farb, die das glas hatt. So wen einer febres hatt,
meinett, alle ding [14] sein bitter, do ist die krafft in der zcungen
vorandert, das es nicht schmeckt [15] nach dem naturlichem schmack, wie es an
sich selber ist. Szo ist auch hie [16] dapfer an gezceygt, das sie im hertzen
nicht rechtschaffen warhen, hetten im [17] hertzen nicht den glawben, das er yr
erloser werh, wie gesagt ist: es wanckett [18] noch, stehet nicht im
Christlichen glawben. Darauß volget dise lerh: wie man [19] Christum heltt, so
ist erh. Christus und seine gotliche warheitt, was er ist, [20] wirckett oder
predigt, fallet do her und wirtt angenomen, nach [dem] die [21] [Tit. 1, 15.]
geschickt sein, die es horen. Davon Paulus sagt ‘Omnia munda mundis’. [22] [Ps.
18, 26.] Et ps. XVII. ‘Cum sancto sanctus eris et cum perverso perverteris’
&c. [23] Wan in des menschen [hertz] helt fur ein zcornigen richter, so ist
ers. Also [24] wie es in ansehett, so ist er. Die sundt hat die artt, das das
gewissen so [25] palt spricht: got wirdt dich in die hell werffen, wie wol die
gottlich natur [26] die aller uberschwengklichste guttikeit ist und kein zcorn
nach bitterkeyt hatt. [27] Doch fleugt das gewissen fur yhm, wie es der donner
schlag, kan kein rechten [28] plick an yn hefften, malett yn nicht anders ab
dan wie ein zcornigen richter. [29] Drumb wen er lessit sein wordt oder werck
außgehen, das das gewissen trifft, [30] so fleugts darfur. Drumb wirt er am
jungsten tag die welt baldt und [31] leychtlich richten, so das er sich allein
wirt lassen ansehen und schweben in [32] der luefft, und er doch nichts anders
dan eytel sussikeyt sein wirt, und yhe [33] mer guttes do sein wirt, yhe
weniger werdens jhene mogen leyden. Aber die [34] Engel und außerwelten werden
die allergroste freud haben, die do die guttikeyt [35] gottes recht ansehen.
Ihene woesse gewissen, die in nicht recht ansehen und [36] das glaß fur den
augen haben, mussen flichen, so sie nimant treybt, wie [37] [Spr. 28, 1.]
Solomon sagt ‘fugit Impius’ &c. Die Boessen menschen, die boese gewissen
[38] haben, und das hertz nicht im glawben stehen, flihen, wan sie nimant jagt,
[Seite 668]
[ 8 Pol. am
Kopfe der mit “er” beginnenden Seite: Mala conscientia tanquam corruptum
speculum seu medium 21 welt voll geseczt || welt voll gesezc 24 “du in” ist
Zusatz Polianders 35 Pol. am Kopfe der mit “wen” beginnenden Seite: Christus
est lux et dies]
[1] wie man
spricht: er furcht sich fur seinem eigen Schatten, vorkert das gesicht, [2]
sichet kein ding recht an. Widerumb sagt er ‘Der rechtfertig stehet wie ein [3]
Lew’: ist mutig, gehet hinzcu unerschrocken, furcht sich fur nimant, fleicht
[4] nicht, dan er sihet gott recht an alls ein guttigen und Barmherzigen und
[5] senfftmutigen vatter. So sagt auch Moses in Deutero. von dem Boesen [6] [3.
Mos. 26, 36.] gewissen ‘Terrebit eos sonitus folii volantis’. Das sagt auch
Cato ‘Conscius [7] ipse sibi, de se putat omnia dici’. Sichet nicht, was geredt
wirt, doch nimmet [8] er sichs an und erschriket. Drumb ist ein woeß gewissen
nichts dan ein [9] Boeß mittel, dar durch man ein ding nicht recht ansehen kan,
wie man durch [10] ein nebel oder trub wasser ein ding nicht recht sichet,
furchtt alls wenig die [11] sund: als bald dw gesundigett hast, bringt die sund
mit sich ein sulch furhang [12] oder gemalt glaß, das mans nicht recht gesehen
kan. Das heisset, die [13] sund macht blind, macht yrrhe und ein vorkertten wan
und ein falsches hertzs, [14] ßo kan man gotth, heiligen und alle gutter gottis
nicht recht ansehen und [15] schaczen. So gehetts auch izcundt mit den, die die
schrifft predigen. Wen [16] man mit der vornunfft drein ferhett, das die
schrifft so klar do ligt, das [17] mans nicht klerer kundt machen. Noch haben
sie ein tuch fur den augen, das [18] [Joh. 21, 16.] sie es nicht sehen konnen,
alß in dem spruch ‘pasce oves meas’ &c. Do ists [19] klar, das Christus
redett von sell weyden oder speysen, nicht von regiren. [20] Doch ferht der
Babst her und sein hauffen, sagen, weyden heyß regiren und [21] machen sie die
welt vol geseczt, sehen die schrifft an nicht durch rott oder [22] gruen,
sunder durch schwartz gleser. Gottis wort und werck an allen ortten [23] ist alles
klar, Noch krigt es ein falsch ansehen und wirtt finster durchs [24] gewissen,
des schuldt ist, das [du in] ine nicht hast ein richtigen glauben. [25] Drumb
hast dw auch kein recht gesichte. Das heist, das gotth iczlichem so [26] ist,
wie man yhn ansihett. Wie dw von gottis und der schrifft und von [27] gottis
wercken heltist, so hastu es. Haltestu yn vor zcornig, so ist er zcornig, [28]
haldestu yn fur genedig, so hastu in genedig. Ein sulch liecht anzcurichten,
[29] hatt uns gott anzcundet ein wares liecht, Christum, der muß uns die augen
[30] auffthuen, wie er hie thuet, gehet hin und predigt die schrifft, und ßo
thuet [31] er die augen auff, das sie yhn zculest erkennen. Das unser hercz
erleuchtt [32] werdt und lerne gotth recht ansehen, darzcu gehoret, das man
allein Christum [33] predige und kein ander ding. Wan man etwas anders predigt
und das liecht [34] nicht anczundet, furtt man uns nymmer auß dem gemalten
glaß. Christus [35] muß allein thuen: wen der leucht in unserm hertzen, dan
felt das ander ding [36] [Ps. 118, 24.] alß ab. Drumb singen wir izcundt ‘Hec
est Dies, quam fecit dominus, exultemus [37] et letemur in ea’. Das ist ein
ander licht, do bey man must sehen, [38] und ein newe sun, die do auffgehet und
leuchtet im hertzen, bringt den tag
[Seite 669]
[ 10 Pol. am
Fuße der mit “tag” schließenden Seite: Aurora sunt predicatores Pol. hier am Kopfe der Seite: Christus
sol est 12 sume 24 Pol. am Fuße der mit “wissen” schließenden Seite: Fractio
panis 28 “es” ist Zusatz Polianders 34 zcuuorsehen]
[1] und
nymmet hinweg die finsternuß. In dise sunne mussen wir sehen, wan [2] [Joh. 11,
9.] wir nicht yrren wollen, wie er sagt selber ‘Wer am tag wandelt, der stosset
[3] [Joh. 8, 12.] nicht an’ &c.. Und sagt weitter ‘Ich bin auch das liecht’
&c.. Er ist ein Newes [4] liecht, auffgangen in der aufferstehung und
leuchtet an ende, bricht herfur [5] mit der Morgenrothe. Das sein die prediger,
die bringen her fur das Euangelium, [6] sagen nicht mer den von Christo. Durch
das wort gehett Christus [7] auff im hertzen und erleuchtet es. All hertzen
sehen einerlay liecht, haben einen [8] glauben und ein erkentniß. So ist das
der tag, den der her gemacht hat, [9] und hat in so gemacht, das er nicht do
von gehet. Wie die sunne bleybt [10] beym tag und hebt den tag, so auch die
sunne Christus macht den tag durch [11] sich selber, und gehet von yhm der
glantz in alle glaubige hertzen, und er [12] zcugleych in allen ist. Und wie so
vill augen allesampt die sunne sehen volkomen [13] und gantz, nocht gibt sie nur
einen glancz von sich, doch den hat [14] yglicher gantz und haben yn alle
gemene, so hie auch ist ein Christus, haben [15] in alle gemeine und hat yn
yglicher doch gantz im hertzen. Wen der kummet, [16] so erleucht er uns und
regirt uns alle durch ein glauben. So gehet das falß [17] gesicht ab, und
sichet das hertz gottis wordt und werck recht an, ßo ist ein [18] newe welt,
ein newes volck und ein new liecht.
[19] Drumb
ist hie recht angezceigt, das die zcwen Junger den herren nicht [20] erkandt
haben dan in der brechung des brodts. Ich wils faren lassen, ob er [21] in hab
das Sacrament geben oder nicht. Aber das brodt brechen bedeutt, das [22] die
Apostell haben das wort außteylet under die leutt. Er hatts aber selber [23]
gebenedeit, und so baldt ist kumen das erkentnis Christi, volgt gewis mit, [24]
das wir wissen, wer er sey, und in recht ansehen. Denn kan man wissen, [25]
warumb das hertz inwendig gebrandt hatt. Szo spricht das hertz so baldt: [26]
Ey, das ist ein genediger gotth, und folgt lieb und lust, die do brennet im
[27] hertzen. Und das liecht lessit uns gotth nicht anders ansehen, dan als
eyttel [28] sussikeyt. Do sihet es uberschwenglich genad und Barmherzcikeyt,
haltten [es] [29] darfur, das gotth das than hat, und sehen, das er uns lieb hat
mit voller [30] lieb, und das eytel huld und gunst do ist. Wan yn das hertz so
ergreifft, [31] kan es kein erschrecklichen blieck an ym sehen. So ist nicht
muglich, es muß [32] [Röm. 5, 1.] das hertz frolich werden und frid gewinnen,
wie Paulus sagt Ro. 5. ‘Iustificati [33] igitur ex fide pacem habemus ad deum’
&c., Sunst ist nymmer kein [34] frid oder freud im hertzen. So ist alles
zcuvorstehen, was do stehet in der [35] Schrifft de ablutione peccati, de
Baptismo &c., alles auff die weyß, das [36] man Christum also muß ansehen,
das der glaub im hertzen sey und erken, [37] was Christus sey. Das ist das
waschen und das batt, da durch wir rein [38] werden und gut gewissen kriegen
und was der gleychen ist. Die schrifft gibt
[Seite 670]
[ 27 Pol. am
Fuße der mit “die” schließenden Seite: Contra nostram quam vocant poenitentiam
31 “hie” ist eingeschoben, wie es scheint, von Poliander]
[1] ym mer
dan hundertausent namen, disem einigen erkentniß, und got lessit [2] ymmer
dovon predigen in mancherley weisse, und ist doch nicht mer dan dis [3] einige,
und er kan nicht leyden, das man etwas anders predige. Wens so [4] geschicht,
das man das erkentnis oder den glauben hatt im herczen, ist es [5] eytell
liblich plick. Drumb kan gott und die H. schrifft nichtt leiden, das [6] man
die lewt auff ein anderen weg furhett, kan nicht leyden, das man etwas [7]
darneben hatt, nichtt allein, das nicht darwider ist. Es ist alles schon dem
[8] Teuffel geben. Man vorblendt nur die augen damit, das sie gott fur ein [9]
Boeczman1 ansehen. Der kumpt und schutt ym ein sack vol rosenkrenczs auß [10]
und meinet, er soll im den himel geben, und itlicher malet yn abe, wie er [11]
[Jes. 66, 1.] will. Drumb klagt er in Esaia c. ult. ‘Coelum sedes mea &c.
Quae est [12] ista domus, quam aedificabitis mihi, et quis est iste locus
requietionis meae?’
[13] So wil
man albeg etwas darneben predigen, do mit sie uns auß dem [14] rechten
vorstandt furhen und von der rechte erkentnis abreyssen. Gotth will [15] nichs
neben sich haben, er wil allein ein Tempel haben, so will der Teuffel [16] auch
sein Capell darbey haben. Do kumpts dann: deŕ leufft hie her, der dort
[17] hin, der wirt ein Augustiner, der ein prediger Munch, der bettet dis, der
das, [18] der fastet so vil, jhener so vill, und machen nur ein Gezen aus
unserm gotth. [19] Drumb sagt er ‘was wolt ir mir fur ein hauß bawen, das ich
darinne wone, [20] haben doch das alles meine hend gemacht’.
[21] Alß wolt
er so sagen: das wer die recht kunst, wan ir wustett, was ich [22] bin &c..
Gotth ist nichts dan eytel lawter gutter, das werden wir nicht sehen [23] dan
in seynem eygenen bild, das er gemacht hat und uns lasset furtragen [24] und
alßo predigen, das durch yn die sund vorgeben werden. Das ist allein [25] der
Christus, durch welchen es muß alles geschehen. Drumb will gott nicht [26]
haben, das man yrgent anders sucht. Gedenck nur nicht, das ein mensch durch
[27] alle bueß die aller geringste tegliche sund mug buessen, oder das dw
wollest [28] mit eynerley andere weise frumb werden. So etwas anders darneben
wirt [29] auffgericht, vordinstu nicht anders dan die ewige vordamnuß darmit. O
wie [30] haben [hie] die Apostel Petrus und Paulus geweret und darwider
gefochten, [31] haben wol sorg gehatt, es wurdt also gehen, wie es izundt
stehet, das man [32] ein abgotterey auffricht, und Christus nymmer gepredigt
wirt. Szo auch im [33] alten Testament. Do bawet ym yglicher excelsa, und waren
alle in dem [34] wan, sie wolten alle domit den himel vordienen. Do kamen die
propheten [35] und vorpotten es. Sie musten aber alle sterben. Ist allein aller
hader darumb [36] geschehen, das sie das volck wolten furen auff ein rechte
weyß. Szo sihett
[Seite 671]
[ 3 Pol. am
Fuße der mit “thuet” schließenden Seite: Excelsa Pol. am Kopfe der mit “und” beginnenden
Seite: Idola operum 6 “wer” ist Zusatz Polianders 8 “er” ist Zusatz Polianders]
[1] mans
izundt auch fur augen, das nuen keiner ein wort vom euangelio predigt [2] und
geben nur gesecz und newe wech fur, nnd leren die gewissen alßo, das [3] es ein
gut werck sey, wen man dis oder das thuet, und bildet das in die [4] leut, das
sie dencken, sie thuen got ein dienst, und das blindt volck meinet, es [5] sey
so recht. Also hat man die welt vol abgotterey gemacht und so manche [6] weyß
und gebot geben, so viel ist abgotterey worden. Dan [wer] was neben [7] gottis
wordt auffrichtet, do fellet man frisch drauff und meinet, man thue [8] woll
dran, was der Babst furgibt. So will [er], das man drauff falle, [9] wollen
alle die gewissen innen haben. Es thuets darumb keiner, das mans [10] vorachte,
sunst wer yr gepott nnd gewaldt auß. Szo schweygen sie des [11] einigen gottis
wortts gar still. Dan wo das erkent wurdt, das do die selikeyt [12] anligt,
wurd die abgotterey alle mussen abgehen: wer Christum recht erkennet, [13]
[Joh. 10, 1 ff.] den kan der Bapst nicht haltten. Christus sagt ‘ich pin die
pforten und die [14] thuer’, ‘wer nicht durch mich eingeet, der ist ein dieb
und morder’. Item [15] ‘Meinne Schaff horen meyne Stym, frombde stymm horen sie
nicht’, bleybt [16] keins do bey. Drumb kan nimandt ein Christen sein und dem
Babst gehorsam [17] sein. Das kan man woll thuen, das man im gehorsam ist alß
einem [18] morder. Doch das wir nicht allso meinen, es sei zcur selikeyt noth,
sunder [19] den wan behalden, wie Christus sagt, das er sey ein dieb und
morder. Aber [20] das wellen sie nicht, haben nicht genug, das sie uns mit
geseczen zcwingen [21] und beschweren, sunder wollen auch den wan haben, das
man sag, sie thuen [22] [Hab. 1, 16.] recht, das best stuck an uns haben, wie
die schrifft sagt, Abacuk ‘Esca eius [23] electa’. Der Boese geist hat ein
zcungen wie ein Ber, frisset gern honig, [24] Isset gern was nyttlichs und
leckerbißlein. Das zcartest, das wir haben, [25] do will er ynnen siczen. Wan
der Babst das gewissen nur nicht zwingt, das [26] ich sulch kleydt trug oder
die speys nicht essen solt &c.., Sunder sunst von mir [27] haben woldt an
disen wan, das ich etwas guts thet, ßo schad mirs nicht [28] sunderlich. Drumb
wer Christum vorsteet, der mercket baldt, das es nitzs ist, [29] gott wil
allein sund vergeben und das gewissen regiren, kan kein abgott leiden, [30] und
will allein thuen durch die predig und sein wort, man darff sunst keins [31]
ampts. Die pfaffen haben kein ander ampt, dan das sie predigen sollen die [32]
clare Sunnen, Christum. Darumb ist predigen ein ferlich ding: sehen sich die
[33] pfaffen fur, daß sie ßo predigen, aber schweygen bey leyb still. Ein boeß
[34] prediger ist schedlicher dan hunderttausen Turcken. Ist izcundt die welt
vol [35] prediger, aber nymant predigt den Christum. Es wer besser das man gar
[36] nicz predigt &c..
[37] Drumb
lasset uns den tag recht erkennen, den gotth gemacht hatt, das [38] wir die
sunne der gerechtikeyt sehen im hertzen: das er uns geb ein sulchen
[Seite 672]
[1]
vorstandt, das unser sund in ihm sein ersaufft worden. Wer das glaubt, der [2]
ist rechtfertig. Wenn der glaub do ist, folgen die werck auch hernach.
[3] Das ist
das Euangelium: wer das bildet ins hertz, der kan nicht vorderben, [4] muß ein
frolich und sicher gewissen haben &c..
[5]
Τέλος
[6] 116.
[7] TERTIA
PASCHAE
1521
[Seite 672]
2. April
1521.
[ 17 Pol. am
Fuße der mit ”auffge-“ schließenden Seite: Imago Christi]
[8] [Luc. 24,
36 ff.] Euangelium Lucae ultimo.
[9] [V. 37.]
‘Existimabant se spiritum videre’. Meinetten, sie sehen den Boesen [10] geyst
&c..
[11] Ir habt
gehort gestern und am vorigen tag, wie uns durch gotth, den [12] himmelischen
vatter, bereydt ist ein bildt, daran das hertz hang an einem [13] rechten
glauben, welchs nichts anders ist, dan das man den herren Christum [14] wol
erken und wiß, warumb er kummen ist, und wur zcu er uns geben sey, [15] So wir
das am ersten tag gesehen haben, wie er uns das bildt hatt zcu [16] bereydt,
darnach, wie er uns die augen auffthuet, das wir den heylandt konnen [17]
erkennen. Es werh vorgeben, das er wer auffgestanden, kond er nicht unser [18]
hercz erleuchten, das wir yhn erkenneten. Er muß auffgetweckt werden, und [19]
wir muessen das selber erkennen, So mogen wir von unseren sunden werden [20]
gereynigt. Nun folgt das dritt vom hendt und fueß greiffen, das muß auch [21]
do sein. Ein christlich leben fecht an durch den glauben in Christum, und [22]
ßo hats genug, alls vils noth ist zcu frumkeyt und Christlich zculeben. Aber
[23] nach dem fleyschs und bluet mussen wir auch zcu schaffen haben mitt
leutten [24] und wandeln. Drumb muß man das leben doher stellen, das der glaub
[25] heraus fliesse und breche auß in den Nehisten und hab do sein ubung. Das
[26] hertz hatt genug, wen es Christum erkennet. Es muß aber auch herauß [27]
fliessen ins fleisch, auff das der leib gleichformig werde dem geist und sich
[28] [Gal. 5, 24.] gemein mache den lewtten. Drumb sagt Paulus Gal. 5. ‘Qui
autem sunt [29] Christi, carnem suam crucifixerunt cum viciis et
concupiscenciis’. Do mussen [30] [Gal. 5, 22] nachfolgen Lieb, senfftmutikeyt,
gedult, Barmhertzikeyt und alles guts. Darumb [31] erzelt er ‘fructus spiritus’
&c. Das zceigt Christus hie auch an, als er [32] [V. 36.] sagt ‘pax vobis’.
Erscheynet heut ym frid, hatts gestern nicht gethan, sunder [33] nur die augen
auffthan. Hie gets den frid und werck an, das hertz wirt [34] baldt zcu muet
und trostlich, wans Christum erkennet. Wan der bawm gut [35] ist, muß er auch
frucht tragen, sie bleyben nicht ausßen, wan das hertz rechtgschaffen
[Seite 673]
[ 23 ”meynth“
von Pol. über durchstrichenem ”macht“ 24 Pol. am Rande: Petri tropus 27 Pol. am
Rande: sequitur: in virtute autem scienciam 32 Pol am Fuße der mit ”ding“
schließenden Seite: Petrus fidem appellat cognitionem dei et Christi 33 Pol. am
Kopfe der mit ”farhen“ beginnenden Seite: Petri locus 2a pe. 1° 35 unser H
gotth]
[1] [Das V.
39.] ist. Nu spricht Christus alßo ‘fulet mein hend und fueß’ &c.. Das [2]
[Phil. 2, 4 f.] hat Paulus außgelegt ad Philipp. Do sagt er in, das sie nicht
sollen das [3] yhr suchen, sunder der anderen: ‘Hoc sentite in vobis’ &c.
So meinetts der [4] apostel: Ir habtts nuen gar, habt das heubtgut, das ir
Christum erkennet [5] durch den glauben &c.. Nuen bitt ich, ir wollet euch
untereinander so hallten, [6] das sich eins des anderen annehme, und nimant hab
auff sich auffsehen, sehet [7] Christum an, was der thuet, weisset hend und
fueß, ßo thut yr auch. Er [8] spricht: Christus was foller genad, weißheit,
gerechtikeyt &c.., wir warhen [9] kinder des Teuffels und todts. Doch hat
er sich nicht auffblasen und erhaben [10] gegen uns, sunder hatt uns gedienet
mitt allen seynen gutteren und nicht [11] anders than, als wollet ers gar
vorschutten. Er hat alles genug, noch ist er [12] nicht mussig gegangen, sunder
hat alles uns geben. Er hatt wol ein gotth [13] und herr sein kondt, doch hatt
ers umbkert und eins knechts form an sich [14] genumen, hatt sich so gestellet,
als wer er unser knecht, all sein gut her geseczet [15] von gotth wider den
Teuffel, hatt sich so lang mit yhm geschlagen, das [16] ers alles uberwunden
hat, hatt alles braucht, nicht zcu hoffart, sunder uns [17] zcu nutz &c..
Szo thut yr auch, wie yr sehet, das er than hat &c..
[18] Er hat
dir darumb genad geben, das dw in erkennest, und dar nach, [19] das dw dich
brauchest zcu nuzc des Nechsten, wie er dier zcu nuzc hat gethan, [20] wie woll
dir die werck nicht noth sein, das dw dardurch rechtfertig [21] werdest,
dennoch muß so sein, das du sie auch thuest, das dein nechster [22] [Phil. 2,
5.] deins dienstes und nuzc brauche. Darumb sagt S. Paulus, das wir sollen [23]
ein solchen Sinn anzcihen wie Christus &c.. Das meynth auch Jacobus wen
[24] [Jac. 2, 20., 2. Petr, 1, 2.] er sagt ‘fides sine operibus mortua est’.
Davon sagt auch Petrus ‘die genad [25] und frid Christi wol sich in euch merhen
durch das erkentnis gottis und [26] Christi Jesu’. Das erkentnis ist der glaub,
wie in Petrus gemeniklich nennet, [27] [2. Petr. 1, 5.] und folgt bald darnach
‘ministrate in fide nostra virtutem’ &c.: das der [28] glaub krefftig sey,
das man in fulhet und scheyne, das er sey. Lasset euch [29] nicht vorfurhen
durch die falschen werck lerher &c.. Man muß ein underscheyt [30] fassen,
das man die wissenschafft oder erkentniß ybe und treybe, sich [31] enthalte von
sunden und zcwinge den leichnam, das er nicht sich lege wider [32] den Geist.
Szo mueß der glaube thettig sein, sunst lasset all ander ding [33] farhen mitt
essen, trincken, betten &c.., dis oder das. Sehet, das euch der [34] glaub
nutzlich sey zcu dempffen das fleisch, nicht das yr denckt, yhr wolt [35]
unserm Herr gotth ein dienst damit thuen. Das ist, das Petrus darnach [36] [2,
Petr. 1, 6.] sagt ‘In scientia abstinentiam’, das man ein rechtt underscheydt
hab. Darnach [37] sagt er weytter, das yr gedult habt, weil yr lebt im fleyß.
‘In abstinentia
[Seite 674]
[ 8 Pol. hier
am Fuße der Seite: Te deum laudamus in adversis canendum Pol. am Kopfe der mit ”gesang“
beginnenden Seite: Charitas maius quiddam habet quam amor fraternus 22 Pol. am
Fuße der mit ”casteye“ schließenden Seite:
Vita
christiana tribus articulis absolvitur Fide/Patientia/Charitate
35 Pol. am
Fuße der mit ‘than’ schließenden Seite: Charitas sola necessaria]
[1]
pacientiam’. Das ist die meinung: der Teuffel wirtt wider euch stehen und [2]
euch vorfolgen. So denckt, das yr bereidt seytt durch des glaubens willen [3]
zcu leiden, was zcu leiden ist. Und nicht allein darumb, sunder auch umb [4]
des nechsten willen, das yr sein burde tragt &c.. Darnach ‘in pacientia
pietatem’, [5] das ist gottis dinst, das man in allen, was uns wider fert,
gotth lob [6] und preiße, sunderlich wan es ubel gahet. Die kunst sollen die
Christen [7] konnen, das man ‘Te deum laudamus’ sing, wans am ubilsten gehet.
Ist [8] [2. Petr. 1, 7.] schlecht gesang, wans wol gehet. Zculetst sagt Petrus
‘In pietate amorem [9] fraternitatis’ &c.: Darnach habt under einander
bruderliche lieb, das es freuntlich [10] mit einander zcu gee. Befelhet yn
aber, das sich eins des andern soll [11] annehmen, wie Christus sich hat angenumen.
Darnach folgt ‘In amore autem [12] fraternitatis charitatem’. Charitas ist aber
hocher dan bruderlich lieb, die ist [13] do hin gerichtet, das man wol thue
auch den, die wider uns sein, das ein [14] Christ den, die es nicht haben
vordienet, erzceige alles gutts, was er kan. [15] Nue volget in Petro ‘Wan ir
dise stuck wert haben, werden sie euch nicht an [16] frucht seczen in die
erkentnis Christi’, Das ist sie wirt nicht ledig oder lerh [17] und an frucht
sein. Die erkentniß Christi wirdt unnutz, wo die faulen geyst [18] sein, die do
nicht wollen thettig sein im glauben, wo er awer rechtfertig ist, [19] folgt
gewiß frucht hernach &c.. Das ist nuen, das ich offt gesagt hab, das [20]
ein volkommen, gancz Christlich leben stheet in treyen stucken: von erst im [21]
glauben, das das heubtstuck ist, darnach das man den leyb zcwing und [22]
casteye, zcum dritten in der lieb des nechsten. Das haben die Apostell alweg
[23] getriben, das sie es den leutten einbildeten. Drumb haben sie auch das
volck [24] so vleyssig ymmer gewarnet, das sie sich nicht liessen darvon
weissen, wusten [25] woll, das vil wurden kummen, die sie wurden furhen von der
richtigen [26] strassen. Alls izcundt die leut meinen, sie sein frumb und sein
doch an die [27] lieb und nympt sich keins des ander an. Die lerhe gleisset
nichtt, drumb [28] halten wir sie auch nicht, lassen sie farhen und halden des
babst lerhe. Darumb [29] haben wir wider glauben noch lieb, ßo sein wir auch
nicht Christen. [30] Das ist die gancz meynung, wen man von wercken sagt, das
sie so gehen, das [31] man domit dem nechsten diene, sunst ists nichs, man
thue, was man woel [32] vor werck, dw seyst ein pfaff oder Munch, bettist oder
fastest, wie vil dw [33] wollest &c.. Wan dw deinen nechsten nicht
helffest, wie dw kanst, sein alle [34] werck verloren, wen dw mer thetest, dan
Christus und alle heyligen haben [35] [1. Cor. 13, 1.] than. Drumb thue sie nur
abe. Drumb sagt Paulus ad Cor. ‘Wen ich mit
[Seite 675]
[ 5
”außweisen sol“ ist eingeschoben, wie es scheint von Poliander 6 micht nichts
12 Über ”weiß“ von Poliander: mos 13 Pol. am Fuße der mit ”nicht“ schließenden
Seite: fructus fidei ”es“ ist, wie
es scheint, von Poliander eingeschoben 27 Pol. am Fuße der mit ”nach“
schließenden Seite: Christum non Imitamur in Iuvando et serviendo omnibus, quia
eius in nos beneficia obliti sumus
Pol. am Kopfe der mit ”thue“ beginnenden Seite: Ostendere manus et
pedes]
[1] allen
englissen und aller menschen zcungen redett und die lieb nicht hab, so [2] bin
ich eben alß ein glocklein, das nur den klang von sich gibt’ &c.. Das sagt
[3] er nur darumb, das die leut meinen, sie haben den glauben und lassen die
[4] lieb ansthehen. Drumb sagt Paulus, das man den glauben durch die lieb [5]
[1. Cor. 13, 3.] [außweisen sol]. Drumb sagt er weitter ‘wen ich mein leyp hin
geb und [6] mich verbrennen lasse und lieb nicht hab, ßo hilfft mich nichts’.
Szo kan [7] einer umb Christus willen erwurget werden und gleych woll zcum
teyffel [8] farhen. Drumb muß man dem exempel Christi nachfolgen, der sich
unser [9] hatt angenumen und geliebt, das er auch fur alle hat gepetten und
gern [10] het allen geholffen, hetten sie geweltt. Die lieb kan all ding
tragen, alle [11] gewrechen der gantzen weldt, harret und wardett ymmer auff
besserung. Und [12] allßo ist der Apostel weyß, das sie dohin sehen, ob man
auch dise frucht [13] habe. Hat man sie nicht, So ist [es] ym hertzen wie ein
Schawm, ist nur [14] [2. Petr. 1, 9.] ein furhang fur den augen und wirt nichts
draus. Darumb sagt Petrus [15] nach den worten, die wir furgehalten haben ‘Cui
non presto sunt hec, cecus [16] est et manu tentans, oblivionem accipiens
purgationis veterum suorum delictorum’ [17] &c. Wer die frucht nicht bey
ihm hat, greyfft mit der hand eben [18] wie ein blinder nach der wandt, nympt
an sich vorgessung, das sein sund [19] vorgeben sein inn der tauffe, so fellet
er der strassen. Er solt ins hertz fassen [20] die woltat Christi, das er yhm
alles guts gegeben hat, wie wol er sein feind [21] ist gewest. Das thuet er
nicht, darumb thuet ers auch dem nechsten nicht. [22] Wan ein yglicher auff
sein nutz dencken will, ßo werden wir Christo ubel [23] nachfolgen. Es sein
vil, die wol von Christo konnen reden, aber nimandt [24] [1. Cor. 4, 20.] thut,
wie er than hat. S. Paulus sagt ‘regnum dei non est in sermone, sed [25] in
virtute’. Drumb wen wir das nicht achten und dem nechsten nicht helffen [26]
wollen, ßo verblend uns gotth, das wir darnach hin gehen und gelt samlen [27]
und altar stifften und der gleichen, das man dir guts nach thue, wan dw [28]
todt bist, ßo dw im leben niczs guts than hast. Drumb wirts nichts helffen,
[29] dan ein iglicher lon wirt nehmen im todt, wie er im leben than hatt.
Wirstu [30] nicht deins nechsten knecht, wie sich Christus hat zcum knecht
gemacht, ßo ist [31] es auß &c..
[32] Das ist
der vorstandt des Euangelii. Die allegorias, und was sunst [33] darinnen ist,
laß ich izcundt anstehen. Das er hend und fueß zceigt und im [34] greyffen
lesset, bedeut, das wir unser werck sollen ertzeygen gegen dem nechsten, [35]
wie er uns than hatt, das die leut unser hendt und fueß fulhen. Das ist
[Seite 676]
[Einzelnachträge
und Berichtigungen zu den Bänden I —VI. VIII. IX.]
[ 6 σῦν]
[1] unser
begirde, hertz und werck, und wir sagen wie Christus: greifft her, ich [2] bin
nicht ein geist, bin fleysch und bluet wie dw. Ich bin dein Bruder, will [3]
mich nicht von dir frembdt machen oder eusern, will dir geben als, was [4] ich
hab. Szo muß es nicht allein gesehen sein, sunder auch gefulhet. Szo [5] stehet
ein Christlich leben recht innen durch den glauben und ausen durch die [6]
werck &c..
[7]
Τέλος σὺν θεῶ.
[Seite 677]
Der Gedanke
einer Antithesis Christi et Antichristi.
1893
[Seite 677]
Der Name
“Antichrist” (1. Joh. 2, 18. 22. 4, 3. 2. Joh. 7) mußte, sobald er einmal auf
die geschichtliche Größe “Papstthum” bezogen worden war, den Gedanken einer
Antithesis Christi et Antichristi nahelegen. Bezeichnete doch das Wort schon
sprachlich nicht allein den Widersacher Christi, sondern den “Widerchrist”, der
sich an Christi Stelle setzt, Christus zu sein beansprucht und doch den
äußersten Gegensatz gegen ihn bildet. Wo daher im Mittelalter oppositionelle
Parteien im Papstthum das Antichristenthum erblicken, da verspüren sie auch den
Anreiz, die Parallele zwischen Christus und seinem Gegenbilde zu ziehen, in
Form der Comparatio Christi et Antichristi Kritik an Papst, Kurie und der
päpstlichen Weltkirche zu üben.
So in voller
Entschiedenheit — allerdings erst in seiner spätesten Lebenszeit — der
englische Reformator Johann Wiclif. In seinem Traktat De Christo et suo
adversario Antichristo führt er in 12 “conditiones papae Christo contrariae”
oder “casus, in quibus papa est contrarius Iesu Christo” diese Kritik des
Papstthums schriftstellerisch aus. Antichrist heiße ja mit Recht der, qui est Christo
contrarius in vita et doctrina. Aus Leben und Lehre entnimmt er daher seine
Antithesen und stellt Bild und Gegenbild in so scharfer Zeichnung einander
gegenüber, daß dem Künstler hier schon ganz konkrete Stoffe und Situationen, um
dieselbe Kritik mit seiner Kunst ausüben zu können, an die Hand gegeben werden.
Wir finden hier zum Theil schon dieselben Bilder, die uns hernach in Cranachs
Passional begegnen:
1. Christus
ist die Wahrheit: der Papst das Prinzip der Lüge (in Worten, Schriften,
Werken).
2. Christus
erwählt Armuth: der Papst begehrt weltliche Pracht.
3. Christi
Sanftmuth und Demuth: des Papstes Stolz und Grausamkeit.
4. Christi
vollkommenes und ausreichendes Gesetz: des Papstes immer neue tyrannische
Gesetze.
5. Christus
will, daß seine Jünger den Völkern das Evangelium predigen: der Papst und die
Seinen thronen entweder in den herrlichsten Palästen oder leben abgeschlossen
in Klöstern.
[Seite 678]
6. Christus
verschmäht weltliche Herrschaft: der Papst erhebt Anspruch auf das Regiment über
die Reiche der Welt.
7. Christi
Gehorsam gegen den Kaiser: der Papst schwächt die weltliche Gewalt.
8. Christus
und seine 12 einfachen, armen Jünger: der Papst und seine mehr als 12 schlauen,
verweltlichten Kardinäle.
9. Christus
leidet für die Seinen und verbietet ihnen das Schwert: der Papst ruft die
Seinen zu Kriegen auf.
10. Christus
beschränkt seine Jurisdiktion auf Judäa: der Papst möchte die seine aus
Herrsch- und Gewinnsucht über die ganze Erde ausdehnen.
11. Christus
prunklos und dienstbereit (Einzug in Jerusalem und Fußwaschung): des Papstes
prächtiger Hofstaat und seine Forderung, daß auch der Kaiser ihm
Knechtesdienste erweist (päpstliche Kavalkade und das Küssen der päpstlichen
Füße).
12. Christus
verachtet Weltruhm und Geldgewinn: beim Papste ist alles für Geld käuflich.
Gleichwohl
fehlt uns jeder Anhalt dafür, daß Wiclifs Antithesenreihe direkt auf Cranachs
Arbeit Einfluß geübt hätte oder in Wittenberg bekannt gewesen wäre.
Vgl.
Buddensieg, Wiclifs lateinische Streitschriften. 1883. 24 stes Stück: de
Christo et suo adversario Antichristo S. 636 ff. 679 –692. Auch in
Separatausgabe, Gotha 1880, S. 16 –18. 49 –58. G. Lechler, Joh. Wiclif. Leipzig
1872 I S. 58. Buddensieg, Wiclif und seine Zeit. Halle 1885 S. 160 f. Kawerau,
Einleitung zu der Ausgabe des Passional, Berlin (Grote) 1885 S. VI –VIII.
Aber durch
Wiclifs Traktat kam der Gedanke einer antithetischen Behandlung des Themas
“Christus und der Papst” in die husitische Streitlitteratur hinein: die
Antithesis Christi et Antichristi lebt fort in der gegen Rom gerichteten
Polemik des 15. Jahrhunderts. Schon bei Matthias von Janow treffen wir auf den
Ansatz zu einer Antithesenreihe, die der Wiclifs ähnlich, wenn auch wohl von
der seinen unabhängig ist: “Christus totus verax: Antichristus totus mendax.
Christus summe tenuit paupertatem: iste pseudo [nämlich pseudo PAPA]
irregulariter summe divitiis et seculo nititur. Et ubi Christus renuit
oblationem diaboli, omnia regna mundi, Matth. 4, iste pseudo dicit fantastice,
quod dominetur capitaliter super tota terra habitabili: et per eius licentiam
summi reges regnent etc.” In husitischen Kreisen aber wurde der Gedanke, in
Bild und Wort Christus und den Papst-Antichristus der Christenheit vor Augen zu
stellen, wiederholt in Angriff genommen. Der Prager Stadtschreiber Procop
erzählt 1476 in seiner Chronik, daß jene “Deutschen aus Dresden”, welche in der
Neustadt Prag eine Schule hielten, besonders jener Petrus, der dem Jakobellus
[Mag. Jakob von Mies] die Austheilung des Kelchs an das Volk gerathen hatte
[1414], “portaverunt tabulas contra apostolicum [den Papst] scriptas et pictas,
qualiter Christus in asello et apostoli nudipedes eum secuntur, et papa cum
cardinalibus in mulis et in vestibus pomposi incedunt, dicentes ad papam: Ecce
vita dissimilis! et alias plures tabulas”: damit hätten sie das Volk vom
Gehorsam gegen die Kirche abwendig gemacht und ihren Sekten Anhang verschafft.
Eine Schrift von 1521 erzählt das Gleiche von Hus selbst: “er ließ in der
kirchen malen auff ain seyten Jhesum als er auff den Palmtag zu Jherusalem ein
reytt auff ainem esel, vnd eselin, vnd seine junger
[Seite 679]
giengen im
nach barfuß, auf die ander seyten in der kirchen lies er malen den Bapst mit
seinen Cardinälen pfaffen auff maul esel mit guldin stucken mit purpur, Samat,
seyden gewand, vnd mit einer grossen schar pferd, Huß saget zu den behem,
welchem woelt jr nach folgen, dem demuettigen Jhesum mit seinen Junger, oder
woelt jr nach folgen dem stoltzen hochfertigen Bapst mit seinen guldin stucken,
vnnd gezierden &c..” Wieder eine andre Version über den Ursprung jener
antithetischen Abbildung Christi und des Papstes bietet uns Zach. Theobald
(1609)1, indem er von zwei Engländern, dem Baccal. Jacobus und dem Conrad von
Kandelberg (Canterbury) erzählt, welche 1404 in Neustadt Prag bei Lukas
Welensky Wohnung nahmen und von ihrem Hauswirth die Erlaubniß erlangten, “damit
sie etwas in den Saal mahlen liessen”. Darauf ließen sie “auff einer seiten deß
Saales Christi einzug zu Jerusalem mahlen, wie er vor jhm schlecht Volck vnd
Kinder mit ölblätlein hat, er aber sitzet demütig auff einer Eselin, hinter
welchen seine Jünger barfüssig folgeten. Auff der andern seiten hiessen sie den
Pabst mahlen, welcher vor jhm Heerpaucken, Trommeten, Soldaten mit Spiessen,
helleparten hette, er ritt auff einem hohen, von silber, Gold, Edelgestein
wolgeputzten Hengst, hinter welchem die Cardinäl auff gleichen Rossen, in
güldenen Stücken herprangeten. Solchs Gemälde weiseten die Engländer dem
gemeinen Mann, Es lobet es auch in seinen Predigten Huß, darumb jhrer viel auff
den Saal lieffen, es zu besehen &c..” In letzterer Gestalt ist die
Erzählung von den papstfeindlichen Bildern bis auf unsre Tage in der Litteratur
weiter fortgepflanzt worden. Jedenfalls ergiebt sich aus diesen verschiedenen
Berichten als feststehender Kern, daß das als “altböhmisch” bezeichnete Bild,
welches den auf der Eselin reitenden Christus dem auf prächtigen Streitroß
einherziehenden Papste gegenüberstellt und in begleitenden Reimen diese
Antithesis Christi et Antichristi weiter ausführt, wirklich aus
vorreformatorischer Zeit stammt.2 Daß in der husitischen Litteratur des 15.
Jahrhunderts mehrfach der Gedanke der Antithesis Christi et Antichristi in Wort
und Bild verwerthet worden ist, dafür liegen sichere Zeugnisse vor. So wurde
aus Huttens Nachlaß eine ihm aus Böhmen zugestellte Schrift veröffentlicht, die
außer dem Martyrium des Hus “in secunda facie comparationem Christi et
Antichristi, adscriptis undiquaque picturis et eiconis personarum” enthielt.
Hier findet sich — in einem ersten schüchternen Versuch — die Idee des
Cranachschen Passionals vorgebildet, besonders auf Bl. d iij, wo der mit der
dreifachen Krone geschmückte Papst zu Pferde abgebildet ist, mit der
Aufschrift: “Papa coronatus, in equo albo & coccino indutus”; das Gegenbild
stellt Christi Einzug in Jerusalem dar mit der Überschrift: “Christus humilis
super asinam sedens”. Beachtenswerth ist dabei, daß jenem Bilde eine Stelle aus
dem kanonischen Rechte, diesem dagegen eine Bibelstelle beigegeben ist.
[Seite 680]
Ferner ist
daran zu erinnern, daß der gelehrte Sammler Flacius von einer alten Schrift
(libellus iam olim scriptus) erzählt, “in quo sunt variae picturae Christi
eiicientis ex templo vendentes et ementes, lavantis pedes apostolis, Papae in
trono suae maiestatis sedentis et aliarum personarum: singulis quoque illis
picturis adscripta sunt dicta ex sacris literis, patribus et decreto, plerunque
contra Papae et cleri inscitiam, turpem vitam, varios eorum errores et falsae
doctrinae persequutionem directa”.1 Als Entstehungszeit dieser Schrift nimmt
Flacius die Mitte des 15. Jahrhunderts an, und dahin weisen auch ihre
leoninischen Verse. Und wir kennen noch eine Handschrift des Inhalts, wie sie
hier Flacius beschreibt, vielleicht eben die, die er in Händen gehabt hat. In
Wien befindet sich als cod. chart. 4902 (sec. 15; 248 Bl. in Quart) eine
Handschrift, die auf Bl. 181a –186a, — freilich verstümmelt, denn der Anfang
fehlt — eine Descriptio tabularum Christi et Antichristi enthält und dabei auch
die von Flacius citirten leoninischen Verse darbietet. Der Inhalt des ganzen
Kodex, innerhalb dessen uns hier die Antithesis Christi et Antichristi
begegnet, beweist, daß es eine Schrift aus dem Kreise der Husiten ist, denn
alles Übrige, was der Sammelband enthält, bezieht sich auf Hus und die durch
ihn hervorgerufene Bewegung. Der Band ist nach 1438 zusammengestellt worden,
denn so weit reichen die datirten Stücke der Handschrift. Wir können aber auch
noch weiter an andern Handschriften den Nachweis führen, daß der Gedanke einer
Gegenüberstellung von Christus und dem Papst in Bild und ausdeutendem Wort in
den Kreisen der Husiten weiter wirkte und noch weitere Ausgestaltung fand. Denn
jene lateinische Antithesis liegt uns erweitert und in böhmische Sprache übertragen
in noch mindestens zwei Handschriften vor: in der Handschrift der
Universitäts-Bibliothek zu Jena Ms. Elect. f. 50b2 und in der der Göttinger
Bibliothek Theol. 182 (Folio, Papierhandschrift, 43 Bl.). Beide gehören der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an; sie können wegen der (Gött. Bl. 39a) in
ihnen erwähnten Anspielung auf die Unthat eines Priesters, die sich 1463
zutrug, nicht vor diesem Jahre entstanden sein.3 Die böhmische Bearbeitung der
lateinischen Vorlage, deren Titel wir aus der Wiener Handschrift nicht ersehen
können, da dort die ersten Blätter fehlen, führt die Bezeichnung Zrcadlo wsseho
Křestianstwa (Spiegel der ganzen Christenheit).4 Sie stellt den Gegensatz
zwischen Christus und den Seinen einerseits, dem Papst und seinem Anhang
andrerseits
[Seite 681]
durch Bilder
und begleitende Stellen aus Bibel, Kirchenvätern und Kanonisten, auch
gelegentlich unter Hinzufügung eigner Erklärungen dar. Laut Vorrede (Jen. S.
12) zerfällt das Werk in neun Abschnitte: die vier ersten sollen das Leben, die
Armuth, die Geduld und den Gehorsam Christi und der Seinen nebst dem Gegenbilde
darstellen; dann kommen die Simonie und das ungerechte Gericht der Papstkirche
zur Abbildung; darauf in zwei Abschnitten Christi Demuth und des Papstes
Hochmuth; endlich verschiedene Sünden der Päpste nach den Weissagungen der
heiligen Schrift. Beide erhaltenen Exemplare sind unvollständig, ergänzen sich
aber gegenseitig; beide sind unabhängig von einander; bei beiden befinden sich
die Bilder bereits in Verwirrung, so daß Bild und Gegenbild nicht durchweg zu
einander passen, aber diese Verwirrung ist in beiden verschiedener Art; sie
weisen uns also auf verschiedene Vorlagen hin und dienen grade durch ihre
Verschiedenheit zum Zeugniß dafür, daß dieses polemische Bilderbuch einst in
zahlreichen Exemplaren vorhanden gewesen sein muß. Die Bilder der Jenenser
Handschrift sind viel geschickter ausgeführt; die gröberen der Göttinger
Handschrift werden aber die ursprünglicheren sein. Die Jenenser Handschrift ist
zusammengebunden mit mancherlei anderm Handschriftlichem und Gedrucktem: S. 105
–120 enthalten Traktate husitischen Inhalts; aber auch zwei Lagen aus dem Druck
eines Passionals von 1495 sind eingeschaltet; leere Seiten des Bandes sind
später mit mancherlei Bildern gefüllt worden, die mit dem “Spiegel” nichts zu
thun haben. Diesem gehören nur an S. 9 und 12 (Pergament), 13 –58, 64 –86, 90
–99b (Papier).
Schon im
vorigen Jahrhundert wurden Gelehrte auf die Jenenser Handschrift aufmerksam nnd
meinten wohl, in ihr die direkte Vorlage für Cranachs Passional gefunden zu
haben. Man verwies darauf, daß diese Handschrift aus dem Nachlaß des Kurfürsten
Johann Friedrich stamme, daß auch in ihr jene vier Briefe des Joh. Hus stünden,
die Luther 1536 herausgab. Ohne Zweifel werde vom kurfürstlichen Hofe sowohl
Cranach, als dem Hofmaler, wie Luther diese Handschrift bereitwilligst zur
Verfügung gestellt worden sein. Man wird aber, so lange nicht festzustellen
ist, wann die Handschrift in den Besitz Johann Friedrichs gelangt ist — und
darüber ist leider nicht mehr Auskunft zu erlangen —, die Frage, ob grade
dieses Exemplar benutzt worden sei, völlig aus dem Spiele lassen müssen und die
Frage allgemeiner zu formuliren haben, ob eine Verwendung dieser lateinischen
oder böhmischen Antithesis aus inneren Gründen überhaupt wahrscheinlich ist.
Gegen direkte Benutzung spricht u. E., daß bei völlig gleichem Grundgedanken
doch nur auffallend wenig Übereinstimmung in der Auswahl der Bilder
stattfindet. Es treffen nämlich nur überein: 1. Christus wäscht die Füße, der Papst
läßt sich die Füße küssen (Cranach 3. Paar; Jen. S. 53. 54); 2. Christus trägt
das Kreuz, der Papst läßt sich in der Sänfte tragen (Cr. 6. Paar, aber die
Kreuztragung erst in der 2. Aufl. von ihm dem Bilde des zu Fuße wandernden
Christus substituirt; Jen. S. 12. 13. Gött. 17b [Kreuztragung]); 3. Christus
treibt die Wechsler aus, der Papst nimmt Geld für Privilegien (Cr. 12. Paar;
Jen. 39 = Gött. 30b. 31a), ferner 4. Christi Dornenkrönung, dem Papst wird die
Tiara aufgesetzt [aber in der husitischen Bilderreihe von Constantin, und nicht
als Gegenbilder] (Cr. 2. Paar; Jen. 43. 40 = Gött. 12b. 11a); endlich 5.
Christus in der Krippe und 6. der Papst hoch zu Roß, aber beide mit
abweichenden Gegenbildern (Jen. 41. 42). Man dürfte bei direkter Benutzung eine
größere Übereinstimmung der Bilderpaare erwarten. Auch ein Vergleich
[Seite 682]
der Bilder in
ihrer zeichnerischen Ausführung läßt nicht die husitischen Bilder als Vorlage
der Cranachschen erkennen, nur etwa bei der Dornenkrönung (Gött. 12b = Cranach
2. Paar) könnte man eine Nachahmung erkennen wollen, aber die Ähnlichkeit
könnte sich dabei auch sehr wohl aus traditioneller Behandlung des Stoffes
erklären lassen. Für eine direkte Benutzung läßt sich dagegen geltend machen,
daß dem Bilde der Austreibung der Wechsler aus dem Tempel (Cranach C4b) auch
schon in der böhmischen Vorlage außer dem von selbst sich darbietenden
Bibelwort aus Joh. 2 der Spruch “Actuum viijo”, der doch viel ferner ablag,
beigeschrieben ist. Somit werden wir doch eine Bekanntschaft der Wittenberger
Verfertiger des Passionals mit der husitischen Antithesis als möglich, ja als
nicht unwahrscheinlich in Rechnung zu ziehen haben.
Vgl.
“SERMONVM || IOANNIS || HVSS || Ad populum, || TOMVS TER- || TIVS. || ..” s. l.
et a. 4o Bl. Aijf. Fontes rerum Austriacarum I, 21 (Höfler, Geschichtschreiber
der husitischen Bewegung I), Wien 1856 S. 72. “Beclagung eines ley- || ens
genant Hanns schwalb über || vil mißbreuech Christliches lebens, vnd darin̄ be
|| griffen kürtzlich von Johannes Huß- || sen. Im Jar. M.D.XXI. ||” 6 Bl. 4o.
Bl. Aiij. Zach. Theobald, Hussiten Krieg. 3. Edition. Nürnberg 1623 S. 7. 9.
(Danach der Bericht in Historia persecutionum Ecclesiae Bohemicae. Francof. ad
M. 1648 p. 27; Unschuld. Nachr. 1758 S. 788.) “PROCESSVS || CONSISTORIALIS ||
Martyrij IO. HVSS, cum corre- || spondentia Legis || gratiæ, ad ius ||
Papisticum, || ...” s. l. et a. 4o Vorwort u. Bl. d iij. Flacii Catalogus
testium ed. Basileae 1556 p. 1083f.; 1608 Sp. 1447.
Über die
Wiener Handschrift: Denis, Codices manuscripti theologoci Vindob. 1794. Vol. I
pars II Sp. 1592ff. 1610f. Tabulae codicum manu scriptorum. Vindobonae Vol.
III. 1869 p. 412. — Über die Jenenser Handschrift: B. G. Struve in
Observationum selectarum Tom. IV Halae 1701 p. 179 ff. W. Seyfridi Commentatio
de Ioh. Hussi vita. Hilperhusae 1743 p. 44ff. (Die Anmerkungen a. a. O. stammen
von J. Chr. Mylius). I. Chr. Mylius, Memorabilia bibliothecae Acad. Jenensis.
Jenae 1746 p. 324ff. Jungmann, literatury České. 1849. S. 102 n. 732 (S.
40 n. 145). Lehfeldt, Bau- u. Kunstdenkmäler Thüringens. I S. 144. Ein Bild der
Jenenser Handschrift (Ziska) als Titelphotographie bei W. W. Tomek, Jan Žižka.
W Praze 1879. — Über die Göttinger Handschrift: Jaroslav Goll in Časopis
Museum 1873. S. 207 –209. Genaueres wird W. Meyer im Katalog der Handschriften
der Göttinger Bibliothek (Bd. II) mittheilen, der zu diesem Theil unsrer
Einleitung uns freundlichst seine Unterstützung geboten hat.
Daß aber in
Deutschland diese husitische Polemik gegen den Papst = Antichrist nicht unbeachtet
geblieben war, lehrt uns ein Zeugniß des Leipziger Professors der Theologie
Nikolaus Weigel († 1444)1, der in einem Gutachten über eine hernach noch näher
zu berührende Schrift des Franziskaners Matthias Döring, um den Verfasser
dieser wegen der darin vorkommenden Antithesen über Christus und seinen
vicarius als Ketzer zu verdächtigen, Folgendes ausführt:
Detegenda est
alia suspicio quae de malo contra huius libelli congestorem [Döring] haberi
potest, unde si alia non reperirentur in hoc libello, per que istius confictor
de heresi Wicleffistarum et Hussitarum haberi posset, suspicio tamen aliquo
modo concipi posset ex suo epilogo
[Seite 683]
partis 2e,
ubi ponit, quid intersit inter Christum dominum et vicarium suum, octuplices
ibidem adducens inter illos contrarietates, sequens in hoc dictos hereticos iam
dudum dampnatos. Quorum consectanei non solum scribi in cartis verum et
fecerunt hec poni in tabulis per picturas, prout a quibusdam visum dicitur in
Praga, ubi in Bettleem forsan depinxerunt in una parte tabule vel parietis
papam equitantem et insigniis apostolice dignitatis utentem, in alia parte
depinxerunt Christum pauperem [Jes. 53, 3.] crucem suam in humeris baiulantem,
allegantem illud Isa. liij ‘novissimum [Matth. 16, 24.] virorum etc.’ Item Mt.
xxi [so] ‘si quis vult venire post me etc.’ Ex diversitate Christi et pape
concluserunt dicentes papam esse antichristum et totam Romanam ecclesiam esse
de secta heresis antichristi, unde et huic tabule ascripserunt titulum: Sic
incipit conversatio Christi opposita conversationi antichristi. Item pinxerunt
Constantium [so] et Lodwicum imperatores donantes pape urbem Rome, pallacium,
ducatum, suburbana et omnem gloriam potestatis eorum, Constantium quoque
imponentem pape coronam auream, clamidem purpuream et exhibentem sibi equitanti
stratorum officium, ut habetur xcvij D Constantius1 et lxiij D ego Lodwicus.2
In opposita parte depinxerunt Christum derisum purpura indutum, spinis [Matth.
27, 28 f.] Coronatum Mt. xxij [so] et dicentem ‘vulpes foveas habent etc.’ Mt.
viij. [Matth. 8, 20.] Et induxerunt, quomodo fugit, cum cognovisset quod eum
regem facerent [Joh. 6, 15.] Ioh. vj. Similiter et sanctum Petrum in cruce
dicentem ‘argentum et aurum [Apgesch. 3, 6.] non est mihi’ Act. iijo. Et illud
‘non corruptibilibus auro et argento etc.’ [1. Petr. 1, 18.] j Pe. j. Item
pinxerunt papam gloriose sedentem, sibi pedes osculari mittentem et in parte
opposita Christum geniclinantem, discipulorum pedes [Joh. 13, 12.] lavantem et
dicentem ‘Scitis quid fecerim vobis etc.’ Io. xiij. Ex quibus et multis
similibus non argumentis sed cavillationibus, non racionibus sed stultis
declinamentis seduxerunt simplices ab obediencia vere fidei ostendereque
nitebantur ad oculum, quomodo papa sit Christo contrarius et percommunis(?)3
antichristi. Et consimilem4 ad premissa videtur hic confictor facere, qui licet
non dicat papam expresse antichristum, videtur tamen eum nominare caput sue
carnalis ecclesie et Christo in praedictis et aliis contrarium.5
Es scheint
angesichts der genauen Beschreibung verschiedener Bilderpaare und des Hinweises
darauf, daß deren noch erheblich mehr vorhanden seien, unzweifelhaft, daß
Weigel bereits eins jener husitischen Bilderwerke vor Augen gehabt hatte. Dann
wird aber auch nicht zu bezweifeln sein, daß derartige böhmische Antithesen
auch Cranach und seinen Freunden vorgelegen haben können.
Die von
Weigel bekämpfte Schrift gab Flacius 1550 unter dem Titel “Confutatio primatus
papae, ante annos centum a quodam pio scripta” heraus; man hat als Verfasser
derselben früher Gregor von Heimburg bezeichnet, erkennt aber jetzt in dem
Franziskaner Matthias Döring, einem Mitglied der Oppositionspartei
[Seite 684]
auf dem
Basler Concil, den Autor. In dieser 1438/39 oder 1443 verfaßten Schrift stoßen
wir auf jene Weigel so anstößige Auseinandersetzung, quid intersit inter
Christum dominum et Vicarium suum, und finden hier folgende acht Antithesen,
die freilich auch ohne Kenntniß jener husitischen Bilder entworfen sein können:
Christus
regnum mundanum exclusit: Vicarius illud ambit.
Christus
regnum oblatum fugit: Vicarius se ingerit, ut habeat negatum.
Christus se
negavit constitutum secularem iudicem: Vicarius praesumit iudicare Caesarem.
Christus se
subdit Caesaris Vicario: Vicarius Christi se praefert Caesari, imo toti mundo.
Christus
appetentes primatum reprehendit: Vicarius de primatu etiam cum tota Ecclesia
contendit.
Christus in
die Palmarum in asino equitasse legitur: Vicarius pomposo equitatu non
contentus est, nisi dextra strepa ab Imperatore teneatur.
Christus
discordes Iudaeos et gentes in unum regnum Ecclesiasticum congregavit: Vicarius
Germanos olim concordes saepe seditionibus conturbavit.
Christus
innocens patienter iniurias pertulit: Vicarius reus Ecclesiae et Imperio
iniuriari non cessat.
Vgl. “SCRIPTVM
|| CONTRA PAPATVM PAPAE, || ante annos 100. compositum. || Item, Matthiæ Flacij
Illyrici de || eadem materia. || Apoca. 18. || ....” (Magdeburg 1550, Oktav)
Bl. E 6a. Dazu vgl. Flacius, Catalogus testium ed. 1608 Sp. 1878 u. 1885;
gedruckt auch in Goldast, Monarchia, Francof. 1621, I 562 u. in Brown, Appendix
ad fasciculum Tom. II (Londini 1690) p. 123. Vgl. Friedberg in Zeitschr. für
Kirchenrecht VIII (1869) S. 83. Brockhaus, Greg. v. Heimburg. Leipzig 1861 S.
50. B. Gebhardt in Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde XII (1887) S. 517 ff. und in Histor. Zeitschr. LIX (1888) S.
259 ff.; P. Joachimsohn, Gregor Heimburg I. München 1889 S. 69 ff.; P. Albert,
Hist. Jahrb. der Görres-Gesellschaft 1890 S. 439 ff.; ders. Matthias Döring,
Stuttgart 1892 S. 129 ff.1
Nicht allein
die Grundidee des Passionals, sondern auch schon ein großer Theil der einzelnen
Antithesen desselben ist somit in Wort und theilweise auch im Bild vor Cranach
vorhanden gewesen. Der Gedanke liegt also nahe, daß man in Wittenberg 1521 eine
oder die andre dieser früheren Antithesen gekannt habe und durch sie angeregt
worden sei. Schon 1758 hat ein Anonymus die Vermuthung
[Seite 685]
ausgesprochen,
Luther werde aus Böhmen Spottbilder zugesendet erhalten haben, daß “also von
denen Hußiten der Grund zu Luthers Passionale geleget worden”. Die Möglichkeit
ist, wie wir sahen, vorhanden; Beziehungen der Böhmen zu Wittenberg bestanden
ja seit 1519.
Man darf uns
aber nicht darauf verweisen wollen, daß wir “bereits vom J. 1500” den
vollständigen Plan des Passionals in einer lateinischen “Antithesis Christi et
Antichristi per Conr. Nucer.” in 15 Distichen besäßen. Allerdings hat Joh. Wolf
in seinen Lectiones memorabiles unter diesem Jahre eine solche Distichenreihe (ohne
Angabe seiner Quelle) mitgetheilt. Aber nähere Prüfung ergiebt, daß diese
Disticha erst auf Grund des Cranachschen Passionals verfaßt worden sind. Denn
1. sie benutzen nachweislich schon eine spätere Ausgabe desselben, da sie das
von Cranach an Stelle des ursprünglich auf Bl. B ijb gezeichneten Bildes
(Christus ermüdet von der Wanderung) später eingesetze Bild (Kreuztragung) vor
Augen haben; 2. sie bieten theilweise Verse, die ohne das Cranachsche Bild ganz
unverständlich wären, also das Bild zur Voraussetzung haben.
