Capitel: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12


Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

Ein Capitel zurückEin Capitel weiter

Der Prediger Salomonis

Capitel 7

DEnn wer weis / was dem Menschen nütz ist im Leben / so lange er lebet in seiner eitelkeit / welchs dahin feret / wie eine schatten? Oder wer wil dem Menschen sagen / was nach jm (1) komen wird vnter der Sonnen?
2 EJN gut Gerücht ist besser denn gute Salbe / Vnd der tag des Tods / weder der tag der Geburt.
3 Es ist besser in das Klagehaus gehen / denn in das Trinckhaus / in jenem ist das ende aller Menschen / vnd der Lebendige nimpts zu hertzen.
4 Es ist trawren besser denn lachen / Denn durch trawren wird das hertz gebessert.
5 Das hertz der Weisen ist im Klaghause / Vnd das hertz der Narren im hause der freuden.
6 Es ist besser hören das schelten des Weisen / Denn hören den Gesang der Narren.
7 Denn das lachen des Narren ist das krachen der Dornen vnter den Töpffen / Vnd das ist auch eitel.
8 EJn widerspenstiger macht einen Weisen vnwillig / vnd verderbt ein milde hertz.
9 Das ende (2) eins dings ist besser / denn sein anfang / Ein gedültiger Geist ist besser / denn ein hoher Geist.
10 Sey nicht schnelles gemüts zu zürnen / Denn Zorn ruget im hertzen eins Narren.
11 Sprich nicht / Was ists / das die vorigen tage besser waren denn diese? Denn du fragest solchs nicht weislich.
12 Weisheit ist gut mit einem Erbgut / vnd hilfft / das sich einer der Sonnen frewen kan.
13 Denn wie Weisheit beschirmet / so beschirmet Geld auch / Aber die Weisheit gibt das Leben dem der sie hat.
14 SJhe an die werck Gottes / Denn wer kan das schlecht machen / das Er krümmet?
15 Am guten tage / sey guter dinge / vnd den bösen tag nim auch fur gut / Denn diesen schafft Gott neben jenem / Das der Mensch nicht wissen sol / was künfftig ist.
16 ALlerley hab ich gesehen die zeit vber meiner eitelkeit / Da ist ein Gerechter / vnd gehet vnter in seiner Gerechtigkeit / Vnd ist ein Gottloser der lange lebt in seiner bosheit.
17 Sey nicht all zu gerecht vnd all zu weise / Das du dich nicht verderbest.
18 Sey nicht all zu Gottlos vnd narre nicht / Das du nicht sterbest zur vnzeit.
19 Es ist gut / das du dis fassest / vnd jenes auch nicht aus deiner hand lessest / Denn wer Gott fürchtet / der entgehet dem allen.
20 DJe Weisheit sterckt den Weisen mehr / denn zehen Gewaltigen in der Stad sind.
21 Denn es ist kein Mensch auff erden der guts thue / vnd nicht sündige.
22 Nim auch nicht zu hertzen alles was man sagt / Das du nicht hören (3) müssest deinen Knecht dir fluchen.
23 Denn dein hertz weis / das du andern auch offt mals geflucht hast.
24 SOlchs alles hab ich versucht weislich / Jch gedacht / Jch wil weise sein / Sie kam aber ferner von mir.
25 Es ist ferne / was wirds sein? Vnd ist seer tieffe / wer wils finden.
26 JCH keret mein hertz zu erfaren vnd erforschen vnd zu suchen Weisheis vnd Kunst / zu erfaren / der gottlosen Torheit / vnd jrrthumb der Tollen.
27 Vnd fand / das ein solchs weib / welchs hertz netz (4) vnd strick ist / vnd jre hende bande sind / bitterer sey denn der Tod. Wer Gott gefelt der wird jr entrinnen / Aber der Sünder wird durch sie gefangen.
28 SChaw das habe ich funden / spricht der Prediger / Eins nach dem andern / das ich Kunst erfünde.
29 Vnd meine Seele sucht noch / vnd hats nicht funden / Vnter tausent habe ich einen Menschen funden / Aber kein Weib (5) hab ich vnter den allen funden.
30 Alleine schaw das / Jch hab funden / das Gott den Menschen hat auffrichtig gemacht / Aber sie suchen viel Kunste (6).


(1) Wie sein Thun geraten vnd ein ende nemen wird.
(2) Wenn das ende gut ist / So ist alles gut. Anfahen ist leicht.