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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Der Prophet Daniel

Capitel 2

JM andern jar des Reichs NebucadNezar hatte NebucadNezar einen Traum dauon er erschrack / das er auffwacht.
2 Vnd er hies alle Sternseher vnd Weisen / vnd Zeuberer vnd Chaldeer zusamen foddern / das sie dem König seinen Traum sagen solten. Vnd sie kamen vnd traten fur den König.
3 Vnd der König sprach zu jnen / Jch hab einen Traum gehabt / der hat mich erschreckt / Vnd ich wolt gerne wissen / was fur ein Traum gewest sey.
4 DA sprachen die Chaldeer zum König auff Chaldeisch / Herr König / Gott verleihe dir langes leben / Sage deinen Knechten den Traum / so wöllen wir jn deuten.
5 Der König antwortet / vnd sprach zu den Chaldeern / Es ist mir entfallen / Werdet jr mir den Traum nicht anzeigen / vnd jn deuten / So werdet jr gar vmbkomen / vnd ewre Heuser schendlich verstöret werden.
6 Werdet jr mir den Traum anzeigen vnd deuten / So solt jr Geschenck / Gaben / vnd grosse Ehre von mir haben / Darumb so sagt mir den Traum vnd seine deutung.
7 Sie antworten widerumb / vnd sprachen / Der König sage seinen Knechten den Traum / so wöllen wir jn deuten.
8 DER König antwortet / vnd sprach / Warlich ich mercks / das jr frist suchet / weil jr sehet / das mirs entfallen ist.
9 Aber werdet jr mir nicht den Traum sagen / So gehet das Recht vber euch / als die jr lügen vnd geticht fur mir zu reden furgenomen habt / bis die zeit fur vber gehe / Darumb so sagt mir den Traum / so kan ich mercken / das jr auch die deutung trefft.
10 Da antworten die Chaldeer fur dem Könige / vnd sprachen zu jm / Es ist kein Mensch auff Erden / der sagen könne / das der König foddert / So ist auch kein König / wie gros oder mechtig er sey / der solchs von jrgend einem Sternseher / Weisen / oder Chaldeer foddere.
11 Denn das der König foddert / ist zu hoch / vnd ist auch sonst niemand / der es fur dem Könige sagen könne / ausgenomen / die Götter / die bey den Menschen nicht wonen.
12 DA ward der König seer zornig / vnd befalh alle Weisen zu Babel vmb zu bringen.
13 Vnd das Vrteil gieng aus / Das man die Weisen tödten solt / vnd Daniel sampt seinen Gesellen ward auch gesucht / das man sie tödtet.
14 DA vernam Daniel solch vrteil vnd befelh von Arioch dem öbersten Richter des Königes, welcher auszoch zu tödten die Weisen zu Babel.
15 Vnd er fieng an / vnd sprach zu des Königes vogt / Arioch / Warumb ist so ein strenge Vrteil vom Könige ausgegangen? Vnd Arioch zeigets dem Daniel an.
16 Da gieng Daniel hin auff vnd bat (1) den König / das er jm frist gebe / damit er die deutung dem Könige sagen möcht.
17 Vnd Daniel gieng heim / vnd zeiget solchs an seinen Gesellen / Hanania / Misael vnd Asaria /
18 das sie Gott vom Himel vmb gnade beten / solchs verborgen dings halben / Da mit Daniel vnd seine Gesellen nicht / sampt den andern Weisen zu Babel / vmbkemen.
19 DA ward Daniel solch verborgen ding durch ein Gesicht des nachts offenbart (2).
20 Darüber lobte Daniel den Gott von Himel / fieng an / vnd sprach / Gelobet sey der name Gottes von ewigkeit / zu ewigkeit / Denn sein ist / beide weisheit vnd stercke /
21 Er endert zeit vnd stunde (3). Er setzt Könige abe / vnd setzt Könige ein / Er gibt den Weisen jre weisheit / vnd den Verstendigen jren verstand /
22 Er offenbart was tieff vnd verborgen ist / Er weis was im finsternis ligt / Denn bey jm ist eitel Liecht.
23 Jch dancke dir vnd lobe dich Gott meiner Veter / Das du mir weisheit vnd stercke verleihest / vnd jtzt offenbart hast / darumb wir dich gebeten haben / nemlich / Du hast vns des Königes sache offenbart.
24 DA gieng Daniel hinauff zu Arioch der vom Könige befelh hatte / die Weisen zu Babel vmbzubringen / vnd sprach zu jm also / Du solt die Weisen zu Babel nicht vmbbringen / Sondern füre mich hinauff zum Könige / Jch wil dem Könige die deutung sagen.
25 Arioch bracht Daniel eilends hinauff fur den König / vnd sprach zu jm also / Es ist einer funden vnter den Gefangenen aus Juda / der dem Könige die deutung sagen kan.
26 Der König antwortet / vnd sprach zu Daniel / den sie Beltsazer hiessen / Bistu der mir den Traum / den ich gesehen habe / vnd seine deutung zeigen kan?
27 DAniel fieng an fur dem Könige / vnd sprach / Das verborgen ding / das der König foddert von den Weisen / Gelerten / Sternsehern vnd Warsagern / stehet in jrem vermügen nicht dem Könige zu sagen.
28 Sondern Gott von Himel / der kan verborgen ding offenbaren / Der hat dem Könige NebucadNezar angezeigt / was jn künfftigen zeiten geschehen sol.
29 DEin Traum vnd deine Gesicht / da du schlieffest / kam da her / Du König dachtest auff deinem Bette / Wie es doch hernach gehen würde / Vnd der so verborgen ding offenbart / hat dir angezeigt / wie es gehen werde (4).
30 So ist mir solch verborgen ding offenbart / Nicht durch meine weisheit / als were sie grösser denn aller / die da leben / Sondern darumb / das dem Könige die deutung angezeigt würde / vnd du deines hertzen gedancken erfürest.