Vgl. Wolfii
Lection. memorab. ed. II. Francof. 1671 1 p. 828; Knaake, Zeitschrift für
luther. Theologie 1871 S. 72 und dazu die näheren Nachweisungen in Kawerau,
Einleitung S. XV ff. Unschuld. Nachr. 1758 S. 789.
Mochten aber
immerhin husitische und andre Anregungen vorhanden sein, so darf doch nicht
übersehen werden, in wie hohem Maße Luthers eigner Entwicklungsgang dem
Papstthum gegenüber und seine bisherige schriftstellerische Arbeit dem
Cranachschen Passional vorgearbeitet haben. In Luthers Schriften können wir das
Werden der Grundidee und des bestimmten Materials für Cranachs Bilder
verfolgen. Nur allmählich war jenem mitten im Kampf mit Rom die Ahnung
aufgestiegen, daß es die Macht des Antichristenthums sei, wider die er zu
streiten unternommen habe. Hatte er Anfangs den Antichristen in den “schlechten
Christen”, den Heuchlern gesucht, so hören wir ihn am 11. [oder 18.?] Dez. 1518
bei Übersendung seiner Augsburger Acta an Wenzel Link vertraulich die
Befürchtung äußern: “Videas an recte divinem Antichristum illum verum iuxta
Paulum in Romana curia regnare: peiorem Turcis esse hodie puto me demonstrare
posse”. Als er ein Vierteljahr danach in den Vorbereitungen zur Leipziger
Disputation sich befand und sich dazu genauer mit dem kanonischen Rechte
beschäftigte, stieg aufs Neue quälend derselbe Gedanke in ihm auf, so daß er
dem Freunde Spalatin klagte: “Verso et decreta Pontificum, pro mea
disputatione, et (in aurem tibi dico) nescio, an Papa sit Antichristus ipse vel
apostolus eius: adeo misere corrumpitur et crucifigitur Christus (id est
veritas) ab eo in decretis. Discrucior mirum in modum, sic illudi populum
Christi etc.” Und wieder ein Vierteljahr später, als dicht vor dem Beginn jener
Disputation seine Resolutio de propositione XIII. de potestate papae in die
Öffentlichkeit ausging, trieb ihn seine Entrüstung über die Fiktion des
kanonischen Rechtes, daß sämmtliche Kirchen der Welt von Rom aus gegründet
seien, Petrus aber von Christus “terreni simul et coelestis imperii iura”
empfangen habe, zu dem Ausruf: “adhuc bonum statum ecclesiae somniamus nec
Antichristum in medio templo agnoscimus!” Das war das erste öffentliche Wort,
das er wider den Papst-Antichrist gesprochen. Neue Bestätigung fand diese seine
Befürchtung, daß das Antichristenthum in der Papstkirche Realität
[Seite 686]
geworden sei,
in der von Hutten veröffentlichten Schrift des Laurentius Valla de donatione
Constantini. Als er letztere gelesen, schreibt er am 24. Februar 1520 an
Spalatin: “Ego sic angor, ut prope non dubitem, Papam esse proprie Antichristum
illum, quem vulgata opinione expectat mundus: adeo conveniunt omnia, quae
vivit, facit, loquitur, statuit.” So hat denn sein gewaltiger Aufruf “An den
christlichen Adel”, der im August 1520 erschien, nicht zum wenigsten auch den
Nachweis zum Inhalt, daß im Papstthum das Antichristenthum offenbar geworden
sei. Ist der Papst nicht der Antichrist selbst, dann sicher “sein nehster
vorlaufft”. Hier findet sich schon direkt der Stoff für mehrere der
Cranachschen Bilder beisammen. So ist die Klage über “den teuffelischen
hoffart, das der keyßer des bapsts fuesse kuß” Grundlage für Bild 6; die Klage
über die Forderung, daß der Kaiser “yhm den stegreyff halte und den zaum seines
maulpferds, wen ehr auffsitzt”, begegnet uns wieder bei Bild 18 (besonders
deutlich im latein. Text). Die Klage, daß der Papst in großer, ärgerlicher
Hoffart “sich von menschen als ein abtgot mit unerhorter pracht tragen lessit”,
während doch Christus und alle seine Apostel zu Fuße gegangen seien, erscheint
auf dem 11. und 12. Bild des Passionals, wo eben im ersten Originaldruck der
mit den Aposteln zu Fuße wandernde Christus als Gegenbild zu dem von seinen
Dienern getragenen Papste gezeichnet ist. Das letzte Bild Cranachs, der in den
höllischen Abgrund stürzende Papst, erinnert uns an Luthers Ausruf: “Horestu
es, bapst, nit der allerheyligst, ßondernn der allersundigst, das got deinen
stuel vom hymel auffs schirest zurstore und in abgrund der hell senck!” Man
vergleiche ferner Bild 22 nebst seinem Text mit den berühmten Ausführungen in
Luthers Schrift über die Anmaßung des Priesternamens seitens des Papstes und
seines Klerus. Auch im Text lassen sich manche Beziehungen erkennen. So
erinnern die “deutschen Narren” beim 10. Bilde an zahlreiche Dicta Luthers in
dieser Schrift. Und die Schlußworte des Passionals: “Es wirdt baldt besser
werden”, dürfen wohl mit Luthers Drohwort: “Doch davon ein ander mal mehr und
besser” verglichen werden.1
Als dann
Luther seine Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen mit einem
Sendbrief an Papst Leo übersendete (Nov. 1520), hielt er dem Kirchenfürsten vor
Augen, “wie ungleych Christus und seyne statthalter seyn”, und legte ihm kühn
die Frage vor: “Was mag denn eyn solcher Bapst seyn denn eyn Endchrist und
Abtgott?” Und als des Papstes Bannandrohungsbulle in seinen Händen war,
antwortete er mit seiner Schrift “Wider die Bulle des Endchrists”: “wirt der
bapst diße bulle nit widerruffen und vordamnen ..., so sol niemant dran
zweyffeln, der bapst sey gotis feynd, Christus vorfolger, der Christenheit
vorstorer, und der rechte Endchrist.” Mit der Bannbulle überantwortete er am
10. Dezember das kanonische Recht den Flammen und rechtfertigte alsbald seine
That mit einer Schrift, die nächst der “an den christlichen Adel” die direkte
Vorlage für Cranachs Arbeit gewesen zu sein scheint: “Warum des Papsts und
seiner Jünger Bücher verbrannt sind” (Dez. 1520). Hier greift er in 30 kurzen
Abschnitten Sätze aus dem kanonischen
[Seite 687]
Rechte
heraus, denen er zumeist zum Erweis ihrer Gottlosigkeit Bibelworte
gegenüberstellt. Eine Anzahl dieser Sätze kehrt im Passional wieder! Seitdem
finden wir bei Luther noch mehrfach den Gedanken der Antithesis Christi et
Antichristi in mannigfachen Variationen ausgeführt. Es seien nur noch aus den
Schriften von 1521 zwei Stellen herausgehoben, wenn dieselben auch nicht mehr
auf Cranachs Arbeit Einfluß üben konnten. In seiner Schrift wider Ambros.
Catharinus lesen wir: “Compone nunc Christum et papam. Ille dicit ... papa
dicit ... Christus docet ... At papa docet ...” — und finden also völlig das
Schema des Passionals. Und in der Schrift “Vom Mißbrauch der Messen” finden wir
gar in tabellarischer Gegenüberstellung die 10 Gebote Gottes und die des
Papstes, und in gleicher tabellarischer Antithese die Aussage über Christi
Priesterthum und des Papstes Priesterthum.
Zur Fastnacht
1521 trieben die Wittenberger Studenten tollen Scherz mit dem Papst: sie
veranstalteten als Fastnachtsbelustigung einen festlichen Aufzug desselben, der
mit einem Angriff auf ihn, dem Versuch ihn herabzustürzen, und mit wilder
Flucht des Papstes, seines Hofstaates und Gesindes endete. “Dignus enim hostis
Christi hoc ludibrio, qui summos reges, imo Christum ludificatur”, so urtheilte
beifällig Luther über diese Art der Polemik gegen den Papst und freute sich,
daß dieses Scherzspiel durch eine Druckschrift weiteren Kreisen bekannt gemacht
werden sollte. “Dignus hostis Christi hoc ludibrio”: damit ist zugleich Luthers
Stellung zu dem Unternehmen Cranachs ausgesprochen.
Vgl. Weim.
Ausg. Bd. VI S. 386. IV S. 87. “Christianos malos vel antichristum”. Enders I
S. 316. 450. Weim. Ausg. II S. 205. Enders II S. 332. Weim. Ausg. VI S. 411.
433. 435. 436. 453. 454. Knaakes Neudruck des Sendbriefes an Papst Leo X. Halle
1879 S. 12. Weim. Ausg. VI S. 629. Erl. Ausg. Bd. 242 S. 155 ff. Knaake a. a.
O. S. 45 ff. Opp. var. arg. V, 370. Weim. Ausg. VIII S. 553 f. Enders III S.
87. J. F. Mayer in seinen Commentationes zu Selneccer, Vita Lutheri, Witteb.
1687 p. 133.
Wir kommen
somit aus der Vorgeschichte zu der Frage nach der Entstehung der Cranachschen
Arbeit selbst.
Cranachs
Passional.1
Nur dürftige
Zeugnisse stehen uns zur Beantwortung der Frage nach der Entstehungsgeschichte
desselben zur Verfügung. Am 7. März 1521, einen Tag nachdem die kaiserliche Citation
nach Worms an Luther aufgesetzt war, schreibt dieser in einem Briefe an den
Freund Spalatin: “Has effigies iussit Lucas a me subscribi et ad te mitti: tu
eas curabis. Iam paratur Antithesis figurata Christi et Papae, bonus pro2
laicis liber.” Daß in dem letzten dieser beiden Sätze von unsrer Schrift die
Rede ist, leuchtet ein. Der Titel entspricht ja bis auf den
[Seite 688]
Wortlaut fast
genau dem der lateinischen Ausgabe des Passionals. Wir ersehen somit, daß
Luther um die Entstehung und Vorbereitung der Schrift wußte, daß er den Plan
derselben billigte, daß Wittenberg die Stätte war, wo die Herausgabe erfolgen
sollte. Und da der Satz vorher von Arbeiten des Meisters Lucas Cranach redet,
so spricht alles dafür, daß auch diese Antithesis als eine Arbeit desselben
Künstlers von Luther an dieser Stelle erwähnt wird. Aber schon das lobende und
empfehlende Wort, mit welchem er das Erscheinen dieser Schrift ankündigt, läßt
uns annehmen, daß er nicht sich selbst, sondern einen andern als den Herausgeber
betrachtet, daß seine Betheiligung dabei etwa nur die des Berathers und dessen,
der die Anregung gegeben, nicht des eigentlichen ausführenden Redaktors gewesen
sein werde. Anders würde sich freilich die Sache stellen, wenn wir berechtigt
wären, auch den vorangehenden Satz “Has effigies etc.” auf das Passional zu
beziehen. Das war die herkömmliche Interpretation dieser Briefstelle. Schon
Joh. Aurifaber hat es so verstanden, als er schrieb: “Diese Figuren von dem
Reich des Herrn Christi und Antichristi, sind von Lucas Cranach dem Eltern
zugericht, vnd die Vnterschrift von D. Martino Luthern gestellet worden, wie
solchs der heilige Man Gottes selbs zeuget im ersten Latinischen Tomo seiner
Episteln [Epistolae ed. Aurif. Ihenae 1556 I 313b] ...” Seckendorf übernahm
diese Deutung Aurifabers: “iconismis inscriptiones adiecit Lutherus et ad
Spalatinum misit d. 7 Martii.” Danach hat diese Auffassung lange Zeit in der
Litteratur geherrscht. “Aus Luthers Schriften ist bekannt,” schreibt z. B.
Joseph Heller, der Biograph Cranachs, “daß derselbe diese Abbildungen bei
Cranach schön in Farben ausgeführt [Has effigies!] gesehen hat, und daß er für
deren Herausgabe in Holzschnitt Sorge getragen habe, welche er dann mit
passendem Text versah. Ein solches Exemplar übersendete er am 7. Mai [l. März]
1521 an G. Spalatin. Die erste Ausgabe erschien im Februar 1521.” Man bezog
dann wohl den ersten Satz jener Briefstelle auf die deutsche, den zweiten auf
die lateinische Ausgabe unserer Schrift und datirte demnach das Erscheinen jener
auf den Februar, hatte dann auch eine bestimmte Aussage über Luthers Antheil an
Cranachs Werk gewonnen. Allein bei unbefangener Lektüre fällt die Berechtigung
Has effigies von denselben Bildern zu verstehen, wie Antithesis figurata dahin;
sollte mit Antithesis die lateinische Ausgabe gemeint sein, so wäre
verwunderlich, daß grade diese und nicht die deutsche als bonus pro laicis
liber gerühmt wäre. Daher hat Knaake mit seinem 1871 ausgesprochenen Einwand,
daß “Has effigies” gar nicht auf die Bilder des Passionals zu beziehen sein
werde, neuerdings immer allgemeineren Beifall gefunden.1 Welche Bilder des
produktiven Meisters freilich damals mit Unterschriften Luthers an Spalatin
(zur Weiterbeförderung an den kurfürstlichen Hof?) gesendet wurden, wird sich schwer
entscheiden lassen. Jedenfalls führt der Ausdruck auf einzelne Bilder, nicht
auf eine mit Abbildungen geschmückte Schrift. Man möchte allerdings mit unserer
Briefstelle eine Nachricht der Zimmerischen Chronik verbinden, welche uns
erzählt, die Spanier hätten 1547 im Torgauer Schlosse “die schönen und
künstlichen Gemälde weiland
[Seite 689]
des
hochberühmten Malers Laux Kronen [Lucas Cranach] .. zerschlagen und verderbt,..
allein der Ursache halben, daß solche Gemälde die Vergleichung Christi und des
Papstes enthielten, wie denn solches vor Jahren im Druck ausgegangen ..” Der
Chronist setzt also offenbar voraus, daß dieselben Bilder, die das Passional im
Holzschnitt bietet, von Cranach in Gemälden für den Kurfürsten “ganz werklich
und künstlich zugerichtet” und damals von den Spaniern vernichtet worden seien.
Sollten das die “effigies” sein, welche an Spalatin gesendet wurden? Allein
hier handelt es sich um dichtende Sage. Zu Torgaus Glück sind die Spanier
damals überhaupt nicht in die Stadt gekommen, den kaiserlichen Truppen ist der
Durchzug durch Torgau verwehrt geblieben. Nur König Ferdinand betrat mit seinen
Söhnen die Stadt und ließ sich nebst mehreren anderen fremden Fürsten ins
Schloß führen, “um zu sehen, ob, wie man schimpflich ausgesprengt hatte,
allerlei Schand- und Spottbilder vom Kaiser und Papst in den herrschaftlichen
Zimmern aufgehängt wären. Aber man fand keines.”1
Vgl. Enders
III S. 106 f. Zimmerische Chronik, herausgeg. von Barack. Bd. IV S. 19.
Grulich, Denkwürdigkeiten der Residenz Torgau. 2. Aufl. Torgau 1855 S. 73.
Gerland in Zeitschr. des Vereins für hessische Geschichte, Neue Folge XVI S.
192.
Weiter führt
uns eine Stelle in Luthers Brief an Melanchthon, 26. Mai 1521. Hier schreibt er
von der Wartburg aus: “Passionale antitheton mire placet. Ioh. Schwertfeger in
ea opera video tibi succenturiatum”. Hier hat Luther die deutsche Ausgabe vor
sich, deren Titel er nennt. Das “mire placet” führt wieder darauf, daß Luther
sich nicht selber als den Herausgeber betrachten kann. Dagegen sehen wir, daß
er von einer Arbeit Melanchthons unter Beihülfe des Wittenberger Juristen Joh.
Schwertfeger am Passional weiß. Wir werden ersteren bei der Auswahl der
Bibelstellen, letzteren bei der der Stellen aus dem kanonischen Recht
betheiligt zu denken haben. Ferner ersehen wir, daß ein fertiges Exemplar der
deutschen Ausgabe erst jetzt, Ende Mai, in Luthers Hände gelangt war. Und daß
die Ausgabe der Schrift wirklich erst jetzt — nicht schon im Februar oder März
— erfolgt war, das ergiebt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem
Schreiben des kurfürstlichen Rathes Bernhard v. Hirschfeld an den Nürnberger
Rathsherrn Anton Tucher vom 29. Mai. Denn hier erfahren wir, daß dem Kurfürsten
und seinen Begleitern erst bei der Heimkehr vom Wormser Reichstage, als sie
Würzburg passirten, die ersten Exemplare der streitbaren Schrift zu Gesichte
kamen. Ein solches sendete Hirschfelb als bemerkenswerthe Novität alsbald an
Tucher, also doch in der Annahme, daß das Büchlein in Nürnberg noch unbekannt
sein werde. Der Kurfürst wird aber das Passional in direkter Sendung aus
Wittenberg empfangen haben. Halten wir diese beiden ersten Nachrichten über das
Erscheinen des Passionals zusammen, so gewinnen wir das sichere Ergebniß, daß
dasselbe erst etwa Mitte Mai in Wittenberg erschienen ist.2
[Seite 690]
Vgl. Enders
III S. 162. Studien und Kritiken 1882 S. 699. Über eine irrig von E. Sal.
Cyprian, und noch von Köstlin I2 S. 432 auf unsre Schrift bezogene Stelle aus
einem Briefe Joh. Friedrichs (bei Tentzel = Cyprian, Nützliche Uhrkunden,
Leipzig 1718 II S. 259) vgl. Kawerau, Einleitung S. XX.
Luthers
Antheil am Passional scheint sich somit darauf zu beschränken, daß er an dem
Plan der Schrift als Berather betheiligt gewesen, daß Cranach jedenfalls durch
Luthers Schriften von 1520, vielleicht auch durch direkte Aufforderung
desselben zu seiner Arbeit inspirirt worden ist. Luthers direkte Mitarbeit (an
den Unterschriften) wurde durch seine Reise nach Worms unterbrochen. Wieweit
eine solche schon gediehen war, bleibt ungewiß; jedenfalls vollendeten
Melanchthon und Schwertfeger diesen Theil der Arbeit. (Die Verdeutschung der
Bibelstellen läßt einen andern Übersetzer als Luther erkennen.) Das Ganze fand,
als es vollendet war, Luthers vollste Billigung. “Mithin ist das Passional im
Grunde doch Luthers geistiges Eigenthum und darf in diesem Sinne wohl seinen
alten Platz unter den Autotypen seiner Schriften behalten” (v. Dommer).1
Ausgaben.
I. des
deutschen Passionals
A 1.
“Passional Christi vnd || Antichristi. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite
bedruckt. 14 Bl. in Quart.
Zur
Titeleinfassung vgl. v. Dommer S. 236 nr. 72A. Druck von Joh. Grunenberg in
Wittenberg. Besondre Merkmale: das Bild Bl. Bijb stellt Christus in Begleitung
der Jünger dar, wie er auf dem Wege ermüdet. Auf Bl. Biij fehlt die Signatur. A
1 ist vollständig facsimilirt in “Deutsche Drucke älterer Zeit in
Nachbildungen” herausgegeben von Dr. Wilh. Scherer III. Berlin, Grote. 1885.
Vorhanden z.
B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Breslau, Univ.-Bibliothek. Vgl. Schuchardt,
L. Cranach Th. II S. 240 ff.
A 2. Ganz wie
A 1, nur ist die Signatur “Biij” hier nachgetragen.
Vorhanden z.
B. in Dresden, Königl. Bibliothek; Stuttgart, Öff. Bibliothek. In dem Exemplar,
das sich in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek, befindet, dazu noch die
Besonderheit, daß die Überschrift Ab mit “s Passional” beginnt.2
B 1. Titel
wie in A, desgl. der Umfang; die Signatur wie in A 1.
Auf Bijb
erscheint neu das Bild des unter dem Kreuz zusammenbrechenden Christus.
Vermuthlich war das Bild des wandernden und ermüdenden Christus
[Seite 691]
beschädigt
und mußte daher durch ein anderes ersetzt werden. Die andern Bilder sind alle
von den gleichen Stöcken wie A abgezogen. Aber der Text ist neu gesetzt, mit
mancherlei Abweichungen in Orthographie und Zeilenabbrechung. Bl. Cij Z. 3 v.
u. lautet es wie in A “c. constantinus 10. c. 6. dis.”; Z. 2 v. u. wie A “ex
vag sup̱”.
Druck von
Joh. Grunenberg in Wittenberg.
Exemplar
früher im Besitz von D. Knaake. Mehrere Abweichungen bei sonst gleichem Satz
zeigt ein Exemplar in München, Hof- und Staats-Bibliothek. Hier fehlt Bl. A ij
Z. 1 “Antichristus”; Z. 2 steht “obirkeyt”; Bl. B ij Z. 2 “Bapst”; Bl. C 6b Z.
11 “vor gutt”.1
B 2. Wie 1,
aber mit folgenden Abweichungen:
Auf Bl. Bb
zeigt die obere Umfassungslinie des Holzschnittes unter dem Worte “Passional”
jetzt einen längeren Bruch, den die früheren Ausgaben noch nicht haben. Bl. Cij
Z. 3 v. u. ist korrigirt in “c. constantinus. 96. dis.” und Z. 2 v. u. lautet
jetzt: “ex. vag. fup̱”.
Vorhanden z.
B. in Weimar, Großherzogl. Bibliothek; Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek;
Hamburg, Stadtbibliothek.
C. Ҧ
Passional Christi vnd Antichristi. ||” Darunter ein Holzschnitt (Christus
entkleidet mit Dornenkrone und Marterwerkzeugen, zu seiner Rechten Petrus, zur
Linken der Papst mit Gefolge); auf dem Rande rechts neben dem Holzschnitte:
“Christus. || ¶ Petre, wā || würd enbun || den ich? || Wie lanng ||
verfolgt der || Babst doch || mich? || Petrus. ☞ ¶ Jetz, so || Babst Leo || mit seim ge- || sind || Mit
offenn || augē ist star || blind. ||” Unter dem Holzschnitt die Verse:
{;Stond nackent, beyd on dach ellend
“☞ ¶ Babst {
Wardt bitz ich eüwer armůt wend.
{In gewalt, eer, reichtumb, hochbrachtlich
{
Bezwing ich erd, vnnd himelrich.”
Titelrückseite
bedruckt, 16 Blätter in Quart. Am Schluß statt der Worte “Nembt also vor gutt
&c..” 5 Reimpaare (s. Lesarten), von denen das letzte die Druckernotiz
enthält:
“☞ Das man dem sündfluß mich entzuckt
Bin ich in
Noes arch getruckt.
Ex archa Noe”
Die
Holzschnitte sind Nachbildungen der Cranachschen in grober Manier, wobei meist
die rechte und linke Seite vertauscht sind. Als Vorlage dient die Ausgabe B;
daher Bl. B 2b die Kreuztragung. Bl. B 4b stellt auch, wie in A und B, die
Anbetung des Christkindes durch Maria und Joseph dar; es ist aber nicht
Nachbildung des betreffenden Cranachschen Bildes, sondern ein schon vorhandenes
von bedeutend kleinerem Format ist durch links und unten angeschobene
Bordürenstücke passend gemacht. Die Zahl der Bilder ist aber auch um vier
Blätter vermehrt (Db, D2, D2b und D3). Von diesen sind aber nur drei Bilder
neu, denn Db ist einfach Wiederholung von C2b. Über den Inhalt dieser Bilder
und ihre Unterschriften vgl. die Angaben auf S. 713. Die Aufschriften über den
Bibel- resp. Dekretalenstellen fehlen; statt der Aufschrift über den Bildern
deutsche Verse, die stets für Christus und Antichristus zusammen ein
[Seite 692]
Reimpaar
bilden. Wir theilen diese deutschen und die lateinischen (s. u.) Verse hier
mit, weil bei Verzeichnung in den Lesarten die zusammengehörigen Theile
auseinander gerissen werden müßten. Sie lauten:
(1) Christus flog das jrdisch reich
☞ Nun zeicht der Bapst mit gewalt an sich
(2) Christo ein dornen kron bereyt
☞ Von golt der Babst drey kronen treyt.
(3) Der herre jre fueß den jungeren
wuesch
☞ Dem Bapst sein fueß man kyssen můß
(4) Selbs zinß vnnd zoll der herr hat
geben.
☞ Des wil gantz frey der Bapst jetzt leben
(5) Christus in demůt wonet bey den
armen
☞ Schampt sich der Bapst das ist zů erbarmen.
(6) Offt Christum das Crütz zur erden
truckt
☞ Hye lasßt sich tragen der Bapst geschmuckt.
(7) Christus hat selbs syn schoefflyn
geweydt
☞ In wollust lebt dysser vnnd üppikeyt.
(8) In armut vnd fryd ward Christus
geboren:
☞ Zů krieg ein hoffart der Babst erkoren.
(9) Senfftmietig der herr kam geritten,
☞ Der Babst in hoffart vnnd stoltzem sytten.
(10) Christus keins eygens noch goltz
bedurfft
☞ Alle land der Babst jm vnder würfft.
(11) Christus nichts hielt vff vsserliche
berden.
☞ Hat gantz vm̄ gewendt der Bapst vff erden.
(12) Die wůcherer christus vß treib
vom tempel sein.
Mit
Bullē bandbrieffē zwingt sy der bapst wid' hienin [sic]
(13) In armůt lebt Christus vff
erdt,
☞ On gelt dem Bapst ist niemant werdt.
(14) Christus sein schaefflin, weyd
trewlich
☞ So frisßts der wolfsbapst grausamklich1
(15) Christus vff steig vß disser welt
☞ In abgrunt hin ab der Bapst felt.
Diesen
deutschen Versen entsprechend befindet sich auf dem äußeren Rande jedes Bildes
die Hälfte eines lateinischen Hexameters:
(1) Regna
fugit Christus Presulque [Papa imperat orbi.]2
(2) Spinosam
Christus, Triplicem gerit ille Coronam.
(3) Abluit
ille pedes. Reges is [so; hic?] oscula praebent.
(4) Vectigal
soluit. Sed clerum ille eximit omnem.
(5) Pauper
erat. Sed diues hic irradiantibus armis.
(6) Baiulat
ille Crucem, Hic seruus portatur auarus.
(7) Pauit
oves Christus. Luxum hic sectatur inertem.
(8) Pauper3
inops Cristus Strepitu Venit ille minaci,
(9) Christus
mansuetus venit Venit ille superbus,
(10) Ille
caret nummis Regna hic tenet omnia mundi.
(11) Quas
leges dedit is Prȩsul dissoluit iniquus,
(12)
Vendentes pepulit templo. Quos accipit ille.
[Seite 693]
(13) Spernit
opes Christus, Lucri hic ardore tabescit,
(14) Pascit
oues Christus, Inopis hic sanguine gaudet,
(15) Ascendit
Christus, Descendit ad infera præsul.1
Als Drucker
gilt Melchior Sachse in Erfurt; D. Knaake vermuthet dagegen einen Straßburger,
wofür auch sprachliche Gründe geltend gemacht werden können.2
Vorhanden z.
B. in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Breslau, Stadtbibliothek. Andre
Exemplare verzeichnet Weller, Repertorium nr. 1852. Katalog der Wormser
Luther-Bibliothek nr. 90. Vgl. Schuchardt, L. Cranach Th. II S. 245.
D 1. Von
derselben Druckerei ist mindestens noch eine Ausgabe veranstaltet worden.
Rosenthals Bibliotheca Lutherana (Katalog XXXVIII) nr. 118 beschreibt folgenden
Druck: “Passional Christi vnd Antichristi.” 16 Bl. in Quart. Auf dem Titel der
Holzschnitt wie in C. Rechts daneben am Rande: “Christus. || Petre, || wā
würd || entbundē ich? || Wie lang || veruolgt || der bapst || doch mi- ||
ch? || Petrus. || Jetz, || so Bapst || Leo mitt || seim ge- || sind. || Mit
offe- || nen aug- || en ist star- || blind. ||” Unter dem Holzschnitt:
{Stond nackent, beyd on dach ellend
“☞ Bapst { Wardt
biss ich eüwer armut wend,
{In gwalt, eer, reichtumb, hochbrachtlich
{
Bezwing ich erd, vnnd himmelreich3.”
Am Schluß:
“Ex archa Noe.”
D 2.
Andrerseits besitzt die Großherzogl. Bibliothek in Weimar ein defektes
Exemplar, dessen Schluß lautet: “☞ Das man dem sündfluß mich enttzuckt, || Bin ich in Noes
arch geruckt [sic]. || ★ Ex archa Noe ★ ||”
Ob etwa D 1
und 2 identisch sind, muß unentschieden bleiben, da wir nicht beide Exemplare
mit einander vergleichen können.
E. “Passional
Christi vnd || Antichristi. ||” Titeleinfassung (Nachschnitt der in A und B
angewendeten). Titelrückseite bedruckt; 14 Blätter in Quart.
Ein nach B2
veranstalteter, geschickter Nachdruck. Die Bilder sind besser nachgeschnitten
als in C; auch die Typen sind denen des Originals sehr ähnlich; der Druck ahmt
in Orthographie und Zeilenabtheilung seine Vorlage aufs genaueste nach. Er kann
daher sehr leicht mit B 2 verwechselt werden. Zur Unterscheidung dient, daß E
die in A und B fehlenden Signaturen “D” und “Dij” hat. Bl. A ij
[Seite 694]
Z. 3 v. u.
hat B 2 “keyser”, E “keyszer”, B 2 “erhebt”, E “yrhebet” u. a. m. Die
Holzschnitte sind in B 2 schon ziemlich blaß und abgenutzt, in E durchweg
kräftig, aber auch in der Zeichnung derber als im Original: “handwerksmäßige
Nachschnitte, in denen manches Gute, was die Originalstöcke noch haben, ganz
verloren gegangen ist” (v. Dommer, Autotypen der Reformationszeit (I), Hamburg
1881, S. 16).
Druck von
Matthes Maler in Erfurt.
Vorhanden z.
B. in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Wernigerode, Gräfliche Bibliothek;
Hamburg, Stadtbibliothek.
F. “Passional
Christi || vnd Antichristi. ||” Nur im Titelblatt verschiedene Ausgabe von E.
Beschreibung
der Bordüre bei v. Dommer S. 259 nr. 130 B. Druck von Matthes Maler in Erfurt.
Vorhanden z. B. in Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. auch Weller, Repertorium nr.
1851. Beck Bibliotheca Lutherana. Nördlingen 1883 nr. 97.
G. “Dat
Passional Christi vnd Antichristi.” Am Schlusse: “Wittenberg anno 1526” und
darunter eine Vignette (Arabeske).
Niederdeutsche
Ausgabe. Die Bilder nach den Original-Holzstöcken, wie in B 2. Die
Titeleinfassung stellt den Sündenfall dar. R. Weigel beschreibt diese sehr
seltene, uns nicht zu Gesichte gekommene Ausgabe, Kunstkatalog nr. 17473, bei
Schuchardt a. a. O. II S. 245 f. Nach Weigel Wittenberger Druck von J.
Grunenberg (?).
II. Die
lateinische Antithesis.
A.
“ANTITHESIS FIGVRATA VITAE || CHRISTI ET ANTICHRISTI. || AD LECTOREM ||
Eusebius. || Quā male cōuieniant cum Christi pectore Iesu: ||
Pontificū mores: iste libellus habet. || Hæc lege: qui uerȩ
pietatis amore moueris || Hoc pius: & lecto codice: doctus eris. ||”
Titeleinfassung,
Umfang und auch die Holzschnitte genau wie in B. Bogen D ohne Signaturen. Der
Holzschnitt Bl. Bb hat den in B 2 zuerst erscheinenden Bruch in der obersten
Einfassungslinie.1
Druck von J.
Grunenberg in Wittenberg. Vgl. Schelhorn, Ergötzlichkeiten Bd. II S. 602.
Zeitschr. für histor. Theologie 1842, 2. Heft S. 189 f. Plitt in Zeitschr. für
luther. Theologie 1864 S. 680 f. Knaake ebendas. 1871 S. 70. Vorhanden in
Berlin, Königl. Bibliothek; Marburg, Universitäts-Bibliothek; Wolfenbüttel,
Herzogl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek; Göttingen,
Universitäts-Bibliothek.
Von den
Gesammtausgaben haben nur zwei die Bilder des Passionals reproducirt:
a) Der
Eislebener Supplementband I, 1564, Bl. 44 –57. Hier verwendet Aurifaber fast
durchweg noch die echten Holzstöcke, nur Bild 7 und 17
[Seite 695]
sind
Spiegelbildnachbildungen. Bild 11 zeigt wie B und A die Kreuztragung. Die
Holzschnitte sind, um sie der Größe der Folioausgabe anzupassen, von
Bordürensatzstücken umgeben, die im Format schlecht dazu passen. Das Nachwort
der letzten Seite fehlt bei ihm, doch hat er dessen Inhalt in seine Einleitung
aufgenommen. Vgl. Schuchardt, L. Cranach Th. III S. 228 f.
b) Die
Altenburger Ausgabe Bd. I (1661) S. 579 ff. hat dagegen Spiegelbildnachbildungen,
welche nach den Bildern des Eislebener Bandes ziemlich schlecht ausgeführt
sind. Der Holzschneider führt das Monogramm CK. Ohne die Bilder sind die
Unterschriften aufgenommen in die Leipziger Ausgabe Bd. XXII Anhang S. 76 ff;
Walch Bd. XIV Sp. 210 ff.; Erlanger Ausgabe Bd. 63 S. 241 ff.
“Von dieser
Folge giebt es Kopien in Kupfer mit dem Monogramm das sich oben in der Mitte auf einem
herzförmig ausgeschweiften Schildchen befindet.” Schuchardt, L. Cranach, Th.
III S. 229.
Moderne
Nachbildungen.
Außer
a) der bei A1
erwähnten Berliner Facsimile-Ausgabe 1885 (mit Einleitung von G. Kawerau)
b) Passional
Christi und Antichristi. Von Dr. Martin Luther. Mit Bildern von Lucas Cranach
dem Aelteren. Auf's Neue aufgelegt mit dem Briefe des Papstes Pius IX. und der
Antwort Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm vermehrt. Leipzig. Robert Hoffmann.
(1874.)
Die Bilder
sind A nachgeschnitten; dem modernisirten Texte sind auch die deutschen Verse
von C beigefügt.
c) Passional
Christi und Antichristi. Von Dr. Martin Luther. Mit Bildern von Lucas Cranach
dem Aelteren. Auf's Neue aufgelegt und bevorwortet von C. F. W. Walther, St.
Louis, Mo. M. C. Barthel. 1878.
Amerikanische
Auflage des unter b) aufgeführten Leipziger Neudrucks. Walthers historische
Einleitung enthält viele Irrthümer. Die Bibelstellen sind nach der lutherischen
Bibel gegeben, den Dekretalstellen sind Band und Seite der Kölner Ausgabe des
Ius canonicum von 1717 beigefügt.
Imitationen.
1. lateinisch
a)
“ANTITHESIS || De præclaris Christi || ET INDIGNIS || Papæ facinoribus, || * ||
Cum Dei decalogis mandatis Antichisti op- || positis cumq; vtriusq; morū
descriptione: || quemadmodum sancta Scriptura tradit. || [Holzschnitt, Signet
des Zach. Durant in Genf, mit Umschrift auf drei Seiten] PER ZACHARIAM
DVRANTIVM. || 1557. ||” Auf der Titelrückseite Simonis Rosarii tetrastichon. 48
Blatt in klein Oktav. Letzte Seite leer.
Auf Bl. A ii
Widmungsgedicht des Simon Rosarius an Joh. Steghel, Kämmerer in Bern, und
Hieron. Manuel, Bürgermeister in Lausanne. Bl. A iii –A iiii
[Seite 696]
Vorwort des
Druckers an den Leser. Hier sind 18 Antitheses in 36 scharfgeschnittenen
Holzschnitten (45 mm h., 60 mm br.) vorgeführt, von denen 25 Kopien oder
Imitationen der Cranachschen Holzschnitte, resp. der Zusätze der Ausgabe C
sind. [Tabelle: ] [Tabelle: ]
Vorhanden z.
B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek; Eisleben,
Andreas-Bibliothek. Vgl. v. Dommer, Autotypen der Reformationszeit, (I) Hamburg
1881, S. 17 f. Reusch, der Index der verbotenen Bücher I (Bonn 1883) S. 422.
Sepp, Verboden Lectuur, Leiden 1889, S. 164 f.
In Wolfii
Lectionum memorabilium Tom. II (ed. II Francof. 1671 pg. 712 –734) findet sich
die Schrift von 1557 wieder abgedruckt. Auch die Bilder sind auf den
beigegebenen Kupfertafeln recht roh reproduzirt.
b)
“ANTITHESIS || De præclaris Christi || ET INDIGNIS || Papæ facinoribus, || * ||
Cum decalogis vtriusque oppositis, cúmque || amborum morum descriptione:
quemad- || modum sancta Scriptura tradit. || [Signet des Z. Durant.] PER
ZACHARIAM DVRANTIVM. || 1558. ||” Mit Titeleinfassung. 48 Blätter, Oktav;
letzte Seite leer. Titelrückseite bedruckt. Von Bl. A iiiib an beziffert mit
Seitenbezifferung 1 –88. Seite 73 leer.
Göttingen,
Universitäts-Bibliothek.
c) ANTITHESIS
|| CHRISTI ET || ANTICHRISTI, || videlicet Papæ, || id est, || Exemplorum,
factorum, vitæ & doctrinæ vtriusque, || ex aduerso collata comparatio, ||
Versibus & figuris venustissimis illustrata. || Recens aucta &
recognita. || [Signet Vignons.] APVD EVSTATHIVM VIGNON. || M.D.LXXVIII. ||” 147
Seiten in Oktav.
Die
Holzschnitte in b und c von demselben Stock wie in a. In c Blatt A iij bis A
iiij ein neues Vorwort Typographus lectori. S. 96 leer. S. 97 ff. Vita et gesta
Hildebrandi. S. 129 ff. Epistola de morte Pauli III., datirt Romae, III. Idus
Nouembr. M. D. XLVIIII.
Vorhanden z.
B. in Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. Joh. Vogt,
Catalogus librorum rariorum, ed. 4., Hamburgi 1753 p. 36.
2.
französisch
d) “ANTITHESE
|| DES FAICTS || DE IESVS CHRIST || & DV PAPE: || Mise en vers François. ||
... || Le tout augmenté et reueu de nouueau
[Seite 697]
|| [Signet
Vignons] || Imprimé l'an de grace || M. D. LXXVIII. ||” 143 Seiten in Oktav.
Vorhanden in
Hamburg, Stadtbibliothek. Vgl. Erl. Ausg. Bd. 63 S. 241.
e) “... ||
Imprimé l'an de grace || M. D. LXXXIIII.” 143 Seiten in Oktav. Vorhanden in
Berlin, Königl. Bibliothek; Hamburg, Stadtbibliothek.
f) “... ||
Imprimé à ROME l'An du grand || Jubilé, M. DC. ||” 143 Seiten in Oktav.
Druck von Vignon
in Genf. Vorhanden in Wolfenbüttel, Herzogl. Bibliothek; Hamburg,
Stadtbibliothek. Vgl. über diese Ausgabe v. Dommer, Autotypen I S. 18.
g) “Antithese
de nôtre Seigneur Jesus-Christ, & du Pape de Rome, dediée aux champions
& domestiques de la Foy, imprimée l'an de Grace 1620.” Oktav.1
Vorhanden in
Berlin, Königl. Bibliothek. Vgl. Aug. Bayer, Memor. Libror. rarior. p. 276 f.
3. deutsch
h)
“ANTITHESIS. || VOn des Herrn || Christi herrlichen thaten, vnd || des
schentlichen Pabstes vnd || Antichrists schedlichen schanden || vnd lastern. ||
... Aus dem Latein ... transferiert...” O. O. u. Z. (c. 1560) 88 Blatt in
Oktav.
Vgl. Weigel,
Thesaurus libellorum, Leipzig 1874 Nr. 2938. — Vorhanden in Berlin, Königl.
Bibliothek.
Vielleicht
gehört auch hierher:
i) “Parallela
Christiana & Antichristiana, darinnen gehandelt wird u. s. w. Heidelberg,
durch Joh. Lancelot, Acad. Typogr. 1619. Oktav. c. fig.”
So nach J.
Vogt, Catalogus libr. rar. ed. 4. p. 36.
Einige Bilder
der Durantschen Antithesis (a b c) kehren wieder in der spanischen Schrift:
“IMAJEN DEI
|| ANTECRISTO || COMPUESTA PRIME- || ro en Italiano: i despues tradu- || zida
en Romanze, pro Alonso de || Peñafuerte. || Estos batallarán contra et Cordero,
i || el Cordero los venzerá: porque es el Señor || de los señores, i el Rei de
los reyes. — || Apocalypsi cap. XVII. ||” Im Original o. O. u. J. (Genf 1557?);
Neudruck in “OBRAS ANTIGUAS DE LOS ESPAÑOLES REFORMADOS. TOMO 3.”2 (London
1849.) Die Bilder (nr. 36 u. nr. 34 u. 33 bei Durant) auf S. 1 u. 26 des
Neudrucks. Die bibliographische Einleitung hat p. VI u. VII richtig die
Herkunft der Bilder aus Durants Schrift und deren Zusammenhang mit Cranachs
Passional beachtet. Der
[Seite 698]
Text ist
Übersetzung einer Schrift des Bernhardino Ochino, die italienisch zuerst
separat als “Imagine del Antichristo” in Genf (4 Blätter Oktav), dann als
Anhang zu seinen Predigten 1544, in demselben Jahr auch in französischer
Übersetzung in Genf (“L'image || de l'Antechrist || compose en langue ||
Italiene par Bernardin Ochin || de Siene, translaté en francoys. || Signet ||
L'Agneau qui a esté occiz || vaincra. || 1544” 16 Seiten in Oktav), dann
lateinisch als Beigabe zu Durants Antithesis herausgegeben worden war. 1545
wurde auch eine deutsche Ausgabe veranstaltet; eine holländische führt Sepp,
Verboden Lectuur, S. 126 auf. Schon 1559 vorbot die spanische Ausgabe des Index
libr. prohib. die Übersetzung des Alonso de Peñafuerte. Die hier allein in
Betracht kommenden Bilder hat unsers Wissens allein die spanische Ausgabe. Die
dem “Imajen del Antecristo” angehängte “Jeneracion del Antecristo” findet man
lateinisch und deutsch in Luthers Tischreden, Erlanger Ausg. Bd. 60 S. 281 ff.;
Förstemann-Bindseil Bd. III S. 248 ff. Vgl. Böhmer Spanish Reformers. II
Straßburg (1883) S. 604 ff. Wilkens, Gesch. des span. Protestantismus S. 150
–154. Benrath, Bernardino Ochino. 2. Aufl. Stuttg. 1892 S. 155. 316. Reusch,
Der Index der verbotenen Bücher. Bd. I (Bonn 1883) S. 422. 587. Derselbe, Die
Indices librorum prohibitorum. Tübingen 1886 (Bibliothek des litterar. Vereins
Bd. 176) S. 235.
Eine
Imitation andrer Art fand Cranachs Passional in der Kirche des Schlosses
Wilhelmsburg in Schmalkalden. Daselbst ließ Landgraf Wilhelm 1587 durch den
Maler Georg Kronhard an den Brüstungen der Emporen sowie an der Westwand in 40
Bildern (20 Gegenbildern) die Antithesis Christi et Papae der Gemeinde vor
Augen führen. Hier ist jedem Bilderpaare eine Bibelstelle, resp. ein Citat aus
den Dekretalen beigefügt, ferner nach dem Vorbild von C je ein lateinischer
Hexameter und ein deutscher Reim. Hierfür sind die Verse der Ausgabe C
augenscheinlich benutzt. Die Absicht des Buchdruckers Michael Schmuck in
Schmalkalden, die Bilder mit ihren Unterschriften in Holzschnitt weiter bekannt
zu machen (1598), fand am hessischen Hofe keine Unterstützung; sie blieb daher
unausgeführt. 1608 wurden die Bilder aus der Kapelle entfernt und in das Schloß
zu Rotenburg gebracht; 1641 erhielt sie Herzog Ernst der Fromme zu Geschenk und
gab ihnen einen Platz in der Bibliothek auf dem Friedenstein zu Gotha. 1701
hatte noch B. G. Struve die Bilder beschrieben und ihre lateinischen und
deutschen “inscriptiones” veröffentlicht; auch E. Sal. Cyprian hatte sie noch
1718 vor Augen und theilte einen Theil der Inschriften mit. Seitdem sind die,
übrigens künstlerisch werthlosen1 Bilder verschwunden. Die Verse sind außerdem
auch in den Akten des Marburger Staatsarchivs erhalten geblieben.
Vgl.
Observationum selectarum Tom. IV. Halae 1701 p. 184 –188; Tentzel-Cyprian,
Nützliche Uhrkunden, Theil II, Leipzig 1718 S. 257 f.; Otto Gerland, Die
Antithesis Christi et Papae in der Schloßkirche zu Schmalkalden. In der
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte. Neue Folge Bd. XVI S. 189
–201.
Über die
zahlreichen Nachwirkungen des Passionals in der polemischen Litteratur des 16.
und 17. Jahrhunderts vgl. Kawerau, Einleitung S. XXXI f. Zu den dort
verzeichneten deutschen Schriften sei aber noch hinzugefügt:
[Seite 699]
Ҧ A pistle
to || the Christen reader || ¶ The Revelation of Antichrist || ¶ Antithesis,
wherin are compa || red to geder Christes actes || and oure holye father || the
Popes. ||” Randleiste. 104 Blatt in Oktav, letztes Blatt leer; Bl. 2 –102
beziffert. o. O. u. J.
Auf einen
Brief von Richarde Brightwell1 an den Leser (Bl. 2 –12) folgt die Übersetzung
der Schrift Luthers gegen Ambrosius Catharinus (von opp. var. arg. V 313 Et
post regnum illorum an bis 392 destruxisse est; dann 394 von Oremus bis Amen,
Amen) auf Bl. 13 –87. Darauf beginnt Bl. 88 die “Antithesis”, in 78 Antithesen
“Christ” und “The Pope”, bei denen wie im Passional Bibelstellen auf der einen,
Dekretalstellen auf der andern Seite reichliche Verwendung finden. Bl. cijb das
fingirte Impressum: ¶ At Malborow [Marburg] in the lande of Hes || se, The.
xij. day of Julye, An || no. M. CCCCC. xxix. || by me Hans || luft. ||”
Handschriftlich ist dem vorliegenden Druck die Jahreszahl 1559 beigeschrieben.
Exemplar in der Universitäts-Bibliothek zu Göttingen. Vgl. v. Dommer, Die
ältesten Drucke aus Marburg in Hessen 1527 bis 1566. Marburg 1892 nr. 20, der
ein Münchener Exemplar beschreibt; ferner Wilkins, Concilia Britannica III 707.
719. 729 f.
Einzelne
Bilder aus dem Passional, und zwar unter Benutzung der Originalstöcke, fanden
dann noch Verwendung zur Illustration anderer Druckschriften des 16.
Jahrhunderts. In welchem Umfange das geschehen ist, läßt sich nur äußerst
schwierig ermitteln. Uns sind bisher zwei Fälle dieser Art bekannt geworden.
a) Bild 18
(Der Papst, von Kardinälen und Bischöfen begleitet, reitet der Hölle entgegen)
kehrt wieder auf der Titelrückseite der Schrift: “Eyn Clag vnd bitt der
deutschē || Nation an den almechtigen || gott vmb erloßūg auß || dem
gefencknis des || Antichrist. ||” 4 Blätter in Quart, ohne Ort und Jahr
(Wittenberg, 1521).
Vorhanden z. B. in der Fürstl. Bibliothek
zu Wernigerode. Vgl. Neuer litter. Anzeiger 1807 Sp. 224.
b) Bild 13
(Christus lehrend und die Kinder segnend) begegnet uns wieder in “Kirchen
Agenda, || ... || Fuer die Prediger in der Graff, vnd || Herrschafft Mansfeld.
|| ... || M. D. LXXX. ||” In Quart. Eisleben, Urban Gaubisch. Das Bild auf
Blatt 16a. Der Holzstock ist schon sehr abgenutzt und schmierig geworden.
Vorhanden z.
B. in Kiel, Universitäts-Bibliothek.
Unserm
Abdruck liegt A zu Grunde; wo von ihm abgewichen wurde, ist das angemerkt.
Außerdem sind die Lesarten von B einschließlich der sprachlichen und aus dem
sehr selbständig verfahrenden Nachdruck C sämtliche Textveränderungen,
Sprachliches nur in Auswahl angemerkt.2 Ferner ist an der betreffenden Stelle
eine
[Seite 700]
Beschreibung
der vier von C eingeschalteten Bilder (s. o.) gegeben und sind die dazu
gefertigten neuen Unterschriften mitgetheilt. Aus der lat. Ausgabe A sind alle
irgend von dem deutschen Texte abweichenden Stellen angeführt. Die Anmerkungen
beschränken sich darauf, die Citate aus dem kanonischen Rechte in der heute
üblichen Citationsform mit Hinweis anf die Friedbergsche Ausgabe des Corpus
iuris canonici zu geben und außerdem auf Stellen in den vorangegangenen
Schriften Luthers hinzuweisen, welche im Passional anklingen.
Weil aber im
Passional Text und Bilder ein Ganzes bilden, der Text ohne die Bilder nichts
ist, bringen wir als Beigabe zu diesem Bande auch ein vollständiges Facsimile
der Ausgabe A, sowie eine Reproduktion des Ersatzbildes der zweiten
Wittenberger Ausgabe B.
D. G.
Kawerau.
[Seite 701]
Passional
Christi und Antichristi. 1521.
1521
[Seite 701]
Erstes Bild.
[1] Christus.
[ 1 Christus fehlt in C, so auch bei allen
folgenden Bildern 2 wudren B jn C
zů eim koenig C 3 uff ein C
er allein] allein C 4 nit B
koennig C herschen C 5
genediche C]
[2] Do Jhesus
innen wardt, das sie kommen wurden und yhnen tzum konig [3] [Joh. 6, 15.]
machen, ist er abermals uffin bergk geflohen, er allein. Johan. 6. Mein [4]
[Joh. 18, 36.] reich ist nicht von dißer welt. Joh. 18. Die konnige der welt
hirschen [5] yr, und die gewaldt haben, werden gnedige hern genandt, yr aber
nicht [6] alßo, ßonder der do grosser ist unther euch, sall sich nydern, als
der weniger. [7] [Luc. 22, 25, 26.] Luce 22.1
Zweites Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt in C, so auch bei allen
folgenden Bildern 2 obirkeyt B
keyserthumb B 3 uß unserem C
keysertumbs B ßo —
vorledigt] so das ledig stodt C 5 geystlichē ABC 6 keyser B erhebt B jrhebet C 8 verachten C
2 Nos eam [l.
ea] ex superioritate quam ab Imperio non est dubium nos habere A 6 prius
praedixit: Venturos pseudoprophetas dominationem contemnentes A]
[2] Auß obirkayt,
die wir sonder tzweyffell tzum keyßerthumb haben, und auß [3] unßer gewalt,
seynt wir des keyßertumbs, ßo sich das vorledigt, ein rechter [4] erbe, cle.
pastoralis ad fi. de sen. et re iudi.1 Summa summarum. Nichts [5] anders ist in
des Bapsts geystlichen rechte tzu finden, dan das es seynen abgot [6] und
Antichrist2 ubir alle keyßer, koenig und fursten irhebet, als Petrus vorgesagt
[7] hat: ‘Es werden kommen unvorschambte Bischoff, die die weltlich herschafft
[8] [2. Petr. 2, 1. 10.] werden vorachten.’ 2. Pet. 2.
[Seite 702]
Drittes Bild.
Christus.
[ 2 ein kron C doerner B dornen C uff C 3 haupt getruckt C darnoch C]
[1] Die
soldner haben geflochten eyne kronen von doernen und auff sein [2] heubt
gedruckt, darnach mit eynem purper kleydt haben sie yn bekleydet. [3] [Joh. 19,
2.] Johan. 19.
Viertes Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt B 2 2 gezyrd, und allen
C 3 purpur BC 4 cxvi. AC 116 B 5 zů enthalten C erdicht widder B 6 bruchlich C 7
soelche C
2 coronam
Imperialem: Phrygium: chlamydem purpuream: tunicam coccineam: et imperialia
indumenta et sceptra A 5 historias et annales A]
[2] Der
Keyser Constantinus hat uns die keyserlich krone, getzirde, allen [3] andern
geschmuck in massen, wie yhn der keyser tregt, purper cleyt, alle andere [4]
cleyder und scepter zutragen und tzubrauchen geben. c. Constantinus xcvi. dis.1
[5] Solche luegen haben sie yre tyranney tzu erhalten erticht wyder alle
historien [6] und kuntschafft, dan es ist nit brauchlich geweßen den Romischen
Keysern ein [7] solche krone tzutragen.
[Seite 703]
Fünftes Bild.
[1] Christus.
[ 2 eüwer fueß hab C eüwer C 3 under C fueß C 4 thon C 5 nit C 6 yhn B 7 seind
C
7 A lässt die
Angabe der Bibelstelle fort]
[2] Szo ich
ewre fueße habe gewaschen, der ich ewir herr und meyster bin, [3] vill mehr
solt yr einander unter euch die fuße waschen. Hiemit habe ich euch [4] ein
antzeygung und beyspiel geben, wie ich ym than habe, alßo solt ir hinfur [5]
auch thuen. Warlich warlich sage ich euch, der knecht ist nicht mehr dan [6]
seyn herre, ßo ist auch nicht der geschickte botte mehr, dan der yn gesandt [7]
[Joh. 13, 14 –17.] hat. Wist yr das? Selig seyt yr, ßo yr das thuen werdent.
Johan. 13.
Sechstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 2/3 Der Bapst fleisßt sich etlicher tyrannen
vnd haeydinischer fürsten misßbruch nach zů folgen, die ire fueß zů
küssen dar reichen, damit es C
kueßen B 4 dißer B 6 Ditz kussens] Soellichs küssens C unuerschempt C 7 sumus C]
[2] Der Babst
mast sich an itzlichen Tyrannen und heydnischen fursten, ßo [3] yre fueß den
leuten tzu kußen dar gereicht, nach tzuvolgen1, damit es waer [4] werde das
geschrieben ist: ‘Wilcher dießer bestien bilde nicht anbettet, sall [5]
[Offenb. 13, 15.] getoedt werden’ Apocalip. 13.
[6] Ditz
kussens darff sich der Bapst yn seynen decretalen unvorschembt [7] ruemen. c.
cum olim de pri. cle. Si summus pon. de sen. excom.2
[Seite 704]
Siebentes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 moer C deinen B hamen] angel C unnd den ersten C 3 darinnen C gulden] müntz pfennig C 3/4 gib — vor]
gib für C 5 oberkeyt C 6 tzu steht B 6/7 ad Romanus B]
[2] Gehe hyn
tzum mehr und laß yn dynen hamen, dem ersten fisch, der sich [3] uff wirfft,
thue das mauel auff, dorinnen wirstu finden einen gulden, den gib [4] [Matth.
17, 27.] tzu tzoll vor mich und dich. Mat. 17.
[5] Gebt der
obirkeyt, die das schwerdt yn iren henden hat, seyne gebuere, [6] den tzinß,
wem der tzinß tzustehet, den tzoll, dem er geburdt. Paul. ad [7] [Röm. 13, 4.
6. 7.] Roma. 13.
Achtes Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt B 4 oder C 5
interdictis BC 6 bezalen C erlaubnüß
C 7 zerrissen C 8 decretal C
2 Decernimus
[fehlt: non licere iis] qui Iurisdictionem temporalem obtinent A 3 Ecclesiis
vel personis ecclesiasticis A 4 pro domibus, praediis vel quibuscunque
possessionibus A 5/6 des gleychen — erleubnis fehlt A 8 impiarum et
Antichristianarum decretalium A]
[2] Wir
setzen und ordnen, das den mit nicht getzimen sall, ßo den weltlichen [3]
gerichts tzwangk haben, stewir und schoß den geystlichen personen ufftzulegen
[4] ader den tzu forderen von yren hewßern und allen andern guttern, [5] bey
der puß des schweren bans und interdicts, des gleychen sollen die geystlichen
[6] dieße alle nicht tzalen sonder unßer erleubnis, c. i. de immunit. eccle.
[7] li. vi.1 Alßo hat der Bapst gots gebott durch seyne gebott tzurissen, welchs
[8] seyner unchristlichen decretael eynigs werck ist.
[Seite 705]
Neuntes Bild.
[1] Christus.
[ 2 Christus aber B Christus — yn] Wye wol Christus jn C 3
—5 geewsert — todt] genydert, und by den armen krancken menschen gewondt, sich selbs
gedemyetigt und gehorsam gesein untz in todt. C 3 genydert B]
[2] Christus
ab er wol yn der gotlichen form war, dennoch hat er sich des [3] geewsert, sich
gnydert und geberdet wie eyn knecht, gleich den andern menschen [4] antzusehen
und befundenn eyn mensch, der sich gedemuetiget hat. Unnd ist gehorsam [5]
[Phil. 2, 6 –8.] geweßen biß ynn den todt. Philippenses 2.
Zehntes Bild.
[1]
Antichristus.
[ 2 tzu B zů vil, dz C 3 gedeyet B yhm B demuetiget, würt gern im regiment
veracht C 5 Also — glosa] Glosa spricht C
narren und unverstendigen C
dz ist so vill, C 6 streng C
veil B 6/7 ßo — uns] so halten sie unser mandat und verbott jnn forcht C
2 dum enim
nimium servatur humilitas, regendi frangitur autoritas A]
[2] Der bapst
meynt, es sey seynen ehren tzue nahe, das er sich demuetige, [3] dann der sich
tzu fast demuetiget, gedeyget ym ynn dem regiment tzuvorachtung. [4] c. quando
86. distinc.1
[5] Alßo sagt
die glosa: ‘das ist waer bey denn narrenn’2, das ist, ßo vil [6] mann muß
gestreng ubir die deutschenn narren3 regiren, ßo halten sie vill [7] von uns.
[Seite 706]
Elftes Bild.1
[1] Christus.
[ 3 folge mir noch. C. 5 Creütz C selbest B zů der stat C Calvaria C 6 genant C
2 Ihesus
fatigatus ex itinere sedebat sic supra fontem. A Iohan. XIX. A]
[2] [Joh. 4,
6.] Als Jhesus ist ein weytten wegk gangen, ist er mued worden. Johan. 4. [3]
Der mir wil nach volgen, der nem seyn Creutz uff sich und volge mir. [4]
[Matth. 16, 24.] Mathei 16.
[5] Er hatt
ym seyn Creutze selbst getragen und ist tzu der stell, die Calvarie [6] [Joh.
19, 17.] gnant wirdt, gangen. 19.
Zwöfstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 3 dir Bapst A 4 vormaladeyet AB vermaladeyet
C 4/5 gibt. Also tregt nun der C 5 das jn die getaufften C 6 mussen B
5 ut
baptisati Christiani cogantur eum humeris suis portare. A]
[2] Das
capittel ‘Si quis suadente’1 und dergleychen tzeygt gnug an, wie [3] gerne der
Bapst das creutz der wyder wertigkeyt duldet, so er alle die ihenen, [4] die
hand and die pfaffen an legen, vormaledeyet und dem teuffel gibt.2 Und [5] alßo
ouch tregt der Bapst das creutz, das ynnen getauffte Christen uff yren [6]
achsselen tragen muessen.3
[Seite 707]
Dreizehntes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 muß auch B 3 Sinagogen B
2 Et erat
predicans A (nach Vulg.)]
[2] Ich mueß
ouch andern stetenn predigen das reych gots, dan ich von des [3] wegen gesandt
byn und hab gepredigt yn den Synagogen durch Gallileam. [4] [Luc. 4, 43. 44.]
Luce 4.
Vierzehntes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt B 2 geschicht BC 2 —5
Es geschicht offt, das die Bischoeff uß geschefft jrer herlicheit, pomp, kryeg
und ander zůfaell, sich des predigen entschlagen muessen. Dan so moegen
sye C 4 moegen B peedigens A bistumb B 5 moegen B für C cerera A 6 synd C 7 vētris. 3. und
A 8 gůt B
2 propter
suas occupationes multiplices, vel invalitudines corporales, aut hostiles
incursus, aut occasiones alias, ne dicamus defectum scientiae, quod in eis
reprobandum est omnino A 7 Venite sumamus vinum et impleamur ebrietate, et erit
sicut hodie sic et cras, et multo amplius A (nach Vulg.)]
[2] Es
geschiecht offt, das die Bischoff mit vielen hendeln beladen seyn unnd [3] von
wegen Irer fhedenn, auch tzun tzeytten konnen sies nit, das dan nit seyn [4]
soll, mogen des predigens nit gewarten, ßonderlich wan yre bisthumb groß [5]
seint, dan mogen sie andere vor sich bestellen, die do predigen c. Inter cetera
[6] de offi. ordina.1 Das seynd die bischoff, die yres ordenlichen ampts vergessen,
[7] sint warden animalia ventris, und sprechen: ‘kommet und last uns schlemmen
[8] [Jes. 56, 12.] und temmen und alßo fur und fur gut leben haben’. Esai. 56.
[Seite 708]
Funfzehntes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 gruben B 3 fůn C haupt C ob C 4 unser C armuet B
5 Scitis
gratiam domini nostri Ihesu Christi, quoniam etc. (wörtlich nach Vulg.) A]
[2] Die fuchß
haben yre grueben und die fogell der lufft ire nester, Aber [3] [Luc. 9, 58.]
der son des menschen hat nicht, do er sein heubt legte. Lu. 9. Dießer ab er [4]
wol reich war, dennoch umb unsert willen ist er arm worden, und seyn armut [5]
[2. Cor. 8, 9.] hat uns reych gemacht. 2. Cor. 8.
