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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Euangelion Sanct Johannis

Capitel 6

DArnach fuhr Jhesus weg vber das Meer an der stad Tiberias in Galilea /
2 vnd es zoch jm viel Volcks nach / darumb das sie Zeichen sahen / die er an den Krancken thet.
3 Jhesus aber gieng hin auff / auff einen Berg / vnd satzte sich daselbs mit seinen Jüngern.
4 Es war aber nahe die Ostern der Jüden Fest.
5 DA hub Jhesus seine augen auff / vnd sihet / das viel Volcks zu jm kompt / vnd spricht zu Philippo / Wo keuffen wir Brot / das diese essen?
6 Das saget er aber jn zuuersuchen / Denn er wuste wol / was er thun wolte.
7 Philippus antwortet jm / Zwey hundert pfennig werd Brots ist nicht gnug vnter sie / das ein jglicher ein wenig neme.
8 Spricht zu jm einer seiner Jünger / Andreas der bruder Simonis Petri /
9 Es ist ein Knabe hie / der hat fünff gersten Brot / vnd zween Fische / Aber was ist das vnter so viele?
10 Jhesus aber sprach / Schaffet das sich das Volck lagere. Es war aber viel Gras an dem ort. Da lagerten sich bey fünff tausent Man.
11 Jhesus aber nam die Brot / dancket / vnd gab sie den Jüngern / Die Jünger aber denen / die sich gelagert hatten. Desselbigen gleichen auch von den Fischen / wie viel er wolte. Matt. 14; Mar. 6; Luc. 9.
12 DA sie aber sat waren / sprach er zu seinen Jüngern / Samlet die vbrigen Brocken / das nichts vmbkome.
13 Da samleten sie / vnd fülleten zwelff Körbe mit Brocken / von den fünff gersten Brot / die vberblieben / denen / die gespeiset worden.
14 Da nu die Menschen das Zeichen sahen / das Jhesus that / sprachen sie / Das ist warlich der Prophet / der in die Welt komen sol.
15 Da Jhesus nu mercket / das sie komen würden / vnd jn haschen / das sie jn zum Könige machten / entweich er abermal / auff den Berg / er selbs alleine.
16 AM abend aber / giengen die Jünger hinab an das Meer /
17 vnd traten in das Schiff / vnd kamen vber das Meer / gen Capernaum / vnd es war schon finster worden / Vnd Jhesus war nicht zu jnen komen.
18 Vnd das Meer erhub sich von einem großen Winde.
19 Da sie nu gerudert hatten bey fünff vnd zwenzig oder dreissig Feldwegs / sahen sie Jhesum auff dem Meere daher gehen / vnd nahe bey das schiff komen / Vnd sie furchten sich.
20 Er aber sprach zu jnen / Jch bins / Fürchtet euch nicht.
21 Da wolten sie jn in das Schiff nemen / vnd also bald war das schiff am lande / da sie hin furen.
22 DEs andern tages / sahe das Volck / das disseid des Meers stund / das kein ander schiff daselbs war / denn das einige / darein seine Jünger getretten waren / Vnd das Jhesus nicht mit seinen Jüngern in das schiff getretten war / sondern alleine seine Jünger waren weggefaren.
23 Es kamen aber ander schiffe von Tiberias nahe zu der Stete / da sie das Brot gessen hatten / durch des HErrn dancksagunge.
24 Da nu das Volck sahe / das Jhesus nicht da war / noch seine Jünger / traten sie auch in die schiffe / vnd kamen gen Capernaum vnd suchten Jhesum.
25 Vnd da sie jn funden jenseid des Meers / sprachen sie zu jm / Rabbi / wenn bistu her komen?
26 JHEsus antwortet jnen / vnd sprach / Warlich / warlich ich sage euch / Jr suchet mich / nicht darumb / das jr Zeichen gesehen habt / sondern das jr von dem Brot gessen habt / vnd seid sat worden.
27 Wircket speise (1) / nicht die vergenglich ist / sondern die da bleibet in das ewige Leben / welche euch des menschen Son geben wird / Denn denselbigen hat Gott der Vater versiegelt (2)
28 DA sprachen sie zu jm / Was sollen wir thun / das wir Gottes wercke wircken?
29 Jhesus antwortet / vnd sprach zu jnen / Das ist Gottes werck / das jr an Den gleubet / den Er gesand hat.
30 Da sprachen sie zu jm / Was thustu fur ein Zeichen / auff das wir sehen vnd gleuben dir? Was wirckestu?
31 Vnser Veter haben Manna gessen in der Wüsten / wie geschrieben stehet / Er gab jnen Brot vom Himel zu essen.
32 Da sprach Jhesus zu jnen / Warlich / warlich / ich sage euch / Moses hat euch nicht Brot vom Himel gegeben / Sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himel.
33 Denn dis ist das brot Gottes / das vom Himel kompt / vnd gibt der Welt das Leben. Psal. 78.
34 DA sprachen sie zu jm / HErr / gib vns allewege solch brot.
35 Jhesus aber sprach zu jnen / Jch bin das Brot des Lebens / Wer zu mir kompt / den wird nicht hungern / vnd wer an mich gleubet / den wird nimer mehr dürsten.
36 Aber ich habs euch gesagt / das jr mich gesehen habt / vnd gleubet doch nicht.