31 DV König sahest / vnd sihe / Ein seer gros vnd hoch Bilde stund gegen dir / das war schrecklich an zusehen.
32 Des selben bildes Heubt war von feinem golde / Seine Brust vnd Arm waren von silber / Sein Bauch vnd Lenden waren von ertz.
33 Seine Schenckel waren eisen / Seine Füsse waren eins teils eisen / vnd eins teils thon.
34 Solches sahestu / Bis das ein Stein herab gerissen ward / on hende / Der schlug das Bilde an seine Füsse / die eisen vnd thon waren / vnd zumalmet sie.
35 Da wurden mit einander zumalmet / das Eisen / Thon / Ertz / Silber vnd Gold / vnd wurden wie Sprew auff der Sommertennen / vnd der Wind verwebt sie / das man sie nirgend mehr finden kundte. Der Stein aber / der das Bilde schlug / ward ein grosser Berg / das er die gantze Welt füllete.
36 Das ist der Traum / Nu wöllen wir die deutunge fur dem Könige sagen.
37 DV König bist ein König aller Könige / dem Gott von Himel Königreich / macht / stercke vnd ehre gegeben hat /
38 vnd alles da Leute wonen / Da zu die Thier auff dem felde / vnd die Vogel vnter dem Himel in deine hende gegeben / vnd dir vber alles gewalt verlihen hat / Du bist das gülden Heubt.
39 Nach dir wird ein ander Königreich auffkomen / geringer denn deines. Darnach das dritte Königreich / das Ehern ist / welchs wird vber alle Land herrschen.
40 Das vierde wird hart sein / wie eisen / Denn gleich wie Eisen alles zumalmet vnd zuschlegt / ja wie eisen alles zubricht / Also wird es auch alles zumalmen vnd zubrechen.
41 DAS du aber gesehen hast / die Füsse / vnd Zee eins teils thon / vnd eins teils eisen / Das wird ein zerteilet Königreich sein / Doch wird von des Eisens pflantze (5) drinnen bleiben / wie du denn gesehen hast eisen mit thon vermengt.
42 Vnd das die Zee an seinen Füssen / eins teils eisen / vnd eins teils thon sind / Wirds zum teil ein starck / vnd zum teil ein schwach Reich sein.
43 Vnd das du gesehen hast Eisen mit Thon vermengt / Werden sie sich wol nach Menschen geblüt vnternander mengen / Aber sie werden doch nicht an einander halten / Gleich wie sich eisen mit thon nicht mengen lesst.
44 ABer zur zeit solcher Königreiche / wird Gott von Himel ein Königreich auffrichten / das nimer mehr zustöret wird / Vnd sein Königreich wird auff kein ander Volck komen. Es wird alle diese Königreiche zumalmen vnd verstören / Aber es wird ewiglich bleiben.
45 Wie du denn gesehen hast einen stein / on Hende vom Berge her ab gerissen / der das Eisen / Ertz / Thon / Silber vnd Gold zumalmet. Also hat der grosse Gott dem Könige gezeigt / wie es hernach gehen werde / Vnd das ist gewis der Traum / vnd Deutung ist recht.
46 DA fiel der könig NebucadNezar auff sein angesicht vnd betet an (6) / fur dem Daniel / Vnd befalh / man solte jm Speisopffer vnd Reuchopffer thun.
47 Vnd der König antwortet Daniel / vnd sprach / Es ist kein zweiuel / ewr Gott ist ein Gott vber alle Götter / vnd ein HErr vber alle Könige / Der da kan verborgen ding offenbaren / weil du dis verborgen ding hast können offenbaren.
48 Vnd der König erhöhet Daniel / vnd gab jm gros vnd viel Geschencke / vnd macht jn zum Fürsten vber das gantze Land zu Babel / vnd setzt jn zum Obersten vber alle Weisen zu Babel (7).
49 Vnd Daniel bat vom Könige / das er vber die Landschafften zu Babel setzen möchte / Sadrach / Mesach / AbedNego / vnd er / Daniel / bleib bey dem Könige zu Hofe.


(1) Gebet ist vnser endlicher trost vnd zuflucht / vnd lesst vns auch nicht feilen.
(2) Wie gern vnd gnediglich höret Gott der Gleubigen gebet.