Sechszehntes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt AB 4 soll C 4/5 etwandt
AB entwendt C 5 gutt B dißem B 6
adder vordirbet B oder verdribt [sic], der wirt C 7 auch B 8 gut B ob schon BC darubir B darüber C
2 Absolvimus
ab omnibus iuramentis et ne illa serventur vetuimus tam Archiepiscopum
Trevirensem, quam eius prepositum et omnes qui tunc temporis capti se illis
quoquomodo obligaverunt etc. hoc in mandatis damus, ut spirituali simul et
materiali gladio tamdiu malignos illos eorumque fautores insequantur, quousque
cum integritate possessiones vel quaecunque res ecclesiastice hoc facto vel
quocunque pacto distractae vel direptae sunt, revocentur. A 5 fideliter mortuus
fuerit A 7 omni. Novit omnipotens, si quilibet vestrum morietur, quod pro
veritate fidei et salvatione patriae et defensione Christianorum mortuus est et
ideo ab eo praemium caeleste consequetur. Scilicet hoc est etc. A]
[2] Wir loßen
auff alle eyde, die die geystlichen tzu gefengknis gelobet haben, [3] unnd
gebieten, das mann nit allein mit geystlichemm, ßonder auch mit dem [4]
weldtlichem schwerdt Ire guetter beschutzen sall, so lang biß das sie yr
entwandt [5] guet widder haben 15. q. 6. c. Auctoritatem,1 und der ynn dießem
[6] krieck stirbt adir vordirbt, wirdt erlangen das ewig leben 23. q. 5. c.
omnium2 [7] et q. 8. c. omni.3 Das heyst ßeyns guts gewiß sein, das mans ouch
vor [8] guet acht, ab schoen Christenn bluet dorubir vorgossen wirdt.
[Seite 709]
Siebzehntes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 Nim war, dein koenigk C 3 uff eim C arm und] arm, C 4 todt C
2 Matth. xxi
et Iohann. xxi. Sic venit A (dafür fehlt Ioh. 12 am Schlusse)]
[2] [Matth.
21, 5.] Sich an, dein konigk kompt dir demuetigk uff einem iungen esel. Mathei
21. [3] Alßo ist Christus kommen, reyttendt uffinn frembden esell, arm und
sanfftmůtigk, [4] und reydt nicht tzu regiren, ßonder uns allen tzu eynem
seligen todte. [5] [Joh. 12, 15.] Johannis 12.
Achtzehntes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristi AB 2 koennig C bezeygen C 2/3 uff jren koepffen C 3 c.
duo C 5/6 constantinus 10. c. 6. dis. AB 1 constantinus. 96. dis. B2 (der
Fehler in AB 1 entstand dadurch, dass in der Handschrift x. c. vi. [= 96]
geschrieben gewesen sein wird) 7 fürgesetzt C ex vag ABC 8 Johannis 22 fehlt C
2 corona in
capite A 4 Imperator debet stator eius esse et frenum equi eius tenere, ut
pontificalis apex non vilescat A 5/6 96. dist. c. Constantinus A]
[2] Die
geystlichen seint alle konnige, unnd das betzeygt die platten uffim [3] kopffe.
duo 12 q. 1.1
[4] Der Bapst
magk gleych wie der keysser reytten, und der keyßer ist seyn [5] thrabant, uff
das bischofflicher wirden gehalt nicht gemindert werde. c. constantinus [6] 96.
dis.2
[7] Der Bapst
ist allen volckern und reychen vorgesatzt ex. vag.3 super [8] gentes Johannis
22.4
[Seite 710]
Neunzehntes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 ewern gürteln C 3 auch BC noch schůch C Matthei B 4 weder C 5 Wo ist dan̄
Patrimonium und erbgůt Petri.
2 Non peram
in via A]
[2] Ir solt
nicht haben golt nach silber, nicht gelt an ewirn gorteln, keyne [3] [Matth.
10, 9. 10] taschen, ouch nit tzwen roeck nach schueh, nach eyn wanderstab.
Math. 10.
[4] [Apgesch.
3, 6.] Sanct Peter sagt: ‘Ich habe wyder golt nach silber’ act. 3.
[5] Ubi ist
dan Patrimonium Petri?
Zwanzigstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 2 auff B geringe C gewycht C 5 on C
2 Episcopi
non in castellis neque in modicis civitatibus debent constitui, ne vilescat
nomen Episcopi, sed ad honorabilem locum titulandus est et denominandus
Episcopus A
5 Sanctorum
Canonum statutis consona sanctione decernimus, ut sine titulo facta ordinatio
irrita habeatur A]
[2] Keyn
Bischoff sall uff eyn gering und kleyne stadt geweyet werden, [3] ßondern tzu
eynem erlichen titell gesatzt und hoch geehret sein. 80. dis. c. [4] Episcopi.1
[5] Wir
ordnen, das keyne weyhung ane gnugliche vorsorgung krefftig sey. [6] 70. dist.
sanctorum.2
[Seite 711]
Einundzwanzigstes
Bild.
[1] Christus.
[ 2 sych hie oder do C 4 Alle die eren C 5
Esaie 21 ABC
5 Esaie. XXIX
A]
[2] Das reich
gots ist nit yn ewsserlichen geberden, sye hie aber1 do ist [3] [Luc. 17, 20.
21.] Christus, besonder das reich gots ist innerlich yn euch. Lu. 17. Warumb
habt [4] ir das gebott gots ubirtretten von menschen gesetz wegen? Alle ehren
mich [5] [Matth. 15, 2. 9., Jes. 29, 13.] vorgeblich, die do menschen lere und
gebot halten. Mat. 15. Esaie 29.
Zweiundzwanzigstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt AB 2 gentzlich C 4
pfrůnden C münchen C yr B 5 gutt B 6 gleich als weren C 6/7
kirchen gots C 7 widder B 8 vorlogne B verlogne C
4 coronis A
beneficiis, sectis, ordinibus, monachis A 5 Ecclesiam Catholicam A 6 prophani
sive laici A 8 ante praedixit: In novissimis temporibus discedent quidam a
fide, prohibentium nubere, abstinere a cibis. i. Timo. iiij. A]
[2] Des
Antichrists reich ist gantzlich in ewßerlichem weßen, was sagt des [3] Bapsts
recht anders dan ordnung vonn kaseln, cleydern, platten, feyertagen, [4]
weyungen, pfreunden, secten, monchen und pfaffen, und nennen sich, yre habe [5]
und gutter ‘geystlich guet’, sich allein ‘die christlich kirche’, die pfaffen
‘das [6] außerwelte volck gots’, gleich sam weren die leyen nicht in der
kirchen unnd [7] gots, Wyder alle schrifft, ubir das vorbeut er die speyße,
ehe, wie dann Paulus [8] vorgesagt hat: ‘Es werden kommen vorlougne geyst und
solche ding vorbieten’. [9] [1 Tim. 4, 1. 3.] 1. Timo. 4.
[Seite 712]
Dreiundzwanzigstes
Bild.
[1] Christus.
[ 1 Christus fehlt AB 2 fundem B v'keuffer C schaeff B tawen C 4 auß dem C getriben C 5 umkert C tawen verkofften C
3 quasi
flagellum A 5 Auferte ista hinc A]
[2] Er hat
funden ym tempell vorkauffer, schaff, ochßen und tawben, und [3] wechsler
sitzen, und hat gleich ein geyssel gemacht von stricken, alle schaeff, [4]
ochßen, tauben und wechßler außem tempell trieben, das gelt verschuet, die
tzall [5] bredt umkart, und tzu den, die tawben vorkaufften, gesprochen: ‘Hebt
euch hin [6] mit dießen! auß meins vatern hauß solt ir nit ein kauff hauß
machen’. [7] [Joh. 2, 14 –16., Matth. 10, 8.] Joh. 2. Ir habts umb sunst,
darumb gebts umb sunst. Mat. 10. Dein gelt [8] [Apgesch. 8, 20.] sey mit dir yn
vordamnuß. Act. 8.
Vierundzwanzigstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[Erster
Abschnitt]
[ 1
Antichristus fehlt AB 4 dispensation BC 5 Bisthum BC loest auff BC 6 zerritzt er dz wider C
8 zuhoeren B hoeren, gleich wie C
niemants B 8/9 sol im dorin reden C
4 Commutat et
subvertit A 5 episcopatus, beneficia A 6 sancit iura et rursum eadem pro
pecunia rescindit, refert in numerum divorum sanctos sive Canonizat A 8 Et
nemini est permissum de sedis Apostolice iudicio iudicare vel retractare A]
[2] Hie sitzt
der Antichrist ym tempell gots und ertzeygt sich alß got, wie [3] [2. Thess. 2,
4., Dan. 11, 36 ff.] Paulus vorkundet 2. Thessal. 2., vorandert alle gotlich
ordnung, wie Daniel [4] sagt, unnd untherdruckt die heylig schrifft, vorkeufft
dispensacion, Ablas, Pallia, [5] Bisthumb, lehen, erhebt die schetz der erden,
Lost uff die ehe, beschwerdt die [6] gewissenn mit seynen gesetzen, Macht recht
und umb gelt tzureyst er das, Erhebt [7] heyligen, Benedeyet und maledeyet yns
vierde geschlecht und gebewt ßeyn [8] stym tzuhoren gleych wie gots stym c. sic
omnis dis. 19.1 und nimants sall [9] ym eynreden 17 q. 4. c. nemini.2
[Seite 713]
In Ausgabe C
[u. D] folgen jetzt die eingeschalteten Bilder: 1.
[ 3 und fehlt
C (Vulg. Beatus et sanctus) sein
heil C (Vulg. partem)]
Wiederholung
des neunzehnten Bildes (oben S. 710). Darunter:
[1] Machent
üch schaetz im himmelreich, do weder schab noch rost, do euch kein [2] [Matth.
6, 20., Offenb. 20, 6.] dieb stilt oder ußgrabt. Matthei 6.
[3] Selig ist
der und heylig, der sein theil hatt in der ersten ufferstentnüsß. [4] Apoc. 20.
2.
Vom
Hintergrunde her naht sich ein Monstranz tragender Geistlicher, vor ihm der
Ministrant mit zwei Klingeln, hinter ihm ein Bischof und zwei Prälaten. Ein
Mann fällt vor dem Allerheiligsten auf die Knie. Vorn rechts1 der Papst, das
Kreuz auf einem großen Sack aufpflanzend, der die Aufschrift trägt: “vmb gelt
ein sack vol ablaß”. Darunter:
Wyhrouch,
saltz, wyhwasser, esch und den segen teylen uß ryhlich eweren underthonen, und
entpfohen dargegen wein, korn, zinß, rendt unnd gült. Verkouffen der heyligen
gebeyn, stifften walfarten. Nur das der sack voll werd. Wann die Römisch kirch
begert das schoff nit on die woll.
3.
[ 1 stan̄
(stann oder stand?) C 4 sein feel C]
Christus mit
dem Schäflein auf den Schultern unter einem Baume, zu seiner Linken nahen sich
Bittende; unten zwei kleine Schafe. Darunter:
Ich binn ein
gůtter hyrt, gang meinen schaeflin vor, stand bey inen, weyd sye, setz
mein seel für sye. und ob schon der wolff kompt, so verlaß ich sye nit. [Joh.
10, 4. 9. 12.] wann ich nit ir tagloener binn. Joh. 10. Groesser lyebe hat
niemant, dann so [Joh. 15, 13.] einer sein seel für seine freünd setzt. Joh.
15.
4.
Der Papst als
Wolf in ein Haus tretend, in welchem ein Bauer gebunden auf einem Tische liegt,
den Geistliche und Mönche, Menschenknochen in den Händen tragend, umgeben. Der
Gebundene speit all sein Geld von sich. Darunter:
[Matth. 7,
15.] Habent acht uff die falschen propheten, bekleidt mit schoffwoll, von inen
zuckend woelff. Lond uns den armen drucken, quetschen, toedten und fressen, im
[Matth. 23, 4.] grosse bürdy ufflegen, die wier nit mit eim finger anruerten.
Der buren verderbnüsß unser herrlicheit.
[Seite 714]
Fünfundzwanzigstes
Bild.
[1]
Christrus.
[ 1 Christus fehlt AB1 2 uffgehaben C 4 geen
himmel C 6 wo C
6 me sequatur
A]
[2] In yren
ansehen ist er auffgehaben, und die wolcken haben ynn hinwegk [3] genommen von
yren ougen. Dißer Jesus, der von euch yn himmel auffgenommen [4] ist, wirdt
alßo wyder kommen, wie yr ynn gesehen habt tzu himmel [5] [Apgesch. 1, 9. 11.,
Luc. 1, 33.] fharen. Act. 1. Seyn reych hat keyn ende. Luce 1. Wer do mir
dient, der [6] wird mir nach volgen, und wu ich bin, do wirt meyn diener ouch
ßeyn. [7] [Joh. 12, 26.] Johan. 12.
Sechsundzwanzigstes
Bild.
[1]
Antichristus.
[ 1 Antichristus fehlt AB1 3 verfürt C 4
angebet haben, und sint C tieffe C
5 uff dem C 6 offenbor C
2 bestia et
cum eo [so] pseudopropheta et qui fecit A 4 ignis et ardentis sulphuris A
(sonst nach Vulg.)]
[2] Es ist
ergriffen die Bestia und mit yr der falsch prophet, der durch sie [3] tzeychen
than hat, do mit er vorfurdt hat die ßo ßeyn tzeychen von yme genommen [4] und
sein bildt angebet, ßeynt versenckt yn die teuffe des fewirs und [5] schweffels
und seynd getodt mit dem schwerdt des, der do reydt uffim weyssen [6] [Offenb.
19, 20. 21.] pferdt, das auß seynem mauel gehet. Apocal: 19. Danne wirdt
offenbar [7] werden der schalckhafftige, denn wirdt der herr Jesus toeten mit
dem atem [8] ßeyns mundts, und wirdt yn sturtzen durch die glori ßeyner
tzukunfft. 2. ad [9] [2. Thess. 2, 8.] Tessa: 2.
[Seite 715]
[ 1 Beschlusß
und schirmred diß buechlins. Seyt ein jetzlich C itzlich B buch B 2 begreyff C 4 widder B 5
Bepstlichem B Bepstlichen geystlchen C 6 tzimlich B auch B 9/10 Statt der Schlussworte hat
C:
Ir frommen
Christen habt gedult
Und gebt nit frevel mir die schult,
Als hett ich
selb diß bůch erdicht:
Christus und bapst seind zsammen gricht.
Verhoeren
beyder recht und leer
Und bsehen baepstlich widerweer,
Ob er nit sey
der Antichrist,
Der gaentzlich Christo wider ist.
☞ Das man dem sündfluß mich entzuckt
Bin ich in Noes arch getruckt.
5 non solum
tanquam licita, sed etiam tanquam Leges et canones inveniantur A 6 Est autem
hic libellus hoc potissimum nomine editus, tantum ad notificandum breviter
fundamentum spiritualis carnalis iuris, precipue pro communi et publica
utilitate totius Christiani orbis. Haec aequi bonique consulite, Brevi meliora
sequentur A]
[1] Sint eyn
ichlich schandt buech und famosus libellus nit mag genendt [2] werden, es
begreyfft dan yn sich schandtlich laster und unthate, ßo ist offentlich, [3]
das ditz buchle nit mag vor ein schand buch gehalten werden, nach durch [4] die
gebot, ßo wyder die schand schrifft außgangen, vorbotten seyn, dieweyl [5]
alles das hirinnen steht, Inn dem Bebstlichem geistliche rechte nit allein alls
[6] tzimliche dingk, sonder ouch als gesetze tzu befinden, unnd ist vornemlich
außgangen [7] alleyne des geystlichenn fleischlichenn rechts grundt yn eyner
summe [8] und kurtzlich antzutzeygen, gemeynem nutz der Christenheyt forderlich
tzu guthe.
Nembt alßo
vorgut:
Es wirdt
baldt besser werden.1
[Seite 716]
(Zu Bd. 8,
255 ff.)
[Einleitung]
1893
[Seite 716]
Wie bereits
oben S. 226 ff. bemerkt worden, enthält der Codex XX C, q, 140 der
Stadtbibliothek in Danzig die den Originaldrucken “Von den guten Werken” und
“Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers. Ein Gegen-
Urtheil D. Luthers. Schutzrede Philippi Melanchthon wider dasselbe Parisische
Urtheil für D. Luther.” zu Grunde gelegten eigenhändigen Manuskripte Luthers.
Indem für die
Beschreibung der Handschriften und für die beim Abdruck der Originale befolgten
Grundsätze auf die a. a. O. gegebenen Darlegungen verwiesen wird, ist für den
nachfolgenden Text der Schrift “Ein Urtheil der Theologen zu Paris” u. s. w.
nur noch besonders anzumerken, daß an den Stellen, wo in dem Manuskript die
Bogenbezeichnungen fehlen, neben den eckigen noch runde Klammern eingesetzt
siud, und daß die von dem Reformator herrührenden Bemerkungen am rechten und
linken Rande seiner Schrift unter dem Text, mit a), b) u. s. w. markirt, ihre
Stelle haben. Falls diese Randglossen durch das spätere Beschneiden der
Manuskripte (vgl. oben S. 226) Einbuße erlitten haben, und sich aus dem Urdruck
nicht ergänzen lassen, sind Punkte anstatt der fehlenden Worttheile eingesetzt.
Vgl. D.
Martin Luther, Ein Urteil der Theologen zu Paris über die Lehre D. Luthers. Ein
Gegenurteil D. Luthers. Schutzrede Philipp Melanchthons wider dasselbe
Parisische Urteil für D. Luther. (1521.) Aus der Originalhandschrift
herausgegeben von Lic. Dr. Nicolaus Müller. (Neudrucke deutscher
Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts Nr. 103) Halle a. S. 1892.
Lic. Dr.
Nicolaus Müller.
[Seite 717]
[1] [(A 1a]
Eyn Vrteyl der Theologen ||
[2] zcŭ
Pariß Vber die || lere D Lütherß || Eyn Gegen Vrteyl.
[3] D.
Lutherß || Schütz rede Philippi Melanchthon || widder
[4] das selb
parrisisch || Vrteyl. fur D Luther ||
1521
[Seite 717] [
18 sey. 1521. 19 schrifft 21 Sanctus]
[5] [(A 1b)]
D Martinǔs Luther Vorrehde
[6] Auff das1
aüch die deutschen sehen. wie 2 die Theologen nit alleyn ynn [7] deutschen3.
ßondernn ynn4 [allen landen]: alß durch eyn gemeyne plage [8] sind5 wansynnig
worden. hab ich der von Pariß vrteyl widder mich aüßgangen. [9] selb
vordeutscht. geachtet es sey nit nott. geweßen, yhn tzu anttwortten. [10] Szo
gar vorblendt seyn sie alle sampt das sie nit kūnen vorstehen Was man [11]
von yhn begerdt. Ich hab nit begerd von yhn tzu wissen. was yhr meynǖg
[12] sey: wilch ich tzuuor wol gewißt vnnd angefochten hab. Ich frag nach dem
[13] grund yhrer meynūg auß der heyligen schrifft. ßo faren die lieben
laruen [14] eynher. vnnd an statt. des grunds. tzeygen sie an was sie hallten.
alß hett [15] das tzuuor niemant gewist. Vnnd geht gleych hietzü. alß wenn ich
sie fragt [16] Wo kumpt Pariß her? . vnnd sie anttwortteten myr. Pariß ist eyn
stadt. [17] da mit sollt meyner frag geanttworttet seyn. Sind das nit
finsterniße die [18] man greyffen mag. ßo weyß ich nit was finsterniße sey.
[19] [(A 2a)]
Der Dechan vnnd doctores der heyligen schriff der vniuersitet tzu Pariß.
[20] allen
Christglewbigen. heyl. mit reyner lieb der warheytt
[Erster
Abschnitt]
[21] S. Paul9
das außerwelete vasß. vnnd Euāgelischer Basaüner vnnd lerer [22] der
heyden. da er seynen junger Timotheum vnterrichtet. das er sich sollt [23]
ertzeygen [fur] Gotte. eynen werckman. der sich seyniß wercks nit schemen [24]
durfft ßondernn bewerdt were..6 vormanet er yhn er sollt meyden vngeystliche
[25] vnnd vn nütze geschwetz darumb das die selben fast7 helffen tzu dem8
gottloßzen [26] weßen. Denn wo sie eyn mal gefasset werden ßo kreucht die
vorgifft [27] weytter. vnnd9 die frisscheytt der christlichen lere vortirbt.
Seyntemal die [28] lere der ketzer.10 wo sie ettwa. die hertzen der eyn
felltigen eyn nympt. ßo [29] durchgeüsst sie sich alltzeytt weytter vnnd durch
betriegliche vorwicklung des [30] yrthumß gleych alß durch eyn11 tzehen12 vogel
leym sie eyn wicklet. vnnd
[Seite 718]
[ 17
pestilentzischt 29 Hierzu am Rande: Merck der gutter dißes lebens 36
auffrechten]
[1] mit der
tzeytt. von der warheytt stortzt. ynn altzu grosses vngottlichs weßen. [2] Vnnd
gleych wie1 die seüche der krebß genant. schleycht sie. Wilcher. ßo er [3] eyn
lebenden leyb ergreyfft: horet er nit auff: ymer das nehst dabey eyn[tzü] [4]
nemen: biß er yhn gar vorterbet. Dießer ding kan man leychtlich [5] [(A 2b)]
viel exempel ertzelen. Denn da die Christliche kirch2 die brawt [6] Christi.
noch jung war. vnnd anhub tzu blühen: erhuben sich lugenhafftige [7] menner
vnnd gottloße. wilche von der warheyt außgefallenn yhrn glawben [8] vmbstortzen
yhn furnamen. alß da waren. Hermogenes. Philetus. Hymene9. [9] Vnnd nach yhnen3
Ebion. Marcion: Apelles. dar nach. Sabellius. Arrius [10] Manicheus.. Da sie
aber allt worden ist. vnnd itzt hartt vor vnßern̄n̄
tzeytten. [11] Valdo. Vigleff. Johannes Huß Alßo auch tzu vnßern̄n̄
tzeytten: von dem [12] selben4 der otterschlangen geschlecht: sind auffgangen:
leyder. boße kinder.. [13] die der schonen mutter. die widder fleck noch
runtzelln hatt, yhr band der [14] eynickeytt. vilspelltig tzu reyssen. sich
mühen: Warlich sie sind gleych den jungen [15] otterschlangen. Denn gleych wie
die selben: yhrer mutter leyb tzu fressen. [16] vnnd gehen nit erauß. biß sie
die mutter todtet haben. . Alßo diße auch: [17] durch5 todlich yhrer lere6 vnnd
pestilentzisch vorgifft. vnnd manicher ley [18] frucht yhr newen fundle: eben
da mit sie7 [yhrer mutter der kirchen.] helffen [19] vnnd sie ehren. geachtet
werd.: so todten sie die selben viel mehr. ßo viel ynn [20] yhnen ist.. wie wol
sie vntodlich ist. Vnnd ob sie wol sind. der magd vnnd [21] vnehliche kinder.
ia des teuffells getzichte: leyden sie doch nit die freyen ehlichen [22] kinder
der mutter der kirchen biß das sie die selben. mit yhren gifftigen leren [23]
vorgifftigen vnnd vorlipten pfeylen8 durch quellen. Thun nür vleyß. wie [24]
sie9 die schonheytt [vnnd tzierde] der mütter beflecken [(A 3a)] vnnd
vorsehren. [25] Wilcher angesicht doch alltzeytt ist vnnd bleybt voller gunst.
vnnd [26] aller schonester gschmück Denn sie ist. alß eyn kunygynn die da stett
tzu der [27] rechten. yhrß brewdgamß. ynn eynem gulden kleyde vmbgeben mit
bündwerck. [28] der gesetz. der cerimonien der sacramenten. vnnd aller guter.
die tzu dißem [29] vnnd dem ewigen leben nutz sind: Derhalben horen sie nit
auff. die selben [30] tzureyssen. mit yhren10 vollgifftigem schreyben vnnd
reden.. vnnd nach müglichem [31] vleyß die selben tzuuorstellen. erbeytten
[32] Vnter
wilchen ist eyner. wol der vor nehmist genant Martinüs Lüther: [33] ßo viel man
auß vielen seyner schrifften. die vnter seynem namen aüßgangen [34] sind:11
abnehmen mag. ßo anderß dem Tittel tzu glewben ist. Der selb: [35] gleych, dem
vbirtretter Ahiel: wilcher die statt Jericho widderbawet: widder12 [36] die
vorpannǖg Josuȩ. will er auch widder auffrichten der vor genanten
[Seite 719]
[ 4 Hierzu am
Rande: Eyn große sund widder vniuersiteten handlen. 12 bezwungen 13 vbirwunden
18 wenn 26 geystlicheytt] geschicklicheit 30 O wie bis Dechan... fehlt]
[1] ketzer
lere. datzu new erfunden: Vnnd die weyl er nit hatt gelerntt. messiglich [2]
weyß tzu seyn..1 [vormist] er alleyn. mehr tzu wissen. denn alle ander. die [3]
ynn der kirchen sinda ) vnnd geweßen sind.. Denn er ist ßo kün geweßen das [4]
er seyn dunckel hatt furgesetzt allen vniuersiteten2 datzu vorachtet er der
allten [5] vnnd heyligen3 lerer der kirchen spruche vnnd [das er den hauffen
seyneß [6] vngotlichen weßens mehre] die satzüng der heyligen Concili . meynett
er4 [7] lahm tzu machen. gerad alß hett Gott alleyn eynem Luther furbehallten.
die [8] ding. die den glewbigen tzür selickeytt nod sind. [wilche die kirche
ynn vorigen [9] tzeytenn nit hette gewist] Vnnd5 gerad alß hette [(A 3b)]
Christus seyne [10] brawd biß auff dieße tzeytt. ynn finsterniß vnnd blindheytt
der yrthum vorlassen b ) [11] O eyn gottloße vnnd vnuorschampte
vormessenheytt.6 die man mit [12] kercker. bann. ia [mit] fewr vnnd flammen
sollt betzwingen. mehr den mit [13] vornǖfft vbir windenn
[14] Ists nit
war. das der alßo hellt vnnd schreybt. der vorleügt die hewbtstück [15] des
Christen glawbenß? vnnd bekennet offentlich.7 eyn gottloß weßen? [16] Ists nit
war, er bekennett sich selb eyn gottloßen vnnd vnglewbigen der dem [17]
gemeynen glawben: den heyligen lerern der kirchen: vnnd den heyligen [18]
Conciliis. tzu glewben. wegert Wem wollt der glewben. der do vorsagt tzu [19]
glewben der Christlichen kirchen?.c ) Odder wie mag man yhn fur Christlich [20]
achten. der die kirche nit horet? Szo doch auß dem münd der warheytt [21]
gesagt ist. Horet er die kirchen nit. ßo sey er dyr. wie eyn heyd vnnd [22]
publican.
[23] Aber das
ist eyn eygentliche vnsynnickeytt der ketzerd ) das sie die schrifft [24]
tzwingen nach yhrem willen: vnnd meynen sie habenß alleyn. sie8 wandlen [25]
alleyn. nach dem lauttern Euāgelio.: sie werden alleyn selig werd vnnd die
[26] sie mit sich ynn falscher geystlicheytt vorfuren vnnd wollen keyniß
lererß. wie [27] heylig odder geleret er sey9 ia auch nit der kirchenn spruch
odder beschluß an [28] nehmen. widder yhren vorstand. den sie yhn ynn der
schrifft eyn mal haben [29] furgesetzt. Das bewerdt der vnsynnige Montanus. mit
seyner Prisca vnnd
[Seite 720]
[ 6 iunge 11
ioch 27 er] yhr]
[1]
maximilla: der do [(A 4a)] glewbt auffs aller1 vnchristlichst. die tzukunfft.
[2] des heyligen geysts. were ynn yhm erfullet. mehr denn ynn den Apostelln.2
[3] desselben gleychen der vnchristlich Maniche9 der dürch eyttelkeytt des
lucifers [4] vorfurtt, ßo gar tzü eynem narrn wartt. das er sich den heyligen
geyst [5] nennet. der von Chrō gesand were. Alßo auch Secündinüs des
selben [6] Manichei junger.3 wilcher frey sagen dorfft. Augustin vnnd andere
Christlichen [7] yrretten. vnnd gab gleych eyn mittleyden fur. vbir Augustino
vnnd [8] schreyb. Er wiste nit tzü finden Was er sollt fur des ewigen richterß
stull [9] anttwortten. ßo er Manicheüm vorließe. Sulchs ist die weyße der
ketzera ) [10] Aber die weyl sie die kirchen nit wollen horen. vnnd gestatten
nit. das sie [11] yhren halß vntergeben, dem senfften4 jüch. der Christlichen
tzuchtigung. darumb. [12] durch triegerey. der lugenhafftigen vnnd yrrigen
geyster fallen sie ynn [13] offentliche yrthümb. vnnd an statt des glawbenß
leren sie5 vorfluchte lesterunge
[14] Wilchs
allß beweyßett. klerer denn das liecht der luther odder Wer der [15] meyster
ist. solcher bucher die vnter seynem namen sind außgangen: Wilcher [16] die
weyl er der kirchen vnnd der heyligen veter. seligen lere vor acht. ist er [17]
eyn ertzketzer worden. vnnd eyn vollgifftiger6 ernewer der allten ketzereyen.
[18] Denn Wo er von dem freyen willen leret. da folget er den [(A 4b)]
Manicheis. [19] In der rewe der sund vnnd was tzuuor geschicht. folget er den
hussiten:. [20] ynn der beycht. den wicklefisten, ynn den tzehen gepotten: den
Begarden: ynn [21] der straff der ketzer: den Catharen: ynn den freyheytten der
kirchhewßer vnnd [22] Euāgelischen redten. den Valdensen vnnd Behmen. ynn
dem eyd. stympt er [23] mit den ketzern̄. die sich auffwerffen. von
dem orden der Apostelln ynn dem [24] hallten der7 Cerimonien des allten
gesetzs. nehet er tzu der ketzerey der Ebioniten: [25] Datzu8 von der
sacramētischen absolütion: gnugthüüng: bereyttung [26] tzum sachrn̄t
des altarß.. von den sunden, von den peynen des fegfewrß. von [27] den gemeynen
Conciliis. seet er yrthumb. die nit tzu leyden sind. vnnd9 sihet [28] nit auff
die schrifft. ßondern̄n̄ vorkeret sie. Auch von den berümpten satzung. [29] der
philosophia: der er vnwissend ist. redt er vbel: gleych allß auch von der [30]
Christlichen kirchen gewallt vnnd dem ablaß: viel boßes
[31] Vbir das
ist yhm nit gnug geweßen solch pestilentisch lere aüß tzu [32] speyen. hatt
auch eyn buch lassen auß gehen. ist der titell recht. das er hatt [33]
genennet. Von der Babylonischen gefengniß. das ist ßo von mancherley [34]
yrthum voll. das es billich mocht vorgleicht werd dem Alkorano: In dem [35]
selben: strebt er mit allen krefften seyniß hertzen. erwidder tzu bringen an
den
[Seite 721]
[ 17/18
williglich 33 gesetzs 35 schrifft dunckt]
[1] tag vnnd
auff tzu wecken. die allten ketzereyen. die1 außgelesscht. vnnd grundlich [2]
außgewurtzellt sind. das [b 1a] nit eyn steyg odder tzeychen mehr da war. [3]
ßonderlich ynn den2 stucken. die die3 sacrament der kirchen betreffen. Der [4]
selb schreyber. er sey wer er wolle Szo ist er der kirchen Christi. eyn
schedlicher [5] feynd vnnd der allten lesterungen eyn vorfluchter widder
bringer. Denn [6] ynn dem selben buch. durch den selben tichter werden.4
angenōmen.. gelobt [7] vnnd erhaben. die vnsynnigen yrthum: der behemen.
der Albigen der Valdenser [8] der Heracleoniten. der Pepücianer. der Erianer.
der Lamperianer. der Joüinianisten. [9] der Artotyriten: vnnd ander der
gleychen wüsten grewela )
[10] Darumb
haben wyr erkent. es gepur vnßerm standt mit gantzem vormugen [11] begegnen
solchen [gifftigen] wachßenden yrthumen: die teglich mehr [12] vnnd mehr tzu
nehmen. vnnd haben wollen eroffen klerlich. was vnß dunckt [13] vbir dißer
lere.b ) vnnd vnßere meynǖg daruber. allen Christen vorkundigen. [14] auff
das nit. (da gott fur sey.) die5 lengist vorstossene. manichfeltige vnchristliche
[15] lere weytter krieche. ßo viel an vnß ist, vnnd das die betrugliche lere.
[16] von dem Vater der lugen auffgangen nit vorgifftige das glewbige volck gottʃ. [17] Szo haben wyr vleyssig durch vnß erforschet: vnnd wol
bedechtig vnnd volliglich [18] vorsucht alle die lere. des luthers namen tzu
geschrieben. vnnd haben gewißlich [19] er fundenn vnnd geurteyllet. das sie
voll sey vorfluchter yrthum [20] ßonderlich ynn6 den stücken ßo7 den glawben
vnnd sitten betreffen. Vnnd [21] ist dem eynfeltigen volck vorfurlich [b 1b]
vnnd den lerern vnerbietlich. vnnd [22] der Christlichen gewallt vnnd gantzen
orden vbir vnnd nyder stenden der geystlichen. [23] vnchristlich abbrüchig:
offentlich tzwyspalltig: der heyligen schrifft entgegen: [24] vnnd der selben8 [vorkerig].
vnnd lesterig ynn den heyligenc ) geyst. [25] Darumb schetzen wyr sie schedlich
der Christlichen gemeyn: gantz tzuuortilgen. [26] vnnd offentlich den
rachgyrigen flāmen tzu befelhen: Vnnd9 den tichter. tzu [27] offentlichem
widderspruch durch alle rechtliche mittel tzu treyben
[28] Auff das
aber das allis [deste] klerlicher yderman kund werde. haben [29] wyr ettlich
artickel auß den selben schrifften10 ynn eyn ordnüg gestellet. vnnd [30] vnßer
vrteyl daneben gesetzt. haben darynnen gefolgett vnßerer vorfarn weyße: [31]
wilcher ist nit frembd. von der weyß die die Apostel gehallten haben. tzu [32]
ortternn:d ) Den̄n̄ da yhn furgelegt wartt. eyn frag. von halltung der
cerimonien [33] des alten gesetzts: haben sie mit wenig wortten außgedruckt.
was sie
[Seite 722]
[1] hielten.
vnnd haben keyn vrsach antzeygt schrifftlich, warumb sie ßo hielten: [2] Wilche
weyße.1 tzu orttern auch die gemeynen Concilia pflegen tzu hallten.a ) [3] Was
aber fur Materien von vnß erkantt seyn: ßonderlich die wyr itzt aüß [4] lassenn
furgenūmen: Werden ertzeygt. ynn folgendem register2 nach dem sie3 [5] tzu
sāmen gehorenn4
[6] [b (2a)]
Eyn register der Materien auß manchen buchern lutherß außgetzogen.
[7] durch die
Theologen tzu pariß Vnnd tzum ersten auß dem buch Von der
[8]
Babylonisschen gefengniß
[9] Von den
sacramenten
[10] Von den
satzungenn der kirchen
[11] Von
gleycheytt der werck
[12] Von den
gelubden
[13] Von dem
gottlichen weßen
[14] Materien
auß den andern̄ buchernn desselben lutherß getzogen̄
[15] Von der
empfengniß der heyligen hochgelobten Junpfrawen
[16] Von der
rew
[17] Von der
beycht
[18] Von der
Absolution
[19] Von der
gnugthǖǖg
[20] Von den
ßo tzum sacrament gehen
[21] Von der
gewißheytt der gehabten liebe
[22] Von den
sunden
[23] Von den
gepotten
[24] Von den
Euāgelischen redten
[25] Von dem
fegfewr
[26] Von den
gemeynen Conciliis der kirchen
[27] Von der
ketzer straff
[28] Von
auffhoren des allten gesetzs
[29] Vom
krieg widder die Turcken
[30] Von der
freyheytt der geystlichen
[31] Von dem
freyen willen
[32] Von der
philosophia vnnd schültheologia
[Seite 723]
[ 3/4 Die
artickel bis kleynen fehlt 5 Martinus 1 6 Pariß. Dießer 9 Martinus 2 10 Pariß.
Der 12 Martinus 3 16 Pariß. Eyn 18 Martinus 6 20 Pariß. Dießer 21 Heraclioniten
22 Martinus 7 26 Pariß. Dießer
andern 27 ist fehlt 29 Martinus 8 32 Pariß. Dißer 35 Martinus 9]
[1] [b (2b)]
Artickel auß dem buch Luthers. das genennet ist Von der Babylonischen
[2]
gefenckniß: gesamlet vnnd durch die Theologen tzu Pariß vor dampt.
[3] Die
artickel sollen mit grossen buchstaben geschrieben werden. vnnd die
vordamnǖg
[4] mit
kleynen
[5] .1. Der
Sacrament fündt ist eyn new ding.
[6] Dißer
artickel:1 weyl er das will. das die sacrn̄t. seyen newlich von [7]
menschen erfunden. vnnd nit von Chrō eyngesetzt. ist er. freuel..
vnchristlich [8] vnnd offentlich ketzrisch
[9] .2. Das
Sacr̄nt der Weyhüng. Weyß die kirch Chr̄i
nit.
[10] Der
artickel ist ketzrisch. vnnd ist eyn yrthum der Armen von Lion. der [11]
Albiger vnnd Wiglefisten
[12] 3 Alle
Christen haben gleychen gewallt ym p̄digen Vnnd iglichem [13]
sacrament:
[14] 4. Die
Schlussel der Kirchen sind allen gemeyn:
[15] .5. Alle
Christen sind priester:
[16] Eyn
iglicher dißer dreyer artickel. ist abbrüchig den geystlichen stenden. [17]
vnnd ketzrisch. Vnnd ist eyn yrthum der vorgenāten ketzer. auch der
Pepücianer
[18] .6. Die
fermelüng vnnd olüng sint nit sacramēt von Christo [19] eyngesetzt
[20] Dißer
artickel ist ketzrisch. vnnd am ersten teyl eyn yrthum der Albiger [21] vnnd
viglefisten: am andern teyl der heracleoniten
[22] 7. Die
meß Wirtt geglewbt allenthalben. sie sey eyn opfer [23] [(b 3a)] das gott
geopffert werde. daher Christus. Eyn Hostia [24] des alterß genennet ist: Aber
das Euāgeliū. leßt die meß nit [25] seyn eyn opffer
[26] Dißer
artickel.2 an seynem ander teyl: nemlich. das Euāgeliū leßt &c.
[27] ist vnchristlich: vnnd lesterig ynn das heylig Euāgeliū. vnnd
ketzrisch:3 ßo [28] fernn wyr das worttlin Meß brauchen. wie. S. Gregoriüs
[29] 8. Es
ist eyn offentlicher yrthüm. das man die Meß tzu [30] teyllet odder opffert fur
die sund. fur gnügthǖǖg fur die todten. [31] odder waßerley nodturfft
seynß selbs odder der andern̄n̄
[32] Dießer
artickel ist. widder die Christliche kirche die brawd Christi. honsprech [33]
vnnd ketzrisch. Vnnd ist der Erianer ketzer vnnd der Artotyriten yrthum [34]
gleych
[35] .9. Es
ist keyn tzweyffel: das alle priester vnd münch dißer [36] tzeyt. mit
Bisschoffen Vnnd allen yhren vbrern4 Abgotterisch
[Seite 724]
[ 3 Pariß.
Dißer ergerlichst 8 bleyben 9
Martinus 10 11 Pariß. Dießer 12 Martinus 11 14 Pariß. Dießer 16 Mar. 12 18 Pa.
Dießer 20 Mar. 13 22 Pariß. Dießer 23 Mar. 14 23/24 wie sie auch] ob sie schon
29 Pa. Dieße 31 Martinus. 16 sacrameut
32 Pariß. Dißer 34 Martinus. 17]
[1] sind.
vnnd ym ferlichsten stand Wādelln vmb vn vorstand. mißprauch [2] vnnd
spott der Messen
[3] Dießer
artickel ist falsch vnnd aller ergelichst. vnnd honsprech. dem gantzen [4]
geystlichen stand: gesetzt vormessicklich vnnd torlich. Vnnd ynn dem er fur [5]
gibt: niemant sey ym stand der selickeytt. er vor willige denn sulchen yrthümen
[6] stympt er mit1 dem vnglawben der Donatisten. Asciten vnnd Apostolischen.
[7] die da. sagten: die Christlich kirch gottʃ. were nür bey yhnen [8] bliebenn̄
[9] [(b 3b)]
10 Ich glewb fest. das brott sey Christus leychnam: [10] sagt luther:
[11] Dießer
glawb2 Lutherß ist vntuchtig. ketzrisch vnnd vortzeytten vordampt
[12] 11 Es
ist vnchristlich vnnd tyrannisch. den leyen beyde gestallt [13] vorsagen.
[14] Dießer
artickel ist yrrig: spelltisch: vnchristlich vnnd auß dem vordāpten [15]
yrthum der behmen getzogen
[16] .12. Die
Behmen sollen nit ketzer noch Spelltige genennet [17] werden. ßondernn die
Romer
[18] Dießer
artickel ist falsch:3 den Behmischen vnglawbenn vnchristlich[er] [19]
vorteydung. vnnd ist honsprech der Romischen kirchen
[20] .13. Die
ehe ist nit eyn sacrament Von Gott eyngesetzt. ßondernn [21] Von Menschen ynn
der kirchen erfǔndenn
[22] Dißer
artickel ist ketzrisch vnnd lengist vor dampt
[23] 14. Die
tzusāmēgebung manß vnnd Weybß hellt wie sie [24] auch widder menschen
gesetz geschicht
[25] 15 Die
priester sind schuldig alle die ehe bestettigen die [26] widder der kirchen
odder Bapsts gesetz sind gemacht. darynnen [27] der Bapst mag dispensiernn vnnd
die nit ynn der schrifft sind [28] aüßgedruckt
[29] Dieße
beyde artickel sint falsch. vnnd abbruchig der kirchen gewallt. vnnd [30] kumpt
auß dem vordampten yrthum der Valdenser
[31] [(b 4a)]
16. Die gantz krafft der sacrament. ist der glawbe
[32] Dießer
artickel ist abbruchig der macht4 der sacrament des newen [33] testament vnnd
ketzrisch
[34] .17. Was
Wyr glewben das Wyr empfahen. das empfahen [35] Wyr gewiß. der priester odder
Sacrn̄t diener thü odder thu nit: [36] schimpff odder heuchle
[Seite 725]
[ 1 Pariß.
Dißer 3 Martinus. 18 5 Pariß. Dißer 6 Hieronymo 7 Martinus 19 10 Pariß. Dißer
14 Martinus Widder 15 sylben 17 tyrannischen 18 Pariß. Dißer 23 Martinus Die 25
Pariß. Dißer 28 Martinus. 1 30 Pariß. Dißer 32 Wiglefisten Apostell]
[1] Dißer
artickel1 ist vntuchtig vnnd auß falschem vorstand der schrifft. [2] gesetzt.
vnnd ketzrisch
[3] .18.
Ferlich ia falsch ists. das man wenet die püß sey die [4] ander taffel nach dem
schiffbruch
[5] Dißer
artickel ist freuelich. yrrig vnnd nerrisch gesetzt. vnnd dem heyligen [6]
Hierony: der das sagt. vnerbietlich
[7] 19 Wer
Willig odder gestrafft:. bekennet: gnade bittet [8] vnnd sich bessertt. fur
eynem iglichen bruder den tzweyffel ich nit [9] er sey von seynen sunden
Absolüiert
[10] Dißer
artickel. der antzeygt: das die leyen: man vnnd weyb der schlussel [11] gewallt
haben: ist falsch. den sacramēten der weyhe vnnd puße. honsprech vnnd [12]
ketzrisch. vnnd stympt mit dem yrthum der Valdenser Vnnd Qüītillianer
[13] Von den
satzungen der kirchen̄n̄
[14] [(b 4b)]
Widder2 papst Noch Bisschoff. noch yrgent eyn mēsch [15] hatt macht. eyne
syllaben. tzu setzen vbir den Christen menschen. [16] Es geschehe denn mit
seynem vollwortt. Was anderß geschicht. [17] das geschicht auß eynem
tyrannischem geyst
[18] Dißer
artickel. hyndertt die vnterthanen.3 an pflichtiger vnter werffung [19] vnnd
gehorsam. gegen yhr vbern vnnd p̄laten vnnd tzubricht
auffrurisch alle [20] menschen gesetz. vnnd ist yrrig ym glawben vnnd sitten.
Vnnd ist eyn yrthum [21] der Valdenser. vnnd stympt mit dem yrthüm der Erianer
[22] Von der
gleycheytt der Werck
[23] Die
Werck sind nichts fur gott. odder sind alle gleych ßo [24] fernn es die dienst
betrifft
[25] Dießer
artickel ist falsch: vnnd der heyligenn schrifft entgegen vnnd [26]
gleychformig dem yrthum der Joüinianista℞
[27] Von den
gelübden
[28] 1 Es ist
tzu radten. das alle gelübd würden aǔff gehaben. [29] odder vormyden
[30] Dißer
artickel entgegen der lere Chrī vnnd der heyligen Veter4 brauch. [31] die
da radten. die gelubde. Vnnd fleust auß dem yrthüm der lamperianer: der [32]
Viglefisten vnnd deren. die sich vom Apostoll orden rümeten
[Seite 726]
[ 1 Martinus.
2 3 Pariß. Dißer 9 menschen 16 Jungfraw 21 Martinus. 1 24 Pariß. Dißer 25
rechten 27 Martinus. 2 29 Pariß. Dießer 31 Martinus 3 33 Pariß. Dießer]
[1] 2 Es ist1
bewerlich. das alle gelübd. tzu disser tzeytt nichts [2] tügen denn tzum rüm
der werck vnnd vor messenheytt
[3] [(b 5a)]
Dießer artickel ist falsch. dem münchen stand honsprech vnnd [4] den
vorgesagten yrthumen gleychhellig
[5] Von der
gottlichen Natur vnnd form des menschlichen leybs
[6] In
dissen2 letzten dreyhundert iaren ist viel dings vbel [7] georttertt. Alßo do
ist. Die gottliche Natur wirtt nit geporn. [8] gepirtt aüch nit Vnnd das die
seele sey ein Weßenliche form des [9] menschlichen leybs
[10] Dießer
artickel ist falsch. vnnd vormesßlich gesetzt von eynem menschen. [11] der
frembd ist von der Christlichen kirchen. vnnd ist unerbietlich den gemeynen
[12] Conciliis
[13] Artickel
getzogen aüß den Andern̄ bǔchern̄ Lutherß. vordampt.
[14] Wie
oben. Vnnd tzum ersten Von der Empfengniß Marie der
[15]
Jungfrawen̄
[16] Der
gegen artickel. dißes artickels. die heylig Junpfraw [17] Maria ist empfangen
on erbsünd; ist nit furworffen
[18] Dießer
artickel ist falsch. vnwissend vnnd vnchristlich gesetzt widder die [19] ehre
der vnbefleckten Jungfrawen̄n̄
[20] [(b 5b)]
Von der rew vnnd Was tzüüor geht
[21] 1 Wenn
das gesetz Wirtt offinbart odder ynß gedechtniß [22] gefasset, ßo bald folgt
mehrǔng der sund. Wo die gnade nit [23] da ist
[24] Dießer
artickel: ßo man redt. von der gnade. die do recht fertiget. ist [25] falsch.
vnnd fernn von rechtem vorstand der schrifft. vnnd ist hynderlich. tzu [26]
betrachten das gottlich gesetz
[27] 2 Das
gesetz Vor der liebe, Wirckt nichts denn tzorn̄ vnnd [28] mehrt die
sünd
[29] Dießer
artickel ist falsch. vnnd beleydigt die Christlichen oren. vnnd [30] lestertt
gott vnnd seyn gesetz. vnnd stymmet nit mit der meynūg sanct Pauli
[31] 3 Alle
Werck aüßer der liebe, sind sund vnd vordamlich [32] vnnd tzür gnad nür
vnschickt machen
[33] Dießer
artickel ist falsch: freuelich gesetzt. vnnd hyndert die sunder an3 [34] yhr
besserung vnnd schmeckt nach ketzereyen̄n̄
[Seite 727]
[ 1 Martinus
4 3 die fehlt 4 Pariß. Dießer 13 Pariß. Dißer 15 Martinus. 6 17 Pariß Dißer 19
Martinus 7 On] In 21 Pariß Dißer
23 Martinus 8 25 Pariß. Dißer 27 Martinus 9 32 Pariß. Dißer 35 Martinus 10 Johan.]
[1] 4. Wer do
leret das man solle eyn gutt werck odder puß, [2] anfahen. am haß der sund; vor
der liebe der gerechtickeyt. vnnd1 [3] dasselb sey nit sünd. den soll man Vnter
die pelagianer tzelen
[4] Dießer
artickel ist falsch. vnnd vnwissend gesetzt: ßo man von der liebe [5] redt. die
do folgt. nach der gottlichen [(b 6a)] liebe odder gnade die do rechtfertigett
[7] 5. Die
rew. die do bereyttet wirt, mit erforschenn samlen [8] vnnd vn willen der sund.
da eyner seyn tag bedenckt. ynn bitterkeytt [9] seyner seele. bewegen die
schweere. menge. schnodheyt. der [10] sunden. Vnd die vorlust der ewigen
selickeyt. vnnd gewinst der [11] ewigen vordāniß. die selbigen rew: macht2
eynen gleyßner.3 ia [12] mehr. eyn sunder
[13] Dießer
artickel ist falsch. vnnd hyndert den weg tzur buße. vnnd ist [14] vngleych der
heyligen schrifft vnnd leren der heyligen Veter
[15] .6.
Widder mit fürcht noch mit liebe. mag sich der mensch [16] aüffrichten tzü
empfahen die gnade gottis
[17] Dißer
artickel ist yrrig ym glawben vnd sitten vnnd nympt [vnchristlich] [18] weg.
alle bereyttung tzur buß
[19] .7. On
die gnade. die tzuuor die schuld vorlessit Mag der [20] mensch ouch nit eyn
willen haben tzu suchen. die vorgebüng
[21] Dießer
artickel ist falsch vnnd vnchristlich vnnd furet die funder ynn [22]
vortzweyflüng
[23] 8.
Christüs hatt noch nie mit furcht die sünder4 getzwǖgen [24] tzur busße
[25] Dießer
artickel. ßo man. tzwingen nennett. ßo viel [(b 6b)] alß. anfüren. [26] wie es
offt genǖmen wirtt ynn der heyligen schrifft. ist ketzrisch
[27] .9. Die
furcht ist gut Vnnd nütz, Wie wol nit gnüg durch [28] wilchen mit der tzeytt.
eyn gewonheyt wirtt der gerechtickeyt. Auff [29] diße wortt Aügüstini folgt des
luthers dunckel. Das ist (spricht [30] er.) Alß mich dunckt. eyn gewonheytt
tzuuortzweyflen vnnd Gott [31] tzü hassen. ßo die gnad aüßgeschlossen ist
[32] Dießer
dunckel des luthers vbir dem spruch. Augustini Die furcht ist [33] gut &c.
ist falsch. freuel vnnd vnchristlich ßo5 man nennet die gnade. wie [34] droben.
fur die rechtfertigende gnad. alß denn thut dißer luther
[35] 10.
Wenn. S. Johannes der teüffer hette geleret. das die [36] furcht were eyn
anfang der puß. . ßo folget drümb nit. das die [37] püß an der furcht an hebea
[Seite 728]
[ 1 Pariß.
Dißer 4 Martinus 1 8 Pariß. Dißer 10 Martinus 2 13 Pariß. Dißes onn wissenheyt 14 gesatzt] gesagt 15
Martinus 3 gespreche 17 die vor
beichten fehlt 21 yrrung 23 Martinus 6 25 Pariß. Diß 28 Martinus. 7 30 Pariß.
Dißer]
[1] Dißer
artickel ist offentlich1 yrrig vnnd honsprech, ynn die lere Chrī [2] vnnd
seyniß vorlauffers durch den geyst eyngeben2
Von der
beycht
[4] 1 Die3
kunst tzu beychten.4 da bißher wir geleret seyn5 den [5] sand tzelen: das ist.
alle sund erforschen: samlen vnd bewiegen. tzu [6] machen eyn rew. ist eyn vn
nütz6 kunst. ia eyn kunst tzu vortzweyfflen [7] vnnd vorderben die seelen
[8] [(b 7a)]
Dießer artickel ist falsch. vnchristlich. Spelltig vnnd der beycht [9] tzu nah.
wilche da ist. eyn kunst seelen tzu gewynnen
[10] 2 Die
beicht die itzt geschicht heymlich. ynn eyn ohr. mag nit [11] erweyßt werden
auß gottlichem gesetz. vnnd sie ist vortzeytten nit [12] geweßen
[13] Dißes
artickels erst stuck. ist falsch. auß vnwissenheit des gottlichen [14] gestzs.
gesatzt. . das ander. ist freuelich gesetzt
[15] 3 Der
geystlich gepreche ist Gott alleyn tzǔ offnen
[16] 4 So man
yhe muß beichten des hertzen heymliche sund.7 [17] sollen die menschen nur die
beichten die eynß vollen8 [18] willenß sind ynß werck. geweßen
[19] .5. Die
sund Widder die letzten tzwey gepott. soll man schlechts [20] von der peicht
thun
[21] Eyn
iglicher dißer dreyer. ist yrrig ym glawben̄n̄
vnnd teylet die beicht [22] unchristlich
[23] 6. Der
mensch soll ynn keynen weg yhm furnemen tzu beichten [24] die tegliche sund9
[25] Diß
widder radten. . die weyl es angibt. es sey vor messenheytt. die [26] teglich
sund tzu beichten: tzeygt sie an eyn10 freuelen mütt: tzeugt vom guten [27]
werck darumb ist11 sie schedlich
[28] 7 Wyr
Werden nit gerechtfertigt. durch werck. durch pussen [29] odder beichten
[30] Dißer
artickel. ßo man redt von guten wercken. die den glawben Chrī [31] nit auß
schließen. . ist yrrig. vnnd vorachtig der puß vnnd beicht. vnnd widder. [32]
dem rechten vorstand gottlicher schrifft
[Seite 729]
[ 2 Martinus.
1 10 Pariß. Diße 16 Martinus 4 18 Pariß. Dißer 22 Martinus. 1 24 Pariß. Dißer
27 Martinus. 2 Apostels 31
opffert den] dem 35 Pariß. Der]
[(b 7b)] Von
der Absolution
[2] 1 Die
Absolütio ist krefftig. nit darumb das sie geschicht sie [3] geschehe von wem
sie mag: er yrr. odder yrr nit ßondernn [4] darumb. das yhr glewbt wirtt
[5] .2. Glewb
festiglich das dǔ seyst absoluirt. ßo bistǔ gewißlich [6] absoluirt.
es sey vmb deyn rew wie es mag
[7] .3 Wenn
es müglich were. das der gepeicht nit berewet. odder [8] der priester. nit
ernstlich ßondern̄n̄ schimpflich absolüirt. [9] ßo er doch glewbt er sey
absolüirt. ist er warlich absolüirt
[10] Diße
drey artickel. nach meynug yhrer schreybers sind falsch. vnchristlich. [11]
vnwissend vnnd vngemeß dem rechten vorstand heyliger schrifft. ge setzt Vnnd
[12] das er sagt. Sie1 geschehe von wem sie mag. er yrr odder yrr. nit: Vnnd
[13] das do folgt: Nit ernstlich ßondernn schimpflich absoluirt: sind sie den
Christlichen [14] oren vnleydlich: spotten das sacrn̄t
der puß: vnnd sind entgegen den [15] satzungen. der gemeynen Concilien
[16] 4 Eyn
iglicher priester soll absolüirn. von peyn vnnd schuld. [17] odder er sündigt
[18] Dießer
artickel nach meynūg seynß schreybers ist falsch. vnnd widder [19] den
brauch vnnd lere der gemeynen Christlichen kirchen ynn den dingen die [20] das
sacrament der buß betreffen
[21] [(b 8a)]
Von der gnügthüüng
[22] 1 Gott
Vorgibt vnnd ablest alltzeytt vmbsonst. die sünd. [23] foddert nichts von vnß
dauor. . denn das wyr hynfurtt wol leben
[24] Dießer
artickel ist von der meynug der heyligen lerer frembd. vnnd [25] tzeucht die
glewbigen. durch eyn eyttele nerrische vortrawen. von schuldiger [26] gnugthung
fur die sund. vnnd ist ketzrisch
[27] .2. Des
Apostols meynǖg ist. Schuld vnnd peyn. tzǔ gleych [28] auffhorenn
[29] 3 Der
prophett vordampt. mit wissen vnnd willen. die meynūg2 [30] deren. ßo die
gnugthung beweren da er sagt Hettistu [31] eyn opffer gewollt. ßo hette ichs
geben. aber ynn den [32] opffern hastu keyn gefallen
[33] 4 Der p̱phet
Micheas spottet yhr. die durch werck wollen [34] gnug thün
[35] Der erst
artickel dißer dreyer. ist honsprech. widder Sanct Paul. . der [36] ander
widder den p̱pheten. der dritt widder Micheam. vnnd sind alle falsch.
[37] vnchristlich vnnd lesterig ynn den heyligen geyst
[Seite 730]
[ 1 Martinus
5 2 gerettickeyt 4 Pariß. Dißer 5 gerechtlckeyt 9 Martinus. 6 13 eygene 14
Pariß. Dißer A hat im Texte dem
bauch und die Randbemerkung fehlt; B im Texte dem brauch und am Rande: bauch.
16 Martinus. 7 18 Pariß. Dißer 22 Martinus 8 23 die] ßo 26 Pariß. Dißer 27
denen Sament 28 Martinus 1]
[1] .5. Es
rumen ettlich. das durch krafft der schlussell vorgeben [2] werden. die straff
von gottlicher gerechtickeytt erfoddertt. das [3] glewb ich nit. das war sey
vnnd wirtt nȳmer beweyßt werd
[4] [(b 8b)]
Dießer artickel. darynn er leügkt. das durch schlussell macht. [5] die straff
von gottlicher gerechtickeit erfoddertt. vorgeben werd. ist falsch. ergerlich
[6] vnnd abbruchig der schlussel gewallt. Vnnd da er sagt: Ich glewb nit [7]
das war sey. wirt auch nȳmer beweyßt. tzeygt er an eyn freuel vnnd vormessen [8]
gemütt
[9] .6.1 Es
ist eyn geticht vnnd loß geschwetz. das2 ettlich sagen. [10] die weyl der
priester nit weyß. die maß der rew des beychtendiß. [11] derhalben er villeicht
nit ßo viel puß aufflegt. alß die gottlich [12] gerechtickeyt foddertt. das
darumb Nott sey der gottlichen gerechtickeytt [13] gnug tzu thun. mit eygenem
werck odder mit ablaß
[14] Dießer
artickel ist falsch: dem braucha vnnd
lere der kirchen entgegen. [15] vnnd vorlamht die pusfertige
gnugthǖǖg
[16] .7. Die
straff dürch wilch Gott straffen will die sund mag [17] durch menschen odder
Pabst nit vorlassen werd
[18] Dißer
artickel ist entgegen vnchristlich vnnd spelltig, der gewallt von [19] Chr̄o
der kirchen geben. vnnd schmeckt nach ketzerey
[20] Dißer
Matery Wirtt zcuthan eyn artikel Von den Sacramēten
[21] ynn
gemeyn̄
[22] .8. Es
ist eyn ketzrisch meynūg. die da leret. das die sacrament [23] des newen
testaments die rechtfertigend gnad gebe denen. die nit [24] eyn rigel
furstecken: ßo es [ca] doch vn muglich ist. das sacrament [25] geben. denn nür
die schon glewben vnnd wirdig seyn
[26] Dißer
artickel ist falsch. freuel. vnnd vor mesßlich gesetzt
Von den die
tzüm sacrament gehen
[28] 1 Eyn
groß vnnd schedlich yrtüm ist das. ßo yemand tzüm [29] sacrn̄t
gehett, des vortrawenß, das er gepeicht das er yhm keyner [30] todsund bewust,
das er seyn gepetle vnnd bereyttung gesprochen [31] hatt. Alle diße essen vnnd
trincken yhr vordamniß
[Seite 731]
[ 1 Pariß.
Dißer 3 solchen 5 Martinus 2 8 Pariß. Dißer 11 Martinus 1 12 seyn 13 Pariß.