37 Alles was mir mein Vater gibt / das kompt zu mir / Vnd wer zu mir kompt / den werde ich nicht hin aus stossen.
38 Denn ich bin vom Himel komen / nicht das ich meinen willen thu / sondern des / der mich gesand hat.
39 Das ist aber der wille des Vaters / der mich gesand hat / Das ich nichts verliere von allem / das er mir gegeben hat / sondern das ichs aufferwecke am Jüngstentage.
40 Das ist aber der wille des der mich gesand hat / das / wer den Son sihet / vnd gleubet an jn / habe das ewige Leben / Vnd ich werde jn aufferwecken am Jüngstentage.
41 DA murreten die Jüden darüber / das er sagte / Jch bin das Brot / das vom Himel komen ist /
42 Vnd sprachen / Jst dieser nicht Jhesus Josephs son / des Vater vnd Mutter wir kennen? Wie spricht er denn / Jch bin vom Himel komen?
43 JHesus antwortet / vnd sprach zu jnen / Murret nicht vnternander.
44 Es kan niemand zu mir komen / es sey denn / das jn ziehe der Vater / der mich gesand hat / vnd ich werde jn aufferwecken am Jüngstentage.
45 Es stehet geschrieben in den Propheten / Sie werden alle von Gott geleret sein. Wer es nu höret vom Vater / vnd lernets / der kompt zu mir.
46 Nicht / das jemand den Vater habe gesehen / on der vom Vater ist / der hat den Vater gesehen.
47 Warlich / warlich / Jch sage euch / Wer an Mich gleubet / der hat das ewige Leben.
48 Jch bin das Brot des Lebens.
49 Ewer Veter haben Manna gessen in der wüsten / vnd sind gestorben.
50 Dis ist das Brot das vom Himel kompt / auff das / wer dauon isset / nicht sterbe.
51 Jch bin das lebendige Brot (3) / vom Himel komen / Wer von diesem Brot essen wird / der wird leben in ewigkeit. Vnd das Brot / das ich geben werde / ist mein Fleisch welchs ich geben werde / fur das Leben der Welt. Jesa. 54; Joh. 1; Exod. 16.
52 DA zancketen die Jüden vnternander / vnd sprachen / Wie kan dieser vns sein Fleisch zu essen geben?
53 Jhesus sprach zu jnen / Warlich / warlich / Jch sage euch / Werdet jr nicht essen das Fleisch des menschen Sons / vnd trincken sein Blut / so habt jr kein Leben in euch.
54 Wer mein Fleisch isset / vnd trincket mein Blut / der hat das ewige Leben / Vnd ich werde jn am Jüngsten tage aufferwecken.
55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise / vnd mein Blut ist der rechte Tranck.
56 Wer mein Fleisch isset / vnd trincket mein Blut / der bleibt in mir / vnd ich in jm.
57 Wie mich gesand hat der lebendige Vater / vnd ich lebe vmb des Vaters willen / Also / wer mich isset / der selbige wird auch leben vmb meinen willen.
58 Dis ist das Brot / das vom Himel komen ist. Nicht wie ewer Veter haben Manna gessen / vnd sind gestorben / Wer dis Brot isset / der wird leben in ewigkeit.
59 SOlchs saget er in der Schule da er lerete / zu Capernaum.
60 Viel nu seiner Jünger / die das höreten / sprachen / Das ist eine harte Rede / Wer kan sie hören?
61 Da Jhesus aber bey sich selbs mercket / das seine Jünger darüber murreten / sprach er zu jnen / Ergert euch das?
62 Wie (4) / wenn jr denn sehen werdet des menschen Son aufffaren da hin / da er vor war?
63 Der Geist ists / der da lebendig macht / Das fleisch ist kein nütze. Die wort die ich rede / die sind Geist vnd sind Leben.
64 Aber es sind etliche vnter euch / die gleuben nicht. Denn Jhesus wuste von anfang wol / welche nicht gleubend waren / vnd welcher jn verrhaten würde.
65 Vnd er sprach. Darumb hab ich euch gesaget / Niemand kan zu mir komen / Es sey jm denn von meinem Vater gegeben.
66 VOn dem an giengen seiner Jünger viel hinder sich / vnd wandelten fort nicht mehr mit jm.
67 Da sprach Jhesus zu den Zwelffen / Wolt jr auch weg gehen?
68 Da antwortet jm Simon Petrus / HErr / wo hin sollen wir gehen? Du hast Wort des ewigen Lebens.
69 Vnd wir haben gegleubet vnd erkand / Das du bist Christus / der Son des lebendigen Gottes.
70 Jhesus antwortet jm / Hab ich nicht euch Zwelffe erwelet / Vnd ewer einer ist ein Teufel /
71 Er redet aber von dem Juda Simon Jscharioth / der selbige verrhiet jn hernach / vnd war der Zwelffen einer.


(1) Gehet mit solcher Speise vmb.
(2) Das ist / mit dem heiligen Geist begabt vnd zugericht / das er allein fur allen / zum Meister vnd Helffer furgestelt vnd dargegeben ist / als nach dem sich alles richten vnd halten sol.
(3) Dis Capitel redet nicht vom Sacrament des brots vnd weins / Sondern vom geistlichen essen / das ist / gleuben / das Christus Gott vnd mensch sein Blut fur vns vergossen hat.