Capitel: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42


Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

Ein Capitel zurückEin Capitel weiter

Das Buch Hiob

Capitel 33

HOre doch Hiob meine rede / vnd mercke auff alle meine wort.
2 Sihe / Jch thu meinen mund auff / vnd meine zunge redet in meinem munde.
3 Mein hertz sol recht reden / vnd meine lippen sollen den reinen verstand sagen.
4 Der geist Gottes hat mich gemacht / vnd der odem des Allmechtigen hat mir das leben gegeben.
5 Kanstu / so antworte mir / Schicke dich gegen mich vnd stelle dich.
6 Sihe / ich bin Gottes eben so wol / als du / Vnd aus Leimen bin ich auch gemacht.
7 Doch / du darffest fur mir nicht erschrecken / vnd meine hand sol dir nicht zu schweer sein.
8 DV hast geredt fur meinen ohren / die stimme deiner rede must ich hören.
9 Jch bin rein on missethat / vnschuldig / vnd habe keine sünde.
10 Sihe / Er hat eine sache wider mich funden / darumb achtet er mich fur seinen feind.
11 Er hat meinen fus in stock gelegt / vnd hat alle meine wege verwaret.
12 Sihe / eben daraus schliesse ich wider dich / das du nicht recht bist / Denn Gott ist mehr weder ein Mensch.
13 Warumb wiltu mit jm zancken / das er dir nicht rechenschafft gibt alles seines thuns?
14 Denn wenn Gott ein mal etwas beschleusset / So bedenckt (1) ers nicht erst hernach.
15 JM trawm des gesichts in der nacht / wenn der schlaff auff die Leute fellet / wenn sie schlaffen auff dem bette.
16 Da öffenet er das ohre der Leute / vnd schreckt sie vnd züchtiget sie.
17 Das er den Menschen von seinem fürnemen (2) wende / vnd beschirme jn fur hoffart.
18 Vnd verschonet seiner Seelen fur dem verderben / vnd seines Lebens / das nicht ins schwert falle.
19 Er strafft jn mit schmertzen auff seinem Bette / vnd alle seine gebeine hefftig.
20 Vnd richt jm sein Leben so zu / das jm fur der Speise ekelt / vnd seine Seele / das sie nicht lust zu essen hat.
21 Sein fleisch verschwindet / das er nicht wol sehen (3) mag / vnd seine Beine werden zuschlagen / das man sie nicht gern ansihet.
22 Das seine seele nahet zum verderben / vnd sein leben zu den Todten.
23 SO denn ein Engel / einer aus tausent / mit jm redet / zu verkündigen dem Menschen wie er solle recht thun.
24 So wird er jm gnedig sein / vnd sagen / Er sol erlöset werden / das er nicht hinunter fare ins verderben / Denn ich habe eine versünung funden.
25 Sein fleisch grüne wider wie in der Jugent / vnd las jn wider jung werden.
26 Er wird Gott bitten / der wird jm gnade erzeigen / vnd wird sein Andlitz sehen lassen mit freuden / vnd wird dem Menschen nach seiner gerechtigkeit vergelten.
27 Er wird fur den Leuten bekennen vnd sagen / Jch wolt gesündiget vnd das Recht verkeret haben / Aber es hette mir nichts genützet.
28 Er hat meine Seele erlöset / das sie nicht füre ins verderben / sondern mein leben das liecht sehe.
29 SJhe / das alles thut Gott zwey oder drey mal (4) mit einem jglichen.
30 Das er seine Seele erumb hole aus dem verderben / vnd erleucht jn mit dem liecht der Lebendigen.
31 Merck auff Hiob / vnd höre mir zu / vnd schweige das ich rede.
32 Hastu aber was zu sagen / so antworte mir / Sage her / Bistu recht / ich wils gerne hören.
33 Hastu aber nichts / so höre mir zu / vnd schweige / Jch wil dich die weisheit leren.


(1) Sicut homo post factum consulit, poenitet et cogitat mutare. Triumphator in Jsrael, (inquit Samuel) non poenitet nec mutat.
(2) Wie Abimelech / Gen. 20.