Dißer 14 den] der 16 Martinus 2 19 Pariß. Dißer 22 Martinus 1 24 Pariß. Diße 26
Martinus 3 28 Pariß. Dißer 31 Martinus 4 33 Pariß. Dißer]
[1] Dißer
artickel ist vnchristlich: vnnd altzu seher hynderlich. an schuldiger [2] bereyttung
das sacrn̄t tzu empfahen vnnd furet. tzur vortzweyflung. vnnd ist [3]
widder die lere S. Pauli. . Auch die glewbigen. ynn solchem vortrawen. [4]
schließen nit auß gottʃ barmhertzickeytt
[5] 2 Die
prüfüng. da mit der mensch seyn sund er forschett vnnd [6] bewigt. gehortt nür
tzu den groben hartten vorechternn dißes [7] sacraments
[8] Dißer
artickel ist freuelich vnnd vormeßlich gesetzt vnchristlich vnnd [9] ergerlich
Von der
gewißheytt der gehabten liebe
[11] 1 Die
Theologen leren vbel. da sie leren. wyr wissen nit, [12] Wenn wyr seyen ynn der
liebe
[13] Dißer
artickel. ßo das.1 wirtt vorstāden [cb]2 alß der glawb nit [14] gewiß3
weyß dauon denn dißer schreyber redt. ist falsch: abstymmend den [15] heyligen
lerern. vnnd dem rechten vorstand der schrifft
[16] 2 Hütt
sich eyn iglicher Christen. das er nit ettwa vngewiß [17] sey. ob seyne werck
gotte gefallen. denn wer alßo tzweyffelt, der [18] sundigt. vorleürt alle seyne
werck vnnd erbeytt vorgebenß
[19] Dißer
radt. tzu reden von der gewißheytt. wie droben gesagt. ist freuel. [20]
schedlich vnnd vngemesß der heyligen schrifft
[21] Von den
sündenn
[22] 1 Der
rechtferttige sundigt ynn allen guten wercken
[23] 2 Alle
gutte werck auffs beste gethan. sind teglich sunde
[24] Diße
artickel. sind beyde falsch. vnnd den Christlichen oren vnleydlich. [25] vnnd
vorleümbden die guten werck
[26] 3. Das
Wyr nit alltzeyt püssen vnnd vnß bessern̄ ist eyn laster [27] odder
geprechen
[28] Dißer
artickel. ßo fern. der geprech: heyß sund odder schuld. . wie die [29] meynug
des schreybers will. ist falsch vnnd vnuor nǖfftig4 vnnd auß yrrigem [30]
vorstand der schrifft gesetzt
[31] 4. Das
ist aller todsunden. die aller todlichst ßo ymand glewbt [32] er sey fur Gott
nit schuldig5 an todlicher Vordamlicher sund
[33] Dißer
artickel ist falsch. vnchristlich. vnnd furet [c 2a] tzür vortzweyflung [34]
vnnd schmeckt. nach ketzerey
[Seite 732]
[ 1 Martinus
5 4Pariß Dißer 5 ynn 6 unterscheyden 8 Martinus 1 11 Pariß. Dißer 13 Martinus.
2 17 Pariß Dißer 19 Martinus 3 21 Sanct. Paulus 23 Pariß. Dißer 24 Pau. sagt 25
Pauls 26 Martinus. 4 32 onvolkomen 33 rugen]
[1] .5. Die
Theologen die nach yhrer regel. leren wie teglich sund [2] von todlichen.
gescheyden sind. wollen auffs vorderblichst. die gewisßen [3] der mēschen
furen tzur vnsynnickeytt
[4] Dißer
artickel. ist nerrisch vnnd vormeßlich gesetzt. den heyligen lerern [5] tzu
nah. . Vnnd ym dem er fur wendet. das die teglichen sund nit seyen von [6] den
todlichen vnterschieden. ist er ketzrisch
[7] Von den
gepotten
[8] 1 Wer do
leügkt. das Vnß Gott hab vn moglich ding gepotten. [9] der thüt Vbel. Vnnd Wer
sagt das das falsch sey thutt [10] mehr denn vbel
[11] Dißer
artickel ist ergerlich. vnchristlich. vnd beruchtigett. die Christlichen [12]
gesetz. vnnd alß Aug. sagt. ist er lesterig ynn Gott
[13] .2.
Alleyn die tzwey letzten gepott Mosi. werden von niemand. [14] Wie heylig er
sey. erfullet. die andern̄ alle erfullen sie, aber ynn [15] dißen tzweyen bleyben sie
schuldig vnnd sunder denn sie erfullen [16] nichts ynn den selben
[17] Dißer
artickel ist yrrig: vnchristlich. ynn das gesetz vnnd gesetz geber. [18]
lesterig vnnd den heyligen mißbietig
[19] [c 2b]
.3. Alle gottis gepott sind mehr darumb gesetzt. das [20] Weyßen sollen die
vorgangen vnnd kegen werttigen sund. denn das [21] sie die tzukunfftige
vorbiete Syntemal Sanct Paul Sagt. Durchs [22] gesetz haben wyr nit mehr denn̄
erkentniß der sund
[23] Dißer
artickel. ym ersten stuck ist falsch. . freuelich vnnd on grund gesetzt. [24]
das ander stuck. das wie S Paul sag. durch gesetz &c. ist yrrig: dem gesetz
[25] vnnd S. Paulus meynǖg entgegen
[26] 4 Weyl
dem menschen der die liebe hatt. keyn gepott nott [27] ist,. ßo wirtt ynn dem
gepott. Du sollt den feyrtag heyligen, [28] nit werck. ßondern̄n̄
ruge, gepotten
[29] .5. Diß
dritte gepott: du sollt den feyrtag heyligen, Ist auff [30] gehaben: ia alle
gepott: den volkomen Christen sind auffgehaben. [31] Denn dem gerechten ist
keyn gepot gesetzt
[32] .6. Den
vn üolkomen. den yhr allter mensch noch nit getottet [33] ist, ist nott. das
sie [mit] bestympten wercken tugen. [34] weyßen. geübt werden, alß mit Wachen
fasten. beten. tzuchtigen [35] vnnd der gleichen: dadurch sie kōmen mügen.
tzüm [36] volkomen des ynn wendigen menschen. Vnnd wenn der
[Seite 733]
[ 6 Pariß.
Eyn 10 Martinus 1 Mathei 11 Roma.
14 Pariß. Dißer 16 Martinus. 2 18 Pariß. Dißer 20 Martinus. 3 22 Pariß. Dißer
23 Martinus. 4 ist 25 Pariß. Dißer
29 Martinus. 1 30 Pariß. Dißer artickel
neeret] mehret 32 Martinus 2]
[1] [c 3a]
leyb casteyett vnnd ynn vnter thenickeyt bracht ist [2] vnnd die boßen begirden
getottet: das alß denn die selben [3] vbungen auffhoren. vnnd ßo viel weniger
werden, ßo üiel. [4] der ynnerlich mensch tzü nympt ßo gar. das Wo er volkomen
[5] wirtt. sollen gar alle abfallen̄n̄
[6] Eyn
iglicher dißer dreyer artickel. ist auß yrrigem vorstand der schrifft [7]
gesetzt. billich ym Concilio tzu Wien. widder die Begarden furworffen. vnnd [8]
ist ketzrisch
[9] Von den
Euāgelischen redten
[10] 1. Das
Wortt Chrī Matt. 5. Wer dich schlegt1 an den rechten [11] backen &c̄.
Vnnd das. Ro. 12. Ir sollt euch nit selb vorteydingen. [12] aller liebsten
&c̄. Sind nit redte.2 alß da gesehen werden viel Theologen [13]
yrren. ßondernn sind gepott
[14] Dißer
artickel ist falsch. vnnd beschweert altzu seher das Christlich gesetz. [15]
vnnd ist widder den rechten vorstand der heyligen schrifft
[16] 2 Es ist
den Christen Vorpotten. fur dem gericht3 yhr recht [17] zcu foddern̄n̄
[18] Dißer
artickel ist falsch. ergerlich. dem gottlichen vnnd naturlichem recht [19]
abstymmig
[20] .3. Weyl
eyn Christen nit soll lieb haben die tzeyttlichen [21] gutter: drumb soll er
nit4 umb sie schweren
[22] [c 3b]
Dißer artickel ist yrrig ynn sitten. vnnd schmeckt nach ketzery
[23] 4. Den
Juden ists tzugelassen tzu schweeren die Warheytt. nach [24] yhrem willen
[25] Dißer
artickel. ßo er vorstand wirtt. das tzugelassen sey ßo viel alß [26] tzymlich.
ist falsch. dem gottlichen gepott widder. vnnd eyn alt yrthüm der [27] Jüden
[28] Vom
fegfewr
[29] .1. Die
gantz heylige schrifft. hatt gar nichts. vom fegfewr
[30] Der
artickel ist falsch. vnnd neeret den yrtüm der Valdenser fast seher. [31] vnnd
streyttet widder die meynǖg der heyligen lerer
[32] .2. Es
sihet nicht. als sey es bewerd. das die seelen ym fegfewer. [33] außer dem
stand seyn des vordiensts odder der tzünehmenden [34] liebe
[Seite 734]
[ 1 Pariß.
Dißer 2 seyn 4 Martinus. 3 6 Pariß. Dißer 9 Martinus. 4 12 Pariß. Dißer 14
Martinus. 5 17 Martinus 6 19 Pariß. Diße alle 20 Martinus 7 27 Pariß. Disse 30
Martinus 9 34 Pariß. Dißer]
[1] Dißer
artickel ist falsch. freuelich vnnd vnchristlich gesetzt. Vnnd ynn [2] dem er
furwendet. die seelen ym fegfewr. seyen außer dem stand des vor [3] diensts
odder tzu nehmenden lieb. ist er yrrig ym glawben
[4] .3. Es
sihet nit. alß sey es bewerd: das sie seelen ym fegfewr [5] gewiß vnnd sicher
seyn. yhrer selichkeytt: alle sampt.
[6] Dißer
artickel ist falsch. vnnd vormessenlich gesetzt Vnnd ynn dem er [7] fürwendet.
die seelen ym fegfewr [c 4a] seyen yhr selickeyt nit gewiß. ist er [8] widder.
die tradicion der kirchen vnnd lere der heyligen
[9] 4 Die
seelen ym fegfewr. ßündigen on vnter laß: ßo lang sie [10] die peyn wegernn
vnnd ruge begernn. denn sie suchen das yhre. [11] mehr denn gottis Willen: das
ist: widder die liebe
[12] Dißer
artickel ist falsch. vnchristlich. den feg seelen tzu nahe vnnd [13] ketzrisch
[14] .5. Die
vnuolkomen gesundheytt odder liebe des sterbenden. [15] hatt mit sich eyn
grosse furcht. vnd ßo viel grosser. ßo [16] viel kleyner jhene ist
[17] .6. Die
peyn des fegfewrß ist schrecken vnnd ensetzen fur der [18] helle vnnd vor
damniß1
[19] Diße all
beyde artickel sind falsch. freuelich vnnd on grund gesetzt
[20] 7 Es
ist2 glewblich. das die seelen ym fegfewr für entsetzen. [21] nit wissen. ynn
was stands sie seyn vordampt odder selig. [22] ia es dunckt sie. wie sie itzt
nyder gehn ynn die hell vnd [23] vordamniß
[24] 8 Die
seelen ym fegfewr fulen nichts. denn anheben yhr vordamniß. [25] on das sie
noch nit fulen die pfortten der helle. [26] hynder yhn tzu geschlossen
[27] Diße.
alle beyde artickel sind falsch. den Christlichen oren vnleydlich: [28]
müttwillig vnnd vnüornǖfftig gesetzt [c 4b] vnnd dem stand ym fegfewr [29]
tzu nahe
[30] 9 Alle
seelen [die] ynß fegfewr. faren. sind vnuolkomenß [31] glawbenß odder gesundheyt.
Ja sie wurden auch nit volkomen [32] durch ablegen. waßerley peyn ßo nit tzuuor
die sund. das ist.3 der [33] vnuolkomen glawb. hoffnug vnnd lieb. wurd von yhn
genūmen
[34] Dißer
artickel ist ynn all seynen stücken falsch freüelich gesetzt. vnnd [35] dem
rechtenn vorstand der schrifft abstymmig
[Seite 735]
[ 2 Martinus
1 3 Concilii 5 Pariß. Dißer ein
iglichem 8 Martinus 2 Johann. 9
alle 11 Pariß. Dißer 14 Martinus 3 19 Pariß. Dißer Augustino 22 Martinus 4 28 Pariß.
Dißer on wissen Theologie 32 Martinus Hoffnung 33
Pariß. Dißer]
[1] Von den
gemeynen Conciliis
[2] 1 Es ist
vnß nü eyn weg gemacht. zcu lehmen die macht der [3] Concili: vnnd frey widder
tzu sprechen yhren hendlen vnnd [tzü] [4] richten yhre satzungen
[5] 5 Dißer
artickel. ßo seyn schreyber meynet. Es sey tzymlich eym iglichen [6]
widdersprechen. der gewallt eynß rechtschaffen Concilii. ynn den sachen. die
den [7] glawben vnnd sitten betreffen. ist er spelltig vnnd ketzrisch
[8] 2 Das ist
gewiß. das Vnter den Artickeln Joh̄is Hüß odder [9] der Behemen
viel seyn [schlecht] die aller Christlichsten vnnd Euangelisch. [10] wilch auch
die gantz Christenheytt nit mocht vordamnen̄
[11] Dißer
artickel. ßo er redt. von den vordampten artickeln. dauon dißer [12] schreyber
will. ist er falsch [(c 5a)] vnchristlich. vnnd den heyligen Conciliis [13] zcu
Nahe
[14] .3. Die
tzween artickel. Es ist eyn eynige. heylige Christliche [15] kirche: Wilch ist.
die samlüng der aüß erweleten. Item. die heylige [16] Christliche kirche ist
nür eyne. wie nür eyne tzal ist der außerweleten, [17] die sind nit Joh̄is
Hüß, ßondernn S Augustini sup̱ [18] Johēz
[19] Dißer
artickel. nach der hussiten meynǖg ist felschlich S Augustin tzu [20]
geschrieben. aber die artickel tzu reden von der streyttenden kirchen. von
wilcher1 [21] alhie gesagt wirtt. sint ketzrisch
[22] .4. Der
Artickel. Die tzwo natur. Gottheytt vnnd menscheytt [23] sind eyn Christus.
soll von den Christen tzu gelassen werden. Dessselben [24] gleychen auch der
Alle menschen werck werden ynn tzwey teyl [25] geteyllt. das sie sind.
enttweder gutt odder boß. Ist der mensch [26] gutt. vnnd wirckt. ßo thutt er
gutts. Ist er boße vnnd wirckt. ßo [27] thut er boßs
[28] Dißer
artickel ist falsch. vnnd auß on wissen der rechten Theologiȩ
gesetzt. [29] Aber der erst artickel Nemlich. Die tzwo natur &c̄.
ist ketzrisch. . der ander [30] aber. nemlich. Alle mēschen werck &c.
schmeckt nach ketzerey
[31] Von der
Hoffnǔg
[32] [(c 5b)]
Hoffnǖg kumpt nit auß vordie nsten̄
[33] Dißer
artickel ist falsch. furet tzur vor messenheytt vnnd ist vngemeß [34] der
heyligen schrifft
[Seite 736]
[ 2 Martinus
Die 3 Pariß. Dißer 6 Martinus Es 8 vielen 10 Pariß. Dißer 13 Martinus Kriegen
15 Pariß. Dißer 18 Martinus. Szo 21 Pariß. Dißer 24 Martinus. 1. 25 Pariß.
Dißer 27 Martinus. 2 29 Pariß. Dißer]
[1] Von der
ketzer straff
[2] Die
ketzer vorprennen ist widder den willen des geystes
[3] Dißer
artickel ist falsch. widder den willen des heyligen geysts gesetzt [4] vnnd
stympt mit dem yrthum der Catharer vnnd Valdenser
[5] Von
halltung des allten gesetzs
[6] Es mügen
allerley werg des allten gesetzs geschehenn ßo es [7] die bruderlich lieb
foddertt: vnnd nit auß nott des gesetzs geschehe. [8] ynn wilchem fall: sich
eyner auch on1 ferlickeytt vnnd mit vielem [9] vordienst. mocht beschneyden
[10] Dißer
artickel ist feynd dem Christlichen gesetz dem Judischen vnglawben [11]
gunstig. vnnd ketzrisch
[12] Vom
krieg Widder die Turcken
[13] kriegen
widder die turcken ist gott widder streben der durch [14] sie vnßer boßheytt
heymsucht
[15] Dißer
artickel. ynn der gemeyn vorstāden. ist falsch vnnd stympt nit [16] mit
der heyligen schrifft
[17] Von den
freyheytten der geystlichen
[18] Szo
keyßer vnnd fursten widderrufften die frey- [(c 6a)] heytt [19] den geystlichen
p̱sonen vnnd gutern geben kan man yhn on sund [20] vnnd
vnchristlickeyt nit widderstrebena [21]
Dißer artickel ist falsch. vnchristlich. spelltig. vnd2 vorlehmet die
geystliche [22] freyheyt: weckt auff. vnnd3 storett tzu der tyrannischen
vnchristlickeytt
[23] Von dem
freyen Willen
[24] 1 Der
frey will ist nit eyn herr seyner werck
[25] Dißer
artickel ist falsch. . den heyligen lerern vnnd allen sittlichen leren [26]
widder. mit der4 Manicher yrtüm stymmend vnnd ist ketzrisch
[27] 2 Die
sophisten schwetzen vorgebenß. das eyn gut werck sey [28] gantz von gott. doch
nit gentzlich
[29] Dißer
artickel ist den heyligen lerern tzu nahe. die yhn setzen. tzuuor [30]
Ambrosio. Augustino vnnd Bernhardo die er alhie sophisten nennet. . Vnnd [31]
ynn dem er furgibt. das gutt werck sey gentzlich von gott. vnnd keynerley [32]
weyß von dem freyen willen: ist er ketzrisch
[Seite 737]
[ 1 Martinus
3 3 Pariß. Dißer 4 Martinus. 4 6 Pariß. Dißer 10 Martinus. 5 12 Pariß. Dißer 16
Martinus. 1 18 leren 22 Pariß. Dißer 26 Martinus 2 28 Pariß. Dißer 32 Martinus.
3 35 Pariß. Dißer]
[1] 3 Der
frey will. Wenn er thutt Was ynn yhm ist. sundigt er [2] todlich
[3] Dißer
artickel ist ergelich. vnchristlich. yrrig ym glawben vnnd sitten
[4] .4. Der
frey wille vor der gnaden taüg nichts denn tzu sundigen [5] vnnd nicht zcŭ
pussen Ex Aug. de spi & litt
[6] [(c 6b)]
Dißer artickel. ßo er durch die gnad. vorstett. die rechtfertigend [7] gnade.
dauon der schreyber meldet: ist er yrrig. der1 Manicher yrtum gemeß: [8] fern
von der heyligen schrifft: vorkerlich vnnd 2 stücklich aüß Augustino [9]
getzogen
[10] .5. Der
frey wille on gnade. ßo viel stercker er sich streckt tzu [11] wircken. ßo mehr
er nahett tzur vngerechtickeytt. Auß Ambro:
[12] Dißer
artickel. durch die gnad vorstand. wie droben. ist falsch. vnleydlich [13] den
Christlichen oren: vnnd tzeucht von den guten wercken: vnnd ist [14] vnrecht
vnnd3 stucklich aüß Ambro. getzogen
[15] Von der
Philosophia Vnnd Schültheologia
[16] 1 Die
Philosophia Aristotelis. von den sittlichen4 tügenden:. [17] Von der selben
gegen wurff. Von den thatten. vnnd ynnerlichen [18] tatten. ist eyn solch ding.
das man dem volck nit geleren [19] kan ist auch keyn nütz5 die schrifft
tzuüorstehen Denn es6 ist nit [20] mher [drynnen] denn7 wortt grewell. nür tzüm
getzeng8 ynn [21] wortten ertichtet
[22] Dißer
artickel. ynn alle seynen stücken ist falsch vnnd alß von eynem [23] feynd der
kunst. vor meßlich vnnd vnuorstendlich gesetzt. Szo man redt von [24] der
Philosophia Aristotelis. tzuuor ynn den dingen: darynn [(c 7a)] er vom [25]
glawben nicht mißhellet
[26] 2 Alle
Sittliche tugent. vnnd schawliche künste sint nit ware [27] tugent vnnd künste.
ßondern̄n̄ yrtüm vnnd sunde
[28] Dißer
artickel. ym ersten stuck: das die sittlichen tugen. sunde seyn: ist [29] tzu
orttern. wie die droben georttert ist da er sagt. Alle werck9 vor der liebe
[30] sind sund.10 ym andernn stuck. das die11 schawlichen kunst. sind yrthum.
ist [31] er offentlich falsch
[32] .3. Die
Schültheologia ist eyn falscher vorstand der schrifft [33] vnnd sacramenten.
Vnnd hatt vnß12 vor iagt. die ware lautere [34] Theologia
[35] Dißer
artickel ist falsch freuelich vnnd hohmutig gesetzt vnnd feynd der [36] rechten
lere
[Seite 738]
[ 1 Martinus
4 6 Pariß. Dißer 7 Martinus 5 10 Pariß. Dißer 12 Martinus 6 15 Pariß. Dißer 16
Martinus 7 18 Pariß. Mit leugt 24
Martinus Inn 31 Pariß. Dißer]
[1] 4 Inn den
p̄digten Johannis Taülerj ynn deutscher sprach geschrieben [2]
find ich (spricht luther) mehr lautter vnnd gegrundter [3] Theologie denn ynn
allen. aller1 hohen schülen. Schüllerern̄ erfunden [4] ist odder
erfunden mag werden. ynn alle yhren hohen [5] synn schrifften
[6] Dißer
artickel. den luther setzt. ist offentlich freuelich
[7] 5 Von der
tzeytt an. da die Schultheologia [(c 7b)]2 das ist. [8] die triegische
Theologia. hatt angefangen. ist die Theologia des [9] creützis aüß geledigt.
vnnd alles vorkerett.
[10] Dißer
artickel ist falsch. vormeßlich vnnd vnüornǖfftig gesetzt vnnd ist [11]
nahe bey dem vor dampten yrthum der behemen
[12] 6. Den
müttwillen die schrifft3 tzǔ reyssen. hatt die Christlich [13] kirch
nǔ bey dreyhundert Jarn erlitten von den schültheologen [14] mit vn
messigem schaden
[15] Dißer
artickel ist falsch. nerrisch vnnd boßwichtisch gesetzt
[16] 7 Die
schultheologen haben schlecht gelogen. das Aristotelis [17] Sittliche bucher.
mit Christs vnnd Paulus lere vbireynkūmen
[18] Mit
dißem artickel legt4 seyn schreyber auff die schultheologen vnuorschampt [19]
vnnd felschlich. das nit war ist. Wie wol es gnugsam erfarn ist. das [20]
Aristotelis5 Sitten. ynn vilen stucken. mit Chr9 vnnd Paulus lere vbir [21] eyn
kūmen
[22] Hie tzu
Wirtt gethan aüch der artickel auß seynem buch der [23] babylonischen
gefengniß.
[24] In dem
Dionysio. der von der hymlischen Hierarchia geschrieben [25] hatt. ist schir
nichts grundlicher [(c 8a)] lere Vnnd alle [26] seyn ding ist6 thichterey ynn
dem selben buch vnnd schier gleych [27] den trewmen. Aber ynn dem buch der
Mystica Theologia ist er [28] schedlich. mehr Platonisch den̄n̄
Christisch. Vnnd In Ecclesiastica [29] Hierarchia spielet er mit allegorien.
Wilchs ist eynn studiū der [30] mussigen menschen
[31] Dißer
artickel ist falsch. freuelich vnnd vormeßlich gesetzt.. vnnd dem [32] heyligen
man tzu nahe. der von großer kunst hochberumbt ist. Wilchen. Damascenǔs
[33] nennet den gottischen Areopagitam eynen Junger Pauli. den allerheyligsten
[34] vnnd7 den aller8 beredtistenn ynn gottlichen dingen
[Seite 739]
[ 2 Pariß.
Wyr 14 wilcher 31 buchliß]
[1] Der
beschluß
[2] Wyr
Vorgenante.1 dechant vnnd Theologi haben ditz alles. eyn lange [3] tzeytt
beforscht. Vnnd vleyssig angetzeychnet. Was die heyligen lerer hyrynn [4]
hielten.. Was ynn der schrifft vnnd Conciliis2 hyrubir vorpotten were. Nach [5]
wilchem erforschen das wyr offt gehallten. ynn der Sorbona: Haben wyr ynn [6]
ettlichen stücken.3 die vnßern4 bey yhrem eyd. [beruffen] vnnd vorsamlung [7]
gehalltenn. [(C 8b)]5 da ists mit eyntrechtigem gemütt beschlossen vnnd
vorortertt. [8] zcu letzt. tzum vberflüß. haben wyr eyn gemeyn. vorsamlung tzü
[9] sanct Matürin gehallten. [die selben]. aber mal6 bey yhrm eyd7 vorkundigen
[10] lassen da selbst nach der meß. vnßer. gewonlichen weyß gehallten.: aber
mal [11] eynthrechtlicher vorwilligung dasselb gelobt. bewerdt vnnd bestetigt.
loben auch. [12] noch. beweren vnnd bestettigen. Vnnd das man solchs vn
wenglich. hallten [13] solle. ortternn vnnd ordenen wyr durch [ditz] vnßer
vrteyl. Das ist geschehen ym [14] Mxvxxj. Jar am funfftzehenden tag Aprilis.
Zcu8 wilches getzeugniß. haben [15] wyr vnßer sigel an die offne brieff. ßo ynn
vnßernn kasten vnnd laden. tzu [16] ewigem gedechtniß behallten: an gedruckt.
Nach welcher copeyen. diße abschrifft. [17] auß vnßerm befelh trewlich
gedruckt9. wyr bekentlich seyn
[18] Hȩc
illi10
[19] [D 1a]
Marttinus Luther folgrede
[20] Sehe da
Luther. schreyb mehr bucher. gang gen Pariß vnnd hole eyn [21] par semlen.
weystu [nü] wer du bist? Ich meyn sie haben dyr eyn mal die [22] rechte laudes
geleßen kutzilestu noch die hochgelerten Mgrōs nrōs? Du. bedarffts
[23] hynfurtt keyniß bocks: keynß holheyplerß: keynß lotterbubenß: Nu [24]
sihestu was vnßer Magister vor mügen wenn sie tzornig werdenn
[25] Wolan
was soll ich machen? Sprech ich. das der Dechan von Pariß [26] mit seynen
Sophisten grobe11 Esell12 seyn. ßo geb ich yhn nur vrsach. das sie [27] eyn
artickel draüß machen vnnd sagen. Dißer artickel ist falsch. nerrisch
freuelich. [28] unchristlich.. vor meßlich: yrrig. ketzrisch vnnd vnßernn
Mgrīs nrīs tzǔ [29] nah. was konnen sonst die tzornigen herrn̄
von Pariß? Wer hett sich kundt [30] vor mütten. das ynn der schulen: solch
kinder: solch weyber: solch narrn̄ [31] weren: Es hatte mich
yhe wunder. Warumb sich die Papisten dißes buchlinß [32] ßo fast schemeten.
vnnd ließenß nit [bald] durch alle pressen gehen
[33] Hilff
gott: was sind offentlicher lügen drynnen: wie tzihen sie meyne [34] wortt nach
alle yhrem müttwillen [alß werenß eyttell Emßer boeck] Datzu ist [35] das nit
gnug: Wo sie nit rawm findenn mich tzu lesternn machen sie rawm
[Seite 740]
[ 25 habe yhr
26 werllt 33 Theologie scheyttel]
[1] vnnd
nottigen sich1 drynnen. ynn dem das sie sagen. Wenn Luther das [2] [D 1b]
meynett. Wenn er so will.. Wen man ditz alßo das alßo nympt. Ey. [3] yhr2
groben:3 Esell von Pariß. wilcher spruch ynn der schrifft ist nit ketzrisch.
[4] wenn4 man alßo sich tzu yhm nottigett5 rewmet vnnd muttwillig tzeügt [5] wo
man hynn will?. Wollt ich doch wol sagenn̄ das Moses eyn ketzer sey.
[6] eben da er sagt. Gott hatt hymel vnnd erden geschaffen.. ßo er6 durch das
[7] schaffen wollt vorstehen eyn schaff odder jerig kalpp7
[8] Wer hatt
yhe solchen hohemütt gehortt odder geleßen. das die8 Esell [9] tzu Pariß. sich
selb den Apostelln vnnd Conciliis vorgleychen. vnnd thüren [10] mit
vnuorschampter styrnn schreyben: die Apostell haben on schrifftlich vrsach [11]
aüßgedrückt: geurteyllet drumb wollen sie auch ßo thun:9 Wie wol sie liegen
[12] vnnd haben die schrifft durchs rauch loch an gesehen: Denn die Apostel
haben [13] nichts on grund gesetzt noch gehandellt. Doch ych will yhren rad tzu
seyner [14] tzeytt melden.10 meyn geyst ist nit weyt von yhn geweßen. da sie
den klugen [15] rad beschlugen. warumb sie nit grund tzeygen wollten. vnnd eben
das sie [16] gefurcht haben soll sie ergreyffen. itzt wollen wyr das new
Apostolisch [17] exempel sehen
[18] Gillt es
aber das eyn iglicher muge den andern vor damnen. vnnd ist [19] nit nott das er
des. grund. recht [D 2a] vnnd vrsach beweyße. wolan ßo gillt [20] myrß auch
vnnd eynnem iglichen. Eynem alß dem andern̄.. da wollen wyr [21] eyn
feyn spiel anrichten. Ein iglicher vordamne. vorfluch. voriage. vorbrenn. [22]
todte den andern̄n̄. nehm yhm seyn weyb. seyn kind vnnd was er hatt: sprech
[23] darnach. wie die hochgelerten von Pariß vnß leren. Es sey der Apostell
exempel. [24] die haben auch on [angetzeygt] grund vnnd vrsach gehandellt sey
gnug das yhn [25] ßo gutt duncke. Danck habt yhr hochgelerten von. Pariß: Danck
hab kunig [26] Frantz von Franckreych. das du der wellt mit ßo viel kosten
solch lerer11 [27] erneerist
[28] Nu ich
will des12 newen Apostolischen Exempels. vnnd Parisischenn [29] rechts auch
brauchen vnnd tzum ersten13 eben an den selben newen Apostelln [30] vnnd lerern̄
vorsuchen: will auch eyn vrteyl vbir sie stellen: wie mich dunckt [31] on grund
vnnd vrsach vnnd soll das seyn
[32] Die
Hohen schule tzu Pariß. an yhrem vbirsten teyl. das do heyst. die [33] facultet
Theologiȩ: ist von der scheyttlen an biß auff die verßen. eyttell
schnee [34] weyß aüßsatz: der rechten. letzten14 endchristischen hewbt
ketzerey. Eyne mütter [35] aller yrthüm ynn der Christenheytt. die grossist
geysthüre die von der ßonnen [36] beschynen ist. vnnd das rechte hynder thor an
der hellen. Es ist vorkundigt.
[Seite 741]
[ 6 habe]
hette 8 exen 14 Louo. 27 den einnigen 30 abgot ßo gar drynnen 33/34 Ich ergänze: A. B.
hic debet interseri quod infra adiectum est(?) cap. Des kan ich mich
&c.. Diese Stelle fehlt 34 A B
Des fehlt]
[1] das tzu
[D 2b] den tzeytten des Endchrists. sollen alle ketzrey. die yhe geweßen [2]
sind.1 ynn eyne grund suppe kūmen vnnd die wellt vor terben. Das hab ich
[3] ym synn tzu beweyßen. vbir Pariß. des Bapsts des rechten Endchrists2 groste
[4] hür kamer. vnnd antzeygen. das sie3 Erger [sind] denn Montani Ebioniten [5]
vnnd was sie mehr ketzer genennet haben. ob gott will. Sie sinds. der ich [6]
lengist begerd4 habe.. Denn ob meyn lieber Philippus yhn wol meysterlich [7]
hatt geanttworttet hatt er5 doch sie tzu senffte angerürt. vnnd mit dem
leychten [8] hoffel vbir lauffen. Ich sehe wol ich muß mit den pawr exten vbir
die6 [9] groben bloch kūmen vnnd sie recht7 waldrechenn. Sie fulen sonst
nit. Ich [10] will aber denn nit on grund handelln̄a
[11]
Desb kan ich mich aber nit gnüg
furwūdernn̄ was sie ym synn [12] habenn. das sie vnter ßo vielenn
artickelln. des artickels vom Bapstum [nit] [13] gedencken mit eynem
büchstaben. Szo doch den8 selben. alß den aller fur [14] nehmsten. Syluester.
Eck. Rhadinüs. Catarin9 Collen: loüen. vnnd die tzween [15] papyr schender
tzǔ leyptzik. mit allen papisten. aǔffs aller grewlichst vorfolgen.
[16] Sie thǔnß yhe nit auß vorgessen. denn̄ sie haben meyn
schrifft ßo genaw [17] durch sücht das sie alle meyn gepeyn getzelet haben9
vnnd fechten hartt vbir [18] menschen gesetzen.10 Szo thun sie es auch nit auß
vnwissen. denn ich hab yhn [19] yhe11 ynn meynen buchernn. De Cap. Baby vnnd
Resolut p̱po. 13. wilche sie [20] antzyhen alß die sie. geleßen vnnd
vordamnen. tzu gutter massen getrieben. [21] das der Bapst.. vnnd Papisten12
mord Schreyen vbir mich.13 mochten yhn [22] alleyn auß solchem geschrey14 [(D
4a)] erfaren haben̄n̄
[23] Szo acht
ich yhe. sie hallten den selben auch vor dampt. ßonst were alle [24] yhr dingk
schon nichts15 Vnnd were keyn gutt ader [ynn] yhnen. ßo sie yhn [25] fur recht
hielten. vnnd schwiegen still: geben nit eyn vrteyl drob. die warheytt [26] tzu
betzeügen. weyl sie sehen. eyn solch auffrürh ynn der wellt sich er heben [27]
vbir dem eynigen hewbtartickel. Denn von den andernn̄.
ist. noch keyn rumor. [28] ynn der wellt16 Vnnd der gemeyn man weyß wenig
drümb: Das wirtt freylich [29] die vr sach seyn. warumb den Papisten das vrteyl
nichts gefellt. denn [30] sie sehen. das yhr abtgott drynnen ßo gar vorlassen17
ist. Vnnd dencken. fellt [31] Pariß tzu dem Munch ynn dem artickel ßo ist
Bapst. Collen. louen. vnnd [32] alle Papisten tzü schwach. Desselben gleychen
lassen sie faren das arm elend
[Seite 742]
[ 11 Collen
26 tue 37 A. B. Hic debet illud cap. In deß bitt ich fehlt]
[1] Ablaß.
wilchs der ander furnehmist artickel, darob1 sich alleß [ander] erhaben [2]
hatt
[3] Aber Szie
dencken noch an yhr Appellation. Der Bapst hat yhn leyde [4] than: da wollten
sie sich gern an yhm rechen vnnd yhn tzwingen. das er yhn [5] flehet: das
darnach gesagt wurd. den Luther hatt niemant denn Pariß vnter [6] truckt.
Darumb will [ich] yhr mitt stȳmen nit haben. ßie thünß auß
keyner [7] lieb der warheytt: Ich will2 mit den3 buben vn vorworn̄
seyn die yhrn [8] herrn̄ lassen ynn nodten. nit vmb gottʃ [(D 4b)] willen: Vnnd wenn ich mit [9] gutem gewissen
kundt: ich wollt4 das bapstüm widderumb erheben tzu trotz [10] vnnd leyd. der
frantzosischen perfidien:5 Wolan. da habt yhr Sophisten. [11] Papisten. Colln.
loüen. leyptzick. das vrteyl von Pariß. . macht eynen singen [12] tantz druber
vnnd seyd frolich. . das hewbt habt yhr vorlorn̄. wie feyn hupfft [13]
yhr mit strumpffen6 umbher: Aber ym latin. hoff ich. solls an tag kūmen.
[14] Was die Buben allesampt suchen7
[15] Denn
meyn herrn̄ von Pariß streben darnach das sie alleyn. ynn der [16]
wellt. damnen: setzen vnnd machen mügen. was sie wollen. vbir frund vnd [17]
feynd: Ja lieben Esell. man laß euch auff dem polster sitzen vnnd lampreten
[18] fressen. Wenn euch denn der baüch kurret vnnd eyn fortz lasset. ßo dringt
[19] vnß dahyn es sey. eyn artickel des glawbenß. sprecht darnach. es hab euch
ßo [20] gedaucht. vnnd sey der Apostell exempel8 Es gillt nȳmer.
bloß vrteyll fellen. [21] lieben Esell. wie yhr biß her gewonet: yhr habt den
gemeynen man ßo lange [22] bey der naßen vmbfuret. vmb leyb gutt vnnd seel
bracht. mit ewren leren. [23] das erß nȳmer leydenn kan. will noch
soll. thut seyn augen auff. will grund [24] wissen. ewr buberey. die yhr vnter
dem namen der heyligen kirchen trieben [25] habt vnnd noch treybt. Die tzeytt
ist hie. die da spricht. redde ratōz villicationis [26] tuȩa
[27] Inn des
bitt ich alle die Christum lieb haben vnnd dem Endchrist feynd [28] sind.
wollten frolich seyn. guten mutt haben. gott dancken. vnnd nit ablassen [29]
mit bitten fur das heylige Euāgeliū. Wyr sehen gottʃ wunder das er vnß [30] helffen will. vnnd on vnßer rad vnnd
tadt. seyne feynd ßo tieff blendett. [31] das sie sich selb schemen mussen.
Denn̄ diß buchle soll ob gott will noch ynn [32] kurtzer tzeytt
schenden alle die sich vnter wünden dem Gottis wortt widdertzustreben. [33] Wyr
haben hie yhr hewbstück die vbirsten schule. Sie mugen nu [34] nȳmer
tauschen vnnd heuchlen. Es ist an tag kūmen [D 3a] was sie vom [35]
Euāgelio vnnd glawben hallten. das sie bißher vordeckt. vnnd ymer gesagt.
[36] Sie lerenn auch das Euāgeli vnnd die allte naße sey die beste
[Seite 743]
[ 7 herbergen
8 Hieremie 13 yhm] yhn 18 tue ]
[1] Meyn
hertz ist fro vnnd danckt Gott. O wie grundlich gan ich dem [2] Bapst. solch
schyrm leütt. er ist keyner besser wirdig: Wie hat er vnß armen [3] Christen
mit seynen gesetzen vorterbet vnnd geschendet. Hatt er vnß doch nit [4] anderß
geachtett alß seyen wyr nit wirdig tzu seyn. seyn heymlich gemach. [5] dareynn
er alle den dreck vnnd vnflatt1 seyner gesetz schutte. die2 nür von [6] yhm
gehen mochten. vnnd haben ßo viell edler geyster. den stanck [mist] vnnd [7]
vnflatt müssen herbergern. Ja mit großer kost mühe vnnd erbeytt mit leyb [8]
vnnd seel keuffen: das der sprüch Hieremiȩ von vnß erfullt ist. Die
tzuuor3 [9] vbir saffrand gessen haben. haben mußē. dreck fressen. Da hatt
Satan seynen [10] grossen tzorn gebusset vnnd [seyn] müttlin an vnß gekulet.
das er tzu der [11] Marterer tzeytt schepfft. da durch das4 Euāgeliū.
seyn menschen gesetz vordruckt [12] wurdenn. wie ynn Apocalypsi stett von dem
grossen drachen
[13] Aber nü
hebt Gott an yhn tzu betzalen. vnnd schafft yhm solche helffer. [14] der er
sich ynn seyn hertz schemen muß. O wie sall yhm seyn hertz puchen [15] Wie soll
der boße geyst tzitternn. da er sihet solch [D 3b] groß liecht auff [16] gehen
vnnd mags doch nit dempffen vnnd yhe mehr er dempfft yhe heller es [17] wirtt
vnnd yhe grewlicher seyn schand auff deckt wirtt Drumb last vnß mit [18]
freuden vnnd aller tzuuorsicht bitten Manda deus Virtuti tuȩ
Confirma hoc [19] deus. qd op̱atus es in nobis. Ich hoff der Jüngist tag. sey fur der
thǔr. Amen̄
[20] [E 1a]
Widder das Wüetende Vrteyl der
[21] Pariser
Theologisten.
[22]
Schützred Philippi Melanchthon. fur Mart Luther
1521
[Seite 743] [
22 fur Doctor Mart. 32 Epistel]
[23] Sih. du
Christlicher leßer: was fur grewelthier. der Theologen. diß [24] teyl5 der
wellt Europa gepiertt: Vor dißem iar. haben die sophisten tzu Collen [25] vnnd
Loüen das Euāgeliū vordampt vnnd brachten fur. ettlich nackett
sententz.6 [26] widder mit vornǖfft noch schrifften. befestigt Aber der
selben vnsynnickeytt [27] haben. itzt7 weytt vbir8 tretten. ynn gleychem handel
wer sie auch sind, die [28] da Luthern [tzu Pariß] haben vordampt. Denn ich kan
mich nit beredenn [29] lassen. das solch ding geschehen sey. durch gemeyne vor
willigung der gantzen [30] samlung der theologen..9 ich schweyge.10 das viel
weniger von jhenen vordampt [31] ist: wie gar viel hertter vnnd vnfreuntlicher
wirtt Luther von dißen [32] gehandellt? . Zcum ersten. ist eyn blüttige
Epistoll fur her geschrieben. darnach.
[Seite 744]
[ 1 das
zweite eyn fehlt 8 hohe 18 Christenlichen 23 narrt 24 heydnische menschen lere 29 Aristotelis]
[1] auff eyn
[E 1b] eyn iglichen artickel sonderlich.. vnchristliche vnnd vnschlechtige [2]
beysetze. vbir das sind ettlich struck des Luthers1 ling werds [3] getzwungen
Vnnd auß dem selben mag man abnehmen. Was fur eyn geyst. [4] was für wüterey
besessen habe. die meystere dißes vrteyls. Denn der heylig [5] [gottis] geyst
thutt alle ding. das erß tzüm besten wende. Vnnd. endlich ists [6] eyn2 solch
buch. wilchs [on tzweyffel] niemant glewbt. das tzu Pariß mocht [7] geschrieben
werden Syntemal der gemeyne man es dafur acht: das3 ynn der [8] selben hohen
schule. die Christliche lere. alß ynn yhrm4 eygen schloß.5 wone [9] vnnd regire
[10] Denn man
kan nit leügnen. das daher vortzeytten kūmen [sind] viel [11] dapffer
leütt. vnnd hartt fur vnßern̄ tzeytten der Gerson. eyn man .(. alß [12] scheynet) voll
Christus geyst. Aber. alß ich sehe: ßo geht es nach dem kriechschen [13]
sprich6 wortt. Vor tzeytten waren die Mileser7 reyßig. Vnnd wenn [14] die
selben itzt widder lebend würden: meynstu sie wurdenn8 kennen diße [15]
urteyler.9 die vnartigen nach komlingen? Ynn keynen weg: Szondernn sie [16]
wurd beklagen. den fall.10 beyde dißer hohen schule. vnnd der gantzen
Christenheytt. . [17] das sie sehen musten ynn der schulen regiren. sophisten
an stat der [18] Theologen vnnd schendler. an stat der Christlichen lerer. [E 2
a] vnnd wurden [19] erkennen. das ditz die tzeyt sey: wilche die kirche beklagt
ynn Hieremia vnnd [20] spricht Gott hatt alle meyne dapfersten von myr
genǖmen vnnd hatt eyn solch [21] tzeytt vbir mich bracht. darynn er alle
meyn außerweleten tzu knyrsset [22] Wie wol. wenn ichs eben ansehe. ßo dunckt
mich Pariß. heb nit itzt [23] an vbel tzu thün. ßondernn vorlengist hatt sie
genarrt. da sie anfieng11 [24] heydische kunst. vnnd vorterbt. die Christliche
lere mit menschen leren. Denn [25] das ist künd. das tzu Pariß gepornn ist. die
vngeystliche Schül lere. die sie. [26] eyn Theologia wollen genent haben. Vnnd
da die ist tzu gelassen. ists nichts [27] gantzs vberblieben. ynn der Christenheytt.
das Euāgeliū ist vorfinstert: der [28] glawb außgelescht. die lere
der werck sind angenōmen. Vnnd alßo, die wyr [29] Christen volck seyn
sollten: sind nit: doch Moses [volck.]12 ßondernn Aristotels [30] volck worden
Vnnd ist auß dem Christlichen weßen: widder alle meynūg des [31] geysts.
worden13 eyn heydnische weyße tzu leben
[32] O Wollt
gott. yhr mochtet. mit geystlichen augen sehen. Was fur schaden [33] der
Christenheytt than hatt. ewr schül theologia. die bey euch geporn vnnd [34]
auff getzogen ist. wilche von euch. die andernn hohen schülen dißes teyls der
[35] wellt. gerad alß eyn erbe empfangen.14 es hatt die wellt mussen (wie
Isaias [36] sagt.) [E 2b] voll olgotzen werden. Vnnd tzwar ewr artickel
betzeügen. wie15
[Seite 745]
[ 1 halstarck
2 hatt 38 kommen]
[1] halstrack
yhr von anbegynn, der selben Schultheologia. heydnische kunst vbet [2] habt.
Vnter wilchen wie gar wenig sind1 yhr. die tzüm Christenthüm gehoren? [3] Denn
Wo tzu dienett. der artickel das yhr habt gesetzt, Ich leüfft. sey [4] eyn
vngeschickte rede?. Item das da soll. weyß nit was. vnterscheyds seyn: [5]
vnter dißen tzwo reden. Eyns iglichen menschen esell leufft vnnd, Der esell [6]
eyniß iglichen menschen leufft: Ey wie redliche vnnd wirdige lere seyn das. [7]
eyner Christlichen hohen schulen.
[8] Datzu
habt yhr offentlich gesetzt. das die heydnische kunste seyen nodt [9] tzüm
Christenthüm: Wilcher artickel von waßer geyst2 er kūmen sey: sehen [10]
wyr nit?. Nemlich von dem. der da wollt das Euangeliū finster haben. durch
[11] menschen lere. Vnnd wie yhm das ßo wol ist auß gangen. ist3 unuorporgen.
[12] Denn wilche hohe schule hatt die heylige schrifft lautter geleret? Die
Parisische [13] aber. wilch4 ßo viel [iar] heydnische kunst trieben hatt treybt
itzt nȳmer [14] heydnische kunst. ßondernn alfentzt nür. ynn der
kleynen logica. Was ist [15] alfentzischer denn der Versor. Tartarett vnnd der
gleychen schreyber. der tzu. . [16] dißen tzeytten [Pariß] vntzehlich viel
geben hatt? Ich hab gesehen. Johannis [17] Maior bucher. die er vber [E 3a] den
meyster von hohen synnen geschrieben [18] hatt wilcher itzt vnter den Theologen
tzu Pariß [alß sie sagen] die kron ist. [19] Ich will5 seyn leben nit richten.
Aber. lieber Gott. wilch füdder voll alfentzerey [20] sind da? Durch wie viel
bletter. disputiret er wol. . ob. tzu reytten eyn [21] pfertt gehore. Item. ob
das mehr von Gott6 ßo saltzig geschaffen sey. . Ich [22] will schweygen ynn deß
wie vnchristlich er viel dings schreybt von dem freyen [23] willen. An wilchem
ortt. er nit alleyn anderß denn die schrifft. ßondernn [24] auch. anderß denn
alle schultheologen leret
[25] Die weyl
denn die Parißer solch leutt seyn solltu dich nit wundernn. [26] lieber leßer.
das sie dem Luther nit fast gnedig sind. Sie waren nichts [27] gutiger vor
tzeytten. yhrem Gerson. das doch eyn man war ynn allen dingen [28] groß. . da
dennoch [die] Parisisch schüll besser stund denn itzt. Was sollten [29] sie nu
thun nü alleß voll7 sophistisch gespügniß. da ist Ich weyß aber auch. [30] das
dennoch ettlich da sind. denen Luther nit vbel gefellt. Aber ßo pflegt es [31]
tzu tzugehen nit alleyn ynn geystlichen ßondernn auch ynn weltlichen hendelln.8
[32] Ja ynn geystlichen tzuuor auß das [die gutten] das weniger teyl sind. vnnd
[33] die am gewelltigisten sind. den es am minsten gepurtt. Wilchs auch gesehen
[34] hatt der poet Homer9. Wie wol er blind war. da er sagt [E 3b]9 der [35]
ergist ligt oben. Wer weyß nit durch10 wilche larüen. des reuchlinß sach.
daselbst [36] gehādellt wart? . da man auch sagt. die gantz schul hette
geurteyllt: ist [37] myr recht. Sieben waren yhr. vnnd vnter yhn ettlich münch.
die tzu sāmen [38] kamen Wilche darnach.11 alß sie pflegen tzu sagen. an
statt des gantzen hawffen [39] waren. . Wer weyß. obs hie auch ßo tzu gangen
sey?
[Seite 746]
[ 28
wechmutts 32 Louoner]
[1] Wie wol
es ligt nichts daran. wer sie seyn. die geürteylt haben. Es [2] ist mehr
antzusehen. was sie geürteylt haben. Sanct Paul9 gebeütt. man sollt [3] auch
den engeln nit1 weychen. ßo sie das Euāgeliüm enderten. vnnd wyr sollten
[4] dißen vngesaltzenen wolgemasten Magistris nostris weychen. die noch nit yhr
[5] kleyne logica recht gelernt haben: Den Apostelln mugen von dem
Euāgelio. [6] nit reyssen. widder hirschafften noch furstenthüm. vnnd vnß
sollten dauon [7] reyssen dieße larüen der menschen. Vnnd was sind es anderß
denn laruen? [8] laß gellten den namen Magister noster. laß gellten den namen
Pariß. aber [9] nit weytter denn ynn yhren schulenn ynn gemeyner Christenheytt
soll nichts [10] gelltenn denn Christus stym: wer die nit horet. der ist nit
Christs.
[11] Es lege
nit groß macht dran. ob man yhn nit2 anttworttett. Syntemal [12] sie nichts
widder den Luther setzen denn nackete artickel. Vnnd er hatt [13] seyn ding
alßo mit [E 4a] [schrifften] an allen ortten befestigt. zcuuor ynn [14] dem
buch. das er nennet Assertio.3 ubir die artickel. die bapst Leo vor dampt [15]
hatt: das4 es nit mag vnchristlich geschetzt werdenn. denn von denen. die selbs
[16] Vnchristen sind, doch hab ich wollt eyn odder tzwey stuck antzeygen daraüß
[17] man die andere achten. vnnd das gātz yhr vrteyl schetzen müge
[18] Zcum
ersten. ßo die Epistel nit ist eyniß ettwa5 gedingten rednerß: [19] werlich. ßo
nerret der Theologus auß den bunden wol. wer er auch ist der [20] sie
geschrieben hatt. Ist doch nichts drynnen. den̄n̄
eyttell weybischer [grym [21] vnnd] iachtzorn̄: Wie lautts doch? Er
will alleyn weyße seyn: Er voracht [22] unß: Er ist ein Manichȩ9
[Er ist Montan9]. Er ist vnsynnig. Man [23] sollt yhn mit fewr vnnd flāmen
tzwingen: wilchs auch der tzorn yhn nit hatt [24] lassen recht latinisch6
reden. Vnnd tzwar alhie7 spürt aüch der gemeyn man. [25] das dißem
ertichtē hawffē der theologen: an8 der naturlich vornǖfft
feylet. [26] ynn dem das er spricht. Man9 sollt den Luther mehr mit fewr vmbringen
[27] denn mit vornǖfft vbirwinden: Wer sollt doch nit hie lachen10 solches
[28] weybischeß. vnnd aller ding Münchisches weymütts? . Vnnd mit vr lob. das
[29] myrs tzyme: den wirdigen herrn̄ Ern Dechant vormanen̄n̄ [E
4b] Schonet [30] lieber Herr Dechant. yhr seyt itzt tzornig Wist yhr nit. das
der poet sagt. [31] Grym vnnd tzorn11 stortzen. die vor nǖfft? Bey gunst
vnnd gnaden: die [32] Collner vnnd louener haben noch nie ßo genarret. das ich
schier glewb es sey12 [33] nit on vrsach gesagt von ettlichen allten Die frantzosen
haben keyn hyrnn̄
[34] Sie
schellten den Luther eynen ketzer. nit darümb, das er der heyligen [35]
schrifft. ßondern den hohen schülen: den heyligen Vettern: den Conciliis
mißhellet: [36] Zcum andern̄n̄. die spruch der hohen schulen: der heyligen Veter. der [37]
Concilien: nennen sie hewbtstück des glawbenß. Mocht ich [doch] wol hie [38]
widder euch handelln mit ewrn̄ eygen13 satzüngenn. ßo yhe diße ding euch
[Seite 747]
[ 4 H.]
heyligen 14 H] heyligen 28 glewbt]
[1] vorporgen
sind: Was ist offentlicher kündt. denn das widder hohe schulen. [2] noch
heylige Veter. noch Concilia. mügen hewbtstück odder artikel des glawbenß [3]
machen? Sintemal es mag geschehen. das nit alleyn die hohen schulen. ßondern̄n̄
[4] auch die H. Vetter vnnd Concilia yrren. Wollt yhr myr. hyrynn nit glewben.
[5] glewbt ewrem Occam. Wie seyd yhr denn ßo küne: das yhr menschen wahn [6]
nennet. hewbtstuck des glawbenß? Wer weyß nit das von Paulo gesagt ist. [7] Es
mag niemant eyn1 andern grund legen. denn2 der do gelegt ist. Da [8] redet er
ja von den leren odder hewbtstucken des glawbenß [E 5a] Was wollen [9] [denn]
fur new artickel [des glawbenß]3 Magistri nostri von Pariß datzü [10] thün?
villeicht yhr eygene. die garststinckenden [die] hynder dem ofen gemacht [11]
sind
[12] Szo aber
nü keyn artickel des glawbens mehr sind. denn die ynn der [13] heyligen
schrifft vorfasset sind warumb solls4 unchristlich seyn: den hohen [14]
schulen. den H Vetern. den Concilien miß hallenn? ßo fern doch. das wyr [15]
der schrifft nit miß hallen̄n̄ Nü mißhallet Luther nit der schrifft. wie yhr [16] selb
bekennet. warumb soll er denn vnchristlich gescholten werden? Er miß [17]
hallet. (sprecht yhr.) der außlegung der schrifft: wie sie bißher. von den
hohen [18] schulen. von den Concilien. Von den Vettern ist angenomen.. Szo sehe
ich [19] wol. ditz ist die hewbt sache
[20] Szo frag
ich euch alhie. Magistri nostri. Ab die schrifft nit sey alßo [21] geben. das
man5 on außlegung der Concili. der Veter. der hohen schulen: [22] yhre gewisße
meynǖg müge begreyffen? odder ists nit alßo? Szo yhr leücknet. [23] das
der schrifft meynūg. fur sich selb. on gloßen. gewiß sey: Szo sehe ich nit
[24] warumb die schrifft hatt sollen geben werden̄n̄
die weyl der heylig geyst nit [25] hatt wollen lassen gewiß seyn. was6 er von
vnß wollt haben vorstanden
[26] Auch
warumb reytzen vnß die Apostell ßo mit gātzem vleyß.7 die schrifft [27]
tzu leren. ßo [E 5b] yhr meynūg vngewiß ist? Vnnd was wollt yhr datzǔ
[28] sagen. das auch die Veter nit wollen yhn selb geglewbt8 haben. denn ßo
fernn [29] sie yhr ding. durch die schrifft befestigenn? Item Was sagt yhr
datzǔ. das die [30] allten Concilia. haben nie nichts on schrifft
beschlossenn Vnnd das ist auch [31] der griff. da durch wyr vnter scheyd9
nehmen. vnter den waren vnnd falschen [32] Concilien: das die. waren. mit [der]
hellen schrifft.10 stymmen. die falschen [33] aber der schrifft miß hallen.
[34] Darumb
müßt yhr [myhr] tzu geben. das der schrifft meynǖg sey gewiß [35] vnnd
klar. alßo. das sie. sich selb auß lege. wo ettwa eyn finster ort ist. [36]
tzuuor ynn den dingen. die der heylig geyst. hatt wollen11 erkennet vnnd [37]
geglewbt werden: Nu hatt er on tzweyffel gewollt. das das gesetz erkennet [38]
wurd alß. wilchs er gepott auch [an] die thür pfosten tzu schreyben. vnnd
[Seite 748]
[ 16 wid]
wider 22 Augustin9. hatt] hat eyner vnter ihnen]
[1] ynn die
ortt der kleyder tzu hefften. Alßo hatt er auch wollen das Euāgeliū
[2] erkantt haben. das ist. die weyß. wie vnß durch Christum die gerechtikeytt
[3] geben ist. Denn ßo das wortt gottʃ soll eyn felß seyn. darauff sich ergeb. [4] die seele. Was
mag sie von yhm hallten. ßo es nit gewiß ist. was die meynug [5] des geystis
gottʃ sey?
[6] Szo denn
der schrifft meynǖg gewiß ist. ßo soll sie fur getzogen werden. [7] nit
alleyn den hohen schülen [E 6a] odder Vetern̄. ßondern̄
auch den Conciliis. [8] ßo sie ander weytt hallten. wie vnß der Apostel leret
tzu den Galatern̄. [9] Wenn eyn engel vom hymel euch anderß p̄digt.
denn wyr euch p̄diget haben. [10] ßo sey es vormaledeyet. Drumb soll es dem
Luther1 frey seyn. das er die [11] gewisße meynǖg der schrifft setze gegen
die Concilia. Veter vnnd hohen schulen. . [12] Was mogt yhr sophisten hiraüff
anttworten? Was fur glossen? Was fur [13] kleyne logica? Was fur wickleter
schlüß. wollt yhr hie aüfbringen? Entwedder [14] leügnet. das der schrifft
meynǖg gewiß2 sey. odder vorgonnet dem Luther das [15] er schrifft setze
widder alle. die da anderß halten.
[16] Doch wyr
geben euch das nit. dass Luther. wid die Vetter odder Concilia [17] sey. . Vnnd
das ich tzū ersten von den Vetern sag. Ist nit Lutherß [18] meynug. von
dem freyen willen. von der gnade: ßo yemant die sach recht [19] achtet. gantz
S. Augustinß? Denn demselben hatt er3 aller dinge gefolgt. ym [20] Cōment
ad Galatas.. Es sind beyder. bucher fur handen: wilch ßo yemand [21] kegen
ander hellt. wirtt er finden. das sie ynn der sūma vnnd hewbt sachenn̄
[22] vbir eyn stymmen. Villeycht4 Augustin9. hatt [an] ettlichen5 ortten.
ettwas [23] spitzigerß6 odder sübtiler [gesagt]. Vnnd Luther viel stuck
vleyssiger [E 6b] [24] denn Augustin9: Hüi [lieben] Magistri nostri tzu berstet
vnnd tzu reysst euch. [25] Doch dasselb dienet nit fast tzur sach7
[26] Nu sehet
tzu: ynn dem hewbtstuck vnnd eben, darynn Luther am meysten [27] tzu schaffen
hatt. ist Augustinus seyn mithaller. vnnd8 nit9 eyn gemeyner [28] schlechter patron.
Datzu hat er alle die seyner meynug tzeugen. ßo viel es mit [29] Augustino ynn
der selben disputation halten: Es hellt aber mit yhm Cyprian9: [30] wilchen er
trewlich antzeucht auß dem buch vbirß Vater vnßer. Es hallten [31] mit yhm die
nach Aug. geschrieben haben: alß der das buch De Vocatione [32] gentiū
geschrieben hatt. Denn es sihet nit das es Ambrosii sey. . Item Maxenti9 [33]
ynn kriechen. Szo nemen wyr die bucher Augustini an. die er selb am meysten
[34] hatt wollen angenōmen haben
[35] Das
ertzele ich, nit darumb, das ich achte, es sey viel dran gelegen.10 [36] was
die lerer gehalten haben wer sie auch sind. ßo11 anderß der schrifft [37]
meynǖg kund ist. . Szondernn̄ das ich auch den eygen
willigen willfare. die
[Seite 749]
[ 5 connotaten
9 des des 26 haltstercker]
[1] da
meynen, Luther wolle alle ding new machen. Szo er doch nichts1 anderß [2] thut.
den̄n̄ das er vnß widder tzu der schrifft bringe ia auch tzu den
Vetern̄. [3] die2 tzǔ dem vorstand der schrifft am nehsten
kūmen sind. Aber yhr. was [4] thutt yhr? Ists nit war. das yhr nichts
anderß thutt [(E 7a)] denn das die [5] Christlichen hertzen mehr ynn den
formaliteten scoti. vnnd Cōnoteten Occam. [6] denn ynn Christo groß
werden? Vnnd3 hortt yhr sophisten wie wol yhrß [7] nit werdet vorstehen. yhr
widderstrebt dem auffgehenden liecht des Euāgelii [8] nit anderß den̄n̄
wie Jamnes vnnd Mambres Mosi widder stundenn. Derselben [9] nachkomling4 ist
auch5 das Sorbonische gesinde. nemlich das da [10] geporn ist auß der
Aegyptischen Sorbonith:a Wie auffrichtig
aber yhr Sanct [11] Augüstin [meynūg] widder den Luther antzihet will ich
gar bald hir nach [12] vor manen
[13] Weytter
vbir das hewbtstuck von dem freyen willen vnnd gnade. ist [14] auch das. der
allten Veter eyniß. das Luther nit will. das6 gesetz. ynn [15] gepott vnnd
redte [geteylet haben]. Wilchs geschwetz wyr nür auß der Schultheologia [16]
haben. Wilche da sie anhüb, das gottlich gesetz. nach der heydnische [17] kunst
Aristotelis. tzu messen. hatt sie nach laüterm muttwillen. die gottlichen [18]
gepott. abethan. wilch sie nür gewollt hatt. Denn wilcher auß den allten [19]
Veternn. hatt nit alliß das. fur nottige gepott gehallten. das ym Euāgelio
[20] gesatz[t] ist. das wyr vnß nit rechen sollen.. S. Hilarius spricht. Die Euāgelia
[21] erheyschen. das wyr vnß nit rechen sollen. S. Augustin ynn dem buch von7
[22] des herrn̄ p̄digt auff dem berge [(E 7b)] nennet es alliß gepott. was yhr
[23] redte nennet. vnnd disputirt daselb. das es scheynbar ist: Es sey eyn
nottig [24] gepott. das wyr vnß nit rechen sollen. Vnnd dißer meynǖg ist
auch Chrisostom9. [25] der ßo fern dauon ist das er die rach tzu gebe. das er
auch keyn [26] gepott. haltstrecker foddert. Seyn omilia ist yhe vorhanden.
wilche. ßo yhr [27] fur ewrn̄ kleynen logiken muß habt: lieben Magistri nostri. ßo leßet
sie
[28] Das aber
das gesetz. mit Aristotelis heydnischer kunst nit stȳmet.
da [29] fragen wyr nichts nah. Was geht vnß an. Was der selb vn8 sawber mensch
[30] gemacht hatt? Sollten wyr Aristotelem hoher denn Christū halten? Doch
[31] von dißem gepott der rach. wollen wyr dahynden mehr sagen. Alßo mocht [32]
ich ynn viel andernn̄ stucken tzeygen. das Luther mit den allten Vetern vbir [33]
eyn kümpt. Aber sintemal. auß dem stuck vom freyen willen vnnd der gnade. [34]
alliß das fleüßt: Was Luther von der rew vnnd gnugthüǖg geschrieben [35]
hatt. was ists nodt viel drob handelln̄ mit den sprüchen der Veter.
wyr [36] wollten den villeicht eyn latern ym Mittag antzunden. alß man spricht
[Seite 750]
[ 8
vorfinstern 13 ge fehlt 15 gleych 37 solchs vor stinckends fehlt]
[1] Es sind
wol ettlich stuck ynn Luthers schrifften. die man ynn der Veter [2] bucher nit
leychtlich findet. Alß da sind. [die er] von der tzal der sacrament. [3] Von
der beycht. Von den gelubden. vnnd der gleychen hendel. die tzü unßern̄
[4] tzeytten gehen. geschrieben hatt. Denn tzu der Veter tzeytten begaben sich
solch [5] sachen nit. vnnd [(E 8a)] das Christenthum war datzu mal. noch
sawber. das [6] man von wenigern stücken tzweyffelte. Es waren noch nit die
tyrannische [7] gesetze der Bepste: Sie hatten noch nit unßer lieben Magistros
nostros von [8] Pariß: Ja auch nit die Artickel von Pariß. die das
Euāgelium vorfinsterten.. [9] Es war villeicht des Euāgelii mittag.
Aber nü ists abent. Vnnd tzugleych [10] mit unßernn sundenn. hatt die
blindheytt:1 die grewlichst straff unßer sunde. [11] die hertzen besessen,
Wilche, unß. mēschen lere fur das Euāgeliū. vnnd Sorbonische
[12] Theologia eyn gebracht hat. Hatt nit solche straff. an allen ortten [13]
ge ynn den p̱pheten. der geyst gottis dißen tzeytten gedrewett? Vnnd.
[14] S. Paul9 sagt. Es. werden ettlich kūmen die vom glawben weychen. vnnd
[15] das Euāgeliū durch menschen lere vorrücken. vnnd der gleychen
viel mehr [16] Sind aber das nit die Sorbonischen Theologen. Szo weyß ich nit.
was der [17] Apostel meynett.
[18] Alßo
sihestu. lieber leßer. das Luther mit den allten Theologen ym [19] meysten teyl
ubireynkomet: Wie viel billicher ists nü. das wyrß auff2 unßer [20] lieben
Magistros nostros von Pariß. widder treyben. das sie es seyn. die do [21]
narren: vnnd unß eyn solche theologia3 fur schreyben: wilcher die aller
berumptisten [22] lerer der Christenheytt. auch nit ym trawm gedacht haben.
Ists [23] vnchristlich. den Vetern Widderstreben. Szo ist nichts vnchristlicher
denn die [24] Pariser disputatores: die do ynn [(E 8b)] den4 furnemisten
hewbtstucken der [25] Theologia. schnür gleych widderstreben den Vetern̄.
Eyn groß teyl der Veter. [26] nennen es sund vnnd laster. alliß was nit auß dem
geyst Christi geschicht. [27] Aber sie5 nennen ettliche sittliche werck (Wie
sie reden.) nit alleyn keyne [28] sund: ßondernn auch.6 schickliche. vordienste
tzur gnaden. [O Blindheyt:] [29] Eyn groß teyl der Veter sagen: das gepott gottʃ muge nit auß menschlichen [30] krefftenn gehallten [werd].
. Aber. hie hore meyn leßer. die mißbietung7 [31] gottʃ. von den Parißern. Sie scheyden die erfullung der gepott
ynn tzwey teyl. [32] Vnnd sagen. man vormüge sie wol erfullen: ßo viel es
betrifft das weßen [33] der werck: :aber nit. ßo viel es betrifft. die
meynǖg des gepieterß: gerad [34] alß foderte der gepieter ettwas mehr.
denn das weßen der werck.
[35] O wollt
gott. yhr Parißer: ich müßte solchs mit euch. ynn ewer Sorbona. . [36] treyben.
das ich doch sehen mochte. ob. yhr euch auch. schemen wurdet. [37] solchs
groben. solchs stinckends. solcsh Sorbonischen geschwetzs. Lieben. Magistri
[38] nostri. es ist nit Luthers. ßondern ewr Theologia. die den Vetern
mißhellet: [39] Es gehet euch an das geplerre: das [sie] vnchristlich seyn.
alle die anderß leren.
[Seite 751]
[ 12 ¶ fehlt
33 auffhub 35 yemand] einer genand 37 ¶ fehlt]
[1] denn die
lerer der Christenheytt. Vnnd das sey von den lerern vnnd Vetern̄
[2] gesagt. Nu lasse vnß die Concilia sehen.
[3] Wilchs
sind aber die Concilia: denen Luther widder strebt? yhr gebt [4] fur es sey von
den Alltisten Concilien [(E 9a)] seyn lere vordampt. das merckt [5] man darauß.
das yhr [auß yhm] eyn Montanū. Manicheū Ebionem: vnnd [6] waß macht
yhr nit auß yhm? Aber hyrynn. hatt enttweder. der schreyber [7] dißer Epistel.
seyne kunst brieff tzu schreyben wollt beweyßen odder [es] ist [8] nichts
boßwilligers vnnd vnuorschampter denn die Parisische Sorbona: Denn [9] wer
reücht nit: waßer meynǖg: sie der allten ketzer namen auff den1 Luther
[10] schutten? nemlich das Luthers name auffs aller feyndseligist wurde.2
wilchs [11] gesuche. wie boß tückisch es sey: begreyffen auch wol die eynß
mitteln vorstands [12] sind ¶a Denn das
Luther dem Montano vorgleychett wirtt. wer ist doch. der [13] nit sehe: wie gar
nit aüß reyner meynūg das geschehe? Montanus der wollt [14] man sollt yhm
glewben. vnnd vorließ sich auff seynen [eygen] geyst. Luther der [15] will. das
man yhm nichts glewben soll. ßondernn der [lauttern] hellen schrifft. .3 [16]
rümet nichts des seynen ßondernn nür die schrifft: yhr selb seyd viel neher
[17] dem Montano. die yhr wollt wyr sollen dem geyst der menschen. der Concili.
[18] der Veter. der hohen schulen glewben. mehr den̄n̄
der schrifft. Ja yhr seyt [19] nichts denn eytell Montani.4 ich rede Von euch
Sophisten tzu Pariß: die [20] yhr ditz vrteyl habt außlassen on schrifft. vnnd
rümet euch yhr halltet die [21] Apostolische weyße. gerad alß. were es kund
gnug. das yhr eben den. geyst [22] habt. den die Apostel hatten [(E 9b)] Doch
daüon weytter. hyrnach.
[23] Ich bitt
dich. du Christlicher leßer. Meynstu das ettwas Christlichs [24] geystis sey
ynn der Sorbona. die sich ßo gar nichts schemet tzu liegen? Denn [25] obs wol
offenbar ist. auch yhrselb der Sorbona: das Luther vnnd Montan9 [26] nichts
miteynander stȳmen. noch5 sind sie ßo küne. das sie den guten man. [27] mit
Montaniß namen beruchtigen6
[28] Eben ßo
boßtückisch vnnd vnüorsichtig machen sie eyn Ebionen auß yhm. [29] Ebion der
tzwang tzu den Cerimonien des alten gesetzis. Luther tzwingt nit. [30] ßondernn
lest sie frey seyn: das eyn iglicher nach gelegenheytt odder ßo es [31] die
liebe foddert: die selben vben7 vnnd lassen muge on sunde Vnnd ßo8 [32] hellt
auch. S. Paul9 am letzten cap. Gal. da er die cerimonien vnnd weyße [33] [auß
hüb vnnd] yhm ließ gleych viel gellten. vnnd sprach. In Christo. gillt [34]
widder9 beschnytten noch vnbeschnitten ßondernn eyn new Creatur. Vnnd [35] .1.
Cor. 7. Ist yemand von der beschneydung bekeret: der mache nit eyn
vnbeschneyden. [36] das ist. ßo yemand vnter den bekeret ist die das gesetz
hallten.
[Seite 752]
[ 2
beschneytten vnbeschneyttenn 18
Manicherß 21 denn 30 Luther]
[1] der hallt
es mit yhnen., Ist aber yemand vnbeschnytten bekeret. . der beschneyd [2] sich
nit Beschnytten ist nichts. vnbeschnytten ist auch nichts. ßondernn die [3]
erfullung gottlicher gepott. Hirauß meyn ich. sey es klar gnug. was vnter [4]
scheyds sey tzwischen beyder meynǖg, auch wie redlich vnnd1 erbarlich [f
1a] [5] sie Luthers meynūg. ynn Ebionis ketzery vorstossen haben
[6] Der artt
ists auch. das sie Luthern geben. den2 Manicher namen: [7] Alßo thetten die
Pelagiani auch S. Augustin: alß er betzeugt. lib. primo. [8] aduersus duas
Eplās Pelagianorū. cap ij Drumb schemett sich Luther [9] dißes
schmachwortts nit: die weyl erß mit Augustino tzu gleych leydet: Szo [10] doch
die Manichei keynen mechtigern feynd hatten den̄n̄
Augustinū: Die [11] Schultheologen sind Pelagianer ia vnsawberer denn die
Pelagianer.. drumb [12] wundertt es vnß nit: das yhr Luthern eynen
Manicheū scheltet: die yhr [13] ßonst nichts wisset. denn Schultheologia.
das ist. tzwey mal Pelagianische [14] lere. Vnnd Augustin9. wie er sich
entschuldiget des Manicheß Namen. ist [15] vnuorporgenn̄
auß3 seyner schutzred. wider der Pelagianer Epistell: Vnnd ßo [16] er ettwas
bey euch güllte: ßo entschuldigt er vnß auch da selbist..4
[17] Sind
aber vnßer lieben Magistri nostri von Pariß ßo fast blind: das [18] sie es
ernstlich dafur halten. Luthers vnnd Manicheß meynǖg sey eyn ding. [19]
Was mag blinder seyn den̄n̄ das volck? Widderumb thün sie es auß boßheytt. [20] das sie
yhm tzulegen: das sie wol wissen es gehe yhn nichts an. was [21] mag boß
tuckischer seyn dan̄n̄ sie? Manicheß meynǖg ist weyttleufftiger [22] denn
das5 sie hie sollt ertzelet werden: wilche ßo wyr Augustino glewben: [23] der
sie an viel ortten antzeygt ist sie durch vnnd durch. der Christlichen lere
[24] entgegen6 [f 1b] Doch ßo viel tzu dißer sachen dienet. Maniche9 der
vorgleügket [25] den freyen willen des menschen alßo. das er sagt. es were nit
eyn [26] weßlich ding: das do mocht gepessertt werden7 vnnd der freyheyt
empfehig [27] were Luther der leügnett das er8 frey sey. der massen das er sey
eyn weßenlich [28] ding. das durch des geystis gnade.9 vornewert vnnd von der
vnfreyheytt [29] erloßt werde Auß
dißen stucken. Meyn lieber leßer10 magistü die andernn [30] achten. denn wie
redlich sie diße stuck. die ich ertzelet habe: auff Leuttern [31] trieben:11
haben.. ßo treyben sie yhr auch viel mehr.
[32] Last vnß
[widder] kūmen. da wirß gelassen haben. Szo ists nü klar: [33] das Luthers
lere nit ist vordampt von den allten Concilien. die weyl seyn [34] vnnd der
ketzer12 ßo gar nichts eyn ding ist. Wie wol sie sollten dennoch [35] hie auch
bedacht haben. Wenn gleych Luther mit den ketzern̄ ettwa stymmet [36]
hette: waßer ley vnnd13 ) auß was grunds. ynn der ketzer secten vordampt [37]
sey: Denn wo ist yhe ßo eyn vortzweyflete ketzerey geweßen: die ynn allen [38]
stücken vbil14 ) gehandellt habe
[Seite 753]
[ 2/3
Concilia 9 Antichrists 29 sollen ihr yhm]
[1] Diß alliß
schreyb ich nit der meynūg. das ich tzu gebe. den allten [2] Conciliis. ßo
grossen gewallt. das ßo Luther die helle schrifft. wilcherley Concilii [3] es
seyen gegen setzte. das man drumb von der schrifft weichen sollt. [4] Szondernn
das ich: denn leßer. vormane. wie [f 2a] viel er glewben solle. [5] dißem
grosßem geplerre. vnßer lieben Magistrorū nr̄ō℞ von Pariß. da sie [6] schreyenn Luther vordampt alle
Concilia: die heyligen Peter. Er ist eyn [7] Montan.. Eyn Ebion: Eyn Manicheus.
Eyn Antytoryt vnnd der gleychen
[8] Es sind
aber geweßen ettliche Bepstische Concilia ynn dißer tzeytt. des [9] Romischen Endchrists.
den selben. bekennet Luther das er widderstreb. doch das [10] [yhm] furgehe die
helle schrifft: Warumb sollt er den selben nit widder streben. [11] ßo darynnen
ßo viel vnchristlichs dings widder das Euāgelium gesatzt sind? [12] Das
Conciliū zcu Wien leügnet. das die schlussel der kirchen gemeyn sindt.
[13] das Conciliū tzu Costnitz leugnet. das die Christenheytt sey. die
gantz vorsamlung [14] der außer weleten. Item dasselb Conciliū setzt. das
ettliche gute [15] werck sind außer der gnaden: Wilche stuck. schnür gleych
widder das Euāgeliū [16] streben: Billich widder strebt Luther1 den
Conciliis. ßo er Chrm̄ fur [17] sich hatt. widder wilchen ßo gesetzt haben. [sind]
nit Christi ßondern̄n̄ des [18] Antichrists kirchen geweßen.
[19] Meynstu
aber das nichts vbils gehandellt haben die tzwey Concilia:2 [20] [ist myr
recht] tzu Lion vnnd Wien.3 die do bestetiget haben die decretall der [21]
Bepste4 vnter wilchen: wilch Christen mag leyden. yhe die tzwey capitel.5 Ad
[22] abolendam Vnnd Venerabilem? [f 2b] Was hilffts denn. das yhr Theologi6
[23] von Sorbona auff werfft die Concilia? yhr seyd [doch] nichts denn [eytell]
[24] Sorba:a yhr kund yhe nit leugnen.
das widder die schrifft mag nichts gesetzt [25] werden. Szo aber ettwas widder
sie gesetzt ist. mag manß widder tzu reyssen: [26] drumb lasset dem Luther tzu.
das er. der Concilien gesetz. wige nach dem [27] Ewangelio: laßt yhm tzu. das
er das Euāgeliū furtzihe: ßo ettwas gesetzt [28] ist7 das anderß
leret. Dem8 wortt gotʃ weychen billich
[auch] die Engel: [29] ßo sollen yhe yhm auch weychen die pfortten der hellen.
vnnd die [armen] [30] Menschlin: von denen wyr haben. die Bepstischen Satzungen̄
[31] Nach den
hohen schulen fragen wyr nichts denn das alle hohen schulen [32] ketzere sind:
beweysßet wol alleyn. die Schultheologia Hüi. lieben Magistri [33] nostri.
Schreyet nü getrost. Er hatt gott gelestertt. Er schillt die hohen [34] schulen
fur ketzere: Billich wo sie leren. das dem Euangelio mißhellet: Nü [35]
mißhellet yhe. die Schultheologia der Parißer. Wilch9 itzt alleyn. ynn allen
[36] hohen schulen dißes teyllß der wellt Europe die keyßrynn ist. ßonderlich
tzü
[Seite 754]
[ 6 Helie 7
Jude 10 Pariser 12 gefolgt
der mocht 22 schreibt 29
werfft 33 sollt 37 eyn fehlt]
[1] Pariß.
Darumb solltu nit wundern̄. lieber leßer das Luther widder ist den [2] hohen schulen:
das ist wie Micheas sagt. den lügen hewßernn: Mochst aber [3] sagen Wer will
glewben. das ßo viel solltenn yrren? Es yrren alle die da [4] anderß leren denn
die [f 3a] schrifft. vnnd alle die. die unchristliche Schultheologia1 [5]
loben. Sollten aber ßo viel yrren? freylich. denn auch ynn [6] Samaria: unter
ßo viel priestern Baal wie gar wenig waren Heliȩ? Setz [7] fur deyn
augen die gantz historien. Jüdȩ vnnd Samarien: ynn wilcher
die [8] Christenheyt ist figurirt. Wie gar wenig. propheten: Wie viel
abgottischer [9] waren da? Vnnd tzü disßer letzten tzeytt. Wilch eyn hawffen
Zadücer vnnd [10] Phariser. das ist. pfaffen. munchen vnnd Schuler find man?
Sihet man nit.2 [11] das der p̱phet Ezechiel gesagt hatt.
Wie die mütter. ßo auch die tochter. [12] Wyr haben3 gefollt. ia ubir tretten
alle grewel des Synagogen: das sie moch [13] gegen unß. gehallten fur
Christlich angesehen werden. Wie der p̱phet sagt
[14] Nu
vorstehet man. meyn ich. wie Luther mit den Vetern vnnd Conciliis [15] eyniß
ist. Aber mit den hohen Schulen lest yhn der Christlig glawbe. nit [16] eyniß
seyn: Hiraüß magistu mercken. wie hochgelertt diße Sorba sind. die da [17]
nennen hewbtstück des Christlichen glawbenß. die Veter. die Concilia. die [18]
Schulen: Wie wol. ich sehe denn gar nichts: ßo vordreüsst sie nicht: das den
[19] Vetern vnnd Conciliis widdersprochen wirtt. Szondernn das die
Schultheologia [20] nit ehrlich gnüg gehandlet wirtt. Vnnd das ist die rechte hadder
metze. [21] Helena: vmb wilcher willen vnßer lieben Magistri nostri ßo thewr
kempffen. [22] Ey warumb schriebt [f 3b] yhr denn nicht ynn ewrer. rechten
Sorbonischenn [23] vorrede:. auff die weyße. Wyr sind Magistri nostri vnnd
leren die Schultheologia: [24] Was haben wyr mit der schrifft. odder die
schrifft mit vnß tzu [25] thun? Es ist auß mit vnß vnnd vnßerm reych. ßo wyr
nit vorbannen. alle [26] die do furwerffen die schultheologia. Wyr wollen alle
ding4 wegen vnnd [27] mengen das die Schultheologia nit falle: denn wo die nit
erhallten wirtt. [28] ßo synd wyr vor lornn̄. Wenn gleych Luther
mit den alten Vetern vnnd [29] Conciliis stymmet soll er dennoch vmbkomen. es
sey denn das er sie für werff. [30] vnnd bete vnß an. Wyr sind die hewbt stuck
des Christlichen glawbenß.. [31] vnnd nit die schrifft. Vnnd Wie sollten wyr
mit dem menschen. durch. vornünfft [32] fechten.. Der da vorleügt. die
hewbtstuck. (das ist. die trewme. vnßer [33] lieben Sorbonischen.
Magistrorū nostrorum): Er soll schlecht. geschlagenn [34] vnnd vmbbracht
seyn: die weyl er leügket die hewbt stuck des glawbenß.
[35] Es were
eyn vnweyßheytt. ßo man die Veter vnnd Concilia hewbtstück [36] des glawbenß
nennete die weyl keyn ander grund. denn die schrifft mag gelegt [37] werdenn:
Wilch eyn müttwilligis wüeten ist denn das. das man5 eyn Sorbonische [38]
Cōment der schrifft will furtzihen: Es sall6 nit eyn ketzer seyn.
[Seite 755]
[ 2 Sorbon 5
wer] wie 15 durch 16 durch 17 yhre 24 garstinge]
[1] der der
schrifft miß hellet: vnnd soll eyn ketzer seyn der den frantzosischen1 [2]
Sorben miß hellt. [f 4a] Aber laß. das narrnwerck eyn gutt jar haben. Was [3]
ists das man ßo viel wortt vorleüret. ynn2 ßo offentlichen sachen? Denn [4] was
ist offentlicher denn. wie ich droben gesagt. das der hellen schrifft weychen
[5] soll. aller Concili. aller Veter. aller schulen meynūg. sie seyen wer
sie seyen
[6] Laßt vnß
weytter.3 Was mehr da ist ynn der Sorbonischen Epistel: [7] vorfolgen. Sie
Sprechenn Wem sollt der glewben. der da vorsagt. tzu glewben [8] der gantzen
gemeynen Christenheytt? odder wie mag der gerechnet werden unter [9] die
gemeynen Christen der die4 Christenheytt nit horen will? Szo doch auß [10] dem
mund der Warheytt gesagt ist. Horet er die Christenheyt nit.5 ßo hallt [11] yhn
alß eynen heyden vnnd publican &c. Ich bitt euch Lieben Magistri nostri:
[12] Was heyst yhr die Christenheytt odder kirche? die frantzosische Sorbona?
Wie [13] mag aber die selb. Christus kirche sey. die weyl sie fernn von
Christus wortt [14] ist? Szo doch Christus betzeygt: Seyne stymm werde erkantt.
von seynen [15] schaffen: Wyr heysßen eyn kirchen. die durchs gottis wortt
gebawet ist: vnnd [16] durchs gottʃ wortt geweydet. geneert. ertzogen regirt wirtt. kurtzlich.
die all [17] yhr ding. auß dem Euāgelio schafft vnnd von allen dingen.
nach dem Euāgelio [18] urteyllt.. Denn wer auß gott ist. der horett gottis
wortt. Widderumb. [19] wer seyn nit horet. der ist [f 4b] nicht auß gott. Vnnd
seyntemal die kirch. [20] durchs gottis wortt geporn ist. ist sie auch on tzweyfel6
durch dasselb [21] tzu neeren
[22] Luther
wirtt [euch] fur eyn Christliche kirch erkennen wenn yhr gottʃ [23] wortt leret. Er wirtt euch aber nit da fur erkennen.
wenn yhr nit mehr. [24] denn ewr. tolle [vnnd] garstrige artickel fur bringt.
Er horet die kirche doch [25] nür die. die das gottʃ wortt leret. Der selbenn erkentniß vnterwirfft er sich.
[26] Die [da] alle ding nach dem7 gottʃ wortt bewigt. die da folget dem vrteyl [27] der schrifft
vnnd nit den Sorbonischen trewmen. Denn was fur eyn grewel [28] sollt seyn die
kirche ßo sie sich nach eynß iglichen Sorbonischen trewmerß [29] Cōment
vorwandelete? Wilch Chameleon? Wilch Polypüs? Ja wilcher [30] Protheüs were
wandelbarer?
[31] Da aber
Christus sagt. Horet er dich nit. ßo hallt yhn. alß eynen [32] heyden vnnd
publican. Ists nit war. das er damit hatt gewollt. man sollt [33] den
schuldigen vorklagen fur der kirchen? Er wollt. mā sollt yhn mit tzeugen
[34] vbirwinden. . Er wollt man sollt yhn vrteyllen nach dem gepott. sonderlich
[35] nach dem Euāgelio: yhr aber. vordampt Luthern̄.
ehe yhr yhn vorklagt. [36] vnnd mit schrifften vbirwindet. Nackete artickel. on
schrifft on vornūfftigen [37] grund.8 setzt yhr erfur. ynn wilchen Luther
nit vorklagt. ßondern̄n̄ vordampt [38] wirtt. Wenn Schon alliß ander thuchtig were.
ist [denn nü] alleyn9
[Seite 756]
[ 26
beschluß] beschlus von 31 Aposteln 38 Aposteln]
[1] Sorbona
die kirche. das sie den [f 5a] Luther auß der glewbigen gemeyne that? [2] yhr
solltet vorklagen.1 nit vordamnen: Schrifft spruch sollt yhr antzeygt haben.
[3] vnnd nit nacket artickel2 erfur bringen. vnnd das Vrteyl der kirchen lassen
[4] Nu keret yhrß gar vmb [alliß] was gottlich vnnd mēschlich recht ist:
vorklagt [5] yhn nit. vbir windet yhn nit ßondernn vor dampt yhn nür. Nemlich
darumb [6] das yhr seyt vnßer lieben. Sorbonische Magistri nostri3 Ey, es
scheme sich [7] franckreich. der Sorbonen die ßo vnchristlich narrett
[8] Aber ich4
thu iah seher nerrisch. das ich die Sorbona. ßo vnerhlich [9] handell. ßo sie
doch tzu dißer tzeytt new Apostel gibt: Denn5 vnßer lieben [10] Mgr̄ī
nr̄ī sprechenn.6 sie folgen der Apostel exempel7 ynn dem:
das sie. [11] nackete artickel. on grund der schrifft. furtragen. Vnnd wollt
Gott. das [12] sie nit ynn dem stuck alleyn: vnß die Apostelln8 furgeben.
Christus selbs [13] tzeucht an der schrifft grund vnnd will yhm geglewbt haben.
vmb getzeugnisß [14] willen der schrifft. S Paulüs laüttett schier eyttell
frembde wortt. das ist. [15] schrifft des allten testaments: der Apostel p̄digt.
Was sind sie anderß. denn [16] spruch von Christo auß dem alten testamentt
geholet? Nu aber alleyn der [17] eynigen Sorbonen sollen wyr glewben on alle
Schrifft. Trett er fur auß [18] der Sorbonischen gruben ynn ditz liecht. yhr
lieben Mgr̄ī nr̄ī. das wyr sehen [19] ob solch nerrisch leütt. auch
aügen odder styrnn haben: Wo habt yhr das [20] gelernt. Es sey eyn Apostolisch
exempel [f 5b] lere on getzeugniß furtragen? [21] Szo auch Chr9 selbs yhm nit
wollt an schrifft glewben lassen
[22] Doch
wollen9 die Apostolisch vnnd Sorbonisch [thatt] gegen10 ander11 [23] sehen. Act.
15. stet geschrieben. das da wartt fürtragen eyn frage von dem [24] gesetz
Mosi: Alß nü der heylig geyst. durch mancherley spruch der schrifft. [25] vnnd
offentlichen12 beweysungen vnnd wundertzeychen: hatte bedeütt: das die [26]
heyden nit sollten mit dem gesetz Mosi beschweertt werden: ist der beschluß13
[27] der selben freyheytt geschehen. Hie frage ich euch. lieben Magistri
nostri. [28] wilche wündertzeychen? wilche spruch der schrifft haben euch
trieben: vbir [29] Luthern̄ tzu sprechen? Wie wol wyr auch den tzeychen nit leychtlich
glewben [30] wollten. alleyn der schrifft wollen wyr glewben̄n̄:
Zcum andernn. Da wurden [31] außer welet. die der Apostoln beschlüß mit
lebendiger stym brechten. vnnd den [32] glawben der kirchen bestettigeten. yhr
aber. wen schickt yhr aüß [tzu den [33] kirchen]. der den grund ewr meynǖg
yhnen außlege? Zcum dritten. thetten [34] sie datzǔ eyn [solch] Epistell.
darynnen sie eynfurten des heyligen14 geystes [35] getzeugniß15 vnnd schrieben
alßo. Es hatt dem heyligen geyst vnnd vnß gefallen [36] &c. yhr aber was
furet yhr fur eynen geyst eyn?
[37] Horet
doch eyn mal. yhr tawben schlangen was fur eynen geyst furet [38] yhr tzum
tzeugen ewrer lere. an die gantzen wellt? Die Apostoln fur[ten] eyn
[Seite 757]
[ 3 Aposteln
5 Aposteln 6 er] eß 8 vielen predigenn 16 on vorporgen 19 vorwirfft]
[1] den geyst
gottis. Nemlich. das yhn durch die schrifft künd [(f 6a)] war. der [2] wille
des heyligen geysts: Szo war auch den kirchen kund. der geyst ynn den [3]
Apostoln. Was solln̄ wyr von ewrm geyst hallten? Wie?1 wenn yemāt [4] alhie
tzu euch sprech: wie der ynn.2 actis. Apost thett. Jhesum kenn ich. [5] Paülüm
weyß ich: wer seyt aber yhr? Wie? das die Apostoln wie wol sie [6] des heyligen
geystis getzeugniß fureten: dennoch sich3 ließen duncken er were [7] nit gnug.
ynn ßo grosser sachen. eyn blosse Epistell. sonndernn thun bottschafft [8]
datzü. die do die kirchen bestettigeten mit Vielem p̄digem.4
Alßo wollen die [9] kirchen itzt lebendige p̄digt. nit
schrifftlich5 beschluß.. Vnnd Petrus6 will. [10] das die Christen sollen
geschickt seyn vrsach zcu geben yhrß glawbenß. Dasselb [11] foddert itzt auch
von euch die gantz wellt. lieben Magistri nostri
[12] Es ist
schon tzüüor künd geweßen. was Pariß hielte ynn yhrer schüle. [13] Ewr bucher
sind furhanden Ewr schul disputation sind auch furhanden. [14] Itzt aber
foddert man grund vnnd vrsach, der selben ewrer lere: Denn7 [15] diße ewr
artickel widder den Luther: hette wol eyn kind ynn deutschen landen [16] künd
tzusāmen lesen aüß dem Gabriel odder Scoto.. ßo gar ist vnuorporgen [17]
Was Pariß hellt. aber vorporgen ists. warumb sie alßo hellt. Luther begerd [18]
nit tzu wissen ewr8 lere. Szondernn den grund ewr lere. wilche er an tzweyffel
[19] nit vorwurffe. wenn er sie9 nit tzuuor [f 6b] wiste. Vnnd das Gott wolt.
[20] yhr schlugt ynn ewr hertz vnnd bedechtet. das Luther10 mit den dingen
vmbgaht. [21] die viel zcü groß seyn. das man darynnen: sollt der hohen schulen
tzu [22] Pariß odder Luthern glewben. on betzeugniß der schrifft. Alle die
Luther11 [23] anhangen die hangen darumb an.12 das sie sehen.13 wie er menschen
geschwetz [24] furwirfft: vnnd nichts anderß14 denn die heyligen schrifft
leret. die selben [25] werden euch auch15 glewben. wenn sie sehen werden. das
yhr mit der schrifft [26] stymmet.. Denn Christum foddern̄
[sie]. beyde von Luthern vnnd von euch
[27] yhr laßt
euch duncken yhr habt das seyttenn spiel wie Dauid. alß der [28] p̱phett
sagt. Aber yhr singt vnnd spillt euch alleyn. datzu bleybt yhr daheymen [29]
Luther hatt seyn seytenspiel. das ist. seyn lere. dem gantzen Christlichen [30]
kreyß bewerd. mit tzustymmǖg der schrifft Es16 ficht die Christen nichts
[31] an Wyr sind magistri nostri. Wyr sind Parißer. Wyr sind Sorbonisch. wir
[32] sind die mutter aller schulen: denn das seyn eyttel vnnütze namen: gegen
[33] wilche Deutsch land fast hyn[furt] ist tawb worden. Drumb ßo17 rad ich
[34] euch. wollt yhr18 diße [ewr] vnchristlich mackell entschuldigen. ßo legt
aüß. [35] grund vnnd vrsach ewrß vrteyls vbir den Luther. [Halltet gegen des
Lütherß [36] schrifften, nit ewr leren. sondernn̄ wartzeychen vnnd
vrkund ewrer leren] Es
[Seite 758]
[ 5 hat 7
antzeychen 21 vnnd fehlt 23 Sorbonischen Schule] Sorbona]
[1] sey denn.
das yhr nit wollt fur Christen leütt gehallten seyn: Vorkleret eyn [2] mal.
durch1 waßer geyst der Luther vordāpt sey. von den Sorbonischen [3]
Apostelln. Des gewarttet [(f 7a)] von euch nit alleyn der gantz Christliche [4]
kreyß Szondernn foddertt auch auß macht vnnd recht. der Christlichen pflicht.
[5] das yhr leret. warumb yhr eyn iglichs vordampt habt
[6] Vnnd das
ichs eyn ende mach:2 will ich3 ynn eynem odder tzweyen [7] stucken ertzeygen
wilch eyn vnuorstand der heyligen schrifft: wilch eyn vnchristlich [8] ding sey
ynn Sorbona. Denn auß dißen mag man leychtlich von allen [9] andernn richten
Luther hatt alßo von dem freyen willen geschrieben. Das [10] er on gnade nichts
vor müge denn sündigen Vnnd das ist kendlich vnnd [11] schlecht. ßo man die
schrifft ansihet. Denn alßo Sagt. S. Paul9. Des [12] fleyssches wille. ist eyn
feyndschafft widder Gott. Denn er ist gottʃ gepotten [13] nit vnter thenig. vnnd kan auch yhnen nit
vnter thenig seyn. Vnnd die ym [14] fleysch sind. künnen Gotte nicht gefallen.
Vnnd Joh̄. 1. Die da nit auß [15] blutt. noch auß dem willen des
fleysschs. noch auß dem willen des menschen4 [16] ßondernn auß gott geporn
sind. Vnnd S Aug. der schrifft folgend. leret [17] auch das selb. widder die
Pelagianos. das ist. widder die Sorbonische Sophisten
[18] Aber
alhie stellen sich die Sorben. alß sehen sie die schrifft nit: vnnd [19]
entschuldigen S. Augustin. mit eynem rechten Sorbonischen geschwetz: ynn [20]
wilchem wol alleyn man begreyfft die Sorbonische blindheit. Vnnd ist yhe [21]
tzweyffel gewest. ynn waßerley schrifften vnnd [f 7b] odder kunsten Pariß [22]
geübt sey: das soll diß stuck offenbar machen. darynnen klar erscheynet. das
[23] keyner ynn der [gātzen] Sorbonischen Schule sey: der do
Augustinū hette angerürtt: [24] Was sie ynn der schrifft5 vormügen, ist
leychtlich tzu er messen. [25] Syntemal Sie Augustinum den gemeynen lerer vnter
den theologen nit haben [26] gesehen. O Theologen. O Sorbona: Augustinus
(.sagen sie.) wenn er von [27] der gnaden disputirt. das der frey wille. on
gnade, nichts guttis thun müge. [28] ßo redt er nit von der rechtfertigende
gnade. O blindheytt aller blindheytt [29] vnnd eytell blyndheytt6 Von wilcher
gnaden redet7 doch der selb Man?8 [30] da er schreybt. wie der Pelagius ßo
offt. ynn dem worttlin, gnade. hab hyn [31] vnnd her gewanckt: betzeugt er. das
er foddere die recht fertigende gnade. odder [32] den heyligen geyst. der durch
gossen wirtt ynn die hertzen der rechtfertigen: [33] die naturlichen gnadenn
fur wirfft er offentlich.. die ßonderliche gottʃ hulff. [34] da die Sorbonischen von sagenn kenndt er nit.
[35] Vnnd das
wyr die sach ym grund er messen Bitt ich euch. Sorbonische [36] Sorben: Waüon
nennett yhr sie die rechtfertigend. odder die genehm machende [37] gnad Ists
nit war? Dauon. das sie alleyn sey. die da vorsune vnnd voreynige [38] mit
Gotte? Szo aber dem alßo ist Warumb ertichtet yhr denn. das [39] on solche
angenehm machende gnade. Gott ettwaß angenehm sey? Streytten
[Seite 759]
[ 8 vnßere 16
19. 17 gerechtickeyt 36 kaümet eyn] keyn]
[1] doch
widder sich selb ewr wortt vnnd lere. Den [(f 8a)] namen. der gnehm [2] machend
gnade. nempt yhr auff vnnd seyne bedeuttung nempt yhr nit auff. [3] Doch lasst
vnß sehen. auff wilche weyß Augustinus brauch1 des worttle. [4] Gnade:. Ich2
mocht3 seyn gātz buch de Spi: & lit her schreyben. denn es [5] ist
keyn blatt da er nit der gnade gewehnet. Aber ditz sind seyne wortt [6] cap. 4.
de spi & lit: Wo aber der heylig geyst nit hilfft. vnnd eynblesset. an [7]
statt der boßen begirde eyn gutte begirde. das ist. gottlich liebe durch geüsst
[8] ynn vnßernn hertzen: fur war ßo geschichts. das ditz gesetz. Du sollt nit
begeren: [9] wie wol es gutt ist: nür mehret das boß begir &c. Von waßer
gnaden [10] redet er alhie? Szo er offentlich sagt. man mug on gnade nichts
denn sundigen: [11] Ists nit war. Er nennet hie die gnade die gottlich lieb ynn
vnßer [12] hertz durch gossen? Vnnd yhr Sorbonischen: was nennet yhr anderß
gnade [13] denn die gottliche liebe
[14] Lieber
last mich doch das von euch erwerben das yhr Augustinū: ich [15] sag nit.4
aber vnnd aber leset. ßondernn nur eyn mal ansehet. Denn es ist [16] keyn bladt
drynnen. das ewrn̄ yrthum nit straffe. ym. ix. cap. furet er den [17] Apostel
eyn. von der gnade redenden. da er sagt. Gottliche rechtickeyt kumpt [18] durch
den glawben Ihū Christi. ynn alle die do glewben. Mügen dieße [19] wortt
auch getzwungen werden auff die naturlichen gnaden odder ßonderliche [20]
hulffe? O yhr5 groben [(f 8b)] klotze vnnd rechte Sorbonische Mgr̄ī
nr̄ī. [21] Wer will hynfurtt glewben: das yhr augen. odder
vor nünfft odder hyrnn [22] habt. die yhr ynn solchem klaren liecht6 ßo
vnuorporgen: blind seyd vnnd7 [23] yrret. Ich: bey gnaden vnnd gunst. vorwunder
mich hie nichts ßo fast. alß [24] das ynn der gantzen Sorbonischen facultet
keyner ist. dem S. Augustinß [25] meynǖg bewust ist.8 Das auch wol ditz.
eyn wartzeychen9 seyn mag. Das [26] ditz buch sey von eynem odder tzween
sophisten außgelassen vnter dem namen [27] der facultet erlogen̄10
[28] ¶ Nit11
mehr redlickeytt beweysen dieße frantzosische Sorba. ynn dem [29] vrteyl. vber
die lere S Ambrosii. Szo es doch kund ist: wer er auch ist der [30] das buch de
Vocat: gent: gemacht hatt. Das er ynn gantzer disputation da [31] mit vmbgaht.
Das sund sey. Was on gnade geschicht. Vnnd vorkleret sich [32] selb von waßer
gnade er redt. vnter andern spruchen: furet er auch den eyn. [33] der ynn
Epist. heb: auß Hieremia12 gefurt wirtt. Ich will meyn gesetz geben [34] ynn
yhre ynnwendigs. vnnd ynn yhr hertz will ich es schreyben: wilchs ßo [35] gar
nit mag getzwungen werden auff die Sorbonisch ßonder hulff. odder auff [36]
naturliche gnaden: das auch kaümet eyn spruch der13 schrifft ßo eygentlich
beschreybt. [37] die gnade die vnß durch Christum geben ist. wilche yhr nennet
die
[Seite 760]
[ 3 Louoner
16 antzeygt 37 auch nit dissen]
[1] gnem
machende gnade Nu meyn ich sey es
klar wie Luther August. vnnd [2] Ambro: gefurtt hatt. vnnd wie [g 1a] weyße die
Sorbona sey: die wyr alhie [3] begreyffen. ßo groblich yrren. Das auch noch
nie. die Loüener vnnd Collner [4] ßo grob genarrt haben. O das vnselige
franckreych. dem es dahynn1 komen [5] ist. solch vrteyler.2 vnnd solch richter
ynn heyligen sachen. tzu haben: die [6] wirdiger weren. das sie heymlich gemach
fegten denn das sie die schrifft handleten
[7] Auß dißer
meynǖg vom freyen willen. fliessen nü. die ding. die Luther [8] von der
rew. vnnd endlich alliß was er von der püß geschrieben hatt. [9] Vnnd o wyr
elenden. die wyr [fast] ynn vierhundertt jaren3 keynen lerer [10] gehabt ynn
der Christenheytt. der die rechte eygentliche weyß der puß. hette [11]
beschrieben: Ettlich sind betrogen mit ertichten rewen. Ettlicher gewissen sind
[12] gestockt vnnd geblocht mit den gnugthuūgenn Nu hatt vnß tzu letzt
gottʃ barmhertzickeyt [13]
angesehen vnnd seynem volck das Euāgeliüm offinbart. Vnnd hatt [14]
auffgericht4 yhre gewissen. die er beruffen hatt Szo du fragist. Was nutzs [15]
Luther der kirchen than hatt das hastu hie ynn der sūma. Er hatt eyn
rechte [16] weyß der puß geleret. vnnd ertzeygt den rechten brauch der
sacrament. Das [17] betzeugen myr vieler gewissenn Ich will aber itzt nicht von
der5 weyß der [18] puß odder sacramenten disputirn. Denn diße Sorben haben
Luthern nür [19] vordampt. nit vbirwunden widder mit vor nǖfft noch
schrifften. Vnnd Luthers [20] lere besteht vn wenglich vnnd vnbeweglich. nit
alleyn [g 1b] widder diße [21] Sorben. ßondern̄n̄
auch widder die fursten der finsterniß. Werden sie aber [22] mit schrifften
bestreyten was Luther gelert hatt: wollen wyr vnß nit seümen [23] tzu weeren.
Denn diße Luthers lere von der puß soll myr [noch] auß meynem. [24] noch auß
eyniger glewbigen hertzen. nit tzwingen. yrgend eyn gewallt der hellen. [25]
Schweyg denn eyn Sorbonische odder Papistische
[26] Von den
gesetzen vnnd Conciliis ist nit nott aber tzu vor manen: Die [27] weyl wyr
droben beweysset haben: das Luther mit den allten eyniß ist. . doch [28] das6
man sehe. wie die Sorbonische sophistenn ßo türstig7 die gottlichen [29] gepott
abethün: wollen wyr widder drauff kūmen. Sie sprechen Das gepott [30] von
nachlassung der rache. ist altzu beschwerlich.8 dem Christlichen gesetzs. [31]
O9 der vnchristlichen Sophisten. die des gesetzs beschwerung ermessen nach der
[32] philosophia Aristotelis: Ists nit auch eyn schweering der natur das
gepott. [33] Du sollt nit begeren?10 Szo hor ich wol. es ist abtzuthun nach
meynǖg der [34] Sorbonischen sophisten. Es ist auch beschwering das
gesetz. gott tzu lieben. [35] Wolan ßo last es vnß abethun O vnsynnige. o
vnchristliche leütt. Es gehet [36] euch an. das Christus sagt. Wer eynß von den
kleynisten gepotten auffloßet. [37] soll der kleynist seyn ym hymel reich Ey Warumb
hattet yhr nit auch dißen [38] synn. da yhr ßo viel gesetz machtet von der
gnugthuūg? Sind sie nit auch
[Seite 761]
[ 13
tzymmerleuten 16 Wittembergk. 1521.]
[1]
beschwerlich dem gewissen das an yhm selber [g 2a] gemartert ist?1 Ubir [2] das
erdenckt yhr nür new beschwerung. vnnd die da von Gott sind auff gelegt [3]
thut yhr abe.: Recht. alßo sollt yhr die schrifft2 der p̱pheten
erfullen. den [4] ßünder stercken vnnd den gerechten betruben Das ich aber viel
dings vbirgehe. [5] vnnd kurtzlich lere. Es sey gepotten das wyr nit rach
suchen. vnnd nit eyn [6] radt: ist klar der spruch Pauli. 1. Cor. 6. Nu ist
aller ding das eyn sund. [7] das yhr richts hendel vnter eüch habt. Ists aber
sund seyn gutt am gericht [8] widder tzu holen: ßo ists keyn tzweyfell es sey
gepotten. nit rach suchen
[9] Der ding
hab ich dich Christlicher leßer. wollen vormanen. das dich von [10] Luthers
lere nit abschreck der Sorbona ansehen: Wilch wie weyße sie ist. hastu [11] auß
eynem odder tzweyen stucken3 vormerckt. Auß dißen. die ich angetzeygt. [12]
magstu die andern ermessen Denn Sorbona ist Sorbona Christüm solltistu [13] ehe
vnter den tzymmeleuten finden. denn ynn dißem volck Es will hynfurtt [14] dyr
tzu stehen: das du mit myr fodderst vrsach vnnd grund von den Parisern [15]
yhrs vrteyls. Wilche ßo sie außlassen. wollen wyr von dem vnßern auch [16]
weytter reden. Vale. tzu. Wittemberg
[Seite 762]
Abschließendes
Material
1893
[Seite 762]
[Vorbemerkung]
Vorbemerkung.
Bei derartigen Einzelnachträgen und Berichtigungen wird ein gewisses Maß von
Ungleichmäßigkeit durch die Verschiedenheit der einzelnen Schriften und ihrer
Bearbeiter meist nothwendig gegeben sein, und so werden denn auch die hier zusammengestellten
das Gefühl der Ungleichmäßigkeit hervorrufen. Namentlich soweit diese Nachträge
sachlicher oder kritischer Art sind, konnten sie naturgemäß nur von den
Bearbeitern selbst befriedigend und erschöpfend beigebracht werden und
vermochte ein andrer, der hier nothgedrungen eingreifen mußte, nur weniger
Befriedigendes und Erschöpfendes zu geben. Unter diesem Gesichtspunkte wolle
der Leser die von mir herrührenden Bemerkungen beurtheilen. Von konsequentem
Nachtragen erklärender Anmerkungen oder stetiger Berichtigung unberechtigter
Änderungen der Überlieferung u. dgl. war natürlich von vornherein abzusehen. In
der Nachbringung von Drucken, die in unsrer Ausgabe gar nicht oder ohne eigne
Einsichtnahme der Herausgeber angeführt sind, war Vollständigkeit nicht wohl
erreichbar, für die Wittenberger Drucke dürfte sie jedoch ziemlich erreicht
sein. Hätten alle Herren Herausgeber der früheren Bände sich diese Nachträge
rechtzeitig angelegen sein lassen, so wäre eine größere Gleichmäßigkeit erzielt
worden, und nöthigte nicht die Rücksicht auf Abnehmer und Verleger zu endlichem
Abschluß dieses Bandes, so hätte sich wenigstens noch manches bessern und
zufügen lassen.
14. November
1893. P. P.
Band I.
S. 1 ff. Von
dem Tractatulus de his, qui ad ecclesiam confugiunt hat G Buchwald in den
Studien und Kritiken 1890, S. 753 ff. folgenden weiteren Druck nachgewiesen:
“TRACTATVLVS
|| De his qui ad ecclesias cōfugi || unt. Et de Judicibus qui in ||
ecclesia: et eius atrio Ciui || les vel criminales cau- || sas tractāt:
placita te || nēt: et alia cōtra ī- || munitates Ec- ||
clesiarum fa || ciunt. ||” Titelrückseite bedruckt. 4 Blätter in Quart, letzte
Seite leer. Am Ende: Impressum in Oppenheim ||“
Druck von
Jakob Köbel in Oppenheim. Ex. in der Rathsschulbibliothek zu Zwickau. Buchwald
nimmt an, daß diesem Druck die Priorität vor den beiden S. 2 unsrer Ausgabe
verzeichneten zukomme. Er stützt diese Annahme einmal auf die andre Fassung des
Titels, diese scheine deutlicher auf das Ereigniß hinzuweisen, in dem Knaake
die Veranlassung zu der Schrift vermuthet. Weiter aber macht er geltend, daß 6,
21 der Oppenheimer Druck īfra habe für das unerklärliche (auch als primo
kaum erklärbare) j. Da Dr. Knaake sich zu der Frage nicht geäußert hat, so
müssen wir uns hier auf die Wiedergabe dieser Aufstellungen und die Mittheilung
der Lesarten des Oppenheimer Druckes (nach Buchwald) beschränken:
[Seite 763]
3, 3
confugiunt] cōfugiunt &c.. — 3, 11 am Rande: Articulus primus lex
Mosaica haec statuit. — 3, 18: Note: 9 fehlt [?]1 — 3, 23 e. fehlt. — 3, 30 am
Rande: Praeceptio legis Mosaicae hodie non servatur. — 4, 4 e. fehlt. — 4, 4 am
Rande: Laicus homicida. — 4, 5 am Rande: Excommunicatio quid sit; — 4, 6 am
Rande: Clericus homicida. — 4, 13 am Rande: Publicus latro. — 4, 13 de emu.
ec.] de īmu. ec. — 4, 15 am Rande: Depopulator agrorum. — 4, 20 am Rande:
Lex civilis ista praecipit. — 4, 22 auten. de man. pn̄
coll'.] aut'. de mā. prī. col. — 4, 27 hiis] his. — 4, 29 immuta.]
īmu. — 4, 29 am Rande: Maleficia cōmissa intra ecclesiam. — 4, 33
auten.] aut.' — 5, 2 autenti] aut'. — 5, 3 auten.] aut'. — 5, 3 am Rande:
Raptor virginum. — 5, 7 am Rande: Lex canonica haec praecipit. — 5, 12 ca.] c.
fi. — 5, 14 am Rande: de homicidio et membrorum truncatione. — 5, 16 am Rande:
Ecclesia non consecrata. — 5, 22 am Rande: Domus episcopi. — 5, 22 am Rande:
Sacerdos portans corpus Christi. — 5, 25 am Rande: Hospitale. — 5, 28 am Rande:
De judicibus, causae sanguinis &c̄.. in ecclesia tractantes. —
5, 35 am Rande: Articulus secundus de transgressorum exorbitatione. — 5, 37
iconomicorum — 5, 38 am Rande: Primo saecularium officialium excessus. — 6, 4
hiis] his. — 6, 21 j.] īfra. — 6, 21 defensiones] defensores. — 6, 21 am
Rande: Prelati ad quid tenentur. — 6, 25 am Rande: Secundo rectorum
ecclesiasticorum non equa defensio. — 6, 29 am Rande: Non justa defensio. — 6,
30 am Rande: Justicia est Juris praeceptum. — 6, 30/31 et alterum non ledere
iuris preceptum est ff. de iust. et iur.] et juris praeceptum est alterum non
ledere ut ff. de jus. et ju. — 6, 36 institutae. — 7, 5 am Rande: Non est
legitima defensio primo quia est contra leges. — 7, 16 am Rande: Secundo non
legitima defensio praebet occasionem laedendi caeteris. — 7, 21/22 prosilire. —
7, 24 am Rande: De expensis fugientis ad ecclesiam. — 7, 31 am Rande: Nota de
clericis et religiosis. — 7, 32 faciar. — 7, 34 am Rande: Carcer. P. P. — Th.
Brieger stellt Ztschr. f. Kirchengeschichte Bd. XI, S. 103 ff. von einer Voraussetzung
aus, die er in keiner Weise bewiesen hat, Luthers Verfasserschaft des
Tractatulus in Frage; er hält den Titel der Ausgabe von 1520 für eine
buchhändlerische Spekulation.
K. Knaake.
Zu S. 8 ff.
Zu dem Semp. praescr. vgl. den sehr beachtenswerthen Aufsatz Th. Briegers,
Ztschr. f. Kirchengeschichte, Bd. XI, S. 106 ff.
S. 12 Z. 39
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312: Schreibe
hic, ‘denn hier irren auch sonst gute Leute’, vgl. S. 13 Z. 2 hic, si verbum
omittit, in officium peccat.”
Zu S. 18 ist
nachzutragen, was J. G. Weller, Altes aus allen Theilen der Geschichte, 2. Bd.
(1766), S. 573/4, über eine von Löscher benutzte Handschrift berichtet, die
vielleicht identisch ist mit der, welche die Sermone aus den Jahren 1514 –17
enthielt. Darnach war diese damals im Besitze des Superintendent J. F. Gühling
zu Chemnitz. Sie sei in den Jahren 1517 –19 nach und nach zusammengeschrieben
worden, wahrscheinlich von einem “fleißigen Schüler” Luthers, der nach der bei
einem Stücke der Hdschr. befindlichen Unterschrift zu urtheilen, Johann Strub
geheißen habe. Aus dem Inhalt der Hdschr. theilt Weller, S. 570 ff., eine
“kurtze Pastoral-Instruction” mit, welche Luther um 1518 einem ungenannten
Priester ertheilt habe (De Wette I, 271 ff.; Enders II, 46 ff.).
P. P.
S. 23 Z. 34
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312: “Ob nicht
notasses statt notasset?”
S. 32 Z. 18
K. Müller2: “nolunt eam [sc. poenam inferni]”. Angemessener als unsere
Textlesart, obgleich letztere (eum, nämlich infernum) nicht unverständlich ist.
[Seite 764]
S. 33 Z. 19.
ff. Zu dem verderbten Text K. Müller: “Zusammenhang: Alle Menschen wollen selig
werden, aber nicht auf dem rechten Wege. Gegensatz zwischen consilium proprium
und consilium Dei, eigenem und Gottes Weg zum Ziel. Nun Z. 19: Dieses [cons.
propr.] est consilium impiorum. Aber die Seligkeit gehört der generatio
rectorum. Als boni corde, recti corde werden sie bezeichnet, quia properant
recti consilio ad finem salutis, illi vero [impii], quia bonam voluntatem
habent et zelum Dei. Zu bonam voluntatem et zelum vgl. Z. 27: zelum habent et
bonam voluntatem sed erroneam”. Diese Konjektur hat im ersten Theil etwas für
sich, nur wäre vielleicht recti noch in recto zu ändern, im zweiten aber entfernt
sie sich zu sehr von der äußeren Gestalt des gegebenen Textes.
S. 34 Z. 2 K.
Müller: “Ich vermuthe et proprium consilium hominis, quando”.
S. 52 Z. 3
setze an den Rand: Ps. 85, 9.
S. 64 Z. 8 f.
K. Müller: “Secundo proficit l. vielmehr perficit vgl. Z. 15 tertio perficit”.
Nicht annehmbar: proficit gibt hier einen guten Sinn, ja einen besseren als
perficit geben würde; beachte auch as nachfolgende ulterius.
S. 66 Z. 18
ff. temerarium bis contritae Z. 21 K. Müller: “Ich vermuthe, daß intelligo bis
animam zum vorhergehenden gehört: es ist vermessen, zu sagen, daß durch den
Ablaß die Seele sogleich in den Himmel komme, wenigstens wenn man an eine
bestimmte Seele denkt und für sie den Ablaß kauft. Vgl. S. 68 Z. 15 ff., wo
Luther dagegen spricht, daß man den Ablaß in particulari oder an animam
nominatam ertheile, da man nicht wisse, ob nicht eine andere würdiger sei.
Demnach muß hier eine Lücke vorliegen, die etwa so auszufüllen ist: Temerarium
— eripi, intelligo si quis — animam [damit will ich nicht sagen, daß auf den
Ablaß (d. h. die Fürbitte) hin nicht wirklich eine Seele befreit werden könnte,
aber sicher trifft das nur eam] quam alioquin eripi non dubito &c.. Oder
gehört das quam zu den ausgefallenen Worten und ist eas quas zu setzen? vgl.
quae digne fuerunt contritae”. Es bedarf hier keiner Änderung, nur eine etwas
unebene Ausdrucksweise haben wir vor uns: “nämlich [diejenigen Seelen können
aus dem Fegfeuer befreit werden,] welche &c..”
S. 66 Z. 31
K. Müller: “Lies et [nondum] deletus. Sonst ist es doch sehr hart.” Sprachlich
brauchte nondum nicht vor deletus wiederholt zu werden; übersetze: “da er
[affectus terrenus] noch nicht weg und durch Reue vertilgt ist”.
S. 66 Z.
33/36 Quis igitur dolet bis nequaquam? K. Müller: “Der Satz nonne &c. kann
nicht die Antwort auf die Frage Quis igitur dolet sein. Vielmehr muß auch hier
eine Lücke vorliegen, außerdem auch sonst der Text verdorben sein. Ich schlage
vor: Qui igitur — voluntati, [liberari poterit ex purgatorio] Nonne [concedere
hoc deberent] qui hoc &c.”. Durchaus unnöthig; wir haben hier einen
ähnlichen Übergang vom Singular in den Plural wie Z. 19 ff: “Wer &c..? Sind
es nicht diejenigen, welche &c..?”
S. 67 Z. 9 K.
Müller: “Lies fomite, hoc (Versetzung des Kommas)”. Das hoc wird hier aber
besser als nähere Bestimmung zu fomite gefaßt, es weist auf die Z. 7 gegebene
Erklärung zurück; consequentur kann die besondere Angabe des Objekts entbehren.
S. 67 Z. 19
K. Müller: “Lies ac gratiam.”
S. 68 Z. 26
K. Müller: “extra viam und in via ist wiederherzustellen. In via esse ist
geläufiger Ausdruck für auf der Pilgerschaft des Lebens sein, cf. viatores im
Gegensatz zu den beati, securi”. Allein die Art der Gedankenentwicklung an
unserer Stelle dürfte doch mehr für vita als für via sprechen, und es möchte
schwer halten, extra viam esse im Sinne von mortuum esse nachzuweisen.
S. 70 Z. 27
ff. Primo quia bis et charitate Z. 29 K. Müller: “Unverkennbar sind die Worte
quia sic &c. verdorben. Ich schlage vor: quare sine illa [spe] mereri est
placere &c.” Mag immerhin der Text hier verderbt sein (vielleicht ist nur
der Gedankengang
[Seite 765]
dunkel), so
ist doch dieser Vorschlag zu seiner Besserung unannehmbar. Vorher heißt es:
“Spes est virtus infusa ante omne meritum”, und hier sollte gesagt sein “Sine
spe mereri est placere Deo”?
S. 72 Z. 7 K.
Müller: “Lies quomodo st. quod”. Weder für das erste noch für das zweite quod
sehen wir einen Grund quomodo zu setzen.
S. 77 Z. 2 f.
K. Müller meint, es sei wohl ad eam rem und in vor auxilium zu streichen.
Warum? Zu in auxilium ist fieri zu ergänzen = “zum Beistand gereichen”: Dazu
(zur Hoffnung, zum Vertrauen) soll uns Christus ein Vorbild werden, ja uns
helfen.
S. 77 Z. 9 K.
Müller: “Lies iudicat (Gegensatz zu iustificat) statt indicat”. Vielmehr
erfordert das korrespondirende demonstrat die Lesart indicat.
S. 80 Z. 15
K. Müller: “Es scheint mir die Emendation des Herausgebers recht
unwahrscheinlich. Aber eine andere weiß ich auch nicht. Übrigens müßte
wenigstens pium (statt pius) gesetzt werden”. Wir haben unsere Konjektur an betreffender
Stelle dadurch zu begründen gesucht, daß nach der sog. Legenda Aurea der Dämon
Berith den Apostel Bartholomäus einen “Freund Gottes” nennt; dem steht der
Begriff “fromm” doch nicht so fern: das Wortbild der überlieferten Lesart puer
und das der Konjektur pius kommen sich aber nahe genug, um von einem
Abschreiber leicht verwechselt werden zu können. Jedoch stimmen wir darin zu,
daß pium vorzuziehen ist, obgleich nach der Legende der Dämon selbst insofern
fromm erscheint, als er den Apostel rühmt.
S. 81 Z. 26
K. Müller: “Es muß das von dem Herausgeber gestrichene utique wieder in den
Text: multis inductus autoritatibus respondet, quod utique [= allerdings, ja
wohl]. Alioqui”. Es entspricht quod also dem griechischen ὅτι
vor der direkten Rede.
S. 88 Z. 1 K.
Müller: “Lies quando statt quia”.
S. 89 Z. 30
K. Müller:“Lies misericordia Dei quae Christus est, vgl. z. B. S. 90 Z. 8 pax
stabilis quae Deus est”. Wir wagen nicht dem beizustimmen; S. 90 Z. 8 ist
unserer Stelle nicht gleichförmig.
S. 90 Z. 1 K.
Müller: “ipsa secum omnia quae praesentia et apparentia mala et abscondita res
fidei ist sinnlos. Ich möchte nach Z. 6 f. vorschlagen: infert se secure in
omnia praesentia et apparentia mala et abscondita et futura [infert steckt wohl
in ip, se in sa, secure in in secum]”. Auf die Verderbtheit der Stelle haben
wir schon in der Anmerkung zu ihr hingewiesen; der vorstehende Versuch, sie
herzustellen, ist aber zu künstlich und trägt in den Zusammenhang einen ihm
fremden Gedanken. Eher ginge secum in secura und res fidei in repellit
umzusetzen. Für dignitatis, das mit den vorhergehenden Eigenschaften Gottes
nicht harmonirt, scheint uns übrigens benignitatis passender.
S. 90 Z. 40
Das Citat am Rande gehört zu S. 91 Z. 1
S. 91 Z. 21
K. Müller: “Christi ist wiederherzustellen (= Eigenthum Christi); lies vocamur
statt vocantur”. Durchaus unzulässig: wenn Christi gelesen wird, so kann es nur
prädikativ stehen; es soll aber gesagt werden, welche Menschen heilige und
gerechte Kinder Gottes heißen. Doch ist vielleicht Christi enim, wie unsere
Vorlage hat, verlesen für Christiani und demnach enim zu streichen.
S. 95 Z. 32
ff. K. Müller: “S. 95 Z. 32 ff. ist hier wie in der zweiten Ausgabe Bd. IV S.
671 Z. 21 ff. besonders schlimm verderbt. Ich setze hier den Text der Ausgaben
her, bei Abweichungen den Text von I oben, den von IV unten:
Orationem
enim veram nullus audit [IV etwas anders] nisi unus Deus nec homo
ipse/met/et/perinde/est { in/cum } oratione/etiam/mentali { sicut in/ac cum }
circulo {signo/vini indice usu venit } cogitatione/enim/i. e. id quod petimus
est velut circulus.
[Seite 766]
Wie circulus
zu verbessern ist, weiß ich nicht. In ‘vini indice’ steckt wohl intimi indice
(vgl. Z. 35 illum intimi cordis fundum desiderii). ‘cogitatione’ bildet wohl
den Gegensatz zu Z. 35 f. quod est supra omnem cogitationem. Also ist
vielleicht so zu helfen:
et est {
in/cum } oratione etiam mentali [d. h. selbst bei dem Gebet, das aus dem Herzen
kommt] { sicut in/ac cum } ....? intimi { signo quod/indice qui } ascendit in
cogitationem, d. h. was wir mit Bewußtsein erbitten, ist immer nur ein
schlechter oder gar falscher Ausdruck dessen, was man wirklich wünscht. — Aber
ich fühle selbst, wie ungenügend der Vorschlag ist.”
Unter
Anerkennung der großen aufgewendeten Mühe, zum Verständniß durchzudringen,
theilen wir das im Schlußsatz ausgesprochene Gefühl.
S. 95 Z. 36
K. Müller: “Lies anima statt omnia [aīa, oīa]”.
S. 98 Z. 27
K. Müller: “[Poenitentia] signi est illa exterior, quae frequenter est facta,
cum illa interior sit ficta saepe muß verdorben sein. Zunächst ist nach Bd. IV
S. 674 Z. 17 frequenter est ficta zu lesen. Sodann aber wird der Zwischensatz
cum bis saepe, obwohl auch durch Bd. IV S. 674 Z. 17 bezeugt, zu ändern sein in
cum illa interior sit sincera semper [sīcra, sīc'a]. Vgl. Bd. I S.
531 Z. 31 f.: sacramentalis potest esse ficta, haec [interna] non nisi vera et
syncera esse potest”.
S. 98 Z. 37
K. Müller: “S. 98 Z. 37 vgl. mit Bd. IV S. 674 Z. 24. Indulgentiae
praerequirunt imo ad /
contritionis veritatem { debent/, } prodesse { aut sunt maxime: tollunt autem nihil aliud quam
/ autem possunt tantum ad }
privatae { satisfactionis impositiones/confessionis satisfactionem }.
Klar ist, daß
imo ad in I zu streichen oder durch ein Wort wie interioris zu ersetzen ist.
Von prodesse an ist der Text von IV ganz durchsichtig. Dasselbe wäre der Fall
in I, wenn man sowohl debent als aut sunt maxime striche. Aber in aut sunt
steckt vielleicht doch das autem possunt von IV. Dann läge hier der Rest eines
Satzes vor, der ein Zugeständniß über den Nutzen des Ablasses enthielte, das
mit autem wieder eingeschräkt würde. Oder aber hat der Abschreiber
[Herausgeber?] von I die unleserlichen Worte nach dem unzweifelhaften Sinne
selbständig korrigirt?”
Daß der erste
Herausgeber E. V. Löscher einen etwas anderen Text vor sich gehabt hat, als wie
er in Bd. IV gegeben ist, dürfte unbestreitbar sein; es scheint derselbe sogar
zum Theil besser gewesen zu sein. Das imo ad wird in der Vorlage der
Handschrift für Bd. IV gestanden haben, ist aber ausgelassen, weil es auf eine
Lücke vorher deutete, die der Abschreiber nicht ausfüllen konnte. So hätten wir
also hier in dem Löscherschen Text einen genaueren Anschluß an seine Vorlage,
und wir können ihn auch im Übrigen beibehalten, wenn wir nur statt sunt Z. 38
nach Bd. IV possunt setzen. Die Lücke vor imo ad wäre durch ein Objekt zu
praerequirunt Z. 37 auszufüllen; wir schlagen contritionem vor. Es ergäbe sich
dann folgender Gedanke: Der Ablaß erfordert Reue, ja er soll zur rechten
Beschaffenheit der Reue beitragen oder kann es doch; weg nimmt er aber nur, was
dem Einzelnen als Genugthuung auferlegt ist, d. i. nur kirchliche Strafen
&c..
S. 99 Z. 25
K. Müller: “Lies de contritione imperfecta statt perfectorum”.
S. 103 Z. 18
lies bona statt boua
S. 103 Z. 31
K. Müller: “Lies hoc statt quod. Es werden die vorausgehenden Infinitive
zusammengefaßt.” Dem Gedankengange nach richtig; aber textkritisch ist quod zu
belassen: Luther hat über den vielen Infinitiven die erforderliche Konstruktion
außer Acht gelassen.
S. 110 Z. 32
K. Müller: “Lies spiritualem statt literalem. Vgl. S. 113 Z. 35 Iohannes vox
clamantis, i. e. Euangelium, und Z. 38, wonach Johannes die rechte
Sündenerkenntniß weckt.”
[Seite 767]
S. 120 Z. 4
K. Müller: “et tamen eadem facit et debet Deo ist unmöglich, nachdem eben
gesagt ist: ad nullum opus legis tenetur. Es wird also zu lesen sein facit
libenter Deo.” Der Einwand gegen unseren Text ist begründet, aber einfacher et
debet in quae debet zu ändern.
S. 124 Z. 22
lies ipsemet statt ipsement
S. 125 Z. 2
lies nostrum statt mostrum
S. 137 Z. 30
K. Müller: “Für Sanctorum lies patrum (oder sanctorum [patrum]?)” Die
Schreibweise Sanctorum unterscheidet sich der Bedeutung nach nicht von der mit
s.
S. 138 Z. 4
ff. K. Müller: “Der Sinn der ganzen Stelle S. 137 Z. 30 ff. ist: Nach der
Erklärung der Väter bedeutet die hundert-, sechzig- und dreißigfältige Frucht
die Virginität, Enthaltsamkeit und eheliche Keuschheit. Diese Rangordnung der
drei Stände hat ihr Recht. Aber trotzdem bleibt es dabei, daß eine Gattin
besser sein kann als eine Jungfrau, und daß die hundertfältige Frucht (virgo)
nicht darum der dreißigfältigen (uxor) vorgeht, weil jede virgo an sich höher
stände. Denn nicht das Gewicht der Verdienste [also nicht der persönliche
Werth] kommt in jenen Worten [der Väter] zum Ausdruck [Oder sollte vielleicht
in illa distinctione gelesen werden müssen, so daß illis verbis aus dem
folgenden illa verba entstanden wäre?], sondern lediglich die Würde des
Standes. Nun folgen die sinnlosen Worte: Unum ponunt illa verba et secundum
pondus et distinctionem accipi meritorum &c. Ich schlage dem Zusammenhange
gemäß vor: Unde debent illa verba euangelii secundum &c., d. h. die Worte
des Evangeliums von der hundert-, sechzig-, dreißigfachen Frucht müssen von der
Verschiedenheit der [persönlichen] Verdienste gedeutet werden, daß einer
dreißigfache Frucht bringt, einerlei, ob verheirathet oder Jungfrau, ein
anderer sechzigfache, gleichfalls einerlei &c.., und wieder einer
hundertfache, weil er mehr Werke thut, ob sie besser sind oder nicht, d. h. ob
sie zu den sogenannten guten Werken gehören oder nicht.
Damit hat die
Stelle auch an innerem Werth gewonnen. J. Köstlin, Luthers Theologie I S. 154,
sagt: Worin nun eigentlich der Unterschied in der Schätzung bestehen solle,
spricht er hier noch nicht klar aus. Die Meinung Luthers ist aber offenbar die:
Man mag meinethalb jene Stände mit Rangunterschied machen. Aber für den
persönlichen Werth vor Gott trägt der Stand gar nichts aus. Hier kommt es nur auf
die persönlichen Verdienste an, d. h. daß einer im Stand des mereri, der fides
ist und wie reich da die Früchte sind. Es ist einerlei, ob es mönchisch fromme
sogenannte gute Werke sind oder die Werke des Schusters &c.., der Hausfrau
&c..”
Wir enthalten
uns des Urtheils über die Änderung der Stelle, wie sie vorstehend empfohlen
ist. G. Kawerau schlägt Unde possunt illa zu lesen vor.
Seine
einzelnen Bemerkungen über die Sermone aus den Jahren 1514 –1517, die wir Bd. I
S. 18 ff. gebracht haben, hat K. Müller mit folgendem Zusatz beschlossen:
“Die vier
Predigten, die in Bd. I und IV gemeinsam sind.
Die vier
Predigten, die sich gemeinsam in der Handschrift Löschers und in der Sammlung
Roths (Bd. IV) finden, können nicht, wie der Herausgeber von Bd. IV S. 587
meint, zwei verschiedenen Aufzeichnungen (Nachschriften) entstammen. Vielmehr
stellen sie zwei Abschriften einer und derselben Vorlage dar, die von ihnen
vielleicht schon durch mehrere Glieder getrennt ist. Doch erlauben die
zahlreichen Textverschiedenheiten auch die Annahme, daß sie bei vormaligem
ungenauem Abschreiben derselben Handschrift entstanden sind. Gründe: 1. Die
Predigten sind deutsch gehalten. Die lateinische Recension ist aber in Bd. I
und IV so vollständig gleich, wie es nimmermehr bei zwei Nachschriften hätte
erreicht werden können. 2. Sie sind jedenfalls nur Auszüge. Auch hier wäre also
die Identität unerklärlich. Solche Abweichungen aber wie am Ende der Predigt
über den Zachäus (I S. 94 ff. und IV S. 670 ff.) oder in einem großen Theil von
I S. 130 ff. und IV S. 636 ff. kommen gegenüber der großen Masse des
Übereinstimmenden nicht in Betracht.
[Seite 768]
Vielmehr hat
wohl im ersten Fall IV, im zweiten I gekürzt. 3. Identisch sind in den meisten
Fällen auch die in das Latein eingesprengten deutschen Sätze oder Worte. 4. Es
finden sich in beiden dieselben Textverderbnisse, s. zu I S. 95 Z. 32 ff., S.
98 Z. 27 ff., Z. 37 ff. Das kann auch davon kommen, daß die letzte gemeinsame
Grundlage schwer lesbar war, kann aber auch auf Rechnung der Zwischenglieder
kommen. — Die vier Predigten gehen also vielleicht auf dieselbe
Originalhandschrift Luthers zurück, von der Knaake Bd. I S. 18 f. handelt. Ob
nun auch andere Predigten der Zwickauer Sammlungen ihr entstammen, wird nicht
zu entscheiden sein.”
S. 139 Z. 7
lies indurantis statt iudurantis
S. 147 Z. 2
lies non statt uon
S. 149 Z. 25
lies tuum statt tunm
S. 151 Z. 2
lies quantum statt qnantum
S. 153 Zu A
ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 1.
S. 155 Zu B
ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 2, der im Impressum aber
“Chürfurstlichen” hat.
S. 156 Zu C:
Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 4. — Zu E: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 39, wo
mit Recht: D
Zu S. 158 ff.
Zu dem Texte der 7 Bußpsalmen habe ich in meiner Besprechung des I. Bandes
unsrer Ausgabe (Litteraturblatt f. germ. u. romanische Philologie 1884, Nr. 8)
eine Anzahl von Stellen nachgewiesen, an denen der Herausgeber A ohne
zwingenden Grund verlassen hat: 166, 1 zu heben vgl. Grimm, Wtb. IV, 2, 726;
170, 7 seyns kann = seyn sie stehen; 171, 21 uberstret vgl. Luthers wegern u.
s. w.; 184, 1; 205, 2 werd kann = wer da stehen. — 164, 16 war rechfertigen;
200, 13 wertlicher; 209, 33 laß wir zweifellos beizubehalten; 169, 13 war wohl
erfarenden (vgl. “vernunftige erfarende fursten” Dietz, Wtb. I, 561b); 172, 18
wohl aufgedeckt zu setzen.
P. P.
S. 174 Z. 3
lies “nit” statt mit
S. 176 Z. 19
lies “crefften” statt “crefsten”
Zu S. 222. Zu
der nur nach Riederer, Nachrichten IV S. 53 ff., beschriebenen Ausgabe A hat
Th. Brieger in der Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel noch folgenden Nachdruck
gefunden:
“INSIGNIVM
THEOLOGORVM || Domini Martini Lutheri, domini Andree || Barolostadij [so!],
Philippi melan || thonis & aliorum || conclu- || siones variȩ,
pro diuinae gratiae defensione || ac commendatione, contra sco || lasticos
& pelagianos || disputate in prae- || clara academia. || Vvitembergensi. ||
Lege lector & afficieris versafacie catalogum || inuenies. ||”
Titelrückseite bedruckt. 18 Blätter in Quart, letzte Seite leer.
Auf der
Rückseite des Titels steht das Inhaltsverzeichniß. Der Text unserer Thesen
beginnt Bl. A ija mit der Überschrift: “Sequuntur centum conclusiones, de
gratia et natura | domini Martini Lutheri |” S. Th. Brieger in der Zeitschrift
für Kirchengeschichte Bd. XI S. 480.
Außerdem hat
Th. Kolde am eben a. O. S. 457 auf eine Abschrift im Cod. Ms. theol. lat. Oct.
91 der Königl. Bibliothek zu Berlin aufmerksam gemacht, wo die Thesen die
Überschrift haben: “Magister Franciscus Güntherus sub reverendo patre Mar. luder.”
Kolde gibt daselbst darüber an: “Im vorliegenden Manuskript beginnt nach These
24 eine neue bis 25 reichende Zählung, wobei die Weimarer Ausgabe I S. 225 als
26. gezählte These sicher richtig in zwei getheilt wird. Dann weiter immer nach
25 Thesen eine neue Zählung, aber These 55 wird wiederum in zwei getheilt, so
daß der Codex 99 Thesen gegen 97 der Weimarer Ausgabe zählt. Die Zusätze contra
Schol., contra Gabr. fehlen überall, hier und da sind Worte fortgefallen. Die
Varianten sind belanglos. Die Protestation am Schluß: In his velle etc., die
sicherlich im Urdruck gestanden hat, fehlt im Manuskript”.
[Seite 769]
G. Koffmane
macht in schriftlicher Mittheilung folgenden Vorschlag: “Da mit Nr. 25 [der
Sätze] eine neue Reihe beginnt (statt mit 26), so wird unter den ersten 24
Thesen noch eine zerlegt werden müssen, nämlich Nr. 5, deren zweite Hälfte mit
Immo beginnt. Immo wie nec und sed beginnen oft neue Thesen. Alsdann erhalten
wir die centum conclusiones.” Wir weisen darauf hin, daß in der dem noch nicht
wieder aufgefundenen Urbruck vermuthlich am nächsten stehenden Ausgabe eine
Zählung der Sätze überhaupt nicht stattfindet, und es erscheint uns Nr. 17
ebenso berechtigt getheilt zu werden wie Nr. 5.
S. 227 Z. 14
ist occidendo für accidendo zu lesen.
Zu S. 229 ff.
vgl. Tschackert, Studien und Kritiken 62 (1889), S. 359 ff., der die Ansicht
vertritt, daß Luther durch die Thesenzahl 95 die 94 Absätze der Instructio
summaria pro subcommissariis etc. des Erzbischofs Albrecht von Mainz habe
übertrumpfen wollen. Daß diese Instructio Luther bekannt war, gehe aus seinem
Briefe an Albrecht vom 31. Okt. 1517 hervor, in dem er die Vernichtung der
instructio commissariorum verlange (Enders I, 116 7), und daß sie Luther den
besonderen Anstoß gegeben, werde auch durch Joh. Poliander bezeugt, der auf
sein Exemplar dieser Instructio schrieb: Hic fons est omnium tragoediarum; haec
est hydra illa Lernaea, cuius nullum caput incontritum reliquit noster
Hercules, protulit autem semper se aliud, hic omnia scripturae gladio et
spiritus igne vastavit. Das Exemplar Polianders befindet sich in Königsberg,
Stadtbibliothek.
P. P.
Zu S. 231 ist
nachzutragen, daß ein Exemplar von A sich jetzt auch in der Kgl. Bibliothek zu
Berlin befindet, die es vor einigen Jahren erworben hat. Darnach ist von der
Reichsdruckerei ein Facsimile hergestellt worden, das bei der Lutherfeier zu
Wittenberg am 31. Okt. 1892 vertheilt wurde und dessen Titel lautet:
“Nachbildung des in der Kgl. Bibliothek zu Berlin bewahrten Originalexemplars
des von Luther im Jahre 1517 veranstalteten Druckes seiner Thesen. Zur
Erinnerung an den 31. Oktober 1892.”
P. P.
Zu S. 239 ff.
vgl. Th. Briegers Aufsatz in der Zeitschr. f. Kirchengesch. Bd. XI S. 112 ff.,
wo er sich bemüht, die Entstehung des Sermons im Jahre 1518 zu beweisen.
Zu S. 240 ist
als dritter Grunenbergscher Druck nächst A und B hinzuzufügen:
“Eyn Sermon
von dem Ablas || vnd gnade, durch den Wirdigen̄ doctorum [so] ||
Martinū Luther Augustiner tzu || Wittenberg * || ” Sonst wie A und B, aber
ohne Impressum. Angeführt von Dommer, Lutherdrucke Nr. 6, der noch erwähnt, daß
auf dem Titelblatt des Hamburger Exemplars von gleichzeitiger Hand steht: 1. 5.
18. Hijr von erhebt sich der dantz || Das Teutschlant wirtt vorterben gantz. ||
H. V. Peulwitz. ||
Zu S. 240 E
ist vielmehr Druck von Wolfg. Stöckel in Leipzig.
S. 241 Zu O
ist hinzuzufügen: Vgl. Dommer, Lutherdrucke Nr. 40.
S. 242 Zu T:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 94. — Zu W: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 95.
Zu S. 247 ff.
vgl. Th. Briegers Auffatz in der Zeitschr. f. Kirchengesch. Bd. XI S. 125 ff.:
der dort vermeintlich gelieferte Beweis, daß diese und die nächstfolgende
Schrift im Jahre 1517 entstanden, ist nicht überzeugend; doch sind immerhin
manche beachtenswerthe Punkte darin berührt.
S. 248 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 7.
S. 249 Zu C:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 8.
S. 249 Zu den
Drucken der “Zehen Gebot Gottes” tritt noch hinzu der Bd. 6, S. 198 unter L
verzeichnete Bl. Aija –A 8b.
Zu S. 257 ff.
vgl. Brieger in der Zeitschr. f. Kirchengesch. XI, 125 ff.
S. 257 Zu B:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 96.
S. 260 Z. 5
lies laude statt lande
S. 264 Z. 20
lies aliis statt iliis
S. 276 Z. 31
lies “aus” statt “ans”
[Seite 770]
Zu S.
278-314. Asterisci Lutheri adv. Obeliscos Eckii. 1518.
Zu S. 279 ist
ein Hinweis auf Luthers Brief an Eck vom 19. Mai 1518 nachzutragen, der zuerst
von Enders, V (1893), S. 1 f. mitgetheilt worden ist. Aus ihm ergibt sich, daß
am 19. Mai Luther seine Asterisci schon an Wenzel Link (und nur an diesen) zur
Übermittlung an Eck geschickt hatte, und ferner, daß er zunächst nicht die
Absicht hatte, sie drucken zu lassen; er würde, fügt er hinzu, wenn er dies
gewollt, “diligentius et temperatius aut etiam firmius” geschrieben haben.
Mithin dürfte also die Anrede Lector (S. 295 Z. 5), auf die Knaake hinweist,
Luther nur gewohnheitsgemäß aus der Feder geflossen sein. Meine ursprünglich an
dieser Stelle ausgesprochene Meinung, daß Knaakes geistreiche Vermuthung über
das richtige Datum der Asterisci durch das Datum des Lutherschen Briefes an Eck
nicht eigentlich bestätigt werde, ziehe ich natürlich gern zu Gunsten einer
nachträglich von D. Knaake übersandten Meinungsäußerung zurück, die hier
unverkürzt folgt.
P. P.
Zu unserer
Einleitung Bd. I S. 278 ff. ist nachträglich noch hinzuweisen auf Luthers Brief
an Eck vom 19. Mai 1518 (Enders, Luthers Briefwechsel V S. 1 f.). Wenn aber
Enders dazu bemerkt, das Datum der Asterisken sei damit gleichzeitig zu setzen,
so können wir dem nicht beistimmen; denn, wie wir ja bereits gezeigt haben,
schon am 24. März 1518 berichtet Luther dem Johann Sylvius, daß Freunde ihn
genöthigt hätten, Eck auf seine Obelisken zu antworten, und schon Mitte Mai war
viel Redens davon in Nürnberg, wie Luther sich trefflich vertheidige (Scheurls
Briefbuch II S. 47). Die Worte in Luthers Schreiben an Eck, auf die sich Enders
zu stützen scheint, “misi ad te Asteriscos contra tuos Obeliscos”, sind also
nicht wie im lateinischen Briefftil, sondern eigentlich perfektisch zu fassen.
—
In dem Cod.
Bos. q. 25a der Universitätsbibliothek zu Jena findet sich auf Bl. 23b –48a
eine wichtige Abschrift der Asterisci. Sie hat die Vorlage zu dem von uns Bd. I
S. 281-314 wiedergegebenen Text der ed. Witeberg. Tom. I 1545 Bl. CXLVb
–CLVIIIb gebildet, ist jedoch hierfür bedeutend verändert, nicht bloß in der
Anführung der h. Schrift, wo wir es schon Bd. I S. 280 behaupteten, sondern
auch in einzelnen Wörtern und ganzen Sätzen sowie in der Ordnung der
Asterisken.
Wir können in
dem Manuskript, wie es uns jetzt vorliegt, eine erste und eine zweite, ja auch
noch eine dritte Hand unterscheiden. Der ursprüngliche Text gehört von Anfang
bis zu Ende der ersten Hand an, von der zweiten und dritten rühren nur
Änderungen und Bemerkungen her, und zwar von letzterer sehr wenige; es läßt
sich auch nicht alles bis auf Strich und Punkt auseinander halten.
Sicher ist
der Text von der zweiten Hand behufs des Abdrucks in der Wittenberger
Gesammtausgabe umgestaltet. Dies erhellt theils aus solchen Änderungen, für
deren Vornahme kein anderer Grund ersichtlich ist, als dem Setzer zu dienen. So
hat die häufig vorkommende Verwandlung eines kleinen Anfangsbuchstabens in
einen großen und umgekehrt jedenfalls nur diesen Zweck gehabt, z. B. Bd. I
unserer Ausgabe S. 281 ist Z. 7 in disputationes und Z. 8 in disputationibus
von zweiter Hand d in D, Z. 25 in Buccae B in b verwandelt, und außerordentlich
oft stimmt in solchen Fällen die Änderung mit dem Druck. So sind der ersten
Hand eigenthümliche Abkürzungen von der zweiten entweder aufgelöst
beigeschrieben oder durch gebräuchlichere ersetzt worden. Dahin gehören auch
sich immer wiederholende Schreibweisen: dem Drucker wäre z. B. das author
&c.. der ersten Hand schwerlich anstößig gewesen, von der zweiten ist
überall das h durchgestrichen. Theils aber finden sich geradezu besondere Weisungen
für den Setzer, nämlich bei Obeliscus primus Bd. I S. 283 Z. 1 von der zweiten
Hand “collocate in margine maioribus literis”, und bei dem Ausruf O Theologos
&c. S. 295 Z. 12 von dritter Hand “lang setzen”. Daß hier nicht danach beim
Drucke verfahren ist, mag in Versehen oder in späteren Erwägungen seinen Grund
haben. Von der zweiten Hand ist auch nicht überall in der Handschrift geändert,
wo es im Druck geschehen ist: bisweilen bedurfte es nicht stets wiederkehrender
Änderung. So hat die Handschrift ursprünglich fast durchgängig Eccius, die
zweite Hand
[Seite 771]
hat meistens
cc in ck verwandelt: der Druck hat nun auch, wo dies nicht eingetreten ist,
Eckius: ähnlich verhält es sich mit Martinus der Handschrift und Lutherus des
Druckes; da die zweite Hand von vornherein jenes auszustreichen und dieses
dafür zu setzen pflegte, so ist beim Druck hiernach konsequent verfahren.
Von großer
Bedeutung ist die Handschrift aber noch dadurch, daß wir aus ihr die
ursprüngliche Einrichtung der Asterisci erkennen. Sie waren in vier Theile
getheilt, wie auch Ecks Obelisci, und jeder Theil hatte seine eigene Zählung,
die sich wiederum an die in der ersten Ausgabe der 95 Thesen Luthers anschloß.
Den funfzehnten Obeliskus, den vierten des zweiten Theils, hatte Eck zuletzt
noch nachträglich gebracht; Luther hat ihn demnach auch zuletzt behandelt.
Wir geben in
größerer Ausdehnung die Abweichungen der Handschrift von dem ersten Druck in
der ed. Witeberg., als wir sonst Lesarten mitzutheilen pflegen. Überall, wo
kein besonderer Vermerk bei einer Lesart gemacht wird, ist anzunehmen, daß sie
der ersten Hand angehört, die zweite Hand aber mit dem Text der ed. Witeberg.,
die aus unserer Gesammtausgabe genügend ersehen werden kann, übereinstimmt;
Verwandlung des e in œ durch die zweite Hand haber wir nicht angegeben.
S. 281 Z. 1
Am Rande von anderer Hand: hos scripsit Lutherus ante Resolutiones
disputationum de virtute indulgentiarum
Z. 2 Ekii Z. 4 Vinceslao
Lincko, von zweiter Hand geändert in Vincilao Linco Z. 5 hat ursprünglich in der
Handschrift nicht gestanden, sondern ist nachträglich von zweiter Hand
hinzugefügt, und zwar zuerst vere Theologo, suo in Domino Maiori, das letzte
Wort ist dann wieder gestrichen und von derselben Hand fratri dafür gesetzt Z. 6 vero von zweiter Hand zwischen
Quos und ad übergeschrieben Eccii, nicht geändert von zweiter Hand Z. 10 tu, et si, mit schwärzerer Tinte [von zweiter
Hand?] et ausgestrichen Z. 15 quaestiones, wieder gestrichen und von zweiter
Hand quaesita an den Rand gesetzt
Z. 16 f. Ursprünglich stand Dicit Itaque Eccius als Überschrift: die
zweite Hand hat Dicit Itaque gestrichen und zu der vorhergehenden Zeile Dixit
itaque Eccius geschrieben, dann wieder dies Eccius gestrichen und das allein
als Überschrift gebliebene Eccius in Eckius geändert Z. 19 praesenti Z. 21 Martinus Z. 25 recordatus Istius Z. 27 Eccium Z. 28 larva indutus ingenium, am Rande,
aber nicht von der ersten Hand Z. 30 opinosissima, nicht geändert von zweiter
Hand Z. 31 Ursprünglich reipsa,
dann re ausgestrichen und ea übergeschrieben; über dem nach contra folgenden
quae, ohne Durchstrich, noch quam, wahrscheinlich als beabsichtigte Korrektur,
so lange re nicht geändert war, und hernach übersehen Z. 32 puppos mit a über dem u
S. 282 Z. 3
Ursprünglich Ecclesiasticorum, dann von zweiter Hand ausgestrichen und an den
Rand gesetzt Scholasticorum Z. 7
Eccius Z. 11 Martinus Z. 13 Über dem ersten logica von
zweiter Hand dialectica, über dem zweiten ebenfalls von zweiter Hand dial. Z. 17 Eccius Z. 20 B. vor Augustinus nachträglich
von zweiter Hand hinzugefügt Z. 21
obmitto Z. 22 Eccius Z. 25 Martinus Z. 28 Boardas, am Rande von zweiter
Hand mb obmittens Z. 33 et illustrare von zweiter Hand am
Rande mit Einschaltungszeichen, in Folge dessen das ursprüngliche et meliora
schon von zweiter Hand in melioraque geändert
S. 282 Z. 21
ist Punkt statt des Kolons zu setzen
S. 283 Z. 1
Eccius und zu Anfang der folgenden Zeile Obeliscus primus. Am linken Rande von erster Hand
Adversus 3am Conclu: Lu: und am rechten von zweiter Hand Adversus Lutheri
concl. 3. Z. 3 Vor Vidua noch Et
oben beigeschrieben, wahrscheinlich von erster Hand, und beim Abdruck
übersehen Z. 5 Am Rande von
zweiter Hand: Mar. 12 Lucae 21 Z.
6 Martinus Z. 7 positionis Z. 8 Ursprünglich quatenus, dann (ob
von zweiter Hand, ist ungewiß) ausgestrichen und quo modo gesetzt Z. 12 aliquam esse sed, nicht geändert
von zweiter Hand Z. 14 Eccius Z. 16 Eccius Z. 18 Statt rex ursprünglich regina,
dann von zweiter Hand ina ausgestrichen, aber (nach erkanntem Irrthum) gina
wieder übergeschrieben, so daß der Setzer das unten stehen gebliebene reg für
rex
[Seite 772]
genommen hat,
was bei dem Duktus des g nicht auffallen kann Z. 21 meretrices Z. 22 faciat Z. 24 Eccius Statt II. [Obeliscus fehlt]
ursprünglich zu Anfang der folgenden Zeile Secundus, was aber wieder
ausgestrichen ist Z. 25 Am Rande:
Secundus Adversus 5. Luth: Z. 30
Martinus Z. 31 Eccius
S. 283 Z. 26
lies concurrere statt concurrcre
S. 284 Z. 1
Am Rande von zweiter Hand veruloqui [= Obeliskenredner statt vaniloqui im
Texte] Z. 6 Eccius Z. 14 Ursprünglich haberi, wie es
scheint schon von erster Hand wieder ausgestrichen und probari dafür an den Rand
geschrieben Z. 17 Am Rande von
zweiter Hand noch besonders vermerkt Ezech. 18 Z. 21 Am Rande von zweiter Hand noch
besonders vermerkt Ioh. 2 Z. 22
Ursprünglich psal: 50, dann von zweiter Hand 0 in 1 geändert und am Rande noch
besonders vermerkt ps. 51. Z. 23
Ursprünglich His, von zweiter Hand durchgestrichen und Quibus darüber
gesetzt Z. 25 illud von zweiter
Hand übergeschrieben Z. 29
Imponant, von zweiter Hand ungeändert gelassen
Z. 30 Ursprünglich Imponāt, der Abkürzungsstrich von zweiter Hand
gestrichen und als hinter dem Worte einzuschieben sacerdos an den Rand
gesetzt Z. 38 Philosophus pene
dixissem von zweiter Hand als hier einzuschalten am Rande Z. 39 debuisset Z. 41 Ursprünglich recte, das c von
zweiter Hand durchgestrichen
Ursprünglich peccato: die von zweiter Hand vorgenommene Änderung in
peccatum ist vom Setzer übersehen
Z. 42 positione
S. 285 Z. 1
hieremia, von zweiter Hand in Ieremia geändert und c. 30. an den Rand
gesetzt Z. 2 psal. 88, von zweiter
Hand in psal. 89 geändert; ebenso ist das am Rande stehende ursprüngliche ps.
88 in ps. 89 von ihr verwandelt Si
peccaverint, Visitabo &c. Z. 6
ab deo Noch besonders an den Rand
gesetzt 1 Cor. 11 Z. 8
Aristotelicotatos von zweiter Hand hinzugefügt, nachdem sie erst Aristotelicus
Obeliscographus geschrieben und dies wieber ausgestrichen hatte Eccius Z. 9 positio Z. 17 obmittat Z. 20 Eccius Z. 21 obthuraveris Z. 23 Martinus Z. 26 similimos Z. 27 Eccio Z. 28 Inflictas, von zweiter Hand
ungeändert gelassen abrogatos
esse, von zweiter Hand esse ausgestrichen und sunt darüber geschrieben, ohne
jedoch abrogatos zu ändern Z. 30
esse wahrscheinlich schon von erster Hand übergeschrieben Z. 33 vel abuti Eccio Z. 34 Ursprünglich ecclesiastice
loquatur, non autem scholastice, die dem Texte der ed. Witeberg. entsprechende
Änderung der Wortstellung durch Zahlen wohl schon von erster Hand
bezeichnet Z. 37 Eccium
S. 286 Z. 3
Indignitatis Z. 5 Ekkius, von zweiter Hand geändert in Eckius Z. 8 Martinus Z.
10 efficiant, von zweiter Hand ungeändert gelassen Z. 13 Eccius Nach einer
Andeutung von der ersten hand durch einen Strich sollte promisit vor acturum
stehen Z. 20 Eccius obeliscicus, von zweiter Hand nicht geändert Z. 28
Ursprünglich difficillima, dann ausgestrichen und von zweiter Hand gravissima
dafür gesetzt solum carnis erant baptismata, von zweiter Hand nicht geändert Z.
31 Ursprünglich enim Ecclesiastici non scholastici, die Umänderung wohl von
zweiter Hand Z. 33 Eccius Z. 36 Martinus Z. 37 hic von zweiter Hand
übergeschrieben Am Rande, nicht von erster Hand, 6. pos.
S. 286 Z. 22
lies horrendissima statt horrendissma
S. 287 Z. 2
declarabo, von zweiter Hand bo ausgestrichen und vi übergeschrieben, dies aber
wieder ausgestrichen Z. 8
Ursprünglich et convenit, dann et von zweiter Hand gestrichen und autem hinter
convenit übergeschrieben; das darauf folgende penae remissio ist mit einem
Umstellungszeichen versehen Z. 11
ac simul, nicht ac semel, auch von zweiter Hand nicht geändert Z. 15 Eccium Z. 19 Eccius Tertius Obeliscus Am Rande von erster Hand adversus 10 et
11 und von zweiter Hand darüber 6 Concl.
Z. 26 Martinus Z. 30
Ursprünglich Isto, von zweiter Hand durchgestrichen und hoc darüber geschrieben Z. 32 sit Inferior, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 35 vera autem Z. 36 Obmitto Z. 37 approbaturi Eccius
[Seite 773]
S. 288 Z. 2
probetur, von zweiter Hand ungeändert gelassen Z. 4 et quidem amplius, von zweiter
Hand nicht geändert Z. 19
Eccium Z. 24 vereque scotinis von zweiter
Hand als hier einzuschalten an den Rand geschrieben Z. 25 ille fehlt gänzlich Z. 26 Ignorarint, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 28 Ursprünglich
eccianistae, dann (von welcher Hand?) in Occanistae geändert, dies von zweiter
Hand durchgestrichen und dafür an den Rand Eckianistae gesetzt Z. 29 Eccius Z. 30 Eccius Z. 33 Martinus Z. 34 Eccius Z. 35 Ecciani
S. 289 Z. 12
Eccius Quartus Obeliscus Am Rande Adversus 13 Z. 14 Martinus Z. 15 aut positionis, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 19 Eccius Quintus Obeliscus fehlt Am Rande adversus 14 Z. 20 baptisatus, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 21 tm̄
[dies gäbe aufgelöst tantum] gaudeat, von zweiter Hand nicht geändert Z. 27 Martinus Z. 29 Eccio Ursprünglich scheint positionem
gestanden zu haben und Pro nachträglich hinzugefügt zu sein Z. 36 Nach iustificabitur steht von
erster Hand vor dem Fragezeichen nur &c., am Rande aber von zweiter Hand
als einzuschalten in conspe. tu. omnis vivens, ohne daß &c. ausgestrichen
wäre
S. 290 Z. 1
bis diapason, von zweiter Hand so belassen Eccio quia fehlt, ist auch von zweiter Hand
nicht hinzugefügt Z. 2 omitto
scheint von zweiter Hand übergeschrieben
Z. 8 charitate Imbutus, von zweiter Hand nicht geändert Z. 9 Eccius Z. 15 Am Rande von zweiter Hand 1. Ioh.
4 Z. 16 triumphet ne, von zweiter
Hand nicht geändert Z. 19 conversus,
et factus, von zweiter Hand et ausgestrichen Z. 26 tali übergeschrieben,wohl von
zweiter Hand Z. 31 Ursprünglich
dixi, dann wie es scheint von zweiter Hand, xi ausgestrichen und co
übergeschrieben Z. 32 Ursprünglich
eis, von zweiter Hand e in h geändert
Z. 34 Eccius Sextus
(Obeliscus fehlt gänzlich) Am
Rande adversus 16 von erster Hand ohne Zusatz von zweiter Hand Z. 37 Martinus Z. 38 Eccius Z. 39 authoritate
S. 291 Z. 4
Eccium Z. 7 Ecciana blatteret Z. 13 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 16 Martinus Z. 20 Eccius Z. 25 frater et similis desperationi et
proximus, vor simils von zweiter Hand et unverändert belassen, aber die
Wortstellung hernach, wie sie in der ed. Witeberg. sich findet, durch Zahlen
bestimmt Z. 26 Veresimile, ohne
Änderung von zweiter Hand Z. 27
Eccius Z. 29 tentaretur, von
zweiter Hand ungeändert geblieben
Z. 32 Eccius SEPTIMVS nicht
von erster Hand Obeliscus fehlt
gänzlich Am Rande adversus 17,
ohne Zusatz von zweiter Hand Z. 33
Zu Anfang noch Septimus. von erster Hand, unausgestrichen Lignum enim ubi, ungeändert Z. 35 Martinus Z. 36 Ecci
S. 291 Z. 31
lies facere statt faeere
S. 292 Z. 9
authoritas Z. 10 deblatteras Z. 12 Obmitto Z. 15 obmitto Z. 17 Am Rande von zweiter Hand
prover. Z. 25 authoritas Z. 27 ita fehlt gänzlich Z. 30 de hominum omnium morte, von
zweiter Hand nicht umgestellt Z.
34 abstrusissimarum, von zweiter Hand ungeändert Z. 36 Eccius Octavus (Obeliscus fehlt gänzlich) Am Rande adversus 18, ohne Zusatz von
zweiter Hand
S. 293 Z. 2
Am Rande von zweiter Hand 2. Cor. 5
Z. 3 Martinus Z. 7
quidquid, von zweiter Hand ungeändert gelassen. Z. 8 Eccio Z. 11 iis, daraus von zweiter Hand his
gemacht Z. 22 Am Rande ps. 1. Z. 23 hebreo Letsim Vor qui ursprünglich scz [ = scilicet],
dies (von welcher Hand?) wieber gestrichen und barüber % [ = id est]
gesetzt Z. 29 Eccio Ursprünglich qui promisit se non
tractaturum scholasticam theologiam, nisi quod haec parerga obiter depinxit re
ipsa dilata nescio quo numine correptus. Die zweite Hand hat parerga
ausgestrichen und als hinter obiter einzufügen et parerga untergeschrieben,
ferner noch paululum hinter dilata eingeschaltet und dann durch übergesetzte
Zahlen die Wortstellung folgendermaßen bestimmt: qui se non scholasticam
theologiam promisit tractaturum, nisi quod haec obiter et parerga,
[Seite 774]
nescio quo
numine correptus, dilata paululum re ipsa depinxit; hiernach ist der Text in
der ed. Witeberg. gegeben, jedoch ohne et vor parerga. Z. 32 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand Nonus (Obeliscus
fehlt gänzlich) Am Rande adversus
19, ohne Zusatz von zweiter Hand
S. 293 Z. 28
lies quam statt qnam
S. 294 Z. 1
Martinus Z. 2 Iesus, von zweiter
Hand h hinter I eingeschoben Ecci
Z. 5 certe Z. 7
Ursprünglich hoc solum, von zweiter Hand hoc ausgestrichen und id dafür gesetzt Z. 8 haberi, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 10 aliquas esse
certas; die zweite Hand hat a in certas in o verwandelt, aliquas aber stehen
lassen Ursprünglich Sed [non von
erster Hand schon wieder ausgestrichen] omnes esse certas dubito; dann von
zweiter Hand certas dubito gestrichen und hinter Sed wieder non gesetzt Z. 16 posse esse, ut animae sint
Incertae aliquae Z. 17 sunt
salvandae Z. 22 Ursprünglich
sciunt animae, subiungit; dann dann animae (wohl von zweiter Hand)
gestrichen Z. 23 Hinter mortuous
ursprünglich noch (salva grammatica), das aber (vermuthlich von zweiter Hand)
wieder ausgestrichen ist Z. 26
sumus asini et haeretici, aber asini et (wohl von zweiter hand)
durchgestrichen Z. 27 authore
Eccio Z. 28 vim eis feceris, aber
eis durchgestrichen Z. 30 q; q; [=
quam quam], das erste q; (wohl von erster Hand) gestrichen und et darüber
gesetzt Z. 35 Eccius Decimus (Obeliscus fehlt gänzlich) Am Rande Adversus 20 propositionem,
ohne Änderung von zweiter Hand Z.
36 tamen fehlt gänzlich
S. 294 Z. 38
lies euangelicae statt evangelicae
S. 295 Z. 1
Martinus Z. 3 authoritatis Hinter Negant ursprünglich noch negatum
est, aber sicherlich schon von erster Hand wieder gestrichen Z. 11 penam remittit, id est,
vilissimam rem omnibus Christianis contemptibilem. O Z. 22 Eccio Z. 26 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand Undecimus (Obeliscus
fehlt gänzlich) Am Rande Adversus
25., ohne Zusatz von zweiter Hand
Z. 27 Zu Anfang ursprünglich noch Decimus, aber (wohl schon von erster
Hand) wieder gestrichen Z. 29
Martinus Z. 30 ut sint fundamenta
Ecciana, nicht geändert von zweiter Hand
id est, non scholastica von zweiter Hand übergeschrieben Z. 33 Vor Intelligit ursprünglich noch
Nihil, das aber (wohl von erster Hand) wieder gestrichen clavibus potestatem In purgatorium,
sicut, nicht geändert von zweiter Hand
S. 296 Z. 3
Eccius furiosa mente fehlt
gänzlich Z. 7 Iurisditionem, nicht
geändert von zweiter hand habeant,
nicht geändert von zweiter Hand Z.
8 Hinter operandi noch potius ohne Änderung durch die zweite Hand Z. 10 Intercedendo und Intercedere sind
in einander geschrieben, so daß nicht sicher zu entscheiden ist, was
ursprünglich da gestanden hat Z.
12 in depositionibus, nicht geändert von zweiter Hand Z. 15 doceant, audire, nicht geändert
von zweiter Hand Zwischen Z. 15
und Z. 16 als besondere Überschrift Altera disputationis pars, aber von zweiter
Hand ausgestrichen Z. 16 Eccius,
von zweiter Hand ungeändert gelassen. Daneben Primus obeliscus, von anderer
Hand durchgestrichen und darüber duodecimus geschrieben. Am Rande contra .1.
quae est 26 In ordine; davon (jedenfalls von zweiter Hand) .1. quae est
ausgestrichen. Hieraus später die Randbemerkung in ed. Witeberg. gebildet Z. 17 ponentem eam, aber eam (wohl von
zweiter Hand) ausgestrichen Z. 21
Martinus Z. 23 Eccius Z. 26 Illum Eccium Z. 28 Author Eccius Z. 29 Inferiori Z. 30 Eccius Z. 32 Eccium Z. 35 Eccius Secundus obeliscus, von zweiter Hand
durchgestrichen und Tertius decimus dafür gesetzt Am Rande 3. quae est In ordine 28.,
ohne Änderung von zweiter Hand
S. 297 Z. 1
Martinus Z. 3 Eccius Z. 7 Eccius Z. 12 Eccius Z. 16 Eccius, von zweiter hand nicht
geändert Z. 18 Ursprünglich
sacerdotalem, dies von zweiter Hand ausgestrichen und sacramentalem
übergeschrieben, dies wieder gestrichen und sacerdotalem übergeschrieben Z. 23 Martinus Z. 24 Ecciana Z. 25 Ecciani Z. 27 Ursprünglich
[Seite 775]
sacerdotali,
daraus von zweiter hand sacramentali gemacht obmitto. Z. 28 loquutus Z. 29 Eccius, von zweiter Hand nicht geändert Z. 30 Eccius Z. 31 Mit sacerdotales verhält es sich
hier wie mit sacerdotalem Z. 18 Z.
32 distribuat eas dignis, von zweiter Hand dignis ausgestrichen und meritis vor
eas eingeschaltet Z. 34 Turca,
nicht geändert von zweiter Hand
S. 298 Z. 3
obmitto loquutus Z. 4 Eccius Z. 13 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert; dabei von zweiter Hand Quartus decimus (ohne Obeliscus) Von erster Hand zu Anfang der Z. 14
Tertius, am Rande links 4 quae est In ordine 29, rechts 3 und contra 29 Von zweiter Hand am Rande Non animarum
in Purgatorio sed S. Hiob ad amicos suos haec vox est Z. 18 Martinus Z. 20 Eccius Am Rande sacer doctor (von zweiter
Hand?) als hier einzuschalten bezeichnet
Z. 21 Der Satz Facessat Ironia, miseratione potius opus est steht von
zweiter Hand am Rande als hier anzufügen; der ursprüngliche Text, der aber
ausgestrichen ist, lautet: Quanquam non animarum In purgatorio, sed sancti hiob
ad amicos suos hec vox sit iuxta scripturam
Z. 23 Peto autem Eccius Z. 29 Taulerii Z. 32 audet, von zweiter Hand
ungeändert gelassen Am Rande Can. 8.
Z. 33 1. Reg. 2., von zweiter Hand nicht geändert Am Rande von erster
Hand 1. Reg. 2., dies von zweiter Hand ausgestrichen und 1. Sam. 2. dafür
gesetzt
S. 299 Z. 1
Eccius Z. 3 11. annorum, von
zweiter Hand undecim darüber geschrieben
Z. 5 Lutherinae Z. 8
Martinus Z. 9 Obmitto velut von zweiter Hand
übergeschrieben Z. 14 quod
falso Z. 15 forte von zweiter Hand
eingeschaltet Z. 20 Idem de
Severino, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 21 authoritatem
adduxi Z. 25 Eccius, ohne
Änderung von zweiter Hand Z. 26
Hinter seca ursprünglich noch :c: [ = etc.], aber wieder ausgestrichen
[vielleicht, weil man es nicht zu lesen vermochte, denn von anderer Hand steht
dazu am Rande Quid :c:] Z. 28
Martinus Z. 30 Sed valeat
contentiosus Sophista ist von zweiter Hand hinzugefügt Z. 32 Von erster Hand am Rande
Obeliscus 15 Eccii und als Überschrift Eccius, daneben von zweiter Hand Quintus
decimus. Wieder von erster Hand am Rande Adversus quintam et sextam % 30. in
ordine et 31. Vide in fine huius opusculi; davon quintam et sextam % und in ordine
(sicherlich von zweiter Hand) durchgestrichen. Darunter ganz durch ein Strich,
um das Vorhergehende vom Folgenden zu scheiden. Am Ende, auf das verwiesen ist,
findet sich dann der 15. Obeliskus behandelt und zwar unter der Überschrift
Adversus secundae partis propositiones quintam et sextam quae sunt in ordine
30. et 31. obeliscus Eccii; dies ist aber wieder ausgestrichen, und es folgt,
was Bd. I S. 299 Z. 32 bis S. 300 Z. 36 steht S. 299 Z. 32 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand Obeliscus Die Obeliskenzahl 15 am linken Rande,
am rechten Adversus 30 et 31 in ordine % 2e partis 5. et 6tam, ohne Änderung
von zweiter Hand Z. 35 quottidie,
von zweiter Hand nicht geändert
S. 300 Z. 1
Martinus Z. 2 Hunc .15. obeliscum,
aber .15. übergeschrieben
Eccius Z. 3 Ursprünglich
ego, von zweiter Hand ausgestrichen und wieder ego darüber gesetzt agnoscerem, daraus von zweiter Hand
agnosceret gemacht und als dahinter einzuschalten Lutherus an de Rand
geschrieben; die Änderung der zweiten Hand ist beim Druck der ed. Witeberg.
nicht beachtet scoticisque nicht
geändert von zweiter Hand. Dahinter ursprünglich noch tenebris von erster Hand
und von ihr wieder gestrichen Z. 4
Nach tenebris wollte die zweite Hand noch etwas hinzufügen, strich es aber
wieder aus Z. 12 Eccius, von
zweiter Hand nicht geändert Z. 13
persuadeo Z. 15 satisfaciat, von
zweiter Hand nicht geändert Z. 21
ego sapio quidquid, beide Male
ohne Änderung von zweiter Hand Z.
25 Itaque relapso Z. 30 possint,
von zweiter Hand nicht geändert Z.
31 Eccii Nach Z. 36 zum Abschluß
des Nachtrags noch Finis.
Unmittelbar nach dem oben zu S. 299 Z. 32 erwähnten Strich geht in der Handschrift
der Text vom 16. Obeliskus ab weiter, hierzu sollte ursprünglich das zuletzt
über dem Strich stehende Eccius, das übrigens von zweiter Hand nicht geändert
ist, die Überschrift bilden Z. 32
[Seite 776]
Quartus, von
zweiter Hand durchgestrichen Am
Rande rechts 34, links Adversus .9. quae est in ordine 34, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 38 Alioquin
S. 301 Z. 2
vel Episcopi Z. 3 Martinus Z. 4 Über qua von zweiter Hand noch
fabula Z. 6 inculcat Z. 30 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert Obeliscus fehlt
gänzlich Am Rande links 17, rechts
Adversus 11. quae est in ordine 36, von zweiter Hand 11. quae est in ordine
durchgestrichen Z. 31 Zu Anfang
noch Quintus, aber von zweiter Hand durchgestrichen Z. 37 Martinus Z. 38 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert
S. 302 Z. 8
satisfactoria % [ = id est] somnium, ex quo omnia Z. 9 Ecciana, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 10 Eccius, von zweiter
Hand nicht geändert Obeliscus
fehlt gänzlich Z. 11 Zu Anfang
noch Sextus, aber von zweiter Hand durchgestrichen Am Rande Adversus 12. quae est in
ordine 37, von zweiter Hand 12. quae est in ordine durchgestrichen Z. 11 At Z. 12 Mar: Lut: Z. 16 Am Rande als vor Bohemicum
einzuschalten von zweiter Hand noch virulentam heresin et, aber wieder
ausgestrichen Z. 17 Martinus Z. 21 universitate, von zweiter Hand
durchgestrichen und Academia übergeschrieben Z. 22 iis, daraus von zweiter Hand his
gemacht Z. 26 Eccium Z. 29 Eccius Z. 30 universitatibus, von zweiter Hand
durchgestrichen und Academiis übergeschrieben Z. 34 Eccius Z. 35 posset fieri omnes, ohne Änderung
von zweiter Hand Z. 36 heresium,
von zweiter Hand nicht geändert
irrivaret uterque, tum suo frueretur gaudio, von zweiter Hand so
geändert wie in ed. Witeberg. gedruckt, nur daß uterque hinter frueretur hätte
gesetzt werden sollen Z. 37
Obmitto Z. 38 Eccius
S. 303 Z. 12
moror, ausgestrichen, moveor darüber gesetzt, ebenfalls ausgestrichen Z. 13 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand Am Rande 19 und
Adversus 14 In ordine 39, ohne Änderung von zweiter Hand Z. 14 Zu Anfang noch Septimus, aber von
zweiter Hand durchgestrichen Z. 18
Martinus, von zweiter Hand ungeändert gelassen Z. 19 haec von zweiter Hand nach omnia
übergeschrieben Eccius, nicht
geändert von zweiter Hand Z. 21
Eccius, nicht geändert von zweiter Hand
Am Rande 20 Z. 22 Zu Anfang
noch Octavus, aber von zweiter Hand durchgestrichen Am Rande Adversus 17. quae est in
ordine 42., von zweiter Hand 17. quae est in ordine durchgestrichen Z. 24 Martinus Z. 31 obmissiones
S. 304 Z. 1
(quam Iohannes Ignoraverit) et postea quasi divina foret sententia ultra
potestatem ecclesiasticam [req, schon von erster Hand ausgestrichen] docere
requiri. Tunc Z. 10 Eccio consulerem, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 11 obmisso Z. 13 authoritate Z. 14 Ursprünglich scholastica, non
loquitur scholastice Eccius, von zweiter Hand Eccius ausgestrichen und hinter
scholastica eingeschaltet illa nugacissima Eckius Z. 15 Eccius, ohne Änderung von zweiter
Hand Am Rande 21 Z. 16 Zu Anfang noch Nonus, von zweiter
Hand unausgestrichen gelassen Am
Rande Adversus 18 quae est 43 In ordine, ohne Änderung von zweiter Hand Z. 18 Martinus, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 21 Eccius, von zweiter
Hand nicht geändert Decimus,
unausgestrichen geblieben Z. 22 Am
Rande Adversus 20 quae est 45 In ordine, von zweiter Hand 20 quae est und In
ordine gestrichen Z. 25
Martinus Z. 33 Ursprünglich
Infirmus proximus, dann aber (wohl von zweiter Hand) Infirmus
ausgestrichen Z. 34 Alias quomodo
erit necessitas extrema? aut quando? Videlicet; von zweiter Hand aut quando
gestrichen, quomodo aber nicht geändert
S. 305 Z. 3
faceret Z. 5 Eccius, von zweiter
Hand nicht geändert Z. 8
Martinus Z. 13 Eccius Z. 17 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert Z. 18 Pontificis magna,
über magna von zweiter Hand sancta gesetzt; unsere auf sancta sich gründende
Konjektur muß der richtigen Lesart magna weichen Z. 19 Martinus Z. 21 Eccius Z. 22 maledictione als hier
einzuschieben (wohl schon von erster Hand) übergeschrieben Z. 27 eo miseriore quo maiore, von
zweiter Hand nicht beanstandet Z.
34 et eo, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 36 ut quod si Papa, von zweiter Hand nicht geändert
[Seite 777]
S. 306 Z. 1
rhoma Z. 3 (Christo favente)
prospere agentium von zweiter Hand an den Rand geschrieben und als hier
einzuschalten bezeichnet Z. 5
omnibus (Christo favente) synceram, aber [vgl. zu Z. 3] (Christo favente) von
zweiter Hand gestrichen Z. 7
opinosis, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 14 fallere Z. 16 ut
fehlt gänzlich Z. 18 Ursprünglich
placet vincere, dann von erster Hand vincere ausgestrichen und victoria
gesetzt Zwischen Z. 18 und 19 als
Überschrift Tertia pars, von zweiter Hand ausgestrichen Z. 19 XXII (Obeliscus fehlt gänzlich) Eccius, nicht geändert von zweiter
Hand Primus obeliscus, von zweiter
Hand durchgestrichen Z. 20 Am
Rande Adversus 7 quae est in ordine 58, von zweiter Hand 7 quae est in ordine
gestrichen Z. 23 Martinus Z. 25 ex logica, von zweiter Hand
Dialectica übergeschrieben Z. 26
Si usus est credere meritum Christi passionis Institutum tantummodo esse ad
remissionem poenarum, durch übergeschriebene Zahlen und Einschub am Rande von
zweiter Hand umgestaltet in Si usus est meritum passionis Christi et
Sacramentum ad remissionem poenarum tantummodo esse Institutum credere Z. 30 Eccium se intelligere von zweiter Hand hinter
moveri übergeschrieben Z. 31
quidquid, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 34 authoribus
S. 307 Z. 1
peccata haec omnia remittunt et gratiam conferunt von zweiter Hand am Rande als
hier einzuschalten Z. 4
Eccium Z. 6 Eccius, von zweiter
Hand nicht geändert Z. 10 Martinus Z. 11 Eccio Z. 12 etsi von zweiter Hand am
Rande Z. 18 Eccii Z. 19 imo sartagine von zweiter Hand am
Rande als hier einzufügen Z. 28
Eccius, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 30 Ursprünglich supra Conclusione .12. secundae partis diximus, über
.12. noch (wohl von zweiter Hand) 37, dann Conclusione bis partis ausgestrichen
und dafür von zweiter Hand contra eius Conclu: 37, was aber beim Abdruck doch
nicht in den Text gekommen, sondern nur zur Randbemerkung verwendet ist Z. 31 Martinus Z. 34 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand
S. 308 Z. 1
Martinus Z. 8 authoritate Z. 11 Eccius Z. 17 quidquid, nicht geändert von
zweiter Hand Z. 18 Am Rande von
zweiter Hand 1 Thes 6 Z. 19 tui
fehlt gänzlich Z. 27 Eccius, nicht
geändert von zweiter Hand Z. 28
non frivolus von zweiter Hand hinzugefügt
Z. 29 Eccius Z. 33 Quoniam
vor servi fehlt gänzlich Z. 34
omne quasi fundamentum, durch einen gewundenen Strich quasi als hinter
fundamentum zu setzen bezeichnet, vielleicht erst von zweiter Hand Z. 35 Martinus Z. 36 Eccius, ohne Änderung von zweiter
Hand iis, von zweiter Hand in his
geändert Z. 39 Hiere: von zweiter
Hand in Iere. 17 geändert
S. 309 Z. 12
Meritum posse nobis tripliciter prodesse, von zweiter Hand nicht geändert Z. 14 Am Rande (von zweiter Hand?) 1.
Cor. 1 Z. 15 esse nostram, sicut,
von zweiter Hand nicht geändert Z.
18 iis, von zweiter Hand in his geändert
Z. 23 authoritatis Z. 27
Eccius XXIII (Obeliscus fehlt
gänzlich dahinter) Z. 28 Zu Anfang
noch Secundus obeliscus, aber von zweiter Hand wieder ausgestrichen Am Rande Adversus 9 quae est 60 in
ordine, von zweiter Hand 9 quae est und in ordine gestrichen Z. 30 contra Mar: Lut: Z. 34 Martinus Z. 35 iste obeliscus, von zweiter Hand
nicht geändert Z. 36 Eccium, von
zweiter Hand nicht geändert Z. 37
potatum Eccius
S. 310 Z. 11
finxit Ensem Aiacis seipsum interemisse? Sed Z. 14 ut qua propositione meipsum
Interimerem, non ipsa seipsam Interimeret
Von Sicut bis raptus Z. 16 von zweiter Hand hinzugefügt Z. 17 Eccius, ungeändert von zweiter
Hand XXV. Obeliscus. fehlt
gänzlich Am Rande 24 Z. 18 Zu Anfang noch Tertius,
unausgestrichen Am Rande Adversus
.11. quae est in ordine 62., von zweiter Hand 11. quae est in ordine
gestrichen Z. 24 Martinus Z. 25 nostros Inquit % [= id est]
Aristotelem, ohne Änderung von zweiter Hand vocat fehlt gänzlich Z. 26 Hinter Prophetae ursprünglich
noch sicut apostoli, aber wieder ausgestrichen vetustissimis Z. 27 obmittam
[Seite 778]
Eccius Z. 28 furiat Z. 36 sed clarius infra (wohl
von zweiter Hand) übergeschrieben
S. 311 Z. 1
Eccius, nicht geändert von zweiter Hand
XXV (Obeliscus fehlt gänzlich dahinter) Quartus obeliscus, von zweiter Hand
ausgestrichen Z. 2 Am Rande Adversus
.16. quae est in ordine 67., von zweiter Hand 16. quae est in ordine
gestrichen Z. 3 Mar: Lu: Z. 7 Martinus Z. 8 tandem aliquando von zweiter Hand
übergeschrieben Vor sed
ursprünglich noch Monet tandem, aber von zweiter Hand ausgestrichen Z. 9 dis. 5. lib. 6. von zweiter Hand
am Rande als hier einzuschalten Z.
10 et omnia replet veneno von zweiter Hand übergeschrieben Z. 13 Eccius Z. 15 insectatoribus bis anhelus Z. 17
von zweiter Hand, ursprünglich dafür authoribus und einige Worte mehr, von
denen nur noch pontificiis decretis zu lesen Z. 20 emiseram, von zweiter Hand nicht
geändert doctoribus, ohne Änderung
von zweiter Hand et amicis
eruditioribus fehlt gänzlich Z. 25
scandalisentur, ungeändert von zweiter Hand Z. 26 Eccius, ohne Änderung von
zweiter Hand XXVI (Obeliscus fehlt
gänzlich) Z. 27 Zu Anfang noch
Quintus, unausgestrichen Am Rande
Adversus 18 quae est in ordine 69 et eam quae est 71 in ordine, von zweiter
Hand 18 quae est in ordine und in ordine am Schlusse gestrichen Z. 27 Si haec vera sunt, Cur ergo Mar:
Lut: superius contradixit, Si, inquam, verum est, quod Papa dicit, thesaurum
Indulgentiarum hauriri ex merito Christi
Z. 29 Martinus Z. 30 Ecci,
von zweiter Hand nicht geändert Z.
36 ex logicissima logica von zweiter Hand hinzugefügt quod superius bis admittendas Z. 37 von
zweiter Hand hinzugefügt
S. 312 Z. 5
Eccius, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 6 Mar: Lut: Z. 9
Martinus, von zweiter Hand nicht geändert
Z. 10 Eccius Z. 12 authores
Zwischen Z. 12 und Z. 13 steht als
Überschrift Quarta disputationis pars, von zweiter Hand ausgestrichen Z. 13 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand XXVII (Obeliscus
fehlt) Am Rande 27 Z. 14 Zu Anfang noch Primus obeliscus,
von zweiter Hand ausgestrichen Am
Rande Adversus 3 quae est In ordine .77., von zweiter Hand 3 quae est In ordine
gestrichen Z. 15 authoritatem Z. 17 Martinus Z. 19 Eccius accedit propius fini, die Stellung
nicht geändert von zweiter Hand Z.
21 Ecci Z. 29 Eccius Z. 30 Ursprünglich tumultuarie, dann
[ob von erster oder zweiter Hand?] e gestrichen und aus i ein j [Schluß-i]
gemacht (vom Setzer ist die Änderung nicht berücksichtigt) Z. 33 Eccius Z. 35 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert XXVIII und daneben (ohne
Obeliscus) von erster Hand Secundus, was unausgestrichen geblieben Am Rande links 28, rechts Adversus .7.
quae est In ordine .81. ohne eine Streichung von zweiter Hand
S. 313 Z. 3
Martinus Z. 4 Über valet ein
wiederausgestrichenes est imo
totum von zweiter Hand übergeschrieben
Z. 5 Asini disputare % [= id est] Scholastici, ut Z. 6 authoritate Z. 11 obmittere Z. 13 Eccii Ursprünglich quae licentiam pro
temeritate Interpretatur, dann, vermuthlich von zweiter Hand, m in licentiam
ausgestrichen, das letzte e in temeritate mit einem Strich darüber versehen,
über die vier ersten Worte in ihrer Folge 1 2 1 2 gesetzt und a in Interpretatur
in e geändert Z. 22 absconditur,
nicht von zweiter Hand geändert Z.
24 Id evidens est argumentum ohne Änderung von zweiter Hand Z. 26 Eccius, nicht geändert von
zweiter Hand XXIX (Obeliscus
fehlt) Am Rande 29 Z. 27 Zu Anfang
noch Tertius, wieder ausgestrichen
Am Rande Adversus 8. que est In ordine .82., von zweiter Hand 8. que est
In ordine gestrichen Z. 27
facillimum Z. 28 heae Z. 30 Martinus Z. 33 mutierit eiusmodi quaestiones,
Credo, dann von zweiter Hand geändert in mutierit. Eiusmodi quaestiones,
credo Z. 34 et non frivole von
zweiter Hand als hier einzuschieben an den Rand geschrieben Z. 36 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert XXX (Obeliscus fehlt) Am
Rande 30 Z. 37 Zu Anfang noch
Quartus, unterstrichen (jedenfalls sollte das Wort ausgestrichen werden) Am Rande Adversus 19 quae est In ordine
.92., von zweiter Hand 19 quae est In ordine gestrichen
[Seite 779]
S. 314 Z. 2
authoritatibus Z. 4 Martinus Z. 5 Eccius, von zweiter Hand nicht
geändert authoritatum Z. 8 qui dixit Z. 11 Eccius Z. 15 Zwischen obelophrastus und
persecutiones ursprünglich noch nihil nisi, aber, wahrscheinlich von zweiter
Hand, wieder gestrichen Z. 16 At
sit [sic in unserer Ausgabe ist ein Druckfehler, auch die ed. Witeberg. hat
sit] Unter Z. 17 von erster Hand
nur noch Finis, von zweiter Hand daneben X Augusti und vielleicht von dritter
MDXVIII; daraus Z. 18 f. in ed. Witeberg. gebildet
S. 317 Zu A
ist nachzutragen: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 9. — Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr.
Nr. 10. — Zu D: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 11.
S. 318 Zu G:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 42. — Zu H: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 41.
S. 322 Z. 25
lies fornicator statt formicator
S. 325 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 12.
S. 326 Zu B:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 13, wo Valentin Schumann als Drucker bezeichnet
wird. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 14. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 43. — Zu G: Vgl.
Dommer Nr. 44. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 15, wo aber im Titel: M.D.XVIII.
S. 327 Zu g:
Vgl. Dommer Nr. 16.
S. 328 Zu i:
Vgl. Dommer Nr. 17.
S. 335 Z. 12
lies eucharistiae statt eucbaristiae
S. 337 Z. 39
Kawerau schlägt vor statt des überlieferten permittentes zu lesen: poenitentes,
da dies jenem näher liege als clementes. Sollte sich permittentes nicht halten
lassen? permittens, “einer der alles über sich ergehen läßt”? ist es vielleicht
im Sinne des von Luther ja auch gebrauchten Mystikerwortes “gelassen” zu
nehmen?
P. P.
S. 342 Z. 2
am Rande lies “Eph.” statt “Cph”
S. 342 Z. 4
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 311: “Statt malis
muß es modis heißen; z. B. S. 464 Z. 5 studeat omnibus modis omnem hominem
dulci affectu diligere &c.”
S. 344 Z. 40
lies peccatorum statt peecatorum
S. 346 Z. 6
v. u. ist Ausgabe statt Ausgabe zu setzen.
S. 373 Z. 6
lies quod in se est statt quod in est
S. 376 Z. 4
lies 152 statt 151
S. 376 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 3, wo aber im Impressum “Grünenberg”. Dommer erklärt
(Ornamente Nr. 6) den Titelholzschnitt als Adams Begräbniß und Christi
Auferstehung mit Hinweis auf die Worte des Titels “wie Adam in uns sterben und
Christus erstehen soll”. Auffallend bleibt die Auffassung der Auferstehung:
Christus auf Wolken und von Engeln umgeben über dem offenen Grabe. Daß aber das
offene Grab nicht zu dem links unten liegenden Todten in Beziehung gebracht
werden kann, zeigt der Umstand, daß die um diesen beschäftigten Engel offenbar
ihn einscharren, nicht aber in jenes forttragen wollen.
S. 377 Zu I:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 93. — Ferner ist die niederdeutsche Übersetzung der
Lutherschen Ausgabe der deutschen Theologie nachzutragen, die mehrfach von
andern Bibliographen erwähnt, erst von Hofmeister genau beschrieben ist in
Wiechmann, Mecklenburgs altniedersächsische Literatur III. Theil (1885), S.
208/9:
“Theologia ||
duedesch. || Dat ys ein eddel und koestlick || boekeszken van dem rechten
vorstan- || de, Wath Adam und Christus || sy, und wo Adam jn vns || steruen, vn̄
Christus || vpstan schall. || Mat. xvj. || Wil my yemandt nauolgen, de vorsake
syck sueluest, vnnd neme syn Cruetze vpp || syck vnd volge my na. || j. Corint.
xv. || Gelyke alse jnn Adam alle steruen, also || werden se jnn Christo alle
leeuendich ge- || maket werden, || M.D.XXXviij.” Mit Titeleinfassung.
Titelrückseite bedruckt. 76 Bl. in Oktav. Am Ende: ¶ Tho Rozstock by Ludowich
Dyetz gedruckt.”
Ex. in
Münster i. W., Kgl. Bibliothek.
[Seite 780]
Hoffmeister
hat auch das Vorwort “An den christliken Leser” mitgetheilt. Wir haben (man
weiß nicht, ob der Übersetzer oder der Drucker redet) schon längst gewartet, ob
nicht eine Übersetzung dieses Büchleins in unsere Sprache irgendwo ans Licht
treten würde; da dies nicht geschehen, haben wir dies zu unternehmen uns
entschlossen, um damit zu bezeugen, daß das, was vor 12 oder 14 Jahren recht
christlich und Wahrheit war, noch nicht zur Lüge geworden, sondern immer recht
christlich und wahrhaftig bleibt. Wie dieser Vorredner zu der ungefähren
Fristangabe von 12 –14 Jahren kommt, ist nicht ersichtlich.
P. P.
S. 378 Z. 14
lies “euch” für “auch”
S. 381 Zu B:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 18. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 19.
Zu S. 383 Z.
17 “pappen blumen” sind nicht, wie Grimms Wtb. 6, 1446 erklärt, “Papierblumen”,
sondern es ist die jetzt Taraxacum officinale genannte Pflanze gemeint. Vgl.
Kawerau, Ztschr. f. deutsche Phil. 23, 292 f., der “pappen” auf lat. pappus =
“Samen-”, “Federkrone” zurückführt. Das ist schwerlich richtig, vielmehr
bedeutet “pappenblume” wohl “Pfaffenblume”, wie die nämliche Pflanze auch
“Pfaffenplatten, -kraut” u. s. w. und weiterhin “Mönchsblume, -platten”,
“haupt” genannt wird, weil sie “weißhaarige Früchte auf kahler Platte
(Blüthenboden)” zeigt. Vgl. Pritzel-Jessen, Die deutschen Volksnamen der
Pflanzen (1882), S. 395 ff. Dagegen ist allerdings der pappus, die Federkrone,
mit der der Wind leichtes Spiel hat, der Theil der Pflanze, welcher ihre
Erwähnung an dieser Stelle erklärt.
P. P.
Zu S. 383 Z.
20 klettenbawes. Vgl. Grimm, Wtb. 5, 1153. Zweifellos ist, wie Hildebrand a. a.
O. annimmt, an ein nach Kinderart aus Kletten hergestelltes Hausgebilde zu
denken. Aber Luther hat hier doch wohl weniger die geringe Festigkeit eines
solchen, die in der That gar nicht so gering ist, im Auge, als vielmehr die
Willkür der Zusammenfügung. Kletten hängen sich an einander, wie immer man sie
zu einander fügen möge, sie setzen ungleich den Mauersteinen der Willkür des
Baumeisters durch ihre Form und Art keine Schranke: ebenso ist es mit Tetzels
“vorgeben wort”, aus ihnen läßt sich auch jeder beliebig gestaltete Klettenbau
herstellen.
P. P.
Zu S. 394 Das
Vorwort Sebastian Münsters zu seiner Übersetzung der Decem praecepta
Wittenbergensi praedicata populo lautet nach Ausgabe a:
Vorred B. S.
M.
Es kummen
teglich herfür durch den truck vil buecher, latinisch und tütsch, deren vil
fast heilsam vnd nutz sind, dem gemeinen man: wie man dann menschen findt, die
also hungerig und begirig sind nach dem gots wort, das sy auch all überige zyt,
so sy moegen haben nach iren notwendigen geschefft, in heilsamen buechern
seliglichen anlegen, trost und underwysung daruß zů schoepfen. Denen
zů lieb ist getütscht diß bůch, durch den frummen, geystlichen und
hochgelerten man D. Martinum Luther beschriben, der also geistlich, christlich
und ewangelisch die .x. gebott erklert und ußlegt, das man deßglichen nit
findt, wiewol vil lerer darüber geschriben hant. Do sint geistlich und
weltlich, gůt und boeß, betruebt und angefocht, jung und alt, obrer und
underthan, kurtz yederman, wie er den weg gan sol (das dann die .x. gebott
sind), der zů dem ewigen leben fuert. Do fint man, wie ein yetlich gebot
nach dem bůchstaben und nach dem geist gehalten wirt. Dar zů, wie ein
yetlich gebott etlich grad und staffel hat &c..
Was ist es not
hie vil dar von zů schreiben? Durchließ du das bůch, so wirstu
finden, ein rechten Christenlichen und Ewangelischen lerer. Und laß dich nit
hindern, das es nit mit verblümpten und hochtrechtigen worten vertütscht ist,
dann es mer den einfaltigen weder den hoefflichen zů lieb transferiert
ist: und also transferiert, das etwan die subtilikeiten, die der obgemelt D.
darin hat lassen lauffen, dem latin gelassen sind. Got sey mit dir.
S. 395 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 20, wo aber im Impressum hinter der Jahreszahl Punkt
statt eines Kommas. — Zu B: Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 21, doch weicht das
Hamburger Exemplar dadurch ab, daß das Impressum nicht auf Bl. 51a, sondern Bl.
51b
[Seite 781]
steht. — Zu
E: Vgl. Dommer Nr. 45. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 98, wo aber Z. 4 des Titels
“schöne”.
S. 396 Zu b:
Vgl. Dommer Nr. 97. Dommer nimmt an, daß b vor a gedruckt sei, was wir S. 397
als möglich angedeutet haben. — Zu c: Vgl. Dommer Nr. 99, wo aber statt oe, ue
stets ö, ü und im Titel “Witten || berg”. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 318, wo aber
“erklärung” Dommer nimmt Val. Curio in Basel als Drucker an.
Zu S. 396/7
Eine niederländische Übersetzung der Decem praecepta erschien (nach de
HoopScheffer: Gesch. der Reformation in den Niederlanden (1886), S. 113) 1520
zu Antwerpen u. d. T.: Die thien Geboden Gods, gheprediget Ende bescreuen door
den doctoer der heyligher Scrifturen Here Martinus Luther Broeder van Sinte
Augustyne oerdene” mit dem Zusatze des Übersetzers am Ende: “An den Leser. Ich
ermahne euch alle ihr Christen, daß ihr um Gottes willen euer Urtheil
zurückhaltet, ehe Ihrs versteht, und nicht thun wollet wie die gemeinen
Menschen, sondern wie es euch zu thun geziemt. Gewohnheit ist die schlimmste
Gesetzesinterpretin.”
P. P.
Zu S. 411 Z.
1 ist am Rande nachzutragen: Hiob 9, 28.
S. 411 Z. 8
lies sunt statt suut
S. 435 Z. 24
Für orem ist wohl mit Löscher iurem zu setzen.
S. 454 Z. 32
lies nunc statt nuuc
S. 462 Z. 1
lies hoc statt noc
S. 468 Z. 20
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 311 f. fordert
mit Recht, Iebusei statt Iesubei zu lesen, vgl. Jos. 15, 63.
S. 469 Z. 18
lies omnia statt omuia
S. 481 Z. 39
lies includuntur statt includuutur
S. 505 Z. 36
lies peccaminosissimum statt peccaminossisimum
S. 513 Z. 15
mutaverunt statt mutaveruut
S. 523 Zu B:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 22. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 23. — Zu D: Vgl. Dommer
Nr. 46.
S. 554 Z. 34
lies peccati statt peceati
S. 555 Z. 32
lies animarum statt a nimarum
S. 558 Z. 29
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 312 hält servire
für einen Druckfehler; dies ist es in unserer Gesammtausgabe nicht, denn wir
haben es nach unserer Vorlage gegeben: er will dafür saevire gesetzt haben,
eine vortreffliche Konjektur.
S. 574 Z. 36
ist das Komma vor vix zu streichen
S. 602 Z. 23
lies intelligo statt iutelligo
Zu S. 629 ff.
Von den Thesen Pro veritate inquirenda hat Kawerau (Ztschr. f. Kirchengesch.
XI, S. 479 ff.) einen Plakatdruck (Lübeck, Stadtbibliothek) nachgewiesen, als
dessen Drucker er Joh. Grunenberg annimmt. Der Titel weicht von A nur durch
“Veritate” und “consolādis” ab. Im Texte finden sich folgende wichtigere
Abweichungen: 631, 28 se] ß (= sed). — 632, 8 culpe. — 632, 34 accidit. — 632,
38 p̄mittentis. — 633, 2 mortatalia. — 633,3 eneretur. — 633, 8
(id est crimina).
Diese
Thesenreihe liegt auch handschriftlich vor in Cod. theol. et philos. 4° Nr. 500
der Königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Herr Bibliothekar Prof. Dr.
Steiff hatte die Güte, uns darüber folgende Mittheilung zu machen:
Die
Handschrift Cod. theol. et philos. 4° Nr. 500, nicht gebunden, nur geheftet,
umfaßt 6 Blätter (Papier) in 4°, wovon die drei letzteren ganz, das diesen
unmittelbar vorhergehende zu zwei Dritteln leer sind. Sie enthält auf dem
ersten und zweiten Blatt von einer Hand des 16. Jahrhunderts geschrieben die
Thesen Pro veritate inquirenda, auf dem dritten Blatt (Vorderseite und oberes
Drittel der Rückseite) von derselben Hand geschrieben Luthers Conclusiones
quindecim tractantes, an libri philosophorum sint
[Seite 782]
utiles
&c. Die Schriftzüge haben zwar manche einzelne Ähnlichkeit mit Luthers
Hand, weichen aber andrerseits auch ab; im Ganzen betrachtet tragen die Züge
einen kräftigeren, derberen Charakter, als er Luthers Hand, zumal in seiner
früheren Zeit eignet. An die Niederschrift durch den Reformator selbst kann
also nicht gedacht werden, um so weniger, als die beiden Thesenreihen, obwohl
in verschiedenen Jahren verfaßt, in dieser Handschrift offenbar in einem Zug
geschrieben worden sind. Woher die Handschrift stammt, läßt sich nicht mehr
feststellen.
Die Thesen
Pro veritate inquirenda sind nur auf den ersten drei Seiten, d. h. bis zur 40.
einschließlich numerirt, auf der vierten Seite, also von der 41. ab, sind sie
nur durch jedesmaligen Beginn einer neuen Zeile von einander geschieden.
Die
Abweichungen vom Texte unserer Ausgabe sind folgende:
630, 2
Augustiniano fehlt. — 630, 3 per vices circulares pro nostro more fehlt. — 630,
5 illas fehlt. — 630, 10 praesupcionem [sic] — 631, 5 in fehlt. — 632, 7 est
fehlt. — 632, 8 sed .... culpe (vor culpe war anfänglich de geschrieben; dies
ist aber gestrichen und auf den Rand ein Wort condi ... gesetzt, dessen Schluß
durch Beschneiden des Randes verloren gegangen ist). — 632, 13 In his. — 633, 8
(id est crimina) — 633, 12 Ad Roma primo
Auch der Cod.
theol. 4° 271 enthält diese Thesen, aber nur in einer Abschrift des vorigen
Jahrhunderts, die nachweisbar auf Cod. theol. 4° 500 beruht.
P. P.
S. 630 Z. 9
lies “S. 222 und S. 143” statt “S. 222 und 243”
S. 631 Z. 24
ist das Komma hinter hominis zu tilgen.
S. 636 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 24. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 25. — In dem Titel von C
ist a vor linguis nachzutragen. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 26.
S. 637 Zu F:
Vgl. Dommer Nr. 47. — Zu H: Vgl. Dommer Nr. 48. — Zu K: Vgl. Dommer Nr. 27.
Zu S. 644
–686. Ad dialogum Silvestri Prieratis de potestate papae responsio. 1518.
Vorstehend
bezeichnete Schrift in unserer Gesammtausgabe Bd. I. S. 644 ff. ist von Th.
Brieger und M. Lenz in der Zeitschrift für Kirchengeschichte Bd. VII S. 577
–618 einer besonders eingehenden Besprechung gewürdigt worden. Gerade sie zu
wählen, dafür dürfte ein von uns zur Zeit der Bearbeitung des ersten Bandes
unserer Ausgabe nicht gekannter und also auch nicht verwertheter, ihnen
benutzbar gewordener dritter Druck derselben bestimmend gewesen sein, da er
nicht wenige Abweichungen von unserem Text zeigt, welche Anlaß und Stoff zu
Bemerkungen über unsere Ausgabe boten. Dabei sind Wünsche geäußert und
Forderungen gestellt, die zum Theil berechtigt, zum Theil aber unseren
Grundsätzen durchaus widersprechend oder überhaupt unausführbar sind. Soweit es
in dem Rahmen unserer Einzelnachträge und Berichtigungen geschehen kann,
berücksichtigen wir sie nachstehend.
Zunächst
liefern wir nach Brieger-Lenz a. a. O. S. 583 eine unserem sonstigen Verfahren
konforme Beschreibung des dritten Druckes, den wir nach dem Vorgange der beiden
Gelehrten und nach seinem Verhältniß zu A und B Bd. I S. 646 unserer Ausgabe
mit dem Buchstaben C bezeichnen. Sie lautet danach:
“Ad Dialoguz
|| Syluestri Prieratis Mgr̄i || Palatij de potestate Pape, || Respōsio F. Martini
Lu- || ther Augustinēsis, || Uuittenbergae. ||” Mit Titeleinfassung.
Titelrückseite bedruckt. 24 Blätter in Quart, letzte Seite leer.
Auf der
vorletzten Seite findet sich ein belangreiches Druckfehlerverzeichniß. Druck
von Melchior Lotther in Leipzig. Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 28. Es gibt auch
einen Druck mit dem Fehler “Pieratis”, aber über die Identität desselben mit C
soll kein Zweifel sein.
[Seite 783]
Über die
Entstehung des Druckes C wird S. 583 gesagt, daß er “von Luther höchst sorgsam
durchgesehen und vielfach korrigirt worden” sei. Nun sind freilich “eine Reihe
von Druckfehlern stehen geblieben, sind auch in allerdings kleiner Anzahl neue
hinzugekommen; aber trotz dieser Versehen zeigt fast jedes Blatt eine theils
formell, theils sachlich bessernde Hand, welche nur die des Verfassers gewesen
sein kann”. Das ist der ganze Beweis, den Brieger und Lenz (S. 584 f.) für
Luthers eigenhändige Korrektur der Schrift führen, — hinfort fußen sie darauf
und ziehen weitere kühne Folgerungen daraus, wie, daß “die stilistischen
Glättungen”, die er dem Texte gegeben, “die humanistische Schulung Luthers in
geradezu überraschender Weise darthun” &c.. Behauptung gegen Behauptung:
wir erklären, daß A in C nicht von Luther korrigirt sein kann; der Beweis dafür
liegt in den Änderungen, welche in C vorgenommen sind.
Wir geben
jetzt zur Berichtigung und Ergänzung unserer Ausgabe einzelne Notizen, zu denen
uns die Besprechung der obgenannten Schrift in der Zeitschrift für
Kirchengeschichte Anlaß bietet:
S. 647 Z. 20
Schon C verbessert Gal. II im Fehlerverzeichniß in Gal. I [Br.-L. S. 589]
S. 647 Z. 26
Tertium illud de poe et re. c. ‘Cum ex eo’ C [Br.-L. S. 589. Unnöthige
Änderung]
S. 648 Z. 10
Iam accedamus simul et iudicemur C [Br.-L. S. 585]
S. 648 Z. 16
Agere enim vel est actus vel non sine actu C [Br.-L. S. 585]
S. 648 Z. 29
f. Act. III. Poenitemini et convertimini &c. Nam et graece C, aber erst im
Fehlerverzeichniß als so zu bessern angegeben [Br.-L. S. 589]
S. 649 Z. 1
Tertio C [Br.-L. S. 586]
S. 649 Z. 14
Quarto C [Br.-L. S. 586]
S. 649 Z. 20
lies quendam statt quendum [Br.-L. S. 579]
S. 649 Z. 28
Quinto C [Br.-L. S. 586]
S. 649 Z. 33
operatur auch C [Br.-L. S. 592 und hier, sowie S. 579, sogar als richtig hingestellt]
S. 649 Z. 37
aīum = animum statt cum in A und C oder statt cum se in unserem Text
[Br.-L. S. 594, vorzuziehende Konjektur]
S. 650 Z. 12
Iste ne est, quaeso, caestus ille immanis corpore Entelli C [Br.-L. S. 589 mit
dem Vermerk: “Entschiedene Verbesserung, da caestus immani corpore unmöglich
gesagt werden kann. Wahrscheinlich aber hat Luther nach Virgil, Aen. V, 401,
caestus immani pondere Entellinus oder Entelli im Sinne gehabt; dafür spricht
auch die später (S. 650 Z. 30) vorkommende Wendung immanissimus caestus
Entelli; vgl. aber für die Lesart von C: [Virgil, Aen.] V, 447 und 372.”
Sprachlich ist die Lesart immani corpore nicht unmöglich, und die Beziehung des
Eigenschaftswortes immanissimus zu caestus Z. 30 entscheidet gegen C.]
S. 650 Z. 20 dilacerare
schon C [Br.-L. S. 589]
S. 650 Z. 23
Secundo schon C [Br.-L. S. 586]
S. 650 Z. 28
Tertio, poenitentiam virtutem tantum dolorem voluntatis definis C, doch erst
als Korrektur im Fehlerverzeichniß [Br.-L. S. 589 mit dem Vermerk: “Knaake
hindert das Verständniß durch ein hinter virtutem gesetztes Komma”. Wenn uns
nur dabei gesagt wäre, wie die dunkle Stelle richtig verstanden werden müßte!
Mit dem Komma hinter virtutem soll eben eine andere Auffassung angedeutet
werden, als die wäre, welcher man zu folgen hätte, wenn das Komma fehlt. Von
letzterer sagt wenigstens Ambrosius Catharinus in seiner Excusatio
disputationis contra Martinum, Florentiae 1521, Bl. a 8b, daß sie der Meinung
des Prieras nicht entspreche.]
S. 650 Z. 36
Hoc si intelligo C [Br.-L. S. 586 mit dem Vermerk: “Entschiedene
Verbesserung”.]
S. 651 Z. 2
credo gestrichen in C [Br.-L. S. 586. Entschiedene Verschlechterung]
S. 651 Z. 10
persuadeas C [Br.-L. S. 589 f. mit dem Vermerk, daß alle bisherigen Herausgeber
falsch persuadear gesetzt haben. Aber persuadear ist vorzuziehen.]
[Seite 784]
S. 651 Z. 26
indocile et non capax tantae tuae theologiae C [Br.-L. S. 586]
S. 652 Z. 18
lies necessario statt necesario [Br.-L. S. 579]
S. 652 Z. 20
uterque enim dormit nocte, id est nihil agit C [Br.-L. S. 586]
S. 652 Z. 35
Paulina enim est C [Br.-L. S. 586]
S. 653 Z. 2
quia me defendis C [Br.-L. S. 586]
S. 653 Z. 21
tibi ostendere C [Br.-L. S. 586]
S. 653 Z. 25
ff. Ad propositionem meam quartam dicis doctrinam hanc esse falsam,
impossibilem et erroneam, nisi poena intelligatur pro exteriore mortificatione
pro loco et tempore. Satis iam dictum est C [Br.-L. S. 590 mit der richtigen
Bemerkung, daß unsere Texteslesart auf Mißverständniß der Korrektur in A
beruht. Die Stelle ist mit Streichung von Quoniam und Änderung der
Interpunktion nach C zu verbessern]
S. 653 Z. 39
fehlt am Rande die Anzeige des zweiten Citats “2. Cor. 10, 16”. [Br.-L. S. 614]
S. 654 Z. 3
Sed] Seu C [Br.-L. S. 585]
S. 654 Z. 4
nimis multos pervasit maxime doctiores C [Br.-L. S. 590 mit dem Vermerk, daß
schon Walch XVIII Sp. 134 in der Übersetzung das Richtige habe. Dies ist eine
treffliche Verbesserung des von uns gegebenen Textes. übrigens hat, unabhängig
von Br.-L. und Walch, auch E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg X.
Jahrg. S. 312 pervasit für persuasit zu lesen vorgeschlagen]
S. 654 Z. 16
diligendum instar sui [Br.-L. S. 586]
S. 654 Z. 19
B. Pauli Epist. V. Non quae auch C [Br.-L. S. 584]
S. 654 Z. 22
id est: diligis quidem, sed te solum O, aber erst im Fehlerverzeichniß als so
zu verbessern angegeben [Br.-L. S. 590]
S. 654 Z. 25
si bonus esset amor sui C [Br.-L. S. 586]
S. 654 Z. 25
invenit] innuit C [Br.-L. S. 585 mit der Bemerkung: “innuit doch wohl sehr
zweifelhaft.”]
S. 654 Z. 32
quod tamen est contra omnes Scripturas, quae C [Br.-L. S. 586]
S. 654 Z. 36
te moveat, quo dicitur C [Br.-L. S. 586]
S. 655 Z. 5
et a Sanctis C [Br.-L. S. 586]
S. 655 Z. 26
sentiatis. Deinde quot fabulis saltem aucta sunt C wie auch A [Br.-L. S. 592
mit der Bemerkung, daß der Gedanke in dieser ursprünglichen Form reicher sei.
Man müßte dann den Satz Deinde etc. als Ausruf fassen — ein etwas schroffer
Wechsel der Satzarten!]
S. 655 Z. 36
ubi supra auch C [Br.-L. S. 593, wo mit vollen Recht unsere Konjektur vide
supra verworfen und die ursprüngliche Lesart also vertheidigt wird: “Eingehend
redet Luther von diesem Gegenstande bekanntlich in den Resolutionen, Weimarer
Ausgabe S. 573 ff., besonders S. 582 Z. 35 ff. Es ist aber klar, daß an unserer
Stelle ein Hinweis gerade auf diese Auseinandersetzung vorliegt; denn erst neun
Zeilen vorher hat Luther den Prierias auf seine Resolutionen hingewiesen: Sed
de iis latius in declarationibus meis. Die stark brachylogische Wendung ist
also zu erläutern: de quo vide eo loco, ubi supra videndum est (bezw. videndum
dixi). Ganz ähnlich sagt Luther in unserer Schrift S. 663 Z. 12 Sed latius, ubi
dixi.”]
S. 656 Z. 6
permittor a te dissentire C [Br.-L. S. 586]
S. 656 Z. 10
f. Ad haec penes me sunt aliquot eruditi et acuti tractatus C [Br.-L. S. 586]
S. 656 Z. 33
li. I. de elect. c. ‘Sicnificasti’ C, aber erst im Fehlerverzeichniß so
angegeben [Br.-L. S. 590, vgl. S. 616, wo die Richtigkeit der nachgetragenen
Lesart in C bewiesen wird]
S. 656 Z. 34
lies repraesentativam statt repaesentativam
S. 657 Z. 12
f. Nach virtualis, repraesentativa, essentialis ist statt des Fragezeichens
jedesmal ein Komma zu setzen [Br.-L. S. 600 mit der richtigen Bemerkung, daß
hier keine Frage vorliegt, sondern znr Vorbereitung auf das Quid tum? eine
Folgerung aus dem vorhergehenden Satze gezogen wird]
[Seite 785]
S. 657 Z. 27
palpare potes C [Br.-L. S. 586]
S. 659 Z. 37
invectas auch C [Br.-L. S. 584]
S. 659 Z. 40
Hinter Philosophiae ist ein Ausrufungszeichen zu setzen [Br.-L. S. 599]
S. 660 Z. 13
inter se C [Br.-L. S. 586]
S. 660 Z. 36
nonne et quilibet sacerdos C [Br.-L. S. 590. Richtige Lesart]
S. 660 Z. 37
et iis similia C [Br.-L. S. 586]
S. 661 Z. 35
pro fehlt C [Br.-L. S. 585]
S. 662 Z. 8
doctrina auch C [Br.-L. S. 584]
S. 662 Z. 32
f. ingenti (quod solum possit probare fidem nostram esse veram) miraculo C
[Br.-L. S. 586. Keine Verbesserung]
S. 662 Z. 37
licet sint forte nimis multi, qui C [Br.-L. S. 587]
S. 662 Z. 38
nullam habent fidem, nec eos curant C [Br.-L. S. 587]
S. 663 Z. 2
pereundum an emergendum C [Br.-L. S. 587]
S. 663 Z. 5
lies fuerunt statt fueruut
S. 663 Z. 14
quia timor est de futuro malo C [Br.-L. S. 587]
S. 663 Z. 27
lies nolentibus statt nolentihus [Br.-L. S. 579]
S. 663 Z. 27
Statt des Fragezeichens hinter Dolent ergo hat C ein Komma [Br.-L. S. 600, wo
ein Punkt gefordert wird. Nicht nothwendig]
S. 664 Z. 2
solam animae tantam C [Br.-L. S. 591]
S. 664 Z. 16
In decima septima C [Br.-L. S. 591]
S. 664 Z. 25
f. ratio naturalis, praesertim cum C, aber erst im Fehlerverzeichniß angegebene
Interpunktion [Br.-L. S. 591. Hiernach ist die Stelle in unserer Ausgabe zu
verbessern]
S. 664 Z. 19
te fehlt auch in C [Br.-L. S. 584]
S. 665 Z. 7
f. ad decimam quartam et ad decimam quintam C [Br.-L. S. 587]
S. 666 Z. 38
alioquin non C [Br.-L. S. 587]
S. 667 Z. 18
evolare astruunt fehlt auch C [Br.-L. S. 584]
S. 667 Z. 24
praedicari auch C [Br.-L. S. 585]
S. 668 Z. 28
Ro. xv. auch C [Br.-L. S. 585]
S. 669 Z. 2
perfectissimas auch C [Br.-L. S. 585]
S. 669 Z. 23
possimus C [Br.-L. S. 587]
S. 670 Z. 12
clara schon C [Br.-L. S. 591]
S. 670 Z. 18
eorum verba auch C [Br.-L. S. 594, wo vorgeschlagen wird, eorum stehen zu
lassen und Z. 17 haereticorum für haeresium zu lesen. Vielleicht besser als
unsere Konjektur]
S. 670 Anm.
1. Über den Ausdruck ‘amore Amorrei’ Z. 36 haben sich Brieger und Lenz (S.
618), da ihnen die in unserer Ausgabe aufgestellte Erklärung wenig einleuchtend
erschien, bei E. Schürer Raths erholt und von ihm die Auskunft erhalten, daß
‘Amoriter’ geradezu so viel wie ‘Kanaaniter’, dies aber wieder so viel wie
‘Heide, Götzendiener’ sei, demnach “amor Amorrhaei die Liebe oder Neigung eines
Amorrhäers, wie ein Amorrhäer (ein Heide) sie hat.” E. Nestle (Theol. Studien
aus Württemberg, X. Jahrg. S. 317 f.) findet aber doch, daß in dem Ausdruck
sicherlich eine viel speziellere Beziehung liege, und verweist auf Goedekes
Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, 2. Aufl., III S. 262, wo
verzeichnet stehe: “Ammorrheus. Der Gewissen-Lose von H. Joh. Lassenio. Anno
1699. 12. — Der Lust- und Irr-Garten eines gewissen-losen Amorrhei. In einem
Gespräch zwischen Don Diego und Janvilla vorgestellt von Johann Lassenio.
Frankfurth und Leipzig 1738. 8.”
S. 671 Z. 12
ut quamprimum C [Br.-L. S. 587]
S. 671 Z. 13
securae sunt dilatae C [Br.-L. S. 585]
S. 671 Z. 19
nec differat C [Br.-L. S. 585]
S. 673 Z. 28
pronum sit C [Br.-L. S. 587]
S. 675 Z. 2
quo volet C [Br.-L. S. 587]
[Seite 786]
S. 675 Z. 2
tantum ne tam magnum C [Br.-L. S. 587]
S. 675 Z. 18
Sufficit auch C [Br.-L. S. 593]
S. 677 Z. 17
Es ist übersehen, daß schon im Fehlerverzeichniß von A das necessario des
Textes als in necessaria zu verbessern angegeben [Br.-L. S. 580]
S. 677 Z. 25
ea vel opinione C [Br.-L. S. 587]
S. 677 Z. 27
Statt Ad quadragesimam septimam hat C Qudragesimam septimam [Br.-L. S. 591. Die
Lesart von C fügt sich besser in die Konstruktion]
S. 677 Z. 34
laudem C [Br.-L. S. 587]
S. 678 Z. 21
quod quibus C [Br.-L. S. 585]
S. 679 Z. 11
ist impassibile im Text zu streichen und impossibile, das in der Note steht,
dafür zu setzen [Br.-L. S. 592, wo mit Recht die versuchte Änderung für
unbegreiflich erklärt wird]
S. 680 Z. 1
lies ac si statt as si [Br.-L. S. 579]
S. 680 Z. 40
ff. Et idem per idem probas et dicis. Quod autem S. Gregorius dedit aliquando
indulgentias, ut communiter dicitur, non potest probari. Ideo C [Br.-L. S. 591.
Hiernach ist unsere Interpunktion zu ändern]
S. 681 Z. 19
reperis C [Br.-L. S. 585]
S. 681 Z. 22
praeterquam ubi C [Br.-L. S. 587, vgl. S. 578 f. Anm. 4, wo eine unzutreffende
Folgerung daran geknüpft wird]
S. 681 Z. 23
haud possis C [Br.-L. S. 587]
S. 681 Z. 23
f. ut tu quoque mihi prope fias suspectus, ne magis C [Br.-L. S. 587]
S. 681 Z. 39
sint schon C [Br.-L. S. 592]
S. 682 Z. 4
f. excandescas et totus ignis efficiaris C [Br.-L. S. 587 f.]
S. 682 Z. 6
moveant C [Br.-L. S. 588]
S. 682 Z. 22
cur etiam non sunt C [Br.-L. S. 588]
S. 682 Z. 22
Cyrologiam C [Br.-L. S. 585]
S. 682 Z. 24
ubi possunt C [Br.-L. S. 588]
S. 682 Z. 28
eum fehlt C [Br.-L. S. 588]
S. 683 Z. 16
septuagesima sexta C [Br.-L. S. 592]
S. 683 Z. 19
Hinter in te ist besser ein Fragezeichen zn setzen [Br.-L. S. 599 f.]
S. 683 Z. 28
viderit C [Br.-L. S. 588]
S. 683 Z. 29
f. Melius enim facit Papa, si bonum pastorem ecclesiae praefecerit C [Br.-L. S.
588, vgl. Anm. 4 zu S. 578, wo eine nicht berechtigte Folgerung aus der
Stellung des enim gezogen wird]
S. 684 Z. 8
vidisti aut videbis C [Br.-L. S. 592]
S. 684 Z. 10
lies quaestionum statt qaestionum [Br.-L. S. 579]
S. 684 Z. 19
sanctorum, id est Thomae. Ex ipso C [Br.-L. S. 588]
S. 685 Z. 13
forte dixeris C [Br.-L. S. 588]
S. 685 Z. 28
f. comestores divitiarum C [Br.-L. S. 588]
S. 685 Z. 29
iterum facies C [Br.-L. S. 588]
S. 687 Zu C:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 29.
S. 688 Zu D:
Vgl. Dommer Nr. 49. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 100. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 101,
wo aber statt “zue” stets “zů” und im Impressum “Jörgen” und “geburz”
statt “geburt”.
Zu S. 689
–710 Zu dem Texte der Auslegung des 109. (110) Psalms verzeichne ich im
Folgenden die wenigen Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist,
mit Rücksicht darauf, ob diese Abweichung durch die unterdeß aufgefundene
Hdschr. Luthers (Bd. 9, S. 180 ff.) bestätigt wird oder nicht: 691, 1 und 705,
25 hat A zu erfallen, die Hdschr. zcurfallen. Gemäß dem sprachlichen Charakter
von A hat der Herausgeber mit Recht beidemal zerfallen in den Text gesetzt.
Derartige mißverständliche Auflösung eines Lutherschen zcur- (= zer-)
[Seite 787]
in zu er-
findet sich auch sonst in süddeutschen Nachdrucken und gibt dann leicht Anlaß
zu weiteren Änderungen. So haben hier andre Nachdrucke zu erfullen gesetzt, was
ja sehr nahe lag. — 696, 11 ist das zweite “ist” beseitigt, es fehlt auch in
der Hdschr. — 697,25 ist Miserere für Miseremini A gesetzt. Miserere auch in
Hdschr. — 706, 8 aller doctor A, dafür gesetzt alle doctorn; Hdschr.: alle
doctor. — 706, 14 Job am xlj. A, dafür gesetzt: Job am xl.; Hdschr.: Job. 40. —
706, 17 geschloffen A, dafür geschlossen gesetzt. Hdschr.: geschlüffen. Die
Form ist das Prtc. der Vergangenheit von sliefen = schlüpfen. — Zu 709, 10 sei
bemerkt, daß A einen ganzen Satz ausgelassen hat, der das vom Herausgeber
vermißte Zatzverb enthält.
P. P.
S. 695 Z. 29
ist “uur” zu streichen.
Band II.
Zu S. 2 ist
auf S. 18 Z. 34 ff. zu verweisen, wo Luther auf den Brief Cajetans an Kurfürst
Friedrich Bezug nimmt, der ihm jedoch erst nach dem 19. November zugegangen
sein kann. De Wette I, 174 ff. und Enders I, 283 ff. haben ein falsches Datum.
Luther hat vermuthlich schon vor der Zusendung des Kurfürsten privatim von
Cajetans Schreiben Kenntniß erhalten.
S. 3 Zu A:
Vgl. Dommer, Lutherdr. Nr. 30. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 31. — Zu D: Vgl. Dommer
Nr. 32.
S. 4 Zu E:
Vgl. Dommer Nr. 33.
S. 8 Z. 8
lies propositione statt popositione
S. 8 Z. 14
lies scripturam statt scriptururam
S. 8 Z. 35
lies perturbarent statt pertubarent
Zu S. 26 Z.
30 ist am Rande nachzutragen: Matth. 24, 24.
Zu S. 27 –33.
Appellatio M. Lutheri a Caietano ad Papam.
Eine
Abschrift der Appellation Luthers an den Papst findet sich in dem Cod. Bos. q.
25a der Universitätsbibliothek zu Jena und steht hier Bl. 20a –23a. Die Vorlage
derselben ist jedenfalls ein Druck gewesen, vielleicht der schon unserem Texte
zu Grunde gelegte Druck A. Darauf weist der Umstand, daß in ihr für das
Initiale S. 28 Z. 23, an einer Stelle, wo A einen durch mehrere Zeilen gehenden
Buchstaben hat, ein leerer Raum gelassen ist; dafür sprechen deutlich die
Änderungen bei der Niederschrift. Demnach könnten wir von Mittheilung der
Lesarten absehen, wenn nicht der Verfertiger der Abschrift mit Sach- und
Sprachverständniß verfahren wäre und zur Ausfüllung einer schon von uns
angedeuteten Lücke (durch eine glückliche, Konjektur) beitrüge.
S. 28
Überschrift: Appellatio Lutheri prima a Caietano ad papam facta Auguste anno
1518 Z. 4 Leonis &c. und dann für divina Z. 4 bis Z. 22 zu Ende der Verweis
auf eine andere Stelle mit den Worten Formam huius vide 5⌉13; darauf als Überschrift Appellationis schedulae Tenor und
von Z. 23 ab der weitere Text beginnend: “□Vm appellationis“ mit für das
Initiale leer gelassenem größerem Raum Z. 27 Wittenbergensis
S. 28 Z. 11
E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 314 und 318,
fordert mit Recht, das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, vgl. zu S.
28 Z. 28; S. 36 Z. 35.
S. 28 Z. 28
ist das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, S. zu Z. 11.
S. 29 Z. 1
autem aliud esse non Z. 14 alteram partem contradictionis pertinaciter
periculosum est et per spiritum sanctum prohibitum. 1. Ioh: Probate spiritus,
[Seite 788]
an ex deo Z.
23 et scandalorum machinas Z. 27 Zuerst war geschrieben Indulgentias esse
semper Indulgentias. Hominem; diese Worte sind ausgestrichen und von derselben
Hand dafür an den Rand gesetzt Per Indulgentias hominem
S. 30 Z. 5
opinosas Z. 13 ac si quaestus eorum Z. 17 Ursprünglich ut vor frivolis
geschrieben, dann ausgestrichen Z. 20 Martinum Z. 22 Martinus Z. 33 plus q;
[dies wäre aufgelöst plus quod]
S. 31 Z. 5
timeretur Z. 10 atque ideo mihi utrique suspectissimi fehlt Z. 13 Ursprünglich
war rhomae geschrieben; dies ist dann ausgestrichen und dafür, wie es scheint
von derselben Hand, Romanae curiae an den Rand gesetzt Z. 14 optimum fehlt Z.
17 vere dici Z. 20 Nach pericula ist ein Wort ausgestrichen, und dann wird
fortgefahren, et maxime Z. 29 Turingiae lantgravium, Misnae marchionem
potissimum fehlt, dafür ist &c. hinzugefügt Z. 32 et ibidem fehlt Z. 34 ut
cuius bis celebratur Z. 35 fehlt, dafür steht permitteret, actum est und daran
schließt sich der weitere Text; durch die letzteren Worte wird die von uns zu
dieser Stelle schon angedeutete Lücke gut beseitigt Z. 35 suae causae timentes
ist am Rande als hier einzuschalten von derselben Hand hinzugefügt Z. 37 Für
presbyteri bis Legati Z. 38 nur &c.
S. 32 Z. 1 de
eorum ordine fuerit Z. 4 ut est vir bis humanissimus Z. 5 fehlt Z. 8 omnium
honestissima protestatione, quod Z. 19 Ursprünglich war penso In geschriben,
dies ist wieder ausgestrichen und dann in derselben Zeile dafür praetenso In
gesetzt Z. 33 praefertur Z. 34 vel Instituendo Z. 35 et a quolibet
S. 33 Z. 2
mihi hos dare voluerit Z. 7 potero, optime, mihi reservata facultate addendi Z.
8 Hinter salvo noch mit rother Tinte Notarius in den übrig gebliebenen leeren
Raum der Zeile gesetzt Z. 9 praemissis praefatus Z. 11 publico Infra nominato
Z. 12 vel Instrumenta Z. 14 Hinter anno nur noch &c., alles Übrige fehlt
S. 35 Zu B:
Vgl. Dommer Nr. 36. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 35, der Melchior Lotther in Leipzig
als Drucker annimmt.
S. 35 Zu den
aufgezählten Drucken tritt noch hinzu:
“Appellatio.
F || Martini Luther ad || Concilium. ||“ Im Äußeren wie B, aber im Innern davon
verschieden. Ganz andrer Satz. Vgl. Dommer Nr. 37, der auch noch auf einen
dritten Druck Val. Schumanns hinweist, der wiederum von seiner Nr. 37 abweicht.
Ob einer von beiden = unserm C?
S. 36 Z. 35
ist das Komma vor statt hinter principalis zu setzen, s. zu S. 28 Z. 11
S. 41 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 38, wo aber am Schlusse des Impressums ein Punkt. — Zu B: Vgl.
Dommer Nr. 51, wonach “Angustiniani” zu lesen wäre. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 50,
wo “Angustiniani Vuitten- || bergensis”; in dem von uns s. Z. benützten
Exemplar waren die betreffenden Buchstaben undeutlich.
S. 44 Z. 7
meint E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 318,
scheine hinter sicut principes Saxoniae zu fehlen si, oder es sei statt sicut
zu lesen si ut. Nothwendig dürfte eine solche Änderung nicht sein.
S. 47 Z. 16
lies fine statt finc
S. 48 Zu der
Ausgabe der Replica F. Sylvestri Prieriatis ohne Luthers Vorwort vgl. Dommer,
Lutherdr. Anm. zu Nr. 53.
S. 49 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 53.
S. 51 Z. 21
scheint, wie E. Nestle in den Theol. Studien aus Württemberg, X. Jahrg. S. 318
bemerkt, hinter Donatum [besser hinter quam] zu fehlen Augustinus
Zu S. 57 –65
vgl. Zeitschr. f. Kirchengesch. XI, 150 –154.
S. 58 Zu C:
Vgl. Dommer Nr. 54. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 55. — Zu H: Vgl. Dommer Nr. 102. —
Zu I: Vgl. Dommer Nr. 103.
S. 67 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 56. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 57. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 58.
[Seite 789]
S. 68 Der als
L angeführte Druck findet sich in der Stadtbibliothek zu Hamburg. Dommer Nr.
104:
“Doctor
Martinus Lu- || ther Augustiners Un- || terricht auff ettlich Ar- || tickell
die ym von sey || nen abgunnern auff || gelegt und zu ge- || messenn̄
wer- || den̄. || ANNO M D || XX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite
bedruckt. 4 Bl. in Quart Letzte Seite leer. Am Ende: “Gedruckt czu Wittenbergk
|| durch Johan. Grunenbergk nach Christ gepurt tausent || funffhundert vnd
Zwentzigten Jar. ||”
S. 70 Z. 10
am Rande lies “Ps.” statt “s.”
S. 72 Z. 38
lies “zulauffen” statt “zulanffen”
Zu S. 74 Daß
Luther die Predigten über das Vaterunser in der Fastenzeit hielt, ergibt sich
auch aus einer Stelle der Schneiderschen Bearbeitung, Uns. Ausg. 9, 142, 25.
P. P.
S. 76 Zu 3:
Vgl. Dommer Nr. 5.
S. 77 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 59. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 60.
S. 78 Zu H:
Vgl. Dommer Nr. 105. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 61. — Zu N: Vgl. Dommer Nr. 256.
S. 79 Zu a:
Vgl. Dommer Nr. 106.
S. 84 Anm. 2
lies preces statt preees
S. 103 Z. 16
lies “spricht” statt “fpricht”
S. 104 Z. 14
am Rande lies “Matth.” statt “atth.”
S. 108 Z. 14
lies “solt” statt “folt”
S. 131 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 62. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 63. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 64.
S. 132 Zu I:
Vgl. Dommer Nr. 65.
S. 144 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 66. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 67. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 109.
Zu S. 144 ist
nachzutragen: In deutscher Übersetzung steht der Sermo de duplici iustitia auch
in “Ettlich Sermones D. || Martini Lutheri, nüw || lich vßgangen.” || u. s. w.
Am Ende: “Gedruckt Anno M. D. xxj. || Mense Augusto.” (vgl. Erl. Ausg. 216,
242. Ex. in Berlin, Kgl. Bibliothek; Breslau, Stadtbibliothek), Bl. D 1a bis F
1b und zwar in der Übersetzung Spalatins und mit dessen Zuschrift an Hans von
Sternberg.
P. P.
S. 157 Zu C:
Vgl. Dommer Nr. 68.
Zu S. 157 Zu
den drei angeführten Drucken der Disputatio et excusatio tritt noch hinzu:
“Disputatio
et ex || cusatio Fratris Mar- || tini Luther aduersus Criminatio- || nes .D.
Johannis Eccij.” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 4 Bl. in Quart,
letzte Seite leer.
Typen und
Satzeinrichtung wie in C, aber hie und da kleine Abweichungen, z. B. ist die
Jahreszahl am Ende nicht mit 1519 wie in C, sondern mit “Anno domini Millesimo
quingentesimo || decimo nono,” gegeben. Druck von Martin Landsberg in Leipzig.
Dommer Nr. 69. Auch in Breslau, Stadtbibliothek.
Zu S. 157 Von
der Sammlung Contenta in hoc libello etc. weist Dommer Nr. 78 eine
Druckvariante nach. Als Drucker nimmt er Melchior Lotter in Leipzig (1519) an.
In unsrer Beschreibung dieser Ausgabe ist S. 157 Z. 7 v. u. zu lesen “darunter”
statt “darüber”.
Zu S. 158
–160 Eine Abschrift dieses Vorwortes mit eigenmächtigen Änderungen findet sich
in Cod. Bos. q. 25a (Bl. 52a –53b) der Universitätsbibliothek zu Jena. In dem
S. 160, 1 stehenden Sprichwort hat die Abschrift vor coram noch canem
S. 163 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 70.
S. 164 Der
als I angeführte Druck findet sich in der Stadtbibliothek zu Hamburg. Dommer
Nr. 110:
“Eyn Sermon
von dem Elichen || stādt vorendert vn̄ corrigiret || durch D.
Martinum || Luther Augustiner || zu Witten- || bergk. ||” Darunter die
“Vorrhede”. Titelrückseite
[Seite 790]
bedruckt. 4
Bl. in Quart, letztes Bl. leer. Am Ende: Ҧ Gedruckt zu Wittenbergk durch
Johannē Grünen- || bergk Nach Christ gepurt Tausentfunfhundert || vnnd
Zwentzigsten iar. ||”
S. 164 Zu K:
Vgl. Dommer Nr. 111.
S. 165 Zu O:
Vgl. Dommer Nr. 189.
S. 172 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 71. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 72. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 73.
S. 173 Zu K:
Vgl. Dommer Nr. 112. — Zu L: Vgl. Dommer Nr. 113, wo aber ü, ö statt ue, oe.
S. 181 Zu C:
Vgl. Dommer Nr. 74, der Joh. Froben in Basel für den Drucker hält. — Zu E: Vgl.
Dommer Nr. 75.
S. 202 Z. 39
lies charitate statt chritate
S. 220 Z. 13
lies creaturis statt crcaturis
S. 225 Z. 28
ist hinter omnia Punkt zu setzen.
S. 226 Z. 29
lies scandalosi statt scandolosi
S. 242 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 76. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 77.
S. 242 Z. 9
lies “Holzschnitt” statt “Holzschritt”
S. 249 Z. 18
ist wohl “fein” statt des überlieferten “sein” zu lesen.
P. P.
Zu S. 252 ff.
Zwei weitere Druckvarianten der “Disputatio excellentium D. doctorum” hat
Dommer, Lutherdr. Nr. 79 und 80 nachgewiesen. Dommer erweist auch mit Berufung
auf eine briefliche Mittheilung D. Knaakes als Drucker Matthes Maler in Erfurt.
— Die in Uns. Ausg. aufgestellte Annahme, daß Johann Lang in Erfurt der
Herausgeber sei, erhält durch einen Brief des letzteren an Pirckheimer, vom 21.
Dez. 1519, eine weitere Stütze. In diesem sagt Lang, er sende Pirckheimer
Lipsicam illam disceptationem, damit er über Recht und Unrecht in dieser Sache
sich ein Urtheil bilden könne. Vgl. Johann Heumann, Documenta literaria varii
arg. (1758), S. 248.
Zu erwähnen
ist noch, daß die Hdschr. 5. 3. Aug fol. der Herz. Bibliothek zu Wolfenbüttel
eine kürzere Fassung des Berichtes über die Leipziger Disputation enthält als
die ist, die durch den Druck veröffentlicht wurde. Die Frage, ob wir es hier
mit kürzeren unmittelbaren Aufzeichnugen oder mit einer Abkürzung des
gedruckten Berichtes zu thun haben, glaubt D. Knaake zu Gunsten der letzteren
Möglichkeit beantworten zu können.
P. P.
S. 256 Z. 35
lies Cum statt Cam
S. 265 Z. 37
lies ecclesiam statt ecelesiam
S. 357 Z. 36
lies iudices statt indices
S. 357 Z. 37
lies induxi statt iuduxi
S. 389 Zu C:
Vgl. Dommer Nr. 81. — Zu den aufgeführten 7 Drucken der Resolutiones tritt noch
hinzu:
“Resolutiones
Lu- || theriane super Propositioni || bus suis Lipsie || disputatis. || •.• ||
(Kol.) || Impressum Wratislauie. Anno Dn̄i. 1519. || ” Mit
Titeleinfassung. 26 Bl. in Quart.
So nach
Dommer, Lutherdr. Bem. zu Nr. 81. Ex. in dem Klemmschen Museum zu Leipzig. Als
Drucker vermuthet Dommer Adam Dyon.
S. 416 Z. 39
lies bonum statt booum
S. 438 Zu B:
Vgl. Dommer, Nr. 82.
S. 439 Zu H:
Vgl. Dommer Nr. 320. Z. 1 des Titels steht das N in IN auch dem von uns
benützten Exemplar verkehrt, während es dagegen im Impressum in der That: D. M.
D. statt M. D des Hamburger Exemplars hat.
S. 459 Z. 9
lies mundo statt muudo
S. 492 Z. 6
lies ceremonialia statt ceremonalia
S. 494 Z. 20
lies Aegypti statt Aepypti
S. 500 Z. 17
lies quod statt qnod
[Seite 791]
S. 540 Z. 30
lies multiplicent statt mntiplicent
S. 591, Anm.
1 lies Κῶμος statt Κᾶμος
S. 623 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 83.
S. 646 Z. 18
lies haec statt hace
S. 663 Z. 21
steht richtig zweimal nihil. Löscher III S. 674 meint, Luther scheine nihili
insidiosas geschrieben zu haben.
S. 675 Z. 26
lies superiorem statt susperiorem
S. 680 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 84.
S. 681 Zu B:
Vgl. Dommer Nr. 85, wo aber im Impressum: “Grünenbergk”. — Zu H: Vgl. Dommer
Nr. 86.
S. 682 Zu R:
Vgl. Dommer Nr. 114.
S. 683 Zu V
ist nachzutragen, daß diese Ausgabe das zweite Stück in dem Bd. 6, S. 199 unter
M verzeichneten Drucke bildet. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 115, wo aber “praepa ||
ratione”; “morien- || dn̄” und “latinn̄”. — Zu b: Vgl. Dommer Nr.
116.
S. 710 Zu B:
Vgl. Dommer Nr. 87. — Zu D: Vgl. Dommer Nr. 88.
S. 711 Zu K:
Vgl. Dommer Nr. 117.
S. 724 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 89.
S. 725 Zu D:
Vgl. Dommer Nr. 118 (vollst. Ex.).
S. 726 Zu N:
Vgl. Dommer Nr. 119. — Zu Q: Vgl. Dommer Nr. 321, wo aber “Döpe” statt “Doepe”.
S. 739 Zu A
und B: Vgl. Dommer Nr. 90. Das Hamburger Exemplar hat “Leychnamß” wie B und
“Fur die Leyen” wie A, stellt also eine dritte Druckvariante dar. — Zu C: Vgl.
Dommer, Nr. 120, aber im Impressum “Grünen- || bergk” — Zu E: Vgl. Dommer Nr.
121.
Zu S. 741 ff.
Ein Exemplar des Druckes N besitzt die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode:
“Eyn Sermon
Uon || dem Hochwirdigen || Sacrament, des || heyligē waren Leychnamß ||
Christi. Vnd von den || Bruederschafften. || Anderrveyt Gecor- || rigirt durch
D. Mart. || Luther. || Wittemberg. || M. D. xxiij.” 23 Bl. in Oktav, letzte
Seite leer.
Druck von
Nickel Schirlentz in Wittenberg.
N theilt mit
C, das gleich A (B) ein Druck Grünenbergs ist, und zwar allein mit C, den
Vermerk “Anderweyt gecorrigiert” auf dem Titel sowie einen Zusatz am Schlusse
(758, 7 ff.), in dem Luther Angriffe abwehrt, die gegen eine Stelle im Anfange
des Sermons (über die Anordnung des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch ein
allgemeines Concil) gerichtet worden. Es besteht also eine doppelte nähere
Verwandtschaft zwischen C und N und dennoch beruht N nicht auf C, sondern eher
auf A (B), doch mit Heranziehung von C. Sowohl C wie N haben jedes für sich
eine Anzahl von Textabweichungen von A (B), gemeinsam nur einige wenige. In der
sprachlichen Form stimmt C sehr genau zu A (B), als sich wiederholende
Abweichungen wären nur etwa öfteres oder, wider für odder, widder und
vereinzeltes on für an (sine) zu nennen. N dagegen zeigt sehr ausgeprägte
Ansätze zu konsequenten Änderungen des Sprachlichen, wie sich aus dem folgenden
Lesartenverzeichniß ergibt, in das die nahezu durchgeführte Ersetzung von vor-
durch ver-, von dan(n) durch den̄, denn und von an durch on
(sine) nicht aufgenommen ist. An den Stellen, wo N mit C stimmt, ist dies durch
Beifügung von CN hinter der Lesart bezeichnet, alle unbezeichneten Lesarten
gehören N an. Wie auch in Kleinigkeiten zuweilen N zu A (B) gegen C stimmt,
zeigen z. B. sacraments AN, -tis C 747, 24; 748, 5; dißs sacraments A dis
sacraments N dißes sacramentis C 748, 24; Syntemal AN Seyntemal C 748, 30;
sulchen AN solchen C 756, 8 u. dergl.
C und N geben
sich beide als durchgesehene neue Auflagen aus. Ob dieses “Anderweyt
gecorrigiert” in C nur auf den Zusatz am Schlusse zu beziehen und von N einfach
übernommen ist? Dagegen spricht der Umstand, daß in N sich einige
Textänderungen finden, die sehr wohl Verfasserkorrekturen sein können, weil sie
den “andern und dritten Artickel”
[Seite 792]
betreffen,
mit dem der Zusatz am Schlusse sich beschäftigt. In deutlichem Zusammenhange
mit jenen Änderungen ist auch in diesem letzteren ein Satz ausgelassen. Aber
auch in C begegnen Änderungen, bei denen man an den Verfasser als Urheber
denken möchte, z. B. die Ersetzung des “man” durch “wir” (“sie”) 755, 1 ff. Auf
das Sprachliche dürften sich in C die Korrekturen des Verfassers kaum erstreckt
haben, eher wäre das bei N anzunehmen, doch müßte die Frage im Zusammenhange
mit den sonst begegnenden “anderweyt gecorrigierten” Ausgaben untersucht
werden.
P. P.
S. 742, 2
Christ 4 D. M. L. A. C, fehlt N 13 zue brauch 15 oder || ußerlich [so] 18 oder
19 oder zeichen 21 ist auch nit nott] und noch seyn sollt pristerschafft 22/23
dem volck und muß das volck ... begere [so] und ... empfahen 23 Christenlich]
tyrannische 26 pristern 26/27 darumb, das nott sey eyne odder beyde gestallt,
ßo doch 32 gantze
S. 743, 6
brauchen 7 oder 8 darumb 9 odder 9/10 und Comunicare bis empfahen fehlt 14 sind
23 oder 27 stehet 32 hre freyhet CN 37 vordinet
S. 744, 4
widerumb 21 unkeyscheyt 26 wider 39 sterck
S. 745, 2
toddt oder 14 seligem AC] -en N 15 bin ich] bin 17 brauch 26 ertzygen] ertzeygest
27 unehre 29 uber 34 alle ding bis Da werden fehlt
S. 746, 2
laß] last alles 7 gebraucht 8 braucht 16 oder 17 sind 20 oder sind 21 geystern
22 geengistet sind 23 eylfften 24 betrúbt C betruebt N 25 abscheyd 27
betruebniß 31 Diße CN 32 muesten 33 daryn 34 beduerfftige betruebte 36 steen CN
unschueldigen
S. 747, 4 ehr
6 wurde wurde 8 gemeynschaff 9 Christus untergehet CN 11 soll CN 15 vorstehen
16 gueter 17 duerfftig 21 fruecht 23 púrd C puerd N verblichen sind 28 yhr
hulff A] yhn hulff (huelff N) CN 29 den armen 30 dem leydenden CN 30/31 mit
leyden] leyden 31 beystehen 32 besserung 33 schmach oder muessen 36
eygennuetzige 37 beschuetzt
S. 748, 2
seynē heyligen 7 allēthalben fuegen 9 koernlin 10 kornlyn 12/13
gemeynen 13 sind 14 brauchen 17 sind gueter 18 ungluecks 21 gebrechen 22 nemen
CN 23 gutes 24 dis 25 nicht 29 vereynung 35/36 alß were ehr 36 sind 37 muegen
S. 749, 4
vortilget A] vortilge CN 8 nach] noch CN natuerlich 9 natuerlich 10 seynem A]
-en CN 11 natuerlichen natuerlich 19/20 yn fleysch A] ym fleysch CN 21 welcher
22 dareyn brauchen mogen 23 siben- ist es nun 24 nicht goettlich gegeben 25/26
verdinsten 26 genaden 27 betruebniß sind 28 alles 30 nun stueck 34 müsist C
mussest N 37 wenn es 39 muege
S. 750, 1
leytt suchest 2 goettlich 3 sey AC] seyn N 4 ubest sterckest 5 betruebt oder
sunde 6 gehest horest 7 daran 12 frolich 16 muetig 18 hatt A] habe CN oder 19
Juenger 21 duerfft 25 groeste 26 glewben 28 niemad 30 durfft AC] duerffe N 31
vermuegen 33 stuecken 38 guts
S. 751, 2
ehren 3 bethlyn 4 gegeben 5 der lieb wandell] lieb geuebt 6 natuerlichen 7
daran 11 messe yhrer 13 Darumb 14 natuerlichen habest 15 natuerlichen
natuerlich nicht 16 verwandelung geuebt 18 sind viel 19 oder 21 selbst 22
beschliessen 23 schade deren 24 brauchen 26 selbst geschrieben] geschrieben
stett 27 ym 35 nicht
S. 752, 4
alles 9 gott CN 12 auch nit 16 sind 17 muchten 19 betruebt hulffe C huelffe N
22 tzeuht horen oder 23 braucht 24 krygen 25 uber 29 dasselbe 31 muessen 32
demuetiglich 34 tod] nott 35 selbst alle ACN 37 geschehe 38 gegeben
S. 753, 1 u.
3 geuebt CN 4 liessen 8 kommen 11 huelff 12 alles 16 oeffentlich 17 brueck
thůr C thuer N 18 und tragbar] tragbar wilche 19 glewbt 20 ehr 22 uber CN
23 ungeuebte CN uber CN 24 dartzu CN 26 gegangen 28/29 verfloß 32 glewben 33
sind
[Seite 793]
S. 754, 1
fuernemliche sind 3 seynd] seyn 4 yhenst] ienseyt 5 essent A essen CN 6
trincken trinck 9 Zum 11 genyssen 12 genissen 13 muegen eygennuetzige selbsts
14 gemeynnuetzige 16 bruederliche 17 Bruederschafften 20 boeßen CN
Bruederschafften 21 welchen 22 oder 23 dartzu CN 24 wuetende boeße CN 25
bruederschafft 28 dartzu 29 unehre 30 feyertag 31 feyern 32 solt] soll sonderliche
33 sammeln Sant 34 sant bruederschafft 35 unnuetz
S. 755, 1
wurde 3 bruederschaffte stuecken verunehret verhengen 6 tisch 8 nuechtern
betten 9 wurde geehret 11 sammeln 12 duerfftigen hantwercks 13/14 hantwercks 14
ehren 15 bruederliche 18 thu oder bruederschafft 21 unehre bracht 22 namen
fehlt 25 boßheyt 26 selbst 27 sind 28 boßheyt 29/30 lestering A] -ung CN 31
selbst selbst 32 vor] fur 33 gehet 36 wider 37 heylichen
S. 756, 1
verkeret wesen 2 stehet 3 yhrer AC] yhren N selbst 4 wider 5 yhr yre 6 yre
meher 7 yre dennoch solchem AC] solchen N 10 rumen yrer 11 gerade 12 selbst
yren 13 koepfen 15 yrem 16 sewischen 18 unterschied 19 hymelische CN 20 uber
(2) CN 21 sampt 22 sind 24 Euangelij A] Euangelium CN 25/26 natuerlich
bruederschaft 27 geblüd C geblued N 28 bruederschafften haben] haben wol CN 32
bruderschafften 33 voraugen AC] veraugen 35 bruederschafft
S. 757, 5
eynen CN moecht 8 bruderschafft] gemeynschafft CN 9 anstehen 11 uberkummen C
uberkommen N 15 dienst 17 umbsonst umbsonst 18 muessen sollen CN 20 nicht 22
kommen 23 steht 24 ubersten CN 26 gescheen C geschehen N 27 vill CN 36 Sich CN
S. 758, 2
sonst 3 trigerey 4 sind gutis 8 sind verworffen 16 nicht odder 17/18 Doch pitt
ich bis gestallt gnug fehlt 21 urteyl nicht 23 auffruerischen 24 muegen
S. 757 Z. 4
lies “bruderschafften” statt “brnderschafften”
S. 757 Z. 7
lies “werck” statt “merck”
Band III.
S. 1 ff. Zu
der ganzen Einleitung ist die Besprechung von Th. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887
S. 721 –726 zu vergleichen, der den Nachweis versucht, daß die Glossa nur für
Luthers eigne erste Vorbereitung bestimmt war, den Zuhörern dagegen nicht
diktirt wurde. Den Ausdruck collector psalterii (S. 2) bezieht er auf das
Gefühl der Unselbständigkeit Luthers, auf das Zusammentragen der Auslegungen aus
den alten Autoren, unter Verweis auf Erl. Ausg. Bd. 252 S. 292 Z. 1, wo er
sagt: “wie mirs ging, da ich .. den Psalter [furnahm] mit allen Scribenten, so
man haben kann.” Als Zuhörer denkt er nicht ausschließlich Mönche und
verbessert den Ausdruck cursor bibliae (S. 7) in Regens studii.
Auch in den
Tischreden (Förstemann-Bindseil Bd. III S. 93) gedenkt Luther seiner ersten
Psalmen-Vorlesung: “als ich anfing den Psalter zu lesen, und nachdem wir die
Nacht-Metten gesungen hatten und ich im Rempter [refectorium] saß, studiret und
schriebe an meiner Lection, da kam der Teufel, ... zu letzt ... rafft ich meine
Bücherlein zusammen u. s. w.”
S. 2 Z. 18
lies “ihren” statt “ihrer”
S. 19 Z. 9
lies cogitationes statt cogitatationes
S. 19 Z. 24
lies proprie statt propie
S. 30 Anm. 1
ergänze: Reuchlin Rudimenta s. v.
Placuit, voluntatem, complacentiam, dilectionem habuit ... Inde nomen
voluntas, beneplacitum ps. 1.
S. 49 ist Z.
20 die 1) zu tilgen und unten statt der 1) Z. 20 zu notiren.
S. 78 Z. 29
tilge das Komma nach dem ersten eos.
[Seite 794]
S. 95 Z. 30
lies scripturarum statt scriptuarum
S. 100 Z. 30
ist zu Aristoteles zu citiren Hist. anim. VIII 29.
S. 132 Z. 9
lies quam statt quem
S. 137 Z. 18
ist wohl cervum statt cernuum zu lesen
S. 150 Z. 34
lies volitione statt voiitione
S. 164 Z. 14
lies contra statt contro
S. 179 Z. 25
lies dominus statt domius
S. 181 Z. 24
lies laudandus statt landandus
S. 197 Z. 39
lies simulatione statt simulatioue
S. 199 Z. 30
lies Nihilominus statt Niholominus
S. 204 Z. 28
lies lege statt lego
S. 249 Z. 34
lies Ecclesiam statt Ecelesiam
S. 251 Anm. 1
lies unxit te deus statt unxit de deus
S. 265 Z. 28
lies Ecclesia statt Ecelesia.
S. 276 Z. 6
lies tropologice statt ropologice
S. 288 Z. 8
lies peccator statt peecator
S. 300 Z. 1
lies animam statt animum
S. 340 Z. 4
lies lavacri statt lavacari
S. 383 Z. 1
lies misericordiam statt miscericordiam
S. 383 Z. 4
lies misereatur statt miseratur
S. 384 Z. 31
lies autem statt autum
S. 393 Z. 3
lies occasus statt occassus.
S. 400 Z. 36
lies spiritu statt spiriru
S. 413 Z. 23
lies amaritudines statt amaratudines
S. 421 Z. 6
lies potest statt postest.
S. 438 Z. 10
lies condolere statt condolore
S. 452 Z. 3
lies multi statt mnlti
S. 455 Z. 12
lies Adiiciam statt Addiiciam.
S. 479 Z. 14
lies ante statt aute
S. 491 Z. 18
lies tuam statt tuum
S. 503 Z. 26
lies hominem statt hominum
S. 510 Z. 25
das eine per ist zu tilgen.
S. 528 Anm. 1
lies miserentur statt miserantur
S. 584 Z. 10
lies generatio statt geneneratio
S. 586 Z. 15
lies animarum statt animaram
S. 590 Z. 1
lies spiritum statt spirirtum
Zu S. 597
Anm. 3 vgl. auch Delitzsch in Allg. luth. Kirchenzeitung 1884 Sp. 412.
S. 627 Z. 1
lies eorum statt eovum
S. 641 Z. 2
lies inquam statt inqam
Band IV.
S. 7 Z. 2
lies cognoscere statt cognosccre
S. 20 Z. 37
lies multis statt multĭs
S. 36 Z. 25
lies antequam statt antequem
S. 68 Z. 23
das eine sunt ist zu tilgen.
S. 70 Z. 39
lies etiam statt etima
S. 86 Z. 20
lies fieri statt fieris
S. 89 Z. 2
lies operantur statt operantar
[Seite 795]
S. 185 Z. 22
lies infirmus statt iufirmus
S. 219 Z. 35
lies quomodo statt quomoda
S. 230 Z. 7
lies scabellum statt sabellum
S. 232 Z. 35
lies iterum statt iternm
S. 240 Z. 28
lies spiritualis statt apiritualis
S. 262 Z. 6
lies tamen statt taman
S. 324 Z. 33
lies manum statt mauum
S. 325 Z. 30
lies inveniri statt inveneri
S. 328 Z. 19
lies occurrit statt occurit
S. 379 Z. 34
lies principalem statt pricipalem
S. 380 Z. 12
lies inestimabiles statt inestimalibes
S. 398 Z. 9
lies temporalibus statt temporalibns
S. 403 Z. 4 lies
testimonium statt testimouium
S. 404 Z. 7
lies in statt iu
S. 407 Z. 26
lies accipiant statt accipiaut
S. 438 Z. 11
lies vultu statt vulto
Zu S. 442
Anm. 1 vgl. auch Joh. Staupitii Opera ed. Knaake I S. 87.
S. 462 Z. 7
lies significantur statt significantar
Zu S. 463 ff.
vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887 S. 726 –728.
S. 469 Z. 13
lies autem statt antem
S. 473 Z. 12
lies percipiunt statt percipiuut
S. 477 Z. 24
lies Ecclesia statt Eccclesia
S. 484 Z. 20
lies obedientiam statt obediantiam
S. 502 Z. 14
lies hominibus statt hominihus
Zu S. 527 ff.
vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1887 S. 728 –730.
S. 573 Z. 36
lies exhibita statt exhibitia
Zu S. 587 ff.
vgl. Kolde a. a. O. S. 730 –731.
S. 606 Z. 23
lies avaritiae statt avaritae
Zu S. 608 ff.
vgl. Bd. 9, S. 317, Anm.
S. 617 Z. 27
lies eum statt enm
S. 631 Z. 23
lies aut statt ant
Zu S. 672 Z.
26 vgl. Erl. Ausg. Bd. 2 15 S. 562.
S. 695 Z. 17
lies Dominus statt Dominum
S. 714 Z. 19
lies spiritus statt spriritus
Die Sermone
aus den Jahren 1514 –1520 Bd. IV, S. 590 ff. berühren sich sehr häufig mit
Predigten, die auch in der Sammlung Polianders (Königsberger Hdschr.)
überliefert sind. Über die Art dieser Berührungen geben die Anmerkungen zur
Sammlung Polianders Auskunft. Hier seien nach Angabe von Prediger Thiele die
einander berührenden Stellen zusammengestellt:
Bd. IV Bd. IX
608, 1 ff.:
353, 21 f.
608, 17: 472,
9 f.
609, 31 ff.:
353, 23 ff.
610, 38 ff.:
417, 8 ff.
612, 24 ff.:
412, 1 ff.
613, 7 ff.:
608, 11 ff.
617, 1 ff.:
422, 9 ff.
617, 30 ff.:
419, 24 ff.
618, 30 ff.:
447, 1 ff.
619, 5 ff.:
425, 15 ff.
622, 4 ff.:
430, 1 ff.
623, 17 ff.:
432, 26 ff.
625, 1 ff. :
423, 18 ff.
690, 1 ff. :
423, 18 ff.
627, 5 ff.:
435, 1 ff.
633, 5 ff.:
428, 25 f.
694, 23 ff.:
450, 1 ff.
[Seite 796]
Band V.
Vorwort, S.
VI. Da von Th. Kolde (Gött. gel. Anz. 1893, S. 859) nach den “äußern Gründen”
gefragt worden, die es verhindert haben, die deutschen Übersetzungen der
Operationes in psalmos öfter als geschehen, da heranzuziehen, wo sie der
Erklärung des lat. Textes hätten dienen können, und Kolde diese Gründe an
falscher Stelle vermuthet, so will ich mit der Erklärung nicht zurückhalten.
Die “äußeren Gründe” lagen darin, daß Prediger E. Thiele als Neuling in der
Herausgeberarbeit von deren anderen und wesentlicheren Erfordernissen vollauf
in Anspruch genommen wurde und daher außer Stande war, auch die durch eine
solche Heranziehung der Übersetzungen bedingte, nicht unbedeutende Arbeit auf
sich zu nehmen. Meine Absicht, für ihn einzutreten, erwies sich schließlich aus
Mangel an Zeit als unausführbar, abgesehen davon, daß eine angemessene Auswahl
der Stellen doch nur von dem getroffen werden kann, der sich in den Text so
eingelesen hat, wie ein Herausgeber es soll. So mußte ich mich denn mit
gelegentlichen Anführungen begnügen.
P. P.
S. 3 Z. 16 v.
u. Die Stelle in Joh. Oldecops Chronik lautet: “Do nu Magister Martinus to
Wyttenberge kam ..., do las her flitich und de studenten horden one gern, wente
siner geliken was da nicht gehoret, de ein ider latinisch wort so taffer vordutschet
hadde”. (Ausgabe von Euling, Publ. 190 des Litterar. Vereins zu Stuttgart 1891,
S. 28, 4 ff.)
P. P.
S. 3 Z. 3 v.
u. lies: et eam statt eteam.
Zu S. 4
bemerkt Kawerau, Theol. Litteraturzeitung 1893, Nr. 11, aus dem Umstande, daß
die erste Lieferung von A (A 2) früher ausgegeben wurde als der Bogen mit dem
Vorwort (A 1) erkläre sich, was Riederer, Nachr. II, 468 über das von ihm
benützte Exemplar berichte.
P. P.
S. 7 Z. 5 v.
u. lies psalmos statt palmos
S. 9 Zu den
Basler Nachdrucken verweist Kawerau (Theol. Litteraturzeitung 1893, Nr. 11) auf
den Brief des Otto Brunfels an Beatus Rhenanus vom 11. Nov. 1520 (Briefwechsel
des Beatus Rhenanus herausgeg. von Horawitz u. Hartfelder, S. 253), nach
welchem schon damals der erste Druck der Operationes in Basel begonnen gewesen
zu sein scheint: ferner auf Pellikans Nachricht in seinem Chronicon über seine
Mitwirkung an dieser Ausgabe.
P. P.
S. 10 ff. Zur
Bibliographie ist folgendes nachzutragen und zu berichtigen. Zu A. Die
Zerlegung dieser Ausgabe in ihre 6 zu verschiedenen Zeiten ausgegebenen und
daher in den vorhandenen Exemplaren meist nicht sämmtlich enthaltenen
Lieferungen ist ganz einwandfrei und kann niemand, der wirklich zusieht, irre
führen. Wer sollte auch einen als A 1 bezeichneten Druckbogen mit Kolde a. a.
O. für eine “besondere Ausgabe” ansehen? — Der Holzschnitt auf dem Titel von A
1 (eine “Bordüre” hat dieser nicht) ist nach Kawerau a. a. O. = Dommer Nr. 8.
Zu B. Im
Titel sind folgende Versehen zu berichtigen: Z. 5 lies HEus für Heus, Z. 7. 16.
23 (2 mal) ist q̄; für q; zu setzen, Z. 11 impijs für impiis, Z. 23 hæc für
haec, und Z. 26 quæ für quae. Ferner ist zu bemerken, daß Dommer, der unter Nr.
198 unser B beschreibt, Z. 7 hinter ditissimam keinen Punkt setzt. In der That
gibt es Exemplare, die des Punktes entbehren, so z. B. auch das eine der beiden
Berliner (Luther 615 bis), während das andere (Luther 615) ihn hat.
Nachzutragen ist zu der Beschreibung von B auch noch, daß die mit 314
bezeichnete Seite (die letzte Textseite) unten den Kustos “Psalmus” hat,
welcher zeigt, daß nicht von vornherein beschlossen war, den Druck an dieser
Stelle abzubrechen. — Außerdem bemerkt Kawerau a. a. O., daß die
Titeleinfassung von C = Dommer 113 ist, und ferner, daß nach Riederer,
Nachrichten IV, 484 Adam Petri den Besitzern der unvollständigen ersten Ausgabe
(B) die betr. Bogen der zweiten (C)
[Seite 797]
nachlieferte,
so daß es auch aus B und C kombinirte Exemplare gibt. — Zu D ist nachzutragen,
daß es bei Dommer Nr. 259 beschrieben ist, die Titeleinfassung ist = Dommer
102.
P. P.
S. 23 Z. 12
ist consummatio für consumatio (so A) zu setzen. Vgl. Vorwort S. IV.
S. 27 Z. 27
lies id est für idest.
S. 67 Z. 21
lies ‘Reges dixit’, non ‘qui regitis’.
Zu S. 105 Z.
29 ist in den Lesarten nachzutragen momemti A. — Vgl. 120, 29.
Zu S. 144
Anm. ist nachzutragen, daß die fragliche Stelle Erl. Ausg. Opera lat. var. arg.
I, 22 ff. steht.
S. 199 Z. 1
lies sumus, statt sumu,
Zu S. 537
Anm. und Nachtr. S. 676. Zu diesen von mir herrührenden Anmerkungen hat sich
Kawerau a. a. O. in einer Weise geäußert, die den Sachverhalt nicht klar
erkennen läßt. Er sagt: “Unter den ... sachlichen Erläuterungen ist die
hervorzuheben, welche die Quelle für die von Luther erwähnte fabula Herculis
Gallici nachweisen will”. [vielmehr doch thatsächlich in der
Προλαλιὰ ὁ Ἡρακλῆς
des Lukian nachweist] “Pietsch verweist auf den griechischen Lucian — der aber
gewiß nicht die Quelle gewesen sei, und auf ein Bild Raphaels, das noch weniger
als Quelle in Betracht kommen kann.” Wenn dieser Wechsel des Modus nicht eine
bloße Flüchtigkeit des Ausdrucks ist, so liegt darin, daß ersteres von mir
ausgesprochen sei, letzteres nicht. In Wirklichkeit habe ich aber sowohl darauf
hingewiesen, daß der griechische Text des Lukian wohl nicht die unmittelbare
Quelle (um diese handelt es sich) Luthers gewesen sei, als auch darauf, daß
schon Luthers Ausdruck “fabula” eine litterarische Quelle vermuthen lasse. An
die Erasmische Übersetzung des Lukian, die Kawerau als die mögliche
unmittelbare Quelle Luthers, gestützt auf einen Brief Luthers (Enders I, 157),
in Anspruch nimmt, hatte auch ich gedacht, hatte aber, weil die Nachträge
abgeschlossen werden mußten, dem damals nicht weiter nachgehen können. Kawerau
weist nach, daß der Hercules Gallicus in der Basler Ausgabe von 1521 stehe; daß
aus dieser Luther geschöpft haben könne, meint Kawerau offenbar nicht (Luthers
Anspielung steht in der Erklärung von Ps. 18, 45, fällt also noch ins Jahr
1520), sondern er bezieht sich auf die ihm zugängliche Ausgabe. Da es aber
nicht selbstverständlich ist, daß auch die früheren Ausgaben den Hercules
Gallicus enthalten, so sei bemerkt, daß er schon in der Pariser Ausgabe von
1514, der ältesten, die die Kgl. Bibliothek zu Berlin besitzt, enthalten ist
(fol. XCIXa ff.). Übrigens will Kawerau offenbar auch die Möglichkeit offen
halten, daß Luther doch aus dem griechischen Texte geschöpft habe, denn er
erwähnt noch, daß 1520 oder 1521 (wohl durch Melanchthon) eine griechische
Textausgabe des Hercules Gallicus in Wittenberg erfolgte (Strobel, Neue
Beyträge II (1791), S. 225f. = Panzer, Ann. IX, S. 100, nr. 320). — D. Knaake
macht mich darauf aufmerksam, daß diese Wittenberger Ausgabe als ein Zeichen
der Gesinnung Luthers schon von Aleander in seiner Rede auf dem Wormser
Reichstag erwähnt wurde (Förstemann, Neues Urkundenbuch S. 33) und weiter
darauf, daß bildliche Darstellung des Hercules Gallicus sich auch auf einer
Titeleinfassung des Druckers Ulrich Morhart (Steiff, der erste Buchdruck in
Tübingen, S. 29) finde. Ich füge schließlich noch einen Hinweis auf O. G.
Schmidt, Luthers Bekanntschaft mit den alten Klassikern (1883), S. 58/59 hinzu.
P. P.
[Seite 798]
Band VI.
S. 2 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 91 – Zu B: Vgl. Dommer Nr. 92.
Zu S. 3 –8
Eine Abschrift des kleinen Sermons von dem Wucher findet sich in Cod. Bos. q.
25a (Bl. 241a bis 246a) der Universitätsbibliothek zu Jena.
S. 10 Zu H:
Vgl. Dommer Nr. 107, aber im Titel “zů”, im Impr. “zů”; “Jörgen”;
“Parfüsser”. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 108.
S. 28/29
Einen Plakatdruck der in unsrer Ausgabe nur nach Riederer mitgetheilten
Conclusiones quindecim hat Buchwald in den Studien und Kritiken 1890, S. 756f.
aus der Rathsschulbibliothek zu Zwickau nachgewiesen. Irrthümlich sieht er die
Thesen als noch unbekannt an. Der Druck rührt von Joh. Grunenberg in Wittenberg
her und beginnt: “Pro futura Sexta Feria. Ad Circulum. || ¶ Sacra theologica.
[so] etsi est” u. s. w. Die Überschrift fehlt also. Die Thesen sind nicht
beziffert und mit M. L. unterzeichnet, wodurch wohl jeder Zweifel an Luthers
Verfasserschaft beseitigt wird. Abweichungen von dem Texte unfrer Ausgabe: 29,
5 theologica; 29, 7 inventus; 29, 15 consequentie; 29, 21 principis; 29, 27
sacros] sanctos; 29 34 (s. perstet).
Handschriftlich
finden sich die Conclusiones quindecim in demselben Cod. theol. et philos. 4°
500 der Kgl. Bibliothek zu Stuttgart, der die Thesen Pro inquirenda veritate
(s. oben zu Bd. II, S. 629) enthält. Die Abweichungen von unserm Texte sind
nach gütiger Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Steiff die folgenden:
Den Thesen
fehlt durchweg die Bezifferung, sie sind nur durch Beginn neuer Zeilen
kenntlich gemacht.
29. 1 –3
(Überschrift) fehlen. — 29, 4 D Martinus Luther — 29, 6 litteris — 29, 14
esset] sit (?) — 29, 15 consequencie — 29, 17 sophistam fehlt — 29, 21
principis — 29, 27 sacros] Sanctos — 29, 35 M L Finis.
P. P.
S. 33 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 122.
S. 34 Zu D
und E: Vgl. Dommer Nr. 123. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 124.
S. 61 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 125.
S. 62 Zu K:
Vgl. Dommer Nr. 126.
Zu S. 62. Ein
Exemplar der Ausgabe N besitzt die Fürstl. Bibliothek zu Wernigerode: “Eyn
Sermon von || dem Bann. D. || Marti. Lu- || ther || ❧ || Wittemberg || 1523.” 16 Bl. in Oktav.
Druck von
Nickel Schirlentz in Wittenberg.
N beruht
zweifellos auf A, wir theilen im folgenden seine Abweichungen von A
einschließylich der sprachlichen mit, doch ist die mit geringfügigen Ausnahmen
(72, 8 –16; 73, 13) durchgeführte Ersetzung von dan(n) durch denn und von vor-
durch ver- nicht angemerkt. Die Textabweichungen des Druckes N von A finden
sich alle in der niederdeutschen Ausgabe O wieder, die also auf N beruhen wird.
P. P.
S. 63, 7
gebraucht 8 furnemlich 9 eynem] eynen 10 darumb 11 sind
S. 64, 1 ym 2
sind 4 yhemand 16 wider engell, noch teuffel, Fursten noch 17 tzukuenfftige 23
yemandt 26 ban 27 brauch 31 brauchen wider 32 bezwingen 33 sind gruendlich 34
koenigen 35 stande 37 Ephe. 3 (= A)
S. 65, 1 hatt
3 gewunnen 6 hoeret 8 yemandt abgoetter eehret 10 yemandt 13 yemandt 14
gruessen gruesset 18 schendlicher brauch unßers] des 21 umbgeht 23 gehn
wuettrichen 24 sie es 29 Widerumb 31 tuechern 32 begrueb
S. 66, 3 da 5
nicht 7 wo] wenn eußerlichen 8 freunde 12 und fehlt 18 natuerliche 21 kommen
moecht 22 yemandt 23 Sich 28 sacraments kummist 31 fuer 34 odder 35 on 36 fur
Euangelion 37 schueldig
S. 67, 2
Tuercken 3 sind 5 tribulirin (= A) 6 sind 9 sind oder 13 wider 15 muetterlich
[Seite 799]
16 oder 18 2.
Cor. 9 (= A) 21 hatt zu todten] tzu verderben 24 werde 26 kummet werd 28 son 29
kommen 32 rhuemen 33 verdamnen 34 Syntemal 37 fursehen
S. 68, 7 text
8 guetige muetterlich 10 verdamniß 12 ehren 13 abgehn 17 muessen 19 oder
foerchten 20 bruesten 21 thueren troetzen 22 falschem 24 erbeyssen 26 foerchten
oder 27 muetterliche ruetten 28 groeßern oder 31 gueter Tuerck 32 oder
S. 69, 7
verkerte 10 forcht 11 foddern 12 gehn 13 muegen 14 war 18 oder 19 Euangelion
yemandt thutt 22 schoeon 24 Euangelion bestehn 26 deyn] das deyn 37 oder 38
danne] denn hatt
S. 70, 6
verkerten 7 verdamnen 8 rhuemen 9 yhren ynnerlichē vordampnen] verpannen
14 fuerchten Tuercken 21 muegen unglueck 26 oder 35 nehmen 36 warzunemen 37
veracht oder ungedueltig
S. 71, 1 ehren
3 frucht] furcht nuetzlich 6 muetterlich 7 ungedueltig odder 9 seyn 10 ehren 14
odder 15 sind on 17 nuetzlich 21 schueldig 22 sind unschueldigen 24 in] an
gleuben 30 noedtigen 31 geordnet 36 sind 37 odder 38 yr yhn
S. 72, 2
odder 10 sind 11 ja es ist eytell 17 untuechtige 18 sind 20 ßo] wo 30 ehr 32
torstlich] trotzlich odder 33 handele odder 35 sind 37 solchē
S. 73, 1
bruder odder 3 ydern 4 mans den 9 erwurget 12 alle unrechte gewalt 13 werde 14
synt fur 15 ursachen 16 gesetz sind 18 Tuercke muessens 22 sind 23 wider 24
demuetig 25 demuetig 26 fuegt 31 ruthen 32 Wo 33 tzuertzuernen fur 36 fihet
S. 74, 1 oder
2 mueg 3 nehsten sollen demuettiglich 9 oder 11 yemandt 14 oder 16 koestlicher
17 oder 19 yhn 22 spalm 21 hast 22 demuetig nicht 23 entschueldigt schueldig
sind 24 nach Matt. 6 (= A) wider 25 kom 28 nicht 33 sind 36 nit 37 ertzuernet
38 schueldig sind sind
S. 75, 2 sant
gewalt ist nit 5 sind 6 angetzygt 8 sind 10 schmuecken 27 ehr] eeh Euangelion
28 odder geschicht 31 sind moechten 33 außtrieben 34 gehen 37 gehn 38 glewben
davon
S. 77 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 140. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 141.
Zu S. 78 –84
Eine Abschrift der “Verklärung” findet sich in Cod. Bos. q. 25a (Bl. 237a bis
240b) der Universitätsbibliothek zu Jena.
S. 101 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 127. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 190, der Adam Petri als den
Drucker bezeichnet.
S. 102 Zu a:
Vgl. Dommer Nr. 128. — Zu c: Vgl. Dommer Nr. 129. — Zu d: Vgl. Dommer Nr. 130.
— Zu f: Vgl. Dommer Nr. 257.
S. 121 Zu. 4
Et laudis eius plena est terra steht nicht Jes. 6, 3, sondern Habac. 3, 3.
S. 136 Zu D:
Vgl. Dommer Nr. 142. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 143, der den Druck lieber Joh.
Knoblauch in Straßburg beilegen will.
S. 154 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 131.
Zu S. 154
–169 vgl. Ztschr. f. Kirchengesch. XI, 150 –154.
S. 155 Zu G:
Vgl. Dommer Nr. 132, der Gottfried Hittorp in Köln für den wahrscheinlichen
Drucker ansieht. — Zu a: Vgl. Dommer Nr. 133.
S. 172 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 144. — Zu E: Vgl. Dommer Nr. 145, der Valentin Schumann in
Leipzig für den Drucker hält.
S. 197 Zu A
und B: Vgl. Dommer Nr. 146. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 147. — Zu D: Vgl. Dommer
Nr. 148.
S. 198: Zu F:
Vgl. Dommer Nr. 149. — Zu G: Vgl. Dommer Nr. 150, wo aber im Impressum “übung”.
— Zu K: Vgl. Dommer Nr. 322.
S. 199 Zu M:
Vgl. oben die Bemerkung zu Bd. 2, S. 683 (V). — Zu b: Vgl. Dommer Nr. 192.
[Seite 800]
Zu S. 202-276
Zu dem Texte des Sermons “Von den guten Werken” verzeichne ich im Folgenden die
Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist, mit Rücksicht darauf,
ob die Änderung durch die inzwischen aufgefundene Hdschr. (Bd. 9 S. 229 –301)
bestätigt wird oder nicht.
1. Stellen,
an denen die Hdschr. die Abweichung des Herausgebers von A bestätigt (abgesehen
von offenkundigen Druckfehlern): 204, 25; 206, 14. 15; 207, 37; 212, 4; 213, 7;
230, 11; 231, 32; 235, 10; 246, 18; 251, 33; 254, 20; 255, 17; 258, 35; 260, 5;
263, 9 (“auch darumb” ist zwar im Text belassen, aber als sinnstörendes
Versehen erkannt. Entstanden ist es wohl aus den in der Hdschr. vor “dann
damit” stehenden getilgten Worten “Auch Sanct Pe”).
2. Stellen,
an denen die Berechtigung des Herausgebers zur Änderung durch die
Übereinstimmung der Hdschr. mit A nicht aufgehoben wird: 240, 12 (Ergänzung von
“sich”); 243, 25; 244, 3 (“Zcum Sibenzcehenden” ist ein unbemerkt gebliebenes
Versehen Luthers); 255, 35; 259, 2. Auch die vom Herausg. geänderten
Bibelcitate (244, 17; 249, 37; 263, 7; 266, 19) würden hierher zu stellen sein.
3. Stellen,
an denen Hdschr. = A und die Berechtigung zur Änderung zweifelhaft bleibt: 208,
28; 223, 3 (“stetiger” kann als Komp. zu nehmen sein); 229, 13/14 (“marter,
martel” sind öfter belegte Kurzformen); 236, 15; 244, 30; 252, 9; 253, 13; 256,
33; 257, 8; 258, 24; 268, 34.
4. Stellen,
an denen Hdschr. (Hs) = A und die Änderung sich entweder als unnöthig oder als
nicht das Richtige treffend erweist:
207, 34 Es
ist wohl eher “beichte da” Hs A zu “beichtet da” zu vervollständigen. — 209, 20
und ebenso 249, 26 Verklingen eines -en nach m oder n ist häufig. Bei Luther
namentlich nach n (vgl. Kehrein I S. 209); aber auch “mit seinen eidam, die” 1
Mose 19, 14. — 224, 2; 262, 24 untugen Hs A, ebenso setzt Luther in seiner
Hdschr. tugen (z. B. Bd. 9, 277, 21), wo A (Bd. 6, 252, 5) tugent hat. Man wird
“tugen” also als eine von L. wenigstens vorübergehend gebrauchte Schreibform
anerkennen müssen. — 230, 7 ist für “odder derer die prediget befolen ist” A
gesetzt: “odder berer den predigen b. ist”. Die Hdschr. zeigt, daß das richtige
(odder denen die prediget b. ist) viel näher lag. — 237, 19 wo man ... recht
betten sollen Hs A. Die Änderung des “sollen” in “sollt” ist unnöthig; erg.
“hette”. — 237, 19 Die von der Hdschr. bestätigte Wiederholung des Pron. “du”
ist nicht eben auffallend. — 243, 13 Das ni Hs A überlieferte “feyrtage were”
ist doch wohl eher in “fehrtage weren” zu ändern. Vgl. vorpflichte 243, 25. —
252, 13 wurden A worden Hs erweisen die Konjektur “werden” als unnöthig. — 254,
1 Die niedd.-md. Form spetál, spéttel ist bei Luther nicht auffallend. — 255,
5/6 weltlichen Hs A braucht nicht in “weltlichem” geändert zu werden, da
“prangen” nicht nothwendig Infinitiv sein muß, sondern auch Dat. Plur. des
Subst. prank sein könnte, oder -en in “weltlichen” als mitteld. Dativendung zu
nehmen ist. Vgl. M. Luther, hsg. v. Neubauer II, S. 231/32. — 269, 21 geselschaff
Hs A brauchte nicht in -schafft geändert zu werden. — 272, 18 “mag man
klerlichsten mercken” Hs A. Falls wirklich die Adverbialbildung “klerlichsten”
mit Recht zu beanstanden wäre, so läge näher als die Verwandlung in
“klerlichen” die Vermuthung, daß “man klerlichsten” für “man am klerlichsten”
verschrieben sei.
P. P.
S. 281 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 151. — Zu B: Vgl. Dommer Nr. 152. — Zu C: Vgl. Dommer Nr. 154.
— Zu D: Vgl. Dommer Nr. 153.
S. 282 Zu L:
Vgl. Dommer Nr. 155, wo aber “wittenberch”.
S. 326 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 156.
S. 349 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 163.
[Seite 801]
S. 350 Zu F:
Vgl. Dommer Nr. 164, wo aber “Nürmbergk”. — Zu K: Vgl. Dommer Nr. 165. — Zu L:
Vgl. Dommer Nr. 166, das wohl identisch ist.
Zu S. 381 ff.
ist nun die quellenmäßige Darstellung W. Reindells (Luther, Crotus und Hutten.
1890) zu vergleichen, die im wesentlichen die hier vorgetragene Auffassung
bestätigt.
Zu S. 397 Auf
einen Brief Butzers an Spalatin vom 19. Sept. 1520, in dem dieser die Eindrücke
schildert, welche er von der Schrift “An den christlichen Adel” empfangen,
weist Kawerau hin. Der Brief ist mitgetheilt von Stähelin, Briefe a. d.
Reformationszeit (1887), S. 9.
S. 397 Zu A:
Vgl. Dommer Nr. 157.
S. 399 Zu H:
Vgl. Dommer Nr. 158. — Zu F: Vgl. Dommer Nr. 162. — Zu I: Vgl. Dommer Nr. 159.
S. 400 Zu Na:
Vgl. Dommer Nr. 161, wo Hans von Erfurt in Worms als Drucker angenommen wird. —
Zu der niederdeutschen Ausgabe: Vgl. Dommer Nr. 160, wo der Druck Ludwig
Trutebul in Halberstadt zugeschrieben wird.
Zu S. 402 ist
zu bemerken, daß Emsers Gegenschrift von Enders in den “Neudrucken deutscher
Litteraturwerke” herausgeg. von W. Braune Nr. 83/84 (1889) leicht zugänglich
gemacht ist.
S. 478 ff. Zu
den angeführten Drucken des “Erbietens” tritt noch ein Plakatdruck:
“Doctor Martini
Luthers || Augustiners Erbieten. || ICh Martinus Luther Augustiner Enbeüt al-
|| len” ... Endet: || Domit geschech gotes will vff erden wie im Hymmel: Amen.
||”
1 Bl. in
Folio, 2 Z. Überschrift, 46 Z. Text. Rückseite leer. Druck von Adam Petri in
Basel. Ex. in Basel, Universitätsbibliothek.
Die
Abweichungen von unserm Texte sind vorwiegend sprachlicher Art, es steht meist
(aber nicht immer) i u ü für neues ei au eu, ferner ů, Umlaut von u o ist
meist bezeichnet; ver- für vor- u. s. w.
Sonstige
wichtigere Abweichungen: 480, 7 meine. — 480, 8 grosser — 480, 9 erregt] erholt
— 480, 15/16 gewünst — 480, 22/23 mißgleubige — 481, 4 geschrifft — 481, 7 eyd
— 481, 8 geschrifft — 481, 9 eygenes — 481, 10 vorgeblich] vergebens — 481, 23
meynes gegenteils — 481, 25 sametlich.
P. P.
Zu S. 492 ist
auf Kaweraus mit (populären) erklärenden Anmerkungen versehene Übersetzung
(Luthers Werke für das christliche Haus, Braunschweig, Bd. II) hinzuweisen.
Zu S. 541 Z.
14/15 Zu populum transmigrationis ist am Rande nachzutragen: Ps. 65, 1.
Zu S. 547 Z.
15/16 ist am Rande nachzutragen: Matth. 18, 20.
Band VIII.
Zu S. 1 ist
Brief eines Anonymus aus Wittenberg an Jakob Seidler vom 13. Juni 1521
nachzutragen, welcher meldet, Luther habe jetzt bereits 5 Schriften aus seinem
Versteck nach Wittenberg gesendet, que omnia iam brevi excuduntur, nämlich de
penitencia auriculari (S. 129 ff.), in Latomum (S. 36 ff.), psalmum Exaudi me
domine (doch wohl Verwechslung mit Exsurgat deus Ps. 67 [68]), Magnificat; den
Titel der fünften zu nennen hat der Schreiber vergessen. Vgl. Seidemann,
Erläuterungen zur Reformationsgeschichte. Dresden 1844 S. 30.
S. 14 Z. 12.
Daß die Konjektur “feilet” statt “thett” unnöthig und die Lesart von A wieder
herzustellen ist, hat O. Erdmann in Zeitschr. f. deutsche Philol. 23 (1890), S.
41 ff. gezeigt. [Auf dieses tæte, wenn (wo, so) tæte = “wenn nicht wäre” hatte
zuerst Birlinger in der Zeitschr. f. deutsche Phil. 16 (1884), S. 374
aufmerksam gemacht, aber erst der Hinweis
[Seite 802]
Erdmanns an
der von Kawerau oben angeführten Stelle lenkte wirklich die Aufmerksamkeit
darauf und es wurden nun zahlreiche Belege auch aus Luther beigebracht. Vgl. in
der gen. Zeitschr. noch 23, 293; 24, 41. 43. 201. 504; 25, 138. P. P.]
S. 34 Z. 30
lies “hilfft” statt “hifft”.
S. 37 Auch
das Exemplar der Lübecker Stadtbibliothek von Articulorum doctrinae fratris M.
Lutheri etc. hat 102 Bl.; die Signaturen sind a —t, v, x, y, aa, bb, cc.
S. 40 In
einem nach Mitte Sept. 1521 an Pirkheimer gerichteten Briefe schreibt
Melanchthon: Mitto Lutheri ἀντιλάτομον
[so zu lesen statt ἀντιλατανον],
certe christianae eruditionis plenum, ut cum Adolmannis communem habeas, quibus
nunc scribere non potui. Serapeum 1867 S. 120; Hartfelder, Melanchthoniana
paedagogica. Leipz. 1892 S. 18. 3. Juni 1523 (Vigil. Corp. Christi) meldet der
Straßburger Nic. Gerbel an Schwebel: Philippus Melanthon .. scribit .. in
Fabrum Constantiensem, Cochlaeum et Latomum, egregium opus (Epp. Schwebelii
1605 p. 43); ein solches Werk ist aber nie erschienen.
S. 51 Z. 18
lies necessarium statt neccessarium
S. 54 Z. 11
lies impiissima statt impiisima
S. 133 Z. 7
lies “ausgehen” statt “ansgehen”.
S. 133 Gerbel
schreibt an Schwebel 20. Dec. 1521: Vidimus libellum Lutheri de confessione et
decem leprosis, divinum et plane Luthericum, alioqui nihil (Epp. Schwebelii p.
25); es ist wohl nur die Schrift von den 10 Aussätzigen (S. 336 ff.), nicht
auch zugleich die von der Beichte gemeint.
S. 158 Z. 23
“von mund auff” nicht ein Druckfehler, wie Kolde in Gött. gel. Anzeigen 1891 S.
883 monirt, sondern eine geläufige Redeweise, vgl. Grimm, Deutsches WB VI Sp.
2680 f. Sanders Wörterbuch II S. 346 s. v. 1 m. [Dem sei noch beigefügt, daß
eigentlich nur die Verbindung “von mund auf gen Himmel (himmelan, in ewige
seligkeit) faren (füren)” nachweisbar ist, die auch bei Schmeller-Frommann I,
1622 als eine noch heute gangbare bairische Redensart erwähnt wird. Vgl. auch
noch Uns. Ausg. 12, 516, 29/30. Die Übersetzung e des 5. Psalms der Operationes
in psalmos gibt evolare Uns. Ausg. 5, 171, 1 durch “von mundt auff gen himel
faren”. P. P.]
Zu S. 158
Anm. 1 vgl. oben Bd. II S. 368 Z. 35; Pellikan schreibt von sich, er habe schon
1507 die Unechtheit der Schrift De vera et falsa poenitentia erkannt, Chronicon
ed. Riggenbach S. 36; deutsche Ausg. v. Theod. Vulpinus, Straßb. 1892 S. 37.
S. 201 Z. 6
ist c für b zu setzen.
S. 202 Z.
17/18 ist im Text d nachzutragen.
Zu S. 206 ff.
Das in dem Titel dieser Schrift begegnende Wort Mütterey (Mutterey, Müterey,
Můtterey, Muetterey, Mueterey) könnte schon wegen der bei Luther begegnenden
Nebenform muderey (Uns. Ausg. 6, 458, 32) nicht mit dem Lehnwort Meuterei
identifizirt werden, abgesehen davon, daß dessen Bedeutung doch hier wohl auch
nicht paßt. Es sind verschiedene Erklärungen versucht worden, die aber kaum das
Richtige treffen. Es ist mir wahrscheinlicher, daß wir es mit einer Ableitung
von dem Verbum, niedd. môden (= hochd. muoten) zu thun haben, welchem auch die
Bedeutung “stolz sein” (s. Lübben-Walther) eignet. In der Schrift selbst
gebraucht es Luther, soviel ich sehe, nur noch 215, 2, und hier ergibt sich die
Bedeutung “Stolz” aus dem Zusammenhange ganz deutlich. P. P.
Zu S. 267
—312. Zu dem Texte des “Urtheils der Theologen zu Paris” verzeichne ich im
folgenden die Stellen, an denen der Herausgeber von A abgewichen ist, mit
Rücksicht darauf, ob die Änderung durch die inzwischen aufgefundene Handschrift
(Bd. IX, S. 717 ff.) bestätigt wird oder nicht.
1. Stellen,
an denen die Handschrift die Abweichung des Hausgebers von A bestätigt
(abgesehen von offenkundigen Druckfehlern): 269, 32; 273, 28; 277, 27; 279, 23;
280, 21. 33; 281, 13; 291, 33; 294, 8; 301, 27; 303, 34; 305, 27; 310, 31; 312,
21.
[Seite 803]
2. Stellen,
an denen die Berechtigung des Herausgebers zur Änderung durch die
Übereinstimmung der Handschrift mit A nicht aufgehoben wird. Hierher gehört vor
allem die Ergänzung des in A zuweilen (276, 12. 16 u. ö.) fehlenden “Martinus”
und “Pariß”. Die Handschrift hat diese Zusätze nirgends, daher sind sie im
Drucke einigemale aus Versehen fortgeblieben. — Ferner 278, 2; 279, 25; 283,
11, wo das “verbiete” der Handschrift vielleicht durch prohibeat (zu Omne
praeceptum) des lat. Textes veranlaßt wurde; 297, 10; 306, 31.
3. Stellen,
an denen Hdschr. = A und die Berechtigung zur Änderung zweifelhaft bleibt: 276,
4; 288, 9; 293, 90; 300, 2, wo die Möglichkeit vorliegt, daß Luther, indem er
quiddam argutius dixit durch “hat etwas spitzigerß odder subtiler gesagt”
wiedergab, einerseits argutius adjektivisch, andrerseits adverbial nehmen
wollte; 302, 22; 303, 9; 306, 8; 307, 12, wo “dich” für “die kirchen” als
bloßes Versehen doch kaum erklärbar ist; 308, 3.
4. Stellen,
an denen Hdschr. (Hs) = A und die Änderung des Herausgebers entweder als
unnöthig oder als nicht das Richtige treffend sich erweist: 271, 14 Albigen Hs
A, dafür Albigenser gesetzt. Da 273, 11.23 Albiger steht, so dürfte auch hier
so zu setzen sein. — 273, 25 alterß Hs A, dafür altarß. Die angedeutschte Form
álter begegnet auch sonst bei Luther. — 274, 5 ubrern Hs A, dafür ubern. Die
Komparativbildung oberer (zu dem Komp. ober) ist seit alter Zeit vorhanden und
wird Grimm, Wtb. 7, 1076, auch aus Luther belegt. — 275, 31 die dienst Hs A,
dafür: die vordienst. Der lat. Text hat meritum. Indem Luther diesen Singular
durch den Plural wiedergab, wollte er zweifellos statt des kollektiven
Begriffes seine Theile, die einzelnen Leistungen, hervorheben. — 290, 3
Christisch Hs Christlisch A, dafür Christlich. christisch, das auch A schon
nahe legte, ist ein von Luther öfter und zwar meist wie hier neben anderen
Adjektiven auf -isch gebrauchtes Wort (S. Dietz). — 293, 33 Euangeli Hs A,
dafür Euangelium. Die Form Euangeli f. den N. Sg. ist weit verbreitet, auch
Luther hat sie hie und da. — 299, 9 tzu leren Hs A, dafür tzu lernen, nach dem
lat. ad studium. Es ist aber bekannt, daß wie lernen = docere, so auch leren =
discere seit alter Zeit gebraucht wird. Bei Luther ist allerdings nur ersteres
häufiger nachweisbar. — 312, 13 (12 im Lesartenverz. ist ein Druckfehler)
schwering Hs A, dafür beschwering. Es gibt auch ein swærung.
P. P.
S. 303, Anm.
2 lies disserere statt dissere
Zu S. 314
vgl. Bd. VI 543: Suo forte venient tempore vota latius tractanda.
Zu S. 315 ff.
vgl. Kolde in Gött. gel. Anzeigen 1891 S. 885 —887, der mancherlei Nachträge
bietet.
S. 403 Z. 18
lies “des Abendmahls” statt “das Abendmahls”
Zu S. 477 ff.
Ohne Grund ist der überlieferte Titel der Schrift “Vom Mißbrauch der Messen” in
“Vom Mißbrauch der Messe” geändert. Daß Luther die Singularformen des Wortes
Messe stark bildet, nicht schwach, ergibt sich aus der Schrift selbst, wo 506,
2 Gen. der Messe; 483, 27; 535, 6 u. ö. Dat. der Messe oder Meß begegnet.
Dagegen im Plur. Messen in allen Kasus: 494, 26; 537, 12. 23 u. s. w.
P. P.
S. 548 Z. 28
wird statt des überlieferten “keyn gellt” zu lesen sein: “kleyn gellt”. Vgl.
Grimm, Wtb. IV, 1, 2, 2902.
P. P.
Zu S. 564 ff.
vgl. Kolde in Gött. gel. Anz. 1891 S. 890.
Zu S. 670 ff.
Kolde macht sowohl a. a. O. S. 890 wie in seinem M. Luther Bd. II S. 568 N.
Müller für die Ausführungen in dieser Einleitung verantwortlich, an letzterem
Orte mit einer irreleitenden Charakterisirung des Inhalts; aus dem Vorwort p.
III erhellt aber, daß dieselbe von G. Kawerau verfaßt ist.
Zu S. 695 Z.
18 Die Randglossen “Deo gratias. Grammartzy” gehören nach Ausweis des Urdruckes
nicht mit der unter d angeführten zusammen, sondern stehen neben den mit
“vordampt”
[Seite 804]
und “sampt”
beginnenden, mit “willen” und “und die” schließenden Zeilen des Textes,
beziehen sich also auf die Erwähnung der Verdammung Luthers und seiner Anhänger.
—Grammartzy d. i. grand merci.
P. P.
Band IX.
Zu S. 5 Z. 4
sei der Deutlichkeit wegen bemerkt, daß die in den Text gesetzte Form residant
bei Migne steht, das unten angeführte resideant in dem von Luther benützten
Drucke.
P. P.
Zu S. 21,
Anm. 1. “hier” meint: in dem von Luther benützten Drucke. Bei Migne lautet die
Aberschrift: Qua necessitate Graeci tres hypostases dixerint, Latini tres
personas. Scriptura nullibi dicit tres personas in deo.P. P.
S. 26 Z. 32.
Es ist gemeint, daß zu jedem Verse der Reihe nach einer der Buchstaben der
genannten griechischen Worte geschrieben ist.
P. P.
S. 26 Z. 36
duplicibus ist Konjektur des Herausgebers; ducibus liest die Handschrift, es
war also nicht mit Anmerkungszahl 3, sondern mit Zeilenzahl 36 anzuführen.
P. P.
S. 102 Z. 36
ist die Angabe: Bl. O 8a insofern ungenau, als diese Randbemerkung auf Bl. O 7b
beginnt (s. Facs. IV) und sich auf Bl. O 8a fortsetzt.
P. P.
S. 127, Anm.
lies 132, 24 für 142,24.
Zu S. 132,
Anm. vgl. Korrespondenzblatt des Vereins f. niedd. Sprachforschung XVI, Nr. 5
S. 75.
P. P.
S. 138, Anm.
2 lies 156, 32 für 156, 23.
S. 147 Z. 7
lies “Wir sein” für “Wirse in”
S. 153, Anm.
Z. 3 v. u. ist die Klammer vor brãke(e) zu tilgen.
S. 155, Anm.
lies spielen für spilen und damit für darmit. —Zu der Redensart ist jetzt noch
zu vergleichen Zeitschr. f. deutsche Phil. 26, 31. 32. Die dort angeführte
Stelle aus Luthers Kirchenpostille (Erl. Ausg. 215, 472): “...wenn sie nur wohl
stinken künnen uber die Sunder und derselbigen Sunde umbher spielen tragen von
einem Haus zu dem andern, wie die Kinder mit den Tocken umbher spielen gehen”
ist recht geeignet, meine Auffassung von “gehet und spilt darmit” zu stützen.
Denn wenn auch, wie wohl F. Bech erwiesen hat, ursprünglich “spellen tragen” gemeint
war, so zeigt doch die Stelle der Kirchenpostille, daß man zu Luthers Zeit nur
noch spielen (ludere) in der Redensart empfand und dann konnte man leicht auch
das einfache “spielen” in derselben Bedeutung gebrauchen wie “spielen tragen”.
Vgl. übrigens auch die Redensart “spellen, spielen gehen”.
P. P.
S. 170 Z. 1
des Textes ist disputatae für disputatȩ und Z. 3 Sophistae für
Sophistȩ zu setzen.
Zu S. 219,
Anm. ist jetzt noch ein Hinweis auf Grimm, Wtb. 8, 1615 nachzutragen. Die dort
aus Luther angeführte Stelle läßt die Bedeutung der 5 Zipfel klar erkennen.
P. P.
Zu S. 220/21.
Im Titel der Drucke der “christlichen Vorbetrachtung” ist die Wendung “in
deutsch gebracht” einigermaßen auffällig, denn sie kann doch nur bedeuten “ins
Deutsche übersetzt”. Und zwar gleich sehr, ob wir nun “Von d. w. Nicolao von
Amßdorf” nur mit dem voraufgehenden “gezogen” oder auch mit “in deutsch
gebracht” verbinden. In jedem Falle wird die gedruckt vorliegende Form als übersetzung
bezeichnet, bei ersterer Annahme hätte Amsdorf den Auszug lateinisch
hergestellt und ein andrer ihn dann “in deutsch gebracht”, bei letzterer hätte
Amsdorf ihn erst lateinisch dann deutsch abgefaßt oder wenigstens auf Grund
lateinischer Aufzeichnungen (Lutherischer Predigten) deutsch bearbeitet.
Letzteres dürfte wohl das Richtige sein. Oder man müßte annehmen, daß eine
Aufzeichnung, die neben Amsdorfs deutscher Fassung die lateinische Übersetzung
Spalatins enthielt, für den Druck benützt wurde und die lateinische Überschrift
so lautete wie in der Zwickauer Hdschr.
[Seite 805]
“Ex doctoris
Martini sermonibus a licentiato Nicolao de Amszdorff in teutonicam sermonem
[erg. composita]: Et a Georgio Spalatino in latinam traducta. Wenn hier mit
Weglassung des Et a Georgio Spalatino in latinam übertragen wurde, so mußte
sich genau der Wortlaut des Titels der deutschen Drucke ergeben.
P. P.
S. 222 zu H
vgl. noch Brieger in seiner Zeitschrift 4, 571 ff.
P. P.
S. 224 in den
Lesarten lies 25 vertrauwen D für 25 vertrauwen C.
S. 247 Z. 1
v. u. lies 32 für 31.
S. 289 Z. 1
v. u. lies 31 für 32.
Zu S. 314 Z.
2 v. u. 417 ist die Zahl der einst vorhandenen Blätter, einschließlich der beim
Einbinden (das erst nach der Bezifferung der Blätter mit Bleistift erfolgte)
weggefallenen unbeschriebenen Blätter, die S. 325 Z. 12/11 v. u. aufgezählt
sind. Die Zahl der jetzt noch vorhandenen beträgt also nur 399.
Zu S. 325 Z.
3 ff. Die Randbemerkungen Polianders zu den Predigten Nr. 79 —116 können, wenn
das S. 320 oben Bemerkte zutrifft, natürlich erst nach dem Jahre 1525 gemacht
sein.
Zu S. 325 Z.
12/11 v. u. vgl. die obige Nachtragsbemerkung zu S. 314 Z. 2 v. u.
S. 336 Z. 35
Poliander meint die Erl. Ausg. 210, 295 stehende Stelle der Kirchenpostille.
S. 351 Z. 5
v. u. lies De qua negata [Hdschr.: nẽta] statt De qua venerata [?Hdschr.:
uẽta].
Zu. S. 369 Z.
1/2. Luther gebraucht hier, wie es scheint, ein im 16. Jahrhundert gangbares
Wortspiel. In der Flugschrift “Ein wegsprach gen Regensburg zu ins concilium”
u. s. w. (1525) sagt Kunz, der eine der sich Unterhaltenden, ebenfalls in
Beziehung auf den Verkauf geistlicher Güter: “Sie verkaufens nit, sie nemen nur
geld darum”. Vgl. A. Baur: Deutschland in den Jahren 1517 —1525, Ulm 1872, S.
236.
P. P.
S. 372 Z. 1
v. u. lies “Schiller Lübben unter olvant” statt “Schiller Lübben und olvant”.
S. 374 Z.
24/25 nach Wander III, 1819 findet sich dieses Sprichwort zuerst bei Joh.
Agricola (1529) in derselben Form, aber “vermag” statt “mag”. Unfer Beleg ist
einige Jahre älter.
P. P.
S. 380 Z. 2
Zu triplices esse pauperes vgl. 417, 8.
Zu S. 380
Anm. gelassen ist ein Wort der Mystiker, das Luther aus Tauler und der
deutschen Theologie kannte. Hering, die Mystik Luthers (1879), S. 100 ff. Vgl.
auch vorgottet 408, 16, das sicher aus der deutschen Theologie stammt und in
Grimms Wtb. noch einmal aus Luther belegt wird. Die mystische Bedeutung ist
aber doch vielmehr “in Gott versenken und mit ihm vereinigen”, nicht “zu einem
Gotte machen, göttliche Ehre erweisen”, die Grimms Wtb. allein angibt.
P. P.
Zu S. 394 Z.
38 uberley ist ein mittel- und niederdeutsches Wort, das noch heute fortlebt
vgl. z. B. Albrecht, die Leipziger Mundart (1881), S. 226a. Die Bedeutung ist
“übrig, überflüssig, überreichlich”. Sonst weiß ich das Wort aus Luther nicht
zu belegen, er scheint neben uberig, uberflussig mehr die Bildung uberleng, die
gleichfalls heute noch lebendig ist (vgl. Vilmar, Idiot. v. Kurhessen, S. 420;
Hertel, Galzunger Wörterbuch (1893), S. 48) gebraucht zu haben. Vgl. z. B. 2.
Mose 26, 12; 4. Mose 3, 46. 48.
P. P.
Zu S. 403 Z.
13 traudt = drouwet, “droht”.
S. 407 Z. 5.
v. u. lies tituli conveniunt.
Zu S. 408 Z.
16 Zu vorgottet vgl. oben die Bemerkung zu S. 380, Anm.
S. 418 Z. 3
v. u. lies frenando statt frendando.
S. 450 Z. 10
v. o lies L. 1o. statt L.
S. 476 Z. 3
v. u. lies Nr. 66 und 89 statt Nr. 67 und 88.
S. 476 Z. 1
v. u. lies Nr. 66 statt Nr. 67.
S. 494 In den
Einleitungsworten zu Predigt Nr. 58 lies Nr. 57 und 58 statt Nr. 59 und 60.
S. 513 Z. 25
lies 77 (= 107) statt 77 (= 109) und “23. März” statt “25. März”.
S. 516 Zu
Gruppe 4 im allegemeinen ist die Bemerkung nachzutragen, daß in derselben Weise
wie in Gruppe 3 auf die entsprechenden Predigen der vierten Gruppe (vgl. die
Bemerkung
[Seite 806]
zu Nr. 61),
so in Gruppe 4 auf die entsprechenden Predigten der dritten Gruppe verwiesen
ist.
P. P.
Zu S. 519
Anm. 1 vgl. Erl. Ausg. 21, 162 (Hauspostille): ein Frau, die der Kinder wartet
mit Essen, Trinken geben, Wischen, Baden usw.
P. P.
S. 519 Z. 3/2
v. u. lies “außerwittenbergischer” statt “außerwittenbergischen”.
Zu S. 520 Z.
2 “dem faulen stamme Yesse” und Z. 4 “eyn dorrer stam” vgl. Erl. Ausg. 216,
506.
P. P.
S. 521 Z. 7
v. u. lies 544, 10 f. statt 544, 9 f.
Zu S. 531. Zu
B ist nachzutragen: Dommer, Lutherdrucke Nr. 395. Zu C: Druck von Ludwig
Trutebul in Erfurt. Dommer, Lutherdrucke Nr. 396.
Zu S. 546 Z.
35. “Das narrwercken, wi man pflegt das Newe Jhar zcugehen.” Ist in
“zcubegehen” zu ändern? oder bedeutet “das newe jar gehen” so viel als “einen
Neujahrsumzug halten”? vgl. das mitteldeutsche “prozession gehen”. Grimm, Wtb.
IV, 1, 2, 2399.
P. P.
S. 547 Neben
der Predigtnummer 89 ist (= 66) zu streichen.
S. 563 Z. 15
lies “weltt” statt “welth”
Zu S. 582 Z.
8 “wider sindts” vgl. “hatth im sind” 587,16.
P. P.
Zu S. 590 Z.
18/19. Die Stelle ist verderbt und erschien so auch schon Poliander, wie sein N
am Rande zeigt.
P. P.
Zu S. 592 Z.
26/27. Mit “Si quis suadente diabolo” weist, wie Kawerau freundlichst
mittheilte, Luther auf c. 29 CXVII qu. 4 des Corpus iuris canonici (Friedberg
I, 822), des Inhalts, daß wer einen Kleriker antastet, im Anathem bleibt, bis
ihn der Papst selbst absolvirt.
P. P.
S. 610 Z. 15
Das Komma hinter “ordt” ist zu streichen.
S. 632 Z. 26
ff. Dieses Gleichniß von dem Glanz und der Hitze der Sonne finden wir auch in
der ersten der Predigten, die Luther nach seiner Rückkehr von der Wartburg in
Wittenberg hielt Erl. Ausg. 28, (211) u. 254/55. Vgl. auch noch Uns. Ausg. Bd.
9, 669, 9 ff.
P. P.
S. 659 Z. 32
konnte “des boesen” im Texte belassen werden (conscientia mali).
S. 676 Z. 2
v. u. lies 7 σῦν statt 6 σῦν
[Seite 807]
Beilagen
1521
[Seite 807]
Passional
Christi vnd Antichristi.
[Seite 808]
1. Passional
Christi vnd
[Seite 809]
2.
Antichristi.
[Seite 810]
3. Passional
Christi vnd
[Seite 811]
4.
Antichrist.
[Seite 812]
5. Passional
Christi vnd
[Seite 813]
6.
Antichristi.
[Seite 814]
7. Passional
Christi vnd
[Seite 815]
8.
Antichristi.
[Seite 816]
9. Passional
Christi vnd
[Seite 817]
10.
Antichristi.
[Seite 818]
11. Passional
Christi vnd
[Seite 819]
12.
Antichristi.
[Seite 820]
13. Passional
Christi vnd
[Seite 821]
14.
Antichristi.
[Seite 822]
15. Passional
Christi vnd
[Seite 823]
16.
Antichristi.
[Seite 824]
17. Passional
Christi vnd
[Seite 825]
18.
Antichristi.
[Seite 826]
19. Passional
Christi vnd
[Seite 827]
20.
Antichristi.
[Seite 828]
21. Passional
Christi vnd
[Seite 829]
22.
Antichristi.
[Seite 830]
23. Passional
Christi vnd
[Seite 831]
24.
Antichristi.
[Seite 832]
25. Passional
Christi vnd
[Seite 833]
26.
Antichristi.
[Seite 834]
[Seite 835]
11a.
Passional Christi vnd
[Seite 836]
Ersatzbild
der
Wittenberger Ausgabe B.
[Seite 837]
Handschriften
facsimile
1509
[Seite
837]
I. Aus
Augustini Opuscula
(Unsere
Ausgabe Bd. IX, 13, 35 –14,10). Um
1500.
[Seite 838]
II. Aus den
Sentenzen des Petrus Lombardus (Unsere Ausgabe Bd. IX, 42, 35 –43, 8). Um 1510/11.
[Seite 839]
III. Aus der
Dresdener Handschrift der Dictata s. psalterium (Unsere Ausgabe Bd. III, 27, 7
–28, 29). Zwischen 1513 vnd 1516.
[Seite 840]
V. Entwurf zu
einem Schreiben an den Papst (Unsere Ausgabe Bd. IX, 173, 1 – 175, 10). 1518.
[Seite 841]
[Seite 842]
VI. Aus dem
Sermon “Von den guten Werken” (Unsere Ausgabe Bd. IX, 229, 1 –6). 1520.
[Seite 843]
VII. Aus “Ein
Urtheil der Theologen zu Paris” u. s. w. (Unsere Ausgabe Bd. IX, 723, 1 –22). 1521.